Handbuch Sport und Tourismus in Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt i n s To u r i s m u u n d S p o r t H a n d b u c h

Ministerium für Wirtschaft und Arbeit Ministerium für Wirtschaft und Arbeit ISBN 3-935971-16-8

TOURISMUS-STUDIEN SACHSEN-ANHALT

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Handbuch Sport und Tourismus in Sachsen-Anhalt

Magdeburg – – Dresden 2004

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Inhalt

Vorwort ...... 7

0. Einleitung ...... 8

1. Grundlagen: Zeitkultur und Sportentwicklung ...... 9

1.1 Trend zum Aktiv- und Sport-Tourismus?...... 9 1.2 Definition: Sport und Tourismus (Sport-Tourismus)...... 10 1.3 Sport: eines der wichtigsten lnteressengebiete der deutschen Bevölkerung...... 11 1.4 Entwicklung der Zahl der Sporttreibenden in Deutschland und Sachsen-Anhalt ...... 13 1.5 Erlebnisorientierung, Körperkult und Wellness ...... 15 1.6 Wirtschaftsfaktor Sport ...... 15 1.7 Spitzensport als Tourismus- und lmagefaktor für Sachsen-Anhalt ...... 16

2. Bestandsanalyse: Das sport-touristische Angebot in Sachsen-Anhalt ...... 18

2.1 Sport-touristische Rahmenbedingungen in Sachsen-Anhalt ...... 18 2.2 Landschaftsanalyse und Potenzialerfassung ...... 20 2.2.1 Landschaftsbild ...... 20 2.2.2 Wasser...... 21 2.2.3 Klima ...... 24 2.2.4 Luftqualität...... 25 2.2.5 Zwischenfazit ...... 26 2.3 Sportfreundliche touristische Unternehmen in Sachsen-Anhalt ...... 26 2.3.1 Sport-Reiseveranstalter...... 26 2.3.2 Beherbergungsbetriebe ...... 28 2.3.3 Erlebnisbäder und Badeseen ...... 30 2.3.4 Weitere tourismusnahe Betriebe...... 31 2.3.5 Weitere tourismusrelevante Sportstätten...... 32 2.3.6 Zwischenfazit ...... 33 2.4 Sportstätten in Sachsen-Anhalt ...... 34 2.4.1 Sportanlagentypen...... 34 2.4.2 Sportstättenförderung ...... 35 2.4.3 Zwischenfazit ...... 36

3. Nachfrageanalyse: Die Sport-Touristen in Sachsen-Anhalt...... 37

3.1 Die Sport-Tourismus-Nachfrage im Überblick ...... 37 3.2 Aktive und passive Sport-Touristen ...... 37 3.3 Die Sport-Tourismus-Nachfrage – spezielle Segmente und Zielgruppen ...... 38 3.4 Sport und Urlaub – die Quantitäten bundesweit...... 42 3.5 Kundenstruktur in Sachsen-Anhalt...... 42

4. Weiterentwicklung: Die Zukunft des Sport- und Aktivtourismus in Sachsen-Anhalt..46

4.1 Wandern...... 46 4.2 Radsport...... 51 4.2.1 Radwandern – und die überregionalen Radwanderwege...... 52 4.2.2 Mountainbike-Tourismus – und der ...... 58 4.3 Wassersport – und das „Blaue Band“ in Sachsen-Anhalt...... 59 4.4 Pferdesport – und die Altmark ...... 66 4.5 Wintersport – und der Harz ...... 68 4.6 Motorsport ...... 72 4.7 Golf ...... 73 4.8 Weitere Sportarten und ihre touristische Bedeutung...... 77

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4.9 Sport und Wellness...... 79 4.9.1 Kurzcharakteristik des Marktsegments ...... 79 4.9.2 Situation auf dem Tourismusmarkt ...... 81 4.9.3 (Sportliche) Wellnessangebote in Sachsen-Anhalt ...... 83 4.9.4 Vernetzung mit Schwerpunktthemen und anderen Geschäftsfeldern ...... 85 4.9.5 Entwicklungspotenziale und Prioritäten...... 85

5. Sport-Events: Die „passive“ Seite des Sport-Tourismus...... 88

5.1 „Passiver“ Sport-Tourismus ...... 88 5.2 Events in Sport und Tourismus – eine Kurzcharakteristik...... 89 5.3 Events und Tourismus...... 91 5.4 Entwicklungspotenziale und Prioritäten ...... 94

6. Handlungsempfehlungen: Die Schaffung von Wettbewerbsvorteilen für Sachsen-Anhalt...... 99

6.1 Sport-Destinationen als Markteinheit ...... 99 6.2 Sport-Destinationen in Sachsen-Anhalt...... 99 6.2.1 Die touristischen Schwerpunktregionen und Sport-Orte in Sachsen-Anhalt mit ihren Sportarten...... 99 6.2.2 Die Sportarten und ihre touristische Relevanz für Regionen, Orte und Events in Sachsen-Anhalt...... 102 6.3 Weitere Vorschläge zur Entwicklung des Sport-Tourismus in Sachsen-Anhalt...... 105

7. Informationsteil...... 108

7.1 Kriterien für sport-touristische Orte...... 108 7.2 Die wichtigsten Spitzensportler Sachsen-Anhalts 2003 ...... 110 7.3 Ausgewählte Adressen ...... 111 7.4 Literaturauswahl...... 116 7.5 Ausgewählte touristische Grundlagenuntersuchungen in Sachsen-Anhalt...... 122

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Vorwort

Sport und Tourismus verbinden zwei der bedeutendsten Freizeitphänomene: den „Volkssport Reisen“ so- wie die „Sportnation Deutschland“. Über die Hälfte der Deutschen fährt mindestens einmal pro Jahr in den Urlaub und über ein Drittel ist in Sportvereinen organisiert und treibt mehr oder weniger regelmäßig Sport. Das Thema Sport-Tourismus ist gerade in Deutschland aufgrund der Ausrichtung vieler interessan- ter Sport-Großveranstaltungen (z. B. Fußball-Weltmeisterschaft 2006) von hoher Aktualität und wird für (Urlaubs-)Destinationen immer bedeutender. So stellen sportliche Aktivitäten wichtige Nebenleistungen für die Gäste während ihres Aufenthaltes dar. Ferner versuchen eine Reihe von Destinationen, sich durch Sportangebote eine entsprechende Spezifikation und damit einen Attraktionswert für potenzielle Besu- cher aufzubauen. Zwar hat jede Destination in ihren Prospekten auch Sportangebote, doch nur wenige Reiseziele haben sich in Deutschland wirklich als „Sport-Destination“ etabliert – auch gibt es kaum aus- geprägte „Sport-Marken“ in der deutschen sport-touristischen Landschaft.

Der „wahre“ Sport-Urlauber ist den Touristikern nach wie vor ein Rätsel: was sind seine Wünsche, was erwartet er vom Urlaubsort oder einem Sport-Event-Aufenthalt? Und wie verhält er sich vor, während und nach seiner Reise? Was sollen und können die Destinationen und die Reiseveranstalter dem sportin- teressierten Gast bieten?

Diese und ähnliche Fragen waren Ausgangspunkt des Handbuches „Sport und Tourismus in Sachsen- Anhalt“, welches die Landesregierung Sachsen-Anhalt zusammen mit der Hochschule Harz und der Technischen Universität Dresden sowie mit Unterstützung des Landessportbundes und der Landesmarke- tinggesellschaft erarbeitet hat. Im Rahmen der „Tourismus-Studien Sachsen-Anhalt“ soll es praktische Handlungshinweise für diejenigen geben, die gegenwärtig im Sport-Tourismus aktiv sind bzw. von den Synergien von Sport und Tourismus künftig profitieren wollen. Es will sowohl dem Sport- als auch dem Tourismusbereich vertiefende Informationen über den Sport- und Aktivreisenden geben. Darüber hinaus soll es helfen, vorhandene und eventuell neu zu entwickelnde Angebote für Sportler und Touristen in Sachsen-Anhalt attraktiver zu gestalten.

Synergieeffekte können wirksam werden, da Sport und Tourismus auf eine ähnliche Infrastruktur zurück- greifen. Vorhandene Sportanlagen sowie qualifiziertes Fachpersonal zur Betreuung können durch Touris- ten mit in Anspruch genommen werden. Für den Sport ergeben sich neue Berufsfelder aus der Verbin- dung von Sport und Tourismus (z. B. Sportanimateure, -lehrer, -Manager). Ferner ist es mit Hilfe des Tou- rismus möglich, neue Sportarten aufzugreifen, sie zu verbreiten und sie bei entsprechender Nachfrage zu organisieren. Auch kann eine Öffnung von Sportanlagen für Touristen zu einer verbesserten Ausnutzung der sportlichen Einrichtungen beitragen.

Dr. Horst Rehberger Gerry Kley Minister für Wirtschaft und Arbeit Minister für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt des Landes Sachsen-Anhalt

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0. Einleitung

Sport und Tourismus haben vielfältige Verknüp- zer des Handbuches, die noch tiefergehende In- fungen, so dass der Sport für (Urlaubs-) Destina- formationen haben wollen, können das ausführ- tionen immer attraktiver wird. Der Sport- liche Literaturverzeichnis zu weiteren Recherchen Tourismus gilt als neuer Hoffnungsträger sowohl nutzen. für den Sport als auch für den Tourismus. Beide Bereiche stellen wichtige Wirtschaftsfaktoren für Im Kapitel 1 werden die Grundlagen für eine das Land Sachsen-Anhalt dar, sie schaffen Ar- sport-touristische Analyse behandelt, so wird z.B. beitsplätze und verbessern das Image des Lan- eine Definition von Sport, Tourismus und Sport- des. Das Handbuch „Sport und Tourismus in Tourismus gegeben, die Entwicklung der Zahl Sachsen-Anhalt“ will daher sowohl dem Sport- der Sporttreibenden in Deutschland und Sach- als auch dem Tourismusbereich einige vertiefen- sen-Anhalt aufgezeigt und die Bedeutung des de Informationen über den Sport- und Aktivrei- Spitzensports als Tourismus- und Imagefaktor für senden geben, um die Synergien und aktuellen Sachsen-Anhalt dargestellt. Aufbauend auf einer Trends besser nutzen zu können. Darüber hin- Bestandsanalyse (Kapitel 2) des sport-tou- aus soll es helfen, vorhandene und neu zu ent- ristischen Angebotes in Sachsen-Anhalt werden wickelnde Angebote für Sportler und Touristen die Ergebnisse einer sport-touristisch orientierter stärker auf die Wünsche der Gäste in Sachsen- Nachfrageanalyse (Kapitel 3) vorgestellt. In Ka- Anhalt ausrichten zu können. Um deren Er- pitel 4 findet dann eine genauere Analyse aus- wartungen besser kennen zu lernen, wurde für gewählter Sportarten statt, die sich u. a. über dieses Handbuch eine Gästebefragung mit dem sport-touristische Potenziale für eine nähere Be- Schwerpunkt auf sport-touristische Reisende trachtung empfohlen haben. Hierzu zählen durchgeführt. Wandern, Radsport, Wassersport, Pferdesport, Wintersport, Motorsport, Golf und Wellness. Das Handbuch stellt nicht nur eine Bestandsauf- Weitere bekannte Sportarten kommen mit einer nahme dar, sondern zeigt interessante Ver- Kurzbetrachtung hinzu (z. B. Schach, Gewicht- gleichsangebote („Benchmarks“) auf und gibt heben, Klettern). Gegenstand von Kapitel 5 ist Tipps für die weitere Entwicklung des Sport- die „passive Seite“ des Sport-Tourismus, also Tourismus im Lande. Der Schwerpunkt der Dar- vorrangig die Besucher von Sport-Veran- stellungen liegt dabei auf Sachsen-Anhalt selbst; staltungen. Auch hier werden vorhandene Sport- ergänzend werden aber deutschlandweite Zah- Events beleuchtet und ein Ausblick auf die zu- len, Daten und Beispiele herangezogen. Auf- künftige Entwicklung gegeben. Das Handbuch grund der Fülle an verschiedenen (potenziellen) schließt mit Handlungsempfehlungen zur Schaf- Sportarten und Veranstaltungen, können im fung von sport-touristischen Wettbewerbsvortei- Rahmen des Handbuches nur ausgewählte len für Sachsen-Anhalt (Kapitel 6) und einem In- Sportarten und -Events dargestellt werden. Nut- formationsteil (Kapitel 7) ab.

