dg0707_Umschlag 17.08.2007 12:56 Uhr Seite 1 2007 8/ 7-

Zeitschrift für die kommunale Selbstverwaltung in Schleswig-Holstein

Schwerpunktthema: Zukunftsprogramm Ländlicher Raum

Peter Harry Carstensen Zukunftsprogramm Ländlicher Raum

Dr. Christian von Boetticher Impulsreferat zum Auftakt ZPLR

Christina Pfeiffer Initiative „AktivRegion“ im Rahmen der neuen EU- Förderperiode „ELER“ von 2007 bis 2013

Arbeitskreis Dorfentwicklung Dörfl iche Lebensstile – Mythos, Chance oder Hemmschuh der ländlichen Entwicklung?

Sönke Hauschild Ländliche Wege in Schles- wig-Holstein

Bernd Wolfgang Hawel Ein Bärendienst für die De- mographie-Debatte – zur Problematik von kleinräumi- gen Bevölkerungsprognosen der Bertelsmann-Stiftung

Prof. Günther Jansen 15 Jahre Parlamentsarbeit der FDP-Fraktion im Schles- wig-Holsteinischen Landtag seit 1992 ISSN 0340-3653 C 3168 E

Deutscher Schleswig-Holsteinischer Gemeindeverlag Gemeindetag GmbH Kiel

Jahrgang 59 Herausgeber Schleswig-Holsteinischer Gemeindetag 59. Jahrgang · Juli / August 2007

Inhaltsverzeichnis Impressum

Schriftleitung: Jörg Bülow Geschäftsführendes Vorstandsmitglied

Redaktion: Ute Bebensee-Biederer Stellv. Geschäftsführerin

Anschrift Schriftleitung und Redaktion: Reventlouallee 6, 24105 Kiel Telefon (0431) 57 00 50 50 Telefax (0431) 57 00 50 54 E-Mail: [email protected] Internet: www.shgt.de Verlag: Schwerpunktthema: Deutscher Gemeindeverlag GmbH Zukunftsprogramm Ländlicher Raum Jägersberg 17, 24103 Kiel Postfach 1865, 24017 Kiel Telefon (0431) 55 48 57 Auf ein Wort Telefax (0431) 55 49 44 Prof. Günther Jansen Anzeigen: Jörg Bülow 15 Jahre Parlamentsarbeit der FDP- W. Kohlhammer GmbH Der kluge Schäfer von Nordstrand und Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Anzeigenmarketing, Corinna Rapp die kommunale Selbstverwaltung ..... 186 Landtag seit 1992...... 199 70549 Stuttgart Telefon (0711) 78 63 - 72 66 Telefax (0711) 78 63 - 83 93 Aufsätze Rechtsprechungsberichte Zur Zeit ist Anzeigenpreisliste Nr. 29 vom 1.1.2007 gültig. 1. BVerwG: Darstellungen in Flächennut- Bezugsbedingungen Zukunftsprogramm Ländlicher Raum 186 zungsplänen können der Normenkon- Die Zeitschrift „Die Gemeinde“ erscheint trolle unterliegen ...... 203 monatlich; einmal jährlich können zwei Hefte Dr. Christian von Boetticher zu einem Doppelheft zusammengefasst wer- Impulsreferat zum Auftakt ZPLR ...... 187 2.EuGH-Urteil vom 18. Juli 2007 zu den den. Bezugspreis ab Verlag jährlich 75,00 E Folgen vergaberechtswidrig geschlos- zzgl. Versandkosten. Einzelheft 8,80 E (Dop- Christina Pfeiffer sener Altverträge ...... 204 pelheft 17,60 E) zzgl. Versandkosten. Initiative „AktivRegion“ im Rahmen der Abbestellungen: 6 Wochen vor Jahresende neuen EU-Förderperiode „ELER“ von 3.BVerwG: Kein Verwaltungsrechtsweg beim Verlag. 2007 bis 2013 ...... 189 bei Vergaben unterhalb der EU- Die angegebenen Preise enthalten die Schwellenwerte ...... 205 gesetzl. Mehrwertsteuer. Arbeitskreis Dorfentwicklung Druck: Howaldtsche Buchdruckerei, Kiel Dörfliche Lebensstile – Mythos, Chance oder Hemmschuh der ländlichen Ent- Aus dem Landesverband ...... 206 Satz & Gestaltung: wicklung? ...... 191 Reimers DTP Mediengestaltung, Wapelfeld Für unverlangt eingesandte Manuskripte Sönke Hauschild Die innovative Gemeinde ...... 213 und Bildmaterial übernehmen Verlag und Ländliche Wege in Schleswig-Holstein Redaktion keine Verantwortung. Auf dem Holzweg: Gemeindewege sind Die Redaktion behält sich Kürzungen und unterfinanziert ...... 192 Mitteilungen des DStGB ...... 214 Überarbeitungen vor. Rücksendung erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt wird. Bernd Wolfgang Hawel ISSN 0340-3653 Ein Bärendienst für die Demographie-De- Pressemitteilungen ...... 216 Titelbild: Herrenhaus Projensdorf, Altenholz batte – zur Problematik von kleinräumi- Foto: Ute Bebensee-Biederer, Kiel gen Bevölkerungsprognosen der Bertels- mann-Stiftung...... 194 Buchbesprechungen ...... 216

Die Gemeinde SH 7-8/2007 185 Auf ein Wort

der Redner auf und bringt noch einmal das Der kluge Schäfer von Nordstrand berühmte Beispiel vom „Schäfer von Nordstrand“, der mit Gutachtern so seine und die kommunale Selbstverwal- eigenen Erfahrungen macht. Jansen er- mutigt die Demokraten, sich gemeinsam tung radikalen politischen Strömungen aus al- Anlässlich einer Feier zur 15-jährigen Wie- Zustand der parlamentarischen Demokra- len Richtungen entgegenzustemmen. Wir derkehr der FDP in den Schleswig-Hol- tie ein. Jansen fordert die „Vitalisierung der freuen uns, diese am 22. Mai 2007 im Lan- steinischen Landtag hat Sozialminister a. Bürgergesellschaft“ und hebt in diesem deshaus gehaltene Rede hier veröffent- D. Prof. Günther Jansen eine bemerkens- Zusammenhang die Bedeutung der kom- lichen zu können. werte Rede gehalten. Diese enthält nicht munalen Selbstverwaltung als „aktiv han- nur eine Gratulation an die FDP, sondern delnde Gemeinschaft von Menschen“ her- geht anhand vieler aktueller Themen mit vor. Auch den aktuellen Stand der Diskus- Herzliche Grüße großer Eindringlichkeit auf den aktuellen sionen um eine Kreisgebietsreform greift Ihr Jörg Bülow Aufsätze

Deshalb wollen wir heute auch gemein- Zukunftsprogramm Ländlicher sam beraten, wie wir – zu mehr Wachstum, Raum* – zu mehr Arbeit und Beschäftigung und – zu mehr Innovation und mehr Investitio- Ministerpräsident Peter Harry Carstensen nen Ich freue mich sehr, dass Sie beim Auftakt Die Unternehmer haben Schleswig-Hol- im ländlichen Raum kommen. unseres Zukunftsprogramms Ländlicher stein im vergangenen Jahr im Westen Raum dabei sind, und begrüße Sie herz- der Republik wieder zum Ausbildungs- Wir haben die Marschroute vorgegeben. lich. Gemeinsam mit unserem Landwirt- land Nummer 1 gemacht. Für uns heißt es in Zukunft: Nicht Gelder schaftsminister möchte ich Ihnen heute Und auch auf Auftragslage, Exportzah- konsumieren, sondern Gelder investieren, die dritte Säule im größten Förderpro- len und Konsumindizes stimmen und die auf Jahrzehnte eine Rendite für gramm der Geschichte unseres Landes, sagen mit Blick nach vorne Gutes vor- Schleswig-Holstein versprechen. im Zukunftsprogramm Schleswig-Hol- aus. stein, vorstellen. Die Stimmung hat sich deutlich gebes- Ich kann und will mir ländliche Räume oh- Nachdem wir bereits mit dem Zukunfts- sert und viele Menschen merken, dass ne Landwirtschaft nicht vorstellen! Land- programm Arbeit den Anfang gemacht der Aufschwung bei ihnen ankommt. wirtschaft ist ein Kernelement für die Zu- und vor wenigen Wochen mit dem Zu- kunftsfähigkeit des ländlichen Raumes. kunftsprogramm Wirtschaft nachgezogen Da macht der ländliche Raum keine Aus- Wer sich um die Landwirtschaft kümmert, haben, steht heute die Zukunftsfähigkeit nahme. Vielmehr ist der ländliche Raum träumt nicht von verschlafener Bauernho- des Ländlichen Raumes in Schleswig-Hol- das feste Fundament, auf dem Schleswig- fidylle. Wir reden über Hightech-Betriebe stein auf der Agenda. Der Auftakt zum Zu- Holstein steht. Seine Gestaltung ist eine in Produktion, die moderne Wirtschafts- kunftsprogramm Fischerei wird dann in wahre Querschnittsaufgabe. Es geht nicht betriebe sind wie andere Unternehmen wenigen Wochen der letzte unter den nur Agrar- und Umweltpolitik. Es geht auch. Auch deshalb sagen wir: Die Zeit der Startschüssen sein. auch um Arbeitsplätze, also um Wirt- ausgiebigen Nischenförderung ist vorbei. Rund 1,4 Milliarden Euro an öffentlichen schafts- und Verkehrspolitik, und genauso Jetzt geht es wieder um Wachstum und Geldern haben wir mit einer großen Kraft- um sozial- und kulturpolitische Aspekte. Arbeitsplätze und um Lebensqualität! Ich anstrengung gebündelt und zusammen Ich freue mich sehr, dass Christian von bin zutiefst davon überzeugt, dass unsere mit der Europäischen Union, dem Bund Boetticher dies von vornherein als Quer- ländlichen Räume diese Investitionen wert und den Kommunen für die Förderperiode schnittsaufgabe verstanden hat und so sind und auch künftig für den Wirtschafts- bis 2013 im Rahmen des Zukunftspro- auch mit seinem Konzept der Aktivregio- standort im Norden eine Schlüsselrolle gramms Schleswig-Holstein zur Verfü- nen im Rahmen des Zukunftsprogramms spielen werden. gung gestellt. Wir investieren in jedes der neue Maßstäbe setzen wird. Weil wir die vier Teilprogramme beträchtliche Summen Gestaltung des ländlichen Raumes als Wir sind mit neuen Herausforderungen und ich meine: Wir haben damit vier Asse übergreifende, gesamtgesellschaftliche konfrontiert und müssen Antworten geben auf der Hand – jedes für sich sollte ste- Aufgabe verstehen, laden wir Sie, die prä- auf die drängenden Fragen unserer Zeit. chen. Denn mit unserem Investitionspro- genden Akteure vor Ort, ein und binden Der Wettbewerb hat im Zuge von Europäi- gramm wollen wir den gegenwärtigen Auf- wir Sie ein. sierung und Globalisierung weiter zuge- bruch weiter strukturell unterstützen. Die nommen, die Wettbewerbsfähigkeit unse- Nachrichten aus der Wirtschaft sind jetzt, Wir brauchen die nötigen finanziellen Mit- rer Betriebe muss weiter gesteigert wer- wo wir die Halbzeit der Legislaturperiode tel für den Fortschritt in der Fläche. Das ist den. Gleichzeitig wollen wir den einma- bald erreicht haben, ausnahmslos erfreu- keine Frage. Aber wir brauchen auch die ligen Charakter unserer Landschaften und lich. guten Ideen, von denen nur die besten Dörfer erhalten. Diese Kulturlandschaften umgesetzt werden. In diesem Ideenwett- prägen unsere Identität und geben Halt – Auf dem Arbeitsmarkt haben wir seit Mai bewerb sind wir auf die Kenntnisse der 2005 einen Rückgang der Arbeitslosig- Menschen in den Regionen angewiesen. * Grußwort des Ministerpräsidenten Peter Harry Cars- tensen zum Auftakt „Zukunftsprogramm Ländlicher keit um ein Viertel zu verzeichnen. Auf sie zählen wir. Raum“ in Eggebek am 28. Juni 2007

186 Die Gemeinde SH 7-8/2007 gerade in Zeiten Grenzen überwindenden und Entwicklung sind die Bereiche, in de- Investitionen in der Fläche, auch weil Austausches und zunehmender Mobilität nen wir gegenüber den meisten weltwei- Schleswig-Holstein als Ganzes wachsen von Kapital, Waren und Personen. Es ten Mitbewerbern deutliche Wettbewerbs- muss. heißt, dabei nicht die Orientierung zu ver- vorteile haben. Das Zukunftsprogramm lieren. Wir wissen, was Heimat bedeutet. Schleswig-Holstein ist den Zielen der Lis- Schleswig-Holstein ist nur mit starken sabon-Strategie verpflichtet. Das heißt: ländlichen Räumen ein starkes Land. Wir Durch das Zukunftsprogramm Schleswig- Wir wollen zum wachstumsstärksten wissen das und kümmern uns darum. Wir Holstein zieht sich ein roter Faden: Wir Raum werden, in dem Wissen gleich gestalten die Zukunft mit den Menschen wollen in allen Teilbereichen Wissen und Wachstum bedeutet. Unser Land wird sei- vor Ort. Und wir werden mit dem Kompetenz stärken, weil der Standort mit nen Teil dazu beitragen, um dieses an- Zukunftsprogramm Ländlicher Raum diesem Pfund wuchern kann. Bildung, spruchsvolle Ziel zu erreichen. Wir schaf- Schleswig-Holstein noch ein Stück stärker Ausbildung und Weiterbildung, Forschung fen deshalb den größtmöglichen Raum für machen!

cher Sektor für die Zukunftsfähigkeit Impulsreferat zum Auftakt ZPLR* der ländlichen Räume. Sie ist in allen ländlichen Kreisen ein bedeutsamer Minister Dr. Christian von Boetticher Wirtschaftsfaktor, insbesondere als Basis für die Ernährungswirtschaft. A) Auftakt Zukunftsprogramm Ländli- Maßnahmen zur Umsetzung der Schleswig-Holstein ist nach wie vor cher Raum (ZPLR) Wasserrahmenrichtlinie und des Na- ein agrarisch geprägtes Land, das I. Das Zukunftsprogramm Ländlicher tura 2000-Netzes gefördert. im europäischen Vergleich einen Raum fördert neue Modelle der ländli- 4. AktivRegionen bilden: als neue Part- Spitzenplatz einnimmt: die Siche- chen Entwicklung. Für die Verbesse- nerschaften von privaten und öffent- rung einer wettbewerbsfähigen, rung der Lebensverhältnisse auf dem lichen Akteuren, die eigenverant- nachhaltigen und flächenhaften Lande sind über 460 Mio. Euro vorge- wortlich über ihre Projekte und die Land- und Forstbewirtschaftung sehen. Mit dem Leitgedanken „Verbes- Entwicklung ihrer Region entschei- einschließlich des vor- und nach ge- serung der Lebensqualität“ verfolgt den. lagerten Bereiches bleibt daher ein das Zukunftsprogramm Ländlicher wichtiges politisches Ziel. Der Struk- Raum (ZPLR) vier Ziele: Land- und Ernährungswirtschaft sind ein turwandel wird nicht aufzuhalten 1. Wettbewerbsfähigkeit stärken: Zur Kernelement der ländlichen Räume. Mit sein, aber die Landesregierung kann Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ihren Investitionen werden Arbeitsplätze dazu beitragen, dass sich zukunfts- von Arbeitskräften und Betrieben und Wirtschaftskraft geschaffen und somit fähige Unternehmen der Land- und sollen unter anderem Fort- und Wei- wird letztendlich auch die Kulturlandschaft Ernährungswirtschaft entwickeln terbildungsangebote im land-, forst- erhalten. Der Output in der Landwirtschaft können. und ernährungswirtschaftlichen Be- besteht nicht nur aus Agrarerzeugnissen, 3. Sicherung von Landschaft und Um- reich weiter verbessert werden. Im sondern auch aus Landschaft, Natur- welt: Der Erhalt der biologischen Vordergrund steht die Förderung schutz, Erholungsgebieten und Kulturtra- Vielfalt, nachhaltige land- und forst- einzelbetrieblicher Investitionen. ditionen. Das sind allerdings Leistungen, wirtschaftliche Systeme von hohem 2. Natur- und Kulturlandschaft erhal- für die es keinen Markt gibt und die doch Wert für Naturschutz und Kultur- ten: durch noch mehr Zusammenar- für unsere Gesellschaft sehr wertvoll sind. landschaft sowie Boden-, Grund- beit von Landwirtschaft und Natur- Deshalb ist es richtig, dass der Staat Na- wasser-, Oberflächengewässer- und schutz. Dieser Schwerpunkt dient tur- und Umweltleistungen der Landwirte Klimaschutz bleiben Herausforde- der Verbesserung von Umwelt und honoriert. Das neue Landesnaturschutz- rungen für die Zukunft. Hier gilt es, Landschaft; er beinhaltet alle flä- gesetz folgt der Grundphilosophie der eine Balance zwischen ökonomi- chenhaften Fördermaßnahmen, die Landesregierung: „Eigenverantwortung schen und Umweltzielen herzustel- aufeinander abgestimmt sind. Die- hat Priorität“. Deshalb: staatliche Vorga- len. ser Bereich erfährt eine deutliche ben nur dann, wenn sie bundes- oder eu- o Förderung des Natura 2000-Netzes: Stärkung. Vorwiegend werden die roparechtlich vorgeschrieben oder zum Zum Reichtum der Europäischen Mittel zur Umsetzung EU-rechtlicher Schutz der Natur unabdingbar sind. Ei- Union gehört auch die biologische Artenschutzverpflichtungen sowie genverantwortung – sowohl für die Bürge- Vielfalt, deren Wert unschätzbar ist, der Entwicklung des Natura 2000- rinnen und Bürger als auch für die Natur- die aber durch menschliche Aktivitä- Netzes eingesetzt. Ziel ist es, die Zu- schutzbehörden vor Ort, wo immer das ten gefährdet ist. Daher ist es ein sammenarbeit von Naturschutz und möglich ist! vorrangiges Anliegen der Europäi- Landwirtschaft zu intensivieren. Hier Das heißt: Kooperation auf freiwilliger Ba- schen Union, den Fortbestand die- liegt der inhaltliche und finanzielle sis! ser biologischen Vielfalt langfristig zu Schwerpunkt beim Vertragsnatur- sichern, den Prozess des Artenrück- schutz. Vereinbarungen haben Vor- II. Sektorale Ziele des ZPLR: ganges zu stoppen und nach Mög- rang vor dem Ordnungsrecht. Auch 1. Stärkung der regionalen Wirt- lichkeit umzukehren. die Förderung ökologischer Anbau- schaftskraft: Auch künftig wird eine o Die Flora-Fauna-Habitat (FFH)- verfahren fällt unter diesen Schwer- zentrale Herausforderung der ländli- Richtlinie und die Vogelschutzrichtli- punkt. chen Entwicklung sein, wie die re- nie sollen in Schleswig-Holstein um- 3. Lebensqualität verbessern: Zur Ver- gionale Wirtschaftskraft gestärkt, gesetzt werden. besserung der Lebensqualität im wie attraktive Arbeitsplätze gesi- oUmsetzung der EU-Vorgaben der ländlichen Raum und der Diversifi- chert und geschaffen werden kön- Wasserrahmenrichtlinie: Dazu die zierung der ländlichen Wirtschaft nen. Erreichung eines guten ökologi- werden Maßnahmen im Bereich der 2. Sicherung der Land- und Forstwirt- schen Zustandes bzw. guten ökolo- integrierten ländlichen Entwicklung, schaft: Die Landwirtschaft ist als Biomasse und Energie, investive größter Flächennutzer ein wesentli- * Rede am 28.6.2007 in Eggebek.

Die Gemeinde SH 7-8/2007 187 gischen Potentials in den Fließge- nehmernetzwerken haben einen hohen stimmung von Förderaktivitäten der ver- wässern, Seen, Übergangs- und Stellenwert. Das ehrenamtliche Engage- schiedenen Ressorts. Küstengewässern sowie eines gu- ment der Bürgerinnen und Bürger ist als ten chemischen und mengenmäßi- spezifische Stärke der ländlichen Räume In einigen Regionen gibt es bereits Ansät- gen Zustands im Grundwasser bis gezielt zu unterstützen und zu fördern. Re- ze für eine Verzahnung der Ressortakti- zum Jahre 2015. gionale integrierte Entwicklungsstrategien vitäten, z. B. haben die Wirtschaftsförde- o Förderung der Biomasse: Ziel ist es, („bottom up“) sind als moderne, partizipa- rungs- und Regionalentwicklungsgesell- die Bevölkerung und Unternehmen tive Planungsinstrumente mit Vorrang ein- schaft Flensburg/Schleswig (WiREG) und sicher, kostengünstig und umwelt- zusetzen. Die Vernetzung der Akteure auf die Entwicklungsgesellschaft Ostholstein verträglich mit Energie zu versorgen. allen Ebenen, d.h. innerhalb der Regionen, (EGOH) die Verantwortung für die Ent- Sie will dies in einem aufgewogenen zwischen privaten und öffentlichen Part- wicklungsprozesse einzelner bzw. aller Mix verschiedener Energieträger si- nern, sektor- sowie regionenübergreifend, AktivRegionen im Kreis Schleswig-Flens- cherstellen. Nach der Windenergie, ist dabei als zentraler Erfolgsfaktor für die burg bzw. im Kreis Ostholstein übernom- in der Schleswig-Holstein weltweit zukunftsfähige Gestaltung der Regionen men. Eine Auflage des MLUR für die Aner- führend ist, will sie deshalb auch den zu nutzen. Alle im ländlichen Raum rele- kennung als AktivRegion wird sein, dass Anteil der Biomassenutzung an der vanten Politikfelder (z.B. Landwirtschaft, der Nachweis über die Verknüpfung mit Energieversorgung weiter erhöhen. medizinische Versorgung, Naturschutz, weiteren Förderaktivitäten des MLUR (z.B. Schulentwicklung) sind durch Beiträge der Natura 2000) sowie des EFRE und des B) Kabinettsvorlage Politik für die zuständigen Ressorts abgedeckt. ESF erbracht wird. ländlichen Räume Schleswig-Hol- Zu diesen Fachpolitiken gehören neben steins der Agrar- und Umweltpolitik insbesonde- Fazit: Die neue EU-Förderperiode 2007-2013 re die Landesplanung, die Verkehrs- und Wir setzen die ELER-Mittel in der neuen war Anlass, die Förderpolitik des Landes Wirtschaftspolitik, die Arbeitsmarktpolitik, EU-Förderperiode für die Entwicklung der auf der Grundlage der Vorgaben der EU- die Schulentwicklungsplanung, die Sozial- ländlichen Räume mit der Zielsetzung ein, Fonds neu auszurichten. Innerhalb des politik und die Kulturpolitik. weitgehend flächendeckend regionales „Zukunftsprogramm Schleswig-Holstein“ Engagement und regionale Kompetenz in sind das „Zukunftsprogramm Ländlicher Über das Zukunftsprogramm Ländlicher neuen Partnerschaften zu nutzen, um Raum“ (ZPLR) und das „Zukunftspro- Raum (ZPLR) als dem zentralen Förderin- Wirtschaftskraft und Lebensqualität in un- gramm Fischerei“ des MLUR besonders strument bis 2013 kommt der Initiative seren ländlichen Regionen zu stärken und auf die Förderung der ländlichen Räume „AktivRegion“ in der Umsetzung strate- so auf die Anforderungen der Zukunft abgestellt. Bei der Anhörung zum Zu- gisch eine zentrale Rolle zu. „AktivRegion“ selbstbewusst zu antworten. Politik für kunftsprogramm Ländlicher Raum (ZPLR) orientiert sich an dem „bottom-up“-An- den Ländlichen Raum ist mehr als reine war – insbesondere durch den Gemeinde- satz, der die bisher in Schleswig-Holstein Landwirtschafts- und Umweltpolitik. Am tag SH und die Akademie für die Ländli- mit Erfolg praktizierten Ansätze von LEA- Ende ist sie eine Querschnittsaufgabe für chen Räume – die Erarbeitung einer Ge- DER+ und den „Ländlichen Struktur- und alle Politikressorts. Wir sind zuversichtlich, samtstrategie zur Entwicklung der ländli- Entwicklungsanalysen“ (LSE) miteinander was die Perspektiven unserer ländlichen chen Räume angeregt worden, die die verbindet. „AktivRegionen“ sind selbst or- Räume angeht. Und die ländlichen Räume neuen Förderansätze des ZPLR (z. B. die ganisierte Regionen mit 50.000 bis sind unverzichtbarer Teil unserer schles- Initiative „AktivRegion“) in einen umfassen- 100.000 Einwohnern, in denen eine privat- wig-holsteinischen Identität. den Kontext stellt. Ein solches Strategie- öffentliche regionale Partnerschaft ge- papier zur Politik für die ländlichen Räume meinschaftlich die Verantwortung für die Arbeiten wir also weiter gemeinsam Schleswig-Holsteins wurde am 8. Mai im alle Lebensbereiche umfassende Entwick- für den ländlichen Raum! Kabinett verabschiedet und hiermit der Öf- lung übernimmt. Private Akteure, Wirt- fentlichkeit vorgestellt. Das Papier formu- schafts- und Sozialpartner müssen neben liert u. a. zentrale „Leitplanken“ oder „Eck- den öffentlichen Akteuren in die Entschei- Hintergrundinfos zur Zeitplanung der punkte“ für die Ausrichtung der Politik der dungsprozesse über die Ziele, Strategien Initiative AktivRegion: Landesregierung zur Entwicklung der und Projekte der Region eingebunden ländlichen Räume. Diese gehen über För- werden (Anteil von mind. 50 Prozent Wirt- Genehmigung des ZPLR wird erst zum dermaßnahmen weit hinaus. Herausra- schafts- und Sozialpartnern). Die „Aktiv- Ende III. Quartal 2007 erwartet, danach gende Bedeutung haben die Schaffung Regionen“ können im Rahmen eines be- Veröffentlichung der Kriterien zur Aner- und Erhaltung von Arbeitsplätzen und die stimmten Budgets über Projektförderun- kennung als AktivRegion; Sicherung einer attraktiven und bedarfs- gen im Rahmen des „Zukunftsprogramms gerechten Infrastruktur. Dazu gehören Ländlicher Raum“ eigenverantwortlich Vorlage der Integrierte Entwicklungs- auch die Erhaltung eines möglichst wohn- entscheiden. Zurzeit befinden sich 20 Ak- strategien der AktivRegionen beim ortnahen, leistungsfähigen Schulangebo- tivRegionen im Aufbau. Bei der Umset- MLUR im I. Quartal 2008; tes und die Sicherung einer ausreichen- zung des „Zukunftsprogramms ländlicher den medizinischen Versorgung. Die her- Raum“ soll verstärkt darauf hingewirkt Anerkennung der AktivRegionen vor- ausragende Bedeutung der ländlichen werden, dass die Beteiligten an der Um- aussichtlich zum III. Quartal 2008; Räume als Landschafts- und Lebensraum setzung der vier fondsspezifischen För- einer vielfältigen Flora und Fauna und als derprogramme des „Zukunftsprogramms Ausstattung der AktivRegionen mit vol- Erholungsraum für die einheimische Be- Schleswig-Holstein“ (EFRE, ESF, ELER, lem gestaffelten Grundbudget von völkerung und für Touristen ist zu bewah- EFF – allein 728 Mio Euro EU-Mittel) stär- 250.000 Euro (50-75 Tsd. EW) und ren und zu entwickeln. Dies gilt ebenso für ker in den integrierten Entwicklungsansatz 300.000 Euro (75-100 Tsd EW) ab EU- die Erhaltung des Kulturerbes. Wissen und der „AktivRegionen“ eingebunden wer- Haushaltsjahr 2009, d.h. ab 16.10.2008 Kompetenz der Menschen in den ländli- den. Die AktivRegionen bieten die Chan- chen Räumen sollen gestärkt werden. Der ce, zu Plattformen der Vernetzung zu wer- Erwerb von Qualifikationen für die Organi- den – beispielsweise um mit den komple- sation und Durchführung regionaler Ent- xen Wirkungen des demographischen wicklungsprozesse, die Förderung von Wandels konstruktiv umgehen zu können. Weiterbildung und der Aufbau von Unter- Daraus entsteht auch ein Bedarf zur Ab-

