Burkhard Hirsch

Eine Ikone des liberalen Rechtsstaats Impressum Inhaltsverzeichnis

Herausgeber PUBLIC HISTORY 01 Jugend und Studium 05 Für Rechtsstaat und Bürgerrechte Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit Truman Haus 06 Ein Liberaler von Beginn an Karl-Marx-Straße 2 In unserer Reihe „Public History“ geben wir Einblick in das Leben und Wirken 22 Ein Streiter vor dem Bundesverfassungs- 14482 Potsdam-Babelsberg liberaler Persönlichkeiten und erinnern an bedeutende Ereignisse der Zeit- (1930–1959) gericht (1999–2020) geschichte zu den Themen Freiheit und Demokratie. /freiheit.org 24 Kampf gegen den Großen Lauschangriff /FriedrichNaumannStiftungFreiheit 02 Recht und Politik 25 Einsatz gegen das Luftsicherheitsgesetz /FNFreiheit Hinweis zur Nutzung dieser Publikation Diese Publikation ist ein Informationsangebot der Friedrich-Naumann-Stiftung 10 Jungdemokrat und Kommunalpolitiker 26 Verfassungsklagen gegen Autoren für die Freiheit. Die Publikation ist kostenlos erhältlich und nicht zum Verkauf die Vorratsdatenspeicherung Prof. Dr. Ewald Grothe, Leiter Archiv des Liberalismus ­bestimmt. Sie darf nicht von Parteien oder von Wahlhelfern während eines (1959–1975) Dr. Maximilian Spohr, Referent Bürgerrechte, Liberales Institut Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden (Bundestags-, 28 Grundsatzurteil gegen das Bundeskriminalamtsgesetz Landtags- und Kommunalwahlen sowie Wahlen zum Europäischen Parlament). 03 Zwischen Freiheit und Sicherheit Redaktion Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit 14 Innenminister von Nordrhein-Westfalen 06 Ikone des liberalen Rechtsstaats (1975–1980) Kontakt 30 Ein Verteidiger der Demokratie und Telefon: +49 30 22012634 der Bürgerrechte Telefax: +49 30 69088102 04 Liberale Rechtspolitik als Auftrag E-Mail: [email protected] 32 Stationen seines Lebens 18 Im Bundesvorstand der FDP und Stand 36 Die Friedrich-Naumann-Stiftung Mai 2020 im Deutschen (1980–1998) für die Freiheit ISBN 978-3-9822020-0-6 38 Bildlegenden

2 3 Man bekämpft Feinde des Rechtsstaats nicht mit dessen Abbau, und man verteidigt ”die Freiheit nicht durch deren Einschränkung. Erklärung der Humanistischen Union, 1978

Als 1993 den berühmten Fragebogen des FAZ-Magazins ausfüllte, stellte er fest, dass seine Lieblingstugend die Zivilcourage und sein Hauptcharakterzug eine „respektlose Beharrlichkeit“ seien. Tatsächlich spiegelt sein Leben diese Charakter- eigenschaften sehr gut wider. Doch nicht nur er selbst schätzte sich so ein, auch seine Freunde und selbst seine politischen Gegner sahen es ähnlich, wenn sie sein Handeln als eine Mischung von Mut und Sturheit kennzeichneten.

Burkhard Hirsch, 1990er Jahre 5 v

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JUGEND UND STUDIUM Es gibt keine individuelle Freiheit ohne gesellschaftliche Freiheit. ”Burkhard Hirsch, 2017

etwas Ungewöhnliches, ja Ungerechtes zu bedeuten. heitsdrang; die anderen ostdeutschen Parteien waren Ein Liberaler von Beginn an Am eigenen Leib musste er dann die Schrecken des entweder zu konservativ oder sowjetisch dominiert. Krieges miterleben, als die alliierten Luftangriffe auch (1930–1959) trafen. Hirsch arbeitete zunächst als Chemiehilfsarbeiter in 01  Leuna, was sein soziales Gewissen lebenslang schär- Burkhard Hirsch wurde am 29. Mai 1930 als Sohn eines Richters in Magde- Das Kriegsende erfuhr er als Umbruch: Übergriffe fen sollte. Dann fasste er den Entschluss, in Halle zu burg geboren und besuchte das Gymnasium in Halle an der Saale. Seinem der Roten Armee, die zweijährige Haft des Vaters und studieren. Doch die Warnung, dass LDP-Mitglieder Vater attestierte er später den Irrglauben, man könne sich unpolitisch ver- die politische Anpassungsfähigkeit eines NS-gläu- politisch verfolgt würden und sich die Sowjetische halten, was gerade in Zeiten einer Diktatur nicht möglich sei. Zwar wurde bigen Lehrers. Ihn selbst trieb das Nachkriegsklima Militäradministration nach seiner Familie erkundigt dieser Parteimitglied, habe sich aber geweigert, an Strafsachen mitzuwir- jedenfalls an, sich im Alter von 18 Jahren politisch habe, veranlasste ihn 1949, über den Harz und die ken. Seine Mutter war eine „höhere Tochter“, die das Lyzeum besucht und zu betätigen. „Ich hatte begriffen, dass Politik eine viel Zonengrenze nach Braunschweig zu fliehen. anschließend eine Haushaltslehre absolviert hatte. Die Familie vermittelte zu ernste Sache ist, als dass man sie anderen über- ihm einen bildungsbürgerlichen Hintergrund. Gerade den alltäglichen lassen dürfte.“ Er suchte eine Partei, in der „man nicht Noch in der Sowjetischen Besatzungszone hatte politischen Druck des NS-Regimes ahnte Hirsch als Pimpf in der Hitler- gegängelt wird; und da habe ich keine andere Hirsch den Parteifreund Reinfried Pohl kennengelernt. jugend, als er einer Frau mit einem gelben Stern begegnete. Zumindest Burkhard Hirsch gesehen als damals die LDP“. Aus seiner Sicht ent- Ihn traf er an der Universität Marburg wieder, an der beschlich ihn das Gefühl, ihre Furcht vor ihm als etwa Neunjährigen habe als Schulanfänger, 1936 sprachen nur die Liberaldemokraten seinem Frei- er zunächst Medizin und dann Jura studierte, 1954 6 7