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1. Grundlagen: Zeitkultur und Sportent- und bei bestimmten Sportarten (z.B. Reiten, Se- wicklung geln, Tennis) mit einem gewissen Maß an Presti- ge verbunden ist.“1 Damit wird es als wichtige 1.1 Trend zum Aktiv- und Sport-Tourismus? Aufgabe von Urlaubsorten und -destinationen angesehen, eine entsprechende Sport-Infra- Sport-, Aktiv-, Erlebnis-, Fitness-, Wellness-, struktur aufzubauen, ohne dass sie damit gleich Event- oder Gesundheits-Tourismus mit ihren als „Sport-Ort“ gelten. Sport- und Freizeitange- verschiedenen Sonderformen werden vielfach bote sind Mindest- oder Grundvoraussetzungen als neue Markt- und Marketingchancen für den für eine touristische Orientierung. Tourismus gesehen. Es gibt kaum Destinationen oder Reiseveranstalter, die nicht auch mit „Sport Vielfach besteht der Eindruck, die ganze Welt sei im Angebot“ werben. Immer mehr Aktivitäten ein einziger Sport-Platz geworden: werden für Aktiv-Urlauber unternommen. Aber auf der anderen Seite zeigen genauere Analy- • Stadt-Marathon in New York (oder an der El- sen, dass die „Sport-Tourismus-Destination“ be), Olympische Spiele in Athen (oder in Pe- Deutschland noch nicht sehr erfolgreich ist. Nur king), Fußball-EM in Portugal (oder WM 2006 wenige Orte und Regionen haben sich sport- in Deutschland) usw. touristisch wirklich profiliert – es gibt kaum aus- • Großveranstaltungen der Formel 1, US- geprägte Marken – oder Medaillen – im deut- Open-Tennis in New York, die Tour de Fran- schen Sport- und Aktiv-Tourismus. ce usw.

Auch die (wenigen) entsprechenden touristischen Spezialprospekte „Sport-, Fitness-, Aktivurlaub“ Doch wie sieht es mit dem „Sport-Tourismus- sind nur von nach gelagerter Attraktivität für den Land Deutschland“ aus, das sich mit dem Slogan wirklichen Sportler. „Softe“ oder „weiche“ Sport- „Willkommen im Fußball-Land“ für die WM angebote prägen den Tourismus – wer wirklich 2006 beworben hat? Zwar hat jeder Ort in sei- hart trainieren will, verzichtet auf die Empfeh- nem Prospekt auch Sportangebote, doch nur lungen des Reisebüros oder der Destinationen wenige haben sich wirklich als Sport-Ort oder und wird selbst „aktiv“. Andererseits ist der wah- als „Sport-Destination“ mit ganzjährigen Sport- re Sport-Urlauber den Touristikern nach wie vor angeboten ausgewiesen. Zu den wenigen Aus- ein Rätsel: was sind seine wahren Wünsche, was nahmen zählen: erwartet er vom Urlaubsort oder einem Sport- Event-Aufenthalt? Und wie verhält er sich vor, • Einige wenige Wintersportorte, allen voran während und nach seiner Reise? Was sollen und Garmisch-Partenkirchen (Bayern), Oberwie- können die Destinationen und die Reiseveran- senthal (Erzgebirge), Hinterzarten (Schwarz- stalter dem sportinteressierten Gast bieten? wald), Oberhof (Thüringen) und Winterberg (Sauerland). Diese und ähnliche Fragen waren Ausgangs- • Ferner sind es Einzelveranstaltungen (Events), punkt des Handbuches „Sport und Tourismus in die zum Sport-Image eines Ortes beitragen, Sachsen-Anhalt“. Es will sowohl dem Sport- als wie z.B. Kieler Woche, Hamburg Rothen- auch dem Tourismusbereich einige vertiefende baum-Turnier, Hockenheim-Rennen, Stadt- Informationen über den Sport- und Aktivreisen- Marathons, Fußball-Arenen usw. Doch Events den geben. Und es soll helfen, vorhandene und sind ihrer Natur nach einmalig und vorüber- eventuell neu zu entwickelnde Angebote für gehend und daher keine Sport-Dauer- Sportler und Touristen gemeinsam verstärkt für einrichtungen eines Ortes, die ganzjährig die Wünsche der Gäste in Sachsen-Anhalt noch Gäste zum Sporttreiben oder -zuschauen an- attraktiver zu gestalten. ziehen können. • Einige kleinere Orte, wie Riesa (Sachsen) mit ganzjährigen Sport-Events (wie Sumo- oder Destinationen und Sport-Tourismus Step-WM usw.). Doch weder Leipzig (als Für Destinationen stellt das Sportangebot einer- ehemaliger Olympiabewerber Deutschlands) seits eine wichtige Nebenleistung für die Gäste noch München (als ehemalige Olympia-Stadt) während ihres Aufenthaltes dar, auf der anderen haben ein ausgeprägtes Image als „Sport- Seite versuchen eine Reihe von Orten, sich durch stadt“. Sport ein entsprechendes Image und damit ei- nen Attraktionswert für potenzielle Besucher auf- So hat eine Untersuchung des Deutschen Semi- zubauen. „Der Sport im Urlaub wird überwie- nars für Fremdenverkehr (DSF) zusammen mit gend mit positiven Bedeutungsgehalten bedacht, so dass er mit Aspekten wie Freude, Gesundheit und Geselligkeit in Verbindung gebracht wird 1 Neuerburg/Wilken 1993: 22.

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der Führungsakademie des DSB (FVA) gezeigt:2 sende, ob Inlands-, Auslands- oder regional Rei- Nur 48 von 1350 befragten Orten galten als sende, ob mit einer, wenigen oder vielen Über- Sport-Orte, d.h. als Gemeinden, die sich über nachtungen (also: Kurz-, Urlaubs- oder Lang- Sport am Markt positionieren. Zwar haben 37% zeitreisende), auch Reisende ohne Übernach- Sport in ihr Tourismus-Marketing einbezogen, tungen (also Ausflügler in der strengen Termino- aber nur 7,25% positionieren sich explizit mit logie) zählen hierbei dazu. Sportangeboten. Über 50% der befragten Ge- meinden halten Sportangebote insgesamt für Bei der engen Sicht des Sport-Tourismus wird „unwichtig“. In nur jedem zehnten Ort wird die zunehmend differenziert und eingeengt, z.B. Rolle des Gästesports als wichtig erachtet. nach

Abb. 1-1: Imagefaktor Sport für den Tourismus • Haupt- oder Nebenmotiv der Reise (Sport als Urlaub oder Sport im Urlaub), Sport ist medienwirksam • Sportarten und Art des Sports: leistungs- oder Sport ist effektiv und umfangreich organisiert funorientiert, Indoor oder Outdoor etc., Sport ist attraktiv • aktiver oder passiver Sport. Sport ist motivierend Sport ist kostengünstig werbewirksam Sport ist vorwiegend ehrenamtlich Die Arbeitsdefinition des Sport-Tourismus (für Sport ist „in“ Sachsen-Anhalt) lautet: Sport hat positives Image Sport ist Lebensqualität Sport-Tourismus betrachtet Übernachtungsgäste Sport wirkt gegen soziale Schwierigkeiten und/oder Tagesbesucher, die nach und inner- Sport ist inhaltsreicher kostengünstiger halb von Sachsen-Anhalt reisen, ihren Aufent- Partner des Tourismus halt verlängern und/oder zusätzlich Geld ausge- ben, (Quelle: Ganske 1999) • um sportlich „aktiv“ zu sein (a) intensiv, pro- fessionell („hart“) oder (b) nebenbei, freizeit- 1.2 Definition: Sport und Tourismus orientiert („soft“), (Sport-Tourismus) • um eher „passiv“ (a) Sportereignisse („E- vents“) oder (b) Sporteinrichtungen (Museen, Nicht jede Destination, die für ihre Gäste sportli- Stadien) zu besuchen. che Aktivitäten ermöglichen will, muss sich je- doch gleich als Sport-Ort positionieren. Es sind Abb. 1-2: Arten des Sport-Tourismus unterschiedliche Auslegungen des Sport-Tou- rismus möglich, worauf im Folgenden eingegan- gen wird. Sport-Tourismus

Reisen zur Reisen zur aktiven Reisen zum passiven (1) Enge und weite Sicht des Sport-Tourismus Unterstützung des Sport-Ausübung Sport-Erleben Sports

Die weite Sicht des Sport-Tourismus umfasst: • Aktiv-Sportler • Aktiv-Sport • Zuschauer (Amateur, Profi) -Trainer (live, Medien) -Training - Mediziner - Wettkämpfe (a) ein weites Verständnis von Sport: „(Fast) Alles -Wettkampf -Funktionäre -Training -„Pflicht“ - Geräte - Events ist Sport“, egal ob „hart“ oder „weich“, leis- • Freizeit-Sportler -Promis tungs- oder funorientiert, trainings-, wettkampf- -Fun • Sport-Attraktionen -Fitness • Passiv-Sport -Sportstätten orientiert, aktiv oder passiv, live oder im TV etc. - Begegnung - Organisatoren - Sport-Orte Auch Wellness, Beauty, Esoterik (-angebote) - „freiwillig“ -Funktionäre - Sport-Museen -Medien - (Ex-)Sportler zählen in diesem weiten Verständnis zu Sport. - Sponsoren

(Quelle: Freyer 2002a: 30) (b) ein weites Verständnis von Tourismus:3 „(Fast) Alles sind Touristen (im weiteren Ver- ständnis)“: egal ob Freizeit- oder Geschäftsrei- (2) Relevanz für Destinationen

2 Vgl. DSF 1996, zu ähnlichen Ergebnissen kam die aktuelle Für Sportdestinationen interessieren weniger die Studie „Sportland Deutschland“ aus dem Jahre 2003. „akademischen“ Definitions- und Abgrenzungs- 3 Hingegen betrachtet eine enge(re) Sichtweise des „Touris- versuche, sondern die – nachfrageseitige – Fra- mus“ nur Gäste mit mindestens einer Übernachtung als „Touristen“, sonst sind es „Ausflügler“ (so z.B. die Welttou- ge, was die Gäste an sportlichen Angeboten er- rismusorganisation (WTO)) oder mit dem Reisezweck „Erho- warten und wie durch die Erfüllung dieser Er- lung und/oder Vergnügen“ als „Urlaubsreisen“, sonst sind es wartungen mehr und/oder zufriedenere Gäste „Geschäftsreisen“ (Reisezweck: geschäftliches Anliegen) (so gewonnen und erhalten werden können. z.B. die F.U.R.-Reiseanalyse).

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1.3 Sport: eines der wichtigsten lnteressen- Ein Vergleich zu anderen Sportnationen zeigt, gebiete der deutschen Bevölkerung dass dort weitaus aktiver Sport getrieben wird, so z.B. in der Schweiz, in Österreich (mit weitaus Momentan wird darüber gestritten, ob die Deut- mehr Aktivsportlern) oder in den USA (mit dop- schen ein Volk der Sporttreibenden sind oder pelt soviel Besuchern von Sportstudios). Doch nicht. Der DSB spricht in seinen jüngsten Unter- unbestritten spielt Sport sowohl als aktive wie suchungen von 50% regelmäßig Sporttreibenden auch als passive Form der Freizeitgestaltung ei- und weiteren ca. 30% Sportinteressierten. Er be- ne sehr wichtige Rolle in Deutschland. Im Jahr tont die Zeiten von Turnvater Jahn, der übrigens 2004 haben sich die Zahlen und Fakten (die viele Jahre in Freyburg/Unstrut gelebt hat, und Quantitäten) im deutschen Sport weitgehend ge- den Sportgeist der Deutschen. Auch wird ein festigt und es gibt wenig neue Bewegung im gewisser Wandel der Sportformen nicht ver- Sportverhalten der Deutschen:6 kannt. Während in den 1950er und 1960er Jah- ren Sport als die „herrlichste Nebensache“ der • knapp die Hälfte der Deutschen treibt mehr Welt galt, wurde in den beiden letzten Jahrzehn- oder weniger regelmäßig Sport, ten Sport für viele Menschen zur Hauptsache des • über 30% sind in ca. 100.000 Sportvereinen Lebens: Kommerzialisierung, Profisport und pri- organisiert; so waren es ca. 27 Mio. Mitglie- vatwirtschaftliche Sportstudios prägen die aktu- der im DSB im Jahr 2002, elle Entwicklung. • ca. 10% betätigen sich außerhalb der Sport- vereine, davon sind mehr als 5% in ca. 6.500 Andere Freizeitsportstudien behaupten, dass der Sportstudios organisiert (gegenüber 10% in Sport in Deutschland überschätzt wird und sehen den USA) – das sind ca. 5 Mio. Mitglieder. das „Sportland Deutschland als Legende“.4 Für sie gelten nur 18% als Aktivsportler, die mindes- Abb. 1-4: Mitgliedschaften in Sportvereinen und tens einmal pro Woche Sport treiben; hinzu -studios in Deutschland 1994-2002 kommen 22% „Gelegenheitssportler“ und nur 1% Leistungssportler. „Sport gilt als Massenbe- wegung. Doch die Sport-Wirklichkeit sieht ein Sportverein Fitnessstudio wenig anders aus: In Deutschland gibt es mehr (Mio.) (Mio.) Sportzuschauer (18,3 Mio.) als Sporttreibende (12 Mio.). (...) Fast ein Drittel der Bevölkerung (30%) will weder Sport treiben noch überhaupt 1994 24,8 3,2 etwas vom Sport wissen.“5 1998 26,7 3,9 Abb. 1-3: Häufigkeit der sportlichen Betätigung 1999 26,9 4,3 der Bundesbürger 2002 2000 26,8 4,6 2000 2001 2001 26,8 5,4 Der Bundesbürger 51,24 50,89 (14 bis 64 Jahre in Mio.) 2002 26,9 5,0

treibt Sport ... (Quelle: DSB 2003 und DSSV 2003) täglich, fast täglich 6% 5% Ferner zeigt sich die Bedeutung des Sports beim mehrmals pro Woche 21% 23% Schulsport, bei Sportveranstaltungen (Volksläu- mehrmals im Monat 23% 24% fen, Wettkampfsport) sowie auch beim unorga- nisierten, ganz privaten Sporttreiben. Auch der ca. einmal im Monat 8% 8% Besuch von Sportveranstaltungen, die Fan-Kultur für Sport-Mannschaften sowie für Einzelsportler seltener, nur im Urlaub 13% 11% sind in Deutschland sehr ausgeprägt. Eine neue nie, so gut wie nie 29% 27% Dimension hat auch der Sport in den Medien er- reicht: Noch zu Beginn der 1980er Jahre gab es (Quelle: Stern MarkenProfile 2002) keinen privaten Fernsehsender. In den 1990er Jahren ist der Wettkampf um die Zuschauer- gunst entbrannt. Um Zuschauer zu gewinnen wurde deren Sportinteresse systematisch zur Medienpolitik und zum Streitfall für die privaten

