F 5931 EX E4K Evangelischer Arbeitskreis der CDU/CSU

Mai 1988 Politik auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes

In der Märzausgabe der Evangelischen Verantwortung haben wir unsere Leser auf die Diskussionsentwürfe der vom CDU-Bundesvorstand eingesetzten Kommis- sion zum 36. Bundesparteitag (13. bis 15. Juni 1988 in Wiesbaden) aufmerksam gemacht. Auch der EAK war aufgerufen, sich an der Diskussion zu beteiligen. Auf einer Klausurtagung am 17./18. April 1988 in Königswin- ter wurden die vorläufigen Kommissionspapiere vom CDU-Bundesvorstand zu Leitanträgen überarbeitet. Vor der Bundespressekonferenz am 20. April stellten Bun- deskanzler Dr. und Generalsekretär Dr. Heiner Geißler die endgültige Fassung vor. Die einfüh- renden Worte des Bundeskanzlers geben wir im folgen- den wieder.

Für die Diskussion in der Partei bleibt wegweisend das bewährte Grundsatzprogramm von Ludwigsha- fen. „Die Politik der CDU beruht auf dem christlichen Verständnis vom Menschen und seiner Verantwor- tung vor Gott", so heißt es in diesem Grundsatzpro- gramm. Auf dieser Grundlage wendet sich die Christ- lich Demokratische Union Deutschlands an alle Men- schen in allen Schichten und Gruppen unseres Vol- kes.

Unterschiedliche Standpunkte werden in.der Union durch gemeinsame Werte und Ziele zusammenge- führt. Das christlich-soziale Engagement verbindet sich mit konservativer Überzeugung und freiheitlich- liberaler Gesinnung. So ist die CDU weder eine Rechts- noch eine Linkspartei, und sie wird auch weder das eine noch das andere werden. Sie ist die große Volkspartei der Mitte, und sie wird es bleiben. Ich bin seit fünfzehn Jahren CDU-Bundesvorsitzen- Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl, MdB der und betrachte es als einen zentralen Auftrag, diesen Standort der Partei -Tradition seit über vierzig Die beiden Leitanträge gehen aufgrund der Fülle Jahren - konsequent zu wahren. der Themen und wegen ihres Umfangs an die Grenze dessen, was einem Parteitag in 21/a Tagen zumutbar ist. Deshalb hat der Bundesvorstand beschlossen, Ich sehe gegenwärtig allerdings eine ganze Reihe von daß die beiden Themenbereiche Umwelt und Energie Entwicklungen über die wir - von diesem festen sowie Ausländer und Asylbewerber nach sorgfältiger Standort aus - in der CDU gemeinsam nachdenken Vorbereitung auf einer der Sitzungen des Bundespar- sollten. Auf dem Bonner Parteitag im letzten Jahr teiausschusses - der Bundesparteiausschuß ist das habe ich für dieses Jahr einen „Parteitag der Diskus- höchste beschlußfassende Organ der CDU zwischen sion" angekündigt. Die Leitanträge dazu hat der den Parteitagen - behandelt und dazu Beschlüsse Bundesvorstand der CDU auf seiner Klausurtagung gefaßt werden. am 17./18. April in Königswinter in einer 15stündigen intensiven Diskussion einstimmig verabschiedet. Der Bundesvorstand hat auf hohem sachlichen Niveau, in außerordentlich fairer Weise und in freundschaftlicher Unsere Verantwortung in der Welt Atmosphären die zahlreichen, oft schwierigen The- Christlich-demokratische Perspektiven zur menbereiche beraten. Deutschland-, Außen-, Sicherheits-, Europa- und Entwicklungspolitik Für die Erarbeitung der Leitanträge haben wir ganz bewußt ein zweistufiges Verfahren gewählt. Znächst wurden die Diskussionsentwürfe der beiden Kommis- Seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland ist sionen erarbeitet. Sie haben dann erfreulicherweise in die CDU die klassische Partei der Außenpolitik. Die einer breiten und intensiven Diskussion innerhalb der Grundlagen und Grundentscheidungen deutscher Partei geführt, insbesondere in den Orts- und Kreis- Außenpolitik sind von Anbeginn an politisch und verbänden. Dies zeigen die rund 600 Stellungnah- programmatisch entscheidend von der CDU men, die eingegangen sind. Deutschlands geprägt worden. Mit Festigkeit in den Grundsätzen, mit Klarheit und Die Leitanträge werden in dieser Woche an die Beständigkeit in den Zielen haben wir in den vergan- antragsberechtigten Gliederungen der Partei ver- genen Jahren eine erfolgreiche Außen- und Deutsch- sandt. Antragsschluß für die Parteigliederungen ist landpolitik betrieben. Wir halten im Leitantrag an der 15. Mai. Mit der intensiven innerparteilichen unseren bewährten Prinzipien fest und richten unse- Diskussion zeigt die CDU, daß sie bewußt auch ren Blick in die Zukunft, indem wir Perspektiven für schwierige, kontroverse Fragen aufgreift, die für die die 90er Jahre entwickeln. Wir unterstreichen damit Zukunft unseres Landes besonders bedeutsam sind, unseren Anspruch, auch im nächsten Jahrzehnt die und sich damit auf allen Ebenen auseinanderzusetzen bestimmende Kraft in der Außen- und Deutschland- weiß. politik zu sein. Zunächst möchte ich erneut unterstreichen, daß Die Leitanträge sind ein weiterer Beweis dafür, daß wir am Auftrag unseres Grundgesetzes festhalten, die CDU die Volkspartei der Mitte ist. Der Erfolg der „die nationale und staatliche Einheit zu wahren" und CDU besteht darin, daß sie die traditionellen Rechts- „in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Links-Denkmuster des 19. Jahrhunderts überwunden Deutschlands zu vollenden". Die Wiedervereinigung hat und offen ist für neue Herausforderungen und Deutschlands in Freiheit bleibt selbstverständliche Fragen. Aufgabe deutscher Politik. Wirklichkeitsbezogene Deutschlandpolitik kann jedoch nur das Ziel haben, Der 36. Bundesparteitag in Wiesbaden wird also kein die deutsche Frage im Rahmen einer europäischen neues Grundsatzprogramm, sondern Beschlüsse zu Friedensordnung zu lösen. zentralen Fragen der deutschen Innen- und Außenpo- Neutralistische Sonderwege lehnen wir deshalb litik verabschieden. Die Beschlüsse basieren auf dem ab. Für die Verwirklichung des Rechts unseres Volkes CDU-Grundsatzprogramm von 1978, das unverän- auf Selbstbestimmung brauchen wir das Verständnis dert gilt und auch heute noch ein herausragendes und die Unterstützung unserer Nachbarn. und wegweisendes Dokument ist. Daß wir wichtige Themen und künftige Herausforderungen auf Partei- Vorrangiges Ziel unserer aktiven Deutschlandpolitik tagen diskutieren und darüber entscheiden, ist in ist es, Freiheit und Achtung der Menschenrechte für meiner 15jährigen Amtszeit als Parteivorsitzender unsere Landsleute in der DDR zu erreichen. Ungeach- selbstverständlich geworden und hat Tradition. Auch tet der prinzipiellen Gegensätze wollen wir den politi- seit Übernahme der Regierungsverantwortung ist die schen Dialog mit der DDR fortsetzen und die Zusam- CDU dieser Tradition treu geblieben: Ich erinnere an menarbeit auf allen Ebenen ausbauen. Die DDR-Füh- die Stuttgarter Leitsätze (1984), die Essener Leitsätze rung weiß, daß die Interessen der Menschen für uns (1985), das Zukunftsmanifest (1986) und das Wahlpro- Ausgangspunkt und Maßstab der innerdeutschen gramm von CDU und CSU für die Bundestagswahl Politik sind. 1987. In der Kontinuität solcher Dokumente, die die konzeptionelle Kraft der CDU belegen, werden auch In dem Leitantrag bekennen wir uns zur gewachse- die Wiesbadener Parteitagsbeschlüsse stehen. nen Bedeutung und Verantwortung der Bundesrepu- blik Deutschland in der internationalen Politik. Wir Schutz des Lebens und der Würde des Menschen müssen bei unseren Bürgern das Bewußtsein dafür vor. In der langen und eindrucksvollen Aussprache stärken. zum Schutz des ungeborenen Lebens wurde deutlich, wie schwierig verantwortliche Entscheidungen zu An den Prioritäten unserer Außen- und Sicherheits- den Fragen der ethisch gebotenen 'und zugleich politik wird sich auch künftig nichts ändern: Sie wird möglichst wirksamen Maßnahmen sind. auch in den/kommenden Jahren aktive, weltweite Friedenspolitik sein, zugleich eine Politik der guten Als christliche Demokraten fühlen wir uns in beson- Nachbarschaft, und sie ist jederzeit den Menschen- derer Weise verpflichtet, der Gefahr der Verfügbarkeit rechten verpflichtet. des menschlichen Lebens durch den medizinisch- technischen Fortschritt zu begegnen. Wir geben vor Für die CDU sind es vor allem vier Felder, auf denen allem Antwort auf die neuen Fragen, sich im Zusam- sich diese Außenpolitik auch in Zukunft bewähren menhang mit der Fortpflanzungsmedizin und der muß: Gentechnologiestellen.

- Europa ist unsere politische Zukunft. Nur durch Die Bundesrepublik Deutschland steht in einem einen konsequenten Ausbau der wirtschaftlichen wirtschaftlichen, technischen und sozialen Wandel, sowie außen- und sicherheitspolitischen Zusam- dessen Bewältigung und Gestaltung über eine Legis- menarbeit bewahrt EG-Europa seinen Platz in der laturperiode hinaus alle Kräfte erfordert. Die Soziale Weltpolitik. Nicht zuletzt im Europa-Kapitel stehen Marktwirtschaft, die ihr geistiges Fundament in der zukunftsweisende Aussagen, die alle Aufmerksam- -zum Menschenbild des Christen gehörenden-Idee keit verdienen. der verantworteten Freiheit hat, muß sich heute in der Aufgabe bewähren, die Position der Bundesrepublik - Die Festigung der Atlantischen Allianz und der Deutschland als moderner und humaner Industrie- Ausbau der Partnerschaft zwischen dem freien staat in den 90er Jahren zu sichern. Neue und Europa und den USA bleiben vorrangige Aufgabe zukunftssichere Arbeitsplätze setzen voraus, daß wir deutscher und europäischer Politik. Nur gemein- - auch mit Blick auf den europäischen Binnenmarkt sam werden wir den Frieden in Freiheit bewahren. 1992-international wettbewerbsfähig bleiben.

- Wir wollen Zusammenarbeit und Vertrauensbil- In unserer Sozialen Marktwirtschaft weist die Tarif- dung auf allen Ebenen mit der Sowjetunion und autonomie zentrale arbeitsmarktpolitische Verant- den anderen Staaten des Warschauer Pakts. Die wortung den Arbeitgebern und Gewerkschaften zu. Veränderungen in diesen Staaten wollen wir dafür Der Leitantrag betont deshalb diese Verantwortung nutzbar machen. der Tarifpartner und fordert sie zu flexiblen und differenzierten Wegen in der Tarifpolitik im Interesse - Unsere Zukunft hängt nicht nur von der Entwick- von Beschäftigten und Arbeitslosen auf. lung in Europa oder vom Fortschritt im West-Ost- Dialog ab, sondern zunehmend davon, ob Frieden Die CDU ist die Partei, die den unauflösbaren und Stabilität in der Dritten Welt gesichert werden Zusammenhang zwischen erfolgreicher Wirtschafts- können. Unsere Verantwortung für wirtschaftliche und Finanzpolitik und wirksamer Sozialpolitik beach- Entwicklung, soziale Gerechtigkeit und Menschen- tet. Mit ihrem Entwurf für eine kinderfreundliche rechte in der Dritten Welt wird deshalb im Leitan- Gesellschaft, in deren Mittelpunkt die Familie steht, trag hervorgehoben. und mit ihren Leitgedanken für eine humane Pflege älterer Menschen greift die CDU wichtige sozialpoliti- sche Zukunftsaufgaben auf, die vor allem aus schwer- wiegenden demographischen Umbrüchen folgen. Politik auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes Der Leitantrag formuliert politische Maßnahmen, die wir in dieser Legislaturperiode verwirklichen wer- den, und politische Zielvorstellungen, die über diese Daß wir uns mit diesem Thema auseinandersetzen, Legislaturperiode hinaus weisen. ergibt sich für uns ganz natürlich aus unserem Selbst- verständnis als Christliche Demokraten. Wir beken- Die CDU verspricht nicht mehr, als sie halten kann. nen uns zu einer wertorientierten Politik, die sittlichen Unser Leitantrag beweist sowohl Augenmaß für das Zielen und ethischen Normen verpflichtet ist. finanzpolitisch Machbare als auch die Kraft der CDU zur politischen Vision. Mit dem Leitantrag greift der Bundesvorstand der CDU wichtige Probleme in unserer Gesellschaft auf, Ich bin sicher, daß die beiden Leitanträge eine gute die von einer besonderen moralischen und grund- Grundlage für die Beratungen des Bundesparteitages sätzlichen Bedeutung sind. Wir haben unsere Antwor- in Wiesbaden darstellen. Sie zeigen erneut, daß die ten auf der Grundlage unseres Verständnisses des CDU eine grundsatztreue, für die Anliegen der Men- christlichen Menschenbildes formuliert, entspre- schen sensible und für die Herausforderungen unse- chend unserem Grundsatzprogramm von 1978. rer Zeit offene Partei ist.

