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Anton Pelinka (Wien/Innsbruck) Die FPÖ in der vergleichenden Parteienforschung Zur typologischen Einordnung der Freiheitlichen Partei Österreichs

Die FPÖ ist eine europäische Ausnahmeerscheinung: Unter allen im Europäischen Parlament vertretenen Parteien ist sie die mit Abstand erfolgreichste unter den Parteien, die in keine Partei- familie eingebunden und keiner Fraktion des Europäischen Parlaments angehören. Diese Verbin- dung aus Erfolg auf nationaler und Isolierung auf europäischer Ebene hängt mit dem spezifischen Charakter der FPÖ zusammen: Sie ist „populistisch“ – weil sie beansprucht, „das Volk“ gegen die Eliten zu vertreten und zu mobilisieren. Sie ist „rechtspopulistisch“ – weil sie, wie andere Parteien in Europa (FN, , Vlaams Blok, etc.) auch, sich zur Verteidigung von (nationaler oder ethni- scher) Identität gegen die Aufhebung oder verstärkte Durchlässigkeit von Grenzen wendet. Sie ist aber auch, im Gegensatz zu den meisten anderen rechtspopulistischen Parteien Europas, eine Traditionspartei – und Teil dieser Tradition ist auch die österreichische NSDAP. Erst die Kombinati- on aller Faktoren erklärt den Erfolg der FPÖ – aber auch die internationale Reaktion auf diesen Erfolg.

Das europäische Parteiensystem, das sich all- teien (wie die irische „Fianna Fáil“) die Frakti- mählich auf der Ebene der Europäischen Union on der „Union for a Europe of Nations“ (UEN). und des Europäischen Parlaments entwickelt, Parteien, die offen gegen die Europäische Uni- reflektiert die traditionellen „Parteifamilien“. on agieren – wie die britische „UK Inde- (Hix/Lord 1997, 21 ff.) Sozialdemokratische pendence Party“, kooperieren als Fraktion un- Parteien haben sich zur PES – zur „Party of ter der Bezeichnung „Europe of Democracies European Socialists“ – zusammengeschlossen. and Diversities“ (EDD). (Day 2000, 232 ff.) Christlich-demokratische und Konservative Von den 626 Abgeordneten des 1999 gewähl- Parteien bilden die EPP – die „European ten Europäischen Parlaments werden 26 keiner People’s Party“. Die Liberalen haben im Euro- dieser Fraktionen zugezählt. Darunter sind die päischen Parlament die ELDR geformt – die 7 Abgeordneten der Radikalen Partei Italiens, „European Liberal, Democratic and Reformist die sich offenkundig der Typologie der europä- Group“; und die Grünen die „/European ischen Parteifamilien entziehen – und Parteien, Free Alliance.“ Die meisten (ex-, post-)kommu- die im allgemeinen als „rechtspopulistisch“ gel- nistischen Parteien bilden die „European Uni- ten: 5 Abgeordnete des „Front National“ (FN), ted Left/Nordic Green Left“. 3 Abgeordnete der „Lega Nord“, 2 Abgeordne- Einige Parteien, die zumeist mit der Etikette te des „Vlaams Blok“ – und 5 Abgeordnete der „rechtspopulistisch“ versehen werden – wie die FPÖ. (Day 2000, 238) Dänische Volkspartei und die „Alleanza Diese Struktur des Europäischen Parlaments Nazionale“ – formen im Europäischen Parla- zeigt keine Entsprechung zu dem Begriff des ment mit anderen, schwer einzuordnenden Par- „Rechtspopulismus“ auf, wie er von der verglei-

ÖZP, 31 (2002) 3 281 chenden Politikwissenschaft entwickelt wurde. Die FPÖ ist mit dem Begriff „Rechts- (Betz 1994) Es gibt zwar eine offenkundig in populismus“ nur unzureichend zu erklären: Sie Entwicklung befindliche Parteienfamilie des fällt innerhalb der sich (noch?) nicht zu einer Rechtspopulismus – und diese konkretisiert sich Parteifamilie entwickelnden rechtspopulis- in der Fraktion der UEN. Aber dieser Gruppie- tischen Parteien besonders auf. Dennoch ist die rung gehört nur ein Teil der rechtspopulistischen FPÖ aber auch als rechtspopulistische Partei zu Parteien an. Ein anderer Teil dieser dem Rechts- bezeichnen – weil sie sowohl „populistisch“ als populismus zugeordneten Parteien gilt allen auch „rechts“ ist. Fraktionen – also auch der UEN – als zu extre- mistisch. Sie bleiben ohne fraktionelle Ein- bindung „largely because they are regarded as Die FPÖ als populistische Partei being too extremist to qualify for such a membership“ (in einer Fraktion). (Day 2000, Der Begriff „Populismus“ ist auf einen An- 238) spruch und auf eine Methode – und nicht auf Für das Europäische Parlament ist Rechts- einen bestimmten, sich traditionellen Kriterien populismus nicht gleich Rechtspopulismus. In wie „rechts“ und „links“ beziehenden Inhalt den sich entwickelnden Strukturen des europä- abgestellt. Wenn dieser Begriff mehr als ein ischen Parteiensystems entspricht dem Rechts- Schlagwort der politischen Alltagspolemik