188 Die Gemeinde SH 7-8/2007 nehmergeist haben einen hohen Stel- Initiative „AktivRegion“ im Rahmen lenwert. Besonders wichtig ist das ehrenamtli- der neuen EU-Förderperiode che Engagement der Bürgerinnen und Bürger, der zahlreichen Verbände und „ELER“ von 2007 bis 2013 Institutionen sowie der Wirtschaft. Dies ist gleichzeitig eine spezifische Stärke Christina Pfeiffer, Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume der ländlichen Räume. Staatliche Unter- stützung sollte bürgerschaftliches Enga- Die Landesregierung setzt mit der kunftsfähigkeit als Wohn-, Wirtschafts- gement gezielt befördern und ergänzen. neuen Förderinitiative „AktivRegion“ und Erholungsraum für die dort lebenden Die Vernetzung der Akteure auf allen auf die Stärken der ländlichen Regio- Menschen ist daher ein zentrales Anliegen Ebenen, d. h. innerhalb der Regionen, nen – für mehr Wirtschaftskraft, neue der Landesregierung, zu dem alle Ministe- zwischen privaten und öffentlichen Part- Partnerschaften und mehr Lebens- rien ihren Beitrag leisten. Ressort über- nern, sektorübergreifend sowie regions- qualität. greifend wurden im Mai 2007 unter Feder- übergreifend, wird als zentraler Erfolgs- führung des Ministers für Landwirtschaft, faktor für die zukunftsfähige Gestaltung Einführung Umwelt und ländliche Räume folgende ge- der Regionen gewertet, da hiermit Sy- Die neue EU-Förderperiode 2007-2013 meinsame Leitlinien für die ländliche Ent- nergien genutzt werden können. wurde zum Anlass genommen, die För- wicklung in Schleswig-Holstein verab- Die Lösung der anstehenden Herausfor- derpolitik des Landes für die Entwicklung schiedet. derungen für die ländlichen Räume er- ländlicher Räume auf der Grundlage der fordert eine ressortübergreifende Koor- EU-Vorgaben neu auszurichten. Es sollen Leitlinien für die ländliche Entwick- dination und intensive Zusammenarbeit zukunftsweisende Rahmenbedingungen lungspolitik in Schleswig-Holstein: der verschiedenen Politikbereiche. Nur geschaffen werden, damit sich die länd- Die Schaffung und der Erhalt von Ar- mit einem integrierten Ansatz können lichen Räume Schleswig-Holsteins als at- beitsplätzen – eng verbunden mit der Si- die ländlichen Räume gestärkt und ent- traktive Wohn-, Wirtschafts- und Erho- cherung einer attraktiven Infrastruktur – wickelt werden. lungsräume mit hoher Umweltqualität wei- sind das zentrale Ziel der Politik für den ter entwickeln können. Innerhalb des ländlichen Raum. Zukunftsprogramm Ländlicher Raum „Zukunftsprogramm Schleswig-Holstein“ Die herausragenden Stärken der ländli- – Initiative AktivRegion sind das „Zukunftsprogramm Ländlicher chen Räume als Landschafts- und Le- Im Rahmen des Zukunftsprogramms Raum“ (ZPLR) und das „Zukunftspro- bensraum einer vielfältigen Flora und Ländlicher Raum (ZPLR) als einem zentra- gramm Fischerei“ besonders auf die För- Fauna, als Reinluftgebiet und als Erho- len Förderinstrument für die ländlichen Re- derung der ländlichen Räume ausgerich- lungsraum für die einheimische Bevöl- gionen im Rahmen der neuen EU-Förder- tet. kerung und ihre zahlreichen Gäste müs- periode „ELER“ 2007-2013 kommt der In- Unsere ländlichen Regionen in Schleswig- sen erhalten und gepflegt werden. itiative „AktivRegion“ für die Umsetzung Holstein haben viele Stärken: wettbe- Der demografische Wandel und die Ver- der oben genannten Leitlinien strategisch werbsfähige landwirtschaftliche Betriebe, knappung öffentlicher Mittel fordern in eine zentrale Rolle zu. „AktivRegion“ orien- eine hohe Lebensqualität, überaus attrak- vielen Regionen innovative Anpas- tiert sich an dem „bottom-up“-Ansatz der tive Landschaftsräume, ein reiches Natur- sungsstrategien, um die Angebote der bisher in Schleswig-Holstein mit Erfolg und Kulturerbe, günstige Wohnverhältnis- öffentlichen Daseinsvorsorge sicher zu praktizierten Ansätze von LEADER+ und se, ein familienfreundliches Umfeld, eine stellen. Kreativität, Flexibilität und Ver- den „Ländlichen Struktur- und Entwick- hohe Bereitschaft zum ehrenamtlichen netzung der Akteure sind dabei wesent- lungsanalysen“ (LSE). Engagement und vielfältige soziale Netz- liche Faktoren. Auch die rechtlichen Der „Europäische Landwirtschaftsfonds werke, viele klein- und mittelständische Rahmenbedingungen müssen zum Teil für die Entwicklung des ländlichen Raums Unternehmen und vieles mehr. auf den Prüfstand. (ELER)“ ist Grundlage für das „Zukunfts- Gleichzeitig stehen die ländlichen Räume Die ländlichen Räume mit ihren spezifi- programm Ländlicher Raum“ in Schles- vor gravierenden Herausforderungen. Die schen Stärken und Potenzialen sind für wig-Holstein. Insgesamt stehen für den demografischen Veränderungen in den die Lebensqualität und den wirtschaftli- Förderzeitraum für alle Schwerpunkte rd. nächsten Jahrzehnten werden in Schles- chen Erfolg des Landes unverzichtbar. 240 Mio. Euro zur Verfügung. Speziell für wig-Holstein regional sehr unterschiedlich Es soll kein Gegensatz Metropolregion/ den Bereich der „Integrierten ländlichen ausfallen, aber generell wird es eine starke städtische Regionen vs. ländliche Räu- Entwicklung“ stehen rd. 50 Mio € an EU- Verschiebung der Altersstruktur hin zu äl- me aufgebaut werden. Die ländlichen Mitteln bereit. Die eingesetzten EU-Mittel teren Bevölkerungsgruppen geben. Die Räume in Schleswig-Holstein profitieren bedürfen einer 50%igen öffentlichen Ko- öffentlichen Mittel werden knapper. Es von der Metropolregion Hamburg / den finanzierung, z. B. durch Bund, Land, müssen also spezifische regionale Lösun- städtischen Regionen – und umgekehrt. Kommunen oder weitere öffentlich-rechtli- gen gefunden werden. Die Handlungsmaxime lautet daher: Die che Einrichtungen. Es geht darum, mit vereinten Kräften und „Stärken stärken“ – sowohl in der Me- „AktivRegionen“ sind selbst organisierte neuen Ideen das Leben in den Dörfer at- tropolregion/den städtischen Regionen Regionen mit 50.000 bis 100.000 Einwoh- traktiv zu erhalten und zukunftsfähig zu als auch in den ländlichen Regionen. Ei- nern, in denen eine privat-öffentliche re- gestalten. Ausbildungs- und Arbeitsplätze ne wichtige Voraussetzung sind gegen- gionale Partnerschaft gemeinschaftlich die müssen geschaffen und erhalten werden, seitige Wertschätzung sowie Kontakte Verantwortung für die Entwicklung aller die Mobilität ist zu sichern. Die Menschen und Kooperationen „auf gleicher Augen- Lebensbereiche in der Region übernimmt. brauchen Angebote, um sich zu erholen, höhe“. Private Akteure, Wirtschafts- und Sozial- zu treffen, einzukaufen, zum Arzt zu ge- Wissen und Kompetenz der Menschen partner müssen neben den öffentlichen hen, beruflich und privat per Internet an die in den ländlichen Räumen Schleswig- Akteuren in die Entscheidungsprozesse Welt angebunden zu sein und sich weiter Holsteins sollen gestärkt werden. Der über die Ziele, Strategien und Projekte der zu bilden. Erwerb von Qualifikationen für die Orga- Region eingebunden werden. Die „Aktiv- Die ländlichen Räume leisten einen erheb- nisation und Durchführung der regiona- Regionen“ können im Rahmen eines jähr- lichen Beitrag zur Leistungsfähigkeit und len Entwicklungsprozesse und die För- lichen Budgets über Projektförderungen Attraktivität unseres Landes. Ihre Zu- derung von Weiterbildung und Unter- im Rahmen des „Zukunftsprogramms

Die Gemeinde SH 7-8/2007 189 Ländlicher Raum“ eigenverantwortlich munen, Wirtschaft, Soziales, Kultur und Die Förderung der LSE- und Dorfentwick- entscheiden. Umwelt. lungsprojekte wird bis 2009 zu Ende ge- Das LAG-Entscheidungsgremium über führt. Ab 2010 werden außerhalb der Ak- Chancen durch die Bildung einer „Ak- das Grundbudget und die Projektaus- tivRegionen nur noch Mittel für landespoli- tivRegion“: wahl besitzt einen Anteil von mindestens tisch bedeutsame Leitprojekte bereitge- Regionale Besonderheiten bieten die 50% Wirtschafts- und Sozialpartnern. stellt. Chance, ein eigenes Profil zu ent- Die Region legt eine integrierte Entwick- wickeln. Auf dieser Grundlage erarbei- lungsstrategie für die „AktivRegion“ vor. Was kann gefördert werden? ten die Akteure vor Ort eine integrierte Die AktivRegionen müssen bereits im Rah- Den AktivRegionen bietet sich ein weites Entwicklungsstrategie für ihre AktivRegi- men der Erstellung der integrierten Ent- Spektrum an Förderprogrammen für die on. wicklungsstrategie eine Struktur für die in- Umsetzung ihrer Projekte an. Im Vorder- Eine privat-öffentliche Partnerschaft ner- und überregionale Zusammenarbeit grund wird das Zukunftsprogramm Länd- wird in der Region aufgebaut. Diese „Lo- und Abstimmung mit weiteren Akteuren licher Raum stehen, mit den folgenden kale Aktionsgruppe“ steuert, organisiert der Regionalentwicklung (z. B.: Ge- Förderschwerpunkten: und begleitet die Umsetzung der inte- schäftsstellen Zukunftsprogramm Wirt- Schwerpunkt 1 „Wettbewerbsfähigkeit“: grierten Entwicklungsstrategie. Eine schaft, Wirtschaftsförderungsgesellschaf- Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit breite Bürgerbeteiligung mit demokrati- ten der Kreise, Regionalmanagements, der Land- und Forstwirtschaft schen Spielregeln stellt die Entwicklung Tourismusverbänden) entwickeln. Die regi- Schwerpunkt 2 „Kulturlandschaft“: Ver- der Region auf eine starke Basis. Die Zu- onsspezifischen Themen sind grundsätz- besserung der Umwelt und Landschaft sammenarbeit von Verwaltung, Bür- lich unter der Berücksichtigung der As- Schwerpunkt 3 „Lebensqualität“: Ver- gern, Wirtschaft und Initiativen ermög- pekte „demografischer Wandel“ und „Kli- besserung der Lebensqualität im ländli- licht eine Vernetzung bisher getrennter maschutz“ auszuarbeiten. chen Raum und Diversifizierung der Bereiche von Gesellschaft und Wirt- Mit der Anerkennung der AktivRegion ist ländlichen Wirtschaft schaft. die Einrichtung eines LAG-Managements Schwerpunkt 4 „AktivRegion“: Umset- Eine wirksame Verbindung unterschied- verbunden, das u. a. für die operative Um- zung des LEADER-Konzeptes licher Förder- und Finanzierungstöpfe setzung, die Steuerung und Weiterent- der öffentlichen Hand (EU, Bund, Land, wicklung der integrierten Entwicklungs- Beispielhaft werden an dieser Stelle nur Gemeinden) mit privaten Mitteln (Spon- strategie, die Koordinierung von Projekten die Ziele für den Einsatz der Fördermittel soren, Mäzene, Stiftungen etc.) kann mit sowie für die Beratung und Betreuung der im Bereich der integrierten ländlichen Ent- diesen Partnerschaften leichter erreicht Antragssteller zuständig ist. Die Lokale Ak- wicklung aus dem Schwerpunkt 3 darge- werden – angesichts reduzierter öffentli- tionsgruppe kann die Aufgaben des LAG- stellt: cher Mittel. Managements extern vergeben oder sel- Mehr Gemeinschaft: Die Menschen sol- Innovative Projekte können in neuen ber übernehmen. Die Lokale Aktionsgrup- len zu noch mehr Eigeninitiative ermutigt Partnerschaften umgesetzt werden. pe kann sich auch einer bestehenden und die kreativen Kräfte durch neue Mit Hilfe eines integrierten Ansatzes Organisation bedienen, wenn diese die Partnerschaften mobilisiert werden, z.B. können Ziele und Maßnahmen gebün- oben beschriebenen Voraussetzungen er- durch die Mitarbeit von Bürgerinnen und delt und vernetzt werden. Zu den The- füllt. Der Kostenanteil für das Betreiben der Bürgern bei der Erarbeitung der inte- men gehören Infrastruktur, Landwirt- LAG ist auf 15 % der öffentlichen Gesamt- grierten Entwicklungsstrategie für die schaft, ländliche Wirtschaft, Tourismus, ausgaben des Grundbudgets begrenzt. AktivRegion, das Regionalmanagement Umwelt, Klimaschutz, Kultur und Woh- Die AktivRegionen können über ein und durch den Aufbau regionaler Netz- nen. Grundbudget an EU-Mitteln eigenständig werke von Bürgern, Vereinen, Unterneh- Die AktivRegionen können somit zu verfügen, in Abhängigkeit von ihrer Größe men und Kommunen. Plattformen der Vernetzung werden, 250.000 bzw. 300.000 Euro p. A. für den Mehr Lebensqualität: Die Grundversor- insbesondere unter Berücksichtigung Förderzeitraum. Da eine 50%ige öffentli- gung im ländlichen Raum soll gesichert der komplexen Wirkungen des demo- che Kofinanzierung der EU-Mittel erforder- und die regionale Identität gestärkt wer- graphischen Wandels und damit auch lich ist, stehen den Regionen jährlich bis zu den, z.B. durch Nahversorgungsmodel- zur Abstimmung von Förderaktivitäten 600.000 Euro öffentliche Mittel für die Um- le wie MarktTreff, Vermarktung regiona- der verschiedenen Ressorts. setzung von Projekten zur Verfügung. ler Produkte, dörfliche Entwicklung so- Projekte, die über das Grundbudget hin- wie durch Kultur- und Freizeitangebote. Umsetzung aus gefördert werden sollen, z.B. mit Mit- Mehr Wirtschaftskraft: Die Wirtschafts- Zirka 20-22 AktivRegionen etablieren sich teln der Gemeinschaftsaufgabe zur Ver- kraft im ländlichen Raum soll gestärkt, zurzeit eigenständig im Land. Seit Ende besserung der Agrarstruktur und des Küs- Arbeitsplätze gesichert oder neu ge- 2006 ist ein intensiver Prozess der Ge- tenschutzes (GAK), müssen sich einem schaffen werden, z. B. durch innovative bietsfindung in Gang. Auch die Unter-, und regionsübergreifenden Wettbewerb stel- Beschäftigungsfelder (neben der Land- Mittelzentren sowie die Randbereiche der len. Zu den zentralen Kriterien gehören die wirtschaft), Umnutzung landwirtschaftli- Oberzentren können in die AktivRegionen Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft, cher Bausubstanz, Ausbau des ländli- einbezogen werden. die Schaffung und Sicherung von Arbeits- chen Tourismus sowie Weiterbildung Voraussetzungen für die Anerkennung als plätzen und Kooperationen mit der Wirt- und Informationsangebote für Unter- AktivRegionen durch das Ministerium für schaft sowie anderen öffentlichen und pri- nehmen und Verbände. Landwirtschaft, Umwelt und ländliche vaten Partnern. Räume (MLUR) sind: Die finanzielle Abwicklung der Mittel für die Wie hoch sind die Förderquoten im Es handelt sich um ein zusammenhän- integrierte ländliche Entwicklung erfolgt Bereich der Integrierten ländlichen gendes Gebiet mit Einwohnerzahlen künftig zentral über die Ämter für ländliche Entwicklung? zwischen 50.000 und 100.000. Räume (ÄLR). Die Beratung und Koordi- Die EU beteiligt sich mit 55 % an den öf- Die Region bildet eine öffentlich-private nierung bei der Umsetzung von Projekten, fentlichen Aufwendungen. Partnerschaft als rechtsfähige Organisa- für die Mittel aus anderen Förderprogram- Die Förderquote liegt zwischen 25%- tion („Lokale Aktionsgruppe“ - LAG). men des Landes in Frage kommen, über- 35% (Privater Träger) und zwischen Die LAG ist eine repräsentative Gruppie- nehmen ebenfalls die Ämter für ländliche 45%-55% (Öffentlicher Träger) der för- rung von Partnern aus unterschiedli- Räume als Verwaltungsstellen der Aktiv- derfähigen Ausgaben. chen Sektoren der Region, z. B. Kom- Regionen. Die ggf. anfallende Mehrwertsteuer von

190 Die Gemeinde SH 7-8/2007 19% ist für öffentliche Institutionen nicht Die AktivRegionen werden voraussicht- Ämter für ländliche Räume (ALR): förderfähig. lich bis Anfang des III. Quartals 2008 an- Die Erarbeitung der Integrierten Ent- erkannt. ALR Husum: Norbert Limberg wicklungsstrategie für die AktivRegio- Die Informationsveranstaltungen durch Tel. 04841-667-300, email: Norbert.Lim nen ist förderfähig. das MLUR und die Ämter für ländliche [email protected] Originäre Verwaltungsaufgaben und Be- Räume zur AktivRegion werden in 2007 triebskosten sind nicht förderfähig. fortgesetzt. ALR Husum/Außenstelle Flensburg: Die Medien begleiten aktiv die Ein- Jan-Nils Klindt Zeitablauf und die nächsten Schritte? führung und Umsetzung der neuen För- Tel. 0461-804-274, email: Jan-Nils.Klindt Bereits jetzt machen sich viele Regionen derstrategie (NDR, sh:z Bauernblatt @Flensburg.ALR-Husum.landsh.de Gedanken zur Gebietskulisse und zu etc.). den thematischen Schwerpunkten. ALR Husum/Außenstelle Heide: Nach der Programmgenehmigung zum Haben Sie konkrete Fragen? Zum Beispiel Jürgen Wolff Ende des III. Quartals 2007 werden die an wen Sie sich wenden sollen, wenn Sie Tel. 0431-6708-236, email: Juergen.Wolff Kriterien zur Anerkennung als AktivRegi- in einer AktivRegion mitarbeiten möchten? @ALR-Kiel.landsh.de on veröffentlicht. In Kürze werden Informationen unter Im nächsten Schritt kann die Erarbei- www.aktivregion-sh.de bereit gestellt. ALR Kiel: Detlev Brodtmann tung der Integrierten Entwicklungsstra- Tel. 0431-6708-331, email: Detlev.Brodtm tegie für die AktivRegion beauftragt wer- [email protected] den. Als Auftaktveranstaltung kann z.B. ein Workshop stattfinden, zu dem alle Darüber hinaus beantworten Ihre Fragen ALR Lübeck: Axel Strunk Akteure der Region eingeladen werden, gerne: Tel. 0451-885-220, email: Axel.Strunk@A um ihre Ideen und Engagement einzu- LR-Luebeck.landsh.de bringen, mit denen sie die Zukunft mit- Ministerium für Landwirtschaft, Um- gestalten möchten. welt und ländliche Räume des Landes ALR Lübeck/Außenstelle Itzehoe: Die Integrierten Entwicklungsstrategien Schleswig-Holstein: Verena Boehnke für die AktivRegionen einschließlich der Hermann-Josef Thoben – Referatsleiter Tel. 04821-66-2200, email: Verena.Boehn rechtlichen Organisationsstruktur wer- für integrierte ländliche Entwicklung [email protected] den dem MLUR bis zum I. Quartal 2008 Tel. 0431/988-4980, email: vorgelegt. [email protected]

tägigen Vorträge und Diskussionen in der Dörfliche Lebensstile – Mythos, folgenden Resolution zusammen: Chance oder Hemmschuh der länd- 1. Angleichung der Lebensstile zwi- schen Stadt und Land? lichen Entwicklung? Viele Traditionen des Lebens und Arbei- tens im ländlichen Raum sind in den letz- Arbeitskreis Dorfentwicklung („Bleiwäscher Kreis“) ten Jahren ins Wanken geraten. Individua- lisierung, Verbreitung von Informations- Seit 1978 befasst sich der Arbeitskreis Fächern Soziologie, Geographie und Kul- technologie oder Globalisierung werden Dorfentwicklung mit aktuellen Problemen turanthropologie sind in den letzten zehn hierfür verantwortlich gemacht. Verbreitet ländlicher Räume in Mitteleuropa. Im „Blei- Jahren zahlreiche theoretische und empi- ist die These einer zunehmenden Anglei- wäscher Kreis“ kommen Wissenschaftler, rische Arbeiten zu dörflichen und städti- chung der Lebens- und Arbeitsverhältnis- Planer, Politiker und Dorfbewohner zu re- schen Lebensstilen entstanden. Deren Er- se in Stadt und Land im Suburbanisie- gelmäßigen interdisziplinären Dorfsympo- gebnisse sind für manche Beobachter rungsprozess. Dagegen steht die These sien zusammen. Diese haben sich inzwi- überraschend: Trotz aller Angleichungs- einer zunehmenden Bedeutung des Länd- schen zu einem anerkannten Forum wis- prozesse bestehen offenbar gravierende lich-Dörflichen als Kompensation im Glo- senschaftlicher und gesellschaftlicher Unterschiede zwischen dörflichen und balisierungsprozess. Bemühungen um den ländlichen Raum städtischen Lebensstilen. Ländliche Le- etabliert. Schon zu einem Markenzeichen bensstile genießen außerdem eine hohe 2. Fortbestehen dörflicher Lebensstile sind die „Bleiwäscher Resolutionen“ ge- Wertschätzung in Stadt und Land. Diskussionen um regionale Mentalitäten, worden, kurzgefasste Resümees, die sich Das interdisziplinäre Dorfsymposium Blei- lokale Identitäten und kleinräumige Mi- jeweils kurz nach der Tagung an eine brei- wäsche 14 richtete sein Interesse auf die lieus, um ländliche Lebenswelten und um te Öffentlichkeit richten. Lebenskultur des Dorfes. Zunächst wurde Heimat auf dem Lande werden in jüngerer Viele Traditionen des Lebens und Arbei- der Wandel der dörflichen Lebensstile von Zeit zusammengeführt und intensiviert. Hi- tens sind in den letzten Jahrzehnten durch etwa 1950 bis heute skizziert. Im Mittel- storische, kulturanthropologische, sozial- Individualisierung, Informationstechnolo- punkt standen dann die wesentlichen wissenschaftliche und geographische gie und Globalisierung ins Wanken gera- Merkmale der gegenwärtigen dörflichen Forschungen kommen immer öfter zu ten. Selbst auf dem Lande scheint nichts Lebensstile. Des weiteren wurde versucht, dem Ergebnis, dass es weiterhin eigen- mehr so zu sein, wie es noch vor 50 Jah- die Chancen und Auswirkungen ländlicher ständige dörfliche Lebensstile gibt und ren war. Eine weitverbreitete These spricht Lebensstile auf die dörfliche Kommunal-, sich diese hoher Wertschätzung erfreuen. von einer sich beschleunigenden Anglei- Kirchen- und Vereinspolitik auszuloten. Im Diese Kultur des Kleinteiligen und diese chung der Lebens- und Arbeitsverhältnis- Dialog von Wissenschaft, Verwaltung, Pla- Nachhaltigkeit im Lokalen sind auch in se in Stadt und Land. nung und Praxis ging es nicht zuletzt um Städten feststellbar, im ländlichen Raum Seit einigen Jahren treten Fragen der Le- die Potentiale der kulturell-sozialen, öko- jedoch wesentlich verbreiteter. Regionale bensstile, der (Wohn-) Zufriedenheit und nomischen und ökologischen Nachhaltig- Mentalitäten erweisen sich ohnehin als des Gemeinwohls immer stärker in die öf- keit des ländlichen Raumes. sehr stabil, selbst über historische Brüche fentliche Diskussion. Besonders in den Die Tagungsteilnehmer fassten ihre zwei- hinweg.

Die Gemeinde SH 7-8/2007 191 Im ländlichen Raum sind gemessen am ur- genden Wertvorstellungen. Gemäß seiner wirtschaftliche Standortfragen. Die vielge- banisierten Raum deutlich stärker vorzu- Traditionen kann der Aktionsraum Dorf staltige Fähigkeit der Menschen im ländli- finden: traditions- und naturorientierte Le- höchst unterschiedlich sein. Entspre- chen Raum zum eigenständigen Handeln bensstile, häuslich- und familienorientierte chend vielfältig sind dörfliche Lebensstile, ist eine Zukunftsressource. Die Partizipa- Lebensstile, integrations- und nachhaltig- wie sie sich in Beruf und Freizeit, in Alltag tionstraditionen im ländlichen Raum be- keitsorientierte Lebensstile. Ruhe und Ent- und Fest, Haus und Garten oder in Tabui- dürfen allerdings der Respektierung und schleunigung, Landwirtschaft und Nutz- sierung und Konflikt konkretisieren. der Stärkung. Variantenreiche Lebensstile, garten, Ehrenamt, Vereinsleben und die über lange Zeit entwickelt oder über- Nachbarschaft spielen wichtige Rollen. 3. Zukunftsfähigkeit dörflicher Le- nommen und verinnerlicht wurden, sind Lebensstile sind geprägt von Herkunft, bensstile von Politik, Planung und Wirtschaft ernst Geschlecht, Alter, Bildung und sozialer Lebensstile zeigen die Leitorientierungen zu nehmen und als kreative Potentiale für Stellung. Sie drücken sich im lokalen Akti- der Menschen. Diese Leitorientierungen eine Weiterentwicklung von innen heraus onsraum aus. Hier entfalten sich verstetig- sind zugleich Maßstäbe und Handlungs- aufzugreifen. te Verhaltensweisen und die dahinterlie- räume für Politik und Planung sowie für

len, reicht es nicht mehr, eine neue Decke Ländliche Wege in Schleswig-Hol- aufzubringen. Mit einer vollen Unter- grundsanierung ziehen die Kosten jedoch stein ganz schnell an. Die Summen, die dann erforderlich sind, übersteigen vielfach das Auf dem Holzweg: Budget der verantwortlichen Kommune. Grap rät daher: „Am klügsten ist es, konti- Gemeindewege sind unterfinanziert nuierlich in die Wege zu investieren.“ Das bedeutet zuallererst, eine regelmäßi- Sönke Hauschild, Bauernverband Schleswig-Holstein e. V. ge Unterhaltung sicherzustellen. Hochge- wachsene Bankette sind abzutragen, da- Das ländliche Wegenetz in Schleswig- so potenziert sich der Druck auf den We- mit das Wasser abfließt. Dieses versickert Holstein ist streckenweise absolut gen um das Vierfache. Auch ist die „dyna- sonst direkt am Rand und beeinträchtigt marode. Teils ist dies dem Alter der mische Beanspruchung“ bei höheren Ge- die Tragfähigkeit der Kante. Auch müssen Straßen geschuldet, teils aber auch schwindigkeiten durch die Masseschwin- Spurrillen in der Bankette regelmäßig ver- der zunehmenden Belastung der gungen heutzutage ebenfalls größer. füllt werden. Ansonsten führt es dazu, Straßenkörper. „Wenn wir so weiter- dass bei Gegenverkehr die Straßenkante machen wie bisher, dann können wir Beanspruchung steigt übermäßig belastet wird und abbricht. in 15 Jahren die Hälfte der Gemeinde- Und dafür sind die Wege, die zum größten Frostaufbrüche oder Rillen in der Straße wege in Schleswig-Holstein abschrei- Teil in den 60-er und 70-er Jahren des vo- müssen umgehend beseitigt werden, um ben – vorsichtig geschätzt“, warnt rigen Jahrhunderts gebaut wurden, nicht den Schaden gering zu halten. Torsten Grap, technischer Berater des ausgelegt. Grap: „Wege, die für eine Ge- Wegeunterhaltungsverbandes Stein- samtlast von 5,5 t ausgelegt wurden, Wege – eine Kapitalanlage burg. müssen heute im Extremfall Achslasten Doch sogar mit diesen Selbstverständlich- von 11,5 t aushalten“ – und das bei keiten sind einige Gemeinden schon heu- Und er zeigt vor Ort auf, wo die Probleme Schleppern, die 50 km/h fahren. Das te finanziell überfordert. Dabei kann ein rei- liegen: „Ausgemagerte“, 30 Jahre alte muss schief gehen. Und so kommt es zu nes Abwarten richtig teuer werden. Denn Schwarzdecken auf der Geest, die drin- Absenkungen und Rissen in der Fahr- es führt dazu, dass am Ende erheblich gend eine Erneuerung bräuchten. Weite bahn, Abbrüchen an der Kante, tiefen mehr investiert werden muss. Grap be- Marschwege, die aufgrund des schwieri- Spurrillen in der Bankette. „Die Unterhal- richtet von Landkreisen in Niedersachsen, gen Unterbaues eine Lebenserwartung tungsintervalle werden immer kürzer“, die beschlossen haben, über einen Zeit- von maximal 10 bis 15 Jahren haben. Das klagt Grap. Zudem wurde bei vielen We- raum von 10 Jahren nicht mehr in den Problem: Jedes Jahr können mit den vor- gen seinerzeit nicht auf einen soliden Un- Straßenbau zu investieren. „Danach kön- handenen Finanzmitteln des Steinburger tergrund geachtet. Der Unterbau der hi- nen sie die Straße neu aufbauen“, warnt Schwarzdeckenverbandes nur etwa storisch gewachsenen Wege wurde nicht der Fachmann. Das Finanzdesaster ist da- 100.000 m2 des Wegebestandes erneuert geprüft, sondern einfach ungeprüft über- mit vorgezeichnet. werden. Die Gesamtfläche im Erfassungs- nommen. Verbandsvorsteher Hartmut Ruge fordert gebiet beträgt jedoch 3 Mio. m2. Im Heute weiß man oft nicht, wie es unter der ein neues Bewusstsein bei den Verant- Schnitt muss ein Weg also 30 Jahre hal- Asphaltdecke aussieht. Teilweise sind es wortlichen. Vielen sei nicht klar, dass ten. alte Sandwege und Klinkerstraßen. Selbst Straßen eine Kapitalanlage darstellen, die Was sich heute schon nicht rechnet, wird Spurbahnen wurden kurzerhand über- es durch regelmäßige Pflege zu erhalten in Zukunft noch unkalkulierbarer. Denn die teert. Auf Sandwegen wurden einfach die gilt. Viele Gemeinden sehen das ländliche Erfahrung lehrt, so Grap, dass sich durch Spurrillen nivelliert, die Fahrbahn mit Teer Wegesystem als eine „versteckte Subven- den technischen Fortschritt und dem getränkt und dann Splitt eingestreut. Da- tion der Landwirtschaft“, kritisiert der Zwang zu immer größeren Maschinen die mals eine einfache Methode, die sich jetzt Landwirt. „Doch das ist es nicht.“ Er ap- Belastung tendenziell erhöht. Es sind rächt. Heute zeigt sich an Rissen in der pelliert allerdings auch an seine Berufskol- natürlich auch die landwirtschaftlichen Fahrbahndecke, an Absenkungen und legen, mit den Wegen pfleglich umzuge- Fahrzeuge, die zu dem prekären Zustand Abbrüchen, dass es im ländlichen Raum hen: Langsames Fahren, wenn möglich vieler Wege beigetragen haben. Doch ein Problem mit den Wegen gibt. geringere Lasten. Das verlängert die Le- nicht nur sie kämpfen mit steigenden „Damals war das durchaus praktikabel“, bensdauer der Wege ganz erheblich. Achslasten. Auch die Ver- und Entsorger gibt Grap zu. Doch bei den heutigen Be- Auch sollte man bei Ausweichmanövern kommen mit immer größeren Maschinen. anspruchungen geben diese Wege „ihren mit dem einen Rad lieber ganz von der Die Rechnung ist schnell gemacht: Ver- Geist auf“, bedauert der technische Bera- Straße gehen, anstatt die Kante extrem zu doppelt sich das Gewicht auf der Achse, ter. Sind Untergrundschäden festzustel- belasten, rät Ruge.