Der Bundesvorstand legt mit dem ersten Kapitel Anm.: Die beiden Leitanträge sind im UiD 12/88 ab- seines Leitantrages ein umfassendes Programm zum gedruckt. Das christliche Menschenbild als Grundlage unserer Politik Stellungnahmen zum Kommissionspapier

Aus den Reihen des EAK auf Landes-, (was nicht bei jedem der Fall zu sein nicht ihren Einsatz um jeden Kreis- und Ortsverbandsebene er- braucht) und dann in Gehorsam ge- Preis" rechtfertigen (was niemand reichten uns in den letzten Wochen genüber seinem Gebot handeln. behauptet) oder daß „wir ... uns eine Reihe kritischer Stellungnah- Diese Verantwortung ergibt sich entschieden gegen eine geneti- men. Die beiden folgenden Beiträge aber nicht als (autonome?) Folge- sche Zurschaustellung des Men- stellen wir unseren Lesern exempla- rung aus der gemeinsamen Schöp- risch vor. schen" wenden - die niemand pro- fung. Ähnlich unpräzise heißt es pagiert und an der niemand Inter- I. dann später (II 21) „Aus christ- esse hat. Die Zahl derartiger Sätze Der Diskussionsentwurf „Das christ- lichem Verständnis kommt dem ließe sich leicht vermehren. . liehe Menschenbild als Grundlage Menschen nicht das Recht zu, unserer Politik", dessen Präambel in über Leben und Tod zu verfügen. 3. Geradezu ärgerlich wird es-dann, der EV vom März abgedruckt war, Wo der Tod unabwendbar gewor- wenn man liest, daß „der Zusam- ist von einer vom Bundesvorstand den ist muß aber die Entschei- menhang von genetischer Ab- eingesetzten Kommission erarbeitet dung des Kranken respektiert stammung und familiärer Bindung worden, die beeindruckende Namen werden, auf lebensverlängernde ... gewahrt und geschützt wer- _ enthält. Es soll nach dem Vorwort Maßnahmen zu verzichten." Dem- den" müsse (II2). Derartige Formu- ^ auf dem 36. Bundesparteitag vom gegenüber liegt auf der Hand, daß lierungen haben zunächst mit dem 13.-15. Juni diskutiert und verab- diese Entscheidung des Kranken bei „christlichen Menschenbild" nichts schiedet werden. Liest man aber uns immer respektiert werden muß zu tun. Es war vielmehr im sog. dieses Papier genauer, dann erge- und nicht nur, wenn der Tod unab- christlichen Abendland wie auch in ben sich Zweifel daran, ob es in wendbar geworden ist. Man sollte anderen Kulturen selbstverständ- dieser Fassung geeignet ist, in so sich schließlich davor hüten, darauf lich, daß die Familie ein sozialer und kurzer Zeit zu einem konsensfähigen hinzuweisen, daß das „Klonen" die nicht ein biologischer Zusammen- Text verarbeitet zu werden. Wenn Individualität des Menschen beein- hang ist. Die Adoption hat seit jeher wirklich diskutiert werden soll, darf trächtige (I119); Denn Zwillinge kön- dieselbe familiäre Verbindung be- die Zeit dafür in einer so verzweigten nen sich durch derartige Redewei- gründet wie die „leibliche Abstam- Volkspartei wie der CDU nicht so sen zu Recht beleidigt fühlen. mung". Nach unserem Recht kann auch nur der Ehemann - nicht aber knapp bemessen werden. Nun zum In einer Uriionspartei sollte man im der Erzeuger oder die Mutter und • Text. übrigen wissen, daß es für eine Reihe nur sehr beschränkt das (volljährige) von Mitgliedern Schwierigkeiten Kind selbst-die Ehelichkeit eines in macht, wenn es von den Menschen- 1. Zunächst stört die ungenaue und der Ehe geborenen Kindes anfech- rechten heißt, daß sie „weltweit gel- oberflächliche Sprache. So trifft es ten; Wir haben auch heute keinen ten". Man wird sich zwar sofort dar- nicht zu, daß „der Kern des christ- Anlaß, die Familie wieder besonders auf einigen können, daß wirdafürein- lichen Menschenbildes . . . der mit der Biologie zu verbinden. Der treten, daß gleichartige Menschen- Glaube an die Gottesebenbildlich- direkte Rückgriff auf biologische /-r- rechte in den Rechtsordnungen aller keit jedes Menschen" ist, wie es in Feststellungen war und ist im Zu- v: Staaten verankert werden sollten - der Präambel heißt. Christen glau- sammenhang mit sozialen Proble- was übrigens nicht dazu führen wird, ben an Gott und nicht an die Gotte- men von der christlichen Lehre 'her daß diese Rechte nun überall gleich sebenbiidlichkeit jedes Menschen. gesehen „falsche Ideologie" - und behandelt werden. Die Feststellung Sie mögen von daher wissen, daß das gilt gleichermaßen für den Rück- aber, daß die Menschenrechte be- griff auf die Evolutionstheorie (So- der Mensch nach dem (oder zum) reits weltweite Geltung haben, kann Bilde Gottes geschaffen ist - wobei zialdarwinismus) wie für den Rück- nur der treffen, der naturrechtlichen griff auf Rasse oder alle Erbanlagen. die reformatorische Theologie her- Vorstellungen anhängt. Und dies vorhebt, daß diese Ebenbildlichkeit mag vielleicht auf einen Teil der Mit- durch den Sündenfall fast völlig zer- So wenig sich also aus biologi- glieder der CDU zutreffen, man sollte schen Feststellungen direkte Folge- stört worden ist, was man in der aber die anderen nicht durch For- CDU bei Programmaussagen auch rungen für Fragen des Familienzu- mulierungen dahin gehender Pro- sammenhangs ergeben, so wenig beachten sollte. Es trifft im übrigen grammsätze ausschließen: Das Pro- auch nicht zu, daß der Mensch „Mit- ergibt sich auch aus medizinischen blem, ob es richtig ist, ein Naturrecht verantwortung auch für die Um- Feststellungen für den Anfang des .anzuerkennen, ist einer/ Mehrheits- welt" trägt, weil er ... mit der menschlichen Lebens. Es trifft daher entscheidung nichtzugänglich. ganzen Schöpfung von Gott er- nicht zu, daß die Regelung, des schaffen ist, wie es in der Präambel 2. Daneben finden sich in dem Papier § 219 d StGB angesichts der neue- heißt. Christen mögen wissen, daß dann eine ganze Reihe von Trivialitä- ren medizinischen Erkenntnisse Gott ihnen die Verantwortung für die ten - so wenn es heißt, daß „die nicht mehr haltbar sei (II 5). Es über- Welt und die Umwelt auferlegt hat Möglichkeiten der Medizin ... zeugt auch nicht, wenn festgestellt A, wird, daß das „menschliche Leben dafür einzutreten, im öffentlichen Be- lem nichts mit dem christlichen Men- ... mit der Verschmelzung von Ei- wußtsein wieder fest zu verankern, schenbild zu tun. und Samenzelle" beginne und daß daß der Schwangerschaftsabbruch daher § 219 d StGB geändert wer- Tötung menschlichen Lebens ist. den müsse. Wir gehen nämlich bis- her davon aus, daß z. B. Eltern und Dies rechtfertigt aber nicht die Mancher Leser wird diese Ein- Ärzte verpflichtet sind, menschli- Feststellung, daß der in § 218 a StGB wendungen vielleicht für spitzfindig ches Leben zu erhalten - auch durch festgelegte Verzicht des Staates auf halten und meinen, daß man es mit aktives Tun: durch Ernährung, Ver- Strafe sich auf gesetzlich klar umris- politischen Aussagen doch nicht so abreichung von Medikamenten usf. sene Fälle beschränke, und daß darin genau nehmen sollte. Bei dieser Auf- Es gibt nun Medikamente (wie z. B. auch heute keine Billigung der Ab- fassung geht man aber von vornher- Kontergan), deren Einnahme dazu treibung liege. Denn dies trifft jeden- ein davon aus, daß es bei politischen führt, daß befruchtete Eizellen aus- fallssolangenichtzu,solangedie Ab- Aussagen nicht auf Glaubwürdigkeit getragen werden, die sich ohne Ein- treibung mit öffentlichen Geldern fi- ankommt. Die vergangenen Jahre nahme dieser Medikamente sonst nanziert wird. Denn „rechtswidrige zeigen jedoch, daß die Erhaltung nicht einnisten würden. Wenn die Handlungen" können weder mit Mit- der Glaubwürdigkeit der Politik ei- befruchtete Eizelle schon so behan- teln der Krankenkassen noch durch nes der zentralen Probleme unseres delt werden sollte wie ein Mensch, Steuern finanziert werden. Man mag Systems ist. Wenn es daher bei dem müßte die Einnahme derartiger Me- es für opportun halten, sich auch als Diskussionsentwurf tatsächlich dikamente für Schwangere von Regierungspartei nicht gegen die Fi- darum gehen soll, die Politik der Rechts wegen vorgeschrieben wer- nanzierung der Abtreibung mit öf- CDU für die 90er Jahre (mit-) zu den, wenn man den oben genannten fentlichen Mitteln zu wenden. Dann formulieren, dann muß man sich um Satz ernst nimmt. Dies ist aber of- sollte man aber diesen Verzicht nicht exakte Aussagen bemühen, die den fensichtlich nicht gemeint. Es geht durch moralische Urteile und Verur- Grundlagen der Union Rechnung augenscheinlich nur um eine teilungen zu kompensieren suchen, tragen - dann kann man nicht auf Sprechweise, die uns als besonders von denen man meint, daß sie nicht dem genannten Diskussionspapier moralisch ausweist. so viel (Stimmen) kosten wie Eingriffe aufbauen. in die Finanzierung der Abtreibung. Dies zeigt sich dann in besonde- Man mag ein derartiges Verhalten Anm.: Der Text ist vom EAK-Landesvorstand rem Maße bei den Aussagen zur zwar für effizient halten, es macht je- Baden ausgearbeit worden unter Vorsitz von Abtreibung. Hier mag es richtig sein, doch unglaubwürdig und hat vor al- Prof. Dr. Hans-Martin Pawlowski.

