_^__^ Z 8398 CX Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland Bonn, den 26. Januar 1978

II Regierung in Die Antwort von Helmut Kohi auf die Rede des Bundes- kanzlers Seite 2 der Defensive • HAUSHALT 1978 Die erste Runde der diesjährigen Parlaments- So stimmte die CDU/CSU- arbeit ging klar an die Opposition. Wie zahl- Bundestagsfraktion Seite 6 Übersicht über die Ausgaben reiche andere Zeitungen stellte „Die Welt" in den einzelnen Etatpositionen nach der Debatte über die Regierungserklä- Seite 7 rung fest: „Dies war nicht der Tag des Bun- deskanzlers, es war der Tag des Oppositions- • BRESCHNEW führers." Brief an den Kanzler Ist eine unverschämte im Deutschen Bundestag: Sie Einmischung Moskaus Seite 8 wissen, Herr Bundeskanzler, daß Sie inzwi- schen längst einer Minderheitenregierung • WAHLEN vorstehen. Auf Existenzfragen unserer Gesell- Schleswig-Holsteins CDU für den Kommunalwahlkampf schaft im Bereich der Wirtschafts-, Sozial-, gerüstet Seite 11 Steuer-, Energie- und Bildungspolitik — wo auch immer — liefert der immer mächtiger • SPORT werdende linke Flügel der Koalition die Ant- Bei Förderung soll Eigen- worten von gestern und vorgestern. Sie sind leistung der Vereine stärker ein Gefangener dieses linken Flügels gewor- berücksichtigt werden Seite 13 den. Er allein diktiert Ihren Handlungsspiel- • ÖA raum. So lautet am Ende Ihres Regierungsjah- Mitgliederwerbung — eine res das traurige Testat: Stillstand der Regie- permanente Aufgabe der CDU- rungstätigkeit. Die Leidtragenden sind die Verbände, rosa Teil Bürger in unserem Lande. • CDU-Extra Wir werden Ihnen in diesem Jahr hier im Heiner Geißler: Diese Bundes- Hause und bei den Wahlen, die anstehen, regierung ist verbraucht Gelegenheit geben, dem Bürger die volle gelber Teil Wahrheit zu sagen. Wir sehen diesem Urteil • DOKUMENTATION mit großem Ernst, aber auch mit großer Ge- Ehe und Familie bleiben lassenheit entgegen. Wir werden unsere der Mittelpunkt / Ergebnis einer Pflicht tun. Meinungsumfrage grüner Teil UiD 4 • 26. Januar 1978 • Seite 2

REGIERUNGSERKLÄRUNG Die Antwort von Helmut Kohl an den Bundeskanzler

Diese Regierungserklärung zeigt einen erschreckenden Mangel an Einsatz und Phantasie, erklärte Helmut Kohl in der Debatte des Deutschen Bundes- tages. Der Oppositionsführer führte u. a. aus:

Der Sinn einer Regierungserklärung ist doch ganz gewiß, daß die Regierung den Bürgern unseres Landes Rechenschaft legt, daß sie die Wege weist für die Zu- kunft, daß sie Antwort gibt auf drängende, bedrückende Fragen. Antwort auf die Probleme unseres Landes und Antwort darauf, wie es weitergehen soll. Wer diese Regierungserklärung hörte, der fragt: Was tut der Bundeskanzler eigentlich wirklich gegen die andauernde Arbeitslosigkeit? Eine Million Arbeits- lose und ihre Familien warten auf die Politik. Was tut der Bundeskanzler zur Sicherung der Renten? Neun Millionen Rentner warten auf die Politik. Was tut der Bundeskanzler wirklich zur wirksamen Bekämpfung des Terrorismus? Alle Bürger der Bundesrepublik warten auf die Politik. Vor allem auch auf den persönlichen Mut, endlich das Notwendige zu tun. Der Bundeskanzler verweigert die Antwort! Der Bundeskanzler sprach vom Rückschlag in der Deutschlandpolitik. Was tut er dagegen? Nichts. Wer die Regierungsmannschaft sieht — nicht wenige haben Angst vor dem „blauen Brief" zum nächsten Ersten. Man verspürt wenig Grund zu mehr Freude, zu mehr Fröhlichkeit und gelassener Zuversicht... Ein Wort zur Deutschland- und Ostpolitik: Die Deutschlandpolitik der Bundesregie- rung ist in eine kritische Phase eingetreten. Die Ursachen liegen sicherlich auch im Verhalten des SED-Regimes begründet. Aber diese Ursachen sind auch in der Politik der Bundesregierung zu finden. Und in diesem Punkt stimme ich Herrn Wehner ausnahmslos zu, wenn er der eigenen Regierung — und damit dem Kanzler — Mangel an Phantasie und Einsatz in den Handhabungen der abge- schlossenen Ost-Verträge vorwirft. Diese Regierung hat Verträge abgeschlossen, die wesentliche Vorleistungen der deutschen Vertragsseite enthalten. Die Gegenleistungen der anderen Seite, der östlichen Vertragspartner, sind fast ausschließlich in Form von Absichtserklärun- gen erfolgt. Und diese Absichtserklärungen sind für uns deshalb so wichtig, weil gerade sie auf die menschlichen Erleichterungen abheben, die ja im Mittelpunkt jeder Deutschlandpolitik stehen müssen. Mit Recht muß deshalb von der Regierung erwartet werden, daß sie mit ihren Verträgen Politik macht, daß sie Phantasie und Einsatz entwickelt, um von den UiD 4 • ?6. Januar 1978 • Seite 3