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Ich merkte, es entsteht hier eine Gesellschaft, die nicht meine ist, ”die ich anders haben möchte. Burkhard Hirsch, 2017

mit dem Ersten und 1959 mit dem Zweiten und starren Antikommunisten. Insbesondere Staatsexamen abschloss. Auch politisch die „Jungen Adler“ aus dem Landesverband fand er sein Betätigungsfeld erneut bei den Nordrhein-Westfalen, die äußerlich wie Hitler- Liberalen: Bereits 1949 trat er der FDP bei. In jungen auftraten, erregten seinen Widerwillen. Student in Marburg den Semesterferien zog er als Hausierer mit 1952 Rasierklingen durch Süddeutschland und traf Als er 1955 beruflich nach Düsseldorf ging, in Bamberg auf , dessen Offen- erlebte er die rechtsradikalen Auswüchse in heit ihn sehr beeindruckte. In Marburg zählten der FDP unter Friedrich Middelhauve vor Ort. der spätere Bundesjustizminister Gerhard „Ich merkte, es entsteht hier eine Gesellschaft, Jahn (SPD) und der nachmalige Europapolitiker die nicht meine ist, die ich anders haben (CDU) zu seinen Kommilitonen. möchte“, äußerte er später. Das Schweigen über die NS-Vergangenheit empörte ihn Das Publikum bei den FDP-Parteiveranstal- ebenso wie die Tatsache, dass sich frühere tungen der 1950er Jahre irritierte Hirsch Nationalsozialisten in Spitzenämtern des allerdings: eine Mischung aus jungen Aktiven Staates und aller Parteien betätigen durften.

8 Alte Universität, Marburg

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RECHT UND Kandidatenflugblatt der FDP-NRW POLITIK zur Bundestagswahl 1969

Jungdemokrat und 02 Kommunalpolitiker (1959–1975) Hirsch wurde 1959 Landesratsvorsitzender der Deutschen 1964 war Hirsch in die Düsseldorfer Kommunalpolitik ein- Jungdemokraten (DJD) in Nordrhein-Westfalen und blieb gestiegen, wo er sich bis Mitte der 1970er Jahre im Stadtrat dies bis 1964. Als sein Parteifreund in Köln aus und im Kreisvorstand engagierte. Hier kümmerte er sich, Protest gegen national-konservative Tendenzen eine eigene zuletzt als stellvertretender Fraktionsvorsitzender, in diversen Gruppierung innerhalb der DJD bilden wollte, drohte der auf Ausschüssen um Wirtschaftsförderung, Krankenhauswesen die Einheit des Verbandes bedachte Hirsch ihm mit dem Aus- und Stadtplanung. „Die Zeit in der Kommunalpolitik gehört schluss aus der Jugendorganisation. Doch zu beidem kam es für mich zu den schönsten und wichtigsten“, bemerkte er im nicht; vielmehr führte trotz dieser Episode der gemeinsame Rückblick. In der Kommunalpolitik lerne man Sozialpolitik Kampf für eine inhaltliche und personelle Erneuerung der FDP vor Ort — eine Erfahrung, von der man als Politiker lebens- „den Baum“ und „den Hirsch“ politisch schließlich zusammen. lang profitiere. In den sechziger Jahren festigten sich Hirschs Burkhard Hirsch auf dem FDP-Bundesparteitag in Mainz, 1978 10 11 v

liberale Überzeugungen: Deutschlandpolitisch warf FDP: „Rechtsstaatspartei sein. Hirsch hatte von 1960 bis 1967 als Jurist er Adenauer und der Union vor, die Westbindung sehr bei der Wirtschaftsvereinigung Eisen- und einseitig zu betreiben anstatt nach Osten Gesprächs- statt rechte Staatspartei" Stahlindustrie gearbeitet und war anschließend bereitschaft zu signalisieren. Auch innerparteilich trat ”Zitiert nach Helmut Herles, 28. Mai 2005 als Justitiar beim Walzstahlkontor West in er für die Neue Ostpolitik von und Hans- Duisburg-Rheinhausen und schließlich von Dietrich Genscher ein und kämpfte gegen die national- 1973 bis 1975 als Direktor bei Mannes- liberale Ausrichtung der FDP unter . Vermögensbildung, Mitbestimmung und Umwelt- mann in Düsseldorf tätig gewesen. Umso schutz eine Reform des Kapitalismus anstrebte und mehr geriet er ins Überlegen, als er 1975 Scheel fand auch Hirschs Unterstützung, als er mit an die soziale Funktion einer liberalen Gesellschafts- vom nordrhein-westfälischen Ministerpräsi- der sozial-liberalen Neuausrichtung als Parteivorsit- politik appellierte. Unter Federführung des späteren denten Heinz Kühn (SPD) dazu aufgefordert zender nach 1968 das Auseinanderbrechen und da- Innenministers betonte es zudem wurde, das Amt des Innenministers zu über- mit die Existenz der Partei riskierte. Die Wahl Gustav die historische Mission und die soziale Verantwortung nehmen. Sollte er – was dann unausweichlich Heinemanns zum Bundespräsidenten im März 1969 der Liberalen. Seit den vorgezogenen Wahlen von war – wirklich seinen Beruf aufgeben, sein bedeutete für die Gefolgsleute Scheels in der FDP 1972 vertrat Hirsch die FDP im Deutschen Bundestag Bundestagsmandat niederlegen und als Minister Symbol und Signal zugleich, dem dann im Oktober und machte sich als Rechtspolitiker sogleich in zwei in die NRW-Landesregierung wechseln? die Bildung der sozial-liberalen Koalition unter Willy gewichtigen Untersuchungsausschüssen einen Na- Brandt und Walter Scheel folgte. Hirsch bewunderte men: zum konstruktiven Misstrauensvotum von 1972 Scheel als Außenminister, der mit den Ostverträgen und zur Guillaume-Spionage-Affäre des Jahres 1974. für den Abbau der Spannungen zwischen den ideo- logischen Blöcken sorgte. Zugleich unterstützte er Zwei Dinge benötige man für die Politik, stellte Hirsch innerparteilich den Erneuerungsprozess. Hirsch trat später einmal fest: ein ausgeprägtes Gefühl für die mit Leidenschaft für das Freiburger Programm von „Lebenswirklichkeit der Menschen“ und einen festen 1971 ein, das mit Thesen zur Eigentumsordnung, Beruf, um jenseits der Politik finanziell abgesichert zu Burkhard Hirsch und Gerhart Baum auf dem FDP-Bundesparteitag in Kiel, 1977 12