achten ist mit der Folge, daß die Sprachfähigkeit darunter leidet. Christliches Menschenbild- Kritisches zur Präambel was ist das? Dennoch wird die Präambel als Hier wurde sehr viel Richtiges hilfreich und richtungweisend gese- zum Ausdruck gebracht, doch die hen. Entscheidend komme es jetzt Es ist bemerkt worden, daß sich Befürchtung hinzugefügt, daß alles darauf an, die vielen richtigen An- führende Politiker der Union zuneh- nur Makulatur bleiben werde. sätze in der Präambel auszufüllen. mend auf das christliche Menschen- Wenn es in der Präambel heißt: So müßten vor allem in der Partei bild berufen, wenn es gilt, die Grund- „...auf der Grundlage christlicher stärker die Grundsätze ins Bewußt- positionen oder das Selbstverständ- Wertvorstellungen errichten", so sein der Mitglieder gerufen werden, nis der CDU zu begründen. Ist aber kann man nicht an der Feststellung sonst wären diese Ansätze tatsäch- C der Begriff „Christliches Menschen- vorbei, daß die Allgemeinheit damit lich nur ein Papierprodukt ohne Aus- bild" in der politischen Auseinander- nichts anfangen kann, da das christ- wirkung-also Makulatur! setzung brauchbar? Dient dieser liche Grundlagenwissen heute nur Begriff als Titel eines Teilprogramms noch schwach ausgeprägt ist. Das eher als Vorwand zur Rechtfertigung gilt auch für die Formulierung „Der für das „C" im Parteinamen der CDU, Kern des christlichen Menschen- Aus dem Inhalt: dies zu einer Zeit, in der immer mehr bildes ist der Glaube an die Got- Politik auf der Grundlage des Mitglieder Schwierigkeiten haben, tesebenbildlichkeit jedes Men- christlichen Menschenbildes 1 das „C" sinngemäß zu begründen? schen". In einer Zeit, in der die Droht dieser Titel nicht allzu schnell Distanz der Menschen zu ihren Kir- Das christliche Menschenbild als Grundlage unserer Politik 4 zu einer Worthülse zu verkommen, chen zunimmt, muß zweifelhaft sein, da er in Zeiten fortschreitender Sä- ob ein solcher - unbestreitbar wah- Die „Weltkonvention" kularisierung den Menschen nichts rer - Satz politische Bedeutung ge- im Jahr 1990 7 mehr besagt? winnen kann, wenn der tiefere Sinn Aufgabe und Bedeutung eines solchen Satzes nicht verstan- der politischen Bildung 10 den wird. Es fehlt eine klar umrissene Erklä- Politiker zum Beten rung des Begriffes „Christliches Es kann nicht übersehen werden, aufgerufen 13 Menschenbild" und eine für jeder- daß auch in der Mitgliedschaft der Aus u nserer Arbeit 14 mann einleuchtende Begründung, CDU die allgemein zu beobachtende worin der Nutzen für die Politik liegt. Entfremdung zur Kirche zu beob- Leserbriefe 16 So wurde auch kritisiert, daß das verschenken oder spenden Stellenwert der Familie - Papier bei allen Situationsbeschrei- möchte, auch erst selbst verdienen. kommt zu kurz bungen grundsätzlich vom „Negati- ven" und von „Problemfällen" aus- Bei allem Respekt vor den be- ,gehe, während das „Positive" und IV. schriebenen politischen Aufgaben- das „Normale" nicht in die Betrach- Zusammenfassung bereichen von Ziff. III-V fehlt die tungen einbezogen werden. Herausstellung der Familie, die al- lem vorangestellt werden müßte. Der' Schwerpunkt des Papiers Parteipolitik sollte nicht nur in liegt in seiner Gesamtheit in der Tagespolitik aufgehen, sondern Fänden die christlichen Wertvor- sozialen Versorgung. Die Bedeu- muß Antworten formulieren, die steilungen stärkere Beachtung-die tung der Eigenverantwortung und Gültigkeit über den Tag hinaus ha- zehn Gebote gehören dazu -, so Selbstverantwortlichkeit wird nicht ben. hätte dies auch eine stabilisierende angesprochen. Auswirkung auf die Familie. Das So gesehen sind zahlreiche An- Bewußtsein der Eigenverantwort- Verantwortung ,auch' für andere satzpunkte in diesem Diskussions- lichkeit könnte so stärker hervorge- zu tragen, soll nicht in Frage gestellt hoben werden. werden, doch ist heute nicht zu papier eine wichtige Grundlage für übersehen, daß der Kreis derer, die fortzusetzende Diskussionen zur allgemeinen Bewußtseinsförderung Alle aufgezeigten Problemfälle sich vom Staat versorgen lassen, der Bereiche kinderfreundliche Ge- grenzenlos zu sein scheint. Not- in bestimmten Fragen. sellschaft (III), menschliches Mitein- wendig wäre daher, herauszustel- In dem Vorwort ist die Rede von ander (IV), Rechtauf menschenwür- len, daß jeder zunächst für sich und diges Leben (V) betreffen den Kern- der unverwechselbaren Identität, seine Nächsten Eigenverantwor- die die CDU als bestimmende politi- ^y bereich Familie. Ist die Familie in- tung zu tragen hat. takt, wird das Zusammenleben in sehe Kraft behalten müsse. Die un- ^' der Familie gestärkt und gefördert. Es herrschte insgesamt der Ein- verwechselbare Identität kann je- Ist das Familienleben weniger ma- druck vor, daß die hier beschrie- doch nur in dem Maße wachsen, teriell und egoistisch, eben stärker bene Sozialpolitik zu sehr „geldbe- wie sich die CDU an die christlich- nach den christlichen Wertvorstel- dingt" orientiert ist. Eine geldorien- abendländische Tradition an- lungen geprägt, dann ließen sich tierte Sozialpolitik findet aber kei- schließt. die hier angesprochenen Probleme nen Bezug zur Kultur und wird den Die Analyse dieses Papiers zeigt reduzieren und rückten nicht so Anforderungen an ein „christliches jedoch einen anderen Weg. Auf die sehr in den Vordergrund. So könn- Menschenbild" nicht gerecht. ethischen Probleme der Gesell- ten die Zahl der „kaputten Familien" schaft werden lediglich materielle und der „gescheiterten Ehen" ver- Steht eine so geldorientierte So- zialpolitik der CDU nicht im Wider- Antworten gegeben, wird in einigen ringert werden, könnten ebenso die Punkten dem Zeitgeist der Hof ge- Lasten für schwererziehbare Kin- spruch zu dem Prinzip der Subsi- diarität? macht und die Augen auf Stimmen- der, für Alleinerziehende, für die fang gerichtet. Damit wird deutlich: Altenversorgung reduziert werden. Unter dem Gesichtspunkt eines Um vor dem Wähler Eindruck zu Auch hier: „Verantwortung für an- kaum noch zu finanzierenden Ge- machen, um die Stimmabgabe zu dere" muß auch gerade für die Fa- sundheitswesens wäre eine nach- ködern, werden schon die acht- milie gelten und kann nicht die Dele- haltige Darstellung, daß wir an die baren Grundsätze der Präambel un- gation der Selbstsicherung an den Grenzen des Machbaren stoßen, terlaufen. Staat bedeuten. schon notwendig. Selbstverständ- lich sind wir zur Hilfe aufgerufen. Anm.: Diese Stellungnahme wurde vom Muß eine „Politik aus christlicher Aber auch das ist Realität: Jeder EAK-Kreisvorstand Pinneberg unter Verantwortung" nicht auch an die Christ muß die eine Mark, die er Vorsitz von Hans Bleckmann erarbeitet. Selbstverantwortlichkeit der Fami- lien appellieren? 5. Theologisches Abendgespräch des E AK Baden III. Allgemeine Anmerkungen »Das Bild des evangelischen Pfarrers« zu dem Diskussionspapier Podiumsgespräch mit: Oberkirchenrat Klaus Baschang, Karlsruhe Als Mittelpunkt kristallisiert sich die Frage heraus, ob das Materielle und Pfarrer Rolf Hille, Stuttgart zu stark in den Vordergrund gerückt Mittwoch, den 22. Juni 1988,19.30 Uhr worden sei. Jeder, der es versteht, Notsituationen und Eigeninteres- Heinz-Schuchmann-Haus, sen zu formulieren, soll auch künf- Heilbronner Straße 30,7500 Karlsruhe-Rintheim tig, wie bisher, unverändert nach dem „Weihnachtsmann-Prinzip" Gesamtleitung: Hans-Michael Bender, Karlsruhe beglückt werden. Die „Weltkonvokation" im Jahr 1990

