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Please be advised that this information was generated on 2021-10-04 and may be subject to change. Dezember 2007 � 3 Euro Nr. 160

Antworten von 100 Jahre Museum für Herausgegeben Landrat Harrsen Wisby – Danisco James Krüss vom Nordfriisk Instituut Seite 10 Seite 13 Seite 16 Inhalt

Kommentar Thomas Steensen: Welterbe Wattenmeer 2 Chronik Eiderstedt im Blick der Wissenschaft 3 Brunhilde Hagge † 4 Kinder-Musical auf dem Knivsberg 4 Landschafts-Direktor gesucht (Brief aus Ost-Friesland) 5 Uwe Ronneburger † 6 En bruket program hialendaal üüb fresk 7 Handreichungen zum Friesisch-Gesetz 7 Üt da friiske feriine 8 Nordfriesland im Herbst 9 Aufsätze Nummer 160 vordenken – moderieren – überzeugen Antworten von Landrat Dieter Harrsen 10 von NORDFRIESLAND bringt einige Beiträge, die von Bezie- Thomas Steensen: hungen aus der Region in die Eine dänisch-deutsche Weltfirma in Nordfriesland 100 Jahre Wisby – Danisco 13 Welt berichten. Das Leben der Malerin Ada Bieber: Charlotte von Krogh (1827- Erinnerungen in der Hummerbude James-Krüss-Museum eingeweiht 16 1913), die in Husum zur Welt Hörspiel von James Krüss wiederentdeckt 17 kam, schlägt eine Brücke nach Nordschleswig (S. 18-21). Dörte Nicolaisen: Der Helgoländer Schriftstel- Von Husum nach Hadersleben Die Malerin Charlotte von Krogh 18 ler und Dichter James Krüss (1926-1997) wurde vor Fiete Pingel: allem durch seine Kinder- Friesischer Handel im Friesischen Meer 6. Historiker-Treffen des Nordfriisk Instituut 22 und Jugendbücher im ganzen deutschen Sprachraum be- Sönnich Volquardsen: kannt und ist damit einer der Eine Nachkriegsjugend in Nordfriesland prominentesten Nordfriesen des Dankrede zum Hans-Momsen-Preis 2007 24 20. Jahrhunderts (S. 17-18). Ferteel iinjsen! Die friesischen Seefahrer des frühen Mittelalters spannten Gary Funck: Iirdäi 27 das Netz ihrer Handelsverbin- Bücher dungen rund um und quer über die Nordsee und über Unterm Reetdach / Neues Sylt Lexikon 28 die Küsten hinaus. Mit dieser Nordfriesland Quiz / Erdgeschichte Sylts 28 Sprakenland-Dokument / Der First ist oben 29 Thematik befasste sich das Friesischkurse / Nordfriesland in der frühen Neuzeit / Jahrbuch 2008 30 6. Historiker-Treffen des Nord- friisk Instituut (S. 22-23) Reaktionen Noch weiter jenseits der Gren- Klimawandel und Küstenschutz 31 zen Nordfrieslands, nämlich Nissenhaus 32 um den gesamten Globus, sind die Produkte der in Niebüll Impressum 32 ansässigen Firma Wisby – Da- Titelbild nisco begehrt, die auf ihr 100- jähriges Bestehen zurückblicken Helgoländer Südstrand (Foto: Sammlung Nordfriisk Instituut) kann (S. 13-15). Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 30. November 2007 nur der Status als Weltnaturerbe, große Besonderheit des nordfrie- nicht gleichzeitig die Anerken- sischen Wattenmeers liegt. Der nung als Weltkulturerbe. Gerade zusätzliche Status Weltkulturerbe das nordfriesische Wattenmeer hätte diese weithin vor Augen aber stellt großenteils auch eine geführt und wohl auch eine Kommentar untergegangene Kulturlandschaft Grundlage geboten, die kultu- Welterbe dar. rellen Aspekte des Wattenmeers endlich umfassend zu erforschen Wattenmeer Das Bundesland Schleswig- und zu dokumentieren. Während Ob die Chinesische Mauer, die Holstein verweist darauf, dass für die Erforschung der Natur Pyramiden von Gizeh oder der der kulturelle Aspekt für das des Wattenmeers und deren Yellowstone-Nationalpark – eines Dithmarscher Wattenmeer nur Präsentation viele Millionen Euro haben diese Stätten gemeinsam: zum allerkleinsten Teil zutrifft, aufgewendet wurden und werden, Die UNESCO als Organisation und dies gelte weitestgehend wird der kulturelle Bereich nach der Vereinten Nationen für Erzie- auch für das niedersächsische wie vor vernachlässigt. hung, Wissenschaft und Kultur Wattenmeer. Dem ist zuzu- rechnet sie zu den Kultur- und stimmen. Man hätte jedoch Es scheint, dass durch über- Naturgütern der Menschheit, die hoffen können, dass der Kreis triebene Angst vor „Fremdbe- einen „außergewöhnlichen uni- Nordfriesland die besondere stimmung“ eine Chance vertan versellen Wert“ besitzen, und hat Qualität seines Anteils am wurde. Vielleicht ist es aber noch sie als „Welterbe“ anerkannt. Das Wattenmeer stärker in die nicht zu spät, wenigstens in Verzeichnis umfasst insgesamt Waagschale geworfen und die einem zweiten Schritt die Aner- 851 Stätten in 141 Ländern. Anerkennung auch als Weltkul- kennung auch als Weltkulturerbe Auf der illustren Liste soll bald turerbe angestrebt hätte. Man zu erreichen. Die Niederländer auch das Wattenmeer stehen. argumentierte damit, dass man sind hier übrigens viele Schritte Dies wenigstens haben die drei in diesem Fall Restriktionen voraus. Sie haben schon vor meh- deutschen Bundesländer Schles- durch die UNESCO befürchten reren Jahren sogar einen großen wig-Holstein, Hamburg und müsse und dass der Hauptteil Koog, de Beemster, als Welterbe- Niedersachsen sowie die Nie- der kulturellen Stätten ja hinter stätte angemeldet. derlande beantragt, während die den Deichen liege. dänische Regierung noch zögert. Dem ist zum einen entgegenzu- Eine Anerkennung als Weltnatur- Vieles spricht dafür, dass das Wat- halten, dass die Anerkennung und Weltkulturerbe würde dem tenmeer bald in einem Atemzug als Welterbe keine zusätzlichen nordfriesischen Wattenmeer auch mit dem Grand Canyon genannt Auflagen mit sich bringt; im weltweit eine besondere Stellung werden wird. Dies ist ein Gewinn Übrigen strebt man auch für verleihen. Denn damit zählte es für die Region und deshalb un- das Weltnaturerbe klarstellende zu bisher nur 25 Welterbestätten, eingeschränkt zu begrüßen. Abmachungen mit der UNESCO die in dieser doppelten Hinsicht an. Zum zweiten ist zu sagen, ausgezeichnet wurden. Einen Schönheitsfehler gibt es dass gerade im Zusammenspiel trotzdem. Beantragt wird nämlich von Natur und Mensch eine Thomas Steensen

Dit es wes jen fan di Fesk, hur di miisten Anglers langsen fan fortel. Häägar

2 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 3 lag dabei auf dem Südteil der bei einer Autorenbesprechung in ehemaligen DDR. Das Gebiet Bredstedt. Insgesamt sind etwa entlang der tschechischen Grenze 20 Wissenschaftlerinnen und ist flächendeckend bearbeitet. Wissenschaftler und Experten Im Jahre 2005 erschien ein Band von verschiedenen Universitäten Chronik über die Oberlausitz, in der die und weiteren Einrichtungen sorbische Besiedlung eine große beteiligt, unter anderem vom Ar Eiderstedt im Blick Rolle spielt. chäologischen Landesamt und der Wissenschaft Die Halbinsel Eiderstedt wird vom Landesamt für Denkmal- nun als erste Region in ganz pflege. Ihre Unterstützung be- Die Halbinsel Eiderstedt ist ein Nordwestdeutschland unter kundeten der Vorsitzende des Gebiet mit eigenständiger his- Beteiligung verschiedener Wis- Heimatbundes Landschaft Eider- torischer Entwicklung und von senschaftszweige untersucht und stedt Hans Meeder und Claus eigenem landschaftlichem Ge- dargestellt. Die wissenschaftliche Heitmann, Geschäftsführer des präge. Anknüpfend an natürliche Leitung des Eiderstedt-Projekts Heimatbundes. In zweijähriger Arbeit wird die als Natur- und Kulturlandschaft besonders markante Region Eider- stedt unter den verschiedensten Blickwinkeln untersucht. Natur und Landschaft, Wasserwirtschaft und Architektur, Ökonomie und Klima werden in ihrer Entwick- lung und ihrem gegenwärtigen Erscheinungsbild auf der Basis des aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstandes betrachtet und beschrieben. Führen die Überblicksdarstellun- gen zu den einzelnen Themenbe- reichen gewissermaßen über die gesamte Breite des gesicherten Wissens, geht die Forschung an annähernd 100 sogenannten Such- punkten in die Tiefe. Ein Spektrum aller beteilgten wissenschaftlichen

Foto: Harry Kunz Disziplinen wird auf einzelne Orte Ein Arbeitstreffen im Nordfriisk Instituut bildete den Auftakt des umfang- und Stätten angewandt, die geeig- reichen Publikationsprojekts zur Landschaft Eiderstedt. net erscheinen, die Charakteristik Gegebenheiten wurde der über- wurde Prof. Dr. Thomas Steensen der Landschaft besonders anschau- wiegende Teil des Landes durch vom Nordfriisk Instituut übertra- lich zu machen. Eindeichungen von Menschen- gen. Koordiniert wird die Arbeit Die Ergebnisse des umfangreichen hand geschaffen. von Dr. Haik Thomas Porada, Forschungsvorhabens werden in Für Eiderstedt entsteht nun eine wissenschaftlicher Mitarbeiter am einem etwa 400-seitigen Buch umfassende landeskundliche Be- Leibniz-Institut in Leipzig. Der veröffentlicht, das 2009 im Kölner standsaufnahme. Für das ehrgeizi- Startschuss für das Vorhaben fiel Böhlau-Verlag erscheinen soll. ts ge Projekt haben das renommierte Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig und das Nordfriisk Ged för‘t hood Instituut in Bredstedt eine Zu- Frederik P. sammenarbeit beschlossen. Das Jip an kreeftig ruter üüb Feer uun Aalkersem, aran uun a hiale wäält. Leipziger Institut hat seit 1957 in seiner Buchreihe Werte der Klaus P. deutschen Heimat über 60 Land- Hi as uu so grat – an sodening kön hi uk noch beeft a kiming luke. schaften intensiv erforscht und Jakob Tholund dokumeniert. Der Schwerpunkt

2 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 3 Brunhilde Hagge † Am 21. September starb nach kur- noch im vergangenen Jahr die In dem Film „Inselklang“ von Anne zer schwerer Krankheit die Sylter Söl’ring Foriining. Goltz räumt Brunhilde Hagge Friesin Brunhilde Hagge im Alter Am 11. Februar 1923 wurde sie in offen und ehrlich ein, dass sie in von 84 Jahren. Sie war eine groß- Westerland auf Sylt geboren. Kurz der Erziehung ihrer Kinder nicht artige und bescheidene, zurückhal- vor dem Ende des Zweiten Welt- ihre eigene Muttersprache Sölring tende und standhafte, ruhige und kriegs fiel ihr Bruder, der eigentlich gesprochen hat. Sie erkannte darin kämpferische Frau, die ihr Leben die Bäckerei der Familie Jacobsen ein Versäumnis und fand nun ihre trotz schwerer Schicksalsschläge weiterführen sollte. Brunhilde sah eigene Identität in dem Einsatz für sich nun selbst in der Pflicht und die ursprüngliche Inselsprache. war bald nach Kriegsende die erste Seit den 1970er Jahren verfasste sie Bäckergesellin auf Sylt. Aber dann viele Veröffentlichungen auf Sylter übernahm sie die Bäckerei doch Friesisch, erarbeitete ein Lehrbuch nicht. Sie heiratete den Bankkauf- und übersetzte zum Beispiel Sa- mann Julius Hagge, wurde Haus- tiren von Ephraim Kishon („Fiin frau und Mutter zweier Kinder. daagligs Kost“) sowie Märchen von Furchtbares durchlebte sie, als ihr Hans Christian Andersen. In Kur- Sohn Claus-Jochen in Westerland sen unterrichtete sie die Sprache. ermordet wurde. Jon Hardon Sie wurde stellvertretende Vorsit- Hansen, dänischer Pastor auf Sylt, zende des Vereins Nordfriesisches sagte in seiner einfühlsamen Trau- Institut. Für ihren Einsatz erhielt erpredigt in der alten Westerländer sie schon 1982 den C.-P.-Hansen- Kirche Sankt Niels: „Als sie mir Preis. von ihrem dramatischen Leben Pastor Hansen berichtete, wie erzählte, wunderte ich mich, dass Brunhilde mit natürlicher Selbst- sie nicht weinte. Doch der Tonfall verständlichkeit, mit Stolz und ihrer Stimme verriet mir, dass sie Selbstbewusstsein einfach Sölring nach innen weinte.“ Er nannte den mit ihm sprach, obwohl er kaum meisterte. Der Verein Nordfriesi- Wahlspruch der Familie Jacobsen: ein Wort verstand. Dass mit ihr ein sches Institut, dessen Vorstand sie Bech üp Got! Dö rocht! Wik nemen! Stück Sölring beerdigt worden ist, mehrere Jahre angehörte, ernannte Bau auf Gott! Tue recht! Weiche verstand jeder in diesem Abschieds- sie zum Ehrenmitglied, ebenso niemandem! gottesdienst. Thomas Steensen Kinder-Musical auf dem Knivsberg Was passiert, wenn man 24 Kin- deren Texte Susanne Rosenberg sikhochschule Berlin, lebt jetzt in der zwischen sieben und zwölf übersetzt hatte. Eltern, Großeltern Flensburg und bietet Musikferien Jahren zusammen mit dem Mu- und viele andere Gäste spendeten für Kinder und Jugendliche an. Im sikpädagogen Wolfgang Nier eine anhaltenden Applaus. „Es war un- nächsten Sommer – so der Plan des Woche – es war vom 15. bis zum glaublich und eine große Freude, Nordfriesischen Vereins, der fünf 21. Oktober – auf dem Jugendhof mit welcher Disziplin die Kinder Kinder nach Dänemark geschickt Knivsberg zusammenbringt? Ein ein straffes Probenprogramm hatte – soll es ein friesischsprachi- äußerst gelungene Produktion des durchgehalten haben“, lobte Wolf- ges Kinder-Musical geben. von Nier geschriebenen und von gang Nier. Er lehrte an der Mu- Wolf-Rüdiger Konitzki dem Berliner Musiker Klaus Wüst- hoff komponierten Musicals „Lisas Kuscheltiere“ entsteht. Es gibt eine Woche der Begegnungen zwischen Kindern, die deutsch, dänisch und friesisch sprechen. In einer konzentrierten Arbeitsat- mosphäre wurde eine spannende Freizeit gemeinsam gestaltet, die am Sonntag in zwei Aufführun-

gen des Stückes einmündete, eine Foto: Wolf-Rüdiger Konitzki auf deutsch und eine auf dänisch, Musikpädagoge Wolfgang Nier mit seinen jungen Darstellern

4 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 5 Landschafts-Direktor gesucht Die Ostfriesische Landschaft trennt sich von ihrem Direktor Dr. Walter Schulz. Diese Pressemeldung ver- setzte Ostfriesland Anfang Oktober in Aufruhr. Schulz hatte erst im Jahr 2005 das Amt des Landschafts- direktors angetreten und galt als großer Hoffnungsträger. Die Ostfriesische Landschaft in Aurich ist eine Art Kulturparlament und ist aus der alten Ständever- sammlung des Fürstentums Ost- frieslands hervorgegangen. Heute ist sie ein Kommunalverband, Foto: Johannes-a-Lasco-Bibliothek dem die Landkreise Aurich, Leer Ostfriesische Landschaft in Aurich und Wittmund sowie die Stadt mit eine enge Zusammenarbeit der mehrfach überschritten haben. Emden angehören. Damit ist die beiden großen Kultureinrichtungen Wie tief das Zerwürfnis zwischen Landschaft seit der Auflösung des Ostfrieslands gewährleisten. Wei- Direktor und Landschaftskollegium Regierungsbezirks Aurich die ein- terhin sollte er die Modernisierung zuletzt war, zeigt seine zunächst zige politische Einheit, die noch und Neuausrichtung der Ostfrie- fristlos ausgesprochene Kündigung. das historische Territorium Ost- sischen Landschaft vorantreiben. Landschaftspräsident Helmut frieslands umfasst. Bei ihr sind etwa Mit seiner Verpflichtung waren also Collmann erklärte, dass es für eine die regionale Lehrerfortbildung, die große Hoffnungen verbunden. vertrauensvolle Zusammenarbeit Kulturförderung des Landes und In Erinnerung blieb Schulz in der keine Basis mehr gegeben habe. Erst das Plattdütskbüro angesiedelt. Ak- Folgezeit allerdings vor allem durch einige Tage später wurde schließlich tuell stellt die Ostfriesische Land- Negativschlagzeilen. Den Zorn der ein Aufhebungsvertrag geschlossen, schaft auch die Geschäftsführerin ostfriesischen Volksseele zog er sich nach welchem der Direktor bis zum der Interfriesischen Rats. beispielsweise zu, als er das ostfrie- 31. März im Amt bleibt, bis dahin sische Platt als „Folklore“ abtat. jedoch freigestellt ist. Was aber der Brief aus Weitere Gegner schaffte er sich, als Auslöser für die Kündigung war, Ost-Friesland er den Leiter des Regionalen Päda- ließ das Kollegium nicht verlauten. gogischen Zentrums (RPZ) wenige Angeblich hat Schulz im Alleingang Die Landschaft war 25 Jahre lang Monate vor dessen Eintritt in den den Verkauf der Ostfriesischen von dem Historiker Dr. Hajo van Ruhestand vom Dienst freistellte. Landschaftlichen Brandkasse vorbe- Lengen geleitet worden. Als das Mit diesem war es im Zuge der reiten wollen. Dazu soll er unbefugt Landschaftskollegium im Jahr 2005 Umstrukturierungsmaßnahmen bei interne Papiere des öffentlichen Ver- verkünden konnte, dass Schulz die der Landschaft zu Konflikten ge- sicherers weitergegeben haben. Nachfolge van Lengens antreten kommen. Befürchtungen, dass RPZ Schulz wird in Zukunft wieder in sollte, wurde dies allgemein be- könne aufgelöst werden, führten Vollzeit seinen Posten als Leiter der grüßt. Schulz hatte sich als Leiter sogar zu Demonstrationen vor dem Johannes-a-Lasco-Bibliothek wahr- der Johannes-a-Lasco-Bibliothek Landschaftsgebäude. Aber auch an nehmen. Die Stelle des Landschafts- in Emden einen Namen gemacht, anderen Stellen rumorte es. Häufig direktors wird neu ausgeschrieben. deren Gründung im Jahre 1995 wurden dem Direktor mangelnde Bei der jüngsten Ausschreibung im der reformierte Theologe entschei- Fähigkeit im Umgang mit den Mit- Jahr 2004 waren über 200 Bewer- dend mit angestoßen hatte. Die arbeitern vorgeworfen. bungen eingegangen. Diesmal soll Bibliothek ist benannt nach dem Doch bei aller Aufregung waren es neben der wissenschaftlichen Reformator Johannes a Lasco. Ihre dies keine Gründe für die Kündi- Qualifikation eine weitere Voraus- Schwerpunkte liegen im reformier- gung. Schulz war sehr entschieden setzung geben: Erfahrungen im ten Protestantismus und in der bei der Neustrukturierung der Management. Temmo Bosse ostfriesischen Landesgeschichte. Landschaft vorgegangen und hatte Walter Schulz sollte als Doppelspit- auch Erfolge erzielt. Zuletzt soll arbeitet als freier Journalist für ver- ze sowohl der Bibliothek als auch er jedoch häufig eigenmächtig schiedene Medien in Ost-Friesland. der Landschaft vorstehen und da- gehandelt und seine Kompetenzen (Adresse: Blinke 51 e, 26789 Leer.)

