Deutscher Drucksache 10/1604 10. Wahlperiode 13.06.84

Beschlußempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses (12. Ausschuß) als 1. Untersuchungsausschuß nach Artikel 45a Abs. 2 des Grundgesetzes

zu den Anträgen — der Fraktion der SPD und des Anschlußantrages der Fraktion DIE GRÜNEN vom 20. Januar 1984 zur Untersuchung der tatsächlichen und rechtlichen Grundlagen der Entscheidung des Bundesministers der Verteidigung Dr. Wörner, General Dr. Kießling zu entlassen

— der Fraktion der CDU/CSU und des Anschlußantrages der Fraktion der FDP vom 20. Januar 1984 zur Rechtmäßigkeit der vorzeitigen Zurruhesetzung des Generals a. D. Dr. Kießling

Beschlußempfehlung

Der Bundestag wolle beschließen: Der Bericht des Verteidigungsausschusses als Untersuchungsausschuß nach Ar- tikel 45 a Abs. 2 des Grundgesetzes wird zur Kenntnis genommen.

Bonn, den 7. Juni 1984

Biehle Francke (Hamburg) Hauser (Esslingen) Vorsitzender Jungmann Dr. Klejdzinski Ronneburger Vogt (Kaiserslautern) Dr. Wittmann Berichterstatter

Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

Bericht der Abgeordneten Francke (Hamburg), Hauser (Esslingen), Jungmann, Dr. Klejdzinski, Ronneburger, Vogt (Kaiserslautern), Dr. Wittmann

Inhaltsübersicht

Seite Erster Abschnitt: Einsetzung und Gang des Verfahrens 7

A. Einsetzung des Verteidigungsausschusses als Untersuchungsausschuß und sein Auftrag 7 I. Einsetzungsbeschluß 7 II. Verfahrensregeln 10 III. Mitglieder des Untersuchungsausschusses, Mitarbeiter der Frak tionen und des Ausschußsekretariats 12

B. Vorgeschichte und Parallelverfahren 13 I. Vorgeschichte 13 II. Parallelverfahren 14 1. Staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren 14 2. Verwaltungsstreitverfahren 15

C. Ablauf des Untersuchungsverfahrens 15

Zweiter Abschnitt: Gegenstand der Untersuchung und festgestellter Sach verhalt 16

A. Die Meldung des Amtschefs des Amtes für Sicherheit der Bundeswehr (ASBw) vom 14. September 1983 und ihre Bewertung durch den Bun desminister der Verteidigung 16 I. Die Einleitung der Sicherheitsüberprüfung des Generals Dr. Kieß ling 16 1. Das Tätigwerden des ASBw im Juli und August 1983 16 a) Das Gespräch am 27. Juli 1983 im Bundesministerium der Verteidigung 16 b) Die Meldung des Regierungsdirektors Waldmann im ASBw 16 c) Die Behandlung des Vermerks vom 5. August 1983 im ASBw 17 - 2. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei für den MAD 17 3. Der Bericht der MAD.-Gruppe III, Düsseldorf, vom 9. Septem ber 1983 18 a) Schriftliche Berichterstattung 18 b) Mündliche Berichterstattung 18 II. Die Entscheidungen des Bundesministers der Verteidigung 18 1. Die Unterrichtung des Bundesministers der Verteidigung durch den Amtschef des ASBw am 14. September 1983 18 2. Weisungen des Bundesministers der Verteidigung aufgrund der Unterrichtung vom 14. September 1983 19 3. Die Gespräche mit General Dr. Kießling am 15. und 19. Septem- ber 1983 19 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

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B. Die Fortsetzung der Sicherheitsüberprüfung 20 I. Mitteilungen aus dem NATO-Hauptquartier SHAPE 20 II. Die Weisung zur Fortsetzung der Sicherheitsüberprüfung vom 4. November 1983 21 III. Der Bericht des Amtschefs ASBw vom 6. Dezember 1983 21 1. Die Sachverhaltsfeststellungen durch den MAD und das ASBw 21 2. Die Unterrichtung der Vorgesetzten des Amtschefs des ASBw über Probleme bei der Durchführung der Weisung vom 4. No- vember 1983 22 3. Die Entstehung und Fertigung des Berichts des Amtschefs des ASBw vom 6. Dezember 1983 22 4. Die Bewertung des Berichts des Amtschefs des ASBw vom 6. Dezember 1983 durch den Stellvertreter des Generalinspek- teurs 25

C. Die Entscheidung des Bundesministers der Verteidigung zur Verset- zung des Generals Dr. Kießling in den einstweiligen Ruhestand zum 31. Dezember 1983 und ihre Durchführung 25

I. Die Bewertung des Berichts des Amtschefs des ASBw vom 6. De- zember 1983 im Bundesministerium der Verteidigung 25

II. Die Entscheidung des Bundesministers der Verteidigung vom 8. Dezember 1983 26

III. Die Eröffnung der Entscheidung an General Dr. Kießling und des- sen Stellungnahme 26

IV. Die Unterrichtung des Bundeskanzlers, des Bundeskabinetts und des Bundespräsidenten 26

V. Die Aushändigung der Entlassungsurkunde am 23. Dezember 1983 27

D. Die Ermittlungen in der Angelegenheit des Generals a. D. Dr. Kießling im Januar 1984 und die Rehabilitierung 28

I. Der Antrag von General Dr. Kießling auf Einleitung eines diszipli- nargerichtlichen Verfahrens gegen sich 28

II. Die im Bundesministerium der Verteidigung nach dem Antrag vom 23. Dezember 1983 getroffenen Maßnahmen 29 1. Die Aufnahme von Ermittlungen 29 2. Art und Umfang der Sachverhaltsaufklärung 29 a) Die im Bundesministerium der Verteidigung durchgeführ- ten Ermittlungen 29 aa) Die Ermittlungstätigkeit des Referats P II 5 29 bb) Die Ermittlungstätigkeit des Referats Ermittlung in Sonderfällen (ES) 30 b) Die Anhörung von Auskunftspersonen durch Bundesmini- ster Dr. Wörner 31 c) Die Ermittlungen des ASBw/MAD 32 3. Die Vorermittlungen des Wehrdisziplinaranwalts 33

III. Die Beteiligung der Bundesregierung an der Entscheidung der Rehabilitierung des Generals a. D. Dr. Kießling 34 Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

Seite Dritter Abschnitt: Die Ergebnisse der Untersuchung und ihre Würdigung 36

A. Die Sicherheitsbestimmungen 36 I. Die Sicherheitsvorschriften 36 II. Grundsätze für die Sicherheitsüberprüfung 36 III. Grundsätze für die Bearbeitung von Informationen über Sicher- heitsrisiken 36 1. Information über Sicherheitsrisiken 36 2. Bestimmungen des MAD über die Abgabe von Meldungen 36 3. Die Behandlung von Informationen über Sicherheitsrisiken 37 4. Der Abschluß der Sicherheitsüberprüfung 37 IV. Grundsätze für die Durchführung der Amtshilfe 37 V. Die Bewertung homosexueller Veranlagung als Sicherheitsrisiko 38

B. Die Tätigkeit des ASBw und des MAD 38 I. Die Einleitung und Durchführung der Sicherheitsüberprüfung des Generals Dr. Kießling 38 1. Das Gespräch vom 27. Juli 1983 im Bundesministerium der Verteidigung 38 2. Die Durchführung der Sicherheitsüberprüfung 39 II. Die Bewertung der Erkenntnisse über General Dr. Kießling durch den Amtschef des ASBw 41 III. Die Darstellung der Erkenntnisse über General Dr. Kießling durch das ASBw 42 1. Die Durchführung der Weisung vom 4. November 1983 durch das ASBw 42 2. Die Entstehung und Fertigung des Berichts des Amtschefs des ASBw vom 6. Dezember 1983 43 a) Der Entwurf des „Rot-Berichts" vom 10. November 1983 43 b) Der Bericht vom 6. Dezember 1983 und die dazu gefertigten Entwürfe 45

C. Die Entscheidungen des Bundesministers der Verteidigung sowie die Beteiligung der Bundesregierung 46 I. Würdigung durch die Fraktionen der CDU/CSU und FDP im Ver- teidigungsausschuß des Deutschen Bundestages 46 1. Die Gespräche am 14. und 15. September 1983 und die Abspra- che zwischen Bundesminister Dr. Wörner und General Dr. Kießling am 19. September 1983 47 2. Die Weisung vom 4. November 1983, die Sicherheitsüberprü- fung fortzusetzen 48 3. Die Entscheidung des Bundesministers- der Verteidigung Dr Wörner vom 8. Dezember 1983 48 4. Das Verhalten von Staatssekretär Dr. Hiehle bei der Bewer- tung des Berichts des ASBw vom 6. Dezember 1983 und sein Verhalten bei dem Gespräch mit General Dr. Kießling am 13. Dezember 1983 49 5. Der Antrag von General Dr. Kießling nach § 88 der Wehrdiszi- plinarordnung und die Durchführung des Ermittlungsverfah- rens 50 a) Die Pflicht der Einleitungsbehörde zur Aufklärung des Sachverhalts 50 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

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b) Der Umfang der Ermittlungstätigkeit 51 c) Die Anhörung von Zeugen durch den Bundesminister der Verteidigung 51 d) Die Vorermittlungen des Wehrdisziplinaranwalts 51 6. Die Beteiligung der Bundesregierung 52 7. Die Rehabilitierung von General Dr. Kießling 52 II. Würdigung durch die SPD-Fraktion im Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundestages 53 1. Die Gespräche mit General Dr. Kießling am 15. September 1983 und die Vereinbarung vom 19. September 1983 53 2. Die Fortsetzung der Sicherheitsüberprüfung 54 3. Die Entscheidung des Bundesministers Dr. Wörner vom 8. De zember 1983 und ihre Durchführung 54 a) Die mangelnde Sorgfalt bei der Entscheidung 54 b) Die Rechtswidrigkeit der Entscheidung 57 c) Die Verantwortung des Staatssekretärs Dr. Hiehle 57 d) Die Durchführung der Entscheidung 58 4. Die Mitwirkung des Bundeskanzlers an der vorzeitigen Verset- zung des Generals Dr. Kießling in den einstweiligen Ruhe- stand 59 a) Die Beteiligung des Staatssekretärs im Bundeskanzleramt 59 b) Die Verantwortung des Bundeskanzlers 60 5. Die Ermittlungen im Januar 1984 60 a) Die disziplinarischen Sachverhaltsermittlungen 60 b) Die Anhörung von Auskunftspersonen durch Bundesmini ster Dr. Wörner 62 c) Die Koordination der Ermittlungstätigkeiten 64 6. Die Darstellung der Ermittlungsergebnisse und der Erkennt- nisse über den General in der Öffentlichkeit 65 7. Die Verantwortung des Bundeskanzlers für die verzögerte Re- habilitierung des Generals 66 8. Die Rehabilitierung des Generals a. D. Dr. Kießling 67

Vierter Abschnitt 68

A. Schlußfolgerungen der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP im Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundestages 68 I. Schlußfolgerungen aus dem Verhalten von Bundesminister Dr. Wörner 68 - 1. Schlußfolgerungen der Fraktionen von CDU/CSU und FDP 68 2. Schlußfolgerungen der SPD-Fraktion 68 II. Gemeinsame Schlußfolgerungen der Fraktionen von CDU/CSU, SPD und FDP 68 1. Gesetzliche Regelungen 68 2. Organisation 69 3. Personalauswahl 69 4. Sicherheitsüberprüfung 69 5. Vorschriften und Arbeitsanweisungen 70 6. Sicherheitsrichtlinien 70 7. Kontrolle 70 Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

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B. Minderheitenbericht der Fraktion DIE GRÜNEN 70 I. Beschränkungen der Untersuchung 71 1. Behinderung des Untersuchungsausschusses durch die Bun- desregierung 71 2. Beschränkungen der Untersuchung im NATO-Bereich 71 3. Weitere Beschränkungen der Arbeit des Untersuchungsaus- schusses 72 II. Die fehlerhafte Auslegung des Sicherheitsrisikos „Abnorme Ver- anlagung auf sexuellem Gebiet" als auslösender Faktor der gan- zen Affäre 73 III. Abschließende Bewertung und Schlußfolgerungen der Fraktion DIE GRÜNEN 74 1. Änderung der Sicherheitsrichtlinien 75 2. Rücktritt Wörners 75 3. Verhalten des Bundeskanzlers 76 4. Kranke Hierarchie MAD/ASBw 76

Fünfter Abschnitt: Materialien 78

Anlage 1: 1. Beweisbeschluß 78 Anlage 2: Zeugen und sachverständige Zeugen 87 Anlage 3: Verzeichnis der zur Beweiserhebung beigezogenen Akten 89 Anlage 4: Verzeichnis der Ausschußdrucksachen 90 Anlage 5: Abkürzungsverzeichnis 94 Anlage 6: Chronologische Übersicht der wesentlichen Entscheidungsab- läufe im Untersuchungsausschuß 96 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Erster Abschnitt: Einsetzung und Gang des Verfahrens

A. Einsetzung des Verteidigungsausschusses als Untersuchungsausschuß und sein Auftrag

I. Einsetzungsbeschluß Aufgrund der zu diesen Anträgen im einzelnen von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP sowie von Der Verteidigungsausschuß konstituierte sich in den Fraktionen der SPD und DIE GRÜNEN bean- seiner 21. Sitzung am 20. Januar 1984 aufgrund des tragten Beweisthemen/Beweismitteln faßte der in dieser Sitzung gestellten Antrages der SPD- Verteidigungsausschuß als 1. Untersuchungsaus- Fraktion als 1. Untersuchungsausschuß in der schuß in seiner Sitzung am 26. Januar 1984 den 1. 10. Wahlperiode nach Artikel 45 a Absatz 2 Grundge- Beweisbeschluß (Anlage 1). Dieser 1. Beweisbe- schluß wurde durch Beschluß des Untersuchungs- setzes. ausschusses in seiner Sitzung am 8. Februar 1984 Zum Gegenstand der Untersuchung stellte die SPD aufgehoben und durch den 2. Beweisbeschluß (Aus- Fraktion den Antrag, die tatsächlichen und rechtli- schuß-Drucksache 10/62, Nr. 11 Untersuchungsaus- chen Grundlagen der Entscheidung des Bundesmi- schuß), auf den sich einvernehmlich alle Fraktionen nisters der Verteidigung zu untersuchen, General verständigt hatten, ersetzt. Durch die in dem ge- Dr. Kießling zu entlassen. Die CDU/CSU-Fraktion meinsamen Beweisbeschluß festgelegten Beweis- stellte folgenden Antrag: Die Rechtmäßigkeit der themen wurden die Untersuchungsgegenstände vorzeitigen Zurruhesetzung des Generals a. D. konkludent um die Gründe erweitert, die am 1. Fe- Dr. Kießling. bruar 1984 zur Rehabilitierung von General a. D. Dr. Kießling und seiner damit verbundenen Wieder- Die Fraktion DIE GRÜNEN schloß sich dem SPD ernennung zum General geführt haben. Der Be- Antrag, die Fraktion der FDP dem CDU/CSU-An- schluß wurde neunmal ergänzt und lautet in seiner trag an. letzten Fassung vom 22. März 1984 wie folgt:

2. Beweisbeschluß in der Fassung des 9. Ergänzungsbeschlusses vom 22. März 1984

Die Fraktionen von CDU/CSU, SPD, FDP und DIE 4. Wie ist das Verfahren durchgeführt wor- GRÜNEN im Verteidigungsausschuß als 1. Untersu- den? chungsausschuß nach Artikel 45 a Absatz 2 Grund- 5. Zu welchen Ergebnissen hat das Verfah- gesetzes beantragen: ren geführt? 6. Welche Ergebnisse sind dem Bundesmi- A. zu folgenden Untersuchungsgegenständen Be- nister der Verteidigung am 14. Septem- weis zu erheben: ber 1983 über die Durchführung der Si- I. Die Rechtmäßigkeit der vorzeitigen Zurruhe- cherheitsüberprüfung vorgetragen wor- setzung des Generals Dr. Kießling. den und welche Beweismittel waren II. Die tatsächlichen und rechtlichen Grundla- darin bezeichnet? gen der Entscheidung des Bundesministers 7. In welcher Weise ist General Dr. Kieß- der Verteidigung, General Dr. Kießling in den ling Gelegenheit gegeben worden, zu den einstweiligen Ruhestand zu versetzen. gegen ihn erhobenen Vorwürfen Stel- lung zu nehmen? B. Beweisthemen 8. Welchen Inhalt und welche Ergebnisse - I. Welche Tatsachen oder Erkenntnisse haben hatten die Gespräche zur Einleitung und Durchführung einer a) des Bundesministers der Verteidi- Sicherheitsüberprüfung des Generals gung Dr. Wörner, Dr. Kießling in der Zeit von Juli bis Septem- b) des Generalinspekteurs General Al- ber 1983 geführt? tenburg 1. Wer hat die Einleitung des Verfahrens mit General Dr. Kießling am 15. und angeordnet? 19. September 1983? 2. Welche Vorschriften bestehen für die II. Welche Tatsachen oder Erkenntnisse haben Einleitung und Durchführung derartiger zu der Fortsetzung und dem Abschluß Verfahren? der Sicherheitsüberprüfung des Generals 3. Welche Mitarbeiter des Bundesministe- Dr. Kießling im November 1983 geführt? riums der Verteidigung und seiner nach- 1. Wer hat die Fortsetzung und den Ab- geordneten Behörden waren mit der schluß der Sicherheitsüberprüfung ange- Durchführung des Verfahrens befaßt? ordnet? Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag - 10. Wahlperiode

2. Welche Vorschriften waren die Grund- 2. Welche Personen aus Behörden des Bun- lage dafür? des waren aufgrund welcher Weisungen 3. Welche Ergebnisse lagen bei Abschluß an den nachträglichen Ermittlungen be- der Sicherheitsüberprüfung vor? teiligt und welche Personen aus anderen Behörden sind auf welcher Rechtsgrund- 4. Welchen Wortlaut und welche Empfeh- lage mit Ermittlungen befaßt worden? lungen enthielt der Abschlußbericht des MAD, der dem Bundesminister der Ver- 3. Zu welchen Ergebnissen haben die nach- teidigung im Dezember 1983 vorgelegt träglichen Ermittlungen geführt? wurde? 4. In welcher Weise ist der Bundeskanzler 5. Welche Ergebnisse sind dem Bundesmi- über nachträgliche Ermittlungen unter- nister der Verteidigung über die Durch- richtet worden und inwieweit war das führung der Sicherheitsüberprüfung be- Bundeskanzleramt an diesen Ermittlun- richtet worden? gen beteiligt? 6. Welche weiteren Empfehlungen wurden 5. In welcher Weise war der Bundeskanz- dem Bundesminister der Verteidigung ler in den Entscheidungsprozeß, der erteilt und wie hat er diese bewertet? zur Wiederernennung des Generals Dr. Kießling führte, einbezogen? 7. In welcher Weise ist General Dr. Kieß- ling Gelegenheit zur Stellungnahme 6. Mit welchem Antrag bewirkte der Bun- hierzu gegeben worden? desminister der Verteidigung die Wie- derernennung von General Dr. Kieß- III. In welchem Entscheidungsprozeß erfolgte ling? die vorzeitige Zurruhesetzung des Generals Dr. Kießling? 7. In welcher Weise ist das Bundeskabinett mit diesem Antrag befaßt worden? 1. In welcher Weise hat der Bundeskanzler erstmalig von dem Sicherheitsüberprü- C. I. Die Beweiserhebung fungsverfahren Kenntnis erhalten? soll erfolgen: Laut Ergänzungsantrag der CDU/CSU- und 2. In welcher Weise war der Bundeskanzler FDP-Bundestagsfraktionen durch in den weiteren Entscheidungsprozeß, der zur vorzeitigen Zurruhesetzung des 1. Beiziehung Generals Dr. Kießling geführt hat, einbe- der für die Entscheidung vom 8. Dezem- zogen? ber 1983 und 1. Februar 1984 relevanten Aktenvorgänge im Bundesministerium 3. In welcher Weise ist das Bundeskabinett der Verteidigung, im Bundeskanzleramt mit dieser Angelegenheit befaßt wor- und im Bundespräsidialamt den? 2. Vernehmung von 4. Welche Gründe hat der Bundesminister der Verteidigung dem Herrn Bundesprä- a) Bundesminister Dr. Manfred Wörner sidenten für seinen Antrag vorgetragen? zu B. I. 1. bis 8., II. 1. bis 7., III. 1. bis 5. und IV. 5. Auf welche Weise ist General Dr. Kieß- ling die Entscheidung des Bundesmini- b) weiterer etwa noch zu benennender sters der Verteidigung übermittelt wor- Zeugen. den, ihn bereits zum 31. Dezember 1983 II. Die Beweiserhebung soll erfolgen: in den vorzeitigen Ruhestand zu verset- zen? Laut Ergänzungsantrag der SPD-Bundes- tagsfraktion und der Fraktion DIE GRÜ- 6. Welchen Inhalt hatten die Gespräche der NEN durch Beteiligten anläßlich der Aushändigung der Entlassungsurkunde an General 1. Beiziehung Dr. Kießling? a) des Protokolls der Sitzung der Parla- mentarischen Kontrollkommission am 18. und 19. Januar 1984 Ergänzungs-Antrag der CDU/CSU- und der FDP - Bundestagsfraktionen vom 8. Februar 1984: b) der Sicherheitsrichtlinien der Bun- desregierung IV. Aufgrund welcher Entscheidungen erfolgte die Wiederernennung des Generals c) der Dienstanweisungen für den MAD, Dr. Kießling? insbesondere für das Verfahren bei Sicherheitsüberprüfungen Ergänzungs-Antrag der SPD-Bundestagsfraktion d) aller im Zusammenhang mit der Zur- und der Fraktion DIE GRÜNEN vom 8. Februar ruhesetzung und Wiederernennung 1984: des Generals Dr. Kießling im Bundes- ministerium der Verteidigung und V. Aufgrund welcher Tatsachen oder Erkennt- seinen nachgeordneten Behörden, im nisse und in welchem Entscheidungsprozeß Bundeskanzleramt, im Bundespräsi- erfolgte die Wiederernennung des Generals dialamt, im Innenministerium des Dr. Kießling? Landes Nordrhein-Westfalen und den 1. Wer hat auf welcher Grundlage nach Polizeibehörden Köln angefallenen trägliche Ermittlungen angeordnet? Aktenvorgänge. Deutscher Bundestag - 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

2. Vernehmung von Zu C. II. 2. b) a) Bundesminister Dr. Manfred Wörner zu B. I., 1. bis 8., II. 1. bis 7., III. 1. bis 5., hat die Fraktion DIE GRÜNEN am 9. Februar 1984 IV., V. 1. bis 7. nachfolgende Personen benannt (Ausschuß-Druck- sache 10/66 [15], 10/67 [16]): b) weiterer etwa noch zu benennender Zeugen. 1. Oberst Dr. Reinhard, Adjutant des Bundesmini- sters der Verteidigung, zu B. I. 1., 3., 4., 7., II. 1., 3., D. Der 1. Beweisbeschluß vom 26. Januar 1984 wird 5. bis 7., III. 1. bis 3., 5., V. 1. bis 5., 7. aufgehoben. 2. General Altenburg, Generalinspekteur der Bun- deswehr, zu B. I. 1. bis 8., II. 1. bis 7. Zu C. II. 2. b) 3. Brigadegeneral Behrendt, Amtschef ASBw, zu hat die SPD-Fraktion am 9. Februar 1984 nachfol- B. I. 1. bis 6., II. 1. bis 6. gende Personen benannt (Ausschuß-Druck- 4. Bundeskanzler Dr. Kohl zu B. III. 1. bis 3., V. 4. sache 10/65 [14]): bis 7. 1. Flottillenadmiral Schmähling, früherer Amts- chef des Amtes für Sicherheit der Bundeswehr Zu C. II. 2. b) (ASBw), zu B. I. 1. bis 4. hat die SPD-Fraktion am 16. Februar 1984 nachfol- 2. Oberst Krase, stellvertretender Amtschef des gende Personen benannt (Ausschuß-Drucksache ASBw*) B. I. 1. bis 6., II. 1. bis 7. 10/72 [20]): 3. Brigadegeneral Behrendt, Amtschef ASBw, 1. Oberst Schönbohm zu B. I. 1., 3. bis 7., II. 1., zu*) B. I. 1. bis 6., II. 1. bis 6. 3. bis 7. 4. General Altenburg, Generalinspekteur der 2. Staatssekretär Dr. Rühl zu B. I. 1., 3. bis 7., II. 1. Bundeswehr, zu B. I. 1. bis 8., II. 1. bis 7., III. 5., bis 7., III. 2., 3., V. 1. bis 3. V. 2. und 3. 3. Staatssekretär Dr. Hiehle zu*) B. II. 1. bis 7., 5. Generalleutnant Windisch, Stellvertreter des III. 5., 6., V. 1. bis 3. Generalinspekteurs, zu B. I. 3. bis 7., II. 1., 3., 4., 4. General Dr. Kießling zu B. I. 7., 8., III. 5., 6. 6., III. 5. 6. Generalleutnant Kubis, Abteilungsleiter Perso- Zu C. H. 2. b) nal im Bundesministerium der Verteidigung, zu B. I. 7., II. 6. und 7. hat die SPD-Fraktion am 23. Februar 1984 nachfol- gende Personen benannt (Ausschuß-Drucksache 7. Oberst Kluss, MAD-Gruppe III, Düsseldorf, zu 10/79 [26]): B. I. 3. bis 5. 1. Oberst Hüttelmaier, zu B. I. 1., 3., 4. bis 6., II. 1. bis 8. Stabsfeldwebel Idel, MAD-Gruppe III, Düssel- 6., V. 1. bis 3. dorf, zu B. I. 3. bis 5. 2. Ministerialrat Dr. Trebesch zu B. I. 1., 6., II. 1., 5., 9. Kriminalhauptkommissar Wolfgang Rösch, zu 6., V. 1. bis 3. B. I. 4. und 5. 3. Oberst Reichardt zu B. I. 1., 6., II. 1., 5., 6., V. 10. Kriminalkommissar Helmut Simon, zu B. I. 4. 1. bis 3. und 5. 4. Oberst Reinhard zu B. I. 1., 6., II. 1., 5., 6., V. 11. Kriminaloberkommissar Rensman, zu B. I. 4. 1. bis 3. und 5. 5. Generalleutnant von Sandrart zu B. I. 1., II. 1., 5., 6., V. 1. bis 3. Nachstehende Zeugen sollen zu folgendem 6. Oberst Grigull, zu B. I. 1., II. 1., 5., 6., V. 1. bis 3. Beweisthema gehört werden: Die Zeugen 2 bis 6 sollen auch zu dem Beweis- Welche Hinweise haben zu dem Sicherheitsüber- thema prüfungsverfahren des Generals Dr. Kießling ge- „Welche Hinweise haben zu dem Sicherheitsüber- führt und wie ist das Verfahren durchgeführt wor- prüfungsverfahren des Generals Dr. Kießling ge- den? führt?" 1. Ministerialrat Karrasch, Bundesministerium der Verteidigung *) gehört werden. 7. Oberst Dahl, zu B. V. 1. bis 3. 2. Regierungsdirektor Waldmann, ASBw*) 8. Ministerialrat Fritz, zu B. V. 1. bis 3. 3. Abteilungsleiter Schröder, ASBw*) 9. Ministerialrat Wolf, zu B. V. 1. bis 3.

*) wurde durch Antrag vom 13. März 1984 ergänzt *) wurde durch Antrag vom 13. März 1984 ergänzt Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag - 10. Wahlperiode

Zu C. I. 2. b) Zu C. I. 2. b) hat die CDU/CSU-Fraktion am 24. Februar 1984 hat die CDU/CSU-Fraktion (Ausschuß-Drucksache nachfolgenden Zeugen benannt (Ausschuß-Druck- 10/94 [40]) am 22. März 1984 nachstehenden Zeugen sache 10/80 [27]): benannt: Kapitän zur See Günter Krause, Abteilungslei- Amtschef des Amtes für Sicherheit der Bundes- ter III, ASBw wehr, Brigadegeneral Behrendt, zu B. I. 1. bis 6., zu dem Beweisthema: Welche Ermittlungsergeb- II. 1. bis 6. nisse hat Oberst Kluss in seinem Bericht beim Amtschef ASBw am 9. September 1983 vorgetragen, Zu C. II. 2. b) und wie waren seine Bewertungen der Umstände? hat die SPD-Fraktion am 6. März 1984 nachfolgende Zeugen benannt (Ausschuß-Drucksache 10/83 [30]): H. Verfahrensregeln 1. Staatssekretär Professor Dr. Schreckenberger, Der Verteidigungsausschuß als 1. Untersuchungs- zu B. III. 1. bis 3., V. 2. bis 7. ausschuß beschloß, bei der Durchführung des Un- tersuchungsverfahrens die Regelungen anzuwen- 2. Staatssekretär Dr. Hiehle, den, die den Untersuchungsausschüssen der 8. und ergänzend zu den bereits mit Antrag vom 16. Fe- 9. Wahlperiode zugrundegelegt worden waren. Er bruar 1984 genannten Beweisthemen zu B. I. 1. orientierte sich dabei an den angewandten Ver- bis 7., II. 1. bis 7., III. 1. bis 6., V. 1. bis 7. fahrensregelungen des parlamentarischen Untersu- 3. Bundeskanzler Dr. Kohl, zu B. III. 1. bis 3., V. 2. chungsverfahrens nach Artikel 45 a Absatz 2 des bis 7. Grundgesetzes der 9. Wahlperiode (MRCA-TORNA- DO). Dazu zählten insbesondere die sogenannten Zu C. II. 2. b) IPA-Regeln, die mit dem Entwurf eines Gesetzes vom 14. Mai 1969 der Interparlamentarischen Ar- hat die SPD-Fraktion (Ausschuß-Drucksache 10/90 beitsgemeinschaft über die Einsetzung und das Ver- [36] am 13. März 1984 fahren von Untersuchungsausschüssen des Deut- schen Bundestages identisch sind. a) nachstehende Zeugen benannt: Darüber hinaus waren für die Durchführung des 1. Hauptmann Fasoli, ASBw zu B. II. 1. bis 3. Untersuchungsverfahrens in erster Linie folgende 2. Rechtsanwalt Spiess, Düsseldorf, zu B. V. 2. Rechtsgrundlagen bestimmend: b) die erneute, ergänzende Einvernahme der hach - Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutsch- folgenden Zeugen beantragt: land (GG), 1. Ministerialrat Karrasch, - die Strafprozeßordnung (StPO) und das Ge- richtsverfassungsgesetz (GVG), 2. Oberst Schröder - die Geschäftsordnung des Deutschen Bundesta- 3. Regierungsdirektor Waldmann ges (GO-BT), zu den bereits benannten Beweisthemen und zu - die Geheimschutzordnung des Deutschen Bun- B. I. 3. bis 5., II. 1. bis 3., V. 1. bis 3. destages vom 14. April 1974 und die Ausfüh- 4. Regierungsoberamtsrat Schmidt-Trenck, rungsbestimmungen dazu vom 19. September ASBw 1975, - die Richtlinien für die Behandlung von Aus- zu dem Beweisthema schußprotokollen gemäß § 73 a Absatz 3 der Ge- „Welche Hinweise haben zu dem Sicherheits schäftsordnung des Deutschen Bundestages alte überprüfungsverfahren des Generals Fassung (jetzt § 73 Absatz 3) vom 16. September Dr. Kießling geführt und wie ist das Verfahren 1975. durchgeführt worden?" Zur Vorbereitung der für die Durchführung des Un- und zu B. I. 3. bis 5., II. 1. bis 3., V. 1. bis 3. tersuchungsverfahrens erheblichen Entschließun- - 5. Brigadegeneral Behrendt, Amtschef ASBw gen des Ausschusses wurde - wie bei den vorange- 6. Oberst Krase, stellvertretender Amtschef gangenen Untersuchungsausschüssen in der 8. und ASBw 9. Wahlperiode - die Interfraktionelle Vorbespre- chung eingerichtet, bestehend aus dem Vorsitzen- zu den bereits benannten Beweisthemen und zu den, dem stellvertretenden Vorsitzenden, den Ob- B. V. 1. bis 3. leuten und den Berichterstattern des Untersu- chungsausschusses. Auf der Grundlage des § 69 Ab- Zu C. II. 2.b) satz 4 der Geschäftsordnung des Deutschen Bun- destages nahm in Vertretung des Fraktionsvorsit- hat die SPD-Fraktion in der 39. Sitzung des Vertei- zenden der SPD-Fraktion der Abgeordnete Jahn digungsausschusses (16. Sitzung als Untersu- (Marburg) an den Beratungen dieses Interfraktio- chungsausschuß) am 22. März 1984 nellen Gremiums teil. Oberstleutnant Krause, Schule für Nachrich- Dem Untersuchungsausschuß stellten sich zur tenwesen der Bundeswehr, Bad Ems Durchführung seines Auftrages eine Reihe von als sachverständigen Zeugen benannt. Rechtsfragen: Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604 a) Der Ausschuß kam nach der Konstituierung in c) Der Untersuchungsausschuß entsprach auf der seiner 2. Sitzung am 26. Januar 1984 zu dem Grundlage der Rechtsprechung der Entschei- übereinstimmenden Ergebnis, die Beweisauf- dung des Bundesverfassungsgerichts vom 8. Ok- nahme in öffentlicher Sitzung durchzuführen, tober 1974 (BVerfGE 38, 105 ff.) in fünf Fällen sofern nicht Sicherheitsinteressen entgegen- Anträgen von Zeugen auf Zulassung eines stünden. Durch diese Entschließung brachte der Rechtsbeistandes. Bei der jeweiligen Verneh- Untersuchungsausschuß seine Auffassung zum mung dieser Zeugen war ihrem Rechtsbeistand Ausdruck, daß die Regelung in Artikel 45 a Ab- ein Beratungsrecht eingeräumt; ein Rede- oder satz 3 Grundgesetz einer Beweisaufnahme in öf- Antragsrecht wurde den Rechtsbeiständen zu- fentlicher Sitzung durch den Verteidigungsaus- gunsten ihrer Mandanten indes nicht zugestan- schuß als Untersuchungsausschuß grundsätzlich den. nicht entgegensteht. d) In seiner 10. Sitzung am 27. Februar 1984 be- Nach einvernehmlicher Festlegung durch den schloß der Ausschuß einstimmig zur Weitergabe Untersuchungsausschuß wurden die Beratungs- von Protokollen an Dritte: sitzungen nichtöffentlich durchgeführt. aa) Während der Dauer des Untersuchungs- verfahrens werden Protokolle des Unter- b) Dem Ersuchen des Untersuchungsausschusses suchungsausschusses Dritten weder zur vom 30. Januar 1984 an die Parlamentarische Einsichtnahme noch zur leihweisen Über- Kommission zur Kontrolle der Nachrichtendien- lassung oder zur sonstigen Auswertung ste (PKK), ihm das Protokoll dieses Gremiums zur Verfügung gestellt. über seine Sitzung am 18. und 19. Januar 1984 bb) Anders soll aus rechtsstaatlichen Grün- zum Vorgang General a. D. Dr. Kießling im Rah- den verfahren werden, wenn vernommene men seiner Beweiserhebung zur Auswertung zu Zeugen oder deren Rechtsbeistand ein überlassen, wurde nicht entsprochen. Zur Be- derartiges Anliegen schlüssig und begrün- gründung der Ablehnung durch die PKK legte det im Sinne eines berechtigten Interes- deren Vorsitzender dar, die Herausgabe der Pro- ses vortragen. Diese Zeugen und deren tokolle würde dem gesetzlichen Auftrag und Rechtsbeistand erhalten allerdings nur dem Wesen der Beratungen der PKK widerspre- den Teil des Protokolls, auf den sich ihre chen. Vernehmung erstreckt. Daraufhin wurde dieses Gesuch durch den Un- tersuchungsausschuß nicht weiter verfolgt. e) Der Justizminister des Landes Nordrhein-West- falen bat am 17. Februar 1984, im Wege der Ebenfalls wurde das Ersuchen des Untersu- Amtshilfe Protokolle des Untersuchungsaus- chungsausschusses an das Bundeskanzleramt auf Überlassung der Protokolle der Kabinettssit- schusses über Zeugenvernehmungen am 15. und 16. Februar 1984 der Staatsanwaltschaft Bonn zungen der Bundesregierung zum Fall General für das dort anhängige Ermittlungsverfahren a. D. Dr. Kießling abschlägig beantwortet. Der aufgrund der Strafanzeige von General a. D. Chef des Bundeskanzleramtes führte dazu aus, Dr. Kießling zur Verfügung zu stellen. Auszüge aus Kabinettsprotokollen, die Auf- schluß über den Willensbildungs- und Entschei- Eine Entscheidung des Untersuchungsausschus- dungsprozeß im Kabinett gäben, könnten dem ses zum Amtshilfeersuchen des Justizministers Untersuchungsausschuß aus grundsätzlichen des Landes Nordrhein-Westfalen vom 17. Fe- Erwägungen nicht zur Verfügung gestellt wer- bruar 1984 wurde dadurch gegenstandslos, daß den. Die Beratungen im Kabinett stellten den das Gesuch zurückgezogen wurde. eigentlichen Kernbereich der Regierungsarbeit Ein Amtshilfeersuchen des Bundesbeauftragten dar. Ihnen käme ein besonderer Vertrauens- für den Datenschutz vom 25. April 1984 auf Über- schutz zu; sie müßten deshalb jeglichem Ein- sendung von Protokollen des Untersuchungsaus- blick von außen entzogen bleiben. Diese Hand- schusses über Zeugenvernehmungen, welche habung entspräche einer ständigen Übung der — die vom Bundesministerium der Verteidi- Bundesregierung. gung im Zuge der Suche nach einem Dieser Auffassung widersprach die SPD-Bun- „Achim Müller" angeordneten Auswertun- destagsfraktion durch ihren Obmann im Unter- gen im Wehrersatzwesen-Informationssy- suchungsausschuß und legte dazu dar, bei allem stem (WEWIS) und Verständnis für die Auffassung des Bundes- — die Anforderung von Strafregisterauszü- kanzleramtes sei dem Gebot der Aktenvorlage, gen beim Bundeszentralregister über Per- ohne die ein Untersuchungsausschuß seine ver- sonen, die General a. D. Dr. Kießling zwi- fassungsmäßige Aufgabe nicht erfüllen könne, schen 1977 und 1979 dienstlich besucht ha- Vorrang einzuräumen. ben, Zu dieser grundsätzlichen Frage ist ein Organ- betrafen, bedurfte ebenfalls nicht mehr der Ent- streit nach Artikel 93 Abs. 1 Nr. 1 Grundgesetz scheidung durch den Untersuchungsausschuß, beim Bundesverfassungsgericht anhängig (Ak- da auch dieses Gesuch zurückgenommen wurde. tenzeichen BvE 11/83). Bei diesem Sachverhalt Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz sah sich der Untersuchungsausschuß gehalten, war unter Bezugnahme auf § 5 Abs. 3 Ziffer 1 des die Entscheidung des Bundesverfassungsge- Verwaltungsverfahrensgesetzes darauf hinge- richts abzuwarten. wiesen worden, daß zu dem von ihm zur Über- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

prüfung gestellten Untersuchungsgegenstand Zeugen. Dieser Antrag wurde aus den oben an- im Bundesministerium der Verteidigung um- gegebenen Gründen als unzulässig zurückgewie- fangreiche Unterlagen vorlägen, deren Einsicht- sen. nahme eine hinreichende Bewertung im Rah- men seiner gesetzlichen Aufgabe gewährleisten solle. Ill. Mitglieder des Untersuchungsausschusses, f) Der Untersuchungsausschuß entschied sich in Mitarbeiter der Fraktionen und des seiner Sitzung am 15. März 1984 mit den Stim- men der Fraktionen von CDU/CSU, SPD und Ausschußsekretariats FDP, daß grundsätzlich Beweise durch den Un- tersuchungsausschuß nur dann zu erheben sind, Die Fraktionen haben nach der Konstituierung des wenn sie von einem Viertel der Ausschußmit- Verteidigungsausschusses als Untersuchungsaus- glieder beantragt werden. Der Ausschuß stützte schuß bei den stellvertretenden Mitgliedern Ände- diese Auffassung auf die Regelung in Arti- rungen vorgenommen. kel 45 a Abs. 2 des Grundgesetzes und auf § 12 Am 9. Februar 1984 schied Abg. Bastian aus der Abs. 2 der für die Durchführung des Untersu- Fraktion DIE GRÜNEN und damit auch aus dem chungsverfahrens grundsätzlich vereinbarten Verteidigungsausschuß als 1. Untersuchungsaus- IPA-Regeln. schuß nach Artikel 45 a Abs. 2 des Grundgesetzes Veranlassung für diese Entscheidung war ein aus. Der Untersuchungsausschuß setzte sich so- Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN vom dann nach dem Stand vom 10. Februar 1984 wie 14. März 1984 auf nochmalige Einvernahme von folgt zusammen:

Ordentliche Mitglieder CDU/CSU-Fraktion Abg. Dieter Heistermann Abg. Abg. Erwin Horn Abg. Markus Berger Abg. Horst Jungmann Abg. Udo Ehrbar Abg. Dr. Karl-Heinz Klejdzinski Abg. (Hamburg) Abg. Abg. Johannes Ganz (St. Wendel) Abg. Günther Leonhart Abg. Otto Hauser (Esslingen) Abg. Dr. Abg. Fr. Ursula Krone-Appuhn Abg. Heinz-Alfred Steiner Abg. Dr. Martin Oldenstädt Abg. Bruno Wiefel Abg. Peter Petersen Abg. Willi Weiskirch (Olpe) Abg. Bernd Wilz FDP-Fraktion Abg. Willy Wimmer (Neuss) Abg. Dr. Abg. Dr. Abg.

SPD-Fraktion Abg. Fr. Katrin Fuchs (Verl) Fraktion DIE GRÜNEN Abg. Friedrich Gerstl (Passau) Abg. (Kaiserslautern)

Stellvertretende Mitglieder

CDU/CSU-Fraktion Abg. Dr. Dieter Haack Abg. (Siegen) Abg. (Marburg) Abg. Dr. Eicke Götz Abg. Werner Nagel Abg. Klaus-Jürgen Hedrich Abg. Albert Pfuhl Abg. Dr. Abg. Georg Schlaga Abg. Dr. Dionys Jobst Abg. Dr. Hartmut Soell Abg. Joachim Kalisch Abg. Fr. Brigitte Traupe Abg. Paul Löher Abg. D. (Frankfurt) Abg. Dr. Karl Miltner Abg. Peter Würtz Abg. Peter Milz Abg. Volker Rühe Abg. Franz Sauter (Epfendorf) FDP-Fraktion Abg. Dr. Abg. Wolfgang Mischnick Abg. Werner Weiß Abg. Dr. Wolfgang Weng

SPD-Fraktion Abg. Dr. Andreas von Bülow Fraktion DIE GRÜNEN Abg. Norbert Gansel N. N. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Fraktion DIE GRÜNEN Abg. Alfred Biehle (CDU/CSU), war zugleich Vorsit- Abg. zender dieses Ausschusses als 1. Untersuchungs- ab 10. Februar 1984 Abg. Roland Vogt ausschuß nach Artikel 45 a Abs. 2 Grundgesetz. In (Kaiserslautern) gleicher Weise nahm der stellvertretende Vorsit- zende des Verteidigungsausschusses, Abg. Walter Die CDU/CSU-Fraktion und die Fraktion der SPD Kolbow, die Funktion des stellvertretenden Vorsit- zogen je zwei, die Fraktionen von FDP und DIE zenden im Untersuchungsausschuß wahr. Die CDU/ GRÜNEN je einen Mitarbeiter für die Dauer des CSU-Fraktion benannte als Obmann im Untersu- Untersuchungsausschusses hinzu. chungsausschuß Abg. Willy Wimmer (Neuss). Bei den drei anderen Fraktionen waren die Obleute des An den Interfraktionellen Vorbesprechungen nah- Verteidigungsausschusses, Abg. Erwin Horn (SPD), men diese Mitarbeiter der Fraktionen teil, ebenso Abg. Uwe Ronneburger (FDP) und Abg. Gert Ba- an den öffentlichen Sitzungen. An den nichtöffentli- stian, ab 10. Februar 1984 Abg. Roland Vogt (Kai- chen Sitzungen des Untersuchungsausschusses serslautern) (DIE GRÜNEN), zugleich Obleute ihrer konnten die Mitarbeiter der Fraktionen allerdings Fraktion im Untersuchungsausschuß. nicht teilnehmen. Dem stand die dazu, zuletzt am 5. Mai 1983 getroffene ablehnende Entscheidung des Ältestenrates des Deutschen Bundestages ent- Die Fraktionen bestimmten als Berichterstatter fol- gegen, die mit Schreiben des Präsidenten des Deut- gende Mitglieder des Untersuchungsausschusses: schen Bundestages vom 18. Mai 1983 den Vorsitzen- den der Parlamentsausschüsse mitgeteilt wurde. CDU/CSU-Fraktion Während der Dauer des Untersuchungsausschuß- Abg. Klaus Francke (Hamburg) verfahrens wurde das Sekretariat des Verteidi- Abg. Otto Hauser (Esslingen) gungsausschusses durch einen Beamten des höhe- Abg. Dr. Fritz Wittmann ren Dienstes, der als Sekretär des Untersuchungs- ausschusses tätig war, und einen Beamten des ge- hobenen Dienstes verstärkt. Darüber hinaus wurde SPD-Fraktion dem Sekretariat ein weiterer Beamter des höheren Abg. Horst Jungmann Dienstes für die Dauer des Untersuchungsverfah- Abg. Dr. Karl-Heinz Klejdzinski rens zugeordnet, der unmittelbar dem Abteilungs- leiter des 1. Wissenschaftlichen Fachdienstes des Deutschen Bundestages unterstellt war und dem FDP-Fraktion stellvertretenden Vorsitzenden zu dessen Unter- Abg. Uwe Ronneburger stützung zur Verfügung stand.

B. Vorgeschichte und Parallelverfahren

I. Vorgeschichte Gesundheit des Generals sei für die getroffene Maßnahme bestimmend gewesen. Am 5. Januar 1984 berichtete die „Süddeutsche Zei- Die von der „Süddeutschen Zeitung" geschilderte tung", der Stellvertretende NATO-Oberbefehlsha- Versetzung von General Dr. Kießling in den einst- ber General Günter Kießling sei vom Bundesmini- weiligen Ruhestand gemäß § 50 Soldatengesetz ster der Verteidigung Manfred Wörner mit Wirkung (SG) mit Ablauf des 31. Dezember 1983 fand in Be- vom 31. Dezember 1983 ohne Angabe von Gründen richten und Kommentaren der öffentlichen Medien in den vorzeitigen Ruhestand versetzt worden. Die der Bundesrepublik Deutschland und auch des Aus- übliche Verabschiedung mit großem militärischem landes in den folgenden Wochen ein sehr lebhaftes Zeremoniell sei für General Kießling ausgeblieben. Echo. Der General habe in Zivil am 30. Dezember des vo- rigen Jahres von Staatssekretär Hiehle seine Ent- Am Abend des 5. Januar 1984 äußerte der Parla- lassungsurkunde entgegengenommen. Sein Amt bei mentarische Staatssekretär beim Bundesminister der NATO habe er im April 1982 angetreten; seine der Verteidigung Würzbach in der Tagesschau des Dienstzeit wäre 1985 abgelaufen. Der General habe Ersten Deutschen Fernsehens, der Grund für die zuvor selbst darum ersucht, ihn vorzeitig zum getroffene Maßnahme nach § 50 SG sei in einem 1. April 1984 in den Ruhestand zu versetzen. nicht mehr bestehenden uneingeschränkten Ver- trauensverhältnis zwischen dem Bundesminister Die „Süddeutsche Zeitung" mutmaßte als Gründe der Verteidigung und dem General zu finden. für diese Maßnahme eine Auseinandersetzung zwi- schen Minister Dr. Wörner und General Dr. Kieß- Ein Teil der Presse berichtete am 6. Januar 1984, ling sowie dessen wenig gedeihliche Zusammenar- der General sei wegen seiner persönlichen Lebens- beit zwischen dem amerikanischen NATO-Oberbe- führung in den einstweiligen Ruhestand versetzt fehlshaber General Rogers; auch die angegriffene worden. Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

„Bild" schrieb in der Ausgabe an diesem Tage, Ge- minister Dr. Apel, im Interesse des Ansehens der neral Dr. Kießling sei über seine homosexuelle Nei- Bundeswehr, der Kameradschaft in den Streitkräf- gung „gestolpert". Dazu lägen eine Reihe von Be- ten und aus Fürsorgegründen gegenüber dem Ge- weisen des Militärischen Abschirmdienstes vor; der neral müßten umgehend alle Tatsachen auf den General sei aufgrund seines Lebenswandels erpreß- Tisch gelegt werden. bar geworden. Am 12. Januar 1984 berichteten die Medien, der Ver- Die Presseberichterstattung in den nachfolgenden teidigungsminister habe am 11. Januar 1984 dem Tagen konzentrierte sich sodann auf eine angeblich Bundeskabinett einen ausführlichen Bericht zum homosexuelle Neigung des Generals a. D. Dr. Kieß- Fall General a. D. Dr. Kießling gegeben. Am 12. Ja- ling und auf in diesem Zusammenhang behauptete nuar 1984 unterrichtete der Minister die Obleute Vorgänge. der Fraktionen von CDU/CSU, SPD und FDP über den sich ihm stellenden Sachverhalt. Der General äußerte am 7. Januar 1984 in einem Interview für den „Express", er habe niemals in sei- Zu dieser Unterrichtung äußerte sich der Obmann nem Leben homosexuelle Beziehungen irgendwel- der SPD-Fraktion im Verteidigungsausschuß Horn cher Art gehabt. In einem weiteren Interview für am 13. Januar 1984, daß eine Fülle von Fragen im die „Welt am Sonntag" am 8. Januar 1984 erklärte Hinblick auf die durchgeführten Ermittlungen of- General a. D. Dr. Kießling unter anderem, er könne fengeblieben sei. Der Vorsitzende der SPD-Bundes- nur zu dem Schluß kommen, daß dem Minister ge- tagsfraktion Dr. Vogel forderte am 15. Januar 1984 fälschtes Material vorliege oder daß es sich um eine in einer Presseverlautbarung der Sozialdemokrati- Verwechslung handele. Es sei deshalb um so unbe- schen Bundestagsfraktion den Rücktritt von Vertei- greiflicher für ihn, daß er mit dem vorliegenden digungsminister Dr. Wörner. Er äußerte zugleich Material nicht konfrontiert worden sei. die Erwartung, daß der Bundeskanzler in dieser An- gelegenheit unverzüglich Klarheit schaffe. Nachdem der Minister sich am 7. Januar 1984 ge- genüber „Bild am Sonntag" ohne weitere Angaben Bundeskanzler Dr. Kohl ließ durch den stellvertre- von näheren Gründen zur Versetzung des Generals tenden Pressesprecher der Bundesregierung am in den einstweiligen Ruhestand geäußert hatte, 16. Januar 1984 verlautbaren, in den allernächsten nach dem Stand der Dinge habe er bei seiner Ent- Tagen solle die Öffentlichkeit zum Vorgang General scheidung keine andere Wahl gehabt, erklärte der Dr. Kießling rückhaltslos aufgeklärt werden. Pressesprecher des Bundesministeriums der Ver- teidigung am 9. Januar 1984: Am 18. Januar 1984 unterrichtete Verteidigungsmi- nister Dr. Wörner den Verteidigungsausschuß des Bundesminister der Verteidigung Dr. Wörner hät- Deutschen Bundestages. Dabei betonte er noch- ten seit September vorigen Jahres Erkenntnisse mals, bei der vorzeitigen Zurruhesetzung von Gene- vorgelegen, die Befürchtungen für ein Sicherheits- ral Dr. Kießling habe er insbesondere wegen der risiko bei General Dr. Kießling nahegelegt hätten. sich stellenden Sicherheitsbedenken pflichtgemäß Auch wegen seiner langjährigen Bekanntschaft mit gehandelt; er habe keine andere Wahl gehabt. General a. D. Dr. Kießling habe der Minister ver- sucht, die Sache ohne öffentliches Aufsehen zu be- Am gleichen und am nachfolgenden Tag befaßte reinigen. Im Dezember sei dem Minister dann ein sich die PKK mit dem Vorgang General Dr. Kieß- Bericht des Militärischen Abschirmdienstes zuge- ling. gangen, der die sofortige Ablösung des Generals Nachdem die Unterrichtung der Mitglieder des Ver- wegen des danach bestehenden Sicherheitsrisikos teidigungsausschusses am 18. Januar 1984 nach der unumgänglich gemacht hätte. Staatssekretär in der Öffentlichkeit geäußerten Bewertung der Dr. Hiehle habe am 13. Dezember 1983 den General SPD-Fraktion weder Klarheit noch neue Fakten zur über die Gründe der Entscheidung von Bundesmi- Versetzung von General Dr. Kießling in den einst- nister Dr. Wörner präzise unterrichtet. Der Vorwurf weiligen Ruhestand erbracht und sich der Deutsche des Generals, er habe keine Gelegenheit erhalten, Bundestag in seiner 48. Sitzung am 20. Januar 1984 die Vorwürfe zu entkräften, sei daher unbegründet. auf Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN in einer Wenn nun der General am 23. Dezember 1983 einen Aktuellen Stunde mit der „Affäre Dr. Kießling" be- Antrag auf Einleitung eines disziplinargerichtli- - faßt hatte, konstituierte sich unmittelbar im An- chen Verfahrens gegen sich beantragt hätte, so schluß an diese Plenardebatte auf Antrag der SPD- müsse er wohl subjektiv den Eindruck haben, er Fraktion der Verteidigungsausschuß als 1. Untersu- habe eine Dienstpflichtverletzung begangen; denn chungsausschuß nach Artikel 45 a Abs. 2 des Grund- nur dann sei ein Disziplinarverfahren möglich. gesetzes. Am Abend des 9. Januar 1984 erklärte Bundesmini- ster Dr. Wörner im Ersten und Zweiten Deutschen Fernsehen, er habe sich bei seiner Entscheidung II. Parallelverfahren ausschließlich von Sicherheitsgründen leiten las- sen. 1. Staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren Unter dem Hinweis, General Kießling habe dem a) General a. D. Dr. Kießling erstattete mit Schrei- Minister sein Ehrenwort gegeben, keinerlei homo- ben vom 16. Januar 1984 bei der Staatsanwalt- sexuelle Beziehungen unterhalten zu haben, for- schaft Bonn Strafanzeige gegen Unbekannt we- derte am 10. Januar 1984 der frühere Verteidigungs gen falscher Verdächtigung, Verleumdung und Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

übler Nachrede. Zur Begründung dieses Antra- Das Verfahren wurde mangels Tatverdachts am ges führte er aus, dem an seinen Rechtsanwalt 10. Februar 1984 eingestellt. gerichteten Schreiben des Bundesministers der Verteidigung vom 12. Januar 1984 und dessen Anlage sei zu entnehmen, daß unbekannte Per- sonen über ihn behaupteten und verbreiteten, er habe homosexuelle Verbindungen unterhalten 2. Verwaltungsstreitverfahren und Kontakte zu Strichjungen aufgenommen. Diese Angaben seien frei erfunden. Er müsse General a. D. Dr. Kießling erhob am 19. Januar 1984 unterstellen, daß einzelne Beteiligte mit wissent- gegen seine Versetzung in den einstweiligen Ruhe- lich falschen Anschuldigungen Straf- und Diszi- stand gemäß § 50 des Soldatengesetzes Klage vor plinarmaßnahmen gegen ihn herbeiführen woll- dem Verwaltungsgericht in Köln. Der Kläger ließ ten. durch seinen Rechtsanwalt gegenüber dem Gericht Das dazu eingeleitete Ermittlungsverfahren der unter anderem vortragen: Diese Maßnahme sei Staatsanwaltschaft Bonn ist noch anhängig. rechtswidrig. Der Bundesminister der Verteidigung begründe die Versetzung in den einstweiligen Ru- b) Seit dem 16. Januar 1984 wurde bei der Staatsan- hestand damit, daß sie „auf Mangel an Vertrauen waltschaft Köln ein Ermittlungsverfahren gegen wegen seines angeblichen Umgangs in der Homose- Personen aus der Kölner Homosexuellen-Szene xuellen-Szene" beruhe. Diesbezügliche Erkennt- wegen des Verdachts der versuchten Erpressung nisse des Bundesministers der Verteidigung seien zum Nachteil von General a. D. Dr. Kießling ge- falsch und entbehrten jeglicher Grundlage. führt. Der diesbezügliche Tatverdacht beruhte auf verschiedenen Hinweisen von Auskunftsper- Nach der Rehabilitierung des Generals a. D. Dr. sonen, daß die dieser strafbaren Handlung Ver- Kießling am 1. Februar 1984 wurde der Verwal- dächtigten zum Zwecke einer geplanten Erpres- tungsrechtsstreit in der Hauptsache für erledigt er- sung von General a. D. Dr. Kießling falsche Aus- klärt. Die Kosten dieses Verfahrens wurden der sagen abgesprochen hätten. Bundesrepublik Deutschland auferlegt.

