9. Bundesversammlung Bundesrepublik Deutschland
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9. BUNDESVERSAMMLUNG DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND BONN, DIENSTAG, DEN 23. MAI 1989 2 9. Bundesversammlung — Bonn, Dienstag, den 23. Mai 1989 Inhalt Eröffnung durch Präsidentin Dr. Süssmuth 3 A Konstituierung der Bundesversammlung 4 B Wahlgang 5 A Ergebnis der Wahl 5 B Annahme der Wahl durch Bundespräsident Dr. von Weizsäcker 5 B Glückwünsche der Präsidentin Dr. Süss muth 5 C Ansprache des Bundespräsidenten Dr. von Weizsäcker 5 C Schlußworte der Präsidentin Dr. Süssmuth 6 A Liste der Mitglieder der Bundesversamm lung, die an der Wahl teilgenommen haben 7 A Liste der entschuldigten Mitglieder der Bun- desversammlung 12 A - 9. Bundesversammlung — Bonn, Dienstag, den 23. Mai 1989 3 9. Bundesversammlung der Bundesrepublik Deutschland Bonn, Dienstag, den 23. Mai 1989 Stenographischer Bericht noch immer ein geteiltes Land und ein geteiltes Volk sind. Aber wir wissen auch, daß das Freiheitsstreben Beginn: 11.00 Uhr der Menschen nicht zu brechen ist (Beifall) Präsidentin Dr. Süssmuth: Sehr geehrte Damen und Herren! Ich eröffne die 9. Bundesversammlung zur und sich unaufhaltsam seinen Weg bahnen wird, bis Wahl des Bundespräsidenten der Bundesrepublik der Auftrag unseres Grundgesetzes erfüllt ist, „in Deutschland und heiße Sie alle herzlich willkommen. freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Ich begrüße die Mitglieder der Bundesversammlung, Deutschlands zu vollenden" . unter ihnen den Bundeskanzler und die Mitglieder (Lebhafter Beifall) der Bundesregierung, die Ministerpräsidenten, die Minister und Senatoren der Bundesländer. Stellver- Meine Damen und Herren, der Staatsaufbau unse- tretend für alle Bürger und Bürgerinnen unseres Lan- rer Verfassung nimmt seinen Ausgang bei der Gewal- des grüße ich die Mitglieder des Bundestages und die tenteilung, bei der Trennung der staatlichen Gewal- von den Länderparlamenten gewählten Mitglieder ten. Der Bundespräsident, der das höchste Amt in der Bundesversammlung aus den verschiedenen Be- unserem Staat bekleidet, ist nach dem Grundgesetz reichen des politischen, kulturellen und gesellschaft- und der Verfassungswirklichkeit keiner der drei staat- lichen Lebens. lichen Gewalten zugeordnet, er nimmt vielmehr eine Auch an dieser 9. Bundesversammlung nehmen Sonderstellung ein. wieder zahlreiche Botschafter und Angehörige aus- Aufgabe des Präsidenten ist es, durch sein Wort und ländischer Missionen teil. Ich danke Ihnen für Ihre kraft seiner Persönlichkeit zu verdeutlichen, daß ne- Anwesenheit, beweist sie doch Ihre Verbundenheit ben den geteilten Gewalten und unabhängig von den mit uns an diesem für uns wichtigen Tag. widerstreitenden Kräften in Regierung und Opposi- Schließlich gilt mein herzliches Willkommen den tion in der Demokratie eine Basis der Gemeinsamkeit zahlreichen Gästen. Viele von Ihnen haben maßgeb- besteht, die alle verbindet. Deshalb kann und soll der lich am Aufbau unserer Bundesrepublik Deutschland Präsident klärend, versöhnend und friedensstiftend mitgewirkt. wirken. Er kann so Mittler im System der Gewalten- teilung sein. Ein herzlicher Willkommensgruß gilt der Gattin des Bundespräsidenten und seiner