sein populismus (noch?) keine Parteifamilie. Dort, soll, muss er – der Geschichte populistischer wo sich so etwas wie eine Parteifamilie des Bewegungen (wie der russischen Narodniki, der Rechtspopulismus abzeichnet, ist die FPÖ aber argentinischen Peronisten und der US- nicht vertreten – sie ist auf der europäischen amerikanischen Populists) entsprechend – mit Ebene isoliert; sie ist ohne Partnerinnen. folgenden Merkmalen in Verbindung gebracht Das hat eine transnationale europäische Be- werden: (Pelinka 1987) deutung – aus zwei Gründen: – Der Anspruch: „Das Volk“ wird anderen, die – Die FPÖ ist unter allen rechtspopulistisch eti- jedenfalls nicht das Volk sind – den Eliten, kettierten Parteien mit dem bei der National- dem „Establishment“, der „politischen Klas- ratswahl 1999 erzielten Stimmenanteil von se“, gegenübergestellt. Dem Populismus ent- 26,9 Prozent die mit Abstand erfolgreichste spricht ein antielitärer Affekt – und die Nei- Partei. gung, „das Volk“ als weitgehend nicht – Die Maßnahmen der (anderen) Regierungen fragmentierte Einheit zu sehen. Populisten der EU Staaten gegen die im Februar 2000 tendieren dazu, Gesellschaft und Politik nicht gebildete österreichische Regierung waren ein in den Kategorien horizontaler gesellschaft- in der Geschichte der EU einmaliger Schritt licher „cleavages“ (Geschlecht, Generation, – und ausschließlich mit der besonderen „Na- Klasse, Religion, etc.) zu ordnen, sondern in tur“ der FPÖ begründet. (Karlhofer/Melchior/ den Kategorien einer vertikalen Dichotomie Sickinger 2001) – „wir da unten, ihr da oben.“ Daraus lässt Ein erster Blick auf die FPÖ zeigt also, dass sich sowohl eine potentiell radikaldemo- diese vom europäischen „mainstream“ weit ent- kratische wie auch eine potentiell nationalis- fernt ist – und zwar weiter entfernt als das für tische Orientierung des Populismus ableiten. andere rechtspopulistische Parteien gilt. Sie ist – Die Methode: Die Einrichtungen der reprä- in besonderem Maße eine Außenseiterpartei – sentativen Demokratie werden vom Populis- und sie ist, als solche, auffallend erfolgreich. Sie mus mit Skepsis, ja mit tendenzieller Abnei- ist isolierter als Parteien wie die „Alleanza gung gesehen. Robert Michels’ „Ehernes Ge- Nazionale“ – aber sie ist, gemessen in Wahl- setz der Oligarchie“ bietet das jedem Popu- ergebnissen, viel stärker als alle anderen mit dem lismus willkommene Verständnis von der Nei- Begriff „Rechtspopulismus“ bezeichneten Par- gung der Parlamente und Parteien zur „Ent- teien. artung.“ (Michels 1925) Als Korrektiv oder

282 auch als geschlossene Alternative werden schaftskammer. Die FPÖ argumentierte gegen vom Populismus daher die verschiedensten das als „Machtkartell“ bezeichnete Gefüge der plebiszitären Konzepte der Demokratie for- Konkordanzdemokratie im Namen derer, die ciert und als „wahre“ Demokratie propagiert sich als „unten“ verstehen sollten. – von der Rätedemokratie bis zum unbegrenz- Dieser Populismus unterschied die FPÖ von ten Ausbau unmittelbarer Volksentscheide der deutschen Freien Demokratischen Partei (Referenden). (FDP), von der Schweizer Freisinnig Demokra- tischen Partei (FDP), von den Liberalen Partei- „Populismus“ ist kein gegen die Demokratie en Belgiens, der Niederlande und von den Li- gerichtetes Konzept – sondern eine bestimmte beralen Parteien der nordeuropäischen Staaten. Sichtweise von Demokratie, die grundsätzlich Mit diesen Parteien war die FPÖ zwar ab 1978 sehr wohl im Rahmen des liberalen Demokratie- in der Liberalen Internationale zusammenge- verständnisses ihren Platz hat. „Populismus“ ist schlossen, bis die FPÖ – nach der Gründung eine Variation legitimer Auffassungen von De- des Liberalen Forums 1993 – ihrem Ausschluss mokratie. Als eine solche Variation hat sie – aus der LI durch einen Austritt zuvorkam. Aber etwa im Sinne der vor allem von Thomas die liberalen Parteien West- und Nordeuropas Jefferson vertretenen „Populistic Democracy“ waren und sind keine populistischen Parteien – – einen traditionellen Platz in der Entwicklungs- sie sind vielmehr Parteien, die im Rahmen der geschichte neuzeitlicher Demokratie. (Dahl Repräsentativdemokratie in besonderem Aus- 1956, 34 ff.) maß Teil des „Establishments“ sind: Die FPÖ ist aus mehreren Gründen als populistische Partei zu bezeichnen: Sie hat, seit – Die deutsche FDP war seit der Gründung der ihrer Gründung 1956, mit unterschiedlicher In- Bundesrepublik Deutschland, seit 1949, län- tensität die spezifische Ausprägung der ger Regierungspartei als die CDU/CSU oder Repräsentativdemokratie