4 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 5 Uwe Ronneburger † Als die FDP 1969 gemeinsam mit schusses. Schon 1976 war er zum der SPD die Bundesregierung des stellvertretenden FDP-Bundesvor- „Aus Tetenbüll kommen und in Kanzlers bildete, sitzenden gewählt worden. sich ruhen“ – so lautete vor Jahren begann die sozialliberale Ära. Uwe Die „Wende“ der FDP zu einer die Überschrift eines Porträt-Arti- Ronneburger galt manchem eher Koalition mit der CDU unter Hel- kels über Uwe Ronneburger in der als Vertreter der Nationalliberalen. mut Kohl brachte für Uwe Ronne- Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Mit knapper Mehrheit wurde er burger die wohl schwierigste und Der Ehrenbürger Schleswig-Hol- 1970 zum Landesvorsitzenden der aufregendste Zeit seiner politischen steins und prominente FDP-Poli- FDP in Schleswig-Holstein ge- Laufbahn. Er kritisierte den Regie- tiker starb im 87. Lebensjahr am wählt. Als er damit erstmals über- rungswechsel ohne Neuwahlen. 1. Oktober 2007 in Tetenbüll. regional in Erscheinung trat, war Auf dem FDP-Parteitag im No- Fast als einziger aus Nordfriesland er fast 50 Jahre alt. Schnell gewann vember 1982 – der Spiegel schrieb vermochte er in der Politik der er Statur und 25 Jahre später darüber, bitterer sei Bundesrepublik Deutschland eine Vertrauen. Nach es auf einer Parteiversammlung in Rolle zu spielen. kurzer Zeit war er Deutschland nie wieder zugegan- Ganz gewiss strahlte Ronnebur- der unumstritte- gen – kandidierte Ronneburger ger Ruhe und Selbstvertrauen ne erste Mann der gegen den FDP-Vorsitzenden, aus. Dass er auf dem Staatshof in Nord-Liberalen. Außenminister Hans-Dietrich

Eiderstedt eine gesicherte Exis- Seine Anständig- Foto: FDP Schleswig-Holstein Genscher. Mit 169 Stimmen – fast tenz als Landwirt führen konnte, keit und Glaubwürdigkeit waren 45 Prozent – gegenüber 222 für bildete dafür eine Grundlage. In über jeden Zweifel erhaben. Genscher erzielte er ein respek- Kiel am 23. November 1920 als Bei der Landtagswahl 1971 erlitt tables Ergebnis. Viele Linksliberale Sohn eines Zollbeamten geboren, die FDP Schleswig-Holsteins eine wandten sich von der FDP ab, hatte er nach Abitur, Kriegsdienst bittere Niederlage. Die Partei Ronneburger blieb. Die von ihm und landwirtschaftlicher Lehre hatte, nach Ronneburgers Ansicht geführte Landespartei zog noch gemeinsam mit seiner Frau Luise verfrüht, eine Koalitionsaussage für 1983 mit einer Koalitionsaussage den ererbten stattlichen Haubarg die SPD mit dem „roten“ Jochen für die SPD in den Landtagswahl- übernommen. Der Staatshof blieb Steffen beschlossen und erreichte kampf. Aus dem katastrophalen der Familie mit fünf Kindern, von gerade einmal 3,8 Prozent der Ergebnis von nur 2,2 Prozent zog denen ein Sohn in jungen Jahren Stimmen. Ronneburger wurde er die Konsequenz und trat als tödlich verunglückte, der Lebens- 1972 in den gewählt. Landesvorsitzender zurück. mittelpunkt. Als Abgeordneter war ihm die Aus- Neben seiner politischen Arbeit Doch Ronneburger konnte auch söhnung mit den östlichen Nach- und danach betätigte sich Uwe temperamentvoll und innerlich barn Deutschlands ein besonderes Ronneburger in vielen Ehrenäm- aufgewühlt sein, wenn ihn ein Anliegen. tern, so im Bauernverband oder Thema berührte. Dies war in Als 1975 der Wiedereinzug der im Roten Kreuz. Tief verwurzelt seiner politischen Arbeit oft der Liberalen in den Landtag gelang, war er im christlichen Glauben. Er Fall. Zunächst gehörte er der wirkte er bis 1980 als Vorsitzender gehörte viele Jahre dem Kirchen- rechts stehenden Deutschen Partei der FDP-Fraktion. Im Frühjahr vorstand in Tetenbüll, aber auch an, trat aber 1957 zur FDP über. 1979 deutete vieles darauf hin, dass den Synoden in Kreis, Land und 1955 wurde er in die Gemeinde- eine Ablösung des CDU-Minister- Bund an. 1991 wurde Ronnebur- vertretung von Tetenbüll gewählt präsidenten ger Präsident des Schleswig-Hol- und war 1959-72 Bürgermeister, gelingen könne. In einer Regierung steinischen Heimatbundes – ein gleichzeitig Amtmann des Amts mit der SPD wäre Uwe Ronnebur- Liberaler an der Spitze dieses eher Tetenbüll und im Anschluss ger gewiss stellvertretender Minis- konservativ ausgerichteten Verban- Amtsvorsteher von Eiderstedt. Er terpräsident geworden. Die knappe des. Unvergessen ist sein Grußwort wurde FDP-Kreisvorsitzender auf Niederlage nahm er mit der ihm zum 50-jährigen Jubiläum des Ver- der Halbinsel und Abgeordneter eigenen Gelassenheit hin. 1980 eins Nordfriesisches Institut 1998, im Kreistag. In der Debatte um ging er zurück in den Bundestag in dem er in souveräner Weise die Kreisreform Ende der 1960er und blieb bis 1990 Abgeordne- überalterte Konflikte hinter sich Jahren befürwortete er vor allem ter. Bis 1983 war er Vorsitzender ließ. Als allseits geachteter Politiker aus wirtschaftlichen Gründen des Innerdeutschen Ausschusses, und „schleswig-holsteinisches einen Anschluss Eiderstedts an 1983-90 erneut stellvertretender Urgestein“ wurde der Mann aus Dithmarschen! Von 1970 bis Vorsitzender der FDP-Bundes- Tetenbüll im Dezember 2000 Eh- 1973 gehörte er dem ersten Kreis- tagsfraktion, schließlich auch renbürger des nördlichsten Bun- tag für Nordfriesland an. Vorsitzender des Verteidigungsaus- deslandes. Thomas Steensen

6 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 7 En bruket program hialendaal üüb fresk At fresk spriak as gud uunsen, det hee ens weler a harewsthuuchskuul faan a Friisk Foriining wiset, wat juarling uun’t Ernst-Schlee-Schul- landheim uun Njiblem tu beschük wiar. Dön 60 fresken, wat faan a 12. tu a 16. oktuuber faan a feest- eeg, faan Sal, faan Oomrem an uk faan Feer diar tupkaam, wiar en lastig skööl an uk en bruket ian, auer a jongst dialnemer man hög muuner ual wiar an at äälst auer söstig. A harewsthuuchskuul wiar tu’t iarst feer üüb Feer. För’t ian wul am sodening ens en betj naier mä feringen kem an för’t naist keen Foto: Manfred Nissen uk ei ale feesteegsen Feer an a ferin- Ian faan a kurse faant harewsthuuchskuul 2007 gen so nau. ferskeelig fresk dialekten het, man an a ääleren noch en teooterstak Üüb program sted juarling Tai jo markt gau, det a onerskiaser begand haa iintuööwin. Detdiar Chi, en retoorik kurs, Porträt goorei so grat san. At aanj wurd stak wurd woorskianelk üüb’t moolin, an werkin mä a Strickliesel, noch en auersaating faan det fering wonterfest faan a Friisk Foriining huar ‘am gans wonerbaar kroom stak „Loonslidj, huuch a harten“ apfeerd. Wat gans apaartigs wiar at mä pregle kön. At joow oober uk üüb mooring maaget, wat was at madeläälerns-skööl, wat de söndai en kurs „fering för mooringen an naist feer bi’t harefsthuuchskuul uk en letj laager mä telt, boosel an mooring för feringen“. En tjiin lidj süngen wurd. För a jongen joow at beenker, an en kroog, wat auer wiar diar swaar uun spikeliarin, noch en aanj program, huar a letjen eeben ial smutjet üüb a sportplaats hü dön enkelt wurden uun dön salew siap an kakinjin maage küd apbaud hed. Ham küd diar oober uk mä pil an böög üüb en grat skiiw schit. A dringer haa diar so’n Handreichungen zum Friesisch-Gesetz spoos uun hed, jo wiar diar knaap Im Dezember 2004 beschloss der einer Pressemitteilung. Anhand vie- faan wechtufun, so iiwrig wiar’s Schleswig-Holsteinische Landtag ler Beispiele werde aufgezeigt, wie diar uun a gang. das Friesisch-Gesetz (friisk-gesäts) in anderen Ländern und Regionen Üüb sidj joow at uk noch en bus- zur Förderung des Friesischen im mit der Mehrsprachigkeit geworben tuur auer Feer mä Anders Markus- öffentlichen Raum, bei dem es vor- wird. Die Handreichung, die sich sen, wat en buul auer’t eilun fertel rangig um die Berücksichtigung der an Bürgerinnen und Bürger, an küd, an en fresk hööw mä Ernst- friesischen Sprache in Verwaltungen politische Mandatsträger, an Ver- Martin Dahl uun a Njiblemer sark. und bei der Beschilderung an Ge- waltungsleiter und Mitarbeiter in A letjen wiar uk noch mä hingst an bäuden und auf Ortstafeln geht. Behörden wendet, bietet, so Hahn, waanj ufsteed. Nun legte die Friisk Foriining eine die einmalige Chance, ein klares Be- Mä en revue, huar wiset wurd, 24-seitige Informationsbroschüre kenntnis zur friesischen Kultur und wat bi dön enkelt workshops bi am- vor, die eine Reihe von konkreten damit zu Nordfriesland abzulegen. kiimen wiar an mä hög sketschen Anwendungsmöglichkeiten des Dabei könne zum Beispiel die Neu- faan a jongen an en fering-moorin- Friesisch-Gesetzes erläutert, und ordnung der Verwaltungsstruktur gen inj, huar en mase snaaket an versandte sie an Kreistagsabgeord- genutzt werden, um in den neuen laachet wurd, ging a harewsthuuch- nete, Ämter, Gemeinden, Behörden Ämtern von vornherein mehr Zwei- skuul 2007 tu aanj. und Institutionen im Kreis Nord- sprachigkeit umzusetzen. „Dön daar heer üüb Feer haa üs friesland und auf Helgoland Das Heft wurde über den Friesenrat böös gud unstenen, fööraal uk Es soll deutlich werden, wie viel- gefördert vom Ministerpräsidenten auer wi lok mä’t weder hed haa. fältig die Möglichkeiten zur För- des Landes Schleswig-Holstein und Wi wel was noch ens weler mä derung der friesischen Sprache und ist erhältlich im Sekretariat der Friisk harewsthuuchskuul auer tu’t eilun Kultur sind, so Jörgen Jensen Hahn, Foriining in Bargum, Tel.: (04672) kem“, diarfaan wiar Manfred Nis- Vorsitzender der Friisk Foriining, in 77520. Red. sen auertjüügd. Antje Arfsten

6 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 7 zum 100-jährigen Bestehen der der Dagebüller Verein am landes- Söl‘ring Foriining. Der friesische Fei- weiten „Tag des offenen Denkmals“ ertag schlechthin, der Petritag, war am 9. September. Melf Paulsen zog Üt da sein ganzer Stolz, in der Norddörfer- eine positive Bilanz, verwies aber Halle organisierte er alljährlich „die auch auf zwei Wermutstropfen: Die friiske feriine größte Petritagsfeier Deutschlands“. Tanzgruppe des Vereins musste ihr Wirken einstellen. Zudem gibt es Jörg Hinrichsen ist tot Dagebüller Jubiläumsjahr dort derzeit keinen Friesischunter- Für alle völlig unerwartet verstarb Auf ein bewegtes und erfolgreiches richt mehr. Die Friesischlehrerin am 6. November Jörg Hinrichsen, Jahresprogramm zum 25-jährigen Greta Johannsen, die mit ihrem seit 2004 Vorstandsmitglied der Vereinsjubiläum blickte Melf Paul- Modell der Sprachpatenschaften in Söl‘ring Foriining. Er kam 1961 in sen, Vorsitzender des Dagebüller Fahretoft sehr gute Erfolge erzielt Westerland zur Welt und arbeitete Friesenvereins, bei der Jahresver- hatte, trat in den Ruhestand. als Veranstaltungs- sammlung am 19. Oktober im leiter bei der Kur- dortigen Warftcafé zurück. An Nordfriesischer Verein tagte verwaltung in Wen- den Deichbaumeister des 17. Jahr- Am 17. November hielt der Nord- ningstedt. hunderts Jan Adrianß Leeghwater friesische Verein, dem über die ihm Er war stets auf der erinnerte eine Veranstaltung am angeschlossenen 26 Ortsvereine Suche nach Syner- 21. Juli unter anderem mit Vorträ- und Untergruppen rund 5 000 gien zwischen sei- Foto: Volker Frenzel gen des Deichbauingenieurs Thies Menschen angehören, im Husumer nem Beruf, seiner Jörg Hinrichsen Horn über die aktuelle Situation der Handwerkerhaus seine Jahresver- Vortragstätigkeit und der sylterfrie- Entwässerung im Dagebüller Gebiet sammlung ab. Vorsitzender Hans sischen Arbeit, so heißt es in einem und von Prof. Dr. Thomas Steensen Otto Meier verwies auf die ungüns- Nachruf der Söl‘ring Foriining. Im zur Persönlichkeit des für die Ge- tige Altersstruktur. Vor allem mit Rahmen seiner Vorstandsarbeit schichte der dortigen Köge so wich- Angeboten für Kinder und Jugend- war Jörg Hinrichsen der Mann für tigen Niederländers. Dem Schiffer liche, an denen im Laufe des Jahres Marketing und Werbung. Gerade Jacob Lützen, der im Jahre 1707 mehr als 200 junge Nordfriesinnen erst war er für den Sylter Verein in starb und nach dem ein von dem und Nordfriesen teilnahmen, versu- die Stiftung Küstenschutz gewählt engagierten Heimatpfleger Hans che der Verein, hier gegenzusteuern. worden. Er war der designierte neue Werner Paulsen auf der Fahretofter Anstelle des aus gesundheitlichen Vorsitzende des Ausschusses für Gabrielswarft privat eingerichtetes Gründen ausgeschiedenen Harro Küstenschutz. Unvergessen bleibt Museum benannt ist, war ein reich- Muuss wurde die Eiderstedterin auch der Festvortrag im Rahmen haltiges Programm am 19. August Gudrun Fuchs zur zweiten Vorsit- des Festaktes und der Fahnenweihe gewidmet. Schließlich beteiligte sich zenden gewählt. Red.

Friesischkurse im Winter 2007/2008 Ort Trägerschaft Leitung Stufe/Form Teiln. Dauer Amrum VHS Maren Blome-Gerrets Fortgeschrittene 8 10 Abende Amrum VHS Maren Blome-Gerrets Hörspiel-Training ab Februar Föhr VHS Enken Tholund Anfänger 8 10 Abende Föhr VHS Enken Tholund Fortgeschrittene* 10 Abende Helgoland VHS Bettina Köhn Anfänger* 8 10 Abende Helgoland VHS Bettina Köhn Fortgeschrittene* 8 8 Abende Helgoland VHS Bettina Köhn Snakkertaffel* 8 fortlaufend Husum VHS Thomas Steensen Anfänger 8 6 Abende Husum VHS Thomas Steensen Fortgeschrittene* 8 6 Abende Langenhorn Fräische Feriin Käthe Frasch scheew / 19 je einmal fun‘e Hoorne Jürgensen Friesisches Singen im Monat Stedesand Friisk Foriining Gary Funck Anfänger 8 montags Risum-Lindholm OKR/Skoleforening Dörte Flor Fortgeschtittene 9 10 Abende Risum-Lindholm privat Marie Tångeberg Frasch scheew 7 14-tägig Sylt Söl‘ring Foriining Birgit Hussel Anfänger 10 14-tägig Sylt Söl‘ring Foriining Maike Ossenbrüggen Fortgeschrittene 12 14-tägig Wiedingharde Friesischer Verein Erika Botte Fortgeschrittene 8 14-tägig der Wiedingharde OKR = Ortskulturring, VHS = Volkshochschule, *ab Januar bzw. Februar 2008, Zahl der Teilnehmenden geschätzt bzw. steht noch nicht fest.