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ZWISCHEN FREIHEIT UND SICHERHEIT

Innenminister von Nordrhein-Westfalen 03 (1975–1980) Das Amt des Innenministers bedeutete für Burkhard Hirsch fassung zählten zu Hirschs wichtigsten Maßnahmen. Er die Möglichkeit, seine rechts- und sozialpolitischen Über- sah sich zudem mit Herausforderungen konfrontiert, die – zeugungen in der Regierung des bevölkerungsreichsten schwierig für einen Liberalen – zu prinzipiellen Entscheidun- Bundeslandes umzusetzen. Diese Chance hat er ergriffen gen zwischen den Polen Freiheit und Sicherheit zwangen. und überzeugend genutzt. Eine umfassende Verwaltungs- Denn in seiner fünfjährigen Ministerzeit bedrohte der Terroris- reform, verbunden mit einem erheblichen Bürokratieabbau, mus der Roten Armee Fraktion (RAF) Staat und Gesellschaft. und die Verankerung des Datenschutzes in der Landesver- Bei der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin FDP-Wahlplakat vor dem Innenministerium zur Landtagswahl 1980, Düsseldorf v.l.n.r.: Burkhard Hirsch, Gerhart Baum, Hans-Dietrich Genscher, 14 Wolfgang Heinz, ,

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Innere Sicherheit Hirsch blieb zeitlebens ein sozial engagierter Libe- hat etwas mit dem raler wie er im Buche steht. Soziale Gerechtigkeit wurde für ihn zu einem zentralen Leitbild. Er trat ”inneren Frieden einer zudem für den Umweltschutz ein und lehnte die Gesellschaft zu tun. Atomenergie hartnäckig ab. Kritisch begleitete er die wirtschaftsorientierte Linie der Parteiführung Burkhard Hirsch, Süddeutsche Zeitung, Ende der 70er Jahre. Mit Gerhart Baum saß er auf 30. August 2010 dem Kieler Parteitag 1977 in der Programmkom- mission, die Bürgerrechte mit Wirtschaftsförderung vereinbaren wollte. Weder im Staat noch in der Schleyer im Herbst 1977 fiel eine Fahndungspanne Partei scheute Hirsch die Verantwortung: Seit 1976 bei der Kölner Polizei in Hirschs politischen Ver- (und bis 2003) war er Mitglied im FDP-Bundes- antwortungsbereich. Zwar kam der Sonderermittler vorstand und auch in der NRW-FDP übernahm Hermann Höcherl (CSU) später zu dem Ergebnis, er nach dem Abschied von Horst-Ludwig Riemer dass dem Innenminister nichts anzulasten sei, aber zwischen 1979 und 1983 den Vorsitz. Aber bei den der Vorfall hat Hirsch psychisch außerordentlich Landtagswahlen 1980 steckte die nordrhein-west- belastet. Bei der Durchsetzung des Rechtsstaats fälische FDP eine schmerzliche Niederlage ein ging Hirsch stets konsequent vor, auch wenn dies und flog aus dem Parlament. Obwohl der dama- auf Widerstände traf. Er ließ besetzte Häuser lige NRW-Ministerpräsident ihn räumen, und er trat sehr lange für die Regelanfrage bat, trotzdem weiterhin im Amt zu bleiben, lehnte beim Verfassungsschutz („Radikalenerlass“) ein, Hirsch dies ab, weil es gegen sein Demokratie- Wahlplakat der FDP-NRW weil er am eigenen Leib erfahren hatte, wie Lehrer verständnis verstieß, ein Ministeramt zu behalten, zur Landtagswahl 1980 ihre Schüler ideologisch prägen können. Innenminister der Länder ohne dass die ihn stützende Partei im Landtag saß. beraten das Polizeigesetz, 1977 16 17

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LIBERALE RECHTSPOLITIK ALS AUFTRAG

Im Bundesvorstand der FDP und 04 im Deutschen Bundestag (1980–1998)