192 Die Gemeinde SH 7-8/2007 Viele Wege „rotten“ vor sich hin, weil den Gemeinden das Geld und das Bewusstsein für die Bedeutung der ländlichen Infrastruktur fehlen. Gera- de die landwirtschaftlichen Wege können einer vielfältigen Nutzung die- nen. Tourismus und Landwirtschaft widersprechen sich nicht, sondern ergänzen sich. (Foto: Hauschild)

Mit der Bankette fängt es an: Spurrillen und stehendes können allerdings eine För- duzieren wir lieber die Länge“, erklärt Wasser weichen den Unterbau auf. Dauerhafte Schäden derung begründen. Grap. sind die Folge. Eine mangelnde Unterhaltung führt später Fragt man beim Schleswig-Holsteinischen zu einem erhöhten Reparaturaufwand. (Foto: Hauschild) Viele Wege vor dem Aus Gemeindetag, der Dachorganisation aller Letztlich werde man wohl Gemeinden nach, dann rennt man offene Und während die Landwirte ihre Wege viele Wege aufgeben müssen, wenn sich Türen ein. Landesgeschäftsführer Jörg noch kennen und schätzen, ist dies bei nichts ändert, warnt Grap. Straßen mit ge- Bülow: „Die ländlichen Wege gehören zur den Lohnunternehmen weit weniger der ringer Verkehrsbelastung können eine zentralen Infrastruktur der Gemeinden. Bei Fall, wird berichtet. Unter Zeitdruck, mit wassergebundene Existenz führen. Das einem Verschleppen der Unterhaltung großen Maschinen und zumeist hoher Zu- bedeutet, sie werden gefräst und „liegen drohen Folgekosten in ungeheurem Aus- ladung würden sie häufig wenig Rücksicht gelassen“. Löcher müssen dann regel- maß.“ nehmen. Gleiches gelte allerdings für mäßig mit Recyclingmaterial aufgefüllt Er fordert angesichts der chronischen Un- Pkw-Fahrer, die mit überhöhter Geschwin- werden. Es bedeutet jedoch ebenso eine terfinanzierung der Kommunen eine ge- digkeit für einen Materialaustrag sorgen. geringe Geschwindigkeit auf den Wegen. meinsame Anstrengung aller. Dazu gehö- Investitionen in die Wege sind heute ein Und die Erfahrung zeigt, dass sich dann ren übergemeindliche Konzepte, um bei Problem, weil die Finanzlage der Gemein- nicht nur Landwirte, sondern auch Rad- knappen Mitteln die größten Effekte zu er- dens es oftmals nicht mehr zulässt, alle fahrer und Inline-Skater beschweren, ver- zielen. Sonst werde der ländliche Raum wünschenswerten Projekte zu realisieren. merkt Verbandsvorsteher Ruge. von der allgemeinen Entwicklung abge- Und Schulen gehen vor, ist die allgemeine Für Wege mit einem höheren Verkehrsauf- koppelt, fürchtet Bülow. Voraussetzung Erfahrung. „Dann bleiben die Wege auf der kommen müssen allerdings andere Lö- sei aber auch, „dass die ländlichen Ge- Strecke“, klagt Bauausschussvorsitzen- sungen her. „Ein Patenrezept haben wir meinden bei dieser Aufgabe finanziell un- der Jürgen Schmidt. Politiker würden nicht“, gibt Grap zu. Doch neben dem Ruf terstützt werden“, lautet sein Appell an das eben nur in kurzfristigen Zeiträumen den- nach den notwendigen Finanzierungsmit- Land. ken. Schmid weiß das aus eigener An- teln ist es die Aufforderung zu mehr Eigen- schauung als Bürgermeister einer ländli- verantwortung und zur regelmäßigen We- Angemerkt: chen Gemeinde. Doch zur Grundversor- geunterhaltung. „Wir müssen vom An- Bleiben die Wege auf der Strecke? gung im ländlichen Raum gehören auch spruchdenken weg“, ergänzt der Berater. Die Lage scheint aussichtslos, die Wege die Wege, betonen er und Ruge. Auch wird mit neuartigen Verfahren expe- sind es nicht. Denn die besten Aussichten Besonders der Verbandsvorsteher findet rimentiert. So können Dünnschichtdecken auf das Land hat man von den Wirt- es unverständlich, dass gerade für den Material sparen. Einlagige Verfahren sind schaftswegen im Land: Nur darf man den landwirtschaftlichen Bereich keine Förder- im „Fahrkomfort“ nicht ganz vergleichbar Blick nicht nach unten wenden. Dann tun mittel mehr gewährt werden. Touristisches aber im Kostenaufwand erheblich niedri- sich im wahrsten Sinne des Wortes Ab- Interesse oder die Erschließung kleinerer ger. Dabei gilt: Keine Kompromisse bei der gründe auf. Der Zustand vieler Gemeinde- Gewerbe wie Hofcafés und Heuherbergen Qualität. „Wenn das Geld nicht reicht, re- wege ist erbärmlich.

Die Gemeinde SH 7-8/2007 193 Dabei ist das bisher immer noch dichte tainbike auf maroden Strecken sportliche nach gemeinsamen Lösungen suchen? und erhaltene Wegenetz nicht nur für die Höchstleistungen zu erbringen. Kein Bun- Das setzt gegenseitige Rücksicht bei der Landwirtschaft von außerordentlicher Be- desland hat zudem so viele Pferde, bezo- Planung und Nutzung voraus. deutung. Auch die Bewohner des ländli- gen auf die Einwohnerzahl. Auch sie brau- chen Raums insgesamt wissen um die Be- chen Wege. Inline-Skater, Spaziergänger Doch angesichts der finanziellen Engpäs- deutung der ländlichen Wege. Was nützt – – sie alle wollen wohlbehalten ihres Weges se auf allen Ebenen führt da kein Weg dran überspitzt gesagt – eine neue Schule, ziehen und dabei das Land genießen. vorbei. Auch die Gemeinden müssen sich wenn man nicht mehr hinkommt? Unser Wegenetz ist ein Wirtschaftsfaktor des Themas neu annehmen. Gerade auf und es ist zugleich ein Ausweis für die kommunaler Ebene sollte so viel Verant- Auch die Urlauber wollen bei uns gut zu Schönheit unseres Landes. Wir haben wortungsbewusstsein vorhanden sein, Wege sein. Zwei Drittel der Urlauber kom- „Wege mit Aussichten“. Wege mit Zukunft dass man merkt: Wer heute nicht inves- men mit Fahrrädern – auf dem Autodach. brauchen aber auch Geld. Was spricht tiert, bezahlt dafür schon morgen ganz Und sie wollen damit die Landschaft „er- dagegen, dass sich die unterschiedlichen teuer. Gemeinsame Aktionen zum ge- fahren“, Aussichten genießen. Aber nicht Nutzer zusammentun, vor allem jedoch ih- meinsamen Nutzen: Das ist der richtige jeder hat Spaß daran, mit seinem Moun- re Fördertöpfe zusammenwerfen und Weg.

Kostenträgerschaft, teils aus methodi- Ein Bärendienst für die Demogra- schen Gründen. phie-Debatte – zur Problematik von „Wegweiser Demographischer Wan- del“ der Bertelsmann-Stiftung kleinräumigen Bevölkerungsprogno- In diese Lücke ist die Bertelsmann-Stif- tung mit ihrem „Wegweiser Demographi- sen der Bertelsmann-Stiftung scher Wandel“ gestoßen. Hier wird allen deutschen Kommunen über 5.000 Ein- Bernd Wolfgang Hawel, Dipl.-Geogr. Stadtplaner, stadt & land gmbh, wohner ein großer Pool an sozioökonomi- Walkerdamm 14-16, 24103 Kiel, 0431 / 91024, [email protected] schen Daten online zur Verfügung gestellt, in dessen Mittelpunkt eine Bevölkerungs- Anlass nächsten 15 Jahren und darüber hinaus prognose bis 2020 steht. Unter dem Titel „Büchen 2005/50“ konn- wird – nach der Vorausberechnung des te im Jahr 2005 ein vom Land Schleswig- Statistikamts Nord – in den Teilräumen Was die Bestandsdaten betrifft, werden Holstein mit EU-Mitteln gefördertes Mo- Schleswig-Holsteins höchst unterschied- damit Maßstäbe gesetzt, da bisher kaum dellvorhaben zur Sensibilisierung kommu- lich verlaufen (Abb. 1). Hinter einer sta- eine (kleinere) Kommune für ihre Bürgerin- naler Akteure für den demographischen tionären Entwicklung im Landesdurch- nen und Bürger und Entscheidungsträger Wandel durchgeführt werden. Im Ergebnis schnitt verbirgt sich eine Bandbreite von derartig aufbereitetes und überörtlich ver- von Workshops und gutachterlichen Stu- minus 8 Prozent in Neumünster und plus gleichbares Material bereithält (siehe wei- dien wurden Ziel und Handlungsempfeh- 7,5 Prozent im Herzogtum Lauenburg. ter unten). lungen formuliert.1 Unterschiede bestehen (vereinfacht:) zwi- schen kreisfreien Städten und Kreisen, Hinsichtlich der Prognosedaten ist jedoch Das Amt Büchen (Kreis Herzogtum Lau- zwischen dem Süden und dem Norden Skepsis angezeigt. So sehr auch der An- enburg) bestand damals aus 9 Landge- meinden mit zusammen rund 5.500 Einw. und dem Unterzentrum Büchen mit glei- cher Einwohnerzahl. Für diesen Raum wurde ein „Szenario der Bevölkerungsent- wicklung“ erarbeitet. Dieses ging – in Ab- stimmung mit der Kreisplanung – vereinfa- chend davon aus, dass die Einwohnerzahl im Amt bis 2020 der prognostizierten Ent- wicklung des Kreises folgen und um rund 8 % zunehmen würde.2 Als am 08.02.2006 die Bertelsmann-Stif- tung ihren „Wegweiser demographischer Wandel“ im Internet veröffentlichte (www. aktion2050.de), musste man mit großer Verwunderung die Prognose für die Ge- meinde Büchen zur Kenntnis nehmen, die Abb. 1 Quelle: 3 satz zu begrüßen ist, für möglichst viele bis 2020 einen Bevölkerungsverlust um Gemeinden eine Prognose zu rechnen, so 10,3 % vorhersagt. des Landes, zwischen der „Mitte“ und den sehr ist auf die dabei eingegangenen me- Inzwischen ist bekannt, dass auch andere „Rändern“. 1 Die gesammelten Projektberichte „Büchen 2005/ 50 Kommunen in Schleswig-Holstein Proble- – Lebensfähigkeit und Attraktivität der ländlichen Re- me haben, „ihre“ Bertelsmann-Prognose Dass sich eine ähnlich Spannweite auch gion Büchen im demographischen Wandel“ wurden von der Akademie für die ländlichen Räume auf CD- zu verstehen – Anlass genug für eine ver- innerhalb der einzelnen Kreise auf Ge- ROM veröffentlicht. Restexemplare sind bei der Aka- tiefende Betrachtung. meindeebene auftut, ist zu vermuten. demie ([email protected]) oder beim Autor erhältlich. Groß ist deswegen das Interesse an klein- 2 Statistikamt Nord: Bevölkerungsvorausberechnung für die Kreise und kreisfreien Städte Schleswig-Hol- Regionale Aspekte des demographi- räumigen Bevölkerungsprognosen. Die steins – März 2005 (auf Basis der „10. koordinierten schen Wandels amtliche Statistik hat dieses Bedürfnis un- Bevölkerungsvorausberechnung“ der Statistischen Ämter); eigene Berechnungen und Darstellung stadt Die Veränderung der Bevölkerung nach terhalb der Kreisebene bisher nur im Aus- & land Menge und Zusammensetzung in den nahmefall bedient, teils wegen fehlender 3 wie vor

194 Die Gemeinde SH 7-8/2007 thodischen Risiken hinzuweisen, die die den, etwa wenn größere Baugebiete für tes ausgleicht, das in der Prognose noch Nutzbarkeit der Ergebnisse beeinträchti- ein paar Jahre Zuwachs sorgen und da- nicht berücksichtigt ist. Auch hier ist nicht gen. nach längere Zeit nur noch wenige oder damit zu rechnen, dass die vorhergesagte keine Bauplätze mehr verfügbar sind. Entwicklung – in diesem Fall ein Verlust Problematik des kleinräumigen Pro- von 12,3 % bis 2020 – eintritt, zumindest gnose-Ansatzes Gemeinde-Beispiele nicht in dieser Schärfe. Das Prognose-Modell der Bertelsmann- Welche extremen Ergebnisse durch ein zu An dieser Stelle gilt es dem Eindruck vor- Stiftung ist in seinen Grundzügen doku- „mechanisches“ Vorgehen möglich wer- zubeugen, wir wollten den bereits stattfin- mentiert4. Es ist ähnlich gebaut wie die den, zeigt das Beispiel Wentorf bei Ham- denden demographischen Wandel weg- Verfahren der amtlichen Statistik, nimmt burg (Abb. 2). Dieser Gemeinde, die zwi- diskutieren. Im Gegenteil: Allein die starke jedoch für sich in Anspruch, in Teilen de- schen 1996 und 2003 um stolze 31,1 % Alterungstendenz stellt die hier bespro- taillierter zu sein und alle räumlichen Ein- gewachsen ist, prognostiziert die Bertels- chenen Gemeinden vor große Herausfor- heiten gleich zu behandeln. Die Unter- mann-Stiftung eine Zunahme um weitere derungen, auch unabhängig von der Zahl grenze von 5.000 Einw. sehen die Autoren 45,5 % bis 2020. Basis sind die Geburten der Einwohner. Wer allerdings mit einer als vertretbar an, allerdings nicht ohne auf und Wanderungen der Jahre 2000 bis unzureichenden Prognostik den Gemein- die Risiken hinzuweisen: „Jede räumliche 2003. Anscheinend bleibt dabei unbe- den Zahlen liefert, die ganz offensichtlich Einheit kann also mit spezifischen Para- rücksichtigt, nicht stimmen können, erweist allen Be- metern berechnet werden. Diese Stärke – dass vor 1998 die Bevölkerung jahre- mühungen um einen qualifizierten Um- des Modells birgt aber auch Unsicherhei- lang relativ stabil und phasenweise so- gang mit der Demographie einen Bären- ten, und diese steigen mit zunehmender gar leicht rückläufig war, dienst. Kleinräumigkeit der Prognose bzw. sin- – dass das Wachstum im Zusammen- Völlig unverständlich wird die Bertels- kender Größe der Prognoseeinheiten. hang mit der Aufsiedelung einer Konver- mann-Prognose anlässlich der 2007 er- Denn bei kleinen Einheiten wie der Ge- sionsfläche erfolgte und sich (in zwei folgten Fortschreibung.8 Im Datenpool meindeebene kommen Sonderentwick- Schüben) auf die Jahre 1999 bis 2002 wurden die Bestandsdaten aktualisiert, lungen (z. B. hohe Zuwanderung infolge konzentrierte, darunter auch die aktuellen Einwohner- neuer Baugebiete, Abwanderung durch – dass es seitdem abflacht und sich in zahlen der Jahre 2004 und 2005. Nicht Schließung größerer Betriebe) sehr viel dieser Form kaum wiederholen dürfte; neu durchgerechnet wurden hingegen die stärker zum Tragen als auf aggregierten tatsächlich betrug die Zunahme 2003 Prognosen. Vielmehr fand eine geradezu Ebenen. Je größer also die Prognoseein- bis 2006 nur noch 1,4 % (oder linear abenteuerliche rechnerische Anpassung heit, desto stärker werden Sonderereig- 0,5 % p.a. gegenüber 2,7 % p.a., die der Veränderungsraten statt, indem die nisse nivelliert und desto ‚sicherer’ sind die sich aus der Prognose errechnen). mit Basisjahr 2003 prognostizierten Ein- Ergebnisse.“5 wohnerzahlen 2020 auf die neuen Basis- Diese „Sicherheitshinweise“ werden von Ein Gegenbeispiel liefert die Gemeinde Al- jahre 2004 und 2005 bezogen wurden. Im der Bertelsmannstiftung allerdings nur ver- tenholz (Abb. 3), die aktuell einen Teil des Fall der Gemeinde Büchen wird so aus halten in einem Hintergrundartikel kom- Bevölkerungsrückgangs aus den Refe- 10,3 % Verlust für den Zeitraum 2003 bis muniziert, den wohl nicht jeder lesen wird; renzjahren durch die – gerade erst begon- 2020 (d.h. von 5.457 auf 4.895) in der sie finden nicht den Weg auf die vorderen nene – Aufsiedlung eine neuen Baugebie „Fortschreibung“ ein Rückgang von Seiten der Internet-Präsentation und der „Demographie-Berichte“ der einzelnen Kommunen. Denn in der Tat entpuppt sich die ver- meintliche Stärke der Gleichbehandlung aller Gebietseinheiten im Einzelfall als fata- le Schwäche des Bertelsmann-Modells. Als Basis für die zukünftige Entwicklung werden die Geburts- und Wanderungsra- ten von 4 Jahren (2000 - 2003, gemittelt) genommen. Damit besteht bei kleinräumi- gen Verhältnissen regelmäßig die Gefahr, einen falschen Trend zu bekommen, in- dem kurzzeitige Sonderentwicklungen in die Zukunft verlängert werden. Wechsel von Wachstumssprüngen und Ruhepha- sen sind aber typisch für kleine Gemein- Abb. 3 Quelle: 7 11,3 % für 2005 bis 2020 (von 5.516 auf 4.895)! Obwohl also die Bevölkerung zu- letzt leicht zugenommen hat, muss die Veränderungsrate verschärft werden, weil es ja den einmal prognostizierten Zielwert

4 zur Erläuterung des Prognose-Modell der Bertels- mann-Stiftung mit graphischer Darstellung siehe www.aktion2050.de/...; Datei „Methodik Prognose. pdf“, S. 3 5 wie vor Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein / Stati- stikamt Nord, Bevölkerung am 31.12. d.J., div. Veröf- fentlichungen; Bertelsmann-Stiftung www.aktion20 50.de, 2003, 2005; eigene Berechnungen und Dar- stellung stadt & land 6 wie vor 7 Bertelsmann-Stiftung www.aktion2050.de/ 8 Bertelsmann-Stiftung www.aktion2050.de/...; Datei Abb. 2 Quelle 6 „Methodik Prognose.pdf“, S. 7

Die Gemeinde SH 7-8/2007 195 zu erreichen gilt. Solches Vorgehen ist der verlängerten Siedlungsachse ein reich mit seinen 9 Landgemeinden bleibt nicht geeignet, um die Glaubwürdigkeit stärkeres Wachstum zu ermöglichen. außen vor. Eine bundesweite Vergleich- des ganzen Unterfangens zu erhöhen. Dass in einer insgesamt wachsenden Me- barkeit ist nicht gegeben, weil man zen- tropolregion ausgerechnet Büchen mit tralörtliche Gemeinden wie Büchen (ohne Koordinierung unverzichtbar den genannten Lage-Parameter einen Nahbereich) nicht mit Flächengemeinden Die Prognostiker von Bertelsmann be- derartigen Bevölkerungsabsturz erwarten in Niedersachsen oder Nordrhein-Westfa- gründen ihre Gleichbehandlung der Ge- soll, wie von der Bertelsmann-Stiftung len (also Zentralorten mit Nahbereich) auf meinden mit einer Kritik an der „10. koordi- prognostiziert, ist schwer nachzuvollzie- eine Stufe stellen kann. nierten Bevölkerungsvorausberechnung“ hen, und er scheint auch nicht einzutreten Nun wäre es für Bertelsmann ja problem- der Statistischen Ämter in der Weise, dass (siehe unten). los möglich gewesen, in Schleswig-Hol- dort „... auch Vorstellungen hinsichtlich Mittelfristig kommen mit dem Wegfall der stein die Ebene „Amt“ als Prognose-Ein- der zukünftigen Entwicklung aus 15 stati- Eigenheimzulage und der Kürzung der heit zu nehmen, also eine Größenordnung, stischen Landesämtern / Landesregierun- Pendlerpauschale neuere raumwirksame die auch vor der Verwaltungsstrukturre- gen einfließen und deren Ergebnisse somit Einflussgrößen hinzu, die – zugegebener- form sehr oft mehr als die prognosetech- durchaus politisch geprägt (koordiniert) maßen – von Bertelsmann wohl noch nicht nisch geforderten 5.000 Einw. umfasste. sein können“.9 berücksichtigt werden konnten. Sie müss- Und dies wäre auch sinnvoll gewesen, ten aber in zukünftige Prognoseannahmen denn wie wir unten zeigen, weisen Zen- Ob diese Kritik berechtigt ist, sei dahinge- einfließen, weil sie nach unserer Einschät- tralort und Landgemeinden ganz unter- stellt. Wesentlicher Bestandteil der „Koor- zung zu einer Begünstigung von zentrale- schiedliche Strukturmerkmale und Ent- dinierung“ der amtlichen Statistik ist je- ren Standorten führen werden, und zu de- wicklungsdaten auf, die erst zusammen denfalls die Abstimmung der Wanderun- nen gehört in seinem ländlichen Umfeld das Bild einer räumlich-funktionalen Ein- gen über Ländergrenzen hinweg, um auch Büchen. heit ergeben. bundesweit eine Konsistenz herzustellen, wobei natürlich Annahmen und Wertun- Gebietskulisse: die Fläche „geht ver- Kleinräumige „Stadt-Umland-Effekte“ gen einfließen (müssen). loren“ Die Bevölkerungsentwicklung der Ge- Einer individuellen „Koordinierung“ bedarf Wie erwähnt, umfasst die Bertelsmann- meinde Büchen pendelt seit 1994 um die Prognose, wie wir gesehen haben, zu- Untersuchung – aus grundsätzlich richti- 5.500 Einwohner und war in den Basisjah- mindest auf der kleinräumigen Ebene sehr gen methodischen Gründen – nur Ge- ren für die Berechnungen der Bertels- wohl. Nur durch einen Abgleich mit lokalen meinden mit mehr als 5.000 Einwohnern. mann-Stiftung tatsächlich leicht negativ, Randbedingungen, insbesondere der Damit wird siedlungsstrukturellen Entwicklungen in im klein- Vergangenheit und Zukunft lassen sich strukturier- Sondereffekte und deren Einfluss auf die ten Schles- Prognose identifizieren. wig-Hol- Schließlich müssen die Einzel-Prognosen stein nur ein der Gemeinden per Saldo mit dem jeweili- Bruchteil gen Kreisergebnis übereinstimmen. Dies der Kom- wird von Bertelsmann auch beansprucht: munen er- „Das Modell arbeitet hierarchisch und er- fasst: es mittelt zunächst die Ergebnisse für den sind i. w. die Bund und dann schrittweise für die nach- zentralen geordneten Ebenen Länder, Kreise und Orte ab der Kommunen. So ist sichergestellt, dass Stufe Unter- sich die Gemeindeergebnisse in die über- zentrum, geordneten Entwicklungen einordnen.“10 nahezu alle Genau das geschieht aber z. B. in Schles- Hamburg- wig-Holstein nicht. Da nur Gemeinden mit Randge- mehr als 5.000 Einw. untersucht werden, meinden fehlt in unserem Bundesland ein Großteil und viele der Gebietskulisse. Die Gegenprobe kann Umlandge- Abb. 4 Quelle 12 gar nicht durchgeführt werden; die – teil- meinden weise extremen – Gemeindeergebnisse der Großstädte. Die hiesige Kommunal- ist danach aber auch wieder angestiegen. „stören“ deswegen nicht und bleiben of- struktur ähnelt z. B. der in Mecklenburg- Kontinuierlich zugenommen haben die fenbar ohne Plausibilitätskontrolle. Den- Vorpommern, sie unterscheidet sich aber Landgemeinden (Abb. 4). noch von „abgestimmten und belastbaren grundlegend von der etwa in Niedersach- Inzwischen sind seit dem Prognose-Ba- Prognoseergebnissen“11 zu sprechen, ist sen oder Nordrhein-Westfalen. Dort wur- sisjahr 2003 drei weitere Jahre statistisch mutig. den durch Gebietsreformen ländliche abgeschlossen, was eine erste Zwi- Flächengemeinden geschaffen, die i. d. R. schenbilanz erlaubt. Im Kreis Herzogtum Raumstrukturelle Faktoren unberück- den Zentralort und den zugehörigen Nah- Lauenburg zeigt sich für die Jahre 2003 – sichtigt bereich einschließen; und dort erreicht die 2006, daß ein Bevölkerungswachstum Gänzlich unberücksichtigt bleiben groß- Bertelsmann-Prognose denn auch nahe- zwar eingetreten ist, aber aktuell mit 1,1 % räumige entwicklungsbeeinflussende Fak- zu Flächendeckung. deutlich hinter der Prognose des Statisti- toren, die aber für die demographische Im ländlichen Raum Schleswig-Holsteins Zukunft eines Raumes von Bedeutung sind Zentralort und Nahbereich regel- 9 Bertelsmann-Stiftung www.aktion2050.de/...; Datei sein können, im Falle Büchen z. B.: mäßig unterschiedliche selbständige Ge- „Methodik Prognose.pdf“, S. 2 10 Bertelsmann-Stiftung www.aktion2050.de/...; Datei –die Lage in der Metropolregion meinden. Das damalige Amt Büchen bil- „Methodik Prognose.pdf“, S. 3 – der Standortvorteil an der Bahn Ham- dete ungefähr den Nahbereich des Unter- 11 Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein / Stati- burg-Berlin und zentrums Büchen ab. In der Bertels- stikamt Nord, Bevölkerung am 31.12. d.J. , eigene Berechnungen und Darstellung stadt & land – die Vorgaben der Regionalplanung, als mann-Untersuchung wurde aber nur die 12 Statistikamt Nord, div. Veröffentlichungen, eigene Be- „Entwicklungs- und Entlastungsort“ auf Gemeinde Büchen erfasst, der Nahbe- rechnungen stadt & land

196 Die Gemeinde SH 7-8/2007 kamts Nord von 2,3 % zurückbleibt. Im Büchen alle vorliegenden Indikatoren men Strategie finden muss und deswegen gleichen Zeitraum hat die Einwohnerzahl deutliche „Stadt-Umland“-Unterschiede auch vollständig untersucht werden sollte. im (alten) Amt Büchen um 1,3 % zuge- zeigen. So ergibt sich für das Amt Büchen Was wäre aber, wenn man im „System nommen, wobei das Wachstum in den zusammengenommen eine ganz andere Bertelsmann“ nun zusätzlich für die 9 Landgemeinden mit 2,1 % gegenwärtig Entwicklungsperspektive als für die Ge- Landgemeinden (mit zusammen auch stärker ist als im Zentralort mit 0,5 %. Kei- meinde allein: über 5.000 Einw.) ein starkes Wachstum nesfalls aber zeichnet sich bisher die von Wir sehen – schon aufgrund dieser Da- prognostiziert hätte? Gäbe es dann für Bertelsmann vorhergesagte massive ten – keinen Anlass, von unserer Ein- beide Teilräume konkurrierende demogra- Schrumpfung ab. schätzung einer zunächst noch zuneh- phie-politische Empfehlungen? Kleinräu- menden Bevölkerung im Amt Büchen mige Betrachtungen sind sinnvoll, aber sie Um eine getrennte Betrachtung von Zen- abzurücken. Die weiter oben erörterten müssen dazu führen, dass Gemeinden, tralort und Umland weiter vornehmen zu Aspekte verstärken diesen vorwiegend die aufeinander angewiesen sind, ihre Zu- können, haben wir die von Bertelsmann wanderungsbedingten Trend. Dies än- kunft, z. B. bei Baulandentwicklung und für die Gemeinde Büchen vorgelegten dert nichts daran, dass später auch hier Infrastruktur, gemeinsam planen. Strukturdaten nachvollzogen und soweit eine Schrumpfung bevorsteht. möglich ergänzt um die Landgemeinden. Die bereits stattfindende starke Alters- Betroffenen Kommunen raten wir, „ihre“ Dabei fallen markante Unterschiede auf verschiebung der Bevölkerung wird Bertelsmann-Daten genau zu analysieren. (Abb. 5): nicht in Frage gestellt; die damit verbun- Eine relativ einfache erste Prüfung sollte Die BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG denen Herausforderungen gilt es zu der Geburts- und Wanderungs-Entwick- des Bezugszeitraums war im Zentralort meistern. lung der Referenzjahre 2000 bis 2003 gel- leicht nagativ, in den Umlandgemeinden Nachdenklich muss aber die stark ne- ten. Sind diese Jahre typisch für den län- jedoch stark positiv, per Saldo immer gative Quote der Bildungswanderung gerfristigen Verlauf vorher/nachher? Gibt noch deutlich ansteigend. Aufallend stimmen. Zwar ist – wie auch schon bis- es Sonderentwicklungen, die zur Korrek- auch im Umland die geringere BIL- her bekannt – die Region Büchen deut- tur Anlass geben? DUNGS-(AB)-WANDERUNG und die lich „jünger“ als Kreis und Land, sowie in höhere FAMILIEN(ZU)WANDERUNG. der Generation der Unter-18-Jährigen Wer es genauer wissen will, sollte eine ei- Die EinwohnerInnen der Landgemein- stärker besetzt, aber die hohe Abwan- gene kleinräumige Bevölkerungsprognose den weisen zwar ein um 1 1/2 bis 2 Jah- derung ab 18 lässt die Region tendenzi- beauftragen, die z. B. beim Statistikamt re höheres DURCHSCHNITTS- und ell „ausbluten“ (Ob es auch in Zukunft Nord für einen überschaubaren Betrag zu MEDIANALTER auf als die des Unter- bei dem oft geschilderten Phänomen bekommen ist. Hierfür müssen dann aber zentrums Büchen, und entsprechend bleibt, daß die Abgewanderten in späte- die Eingangsparameter sorgfältig – und kleiner bzw. größer zeigen sich auch die ren Lebensjahren nach Ausbildung und vielleicht auch in alternativen Szenarien - ANTEILE der jungen und alten Bevölke- erster Berufserfahrung als junge Famili- abgestimmt werden: Welche Faktoren be- rungsgruppen. Höher ist aber der en in die Region zurückkehren, wird einflussen insbesondere die Wanderungs- FRAUENANTEIL bei jüngeren Erwach- stark von deren Attraktivität und dem bewegungen (Arbeits- und Bildungs- senen, und erheblich höher liegt die Zugang zum Arbeitsmarkt abhängen). markt, Baugebiete, Innenentwicklung, FERTILITÄTSRATE, so dass die Frucht- Umnutzung)? Führt die großräumige La- barkeitsziffer des gesamten Amtes sich Schlussfolgerung und Empfehlung gegunst dazu, dass eventuell ausgewiese- dem Kreis- und Landeswert annähert. So interessant diese kleinräumige Daten- ne Baugebiete überhaupt noch nachge- Der AUSLÄNDERANTEIL ist in den analyse auch ist, so deutlich zeigt sie er- fragt werden? Welche „Qualitäten“ hat die Landgemeinden weniger als halb so neut, wie wenig hilfreich die isolierte Pro- Gemeinde im überregionalen Standort- groß wie im Zentralort und liegt deutlich gnose der Bertelsmann-Stiftung für die wettbewerb zu bieten? unter Landes- und Kreisdurchschnitt, Gemeinde Büchen im regionalen Kontext was auf möglicherweise geringere Inte- ist. Zentralort und Umlandgemeinde (also Zu den „Demographietypen“ der Ber- grationsprobleme hindeutet. hier das Amt) bilden eine räumlich-funktio- telsmann-Stiftung Es ist interessant zu beobachten, wie auf nale Einheit, die angesichts der demogra- Zweiter Baustein des Projekts der Bertels- der kleinräumigen Ebene des Amtes phischen Entwicklung zu einer gemeinsa- mann-Stiftung ist die Bildung von kommu- nalen „Demographie-Typen“, denen auf- grund jeweils ähnlicher Problemlagen um- fangreiche Handlungsempfehlungen ge- geben werden. Mit dem statistischen Ver- fahren der Cluster-Analyse werden hier al- le untersuchten Kommunen einem von 15 Typen zugeordnet. Hierbei werden mit ei- nem ausgewählten Set von Prognose- und Bestandsdaten in der Weise Gruppen gebildet, dass deren Mitglieder maximale Ähnlichkeit untereinander und maximalen Unterschied zu anderen „Clustern“ auf- weisen (Abb. 6). Ermittelt wurden dem- nach: –6 Demographietypen der Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern und

13 Bertelsmann-Stiftung www.aktion2050.de/... (Demo- graphiebericht Büchen); amtliche Statistik und ergän- zende Daten des Kreises RZ, eigene Berechnungen stadt & land 14 Bertelsmann-Stiftung www.aktion2050.de/...; Datei „Gemeinde-Basisdaten.pdf“, Stand 2005 (die Zahl der Kommunen je Cluster wurde 2007 aktualisiert) Abb. 5 Quellen 14 Die Gemeinde SH 7-8/2007 197 tenziell Aktiven viel leichter organisieren lassen als auf dem Land. Auch ist die Auf- forderung zu interkommunalen Koopera- tionen ja richtig; der Verweis auf „Städte- netze“ oder „Stadt-Umland-Konzepte“ bestätigt aber die geringe Ausdifferenzie- rung der Untersuchung im Hinblick auf die Probleme und Handlungsspielräume des ländlichen Raums. Es wäre schade, wenn dies beim betroffenen Leser zu einer Ab- wehrhaltung führen würde.

