Rückblick. Die FDP-Fraktion Ausblick. im Landtag

FDP-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Platz des Landtags 1

40221 Düsseldorf 1946 – 2016 Nordrhein-Westfalen im Landtag Die FDP-Fraktion 1946 – 2016 Die FDP-Fraktion im Landtag Nordrhein-Westfalen 1946 – 2016

Rückblick. Ausblick. Liebe Bürgerinnen und Bürger,

eine Hochzeit stellt man sich irgendwie romantischer vor: Per „Verordnung Nr. 46“ der britischen Militärregierung wird am 23. August 1946 die „Operation 70 Jahre NRW – Marriage“ vollzogen – Memorandum und Bindestrich machen aus den bisherigen preußischen Provinzen Rheinland und Westfalen das neue Land Nordrhein- Westfalen. Wenige Monate später stößt das Land Lippe dazu, und NRW – wie wir es heute kennen – ist komplett. Staunende Düsseldorfer erfahren aus dem Radio, dass sie künftig Hauptstädter am Regierungssitz sind. All dies passiert recht glanzlos und unspektakulär. Aber was will man erwarten in einem Land, Optimistisch das nach einem grausamen Weltkrieg in Schutt und Asche liegt. Die Aufgaben sind gigantisch, und es braucht Menschen, die sich den Heraus- forderungen stellen. Die nordrhein-westfälischen Liberalen machen sich im neu konstituierten Landtag und bei der Erarbeitung der Landesverfassung von Anbeginn stark für eine freie und Soziale Marktwirtschaft – in der Überzeu- nach vorn. gung, dass nur durch Produktivität und ohne Gängelung der Wirtschaft die große Not im Land gelindert werden kann. Die Liberalen sollten Recht behalten. So wie in den folgenden sieben Jahrzehnten mit Freiheit und Demokratie, Bildung und Chancengerechtigkeit liberale Werte und das Engagement liberaler Köpfe mitgewirkt haben, unser Land Nordrhein-Westfalen zu dem machen, was es heute ist: vielfältig, weltoffen und liebenswert.

70 Jahre NRW. Das sind auch 70 Jahre liberaler Landespolitik, die in allen Berei- chen ihre deutliche Handschrift hinterlassen hat. Blicken Sie mit mir zurück – und vor allem: optimistisch nach vorn.

Ihr Christian Lindner Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion

2 3 Kriegsende und Wiederaufbau Stunde Null. Neues Leben in den Trümmern. 46

1945. Das Land liegt in Schutt und Asche. Städte und Stra- ßen sind zerbombt, Millionen Menschen auf der Flucht, viele Männer in Gefangenschaft. Noch fehlt es überall am Nötigsten, vor allem an heilen Dächern über dem Kopf – mehr als ein Drittel der Bevölkerung haust in Notunter- künften. Aber immerhin: Der Naziterror und ein grausa- mer Krieg sind vorbei, und wer beides überstanden hat, krempelt jetzt die Ärmel hoch. Vor allem sind es die Frauen,

mehr als genug, und die Hoffnung stirbt zuletzt. Auch in demdie den Bundesland, Wiederaufbau das sichin die ab Hand 1946 nehmen. Nordrhein-Westfalen Zu tun gibt es nennt. Optimismus ist nicht länger Einstellungssache, son- dern Überlebensstrategie. 49 70 Jahre NRW. Liberale Politik für den demokratischen Neuanfang nach Diktatur und Zerstörung.

4 5 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1946–1949 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1946–1949

Liberale im Neuanfang – Wachstumsmotor 47 Marktwirtschaft 48 Nach NS-Diktatur und bedingungsloser Kapitulation begann 1945 der demo- kratische Wiederaufbau. Auf dem Boden des späteren Nordrhein-Westfalens kam es zu einer Vielzahl lokaler und regionaler Parteigründungen liberal- Zuschauer am Straßenrand verfolgen Nach der Konstituierung galt es einen demokratischen Ursprungs. In einem weitgehend auf Verstaatlichung der am 2. Oktober 1946 die Konstituierung Tagungsort in der zerstörten Stadt zentralen Produktionsmittel ausgerichteten Parteienumfeld versuchten die des von der britischen Militärregierung zu finden. Es bot sich schließlich der Initiatoren, die antisozialistischen bürgerlichen und liberalen Kräfte zu bün- Ernannten Landtags im Düsseldorfer Theaterraum der Firma Henkel an. deln. Opernhaus. Das Opernhaus war durch Im sogenannten „Gesolei-Saal“ Luftangriffe beschädigt worden. hielt das Landesparlament insgesamt Der von der britischen Besatzungsmacht Ernannte Landtag trat am 2. Oktober 90 Plenarsitzungen ab. Einladung zum ersten Landesparteitag 1946 zu seiner ersten Sitzung zusammen. Von den 200 Mandaten wurden der FDP NRW 1947 in Hohensyburg. proportional zu den geschätzten Ergebnissen der Endphase der Weimarer Fraktionschef Middelhauve wurde Republik neun Sitze an die FDP vergeben. Ein zehntes Mandat brachte der hier zum ersten Landesvorsitzenden Essener Bankprokurist Franz Blücher automatisch mit in die Fraktion. Mit ihm FDP-Fraktion 1948 bei einer Plenar­ der FDP NRW gewählt. stellte die FDP nämlich den Finanzminister in der ersten Allparteienregierung sitzung, (v.l.n.r.) Dr. , (ohne CDU) des Ministerpräsidenten Amelunxen. Die prägende Führungsfigur Wilhelm Dörnhaus, Gustav Altenhain, der Nachkriegsliberalen zwischen Rhein und Weser war aber der Opladener Heinrich Kronen, August Fischer, Dr. Heinz Buchhändler und Verleger Dr. Friedrich Middelhauve. Krekeler, Bruno Maaß, Lotte Friese-Korn.

Bei der ersten freien Landtagswahl im April 1947 erzielte die FDP ein Ergeb- nis von 5,9 Prozent der Stimmen und errang damit 12 der 216 Mandate im 46 NRW-Landtag. Dieser tagte bis zu seinem Umzug in das bis März 1949 wieder- aufgebaute Ständehaus unter einfachsten Bedingungen im Gesolei­-Saal der Düsseldorfer Henkel-Werke.

Nach der Erfahrung einer Allparteienregierung lehnte die FDP-Fraktion im Juni 1947 eine erneute Regierungsbeteiligung unter dem neuen Ministerprä- sidenten (CDU) ab. Arnolds Idee der „Gemeinwirtschaft“ folgte unverkennbar kollektivistischen Ordnungsvorstellungen und wurde von der freidemokratischen Landtagsfraktion ebenso abgelehnt wie die neue NRW- Landesverfassung. Die dort vorgesehenen Sozialisierungsbestimmungen oder die Einrichtung religiöser Bekenntnisschulen liefen liberaler Politik zuwider.

Fraktionschef Middelhauve war überzeugt: Wohlstand, Wachstum und Wie- deraufbau können nur aus der Produktivität einer freien Wirtschaft erwach- Die Abgeordneten fanden während der Personalkarte der 1. Wahlperiode des Wahlplakat der FDP NRW zur Landtags- sen. Parlamentarische Anfragen und Anträge zum Abbau von Verwaltungs- Dr. Franz Blücher, 1946–1947 Finanz­ konstituierenden Sitzung im Zuschauer- Landtags Nordrhein-Westfalen für den wahl 1947. Mit ihrer klaren marktwirt- bürokratie und staatlicher Wirtschaftsgängelung sowie zur Durchsetzung der minister in NRW. 1949–1957 Vizek­­ anzler raum des Opernhauses Platz. Weitere Fraktionsvorsitzenden Dr. Friedrich schaftlichen Ausrichtung grenzten sich Gewerbefreiheit standen demnach im Mittelpunkt der Fraktionsarbeit. und Bundesminister, zunächst für den Parkettplätze, die Logen und die Ränge Middelhauve. Er führte die FDP-Fraktion die Freien Demokraten deutlich von Marshallplan, später für wirtschaftliche füllten britische Militärs und zahlreiche von 1946 bis 1954. Christdemokraten und Sozialisten ab. Zur Erweiterung des Wählerspektrums empfahl Middelhauve Partei und Frak- Zusammenarbeit. 1949–1954 Bundes­ deutsche Ehrengäste, darunter Ober­ tion eine „betont nationale Politik im besten Sinne“. Die Liberalen setzten vorsitzender der FDP. bürgermeister, Oberstadtdirektoren, damals weniger auf Föderalismus, sondern wollten einen deutschen Einheits- Landräte, Oberkreisdirektoren, Ober- staat mit dezentraler Verwaltung. staatsanwälte und Journalisten.

6 7 Soziale Marktwirtschaft. Motor des 50 59 Wirtschaftswunders. Zwischen Boom und Biedermann

Das Auto wird zum Symbol des Aufschwungs. Es macht die Men- schen mobil und den ersten Urlaub nach Jahren möglich. Mit dem schicken Ford Taunus aus Kölner Produktion geht’s über die Alpen – nach „Bella Italia“. Dass es auch an Rhein und Ruhr - wirtschaft und das Bekenntnis zur Sozialen Marktwirtschaft. Dasrasant Bruttosozialprodukt bergauf geht, dafür verdoppeltsorgen die Abschaffungsich – die Nettoeinkom der Zwangs-

„Made in Germany“ treibt die Exportzahlen in ungeahnte Höhen. Trümmerdeutschlandmen steigen durchschnittlich wächst umzur dasführenden Zweieinhalbfache. Industrienation. Qualität Mit politisch durchaus wünschenswertem Nebeneffekt: „Fresswelle“ und Nierentisch, der „Wohlstand für alle“ festigt die noch junge Demokratie.

70 Jahre NRW. Liberale Politik für den Wettbewerb als Basis für Wachstum, Wohlstand und sozialen Ausgleich.

8 9 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1950–1959 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1950–1959

Die unabhängige dritte Kraft – stark für 50 54 Wiederaufbau und 56 Wirtschaftswunder

Mit den später bundesweit bekannten Hagener Persönlichkeiten und Willi Weyer zogen 1950 verstärkt Vertreter der jüngeren Gene- ration in den Landtag ein. Bei der Landtagswahl verdoppelte die FDP ihren Stimmenanteil auf 12,1 Prozent und errang damit 26 Mandate, die das Erscheinungsbild der Fraktion veränderten.

Die FDP-Fraktion betrieb in dieser Wahlperiode gegen die Kleinstkoalition aus Union und Zentrum eine sehr aktive Oppositionsarbeit mit Schwerpunk- ten in Fragen der Verwaltungsreform und der Deregulierungspolitik. Ihre Ini- tiativen zum Abbau zwangswirtschaftlicher Elemente in der Landwirtschaft Das nach Bombenangriffen Die Bielefelder Juristen Dr. Rein­- trugen zur Verbesserung der Lebensmittelversorgung in NRW bei. Die Forde- bis auf die Außenmauern ­­­hard Beine (Foto) und nach ihm rung nach Abschaffung von Bagatellsteuern zog sich ebenfalls wie ein roter ausgebrannte Ständehaus Dr. Hermann Kohlhase über- Faden durch die Fraktionsarbeit. Mit ihren zahlreichen und beharrlichen par- am Düsseldorfer Schwanen­ nahmen in den Jahren 1954 bis lamentarischen Anfragen erwarben sich die Freien Demokraten schnell den spiegel diente dem NRW- ­ 1956 die Führung der FDP-Land­ Ruf der fleißigsten Fraktion im Parlament. Landtag nach seinem Wieder­ tagsfraktion von Dr. Friedrich aufbau von 1949 bis 1988 Middelhauve, der als Wirtschafts- Nach der Landtagswahl im Juni 1954, bei der die FDP mit 11,5 Prozent der als Landtagsgebäude. minister in die Landesregierung Stimmen 25 Mandate erzielte, trat sie mit großen Vorbehalten in eine CDU- wechselte. geführte Koalition unter Karl Arnold ein. Friedrich Middelhauve wurde Wirt- Nach dem Koalitionswechsel übertrug schaftsminister und Willi Weyer Wiederaufbauminister. der neue Minister­präsident (SPD) der FDP vier Ministerämter, (v.l.n.r.) Um Wolfgang Döring, den Hauptgeschäftsführer der NRW-FDP, formierte Willi Weyer wurde Finanz-, Dr. Hermann sich 1956 ein kleiner Kreis jüngerer Abgeordneter, die im später so genann- Kohlhase Wirtschafts-, Dr. Josef Effertz 51 ten „Jungtürkenaufstand“ den Koalitionswechsel der FDP zur SPD vollzogen. Landwirtschafts- und Prof. Dr. Paul Luchten­ Das Wort „Jungtürken“ nimmt Bezug auf die reformerischen Kräfte im frühe- berg Kultusminister. Personalkarte der 2. Wahlperiode des ren Osmanischen Reich. Es ging darum, die FDP als unabhängige dritte Kraft zu Landtags Nordrhein-Westfalen für den etablieren und Middelhauves Antisozialdemokratismus zu überwinden. Äuße- Landtagsabgeordneten . rer Anlass war ein Reformvorschlag der Bundes-CDU, die ein „Grabenwahl- Der Solinger zog 1950 mit einem Direkt- recht“ einführen wollte und damit die FDP in ihrer Existenz gefährdet hätte. mandat in den NRW-Landtag ein und Mit Hilfe eines konstruktiven Misstrauensvotums wurde Ministerpräsident gehörte ihm bis 1954 an. Arnold im Februar 1956 durch den Sozialdemokraten Fritz Steinhoff abgelöst. Fraktionsvorsitzender Steinhoff koalierte mit der FDP und übertrug ihr vier Ministerämter. Wolfgang Dr. Friedrich Middelhauve im Döring stieg nach dem Koalitionswechsel zum Fraktionsvorsitzenden auf. Plenarsaal von 1950 neben Misstrauensantrag Gustav Altenhain, dahinter die Bei der folgenden Landtagswahl im Juli 1958 holte die CDU die absolute der Fraktionen von FDP-Abgeordneten Wilhelm Wahlplakat der FDP NRW zur Mehrheit. Die FDP verlor 10 Mandate und erreichte 7,1 Prozent der Stim- FDP und SPD vom Dörnhaus, Dr. Heinz Krekeler, Landtagswahl 1954. Nach der men. Wieder stärker an liberale Ordnungsmuster anknüpfend, sprach der 20. Februar 1956 Heinrich Kronen, Friedrich Landtagswahl ging die 25-köpfige neue Fraktionsvorsitzende Willi Weyer in der Debatte zur Regierungserklä- gegen Ministerprä- Nolting, August Fischer und Fraktion eine Koalition mit der rung von Ministerpräsident Dr. Franz Meyers vom „Kampf für die Freiheit des sident Karl Arnold Dr. Friedrich Mundinger. CDU ein. Einzelnen gegen die Vermassung und gegen die Organisation“. (CDU).