C. Ablauf des Untersuchungsverfahrens

Der Verteidigungsausschuß trat als 1. Untersu- weitere nichtöffentliche Sitzungen, eingeschoben in chungsausschuß nach Artikel 45 a Abs. 2 Grundge- die Sitzungen zur öffentlichen Beweisaufnahme. setz einschließlich der konstituierenden Sitzung in Insgesamt tagte der Untersuchungsausschuß 95 der Zeit vom 20. Januar 1984 bis 7. Juni 1984 18mal Stunden, davon zehn Stunden nichtöffentlich. zusammen. Die Beweisaufnahme wurde in 13 öf- fentlichen Sitzungen durchgeführt. Lediglich wäh- Das Interfraktionelle Gremium trat zehnmal zu- rend der Beweisaufnahme in den öffentlichen Sit- sammen. Die Sitzungen dieses Gremiums für die zungen am 15. Februar und am 22. März 1984 er- Vorbesprechungen zur Durchführung der öffentli- folgte die Vernehmung jeweils eines Zeugen zu ei- chen und nichtöffentlichen Sitzungen des Untersu- nem bestimmten Sachpunkt für kurze Zeit in nicht- chungsausschusses nahmen zwölf Stunden in An- öffentlicher Sitzung. Der Untersuchungsausschuß spruch. vernahm insgesamt 32 Zeugen und einen sachver- ständigen Zeugen; dabei wurden elf Zeugen nach Der Untersuchungsausschuß zog zur Beweisauf- ihrer ersten Einvernahme nochmals geladen und nahme umfangreiche Akten des Bundesministeri- erneut vernommen, davon zwei Zeugen dreimal. ums der Verteidigung, des Amtes für Sicherheit der Die jeweiligen Einzelvernehmungen der Zeugen Bundeswehr, des Bundeskanzleramtes, des Bundes- wurden in zehn Fällen durch eine Vernehmung in präsidialamtes, des Innenministeriums des Landes Form der Gegenüberstellung ergänzt; fünf Zeugen Nordrhein-Westfalen, des Polizeipräsidenten Köln machten ihre Aussagen in Gegenwart eines Rechts- und der Staatsanwaltschaft Köln bei (Anlage 3). Er beistandes. Drei vom Ausschuß nicht vernommene bestand bei der Aktenanforderung gegenüber dem Zeugen haben zu einem Beweisgegenstand dienstli- Bundesministerium der Verteidigung nachdrück- che Erklärungen gegenüber dem Untersuchungs- lich darauf, daß ihm alle Unterlagen, die er für die ausschuß abgegeben. Ein erneut geladener Zeuge Beweisaufnahme im Rahmen seines Auftrages be- konnte wegen Erkrankung nicht mehr vernommen nötigte, auch tatsächlich vorgelegt wurden. werden. Anträge auf Vereidigung wurden nicht ge- stellt. In einzelnen Fällen wurde unter Hinweis auf Einige Unterlagen wurden vom Vorsitzenden und §§ 60, 61 der Strafprozeßordnung von einem Antrag stellvertretenden Vorsitzenden vorab daraufhin auf Vereidigung abgesehen. überprüft, ob sie zum Gegenstand des Beweisauf- nahmeverfahrens genommen werden sollten bzw. Ausschließlich für die Beratungen der Beweis- konnten. beschlüsse, der Verfahrensfragen, von Rechtsfra- gen und der Erstellung des Berichts benötigte der Der Ausschuß beschloß in seiner 18. Sitzung am Ausschuß fünf Sitzungen und darüber hinaus acht 7. Juni 1984, dem Plenum einen Bericht vorzulegen. Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

Zweiter Abschnitt: Gegenstand der Untersuchung und festgestellter Sachverhalt

A. Die Meldung des Amtschefs des Amtes für Sicherheit der Bundeswehr (ASBw) vom 14. September 1983 und ihre Bewertung durch den Bundesminister der Verteidigung

I. Die Einleitung der Sicherheitsüberprüfung „Herr W. wollte auf jeden Fall auf seinem Dienst- des Generals Dr. Kießling posten verbleiben, weil er gerade jetzt einen be- sonders bedeutenden Überprüfungsvorgang bei 1. Das Tätigwerden des ASBw im Juli und August der NATO zum Abschluß bringen müsse. Er 1983 komme mit wichtiger Information nicht zum Mi- nister durch. Ich sollte ihm einen Termin beim a) Das Gespräch am 27. Juli 1983 im Bundesministerium Minister verschaffen. Mit dem Persönlichen Re- der Verteidigung ferenten des Parl. Staatssekretärs habe er bereits gesprochen. Im übrigen handele es sich nicht um Am 27. Juli 1983 fand im Bundesministerium der eine Bagatelle, sondern um einen bedeutenden Verteidigung ein Gespräch zwischen dem stellver- Überprüfungsvorgang bei der NATO. tretenden Vorsitzenden des . Hauptpersonalrats beim Bundesminister der Verteidigung, Ministerial- rat Karrasch, und Regierungsdirektor Waldmann W. sagte, er meine nicht Dr. K., sondern einen sowie Regierungsoberamtsrat Schmidt-Trenck — anderen Fall, über den er sprach. Hierüber habe beide Angehörige des ASBw — statt. Dabei wurden ich im Einvernehmen mit W. sofort den zuständi- u. a. Beförderungs- und Verwendungsmöglichkeiten gen Abteilungsleiter im BMVg, den Persönlichen für Regierungsdirektor Waldmann erörtert. Mini- Referenten des Parl. Staatssekretärs und später sterialrat Karrasch zeigte eine solche Möglichkeit auch Staatssekretär Dr. Hiehle unterrichtet." in einem anderen Bereich der Bundeswehr auf. Nach dessen Aussage vor dem Untersuchungsaus- Nachdem Ministerialrat Karrasch diesen Vermerk schuß erklärte Regierungsdirektor Waldmann dar- mit Regierungsoberamtsrat Schmidt-Trenck aus aufhin, er werde — wegen eines laufenden wichti- dem ASBw besprochen hatte, übersandte er ihn gen, von ihm bearbeiteten NATO-Überprüfungsfal- dem Leiter der Abteilung Personal im Bundesmini- les — eher auf seine Beförderungschance verzich- sterium der Verteidigung, Generalleutnant Kubis. ten als seinen Dienstposten räumen. Ministerialrat Karrasch äußerte zu diesem Gespräch ferner: b) Die Meldung des Regierungsdirektors Waldmann „Die Bemerkung von Herrn Waldmann habe ich im ASBw so verstanden, daß er mit diesem Fall, der ihm so wichtig war, daß er eher auf seine Beförderung Von dem ihm im Gespräch mit Ministerialrat Kar verzichtet, nur das allgemein in der Bundeswehr rasch zur Kenntnis gelangten Hinweis über Gene- latent bekannte Gerede über General Dr. Kieß- ral Dr. Kießling berichtete Regierungsdirektor ling meinen konnte. Bei dem Hinweis von Herrn Waldmann seinem Abteilungsleiter im ASBw, Waldmann habe ich an General Dr. Kießling vor Oberst Schröder. Dieser bemerkte nach seiner Erin- allem deshalb gedacht, weil er der prominenteste nerung dazu: • Angehörige der Bundeswehr ist, über den geredet „Wenn es zutrifft, ist es schlimm, und wenn es wurde." nicht zutrifft, ist es noch schlimmer." Dies habe ihn zu dem Hinweis veranlaßt, wegen des Beide bewerteten die mitgeteilten Umstände als si- Geredes über General Dr. Kießling, der händchen- cherheitsrelevant und hielten weitere- Sachverhalts- haltend mit einem Oberst gesehen worden sei und feststellungen für geboten. der von NATO-Oberbefehlshaber General Rogers wegen seiner homosexuellen Veranlagung nicht Mit Schreiben vom 29. Juli 1983 beauftragte Regie- empfangen werde, werde er — Regierungsdirektor rungsdirektor Waldmann — im Einvernehmen mit Waldmann — doch nicht auf eine Beförderungs- Oberst Schröder — die für den Bereich der NATO chance verzichten. zuständige MAD-Gruppe S in Bonn mit folgendem Schreiben um Aufnahme der Ermittlungen: Darauf äußerte Regierungsdirektor Waldmann, er „Ich bitte, folgende Erkenntnisse durch Befra- meine nicht den Fall Kießling, sondern einen ande- gung/Sicherheitsermittlung zu klären. ren — von ihm namentlich bezeichneten — bedeu- tenden Überprüfungsvorgang. Lt. einer Quelle im BMVg soll General Dr. Kieß- ling homosexuell veranlagt sein. In Kenntnis Über den weiteren Gesprächsverlauf heißt es in ei- diesbezüglich näherer Umstände weigert sich der nem auf eigene Initiative von Ministerialrat Kar NATO-Oberbefehlshaber General Rogers, ihn rasch am 27. Januar 1984 gefertigten Vermerk: persönlich zu empfangen. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Der Versuch, den General Dr. K. in Pension zu schlag, zunächst eine Entscheidung des Bundesmi- schicken, scheitert, weil der zuständige San-Arzt nisteriums der Verteidigung herbeizuführen, an. Er in Kenntnis der homosexuellen Veranlagung — erklärte, er werde diese Meldung bei seinem näch- eine Dienstunfähigkeit verneinte. Angeblich soll sten Treffen — „jour fixe" — mit seinem truppen- General Dr. K. „händchenhaltend" mit einem dienstlichen Vorgesetzten, dem Stellvertreter des Oberst gesehen worden sein. Vertraulichkeit Generalinspekteurs, erörtern. Zu der vorgesehenen wurde der Quelle zugesichert. MAD-Gruppe S Besprechung der Angelegenheit kam es jedoch zwi- führt vorrangig Ermittlungen in Brüssel durch." schen dem 8. August und 4. September 1983 nicht.

Außerdem forderte das ASBw am 4. August 1983 die In der Zeit vom 5. bis 8. September 1983 übergab Stammakte/Personalakte für General Dr. Kießling Flottillenadmiral Schmähling an seinen Nachfolger beim Bundesministerium der Verteidigung für die als Amtschef des ASBw, Brigadegeneral Behrendt, Sicherheitsüberprüfung an. seine Amtsgeschäfte. Unter den Vorgängen befand sich auch die Meldung des Regierungsdirektors Am 5. August 1983 fertigte Regierungsdirektor Waldmann vom 5. August 1983. Hierzu bemerkte Waldmann im Auftrag seines Abteilungsleiters, Flottillenadmiral Schmähling, er habe die Angele- Oberst Schröder, folgenden Vermerk: genheit beim nächsten Treffen mit dem Stellvertre- „Betr.: General Dr. Kießling ter des Generalinspekteurs besprechen wollen, dies 1. Sachverhalt: jedoch noch nicht erledigt; wegen der inzwischen verstrichenen Zeit habe der Vorgang jedoch eine Unter Quellenschutz erklärte am 27.07.83 gewisse Eilbedürftigkeit erlangt. MinRat Karrasch, BMVg — HPR —, daß Ge- neral Dr. K. wegen seiner angeblichen homo- sexuellen Veranlagung von dem NATO-Ober- befehlshaber General ROGERS nicht mehr 2. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei für den MAD persönlich empfangen werde. Er sei „händ- Ungeachtet des von Oberst Schröder unterstützten chenhaltend" mit einem Oberst gesehen wor- Vorschlags, zunächst eine Entscheidung des Bun- den. Der Versuch, ihn wegen seiner homose- desministeriums der Verteidigung herbeizuführen xuellen Veranlagung dienstunfähig zu schrei- und ungeachtet des von Oberst Krase angeordneten ben, sei an der Weigerung des zuständigen Ermittlungsstopps ließ Oberst Schröder bereits San-Arztes gescheitert. Ende August 1983 erste Ermittlungen zur Sicher- 2. Beurteilung: heitsüberprüfung des General Dr. Kießling aufneh- Homosexualität ist tatbestandsmäßig ein Si- men. Regierungsdirektor Waldmann beauftragte cherheitsrisiko. In Anbetracht der Person muß daraufhin am 31. August 1983 Stabsfeldwebel Idel sehr sorgfältig und umsichtig vorgegangen von der MAD-Gruppe III in Düsseldorf, seine Kon- werden. Es geht hier nicht nur um den Nach- takte zur Fahndungsabteilung der Kölner Krimi- weis, sondern auch um die Ausräumung des nalpolizei für diese Ermittlungstätigkeit zu nutzen. Verdachts. Die erforderlichen Überprüfungs- Er wies ihn im ASBw in Einzelheiten des Sachver- maßnahmen müssen eigentlich vom BMVg halts ein und übergab ihm einen Personendateibe- selbst genehmigt werden. leg mit den Daten des Generals Dt. Kießling. Da ein zur Identifizierung des Generals geeignetes Foto 3. Vorschlag: nicht zur Verfügung stand, ließ Regierungsdirektor Vortrag AC beim Stv GenInsp mit der Bitte, Waldmann aus einem Gruppenfoto, welches im Ge- eine Entscheidung des BMVg herbeizufüh- bäude der MAD-Gruppe S in Bonn hängt, General ren." Dr. Kießling herausfotografieren. Er beauftragte Dieser Vermerk wurde am selben Tag von Oberst Stabsfeldwebel Idel, zwei auf diese Weise herge- Schröder abgezeichnet und dem stellvertretenden stellte Fotos des Generals bei der MAD-Gruppe S Amtschef des ASBw, Oberst Krase, vorgelegt, der abzuholen. Stabsfeldwebel Idel übergab die Fotos ihn noch am 5. August, seinem letzten Arbeitstag unter näherer Darlegung des Sachverhalts dem vor Urlaubsantritt, dem Amtschef des ASBw mit stellvertretenden Leiter des Fahndungskommissa- dem Hinweis zuleitete, er unterstütze den Vor- riats des Polizeipräsidiums in Köln.- Auf dessen An- schlag. Gleichzeitig ordnete Oberst Krase die Ein- raten wurden die beiden Fotos von einem Angehöri- stellung aller Ermittlungen und die Rücknahme des gen der MAD-Gruppe III, Düsseldorf, mit Filzstift Ermittlungsauftrages an die MAD-Gruppe S an. so bearbeitet, daß sie General Dr. Kießling nicht in Uniform zeigten. Am 5. September 1983 meldete Stabsfeldwebel Idel c) Die Behandlung des Vermerks vom 5. August 1983 seinem Vorgesetzten, dem Kommandeur der MAD im ASBw Gruppe III, Oberst Kluss, den von Regierungsdirek- Der damalige Amtschef des ASBw, Flottillenadmi- tor Waldmann erhaltenen Ermittlungsauftrag und ral Schmähling, erlangte von dem von Regierungs- die zu seiner Durchführung erteilten Weisungen. direktor Waldmann gefertigten Vermerk vom 5. Au- Oberst Kluss erklärte sich mit der Ermittlungsme- gust 1983 nach Rückkehr aus seinem Urlaub am thode einverstanden. 8. August 1983 Kenntnis. Stabsfeldwebel Idel übergab die retuschierten Fo In einem Gespräch mit Oberst Schröder schloß er tos dem stellvertretenden Leiter des Fahndungs sich dem in diesem Vermerk enthaltenen Vor kommissariats des Polizeipräsidiums in Köln. Die- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

ser händigte einem Fahndungsbeamten seines „Durch geeignete Ermittlungen in der Kölner Kommissariats ein Foto aus mit dem Auftrag, bei Homo-Szene konnte festgestellt werden: der nächsten sich bietenden Gelegenheit im Rah- men von Nachforschungen im Kölner Homosexuel- Café Wüsten, .. . len-Milieu zu ermitteln, ob die abgebildete Person einschlägig bekannt als Lokal für „Schwule und dort bekannt sei. Lesben". Hier wurde der z. Ü., aus einer Serie von In der Nacht vom 5. auf den 6. September 1983 fahn- Fotos, eindeutig als „Günter von der Bundes- dete dieser Kriminalbeamte mit einem weiteren wehr" erkannt. „Günter" sei bereits vor 12 Jahren Kollegen der Fahndungsabteilung nach einem ein guter Gast gewesen. in den letzten Jahren sei Mordverdächtigen. Zusammen mit zwei Fotos des er kaum noch erschienen. Tatopfers und mehreren Fotos zweier in Polizeige- Disco Tom-Tom, ... wahrsam befindlicher Tatverdächtiger legten diese einschlägig bekannt als Disco für jugendliche Beamten auch das Foto des Generals Dr. Kießling Stricher und Straftäter. Auch hier wurde der z. Ü. in der Gaststätte „Cafe Wüsten" vor. Der Wirt dieses eindeutig als „Günter von der Bundeswehr" iden- Lokals deutete auf das Lichtbild, welches General tifiziert. Günter verkehre dort auch heute noch Dr. Kießling zeigte, und erklärte sinngemäß, er monatlich, und pflege Kontakt zu jugendlichen kenne die abgebildete Person, habe sie aber seit Strichern gegen Bezahlung. zehn oder zwölf Jahren nicht mehr gesehen; auf- grund seines guten Personengedächtnisses erkenne Da die ersten beiden Anlaufstellen positiv waren, er aber jeden ehemaligen Gast wieder. werden, um Unruhe in der Szene zu vermeiden, weitere Ermittlungen nicht vor Ablauf von drei In der Gaststätte „Tom-Tom" legten die Kriminalbe- Wochen geführt." amten die Fotos dem Geschäftsführer des Lokals und einem Büfettier vor. Während der Geschäfts- In den eingehenden Erörterungen mit Stabsfeldwe führer des Lokals keine Angaben machen konnte, bel Idel hatte Regierungsdirektor Waldmann unter erklärte der Büfettier unter Hinweis auf das Licht- anderem die Eingangsformel dieses Berichts bild des Generals Dr. Kießling, diese Person sei („durch geeignete Ermittlungen ... konnte festge- Stammgast des Lokals; seiner Meinung nach han- stellt werden") und die Form des Berichts als „Quel- dele es sich um einen Angehörigen der Bundeswehr lenschutz-Bericht" vorgegeben. mit dem Vornamen „Günter", der manchmal einmal im Monat, manchmal zwei oder drei Monate gar b) Mündliche Berichterstattung nicht komme und dann wieder zwei oder drei Tage hintereinander das Lokal besuche, meistens jedoch Am 9. September 1983 berichtete der Kommandeur am Wochenende erscheine. Die weitere Fahndungs- der MAD-Gruppe III, Oberst Kluss, im ASBw im tätigkeit der Kriminalbeamten an diesem Abend in Rahmen einer aus anderem Anlaß stattfindenden mehreren anderen Lokalen bezog sich ausschließ- Besprechung zunächst dem Amtschef des ASBw, lich auf Ermittlungen in der genannten Fahndungs- Brigadegeneral Behrendt, im Beisein seines Stell- sache. vertreters, Oberst Krase, und des Abteilungslei- ters III, Kapitän zur See, Krause, über das Ergebnis Über das Ermittlungsergebnis unterrichtete der der Ermittlungen der Kölner Kriminalpolizei. Nach Kriminalbeamte am darauffolgenden Tag seinen dieser Besprechung fand noch ein Gespräch zwi- stellvertretenden Kommissariatsleiter; dieser infor- schen General Behrendt und Oberst Kluss statt. mierte seinerseits Stabsfeldwebel Idel zunächst te- Nach Angaben von Brigadegeneral Behrendt und lefonisch über die ermittelten Umstände. Stabsfeld- Oberst Krase, die auch durch die dienstliche Erklä- webel Idel fuhr sodann zu ihm hin und ließ sich von rung von Kapitän zur See, Krause bestätigt werden, "ihm über zusätzliche Einzelheiten, insbesondere trug Oberst Kluss bei der Besprechung vor, daß über nähere Umstände der Ermittlungen und der eine eindeutige Identifizierung erfolgt sei und kei- Lokale, informieren. nerlei Zweifel oder Bedenken bestünden. Demgegenüber sagte Oberst Kluss aus, er habe das 3. Der Bericht der MAD-Gruppe III, Düsseldorf, vom Ergebnis der Ermittlungen gemeldet, den Amtschef 9. September 1983 aber auf Schwächen der Meldung- hingewiesen. Die- ser Widerspruch in den Zeugenaussagen konnte a) Schriftliche Berichterstattung auch nicht durch Gegenüberstellung geklärt wer- Stabsfeldwebel Idel berichtete Regierungsdirektor den. Waldmann telefonisch über die getroffenen Fest- stellungen. Dieser gab ihm den Auftrag, einen schriftlichen Bericht anzufertigen. Stabsfeldwebel II. Die Entscheidungen des Bundesministers Idel sah Schwierigkeiten, diesem Auftrag nachzu- der Verteidigung kommen, weil ihm das Ermittlungsergebnis „nicht rund" erschien und die Polizeibeamten ungenannt 1. Die Unterrichtung des Bundesministers der bleiben sollten; aus diesem Grunde wurden Form Verteidigung durch den Amtschef des ASBw und Inhalt des zu fertigenden Berichts eingehend am 14. September 1983 zwischen Stabsfeldwebel Idel und Regierungsdirek- tor Waldmann erörtert. Daraufhin erstellte Stabs- Brigadegeneral Behrendt beabsichtigte nach seinen feldwebel Idel unter dem Datum des 9. September Angaben zunächst, den Inhalt der Meldung der

1983 folgenden „Quellenschutz"-Bericht: .. MAD-Gruppe III vom 9. September 1983 mit dem Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Leiter des Fachaufsichtsreferats für den MAD im des Ministers teil. Brigadegeneral Behrendt erläu- Bundesministerium der Verteidigung (Fü S II 6), terte mündlich, General Dr. Kießling sei aufgrund Oberst Hüttelmaier, zu besprechen. Deshalb habe von Ermittlungen der Kölner Kriminalpolizei ein- er es auch unterlassen, Staatssekretär Dr. Rühl die deutig als Besucher von Lokalen der Kölner Homo- Angelegenheit zu melden, als er am 13. September sexuellen-Szene identifiziert worden. Sein Vortrag 1983 anläßlich einer Besprechung im Bundeskanz- stützte sich auf den mündlichen Bericht des Kom- leramt Gelegenheit hatte, mit ihm einige Probleme mandeurs der MAD-Gruppe III Düsseldorf vom des MAD und des ASBw zu erörtern. 9. September 1983 und den Vermerk der Abteilung I des ASBw vom 5. August 1983, den er bei sich führ- Am 14. September 1983 hielt sich Brigadegeneral te. Weitere schriftliche Unterlagen hatte er nach Behrendt im Bundesministerium der Verteidigung seinen Angaben nicht zur Hand. zum Antrittsbesuch beim Inspekteur der Marine auf. Dort erfuhr er, daß ihn der damalige Adjutant Die Fragen von Bundesminister Dr. Wörner, ob eine des Bundesministers, Oberst Schönbohm, dringend Personenverwechslung und eine Intrige ausge- zu sprechen wünsche. Über den Inhalt der noch am schlossen und ob die Umstände der Identifizierung Vormittag erfolgten fernmündlichen Unterredung klar seien, bejahte der Amtschef des ASBw mit dem gibt es widersprüchliche Darstellungen, die auch Hinweis, daß an den Ermittlungsergebnissen keine bei der Gegenüberstellung nicht völlig aufgeklärt Zweifel bestünden und die Identifizierung durch er- werden konnten. Während Oberst Schönbohm aus- fahrene Kriminalbeamte erfolgt sei. führte, er habe Brigadegeneral Behrendt wegen ei- ner MAD-Stelle in Amberg angesprochen und die- ser habe bei der fernmündlichen Unterredung drin- 2. Weisungen des Bundesministers der Verteidigung gend um einen Gesprächstermin beim Minister in aufgrund der Unterrichtung einer wichtigen Angelegenheit gebeten, sagte Bri- vom 14. September 1983 gadegeneral Behrendt aus, er sei von Oberst Schön- bohm darauf angesprochen worden, ob ihm über Als Ergebnis der Besprechung vom 14. September General Dr. Kießling Erkenntnisse vorlägen. Bei 1983 beauftragte Bundesminister Dr. Wörner den der Gegenüberstellung räumte Brigadegeneral Generalinspekteur, unverzüglich mit General Dr. Behrendt ein, daß er die Aussage von Oberst Schön- Kießling ein Gespräch über den Sachverhalt zu füh- bohm „gegen seine Erinnerung" akzeptiere. ren. Soweit erforderlich, stehe er selbst ebenfalls für ein Gespräch zur Verfügung. Nach Aussage von Oberst Schönbohm unterrichtete Brigadegeneral Behrendt den Bundesminister über Den Amtschef des ASBw wies er an, unter aus- den Sachverhalt. Er sei später zu dem Gespräch drücklicher Beachtung strengster Abschottung wei- hinzugezogen worden. Brigadegeneral Behrendt ter zu ermitteln. Es sei alles zu tun, daß die Ermitt- habe dem Bundesminister dabei vorgetragen, daß lungen Außenstehenden nicht bekannt und die Per- General Kießling in Kölner Lokalen der Homosexu- sönlichkeitsrechte des Generals Dr. Kießling nicht ellen-Szene eindeutig als regelmäßiger Besucher beeinträchtigt würden. Bei der Polizei sollte erfragt identifiziert sei; er habe sich dort auch Strichjungen werden, ob sie zur Beweisführung durch Gegen- gekauft. Einmal im Monat sei er sicher in einem überstellung bereit sei. Lokal entdeckt; die Polizei stehe hinter diesen Aus- sagen. Zur weiteren Aufklärung des Sachverhalts ordnete Brigadegeneral Behrendt im Anschluß an die Be- Daraufhin ordnete Bundesminister Dr. Wörner eine sprechungen im Bundesministerium der Verteidi- sofortige Unterrichtung von Staatssekretär Dr. gung am 14. September 1983 an, einen Fragenkata- Rühl und für den Nachmittag eine Besprechung log für die Anhörung von General Dr. Kießling zu über die Angelegenheit mit dem Staatssekretär, erstellen. Weiterhin ließ er Vorbereitungen zur Ob- dem Generalinspekteur und dem Leiter der Abtei- servierung der Kölner Homosexuellen-Szene tref- lung Personal im Bundesministerium der Verteidi- fen, da nach seiner Auffassung nicht auszuschlie- gung an. Brigadegeneral Behrendt trug anschlie- ßen war, daß sich General Dr. Kießling nach seinem ßend den Sachverhalt Staatssekretär Dr. Rühl vor, Gespräch im Bundesministerium der Verteidigung der nach der Zuverlässigkeit der Mitteilungen in den genannten Lokalen aufhalten- werde. fragte und den Amtschef beauftragte, für die von Bundesminister Dr. Wörner für 15.00 Uhr anbe- raumte Besprechung sich von der Kriminalpolizei 3. Die Gespräche mit General Dr. Kießling genaue Angaben über die Art der Ermittlungen und am 15. und 19. September 1983 die Ermittlungsergebnisse machen zu lassen. Dar- aufhin ließ sich Brigadegeneral Behrendt telefo- Aufgrund der Besprechung vom 14. September 1983 nisch von Regierungsdirektor Waldmann weitere bat der Generalinspekteur General Dr. Kießling, am Einzelheiten über die in der Meldung der MAD nächsten Tag zu einem Gespräch in das Bundesmi- Gruppe III vom 9. September 1983 dargestellten Er- nisterium der Verteidigung zu kommen. mittlungen durchgeben. An der am Nachmittag des 14. September 1983 durchgeführten Besprechung Der Generalinspekteur eröffnete General Dr. Kieß- nahmen Bundesminister Dr. Wörner, Staatssekre- ling in einer mehrstündigen Unterredung am tär Dr. Rühl, der Generalinspekteur der Bundes- 15. September 1983, daß gegen ihn der Vorwurf er- wehr, General Altenburg, der Leiter der Abteilung hoben werde, in Lokalen der Homosexuellen-Szene Personal, Generalleutnant Kubis, und der Adjutant in Köln zu verkehren. General Dr. Kießling wies Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode diesen Vorwurf zurück. Er gab sein Ehrenwort, Wenn er sich damit einverstanden erkläre, zum keine Kontakte in Lokalen dieser Art zu pflegen, es 31. März 1984 in den Ruhestand zu gehen, bedeute müsse eine Verwechslung vorliegen. Wesentlicher dies kein Schuldeingeständnis. Er beteuerte, in den Gegenstand des Gesprächs war dann das Bemühen genannten Lokalen niemals gewesen zu sein. Im herauszufinden, ob eine Intrige oder der Versuch Interesse der Bundeswehr sei er damit einverstan- einer Erpressung vorliegen könnte. den, daß weitere Ermittlungen zunächst nicht durchgeführt würden, insbesondere verzichte er auf In einem anschließenden Gespräch mit Bundesmi- eine sofortige Gegenüberstellung. Er erwarte aber, nister Dr. Wörner, das im Beisein des Generalin- daß alles getan werde, die Verleumdungen aufzu- spekteurs stattfand, wiederholte der Minister die klären. Bundesminister Dr. Wörner und General Dr. gegenüber General Dr. Kießling erhobenen Vorwür- Kießling kamen endgültig überein, es bei dem frü- fe; er nannte dabei auch die beiden Lokale, in denen her vereinbarten Zeitpunkt der Versetzung in den General Dr. Kießling gesehen worden sein solle. Ruhestand zum 31. März 1984 zu belassen. General Die Erwägung des Bundesministers, die bereits in Dr. Kießling sollte nach Beginn eines ab 3. Oktober mehreren Gesprächen für den 31. März 1984 einver- 1983 ohnehin vorgesehenen Krankenhausaufent- nehmlich vorgesehene Versetzung in den Ruhe- haltes seinen Dienst nicht wieder aufnehmen und stand auf den 31. Dezember 1983 vorzuziehen, sich so verhalten, daß durch sein Auftreten in der lehnte General Dr. Kießling unter anderem mit dem Öffentlichkeit an seinem Krankheitszustand kein Hinweis darauf ab, daß eine derartige Maßnahme Zweifel entstehen könnte. Seine Verabschiedung zu diesem Zeitpunkt ungewöhnlich sei und deshalb sollte durch den Generalinspekteur im Rahmen ei- die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen nes Großen Zapfenstreiches erfolgen. Weitere Er- müsse, die ja gerade vermieden werden solle. mittlungen sollte das ASBw nicht durchführen. Die Entscheidung der Frage, wie sich General Er verwahrte sich gegen die erhobenen Vorwürfe Dr. Kießling im Hinblick auf einen von ihm vorbe- und wiederholte sein Ehrenwort. Er erwarte Auf- reiteten Lehrgang für Generäle der NATO, der für klärung; das Ganze beruhe auf Verleumdung. Mitte November 1983 in Oberammergau geplant Bundesminister Dr. Wörner und General Dr. Kieß- war, verhalten sollte, behielt sich Bundesminister ling vereinbarten am Ende dieser Unterredung eine Dr. Wörner vor. beiderseitige Bedenkzeit und ein erneutes Ge- In Anbetracht dieser Absprache wies Bundesmini- spräch für den darauffolgenden Montag, den ster Dr. Wörner den Amtschef des ASBw an, in der 19. September 1983. Angelegenheit jegliche weitere Ermittlungen zur Im Anschluß an diese Unterredung setzten General Fortsetzung der Sicherheitsüberprüfung einzustel- Dr. Kießling und der Generalinspekteur ihr Ge- len. Brigadegeneral Behrendt verfügte daraufhin ei- spräch fort, wobei erneut Überlegungen über die nen absoluten Ermittlungsstopp im ASBw und be- Quelle der „Indiskretionen" angestellt wurden. auftragte am 21. September 1983 den Abteilungslei- ter I, Oberst Schröder, alle bisher entstandenen Un- In dem vereinbarten Gespräch am 19. September terlagen zusammenzuführen und in seinem Panzer- 1983 zwischen Bundesminister Dr. Wörner und Ge- schrank zu verwahren sowie den Kommandeur der neral Dr. Kießling, an dem wiederum der General- MAD-Gruppe III anzuweisen, alle Maßnahmen ein- inspekteur teilnahm, wies General Dr. Kießling die zustellen und die restlichen Unterlagen vorzule- gegen ihn erhobenen Vorwürfe erneut zurück. gen.

B. Die Fortsetzung der Sicherheitsüberprüfung

I. Mitteilungen aus dem NATO-Hauptquartier Am 14. Oktober 1983 erkundigte sich ein Offizier SHAPE aus dem Deutschen Anteil bei SHAPE bei dem Ad- jutanten von Bundesminister Dr. Wörner, Oberst Das ASBw wurde in der Angelegenheit erneut tätig, Dr. Reinhard, nach dem Aufenthaltsort von General als am 7. Oktober 1983 ein Oberbootsmann aus dem Dr. Kießling und der Dauer seiner Krankheit; die Deutschen Anteil bei SHAPE telefonisch im ASBw Presse würde wegen seiner Abwesenheit recher- anfragte, ob für die Sekretärin Dr. Kießlings ein chieren, und man wisse nicht, was man antworten Sicherheitsbescheid erteilt worden sei. Der Ober- solle. bootsmann äußerte unter anderem, die Sekretärin habe im Bereich der NATO über private Angelegen- Anläßlich des Besuchs von Bundesminister Dr. heiten des Generals „gequatscht". Wörner im NATO-Hauptquartier SHAPE am 20. Ok- tober 1983 teilte der Büroleiter von General Dr. Nach einem Vermerk des Amtschefs des ASBw Kießling, Kapitän zur See Jancke, dem Adjutanten wurde Staatssekretär Dr. Rühl am 14. Oktober 1983 des Bundesministers mit, daß General Dr. Kießling, über diesen Vorgang in Kenntnis gesetzt; er beab- obwohl krank, in der Öffentlichkeit auftreten wolle. sichtige eventuell eine Besprechung mit dem Gene- Als Beispiel nannte er die Absicht des Generals, ralinspekteur. Seitens des ASBw seien keinerlei eine Besuchergruppe nach ihrer Rückkehr aus dem Maßnahmen zu ergreifen. NATO-Hauptquartier persönlich in Würzburg emp- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604 fangen zu wollen; außerdem beabsichtige General setzes erfolgen solle. Dabei erwähnte er auch die Dr. Kießling, im November an der Universität Würz- gegen General Dr. Kießling bekannt gewordenen burg eine Vorlesung zu halten. Durch dieses Verhal- Sicherheitsbedenken, die nach der Entscheidung ten des Generals seien Zweifel an seinem Zustand des Bundesministers Dr. Wörner vom 19. Septem- der Dienstunfähigkeit aufgetreten. ber 1983 nicht weiter verfolgt würden. Am Abend desselben Tages wurde der Adjutant des Am 4. November 1983 erörterte Staatssekretär Dr. Bundesministers, Oberst Dr. Reinhard, von dem Hiehle mit dem Generalinspekteur, General Alten- Stellvertretenden Chef des Stabes für Operationen burg, und dessen Stellvertreter, Generalleutnant im NATO-Hauptquartier Europa (SHAPE), General- Windisch, die zwischen Bundesminister Dr. Wörner leutnant von Sandrart, unter anderem auf Recher- und General Dr. Kießling am 19. September 1983 chen der Presse zur Person des Generals Dr. Kieß- getroffene Absprache. Staatssekretär Dr. Hiehle ling hingewiesen; er — Generalleutnant von wies darauf hin, daß diese Absprache nicht mit den Sandrart — sei deshalb nicht sicher, wie lange sich geltenden Sicherheitsbestimmungen in Einklang „der Deckel noch auf dem Topf halten" lasse. Er stehe. Er habe Sorge, daß der Bundesminister bei rate dem Minister, die zum 31. März 1984 vorgese- Bekanntwerden dieses Verfahrens in Schwierigkei- hene Zurruhesetzung des Generals Dr. Kießling — ten geraten könne. Er vertrat die Ansicht, daß bei wenn möglich — vorzuziehen. General Dr. Kießling in gleicher Weise vorgegangen werden müsse wie es für jeden Soldaten bei Am 2. November 1983 äußerte sich Generalleutnant gleichem Sachverhalt nach den Sicherheitsbestim- von Sandrart in einem Telefongespräch mit Oberst mungen und den „Pensionierungsrichtlinien" vorge- Dr. Reinhard besorgt über den Eindruck, der entste- schrieben sei. Der Generalinspekteur und sein hen könne, wenn General Dr. Kießling die Besu- Stellvertreter wiesen darauf hin, daß eine Wieder- chergruppe aus dem Raum Würzburg bei SHAPE aufnahme der Sicherheitsüberprüfung wegen der empfangen würde. entgegenstehenden Absprache vom 19. September 1983 nur mit Zustimmung des Bundesministers er- Aufgrund der am 20. Oktober 1983 gegenüber dem folgen könne. Adjutanten des Bundesministers in Brüssel geäu- ßerten Bedenken bat der Generalinspekteur am Am gleichen Tage trug Staatssekretär Dr. Hiehle 25. Oktober 1983 den General Dr. Kießling in einem dem Bundesminister seine Auffassung vor. Seinem Telefongespräch, die von ihm geplanten Veranstal- Vorschlag entsprechend entschied Bundesminister tungen in Würzburg nicht wahrzunehmen; dieser Dr. Wörner, daß nach den Sicherheitsrichtlinien der Bitte entsprach der General. Bundesregierung zu verfahren und die Sicherheits- Nach seiner eigenen Darstellung ist General Dr. überprüfung abzuschließen sei. Kießling in der Öffentlichkeit bei vier Vorträgen in Staatssekretär Dr. Hiehle unterrichtete General- der Woche vom 21. bis 26. November 1983 aufgetre- leutnant Windisch telefonisch vom Ergebnis seiner ten. Hierfür hatte er sich vom Chefarzt des Bundes- Besprechung mit dem Bundesminister und dessen wehrkrankenhauses Urlaub erbeten. Entscheidung. Er bat ihn, das Notwendige zu veran- lassen und auch den Generalinspekteur zu unter- Bei dem Gespräch am 20. Oktober 1983 wie auch in einem vorangegangenen Telefongespräch am richten. 17. Oktober 1983 mit dem Generalinspekteur hatte Noch am 4. November 1983 unterrichtete General- General Dr. Kießling eine Aufklärung der gegen ihn leutnant Windisch den Generalinspekteur und wies erhobenen Vorwürfe verlangt. Der Generalinspek- den Amtschef des ASBw telefonisch an, die Sicher- teur wies nach seiner Aussage dabei auf die heitsüberprüfung des Generals Dr. Kießling fortzu- Schwierigkeiten hin, die weitere Ermittlungen mit setzen und wie bei jedem anderen Soldaten abzu- sich bringen könnten. schließen. Weil Brigadegeneral Behrendt dagegen Bedenken erhob, kamen er und Generalleutnant Windisch überein, über die Angelegenheit nach Rückkehr des II. Die Weisung zur Fortsetzung Amtschefs des ASBw von einer- Dienstreise am der Sicherheitsüberprüfung 10. November 1983 erneut zu sprechen. An diesem vom 4. November 1983 Tage wiederholte Generalleutnant Windisch die Weisung gegenüber Brigadegeneral Behrendt. Staatssekretär Dr. Hiehle, der seit dem 25. Juli 1983 erkrankt war, nahm am 2. November 1983 seinen Dienst im Bundesministerium der Verteidigung wieder auf. Am darauffolgenden Tage erörterte er III. Der Bericht des Amtschefs des ASBw mit dem Leiter der Abteilung Personal im Bundes- vom 6. Dezember 1983 ministerium der Verteidigung, Generalleutnant Ku- bis, eine Reihe von Personalangelegenheiten. Dabei 1. Die Sachverhaltsfeststellungen durch den MAD trug Generalleutnant Kubis auch vor, der Bundes- und das ASBw minister beabsichtige, General Dr. Kießling zum 31. März 1984 in den Ruhestand zu versetzen, wobei Der Amtschef des ASBw, Brigadegeneral Behrendt, noch unklar sei, ob diese Zurruhesetzung wegen teilte am 4. November 1983 — kurz vor Beginn einer Dienstunfähigkeit oder nach § 50 des Soldatenge Dienstreise — im ASBw die ihm von Generalleut- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

nant Windisch erteilte Weisung mit, die Sicherheits- wolle man einen Entzug der Sicherheitsbescheide überprüfung des Generals Dr. Kießling abzuschlie- bewirken, wenn auch auf der Grundlage der vorlie- ßen. genden Erkenntnisse ein Verdacht so hinreichend begründet sei, daß der Entzug der Sicherheitsbe- Daraufhin wies der Abteilungsleiter I, Oberst scheide bereits jetzt geboten sei. Schröder, den Sachbearbeiter, Hauptmann Fasoli, an, eine Beschreibung des Sachverhalts nach Ak- Er — Brigadegeneral Behrendt — mache deshalb tenlage vorzunehmen. den Vorschlag, nicht einen Abschlußbericht im Brigadegeneral Behrendt erteilte am 10. November Sinne der Vorschriften zu fertigen, sondern einen 1983 Oberst Schröder die Weisung, „einen Abschluß- Bericht über die bisher vorliegenden Erkenntnisse bericht auf der Basis der bislang gewonnenen Er- vorzulegen. Diesem Vorschlag stimmte Generalleut- kenntnisse" zu fertigen. Daraufhin wurden keine nant Windisch zu. neuen Sachverhaltsfeststellungen aufgrund weite- rer Ermittlungen des MAD und des ASBw getrof- fen. 3. Die Entstehung und Fertigung des Berichts des Amtschefs des ASBw vom 6. Dezember 1983

Der von Oberst Schröder erteilten Weisung, eine 2. Die Unterrichtung der Vorgesetzten des Beschreibung des Sachverhalts nach Aktenlage Amtschefs des ASBw über Probleme bei der vorzunehmen, vermochte Hauptmann Fasoli nach Durchführung der Weisung vom 4. November 1983 seinen eigenen Angaben wegen des dafür unzurei- chenden Inhalts der Sicherheitsakte nicht nachzu- Der Amtschef des ASBw, Brigadegeneral Behrendt, kommen. Deshalb wandte er sich an seinen Dezer- äußerte bereits am 4. November 1983 gegenüber Ge- natsleiter, Regierungsdirektor Waldmann, und neralleutnant Windisch Bedenken gegen die Durch- schilderte ihm seine Darstellungsprobleme. Darauf- führung der ihm erteilten Weisung, die Sicherheits- hin diktierte ihm Regierungsdirektor Waldmann überprüfung des Generals Dr. Kießling wie bei je- unter dem Datum des 10. November 1983 einen so- dem anderen Soldaten abzuschließen, weil sie nach genannten „Rot-Bericht". Darin waren als nachtei- seiner Auffassung nicht im Einklang mit dem ver- lige Erkenntnisse eine abnorme Veranlagung auf fügten Ermittlungsstopp und dem Ziel der zwischen sexuellem Gebiet angegeben. dem Bundesminister und dem General am 19. Sep- tember 1983 getroffenen Absprache stand. Unter Ziffer „5. Bewertung der besonderen Merk- male und nachteiligen Erkenntnisse" werden in die- Diese Bedenken trug er am 15. November 1983 sem Bericht die Angaben wiederholt, die in dem Staatssekretär Dr. Hiehle bei Gelegenheit eines — schriftlichen Bericht der MAD-Gruppe III vom aus anderem Anlaß anberaumten — Gesprächs vor. 9. September 1983 enthalten sind. Sodann wird wei- Er vertrat die Auffassung, daß die vorgesehene Zur- ter ausgeführt: ruhesetzung des Generals zum 31. März 1984 ein Sicherheitsrisiko ausschließe. Staatssekretär Dr. „Aufgrund dieses Sachverhaltes steht zweifelsfrei Hiehle bestand — auch zur Vermeidung von Beru- fest, daß Dr. K. homosexuell veranlagt ist. Die Art fungsfällen — auf Durchführung der Weisung, die und Weise, wie er dieser, seiner abnormen sexuel- Sicherheitsüberprüfung des Generals abzuschlie- len Neigung nachgeht, zeigt zum einen auf, daß er ßen. gem. der Rechtsprechung der Wehrdienstsenate zum Vorgesetzten nicht geeignet ist, und auf- Am 24. November 1983 hatte Brigadegeneral Beh- grund des Umgangs in der Stricher/kriminellen rendt erneut Gelegenheit, Staatssekretär Dr. Hiehle Szene sich in eine Abhängigkeit gebracht hat, die seine Bedenken gegen die Durchführung der Wei- seine persönliche Integrität und seine dienstliche sung vorzutragen; diese Vorsprache führte zu kei- Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit in nem anderen Ergebnis. Frage stellt. Am selben Tag äußerte Brigadegeneral Behrendt Da Homosexuelle Zielpersonen- gegnerischer gegenüber dem Leiter des Fachaufsichtsreferats Nachrichtendienste sind und selbst bei Offenba für den MAD im Bundesministerium der Verteidi- rungen ihrer abartigen Neigung, wegen der hier- gung, Oberst Hüttelmaier, seine Bedenken gegen aus resultierenden nachteiligen Auswirkungen die Durchführung der Weisung zum Abschluß der auf dienstliche Verwendung und Karriere Sicher- Sicherheitsüberprüfung. Auch Oberst Hüttelmaier heitsbedenken nicht ausschließen lassen, sind da- wies — wie Staatssekretär Dr. Hiehle — auf den mit auch die Voraussetzungen eines Sicherheits- Gleichbehandlungsgrundsatz hin und darauf, daß risikos nach der ZDv 2/30 VS-NfD, Anlage C 1, die bestehenden Sicherheitsvorschriften ein ande- Ziffer 3.b) erfüllt. res Vorgehen nicht zuließen. Die hieraus sich ergebenden Sicherheitsbeden- Am 25. November 1983 trug Brigadegeneral Beh- ken lassen sich im konkreten Falle nicht zurück- rendt dem Stellvertreter des Generalinspekteurs, stellen. Dies wäre nur möglich, wenn Dr. K. in Generalleutnant Windisch, in Anwesenheit von einem „eheähnlichen" Verhältnis mit einem ande- Oberst Hüttelmaier seine Bedenken nochmals vor. ren Homosexuellen leben würde, und diese Per- Dabei wies Brigadegeneral Behrendt darauf hin, son keine besondere sicherheitsrelevante Merk- daß noch weitere Ermittlungen notwendig seien, male besäße. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Da offensichtlich Dr. K. den Partner wechselt, Dieser „Rot-Bericht" ist am 10. November 1983 von und er bislang nicht bereit war, konkrete nach- Regierungsdirektor Waldmann und Oberst Schrö- prüfbare Angaben zu machen und die bisher der abgezeichnet worden; sodann wurde er zu der festgestellten Umstände quellengeschützt sind, bei Einleitung der ergänzenden Sicherheitsüber- kommt als sicherheitsrelevanter Faktor hinzu, prüfung des Generals im September 1983 angeleg- daß zusätzlich erforderliche Sicherheitsermitt- ten Arbeitsakte genommen. Oberst Schröder, Re- lungen zur Feststellung des Gesamtsachverhalts gierungsdirektor Waldmann und Hauptmann Fasoli zur Zeit nicht möglich sind. haben bei ihrer Vernehmung als Zeugen vor dem Untersuchungsausschuß diesen Bericht als „Schu- Dr. K. ist einer der höchsten Geheimnisträger. lungsbericht" bzw. „Bericht für Schulungszwecke" Eine Gefährdung der militärischen Sicherheit ist bezeichnet. bei dieser Sachlage nicht auszuschließen, so daß Aufgrund der von Brigadegeneral Behrendt am mangels operativer Bearbeitung zumindest als 10. November 1983 an Oberst Schröder erteilten Gegenmaßnahme die vorhandenen Sicherheits- Weisung, einen Bericht auf der Basis der bislang bescheide — aufgrund nicht zurückstellbarer Si- gewonnenen Erkenntnisse zu fertigen, sind im cherheitsbedenken — aufgehoben werden müs- ASBw weitere Berichts-Entwürfe enstanden, die sen. zum Bericht des Amtschefs des ASBw an den Stell- Die Sicherheitsbescheide ... werden hiermit auf- vertreter des Generalinspekteurs am 6. Dezember gehoben." 1983 führten; der wesentliche Inhalt der Berichts-- entwürfe und des Berichts vom 6. Dezember 1983 ist der folgenden Übersicht zu entnehmen:

Bericht des Amtschefs des Berichts-Entwürfe ASBw vom 6. Dezember 1983 an Berichts-Entwurf vom 30. November vom 15. November 1983 den Stellvertreter und 2. Dezember 1983 des Generalinspekteurs

„Durch Ermittlungen in der „1. Durch Ermittlungen in der „1. Ein MinRat des BMVg äu- Kölner Homo-Szene wurde der Kölner Homo-Szene würde ßerte im August 1983 gegen- im Juli aus dem Bereich BMVg der im Juli aus dem Bereich über dem MAD, daß Gene- geäußerte Verdacht, daß Dr. K. BMVg geäußerte Verdacht, ral Dr. Kießling homosexu- homosexuell veranlagt sei, be daß General Dr. Kießling ell veranlagt sei. stätigt. homosexuell veranlagt sei, Diese Veranlagung des Dr. bestätigt. K. sei auch SACEUR, Gene- Die Homosexualität ist tatbe Es liegen hierzu gesicherte ral ROGERS, bekannt. standsmäßig ein Sicherheits Erkenntnisse vor, jedoch risiko ... wird die Anwendung von 2. Daraufhin durch den MAD veranlaßte Ermittlungen Die brisante militärische und Beweismitteln (Gegenüber stellung) nur schwer reali des Landeskriminalamtes politische Stellung, die Dr. K. in Nordrhein-Westfalen in Brüssel einnimmt, verlangt sierbar sein. Nach Aussagen einer Auskunftsperson im Düsseldorf bestätigten die eine Prüfung des Sachverhalts, behauptete Veranlagung zumal der NATO-Oberbefehls BMVg (Vorsitzender HPR BMVg — MinR Karrasch) des Dr. K. Er wurde in der haber General ROGERS von Homo-Szene Köln eindeutig seinen Neigungen vermutlich soll der NATO-Oberbefehls haber — General ROGERS identifiziert. Das LKA ist bereits Kenntnis hat und weil gegebenenfalls bereit, durch Dr. K. in Köln in der Stricher von seiner Veranlagung Kenntnis haben. polizeiliche Maßnahmen — und Kriminellen-Szene ver Gegenüberstellung — die kehrt. 2. Die Homosexualität ist tat Beweisführung anzutreten. Die Kenntnisse der Kölner Po bestandsmäßig ein Sicher lizei geben hinreichend Aus heitsrisiko ... 3. Der geschilderte Sachver- halt ist nach ZDv 2/30 VS- kunft über die beiden Lokale, 3. Nach vorliegendem Er in denen Dr. K. bislang als NfD Teil C Anlage C 1 Nr. 3 kenntnisstand könnten und ein Sicherheitsrisiko. Dabei „Günter von der Bundeswehr" müßten für den General Dr. identifiziert wurde. ist erschwerend zu berück- Kießling die Sicherheitsbe sichtigen, daß Gen. Dr. K. Da Homosexuelle als auch Sol scheide aufgehoben wer seine homosexuelle Veran- daten in solch exponierten Stel den. Tagung bisher bestritten Lungen Zielpersonen gegneri Bevor dies geschieht, sind hat. scher Nachrichtendienste sind, weitergehende Ermittlun Durch dieses Bestreiten und muß davon ausgegangen wer gen erforderlich: der dadurch möglichen Er- den, daß Dr. K.'s Neigung auch — Ermittlungen in der preßbarkeit wiegt das Si- dem GND bekannt sein dürfte. Homo-Szene Köln cherheitsrisiko schwer. Aufgrund vergleichbarer Fälle — Auswertung der Quellen Zusätzlich ist zu berücksich- - die zur Aufhebung des SB schutz-Erkenntnisse; tigen, daß innerhalb und au- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

Bericht des Amtschefs des Berichts-Entwurf Berichts-Entwürfe vom 30. November ASBw vom 6. Dezember 1983 an vom 15. November 1983 den Stellvertreter und 2. Dezember 1983 des Generalinspekteurs führten — müssen bei Dr. K. d. h. Ermittlungen in ßerhalb seines Dienstberei weitergehende Ermittlungen Brüssel ches Informationen über durchgeführt werden, um sach —Anhörung der Vorzim diesen Sachverhalt he gerecht entscheiden zu kön merdame des Generals kanntgeworden sind. Da nen. Dr. Kießling, da am 7. 10. durch sind auch dienstliche Belange berührt. Zur Aufhellung des Tatbestan 1983 bekannt wurde, daß des bedarf es weiterer sie über private Angele 4. Bei diesem Erkenntnisstand genheiten des Generals ist der Sicherheitsbescheid — Ermittlungen in der Homo geredet haben soll und aufzuheben. Hierzu ist Gen Szene Köln er Strafantrag stellen Dr. K. gemäß ZDv 2/30 VS wolle — Auswertung der Quellen NfD Nr. 2609 anzuhören. schutz-Erkenntnisse; d. h. — Anhörung des Gen Dr. Obwohl allen Umständen Ermittlungen z. T. in Brüs Kießling zu den vorlie nach durch die Anhörung sel (u. U. General ROGERS) genden Erkenntnissen. keine neuen Erkenntnisse - — u. U. Anhörung der Vorzim Eine Anhörung gdurch den zu erwarten sind, ist sie der merdame des Dr. K., da am MAD erscheint beim augen Vorschrift entsprechend un 7. 10. 83 bekannt wurde, daß blicklichen Sachstand und erläßlich. sie über private Angelegen aufgrund der exponierten Bei weiterem Bestreiten der heiten des Dr. K. „ge Stellung des Generals Dr. homosexuellen Veranla- quatscht" haben soll und er Kießling unzweckmäßig gung müßte Beweisführung Strafantrag stellen wolle ebenso eine Anhörung durch Gegenüberstellung durch den Generalinspek erfolgen. Dieses Verfahren — Anhörung des Dr. K. zu den teur, wenn dessen Absicht könnte in der Öffentlichkeit dazu vorliegenden Erkennt ist, den General Dr. Kießling bekannt werden und würde nissen durch Aufhebung der Si im Hinblick auf die expo — Erstellung eines Gutachtens cherheitsbescheide von sei nierte Stellung des Generals (GenArztBw) zu seiner Ho nem Dienstposten zu entfer Dr. K. dem Ansehen der mosexualität. nen. Bundesrepublik Deutsch land abträglich sein und 4. Die militärische und politi Da die Geheimhaltung absolu schweren Schaden bewir sche Funktion, die General ten Vorrang hat, müssen die ken. Diese nicht auszu Dr. Kießling als stellvertre Schritte abgesprochen und sub schließenden Folgewirkun tender NATO-Oberbefehls til vorgegangen werden. Es gen gebieten, die weitere aber innehat zwingt aus -h muß alles getan werden, daß Behandlung dieser Ange Gründen der militärischen die Ermittlungen und bisheri legenheit nicht an der Sicherheit und um diploma gen Erkenntnisse nicht publik üblichen Vorgehensweise tische, politische Schäden werden und auf einen bestimm zu orientieren. Überdies abzuwenden zu Maßnah ten — klein zu haltenden — könnte eine formale Aufhe men, die eine Entscheidung Personenkreis beschränkt blei bung der Sicherheitsbe des Ministers zwingend ver ben. scheide und ein Bekannt langt. werden der dafür maßgebli- Nach bisherigen Feststellungen Die Kompetenz des Amts chen Gründe auch für die müssen für Dr. K. die Sicher chefs ASBw ist in diesem von General Dr. K. ange- heitsbescheide aufgehoben wer Fall überschritten und eine strebte Anschlußverwen den. Dies ist jedoch aufgrund Entscheidung auf dieser dung (Professur) negative der Brisanz der politischen und Ebene aus oben erörterten Auswirkungen haben. militärischen Stellung des Dr. Gründen unzweckmäßig. 5. K. nur aufgrund einer Minister Aus diesen Gründen und im Hinblick anweisung durchzuführen a) 5. Ich bitte unter Berücksich auf die vorgese im Interesse der Person des Dr. tigung der dargelegten hene vorzeitige Zurruheset K., b) aus Gründen der Staats Gründe von der zwingenden zung des Generals Dr. K. räson, c) um einer möglichen Notwendigkeit einer Aufhe zum 31. 3. 1984 wird die Fehlentwicklung vorzubeugen bung der Sicherheitsbe Aufhebung des Sicherheits und d) einen nd-Hintergrund scheide abzusehen und eine bescheides für nicht zweck auszuschließen." Entscheidung des Ministers mäßig erachtet. herbeizuführen, die eine an Die Entscheidung über eine dere Lösung vorsieht." mögliche Aufhebung des Si- cherheitsbescheides für Ge- neral Dr. K. fällt zwar in meine Zuständigkeit; ich halte es jedoch in diesem besonderen Fall für gebo

ten, eine Entscheidung durch die Ressortleitung herbeizuführen." Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Zu den Berichtsentwürfen vom 15. November, Damit entsprach Brigadegeneral Behrendt einer 30. November und 2. Dezember 1983 sowie dem Be- Aufforderung von Staatssekretär Dr. Hiehle, der richt des Amtschefs des ASBw, Brigadegeneral den Amtschef des ASBw an diesem Tage am Rande Behrendt, vom 6. Dezember 1983 an den Stellvertre- einer Besprechung im Bundeskanzleramt erneut ter des Generalinspekteurs ist zu bemerken: auf die Sicherheitsüberprüfung des General Dr. Kießling angesprochen und auf vorrangige Bearbei- — Zwischen dem 2. und 6. Dezember 1983 wurden tung gedrängt hatte. Darauf hatte Brigadegeneral weitere Berichtsentwürfe gefertigt, die Oberst Behrendt zugesagt, noch am selben Tage einen Be- Schröder nach eigenen Angaben entsprechend richt vorzulegen. einer Weisung des Amtschefs des ASBw ver- nichtete; Am 7. Dezember 1983 äußerte sich der Stellvertreter — während die Berichtsentwürfe vom 15. und des Generalinspekteurs, Generalleutnant Windisch, 30. November sowie 2. Dezember 1983 sich aus- in einer für Staatssekretär Dr. Hiehle gefertigten führlich mit weiteren, noch durchzuführenden Stellungnahme zum Bericht des Amtschefs des Ermittlungen befassen, werden solche Ermitt- ASBw wie folgt: lungen in dem Bericht des Amtschefs des ASBw vom 6. Dezember 1983 nicht mehr angespro- „Zu der Vorlage des Amtschef ASBw vom 6. Dezem- chen; ber 1983 bemerke ich: — in dem Bericht des Amtschefs des ASBw vom 1. In Anwendung der Sicherheitsrichtlinien der 6. Dezember 1983 wird erstmals auf Ermittlun- Bundesregierung und der Sicherheitsbestimmun- gen des Landeskrimimalamtes Nordrhein-West- gen für die Bundeswehr ist nach den bekannt falen in Düsseldorf und dessen Bereitschaft zur gewordenen Umständen eine Aufhebung der Si- Beweisführung im Wege einer Gegenüberstel- cherheitsbescheide Stufe I und II als zwingend lung Bezug genommen; in dem Entwurf vom geboten zu beurteilen, um dem Betroffenen den 15. November 1983 ist demgegenüber lediglich Zugang zu VS zu verwehren. Insoweit besteht für von Erkenntnissen der Kölner Polizei die Rede, meine Entscheidung kein Ermessensspielraum. und in den Entwürfen vom 30. November und 2. Dezember 1983 wird eine Polizeidienststelle 2. Ich gebe dabei jedoch vorsorglich zu bedenken, nicht erwähnt. daß bei Realisierung dieser Entscheidung Folge- wirkungen nicht auszuschließen sind und sich hieraus erhebliche Nachteile für die Bundeswehr 4. Die Bewertung des Berichts des Amtschefs ergeben können. des ASBw vom 6. Dezember 1983 durch den Was die Belange der militärischen Sicherheit an- Stellvertreter des Generalinspekteurs betrifft, so könnten diese auch dadurch als ge- währleistet betrachtet werden, wenn bis zum Der Bericht des Amtschefs des ASBw vom 6. De- Ausscheiden des Betroffenen aus der Bundes- zember 1983 wurde am selben Tag im Bundesmini- wehr (31. März 1984) sichergestellt ist, daß er we- sterium der Verteidigung übergeben. der Dienst ausübt noch Zugang zu VS erlangt."

C. Die Entscheidung des Bundesministers der Verteidigung zur Versetzung des Generals Dr. Kießling in den einstweiligen Ruhestand zum 31. Dezember 1983 und ihre Durchführung

I. Die Bewertung des Berichts des Amtschefs — der Gleichbehandlungsgrundsatz nicht gewahrt des ASBw vom 6. Dezember 1983 sei, der gebiete, bei jedem Soldaten bei Vorlie- im Bundesministerium der Verteidigung gen des gleichen Sachverhalts die einschlägigen Bestimmungen in der gleichen Weise anzuwen- Der Bericht des Amtschefs des ASBw vom 6. De- den; zember 1983 und die Stellungnahme des Stellvertre- — befürchtet werden müsse, daß die Öffentlichkeit ters des Generalinspekteurs dazu waren am 7. De- aufgrund der Recherchen von Journalisten zember 1983 Gegenstand einer Besprechung bei Kenntnis von der Angelegenheit erlangen wer- Staatssekretär Dr. Hiehle, an der dessen Persönli- de; es sei auch unumgänglich, den NATO-Ober- cher Referent, Ministerialrat Dr. Hartenstein, der befehlshaber Europa zu unterrichten; Stellvertreter des Generalinspekteurs, Generalleut- nant Windisch, der Rechtsberater des Stellvertre- — bei einem weiteren Verbleiben im Amt der Zu- ters des Generalinspekteurs, Ministerialrat Wolf, gang zu und der Umgang mit Verschlußsachen und der Leiter des Referats Fü S II 6, Oberst Hüttel- nicht mit Sicherheit unterbunden werden maier, teilnahmen. Dabei erläuterte Generalleut- könne; nant Windisch den Inhalt seiner Stellungnahme vom selben Tage. Staatssekretär Dr. Hiehle ver- — der Öffentlichkeit und dem Steuerzahler die mochte der unter Ziffer 2 dieser Stellungnahme Fortzahlung der Dienstbezüge für einen Gene- vorgeschlagenen Lösung nicht zu folgen, weil ral, der gezielt von der Erfüllung seiner Aufga- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

ben ferngehalten werde, nicht zugemutet wer- HI. Die Eröffnung der Entscheidung an General den könne. Dr. Kießling und dessen Stellungnahme

Weiterhin sei noch zu bedenken, daß General Dr. Kießling entgegen der getroffenen Absprache in Bundesminister Dr. Wörner wies Staatssekretär Dr. der Öffentlichkeit aufgetreten sei. Hiehle an, General Dr. Kießling seine auf § 50 des Soldatengesetz gestützte Entscheidung zu eröffnen. Zu diesem Zweck sollte sich General Dr. Kießling Der Stellvertreter des Generalinspekteurs schloß am 14. Dezember 1983 bei Staatssekretär Dr. Hiehle sich den von Staatssekretär Dr. Hiehle vorgetrage- melden. Der den General im Bundeswehrkranken- nen Gesichtspunkten an. Daraufhin leitete Staats- haus München behandelnde Arzt genehmigte je- sekretär Dr. Hiehle den Bericht des Amtschefs des doch die Reise nach Bonn nicht. Daraufhin eröff- ASBw und die Stellungnahme von Generalleutnant nete Staatssekretär Dr. Hiehle am 13. Dezember Windisch dem Bundesminister Dr. Wörner mit der 1983 im Bundeswehrkrankenhaus München im Bei- Bitte um einen Rücksprachetermin zu. sein von Generalleutnant Kubis dem General Dr. Kießling die Absicht von Bundesminister Dr. Wör- ner, beim Bundespräsidenten seine Versetzung in den Ruhestand zum 31. Dezember 1983 nach § 50 II.Die Entscheidung des Bundesministers des Soldatengesetzes zu beantragen. Er wies Gene- der Verteidigung vom 8. Dezember 1983 ral Dr. Kießling an, jeglichen Zugang zu Verschluß- sachen zu unterlassen. Die Frage des Staatssekretärs, ob er für diese Ent- Am 8. Dezember 1983 fand die von Staatssekretär scheidung eine Begründung wünsche, bejahte der Dr. Hiehle erbetene Rücksprache bei Bundesmini- General. Daraufhin führte Staatssekretär Dr. ster Dr. Wörner im Beisein von General Altenburg, Hiehle Sicherheitsbedenken an; General Dr. Kieß- Generalleutnant Windisch, Generalleutnant Kubis, ling sei durch Ermittlungen des Landeskriminalam- des Leiters des Ministerbüros, Ministerialrat Dr. tes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf in der Köl- Trebesch, und des Adjutanten des Ministers, Oberst ner Homosexuellen-Szene eindeutig identifiziert Dr. Reinhard, statt. Dabei empfahl Staatssekretär worden. Das Landeskriminalamt sei gegebenenfalls Dr. Hiehle dem Bundesminister unter Darlegung bereit, die Beweisführung durch Gegenüberstellung der für ihn maßgeblichen Gesichtspunkte, General anzutreten. Erschwerend sei zu berücksichtigen, Dr. Kießling zum 31. Dezember 1983 in den einst- daß General Dr. Kießling seine homosexuelle Ver- weiligen Ruhestand zu versetzen. In der Bespre- anlagung bisher bestritten habe. Zusätzlich sei zu chung wurden Sicherheitsaspekte der Angelegen- berücksichtigen, daß innerhalb und außerhalb sei- heit, der Gesichtspunkt der Gleichbehandlung von nes Dienstbereiches Informationen über diesen Soldaten und die zur Vermeidung von Aufsehen in Sachverhalt bekanntgeworden und dadurch auch der Öffentlichkeit erheblichen Umstände erörtert. dienstliche Belange berührt seien. Weitere Nachforschungen wurden als unzweckmä- ßig erachtet. Als bedeutsam wurde angesehen, daß General Dr. Kießling erwiderte, daß eine Aufforde- nach dem Inhalt des Berichts des Amtschefs des rung, keinen Zugang zu Verschlußsachen zu su- ASBw das Landeskriminalamt die Ermittlungen ge- chen, überflüssig sei. Entsprechend seiner Zusage führt und seine Bereitschaft zur Beweisführung habe er sich seit dem 1. Oktober 1983 völlig zurück- durch Gegenüberstellung erklärt hatte. Oberst Dr. gehalten. Er erkenne das Recht des Bundesmini- Reinhard wies ferner auf die ihm bei der Sitzung sters an, ihn jederzeit ohne Angaben von Gründen des Verteidigungsplanungsrates der NATO am in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen. Er 6. Dezember 1983 in Brüssel bekanntgewordene widerspreche jedoch mit Entschiedenheit der von Nachricht hin, daß die Presse wegen der langen Staatssekretär Dr. Hiehle gegebenen Begründung. Abwesenheit des Generals recherchiere. Es handele sich um eine Verleumdung.

