Die FDP-Fraktion Im Landtag Nordrhein-Westfalen 1946 – 2016
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Rückblick. Die FDP-Fraktion Ausblick. im Landtag FDP-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Platz des Landtags 1 40221 Düsseldorf 1946 – 2016 Nordrhein-Westfalen im Landtag Die FDP-Fraktion 1946 – 2016 Die FDP-Fraktion im Landtag Nordrhein-Westfalen 1946 – 2016 Rückblick. Ausblick. Liebe Bürgerinnen und Bürger, eine Hochzeit stellt man sich irgendwie romantischer vor: Per „Verordnung Nr. 46“ der britischen Militärregierung wird am 23. August 1946 die „Operation 70 Jahre NRW – Marriage“ vollzogen – Memorandum und Bindestrich machen aus den bisherigen preußischen Provinzen Rheinland und Westfalen das neue Land Nordrhein- Westfalen. Wenige Monate später stößt das Land Lippe dazu, und NRW – wie wir es heute kennen – ist komplett. Staunende Düsseldorfer erfahren aus dem Radio, dass sie künftig Hauptstädter am Regierungssitz sind. All dies passiert recht glanzlos und unspektakulär. Aber was will man erwarten in einem Land, Optimistisch das nach einem grausamen Weltkrieg in Schutt und Asche liegt. Die Aufgaben sind gigantisch, und es braucht Menschen, die sich den Heraus- forderungen stellen. Die nordrhein-westfälischen Liberalen machen sich im neu konstituierten Landtag und bei der Erarbeitung der Landesverfassung von Anbeginn stark für eine freie und Soziale Marktwirtschaft – in der Überzeu- nach vorn. gung, dass nur durch Produktivität und ohne Gängelung der Wirtschaft die große Not im Land gelindert werden kann. Die Liberalen sollten Recht behalten. So wie in den folgenden sieben Jahrzehnten mit Freiheit und Demokratie, Bildung und Chancengerechtigkeit liberale Werte und das Engagement liberaler Köpfe mitgewirkt haben, unser Land Nordrhein-Westfalen zu dem machen, was es heute ist: vielfältig, weltoffen und liebenswert. 70 Jahre NRW. Das sind auch 70 Jahre liberaler Landespolitik, die in allen Berei- chen ihre deutliche Handschrift hinterlassen hat. Blicken Sie mit mir zurück – und vor allem: optimistisch nach vorn. Ihr Christian Lindner Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion 2 3 Kriegsende und Wiederaufbau Stunde Null. Neues Leben in den Trümmern. 46 1945. Das Land liegt in Schutt und Asche. Städte und Stra- ßen sind zerbombt, Millionen Menschen auf der Flucht, viele Männer in Gefangenschaft. Noch fehlt es überall am Nötigsten, vor allem an heilen Dächern über dem Kopf – mehr als ein Drittel der Bevölkerung haust in Notunter- künften. Aber immerhin: Der Naziterror und ein grausa- mer Krieg sind vorbei, und wer beides überstanden hat, krempelt jetzt die Ärmel hoch. Vor allem sind es die Frauen, mehr als genug, und die Hoffnung stirbt zuletzt. Auch in demdie den Bundesland, Wiederaufbau das sichin die ab Hand 1946 nehmen. Nordrhein-Westfalen Zu tun gibt es nennt. Optimismus ist nicht länger Einstellungssache, son- dern Überlebensstrategie. 49 70 Jahre NRW. Liberale Politik für den demokratischen Neuanfang nach Diktatur und Zerstörung. 