10 11 Schicht im Schacht. Der Erste macht 60 das Licht aus. Kohlekrise und Strukturwandel

Von wegen „Glück auf“. Die Kumpel sind vom Pech verfolgt – ihr Grubengold ist zu teuer und nicht mehr wettbewerbs- fähig. Mit einem Mal drohen die Montanindustrie und mit ihr die wirtschaftliche Basis des Ruhrgebiets wegzubre- 69 verlieren ihre Arbeit. Das Ende jener Ära trifft den Bal- lungsraumchen – das hartgroße – aber Zechensterben schon bald sollbeginnt, eine neue Abertausende beginnen.

Duisburg, Essen, Bochum und Hamm auf andere Stärken: StaubigIm Zuge war des gestern.Strukturwandels Der Ruhrpott besinnt verändert man sich sein zwischen Gesicht, macht sich beständig auf den Weg zum Innovationsmotor, zum Dienstleistungszentrum, zum Standort von Bildung und Kultur.

70 Jahre NRW. Liberale Politik für wirtschaftliche und gesellschaftliche Reformen im Land.

12 13 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1960–1969 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1960–1969

Liberale als gesellschaft- licher Reformmotor

Nach der engagierten Oppositionsarbeit der Jahre 1958 bis 1962 erreichte die FDP bei der Landtagswahl 1962 6,9 Prozent der Stimmen für 14 Mandate und 61 bildete gemeinsam mit der CDU die neue Landesregierung. 66 Innenminister Willi Weyer wirbt am 15. August 1963 auf einer Pressefahrt für Der bisherige Fraktionschef Willi Weyer übernahm das Innenministerium und ein Mindesttempo auf Autobahnen und der Gummersbacher Unternehmensberater Gerhard Kienbaum das Wirt- spricht auf einem Parkplatz mit Fernfah- schaftsministerium. Walter Möller, das „politische Urgestein“ von der Porta rern über seine Pläne. In seiner Amtszeit Westfalica, trat bis zu seinem plötzlichen Tod im September 1969 an die Spitze setzte er die Aufnahme von Verkehrs- der Landtagsfraktion. nachrichten in das Rundfunkprogramm des WDR durch und richtete die ersten 1966 führte die sich bereits Ende der 50er-Jahre abzeichnende strukturelle Wachen der Autobahnpolizei ein. Absatzkrise des Steinkohlebergbaus an Rhein und Ruhr zu Massendemonst- rationen gegen die geplanten Zechenstilllegungen im Land. Die Landtagswahl im Juli 1966 blieb davon nicht unberührt: Die CDU verlor zehn Sitze. Obwohl die FDP hinzugewann und mit 7,5 Prozent der Stimmen 15 Mandate errang, konnte die Koalition ihre Mehrheit mit einem Vorsprung von zwei Mandaten Blick in die FDP-Reihen im Plenarsaal des nur knapp verteidigen. Wahlplakat der FDP NRW zur Ständehauses aus dem Jahr 1961, (v.l.n.r.) Landtagswahl 1966. CDU und Walter Möller, Prof. Dr. , Wenige Monate später trat die FDP im Bund aus der Regierung Erhard aus. FDP konnten ihre Mehrheit Konrad Czapiewski, Fraktionsgeschäfts- In der Folge kam es in Bonn erstmals zur Bildung einer großen Koalition aus knapp verteidigen und setzen führer Walter Mundlof, Ernst Günther CDU/CSU und SPD. Ein politisches Erdbeben, das auch in Düsseldorf zu spü- ihre Koalition fort. Der FDP- Herzberg, Dr. Hermann Kohlhase, Willy ren war: CDU-Ministerpräsident Meyers entließ die FDP-Minister Weyer und Landesvorsitzende Willi Weyer Rasche, Liselotte Funcke. Kienbaum und verhandelte mit der SPD über eine große Koalition am Rhein. blieb Innenminister und Vize- Die FDP-Fraktion reagierte darauf und löste Meyers am 1. Dezember 1966 mit Ministerpräsident. Hilfe eines konstruktiven Misstrauensvotums durch den Sozialdemokraten Heinz Kühn ab. Mit 43 Jahren stirbt Wolfgang Döring, stell­ vertretender FDP-Bundesvorsitzender und In der bis 1980 währenden sozial-liberalen Koalition blieb Willi Weyer Innen- Mitglied des Deutschen Bundestages, in minister. Statt des Wirtschaftsministeriums erhielt die FDP das Bauministeri- der Nacht zum 17. Januar 1963 während um, an dessen Spitze Hermann Kohlhase trat. Nach dem Tod des Fraktionsvor- 62 einer Autofahrt von Bonn nach Düsseldorf. sitzenden Möller übernahm zunächst der Wirtschaftsexperte Dr. Heinz Lange Blick in die Plenarreihen der FDP-­ „Er war mein bester Freund“, schrieb Willi die Führung der Fraktion. Fraktion aus dem Jahr 1962, (v.l.n.r.) Weyer in seinem Nachruf. Prof. Oskar Türk, Karl Schneider, nannte den „Jungtürken“ und langjährigen Die Liberalen brachten eine beachtliche Reformagenda auf den Weg: kom- Walter Möller und Landtagsvizepräsi- Hauptgeschäftsführer der FDP NRW einen munale Neugliederung, Liberalisierung des Strafvollzugs, Ausbau des Hoch- dent Dr. Emil Strodthoff. „Idealisten“, „anständig, fair und loyal“. schulwesens und eine Parlaments- und Wahlrechtsreform, die vom Geist der Bügerbeteiligung durchzogen war. 1968 gelang es durch einen breiten parla- mentarischen „Schulkompromiss“, die Volksschule in Grund- und Hauptschule zu teilen und die Gewichte – auch in der Lehrerausbildung – von der Bekennt- nisschule zugunsten der christlichen Gemeinschaftsschule zu verschieben. In ihrer Fraktionsbilanz Wahlaufruf der FDP NRW zur „Stichworte zur Landes­­ Landtagswahl 1962, bei der politikNordrhein-Westfalen“ es die absolute Mehrheit der stellt die FDP-Fraktion ihren CDU zu brechen galt. Nach Fraktionsvorstand mit der Wahl bildeten CDU und den Mitgliedern der Landes­ FDP die Landesregierung. regierung vor. 14 63 15 Ölkrise und Nachdenken über die Zukunft Halt auf freier Strecke. Dem Fortschritt auf der Spur. 70Als im Herbst 197379 die Autobahnen – wie hier bei Ober- hausen – zu Fuß- und Radwegen werden, haben die Scheichs ihre Finger im Spiel: Die Verknappung der OPEC- Fördermengen stürzt den Westen in seine erste Ölkrise. Der Mineralölpreis klettert um fast 70 Prozent, und in- folgedessen verordnet der Staat vier autofreie Sonntage. Des Bundesbürgers liebstes Kind bleibt in der Garage. Eine unfreiwillige Entschleunigung, die die Menschen ins Grü- - volle Ressourcen auf lange Sicht besser und nachhaltiger nutzenbeln bringt. lassen, Zeit, wie nachzudenken: eine starke Wirtschaft darüber, wieunabhängiger sich wert von fremden Energiequellen werden kann.

70 Jahre NRW. Liberale Politik setzt auf nachhaltiges Wachs- tum als Garant für Wohlstand und soziale Gerechtigkeit.

16 17 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1970–1979 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1970–1979

Innere Reformen und Bildungsexpansion

Die F.D.P. schmückte sich nunmehr bis 2002 im Partei- und Fraktionsnamen in Land und Bund mit drei Punkten. Damit wollten die Liberalen ihr progressi- 70 ves Reformprofil dokumentieren, das immer stärkere Bedeutung erlangte. 75 Die Landtagswahl im Juni 1970 brachte der F.D.P. 5,5 Prozent der Stimmen Als Nachfolger von Willi Weyer im und 11 Sitze. Aus Protest gegen die neue Ostpolitik der Regierung Brandt/ Amt des Innenministers führte der Scheel schieden der aus dem Sudetenland stammende Fraktionsvorsitzen- Düsseldorfer Anwalt Dr. Burkhard de Dr. Heinz Lange und zwei weitere nationalliberale Abgeordnete im Juli Hirsch die Verwaltungsreform fort. 1970 aus der Fraktion aus. Oft genug haben die Freien Demokraten in ihrer Er vollendete sie mit der noch ausste­­­­ Geschichte für ihre Überzeugungen mit ihrer ganzen Existenz gehaftet. So henden Funktionalreform und trieb haben sie zugleich Grundentscheidungen von Land und Republik geprägt. auch den Datenschutz im Polizeige- setz voran. Im Fraktionsvorsitz folgte für das ganze Jahrzehnt der ehemalige Langenfelder 78 Stadtdirektor Hans Koch, dessen Einsatz für die kommunale Neugliederung und für die Weiterentwicklung der nordrhein-westfälischen Gemeindeord- F.D.P.-Landeschef Dr. Horst- ­ nung ebenso markant war wie seine Impulse für die Mittelstandsförderung Ludwig Riemer und Minister­ und die Strukturpolitik. Die sozial-liberale Koalition wurde fortgesetzt. Der präsident Heinz Kühn unter­ Die F.D.P.-Fraktion im Plenum im Juli 1970 in Düsseldorf ansässige und aus Ostpreußen stammende Jurist Dr. Horst- zeichnen 1975 den sozial- mit Fraktionschef Hans Koch, Willi Weyer, Ludwig Riemer übernahm das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und liberalen Koalitionsvertrag. dahinter Eberhard Wilde, Fritz Vogt, Verkehr für die F.D.P. In einer Zeit zunehmender Strukturkrisen, die vor Herbert Neu, Dr. Horst-Ludwig Riemer und allem das Ruhrgebiet hart trafen, setzte er auf die konsequente Stärkung Werner Helbig. mittelständischer Betriebe.

Im Blickpunkt der Landespolitik stand aber vor allem die mit F.D.P.-Innen­ minister Willi Weyer verbundene Verwaltungsreform. Die große kommunale Gebietsreform stellte mit insgesamt 55 Gesetzen von 1966 bis 1975 ein „Jahrhundertwerk“ dar, so Weyer. Von den 2277 Kommunen des Jahres 1968 waren zehn Jahre später noch 396 übrig, davon 23 kreisfreie Städte. In einem Volksbegehren votierten Einige Eingemeindungen lösten heftige Konflikte aus. Mehr als vierzig Jahre im Frühjahr 1978 30 Prozent gegen später hat sich der Mut von damals bestätigt. die „Koop-Schule“, das Prestige­ projekt von Ministerpräsident Kühn. Bei der Landtagswahl 1975 legte die F.D.P. zu und setzte mit 6,7 Prozent der Nach dessen Rücktritt regierte sein Stimmen und 14 Sitzen ihre Koalition mit der SPD fort. Schwerpunkt der Nachfolger weiter Fraktionsarbeit war die Bildungspolitik. In dieser Phase intensiver Bildungs- mit der F.D.P., hier vertreten durch debatten setzte sie hier wichtige Akzente. Unter dem Motto „Chancen- (v.l.n.r.) Hans Koch, Willi Weyer und gleichheit durch bessere Bildungsangebote“ forcierte die Landtagsfraktion Fritz Vogt. den flächendeckenden Ausbau der Schul- und Weiterbildungslandschaft. Dazu zählte neben der Verabschiedung des ersten Weiterbildungsgeset- Das Gesetz der SPD-F.D.P.-Koalition zur zes und einer Gründungswelle neuer Hochschulen auch das gewagte Pro- Einführung der Kooperativen Schule Karikatur von Klaus Pielert (14.12.1973) jekt der sogenannten Kooperativen Schulen, die die Liberalen damals für Wahlplakat der F.D.P. NRW zur löste einen harten schulpolitischen zur umstrittenen Gebietsreform – Die eine pädagogische Innovation hielten. Heute sieht man klarer, dass diese Landtagswahl 1975 mit ihrem Konflikt aus: Hauptschule, Realschule Landespolitik der 70er-Jahre war von der Modelle die großen Erwartungen kaum erfüllen können. Vorsitzenden Dr. Horst-Ludwig und Sekundarstufe I des Gymnasiums Verwaltungsreform geprägt. Ihr Inhalt: Riemer. sollten danach organisatorisch und die Gebietsreform mit kommunaler pädagogisch in „Schulzentren“ zusam- Neugliederung und eine Funktionalreform mengefasst und für alle Schüler der samt Vereinfachung der Verwaltung durch 5. und 6. Klasse gemeinsame „Orientie- Aufgabenverlagerung. rungsstufen“ eingerichtet werden.

18 19 Kollege Computer. Revolution in 80 Bits und Bytes. Neue Wege. Neue Möglichkeiten.