Ernst Zuther

Der Ökumenische Rat der Kirchen keit und der Erhaltung der Schöp- wir - neben den Juden - noch viele bereitet für die Monate Januar und fung geht es aber nicht um ein andere zur Christenheit rechnen, die Februar 1990 eine „World Convoca- Bekenntnis zur Wahrheit - es sei - bei aller sonstigen Frömmigkeit - tion for Justice, Peace and the Inte- denn, sie bestünde in der banalen Christus entschieden verwerfen. grity of Creation" vor: eine „Weltver- Erkenntnis, daß Frieden, Gerechtig- sammlung für Gerechtigkeit, Frieden keit und Umweltschutz unverzicht- • Daß auch Nichtchristen um irdi- und Bewahrung der Schöpfung". Als sche Gerechtigkeit wisen und nach Veranstalter zeichnen der Weltkir- bar sind -, sondern um die Überle- gung, auf welchen Wegen und mit ihr streben, bestätigt auch Paulus chenrat und der Lutherische Welt- (Rom. 2.12-16): das „Gesetz", das bund. welchen Mitteln diese Probleme am besten zu lösen sind. Das heißt: es Wissen um Recht und Vernunft, sei Zu diesem Zweck läuft schon seit geht um Sachfragen, bei deren jedem Menschen bewußt, weil es Jahren eine Planung, deren Intensi- Behandlung man verschiedener ihm „ins Herz geschrieben" sei. So-, tät sich 1988 und 1989 gewaltig Meinung sein kann (und auch ist), gar dem heidnischen, imperialisti- steigern wird, weil nun auch über Kompromißbereitschaft beweisen schen römischen Staat stellt Paulus die Landeskirchen bis in die einzel- muß und Irrtümer nicht ausschlie- das Zeugnis aus, für Gerechtigkeit nen Gemeinden und Gruppierun- ßen darf. Die Terminologie der An- zu sorgen - und das im Dienste O gen hinein die Werbetrommel für kündigung und Werbung für die Gottes -, was doch voraussetzt, diese Weltversammlung und ihr „Weltkonvokation 1990" läßt keine daß Rom sie gekannt hat (Rom. Programm gerührt werden soll. Ein- andere Auslegung zu, als die, daß 13.1-7; vgl. 1. Petr. 2.13-14,17). geladen sind alle christlichen Kir- der Weltkirchenrat diese Unter- Und die Christenheit hat dies Urteil chen. Ziel ist ein Beitrag zur Lösung scheidung zwischen Wahrheit und bestätigt - nämlich dadurch, daß der Weltprobleme, charakterisiert Sachverhalten nicht in der gebote- sie das römische Recht zum Vorbild als „ein Wort, das die Menschheit nen Deutlichkeit vornimmt. Damit und Lehrmeister ihrer eigenen Ge- nicht überhören kann". Es geht also bleibt auch unausgesprochen, daß setzgebung gemacht hat. Christen nicht nur um ein „Wort an die Chri- ein Glaubenszeugnis in seinem We- und Nichtchristen haben eine ge- stenheit", sondern um eins an alle sen etwas grundsätzlich anderes meinsame Basis, von der aus sie Menschen. ist als die Behandlung und Bewer- miteinander unmittelbar über politi- tung von Fakten. Sachfragen wie sche und gesellschaftliche Pro- . Wenn es nicht nur ein Wort blei- die angeführten sind zu prüfen und bleme reden können. . ben, sondern Ergebnisse zeitigen zu entscheiden mit politischer, soll, dann muß die Tendenz auf eine Gerade angesichts dieser Er- technischer, ökonomischer und Weltversammlung gehen, die nicht kenntnis steht man dem Vorhaben ökologischer Vernunft. nur von Christen, sondern von allen der „Weltkonvokation 1990" eini- germaßen ratlos gegenüber: will sie Religionen und nach Möglichkeit Diese Vernunft ist aber kein sich die konkrete Bewältigung der auch von den politischen Kräften christliches Privileg. Schon Adam- sozialen, politischen und ökologi- aus aller Welt beschickt wird. Es ist das heißt: dem Menschen, allen schen Probleme dieser Welt anle- also ein Langer Marsch, der mit dem Menschen -, ist die Bewahrung der gen lassen, dann ist ihre religiöse c „konziliaren Prozeß" begonnen hat. Schöpfung aufgetragen (1. Mose Argumentation unangebracht, Zu unterscheiden und je für sich zu 2.15). Im Gottesbund mit Noah wer- möglicherweise verwirrend. Es ge- bedenken wären die beiden Stadien den die Würde und Unverletzlich- nügte die Berufung auf das humani- dieses Prozesses: die christliche keit des Menschen proklamiert (1. täre Denken, auf die Nächstenliebe, „Weltkonvokation 1990" und ihre Mose 9). Im Gesetz des Mose steht die Menschenrechte und die Ver- Weiterführung und Umsetzung in neben den Zehn Geboten, neben nunft. Um so notwendiger würde eine säkulare Ökumene. den Forderungen sozialer Gerech- dafür der Erwerb umfassender tigkeit und Solidarität auch das Ge- Die christliche „Weltkonvokation Sachkenntnis, um einen kompeten- bot der Gottes- und Nächstenliebe 1990" soll ein „Glaubenszeugnis in ten Beitrag leisten zu können. den Überlebensfragen von Gerech- (3. Mose 19.18; 5. Mose 6.5). Aber tigkeit, Frieden und Bewahrung der weder Adam noch Noah noch Mose Will die „Weltkonvokation 1990" Schöpfung" leisten. Ein Glaubens- sind Christen gewesen, - und es aber die Welt in ihrer Gottferne und zeugnis, das im Bekenntnis zu „Je- wird auch niemand zum Christen Verlorenheit mit dem Evangelium sus Christus, dem Leben der Welt", durch die Bewahrung der Schöp- von Jesus Christus zur Versöhnung fung, durch Solidarität oder das seinen Grund hat, kann sich nur als mit Gott führen (2. Kor. 5.19-21), Verkündigung christlicher Wahrheit Mühen um Gerechtigkeit. Er wird es dann muß man in den Aufrufen zur verstehen. . • nicht einmal durch das Halten der Konvokation die Bezugnahme auf Zehn Gebote und auch nicht durch die biblische Rechtfertigung des Bei den Problemen der Friedens- das Streben nach Gottes- und Sünders vor Gott und auf ihre Vor- c sicherung, der sozialen Gerechtig- Nächstenliebe allein. Sonst müßten aussetzungen vermissen. Dieser Mangel ist zwangsläufig. und schon sein Status als Bürger ist die Orthodoxie sich beteiligen, steht Wer das Evangelium in erster Linie ais ein weltliches Amt-bereitszurSorge dahin. Es wird nur ein Teil - und zwar Appell zu gesellschaftlich-politi- für die Weit, also auch für die Anlie- der kleinere - der Christenheit die schem Handeln versteht, muß dazu gen der Konvokation, aufgerufen ist Weltversammlung bestreiten müs- neigen, auch biblische Begriffe ge- (Augsburgische Konfession, Art.XVI) sen. sellschaftlich-politisch zu definieren: - daß aber andrerseits auch die in den Kategorien der Parteilichkeit rechte Verwaltung dieses Amtes Mit welcher Autorität kann die und Konfrontation, l m Gegensatz zur nicht zur Gerechtigkeit vor Gott ver- Konvokation unter solchen Umstän- Bibel mit ihrer Aussage, daß alle hilft und deshalb auch nicht zum In- den sprechen? Zu welchen Entschei- Menschen Sünder seien und „des begriff des Evangeliums werden dungen wird sie fähig sein - eine Ver- Ruhms mangeln, den sie bei Gott ha- darf. Wer die Argumentation des sammlung von Kirchen aus konkur- ben sollten" (Rom. 3.23), unterschei- Weltkirchenrats liest und dabei nicht rierenden politischen Systemen mit det das politisierte Evangelium zwi- nur in Erwägung zieht, was sie sagt, sich widersprechenden wirtschaftli- schen Sündern und ihren Opfern: sondern ebenso auch das, was sie chen Interessen und differierenden zwischen Ausbeutern und Ausge- nicht sagt (obwohl es von der Sache ökologischen Prioritäten? Wird das beuteten, Unterdrückern und Unter- her an dieser Stelle hätte gesagt wer- angekündigte „Wort" mehr als der drückten, Establishment und Rand- den müssen), gewinnt den Eindruck, kleinste gemeinsame Nenner sein gruppen. Die gesellschaftlich defi- als sei die Erhaltung der Schöpfung - können? Wie kann man falsche - nierte Sünde wird zu einem ändern der Menschheit wie der Natur-, die sachlich falsche - Entscheidungen Begriff als die biblisch verstandene. erste Sorge und das oberste Gebot ausschließen? Nach reformatori- Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Gottes. scher Erkenntnis - „auch der Papst politisch gesehene Sünde sich nur Die biblische Dreigestalt der und die Konzilien können irren" -, gegen den unterdrückten oder im werden die Ergebnisse der Weltkon- Stich gelassenen Nächsten richtet - christlichen Botschaft-Schöpfung, Erlösung und Vollendung - ist ver- vokation kritisch befragt werden gegen Gott nur insofern, als Gott die müssen. Partei des Unterdrückten ergriffen engt worden auf die Schöpfung: Erlö- hat. Als Folge davon wird die Versöh- sung und Vollendung werden nur nung mit dem Nächsten gleichzeitig noch als Stationen der Schöpfung Die ganze Brisanz des Themas auch zur Versöhnung mit Gott. Daß beschrieben. Aber die christliche wird offenbar noch nicht gesehen, je- es auch eine Sündegibt, dieallein ge- Botschaft umgreift mehr als die denfalls nicht ausgesprochen. Frie- gen Gott begangen wird, gerät dabei Schöpfung und ihr Schicksal: sie den, Gerechtigkeit und Bewahrung aus dem Auge: die Sünde derSelbst- führt über die Vergänglichkeit hinaus. der Schöpfung stehen in einem un- gerechtigkeit, der Auflehnung gegen „Denn also hat Gott die Welt geliebt, mittelbaren Zusammenhang mit Gott, der Hybris, der falschen Ver- daß er seinen eingeborenen Sohn dem Überbevölkerungs- und Ener- kündigung, des Unglaubens. Diese gab, auf daß alle, die an ihn glauben, gieproblem, mit der exzessiven oder Sünde ist biblisch sogar die Grund- nicht verloren werden, sondern das restriktiven Auslegung der men- sünde, aus der alle ändern hervorge- ewige Leben haben" (Joh. 3.16). schenrechte (nicht zuletzt des hen (Rom. 1.18-32; 1. Mose 3.4-6). Selbstbestimmungsrechts auf allen Carl Friedrich von Weizsäcker hat Ebenen), einer Weiterentwicklung Das Menschen -wie das Gottesbild, sich eindeutig zur Sachbezogenheit wie sie die Aufrufe zur Konvokation des demokratischen Bewußtseins und zum Erfolgszwang der „Weltkon- auf weniger Anspruch und mehr Ver- zeigen, enthalten wesentlich andere yokation 1990" bekannt - leider Züge als die biblischen. antwortung hin. Werden diese Basi- ebenfalls ohne den systematischen sprobleme ausgespart, wird das Er- Diese Hinweisesind keine Polemik, Versuch, die Spannung zwischen re- gebnis deklamatorisch bleiben; sondern theologische Argumenta- ligiöser Wahrheit und Sachproble- ginge man auf sie ein, würden Grä- tion. Das Programm der Konvokation matik aufzulösen. Wenn er den Bei- ben sichtbar werden - auch zwi- c läßt nicht nur die biblische und refor- trag der Kirchen vor allem in der Be- schen den teilnehmenden Kirchen-, matorische Mitte des Evangeliums, einflussung der Öffentlichen Mei- deren Vorhandensein man bisher die Rechtfertigung vor Gott, in den nung sieht, scheint er allerdings dem verdrängt hat. Man muß damit rech- Hintergrund treten - es verzichtet Sachprogramm den Vorrang vordem nen, daß das „Wort" das man spre- auch darauf, das „Gesetz Christi" zu Glaubenszeugnis zu geben. Die chen will, auch in der Christenheit seinem Inhalt zu machen, das in der Rolle, die er den Kirchen zuweist, selbst von vielen überhört werden Tat eine Anweisung zum Handeln würde allerdings die Existenz einer wird. wäre. Es gehört nur wenig Weisheit kompetenten Öffentlichen Meinung dazu, um zu prophezeien, daß bei voraussetzen. Damit sind wir nach Die Weltkonvokation wird nicht dieser Weltversammlung auch die den theologischen Problemen bei ei- scheitern - das liegt nicht in ihrer Gebote der Bergpredigt nicht auf der ner Reihe von Fragen allgemeiner Struktur. Aber es besteht die Ge- Tagesordnung stehen werden -- die und praktischer Natur. fahr, daß das Ergebnis in keinem immerhin die Forderungen des Die Bezeichnung „Weltkonvoka- Verhältnis zu den geweckten Erwar- Rechtsverzichts, des Hinnehmens tion" ist insofern berechtigt, als Kir- tungen steht. Das Risiko der Ent- von Unrecht und Verfolgung wie der täuschung ist bereits eingegangen, Leidensbereitschaft enthalten chen aus aller Welt an ihrteilnehmen wollen. Sie bedeutet aber nicht, daß und dies Risiko berührt nicht nur (Matth.5.38-42; vgl. I.Kor. 6.7). alle Kirchen der Welt vertreten sein die Reputation des Weltkirchenrats, Es wird einfach nicht gesehen, daß werden. Ob und ggf. mit welchen sondern die christliche Botschaft der Christ in seinem weltlichen Amt- Vorbehalten der Katholizismus und überhaupt. Unsicherheit zeichnet

