Eine Ikone Des Liberalen Rechtsstaats Impressum Inhaltsverzeichnis
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Burkhard Hirsch Eine Ikone des liberalen Rechtsstaats Impressum Inhaltsverzeichnis Herausgeber PUBLIC HISTORY 01 Jugend und Studium 05 Für Rechtsstaat und Bürgerrechte Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit Truman Haus 06 Ein Liberaler von Beginn an Karl-Marx-Straße 2 In unserer Reihe „Public History“ geben wir Einblick in das Leben und Wirken 22 Ein Streiter vor dem Bundesverfassungs- 14482 Potsdam-Babelsberg liberaler Persönlichkeiten und erinnern an bedeutende Ereignisse der Zeit- (1930–1959) gericht (1999–2020) geschichte zu den Themen Freiheit und Demokratie. /freiheit.org 24 Kampf gegen den Großen Lauschangriff /FriedrichNaumannStiftungFreiheit 02 Recht und Politik 25 Einsatz gegen das Luftsicherheitsgesetz /FNFreiheit Hinweis zur Nutzung dieser Publikation Diese Publikation ist ein Informationsangebot der Friedrich-Naumann-Stiftung 10 Jungdemokrat und Kommunalpolitiker 26 Verfassungsklagen gegen Autoren für die Freiheit. Die Publikation ist kostenlos erhältlich und nicht zum Verkauf die Vorratsdatenspeicherung Prof. Dr. Ewald Grothe, Leiter Archiv des Liberalismus bestimmt. Sie darf nicht von Parteien oder von Wahlhelfern während eines (1959–1975) 28 Grundsatzurteil gegen Dr. Maximilian Spohr, Referent Bürgerrechte, Liberales Institut Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden (Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie Wahlen zum Europäischen Parlament). das Bundeskriminalamtsgesetz Redaktion 03 Zwischen Freiheit und Sicherheit Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit 14 Innenminister von Nordrhein-Westfalen 06 Ikone des liberalen Rechtsstaats (1975–1980) Kontakt 30 Ein Verteidiger der Demokratie und Telefon: +49 30 22012634 der Bürgerrechte Telefax: +49 30 69088102 04 Liberale Rechtspolitik als Auftrag E-Mail: [email protected] 32 Stationen seines Lebens 18 Im Bundesvorstand der FDP und Stand 36 Die Friedrich-Naumann-Stiftung Mai 2020 im Deutschen Bundestag (1980–1998) für die Freiheit ISBN 978-3-9822020-0-6 38 Bildlegenden 2 3 Man bekämpft Feinde des Rechtsstaats nicht mit dessen Abbau, und man verteidigt ”die Freiheit nicht durch deren Einschränkung. Erklärung der Humanistischen Union, 1978 Als Burkhard Hirsch 1993 den berühmten Fragebogen des FAZ-Magazins ausfüllte, stellte er fest, dass seine Lieblingstugend die Zivilcourage und sein Hauptcharakterzug eine „respektlose Beharrlichkeit“ seien. Tatsächlich spiegelt sein Leben diese Charakter- eigenschaften sehr gut wider. Doch nicht nur er selbst schätzte sich so ein, auch seine Freunde und selbst seine politischen Gegner sahen es ähnlich, wenn sie sein Handeln als eine Mischung von Mut und Sturheit kennzeichneten. Burkhard Hirsch, 1990er Jahre 5 v v JUGEND UND STUDIUM Es gibt keine individuelle Freiheit ohne gesellschaftliche Freiheit. ”Burkhard Hirsch, 2017 etwas Ungewöhnliches, ja Ungerechtes zu bedeuten. heitsdrang; die anderen ostdeutschen Parteien waren Ein Liberaler von Beginn an Am eigenen Leib musste er dann die Schrecken des entweder zu konservativ oder sowjetisch dominiert. Krieges miterleben, als die alliierten Luftangriffe auch (1930–1959) Halle trafen. Hirsch arbeitete zunächst als Chemiehilfsarbeiter in 01 Leuna, was sein soziales Gewissen lebenslang schär- Burkhard Hirsch wurde am 29. Mai 1930 als Sohn eines Richters in Magde- Das Kriegsende erfuhr er als Umbruch: Übergriffe fen sollte. Dann fasste er den Entschluss, in Halle zu burg geboren und besuchte das Gymnasium in Halle an der Saale. Seinem der Roten Armee, die zweijährige Haft des Vaters und studieren. Doch die Warnung, dass LDP-Mitglieder Vater attestierte er später den Irrglauben, man könne sich unpolitisch ver- die politische Anpassungsfähigkeit eines NS-gläu- politisch verfolgt würden und sich die Sowjetische halten, was gerade in Zeiten einer Diktatur nicht möglich sei. Zwar wurde bigen Lehrers. Ihn selbst trieb das Nachkriegsklima Militäradministration nach seiner Familie erkundigt dieser Parteimitglied, habe sich aber geweigert, an Strafsachen mitzuwir- jedenfalls an, sich im Alter von 18 Jahren politisch habe, veranlasste ihn 1949, über den Harz und die ken. Seine Mutter war eine „höhere Tochter“, die das Lyzeum besucht und zu betätigen. „Ich hatte begriffen, dass Politik eine viel Zonengrenze nach Braunschweig zu fliehen. anschließend eine Haushaltslehre absolviert hatte. Die Familie vermittelte zu ernste Sache ist, als dass man sie anderen über- ihm einen bildungsbürgerlichen Hintergrund. Gerade den alltäglichen lassen dürfte.“ Er suchte eine Partei, in der „man nicht Noch in der Sowjetischen Besatzungszone hatte politischen Druck des NS-Regimes ahnte Hirsch als Pimpf in der Hitler- gegängelt wird; und da habe ich keine andere Hirsch den Parteifreund Reinfried Pohl kennengelernt. jugend, als er einer Frau mit einem gelben Stern begegnete. Zumindest Burkhard Hirsch gesehen als damals die LDP“. Aus seiner Sicht ent- Ihn traf er an der Universität Marburg wieder, an der beschlich ihn das Gefühl, ihre Furcht vor ihm als etwa Neunjährigen habe als Schulanfänger, 1936 sprachen nur die Liberaldemokraten seinem Frei- er zunächst Medizin und dann Jura studierte, 1954 6 7 v v Ich merkte, es entsteht hier eine Gesellschaft, die nicht meine ist, ”die ich anders haben möchte. Burkhard Hirsch, 2017 mit dem Ersten und 1959 mit dem Zweiten und starren Antikommunisten. Insbesondere Staatsexamen abschloss. Auch politisch die „Jungen Adler“ aus dem Landesverband fand er sein Betätigungsfeld erneut bei den Nordrhein-Westfalen, die äußerlich wie Hitler- Liberalen: Bereits 1949 trat er der FDP bei. In jungen auftraten, erregten seinen Widerwillen. Student in Marburg den Semesterferien zog er als Hausierer mit 1952 Rasierklingen durch Süddeutschland und traf Als er 1955 beruflich nach Düsseldorf ging, in Bamberg auf Thomas Dehler, dessen Offen- erlebte er die rechtsradikalen Auswüchse in heit ihn sehr beeindruckte. In Marburg zählten der FDP unter Friedrich Middelhauve vor Ort. der spätere Bundesjustizminister Gerhard „Ich merkte, es entsteht hier eine Gesellschaft, Jahn (SPD) und der nachmalige Europapolitiker die nicht meine ist, die ich anders haben Egon Klepsch (CDU) zu seinen Kommilitonen. möchte“, äußerte er später. Das Schweigen über die NS-Vergangenheit empörte ihn Das Publikum bei den FDP-Parteiveranstal- ebenso wie die Tatsache, dass sich frühere tungen der 1950er Jahre irritierte Hirsch Nationalsozialisten in Spitzenämtern des allerdings: eine Mischung aus jungen Aktiven Staates und aller Parteien betätigen durften. 