Vertragspartnern im Osten endlich die Einlösung der Absichtserklärungen und weitere Schritte zur Normalisierung und Regelungen der Beziehungen zu erreichen. Es ist doch ein Armutszeugnis für die Regierung, daß der Fraktionsvorsitzende der SPD nach Ost-Berlin, nach Moskau und jetzt nach Prag reist, um nach seinen e'genen Worten den Durchbruch in den gegenseitigen Beziehungen zu erzielen, mdem er an Ort und Stelle und auch hier in der Bundesrepublik die Bundesregie- rung wegen ihrer Untätigkeit, ihres fehlenden Einsatzwillens in der Deutschland- und Ostpolitik kritisiert. Dies trägt doch alles nicht zur Überzeugungskraft und zur Glaubwürdigkeit deutscher Außenpolitik bei. Sozialdemokraten und Freie Demokraten traten 1969 ihr Regierungsbündnis in Bonn mit dem Anspruch an, das moderne Deutschland zu schaffen. Das neue Jahrzehnt wurde zum Jahrzehnt der Reformen erklärt. Nur noch zwei Jahre fehlen an diesem Jahrzehnt, und es darf heute schon der Versuch einer ersten Bilanz Qemacht werden, so wie es der Bundeskanzler auch in seiner Neujahrsansprache vor einigen Tagen getan hat. Die Bilanz ist wenig imponierend: ••Gründe zum Triumph haben wir nicht. Der Staat kann nicht alles zugleich schaffen, finanzielle Mittel für alles aufbringen. Was für die Zukunft erstrebenswert W: die Teuerungsrate gering halten, die Währung stabil halten, Arbeitsplätze sichern, neue Arbeitsplätze schaffen, das System der sozialen Sicherheit garantie- ren und schließlich die Konjunktur in die Höhe bringen." Das ist alles richtig, was hier gesagt wurde. Nur, warum ist das nicht im September 1976 gesagt worden, als vor der Wahl in der Bundesrepublik Deutschland jedem alles versprochen wurde? Nach beinahe neun Jahren Regierungszeit der Koalition ist das genau und exakt der Berg von Problemen, in den diese Regierung uns geführt hat. Die Koalition und nicht zuletzt der Bundeskanzler selbst erweisen sich als unfähig, Wirtschafts- wachstum und wirtschaftliche Dynamik, wie sie früher sehr wohl in den Jahren von 1949 bis 1969 erreichbar waren, zu erhalten. Arbeitslosigkeit, unzureichendes Wachstum und zunehmende bürokratische Stolpersteine für die Wirtschaft, gewal- tige Finanzierungslücken in dem System unserer sozialen Sicherheit, ein nie zuvor 9ekannter Schuldenberg: Das sind die Markierungen ihres Weges; das kennzeich- net letztlich das Scheitern der Politik dieser Bundesregierung. Wenn man nur einmal die amtlichen Behauptungen aus drei Jahren miteinander vergleicht, so kann man sehen, in welch ungeheuerlicher Weise die Bundes- regierung das deutsche Volk hinters Licht geführt hat. ,m Jahreswirtschaftsbericht 1975 wurde die Arbeitslosigkeit als ein jahreszeitliches und kurzfristiges konjunkturelles Problem beschrieben, das innerhalb eines Jahres auf ein zuträgliches Maß zurückgeführt werden sollte. Im Jahreswirtschaftsbericht 1976 beschrieben Sie die Arbeitslosigkeit, die nicht als eine mittel- oder längerfri- stige Erscheinung hingenommen werden sollte. Im Jahreswirtschaftsbericht 1977 aber ist die Bundesregierung bei dem Erkenntnisstand angelangt, daß die Beseiti- 9ung der Arbeitslosigkeit nur in einer längeren Zeitspanne zu verwirklichen sei. Und in der heutigen Regierungserklärung spricht , stellvertreten- der Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands — jener Partei, UiD 4 • 26. Januar 1978 • Seite 4

die von sich behauptet, sie vertrete vor allem die Interessen der deutschen Arbeitnehmerschaft —, mit nahezu keinem ernsthaften Wort von der Beseitigung der Arbeitslosigkeit. Ich kann Graf Lambsdorff (FDP), der kürzlich sagte: „Die Koalition aus SPD und FDP hat an Glaubwürdigkeit nichts mehr zu bieten, weil sie kaum noch welche hat", nur zustimmen. Das, was der jungen Generation in der Wehrpflichtnovelle an Diskussion gebracht wurde, ist das genaue Gegenteil von Opferbereitschaft für das eigene Land. Eine Gesellschaft, die von ihren Mitgliedern Loyalität, Engagement, Leistung und mitmenschliche Solidarität und Friedfertigkeit erwartet, darf nicht die radikalste, negativste Systemkritik als intellektuelle Leistung preisen. Die Freiheit zur politi- schen Kritik ist nicht gleichbedeutend mit dem Recht, als Kritiker selbst von jeder Kritik freigesprochen zu werden. Dies alles gehört in den Jahresbericht des Bundeskanzlers. Er selbst hat es nicht angesprochen, weil er es nicht hat ansprechen dürfen. Er kann es nicht wagen, das alles so zu sagen, was er in Wirklichkeit so sieht, weil er dann im Bundestag keine Mehrheit mehr hätte. Und das hat ja System in diesem Jahr: Da gab es einen Ministerpräsidenten, der eine Minute nach Schließung der Wahllokale von seinem Amt zurücktrat. Da gab es die hinterhältigsten und heimtückischsten Verdächtigungen gegen eine Partei und ihren Vorsitzenden, Franz Josef Strauß, in der Lockheed-Affäre, obwohl man schon damals wußte, daß diese ganze Sache nur wahltaktisches Manöver war. Da gab es die Verschleuderung von Millionen DM von Steuergeldern zu Propagan- dazwecken. Dafür wurde der Bundeskanzler vom Bundesverfassungsgericht in einer ungewöhnlich harten Weise zur Ordnung gerufen. Da gab es die Verschleppung eines anderen Verfahrens vor dem Bundesverfas- sungsgericht, weil der Bundeskanzler — wie es dann auch eintrat — berechtigte Furcht hatte, daß dieses höchste deutsche Gericht ihm ganz persönliche Verstöße gegen die Verfassung im Blick auf seine Ausgabenpolitik nachweisen konnte. Da wurde der größte Spionageskandal der Nachkriegszeit bewußt verschleiert, weil man nicht ertragen konnte, daß der Wähler die Wahrheit erfährt. Glaubt der Bundeskanzler ernsthaft, daß nach all dem die Glaubwürdigkeit seiner Politik gewachsen ist? In der Frage der Steuerreform hielt Helmut Kohl dem Bundeskanzler vor: Es gehört schon viel Unverfrorenheit dazu, wenn Sie hierherkommen und sich der Steuer- entlastung rühmen. In der entscheidenden Sitzung des Vermittlungsausschusses haben vier Fünftel der anwesenden sozialdemokratischen Parteimitglieder aus Bund und Ländern gegen die Vorlage gestimmt. Nur mit Hilfe der CDU/CSU-ge- führten Länder, der Stimmen der CDU/CSU-Abgeordneten des Deutschen Bundes- tages und der FDP-Kollegen war es überhaupt möglich, dieses kleine Stückchen Vernunft wirtschaftlicher Entwicklung zustande zu bringen. Zur Rentenfrage erklärt Helmut Kohl: Die Verschleppung der Rentensanierung rächt sich jetzt bitter. Heute werden unter Fachleuten die Defizite der ßOer Jahre in diesem Bereich mindestens in 20-Milliarden-DM-Höhe genannt. Herr Bundeskanz- UiD 4 • 26. Januar 1978 • Seite 5