8 sich auch bei einigen Initiatoren ab. Man ist sich ziemlich einig, daß die Arbeitsfelder und Gliederung der ÖRK vorgesehene Dauer von zwei Mo- naten für ein verantwortbares Er- Was ist der ÖRK? arbeitet, mit den theologischen Fra- gebnis nicht genügt. Die Bereit- Aufgrund der Überzeugungj daß gen, die immer noch der Einheit der schaft, die Beratungen der Weltver- Christsein in seiner ganzen Fülle nur in Kirche im Wege stehen. Als großer sammlung bzw. der von ihr einge- der weltweiten Gemeinschaft möglich Teilerfolg ging daraus z. B. 1982 die setzten Kommissionen über Jahre ist, wurde 1948 in Amsterdam der gemeinsame Erklärung zur Frage der hinzuziehen - in Erinnerung an das Ökumenische Rat der Kirchen von gegenseitigen Anerkennung von Verfahren einiger großer Konzilien 147 Kirchen aus 44 Ländern (darunter Taufe, Gottesdienst und kirchlichem der Christenheit -, würde praktisch die evangelischen Kirchen Deutsch- Amt hervor. Sie läßt hoffen, daß die gottesdienstliche Gemeinschaft der den Verzicht auf ein Wort bedeuten, lands) ins Leben gerufen. In den ersten Kirchen in Zukunft immer weiter vor- „das die Menschheit nicht überhö- Jahren war er vorwiegend eine „prote- ankommt, was bei uns sicher nicht ren kann". Carl Friedrich von Weiz- stantische" Angelegenheit, von Euro- päern und Amerikanern geprägt. In- nur ein Anliegen konfessionsverschie- säcker gesteht ein, daß der erhoffte dener Familien ist. Erfolg der Konvokatjon „jenseits der zwischen aber ist er mehr und mehr Reichweite meiner eigenen konkre- zu der ökumenischen, d. h. weltweiten Der Wunsch, das Abendmahl gemein- Gemeinschaft geworden, die er von ten Phantasie liegt". sam feiern zu können, bringt aber Anfang an sein wollte, insbesondere auch die Verantwortung mit sich, au- Noch gravierender werden die Be- durch den Beitritt vieler Kirchen der ßerhalb des Gottesdienstes das'tägli- denken, wenn man sich mit dem südlichen Halbkugel (Afrika, Asien, che Brot und andere Gaben Gottes zu zweiten Stadium des „konziliaren Lateinamerika). Auch alle orthodoxen teilen. Deshalb beschäftigt sich die Prozesses" befaßt - mit einem Kirchen gehören ihm mittlerweile an. Programmeinheit II z. B. mit den „Konzil der Weltreligionen". Sie wür- Die Zahl der Mitgiiedskirchen ist auf lebenswichtigen Fragen der wirt- den sich alle sträuben, die zu ver- über 300 angewachsen. Damit ist der schaftlichen Gerechtigkeit, d. h. Be- handelnde soziale und nationale Ge- ÖRK heute ein weltweiter Zusam- kämpfung des Hungers auf Welte- rechtigkeit an den Namen Jesu Chri- menschluß der meisten christlichen bene, Menschenrechtsverletzungen, Kirchen unterschiedlicher Konfes- sti zu binden, die Sicherung des und Bedrohung der Menschheit durch sionen (mit Ausnahme der römisch- Friedens als ein Gebot speziell des das Wettrüsten, mit den weltweiten katholischen Kirche), die das gemein- Problemen des Rassismus, der Men- christlichen Gottes anzuerkennen same Ziel verfolgen, der Einheit der oder bei der Diskussion über die schen wegen ihrer Rasse oder Haut- Kirche in der einen Menschheit sicht- farbe benachteiligt sowie der unzäh- Bewahrung der Umwelt vom bibli- baren Ausdruck zu geben. schen Schöpfungsbegriff auszuge- ligen Flüchtlinge in allen Erdteilen und schließlich mit den körperlichen hen. Die ändern Religionen würden Was tut der ÖRK? geltend machen, daß auch der Krankheiten und Störungen des Zu- sammenlebens zwischen Menschen. Nichtchrist eine - möglicherweise Die Vertreter der Mitgliedskirchen bessere - Vorstellung von Gerech- entscheiden durch die etwa alle sie- ben Jahre stattfindende Vollversamm- Die Programmeinheit IM beschäftigt tigkeit und ein - möglicherweise rea- lung (zuletzt mit ca. 900 Delegierten sich mit der christlichen Erziehungs- listischeres - Programm zur Frie- 1983 in Vancouver) und in der Zwi- und Bildungsarbeit, versucht die öku- denssicherung habe - von der glei- schenzeit durch den jährlich tagenden menische Bewegung auch in die Ge- chen Befähigung zur Erkenntnis der Zentralausschuß (ihm gehören ca. 150 meinden hineinzutragen, um diese zu Umweltschäden ganz zu schwei- gewählte Männer, Frauen und auch einem lebendigeren christlichen gen. Gerade auf einem weltweiten junge Menschen an), welche Aufga- Zeugnis anzuregen und setzt sich für Religionskonzil würde sich erwei- ben gemeinsam angegriffen werden ein größeres Mitspracherecht von sen, daß die sozialen, politischen sollen. Nach diesen Entscheidungen Frauen, jungen Menschen und Laien € und ökologischen Probleme unserer müssen sich etwa 250 ÖRK-Mitar- in Kirche und Gesellschaft ein. Welt - sobald sie Gegenstand von beiter des Ökumenischen Zentrums allgemeinen Verhandlungen mit dem in Genf richten. Sie selbst kommen Wer finanziert Ziel konkreter Beschlüsse werden -, ebenso aus den unterschiedlichsten die Arbeit des ÖRK? nur als Sachprobleme auf der Basis Kirchen und Ländern aller Erdteile. Sicherlich werden Sie jetzt denken: allgemein unstrittiger Humanität zu Generalsekretär ist seit 1985 Dr. Emi- „Das ist doch ganz einfach: die Mit- behandeln sind. lio Castro, ein methodistischer Pfarrer gliedskirchen!" Aber die Mitgliedskir- aus Uruguay. chen können natürlich nur das zahlen, Die Kompexität und der Antago- wozu sie aufgrund ihres Vermögens, nismus der politischen, ideologi- Über die Aufgaben des Generalsekre- des Einkommens ihrer Mitglieder und schen, nationalen und wirtschaft- tariats sowie der 14 Untereinheiten nach den Devisenbestimmungen ihrer lichen Kräfte und Überzeugungen innerhalb der drei Programmeinheiten Länder in der Lage sind. Manche Kir- werden von der Hoffnung auf ein gibt es natürlich ausführliche Erläute- chen haben Mühe, auch nur die nötig- ökumenisches Wunder nicht ernst rungen. Hier können nur Beispiele her- sten Kosten aufzubringen. Andere ausgegriffen werden: dürfen kein Geld ins Ausland schik- genug genommen. Dieser Gedan- ken. Deshalb wird die Hauptlast von ken- und Sprachverwirrung gegen- Als Teil der Arbeit der Programmein- etwa einem Dutzend vergleichsweise über hat die Botschaft von einem heit l beschäftigt sich die Kommission reicher Kirchen getragen. Wort, „das die Menschheit nicht für Glauben und Kirchenverfassung, überhören kann", einen pfingst- in der auch die römisch-katholische Quelle: Presse- und Informationsstelle der Ev.- lichen Klang. Aber wo ist uns ein Kirche in Vollmitgliedschaft mit- luth. Landeskirche Hannover s solches Pfingsten verheißen? Aufgabe und Bedeutung der politischen Bildung

Klaus Daweke

Die Demokratie in der Bundesre- gibt. Ja, selbst der Begriff „politi- Bildung hervorheben. Man nehme publik Deutschland unterscheidet sche Bildung" ist dort eigentlich die „Informationen zur politischen sich von derjenigen der Weimarer nicht geläufig. Es gibt so etwas wie Bildung" - eine Schriftenreihe im Republik grundsätzlich darin, daß „civic education". Aber der Aus- Heftformat, die bislang eine gewal- sie sich auf einen breiten Grund- druck „politische Bildung" selbst tige Gesamtauflage erreicht hat. Die konsens in der Bevölkerung stützt. zeigt unser sehr schwieriges Ver- Hefte werden nicht wahllos ver- Diese positive Erfahrung, Öie Ver- hältnis zu unserer Geschichte und sandt, sie müssen vielmehr angefor- wurzelung der demokratischen Ein- die sehr schwierige Entwicklung in dert werden. In der Regel sind es richtungen im Bewußtsein der Men- Richtung einer Hinwendung der Lehrer, die sie für ihre Schulklassen schen ist tiefer, als es der vorherr- Menschen zu dieser Demokratie. bestellen. Die hohe Nachfrage zeigt, schende Tenor, das lamentierende daß dieses Instrument der politi- Wir haben nicht, wie beispiels- Unisono der Intellektuellen unseres schen Bildung voll angenommen weise England oder die Vereinigten Landes vermuten läßt. Demokratie worden ist. Die Themenausgaben ' Staaten, eine lange, festgewurzelte und Verfassung: in der Weimarer „Nationalsozialismus", „Sowjet- Tradition der Dokumentation, die Republik waren diejenigen in der union", „Vereinigte Staaten" wurden ihre Legitimität bereits aus der ge- Minderheit, die darin schützens- . jeweils rd. 2,5 Millionen mal ge- schichtlichen Dauer bezieht. Demo- werte Güter und verteidigenswerte druckt. Das zeigt, daß diese Infor- kratie setzte bei uns 1949 neu an. historische Errungenschaften sa- mationen gesammelt und verarbei- hen. Die Mitte war sehr eng; nach tet werden. Fast jeder Schüler lernt links und rechts machten sich als- irgendwann im Laufe seines Schul- bald Verfassungs- und Demokratie- lebens die Hefte der „Informationen gegner breit. Die Demokratie der zur politischen Bildung" kennen. Weimarer Republik ist u. a. daran Die Bundeszentrale für politische gescheitert, daß sie keinen Kon- Bildung hat seit 1953 über 250 Bü- sensfand. cher veröffentlicht, mit einer Start- Bei uns ist das anders: Der Groß- auflage von jeweils 10 000 Exempla- ren. Ein Riesenerfolg sind hier z. B. teil unserer Mitbürger glaubt an die „Schlaglichter der deutschen diese Republik. Er glaubt an die Geschichte", die bereits 50000mal Demokratie als gestaltende Le- angefordert worden sind. Ein,bran- bensform. Die Leitbegriffe dieser daktueller Renner ist „Die Identität Demokratie - Freiheit, Frieden, Ge- der Deutschen" von Prof. Weiden- rechtigkeit - finden einen breiten fels. Und noch eine Zahl: Die Bun- Konsens. Das ist auch als ein Erfolg deszentrale fördert jährlich 22 000 der politischen Bildung zu werten. Klaus Daweke, MdB Teilnehmer bei Veranstaltungen zur Der wesentliche Auftrag der hier in politischen Bildung; um- ein Vielfa- großer Zahl tätigen privaten und Zwar gab es vereinzelte Traditionen, ches größer ist die Gesamtzahl der öffentlichen Träger ist die Stärkung Vorläufer und Ideen, auf die sich die- Teilnehmer. Nichts könnte das dieses Grundkonsenses und damit ser Neuanfang stützen konnte. Ein große Interesse am Thema besser eines Verständnisses von Politik als , gewaltiger Bildungsprozeß war ein- verdeutlichen. Aufgabe, menschliches Zusam- zuleiten, der freilich, wie der heutige menleben in Freiheit, Frieden und festverankerte. Grundkonsens zeigt, • Die Erfolge der politischen Bil- Gerechtigkeit zu ordnen und zu ge- erfolgreich war. Die politische Bil- dung dürfen aber nicht dazu verlei- währleisten. dung hatte daran einen entscheiden- ten, sich selbstzufrieden auf die den Anteil. Indessen ist damit die Schultern zu klopfen und den Blick Politische Bildung hat bei uns Aufgabe nicht erschöpft oder als er- von Mißständen und Erfordernissen einen ganz eigenen und unver- ledigt zu betrachten. Politische Bil- abzulenken. Ich-möchte einige Fin- wechselbaren Stellenwert. Wenn dung bleibt eine fortbestehende Auf- gerzeige darauf geben, wo ich einen ich beispielsweise jemandem im gabe, neue Generationen und neue dringenden Bedarf an Verbesserun- Ausland erklären will, was der Vor- Zeitanforderungen verlangen eine gen und Veränderungen sehe. Der sitzende des Kuratoriums der Bun- ständige Aktualisierung des Grund- erste betrifft die Methodik. Politi- deszentrale für politische Bildung konsenses, woran die politische Bil- sche Bildung wird bei uns oft so be- tut, dann erhalte ich ganz ungläu- dung entscheidend mitarbeiten muß. trieben, als wolle man den Bürgern bige und erstaunte Rückfragen, eine fremde Sprache beibringen. weil es in unseren Nachbarländern Als Beispiel für erfolgreiche Arbeit Politische Bildung kann aber nicht oder in den alten Demokratien eine in der politischen Bildung möchte wie eine Fremdsprache- gleichsam solche Einrichtung überhaupt nicht ich die Bundeszentralefür politische bei Null anfangend-vermittelt wer-