4 Opaschowski 1996: 11. 5 Opaschowski 1996: 14. 6 Folgende Angaben sind vom Deutschen Sportbund (DSB).

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und öffentlichen Sender. Die aktuellen Übertra- Abb. 1-6: Die beliebtesten Sportarten in gungsrechte für den Bundesligafußball sind ge- Deutschland 2003 rade als Milliardengeschäft neu vergeben wor- den. Häufig oder Sportaktivität ab und zu Schwimmen 74,7% Bei den „klassischen“ Sportarten nichts Neues ... Wandern 55,6% In Bezug auf die beliebtesten Sportarten, die die Deutschen „häufig“ oder „ab und zu“ betreiben, Radfahren (inkl. Mountainbike) 42,1% dominieren die klassischen Sportarten: Schwim- Turnen, Gymnastik 29,2% men (68%), Turnen, Gymnastik (33%), Sportli- Minigolf 26,1% ches Radfahren (24%), Joggen (23%), Tischtennis (22%), Wintersport (Ski-Langlauf 15%, Ski- Jogging, Wald- o. Geländelauf 25,8% Abfahrtslauf 12%), Fußball (15%) Bergsteigen, Tischtennis 21,9% Tennis, Volleyball (11%) usw. Hier ist zu sehen, Besuch Fitness-Studio 20,6% dass nur wenige „Mode- oder Trendsportarten“ Fußball 17,4% unter den Top Ten vertreten sind (vgl. genauer Rollerskting/Inlineskating 15,9% Abb. 1-6). Badminton 15,1% Abb. 1-5: Interesse an Sportveranstaltungen in Volleyball/Beachvolleyball 14,0% Deutschland 2003 Ski-Abfahrtslauf 13,0% Ski-Langlauf 11,3% Gesamt West Ost Männer Frauen Tennis 9,7% Basis in Mio. 64,4 51,3 13,1 30,8 33,6 Leichtathletik betreiben 9,7% Übertragungen von Sportveranstaltungen im Fernsehen sehen Squash 8,0% -häufig 26,1 25,8 26,3 41,2 11,9 Angeln, Fischen 7,6% - häufig oder 74,2 74,3 73,9 86,6 62,8 ab und zu Basketball/Streetball 7,0% Zu einer Sportveranstaltungen gehen Reiten 5,0% - mindestens Segeln 4,9% einmal pro 9,6 11,2 9,9 12,8 6,7 Woche Motorboot fahren 4,7% -ein-oder Tauchen 4,2% mehrmals im 9,7 10,1 8,6 14,3 5,5 Monat Snowboard fahren 3,3% -seltener 80,7 78,6 81,4 73,0 87,8 Surfen 2,6%

(Quelle: AWA 2003) (Basis: 64,4 Mio. Bundesbürger ab 14 Jahre) (Quelle: AWA 2003) Trendsportarten „im Trend“ ... In den Medienberichten dominieren hingegen Doch insgesamt haben sich die Vorstellungen die Trendsportarten. Demnach entsteht der Ein- und Gewohnheiten beim Sporttreiben in den druck, die Deutschen seien schon längst zu ei- letzten Jahrzehnten deutlich verändert, was auch nem Volk der Skater, der Outdoor- und Extrem- Einfluss auf die traditionellen Sportarten hat. Ei- sportler sowie Bungee-Jumper geworden, die nige dieser Trends und Trendhintergründe sind: von Stadt-Marathon zu Stadt-Marathon eilen. Besonderes Interesse gilt in der Öffentlichkeit • Trend zum Spaß („Fun-Sportarten“): „Fit for dabei den Extremsportarten, wie Freeclimbing, Fun“, vom Quälen zum Genießen, Canyoning, Rafting, Paragliding, Downhill mit • Trend zum Gemeinschaftserlebnis: Kommu- dem Mountainbike und Bungee Jumping. Zwar nikation, Erlebnis in der Gruppe, sind hier die höchsten Zuwachsraten zu ver- • Trend zur Bewegungs- und Körper"kultur": zeichnen, doch noch immer ist die Zahl der Akti- lustvolle Bewegung, Ästhetik, Spiel, Gesund- ven relativ niedrig und die Anteile am Ge- heit, samtsportaufkommen liegt zumeist um oder un- • Trend zu Körper-Geist-Seele: Body & Mind- ter 10%. Die Diskussion um die Veränderungen Programme – von Wellness zu Thairobic und und die Wachstumschancen bei den verschiede- Nia (Neuromuskuläre Integrative Aktion). „Ge- nen Sportarten verkennt dabei die absoluten sundheit, Freizeit, Fitness und neuerdings auch Zahlen und Sportgewohnheiten, bei denen nach Wellness bewegen im Verbund nicht nur viele wie vor die klassischen Sportarten dominieren. Millionen von Menschen, sondern ganze Wirt- schaftszweige. Der Wunsch nach Fitness ist

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inzwischen zu einem beträchtlichen Wirt- Disziplinen zu organisieren. Neben der Durch- schaftsfaktor geworden.“7 führung des Wettkampfbetriebes obliegen ihnen • Trend zum Sport als Abenteuer: Erlebnis, noch andere wichtige Aufgaben wie u.a. die Ta- Action, Grenzen austesten, lentsuche und -förderung, die Abhaltung von • Trend zum Sport-Event: Inszenierung des Lehrgängen für Wettkämpfer in Landesleistungs- Sports, Sport sehen und erleben (Zuschauer-, zentren mit Landestrainern, die Intensivierung Mediensport). der Jedermann-Programme in den Vereinen so- wie die Führung und Verwaltung des Verbandes. Allerdings geben auch die Trend-Sportarten we- Wichtige Fachverbände in Sachsen-Anhalt sind nig Erkenntnisse für den Sport-Tourismus, auch beispielsweise der Skiverband Sachsen-Anhalt, wenn einige Reiseveranstalter „Trendcocktails“ der Landesverband Reit- und Fahrvereine Sach- und „Schnupperangebote“ im Urlaub anbieten: sen-Anhalt, der Handball-Verband Sachsen-An- halt oder der Fußball-Verband Sachsen-Anhalt. Sport-Cocktail Trendsportarten: „Das Multian- gebot in Sachen Aktivurlaub: eine bunte Pa- Abb. 1-7: Mitgliederentwicklung im LSB Sach- lette verschiedenster Sport-Aktivitäten. Testen sen-Anhalt 1991-2003 Sie jeden Tag eine neue Sportart: Biathlon, Bogenschießen, Canyoning, Eissafari, Flying 450000 Fox, Inlineskating, Klettern, Mountainbiking, Erwachsene >18 Jahre Rafting, Snow Cart, Snow-Rafting, Tubing.“8 400000 Jugend 15-18 Jahre Kinder 0-14 Jahre Aus Sicht des Tourismus steht – abgesehen von 350000

Trainings- und Wettkampfreisen – weniger der 300000

leistungs- und wettkampforientierte Sport im Vor- r dergrund, sondern ein erweitertes und „weiche- 250000 200000 res“ Sportverständnis dominiert: lustbetont, gesel- Mitgliede lig, gesundheitsorientiert und ganzheitlich („well“- 150000 being von Körper, Geist, Seele). Dieses sport- 100000 touristische Verständnis ist eng mit dem Frei- zeitsportbegriff verbunden: 50000

0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 „Unter Freizeitsport wird eine freiwillig gewählte, Jahr spaß- und erlebnisorientierte Bewegungsaktivität in der Freizeit mit sportlichem Charakter, spiele- (Quelle: LSB Sachsen-Anhalt 2003) rischen Elementen und geselliger Note verstan- den, die ebenso entspannend wie anstrengend Abb. 1-8: Anzahl der Vereine im LSB Sachsen- sein kann.“9 Anhalt 1991-2003

1.4 Entwicklung der Zahl der Sporttreibenden in 3500

3023 3029 Deutschland und Sachsen-Anhalt 2844 2924 3000 2781 2670 2594 2480 2500 2350 Das Sportwesen in Deutschland ist im Wesentli- 2234 2066 chen durch die Institutionen des Deutschen 2000 1881 1522 Sportbundes (DSB) geprägt. Hier sind 91 Ver- 1500 bände und Sportbünde mit über 27 Mio. Mit- Vereine Anzahl gliedern in ca. 87.000 Vereinen (Stand 2003) 1000 zusammengeschlossen. In Sachsen-Anhalt gibt 500 es gegenwärtig 3.029 Vereine mit ca. 380.000 0 Mitgliedern, die im Landessportbund (LSB) 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Stichtage organisiert sind (vgl. Abb. 1-7 und 1-8). (Quelle: LSB Sachsen-Anhalt 2003) Die Vereine sind Mitglieder der Kreis-, Bezirks- oder Landesfachverbände, deren Sportart sie betreiben. Diese Landesfachverbände haben Die Landesfachverbände sind mit wenigen Aus- hauptsächlich die Aufgabe, den Sportbetrieb in- nahmen wie z.B. den Spitzenverbänden für Ho- nerhalb ihrer Bereiche mit dem Ziel der Ermitt- ckey, Rudern, Segeln, wo die Vereine direkt Mit- lung der Landesmeister in den verschiedenen glieder sind, in den Spitzenverbänden zusam- mengeschlossen, die alle grundsätzlichen Ange- legenheiten in ihrer Sportart regeln und denen 7 DGF 2000: 92. die Vertretung in den internationalen Förderati- 8 DER 2000: 7. 9 Opaschowski 1996: 8. onen obliegt. Sie veranstalten die Deutschen

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Meisterschaften, wählen die Vertretungen für Aber auch außerhalb der DSB-Organisationen Länderkämpfe, Welt- oder Europameisterschaf- wird aktiv Sport getrieben. Mit Beginn der ten aus, bilden die Spitzenkader heran und ver- 1980er Jahre haben sich im bundesdeutschen treten deren soziale Probleme bei der Stiftung Sportwesen kommerzielle Sportanbieter stark „Deutsche Sporthilfe“, sind für die Lehrarbeit entwickelt. Dabei ist diese Gruppe wiederum re- und für die Weiterentwicklung des Regelwerks lativ inhomogen bzw. die hierbei verwendete u.a.m. verantwortlich. Die Spitzenverbände ver- Begrifflichkeit ist teilweise uneinheitlich:10 fügen durchweg über Bundes-Leistungszentren und – beim DSB angestellte – Bundestrainer. • Einerseits werden alle „sportbezogenen Un- ternehmenstätigkeiten“ im Hinblick auf aktive Parallel zur fachlichen Gliederung des deutschen Sportausübung und passiven Sportkonsum Sports in den Spitzenverbänden gibt es noch ei- als kommerzieller Bereich der Sportanbieter ne regionale überfachliche: Alle Sportvereine ei- (i.w.S.) verstanden. nes Bundeslandes bilden – unabhängig davon, • Andererseits werden aber vor allem erwerbs- welche Sportart sie betreiben – wiederum Lan- wirtschaftliche Anbieter von Sportübungsbe- dessportbünde; in Baden-Süd, Berlin, Nord- trieb und -training, wie Sport-, Fitness-, Tanz- rhein-Westfalen und Saarland sind die Sport- studios usw., in einer gewissen Gegenüber- bünde ausschließlich Zusammenschlüsse der stellung zum klassischen Vereinsangebot als Landesfachverbände. Angesichts der föderalisti- kommerzielle Sportanbieter (i.e.S.) gesehen. schen Struktur haben die Landessportbünde eine Große Sport- und Freizeitanlagen, Fitness- Reihe von überfachlichen Aufgaben: Vertretung und Body-Building-Studios, Schulen für asia- der Interessen der Vereine auf Landesebene, tischen Kampfsport, Tanz- und Ballett- Förderung der Ausbildung und Honorierung von Schulen, moderne Tanz- und Gymnastikstu- Übungs- und Jugendleitern, von Führungs- und dios, einspartige Sportschulen mit privaten Leitungskräften, des Übungsstättenbaus, der Sportangeboten (wie Segeln, Reiten, kulturellen Betreuung, des Versicherungsschut- Schwimmen, Surfen, Boxen, Tauchen), Sport- zes u.a.m. Reise-Unternehmen, sonstige Sportstätten mit Sport- und Spieleinrichtungen (wie Kegel- Landessportbünde und Spitzenverbände haben bahn, Billard), Personen als Einzelanbieter am 10. Dezember 1950 den DSB gegründet. (v.a. Sportlehrer und der „subkulturell ge- Anfang der 2000er gehörten ihm 91 Mitglieds- prägte Bereich von Tanz- und Körperarbeit“, organisationen in folgenden Gruppen an: z.T. auch Esoterik). a) Landessportbünde (16), Bei den meisten dieser Sportangebote handelt b) Spitzenverbände (55), es sich um Individualsportarten, die grundsätz- c) Sportverbände mit besonderer Aufgabenstel- lich alleine oder zu zweit ausgeübt werden kön- lung (12), nen, auch wenn das Gemeinschafts- und Grup- d) Verbände für Wissenschaft und Bildung (6), penerlebnis bei den kommerziellen Anbietern e) Förderverbände (2). oftmals eine große Rolle spielt. Mannschafts- sportarten sind für diese Form des kommerziel- Abb. 1-9: Organisation des Sports in Deutsch- len Angebotes offensichtlich weniger geeignet. land 2003 Als weiteres Phänomen zeigt sich, dass viele der

Deutscher Sportbund Angebote, v.a. im Sportstudiobereich, überpro- portional von Frauen wahrgenommen werden, Mitgliedsorganisationen Landessportbünde/-verbände (16), Spitzenverbände (55), Sportverbände mit besonderer was sich aus bei Ausstattungskomfort, Öffnungs- Aufgabenstellung (12), Verbände für Wissenschaft und Bildung (6), Förderverbände (2) zeiten usw. widerspiegelt.