der Zweiten Republik, auch die SPD. Zwischen 1949 und 1998 re- die „Proporz-“ oder „Konkordanzdemokratie“, gierte die FDP immer – mit Ausnahme der kritisiert; und sie hat sich dabei grundsätzlich Jahre 1957 bis 1961. Als „natürliche“ Regie- nicht auf eine antidemokratische, sondern auf rungspartei, die Jahrzehnte hindurch bestimm- eine demokratische Begründung gestützt. An- te, wer deutscher Bundeskanzler werden soll- griffspunkte freiheitlicher Kritik waren vor al- te, war die FDP schon strukturell nicht in der lem die zwischen 1945 (bzw. 1947) bis 1966 Lage, sich „populistisch“ zu profilieren. und wiederum von 1986 (bzw. 1987) bis 1999 – Die Schweizer FDP ist noch mehr als ihre (bzw. 2000) regierende „Große Koalition“ und deutsche Schwesterpartei eine Regierungspar- die Kooperation der Arbeitgeber- und Arbeit- tei schlechthin. In der Tradition des vor allem nehmerverbände im Rahmen der Sozialpartner- protestantischen „Freisinns“ war und ist die schaft. (Crepaz/Betz 2000) FDP die Partei, die mit der Verfassung von Gleichgültig, wie man die Motivation der frei- 1848 und mit der Schweizer Konkordanz- heitlichen Kritik an der Politischen Kultur der demokratie und ihrer „Zauberformel“ identi- Zweiten Republik beurteilt – ob diese Kritik fiziert wird, die der FDP auch den Status ei- primär als Folge des Ausschlusses der Freiheit- ner permanenten Regierungspartei verleiht. lichen von der konkordanzdemokratischen (Linder 1994) Machtverteilung oder primär als Folge eines radikaldemokratischen Politikverständnisses Der Populismus der FPÖ hängt eng mit der gesehen wird: Die Kritik der FPÖ an den Spiel- Außenseiterrolle der Freiheitlichen zusammen, regeln der Zweiten Republik, die von zwei die diese nicht nur auf europäischer, sondern Großparteien und von den Großverbänden ent- Jahrzehnte hindurch auch auf österreichischer wickelt und getragen wurden, entspricht den Ebene erfahren mussten. Erklärt durch den Aus- Merkmalen des Populismus: „Die da oben“ schluss der NSDAP-Mitglieder aus dem politi- waren SPÖ und ÖVP, waren ÖGB und Wirt- schen Prozess von 1945 bis 1949, kamen der

283 VDU (ab 1949) und die FPÖ (ab 1956) zu spät, Politik Jahrzehnte hindurch bestimmten, war um auf die Strukturen der politischen Kultur der freilich auch demokratisch legitimiert. Die FPÖ Nachkriegszeit entscheidend Einfluss nehmen konnte nach ihrer Gründung Jahrzehnte hin- zu können. durch nie einen bundesweiten Stimmenanteil Der für die parlamentarischen Systeme West- von 10 Prozent erreichen. Erst als die Träger europas dominante Koalitionstypus der der Konkordanzdemokratie nicht mehr in dem „minimum winning coalition“ kam in Österreich für sie gewohnten Umfang Loyalität mobilisie- bis 2000 nur einmal, ansatzweise, zwischen ren konnten, also erst als SPÖ und ÖVP – ab 1983 und 1986 (bzw. 1987) zum Tragen. dem Beginn der 1980er Jahre – insgesamt an (Pelinka 1993; Müller/Strom 1997) Der für die Zustimmung durch die WählerInnen einbüßten Zweite Republik vorherrschende Typus des und damit an gesellschaftlicher Legitimität Regierens war entweder das Regieren mit einer verloren, konnte die FPÖ den Status einer übergroßen Koalition (1945 bis 1966 und 1986/ Kleinpartei überwinden. Dass dabei auch der 87 bis 1999/2000) oder aber das Regieren einer nach dem Innsbrucker Parteitag 1986 schärfer Partei (1966 bis 1983). Dieses auffallende Merk- akzentuierte Populismus für den Aufstieg der mal reflektiert und begründet die Margi- FPÖ zur großen Mittelpartei hilfreich war, kann nalisierung der FPÖ im politischen System der außer Streit gestellt werden. (Plasser/Ulram Zweiten Republik. 2000) Dieser Ausschluss aus dem engeren Kreis derer, die im Rahmen der geschriebenen Ver- fassung und der ungeschriebenen politischen Die FPÖ als rechtspopulistische Partei Kultur der Zweiten Republik im Zentrum der politisch vermittelten Macht standen, ermöglich- Populismus als Anspruch und als Methode te erst der FPÖ, sich als populistische Partei zu entzieht sich zunächst der Etikettierung nach profilieren: Anders als die liberalen Parteien Inhalten, die in die Dichotomie „rechts“ – West- und Nordeuropas zählten die öster- „links“ einzuordnen sind. Der Begriff „Rechts- reichischen Freiheitlichen eben tatsächlich nicht populismus“ muss daher mit einem zusätzlichen zu denen „da oben“. Die FPÖ konnte sich da- Merkmal angereichert werden: mit der Tendenz her als Sprachrohr derer „da unten“ zu profilie- zur Exklusivität. Zusätzlich zu „Wir da unten – ren versuchen. Ihr da oben“ tritt für den Rechtspopulismus „Wir Diese Distanz