Auf Zum Letzten Gefecht Die Noch Junge Klimabewegung Ist in Den Letzten Monaten Politischer Geworden
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woxx déi aner wochenzeitung l’autre hebdomadaire 1546/19 ISSN 2354-4597 2.50 € 20.09.2019 Auf zum letzten Gefecht Die noch junge Klimabewegung ist in den letzten Monaten politischer geworden. An individuelle Lösungen glaubt hier keine*r mehr. Stattdessen drängt sich die Systemfrage auf. Regards S. 4 EDITO NEWS REGARDS 0 1 5 4 6 Ich habe gesündigt S. 2 Les vers du nez p. 3 Paradigmenwechsel S. 6 In der Causa Traversini zeigt sich Malgré les promesses de transparence Im woxx-Interview erklärt die Ministerin die Politik ein Mal mehr von ihrer du gouvernement, les éclaircissements für Kultur, Sam Tanson, wie unser hässlichsten Seite – und das gleich sur le casier bis n’arrivent pas comme Kulturerbe in Zukunft besser geschützt 5 453000 211009 aus mehreren Perspektiven. le voudraient les député-e-s. werden soll. 2 NEWS woxx | 20 09 2019 | Nr 1546 EDITORIAL Causa TraversiNi NEWS Drama in drei Akten isabel spigarelli Die Diskussion über Roberto stück zu machen, um sie später zum Traversinis (déi Gréng) Fehltritte Befeuern politischer Diskussionen schlägt hohe Wellen. Die auf Facebook zu posten, wie es die Angelegenheit wird stark Oppositionspartei déi Lénk Déiffer- emotionalisiert. Dabei haben deng getan hat. Die Reaktionen auf persönliche Gefühle hier die allgemeine Kommunikation der ausnahmsweise nichts zu suchen. Vertreter*innen der Opposition unter- strich jedoch bereits vor Traversinis Roberto Traversini lief bei der Pres- Stellungnahme, wie sehr auch auf der sekonferenz am Mittwoch mit großen Seite der Wähler*innen Privatperson Schritten den Hügel zu seinem Gar- und politische Angelegenheit hier ver- tenhäuschen hoch. Das Gartenhäus- mischt werden. chen, das dem Bürgermeister viel Är- ger und vielleicht sogar das vorzeitige Ende seiner Amtszeit eingebracht hat. Persönliche Gefühle Nachdem in der Gemeinderatssitzung zu äußern, ist wichtig. laut Wort morgens eine Träne geflos- sen sei, entschuldigte sich Traversini In der Politik verzerren am frühen Nachmittag auch vor der sie den eigentlichen Presse für seine Fehltritte. Sachverhalt. Er lieferte Entschuldigungen und Erklärungen, die derzeit von den lu- xemburgischen Medien breitgetreten Ein Facebook-User kommentier- werden: Ja, er hat ohne Baugeneh- te die Pressemitteilung von déi Lénk migung vom Umweltministerium Déifferdeng zur Causa Traversini mit an seinem Gartenhäuschen herum- den Worten: „Egal wie ihr das hier gewerkelt – und nein, er wusste an- rechtfertigt, das ist nur die Vorfüh- scheinend nicht, dass dieses in einer rung eines Mannes, der sowas nicht Natura 2000-Zone liegt. Traversini hat verdient hat. Habt ihr schon mal da- auch im Rahmen einer internen Fort- rüber nachgedacht, dass dieser Mann bildung des CIGL Arbeiter*innen vier auch eine Familie hat?“ Andere übten Stunden lang ohne Entgelt (bis dato) eine Hierarchisierung der Probleme auf seinem Grundstück beschäftigt. aus („Sturm im Wasserglas. Habt ihr Es stimmt ebenfalls, dass ein Lehrling sonst keine Probleme?“). Es bringt des kommunalen Baudienstes die un- ferner auch nichts, wenn eine Reihe glücksbringenden, geerbten Grundstü- potenzieller Wähler*innen androht, cke für lau ausgemessen hat. sich in die Schmollecke zu verziehen: Anstatt von latentem Machtmiss- „Die Politiker*innen sind alle gleich. brauch zu sprechen, ist ständig die Ich gebe bei der nächsten Wahl ei- Rede von Fehlern, Schuld, Unwissen, nen leeren Wahlzettel ab.“ Die Frus- nagenden Selbstzweifeln, körperli- tration ist nachvollziehbar. Dennoch chem Unwohlsein, Überforderung. sind Trotz und Resignation nicht die Es mag härter klingen, als es gemeint Lösung. Es verkürzt den kritischen ist, aber: Warum ist es relevant, dass Diskurs. der Bürgermeister in den letzten Mo- Es wäre unter anderem sinnvoller naten vier bis sechs Kilogramm ab- zu hinterfragen, wie viele Ämter ein*e genommen hat? Dass er sich mehr Bürgermeister*in in der eigenen Ge- um sich selbst und um seine Kinder meinde innehaben darf. Traversini ist kümmern will, wie er in mehreren In- beispielsweise, zusätzlich zu seinem NEWS terviews betonte? Selbstverständlich Amt als Bürgermeister, auch Präsident Fichier central: saucissonnages dans la brume p. 3 ist es wichtig, wie sich ein Mensch des CIGL in Differdingen. Mit einer fühlt, und auch das Sprechen über schärferen Trennung der Aufgaben- das eigene Befinden hat seine Be- bereiche könnte man Interessenkon- REGARDS rechtigung – aber doch bitte nicht in flikten, intransparenten Gefälligkeiten Klimaproteste: schnell erwachsen geworden S. 4 diesem Kontext. Die Karte des fehlba- und der persönlichen Überforderung Denkmalschutz: „Der entwicklung ren Menschen auszuspielen, führt ein in Zukunft vorbeugen. nicht länger hinterherlaufen“ S. 6 weiteres Mal