Sportverbände mit be- Spitzenverbände sonderer Aufgabenstellung (Bundesfachverbände) Landessportbünde/- (12) (55) Die Zahl der Sportanbieter (i.e.S.) stieg in weni- verbände (16) gen Jahren von ca. 250 (1980) auf ca.10.000

Landesverbände Landesfachverbände (2000). Die Zahl der erwerbswirtschaftlichen Sportanbieter (i.w.S.) wird auf über 11.000 mit einem Gesamtumsatz von etwa 3,1 Mrd. DM Bezirks-, Kreis- und Bezirks- und Bezirks- und Kreisfachver- Stadtsportbünde Kreisverbände bände (1990/91) geschätzt, wobei ca. die Hälfte den Fitnesscentern zuzurechnen ist.11 Bis zum Jahre 2002 haben sich diese Summen mehr als ver- Sport-Vereine (ca. 87.000) doppelt. So weisen allein Sportstudios über 2,5 Mrd. Euro Umsatz aus. Im Rahmen einer Input- (Quelle: Freyer 2003: 243)

10 Vgl. Freyer 2003: 259f. 11 Siehe für ausführliche Informationen Weber et al. 1995.

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Output-Betrachtung des „Wirtschaftsfaktors • Erlebnisurlaub: Geistige Anregung und akti- Sport“ – bei einer etwas anderen Abgrenzung – ves Erleben durch Geselligkeit, Flow- wird von ca. 3,5 Mrd. Euro Umsatz im Bereich Erlebnisse, Kultur usw. der kommerziellen Sportanbieter i.e.S. gespro- chen.12 1.6 Wirtschaftsfaktor Sport 1.5 Erlebnisorientierung, Körperkult und Wellness Sport ist in unserer Gesellschaft nicht nur Spit- zensport, die Begeisterung geht über diesen Weitere wichtige Trends im Umfeld des Sport- hinaus und umfasst alle gesellschaftlichen Berei- Tourismus sind Erlebnisorientierung, Körperkult che. Über 27 Mio. Bürger sind in rund 87.000 und Wellness. Sportvereinen aktiv tätig. Das für das Jahr 1998 innerhalb der Input-Output-Tabelle15 des Sports ermittelte sportbezogene Bruttoinlandsprodukt Erlebnisorientierung und Events Deutschlands hatte eine Gesamthöhe von Sowohl im Tourismus als auch im Sport sind Er- 53 Mrd. DM (= 1,4% des gesamten BIP); davon lebnisse immer wichtiger geworden: „Events“ ist war der sportbezogene private Verbrauch mit eine der aktuellen Modebezeichnungen, die wei- etwa 40,6 Mrd. DM die größte Verwendungs- te Bereiche von Sport und Tourismus prägt. Die komponente (vgl. Abb. 1-10). früheren Sportveranstaltungen sind zu „Sport- Events“ geworden, Event-Reisen sind eine neue Insgesamt gaben 1998 die Bundesbürger 40,6 Marktnische für Reiseveranstalter. Soziologen Mrd. DM für Sportzwecke aus (= 1,9% des ge- sprechen von der „Erlebnisgesellschaft“, Wirt- samten priv. Verbrauchs, ungefähr soviel wie für schaftswissenschaftler von der „Erlebnisökono- Tabakwaren oder Körperpflegemittel). Ausgaben mie“, für die eine bewusste Inszenierung des 13 für aktive Sportbetätigung hatten ein Volumen Angebotes immer wichtiger wird. von nahezu 13,8 Mrd. DM. Davon wurden fast 7 Mrd. DM in erwerbswirtschaftlichen Sport- Auch der Kunde wünscht sich Events und Erleb- einrichtungen (Squashcenter, Fitness-Studios nisse in Freizeit und Urlaub. Dabei könnten usw.) ausgegeben; in Sportvereinen und –ver- Sport und Tourismus zu einer fast idealen Event- bänden wurden Leistungen im Gesamtwert von Kombination führen (siehe genauer Kapitel 5). 6,8 Mrd. DM ihren Nutzern zur Verfügung ge- stellt. Das gesamte Anlageinvestitionsvolumen Wellness und Körperkult beträgt nahezu 7,3 Mrd. DM, wobei die er- Im Zusammenhang mit einem gestiegenen Ge- werbswirtschaftlichen Sporteinrichtungen mit sundheitsbewusstsein ist „Wellness“ immer mehr 3,1 Mrd. DM neben den Gebietskörperschaften in den Mittelpunkt von touristischen Angeboten mit 2,8 Mrd. DM den größten Teil der Investitio- getreten. Wellness vereinigt in sich die Begriffe nen tätigten. Die Investitionen der Sportverei- Fitness und Wellbeing („Wohlfühlen“) (siehe ge- ne/-verbände hatten ein Volumen von knapp nauer Kapitel 4.9).14 1,3 Mrd. DM.

Als moderne Urlaubsform hat Wellness viele Im Jahr 1998 waren durch sportbezogene Aktivi- sportliche Elemente, wenn auch manche Well- täten mehr als 783.000 Personen im Sport be- nessvarianten enger mit medizinischer Behand- schäftigt (= 2,4% aller beschäftigten Arbeitneh- lung, mit Beauty sowie mit Ruhe und Entspan- mer). Diese Zahl beinhaltet auch solche Perso- nung verbunden sind. Der moderne Gesund- nen, die in nicht sozialversicherungspflichtigen heitsurlaub versucht, Gesundheit und Lebens- Beschäftigungsverhältnissen beschäftigt waren freude zu vereinen und basiert dabei auf drei (v.a. Übungsleiter, nebenamtliche Trainer).16 sport-touristischen Säulen (vgl. auch Abb. 4-30):

• Erholungsurlaub: Psychische Entspannung und Stabilisierung durch Autogenes Training, Meditation, Stressbewältigung. • Fitnessurlaub: Körperliche Aktivierung und Leistungssteigerung durch Laufen, Tennis, Golf, Wandern, Schwimmen, Radfahren usw. 15 Eine Input-Output-Tabelle verzeichnet in Form eines in sich geschlossenen Rechenschemas die Güterströme zwi- 12 Meyer/Ahlert 2000: 121ff. schen den Branchen der Volkswirtschaft und ihre Lieferungen 13 Vgl. Schulze 1996; Scheurer 2003; Freyer/Meyer/Scher- an die Endnachfrage als auch den Einsatz von Primärinputs hag 1998; Freyer/Groß 2002. (z.B. Gewinne, Löhne, Abschreibungen) in den einzelnen 14 Siehe dazu auch Ministerium für Wirtschaft und Techno- Branchen. logie des Landes Sachsen-Anhalt 2001b. 16 Vgl. Meyer/Ahlert 2000.

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Abb. 1-10: Bruttoinlandsprodukt des Sports in Abb. 1-11: Wichtige Sportvereine des Landes Deutschland 1998 Sachsen-Anhalt

Höhe Sportart Mannschaft Verein Trainer Gladiators Bereich in Mrd. Handball SC Magdeburg A. Gislason Euro MD BBC Febro BBC „Eagles" T. Basketball sportbezogener privater Verbrauch 20,3 MD MD Schierenbeck Team SV Kali Triathlon S. Bremer Staatsverbrauch für Sportzwecke 5,0 Chrysler Wolmirstedt sportspezifische Wesemann 3,6 Anlageinvestitionen WMS sportspezifische Einfuhr (-) -2,9 (Quelle: LSB Sachsen-Anhalt 2003) sportspezifische Ausfuhr (+) 0,9 Auch hat Sachsen-Anhalt eine hohe Dichte an sportspezifische -0,4 ehemaligen Olympiasiegern sowie die entspre- Vorratsveränderung chenden Olympiastützpunkte. Wichtige „All- time-“Sportler sind in folgender Abbildung dar- Gesamt 26,5 gestellt. Darüber hinaus gibt es weitere Sportler bzw. Mannschaften, wie z.B. Nadine Kleinert, (Quelle: Meyer/Ahlert 2000) Andreas Hajek, Ilse Wyluda oder den 1. FC Magdeburg, die für eine sport-touristische „Tes- Für Sachsen-Anhalt lassen sich auf dieser Basis timonial-Werbung“ eingesetzt werden können. anteilig ca. 0,8 Mrd. Euro als Bruttoinlandspro- dukt des Sports errechnen bzw. schätzen. Bei ei- Abb. 1-12: Reihenfolge der wichtigsten „All- nem Bruttoinlandsprodukt von 40,6 Mrd. Euro in time-“Sportler für sport-touristische Sachsen-Anhalt17 ist dies ein Beitrag von knapp „Testimonial-Werbung“ 2% zum BIP.18 Zum Vergleich: Der Beitrag des Incoming-Tourismus in Sachsen-Anhalt beträgt 2,04 Mrd. Euro oder ca. 5%. Bundesweit wird Spitze „Gold“ der Wirtschaftssektor Sport zumeist in einer •Stefan Kretzschmar Größenordnung wie das gesamte Bank- und Kreditgewerbe gesehen. •Grit Breuer

1.7 Spitzensport als Tourismus- und lmagefaktor Mittelfeld „Silber“ für Sachsen-Anhalt • Jürgen Sparwasser Sachsen-Anhalt besitzt ein relativ hohes Potenzi- •TäveSchur al von Spitzensportlern sowie Sport-Events, die verstärkt als Imagefaktor für das Land genutzt • Waldemar Cierpinski werden können. Bereits 2003 wurde für den Mit Abstand „Bronze“ 3. Oktober als Tag der deutschen Einheit mit dem Handballer Stefan Kretzschmar vom SC • Steffen Wesemann Magdeburg geworben. Darüber hinaus gibt es weitere überdurchschnittlich erfolgreiche Spit- • Antje Buschschulte zensportler und -mannschaften (vgl. Abb. 1-11): • Nils Schumann

(Quelle: Expertenbefragung 2003)

Diese Potenziale können verstärkt für die ge- genwärtige und zukünftige Imagebildung und 17 Es werden aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit die analogen Zahlen für 2001 aus der Studie Wirtschaftsfaktor Imagefestigung eingesetzt werden. Allerdings ist Tourismus in Sachsen-Anhalt zum BIP und zum Tourismus zu beachten, dass ein positives Sport-Image, verwendet (vgl. Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des insbesondere im Zusammenhang mit den sog. Landes Sachsen-Anhalt 2002). „Testimonials“ vom sportlichen Erfolg – sowie 18Allerdings sprechen Meyer/Ahlert (2000: 55) in ihrer Studie von einem bundesweiten Anteil der sportbezogenen Leis- der persönlichen Lebensführung – abhängt. So tungserstellung (in Höhe von 26,5 Mrd. Euro) von lediglich haben die Erfolge von Boris Becker und Steffi ca. 1,4% am gesamten Bruttoinlandsprodukt von 1.900 Mrd. Graf zu einem Tennis-Boom im deutschen Ten- Euro für das Jahr 1998, was mit verschiedenen Abgren- nis in den 1990er Jahren geführt. Mit ausblei- zungsarten zusammenhängt.