'er, so geht man nicht mit neun Millionen Rentnern um, auf deren Stimmen Sie angewiesen waren; und ohne einen Teil dieser Stimmen würden Sie niemals auf diesem Stuhl sitzen. Wir haben im Frühsommer des vergangenen Jahres detaillierte Vorschläge zur Sanierung der zerrütteten Rentenfinanzierung vorgelegt, weil wir es für unerträg- lich hielten, daß die Fundamente unserer staatlichen und sozialen Stabilität, auf die ja nicht nur die Millionen Rentner, sondern auch jeder von uns, jeder aus der mittleren und jüngeren Generation, seine Zukunft baut, immer mehr ausgehölt Werden. Sie sind untätig geblieben. Sie wußten alles besser. Und jetzt sind Sie am Ende. Zum Terrorismus sagte der Oppositionsführer: Wir alle waren uns damals darin einig, daß dieser freiheitliche Rechtsstaat mit dem Terrorismus fertig werden kann, daß er die Herausforderung zurückschlagen muß, daß er nicht erpreßbar werden darf. Wir waren uns auch einig, daß alle in einem Rechtsstaat zulässigen administrativen und gesetzgeberischen Mittel eingesetzt werden müssen, um diesem schrecklichen Spuk ein Ende zu machen. Nur unter dieser Voraussetzung war und ist das Opfer von Hanns Martin Schleyer moralisch zu rechtfertigen. Untätigkeit — aus welchen Gründen auch immer — nimmt diesem Opfer jeden Sinn und unserem Tun, unserem Mittragen die moralische Rechtfertigung. Wer jetzt noch zögert — nach all dem, was wir erlebt haben, und nach dem, was Wir möglicherweise noch erleben werden — unseren Rechtsstaat wehrhaft zu dachen, der verwirkt das Recht, von einem oder von vielen Bürgern Opfer zu Erlangen, etwa dann, wenn erneut der Versuch unternommen wird, unseren Staat 2u erpressen. Es ist völlig unerträglich, daß wir nach diesen Erfahrungen mit bloßem Stückwerk auf den Terrorismus antworten. Es ist unerträglich, wenn die Entschlossenheit zum Handeln an den Gräbern der Opfer immer wieder in Worten zum Ausdruck kommt, daß aber Handeln ausbleibt. Trauerreden haben wir genug gehört. Niemand in diesem Hause würde seine Hand reichen, rechtsstaatlich fragwürdi- ge oder gar unzulässige Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus vorzu- schlagen oder zu beschließen. Aber es ist doch bisher nicht in einem einzigen Fall überhaupt ein solcher Vorschlag gemacht worden. Weder ein einzelner noch die Summe der in diesem Hohen Hause zur Terrorismusbekämpfung eingebrachten Vorschläge tastet die Substanz unserer Verfassung an. Jeder dieser Vorschläge hat Vorbilder in anderen Ländern, in moralisch unantast- baren Demokratien. Im Blick auf die besonders umstrittenen Punkte — Verteidi- Qerausschluß, Verteidigerüberwachung — wurde doch bei der Ausarbeitung des Bundesjustizministeriums vor Wochen und Monaten ausdrücklich auf diese morali- sche Grundlage hingewiesen. Dennoch ist seit dem Tode Hanns Martin Schleyers nichts geschehen. Heute vor 86 Tagen haben wir ihn zu Grabe getragen. Seine Familie, seine Freunde blicken uns fragend an, stellen Fragen. Dabei liegen doch die Vorschläge seit langem auf dem Tisch. Ich habe nie erklärt, daß die Vorschläge der CDU/CSU allein letzte Weisheit seien. Wir haben unsere Kompromißbereitschaft immer wieder erklärt. Das alles wurde unter den Tisch gewischt. UiD 4 • 26. Januar 1978 • Seite 6

BUNDESHAUSHALT 1978 So stimmte die CDU/CSU-Fraktion

Einzelplan Abstimmung Nr. ^

01 — Bundespräsident Ja 02 — Bundestag Ja 03 — Bundesrat Ja 04 — Bundeskanzler Nein Namentliche Abstimmung CDU/CSU: 236, SPD/FDP: 253 05 — Auswärtiges Amt Nein 06 — Inneres Nein 07 — Justiz Nein 08 — Finanzen Nein 09 — Wirtschaft Nein 10 — Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Nein 11 — Arbeit und Sozialordnung Nein 12 — Verkehr Nein 13 — Post und Fernmeldewesen Nein 14 — Verteidigung Nein 15 — Jugend, Familie, Gesundheit Nein 19 — Bundesverfassungsgericht Ja 20 — Bundesrechnungshof Ja 23 — Wirtschaftliche Zusammenarbeit Nein 25 — Raumordnung, Bauwesen, Städtebau Nein 27 — Innerdeutsche Beziehungen Nein 30 — Forschung und Technologie Nein 31 — Bildung und Wissenschaft Nein 32 — Bundesschuldenamt Nein 33 — Bundesversorgungsamt Ja 35 — Verteidigungslasten Ja 36 — Zivile Verteidigung Nein 60 — Allgemeine Finanzverwaltung Nein UiD 4 • 26. Januar 1978 • Seite 7

Übersicht

der Ausgaben im Haushaltsjahr 1978 nach Einzelplänen

Hinzelp an Regierungs- Nach Veränderung entwurf Beratungen gegenüber im Haushalts- 1977 ausschuß in Tsd. DM in Tsd. DM in Tsd. DM