Diese nicht sonderlich trennscharfe Be- schreibung des Demographietyps 6, in der sich Büchen nur unbefriedigend abgebil- Abb. 6 Quelle: 15 det findet, liegt vermutlich an der großen Spannweite der Gemeindegrößen. Man –9 Demographietypen der Städte und –Büchen hat keinen „verhältnismäßig gewinnt sogar den Eindruck, dass – aus- Gemeinden mit 5.000 bis 100.000 Ein- niedrigen Anteil an Kindern und Jugend- weislich der relativ hohen Standardabwei- wohnern. lichen (unter 18 Jahren)“, sondern zu- chungen der benutzten Indikatoren – das mindest landesweit einen überdurch- Cluster 6 eine heterogene „Restkategorie“ Die Gemeinde Büchen fällt in den „Demo- ist, der eine weitere Teilung in größere und graphietyp 6: Städte und Gemeinden im schnittlichen (vgl. Datentabelle oben); kleine Kommunen gutgetan hätte. ländlichen Raum mit geringer Dynamik“16. – Büchen hat einen leicht unterdurch- Wenn auch mehr als die Hälfte der 579 schnittlichen Anteil älterer Menschen Ländlicher Raum nicht (ausreichend) Kommunen in diesem Cluster unter und keinen „relativ hohen“; repräsentiert 10.000 Einwohner hat, so finden sich dort –Büchen hat keineswegs „keine überlo- Hier zeigt sich ein entscheidender „Web- auch 38 Städte zwischen 25.000 und kale Bedeutung als Arbeits- und Wirt- fehler“ des Bertelsmann-Ansatzes. Die 50.000 sowie 15 Städte bis 100.000 Ein- schaftszentrum“, sondern eine weit 5.000-Einwohner-Schwelle sorgt dafür, wohnern. Dieses Vorgehen ist in hohem überdurchschnittlich hohe Arbeitsplatz- dass 2.959 von ca. 12.500 Kommunen Maße fragwürdig, weisen doch Kommu- zentralität für einen zentralen Ort im mit 85% der Bevölkerung Deutschlands nen so unterschiedlicher Größe zwangs- ländlichen Raum Schleswig-Holsteins. erfasst werden. Mit anderen Worten: über läufig auch unterschiedliche Probleme und 9.500 kleinere Gemeinden bleiben „außen Problemlösungsmöglichkeiten auf. Die Andere Charakterisierungen führen nicht vor“, und damit ein sehr großer Teil des geht bis hin zu den ziemlich heterogenen weiter: ländlichen Raums. Flächendeckung wird Politik- und Verwaltungsstrukturen und –Ein negativer Pendlersaldo ist heute ein annähernd nur in den Bundesländern Nie- -kulturen im Spannungsfeld Hauptamt – normales Kennzeichen kleiner Gemein- dersachsen, Nordrhein-Westfalen und Ehrenamt (wo ja der demographische den, das sie von größeren Kommunen Saarland erreicht. In den übrigen Flächen- Wandel gestaltet werden soll). regelmäßig unterscheidet, und ist nicht ländern, darunter auch Schleswig-Hol- automatisch und für sich genommen stein, tun sich hingegen mehr oder weni- Ein großer Teil der in Schleswig-Holstein schon ein Indiz für wirtschaftliche ger große weiße Flächen auf. überhaupt untersuchten Gemeinden be- Schwäche. Interessanter wäre der Ver- findet sich im Cluster 6, darunter neben gleich etwa gleich großer (kleiner) Ge- Selbstverständlich wäre es nicht vertret- vielen Umlandkommunen wie z. B. Alten- meinden mit unterschiedlich hohen (ne- bar, selbständige Prognosen für die nicht holz oder Bad Schwartau auch solitäre gativen) Pendlersalden. Büchen ist hier erfassten Kleingemeinden zu rechnen, zu- ländliche Unterzentren wie z. B. Leck, Tarp mit 1.256 Auspendlern und 1.205 Ein- mal ohne ergänzende Wertungen auch die oder eben Büchen. Allein diese Struktur- pendler (2002) nahezu ausgeglichen 5.000er-Schwelle noch zu niedrig er- unterschiede lassen Bedenken aufkom- und alles andere als ein Schlafdorf. scheint (wie oben ausgeführt). Es wäre u. men. (Eine zweite größere Gruppe fällt in – Ähnlich verhält es sich mit dem höheren E. aber möglich und erforderlich gewesen, den Typ 1 „Stabile Mittelstädte und regio- Beschäftigungsanteil des primären und die nicht berücksichtigten Kommunen nale Zentren mit geringem Familienanteil“, sekundären Sektors, der in kleinen Ge- zum Zweck der Prognose zu sinnvollen der von uns nicht weiter untersucht wor- meinden nicht überraschen kann. größeren Aggregaten zusammenzufas- den ist). Der Teil „Handlungsempfehlungen“ zu sen, z. B. (Gruppen von) Ämtern oder Der heterogenen Zusammensetzung des „Demographietyp 6“17 gibt überwiegend Nahbereichen der Raumordnung und Re- Gemeinde-Clusters „6“ ist es wohl ge- viele zutreffende und anwendbare Hinwei- gionalplanung. Zumindest für Schleswig- schuldet, dass die dann doch ziemlich se, etwa im Hinblick auf Holstein muss festgestellt werden: Der pauschalen textlichen Beschreibungen – die Herausforderungen des Alterungs- dünnbesiedelte ländliche Raum bleibt un- teils passend, teils unzutreffend und oft prozesses, terrepräsentiert, der Lebensraum „Dorf“ wenig hilfreich sind, was sich wiederum – die Anpassung der Infrastrukturen, kommt im Prognosewerk der Bertels- am Beispiel der Gemeinde Büchen zeigt. – die Aufwertung es Ehrenamtes und mann-Stiftung nicht vor. Einige Indikatoren sind für Büchen durch- – die künftige Rolle der Kommunalpolitik. aus richtig beschrieben, z. B. – die Arbeitsplatzverluste der letzten Jah- Im konkreten Einzelfall ist die Abarbeitung 15 Bertelsmann-Stiftung www.aktion2050.de/...; Da- re, sehr heterogener Strukturen in ein und tei Demographietyp-6_Cl-6_lfd12.pdf – die Bildungs-Abwanderung junger Er- demselben „Demographietyp“ aber eher 16 Bertelsmann-Stiftung www.aktion2050.de/...; Da- tei Demographietyp-6_Cl-6_lfd12.pdf, ab S. 6 wachsener und störend, wenn Beispiele herangezogen 17 Bertelsmann-Stiftung www.aktion2050.de/..., Kar- – die Alterungstendenz. werden, die sich in städtischen Lebens- tenmodul, Karten Gemeinden räumen, mit entsprechenden kommuna- 18 Diese Stellungnahme wurde in ausführlicherer Fas- Mehrere Merkmale des Clusters 6 treffen len Ressourcen oder auch einfach nur mit sung bereits im März 2006 in Fachkreisen verbrei- tet und auch der Bertelsmann-Stiftung zugeleitet, auf Büchen aber nicht zu: einer größeren „kritischen Masse“ von po- von wo eine Reaktion bis heute nicht erfolgt ist

198 Die Gemeinde SH 7-8/2007 Es gab aber zwischen den Interessen des 15 Jahre Parlamentsarbeit der liberalen Bürgertums und der Arbeiter- schaft noch eine bedeutsame Begegnung FDP-Fraktion im Schleswig-Holstei- in der deutschen Geschichte. Werner Maihofer hat diese Begegnung so- nischen Landtag seit 1992 * gar ein „historisches Bündnis“ genannt. Er meinte die Freiheitsbewegungen um Landesminister a. D. Prof. Günther Jansen 1845 herum.

15 Jahre – das ist im Leben die Zeit der In der Universitätsbibliothek in Kiel habe lch formuliere über diese Zeit immer etwas Konfirmation und der Kommunion. Aber ich eine Broschüre aus dem Jahre 1946 anders und sage: Das deutsche Bürger- das ist für diese FDP-Fraktion kein ange- gefunden mit Grundsatzreden von FDP- tum hatte im Vergleich zum französischen messener Vergleichsfaktor. Politikern wie Franz Blücher, Otto-Heinrich und englischen 1848 in wesentlichen Be- Sie wirkt mit ihrem Engagement meistens Greve, Eduard Wilkening und Friedrich reichen versagt. viel reifer und äußerst professionell. Das ist Middelhauve. Die bürgerliche Revolution stand aus und auch logisch, denn sie hat seit 1947 schon Es war offensichtlich ein schwerer Weg mit ihr die Demokratisierung der Herr- 9 weitere Legislaturperioden durch ge- der FDP, sich aus der Vergangenheit zu lö- schaft. standen. sen; das Ganze ist aber äußerst lesens- lch höre lhnen, lieber Herr Kubicki, bei lh- wert. Und da in der Bibliothek zwei Exem- So fielen in Deutschland der Arbeiterbe- ren Reden seit jeher gern zu. Aber immer, plare dieser seltenen Schrift standen, ha- wegung zwei zentrale Aufgaben zu, die wenn ich länger hinhöre, kommt mir Sta- be ich für die FDP-Fraktion eine Kopie als politische Demokratisierung und die sozia- nislaw Lem in den Sinn, der gesagt hat: Geschenk mitgebracht. le, wirtschaftliche und politische Emanzi- „Manche leben mit einer so erstaunlichen pation der Arbeiterklasse. Routine, dass es schwer fällt zu glauben, „Liberalismus heißt Einsatz für größtmögli- sie lebten zum ersten Mal.“ che Freiheit des einzelnen Menschen und Aber natürlich bleibt richtig, dass Vertreter Wahrung der menschlichen Würde in jeder des fortschrittlichen Bürgertums in die Ich erinnere mich an überwiegend kon- gegebenen oder sich verändernden ge- Freiheitsbewegungen der Deutschen im- struktive Kontakte mit FDP-Politikerinnen sellschaftlichen Situation. mer wieder lmpulse gebracht haben. und Politikern sowohl in der politischen Ar- Der Liberalismus ist nicht auf ein Gesell- Da gab es nach dem Wiener Kongress beit als auch danach. schaftsmodell festgelegt. Liberalismus be- sehr bald Metternichs Gesetzgebung ge- Die Auseinandersetzungen waren oft in- deutet demnach nicht Freiheit und Würde gen Liberalisierungen, die sich in öffentli- tensiv; aber viele FDP-Vertreter haben es einer Schicht, sondern persönliche Frei- chen Reden und in der Presse widerspie- immer wieder geschafft, Kontroversen in heit und Menschenwürde der größtmögli- gelten und ab 1819 war in den deutschen einem akzeptablen politischen Stil auszu- chen Zahl. Ländern fast alles überwacht und verbo- tragen. Freiheit und Gleichheit sind nicht Ge- ten. gensätze, sondern bedingen einander. lch komme auf diese Begriffe noch einmal. Mein Rat von außen ist an alle Aktiven in Die Freiheit des Einzelnen findet ihre Gren- Das Bürgertum zog sich ins Private zurück Parteien und Fraktionen, passen Sie auf ze in der Freiheit des anderen Einzelnen, und richtete sich in der Biedermeierzeit lhre Wortwahl auf und diffamieren Sie lhre des Nächsten. Insoweit ist Liberalismus ein. politischen Konkurrenten nicht persönlich. nicht Anarchismus, sondern auch eine po- Das profiliert in keinster Weise, das ist et- litische Ordnungslehre. Parallel zum Überlebenskampf der Arbei- was, was ich auch habe lernen müssen. Ein solcher Liberalismus ist an keine Partei ter bis zum Weberaufstand 1844 in Schle- Die Menschen erwarten den Wettbewerb gebunden und darf sich auch an keine sien mobilisierten sich auch liberal orien- aus fundiertem Fachwissen und sie erwar- Partei binden. Er kann allenfalls bestimm- tierte Gruppierungen des Bürgertums, ten Respekt gegenüber jedem Anders- te Parteien favorisieren.“ und es gelang in fast allen 30 deutschen denkenden, der auf dem Boden von De- Diese Position vertrat 1971 in einer Streit- Staaten ansatzweise liberalere Regierun- mokratie und Verfassung argumentiert. schrift „Noch eine Chance für die Libera- gen gegen Kaiser und Adel zu installieren. len“ – ohne Fragezeichen – Karl-Hermann lch kann im heutigen Rahmen nicht auf al- Flach, der erste Generalsekretär der FDP Der Zusammenbruch dieser Bewegung le lhre Vorsitzenden in Partei und Fraktion von 1971 – August 1973. kam, als die äußerst kontrovers und über eingehen. Aber, zu einer sehr besonderen Und aus diesem Geist abgeleitet empfand lange Zeiten diskutierende Paulskirchen- Persönlichkeit möchte ich etwas sagen. ich damals die von ihm, Werner Maihofer versammlung scheiterte. lhr Ehrenvorsitzender und Schleswig-Hol- und vorgetragenen Freibur- steins Ehrenbürger, Dr. Uwe Ronneburger, ger Thesen der FDP als liberale Revoluti- Als ich in meinen Redevorbereitungen an hat mich in meinen politischen Gesellen- on, durch die sich große demokratische dieser Stelle angelangt war, fragte ich jahren Anfang der 70er als Politiker und als Gestaltungsmöglichkeiten eröffneten. mich, wie kommst du von diesem liberalen Mensch sehr beeindruckt und ich meine, Höhenflug jetzt zu „15 Jahre FDP-Fraktion auch beeinflusst. Mir sind selten so ein- Die darauf aufbauende sozial-liberale Ko- in Schleswig-Holstein“ zurück. drucksvolle Persönlichkeiten begegnet. alition von 1969-1982 hat für die gesell- Herr Dr. Ronneburger hat weit über schaftliche Entwicklung der Republik er- Und Sie fragen sich das vielleicht auch; Schleswig-Holstein hinaus direkt und indi- hebliches geleistet – nicht nur friedenspo- aber evtl. fragen Sie sich auch, warum ge- rekt sehr viel Positives für unsere Gesell- litisch. rade ich – mit meiner 45-jährigen SPD- schaft getan. Und dieses möchte ich auf Diese lange gemeinsame Regierungszeit Mitgliedschaft und einer besonderen, ja einer FDP-Veranstaltung einmal ausspre- war nur möglich und auch nur erfolgreich, durchaus nicht ohne Probleme verlaufe- chen. weil es starke Parteiführungen und Per- nen politisch-aktiven Zeit in diesem Land – sönlichkeiten gab, die als absolute Grund- hier stehe. Natürlich versucht man, FDP-Materialien lage der Koalition ,,Verlässlichkeit" verein- zu finden, mit denen man liberale Politik bart hatten. heute mit der Vergangenheit abgleichen Und als dieses nicht mehr funktionierte, * Rede zu 15 Jahren Parlamentsarbeit der FDP-Frakti- on im Schleswig-Holsteinischen Landtag seit 1992 kann. ging die Koalition auch auseinander. am 22. Mai 2007 im Landeshaus in Kiel

Die Gemeinde SH 7-8/2007 199 Und da ich weiß, dass sowohl im FDP- Globalisierungsverlauf in vollem Umfang Auch die Bürger müssen heraus aus der Landesvorstand die Frage nach der „takti- auf die Hochlohnländer durchschlagen. Zuschauerdemokratie. Und auch die Me- schen Strategie“ zu dieser Einladung ge- dien sollten überlegen, wie ihr Beitrag zur stellt wurde und ich in den letzten 14 Ta- Und es ist ja nicht nur das; sondern es ist Stabilisierung einer demokratischen Bür- gen aus dem Staunen über den Umfang zwischen internationalen Standorten für gergesellschaft aussehen kann, z. B. als der Nachfragen, „warum ich das denn tä- Wirtschaftsunternehmen ein Wettbewerb Forum für Zukunftsfragen. te“ – verbunden mit einem durchaus ne- um die niedrigsten Unternehmenssteuer- gativen Unterton – gar nicht mehr heraus- sätze im Gange. Wir haben so viele Themen für politische gekommen bin, bedarf es im Interesse von Grundsatzdiskurse, die die Bürger teilwei- Herrn Kubicki, dem Einladenden, und mir Manchmal hat man den Eindruck, dass se selbst organisieren sollten, um die Poli- einer Antwort: Grund der Einladung und viele Politiker in allen Parteien noch gar tiker dann zu fordern. meiner Zusage sind die ersten liberalso- nicht begriffen haben, wie die globalisier- Bildung, Energie, Klima, persönliche Frei- zialistischen Kontakte in der Zeit um 1845 ten Wirtschaftsverläufe die staatlichen Ge- heit contra Staatsmacht, bis hin zur Ent- und der dort begonnene gemeinsame staltungsmöglichkeiten verändern und bürokratisierung öffentlicher und privater Kampf um Freiheitsrechte für alle Men- schwächen. Und es gibt zur Absicherung Strukturen. schen. lch meine, das ist eine gute dieser Gefahren für die Finanzierung der Aber es wird auch von großer Bedeutung Sprachregelung. großen sozialen Herausforderungen wie sein, wie wir zu einer, die Demokratie si- Renten, Gesundheit und andere wichtige chernden, Entstaatlichung kommen wol- Ein amerikanischer Dichter hat einmal for- Aufgaben bisher kein konsequentes Kon- len, ohne durch lnternationalisierung, neue muliert, „Regieren ist die Kunst, Probleme zept. Kompetenzen für europäische Institutio- zu schaffen, mit deren Lösung man das nen und eine bisher konzeptionslose Pri- Volk in Atem häIt.“ Überraschend ist – oder auch nicht –, vatisierungskampagne erforderliche staat- lch rate davon ab. dass schon bei einem konjunkturellen liche Strukturen „einfach mal so“ zu einem Frühlingslüftchen viele Politiker sofort wie- Mosaik zu reduzieren, in dem nichts mehr Viele Verantwortliche in den Parlamenten, der das tun, was sie immer gern taten: zusammenpasst. Regierungen und Farteien haben den Neue Leistungen des Staates auf den Kontakt zu wesentlichen Teilen der Bevöl- Weg zu bringen von Krippenplätzen bis zu All diese Probleme in einer offenen Dis- kerung verloren. Aber sie reden sich selbst Milliardenbeträgen aus Steuermitteln für kussion mit den Bürgerinnen und Bürgern ein, dass sie diese Verankerung doch die Gesundheit und noch viel mehr - und zielorientiert aber auch durchaus kontro- noch haben, weil sie so viele Termine alles zusätzlich. vers auszutragen, nennt wahrnehmen. „Die Wiederkehr der Politik“. lch meine, es reicht nicht aus, dass Partei- Gefragt ist heute aber nicht mehr das alte Aber er sagt in seinem Buch auch: „Wo die en, Abgeordnete und Regierungsvertreter Wahlkampfmodell „Wir versprechen der Verbindung zwischen Reden und Tun reißt bei vielen Veranstaltungen als Gäste – evtl. Bevölkerung mehr als die anderen“, son- oder gar nicht mehr gewollt ist, findet kei- sogar mit Grußworten und Reden – dabei dern „Wir haben ein Konzept, das unsere ne Politik mehr statt, die Gesellschaft inte- sind. Zukunft auf einer möglichst leistungs- und grieren könnte.“ Das kann sogar verschwendete Zeit sein, sozialgerechten Grundlage sichert. Und Wir haben das bei politischen Abläufen in denn es muss mehr denn je darum gehen, wenn Kürzungen bei Subventionen oder der derzeitigen Regierungsarbeit erlebt. die demokratische Bürgergesellschaft auch bisherigen Leistungsansprüchen er- über andere Wege zu vitalisieren. forderlich sind, erfolgt dieses nach Kriteri- Lassen Sie mich „von außen“ eine konkre- en unserer VorstelIungen von Gerechtig- te Betrachtung anstellen. Und das heißt, die Menschen mehr an den keit und gesellschaftspolitischer Ethik.“ Alle wollen Verwaltungsvereinfachung, Entscheidungen zu beteiligen; insbeson- Hier wird es dann zu unterschiedlichsten moderne Verwaltungsstrukturen, Einspa- dere aber an der Gestaltung erforderlicher Positionen der verschiedenen Parteien rung von Verwaltungskosten, also: Ent- geselIschaftspolitischer Änderungspro- kommen. bürokratisierung. Sie erfahren in großem zesse. Ausmaß, wie schwierig das ist; aber das Es muss darum gehen, die Kluft zwischen war es schon immer. lch las vor kurzem ein Und wenn dann bei Landratswahlen nur den teils nicht realisierbaren Wünschen Zitat von Wernher von Braun, der gesagt 25 oder 30 % der Bürger wählen gehen, und Forderungen der Bürgerinnen und hat: „Das Schwierigste bei der Eroberung dann sollte die Herausforderung der Aus- Bürger und der Gruppen von den Ge- des Weltraums sind die Überwindung der bau der Wahlbeteiligung sein und nicht die werkschaften bis zu den Unternehmern Schwerkraft und der Papierkrieg. Das mit Abschaffung der Direktwahl. mit ihren verschiedenen Interessen und der Schwerkraft werden wir schaffen.“ den begrenzten Möglichkeiten des Staa- Globalisierung, Entwicklung der Weltwirt- tes zu überwinden und ihnen die Grenzen Für mich steht fest: Die wirkliche Überwin- schaft, Aufbau eines Europas, das von staatlichen Handelns verständlich zu ma- dung bürokratischer Abläufe und eine gra- den Menschen akzeptiert werden soll, so- chen. Das ist schwer – äußerst schwer. vierende Senkung der Verwaltungskosten wie die Frage, wie die Politik und ihre Par- Nur wenn das wirklich greift, werden sich werden Sie mit den Personalstrukturen, lamentarier die Bevölkerung überzeugt, wieder mehr Menschen politisch engagie- die eben diese Bürokratie aufgebaut ha- dass aufgrund viel zu hoher, allemal be- ren. ben, ganz bestimmt nicht schaffen. triebswirtschaftlich unzulässiger Kredite für Investitionen und Leistungen in der Ver- Ein solches Beteiligungsmodell der Bürger Und ich weiß aus aktuellen Erfahrungen, gangenheit es jetzt darum gehen muss, an der Arbeit der Parteien und der Abge- wovon ich spreche. Sie brauchen Organi- umzusteuern und die Bundesrepublik und ordneten hat aber nur Chancen, wenn die sationsexperten und Betriebswirtschaftler ihre Länder finanzwirtschaftlich zu sanie- Akteure sich gegenseitig ernst nehmen von außen, nicht als Gutachter, sondern ren. und gute Argumente der Bürger auch als Umsetzer, als Management auf Zeit. übernommen werden – wenn sie denn fi- Sie können die Leute auch Sanierer nen- Wir werden ein finanzielles Fiasko nach nanzierbar sind. nen, aber dann geben Sie ihnen bitte die dem anderen erleben, wenn die Arbeits- erforderlichen Kompetenzen und machen platzauswirkungen aus einem nicht mehr Und wenn nicht, muss das offen gesagt Sie sie nicht nur zu Kommunikationspart- gesteuerten oder nicht mehr steuerbaren werden. nern.

200 Die Gemeinde SH 7-8/2007 Alles andere wird im Endergebnis zu un- Es darf mit der kommunalen Selbstverwal- Korrekt, sagt der Angesprochene, aber rentablen Geldausgaben führen. Man tung nicht das geschehen, was Bundesre- woher wissen Sie das? kann das mit den Worten des Freiherrn gierung, und Bundesrat mit Und der Nordstrander Schäfer antwortet: vom Stein auch kürzer fassen, er sagte: der letzten Gesundheitsreform fertig ge- Sehr einfach, erstens kommen Sie hierher „Wenn man Reformen durchsetzen will, bracht haben: Sie haben die Eigenstän- – ohne, dass Sie jemand gerufen hat, muss man die Köpfe wechseln.“ digkeit der Selbstverwaltung der Kranken- zweitens wollen Sie ein Schaf als Bezah- kassen und damit die dort gut funktionie- lung dafür haben, dass Sie mir etwas sa- lch möchte in diesem Zusammenhang rende Zusammenarbeit zwischen gen, was ich ohnehin schon weiß und drit- noch eine Ansicht äußern dürfen: Brechen Arbeitnehmern und Arbeitgebern im Kern tens haben Sie keine Ahnung von dem, Sie die kommunale Gebietsreform nicht zerstört. was ich mache, denn Sie haben sich mei- mal eben übers Knie, wie man landläufig nen Hund aufgeladen. formuliert. Das könnte irreparable Kollate- Und da Sie vielleicht wissen, dass ich im ralschäden geben. Patientenombudsverein Schleswig-Hol- Aber ernsthaft, wenn es den parlamenta- stein tätig bin, möchte ich mich bei der risch legitimierten Verfassungsorganen, Es ist zwar richtig, Aufgabenverteilung und FDP-Fraktion und insbesondere bei Herrn den Parteien über ihren Auftrag in Art. 21 Kostenfolgen abzugleichen und möglichst Dr. Garg für den Einsatz zur Erhaltung des des Grundgesetzes und insbesondere die Entbürokratisierung mit einzubezie- Selbstverwaltungssystems statt des jetzt den demokratisch gewählten Abgeordne- hen, um durch eine Gebiets- und Verwal- auch im Gesundheitswesen ab 2009 vor- ten nicht gelingt, die Menschen und die tungsstrukturreform eine hohe Effektivität gesehenen Staatsmonopols bedanken. Politik wieder näher zusammen zu führen zu erreichen. und dadurch auch die Wahlbeteiligung zu Wenn ich es richtig gelesen habe, sind von erhöhen, werden die Politiker immer mehr Und es ist ausgezeichnet, dass der Innen- der Regierung mehrere Gutachter beauf- zu „die da oben“. minister dieses Landes, Dr. Stegner, eine tragt worden, ihre erkennbar unterschied- Vielzahl von Veranstaltungen in den Krei- lichen Meinungen so zu Papier zu bringen, Und dann besteht tatsächlich die Gefahr, sen durchführt; aber es sollte doch kein dass das Für und Gegen die lnhalte der dass trotz unseres demokratisch verfas- Kreisbesuch ohne eine Bürgerdiskussion Reform sich ausgleichen werden. sten Staates die „politische Klasse“ sich am Abend stattfinden, an der Regierung Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass so weit von den Menschen entfernt, dass und alle Fraktionen beteiligt sind. man nach den Gutachten kein Stück wei- in diesem Vakuum immer mehr rechts- ter ist und sich dann fragt, wofür man ei- und linksradikale Parteien und antidemo- Das darf aber auf keinen Fall zu Wahl- gentlich Geld bezahlen soll. kratische Positionen ihren Platz finden. kampfveranstaltungen oder unnötigem Schlagabtausch mit Diffamierungen ge- Man hätte den bei uns doch nun wirklich Dass dieses schon weitergehend der Fall gen den politischen Mitbewerber führen, bekannten Schäfer von Nordstrand fragen ist als viele wahrhaben wollen, zeigt sich in sondern die politische Seite sollte in aller- sollen; er kennt sich in Sachen Gutachten den Pressekonferenzen über Verfas- erster Linie zuhören, um ihre bisherigen nachweislich hervorragend aus. sungsschutzberichte und erheblich wach- Positionen aufgrund der Argumente der Den Insidern ist das nichts Neues, aber für sende Straftaten mit einem Schwerpunkt Bürgerinnen und Bürger selbstkritisch zu die anderen Gäste will ich die Gutachter- in den Bereichen rechtsradikaler Gewalt überprüfen. misere von Nordstrand kurz erläutern. und Propaganda.