Am Ende dieser Besprechung entschied Bundesmi- nister Dr. Wörner — in voller Übereinstimmung mit den anderen Gesprächsteilnehmern —, General Dr. Kießling zum 31. Dezember 1983 in den einstweili- IV. Die Unterrichtung des Bundeskanzlers, des gen Ruhestand zu versetzen. Staatssekretär Dr. Bundeskabinetts und des Hiehle solle sicherstellen, daß General Dr. Kießling Bundespräsidenten bis zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf seinen Dienstposten zurückkehre und keinen Zugang zu Bereits im September 1983 war Bundeskanzler Dr. Verschlußsachen erhalte. Der Generalinspekteur Kohl von Bundesminister Dr. Wörner über den we- solle den NATO-Oberbefehlshaber Europa unter- sentlichen Inhalt des mündlichen Berichts des richten. Eine förmliche Anhörung des Generals Dr. Amtschefs des ASBw vom 14. September 1983 sowie Kießling zu den bekanntgewordenen sicherheitser- die mit General Dr. Kießling am 19. September 1983 heblichen Umständen solle unterbleiben, weil von getroffene Absprache unterrichtet worden. einer Aufhebung der ihm erteilten Sicherheitsbe- scheide abgesehen werden solle. Eine Verabschie- Am 9. Dezember 1983 informierte Bundesminister dung durch militärisches Zeremoniell — Großer Dr. Wörner den Bundeskanzler am Rande der Zapfenstreich — solle nicht erfolgen. Haushaltsberatungen im Deutschen Bundestag Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

über seine Absicht, General Dr. Kießling bereits und ihre Billigung durch den Bundeskanzler zu- zum 31. Dezember 1983 in den einstweiligen Ruhe- stimmend zur Kenntnis. stand zu versetzen. Zur Begründung führte er den wesentlichen Inhalt des Berichts des Amtschefs des Mit Schreiben vom 14. Dezember 1983 unterrichtete Bundesminister Dr. Wörner auch den Chef des Bun- ASBw vom 6. Dezember 1983 an. despräsidialamtes von seiner Absicht, dem Bundes- Der Bundeskanzler hat dies nach seiner Aussage präsidenten vorzuschlagen, General Dr. Kießling zur Kenntnis genommen und dem Bundesminister mit Ablauf des 31. Dezember 1983 gemäß § 50 des sinngemäß gesagt: Soldatengesetzes in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen. In einem Gespräch bat er den Bundes- „Überprüfen Sie dies alles sehr intensiv. Aber präsidenten am 19. Dezember 1983 um seine Zu- wenn Sie so handeln müssen, dann tun Sie Ihre stimmung zu der beabsichtigten Maßnahme und Pflicht." legte die Gründe im einzelnen dar. Der Bundesprä- Mit Schreiben vom 14. Dezember 1983 an den Bun- sident unterzeichnete daraufhin die Urkunde über deskanzler teilte Bundesminister Dr. Wörner unter die Versetzung des Generals Dr. Kießling in den Hinweis auf die bereits von ihm vorgetragenen einstweiligen Ruhestand. Gründe seine Absicht mit, dem Bundespräsidenten vorzuschlagen, General Dr. Kießling mit Ablauf des 31. Dezember 1983 gemäß § 50 des Soldatengesetzes in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen. V. Die Aushändigung der Entlassungsurkunde am 23. Dezember 1983 Mit einem weiteren Schreiben vom selben Tage an den Chef des Bundeskanzleramtes bat Bundesmini- Am 19. Dezember 1983 vereinbarte der Leiter der ster Dr. Wörner gemäß der Geschäftsordnung der Abteilung Personal im Bundesministerium der Ver- Bundesregierung um zustimmende Kenntnisnahme teidigung, Generalleutnant Kubis, mit General Dr. des Bundeskabinetts. Kießling telefonisch, daß die Aushändigung der Entlassungsurkunde am 23. Dezember 1983 im Mi- Aufgrund des Schreibens vom 14. Dezember 1983 an nisterempfangsraum des Bundesministeriums der den Chef des Bundeskanzleramtes wurde am Verteidigung erfolgen solle. Diesen Termin hatte 16. Dezember 1983 im Bundeskanzleramt von der Generalleutnant Kubis vorgeschlagen, weil ihm aus dafür zuständigen Gruppe ein Vermerk für den dem am 13. Dezember 1983 im Bundeswehrkran- Chef des Bundeskanzleramtes gefertigt, in dem es kenhaus München geführten Gespräch bekannt unter anderem heißt: war, daß sich General Dr. Kießling am 23. Dezem- „2. In derartigen Fällen erscheint eine Kabinett- ber 1983 in Bonn aufhalten würde. Nach Aussage befassung wegen der außenpolitischen Be- von Generalleutnant Kubis teilte er General Dr. deutung der Angelegenheit durchaus gebo- Kießling auf dessen Frage mit, daß die Urkunde ten; sie setzt meines Erachtens aber voraus, durch Staatssekretär Dr. Hiehle in Vertretung des daß der interne Meinungsbildungsprozeß ab- urlaubsabwesenden Bundesministers Dr. Wörner geschlossen ist. Im Hinblick auf die Kürze im Beisein des Generalinspekteurs übergeben wer- der bis zur letzten Sitzung der Bundesregie- de. Damit sei General Dr. Kießling einverstanden rung im ablaufenden Jahr zur Verfügung ste- gewesen. Demgegenüber hat General Dr. Kießling henden Zeit dürfte dies jedoch kaum gewähr- ausgesagt, er habe in dem Gespräch mit General- leistet sein. leutnant Kubis keinen Zweifel daran gelassen, daß 3. Ich empfehle deshalb, die von BM Dr. Wörner er großen Wert darauf lege, die Urkunde persönlich erbetene Kabinettsbehandlung bis zu einer durch den Minister ausgehändigt zu bekommen. ausreichenden Prüfung der Vorhaben zu- Am folgenden Tag sei er jedoch dahin gehend un- rückzustellen und den Minister vorab münd- terrichtet worden, daß Staatssekretär Dr. Hiehle die lich zu verständigen." Urkunde am 23. Dezember 1983 aushändigen werde. In der Sitzung des Bundeskabinetts am 19. Dezem- ber 1983 trug Bundesminister Dr. Wörner seine Ab- Die Aushändigung der Entlassungsurkunde an Ge- sicht vor, General Dr. Kießling gemäß § 50 des Sol- neral Dr. Kießling erfolgte dementsprechend am datengesetzes in den einstweiligen Ruhestand zu 23. Dezember 1983 durch Staatssekretär Dr. Hiehle versetzen. Die dafür maßgeblichen Gründe legte er im Beisein von General Altenburg und Generalleut- kurz dar. Das Bundeskabinett nahm diese Absicht nant Kubis. Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

D. Die Ermittlungen in der Angelegenheit des Generals a. D. Dr. Kießling im Januar 1984 und die Rehabilitierung

I. Der Antrag von General Dr. Kießling auf Hinweis auf Umstände erhalten, nach denen Einleitung eines disziplinargerichtlichen auf eine mögliche homosexuelle Veranlagung Verfahrens gegen sich des Betroffenen geschlossen werden mußte. Das ASBw sah sich in Anbetracht der Um- Am 23. Dezember 1983 überreichte General Dr. stände veranlaßt, durch geeignete Ermittlun- Kießling vor Aushändigung der Entlassungsur- gen den bekannt gewordenen Sachverhalt kunde Staatssekretär Dr. Hiehle ein an den Bun- aufzuklären und zu prüfen, ob und in wel- desminister der Verteidigung gerichtetes Schreiben chem Umfang hierdurch Sicherheitsbelange vom selben Tage, mit dem er die Einleitung eines berührt sind. Dabei wurde besonderer Wert disziplinargerichtlichen Verfahrens gegen sich darauf gelegt, die Sachverhaltsfeststellungen selbst beantragte. Zur Begründung führte er aus, er in einer Weise vorzunehmen, die gewährlei- bestehe auf Klärung der gegen ihn erhobenen Vor- stet, daß keinesfalls Personen zu Unrecht in würfe. Staatssekretär Dr. Hiehle unterrichtete noch Mitleidenschaft gezogen werden. am selben Tage fernmündlich den Bundesminister, der diesen Antrag zur Kenntnis nahm. Staatssekre- 2. Im Zuge der vom ASBw veranlaßten Maß- tär Dr. Hiehle hat das Schreiben auf dem Dienst- nahmen wurde es für notwendig erachtet, weg an das zuständige Referat P II 5 gegeben. Feststellungen in der „Kölner-Homo-Szene" zu treffen. Mit Schreiben vom 1. Januar 1984 teilte Professor Die Ermittlungen hierzu konnten mangels Dr. Redeker dem Bundesminister der Verteidigung Zugangsmöglichkeiten nicht vom Militä- unter Übersendung einer Vollmacht mit, daß er die rischen Abschirmdienst (MAD) selbst vorge- Vertretung von Dr. Kießling übernommen habe. nommen werden; es wurde deshalb eine Mit weiterem Schreiben vom 10. Januar 1984 an den Stelle um Durchführung der erforderlichen Bundesminister der Verteidigung beanstandete Maßnahmen gebeten, die in diesem Bereich Professor Dr. Redeker die ihm gewährte Aktenein- über die notwendigen Kontakte zu Aus- sicht als unzureichend, weil sich in den ihm vorge- kunftspersonen verfügt. Bei den auf diese legten Akten über die gegen Dr. Kießling erhobe- Weise durchgeführten Nachforschungen hat nen Vorwürfe nichts finde. sich folgendes herausgestellt: a) Der Betroffene sei in dem einschlägigen Mit Schreiben vom 12. Januar 1984 an Professor Dr. Lokal „Cafe Wüsten" bereits seit 12 Jah- Redeker schilderte Bundesminister Dr. Wörner das ren bekannt. Er sei dort früher Stamm- Tätigwerden des ASBw und des MAD zwischen Juli gast gewesen und werde als „Günter von und September 1983 sowie seine Gespräche mit Ge- der Bundeswehr" bezeichnet. In der letz- neral Dr. Kießling am 15. und 19. September 1983. ten Zeit seien seine Besuche allerdings Am 6. Dezember 1983 habe der Amtschef ASBw die ausgeblieben. Sicherheitsüberprüfung abgeschlossen und erklärt, daß der ermittelte Sachverhalt nach den Sicher- b) Er verkehre häufig in dem einschlägigen heitsrichtlinien des Bundes ein Sicherheitsrisiko Lokal „Tom-Tom". begründe und bei diesem Erkenntnisstand die Si- Zum Teil besuche er dieses Lokal wö- cherheitsbescheide aufzuheben seien. Dieser Be- chentlich; in der Regel jedoch in Abstän- wertung habe sich der Stellvertreter des Generalin- den von 3 bis 4 Wochen. Dabei nehme er spekteurs angeschlossen. Im Interesse der Bundes- auch Kontakt zu sogenannten Strichern wehr und zum Schutze des Generals habe er — der auf. Auch hier sei er unter dem Namen Bundesminister — sich entschlossen, das Verfahren „Günter von der Bundeswehr" bekannt. zur Versetzung in den einstweiligen Ruhestand Diese Feststellungen beruhen auf Angaben nach § 50 des Soldatengesetzes einzuleiten, weil un- mehrerer Auskunftspersonen. Aufgrund der ter den gegebenen Umständen sein Vertrauen in bislang in der Zusammenarbeit mit diesen die Amtsführung des Generals zerstört gewesen sei. Personen gewonnenen Erfahrungen beste- Unter diesen Umständen habe sich auch die Frage hen am Wahrheitsgehalt der Aussagen keine der Verabschiedung des Generals mit militäri- Zweifel. schem Zeremoniell nicht gestellt. 3. Bei diesen Aussagen handelt es sich um Aus- In einer Anlage zu diesem Schreiben sind das Tä- züge aus quellengeschützten Unterlagen. Da tigwerden des ASBw und des MAD folgendermaßen es sich bei den genannten Bereichen nicht dargestellt: nur um eine homosexuelle, sondern z. T. von „1. Am 27. Juli 1983 hat das ASBw nach Zusiche- schwerer Kriminalität durchsetzte Szene rung der Vertraulichkeit von einem Angehö- handelt, besteht bei Verletzung des Quellen- rigen des Geschäftsbereiches des BMVg den schutzes Gefahr für Leib und Leben." Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Gleichfalls am 12. Januar 1984 unterrichtete Bun- Fü S II 6 sollte „Schaltstation für Kontakte zwi- desminister Dr. Wörner die Obleute der Fraktionen schen ASBw und P II 5" sein. P II 5 und Fü S II 6 von CDU/CSU, SPD und FDP im Verteidigungsaus- sollten die Ermittlungssachverhalte und Aufträge schuß des Deutschen Bundestages über ihm in der koordinieren. Nach Aussagen von Staatssekretär Angelegenheit des Generals a. D. Dr. Kießling vor- Dr. Hiehle und Oberst Dahl sollte das ASBw die liegende Erkenntnisse. Ermittlungstätigkeit des Referates P II 5 unterstüt- zen. Bundesminister Dr. Wörner hatte am 10. Januar 1984 in einem Hintergrundgespräch mehrere Jour- Am 10. Januar 1984 fand bei dem Leiter des Refera- nalisten im Bundesministerium der Verteidigung tes Fü S II 6, Oberst Hüttelmaier, eine Besprechung über die Angelegenheit unterrichtet; ein weiteres über die erforderlichen Koordinierungsmaßnah- Hintergrundgespräch fand nach der erwähnten Un- men statt. Nach dem Inhalt eines dazu gefertigten terrichtung von Obleuten am 12. Januar 1984 im Vermerks sollten ASBw und MAD Ermittlungen Bierkeller des Pressesprechers des Ministeriums, und Befragungen durchführen mit dem Ziel zu prü- Oberst Reichardt, statt. fen, ob weitere sicherheitsrelevante Umstände vor- handen seien.

II. Die im Bundesministerium der Verteidigung nach dem Antrag vom 23. Dezember 1983 2. Art und Umfang der Sachverhaltsaufklärung getroffenen Maßnahmen a) Die im Bundesministerium der Verteidigung durchgeführten Ermittlungen 1. Die Aufnahme von Ermittlungen aa) Die Ermittlungstätigkeit des Referats P II 5 Der Antrag von General Dr. Kießling vom 23. De- Das für die aufgrund des Antrages von General zember 1983 wurde von Staatssekretär Dr. Hiehle Dr. Kießling vom 23. Dezember 1983 einzuleitenden nach fernmündlicher Unterrichtung und Weisung disziplinarischen Ermittlungen zuständige Referat des Bundesministers der zuständigen Abteilung P II 5 hat in der Folgezeit — vom 10. Januar bis Personal zugeleitet. Er ging am 28. Dezember 1983 24. Januar 1984 — folgende Anhörungen durchge- beim Referat P II 5 ein. führt: Der Leiter des Referates P II 5, Oberst Dahl, lud für — Am 10. Januar wurden Kapitän zur See Jancke den 29. Dezember 1983 zu einer Besprechung für die — Bürochef des stellvertretenden NATO-Ober- weitere Behandlung des Antrages von General befehlshabers — und Oberstleutnant von Bogus- Dr. Kießling vom 23. Dezember 1983 ein. An der Be- lawski, am 12. Januar 1984 wurde Generalleut- sprechung nahmen neben Oberst Dahl und Oberst- nant von Sandrart vernommen; diese Offiziere leutnant Dr. Hautmann aus dem Referat P II 5 der gehörten dem deutschen Anteil von SHAPE Leiter des Referates Fü S II 6, Oberst Hüttelmaier, während der Verwendung des Generals Dr. und der Amtschef des ASBw, Brigadegeneral Beh- Kießling als stellvertretender NATO-Oberbe- rendt, sowie der Abteilungsleiter I im ASBw, Oberst fehlshaber an. Wesentlicher Gegenstand ihrer Schröder, teil. Nach einem darüber gefertigten Ver- Anhörung war die Frage, ob nach ihrem Wissen merk sollte eine Sachaufklärung erst auf Weisung General Dr. Kießling während dieser Zeit homo- erfolgen; es sei zunächst die Zulässigkeit des Antra- sexuelle Beziehungen unterhalten habe. ges dahin gehend zu überprüfen, ob überhaupt dis- ziplinarrechtliche Vorwürfe erhoben würden. Kapitän zur See Jancke und Oberstleutnant von Boguslawski wurden am 23. Januar 1984 ergän- Nach Rückkehr aus seinem Urlaub erteilte Bundes- zend vernommen. Kapitän zur See Jancke stellte minister Dr. Wörner am 9. Januar 1984 Staatssekre- Auszüge aus seinem Tagebuch zur Verfügung. tär Dr. Hiehle und Generalleutnant Kubis den Auf- trag, den Sachverhalt aufzuklären und entspre- — Am 11. Januar 1984 wurde Generalleutnant a. D. chend dem Antrag von General Dr. Kießling festzu- Wenner zur Persönlichkeit von General Dr. stellen, ob dieser ein Dienstvergehen begangen Kießling und zu der Frage gehört, ob er aus der habe. Staatssekretär Dr. Hiehle wies daraufhin den Zeit ab 1954 — der gemeinsamen Verwendung Leiter des Referats P II 5, Oberst Dahl, an, den mit General a. D. Dr. Kießling im Bundesgrenz- Sachverhalt im Hinblick auf mögliche Dienst- schutz und in der Bundeswehr — Angaben über pflichtverletzungen umfassend aufzuklären. den gegenüber General a. D. Dr. Kießling erho- benen Vorwurf der Homosexualität machen Zur Durchführung der Ermittlungen ordnete könne. Staatssekretär Dr. Hiehle gleichzeitig die perso- Zu dieser Behauptung wurden am selben Tage nelle Unterstützung durch das Referat ES (Ermitt- auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, lungen in Sonderfällen) an. Am selben Tage wies General Altenburg, und der Inspekteur des Sani- Generalleutnant Kubis den Leiter des Referats tätswesens, Generaloberstabsarzt Dr. Linde, be- P II 5, Oberst Dahl, in Ausführung der Weisung des fragt. Bundesministers an, festzustellen, „welche Ver- dachtsmomente bestehen, bzw. welche Verdächti- — Am 12. Januar 1984 erfolgte die Anhörung von gungen geäußert werden (von wem auch immer)"; Oberst Bussert, der im Bundesministerium der die Ermittlungen sollten durch die Referate P II 5 Verteidigung als Persönlicher Referent des Lei- und das ASBw durchgeführt werden. Das Referat ters der Abteilung Personal in der Zeit Dienst Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

verrichtete, als General a. D. Dr. Kießling stell- anrüchiger Szene" sei bislang nicht hinreichend be- vertretender Leiter dieser Abteilung war (1. Ok- legt; homosexuelle Beziehungen zu seinen Fahrern tober 1977 bis 30. September 1979). oder zu anderen Soldaten seien bislang nicht nach- Am 13. Januar 1984 wurde Oberst Steinheimer, weisbar, und Anhaltspunkte für fehlerhafte Dienst- der während der Tätigkeit von General a. D. reiseabrechnungen lägen überhaupt nicht vor. Dr. Kießling als Divisionskommandeur in Sig- maringen (1. April 1976 bis 30. September 1977) bb) Die Ermittlungstätigkeit des Referats ES zeitweise Stabsoffizier in dessen Division war, Am 11. Januar 1984 unterrichtete Oberst Dahl den befragt. Leiter des Referats ES (Ermittlung in Sonderfällen) Gegenstand auch dieser Befragungen waren die im Bundesministerium der Verteidigung, Ministe- über General a. D. Dr. Kießling aufgestellten Be- rialrat Fritz, über die aufgrund einer Weisung von hauptungen über seine angeblichen homophilen Staatssekretär Dr. Hiehle von dem Referat ES Neigungen. durchzuführenden Ermittlungen. Nach einem dar- über von Ministerialrat Fritz gefertigten Vermerk — Am 12. Januar 1984 erfolgte die Anhörung von sollten alle Dienstreisen des Generals a. D. Dr. Oberst Dr. Reinhard über die ihm im Oktober Kießling während seiner Verwendung als und Dezember 1983 als Adjudant von Bundesmi- nister Dr. Wörner aus dem NATO-Bereich zur — Kommandeur der 10. Panzerdivision in Sigma- Kenntnis gelangten Hinweise über eine angeb- ringen (1. April 1976 bis 30. September 1977), liche homophile Neigung von General a. D. — Stellvertreter des Leiters der Abteilung Perso- Dr. Kießling. Bereits am 11. Januar 1984 war der nal im Bundesministerium der Verteidigung Leiter des Informations- und Pressestabes im (1. Oktober 1977 bis 30. September 1979), Bundesministerium der Verteidigung, Oberst Reichardt, zu ähnlichen Hinweisen angehört — Befehlshaber in Rendsburg (1. Oktober 1979 bis worden, die ihm im Dezember 1983 aus Anlaß 31. März 1982), der NATO-Tagung in Brüssel in Gesprächen mit Journalisten zur Kenntnis gebracht worden wa- — stellvertretender NATO-Oberbefehlshaber in ren. Mons (1. April 1982 bis 3. Oktober 1983) ermittelt, zusammengestellt und auf Besonderhei- — Am 13. Januar 1984 wurde Stabsunteroffizier ten, das heißt Zweck, Geschäftsorte und Begleitung, Lüdtke, der im NATO-Hauptquartier unter ande- geprüft werden. Für den Fall, daß sich bei Erledi- rem Funktion eines zweiten Kraftfahrers von gung dieser Aufgabe einzelne Personen zu der an- General Dr. Kießling wahrgenommen hatte, geblichen homosexuellen Veranlagung des Gene- über seine persönlichen und dienstlichen Bezie- rals äußerten, sollten auch diese Angaben festgehal- hungen zu General Dr. Kießling angehört. ten werden. — Am 16., 17., 18. und 24. Januar 1984 wurde Ober- Nachdem sich Ministerialrat Fritz im Büro des feldwebel Letat vernommen, der — mit Unter- Staatssekretärs Dr. Hiehle über die Inanspruch- brechungen — seit Ende 1976 in erster Linie als nahme seines Referats — auch hinsichtlich des Um- Kraftfahrer von General Dr. Kießling tätig ge- fangs des erteilten Auftrages — vergewissert hatte, wesen ist; er war am 13. Januar 1984 auf Wei- erteilte er Einzelaufträge zur Durchführung der Er- sung von Staatssekretär Dr. Hiehle zur Unter- mittlungen. Im einzelnen wurde dann in den folgen- brechung seines Urlaubs in Australien, zur den Tagen die Dienstreisetätigkeit des Generals Rückkehr in die Bundesrepublik Deutschland während seiner oben dargestellten Verwendungen und zur Meldung im Bundesministerium der ab 1. April 1976 in Sigmaringen, Bonn, Rendsburg Verteidigung aufgefordert worden. Ferner hat und Mons unter anderem anhand der Reisekosten- das Referat P II 5 Ermittlungen zum Persönlich- abrechnungen überprüft. Auf deren Grundlage keitsbild des Oberfeldwebels Letat und zu sei- wurde für die Zeit vom 1. April 1976 bis Dezember nen dienstlichen Verwendungen seit 1972 durch- 1983 eine Zeittafel in Karteiform erstellt, die — wie geführt. Gegenstand seiner Vernehmungen wa- es in einem Vermerk von Ministerialrat Fritz vom ren unter anderem sein persönlicher und dienst- 27. Januar 1984 heißt — licher Werdegang sowie seine Beziehungen zu General Dr. Kießling, insbesondere die Behaup- „es bis auf wenige Lücken ermögliche, präzise tung, daß zwischen ihm und dem General homo- Angaben zu machen, an welchen Tagen sich der sexuelle Beziehungen bestanden hätten. General wo und zu welchem Zweck aufgehalten hat". — Am 24. Januar 1984 wurde Oberst a. D. Franz zu Darüber hinaus wurden Vernehmungen zu den der Frage gehört, welche Tatsachen dazu ge- Dienst- und Privatreisen des Generals für die Zeit führt haben, daß Dr. Kießling als Hauptmann im ab Oktober 1979 durchgeführt. Dabei wurden auch Jahre 1962 den Generalstabslehrgang an der Stabsoffiziere und frühere Adjutanten über die Führungsakademie der Bundeswehr in Ham- Freizeitgestaltung des Generals sowie über seine burg vorzeitig beendet hat. Beziehungen zu seinem langjährigen Fahrer, Ober- In einer Vorlage für Staatssekretär Dr. Hiehle vom feldwebel Letat, angehört. Für den Zeitraum vom 17. Januar 1984 berichtete Oberst Dahl über den 1. Oktober 1982 bis 30. September 1983 wurde eine Stand der Untersuchung und bat um Unterrichtung detaillierte Übersicht über die Abwesenheitsgründe des Bundesministers. In diesem Bericht ist unter des Generals im NATO-Hauptquartier SHAPE er- anderem ausgeführt, der Vorwurf des „Verkehrs in stellt. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Ferner wurden Fahrbefehle, Fahrten- und Fahrten- hauptet werden könnte. Genau das Gegenteil in auftragsbücher aus dem Bereich des Bundesmini- der Bewertung habe sich mir aufgedrängt und steriums der Verteidigung und des Heeresamtes sofort auch wieder der Gedanke an Manipulation. zur Feststellung von Fahrten des Generals mit Im Hinblick darauf fühlte ich mich verpflichtet, Dienstfahrzeugen dieser Behörden im Raum Bonn/ nicht nur den entsprechenden Hinweis zu geben, Köln in der Zeit von Oktober 1977 bis September sondern Mithilfe anzubieten. 1983 ausgewertet. Außerdem wurden die Aufent- halte des Generals ab 3. Oktober 1983 ermittelt und Der BM nahm den Vortrag aufmerksam zur dabei unter anderem Feststellungen über die an Kenntnis und bedankte sich für die Initiative." einzelnen Tagen auf Sylt von ihm in Anspruch ge- nommenen Kurmittelanwendungen sowie seine b) Die Anhörung von Auskunftspersonen durch ambulante und stationäre Behandlung im Bundes- Bundesminister Dr. Wörner wehrkrankenhaus München getroffen. Am 13. Januar 1984 waren erste Pressemitteilungen mit dem Inhalt erschienen, daß nicht Dr. Kießling, Aus der Besucherliste im Bundesministerium der sondern eine ihm sehr ähnlich sehende Person in Verteidigung wurden aus der Zeit, als General a. D. der Kölner Homosexuellen-Szene bekannt sei, ins- Dr. Kießling stellvertretender Leiter der Abteilung besondere in der Gaststätte „Tom-Tom" verkehre; Personal gewesen ist (1. Oktober 1977 bis 30. Sep- die vom MAD getroffenen Feststellungen beruhten tember 1979), seine Besucher herausgesucht. Das auf einer Personenverwechslung („Doppelgänger- Bundeszentralregister in Berlin wurde sodann ge- - These"). Darauf bat Bundesminister Dr. Wörner den beten, für 22 Besucher mitzuteilen, ob für sie Straf- Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen um registereintragungen vorhanden seien; solche Regi- Amtshilfe. Dabei wurden polizeiliche Ermittlungen stereintragungen gab es nicht. wegen des Verdachts der versuchten Erpressung zum Nachteil des Generals a. D. Dr. Kießling durch- Sämtliche Untersuchungen über die Dienstreisetä- geführt. Sie ergeben am 14. Januar 1984, daß die tigkeit des Generals a. D. Dr. Kießling führten zu „Doppelgängerthese" gezielt in Umlauf gebracht dem Ergebnis, daß an deren dienstlichem Zweck worden war. Die Ermittlungen wurden später man- kein Zweifel bestehen konnte. gels Tatverdachts eingestellt. Auch aus den weiteren, von dem Referat ES durch- Aufgrund des Amtshilfeersuchens von Dr. Wörner geführten Ermittlungen, konnten keine Anhalts- trugen Beamte der Kölner Kriminalpolizei dem punkte für Dienstpflichtverletzungen gewonnen Bundesminister am 13. Januar 1984 ihre am Rande werden. In keinem Falle ergaben sich Erkenntnisse der am 5. September 1983 durchgeführten Fahn- über die angeblich homosexuelle Veranlagung. dung getroffenen Feststellungen vor. Dabei ergab sich, daß die Hinweise im Bericht des Amtschefs Im Rahmen der Ermittlungen hat der Referatslei- des ASBw vom 6. Dezember 1983 auf das Landeskri- ter ES auch Einsicht in die bei dem für die Dienst- minalamt des Landes Nordrhein-Westfalen in Düs- und Fachaufsicht über den MAD zuständigen Refe- seldorf unzutreffend waren. rat Fü S II 6 vorhandenen Sicherheitsunterlagen über General a. D. Dr. Kießling genommen. Die da- Infolge der in den Medien verbreiteten „Doppelgän- bei gewonnenen Bedenken hinsichtlich der Beweis- gerthese" führte die Kölner Kriminalpolizei Ermitt- führung in der Identifizierung des Generals trug lungen durch, in deren Verlauf mehrere Personen Ministerialrat Fritz Bundesminister Dr. Wörner am als Zeugen vernommen wurden. In der Nacht vom 14. Januar 1984 vor. In einem von ihm über dieses 14. auf 15. Januar 1984 bat der Leiter der Kölner Gespräch gefertigten Vermerk heißt es: Kriminalpolizei, Kriminaldirektor Dr. Gundlach, Bundesminister Dr. Wörner telefonisch, einen Zeu- „Nachdem ich Sts Dr. Hiehle telefonisch darüber gen mitbringen zu können, der nur vor dem Mini- unterrichtet hatte, daß mir — soweit ich die ster aussagen wolle. Nachdem Bundesminister MAD-Vorgänge am 12. 1. bei Oberst Hüttelmaier Dr. Wörner seine Bereitschaft zur Anhörung dieses hatte einsehen können - Bedenken hinsichtlich Zeugen erklärt hatte, kamen Dr. Gundlach und der der Beweisführung in der Identifzierung gekom- in der Kölner Homosexuellen-Szene verkehrende men seien und ich in der Sorge, solche Vorgänge Zeuge August unmittelbar danach ins Bundesmini- könnten sich wiederholen, den bei ES verfügba- sterium der Verteidigung, wo Bundesminister ren Sachverstand für mögliche weitere Bewer- Dr. Wörner diesen Zeugen anhörte. tungen anzubieten mich verpflichtet fühlte, bat Staatssekretär Dr. Hiehle um umgehenden Vor- Nachdem dieser Zeuge sowie ein von der Polizei trag beim BM ... Zum Vortrag fühlte ich mich angehörter Zeuge Erlenhardt und zwei weitere Zeu- gedrängt, weil ich Anlaß sähe, die Arbeit des gen, die ebenfalls in dieser Szene verkehren, ange- MAD skeptisch zu betrachten. Mir sei ... erst geben hatten, daß sie Dr. Kießling dort gesehen hät- kürzlich eine Manipulation des MAD in einem bei ten, beauftragte Bundesminister Dr. Wörner am ES anhängigen Verfahren untergekommen ... 15. Januar 1984 Oberst Hüttelmaier, eine Gegen- Unter dem Eindruck dieses Falles hätte ich am überstellung dieser Zeugen mit General Dr. Kieß- 12. 1. bei Fü S II 6 näheren Einblick in einen von ling im Bundeswehrkrankenhaus vorzubereiten. In zwei mir vorgelegten blauen Heftern zum Fall K. Begleitung von mehreren Beamten der Kölner Kri- genommen. Dabei sei es mir rätselhaft vorgekom- minalpolizei wurden die Zeugen und Oberst Hüttel- men, wie auf der Grundlage der dort angeführten maier nach Fürstenfeldbruck geflogen. Die ge- Erkenntnisse eine „sichere" Identifizierung be plante Gegenüberstellung kam nicht zustande, weil Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode die von Professor Dr. Redeker, dem Rechtsanwalt Demgegenüber hat Qberst Dr. Reinhard ausgesagt, Dr. Kießlings, gewünschte vorherige namentliche dieser sei Benennung der Zeugen nicht erfolgt war. „als Staatssekretär Dr. Schreckenberger aus dem Am 19. Januar 1984 — nach der Sitzung der Parla- Bundeskanzleramt" mentarischen Kommission zur Kontrolle der Nach- vorgestellt worden. Nach seiner Erinnerung sei ein richtendienste (PKK), die sich mit der Tätigkeit des Hinweis darauf, daß Dr. Schreckenberger im Auf- MAD in der Angelegenheit des Generals Dr. Kieß- trag des Bundeskanzler§ anwesend sei, nicht er- ling befaßt hatte — hörte Bundesminister Dr. Wör- folgt. ner im Bundesministerium der Verteidigung auf Anraten des Leiters der Kölner Kriminalpolizei, Dr. Nach den Ausführungen von Bundesminister Gundlach, in Anwesenheit des Chefs des Bundes- Dr. Wörner hatte der Zeuge Ziegler einen höheren kanzleramtes, Staatssekretär Professor Dr. Schrek- Grad an Glaubwürdigkeit als die am Vortag ange- kenberger, des Generalinspekteurs, General Alten- hörten Auskunftspersonen Erlenhardt und August. burg, und des früheren Generalinspekteurs, Gene- Nach der Aussage von Rechtsanwalt Spiess hat ral a. D. de Maizière, sowie des Staatssekretärs Bundesminister Dr. Wörner geäußert, Ziegler sei Dr. Rühl und Dr. Gundlach, die in der Homosexuel- „der bei weitem glaubwürdigste und substantiell- len-Szene verkehrenden Auskunftspersonen Erlen- ste Zeuge". hardt und August an. Sie bekundeten, daß nach ihren Kenntnissen General Dr. Kießling in dieser Nachdem Bundesminister Dr. Wörner und Profes- Szene in Köln verkehrt habe. August erklärte ein- sor Dr. Schreckenberger die von Ziegler vorgelegte schränkend, er könne die Existenz eines Doppel- Abschrift der Tonbandaufzeichnung gelesen hatten, gängers nicht endgültig ausschließen; Erlenhardt nahm ein vom Bundesministerium der Verteidi- bekundete, letzte Sicherheit könne er nur durch gung hinzugezogener Notarassessor eine eidesstatt- eine Gegenüberstellung mit dem General gewin- liche Erklärung der beiden Zeugen über das Zu- nen. standekommen der Abschrift des Telefonmit- schnitts auf. Die Abschrift selbst wurde der eides- stattlichen Versicherung als Anlage beigefügt, In einem am 18. Januar 1984 im Bundesministerium ebenso die mit dem Namen „A. Müller" unter dem der Verteidigung eingegangenen Schreiben hatte Datum des 13. Februar 1979 unterzeichnete Quit- der Herausgeber einer Homosexuellen-Zeitschrift tung über 100,— DM, die Ziegler als Ersatz der Tele- und Schriftsteller Alexander Ziegler aus der fonspesen gezahlt haben will. Schweiz mitgeteilt, er könne in der Angelegenheit des Dr. Kießling eine wichtige Aussage machen; er Die beiden Zeugen baten den Bundesminister, ih- sei bereit, diese vor einem Notar im Beisein des nen schriftlich Anonymität zuzusichern. Daraufhin Ministers und des Bundeskanzlers eidesstattlich bestätigte Bundesminister Dr. Wörner ihnen festhalten zu lassen. schriftlich ihre Bereitschaft, eine eidesstattliche Versicherung im Fall des Generals Dr. Kießling ab- Bundesminister Dr. Wörner erklärte daraufhin zugeben und sicherte ihnen die Wahrung ihrer An- seine Bereitschaft zur Anhörung Zieglers, der nach onymität zu, solange sie darauf bestünden. der Zusicherung, daß ihm die Reisekosten erstattet Nachdem Oberst Dr. Reinhard den Zeugen ihre Rei- werden, am 20. Januar 1984 zusammen mit einem Begleiter am Flughafen Köln vom Adjutanten des sekosten in Höhe von 2 500 DM in bar ersetzt hatte, wurden diese für ihre Heimreise zum Flughafen Bundesministers, Oberst Dr. Reinhard, abgeholt Düsseldorf gebracht. Den Vorschlag des Adjutan- wurde. Zu diesem Gespräch hatte Oberst Dr. Rein- ten, auch die dem Rechtsanwalt Spiess entstande- hard auf Wunsch Zieglers den Rechtsanwalt Spiess aus Düsseldorf hinzugebeten. nen Kosten in bar zu ersetzen; hat der Rechtsan- walt mit dem Hinweis abgelehnt, er werde eine Rechnung ausstellen. Zu Beginn des Gesprächs zwischen Ziegler und Bundesminister Dr. Wörner wurde das gesell- c) Die Ermittlungen des ASBw/MAD schaftspolitische Problem der Homosexualität erör- tert. Sodann legte Ziegler die Abschrift einer Ton- Aufgrund der Weisung von Staatssekretär bandaufzeichung über ein Telefongespräch vor, Dr. Hiehle vom 9. Januar 1984 zur Durchführung welches er am 12. Februar 1979 mit einem angeblich der Ermittlungen infolge des Antrages des Gene- in Düsseldorf wohnenden Achim Müller geführt ha- rals Dr. Kießling auf Einleitung eines disziplinarge- ben will, der in diesem Gespräch über angebliche richtlichen Verfahrens hatte das ASBw nach einem homosexuelle Beziehungen mit General Dr. Kieß- Vermerk des Referats Fü S II 6 vom 10. Januar 1984 ling berichtete. Auf Wunsch des Bundesministers „im Hinblick auf das bereits festgestellte Sicher- nahm an dieser Anhörung zeitweise auch Professor heitsrisiko weitere sicherheitsrelevante Umstände Dr. Schreckenberger teil. Dieser wurde nach der festzustellen". Aussage des Rechtsanwalts Spiess von Bundesmi- nister Dr. Wörner mit den Worten vorgestellt: Regierungsoberamtsrat Schmidt-Trenck aus der Abteilung I des ASBw hörte am 13. Januar 1984 den „Professor Dr. Schreckenberger kommt für den stellvertretenden Vorsitzenden des Hauptpersonal- Bundeskanzler. Sie werden verstehen, daß der rats beim Bundesminister der Verteidigung, Mini- Bundeskanzler nicht selber kommt, worum Sie sterialrat Karrasch, an. Diese Anhörung ergab gebeten hatten." keine zusätzlichen Namen und Hinweise. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Ein Angehöriger der MAD-Gruppe S hörte am sters an mich vom 12. Januar 1984, insbesondere 16. Januar 1984 im NATO-Hauptquartier SHAPE in der Anlage ... gegen Dr. Kießling erhoben wor- drei Personen insbesondere zu privaten und gesell- den sind. Andére Vorgänge in den Antrag einzu- schaftlichen Betätigungen von General Dr. Kießling beziehen, hat mein Mandant mindestens gegen- während seiner Verwendung bei SHAPE sowie zu wärtig keinen Anlaß." seinen Dienstreisen an. Daraus ergaben sich kei- nerlei Anhaltspunkte für eine homophile Veranla- Mit weiterem Schreiben vom 26. Januar 1984 teilte gung oder Betätigung des Generals. Professor Dr. Redeker dem Bundesministerium der Verteidigung mit: Bei seiner weiteren Ermittlungstätigkeit befaßte „Hiermit erkläre ich für Herrn Dr. Kießling, daß sich das ASBw mit den in den zurückliegenden Jah- er seinen Antrag vom 23. 12. 1983 zurücknimmt. ren durchgeführten privaten Reisen des Generals Die Gründe bitte ich der als Anlage beigefügten nach Berlin und seinen dazu beantragten Deck- Pressemitteilung zu entnehmen." Ausweisen und mit Behauptungen, wonach sich der General auch in der Berliner Homosexuellen-Szene Diese Pressemitteilung hat folgenden Wortlaut: aufgehalten habe. Auch aus diesen Überprüfungs- maßnahmen ergaben sich keine Anhaltspunkte für „General Dr. Kießling hat über das Fernsehen die über General Dr. Kießling aufgestellten Be- durch den Sprecher des Bundesverteidigungsmi- hauptungen. nisteriums erfahren, daß die Anhörung des Herrn Ziegler aus der Schweiz durch den Bundesmini- - ster der Verteidigung Wörner und den Staatsse- 3. Die Vorermittlungen des Wehrdisziplinaranwalts kretär im Bundeskanzleramt, Professor Schrek- kenberger, sowie die Anhörung der Herren Erlen- Am 20. Januar 1984 beauftragte Bundesminister hardt und August durch einen anderen ähnlich Dr. Wörner schriftlich den Wehrdisziplinaranwalt zusammengesetzten Personenkreis als Ermitt- bei den Truppendienstgerichten Nord, Mitte, Süd lungshandlungen in dem von ihm selbst bean- für den Bereich des Stellvertreters des Generalin- tragten Disziplinarverfahren zur Klärung des spekteurs der Bundeswehr, Ministerialrat Wolf, mit Vorwurfs der Homosexualität und des Verkehrs der Vornahme von Vorermittlungen zur Vorberei- in entsprechenden Lokalen angesehen werde. tung seiner — des Ministers als Einleitungsbehörde Dies hat mit dem geltenden Recht des Diszipli- — zu treffenden Entscheidung, ob ein disziplinarge- narverfahrens nichts mehr zu tun. Der General richtliches Verfahren einzuleiten sei. Darin heißt es hat nach den Vorgängen der letzten Wochen je- unter anderem: des Vertrauen in eine objektive Aufklärung durch den Minister und sein Ministerium im Rahmen „Mit Antrag vom 23. Dezember 1983 hat General des Disziplinarverfahrens verloren, das anschei- a. D. Dr. Günter Kießling die Einleitung eines dis- nend jetzt nur noch als Rechtsgrundlage für ganz ziplinargerichtlichen Verfahrens gegen sich andere Zwecke dienen soll, insbesondere um du- selbst beantragt. Er nimmt darin Bezug auf „ge- biose Zeugen auf die Hardthöhe einladen zu kön- gen mich erhobene Vorwürfe", ohne diese näher nen. Dr. Kießling hat inzwischen wie bekannt darzulegen. Nach Lage der Dinge trägt er damit durch die Klage beim VG Köln und den Strafan- vor, ihm werde — fälschlicherweise — Homose- trag bei der Staatsanwaltschaft Bonn sicherge- xualität und Aufenthalt in einschlägigen Lokalen stellt, daß die unabhängige Justiz die Aufklärung nachgesagt; dies bringt er in Verbindung mit der durchführt, wenn eine solche angesichts des Begründung zu seiner Zurruhesetzung. heute bekannten Sachverhalts überhaupt noch Durch Aufenthalt und Umgang in anrüchiger, kri- notwendig erscheint. Unter diesen Umständen ist minell durchsetzter Umgebung kann er seine das Disziplinarverfahren überflüssig geworden. Pflicht, sich außer Dienst so zu verhalten, daß er Dr. Kießling hat den Antrag deshalb, nicht zuletzt die Achtung und das Vertrauen in seine Dienst- auch im Interesse des Ministers und dem Anse- stellung und die Person und das Ansehen der hen der Bundeswehr, die durch solche Zeugen Bundeswehr nicht ernstlich beeinträchtigt, ver- belastet wird, zurückgenommen." letzt haben. Der Wehrdisziplinaranwalt vertrat die Auffassung, Weitere Pflichtverletzungen kommen in Be- dieses Schreiben habe keinen Einfluß auf den Fort- tracht." gang des eingeleiteten Verfahrens; er führte seine Ermittlungstätigkeit weiter. In einer am 22. Januar 1984 durchgeführten Bespre- chung berichteten Ministerialrat Fritz, Oberst Dahl Nachdem dem Wehrdisziplinaranwalt die im Bun- und Oberst Hüttelmaier dem Wehrdisziplinaran- desministerium der Verteidigung am 20. Januar walt über die von ihnen bisher getroffenen Feststel- 1984 gefertigte eidesstattliche Versicherung Zieg- lungen. lers mit den dazugehörigen Unterlagen — unter an- derem der schriftlichen Aufzeichnung über den Mit Schreiben vom 23. Januar 1984 an den Bundes- Mitschnitt des Telefongesprächs sowie die mit „A. minister der Verteidigung führte Professor Dr. Re- Müller" unterzeichnete Quittung über den Erhalt deker zu dem von General Dr. Kießling am 23. De- von 100,— DM — vorgelegt worden war, veran- zember 1983 gestellten Antrag aus: laßte er Ermittlungen mit dem Ziel, den in dem „Ich stelle klar, daß sich dieser Antrag auf Vor Telefonmitschnitt bezeichneten Achim Müller aus- würfe bezieht, die im Schreiben des Bundesmini findig zu machen. Daher wurden mit Hilfe des Da- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode teninformationssystems „Wehrersatzwesen" (WE- Oberst Dahl führte in seinem Bericht vom 31. Ja- WIS) 304 Wehrpflichtige dieses Namens aus be- nuar 1984 unter anderem aus, der Vorwurf, General stimmten Geburtsjahrgängen und der Region Düs- a. D. Dr. Kießling habe zu seinen Fahrern oder zu seldorf ermittelt; Anhaltspunkte dafür und für die anderen Soldaten homosexuelle Beziehungen un- Tatsache, daß A. Müller Soldat gewesen sein soll, terhalten, sei nach dem Ermittlungsergebnis nicht waren dem Telefonmitschnitt zu entnehmen. aufrechtzuerhalten. Der Wehrdisziplinaranwalt hat daraus 22 Personen ausgewählt und veranlaßt, daß die von diesen Per- III. Die Beteiligung der Bundesregierung an der sonen bei 18 Kreiswehrersatzämtern befindlichen Personalunterlagen darauf überprüft wurden, ob Entscheidung der Rehabilitierung des die Unterschriften mit der Unterschrift auf der von Generals a. D. Dr. Kießling Ziegler vorgelegten Quittung identisch waren. Eine solche Identität ist nicht festgestellt worden. Bundeskanzler Dr. Kohl ließ sich nach seinen Anga- ben nach dem 9. Januar 1984 von Bundesminister Ferner wurde überprüft, ob die in dem Telefonmit- Dr. Wörner über die Entwicklung im Fall des Gene- schnitt enthaltenen näheren Angaben über Ort und rals a. D. Dr. Kießling unterrichten. Über die Bera- Zeit angeblicher Begegnungen des A. Müller mit tungen der Parlamentarischen Kommission zur General Dr. Kießling — z. B. in einem Hotel in Kontrolle der Nachrichtendienste (PKK) am 18. und Frankfurt a. M. — zutrafen. Auch diese Überprü- 19. Januar 1984, die sich mit der Tätigkeit des MAD fung ergab, daß solche Begegnungen nicht stattge- in der Angelegenheit des Generals Dr. Kießling be- funden hatten. faßte, wurde er von mehreren Teilnehmern infor- miert. Hierzu hat Bundeskanzler Dr. Kohl ausge- Am 27. Januar 1984 schlug Ministerialrat Wolf dem sagt: Minister vor, von einem Rechtshilfeersuchen an den zuständigen Truppendienstrichter auf eidliche „Das Ganze hat mich zu der Überzeugung ge- richterliche Vernehmung bestimmter Zeugen Ab- bracht, daß es allerhöchste Zeit ist, hier so schnell stand zu nehmen, weil seine Zweifel an der Berech- wie möglich das Menschenmögliche zu tun, um tigung der gegen General a. D. Dr. Kießling erhobe- den General Kießling zu rehabilitieren." nen Vorwürfe gewachsen waren. Er teilte dem Mi- nister mit, seine Neigung habe zugenommen, die Am 19. Januar 1984 sprach Bundeskanzler Dr. Kohl Ermittlungen abzuschließen; über einen der Zeugen mit dem Justitiar der CDU/CSU-Fraktion, Professor hatte er an diesem Tage von der Kriminalpolizei Dr. Mikat, über den Sachverhalt und die Möglich- eine Liste mit 29 Strafverfahren erhalten. keiten, zu einem Gespräch zu kommen. In der Zeit vom 24. Januar bis 29. Januar 1984 befand sich Bun- Am 31. Januar 1984 wies Bundesminister Dr. Wör- deskanzler Dr. Kohl zu einem offiziellen Besuch im ner den Wehrdisziplinaranwalt, Ministerialrat Wolf, Staate Israel. Nach seiner Rückkehr erörterte er und Oberst Dahl an, jegliche Aktivitäten im Rah- am 30. und am 31. Januar 1984 die Angelegenheit men der disziplinaren Vorermittlungen gegen Ge- eingehend mit Bundesminister Dr. Wörner. Dabei neral a. D. Dr. Kießling sofort einzustellen. Sie wur- habe er festgestellt, daß sich die über General a. D. den aufgefordert, am gleichen Tage zum vorliegen- Dr. Kießling aufgestellten Behauptungen als haltlos den Ermittlungsergebnis einen Bericht vorzulegen. erwiesen hätten; daher habe er dessen Rehabilitie- rung in die Wege geleitet. Nach Aussage von Bun- In seinem Bericht vom. 31. Januar 1984 führt Mini- deskanzler Dr. Kohl bot Dr. Wörner ihm wiederholt sterialrat Wolf unter anderem aus, an den — bei der mündlich seinen Rücktritt vom Amt des Bundesmi- Kriminalpolizei in Köln — gemachten Aussagen nisters der Verteidigung an; dies habe er abgelehnt. der am 15. Januar 1984 zur Gegenüberstellung mit Ein schriftliches Rücktrittsangebot, welches Dr. General a. D. Dr. Kießling vorgesehenen Zeugen Wörner am 30. Januar 1984 in seiner Gegenwart seien ganz erhebliche Zweifel angebracht, weil ge- niedergeschrieben und ihm überreicht habe, sei von gen zwei dieser Zeugen wegen des Verdachts der ihm als ein persönliches Schreiben angesehen und versuchten Erpressung polizeilich ermittelt worden deshalb nicht zu den Akten genommen worden; er sei, und im übrigen seien die Aussagen überwie- habe es am selben Tage vernichtet und damit auch gend ungenau, teils widersprüchlich und nicht dieses Rücktrittsangebot abgelehnt. nachprüfbar. Am 1. Februar 1984 fand zwischen Bundesminister Weiter ist in dem Bericht des Wehrdisziplinaran- Dr. Wörner und General Dr. Kießling folgender walts im einzelnen beschrieben, daß sich die Anga- Briefwechsel statt: ben weiterer Auskunftspersonen über angebliche Betätigungen des Generals a. D. Dr. Kießling in ho- Das Schreiben von Bundesminister Dr. Wörner lau- mosexueller Umgebung, soweit sie überhaupt hin- tet: reichend konkret gewesen seien, nach Überprüfung „Sehr geehrter Herr General, als unzutreffend erwiesen hätten. Weitere Hinweise ähnlichen Inhalts, die ihm — dem Wehrdisziplinar- der Herr Bundespräsident hat Sie auf meinen anwalt —, dem MAD oder der Polizei zugegangen Vorschlag hin am 19. 12. 1983 mit Wirkung vom seien und die zum Teil anonym erfolgt seien, hätten 31. 12. 1983 in den einstweiligen Ruhestand ver- sich größtenteils als unschlüssig erwiesen und ins- setzt. gesamt ohne großen Ermittlungsaufwand widerle- Ich habe den Herrn Bundespräsidenten um diese gen lassen. Versetzung gebeten, weil ich aufgrund der mir Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

vorgelegten Vorlage durch den Amtschef ASBw nennung und die dadurch erfolgte Aufhebung vom 6. 12. 1983 und des Berichts des für Sicher- meiner Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand heit zuständigen Staatssekretärs vom 8. 12. 1983 für jedermann sichtbar und eindeutig meine Ehre davon ausgehen mußte, hierzu im Interesse der wiederhergestellt hat. Gleichzeitig versichere ich Bundesrepublik Deutschland verpflichtet zu sein. Ihnen, daß ich davon überzeugt bin, daß Sie sich Ich weiß mich mit Ihnen in der Überzeugung bei Ihrer Entscheidung ausschließlich von Ihrer einig, daß die Sicherheitsinteressen des Staates Pflicht gegenüber den Sicherheitsinteressen der Vorrang haben müssen. Bundesrepublik Deutschland leiten ließen. In der Vorlage des Amtschefs ASBw und dem Nach allen Vorgängen, die ich in den letzten Wo- Bericht des Staatssekretärs wird von Erkenntnis- chen erleben mußte, werden Sie verstehen, daß sen gesprochen, welche die Aufhebung aller Si- ich zunächst von dem, was mir angetan worden cherheitsbescheide Ihnen gegenüber zwingend ist, Abstand gewinnen und meine Gesundheit notwendig machten. wiederherstellen muß. Ich halte es aber auch für Inzwischen hat sich für mich ergeben, daß die ausgeschlossen, daß ein General, der diese Wo- sich aus den Erkenntnissen ergebenden Um- chen hat über sich ergehen lassen müssen, in der stände sich nicht bestätigt haben und daß der Lage sein kann, seine Aufgaben als Vertreter des Bericht unzutreffende Angaben enthält, so daß SACEUR mit der notwendigen inneren und äuße- für mich Anlaß zur Annahme, mit Ihrer Tätigkeit ren Kraft nachzugehen, wie dies erforderlich ist. sei ein Sicherheitsrisiko verbunden, nicht mehr Im Interesse der Bundesrepublik Deutschland - und der Bundeswehr bitte ich Sie deshalb, dem besteht. Herrn Bundespräsidenten vorzuschlagen, mich Ich werde deshalb unverzüglich den Herrn Bun- zum 31.3. 1984 in den einstweiligen Ruhestand zu despräsidenten bitten, Sie erneut zu ernennen versetzen. und dadurch die Entscheidung vom 19. 12. 1983 aufzuheben. Meinen Anwalt habe ich heute gebeten, die für mich vor dem Verwaltungsgericht erhobene Ich habe zu keinem Zeitpunkt Ihre Ehre in Frage Klage in der Hauptsache für erledigt zu erklä- gestellt. Ich bedauere, daß es über meine dama- ren. lige Entscheidung zu öffentlichen Erörterungen gekommen ist, und daß Sie schwere Kränkungen Ich gehe davon aus, daß in Abstimmung mit mir erfahren haben. Dies habe ich nicht gewollt. Ich die Einzelheiten einer würdigen Verabschiedung wünsche Ihnen, daß Sie über diese schweren Wo- geregelt werden." chen bald hinwegkommen werden." Davon wurde das Bundeskabinett am 1. Februar 1984 unterrichtet; es hat zustimmend von dieser Das Antwortschreiben von General Dr. Kießling hat Entscheidung Kenntnis genommen. folgenden Wortlaut: Am selben Tage händigte Bundesminister Dr. Wör- ner im Bundesministerium der Verteidigung dem „Sehr geehrter Herr Bundesminister, General a. D. Dr. Kießling die Urkunde seiner Wie- für Ihr Schreiben vom 1. Februar 1984 danke ich derernennung zum General und zugleich die Ent- Ihnen. Ich danke insbesondere dem Herrn Bun lassungsurkunde in den einstweiligen Ruhestand despräsidenten, daß er durch meine erneute Er zum 31. März 1984 aus. Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

Dritter Abschnitt: Die Ergebnisse der Untersuchung und ihre Würdigung

A. Die Sicherheitsbestimmungen Für die Durchführung der Sicherheitsüberprüfung in der Bundeswehr ist der Militärische Abschirm- _ I. Die Sicherheitsvorschriften dienst (MAD) zuständig. Die nach den Richtlinien für die Sicherheitsüberprüfung von Bundesbedien- Für die Durchführung der Sicherheitsüberprüfung steten dem Geheimschutzbeauftragten übertragene sind unter Berücksichtigung des Untersuchungs- Aufgabe obliegt dem -Leiter der Abteilung I des Am- auftrages folgende Bestimmungen von Bedeutung: tes für Sicherheit der Bundeswehr (ASBw). Er führt als Geheimschutzbeauftragter die Sicherheitsüber- — Richtlinien für die Sicherheitsüberprüfung von prüfung durch und entscheidet für das ASBw über Bundesbediensteten (Beschluß der Bundesregie- Erteilung und Entzug von Sicherheitsbescheiden. rung vom 15. Februar 1971) — Sicherheitsrisiken gemäß den Sicherheitsrichtli- nien des Bundesministers des Innern (Beschluß der Bundesregierung vom 15. Februar 1971) III. Grundsätze für die Bearbeitung von Informationen über Sicherheitsrisiken — Zentrale Dienstvorschrift (ZDv) 2/30 — Sicher- heit in der Bundeswehr — 1. Information über Sicherheitsrisiken

— Allgemeiner Umdruck Nr. 102, Arbeitsanwei- Die Nachrichtenbeschaffung wird in den einschlägi- sung 11 (Sicherheitsüberprüfung) gen Vorschriften beschrieben als zielgerichtetes — Allgemeiner Umdruck Nr. 101 (Arbeitsanwei- und systematisches Sammeln von Nachrichten zur sung 1, Bearbeitung von Nachrichten im MAD). Klärung eines Sachverhalts. Hinsichtlich der Nach- richtenbearbeitung bestimmen die Arbeitsanwei- sungen, daß Art und Umfang der Bearbeitung be- II. Grundsätze für die Sicherheitsüberprüfung stimmt werden durch das Ausmaß der Gefährdung oder Beeinträchtigung der militärischen Sicherheit Die Sicherheitsüberprüfung in der Bundeswehr und der sich daraus ergebenden Auswirkungen auf richtet sich grundsätzlich nach den Sicherheits- die Funktionsfähigkeit der Bundeswehr. Als ober- richtlinien der Bundesregierung (Beschluß der Bun- ster Grundsatz gilt, daß sich das Handeln stets am desregierung vom 15. Februar 1971). Sie sind Grundsatz von Gesetz und Recht orientieren muß Grundlage für die Bestimmungen über die Sicher- und der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit der heit in der Bundeswehr (ZDv 2/30). Mittel zu beachten ist. Ziel der Sicherheitsüberprüfung ist es, festzustel- Informationen über Sicherheitsrisiken sind nach len, ob bei den zu überprüfenden Personen Sicher- den Arbeitsanweisungen des MAD Nachrichten heitsrisiken gegeben sind, die u. a. der Ausübung über Umstände, die es aus Gründen der staatlichen einer sicherheitsempfindlichen Tätigkeit entgegen- Sicherheit oder im Eigeninteresse der betroffenen stehen. Danach kommen als Sicherheitsrisiken, die Person verbieten können, sie mit einer sicherheits- in der Person des Betroffenen liegen, u. a. eine „ab- empfindlichen Tätigkeit zu betrauen. Ist die Nach- norme Veranlagung auf sexuellem Gebiet" in richt als Information über Sicherheitsrisiken einzu- Frage. ordnen, ist nach den einschlägigen Arbeitsanwei- sungen eine Sicherheitsüberprüfung einzuleiten. Für die Beurteilung von Sicherheitsrisiken ist stets Sie hat zum Ziel, die bekanntgewordenen Um- auf den Einzelfall abzustellen. stände soweit zu klären, daß entschieden werden kann, ob der erteilte Sicherheitsbescheid aufgeho- Für die Sicherheitsüberprüfung gelten insbeson- ben oder eingeschränkt werden muß. dere folgende Grundsätze: — Die Sicherheitsüberprüfung ist eine vertrauliche Angelegenheit; 2. Bestimmungen des MAD über die Abgabe von Meldungen — Sorgfalt und Gründlichkeit der Bearbeitung ha- ben Vorrang vor Schnelligkeit; Die Arbeitsanweisungen des MAD enthalten auch allgemeine Bestimmungen über das Meldewesen — bleiben sicherheitserhebliche Zweifel, ist das Si- des MAD. Danach ist in einer Meldung die Quelle cherheitsinteresse grundsätzlich höher zu be- einer Nachricht anzugeben; die Angaben zur Quelle werten als sonstige dienstlichen Interessen; müssen einen Eindruck von ihrer Zuverlässigkeit — nur in eingehend zu begründenden Ausnahme- und ihren Zugangsmöglichkeiten zu Informationen fällen ist es zulässig, Sicherheitsbedenken nach vermitteln, um die Bewertung der Quelle zu ermög- Feststellen eines Sicherheitsrisikos zurückzu- lichen. Zu den Angaben zur Quelle sollten insbeson- stellen. dere Angaben über Umstände der Mitteilung (amt- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604 lich, privat, von sich aus, auf Vorhalt, auf Befragen, — Sicherheitsermittlungen durch Befragung von auf Anfragen usw.), tatsächliche oder vermutete Auskunftspersonen. Motive für die Weitergabe von Nachrichten an den MAD und die eigene Bewertung gehören. Muß die In den Arbeitsanweisungen des MAD wird darüber Quelle einer Nachricht besonders geschützt werden, hinaus festgelegt, daß die Befragung des Betroffe- ist zu verhindern, daß die Nachricht in einer Weise, nen zu besonderen Merkmalen und/oder sicher- die Rückschlüsse auf die Quelle ermöglicht, an heitserheblichen Erkenntnissen grundsätzlich Dritte gelangt. In Meldungen wird Quellenschutz durchzuführen ist, um zu klären, ob tatsächlich ein gewährleistet durch Verwendung von Quellen- Sicherheitsrisiko gegeben ist. Haben die Überprü- schutzpapier. Was als Quellenschutzpapier zu ver- fungsmaßnahmen zur Feststellung eines Sicher- stehen ist, wird in den Arbeitsanweisungen im ein- heitsrisikos geführt, besteht die Pflicht zur Anhö- zelnen festgelegt. Das Quellenschutzpapier ist zu rung des Betroffenen zu den Sicherheitsbedenken. verwenden für Angaben zur Quelle, Angaben zur Diese Anhörung kann nur unterbleiben, soweit sie Beschaffungsart oder zum Inhalt einer Nachricht, eine Gefahr für die staatliche Sicherheit bedeuten die Rückschlüsse auf die Quelle ermöglichen wür- würde. den. Nach den einschlägigen Bestimmungen soll die Meldung in die Abschnitte Sachverhalt, Beurtei- lung, durchgeführte Maßnahmen, beabsichtigte 4. Der Abschluß der Sicherheitsüberprüfung Maßnahmen gegliedert sein. Die Sachverhaltsdar- stellung soll ein vollständiges Bild über Aufkom- Für den Abschluß der Sicherheitsüberprüfung ist men der Nachricht und Stand der Ermittlungen ent- festgelegt: halten. Die Beurteilung erstreckt sich insbesondere Die Sicherheitsüberprüfungsstufe I oder II und die auf das Ausmaß der Gefährdung oder die Beein- Ergänzungsüberprüfungen sind vom Amt für Si- trächtigung der militärischen Sicherheit. Aufgrund cherheit der Bundeswehr mit der Erteilung oder von Sachverhaltsfeststellungen ist in weiteren Mel- Versagung eines Sicherheitsbescheides abzuschlie- dungen darzulegen, inwieweit der Sachverhalt als ßen. Die Arbeitsanweisungen des MAD legen dabei geklärt gelten kann oder die bestehenden Ver- fest, daß ein Schlußbericht oder ein Schlußvermerk dachtsmomente als erhärtet oder ausgeräumt zu im einzelnen wie folgt zu fertigen ist: bewerten sind. In der Schlußmeldung ist darzule- gen, inwieweit der Sachverhalt geklärt oder eine 1. Schlußbericht — rot —, abschließende Klärung ausgeschlossen ist, weil wei- wenn sich Sicherheitsbedenken ergeben haben, tere erfolgversprechende Ermittlungsmöglichkei- die nicht zurückgestellt werden können. ten nicht bestehen. 2. Schlußbericht — weiß —, wenn 3. Die Behandlung von Informationen über Sicherheitsrisiken — Sicherheitsbedenken ausnahmsweise zu- rückgestellt werden können oder Informationen über Sicherheitsrisiken sind hin- — Sicherheitsbedenken, die bei früheren Si- sichtlich cherheitsüberprüfungen zur Erteilung eines — Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit der Quelle ablehnenden oder einschränkenden Beschei- sowie des geführt haben, nicht mehr bestehen. — Glaubhaftigkeit des Inhalts zu bewerten. 3. Schlußbericht — gelb —, wenn es sich um eine Sicherheitsüberprüfung Zweck der Bewertung ist es, das Maß des Vertrau- Stufe II oder Ergänzungsüberprüfung II handelt, ens anzugeben, das jeder einzelnen Nachricht ent- bei der sich Sicherheitsbedenken nicht ergeben gegengebracht werden kann. Dies erfolgt mit Hilfe haben. eines in den Arbeitsanweisungen festgelegten Be- wertungssystems, das den Grad der Zuverlässigkeit und den Grad der Glaubwürdigkeit der jeweiligen Nachricht angibt. IV. Grundsätze für die Durchführung Zu den im Rahmen einer Sicherheitsüberprüfung der Amtshilfe vorzunehmenden Maßnahmen gehören nach der einschlägigen Dienstvorschrift die Nachprüfung der Für die Durchführung der Amtshilfe verweisen die Angaben der zu überprüfenden Person und — falls einschlägigen Vorschriften zunächst auf die Be- erforderlich — die Einholung von Auskünften über stimmungen des Verwaltungsverfahrensgesetzes. Lebenslauf, Charakter, Gewohnheiten und Umgang § 4 Abs. 1 dieses Gesetzes lautet: der zu überprüfenden Person. „Die Zulässigkeit der Maßnahme, die durch die Als Überprüfungsmaßnahmen sind vom MAD unter Amtshilfe verwirklicht werden soll, richtet sich anderem durchzuführen nach dem für die ersuchende Behörde, die Durch- führung der Amtshilfe nach dem für die ersuchte — Befragung der betroffenen Person zu besonde- Behörde geltenden Recht." ren Merkmalen (Sachverhalte, Vorkommnisse, Umstände, Eigenschaften, Gegebenheiten), die Gemäß § 7 Absatz 2 des Verwaltungsverfahrensge- auf ein Sicherheitsrisiko schließen lassen. setzes trägt die ersuchende Behörde gegenüber der Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode ersuchten Behörde die Verantwortung für die V. Die Bewertung homosexueller Veranlagung Rechtmäßigkeit der zu treffenden Maßnahme. Die als Sicherheitsrisiko ersuchte Behörde ist für die Durchführung der Amtshilfe verantwortlich. Für das Verfahren im Nach der im MAD geübten Praxis kann Homo- einzelnen schreiben die Arbeitsanweisungen ledig- sexualität die Annahme eines Sicherheitsrisikos lich vor, daß Amtshilfeersuchen des MAD oder die rechtfertigen und daher zur Aufhebung des Sicher- Gewährung von Amtshilfe durch den MAD der vor- heitsbescheides führen. Diese Annahme wird damit herigen Zustimmung des ASBw bedürfen, wenn die gerechtfertigt, daß Homosexualität die überprüfte Amtshilfe in der Anwendung nachrichtendienstli- Person erpressbar machen kann. Die Bewertung cher Mittel besteht. Dies gilt auch für Amtshilfe- muß sich jedoch stets an den Umständen des Ein- maßnahmen durch den MAD, die bei Bekanntwer- zelfalles ausrichten. Dies entspricht auch der Recht- den in der Öffentlichkeit Aufsehen erregen könn- sprechung des Bundesverwaltungsgerichts. ten. Weitergehende Bestimmungen über die Zu- ständigkeit für ein Amtshilfeersuchen enthalten Im Ergebnis ist daher festzuhalten, daß die vom weder das Verwaltungsverfahrensgesetz noch die Amt für Sicherheit der Bundeswehr gegebenenfalls einschlägigen Arbeitsanweisungen. einzuleitenden Sicherheitsüberprüfungen darauf abstellen müssen, ob die jeweiligen Einzelfallum- stände die Annahme rechtfertigen, daß die über- prüfte Person erpressbar ist.