Früher füllten sie ganze Räume – Computer der ersten Generationen89 waren monströse Datenverarbeitungsmaschinen. Erst die Entwicklung des Mikro- chips ebnet den Weg für moderne, leistungsfähige und platzsparende Rechner. Geniale Tüftler wie Bill Gates (Microsoft) und Steve Jobs (Apple) vermark- ten ihre Entwicklungen besonders geschickt. Aber auch in NRW wird an der

Nixdorf den Ruf eines der europaweit innovativsten Computerhersteller. SchrittZukunft für geschraubt Schritt erobert – mit dieseinem neue PaderbornerTechnologie BürosUnternehmen und Werkshallen erlangt Heinz – von den einen wird „Kollege Computer“ noch kritisch beäugt, die anderen erkennen das enorme Potential der bahnbrechenden Technologie für sämtliche Bereiche unseres Lebens.

70 Jahre NRW. Liberale Politik für eine innovative Forschung und Wissenschaft.

20 21 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1980–1989 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1980–1989

Die F.D.P.-Fraktion 1987 im Ständehaus. Opposition gegen die Vorne Fraktionschef Dr. Achim Rohde, Dr. Fritz Schaumann, dahinter Rudolf Wickel, Ruth Witteler-Koch, Marianne Thomann- Fortschrittsverweigerer Stahl, Hagen Tschoeltsch, Hans-Joachim Kuhl, Dr. Andreas Reichel, Friedel Meyer, Wolfram Dorn, Dagmar Larisika-Ulmke, Der langjährige Parlamentarische Geschäftsführer Wolfgang Heinz übernahm Joachim Schultz-Tornau. Nicht im Bild: die Führung der Fraktion zu Beginn des Jahres 1980 – wenige Monate vor Horst-Ludwig Riemer und Michael Ruppert. 80 ihrem Ausscheiden aus dem Landtag. Bei der Landtagswahl im Mai 1980 87 scheitert die F.D.P. mit 4,98 Prozent denkbar knapp an der 5-Prozent-Hürde. Anhaltende und öffentlich ausgetragene Auseinandersetzungen in Partei und Fraktion hatten ihren Anteil an der Wahlniederlage. Eine „Parlamentarische Arbeitsgemeinschaft“ der bisherigen Landtagsabgeordneten füllte vorüber- gehend die Lücke der parlamentarischen F.D.P.-Fraktion.

Die „Bonner Wende“ – der Koalitionswechsel der F.D.P. zur CDU auf Bundes- ebene – vertiefte die Krise der nordrhein-westfälischen Liberalen. Dank eines innerparteilichen Schulterschlusses Ende 1984, der Aktivitäten von F.D.P.- Freundeskreisen und der Aufstellung einer gleichermaßen profilierten wie Wahlplakat der F.D.P. NRW zur ausgewogenen Landesreserveliste zur Landtagswahl gelang es, den Grund- Landtagswahl 1985. Spitzen­ stein für einen erfolgreichen Wiedereinzug in den NRW-Landtag zu legen. kandidat Dr. Achim Rohde über- Mit dem früheren Düsseldorfer Regierungspräsidenten Dr. Achim Rohde und nahm nach dem Wieder­einzug einem dynamischen Wahlkampf unter dem Motto: „Sag JA!“ erzielte die F.D.P. auch den Vorsitz der neuen im Mai 1985 6 Prozent der Stimmen und 14 Landtagsmandate. F.D.P.-Fraktion.

Im Wettbewerb mit der allein regierenden SPD unter Ministerpräsident Johan- nes Rau und der seit fast zwei Jahrzehnten in der Opposition verharrenden CDU brachte die F.D.P.-Fraktion frischen Wind ins Landesparlament. Ihre auf Modernisierung des Landes gerichteten Wahlkampfthemen setzte sie in eine Vielzahl parlamentarischer Gesetzesinitiativen, Anfragen und Anträge um. Wahlplakat der F.D.P. NRW zur Landtags- Mit kreativen Aktionen ging sie immer wieder gegen den Allmachtsanspruch wahl 1980, (v.l.n.r.) F.D.P.-Landeschef und der SPD an. Besonderen Wert legten die Liberalen auf die „Verwirklichung Die F.D.P.-Fraktion kehrt 1985 mit Landesinnenminister Dr. Burkhard Hirsch, der Chancengleichheit zwischen privaten Rundfunkanbietern und dem WDR“ 14 Abgeordneten zurück in den NRW- Bundesinnenminister Gerhart R. Baum, (Gesetzesinitiative vom Januar 1986) – ein landespolitisches Zukunftsthema. Landtag und entert die parlamentarische F.D.P.-Chef und Bundesaußenminister Bühne. Die Collage zeigt Abgeordnete Hans-Dietrich Genscher, Wolfgang Heinz, Für den im Mai 1988 ins Bonner Bildungsministerium wechselnden Parla- 85 und Mitarbeiter der Fraktion. Vorsitzender der F.D.P.-Landtagsfraktion, mentarischen Geschäftsführer Dr. Fritz Schaumann rückte der aus Oberhau- Landeswirtschaftsministerin Liselotte sen stammende Richter Heinz Lanfermann in das Hohe Haus, das im Oktober Funcke, Bundeswirtschaftsminister Otto 1988 sein neues Parlamentsgebäude am Rhein bezog. Lanfermann übernahm Graf Lambsdorff. von Dezember 1988 bis März 1990 den Vorsitz im Untersuchungsausschuss zum Gladbecker Geiseldrama. Am 16. August 1988 überfielen zwei Männer eine Bank in Gladbeck, nahmen Geiseln und fuhren schwer bewaffnet durch die Bundesrepu­blik. Bei der Verfolgung kam es zu Motiv einer Pannen. Drei Menschen starben. Postkarten­ Der F.D.P.-Abgeordnete Lanfermann serie der saß dem Untersuchungsausschuss F.D.P.-Land- zum Gladbecker Geiseldrama vor – tagsfraktion gegen den Widerstand der allein von 1985. regierenden SPD.

22 23 Vom Bonn nach Berlin 9. November 1989. Nach vierzig Jahren deutscher Tei- lung geschieht das Unvorstellbare – die Mauer fällt. - bruchs wird das verpackte Berliner Reichstagsgebäude. ChristoDeutschl undand istJeanne-Claude wieder vereint. hüllen Zum den Symbol Schicksalsort des Auf Das Große packen. deutscher Geschichte in gigantische Gewebebahnen. - gen Spektakels. Mit dem beschlossenen Berlin/Bonn- MillionenGesetz hat staunendie Hauptstadt und werden Bonn Zeugeausgedient. des einzigartiNach und nach ziehen der und die Ministerien an die Spree. Eine neue Ära beginnt. Eine Epoche der Her­ Ein Land mit ausforderungen für das wiedervereinte Deutschland. Im Land, auf dem Kontinent und – weltweit.

90 70 Jahre NRW. Liberale Politik für eine weltoffene Visionen. 99 Gesellschaft und kulturelle Vielfalt.

24 25 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1990–1999 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 1990–1999

Zum 25-jährigen Regierungs­ jubiläum der SPD veröffent- Liberale gegen Stagnation, licht die F.D.P.-Landtags- fraktion im Dezember 1991 das „NRW-Filztuch“, das die Filz und Vollkaskostaat Parteibuchwirtschaft der SPD veranschaulicht. Das politische Interesse galt zu Beginn der 90er-Jahre weithin der seit Herbst 1989 beschleunigten demokratischen Wende in der DDR. Im Windschatten 90 dieser Großwetterlage führte die SPD einen nahezu unpolitischen, allein auf 98 die Person Johannes Rau zugeschnittenen Wahlkampf, der ihr erneut die absolute Mehrheit der Stimmen einbrachte. Mit einer klaren landespoliti- schen Agenda zog die F.D.P. im Frühjahr 1990 in den Wahlkampf und blieb mit 5,8 Prozent der Stimmen und unverändert 14 Mandaten unter ihren Erwartungen.

Im Vier-Parteien-Parlament (neu: die grüne Fraktion) konzentrierten sich die freidemokratischen Abgeordneten auf die landespolitischen Kernfragen: Zukunft der Montanregion, Reform der Gemeindeordnung, Sanierung der Landesfinanzen und Modernisierung des Wirtschafts-, Bildungs- und Wis- senschaftsstandortes insgesamt.

Zum 25-jährigen Regierungsjubiläum der NRW-SPD Ende 1991 überreich- Blick in die Reihen der CDU- und der te die F.D.P.-Landtagsfraktion den Gästen der SPD-Feier ein rotes „Original Postkartenserie der F.D.P. F.D.P.-Fraktion von 1990 während einer NRW-Filztuch“ mit der Auflistung zentraler öffentlich-rechtlicher Schlüs- von 1998. Die F.D.P. doku- Plenarsitzung im neuen Landtagsgebäude, selfunktionen auf Landesebene – besetzt mit SPD-Mitgliedern. Einen poli- mentiert ihr Selbstver- das im Oktober 1988 bezogen wurde. tischen Erfolg gegen die übermächtige SPD bildete die Durchsetzung der ständnis als Alternative zu In der ersten Reihe (v.l.n.r.) Fraktionschef Forderung nach Urwahl der Bürgermeister mittels eines Volksbegehrens zur Rot-Grün. Dr. Achim Rohde, Hagen Tschoeltsch, Reform der Gemeindeordnung. dahinter Marianne Thomann-Stahl, Hans- Joachim Kuhl, Michael Ruppert, Wolfram Parallel zu der spätestens mit dem schlechten Abschneiden bei der Bundes- Dorn, Ruth Witteler-Koch, Dagmar tagswahl 1994 manifest werdenden Krise der Bundes-F.D.P. schlitterte die Larisika-Ulmke, Joachim Schultz-Tornau, NRW-F.D.P. in eine Führungskrise um ihren Landesvorsitzenden und lang- nicht im Bild Heinz Lanfermann, Friedel jährigen Bundesminister Jürgen Möllemann. Der ostwestfälische Landtags- Meyer, Dr. Andreas Reichel, Dr. Horst- abgeordnete Joachim Schultz-Tornau übernahm schließlich im Dezember Ludwig Riemer, Rudolf Wickel. 1994 den F.D.P.-Landesvorsitz. Bei der folgenden Landtagswahl machte die 94 95 F.D.P. erneut die Erfahrung, dass sich innerparteiliche Machtkämpfe nicht Broschüre der F.D.P. NRW von Kandidatenfolder der F.D.P. NRW auszahlen – im Gegenteil. Mit ihrem historisch schlechtesten Ergebnis von 1994 für eine bessere Innen- zur Landtagswahl 1995 mit dem 4 Prozent der Stimmen schieden die Liberalen im Mai 1995 zum zweiten stadtmobilität und gegen die F.D.P.-Landesvorsitzenden Joachim Mal aus dem Landtag aus. autofeindliche Staupolitik. Schultz-Tornau und dem Wahl­ kampf-Slogan „Platz für die Mitte“. Der 1994 gestürzte Jürgen Möllemann kehrte nach nur anderthalb Jahren mit dem Versprechen, die Liberalen im Jahr 2000 als Spitzen­kandidat wie- der in den Landtag zu führen, an die Spitze des Landesverbandes zurück. Die außerparlamentarische F.D.P. liegt Ende 1999 rief er die sogenannte „Werkstatt 8“ als kleines, professionelles ein halbes Jahr vor der Landtagswahl in Wahlkampfteam ins Leben und gab damit medienwirksam das Wahlziel für Meinungsumfragen bei 3 Prozent. Ihr die bevorstehende Landtagswahl aus. In Meinungsumfragen lag die F.D.P. im Landesvorsitzender Jürgen Möllemann Dezember 1999 bei 3 Prozent. ruft im Dezember 1999 die „Werkstatt 8“ ins Leben und gibt damit ein Wahlziel von 8 Prozent vor. Startschuss für einen pro- vokativen und erfolgreichen Wahlkampf. Das Bild zeigt das Plenum des Landes­ parteitages im März 2000.

26 27 00 Der Euro kommt. Europa wird groß. Zusammenwachsen. Zusammen wachsen.

Neujahr 2002. Der Abschied von der D-Mark fällt den Menschen im Lande nicht leicht, steht die verlässliche Währung doch für das Wirtschaftswunder der frühen Jahre und für Stabilität in den Jahr- zehnten danach. Doch bei aller Nostalgie und Kritik von Seiten der „Teuro“-Skeptiker: Mit dem Euro als Gemeinschaftswährung startet das „Projekt Europa“ in seine nächste, vielversprechende Phase. Der gemeinsame Markt von 300 Millionen Bürgern soll zusammen- 05 wachsen – zu einer leistungsfähigen Volkswirtschaft. Dabei geht es um mehr als eine wirtschaftspolitische Entscheidung. Es geht ums Ganze. Hans-Dietrich Genscher: „Die Vollendung der Währungsunion ist deshalb auch die Antwort Europas auf die Herausforderungen des

neuen globalen Zeitalters.“ 70 Jahre NRW. Liberale Politik für Nordrhein-Westfalen als Teil der Friedens- und Wirtschaftsunion Europa.