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benden Erfolgen ist dieser Boom aber in den Merkmale (Ästhetik, Ausdauer, Dynamik usw.), Jahren danach deutlich zurückgegangen. Auch die eine Grundlage für mögliche Imageorientie- der Erfolg und Misserfolg der deutschen Ski- rungen von Orten und Destinationen in Sach- springer (der „deutschen Adler“) in den Jahren sen-Anhalt geben können (vgl. Abb. 1-13). Im 2000 bis 2004 zeigt eine ähnliche Auf- und Ab- Zusammenhang mit der Untersuchung relevan- wärtsbewegung. Außerdem besitzen die unter- ter Sportarten und Sport-Events in den Teilen 4 schiedlichen Sportarten sehr unterschiedliche und 5 wird darauf genauer eingegangen.

Abb. 1-13: Imagemerkmale ausgewählter Sportarten

Ästhetik Ausdauer Dynamik Modernität Prestige Technik Tradition Volkstümlichkeit

Boxen (Amateur-, 2,96 8,50 8,52 3,70 5,08 2,98 8,28 3,58 Profiboxen) Basketball 5,42 7,43 8,38 5,35 4,72 2,93 6,28 5,63 Bob-, Schlit- 4,08 5,82 7,27 6,70 5,22 8,05 6,23 4,30 tensport Eishockey 3,53 8,08 8,45 5,25 4,70 4,17 6,38 4,40 Eisschnell- 5,82 8,17 8,72 5,30 4,68 5,68 6,23 4,32 lauf Eiskunstlauf 8,68 7,13 8,17 6,20 6,63 4,72 7,08 5,50 Fechten 7,07 6,42 8,68 5,82 6,47 5,72 7,25 4,28 Fußball 2,83 8,25 8,20 5,02 4,73 2,95 8,33 4,92 Golf 6,80 5,18 3,80 6,02 8,52 4,08 6,38 3,86 Handball 4,12 7,88 8,97 5,20 4,37 4,22 7,13 5,37 Judo 4,87 6,75 7,97 4,82 4,37 2,27 6,88 4,63 Leitathletik 6,83 8,87 9,18 6,15 5,42 4,27 9,03 7,05 Motorsport 4,02 7,15 6,15 8,60 8,38 9,77 6,50 4,70 Radsport 4,42 9,12 8,42 6,87 5,38 7,82 7,42 5,02 Reitsport 7,55 6,37 6,05 5,32 8,13 3,75 8,68 5,32 Ringen 2,95 7,03 6,50 3,48 4,07 2,83 7,68 3,37 Rudern 4,70 8,80 7,03 5,07 5,22 6,08 7,78 4,42 Schwimmen 6,60 8,52 7,90 5,58 5,02 3,45 7,82 5,15 Segeln 5,78 6,50 4,95 7,32 7,73 8,37 7,27 5,18 Ski alpin 6,38 8,18 8,37 7,47 7,35 7,48 7,63 6,17 Skilanglauf 5,50 8,85 6,05 5,62 4,60 6,47 6,32 5,13 Tanzsport 8,97 7,83 5,85 5,63 6,70 3,53 6,70 4,17 Tennis 6,03 8,57 8,60 6,62 7,73 6,18 7,68 5,58 Tischtennis 5,23 6,42 8,17 5,18 4,47 4,33 5,87 4,98 Turnen, 8,47 7,58 7,50 5,82 5,42 3,53 7,80 5,01 Gymnastik Volleyball 5,12 6,95 7,58 5,52 4,30 3,45 5,30 5,55 Skala von 1 (= trifft sehr zu) bis 10 (= trifft gar nicht zu)

(Quelle: MC Sponsoring GmbH, Bad Homburg)

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2. Bestandsanalyse: Das sport-touris- Umsetzung des Prinzips der Barrierefreiheit zu- tische Angebot in Sachsen-Anhalt kommen.

2.1 Sport-touristische Rahmenbedingungen in 4.18.2 Schwerpunkt für den Erholungstourismus Sachsen-Anhalt sind der Harz und das Harzvorland, das Saale- Unstrut-Triasland, der Elbe-Havel-Winkel, der Sachsen-Anhalt gliedert sich in fünf Planungsre- Arendsee, die Dübener Heide, Teile der Colbitz- gionen aus raumordnerischer Sicht. Die Vorbe- Letzlinger Heide und der Fläming. Einer in be- haltsgebiete für Tourismus und Erholung haben sonderem Maße naturbetonten und naturver- einen Anteil von 13% an der Gesamtfläche des träglichen Erholung dienen die Naturparke. Landes. Daraus ergeben sich in Verbindung mit den touristischen Schwerpunktgeschäftsfeldern 4.18.3 Die Angebote „Urlaub auf dem Lande“ (Kultur-, Gesundheits- und Naturtourismus) tou- und „Urlaub auf dem Bauernhof“ sollen unter ristische Schwerpunktregionen, denen aufgrund Beachtung der landschaftlichen und betriebli- ihrer naturräumlichen, kulturellen und regiona- chen Besonderheiten ausgebaut werden. Hier len Besonderheiten eine herausragende Bedeu- soll die Altmark einen Schwerpunkt bilden. tung zukommt. Diese Schwerpunktregionen sind die Altmark, der Harz, die Weinregion Saale- 4.18.4 Als Kernland der deutschen Geschichte Unstrut sowie das Dessau-Wörlitzer Garten- mit Baudenkmälern von herausragender Bedeu- reich.19 tung soll in Sachsen-Anhalt der Kulturtourismus durch geeignete Maßnahmen gestärkt werden. Bedeutsam im Sinne von sport-touristischen Schwerpunkte für den Kulturtourismus sind: Rahmenbedingungen sind die Raumplanung mit ihren verschiedenen Planungsebenen und -in- • Straße der Romanik, strumenten sowie die ergänzenden Fachplanun- • Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich, gen, wovon insbesondere die Landschaftspla- • Stätten und Orte der Weltkulturerbeliste der nung zu nennen ist. Auf Landesebene ist die UNESCO (Quedlinburg, Landesplanung mit der rechtlichen Grundlage • Bauhaus Dessau, Lutherstätten in Wittenberg des Landesplanungsgesetzes (LPlG) und dem und Eisleben), Planungsinstrument Landesentwicklungsplan • Die Stätten der Reformation, (LEP-LSA) zu beachten. Der Landesentwicklungs- • Wirkungsstätten bedeutender historischer plan stellt die rahmensetzende Planung in Sach- Persönlichkeiten, sen-Anhalt dar und hat Bindungswirkung für die • Internationale Musikfestspiele, Kommunen. In der Landschaftsplanung werden • Architektonische Ensembles, sakrale und pro- vier Planungsebenen unterschieden, wobei auf fane Bauten von herausragender kulturhisto- Landesebene das Landschaftsprogramm einen rischer Bedeutung, Beitrag zur Landschaftsplanung liefert und Aus- • Kulturhistorische Angebote, die der Region ein sagen zu den Bereichen Erholung, Sport und markantes Profil geben (wie Weinbau Saale- Tourismus getroffen werden. Die Aussagen des Unstrut, Harz, Bergbau, Hanse, Wettin), Landschaftsprogramms sind u. a. bei der Auf- • Technische Denkmäler. stellung des Landesentwicklungsplanes zu berücksichtigen. 4.18.5 Durch den Auf- und Ausbau eines medi- zinischen leistungsfähigen und hinsichtlich des Das Gesetz über den Landesentwicklungsplan Bau- und Ausstattungsstandards wettbewerbsfä- des Landes Sachsen-Anhalt (LEP-LSA) vom higen Angebotes soll der Entwicklung des Kur- 23. August 1999 beinhaltet unter Punkt 4.18 die wesens und des Gesundheitstourismus in den wichtigsten Grundsätze für den Bereich „Erho- Kur- und Erholungsorten auf der Grundlage ei- lung, Freizeit und Tourismus“:20 ner Heilbäderkonzeption des Landes Sachsen- Anhalt verstärkt Rechnung getragen werden. 4.18 Erholung, Freizeit, Tourismus 4.18.6 Großflächige Freizeitanlagen (Golfplät- 4.18.1 Der Tourismus soll als Wirtschaftszweig ze, Ferienparks, Erlebnisparks, Erlebnisbäder in Sachsen-Anhalt gestärkt und weiter ausge- und ähnliches) sind frühzeitig auf ihre Raumver- baut werden. Damit soll insbesondere eine Stär- träglichkeit zu prüfen. Grundsätzlich kommen kung der mittelständischen Wirtschaft erreicht nur solche Standorte in Betracht, die an groß- werden. Wesentliche Bedeutung wird dabei der räumige und überregionale Verkehrswege und an den ÖPNV angebunden sind und deren öko-

logische Tragfähigkeit dieses gestattet. Geeigne- 19 Ministerium für Wirtschaft und Technologie 2001a: 6. 20 Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt te Vorrangsstandorte für regional bedeutsame des Landes Sachsen-Anhalt 1999.

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großflächige Freizeitanlagen sind in den Regio- rakter der Landschaft abzustellen bzw. zu be- nalen Entwicklungsplänen festzulegen. grenzen. Landschaften, die empfindlich auf intensiven Besucherverkehr reagieren, blei- 4.18.7 Schrittweise soll ein Netz von Wander- ben der natur- und landschaftsbezogenen und Reitwegen abseits stark befahrener Straßen, sanften Erholungsnutzung vorbehalten. möglichst auf bestehenden Wegen in natur- und • Freiflächen in den Siedlungen und in ihren landschaftsverträglicher Weise, geschaffen wer- Randbereichen müssen besser als bisher für den. eine vielseitige Naherholung erschlossen werden. Dadurch werden Verkehrswege ent- 4.18.8 Dem Aufbau eines zusammenhängen- lastet, der Erholungsdruck auf sensible Land- den landesweiten Radwegenetzes kommt für schaften wird verringert und vor allem ein den touristischen Radwanderverkehr besondere Beitrag zur Verbesserung des Wohnumfeldes Bedeutung zu. Bei der Gestaltung dieses Netzes und der Freizeitgestaltung geleistet. Dies sollen auch Servicestationen vorgesehen wer- kann u.a. erreicht werden durch: den. Darüber hinaus soll in Sachsen-Anhalt ein - Ausweisung und Gestaltung von stadtnahen überregionales Netz (Blaues Band) für den Was- Erholungswäldern und -gewässern, Natur- sertourismus entwickelt werden. Dies betrifft so- erlebnisräumen und Einrichtung von Natur- wohl Fließ- als auch Standgewässer. informationszentren in Siedlungsnähe, - räumliche Zuordnung von Freizeitwohn- 4.18.9 In allen Landesteilen soll dem zuneh- und Sportanlagen usw. zu bestehenden menden Bedürfnis aller Bevölkerungsgruppen Siedlungen, nach Erholung, aktiver Freizeitgestaltung und - durch naturnahe Gestaltung von Rand- Sport durch den Auf- und Ausbau entsprechen- bzw. Teilbereichen von Freizeitanlagen (z.B. der Einrichtungen entsprochen werden. Durch Anlage von Biotopen auf Golfplätzen), die Einrichtung gut erreichbarer, vielseitig nutz- - Anbindung von Naherholungsbereichen an barer und umweltverträglicher Sportstätten und attraktive öffentliche Nahverkehrswege. Freizeitanlagen soll in allen Teilräumen des • Die Erhaltung und Entwicklung der Funktions- Landes ein breites und vielfältiges Sportangebot fähigkeit des Naturhaushaltes und des Land- entwickelt und gesichert werden. schaftsbildes hat im Konfliktfall Vorrang vor intensiver Erholungs-, Sport- oder Fremden- 4.18.10 Schienenzweigstrecken, die sich in be- verkehrsnutzung. sonderer Weise oder ausschließlich für touristi- • Touristische Großvorhaben dürfen nicht in sche Gelegenheits-, Saison- und Museumsei- bestehende oder potenzielle, für die naturbe- senbahnverkehre eignen, sollen nach Möglich- zogene Erholung wertvolle Landschaften ge- keit erhalten oder wiedereröffnet werden, wenn legt werden. Bei der Planung solcher Groß- ein Betrieb mit Regelangeboten des SPNV nicht projekte ist zur Berücksichtigung von Belan- finanzierbar sein sollte. gen des Naturschutzes und der Landschafts- pflege sowie einer haushälterischen Boden- Im Landschaftsprogramm Sachsen-Anhalt vom nutzung gemäß der Entschließung der Minis- Ministerium für Umwelt und Naturschutz des terkonferenz für Raumordnung „Großflächige Landes Sachsen-Anhalt werden folgende Anfor- Freizeiteinrichtungen in der Raumordnung derungen an die Bereiche Erholung, Sport und und Landesplanung" zu verfahren. Fremdenverkehr gestellt:21 • See- und Flussufer dürfen durch Flächenpri- vatisierung der allgemeinen Erholungsnut- • Der Erholungswert der Landschaft soll vor- zung nicht entzogen werden. Der Erwerb sol- rangig durch Erhaltung, Pflege und Wieder- cher Flächen durch die Kommunen oder das herstellung der Vielfalt, Eigenart und Schön- Land ist zu fördern. heit des Landschaftsbildes gesichert werden. • Die Beeinträchtigung der naturbezogenen Beeinträchtigungen der Landschaften Sach- Erholung bzw. des Landschaftsbildes durch sen-Anhalts durch die Nutzungen (einschließ- Erholungs- und Sportanlagen ist durch land- lich der Erholungsnutzung) müssen so gering schaftspflegerische Maßnahmen, wie An- wie möglich gehalten werden; das Land- pflanzungen und Geländegestaltungen, zu schaftsbild sichtbar beeinträchtigende Maß- minimieren. nahmen sind zu unterlassen. • Bei allen natürlichen, naturnahen, seltenen • Das Erholungswesen, der Fremdenverkehr oder gefährdeten Ökosystemen muss ihr und der Sport sowie deren Einrichtungen sind Schutz grundsätzlich Vorrang vor allen For- auf die vorhandene Sensibilität und den Cha- men der Erholungsnutzung (auch der natur- bezogenen) haben. Deshalb sollen hier