8 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 9 Bedingungen in den Bereichen Zu seinen Kunden zählte der Husu- Wohnen, Bildung, Freizeitangebote mer Dichter Theodor Storm. Der und Vereinbarkeit von Familie und Enkel des Gründers, Dr. Christian Nordfriesland Beruf besonders gut, betonte sie. Delff (1889-1942), gehörte zu Familienfreundlichkeit werde sich den wichtigsten Persönlichkeiten im Herbst immer mehr zu einem wichtigen des Nordfriesischen Vereins. Seine Standortfaktor entwickeln, so Walter Witwe Käthe Delff übergab das Ge- 18. September - Braasch, Präsident der Industrie- und schäft 1966 ihrem Mitarbeiter Peter 30. November 2007 Handelskammer Flensburg. Marcussen. Von ihm ging es 1983 n Vom 18. bis 23. September fand über an seine Tochter Annegret von die zehnte HusumWind statt. n Der Landesfeuerwehrverband Hielmcrone, die nun das Geschäft Schirmherr Bundesumweltminister Schleswig-Holstein zeichnete den verkaufte. Sigmar Gabriel eröffnete die weltweit „Niebüller Feuerwehr-Kasper“ am größte Windenergiefachmesse und 31. Oktober mit dem „Dr.-Erwin- n In der Niebüller Stadthalle be- bezeichnete die Windenergiebranche Flaschel-Preis für Brandschutzerzie- grüßten am 27. Oktober zahlreiche als Erfolgsgeschichte der Bundes- hung“ aus. Hinter dem „Kasper“ Bürgerinnen und Bürger etwa 100 republik mit derzeit 214 000 hoch verbirgt sich das Trio Kathrin Peter- Gäste aus Ploty in Polen. Im Jahre qualifizierten Arbeitsplätzen. Ziel sei sen, Silvia Jensen und Löschmeister 1997 hatten Niebüll und Ploty, das es, so Staatssekretär Jost de Jager vom Siegfried Fischer von der Freiwilligen frühere Plathe in Pommern, eine schleswig-holsteinischen Ministe- Feuerwehr Niebüll-Deezbüll. Die Städtepartnerschaft aufgenommen. rium für Wissenschaft, Wirtschaft Brandschutz-Erzieher arbeiten mit Um 1980 hatte der Niebüller Karl- und Verkehr, im Jahr 2020 mehr zwölf Puppen und selbstgefertigten Heinz Spaude im Zusammenwirken Strom aus Wind zu erzeugen, als im Kulissen. Der Preis stammt aus mit dem dortigen Pfarrer Wiktor Lande insgesamt verbraucht wird. dem Erbe der Geschwister Flaschel Szesny Hilfslieferungen nach Ploty Die 640 Aussteller aus 40 Nationen aus Kiel und wird seit 2005 für die organisiert. Nach der offiziellen Auf- lockten 2007 rund 17 000 Besucher Brandschutz-Erziehung in Schulen nahme der Städtepartnerschaft 1997 auf das Husumer Messegelände. und Kindergärten vergeben. wurde 1998 ein Partnerschaftsverein begründet, der nun unter Vorsitz von n Bordelum gehört zu den drei n Bei einem Festakt am 1. November Wilhelm Kroll den Aufenthalt der Siegern des vom Schleswig-Holstei- in Lübeck übergab Landesinnen- polnischen Gruppe ausrichtete. nischen Heimatbund ausgeschrie- minister Ralf Stegner Willi Berendt, benen Wettbewerbs „Umwelt- Bürgermeister und Amtsvorsteher n Am 19. Oktober besuchte der freundliche Gemeinde“. Eine Jury aus Witzwort, Jens Lorenz Christian, Bürgermeister der niederländischen hatte die Ortsteile am 29. September Bürgermeister und Amtsvorsteher Gemeinde Putten Jan van Putten, besucht. Es wurde festgestellt, dass aus Ostenfeld, sowie Peter Empen, eingeladen von Bürgermeister Heinz die Gemeinde unter dem Motto Husumer Stadtvertreter und früherer Lorenzen, Wyk auf Föhr. Als Vergel- „Umweltfreundlichkeit beginnt in Bürgervorsteher, die Freiherr-vom- tung für einen Anschlag von Wider- den Köpfen“ ihre Projekte entwi- Stein-Medaille. Berendt sorgte standskämpfern im Oktober 1944 ckelt und verwirklicht habe. Vereine nach Schließung des letzten Einzel- bei Putten hatte der Befehlshaber der nutzen z. B. bei Veranstaltungen handelsgeschäftes in Witzwort für damaligen deutschen Besatzungs- Mehrweggeschirr, Kindergärten die Einrichtung eines Markt-Treffs. truppen in den Niederlanden, der nehmen an Waldwochen teil und Christian war maßgeblich beteiligt aus Wyk stammende Fliegergeneral der Klärschlamm gelangt vor Ort in an der Ländlichen Struktur- und Friedrich Christiansen, befohlen, den Energiekreislauf. Entwicklungsanalyse im Amt Treene. den Ort zu verwüsten und die Män- Empen gilt als „Vater“ der Tourismus ner zu deportieren. Über 600 von ih- n Der Kreis Nordfriesland zählt zu und Stadtmarketing Husum GmbH. nen starben in deutschen Konzentra- den zwölf familienfreundlichsten tionslagern, mehr als 100 allein im Regionen in Deutschland. Dies n Seit dem 1. September gehört Lager von Ladelund. Erst 1980 hatte geht aus dem „Familienatlas 2007“ die Husumer Buchhandlung unter erheblichen Schwierigkeiten hervor, der vom Forschungsinstitut Delff zu den Läden des Lübecker die zuvor nach Christiansen benann- Prognos und der Wochenzeitung Unternehmens Weiland. Der Buch- te Große Straße in Wyk ihren unbe- Die Zeit erstellt wurde. Bundes- binder Christian Friedrich Delff lasteten Namen zurückbekommen. familienministerin Ursula von der (1791-1868) erwarb im Jahre 1849 Den aktuellen Besuch wertete Bür- Leyen präsentierte das Werk am das Haus in der Husumer Krämer- germeister Lorenzen als erfreuliches 4. Oktober der Öffentlichkeit. straße 8 und eröffnete eine „Buch-, Zeichen der Normalisierung. In den Top-Regionen seien die Kunst- und Musikalienhandlung“. Harry Kunz / Fiete Pingel

8 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 9 vordenken – moderieren – überzeugen Antworten von Landrat Dieter Harrsen

Mit einem Vorsprung von 623 Stimmen gewann Dieter Harrsen (50,98 %), Kandidat der Kreistagsfraktionen von SPD, SSW und WG-NF, gegen Dr. Gabriele Lamers (49,02), die von der CDU und den Grünen ins Rennen geschickt worden war, die Stichwahl am 30. September 2007 und wurde neuer Landrat des Kreises Nordfriesland. Beim ersten Durchgang hatte Lamers mit 41,8 % noch vor Harrsen (36,3 %) gelegen (vgl. NORDFRIESLAND 159). Die Wahlbeteiligung lag – was in den Kommentaren weithin sehr bedauert wurde – bei der Stichwahl mit 23,3 % noch um 5,2 Punkte unter der des ersten Wahlgangs. Der Union und den Grünen, die im Kreistag zusammen über 30 von 52 Sitzen verfügen, ist es offenbar in noch geringerem Maße gelungen, ihre Wählerschaft zu mobilisieren, als SPD, SSW und WG-NF. NORDFRIESLAND hat dem neuen Landrat fünf Fragen vorgelegt.

Was verändert sich in Ihrem Leben durch die lichen Bereich ist vieles durch Vorschriften Wahl zum Landrat? vorgegeben. Die Spielräume eines Landrates Vieles verändert sich, aber nicht alles. Da ich ja liegen eher im Vorfeld, und ob man sie zu nut- schon seit 1991 eine – wenn auch wesentlich zen versteht, hängt sicherlich sehr von der ei- kleinere – Behörde geleitet und lange Zeit aktiv genen Persönlichkeit ab. Eine der wichtigsten in der Wählergemeinschaft Nordfriesland und im Tugenden ist für mich das Zuhören-Können. Kreistag mitgearbeitet habe, sind mir zwar nicht Das fiel mir bei unserem früheren Landrat alle, aber doch viele Themen vertraut, mit denen Dr. Klaus Petersen immer sehr positiv auf: Er ich es nun als Landrat zu tun bekomme. Haus- hat den Menschen zugehört und sie ernst ge- haltspläne, Stellenpläne, Finanzierungsfragen, nommen. Daran will ich mir ein Beispiel neh- Umweltthemen, Verwaltungsrechtsprobleme … men. Wenn ein Landrat darüber hinaus vor- das ist keine neue Welt für mich. Trotzdem lerne denkt, initiiert, moderiert, fördert, überzeugt, ich jetzt täglich Dinge kennen, mit denen ich bis- wenn es ihm gelingt, Kontakt herzustellen, her wenige oder keine Berührungspunkte hatte, Menschen einzubinden und mitzunehmen, bei denen ich aber nun mitgestalten kann, will kann er auch ohne formale Zuständigkeiten und muss. Das ist eine sehr herausfordernde, aber eine Menge bewegen. auch eine sehr interessante Aufgabe. Ein Unterschied zu vorher besteht darin, dass Mit welchen Erfolgen möchten Sie sich 2013 zur man als Landrat viel mehr im Blickpunkt der Wiederwahl stellen? Öffentlichkeit steht. Ich werde zum Beispiel viel Das wichtigste Ziel ist zunächst einmal der häufiger von fremden Menschen angesprochen, Erhalt des Kreises Nordfriesland. Das ist keine die Fragen haben oder Vorschläge machen wol- Frage von Heimattümelei, sondern hat hand- len. Darüber freue ich mich immer sehr, denn feste wirtschaftliche und praktische Gründe. mir liegt viel daran, mit den Bürgerinnen und Meine Lebenserfahrung hat mir gezeigt, dass Bürgern ins Gespräch zu kommen. Bürgernähe Verwaltungseinheiten weder zu groß noch ist ein hohes Gut für Verwaltungen, doch auf zu klein sein dürfen: Es gibt eine mittlere Kreisebene ist sie nicht so leicht zu erreichen Spanne, in der sie ein Optimum an Flexibi- wie auf Amts- oder Gemeindeebene. lität, Schnelligkeit, Bürgernähe, Effektivität, Qualität und letztlich auch Wirtschaftlichkeit Was kann ein Landrat überhaupt bewegen? erreichen können. Wenn der Kreis Nordfries- Wenn man in die Gesetze guckt, stellt man land zwangsweise mit dem Kreis Schleswig- fest: Sehr viel zu sagen hat ein Landrat nicht. Flensburg und der Stadt Flensburg vereinigt Im Selbstverwaltungsbereich trifft der Kreistag werden würde, müssten unsere Bürger in all die wichtigsten Entscheidungen, und im staat- diesen Punkten mit wesentlichen Verschlech-

10 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 11 Foto: Volkert Bandixen Kreispräsident Helmut Wree (rechts) gratuliert Landrat Dieter Harrsen am 10. Oktober zu seiner Amtseinführung. terungen rechnen. Aber die Diskussion auf häuser Wyk, Tönning, Niebüll und Husum der Landesebene scheint sich so langsam in öffentlicher Trägerschaft als Häuser der einem Punkt anzunähern, an dem wieder Ver- Grund- und Akutversorgung, die kulturelle nunft einkehrt. Ich bin guten Mutes, dass das Vielfalt in Nordfriesland, insbesondere die der Schreckgespenst Großkreis bald endgültig be- fünf im Kreisgebiet gesprochenen Sprachen, graben wird. Trotzdem bleibt natürlich viel zu die Förderung der Wirtschaft mit Schwer- tun: Trotz der momentan guten Konjunktur punkten im Tourismus und der alternativen sind unsere langfristigen Finanzprobleme noch Energien und vieles mehr. längst nicht gelöst, und einen ausgeglichenen Ganz wichtig ist mir daneben die Förde- Haushalt aufzustellen bildet in jedem Jahr eine rung und Anerkennung des ehrenamtlichen neue Herausforderung, die von Haupt- und Engagements. Ob in der Politik, in der Feu- Ehrenamt des Kreises gemeinsam bewältigt erwehr, im Sportverein, in der Kulturpflege, werden muss. im sozialen Bereich oder wo auch immer Sie Bei den Verkehrsverbindungen will ich sicht- hinsehen: Ohne freiwilliges Engagement bare Akzente setzen. Der Ausbau der B 5 hat läuft kaum etwas in unserer Gesellschaft. Es für mich höchste Priorität. Besonders am Her- ist mir ein Anliegen, das immer wieder deut- zen liegen mir außerdem die deutsch-dänische lich zu machen und dafür zu werben, dass Zusammenarbeit im Grenzraum, die ich gern möglichst viele Menschen sich für andere ausweiten möchte, der Erhalt der Kranken- einsetzen.

10 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 11 In der letzten Phase des Wahlkampfes wurde pla- sein für Veränderungen und Anpassungen in katiert: „Wählt den Nordfriesen!“ Was bedeutet der modernen Welt. es für Sie, Nordfriese zu sein? Nordfriese ist, wer sich dazu bekennt. Hierzu Warum sollte jeder Nordfriese mindestens einmal gehören selbstverständlich auch Menschen, die im Leben Pellworm sehen? vor kurzer Zeit erst hierhergezogen sind. Die Weil es uns auf Pellworm über Generationen Nordfriesinnen und Nordfriesen verbindet hinweg gelungen ist, eine glückliche Mischung ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl. aus Vergangenheit und Zukunft zu entwickeln: Nordfriesland ist mehr als eine Verwaltungs- Vieles, was erhaltenswert war, haben wir bewah- einheit. Nordfriesland ist eine gewachsene ren können, aber an vielen anderen Stellen ist Landschaft, die über eine besondere kulturelle Pellworm eine sehr moderne Insel. Ich denke da Identität verfügt. Für mich hat die mit 16 Jah- an das Landschaftsbild, an die Energieversor- ren angetretene Ausbildung beim damals gera- gung und viele andere Aspekte. Noch wichtiger de neu entstandenen Kreis Nordfriesland einen fände ich es aber, wenn jeder Nordfriese ein paar großen Einfluss auf meine nordfriesische Iden- Pellwormerinnen und Pellwormer persönlich tität ausgeübt. Bereits in den ersten Berufsjah- kennenlernte. Das ist nämlich ein ganz beson- ren bin ich als Protokollführer des Kreisaus- derer Menschenschlag: Heimatverbunden und schusses und des Kreistages in unmittelbarer gleichzeitig weltoffen und immer konstruktiv, Nähe des seinerzeitigen Landrats Dr. Klaus wenn jemand mit einer guten Idee kommt. Petersen gewesen. Sein Engagement und seine Pellworm konnte sich als Insel, die unter dem Arbeit für den Kreis Nordfriesland haben mich Meeresspiegel liegt, über Jahrhunderte nur be- früh geprägt. Für Nordfriesland zu arbeiten ist haupten, weil sich alle in grundsätzlichen Fragen seither für mich eine innere Verpflichtung. Für einig waren und gemeinsam für eine gute Zu- mich gibt es auch eine ausgeprägte nordfrie- kunft gearbeitet haben. Dieses Denken möchte sische Liberalität. Sie befähigt die Menschen ich auch in den gesamten Kreis Nordfriesland hier, tolerant, diskussionsfreudig und offen zu einbringen.

Dieter Harrsen wurde am 29. März 1958 auf Pellworm geboren und wuchs dort auf dem Bauernhof seiner Eltern auf. Mit 16 Jahren begann er eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten beim Kreis Nordfriesland. Es folgte ein Studium an der Verwaltungsfachhochschule des Landes Schleswig- Holstein in Altenholz, die er 1980 mit gutem Abschluss als „Dipl.-Verwaltungswirt (FH)“ verließ. Elf Jahre lang arbeitete Dieter Harrsen danach in verschiedenen Funktionen in der Husumer Kreis- verwaltung, darunter in der Wirtschafts- und Tourismusförderung. Anfang 1991 übernahm er die Position des Leitenden Verwaltungsbeamten beim Amt Pellworm. Dort war er unter anderem als Geschäftsführer der Kurverwaltung und der Stiftung Nordfriesische Halligen tätig. Herausragende Projekte dieser Jahre waren die Verstärkung von 25 Warften auf den Halligen mit einem Investi- tionsvolumen von insgesamt 30 Millionen Euro sowie die Strukturentwicklung für Pellworm und die Halligen. Daneben war Harrsen Mitinitiator für die Anmeldung und Abwicklung des Projektes „Biosphäre Halligen“, das im Jahr 2004 zu einer Anerkennung der Halligen als Biosphärenschutz- gebiet durch die UNESCO führte. Im Jahr 1989 gehörte er zu den Gründern der Wählergemeinschaft Nordfriesland/Die Unabhängigen (WG-NF) und führte seitdem die Geschäfte der WG-NF-Fraktion im Kreistag. Im Oktober 2005 übernahm er als ihr Fraktionsvorsitzender ein eigenes Kreistagsmandat. Dort war er unter ande- rem Mitglied des Hauptausschusses und des Aufsichtsrates des Klinikums Nordfriesland. Bei seinem Amtsantritt als Landrat am 11. Oktober 2007 hat Harrsen sein Kreistagsmandat niedergelegt, seine sonstigen politischen Ehrenämter und seine Mitgliedschaft in der WG-NF lässt er ruhen. Mit seiner Frau Marina hat Dieter Harrsen drei Söhne. Der Landrat ist geprüfter DFB-Schiedsrich- ter und begeisterter Sportler. Viele Jahre lang war er ehrenamtlicher Fußballobmann und Vorstands- mitglied des Sportzentrums Arlewatt.

12 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 13 Thomas Steensen: Eine dänisch-deutsche Weltfirma in Nordfriesland 100 Jahre Wisby – Danisco

Die 9000-Einwohner-Stadt Niebüll im äußersten Nordwesten des nördlichsten Bundes- landes kann mit Recht als eine Kulturen-Hauptstadt Europas bezeichnet werden. Nicht Highlights der Malerei, der Musik- oder Theaterkultur sind gemeint, sondern Starter- und Schutzkulturen. Sie bilden seit einem Jahrhundert das Terrain der Firma Wisby, die 1998 in dem dänischen Weltkonzern Danisco aufging.