8 Alte Universität, Marburg v v v RECHT UND Kandidatenflugblatt der FDP-NRW POLITIK zur Bundestagswahl 1969 Jungdemokrat und 02 Kommunalpolitiker (1959–1975) Hirsch wurde 1959 Landesratsvorsitzender der Deutschen 1964 war Hirsch in die Düsseldorfer Kommunalpolitik ein- Jungdemokraten (DJD) in Nordrhein-Westfalen und blieb gestiegen, wo er sich bis Mitte der 1970er Jahre im Stadtrat dies bis 1964. Als sein Parteifreund Gerhart Baum in Köln aus und im Kreisvorstand engagierte. Hier kümmerte er sich, Protest gegen national-konservative Tendenzen eine eigene zuletzt als stellvertretender Fraktionsvorsitzender, in diversen Gruppierung innerhalb der DJD bilden wollte, drohte der auf Ausschüssen um Wirtschaftsförderung, Krankenhauswesen die Einheit des Verbandes bedachte Hirsch ihm mit dem Aus- und Stadtplanung. „Die Zeit in der Kommunalpolitik gehört schluss aus der Jugendorganisation. Doch zu beidem kam es für mich zu den schönsten und wichtigsten“, bemerkte er im nicht; vielmehr führte trotz dieser Episode der gemeinsame Rückblick. In der Kommunalpolitik lerne man Sozialpolitik Kampf für eine inhaltliche und personelle Erneuerung der FDP vor Ort — eine Erfahrung, von der man als Politiker lebens- „den Baum“ und „den Hirsch“ politisch schließlich zusammen. lang profitiere. In den sechziger Jahren festigten sich Hirschs Burkhard Hirsch auf dem FDP-Bundesparteitag in Mainz, 1978 10 11 v liberale Überzeugungen: Deutschlandpolitisch warf FDP: „Rechtsstaatspartei sein. Hirsch hatte von 1960 bis 1967 als Jurist er Adenauer und der Union vor, die Westbindung sehr bei der Wirtschaftsvereinigung Eisen- und einseitig zu betreiben anstatt nach Osten Gesprächs- statt rechte Staatspartei" Stahlindustrie gearbeitet und war anschließend bereitschaft zu signalisieren. Auch innerparteilich trat ”Zitiert nach Helmut Herles, 28. Mai 2005 als Justitiar beim Walzstahlkontor West in er für die Neue Ostpolitik von Walter Scheel und Hans- Duisburg-Rheinhausen und schließlich von Dietrich Genscher ein und kämpfte gegen die national- 1973 bis 1975 als Direktor bei Mannes- liberale Ausrichtung der FDP unter Erich Mende. Vermögensbildung, Mitbestimmung und Umwelt- mann in Düsseldorf tätig gewesen. Umso schutz eine Reform des Kapitalismus anstrebte und mehr geriet er ins Überlegen, als er 1975 Scheel fand auch Hirschs Unterstützung, als er mit an die soziale Funktion einer liberalen Gesellschafts- vom nordrhein-westfälischen Ministerpräsi- der sozial-liberalen Neuausrichtung als Parteivorsit- politik appellierte. Unter Federführung des späteren denten Heinz Kühn (SPD) dazu aufgefordert zender nach 1968 das Auseinanderbrechen und da- Innenministers Werner Maihofer betonte es zudem wurde, das Amt des Innenministers zu über- mit die Existenz der Partei riskierte. Die Wahl Gustav die historische Mission und die soziale Verantwortung nehmen. Sollte er – was dann unausweichlich Heinemanns zum Bundespräsidenten im März 1969 der Liberalen. Seit den vorgezogenen Wahlen von war – wirklich seinen Beruf aufgeben, sein bedeutete für die Gefolgsleute Scheels in der