01 — Bundespräsidialamt 12 756 14 458 2 296 02 — Bundestag 286 296 295 358 17219 03 — Bundesrat 8 697 8 810 23 04 — Bundeskanzleramt 337 450 350 879 + 27 569 05 — Auswärtiges Amt 1 549 325 1 596 604 + 162 111 06 — Inneres 2953432 3116188 595 030 07 — Justiz 291 834 314 959 27 365 08 — Finanzen 2 693 138 2 907 901 + 407 884 09 — Wirtschaft 3 566 958 3 579 712 + 524 689 10 — Ernährung 6 177 692 6158 940 + 462 379 11 — Arbeit 43 251668 43150 381 + 4 722 214 12 — verkehr 24 635 977 24 698 811 + 3106 984 13 — Post- und Fernmeldewesen 5 152 5 156 + 4 14 — Verteidigung 34 275 000 35 000 101 + 2 133 436 15 — Jugend, Familie und Gesundheit 16 096 033 16122 954 + 1 484 304 19 — Bundesverfassungsgericht 10 338 10 338 + 1 247 20 — Bunaesrechnungshof 30 500 31457 + 844 23 — Wirtschaftliche Zusammenarbeit 3 917 853 3 989 743 771 816 25 — Raumordnung, Bauwesen und Städtebau 4 226 690 4 232 566 379 672 27 — innerdeutsche Beziehungen 442 760 446 577 + 42 749 30-- Forschung und Technologie 4835318 4914168 + 705 532 31 — Bildung und Wissenschaft 4 261 032 4 260 970 + 439 402 32 — Bundesschuld 11605319 11533465 + 1 802 042 33 — Versorgung 7 659 582 8110 282 + 192 486 35 — Verteidigungslasten 1 064158 1 085158 + 111 920 36 — Zivile Verteidigung 619 291 655 359 + 103 348 60 — Allgemeine Finanzverwaltung 13 820 751 12 049 705 889169

Gesamtsumme 188 635 000 188 641 000 +17 335 350 UiD 4 • 26. Januar 1978 • Seite 8

den Verhalten, das jeder Vorstellung NEUTRONENWAFFE von entschlossener Führung Hohn spricht. Sie haben Moskau erst eigent- lich die Ansatzpunkte für seine Kampa- Unverschämte gne geliefert. Wieder einmal wird deut- lich, daß die Sowjetunion Schwächen Einmischung unbarmherzig nützt und nicht etwa Breschnews Nachgiebigkeit mit Zurückhaltung be- lohnt. Die Kampagne der UdSSR gegen Die Neutronenwaffe ist eine defensive die Neutronenwaffe hat mit dem Waffe. Sie ist — wie die Bundesregie- Schreiben von Breschnew an Bun- rung im Verteidigungsausschuß durch deskanzler Schmidt und andere ihre Vertreter eindeutig wissen ließ —4 westliche Regierungschefs einen zur Sicherung des Gleichgewichts, zur neuen Höhepunkt erreicht, stellt der Stabilisierung des Friedens und zum verteidigungspolitische Sprecher verbesserten Schutz der Zivilbevölke- der CDU/CSU-Fraktion, Manfred rung erforderlich. Wie wirksam diese Wörner, fest. Es ist der bisher mas- Waffe zur Abschreckung der sowjeti- sivste Versuch Moskaus, den We- schen Panzermassen wäre, macht die sten, und besonders die Bundesre- sowjetische Reaktion deutlich. publik Deutschland, in Fragen ihrer Wie heuchlerisch die sowjetische Kam- Bewaffnung unter Druck zu setzen. pagne ist, mag ein Vergleich zeigen: Die Raketen vom Typ SS 20, die gegen- Nicht genug, daß Moskau seine eige- wärtig von der Sowjetunion produziert ne beträchtliche militärische Über- und gegen Westeuropa in Stellung ge- legenheit gegenüber den freien Staaten bracht werden, tragen je drei Atom- Europas pausenlos weiter ausbaut — sprengköpfe, die zusammen 90mal so nun versucht es auch noch, den Westen stark sind wie die Bombe von Hiroshi- propagandistisch-psychologisch zu ent- ma. Die Neutronenwaffe dagegen hat waffnen. Wie unverfroren diese Kampa- nur einen Bruchteil der Sprengkraft der gne ist, wird deutlich, wenn man weiß, Hiroshimabombe. Anstatt den Versuch daß die UdSSR weit grausamere Waffen zu machen, den Westen einzuschüch- als die Neutronenwaffe in ihren Arsena- tern, sollte die Sowjetunion endlich ihre len hat und ständig an deren Verbesse- massive Aufrüstung einstellen und sich rung arbeitet. zu einer gegenseitigen Abrüstung bereit Der ganze Vorgang ist ein Lehrstück finden. psychologischer Kampfführung. Die Wenn der Westen diesem erpresseri- Verantwortung, daß es überhaupt zu schem Druck weicht, betritt er eine einer solchen unerhörten Einmischung schiefe Bahn, auf der es kein Halten Moskaus kommen konnte, tragen Politi- mehr gibt. Dann steht die nächste Kam- ker wie Bahr und Brandt mit ihrer Ver- pagne gegen die nächste Verteidi- unsicherungskampagne, trägt die SPD gungswaffe mit Sicherheit ins Haus. Wir mit ihren Parteitagsbeschlüssen und können und dürfen Herrn Breschnew tragen Bundeskanzler Schmidt und nicht ein Mitbestimmungsrecht über un- Bundesverteidigungsminister Leber mit sere Verteidigung und die Art, wie wir ihrem doppelzüngigen und schwanken- sie führen wollen, einräumen. UID 4 • 26. Januar 1978 • Seite 9