Leider könnte es passieren, dass viele Po- Der benannte Schäfer bekam eines Tages lch bitte alle verantwortungsbewussten litiker gar nicht mehr zuhören können, weil draußen bei den Schafen Besuch von ei- Demokraten, egal, ob die Gefahren sie glauben, sich immer und überall pro- nem jungen Mann mit Jeep, im Brioni-An- rechtsradikal, linksradikal oder religiös mo- duzieren und profilieren zu müssen. zug, Ray-Ban-Sonnenbrille und einer YSL- tiviert sind, halten Sie dagegen – gemein- Krawatte der ihn fragt: Wenn ich errate, sam, ohne wenn und aber. Viele politisch Tätige werden denken, das wie viele Schafe Sie haben, bekomme ich Und einigen Sie sich um unserer demo- ist ja nichts Neues. Was heißt hier Vitalisie- dann eines? kratischer und rechtsstaatlicher Zukunft rung der Bürgergesellschaft? Der Schäfer schaut vom jungen Mann zu willen nicht auf die Formel, dass die Radi- Mit den Bürgern diskutieren wollten wir seinen friedlich grasenden Schafen und kalen nur die Öffentlichkeit suchen, um ih- doch schon immer; nur, es sind zu unse- sagt: In Ordnung. re Thesen zu verbreiten und man sie des- ren Veranstaltungen immer weniger Men- Der parkt seinen Jeep auf dem Deich, ver- halb besser übergeht. schen gekommen. Und oft kommen Leu- bindet sein Note-Book mit dem Handy, te, die gegen alles sind. geht im Internet auf eine NASA-Seite, Nein und nochmals nein, reagieren Sie bit- Darauf antworte ich. Ja, das ist inzwischen scannt die Gegend mit Hilfe eines GPS- te nicht nur gelegentlich, sondern nehmen das Problem – ein erhebliches Problem. Satelliten-Navigationssystems, öffnet eine Sie aktiv und mit aller Deutlichkeit die poli- Datenbank und 60 Excel-Tabellen und tische Auseinandersetzung mit den oft Aber das müssen die politischen Akteure druckt schließlich einen 25-seitigen Be- hirnverbrannten Thesen dieser Gruppie- aller Parteien lösen, vielleicht auch durch richt auf seinem high-tech-Minidrucker, rungen auf, bevor deren Exponate wieder erhebliche Veränderungen der Arbeitswei- dreht sich zum Schäfer um und sagt: in vielen Parlamenten sitzen. se der Parteien und sicherlich auch durch 1.586 Schafe. andere personelle Zusammensetzungen Donnerwetter, sagt der Schäfer, das Und schaffen Sie für diese Auseinander- der Parlamentsfraktion en. stimmt, nehmen Sie sich eines der Tiere. setzungen auch die erforderlichen, verfas- Der lädt es auf seinen Jeep und will los- sungsrechtlich zulässigen Instrumente, Aber – und das sage ich erneut unter Hin- fahren, da sagt der Schäfer: Moment, wenn die vorhandenen nicht ausreichen. weis auf die anzustrebende oder wenn Sie wenn ich lhren Beruf errate, geben Sie mir Lassen Sie insbesondere die Nachfolge- so wollen zu erneuernde Bürgergesell- das Tier dann zurück? Schergen der NSDAP nicht noch weiter in schaft – schädigen Sie die kommunale Der junge Mann sagt: O.K. – faire Chance unsere Wertekultur einsickern. Selbstverwaltung nicht unnötig; wir brau- gegen faire Chance. Sie marschieren schon wieder in viel zu chen sie im Rahmen einer aktiv handeln- Der Schäfer formuliert kurz und bündig: großer Zahl und ihre ideologischen Thesen den Gemeinschaft von Menschen. Sie sind ein Sachverständiger, genauer haben sich in viel mehr Hirnen angedockt, gesagt, ein Gutachter. als allgemein vermutet wird.

Die Gemeinde SH 7-8/2007 201 Dabei haben wir in dem Spektrum antide- teien und gesellschaftliche Gruppen, auch lassen kann, nicht jede Woche einen neu- mokratischer Entwicklungen eine beson- als andere Teile der FDP, allemal in Nieder- en Versuchsballon nach weiterer Ein- dere Verpflichtung aus der Zeit der NS- sachsen, wo das Bundesverfassungsge- schränkung von Bürgerrechten und der Herrschaft mit seiner Zerstörung von Frei- richt das Polizeigesetz gekippt hat. Legitimierung des Generalverdachts zu heit, dem organisierten KZ-Tod von starten, sondern etwas gelassener an die Millionen Menschen und dem weltweiten Könnte es sein, dass Oppositionsparteien Probleme heranzugehen, an Probleme, Völkermord. allgemein immer etwas fundamentalisti- die man teilweise nicht einmal mit einem scher formulieren und mehr fordern als in absoluten Überwachungsstaat in den Griff Die neuen, dem NS-System huldigenden zukünftiger Regierungsarbeit machbar bekommen kann. Gruppierungen, sind keine politischen ist? Gegner; sie sind Feinde der Demokratie Ja, es kann sein, denn genau das ist mir Und wenn sich im Dialog zwischen Politik, und damit unserer Verfassung. vor 1988 mit meinen Zielsetzungen zur Bürgern und Sicherheitsbehörden bei be- Und wer gegen die Verfassung antritt, schnelleren Stilllegung von Kernkraftwer- sonderen Bedrohungslagen ein wirklich muss mit allen Mitteln, die die Verfassung ken auch widerfahren. Erfolg versprechendes Konzept gegen zulässt, aufgehalten werden. Und Politik, die mehr verspricht, als sie in Gewaltkriminalität oder Prävention vor Ter- der Regierung leisten kann, bewirkt Ent- rorgefahren abzeichnet, dann sollte es für Damit Sie als FDP noch einmal nachlesen täuschung. Politiker, deren Hauptaufgabe es bleibt, können, wie schnell sich das Gedanken- Allerdings ist es verwunderlich, wie schnell die Grundrechte der Bürger – allerdings gut der NSDAP damals – sicherlich noch enttäuschte Bürgerinnen und Bürger ge- auch nach Art. 2 des Grundgesetzes das nicht vergleichbar mit heute – durchge- genüber Regierungskoalitionen von Wäh- Recht auf Leben und körperliche Unver- setzt hat, habe ich lhnen ein zweites Buch lertäuschungen der einzelnen Koalitions- sehrtheit – zu verteidigen, klar sein, dass mitgebracht. partner sprechen. man die Bürgerfreiheiten nicht nur verfas- Ein Buch über „Das Scheitern der Demo- sungskonform sondern soweit irgend kratie im ländlichen Raum bis 1933“ – hier Koalition bedeutet nun einmal Kompro- möglich auch nur auf Zeit einschränkt. in Schleswig-Holstein. misse für die zukünftige Regierungsarbeit. Und wenn wichtige Eckpunkte sich än- Sehr geehrter Herr Kubicki, Sehr geehrte anwesende FDP-Mitglieder, dern, muss es auch möglich sein, in einer ich wollte abschließend ein Potpourri vieler sehr geehrter Herr Koppelin, Koalition nach zu justieren. Aber hierfür ist Zitate aus Presse, Rundfunk und Strate- sehr geehrter Herr Kubicki! Regierungskunst im wahrsten Sinne des giepapieren des jetzigen Fraktionsvorsit- Natürlich kenne ich lhre Programme, auf Begriffes gefragt. zenden und anderer FDP-Vorderen Revue deren Basis die FDP-Landtagsfraktion seit Der Staat muss in erster Linie mit den passieren lassen. 1992 arbeitet. Grundrechten der Bürger sehr pfleglich Das Archiv von Herrn Höver wäre dafür Und eines findet man erfreulicher Weise umgehen; da bin ich auf lhrer Seite. hervorragend sortiert und die Landtags- durchgängig: Das nachdrückliche Be- verwaltung war gern bereit, mir die Proto- kenntnis der FDP zu den Bürgerrechten. Und zu unserer aller Vorteil sind die histo- kolle aller Reden aus dieser Zeit zur Verfü- risch erkämpften Freiheitsrechte nicht nur gung zu stellen. lch zitiere aus dem Damper-Wahlkampf- in unserer Verfassung verbrieft, sondern lch hatte mir da schon sehr viel Arbeit ge- programm zur Landtagswahl 1987 mit sie können auch gegen die Obrigkeit im macht. dem Spitzenkandidaten Dr. Zumpfort; Rahmen der Gewaltenteilung eingeklagt aber das gilt auch für Damp 1991 mit dem und durchgesetzt werden. Aber meine Frau, die mir den Redetext ge- Spitzenkandidaten Wolfgang Kubicki und Und weil unsere Verfassung genau das er- schrieben hat, meinte: Lass das doch lie- der FDP-Programmatik 1995 mit der Dop- möglicht, können wir rückblickend auf die ber; ich dachte, Du schätzt Herrn Kubicki pelspitze der Herren Klug und Kubicki. deutsche Geschichte erst mit dem Beginn persönlich sehr. Dort heißt es: „Wir Liberale kämpfen für der Bundesrepublik tatsächlich von einem Und sonst – so meinte meine Frau – könn- den Einzelnen und sein Recht – nicht für Rechtsstaat sprechen. te sich jemand an die Aussage des kana- mächtige lnteressengruppen. Dort jedoch, wo Gruppen diese Verfas- dischen Medienexperten Herbert Marshall Verpflichtung aller staatlichen Gewalt ist sungsrechte missbrauchen, müssen ih- Macluhan erinnert fühlen, der gesagt hat: es, die Würde des Menschen zu achten nen konsequent die Grenzen aufgezeigt „lch stimme nicht notwendiger Weise mit und zu schützen. Hierzu gehören sowohl werden. allem überein, was ich sage.“ die persönliche Freiheit als auch die Ver- Und da ich Sie wirklich schätze und Sie im wirklichung von Gerechtigkeit. Die Geset- Und da es nicht die Politiker sind, die die- positiven Sinne für einen Ausnahmepoliti- ze und das Recht dürfen nicht zu einem ses in einer eskalierenden Situation prakti- ker halte, greife ich nur auf drei kurze Netz von Einschnürungen und Reglemen- zieren sondern immer wieder unsere Poli- Punkte zurück, die Sie ertragen müssen. tierung verkommen. Der Staat ist für seine zei, darf es zwischen demokratischen Po- Das ist einmal der Weitblick der FDP-Pro- Bürger da und nicht umgekehrt.“ litikern keine grundsätzlichen Meinungs- grammschreiber von 1987 in Damp. verschiedenheiten darüber geben, dass Dort heißt es unter Umweltpolitik in einer Dem werden viele zustimmen können; die Polizei personell und sachlich so hoch Zwischenüberschrift: „Sondermüll macht aber es ist ja nicht nur das Programm, qualifiziert ausgestattet sein muss, dass uns das Leben schwer.“ sondern die schleswig-holsteinische FDP sie jeder Zeit mit Gewaltexzessen – von und ihre Landtagsfraktion haben die Bür- welcher Seite auch immer – fertig werden- Wieso wusste man das 1987 schon? gerrechte auch immer wieder in Gesetz- kann. Zweitens gibt es da das Zitat von lhnen vor gebungsverfahren und in der praktischen Und jede Polizistin und jeder Polizist, der zwei Jahren in der Frankfurter Sonntags- Tagespolitik – und zwar unabhängig von dort für uns handelt, muss durch seine zeitung: „lch habe die Ausstrahlung eines jeweiligen Koalitionstendenzen – vertre- Ausrüstung aber auch durch konsequente Kühlschranks.“ ten. Strafverfolgung gegenüber Straftätern ge- lch finde, das ist so nicht richtig und auf schützt werden. das Gesamtinterview bezogen, möchte Die schleswig-holsteinische FDP hat aus Vielleicht schaffen es die Regierenden und ich lhnen von außen raten, sich von einem meiner Sicht in Sachen Bürgerrechte im- die Parlamentarier mit einer gut ausgestat- Journalisten nicht wieder so ausziehen zu mer eine Wächterfunktion eingenommen. teten Polizei, die der Politik in Zukunft wie- lassen. Sie ist dabei konsequenter als andere Par- der vertraut und auf die die Politik sich ver- Das haben Sie nicht nötig und denken Sie

202 Die Gemeinde SH 7-8/2007 in Zukunft bei ähnlich schwierigen Situa- Das Rauchverbot auf allen Ebenen ist bei uns fast schon verkümmerte öffentli- tionen lieber an die Feststellung von Stan noch nicht ganz unter Dach und Fach, da che Gesundheitswesen eine Renaissance Nadolny, der in seinem Buch „Netzkarte“ fangen die Regulierungsexperten schon in Sachen Aufklärung und Prävention be- intensiv über Flensburg geschrieben hat; an, den Menschen gesunderes Essen zu kommen hätte, um mit dem Geld aus den Zitat: „Wer das Richtige sagt, braucht da- verordnen. Steuern für Produkte, die gesundheitlich bei nicht gut auszusehen.“ Zunächst wird von Empfehlungen gespro- gefährlich sind, eine ganz große Volksi- chen; aber es wird nicht lange dauern, nitiative zu machen. Lieber Herr Kubicki, dann ist Schokolade in öffentlichen Ge- Wie sagt die schleswig-holsteinische FDP da ich weiß, dass Sie eine gewisse Allergie bäuden auch verboten und Mac Donald in ihren Programmen? gegen Zitate haben und das besonders in darf nur von Personen über 18 Jahren be- „Die Gesetze und das Recht dürfen nicht Promotionsarbeiten, zitiere ich Sie heute treten werden, die vorher ihr Gewicht ha- zu einem Netz von Einschnürungen und zum letzten Mal aus einem Interview im ben checken lassen. Reglementierung verkommen.“ Focus aus dem Jahr 2003. Der einzige Vorteil dieser Doppelstrategie Aber noch durfte ich dieses Paket mit in Auf die Frage, „Was ist für Sie eine Versu- ist, dass die ,,Raucherpolizei" gleichzeitig das Landtagsgebäude bringen. Herr Ku- chung?“ ein „Kalorienmessgerät“ mit sich führen bicki, ich überreiche lhnen drei Kilogramm kann, um die Essenausgaben – wo auch Vollmilchschokolade mit ganzen Nüssen. Sehr geehrte Frau Marbert-Kubicki, immer – zu kontrollieren. Das wäre erinnern Sie sich noch an diese enttäu- Verwaltungsvereinfachung. Der FDP-Fraktion wünsche ich für ihre schende Antwort? Nein, es gibt natürlich viele gesundheitli- zukünftige Arbeit Erfolg und zitiere zu aller lhr Mann hat geantwortet: „Vollmilchscho- che Gefahren durch das Rauchen und letzt Perikles mit seiner Aussage: „Das Ge- kolade mit ganzen Nüssen.“ auch durch falsches Essen. heimnis der Freiheit ist der Mut.“ Das wird ja nun in Zukunft ein Problem. Aber ich hätte mir gewünscht, dass das lch danke lhnen.

Rechtsprechungsberichte (Quelle:DStGB)

1. BVerwG: Darstellungen in Flächen- energieanlagen auf einer etwa fünf Hektar BauGB, nicht aber Flächennutzungspläne nutzungsplänen können der Nor- großen Fläche nordöstlich von N. Im text- und damit auch keine Darstellungen mit menkontrolle unterliegen lichen Teil des Plans hieß es hierzu unter den Rechtswirkungen des § 35 Abs. 3 S. 3 Das Bundesverwaltungsgericht hat mit Hinweis auf § 35 Abs. 3 S. 3 BauGB, dass BauGB erfasse. § 47 Abs. 1 Nr. 1 VwGO Urteil vom 26.04.2007 (4 CN 3.06) festge- außerhalb dieser Fläche im Geltungsbe- habe für den Bereich des Städtebaurechts stellt, dass Darstellungen im Flächennut- reich des Flächennutzungsplans keine abschließenden Charakter. zungsplan mit den Rechtswirkungen des weiteren Windenergieanlagen zulässig § 35 Abs. 3 S. 3 BauGB (hier: Konzentra- seien. Die Fläche bei N. war bereits mit drei Entscheidung: tionsfläche für Windenergieanlagen) in Windenergieanlagen bebaut, weitere Das BVerwG ist der vorstehenden Rechts- entsprechender Anwendung des § 47 konnten auf ihr nicht errichtet werden. Mit auffassung nicht gefolgt. Dem Urteil zufol- Abs. 1 Nr. 1 VwGO der Normenkontrolle einem Normenkontrollantrag hat die An- ge unterlag der angegriffene Teilplan in unterliegen. Mit der vorstehenden Ent- tragstellerin geltend gemacht, dass die bei entsprechender Anwendung des § 47 scheidung hat das BVerwG eine aus kom- N. ausgewiesene Fläche einem Anteil von Abs. 1 Nr. 1 VwGO der verwaltungsge- munaler Sicht bedenkliche Entscheidung nur 0,37 Promille des Verbandsgemeinde- richtlichen Normenkontrolle. Nach Auffas- getroffen. Nunmehr ist ein unmittelbarer gebietes entspreche und nicht mit weite- sung des BVerwG habe § 35 Abs. 3 S. 3 Rechtsschutz gegen die Ausweisung von ren Windenergieanlagen bebaut werden BauGB die Darstellungen im Flächennut- Konzentrationsflächen möglich, so dass könne. Der Teilplan Windenergienutzung zungsplan, die Konzentrationsflächen für nicht nur mittelbar über eine Anfechtung stelle mithin eine unzulässige Verhinde- die nach § 35 Abs. 1 Nr. 2 bis 6 BauGB pri- der Anlagengenehmigung die Ausweisung rungsplanung dar. vilegierten Außenbereichsvorhaben festle- von Konzentrationsflächen einer gerichtli- Entgegen der Auffassung des Oberver- gen, mit Rechtswirkungen versehen, die – chen Überprüfung zugeführt werden waltungsgerichts hat sich die betroffene gemessen an den gesetzgeberischen Ziel- kann. Verbandsgemeinde im Rahmen der Revi- setzungen des § 47 Abs. 1 Nr. 1 VwGO – sion darauf berufen, dass ein Flächennut- nachträglich eine planwidrige Regelungs- Zum Sachverhalt: zungsplan weder in formeller noch in ma- lücke habe entstehen lassen, die im Wege Im zugrunde liegenden Sachverhalt wand- terieller Hinsicht Rechtsnormcharakter be- der Analogie zu schließen sei. Das von te sich die Antragstellerin, ein Unterneh- sitze. Er sei nicht verbindlich, sondern nur § 47 Abs. 1 Nr. 1 VwGO verfolgte Ziel, mit men der Windenergiebranche, im Wege ein vorbereitender Bauleitplan. Seit der der Einführung eines bundesweiten Nor- der verwaltungsgerichtlichen Normenkon- Neufassung des § 47 Abs. 1 Nr. 1 VwGO menkontrollverfahrens insbesondere den trolle gegen die Änderung eines Flächen- unterlägen im Bereich des BauGB nur Sat- Rechtsschutz gegenüber Bebauungsplä- nutzungsplans einer Verbandsgemeinde. zungen der Normenkontrolle. Flächennut- nen im Hinblick auf die privaten Belange Mit dem angegriffenen Teilplan verfolgte zungspläne würden nicht in Form einer Planbetroffener möglichst einheitlich aus- die Verbandsgemeinde das Ziel, Wind- Satzung erlassen. Bei der Schaffung von zugestalten, rechtfertige es, die Norm energieanlagen durch Darstellungen im § 35 Abs. 3 S. 3 BauGB habe der Gesetz- auch auf die Darstellung von Konzentrati- Flächennutzungsplan auf bestimmte geber zudem den Gemeinden ein Darstel- onsflächen in einem Flächennutzungsplan Standorte innerhalb ihres Verbandsge- lungsprivileg eingeräumt, ohne zugleich (Sonderbauflächen) zu erstrecken, mit de- meindegebiets zu konzentrieren. Das mit die Möglichkeiten der (prinzipalen) Nor- nen die Rechtswirkungen des § 35 Abs. 3 der Planung beauftragte Ingenieurbüro er- menkontrolle zu erweitern. Dieser Rechts- S. 3 BauGB erreicht werden sollen. Zwar mittelte vorliegend zunächst zwei Potenzi- auffassung ist auch der Vertreter des Bun- habe das BVerwG in ständiger Rechtspre- alflächen, die als überwiegend geeignet desinteresses beim BVerwG gefolgt: Ein chung festgestellt, dass Darstellungen ei- bis geeignet eingestuft wurden. Im weite- Flächennutzungsplan sei nach wie vor nes Flächennutzungsplans nach der Kon- ren Verlauf des Verfahrens beschloss der kein tauglicher Gegenstand einer Normen- zeption, die dem BauGB zugrunde liegt, Verbandsgemeinderat jedoch die Darstel- kontrolle, da § 47 Abs. 1 Nr. 1 VwGO nur aus sich heraus keine unmittelbare rechtli- lung einer Konzentrationszone für Wind- Satzungen nach den Vorschriften des che Bindungswirkung gegenüber privaten

Die Gemeinde SH 7-8/2007 203 Dritten entfalten. § 35 Abs. 3 S. 1 Nr. 1 privilegierter Außenbereichsanlagen in er- die sich aus einem EuGH-Urteil vom 10. BauGB habe indes die Wirkungen flä- heblichem Umfang ein. Eine entsprechen- April 2003 (Kommission/ Deutschland-C- chennutzungsplanerischer Darstellungen de Anwendung von § 47 Abs. 1 Nr. 1 Vw- 20/01 und C-28/01) in Bezug auf die erweitert, indem er sie zu öffentlichen Be- GO stelle in diesem Zusammenhang si- rechtswidrige Vergabe des Müllentsor- langen erklärt habe, die einem Außenbe- cher, dass der Rechtsschutz Betroffener - gungsvertrages ergeben. reichsvorhaben entgegenstehen können. insbesondere auch bundeseinheitlich – Mit der Schaffung des § 35 Abs. 3 S. 3 ausgestaltet werde. Im Einzelnen: BauGB durch die BauGB-Novelle vom 1. Ursprünglicher Sachverhalt 30.07.1996 sei der Gesetzgeber aber Anmerkung: Die Gemeinde Bockhorn (Niedersachsen) noch einen Schritt weitergegangen. Er ha- Die vorstehende Entscheidung des BVer- hatte mit Wirkung vom 01. Januar 1997 be bestimmten Darstellungen des Flä- wG ist kritisch zu hinterfragen. Der Ent- für einen Zeitraum von mindestens 30 chennutzungsplans einen Grad rechtlicher scheidung zufolge sind nunmehr bundes- Jahren mit einem privaten Entsorgungs- Verbindlichkeit beigemessen, der den her- einheitlich Normenkontrollen gegen Dar- unternehmen ohne die Anwendung des kömmlichen Wirkungskreis des Flächen- stellungen in einem Flächennutzungsplan Vergaberechts einen Vertrag über die Ab- nutzungsplans deutlich überschreite. Vor- möglich, wenn für privilegierte Außenbe- leitung ihrer Abwasser geschlossen. Die stehende Vorschrift versetze die Gemein- reichsvorhaben wie Windenergieanlagen Stadt Braunschweig hatte ebenfalls Mitte den in die Lage, die bauliche Entwicklung Konzentrationsflächen mit Ausschlusswir- 1999 für die Dauer von 30 Jahren im We- privilegierter Vorhaben im Außenbereich kung für das übrige Gemeindegebiet ge- ge eines – vergaberechtswidrigen – Ver- planerisch zu steuern. Kraft gesetzlicher schaffen werden. Damit hat das BVerwG handlungsverfahrens Restabfall zur ther- Anordnung entfalteten die im Flächennut- die Rechtsschutzmöglichkeiten im Städte- mischen Behandlung an einen privaten zungsplan ausgewiesenen Konzentrati- baurecht – zulasten der planenden Städte Entsorger vergeben. In beiden Fällen hat onszonen auf der Ebene der Vorhabens- und Gemeinden – deutlich erweitert. Noch der Europäische Gerichtshof mit Urteil zulassung rechtlicher Außenwirkung. Dies am 08.03.2007 hatte das OVG Nieder- vom 10. April 2003 festgestellt, dass die gebe der Gemeinde für privilegierte sachsen entschieden, dass eine Normen- Bundesrepublik Deutschland bei der Ver- Außenbereichsvorhaben ein neuartiges In- kontrolle und damit eine direkte Überprü- gabe der öffentlichen Dienstleistungsauf- strument der verbindlichen Standortpla- fung von Flächennutzungsplänen nicht träge durch die Gemeinde Bockhorn und nung an die Hand. Im Anwendungsbe- statthaft ist, selbst wenn Flächennut- die Stadt Braunschweig, die beide ohne reich von § 35 Abs. 3 S. 3 BauGB erfülle zungspläne bei der Ausweisung von Vor- Ausschreibung erfolgten, gegen das EU- der Flächennutzungsplan mithin eine dem rangflächen rechtliche Wirkungen auch Vergaberecht verstoßen hat. Bebauungsplan vergleichbare Funktion. gegenüber Privaten entfalten. Das OVG Wie die Festsetzungen eines Bebauungs- bezog sich seinerzeit auf die gefestigte 2. Aktivitäten der Bundesregierung plans bestimmten Darstellungen des Rechtsprechung des BVerwG, wonach Nachdem die EU-Kommission die deut- Flächennutzungsplans mit den Rechtswir- ein Flächennutzungsplan regelmäßig kei- sche Regierung auf der Grundlage des kungen des § 35 Abs. 3 S. 3 BauGB Inhalt ne angreifbare Rechtsvorschrift im Sinne EuGH-Urteils gebeten hatte, ihr die hier- und Schranken des Eigentums im Sinne von § 47 Abs. 1 Nr. 1 VwGO ist, da er we- aus ergriffenen Maßnahmen mitzuteilen von Art. 14 Abs. 1 S. 2 GG; wie ein Be- der eine förmlich als Norm erlassene, noch (vgl. Art. 228 EG), machte die Bundesre- bauungsplan müssten sie dem Gewähr- sachlich eine verbindliche Regelung dar- gierung u. a. geltend, dass das Gemein- leistungsgehalt des Art. 14 Abs. 1 S. 1 GG stelle. schaftsrecht auch nach dem erfolgten genügen und auch den Gleichheitssatz Da das BVerwG anerkannt hat, dass EuGH-Urteil keine Kündigung der beiden sowie das Verhältnismäßigkeitsprinzip durch die Einführung von § 35 Abs. 3 S. 3 Verträge verlange. Nach Ansicht der EU- wahren. BauGB (Ausschlusswirkung von Konzen- Kommission hat die Bundesregierung da- Mit der gesetzgeberischen Aufwertung trationsflächen) unter Rechtsschutzge- mit nicht die aus dem Urteil sich ergeben- des Flächennutzungsplans zu einem im sichtspunkten eine planwidrige Rege- den Maßnahmen ergriffen. In der Folge hat dargelegten Sinne qualifizierten Instru- lungslücke entstanden ist, kann nur der die Kommission die jetzt beim EuGH ein- ment der gemeindlichen Standortplanung Bundesgesetzgeber durch eine Anpas- gereichte und entschiedene Klage erho- für privilegierte Außenbereichsvorhaben sung des § 47 Abs. 1 Nr. 1 VwGO zu einer ben. Mit ihrer Klage beantragt die Kom- hat sich nach Auffassung des BVerwG in Klarstellung der Rechtslage beitragen. mission festzustellen, dass die Bundesre- § 47 Abs. 1 Nr. 1 VwGO unter Rechts- publik Deutschland gegen Art. 228 Abs. 1 schutzgesichtspunkten eine planwidrige 2.EuGH-Urteil vom 18. Juli 2007 zu EG verstoßen hat, weil sie nicht die Maß- Regelungslücke aufgetan. Sie sei entstan- den Folgen vergaberechtswidrig nahmen ergriffen hat, die sich aus dem den, nachdem der Gesetzgeber Darstel- geschlossener Altverträge EuGH-Urteil vom 10. April 2003 ergeben. lungen des Flächennutzungsplans im An- Der Europäische Gerichtshof hat in einem Weiter beantragt sie, den Mitgliedstaat wendungsbereich des § 35 Abs. 3 S. 3 Urteil vom 18. Juli 2007 (Rechtssache C- (Deutschland) zu verurteilen, an die Kom- BauGB nach ihrem materiellrechtlichen In- 503/049) betreffend eine Vertragsverlet- mission auf das Konto Eigenmittel der EG halt und ihren Regelungsanspruch zungsklage der EU-Kommission gegen ein Zwangsgeld zu zahlen in Höhe von Rechtswirkungen beigelegt habe, die der die Bundesrepublik Deutschland, deren 31.680 Euro pro Tag des Verzugs bei der Bindungskraft von Festsetzungen eines Ausgangspunkt ein vergaberechtswidrig Durchführung der Maßnahmen im Falle Bebauungsplan gleichkommen. Nunmehr abgeschlossener Müllentsorgungsvertrag „Gemeinde Bockhorn“, und in Höhe von liege es in der Konsequenz dieser materi- durch die Stadt Braunschweig war, eine 126.720 Euro pro Tag des Verzugs im Fal- ellrechtlichen Entwicklung, § 47 Abs. 1 Nr. Entscheidung getroffen. Danach hat die le der „Stadt Braunschweig“, und zwar je- 1 VwGO im Wege der Analogie auf Dar- Bundesrepublik Deutschland – trotz inzwi- weils von der Verkündung des vorliegen- stellungen des Flächennutzungsplans mit schen tatsächlich erfolgter Aufhebung des den Urteils bis zur Durchführung der Maß- den Rechtswirkungen des § 35 Abs. 3 S. 3 vergaberechtswidrigen Müllentsorgungs- nahmen. BauGB zu erstrecken. Der Ausschluss pri- vertrages durch die Stadt Braunschweig – Nachdem die Bundesrepublik Deutsch- vilegierter Außenbereichsvorhaben in wei- dadurch gegen ihre Verpflichtungen aus land in der Folge darauf hingewiesen hat- ten Teilen eines Gemeindegebiets, der in Art. 228 EG verstoßen, in dem sie bei Ab- te, dass der von der Gemeinde Bockhorn der Regel mit der Darstellung von Konzen- lauf der von der Kommission der Europäi- geschlossene Vertrag über die Abwasser- trationsflächen in einem Flächennutzungs- schen Gemeinschaften in der mit Gründen beseitigung am 28. Februar 2005 rückab- plan verbunden sei, schränke die Nut- versehenen Stellungnahme gesetzten gewickelt werden würde, hat die Kommis- zungsansprüche potenzieller Betreiber Frist nicht die Maßnahmen ergriffen hat, sion in ihrer Erwiderung erklärt, dass sie