Um welche Kulturen handelt es sich? Für Lai- Die neue Firma handelt mit einer genialen Ent- en hat die Firma es einmal ungefähr so erklärt: deckung. Wahrscheinlich hat Laura Margrethe sie Milchprodukte wie Käse oder Joghurt, aber auch mit nach Wiesby gebracht und hier weiterentwi- Wurst oder Sauerkraut entwickeln ihren jeweils ckelt. Wie viele geniale Ideen ist sie besonders ein- eigenen Geschmack, ihr Aussehen und ihre fach: Was die Natur hervorgebracht hat, wird opti- Haltbarkeit, indem sie mit Milchsäurebakterien miert. Die „Kultur“ für die Weiterentwicklung der „geimpft“ werden. Solche „Kulturen“ werden Milch wird auf natürliche Weise aus Buttermilch bei Danisco in Niebüll gezüchtet und vermehrt. gewonnen, indem der traditionell gesäuerte uner- Insgesamt handelt es sich um mehr als 150 Bakte- hitzte Sauerrahm, der frei von Krankheitserregern rienstämme, also eine außergewöhnliche Vielfalt ist, in erhitzter Magermilch weitergezüchtet wird. der Kulturen – „Multikulti“ im besten Sinne. Von Wohl zum ersten Mal in Schleswig-Holstein und Nordfriesland aus wandern sie in fast 100 Länder ganz Deutschland wird damals in Wiesby diese der Welt. Selbst italienischer Gorgonzola, griechi- neue Technologie auf der Basis der Reinkultur in scher Feta und irischer Cheddar haben Bekannt- der Milchwirtschaft eingesetzt. schaft mit Niebüller Kulturen gemacht. Darüber Der „Säurewecker“ für Milchprodukte, „Probat“ hinaus wirken Schutzkulturen aus der friesischen genannt, leistet in der Milchwirtschaft von An- Stadt weltweit dem Befall von Lebensmitteln fang an hervorragende Dienste – und er passt in mit Krankheitskeimen entgegen. Wohl fast jeder die Zeit. Seit den 1870er Jahren breiten sich Meie- verzehrt täglich Lebensmittel, die mit Hilfe der reien aus; bis dahin war die Milch zumeist auf Niebüller Produkte hergestellt wurden. den Bauernhöfen weiterverarbeitet worden. Die Firma des Ehepaars Busch profitiert auch vom Eine geniale Erfindung

In dem beschaulichen Ort Visby/Wiesby, 13 Kilometer nordwestlich von Tondern ge- legen, gründet der 27-jährige Meierist Eduard Busch im Jahr 1907 ein kleines Laboratorium für Milchprodukte. Er stammt aus Kolsnap, westlich von Hadersleben, seine vier Jahre älte- re Frau Laura Margrethe, ebenfalls Meieristin, kommt von der dänischen Insel Fünen. In der Geschichte der Familie Busch und ihrer Firma

spiegelt sich von Anfang an deutsch-dänische Fotos (2): Thomas Steensen Grenzlandgeschichte. Kirche im Ursprungsort Visby/Wiesby

12 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 13 wirtschaftlichen Aufschwung im 1871 gegrün- seine Folgen bringen den Betrieb fast an den deten deutschen Kaiserreich. Bald schon verkauft Rand des Ruins. Die Entspannung im Grenzland sie ihre mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten wird zu seiner Aufwärtsentwicklung beitragen. Produkte in viele Gegenden Deutschlands. 1912 Die spätere grenzüberschreitende Kooperation wird der florierende Betrieb in die nahe gelegene nimmt die Firma auf ihrem Gebiet vorweg. Kreisstadt Tondern verlegt. Die Firma bleibt aber nach ihrem Ursprungsort Visby bzw. Wiesby be- Auf dem Weg zur Weltfirma nannt; in den 1990er Jahren wird der Name zu „Wisby“ vereinheitlicht. Anfang der 1950er Jahre wird die Produktion nach Niebüll verlegt. Tondern wird jetzt zum Ne- Tondern und Niebüll bensitz. Die Firma übernimmt 1953 der 24-jäh- rige Gert Busch Johannsen, der älteste Sohn von Bei der Volksabstimmung 1920 fällt Tondern Anna Busch und Dücke Wilhelm Johannsen. Er an Dänemark, obwohl hier rund drei Viertel stellt die Weichen dafür, dass der Familienbetrieb der Menschen für Deutschland stimmen. Das zu einem Weltunternehmen aufsteigt. Die Straße, Ehepaar Busch unterstützt in der Wiedaustadt in der sich heute die Hauptgebäude befinden, ist die dänische kulturelle Arbeit. Es fördert zum nach ihm benannt. Beispiel ein erstes Versammlungshaus und einen Gert Busch Johannsen stirbt 1979 mit 50 Jahren. dänischen Kindergarten. Laura Margrethe Busch Sein jüngerer Bruder, der Kunstmaler Dyke Jo- wird 1937 die erste weibliche Stadtverordnete in hannsen, Tondern, wird Vormund der drei Kin- Tondern. Die neue Grenze trennt die Firma aber der und Erben Maren, Dyke und Gurli Busch von ihren Kunden in Deutschland. Produziert Johannsen. Er setzt sich für die Firma seines ver- wird weiterhin in Tondern. Doch man eröffnet storbenen Bruders ein. Als Geschäftsführer sind nun ein Büro in Niebüll. Denn man benötigt tätig Klaus Pallasdies und Klaus-Dieter Grow, eine Postadresse in Deutschland. Die Firma ist von 1991 bis 1999 sodann Dr. Charles Hall und damit auf beiden Seiten der Grenze zu Hause. So Per Dedenroth Pedersen. ist es bis heute geblieben. In den 1980er und 1990er Jahren wächst Wis- In der Feldstraße/Markgade 2 in Tondern wird by wie kaum ein anderes Unternehmen in der ein analytisches Labor für Getreide-, Wasser- und Milchwirtschaft, durchschnittlich um 17 Prozent Erdproben aufgebaut. Wesentlichen Anteil an der im Jahr. Im Zeichen der Globalisierung gewinnt stärker wissenschaftlich-professionellen Ausrich- die Firma immer mehr Kunden in immer mehr tung hat Henry Busch, der Sohn des Gründers, Ländern. Wisby steht für höchste Qualität. Die der Ende der 1920er Jahre in die Firma eintritt. „alten“ Probat-Kulturen für Butter und Käse Nicht mehr allein Deutschland ist das Absatzge- zählen weiterhin zu den wichtigsten Produkten. biet. Auf einer Werbetafel wird der Marktplatz Doch den größten Anteil am Wachstum bringen von Tondern mit der Christkirche abgebildet, Kulturen für Joghurt. In diesem Bereich erarbei- von dort verlaufen Linien in verschiedene Länder tet sich die Firma auf dem Weltmarkt den zweiten Europas und Amerikas. Dazu heißt es: Probat fra Platz; im Bereich der Milchkulturen allgemein Tønder By / Har skabt sig Verdensry (Probat aus der nimmt es weltweit den dritten Rang ein. Hinter Stadt Tondern / Hat sich Weltruf geschaffen). dieser außergewöhnlichen Expansion steht ein Eduard Busch stirbt 1936 mit 56, Sohn Henry junges, international zusammengesetztes Team 1941 mit 41 Jahren. Laura Margrethe Busch, mit motivierten Mitarbeitern. die grand old lady der Firma, führt nun den Betrieb gemeinsam mit ihrer Tochter Anna und Kopenhagen und Paris unterstützt von deren Mann Dücke Wilhelm Jo- hannsen, einem Nordfriesen, der als Lehrer an der Um diese Zeit entschließen sich die volljährig deutschen Mittelschule in Tondern tätig ist. gewordenen Erben mehrheitlich für den Verkauf Die Besetzung Dänemarks durch deutsche Trup- von Wisby und der Tochterfirmen. Ende 1998 pen 1940 führt das deutsch-dänische Verhältnis übernimmt der dänische Konzern Danisco die auf einen Tiefpunkt. Der Zweite Weltkrieg und Firma. Der seit über neun Jahrzehnten beste-

14 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 15 hende, international operierende Familienbetrieb wird damit Bestandteil eines Weltkonzerns mit Sitz in Kopenhagen. Danisco beschäftigt über 10 000 Menschen in mehr als 40 Ländern und setzt weltweit jährlich 2,3 Milliarden Euro um. Die Zentrale für den Bereich Kulturen ist seit 2004 in Paris angesiedelt. In Kopenhagen und Paris, nicht mehr in Niebüll und Tondern fallen nun die wesentlichen Entscheidungen. Den Standort Niebüll hat die Danisco Deutsch- land GmbH seit der Übernahme gestärkt. Mit rund 270 Beschäftigten ist die Firma der größte Arbeitgeber in der Stadt. Aber nicht allein die Quantität ist bedeutsam, sondern auch die Qua- lität. Arbeitsplätze für Akademiker und hoch spe- zialisierte Fachkräfte sind in Niebüll – und über- haupt in Nordfriesland – ansonsten dünn gesät. Für die ländlich strukturierte Region besitzt Danisco eine große Bedeutung. Die Niebüller Firma gehört zu den ganz wenigen Betrieben in Nordfriesland, die im internationalen Rahmen wirken. Sie ist aber nicht nur einer der größten Betriebe in Nordfriesland, sondern zählt auch zu den ältesten. Gerade jede fünfzigste Firma in der Region kann auf ein Bestehen von 100 oder mehr Haupteingang der Firma Danisco in Niebüll Jahren zurückblicken. zu beachten. Abnehmer in einem Wüstenland Vier Begriffe stellen andere Anforderungen an die Kulturen als Kunden in der Nähe des Polarkreises. Vier Begriffe können als rote Fäden in der 100- Internationalität ist schon im dänisch-deutschen jährigen Geschichte gelten: Gründungsimpuls angelegt. Nationale Scheu- Initiativgeist führt zum Entstehen der Firma. Wir klappen, wie sie in diesem Grenzgebiet sonst so finden diesen unternehmerischen Mut in der häufig angelegt wurden, waren der Firma von Generation der Gründer, bei Eduard Busch und Anfang an fremd. In der friesischen Stadt Nie- seiner Frau Laura Margrethe, aber immer wieder büll sorgte Wisby, sorgt Danisco für weltweite auch bei ihren Nachfolgern in der Familie Busch Verbindungen. Mindestens zweimal im Monat Johannsen und bei ihren Mitarbeitern. fliegt Site Manager Berndt Kröger nach Paris – er Innovation, das ständige Bemühen um die Siche- stammt aus Oldersbek bei Husum, hat in Witz- rung und Verbesserung der Qualität, prägt die wort sein Handwerk gelernt und ist seit 1977 für Firma durch ein Jahrhundert. Frühzeitig werden die Firma tätig. Geschäftssprache des dänischen moderne Instrumente im Qualitätsmanagement Konzerns ist Englisch. Was in einem 300-Seelen- und auch im Umweltschutz eingeführt. Dorf begann, ist heute ein Weltunternehmen mit Individualität kennzeichnet die Firma in mehrfa- Kunden in den meisten Ländern der Erde. cher Weise. Die Einzigartigkeit der Persönlichkeit spiegelt sich nicht allein in den Menschen, die Zum Jubiläum erscheint im Husum Verlag ein durch die Jahrzehnte an der Firmenspitze standen. Buch, in dem Thomas Steensen die Geschichte der Ein Ziel besteht seit langem auch darin, durch mo- regionalen Weltfirma schildert; Berndt Kröger er- derne Methoden die Individualität der Mitarbeiter läutert die Fertigungsprozesse und die gegenwärtige zu fördern und zu nutzen, die human resources der Situation. NORDFRIESLAND bringt einen Abriss der Firma. Und es gilt, die Individualität der Kunden Firmengeschichte.

14 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 15 Ada Bieber: Erinnerungen in der Hummerbude James-Krüss-Museum eingeweiht

Der Helgoländer Dichter James Krüss starb vor zehn Jahren. Auf seiner Heimat- insel wurden Zeugnisse seines Wirkens in einer Dauerausstellung zusammen-

getragen. Foto:Ada Bieber James-Krüss-Museum, Giebel Auf dem Hof des Helgoländer Museums wurde schöne Erlebnis, die Bücher von Krüss zu verle- am 1. September ein James-Krüss-Museum, stil- gen. Aber auch Erinnerungen ganz persönlicher echt in einer nachgebauten Hummerbude, ein- Art kommen nicht zu kurz. So spricht Erni geweiht. Die James-Krüss-Erbengemeinschaft, Rickmers, die Schwester von James Krüss, mit vertreten durch Kirsten Rickmers-Liebau, hat Kirsten Rickmers-Liebau, Nichte des Autors auch in diesem Jahr für einen unvergesslichen und Vorsitzende der Erbengemeinschaft, in Tag gesorgt. Und an diesem Festtag konnte man James Krüss’ Muttersprache, dem Halunder, eines nicht übersehen: Auch zehn Jahre nach über ihre Erinnerungen an den Bruder. Und der seinem Tod lebt Krüss, gestorben am 2. August Lebensgefährte von Krüss erinnert an das ge- 1997, durch seine Bücher weiter und begeistert meinsame glückliche Leben auf Gran Canaria. auch heute noch seine Leser. Zusammengeführt werden all diese Beiträge Die Feierlichkeiten wurden mit dem doku- durch wunderbare Bilder, alte Interview- und mentarischen Film „James Krüss oder Die Suche Fernsehausschnitte und die Erzählerstimme von nach den glücklichen Inseln“ von Martina Fluck Rufus Beck. (Filmproduktion YUCCA, Heide) eröffnet. Schon dieser erste Programmpunkt ließ so viele Dieser Auftakt war ein ganz besonderes Ereignis, Besucher zum Museum strömen, dass der Film entsteht doch in diesem 45-minütigen Film ein im Anschluss gleich ein zweites Mal gezeigt detailliertes Bild von Krüss, in dem gekonnt die werden musste und die Gäste anschließend im Waage gehalten wird zwischen einem objektiv- Museumshof bei Kaffee und Kuchen in inten- informationsreichen und einem subjektiv-emo- sive Gespräche vertieft waren. Nach diesem tionalen Zugang zu seinem Leben und Schaffen. stimmungsvollen Einstieg ins Festprogramm Im Film kommen viele Familienmitglieder, konnte das Museum besichtigt werden, das mit Freunde, Weggefährten sowie der Lebenspartner viel Liebe zum Detail eingerichtet worden ist. von James Krüss zu Wort und zeichnen ein de- Es präsentiert Interessierten nicht nur diverse tailliertes Bild. Buchausgaben, sondern gewährt auch Einblick So verweist beispielsweise der Literaturwissen- in Briefe, Notizen und Verträge, Kopfhörer schaftler und Freund von Krüss, Klaus Doderer, laden zum intensiven Hören von Krüss-Texten auf die literarische Qualität der Werke und die ein und Friesischsprecher haben ausgiebige Ge- Bedeutung von Krüss als Kinder- und Jugend- legenheit, friesische Gedichte lesen zu können. buchautor, der Illustrator Rolf Rettich spricht Am Nachmittag stellte Ulrich Störiko-Blume von dem enormen Vergnügen, Krüss’ Texte zu vom Boje Verlag das erst kürzlich erschienene illustrieren, Christian Bruhn über die Freude, Buch „Ein Eisbär ist kein Pinguin“ vor. Dieses die Krüss’schen Gedichte zu vertonen, und „große James Krüss-Buch“, das von Renate Silke Weitendorf vom Oetinger Verlag über das Raecke herausgeben und von Verena Ballhaus

16 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 17 illustriert worden ist, enthält eine vielseitige konnten die Darbietungen aus nächster Nähe Auswahl von Geschichten und Gedichten, die verfolgen. Das abendliche Programm hatte mit der Autor für Kinder geschaffen hat. Besonders seinen Musikeinlagen, Lesungen und parallel reizvoll ist das gleichnamige Hörspiel, das zu stattfindende Illustrationsaktionen einen hohen diesem Buch beim MDR entstanden und beim Unterhaltungswert. Der Schauspieler Friedhelm Audio-Verlag erschienen ist. In dieser Bearbei- Ptok las die Geschichte „Die Spitznamen des tung wurde die Insel Helgoland als Ort ausge- Herrn Singer“, zu der die Illustratorin Verena wählt, an dem sich die kleine Annette und der Ballhaus und der Illustrator Reinhard Michl alte Jakob gegenseitig die Geschichten „Annette großformatige Zeichnungen herstellten, die spä- mit und ohne Mast“, „Die Geschichte von Jan ter versteigert wurden. Der Erlös kommt dem Janssen und der schönen Lady Violet“ und „Die Museum zugute. Geschichte vom Bären und den Pinguinen“ Wiglaf Droste las aus dem Buch „Mein Ur- erzählen. Nicht zuletzt durch die Stimme von großvater, die Helden und ich“, und Uwe Fried- Uwe Friedrichsen ist diese Lesung eine ganz be- richsen trug Gedichte und die Geschichte von sondere Begegnung mit der Insel Helgoland. dem ängstlichen Jan Janssen, die das gefährliche Der Sänger Axel Pätz, der als weiteren Pro- Unterfangen einer Seenotrettung beschreibt, in grammpunkt vertonte Gedichte aus „James’ solch einer beeindruckenden Weise vor, dass Tierleben“ vortrug, gewann innerhalb kürzester kein Sprachwitz verloren ging und die Geschich- Zeit vor allem unter den angereisten Kindern ten lebendig wurden. Nicht nur dank dieses Le- aus verschiedenen James-Krüss-Schulen eine sers konnte man ganz sicher erkennen: James begeisterte Fangemeinde, die man nun oft in der Krüss lebt in seinen Geschichten weiter! Nähe des Sängers antreffen konnte. Auch beim abendlichen Festakt saßen die Kinder – wie es (Adresse der Verfasserin: Vogststr. 32, 24937 Flens- sich bei Krüss gehört – in der ersten Reihe und burg.)

Hörspiel von James Krüss wiederentdeckt Die NDR 1 Welle Nord und das Nordfriisk heit. Aber es geht natürlich auch um Liebe, Ei- Instituut stellten in der Nordseehalle auf Hel- fersucht und ein Happy End. Einführung und goland das historische Hörspiel „Claus Reimers“ Nachwort spricht der damals 25-jährige Autor von James Krüss (1926-1997) vor. Der Schrift- auf Helgoländisch (Halunder). steller wuchs auf Helgoland mit friesischer Muttersprache auf. Bücher wie „Mein Urgroß- vater und ich“ oder „Der Leuchtturm auf den Hummerklippen“ machten ihn zu einem der bekanntesten Kinderbuchautoren Deutsch- lands. Er dichtete auch in friesischer Sprache und kürte seine Heimatinsel mehrfach zum Ort der Ereignisse. Beides zeigt sich in dem 1951 uraufgeführten Hörspiel, das NDR-Redakteur Christoph Ahlers im Archiv seines Senders in Kiel wiederentdeckte. Krüss hatte das Stück mit Helgoländern im Die CD auf Halunder wird herausgegeben mit Funkhaus des damaligen Nordwestdeutschen finanzieller Unterstützung durch die Ute-Karl- Rundfunks (NWDR) in Hannover produziert. Friedrich-und-Carsten-Hagemann-Stiftung Es spielt 1809 während der Schmuggelzeit auf und die Stiftung der Sparkasse Südholstein Helgoland und Neuwerk. Claus Reimers, eine sowie mit Hilfe der Stiftung Nordseemuseum historische Figur, erlangte während der Konti- Helgoland. Sie ist für 15,00 Euro erhältlich nentalsperre mit verwegenen Fahrten Berühmt- beim Nordfriisk Instituut in Bredstedt. hk

16 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 17 Dörte Nicolaisen: Von Husum nach Hadersleben Die Malerin Charlotte von Krogh

Die Geschichte des deutsch-dänischen Grenzlandes im 19. Jahrhundert spiegelt sich im Leben Charlotte von Kroghs, die als Tochter des dänischen Amtmannes in Husum zur Welt kam und die längste Zeit ihres Lebens im Norden des damals zu Preußen und damit zum deutschen Kaiserreich gehörenden ehemaligen Herzogtum Schleswig ver- brachte. Mit einer umfassenden Ausstellung ihres hochrangigen künstlerischen Werkes wurde die Malerin im Jahre 2007 gewürdigt. Verantwortlich war die Kunsthistorikerin Dr. Dörte Nicolaisen von der Universität Nijmwegen. NORDFRIESLAND dokumentiert ihre Ansprache zur Eröffnung der Präsentation im Schloss vor Husum am 24. März 2007.