der FPÖ zu den Zentren der da drinnen – Ihr da draußen“. Der Rechts- österreichischen Konkordanzdemokratie erklärt populismus ist tendenziell xenophob, die jedem auch, dass die FPÖ viel weniger dicht organi- Populismus immanente Tendenz zum Aus- siert ist als SPÖ und ÖVP. Die FPÖ hatte tradi- schluss „der anderen“ nimmt im Rechts- tionell viel weniger die einer „Parantela“-Struk- populismus fremden- und ausländerfeindliche tur entsprechende Vergabefunktion zu erfüllen, Züge an, die potentiell auch rassistisch sind. weil sie viel weniger in das Machtarrangement Diese Eigenschaft des Rechtspopulismus äu- eingebunden war. Dadurch blieb die FPÖ die ßert sich in der allen rechtspopulistisch etiket- einzige der drei österreichischen Traditions- tierten Parteien gemeinsamen Haltung zur Mi- parteien, die sich aus den drei politisch-weltan- gration in und vor allem nach Europa sowie zur schaulichen Lagern entwickelten, die in der vertieften Integration der Europäischen Union. Zweiten Republik eine relativ locker organisier- Rechtspopulismus bedeutet, grundsätzlich ge- te Wählerpartei mit einer geringen Mitglieder- gen Einwanderung in die territoriale Einheit zu zahl blieb. (Luther 1997) Diese geringe sein, die für das „Wir-Gefühl“ in Anspruch ge- Organisationsdichte war aber für die popu- nommen wird – ein Nationalstaat (Beispiel: listische Beweglichkeit der FPÖ ab 1986 offen- Frankreich für den FN) oder eine Region (Bei- kundig von Vorteil. spiel: Flandern für den Vlaams Blok). Der Der Ausschluss der FPÖ aus dem engeren Rechtspopulismus ergänzt den (antielitären) Kreis derer, die konkordanzdemokratisch die vertikalen Affekt des allgemeinen Populismus

284 durch einen (xenophoben) horizontalen Affekt. auch die NSDAP einschließende Kontinuität, (Betz 1994; Helms 1997) lässt eine Einordnung der FPÖ nicht als bloß Dieser horizontale Affekt beruht auf der Ein- rechtspopulistisch, sonder auch als zumindest deutigkeit eines „Wir“-Gefühls: Das „eigene“ partiell rechtsextremistisch zu. (Preglau 2001) Volk, die „eigene“ Nation wird als klar abgrenz- Die Vielschichtigkeit der FPÖ macht auch bar gegenüber den „anderen“ empfunden. ihren spezifischen Charakter als rechte, aber Grenzüberschreitende Mobilität, also Migrati- gleichzeitig auch linke Protestpartei aus: In ih- on, bedroht die Eindeutigkeit dieses Gefühls. rer Selbstwahrnehmung artikuliert die Partei den Migration wird daher zum zentralen Thema des Protest der Benachteiligten, die „zu uns“ gehö- Rechtspopulismus. ren – also der „InländerInnen“. Dieser Protest Damit wird aber auch die europäische Vertie- richtet sich in einer quasi linken, weil egalitä- fung zu einem Thema des Rechtspopulismus. ren Orientierung gegen diejenigen, die als Nutz- Der Abbau von Grenzen in Form der Abgabe nießer des Status quo gesehen werden – nationaler Souveränität an die Europäische Uni- PolitikerInnen anderer Parteien, (angeblich) pri- on und die grenzüberschreitenden Freiheiten des vilegierte BeamtInnen, ManagerInnen in den als Europäischen Binnenmarktes verunsichern das „geschützt“ wahrgenommenen Sektoren (Sozi- völkische und nationale „Wir“-Gefühl und wer- alversicherungen, Nationalbank, etc.). Der Pro- den daher als Bedrohung gesehen und bekämpft. test der FPÖ ist aber ebenso quasi rechts – er Die Erweiterung der EU ist gerade für den richtet sich, antiegalitär, gegen die Einwande- Rechtspopulismus in Österreich, das am Rande rung aus sozial schwächeren Ländern und Re- der westeuropäischen Wohlstandszone liegt, ein gionen. Innerösterreichisch ist die FPÖ Aus- geradezu klassisches Thema, das Emotionen druck eines Protestes gegen die Ungleichheit – weckt und für eine rechtspopulistische Partei europäisch und transnational ist die FPÖ Aus- nutzbar macht. druck des Protestes gegen mehr Gleichheit – Diese horizontale Exklusivität lässt sich in der gegen einen Anspruch, der sich in den interna- Politik und in der Rhetorik der FPÖ besonders tionalen Wanderungsbewegungen manifestiert. klar feststellen. Das 1993 durchgeführte „Aus- Diese Verbindung von zwei populistischen länder-Volksbegehren“, das 1997 ebenfalls von Protesthaltungen erklärt auch den dramatischen der FPÖ organisierte Volksbegehren gegen Ös- Wandel in der WählerInnenstruktur der FPÖ seit terreichs Beitritt zur Europäischen Währungs- 1986: Die FPÖ ist von einer kleinen, „bürger- union und die Mobilisierung gegen die „Ost“- lich“-bäuerlichen Honoratiorenpartei zu einer Erweiterung der EU begleiteten die Entwick- Arbeiterpartei geworden. Ihren Stimmenanteil, lung der FPÖ seit den