21 Ministerium für Umwelt und Naturschutz des Landes Sach- - jegliche Nutzung (sofern sie nicht für die sen-Anhalt 1994. Pflege erforderlich ist) sowie das Betreten

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der tritt- und störungsempfindlichen Biotope übergreifenden Ansatz der Landschaftspotenzia- unterbleiben, le oder Landschaftsfunktionen.23 - die naturbezogene Erholung durch entspre- chende Wegeführung bzw. Wegeverbote Abb. 2-1: Differenzierung der Raumempfindlich- auf die weniger sensiblen Flächen geleitet, keit und des Lenkungsbedarfs des Naturerlebnisräume einschließlich von Beo- Sports nach Kriterien der ökologischen bachtungspunkten oder Informationsstellen Schutzbedürftigkeit vorrangig in den Randzonen eingerichtet und Sportart „Kulissen- „Naturer- „Taburäu- - intensive Sport- und Freizeitaktivitäten ein- (Aktivitäten räume“24 holungsge- me“26 schließlich der erforderlichen Anlagen, Fe- ohne spezielle biete“25 rienhäuser u.ä. ferngehalten werden (auch Infrastruktur) von Bereichen der naturbezogenen Erho- keine Lenkung starke Be- lung). Lenkung notwendig schrän- • In streng geschützten Gebieten (National- notwendig kungen notwendig park, Kern- und Pufferzonen der Biosphären- Wandern/ ++ + 0 reservate, Naturschutzgebiete, Naturdenk- Laufen mäler) entfallen alle Erholungsnutzungen so- Klettern/ 0 ++ 0 wie Sport und Fremdenverkehr, soweit sie Bergsteigen nicht für begrenzte Bereiche und Perioden Mountainbike ++ + 0 oder für spezifische Nutzungsformen und - Reiten ++ 0 - intensitäten als Ausnahmeregelung in der Hängegleiten/ ++ 0 - Schutzgebietesverordnung enthalten sind Gleitsegeln oder durch Einzelfallentscheidungen geneh- Segeln ++ 0 - migt werden. Surfen ++ + 0 Tauchen ++ 0 0 Kanusport + + 0 In den Aussagen des Landschaftsprogramms ist Rudern ++ 0 - u.a. impliziert, dass die Landschaft Sachsen-An- Angeln + + + Ski alpin ++ 0 - halts durch Teilräume unterschiedlicher Schutz- Skilanglauf ++ + - würdigkeit und ökologischer Empfindlichkeit ge- kennzeichnet ist. Eine grobe Einteilung der Legende: ++ = überwiegende Ausübung, + = häufige Aus- Landschaft in Raumtypen, die nach ihrer Schutz- übung, 0 = gelegentliche Ausübung, - = seltene Ausübung. würdigkeit und Empfindlichkeit (Belastbarkeit) (Quelle: in Anlehnung an Schemel/Erbguth 2000: 94) unterschieden sind, kann eine Orientierung ge- ben, wo mit Konflikten zwischen einer unregle- Im Folgenden wird eine an die erstgenannte mentierten Erholungsnutzung und dem Natur- Gliederung angelegte und auf den Aussagen schutz zu rechnen ist. Folgende Raumtypen wer- des Landschaftsprogramms aufbauende Land- den nach ihrer ökologischen Schutzwürdigkeit schaftsanalyse für Sachsen-Anhalt vorgenom- und Empfindlichkeit im Hinblick auf Sport- und men, wobei v.a. die aus sport-touristischer Sicht Erholungsnutzung voneinander abgegrenzt und bedeutsamen Bereiche Landschaftsbild, Wasser, Grundsätze für ihre Nutzbarkeit durch Sport- Luftqualität und Klima betrachtet werden. Aus- bzw. anderer Freizeitaktivitäten aufgestellt (vgl. sagen zum Boden (z.B. flächenhafte Bodenbe- Abb. 2-1). einträchtigungen, Altlasten und Siedlungsabfäl- le) oder Arten und ihre Lebensgemeinschaften 2.2 Landschaftsanalyse und Potenzialerfassung werden dagegen nicht getätigt.

Für die Analyse und Bewertung von Natur und Landschaft wurden verschiedene Gliederungen 2.2.1 Landschaftsbild entwickelt. Vielfach wird die für die Umweltver- träglichkeitsprüfung übliche Terminologie der Die Landschaft von Sachsen-Anhalt ist reich ge- Schutzgüter verwendet. Dies sind Wasser, Bo- gliedert (vgl. Abb. 2-2). Charakteristisch für den, Klima und Luft als die abiotischen sowie 23 Flora und Fauna als die biotischen Komponen- Vgl. Gruehn/Kenneweg 1998: 177ff.; Marks et al. 1992; Mannsfeld 1999. ten des Naturhaushaltes sowie Erholung und 24 22 Land-/forstwirtschaftlich dominant geprägte Kulturland- Landschaftsbild. Andere Gliederungen ver- schaft, inkl. Wasserflächen, ca. 90% der Landschaft, ökolo- wenden einen schutzgut- (oder schutzmedien-) gisch unempfindliche Räume. 25 Z.B. Naturschutzgebiet, Nationalpark, geschützte Biotope) überwiegend ökologisch empfindliche Räume. 26 Biotope seltener und scheuer Arten ökologisch hochemp- 22 Vgl. Auhagen 2002: 14f. findliche Räume.

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Sachsen-Anhalt sind großflächige Gebiete land- eignet, wobei die immer wieder auftretende wirtschaftlicher Nutzung, wie in der Magdebur- Konfliktsituationen bei der Angebotsgestaltung ger Börde und auf der Querfurter Platte mit sehr beachtet werden müssen. Im Gegensatz hierzu fruchtbaren Böden, aber auch die großen Wald- sind im weit verbreiteten „Flachland“ Sachsen- flächen des Harzes, der Colbitz-Letzlinger Heide Anhalts gute Möglichkeiten für Radfahrer vor- und des Flämings. Weiterhin sind die Fließge- handen. Insbesondere die Radrennsportler sind wässer hervorzuheben, von denen die Mittelelbe eine Zielgruppe, für die gegenwärtig im Land mit einer relativ naturnahen Flusslandschaft und Sachsen-Anhalt, aber auch deutschlandweit dem größten Auenwaldkomplex Mitteleuropas noch wenig angeboten wird, so dass in diesem überregionale Bedeutung für Natur und Land- Segment eine Profilierung möglich ist. schaft hat. Die Landschaft an der Mittelelbe hat zugleich große kulturhistorische Bedeutung, da In der waldreichen, in weiten Teilen ländlich ge- hier im ausgehenden 18. Jahrhundert die „Des- prägten, Altmark bieten sich unendlich viele sau-Wörlitzer Kulturlandschaft“ entstand. Der Möglichkeiten zum Erleben der Natur hoch zu Kontrastreichtum der Landschaften wird auch im Ross. Ein engmaschiges Wegenetz speziell für Süden im Naturpark Saale-Unstrut-Triasland Berittene und entsprechende Beherbergungs- sichtbar. Das wärmegetönte Kleinklima der süd- und sonstige Einrichtungen erleichtert dabei das geneigten Muschelkalk- und Bundsandsteinge- Vorankommen.29 biete ermöglichte das Entstehen des nördlichsten geschlossenen Weinbaugebietes Europas. 2.2.2 Wasser Die Landschaftsbilder des Flämings, der Dübe- 23 größere Fließgewässer umfasst der Bestand ner Heide, der Unstrut-Triaslandschaft und des Sachsen-Anhalts, der die Landschaft stark prägt. Harzes sind noch von größerer Vielfalt, Eigenart Die Elbe ist mit 303 km Flusslänge hervorzuhe- und Schönheit. Auch die Landschaften der Alt- ben, wobei in Sachsen-Anhalt im Vergleich zu mark besitzen einen hohen landschaftlichen allen anderen Anrainer-Staaten der längste Elb- Wert durch abwechslungsreiche Wald-, Feld- abschnitt („Elbeland Sachsen-Anhalt“) vorzufin- und Grünlandverteilung, geringe Zersiedelung den ist. Die Elbe stellte bis vor wenigen Jahren und Zerschneidungen der Landschaft. Zum voll- noch einen der am stärksten mit Nähr- und ständigen Landschaftsbild gehören auch die Schadstoffen belasteten Flüsse Europas dar. Dies großflächigen Braunkohletagebaugebiete um hat sich im vergangenen Jahrzehnt gewandelt. Gräfenhainichen, Bitterfeld, Merseburg und Zeitz Aufgrund des Baus und der Modernisierung von – die gegenwärtig zur größten neuen Seenland- vielen Kläranlagen sowie infolge verbesserter schaft Deutschlands umgebaut werden – sowie Filtertechniken in Industriebetrieben, aber auch die Industrieregionen Bitterfeld-Halle-Merse- aufgrund des Verzichts von Inhaltsstoffen (wie burg, Magdeburg und Dessau-Wittenberg. z.B. Phosphor in Waschmitteln) ist die Elbe viel sauberer geworden.30 Obwohl immer noch eine Wandern wird bevorzugt in attraktiven Land- Einschränkung der Wassernutzungen festzustel- schaften ausgeübt. Besonders beliebt sind Ge- len ist, ist der Landschaftsraum Elbe v.a. in den biete mit hohem Waldanteil und freien Tälern Sommermonaten für den Rad- und Wassertou- (zur Aussicht), mit Relief (Mittelgebirge) und mit rismus bestens geeignet. Gewässern (Bäche, Seen, Flussgebiete). Die Na- turnähe spielt dabei eine große Rolle; so werden Auch die weiteren Fließgewässer, wie Saale, Mischwälder monotonen Fichtenforsten vorge- Unstrut, Elster, Mulde, Mittellandkanal und Elbe- zogen. Fließgewässer mit naturnahen Uferzonen Havel-Kanal, sind für eine rad- und wassertou- genießen Vorrang gegenüber solchen mit be- ristische Nutzung begünstigt. Radwege entlang gradigten und verbauten Ufern.27 Des Weiteren der Fließgewässer bieten sich hierbei im Sinne werden hügelige und geschwungene Wege, die der Nutzung von Synergien besonders in Sach- den Eindruck erwecken, dass sich hinter der sen-Anhalt an. Aus nautischer Sicht ist Sachsen- nächsten Biegung etwas Besonderes verbergen Anhalt ein Binnen- und Durchgangsland, was könnte, von Wanderern bevorzugt.28 Daher sind v.a. die Flüsse und Kanäle, die zum einen das aufgrund ihrer topographischen Gegebenheiten Land in Nord-Süd-Richtung (Elbe, Saale) und der Harz, Fläming und Drömling am besten für zum anderen in West-Ost-Richtung (Mittelland- den Wandertourismus geeignet. kanal, Elbe-Havel-Kanal) erschließen (vgl. Abb. 2-3). Die topographischen Gegebenheiten, vor allem im Harz, sind aber auch für Mountainbiker ge-

29 Weitere Ausführungen zu den einzelnen Sportarten finden 27 Vgl. Schemel/Erbguth 2000: 281. sich in Kapitel 4. 28 Vgl. Brämer 2001. 30 Vgl. Schwartz/Nebelsiek 2003.

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Abb. 2-2: Höhenverhältnisse in Sachsen-Anhalt

(Quelle: Ministerium für Umwelt und Naturschutz des Landes Sachsen-Anhalt 1994: 10)

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Abb. 2-3: Übersicht zur Befahrbarkeit der Gewässer in Sachsen-Anhalt

(Quelle: Ministerium für Wirtschaft und Technologie 2001: 8)

Im Gegensatz zu den Fließgewässern sind in speicher dienen. In naher Zukunft entstehen je- Sachsen-Anhalt wenig natürliche Seen vorhan- doch besonders im Südwesten des Landes künst- den. Allein auf den Arendsee (510 ha) und Sü- liche stehende Gewässer in Restlöchern des ßen See (238 ha) ist hier hinzuweisen. Aufgrund Braunkohlebergbaues. Die Gewässerverteilung der Geomorphologe und des Wasserangebotes zeigt gegenwärtig einen gewässereichen Südteil konnten im Harz neun größere Talsperren ange- und einen seenarmen Nordteil des Landes, wo- legt werden, die jedoch weniger touristisch ge- bei in der Altmark der Arendsee eine zentrale nutzt werden können, da sie als Trinkwasser- Rolle spielt.