204 Die Gemeinde SH 7-8/2007 weder ihre Klage noch ihren auf Auferle- staat keinesfalls auf eine Schadensersatz- wäre bei einem formell rechtswidrigen Ver- gung eines Zwangsgelds gerichteten An- möglichkeit zurückziehen können, wenn - gabevertrag, bei dem z. B. ein Bestbieter trag aufrecht erhalte, soweit dieser Vertrag wie im vorliegenden Fall – die Nichtdurch- eine von der Vergabestelle abgeforderte betroffen sei. führung eines eine Vertragsverletzung Erklärung versehentlich nicht beigefügt nach Art. 226 EG feststellenden Urteils in hatte, dieser aber die Erklärung besitzt 3. Entscheidung des EuGH vom Rede steht, um sich hierdurch seiner ge- und auch bei ordnungsgemäßem Verga- 18. Juli 2007 meinschaftsrechtlichen Verantwortung zu beverfahren – materiell – den Zuschlag Die Entscheidung des EuGH vom 18. Juli entziehen. hätte erhalten müssen, eine Kündigungs- 2007 bezieht sich – da die Kommission ih- pflicht unverhältnismäßig. Für die Zukunft re Klage im Falle „Bockhorn“ teilweise Schlussfolgerungen aus kommu- ist zudem zu überlegen, ob gerade im Hin- zurückgenommen hat – nur noch auf den naler Sicht blick auf längerfristige Verträge und das vergaberechtswidrig abgeschlossenen Das jetzige Urteil des EuGH vom 18. Juli Schutzinteresse des privaten Vertrags- Müllentsorgungsvertrag der Stadt Braun- 2007 ist eine konsequente Fortführung partners sowie auch vor dem Hintergrund schweig. der Erstentscheidung des EuGH vom 10. eines Bestandsschutzes nicht in bestimm- April 2003 in den Fällen „Braunschweig“ ten Einzelfällen eine Heilung vergabe- Zulässigkeit der Klage und „Bockhorn“. Vor dem gerichtlichen rechtswidrig geschlossener Verträge im Die Zulässigkeit der Klage der EU-Kom- Hintergrund des Art. 228 EG muss ein Mit- EU-Recht (siehe vergleichbar: §§ 214 und mission hat der EuGH bejaht, obwohl in- gliedstaat die erforderlichen Maßnahmen 215 BauGB) geregelt werden könnte. zwischen auch der von der Stadt Braun- treffen, die sich aus dem Urteil des EuGH Für die Kommunen wesentlich bei der schweig geschlossene Müllentsorgungs- ergeben. Welche erforderlichen Maßnah- vom EuGH entschiedenen Fallgestaltung vertrag am 10. Juli 2005 gekündigt wor- men jeweils konkret durch die Mitglied- ist noch die Frage einer potentiellen den ist und damit aufgehoben wurde. In- staaten bei vergaberechtswidrig abge- Durchgriffshaftung, da ja „Ansprechpart- soweit bemerkt der EuGH, dass der maß- schlossenen Verträgen zu treffen sind, ist ner“ für die EU-Kommission, aber auch für gebliche Zeitpunkt für die Beurteilung ei- eine Frage des Einzelfalls. Hier hatte sich den EuGH jeweils der Mitgliedstaat (Bun- ner Vertragsverletzung i. S. v. Art. 228 EG noch die Generalanwältin Trstenjak in ihren desrepublik Deutschland) und nicht die nach ständiger Rechtsprechung am Ende Schlussanträgen zu dem Verfahren C- Kommune ist. Insoweit sieht der nach der der Frist liegt, die in der mit Gründen ver- 503/04 vom 28. März 2007 deutlich für ei- ersten Stufe der Föderalismusreform neu sehen Stellungnahme der EU-Kommissi- ne grundsätzliche Pflicht zur Beendigung geschaffene Art. 104a Abs. 6 GG vor, dass on gesetzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt eines vergaberechtswidrig geschlossenen Bund und Länder nach der innerstaatli- war aber der Müllentsorgungsvertrag der Vertrages ausgesprochen. So führte die chen Zuständigkeits- und Aufgabenvertei- Stadt Braunschweig noch nicht gekün- Generalanwältin u. a. (Rdn. 77) aus, dass lung die Lasten einer Verletzung von su- digt. Folge war, dass die Vertragsverlet- „auch unter dem Gesichtspunkt der Ab- pranationalen oder völkerrechtlichen Ver- zung des von der Stadt Braunschweig ge- schreckung eine Aufhebungspflicht verga- pflichtungen Deutschlands tragen. Damit schlossenen Vertrages und dessen Verga- berechtswidriger Verträge erforderlich sein wird im Grundsatz eine Verantwortungs- berechtswidrigkeit auch jeden Tag wei- dürfte, um die sorgfältige Befolgung der aufteilung dergestalt normiert, dass im terhin seine volle Wirkung entfaltete. Vergaberichtlinien im Sinne einer effektiven Verhältnis Bund-Bundesland bei EU-Ver- Durchsetzung des Gemeinschaftsrechts stößen der jeweilige Verursacher haftet. Begründetheit der Klage zu gewährleisten“. Die Generalanwältin Da die Städte und Gemeinden verfas- Die Bundesrepublik Deutschland hatte in hielt diese Maßnahme (Aufhebungspflicht) sungsrechtlich Teile der Länder sind, er- Bezug auf den von der Stadt Braun- im konkreten Fall bei vergaberechtswidrig, gibt sich hieraus noch keine „Durchgriffs- schweig geschlossenen Vertrag die sich weil freihändig abgeschlossenen Verträ- haftung“ auf diese. aus dem Urteil vom 10. April 2003 erge- gen mit einer vorgesehenen Laufzeit des Allerdings sieht die niedersächsische Ver- benden Maßnahmen nicht ergriffen. Dem Entsorgungsvertrages von 30 Jahren, fassung in Art. 57 Abs. 7 vor, dass nach kann nach Auffassung des EuGH in seiner auch für verhältnismäßig. Daher könne „ei- Maßgabe eines Landesgesetzes ein Entscheidung vom 18. Juli 2007 auch ner Perpetuierung des gemeinschafts- Rückgriff bei der den Rechtsverstoß ver- nicht entgegen gehalten werden, dass Art. rechtswidrigen Zustandes nur durch eine antworteten Kommune stattfinden kann. 2 Abs. 6 Unterabsatz 2 der EG-Rechts- Aufhebung entgegengetreten werden“. Ein solches Landesgesetz wurde bislang mittelrichtlinie (89/665) den Mitgliedstaa- Der EuGH hat in seiner jetzigen Entschei- jedoch in Niedersachsen nicht erlassen. ten erlaubt, die Wirkungen der unter Ver- dung eine derartige Aufhebungspflicht stoß gegen die Richtlinien über die Verga- nicht an- und ausgesprochen. Hieraus er- 3.BVerwG: Kein Verwaltungsrechts- be öffentlicher Aufträge geschlossenen gibt sich, dass er dem einzelnen Mitglied- weg bei Vergaben unterhalb der EU- Verträge unter bestimmten Voraussetzun- staat konkret auf der allein maßgeblichen Schwellenwerte gen aufrecht zu erhalten und „nur“ noch Grundlage des Art. 228 EG die Maßnah- In einem grundlegenden Beschluss vom Schadensersatzansprüche – nicht aber ei- men überlässt, die erforderlich sind, um 02. Mai 2007 (BVerwG 6 B 10.07) hat das ne Kündigung des vergaberechtswidrigen die sich aus dem Urteil des Gerichtshofs Bundesverwaltungsgericht entschieden, Vertrages – greifen zu lassen. Insoweit ergebenden Folgerungen zu ziehen. Dies dass bei öffentlichen Auftragsvergaben stellt der EuGH deutlich heraus, dass die kann möglicherweise im extremen Einzel- unterhalb der EU-Schwellenwerte (VOB: in Art. 2 Abs. 6 Unterabsatz 2 der Richtli- fall – etwa bei einem formell wie materiell 5,278 Millionen Euro; VOL und VOF: nie 89/665 (EG-Rechtsmittelrichtlinie) an- vergaberechtswidrig geschlossenen Ver- 211.000 Euro) grundsätzlich ausschließ- gesprochene Schadensersatzmöglichkeit trag mit langer Laufzeit – zu einer Aufhe- lich der Rechtsweg zu den ordentlichen seinem Wortlaut nach nur den Ersatz des bungspflicht führen; die Regel dürfte dies Gerichten (Zivilgerichten) und nicht zu den Schadens, den eine Person durch einen jedoch vor dem Hintergrund des auch EU- Verwaltungsgerichten gegeben ist. Rechtsverstoß eines öffentlichen Auftrag- rechtlichen Verhältnismäßigkeitsgrundsat- gebers erlitten hat, betrifft. Die Vorschrift zes nicht sein. So kommen insbesondere Sachverhalt: sei jedoch wegen ihres spezifischen Cha- mildere Maßnahmen, wie z. B. einver- Eine Kommune schrieb im Juni 2006 ein rakters nicht so zu verstehen, dass sie nehmliche Vertragsaufhebungen und Bauvorhaben, dessen Auftragswert deut- auch die Beziehungen zwischen einem Neuausschreibungen, aber auch ggf. lich unterhalb des EU-Schwellenwerts lag Mitgliedstaat und der Gemeinschaft, um anschließend eine Rekommunalisierung und bei dem daher kein GWB-Nachprü- die es in den Art. 226 EG und 228 EG der bisher fremd vergebenen Leistung fungsverfahren vor der Vergabekammer geht, regelt. Daher wird sich ein Mitglied- (Bsp.: Abfallentsorgung) in Frage. Weiter eröffnet war, öffentlich aus. Das von dem

Die Gemeinde SH 7-8/2007 205 klagenden Unternehmen innerhalb der phänomen“ darstelle. Diese – richtige – an einem Anknüpfungspunkt für eine „ers- Angebotsfrist abgegebene Angebot wur- Auffassung des Bundesverfassungsge- te Stufe“. Denn eine selbstständige Verga- de von der Kommune (Beklagte) ausge- richts sprach bereits tendenziell gegen die beentscheidung hinsichtlich des „Ob“ ge- schlossen. Hiergegen erhob die Klägerin Annahme des Verwaltungsrechtswegs. be es nicht. Vielmehr erfolge die Auswahl Klage beim Verwaltungsgericht mit dem zwischen mehreren Bietern durch den Begehren, der Beklagten aufzugeben, un- Nunmehr hat auch das Bundesverwal- Auftraggeber im Regelfall unmittelbar ter Beachtung der Auffassung des Ge- tungsgericht als Begründung für die An- durch den Abschluss eines privatrechtli- richts erneut über die Erteilung des Zu- nahme einer Zuständigkeit der ordentli- chen Vertrages mit dem Bieter in Form des schlags im Vergabeverfahren zu entschei- chen Gerichte ausgeführt, dass es bei der Zuschlags. Die Vergabe öffentlicher Auf- den. Die beklagte Kommune macht Beurteilung des zulässigen Rechtswegs träge müsse damit insgesamt als einheitli- hingegen geltend, dass der Verwaltungs- immer auf die Natur des zugrunde liegen- cher Vorgang dem Privatrecht zugeordnet rechtsweg nicht gegeben sei. den Rechtsverhältnisses ankomme, aus werden. dem der geltend gemachte Anspruch her- Die Entscheidung des Bundes- geleitet werde. Entscheidend dafür sei, ob Bewertung des DStGB: verwaltungsgerichts: die Beteiligten in einem hoheitlichen Ver- Es ist grundsätzlich zu begrüßen, dass Anders als die Vorinstanzen (Verwaltungs- hältnis zueinander stehen und sich daher das Bundesverwaltungsgericht beim gericht und Oberverwaltungsgericht) hat als Träger hoheitlicher Gewalt der beson- Rechtsschutz gegen Vergabeentschei- das Bundesverwaltungsgericht nunmehr deren Rechtssätze des öffentlichen dungen, die Auftragswerte unterhalb der entschieden, dass bei Streitigkeiten im Rechts bedienen. Ein solches Über- und EU-Schwellenwerte betreffen, nunmehr Rahmen der öffentlichen Auftragsvergabe Unterordnungsverhältnis scheide bei der dem Verwaltungsrechtsweg den Boden unterhalb der EU-Schwellenwerte hin- Auswahl des Vertragspartners im öffentli- entzogen hat. Zum einen war die Annah- sichtlich der Auswahl des Vertragspart- chen Vergabeverfahren unterhalb der EU- me der „Zwei-Stufen-Theorie“ angesichts ners ausschließlich der ordentliche Schwellenwerte aber schon deswegen des einheitlichen – privatrechtlichen – Ver- Rechtsweg eröffnet ist. Damit ist eine bis- aus, weil es sich hierbei um ein Gleichord- gabevorgangs gekünstelt; zum anderen her innerhalb der Oberverwaltungsgerich- nungsverhältnis handele. Insofern bewege kann insbesondere der im verwaltungsge- te unterschiedlich beurteilte Rechtsfrage sich die öffentliche Hand bei der Anwen- richtlichen Verfahren geltende Amtsermitt- nunmehr durch das höchste deutsche dung des Vergaberechts grundsätzlich auf lungsgrundsatz zu Verzögerungen bei der Verwaltungsgericht im Sinne der DStGB- dem Boden des Privatrechts. Hierfür spre- Auftragsvergabe und damit zur Verzöge- Auffassung entschieden. In der Vergan- che schon ihre Rolle als Nachfrager bei der rung bei dringend notwendigen kommu- genheit hatten insbesondere das OVG Ausschreibung, so dass sie sich nicht nalen Investitionen führen. Rheinland-Pfalz und das OVG Nordrhein- grundlegend von anderen Teilnehmern am Westfalen (zuletzt: Entscheidung vom 12. Markt unterscheide. Auch gehörten die Positiv an der Entscheidung des Bundes- Januar 2007) den Verwaltungsrechtsweg von der öffentlichen Hand abgeschlosse- verwaltungsgerichts ist auch, dass der auch bei Unterschwellenvergaben auf der nen Werk- und Dienstleistungsverträge rechtliche Flickenteppich innerhalb der Grundlage der so genannten „Zwei-Stu- ausschließlich dem Privatrecht an. Das OVG-Rechtsprechung bei der Rechts- fen-Theorie“ für zulässig erklärt, während Bundesverwaltungsgericht ergänzt in sei- schutzfrage nunmehr einer Lösung zuge- etwa das OVG Niedersachsen und der ner Entscheidung weiter, dass auch für führt worden ist. Dennoch bleibt die Ge- VGH Baden-Württemberg den Zivilrechts- das vorausgehende Vergabeverfahren fahr, dass einstweiliger Rechtsschutz – wie weg für gegeben erachtet haben. Aller- nichts anderes gelte und daher die „Zwei- in der Vergangenheit vereinzelt auch – un- dings hatte bereits das Bundesverfas- Stufen-Theorie“ im Ergebnis nicht zur An- mittelbar vor den Zivilgerichten bei Unter- sungsgericht in seiner Entscheidung vom wendung komme. Vielmehr entstehe mit schwellenvergaben geltend gemacht wird. 13. Juni 2006 im Zuge der dort festge- der Aufnahme der Vertragsverhandlungen Hier könnte es sinnvoll sein, dass der stellten Verfassungsgemäßheit einer Be- zwischen den öffentlichen Auftraggebern Normgeber im Zuge der zweiten Stufe der schränkung des EU-Primärrechtsschut- und den Bietern ein privatrechtliches Vergaberechtsreform den zivilrechtlichen zes auf Auftragsvergaben oberhalb der Rechtsverhältnis, das bis zur Auftragsver- Unterschwellenrechtsschutz dadurch klar EU-Schwellenwerte ausgeführt, dass der gabe an einen Bieter andauere. Insofern abgrenzt, dass er dessen Voraussetzun- Staat bei Vergabeverfahren als Nachfrager sei das Vergabeverfahren seiner Struktur gen nicht zuletzt im Hinblick auf das Ziel, am Wettbewerbsmarkt tätig werde und nach gerade nicht zweiphasig. Es fehle – unnötige Investitionsverzögerungen zu die Unterschwellenvergabe ein „Massen- worauf der DStGB stets hingewiesen hat – verhindern, klar regelt. Aus dem Landesverband

Diese können auf der Homepage www.sh angekündigt – oder starre Einwohnergren- Infothek gt.de eingesehen werden (Themen und In- zen sind dabei überflüssig. Die kreisan- fos/Positionspapiere). gehörigen Kommunen werden in Koope- Innerkommunale Funktionalreform: Damit machen wir für die Gemeinden und rationen die kreisweite Übernahme von Gemeindetag startet neue Initiative Ämter deutlich: Mehr Bürgernähe ist Aufgaben ermöglichen. Bereits seit über 10 Jahren setzt sich der machbar. Die Verwaltungsstrukturreform Wir erinnern in diesem Zusammenhang Gemeindetag für die innerkommunale im kreisangehörigen Bereich muss Konse- auch an unsere Vorschläge zur Weiterent- Funktionalreform und damit mehr Bür- quenzen in einer Stärkung der Aufgaben- wicklung der Amtsordnung aus dem Jah- gernähe bei der Erledigung von Aufgaben wahrnehmung bei den Gemeinden und re 2002, deren Bedeutung durch die Er- ein. Nachdem die Ergebnisse der Verwal- Ämtern haben. Sie stehen dafür bereit und gebnisse der Verwaltungsstrukturreform tungsstrukturreform im kreisangehörigen werden in Kooperation mit ihren Nachbarn noch gestiegen sind. Bereich feststehen, startet der Gemeinde- für die notwendige, leistungsfähige und ef- Damit sind die Gemeinden und Ämter wei- tag eine neue Initiative. Der Landesvor- fiziente Verwaltungsstruktur sorgen, so- ter in der Offensive. Unser Ziel ist eine bür- stand des SHGT hat dafür am 04. Juli weit diese nicht ohnehin schon vorhanden gernähere, schnellere und wirtschaftliche- 2007 10 Thesen des SHGT zur innerkom- ist. Eine Bevorzugung größerer Städte – re Verwaltung. Mit dem einstimmigen Be- munalen Funktionalreform verabschiedet. wie vom Innenminister am 26. Juni 2007 schluss des Landesvorstandes demon-

206 Die Gemeinde SH 7-8/2007 strieren wir die Zukunftsfähigkeit, Lei- gaben des Kuratoriums liegen in der Be- cherung einer attraktiven Infrastruktur – stungsfähigkeit und Kooperationswilligkeit gleitung der Arbeit und der Beratung der sind das zentrale Ziel der Politik für den unserer Gemeinde- und Amtsverwaltun- Leitung der Umweltakademie. ländlichen Raum“. gen. – „Die ländlichen Räume mit ihren spezifi- Neues Strategiepapier der Landesre- schen Stärken und Potentialen sind für Gemeindetag erreicht vorzeitigen gierung zur Entwicklung des ländli- die Lebensqualität und den wirtschaftli- Kommunalrabatt bei Strom- und Gas- chen Raumes chen Erfolg des Landes unverzichtbar. versorgung Die Landesregierung hat am 08. Mai 2007 Es soll kein Gegensatz Metropolen vs. In den Verhandlungen mit der E.ON Han- ein von Landwirtschaftsminister Dr. Chris- ländliche Räume aufgebaut werden. Die se AG über neue Mustertexte für Wege- tian von Boetticher vorgelegtes Papier ländlichen Räume Schleswig-Holsteins nutzungsverträge zur Strom- und Gasver- „Politik für die ländlichen Räume Schles- profitieren von der Metropolregion Ham- sorgung konnte der Gemeindetag mit der wig-Holsteins – Bestandsaufnahme und burg – und umgekehrt. Die Handlungs- E.ON Hanse AG eine Vereinbarung dahin- Perspektiven“ verabschiedet. Mit diesem maxime lautet daher: Die „Stärken stär- gehend erreichen, dass allen Vertragspart- auch auf einer Anregung des Schleswig- ken“ – sowohl in der Metropolregion als nern auch der noch laufenden Konzessi- Holsteinischen Gemeindetages beruhen- auch in den ländlichen Regionen. Eine onsverträge bereits ab 01. Januar 2008 den Strategiepapier hat sich das Kabinett wichtige Voraussetzung sind gegensei- der in den Musterverträgen vereinbarte dieser Landesregierung erstmals umfas- tige Wertschätzung sowie Kontakte und Preisnachlass für den in Niederspannung send mit der künftigen Rolle der ländlichen Kooperationen „auf gleiche Augenhö- bzw. Niederdruck abgerechneten Eigen- Räume in Schleswig-Holstein befasst. he“.“ verbrauch der Gemeinde in Höhe von 10 Dies war notwendig geworden, nachdem Eine Kurzstellungnahme des Gemeindeta- von 100 des Rechnungsbetrages für den das Kabinett bereits im November 2005 ges in der Presseerklärung vom 08. Mai Netzzugang („Kommunalrabatt“) gewährt strategische Aussagen zur Landesent- 2007 finden Sie unter www.shgt.de. wird. Aufgrund gesetzlicher Grundlagen ist wicklung getroffen hatte, die ausschließ- im Strombereich nur noch diese Form des lich aus der Perspektive der Metropol-Re- Neue Muster-Wegenutzungsverträge Kommunalrabatts zulässig. Bei der Gas- gion Hamburg und der schleswig-holstei- Mit der E.ON Hanse AG hat der Schles- versorgung ist eine gesetzliche Grundlage nischen Oberzentren erstellt waren. wig-Holsteinische Gemeindetag neue Mu- für diesen Kommunalrabatt erst Ende Das aktuelle Papier der Landesregierung ster für Wegenutzungsverträge in den Be- 2006 neu geschaffen worden. Mit der Ver- enthält insbesondere im Einleitungsteil reichen Stromversorgung und Gasversor- einbarung konnte der Gemeindetag errei- wichtige Grundaussagen, die die Stärken gung ausgehandelt. Diese liegen allen chen, dass ein solcher Kommunalrabatt und Entwicklungspotentiale der ländlichen Mitgliedsverwaltrungen vor. Ein solcher nicht nur denjenigen Gemeinden zugute Räume Schleswig-Holstein herausstrei- Vertrag wird den Gemeinden von der kommt, die auf Basis der vereinbarten Mu- chen. Demnach sollen sie auch künftig E.ON Hanse AG angeboten werden. In stertexte nach Auslaufen der alten Kon- „attraktive Wohn-, Wirtschafts- und Erho- den kommenden Jahren stehen mehrere zessionsverträge einen neuen Wege-Nut- lungsräume mit hoher Umweltqualität“ Hundert Wegenutzungsverträge zwischen zungsvertrag mit der E.ON Hanse AG ab- sein. Zu den besonderen Stärken gehören den Gemeinden und Energieversorgern schließen (was in einigen Fällen erst 2012 im Papier zufolge hohe Lebensqualität, zum Abschluss an. der Fall sein dürfte), sondern dass bereits reiches Natur- und Kulturerbe, günstige Dieses Vertragsmuster verfolgt das Ziel, jetzt alle Konzessionsvertragspartner hier- Wohnverhältnisse und ein familienfreundli- den einzelnen Gemeinden bestmögliche von profitieren können. ches Umwelt, hohe Bereitschaft zum bür- Bedingungen für einen Vertragsabschluss Die Gewährung des Kommunalrabatts gerschaftlichen Engagement und vielfälti- mit der E.ON Hanse AG zu ermöglichen. setzt eine entsprechende Vereinbarung ge soziale Netzwerke sowie eine insge- Dabei konnte eine ganze Reihe von Ver- zwischen der Gemeinde und der E.ON samt niedrigere Arbeitslosigkeit als andere besserungen gegenüber der bisherigen Hanse AG voraus. Dafür hat der SHGT mit Regionen. Vertragssituation erreicht werden, sowohl der E.ON Hanse AG ein entsprechendes Entscheidend ist also, dass die ländliche im Bereich der finanziellen Leistungen als Muster abgestimmt, das allen Mitglieds- Räumen auch weiterhin attraktive Stan- auch der gegenseitigen Rechte und Pflich- verwaltungen vorliegt. Die E.ON Hanse dorte für Wohnen und Arbeitsplätze sein ten. Dabei wurden in harten, aber stets fai- AG wird mit einer solchen Vereinbarung sollen und nicht nur touristische Bedeu- ren Verhandlungen mit der E.ON Hanse auf die Gemeinden als Konzessionsver- tung haben, wie dies vor allem vom Innen- AG ausgewogene Lösungen gefunden, tragspartner zukommen. minister öfter betont wird. die eine gute Zusammenarbeit vor Ort auch künftig fördern sollen. Kuratorium der Akademie für Natur Folgende weitere Kernaussagen sind her- Die Landesgeschäftsstelle wurde in den und Umwelt des Landes Schleswig- vorzuheben: Verhandlungen von der GeKom GmbH Holstein –„Der ländliche Raum ist Innovations-, unterstützt, die den Gemeinden weiter- Die Akademie für Natur und Umwelt (Um- Wirtschafts- und Arbeitsraum für die führende Dienstleistungen auf dem Sektor weltakademie) in Neumünster widmet sich dort lebende Bevölkerung. Er muss aus anbietet. Ausführliche Erläuterungen zu seit 1993 als zentrale Umweltbildungsein- sich selbst heraus entwicklungsfähig diesem Vertragsmuster erfolgen dem- richtung des Landes der Fort- und Weiter- sein. Dazu bedarf es vor allem eine För- nächst in der Zeitschrift „Die Gemeinde“. bildung im Bereich des Natur- und Um- derung endogener Potentiale.“ weltschutzes unter nachhaltiger Entwick- – „Am Grundsatz der Gleichwertigkeit der Wettbewerb „Umweltfreundliche Ge- lung und richtet sich insbesondere an Lebensverhältnisse in der Raumord- meinde“ Multiplikatoren und Entscheidungsträger. nung und der Förderpolitik wird festge- Seit 1984 organisiert der Schleswig-Hol- Anstelle des bisher tätigen Vorstandes ist halten. Der Vielfalt ländlicher Räume und steinische Heimatbund den Wettbewerb nun ein Kuratorium in der Umweltakade- ihrer spezifischen Ausprägungen muss „Umweltfreundliche Gemeinde“, der bis- mie eingerichtet worden, in dem auch der Rechnung getragen werden.“ her alle zwei Jahre ausgeschrieben wurde. Schleswig-Holsteinische Gemeindetag ein – „Der Ausgestaltung der Infrastruktur Der Schleswig-Holsteinische Gemeinde- Mitglied stellen kann. Vertreter des SHGT kommt eine Schlüsselfunktion für die tag hat dabei die Möglichkeit, ein Jurymit- ist Amtsvorsteher Klaus Mehrens aus Kat- Entwicklungschancen ländlicher Räume glied zu stellen. Für den anstehenden tendorf (Amt Kisdorf). Stellvertretendes zu“. Wettbewerb 2006/2007 wird wie in den Mitglied ist die stellvertretende Geschäfts- – „Die Schaffung und der Erhalt von Ar- Vorjahren auch diesmal Bürgermeister führerin Ute Bebensee-Biederer. Die Auf- beitsplätzen – eng verbunden mit der Si- Hans Siebke aus Schmalensee (Kreis Se-

Die Gemeinde SH 7-8/2007 207 geberg) den Gemeindetag in der Jury ver- benötigtes Büroinventar zum Kauf anzu- 05.09.2007: Landesvorstand, Haus der treten. bieten bzw. ein entsprechendes Gesuch kommunalen Selbstverwaltung in Kiel Die Jury kann mehrere Gemeinden als Sie- einzustellen. Denkbar ist auch, über das gergemeinden ernennen und weitere Son- Portal Satzungsmuster zu suchen bzw. 17.09.2007: Bau-, Planungs- und Um- derpreise für beispielhafte Leistungen ver- anzubieten oder auch Partnerschaftsge- weltausschuss des SHGT, Neumünster geben. Auf einer festlichen Abschlussfeier suche zu veröffentlichen. Dieser Service werden die Leistungen der Siegergemein- steht allen Mitgliedern des SHGT kosten- 18.09.2007: Rechts-, Verfassungs- und den vorgestellt, und sie erhalten als Aus- los zur Verfügung. Besuchen auch Sie den Finanzausschuss zeichnung eine Urkunde und das bekann- Marktplatz! te Ortsschild „Umweltfreundliche Gemein- 26.09.2007: Bürgermeisterfachkonferenz de“. Termine des SHGT vom 26. bis 27. September 2007 SHGT Marktplatz online 31.08. - 01.09.2007: Bürgervorsteherta- Auf unserer Webseite www.shgt.de bieten gung des SHGT vom 31. August bis 01. 04.10.2007: Breitbandforum Schleswig- wir im Bereich „Marktplatz“ die Möglich- September 2007 Holstein Sparkassenakademie Kiel von keit, Gegenstände wie z. B. ausgesonder- 8.30 Uhr bis 17.30 Uhr te Feuerwehrfahrzeuge oder nicht mehr 04.09.2007: KomFIT 2007, Kiel, Halle 400

Die Funktionalreform jetzt auf absehbare Parlamentarischer Abend der kom- ein bis zwei Dutzend Aufgabengebiete zu begrenzen, ruft verständlicherweise auch munalen Verbände 2007* nur begrenzt Beifallsstürme hervor. Es fehlt der große Wurf, der angekündigt worden Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Funktionen für unser Land und seine wirt- ist. sehr verehrte Abgeordnete und Vertreter schaftliche Entwicklung wie die ländlichen Beides zusammen zeigt die Richtigkeit un- der Regierung, – herzlich willkommen. Wir Räume. Diese sind mehr als nur von serer Forderung – „von der Aufgabe zur – die Vertreter der Kreise, Städte und Ge- touristischem Wert, wie dieses von unse- Struktur“ –, die leider nicht beachtet wur- meinden – freuen uns, dass Sie so zahl- rem Kommunalminister mal festgestellt de. reich unserer Einladung gefolgt sind und wurde. Wir sind gespannt, was sich in diesem mit uns das Gespräch suchen. Wir – die Verantwortlichen in den kommu- Jahr noch tun wird, hoffentlich unter aus- Unser Land Schleswig-Holstein ist ein be- nalen Verbänden haben in den letzten Jah- reichender Beteiligung unserer Verbände. sonderes Land. Wir haben glücklicherwei- ren sehr viel Arbeitskraft eingebracht in die se sehr vielfältige Strukturen – in unserer aktuellen politischen Diskussionen und Sehr geehrte Abgeordnete, Landschaft zwischen den Meeren, aber Planungen. Wir – die Kommunen – sind natürlich vom auch in den Kommunen von der kreisfrei- Als Stichworte seien hier genannt: Landtag abhängig und das in vielfältiger en Stadt Kiel mit 235.000 Einwohnern bis – Verwaltungsstrukturreform 1 Form. Sie machen die Gesetze und setzen hin zu unseren kleinsten Gemeinden mit – Funktionalreform damit die rechtlichen Rahmen für unser unter 70 Einwohnern. – Verwaltungsstrukturreform 2 Handeln. Ein Gesetz ist Recht – aber es ist Es funktioniert gut so – und deshalb sollte – Finanzentzüge damit noch lange nicht immer richtig! alles versucht werden, dieses weiterhin zu aber auch viele ande- erhalten. Über 10.000 Menschen, die sich re Themen wie Schul- ehrenamtlich für das Gemeinwohl in den reform, Kindertages- kommunalen Vertretungen einsetzen, sind stättenstandards u. ein Zeichen des hohen Engagements in a.. diesem Lande, auf das wir alle stolz sein Wir leisten diese Ar- können. Eine Demotivation dieser vielen beit gerne, denn da- Menschen führt zu einem Schaden, der für sind wir in diese nicht wieder gut gemacht werden kann. Ehrenämter gewählt Die Städte haben dabei ebenso wichtige worden, dafür sind unsere Geschäfts- stellen da. Aber es muss natür- lich ein Erfolg dieses Einsatzes erkennbar werden. Dieses mes- sen wir natürlich nicht daran, wie oft wir uns Auch der Ministerpräsident kam durchsetzen konn- ten, sondern vielmehr daran, ob bei den Das Land ist aber auch von seinen Kom- Entscheidungen unsere Argumente ver- munen abhängig – nicht rechtlich, aber nünftig, nachvollziehbar abgewogen wer- tatsächlich. Hier steckt mehr Engage- den. ment, aber auch mehr Fachkompetenz als Eine Ämterreform – ohne dass tatsächli- Sie vielleicht denken. che Aufgaben zusätzlich auf diese über- Deshalb tragen werden – ist nur sehr begrenzt sinn- – trauen Sie den Kreisen, Städten und voll vor allem, weil die hauptsächliche Be- Gemeinden mehr zu als bisher! gründung dafür anfangs in diese Richtung