28 29 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 2000–2005 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 2000–2005

Der nordrhein-westfälische F.D.P.-Vorsitzende Jürgen Mit Mut und Tempo für Möllemann schwört die Dele- gierten des Landesparteitages am 25. März 2000 in Essen auf mehr Markt und Leistung das Wahlziel von 8 Prozent ein. Mit 91 Prozent der Stimmen „NRW braucht Tempo“ – mit einer auf die Kernthemen Bildung und Ver- wurde Möllemann erneut zum kehr zugeschnittenen Kampagne gelang der F.D.P. in NRW bei der Landtags- Landesvorsitzenden gewählt. 00 wahl im Mai 2000 der Wiedereinzug in den Landtag. Mit einem sensatio- Werbemittel der F.D.P. NRW zur nellen Ergebnis von 9,8 Prozent der Stimmen konnten 24 Liberale in den Landtagswahl 2000. Landtag einziehen. Ein veritables Medienereignis. Der Landesvorsitzende Jürgen Möllemann wechselte aus dem Bundestag ins Landesparlament und übernahm den Vorsitz der Landtagsfraktion. Mit Marianne Thomann-Stahl Die Titelseite der „taz“ am Tag wurde eine von ihnen Parlamentarische Geschäftsführerin. Der bisherige nach der Landtagswahl 2000. Richter Jan Söffing aus Mettmann wurde Landtagsvizepräsident. Mit ihrem Wahlergebnis von 9,8 Prozent der Stimmen Die neue Fraktion legte nach Bildung der rot-grünen Koalition eine alterna- gelingt der NRW-F.D.P. eine tive Regierungserklärung unter dem Motto „Weniger Staat – mehr privat“ Sensation. vor. Dieses neue Acht-Punkte-Programm enthielt richtungsweisende Forde- rungen zur Bildungs- und Hochschulpolitik, zum konsequenten Bürokratie- abbau und zur Mittelstandsförderung, für mehr Mobilität ebenso wie für eine größere innere Sicherheit. Nach zwei Jahren dynamischer Oppositions- politik zog Fraktionschef Möllemann in einer Fraktionspublikation eine erste erfolgreiche Zwischenbilanz. Beflügelt vom Wahlerfolg in NRW, empfiehlt Jürgen Kurz danach trat der Deutsch-Syrer Jamal Karsli aus Sympathie für Mölle- Möllemann der Bundespartei manns Kritik an der Palästinenser-Politik der israelischen Regierung von der die erfolgreiche Strategie für Landtagsfraktion der Grünen zur FDP-Fraktion über. Die sich daran anschlie- die Bundestagswahl 2002 ßende „Antisemitismus-Debatte“ mitsamt heftiger innerparteilicher Aus- und etabliert das „Projekt einandersetzungen, zuletzt um einen von Möllemann geheim in Auftrag 18“ im Bund. Im September Kampagnenmotiv zur Landtagswahl gegebenen und widerrechtlich finanzierten Flyer zur Nahostpolitik, führte 2000 stellt er das „Projekt 2000. Mit frechen Sprüchen werden im Herbst 2002 zu seinem Rücktritt als Fraktionsvorsitzender. Nach seinem 18“ in einer Pressekonferenz die Themen Bildung, Verkehrsstaus, Austritt aus der FDP und dem damit verbundenen Verlust der Fraktionszu- im Berliner Thomas-Dehler- Bürokratie und Sicherheit in den gehörigkeit kam Jürgen Möllemann am 5. Juni 2003 bei einem Fallschirm- Haus vor. Vordergrund gestellt. sprung ums Leben.

Der ehemalige Euskirchener Oberkreisdirektor Dr. Ingo Wolf führte die 03 Am Tag der konstituierenden Landtagssit- FDP-Fraktion von Oktober 2003 bis zur Landtagswahl 2005. In dieser Zeit Eine Eilmeldung zung kommt die neue F.D.P.-Fraktionvor fiel die FDP durch Initiativen zur Privatisierung in NRW, zur Polizeireform der Nachrich- dem Landtag zum Gruppenfoto zusammen, und zur stärkeren Nutzung der Bio- und Gentechnik sowie zum Ausbau tenagentur dpa (v.l.n.r.) Horst Engel, Dr. Ingo Wolf, Brigitte der Landesstraßen auf. Mit besonderer ordnungspolitischer Beharrlichkeit macht den Tod Capune-Kitka, Karl Peter Brendel, Christof attackierten die Liberalen zudem die rot-grüne Energiepolitik in den von Jürgen Mölle- Rasche, Ingrid Pieper-von Heiden, Joachim den Regierungsparteien gepflegten Subventionsfeldern Steinkohlebergbau manns öffentlich Schultz-Tornau, Dr. Ute Dreckmann, und Windenergie sowie den rasanten leistungsfeindlichen Qualitätsabbau bekannt. Am 5. Dr. Robert Orth, Jürgen Möllemann, Felix im Bildungsbereich, der NRW einen bundesweiten Abstiegsplatz bei den Juni 2003 kommt Becker, Holger Ellerbrock, Dr. Jana Pavlik, PISA-Studien einbrachte. Leistungsorientierte Reformpolitik wurde damit Jürgen Mölle- Marianne Thomann-Stahl, Dr. Stefan Rom­ zur greifbar nahen Ablöseperspektive für rot-grünen Stillstand und Mangel­ mann bei einem berg, Dr. Stefan Grüll, Christian Lindner, verwaltung. Fallschirmsprung Dr. Gerhard Papke, Dietmar Brockes, ums Leben. Prof. Dr. Friedrich Wilke, Jan Söffing, Ralf Witzel. Nicht im Bild: Angela Freimuth, Dr. Jens Jordan.

30 31 Neue Technik. Neue Möglichkeiten. Gefällt mir. Die Digitalisierung 05 der Welt.

Das Smartphone immer zur Hand, Tablet und PC immer in Reich- weite – unser analoges Leben organisieren wir zusehends digital. An die 20 Milliarden Geräte und Maschinen sind im World Wide Web vernetzt – wir kommunizieren mit Freunden, informieren uns, suchen, kaufen und buchen online alles, was uns lieb und teuer ist. Die Digitalisierung eröffnet ungeahnte Chancen. Was die individu- elle Freiheit, Innovationen, wirtschaftliche Wertschöpfung und ge- sellschaftlichen Fortschritt betrifft. Im Grunde unser ganzes Leben. Umso entscheidender, dass die Rahmenbedingungen stimmen – eine leistungsfähige Infrastruktur, Fairness und Wettbewerb im Netz und ein zeitgemäßer Datenschutz.

70 Jahre NRW. Liberale Politik für Innovationen und technischen 10 Fortschritt als nachhaltige Wachstumsquellen.

32 33 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 2005–2010 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 2005–2010

Innovationsminister Prof. Dr. Liberale Regierungspolitik Andreas Pinkwart bei der Eröffnung eines Forschungs- institutes an der Universität für „Das neue NRW“ Bielefeld. In seine Regierungs- zeit fallen die Ansiedlung von 21 neuen Spitzenforschungs- Die FDP zog zu Beginn des Jahres 2005 unter dem Leitmotiv „Das neue NRW“ instituten, die Gründung von und mit dem Dreiklang „Neue Jobs, starke Innovation, schlaue Kinder“ auf vier neuen Fachhochschulen, 05 knallgelben Plakaten in den Landtagswahlkampf. Bei der Landtagswahl am 09 eine Steigerung der Innovati- 22. Mai 2005 erhielt die FDP mit 6,2 Prozent der Stimmen 12 Mandate. Der onsförderung um 25 Prozent historische Machtwechsel an Rhein und Ruhr war perfekt. Er löste noch am und eine Verdopplung der Wahlabend Neuwahlen im Bund aus. Zur Feier ihres 60-jährigen Beste­ Neuansiedlungen ausländi- hens kehren auch ehemalige scher Unternehmen. Nach zielstrebig vorangetriebenen Koalitionsverhandlungen wurde bereits im Abgeordnete der Landtagsfraktion Juni die neue Regierung aus CDU und FDP unter Ministerpräsident Dr. Jürgen in den NRW-Landtag zurück. Rüttgers gebildet. Für die FDP traten der Hochschullehrer Prof. Dr. Andreas Pinkwart als Innovationsminister (und stellvertretender Ministerpräsident) sowie Spitzenkandidat Dr. Ingo Wolf als Innenminister in das Kabinett ein. An Innovationsminister Pinkwart sucht im die Spitze der FDP-Landtagsfraktion wurde ihr bisheriger wirtschaftspolitischer Audimax der Universität Duisburg- Sprecher Dr. Gerhard Papke gewählt. Sein Parlamentarischer Geschäftsführer Essen das Gespräch mit Studierenden. wurde der Essener Bildungsexperte Ralf Witzel. Das Amt der Landtagsvizeprä- Von 2005 bis 2010 ist die Zahl der sidentin übernahm die Haushalts- und Kulturexpertin Angela Freimuth. Studienanfänger um 20 Prozent, die Zahl der Absolventen um 30 Prozent Als Reformmotor innerhalb der Koalition der Erneuerung setzte die FDP-Land- gestiegen. Ein Stipendiensystem tagsfraktion trotz eines von Rot-Grün hinterlassenen gigantischen Schulden- för­dert Studierende. Das sozialverträg- Wahlplakat der FDP NRW berges von 113 Milliarden Euro eine sichtbare Veränderungsdynamik in NRW liche Studienbeitragsgesetz sichert den zur Landtagswahl 2005 mit in Gang. Diese war darauf ausgerichtet, marktwirtschaftliche Modernisierung Hochschulen jährlich 280 Millionen ihrem Spitzenkandidaten und mehr Freiheit für den Einzelnen mit sozialer Sensibilität zu verbinden. Die Euro zur Verbesserung von Studium Dr. Ingo Wolf. wirtschaftliche Betätigung der öffentlichen Hand wurde zugunsten mittelstän- und Lehre. discher Betriebe deutlich eingeschränkt. Die staatliche Wohnungsgesellschaft 07 LEG wurde bei umfassendem Mieterschutz erfolgreich privatisiert. Unmittel- bar nach Amtsantritt der neuen Regierung wurden die ersten von insgesamt 8124 zusätzlichen Lehrern eingestellt. Das deutschlandweit wegweisende Innenminister Dr. Ingo Wolf im Hochschulfreiheitsgesetz zielte auf eine grundlegende Reform der Hochschul- Gespräch mit Polizisten. Unter landschaft in NRW und ermöglichte den Universitäten mehr Selbstverantwor- dem Motto „Mehr fahnden statt tung für Finanzen, Personal und Organisation. verwalten“ hat er deutlich mehr Personal für Polizei und Justiz Bahnbrechend war der von der FDP durchgesetzte Jahrhundertbeschluss, den geschaffen und mit dem liberals- subventionierten Steinkohlebergbau auslaufen zu lassen. Mit dem Leitbild des ten Polizeigesetz Deutschlands neuen Polizeigesetzes „Mehr fahnden, weniger verwalten“ wurde die innere Handlungs- und Rechtssicherheit Sicherheit ohne eine Gesetzesverschärfung erhöht. Im Rahmen der Funktio- für die Beamten erreicht. nalreform wurde durch die Auflösung von 138 der ehemals 1000 Behörden Am 20. Juni 2005 unterschreiben der und Einrichtungen des Landes ein wesentlicher Beitrag zur Haushaltskonsoli- Im Februar 2007 können der FDP-Chef Wahlplakat der FDP NRW zur CDU-Vorsitzende und designierte NRW- dierung erbracht. Die Sanierung des Landeshaushalts ist für die FDP-Landtags- Prof. Dr. Andreas Pinkwart und Frakti- Land­tagswahl 2010 mit ihrem Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers fraktion nicht nur stets ein Gebot ökonomischer Vernunft, sondern auch eine onsvorsitzender Dr. Gerhard Papke einen Spitzenkandidaten Prof. Dr. und der FDP-Vorsitzende und künftige Frage der Generationengerechtigkeit. Im Rahmen der Haushaltsberatungen bahnbrechenden Jahrhundertbeschluss Andreas Pinkwart. stellvertretende Ministerpräsident Prof. 2006 hat die FDP dennoch dafür gesorgt, dass rund 260 Millionen Euro zuguns- verkünden: Mit dem Jahr 2014 beendet Dr. Andreas Pinkwart den schwarz-gelben ten von Kindern und Jugendlichen zusätzlich mobilisiert wurden. Nordrhein-Westfalen die Subventio­ Koalitionsvertrag. nierung des Steinkohleabbaus. Diese Im Mittelpunkt des liberalen Regierungshandelns stand stets das Ziel, NRW Entscheidung ist unumkehrbar, denn die zum Aufsteigerland zu machen und die Aufholjagd gegenüber anderen Bun- Revisionsklausel gilt nicht für Nordrhein- desländern auf allen Politikfeldern Schritt für Schritt fortzusetzen. Westfalen.

34 35 Verantwortung und Integration Neue Heimat, fern der Heimat. Perspektiven 10 16 schaffen.

Plötzlich scheint die Welt aus den Fugen. Kon- - schen auf der Flucht vor Krieg, Terror und Verfol- gung.fliktherde, Auch wohin NRW mansteht blickt. wie ganz Und Deutschland Millionen Men als

einer ganz neuen Dimension. Jeder Einzelne ist gefordert,Zuwanderungsland unsere Solidarität, vor Herausforderungen unsere Eigeninitia in- tive. Gerade in der Flüchtlingsfrage zeigt sich, was bürgerliches Engagement bewegen kann. Wie vor Ort, in Schulen und öffentlichen Einrichtungen die Basis für ein friedliches Miteinander geschaffen wird. Aber Solidariät und Integration brauchen auch klare Regeln des liberalen Rechtsstaats.

70 Jahre NRW. Liberale Politik für eine europäische Flüchtlingspolitik und Integration.

36 37 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 2010–2016 70 Jahre NRW – Die FDP-Landtagsfraktion 2010–2016

Konsequente Opposition gegen rot-grüne 11 Stillstands-Politik 12 15 Bei der Landtagswahl im Mai 2010 gewann die FDP hinzu, erreichte 6,7 Pro- Mit einer Schuldenuhr prangert die „MegaBits. MegaHerz. MegaSt­ ark.“ – zent und 13 Sitze. Die deutlichen Verluste des Koalitionspartners CDU konnten FDP-Fraktion seit Dezember 2012 die „Mega enttäuschend“ nennt Christian die Liberalen aber nicht ausgleichen. Eine rot-grüne Minderheitenregierung anhaltende Verschuldungspolitik der Lindner die Regierungserklärung der wurde gebildet – unter Beteiligung der Linken –, die gleich einen Nachtrags- rot-grünen Landesregierung an. Minis­ terpräsidentin zum digitalen haushalt mit der höchsten Neuverschuldung der Landesgeschichte verab- Wandel. Ein Zwischenruf gibt ihm schiedete. Schnell stellte die neue Regierung die Weichen in Richtung büro- die Steilvorlage zu einem leiden- kratischer Staatswirtschaft und Einheitsschule und entwertete damit wichtige schaftlichen Plädoyer für eine neue Reformwerke der Vorgängerregierung. Gründerkultur.