Ohne Amt und ohne Mandat in Nordrhein-Westfalen kandidierte Graf Lambsdorff vom September 1982 lehnte Hirsch inhaltlich Hirsch bei den Bundestagswahlen 1980 erfolgreich und kehrte ab, noch weniger akzeptierte er, dass der Wirtschaftsminister nach fünfjähriger Pause in den Deutschen Bundestag zurück. es ohne vorherige Zustimmung der Parteigremien dem Bundes- Die Anti-Strauß-Abstimmung des Jahres 1980 sah er zugleich kanzler vorgelegt hatte. Als Kritiker des Koalitionswechsels von als Vertrauensvotum für den von ihm geschätzten Bundes- 1982 verhielt er sich ähnlich wie Gerhart Baum und Hildegard kanzler . Umso mehr belastete ihn der Kurs der Hamm-Brücher. Sie blieben der FDP trotz massiver Vorwürfe FDP-Parteiführung, welche die Koalition erst infrage stellte und gegenüber der Parteispitze treu, während andere wie Günter schließlich deren Bruch riskierte. Das Wende-Papier von Otto Verheugen oder Ingrid Matthäus-Maier zur SPD wechselten Burkhard Hirsch mit Hans-Dietrich Genscher im Deutschen Bundestag, 1998 18

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Sicherheit ist ein Mittel, um Freiheit zu gewähren – ”kein Selbstzweck. Ein Herzensanliegen – allein schon aufgrund seiner aber er wollte – wie immer – lieber für rechtsstaatliche ostdeutschen Herkunft – war ihm natürlich insbeson- und ethische Werte sowie für Transparenz eintreten Burkhard Hirsch, 2017 dere die Deutschlandpolitik und die Wiedererlangung als sich um des Friedens willen ruhig zu verhalten. der Deutschen Einheit. Hier sah sich der gebürtige oder wie Helga Schuchardt die Partei verließen. Hirsch Magdeburger auf einer Linie mit dem Hallenser Hans- Diese Klarheit leitete ihn auch bei zwei innerparteilich konnte seinen Parteifreund Baum davon überzeugen, sich Dietrich Genscher und den aus stammenden sehr umstrittenen Entscheidungen: Nach der Zustim- zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden wählen zu lassen, Wolfgang Mischnick und Gerhart Baum. Helmut Kohls mung der FDP-Fraktion zum Großen Lauschangriff sodass sie nach 1983 gemeinsam das soziale Gewissen und Anteil am Zustandekommen der deutschen Einheit 1995 trat Hirsch als innenpolitischer Sprecher der das Aushängeschild für Menschen- und Bürgerrechte in der werde „dramatisch überschätzt“, denn der Grund- Fraktion zurück. Nachdem er selbst diesen Beschluss FDP bildeten. Die Rechts- und Innenpolitik blieb für Hirsch kern der Einigungspolitik stamme von Genscher. Als nicht mittragen konnte, ermöglichten ihm aus seiner weiterhin das dominierende Thema. Er setzte sich für das sich Hirsch mit dem Außenminister 1990 zum ersten Sicht die Anforderungen und demokratischen Regeln Asylrecht ein und fand im Datenschutz ein lohnendes Betäti- Mal als Wahlkampfhelfer in Halle aufhielt, war er tief nicht mehr die gewissenhafte Ausübung dieses gungsfeld. Hirsch betonte: „Sicherheit ist ein Mittel, um Frei- beeindruckt vom Freiheitswillen der Ostdeutschen. Amtes. Und in der letzten Sitzung der 13. Legislatur- heit zu gewähren – kein Selbstzweck.“ Dennoch hatte er im Die Vereinigung von West- und Ostdeutschland bildete periode des Bundestages 1998 war er der einzige Rückblick den Eindruck, dass die Liberalen sich nach 1983 in zweifellos den emotionalen Höhepunkt seines politi- FDP-Abgeordnete, der gegen die Beteiligung deut- der Innenpolitik gegenüber dem Koalitionspartner CDU/CSU schen Lebens. Aber damit, so war Hirsch überzeugt, scher Bundeswehrsoldaten an einem NATO-Einsatz „nicht genügend durchgesetzt hätten“. Mit Baum sprach er begann erst die eigentliche politische Aufgabe. Denn im Kosovokrieg stimmte. Er hielt den Krieg für völker- gegenüber dem Apartheid-Regime in Südafrika Menschen- nach 1990 ging es in den neuen Bundesländern „um rechtswidrig und ließ sich in seiner Ansicht auch nicht rechtsfragen an. Wenn es um Grundrechte und Rechtsstaat die Veränderung der Köpfe“. Hirsch setzte sich für ein beirren. Die letzten vier Jahre seiner Zugehörigkeit ging, konnte Hirsch so unbequem und unbeugsam auftreten konsequentes Durchgreifen gegen Parteimitglieder zum Bundestag von 1994 bis 1998 amtierte Hirsch als wie es seinem Naturell entsprach und wie es sein Gerechtig- ein, denen eine frühere Arbeit für die Staatssicherheit dessen Vizepräsident – es war das höchste Staats- keitsempfinden forderte. Während der Regierungserklärung nachgewiesen wurde. Das machte ihn nicht beliebt, amt, das er je erreicht hat. Burkhard Hirsch und Gerhart Baum 20 im Bundestag am 6. November 1986 21 v