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2.2.3 Klima halten. Somit bieten die alpinen Skigebiete al- lein aufgrund der Höhenlage im Jahresvergleich Das Klima Sachsen-Anhalts ist durch eine von eine größere Schneewahrscheinlichkeit als die Nordwest nach Südost zunehmende Kontinenta- Mittelgebirgsgebiete, wie der Harz.33 lität geprägt. Während der Harz und der Nord- westen Sachsen-Anhalts kühle, niederschlagsrei- Genügend Schnee- und potenzielle Beschnei- chere Klimaverhältnisse aufweisen, ist der Süden ungstage für wirtschaftlich rentablen Betrieb und des Landes niederschlagsärmer und wärmebe- offensive Schneesport-Vermarktung gibt es in günstigt. Hervorzuheben ist das Mitteldeutsche Deutschland schon jetzt nur noch in Höhenlagen Trockengebiet im Regenschatten des Harzes mit ab ca. 900 m, wobei auch in den Hochlagen der weniger als 500 mm Niederschlag und 9 Grad Mittelgebirge alpiner Skilauf größtenteils nur mit Celsius Jahrestemperatur im langjährigen Mittel Hilfe von Beschneiungsanlagen angeboten wer- und Sachsen-Anhalt das regenärmste Bundes- den kann. Bei der Planung derartiger Anlagen land in Deutschland ist. „Insgesamt betrachtet ist sind die ökologischen Folgen und die Kosten (In- festzustellen, dass Sachsen-Anhalt aufgrund der vestitions- und Betriebskosten) in eine Abwä- niederschlagsmindernden Leeeffekte des Harzes gung unbedingt einzubeziehen. das Bundesland mit den im Durchschnitt ge- ringsten Niederschlägen in Deutschland ist. Der Abb. 2-4: Klimadaten vom und von Flächendurchschnitt in Deutschland – berechnet Magdeburg 2003 auf der Grundlage einiger ausgewählter Statio- nen liegt bei etwa 720 mm.“31 Diese klimati- schen Rahmenbedingungen eignen sich gut für die Ausübung von Outdoorsportarten, wie bei- spielsweise Rad fahren, Wandern oder Inlineska- ting.

Im größten Teil des Landes Sachsen-Anhalt liegt die Jahresmittel der Lufttemperatur zwischen 8 und 9 Grad Celsius. In einem ca. 25 km breiten Streifen nördlich Magdeburgs sowie entlang der Saale zwischen Weißenfels und Bernburg wird die 9 Grad Celsius-Marke etwas überschritten. Der wärmste Monat in Sachsen-Anhalt ist der Juli, in dem man im Durchschnitt mit 17 bis 18 Grad Celsius rechnen kann. Östlich von Elbe und Saale sowie in der westlichen Altmark (Drömling) ist eine Überschreitung der 18- Gradgrenze zu verzeichnen. Im kältesten Monat, dem Januar, liegt die Lufttemperatur im größten Teil des Landes zwischen 0 bis -1 Grad Celsius. Im Harz sinken die Durchschnittswerte mit zu- nehmender Höhe auf -4,5 Grad Celsius ab (Bro- cken). Temperaturbegünstigt ist das Gebiet nördlich des Harzes, wo im Monatsmittel Luft- temperaturen um 0,5 Grad Celsius zu verzeich- nen sind.

Die Klimaverhältnisse sind v.a. für den Winter- und hier vorrangig den Skitourismus bedeutsam, da eine ausreichende Schneedecke die Basis für den Wintertourismus darstellt. Die Schneever- hältnisse bestimmen dabei die Länge der Win- tersaison, so dass die Schneesicherheit ein ganz wesentliches Element des touristischen Angebo- tes darstellt.32 Wenigstens 10 bis 15 cm Schnee sind notwendig, um den Wintertourismus ohne (Quelle: www.klimadiagramme.de/Deutschland) künstliche Beschneiungsanlagen aufrecht zu er-

31 Bivour 2000. 32 Vgl. Elsasser/Bürki/Abegg 2000: 34f. 33 Vgl. Bader-Nia 2000: 96 und Abb. 2-5.

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Abb. 2-5: Tage mit Schneedecke an der Klimastation (631m NN) 2002 und 2003

Januar Februar März April November Dezember

02 03 02 03 02 03 02 03 02 03 02 03

>= 20 cm 26 2 7 28 4 4 - - - - 1 3

>= 10 cm 28 7 9 28 8 9 - - 2 - 1 13 >= 5 cm 28 14 9 28 13 10 - - 4 - 1 18 >= 3 cm 28 16 9 28 15 11 - 2 4 - 4 19 >= 1 cm 28 19 10 28 18 11 1 9 4 - 24 19

(Quelle: Klimastation Schierke)

Für Deutschland wird bis 2025 ein Temperatur- feldioxid genannt, vor allem im Süden des Lan- anstieg um ca. 2,5°C erwartet; im Winter wird des.37 Seit 1990 ist ein deutlicher Rückgang der der Anstieg stärker als im Sommer und im Süd- Immission von Schwefeldioxid und anderen westen stärker als im Nordosten sein. Trotz der Schadstoffen eingetreten. Ursache dafür sind die generellen Temperaturentwicklung sind aber Produktionsrückgänge oder Stilllegungen einzel- immer wieder schneereichere Winter möglich. ner Anlagen bzw. ganzer Betriebe sowie die Zu- Da Schneesportangebote daher für die meisten nahme moderner Heizungsanlagen. Orte bzw. Regionen nicht mehr planbar sind, sind sie nur kurzfristig vermarktbar („Last- Aus dem Bereich des Straßenverkehrs wird je- Minute-Tourismus“). Dies gilt noch vielmehr für doch eine weitere Zunahme der Schadstoffim- Tages- und Wochenendgäste. Diese planen ihre mission erwartet. Der Sport bzw. die Sportaus- Ausflüge kurzfristig, so dass nicht allein die tat- übenden sind dabei selbst Verursacher und Ge- sächlichen Wetterverhältnisse, sondern auch die schädigte von Verkehr in einem. So entsteht bei- Wetterprognosen ein bedeutender Einflussfaktor spielsweise Verkehr, um überhaupt Sport aus- auf die zu generierende Nachfrage darstellt. Ei- üben zu können (z.B. An- und Abreise) bzw. die ne Kooperation der Orts-, Regional- und Lan- Ausübung von Sport erfordert selbst Verkehr desorganisationen im Sport und Tourismus mit (z.B. Motorsport, Flugsport). Andererseits können Wetterdiensten34 ist daher wichtig und bei- die Schadstoffimmissionen die Sportler selbst spielsweise über eine Verlinkung der eigenen In- bzw. die Rahmenbedingungen der Sportaus- ternetseite zu einem oder mehreren Wetter- übung beeinträchtigen. diensten möglich.35 Luftverunreinigungen, wie die des Straßenver- kehrs, haben unterschiedlichste Einflüsse auf 2.2.4 Luftqualität Menschen, Tiere und Pflanzen und durch Abla- gerung von Schadstoffen auch auf Boden- und Sportliche Aktivitäten und Erholung in der Natur Wasserflächen. In Sachsen-Anhalt führten sie – und im Freien stellen besonders hohe Anforde- verstärkt durch Niederschlagsdefizite – insbe- rungen an die Luftqualität. Die beeinträchtigen- sondere zur Schwächung der Wälder, so dass den Wirkungen von Luftschadstoffen beziehen ein erhöhter Pilz- und Insektenbefall zu ver- sich neben den wahrnehmbaren Belästigungen zeichnen war. Eine Waldschadenserhebung Mit- (z.B. Rauchwolken, Gerüche) auf die Schädigung te der 1990er Jahre ergab, dass 33% aller Pro- der menschlichen Gesundheit, Vegetation und bebäume deutlich geschädigt sind (44% der von Materialien.36 Laubbäume und 28% der Nadelbäume), wo- durch z.B. der Erholungswert der Wälder in Die Schadstoffbelastung auf dem Territorium des Sachsen-Anhalt abgenommen hat. heutigen Landes Sachsen-Anhalt hatte Ende der 1980er Jahre erhebliche Ausmaße angenom- men. Als Beispiel sei die Belastung mit Schwe- 37 Schwefeldioxid (SO2) wirkt bei wiederholter Exposition und hohen Konzentrationen stark reizend, wobei ein besonderes 34 www.dwd.de; www.wetter.com; www. wetter.de; www. Risiko chronischer Atemwegserkrankungen gegeben ist, wetter.net; www.wetteronline.de. wenn es an lungengängige Feinstäube adsorbiert ist und im 35 Vgl. Wilken 2003. Atemtrakt schweflige Säure gebildet wird (vgl. Littmann 36 Vgl. Littmann 2000: 136. 2000: 136).

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2.2.5 Zwischenfazit Im Folgenden wird das Incoming-Geschäft be- trachtet, wobei die Überlegung im Mittelpunkt Aus Sicht der Landschaftsanalyse sind mehrere steht, dass Reisen für den Gast ein Gesamter- positive, aber auch negative Rahmenbedingun- lebnis darstellen, zu dem viele Anbieter durch gen für den Sport-Tourismus in Sachsen-Anhalt ihre Leistungen beitragen müssen. Dieses Zu- deutlich geworden. So bietet die umfangreiche sammenspiel wird auch als Wertschöpfungskette Landschaftsgliederung eine vielfältige Grundla- (ökonomische Anbietersicht) oder Servicekette ge für die Ausübung verschiedener Natur- und (Kundensicht) bezeichnet. Die folgende Abbil- Outdoorsportarten, was durch die weiträumig dung zeigt am Beispiel des Wassertourismus, vorzufindenden trockenen klimatischen Bedin- wie viele Betriebe zusammenspielen und im wei- gungen positiv unterstützt wird. Die vielfältigen testen Sinne kooperieren müssen. Möglichkeiten im, am und auf dem Wasser sind eine Stärke von Sachsen-Anhalt, die in den letz- Abb. 2-6: Servicekette in einer wassertouristi- ten Jahren verstärkt in das touristische Angebot schen Destination und Marketing integriert wurden und gelungene Kooperationen von Sport und Tourismus hervor- brachten. Für die Zukunft sind es v.a. die entste- Information Anreise Ankunft henden Seen durch die Flutung der Tagebau- Tourist-Info Boot, Auto, Hafen, restlöcher, die noch ein hohes Potenzial für ei- Bahn Taxi nen Ausbau des (Wasser-)Tourismus haben. Die mittelfristigen Zukunftschancen des Wassertou- Aufenthalt rismus liegen jedoch auf den Fließgewässern Campingplatz, Hotel, Gastronomie, Stadtführung, „Event“, Busausflug, und den vorhandenen Seen. Während die Fließ- Bootsvermieter, Werkstatt (Werft), Segelschule, Handel, Museum gewässer v.a. als Wanderfluss oder als schiffba- re Gewässer genutzt werden, können auf den Seen sportliche Ereignisse (z.B. Regatten, Trai- Abreise Nachbetreuung ning) abgehalten und die wassersportliche Ver- Taxi, Call-Center Hafen sorgung der Bevölkerung bewerkstelligt werden.

Weitere landschaftliche positive Rahmenbedin- gungen bestehen in Sachsen-Anhalt insbesonde- 2.3.1 Sport-Reiseveranstalter re für den Wandertourismus (v.a. Harz), Rad- wandertourismus (v.a. Elberadweg und überre- Reiseveranstalter bündeln Angebote verschiede- gionale Radwanderwege) und dem Reittouris- ner Leistungsträger zu einem neuen Produkt: der mus (v.a. Altmark). Pauschalreise. Bei den Urlaubsreisen im Allge- meinen sind Pauschalreisen in den letzten Jah- Einigen ökologischen Schwachpunkten konnte in ren verhältnismäßig beliebt und nehmen gut Sachsen-Anhalt nicht vollständig entgegengetre- 40% des Marktvolumens ein. Zwar sind Sportrei- ten werden, sie konnten aber im Gegensatz zu sen oftmals individueller und häufig werden von früher erheblich verbessert werden. Weitere An- den Nachfragern auch nur einzelne Leistungen strengungen sind hier, insbesondere im Verkehr, gebucht, aber auch hier ist vorläufig mit einem anzugehen. Eine große Herausforderung für die weiteren Vormarsch der Pauschalreisen bzw. der nahe Zukunft ist der Wintertourismus, insbeson- Bausteine-Reisen zu rechnen. Warum? Klar defi- dere der Skitourismus, im Harz, wobei die Suche nierte Leistungsbündel sind übersichtlich und er- nach Alternativen zum Schneesport unverzicht- leichtern daher die Kaufentscheidung. Ein ver- bar ist. ringertes Kaufrisiko kommt hinzu: Die Tatsache nur einen Vertragspartner zu haben, schafft 2.3 Sportfreundliche touristische Unternehmen Rechtssicherheit und die Kosten sind überschau- in Sachsen-Anhalt bar, was ganz besonders für die sich steigender Beliebtheit erfreuenden All-inclusive-Reisen gilt. Die Betrachtung der Angebotsseite lässt mehrere Perspektiven zu. Unterschieden kann zwischen Der Erfolg von Pauschalreisen stellt sich ein, Incoming- und Outgoing-Geschäft werden. Beim wenn darauf geachtet wird, dass möglichst ein Incoming stellt man vom Standpunkt einer Des- echter Verkaufsvorteil (USP = unique selling tination aus die Frage: wie schafft man es, Gäste proposition) mit einem kompletten Paketangebot in sein Zielgebiet zu holen? Beim Outgoing wird verbunden ist. Dieser soll zur Differenzierung hingegen das Reiseverhalten der Einheimischen von Wettbewerbsangeboten dienen und gleich- aus dem Blickwinkel eines Quellmarktes gese- zeitig den Kostenvergleich für die Kunden er- hen. schweren. Bei Sportreisen muss allerdings auch der Individualität der Kunden Rechnung getra-