Zu Beginn zwei Strophen eines Gedichtes, das Ein bemerkenswerter Unterschied. Das Gedicht keinen Titel hat. Die erste Strophe lautet: stammt nicht von Theodor Storm oder Lud- „Steht noch, mit seinen alten Sagen, wig Uhland, an die es erinnert; es stammt von Am grauen Meer, das alte Schloß, Charlotte von Krogh, und es bezieht sich auf das Wo ich in sommerlichen Tagen Schloss vor Husum, in dem sie am 4. Februar Der Kindheit volles Glück genoß? – 1827 geboren wurde. 1910, als 83jährige, drei Sagt, rauscht es noch in alten Bäumen? Jahre vor ihrem Tod, schickte Charlotte von Blüht noch von Veilchen blau das Feld? Krogh dieses Gedicht ihrem Freund Nicolai C. Wo ich gewiegt in Jugendträumen Nielsen, einem Nordschleswiger Geistlichen, mit Gelebt in einer reinen Welt?“ dem sie ansonsten auf dänisch verkehrte. Sie habe In einer anderen Fassung lauten die letzten beiden oft Sehnsucht nach diesem Elternhaus gehabt, Zeilen: schrieb sie ihm, und ein wenig barsch fügte sie „Wo ich gewiegt in Jugendträumen hinzu, wenn er das Schloss aber nicht kenne, kön- Gewähnt: die Heimath sei die Welt!“ ne er ihre Sehnsucht auch nicht verstehen. Ein paar Jahre zuvor – 1903 – hatte sie das Ge- dicht dem von ihr bewunderten Malerkollegen Hans Peter Feddersen gesandt. In dem Jahr be- ging Husum sein 300-jähriges Stadtjubiläum, das mit einem großen Heimatfest gefeiert wurde, in dessen Rahmen auch eine Ausstellung nordfriesi- scher Künstler im damaligen Bahnhofshotel statt- fand. An dieser Ausstellung war neben Feddersen, Carl Ludwig Jessen, Jacob Alberts und vielen anderen – darunter Emil Nolde – auch Char- lotte von Krogh beteiligt. Aus der Erinnerung an die glückliche Kindheit, die sie im Schloss und in der Stadt verbracht habe, so schreibt sie an Feddersen, sei bei ihr der Gedanke entstanden, zur Eröffnung der Ausstellung nach Husum zu reisen. Dort war sie seit über 50 Jahren nicht mehr gewesen. Vorsichtig erkundigt sie sich bei Feddersen, ob er auch kommen wolle. Es werde ihr ein Trost sein, ihn in Husum zu wissen und Charlotte von Krogh, Selbstporträt um 1870 in dem zu erwartenden Gedränge ein paar Worte

18 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 19 mit ihm zu sprechen. Sie befürchte, sie werde sich und Kammerherrn von Krogh in seinen au- dort „böß fremd (...) fühlen“. „Böß fremd“, das tobiographischen Aufzeichnungen porträtiert: klingt ziemlich „husumsch“. Wir wissen nicht, ob „ein unstudierter Mann von gesundem Men- Charlotte von Krogh ihre Reisepläne verwirklicht schenverstande und gutem, (...) oft unbewuß- hat und ob sie dabei war, als nach der Eröffnung tem Humor. Wenn in den hohen bespornten der Ausstellung am 4. Juli die Künstler und Stiefeln die stattliche Gestalt dröhnend durch Künstlerinnen unter Führung des Gymnasialleh- die langen Korridore seiner Amtswohnung, des rers Magnus Voss das Schloss besichtigten; in den alten herzoglichen Schlosses, schritt, so klang Zeitungen ist darüber nichts zu finden. Ihr Name daraus das volle Bewußtsein eines Oberbeamten wird nur erwähnt im Zusammenhang mit einem über das Amt Husum und Bredstedts und eines Bild, das bei einer Verlosung der Stadt Husum Oberstallers über die Landschaft Eiderstedt. Er zufiel. Dieses Bild – „Armenhaus in Nordschles- war ein tüchtiger und von dieser Eigenschaft wig“ – gelangte in den Besitz des damaligen Städ- vollkommen überzeugter Mann, etwas schwer- tischen Museums. Es ist das einzige Werk von ihr, hörig, dabei mit einem überlegenen Lächeln und das sich in Husum befindet. die Namen der ihm nicht nahe und nicht höher In ihrer Jugend wurde der Schlossbezirk, der stehender Personen gern, als sei das seine Sache sich im Besitz des dänischen Königshauses be- nicht, dergleichen zu behalten, mit irgendeiner fand, von mehreren Beamtenfamilien bewohnt. Verdrehung handhabend; dabei im Amt, wie im Das Schloss selbst war Amts- und Wohnsitz des Hause ein wohlwollender Mann. Auf Reisen und Amtmannes, eine Funktion, die man in etwa mit wenn er im L’Hombre verloren hatte, zahlte sein der eines Landrates vergleichen könnte. Es diente Bedienter, der dann die Kasse führte.“ aber auch dem dänischen König als Quartier, Charlotte und ihre ältere Schwester Louise wenn dieser die Stadt besuchte, was zumindest wuchsen offenbar in beträchtlicher Freiheit Christian VIII. mehrfach getan hat. Charlotte auf. Häufig begleiteten sie den Vater auf seinen von Krogh erinnerte sich, dass in ihrer frühen Dienstreisen ins nördliche Schleswig, wo sie die Kindheit das ganze Schloss – Gänge, Säle und zahlreichen Verwandten besuchten. Welchen Treppen – mit alten Bildern „tapeziert“ gewesen ungewöhnlichen Beschäftigungen sie sich dort seien, so nannte sie es. Die meisten dieser Ge- zuweilen hingaben, geht aus einem Brief Storms mälde wurden jedoch bald nach Frederiksborg an seine Verlobte Constanze Esmarch hervor. Auf verbracht, wo sie 1859 verbrannten. dem Gut Gramm, das von Krogh neben seinen Im Husumer Schloss also wuchs sie auf, als Amtsgeschäften für den Grafen Brockenhuus- jüngstes der fünf Kinder des Amtmannes Godske Schack verwaltete, habe Charlotte – sie war Hans Ernst von Krogh und seiner Frau Agnes 17 – mit einer Kusine „sich eingeübt auf zwei von Warnstedt, sie war ein Nachkömmling. Die alten Waldhörnern (...) zweistimmige Stücke zu Mutter starb, als Charlotte zwei Jahre alt war. Für blasen“; Louise habe währenddessen „mit einer die jüngeren Geschwister sorgte nun Auguste, andern oben im Birnbaum gesessen“. In Husum die Älteste. Später kam auch eine französische sang Charlotte – wie ihre älteste Schwester Au- Gouvernante ins Haus. Der Vater stammte aus guste – in dem von Storm gegründeten und einem norwegisch-dänischen Adelsgeschlecht, geleiteten Chor im Sopran. „Guste“, die Storm dessen männliche Angehörige seit Generationen besonders verehrte, trat bis zu ihrer Heirat 1844 als Offiziere und Beamte im Dienst des däni- auch als Solistin auf. Doch auch Charlotte muss schen Königs standen. Die Wurzeln der Familie talentiert gewesen sein, immerhin erhielt sie Un- lagen jedoch in Deutschland. Von Krogh war im terricht bei einem Hamburger Gesangslehrer, wie Norden des Herzogtums Schleswig beheimatet; wir von Storm wissen. mehrere seiner Brüder waren dort ansässig. Dort Mit ihrer zeichnerischen Begabung blieb sie sich – in Aastrup – befand sich auch der väterliche dagegen selbst überlassen. Zwar habe sie, wie sie Hof, der später in den Besitz des jüngsten Bru- später an Philip Weilbach, den Herausgeber des ders überging. ersten dänischen Künstlerlexikons, schrieb, „seit Theodor Storm, der mit den Kindern von Krogh ihrer Kindheit (...) die heimatliche Natur mit seine Jugendjahre verbrachte, hat den Amtmann großer Liebe erfaßt“, doch die Verhältnisse, in de-

18 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 19 nen sie aufwuchs, „in einer kleinen, abgelegenen selbstverständlich war, dass in einer Zeitung wie Stadt wie Husum mit seiner kargen Umgebung“, dem Husumer Königlich Privilegirten Wochenblatt hätten ihr eine frühzeitige Einführung in den die „Vaterländischen Nachrichten“ ebenso aus Künstlerberuf nicht ermöglicht. Das Karge der Kopenhagen wie aus Altona oder von der Hallig Westküste war in ihren Augen also einer künst- Oland kamen. Sie wuchs mit beiden Sprachen lerischen Entwicklung nicht förderlich, ganz im auf, sprach Deutsch in Husum und Dänisch mit Gegensatz zu der Anmut der Ostküste. Diese den Verwandten im Norden des Herzogtums und Auffassung hat sie als alte Frau revidiert, indem in Dänemark und dichtete später auch in beiden sie eben diese Landschaft für sich entdeckte. Sprachen. Den Verlust des Gesamtstaats scheint Mit Storm teilte Charlotte die Vorliebe für alles sie nie wirklich verwunden zu haben, ebensowe- Spukhafte. Jahre später – sie lebte längst als Male- nig wie die Spaltung in ihrer eigenen Familie, aber rin in Hadersleben – erinnerte sie ihn daran, dass sie bewahrte sich ihre gesamtstaatliche Gesinnung sie einst in Husum „im sogenannten kl[einen] und ihre kulturelle Zweiströmigkeit, und damit Schloßgarten“ über den Plan gesprochen hätten, war sie im preußisch gewordenen Nordschleswig „ein Buch ‚Theolot‘, mit lauter Spuckgeschichten eine Ausnahmeerscheinung. zu schreiben“. Selbstironisch fügte sie hinzu: „Sie Zwei Jahre nach dem Tod des Vaters, 1854, ent- werden an meinem Briefstyl erkennen, daß ich schied sie sich für eine ernsthafte künstlerische klüger gethan habe, den Pinsel zu ergreifen – und Ausbildung. Das war gewiss ein ungewöhnlicher Ihnen die Feder allein zu überlassen!“ In ihren Schritt für eine junge Frau aus adliger Familie. jungen Jahren hat sie Storm jedoch zahlreiche Charlotte von Krogh hatte allerdings den Vorteil, Geschichten zugetragen, unter anderem Sagen, dass sie nicht vom Verkauf ihrer Bilder zu leben die sich auf das Geschlecht der Grafen Schack auf und auch niemanden um Zustimmung zu fragen Gramm und Schackenburg bezogen. brauchte. Sie ging nach Kopenhagen und nahm Dieses geruhsam wirkende Leben wurde zuneh- Unterricht bei dem aus Hadersleben stammen- mend überschattet von den sich zuspitzenden na- den Landschaftsmaler Anton Edvard Kieldrup, tionalen Auseinandersetzungen, die den dänisch- der dort an der Akademie ausgebildet worden deutschen Gesamtstaat erschütterten. Auch die war. Von einem Akademiestudium für Frauen Familie von Krogh geriet in allen ihren Teilen in war noch keine Rede. Das Goldene Zeitalter der deren Sog. Als sich die Schleswig-Holsteiner 1848 dänischen Malerei ging seinem Ende entgegen, erhoben, befehligte der jüngste Bruder von Char- ein Nachklang dieser Strömung ist aber in vielen lottes Vater Godske von Krogh, Georg Friedrich, Bildern Charlotte von Kroghs zu finden. das erste schleswig-holsteinische Freicorps, ein Ganz gewiss ist sie in Kopenhagen mit den Ideen anderer Bruder, Gerhard Christoph, war Gene- der dänischen Nationalromantik in Berührung ralmajor in der dänischen Armee, die er zwei gekommen. Deren Devise, die eigene Umge- Jahre später, am 25. Juli 1850, in der Schlacht bung zu malen, auch wenn sie unscheinbar und von Idstedt als Oberkommandierender zum Sieg alltäglich ist, muss sie sehr angesprochen haben. führte. Godske hat sich während der Feldzüge Vermutlich hat sie der Unterricht in Kopenhagen angeblich wochenlang zwischen den deutschen aber nicht ganz befriedigt, denn 1856 oder 57 und dänischen Linien hin- und herfahren lassen. ging sie nach Düsseldorf. Dort wurde sie Schü- Im Mai 1848 trat er von seinem Amt zurück und lerin des norwegischen Landschaftsmalers und zog mit seinen beiden unverheirateten Töchtern Akademieprofessors Hans Fredrik Gude. Gude, nach Hadersleben, in den nördlichen Teil des der selbst großformatige, dramatische Land- Herzogtums. Dort erst beginnt die Geschichte schaften malte, muss bald gesehen haben, dass der Malerin Charlotte von Krogh. dieser „Damenschülerin“ der große, dramatische Ohne ihre frühen Prägungen wäre sie nicht die Wurf nicht lag, sondern eher das Unspektakuläre, Brückenbauerin zwischen der deutschen und der Anspuchslose, auch das Detail in all seinen Fein- dänischen Kultur geworden, die sie vor allem in heiten, und so empfahl er ihr, ihre Kräfte nicht ihren späteren Jahren gewesen ist. Sie hatte den an Landschaften im Ausland zu verschwenden, Gesamtstaat erlebt, bevor er von den nationalen sondern sich auf die ihr vertraute Landschaft Auseinandersetzungen erschüttert wurde, als es in ihrer Heimat zu konzentrieren. Und das hat

20 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 21 Dünenlandschaft, Gemälde von Charlotte von Krogh, um 1900

Charlotte von Krogh getan, ihr Leben lang. erkenne, „ohne die Fähigkeit erreicht zu haben, Anfang der 1860er Jahre ließ sie sich wieder in diese Mängel (...) zu entfernen“ – das sei nur Be- Hadersleben nieder und malte nun vielfach „auf gabteren beschieden. Bestellung“. Natürlich war sie dort weit entfernt Trotz dieser Selbstzweifel sind die letzten 20 Jahre von den großen Kunstzentren, aber sie beschickte ihres Lebens von einer erstaunlichen Schaffens- die Akademieausstellungen in Kopenhagen eben- kraft gekennzeichnet. Noch erstaunlicher ist aber so wie die des gerade erst gegründeten Schleswig- wohl, dass sie sich im Alter neuen Regungen wie Holsteinischen Kunstvereins. dem Impressionismus und der Stilkunst öffnet. Und sie reiste nach Berlin, wo ihre Freundin, die Gleichzeitig arbeitet sie weiter an Interieurdar- Haderslebener Pianistin Marie Roll, sich weiter stellungen, vor allem in Alt-Hadersleben und ausbilden ließ und wo sie selbst verschiedene auf Fanö, in einem etwas anderen, glatteren Stil, bekannte Künstler in deren Ateliers besuchte, und in diesem Genre gelingen ihr wirkliche Meis- aber auch nach Südddeutschland, wie einige ihrer terleistungen wie die Werkstatt eines Bernstein- Bilder zeigen. Den Sommer verbrachte sie häufig arbeiters, ihr bekanntestes Werk, das 1906 auf auf den Herrensitzen ihrer ausgedehnten Ver- der Großen Berliner Kunstausstellung zu sehen wandtschaft, in Wedellsborg, in Lerchenborg, in ist und das wenig später die Kieler Kunsthalle Schackenburg und später auch in Tirsbæk, einem erwirbt. Sie wird Mitglied der neu gegründeten wunderschön am Vejle Fjord gelegenen Gut, das Schleswig-Holsteinischen Kunstgenossenschaft, ihrer Kusine Johanne Schack gehörte und das sie beteiligt sich an deren Ausstellungen, die oft besonders liebte. Überall dort hat sie gemalt, vor Wanderausstellungen sind, und engagiert sich da- allem Landschaftsmotive, aber auch Interieurs. für, dass das abgelegene Hadersleben dabei nicht Lange bevor sie sich den Bauern- und Fischer- mit Bildern geringerer Qualität abgespeist wird. häusern in Nordschleswig zuwandte, die dann 1913 nimmt sie ein letztes Mal an einer solchen – um 1900 – ihre Spezialität wurden, malte sie Präsentation teil. Zu deren Stationen gehören die Innenräume dieser alten Herrensitze, immer auch Husum und Hadersleben. Am 25. Novem- mit einem besonderen Gespür für das Verhalten ber 1913 stirbt Charlotte von Krogh. des Lichts. Damals sind Studien entstanden, die in ihrer Lebendigkeit und Flüssigkeit, aber auch Zur Ausstellung gaben das Museum Sønderjylland, in ihrer überraschenden Perspektive an Adolph der Museumsverbund Nordfriesland und die Schles- von Menzel erinnern. wig-Holsteinische Landesbibliothek einen deutsch- Aber nicht immer ging es gut; manchmal musste dänischen Katalog heraus: Dörte Nicolaisen: „Von sie regelrecht ringen um das, was sie zur Darstel- Husum nach Hadersleben. Die Malerin Charlotte lung bringen wollte. Mit über 70 schrieb sie an von Krogh (1827-1913)“. (Adresse der Verfasserin: Hans Peter Feddersen, zu dem sie fast verehrungs- Opleiding Kunstgeschiedenis, Radboud Universiteit voll aufblickte, dass man im Alter „die Fehler Nijmwegen, Postbus 9103, NL-6500 HD Nijmwe- und Schwächen der eigenen Arbeit“ deutlicher gen, Niederlande.)

20 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 21 Fiete Pingel: Friesischer Handel im Friesischen Meer 6. Historiker-Treffen des Nordfriisk Instituut

Zum sechsten Mal hatte das Nordfriisk Instituut zu seinem Historiker-Treffen einge- laden. Die Beziehungen entlang der Nordseeküste spiegeln sich in zahlreichen histo- rischen Zusammenhängen. Es begann mit der Handelsfahrt des frühen Mittelalters. Damit setzten sich Experten aus Dänemark, aus den Niederlanden und aus Deutsch- land in ihren Vorträgen auseinander, die sich auch bei diesem Treffen nicht nur an ein akademisches Fachpublikum wendeten, sondern an alle Interessierten.