Kandidatenfoto der FDP zur Bundestagswahl 1980 mit dem Bundeskriminalamtsgesetz ein ganzes Paket ausufernder Überwachungsbefugnisse zur Abwehr FÜR RECHTSSTAAT des internationalen Terrorismus in Kraft. Diese sicherheitspolitischen Reformen, die nur die Spitze des Eisberges bilden, griffen tief in die Grund- UND BÜRGERRECHTE und Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger ein. Die Politik reagierte nahezu kopflos auf die komplexe und abstrakte Gefahr des Terrorismus und drohte, mit diesen Maßnahmen die freiheitliche Ordnung in eine Krise zu stürzen. Die neuen Möglichkeiten der Digitali- Ein Streiter vor dem sierung beschleunigten diese Entwicklung und ließen nach dem Vorbild Chinas den Appetit der Sicherheits- Bundesverfassungsgericht (1999–2020) behörden auf neue Eingriffs- und Überwachungs- 05 instrumente wachsen. Burkhard Hirsch, der sich nach 1998 nicht mehr für ein lose Sicherheitsgesetze erlassen, welche die Grund- und Bundestagsmandat bewarb, beendete seine Karriere in Freiheitsrechte immer weiter beschnitten. So wurde Burkhard Hirsch war aufgrund seiner politischen politischen Ämtern, als mit den gestiegenen Heraus- Anfang 1998 der Große Lauschangriff beschlossen, den Erfahrungen im Umgang mit dem RAF-Terrorismus forderungen an die Sicherheit der Bürger der Kampf Hirsch mit seinen Mitstreitern schon seit Jahren politisch und seines klaren bürgerrechtlichen Wertekompas- um Freiheit, Rechtsstaat und Bürgerrechte in eine bekämpft hatte. 2005 sollte dann das Luftsicherheits- ses ein wichtiger Kommentator, Berater und Ideen- neue Phase trat. Zunächst unter dem Vorwand einer gesetz der Bundeswehr erlauben, entführte Passagier- geber. Er wurde mit seinen politischen Freunden, drohenden Explosion organisierter Kriminalität, nach flugzeuge im deutschen Luftraum abzuschießen. Im Jahr insbesondere Sabine Leutheusser-Schnarrenberger den Anschlägen des 11. September 2001 dann unter Ver- 2007 wurde die Vorratsdatenspeicherung in Deutsch- und Gerhart Baum, zum bürgerrechtlichen Gewissen weis auf einen international operierenden islamistischen land eingeführt, gegen die sich Hirsch noch bis an sein der gesamten deutschen Politik und Gesellschaft. Terrorismus, wurden ab Ende der 1990er Jahre zahl- Lebensende einsetzte. Im Januar 2009 trat schließlich

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Burkhard Hirsch, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Gerhart Baum im Bundes- verfassungsgericht, 2007 Kampf gegen Einsatz gegen den Großen Lauschangriff das Luftsicherheitsgesetz

Burkhard Hirschs bürgerrechtlicher Einfluss lässt sich ins- Nachdem der Große Lauschangriff im Januar 1998 dann Nur ein Jahr nach dem BVerfG-Urteil, 2005, sah Hirsch die besondere an den verfassungsrechtlichen Grundsatzurteilen schließlich doch mit einer Zweidrittelmehrheit im Bundestag Grenzen des Grundgesetzes ein weiteres Mal verletzt und zog messen, die er mit seinen Unterstützern erstritt. Als Vorreiter verabschiedet wurde, setzte sich Burkhard Hirsch zusam- zusammen mit Gerhart Baum gegen das Luftsicherheitsgesetz und regelmäßiger Verfahrensbevollmächtigter verstand er es men mit Gerhart Baum und Sabine Leutheusser-Schnarren- vor das Bundesverfassungsgericht. Bedenken hatte Hirsch wie kein Zweiter, die Aufgabe des Bundesverfassungsgerich- berger fortan als kritischer Bürger mit den Mitteln der Verfas- dabei vor allem gegen die neu eingeführte Ermächtigung der tes (BVerfG) als Hüterin der Verfassung zu nutzen, um eine sungsbeschwerde gegen ihn ein. Fast zehn Jahre nach dem Streitkräfte, entführte Passagierflugzeuge abzuschießen, die ausufernde und für die Bürgerrechte gefährliche Sicherheits- Ergebnis des Mitgliederentscheids der FDP für den Großen mutmaßlich gegen das Leben von Menschen eingesetzt werden politik in die Schranken zu weisen. Erfolg hatte er dabei 2004 Lauschangriff zahlte sich seine für ihn typische Beharrlich- sollten. Das Verfassungsgericht gab ihm auch hier recht. Mit gegen den Großen Lauschangriff. Jahrelang hatte er gegen keit und Prinzipientreue aus. Das Urteil des Bundesverfas- Wir wollen einen Staat, seinem Urteil vom 15. Februar 2006 erklärte es vor allem § die akustische Wohnraumüberwachung und die damit ver- sungsgerichts von 2004 setzte dem Lauschangriff engste der weder mit stiefelknallender 14 Abs. 3 des Gesetzes und die darin enthaltene umstrittene bundene Änderung des Art. 13 Grundgesetz (GG) gekämpft. Grenzen. Der „Kernbereich privater Lebensgestaltung“, so ist Ermächtigung für nichtig. Es sah hierin eine Verletzung des Zunächst innerparteilich, was ihn 1995 zum Rücktritt als seither klar, muss stets geschützt bleiben. Ermittlungen in ”Macht herrschen noch uns Rechtes auf Leben in Verbindung mit der Menschenwürde, so- innenpolitischer Sprecher und seine Verbündete Sabine diesem Bereich müssen sofort abgebrochen, entsprechende mit den leisen Sohlen des weit davon tatunbeteiligte Menschen an Bord des Luftfahrzeugs Leutheusser-Schnarrenberger im folgenden Jahr sogar zum Aufnahmen können nicht verwertet werden. Seit 2016 wird betroffen sind. Hirsch erreichte damit eine wichtige rechtliche Rückzug aus dem Amt der Bundesjustizministerin bewog. dies auch durch eine unabhängige Stelle überwacht. Die wohlwollenden Vormunds Konkretisierung des Zusammenhangs von Lebensschutz und Karlsruher Richter setzten damit dem wachsenden Überwa- Menschenwürde. Dem Gesetzgeber wurde eine wichtige Grenze chungsstaat auf Hirschs Wirken hin eine klare Grenze. überwachen und gängeln will. im „Kampf gegen den Terrorismus“ aufgezeigt. Der Staat darf Burkhard Hirsch, Zeit online, 3. März 2005 seine Bürger niemals zum bloßen Objekt einer Rettungsaktion machen. 24 25 Burkhard Hirsch im nordrhein-westfälischen Landtag, 2019 Wenn der Staat anfängt, seine Bürger wie potenzielle Straftäter zu behandeln, Verfassungsklagen gegen ”dann verliert er auch das Vertrauen der Bürger. die Vorratsdatenspeicherung Burkhard Hirsch, 2017