vor, wie Politik funktio- niert: mit Emotionen. Sei es vonseiten editpress: Dans la gueule du loup p. 8 der Politiker*innen, sei es von poten- Littérature: « La migration me semble être ziellen Wähler*innen, die mit emoti- la quintessence de l’instable » p. 10 onsgeladenen Kommentaren auf den Skandal reagieren. sudan: „Frauen stellen die Mehrheit Es ist nicht die feine Art, ungefragt auf der straße“ S. 12 Fotos von einem privaten Grund- woxx | 20 09 2019 | Nr 1546 NEWS 3 AKTUELL SHORT NEWS Fichier ceNtral Computerspielsucht: Alles im Griff? (tj) - Die Regierung plant bei der Förderung von E-Sport, die Notwendigkeit von Suchtprävention mitzudenken. Das geht aus einer Antwort auf eine par- Saucissonnages lamentarische Anfrage hervor. Darin hatte Marc Georgen von den Piraten von Gesundheitsminister Etienne Schneider unter anderem wissen wollen, weshalb Computerspielsucht hierzulande noch nicht offiziell anerkannt dans la brume sei und wie die Regierung entsprechende Risiken zu reduzieren gedenke. luc caregari Die Fragen wurden im Kontext einer laut Koalitionsprogramm anvisierten Förderung des E-Sports gestellt. Dabei handelt es sich um Wettkämpfe, die mithilfe von Computerspielen ausgetragen werden. 2018 wurden „Gaming Entre deux commissions qu’on les en informe –, alors que pour Disorders“ von der Weltgesundheitsorganisation ins Krankheitsregister parlementaires et la publication du visiter la prison de Schrassig aucun ICD-11 aufgenommen. In den Mitgliedstaaten soll diese neue Klassifikation rapport de la Commission nationale n’est nécessaire. Selon la police, ces ab 2022 implementiert werden, wie Etienne Schneider in seiner Antwort pour la protection des données demandes dépendraient des direc- erklärt. Es gelte aber zu bedenken, dass nicht jede Person, die intensiv (CNPD), il apparaît encore une fois tions respectives de ces institutions. Videospiele spiele, auch süchtig danach sei. Wie viele Fälle von Spielsucht que rien n’est clair dans le dossier vorlägen, sei momentan noch schwierig zu erfassen. Dazu müsste nicht nur « fichier central ». Screening pour le centre de die Klassifikation auf den neusten Stand gebracht werden, entsprechende rétention, pas pour Schrassig Fälle müssten konsequenter dokumentiert werden, auch bei ambulanter Le feuilleton commencé avant la Behandlung. Mit Hinweis darauf, dass das Angebot bezüglich Behandlung pause estivale continue et ce sont Ce qui fait dire au député Baum und Prävention durchaus ausbaufähig sei, wies der Minister auf bereits toujours les mêmes mouvements qui que l’impression de « devoir arracher existierende Maßnahmen wie etwa die Kampagne „Apprivoiser les écrans prévalent : l’opposition pousse et le les vers du nez à M. Bausch » ne s’est et grandir“ oder die Sensibilisierungsarbeit von Bee Secure hin. gouvernement crache des miettes, et pas dissipée. Au contraire, le parle- puis s’étonne que personne n’est sa- mentaire de la gauche radicale estime tisfait. Alors que le ministre de la Sé- que « vraisemblablement l’opposi- Pédopornographie : le Luxembourg pressé curité intérieure n’a toujours pas ré- tion va revendiquer une commission pondu à la question du député Marc spéciale. Ce qui est beaucoup mieux (lc) – Qu’en est-il de la lutte contre la pédopornographie au Luxembourg ? Baum sur les administrations qui peu- qu’une commission d’enquête, car C’est une question qu’a posée la députée CSV Nancy Arendt à la ministre vent demander des informations du le gouvernement ne pourra pas nous de la Justice Sam Tanson et au ministre de la Sécurité intérieure François fichier central de la police, il s’est tout échapper et sera toujours dans la Bausch. Elle a en outre voulu connaître les moyens que le pays alloue au de même prêté au jeu de la transpa- responsabilité ». combat contre ce fléau. S’y ajoutent des questions sur un nouveau logi- rence devant les député-e-s à deux re- Il faut garder en tête que les com- ciel mis en œuvre en Allemagne et des recommandations du Parlement prises cette semaine. missions parlementaires de cette européen en la matière. Sur les moyens, la réponse est modeste : deux semaine ne s’occupaient que du des treize enquêteurs de la section « protection de la jeunesse et infrac- P i ©S problème de la communication d’in- tions à caractère sexuel » bossent exclusivement sur la pédopornogra- formations entre la police et d’autres phie – mais les ministres promettent un renforcement de cette section. Le administrations. Pour ce qui est de nombre d’affaires varie entre 30 et 44 par année depuis 2014, dont seule- l’usage interne dans la police de son ment quelques-unes sont le fruit d’une dénonciation étrangère. Quant au propre fichier central, le rapport de- logiciel allemand – qui utilise l’intelligence artificielle –, « la police attend mandé par Bausch à la CNPD vient les premiers retours d’expérience des pays précurseurs ».