Voll besetzt war der Versammlungssaal des Elisenhof weisen dabei auf eine wahrscheinlich Husumer Nissenhauses am 10. November beim durch den Handel besonders wohlhabende Be- 6. Historiker-Treffen des Nordfriisk Instituut. völkerungsgruppe hin. Insbesondere Keramik- Das Thema lautete „Friesischer Handel im Frie- funde machen die Beziehungen zwischen den sischen Meer“. Das Meer ist das bestimmende friesischen Siedlungsgebieten deutlich. Element der friesischen Geschichte. Wohl noch Dr. Job Weststrate von der Universität Leiden älter als der Deichbau, der vor tausend Jahren berichtete über „Die Stellung Westfrieslands im einsetzte, ist der friesische Handel auf der Nord- Wirtschaftsraum Nordwesteuropa im 14. bis see. Mit diesen Worten führte Institutsdirektor 16. Jahrhundert“. Der Handel der friesischen Ge- Prof. Dr. Thomas Steensen die Gäste aus den biete im Bereich der heutigen Niederlande hatte Niederlanden, aus Dänemark und aus Deutsch- seinerzeit seine große Blüte bereits hinter sich und land in das Anliegen des Treffens sein. Die Be- war in den Schatten der Hanse getreten. Der frie- ziehungen zwischen den Frieslanden sind ein le- sische Handel bezog sich nun im Wesentlichen bendiges Element der Nordseekooperation, die auf die eigenen landwirtschaftlichen Produkte. für die schleswig-holsteinische Politik ein ebenso Zudem boten Friesen ihre Schiffe anderen Kauf- wichtiges Feld bilden wie die traditionsreiche leuten zum Transport ihrer Waren an. Die Eigner Zusammenarbeit im Ostseeraum, das betonte von 20 aus Nordfriesland kommenden Handels- Caroline Schwarz, Minderheiten- und Kultur- schiffen, die Anfang des 16. Jahrhunderts von beauftragte des Ministerpräsidenten, in ihrem Hamburger Kaperfahrern aufgebrachten worden Grußwort. Die regionale friesische Identität, waren, forderten Schadenersatz. Die Prozess- zu der auch die interfriesischen Beziehungen akten bieten die Möglichkeit zu Rückschlüssen wesentlich beitragen, bildet ein unübersehbares auf die wichtigsten Handelsgüter am Ende des Argument für die Erhaltung des Kreises Nord- Mittelalters, so Prof. Dr. Björn Poulsen von Uni- friesland, sagte Landrat Dieter Harrsen. versität Århus in seinem Vortrag „Schifffahrt an Auf der im achten Jahrhundert besiedelten der Nordseeküste im 14. und 15. Jahrhundert“. Warft Elisenhof im südlichen Eiderstedt und Transportiert und verkauft wurde neben tieri- in der frühmittelalterlichen Hafenbucht bei List schen Produkten wie Fleisch, Häuten und Talg auf Sylt sind zahlreiche Gegenstände und Über- vor allem auch Bauholz. reste gefunden und ausgegraben worden, die auf Dr. Piet Boon vom Westfries Archief im nieder- eine Handelsschifffahrt entlang der Nordseeküs- ländischen Hoorn stellte „Nordfriesische See- te hindeuten, so Dr. Hans Joachim Kühn vom und Handelsleute in Enkhuizen“ im 16. und Archäologischen Landesamt in Schleswig in sei- 17. Jahrhundert vor. Zunächst gelangten be- nem Vortrag „Händler – Waren – Friesen. Eine sonders über den Ochsenhandel und andere archäologische Spurensuche“. Die Spuren von kaufmännische Verbindungen Menschen aus

22 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 23 Gastgeber und Referenten beim 6. Historiker-Treffen des Nordfriisk Instituut (von links): Fiete Pingel, Manfred Sell, Dr. Job Weststrate, Prof. Dr. Robert Bohn, Dr. Astrid Fick, Dr. Piet Boon, Klaus-Peter Kiedel, Prof. Dr. Björn Poulsen, Dr. Hans Joachim Kühn, Prof. Dr. Thomas Steensen Foto: Harry Kunz dem Gebiet des heutigen Nordfriesland, vor unter dem Titel „9000 Container pro Schiff“ allem aus Husum, in die friesischen Regionen über den Nordseehandel im 21. Jahrhundert. der Niederlande. Dabei waren beispielsweise Ein gutes Drittel aller die Weltmeere befahren- von den 217 Personen, die zwischen 1623 und den Container-Schiffe ist in deutschem Besitz. 1800 in die lutherische Kirchengemeinde des Die größten Container-Häfen sind zwar Hong- westfriesischen Enkhuizen aufgenommen wur- kong und Singapur. Rotterdam, Hamburg und den, 78 Frauen. Die große Zeit des Walfangs Bremerhaven sichern aber auch der Nordsee, und der Handelsfahrt brachte sodann besonders die im Frühmittelalter „Mare Frisicum“ hieß, viele Nordfriesen in die Niederlande. Darüber einen erklecklichen Anteil. Das lebendige berichtete Prof. Dr. Robert Bohn von der Uni- Netzwerk von Verbindungen über See, das bis versität Flensburg in seinem Vortrag „Nordfrie- weit ins 20. Jahrhundert Europa umspannte sische Seeleute auf niederländischen Schiffen und in dem die friesischen Gebiete an der im 17. und 18. Jahrhundert und ihre Erfah- Nordsee wichtige Knotenpunkt bildeten, hat rungen“. Die nordfriesischen Seeleute erfreuten sich innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem sich in den Niederlanden eines hohen Ansehens. globalen Netz umgestaltet. Besonders auffällig waren die sozialen Rückwir- Die Leiterin des Nissenhauses Dr. Astrid Fick kungen auf die Herkunftsgebiete in Nordfries- stellte ihr Museum bei einer kurzen Führung land. Auf Föhr waren beispielsweise die Frauen vor und betonte insbesondere die Neukonzep- in Abwesenheit der seefahrenden Männer in tion als „NordseeMuseum“. Am 9. November wirtschaftlicher Hinsicht „emanzipierter als die hatte das Treffen im Schiffahrtsmuseum Nord- Frauen im heutigen Deutschland“. friesland in Husum begonnen, dessen Stifter Manfred Sell vom Deutschen Sielhafenmuse- Peter Cohrs mit großem Engagement seine um in Carolinensiel an der niedersächsischen Schätze zeigte. Den Ausklang bildete sodann Nordseeküste nahm das Publikum mit auf eine am 11. November ein Spaziergang um den Reise „auf traditionellen Segelrouten“ und Husumer Hafen, dabei gab Fiete Pingel vom schilderte die Seeverbindungen von den ost- Nordfriisk Instituut Erläuterungen zu dessen friesischen Sielhäfen aus über die europäischen Geschichte. Meere. Über zwei Jahre war etwa in den 1870er Das 6. Historiker-Treffen des Nordfriisk Insti- Jahren ein Schiff, dessen Reiseakten erhalten tuut wurde über den Friesenrat unterstützt vom sind, mit jeweils kurzfristig aufgenommenen Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Hol- Frachten zwischen Nord- und Ostsee und stein sowie von der Gesellschaft für Husumer bis ins Mittelmeer nach Venedig unterwegs. Stadtgeschichte. Die Vorträge des Haupttages Schließlich berichtete Klaus-Peter Kiedel vom sollen in einem Tagungsband veröffentlicht Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven werden.

22 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 23 Sönnich Volquardsen: Eine Nachkriegsjugend in Nordfriesland Dankrede zum Hans-Momsen-Preis 2007

Am 28. Oktober erhielt der Tetenbüller Bauer Sönnich Volquardsen den Hans-Mom- sen-Preis 2007, den Ehrenpreis des Kreises Nordfriesland, der seit 1985 alljährlich für besondere Verdienste um die Kultur in der Region verliehen wird. Landrat Dieter Harrsen begrüßte das Publikum im überfüllten Rittersaal des Schlosses vor Husum. Kreispräsident Helmut Wree würdigte vor allem die engagierten und kenntnisreichen regionalhistorischen Texte des Preisträgers. Für die musikalische Umrahmung sorgten Kalle Johannsen und Manuel Knortz, das Dragseth-Duo. NORDFRIESLAND dokumentiert die in den Sprachen des Grenzlandes gehaltene Rede des Preisträgers.

Dat geiht doch op un daal in’t Leven: 2004 hölper hett Tagebook föhrt. Proben dorvun hett stunnen vör unse Buerhoff in Tetenbüll in de Wilhelm Koops in sien Arbeit över dat Opkåmen Wiehnachtstiet wekenlang en Galgen un grote vun de Nationalsozialismus in de Kreis Südton- Schrifttafeln: „Eiderstedter sünd Jüm nich!“ un dern drucken låten. De Notizen strotzen bloot so „Dumm, dümmer, Müllers Jünger!“. Un nu, vun „rassenhygienische“ Theorien un en binåh knapp dree Johr låter, kummt de Hans-Momsen- pathologische Hass op de Juden. Pikant is dorbi, Pries. dat de Tagebookschriever siet sien Studententiet Wirfoor gransket en freesk/synnejysken buine to de Frünnenkreis vun de Philosoph Martin nü süng oon e histoori ämbai? En wäs oarflik Heidegger höört hett. belasting köö deer filicht skjil to wjise, oors filicht Disse Niebüller Dokter hett also as eerste fååt op uk hu „Umwelteinflüsse“: Döör e tüüchhuonel mi hatt. He hett in de Iel mit de Tang richtige bestöö dir bai üs en uuil ferbining jiter Dinghii. Ecken ut mien Ohren ruutstanzt (as bi de Schååp Dir booged di mürmuon Alfred Panten, wir wi an de Butendiek). Dat is bit vundååg nich nåwus- äm 1950 en kuulewkwii fuon kaaften, än mä dat sen. De Kapitulation vun dat Dritte Riek hett he muolke fuon „Pantens kü“ bän ik grotmaaged nich överleevt, åver wenn dedore Dokter nich würden. Hjit dat wil uffarwd? ween weer, stunn ik villicht vundååg nich hier. Æj æ jo vejst op i æ Viddingherred, hvo i min De junge Vådder besorgt glieks bi sien drengtid næsten en tredel a æ folk snakket Schoolfründ in Alex Bahnsens Bookhannel en synnejysk te daule. Sku det væ højtidle å højtysk, grootformatige Biografien-Sammelband vun Ina så gav det let probleme. Seidel: „Deutsche Frauen“, 244 Sieden stark un Se hören al, dat Schicksal hett mi in en afgelegene in Linnen bunnen. Dormit kunn sik de junge Gegend opwassen låten, mit mehrere Språken, Wöchnerin denn eerstmåål de Tiet verdrieven. en anfangs hermetisch dichte Landesgrenz, en To’t Döpen weer dat in de Horsbüller Kark to Öllernhuus ohne Vadder un vele Rätsels in de koolt. Dorum keem de „Friesenpastor“ Haye „Tiet twischen de Tieden“. Denn brutål un pa- Jensen hen nå uns un föhrt mi op Freesch mit radox weern se oftmååls, de Johren vör un nå de Wöör vun Albrecht Johannsen in’t Christendom „Zeitenwende 1945“. Jüst, wieldat doröver mit in. Bito weer he Leiter vun de „Heimatbund en lüttje Jung nich schnackt woor, is sach mien Nordfriesland in der Nationalsozialistischen Kul- Interesse weckt woorn, un en påår Schlaglichten turgemeinde“ un en iewerige Anhänger vun de wööt wi uns nu vör Ogen holen. „Düütsche Christen“. Anfungen hett allens, as mien Öllern 1941 mit De korte Ehe vun mien Öllern woor vun de Krieg de Tradition broken: To’n eersten Måål schull dat överschattet. 1942 keem dat Inberopen, een Dag Kind nich bi’t Huus op de Warft to Welt kåmen, låter woor mien Schwester geboren. Nå twee Johr man in’t Niebüller Krankenhuus. Mien Geburts- meldt man ut Sarajewo in Jugoslawien, dat mien

24 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 25 Vådder „für Führer, Volk und Vaterland“ um’t Le- Sönnich Volquard- ven kåmen weer. Sien 28-johrige Weetfru schull sen am 28. Okto- nu sülven tosehn, wodenni se ehr twee Kinner ber im Schloss vor dörbrocht. Åver mien Vådder harr en öllere Husum. Unter an- derem leitete er Broder in Tetenbüll in Eiderstedt. Un de Bröder von 1997 bis 2006 harrn eenanner löövt, dat, wenn een vun se fallen die AG Geschichte woor, de anner denn för de Familie sorgen schull. des Nordfriisk In- Un dit Verspreken is holen woorn. Sunst weet ik stituut. nich, wie dat bi uns utsehn harr. Während de Kriegsjohren höört man in de fresche Wiedingharde veel Französisch un Flä- misch, Polnisch, Russisch un Finnisch, wat nå 1945 vun Pommersche und Ostpreußische Platt

aflööst woor. Åver unse Verwalterfamilie mit Foto: Volkert Bandixen twee Kinner, dree Knechten un en junge Deern heet, Söhn vun en Gespannföhrer bi de Bis- schnackt bloot Freesch. Man mutt sik dat måål marcks in Hinterpommern, wenn de mi nich en vör Ogen holen: So brutål un gedankenlos is dis- Stock henholen harr, weer’t sach ut ween. se Språåk in de letzte 60 Johr in de Wiedinghar- För en lüttje Schooljung weer veles to de Tiet un- de mit Fööt perrt woorn, dat dorvun vundååg kloor, en richtige Antwoort kreeg man meesttiets man wenig nå is. nich. Op måål geev dat wedder Lehrers genug. En grote Arbeitsdeenstlåger bi de Horsbüller Kark Unse in Horsbüll stammt ut Witzwort in Eider- harr man bet båven vull Flüchtlinge proppt. Un stedt, as wi in de eerste Stünn lehrten. Ob een dornå weer denn uk de Ünnerricht: De School vun uns al måål in Eiderstedt ween weer? Ja, ik! weer för 60 Kinner buut, nu weern dat 160, also Denn mien Unkel weer dor Diekgrååf. Oh, dor Schichtünnerricht. „Hilfslehrerin“ weer en junge harr ik wat Verkehrtes seggt! Bald dorop weer de Buersfru, de ehr Mann noch in Gefangenschaft 30-Johr-Fier vun de düütsch-däänsche Afstim- seet. Um Klock ölven geev dat „Schulspeisung“ mung vun 1920. Wi schullen de nächste Dag för de „Lågerkinner“, åver nich för de Hiesigen! unse Zeitung mitbringen. Dor stunnen Leder op Un wat weer dat för en Opstand bi’t Huus, as de eerste Siet, de wi inöven wullen. („Es hat der mien Schwester un ik Krätze mitbrochten. Fürst vom Inselreich uns einen Brief gesendet.“) Unheemli weer mi de Brutalität vun de Lågerkin- Man bloot, in unse Südschleswigsche Heimatzei- ner op’t Schoolhoff, wat natürli ehr Ursååk harr: tung bi’t Huus stunnen keen so’n Kampleder. De Kinner vertellten bloot vun „Flucht“, „der „Was für eine Zeitung haltet ihr bloß!?“ Russe“, „Treck“, „Beschuss“, „Flak“, „übers Haff“ Mien Grootmudder in Hoyer kunnen wi nich un so wieder. Eerst vundååg hebbt Psychologen besöken, wieldat de Grenz dicht weer, un uk de Utwirkungen vun dit Beleven op de domålige wieldat unse Mudder fröher måål düütsche Kriegskinner analyseert. Lehrerin in Nordschleswig ween weer. Al ut disse Vör weke Johren harr man in Horsbüll en Schöler- Grund kunnen wi nich röver. So bin ik mit twee dråpen ansett, un se kemen ut ganz Düütschland Vokabeln opwussen: „früher“ un „drüben“. Eerst tohoop, de ehemååligen Flüchtlings- un Umsied- nå de Währungsreform woor de Grenz wedder lerkinner. An de festlich deckte Tåfel schloog de opmåkt. Åver wi schullen denn acht Dååg in een ole Pastor vör, de Choral „Nun danket alle Gott!“ Streek dröben blieven, un Lehrer Schröder kunn to singen – vör Bargen vun beleggte Brötchen, un sik Bemarkungen över „eure dänischen Verwand- de Sekt perlt in de Glääs. „Donnerwetter!“ meent ten“ nich verkniepen. He hett wohl nich recht de Dieter Littbarski ut Wanne-Eickel, in Ostpreu- Dörblick hatt. Denn ut dat lüttje Hoyer weern to ßen geboren, „als wir hier ankamen“ – Mudder Tieden henbi 80 Mann (Lüüd in de beste Johren) mit fief Kinner, de Mann fullen –, „da gab es nur in’t Låger Fårhus bi Padborg interneert, wieldat Grabenwasser.“ se in de SS oder „Zeitfreiwillige“ ween weern, As lüttje Jung brook ik op’t Ies vun de Pumpgroov Blockwart oder Kasserer. Un velen weern ut unse in. Un wenn de Flüchtlingsjung, as dat domååls Famiili.

24 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 25 As ik denn låter, tohoop mit de Söhn vun de Glücksfall för Nordfreesland un för Husums Ge- Horsbüller „Lagerführer“ – so weer de Beteek- schäftsleven bedüüdt hett. nung noch söven Johr nå de Kapitulation – 1952 In Eiderstedt vun mien Unkel Johan Redlef in de Sexta vun de Niebüller Friedrich-Paulsen- Volquardsen heff ik uk richtig Wiedingharder School anfung, weer de harte militärische Ton in Freesch schnacken lehrt. Mien Mudder keem ut de Turnünerricht ganz wat Nieges. Dat weer aver Nordschleswig, dor kööt se keen Freesch. Mien keen Wunner, unse Lehrer harr bet to de Kapitu- Unkel weer Vörsitter vun dat „ole“ Nordfriesische lation an de Napola Potsdam as Oberstudienråt Institut un en iewerige Familienforscher. As junge wirkt. Un as 2005 de Film „NAPOLA“ in de Minsch heff ik vele Sieden aftippt un bin so mit Kinos leep, is mi nådrääglich veles kloor woorn. all de nordfreesche Irrungen un Wirrungen ver- Dat weer genau de glieke Ton as op’t Niebüller truut woorn, as dor sind: Bettelbreve schrieven, Sportplatz. Hier woorn 1952 wedder „Jungman- um en Johrbook to finanzeren, de Institutsvereen nen“ schlepen. vun 1964 mit permanente Finanzkrisen, en di- Åver dat geev uk anner Ünnericht. Dr. Ernst Ob- cke, dicke Klågeschrift vun de Institutslektoren, sen George bood en Friesisch-AG an. Dat beste de denn låter fierlich schreddert woor, un, nich to Freesch in unse Klass kunn Marlene Petrewitz vergeten, de Satzungs- und Schlichtungsutschuss. ut Ostelbien. Se weer in Lindholm opwussen. As Unbedeligte weer för mi de Lehr ut dat Ganze, Un Uwe Johannsen stött mi op’t Båhnhoff an de Fingern låterhen vun so’n Postens to låten. un düüdt respektvull nå de annere Båhnstiegsiet: Ik dreep Schriftleiters, de trotz wisse Vörbeholen „Dü, dåt as Pastor Muuß!“ mien Krååm drucken leten. Hier is vör allen Denn geev dat in de Niebüller Bökerie en Af- Friedrich Johannsen ut Tåten to nömen. Låter delung „Nordfriesischer Verein“, wo man meist entstunnen denn noch en poor Böker, de åver keen Book funn, dat nå 1933 druckt worrn weer, sach nimmernich ruutkåmen weern, wenn de vör allem nich de entsprekende Johrböker vun Eiderstedter Heimatbund nich Fru Ingeborg de Nordfreesche Vereen. Hier heff ik veel stöbert Kraft in Oldenswort för de ganze Schriewarbeit un wunner mi nu hüüt doröver, wat man en wunnen harr. Dat geev denn uk måål konstruk- 14-johrige Jung mit nå Huus geev. Studienrefe- tive Kritik: „Du, mien dreemåål Urgrootvådder rendar Skambraks – en Ostpreuß – staunt över op Rüxbüll, de hebbt jüm åver een Kind toveel mien dicke Schooltasch, wiest sik denn åver as op’t Oog drückt!“ Dat kann al måål passeren. hellisch orienteert: „Soso, das ist also der Heim- Veel Freud hett dat Tohopenstellen vun Berichten reich!“ Dat weer för mi dat erste Måål, dat en brocht, in de Verdrevenen vertellen, wodenni wussen Minsch Interesse för „sowat“ wiest. se in Eiderstedt en niege Heimat funnen. För To Tieden vun de kole Krieg un acht Johr nå de mi sülvst weer dat uk en låte Dank an dedore bedingungslose Kapitulation vun’t Dritte Riek „Flüchtlingsjung“, de mi 1947 vör’t Verdrinken brocht man in de Friedrich-Paulsen-School ne- bewohrt harr. ben de Ingang to de Aula en Gedenktåfel an för Di tschechische skriuwer Carel Çopek, en klooken de fullene Lehrers un Schölers: „Der Tod ist ver- muon, hjit säid: „Lokalgeschichte ist wie ein Was- schlungen in den Sieg.“ Dat is an sik en diskus- sertropfen, in dem sich die Geschehnisse der gan- sionsbedürftige Formulerung nå twee verlorene zen Welt spiegeln.“ Än dat gjift teeme noge oon Weltkriegen. Denn de Apostel Paulus hett dat in ärk famiili än di näiste ämwraal, wät jäm luune än sien Breef wiss anners meent. skriuw äp. Än wän dir sü uk noch mänskene sän, Disse Tåfel is uk mien Vådder todacht. Wieldat wät dat hiile friwäli nooch ljise wäle, sü hjit hum he „nich torüchkåmen“ weer, as man dat domååls äs skriuwer deen, wät hum köö. nebulös umschreev, weer för mi mit 16 Johr in Te slut si æ jitgong manne tak for æ Hans-Mom- de Obertertia de Schooltiet to Enn. Ik keem nå sen-pris. Vi har oljreh brught den te en studierejs Eiderstedt nå mien Unkel, um „dat Geschäft“ te Westpreußen å Masuren, som vi gjern tænke to lehren. Dat speelt sik domååls veelfach op’t tebagh te. Husumer Veehmarkt af. Doch disse Welt is dör de Brüsseler Politik al lang ünnergåhn. Keeneen (Adresse: Sönnich Volquardsen, Rehmstackerdeich 15, schall vertellen, dat dat en Fortschritt un en 25882 Tetenbüll, NF.)