Ein weiteres Jahr später wurde trotz massiver Proteste die prozessordnung eine unverhältnismäßige Verletzung des jedoch mit der FDP das bürgerrechtliche Korrektiv aus der Umsetzung der Vorratsdatenspeicherung in Deutschland Fernmeldegeheimnisses aus Art. 10 Grundgesetz. Es ge- Bundesregierung ausgeschieden war, ließ sich die neue mit den Stimmen der Großen Koalition beschlossen. Das lang damit, den Schutz dieses gegenüber der informationel- Große Koalition auch durch die europäischen Richter nicht entsprechende Gesetz trat zum 1. Januar 2008 in Kraft und len Selbstbestimmung spezielleren Grundrechtes im Kampf von einer Neuauflage der Vorratsdatenspeicherung aufhal- ging weit über die europäischen Richtlinienvorgaben hinaus, gegen die zunehmende Überwachung zu schärfen. ten. Diese wurde im Jahr 2016, wie bereits 2008, mit den die im März 2006 unter dem Eindruck der Bombenanschläge weiteren Abbau der Grundrechte“ nicht tatenlos zusehen. Stimmen von Union und SPD wieder eingeführt. vom 7. Juni 2005 in London erlassen worden waren. Es ge- Seinem Beispiel folgten letztlich 34.000 Bürgerinnen und Der erneute Erfolg in Karlsruhe sollte sich jedoch nur als stattete die sechsmonatige Speicherung der Verbindungs- Bürger, die sich durch eine Sammelklage beim Bundesverfas- Etappensieg herausstellen. Kurz darauf setzte sich unter Hirsch ließ, wie zu erwarten, nicht locker. „Es muss möglich daten von Telefongesprächen, SMS-Nachrichten, E-Mails sungsgericht gegen die Vorratsdatenspeicherung wehrten. Innenpolitikern die Auffassung durch, ein neues, urteils- bleiben, vertraulich zu kommunizieren, eine Privatsphäre und Internetverbindungen. Hirsch gehörte von Anfang an konformes Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung sei ohne zu besitzen, sich in ihr zu bewegen und dabei sicher zu sein, zu den schärfsten Kritikern der umstrittenen Reform, indem Im März 2010 fällte das BVerfG sein Urteil und schloss sich weiteres möglich. Insbesondere Sabine Leutheusser- dass in sie nur aus einem konkreten, gewichtigen Anlass er erkannte, dass die verdachtsunabhängige Telekommuni- der Kritik der Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler um Schnarrenberger, die inzwischen in das Amt der Bundes- staatlich eingedrungen wird.“ Mit dieser Begründung zog kationsüberwachung aller Bürger den direkten Weg in den Hirsch an. Es erkannte die außerordentliche Schwere und justizministerin zurückgekehrt war, war es zu verdanken, Hirsch mit seinen Verbündeten Gerhart Baum und Sabine Überwachungsstaat bedeutete. „Der Staat kann nicht alle Tiefe des mit der Vorratsdatenspeicherung verbundenen dass dies vorerst verhindert werden konnte. Im Jahr 2014 Leutheusser-Schnarrenberger gegen das neue Gesetz wieder Bürger wie potenzielle Straftäter behandeln“, erklärte er und Grundrechtseingriffs. Dieser verstärke sich noch aufgrund sah dann auch der Europäische Gerichtshof (EuGH) in der vor das BVerfG. legte als einer der ersten zusammen mit seinen Mitstreitern seiner Heimlichkeit und führe zu einem Gefühl ständiger EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung mit ähnlicher, Gerhart Baum und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Überwachung. Das Gericht sah in den entsprechenden Re- teils weitergehender Begründung wie das BVerfG einen Verfassungsbeschwerde ein. Auch hier wollte er „dem immer gelungen des Telekommunikationsgesetzes und der Straf- Verstoß gegen die EU-Grundrechtecharta. Nachdem 2013

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Grundsatzurteil gegen das und vor allem ausländische staatliche Stellen weitergeben. Zwar wurden weitere problematische Bereiche des Gesetzes Bundeskriminalamtsgesetz nicht gerügt. Insgesamt war es jedoch unter dem Verfahrens- bevollmächtigten Hirsch erneut gelungen, ein Grundsatzurteil Begann im Jahr 2016 damit das Engagement Hirschs gegen zu erzielen. Damit wurde ein rechtsstaatliches Rahmenwerk die Vorratsdatenspeicherung von Neuem, so kam im gleichen für die ausufernde Sicherheitsgesetzgebung seit Beginn der Zeitraum der Kampf gegen das Ende 2008 reformierte vorausgegangenen fünfzehn Jahre errichtet. Bundeskriminalamtsgesetz (BKAG) zu einem Ende. Unter der Leitung von Burkhard Hirsch und Gerhart Baum, die als Be- Der Kampf gegen die weiterhin bestehenden Überwachungs- vollmächtigte der Beschwerdeführer agierten, konnte mit dem instrumente wie die Online-Durchsuchung, den „Staatstrojaner“ Urteil nicht nur die zu weitgehenden Überwachungsbefugnis- und vor allem die Vorratsdatenspeicherung sollte Hirsch bis se des BKAG beschnitten werden. Vielmehr setzte Karlsruhe an sein Lebensende beschäftigen. Den Ausgang einiger der auch wichtige neue Maßstäbe. So wurde insbesondere der auch von ihm initiierten Verfassungsbeschwerden konnte bereits 2004 mit dem Urteil gegen den Großen Lauschangriff er nicht mehr miterleben. Durch sein Wirken gab er jedoch entwickelte Kernbereich der privaten Lebensführung besser die Richtung vor und erstritt zentrale Grundsatzurteile, die geschützt. Seither überprüft eine unabhängige Stelle alle uns heute als Leitplanken im Spannungsfeld zwischen Frei- durch die Sicherheitsbehörden gesammelten Materialien heit und Sicherheit dienen. Wie wichtig dieses Vermächtnis vor der Verwertung, ob sie diesem sensiblen Bereich ent- weiterhin ist, zeigt sich immer wieder. So wurden zuletzt stammen. Damit wurde die Zulässigkeit von Überwachungs- in der Diskussion um möglicherweise notwendige Priori- maßnahmen deutlich konkretisiert. Das Gericht untersagte sierungen von sterbenden COVID-19-Patienten (Triagen) schließlich, dass die deutschen Sicherheitsbehörden ihre In- beispielsweise die Wertungen des BVerfG-Urteils zum Luft- formationen und Erkenntnisse beliebig an andere inländische sicherheitsgesetz wieder aktuell. Burkhard Hirsch im nordrhein-westfälischen Landtag, 2019 29 v

