21. Juni 1982: Sitzung Der Landesgruppe

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21. Juni 1982: Sitzung Der Landesgruppe CSU-LG – 9. WP Landesgruppensitzung: 21. 6. 1982 21. Juni 1982: Sitzung der Landesgruppe ACSP, LG 1982: 11. Überschrift: »Protokoll der 32. Sitzung der CSU-Landesgruppe am 21. Juni 1982 in der Landesvertretung Baden-Württemberg«. Zeit: 20.00–22.05 Uhr. Vorsitz: Zimmermann. Anwesend: Althammer, Biehle, Bötsch, Brunner, Faltlhauser, Fellner, Glos, Götz, Handlos, Hartmann, Höffkes, Höpfinger, Graf Huyn, Jobst, Keller, Klein, Kraus, Kreile, Krone- Appuhn, Kunz, Lemmrich, Linsmeier, Lowack, Müller, Niegel, Rainer, Regenspurger, Rose, Rossmanith, Schneider, Seehofer, Spilker, Graf von Stauffenberg, Stücklen, Voss, Warnke, Wittmann, Zimmermann. Sitzungsverlauf: A. Bericht des Landesgruppenvorsitzenden Zimmermann u. a. über den Bruch der sozial- liberalen Koalition in Hessen, die Koalitionsaussage der hessischen FDP zugunsten der CDU, den Zustand der sozial-liberalen Koalition in Bonn und die Wirtschaftssanktionen der USA gegen die Sowjetunion wegen der Verhängung des Kriegsrechts in Polen. B. Erläuterungen des Parlamentarischen Geschäftsführers Bötsch zum Plenum der Woche und zu anstehenden Terminen. C. Allgemeine Aussprache. D. Bericht des Abg. Kreile über den Nachtragshaushalt 1982 und den Haushalt 1983 mit anschließender Aussprache. [A.] TOP 1: Bericht des Vorsitzenden Dr. Zimmermann gratuliert den Kollegen Rainer und Niegel zu ihren Geburtstagen. Dr. Zimmermann geht auf den Beschluß der FDP in Hessen, zugunsten der CDU eine Koalitionsaussage gemacht zu haben, ein. Die Abstimmung habe gezeigt, daß nicht, wie im Vorfeld zu hören gewesen sei, eine 2/3-Mehrheit für diesen Schritt vorhanden gewesen sei, sondern lediglich ein Verhältnis von 63 : 37. Diese Entscheidung werde für die FDP Schwierigkeiten mit sich bringen. Wie könne man in Hessen einen sinnvollen Wahlkampf führen, wenn Genscher1, Baum2 oder Graf Lambsdorff3 in den Wahlkampf eingreifen, die sozial-liberale Koalition in Bonn loben und in Hessen für beendet ansehen. Dieser Beschluß führt dazu, daß sich wohl in Bonn innerhalb der Koalition nichts mehr bewegen werde. Es sei ein Grad von Irrationalität erreicht, bei welchem man nicht mehr sagen könne, wie lange die Koalition in Bonn hält. Inzwischen zeige sich offener Unmut gegen den Vorsitzenden Genscher. Der linke Flügel der FDP habe sich sofort zu Wort gemeldet. Wer mag schon erfolglose Vorsitzende, das sei in jeder Partei so, betont Dr. Zimmermann. Genscher zeige in dieser schwierigen Situation Entscheidungsschwäche. Graf Lambsdorff vermeldet aus Bagdad, daß er einen Sonderparteitag für das Zweckmäßigste halte. Der 1 Hans-Dietrich Genscher, Bundesaußenminister, Vizekanzler, Bundesvorsitzender der FDP. 2 Gerhart Baum, Bundesinnenminister (FDP). 3 Otto Graf Lambsdorff, Bundeswirtschaftsminister (FDP). Copyright © 2019 KGParl 1 CSU-LG – 9. WP Landesgruppensitzung: 21. 6. 