26 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 27 E klook sloit trii, än hi wiitj, dåt’s aw e klookensliik kamt. Hi hiirt ai, hü’s kamt, ouers ma arken Ferteel milimeeter foon sin hüd, ma åål sin toochte än ma ålet gefäil, wat’r iinjsen! apbränge koon, namt’r har woor: di lacht swätje stiirm, wat foon har Iirdäi ütgungt. E wårmde, wat’s ütstroolt än wat’r sü lung bräägen heet. Hi Foon Gary Funck fäilt har hönj, hü’s ouer da leeste hääre aw sin trååt hood strakt, sani Tou kope, tou talere, schiinge, ouer sin siike gungt än aw e schuler

åles aw en üülj, ma en rüüdj dök laden blaft. Hi mååget sin uugene Foto: Karin Haug ütflaid tablät. Ünsääker präift‘r än wi ääm än kiiket har önj. Gary Funck stammt aus Husum, kröög e klaink foon e döör dil ma „Åch, Klärchen, wat schöön, dåt dü hat als Student Friesisch gelernt e unereerm. Dåt gungt ai sü lacht, wi kiimen bast. Sat duch dil. Heer, und ist seit 2002 Jugendreferent än deer breecht ai foole – än åles ik hääw de en dümpet aw dan stölj der Friisk Foriining (vgl. NORD- fålt aw e teele. Ma trååte än swååre läid.“ Hi wiset aw dåt plåts ouerfor FRIESLAND 159, S. 20-21). Mit seiner trääse låpt’r sani haane tu e scheew ham. Jü naket ham tunkboor tu än Geschichte „Iirdäi“ gewann er bei än ferdiiljt e kope än e talere aw da seet har dil. dem 2006 zum vierten Mal von der biise plåtse. Nat schal’t ütsiinj. „Hartliken lukwansch, Kalli, foon NDR 1 Welle Nord gemeinsam mit Büte as’t gra än püsti. Rindroope harten luk tu dan iirdäi.“ der Nord-Ostsee Sparkasse, der naie iinj da bline rüte, wat ål lung, Jü namt sin hönj, wat önj e mal Spar- und Leihkasse zu Bredstedt fiir’n ålte lung, ai mör twoin wör- foon e scheew aw en berääring foon und dem Nordfriisk Instituut aus- den san. har lörd heet. Sekundelung kiike‘s Hi slaawet ham nuch iinjsen tu- jam in önj e uugene. Am liifsten geschriebenen Schreibwettbewerb bääg tu e köögen, håålt en taler wälj‘r apstönje, trinam e scheew „Ferteel iinjsen!“ den fünften ma kååge än en koon ma kafe än luupe än har önj e eerme naame. Preis. (Adresse: Mühlenweg 6, sat wi dil bai e scheew. Ma sline Krööge, fååst krööge än fååsthüülje, 25920 Stääsönj/Stedesand, NF.) uugene sööget’r e stiirm foon e südåt’s uler wi luupe koon. Ouers ai, dåt et nü tid as?“ Jü schudet mat kafe in. Wurm stiirmt et, wurm dåt gungt ai, hi wiitj dåt. hood. än fertroud. Sü as iir, sü as arken „Wat as er, wäät me goorninte önj- „Åch Kalli, nåån, lätj üs man jarst eeftermadi. Jütid. biidje?“ frååget’s ma en smeelen. Hi wat ääse. Dü hääst de duch sü foole E klook aw dåt latj bökeriich sloit spraingt ap. möite dänj.“ Jü långt ham dåt taler trii. Önj e toochte teelt’r ma, än „Natörlik, Klara, natörlik. Fertrüt ma kååge ouer. Forsachti namt’r en en lacht smeelen tjucht ouer sin me, ik wus nuch gåns wach. Dåt as stuk än bat erfoon ouf, wilt’r har oonlas. Sin uugene, ouers lääsi sü schöön än sii de äntlik iinjsen wi.“ wi önjkiiket. En schöör sate’s tu än måt, foue wi en latjen schamer Hi güt kafe in önj har kop än deet sweegen. Bloot e hün stoont ap än foon laawen, än sin siike wårde har ma e goobel en stuk kååg awt mååget hu trääse aw har tu än lait wurm. Wi mååget’r e uugene tu taler. Sin hönje bääwere. ham bai har fätj wi dil. „Schuchst“, än harket. Hi harket eefter åles, „Wiist wat, ik wus trung, dåt dü ai säit’r, „hi heet de uk bräägen.“ wat trinam tu hiiren as. E win än e kömst. Ik wiitj goorai, wat ik dan Hi stoont ap än gungt ouer tu har. rindroope bait waning, et knaasen mååged häi – wan dü ai kiimen Hi wal har forsachti berääre, ouers foon e buulke, et rüsen foon e wjarst, nåån ...“ önjt leest uugensteblak tjucht’r sin hiitjing, et oomen foon di üülje „Ouers Kårl, ik kam duch åltens tu hönj tubääg än sikent: suurtwite hün, wat mån salten dan iirdäi. Sunt tiin iir laaw ik ai „Tiin iir Klärchen. Tiin iir, dåt as mör apstoont än as en späägelbil mör heer bai de. Ouers ik kam duch en lung tid.“ foon san hiire aw en mjuksi likes åltens tu dan iirdäi. Miinjst, ik Jü naket sani mat hood, än har schäipeschan önj e jarn lait. lätj de mån iinjfåch täiwe? Än dåt, uugene wårde truuri. Ouers hi Hi harket eefter sin hart, eefter weer dü diling 80 wörden bast. jeeft ai ap. sin blödj, hü’t sani än roui döör Deer koon ik duch ai breege.“ Jü „Dåt wjarn lunge iirnge, Klärchen, di üülje kroop flüt. Än eefter sin krööget sin hönj wat fååster än ait fiir’n ålte lung. Ik koon ai mör, ik toochte, wat as inspärde föögle ouer sin knookie teene faingere. ban sü trååt. Nam me ma, wees önjt hood ambaifliie än deer ål „Tiin iir as’t nü ål sunt. Jåå, ik sü gödj än nam me ma. Ik wal ai lung ai mör aw hoowe, en lük wiitj, deer wal ik ma de am snååke.“ mör åliine bliwe.“ Hi kiiket har eefter büten tu finen. Hi oomet lung än diip in. „Miinjst önj, tuure luupe ham ouer e siike.

26 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 27 Tuure, wat sunt moune deeraw beitet auf dem aktuellen Stand der lörd hääwe än kam herüt. gesicherten Kenntnis. Von „Aal“ „Lätj me ai wi åliine heer tubääg.“ Bücher bis „Zwergseeschwalbe“, von „Bii- Ouers jü schudet mat hood. kebrennen“ bis „Wanderdüne“ bie- „Dü wiist, dåt ik deer ninte tu Unterm Reetdach ten die 1 400 von Harry Kunz und seed, Kårl. Dåt lait ai bai me. Ik Prof. Dr. Thomas Steensen vom wiitj duch ai, weer’t ål sü wid as. In Husum erscheinen seit einiger Nordfriisk Instituut verfassten Stich- Ouers ik wansch me dåt uk. Ouers worte auf lesenswerte Weise, was häi ik de duch ai ferleet, dåt wiist Zeit zwei- bis dreimal im Jahr in der Reihe Schönes Schleswig-Hol- es zu Sylt zu wissen gibt. Die Zahl duch. Dåt as me duch jüst sü swåår der Abbildungen wurde wesentlich feelen.“ Jü stoont ap, namt bait for- stein. Kultur – Geschichte – Natur kleine Publikationen zu schleswig- erweitert. Auch in der Neuausgabe bailuupen sin hönj än tjucht ham ist das Sylter Friesisch in vielfältiger sani amhuuch foon e stölj. holsteinischen Themen. Nun auch: Brigitta Seidel: Unterm Reetdach. Weise präsent, am Ende steht ein „Kam, lätj üs nuch iinjsen in önj umfassendes Wörterverzeichnis. fp man üülje dörnsch gunge.“ 64 S. 7,90 Euro. Husum Druck- und Biise luupe’s sani, hönj önj hönj, Verlagsgesellschaft, Husum 2007. döör e forteele än e köögen, bit’s Das Buch kann nur als rundum Nordfriesland-Quiz for e döör foon e tjoolerdörnsch geglückt bezeichnet werden. Der stönje. Jü krööget e klaink dil, än Text ist knapp und beleuchtet alle Welcher Koog ist nach einer lite- ma en knaasen gungt e döör ääm. Aspekte dieser in Norddeutschland rarischen Figur benannt? Welches Sweegen kiiket’s aw dåt hoolten typischen Bedachungsart von der Nordseebad ist das älteste in beed ma dåt halween dääken Reetgewinnung bis hin zu den Schleswig-Holstein? Was ist keine ouerwach. Dåt latj schååp ma da unterschiedlichen handwerklichen Krankheit: Blasenkrebs, Marschen- bile üt jare luklike än ünluklike Verarbeitungsformen. Eine Augen- fieber, Seepocken? Mit Fragen wie tide. Di huulewklååre puloower, weide sind die Fotos von Günter diesen und den dazugehörigen wat’s ai mör tu iinje praagele köö, Pump, angefangen beim Hof Groß- Antworten führt eine Neuerschei- än dåt bök mat leesetiiken twasche bombüll in Klanxbüll bis hin zu den nung auf spielerische Weise zu da gööle bleese. Ninte heet ham Wikingerhäusern von Haithabu. einem Anwachsen der Kenntnisse feranerd önj da tiin iir. Auch Probleme werden themati- über die Region Nordfriesland: „Ik ban ai mör oofting heer bane“, siert wie etwa die noch rätselhafte Thomas Steensen: Nordfriesland säit’r, „dåt deet sü siir“. „Reetkrankheit“ der für viel Geld Quiz. 144 S. 9,90 Euro. Wachholtz Jü krööget sin hönj wat fååster. mit ausländischen Sorten neu Verlag, Neumünster 2007. „Ik wiitj nooch, Kårl, ik wiitj.“ eingedeckten Dachflächen. Ein Gut 200 Fragen hat der Autor, Än hi begrapt, dåt et nü ål wi sü Reetdach ist alles andere als billig! Direktor des Bredstedter Nordfriisk wid as. Fiir’n ålte eeder schal’s nü Der informativen Veröffentlichung Instituut, zu den Bereichen Allge- wi gunge. Än dåt fålt ham ai lacht ist eine weite Verbreitung zu wün- meines, Geschichte, Kultur, Natur, än ferstönj dåt. Ouers hi wiitj schen. Sönnich Volquardsen Wirtschaft zusammengestellt und uk, dåt såchtetseelew, wat´r säit, jeweils drei Antwortmöglichkei- såchtetseelew, hü foole hi badet Neues Sylt Lexikon ten formuliert. Auch Leserinnen än såchtetseelew, wat´r ouers nuch und Leser, die sich vielleicht für deet, ... jü gungt. Ein Nachschlagewerk, dessen erste Nordfriesland-kundig halten, wer- „Wane sii ik de wi, Klärchen,“ Ausgabe bei Syltern und Insellieb- den möglicherweise die eine oder piswiset’r. Än’t swåår kamt as en habern großen Anklang gefunden andere überraschende Erkenntnis struum foon wurme uuke toochte hat, steht wieder zur Verfügung: gewinnen. Der Wachholtz-Verlag döör san hiile kroop, döör åål sin Harry Kunz, Thomas Steensen: Das setzt mit diesem Band seine erfolg- toochte än döör sin blödj än sin neue Sylt Lexikon. Herausgegeben reiche Reihe regionalkundlicher eerme än biine. vom Nordfriisk Instituut. 504 S. Quiz-Bücher fort, die großen „Bål, Karlchen, bål. Än dan nam 39,00 Euro. Wachholtz Verlag, Neu- Zuspruch und auch bereits Nach- ik de ma. Adjiis!“ Hi mårkt, hü’s münster 2007. ahmer gefunden hat. fp sani ferswant, än ma arken hartsliik Das Sylt Lexikon war mit einer für tjucht e kule wi in önj ham. Hi regionalkundliche Titel überdurch- Erdgeschichte Sylts kiiket üt et waning. Nuch åltens schnittlichen Geschwindigkeit rint än stoormt et büte. Jüst sü as vergriffen. Die Basis des Werkes Der Aufgabe, die jüngere Erd- for tiin iir, weer sin liiw wüf ham bildet eine umfassende Sammlung geschichte Norddeutschlands an än jare latj wråål önj dåt beed mat von Informationen zur Insel Sylt, einem überschaubaren Beispiel zu halween dääken for åltens ferleet. ihrer Geschichte und Kultur, erar- erklären, widmet sich das Buch

28 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 29 Sprakenland-Dokument Dat gifft dokumentarische Filme Film beraden hett, uk en freesche op Plattdüütsch. Aver dor geiht Interviewpartner. Dat hett allens dat meist immer um dat Thema Hand un Foot. In de twete Deel Platt sülvst. Dit is woll de eerste, ward dat spekulativ. Dor spöört to’n gröttsten Deel plattdüütsche Claas na de freesche Wuddeln Dokumentation över en ganz vun de eerste düütsche Literatur- anner Thema. Över: Nobelpriesdräger. Wenn man sik Theodor Mommsen. Friesische dor op inlaten deit, is dat aver jüst Wurzeln. Friesisch-plattdeutscher so interessant. Dor kann man gut Dokumentarfilm. 30 Min. 15,00 sülvst wiederspickeleren. Euro. Ein Film vom Medienbüro Dat is wull de eerste Film- Riecken im Auftrag des Heimatbundes Dokumentation över Theodor Landschaft Eiderstedt 2007. Mommsen överhaupt. Dat uk

Dat is en Film na Claas Riecken Hoochdüütsche dor wat vun Foto: Claas Riecken sien Mütz. He is Historiker un hemm, dorför is de ganze Film Mommsen-Büste in Garding Linguist; he kann Platt, Freesch, ünnertitelt. För Nordfriesland is de un uk över dat Nordfriisk Instituut. Däänsch un uk Hoochdüütsch. Film aver uk op anner Oort noch De Heimatbund hett sik mit de Dat kummt em allens bi disse en Dokument. Dat Sprakenland Film, de fördert woor vun de Film topass. In de eerste Deel warrt hier praktisch un theoretisch Beopdragte vun de Bundesregeren geiht he dat Leben vun Theodor lebenni: mit Interviews op Platt, för Kultur un Medien, en lütte Mommsen na un söcht na Freesch, Däänsch un en bäten Denkmaal sett. Dat he uk bi Sporen in’t Hüüt: dat Denkmaal Sönnerjysk, mit Voice-Overs in Platt Eiderstedters gut ankummt, in Chaarn, en Kneipe in Berlin (Renate Poggensee) un Mooringer kunn man op de Premiere de 2. as Bispill. Dorför hett he Lüüd Freesch (Thora Kahl) un eben mit Oktober bi de Husumer Filmtage funnen, de em wat op Platt hoochdüütsche Ünnertitels. 2007 marken. Dor weer wull halv vertellen köön un mit Sönnich To kriegen is de Film as DVD bi de Eiderstedt in’t Kino-Center to Volquardsen, de em bi de ganze Heimatbund Landschaft Eiderstedt Gast. Peter Nissen

Ekkehard Klatt: Sylt – Geologie einer Phänomenen auf Sylt. Am Roten wenn man seine Fachdisziplin Nordseeinsel. 108 S. 12,80 Euro. Kliff zwischen Wenningstedt und verlässt. Die Friesen z. B. siedeln Wachholtz Verlag, Neumünster 2006. Kampen sowie am Morsum-Kliff schon seit rund 1 300 Jahren auf Klatt ist gebürtiger Sylter, promo- tritt eine jahrmillionenalte Erd- Sylt, der Name der Insel ist ab- vierter Geologe und als Selbststän- geschichte unmittelbar zu Tage, geleitet von Nordfriesisch „Sal“, diger seit 1991 u. a. aktiv als Geo- die Hörnum-Odde offenbart den Niederdeutsch „Süll“ bzw. Dänisch Touristiker auf Sylt, Helgoland und wohl einmaligen Wandel von na- „Sild“, und die frühen Siedlungen in anderen Regionen der Welt. Mit türlichem Werden und Vergehen, der Friesen im Gebiet der heutigen verständlichen Worten schafft er es und bei Kampen vereinigen sich Niederlande waren wohl kaum im Buch, seine fundierten Kennt- mit Geest und Heide, Marsch und auf „künstliche Sandhaufen ins nisse über die Geologie seiner Hei- Salzwiesen sowie Nehrungshaken Wattenmeer gebaut“ – alles leicht matinsel, die Sandverluste und den und Dünen die wichtigsten Land- zu überprüfen in dem vom selben Rückgang der Küste im Laufe der schafts- und Vegetationstypen der Verlag heraus- und im Literatur- Jahrhunderte sowie die Auswirkun- Insel. Ein Sylter Findling dient der verzeichnis angegebenen Sylt Lexi- gen der verschiedenen Maßnahmen mikroskopischen Gesteinsbeschrei- kon. Harry Kunz im Küstenschutz auch dem erdge- bung in einem „Gastbeitrag“ von schichtlichen Laien weiterzugeben. Dr. Renate Schumacher. Der First ist oben Zahlreiche farbige Abbildungen Insgesamt handelt es sich um ein vertiefen dort das Verständnis, wo gewiss lesenswertes Büchlein über Am 18. März 1980 konstituierte die Vorstellungskraft von Ortsun- Entstehung und Aufbau und die sich eine Arbeitsgruppe mit dem kundigen kaum ausreichen dürfte. so typischen geologischen Verän- bis heute gültigen Vereinsnamen Auf fünf geologischen Rundwan- derungen der beliebten nordfrie- „Interessengemeinschaft Baupflege derungen nimmt der Autor seine sischen Insel. Dies soll auch nicht Nordfriesland“ als Arbeitsgruppe Leserschaft mit zu den wichtigsten durch die Tatsache getrübt werden, beim Nordfriisk Instituut. Neben und sehenswerten geologischen dass das Eis leicht dünner wird, der Öffentlichkeitsarbeit mit der