IKONE DES LIBERALEN Ende seiner aktiven politischen Karriere zu einem RECHTSSTAATS wichtigen Gesicht der Bürgerrechtsbewegung in der Bundesrepublik. Durch sein Engagement für die Bürgerrechte und seine gezielten Verfassungsklagen hatte er großen Anteil an der hohen gesellschaft- lichen Akzeptanz des Bundesverfassungsgerichts. Ein Verteidiger Hirsch hat das bürgerrechtliche Gewissen der jungen Bundesrepublik maßgeblich mitgeprägt. Er hat den 06 der Demokratie und Bürgerinnen und Bürgern begreifbar gemacht, was ein gelebter werteorientierter Rechtsstaat ist und welche der Bürgerrechte Mittel jeder in der Hand hält, sich gegen die Beschnei- dung seiner Freiheit zu wehren. Burkhard Hirsch besaß zeitlebens einen ausgeprägten Gerechtig- keitssinn, ein markantes Rechtsstaatsgefühl und ein tief verankertes Hirschs Erbe tritt nun eine neue Generation liberaler liberales und soziales Gewissen. Er war geprägt durch die Erfahrun- Politikerinnen und Politiker an, die sich für Bürger- und gen eines Weltkriegs und zweier Diktaturen auf deutschem Boden. Menschenrechte in einer zunehmend digitalisierten Deshalb war es ihm ein grundlegendes Bedürfnis, für Demokratie, Welt einsetzen. Die von Burkhard Hirsch vertretenen Bürgerrechte und Rechtsstaat einzutreten. Mit Konsequenz und der politischen und gesellschaftlichen Ideale, das Bewusst- ihm eigenen Hartnäckigkeit hat er in allen Funktionen in Staat, Partei sein für Bürgerrechte, Privatsphäre und einen werte- und Gesellschaft für diese Ideale gestritten. Vor dem Hintergrund orientierten Rechtsstaat, sind gerade in der heutigen Burkhard Hirsch beim seiner eigenen Erfahrungen wurde Hirsch insbesondere nach dem Zeit hochaktuell. ADL-Zeitzeugeninterview 30 am 19. Juni 2017

v ADL-Zeitzeugeninterview Archivleiter Ewald Grothe mit Burkhard Hirsch in dessen Haus in Düsseldorf, 19. Juni 2017

STATIONEN Promotion zum Kreisvorsitzender Dr. jur. in Marburg der FDP Düsseldorf SEINES LEBENS Theodor-Heuss-Preis Verfassungsklagen gegen der Theodor-Heuss-Stiftung die Vorratsdatenspeicherung, Eintritt in die FDP, Innenminister von das Luftsicherheitsgesetz und Mitglied der Deutschen Ratsherr der Nordrhein-Westfalen das Bundeskriminalamtsgesetz Jungdemokraten Stadt Düsseldorf Mitglied des Mitglied des Fritz-Bauer-Preis Am 29. Mai 1930 Eintritt in die LDPD Erstes juristisches Deutschen Deutschen Bundestages der Humanistischen in Staatsexamen Bundestages Union

1959 – 1960 – 1964 – 1967 – 1971 – 1972 – 1973 – 1975 – 1976 – 1979 – 1980 – 1994 – HIRSCH 1930 1948 1948 1949 1949 1950 1954 1959 1961 1976 1998 2005 ff. 2006 2020 VITA 1964 1967 1972 1971 1977 1975 1975 1980 2005 1983 1998 1998

Flucht nach Justitiar bei der Justitiar bei der Mitglied des Sonderermittler des Westdeutschland Zweites juristisches Wirtschafts- Walzstahlkontor FDP-Bundesvorstands Kanzleramtschefs Staatsexamen vereinigung West GmbH in Abitur in Studium der Eisen- und Stahl- Duisburg-Rheinhausen Vizepräsident des Am 11. März 2020 Halle an der Saale Rechtswissenschaften industrie Direktor bei der Deutschen Bundestages in Düsseldorf in Marburg Mannesmann AG Landesvorsitzender in Düsseldorf der FDP Nordrhein- Landesratsvorsitzender Westfalen der DJD Nordrhein-Westfalen 32 33 v

Burkhard Hirsch mit Gerhart Baum und der Bürgerrechtlerin Winnie Mandela auf einer Südafrikareise, 1987

Burkhard Hirsch bei einem Treffen mit Jugendlichen in Südafrika, 1987

DIE FRIEDRICH-NAUMANN-STIFTUNG FÜR DIE FREIHEIT

Für den liberalen Vordenker Friedrich Naumann stand fest: Eine starke Demokratie braucht mündige Bürger. Erst wenn der Einzelne am politi- schen Prozess teilnimmt und Verantwortung trägt, wenn er sich einmischt und seine Meinung vertritt, wächst und gedeiht eine liberale Gesellschaft. Die nach ihm benannte Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit setzt sich seit ihrer Gründung am 19. Mai 1958 durch Bundespräsident für die Werte der Freiheit, für Verantwortung, Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte in Deutschland und in der Welt ein.