Im März 2011 wurde die liberale Linie seriöser Haushaltspolitik und gesun- der Staatsfinanzen durch den Verfassungsgerichtshof in Münster bestätigt, Im März 2011 erklärt der Verfassungs- der einer Klage von FDP und CDU stattgab und den rot-grünen Etat mit einer Mit ihrem geschlossenen „Nein“ gerichtshof in Münster den rot-grünen Rekordverschuldung von 7,1 Milliarden Euro für verfassungswidrig erklärte. zum Landeshaushalt hat die FDP der Nachtragshaushalt für 2010 für verfas- Oppositi­ on zu einer Mehrheit gegen sungswidrig und gibt damit einer Klage Ihre verantwortungsvolle Rolle als Oppositionskraft in Zeiten einer Minder- die rot-grüne Minderheitenregie- der Landtagsfraktionen von FDP und heitenregierung stellte die FDP unter der Führung des Fraktionsvorsitzenden rung verholfen. Am 14. März 2012 CDU statt. Die Fraktionsvorsitzenden Dr. Gerhard Papke unter Beweis. Sie lehnte einerseits den von CDU, SPD und stimmten die Abge­ordneten dann Dr. Gerhard Papke und Karl-Josef Laumann Grünen getragenen Schulkonsens als Bedrohung für das vielfältige, bega- per Handzeichen einstimmig für die Im Oktober 2012 besucht der lang­ begrüßen das Urteil. bungsgerechte Schulwesen ab. Andererseits machte die FDP-Fraktion den vorzeitige Auflösung des Landtags jährige Bundesaußenminister und kommunalen Stärkungspakt möglich, der notleidenden Kommunen unter har- und machten so den Weg für Neu­­­ FDP-Ehrenvorsitzende Hans-Dietrich ten Sparauflagen Konsolidierungshilfen gewährte. wahlen frei. Genscher die FDP-Fraktion.

Mit ihrem geschlossenen Nein zum Schuldenhaushalt brachte die FDP am 14. März 2012 die rot-grüne Minderheitenregierung zu Fall, was zur vorzeiti- Bundesaußenminister gen Auflösung des Landtags führte. Unter dem Motto „Lieber neue Wahlen als Dr. neue Schulden“ konnte die FDP mit ihrem Spitzenkandidaten Christian Lindner ist im Juli 2013 Ehren- innerhalb von zwei Monaten von 2 Prozent in den Umfragen auf schließlich gast beim Sommerfest 8,6 Prozent der Stimmen und 22 Sitze zulegen. Lindner wurde neuer Fraktions- der FDP-Landtagsfrak- vorsitzender, Christof Rasche sein Parlamentarischer Geschäftsführer, und Dr. tion. Gerhard Papke übernahm das Amt des Vizepräsidenten des Landtags.

Die FDP treibt seitdem die rot-grüne Landesregierung vor sich her, fordert etwa Nach langen Verhandlungen mit Rot-Grün ein Innovationspaket für Bildung und Mobilität. „NRW muss raus aus der Sta- hat die FDP im November 2011 den gnation. Wenn die Wirtschaft nicht wächst, ist das schlecht für die Menschen. „Stärkungspakt Stadtfinanzen“ möglich Deutschland braucht ein starkes Nordrhein-Westfalen – als Impulsgeber für gemacht. Damit soll finanzschwachen Innovationen, Wachstum und sichere Arbeitsplätze.“, so der Fraktionsvorsit- Mit 99 Prozent wird Christian Lindner NRW braucht einen Bildungssprung. Kommunen unmittelbar geholfen werden. zende Lindner 2016. Ein Jahr zuvor nutzte der frühere Start-up-Unternehmer auf einer Landeswahlversammlung in Dabei spielt die digitale Bildung Die Fraktionsvorsitzenden von Grünen, einen „dämlichen Zwischenruf“ im Rahmen der zentralen „Digitalisierungs“- Duisburg zum Spitzenkandidaten der eine besondere Rolle. Unter der SPD und FDP, (v.l.n.r.) Reiner Priggen, Debatte im Landtag als Steilvorlage für ein leidenschaftliches Plädoyer zur defi- FDP NRW gewählt. Ein außerordent- Überschrift „bildungssprung.nrw“ Norbert Römer und Dr. Gerhard Papke, zitären Gründerkultur in NRW. Seine „Wutrede“ wird zum Youtube-Hit. licher Landesparteitag wählt Lindner startet die FDP-Land­tagsfraktion im erläutern die Entscheidung vor Journa- am 6. Mai zum Landesvorsitzenden. Januar 2016 eine Maßnahmenk­ ette listen. „Lieber neue Wahlen als neue Schul- für NRW als Standort für die beste den“ wird zum Wahlkampfmotto. Bil­dung der Welt.

38 39 „NRW muss raus aus der Stagnation – ein Land der Chancen und des

Fortschritts für alle werden.“ Christian Lindner #nrwupdate

Sieben Jahrzehnte NRW heißt auch: Nach vorne schauen, auf Reformen setzen, auf Fortschritt und Veränderung, an neuen Chancen arbeiten. Nord- rhein-Westfalen muss raus aus der Stagnation, Die Zukunft unseres Landes. Liberale Politik für ein starkes NRW. #nrwupdate denn es soll eines der modernsten Länder werden, seinen Kindern die weltbeste Bildung bieten und die Menschen ermuntern, hier zu forschen, zu grün- den und zu investieren.

40 41 70 Jahre NRW – Interview 70 Jahre NRW – Interview

Im Gespräch mit Burkhard Hirsch und Christian Lindner

Lieber Herr Hirsch, vor 70 Jahren seien Sie sind wir für Soziale Marktwirtschaft, für Arbeitsplätze und weniger Investitionen in datenspeicherung klagen. Und dennoch sehe der Behörden, sondern über ihre tatsächli- „sehr links und sozialliberal“ gewesen. Das erfüllend: die Hoheit über die eigene Biogra- Rechtsstaat und für die Bürgergesellschaft – Bildung und Forschung oder die Infrastruk- ich in der Digitalisierung vor allem neue chen Möglichkeiten. Die neue Sicherheitslage eigenverantwortlich leben. Ich finde das so sagen Sie von sich selbst. In NRW war die denn das sind die Freiheitsordnungen, die tur. Die Pendler erleben ja jeden Tag ganz Möglichkeiten: für Selbstständigkeit, für freies muss Anlass für eine personelle Stärkung FDP der Gründerjahre alles andere als links. Deshalb sollte Politik nicht bevormunden, Selbstbestimmung ermöglichen. Arbeiten zu Hause oder im Büro. Sie erlaubt und technische Modernisierung der Länder­ fie zu haben. Daher wünsche ich das anderen. Warum haben Sie sich dennoch für die Freien sondern ermöglichen. zu leben. NRW muss raus aus dieser rot- uns einen Schub an Produktivität, die wir polizei sein. Insbesondere im Onlinebereich konkret, was es heißt, im Stauland Nummer 1 Demokraten entschieden? Wo sehen Sie da gegenwärtig Defizite? grünen Stagnation. Die besten Tage unseres brauchen, um unseren Wohlstand zu sichern. Woran müssen die Freien Demokraten heute Landes liegen noch vor uns, wenn die Politik Die Digitalisierung ist eine Chance, die wir gibt es Defizite. Warum werden 1600 neue Hirsch: Ich bin 1948 in der Liberal- arbeiten? Lindner: die Menschen nicht mit Bürokratie lähmt und gestalten können und auf keinen Fall verpas- eingestellt, aber unsere Polizisten schieben Zöllner für die Mindestlohn-Kontrolle Demokratischen Partei beigetreten. Als ich Einzelne klein gemacht wird: bürokratisiert, abkassiert, sondern in Bildung und Glasfaser sen dürfen. Überstunden ohne Ende? Wir müssen Polizei Wir leben in einer Zeit, in der der nach Westdeutschland kam, war für mich Hirsch: An einer liberalen Gesellschaft. Eine bevormundet und abkassiert. Wir wollen investiert. und Verfassungsschutz stärken. Jeder Bürger klar, dass ich in die FDP gehen würde. Die Gesellschaft, in der man seine Fähigkeiten dafür sorgen, dass das Individuum groß ge- Ist die Freiheit der Gedanken in diesen Tagen muss in jeder Ecke unseres Landes sich SPD, die sich gerade in der Sowjetischen entfalten kann. In der man selbst entscheiden macht wird und nicht der Staat. Der Schlüssel Hirsch: Digitalisierung ist ein gutes Stichwort. nicht vielleicht ein Luxus, der mit einer wach- sicher fühlen können. Besatzungszone mit den Kommunisten kann, was man machen will, was man denken dazu ist die bestmögliche Bildung für jeden. Wir müssen ihre guten Seiten nutzen. Aber senden Terrorgefahr nicht vereinbar ist? zusammengeschlossen hatte, kam für mich und lernen möchte. Außerdem muss man Eine gute Bildungspolitik schafft mehr Chan- die Digitalisierung hat ein Janusgesicht und nicht infrage. Eine Partei ist immer ein Kom- begreifen, dass unsere Gesellschaft keine cen, als es eine Umverteilung jemals könnte. ein Maß der Überwachung und Kontrolle er- Hirsch: Nein. „Sicherheit ist kein Selbstzweck, promiss. Ich wollte die Wiedervereinigung Horde von „Robinsonen“ ist. Wir haben möglicht, das man vor Jahren für unmöglich sondern dient zur Bewahrung der Freiheit. und eine freie Gesellschaft mit sozialer Ver- eine soziale Verantwortung auch gegenüber gehalten hätte. Beispiele sind die Vorrats- Deshalb darf man nicht um der Sicher- Es wird Zeit für neue Prioritäten! antwortung. Also habe ich meine Positionen denen, die sich nicht durchsetzen. Eine libe- Welche Herausforderungen sehen Sie noch? datenspeicherung oder die Möglichkeiten heit willen die Freiheit abschaffen“, sagte in die FDP eingebracht. rale Gesellschaft ohne soziale Verantw­ ortung des Bundeskriminalamtes, in einen privaten Wilhelm von Humboldt einst. Recht hat er. ist mörderisch – was die Liberalen nicht Lindner: Beispiel NRW: Die Politik der Computer einzudringen. Mein Computer ist Aber ich habe das Gefühl, dass das deutsche Burkhard Hirsch kam in den Gründerjahren immer so gesehen haben. Landesregierung kostet Chancen – statt neue mein privates Gehirn. Doch wie kommt der Parlament das nicht kapiert. Dabei hat der der Bundesrepublik zur FDP, Sie nach der - Staat dazu, in mein Gehirn reinzugucken? Gesetzgeber eine große Aufgabe und muss Wiedervereinigung. Was hat Sie zu den Freien Wie beschreiben Sie Ihr Gesellschaftsbild? Wir bewegen uns allmählich so weit in das Gesetze machen mit Achtung vor unserer zu schaffen. In Zeiten höchster Steuereinnah Demokraten geführt, Herr Lindner? die Regierung noch immer so hohe Schulden Vorfeld der Überwachung, dass wir uns fra- Verfassung und den Grundrechten. men und künstlich niedriger Zinsen macht Lindner: Optimistisch und menschenfreund- wie kein anderes Bundesland. Gleichzeitig gen: Sind eigentlich die Gedanken noch frei? Lindner: Die Liberalen haben von Anfang an wird durch ständig neue Gesetze, Vorschrif- Lindner: Wir brauchen eine neue Wehrhaftig- der einzelne Mensch. Wir wollen dem Einzel- ten und Bürokratie das Wachstum abge- Lindner: Eine berechtigte Sorge. Deshalb bin keit unseres liberalen Rechtsstaats. Der Staat lich. Im Zentrum unserer liberalen Idee steht Ich bin mit 18 daheim ausgezogen, habe nen möglichst viel Freiheit bei der Gestaltung - ich stolz, dass wir vor dem Bundesverfas- muss seine Schwerpunkte richtig setzen: Wir mein Lebensgefühl am besten reflektiert. mein eigenes Geld verdient und wollte ganz des eigenen Lebens schaffen. Und deshalb tet das auf Dauer höhere Steuern, weniger sungsgericht gemeinsam gegen die Vorrats- brauchen keine Debatte über die Befugnisse würgt: 0,0 Prozent! Für den Einzelnen bedeu

42 43 70 Jahre NRW – Freie Demokraten im Landtag seit 1946 70 Jahre NRW – Freie Demokraten im Landtag seit 1946

Gustav Altenhain Max Hünninghaus Carl Wirths Bruno Maaß Hans-Jürgen Baumann * 05.12.1891 * 30.07.1885 * 10.12.1897 * 06.05.1888 * 12.05.1923 23.12.1968 17.02.1974 16.06.1955 30.04.1964 16.09.1981 MdL 1946–1958 MdL 1946–1947 Freie MdL 1946–1949 MdL 1947–1950 MdL 1950–1954