28 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 29 eigenen Zeitschrift Der Mauer- kurs. Mooringer Frasch. Je 200 S. Je Reformation, die auf Initiative von anker hat sich ihre fachkundige 24,80 Euro. Nordfriisk Instituut, König Friedrich I. von Dänemark Beratung am Bau als besonders Bräist/Bredstedt 2007. nach Nordfriesland kam, führt der wirksam erwiesen. Erstellt wurden die Lehrbücher im Weg über die Herausbildung der Die IG Baupflege ist heute ein von Rahmen eines über den Friesenrat Gottorfer Herrschaft zum Einfluss ca. 400 Mitgliedern getragener vom Beauftragten der Bundesre- des von Kopenhagen aus regierten Verein, der in den vergangenen gierung für Angelegenheiten der dänischen Gesamtstaates. Einen Jahrzehnten erfolgreich zum Be- Kultur und der Medien geförder- Gegenpart zu Herzögen und Kö- wusstseinswandel in der Wahrneh- ten Projekts. Die mit Zeichnungen nigen bildeten gerade in Nord- mung der historischen Baukultur von Ada Bieber und Björn Ketel- friesland traditionsreiche Formen beitragen konnte. Sichtbarer sen illustrierten Lektionen wenden genossenschaftlicher Selbstverwal- Ausdruck dieses Erfolges sind die sich vor allem an Erwachsene, die tung in den Marschen und auf den im Zusammenwirken mit der IGB das Friesische neu erlernen möch- Inseln. Dieses spannungsreiche Ne- denkmalgerecht sanierten histo- ten. Anhand von Themen wie zum ben- und Miteinander wird ebenso rischen Gebäude zwischen Eider Beispiel „Insel Föhr“ bzw. „Die Bö- geschildert wie die Entwicklung der und Wiedau. Eine Zwischenbilanz kingharde“, „Möbel“, „Das Haus“ Städte und Flecken, die allerdings ihrer Tätigkeit nach einem Viertel- und „Der Körper“ können sich zu keiner Zeit – auch das typisch für jahrhundert bietet: Sprachbegeisterte die Kompetenz die Region – echte Selbständigkeit Gerd Kühnast (Hrsg.): Der First erarbeiten, auf Friesisch den Alltag erreichten. ist immer oben. 25 Jahre Interessen- zu meistern. Ein umfangreicher Breiten Raum nimmt die Darstel- gemeinschaft Baupflege Nordfries- eigener Teil ist den Problemen der lung des Themas „Deichbau und land. Schriften der IGB, Nr. 7. Grammatik gewidmet. Den Kur- Sturmfluten“ ein. Die Auseinander- 128 S. 19,80 Euro. Verlag Nordfriisk sen ist jeweils eine CD beigefügt, setzung mit dem „blanken Hans“, Instituut, Bräist/Bredstedt 2007. auf der die Lektionen nachzuhören Landverlust und Landgewinn zie- Das Buch gibt an Hand von sind, eine sehr gute Voraussetzung hen sich als sprichwörtlicher roter 42 Beispielen denkmalgerech- für das Friesischlernen im Selbst- Faden durch die Geschichte Nord- ter Sanierung einen Überblick studium. NfI frieslands. Ein besonderes Kapitel über die baupflegerische Arbeit ist den bedeutenden Chronisten von 1980 bis zur Gegenwart und Geschichtsschreibern der Re- in Nordfriesland und Norder- Nordfriesland in der gion gewidmet. Neben der Land- dithmarschen. Es ist mit einem frühen Neuzeit wirtschaft, die in der nordfriesi- vierfarbigen festen Einband ver- schen Marsch ein spezielles Gepräge sehen und mit 250 überwiegend Nun ist die Darstellung der „Ge- aufwies, schildert das Werk die gro- farbigen Fotos, Zeichnungen und schichte Nordfrieslands“ von den ße Zeit der nordfriesischen Seefahrt Skizzen reich illustriert. Die vor- Anfängen bis zur Gegenwart wieder auf Walfang- und Handelsschiffen. gestellten Gebäude sind regional komplett. Soeben erschien Die „Geschichte Nordfrieslands“ soll geordnet in sechs Bereiche: Inseln Rolf Kuschert: Nordfriesland in der 2008 mit einem Registerband abge- und Halligen, Wiedingharde und frühen Neuzeit. Neu bearbeitet von schlossen werden. NfI Bökingharde, Bredstedt, Husum, Martin Rheinheimer, Fiete Pingel Eiderstedt sowie Stapelholm und und Thomas Steensen. 176 S. 15,80 Jahrbuch 2008 Dithmarschen. Deutlich wird die Euro. Verlag Nordfriisk Instituut, Fülle der gesammelten Erfahrun- Bräist/Bredstedt 2007. Die Zählung des Nordfriesischen gen als Grundlage unausgesetzter Beschrieben wird die Entwicklung Jahrbuches wurde aktualisiert. Auf künftiger Baupflege-Tätigkeit. NfI der Region Nordfriesland vom „2006/2007“ wurde das 2006 er- Beginn des 16. bis zum Ende des schienene datiert, jetzt erschien die Friesischkurse 18. Jahrhunderts. Der ursprüngli- Ausgabe für 2008. Es ist – danach che Text stammte von dem 1996 wurden die Herausgeber häufiger Wer in der friesischen Arbeit enga- verstorbenen Dr. Rolf Kuschert, gefragt – kein Band ausgefallen! giert ist, hört häufig die Frage: Wie seinerzeit Leiter der Stiftung Nordfriesisches Jahrbuch 43 (2008). und wo kann man Friesisch lernen? Nordfriesland. Überarbeitet und 172 S. 9,80 Euro. Nordfriisk Insti- Die Sprachlektorinnen des Nord- aktualisiert wurde die neue Ausgabe tuut, Bräist/Bredstedt 2007. friisk Instituut geben nun zwei neue von Prof. Dr. Martin Rheinheimer, Neun Hauptartikel bieten wissen- Antworten auf diese Frage: Historiker an der Syddansk Uni- schaftlich erarbeitete Grundlagen Antje Arfsten und Christina Tadsen: versitet Esbjerg, sowie Fiete Pingel und aktuelle Erkenntnisse zu ver- Friesischer Sprachkurs. Fering. und und Prof. Dr. Thomas Steensen schiedenen Themen Nordfrieslands. Adeline Petersen: Friesischer Sprach- vom Nordfriisk Instituut. Von der Der Freiburger Gesellschaftswissen-

30 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 31 schaftler Prof. Dr. Harm-Peer Zim- dustriellen Niveau von ungefähr mermann ordnet unter dem Titel 1850; davon sind 0.7º bereits reali- „Wasser macht schön“ die Husumer siert. Trotzdem haben sich Häufig- Badeanstalt in die gesundheitspoli- Reaktionen keit und Stärke unserer Stürme seit tische Entwicklung in Deutschland Napoleons Zeiten kaum verändert. Ende des 19. Jahrhunderts ein. Diese „Entwarnung“ bedeutet aber Eine Untersuchung der Halligbe- nicht, dass die Dinge bleiben wie völkerung aus dem Jahre 1929, Klimawandel sie sind; unsere realitätsnahen geleitete von dem damaligen Kölner und Küstenschutz Modelle lassen uns erwarten, dass Soziologen Leopold von Wiese, „unsere“ Stürme bis zum Ende des einem Pionier seines Faches, wird Die Beiträge „pro“ und „contra“ Jahrhunderts mit einer Erhöhung neu zugänglich gemacht. Prof. Dr. der in der Küstenforschung als her- der Windgeschwindigkeiten um Thomas Steensen schildert die Ent- vorragende Fachleute und Kenner ca. 10 % verbunden sein könnten. wicklung Bredstedts seit 1800 „vom des Westküste bekannten Herren Wir Klimaforscher können die Flecken zur Stadt“. Der Historiker Prof. Dr. Karsten Reise und Dr. Jo- zukünftige Entwicklung nicht im Dr. Christian M. Sörensen stellt die hannes Oelerich in NORDFRIESLAND Detail vorhersagen – auch, weil Landvolkbewegung im Vorfeld des 159 stellen ein ausgezeichnetes wir nicht wissen, wie viele Chine- Nationalsozialismus dar. Beispiel dafür da, wie die Geister- sen 2050 mit was für Autos wie Mit der Quellenüberlieferung zu debatten über den Klimawandel lange zu Einkaufzentren fahren, Nordfriesland befassen sich zwei ersetzt werden können durch ein um dort Gemüse oder Fleisch zu Fachfrauen. Bettina Dioum vom problemorientiertes Fragen nach kaufen. Daher beschreiben wir die Landesarchiv Schleswig-Holstein in den Perspektiven, Möglichkeiten Zukunft in Form von „Szenarien“, Schleswig und Almut Ueck, Che- und Notwendigkeiten. also angenommenen Entwicklun- fin des Kreisarchivs Nordfriesland Der derzeitige menschgemachte gen, die in sich stimmig und plau- in Husum, präsentieren die dort Klimawandel ist stärker als der sibel sind. Szenarien dienen dazu, jeweils verwalteten Urkunden und natürliche Klimawandel. „Stärker“ der Öffentlichkeit, Verwaltung Akten, die Erkenntnisse zu Themen heißt: schneller. Unter Klimawis- und Politik konkret darzustellen, Nordfrieslands bieten. senschaftlern besteht Konsens über welche Entwicklungen möglich Dr. Daniel Ihonor, Jurist aus Ham- einen Anstieg von Lufttemperatur sind, so dass man sich auf diese burg, schreibt zur „Geschichte der und Wasserstand, und zwar auf- Eventualitäten vorbereiten kann. Kirchenmusik in St. Severin“ in grund der erhöhten Konzentration Wenn aber alle Szenarien gleiche Keitum auf Sylt, in der sein Onkel von Treibhausgasen in der Atmos- Elemente enthalten – z. B. höherer Wilhelm Borstelmann als Organist phäre. In Medien und Öffentlich- Wasserstand und stärkere Stür- eine nicht unwichtige Rolle spielte. keit wird aus diesem begrenzten me –, dann ist dies ein starker Fin- Prof. Dr. Jarich Hoekstra von der Konsens ein anderer Konsens: gerzeig, dass diese Entwicklungen Nordfriesischen Wörterbuchstelle Demnach erleben wir derzeit einen nicht nur möglich, sondern sogar der Universität Kiel würdigt den Anstieg aller Art von Wetterextre- wahrscheinlich sind. nordfriesischen Poeten Fedder men; Grönland schmilzt so schnell Gemittelt über den Globus Hansen (1791-1850), der sich nach ab, dass binnen weniger Jahrzehnte beschreibt der UN-Klimarat In- seiner Heimatharde „Feodor Wie- der Meeresspiegel um bis zu sieben tergovernmental Penal on Climate ding“ nannte und in Wiedingharder Metern ansteigen könnte; unsere Change (IPCC) Anstiege des mitt- Friesisch dichtete. Prof. Dr. Bernd derzeitigen Stürme sind jetzt schon leren Meeresspiegels von 18 bis Rieken von der Universität Wien heftiger denn je. Diese Effekte 59 cm als plausibel; kleinere Werte schließlich bietet unter dem Titel könne man jedoch weitgehend bei weniger Emissionen, größere „Der ‚Blanke Hans‘ und die Frie- vermeiden, heißt es, insbesondere bei stärkeren Emissionen. Die sen“ Überlegungen zur mentalitäts- durch sparsame Energienutzung Werte für einzelne Gebiete müssen geschichtlichen Bedeutung der sich des Einzelnen. noch erforscht werden, aber ein in den großen Sturmfluten manifes- Bei dieser Darstellung wird – ver- Anstieg längs der deutschen Nord- tierenden Bedrohung. mutlich um der guten Sache und seeküste um 40 cm bis 2100 ist Rezensionen und die Bibliographie des volkserzieherischen Potenzials plausibel. Überraschungen können der 2006 erschienenen friesischen willen – einiges verkürzt. nicht ausgeschlossen werden, wenn Texte runden das Jahrbuch ab. Mit- Es wird inzwischen weitgehend etwa Grönland oder die Antarktis, gliedern des Vereins Nordfriesisches eingeräumt, dass eine Begrenzung die großen Speicher von Wasser, Institut steht auf Anforderung je- des Temperaturanstiegs auf weniger unerwartet deutlich mehr oder weils ein kostenloses Exemplar zu. als 2º Celsius bis 2100 nicht mehr auch weniger Wasser in den Ozean NfI möglich ist. 2º relativ zum vorin- abgeben. Man beachte, dass diese

30 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 Nordfriesland 160 – Dezember 2007 31 Wasserstandanstiege zusätzliche einzutreten. Diese ist mit der von Anstiege darstellen, die über den Herrn Oelerich angesprochenen säkularen Anstieg des Meeresspie- Wertediskussion zu verbinden, so gels, den wir in der Vergangenheit dass wir schlussendlich zu demokra- Herausgegeben vom gesehen haben, hinausgehen. Ein tisch legitimierten Entscheidungen Nordfriisk Instituut sparsamer Umgang mit Energie kommen, die sowohl sachgemäß als in Deutschland oder Europa, so auch konsistent mit den Werteprä- Redaktion: nützlich und geboten dieser auch ferenzen der betroffenen Menschen Peter Nissen, Fiete Pingel, ist, bringt in dieser Frage keine sind. Die beiden Diskussionsbeiträ- Thomas Steensen wirkliche Erleichterung. ge von Karsten Reise und Johannes Unsere Ergebnisse einer Verstär- Oelerich sind hervorragende Bei- kung der Starkwinde um bis zu spiele für ein ernsthaftes Bemühen, Verlag: Nordfriisk Instituut, 10 % zum Ende des 21. Jahrhun- eine solche Diskussion rechtzeitig Süderstr. 30, derts hängen nur wenig von den in Gang zu setzen. Gerade kreative D-25821 Bräist/Bredstedt, NF, Emissionen bzw. deren Vermin- Vorschläge wie die von Karsten Rei- Tel. 04671/60120, derung aufgrund aktiver Klima- se werden benötigt, um die Furcht Fax 04671/1333, schutzpolitik ab. In Bezug auf vor dem unbekannten Übermorgen E-Mail: Windstau bedeutet diese Zunahme zu nehmen – sodass wir unser Leben [email protected] eine Erhöhung von Sturmflutwas- an jenen Teil des menschgemachten Internet: serständen längs der deutschen Klimawandels, den wir, sei es aus www.nordfriiskinstituut.de Nordseeküste um 25 bis 30 cm. geophysikalischer Unmöglichkeit, Zusammen mit der Erhöhung des sei es aus wirtschaftlicher Dynamik Druck: Husum Druck- mittleren Meeresspiegels bedeutet nicht (mehr) vermeiden können, und Verlagsgesellschaft, dies, dass die Szenarien erhöhter rechtzeitig und vernünftig anpas- D-25813 Hüsem/Husum, NF. Sturmfluthöhen von 70 cm plau- sen. Denn Anpassen werden wir uns sibel sind. Diese recht unsicheren müssen, ob wir mögen oder nicht. Preis je Nummer 3,00 Euro, Zahlen gelten für das Ende des Prof. Dr. Hans von Storch Jahresabonnement Jahrhunderts, und werden sicher (4 Nummern) 12,00 Euro. in den kommenden Jahren Modi- ist Leiter des GKSS Küstenforschungs- Für Mitglieder des Vereins Nordfrie- sisches Institut e. V. ist der Bezug der fikationen im Bereich weniger De- zentrums in Geesthacht. (Adresse: Max- Zeitschrift im Jahresbeitrag enthalten. zimeter erfahren. Wenn wir diese Planck-Str. 1, 21502 Geesthacht.) Zahlen auf die nähere Zukunft „he- Bankverbindungen: runterskalieren“, sagen wir auf den Nissenhaus Spar- und Leihkasse Zeithorizont 2030, dann sind die zu Bredstedt AG Veränderungen deutlich geringer, In NORDFRIESLAND Nr. 158 vom (BLZ 217 512 30) 737, nämlich im Bereich von 20 cm. Juni 2007 bedauert Thomas Steen- Nord-Ostsee Sparkasse Für Öffentlichkeit, Verwaltung und sen in seinem Kommentar „Das (BLZ 217 500 00) 31 161. Politik bedeutet dies, dass sofern Nissenhaus und sein Name“ zu der Küstenschutz jetzt in Ordnung Recht, dass der Name „Nordfrie- NORDFRIESLAND ist ein Forum ist, die laufenden Maßnahmen bis sisches Museum“ verloren gegan- freier Meinungsäußerung; alle Beiträge zum Zeithorizont 2030 ausreichend gen ist. Nicht erwähnt wurde bei geben die persönliche Meinung ihrer sind; mit 20 cm kann man gut um- den Einweihungsfeierlichkeiten Verfasserinnen und Verfasser wieder. gehen. Wie Herr Oelerich schreibt, des NordseeMuseums und den Wiedergabe in jeglicher Form nur mit kann der Küstenschutz auch noch Beiträgen dazu auch der Name Genehmigung der Redaktion. Erhöhungen von 100 cm meistern, des Gründungsdirektors Dr. Fritz Für unverlangt eingesandte Manuskrip- aber dennoch ist eine Erhöhung Tidelski (1900-1968), der sich um te wird keine Gewähr übernommen. von Sturmfluthöhen um 70 cm eine den Aufbau in den Jahren 1935 bis gravierende und herausfordernde 1941 verdient gemacht hat, dann ISSN 0029-1196 Veränderung. an die Ostfront geschickt wurde Eine aktuelle Notwendigkeit, die und von 1954 an Dozent und Bagger in Bewegung zu setzen Professor an der Pädagogischen wegen des Klimawandels, besteht Hochschule in Flensburg war. also nicht. Wohl aber besteht die Dr. Christian M. Sörensen Notwendigkeit, mit der Öffent- lichkeit in die Diskussion über Am Dornbusch 14, 25866 Mild- die Optionen und Perspektiven stedt, NF