Landesvorsitzender Dornquast mit Innen- lief. Gleiches gilt jetzt auch für die anste- * Begrüßungsrede des Landesvorsitzenden, Bürger- minister Dr. Stegner hende Kreisgebietsreform. meister Volker Dornquast

208 Die Gemeinde SH 7-8/2007 – Geben Sie uns mehr Freiheiten in der ei- genen Entscheidungsmöglichkeit! Nur das zwingend Notwendige muss auch gesetzlich geregelt werden. –Belassen Sie den Kommunen die Fi- nanzmittel, die uns tatsächlich zuste- hen. Solange in der Regierung mehr Zeit investiert wird, um an das Geld der Kommunen zu kommen, als für tatsäch- liche Einsparungen bei den eigenen Mit- teln – ist etwas faul im Staate. – Schützen Sie die Vielfalt in unserem Land, denn diese macht Schleswig-Hol- stein so liebenswert. Ich habe einige Beispiele dafür genannt. Jetzt wünsche ich uns allen gute Ge- spräche und einen guten Appetit. Gespräche in der kommunalen Familie Volker Dornquast

ropäischen Dienstleistungsrichtlinie auf die Aus der Arbeit des Landesvorstandes Kommunalverwaltungen insbesondere durch die Notwendigkeit der Schaffung Seit der letzten Berichterstattung aus der den aktuellen Sachstand des Finanzein- einheitlicher Ansprechpartner. Der Vor- Arbeit des Landesvorstandes in Heft 4/ griffes und der Verwaltungsstrukturreform stand nahm ein Positionspapier der Ge- 2006 hat der Landesvorstand des Ge- fort. Es konnte festgestellt werden, dass schäftsstelle zu der sich abzeichnenden meindetages achtmal unter Vorsitz von die Strategie des Gemeindetages Früchte Debatte um eine Kreisgebietsreform zu- Bürgermeister Volker Dornquast in der trägt, den Eingriff des Landes in den kom- stimmend zur Kenntnis, damit auf Basis Landesgeschäftstelle in Kiel getagt. Die munalen Finanzausgleich nicht nur abzu- dieses Papiers die Interessen der Gemein- wesentlichen Themen und Ergebnisse der lehnen, sondern auch eine Gegenstrategie den offensiv in diese Debatte eingebracht Sitzungen werden im Folgenden zusam- zu entwickeln. So wurde die Initiative des werden können. Der Landesvorstand be- mengefasst: In der Sitzung am 19. April Gemeindetages mit 50 Vorschlägen zur schloss den Beitritt des SHGT zur „Frei- 2006 standen die zukünftige Entwicklung Aufgabenwende ernsthaft in der Presse herr vom Stein Akademie für europäische der ländlichen Räume, der Eingriff des und in den Landtagsfraktionen sowie in Kommunalwissenschaften“ mit Sitz in Landes in den Finanzausgleich, das den Parteien diskutiert. Die Geschäftstelle Stuttgart. Schulgesetz und das Zweite Verwaltungs- berichtete über die zahlreichen Aktivitäten strukturreformgesetz im Mittelpunkt. Als des Gemeindetages zur Gewinnung politi- Die Schlusssitzung des Jahres 2006 am Gäste erläuterten Staatssekretär Ernst- scher Unterstützung und zur Abwehr des 05. Dezember konzentrierte die Beratung Wilhelm Rabius und Abteilungsleiter Finanzeingriffes. Die mit großer Medienre- auf die neue EU-Förderung ländlicher Hans-Joachim Pieper aus dem Ministeri- sonanz durchgeführte Bürgermeisterde- Räume in AktivRegionen und erneut den um für Landwirtschaft, Umwelt und ländli- monstration wurde als Erfolg gewertet. Finanzeingriff bzw. jüngste Anhebungen che Räume den Sachstand der Verteilung Ferner nahm der Landesvorstand einen der Kreisumlage in den Kreisen. Als Gäste der europäischen Fördermittel für die länd- Bericht über die grundlegend erneuerte erläuterten Referatsleiter Hermann-Josef liche Entwicklung in der Förderperiode Homepage des Gemeindetages www.sh Thoben und Frau Christina Pfeiffer aus 2007 bis 2013. Der Landesvorstand wies gt.de entgegen. dem MLUR die künftige Bedeutung der die Gäste auf die Dringlichkeit einer ver- AktivRegionen. Dabei kritisierten die Vor- stärkten Förderung des ländlichen Wege- Die Sitzung am 28. August 2006 wurde er- standsmitglieder die starren Mindest- und baus hin und er dankte dem Ministerium, neut von den Themen Finanzeingriff und Höchsteinwohnergrenzen für die Bildung dass es eine Anregung des SHGT aufge- Verwaltungsstrukturreform dominiert. Der solcher AktivRegionen. Zum Finanzeingriff griffen hat, eine eigenständige Funktion Landesvorstand verabschiedete „15 gol- des Landes musste festgestellt werden, der ländlichen Räume für die Entwick- dene Fragen zur Funktionalreform“, in de- dass der Landtag die entsprechenden Ge- lungsstrategie des Landes zu beschrei- nen die wesentlichen Probleme aus Sicht setze beraten hat, ohne die in der Ge- ben. Der Gemeindetag forderte, für die In- der Gemeinden deutlich aufgeworfen wer- schäftsordnung des Landtages verpflich- vestitionen in die ländliche Infrastruktur den. Der Landesvorstand lehnte die Bil- tend vorgesehene Anhörung der kommu- mehr Fördermittel als bisher geplant in der dung von „kommunalen Verwaltungsre- nalen Landesverbände durchzuführen. Verteilung vorzusehen. Der Landesvor- gionen“ ab, solange die wesentlichen Fra- stand beschloss ferner eine Strategie ge- gen aus Sicht der Gemeinden nicht In der ersten Sitzung des Jahres 2007 am gen den Eingriff des Landes in den kom- beantwortet sind. Ferner erstattete Frau 21. Februar ging es neben der Verwal- munalen Finanzausgleich und fasste den Marlies Dewenter-Steenbock einen Be- tungsstruktur- und Funktionalreform um Grundsatzbeschluss, am 01. Juni 2006 ei- richt aus der Arbeit der GeKom GmbH die neue Sozialversicherungspflicht ehren- ne Bürgermeisterdemonstration vor dem und ging insbesondere auf die Ergebnisse amtlicher Bürgermeister und Amtsvorste- Landtag durchzuführen. Ferner beschloss der zweiten erfolgreichen Bündelaus- her. In der Diskussion wurde eine Bewer- der Landesvorstand eine ausführliche schreibung für Stromlieferungen der Ge- tung des Zweiten Verwaltungsstrukturre- Stellungnahme zum Zweiten Verwaltungs- meinden mit 1.005 teilnehmenden Kör- formgesetzes und der Reformergebnisse strukturreformgesetz, bereitete den Ge- perschaften ein. in den Kreisen vorgenommen. Der Lan- meindekongress vor, der am 10. Novem- desvorstand wandte sich gegen die Ein- ber 2006 stattgefunden hat. Im Mittelpunkt der Sitzung am 12. Oktober stufung der ehrenamtlichen Bürgermeister 2006 stand ein Vortrag von Dr. Utz und Amtsvorsteher als sozialversichtungs- In der Sitzung am 28. Juni 2006 setzte der Schliesky, Abteilungsleiter im Finanzmini- pflichtig Beschäftigte. Er forderte die Lan- Landesvorstand seine Beratungen über sterium, zu den Auswirkungen der Eu- desregierung zu einer Initiative mit dem

Die Gemeinde SH 7-8/2007 209 Ziel auf, die betroffenen kommunalen Eh- Amtsvorsteher ehrenamtlich verwalteter den Sachstand der Reform des Gemein- renämter grundsätzlich von der Sozialver- Ämter einzufügen, um der Situation der dehaushaltsrechts und zahlreiche Rege- sicherungspflicht freizustellen. Die Ge- deutlich größeren ehrenamtlich verwalte- lungen zur Kenntnis, die der Gemeindetag schäftsstelle berichtete über zahlreiche ten Körperschaften nach der Verwaltungs- im Sinne einer praktikablen und kosten- Aktivitäten zur Lösung dieser Problematik. strukturreform gerecht zu werden. Aus- günstigen Anwendung des neuen Haus- Ferner beschloss der Landesvorstand die führlich befasste sich der Landesvorstand haltsrechts in den Gemeinden und Ämtern Einrichtung eines Arbeitskreises „Zentrale auch mit der bundespolitischen Funktion erreichen konnte. Angesichts der weitge- Orte“, der die Aufgabe hat, Aspekte für ei- über die Kinderbetreuung unter 3 Jahren. hend ausgebliebenen Kompensation des ne stärkere und offensive Profilierung der Der SHGT erkennt die Notwendigkeit an, Eingriffes in den Finanzausgleich wurde im zentralen Orte, für Anforderungen zur Si- ein bedarfsgerechtes Angebot für die Kin- Vorstand bemängelt, dass keine der we- cherung ihrer zukünftigen Entwicklung bei derbetreuung von Kindern unter 3 Jahren sentlichen Zusagen, die der Ministerpräsi- gleichzeitiger Stärkung der Entwicklungs- vorzuhalten. Es sei eine wichtige kommu- dent den Kommunen Mitte 2006 gegeben potentiale der nicht zentralen Gemeinden nalpolitische Aufgabe, den jeweiligen örtli- hatte, eingehalten worden sind. Der Vor- und für konkrete Forderungen mit Blick auf chen Bedarf festzustellen und diesen wirt- stand sprach sich dafür aus, die Landes- landespolitische Entscheidungen zum schaftlich abzudecken. Flächendeckende regierung regelmäßig an ihre Versprechun- Landesentwicklungsplan und zum zentral- Quoten zur Bestimmung des Bedarfes gen zu erinnern. örtlichen System zu erarbeiten. werden als nicht sachgerecht abgelehnt. In der Sitzung am 23. April 2007 be- Der Landesvorstand betont, dass jedoch Der Landesvorstand sprach sich für die schloss der Landesvorstand die Erarbei- ohne zusätzliche Mittel die Gemeinden Mitwirkung des SHGT an einer gemein- tung eines Thesenpapiers für eine neue keinen Beitrag zum Ausbau der Kinderbe- sam mit dem MLUR und der Akademie für Offensive zur innerkommunalen Funktio- treuung leisten können. Insbesondere die Ländlichen Räume sowie dem Bau- nalreform und bewertete den Stand der wurde eine adäquate finanzielle Beteili- ernverband geplanten Studie unter dem Beratungen mit der Landesregierung zur gung des Bundes an den Betriebskosten Arbeitstitel „Wege mit Aussichten“ aus, die möglichen Kreisgebietsreform und zu den eingefordert. Ein allgemeiner Rechtsan- zum Ziel hat, Bedeutung, Bedarf und Mit- von der Landesregierung beauftragten spruch auf eine Kinderbetreuung von Kin- tel für einen besseren Erhalt und Ausbau Gutachtern. Ferner beschloss der Lan- dern unter 3 Jahren wird abgelehnt. Fer- der ländlichen Wege zu erarbeiten. Der desvorstand eine Initiative dahingehend, in ner forderte der Vorstand eine durchgrei- Vorstand befasste sich auch mit dem An- der Entschädigungsverordnung zusätzli- fende Deregulierung, um den Ausbau der tragsstopp für die Förderung von LSE- che Einwohnerstufen mit höheren Ent- Tagesbetreuung insbesondere auch über Projekten durch die von der Landesregie- schädigungssätzen für die Bürgermeister Tagespflegestellen leisten zu können. Der rung geplante Mittelumschichtung zugun- ehrenamtlich verwalteter Gemeinden und Vorstand nahm ferner einen Bericht über sten des Küstenschutzes.

haltsrechts und Fragen zur Entwicklung Landesvorstand berät über Verwal- des ländlichen Raumes. Bei der Diskussion über die Kompensati- tungsstruktur- und Funktionalreform on des Eingriffs in den kommunalen Fi- nanzausgleich wurde nachdrücklich die Im Mittelpunkt der Landesvorstandssit- rung zur Aufgabenkritik mit dem Ziel eines Zusage des Landes eingefordert, nachzu- zung am 23.April 2007 stand die Beratung weitreichenden Aufgabenabbaus die wei- weisen dass die Kommunen vollständige über den aktuellen Sachstand der Verwal- tere Diskussion über Verwaltungsstruktu- und zeitgleiche Einsparungen haben. tungsstruktur- und Funktionalreform. Da- ren nicht Ziel führend ist. Auch müssen bei wurden die Ergebnisse der Kabinetts- zunächst die Ergebnisse der Gutachten Zum Ausbau der Kleinstkinderbetreuung sitzung am 18.4.2007 bewertet und Stra- abgewartet werden, in denen die entste- stellte der Landesvorstand die Notwen- tegien erarbeitet, wie man den weiteren henden Synergieeffekte dargestellt wer- digkeit fest, ohne zusätzliche Mittel ist aber Prozess wirksam beeinflussen kann. Des den sollen. Besonderer Wert wurde sei- die gesamtgesellschaftliche Aufgabe nicht Weiteren wurden Überlegungen ange- tens des SHGT darauf gelegt, dass gut- leistbar. Außerdem wird es erforderlich stellt, wie man die festgefahrenen Ge- achterlich eine finanzrechtliche Ausge- sein, zum zeitgerechten und wirtschaftli- spräche über die innerkommunale Funk- staltung vorgeschlagen wird, die gewähr- chen Ausbau eines bedarfsgerechten An- tionalreform beleben kann. Dafür wurde leistet, dass bei einer Aufgabenübertra- gebotes Bürokratie und Standards abzu- die Erarbeitung eines Thesenpapiers für gung von Landesaufgaben auf die Kreise bauen. Dieses geht nur dadurch, dass die eine neue Offensive des SHGT beschlos- der kreisangehörige Raum nicht das finan- Mindestausstattungsverordnung aufge- sen. zielle Risiko über die Kreisumlage tragen hoben wird. Die gesetzliche Verankerung Zur Debatte um die Kreisgebietsreform muss. eines Rechtsanspruches oder einer festen wurde die Position des SHGT bekräftigt, Weitere Schwerpunkte der Tagesordnung Quote werden als nicht bedarfsgerecht dass ohne Ergebnisse der Landesregie- waren die Reform des Gemeindehaus- abgelehnt.

den. Der Gemeindetag beschloss, die Mit- Gespräch des Landesvorstandes gliederwerbeaktion des Landesfeuerwehr- verbandes aktiv zu unterstützen und die mit dem Landesfeuerwehrverband Gemeinden zu bitten, hieran mitzuwirken. Die Geschäftstelle wird hierfür konkrete In seiner Sitzung am 04. Juli 2007 hat der lungen behandelt, von der Mitgliedersitua- Vorschläge für eine Kampagne ausarbei- Landesvorstand ein ausführliches Ge- tion über den Katastrophenschutz, die ten. Ferner beschloss der Landesvorstand spräch mit dem Vorstand des Landesfeu- Feuerschutzsteuer bis hin zur Sozialversi- ein 10-Punkte-Programm zur Bekämp- erwehrverbandes unter dem „neuen“ Lan- cherungspflicht für Ehrenbeamte, das fung kommunaler Haushaltsdefizite und desbrandmeister Detlef Radtke geführt. In neue Brandschutzgesetz und den Digital- forderte, dass den Gemeinden alle Mittel dem intensiven Erfahrungs- und Informati- funk. Dabei konnte eine breite Überein- aus den aktuellen Steuermehreinnahmen onsaustausch wurde eine breite Palette stimmung zwischen Gemeindetag und ungeschmälert zur Verfügung stehen aktueller feuerwehrpolitischer Fragestel- Landesfeuerwehrverband festgestellt wer- müssen. Der Vorstand wies damit Vor-

210 Die Gemeinde SH 7-8/2007 schläge zurück, den Gemeinden erneut müsste geprüft werden, ob ein gesetzli- wichtiges Schwerpunktthema der Sitzung Mittel im großen Umfang aus den Finanz- cher Höchstsatz für die Kreisumlage war die innerkommunale Funktionalre- ausgleichszuweisungen wegzunehmen, und/oder ein Genehmigungsvorbehalt für form. Der Landesvorstand beschloss eine um damit die Haushaltsdefizite der Kreise die oberste Kommunalaufsicht eingeführt neue Initiative mit 10 Thesen zur inner- und kreisfreien Städte abzusenken. Ferner werden sollten. Die Landesregierung wur- kommunalen Funktionalreform. Damit sprach sich der Landesvorstand gegen de ferner aufgefordert, eine umfassende geht der Gemeindetag erneut in die Offen- ein weiteres ungebremstes Ansteigen der Bewertung des kommunalen Finanzaus- sive und fordert eine Stärkung des Aufga- Kreisumlagen aus. Finanzausgleichsrege- gleichs und der Finanzbeziehungen zwi- benbestandes der größer gewordenen lungen, die eine weitere Umverteilung ge- schen Land und Kommunen sowie ihre Amts- und Gemeindeverwaltungen im meindlicher Mittel zu den Kreisen be- Pläne für die weitere Gestaltung des Fi- Sinne von mehr Bürgernähe ein. zwecken, wurden abgelehnt. Vielmehr nanzausgleiches vorzunehmen. Weiteres

Landesversammlung des Fachver- bandes der Hauptverwaltungsbe- amten der Kommunen Schleswig- Holsteins – Aus dem LVB-Fachverband wird ein HVB-Fachverband – Verband öffnet sich für breitere Mitgliedschaft Die Neufassung der Verbandssatzung Landesvorsitzender Sönke Hansen ver- stand im Mittelpunkt der Landesversamm- wies auf die guten Erfahrungen einzelner lung des LVB-Fachverbandes am 15.5. Kreisgruppen, in denen eine solche Mit- 2007 in Owschlag. gliedschaft auch bisher schon möglich Landesvorsitzender Sönke Hansen, Amt war und zu einer Verbesserung in der Zu- Landesvorsitzender Sönke Hansen gratu- Nordstormarn, konnte 55 Mitglieder und sammenarbeit geführt hat. Die jetzige Än- liert Ministerialdirigent Prof.Dr. Utz Schlies- Ehrenmitglieder begrüßen und erläuterte derung sei eine Option auf die Zukunft, die ky zur Professur die Notwendigkeit der Neufassung der in einigen Kreisgruppen bereits begonnen Verbandssatzung, die den veränderten habe. ge, der seine Interessen mit mehr Gewicht Strukturen nach der Änderung des Kom- Sönke Hansen ging darauf ein, dass ein gegenüber den kommunalen Spitzenver- munalverfassungsrechts Rechnung trägt. Kernpunkt der Satzungsänderung die bänden und Ministerien wahrnehmen Durch die Verwaltungsstrukturreform sei- Stärkung der Souveränität der Kreisgrup- kann. en in Schleswig-Holstein deutlich größere pen sei. So könne jede Kreisgruppe über Im zweiten Teil der Landesversammlung Verwaltungseinheiten entstanden und ihre Zusammensetzung selbst entschei- berichtete Ministerialdirigent Prof. Dr. Utz durch die neue Verbandssatzung solle den. Die Landessatzung gibt hier nur den Schliesky über den Stand der Verwal- dem Verband eine Perspektive für die Zu- möglichen Rahmen vor. Die Mitgliedschaft tungsmodernisierung in Schleswig-Hol- kunft gegeben werden. im Fachverband werde letztlich über die stein und unterteilte sein Referat in die Be- So sieht die neue Satzung vor, dass neben Kreisgruppen vermittelt. reiche den Leitenden Verwaltungsbeamten und Bei Abstimmungen in der Landesver- a) Aufgabenkritik Amtsdirektoren der Ämter auch haupt- sammlung soll zukünftig jede Mitgliedsver- b) Verwaltungsstrukturreform amtliche Bürgermeister, büroleitende Be- waltung eine Stimme haben. Durch die c) EU-Dienstleistungsrichtlinie amte und Gemeindedezernenten der Verwaltungsstrukturreform ausscheiden- d) E-Government Städte und Gemeinden Mitglied werden de Kolleginnen und Kollegen können Mit- e) Föderalismusreform Stufe II können. glied im Fachverband bleiben. a) Aufgabenkritik als Grundlage der Ver- Ein neuer Verbandsname „Fachverband Die Landesversammlung beschloss die waltungsmodernisierung der Hauptverwaltungsbeamten – HVB – neue Verbandssatzung einstimmig. Prof. Dr. Schliesky berichtete von der Auf- der Kommunen in Schleswig-Holstein“, Landesvorsitzender Sönke Hansen dank- gabenkritik Phasen I - III und der Kabi- trägt dem Rechnung. te für dieses überzeugende Votum und nettsentscheidung vom Dezember 2006 Dieser Name soll alle Behördenleiter ein- dankte auch den Kreisgruppen für die mit den Zielen, einen 2-stufigen Verwal- schließen, die doch weitgehend einen ver- gute Vorarbeit. tungsaufbau einzuführen, eine Untersu- gleichbaren Verantwortungsbereich und Er gab seiner Erwartung Ausdruck, dass chung aller Vollzugsaufgaben mit Beweis- nur unterschiedliche Bezeichnungen ha- sich mittelfristig ein Fachverband der kom- lastumkehr durchzuführen, eine verstärkte ben. munalen Spitzenbeamten entwickeln mö- regionale Ausgleichsfunktion der Kreise anzustreben und die Aufgabenkritik fort- zusetzen (Phase III).

b) Verwaltungsstrukturreform Bis Ende 2007 sollen die Kreise und kreis- freien Städte ihre Vorschläge zu Aufgaben und Gebietsstruktur vorlegen. Daraus soll dann ein Gesamtkonzept erarbeitet und ein Entwurf gesetzlicher Übergangsrege- lungen vorgestellt werden. Nach Vorlage des Gesamtkonzeptes soll die Verab- schiedung des Reformgesetzes späte- Die Landesversammlung beschließt eine neue Satzung stens im April 2009 stattfinden und die

Die Gemeinde SH 7-8/2007 211 ggf. erforderliche Neubildung der Gebiets- digen Veränderungsbedarf im geltenden elektronischen Gewerbeanmeldung sei strukturen im Mai 2010 in Kraft treten. Recht und zeigte denkbare Umsetzungs- hier als erster Schritt zu betrachten. szenarien auf. Ausgangspunkt war dabei Die Umsetzungsverantwortung für die EU- c) EU-Dienstleistungsrichtlinie wieder der portugiesische Fliesenleger, Dienstleistungsrichtlinie und Informations- Prof. Dr. Schliesky nannte folgende we- der seine Arbeit in Schl.-Holst. ausführen technik liegt in Schl.-Holst. beim Finanzmi- sentlichen Inhalte der EU-Dienstleistungs- möchte. nisterium. richtlinie: einheitliche Ansprechpartner e) E-Government d) Föderalismusreform Stufe II Recht auf Informationen Prof. Dr. Schliesky sah in der EU-Dienstlei- Die Föderalismusreform Stufe II soll die elektronische Verfahrensabwicklung stungsrichtlinie auch eine Chance zur Mo- Neuordnung der Finanzbeziehungen so- Genehmigungsfiktion bei Fristüber- dernisierung der kommunalen Verwaltun- wie die staatliche Aufgabenwahrnehmung schreitung gen. Die Auswirkungen auf die bestehen- erarbeiten. Prüfung und Vereinfachung der relevan- de IT-Struktur seien erheblich und bedürf- Im weiteren Verlauf der Landesversamm- ten Verfahren ten einer völligen Neuordnung der elektro- lung wurde dem Vorstand Entlastung für europäisches elektronisches Informati- nischen Verfahrensabwicklung. die Jahresrechnungen 2004 bis 2006 er- ons- und Amtshilfesystem. Die in einigen Kreisen und Gemeinden und teilt und der Doppelhaushalt 2006/2007 Prof. Dr. Schliesky erläuterte den notwen- Städten angelaufene Pilotanwendung der verabschiedet. Heinrich Lembrecht

auch Ihr Kommunikationsbedürfnis stei- KomFIT 2007 – Kooperation verbin- gern. Nutzen Sie also die Gelegenheit zum Austausch mit den Kolleginnen und Kolle- det gen aus anderen Verwaltungen und mit den ca. 40 Ausstellern, die ihre Produkte Was ist eigentlich Informationstechnik (IT)? ne IT-Leistungsverrechnung, die eine und Dienstleistungen rund um die kom- Auf das Wesentliche konzentriert geht es Transparenz und Vergleichbarkeit der IT- munale IT präsentieren werden. Vielleicht um den Austausch von Informationen und Leistungserstellung erlaubt, Prüfkriterien finden Sie weitere Ansätze zur Kooperati- somit um Kommunikation. Und genau hier für doppische Verfahren, sowie praktika- on, über die wir dann im nächsten Jahr be- haben wir auch das große Problem der IT, blen Methoden zur Anbindung von Schul- richten können. entweder vertragen sich Benutzer und Sy- verwaltungen an das Landesnetz und zur Wir laden daher alle leitenden Verwal- stem nicht miteinander oder die Systeme Unterstützung von Mandatsträgern, geht tungsmitarbeiter, IT-Verantwortliche, Or- sprechen nicht dieselbe Sprache. Dabei es auch um Kommunikationsbeziehungen ganisatoren, IT-Prüfer, IT-Beschaffer und fangen die Probleme oftmals schon im ei- mit Bürgerinnen, Bürger und Wirtschaft. weitere Interessierte aus den übrigen genen Haus an, wo IT und Organisation Hier gibt es bereits viele gute Beispiele, die Fachbereichen der Verwaltungen auch oftmals aneinander vorbeireden. Dieses sich in der Praxis bewähren, wie zum Bei- dieses Jahr wieder ein, um sich über aktu- spezielle Thema wurde von Herrn Profes- spiel virtuelle Poststellen für die rechtssi- elle und zukünftige Entwicklungen im sor Uwe Busbach-Richard und seinen chere E-Mailkommunikation, Auskunfts- kommunalen IT-Bereich sowie die Arbeit Studentinnen und Studenten empirisch und Mitteilungsverfahren für Melde-, Ge- des KomFIT zu informieren und mit den untersucht. Die Ergebnisse wird er im Ein- werbe- und Geodaten. anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern führungsvortrag mit dem etwas provokan- Allen vorgestellten Projekten ist eines ge- Erfahrungen auszutauschen. Die Teilnah- ten Titel ‚Sprachlosigkeit zwischen IT und meinsam. Sie basieren im Wesentlichen me an der Veranstaltung am 4.9.2007 ist Organisation in der öffentlichen Verwal- auf der Kooperationsbereitschaft und kostenlos. Auch für Ihr leibliches Wohl wird tung’ vorstellen und damit sicherlich für –fähigkeit der beteiligten Kommunen. gesorgt. reichlich Diskussionsstoff sorgen. Neue Herausforderungen wie die Umset- Das vollständige Programm sowie das An- Nach einer stärkenden Frühstückspause zung der EU-Dienstleistungsrichtlinie, und meldeformular finden Sie unter www.kom- möchten wir Sie dann in gewohnter Weise das angekündigte E-Governmentgesetz fit.de. Alle wichtigen Informationen über wieder auf eine Reise durch diverse unter- werfen Ihre Schatten voraus. Sie werden die Halle 400 erhalten Sie unter www.hal- schiedliche IT-Projekte mitnehmen, die im zusätzliche Kooperationsfelder mit sich le400.de. Wesentlichen auch dem Abbau von Kom- bringen und die kommunale IT in den Ihr Kommunales Forum für Informations- munikationsstörungen dienen. Neben nächsten Jahren deutlich beeinflussen. technik der Kommunalen Landesverbän- eher verwaltungsinternen Themen wie ei- Die zahlreichen Vorträge werden sicherlich de in Schleswig-Holstein (KomFIT e. V.)

schen Bund, Ländern und Gemeinden, Fi- Krippenspiel ohne Ende nanzgipfel zwischen dem Bundesfamilien- und dem Bundesfinanzministerium, Ju- Die Bundespolitik hat die Familie als zen- Es ist nur noch ein kleiner Schritt zur gendfamilienministergipfel, und überall be- trales politisches Thema entdeckt. Das ist Mehrsprachigkeit der Kleinstkinderbetreu- stätigt man sich, dass man das Gute und richtig, denn die Zukunft unseres Landes ung. Das Ganze selbstverständlich dem- Richtige will. Die Umsetzung vor Ort bei entscheidet sich danach, wie wir mit den nächst für Eltern kostenlos. Neuerdings den Bürgermeistern, die Schaffung von Themen Familie und Bildung umgehen. auch noch mit einem komfortablen mindestens 50 000 Arbeitsplätzen für Er- Bedauerlicherweise wird es mit dem im- Rechtsanspruch ausgestattet. Wer seine zieherinnen, die weitere Qualifizierung der mer gleichen Politikmechanismus ange- Kinder trotzdem lieber selbst betreuen Mitarbeiterinnen, die Schaffung der erfor- gangen: Am Anfang steht ein großes poli- möchte, dem wird auch noch ein zusätzli- derlichen Räumlichkeiten, dies wird aber- tisches Versprechen. Medienwirksam ches Erziehungsgeld in Aussicht gestellt. mals zurückgestellt. Das belastet die Poli- kündigt die Politik natürlich parteiübergrei- Für so viel Wohltaten erwartet die Politik tik kaum, denn die Eltern, die an diese Ver- fend Hunderttausende von neuen Betreu- natürlich die breite Zustimmung der sprechungen glauben, wenden sich an ungsplätzen an. Zusätzlich werden besser Wähler. Wie und wer das Ganze dauerhaft ihren Bürgermeister und fordern teilweise ausgebildete Erzieherinnen, die eine echte finanziert, bleibt offen. Es folgt die übliche schon heute die Versprechungen von Betreuung gewährleisten, versprochen. Gipfeldiplomatie: Ein Kindergipfel zwi- morgen ein.