B. Die Tätigkeit des ASBw und des MAD

Aufgrund der Ergebnisse der Beweisaufnahme im für die personelle Sicherheit zuständigen Abtei- Untersuchungsausschuß steht fest, daß die Ent- lung I des ASBw war. scheidung des Bundesministers der Verteidigung vom 8. Dezember 1983, beim Bundespräsidenten zu Bereits die Art und Weise, wie dieser Hinweis ent- beantragen, General Dr. Kießling zum 31. Dezember standen ist, muß in mehrfacher Hinsicht beanstan- 1983 gemäß § 50 des Soldatengesetzes in den einst- det werden: weiligen Ruhestand zu versetzen, auf falschen An- Es kann nicht gebilligt werden, daß in einem Perso- gaben und Informationen basierte, die in nalgespräch eines Mitglieds des Hauptpersonalrats — vorschriftswidriger Weise gewonnen, mit Bediensteten nachgeordneter Behörden ehren- rührige Gerüchte über einen Angehörigen der Bun- — fehlerhaft bearbeitet, deswehr verbreitet werden. — mangelhaft bewertet und Aufgrund des von Ministerialrat Karrasch im Ja- — unrichtig dargestellt worden sind. nuar 1984 über das Gespräch gefertigten Vermerks steht darüber hinaus fest, daß Gegenstand des Per- sonalgesprächs auch dienstliche Probleme inner- halb des ASBw gewesen sind, die Regierungsdirek- I. Die Einleitung und Durchführung tor Waldmann zu der Bitte veranlaßt haben, Mini- der Sicherheitsüberprüfung sterialrat Karrasch möge ihm einen Termin beim Minister verschaffen. Daraus wird deutlich, daß Re- des Generals Dr. Kießling gierungsdirektor Waldmann versucht hat, unter Umgehung des dafür vorgesehenen Dienstweges Grundlage der Entscheidung des Bundesministers die Institution des Hauptpersonalrats für ihm wich- der Verteidigung, Dr. Wörner, war der Bericht des tig erscheinende Angelegenheiten, für die der Amtschefs des ASBw vom 6. Dezember 1983. Hauptpersonalrat keine Zuständigkeit hat, zur Die in diesem Bericht als zweifelsfreie Tatsachen Durchsetzung seiner Interessen einzusetzen. Es ist dargestellten Erkenntnisse sind durch den MAD in zu beanstanden, daß Ministerialrat Karrasch die- vorschriftswidriger Weise beschafft worden. sem Wunsch durch Unterrichtung des zuständigen Abteilungsleiters, des Persönlichen Referenten des Parlamentarischen Staatssekretärs und des Staats- sekretärs Dr. Hiehle entsprochen hat. 1. Das Gespräch vom 27. Juli 1983 im Bundesministerium der Verteidigung Schließlich ist zu beanstanden, daß Regierungsdi- rektor Waldmann in diesem Gespräch einen von Ausgangspunkt der durchgeführten Sicherheitser- ihm bearbeiteten wichtigen Überprüfungsvorgang mittlungen war ein Hinweis des stellvertretenden erörtert hat. Vorsitzenden des Hauptpersonalrats beim Bundes- minister der Verteidigung, Ministerialrat Karrasch, Es erscheint weiterhin zweifelhaft, ob der Hinweis im Rahmen eines Personalgesprächs am 27. Juli von Ministerialrat Karrasch geeignet war, als Nach- 1983 mit Regierungsdirektor Waldmann, der zu die- richt im Sinne der Sicherheitsvorschriften behan- sem Zeitpunkt Gruppen- und Dezernatsleiter in der delt zu werden. Der Inhalt des Hinweises er- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604 schöpfte sich in der Behauptung, General Dr. Kieß- folgt werden. Dies ergibt sich im vorliegenden Fall ling sei homosexuell veranlagt. Zur Bestätigung schon daraus, daß selbst unter den am Personal- wurde lediglich eine angebliche Beobachtung gespräch Beteiligten unklar war, welche Bedeutung („händchenhaltend mit einem Oberst gesehen") er- der Hinweis in der Folgezeit bekommen sollte. wähnt sowie auf Folgen, die aufgrund dieser be- Auch durch die Gegenüberstellung im Ausschuß haupteten Veranlagung im dienstlichen Bereich konnte nämlich nicht geklärt werden, ob Ministe- eingetreten sein sollen, hingewiesen. rialrat Karrasch für seinen Hinweis Quellenschutz erbeten hatte. Nach dem Ergebnis der Beweisauf- Als bedeutsame Nachricht kann eine Mitteilung nahme kann man jedoch davon ausgehen, daß die nur dann eingestuft werden, wenn sie Informatio- von Regierungsdirektor Waldmann aufgrund des nen über Sicherheitsrisiken enthält. Hierzu müssen Hinweises eingeleiteten Maßnahmen zur Durchfüh- Umstände genannt werden, die es aus Gründen der rung einer Sicherheitsüberprüfung jedenfalls in der staatlichen Sicherheit oder im Eigeninteresse der vorgenommenen Form von Ministerialrat Karrasch betroffenen Person verbieten können, sie mit einer nicht beabsichtigt waren. Unter diesen Umständen sicherheitsempfindlichen Tätigkeit zu betrauen. wäre eine vor Einleitung von Maßnahmen vorge- Über die Bewertung der Homosexualität haben die nommene Befragung über Zeit, Ort und Gesche- als Zeugen vernommenen Beamten und Soldaten hensablauf der Vorkommnisse als Sofortmaß- des MAD sehr unterschiedliche, teilweise wenig nahme auch unter Berücksichtigung der Schwere überzeugende Aussagen getroffen. Fest steht, daß des Vorwurfes zwingend geboten gewesen. Die Tat- - nach den Sicherheitsrichtlinien eine „abnorme se- sache, daß die Abteilung I des ASBw ohne jede Prü- xuelle Veranlagung" zur Annahme eines Sicher- fung der Glaubwürdigkeit des Informanten sowie heitsrisikos führen kann; ob dies der Fall ist, kann der Glaubwüdigkeit der Information am 29. Juli jedoch nur nach den Umständen des Einzelfalles 1983 bereits die MAD-Gruppe S mit Ermittlungen in entschieden werden. Brüssel beauftragt hat, macht das vorschriftswid- rige Verhalten in besonderem Maße sichtbar. Bevor Regierungsdirektor Waldmann die Quellen- schutzmeldung vom 5. August 1983 anfertigte, hätte Ferner ist zu beanstanden, daß Oberst Schröder er deshalb nähere Angaben über die Umstände der und Regierungsdirektor Waldmann diesen Auftrag Mitteilung durch Ministerialrat Karrasch einholen der MAD-Gruppe S erteilt haben, ohne zuvor die müssen. Aufgrund dieser Versäumnisse blieb die Leitung des ASBw unterrichtet zu haben. Sachverhaltsdarstellung unzureichend. Darüber hinaus enthält die in diesem Vermerk getroffene Beide haben nach ihren eigenen Angaben die politi- Feststellung, Homosexualität sei tatbestandsmäßig sche Brisanz des von Ministerialrat Karrasch über ein Sicherheitsrisiko, eine falsche Auslegung der General Dr. Kießling gegebenen Hinweises er- Sicherheitsrichtlinien. Die Meldung von Regie- kannt. Unter diesen Umständen konnte und durfte rungsdirektor Waldmann verstieß damit insgesamt kein Zweifel bestehen, daß vor Erteilung eines Er- gegen die einschlägigen Vorschriften. Diese Hand- mittlungsauftrages die Leitung des ASBw zu unter- lungsweise wurde weder vom Abteilungsleiter I, richten und deren Weisungen abzuwarten waren. Oberst Schröder, noch von dem stellvertretenden Zwar ist durch diesen zur Unzeit erteilten Auftrag Amtschef des ASBw, Oberst Krase, noch von Flottil- an die MAD-Gruppe S kein Schaden entstanden, lenadmiral Schmähling, dem damaligen Amtschef weil er auf Weisung des stellvertretenden Amts- ASBw, beanstandet. chefs des ASBw, Oberst Krase, am 5. August 1983 sofort aufgehoben worden ist. Dieser Auftrag wirft jedoch ein bezeichnendes Licht auf die Beflissen- heit, mit der Oberst Schröder und Regierungsdirek- 2. Die Durchführung der Sicherheitsüberprüfung tor Waldmann die Sicherheitsangelegenheit des Ge- nerals Dr. Kießling behandelt haben und die im Selbst wenn man ein Tätigwerden des ASBw auf- weiteren Verlauf verheerende Folgen zeigte. grund des genannten Hinweises für berechtigt hält, so ändert dies nichts an der negativen Gesamtbe- Auch der am 31. August 1983 an die MAD-Gruppe wertung der hier durchgeführten Sicherheitsüber- III in Düsseldorf ergangene Auftrag ist zu diesem prüfung, weil das ASBw die Sicherheitsermittlun- Zeitpunkt vorschriftswidrig erfolgt. Dieser Auftrag gen unter Verstoß gegen die maßgeblichen Vor- ging dahin, mit Hilfe der Kriminalpolizei zu ermit- schriften durchgeführt hat. teln, ob General Dr. Kießling in der Kölner Homose- xuellen-Szene bekannt ist. Es ist offensichtlich, daß Zwingende Voraussetzung für die Einleitung einer damit gegen die Dienstvorschriften verstoßen wor- Sicherheitsüberprüfung wäre es nach den Arbeits- den ist, die — nach Prüfung der Glaubwürdigkeit anweisungen des MAD gewesen, zunächst die des Informanten und der Glaubhaftigkeit der Infor- Glaubwürdigkeit des Informanten und die Glaub- mation im Sinne der Feststellung eines eindeutigen, haftigkeit der Information zu beurteilen. Diese definitiven, in das Wissen des Informanten gestell- wichtige Eingangsprüfung wurde ohne zureichende ten Sachverhalts — eine Anhörung anderer Perso- Gründe unterlassen. Der Auffassung des Amtschefs nen insbesondere aus dem Dienstbereich des Be- des ASBw, Brigadegeneral Behrendt, eine Prüfung troffenen über ihr Wissen zu dem behaupteten der Glaubwürdigkeit des Informanten — Ministe- Sachverhalt gebieten. rialrat Karrasch — sei angesichts seiner Stellung im Bundesministerium der Verteidigung und seiner Durch den Auftrag an die MAD-Gruppe III, Düssel- weitreichenden Beziehungen und Informations- dorf, ist Oberst Schröder als verantwortlicher Ge- möglichkeiten entbehrlich gewesen, kann nicht ge heimschutzbeauftragter ohne sachliche Begrün- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

dung von den für die Sicherheitsermittlungen maß- zu einer beschleunigten Behandlung zu raten und geblichen Vorschriften abgewichen. Er hat auch ge- auf diesem Wege eine neue Weisung einzuholen. gen die vom Stellvertreter des Amtschefs, Oberst Dies ist nicht in der gebotenen Form geschehen. Es Krase, erteilte Weisung verstoßen. Oberst Krase wäre erforderlich gewesen, daß Oberst Schröder als hatte gegenüber Oberst Schröder und Regierungs- der verantwortliche Geheimschutzbeauftragte un- direktor Waldmann zur Überzeugung des Untersu- mißverständlich und nachhaltig den von ihm als chungsausschusses am 5. August 1983 einen umfas- unerträglich empfundenen Schwebezustand ge- senden Ermittlungsstopp angeordnet. Dies wurde kennzeichnet hätte. auch durch Regierungsdirektor Waldmann bestä- tigt. Insgesamt ist der Untersuchungsausschuß der Auf- fassung, daß die von Oberst Schröder vorgetrage- Oberst Schröder kann sich demgegenüber nicht nen Gründe für seine Ende August 1983 erteilte darauf berufen, daß der vom stellvertretenden Weisung zur Durchführung von Ermittlungen Amtschef angeordnete Ermittlungsstopp lediglich Schutzbehauptungen darstellen, die verhüllen sol- die der MAD-Gruppe S aufgetragenen Ermittlun- len, daß er einen ganz anderen Schwebezustand zu gen in Brüssel betroffen habe. Er hatte selbst den eigenmächtigem Tätigwerden ausgenutzt hat, Vorschlag im Vermerk vom 5. August 1983, zunächst nämlich die Abwesenheit des Flottillenadmirals eine Entscheidung des Bundesministeriums der Schmähling von seinem Dienstort. Verteidigung herbeizuführen, abgezeichnet; der stellvertretende Amtschef des ASBw, Oberst Krase, War demnach die Einleitung der Sicherheitsüber- war diesem Vorschlag gefolgt und hatte deshalb prüfung bereits vorschriftswidrig, begegnen auch einen Stopp aller Ermittlungen angeordnet. Oberst die dann eingeleiteten Überprüfungsmaßnahmen, Schröder wußte daher, daß bis zu dieser Entschei- insbesondere der von Regierungsdirektor Wald- dung des Bundesministeriums der Verteidigung mann an Stabsfeldwebel Idel erteilte Auftrag, Kon- keinerlei Maßnahmen erfolgen durften. Diese Wei- takt mit der Kriminalpolizei aufzunehmen, erhebli- sung hätte nur durch eine andere Weisung des che Bedenken. Bereits die Ausführungen des Regie- Oberst Krase oder des Amtschefs selbst gegen- rungsdirektors Waldmann, daß nämlich die Ermitt- standslos werden können. Derartige Weisungen lungen der Polizei „noch nicht offiziell durchgeführt sind jedoch nicht ergangen. Auch der damalige werden" sollten, sowie die Inanspruchnahme eines Amtschef des ASBw, Flottillenadmiral Schmähling, von ihm so bezeichneten „kleinen Dienstweges" hatte zu erkennen gegeben, daß er zunächst keiner- zwischen dem Stabsfeldwebel und Angehörigen des lei Ermittlungshandlungen für zweckmäßig und Kölner Fahndungskommissariates, zeigen, daß da- notwendig hielt. Er hatte gegenüber Oberst Schrö- mit ein Verfahren in Gang gesetzt werden sollte, der auf dessen mehrfaches Nachfragen wiederholt welches sich nicht an den rechtlichen Regeln der zu erkennen gegeben, daß er die Sache zunächst Amtshilfe orientierte. Zweifelhaft erscheint, ob die mit den für die Fachaufsicht zuständigen Vorge- im vorliegenden Fall erbetene Amtshilfe überhaupt setzten im Bundesministerium der Verteidigung, in Betracht kommen konnte. Der MAD ist nämlich insbesondere beim nächsten „jour fixe" mit dem im Rahmen von Sicherheitsüberprüfungen auf Aus- Stellvertreter des Generalinspekteurs, erörtern kunftsersuchen beschränkt und somit gehindert, wolle. polizeiliche Ermittlungstätigkeit im Wege der Amtshilfe zu veranlassen. Ferner ist zu beachten, Allerdings muß in diesem Zusammenhang hervor- daß Amtshilfe nur zwischen Behörden geleistet gehoben werden, daß die Entwicklung der Angele- wird. Wenn auch das Gesetz nicht ausdrücklich re- genheit auch darauf zurückzuführen ist, daß Flottil- gelt, auf welcher Ebene derartige Ersuchen zu erfol- lenadmiral Schmähling dem im Vermerk vom 5. Au- gen haben, hätte hier in Anbetracht der Bedeutung gust 1983 enthaltenen Vorschlag, die Entscheidung der Sache und der betroffenen Personen der einge- des Bundesministeriums der Verteidigung herbei- schlagene Weg nicht beschritten werden dürfen. zuführen, nicht alsbald gefolgt ist. Er hätte erken- Eine Unterscheidung zwischen „offiziellem" und nen müssen, daß die politische Brisanz der Meldung „nichtoffiziellem" Ersuchen verträgt das Amtshilfe- eine sofortige Reaktion gefordert hätte. recht ebenso wenig wie eine Kategorisierung von Dienstwegen in „klein" oder „groß". Dieser Sachverhalt vermag allerdings das Handeln von Oberst Schröder nicht zu rechtfertigen. In An- Die Beweisaufnahme im Untersuchungsausschuß betracht der Bedeutung der Angelegenheit mußte hat ergeben, daß zwischen den Ermittlungsergeb- sich jede Eigenmächtigkeit von vornherein verbie- nissen der Beamten der Kölner Kriminalpolizei und ten. der Darstellung dieses Ermittlungsergebnisses in dem „Quellenschutz"-Bericht des Stabsfeldwebels Selbst wenn man der Einschätzung von Oberst Idel vom 9. September 1983 eklatante Widersprüche Schröder über die Dringlichkeit der Angelegenheit bestehen: folgen wollte, würde dies noch immer nicht die wei- sungswidrige Erteilung eines Ermittlungsauftrages Die Feststellung im „Quellenschutz"-Bericht, wo- an die MAD-Gruppe III rechtfertigen. Oberst Schrö- nach der General in beiden Lokalen eindeutig als der hätte vielmehr von den ihm gegebenen Möglich- „Günter von der Bundeswehr" erkannt bzw. identi- keiten Gebrauch machen müssen, seinen Vorge- fiziert worden sei, entspricht ebensowenig dem poli- setzten seine Auffassung über die Behandlung des zeilichen Ermittlungsergebnis wie die Angabe, er Falles mit Nachdruck darzulegen, gegebenenfalls sei im „Café Wüsten" bereits vor zwölf Jahren ein Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604 guter Gast gewesen, in den letzten Jahren aber Durch die Beweisaufnahme im Untersuchungs- kaum noch erschienen, oder die Aussage, er ver- ausschuß hat nicht geklärt werden können, ob kehre in der Gaststätte „Tom-Tom" auch heute noch die Aussage von Brigadegeneral Behrendt zu- monatlich und pflege Kontakte zu jugendlichen trifft, wonach Oberst Kluss tatsächlich eine ein- Strichern gegen Bezahlung. Das Ergebnis der poli- deutige, keine Zweifel erlaubende und uneinge- zeilichen Ermittlungen ist somit in dem Bericht der schränkte Identifizierung des Generals gemel- MAD-Gruppe III vom 9. September 1983 in wesentli- det hat, oder ob Oberst Kluss — entsprechend cher Hinsicht falsch dargestellt worden. Der Unter- seiner Aussage — diese Meldung gegenüber suchungsausschuß hat nicht klären können, wer da- dem Amtschef ausdrücklich oder sinngemäß für verantwortlich ist. Da der ermittelnde Polizeibe- durch Kennzeichnung von ihr anhaftenden amte ebenso glaubwürdig erschien wie der mit der Schwächen eingeschränkt hat. Allerdings hält Fertigung des „Quellenschutz"-Berichtes beauf- der Untersuchungsausschuß die Darstellung von tragte Stabsfeldwebel Idel, kann dieser Sachverhalt Oberst Kluss nicht für überzeugend, denn es ist nur auf unbewußten Fehlinformationen und/oder kein Grund dafür erkennbar, daß er in Gegen- dem unbewußten Fehlverständnis der gegebenen wart mehrerer Personen eine eindeutige Identi- Information beruhen, sowie darauf, daß Regie- fizierung meldet und diese Meldung sodann — rungsdirektor Waldmann wesentlich auf diesen in einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Amts- „Quellenschutz"-Bericht eingewirkt hat. chef — in wesentlicher Hinsicht eingeschränkt haben will.

Diese nicht aufklärbaren Widersprüche in den Aus- sagen von Brigadegeneral Behrendt und Oberst Kluss erscheinen allerdings dem Untersuchungs- ausschuß aus folgenden Gründen nicht von ent- II. Die Bewertung der Erkenntnisse scheidender Bedeutung: über General Dr. Kießling — Selbst wenn die Aussage von Brigadegeneral durch den Amtschef des ASBw Behrendt zuträfe, daß Oberst Kluss bei seinem mündlichen Vortrag keinerlei Einschränkung Die somit in vorschrifts- und weisungswidriger zur Bedeutung und Qualität der Meldung ge- Weise beschafften Erkenntnisse über General Dr. macht hat, so hätten sich aus dem schriftlichen Kießling sind vom ASBw fehlerhaft bearbeitet und Bericht der MAD-Gruppe III Zweifel aufdrängen mangelhaft bewertet worden. müssen, weil am Ende dieser Meldung aus- drücklich auf weitere, noch durchzuführende Er- Eine erste und auch für die weitere Entwicklung mittlungen hingewiesen wird. Dies schließt es des Falles maßgebliche Bewertung dieser Erkennt- aus, die Identifizierung des Generals Dr. Kieß- nisse erfolgte durch den Vortrag des Kommandeurs ling im Kölner Homosexuellen-Milieu als ein- der MAD-Gruppe III, Oberst Kluss, am 9. Septem- deutig und unzweifelhaft zu bezeichnen. Jeden- ber 1983 im ASBw. Diese Bewertungsergebnisse hat falls hätte Brigadegeneral Behrendt eine Klä- der Amtschef des ASBw, Brigadegeneral Behrendt, rung dieses Widerspruchs mit der MAD-Grup- auch zur Grundlage seines Vortrages bei Bundesmi- pe III herbeiführen müssen, bevor dem Bundes- nister Dr. Wörner am 14. September 1983 gemacht. minister der Verteidigung eine eindeutige Iden- Er hat dort ausgeführt, General Dr. Kießling sei als tifizierung berichtet wird. regelmäßiger Besucher von zwei Lokalen der Köl- ner Homosexuellen-Szene eindeutig identifiziert — Ferner ist zu bemängeln, daß die Kenntnisse des worden. Die Fragen des Bundesministers, ob eine Brigadegenerals Behrendt über den Sachverhalt Personenverwechslung ausgeschlossen sei, eine In- am 14. September 1983 offensichtlich völlig un- trige .ausscheide und die Umstände der Identifizie- zureichend waren. Das ergibt sich bereits dar- rung klar seien, bejahte er. aus, daß er an diesem Tage nach seinen eigenen Angaben lediglich den Vermerk des Regierungs- Diese Darstellung des Brigadegenerals Behrendt direktors Waldmann vom 5. August 1983 bei sich ist in mehrfacher Hinsicht zu beanstanden: hatte und er Einzelheiten der angeblichen Er- kenntnisse über General Dr. Kießling telefo- — Die Feststellung, General Dr. Kießling sei als nisch aus dem ASBw in Erfahrung bringen muß- regelmäßiger Besucher zweier einschlägiger Lo- te. Der Untersuchungsausschuß hält es für un- kale identifiziert worden, steht selbst mit dem verantwortlich, daß auf einer derart unzurei- Inhalt des — in wesentlicher Beziehung unrich- chenden Grundlage dem zuständigen Bundesmi- tigen — Berichts der MAD-Gruppe III nicht in nister über einen seiner ranghöchsten Generale Einklang, denn dort wird hinsichtlich des „Café eine Meldung von derartigem Inhalt und Ge- Wüsten" schlicht das Gegenteil ausgeführt. wicht erstattet und dabei der Eindruck erweckt — Die Meldung einer „eindeutigen Identifizierung" wird, hier handele es sich um gesicherte, keinen des Generals Dr. Kießling war in dieser, keinen Zweifel erlaubende Erkenntnisse. Zweifel erlaubenden Weise, nicht gerechtfertigt. Diese eilfertige Berichterstattung des Amtschefs Brigadegeneral Behrendt hat sich insoweit auf des ASBw im Bundesministerium der Verteidi- die dahin gehenden Äußerungen des Komman- gung kann auch nicht durch die Art und Weise deurs der MAD-Gruppe III, Oberst Kluss, beru- ihres Zustandekommens gerechtfertigt werden. fen. Hierzu hat Brigadegeneral Behrendt in seiner Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

ersten Vernehmung im Untersuchungsausschuß III. Die Darstellung der Erkenntnisse über nachdrücklich und wiederholt ausgeführt, er sei General Dr. Kießling durch das ASBw von dem damaligen Adjutanten des Bundesmi- nisters Dr. Wörner, Oberst Schönbohm, auf die Gerüchte um General Dr. Kießling angespro- 1. Die Durchführung der Weisung vom 4. November chen worden. Er will damit zum Ausdruck brin- 1983 durch das ASBw gen, er sei aus der Leitung des Bundesministeri- ums der Verteidigung auf diesen Vorgang über- Die Darstellung des ASBw hinsichtlich der über raschend angesprochen worden, zu einem Zeit- General Dr. Kießling vorliegenden Erkenntnisse, punkt, als er auf einen substantiierten Vortrag wie sie letztlich in dem Bericht des Amtschefs des bei Bundesminister Dr. Wörner in keiner Weise ASBw vom 6. Dezember 1983 ihren Niederschlag ge- vorbereitet gewesen sei, und diesem Mangel funden haben, geht zurück auf die von Bundesmini- habe er durch Rücksprache mit dem ASBw ab- ster Dr. Wörner am 4. November 1983 auf Vorschlag geholfen. Selbst wenn man von der Richtigkeit von Staatssekretär Dr. Hiehle ergangene Weisung, dieser von Brigadegeneral Behrendt gegebenen die Sicherheitsüberprüfung des Generals Dr. Kieß- Darstellung des tatsächlichen Geschehensab- ling abzuschließen. Diese Weisung des Bundesmini- laufs ausgeht, so rechtfertigt doch die Tatsache, sters ist — für sich genommen — nicht zu bean- aus der Leitung des Bundesministeriums der standen. Die verschiedenen, von Staatssekretär Dr. Verteidigung überraschend und unvorbereitet Hiehle dem Minister dafür vorgetragenen Gründe, auf diesen Sachverhalt angesprochen worden zu insbesondere der Hinweis auf den Gleichbehand- sein, keinesfalls die hier erstattete Meldung ei- lungsgrundsatz, mußten als gewichtig angesehen ner eindeutigen, keinen Zweifel erlaubenden werden. Identifizierung. Vielmehr wäre gerade unter die- Aufgrund der Weisung des Bundesministers der sen Umständen eine vorsichtigere Art der Be- Verteidigung vom 4. November 1983 hatte das richterstattung naheliegend und geboten gewe- ASBw die Sicherheitsüberprüfung des Generals Dr. sen. Kießling entsprechend den dafür maßgeblichen Legt man die Darstellung von Oberst Schön- Vorschriften durchzuführen und abzuschließen. bohm über den Geschehensablauf der Beurtei- lung zugrunde, wonach Brigadegeneral Beh- Bei Durchführung dieser Weisung hat das ASBw rendt am 14. September 1983 selbst dringend um von Anbeginn an in mehrfacher Hinsicht vor- einen Termin bei Bundesminister Dr. Wörner in schrifts- und weisungswidrig gehandelt: dieser Angelegenheit gebeten habe, so müßte die — Auch bei Fortsetzung der Sicherheitsüberprü- Handlungsweise von Brigadegeneral Behrendt fung ist weder eine Prüfung der Glaubwürdig- in Anbetracht der völlig unzureichenden Sach- keit des Informanten — des Ministerialrats Kar- kenntnis als noch unverantwortlicher angese- rasch — noch der Glaubhaftigkeit der Meldung hen werden. erfolgt noch sind Personen aus der Umgebung — Letztlich ist an der Berichterstattung vom des Generals zu dem behaupteten Sachverhalt 14. September 1983 im Bundesministerium der befragt worden. Verteidigung zu beanstanden, daß Brigadegene- — Nach Wiederaufnahme der Sicherheitsermitt- ral Behrendt die Fragen des Bundesministers lungen wäre als erste Überprüfungsmaßnahme Dr. Wörner, ob eine Personenverwechslung und die Anhörung General Dr. Kießlings als betrof- eine Intrige ausgeschlossen sowie die Umstände fene Person geboten gewesen. Dies gilt in beson- der Identifizierung klar seien, bejaht hat, obwohl derem Maße, wenn man sich die sowohl Staats- er auf diese Fragen nach seinem damaligen sekretär Dr. Hiehle als auch Brigadegeneral Kenntnisstand entweder keine oder nur unzu- Behrendt bekannte Absprache vom 19. Septem- reichende Auskunft hätte geben dürfen. Es mag ber 1983 über die einvernehmlich beabsichtigte sein, daß Anhaltspunkte für eine Personenver- Zurruhesetzung zum 31. März 1984 vergegen- wechslung oder eine Intrige nicht erkennbar wa- wärtigt. Dieses Versäumnis bleibt um so unver- ren. Dann muß dieser Sachverhalt entsprechend ständlicher, als bereits im September ein Fra- zum Ausdruck gebracht werden; für eine Vernei- genkatalog für eine beabsichtigte und für erfor- nung oder Bejahung dieser Frage ist dann nur derlich angesehene Befragung von General Dr. eingeschränkt Raum. Die Umstände der angebli- Kießling erstellt worden war. chen Identifizierung des Generals waren dem Brigadegeneral Behrendt weder zu diesem Zeit- — Nachdem das ASBw — in vorschriftswidriger punkt noch einem späteren Zeitpunkt bis zu sei- Weise — bei General Dr. Kießling das Vorliegen nem Bericht vom 6. Dezember 1983 hinreichend eines Sicherheitsrisikos festgestellt hatte, wäre deutlich; mithin durfte er auch die Frage des es nach den Vorschriften weiter verpflichtet ge- Bundesministers, ob die Umstände der Identifi- wesen zu prüfen, ob die dadurch begründeten zierung klar seien, nicht uneingeschränkt beja- Sicherheitsbedenken ausnahmsweise zurückge- hen. stellt werden können. — Die Sicherheitsüberprüfung des Generals Dr. Kießling wäre — nach dem Inhalt der einschlä- gigen Arbeitsanweisungen des MAD — nach Durchführung der — hier unterlassenen — ein- zelnen sorgfältigen Überprüfungsmaßnahmen Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

mit einem „Schlußbericht" abzuschließen gewe- disch, verantwortlich. Als der für die Dienst- und sen, und zwar mit einem sogenannten „Schluß- Fachaufsicht über den MAD zuständige Vorge- bericht-Rot" bei nicht zurückstellbaren Sicher- setzte hätte er sich dem Vorschlag von Brigadege- heitsbedenken oder — für die hier in Betracht neral Behrendt, einen Abschlußbericht im Sinne kommende Sicherheitsstufe II — einem soge- der Vorschrift nicht zu fertigen, sondern einen Be- nannten „Schlußbericht-Gelb", wenn ein Sicher- richt mit einer Darstellung der bislang vorliegen- heitsrisiko nicht feststellbar gewesen wäre. Ein den Erkenntnissen — das sind mangels weiterer solcher Schlußbericht ist — entgegen den Vor- Ermittlungen die bis zum 15. September 1983 in vor- schriften — hier nicht gefertigt worden. schriftswidriger Weise erlangten Erkenntnisse — vorzulegen, nicht anschließen dürfen. Daß damit Für dieses vorschrifts- und weisungswidrige Han- von der Weisung vom 4. November 1983 offensicht- deln ist zunächst — und zwar bis zum 25. November lich abgewichen worden ist, war für Generalleut- 1983 — der Amtschef des ASBw, Brigadegeneral nant Windisch ebenso erkennbar wie für Brigade- Behrendt, verantwortlich. Denn er hat nicht etwa general Behrendt. Generalleutnant Windisch kann die ihm vom Stellvertreter des Generalinspekteurs sich zur Rechtfertigung seines Handelns nicht dar- übermittelte Weisung des Staatssekretärs Dr. Hieh- auf berufen, der Amtschef des ASBw sei vom Bun- le, die Sicherheitsüberprüfung des Generals Dr. desminister angehalten worden, den über die Ange- Kießling wie bei jedem anderen Soldaten abzu- legenheit informierten Personenkreis möglichst schließen, in seiner Behörde weitergegeben und klein zu halten. Eine solche Weisung war Brigade- - durchführen lassen, er hat vielmehr nach seinen general Behrendt am 14. September 1983 erteilt eigenen Angaben am 10. November 1983 die Wei- worden und bereits aufgrund des am 19. September sung erteilt, „einen Abschlußbericht auf der Basis 1983 von Bundesminister Dr. Wörner angeordneten der bislang gewonnenen Erkenntnisse" zu fertigen. absoluten Ermittlungsstopps gegenstandslos; sie Brigadegeneral Behrendt beruft sich zur Rechtferti- lebte auch nicht durch die am 4. November 1983 von gung seines Handelns im wesentlichen darauf, daß Bundesminister Dr. Wörner erteilte Weisung, die Si- der Durchführung der ihm erteilten Weisung der im cherheitsüberprüfung des Generals Dr. Kießling ab- September 1983 verfügte Ermittlungsstopp und zuschließen, wieder auf, weil der Minister zu deren auch der Zweck der am 19. September 1983 getroffe- Durchführung keine näheren Einzelheiten vorgege- nen Absprache entgegengestanden habe. Beide Ge- ben hatte. sichtspunkte greifen nicht durch: — Der von Bundesminister Dr. Wörner im Septem- ber 1983 verfügte Ermittlungsstopp war mit der 2. Die Entstehung und Fertigung des Berichts des nun erteilten Weisung zur Fortsetzung der Si- Amtschefs des ASBw vom 6. Dezember 1983 cherheitsüberprüfung gegenstandslos geworden, Statt die Sicherheitsüberprüfung des Generals ohne daß eine ausdrückliche Aufhebung der im Dr. Kießling — entsprechend der am 4. November September erteilten Weisung erforderlich gewe- 1983 erteilten Weisung — abzuschließen, und zwar sen wäre. Diese Tatsache war auch für Brigade- nach den entsprechenden Dienstanweisungen, hat general Behrendt ohne weiteres erkennbar. das ASBw in erheblichem Umfang Arbeitskraft in- vestiert, um die bis zum 15. September 1983 getrof- Ob die Weisung vom 4. November 1983 dem — fenen Feststellungen in einem Bericht für das Bun- Zweck der zwischen dem Minister und dem Ge- desministerium der Verteidigung darzustellen. Im neral am 19. September 1983 getroffenen Rege- einzelnen ist dazu folgendes zu bemerken: lung widersprach, hatte nicht Brigadegeneral Behrendt zu entscheiden; denn der Bundesmini- ster hatte sich für die Fortsetzung der Sicher- a) Der Entwu rf des „Rot -Berichts" vom 10. November 1983 heitsüberprüfung entschieden. Aufgrund der Ergebnisse der Beweisaufnahme — Zwar hat Brigadegeneral Behrendt seine Beden- steht fest, daß der unter dem Datum des 10. Novem- ken gegen die ihm erteilte Weisung am 15. und ber 1983 gefertigte „Rot-Bericht" zu einem Zeit- 24. November 1983 Staatssekretär Dr. Hiehle punkt von dem Sachbearbeiter, Hauptmann Fasoli, vorgetragen. Staatssekretär Dr. Hiehle hat je- erstellt worden ist, als der Amtschef des ASBw doch eine gegenüber dem 4. November 1983 ab- noch keinerlei Weisung darüber erteilt hatte, wie weichende Weisung nicht erteilt. Der Amtschef der Auftrag des Bundesministers der Verteidigung des ASBw war somit an diese Weisung weiter vom 4. November 1983 durchgeführt werden sollte. gebunden. Er hat sie bis zum 25. November 1983 nicht beachtet. Nach den Aussagen von Brigadegeneral Behrendt hat er dem Abteilungsleiter I, Oberst Schröder, erst Unter Berücksichtigung der Bedeutung der An- am 10. November 1983 um 17.30 Uhr den Auftrag gelegenheit wäre es Brigadegeneral Behrendt erteilt, einen Abschlußbericht auf der Basis der bis- als verantwortlichem Amtschef des ASBw zuzu- lang gewonnenen Erkenntnisse zu fertigen. Daß muten und von ihm zu erwarten gewesen, daß er Brigadegeneral Behrendt vor dem 10. November notfalls schriftlich seine Bedenken mit allem 1983 noch keine Weisung zur Durchführung des Nachdruck vorgetragen hätte. Auftrages des Bundesministers vom 4. November Ab 25. November 1983 ist für das weisungswidrige 1983 erteilt hat, erscheint insbesondere deswegen Handeln des Amtschefs des ASBw der Stellvertre glaubhaft, weil er bereits an diesem Tage gegen- ter des Generalinspekteurs, Generalleutnant Win über dem Stellvertreter des Generalinspekteurs Be- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

denken gegen die Durchführung der Weisung geäu- lungsberichts erscheint unglaubwürdig. Wesentli- ßert und deswegen ein erneutes Gespräch über die- cher Anhaltspunkt dafür ist zunächst die eigene sen Auftrag mit ihm nach Rückkehr von einer Aussage von Oberst Schröder, wonach der Begriff Dienstreise am 10. November 1983 vereinbart hatte. „Schulungsbericht" oder sinnentsprechende Be- Eine noch am 4. November 1983 ins ASBw gegebene griffe erst durch die Aussage des Regierungsdirek- Weisung des Amtschefs würde unter diesen Um- tors Waldmann vor dem Untersuchungsausschuß ständen keinen Sinn geben, denn es ging ihm zu eingeführt worden ist; zum Zeitpunkt der Erstel- diesem Zeitpunkt gerade darum, weitere Tätigkei- lung dieses Berichts am 10. November 1983 kam ten des ASBw nicht vorzunehmen, weil sie nach sei- diesem Gesichtspunkt des Schulungszwecks somit ner Auffassung im Widerspruch zu der am 19. Sep- keine Bedeutung zu. Ferner erscheint die Annahme tember 1983 getroffenen Absprache standen und abwegig, daß Oberst Schröder einen Auftrag zur unzweckmäßig erschienen. Fertigung eines Sachstandsberichts erteilt, er in Er- ledigung dieses Auftrages den Entwurf eines zu Die Verantwortung dafür, daß dieser Bericht zu die- Schulungszwecken gefertigten „Rot-Berichts" er- sem Zeitpunkt ohne Weisung erstellt worden ist, hält und er diesen auch noch wie ein für in Ordnung trägt Oberst Schröder, denn nach seinem eigenen befundenes Schriftstück abzeichnet. Bekunden und den Aussagen des Hauptmanns Fa- soli geht der Entwurf des „Rot-Berichts" auf die von Schließlich ist auch die Darstellung des Haupt- Oberst Schröder erteilte Weisung zurück, einen manns Fasoli zu dem Entwurf des „Rot-Berichts" - Sachstandsbericht nach Aktenlage zu erstellen. als eines Schulungsberichts nicht ohne weiteres Aufgrund der Aussage des Hauptmanns Fasoli nachvollziehbar: Zu beanstanden ist, daß Haupt- steht ferner fest, daß Oberst Schröder diese Wei- mann Fasoli den Auftrag, einen Sachstandsbericht sung zwischen dem 5. und 8. November 1983 erteilt nach Aktenlage zu fertigen, nicht ausgeführt, son- hat, also zu einem Zeitpunkt, als eine dahin ge- dern statt dessen den Entwurf eines „Rot-Berichts" hende Weisung des Amtschefs des ASBw noch — zudem noch nach Diktat des Regierungsdirek- nicht vorlag. Die bereits erwähnte Aussage des tors Waldmann — vorgelegt hat. Widersprüchlich Hauptmanns Fasoli erscheint deswegen glaubhaft, ist, daß nach seiner Aussage einerseits Regierungs- weil nur auf diese Weise zu erklären ist, daß der direktor Waldmann diesen Bericht zu Schulungs- Entwurf des „Rot-Berichts" das Datum des 10. No- zwecken verwenden wollte, er — Hauptmann Fasoli vember 1983 trägt und er noch an diesem Tage von — aber diesen Bericht dem Oberst Schröder ausge- Regierungsdirektor Waldmann und Oberst Schrö- händigt haben will. der abgezeichnet worden ist. Der Untersuchungsausschuß hält die Darstellung Die von Oberst Schröder, Regierungsdirektor Wald- dieser Zeugen, wonach der „Rot-Bericht" vom mann und Hauptmann Fasoli gegebene Darstel- 10. November 1983 zu Schulungszwecken erstellt lung, bei diesem Entwurf eines „Rot-Berichts" han- worden ist, insbesondere deswegen für unhaltbar, dele es sich um einen nicht für die Sicherheitsüber- weil sie ein zufälliges zeitliches Zusammentreffen prüfungsangelegenheit des Generals Dr. Kießling der Entscheidung des Bundesministers, die Sicher- bestimmt gewesenen Schulungsbericht, hält der heitsüberprüfung des Generals Dr. Kießling fortzu- Untersuchungsausschuß insgesamt für unglaub- setzen, mit dem selbständigen und weisungslosen würdig und einen Versuch dieser Zeugen, aus un- Aufgreifen des Falles im ASBw voraussetzen wür- terschiedlichen Gründen die Bedeutung dieses Be- de; aufgrund des Erscheinungsbildes, welches diese richts, für dessen Inhalt nur denkbar wenige und drei Zeugen vom ASBw geboten haben, sowie der zudem vorschriftswidrig zustandegekommene An- Tatsache, daß Oberst Schröder und Regierungsdi- haltspunkte vorlagen, für die weitere Entwicklung rektor Waldmann wiederholt eigenmächtig gehan- des Falles des Generals Dr. Kießling herunterzu- delt haben, sieht sich der Untersuchungsausschuß spielen. Regierungsdirektor Waldmann hat zur Be- außerstande, solche Zufälligkeiten als gegeben zu deutung des „Rot-Berichts" die unterschiedlichsten unterstellen. Darstellungen gegeben, die in ihrer Widersprüch- lichkeit nicht zu überbieten und zu einem großen Gegen die Darstellung dieser Zeugen spricht zu- Teil abwegig sind: Einerseits hätte der Bericht nach dem, daß in dem hier gefertigten „Rot-Bericht" — seinen Aussagen weggeworfen werden müssen, an- entgegen der üblichen Praxis des ASBw und MAD dererseits sollte er in der Akte bleiben; einerseits bei der Erstellung von Ausbildungsmaterial — die ist er angeblich für ihn — Regierungsdirektor Wald- Personaldaten nicht unkenntlich gemacht worden mann selbst — erstellt worden, andererseits will er sind und dieser Bericht darüber hinaus — wie sich den Bericht dem Hauptmann Fasoli zurückgegeben aus der dienstlichen Äußerung des Oberleutnant haben; einerseits hat er ihn selbst für Unterrichts- Schneider vom ASBw ergibt — zu der bei Einlei- zwecke benutzen wollen, andererseits will er den tung der Sicherheitsüberprüfung des Generals Dr. Auftrag von Oberst Schröder an Hauptmann Fasoli Kießling zwischen Juli und September 1983 ange- als Auftrag zur Schulung des Hauptmanns verstan- legten Arbeitsakte genommen worden ist. den haben. Ebensowenig konnte eine Erklärung da- für gegeben werden, aus welchen Gründen ein der- Der Untersuchungsausschuß hält den Hinweis für artiger „Schulungsbericht" hätte abgezeichnet wer- geboten, daß die Fertigung des „Rot-Berichts" als den sollen. Schulungsbericht — die Richtigkeit dieser Darstel- lung einmal unterstellt — in gleicher Weise zu be- Auch die von Oberst Schröder gegebene Version zu anstanden sein würde wie der hier zur Überzeu- dem Entwurf des „Rot-Berichts" als eines Schu gung des Ausschusses feststehende Sachverhalt. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Denn es geht nicht an, daß sinngemäß abgegebene Erklärung für die unzutref- fende Erwähnung des Landeskriminalamtes im Be- — Offiziere und höhere Beamte im ASBw den richt vom 6. . Dezember 1983, wonach er diesen Be- nicht abgeschlossenen Fall des Generals griff in einem von Oberst Schröder gefertigten Ent- Dr. Kießling zum Anlaß für eine Darstellung in wurf vorgefunden und akzeptiert habe, weil ihm der einem Schulungsbericht genommen haben wol- etwas vage Begriff „eine Polizeibehörde" nicht aus- len; reichend erschienen sei, vermag nicht zu überzeu- — sie es dabei unterlassen haben, Namen und gen. Der zuletzt genannte Begriff kommt in keinem Dienststellung des Betroffenen unkenntlich zu der vorhandenen Berichtsentwürfe vor; lediglich in machen; dem Entwurf vom 15. November 1983 wird die „Köl- ner Polizei" erwähnt. Die Einfügung des Begriffs — sie in diesem Bericht inhaltliche Ausführungen „Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen in Düs- machen, die in wesentlicher Hinsicht mit den seldorf" in dem Bericht vom 6. Dezember 1983 stellt getroffenen Feststellungen nichts zu tun haben, eine so gewichtige Änderung dar, daß nicht ange- und nommen werden kann, diese Darstellung sei auf Nachlässigkeiten von Brigadegeneral Behrendt — dieser Bericht letztlich zu der bei Einleitung der oder Oberst Schröder zurückzuführen. Beiden muß Sicherheitsüberprüfung des Generals angeleg- in Ansehung der denkbar knappen Sachverhalts- ten Arbeitsakte genommen worden ist. feststellungen und der Ausführungen in den Ent- würfen zu dem Bericht vom 6. Dezember 1983 be- wußt gewesen sein, daß für eine Ermittlungstätig- b) Der Bericht vom 6. Dezember 1983 und die dazu keit des Landeskriminalamtes in dieser Angelegen- gefertigten Entwürfe heit keinerlei Anhaltspunkte vorlagen. Will man Die Darstellung in dem Bericht des Amtschefs des vorsätzlich falsche Angaben nicht unterstellen, so ASBw vom 6. Dezember 1983, wonach das Landes- bleibt nur die Annahme, daß die Beteiligten diesen kriminalamt Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf die Begriff „ins Blaue hinein" eingefügt bzw. seine Ein- Ermittlungen geführt habe und zur Beweisführung fügung hingenommen haben, im günstigsten Falle durch Gegenüberstellung bereit sei, ist insgesamt in der — allerdings durch nichts begründeten — falsch. Hoffnung, die damit getroffene Aussage würde sich als zutreffend erweisen. Es liegt in der Natur der Der Untersuchungsausschuß hat — auch durch Ge- Sache, daß damit gleichzeitig die Möglichkeit hinge- genüberstellung von Brigadegeneral Behrendt und nommen worden ist, daß sich diese Sachdarstellung Oberst Schröder — nicht klären können, auf welche als falsch erweisen könnte. Den Grund für diese — Weise diese Darstellung zustandegekommen ist, nur als grob fahrlässig, ja geradezu als unverant- insbesondere, ob der Begriff „Landeskriminalamt wortlich zu bezeichnende — Verwaltungstätigkeit Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf" — entspre- sieht der Untersuchungsausschuß darin, daß es das chend der Aussage von Oberst Schröder — in dem maßgebliche Anliegen des Amtschefs ASBw, Briga- letzten, der Endfassung des Berichts vom 6. Dezem- degeneral Behrendt, gewesen ist, tunlichst keine ber 1983 vorausgegangenen Entwurf, den er nach weiteren Ermittlungen in der Sicherheitsangele- der Weisung des Amtschefs des ASBw vernich- genheit des Generals Dr. Kießling durchzuführen, tet habe, von Brigadegeneral Behrendt durch weil er sie als denkbar unzweckmäßig erachtete. („Grün"-) Korrektur eingefügt worden ist. Zur Erreichung dieses angestrebten Ergebnisses mochte es ihm als opportun erschienen sein, die Der Beantwortung dieser Frage kommt unter den erkennbar dürftigen Erkenntnisse über General gegebenen Umständen keine übermäßige Bedeu- Dr. Kießling als völlig eindeutig darzustellen und tung zu, weil Brigadegeneral Behrendt diese, in we- ihnen durch Bezeichnung einer übergeordneten Er- sentlicher Hinsicht fehlerhafte Darstellung unter- mittlungsbehörde zusätzliches Gewicht zu verlei- zeichnet hat und damit dafür verantwortlich ist. hen. Diese Annahme findet ihre Bestätigung darin, Dieser Tatsache kann sich Brigadegeneral Beh- daß in dem Bericht vom 6. Dezember 1983 weitere rendt auch nicht durch den Hinweis darauf entzie- Ermittlungen, die nach dem Inhalt der Entwürfe hen, daß Oberst Schröder diese Endfassung abge- vom 15. und 30. November sowie 2. Dezember 1983 zeichnet und auf ausdrückliches Befragen die Rich- noch ausführlich als erforderlich beschrieben wer- tigkeit sämtlicher darin enthaltener Angaben bestä- den, mit keinem Wort angesprochen sind. Ein weite- tigt habe. Brigadegeneral Behrendt war sich in rer Anhaltspunkt dafür ist, daß in den Berichtsent- vollem Umfang der Brisanz des Falles bewußt; er würfen vom 30. November und 2. Dezember 1983 mußte daher die Richtigkeit der Angaben selbst eine Gegenüberstellung als „nur schwer realisier- überprüfen und durfte sich nicht auf etwaige Äuße- bar" beschrieben wird, während in dem Bericht für rungen seiner Mitarbeiter verlassen. Hinzu kommt, das Bundesministerium der Verteidigung vom daß die im ASBw vorhandenen Unterlagen über die 6. Dezember 1983 die Bereitschaft des Landeskrimi- angeblich über General Dr. Kießling getroffenen nalamtes, durch Gegenüberstellung die Beweisfüh- Feststellungen in Gestalt des Vermerks des Regie- rung anzutreten, dargestellt wird. Es erscheint rungsdirektors Waldmann vom 5. August 1983 sowie nicht vorstellbar, daß Brigadegeneral Behrendt und des Berichts der MAD-Gruppe III vom 9. September Oberst Schröder diesen offensichtlichen Wider- 1983 derart knapp gehalten gewesen sind, daß sie spruch nicht erkannt haben. auch bei Brigadegeneral Behrendt ohne Probleme hätten gegenwärtig sein müssen. Auch die von Bri- Verantwortung für die im Bericht des Amtschefs gadegeneral Behrendt im Untersuchungsausschuß des ASBw vom 6. Dezember 1983 vorgenommene Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10.Wahlperiode fehlerhafte Darstellung der angeblich über General sung, er habe nicht den Auftrag, nachzuprüfen, was Dr. Kießling vorliegenden Erkenntnisse, die dem gemeldet werde, seine Aufgabe bestehe vielmehr Bericht insgesamt eine andere Qualität verlieh, darin, aufgrund eingegangener Meldungen erfor- trägt auch der Stellvertreter des Generalinspek- derliche Maßnahmen festzulegen, kann nicht gebil- teurs, Generalleutnant Windisch. Die Beweisauf- ligt werden. nahme im Untersuchungsausschuß hat gezeigt, daß er offensichtlich ein Verständnis von seinen Aufga- So war es nicht verwunderlich, daß Generalleutnant ben als truppendienstlicher Vorgesetzter hat, das Windisch in seinem Vermerk vom 7. Dezember 1983 nur schwer mit seinen umfassenden Dienst- und zu dem Bericht des Amtschefs des ASBw vom Vor- Fachaufsichtspflichten und -befugnissen über das tage die darin enthaltenen — fehlerhaften — Dar- ASBw in Einklang zu bringen ist. So hat General- stellungen über General Dr. Kießling als gegeben leutnant Windisch es bis zum 25. November 1983 voraussetzte und nur noch Ausführungen über zunächst nicht für erforderlich erachtet, sich vom die aus seiner Sicht erforderlichen Maßnahmen Amtschef des ASBw eingehend über den Stand der machte. Sicherheitsüberprüfung des Generals Dr. Kießling unterrichten zu lassen. Dies wäre gerade deswegen Auch der für die unmittelbare Fachaufsicht über geboten gewesen, weil ihm der Amtschef mehrfach den MAD zuständige Referatsleiter Fü S II 6, dargelegt hatte, daß er die von Staatssekretär Oberst Hüttelmaier, muß sich vorhalten lassen, daß Dr. Hiehle gegebene Weisung zur Fortsetzung der er es unterlassen hat, die vorgetragenen Erkennt- Sicherheitsüberprüfung nicht für zweckmäßig hielt. nisse einer sorgfältigen Nachprüfung zu unterzie- - Am 25. November 1983 trug ihm der Amtschef hen. ASBw in einem mehrstündigen Gespräch die über General Dr. Kießling vorliegenden Erkenntnisse Das Verhalten der Beteiligten zeigte insgesamt, daß vor. Dabei hätte es nahegelegen, Herkunft und alle organisatorischen und personellen Überlegun- Stichhaltigkeit dieser Erkenntnisse zu überprüfen gen und Regelungen wirkungslos bleiben, wenn die und sich die Akten vorlegen zu lassen. Seine vor Verantwortlichen ihre Aufgabe nicht mit der gebo- dem Untersuchungsausschuß geäußerte Auffas tenen Gründlichkeit und Sorgfalt wahrnehmen.