1982 Fraktionsvorsitzende der SPD4 schreibt einen Brief an seine Fraktionsmitglieder, in welchem er der FDP indirekt vorwirft, daß sie zuerst die Wende fordere, dann wackele und schließlich den Wechsel wolle. Dies sei eine offene Drohung an die FDP. So werde sich im Laufe der Haushaltsberatungen in dieser Woche zeigen, ob die FDP bereit sei, den Bruch zu suchen. Innerhalb der SPD könne es nun zu einer Trotzreaktion kommen. Neuwahlen seien nunmehr nicht auszuschließen. Dr. Zimmermann betont, daß sich die CSU in dieser Lage nicht zu äußern brauche. Die Äußerungen aus München und Baden-Württemberg seien nicht sehr hilfreich gewesen. In München sollte man nicht solche Angst haben, denn der Trend spreche für die Union, das werde auch noch bis zu den Landtagswahlen im Herbst reichen. Insbesondere wenn man bedenke, daß beispielsweise Frau [Grunenberg]5 in der Wochenzeitung »Die Zeit« die SPD Bayerns als Sekte umschreibt. Was nunmehr die Union brauche, sei Gelassenheit, Ruhe und Zeit zum Abwarten, vor allem aber dürfe sie keine Personaldiskussion beginnen. Die Reaktion der hessischen CDU dürfe nicht überbewertet werden. Die Logik für den Wechsel müsse die FDP dem Wähler erst einmal klar machen. Dies halte, so erklärt Dr. Zimmermann, er für ein äußerst schwieriges Unterfangen. In diesem Zusammenhang geht Dr. Zimmermann auf den Kommentar von Hans Jörg Sotow im »Handelsblatt« ein und unterstreicht seine Aussagen. Dr. Zimmermann macht darauf aufmerksam, daß sich morgen Walter Scheel6 in der »Bild-Zeitung« zu Wort melden werde. Er sage dort, wenn man nicht mehr miteinander könne, dann sollte man sich trennen. Es werde sich zeigen, wie die Entwicklung in dieser Woche weitergehe. Die Koalition werde für genügend Sprengstoff sorgen. Die Union könne dieser Angelegenheit mit Gelassenheit entgegensehen. Zu den vom amerikanischen Präsidenten Reagan7 erlassenen Wirtschaftssanktionen sagt Dr. Zimmermann, daß man nicht mit Betroffenheit, so wie es der Regierungssprecher getan habe, reagieren könne. Nach dem Versailler- Weltwirtschaftsgipfel habe man mit einer solchen Aktion rechnen müssen. Die »FAZ« habe dies heute richtig in ihrem Kommentar klargestellt. Dr. Zimmermann gibt den Rat, daß man in dieser Frage die Position des amerikanischen Präsidenten nicht zu vehement verteidigen solle, man müsse wissen, daß sich der Präsident hier auf ein unsicheres Rechtsgebiet gewagt habe. Zum AEG-Dilemma, so führt Dr. Zimmermann aus, daß der AEG nicht durch Bürgschaften oder andere staatliche Garantien geholfen werden könne. Die AEG müsse ihren großen Konzern entflechten. Nur so sei eine Sanierung möglich. Franz Josef Strauß habe sich in einem internen Gespräch gegen eine Bürgschaft zugunsten der AEG ausgesprochen. Hier dürfe man nicht nachgeben. Breche dieser Damm, so sei dies ein Beispiel für viele andere Fälle. In der Stahlbranche, wo Bürgschaften und staatliche Beihilfen gegeben werden, sehe dies anders aus, hier sei eine ganze Branche bedroht, jedoch nicht nur ein einzelnes Unternehmen. Weiter sagt Dr. Zimmermann, daß die Bundesregierung mit dem Swing-Abkommen eine weitere Niederlage erlitten habe. Sie habe Zugeständnisse gemacht, ohne dafür etwas erreicht zu haben. Dies werde am Donnerstag mit in die Debatte einbezogen. 4 Herbert Wehner, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. 5 Nina Grunenberg. – In der Vorlage: »Kronenburg«. 6 1974–1979 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland (FDP). 7 Ronald Reagan (Republikanische Partei). Copyright © 2019 KGParl 2 CSU-LG – 9. WP Landesgruppensitzung: 21. 6. 