10 den. Ausgangspunkt müssen viel- durch die Gegend geht, mit dem Manchmal denkt man, Gott mehr persönliche Erfahrung von Ausdruck: „Ich weiß es, bitte, glaubt müßte einem in all den Wider- Politik als Bestandteil des eigenen mir das!" Und: „Das muß uns betrof- ständen des Lebens ein sicht- Alltags sein. Politische Bildung muß fen machen!" Damit man dann auch bares Zeichen geben, das ei- bei der alltäglichen Erfahrung der noch eine andere Meinung hört, gelebten Demokratie einsteigen. nem hilft. Aber dies ist eben spricht ein anderer Missionar dage- Daß sie das oft nicht tut, ist auch ein sein Zeichen: daß er einen gen, vom Phänotyp her der gleiche, durchhalten und es wagen Grund dafür, weshalb wir anderen und die beiden streiten sich. und dulden läßt. Ländern nur schwer vermitteln kön- nen, was „politische Bildung" sei. Jochen Klepper Es gibt diesen Typus wirklich, und ich frage mich, ob das einer ist, der Unsere Nachbarn, insbesondere die jungen Leute, an die wir immer auch die USA, betreiben anderer- Der nächste Punkt, der hier kri- zuerst denken, aber auch diejenigen seits das in ihren Schulen viel inten- tisch anzusprechen wäre, ist die Or- in der Erwachsenenbildung tatsäch- siver, was bei uns zu kurz kommt: ganisation von politischer Bildung. lich erreicht. Ich will das Gemeinte die Institutionenkunde. Die Tatsa- Wie laufen denn die Seminare ab? mit einem Biid illustrieren: Als in den che, daß jeder Besuchergruppe, die Themen sind: „Quo vadis Demokra- Bildungsstätten noch immer über zum Deutschen kommt, tie?", „Jugend und Demokratie", Jugendprotest diskutiert wurde, erklärt werden muß, wie das Parla- „Partizipation in Jugendverbänden", rannten die Missionare mit ihren al- ment funktioniert, wie Ausschüsse „Wie Politiker Jugendliche .sehen", ten Jeans herum-und sahen aus wie arbeiten, welche Funktion ein Aus- „Jugendorganisationen politischer die 68er, während die jungen Leute, schußvorsitzender hat usw., ist für Parteien, ein Beitrag zur politischen die angesprochen werden sollten, einen Amerikaner in der Tat völlig Kultur?" usw. Beginn des Seminars schon längst mit feinem Tuch und €> unverständlich, übrigens auch für mit Kaffeetrinken, Begrüßung durch adretter Krawatte erschienen. Ex- die meisten Engländer. Zwar blik- den Akademiedirektor. Wahrschein- emplarisch zeigt dies den sichtbaren ken die Amerikaner auf eine 200jäh- lich wird bei der Begrüßung direkt Widerspruch zwischen dem, was da gesagt, wo es hinterher die Reiseko- rige Geschichte ihrer Demokratie, eigentlich zelebriert wurde, und den- sten gibt, „bitte um 10.00 Uhr den und wir haben eine sehr kurze Ge- jenigen, die erreicht werden sollten. Schlüssel abgeben", „um 22.00 Uhr schichte. Gleichwohl gibt es in je- gibt es Bier im Fernsehraum". Ich nem Land sehr viel mehr Institutio- Ich möchte nun, im Anschluß an weiß nicht, ob wir mit dieser Organi- nenkunde. diese zugegebenermaßen subjekti- sationsform, mit diesen schablonen- ven Eindrücke, einige Schlußfolge- haften Themen, junge Leute tatsäch- rungen anreihen. Die erste betrifft die Das nächste, was ich kritisch an- lich interessieren. zukünftige Notwendigkeit der politi- sprechen will, ist die verbreitete schen Bildung. Sprache der politischen Bildung. Sie ist eine Sprache, die für viele Ich bin überzeugt, daß diejenigen, über die da geredet wird bei solchen Die nächsten Bundestagswahlen völlig unverständlich ist. Zwei Sätze finden 1990 statt. Die 18jährigen, die aus einem Bericht über ein Drogen- jugendpolitischen Seminaren, nicht da sein werden. Jugendliche werden dann zum erstenmal wählen dürfen, seminar, das mit jungen Leuten ab- nicht da sein, das werden alles Profis sind 1972 geboren. Das war das gehalten worden ist, machen sofort sein, sozusagen Politikprofis, die po- Jahr, in dem in einer gi- deutlich, was ich meine: litische Bildung als Geschäft betrei- gantischen Wahl . wiedergewählt ben. Das ist eine ernstzunehmende wurde. Als das Kind zwei Jahre alt „Den Sachzusammenhang durch- Frage: Wie erreichen die politischen war, kam an die Re- zuarbeiten, bedeutet in diesem Se- Bildner ihre Adressaten? Wo holen gierung. Als es zehn wurde, hieß der minar, Informationen aufzunehmen sie sie ab? Gelingt es, an die heran- Kanzler Helmut Kohl. Der 18jährige und kritisch zu verarbeiten, die all- zukommen, die eigentlich ihre Klien- Jungwähler von 1990 hat Politik zum tägliche Dimension der allgemeinen tel sind, oder ist das nicht ein Wan- erstenmal bewußt erlebt, als es den Strukturen aus dem individuellen derzirkus von Leuten, die in diesem Bundeskanzler Kohl gab. An Helmut Deutungsmuster zu entwickeln und Feld organisiert sind? Wie kommt Schmidt wird er sich erinnern, wie wir dabei auch spontan Kontakt mit man an diejenigen heran, die aus un- uns - ich übertreibe einmal - an Bis- verschiedenen Gefühlen zu bekom- serer Sicht politische Bildung tat- marck erinnern. men, das Zusammenfallen von öf- sächlich dringend brauchen? fentlichen und inneren Bildern." Unsere Autoren: Ich möchte auch noch einen Bundeskanzler Wer so redet, der vernebelt. Das Aspekt der politischen Bildung an- Dr. Helmut Kohl, MdB ist eine Sprache, mit der 16- oder sprechen, der mich, gelinde gesagt, Adenauerallee 139-141 a 17jährige nicht erreicht werden, mit irritiert. Es ist der politische Bildner 5300 Bonn 1 denen man kein Interesse an sol- als Phänotyp. Gewiß: Es ist eine Ernst Zuther chen Seminaren weckt. Ich bin große und nur in Einzelfällen zutref- Büchlweg 23 überzeugt, daß diejenigen, die poli- fende Pauschalierung, aber im gro- 8024Oberhaching tische Bildung betreiben, eine an- ßen und ganzen sehe ich den politi- Klaus Daweke dere Sprache lernen müssen, um schen Bildner als einen, der eher lar- MdB, Bundeshaus breitere Interessentenkreise zu er- moyant, verbissen und missiona- 5300 Bonn 1 C reichen. risch, mit erhobenem Zeigefinger 11 Damit will ich folgendes sagen: Eine weitere Schlußfolgerung: dung in den nächsten Jahren Was muß ich einem solchen 18jähri- Wir müssen vielmehr neue Medien verfolgen sollte, gen an politischer Bildung mitge- in der politischen Bildung einset- ben, damit er in die Lage versetzt zen. Gerade junge Leute sind da- - wie sich die Organisation und wird, z. B. einen solchen Regie- durch sehr gut erreichbar. Ich Vermittlung politischer Bildung in rungswechsel in die Geschichte der denke an Btx, Computer-Pro- der Geschichte der Bundesrepu- Bundesrepublik richtig einzuord- gramme, Video, Bildplatte, Filme. blik Deutschland entwickelt ha- nen? Deshalb möchte ich als erste Man nehme als Beispiel den Ade- ben, Schlußfolgerung anführen: Ich nauer-Film der Bundeszentrale für finde, die Bundeszentrale braucht politische Bildung: Der ist in einer - wie sich die politische Bildung - so etwas wie einen Grundkanon so guten Art gemacht, daß man soweit sie vom Bund betrieben politischer Bildung, der abfragbar gerade junge Menschen damit opti- wird - auf die zunehmende Inte- ist, von dem gesagt werden kann: mal erreichen kann. gration der westeuropäischen Wenn man dieses Standardwerk Demokratien in der EG sowie die nicht gelesen hat, weiß man über Die politische Bildung ist eine zunehmende Verbreitung der die Geschichte der Institutionen, unverzichtbare Aufgabe der Zu- neuen Medien einstellen wird die Geschichte unserer Republik kunft. Damit sie dieser Aufgabe ge- und und die Verfassung dieser Republik recht werden kann, müssen Ziele nicht Bescheid. und Organisation der politischen Bildung ausführlich diskutiert wer- - ob die vorhandenen Organisa- den. CDU/CSU und FDP haben im tionsstrukturen in der politischen Die zweite Schlußfolgerung, die Deutschen Bundestag einen Antrag Bildung geeignet sind, den Auf- ich gern ziehen möchte: Brauchen eingebracht, in dem die Bundesre- trag der politischen Bildung in wir nicht in der Organisation und gierung aufgefordert wird, dem unserer Demokratie auch künftig der Vermittlung politischer Bildung Deutschen Bundestag einen um- wirksam zu erfüllen. ein paar neue Ansätze? Es ist z, B. fassenden Bericht über den Stand zu beklagen, daß es z. Zt. keinen und die Perspektiven der politi- Auf der Grundlage dieser Fragen Überblick über die Vielzahl der Trä- schen Bildung in der Bundesrepu- ger politischer Bildung, der ver- wird das Gespräch über die politi- blik Deutschland zu erstatten. Die- schiedenen Töpfe, aus denen politi- sche Bildung zu führen sein. Das ser Bericht soll sich auf folgende sche Bildung finanziert wird, gibt Ziel muß die Optimierung der politi- Schwerpunkte konzentrieren: Es gibt keinen gemeinsamen An- schen Bildung sein, und damit die Sicherung des Grundkonsenses satz. Der Deutsche Bundestag - Welcher Eigenwert der politi- müßte zu diesen Fragen einmal eine über Demokratie und Verfassung in schen Bildung im Rahmen der der Bundesrepublik Deutschland. Anhörung durchführen, zugleich Weiterbildung zukommt und müßte mit den Ländern darüber künftig zukommen soll, gesprochen werden, wie wir zur Anm.: Klaus Daweke ist Vorsitzender des besseren, konzentrierteren Aufga- - welche Zielsetzungen und Kuratoriums der Bundeszentrale für politi- benlösung kommen können. Schwerpunkte die politische Bil- sche Bildung.

Einladung zum 9. Bonner Theologischen Gespräch »Zwischen Schöpfung und Chaos - Dimensionen des biblischen Schöpfungsglaubens« Vortrag von Prof. Dr. Dr. Siegfried Herrmann Universität Bochum am 7. Juni 1988 um 19.00 Uhr im Kleinen Saal des Konrad-Adenauer-Hauses, Friedrich-Ebert-Allee 73-75, 5300 Bonn 1 Anmeldung und Information unter Telefon 0228/544302 €» 12 Politiker zum Beten aufgerufen