C. Die Entscheidungen des Bundesministers der Verteidigung sowie die Beteiligung der Bundesregierung

I. Würdigung durch die Fraktionen der — Die von Bundesminister Dr. Wörner auf Vor- CDU/CSU und FDP im schlag von Staatssekretär Dr. Hiehle am 4. No- Verteidigungsausschuß des Deutschen vember 1983 erteilte Weisung, die Sicherheits- Bundestages überprüfung fortzusetzen und wie bei jedem an- deren Soldaten abzuschließen, entsprach formal — Die Entscheidung von Bundesminister Dr. Wör- den Sicherheitsbestimmungen. Bundesminister ner, auf der Grundlage des am 6. Dezember 1983 Dr. Wörner konnte davon ausgehen, daß die ein- vom ASBw vorgelegten Berichts beim Bundes- zuleitenden Sicherheitsermittlungen die erhobe- präsidenten zu beantragen, General Dr. Kießling nen Vorwürfe bestätigen oder ausräumen wür- gemäß § 50 des Soldatengesetzes am 31. Dezem- den. ber 1983 in den einstweiligen Ruhestand zu ver- setzen, war rechtmäßig. Die in dem Bericht als — Bundesminister Dr. Wörner konnte nicht erken- zweifelsfreie Tatsachen angegebenen Umstände nen, daß der Bericht, der von den für die Dienst- begründeten ein Sicherheitsrisiko, so daß nach und Fachaufsicht zuständigen Vorgesetzten ge- den vorliegenden Umständen Handeln geboten prüft worden war, falsche Angaben enthielt. Mit war. seiner Entscheidung, die einvernehmlich vorge- sehene Zurruhesetzung um drei Monate vorzu- — Bundesminister Dr. Wörner hat sich bei seinen ziehen, hat Bundesminister Dr. Wörner dieje- Entscheidungen ausschließlich von seiner nige Maßnahme gewählt, die unter Berücksichti- Pflicht gegenüber den Sicherheitsinteressen der gung der Sicherheitsinteressen der Bundesrepu- Bundesrepublik Deutschland leiten lassen. blik Deutschland, des Ansehens der Bundes- Die Absprache, die Bundesminister Dr. Wörner wehr und der Rechte von General Dr. Kießling zunächst am 19. September 1983 mit General Dr. den geringsten der möglichen Eingriffe dar- Kießling getroffen hat, war eine geeignete, stellte. zweckmäßige und fürsorgliche Lösung der An- gelegenheit. Sie trug den Sicherheitsinteressen — Die im Januar 1984 durchgeführten disziplina- der Bundesrepublik Deutschland Rechnung und ren Ermittlungen wurden durch den Antrag von war geeignet unter Berücksichtigung der General Dr. Kießling vom 23. Dezember 1983 Rechts- und Interessensphäre von General Dr. ausgelöst. Bundesminister Dr. Wörner war kraft Kießling auch das Ansehen der Bundeswehr zu Gesetzes verpflichtet aufzuklären, ob General wahren. Dr. Kießling ein Dienstvergehen begangen hat. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Das disziplinare Vorermittlungsverfahren rücksichtigen, daß General Dr. Kießling bereits wurde im Ergebnis rechtsfehlerfrei durchge- im Sommer 1982 Dr. Wörner in einem persönli- führt und zum schnellstmöglichen Zeitpunkt ab- chen Gespräch von unüberwindbaren Schwierig- geschlossen. keiten in der Ausübung seiner Dienstgeschäfte Die Ermittlungen haben schließlich zur völligen berichtet und in einem weiteren Gespräch im Rehabilitierung und Wiederernennung des Ge- Juni/Juli 1983 seinen Wunsch zur vorzeitigen nerals Dr. Kießling geführt. Mit seinem Rück- Zurruhesetzung eröffnet und die Gründe hierfür trittsangebot, dem der Bundeskanzler nicht ent- im einzelnen dargelegt hatte. Der Minister hatte sprochen hat, hat Bundesminister Dr. Wörner in diesen Gesprächen General Dr. Kießling ge- seine Bereitschaft unterstrichen, für Fehler der beten, seinen Wunsch zunächst zurückzustellen. für die Dienst- und Fachaufsicht über den MAD Die Absprache vom 19. September 1983 basierte zuständigen Vorgesetzten die politische Verant- auf zwei Voraussetzungen: General Dr. Kießling wortung zu übernehmen. sollte sich — Bundeskanzler Dr. Kohl hat sich im Januar 1984 — erstens unverzüglich in ärztliche Behandlung persönlich in die Angelegenheit eingeschaltet begeben und sich und hat, als ihm ernsthafte Zweifel an dem — Wahrheitsgehalt der Erkenntnisse kamen, un- zweitens bis zum 31. März 1984 jeder dienst- lichen Tätigkeit enthalten. Jedes Auftreten in verzüglich die notwendigen Schritte zur Lösung des Falles unternommen. Bundeskanzler Dr. der Öffentlichkeit sollte vermieden werden. - Kohl hat die Rehabilitierung des Generals Dr. Bei dem Gespräch am 19. September 1983 Kießling zum frühest möglichen Zeitpunkt ver- stimmten alle Beteiligten der Auffassung von anlaßt, nachdem ihm Bundesminister Dr. Wör- Bundesminister Dr. Wörner zu, daß weitere Er- ner nach seiner Rückkehr von einem offiziellen mittlungen zu unterlassen seien, damit jedes Besuch in Israel das endgültige Ergebnis der Aufsehen in der Öffentlichkeit vermieden wer- disziplinaren Vorermittlungen vorgetragen hat. de. Unklar blieb jedoch, wie der von General Dr. Kießling gleichzeitig vorgetragene Wunsch nach Aufklärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe 1. Die Gespräche am 14. und 15. September 1983 unter diesen Umständen verwirklicht werden und die Absprache zwischen Bundesminister könnte. Jedenfalls mußte auch nach Aussage Dr. Wörner und General Dr. Kießling am von General Altenburg General Dr. Kießling 19. September 1983 klar sein, daß zunächst keine weiteren Nachfor- schungen angestellt würden. Bundesminister a) Für die Bewertung der Ereignisse am 14., 15. und Dr. Wörner verfügte noch am 19. September 1983 19. September 1983 ist entscheidend, daß Bun- die Einstellung sämtlicher Ermittlungen. Dies desminister Dr. Wörner geschah im wohlverstandenen Interesse von Ge- — unverzüglich eine Besprechung mit dem zu- neral Dr. Kießling. General Altenburg wies auch ständigen Staatssekretär, dem Generalin- in mehreren Gesprächen mit General Dr. Kieß- spekteur und dem Abteilungsleiter Personal ling, in denen dieser seinen Auf klärungswunsch über den vom Amtschef ASBw gemeldeten wiederholte, auf die bestehenden Schwierigkei- Sachverhalt anordnete, ten hin. — die Meldung des Amtschefs des ASBw in drei Im übrigen hätte General Dr. Kießling unabhän- Richtungen hinterfragte: ob eine Intrige vor- gig von einer — fehlenden — detaillierten Ab- liege, ob eine Verwechslung ausgeschlossen sprache erkennen müssen, daß der Zielsetzung sei und ob die Umstände eindeutig seien, der einvernehmlichen Regelung vom 19. Sep- — die sofortige Anhörung von General Dr. Kieß- tember 1983 zum Beispiel ein wiederholtes öf- ling anordnete und die Angelegenheit in ei- fentliches Auftreten widersprach. nem Gespräch mit ihm am 15. September 1983 erörterte, So ist nach Aussage von General Altenburg be- reits bei der Erörterung der Frage, wie sich Ge- — den Amtschef ASBw zunächst am 14. Sep- neral Dr. Kießling im Hinblick auf eine geplante tember 1983 mit der weiteren Überprüfung Tagung in Oberammergau verhalten solle, auf der Erkenntnisse beauftragte und zum die Gefahr hingewiesen worden, daß durch ein Schutze der persönlichen Integrität von Ge- erneutes Auftreten bei irgendwelchen dienst- neral Dr. Kießling eine absolute Abschottung lichen Veranstaltungen an dem vereinbarten der Angelegenheit verfügte. Krankheitszustand Zweifel entstehen könnten. b) Die am 19. September 1983 mit General Dr. General Dr. Kießling hat nach einer fernmündli- Kießling gefundene Lösung war von dem Be- chen Unterredung mit General Altenburg davon streben getragen, einerseits die Sicherheitsbe- abgesehen, die Tagung in Oberammergau durch- lange der Bundeswehr und des Bündnisses zu zuführen. wahren und andererseits den gesamten Interes- Insgesamt bleibt festzustellen, daß die am 19. sen von General Dr. Kießling in weitestgehen- September 1983 zwischen Bundesminister Dr. dem Umfang entgegenzukommen. Wörner und General Dr. Kießling getroffene Ab- Bei der Würdigung der Absprache über die Zur sprache eine geeignete, zweckmäßige, fürsorg- ruhesetzung zum 31. März 1984 ist auch zu be liche und rechtlich einwandfreie Lösung der An- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

gelegenheit darstellte. Sie entsprach dem ge- präsidenten zu beantragen, General Dr. Kießling meinsamen Anliegen, die Sache aus der Öffent- gemäß § 50 des Soldatengesetzes am 31. Dezember lichkeit im Interesse der Streitkräfte und der 1983 in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen, betroffenen Personen herauszuhalten. Sie trug war rechtmäßig. Sie trug den bestehenden Sicher- dem Sicherheitsinteresse in gleicher Weise heitsrisiken Rechnung. Sie basierte auf einem we- Rechnung wie der Wahrung der Rechts- und In- sentlichen Grundsatz jeder Sicherheitsüberprü- teressensphäre von General Dr. Kießling. Sie fung, daß bei sicherheitserheblichen Zweifeln das war auch geeignet, das Ansehen der Bundes- Sicherheitsrisiko höher zu bewerten ist als sonstige wehr und der Bundesrepublik Deutschland zu dienstlichen Interessen und persönliche Rücksicht- wahren. nahme. Eine andere Bewertung dieser Entschei- dung kann nicht aus der Tatsache hergeleitet wer- den, daß die vom Bundespräsidenten am 19. Dezem- 2. Die Weisung vom 4. November 1983, die ber 1983 angeordnete Zurruhesetzung am 1. Fe- Sicherheitsüberprüfung fortzusetzen bruar 1984 aufgehoben wurde. Der Zwang zum Han- deln für Bundesminister Dr. Wörner ergab sich aus Die von Bundesminister Dr. Wörner auf eindring den ihm am 8. Dezember 1983 vorgetragenen Er- lichen Vorschlag von Staatssekretär Dr. Hiehle am kenntnissen über eine von allen Beteiligten als un- 4. November 1983 erteilte Weisung, die Sicherheits- zweifelhaft bewertete eindeutige Identifizierung überprüfung fortzusetzen und wie bei jedem ande- von General Dr. Kießling in zwei Homosexuellen-- ren Soldaten abzuschließen, entsprach objektiv den Lokalen. Vorschriften. Nach den einschlägigen Sicherheits- Aus dem Bericht ergab sich für Bundesminister Dr. vorschriften begründeten die im Bericht des Kom- Wörner, daß die Ermittlungen durch das Landeskri- mandeurs der MAD-Gruppe III vom 9. September minalamt geführt worden waren und die Zeugen 1983 enthaltenen Umstände eindeutig ein Sicher- zur Gegenüberstellung bereit seien. Dies begrün- heitsrisiko. So durfte sich Bundesminister Dr. Wör- dete im Vergleich zu den Erkenntnissen vom ner trotz der getroffenen Absprache vom 19. Sep- 14. September 1983 einen qualitativen Unterschied tember 1983 den vorgetragenen Bedenken und im Hinblick auf den Wahrheitsgehalt der gewonne- Zweifeln nicht verschließen. Die von Staatssekretär nen Erkenntnisse. Dr. Hiehle befürchtete Gefährdung der Sicherheits- belange sowie der Hinweis auf den Gleichbehand- Der Minister konnte nicht erkennen, daß seine Wei- lungsgrundsatz und auf die Gefahr, daß die Angele- sung vom 4. November nicht befolgt und keine wei- genheit wegen des langen Zeitraums zwischen No- teren Ermittlungen durchgeführt worden waren. vember 1983 und März 1984 öffentliches Aufsehen und Unruhe in Brüssel auslösen könnte, waren Die Erkenntnisse des Berichts begründeten ein Si- nicht von der Hand zu weisen. Dies war für Bundes- cherheitsrisiko, so daß Handeln geboten war. Die minister Dr. Wörner auch deswegen von besonderer von Bundesminister Dr. Wörner auf dieser Grund- Bedeutung, weil ihm kurz zuvor Ende Oktober aus lage getroffene Entscheidung, wegen mangelndem Brüssel Gerüchte über Recherchen der Presse mit- Vertrauen in die Amtsführung von General Dr. geteilt wurden. Auch wurden die von Staatssekretär Kießling einen Antrag nach § 50 Soldatengesetz zu Dr. Hiehle für die Fortführung der Sicherheitsüber- stellen, war ermessensfehlerfrei. Die Zurruheset- prüfung vorgetragenen Gründe von den für die zung zum 31. Dezember 1983 trug den Sicherheits- Dienst- und Fachaufsicht über den MAD zuständi- belangen der Bundesrepublik Deutschland und des gen militärischen Vorgesetzten, dem Stellvertreter Bündnisses, die absoluten Vorrang beanspruchen, des Generalinspekteurs, Generalleutnant Windisch, Rechnung. Die Maßnahme stellt sich aber auch un- und dem Referatsleiter Fü S II 6, Oberst Hüttel- ter dem Gesichtspunkt der Verhältnismäßigkeit maier, geteilt. Diese Lösung war auch geeignet, und des Übermaßverbotes als diejenige Maßnahme Klarheit über die bestehenden Sicherheitsbeden- dar, die unter Berücksichtigung der vorausgegange- ken zu schaffen, da die einzuleitenden Sicherheits- nen einvernehmlichen Regelung am geringsten in ermittlungen stets mit dem Ziel zu führen sind, den die Rechts- und Interessensphäre von General Dr. bestehenden Verdacht zu erhärten oder die Beden- Kießling eingriff. Im Ergebnis bedeutete sie ein ken auszuräumen. Jede Sicherheitsüberprüfung Vorziehen der Zurruhesetzung um lediglich drei schließt ab mit der Feststellung: „Es liegt tatsäch- Monate. lich ein Sicherheitsrisiko vor" oder „es liegt kein Sicherheitsrisiko vor". Diese Bewertung ist auch von General Dr. Kießling in seinem Brief vom 1. Februar 1984 ausdrücklich bestätigt worden. Dort heißt es: „Gleichzeitig versi- chere ich Ihnen, daß ich davon überzeugt bin, daß 3. Die Entscheidung des Bundesministers der Sie sich bei Ihrer Entscheidung ausschließlich von Verteidigung Dr. Wörner vom 8. Dezember 1983 Ihrer Pflicht gegenüber den Sicherheitsinteressen Grundlage der Entscheidung vom 8. Dezember 1983 der Bundesrepublik Deutschland leiten ließen." war der auf Weisung von Staatssekretär Dr. Hiehle Bundesminister Dr. Wörner hat bei seiner Entschei- am 6. Dezember 1983 vorgelegte Bericht des ASBw. dung die ihm obliegenden Überprüfungs- und Sorg- Auf der Grundlage dieses Berichts und des Ver- faltspflichten gewahrt: merks des Stellvertreters des Generalinspekteurs vom 7. Dezember 1983 mußte Bundesminister Dr. Er konnte und mußte sich darauf verlassen, daß die Wörner handeln. Seine Entscheidung, beim Bundes vom Amtschef ASBw vorgetragenen Erkenntnisse Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604 auf gründlichen Ermittlungen beruhten und von Verantwortung wahrgenommen und den Vor- den für die Fachaufsicht zuständigen Vorgesetzten gang entsprechend ihrer Sach- und Fachkennt- sorgfältig geprüft waren. Dies um so mehr, als für nisse umfassend geprüft hatten. Bundesminister den Bereich der Sicherheit der Bundeswehr ein be- Dr. Wörner hat seiner Sorgfaltspflicht genügt. sonderer Fachaufsichtsweg durch Dienstanweisun- — Bundesminister Dr. Wörner hat gegenüber Ge- gen und Sondererlasse festgelegt ist, um Fehllei- neral Dr. Kießling mehrmals seine Gesprächsbe- stungen zu verhindern. Bundesminister Dr. Wörner reitschaft bekundet. Er hat vor dem Ausschuß hat seine Entscheidung nach vorheriger Beratung allerdings eingeräumt, daß er es im Nachhinein mit dem zuständigen Referatsleiter Fü S II 6, dem bedauere, nicht noch ein weiteres Gespräch mit Stellvertreter des Generalinspekteurs und dem ver- General Dr. Kießling gesucht zu haben. antwortlichen Staatssekretär Dr. Hiehle getroffen. Eine über die von ihm durchgeführten Besprechun- gen hinausgehende Unterrichtungspflicht konnte von ihm nicht verlangt werden. Dies wird unterstri- 4. Das Verhalten von Staatssekretär Dr. Hiehle bei chen durch die Aussage von Staatssekretär Dr. der Bewertung des Berichts des ASBw vom Hiehle: „Es ist und kann nicht Aufgabe des Staats- 6. Dezember 1983 und sein Verhalten bei dem sekretärs sein, die Akten der Ermittlungsbehörde Gespräch mit General Dr. Kießling am anzufordern und zu prüfen, wenn in der Vorlage ein 13. Dezember 1983 schlüssiges eindeutiges Votum abgegeben wird, was Die Beweisaufnahme im Untersuchungsausschuß auf einem Bericht beruht, der vom Amtschef selbst machte deutlich, daß das Verhalten von Staatsse- unterschrieben und der in einer Besprechung im kretär Dr. Hiehle bei der Würdigung und Bewer- Bundesministerium der Verteidigung am 25. No- tung des Berichts des ASBw vom 6. Dezember 1983 vember 1983 noch einmal eingehend vorerörtert und sein Verhalten bei dem Gespräch mit General wurde." Unabhängig von der Auffassung des Staats- Dr. Kießling am 6. Dezember 1983 in mehrfacher sekretärs muß dies der Bundesminister der Vertei- Hinsicht zu beanstanden ist. digung für sich in Anspruch nehmen. a) Entsprach der Vorschlag von Staatssekretär Dr. Die getroffene Entscheidung war auch unter den im Hiehle am 4. November 1983, die Sicherheits- Bundesministerium der Verteidigung zur Verfü- überprüfung wie bei jedem anderen Soldaten gung stehenden Entscheidungs- und Handlungsal- abzuschließen, ohne Zweifel formal den ein- ternativen verhältnismäßig. schlägigen Vorschriften, mußte es um so mehr verwundern, daß es Staatssekretär Dr. Hiehle Die ein Sicherheitsrisiko begründenden Umstände im November 1983 unterließ, auf die Einhaltung hätten nach Auffassung des Amtes für Sicherheit der Sicherheitsvorschriften zu drängen und die der Bundeswehr und der für die Dienst- und Fach- Durchführung seiner Weisung in den einzelnen aufsicht zuständigen Vorgesetzten zum Entzug der Verfahrensabschnitten zu überprüfen. Es bleibt Sicherheitsbescheide führen müssen. Damit wäre insbesondere unverständlich, daß sich Staatsse- eine weitere Verwendung in der Dienststellung aus- kretär Dr. Hiehle mit dem Inhalt des Berichts geschlossen gewesen. Dazu kam die konkrete Be- vom 6. Dezember 1983 hat einverstanden erklä- fürchtung, daß die Angelegenheit in Presseveröf- ren können und auf dieser Grundlage Bundes- fentlichungen aufgegriffen würde. minister Dr. Wörner beraten hat, obwohl ein we- All dies läßt die getroffene Entscheidung als die sentliches Element jeder Sicherheitsüberprü- Maßnahme erscheinen, die geeignet, den Umstän- fung, nämlich die Anhörung des Betroffenen, den angemessen und unter Berücksichtigung der und die Überprüfung auf neue Erkenntnisse Belange des Betroffenen die mildeste Maßnahme fehlten. Bei sorgfältiger Prüfung hätte Staatsse- war. kretär Dr. Hiehle ebenso wie der Stellvertreter des Generalinspekteurs und der für die Fachauf- Zusammenfassend bleibt festzustellen: sicht zuständige Referatsleiter Fü S II 6, Oberst Hüttelmaier, erkennen müssen, daß zwar der In- — Der Bundesminister der Verteidigung Dr. Wör- halt des Berichts in mindestens zwei Punkten ner mußte am 8. Dezember 1983 auf der Grund- qualitative Unterschiede (Landeskriminalamt lage der ihm bekannten Umstände unverzüglich und Bereitschaft zur Gegenüberstellung) zu dem handeln, Bericht der MAD-Gruppe III vom 9. September — unter den gebotenen und zur Verfügung stehen- 1983 auswies, der MAD jedoch jede weitere Er- den Maßnahmen war das Vorziehen der einver- mittlungshandlung unterlassen hatte. Staatsse- nehmlich vorgesehenen Zurruhesetzung zum kretär Dr. Hiehle kann sich nicht darauf beru- 31. März 1984 um drei Monate auf den 31. De- fen, daß er seine Weisung nicht zu überwachen zember 1983 das angemessene Mittel, brauchte, „weil ich ja wußte, in welchen Händen sie liegt, und ich wußte, daß der Bericht dann — die beabsichtigte Maßnahme der vorläufigen kommt, wenn ein Ergebnis vorhanden ist". Zurruhesetzung zum 31. Dezember 1983 war er- messensfehlerfrei, b) Staatssekretär Dr. Hiehle hatte den Auftrag, Ge- neral Dr. Kießling am 13. Dezember 1983 dar- — Bundesminister Dr. Wörner mußte und konnte über zu unterrichten, daß Bundesminister Dr. bei seiner Entscheidung davon ausgehen, daß Wörner beabsichtige, beim Bundespräsidenten die zuständigen Vorgesetzten im Bundesmini- zu beantragen, ihn gemäß § 50 des Soldatenge- sterium der Verteidigung und im ASBw ihre setzes wegen mangelndem Vertrauen in die Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

Amtsführung zum 31. Dezember 1983 in den aufzuklären. Die für dieses Verfahren maßgebliche einstweiligen Ruhestand zu versetzen. Bundes- Vorschrift des § 88 Abs. 1 Satz 1 WDO lautet: minister Dr. Wörner mußte darauf vertrauen können, daß Staatssekretär Dr. Hiehle als ein „Jeder, gegen den eine gerichtliche Disziplinar- erfahrener Verwaltungsfachmann und langjäh- maßnahme verhängt werden kann, kann die Ein- riger Staatssekretär die Situation richtig ein- leitung eines disziplinargerichtlichen Verfahrens schätzen und die Eröffnung dieser Absicht in gegen sich beantragen, um sich von dem Ver- der gesetzlich gebotenen Weise vornehmen wer- dacht eines Dienstvergehens zu reinigen." de. General Dr. Kießling hatte zwar, wie bei je- Die Ermittlungspflicht der Einleitungsbehörde ist dem belastenden Verwaltungsakt, einen gesetz- in § 88 Absatz 1 Satz 2 WDO geregelt. Dort heißt lich begründeten Anspruch darauf, von der ge- es: änderten Entscheidung unterrichtet zu werden. Zur Gewährleistung des Rechts auf Anhörung „Die Einleitungsbehörde hat den Sachverhalt auf- (rechtliches Gehör) bedurfte es jedoch keines zuklären und festzustellen, ob der Soldat ein Hinweises auf die im Bericht vom 6. Dezember Dienstvergehen begangen hat." 1983 dargelegten Erkenntnisse. Aufgrund dieser Vorschriften ist die Einleitungsbe- Die von Staatssekretär Dr. Hiehle gegebene hörde verpflichtet festzustellen, ob der Soldat ein Erklärung, daß eine ausführliche Begründung Dienstvergehen begangen hat. ohnehin erforderlich gewesen sei, weil er auch die Weisung zu erteilen hatte, daß General Dieser gesetzlichen Verpflichtung ist Bundesmini- Dr. Kießling keinen Zugang zu Verschlußsachen ster Dr. Wörner in rechtlich einwandfreier Weise suchen dürfe, vermag nicht zu überzeugen. In durch entsprechende Weisungen nachgekommen. dieser Hinsicht konnte gegenüber der Situation Aufgrund der besonderen Umstände hat er sich vom 19. September 1983 keine Veränderung ein- selbst in die Ermittlungen eingeschaltet, um sich getreten sein. Entscheidende Änderung war das ein Bild von der Glaubwürdigkeit bestimmter Zeu- Vorziehen der Zurruhesetzung um drei Monate, gen zu verschaffen. nicht etwa ein gesteigerter Verdacht, daß Gene- ral Dr. Kießling in den verbleibenden Tagen Zu- Bei der Bewertung der Vorgänge zwischen dem gang zu Verschlußsachen suchen werde. Selbst 9. Januar 1984 und dem 31. Januar 1984 muß berück- wenn man jedoch einen Hinweis auf die Sicher- sichtigt werden, daß heitssituation für geboten erachtet hätte, hätte — die entstandene öffentliche Diskussion und die es zur Begründung nicht der Bezugnahme auf Erörterung im parlamentarischen Raum einen den Bericht des ASBw vom 6. Dezember 1983 Zeitdruck auslösten, der den üblichen Rahmen bedurft. eines disziplinaren Vorermittlungsverfahrens in c) Nach dem Verlauf des Gesprächs und unter Be- ungewöhnlichem Maße überstieg, rücksichtigung der besonderen Umstände wäre — die Ermittlungen wegen der Art des disziplina- es auch angezeigt gewesen, Staatssekretär ren Vorwurfs äußerst schwierig waren, Dr. Hiehle Bundesminister Dr. Wörner über den Gesprächsverlauf am 13. Dezember 1983 im ein- — Bundesminister Dr. Wörner sich im Laufe der zelnen unterrichtete. Staatssekretär Dr. Hiehle Ermittlungen durch den MAD getäuscht sah. gab im Ausschuß für sein Verhalten folgende Keiner der Zeugen hat diesen Eindruck stärker Begründung: „Ich habe deshalb keine weiteren gekennzeichnet als Staatssekretär Dr. Hiehle, Schritte unternommen, weil die Feststellungen als er äußerte: „Ich war erschüttert und noch in der Vorlage des ASBw so eindeutig waren und mehr enttäuscht, als ich im Januar von der Dif- demzufolge weitere Schritte nicht für notwendig ferenz erfuhr, zwischen dem, was ein Amtschef erachtet wurden." Diese Auffassung war der be- unterschrieben und was in der Werkzeugkiste sonderen Situation nicht angemessen. des MAD tatsächlich vorhanden war", — der Bundesminister der Verteidigung im Rah- men seines Aufklärungsbemühens Meldungen und Empfehlungen der Kölner Kriminalpolizei 5. Der Antrag von General Dr. Kießling nach einerseits und Ermittlungsergebnisse von Refe- § 88 der Wehrdisziplinarordnung (WDO) und die rat P II 5 und dem Wehrdisziplinaranwalt ande- Durchführung des Ermittlungsverfahrens rerseits erhielt, die Widersprüche zu Tage brach- ten und zu unterschiedlichen Bewertungen führ- a) Die Pflicht der Einleitungsbehörde zur Aufklärung ten. des Sachverhalts Bundesminister Dr. Wörner hat die gebotene Auf- General Dr. Kießling hat seinen mit Schreiben vom klärung zügig und in dem erforderlichen Umfang 23. Dezember 1983 gestellten Antrag auf Einleitung veranlaßt. Es ist insbesondere nicht zu beanstan- eines disziplinargerichtlichen Verfahrens gegen den, daß das zuständige Referat P II 5 bei der sich selbst damit begründet, daß er auf Klärung der Durchführung der gesetzlich geforderten Ermitt- gegen ihn erhobenen Vorwürfe bestehe. lungen durch weitere Stellen im Bundesministe- rium der Verteidigung und durch das ASBw unter- Aufgrund dieses Antrages war der Bundesminister stützt wurde. Die von Staatssekretär Dr. Hiehle an- der Verteidigung als zuständige Einleitungsbehörde geordnete unterstützende Ermittlungstätigkeit verpflichtet, den Sachverhalt nachzuprüfen und durch das Referat „Ermittlungen in Sonderfällen Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

(ES)" war sachgerecht, da auf diese Weise sicherge- fung der Aufenthaltsorte des Generals Dr. Kießling stellt wurde, daß die Ermittlungen schnell und entscheidend erschüttert werden konnte. Bedenken gründlich durch erfahrene Ermittlungsbeamte können in diesem Zusammenhang lediglich inso- durchgeführt wurden. Auch die Einschaltung des weit erhoben werden, als gleichzeitig die Reiseko- ASBw zur Unterstützung der disziplinaren Ermitt- stenabrechnungen auf mögliche Unkorrektheiten lungstätigkeit begegnet keinen Bedenken. Dies bot überprüft wurden, da hierfür keine Anhaltspunkte sich im vorliegenden Fall um so mehr an, als die erkennbar waren. Insgesamt muß auch bei der Wür- den ursprünglichen Vorwurf begründenden Er- digung der Art und Weise der Ermittlungen berück- kenntnisse im Rahmen der Sicherheitsermittlun- sichtigt werden, daß alle Maßnahmen wegen des gen durch den MAD gewonnen worden waren. starken öffentlichen Interesses in kürzester Zeit und mit einem den Normalfall übersteigenden Per- Es gab entgegen öffentlich vorgetragenen Behaup- sonalaufwand durchgeführt werden mußten. tungen stets nur ,ein Ermittlungsverfahren, das im Ergebnis rechtlich fehlerfrei durchgeführt worden ist. c) Die Anhörung von Zeugen durch den Bundesminister der Verteidigung b) Der Umfang der Ermittlungstätigkeit Nachdem Mitte Januar die ersten Zweifel über die vom ASBw als gesichert angegebenen Erkennt- Zur Begründung seines Antrags hatte General nisse beim Bundesminister der Verteidigung ent- - Dr. Kießling ausgeführt, daß er auf Klärung der ge- standen waren, wollte und mußte sich Bundesmini- gen ihn erhobenen Vorwürfe bestehe. Im Schreiben ster Dr. Wörner einen unmittelbaren Eindruck von seines Bevollmächtigten, Prof. Dr. Redeker, vom der Glaubwürdigkeit bestimmter Zeugen verschaf- 1. Januar 1984 heißt es: „Mein Mandant bezieht sich fen. Dies darf unter Berücksichtigung der besonde- auf die durch die Leitung des Ministeriums meinem ren Umstände nicht beanstandet werden. Bundes- Mandanten gegenüber erhobenen Anwürfe, die zu minister Dr. Wörner führte deshalb zu Recht zu- klären und zu bereinigen sind." Die im Rahmen des nächst ein Gespräch mit Regierungsdirektor Wald- Untersuchungsverfahrens mehrfach erhobenen Be- mann und ließ sich auch mit Genehmigung des Lei- denken gegen den Umfang der Ermittlungen kön- ters der Kölner Kriminalpolizei von den Fahrungs- nen nicht geteilt werden. Diese Auffassung geht beamten unmittelbar vortragen. Bei der Würdigung von falschen rechtlichen Voraussetzungen aus. Auf- der Anhörung von Zeugen aus dem Homosexuellen- grund eines Antrages nach § 88 WDO muß durch die Milieu darf nicht unbeachtet bleiben, daß dies auf Einleitungsbehörde geprüft werden, ob der Soldat Rat des Leiters der Kölner Kriminalpolizei zu- ein Dienstvergehen begangen hat. Die Aufklärungs- stande kam. Wie Bundesminister Dr. Wörner selbst pflicht in einem solchen Verfahren bezieht sich auf eingeräumt hat, wäre eine stärkere Zurückhaltung das Dienstvergehen, das heißt die Summe aller gegenüber dem Zeugen Ziegler angebracht gewe- möglichen Dienstpflichtverletzungen, jedoch kei- sen. Sowohl der Gesprächsablauf wie auch das als nesfalls auf vereinzelte eng zu begrenzende Vor- Beweismittel angebotene Tonbandprotokoll mußten würfe. In das Verfahren müssen daher grundsätz- Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Person und der lich neben dem in dem eigenen Antrag bezeichne- Glaubhaftigkeit der Nachricht aufkommen lassen. ten Vorwurf weitere erkennbare Dienstpflichtver- letzungen einbezogen werden, insbesondere dann, wenn sie sich auf denselben Grundsachverhalt be- d) Die Vorermittlungen des Wehrdisziplinaranwalts ziehen. Die aufgrund des Antrags nach § 88 WDO erforder- Daß der Soldat durch seinen Antrag die Aufklä- liche Sachaufklärung konnte die Einleitungsbe- rungspflicht nicht einseitig beschränken kann, wird hörde zunächst durch eigene Ermittlungen vorneh- im übrigen auch dadurch deutlich, daß durch die men. Nach dem Gesetz kann sie — muß jedoch Rücknahme des Antrages das Verfahren nicht auto- nicht — den Wehrdisziplinaranwalt um die Vor- matisch beendet werden kann, sondern die Einlei- nahme von Vorermittlungen ersuchen. Die hierfür tungsbehörde verpflichtet bleibt, dem Verdacht ei- maßgebliche Vorschrift des § 86 Abs. 2 WDO lautet: nes Dienstvergehens von Amts wegen weiterhin „Zur Vorbereitung ihrer Entschließung über die nachzugehen. Einleitung kann die Einleitungsbehörde den Unter Berücksichtigung dieser Umstände können Wehrdisziplinaranwalt um die Vornahme von gegen die von Staatssekretär Dr. Hiehle angeordne- Vorermittlungen ersuchen." ten Ermittlungen keine Bedenken unter dem Ge- Die Frage, zu welchem Zeitpunkt die Einleitungsbe- sichtspunkt des Grundsatzes der Verhältnismäßig- hörde von dieser gesetzlich eingeräumten Möglich- keit erhoben werden. Die gegen den Umfang eini- keit Gebrauch machen soll, kann nur im Einzelfall ger Ermittlungshandlungen vorgetragenen Zweifel entschieden werden. In der Regel wird der Wehrdis- sind unbegründet. Die Ermittlungen erstreckten ziplinaranwalt in tatsächlich oder rechtlich schwie- sich im Ergebnis gleichmäßig sowohl auf entla- rig gelagerten Fällen mit Vorermittlungen beauf- stende als auch auf belastende Umstände. So zeigte tragt. sich, daß die umfassende Überprüfung der Reisetä- tigkeit letztlich im wohlverstandenen Interesse des Diesen Grundsätzen trägt die Entscheidung des betroffenen Generals lag, da hierdurch die Glaub- Bundesministers der Verteidigung vom 20. Januar würdigkeit eines ursprünglich als wichtig und be- 1984 Rechnung, da zu diesem Zeitpunkt die Ermitt- deutsam angesehenen Zeugen durch die Überprü lungen in eine Phase getreten waren, die wegen der Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode ungeklärten Beweislage eine Klärung der Vorwürfe teiligt gewesen, hat sich als unrichtig herausge- mit Hilfe der dem Wehrdisziplinaranwalt als Organ stellt. der Rechtspflege zur Verfügung stehenden beson- deren prozessualen Befugnisse für notwendig er- Richtig ist, daß Bundesminister Dr. Wörner der Be- scheinen ließ. deutung der Angelegenheit entsprechend Bundes- kanzler Dr. Kohl in den einzelnen Entscheidungs- Insgesamt kann festgestellt werden, daß das durch phasen unterrichtet hat. Im übrigen bewegte sich den Antrag von General Dr. Kießling ausgelöste die Einschaltung des Bundeskanzleramtes im Rah- Ermittlungsverfahren in rechtlich einwandfreier men der durch § 19 der Geschäftsordnung der Bun- Form eingeleitet und im Ergebnis auch rechtlich desregierung bei einem Verfahren nach § 50 des fehlerfrei durchgeführt worden ist. Soldatengesetzes vorgeschriebenen Beteiligung. Bundesminister Dr. Wörner hat auch das Ermitt- lungsverfahren zum frühest möglichen Zeitpunkt Bundeskanzler Dr. Kohl hat sich im Januar 1984 abgeschlossen und aufgrund der ihm von Referat persönlich eingeschaltet und Professor Dr. Mikat P II, 5 und dem Wehrdisziplinaranwalt berichteten beauftragt, „die Angelegenheit so schnell wie mög- Ermittlungsergebnisse die Rehabilitierung von Ge- lich auf einem vernünftigen, General Dr. Kießling neral Dr. Kießling unverzüglich veranlaßt. entsprechend entgegenkommendem Weg auszuräu- men". Er hat unter Berücksichtigung seiner sonsti- Bundesminister Dr. Wörner konnte nicht vor dem gen Dienstobliegenheiten zum frühest möglichen - 31. Januar 1984 handeln. Hierbei muß berücksich- Zeitpunkt über die Rehabilitierung von General tigt werden, daß es eine Reihe von Hinweisen un- Dr. Kießling entschieden. terschiedlichster Qualität und Struktur gab. Wenn es auch gelang, sie in den meisten Fällen ohne gro- Die Anwesenheit von Staatssekretär Professor ßen Ermittlungsaufwand zu widerlegen, konnten Dr. Schreckenberger bei dem Gespräch mit dem sie jedoch nicht von vornherein als bedeutungslos Zeugen Ziegler entsprach dem Wunsch von Bundes- für das Ermittlungsverfahren angesehen werden. minister Dr. Wörner. Staatssekretär Dr. Schrecken- Die besondere Situation wurde auch durch die Aus- berger sollte sich ein eigenes Bild von der Glaub- sage von Ministerialrat Fritz, der am 14. Januar würdigkeit der Zeugen verschaffen. Sie war weder 1984 seine Bedenken gegen die Erkenntnisse des als offizielle Vertretung des Bundeskanzlers ange- ASBw vorgetragen hatte, deutlich: „Ich muß sagen, ordnet noch konnte sie entsprechend verstanden von da an war für mich, was das Ergebnis der weite- werden. Diese Beteiligung von Staatssekretär ren Untersuchung anging, eigentlich kein Zweifel Dr. Schreckenberger kann im übrigen nicht anders mehr. Nur kann eine Untersuchung j a ihr Ende gesehen werden als die Teilnahme von General insoweit damit nicht finden, weil es darum geht, a. D. de Maizière bei der Anhörung der Zeugen Er- Sachverhalte abzuklopfen auf ihre Richtigkeit oder lenhardt und August sowie die Bereitschaft des Unrichtigkeit. Es mußte ja der Beweis geführt wer- Wehrbeauftragten, sich für die beabsichtigte Ge- den, daß es nicht stimmt, was da und dort an Zu- genüberstellung der Zeugen mit General Dr. Kieß- sammenhängen und Vorgängen gewesen sein soll". ling in München zur Verfügung zu stellen. Die Ein- beziehung dieser erfahrenen Persönlichkeiten in Wesentliche Unterstützung erhielt der Wehrdiszip- die laufenden Beratungen und Anhörungen machte linaranwalt im Wege der Amtshilfe auch durch die zusätzlich deutlich, daß das Aufklärungsbemühen Staatsanwaltschaft und die Kölner Kriminalpolizei, von Bundesminister Dr. Wörner von fürsorglichem um die Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit Handeln geprägt war. von Personen abzuklären. Mit Recht hat der Wehr- disziplinaranwalt, Ministerialrat Wolf, bei seiner Vernehmung auch auf das „Exzeptionelle" der Vor- ermittlungen hingewiesen: „Über einen bis dahin 7. Die Rehabilitierung von General Dr. Kießling nicht unglaubwürdig scheinenden Zeugen war mir an diesem Tag (27. Januar 1984) eine Liste zugegan- gen, die 29 Strafverfahren enthielt. Die Liste um- Mit seiner Wiederernennung zum General ist faßte vier Schreibmaschinenseiten und las sich fast Dr. Kießling rehabilitiert worden. Am 1. Februar wie ein Querschnitt durch unser Strafgesetzbuch." 1984 händigte Bundesminister Dr. Wörner im Bun- Im Rahmen dieses schwierigen Ermittlungsverfah- desministerium der Verteidigung General a. D. rens hat Bundesminister Dr. Wörner seine Sorg- Dr. Kießling die Urkunde über seine Wiederernen- faltspflichten wahrgenommen. Neben seinem eige- nung zum General und zugleich die Entlassungsur- nen Aufklärungsbemühen hat er sich stets durch kunde in den einstweiligen Ruhestand zum das zuständige Referat P II 5 und den Wehrdiszipli- 31. März 1984 aus. Bundesminister Dr. Wörner gab naranwalt berichten lassen. Die im Laufe des Ver- General Dr. Kießling am 26. März 1984 den Großen fahrens aufkommenden Zweifel reichten allein Zapfenstreich; dieser fand im Standort Neustadt/ nicht aus, das Verfahren vor dem 31. Januar 1984 zu Hessen,' dem sich General Dr. Kießling aufgrund beenden. seiner Verwendung als Bataillonskommandeur be- sonders verbunden fühlte, statt. Mit einem Emp- fang anläßlich des Großen Zapfenstreichs verab- 6. Die Beteiligung der Bundesregierung schiedete Bundesminister Dr. Wörner General Dr. Kießling in den Ruhestand. Dabei hat er erneut Die mehrfach erhobene Behauptung, das Bundes sein Bedauern zum Ausdruck gebracht, daß Gene- kanzleramt sei an den Ermittlungen im Januar be ral Dr. Kießling Unrecht widerfahren ist. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

II. Würdigung durch die SPD-Fraktion Grundsätze dar, die im Verhältnis zwischen Vor- im Verteidigungsausschuß gesetzten und Untergebenen in der Bundeswehr des Deutschen Bundestages selbstverständlich sein sollten. — Bundesminister Dr. Wörner hat bei Behandlung Der Bundesminister der Verteidigung hat innerhalb dieser Angelegenheit der Bundesregierung eine verfassungsrechtlich • der Persönlichkeit des Generals Dr. Kieß- herausgehobene Stellung: ling, Als Mitglied der Bundesregierung obliegen ihm die • dem Ansehen der Bundeswehr in der Öffent- allgemeinen Amtspflichten eines Bundesministers, lichkeit und im westlichen Bündnis sowie insbesondere • dem Ansehen der Bundesrepublik Deutsch- — die Beachtung der Grundrechte und der Ge- land setze; schweren Schaden zugefügt. — die Verpflichtung, Schaden vom deutschen Volk — Bundesminister Dr. Wörner hat den Bundestag abzuwenden; und den Verteidigungsausschuß vorsätzlich un- — die Verpflichtung, Gerechtigkeit gegen jeder- vollständig und damit wissentlich falsch unter- mann zu üben; richtet. Er hat die über General Dr. Kießling auf- gestellten Behauptungen noch als eindeutig und — die Verpflichtung zur sorgfältigen Behandlung unzweifelhaft dargestellt, als deren Unrichtig- dienstlicher Angelegenheiten; keit bereits feststand. — die Verpflichtung zur Fürsorge gegenüber den Bundeskanzler Dr. Kohl hat seine Pflicht, Schaden Bediensteten, hier vor allem gegenüber den Sol- vom deutschen Volke abzuwenden, nicht erfüllt. Er daten der Bundeswehr. hat bei der Versetzung des Generals Dr. Kießling in Darüber hinaus ist er nach Artikel 65 a des Grund- den Ruhestand die ihm obliegenden Sorgfaltspflich- gesetzes Inhaber der Befehls- und Kommandoge- ten verletzt. Die Rehabilitierung des Generals hat walt über die Streitkräfte. Er ist damit Vorgesetzter er grundlos verzögert. aller Soldaten. Er soll — wie es § 10 des Soldatenge- setzes vorschreibt — in seiner Haltung und Pflicht- 1. Die Gespräche mit General Dr. Kießling erfüllung ein Beispiel geben, und er hat die für das am 15. September 1983 und die Vereinbarung Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Untergebe- vom 19. September 1983 nen maßgeblichen Grundsätze der Inneren Füh- rung zu beachten. Bundesminister Dr. Wörner hat am 15. und 19. Sep- tember 1983 General Dr. Kießling über die gegen Der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Manfred ihn vorliegenden Hinweise informiert. Grundlage Wörner, hat mit seinen Entscheidungen und seinem dafür war die am 14. September 1983 erfolgte Unter- Verhalten in der Angelegenheit des Generals Dr. richtung des Bundesministers durch den Amtschef Kießling sämtliche vorgenannten Amtspflichten des ASBw, Brigadegeneral Behrendt. Diese Unter- fortdauernd und nachhaltig verletzt: richtung ist auf einer völlig unzureichenden Grund- — Seine Entscheidung, General Dr. Kießling zum lage erfolgt. Brigadegeneral Behrendt hatte außer 31. Dezember 1983 vorzeitig in den einstweiligen dem Vermerk des Regierungsdirektors Waldmann Ruhestand zu versetzen, war sachlich falsch, vom 5. August 1983 keine weitere Unterlage bei weil die dafür genannten Gründe unzutreffend sich. Dieser Vermerk war nichts anderes als die gewesen sind. Niederschrift des Regierungsdirektors Waldmann Diese Entscheidung war deswegen auch recht- über das von Ministerialrat Karrasch weiterver- lich unbegründet. breitete Gerücht. Diese Tatsache war auch für Bun- desminister Dr. Wörner erkennbar. Er hätte deswe- Sie beruht auf schweren Versäumnissen des gen eine solche Art der Berichterstattung in einer Bundesministers Dr. Wörner. Er hat durch man- als bedeutsam erkannten Angelegenheit, die einen gelhafte Überprüfung seine Sorgfalts- und Für- der drei ranghöchsten Offiziere der Bundeswehr sorgepflichten grob verletzt. Er hat ohne Anhö- betraf, als unannehmbar zurückweisen und auf ei- rung des Generals eine mit ihm getroffene Ver- ner sorgfältigen Unterrichtung einschließlich Vor- einbarung gebrochen. lage der einschlägigen Akten bestehen müssen. — Er hat seine Pflicht, die Würde des Generals Dr. Hätte er so gehandelt, dann hätte er festgestellt: Kießling zu achten und zu schützen, durch seine außer dem halbseitigen Vermerk des Regierungsdi- Beteiligung an Ermittlungen gegen den General rektors Waldmann befand sich in der ganzen Akte gröblich verletzt. nicht mehr als der noch kürzere Bericht der MAD- Gruppe III vom 9. September 1983. Die aus ganzen Die von Bundesminister Dr. Wörner veranlaßten zwei Blatt bestehende Entscheidungsgrundlage von und betriebenen Ermittlungen dienten dem Ziel, Verteidigungsminister Dr. Wörner am 14. Septem- Belastendes und Nachteiliges zu finden, um so ber 1983 war also lediglich die Wiedergabe eines die rechtswidrig vorgenommene Pensionierung Gerüchts und die Mitteilung über das Ergebnis ei- des Generals nachträglich zu rechtfertigen. Das ner ersten vorläufigen Prüfung durch die Polizei. Verhalten von Bundesminister Dr. Wörner bei der Behandlung der Angelegenheit des Generals Bundesminister Dr. Wörner hat die erkennbar un- Dr. Kießling stellt eine schwere Mißachtung der zureichende Unterrichtung zum Anlaß genommen, Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode den General unverzüglich ins Bundesministerium ist daher nicht gerechtfertigt, ihm ein abredewidri- der Verteidigung zu zitieren und ihn dort mit den ges Verhalten in der Öffentlichkeit vorzuwerfen. angeblichen Erkenntnissen über ihn zu konfrontie- Das hat Bundesminister Dr. Wörner nicht daran ren. Das war nicht sachgerecht: Wenn der Bundes- gehindert, das angeblich vereinbarungswidrige Ver- minister ein Gespräch mit General Dr. Kießling halten zu Vorwürfen gegen General Dr. Kießling zu suchte, dann war besondere Sorgfalt geboten. Er verwenden. Er hat sogar diesen Gesichtspunkt mit hätte sich selbst sachkundig machen müssen. zur Grundlage für seine Entlassungsentscheidung Hierzu hätte auch gehört, daß sich Bundesminister vom 8. Dezember 1983 gemacht. Dr. Wörner nach dem Ergebnis der früheren — ins- gesamt sechs — Sicherheitsüberprüfungen des Ge- Die Tatsache, daß in der Sitzung des Verteidigungs- nerals Dr. Kießling erkundigt hätte, insbesondere ausschusses vom 18. Januar 1984 die Teilnahme von danach, ob sich etwa aus den darüber geführten General Dr. Kießling an einer Veranstaltung in der Sicherheitsakten Anhaltspunkte für die hier be- Bayerischen Landesvertretung in Bonn am 8. Sep- haupteten Erkenntnisse ergeben. Das hat er weder tember 1983 — also noch vor der Vereinbarung vom am 14. noch am 15. noch am 19. September 1983 19. September 1983 — in einen Vorwurf umgemünzt getan. worden ist, zeigt allerdings, mit welchem Eifer im Januar 1984 Nachteiliges über General a. D. Dr. Gleichwohl braucht die am 19. September 1983 zwi- Kießling gesucht und verbreitet wurde. schen Bundesminister Dr. Wörner und General Dr. Kießling getroffene Vereinbarung im Kern nicht beanstandet zu werden. Denn die — zuvor aus an- deren Gründen — vorgesehene Pensionierung des 2. Die Fortsetzung der Sicherheitsüberprüfung Generals zum 31. März 1984 konnte unter den gege- benen Umständen und unter Berücksichtigung der Die Weisung des Bundesministers vom 4. November Interessen des Generals und der Bundeswehr als 1983, die Sicherheitsüberprüfung des Generals Dr. eine befriedigende Regelung der Angelegenheit er- Kießling wie bei jedem anderen Soldaten abzu- scheinen. schließen, bräuchte — für sich genommen — nicht beanstandet zu werden, weil die verschiedenen von Unbefriedigend bleibt allerdings, daß Bundesmini- Staatssekretär Dr. Hiehle dafür vorgetragenen Ge- ster Dr. Wörner den von Anfang an zwischen dem sichtspunkte dafür hinreichend gewichtig erschei- General und ihm bestehenden Dissens über die nen konnten. Aufklärung der gegen den General erhobenen Vor- Unter den hier vorliegenden Umständen stellt diese würfe erkannt, jedoch nicht ausgeräumt hat. Auf- grund der Tatsache, daß der General ihm gegen- Weisung jedoch einen ersten schwerwiegenden über und in der Folgezeit wiederholt auch gegen- Bruch der mit dem General getroffenen Vereinba- über dem Generalinspekteur Aufklärung gefordert rung vom 19. September 1983 dar. Deren wesentli- hat, wußte er, daß hier eine in wesentlicher Hin- cher Inhalt war nach der eigenen Darstellung des sicht unterschiedliche Bewertung der getroffenen Ministers, die Angelegenheit bis zum 31. März 1984 Vereinbarung vorlag. Dies hätte Veranlassung sein auf sich beruhen zu lassen und alle Ermittlungen müssen, eine Klärung dieser Frage herbeizuführen, einzustellen. Eine Abweichung von dieser Vereinba- gegebenenfalls dem - General erneut mitzuteilen, rung hätte unter diesen Umständen aus fürsorge- daß und aus welchen Gründen die geforderte Auf- rechtlichen Gesichtspunkten nur bei Unterrichtung klärung nicht erfolgen würde. Das ist nicht gesche- und Anhörung des Generals erfolgen dürfen. Der hen. Minister hat jedoch den General darüber weder un- terrichtet noch angehört. Unbefriedigend erscheint ferner, daß der Teil der Vereinbarungen, welcher das Verhalten des Gene- rals Dr. Kießling betraf, entgegen der Darstellung Die Entscheidung des Bundesminister Dr. Wörner von Bundesminister Dr. Wörner recht vage geblie- 3. ben ist: vom 8. Dezember 1983 und ihre Durchführung Einerseits ist — allgemein — Einverständnis dar- Bundesminister Dr. Wörner hat am 8. Dezember über erzielt worden, daß sich der General so verhal- 1983 entschieden, dem Bundespräsidenten zum ten sollte, daß an seiner Dienstunfähigkeit keine 31. Dezember 1983 die vorzeitige Versetzung des Zweifel entstünden. Andererseits stand fest, daß Generals Dr. Kießling in den einstweiligen Ruhe- General Dr. Kießling seinen vorgesehenen Kran- stand vorzuschlagen. Grundlage dafür war der kenhausaufenthalt erst am 3. Oktober 1983 — also schriftliche Bericht des Amtschefs des ASBw vom mehr als zwei Wochen später — beginnen und bis 6. Dezember 1983. Dieser Bericht war in wesentli- dahin noch im Dienst sein würde. Ferner ist die cher Hinsicht falsch. Das ergibt sich aus der ge- Frage des Generals, wie er sich im Hinblick auf den meinsamen Sachverhaltsdarstellung und der Be- von ihm für November 1983 vorbereiteten Lehrgang wertung der Tätigkeit des ASBw (siehe Zweiter und für Generale aus der NATO in Oberammergau ver- Dritter Abschnitt, jeweils B.III.3). halten sollte, offen geblieben und einer späteren Entscheidung des Ministers vorbehalten worden; erst Ende Oktober 1983 wurde er gebeten, diesen a) Die mangelnde Sorgfalt bei der Entscheidung Lehrgang nicht wahrzunehmen. Tatsächlich ist Ge- neral Dr. Kießling nach dem 3. Oktober 1983 nur Die Verantwortung dafür, daß diese fehlerhafte wenige Male in der Öffentlichkeit aufgetreten. Es Darstellung dem Minister als maßgebliche Ent- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604 scheidungsgrundlage diente, trägt Bundesminister ling durchgeführt worden sind. Für dieses Verhal- Dr. Wörner selbst. Er hat damit wiederholt die ihm ten von Dr. Wörner gibt es überhaupt keine Erklä- als Bundesminister und Inhaber der Befehls- und rung. Auf Befragen sagte er am 8. Februar 1984 im Kommandogewalt gegenüber einem Soldaten oblie- Untersuchungsausschuß: genden Sorgfalts- und Fürsorgepflichten verletzt. Er hat auch am 8. Dezember 1983 die über General „Einmal habe ich selbst einen Untersuchungsaus- Dr. Kießling aufgestellten Behauptungen nicht auf schuß geleitet, bei dem sich herausgestellt hat, die ihnen zugrundeliegenden Tatsachen überprüft. daß ein Mann mehrfach gegen Sicherheitsbestim- Er hat sich den Bericht des Amtschefs des ASBw mungen verstoßen hatte, und zwar massiv, ohne unkritisch zu eigen gemacht, obwohl sich für den daß das früher aufgefallen sein mußte." Minister geradezu aufdrängen mußte, diesen Be- Aus dieser Antwort wird deutlich, daß es keine richt wegen seines dürftigen Umfangs und seines Rechtfertigung dafür gibt, daß Bundesminister pauschalen Inhalts als unzureichend zurückzuwei- Dr. Wörner keinen Versuch unternommen hat, den sen: ihm vorgelegten Bericht des Amtschefs des ASBw — Die Tatsache, daß der Bundesminister der Ver- daraufhin zu überprüfen, ob dabei die Sicherheits- teidigung eine Personalentscheidung dieser Be- bestimmungen eingehalten worden sind. Gegen- deutung auf der Grundlage eines gerade einein- über Bundesminister Dr. Wörner ist daher der Vor- halb Schreibmaschinenseiten umfassenden Be- wurf des grobfahrlässigen Handelns in noch stärke- richts vom 6. Dezember 1983 und einer knapp rem Maße zu erheben. Die fortwährende Wiederho- - halbseitigen Stellungnahme dazu ohne jegliche lung der Behauptung des Bundesministers, General weitere Unterlage traf, stellt mehr als eine bloße Dr. Kießling sei nach dem Inhalt des Berichts vom Oberflächlichkeit dar. Sie ist ein schwerer Feh- 6. Dezember 1983 „eindeutig identifiziert" und damit ler in der Personalführung. ein Sicherheitsrisiko gewesen, vermag die schwere Verletzung der dem Bundesminister obliegenden — Dies fällt um so stärker ins Gewicht, weil der Amtspflichten nicht zu rechtfertigen. Weder dieser Bericht des Amtschefs des ASBw vom 6. Dezem- Bericht noch die von Generalleutnant Windisch und ber 1983 lediglich pauschale Behauptungen zu Staatssekretär Dr. Hiehle dazu gegebenen Erläute- den angeblich über den General vorliegenden rungen konnten die in jeder Hinsicht fehlenden Erkenntnissen enthielt. Auf eine solche Grund- konkreten Anhaltspunkte — etwa: wann und unter lage läßt sich eine Personalentscheidung nicht welchen näheren Umständen sich der General in gründen und schon gar nicht eine Personalent- jener „Szene" aufgehalten haben soll — ersetzen. scheidung der hier vorliegenden Bedeutung. Es ist unerfindlich, wie Bundesminister Dr. Wörner Zu der Entscheidung des Bundesministers Dr. Wör- trotz des Fehlens exakter Daten von „sehr präzi- ner vom 8. Dezember 1983, General Dr. Kießling sen Angaben" sprechen kann. zum 31. Dezember 1983 in den einstweiligen Ruhe- stand zu versetzen, ist darüber hinaus folgendes Bundesminister Dr. Wörner hat dadurch die ihm festzustellen: obliegenden Sorgfalts- und Fürsorgepflichten in einer Weise verletzt, die — nach den Maßstäben Der Bundesminister hat diese Entscheidung im We- des Soldatengesetzes — mindestens als grob sentlichen damit begründet, er habe zu diesem Zeit- fahrlässig zu beurteilen ist. punkt aus Sicherheitsgründen keine andere Wahl gehabt. Diese Begründung überzeugt schon deswe- Die oberflächliche Behandlung der Angelegenheit gen nicht, weil die Tatsachen, die das angebliche durch Bundesminister Dr. Wörner am 8. Dezember Sicherheitsrisiko begründet haben, im Dezember 1983 wird auch daran deutlich, daß ihm nach seinen 1983 dieselben gewesen sind wie im September eigenen Angaben erst im Januar 1984 bekannt ge- 1983, als eine Pensionierung zum 31. März 1984 ver- worden ist, daß die Sicherheitsermittlungen des einbart worden ist. Denn der Bericht des Amtschefs MAD aufgrund des von Ministerialrat Karrasch des ASBw vom 6. Dezember 1983 enthielt keine an- verbreiteten Gerüchts in Gang gesetzt worden sind. deren oder gar neuen Tatsachen, welche für die Der Minister hat mithin diesen Sachverhalt weder Einschätzung als Sicherheitsrisiko bedeutsam ge- im September noch im Dezember 1983 geklärt. Er wesen wären, als sein mündlicher Bericht vom hat auch nicht geklärt, welche neuen Ermittlungen 14. September 1983. Daß im Dezember 1983 — übri- nach dem 4. November 1983 durchgeführt worden gens zum ersten Male — ein schriftlicher Bericht sind. Hätte Bundesminister Dr. Wörner wenigstens vorlag und das Ermittlungsergebnis nun dem Lan- am 8. Dezember 1983 darauf bestanden, sich ein ei- deskriminalamt Nordrhein-Westfalen zugeschrie- genes Bild durch Einsicht in die Akten zu verschaf- ben wurde, konnte für die Beurteilung der angebli- fen, so hätte er sofort erkannt, daß an diesem Tage chen Erkenntnisse als Sicherheitsrisiko nicht von keine neuen Tatsachen und Erkenntnisse vorlagen. Bedeutung sein. Er hätte festgestellt, daß keine weiteren Ermittlun- gen durchgeführt worden sind. Für die behauptete Die Begründung des Bundesministers stellt eine Ermittlungstätigkeit des Landeskriminalamtes reine Schutzbehauptung dar: Nordrhein-Westfalen gaben die Akten keinerlei An- haltspunkte. Bundesminister Dr. Wörner hat sich — Daß der von Dr. Wörner behauptete unabweis- auch am 8. Dezember 1983 — ebensowenig wie im bare Zwang zum Handeln aus Sicherheitsgrün- September 1983 — vergewissert, wann und mit wel- den nicht vorlag, wird daran deutlich, daß der chem Ergebnis die früheren — insgesamt sechs — Amtschef des ASBw, Brigadegeneral Behrendt, Sicherheitsüberprüfungen des Generals Dr. Kieß und dessen Vorgesetzter, Generalleutnant Win- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

