Vor Neuen Wegen? Ein Vorstoß Des Abgeordneten Bernhard Friedmann Zu Beginn Der 70Er Jahre Schien Die Deut• Monopol Bilden
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Heute auf Seite 3: Der Aufimg bleibt ®Sm OfipttuHmbtott UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 37 — Folge 46 Erscheint wöchentlich Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Postv ertrtebsstück. Gebühr bezahlt 15. November 1986 Parkdllee 84/86. 2000 Mamburg 13 C5524C Wiedervereinigung: Vor neuen Wegen? Ein Vorstoß des Abgeordneten Bernhard Friedmann Zu Beginn der 70er Jahre schien die deut• monopol bilden. Eine westliche Nachrüstung sche Frage tot. Nach den Ostverträgen war die hiergegen wäre politisch nur sehr schwer Wiederherstellung der staatlichen Einheit durchsetzbar. Vor allem aber müßte dann die Deutschlands kaum noch eine denkbare, an• konventionelle Verteidigungskraft der Bun• strebbare Perspektive. desrepublik enorm gestärkt werden. Für den Ende der 70er Jahre aber wurde der deut• Verteidigungshaushalt würden bereits jetzt schen Frage wieder Leben eingehaucht. Im jährlich 60 Milliarden ausgegeben, dieser Be• Zusammenhang mit neuen Spannungen im trag könne unmöglich verdoppelt oder ver• Ost-West-Konflikt, der NATO-Nachrüstung dreifacht werden. und der sogenannten Friedensbewegung Friedmann gegenüber unserer Wochenzei• waren es zunächst vor allem Akademiker — tung: «Was bleibt, ist die Möglichkeit, erneut interessanterweise ebenso auf der linken wie die Wiedervereinigung Deutschlands anzure• auf der rechten Seite des politischen Spek• gen. Das würde die Präsenz von sowjetischen trums —, die einen Zusammenhang zwischen Truppen in der DDR und US-Truppen bei uns Sicherheits- und Deutschlandpolitik entdeck• überflüssig machen." Sein Eindruck sei, daß ten und dadurch feststellten, daß die deutsche Moskau mit sich darüber reden lasse, denn Frage nur dann tot sein könnte, wenn es keine auch die Sowjetunion wolle von der drücken• Sicherheitspolitik mehr gebe. Eine Diskussion den Rüstungslast herunter, weil sie sonst mit wider die erstarrten Konturen des Status quo den riesigen wirtschaftlichen Schwierigkei• hatte begonnen. ten nicht mehr fertig werde. Nun scheint der Zeitpunkt zum Greifen Kohl bestätigte in der Fraktionssitzung, nahe, an dem die Frage der Wiedervereini• auch er halte eine Verdoppelung oder Verdrei• gung aus der Theorie in die praktische Politik fachung des Verteidigungsetats für nicht mög• der Fraktionen, Parlamente und Kabinette zu• lich, daher seien andere NATO- Länder mit ge• rückkehrt. ringeren Beiträgen gefordert. Die Gesprächs• Die Initiative dazu geht von dem CDU-Bun• bereitschaft der UdSSR über eine deutsche destagsabgeordneten Dr. Bernhard Fried• Wiedervereinigung beurteilte er pessimisti• mann aus. Er hatte Anfang des Monats einen scher als Friedmann: Wenn Moskau auf die Appell an Bundeskanzler Kohl, US-Präsident DDR verzichte, könne der „ganze Warschauer Reagan und den sowjetischen Parteichef Gor• Pakt in Bewegung" geraten, deshalb solle man Volkstrauertag 1986: Blick auf den deutschen Soldatenfriedhof Chamigny-St. Andre in batschow gerichtet und darin gefordert: »Ver• sich „auf das Machbare konzentrieren und Frankreich Foto VDK handelt über die Wiedervereinigung." Mauer und Stacheldraht