Familie. Mit Amt und Person des Bundespräsidenten verbin- (Lebhafter Beifall) den sich hohe Erwartungen. Das Amt lebt nicht allein von seinem Verfassungsauftrag, es wird geprägt Wir bedauern, daß diese Bundesversammlung nicht durch die Person, die es wahrnimmt und ausfüllt. Das in Berlin stattfinden kann. gilt für Theodor Heuss, Heinrich Lübke und Gustav (Beifall) Heinemann ebenso wie für Walter Scheel, Karl Car- Um so herzlicher begrüßen wir die Mitglieder der stens und Richard von Weizsäcker. Bundesversammlung aus Berlin. An den Bundespräsidenten richten sich jeweils (Beifall) auch Erwartungen, die auf den ersten Blick gegen- Ich grüße alle Bürgerinnen und Bürger in beiden sätzlich, fast unvereinbar erscheinen. Er soll unseren Teilen Deutschlands, die am Bildschirm oder über den Staat repräsentieren und volksnah sein, eine Persön- Hörfunk die freie Wahl des zukünftigen Bundespräsi- lichkeit, die herausgehoben und zugleich „zum An- denten mitverfolgen. fassen" ist, dabei überparteilich und nicht verwickelt in den politischen Tagesstreit, aber klar erkennbar in (Beifall) seinen ethischen und politischen Grundpositionen. Der heutige Tag, an dem vor 40 Jahren hier in Bonn Oder, auf eine Kurzformel gebracht: Er soll ganz oben das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland stehen und zugleich mittendrin, ganz nah bei den Bür- verkündet wurde, erinnert uns auch daran, daß wir gerinnen und Bürgern. 4 9. Bundesversammlung — Bonn, Dienstag, den 23. Mai 1989 Präsidentin Dr. Süssmuth Es ist nicht primär die von der Verfassung zuge- sehe. Die Bundesversammlung ist also beschlußfä- schriebene Macht, die das Amt des Bundespräsiden- hig. ten machtvoll erscheinen läßt. Es ist die jeweils einge- setzte und ausgeübte persönliche Autorität, die mora- Als Schriftführer und Schriftführerinnen schlage lische Integrität, es ist die gelebte politische Kultur, es ich Ihnen die 25 Abgeordneten vor, die auch im Bun- ist die politische Persönlichkeit. destag diese Aufgabe wahrnehmen. Da sie selten er- wähnt werden, sollten sie wenigstens heute benannt Der Bundespräsident repräsentiert unseren Staat, werden. und er vertritt uns gegenüber den Völkern der Welt. Vor allem aber ermöglicht er die Identifikation der (Heiterkeit und Beifall) Bürger und Bürgerinnen mit unserem Staat. Es sind die Abgeordneten Herr Max Amling, Herr Wir brauchen mehr als Symbole in Form von Am- Peter Harry Carstensen, Frau Gertrud Dempwolf, tern, Hymnen und Flaggen. Solche Symbole wirken Herr Hans-Joachim Fuchtel, Frau Charlotte Garbe, nur in Verbindung mit Persönlichkeiten, die Demo- Herr Dr. Walter Hitschler, Herr Ernst Kastning, Herr kratie vorleben. In unserer Zeit muß Politik mehr als je Franz Heinrich Krey, Herr Uwe Lambinus, Frau Doris zuvor für Wahrheiten auch Worte finden und auf Her- Odendahl, Herr Eduard Oswald, Frau Do ris Pack, ausforderungen mit Taten antworten. Herr Bernd Reuter, Frau Hannelore Rönsch, Frau Mit der bloßen Errichtung und Fortentwicklung for- Hannelore Saibold, Herr Heinz Schemken, Herr Wolf- maler demokratischer Strukturen ist es nicht getan. gang Schulhoff, Herr Gerhard Schulze (Berlin), Herr Bereits 1946 hat der spätere erste Bundespräsident Heinrich Seesing, Frau Lisa Seuster, Frau Waltraud Theodor