4 5 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1946–1949 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1946–1949 Liberale im Neuanfang – Wachstumsmotor 47 Marktwirtschaft 48 Nach NS-Diktatur und bedingungsloser Kapitulation begann 1945 der demo- kratische Wiederaufbau. Auf dem Boden des späteren Nordrhein-Westfalens kam es zu einer Vielzahl lokaler und regionaler Parteigründungen liberal- Zuschauer am Straßenrand verfolgen Nach der Konstituierung galt es einen demokratischen Ursprungs. In einem weitgehend auf Verstaatlichung der am 2. Oktober 1946 die Konstituierung Tagungsort in der zerstörten Stadt zentralen Produktionsmittel ausgerichteten Parteienumfeld versuchten die des von der britischen Militärregierung zu finden. Es bot sich schließlich der Initiatoren, die antisozialistischen bürgerlichen und liberalen Kräfte zu bün- Ernannten Landtags im Düsseldorfer Theaterraum der Firma Henkel an. deln. Opernhaus. Das Opernhaus war durch Im sogenannten „Gesolei-Saal“ Luftangriffe beschädigt worden. hielt das Landesparlament insgesamt Der von der britischen Besatzungsmacht Ernannte Landtag trat am 2. Oktober 90 Plenarsitzungen ab. Einladung zum ersten Landesparteitag 1946 zu seiner ersten Sitzung zusammen. Von den 200 Mandaten wurden der FDP NRW 1947 in Hohensyburg. proportional zu den geschätzten Ergebnissen der Endphase der Weimarer Fraktionschef Middelhauve wurde Republik neun Sitze an die FDP vergeben. Ein zehntes Mandat brachte der hier zum ersten Landesvorsitzenden Essener Bankprokurist Franz Blücher automatisch mit in die Fraktion. Mit ihm FDP-Fraktion 1948 bei einer Plenar- der FDP NRW gewählt. stellte die FDP nämlich den Finanzminister in der ersten Allparteienregierung sitzung, (v.l.n.r.) Dr. Friedrich Middelhauve, (ohne CDU) des Ministerpräsidenten Amelunxen. Die prägende Führungsfigur Wilhelm Dörnhaus, Gustav Altenhain, der Nachkriegsliberalen zwischen Rhein und Weser war aber der Opladener Heinrich Kronen, August Fischer, Dr. Heinz Buchhändler und Verleger Dr. Friedrich Middelhauve. Krekeler, Bruno Maaß, Lotte Friese-Korn. Bei der ersten freien Landtagswahl im April 1947 erzielte die FDP ein Ergeb- nis von 5,9 Prozent der Stimmen und errang damit 12 der 216 Mandate im 46 NRW-Landtag. Dieser tagte bis zu seinem Umzug in das bis März 1949 wieder- aufgebaute Ständehaus unter einfachsten Bedingungen im Gesolei -Saal der Düsseldorfer Henkel-Werke. Nach der Erfahrung einer Allparteienregierung lehnte die FDP-Fraktion im Juni 1947 eine erneute Regierungsbeteiligung unter dem neuen Ministerprä- sidenten Karl Arnold (CDU) ab. Arnolds Idee der „Gemeinwirtschaft“ folgte unverkennbar kollektivistischen Ordnungsvorstellungen und wurde von der freidemokratischen Landtagsfraktion ebenso abgelehnt wie die neue NRW- Landesverfassung. Die dort vorgesehenen Sozialisierungsbestimmungen oder die Einrichtung religiöser Bekenntnisschulen liefen liberaler Politik zuwider. Fraktionschef Middelhauve war überzeugt: Wohlstand, Wachstum und Wie- deraufbau können nur aus der Produktivität einer freien Wirtschaft erwach- Die Abgeordneten fanden während der Personalkarte der 1. Wahlperiode des Wahlplakat der FDP NRW zur Landtags- sen. Parlamentarische Anfragen und Anträge zum Abbau von Verwaltungs- Dr. Franz Blücher, 1946–1947 Finanz- konstituierenden Sitzung im Zuschauer- Landtags Nordrhein-Westfalen für den wahl 1947. Mit ihrer klaren marktwirt- bürokratie und staatlicher Wirtschaftsgängelung sowie zur Durchsetzung der minister in