durchlässiger" ma• Der aus Baden gebürtige Politiker, für den chen. Kreis Rastatt seit 1976 im Bundestag: Immerhin — die Diskussion wurde begon• .Bei den Abrüstungsgesprächen in Genf müssen nen. Und sie geht weiter. Nach der Bundes• Totengedenken in unserer Zeit Ost und West über die Wiedervereinigung Deutsch•tagswahl wird sich die CD U/CSU-Fraktion in lands verhandeln — in freien Wahlen mit dem Zieleine r Sondersitzung mit der Frage auseinan• Mit dem Monat November ist die Jahreszeit Kreatur auseinander. Wir erkennen die Gren• eines Friedensvertrages. Bundeskanzler Helmutdersetzen , ob es Möglichkeiten gibt, die Frage angebrochen, in der das Leben in der Natur zu zen unseres irdischen Daseins, das von dem Kohl sollte zu diesem mutigen und historischende r Wiedervereinigung wieder zu einem erlöschen beginnt. Wir Menschen denken Schöpfer allen Lebens bestimmt wird. So be• Schritt die Initiative ergreifen. US-Präsident Rea- sinnen wir uns darauf, daß Leben und Tod un• ganund Kreml-Chef Gorbatschow könnendannbei Thema der operativen Politik zu machen. wieder mehr über den Sinn des Lebens nach ihrem neuen Gipfeltreffen im nächsten Jahr die Wann gab es das in Bonn zuletzt? A. G. und setzen uns auch mit dem Sterben der abdingbar miteinander verknüpft sind und Weichen für die Wiedervereinigung Deutschlands daß der Tod die Voraussetzung neuen Lebens stellen. Die Bundesrepublik Deutschland und die ist. DDR könnten jeder für sich über die Wiedervereini•Franz Josef Strauß: So ehrt am Volkstrauertag ein ganzes Volk gung abstimmen. Wir hätten dann natürlich Kom• munisten in einem gemeinsamen Parlament. Aber seine Kriegstoten und gefallenen Helden, die das können wir gut ertragen. Denn unser demokra• in den verheerenden Materialschlachten der tisches Staatswesen ist in sich gefestigt.' Den Friedens-Nobelpreis verdient beiden Weltkriege, in den Bombennächten und auf der Flucht vor einem unmenschlichen In einer Sitzung der CDU/CSU-Bundestags• Heimatvertriebene erbrachten nach dem Krieg große Friedensleistung Feind ihr höchstes Gut, ihr Leben, geopfert fraktion in der vergangenen Woche präzisierte haben für uns, die wir weiterleben durften. Friedmann seine Argumentation. Er wandte Vor über 1800 Teilnehmern legte Minister• revolutionärer Unruhe, wenn sie ein Potential Junge, hoffnungsvolle Menschen sind in zwei sich dabei gegen den Kanzler, der in dieser Sit• präsident Franz Josef Strauß beim Wehrpoliti• dauernder Sicherheitsproblematik geworden erbarmungslosen Kriegen umgekommen und zung erklärt hatte, er unterstütze alle Bemü• schen Kongreß der CSU in eindrucksvoller wären. Wir würden doch erleben, was im Mitt• ruhen in fremder Erde oder auf den würdig an• hungen der Großmächte um einen Abbau der Weise erneut ein klares und eindeutiges Be• leren Osten das wesentlich kleinere Problem gelegten Kriegsgräberstätten in der Bundes• Rüstungspotentiale und stimme auch einer kenntnis für die deutschen Heimatvertriebe• der Palästinenser an Dauerbelastung für den republik. Viele Angehörige können deren Null-Lösung im Bereich der europäischen Mit• nen ab. Nach Strauß hätte niemand den Frie• Weltfrieden schaffe. Gräber pflegen und ihren Toten stets nahe telstreckenraketen zu. dens-Nobelpreis mehr verdient als die deut• „Die deutschen