späten 1980er Jahren. der sich in eineinhalb Jahrzehnten verfünffacht Diese Politik zeigt die Verbindung der generell hat, bezieht die FPÖ überproportional aus dem populistischen Präferenz für die Methoden der Segment der „blue collar-workers“. Dass so vie- direkten Demokratie und der exklusiven, „die le österreichische ArbeiterInnen glauben, mehr anderen“ ausschließenden Inhalte des Rechts- als ihre Ketten verlieren zu können; und dass populismus. Die xenophobe Rhetorik der FPÖ sie sich vor allem international und nicht natio- begleitet diese Orientierung. (Reinfeldt 2000) nal bedroht fühlen, wird in der Parteipräferenz In einem entwickelten Parteiensystem wie der ArbeiterInnen deutlich: dem österreichischen sind diese Politik und diese Rhetorik kein Monopol der FPÖ. Auch andere Tabelle 1: Stimmenanteile der FPÖ unter Parteien bedienen sich der Versatzstücke ArbeiterInnen bei Nationalratswahlen rechtspopulistischer Mobilisierung. Die Inten- (Anteile an 100 Stimmen dieser Kategorie) sität, mit der die FPÖ diese Mobilisierung be- treibt, gibt den Freiheitlichen jedoch eine ein- 1986 1990 1994 1995 1999 deutige Position im österreichischen Parteien- 10 21 29 34 47 system. Diese Intensität, in Verbindung mit dem Charakter der FPÖ als Traditionspartei – eine (Plasser/Ulram 2000, 232)

285 Diese „sozialistische“ Qualität der FPÖ-Wäh- Die FPÖ als Traditionspartei lerschaft drückt nicht nur den Wandel des ge- samten österreichischen Wahlverhaltens und Im Unterschied zu den meisten anderen, Parteiensystems aus. Diese Qualität ist auch, im rechtspopulistisch eingeordneten europäischen internationalen Vergleich, keineswegs einmalig. Parteien ist die FPÖ keine neue, sondern eine Der europäische Rechtspopulismus ist zu einem alte Partei. Die FPÖ ist eine Partei mit einer lan- wesentlichen Teil ein proletarisches Phänomen ge zurückreichenden Kontinuität. (Pelinka – es ist auch der Protest eines sich national ver- 2002) Diese Kontinuität wird immer wieder stehenden Sozialismus gegen die trans- übersehen. (Hall/Meth-Cohn (2002) schreiben nationalen Konsequenzen der Europäisierung beispielsweise davon, dass Jörg Haider der und Globalisierung. Der europäische Rechts- „founder of Austria’s rightwing Freedom party“ populismus ist aber auch, gerade als proletari- sei.) sches Phänomen, in einer analogen Situation wie Dass der „Gründer“ der FPÖ nicht Jörg Haider der US-amerikanische Populismus: George ist, ist klar. Dass dies gelegentlich übersehen Wallace etwa, der Gouverneur von Alabama und wird, deutet darauf, dass der Traditionscharakter „dissidente“ Präsidentschaftskandidat 1968, der FPÖ nicht in ein bestimmtes Deutungs- nutzte eine exklusive (rassistische) Botschaft zur schema passt: Rechtspopulistische Protest- Mobilisierung sozial schwacher, proletarischer, parteien werden als Parteien ohne Geschichte „weißer“ WählerInnen in den USA. (Isserman/ wahrgenommen – und in den meisten Fällen Kazin 2000, 218 ff.) Dass diese Botschaft über- sind sie dies auch. proportional Männer ansprach, das findet auch Die Dänische Volkspartei und die Lega Nord eine Parallele im „gender“-Profil der FPÖ. sind Parteien, die aus der Schlussphase des 20. Jahrhunderts kommen. Der Vlaams Blok und der Front National sind Parteien, die zwar mit Tabelle 2: „Gender“-Profil der FPÖ-Wählerschaft (Anteile von 100 FPÖ-WählerInnen) einer bestimmten Tradition ihrer Länder verbun- den sind – in beiden Fällen mit der Kollaborati- 1978 1986 1990 1994 1995 1999 ons-Tradition, ohne dass der Vlaams Blok in Männer 54 61 60 60 62 62 direkter Kontinuität zur Besetzung Belgiens Frauen 46 39 40 40 38 38 durch das nationalsozialistische Deutschland stünde und ohne irgendwelche organisatorische (Plasser/Ulram 2000, 231) oder auch personelle Kontinuität des FN zum Vichy-Regime. Die beiden Ausnahmen unter den im Europä- In Verbindung mit anderen Faktoren ergibt ischen Parlament vertretenen Parteien sind die sich so ein für rechtspopulistische Parteien Alleanza Nazionale und die FPÖ. Die Alleanza insgesamt typisches Profil. Die FPÖ verdankt Nazionale steht zur Faschistischen Partei Itali- ihren Aufschwung von einer in ihrer ens in ähnlicher Kontinuität wie die FPÖ zur WählerInnenstruktur traditionell „bürgerlichen“ NSDAP. In beiden Fällen gibt es ein Zwischen- Kleinpartei zu einer weitgehend proletarische glied, das die Brücke zwischen den historischen Züge tragenden Mittelpartei dem Umstand, dass und den gegenwärtigen Parteien bildet: in Itali- sie vor allem folgende Menschen erfolgreich en der MSI, in Österreich der VDU. In beiden ansprechen konnte: (Plasser/Ulram 2000) Fällen wurden die Neugründungen nach 1945 – MSI und VDU – von ehemaligen Faschisten, – Männer, bzw. ehemaligen Nationalsozialisten betrieben; – jüngere Menschen, und in beiden Fällen sind die gegenwärtigen – Menschen ohne höhere Bildung, Parteien eindeutig als Nachfolgeparteien ge- – ArbeiterInnen, gründet worden – die AN als Nachfolgerin des – Menschen ohne Bindungen an Gewerkschaf- MSI, die FPÖ als Nachfolgerin des VDU. So- ten. wohl im italienischen, als auch im öster-