gen die kooperative Schule (16. Februar KOALITION bis 1. März) gewähren Heinz Kühn eine letzte Gnadenfrist, stellt Heinrich Köpp- ler, Vorsitzender des CDU-Landesprä- Behinderung des sidiums Nordrhein-Westfalen fest. Hinzu Volksbegehrens kommt, daß die SPD in der Nachfolge- frage heillos zerstritten ist. Der Düsseldorfer CDU-Oppositionsfüh- Die nordrhein-westfälische CDU wird rer Heinrich Köppler hat der SPD die nicht zulassen, daß sich die Regierung Veröffentlichung einer Dokumentation Kühn aus der politischen Verantwor- über Behinderung des Volksbegehrens tung für das Landesbank-Debakel da- gegen die kooperative Schule ange- vonstiehlt. Ministerpräsident Heinz droht. Kühn wird sich darauf einstellen müs- „Falls sich das demokratische Verant- sen, daß er bis zu seinem endgültigen wortungsbewußtsein in SPD-Amtsstu- Rücktritt mit unangenehmen Fragen ben nicht doch noch durchsetzt", wer- konfrontiert bleibt. Der Ministerpräsi- de die Dokumentation über die sorgfäl- dent wird die Öffentlichkeit nicht mehr tig erfaßten Behinderungsfälle in weni- länger mit Wortspielen abspeisen kön- gen Tagen vorgelegt, sagte Köppler. nen. „Offensichtlich wollen örtliche SPD- Funktionäre das Volksbegehren durch FDP rügt linken SPD-Flügel Bürokraten-Tricks unterlaufen." So sol- Der wiedergewählte schleswig-holstei- len in Wuppertal für 400 000 Einwohner nische FDP-Landesvorsitzende und nur acht Eintragungsstellen eingerich- stellvertretende Bundesvorsitzende, tet werden. In einem Bezirk mit 70 000 Uwe Ronneburger, hat in Timmendorf Einwohnern der Landeshauptstadt Düs- auf dem Landeskongreß der Freien De- seldorf werden die Listen nur in einem Büroraum im dritten Stock zur Unter- mokraten die SPD des nördlichsten Bundeslandes wegen ihrer Dauerkritik schrift ausgelegt. Die Öffnungszeiten al- an der Bundesregierung gerügt. „Es ler Düsseldorfer Abstimmungslokale er- entspricht nicht unserer Überzeugung, lauben Berufstätigen praktisch nur Don- wenn die SPD unseres Landes sich nur nerstag abends oder an den Wochenen- links von ihrer Bundespartei wohl zu den die Eintragung für das Volksbegeh- fühlen vermag und dabei offenbar aus ren. Vor allem im Ruhrgebiet werden viele ähnliche Fälle gemeldet. dem Auge verliert, daß diese Bundes- SPD in Bonn an einer Koalition beteiligt Kühn nur noch pro forma ist." im Amt Zwist um Terror Die nordrhein-westfälische Landesre- Der SPD-Landesverband Bremen hatte gierung ist spätestens seit Dienstag alle Parteigliederungen zu einem von vergangener Woche nur noch pro forma ihnen veranstalteten Seminar zu Fragen im Amt. Der Ausdruck „Agonie" wäre der inneren Sicherheit und der Terrori- Schönfärberei. Lediglich die Angst, das stenbekämpfung für den 24725. Fe- Bonner Regierungsbündnis mit in den bruar in den „Revierpark" in Oberhau- Strudel zu reißen und die Furcht vor sen eingeladen, wo der SPD-Rechtsex- unkontrollierbaren Auswirkungen auf perte Hugo Brandt über den Stand der das bevorstehende Volksbegehren ge- Gesetze zur Terroristenbekämpfung re- UiD 4 • 26. Januar 1978 • Seite 10

ferieren und der Parteilinke Manfred Der DGB-Vorsitzende, Heinz-Oskar Vet- Coppik seine Zweifel an der geplanten ter, hatte seine Bereitschaft zum Aus- Anti-Terror-Gesetzgebung vortragen druck gebracht, mit den Arbeitgebern sollte. Jetzt forderte der Parteivorstand über deren Mitbestimmungsklage zu re- telegraphisch alle SPD-Landesvorstän- den und unter Umständen wieder in die de und -bezirke auf, die Bremer Einla- Konzertierte Aktion zurückzukehren. Al- dung „als gegenstandslos zu betrach- lerdings hält es Vetter für geboten, die ten", weil — so die Begründung — ein Diskussionsrunde „drastisch zu verklei- Parteigremium auf dem Gebiet eines nern". anderen Landesvorstandes keine Ver- anstaltungen abhalten könne. SPD nicht mehr wählbar Die Fritz-Erler-Gesellschaft hat die Wäh- Ausfälle der Judos ler in Schleswig-Holstein aufgefordert, Auf einer Landesdelegiertenkonferenz der SPD bei den Kommunalwahlen im in Malente weigerten sich die Judos, nördlichsten Bundesland am 5. März die eine Entschließung zurückzunehmen, in Stimme zu verweigern. Die Gesellschaft der der Verleger Axel Springer und der war ursprünglich von rechtsstehenden Unionspolitiker Franz Josef Strauß so- Sozialdemokraten gegründet worden. wie Helmut Kohl als „Schlächter der Führende Repräsentanten der Gesell- Demokratie" bezeichnet worden waren. schaft sind inzwischen jedoch aus der Außerdem wurde die Einsetzung des SPD ausgeschlossen worden. In einer Russell-Tribunals gefordert, um „mögli- auf einer Vorstandssitzung der Gesell- che Verletzungen der Menschenrechte schaft in Travemünde gefaßten Ent- in der Bundesrepublik zu untersuchen". schließung heißt es, die SPD in Schles- Auf Druck der FDP-Spitze hin „bedau- wig-Holstein sei bereits die „links-so- erte" der Judovorstand lediglich die zialistische Partei, die Jochen Steffen Formulierung „Schlächter der Demo- fordert". Wer langjährige Gewerk- kratie". schaftsführer verunglimpfte und Kom- munisten als „Mitkämpfer" respektiere, Differenzen über wer Abgeordneten durch „Gewissens- Konzertierte Aktion zwang" die Freiheit nehme und den demokratischen Gegner verteufele, Kritik haben maßgebliche Kreise der könne nicht die Stimmen des mündigen Freien Demokraten an „Tendenzen" Bürgers erhalten. beim Koalitionspartner SPD geübt, bei einer möglichen Neuaufnahme der Kon- „Arbeiterpartei" SPD zertierten Aktion bestimmte Gruppen Der Heizungsbauer Karl Schnabel ist auszuschließen und die Veranstaltung der einzige Arbeiter der 15 nordhessi- zu einer Begegnung von DGB und Ar- schen SPD-Direktkandidaten für die beitgebern zu machen. Zwar sei auch Landtagswahl in Hessen. Die „Arbeiter- die FDP für eine Verkleinerung der Teil- partei" SPD in Nordhessen stellte als nehmerzahl, doch soll der FDP-Vorsit- Direktbewerber auf: 3 Mitglieder des zende, Außenminister Genscher, keinen Landeskabinetts, 8 Beamte (darunter 3 Zweifel daran gelassen haben, daß er Lehrer — 1 Oberstudiendirektor, 1 Stu- mit einer „Monopolisierung" der Kon- dienrat, 1 Konrektor), 1 Rechtsanwalt, 1 zertierten Aktion durch wenige Groß- Bautechniker, 1 Hausfrau und eben den verbände nicht einverstanden sei. einen Arbeiter mit Feigenblattfunktion. UiD 4 • 26. Januar 1978 • Seite 11