Heimat vertriebenen sind zu sein. Viele jedoch wissen bis heute nichts von Friedmann wies demgegenüber darauf hin, schen Heimatvertriebenen. Millionen zu uns gekommen oder hereinge• dem Schicksal ihrer nächsten Verwandten daß das offenkundige Bemühen der Groß• Dabei erklärte Strauß wörtlich: „Da wir in zwungen worden", so Strauß weiter, „sie waren und Freunde; sie haben als unbekannte Solda• mächte, ihre bisherige Sicherheitspolitik unserer Lage mit Recht viel über Friedenspoli• ,arme Teufel', die nichts mehr besaßen als das, ten und Zivilpersonen die ewige Ruhe gefun• durch neue Strukturen zu ersetzen, große Pro• tik reden und reden müssen, frage ich mich: was sie mitschleppen konnten. Als damaliger den. bleme für die Bundesrepublik Deutschland Was war die größte Friedensleistung nach Landrat weiß ich noch ganz genau, wie wir in aufwerfen werde. Bei einem Wegverhandeln dem Zweiten Weltkrieg, eine Friedenslei• dem kleinen Landkreis Schongau unsere Be• Ehrung der Gefallenen aller Völker der Mittelstreckenraketen würden die dann stung, die eigentlich mit dem Nobelpreis — völkerung von 26000 Menschen innerhalb weiter stationierten sowjetischen Kurz• wenn er nach Verdiensten vergeben würde — weniger Jahre auf fast 40000 hatten anwach• In diese Ehrung schließen wir die gefallenen streckenraketen ein östliches Bedrohungs- ausgezeichnet werden sollte? Dieser Nobel• sen sehen — ohne wirtschaftliche Grundlage, Helden aller Völker ein, denn sie alle haben preis für den Frieden müßte kumulativ den ohne ausreichende Unterkunftsmöglichkei• ohne Unterschied der Herkunft und des Stan• deutschen Heimatvertriebenen zuerkannt ten. Dann kam die Währungsreform, kam die des ihre Pflicht für ihr Vaterland getan und werden. Ihre Absage an den Nationalismus, neue wirtschaftliche Ordnungspolitik durch dabei ihr Leben gelassen. Sie waren nicht aus Aus dem Inhalt Seite ihre Absage an den Revanchismus, ihr Be• Ludwig Erhard, von uns getragen, seinerzeit Haß und Rachsucht gegen die Soldaten eines Deutschlandpolitik: Es hat nie kenntnis zum Frieden — auch mit Opfern —, von uns im Wirtschaftsrat in Frankfurt mit anderen Landes angetreten, sondern sie verpaßte Chancen gegeben 2 zur Aussöhnung — auch mit erheblichen Kon• herbeigeführt, und siehe da, diese politisch glaubten — einem höheren Befehl gehorchend Politische Bildung: Deutschland zessionen —, ihr Blick nach vorne sind eine disziplinierten, handwerklich-technisch ge• — an die gute Sache, für die sie in den Kampf zwischen Ost und West 4 einzigartige Leistung für den Frieden." schulten fleißigen Heimatvertriebenen sind gezogen waren. Daher ist die Schändung von Rußlanddeutsche: Bei den Man solle sich einmal vorstellen, so der einer der stärksten Motoren für das geworden, Kriegerdenkmälern und Ehrenstätten für die Lutheranern in Alma Ata 5 bayerische Ministerpräsident, wie die politi• was man irreführend oft leicht als deutsches Gefallenen beider Weltkriege durch militante „Friedenskämpfer" und Bürgerkriegs-Chaoten 200. Geburtstag von sche Situation und auch damit die Sicherheit Wirtschaftswunder zu bezeichnen pflegt." Europas wäre, wenn die Heimat vertriebenen Ohne die Heimatvertriebenen, erklärte der verwerflich und beschämend zugleich. Das Carl Maria von Weber 9 Beschmieren von