Gespräch mit Dr. Horst Waffenschmidt

Auf die Wichtigkeit des Gebets auch hatten auch schon einen Stand auf 2. Besonders durch das Gebet weiß für den Politiker hat der Pari. Staats- dem Evangelischen Kirchentag. der Politiker, daß Gott die Welt in sekretär im Bundesministerium des Manchmal führen wir größere Veran- seiner Hand hält und menschli- Innern, Dr. Horst Waffenschmidt staltungen durch, beispielsweise im ches Tun nicht das letzte ist. Dies (Bonn), in einem Interview mit dem Januar dieses Jahres in Bonn im gibt bei aller notwendigen Arbeit Evangelischen Pressedienst (epd) Haus der Evangelischen Kirche zum auch ein Stück fröhliche Gelas- hingewiesen. Thema Gentechnik und die damit - senheit. Frage: Sie waren unlängst wie- verbundenen Herausforderungen an 3. Im Gebet beugt sich auch der Po- der einmal in den USA und haben uns Christen. Ähnliche Gebetskreise litiker vor der Allmacht Gottes. dort an einem „Gebetsfrühstück" gibt es z. B. auch im Landtag von Dies gibt auch Demut, die der Po- teilgenommen. Was ist darunter zu Nördrhein-Westfalen und im Landtag litiker neben allem entschlosse- verstehen? von Stuttgart. nen Handeln auch braucht. Antwort: Jedes Jahr am ersten Frage: Über das Thema „Christen Frage: Nun drängtsich hierdie Un- Donnerstag im Februar findet in in der Politik" ist viel diskutiert wor- terscheidung von „Haben" und Washington ein großes internatio- den - nicht aber über die Frage; wel- „Sein" auf. Verändert das Beten auch nales Gebetsfrühstück statt. Mit- che Bedeutung das Gebet für den das Sein des Beters, gibt es ihm gar glieder des Senats und des Reprä- christlichen Politiker hat. Oder an- ein höheres, ein besseres Sein im Un- sentantenhauses der USA laden ders, nämlich modern ausgedrückt: terschied zu den Nichtbetern? dazu ein. Immer sind auch der Prä- „Was bringt es dem Politiker, wenn er sident, viele Regierungsmitglieder, Antwort: Ich meine, Menschen, betet?" die zu Gott beten, sollten sich nicht Vertreter der Kirchen und über tau- für besser halten als solche, die das send Menschen aus vielen Berei- nicht tun. Beten ist ein Element des chen des öffentlichen Lebens da-- Glaubens an Gott, und glauben kön- bei; dazu Gäste aus über 100 Län- nen ist immer Geschenk und Gnade. dern der Erde. Gemeinsam wird Aber ich denke, das Beten sollte gebetet, aus der Bibel gelesen und schon Einfluß auf unser Leben ha- dazu Gedanken vorgetragen unter ben. Tägliches persönliches Gebet dem Leitmotiv: Was können Chri- hat Einfluß auf den Umgang mit Mit- sten heute für-Frieden und Gerech- menschen, Aufgaben und Proble- tigkeit in dieser Welt tun? men dieser Welt. Darum ist der Satz Frage: Wie kommen diese Men- wahr: Gebete verändern die Welt! schen zusammen und was bewirkt das? Dr. Horst Waffenschmidt, MdB, Par- lamentarischer Staatssekretär im Antwort: Es gibt inzwischen eine Bundesinnenministerium, wurde bei weltweite „Fellowship", eine Ge- den Presbyteriumswahlen am Sonn- meinschaft von Christen, die in ih- tag, dem 6. März 1988, erneut in das C rem Verantwortungsbereich in Wirt- Presbyterium der Evangelischen Kir- chengemein'de Waldbröl gewählt. schaft, Gesellschaft und Politik Ge- 64 % der Wählerinnen und Wähler ga- betstreffen durchführen, meistens ben ihm die Stimme. Dr. Waffen- als ein Gebetsfrühstück. Diese schmidt übt diesen kirchlichen Dienst Freunde treffen sich auch interna- Antwort: Ich meine, das Gebet bereits seit 16 Jahren aus; 1972 wurde tional. Manche internationale Initia- kann dem Politiker viel geben, übri- erzürn ersten Mal gewählt, 1980 wie- gens wie jedem anderen Menschen dergewählt. Dr. Waffenschmidt ge- tive und sogar internationale Abma- hört auch zur Landessynode der chungen für Frieden und Rüstungs- auch. Als Christen sollten wir alle viel Evangelischen Kirche im Rheinland kontrolle haben durch diese welt- mehr von der Kraft und Macht des und zur Kirchenleitung der Rheini- weiten persönlichen Kontakte ent- Gebetes erwarten. An vielen Stellen schen Kirche. scheidende Anstöße erhalten. der Bibel wird bezeugt, daß Gott Ge- In der Bundesregierung ist Dr. Waffen- bete erhört. Für den Politiker ist im schmidt u. a. auch zuständig für die Frage: Gibt es solche Gruppen Blick auf das Gebet vor allem dies be- ständigen Kontakte zu den Kirchen auch in Deutschland? und Freikirchen, ferner zu kirchlichen deutsam: Verbänden und zur Deutschen Evan- Antwort: Ja, wir haben z. B. ei- gelischen Allianz. . nen Gebetskreis im Deutschen 1. Erdarf um Weisheit, Kraftund Mut' Dr. Waffenschmidt zu .seiner Wieder- Bundestag, der sich einmal im Mo- für seinen politischen Dienst bit- wahl: „Ich freue mich über das Ver- nat trifft. In diesem Kreis kommen ten. Dies gibt jeden Tag neue trauensvotum. Gerade wenn man Abgeordnete aus allen Fraktionen, Freude und Ermutigung. überörtlich für die Kirche tätig ist, ist es gut, wenn man in seiner Heimatkir- katholische und evangelische Chri- 2. Besonders durch das Gebet weiß chengemeinde verankert ist." sten gemeinsam zusammen. Wir der Politiker, daß Gott die

13 Aus unserer Arbeit

bot für den Christen ist die Liebe zu Gott aufgaben, denen wir uns stellen müs- Zur Frage des Schulsystems und dem Nächsten. sen!" Allerdings sind, wie der Redner unterstrich, bei der Sterbehilfe ärztliche, Demgegenüber weist die marxistische Pinneberg. Mit dem Thema „Die Stär- menschliche, religiöse, soziale und juri- Lehre zwar gewisse äußere Gemeinsam- stische Aspekte zu berücksichtigen. ken des dreigliedrigen Schulsystems" keiten mit den christlich-mosaischen setzte der EAK Pinneberg seine Diskus- Religionen auf, ist aber von Wesen und Letzte Konsequenz der Sterbehilfe ist sionsveranstaltungen fort. Die Vorsit- Motiven her eine Ersatz- oder Gegenreli- schließlich die aktive Euthanasie. Doch zende des Aktionskreises für das ge- gion. Bei Marx und Engels gibt es keinen ist, wie Dr. Schaub nachdrücklich be- gliederte Schulwesen im Deutschen El- Gott, kein Fortleben nach dem Tod, tonte, auch hier zwischen Chronisch- ternverein, Abteilung Schleswig-Hol- keine Seele. Der Mensch ist nicht ge- Kranken und Menschen, die ohnehin in stein, Frau Dr. Urselmarie Oberbeck- schaffen und nicht von seinen Anlagen absehbarer Zeit sterben, zu unterschei- Jacobs, legte mit einem eindrucksvol- her bestimmt. Vielmehr ist er das Pro- den. In jedem Falle forderte der Arzt eine len Referat die Grundlage für eine um- dukt seiner Umwelt. Sein Leben ist an intensive Zuwendung für den Sterben- fassende Diskussion. die Materie unlösbar gebunden, es gibt den, die gerade in Krankenhäusern oft nicht gegeben sei. Das gegliederte Schulsystem - so kein Leben ohne materielle Bindung, es die Referentin - befindet sich seit Jah- gibt folglich auch keine Schuld, keine ren in anhaltender Diskussion. Schule Moral, keine Sühne. Ehe und Familie, Privateigentum und Staat müssen besei- sei nicht frei geblieben von gesell- Probleme der Arbeit der Diakonie schaftlichen Veränderungen. Die Schul- tigt werden. formwahl sei immer stärker in die politi- Diese Aufgabe wird durch den Klas- sche Polarisierung hineingezogen wor- senkampf bewältigt und endet in der Regensburg. Vor allem um Informatio- den, so daß es schwierig geworden sei, Weltrevolution. nen, aber auch um die Suche nach die Bildungs- und Erziehungsaufgaben Lösung von dringenden Aufgaben ging auf das Wesentliche zu konzentrieren. es bei einem Gesprächsabend, zu wel- In der anschließenden Diskussion, an chem der EAK Oberpfalz Herrn Pfarrer der auch Leiter von Haupt- und Real- Sterbehilfe Metzeier, Leiter des Diakonischen Wer- schulen teilnahmen, wurden die Vor- kes Regensburg, als Referenten gewin- züge des gegliederten Schulsystems nen konnte. Von aktuellen Problemen nicht in Zweifel gezogen. Wohl aber • Mayen, Auf die komplexe Problematik seiner Arbeit ausgehend (wie z. B. Mo- kam unüberhörbar die Sorge zum Aus- des Themas Sterbehilfe hat Dr. Richard dernisierung und Umgestaltung von Al- druck, daß die Hauptschule immer stär- Schaub, der ehemalige Leiter des Maye- tersheimen, Unterhaltung von Bera- ker ausdünne, ja, daß in kürzester Zeit ner St. Elisabeth-Krankenhauses hinge- tungsstellen), informierte der Referent zu erwarten sei, daß diese Schulform wiesen. Schaub äußerte sich in einem eingehend über seine Sorgen ange- aussterben werde. Für die Kinder sei Referat über die Sterbehilfe aus medizi- sichts der schwieriger werdenden Fi- dies sehr bedenklich. nischer Sicht und machte deutlich, daß nanzlage. Er verwies auch auf positive ein Arzt dabei „eine Gradwanderung Förderleistungen des Freistaates Bayern zwischen der Pflicht, Leben zu erhalten sowie des Stadt- und Landkreises Re- und der Möglichkeit, diese Hilfe zu unter- gensburg, betonte aber zugleich die Un- Kann ein Christ Marxist sein? lassen" mache. gewißheit, die für die Zukunft mancher Projekte darin besteht, daß freiwillige Bei dem Vortrag handelte es sich um Leistungen - etwa für Beratungsstellen Überlingen. Für politische Grundsatz- eine Veranstaltung 'des Evangelischen - haushaltsrechtlich nicht abgesichert diskussionen ist der Evangelische Ar- Arbeitskreises der CDU, in deren An- sind. Nach einer sachkundig und enga- beitskreis der CDU/CSU inzwischen schluß Dr. Schaub mit den Zuhörern giert geführten Diskussion stellte der eine gesuchte Adresse geworden. Dies sehr intensiv diskutierte. Zunächst un- Vorsitzende Prof. Lippold als Ergebnis zeigte auch der sehr gute Besuch beim terstrich der Referent, daß der Begriff heraus, daß der Staat zwar auch künftig Vortrag von Professor Dr. Konrad Löw Sterbehilfe auf vier verschiedene Arten nicht aus seiner Verantwortung für die von der Uni Bayreuth über das Thema definiert und erklärt werden könne. Ei- Sozialschwachen entlassen werden „Kann ein Christ Marxist sein?". nerseits verstehe man darunter die Ver- könne, es aber dringend erforderlich sei, abreichung von schmerzlindernden Me- das persönliche Verantwortungsbe- Ausgangspunkt des Referats war das dikamenten mit definitiv lebensverkür- wußtsein des einzelnen für Menschen in gegensätzliche Menschen- und Weltbild zender Nebenwirkung. Eine zweite Inter- Not zu wecken. Man müsse gerade an- des Christentums und des Marxismus'. pretationsmöglichkeit des Begriffes gesichts der durch die Überalterung ent- Christen glauben an Gott als ihren stelle die Beihilfe zum Selbstmord dar, stehenden Probleme mehr noch als bis- Schöpfer, sie sehen sich in einem per- wie sie derzeit beispielsweise von Julius her auf ehrenamtliche Tätigkeit im sozia- sönlichen Verhältnis zu Gott, aus dem Hacketal propagiert werde. Außerdem len Bereich setzen. Der Dank galt dem ihre menschliche Würde herrührt. Sie sei auch die Zuwendung gemeint, die Referenten und damit zugleich auch der glauben an ein zeitlos gültiges Sittenge- einem Sterbenden zuteil wird. hervorragenden Arbeit, die das Diakoni- setz, daran, daß sie in Ansätzen fähig sche Werk der Evangelischen Kirche in seien, das Gute vom Bösen zu unter- Als vierte Komponente nannte Schaub den letzten Jahren geleistet hat. scheiden und ebenso, daß sie nach dem jene Art von „Euthanasie", wie sie im Evangelium von ihrer Schuld erlöst wer- Dritten Reich zur Vernichtung „lebensun- den. Vor Gott sind alle Menschen gleich. werten Lebens" praktiziert wurde. Be- Allen Lesern wünschen Nach dem christlichen Weltbild bedarf troffen von diesem Themenkomplex sei wir ein frohes und es der Ehe und Familie, auch der staat- letzten Endes jeder, weil jeder sterben gesegnetes Pfingstfest lichen Ordnung, um die Fehlsamkeit des muß. „Der Tod", so erklärte Richard Menschen zu begrenzen. Höchstes Ge- Schaub, „ist mit eine der großen Lebens-