SCHLESWIG-HOLSTEIN Der Kommunalwahlkampf beginnt

Für gut 12 000 schleswig-holsteini- • Schaffung und Sicherung von Ar- sche CDU-Kandidaten beginnt in beitsplätzen; diesen Tagen d?r Endspurt um die • Ausbau der sozialen Einrichtungen; Gunst des Wählers, der am 5. März • Verwirklichung des Krankenhaus- über die Zusammensetzung der Ge- bauprogrammes; meindevertretungen und Kreistage • Verbesserung der Unterrichtssitua- im nördlichen Bundesland entschei- tion; den wird. In Elmshorn eröffnete der • Steigerung der Sportförderung. CDU-Landesvorsitzende, Minister- Mit diesem Programm geht die CDU Präsident , die Schleswig-Holstein in einen Wahlkampf, heiße Phase des Kommunalwahl- dem der politische Gegner nur wenig kampfes. entgegenzusetzen hat. Unter der politi- schen und geistigen Führung ihres Lan- Dazu stellt Volker Koop, Sprecher desvorsitzenden Jansen hat sich die der CDU Schleswig-Holstein fest: SPD des Landes in eine selbstgewählte Die Ausgangsposition für die Union ist Isolation hineinmanövriert, nicht nur in- günstig. Mit 53,1 Prozent der Stimmen nerhalb Schleswig-Holsteins, sondern hatte sie vor vier Jahren einen überra- insbesondere auch innerhalb der Bun- schenden Sieg erringen können, in Kiel des-SPD selbst. und Flensburg die relative Mehrheit, in Ähnliches gilt für die schleswig-holstei- Lübeck und Neumünster gar die abso- nische FDP, die zwar nur allzugern auf lute. Darüber hinaus gibt es in Schles- ihr liberales Aushängeschild, den Lan- wig-Holstein nicht einen Kreistag, in desvorsitzenden Ronneburger verweist, dem die CDU nicht die stärkste Frak- doch in ihrer Politik täglich demon- tion stellte, während die Landes-SPD striert, daß sie nicht gewillt ist, sich aus sich 1974 mit etwa 35 Prozent der Stim- ihrer totalen Abhängigkeit von der SPD men bescheiden mußte. Ziel der Union zu lösen. ist es, das 74er Ergebnis zu halten, das So gehen denn die inzwischen fast heißt, erneut rund 4 500 der insgesamt 36 000 Mitglieder der über 700 schles- 8 000 zu vergebenden Sitze in den kom- wig-holsteinischen CDU-Ortsverbände munalen Gremien zu erkämpfen. mit einem begründeten Optimismus in Dabei kann die Union in ihrer Erfolgsbi- das Rennen um die Wählergunst, wohl- 'anz der zurückliegenden Jahre auf wissend, daß diese Kommunalwahlen einen konsequenten Ausbau der frei- für die Bundespolitik keinen „Testcha- heitlichen Selbstverwaltung verweisen, rakter" besitzen werden. der trotz großer wirtschaftlicher und Der Ausgang der Kommunalwahlen wird finanzieller Schwierigkeiten erreicht auch eine entscheidende Bedeutung für wurde. Für die Zukunft hat Gerhard die Vorbereitung der Landtagswahlen Stoltenberg die Ziele klar umrissen: haben, die ein Jahr später anstehen. UiD 4 • 26. Januar 1978 • Seite 12

In den Perspektiven zum Bundesju- FAMILIE gendplan der Bundesregierung heißt es: „Die gesellschaftliche Realität in der Bundesrepublik bedarf der Kritik Neue Gesetze auch in grundsätzlichen Fragen und der demokratischen Fortentwicklung". An schmälern das anderer Stelle: „Die demokratische Ge- Elternrecht sellschaft der Bundesrepublik hat durch Erziehung und Bildung einen Beitrag zu Jugend- und Familienpolitik in der einer Emanzipation des einzelnen zu Bundesrepublik Deutschland laufen leisten." Was darunter zu verstehen ist, Gefahr, sich immer stärker dem Ver- kommt in den bisherigen Perspektiven fassungsgebot zu entziehen. Nach zum Bundesjugendplan zum Ausdruck, Artikel 6 Grundgesetz stehen „Ehe wo es u. a. heißt, daß Kinder und Ju- und Familie unter dem besonderen gendliche von der „pädagogischen Schutz der staatlichen Ordnung. Fremdherrschaft" traditioneller Erzie- Pflege und Erziehung der Kinder hungs- und Bildungsinstanzen zu „be- sind das natürliche Recht der Eltern freien" seien. Hiermit dürfte auch die und die zuvörderst ihnen obliegen- Familie gemeint sein. de Pflicht." In Artikel 5 der Verfassung für das Verhängnisvolle Entwicklung Land Nordrhein-Westfalen heißt es: Eine richtungweisende Tendenz zeigt „Ehe und Familie werden als Grundla- besonders der Gesetzentwurf von SPD gen der menschlichen Gesellschaft an- und FDP zur „Reform der elterlichen erkannt. Sie stehen unter dem besonde- Sorge", der die vorrangige Erziehungs- ren Schutz des Landes. Die Mutter- pflicht der Eltern antastet und ein staat- schaft und die kinderreiche Familie ha- liches Eingreifen in die Familien ermög- ben Anspruch auf besondere Fürsorge. licht, „wenn das Wohl des Kindes in Die der Familie gewidmete Hausarbeit Frage steht". der Frau wird der Berufsarbeit gleich- geachtet." Eine entsprechende Regelung sieht Dazu stellt der Bundestagsabgeordnete auch der neue Entwurf des Jugendhilfe- Hermann Kroll-Schlüter fest: Wenn die rechts vor. Hier wird den Kindern und CDU/CSU immer wieder auf dieses Jugendlichen ein einseitiges Antrags- Verfassungsgebot hinweist und die poli- und Forderungsrecht eingeräumt, ohne tische Verantwortung zum Schütze von ihnen Pflichten gegenüber Eltern und Ehe und Familien anspricht, so ist dies Familien aufzuerlegen. Es besteht die in deren Verunsicherung und Gefähr- Gefahr, daß nach der praktizierten bil- dung begündet: Durch fehlende mate- dungspolitischen Gegnerschaft, der so- rielle Unterstützung, durch einseitige genannten Konfliktstrategie, nun auch pädagogische Experimente in der Bil- eine familienpolitische Gegnerschaft dungspolitik und durch sogenannte eingeleitet wird; es wäre verhängnis- „emanzipatorische Reformen" wird die voll, wenn diese Entwicklung im Sinne Bejahung von Ehe und Familie im Be- von SPD und FDP als „gesellschaftspo- wußtsein des Volkes eher geschwächt litischer Fortschritt" gewertet würde. als gefördert. (Vergl. auch Dokumentation) UiD 4 • 26. Januar 1978 • Seite 13