Im Sinne des Begründers der liberalen Erwachsenenbildung setzt Friedrich Naumann sich die Stiftung dafür ein, dass es auf der ganzen Welt weniger (1860 –1919), Namensgeber der Stiftung abhängige und mehr selbstbewusste, politisch aktive Bürger gibt – durch die internationale Stiftungsarbeit in über 60 Ländern, Studien- und Promotionsstipendien an Bewerber im In- und Ausland, politische Bildungsangebote, Veranstaltungen und Publikationen sowie historische Forschungsarbeit.

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit wirbt für Freiheit und darum, die Verantwortung wahrzunehmen, die mit Freiheit untrennbar verbunden ist. Sie fördert eine tolerante, fortschrittliche, gut ausge- bildete und leistungsgerechtere Gesellschaft – mit dem Ziel, möglichst vielen Menschen möglichst viele Chancen zu ermöglichen. www.freiheit.org 37 BILDLEGENDEN

Cover Porträt Burkhard Hirsch, 1990er Jahre. Seite 20 Regierungserklärung am 6. November 1986: Burkhard Hirsch Quelle: Foto Darchinger. Nutzungsrecht: ADL* FD-440 und Gerhart Baum im Plenarsaal des Bundestages. Quelle: Foto Darchinger. Nutzungsrecht: ADL* FD-80 Seite 4 Porträt Burkhard Hirsch, 1990er Jahre. Quelle: Foto Darchinger. Nutzungsrecht: ADL* FD-515 Seite 23 Kandidatenfoto der FDP zur Bundestagswahl 1980. Quelle/Rechte: ADL* Plakatsammlung, P0-1013 Seite 6 Burkhard Hirsch als Schulanfänger, 1936. Quelle/Rechte: Privatarchiv Hirsch Seite 25 Burkhard Hirsch, Gerhart Baum und Sabine Leutheusser-Schnarren- berger im Bundesverfassungsgericht, 2007. Quelle/Rechte: dpa Seite 8 Burkhard Hirsch als Student in Marburg, 1952. Quelle/Rechte: Privatarchiv Hirsch Seite 26 Burkhard Hirsch im Landtag NRW, 2017-2019. Quelle/Rechte: Susanne Klömpges, Landtagsfraktion FDP-NRW Seite 9 Marburg, Alte Universität. Quelle/Rechte: Wikimedia Commons Seite 28 Burkhard Hirsch im Landtag NRW, 2017-2019. Seite 10 Burkhard Hirsch: Kandidatenflugblatt der FDP-NRW zur Bundes- Quelle/Rechte: Susanne Klömpges, Landtagsfraktion FDP-NRW tagswahl 1969. Quelle/Rechte: ADL* Flugblattsammlung, E1-201 Seite 31 ADL-Zeitzeugeninterview mit Burkhard Hirsch Seite 11 Hirsch auf dem FDP-Bundesparteitag in Mainz, 1978. in dessen Haus in Düsseldorf, 19.6.2017. Quelle/Rechte: Bundesarchiv, B 145 Bild-F054877-0024 Quelle: Foto Darchinger. Nutzungsrecht: ADL* F20-124

Seite 13 Hirsch und Baum auf dem FDP-Bundesparteitag in Kiel, 1977. Seite 34 Burkhard Hirsch mit Gerhart Baum und Winnie Mandela Quelle/Rechte: Bundesarchiv, B 145 Bild-F052014-0012 auf einer Südafrikareise, 1987. Quelle/Rechte: Privatarchiv Hirsch

Seite 15 FDP-Wahlplakat vor dem Innenministerium zur Landtagswahl 1980, Seite 35 Burkhard Hirsch bei einem Treffen mit Jugendlichen in Südafrika, Düsseldorf: Burkhard Hirsch (1. v.l.) mit FDP-Spitzenpersonal an 1987. Quelle/Rechte: Privatarchiv Hirsch einem Tisch sitzend (v.l.n.r.: Gerhart Baum, Hans-Dietrich Genscher, Wolfgang Heinz, Liselotte Funcke, Otto Graf Lambsdorff). Seite 36 Truman Haus und Neubau: Geschäftsstelle der Friedrich- Quelle: Foto Darchinger. Nutzungsrecht: ADL* FD-77 Naumann-Stiftung für die Freiheit in Potsdam-Babelsberg. Quelle/Rechte: Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit Seite 16 Innenminister der Länder beraten das Polizeigesetz, 1977. Quelle/Rechte: Bundesarchiv, B 145 Bild-F052116-0004 Seite 37 Friedrich Naumann im Profil, 1919. Quelle/Rechte: ADL* FN3-0013

Seite 17 Wahlplakat der FDP-NRW zur Landtagswahl 1980. Seite 39 Burkhard Hirsch vor einem Schild mit der Aufschrift Quelle/Rechte: ADL* Plakatsammlung, P1-525 Bundeskanzleramt, 1990er Jahre. Quelle: Foto Darchinger. Nutzungsrecht: ADL* FD-56 Seite 19 Burkhard Hirsch mit Hans-Dietrich Genscher im Deutschen Bundestag, September 1998. Quelle/Rechte: dpa *ADL = Archiv des Liberalismus

38 PUBLIC HISTORY

Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit  Karl-Marx-Straße 2 14482 Potsdam www.freiheit.org

ISBN 978-3-9822020-0-6