286 reichischen Fall kann zwar argumentiert wer- US-Behörden eingerichtete Lager Glasenbach den, dass weder MSI und AN, noch VDU und bei Salzburg und schließlich an die Spitze der FPÖ alle WählerInnen, SympathisantInnen und FPÖ. Reinthallers Nachfolger war Friedrich Mitglieder der Faschistischen, bzw. der Natio- Peter, wie Reinthaller SS-Offizier. nalsozialistischen Partei an sich gezogen haben Die Thematik der NS-Vergangenheit und der – sehr viele „Ehemalige“ fanden nach 1945 auch mangelnden Konfrontation österreichischer zu anderen Parteien. In beiden Ländern haben Verantwortung für diese Vergangenheit war diese anderen Parteien (z.B. DC in Italien, ÖVP keineswegs immer primär mit der FPÖ verbun- und SPÖ in Österreich) „Ehemalige“ in den ei- den – wie die Debatte um Kurt Waldheim, aber genen Reihen akzeptiert (Markovits 2002) – auch die Diskussion um die auffallend hohe Zahl aber die Traditionen und Wurzeln dieser ande- ehemaliger Mitglieder der NSDAP in der 1970 ren Parteien sind eindeutig nichtfaschistischer, von Bruno Kreisky gebildeten Bundesregierung bzw. nichtnationalsozialistischer Art. zeigen. Doch im Fall der FPÖ waren nicht nur Die FPÖ steht nicht einfach nur in der Tradi- Einzelpersonen oder bestimmte Sektoren der tion der NSDAP. Die FPÖ steht in der Tradition Partei betroffen, sondern mehr oder weniger die eines „Lagers“, das die österreichische Varian- gesamte Partei. Dies wurde vor allem auch in te der NSDAP hervorgebracht hat – in der des der Auseinandersetzung um Friedrich Peters deutschnationalen Lagers. (Wandruszka 1954; Einsatz in einer keineswegs nur mit traditionell Riedelsperger 1978) Die FPÖ ist ohne die Ver- militärischen Aufgaben betrauten SS-Einheit ankerung im deutschnationalen Lager – in des- deutlich. (Wodak et al. 1990; Mitten 1992) Die sen organisatorischer Vielfalt, in dessen geisti- FPÖ war – anders als in SPÖ und ÖVP – als ger Tradition – nicht zu verstehen. Zur FPÖ Partei insgesamt in der Tradition und Kontinu- gehört auch das Milieu dieses Lagers, das nach ität des Nationalsozialismus. wie vor die wichtigste Rekrutierungsbasis bil- Diese Kontinuität wurde in der Spätphase der det. Einige Beispiele für dieses Milieu sind die Ära Peter, ab 1970, und vor allem in der Ära deutschnationalen („schlagenden“) Verbindun- Norbert Steger (1979 – 1986) unterspielt – wohl gen, die im Österreichischen Turnerbund zusam- auch, um der Sozialdemokratie eine strategische mengeschlossenen Turnvereine, die verschiede- Allianz, die 1983 zur „Kleinen Koalition“ führ- nen regionalen (z.B. Kärntner) „Landsmann- te, zu erleichtern; auch, um auf europäischer schaften“. (Gärtner 1996; Bailer-Galanda/ Ebene Aufnahme in die Parteifamilie der Libera- Neugebauer 1997; Manoschek 2002) len, in die Liberale Internationale, zu finden. Aus diesem deutschnationalen Lager entwi- (Pelinka 1993) ckelte sich die österreichische NSDAP, die zwi- Diese „liberale“ Zwischenphase machte 1986 schen 1930 und 1933 die beiden im Nationalrat der im Sinne der Stimmenmaximierung überaus der Ersten Republik und in mehreren Koaliti- erfolgreichen „rechtspopulistischen“ Phase onsregierungen vertretenen deutschnationalen Platz, die mit der Politik Jörg Haiders – Nach- Parteien – die Großdeutsche Volkspartei und den folger Norbert Stegers als Bundesparteiobmann Landbund – aufsaugte. Aus der österreichischen – eng verbunden ist. Doch in dieser Phase zeig- NSDAP rekrutierte sich ein Gutteil des te die FPÖ nicht nur eine für alle rechts- Führungspersonals des VDU und der FPÖ. Der populistisch etikettierten Parteien übliche Ori- erste Obmann der FPÖ war Anton Reinthaller. entierung, sie betonte wieder stärker ihre Kon- Dessen politische Karriere führte vom Land- tinuität und damit auch ihre historische Entwick- bund über die NSDAP, das kurzlebige „An- lung aus dem deutschnationalen Lager. Dazu schlusskabinett“ Seyss-Inquart (in dem gehörte auch folgerichtig eine Rhetorik, die Reinthaller Landwirtschaftsminister war), die immer wieder den Nationalsozialismus relati- Reichsregierung Hitler (Reinthaller war Staats- vierte. Seit 1986 neigen die FPÖ und ins- sekretär im Reichsernährungsministerium) und besondere Haider dazu, durch entsprechende die SS (Reinthaller war SS-General) in das für Wortwahl die Erinnerung an die den National- „schwerbelastete“ Nationalsozialisten von den sozialismus einschließende Tradition und Kon-