disch, die beide in hohem Maße für die Sicher- Dr. Reinhard, und des Leiters des Ministerbüros, heit der Bundeswehr verantwortlich sind, die Si- Ministerialrat Dr. Trebesch, die Berichte aus cherheitsbelange auch bei einer Pensionierung den NATO-Dienststellen in Brüssel und Mons zum 31. März 1984 gewahrt sahen, wenn der Ge- bei dem Gespräch am 8. Dezember 1983 von Be- neral keinen Zugang zu Verschlußsachen erhal- deutung gewesen sind, an dessen Ende die Ent- te. Das war bereits seit September 1983 nicht scheidung des Bundesministers für die vorzei- mehr der Fall. tige Pensionierung des Generals Dr. Kießling stand. — Der Grund für die fehlerhafte Behandlung des Berichts vom 6. Dezember 1983 durch Bundesmi- — Für diese Entscheidung war nach den Ausfüh- nister Dr. Wörner ist darin zu sehen, daß ihm bis rungen von Staatssekretär Dr. Hiehle auch von unmittelbar vor der Entscheidung vom 8. De- Bedeutung, daß sich der General im Herbst 1983 zember 1983 Berichte aus dem Dienstort des Ge- in der Öffentlichkeit gezeigt und dadurch gegen nerals bei der NATO zugetragen wurden, die ihn die zwischen ihm und dem Bundesminister ge- befürchten ließen, das Bundesministerium der troffene Abrede vom 19. September 1983 versto- Verteidigung und er als Minister würden in die- ßen habe. Dieser Gesichtspunkt ist allerdings zu ser Angelegenheit in einer nicht erwünschten Unrecht und in unredlicher Weise von Bundes- Weise in die öffentliche Diskussion geraten: minister Dr. Wörner zum Nachteil von General • Sein Adjutant, Oberst Dr. Reinhard, war am Dr. Kießling verwandt worden. Denn über das 17. und 20. Oktober 1983 in eindringlicher Verhalten des Generals ist — wie bereits ausge- Weise auf Recherchen der Presse wegen der führt — eine klare Absprache nicht getroffen fortdauernden Abwesenheit des Generals worden. Der von Bundesminister Dr. Wörner er- Dr. Kießling von seinem Dienstort und des- hobene Vorwurf, der General habe durch seinen sen angebliche homosexuelle Neigungen hin- Aufenthalt in der Öffentlichkeit diese Vereinba- gewiesen worden. Insbesondere Generalleut- rung abredewidrig verletzt, läßt sich somit nicht nant von Sandrart hatte am 20. Oktober 1983 aufrecht erhalten. Schon gar nicht kann der Mi- den dringenden Rat zu einer vorgezogenen nister daraus die Rechtfertigung für seinen Pensionierung des Generals Dr. Kießling er- Bruch der mit dem General getroffenen Verein- teilt, weil er befürchtete, daß „der Deckel barung herleiten. nicht bis zum geplanten Entlassungsdatum Außerdem ist festzustellen: Wesentlicher Inhalt der auf dem Topf bleiben" könne. Er hat sich dar- zwischen Bundesminister Dr. Wörner und General über hinaus am 2. November 1983 gegenüber Dr. Kießling am 19. September 1983 getroffenen Oberst Dr. Reinhard erneut telefonisch dazu Vereinbarung war die einvernehmlich zum 31. März geäußert und schließlich am 6. Dezember 1984 vorgesehene Pensionierung des Generals und 1983 in Brüssel wiederum und dringend sei- seine Verabschiedung mit militärischen Ehren im nen Rat wiederholt. Rahmen eines Großen Zapfenstreichs. An diese • Auch der Leiter des Informations- und Pres- Vereinbarung wollte Bundesminister Dr. Wörner sestabes im Bundesministerium der Verteidi- am 8. Dezember 1983 nicht mehr gebunden sein: die gung, Oberst Reichardt, war am 6. Dezember Versetzung in den einstweiligen Ruhestand sollte 1983 in Brüssel von mehreren Journalisten bereits zum 31. Dezember 1983 erfolgen, und die auf die Angelegenheit angesprochen worden. Verabschiedung mit einem Großen Zapfenstreich Am 8. Dezember 1983 hat ihm darüber hinaus sollte entfallen. Aus diesem Grunde wäre — jen- ein Journalist den Rat zu einer sehr schnel- seits der Gewährung rechtlichen Gehörs — eine Er- len Entscheidung des Ministers erteilt, ver- örterung dieser Angelegenheit zwischen dem Mini- bunden mit der Ankündigung, daß „zwischen ster und dem General zwingend geboten gewesen. Neujahr und März die Sache herauskommt Eine solche Erörterung hat nicht nur nicht stattge- und ein öffentlicher Skandal entstehen funden; Bundesminister Dr. Wörner hat sie ersicht- wird". lich bewußt gemieden und statt dessen Staatssekre- tär Dr. Hiehle beauftragt, den General von seiner — Adressat dieser Berichte war erkennbar der Entscheidung zu unterrichten. Bundesminister selbst. Sie sind auch an ihn wei- tergeben worden und haben die beabsichtigte Auf den Vorhalt, daß Bundesminister Dr. Wörner Wirkung voll erreicht. Denn der Bundesminister trotz der abredewidrigen Entscheidung den betrof- hat — in der Zwangsvorstellung eines drohen- fenen General noch nicht einmal unterrichtet, ge- den Skandals — den Bericht vom 6. Dezember schweige denn angehört hat, hat der Minister im- 1983 zum Anlaß genommen, General Dr. Kieß- mer wieder erklärt, er habe gegenüber General ling unter Bruch der mit ihm getroffenen Ver- Dr. Kießling am 19. September 1983 seine ständige einbarung zum 31. Dezember 1983 in den einst- Gesprächsbereitschaft bekundet. Mit dieser Dar- weiligen Ruhestand zu versetzen. stellung täuscht Bundesminister Dr. Wörner jedoch Der von Bundesminister Dr. Wörner erweckte über seine Unterlassung und den damit verbunde- Eindruck, Einflüsse aus der NATO seien bei die- nen schweren Fehler hinweg: Bis zum 13. Dezember ser Entscheidung nicht vorhanden oder bedeu- 1983 hat Dr. Wörner den General weder selbst noch tungslos gewesen, erweist sich somit als falsch. durch andere von der einseitigen Aufkündigung der Dies findet auch seine Bestätigung darin, daß Vereinbarung und den getroffenen Entscheidungen nach den Darstellungen des Staatssekretärs unterrichtet. General Dr. Kießling hatte also gar Dr. Hiehle, des Adjutanten des Ministers, Oberst keinen Grund, ein Gespräch mit dem Bundesmini- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604 ster zu suchen. Die Tatsache, daß Dr. Wörner gleich- war. Eine sorgfältige Prüfung hätte ergeben, daß wohl General Dr. Kießling — bis in die Vernehmun- für die darin über General Dr. Kießling aufgestell- gen vor dem Untersuchungsausschuß hinein — vor- ten Behauptungen eine nur als dürftig zu bezeich- hält, von seiner — des Ministers — Gesprächsbe- nende Tatsachengrundlage vorhanden gewesen ist, reitschaft keinen Gebrauch gemacht zu haben, be- die schlechterdings die hier vorgenommene Ent- gründet nicht nur den Vorwurf der Unredlichkeit, scheidung nicht zu stützen vermochte. sondern zeigt erneut die Unfähigkeit von Dr. Wör- ner, den Aufgaben einer sorgsamen Personalfüh- Die Auffassung, daß die vorzeitige Pensionierung rung gerecht zu werden. rechtswidrig gewesen ist, wird zwar von Dr. Wörner nicht geteilt; sie ist allerdings auch in seinem Mini- sterium vertreten worden. Das zuständige Referat, welches dort mit der von General Dr. Kießling ge- b) Die Rechtswidrigkeit der Entscheidung gen seine Entlassung erhobenen verwaltungsge- richtlichen Klage befaßt gewesen ist, hat nach ei- Die Entscheidung des Bundesminister Dr. Wörner, nem Vermerk vom 27. Januar 1984 zu diesem Ver- dem Bundespräsidenten vorzuschlagen, General fahren „große Bedenken" geäußert. Dafür, daß die Dr. Kießling zum 31. Dezember 1983 unter Anwen- Entscheidung vom 8. Dezember 1983 rechtswidrig dung des § 50 des Soldatengesetzes in den Ruhe- gewesen ist, spricht auch, daß der Bundesrepublik stand zu versetzen, war rechtswidrig. Deutschland sämtliche Kosten dieses — nach der Nach dieser Vorschrift kann ein Berufsoffizier vom Rehabilitierung des Generals erledigten — gericht- Brigadegeneral an aufwärts jederzeit in den einst- lichen Verfahren auferlegt worden sind. weiligen Ruhestand versetzt werden. Die Entschei- dung darüber wird — wie bereits dem Wortlaut die- ser Bestimmung zu entnehmen ist („kann") — nach c) Die Verantwortung des Staatssekretärs Dr. Hiehle pflichtgemäßem Ermessen getroffen. Sie ist rechts- widrig, wenn von der in dieser Vorschrift enthalte- Staatssekretär Dr. Hiehle hat am 2. November 1983 nen Befugnis in einer ihrem Zweck widersprechen- nach längerer Krankheit seinen Dienst im Bundes- den Weise Gebauch gemacht wird. Die Entschei- ministerium der Verteidigung wieder aufgenom- dung muß somit in erster Linie auf sachgerechten, men. Er war von diesem Zeitpunkt an wieder der am Zweck des § 50 des Soldatengesetzes orientier- für den MAD zuständige Staatssekretär. Auf seine ten Erwägungen beruhen. Veranlassung ging die Weisung des Bundesmini- Bundesminister Dr. Wörner hat sich zur Begrün- sters vom 4. November 1983 zurück, die Sicherheits- dung seiner Entscheidung darauf berufen, daß er überprüfung des Generals Dr. Kießling wie bei je- aufgrund der ihm im Bericht des Amtschefs des dem anderen Soldaten abzuschließen. ASBw vermittelten Anhaltspunkte das Vertrauen in Es ist als Fehler zu beanstanden, daß Staatssekre- die Amtsführung des Generals verloren habe. Ein tär Dr. Hiehle die Durchführung dieser Weisung solcher Vertrauensverlust kann zwar ein sachge- nicht mit der gebotenen Sorgfalt überwacht hat. rechter Grund dafür sein, einen General in den Eine ordnungsgemäße Sicherheitsüberprüfung einstweiligen Ruhestand zu versetzen. Allerdings hätte vorschriftsmäßige Sicherheitsermittlungen müssen die Gründe, die zu dem Vertrauensverlust erforderlich gemacht; General Dr. Kießling hätte geführt haben, tatsächlich zutreffen. Ist dies nicht gehört werden müssen. Solche Sicherheitsermitt- der Fall, so ist dem angenommenen Vertrauensver- lungen sind nicht durchgeführt, und der General ist lust in tatsächlicher Hinsicht die Grundlage entzo- nicht gehört worden. Das war dem Bericht vom gen mit der Folge, daß eine darauf gestützte Ent- 6. Dezember 1983 ohne weiteres zu entnehmen. Der scheidung rechtswidrig und deswegen aufzuheben Zeuge Staatssekretär Dr. Hiehle sah sich vor dem ist. Untersuchungsausschuß nicht in der Lage, eine Er- So liegt der Fall hier: Da die Tatsachen, die den klärung dafür zu geben, warum er sich über diese behaupteten Vertrauensverlust ausgemacht haben, zwingende Regelung der Sicherheitsüberprüfung falsch und unzutreffend gewesen sind, war die von hinweggesetzt hat. Dieser Fehler fällt umso stärker Bundesminister Dr. Wörner getroffene Entschei- ins Gewicht, als sich Dr. Hiehle damit in Wider- dung ermessensfehlerhaft und damit rechtswidrig. spruch zu seiner Forderung vom 4. November 1983 begeben hat, die Sicherheitsüberprüfung von Gene- Daß Bundesminister Dr. Wörner im Zeitpunkt sei- ral Dr. Kießling müsse wie bei jedem anderen Sol- ner Entscheidung nicht wußte, daß die über den daten abgeschlossen werden. General Dr. Kießling im Bericht des Amtschefs des ASBw vom 6. Dezember 1983 aufgestellten Behaup- Es ist außerdem zu beanstanden, daß Staatssekre- tungen unzutreffend waren, vermag an dieser tär Dr. Hiehle in seinen Schlußfolgerungen, die sei- rechtlichen Beurteilung nichts zu ändern. Für die nes Erachtens aus dem Inhalt des Berichts vom Beurteilung einer Verwaltungsentscheidung als 6. Dezember zu ziehen waren, von den in diesem rechtmäßig oder rechtswidrig ist ohne Bedeutung, Bericht und in der Stellungnahme des Stellvertre- ob der jeweilige Entscheidungsträger die Rechts- ter des Generalinspekteurs enthaltenen Überlegun- widrigkeit kannte oder kennen mußte. Abgesehen gen abgewichen ist, ohne daß er sich durch Vorlage davon hätte Dr. Wörner bei Beachtung der ihm ob- der vorhandenen Unterlagen ein eigenes Bild über liegenden Sorgfaltspflichten erkennen müssen, daß die angeblichen sicherheitsrelevanten Umstände der Bericht des Amtschefs des ASBw vom 6. De- und ihr Gewicht verschafft hatte. So hat er die in zember 1983 in wesentlicher Hinsicht unzureichend dem Bericht vom 6. Dezember 1983 enthaltenen un- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode zutreffenden Behauptungen ungeprüft übernom- Art und Weise der Identifizierung. Eine solche men und auf dieser fehlerhaften Grundlage Überle- allgemeine Behauptung war einer konkreten Wi- gungen für die von Bundesminister Dr. Wörner zu derlegung überhaupt nicht zugänglich. Unter treffende Entscheidung angestellt. Staatssekretär diesen Umständen konnte General Dr. Kießling Dr. Hiehle hat daher im vorliegenden Fall seine nur nachdrücklich seine Aussage wiederholen, Dienstaufsichtspflichten verletzt. Der Staatssekre daß er „niemals in seinem Leben in einem sol- tär hätte — wie oben ausgeführt — die weisungs- chen Milieu" gewesen sei und es sich um eine und vorschriftswidrige Herstellung des Berichts Verleumdung handeln müsse. Dies wurde ihm vom 6. Dezember 1983 erkennen müssen. Bei Be- als „allgemeines Bestreiten" angelastet. achtung der gebotenen Sorgfalt hätte sich ihm die Dazu hat Staatssekretär Dr. Hiehle als Zeuge Vorlage der Akten des ASBw geradezu aufgedrängt, vor dem Untersuchungsausschuß ausgeführt: und dadurch hätte er festgestellt, daß die dort vor- handenen Grundlagen für eine Entscheidung des „Wenn der General, wie am 13. Dezember ge- Bundesministers völlig unzureichend gewesen schehen, sich darauf beschränkte, die ihm vor- sind. gehaltenen Feststellungen zu bestreiten und von Verleumdungen zu sprechen, so bestand Dr. Hiehle kann sich zur Rechtfertigung nicht dar- für mich ... angesichts der Eindeutigkeit der auf berufen, es könne nicht Aufgabe des Staats- Feststellungen ... kein Anlaß, eine Überprü- sekretärs sein, die Akten anzufordern und zu prü- fung des vorgetragenen Ermittlungsergebnis- fen; er müsse sich vielmehr auf die Richtigkeit der ses anzuordnen." - Angaben verlassen, die in vorgelegten Berichten enthalten sind. Dieser Auffassung liegt ein fehler- Diese Bewertung entbehrt — wie aus den Vor- haftes Verständnis der ihm als dem zuständigen gängen offenkundig wurde — jeder Rechtferti- Staatssekretär obliegenden Dienstaufsichtspflich- gung. Sie kann nur als ungerecht beurteilt wer- ten zugrunde. Diese Pflicht umfaßt auch die Prü- den. Noch schwerer wiegt aber, daß Staatssekre- fung der Richtigkeit von vorgelegten Berichten; tär Dr. Hiehle den nachdrücklichen Hinweis des eine bloß kursorische Prüfung auf „Schlüssigkeit" Generals, es handele sich um eine Verleumdung, der vorgetragenen Gesichtspunkte genügt demge- als bedeutungslos abgetan hat. Eine massivere genüber nicht. Gegenvorstellung läßt sich nämlich kaum den- ken. Sie hätte daher zum Anlaß einer intensiven Staatssekretär Dr. Hiehle hat am 13. Dezember 1983 Prüfung der den aufgestellten Behauptungen zu- den General Dr. Kießling im Auftrage des Bundes- grunde liegenden Tatsachen genommen werden ministers von dessen Entscheidung unterrichtet, müssen. Eine derartige Prüfung ist jedoch nicht ihn — den General — vorzeitig zum 31. Dezember erfolgt. Sie hätte ergeben, daß solche Tatsachen 1983 ohne militärische Ehren in den einstweiligen nicht vorhanden waren. Ruhestand zu versetzen. Dazu ist folgendes festzu- stellen: Die Begründung, die Staatssekretär Dr. Hiehle am 13. Dezember 1983 gab, und die zwangsläufig — Die Tatsache, daß Staatssekretär Dr. Hiehle knappe Erwiderung von General Dr. Kießling dem General für die Entscheidung des Bundes wird von Staatssekretär Dr. Hiehle zu Unrecht ministers eine Begründung, nämlich den we- nachträglich als Anhörung dargestellt. Eine An- sentlichen Inhalt des Berichts vom 6. Dezember hörung hätte die Offenlegung aller bekannten 1983, genannt hat, ist — entgegen einer weit ver- Tatsachen erfordert. General Dr. Kießling hätte breiteten Ansicht — weder rechtlich noch von in den Stand gesetzt werden müssen, die Tatsa- der Sache her zu beanstanden. Die Vorschrift chen zu prüfen und zu widerlegen. Es kann des- des § 50 des Soldatengesetzes, von der Bundes- halb nur festgestellt werden: Nicht einmal die minister Dr. Wörner Gebrauch gemacht hat, sagt mindeste Form eines rechtlichen Gehörs ist ge- nichts darüber, ob Gründe anzugeben sind oder wahrt worden. nicht. Eine Begründung war somit rechtlich je- denfalls nicht unzulässig, möglicherweise — aus rechtsstaatlichen oder verwaltungsverfahrens- d) Die Durchführung der Entscheidung rechtlichen Gründen — sogar geboten. Diese Bundesminister Dr. Wörner hat den Bundeskanzler Frage ist jedoch letztlich bedeutungslos. Denn am 9. Dezember 1983 über seine Entscheidung un- die Entscheidung des Bundessministers krankt terrichtet, dem Bundespräsidenten die vorzeitige nicht daran, daß sie begründet worden ist. Ihr Versetzung des Generals Dr. Kießling in dep einst- entscheidender Mangel liegt darin, daß die ange- weiligen Ruhestand vorzuschlagen. Der Bundes- gebenen Gründe falsch gewesen sind. Sie hätten kanzler hat ihn dabei aufgefordert, „dies alles sehr keinen Deut an Richtigkeit gewonnen, wenn sie intensiv zu überprüfen". Auch diesem konkreten nicht angegeben worden wären. Auftrag ist Bundesminister Dr. Wörner nicht nach- — Die Eröffnung der Entscheidung am 13. Dezem- gekommen. Er hat sich dazu folgendermaßen einge- ber 1983 weist jedoch einen anderen schweren lassen: Mangel auf: Der von Staatssekretär Dr. Hiehle Auf die Frage, wen er bei der vom Bundeskanzler zur Begründung herangezogene Bericht vom aufgetragenen Überprüfung zu Rate gezogen hat, 6. Dezember 1983 enthielt nämlich nur die allge- hat er ausgesagt: meine Behauptung, der General sei als Besucher zweier Lokale eindeutig identifiziert worden — „Niemand. Diese Überprüfung habe ich selbst ohne Angabe irgendeines Zeitpunktes oder der vorgenommen." Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Er habe den Bericht vom 6. Dezember 1983 und die genschaft ist er der verantwortliche Berater des Stellungnahme des Stellvertreters des Generalin- Bundeskanzlers. Schließlich obliegt ihm die Koordi- spekteurs noch einmal gelesen und sei nation der Tätigkeit der Nachrichtendienste. Dieser Verantwortung ist Staatssekretär Professor Dr. „noch einmal die ganzen Fragen durchgegangen. Schreckenberger in keiner Weise gerecht gewor- Da wir sie am Tage vorher erörtert und beantwor- den. tet hatten, gab es für mich keinen Anlaß, nun auch getrennt davon noch einmal Aufträge zu er- In Anwendung des § 19 der Geschäftsordnung der teilen oder Nachforschungen anzustellen." Bundesregierung war im Falle des Generals Dr. Kießling eine Stellungnahme des Bundeskanzlers Mit dieser Aussage versucht Dr. Wörner die Wahr- zu der von Bundesminister Dr. Wörner beabsichtig- heit zu umgehen. Wortreich umschreibt er die Tat- ten Versetzung des Generals Dr. Kießling in den sache, daß er die vom Bundeskanzler verlangte Prü- einstweiligen Ruhestand einzuholen. Damit wird fung nicht durchgeführt hat. Es bedarf keiner nähe- dem Bundeskanzler bei besonders wichtigen Perso- ren Begründung, daß auch das wiederholte Lesen nalangelegenheiten des Bundes ein Mitwirkungs- des keine konkreten Anhaltspunkte enthaltenden recht eingeräumt. Er übernimmt damit allerdings Berichts des ASBw vom 6. Dezember 1983 mit einer zugleich Mitverantwortung für solche Entscheidun- „sehr intensiven Prüfung" nichts zu tun hat. gen. Ihr kann er nur gerecht werden, wenn der Chef seines Amtes solche herausgehobenen Personalan- Mit seinem Verhalten ist Bundesminister Dr. Wör- gelegenheiten einer sorgfältigen Prüfung unter-- ner weder seiner Verantwortung gegenüber dem zieht. Bundespräsidenten noch seiner Verantwortung ge- genüber der Bundesregierung gerecht geworden: Dieser Prüfungspflicht sind zwar die Beamten in der Personalabteilung des Bundeskanzleramtes Er hat am 19. Dezember 1983 gegenüber dem Bun- nachgekommen, die am 16. Dezember 1983 vorge- deskabinett und dem Bundespräsidenten die im Be- schlagen haben, die Entscheidung wegen der Kürze richt vom 6. Dezember 1983 aufgestellten, von ihm der für eine sorgfältige Prüfung nicht ausreichen- nicht geprüften unzutreffenden Behauptungen über den Zeit zurückzustellen, nicht jedoch Staatssekre- den General als Grund für dessen Versetzung in tär Professor Dr. Schreckenberger. Er hat die Be- den einstweiligen Ruhestand genannt. Diese fal- denken seiner zuständigen Beamten als bedeu- sche Unterrichtung ist die zwangsläufige Folge der tungslos erachtet und sie dem Bundeskanzler erst mangelnden Sorgfalt, die der Minister schon zuvor gar nicht vorgetragen. Die Angelegenheit war für bei Behandlung der Angelegenheit hat walten las- ihn mit dem Hinweis des Bundeskanzlers auf die sen. Gründe erledigt, die ihm Bundesminister Dr. Wör- ner vorgetragen hatte. Bei einem solchen Amtsver- Besonders ist zu beanstanden, daß er dadurch das ständnis konnte Staatssekretär Professor Dr. Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland Schreckenberger seine Aufgabe als verantwortli- veranlaßt hat, die Urkunde über die Versetzung des cher Berater des Bundeskanzlers nicht erfüllen. Generals in den Ruhestand zu unterzeichnen und damit eine Handlung vorzunehmen, die — wie die Das zeigt der vorliegende Fall im besonderen Maße. Rehablitierung des Generals am 1. Februar 1984 ge- Denn der Bundeskanzler hat durch seine nach § 19 zeigt hat — rechtswidrig war und deswegen aufge- der Geschäftsordnung der Bundesregierung er- hoben werden mußte. folgte zustimmende Stellungnahme daran mitge- General Dr. Kießling hatte gegenüber dem Leiter wirkt, daß General Dr. Kießling in rechtswidriger der Abteilung Personal, Generalleutnant Kubis, mit Weise in den Ruhestand versetzt worden ist. Hier- hinreichender Deutlichkeit den Wunsch geäußert, für ist Staatssekretär Professor Dr. Schreckenber- die Entlassungsurkunde von Bundesminister Dr. ger mitverantwortlich, weil er eine sorgfältige Prü- Wörner selbst ausgehändigt zu bekommen. Daß fung, ohne die der Zweck des Mitwirkungsrechts dies nicht geschah und auch von Dr. Wörner seiner- des Bundeskanzlers in bedeutsamen Personalange- seits nicht versucht worden ist, war ein erkennba- legenheiten nicht erfüllt werden kann, unterlassen res Ausweichen vor seiner Verantwortung. Es kann hat. dahingestellt bleiben, ob dieses Verhalten mit den Als Chef des Bundeskanzleramtes hat Staatssekre- Grundsätzen der Inneren Führung zu vereinbaren tär Professor Dr. Schreckenberger auch die Tätig- ist. keit der Nachrichtendienste des Bundes zu koordi- nieren. Er ist jedoch zu keinem Zeitpunkt vor dem 9. Dezember 1983 vom Amtschef des ASBw über die 4. Die Mitwirkung des Bundeskanzlers an der Sicherheitsüberprüfung des Generals Dr. Kießling vorzeitigen Versetzung des Generals Dr. Kießling — einen der ranghöchsten deutschen Generale, der in den einstweiligen Ruhestand dazu noch stellvertretender NATO-Oberbefehlsha- ber in Europa gewesen ist — unterrichtet worden. a) Die Beteiligung des Staatssekretärs im Hierzu hätte vielfach Gelegenheit bestanden, denn Bundeskanzleramt die Chefs der Nachrichtendienste des Bundes kom- Der Chef des Bundeskanzleramtes, Professor Dr. men in aller Regel wöchentlich zu Besprechungen Schreckenberger, ist nicht nur der Leiter dieser ins Bundeskanzleramt. Die unterbliebene Unter- zentralen Behörde der Regierung. Er ist zugleich richtung des Staatssekretärs Professor Dr. Schrek- Staatssekretär der Bundesregierung. In dieser Ei kenberger läßt den Schluß zu, daß er seiner auf die Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

Nachrichtendienste bezogenen Aufgabe nur unzu- nichterfüllt. Er ist damit auch nicht seiner Verant- reichend nachkommt. wortung gegenüber dem Bundespräsidenten ge- recht geworden, dem seine zustimmende Stellung- nahme zum Vorschlag des Bundesministers, den b) Die Verantwortung des Bundeskanzlers General zum 31. Dezember 1983 in den Ruhestand zu versetzen, zur Kenntnis zu bringen war. Bundeskanzler Dr. Kohl hat sich sowohl in der Bun- despressekonferenz am 1. Februar 1984 als auch ge- genüber dem Untersuchungsausschuß am 15. März 1984 im Zusammenhang mit der Rehabilitierung 5. Die Ermittlungen im Januar 1984 des Generals a. D. Dr. Kießling öffentlich darauf be- rufen, daß diese Rehabilitierung in Ausübung sei- Bundesminister Dr. Wörner hat im Januar 1984 Er- ner Richtlinienkompetenz erfolgt sei. Falls diese mittlungen gegen General Dr. Kießling durchfüh- Berufung auf die Richtlinienkompetenz begründet ren lassen. Dabei sind die Grundrechte des Gene- sein sollte, dann bleibt die Frage unbeantwortet, rals, nämlich die Menschenwürde (Artikel 1 Abs. 1 warum der Bundeskanzler erst am 31. Januar 1984 des Grundgesetzes) und seine Persönlichkeits- und nicht bereits im Dezember 1983 bei der Verset- rechte (Artikel 2 Abs. 1 des Grundgesetzes) nicht zung des Generals in den Ruhestand von ihr Ge- berücksichtigt worden. Das hat zwangsläufig dazu brauch gemacht hat. Hätte er das getan, so hätte er geführt, daß der Grundsatz der Verhältnismaßigkeit schweren Schaden abwenden können: von Anfang an nicht gewahrt worden ist. Die Anhö- - rung von Auskunftspersonen durch Dr. Wörner im Bundesminister Dr. Wörner hat am 9. Dezember Bundesministerium der Verteidigung diente er- 1983 den Bundeskanzler von seiner Absicht unter kennbar dem Ziel, Nachteiliges und Belastendes ge- richtet, dem Bundespräsidenten die vorzeitige Ver- gen den General zu ermitteln. Dadurch sollte die setzung des Generals Dr. Kießling in den einstweili- rechtswidrig zustande gekommene vorzeitige Pen- gen Ruhestand vorzuschlagen. Dem Bundeskanzler sionierung des Generals nachträglich gerechtfertigt war nach seinen Angaben die politische Bedeutung werden. der Angelegenheit, die den ranghöchsten deutschen General bei der NATO betraf, voll bewußt. Ihm war bekannt, daß durch diese Absicht des Bundesmini- sters Dr. Wörner die mit dem General im Septem- a) Die disziplinarischen Sachverhaltsermittlungen ber 1983 getroffene Vereinbarung, die Versetzung in den Ruhestand zum 31. März 1984 vorzunehmen, General Dr. Kießling hat am 23. Dezember 1983 nicht eingehalten worden ist. Er wußte — wie er in einen Antrag auf Einleitung eines disziplinarge- seiner Vernehmung vor dem Untersuchungsaus- richtlichen Verfahrens gegen sich selbst gestellt. schuß nochmals bekräftigt hat —, daß General Dr. Zur Begründung hat er ausgeführt, er bestehe auf Kießling die gegen ihn erhobenen Vorwürfe ent- Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Dieser schieden zurückgewiesen hatte. Ihm war ferner be- Antrag war der Ausgangspunkt für die im Januar wußt, daß durch die gegen den General erhobenen 1984 gegen den General durchgeführten Ermittlun- Vorwürfe der Homosexualität und des Umgangs in gen. krimineller Szene dessen Ehre und Ansehen im Die für die Behandlung eines solchen Antrages Kern berührt waren. Schließlich war ihm bekannt, maßgebliche Vorschrift des § 88 Abs. 1 Sätze 1 und 2 daß General Dr. Kießling stellvertretender NATO der Wehrdisziplinarordnung lautet: Oberbefehlshaber in Europa war und damit von der Entscheidung des Bundesminister das Ansehen der „Jeder, gegen den eine gerichtliche Disziplinar- Bundeswehr und die Stellung der Bundesrepublik maßnahme verhängt werden kann, kann die Ein- Deutschland im westlichen Bündnis berührt waren. leitung eines disziplinargerichtlichen Verfahrens Diese Tatsachenkenntnis begründete seine Auffor- gegen sich beantragen, um sich von dem Ver- derung an Dr. Wörner, eine intensive Überprüfung dacht eines Dienstvergehens zu reinigen. Die Ein- der Angelegenheit vorzunehmen. Er hat sich jedoch leitungsbehörde hat den Sachverhalt aufzuklären zu keinem Zeitpunkt — auch nicht vor oder in der und festzustellen, ob der Soldat ein Dienstverge- Sitzung des Kabinetts am 19. Dezember 1983 — ver- hen begangen hat." gewissert, daß und in welcher Weise der Bundesmi- nister dieser Aufforderung nachgekommen ist. Da somit der Bundesminister der Verteidigung als Hierzu hätte besonderer Anlaß bestanden. Denn Einleitungsbehörde zur Sachverhaltsaufklärung ihm lag nach seiner eigenen Aussage der Vermerk und Feststellung verpflichtet, ob General Dr. Kieß- der zuständigen Personalabteilung im Bundeskanz- ling ein Dienstvergehen begangen hatte, war es leramt vom 16. Dezember 1983 vor, in dem zutref- sachgerecht, daß der Antrag des Generals vom 23. fende Überlegungen über die außenpolitische Be- Dezember 1983 dem dafür zuständigen Referat deutung der Angelegenheit angestellt und in dem P II 5 im Bundesministerium der Verteidigung zu- massive Bedenken gegen das vorgesehene Verfah- geleitet worden ist und daß dort am 29. Dezember ren erhoben wurden, weil in der Kürze der zur Ver- 1983 erste Überlegungen zu seiner weiteren Be- fügung stehenden Zeit eine sorgfältige Prüfung aus- handlung angestellt worden sind. geschlossen erschien. Diese Hinweise hat der Bun- Es fällt allerdings folgendes auf: deskanzler grundlos beiseite geschoben. Er hat da- mit seine Amtspflichten, die er im Hinblick auf den Die Überlegungen, die im Bundesministerium der betroffenen General und die Bundeswehr hatte, Verteidigung zu dem Antrag des Generals Dr. Kieß- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604 ling angestellt worden sind, waren zunächst — bis -tikel 1 Abs. 1 des Grundgesetzes und auch gegen zur Rückkehr des Bundesministers aus seinem Ur- den im Rechtsstaatsprinzip wurzelnden Verhältnis- laub am 9. Januar 1984 — geprägt von einer bemer- mäßigkeitsgrundsatz. Danach muß eine Maßnahme kenswerten Zurückhaltung. Nach Aussagen des zur Erreichung des angestrebten Zwecks geeignet Leiters des dafür zuständigen Referats, Oberst und erforderlich sein; der mit ihr verbundene Ein- Dahl, wurden zunächst keine Ermittlungen ange- griff darf seiner Intensität nach nicht außer Ver- ordnet. In der dem General vorgeworfenen Homo- hältnis zur Bedeutung der Sache und den vom Bür- sexualität wurde eine Dienstpflichtverletzung nicht ger hinzunehmenden Einbußen stehen. gesehen. Daher wurde die Zurückweisung des An- trages ohne weitere Prüfung erwogen. Unter Berücksichtigung dieser Grundsätze ist zu einzelnen hier vorgenommenen Ermittlungen fol- Diese Zurückhaltung änderte sich schlagartig mit gendes festzustellen: den Weisungen, die Bundesminister Dr. Wörner am 9. Januar 1984 Staatssekretär Dr. Hiehle und Gene- — Unzulässig erscheint die Anhörung eines Oberst ralleutnant Kubis zur Durchführung der Sachver- a. D. zu der Frage, welche Tatsachen dazu ge- haltsermittlungen erteilt hat. Generalleutnant Ku- führt haben, daß Dr. Kießling als Hauptmann im bis hat diese Weisung dem Oberst Dahl dahin ge- Jahre 1962 den Generalstabslehrgang an der hend erläutert, es sei unter anderem „festzustellen, Führungsakademie der Bundeswehr vorzeitig welche Verdachtsmomente bestehen beziehungs- beendet hat. Denn es ist schlechterdings nicht weise welche Verdächtigungen geäußert werden erkennbar, in welchem Zusammenhang dieser (von wem auch immer)". Sachverhalt mit den in die Ermittlungstätigkeit einbezogenen Gegenständen steht. Damit ist ein Die Weisung hatte zur Folge, daß Ermittlungen in Eingriff in die Persönlichkeitsrechte des Gene- einem uferlosen Umfange in jede nur vorstellbare rals vorgenommen worden, für die ein rechtferti- Richtung durchgeführt worden sind; deren allein gender Grund nicht ersichtlich ist. erkennbares Ziel ist es gewesen, eine nachträgliche Rechtfertigung der rechtswidrig vorgenommenen — Deutsche Offiziere bei der NATO, insbesondere Pensionierung des Generals zu finden. Die Weisung Kapitän zur See Jancke und Oberstleutnant von ging ersichtlich über den Antrag des Generals vom Boguslawski, haben mit beachtlichem Eifer das 23. Dezember 1983 hinaus. Darin war um Klärung Gerücht verbreitet, daß General Dr. Kießling zu der gegen ihn erhobenen — nicht: aller nur denkba- einem seiner Fahrer homosexuelle Beziehungen ren — Vorwürfe gebeten worden. Damit konnte unterhalte. Das wurde noch in ihrer Verneh- nach Lage der Dinge nur der ihm vorgehaltene Um- mung durch das Referat P II 5 im Januar 1984 gang in der Kölner Homosexuellen-Szene gemeint deutlich. Daraufhin sind die beiden Fahrer des sein. Zwar ist die für die Sachverhaltsermittlungen Generals einer Anhörung unterzogen worden, zuständige Stelle nicht auf den in einem Antrag deren Intensität zu beanstanden ist: Einer der nach § 88 der Wehrdisziplinarordnung bezeichneten beiden Fahrer ist an mehreren Tagen über viele Sachverhalt beschränkt. Erweitert sie allerdings Stunden hinweg vernommen worden. Beide ihre Ermittlungstätigkeit auch auf andere Sachver- Fahrer sind in massiver Weise zu ihrem Intimle- halte, dann wird sie den Betroffenen darüber als- ben, insbesondere ihrem Sexualleben befragt bald unterrichten müssen, damit er sich auf diese worden. Eine solche Befragung ist mit dem Ge- veränderte Lage einstellen kann. Eine solche Unter- bot der Achtung ihrer Menschenwürde nicht in richtung des Generals Dr. Kießling ist hier zu kei- Einklang zu bringen; im Interesse aller Beteilig- nem Zeitpunkt erfolgt. Nicht einmal das Schreiben ten wird auf eine nähere Begründung dazu ver- des Prozeßbevollmächtigen des Generals vom 23. zichtet. Oberst Dahl hat sich als Zeuge vor dem Januar 1984, mit dem klargestellt worden ist, daß Untersuchungsausschuß dazu wie folgt geäu- der Antrag des Generals nur auf die gegen ihn erho- ßert: benen Vorwürfe bezogen war, ist zum Anlaß für „Wenn man in derartigen Verfahren ist, muß eine Unterrichtung oder gar Anhörung genommen man nach solchen Dingen fragen. Dies zeigen worden. alle Verfahren vor Strafgerichten. Dort geht Unter keinen Umständen durfte eine Ermittlungs- man sogar an minderjährige Mädchen mit tätigkeit entfaltet werden, an deren Ende eine Kar- sehr viel schlimmeren Fragen heran, als wir tei stand, die über einen Zeitraum von mehr als sie gestellt haben." acht Jahren hinweg — seit 1. April 1976 — ermög- Diese Auffassung ist zurückzuweisen. Sie macht licht, „bis auf wenige Lücken präzise Angaben zu klar, mit welcher Maßlosigkeit die Ermittlungen machen, an welchen Tagen sich der General wo und gegen den General im Januar 1984 durchgeführt zu welchem Zweck aufgehalten hat", wie es in ei- worden sind. nem vom Leiter des Referats ES, Ministerialrat Fritz, gefertigten Vermerk heißt. — Der Leiter des Referats ES, Ministerialrat Fritz, hat sich bei Staatssekretär Dr. Hiehle der von Eine solche lückenlose Durchleuchtung persönli- ihm nach der Weisung des Bundesministers zu cher Verhältnisse ist mit tragenden Verfassungs- erfüllenden Aufträge vergewissert. Sie gingen grundsätzen der Bundesrepublik Deutschland, an dahin, die gesamte Dienstreisetätigkeit des Ge- die auch der Bundesminister der Verteidigung und nerals seit dem 1. April 1976 einer Prüfung zu sein Ministerium gebunden sind, nicht in Einklang unterziehen. Weder im Zeitpunkt der dazu erteil- zu bringen: Sie verstößt gegen das Gebot zur Ach- ten Weisung am 10. Januar 1984 noch zu einem tung und zum Schutze der Menschenwürde aus Ar späteren Zeitpunkt lagen Anhaltspunkte für Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

eine dahin gehende Dienstpflichtverletzung vor. gung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes — nach Auch ein Zusammenhang dieses Sachverhalts Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten zu beurteilen. mit den gegenüber dem General erhobenen Vor- würfen ist nicht erkennbar. Am Ende dieser Er- Die von Bundesminister Dr. Wörner im vorliegen- mittlungen stand die bereits erwähnte Kartei den Fall durchgeführten Anhörungen müssen je- mit der fast lückenlosen Bezeichnung der Auf- doch deshalb als verwerflich angesehen werden, enthalte des Generals über einen Zeitraum von weil sie sämtlich geprägt gewesen sind von dem mehr als acht Jahren. nachhaltigen Bestreben, Belastendes gegen den Ge- Eine derartige Ausforschung des persönlichen neral zu suchen, um nachträglich die rechtswidrige Lebensbereichs ist weder mit den Notwendigkei- Pensionierung zu rechtfertigen. Die Durchführung ten des hier durchgeführten Disziplinarverfah- dieser Anhörung ist als abwegig und unhaltbar zu rens zu begründen noch mit der Menschen- beanstanden. Auch sind die Menschenwürde des würde vereinbar. Generals Dr. Kießling und der Verhältnismäßig- keitsgrundsatz verletzt worden. — General Dr. Kießling war in der Zeit vom 1. Ok- tober 1977 bis 30. September 1979 stellvertreten- Bundesminister Dr. Wörner hat die von ihm vorge- der Leiter der Abteilung Personal im Bundesmi- nommenen Anhörungen sämtlich nach dem 14. Ja- nisterium der Verteidigung. Für diese Zeit wur- nuar 1984 durchgeführt. Zu den jeweiligen Zeit- den die Besucherbücher des Bundesministeri- punkten der Anhörung stellte sich die Situation für ums der Verteidigung überprüft. Daraus wurden den Minister im einzelnen wie folgt dar: - die Besucher des Generals Dr. Kießling heraus- gesucht; für 22 Personen sind Strafregisteraus- — Am 10. Januar 1984 und an den folgenden Tagen züge angefordert worden. hatte Bundesminister Dr. Wörner die MAD-An- gehörigen angehört, die zwischen dem 27. Juli Außerdem sind Feststellung über Kurmittelan- und dem 6. Dezember 1983 mit der Angelegen- wendungen getroffen worden, die General Dr. heit des Generals Dr. Kießling befaßt gewesen Kießling während seines Aufenthalts auf der In- sind. Danach stand fest, daß die im Bericht vom sel Sylt ab Oktober 1983 in Anspruch genommen 6. Dezember 1983 aufgestellten Behauptungen hat. auf einer völlig unzureichenden Grundlage zu- Schließlich sind Soldaten, mit denen General Dr. sammengeschrieben worden waren. Kießling vor Jahren gemeinsam Dienst verrich- tet hat, zu der Behauptung befragt worden, der — Am 13. Januar 1984 hatte Bundesminister Dr. General habe als Kommandeur Duschräume in- Wörner die Polizeibeamten gehört, die im Sep- tensiv beaufsichtigt. tember 1983 am Rande einer Mordfahndung mit Hilfe eines retuschierten Fotos Erkenntnisse Für diese Maßnahmen gibt es keinerlei Recht- über General Dr. Kießling gewonnen hatten. Da- fertigung. Sie sind sämtlich unzulässig. Durch nach stand fest, daß von einer „eindeutigen Iden- sie ist die Menschenwürde des Generals verletzt tifizierung" keine Rede sein konnte. Es stand worden. ferner fest, daß die Angaben im Bericht vom Die Verantwortung für all diese Maßnahmen 6. Dezember 1983, wonach das Landeskriminal- trägt der Bundesminister, denn sie gehen sämt- amt Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf die Er- lich auf seine Weisungen vom 9. Januar 1984 mittlungen geführt habe und zur Beweisführung zurück. Er kann sich auch nicht darauf berufen, durch Gegenüberstellung bereit sei, falsch wa- daß er von der Intensität der Ermittlungen ren. nichts gewußt habe, denn er hat sich laufend — Am 14. Januar 1984 hatte Ministerialrat Fritz über die Ermittlungen und ihre Ergebnisse un- dem Minister massiv seine Bedenken gegen die terrichten lassen. Insbesondere war ihm aus vom MAD vorgenommene „Beweisführung in dem Vortrag von Ministerialrat Fritz am 14. Ja- der Identifizierung" vorgetragen; es sei ihm „rät- nuar 1984 im einzelnen bekannt, daß die ge- selhaft, wie auf der Grundlage der von ihm ein- samte Reisetätigkeit des Generals seit mehr gesehenen Akten von einer sicheren Identifizie- als acht Jahren einer Überprüfung unterzogen rung gesprochen werden" könne. Das genaue wurde. Gegenteil habe sich ihm aufgedrängt, und auch der Gedanke an Manipulation. b) Die Anhörung von Auskunftspersonen durch — Spätestens am 18. Januar 1984 war Bundesmini- Bundesminister Dr. Wörner ster Dr. Wörner durch den Bericht des Oberst Bundesminister Dr. Wörner hat in die im Januar Dahl vom 17. Januar 1984 darüber unterrichtet, 1984 durchgeführten Ermittlungen selbst nachhal- daß sich aus den Anhörungen von mehr als zehn tig eingegriffen, indem er wiederholt Auskunftsper- höheren Offizieren der Bundeswehr keinerlei sonen im Bundesministerium der Verteidigung an- Anhaltspunkte für die über General Dr. Kießling gehört hat. aufgestellten Behauptungen ergeben hatten. Im Gegenteil: Die Anhörung der beiden früheren Dazu ist im einzelnen folgendes festzustellen: Bun- Fahrer des Generals hatte zu dem Ergebnis ge- desminister Dr. Wörner hatte selbstverständlich die führt, daß das von deutschen Offizieren bei der rechtliche Befugnis zur Anhörung von Auskunfts- NATO verbreitete Gerücht über homosexuelle personen. Ob und in welcher Weise er solche Anhö- Beziehungen des Generals zu einem der beiden rungen vornimmt, hatte er — unter Berücksichti Fahrer jeglicher Grundlage entbehrte. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

— Am 18. und 19. Januar 1984 hatte die Parlamen- und Erlenhardt wurden sodann am 18. Januar 1984 tarische Kommission zur Kontrolle der Nach- — nach der Sitzung der PKK — im Bundesministe- richtendienste (PKK) MAD-Angehörige und Po- rium der Verteidigung erneut angehört, dieses Mal lizeibeamte gehört, die im Jahre 1983 in der An- in Anwesenheit des Chefs des Bundeskanzleramtes, gelegenheit des Generals tätig gewesen sind. des Staatssekretärs Prof. Dr. Schreckenberger. Daran hat auch Bundesminister Dr. Wörner teil- genommen. Als Ergebnis stand am Ende dieser Der Gipfel dieser unglaublichen Vorgänge war die Sitzung fest, daß der Bericht des Amtschefs des im Bundesministerium der Verteidigung durchge- ASBw vom 6. Dezember 1983 in wesentlicher führte Anhörung des Schriftstellers Alexander Hinsicht falsch war und die ihm zu Grunde lie- Ziegler aus der Schweiz. Er hatte sich in einem am genden Ermittlungen vorschriftwidrig durchge- 18. Januar 1984 im Bundesministerium der Verteidi- führt, mangelhaft bewertet und fehlerhaft dar- gung eingegangenen Brief an Bundesminister Dr. gestellt worden waren. Wörner als Verfechter der Rechte der Homosexuel- len vorgestellt und sich als Zeuge angeboten. Er Damit lagen bereits am 14. Januar 1984 zahlreiche hatte sich weiter zur Abgabe einer eidesstattlichen gewichtige Anhaltspunkte für die Fehlerhaftigkeit Versicherung in Anwesenheit des Bundesministers der Entscheidung des Bundesministers vom 8. De- und des Bundeskanzlers bereit erklärt. Der Bundes- zember 1983 vor. Am 19. Januar 1984 stand diese minister hat ihn darauf in das Bundesministerium Fehlerhaftigkeit endgültig und unzweifelhaft fest. der Verteidigung gebeten; als Termin dafür wurde Auch die bis dahin durchgeführten nachträglichen in mehreren Telefongesprächen zwischen Ziegler Ermittlungen hatten keinen Anhaltspunkt für die einerseits und dem Leiter des Ministerbüros sowie Richtigkeit der gegen General Dr. Kießling erhobe- dem Adjutanten des Ministers andererseits der nen Behauptungen geboten. 20. Januar 1984 vereinbart. Die auf diesem Hintergrund vorzunehmende Wür- digung der von Bundesminister Dr. Wörner selbst Die Anhörung des Schriftstellers Ziegler sowie ei- durchgeführten Anhörungen von drei Auskunfts- nes von ihm mitgebrachten Begleiters durch Bun- personen ergibt, daß der Minister bedenkenlos nach desminister Dr. Wörner muß insgesamt als abwegig jedem Strohhalm gegriffen hat, um nachträglich beanstandet werden. Im einzelnen ist dazu folgen- Beweise für die Richtigkeit seiner im Dezember des festzustellen: 1983 zu Lasten des Generals getroffenen Entschei- — Der Frage, wie lange sich Bundesminister Dr. dung zu erlangen. Wörner mit Ziegler unterhalten hat, — ob eine Das wird bereits an der eilfertigen Art und Weise Stunde, wie der Minister ausgesagt hat, oder deutlich, wie diese Anhörungen zustande gekom- mehrere Stunden, wie der an diesem Gespräch men sind. Bundesminister Dr. Wörner hat keine beteiligt gewesene Rechtsanwalt Spiess bei sei- Veranlassung gesehen, sich vorher über die Persön- ner Aussage vor dem Untersuchungsausschuß lichkeit dieser Auskunftspersonen in einer halb- bekundet hat —, ist letztlich bedeutungslos. Ins wegs substantiierten Weise unterrichten zu lassen. Gewicht fällt, daß der Bundesminister nach dem Er hat z. B. zwei dieser Auskunftspersonen unver- 19. September 1983 keine Minute Zeit für ein Ge- züglich in das Bundesministerium der Verteidigung spräch mit einem der drei ranghöchsten Offi- gebeten, nachdem diese bekundet hatten, eine wich- ziere der Bundeswehr gefunden hat. Im Januar tige Aussage in der Angelegenheit des Generals Dr. 1984 hat er hingegen mit unvermittelt herbeige- Kießling machen zu können. holten Zeugen augedehnte Gespräche über den General geführt. Die Kölner Polizei hat am 14. August 1983 gegen 23.00 Uhr dem Minister einen Zeugen August ange- — Bundesminister Dr. Wörner hat versucht, die boten, der früher für den Staatssicherheitsdienst Tatsache dieser Anhörung und die Bedeutung der DDR tätig gewesen sein soll und der nach sei- dieses Zeugen in der Angelegenheit des Gene- nen Angaben im Kölner Homosexuellen-Milieu ver- rals herunterzuspielen. Dieser Versuch ist ge- kehrt. Seine Anhörung durch den Bundesminister scheitert: fand unmittelbar danach noch in derselben Nacht zwischen 23.30 Uhr und 0.30 Uhr statt. • Für die hohe Einschätzung dieses Zeugen durch den Bundesminister spricht zunächst Ein Zeuge namens Erlenhardt sowie zwei weitere die zuvorkommende Behandlung, die ihm bei Zeugen, die von der Kölner Polizei der dortigen Ho- seiner Anreise erster Klasse aus der Schweiz mosexuellen-Szene zugerechnet werden, hatten ge- — zum Beispiel Abholung durch den Adju- genüber der Polizei bekundet, sie könnten Angaben tanten des Ministers am Flughafen — und im über Aufenthalte des Generals in dieser Szene ma- Bundesministerium der Verteidigung — die chen. Daraufhin ließ Dr. Wörner eine Gegenüber- wunschgemäße Hinzuziehung eines Rechts- stellung dieser Personen mit dem General a. D. Dr. anwalts und eines Notars — zuteil geworden Kießling am 15. Januar 1984 im Bundeswehrkran- ist. kenhaus in München vorbereiten. Sie wurden in Begleitung mehrerer Kriminalbeamter nach Für- • Bundesminister Dr. Wörner hat zu dieser An- stenfeldbruck geflogen. Gegen zwei dieser Zeugen hörung den Chef des Bundeskanzleramtes hat die Polizei wegen des Verdachts der versuchten hinzugezogen und ihn nach der Aussage des Erpressung des Generals ermittelt. Einer der Zeu- Rechtsanwalts Spiess vor dem Untersu- gen wies ein beachtliches Strafregister auf. August chungsausschuß als Professor Dr. Schrecken- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

berger vorgestellt, der „für den Bundeskanz- den Antrag auf Durchführung eines disziplinar- ler kommt". gerichtlichen Verfahrens zurückgenommen und • Der Bundesminister hat seiner hohen Wert- zur Begründung in einer beigefügten Presseer- schätzung auch dadurch Ausdruck verliehen, klärung ausgeführt hat, der General habe jegli- daß er nach der Aussage des Rechtsanwalts ches Vertrauen in eine objektive Aufklärung der Spiess diesen Zeugen gegenüber Staatsse- Angelegenheit durch den Minister und sein Mi- kretär Professor Dr. Schreckenberger als den nisterium verloren. „bei weitem glaubwürdigsten und substan- Dr. Wörner hat zur Begründung für die von ihm vor- tiellsten Zeugen" geschildert hat. genommene Anhörung von Auskunftspersonen an- • Bundesminister Dr. Wörner hat schließlich gegeben, wachsenden Zweifeln gegenüber der Ar- Ziegler und seinem Begleiter — deren beitsweise des MAD hätten Ermittlungsergebnisse Wunsch entsprechend — schriftlich die Wah- der Kölner Kriminalpolizei gegenübergestanden, rung ihrer Anonymität zugesichert. durch welche die gemeldete Identifizierung bestä- tigt worden sei. Daher seien weitere Ermittlungen Dieser Gesamteindruck wird durch folgenden erforderlich geworden. Sachverhalt bestätigt: Ziegler hatte eine zwölf Seiten umfassende Ab- Diese Aussage ist falsch: Von solchen Ermittlungs- schrift einer Tonbandaufnahme über ein Tele- ergebnissen konnte zu keinem Zeitpunkt die Rede fongespräch mitgebracht, das er im Jahre 1979 sein. Bundesminister Dr. Wörner hat am 14. Januar mit einem Achim Müller geführt haben will. 1984 die Polizeibeamten angehört, welche im Sep- Diese Abschrift hat teilweise pornographische tember 1983 in der Angelegenheit des Generals tä- Inhalte und ist insgesamt abstoßend. Sie wurde tig waren. Sie konnten nach Lage der Dinge nur als Anlage zu einer eidesstattlichen Versiche- bestätigen, daß die Erkenntnisse über General Dr. rung genommen, die Ziegler und sein Begleiter Kießling am Rande einer Mordfahndung mit Hilfe vor einem auf ihren Wunsch herbeigerufenen eines retuschierten Fotos gewonnen worden waren. Notar über das Zustandekommen dieser Ab- Eine „eindeutige Identifizierung" läßt sich darauf schrift abgaben. schlechterdings nicht stützen. Die große Bedeutung, die Bundesminister Dr. Die vier von Bundesminister Dr. Wörner nach sei- Wörner diesen Zeugen beigemessen hat, wird nen Angaben auf Anraten der Polizei zur Gegen- letztlich daran deutlich, daß die eidesstattliche überstellung mit dem General vorgesehen gewese- Versicherung mit ihren Anlagen unverzüglich nen Zeugen haben sämtlich mehr oder weniger ge- dem Wehrdisziplinaranwalt zugeleitet worden wichtige Vorbehalte über die Sicherheit ihrer Anga- ist. Dieser hat die daraus zu entnehmenden An- ben zum angeblichen Umgang des Generals in der haltspunkte über die Person des Achim Müller Kölner Homosexuellen-Szene gemacht, und bei ei- zum Anlaß genommen, eine intensive Suche nem Teil dieser Zeugen stand bereits zu diesem nach diesem „Zeugen" in Gang zu setzen. Dabei Zeitpunkt ihre mangelnde Glaubwürdigkeit fest. wurden mit Hilfe eines Dateninformationssy- stems der Bundeswehr 304 Wehrpflichtige die- Die erwähnte Aussage des Bundesministers ist nur ses Namens ermittelt. Daraus sind 22 Personen so zu erklären, daß er die — aus seiner Sicht — ausgewählt und deren bei den Kreiswehrersatz- negativen Ermittlungsergebnisse seines eigenen ämtern befindliche Personalunterlagen über- Ministeriums nicht wahrhaben wollte, obwohl ge- prüft worden. Diese datenschutzrechtlich be- rade den Aussagen der großen Anzahl hoher Offi- denkliche Maßnahme wurde noch zu einem Zeit- ziere aus dem über viele Jahre hinweg bestehenden punkt fortgesetzt, als der skandalöse Vorgang militärischen Umkreis des Generals beachtliches der Anhörung Zieglers im Bundesministerium Gewicht zukommen mußte. Dies läßt nur den der Verteidigung und ihre näheren Umstände Schluß zu, daß Bundesminister Dr. Wörner mit dem einschließlich des Inhalts der zur eidesstattli- unausgesprochenen Vorsatz gehandelt hat, irgend- chen Versicherung gehörigen Abschrift des Te- etwas Nachteiliges über den General müsse doch zu lefonmitschnitts durch Presseveröffentlichun- finden sein. gen bekannt geworden waren und die Glaubwür- digkeit Zieglers als erschüttert galt. c) Die Koordination der Ermittlungstätigkeiten

Bundeskanzler Dr. Kohl hat die Vorstellung, die- Im Bundesministerium der Verteidigung ist auf- ser Vorgang könne der Öffentlichkeit verborgen grund der Weisung des Bundesministers vom 9. Ja- bleiben, als „Kleinkindergläubigkeit" bezeichnet. nuar 1984 und der polizeilichen Ermittlungstätig- Da sie Bundesminister Dr. Wörner nicht unter- keiten eine hektische Aktivität entfaltet worden, die stellt werden kann, mußte ihm klar sein, daß letztlich geradezu chaotische Ausmaße angenom- General Dr. Kießling bei Bekanntwerden dieses men haben muß. Dies wird insbesondere daran Vorgangs sich auf das äußerste in seiner Ehre deutlich, daß selbst im engsten Beraterkreis des Mi- verletzt fühlen mußte. Dies hat Bundesminister nisters völlige Verwirrung darüber entstanden war, Dr. Wörner in Kauf genommen, um den Nach- wie diese Ermittlungstätigkeit sachlich einzuord- weis für die Richtigkeit der gegen den General nen und wie sie zu koordinieren war: erhobenen Vorwürfe zu erbringen. Wie tief sich der General in seiner Ehre verletzt fühlte, wird — So hat z. B. der Leiter des Ministerbüros, Mini- daran deutlich, daß sein Rechtsanwalt, Prof. Dr. sterialrat Dr. Trebesch, wiederholt und nach- Redeker, nach Bekanntwerden dieser Anhörung drücklich ausgeführt, es seien einerseits diszipli- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

narische Ermittlungen, andererseits die Fortset- würfe „eindeutig nachgewiesen" würden. Diese zung der Sicherheitsüberprüfung durchgeführt Darstellung war insgesamt falsch. worden. Einen Teil des Sicherheitsüberprü- fungsverfahrens habe der Bundesminister an — Bundesminister Dr. Wörner hat am 18. Januar Staatssekretär Dr. Hiehle übertragen; der Bun- 1984 im Verteidigungsausschuß des Deutschen desminister habe sich auch selbst eingeschaltet. Bundestages ausgeführt, er sei jederzeit zur Be- Demgegenüber haben Dr. Wörner und Staatsse- weisführung hinsichtlich der den General Dr. kretär Dr. Hiehle erklärt, sämtliche Tätigkeiten Kießling betreffenden Erkenntnissen des ASBw seien aufgrund des Antrages des Generals Dr. bereit. Für eine solche Aussage fehlte jede Kießling zur Einleitung eines disziplinargericht- Grundlage. lichen Verfahrens vorgenommen worden. — Bundesminister Dr. Wörner hat in der Aktuellen Stunde des Deutschen Bundestages am 20. Ja- — Auch die Koordination der verschiedenartigen nuar 1984 rechthaberisch seine Entscheidung Aktivitäten war offenbar nicht mehr zu durch- vom 8. Dezember 1983 bekräftigt, obwohl er be- schauen: reits am 19. Januar 1984 nach seinen eigenen • Nach dem Inhalt des darüber gefertigten Ausführungen vor dem Untersuchungsausschuß Vermerks von Oberst Dahl hatten die Refe- „völlige Sicherheit über den tatsächlichen Ge- rate P II 5 und Fü S II 6 die verschiedenen schehensablauf" gewonnen hatte und damit Ermittlungen zu koordinieren. wußte, daß seine Entscheidung nicht haltbar war. Er hat die Gelegenheit nicht wahrgenom-- • Nach der Aussage von Staatssekretär men, vor dem deutschen Parlament die über Ge- Dr. Hiehle war das Referat P II 5 für die Ko- neral Dr. Kießling aufgestellten Behauptungen ordination allein zuständig. richtigzustellen. Er hat nicht nur selbst seine • Nach der Aussage des Adjutanten des Bun- Entscheidung verteidigt, sondern zugelassen, desministers, Oberst Dr. Reinhard, lag die daß Abgeordnete seiner Partei in massiver Koordination bei Staatssekretär Dr. Hiehle. Weise gegen General Dr. Kießling Vorwürfe er- • Nach den Aussagen des Bundesministers hoben haben, die sie entweder von ihm — dem selbst sowie seines Büroleiters und des Bundesminister — oder aus seinem Ministerium Staatssekretärs wurde die Koordination ge- erlangt hatten und deren Unrichtigkeit oder Be- meinsam von dem Bundesminister und dem deutungslosigkeit bereits zu diesem Zeitpunkt Staatssekretär vorgenommen. feststand. Dieses Verhalten des Bundesmini- sters Dr. Wörner begründet den Vorwurf, daß er das Parlament an diesem Tage vorsätzlich in wissentlicher Hinsicht unvollständig und damit 6. Die Darstellung der Ermittlungsergebnisse wissentlich falsch unterrichtet hat. und der Erkenntnisse über den General Die Behauptung von Bundesminister Dr. Wörner, in der Öffentlichkeit weder von ihm noch von seinem Ministerium sei gegenüber General Dr. Kießling der Vorwurf der Am 14. Januar 1984 stand — aufgrund der Anhö- Homosexualität erhoben worden, ist falsch: rung der Polizeibeamten und der MAD-Angehöri- Bundesminister Dr. Wörner hat diesen Vorwurf in gen — fest, daß die Entscheidung des Bundesmini- massiver Weise in seinem Schreiben vom 12. Ja- sters Dr. Wörner vom 8. Dezember 1984 rechtswid- rig gewesen ist. Die bis zum 18. Januar 1984 durch- nuar 1984 an den Prozeßbevollmächtigten des Ge- geführten nachträglichen Ermittlungen hatten er- nerals, Professor Dr. Redeker, erhoben. In diesem geben, daß die gegen den General erhobenen Vor- Schreiben werden der Hinweis vom 27. Juli 1983 auf würfe der Homosexualität und des Umgangs in der eine „homosexuelle Veranlagung des Generals" und Homosexuellen-Szene unzutreffend waren. Trotz- eine „eindeutige Identifizierung in zwei einschlägig dem haben Bundesminister Dr. Wörner, der Parla- bekannten Lokalen" näher beschrieben. In der An- mentarische Staatssekretär im Bundesministerium lage zu diesem Schreiben werden die Angaben über der Verteidigung, Würzbach, sowie der Pressespre- den angeblichen Verkehr des Generals in den bei- cher des Verteidigungsministeriums, Oberst Rei- den Kölner Lokalen wiederholt. Bei dieser Darstel chardt, noch bis weit in den Januar 1984 hinein in lung des Inhalts der angeblich über General Dr. der Öffentlichkeit, gegenüber dem Parlament sowie Kießling vom ASBw getroffenen Feststellungen hat dem Verteidigungsausschuß die im Dezember 1983 es Bundesminister Dr. Wörner jedoch nicht bewen- aufgestellten Behauptungen über General Dr. Kieß- den lassen; er hat vielmehr die Richtigkeit dieser Feststellungen in einer keine Zweifel erlaubenden ling als eindeutig und unzweifelhaft dargestellt: Weise unter Hinweis darauf bekräftigt, daß „am — Der Parlamentarische Staatssekretär Würzbach Wahrheitsgehalt der Aussagen (der Auskunftsper- hat noch am 15. Januar 1984 bei einer Veranstal- sonen) keine Zweifel" bestünden und daß er die bei- tung der CDU in Schleswig-Holstein von einer den Lokale, in denen General Dr. Kießling angeb- „gründlich angestellten Untersuchungskette von lich verkehrt haben soll, als „nicht nur homosexuel- Polizei und Militärischem Abschirmdienst" ge- le, sondern zum Teil von schwerer Kriminalität sprochen, ferner von einer dem Minister vorlie- durchsetzte Szene" beschrieb. Diese Äußerungen genden „Beweiskette, die von trächtigen Ergeb- des Bundesminister Dr. Wörner können nur so ver- nissen schon gefüllt" gewesen sei. Er — Würz- standen werden, daß er sich den gegenüber dem bach — sei in Kenntnis der Beweise überzeugt, General Dr. Kießling erhobenen Vorwurf des Ver- daß die gegenüber dem General erhobenen Vor kehrs in der Kölner Homosexuellen-Szene zu eigen Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode gemacht und damit ebenfalls erhoben hat. Bundes- deswehr ebenso bekannt war wie die fortgesetzte minister Dr. Wörner hat selbst im Verteidigungs- Verletzung der Ehre des Generals durch abträgli- ausschuß am 18. Januar 1984 eingeräumt, es sei im che Erörterungen, denen Bundesminister Dr. Wör- Hinblick auf die dem General am 15. September ner durch seine Äußerungen in der Öffentlichkeit 1983 genannten Lokale „nach Lage der Dinge nahe- und durch seine Handlungen Vorschub leistete. liegend (gewesen), daß er daraus diesen Vorwurf (der Homosexualität) für sich abgeleitet hat". Die von Bundeskanzler Dr. Kohl für seine zögerli- che Handlungsweise angegebenen Gründe vermö- Bundesminister Dr. Wörner hat diesen Vorwurf gen sämtlich nicht zu überzeugen. Er hat dazu aus- auch in der Öffentlichkeit erhoben, indem er am geführt, es sei ihm bis zu seiner Abreise nach Israel 12. Januar. 1984 in einer Nachrichtensendung auf am 24. Januar 1984 nicht möglich gewesen, die Re- ihm vorliegende Erkenntnisse verwiesen hat, die habilitierung des Generals Dr. Kießling vorzuneh- „den dringenden Verdacht begründeten, daß sich men und sie vor der Öffentlichkeit zu vertreten. der General in einem Milieu bewegt hat, das bei Dem steht entgegen, daß nach der Rückkehr des einem Geheimnisträger ein hohes Risiko begrün- Bundeskanzler von seinem Besuch in Israel die det". längst überfällig gewordene Rehabilitierung des Generals innerhalb von zwei Tagen — am 30. und Sein Pressesprecher hat diese Ausführungen in der 31. Januar 1984 — in die Wege geleitet werden Bundespressekonferenz vom 13. Januar 1984 im Zu- konnte. Was aber am 30. Januar 1984 möglich war, - sammenhang mit den die Homosexuellen-Szene be- hätte jedenfalls bis zum 24. Januar 1984 ebenso treffenden Fragen von Journalisten wiederholt, und möglich sein müssen. Bundeskanzler Dr. Kohl hat am 15. Januar 1984 hat der Parlamentarische gegenüber dem Untersuchungsausschuß und der Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidi- Öffentlichkeit keine glaubhafte Begründung dafür gung, Würzbach, in der bereits erwähnten Partei- gegeben, daß er mit seiner Entscheidung über eine veranstaltung in Schleswig-Holstein auf den „etwas Woche lang gezögert hat. unnormalen Umgang" des Generals und seine „Schwäche" hingewiesen, aus der sich die Möglich- Die tagelange Untätigkeit des Bundeskanzlers keit der Erpressung ergeben könne. hatte schwerwiegende Folgen für den betroffenen Bundesminister Dr. Wörner hat damit billigend in General und die gesamte Bundeswehr. Der Bundes- Kauf genommen, daß in der Öffentlichkeit das Ge- kanzler hat sie durch seine Untätigkeit fahrlässig verursacht und zu verantworten. Zu ihnen gehört, rede über den General zu dessen Nachteil weitere daß Bundesminister Dr. Wörner noch am 20. Januar Nahrung erhielt. 1984 durch Anhörung des Schriftstellers Ziegler weiter in massiver Weise nach Anhaltspunkten ge- sucht hat, welche die gegen den General erhobenen Vorwürfe hätten bestätigen können; dadurch ist die 7. Die Verantwortung des Bundeskanzlers Ehre und Würde des Generals Dr. Kießling erneut für die verzögerte Rehabilitierung des Generals in massiver Weise beeinträchtigt worden. Das hätte verhindert werden können, wenn der Bundeskanz- Bundeskanzler Dr. Kohl hat im Januar 1984 in der ler rechtzeitig — spätestens am 20. Januar 1984 — Angelegenheit des Generals Dr. Kießling seine die Rehabilitierung des Generals in die Wege gelei- Amtspflicht nicht wahrgenommen. tet und mit dem gebotenen Nachdruck betrieben hätte. Darüber hinaus wäre es geboten gewesen, Nach seinen Angaben hat er sich von Bundesmini- den Bundesminister Dr. Wörner davon zu unterrich- ster Dr. Wörner nach dem 9. Januar 1984 laufend ten, daß es nach seiner — des Bundeskanzlers — über die Entwicklung in dieser Angelegenheit un- Einschätzung „allerhöchste Zeit" zur Rehabilitie- terrichten lassen. Ihm ist am 18. und 19. Januar 1984 rung des Generals sei. ausführlich Bericht erstattet worden über die an diesen Tagen von der PKK zutage geförderten Tat- Schließlich ist die Art und Weise zu beanstanden, in sachen, wonach die Grundlagen für die im Dezem- der Bundeskanzler Dr. Kohl das schriftliche Rück- ber 1983 getroffene Entscheidung zur vorzeitigen trittsangebot von Bundesminister Dr. Wörner be- Pensionierung des Generals Dr. Kießling falsch ge- handelt hat. Er hat dazu ausgeführt, dieses Rück- wesen sind. Er war nach seinen eigenen Angaben trittsgesuch habe er am 30. Januar 1984 erhalten bereits zu diesem Zeitpunkt davon überzeugt, daß und es sodann am selben Tage vernichtet, weil es es „allerhöchste Zeit" für eine Rehabilitierung des ausschließlich seiner persönlichen Entscheidung Generals sei. Gleichwohl hat Bundeskanzler unterliegt, ob dieses Gesuch zu den Akten genom- Dr. Kohl weitere zwölf Tage — bis zum 1. Februar men werde oder nicht. Die darin zum Ausdruck 1984 — benötigt, um diese Entscheidung, die aus kommende Auffassung des Bundeskanzler, er Gründen der Schadensminderung für das Wohl der könne ein Rücktrittsschreiben eines amtierenden Bundesrepublik Deutschland und im Interesse der Bundesministers nach Belieben zu seiner privaten Bundeswehr sowie des betroffenen Generals von Angelegenheit erklären, ist unhaltbar. Ein solches großer Bedeutung gewesen ist, in die Tat umzuset- Schriftstück stellt eine Urkunde über einen verfas- zen. Der Bundeskanzler hat — wie er selbst im sungspolitisch wichtigen Vorgang dar; es ist dieser Untersuchungsausschuß ausgesagt hat — „dieses Bedeutung entsprechend zu behandeln. Die An- Thema vertagt". Das ist um so unverständlicher, als nahme des Bundeskanzlers, er dürfe ein solches dem Bundeskanzler die tiefe Betroffenheit der Bun Schriftstück vernichten, ist abwegig. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

8. Die Rehabilitierung des General a. D. Dr. Kießling Ruhestand rechtswidrig gewesen ist, war diese Ent- scheidung aufzuheben. Die Wiederernennung von Die Rehabilitierung Dr. Kießlings erfolgte am 1. Fe- Dr. Kießling zum General durch den Bundespräsi- bruar 1984 durch seine Wiederernennung zum Ge- denten bewirkte die förmliche Rehabilitierung. Sie neral. Mit dem dazu geführten Briefwechsel zwi- kann die zuvor fortdauernd erfolgte grobe Verlet- schen dem Bundesminister und dem General ent- zung der Würde des Generals Dr. Kießling ebenso sprach Dr. Wörner in vollem Umfang den Forderun- wenig ungeschehen machen wie die schwere Be- gen, die der Prozeßbevollmächtigte des Generals, schädigung des Ansehens der Bundeswehr sowie Professor Dr. Redeker, zuvor gegenüber dem Mini- der Bundesrepublik Deutschland. Der von der SPD- ster erhoben hatte. Bundestagsfraktion geforderte Rücktritt des Dr. Da die vorzeitige Versetzung des Generals Dr. Kieß Manfred Wörner vom Amte des Bundesministers ling zum 31. Dezember 1983 in den einstweiligen war und bleibt daher zwingend geboten.

- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

Vierter Abschnitt A. Schlußfolgerungen der Fraktionen von CDU/CSU, FDP und SPD im Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundestages

I. Schlußfolgerungen aus dem Verhalten von — bei der Entscheidung, den General Dr. Kießling Bundesminister Dr. Wörner vorzeitig in den Ruhestand zu versetzen, fortge- setzt seine Sorgfalts- und Fürsorgepflichten Der Untersuchungsausschuß beurteilt das Verhal- grob verletzt und dadurch eine sachlich und ten von Bundesminister Dr. Wörner in der Angele- rechtlich falsche Entscheidung getroffen hat; genheit des Generals Dr. Kießling unterschiedlich. — bei den im Januar 1984 durchgeführten Ermitt- lungen gegen General a. D. Dr. Kießling seine verfassungsmäßige Pflicht, die Würde des Gene- 1. Schlußfolgerungen der Fraktionen von CDU/CSU rals zu achten und zu schützen, gröblich verletzt und FDP sowie das Ansehen der Bundeswehr in der Öf- fentlichkeit und im westlichen Bündnis sowie Nach Auffassung der Fraktionen der CDU/CSU und das der Bundesrepublik Deutschland auf das FDP war die Entscheidung von Bundesminister Dr. Schwerste beschädigt hat. Wörner, beim Bundespräsidenten zu beantragen, Aus diesen Gründen ist der Rücktritt des Dr. Man- General Dr. Kießling zum 31. Dezember 1983 in den fred Wörner vom Amte des Bundesministers der einstweiligen Ruhestand zu versetzen, rechtmäßig. Verteidigung noch heute zwingend geboten. Die ihm durch Staatssekretär Dr. Hiehle, General- leutnant Windisch und Brigadegeneral Behrendt als zweifelsfreie Tatsachen vorgetragenen Erkennt- nisse begründeten ein Sicherheitsrisiko, so daß II. Gemeinsame Schlußfolgerungen der Fraktionen nach den vorliegenden Umständen Handeln gebo- von CDU/CSU, SPD und FDP ten war. Bundesminister Dr. Wörner hat nach Vor- trag, eigener Prüfung der zu diesem Zeitpunkt vor- Nach übereinstimmender Auffassung der Fraktio- liegenden Erkenntnisse und intensiver Beratung nen von CDU/CSU, SPD und FDP hat der Fall des durch die für die Dienst- und Fachaufsicht über den Generals Dr. Kießling schwerwiegende Mängel und MAD zuständigen Vorgesetzen entschieden. Das Schwächen im ASBw und im MAD einschließlich Vorziehen der einvernehmlich vorgesehenen Zurru- des Bereichs der für die Dienst- und Fachaufsicht hesetzung um drei Monate war von der Absicht zuständigen Vorgesetzten offenbar werden lassen. getragen, unter Abwägung der Sicherheitsbelange Auf der Grundlage des Ergebnisses seiner Ermitt- der Bundesrepublik Deutschland und der Interes- lungen empfiehlt der Untersuchungsausschuß den sen von General Dr. Kießling eine angemessene gesetzgebenden Körperschaften und der Bundesre- Maßnahme zu finden, die zugleich den geringsten gierung, folgenden Vorschlägen der möglichen Eingriffe darstellte. — zu gesetzlichen Regelungen, Bundesminister Dr. Wöner hat das disziplinare Vor- ermittlungsverfahren im Januar 1984 auf ausdrück- — zur Organisation, lichen Antrag von General Dr. Kießling eingeleitet. Er war kraft Gesetzes zur Sachaufklärung ver- — zur Personalauswahl, pflichtet. Das Verfahren ist in rechtlich einwand- — zur Sicherheitsüberprüfung, freier Weise durchgeführt und abgeschlossen wor- den. — zu Vorschriften und Arbeitsanweisungen, Bundeskanzler Dr. Kohl hat die Rehabilitierung — zu Sicherheitsrichtlinien und von General a. D. Dr. Kießling zum frühestmögli- — zur Kontrolle chen Zeitpunkt veranlaßt und in einer Weise durch- geführt, die die Rechts- und Interessensphäre von nachhaltig Aufmerksamkeit zu widmen. General Dr. Kießling in vollem Umfang wahrte. 1. Gesetzliche Regelungen

2. Schlußfolgerungen der SPD-Fraktion a) Es ist zu überprüfen, ob die nachrichtendienstli- chen Aufgaben und Befugnisse — also auch die Die SPD-Fraktion im Verteidigungsausschuß als Aufgaben und Befugnisse des MAD — einer ge- Untersuchungsausschuß stellt fest: setzlichen Regelung zuzuführen sind. Die Ergebnisse des Untersuchungsausschusses zei- Diese Empfehlung beruht nicht nur darauf, daß gen, daß die Rücktrittforderung gegenüber Bundes- sich ein Teil der im MAD aufgetretenen Mängel minister Dr. Wörner von Anfang an richtig gewesen auf das Fehlen solcher Regelungen, etwa für den ist, weil er unter anderem Bereich der Amtshilfe zurückführen läßt. Sie er- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

gibt sich — und das ist wichtiger — auch daraus, Es erscheint daher geboten, bei dem Personal des daß der MAD durch seine Tätigkeit in die MAD langfristig wirkende strukturelle Änderungen Grundrechte der Bürger, insbesondere das herbeizuführen, die solche langen MAD-Verwen- Grundrecht zur freien Entfaltung der Persön- dungen ausschließen. lichkeit der Soldaten und Zivilbediensteten der Bundeswehr eingreift. Schnelle Ablösung von MAD-Mitarbeitern, die ih- ren Aufgaben nicht gewachsen sind, muß möglich Die damit verbundenen Probleme sind aller- sein. dings nicht MAD-spezifisch; sie betreffen viel- mehr alle Nachrichtendienste. Gegenstand der Ein Personalaustausch zwischen den Nachrichten- Prüfung muß daher auch sein, ob eine Lösung diensten kann eine geeignete Maßnahme sein, die dieser Probleme für alle Nachrichtendienste ein- Kenntnisse und Fähigkeiten anderer Nachrichten- heitlich erfolgen kann. dienste für den MAD nutzbar zu machen. b) § 88 der Wehrdisziplinarordnung sollte dahin ge- Ein solcher Personalaustausch dürfte jedoch nicht hend erweitert werden, daß der Soldat, der sich ausreichen; denn in der Vergangenheit hat sich ge- bei seinem Antrag auf einen bestimmten Sach- zeigt, daß auch in den anderen Nachrichtendiensten verhalt bezieht, durch die Einleitungsbehörde ähnliche Probleme bestehen. Daher sollte auch ein unverzüglich zu unterrichten und anzuhören ist, stärkerer Personalaustausch mit Behörden außer- wenn die Ermittlungen auf einen anderen Sach- halb der Nachrichtendienste ernsthaft in Betracht verhalt ausgedehnt werden. gezogen werden. Jedoch sollte vor allem bei der Besetzung von Spit- 2. Organisation zenstellen im MAD berücksichtigt werden, daß die- ser Dienst für die Sicherheit der Bundeswehr ver- Die Dienst- und Fachaufsicht über den Militä- antwortlich ist und daher eine Führungskraft im rischen Abschirmdienst muß klar geregelt sein. Sie Militärischen Abschirmdienst die Besonderheiten muß eine enge und reibungslose Kommunikation der Bundeswehr kennen muß. zwischen der Spitze des ASBw und der politischen Leitung des Bundesministeriums der Verteidigung gewährleisten. Die Verantwortlichkeiten im Bun- 4. Sicherheitsüberprüfung desministerium der Verteidigung müssen klar er- kennbar sein. Die Beweisaufnahme im Untersuchungsausschuß Das ist bei der gegenwärtigen Struktur jedoch nicht hat ergeben, daß das ASBw jährlich etwa 200 000 in vollem Umfang der Fall. Sicherheitsüberprüfungen durchführt. Es ist daher geboten, die Zahl der Dienstposten, für die Sicher- Ziel muß es sein, eine Kontrollinstanz mit Eigenver- heitsüberprüfungen vorgeschrieben sind, auf das antwortung und hoher Sach- und Fachkompetenz für die Sicherheit der Bundeswehr erforderliche zu schaffen. Es ist daher zu prüfen, ob dies unab- Maß zu reduzieren. Dasselbe gilt für die Einstufung hängig von der truppendienstlichen Unterstellung von Vorgängen als Verschlußsachen. Auch der Un- des ASBw unter den Stellvertreter des Generalin- tersuchungsausschuß zum Spionagefall Lutze/Wie- spekteurs durch eine besondere Unterstellung des gel (BT-Drucksache 8/2290) hat bereits gefordert, Amtschefs ASBw unter die Leitung des Bundesmi- die Zahl der Verschlußsachen zu reduzieren. Dies nisteriums der Verteidigung im Wege einer neuen ist bisher offenbar nicht mit dem gebotenen Nach- Organisationsform erreicht werden kann. druck geschehen. Nach Auffassung des Untersuchungsausschusses 3. Personalauswahl hat es sich nicht bewährt, daß die Funktion des Geheimschutzbeauftragten, der über die Erteilung Für die Führungsspitze im ASBw sollten besonders und den Entzug von Sicherheitsbescheiden ent- qualifizierte Führungskräfte verwendet werden, die scheidet, durch das ASBw wahrgenommen wird. Es in ihrem bisherigen beruflichen Werdegang ausge- ist deshalb zu prüfen, ob die Durchführung der Si- prägtes rechtsstaatliches Bewußtsein bewiesen ha- cherheitsüberprüfung einerseits und die Entschei- ben. Soweit es sich um Offiziere handelt, sollen dung über die Erteilung und den Entzug von Sicher- diese auch über Erfahrung im Truppendienst verfü- heitsbescheiden andererseits getrennt werden gen. sollen. Durch Verbesserung von Ausbildung und Lauf- Die Verhandlungen des Untersuchungsausschusses bahngestaltung sowie der Personalauswahl des haben ergeben, daß im ASBw für Sicherheitsüber- MAD auch schon für Erstverwendungen ist zu ge- prüfungen in der Bundeswehr zuständige und han- währleisten, daß qualifizierte Führungskräfte ge- delnde Personen bei Durchführung der Sicherheits- wonnen werden. überprüfung des Generals Dr. Kießling fortgesetzt und schwerwiegend gegen die dafür bestehenden Es ist auf zu lange Verwendungszeiten zurückzu- Dienstvorschriften verstoßen haben. Es erscheint führen, daß bei einigen Mitarbeitern des MAD weit daher ausgeschlossen, daß es sich um einen Einzel- übertriebene Bedrohungsvorstellungen hinsichtlich fall handelt. Daher hält der Untersuchungsaus- der Sicherheitslage bei gleichzeitig nicht ausrei- schuß eine Überprüfung sämtlicher Sicherheits- chend entwickeltem rechtsstaatlichen Bewußtsein überprüfungen für geboten, die im zweiten Halb- anzutreffen sind. jahr 1983 im Ergebnis zur Versagung eines Sicher- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode heitsbescheides bzw. zum Entzug oder zur Ein- 6. Sicherheitsrichtlinien schränkung eines erteilten Sicherheitsbescheides geführt haben. Sollte sich dabei ergeben, daß in Die geltenden Sicherheitsrichtlinien der Bundesre- einer größeren Zahl von Fällen fehlerhafte Ent- gierung vom 15. Februar 1971, die nach der ZDv 2/30 scheidungen getroffen worden sind, so erscheint es auch in der Bundeswehr gelten, bedürfen hinsicht- geboten, den Prüfungszeitraum angemessen auszu- lich ihrer Ziffer 7.3 der Überprüfung. dehnen. Dort sind solche Sicherheitsrisiken beschrieben, die in der Person des Bediensteten begründet sind. Ent- scheidend muß sein, ob im Einzelfall Hinweise auf 5. Vorschriften und Arbeitsanweisungen eine Erpreßbarkeit gegeben sind, gleichgültig auf welchen Lebensumständen und Verhaltensweisen Der Untersuchungsausschuß hat festgestellt, daß (z. B. Trunk- und Rauschgiftsucht, Spiel- oder Wett- leitende Mitarbeiter des MAD fortlaufend in leidenschaft, Überschuldung, sexuelles Verhalten) schwerwiegender Weise gegen die für diesen Dienst sie beruht. geltenden Dienstvorschriften verstoßen haben. Teil- Der Untersuchungsausschuß hält zumindest eine weise sind diese Verstöße von denjenigen begangen Klarstellung für erforderlich, daß Sicherheitser- worden, die maßgeblich an der Entwicklung dieser mittlungen erst dann eingeleitet werden dürfen, Dienstvorschriften mitgewirkt haben. Ein wesentli- wenn ein substantiierter Hinweis auf einen sicher- cher Grund dafür ist darin zu sehen, daß durch eine heitsrelevanten Sachverhalt vorliegt, der — wenn - Fülle von Einzelregelungen die Übersicht in der er durch Ermittlungen bestätigt würde — als Si- täglichen Arbeit verloren geht. Insbesondere sind cherheitsrisiko anzusehen wäre. die Arbeitsanweisungen 1 und 11 über die Bearbei- tung von Nachrichten und die Durchführung von Sicherheitsüberprüfungen eher zu umfangreich als 7. Kontrolle zu lückenhaft. Die Dienstvorschriften sind durch unnötige Begriffsdefinitionen, ständige Wiederho- Die Kontrolle des MAD muß auch im Hinblick auf lungen sowie verwirrende Ablaufschemata überla- die rechtsstaatliche Behandlung des Einzelfalles stet. Es erscheint deshalb erforderlich, in kurzer verbessert werden. und prägnanter Form die wichtigsten Prüf- und Be- Der Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundes- wertungsschritte zu beschreiben. Nur so werden Ar- tages hat das verfassungsmäßige Recht, sich mit beitsanweisungen als Arbeitsgrundlagen brauchbar allen Bereichen der Landesverteidigung zu befas- sein. sen. Unabhängig davon bedarf die Ausbildung der Mit- Er wird in Ausübung dieses Rechts die parlamenta- arbeiter des MAD einer nachhaltigen Verbesse- rische Kontrolle über die Tätigkeit des MAD ver- rung, denn die große Anzahl von Verstößen gegen stärkt wahrnehmen. Dabei wird er den Wehrbeauf- Dienstvorschriften läßt auch den Schluß auf eine tragten — im Wege einer Einzel- oder Dauerwei- unzureichende Ausbildung zu. sung — einschalten.

B. Minderheitenbericht der Fraktion DIE GRÜNEN

Die Fraktion DIE GRÜNEN macht von ihrem Recht der vorzeitigen Zurruhesetzung des Generals Dr. gemäß § 66 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Kießling beziehungsweise die tatsächlichen und Deutschen Bundestages (GO-BT) und § 23 der Rege- rechtlichen Grundlagen der Entscheidung des Bun- lungen der Interparlamentarischen Arbeitsgemein- desministeriums der Verteidigung, General Dr. schaft (IPA) Gebrauch, einen abweichenden Bericht Kießling in den einstweiligen Ruhestand zu verset- vorzulegen. zen, zu untersuchen. Der Untersuchungsausschuß hat seine Aufgabe, Aufgrund dieses von allen vier Fraktionen beschrie- dem Parlament zur Vorbereitung politischer Ent- benen Untersuchungsgegenstandes handelt es sich scheidungen primäre Erkenntnisquellen zu öffnen bei der im folgenden bewerteten Untersuchung, ins- (Friedrich Schäfer, „Der Bundestag", 3. Auflage, Sei- besondere auch nach ihrem Verlauf, um eine soge- te 283), nicht hinreichend erfüllt. Ungeachtet einer nannte Skandal-Enquête. Eine solche Skandal-En- in vielen Details quälenden Sachaufklärung, die an- quête liegt vor, wenn „bestimmte Mißstände in Ver- gesichts der gegenwärtigen friedens- und sicher- waltung, Justiz, aber auch im öffentlichen Leben heitspolitischen Probleme vom Zeitaufwand her (aufsehenerregende Kriminalfälle und Ähnliches) nicht vertretbar war, wurden entscheidende, den zu untersuchen sind (so zutreffend Maunz-Düring, Untersuchungsgegenstand betreffende Fragestel- Grundgesetz, Randnummer 4 zu Artikel 44)". Im fol- lungen nicht oder nur unzureichend behandelt. genden werden aus der Sicht der Fraktion DIE GRÜNEN schwerwiegende Mißstände dargestellt. Dabei gehen die GRÜNEN, auch zur Vermeidung I. Beschränkungen der Untersuchung unnötiger Wiederholungen, im wesentlichen von den gemeinsamen Feststellungen der Fraktionen Nach dem zweiten Beweisbeschluß hatte der Unter im Sachverhalt, vor allem im zweiten Abschnitt suchungsausschuß den Auftrag, die Rechtmäßigkeit (Seite 16 bis 38) aus. Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

1. Behinderung des Untersuchungsausschusses 2. Beschränkungen der Untersuchung durch die Bundesregierung im NATO-Bereich

Nach unserer Verfassungsordnung hat der Untersu- Eine weitere wesentliche Beschränkung der Unter- chungsausschuß als Teil der gewählten Volksver- suchungen erfolgte dadurch, daß die Bundesregie- tretung die Aufgabe eines höchsten und maßgebli- rung von den Aussagegenehmigungen der Zeugen chen politischen Entscheidungs- und Kontrollor- „Aussagen über Untersuchungsgegenstände, die gans. Das gilt gerade auch in besonders geheimhal- ganz oder teilweise in der Dispositionsbefugnis der tungsbedürftigen Angelegenheiten. Im Rahmen sei- NATO oder eines anderen Mitgliedsstaates der ner Kompetenzen und unter Wahrung der grund- NATO liegen oder aus ihrem Verfügungsbereich rechtlich geschützten Sphäre der Bürger tritt vor stammen und national umgesetzt sind" ausgenom- dem Untersuchungsausschuß „letztlich jeglicher men hat. Durch die Stellung von General Dr. Kieß- Geheimnisschutz" zurück (siehe Seibert, Parlamen- ling als stellvertretender NATO-Oberbefehlshaber tarischer Untersuchungsausschuß und Steuerge- bestand jedoch eine enge Verbindung des Untersu- heimnis, Neue Juristische Wochenschrift 1984, Sei- chungsgegenstandes mit Vorgängen bei der NATO. te 1001 und folgende) — eine Aussage, die auch für Dies wird besonders deutlich dadurch, daß in den das Verhältnis von Untersuchungsausschuß und so- die Sicherheitsüberprüfung auslösenden Angaben genanntem „militärischem Geheimnis" gelten muß, davon die Rede ist, General Dr. Kießling sei „händ- da das parlamentarische Aufklärungsinteresse den chenhaltend" mit einem Oberst gesehen worden,- militärischen Interessen an möglichst umfassender und der NATO-Oberbefehlshaber General Rogers Geheimhaltung nicht nachgeordnet werden darf. weigere sich, ihn persönlich zu empfangen. Die Bundesregierung hat diese umfassende parla- Eine Reihe von Indizien spricht dafür, daß NATO- mentarische Kontrollbefugnis im Rahmen dieses relevante Fragen entscheidend zur Entstehung und Verfahrens mißachtet. Das Bundesministerium der Entwicklung der Affäre beigetragen haben: Verteidigung hat die den Untersuchungsgegen- stand betreffenden Akten nur zögerlich und auf- a) Bereits geraume Zeit vor dem Dienstantritt von grund einer Reihe von Mahnungen vorgelegt. Die General Dr. Kießling als Stellvertreter des Ober- Bundesregierung hat die Zurruhesetzung von Gene- sten Alliierten Befehlshabers in Europa liefen ral Dr. Kießling in ihrer Sitzung vom 19. Dezember im NATO-Hauptquartier Gerüchte über eine ho- 1983 behandelt. Das Protokoll dieser Kabinettssit- mosexuelle Veranlagung um. Deutsche Offiziere zung liegt dem Untersuchungsausschuß nicht vor. bei SHAPE haben bekundet, zwischen NATO- Oberbefehlshaber General Rogers und General Der Staatssekretär der Bundesregierung, der Zeuge Dr. Kießling sei eine sinnvolle Zusammenarbeit Professor Dr. Schreckenberger, war bei seiner Ver- nie zustandegekommen. Inwieweit General Ro- nehmung am 15. März 1984 auch nicht bereit, über gers zur Entstehung solcher Gerüchte beigetra- den förmlichen Entscheidungsablauf und die ohne- gen hat, ist vom Untersuchungsausschuß nicht hin bekannten Tatsachen hinaus Angaben zum Ab- aufgeklärt worden. Ein in diesem Zusammen- lauf dieser Kabinettssitzung zu machen. Nachdem hang erheblich erscheinender Aktenteil wurde der Vertreter der GRÜNEN dem Zeugen Schrek- als geheim eingestuft und konnte von der Frak- kenberger vergeblich vorgehalten hatte, er sei zu- tion DIE GRÜNEN nicht eingesehen werden. mindest verpflichtet, „den äußeren Vorgang, die Diese Akte, in der Äußerungen dokumentiert Tatsachen — wer hat vorgetragen usw. —" zu schil- sein sollen, die General Rogers in primitiver und dern, hat der Vorsitzende des Untersuchungsaus- grober Sprache über General Dr. Kießling schon schusses erklärt, es handele sich um einen Organ- vor dessen Amtsantritt getan haben soll, wurde streit, der ausgetragen werden müsse. Die Richtig- vom Ausschußvorsitzenden dem Bundesmini- keit der Rechtsauffassung der Bundesregierung in ster der Verteidigung just in dem Augenblick einem solchen Organstreit unterstellt, hätte der zurückgereicht, in dem der Vertreter der GRÜ- Zeuge Schreckenberger auch darlegen müssen, ein NEN Einsichtnahme beantragte. Kernbereich des Regierungshandelns sei betroffen. Der Untersuchungsausschuß hat nicht aufge- Dies hat er jedoch nicht vorgetragen. Eine rückhalt klärt, inwieweit politischer Dissens zwischen lose Offenlegung der innerhalb der Bundesregie- Rogers und Dr. Kießling über die NATO-Strate- rung vollzogenen Willensbildung ist um so mehr gie und die Rolle der Bundesrepublik der eigent- geboten, als nach Auffassung der Personalabteilung liche Hintergrund der von Rogers unter dem im Bundeskanzleramt „eine Kabinettsbefassung Vorwand der Homosexualität seines deutschen wegen der außenpolitischen Bedeutung der Angele- Stellvertreters verweigerten Zuammenarbeit genheit durchaus geboten" war und eine ausrei- war. chende Prüfung des Antrages des Bundesministers Es ist zu vermuten, daß die mit den Brüsseler Dr. Wörner auf Zurruhesetzung von General Gerüchten begründete mangelnde Bereitschaft Dr. Kießling als „kaum gewährleistet" erschien. Der Rogers' zur Zusammenarbeit mit Dr. Kießling Bundeskanzler hatte zudem nach seiner eigenen dem Bundesminister der Verteidigung schon vor Aussage vor dem Untersuchungsausschuß Bundes- dem 27. Juli 1983 zu Überlegungen Anlaß gege- minister Dr. Wörner noch zehn Tage vor der Kabi- ben hat, General Dr. Kießling in den vorzeitigen nettssitzung beauftragt, „alles sehr intensiv" zu Ruhestand zum 31. März 1984 zu versetzen. überprüfen. Mit ihrer Mißachtung parlamentari- scher Kontrollbefugnisse ruft die Bundesregierung b) Generalleutnant von Sandrart als zur fraglichen den Eindruck hervor, etwas zu verbergen. Zeit stellvertretender Chef des Stabes für Opera- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

tion im NATO-Hauptquartier hat am 9. März rung auf, Bundesminister Dr. Wörner habe mit der 1984 vor dem Untersuchungsausschuß bekundet, vorzeitigen Zurruhesetzung einer Erwartung des bereits am Freitag, dem 16. September 1983, NATO-Oberbefehlshabers, General Rogers, Rech- habe ihn General Altenburg angerufen und ihm nung getragen. Eine solche Haltung des Bundesmi- mitgeteilt, er möge den SACEUR, General Ro- nisters der Verteidigung korrespondiert mit der gers, informieren, daß General Dr. Kießling Willfährigkeit der Bundesregierung beim zum krank sei und sich einer dringenden ärztlichen gleichen Zeitpunkt erfolgten Vollzug der Stationie- Behandlung unterziehen müsse, nur noch kurz rung neuartiger US-amerikanischer Mittelstrecken- nach SHAPE zurückkehren und vermutlich für raketen auf deutschem Boden. längere Zeit seinen Dienst nicht mehr aufneh- men werde. Der Generalinspekteur habe um ei- Beide Vorgänge belegen, daß für die Bundesregie- nen Gesprächstermin bei General Rogers nach- rung NATO-Räson vor Grundgesetztreue geht: gesucht und er, von Sandrart, habe alsdann da- — im Fall der Stationierung der neuen US-Raketen für gesorgt, daß ein Gespräch zwischen General durch Mißachtung des Artikels 26 des Grundge- Altenburg und General Rogers ausgemacht wur- setzes und durch mißbräuchliche Beschränkung de. Es befremdet, daß General Altenburg bereits der Hoheitsrechte; denn diese dürfen laut vor dem Gespräch vom 19. September 1983 an Grundgesetz nur zugunsten einer Friedensord- General Rogers Informationen über die noch nung, nicht aber im Dienst einer kriegsgeneig- einvernehmlich zu regelnde weitere Dienstaus- ten Militärstrategie beschränkt werden (Arti- - übung von General Dr. Kießling weitergab. Der kel 24 des Grundgesetzes in Verbindung mit Ar- Eindruck von Übereifer und Beflissenheit wird tikel 26 des Grundgesetzes). noch dadurch verstärkt, daß General Altenburg bereits nach der Besprechung am 8. Dezember — im Fall Dr. Kießling durch die Mißachtung des 1983, also ohne mögliche Einwendungen von Ge- verfassungsrechtlichen Grundsatzes des rechtli- neral Dr. Kießling abzuwarten, den Zeugen von chen Gehörs. Sandrart telefonisch aufforderte, dem SACEUR mitzuteilen, die Zurruhesetzung erfolge bereits zum 31. Dezember 1983, und General Dr. Kieß- 3. Weitere Beschränkungen der Arbeit ling habe keinen Zugang zu geheimen Unterla- des Untersuchungsausschusses gen. Der Untersuchungsausschuß selbst hat mit dem Ar- c) Bereits am 28. September 1983 wurde durch eine gument, die Rehabilitierung von General Dr. Kieß- Veröffentlichung in der Zeitung „Die Welt" Ge- ling nicht in Frage zu stellen, allzu leicht konkre- neralleutnant Mack als Nachfolger von General tere Fragen zum Komplex des angeblichen Sicher- Dr. Kießling bekannt. Wie General Dr. Kießling heitsrisikos Homosexualität ausgeklammert. Daß am 27. Februar 1984 vor dem Untersuchungsaus- dadurch nicht Spekulationen Nahrung gegeben und schuß erklärte, wurde durch diese Indiskretion das Gegenteil der bezweckten Absicht bewirkt wur- seine „Stellung außerordentlich erschwert" und de, ist auf das Verantwortungsbewußtsein der be- ebenso die Möglichkeit, sein „vorzeitiges Aus- richterstattenden Journalisten zurückzuführen. scheiden gesundheitlich zu rechtfertigen". Nach einem Vermerk des Zeugen von Sandrart war Die Untersuchungstätigkeit wurde weiter dadurch die spontane Wirkung im Hauptquartier — auf beschränkt, daß sich die Parlamentarische Kon- die Indiskretion in der Zeitung „Die Welt" — trollkommission weigerte, das Protokoll ihrer Bera- positiv. Dieser Zeuge hatte am 20. Oktober und tungen zur Verfügung zu stellen. Die GRÜNEN, de- 6. Dezember 1983 gegenüber dem Adjutanten nen als einziger Fraktion in verfassungswidriger des Ministers, Dr. Reinhard, seine Sorge -zum Weise der Zugang zu dieser Kontrollkommission Ausdruck gebracht, die Krankheitsregelung versagt wird, waren dadurch von wichtigen Infor- lasse sich aus seiner persönlichen Einschätzung mationen abgeschnitten. Dies wurde noch dadurch „wahrscheinlich sehr schwer über das Jahres- verstärkt, daß der Bundesminister der Verteidigung ende hinaus durchhalten", er rate dringend zu in willkürlicher Weise am 12. Januar 1984 den Abge- einer Pensionierung zum Jahresende, weil er be- ordneten Bastian als damaligen Obmann der Frak- fürchte, daß „der Deckel nicht bis zum geplanten tion DIE GRÜNEN im Verteidigungsausschuß an Entlassungsdatum auf dem Topf bleiben" kön- einer Information der Obleute nicht beteiligte. ne. Der Untersuchungsausschuß hat in den Sitzungen d) Die GRÜNEN schließen sich der Wertung der vom 20. und 22. März 1984 eine Reihe von Zeugen SPD-Fraktion an, der Bundesminister habe — im Wege der Gegenüberstellung vernommen. Ein „in der Zwangsvorstellung eines ihm nach die- Antrag der Fraktion DIE GRÜNEN, die Zeugen Ge- sen Berichten unvermeidbar erscheinenden neral Altenburg und General Dr. Kießling zu ergän- Skandals" — den Bericht vom 6. Dezember 1983 zender Vernehmung in Form einer Gegenüberstel- zum Anlaß genommen, „General Dr. Kießling lung zu laden, wurde von den drei anderen Fraktio- unter Bruch der mit ihm getroffenen Vereinba- nen in der Sitzung vom 15. März 1984 abgelehnt. In rung zum 31. Dezember 1983 -in den einstweili- den Aussagen der beiden Zeugen in den Sitzungen gen Ruhestand zu versetzen". vom 23. und 27. Februar 1984 befand sich ein gravie- render Widerspruch. Es konnte nicht ausgeschlos- Angesichts der unter a) bis c) geschilderten Um sen werden, daß ein Teil der Aussagen des General- stände drängt sich jedoch darüber hinaus die Folge inspekteurs der Bundeswehr Altenburg zugleich Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Bestandteil des unaufgeklärten Widerspruchs, auf sters der Verteidigung ging so weit, daß General die Entscheidungsfindung des Bundesministers der Dr. Kießling bei diesem zu Hause ein Weihnachts- Verteidigung erheblichen Einfluß genommen hat. fest im Kreis der Familie verbrachte. General Dr. Der Zeuge Altenburg hat auf Befragen des Vertre- Kießling hatte sich in seiner nahezu dreißigjähri- ters der GRÜNEN bekräftigt, General Dr. Kießling gen Zugehörigkeit zur Bundeswehr einer Reihe von habe ihm gegenüber am 15. September 1983 sinnge- Sicherheitsüberprüfungen unterzogen. mäß erklärt: „Ich habe einmal in einer persönlich schwierigen Lage etwas zugegeben und werde die- Nach den Sicherheitsrichtlinien der Bundesregie- sen Fehler nie mehr machen." Die Weitergabe die- rung sind Sicherheitsrisiken ser angeblichen Äußerung an den Minister war ob- „Umstände, die es aus Gründen der staatlichen jektiv geeignet, bei ihm Zweifel an der Richtigkeit Sicherheit oder im eigenen Interesse der betroffe- der MAD-„Ermittlungen" erst gar nicht aufkommen nen Personen verbieten, sie mit einer sicherheits- zu lassen. Sie kann somit eine ähnliche Wirkung empfindlichen Tätigkeit zu betrauen. Sicherheits- gehabt haben wie die Einfügung des Zusatzes „Lan risiken können nur nach Lage des Einzelfalls be- deskriminalamt" in dem Abschlußbericht des MAD. urteilt werden. Es können insbesondere in Frage General Dr. Kießling hat bei seiner Vernehmung kommen:.. . bekundet, für ihn sei eine solche Äußerung „unvor- stellbar". Im Sinne der umfassenden Kontrollbefug- 3. Sicherheitsrisiken, die in der Person des Be- nis des Untersuchungsausschusses war es sach- troffenen liegen ... - dienlich, diesen Widerspruch durch eine Gegen- überstellung der Zeugen aufzuklären. Die GRÜNEN b) Abnorme Veranlagung auf sexuellem Ge- wollen nicht ausschließen, daß der Widerspruch der biet ..." beiden Aussagen zum Beispiel dadurch hätte aufge Die am 29. Juli 1983 gegen General Dr. Kießling klärt werden können, daß in der Gegenüberstellung erfolgte Einleitung der Sicherheitsüberprüfung triviale Mißverständnisse im Dialog der beiden Zeu- stellt einen Verstoß gegen diese Sicherheitsrichtli- gen vom 15. September 1983 hätten zutage gefördert nien dar. werden können, die plausibel erklären, weshalb es zu ihren unterschiedlichen Aussagen gekommen Zunächst einmal handelte es sich auch bei der Äu- ist. ßerung von Ministerialrat Karrasch lediglich um ein Gerücht. Das hat auch der frühere Amtschef des Aus staatspolitischen Überlegungen, wie sie der MAD, Flottenadmiral Schmähling, vor dem Unter- SPD-Obmann angestellt hat, „um die Bundeswehr suchungsausschuß bestätigt. Laut Schmähling galt nicht in Schwierigkeiten zu bringen", diese Gegen- überstellung abzulehnen, kann nur dazu führen, für Sicherheitsüberprüfungen des MAD der Grund- daß umfassende Kontrollrecht des Untersuchungs- satz, „daß die Gründlichkeit vor Schnelligkeit geht". ausschusses zu untergraben und Zweifel an den Wie der Zeuge Schmähling weiter ausführte, hatte der MAD in Übereinstimmung mit dem Bundesmi- Aussagen der beiden Zeugen zu wecken. Die Erwä- nisterium der Verteidigung in den letzten Monaten gung, aus staatspolitischen Gründen und um der Bundeswehr nicht zu schaden, auf eine solche Ge vor dem fraglichen Zeitpunkt eine neue Entschei- genüberstellung zu verzichten, fügt den Einschrän- dungspraxis bei der Beurteilung des Sicherheitsri- kungen des Untersuchungsgegenstandes (Homo- sikos Homophilie entwickelt. Aufgrund eines be- philie; NATO-Zusammenhänge) den weiteren Be- kanntgewordenen Urteils war es — so Admiral reich „Staatsräson und Bundeswehr" hinzu; zu Schmähling — nicht mehr möglich, „bei der Fest- Ende gedacht, führt das zur Reduzierung des Unter- stellung einer homophilen Veranlagung von vorn- herein auf Sicherheitsrisiko zu schließen ...". Die suchungsgegenstandes auf Null, denn Auslöser der sogenannte einfache Homophilie begründe „noch Untersuchung war immerhin die Verdächtigung ei- kein Sicherheitsrisiko", es müsse noch etwas hinzu- nes bei der NATO beschäftigten Bundeswehr-Gene- kommen, „etwa der Verstoß gegen bestehende Ge- rals, er sei homophil und als solcher ein Sicher- setze oder ein Dienstvergehen oder sonst irgend heitsrisiko. etwas". Dieser Auslegung ist zuzustimmen. Sie entspricht Il. Die fehlerhafte Auslegung des allein der mit der Neufassung von § 175 des Strafge- Sicherheitsrisikos „Abnorme Veranlagung auf setzbuches dokumentierten gesellschaftlichen Be- wertung der Homosexualität. Fachleute nehmen an, sexuellem Gebiet" als auslösender Faktor daß mindestens fünf Prozent der Bevölkerung ho- der ganzen Affäre mosexuell veranlagt sind. Bei der Bundeswehr ist mithin davon auszugehen, daß mindestens 25 000 Die Untersuchung hat ergeben, daß bereits vor dem Soldaten homosexuell veranlagt sind. Allein diese 27. Juli 1983, zum Teil über eine Reihe von Jahren Tatsache zeigt bereits, daß eine Auslegung der „ein- hinweg, Gerüchte über eine angebliche Homosexua- fachen Homophilie" als Sicherheitsrisiko nicht mit lität von General Dr. Kießling im Umlauf waren. der Wirklichkeit in Einklang zu bringen ist. Die General Dr. Kießling selbst hat sich in diesem Zu- Bundeswehr als solche wäre danach selbst nach sammenhang im Frühjahr 1982 an Generalinspek- etabliertem Sicherheitsdenken ein Sicherheitsri- teur Altenburg gewandt. Der Generalinspekteur siko erster Ordnung. kennt Dr. Kießling seit 1962. Der Abteilungsleiter Personal, Generalleutnant Kubis, kennt ihn seit 30 Noch unlängst hat die Bundesregierung in einer Jahren. Der persönliche Kontakt des Bundesmini Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion DIE Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

GRÜNEN „Erpreßbarkeit von Geheimnisträgern die Quintessenz in diesem Bereich, den Sie als Poli- und Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland" — tiker, als derjenige, der die Richtlinien bestimmt, BT-Drucksache 10/962 — ausgeführt, ein Zusam- noch mitzuvollziehen hätten", denn „nicht allein die menhang zwischen der Einhaltung von Sicherheits- Ehre des Generals Dr. Kießling, sondern auch die bestimmungen und den Gewohnheiten des Privatle- Menschenwürde von möglicherweise Millionen Ho- bens — insbesondere des Sexuallebens — könne mosexueller innerhalb und außerhalb der Bundes- bestehen, sei „aber nicht von vornherein zwingend". wehr (stand) zur Diskussion". Aus der Antwort der Bundesregierung ergibt sich weiter, daß keinerlei gesicherte Erkenntnisse dar- über vorliegen, daß beispielsweise zwischen Homo- III. Abschließende Bewertung sexualität und außerehelichem Beischlaf Unter- und Schlußfolgerungen der Fraktion schiede hinsichtlich der Erpreßbarkeit von Geheim- DIE GRÜNEN nisträgern abzuleiten sind. Eine am Gleichheits- grundsatz des Artikels 3 des Grundgesetzes ausge- — Nachdem die Bundesregierung durch den Voll- richtete Interpretation der Sicherheitsrichtlinien zug des NATO-Beschlusses vom 12. Dezember kann daher nur dazu führen, daß „einfache Homo- 1979 dazu beigetragen hatte, den Zeiger für die philie" nur bei Hinzutreten zusätzlicher sicherheits- Menschheit auf „5 Minuten vor Hölle" zu stel- relevanter Umstände die Einleitung einer Sicher- len, heitsüberprüfung rechtfertigt. Derartige Umstände waren zum Zeitpunkt der Einleitung der Sicher- — nachdem durch die Art der Durchsetzung dieser heitsüberprüfung nicht ersichtlich. Die Auslegung Politik der „Konsens in der Verteidigungsfrage" der Sicherheitsrichtlinien durch Regierungsdirek- auch zwischen den großen Parlamentsfraktio- tor Waldmann und Oberst Schröder verstieß dem- nen CDU/CSU und SPD sichtlich zerbrochen gegenüber gegen geltendes Recht. Eine Bewertung war, des Vermerks von Regierungsdirektor Waldmann — als sich die staats- und NATO-tragenden Par- nach geltendem Recht hätte somit zur Folge gehabt, teien gerade auf die Suche nach einem „neuen daß gegen General Dr. Kießling keine Sicherheits- nationalen Konsens in der Verteidigungsfrage" ermittlungen durchgeführt worden wären. Selbst begaben (Hearing des Verteidigungsausschus- wenn man der Ansicht wäre, wegen der hervorge- ses des Deutschen Bundestages über Alternative hobenen Stellung von General Dr. Kießling und der Verteidigungsstrategien), besonderen Bedeutung der ihm anvertrauten Ge- heimnisse seien an die Zulässigkeit einer Sicher- — während sich das deutsche Volk in seiner Mehr- heitsüberprüfung geringere Voraussetzungen zu heit durch NATO-Stationierung und „Gegen- stellen, war eine derartige Überprüfung nach Lage maßnahmen" des Warschauer Pakts bis ins des Einzelfalls rechtswidrig. Die Zurruhesetzung Mark in seinen Sicherheits- und Überlebensin- des Generals zum 31. März 1984 war ohnehin in teressen erschüttert sah — — — Aussicht genommen. Wie der Abgeordnete Bastian wurden in dieser Republik die Scheinwerfer auf die dem Bundesminister der Verteidigung zu Recht in Frage gerichtet, ob und inwieweit durch eine mögli- der Sitzung des Verteidigungsausschusses am cherweise homophile Neigung eines bei der NATO 18. Januar 1984 vorgehalten hat, wäre mit einer vor- beschäftigten deutschen Generals die militärische zeitigen Entlassung des Generals die Gefährdung Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und der Sicherheitsinteressen nicht verringert worden, der NATO beeinträchtigt worden sein könnte. da die ihm anvertrauten Informationen auf diese Weise nicht aus seinem Gedächtnis verschwunden Die GRÜNEN, die sich einem Reflex von Opposition wären. Eine dem Verfassungsgrundsatz der Ver- folgend dem Antrag der SPD auf Einsetzung eines hältnismäßigkeit gerecht werdende Abwägung der parlamentarischen Untersuchungsausschusses an- Sicherheitsrisiken einerseits und der mit der geschlossen hatten, müssen nunmehr feststellen, Durchführung der Sicherheitsüberprüfung verbun- daß dieses ganze Unternehmen völlig außer Dimen- denen Nachteile sowohl aus der Sicht der Bundes- sion geraten ist — nimmt man die gleichzeitigen wehr als der des Betroffenen andererseits hätte da- Verwerfungen im Bereich von „Frieden und Sicher- her ebenfalls eine Sicherheitsüberprüfung ausge- heit" zum Maßstab. schlossen. Die einzige Erwägung, die es rechtfertigt, bis zu die- Allerdings war auch der Untersuchungsausschuß sem Abschlußbericht an diesem Unternehmen mit- selbst im Sinne der unter I, 2 bestriebenen „Selbst- zuwirken, ist die, daß durch das Fehlverhalten des beschränkung" außerstande, die Weichenstellung Verteidigungsministers und des ihm der Form nach dieser verfehlten Auslegung der Sicherheitsbestim- unterstellten Geheimdienstes MAD ein Menschen- mungen als eigentliche Ursache der Affäre zu er- rechtsfall von beachtlicher Dimension aufgeworfen kennen bzw. entsprechend vorzugehen. Andernfalls worden ist: Welche Möglichkeiten hat ein Bürger, hätte z. B. der Vorsitzende bei der Befragung des sich erfolgreich zu behaupten, während der Apparat Bundeskanzlers Dr. Kohl die Frage des Abgeordne- eines ganzen Ministeriums samt Geheimdienst auf ten Vogt zugelassen, ob er nach der Veränderung Hochtouren gegen ihn arbeitet? des § 175 des Strafgesetzbuches Veranlassung sehe, „daß sich in übrigen gesellschaftlichen Bereichen, Der Bürger General Dr. Kießling und sein Rechts- z. B. was die Sicherheitsbestimmungen der Bundes- anwalt haben mit Unterstützung einer insoweit wehr angeht, dieser gesellschaftliche Verände- wachen Öffentlichkeit die Chance erhalten und ge- rungsprozeß ebenfalls nachvollzieht. Das wäre doch nutzt, Genugtuung zu erhalten und — soweit über- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604 haupt möglich — erlittenes Unrecht zu „löschen". Kießling hat sich an die Abrede gehalten, der Bun- Dies ist freilich unter anhaltender Beschädigung desminister hat sie einseitig gebrochen. Die Verant- der Würde einer nach Millionen zählenden Minder- wortung dafür, daß bei einem unvollkommenen heit von Mitbürgern geschehen, die nämliche „Nei- Sachverhalt - so Staatssekretär Dr. Rühl vor dem gung" zu Liebesbeziehungen mit Gleichgeschlecht- Untersuchungsausschuß - ohne jegliche zusätzli- lichen haben, die dem NATO-General unterstellt che Ermittlungstätigkeit am Betroffenen vorbei worden war. eine Kehrtwendung vollzogen wurde, betrifft die ministerielle Verantwortung in ihrem Kernbereich. Ein Minister, in dessen Ressort derartige Rechts- 1. Änderung der Sicherheitsrichtlinien verletzungen möglich sind, kann die politische Ver- antwortung hierfür nicht auf die Fehler von Unter- Für DIE GRÜNEN im Bundestag stand noch in der gebenen oder Mängel in den bürokratischen und Aktuellen Stunde im Deutschen Bundestag am hierarchischen Strukturen abwälzen. Er ist für den 20. Januar 1984 das Rehabilitierungsinteresse des Rechtsstaat ein Sicherheitsrisiko. Das Übermaß der in seiner Menschenwürde verletzten Bürgers Dr. unter Verantwortung dieses Ministers im Januar Kießling im Vordergrund parlamentarischer Argu- 1984 durchgeführten disziplinarrechtlichen Vorer- mentation, die Frage nach dem Rücktritt des Bun- mittlungen offenbart zudem einen bedenklichen desministers der Verteidigung war demgegenüber Realitätsverlust .. . zweitrangig. Vor der tatsächlichen Einleitung der Rehabilitierung erschien es den Vertretern der GRÜNEN im Verteidigungsausschuß, um Mißver- 2.2 Wörner, Tell des Problems — nicht der Lösung ständnisse zu vermeiden, auch nicht opportun, den In der Aktuellen Stunde am 20. Januar 1984 haben Komplex „Homosexualität" in den Vordergrund zu die beiden Sprecher der GRÜNEN zunächst nicht rücken. Die Hartnäckigkeit, mit der im Verlauf des einhellig nach dem Rücktritt des Ministers Dr. Wör- Untersuchungsprozesses von den anderen Fraktio- ner gerufen. Für den Abgeordneten Vogt war dabei nen das Problem der gleichgeschlechtlichen Liebe ausschlaggebend, daß es auch für einen Minister ausgeklammert wurde, obwohl es als Tatbestands- selbst bei dem damals schon erkennbaren Fehlver- merkmal der „Sicherheitsrichtlinien" betrachtet halten ein Recht auf Irrtum geben muß. Dies zumal wird, forderte den GRÜNEN im Interesse dieser ge- dann, wenn nicht ausgeschlossen werden kann, daß sellschaftlichen Minderheit ab, hier gegenzusteuern dieser Minister zum Teil Opfer einer hochgradig und hartnäckig auf eine Anpassung der Sicher- kranken Hierarchie geworden ist — eine Einschät- heitsrichtlinien an das im Zivilleben bereits er- zung, der sich wohl auch die Kommission zur Über- reichte Toleranzniveau zu drängen. prüfung des MAD nicht verschließen wird. Wird das In den Schlußfolgerungen der Fraktionen der CDU/ Recht auf Irrtum bestritten, dann wird dem betref- CSU, SPD und FDP wird zwar eine Klarstellung fenden Verantwortungsträger unter den Bedingun- gefordert, daß Sicherheitsermittlungen erst dann gen des politischen Konkurrenzkampfs die Flexibi- eingeleitet werden, wenn ein substantiierter Hin- lität genommen, Fehlkonstruktionen und erkanntes weis auf einen (wirklich) sicherheitsrelevanten Fehlverhalten zu korrigieren. Sachverhalt vorliegt. Dies reicht jedoch als Folge- Insbesondere der Bundesminister der Verteidigung rung aus dem zur Untersuchung anstehenden Fall als Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt (Ar- nicht aus. Da sich herausgestellt hat, daß das Krite- tikel 65 a des Grundgesetzes) muß in die Lage ver- rium „abnorme Veranlagungen auf sexuellem Ge- setzt werden, erkannte Fehler in seinem Zuständig- biet" einseitig und unmißverständlich auf Homose- keitsbereich schnell zu beheben; ein ohnehin ge- xuelle bezogen wird, ist die Streichung dieses Merk- fährliches Instrument würde sonst noch gefährli- mals in den Sicherheitsrichtlinien erforderlich. Der cher. Untersuchungsausschuß würde gut daran tun, sich diese Forderung als Geste der Rehabilitierung ge- Diese allgemein zutreffende Beurteilung kann für genüber gleichgeschlechtlich Liebenden zu eigen zu den Fall Dr. Wörner spätestens seit dem Verlauf der machen. Aktuellen Stunde im Deutschen Bundestag vom 20. Januar 1984 nicht mehr fruchtbar gemacht wer- den. 2. Rücktritt Wörners Die GRÜNEN schließen sich der Wertung der SPD- Fraktion (Seite 62 bis 63) insoweit voll an, als um 2.1 Verletzung rechtsstaatlicher Grundsätze im den 20. Januar 1984 deutlich geworden ist, daß die- Verantwortungsbereich des Ministers ser Minister zunehmend zum Selbstverteidigungs- Die Untersuchungen haben ergeben, daß nach der minister geworden ist ohne Rücksicht auf die rechtswidrigen Einleitung der Sicherheitsüberprü- Rechte des seiner Fürsorge anvertrauten Generals fung rechtsstaatliche Grundsätze in eklatanter Dr. Kießling. Um seine Haut zu retten, hat er es Weise verletzt worden sind. Insbesondere sind der zugelassen, daß das Ansehen des ohnehin schon Verfassungsgrundsatz des rechtlichen Gehörs und Geschädigten weiterhin öffentlich in Zweifel gezo- der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit verletzt. gen worden ist (Beiträge der CDU/CSU-Fraktion); Nach dem 19. September 1983 sind keine Umstände dies zu einem Zeitpunkt, in dem der Zweifel an den eingetreten, welche die der getroffenen Abrede wi- Ermittlungsmethoden und -ergebnissen des MAD dersprechende Zurruhesetzung bereits zum 31. De- in der Parlamentarischen Kontrollkommission und zember 1983 gerechtfertigt hätten. General Dr. in der Öffentlichkeit unüberhörbar geworden war. Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

An der Art der Selbstverteidigung zu Lasten des — mangelhaft bewertet und Hauptbetroffenen wurde deutlich, daß dieser Mini- ster nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Pro- — unrichtig dargestellt worden sind. blems war. Sein Verhalten in diesem Fall und zu Damit sind jedoch die zahlreichen Entgleisungen diesem Zeitpunkt läßt befürchten, daß ein ohnehin dieses Dienstes nicht annähernd erklärt. Es wäre für uns alle todgefährliches Instrument unter sei- verfehlt, hierfür die Struktur des Dienstes oder die ner Führung im Spannungsfall noch gefährlicher Unzulänglichkeit von Personalauswahl und -ausbil- werden könnte. dung verantwortlich zu machen. Der MAD hat sich Der Rücktritt Dr. Wörners aus seiner Funktion als dem Untersuchungsausschuß als der Prototyp einer Bundesminister der Verteidigung bzw. seine Entlas- durch und durch kranken Hierarchie (zum Begriff sung durch den Bundeskanzler ist aus dieser Sicht und zu einigen Symptomen siehe Frieder Laux- auch heute noch unerläßlich. mann, „Die kranke Hierarchie", Stuttgart 1971) prä- sentiert. Die Gebrechen mögen vielfältig sein. Es ist jedoch zu vermuten, daß mitursächlich für den Zu- stand des MAD seine „Aufgabenstellung" ist, wie 3. Verhalten des Bundeskanzlers sie in der „Zentralen Weisung von 1981" beschrie- ben ist. Danach Die Rügen an die Adresse des Bundeskanzlers Dr. Kohl, er habe die Rehabilitierung zu zögerlich „obliegt dem MAD die Beschaffung und Auswer- betrieben und er habe das schriftliche Rücktrittser- tung von Nachrichten, Auskünften und sonstigen suchen Dr. Wörners nicht angemessen behandelt Unterlagen über (Seite 63 und folgende), wird dem Phänomen — geheimdienstliche Tätigkeiten für eine fremde Dr. Kohl nicht voll gerecht. Seine Erklärungen vor Macht, dem Ausschuß über seine Grundhaltung zu seinen — Ministern und seinen Vertrauten im Kanzleramt Bestrebungen und Tätigkeiten, die gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung weisen darauf hin, daß er einen Führungsstil pflegt, der eher der altgermanischen Mundt als den Spiel- oder den Bestand und die Sicherheit des Bun- regeln einer modernen Kanzlerdemokratie ent- des gerichtet sind, spricht. Der Anführer investiert Vertrauen in seine soweit diese Bestrebungen und Tätigkeiten un- Mannen, diese scharen sich um so enger als Ge- mittelbar gegen die Bundeswehr gerichtet sind folgsleute um ihn. Der Anführer haut jeden Ge- und von Angehörigen der Bundeswehr oder ande- folgsmann heraus, was die Gefolgschaft noch enger ren im Geschäftsbereich des Bundesministers an ihn bindet. Das Mündliche geht dem Schriftli- der Verteidigung beschäftigten Personen ausge- chen vor. Ein Kontrollgremium, das auf Dokumente hen". angewiesen sein könnte, ist nicht vorgesehen. Der Bei dieser Aufgabenstellung wird das Mißtrauen Anführer zerreißt das Rücktrittsgesuch seines Ge- gegenüber „Kameraden" zur zweiten Natur der folgsmannes eigenhändig; er unterstreicht damit MAD-Bediensteten. Es kann sich, wie dem Aus- mit Herrschergeste seine Machtvollkommenheit schuß bis hin zu Körpersprache und Physiognomie und bindet den unwürdigen Gefolgsmann um so eindrucksvoll vor Augen geführt worden ist, in fata- mehr an sich selbst, indem er wider alles Erwarten ler Weise mit der Unzufriedenheit über die tatsäch- das Vertrauen verlängert. Dem Volk wird damit lich oder vermeintlich geringen Entfaltungs- und signalisiert, daß der Gestrauchelte unter der Vor- Aufstiegschancen im Dienst mischen. Diese Ge- mundschaft des Anführers weiterwirken darf. mengelage kann jedem sehr schnell zum Verhängis Dem Verhalten dieses Kanzlers ist mit einer Rüge werden, der an die Spitze dieses Dienstes berufen oder mit oppositionellem Lamento nicht beizukom- wird, mit seiner Überwachung beauftragt ist oder men. gar als der politisch Verantwortliche auf die Verläß- lichkeit der Arbeit des Dienstes angewiesen ist. Die Wähler werden zu entscheiden haben, ob Ruinös aber muß dieser Dienst für jeden/jede sein, sie weiter dem altgermanischen Führungsmodell der/die von den nach zum Teil unklaren Maßstäben folgen wollen oder ob ihnen die moderne, wenn arbeitenden Bediensteten ins Visier genommen auch komplizierte Demokratie mit Schriftkram wird, vor allem dann, wenn das Opfer durch abwei- zwecks Kontrollierbarkeit von Regierungsakten lie- chendes Verhalten die Aufmerksamkeit auf sich ber ist ... lenkt. Es wäre nachgerade verwunderlich, wenn ein so sehr auf persönliche Autonomie bedachter Mensch 4. Kranke Hierarchie MAD/ASBw wie Dr. Kießling pensioniert worden wäre, ohne in die Maschen dieses Dienstes geraten zu sein. Es sei Hinsichtlich der Tätigkeit des ASBw und des MAD vielleicht noch angemerkt, daß ein MAD-Chef nach kann in weiten Teilen den Ausführungen auf Seite kurzer Amtszeit durch eine Liebesaffäre ins Strau- 38 bis Seite 45 zugestimmt werden, wonach die Ent- cheln gebracht wurde und daß der Fall MAD/ scheidung des Bundesministers der Verteidigung Dr. Kießling durch das vermeintliche und als von vom 8. Dezember 1983 auf falschen Angaben und der Norm abweichend vermutete Liebesleben eines Informationen basierte, die in Generals ausgelöst wurde. — vorschriftswidriger Weise gewonnen, Das deutet darauf hin, daß es nicht ausreicht, die — fehlerhaft bearbeitet, Entgleisungen des MAD mit dem versauten „Be- Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604 triebsklima" zu begründen, wie das der Höcherl ist es zum Beispiel eine gespenstische Vorstellung, Prüfbericht nahezulegen scheint (Seite 31). die Probleme des MAD durch Personalrotation mit anderen Geheimdiensten lösen zu wollen. Denn Dieser Geheimdienst kann nicht kuriert werden. eher als eine Heilung des MAD kann eine Infizie- Die Gesellschaft kann allenfalls von ihm kuriert rung der anderen Dienste mit MAD-Methoden die werden dadurch, daß sie ihn gänzlich abschafft. Ei- Folge sein. nen Ersatz für ihn vorzuschlagen kann nicht Auf- gabe der GRÜNEN sein. Auch eine Änderung der Sicherheitsrichtlinien wird Den Schlußfolgerungen der anderen Fraktionen wenig bewirken, wenn nicht in allen Bereichen der können sich die GRÜNEN nicht anschließen. Zwar Gesellschaft gegen die Diskriminierung von Homo- stimmt die Fraktion DIE GRÜNEN in der juristi- sexuellen vorgegangen wird. Die Respektierung schen Bewertung des Verhaltens von Bundesmini- rechtsstaatlicher Grundsätze bei Sicherheitsüber- ster Dr. Wörner mit der SPD-Fraktion überein. Sie prüfungen wird in Zukunft allenfalls dann gewähr- ist jedoch der Auffassung, daß allein durch einen leistet sein, wenn allen für die Sicherheit Verant- Rücktritt des Ministers und sonstige personelle wortlichen bewußt ist, daß staatliches Handeln zum Konsequenzen sowie durch organisatorische Maß- Schutz der Bürger nie um der Preisgabe der Men- nahmen einschließlich einer gesetzlichen Regelung schenwürde und der Grundrechte auf Leben und nachrichtendienstlicher Aufgaben und Befugnisse, körperliche Unversehrtheit willen, sozusagen „um die aufgetretenen Probleme nicht an der Ursache seiner selbst willen, exekutiert werden darf". angegangen werden. Persönliche Verantwortlich- Inzwischen sind die sogenannten Sicherheitsappa-- keiten und Fehler der in den zur vorzeitigen Zurru- rate zu einem „Staat im Staat" geworden. Immer hesetzung von General Dr. Kießling führenden Ent- häufiger wird die Bundesrepublik Deutschland als scheidungsprozeß einbezogenen Personen aufzu- ein „Überwachungs- oder Sicherheitsstaat" bezeich- klären war die eine, selbstverständliche Aufgabe net. Wahrscheinlich die Mehrheit der Bevölkerung des Untersuchungsausschusses. Anstöße zu geben, ist der Auffassung, daß die gegenwärtige Sicher- daß sich ein derartiger Skandal nicht wiederholt, heitspolitik nicht den Frieden sichert. Der Staat hat vermochte der Untersuchungsausschuß aus den un- die Aufgabe, Sicherheit um der Rechtsstaatlichkeit ter I. und II. (Seite 70 bis 74) beschriebenen Grün- und Friedensstaatlichkeit willen zu gewährleisten, den nicht in ausreichendem Maß. Hier sind nun der Sicherheit geht eben nicht vor Freiheit, und das gilt Bundestag in seiner Gesamtheit, vor allem jedoch auch für den Bereich der Bundeswehr, ausgerech- die Öffentlichkeit gefordert. Eine kritische Öffent- net jenes Instrument, das vorgeblich dazu geschaf- lichkeit sollte sich mit jeder einzelnen Korrektur fen ist, die freiheitliche Grundordnung nach außen auseinandersetzen, die nun vorgeschlagen wird. So zu verteidigen. Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag - 10. Wahlperiode