Heuss in seinem Aufsatz „Um Deutschlands Steinhauer, Frau Margitta Terborg, Herr Eugen von Zukunft" gesagt — ich zitiere — : der Wiesche, Frau Uta Würfel und Herr Benno Zierer. — Ich sehe, Sie sind damit einverstanden. Dann ist Auch Demokratie ist keine Zauberformel für die auch dieses so beschlossen. Nöte der Welt; die gibt es auch in der Demokratie. Demokratie heißt auch nicht nur Wählerstatistik Ich bitte nunmehr die Schriftführer Frau Abgeord- und ist nicht nur ein Rechenverfahren, sondern nete Steinhauer und Herrn Abgeordneten Krey, ne- im Elementaren die Anerkennung eines freien ben mir Platz zu nehmen. — Menschentums, das auch im Gegner den Partner Meine Damen und Herren, die Bundesversamm- sieht, den Mitspieler. lung ist damit konstituiert. Alle bisherigen Bundespräsidenten haben in die- Für die Wahl zum Bundespräsidenten ist von den sem Sinne gewirkt und so demokratisches Verhalten Vorsitzenden der Koalitionsparteien CDU/CSU und erfahrbar gemacht. Uns daran in Dankbarkeit zu erin- FDP sowie vom Vorsitzenden der SPD Herr Dr. Ri- nern, haben wir heute, am 23. Mai 1989, allen An- chard von Weizsäcker vorgeschlagen worden. Er hat laß. seine Bereitschaft zu einer erneuten Kandidatur er- (Beifall) klärt. Ich stelle im Namen des Sitzungsvorstandes fest, In diesen Dank sollen auch die Ehefrauen unserer daß der Wahlvorschlag den gesetzlichen Vorausset- Bundespräsidenten eingeschlossen sein. Ihre Aufga- zungen entspricht. ben sind nicht im Grundgesetz festgehalten, ihr Wir- Meine Damen und Herren, ich bitte nunmehr um ken und Mitgestalten sind jedoch im Bewußtsein un- Ihre Aufmerksamkeit für einige Hinweise zum Wahl- seres Volkes fest verankert. verfahren. (Beifall) Nach § 9 Abs. 3 des Gesetzes über die Wahl des Meine Damen und Herren, wir kommen nun zur Bundespräsidenten wird mit verdeckten amtlichen Konstituierung der Bundesversammlung. Die 9. Bun- Stimmkarten gewählt. Das heißt, daß gemäß § 49 un- desversammlung besteht aus den 519 Mitgliedern des serer Geschäftsordnung die Wahl geheim stattfindet. Deutschen Bundestages und derselben Zahl von Mit- Die Stimmkarte erhalten Sie nach Aufruf Ihres Na- gliedern, die von den Länderparlamenten gewählt mens an den hier vorne aufgestellten zwei Ausgabe- worden sind. tischen. Für die Ausgabe der Stimmkarte halten Sie bitte Ihren weißen Wahlausweis bereit. Nach den Mitteilungen der Präsidenten der Länder- parlamente sind die 519 Mitglieder aus den Ländern Ich weise darauf hin, daß Sie Ihre Stimmkarte in den rechtmäßig gewählt und benannt worden. Wahlkabinen ankreuzen müssen und daß Sie dort Nach § 8 des Gesetzes über die Wahl des Bundes- auch die Stimmkarte in den Wahlumschlag zu legen präsidenten durch die Bundesversammlung findet die haben. Die Schriftführer müssen ein Mitglied der Bun- Geschäftsordnung des Bundestages auf den Ge- desversammlung zurückweisen, das seine Stimm- schäftsgang der Bundesversammlung sinngemäße karte außerhalb der Wahlkabine kennzeichnet oder in Anwendung, sofern sich die Bundesversammlung den Wahlumschlag legt. In diesem Fall kann die Wahl nicht eine eigene Geschäftsordnung gibt. aber vorschriftsmäßig wiederholt werden. Können wir entsprechend verfahren? — Ich sehe Stimmkarten mit mehr als einem Kreuz oder sonsti- keinen