Erobert Die Straße Zurück! Street Art Und Graffiti Mutieren Zu Marketing-Waffen
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woxx déi aner wochenzeitung l’autre hebdomadaire 1539/19 ISSN 2354-4597 2.50 € 02.08.2019 Erobert die Straße zurück! Street Art und Graffiti mutieren zu Marketing-Waffen. Was hilft gegen die Kommerzialisierung? Zerbricht die Szene an seichter Urban Art? Regards S. 4 EDITO NEWS REGARDS 0 1 5 3 9 Komische Vögel und Klimawandel S. 2 Doel 1 et 2 : victoire à la Pyrrhus p. 3 Demokratische Wende? S. 3 Auch in Luxemburg leugnen Menschen La CJUE déclare illégale la prolongation Äthiopiens Ministerpräsident Abiy die selbstgemachte Klimakatastrophe de la durée de vie de deux centrales Ahmed scheint mit dem autoritären und ihre Auswirkungen. Wie geht man nucléaires, tout en autorisant leur Führungsstil seiner Vorgänger brechen 5 453000 211009 damit um? maintien en service. zu wollen. 2 NEWS woxx | 02 08 2019 | Nr 1539 EDITORIAL KlimawaNdelleugNer*iNNeN NEWS Den Vogel abgeschossen Joël adami Immer noch leugnen manche den vativ – es gebe also keinen Grund zur menschengemachten Klimawandel Beunruhigung. in der einen oder anderen Form. Warum auch beunruhigt sein an- Auch in Luxemburg gibt es eine gesichts noch nie da gewesener kli- illustre Runde solch vermeintlicher matischer Veränderungen? Die „kleine Querdenker*innen. Eiszeit“, die vom 15. bis 17. Jahrhun- dert für Hungersnöte, Hexenverfol- Was haben Guy Kaiser, Gaston Vo- gung und den Dreißigjährigen Krieg gel und die Partei fir integral Demo- mitursächlich war, zeigt sehr an- kratie (PID) gemeinsam? Sie alle leug- schaulich die Folgen dieser mensch- nen Aspekte der Klimakatastrophe. lichen „Innovationskraft“. Was kann Die PID schickte diese Woche Videos da mit Hilfe der Technologie des an Parteien und Presse, in denen der 21. Jahrhunderts schon schiefgehen? Effekt von CO2 auf das Weltklima ge- radewegs geleugnet wurde. Vielmehr sei das Gas sogar gesundheitsför- Es geht nicht um dernd und die Anstrengungen, we- Fakten, es geht darum, niger davon auszustoßen, eine fiese Verschwörung der CIA. Stimmung zu machen. Das Video, das sich selbst mehr- mals widerspricht, muss man eigent- Kaiser stützt sich jedoch nicht nur lich nicht ernst nehmen. Doch auch auf andere, sondern verbreitet auch andere, wesentlich einflussreichere selbst die Mär, die Wissenschaft sei Persönlichkeiten spielen das Spiel der sich in der Frage des Klimawandels Leugner*innen. nicht einig. Er fordert daher, „beide Guy Kaiser zum Beispiel. Der Theorien“ sollten gelehrt werden. Al- ehemalige RTL-Chefredakteur postet les andere sei nämlich Diktatur. auf seinem Blog regelmäßig die ab- Was bezwecken Menschen wie strusesten Argumente zum Klima- Vogel und Kaiser damit, Zweifel zu wandel. In einem von Mario Dichter säen? Sie sehen ihr Weltbild und ih- übernommenen Beitrag (der auch ren Lebensstil durch die zunehmen- auf den RTL-Internetseiten als Leser- den Klimaproteste in Frage gestellt. brief erschienen ist) behauptet dieser Der Wunsch, die Klimakatastrophe zum Beispiel, wenn die Polarkappen möge sich als Fehlberechnung her- schmelzen würden, stiege der Meeres- ausstellen, mag menschlich sein, spiegel nicht, da das Eis ja im Wasser aber die Faktenlage sieht nun einmal schwimme. Ein guter Journalist könn- anders aus. Wer wirklich an der wis- te so eine Behauptung durch etwas senschaftlichen Wahrheit interessiert Allgemeinbildung oder eine schnelle wäre, wüsste das auch. Recherche entkräften. Doch es geht Bei manchen ist es überdies sehr hier nicht um Fakten, es geht darum, beliebt, sich gegen die jugendlichen Zweifel zu säen und Stimmung zu Klimademonstrant*innen und beson- NEWS machen. Das wird spätestens dann ders gegen Greta Thunberg zu posi- klar, wenn in dem Text die Fridays tionieren. Vogel und Kaiser können maintien en service de doel 1 et doel 2: for Future-Demonstrationen mit den sich so als Rebellen gerieren, ohne une histoire belge p. 3 mittelalterlichen Kinderkreuzzügen wirklich eine Minderheitsmeinung zu verglichen werden. vertreten – eine Technik, wie sie auch REGARDS Der Anwalt Gaston Vogel kommt Rechtspopulist*innen benutzen. ebenfalls regelmäßig auf Kaisers Blog Zwar ist es auf der Faktenebene urban art: Hip, hip, tot! S. 4 zu Wort, auch zum Klimawandel. sehr leicht, die Pseudoargumente der Que reste-t-il de nos amours ? (3/10) : „Gaston Vogel iwwer gréng Kollapso- Leugner*innen zu entkräften, doch « derrière les apparences… » p. 6 logen“ ist der entsprechende Beitrag hat man es bei ihnen vielmehr mit überschrieben, in dem Vogel vor al- Angehörigen einer Glaubensgemein- Kunst als Prozess: lem die Thesen der französischen schaft zu tun: Folglich ist ihr Ziel nie, „wir nehmen das Spielen ernst“ S. 8 Geografin Sylvie Brunel wiedergibt. andere zu überzeugen, sondern be- der letzte linke Kleingärtner, Teil 12: Sie leugnet zwar nicht den