287 tinuität der Partei lebendig zu erhalten. (Czernin ten außerhalb der EU und vor allem auch die 2000; Scharsach 2000; Scharsach/Kuch 2000) Regierung des Staates Israel mit einer in der Diese seit 1986 wieder deutliche Kontinuität internationalen Politik unüblichen Heftigkeit auf hat die Wahrnehmung der FPÖ als eine nicht die Regierungsbildung 2000 geantwortet haben. bloß rechtspopulistische, sondern auch – in Der Bericht der „Drei Weisen“, veröffentlicht manchen Bereichen – extremistische Partei be- im September 2000, reflektiert diesen Befund: gründet. Diese Wahrnehmung stand hinter den In diesem Bericht wird die revisionistische, das zwischen Februar und September 2000 von den NS-Regime relativierende Rhetorik zitiert, die EU-14 verhängten Maßnahmen und findet auch von führenden VertreterInnen der FPÖ kommt. im Bericht der „Drei Weisen“ ihren Nieder- Der Bericht nennt die FPÖ auch eine Partei mit schlag – dem Bericht der drei Personen, die im radikalen, bzw. extremistischen Elementen. Und Auftrag des Europäischen Rates diese Maßnah- der Bericht erklärt ebenfalls, dass die im Febru- men untersuchten. In diesem Bericht wird in ar 2000 verhängten (Boykott-)Maßnahmen der einer politischen Kompromissformel den Maß- EU-14 gegen die von FPÖ und ÖVP gebildete nahmen einerseits attestiert, produktiv gewesen Bundesregierung produktiv gewesen wären – zu sein – andererseits wird aber die Fortführung erst ihre Fortsetzung über den September 2000 der Maßnahmen als kontraproduktiv bezeich- hinaus wäre kontraproduktiv. (Kopeinig/ net. (Kopeinig/Kotanko 2000) Kotanko 2000) Diese von der FPÖ seit 1986 wieder so be- Ob sich in der FPÖ ein aus der Regierungs- tonte Tradition, zu deren wesentlichen Bestand- rolle ableitbarer Wandel des gesamten Erschei- teilen auch die österreichische NSDAP zählt, nungsbildes der Partei entwickelt, lässt sich ist der wichtigste Faktor, der die Besonderheit wohl nicht seriös prognostizieren. Die Haltung der FPÖ erklärt: der FPÖ zur EU-Erweiterung war und ist dafür ein interessanter Indikator: In dieser Frage sind – Die FPÖ ist populistisch – doch diese primär zwei Logiken gegenläufig – die aus der den politischen Stil betreffende Charak- Regierungsbeteiligung ableitbare und die aus terisierung macht die FPÖ noch nicht zu ei- dem spezifischen Charakter der FPÖ deduzier- ner spezifischen Partei. bare Logik. Als Regierungspartei ist die FPÖ – Die FPÖ ist eine rechtspopulistische Protest- auf die durch EU-Beschlüsse und die Regie- partei – aber auch diese Eigenschaft stellt die rungserklärung (samt „Präambel“) formulierte FPÖ nur in eine Gruppe mit anderen, ähnlich Linie einer eindeutigen Befürwortung der Er- agierenden Parteien Europas. weiterung festgelegt. Als rechtspopulistische – Die FPÖ ist jedoch auch eine Traditionspartei Protestpartei, verstärkt durch ihre spezifische – eine Partei, die von führenden Funktionä- Verwurzelung im österreichischen Deutsch- ren der NSDAP gegründet wurde und die in nationalismus, tendiert die FPÖ zur konsequen- der immer wieder betonten Kontinuität des ten Ablehnung der Erweiterung. Für welche der Nationalsozialismus steht. beiden gegenläufigen Logiken sich die FPÖ Erst die Kombination aller drei Merkmale er- letztlich entscheidet, sobald die Frage in der klärt, warum die FPÖ besondere Aufmerksam- Bundesregierung und im Nationalrat zur Ent- keit auf sich zieht – mehr Aufmerksamkeit als scheidung ansteht, wird einen wichtigen Hin- dies anderen rechtspopulistischen Parteien weis auf die Möglichkeit oder Unmöglichkeit Europas gelingt. eines europäischen „mainstreamings“ der FPÖ Es ist diese Kontinuität, die erklärt, warum geben. die jüdischen Gemeinden Österreichs auf Erfol- Die anderen im österreichischen Nationalrat ge und insbesondere auf die Regierungs- und im Europäischen Parlament vertretenen beteiligung der FPÖ mit besonderer Nervosität Parteien – SPÖ, ÖVP, Grüne und (bis 1999) das reagieren. Es ist diese Kontinuität, die erklärt, Liberale Forum – sind (oder waren) immer Teil warum die Regierungen der anderen EU-Staa- der europäischen Parteienfamilien und der ten ebenso wie die Regierungen anderer Staa- Fraktionsstruktur des Europäischen Parlaments.