Anlage 1

Fünfter Abschnitt: Materialien

DEUTSCHER BUNDESTAG Ausschußdrucksache 10/51 10. Wahlperiode (Drs. 1 des 1. Untersuchungs- Verteidigungsausschuß ausschusses nach Art. 45 a als 1. Untersuchungsausschuß Abs. 2 GG) nach Art. 45a Abs. 2 GG - Der Vorsitzende - 1. Beweisbeschluß Bonn, den 26. Januar 1984

Die Fraktionen von CDU/CSU und Die Fraktion der SPD im Verteidi- Die Fraktion DIE GRÜNEN im Ver- FDP im Verteidigungsausschuß be- gungsausschuß beantragt, teidigungsausschuß beantragt, antragen, I. Welche Tatsachen oder Erkennt- I. Erster Hinweis eines Beamten A. zu folgenden Untersuchungsge nisse haben zur Einleitung und des Bundesministeriums der genständen Beweise zu erheben. Durchführung einer Sicherheits- Verteidigung auf eine angebli-- I. Die Rechtmäßigkeit der vor- überprüfung des Generals a. D. che homosexuelle Veranlagung zeitigen Zurruhesetzung des Dr. Günter Kießling in der Zeit von General a. D. Dr. Kießling. Generals a. D. Dr. Kießling. von Juli bis September 1983 ge- Insbesondere ist aufzuklären: führt? II. Die tatsächlichen und rechtli- 1. Von wem stammt der Hin- chen Grundlagen der Ent- 1. Wer hat die Einleitung des weis? scheidung des Bundesmini- Verfahrens angeordnet? 2. Welche Informationen lie- sters der Verteidigung, Herrn 2. Welche Vorschriften beste- gen ihm zugrunde? General a. D. Dr. Kießling in hen für die Einleitung und 3. An welche Empfänger den einstweiligen Ruhestand Durchführung derartiger Ver- wurde er verteilt? zu versetzen. fahren? 4. Was wurde von den Empfän- 1. Welche tatsächlichen Grün- 3. Welche Mitarbeiter des Bun- gern veranlaßt? de sind für die Entschei- desministeriums der Verteidi- dung maßgebend gewesen? gung und seiner nachgeord- II. Brief eines Admiralarztes mit 2. Welche Umstände haben neten Behörden waren mit Sicherheitsbedenken be- angeblich General a. D. Dr. der Durchführung des Ver- Kießling belastenden Angaben. gründet und von wem sind fahrens befaßt? sie zuerst geäußert wor- Insbesondere ist aufzuklären: 4. Wie ist das Verfahren durch- den? geführt worden? 1. Wer hat den Brief in welcher 3. Auf wessen Ermittlungen Absicht geschrieben? beruhten diese tatsächli 5. Zu welchen Ergebnissen hat das Verfahren? geführt 2. Wer war Empfänger des chen Erkenntnisse? Briefes? a) In welcher Weise, wann 6. Welche Ergebnisse sind dem 3. Wen hat der Empfänger und von wem ist um Bundesminister der Verteidi- über den Inhalt informiert? Amtshilfe gebeten wor- gung am 14. September 1983 den? über die Durchführung der 4. Wer hat aus welchen Grün- Sicherheitsüberprüfung be- 4. Wer hat die Erkenntnisse den den Briefinhalt als Ge- richtet worden und welche auf ihre Sicherheitsrele- neral a. D. Dr. Kießling bela- Beweismittel waren darin be- vanz beurteilt und den Mi- stend bewertet und in den zeichnet? nister beraten? Entscheidungsprozeß des Ministers eingebracht? 5. Wann und von wem ist der 7. In welcher Weise ist General General a. D. Dr. Kießling a. D. Dr. Kießling Gelegenheit 5. Was hat den Verfasser des zu den sicherheitsrelevan- gegeben worden, zu den ge- Briefes veranlaßt, die Urhe- ten Erkenntnissen gehört gen ihn erhobenen Vorwür- berschaft zu dementieren, worden und wie hat der Be- fen Stellung zu nehmen? nachdem der Brief der Öf- troffene dazu Stellung ge- 8. Welchen Inhalt und welche fentlichkeit bekanntgewor- nommen? Ergebnisse hatten die Ge- den war? 6. Welche Absprache wurde spräche III. Erstes Tätigwerden des ASBw mit General a. D. Dr. Kieß- a) des Bundesministers der ling hinsichtlich des Zeit- Verteidigung, Dr. Wörner, nach Eingang des unter I. be- punkts seiner Versetzung schriebenen Hinweises am b) des Generalinspekteurs 27. Juli 1983. in den einstweiligen Ruhe- General Altenburg mit Ge- stand getroffen? neral a. D. Dr. Kießling am Insbesondere ist aufzuklären: 7. Haben sonstige Gründe die 15. und 19. September 1. Wer hat entschieden, daß Entscheidung für die Ver- 1983? der Hinweis Ermittlungen Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

setzung in den einstweili- II. Welche Tatsachen oder Erkennt- gegen General a. D. Dr. gen Ruhestand veranlaßt nisse haben zu einer Wiederauf- Kießling erforderlich ma- oder beeinflußt? Auf wel- nahme der Sicherheitsüberprü- chen würde? chen Tatsachen beruhen fung des General a. D. Dr. Kieß- 2. Gab es neben dem eingegan- sie und wann waren sie Ge- ling im November 1983 geführt? genen Hinweis noch andere genstand der Anhörung des 1. Wer hat die Wiederaufnahme Gründe, gegen den General Generals a. D. Dr. Kieß- der Sicherheitsüberprüfung a. D. zu ermitteln? ling? angeordnet? 3. Auf welche Rechtsgrundlage 8. Welche Erklärungen und 2. Welche Vorschriften beste- stützen sich die Ermittlun- von wem sind dazu in der hen für die Wiederaufnahme gen? Öffentlichkeit und gegen- eines derartigen Verfahrens? über Journalisten abgege- 4. Was enthielt der Ermitt- ben worden? 3. Zu welchen Ergebnissen hat lungsauftrag, wer hat ihn er- die erneute Sicherheitsüber- teilt und wer hat ihn erhal- 9. Hat der Bundesminister prüfung geführt? ten? der Verteidigung auf Grund der späteren Einwendun- 4. Welche Ergebnisse sind dem 5. Welche amtsfremde Hilfe gen von General a. D. Dr. Bundesminister der Verteidi- wurde in welcher Weise und Kießling seine Entschei- gung über die Durchführung auf wessen Entscheidung dung überprüft und dabei der erneuten Sicherheits- hin in Anspruch genom- weitere Erkenntnisse ge- überprüfung berichtet wor- men? wonnen? den und welche neuen Tatsa- 6. Was war das Gesamtergeb- chen und Beweismittel waren nis der amtseigenen und der darin bezeichnet? amtsfremden Ermittlungen? 5. Welchen Wortlaut und welche 7. Wer bewertete im ASBw die- Empfehlungen enthielt der ses Ergebnis abschließend? Abschlußbericht des MAD, der dem Bundesminister der 8. Wem wurde das Resultat der Verteidigung im Dezember Ermittlungen gemeldet? 1983 vorgelegt wurde? 9. Was wurde mit oder ohne 6. In welcher Weise ist General weiterführenden Auftrag an- a. D. Dr. Kießling Gelegenheit schließend in diese Sache zur Stellungnahme hierzu ge- unternommen? geben worden? IV. Unterrichtung des Ministers 7. Auf welche Weise ist General über das Ergebnis der Ermitt- a. D. Dr. Kießling die Ent- lungen des ASBw am 14. Sep- scheidung des Bundesmini- tember 1983. sters der Verteidigung über- mittelt worden, ihn bereits Insbesondere ist aufzuklären: zum 31. Dezember 1983 in den 1. Was hat der Amtschef des Ruhestand zu versetzen? ASBw dem Minister vorge- tragen? III. Welchen Wortlaut und welche 2. Welchen Eindruck hatten Begründung hatte der Antrag an die anderen Teilnehmer an den Herrn Bundespräsidenten, diesem Gespräch vom Vor- General a. D. Dr. Kießling in den trag des Amtschefs des Ruhestand zu versetzen? ASBw? 3. Was war das Resultat des IV. Welche Tatsachen oder Erkennt- Vortrags? nisse sind dem Bundesminister der Verteidigung im Januar 1984 nach seiner Entscheidung vom V. Eröffnung der Ergebnisse des Dezember 1983 bekanntgewor- ASBw-Berichts gegenüber Ge- den, die nach seiner Auffassung neral a. D. Dr. Kießling am nachträglich die Versetzung des 15. September 1983. Generals a. D. Dr. Kießling in Insbesondere ist aufzuklären: den Ruhestand rechtfertigen? 1. Gibt es Zeugen der Gesprä- 1. Wer hat auf welcher Grund- che, die am Vormittag der lage die nachträgliche Ermitt- Generalinspekteur und am lung dieser Tatsachen ange- Nachmittag Minister und ordnet? Generalinspekteur mit Ge- 2. Welche Mitarbeiter des Bun- neral a. D. Dr. Kießling ge- desministeriums der Verteidi- führt hatten? gung und nachgeordneter Be- 2. Was ist General a. D. Dr. hörden waren mit der Ermitt- Kießling jeweils konkret Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

lung dieser Tatsachen befaßt, vorgehalten worden? Hat und welche Weisungen sind ihn z. B. auch der Minister hierzu erteilt worden? mit dem Vorwurf konfron- 3. Auf welche Weise haben die tiert, mit homosexuellen Mitarbeiter des Bundesmini- Strichjungen Kontakt ge- steriums der Verteidigung die habt zu haben? nachträglichen Tatsachen er- 3. Welche Beweismittel für die mittelt, und welche Personen vorgebrachten Anschuldi- aus anderen Behörden sind gungen wurden General von ihnen auf welcher a. D. Dr. Kießling vorgelegt? Rechtsgrundlage mit welchen 4. Wie hat General a. D. Dr. Ermittlungen befaßt worden? Kießling auf die Vorbehalte 4. Zu welchen Ergebnissen und reagiert? Beweismitteln haben die 5. Hat er dem Generalinspek- nachträglichen Ermittlungen teur gegenüber sinngemäß geführt? erklärt, er habe in einer per- 5. In welcher Weise ist dem Ge- sönlich schwierigen Lage neral a. D. Dr. Kießling Gele- einmal etwas zugegeben und genheit gegeben worden, zu würde diesen Fehler nie- den nachträglich gegen ihn mehr machen? erhobenen Vorwürfen Stel- 6. Ist General a. D. Dr. Kießling lung zu nehmen? daraufhin vorgehalten wor- V. In welcher Weise ist der Bundes- den, daß aus einer solchen kanzler in den Entscheidungs Äußerung für ihn ungün- prozeß, der zur Versetzung des stige Schlüsse gezogen wer- General a. D. Dr. Kießling in den den könnten, und ist er des- Ruhestand geführt hat, einbezo- halb um eine Erklärung ge- gen worden? beten worden? 1. Zu welchem Zeitpunkt hat 7. Wurde die Frage des gestör- der Bundeskanzler erstmalig ten Vertrauensverhältnisses von dem Sicherheitsüberprü- zwischen General a. D. Dr. fungsverfahren gegen Gene- Kießling und General Ro- ral a. D. Dr. Kießling und den gers berührt? zugrundeliegenden Tatsa 8. Was war das Ergebnis bei- chen Kenntnis erlangt? der Gespräche aus der Sicht 2. Hat der Bundeskanzler vor von Minister/Generalin- der vom Bundesminister der spekteur bzw. aus der Sicht Verteidigung beabsichtigten von General a. D. Dr. Kieß- Versetzung des Generals a. D. ling? Dr. Kießling in den Ruhe- stand VI. Zweites Gespräch mit General — Rat Dritter eingeholt, a. D. Dr. Kießling im BMVg am — sich mit dem Vizekanzler 19. September 1983. abgestimmt? Insbesondere ist aufzuklären: 3. In welcher Weise hat sich der Bundeskanzler gegenüber 1. Gab es außer Minister, Ge- dem Bundesminister der Ver- neralinspekteur und Gene- teidigung zu der beabsichtig- ral a. D. Dr. Kießling noch ten Versetzung in den Ruhe- andere Gesprächszeugen? stand geäußert? 2. Was war der Inhalt des Ge- 4. Auf welchen Tatsachen be- sprächs? ruht die Einschätzung des 3. Wurden die dem General Bundeskanzlers, „er habe kei- a. D. am 15. September 1983 nen Grund, daran zu zweifeln, eröffneten Vorhaltungen daß Manfred Wörner seine weiter konkretisiert oder Pflicht getan habe". mit neuem Material belegt? 5. Waren die öffentlichen Äuße- 4. Wurde dem General a. D. er- rungen des Regierungsspre- öffnet, daß seine Bemerkung chers Boenisch in der Angele- gegenüber dem General- genheit der Zurruhesetzung inspekteur (s. Absatz V. des Generals a. D. Dr. Kieß- Ziffer 5) zu nachteiligen ling mit dem Bundeskanzler Schlußfolgerungen Anlaß abgestimmt? gegeben hatte, und ihm die Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Gelegenheit zu einer Rich tigstellung gegeben? 5. Hat General a. D. Dr. Kieß- ling sich erneut und ebenso wie am 15. September 1983 zu den Vorhalten geäußert? 6. Welche Vereinbarungen hin- sichtlich des Verhaltens des Generals a. D. bis zum 31. März 1984 wurden getrof- fen? 7. Mit welchem Eindruck wurde General a. D. Dr. Kießling aus diesem Ge- spräch entlassen? VII. Verdichtung von Meldungen hochrangiger deutscher Offi- ziere bei SHAPE über abträgli-- che Spekulationen hinsichtlich des Gesundheitszustandes von General a. D. Dr. Kießling. Insbesondere ist aufzuklären: 1. Wer hat wann, was, wie an wen gemeldet? 2. Was ist von den Empfängern der Meldungen veranlaßt worden? 3. Von wem ist in welcher Form und an wen gemeldet worden, General a. D. Dr. Kießling sei ungewöhnlich häufig (etwa 200 Tage jähr- lich) vom Dienstort abwe- send gewesen? 4. Ist diese Behauptung in ir- gendeiner Weise überprüft worden, wenn j a wie? 5. Ist General a. D. Dr. Kießling zu irgendeiner Zeit Gelegen- heit gegeben worden, sich zu dieser Behauptung zu äu- ßern? 6. Wie hat General a. D. Dr. Kießling auf den telefoni- schen Vorhalt des General- inspekteurs vom 25. Oktober 1983 reagiert, er hielte sich nicht an die Abmachungen vom 19. September 1983? 7. Womit konkret hat General a. D. Dr. Kießling nach Mei- nung des Ministers vor und nach dem telefonischen Vor- halt vom 25. Oktober 1983 gegen diese Abmachungen verstoßen? VIII. Gespräch des Staatssekretärs Dr. Hiehle mit Generalinspek- teur und Stellvertreter am 4. November 1983 mit anschlie- ßender Unterrichtung des Mini- sters. Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

Insbesondere ist aufzuklären: 1. Was war Anlaß, Inhalt und Ergebnis des Gesprächs? 2. Wurden neue Beweise gegen General a. D. Dr. Kießling vorgelegt, wenn j a welche und von wem? 3. Worauf stützte sich die vom Minister geteilte Einschät- zung, General a. D. Dr. Kieß- ling bilde ein Sicherheitsrisi- ko? 4. Waren alle Gesprächsteil- nehmer übereinstimmend der Auffassung, ein Ab- schluß der Sicherheitsüber- prüfung sei notwendig, ob- wohl der General a. D. kei- nen Dienst mehr geleistet hat? 5. Ist von keinem an diesem Entscheidungsprozeß Betei- ligten ein Zweifel an der Stichhaltigkeit der Anschul- digungen und am „Sicher- heitsrisiko Dr. Kießling" ge- äußert worden? IX. Besprechung des stellvertreten- den Generalinspekteurs mit dem Amtschef ASBw und dem Referatsleiter Fü S II 6 am 25. November 1983. Insbesondere ist aufzuklären: 1. Was war Anlaß, Zweck und Ergebnis des Gesprächs? 2. Was war das Ergebnis der vorausgegangenen „nochma- ligen Prüfung und Bewer- tung des Sachverhalts" ge- wesen? 3. Auf welche neuen Erkennt- nisse und Beweise hat sich diese nochmalige Prüfung und Bewertung gestützt? 4. Warum wurde bei der insge- samt dürftigen Beweislage von der Durchführung wei- terer Überprüfungsmaßnah- men abgesehen? 5. Worauf stützte sich die Ein- schätzung der Gesprächs- teilnehmer, aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse würde General a. D. Dr. Kießling ein Sicherheitsri- siko bilden? 6. Wie lautete der dem Amts- chef ASBw vom stv. Gene- ralinspekteur abschließend erteilte Auftrag? Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

X. Bericht des Amtschefs ASBw vom 6. Dezember 1983. Insbesondere ist aufzuklären: .1. Empfängerkreis des Be- richts? 2. Auf welche Erkenntnisse stützte sich der Bericht? 3. Welche Angehörigen des ASBw haben an seiner Ab- fassung mitgewirkt? 4. Welche Lagebeurteilung führte zu dem Ergebnis, eine Aufhebung der Sicherheits- bescheide für General a. D. Dr. Kießling sei als zwin- gend geboten zu beurteilen, wie der stv. Generalinspek- teur es der Leitung des Bun-- desministeriums der Vertei- digung vorgetragen hat? 5. Haben sich alle Mitglieder der Leitung des Bundesmi- nisteriums der Verteidigung dieser Bewertung ange- schlossen?

XI. Vortrag des Staatssekretärs Dr. Hiehle beim Minister am 8. De- zember 1983. Insbesondere ist aufzuklären: 1. Inhalt des Vortrags? 2. Reaktion des Ministers? 3. Einlassungen der anderen Gesprächsteilnehmer (Ge- neralinspekteur, Stellver- treter und Abteilungsleiter Personal)? 4. Von wem wurde die „Ein- deutigkeit der Identifizie- rung von General a. D. Dr. Kießling" behauptet? Wie wurde sie belegt? 5. Von wem wurde die einma- lige Inanspruchnahme ei- nes Sonderausweises mit Decknamen durch General a. D. Dr. Kießling im Juli 1982 anläßlich einer Berlin- Reise als zusätzliches Ver- dachtsmoment einge bracht? 6. Ist von keinem Gesprächs- teilnehmer die Meinung vertreten worden, General a. D. Dr. Kießling müsse zu diesem Verdachtsmoment gehört werden? 7. Ist der General a. D. zu ei- nem früheren Zeitpunkt zu diesem Verdachtsmoment gehört worden? Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

8. Auf welche Überlegungen stützte sich die Erklärung des Ministers „bei dieser Lage mußte ich handeln"? 9. Worin hätte ein Risiko für die Bundesrepublik liegen können, wäre General a. D. Dr. Kießling wie vereinbart am 31. März 1984 zur Ruhe gesetzt worden? 10. Worauf stützt sich die Mini- stererklärung, neben den Sicherheitsbedenken habe insbesondere das gestörte Verhältnis des Generals a. D. zu seinem Vorgesetz- ten und die Nichteinhal- tung seiner Zusicherungen vom 19. September 1983 das Vertrauen des Ministers in General a. D. Dr. Kießlings Amtsführung erschüttert?

B. Die Beweiserhebung soll erfolgen Die Beweiserhebung soll erfolgen Die Beweiserhebung soll erfolgen durch durch durch 1. Beiziehung aller im Zusam- I. Beiziehung Beiziehung menhang mit der Zurruheset- 1. des Protokolls der Sitzung der zung von General a. D. Dr. Zu I: Text des Hinweises Kießling und ihrer Überprü- Parlamentarischen Kontroll- fung entstandenen Vorgänge/ kommission am 18. und 19. Ja- Zu II: Originalbrief Akten. nuar 1984; Zu III: Der schriftliche Ermitt- 2. Vernehmung der Zeugen 2. der Sicherheitsrichtlinien der lungsauftrag Bundesregierung; Alle sonstigen Ermittlungs- Bundesminister Dr. Wörner unterlagen des ASBw zu A. 1.-9., 3. der Dienstanweisungen für Staatssekretär Dr. Hiehle den MAD, insbesondere für Der Ermittlungsbericht das Verfahren bei Sicherheits- zu A. 1.-9., Zu IV: Text des ASBw-Berichts überprüfungen; Generalinspekteur der Bun- Zu V: Alle bei den Gesprächen deswehr, General Altenburg 4. aller im Zusammenhang mit der Zurruhesetzung des Gene- verwendeten und während zu A. 1., 2., 4.-9., oder nach den Gesprächen Stellvertreter des Generalin- rals a. D. Dr. Kießling im Bun- desministerium der Verteidi- gefertigten Unterlagen, No- spekteurs der Bundeswehr, tizen, Vermerke Generalleutnant Windisch gung und seinen nachgeordne- zu A. 1.-4., 8., 9., ten Behörden, im Bundeskanz- Zu VI: Alle bei dem Gespräch ver- leramt, im Bundespräsidial- wendeten und während des Abteilungsleiter Personal im amt, im Innenministerium des Gesprächs bzw. nachträg- Bundesministerium der Ver- Landes Nordrhein-Westfalen lich gefertigten Unterlagen, teidigung, Generalleutnant und den Polizeibehörden Köln Notizen und Vermerke Kubis angefallenen Aktenvorgänge. zu A. 1., 2., 4.-9., Zu VII: Texte der Meldungen aus Amtschef des Amtes für Si- II. Vernehmung von SHAPE cherheit der Bundeswehr, Bri- Unterlagen und Aufzeich- 1. Bundeskanzler Dr. Kohl nungen im Zusammenhang gadegeneral Behrendt, und zu V. 1.-5. weitere noch zu benennende mit dem telefonischen Vor- Soldaten, Beamte und Ange- 2. Bundesminister der Verteidi- halt vom 25. Oktober 1983 stellte von Behörden des Bun- gung, Dr. Wörner Die Abwesenheitsliste von des und der Länder I. 1.-8., II. 1.-7., III., IV. 1.-5., SHAPE für 1982/83 zu A. 2.-4., 9., V. 3. Zu VIII: Alle bei diesem Gespräch General a. D. Dr. Kießling 3. Parlamentarischer Staatsse- verwendeten oder nachträg- zu A. 5.-7. kretär im Bundesministerium lich über das Gespräch ge- der Verteidigung, Würzbach fertigten Unterlagen, Noti- C. Weitere Beweisanträge sowie die I. 1.-7., II. 1.-7., IV. 1.-5. zen, Vermerke Benennung weiterer Zeugen/Be- 4. Staatssekretär Dr. Rühl Zu IX: Alle beim Gespräch ver- weismittel bleiben vorbehalten. I. 1.-7., II. 1.-7., IV. 1.-5 . wendeten und aufgrund des Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

5. Staatssekretär Dr. Hiehle Gesprächs gefertigten Un- I. 1.-7., II. 1.-7., IV. 1.-5 . terlagen, Notizen, Ver- 6. Generalinspekteur der Bun merke deswehr, General Altenburg Zu X: Bericht des ASBw vom I. 1.-8., II. 1.-7., IV. 1.-5. 6. Dezember 1983 und alle 7. General a. D. Dr. Kießling dafür verwendeten Unterla- I. 7.-8., II. 6-7., IV. 5. gen und Belege 8. Stellvertreter Generalinspek- Zu XI: Sämtliche schriftlichen Un- teur, Generalleutnant Win- terlagen zum Vortrag des disch Staatssekretärs I. 3.-7., II. 1., 3., 4., 6., IV. 1., 3.-5. Vernehmung von 9. Abteilungsleiter Personal im Bundesministerium der Ver- Zu I: Hinweisgeber teidigung, Generalleutnant Informanten des Hinweis- Kubis gebers I. 7., II. 6., 7. Empfänger der Information 10. Flottillenadmiral Schmäh Zu II: Verfasser des Briefes - ling, früherer Amtschef des Empfänger des Briefes Amtes für Sicherheit der Sonstige Kenntnisnehmer Bundeswehr (ASBw) und Bewerter des Briefes I. 1.-4 Zu III: Alle an dem Vorgang betei- 11. Brigadegeneral Behrendt, ligten Angehörigen des Amtschef ASBw ASBw und der Polizei in I. 1.-6., II. 1.-5., IV. 1.-4 . Köln Stellv. Amtschef ASBw Zu IV: Bundesminister der Vertei- I. 1.-6 ., II. 1.-5., IV. 1.-4 . digung Staatssekretär Dr. Rühl 13. Leiter Ministerbüro des Bun- Generalinspekteur der Bun- desministeriums der Verteidi- deswehr gung, Ministerialrat Dr. Tre- Abteilungsleiter Personal besch I. 1., 3.-6., II. 1., 3., 4., IV. 1.-5. Zu V: Minister Generalinspekteur 14. Adjutant des Ministers, Oberst Dr. Reinhardt General a. D. Dr. Kießling I. 1., 3.-6., II. 1., 3., 4., Eventuell anwesend gewe- IV. 1.-5. sene sonstige Gesprächs- teilnehmer 15. Pressesprecher Bundesmini Verteidigung,-sterium der Zu VI: Bundesminister der Vertei- Oberst Reichardt digung I. 7., II. 6., IV. 1.-5. Generalinspekteur 16. Adjutant des Parlamentari- General a. D. Dr. Kießling schen Staatssekretärs im Eventuell anwesend gewe- Bundesministerium der Ver- sene sonstige Gesprächs- teidigung, Oberst Grigull teilnehmer I. 1., 3.-6., II. 1., 3., 4., Zu VII: Alle Informanten aus IV. 1.-5. SHAPE 17. Adjutant General a. D. Dr. Generalinspekteur Kießling, Kapitän zur See General a. D. Dr. Kießling Janke Offiziere und Mitarbeiter I. 7., II. 6., IV. 5. aus dem SHAPE-Bereich auf Vorschlag von General 18. Fahrer von General a. D. Dr. a. D. Dr. Kießling Kießling I. 7., II. 6., IV. 5. Zu VIII: Minister Staatssekretär Dr. Hiehle Generalinspekteur und Stellvertreter General a. D. Dr. Kießling Zu IX: Stellvertreter Generalin spekteur Amtschef ASBw Referatsleiter Fü S II 6 General a. D. Dr. Kießling Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag - 10.Wahlperiode

Zu X: Amtschef ASBw Stellvertreter Generalin- spekteur General a. D. Dr. Kießling Zu XI: Minister Staatssekretär Dr. Hiehle Generalinspekteur und Stellvertreter Abteilungsleiter Personal General a. D. Dr. Kießling Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Anlage 2 Zeugen und sachverständige Zeugen im 1. Untersuchungsausschuß nach Artikel 45a Abs. 2 GG

Nr. der Sitzung Amts des Verteidi- Name bezeichnung, Dienststellung/Funktion gungs- Dienstgrad, zum Zeitpunkt der Vernehmung ausschusses/ Amt, Beruf Untersuchungs- ausschusses

Altenburg General Generalinspekteur der Bundeswehr 32/9 Behrendt Brigade- Amtschef des ASBw 29/7; 39/16 general Dahl Oberst Referatsleiter P H 5, Bundesministerium der 39/16 Verteidigung Fasoli Hauptmann Sachbearbeiter beim ASBw 38/15; 39/16 - Fritz Ministerialrat Referatsleiter Ermittlung in Sonderfällen, 39/16 Bundesministerium der Verteidigung Grigull Oberst i. G. Leiter Büro Parlamentarischer Staatssekre- 34/11 tär Würzbach im Bundesministerium der Verteidigung Hiehle, Dr. Staats- Staatssekretär im Bundesministerium der 36/13; 37/14 sekretär Verteidigung Hüttelmaier Oberst i. G. Referatsleiter Fü S H 6, Bundesministerium 34/11 der Verteidigung Idel Stabs- Sachbearbeiter bei MAD-Gruppe III, Dussel- 30/8; 38/15 feldwebel dorf Karrasch Ministerialrat 1. Stellvertretender Vorsitzender des Haupt- 30/8 personalrates beim Bundesministerium der Verteidigung Kießling, Dr. General Stellvertretender Oberster Alliierter Befehls- 33/10 haber Europa Kluss Oberst i. G. Kommandeur der MAD-Gruppe III, Düssel- 30/8; 39/16 dorf Kohl, Dr. Mitglied des Bundeskanzler der Bundesrepulik Deutsch- 36/13 Deutschen land Bundestages Krase Oberst i. G. Stellvertretender Amtschef des ASBw 29/7; 39/16 Kubis General- Abteilungsleiter Personal, Bundesministe- 32/9 leutnant rium der Verteidigung Reichardt Oberst i. G. Leiter Informations- und Pressestab, Bundes- 34/11; 35/12 ministerium der Verteidigung Reinhard, Dr. Oberst i. G. Persönlicher Adjutant des Bundesministers 34/11 der Verteidigung Rösch Kriminal- Stellvertretender Kommissariatsleiter beim 30/8 hauet- Polizeipräsidium Köln kommissar Rühl, Dr. Staats- Staatssekretär im Bundesministerium der 33/10 sekretär Verteidigung von Sandrart General- Stellvertretender Chef des Stabes für Opera- 35/12 leutnant tionen im NATO-Hauptquartier Europa Schmähling Flottillen- Mitarbeiter der Stiftung Wissenschaft und 29/7; 39/16 admiral Politik, früherer Amtschef des ASBw Schmidt-Trenck Regierungs- Sachberarbeiter beim ASBw 30/8; 38/15 oberamtsrat Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

Nr. der Sitzung Amts des Verteidi bezeichnung, Dienststellung/Funktion gungs Name Dienstgrad, zum Zeitpunkt der Vernehmung ausschusses/ Amt, Beruf Untersuchungs ausschusses

Schönbohm Oberst Kommandeur Panzerbrigade 21, früherer Ad- 33/10; 39/16 jutant des Bundesministers der Verteidigung Schreckenberger, Staats- Chef des Bundeskanzleramtes 36/13 Prof. Dr. sekretär Schröder Oberst Abteilungsleiter I beim ASBw 30/8; 38/15; 39/16 Simon Kriminal- Sachbearbeiter in der Fahndungsabteilung 30/8 kommissar beim Polizeipräsidium Köln Spiess Rechtsanwalt 38/15 Trebesch, Dr. Ministerialrat Leiter Ministerbüro, Bundesministerium der 34/11 Verteidigung - Waldmann Regierungs- Leiter Abteilung Verwaltung Territorialkom- 32/9 direktor mando Nord, früherer Gruppenleiter in der Abteilung I beim ASBw Windisch General- Stellvertreter des Generalinspekteurs der 32/9 leutnant Bundeswehr Wörner, Dr. Mitglied des Bundesminister der Verteidigung 26/4; 27/5; 39/16 Deutschen Bundestages

Wolf Ministerialrat Rechtsberater Stellvertretender Generalin- 38/15; 39/16 . spekteur, zugleich Wehrdisziplinaranwalt bei

. dem Truppendienstgericht Nord für den Be- reich des Stellvertreters des Generalinspek- teurs der Bundeswehr

Als sachverständiger Zeuge wurde vernommen: Krause Oberst- Schule für Nachrichtenwesen der Bundes- 39/16 leutnant wehr

Dienstliche Erklärungen haben abgegeben: Datum der Erklärung Krause Kapitän Sachbearbeiter beim ASBw 26. März 1984 zur See Schneider Oberleutnant Sachbearbeiter beim ASBw 21. März 1984 und 26. März 1984 Veith Ministerialrat Referatsleiter P I 2, Bundesministerium der 21. März 1984 Verteidigung Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Anlage 3

Verzeichnis der vom Untersuchungsausschuß beigezogenen Akten im Zusammenhang mit der Zurruhesetzung General Dr. Kießling zum 31. Dezember 1983 und seiner Wiederernennung zum General am 1. Februar 1984

1. Akten des Bundesministeriums der Verteidigung und des Amtes für Sicher- heit der Bundeswehr (falls bei den nachfolgenden Akten nicht ausdrücklich ein anderer Sachbezug genannt ist, handelt es sich um die Beteiligung der genannten Stellen am Gesamtvorgang) — Akten des ASBw einschließlich Sicherheitsakte General Dr. Kießling 310 Blatt sowie Beiakten 27 Blatt - Akten MAD-Gruppe III 25 Blatt

— Handakte des AL I im ASBw, Oberst Schröder 22 Blatt — Akten Fü S II 6 65 Blatt - — Akten Stellvertreter des Generalinspekteurs 6 Blatt — Akten Staatssekretär Dr. Hiehle 40 Blatt — Akten Bundesminister der Verteidigung/Büro Bundesminister der Verteidigung 11 Blatt — Akten Generalinspekteur 33 Blatt - Akten Schriftverkehr Bundesministerium der Verteidigung/ Rechtsanwalt Redecker 25 Blatt — Akten Abteilungsleiter Personal 14 Blatt — Akten P III 9/Personalunterlagen 42 Blatt — Akten P II 8/Unterlagen Verwaltungsrechtsstreit beim Ver- waltungsgericht Köln 10 Blatt — Akten VR II 7/rechtliche Bewertung von Verfahrensfragen 13 Blatt — Akten Inspekteur des Sanitäts- und Gesundheitswesens zu einem besonderen Disziplinarvorgang 36 Blatt — Akten P II 5/Disziplinare Vorermittlungen 547 Blatt - Akten Referat Ermittlungen in Sonderfällen/Disziplinare Vor ermittlungen; Dienstreisetätigkeit, Telefonmitschnitt 381 Blatt — Akten Wehrdisziplinaranwalt/Disziplinare Vorermittlungen .. 1087 Blatt 2. Akten des Bundespräsidialamtes/Beteiligung am Vorgang 20 Blatt 3. Akten des Bundeskanzleramtes/Beteiligung am Vorgang 41 Blatt 4. Akten des Innenministers des Landes Nordrhein-Westfalen/Be- teiligung am Vorgang; Ermittlungstätigkeit der Kriminalpolizei Köln 93 Blatt 5. Akten des Polizeipräsidenten Köln/Ermittlungstätigkeit der Kri minalpolizei Köln 287 Blatt 6. Akten der Staatsanwaltschaft Köln/Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der versuchten Erpressung zum Nachteil von Ge- neral Dr. Kießling 67 Blatt Drucksache 10/1804 Deutscher Bundestag - 10.. Wahlperiode

Anlage 4

Verzeichnis der Ausschußdrueksachen des Verteidigungsausschusses als 1. Untersuchungsausschuß nach Artikel 45 a Abs. 2 des Grundgesetzes

Drucksachen·Nr. Ausschuß.. des 1. Drucksachen- Untersuchungs- Betreff Nr. ausschusses

10./0.51 1 1. Beweisbeschluß des 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 45 a Abs.2 GG vom 26. Januar 1984

10./0.52 2 Schreiben SPD-Fraktion vom 24. Januar 1984: Beweisthemen und Beweismittel für den 1. Beweisbeschluß 10./0.53 3 Schreiben Fraktion DIE GRüNEN vom 24. Januar 1984: Beweisthemen und Beweismittel für den 1. Beweisbeschluß 10./0.54 4 Schreiben CDU/CSU- und FDP-Fraktionen vom 24. Januar 1984: Beweisthemen und Beweismittel für den 1. Beweisbeschluß 10./0.55 5 Synoptische Darstellung der Beweisthemen, beantragt von CDU/CSU/FDP - SPD - DIE GRÜNEN 10./0.56 6 Synoptische Darstellung der Beweismittel, beantragt von CDU/CSU/FDP- SPD.- DIE GRÜNEN

10./0.57 7 Schreiben SPD~Fraktion vom 25. Januar 1984: weitere Beweismittel (Zeugen) für den loBeweisbeschluß 10./0.58 8 Schreiben enu/eSU-Fraktion vom 26. Januar 1984~ weitere Beweismittel (Zeugen) für den 1. Beweisbeschluß 10./000. 9 Schreiben Chef des Bundespräsidialamtes vom 1. Februar 1984: Übersendung von Unterlagen, die im Bundespräsidialamt hinsichtlich der Versetzung von General Dr. Kießling in den einstweiligen Ruhestand entstanden sind 10../001 10. Schreiben BMVg - Parlamentarischer Staatssekretär -, eingegangen am 6. Februar 1984: . Obersendung von Unterlagen (4 Hefter, 1 Aktenübersicht, insgesamt 10.9 Blatt), die im Zusammenhang mit der Versetzung des Generals Dr. KießUng in den einstweiligen Ruhestand entstanden sind 10./0.62 11 2. Beweisbeschluß des 1. Untersuchungsausschusses nach Artikel 45 a Abs.2 GG vom 8. Februar 1984 10./0.63 12 Schreiben Vorsitzender der Parlamentarischen Kontrollkomrillssion. Abg. Mischnick, vom 7. Februar 1984: keine Herausgabe der Protokolle der PKK an den Untersuchungsausschuß 10.10.64 13 Schreiben Chef des Bundeskanzleramtes vom 7. Februar 1984: - Aussagegenehm.igung Bundesminister der Verteidigung~ Dr.Wörner - Abdruck der Sicherheitsriehtlinien der Bundesregierung - Übersendung von Unterlagen, die im Zusammenhang mit der Zurruhesetzung des Generals Dr. Kießling im Bundeskanzleramt entstanden sind IO/G65 14 Schreiben SP!)"Fraktion vom 9. Februar 1984: - Ergänzung der Beweismittel (Zeugen) -Ergän.zung der Beweisthemen - Reihenfolge der Zeugenvernehmungen 10/086 15 Schreiben der Fraktion DIEGRitNEN vom 9. Februar 1984: Ergänzung der Beweismitte~ (Zeugen) Deutscher Bundestag - 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Ausschuß Drucksachen-Nr. des 1. Untersu Betreff Drucksachen chungs Nr. ausschusses

10/067 16 Schreiben der Fraktion DIE GRÜNEN vom 9. Februar 1984: Ergänzung der Beweismittel (Zeugen) 10/068 17 2. Beweisbeschluß i. d. F. der Ergänzungsbeschlüsse 1-3 vom 10. Februar 1984 10/069 18 Schreiben Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen vom 9. Februar 1984: Weitergabe des Ersuchens des 1. Untersuchungsausschusses auf — Aussagegenehmigungen für die Polizeibeamten — Übersendung von Akten, die bei der Kriminalpolizei Köln entstanden sind, an den Polizeipräsidenten Köln 10/071 19 Auszug aus dem Protokoll des 1. Untersuchungsausschusses Nr. 30/8 vom 16. Februar 1984: - Aussage Zeuge Oberst Schröder, Abteilungsleiter I beim ASBw, zur Formulierung „Landeskriminalamt" 10/072 20 Schreiben SPD-Fraktion vom 16. Februar 1984: Ergänzung der Beweismittel (Zeugen) 10/073 21 2. Beweisbeschluß i. d. F. des 4. Ergänzungsbeschlusses vom 16. Februar 1984 10/074 22 Schreiben des Bundesministeriums der Verteidigung vom 14. Februar 1984: Übersendung von Unterlagen (vier Ordner) des Wehrdisziplinaranwalts 10/075 23 Schreiben des Bundesministeriums der Verteidigung vom 15. Februar 1984: Übersendung von Unterlagen (3 Bände) — Vorermittlungen des Bundesministeriums der Verteidigung (Referat P II 5) 10/076 24 Schreiben Polizeipräsident Köln vom 6. Februar 1984: — Aussagegenehmigung für die als Zeugen geladenen Polizeibeamten — Übersendung von Unterlagen (1 Ordner) 10/078 25 Schreiben des Bundesministeriums der Verteidigung, eingegangen am 20. Februar 1984: Übersendung von Unterlagen aus dem Bundesministerium der Verteidigung: Abteilung Personal, P III 9, P II 8, P II 5, ES, FÜ S II 6, VR II 7, Büro Staatssekretär Dr. Hiehle und Generalinspekteur der Bundeswehr 10/079 26 Schreiben SPD-Fraktion vom 23. Februar 1984: Ergänzung der Beweismittel (Zeugen) 10/080 27 Schreiben CDU/CSU-Fraktion vom 24. Februar 1984: Ergänzung Beweismittel (Zeugen) 10/081 28 2. Beweisbeschluß i. d. F. der Ergänzungsbeschlüsse 5 und 6 vom 27. Februar 1984 10/082 29 Schreiben Chef des Bundespräsidialamtes vom 24. Februar 1984: Übersendung von Unterlagen, die im Bundespräsidialamt zur Ernennung und zur erneuten Versetzung in den einstweiligen Ruhestand von General Dr. Kießling zum 31. März 1984 entstanden sind 10/083 30 Schreiben SPD-Fraktion vom 6. März 1984: Ergänzung der Beweismittel (Zeugen) 10/084 31 2. Beweisbeschluß i. d. F. des 7. Ergänzungsbeschlusses vom 9. März 1984 Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

Ausschuß Drucksachen-Nr. des 1. Untersu Drucksachen Betreff Nr. chungs ausschusses

10/085 32 Schreiben Bundesministerium der Verteidigung — Parlamentarischer Staatssekretär — vom 8. März 1984: Übersendung der Zeittafel in Karteiform über die „Aktivitäten" von General Dr. Kießling 10/086 33 Schreiben Bundesministerium der Verteidigung — Abteilungsleiter Personal — vom 28. Februar 1984: schriftliche Ergänzung der Aussage vor dem Untersuchungsausschuß des Abteilungsleiters Personal, Generalleutnant Kubis 10/088 34 Schreiben Chef des Bundeskanzleramtes vom 8. März 1984: — Übersendung weiterer Aktenvorgänge, die im Bundeskanzleramt entstanden sind — Antwort auf Schreiben des 1. Untersuchungsausschusses vom - 1. März 1984 zur Herausgabe weiterer Akten (Rücktrittsgesuch von Bundesminister Dr. Wörner: Unterlagen über Kabinettsberatungen) 10/089 35 Schreiben Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, Dr. Rühl, vom 9. März 1984: Schriftliche Ergänzung seiner Aussage vor dem Untersuchungsausschuß 10/090 36 Schreiben der SPD-Fraktion vom 13. März 1984: Ergänzung der Beweismittel (Zeugen) 10/091 37 2. Beweisbeschluß i. d. F. des 8. Ergänzungsbeschlusses vom 15. März 1984 10/092 38 Schreiben der Fraktion DIE GRÜNEN vom 14. März 1984: Beantragung der Gegenüberstellung von Zeugen 10/093 39 Schreiben der SPD-Fraktion vom 22. März 1984: Beantragung der erneuten Vernehmung von Bundesminister Dr. Wörner 10/094 40 Schreiben der CDU/CSU-Fraktion vom 22. März 1984: Ergänzung der Beweismittel (Zeugenvernehmung) 10/095 41 2. Beweisbeschluß i. d. F. des 9. Ergänzungsbeschlusses vom 22. März 1984 10/096 42 Schreiben Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, Dr. Rühl, vom 23. März 1984: Bitte um Berichtigung im Protokoll seiner Aussage vor dem Untersuchungsausschuß 10/097 43 Schreiben Vorsitzender der Parlamentarischen Kontrollkommission (PKK) vom 26. März 1984: Mitteilung der Entschließung der PKK, die Protokolle nicht an den Untersuchungsausschuß herauszugeben 10/098 44 Schreiben Bundesministerium der Verteidigung — Parlamentarischer Staatssekretär — vom 27. März 1984: Vorlage Dienstlicher Erklärungen durch Kapitän zur See Krause und Oberstleutnant Schneider, beide ASBw 10/099 45 Schreiben Chef des Bundeskanzleramtes vom 27. März 1984: Bitte um Berichtigung und Ergänzung seiner Aussage vor dem Untersuchungsausschuß 10/100 46 Schreiben Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, Dr. Hiehle, vom 29. März 1984: Bitte um Ergänzung seiner Aussage vor dem Untersuchungsausschuß 10/101 47 Schreiben Chef des Bundeskanzleramtes vom 29. März 1984: Nochmalige Darlegung, daß Protokolle der Kabinettssitzungen nicht herausgegeben werden können Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Ausschuß Drucksachen-Nr. des 1. Untersu Betreff Drucksachen chungs Nr. ausschusses

10/105 48 Schreiben Vors. Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages vom 22. März 1984: Behandlung eines Schreibens des Justizministers Nordrhein-Westfalen auf Herausgabe von Protokollen des 1. Untersuchungsausschusses 10/106 49 Schreiben Prof. Dr. Steinkamm, Rechtsbeistand Zeuge Brigadegeneral Behrendt, vom 2. April 1984: Dank für faires Verfahren etc. 10/107 50 Schreiben Bundesbeauftragter für den Datenschutz vom 4. April 1984: Datenschutz im Bereich des Bundesministeriums der Verteidigung betreff den Fall Dr. Kießling; hier: Übersendung von Protokollen - Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

Anlage 5

Abkürzungsverzeichnis

Abg. Abgeordneter Abs. Absatz Abt. Abteilung a. D. außer Dienst A-Drs. Ausschußdrucksache a. F. alte Fassung AL Abteilungsleiter Amtsbez. Amtsbezeichnung Art. Artikel ASBw Amt für Sicherheit der Bundeswehr Az. Aktenzeichen

BM Bundesminister BMVg Bundesministerium der Verteidigung BReg Bundesregierung BrigGen Brigadegeneral BT-Drs. Bundestagsdrucksache BVerfG Bundesverfassungsgericht BVerfGE Bundesverfassungsgerichtsentscheidung

ES Referat im Bundesministerium der Verteidigung: Ermittlungen in Sonderfällen ff. folgende Fü H Führungsstab des Heeres der Bundeswehr Fü S Führungsstab der Streitkräfte der Bundeswehr Fü S II 6 Referat im Bundesministerium der Verteidigung: Militärische Sicherheit/Abschirmung, Dienst- und Fachaufsicht MAD

Gen General GenArztBw Generalarzt der Bundeswehr Genlnsp Generalinspekteur GenLt Generalleutnant GG Grundgesetz GND Gegnerischer Nachrichtendienst GO-BT Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages GVG Gerichtsverfassungsgesetz

HPR Hauptpersonalrat i. G. im Generalstab Insp Inspekteur InspSan Inspekteur des Sanitäts- und Gesundheitswesens IPA Interparlamentarische Arbeitsgemeinschaft IP-Stab Informations- und Pressestab i.V m. in Verbindung mit

Kdr Kommandeur KS Referat im BMVg: Kontrolle in Sicherheitsangelegenheiten

Ltr Leiter LKA Landeskriminalamt

MAD Militärischer Abschirmdienst MdB Mitglied des Deutschen Bundestages MinRat Ministerialrat MR Ministerialrat MRCA Multi Role Combat Aircraft (Mehrzweckkampfflugzeug)

NATO North Atlantic Treaty Organization — Nordatlantikvertragsorganisation N. N. noch zu benennen Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Nr. Nummer NRW Nordrhein-Westfalen

O Oberst OTL Oberstleutnant

P Personal P II 5 Referat im Bundesministerium der Verteidigung: Truppendienstliche Beschwerden/Disziplinarangelegenheiten Parl. Parlamentarisch(er) Pers. Persönlich(er) PKK Parlamentarische Kommission zur Kontrolle der Nachrichtendienste Prot. Protokoll PzBrig Panzerbrigade

Ref. Referat/Referent RegDir Regierungsdirektor ROAR Regierungsoberamtsrat

SACEUR Supreme Allied Commander Europe — Oberster Alliierter Befehlshaber Eu- ropa SanArzt Sanitätsarzt SB Sicherheitsbescheid SG Soldatengesetz SHAPE Supreme Headquarters Allied Powers Europe — Oberstes Hauptquartier der Alliierten, Europa StA Staatsanwalt Stellv. Stellvertreter StFw Stabsfeldwebel StPO Strafprozeßordnung Sts Staatssekretär Stv. Stellvertreter StvGenlnsp Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr

TerrKdo Territorialkommando

UA Untersuchungsausschuß u. U. unter Umständen

VA Verteidigungsausschuß Verw. Verwaltung vgl. vergleiche VR II 7 Referat im BMVg in der Abteilung Verwaltung und Recht VS Verschlußsache VS-NfD Verschlußsache — Nur für den Dienstgebrauch VwVfG Verwaltungsverfahrensgesetz

WDA Wehrdisziplinaranwalt WEWIS Wehrersatzwesen Informationssystem WDO Wehrdisziplinarordnung

ZDv Zentrale Dienstvorschrift Ziff. Ziffer z. S. zur See z. O. zu Überprüfende Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag - 10. Wahlperiode

Anlage 6

Chronologische Ubersicht der wesentlichen Entscheidungsabläufe im Unterschungsausschuß

Freitag, 20. Januar 1984, 11.00 Uhr: Konstituierende Sitzung des Verteidigungsausschusses als 1. Untersuchungsausschuß nach Art. 45 a Abs. 2 GG Dienstag, 24. Januar 1984, 18.00 Uhr: Vorlage - Beweisantrag - Beweismittel - Benennung von Berichterstattern und Mitarbeitern Mittwoch, 25. Januar 1984, 9.30 Uhr: 1. Interfraktionelle Vorbesprechung Donnerstag, 26. Januar 1984, 9.00 Uhr: 2. Sitzung Untersuchungsausschuß 1. Beweisbeschluß Mittwoch, 1. Februar 1984 Pressekonferenz Bundeskanzler Dr. Kohl Donnerstag 2. Februar 1984 - Eingang der angeforderten Unterlagen vom Bundes- präsidialamt Montag, 6. Februar 1984 - Eingang der Unterlagen Bundesministerium der Ver- teidigung - Eingang der Unterlagen Polizeipräsident Köln - Eingang der Unterlagen Staatsanwaltschaft Köln (Verdacht der Erpressung zum Nachteil General Dr. Kießlings) 18.00 Uhr: 2. Interfraktionelle Vorbesprechung

Mittwoch, 8. Februar 1984, 1425 Uhr: 3. Interfraktionelle Vorbesprechung 15.00 Uhr: 3. Sitzung Unterschungsausschuß 2. Beweisbeschluß 16.00 Uhr: 4. Sitzung Untersuchungsausschuß - Vernehmung Bundesminister Dr. Wörner

Donnerstag, 9. Februar 1984, 14.00 Uhr: 5. Sitzung Untersuchungsausschuß - Fortsetzung der Vernehmung Bundesminister Dr. Wörner

Freitag, 10. Februar 1984, 10.00 Uhr: 4. Interfraktionelle Vorbesprechung 11.00 Uhr: 6. Sitzung Untersuchungsausschuß - Ergänzungsbeschlüsse 1 bis 3

Montag, 13. Februar 1984, 11.15 Uhr: - Eingang der Unterlagen des Landes Nordrhein-West- falen

Dienstag, 14. Februar 1984 - Eingang weiterer Unterlagen Bundesministerium der Verteidigung (Wehrdisziplinaranwalt)

Mittwoch, 15. Februar 1984, 9.00 Uhr: 7. Sitzung Untersuchungsausschuß - Vernehmung der Zeugen Brigadegeneral Behrendt Flottillenadmiral Schmähling Oberst Krase Regierungsdirektor Waldmann 9.00 Uhr: - Gegenüberstellung Brigadegeneral Behrendt/Flottillenadmiral Schmäh- ling Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

— Eingang weiterer Unterlagen Bundesministerium der Verteidigung (Originalakten P II 5) Donnerstag, 16. Februar 1984, 9.00 Uhr: 8. Sitzung Untersuchungsausschuß

— Vernehmung der Zeugen Ministerialrat Karrasch Abteilungsleiter Schröder Oberst Kluss Stabsfeldwebel Idel Kriminalhauptkommissar Rösch Kriminalkommissar Simon Regierungsoberamtsrat Schmidt-Trenck

— Gegenüberstellung Regierungsdirektor Waldmann/Ministerialrat Kar- rasch

— 4. Ergänzungsbeschluß

— Festlegen der weiteren Zeugenvernehmungen für den 23. und 27. Februar 1984

— Übergabe Akten ASBw „VS-Vertraulich"

Montag, 20. Februar 1984, 16.30 Uhr: — Eingang weiterer Unterlagen Bundesministerium der Verteidigung

— Abteilungsleiter P

— Referat P III 9

— Referat P II 8

— Referat P II 5

— Referat ES

— Referat Fü S II 6

— Büro Staatssekretär Dr. Hiehle

— Generalinspekteur der Bundeswehr

— Referat VR II 7

Donnerstag, 23. Februar 1984, 9.00 Uhr: 9. Sitzung Untersuchungsausschuß

— Vernehmung der Zeugen General Altenburg Generalleutnant Windisch Generalleutnant Kubis 18.00 Uhr: 5. Interfraktionelle Vorbesprechung

Montag, 27. Februar 1984, 9.00 Uhr: 10. Sitzung Untersuchungsausschuß

— Ergänzungsbeschlüsse 5 und 6

— Festlegen der weiteren Zeugenvernehmungen für den 8., 9. März 1984

- Vernehmung der Zeugen Oberst Schönbohm Staatssekretär Dr. Rühl General Dr. Kießling

8.40 Uhr: — Eingang weiterer Unterlagen Bundesministerium der Verteidigung (6 Blatt geheim)

8.15 Uhr: — Eingang weiterer Unterlagen Bundespräsident (Wie- derernennung General Dr. Kießling)

Donnerstag, 8. März 1984, 9.00 Uhr: 11. Sitzung Untersuchungsausschuß

— Vernehmung der Zeugen Ministerialrat Dr. Trebesch Oberst Dr. Reinhard Oberst Hüttelmaier Oberst Grigull Oberst Reichardt (Beginn)

— Eingang weiterer Unterlagen Bundesministerium der Verteidigung (Stellungnahme Abteilungsleiter Perso- Drucksache 10/1604 Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode

nal zu Karrasch; Kartei zu Aktivitäten General Dr. Kießling)

— Eingang weiterer Unterlagen Bundeskanzleramt (Ka- binettsvorlage; Unterlagen zur Wiederernennung Ge- neral a. D. Dr. Kießling zum General)

Freitag, 9. März 1984, 9.00 Uhr: 12.Sitzung Untersuchungsausschuß

— 7. Ergänzungsbeschluß

— Festlegen der Zeugenvernehmungen für 15./16. März 1984

— Vernehmung der Zeugen Oberst Reichardt (Fortsetzung) Generalleutnant von Sandrart

Donnerstag, 15. März 1984, 9.00 Uhr: 13.Sitzung Untersuchungsausschuß

— 8 . Ergänzungsbeschluß

— Festlegen der Zeugenvernehmungen für 20. und 22. März 1984

— Vernehmung der Zeugen Staatssekretär Professor Dr. Schreckenberger Bundeskanzler Dr. Kohl Staatssekretär Dr. Hiehle (Beginn) 12.15 Uhr: 6. Interfraktionelle Vorbesprechung

Freitag, 16. März 1984, 9.00 Uhr: 14.Sitzung Untersuchungsausschuß

— Vernehmung des Zeugen Staatssekretär Dr. Hiehle (Fortsetzung/Ende)

Dienstag, 20. März 1984, 9.00 Uhr: 15.Sitzung Untersuchungsausschuß

— Vernehmung der Zeugen Ministerialrat Wolf (Beginn) Hauptmann Fasoli Rechtsanwalt Spiess Stabsfeldwebel Idel Oberst Schröder Regierungsdirektor Waldmann Regierungsoberamtsrat Schmidt-Trenck

— Gegenüberstellung Regierungsdirektor Waldmann/Regierungsoberamts- rat Schmidt-Trenck

— Festlegen der Gegenüberstellungen für 20. März 1984

Donnerstag, 22. März 1984, 9.00 Uhr: 16.Sitzung Untersuchungsausschuß

— Vernehmung der Zeugen Ministerialrat Wolf Oberst Dahl Ministerialrat Fritz Brigadegeneral Behrendt Oberst Schönbohm Oberst Schröder Oberst Kluss Flottillenadmiral Schmähling Oberst Krase Regierungsdirektor Waldmann

— Vernehmung als sachverständiger Zeuge Oberstleutnant Krause, Bad Ems

— Gegenüberstellung Brigadegeneral Behrendt/Oberst Schönbohm Brigadegeneral Behrendt/Abteilungsleiter Schröder Brigadegeneral Behrendt/Abteilungsleiter Schröder/ Obert Krase Deutscher Bundestag — 10. Wahlperiode Drucksache 10/1604

Flottillenadmiral Schmähling/Abteilungsleiter Schrö- der Oberst Krase/Abteilungsleiter Schröder/Regierungs- direktor Waldmann Regierungsdirektor Waldmann/Abteilungsleiter Schröder/Hauptmann Fasoli Donnerstag, 29. März 1984, 9.00 Uhr: 17. Sitzung Untersuchungsausschuß — Vernehmung Bundesminister Dr. Wörner Mittwoch, 4. April 1984, 11.00 Uhr: 7. Interfraktionelle Vorbesprechung Dienstag, 10. April 1984, 14.00 Uhr: 8. Interfraktionelle Vorbesprechung Montag, 21. Mai 1984, 14.30 Uhr: 9. Interfraktionelle Vorbesprechung Mittwoch, 23. Mai 1984, 16.00 Uhr: 10. Interfraktionelle Vorbesprechung Donnerstag, 7. Juni 1984, 9.30 Uhr: 18. Sitzung Untersuchungsausschuß — Verabschiedung des Berichts