Dr. Friedrich Middelhauve Demokraten Prof. Dr. Reinhard Beine * 17.11.1896 14.07.1966 * 24.06.1906 22.05.1990 Fraktionsvorsitzender 1946–1954 Fraktionsvorsitzender 1954–1955 Dr. Hans-Wilhelm Beutler Dr. Friedrich Middelhauve Wilhelm Dörnhaus Friedrich Nolting Prof. Dr. Reinhard Beine Geboren in und promoviert * 05.09.1897 * 17.11.1896 im Landtag * 02.04.1890 Als Friedrich Middelhauve 1954 an * 27.01.1896 * 24.06.1906 in Germanistik, gründete Friedrich 11.09.1966 14.07.1966 07.09.1970 die Spitze des Wirtschaftsministeri- 17.10.1962 22.05.1990 Middelhauve in den 1920er-Jahren MdL 1946–1947 MdL 1946–1958 MdL 1947–1958 ums wechselte, folgte auf das politi- MdL 1947–1954 MdL 1950–1955 Buchhandlung, Verlag und Druckerei. von 1946 sche Schwergewicht ein Fachmann Damit legte der Selfmademan den für Arbeitspolitik. Richard Beine gab Etablierung einer liberalen Wirt- Grundstock für ein umfangreiches aber nur ein kurzes Gastspiel, da er schaftsordnung. Als Vorsitzender Familienunternehmen im Verlags- und bis heute seinerseits bereits nach knapp neun der Liberalen in der Britischen Zone Printwesen. 1931 trat er der Deut- Monaten als Ministerialdirigent Mid- gehörte er zu den einflussreichsten schen Staatspartei bei und engagierte delhauve ins Ministerium folgte und Politikern in der Gründungsphase sich für den Liberalismus auf kommu- Dr. h. c. Franz Blücher August Fischer dabei auch sein Mandat aufgab, das Gerhard Schreiner Cläre Blaeser der FDP; nach dem Ausscheiden naler und regionaler Ebene. Wenige * 24.03.1896 * 31.12.1890 er seit 1950 für die FDP innehatte. * 17.07.1907 * 26.05.1900 von fiel ihm quasi Monate nach Kriegsende gehörte M. 26.03.1959 04.06.1962 Zuvor hatte B., ein promovierter Jurist 23.09.1983 25.09.1996 automatisch der Parteivorsitz zu. In zu den treibenden Kräften bei der MdL 1946–1947 MdL 1947–1950 aus Bielefeld, einige Jahre im Reichs- MdL 1947 MdL 1950–1954 der ersten Bundesregierung war er Neubegründung des Liberalismus arbeitsministerium gewirkt und dann Der Essener Bankier war 1946 als Vizekanzler der „ranghöchste“ im Rheinland und bei der Schaffung im zonalen Zentralamt für Arbeit. der erste liberale Landesminister liberale Minister, der allerdings eines liberalen Dachverbandes für die Zur FDP war er als Geschäftsführer (Finanzen). Doch sein landespo- für die Stimmenverluste von 1953 Britische Zone. Als Mitglied des ersten des lippischen Industrieausschusses litisches Engagement endete in verantwortlich gemacht und zur Ernannten Landtags übernahm er ab gestoßen. In Lippe war er für die Exekutive und Parlament bereits Abgabe des Vorsitzes gezwungen 1946 das Amt des Fraktionsvorsit- Liberalen auch kommunalpolitisch 1947, als er in den Frankfurter wurde. Im Streit um das Wahlrecht zenden und den Vorsitz der Liberalen Lotte Friese-Korn aktiv gewesen. Otto Hagemann Lina Buscham Wirtschaftsrat gewählt wurde. Dort und die Deutschlandpolitik trat er im Rheinland, 1947 führte M. zudem * 01.09.1899 * 15.04.1872 * 19.10.1889 hatte er maßgeblichen Anteil an der 1956 als Minister aus der FDP aus. 14.10.1963 11.05.1953 28.06.1978 den neuen Landesverband Nordrhein- MdL 1947–1954 MdL 1949–1950 MdL 1950–1954 Westfalen. Obwohl er zeitweise auch im Bundestag saß und stellvertre- tender Bundesvorsitzender der FDP war, lag sein politischer Schwerpunkt stets in NRW, wo er die FDP zu einer national-liberalen Sammlungsbewe- gung mit anti-sozialistischer und anti- Prof. Dr. Rudolf Hertz Dr. Friedrich Wilhelm Mundinger Dr. Heinz Krekeler Dr. Konrad Czapiewski katholischer Stoßrichtung zu machen * 03.04.1897 * 07.12.1893 * 20.07.1906 * 09.04.1909 * 25.06.1913 suchte, die auch als Auffangbecken 22.06.1965 24.05.1965 05.08.2003 02.12.1991 11.01.1979 für „geläuterte“ Nationalsozialisten MdL 1946–1947 MdL 1946–1950 MdL 1947–1950 MdL 1950–1958 MdL 1950–1966 dienen sollte. Letzteres führte 1953 zur sogenannten „Naumann-Affäre“, die M.s innerparteiliche Position schwächte. Mit dem Regierungseintritt der FDP in das dritte Kabinett Arnold wurde er 1954 Minister für Wirtschaft und Verkehr und stellvertretender Friedrich Hoepner Dr. Erich Unshelm Heinrich Kronen Dr. Oskar Bachteler Dr. Heinz Dohr Ministerpräsident. Beides musste er * 04.06.1889 * 09.10.1890 * 27.07.1883 * 02.05.1896 * 21.09.1907 ebenso wie den Landesvorsitz 1956 im 12.05.1955 16.11.1965 18.02.1956 17.03.1961 04.05.1971 Zuge des Koalitionswechsels aufgeben. MdL 1946 w MdL 1946–1958 MdL 1947–1950 MdL 1950–1954 MdL 1950–1954

44 45 70 Jahre NRW – Freie Demokraten im Landtag seit 1946 70 Jahre NRW – Freie Demokraten im Landtag seit 1946

Obwohl sie vor allem bundes- und arbeitete dann lange Jahre politisch bekannt wurde, hat die im Familienbetrieb. 1946 trat sie Hagener Unternehmerstochter sowohl der FDP als auch deren auch in der Landespolitik Spuren Jugendorganisation bei.1948 Erhard Scarabis Lothar Steuer Franz Graf hinterlassen. Durch Lehre und gehörte sie in Heppenheim zu den * 05.03.1909 * 31.12.1893 * 11.02.1900 Studium lernte sie das wirtschaft- Mitbegründern der FDP als Bun- 12.09.1986 20.05.1957 06.12.1956 liche Handwerk von Grund auf despartei; zwei Jahre später wurde MdL 1950–1954 MdL 1950–1957 MdL 1954–1956 sie in den Landtag gewählt. 1961 wechselte sie in den Bundestag, wo sie 1969 Vizepräsidentin wurde. Als NRW-Wirtschaftsministerin (ab Dr. Hermann Kohlhase Wolfgang Döring Willi Weyer 1979) war sie Spitzenkandidatin bei * 24.04.1906 03.12.2002 * 11.11.1919 17.01.1963 * 16.02.1917 25.08.1987 der Landtagswahl 1980. Nach dem Fraktionsvorsitzender 1955–1956 Liselotte Funcke Fraktionsvorsitzender 1956–1958 Fraktionsvorsitzender 1958–1962 * 20.07.1918 Misserfolg übte sie von 1981 bis Karl Schneider Willi Weyer Alexander Hirschfeld Mit seinem Vorgänger Beine hatte 01.08.2012 1991 das Amt der Ausländerbeauf- * 24.05.1909 Wolfgang Döring war ein Vertreter * 16.02.1917 * 28.02.1892 Im Gegensatz zu den meisten seiner Hermann Kohlhase viele Gemeinsam- MdL 1950–1961 tragten der Bundesregierung aus. 25.03.2000 jener Kriegsgeneration, deren Jugend- 25.08.1987 21.09.1974 Vorgänger war Willi Weyer durch keiten: Geburtsjahr und -ort, die MdL 1950–1970 zeit vom Nationalsozialismus und MdL 1950–1954, 1958–1975 MdL 1951–1958, 1961–1962 die Familientradition schon früh im Ausbildung und sogar die Dauer sei- noch mehr vom Zweiten Weltkrieg liberalen Sinne sozialisiert worden, so ner Amtszeit im Fraktionsvorsitz. geprägt wurde und der ab 1956 dass er unmittelbar nach Kriegsende Bei ihm war diese Position aber nicht zunächst in der Landes- und dann der FDP beitrat. Der Volljurist war Abschluss, sondern Zwischenstation in der Bundes-FDP das Heft des zunächst wissenschaftlich und dann einer steilen politischen Karriere: Handelns in die Hand nahm. Ab 1938 als Verbands-Syndikus tätig gewesen. Zunächst in der Kommunalverwal- Berufsoffizier, versuchte der gebürtige Kommunalpolitisch engagiert, stieg tung, ließ er sich nach dem Zweiten Hans Gerhard Dr. Wilhelm Piepenbrink Hermann Schwann Leipziger sich nach 1945 eine neue Gottfried Blömker Dr. Viktor Hoven er zum stellvertretenden Oberbürger­ Weltkrieg als Rechtsanwalt in seiner * 14.09.1888 * 22.08.1897 * 02.01.1899 Existenz im Kfz-Gewerbe des Ruhr­ * 16.02.1890 * 26.03.1909 meister seiner Heimatstadt Hagen Heimatstadt Bielefeld nieder, wo er 14.02.1978 27.07.1960 15.01.1977 gebiets aufzubauen. Obwohl er Ende 31.12.1970 10.10.1968 auf, 1950 wurde er erstmals in den MdL 1950–1954 MdL 1950–1954 1952 für die FDP in den Stadtrat und MdL 1950–1953 der 1940er-Jahre unter eher natio- MdL 1954 MdL 1954–1958 Landtag gewählt. Einen kurzen Ausflug kurz darauf zum Oberbürgermeister nalliberalen Vorzeichen zur FDP stieß, in den Bundestag 1953/54 beendete gewählt wurde. Als Vorsitzender des wurde er, ab 1950 Hauptgeschäfts- seine Ernennung zum Wiederauf- Bezirksverbandes Ostwestfalen- führer der NRW-Liberalen, zu einem bauminister in NRW 1954. Zwei Jahre Lippe zog K. 1954 in den Landtag ein Promoter für eine Neuausrichtung später übernahm W. als landespoli- und übernahm bald darauf den Frak- der FDP NRW. Gemeinsam mit den tische Galionsfigur der „Jungtürken“ tionsvorsitz. Diesen gab er im März „Jungtürken“ Willi Weyer und Walter das Amt des Finanzministers und 1956 auf, um in der neuen SPD-FDP- Prof. Dr. Hanns Linhardt Hansjoachim von Rohr Dr. Günther Simon Scheel führte D. Anfang 1956 den Wolfram Dorn Gerhard Kienbaum stellvertretenden Ministerpräsidenten, Landesregierung Friedrich Middel- * 25.09.1901 * 01.10.1888 * 11.05.1890 landesp­ olitischen Koalitionswechsel * 18.07.1924 * 12.10.1919 dazu auch die Führung des Landesver- 10.05.1989 10.11.1971 22.04.1972 17.06.2014 24.02.1998 hauve als Wirtschaftsminister abzu- mit weitreichenden bundespolitischen bandes. Nach dem Ende der Regierung MdL 1950–1951 MdL 1950–1954 MdL 1950–1954 MdL 1954–1961, 75–80, 85–95 MdL 1954–1962, 1966–1969 lösen. Als die CDU 1958 die absolute Folgen herbei und übernahm dabei Steinhoff 1958 wurde er zudem zum Mehrheit gewann, zog sich K. wieder das Amt des Fraktionsvorsitzenden. Fraktionsvorsitzenden gewählt. Für die in die Kommunalpolitik zurück und Bundestag verließ. Als „Jungtürke“ Zugleich leitete er aber auch den nächsten anderthalb Jahrzehnte war wurde Beigeordneter der Landes- blieb er aber – wie sich 1956 zeigte Wahlkampf für die Bundestagswahl W. die bestimmende Persönlichkeit hauptstadt. Bei Wiedereintritt der – der Landespolitik verbunden, 1957, bei der er selbst in den Bundes- der NRW-FDP und von 1963 bis 1967 FDP in das Kabinett 1962 kehrte auch obwohl die große Karriere auf der tag gewählt wurde. Nach dem Aus für stellvertretender Bundesvorsitzender. K. zunächst als Kultus-Staatssekr­ etär Bundesebene erfolgte: ab 1961 die SPD-FDP-Landesregierung wandte 1962 kehrte W. in die Landesregie- Prof. Dr. Paul Luchtenberg Walter Scheel Wolfgang Döring Dr. Hermann Kohlhase in die Regierung zurück, um dann im erster Bundesminister für wirt- sich D. endgültig der Bundespolitik rung zurück und wurde Innenminister. * 03.06.1890 * 08.07.1919 * 11.11.1919 * 24.04.1906 Zuge der Neuauflage der SPD-FDP- zu, wo er verteidigungspolitischer Diese Position sowie die Stellvertre- 07.04.1973 – schaftliche Zusammenarbeit, ab 17.01.1963 03.12.2002 Koalition ab Anfang 1967 für drei MdL 1950, 1958–1966 MdL 1950–1954 1967 Bundestagsvizepräsident und Sprecher und entschiedener Kritiker MdL 1954–1958 MdL 1954–1962 tung des Regierungschefs behielt er Jahre das Ministerium für Wohnungs- ein Jahr später FDP-Vorsitzender. der Wehrpolitik von Franz-Josef auch bei einem erneuten Koalitions- bau und öffentliche Arbeit zu leiten. Der gebürtige Solinger und Ex- Er war einer der Architekten des Strauß wurde. Aufsehen erregte seine wechsel Ende 1966. Auf dem Höhe- Nach seinem Rückzug aus der Politik Wehrmachtsoffizier war nach dem berühmten „Machtwechsels“ im parlamentarische Intervention in der punkt seiner Popularität gab er Anfang engagierte sich K. vor allem für die Eintritt in die FDP 1946 einige Jahre Bund 1969, der ihn zum Außen- „Spiegel-Affäre“ Ende 1962 mit einem der 1970er-Jahre nach und nach seine Interessen der Grundeigentümer und Stadtverordneter seiner Heimat- minister und Vizekanzler machte. bedingungslosen Plädoyer für die landespolitischen Ämter auf, um sich die neu gegründete liberale Landes- stadt. 1950 gewann er in Rem- Höhepunkt war die Wahl zum Bun- Pressefreiheit. Wenig später verstarb ganz der Sportpolitik zu widmen: Von stiftung. D. – inzwischen stellvertretender Vor- 1974 bis 1986 stand W. an der Spitze Helmut Noss scheid ein Direktmandat für den despräsidenten 1974. Nach seiner Dr. Josef Effertz Dr. Heinz Lange * 08.06.1919 Landtag, den er aber schon nach Amtszeit wurde Scheel Ehrenvorsit- sitzender der Bundestagsfraktion und * 29.03.1907 * 05.11.1914 des Deutschen Sportbundes. 18.06.1981 einer Legislaturperiode Richtung zender der FDP. der Bundesp­ artei – im Alter von gerade 31.05.1984 29.01.1985 MdL 1950–1954 43 Jahren an einem Herzinfarkt. MdL 1954–1961 MdL 1954–1975