212 Die Gemeinde SH 7-8/2007 So kann Politik nicht funktionieren. Die genau das Gegenteil und will neuerdings der Vergangenheit immer neue Rechtsan- Kommunen sind bereits nach dem Kinder- die kleinen Einkommen aus derartiger sprüche geschaffen haben und uns dann tagesausbaubetreuungsgesetz verpflich- Tätigkeit auch noch besteuern. Dem wundern, wenn der Bürger diese auch be- tet, 450 000 zusätzliche Betreuungsplätze ganzen Projekt droht außerdem eine zu- ansprucht. Die Politik muss den Grund- zu schaffen und zu finanzieren. Zusätzli- sätzliche Gefahr. Wenn der Rechtsan- satz der Subsidiarität nicht nur in Sonn- ches werden sie nicht leisten können. Vie- spruch auf einen Krippenplatz tatsächlich tagsreden unterstützen, sondern in der le Kommunen sind nach wie vor drama- kommt, werden die 750 000 Plätze nicht täglichen Arbeit anwenden. Die Kommu- tisch verschuldet und können deshalb kei- ausreichen. Das Familienministerium nen wollen eine bessere Kinderbetreuung, ne zusätzlichen Investitionen aus eigener selbst schließt nicht aus, dass dann über sie können das auch leisten, wenn Politik Kraft tätigen. Die Antwort der Politik, dass eine Million Plätze nötig sein werden. Das endlich die Kraft findet, für die notwendige der Bund ein Drittel zahlt, während Länder würde den Finanzrahmen sprengen und Finanzkraft zu sorgen. Glaubwürdige Poli- und Kommunen sich den Rest teilen, wird die Kommunen überfordern. tik funktioniert nur von unten nach oben. so nicht funktionieren. Der Bund muss Versprechungen ohne nachhaltige Finan- sich insbesondere von vornherein an den Das ganze Vorgehen zeigt, dass die Poli- zierung werden am Ende auch die Wähler Betriebskosten nennenswert beteiligen. tik immer wieder der Versuchung unter- nicht überzeugen. Es fehlt das Geld für Personal und Tages- liegt, neue Geschenke zu präsentieren, die Dr. Gerd Landsberg, mütter. Dies müsste gezielt gefördert wer- unseren Sozialstaat gefährden. Der stößt Hauptgeschäftsführer des Deutschen den. Der Bundesfinanzminister tut aber immer mehr an seine Grenzen, weil wir in Städte- und Gemeindebundes (DStGB) Die innovative Gemeinde

Liebe Leserin, liebe Leser, unter der Rubrik „Die innovative Gemeinde“ startet mit dieser Ausgabe eine neue Serie. In den Gemeinden Schleswig-Holsteins gibt es eine große Zahl von innovativen Projekten, neuen und ungewöhnlichen Ideen und mutigen Experimenten der Kommu- nalpolitik. Sie haben das Ziel, die Lebensqualität in den Gemeinden wirtschaftlich und zukunftsfähig zu gestalten und zu verbes- sern. Dieses enorme kreative Potential der Kommunalpolitik versickert jedoch, wenn niemand sonst davon erfährt und sich in- teressante Ideen nicht herumsprechen. Dem wollen wir entgegenwirken. Es ist eine der Kernaufgaben des Gemeindetages, die gemeindliche Selbstverwaltung u. a. durch Pflege des Erfahrungsaustausches zu stärken. Daher werden wir an dieser Stelle in dieser Zeitschrift künftig in loser Folge Berichte über innovative Projekte in unseren Gemeinden veröffentlichen. Auf diese Weise wollen wir für die Gestaltungskraft unserer Gemeinden werben und gute Ideen verbreiten. Wir wünschen allen Lesern viel Spaß und interessante Anregungen mit dieser neuen Serie. Herzlichst Ihr Jörg Bülow

ke Hein Gas hatten einen guten Großkun- Der Börnsener Weg – eine unab- den gewonnen, die Börnsener hatten günstige Gas- und Strompreise. Alle wa- hängige Energieversorgung ren zufrieden. Alles hätte so weiterlaufen können – wenn sich nicht mit dem Verkauf Börnsen ist eine kleine Gemeinde im Kreis Der eigene Weg sah dann so aus: 1996 der Hamburger Gaswerke Hein Gas an Herzogtum Lauenburg mit knapp 4000 gründete die Gemeinde die GWB. Für das E.ON Hanse die Einstellung des Mitgesell- Einwohnern. Aber sie hat eine Besonder- technische Know-How und als Gasliefe- schafters geänderte hätte. heit, um die sie so manche Gemeinde be- rant wurden die Hamburger Gaswerke Die „neuen“ Mitgesellschafter versuchten neiden wird: Eine eigene Energieversor- Hein Gas mit 40 Prozent für die GmbH ge- ihren Einfluss geltend zumachen: Die gung: Gas,Wasser, Fernwärme und Strom wonnen. 60 Prozent hielt die Gemeinde GWB sollte die Bürger künftig nicht mehr – alles kann und wird von der gemeinde- Börnsen. So war man gut aufgestellt, als mit Wärme versorgen, sondern wegen der eigenen „Gas- und Wärmedienst Börnsen 1997 sich die Bürger der Gemeinde ent- höheren Rendite mit Gas beliefern. GmbH“ (GWB) günstig den Bürgern zur schieden, kleine erdgasbetriebene Block- Verfügung gestellt. heizkraftwerke zu bauen um zunächst Der Konflikt trat offen hervor: Auf der einen Wärme und Strom zu erzeugen. Hierzu Seite die GWB, die für ihre Bürger mög- Dabei hatte alles so unscheinbar angefan- wurde auch das eigene Gasnetz zurück- lichst niedrige Energiepreise erhalten woll- gen und die damalige Motivation hat gekauft. Die Blockheizkraftwerke über- te. Auf der anderen Seite E.ON Hanse, nichts von ihrer Aktualität verloren. Eine nahmen die Versorgung zunächst eines welche als börsennotierte Gesellschaft ih- Bürgerinitiative hatte sich damals in Börn- Großteils des Neubaugebiets. Die Partner rer Renditeverpflichtung nachzukommen sen gefunden. Man wollte eine umwelt- verstanden sich, die Hamburger Gaswer- versucht. freundlichere Energieversorgung für den Ort finden, einen „Börnsener Weg“. Es ist ein kein Geheimnis, das ein nächtlicher Fehlalarm im nur 11 Kilometer entfernten Kernkraftwerk Krümmel seinerzeit viele aufschreckte und zum Nachdenken brachte. Aus dieser Bürgerinitiative grün- dete sich 1996 die GWB. Wie weitsichtig diese Entscheidung war, wird durch die aktuellen Geschehnisse um das Atom- kraftwerk Krümmel bestätigt und motiviert die Gemeinde, ihren Weg weiterzugehen. Wärme- und Stromversorgung in eigener Hand, der „Börnsener Weg“

Die Gemeinde SH 7-8/2007 213 Zwei Namen tauchen hierbei immer wie- menge. Als Konsequenz hieraus installier- geschaffen. Auch die Widerstände durch der auf: Der Bürgermeister der Gemeinde, te man schleunigst einen kommunalen E.ON Hanse haben eine eigene Orts- Walter Heisch, und der nebenberufliche Zähler. Vertrauen ist gut – Kontrolle ist bes- identität geschaffen. Geschäftsführer der GWB, Joachim Reu- ser. Den größten Clou ließ sich die Ge- Die Motivation geht den Börnsener so land. Beiden ist ihre Rolle als „Energie- meinde dann aber einfallen – um ihn dann schnell nicht aus. Zum einen muss jeder rebellen“ eher aufgezwungen worden. gleich wieder unter dem Acker zu begra- Haushalt nur in sein Portemonnaie schau- ben: Einen Röhrenspeicher zur Zwischen- en. Oder man erinnert sich an den nächt- Während Reuland sich der einen oder an- speicherung von größeren Gasmengen. lichen Fehlalarm seinerzeit im Kernkraft- deren Widrigkeit von E.ON Hanse gegen- Die ca. hundert Meter lange und mit 110 werk Krümmel – oder man schaut sich die übersah, musste Heisch die eine oder an- cm Durchmesser große Röhre dient dazu, Berichterstattung bei dem aktuellen Tra- dere größere Investition der Gemeinde Gas außerhalb der Spitzenlastpreise zwi- fobrand im Kernkraftwerk Krümmel mit vermitteln. Nun trägt man die Vergleiche schenzuspeichern. Dies kann sodann der anschließenden Pressekonferenz des mit dem gallischen Dorf aus den Asterix kostengünstig bei Bedarf eingesetzt wer- Vattenfall Europa Chefs an. Man war „nicht und Obelix-Heften nicht ohne Stolz, eben- den. ganz ehrlich“ in der Vergangenheit, was so wie den Rollenvergleich David gegen die Störfälle in Kernkraftwerken betrifft. Die Goliath. Die Summe der einzelnen Maßnahmen Börnsener zumindest wissen genau, wo- wirkt sich direkt auf die Haushaltskasse her ihre Wärme und der Strom kommt. Auf der Suche nach günstigen Strom- und der Bürgerinnen und Bürger aus. So liegt Gaspreisen waren die Einwohner einfalls- das Sparpotential für die Fernwärme bei Heute hat die GWB sich zu einem umfas- reich und risikofreudig. Alles wurde bei der ca. 200,– Euro im Jahr gegenüber einem senden kommunalen Versorger entwi- Suche nach Einsparpotential auf den Prüf- Anschluss durch E.ON Hanse. Beim ckelt. Sie bietet ihren Bürgern neben stand gestellt und so manches gefunden. Strom spart ein Haushalt nochmals ca. Strom und Fernwärme auch Gas und So bezieht man seit 2006 ca. ein Viertel 100,– Euro jährlich. Eine nicht zu verach- Wasser an. Die nächsten Ziele sind auch des Gasbedarfs aus Dänemark. Weiter tende Einsparsumme. Natürlich mussten schon erfasst: Mittelfristig will man die di- wurde die Wartung der Blockheizkraftwer- hierfür Investitionen in Millionenhöhe ge- rekt vor der Haustür vorbeiführende däni- ke an einen günstigeren Dienstleister ab- tätigt werden, aber es zahlt sich aus, allen sche Transportgasleitung mitnutzen. Auch gegeben. Genauer schaute man bei der Widerständen zum Trotz. Mit der GWB hat hier ist noch ungenutztes Einsparpotenti- Summe der Gaszähler im Dorf hin: In der die Gemeinde einen lukrativen Gegenwert al, für Börnsen und somit auch für seine Summe war der Gesamtverbrauch der geschaffen. Jeder angeschlossene Börn- Bürger.´ Einzelzähler um fast 2 Prozent höher, als sener Haushalt profitiert direkt daraus je- die von E.ON Hanse gelieferte Gesamt- des Jahr. Es wurden Arbeitsplätze im Ort Hans-Joachim Am Wege

Mitteilungen des DStGB (Quelle: DStGB aktuell)

1. Rechtsgutachten zum Klimaschutz Verbrennungsverbote. Außerdem kann in und dazu beizutragen, diesbezüglich das in der Bauleitplanung einigen Bundesländern aufgrund entspre- Bewusstsein zu schärfen. Mit den einge- Nach dem Ergebnis eines vom Klima- chender landesrechtlicher Ermächtigung henden Spenden sollen Klimaschutzpro- bündnis und sieben Mitgliedsstädten in ein Anschluss- und Benutzungszwang an jekte auf nationaler und internationaler Auftrag gegebenen Gutachtens können die Fernwärmeversorgung angeordnet Ebene unterstützt werden. Kommunen die Installation von Solaranla- werden. gen und baulichen Vorkehrungen für den Die Idee hinter der Aktion ist, dass alle Teil- Einsatz von erneuerbaren Energien im Ob Kommunen auch Maßnahmen zur nehmer einen Cent pro mit dem Pkw ge- Rahmen der Bauleitplanung vorschreiben. Wärmedämmung oder Zielwerte für CO2- fahrenen Kilometer in einen Klimaschutz- Die Zulässigkeit anderer Festlegungen wie Minderungen über die geltende Energie- fonds einzahlen. Teilnehmen kann jeder, Wärmeschutzstandards oder Zielwerte für einsparverordnung hinaus festschreiben also sowohl Unternehmen, Verwaltung CO2-Minderungen ist aus rechtlicher dürfen, ist bisher durch die Rechtspre- und Privatleute, egal ob mit dem Dienst- Sicht umstritten. chung nicht abschließend geklärt. Durch wagen oder dem eigenen Pkw. Die Teil- den Abschluss von städtebaulichen Ver- nehmer schätzen ihre voraussichtliche Mit der Novellierung des Baugesetzbu- trägen, in denen erheblich mehr geregelt Jahreskilometerleistung für das Jahr 2007 ches im Jahr 2004 wurden planerische werden darf als in Bebauungsplänen, las- und füllen den Teilnahmebogen online un- Festlegungen zum Einsatz von erneuerba- sen sich juristische Risiken vermeiden, ter www.intef-uan.de aus. Die Mindest- ren Energien und zum Klimaschutz im All- was jedoch bei Baugebieten mit vielen ein- spende beträgt 50 Euro pro Fahrzeug. gemeinen ermöglicht. Aus Anlass von zelnen Grundstückseigentümern kaum Kurz danach erhalten sie eine Bestätigung Rechtsunsicherheiten hinsichtlich des praktikabel ist. Eine Zusammenfassung per E-Mail, in der die Kontodaten der Stif- Umfangs der neuen Regelungsbefugnisse des Rechtsgutachtens kann kostenlos auf tung aufgeführt sind und überweisen ihre wurde das nun vorliegende Gutachten in der Internetseite www.klimabuendnis.org Spende. Nach Spendeneingang erhalten Auftrag gegeben. Das Gutachten kommt unter „Handlungsfelder / Bauleitplanung“ sie von der IntEF-U.A.N. eine Teilnahme- zu dem Ergebnis, dass in Flächennut- herunter geladen werden. bestätigung, einen Autoaufkleber „1 Cent zungsplänen alle klimaschutzbezogenen für den Klimaschutz“ und, falls gewünscht, Darstellungen zulässig sind, die in Bebau- 2. „1 Cent für den Klimaschutz“ – Ak- eine Spendenbescheinigung. Zusätzlich ungsplänen umgesetzt werden können. tion der IntEF-U.A.N. gestartet werden sie auf der Internetseite der Stif- Dies sind Vorgaben zur Stellung und zur Die Umweltstiftung IntEF-U.A.N. (Interna- tung als Teilnehmer der Aktion veröffent- Höhe von Gebäuden, um Verschattungen tional Environmental Foundation of the licht. von Solaranlagen zu vermeiden sowie bei Kommunale Umwelt Aktion U.A.N.) hat die Beachtung der Verhältnismäßigkeit auch Aktion „1 Cent für den Klimaschutz“ ins Die eingezahlten Beiträge werden zu 100 die Verpflichtung zur Installation bestimm- Leben gerufen. Ziel ist es, ein sichtbares Prozent für Klimaschutzmaßnahmen ver- ter Anlagen zur Energieerzeugung und Zeichen für den Klimaschutz zu setzen wendet. Die Entscheidung über zu för-

214 Die Gemeinde SH 7-8/2007 dernde Maßnahmen wird das Kuratorium DStGB für ein Bündnis für den ländlichen gen sollen helfen zu gewährleisten, dass der Stiftung, dem Persönlichkeiten aus Raum aus. Die Agrarberichterstattung soll später Geräte verschiedener Hersteller zu- Politik, Verwaltung und Wissenschaft an- modernisiert und zu einem Informationsin- sammenwirken können und der Wettbe- gehören, treffen. Auf nationaler Ebene sol- strument über ländliche Räume werden. werb bei der Beschaffung nicht einge- len besonders Projekte aus dem For- In einem Gespräch haben das Bundesmi- schränkt ist. schungssektor gefördert werden. Außer- nisterium für Ernährung, Landwirtschaft dem werden auf internationaler Ebene und Verbraucherschutz, der Bayerische Gesucht wird noch ein Betreiber für das Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Gemeindetag, der Deutsche Städte- und digitale Netz. Ende 2006 waren die Ver- Schwellenländern unterstützt. Die Vermitt- Gemeindebund sowie einige Bundestags- handlungen mit der Bahn-Tochter DB-Te- lung und Abwicklung dieser internationa- abgeordnete Überlegungen zur Schaffung lematik endgültig gescheitert. Die Innen- len Projekte wird über bestehende Städte- eines „Bündnisses für den ländlichen staatssekretäre von Bund und Ländern partnerschaften organisiert, um den Ver- Raum“ angestellt. Es ist erforderlich, die wiesen das Bahnangebot als inhaltlich und waltungsaufwand möglichst gering zu Aktivitäten der verschiedenen Bundesres- preislich nicht tragfähig zurück. Bis Ende halten. sorts und anderer politisch Gestaltender des Jahres 2007 soll die gesamte Projekt- im ländlichen Raum zu bündeln, um den steuerung des flächendeckenden Aufbaus Weitere Informationen und Teilnahmebo- Belangen der ländlichen Entwicklung des BOS-Funks neu ausgeschrieben wer- gen: Gehör zu verschaffen. Bislang werde im- den. Ein weiteres Vergabeverfahren soll IntEF-U.A.N. mer noch zu viel sektoral von Landwirt- noch im Jahre 2007 starten, um die be- Arnswaldtstraße 28 schaftspolitik, Erneuerbaren Energien, sten Endgeräte-Lieferanten per Aus- 30159 Hannover Landschaftsschutz, Tourismus oder wirt- schreibung zu ermitteln. Ziel ist es, bis Mit- Telefon: 0511/30 28 560 schaftlicher Entwicklung gesprochen. Das te 2008 mit der Auslieferung der Endgerä- Fax: 0511/ 30 28 556 BMELV hat zugesagt, den Ansatz weiter te zu beginnen. Im Endausbau soll es um Mail: [email protected] zu verfolgen. Daneben haben die Fraktio- 550.000 Geräte gehen. www.intef-uan.de nen von CDU/CSU und SPD einen Antrag im Deutschen Bundestag gestellt, der das 6. EU verschärft Regeln für Vergabe 3. IMK: Fortsetzung von Katastro- Ziel verfolgt, die bisherige Agrarberichter- öffentlicher Aufträge phenschutzfinanzierung und Digi- stattung auf eine neue Grundlage zu stel- Das Europäische Parlament hat am 21. talfunkeinführung len. Bisher wurden ein jährlicher Agrarbe- Juni 2007 einer überarbeiteten Fassung Die Innenminister und -senatoren der Län- richt, ein Waldzustandsbericht sowie ein der so genannten EU-Rechtsmittelrichtli- der haben sich am 01. Juni 2007 in Berlin zweijähriger Tierschutzbericht erstellt. nie für die Vergabe öffentlicher Aufträge im Grundsatz auf eine Neuordnung und - Zukünftig soll es einen Bericht mit einem zugestimmt. Damit soll insbesondere der finanzierung des Zivil- und Katastrophen- ganzheitlichen Ansatz geben, der sowohl Rechtschutz für übergangene Bewerber schutzes verständigt. Der Innenminister- den Agrar- als auch den Umweltbereich, bei gänzlich unterbliebenen Ausschrei- konferenz (IMK) ging es dabei unter ande- die Beschäftigung außerhalb der Land- bungen (De-facto-Vergaben) verstärkt rem um den Erhalt des ehrenamtlichen wirtschaft sowie die Infrastruktur in ländli- werden. Der Rat muss die vom EU-Parla- Engagements im Katastrophenschutz und chen Räumen einbezieht. Darüber hinaus ment beschlossene neue Richtlinie noch damit auch um die Arbeit der Feuerweh- soll einmal pro Wahlperiode über die länd- formal auf den Weg bringen. Folgende we- ren. Der DStGB begrüßt ebenso wie der lichen Räume, einschließlich der Mittelver- sentliche Änderungen sind dabei hervor- Deutsche Feuerwehrverband (DFV) eine wendung in der Bund-Länder-Gemein- zuheben: Grundsatzentscheidung der IMK über die schaftsaufgabe „Verbesserung der Agrar- Die beiden EU-Rechtsmittelrichtlinien zur Fortsetzung der Bundesfinanzierung für struktur und des Küstenschutzes“ sowie Vergabe öffentlicher Aufträge in den klas- die ergänzende Ausstattung des Katastro- die weitere Verwendung von Mitteln in der sischen Sektoren (Bau-, Liefer- und phenschutzes. Bekanntlich hat sich der Landwirtschaft und der Fischerei, berich- Dienstleistungen) und im Bereich der Sek- DStGB um die Beibehaltung der ergän- tet werden. Ein derartiger Bericht soll er- torenauftraggeber (Wasser-, Energie- und zenden Finanzierung des Bundes für die gänzt werden um einen weiteren Zu- Verkehrsversorgung) werden künftig in ei- Feuerwehren auf bisherigem Niveau standsbericht, der die Forst- und Holzwirt- ner Richtlinie zusammengefasst. bemüht und gleichzeitig auf die Finanzver- schaft einbezieht. Auch der Tierschutz- antwortung von Bund und Ländern für die bericht soll beibehalten, allerdings um ver- Künftig muss ein öffentlicher Auftraggeber Aufrechterhaltung der Aufgaben der Feu- braucherorientierte Informationen ergänzt auf der Grundlage der neuen EU-Rechts- erwehren hingewiesen. Der DStGB erwar- werden. mittelrichtlinie nach der Auswahl eines Un- tet von Bund und Ländern jetzt eine ra- ternehmens auch bei beabsichtigten sche Einigung über die Kostenverteilung Weiterer Inhalt des Antrages ist die Frage, freihändigen Vergaben eine so genannte zwischen Bund und Ländern in einer ge- wie ein zukünftiger „Rat für ländliche Räu- Stillhaltefrist vor Abschluss eines Vertra- planten Arbeitsgruppe. Ferner wurde von me“ die Planungen der verschiedenen ges von mindestens zehn Tagen einhalten. der IMK ein Verwaltungsabkommen über Bundesressorts mit Blick auf ländliche Wurde die Frist nicht eingehalten, schreibt die Einführung des Digitalfunks unter- Räume koordinieren kann. die EU-Richtlinie den einzelstaatlichen Ge- zeichnet. Dabei bleiben für die Kommunen richten unter bestimmten Voraussetzun- dennoch viele Fragen offen. Der DStGB 5. „Referenzplattform“ zum BOS-Di- gen vor, dass sie einen unterzeichneten fordert die Länder auf, die kommunalen gitalfunk in Betrieb genommen Vertrag für ungültig erklären können. Spitzenverbände frühzeitig einzubeziehen, Bundesinnenminister Schäuble hat am 20. wenn es um die notwendigen Festlegun- Juni 2007 in Berlin die "Referenzplattform" Bei den Sanktionen im Falle einer unrecht- gen für die Einführung des Digitalfunks in zum digitalen BOS-Funk in Betrieb ge- mäßigen Auftragsvergabe sind in der dem jeweiligen Land geht. nommen. Allerdings beginnt damit ledig- Richtlinie weiterhin auch alternative Stra- lich ein Testbetrieb mit 500 Funkgeräten, fen wie Geldbußen vorgesehen. Diese sol- 4. Bündnis für den ländlichen Raum die zunächst nur an Pilotstandorten in Ber- len z. B. dann angewendet werden, wenn Abgeordnete des Deutschen Bundesta- lin, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein- das Projekt bereits begonnen wurde und ges und das Bundesministerium für Er- Westfalen, Baden-Württemberg und Bay- die Auflösung des Vertrages nicht im „all- nährung, Landwirtschaft und Verbrau- ern im Einsatz sind. Diese „Referenzplatt- gemeinen Interesse“ ist. Im Einzelfall ist cherschutz sprechen sich auf Anregung form“ dient dazu, Erfahrungen mit der dies von den nationalen Gerichten zu ent- des Bayerischen Gemeindetages und des Systemtechnik zu sammeln. Die Erfahrun- scheiden.

Die Gemeinde SH 7-8/2007 215 Pressemitteilungen

Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Landesverbände vom 11.07.2007 begrüßen, um in lockerer Atmosphäre „ohne Block und Bleistift“ über bundes-, 3. Parlamentarischer Abend der landes- und vor allem kommunalpolitische kommunalen Landesverbände Themen zu diskutieren. „Wir freuen uns besonders, dass auch Mi- des Landes Schleswig-Holstein nisterpräsident Peter Harry Carstensen sein Kommen angekündigt hat und damit am 11. Juli 2007 in Kiel erstmalig an der Veranstaltung teilnimmt. Der enge Austausch mit der Landesregie- Die Vorstände des Schleswig-Holsteini- Holstein zu einem Parlamentarischen rung und den Abgeordneten auch in schen Gemeindetages, des Städtever- Abend der kommunalen Landesverbände lockerer Atmosphäre ist ein wichtiger Be- bandes Schleswig-Holstein und des in das Haus der kommunalen Selbstver- standteil der politischen Kultur“, stellte Schleswig-Holsteinischen Landkreistages waltung nach Kiel eingeladen. Bürgermeister Volker Dornquast (Hen- haben am 11. Juli 2007 zum dritten Mal stedt-Ulzburg) als Vorsitzender des gemeinsam nach 2005 die Mitglieder des Zu diesem Meinungs- und Informations- Schleswig-Holsteinischen Gemeindeta- 16. Schleswig-Holsteinischen Landtages austausch konnten die kommunalen Lan- ges für die Arbeitsgemeinschaft der kom- und der Landesregierung sowie die Abge- desverbände, die in der Arbeitsgemein- munalen Landesverbände fest. ordneten des Bundestages und des Eu- schaft der kommunalen Landesverbände ropäischen Parlaments aus Schleswig- zusammenarbeiten, mehr als 100 Gäste

Buchbesprechungen

Ordnungsrecht für die kommunale einer komprimierten und übersichtlichen 2 EUR zzgl. Versandkosten Praxis Darstellung des Ordnungsrechts interes- Herausgeber: Landeszentrale für Aufgaben – Rechtsgrundlagen – Ver- siert sind. politische Bildung Schleswig-Holstein fahren Kehdenstr. 27, 24103 Kiel Von Stephan Gatz, Richter am Bundes- Schwerpunkte: Telefon: 0431/988-937 verwaltungsgericht, Dr. Hans-Hermann – Gewerberecht (Gewerbeordnung, Gast- Telefax: 0431/988-5942 Peschau, Richter am Niedersächsischen stättengesetz, Handwerksordnung, La- E-mail: [email protected] Oberverwaltungsgericht und Dr. Almut denschlussgesetz, Gesetze über Sonn- Berner-Peschau, Richterin am Nieder- und Feiertage) Materialien und Bücher über Schleswig- sächsischen Oberverwaltungsgericht –Verkehrs- und Verkehrswirtschaftsrecht Holstein gibt es einige, aber kaum eine (Straßenverkehrsrecht, Personenbeför- Publikation bringt alle wesentlichen 2., überarbeitete Auflage, 2005, derungsrecht, Güterkraftverkehrsrecht) Grundinformationen kurz, allgemeinver- 384 Seiten, fester Einband, – Bauordnungs- und Denkmalschutz- ständlich und sachlich auf den Punkt. Es EURO (D) 68,00 recht ist das Verdienst der Landeszentrale für ISBN 3 503 08392 8 – Umweltrecht (Naturschutzrecht, Forst- politische Bildung, diese Lücke geschlos- recht, Jagdrecht, Fischereirecht, Was- sen zu haben. ERICH SCHMIDT VERLAG GmbH & Co serrecht, Immissionsschutzrecht, Bo- Genthiner Str. 30 G – 10785 Berlin denschutzrecht, Abfallrecht) Unabhängig und überparteilich erfüllt sie Tel.: (030) 25 00 85 - 0 –Gesundheits- und Veterinärrecht (Le- damit ihren vornehmsten Auftrag: Den Fax: (030) 25 00 85 – 870, www.ESV.info bensmittelrecht, Tierseuchenrecht, Be- Bürgerinnen und Bürgern prägnante Infor- stattungs- und Friedhofswesen) mationen an die Hand zu geben, auf deren Inhalt: – Asyl- und Ausländerrecht mit dem zum Grundlage sich jeder eine persönliche Das Ordnungsrecht ist umfangreich und 1. Januar 2005 in Kraft getretenen Auf- Meinung zu fast allen politischen Fragen weit verzweigt. Das Buch stellt die für die enthaltsgesetz bilden kann, die unsere Gesellschaft be- Praxis wichtigsten Rechtsgebiete in ihren – Personenordnungsrecht, Staatsange- wegen. Unsere Demokratie lebt davon, Grundzügen dar und erläutert diese, wo hörigkeitsrecht, Passgesetz, Personal- dass ihre Bürgerinnen und Bürger im Bilde nötig, im Detail. ausweisgesetz, Melderecht, Namen- sind, ihre Kenntnisse und ihren Stand- sänderungsrecht punkt – gleich, auf welcher Ebene – ein- Das zum 1. Januar 2005 in Kraft getrete- – Sonstiges Ordnungsrecht (Waffenrecht, bringen in die Gestaltung der Zukunft un- ne Aufenthaltsgesetz, welches das Aus- Versammlungsrecht, Sammlungsrecht, seres Landes. ländergesetz abgelöst hat, ist bereits ein- Obdachlosenrecht) gearbeitet. Online-Bestellung unter: Wer sein Wissen über Schleswig-Holstein www.ESV.info/3 503 08392 8 bereichern möchte, der kommt um die Im Anhang sind diverse ordnungsbehörd- „Kurze politische Landeskunde nicht her- liche Verfügungen sowie eine ordnungs- Schleswig-Holstein um. Dabei sind die in ihr zusammengetra- behördliche Verordnung abgedruckt, die Kurze politische Landeskunde genen Daten und Fakten nicht nur für Zu- die Darstellung der behandelten Rechts- Rüdiger Wenzel gereiste und Gäste interessant. Auch viele gebiete fallbezogen veranschaulichen. Mit einem Vorwort von Martin Kayenburg; „Eingeborene“ werden hier viel Neues Das Buch richtet sich vornehmlich an Präsident des Schleswig-Holsteinischen über Land und Leute erfahren. Praktiker in kommunalen Behörden, die an Landtages

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