SPORTFÖRDERUNG Eigenleistung der Vereine soll stärker berücksichtigt werden

Der Bundesfachausschuß Sport der qualifiziert ausgebildete Übungs-, Orga- CDU hat jetzt „Rahmen-Richtlinien nisations- und Jugendleiter, Geräteaus- zur kommunalen Sportförderung" stattung, Teilbereiche des Breiten- und verabschiedet. Die Leitlinien gehen des Leistungssports). Einer solchen, die auf das CDU-Sportprogramm vom Eigenleistungen berücksichtigenden 23. September 1974 zurück. Sie sol- Förderung, ist auf jeden Fall der Vorzug ien den Mandatsträgern in den Kom- vor einer Pauschalförderung (Gießkan- munalparlamenten als Handrei- nenprinzip) zu geben. chung dienen. Darüber hinaus kön- Eine Kernforderung im Sportförderplan nen sie den örtlichen Vereinen Infor- ist die kostenlose Bereitstellung aller mationen über die Grundsätze der Sportanlagen in öffentlicher Träger- CDU-Sportpolitik und deren Umset- schaft für den Lehr- und Wettkampfbe- zung in praktisches Handeln geben. trieb der gemeinnützigen Turn- und Sportvereine. Die Kostenfreiheit soll Wir wissen, daß angesichts der sich auch auf die zur Sportausübung schwierigen Situation in den öf- notwendigen Nebenbereiche (Licht, fentlichen Haushalten diese Rahmen- Gas, Wasser) erstrecken. Dies gilt auch Leitlinie nur schrittweise und unter be- für die Überlassung der Sportanlagen sonderer Berücksichtigung der örtli- in schulfreien Zeiten an die Vereine. chen Gegebenheiten verwirklicht wer- Durch die Erstellung von Sportstätten- den können, stellt der Vorsitzende des plänen soll langfristig die Ausübung Ausschusses MdB Wolfgang Schäuble des Sports in seinen verschiedensten fest. Sie bieten darüber hinaus eine Erscheinungsformen und Zielsetzungen Chance, die Förderung des Sports und ermöglicht und gesichert werden. Bal- vor allem der ihn maßgeblich tragenden lungszonen soll kein Vorrang vor Rand- Vereine aus dem Unverbindlichen zu oder Flächenregionen gegeben werden. lösen und einer Kommunalisierung des Nach unserer Auffassung sind die Sports entgegenzuwirken. Wir empfeh- Sportorganisationen bei der Erstellung len daher die Erstellung kommunaler dieser Leitpläne zu beteiligen. Sportpläne, die sich teilen in die Berei- Im Bereich des Sportstättenbaus sind che Bauvorhaben der Vereine nach den M Sportförderplan, gleichen Maßstäben zu fördern wie öf- M Sportstättenleitplan. fentliche Sportbauten. Es ist sicherzu- Im Sportförderplan sollte die Gemeinde stellen, daß Sportanlagen erstellt wer- die Schwerpunkte ihrer Förderung den, die zum zweckfreien Sporttreiben durch Benennung bestimmter Projekte anregen und in unmittelbarer Nachbar- setzen (Beihilfen zu den Entgelten für schaft zu Wohnbereichen gelegen sind. WD 4 • 26. Januar 1978 • Seite 14

den gehandelt. Sie müssen dann in dem INFORMATION Land, in das sie geflohen sind, zumin- dest vor Gericht gestellt werden. Aller- dings ist die Übereinkunft mit einer EVP-Kongreß im März Klausel ausgestattet, die eine sofortige Der erste Kongreß der Europäischen Kündigung möglich macht. Volkspartei (EVP) nach der Gründung Frauen aktiv für Europa der EVP im April 1976 wird, wie CDU- Generalsekretär Heiner Geißler be- Frauen aus allen christdemokratischen kanntgab, am 6. und 7. März 1978 in Parteien Europas nahmen an der t. Brüssel stattfinden. Die EVP wird als Generalversammlung der Union Christ- Partei an den Direktwahlen zum lich-Demokratischer Frauen (UCDF) Europäischen Parlament teilnehmen. teil, die vom 18. bis 20. Januar 1978 in Ihr Ziel ist der Aufbau einer Euro- Straßburg stattfand. Seit der Gründung päischen Förderation und die Fortset- der UCDF im November 1975 in Berlin zung der gemeinsamen christlich-de- sind die Benelux-Staaten Mitglied ge- mokratischen Fraktion im Europäischen worden; Irland beantragte jetzt die Auf- Parlament sowie die Verwirklichung nahme in die UCDF. Aufgabe christlich- einer einheitlichen Politik der CD-Par- demokratischer Frauen ist es, die Ar- teien. beit an besseren Lebensbedingungen für die Frau mit der Arbeit für die Eini- Der Generalsekretär teilte weiter mit, gung Europas zu verbinden. Diese Ziele daß voraussichtlich im April oder Mai sollen in Zusammenarbeit mit der Euro- dieses Jahres die Europäische Demo- päischen Union Christlicher Demokra- kratische Union (EDU) ins Leben geru- ten (EUCD), in der die UCDF Sitz und fen werde, die eine Arbeitsgemein- Stimme hat, und der Europäischen schaft von Christlich-Demokratischen, Volkspartei (EVP) durchgesetzt werden. Konservativen und allen anderen Par- Um in der EVP mitarbeiten zu können, teien sein soll, die sich mit den Zielen wurde die Frauensektion der EVP auf der Europäischen Demokratischen dieser Generalversammlung gegründet. Union identifizieren können. Die Schlußresolution der Generalver- Europäische Konvention sammlung fordert insbesondere Aner- kennung des Wertes der Familie und gegen Terrorismus der Bedeutung der Arbeit der Frau in Der Bundestag hat einstimmig das Rati- der Familie. Entsprechende Regelungen fikationsgesetz zur europäischen Kon- in der sozialen Sicherung sollen es so- vention über die Bekämpfung des Ter- wohl Mann wie Frau ermöglichen, ihren rorismus verabschiedet. Nach Schwe- Familienaufgaben nachzukommen. den und Österreich ist die Bundesrepu- blik damit das dritte Land, das unter Das Nein zur den 20 Mitgliedsländern des Europara- Vermögensbeteiligung tes dieser Übereinkunft zugestimmt hat. Zu dem Beschluß der Bundesregierung, Sie schränkt die Möglichkeit ein, die den Gesetzesantrag des Bundesrates Auslieferung von Personen, die terrori- zur betrieblichen Vermögensbeteiligung stische Straftaten begangen haben, al- der Arbeitnehmer abzulehnen, erklärte lein mit der Begründung zu verweigern, der eigentumspolitische Sprecher der sie hätten aus politischen Beweggrün- CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Elmar UID 4 • 26. Januar 1978 • Seite 15