46 47 70 Jahre NRW – Freie Demokraten im Landtag seit 1946 70 Jahre NRW – Freie Demokraten im Landtag seit 1946

Walter Möller Siegfried Zoglmann Dr. Christian Külbs Dr. Horst-Ludwig Riemer Wolfgang Heinz * 01.03.1906 * 17.08.1913 * 01.10.1914 * 03.04.1933 * 31.07.1938 15.09.1969 20.10.2007 30.04.1981 – – MdL 1954–1969 MdL 1954–1958 MdL 1961–1962 MdL 1966–1980, 1985–1995 MdL 1970–1980

Walter Möller Dr. Heinz Lange Hans Koch * 01.03.1906 15.09.1969 * 05.11.1914 29.01.1985 * 25.03.1911 14.08.1995 Fraktionsvorsitzender 1962–1969 Fraktionsvorsitzender 1969–1970 Fraktionsvorsitzender 1970–1979 Fritz Overbeck Alfred Ollesch Alfred Rieger Dr. Wilhelm Seitz Hans Koch * 17.09.1905 * 20.11.1915 Als Willi Weyer erneut Minister * 18.10.1907 Beim überraschenden Tod von Walter * 18.07.1904 * 25.03.1911 Wie beim landespolitischen Neu­ 26.10.1984 16.04.1978 wurde, rückte Mitte 1962 sein 09.04.1990 Möller rückte mit Dr. Heinz Lange wie- 15.05.1987 14.08.1995 anfang 1946 wurde 1970 ein Politiker MdL 1954–1958, 1962–1970 MdL 1955–1961 bisheriger Stellvertreter an die Spitze MdL 1961–1970 derum sein bisheriger Stellvertreter MdL 1966–1970 MdL 1970–1980 ohne parlamentarische Erfahrung der Fraktion. Mit dem nahe Minden in den Fraktionsvorsitz nach. MdL seit zum Fraktionsvorsitzenden gewählt. geborenen Walter Möller kam jene 1954 gab der aus dem Sudetenland Der Parlamentsneuling Hans Koch ältere Generation wieder ins Rampen- stammende Jurist und Vertriebenen- konnte allerdings auf eine lange licht, deren Leben mehr als das der funktionär dort aber nur ein kurzes verwaltungs- und verbandspolitische „Jungtürken“ vom Nationalsozialis- Gastspiel, weil er mit der bundes­ Expertise verweisen: Der Duisburger mus direkt beeinflusst worden war. politischen Neuausrichtung der FDP hatte eine Verwaltungslehre absol- Egon Ramms Prof. Dr. Dr. Oskar Türk Auch M., der die mittlere Beamten- Roswitha von Bergmann in Richtung Entspannungspolitik nicht Franz Mader Herbert Neu viert und sich dann über Stationen * 05.08.1909 * 10.09.1893 laufbahn einschlug, hatte sich dem * 21.09.1926 einverstanden war und Mitte 1970 * 28.01.1912 * 18.06.1921 in Düsseldorf, Olpe und Bensberg 06.02.1993 24.09.1978 Zeitgeist nach 1933 angepasst. Als 01.04.2004 die kurzlebige Nationalliberale Aktion 24.10.1988 27.04.1995 bis zum Stadtdirektor in Langenfeld MdL 1954–1958 MdL 1956–1958, 1961–1966 Mitglied der FDP erwies er sich aber MdL 1962–1972 mitbegründete. MdL 1967–1980 MdL 1970–1980 emporgearbeitet. Inzwischen hoher als eine zuverlässige Stütze beim Funktionär von Beamten-Interessen- demokratischen Neubeginn nach verbänden, u. a. Vorstandsmitglied 1945, zunächst in seiner ostwestfä- im Beamtenbund, schloss sich K. lischen Heimat und dann ab 1954 1964 der FDP an, deren Kreisverband im Landtag. Zweifellos im Schatten Rhein-Wupper er zwischen 1968 und Weyers stehend, unterstützte M. loyal 1973 leitete. Als Fraktionsvorsitzen- Eberhard Risse Ernst Günther Herzberg dessen landespolitischen Kurs und Dr. Alfred Stolle Peter Dreßen Dr. Fritz Vogt der sah er es als seine Hauptaufgabe * 06.09.1920 * 20.12.1923 erwarb sich zugleich während seiner * 28.04.1905 * 17.06.1914 * 05.07.1916 an, den liberalen Landesvorsitzenden 08.08.1975 07.08.1989 01.07.1992 28.08.1993 10.04.1996 gut sieben Jahre dauernden Zeit als und -ministern den Rücken freizuhal- MdL 1954–1958 MdL 1958–1967 MdL 1962–1970 MdL 1969–1970 MdL 1970–1980 Fraktionsvorsitzender ein parteiüber- ten. Während die Zusammenarbeit greifendes Ansehen im Landtag und mit Willi Weyer als harmonisch galt, beträchtliche Popularität außerhalb. verlief die Zusammenarbeit mit des- sen Nachfolger Horst-Ludwig Riemer auf die Dauer nicht reibungslos. Um einen Neuanfang mitzutragen, verzichtete K. zum Jahreswechsel Hilde Röskau Willy Rasche Hans-Joachim Tornau Wilhelm Rebscher Eberhard Wilde 1979/80 auf den Fraktionsvorsitz. * 13.06.1909 * 27.10.1914 * 22.11.1923 * 28.05.1919 * 12.03.1924 Ein halbes Jahr später schied die FDP 18.07.1958 03.08.1992 20.03.2014 20.11.2008 17.11.2004 MdL 1954–1958 MdL 1958–1961 MdL 1962–1970 MdL 1969–1970 MdL 1970–1975 erstmals aus dem Landtag aus.

Dr. Emil Strodthoff Bruno Kirchhof Horst-Erhardt Knoll Wilhelm Maas Werner Helbig Mechthild von Alemann * 12.01.1900 * 21.12.1890 * 08.11.1931 * 03.03.1922 * 02.05.1922 * 29.01.1937 22.05.1980 20.11.1976 – 04.08.1993 05.02.1986 – MdL 1954–1966 MdL 1961–1962 MdL 1966–1970 MdL 1966–1970 MdL 1970–1975 MdL 1975–1980

48 49 70 Jahre NRW – Freie Demokraten im Landtag seit 1946 70 Jahre NRW – Freie Demokraten im Landtag seit 1946

Peter Eykmann Fritz-Otto Thielmann Michael Ruppert Ruth Witteler-Koch * 01.07.1941 * 16.08.1937 * 09.09.1946 * 24.05.1947 01.03.2006 – – – MdL 1975–1980 MdL 1975–1980 MdL 1985–1995 MdL 1985–1995

Wolfgang Heinz Dr. Achim Rohde Jürgen W. Möllemann Dr. Ingo Wolf * 31.07.1938 * 22.05.1936 * 15.07.1945 05.06.2003 * 26.03.1955 Fraktionsvorsitzender 1980 Fraktionsvorsitzender 1985–1995 Fraktionsvorsitzender 2000–2002 Fraktionsvorsitzender 2002–2005 Silke Groht Hans-Joachim Kuhl Joachim Schultz-Tornau Heinz Lanfermann Anders als in vielen früheren Fällen * 25.05.1948 * 18.12.1949 Als der FDP 1985 der Wiedereinzug * 04.03.1943 Zur Landtagswahl 2000 trat die außer- * 27.05.1950 Nach der aufwühlenden Ära Mölle­ war der Wechsel an der Fraktions- – – in den Landtag gelang, ging der Frakti- – parlamentarische NRW-FDP mit einer – mann galt es, Landespartei und Land- spitze zu Beginn des Jahres 1980 ein MdL 1975–1980 MdL 1985–1995 onsvorsitz quasi automatisch an den MdL 1985–1995, 2000–2005 der schillerndsten Persönlichkeiten MdL 1988–1994 tagsfraktion in ruhigeres Fahrwas- geplanter: Gemeinsam mit Innen- Spitzenkandidaten. Der promovierte des deutschen Nachkriegsliberalismus ser zu führen. Die Fraktion betraute minister Burkhard Hirsch und der Jurist aus Düsseldorf wies große Erfah- als Spitzenkandidaten an. In Augsburg den ehemaligen Oberkreisdirektor kurz zuvor zur Wirtschaftsministerin rungen in der Landes- und Bundes­ geboren, hatte M. zunächst in Müns- Dr. Ingo Wolf mit dieser anspruchs- ernannten Liselotte Funcke sollte politik auf, u. a. als persönlicher ter ein Lehramtsstudium absolviert vollen Aufgabe. Er war 2000 in den Wolfgang Heinz die NRW-Liberalen Referent von Walter Scheel und enger und war seit 1972 Mitglied des Bun- Landtag eingezogen und war ausge- nach innerparteilichen Querelen in Mitarbeiter liberaler Landesminister; destages. Lange Zeit galt er als einer wiesener Kenner der juristischen und den schwierigen Landtagswahlkampf Jürgen Hinrichs Dagmar Larisika-Ulmke vor allem hatte er sich als Regie- Dr. Fritz Schaumann der politischen Ziehsöhne von Hans- Waltraud Wietbrock der Verwaltungspraxis: Aus Braun- im Mai führen. Doch diese Neuauf- * 07.04.1934 * 30.05.1943 rungspräsident in seiner Heimatstadt * 22.04.1946 Dietrich Genscher, der M. 1982 zum * 08.02.1929 schweig stammend, hatte er in Köln stellung verfehlte ihre Wirkung. Der – 13.04.1998 von 1975 bis 1983 profiliert. Indem – Staatsminister im Auswärtigen Amt 10.03.1997 ein mit Promotion abgeschlossenes Gegenwind aus Bonn infolge einer MdL 1975–1980 MdL 1985–1995 R. der NRW-FDP als Spitzenkandidat MdL 1985–1988 gemacht hatte. 1987 übernahm er MdL 1994–1995 Jura­studium absolviert und war dann problematischen Koalitionssituation und Fraktionsvorsitzender ein klares das Bundesbildungsministerium, 1991 zunächst wissenschaftlich und kurze tat sein Übriges: Die FDP scheiterte wirtschaftsliberales Profil verschaffte, wurde er Wirtschaftsminister und Zeit auch als Rechtsanwalt tätig gewe- 1980 – wenn auch denkbar knapp – unterstrich er die Eigenständigkeit der Vizekanzler. Beides musste M. 1993 sen. Ab 1990 stellvertretender Kreis- an der 5-Prozent-Klausel. Und H. muss- Liberalen als dritte politische Kraft an wegen der Briefbogen-Affäre aufge- direktor, übernahm W. 1993 selbst te sein Amt nach nur fünf Monaten Rhein und Ruhr und fuhr sowohl 1985 ben. Als langjähriger Kreisvorsitzender die Verwaltungsleitung im Kreis Eus- aufgeben. Der Pfälzer kehrte dahin als auch 1990 zwei respektable Wahl- der FDP in Münster wurde M. 1982 kirchen. 2002 bereits auf dem Weg zurück, wo er schon vor seiner Abge- Klaus Lantermann Friedel Meyer ergebnisse ein. Deren Wiederholung Hagen Tschoeltsch zum stellvertretenden und ein Jahr Felix Becker in den Bundestag, verlegte er wegen ordnetenzeit – ab 1970 – gearbeitet * 06.08.1933 * 26.04.1929 scheiterte fünf Jahre später vor allem * 26.02.1941 darauf zum Vorsitzenden der Landes- * 29.08.1949 der Möllemann-Affäre kurz entschlos- – 06.09.2007 – – hatte: Bei der liberalen Friedrich- an Querelen zwischen dem liberalen partei gewählt. Nachdem er als Folge sen seinen politischen Schwerpunkt MdL 1975–1980 MdL 1985–1995 MdL 1985–1995 MdL 2000–2005 Naumann-Stiftung leitete er nächstzu Führungspersonal auf Bundes- und von Bonner Querelen diese Position zurück in den Landtag, um gemeinsam deren Theodor-Heuss-Akademie in Landesebene, die erheb­liche Rückwir- 1994 verloren hatte, kehrte M. nach mit Andreas Pinkwart als Landesvor- Gummersbach und half so indirekt kungen auf den Landesverband hatten der Wahlniederlage von 1995 an die sitzenden und ihm als Fraktionsvor- beim Wiederaufstieg der Liberalen in und schließlich nicht nur R. Amt und Spitze des Landesverbandes zurück. sitzenden den Landesverband durch Nordrhein-Westfalen,später wirkte H. Mandat kosteten. Mit einer auffälligen, wenn auchnicht eine Doppelspitze zu konsolidieren. als Stiftungsrepräsentant in Brüssel. unumstrittenen Wahlkampagnegelang Beide führten die Landespartei wie- der FDP unter M.s Führung 2000 eine der auf jenen marktwirtschaftlichen Hans Robertz Dr. Andreas Reichel Marianne Thomann-Stahl Karl Peter Brendel grandiose Rückkehr in den Landtag. Kurs, den bereits W.s Vorvorgänger * 09.12.1925 * 15.04.1961 * 23.03.1954 * 23.01.1955 Als Fraktionsvorsitzender verspielte er Rohde eingeschlagen hatte. Mit W. als 26.04.2005 – – – MdL 1975–1980 MdL 1985–1995 MdL 1985–1995, 2000–2005 diesen Erfolg durch Äußerungen und MdL 2000–2005 Spitzen­kandidaten erarbeitete sich die Aktionen, die eine Antisemitismus- FDP bei der Wahl 2005 die Chance, Debatte auslösten. Im Herbst 2002 erstmals seit 1980 wieder Regierungs- musste M. alle Ämter aufgeben. verantwortung in NRW zu überneh- Wenige Monate nach seinem Partei- men. Im CDU-FDP-Kabinett von Jürgen austritt im März 2003 verstarb er bei Rüttgers wurde W. Innenminister. einem Fallschirmsprung.