14 Mitgliederversammlung Namen und Nachrichten EAK Kreisverband Bonn Zahlreiche Mitglieder konnte Dr. Rudolf Kabel begrüßen. Nach Zum Geburtstag von ben, schied er aus dem EAK aus. Zwei- einem interessanten Vortrag von Kai-Uwe von Hassel fellos fehlt er in diesem Gremium doch Pfarrer Gottfried Busch über die sehr. Situation der ev. Kirche in Bonn Es kann kein Zweifel sein: Dr. h. c. stand die Neuwahl des Vorstan- Kai-Uwe von Hassel - er wurde am 21. Die von ihm begründeten Bad Bram- des auf dem Programm. Dr. Ka- stedter Gespräche der jHermann-Eh- April dieses Jahres 75 Jahre alt - ist ein bel wurde in seinem Amt bestä- lers-Stiftung sind heute eines seiner christlicher Politiker. In all seinen Äm- tigt; stellv. Vorsitzende wurden tern als Ministerpräsident, Verteidi- Lieblingskinder. Dort werden zweimal Frau Barth und Pfarrer Busch. Als jährlich die aktuellen Fragen zwischen Beisitzer wurden gewählt: Dr. Re- gungsminister und Präsident des Deut- Kirche und Staat mit führenden Expo- gina Claussen, Margret Möller, schen Bundestages ließ er nie einen nenten des kirchlichen und politischen Hans-Heinz Schneioer, Henning Zweifel daran, daß es ihm um Politik in Lebens diskutiert. Aretz, Katrin Eberhardt. Neuer christlicher, genauer evangelischer Ver- Schriftführer wurde Stefan Sauer. antwortung, geht. Insofern war er in der Quelle: idea 33/88 nach dem Kriege eher leicht katholisch bestimmten CDU schon früh ein Träger bewußt konservativ-protestantischer Rat der EKD beim Bundeskanzler Politik. 1954 wählte der Kieler Landtag von Hassel zum Ministerpräsidenten. In Bundeskanzler Helmut Kohl empfing Waffenschmidt, Anton Pfeiffer und seine Amtszeit fällt der Abschluß eines am 27. April 1988 den Rat der Evangeli- Volkmar Köhler vertreten. Vertrages zwischen den lutherischen schen Kirche in Deutschland (EKD) zu Bei dem Gedankenaustauschm, der Landeskirchen und dem Land Schles- einem Meinungsaustausch im Bundes- in einer aufgeschlossenen und kon- wig-Holstein. kanzleramt. Mit dieser Begegnung, die struktiven Atmosphäre stattfand, wur- auf Einladung des Bundeskanzlers den Fragen der West-Ost-Beziehungen Er schuf ein neues Verhältnis zwi- stattfand, wurde der ständighe Dialog und des Verhältnisses zwischen beiden schen Staat und Kirche und wirkte nor- zwischen der Bundesregierung und der deutschen Staaten erörtert. Ein weiterer mierend für andere Bundesländer. Es Evangelischen Kirche in Deutschland in Schwerpunkt des Gespräches war das war ein damals gar nicht so einfacher Anknüpfung an die in den vergangenen von der Bundesregierung geplante Be- Vorgang. 1963 ging von Hassel auf Jahren geführten Gespräche fortge- ratungsgesetz, das auf einen besseren setzt. Wunsch Adenauers als Verteidigungs- Schutz des ungeborenen Lebens und minister nach Bonn - ein Amt, das er Seitens des Rates der EKD nahmen auf Hilfen für schwangere Frauen in Not auch unter Bundeskanzler Erhard be- u.a. teil dessen Vorsitzender, Bischof abzielt. Beide Seiten waren sich einig, hielt. 1969 wählte ihn der Bundestag, Dr. Martin Kruse, die Bischöfe Dr. Hans- daß man in dieser wichtigen Angele- dem er bis 1980 als direkt gewählter Gernot Jung, Prof. Dr. Klaus Engelhardt genheit auf einen möglichst breiten Abgeordneter aus Schleswig-Holstein und D. Hans von Keler, Präses Dr. Konsens hinarbeiten solle. Der Bundes- angehörte, zu seinem Präsidenten. Gerhard Brandt sowie der Bevollmäch- kanzler bot hierfür jedes notwendige tigte des Rates der EKD am Sitz der Gespräch an. Ferner wurde die Situa- Als direkt gewählter Abgeordneter Bundesrepublik Deutschland, Hein-Ge- tion in Südafrika angesprochen. kam er 1979 auch in das Europäische org Binder. Übereinstimmend wurde festgestellt, Parlament in Straßburg. Die von ihm Auf Seiten der Bundesregierung wa- daß es im Einsatz für die Menschen mitbegründete Europäische Union ren neben dem Bundeskanzler die Bun- zahlreiche Berührungspunkte zwischen Christlicher Demokraten wählte ihn zu- desminister Hans-Dietrich Genscher, den unterschiedlichen Verantwortungs- nächst zum Präsidenten und später Dorothea Wilms, Jürgen Warnke, Wolf- bereichen von Kirche und Staat gibt, zum Vizepräsidenten. Die Europäische gang Schäuble sowie der Staatsmini- • die auch in Zukunft enge Kontakte und C Volkspartei machte ihn schnell zum ster und die Parla- einen regelmäßigen Meinungsaus- stellvertretenden Vorsitzenden. mentarischen Staatssekretäre Horst tausch erforderlich machen.

Unter den führenden Christdemokra- ten in der Bundesrepublik stand er oft für leitende Ämter bereit - stets als einer mit bewußt christlicher Haltung, so als stellvertretender Bundesvorsit- zender der CDU, als Landesvorsitzen- der dieser Partei in Schleswig-Holstein (jetzt noch Ehrenvorsitzender), als Vor- standsmitglied der Konrad-Adenauer- Stiftung und vor allem als Gründer und Vorsitzender der Hermann-Ehlers- Stiftung, die er 1968 ins Leben rief und zu einer führenden Größe unter der norddeutschen Erwachsenenbildung machte. Dem Evangelischen Arbeits- kreis der CDU/CSU, dessen Vorstand er viele Jahre angehörte, gilt sein star- kes Interesse. Als ihn ein Herzinfarkt c zwang, einige seiner Ämter aufzuge- 15 Evangelische j 593l*o1nn-003896 487/ 7 Verantwortung Meinungen und Informationen aus dem Evangelischen Arbeitskreis der ! BLECKMANN, HANS CDU/CSU • Herausgeber: Minister für Bundesangelegenheiten Albrecht Martin, MdL; Bundesminister a. D. Dr. , MdB; | FROEBELSTR. 11 Staatsminister a.D. Friedrich Vogel, MdB; Dr. Sieghard-Garsten i Kampf, MdHB; Arnulf Borsche • Redaktion: Birgit Heide, Friedrich- Ebert-Ailee 73-75, 5300 Bonn, Telefon (0228) 544305/6 • Verlag: 2Q8Q PiNNEBERG-THESDORF $$$ Vereinigte Verlagsanstalten GmbH, Höherweg 278, 4000 Düsseldorf 1 • Abonnementspreis jährlich 16,- DM • Konto: EAK, Postgiroamt Köln 112100-500 oder Sparkasse Bonn 56267 • Druck: Union EAK der CDU/CSU • Friedrich-Ebert-AIIee 73-75 • 5300 Bonn Betriebs-GmbH,,Friedrich-Ebert-AI!ee 73-75, 5300 Bonn • Abdruck Postvertriebsstück • F 5931 EX • Gebühr bezahlt kostenlos gestattet - Belegexemplar erbeten.

Christian Solidarity International sehen Parteien und Blöcken, sucht aber koordinieren, baut CSI ein internationa- (CSI) stellt sich vor die Mithilfe der Öffentlichkeit und an- les Netz von Komitees und Sekretaria- derer Menschenrechtsorganisationen, ten auf. Im Sommer des Jahres 1974 wurde der insbesondere aber der Kirchen zu er? Priester Georgij Ving in der UdSSR reichen. wegen seiner aktiven Glaubensverkün- Anm.: Diese Darstellung sandte uns Dr. Um vielen Christen die Möglichkeit Theodor Vlachos, Vorsitzender des deut- digung zu fünf Jahren Gefängnis und zur Mitarbeit zu bieten und diese zu schen CSI-Komitees in Bonn. fünf Jahren Verbannung verurteilt. Es war dies seine dritte Strafe.

Als man im Westen von dieser dritten Leserbriefe Verurteilung von Pfarrer Ving erfuhr, organisierten viele Kirchen öffentliche Kundgebungen und Fürbittegottes- er kaum unterscheidet zwischen dem dienste. Betr. EV 3/88: „Juden und Christen ewigen, wahrhaftigen Grund des Wor- heute - und die Judenmission? tes Gottes und dem Bemühen der Kir- Diese Solidaritätsbegeisterung der che, diesem Wort im Glauben und Le- Menschen mit den verfolgten Christen ben gerecht zu werden. Heilsexklusivi- veranlaßte einige Christen, eine Organi- Der Aufsatz von Pfarrer Aring deckt tät der christlichen Verkündigung und sation zu gründen, um den verfolgten sich mit der im Laufe der Nachkriegs- Absolutheitsanspruch Jesu sind doch Christen in der Welt zu helfen. So grün- jahre entwickelten Lehrmeinung, der keine Erfindung der Kirche und ihrer dete man in Zürich die Organisation man besonders auffällig bei Kirchen- Theologen. Ist auch nicht der Ausdruck „Christian Solidarity International".' CSI tagen begegnet. Es gibt einen Eifer um einer unkritisch-primitiven „Volksfröm- setzt sich weltweit für Glaubens- und Schuldbekenntnisse, um Selbstver- migkeit". Gewissensfreiheit ein, im besonderen pflichtungen. Die befreiende Botschaft für Solidarität mit verfolgten und diskri- von der Gnade, von der Versöhnung mit Es ist festzuhalten: Der Absolutheits- Gott als Voraussetzung für die Versöh- minierten Christen. Immer wieder wer- anspruch Jesu gehört zu den elemen- nung mit Menschen, die Zusage eines den wir gefragt: „Was ist der Unter- tarsten Grundwahrheiten der Verkündi- freien Neuanfangs, der Jubel darüber schied zwischen CSI und Amnesty In- gung Jesu und des N.T. überhaupt. und die Dankbarkeit und das Bekennt- 1 Jesus sagt: „Ich bin der (einzige) Weg, ternational?" CSI hat in vielen Belangen nis zu unserem Herrn, der uns „erkauft" ähnliche Arbeitsmethoden wie AI. Da- die (einzige) Wahrheit, das (einzige) Le- hat, der niemand im Verderben lassen ben", das diesen Namen verdient, der durch geben sich immer wieder Mög- will, kommt zu kurz. Es sieht so sehr lichkeiten einer sinnvollen Zusammen- einzige, der wirklich Freiheit schenken nach Werkgerechtigkeit aus, und es kann, der einzige, der die Auferstehung arbeit. Trotzdem aber gibt es sehr we- bekommt politische Züge. zum ewigen Leben gewährleistet. Er ist sentliche Unterschiede: der einzige, der in göttlicher Vollmacht Das möchte ich aus politischer Ver- sein Blut zur Sühnung für die Sünden Amnesty International versteht sich antwortung nicht zulassen. der ganzen Menschheit vergossen und selber nicht als kirchliche Organisation. damit eine ewige Erlösung erwirkt hat. Demgegenüber sieht sich CSI ganz im Eise Schwarzrock, Faunastr. 35,4000 Düsseldorf Die „jü'dischen" Apostel, die ja auch Rahmen der Kirchen. Wir verstehen ihre Tora kannten, betonen: „Nur in unseren Einsatz für die verfolgte Kirche Jesus ist das Heil!" (Apg, 4,12). Aller- als geistlichen Auftrag: Als nicht direkt Der Verfasser findet starke Worte (un- dings ist kein bibelgläubiger Christ so verfolgter Teil des Leibes Christi sind biblisch, illegitim, sinnlos, verderblich) naiv, daß er daraus ein persönliches wir aufgerufen, das Leiden und die gegen „jede Heilsexklusivität der Chri- verdienstvolles Vorrecht oder eine arro- Verfolgung des anderen Teiles dessel- stenheit" und „jeden Absolutheits- gante Überheblichkeit ableiten wollte. ben Leibes zu teilen. So sagt uns Chri- anspruch christlichen Denkens", verrät Er lebt aus der Gnade und ruft andere in stus: „Wenn ein Glied leidet, so leiden aber dem also aufgeschreckten christ- den wunderbaren Gnadenstand des alle Glieder mit", 1. Korintherbrief. lichen Leser mit keiner Silbe, woher er neuen Lebens in Christus (2. Kor. 5,17). das Recht zu solchem Verdikt nimmt. Der Glaube wird überwältigt und ruft CSI arbeitet mit Christen zusammen, Vielleicht will er nur die „unwürdige" mit einem Thomas: „Mein Herr und welche das apostolische Glaubensbe- Christenheit oder das „entsetzliche Ver- mein Gott!" (Joh. 20,28). kenntnis als verbindliche Grundlage an- sagen" der Kirche oder die „macht- erkennen. CSI verfolgt strikte Unabhän- besessene, arrogante" Theologie tref- Pfarrer Paul Schenk, gigkeit von einzelnen Kirchen, politi- fen, wie es überhaupt auffällt, daß Kaiserring 10, 6800 Mannheim

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