pieroth: „Anstatt den vermögenspoli- lere Unternehmen vorrangig herangezo- tisch konstruktiven Beitrag des Bundes- gen werden. rates aufzugreifen, der doch ganz auf der Linie von Ankündigungen, Verspre- Wieder einmal setzte chungen und Erklärungen führender sich Ertl nicht durch Koalitionspolitiker liegt, schiebt man Bundeslandwirtschaftsminister Ertl hat billige Vorwände vor, um die Zerrissen- wiederum eine politische Schlappe ein- heit innerhalb der Koalition zu verdek- stecken müssen. Er und alle Länder- *en. Es ist immer das gleiche Spiel: Die agrarminister hatten sich im vergange- Union entwickelt Vorstellungen und In- nen Jahr darauf verständigt, daß vor itiativen zur Vermögensbildung in Ar- allem für kleinere landwirtschaftliche beitnehmerhand. Dann bekennen sich Betriebe ab 1978 im Rahmen der Ge- Koalitionspolitiker verbal zur Vermö- meinschaftsauf gäbe „Agrarstrukturver- 9ensbildung in Arbeitnehmerhand. besserung und Küstenschutz" ein Eigene konkrete Schritte oder Initiati- Agrarkreditprogramm durchgeführt on folgen jedoch nicht. Die konkreten werden sollte. Statt dieses auf die be- Vorschläge der Union werden unter den v trieblichen Notwendigkeiten kleinerer erschiedensten fadenscheinigen Vor- landwirtschaftlicher Betriebe zuge- fanden abgelehnt. Vor den Wahlen schnittene Programm soll nun ein von Werden diese Vorschläge der Union der Kreditanstalt für Wiederaufbau ge- dann plötzlich aufgegriffen, als eigene währter Kredit mit 6% Zinsen treten. Bei 'dee verkauft, und dem Wähler ange- der derzeitigen Kreditmarktlage bringt priesen. Kommt es dann zum Schwur, das für kleinere landwirtschaftliche Be- bleibt alles beim alten — es geschieht triebe kaum einen Vorteil. Da die Kredi- nichts." te ohne Einschaltung der sach- und fachkundigen Länderbehörden gewährt Solarenergie — Chance für werden sollen, besteht die große Ge- mittlere Unternehmen fahr, daß Kredite nach dem Gießkan- nenprinzip und mehr nach Kreditsiche- anläßlich der Debatte des Deutschen rungsgründen vergeben werden. Außer- Bundestages über den Antrag der dem erhalten nun relativ große land- CDU/CSU „Förderung der Solartechnik ln wirtschaftliche Betriebe über das ein- der Bundesrepublik Deutschland", zelbetriebliche Förderungsprogramm erklärte der forschungspolitische Spre- angemessene Investitionshilfen, wäh- cher der Fraktion, , der rend der kleinere landwirtschaftliche Antrag der Union ergänze die bisheri- Betrieb jetzt noch offenkundiger als bis- 9en Erfahrungen und verlange die Ge- her benachteiligt wird. währung einer Solarprämie durch den Staat. Gerade kleine und mittlere Unter- Auch die Hochschulstreiks nehmen hätten eine große Aufgabe im bezahlt der Steuerzahler Bereich der Nutzung der Solartechnik, ^in neuer Markt entstehe, der vor allem Unsere Hochschulen kosten jeden Tag, auch für mittlere Unternehmen neue ob dort gestreikt wird oder studiert, ob ^ukunftschancen eröffne. Deshalb for- Sonntag oder Alltag ist, 42,5 Millionen dere die CDU/CSU, daß bei der Verga- Mark. Darauf hat der Präsident des be öffentlicher Aufträge bei der Nut- Hochschulverbandes, Prof. Dr. Werner zung der Solarenergie kleine und mitt- Poels, aufmerksam gemacht. UiD 4 • 26. Januar 1978 • Seite 16

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gungsbereich, das Loch in den Renten- ZITATE finanzen, das Tauziehen um die Antiter- rorgesetze und durch die anhaltende Arbeitslosigkeit. Erstarrte Macht Neue Osnabrücker Zeitung, 20. Januar 1978 Eigentlich muß man sich wundern, wo- Doch Oppositionsführer Kohl zeigte her der Kanzler die Gelassenheit sich nicht nur gewappnet, mit gleicher nimmt, vor der Nation ein politisches Münze heimzuzahlen, sondern zerstörte Panorama zu entwickeln, das unter den auch das Trugbild Schmidts über die Stichworten der Zuversicht und eines deutsche Wirklichkeit — bis ins Detail ungebrochenen Vertrauens in die Kraft hinein: Eine verfehlte Investitions- und dieser Regierung steht. Denn die Um- Arbeitsmarktpolitik, die Verunsicherung stände sind nicht günstig, unter denen im Bereich der Nutzung neuer Ener- die Koalition in ihr zweites Arbeitsjahr gien, die auf merkwürdige Weise ge- geht: fortdauernde Arbeitslosigkeit, ver- lähmte Reaktion der Bundesregierung schärfte Rentenmisere, Rückschläge in auf die offenkundigen Vertragsbrüche der Deutschlandpolitik, das unbewältig- der DDR, das bemühte Vertuschen von te Problem des Terrorismus und dazu Regierungsverantwortung im Spionage- Spionage- und Abhöraffären. fall Lutze und schließlich die Ohnmacht Badische Zeitung, 20. Januar 1978 des Bundeskanzlers. Rheinische Post, 10. Januar 1970 Die Bundesregierung befindet sich zum Keiner kann heute sagen, wie sich die Auftakt der diesjährigen Parlamentssai- Entladung des gewaltigen Konfliktstof- son in einer schlechteren Lage als die fes am Ende auswirkt. Doch zweifellos Opposition. Diese konzentrierte folglich wurde gestern klar, daß die Ausgangs- ihren Angriff auf die Schwachstellen tage für die SPD/FDP-Koalition unter der Regierung, die gekennzeichnet sind Schmidt und Genscher schlechter ist als durch Rückschläge in der Deutschland- für die CDU/CSU-Opposition unter Kohl politik, den Spionagefall im Verteidi- und Strauß. Weser-Kurier, 20. Januar 1978

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