288 Die FPÖ entzieht sich dieser Normalität des sich Helms, Ludger (1997). Right-Wing Populist Parties in Austria and Switzerland. A Comparative Analysis entwickelnden europäischen Parteiensystems. of Electoral Support and Conditions of Success, in: Die FPÖ ist in Europa eine auffallende Beson- West European Politics, Vol. 20, No. 2 (April 1997), derheit. In diesem Sinne sind die Freiheitliche 37 ff. Partei und ihr Erfolg ein Indikator dafür, dass Hix, Simon/Christopher Lord (1997). Political Parties die Normalisierung des österreichischen politi- in the European Union, New York. Isserman, Maurice/Michael Kazin (2000). America schen Systems – im Sinne einer Anpassung an Divided. The Civil War of the 1960s, New York. europäische Standards – an eine Grenze gesto- Karlhofer, Ferdinand/Josef Melchior/Hubert Sickinger ßen ist. (Hg.) (2001). Anlassfall Österreich. Die Europäische Paradoxerweise ist die aus dem öster- Union auf dem Weg zu einer Wertegemeinschaft, reichischen Deutschnationalismus kommende Baden-Baden. FPÖ so zur österreichischsten aller Parteien Kopeinig, Margaretha/Christoph Kotanko (2000). Eine europäische Affäre. Der Weisen-Bericht und die geworden – zu der am wenigsten europäisch Sanktionen gegen Österreich, Wien. integrierten Partei des Landes. Linder, Wolf (1994). Swiss Democracy. Die FPÖ ist eine durch Rechtspopulismus und solutions for conflict in multicultural societies, New einen zusätzlichen Faktor definierte Partei. Die- York. ser zusätzliche Faktor – die geschichtliche Her- Luther, Kurt R. (1997). Die Freiheitliche Partei Öster- reichs, in: Herbert Dachs u.a. (Hg.): Handbuch des kunft und ihre durch diese mitbestimmte Iden- politischen System Österreichs, 3. Auflage, Wien, tität der FPÖ – definiert, in Verbindung mit dem 286 ff. Stil und dem Inhalt des Rechtspopulismus, Er- Manoschek, Walter (2002). FPÖ, ÖVP, and Austria’s scheinungsbild und Politik der FPÖ. Und die- Nazi Past, in: Ruth Wodak/Anton Pelinka (Hg.): The ser Zusatzfaktor ist Teil des gesamten Erschei- Haider Phenomenon, New Brunswick, 1 ff. Markovits, Andrei S. (2002). Austrian Exceptionalism. nungsbildes Österreichs. Haider, the European Union, and the Austrian Past and Present, in: Ruth Wodak/Anton Pelinka (Hg.): The Haider Phenomenon, New Brunswick, 91 ff. Michels, Robert (1925). Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie, Leipzig. Mitten, Richard (1992). The Politics of Antisemitic Prejudice in Austria, Boulder. LITERATUR Müller, Wolfgang C./Kaare Strom (Hg.) (1997). Koali- tionsregierungen in Westeuropa. Bildung, Arbeits- Bailer-Galanda, Brigitte/Wolfgang Neugebauer (1997). weise und Beendigung, Wien. Haider und die „Freiheitlichen“ in Österreich, Berlin. Pelinka, Anton (Hg.) (1987). Populismus in Österreich, Betz, Hans-Georg (1994). Radical Right-Wing Populism Wien. in Western Europe, London. Pelinka, Anton (1993). Die Kleine Koalition. SPÖ – FPÖ Crepaz, Markus M.L./Hans-Georg Betz (2000). Postin- 1983 – 1986, Wien. dustrial Cleavages and Electoral Changes in an Pelinka, Anton (2002). Die FPÖ im internationalen Ver- Advanced Capitalist Democracy: The Austrian Case, gleich. Zwischen Rechtspopulismus, Deutsch- in: Bischof, Günter /Anton Pelinka/Dieter Stiefel nationalismus und Österreich-Patriotismus, in: (Hg.): The Marshall Plan in Austria. Contemporary conflict & communication online, Vol. 1, No. 1, 2002, Austrian Studies, Vol. 8, New Brunswick, 506 ff. http://www.cco.regener-online.de. Czernin, Hubertus (Hg.) (2000). “Wofür ich mich Plasser, Fritz/Peter A. Ulram (2000). Rechtspopu- meinetwegen entschuldige.” Haider, beim Wort ge- listische Resonanzen. Die Wählerschaft der FPÖ, in: nommen, Wien. Fritz Plasser/Peter A. Ulram/Franz Sommer (Hg.): Dahl, Robert A. (1956). A Preface To Democratic Das österreichische Wahlverhalten, Wien, 225 ff. Theory, Chicago. Day, Alan J. (2000). Directory of European Union Preglau, Max (2001). Rechtsextrem oder postmodern? Political Parties, London. Ein Jahr Regierungspolitik der (Haider-)FPÖ, in: Gärtner, Reinhold (1996). Die ordentlichen Rechten. Die SWS-Rundschau 2/2001, 193 ff. „Aula“, die Freiheitlichen und der Rechtsextremis- Reinfeldt, Sebastian (2000). Nicht-wir und Die-da. Stu- mus, Wien. dien zum rechten Populismus, Wien. Hall, William/Deliah Meth-Cohn (2002). Haider stays Riedelsperger, Max E. (1978). The Lingering Shadow in the headlines with „private“ visit to Saddam, of Nazism. The Austrian Independence Movement, Financial Times, February 14. New York.

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