1982 Zur Debatte selbst kündigt Dr. Zimmermann an, daß für die CSU der Kollege Graf Stauffenberg reden werde. Dr. Zimmermann sagt, daß er auf seinem Beitrag zugunsten Dreggers8 verzichtet habe. Abschließend gibt Dr. Zimmermann bekannt, daß der Vorstand sich darauf geeinigt habe, eine Verfassungsklage wegen Verletzung des Art. 115 GG einzureichen. Es sei sehr umstritten, ob diese Klage Erfolg haben werde. Franz Josef Strauß habe sich im Kern gegen diesen Schritt ausgesprochen. Keiner wisse, wie es weitergehe. Sollten wir morgen die Verantwortung zu übernehmen haben, so könnten wir durch ein Verfassungsgerichtsurteil gebunden sein. [B.] Plenum der Woche und Termine Dr. Bötsch berichtet, daß am Dienstag normaler Fraktionstag sei. Der Mittwoch vormittag sei für Ausschüsse reserviert, am Nachmittag werde im Plenum der Nachtragshaushalt debattiert. Die Fragestunde beginne erst um 13.30 Uhr. Am Donnerstag sei die Fragestunde bereits von 8.00 Uhr bis 9.30 Uhr, danach gebe der Bundeskanzler eine Regierungserklärung ab. Eine mehrstündige Debatte werde sich anschließen. Gegen 18.00 Uhr sei mit dem Ende der Debatte zu rechnen. Am Freitag seien einige Sozialgesetze auf der Tagesordnung, insbesondere die Änderung des Sozialgesetzbuches. Dabei werden die Beschlüsse zum Taschengeld der Rentner und zur Kostenbeteiligung bei der Unterbringung von behinderten Kindern in Heimen durch die Familien korrigiert. Dr. Bötsch macht auf eine evtl. Sondersitzung am 23. Juli 1982 aufmerksam, ob es zu dieser Sondersitzung komme, hänge ganz von den Verhandlungen im Vermittlungsausschuß ab. Für die Woche vor der Landtagswahl in Bayern habe es die SPD abgelehnt, einer Verschiebung der Sitzungswoche zuzustimmen. In diesem Zusammenhang gibt Dr. Bötsch schon heute bekannt, daß an den Montagen vor der Landtagswahl keine Landesgruppensitzungen stattfinden werden. Sollte eine Sitzung notwendig sein, so werde diese jeweils am Dienstag um 13.00 Uhr kurzfristig einberufen. [C.] TOP 3: Allgemeine Aussprache Glos geht auf das AEG-Problem ein. Er bittet, in dieser Sache nicht mit zweierlei Maß zu messen. Er lehnt eine Hilfe für die AEG ab. Er habe auch diesbezüglich Anfragen im Deutschen Bundestag eingebracht. Graf Stauffenberg geht auf die Entscheidung der FDP in Hessen ein. Es werde nunmehr so sein, daß manche CDU-Wähler zur FDP gehen, um ihr das Überspringen der 5-Prozent-Hürde zu ermöglichen. Des weiteren betont Graf Stauffenberg, daß die FDP kein geborener Koalitionspartner sei, man bräuchte deshalb diesen Wechsel in Hessen seitens der Union nicht laut zu begrüßen. Im Wahlkampf könne man sich an den Sachpunkten orientieren und nach dem Wahltag sehen, ob Koalitionsgespräche notwendig seien. Dr. Voss berichtet über den Stand im Vermittlungsausschuß zum Thema Asyl. Er sagt, daß im Prinzip alle Punkte einigungsfähig seien. Lediglich das Verteilungsverfahren sei 8 Alfred Dregger, MdB (CDU), stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Copyright © 2019 KGParl 3 CSU-LG – 9. WP Landesgruppensitzung: 21. 6. 1982 noch strittig. Ministerpräsident Späth9 habe es übernommen, innerhalb der B-Länder zu koordinieren. Lowack kritisiert den FDP-Beschluß. Entweder gebe es eine gemeinsame Politik oder nicht. Aber das Sowohl-als-auch
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