Reinhard Roericht Dr. Achim Rohde Rudolf Wickel Dietmar Brockes * 03.10.1945 * 22.05.1936 * 20.03.1933 * 18.12.1970 08.04.2012 – – – MdL 1975–1980 MdL 1985–1995 MdL 1985–1995 MdL seit 2000

50 51 70 Jahre NRW – Freie Demokraten im Landtag seit 1946 70 Jahre NRW – Freie Demokraten im Landtag seit 1946

Brigitte Capune-Kitka Ingrid Pieper-von Heiden Dr. Jana Pavlik Dr. Ingo Wolf Ralph Bombis Ingola Stefanie Schmitz * 25.05.1953 * 07.05.1948 * 02.05.1947 * 26.03.1955 * 23.07.1971 * 25.08.1962 – – – – – – MdL 2000–2005 MdL 2000–2012 MdL 2000–2005 MdL seit 2000 MdL seit 2012 MdL seit 2012

Dr. Gerhard Papke Christian Lindner * 16.05.1961 * 07.01.1979 Fraktionsvorsitzender 2005–2012 Fraktionsvorsitzender seit 2012 Dr. Ute Dreckmann Dr. Jens Jordan Christof Rasche Dr. Daniel Sodenkamp Karlheinz Busen Susanne Schneider * 12.06.1950 Als die FDP 2005 nach 25 Jahren wie- * 24.04.1943 * 04.06.1962 * 18.04.1967 * 05.04.1951 Zur Landtagswahl 2012 überraschte die * 14.03.1967 – der Regierungsverantwortung in NRW – – – – FDP mit einem Comeback eines libera- – MdL 2000–2005, 2009–2010 übernahm, wurde Dr. Gerhard Papke MdL 2000–2005 MdL seit 2000 MdL 2003–2005 MdL seit 2012 len Hoffnungsträgers, denn Christian MdL seit 2012 zum Fraktionschef gewählt. Seit 2000 Lindner übernahm den Landesvorsitz im Landtag, hatte er sich als wirt- und die Spitzenkandidatur der Freien schaftspolitischer Sprecher der Land- Demokraten in NRW. Mit 16 in die FDP tagsfraktion mit einer konsequent eingetreten, mit 21 Jahren zum ers- marktwirtschaftlichen Haltung einen ten Mal in den Landtag gewählt, galt Namen gemacht und sich beson- der Wermelskirchener früh als Nach- Holger Ellerbrock ders dem Ausstieg aus dem Subven- Christian Lindner Dr. Stefan Romberg Kai Abruszat Yvonne Gebauer wuchstalent. L. hat Politikwissensch­ aft, Dr. Joachim Stamp * 15.02.1948 tionsbergbau verschrieben. Vor sei- * 07.01.1979 * 05.04.1969 * 23.07.1969 * 02.08.1966 Öffentliches Recht undPhilosophie stu- * 21.06.1970 – ner Wahl in den Landtag hatte der – – – – diert, von 1997 bis 2004 eine Werbe­ – MdL 2000–2010, seit 2011 promovierte Wirtschafts­historiker MdL 2000–2009, seit 2012 MdL 2000–2012 MdL 2010–2015 MdL seit 2012 agentur aufgebaut und ein Internet- MdL seit 2012 und Politikwissenschaftler als Wissen­ Start-up mitgegründet. Parallel startete schaftlicher Referent für die Fried- L. politisch durch: Als Sprecher für rich-Naumann-Stiftung und für den Kinder- und Jugendpolitik begonnen, wirtschaftspolitischen Sprecher der stieg er 2005 zum stellvertretenden FDP-Bundestagsfraktion gearbeitet. Fraktionsvorsitzenden auf, nachdem Als Fraktionsvorsitzender scheute P. er bereits ein Jahr Generalsekretär Horst Engel keine Konflikte mit der CDU, wenn es Jürgen Möllemann Jan Söffing Marcel Hafke Henning Höne des Landesverbandes war. Nach seiner Dirk Wedel * 18.01.1947 darum ging, die marktwirtschaftliche * 15.07.1945 * 01.06.1954 * 08.03.1982 * 09.03.1987 Wahl in den Bundestag wurde er 2009 * 08.06.1974 – 05.06.2003 – – – – Agenda der Regierung („Privat vor zum Generalsekretär der Bundesp­ artei MdL 2000–2012 MdL 2000–2003 MdL 2000–2005 MdL seit 2010 MdL seit 2012 MdL seit 2012 Staat“) durchzusetzen. Haushaltskon- berufen. Ein Amt, das er nach zwei solidierung, Bürokratieabbau, die Ab- Jahren zurückgab, um bald darauf sei- schaffung des mittelstandsfeindlichen nem Landesverband in einer schwie- Tariftreue ­gesetzes, der historische rigen politischen Konstellation zu hel- Ausstieg aus dem Steinkohlenberg- fen. Mit Erfolg: Beim Wahlgang vom bau und die Einschränkung staats- Mai 2012 kam die FDP von 2 Prozent wirtschaftlicher Betätigung trugen in den Umfragen auf ein Ergebnis von Angela Freimuth Dr. Robert Orth Prof. Dr. Friedrich Wilke Prof. Dr. Andreas Pinkwart Marc Lürbke Dr. Björn Kerbein wesentlich­ mit zum Profil der FDP als 8,6 Prozent. Damit war er als Fraktions­ * 12.07.1966 * 18.02.1968 * 13.12.1943 * 18.08.1960 * 31.01.1977 * 01.10.1973 Reformmotor der Regierung Rüttgers/ vorsitzender gesetzt und legte sein – – – – – – MdL seit 2000 Pinkwart bei. Die FDP gewann bei der MdL 2000–2015 MdL 2000–2005 MdL 2010–2011 MdL seit 2012 Bundestagsmandat nieder. Nach dem MdL seit 2015 Wahl 2010 ein Mandat hinzu, konnte Ausscheiden der FDP aus dem Deut- die starken Verluste der CDU aber schen Bundestag wurde L. im Dezem- nicht ausgleichen. Als die rot-grüne ber 2013 zum Bundesvorsitzenden Minderheitsregierung 2012 die Unter­ der Freien Demokraten gewählt. Als stützung der Linkspartei verlor und erster Liberaler überhaupt vereint er die Zustimmung der FDP zu ihrem seither die wichtigsten Parteiämter im Schuldenhaushalt erzwingen wollte, Bund und im größten Landesverband. Dr. Stefan M. Grüll Dr. Gerhard Papke Ralf Witzel Ernst-Ulrich Alda Thomas Nückel Andreas Terhaag * 14.08.1961 lehnte die Fraktion den Haushalt ein- * 16.05.1961 * 25.03.1972 * 08.09.1955 * 20.12.1962 * 14.03.1968 – stimmig ab und führte damit die Neu- – – – – – MdL 2000–2005 wahl des Landtags herbei. MdL seit 2000 MdL seit 2000 MdL seit 2012 MdL seit 2012 MdL seit 2015

52 53 70 Jahre NRW – Freie Demokraten im Landtag seit 1946 70 Jahre NRW – Freie Demokraten im Landtag seit 1946

Fraktionsvorsitzende Minister

Dr. Friedrich Middelhauve Prof. Dr. Reinhard Beine Dr. Hermann Kohlhase Wolfgang Döring Willi Weyer Dr. h. c. Franz Blücher Dr. Friedrich Middelhauve Willi Weyer Dr. Josef Effertz Prof. Dr. Paul Luchtenberg 1946–1954 1954–1955 1955–1956 1956–1958 1958–1962 1946–1947 1954–1956 1954–1958, 1962–1975 1956–1958 1956–1958

Walter Möller Dr. Heinz Lange Hans Koch Wolfgang Heinz Dr. Achim Rohde Dr. Hermann Kohlhase Gerhard Kienbaum Dr. Horst-Ludwig Riemer Dr. Burkhard Hirsch Liselotte Funcke 1962–1969 1969–1970 1970–1979 1980 1985–1995 1956–1970 1962–1966 1970–1979 1975–1980 1979–1980

Jürgen Möllemann Dr. Ingo Wolf Dr. Gerhard Papke Christian Lindner Prof. Dr. Andreas Pinkwart Dr. Ingo Wolf 2000–2002 2002–2005 2005–2012 seit 2012 2005–2010 2005–2010

Parlamentarische Geschäftsführer Vizepräsidenten

Wolfgang Heinz Peter Eykmann Dr. Fritz Schaumann Hagen Tschoeltsch Marianne Thomann-Stahl Gustav Altenhain Lothar Steuer Dr. Emil Strodthoff Karl Schneider Dr. Fritz Vogt 1973–1979 1980 1985–1988 1988–1995 2000–2005 1950–1954 1954–1957 1958–1966 1966–1970 1970–1980

Ralf Witzel Christof Rasche Dr. Horst-Ludwig Riemer Jan Söffing Angela Freimuth Dr. Gerhard Papke 2005–2012 seit 2012 1985–1990 2000–2005 2005–2012 seit 2012

54 55 70 Jahre NRW – Freie Demokraten im Landtag seit 1946 70 Jahre NRW – Freie Demokraten im Landtag seit 1946

Die FDP-Landtagsfraktion im Dezember 2015

56 57 70 Jahre NRW – Wahlergebnisse, Parlamentssitze und Regierungsbeteiligung der FDP seit 1946 70 Jahre NRW – Wahlergebnisse, Parlamentssitze und Regierungsbeteiligung der FDP seit 1946

Regierung CDU, FDP und Zentrum; nach Wahlergebnisse, Konstruktivem Misstrauensvotum ab 1956 SPD, Parlamentssitze und 12,1 % FDP und Zentrum 26 Sitze 11,5 % 25 Sitze Regierungsbeteiligung 9,8 % der FDP seit 1946 24 Sitze 8,6 % 22 Sitze

Regierung CDU, FDP; nach Konstruktivem Misstrauensvotum ab Dezember 1966 SPD, FDP Regierung 7,1 % 7,5 % SPD, FDP 15 Sitze 15 Sitze 6,9 % 6,7 % 6,0 % 5,8 % 14 Sitze 14 Sitze 14 Sitze 14 Sitze 6,7 % Regierung 13 Sitze 5,9 % CDU, FDP 6,2 % 12 Sitze 12 Sitze 5,5 % Regierung 11 Sitze CDU, FDP Regierung SPD,FDP

4,98 % 4,0 % 0 Sitze 0 Sitze

1947 1950 1954 1958 1962 1966 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2012

58 59 Bildnachweise

Für die Bereitstellung des Bildmaterials danken wir

– der Deutschen Presseagentur, Seite 4, 8, 12, 14, 16, 19, 24, 28, 30, 31, 34, 35, 36, 38, 39, 46 – dem Archiv des Landtags NRW, Seite 6, 7, 10, 11, 14, 15, 18, 23, 26, 31, 47, 49, 50, 51 – der Henkel AG & Co. KGaA, Düsseldorf, Seite 6 – dem Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, Fotograf: Pressebilderdienst C. A. Stachelscheid, Seite 6, 44, 55 – dem Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Seiten 6, 15, 19, 22, 23, 34, 46, 48, 49 – Paul Beckmann, Seite 10, 45, 54 – dem Stadtarchiv Düsseldorf, Signatur 036-210-001, Seite 10 – dem Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, Seite 11, 14, 19, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 54, 55 – der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden/Deutsche Fotothek, Fritz Eschen, Seite 11, 46, 47, 54, 55 – iStockphoto LP: Seite 21, 32, 40 – dem FDP-Landesverband NRW, Seite 35, 48 – Laurence Chaperon, Seite 42 – Melanie Zanin, Seite 43 – dem Parlamentsarchiv des Deutschen Bundestages, Seite 44, 47, 54, 55 – Foto Bach, Seite 45 – Foto Rose, Seite 46 – dem Historischen Archiv der Stadt Köln, Fotografin: Elsbeth Gropp, Seite 46 – der Bayerischen Staatsbibliothek, Seite 47 – Fotohaus Preim GmbH, Seite 47 – Foto Loos, Seite 47 – dem Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Fotograf: J.H. Darchinger, Seite 48 – Foto Merten, Seite 49 – dem FDP-Bundesverband, Seite 51, 52, 54 – Carolin Kewer, Seite 51

In den hier aufgeführten Bildnachweisen sind die Quellen der Abbildungen benannt. Nicht bezeichnete Abbildungen stammen aus dem Archiv der FDP-Landtagsfraktion NRW. Bei einigen Porträtaufnahmen waren die Urheber trotz intensiver Bemühungen nicht zu ermitteln. In diesen Fällen bitten wir höflich um einen freundlichen Hinweis.

Impressum

Herausgeber: FDP-Landtagsfraktion NRW Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Christof Rasche MdL Redaktion: Kathrin Mendorf und Klaus Füßmann Anschrift: FDP-Landtagsfraktion NRW, Platz des Landtags 1, 40221 Düsseldorf, [email protected] Konzept, Beratung und Gestaltung: Helmut Vandenberg, Sebastian Simonis und Rüdiger Müller Layout und Satz: Sebastian Simonis Druck: Margreff Druck + Medien GmbH, Essen

60 Rückblick. Die FDP-Fraktion Ausblick. im Landtag

FDP-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Platz des Landtags 1

40221 Düsseldorf 1946 – 2016 Nordrhein-Westfalen im Landtag Die FDP-Fraktion 1946 – 2016