NRW. 1949–1957 Vizek anzler raum des Opernhauses Platz. Weitere Fraktionsvorsitzenden Dr. Friedrich schaftlichen Ausrichtung grenzten sich Gewerbefreiheit standen demnach im Mittelpunkt der Fraktionsarbeit. und Bundesminister, zunächst für den Parkettplätze, die Logen und die Ränge Middelhauve. Er führte die FDP-Fraktion die Freien Demokraten deutlich von Marshallplan, später für wirtschaftliche füllten britische Militärs und zahlreiche von 1946 bis 1954. Christdemokraten und Sozialisten ab. Zur Erweiterung des Wählerspektrums empfahl Middelhauve Partei und Frak- Zusammenarbeit. 1949–1954 Bundes- deutsche Ehrengäste, darunter Ober- tion eine „betont nationale Politik im besten Sinne“. Die Liberalen setzten vorsitzender der FDP. bürgermeister, Oberstadtdirektoren, damals weniger auf Föderalismus, sondern wollten einen deutschen Einheits- Landräte, Oberkreisdirektoren, Ober- staat mit dezentraler Verwaltung. staatsanwälte und Journalisten. 6 7 Soziale Marktwirtschaft. Motor des 50 59 Wirtschaftswunders. Zwischen Boom und Biedermann Das Auto wird zum Symbol des Aufschwungs. Es macht die Men- schen mobil und den ersten Urlaub nach Jahren möglich. Mit dem schicken Ford Taunus aus Kölner Produktion geht’s über die Alpen – nach „Bella Italia“. Dass es auch an Rhein und Ruhr - wirtschaft und das Bekenntnis zur Sozialen Marktwirtschaft. Dasrasant Bruttosozialprodukt bergauf geht, dafür verdoppeltsorgen die Abschaffungsich – die Nettoeinkom der Zwangs- „Made in Germany“ treibt die Exportzahlen in ungeahnte Höhen. Trümmerdeutschlandmen steigen durchschnittlich wächst umzur dasführenden Zweieinhalbfache. Industrienation. Qualität Mit politisch durchaus wünschenswertem Nebeneffekt: „Fresswelle“ und Nierentisch, der „Wohlstand für alle“ festigt die noch junge Demokratie. 70 Jahre NRW. Liberale Politik für den Wettbewerb als Basis für Wachstum, Wohlstand und sozialen Ausgleich. 8 9 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1950–1959 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1950–1959 Die unabhängige dritte Kraft – stark für 50 54 Wiederaufbau und 56 Wirtschaftswunder Mit den später bundesweit bekannten Hagener Persönlichkeiten Liselotte Funcke und Willi Weyer zogen 1950 verstärkt Vertreter der jüngeren Gene- ration in den Landtag ein. Bei der Landtagswahl verdoppelte die FDP ihren Stimmenanteil auf 12,1 Prozent und errang damit 26 Mandate, die das Erscheinungsbild der Fraktion veränderten. Die FDP-Fraktion betrieb in dieser Wahlperiode gegen die Kleinstkoalition aus Union und Zentrum eine sehr aktive Oppositionsarbeit mit Schwerpunk- ten in Fragen der Verwaltungsreform und der Deregulierungspolitik. Ihre Ini- tiativen zum Abbau zwangswirtschaftlicher Elemente in der Landwirtschaft Das nach Bombenangriffen Die Bielefelder Juristen Dr. Rein - trugen zur Verbesserung der Lebensmittelversorgung in NRW bei. Die Forde- bis auf die Außenmauern hard Beine (Foto) und nach ihm rung nach Abschaffung von Bagatellsteuern zog sich ebenfalls wie ein roter ausgebrannte Ständehaus Dr. Hermann Kohlhase über- Faden durch die Fraktionsarbeit. Mit ihren zahlreichen und beharrlichen par- am Düsseldorfer Schwanen- nahmen in den Jahren 1954 bis lamentarischen Anfragen erwarben sich die Freien Demokraten schnell den