Klima- reits gefasste Meinungen einzubeto- wandel, aber seine Auswirkungen. In nieren. Und das ist im Anbetracht der Sandinista satt S. 10 Wahrheit sei er nämlich eine Segnung wenigen Zeit, die uns zur Dekarboni- Äthiopien: Jenseits der Cliquenherrschaft S. 12 für die Länder um die Arktis. Zudem sierung bleibt, mehr als gefährlich. habe sich die Menschheit bislang Coverfoto: isabel Spigarelli/woxx noch immer angepasst und sei inno- woxx | 02 08 2019 | Nr 1539 NEWS 3 AKTUELL SHORT NEWS MaiNtieN eN service de doel 1 et doel 2 Tödlicher Umweltaktivismus (is) – Im Jahr 2018 wurden weltweit mindestens 164 Umwelt- und Une histoire belge Landrechteaktivist*innen getötet. Das geht aus einer kürzlich veröffentli- chten Studie der NGO „Global Witness“ hervor. Während die Anzahl an r ichard Graf Morden in Brasilien seit 2012 kontinuierlich sinkt, steigt sie in Ländern wie den Philippinen (30) oder Guatemala (16) leicht an. Das letztgenannte Land gilt als das für Aktivist*innen gefährlichste. Die meisten Morde gab Comprendra qui voudra : la justice respect des normes actuelles de sécu- es auf den Philippinen. Generell gehören die Opfer oft indigenen Bevölke- européenne constate l’illégalité de rité sont de nature à affecter la réa- rungsgruppen an und sind Menschen aus der Zivilgesellschaft, die ihren deux centrales nucléaires belges, lité physique des sites concernés. » Lebensraum gegen die Ausbeutung durch Industrie und Staat verteidigt mais se prononce quand même en La CJUE statue par ailleurs que « ce haben. Aufgeschlüsselt nach Sektor, traf es vor allem Aktivist*innen im faveur de leur maintien en service. projet doit être considéré comme Bereich der Berg- und Abbauindustrie (43), der Agrar- und Ernährungs- étant d’une ampleur comparable, en wirtschaft (21) sowie des Wasser- und Dammsektors (17). In 40 Mordfällen En 2015, les deux asbl Inter-En- termes de risques d’incidences en- soll es Verbindungen zu staatlichen Sicherheitskräften geben. In weiteren vironnement Wallonie et Bond Beter vironnementales, à celui de la mise 40 Fällen werden private Auftragsmörder*innen und Landbesitzer*innen Leefmilieu Vlaanderen avaient saisi en service initiale des centrales. Par verdächtigt. Die NGO betont, dass es sich bei den Daten um ungefähre la Cour constitutionnelle de Belgique conséquent, un tel projet doit impé- Angaben handelt. Aufgrund restriktiver Pressegesetze und der fehlenden d’un recours en annulation contre rativement être soumis à l’évalua- Dokumentierung von Mordfällen in verschiedenen Regionen sei es une nouvelle loi permettant la prolon- tion de ses incidences environnemen- schwer, genaue Zahlen zu liefern. gation de l’activité des deux centrales tales », prévue par la même directive nucléaires Doel 1 et Doel 2, situées au EIE. bord de l’Escaut, à proximité d’An- De plus, les centrales en ques- L’essentiel Radio au nom du pluralisme ? vers et de la frontière avec les Pays- tion étant situées à proximité de la Bas. Cette loi amendait le calendrier frontière belgo-néerlandaise, « un tel (rg) - L’Autorité luxembourgeoise indépendante de l’audiovisuel (Alia) d’arrêt progressif de toutes les cen- projet doit également être soumis à vient d’attribuer le réseau d’émission n° 2 au projet « L’essentiel Ra- trales nucléaires belges après 40 an- la procédure d’évaluation transfron- dio ». Le seul concurrent était le projet AirFM 24. L’Alia avance qu’un nées d’exploitation, décidé en 2003. tière ». Ces évaluations auraient dû des aspects importants pris en compte tient au pluralisme des médias Comme d’autres pays européens, intervenir avant l’adoption de la loi au Luxembourg, mais conclut que « la candidature de L’essentiel Radio la Belgique s’apprêtait à l’époque prolongeant la durée de vie des cen- s’est imposée ». Si la permission avait été accordée au nouveau service à sortir du nucléaire, mais n’avait trales en cause. proposé par AirFM 24, l’offre de programmes existante aurait effective- de fait depuis lors lancé aucun pro- ment été élargie. Mais l’Alia indique n’avoir pas pu déceler « d’éléments gramme de substitution pour s’appro- Des centrales illégales (…) qui auraient démontré dans quelle mesure le nouveau programme se visionner en électricité via d’autres distinguerait par rapport à l’offre radiophonique existante ». L’attribution sources. En conséquence, lorsque les La CJUE constate donc que la pro- du réseau à L’essentiel Radio, par contre, lui donne surtout la possibi- premières centrales ont atteint l’âge longation de Doel 1 et Doel 2 était bel lité d’élargir sa couverture, alors que le concept et la ligne éditoriale fatidique de 40 ans en 2015, la dé- et bien illégale. Mais elle estime en seront maintenus. Élargir un service existant sans le changer apporterait pendance aux centrales nucléaires même temps que la juridiction belge donc plus de pluralisme qu’en créer un nouveau.