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gen werden, indem einzelne, frei kombinierbare Letztere haben sich seit 1985 zu führenden Reisebausteine angeboten werden (Baustein- Sportreiseveranstaltern Deutschlands entwickelt. bzw. Modulprinzip), die von den Kunden zu ei- Angebotsschwerpunkte liegen auf Mega-Events ner individualisierten (Teil-)Pauschalreise zu- wie Olympischen Spielen sowie Fußball-Welt- sammengesetzt werden können. und Europameisterschaften. Das Programm von Vietentours ist auf den Sportfan zugeschnitten Abb. 2-7: Bausteine einer Sport-Pauschalreise und das sportliche Ereignis steht im Mittelpunkt der Reise. Es werden aber nicht nur die Eintritts- Bausteine einer SSpportort-Pauschalrelreisise karten vermittelt, sondern auch kulturelle und gesellschaftliche Höhepunkte als Rahmenpro- Kernnprprodukt Zusatzleistungen gramm angeboten. und Basisleistungen f Reisevevoorleistungerleistungen f Auswahl der Destination f ZZ.B..B. EinführEinführungungstreffstreffenen mit SpoSportrt-InfraInfrastrukstrukttuurr f ReReisiseevverersiichecherrungen Abb. 2-8: Aktivangebote Sachsen-Anhalts im f Reiseläniselängege und Saisononzzeiitt f RReeisebetetreureuungung Ameropa-Katalog 2003 f Verkehrsträgeräger f Z.Z.B.B. Beschwerdemanagemeentnt im Zielgebiet f UnUnterkunft . im ZG f Reiseleitueleitungng Ort Sportarten f Verpflegung f RaRahhmmenprenprogogramm Aufenthalt in Treseburg/Harz Aktivwandern f Sportbetreuung f Ausflüge f Training f VVereranstaltnstaltuungstingsticcketkets f SportanimatSportanimation (b(beiei Eventreentreisisen KernKernprprododukt) Aufenthalt in Radwandern f etc. f Nach-Reiseleistungen Magdeburg/Börde f Transfer Aufenthalt in Barby/Elbe Radwandern Aufenthalt in Coswig/Fläming Aktiv allgemein (Quelle: Dreyer 2004) Elbe-Tour ab Dresden mit Radwandern Zielort Lutherstadt Wittenberg Der Vertrieb von Sport-Pauschalreisen über die „klassischen“ Reiseveranstalter, also die Genera- Elbe-Tour ab Bad Schandau Radwandern listen mit breitem Produktprogramm wie es die mit Zielort Magdeburg Marken TUI, Thomas Cook oder Dertour verkör- pern, betrifft nur einen kleinen Teil des Sportar- Wer in der Destination als Incomer Paketange- tenspektrums. Der Schwerpunkt liegt eindeutig bote schnürt, um sie über größere Reiseveran- auf Wanderangeboten und hinzu kommen Rad-, stalter absetzen zu können, muss eine Reihe von Wasser- und Wintersportangebote. Dies ist kein Punkten beachten. Als Faustregeln gilt, dass Wunder, denn trotz des Bestrebens der „Gro- mindestens 500 Buchungen im Jahr bei einem ßen“ auch die Marktnischen zu besetzen, produ- Kontingent von 20 Betten zu erwarten sein soll- zieren sie für die breite Masse. Dort haben aber ten. Veranstalter bevorzugen Hotelketten, die in spezielle Sportartenangebote wenig Platz. Eine der Regel professioneller arbeiten. Sind Sport- Ausnahme stellt der Golftourismus dar, der auf- Events inkludiert, so sollten diese entweder re- grund eines sehr abgegrenzten Marktes mit ei- gelmäßig während der gesamten Saison laufen ner kaufkräftigen Klientel und mit guten Wer- oder etwas wirklich besonderes sein. Von den bemöglichkeiten wirtschaftlich attraktiv ist. bei der LMG registrierten Incoming-Agenturen Sachsen-Anhalts beschäftigen sich nur einige Aus der Reihe der Konzerne am stärksten im ganz ausdrücklich mit Sport- und Aktivangebo- Sportreisemarkt profiliert ist die Marke Dertour ten (vgl. Abb. 2-9). des Rewe-Konzerns, die einen eigenständigen Sportreisekatalog, den Sportevent-Reisekatalog Zahlenmäßig beherrscht wird die (in Deutsch- „live“ und weitere speziellere Produkte (u.a. land übrigens mehr als 1.000 Unternehmen um- Golf) anbietet. Dertour hat als Kundengruppen fassende) Veranstalterszene von zahlreichen sowohl Sporturlauber als auch Zuschauer im Vi- Spezialisten. Deren Spezialisierung liegt vor al- sier. Zusätzlich besteht ein Standbein im Grup- lem in der guten Kenntnis bestimmter Sportar- penreisebereich. Das Unternehmen bietet z.B. ten. Häufig sind es von Inhabern dominierte als „Offizieller Reisepartner deutscher Olympia- Kleinbetriebe. Die Unternehmer stammen meist mannschaften“ Reisen an und versucht gleich- aus der Sportszene und haben sich das touristi- zeitig als Sponsor sein Profil im Sportreisemarkt sche und kaufmännische Wissen angeeignet. weiter zu schärfen.38 Auch Ameropa bietet eine Verbunden mit der Konzentration auf eine Reihe von Aktivangeboten in Sachsen-Anhalt an. Sportart ist oft auch eine Zielgebiets-Spezi- alisierung, weil sich viele Sportarten nur in be- Andere größere, aber schon spezialisierte Player stimmten Regionen besonders gut betreiben las- im Markt sind Poppe-Reisen und Vietentours. sen. Bisweilen gelingt es Spezialisten aus der Ni- sche heraus zu wachsen und ein „Großer“ zu werden. Die Marke „Sport-Scheck“, die mehr- 38 Brösel 2002: 204f.

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fach den Besitzer wechselte, steht als Beispiel für auf Gästebedürfnisse konzentriert, die im Zu- ein umfangreiches, mehrere Sportarten umfas- sammenhang mit der Ausübung einer oder sendes Programm. Auch „Ein-Sportarten“-Ver- mehrerer Sportarten stehen, wodurch das Ange- anstalter können in ihrem Segment zu einer ge- bot für bzw. die Positionierung durch diese wissen Bedeutung gelangen, wie dies z.B. bei Sportarten zur Hauptleistung des Betriebes wer- Velotours (Radreisen) oder Andree’s Angelreisen den.“40 der Fall ist. Als besonders sportfreundlich haben sich die Abb. 2-9: Sport- und Aktiv-Incomer in Sachsen- Clubangebote herausgestellt, wobei Sie nicht Anhalt 2003 unbedingt nur von Sporturlaubern besucht wer- den, sondern auch von Reisenden, die gelegent- Angebotene Incoming-Agentur Firmensitz lich im Urlaub aktiv sein wollen. Clubanlagen Sportarten zählen zur Hotellerie, sind also besonders aus- Tourismuskontor Bismark- Wandern geprägte Formen von Sporthotels, in denen Poritz Gästen das Angebot mehrerer Sportarten ge- Sachsen-Anhalt- Halle Badereisen, macht wird. Zwar dominieren auch hier die Tours GmbH Wellness „klassischen“ Sportarten, aber sie werden er- gänzt durch Trendsportarten. Zur Aufnahme sol- event und touring Lutherstadt Aktiv AG Wittenberg allgemein cher neuen, modernen Sportarten zwingt der Wettbewerb um das außergewöhnliche Angebot Magdeburger Magdeburg Blaues Band (USP) die Clubanbieter. „Mutter“ der Clubkon- Marketing Kongress und zepte war der Club Mediterranee (mit einem be- Tourismus GmbH sonders sportorientierten Konzept), der jedoch Anfang des neuen Millenniums auf dem deut- Berro Tours Bad Kösen Wasserwandern, Radwandern, schen Markt eine untergeordnete Rolle spielt, Ballonfahren weil er die Bedürfnisse der deutschen Reisenden nachrangig behandelt (u.a. Französisch als (Quelle: Landesmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt 2003) Clubsprache). Eindeutiger Marktführer ist Robin- son aus der World of TUI, wo Sport längst nicht mehr mit „harter Animation“ in Verbindung ge- Eine nicht zu unterschätzende Größe im Markt bracht wird, sondern mit Spaß und Unterhal- stellen viele Gelegenheitsveranstalter dar, die tung. Deshalb wird dort auch von „Sportstain- als eine Art „grauer Markt“ zu bezeichnen sind. ment“ gesprochen. Zu ihnen zählen Sportvereine, Sportverbände, Schulen, Hochschulen und andere Jugendorga- Abb. 2-10: Betriebsformen der Sport-Beherber- nisationen, die sporadisch Sportreisen organisie- gung ren. Meist steht keine Gewinnerzielungsabsicht dahinter. Anders sieht dies zum Teil bei Einzel- personen aus, die für ihr erweitertes persönli- ExistExistierierende Betriebsbsfformenmen derder Sport-BeBeheherbrbergung ches und soziales Umfeld Sportreisen anbieten. BetBetrriiebebee mimit Betrtriebiebe mit Betriebe mit kükünnstlstliichchen kükünstlnstlichenhen natürnatürlichlichen Indem sie verschiedene touristische Leistungen Attraktionsfaktornsfaktoreenn und natünatürrllichen Attraktionsfaktorennsfaktoren bündeln, werden sie zum Reiseveranstalter – (mit eigenennen Spporortanlagenlagen) Attraktiaktioonsfaktornsfaktorenen ((ohnohne eeigeigennee SporSporttanlanlaagengen) nicht selten ohne es zu wissen und sich der rechtlichen Konsequenzen bewusst zu sein. Er- eineinee od. mehrhrereree Sportartartten mehrere Sportarten meisist einene Sportart staunlich ist es, dass Sportvereine dieses Betäti- gungsfeld für sich verhältnismäßig wenig ent- Freieizeit- LLeeistungungs- Freizzeieit- LeLeistuungngss- Freizzeieit- LeLeistuungngs- deckt haben, obwohl gerade sie gerade in Sach- orientierung oriieentntiieerruungng orieiennttieieruungng orientierung orieiennttieierunngg orientierung sen-Anhalt die Sportarten-Kompetenz mitbrin- WaWanndeder-, Sporthporthoteotel TTrraininingsngs- 39 TeTennninis-, Radledlerhhoteotel SpSportort- hotehotel, Sport- gen und den Kundengruppen nahe stehen. GoGolfhhoteotell, etc. schule SSpporort- schule schule (Sondeonderfarfall etc. Club- sscchulhulee Gollffhotehotell)) anlage

2.3.2 Beherbergungsbetriebe (Quelle: Dreyer 2004: 338)

Jede übliche Form der Beherbergung kommt (selbstverständlich) auch für Sportreisende in Bei den Sporthotels gibt es seit jüngerer Zeit ei- Frage. Es erscheint sinnvoll im Hinblick auf die ne schwache (immerhin zunehmende) Tendenz aktiven Reisenden ein Sporthotel zu definieren zur Spezialisierung auf einzelne Sportarten und als „Beherbergungsbetrieb, der sich neben sei- die mit ihnen verbundenen Kundengruppen. nen Kernleistungen Unterkunft und Bewirtung

39 Freyer 2000a: 511. 40 Dreyer 2004: 337.

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Vorreiter – wie so oft in der europäischen Hotel- Hotels mit Sportmöglichkeiten lerie – sind österreichische Anbieter, die sich z.B. Besonderheiten stellen insbesondere die beiden zu den „Radhotels in Österreich“, zu den „Moun- Hotels tainbike Hotels“ oder zu „Wanderhotels Tirol“ zusammengeschlossen haben. Als Betriebe nur • CCL Herrenkrug Parkhotel, Magdeburg mit natürlichen Attraktionsfaktoren erlangen sie • MARITIM Hotel Magdeburg, Magdeburg einen Vermarktungsvorteil, indem sie sich als Hotel für eine bestimmte Kundengruppe positio- der Landeshauptstadt dar. Der Herrenkrug liegt nieren, ohne dabei größere Investitionen in in unmittelbarer Nähe einer Pferderennbahn, Sportanlagen vornehmen zu müssen. Einen eines 9-Loch-Golfplatzes, eines Sportcenters und Sonderfall stellen Golfhotels dar, bei denen es eines Erlebnisbades, weshalb er u.a. Aktivtouris- Betriebe mit eigenen Golfplätzen gibt. Weiter ten beherbergt, ohne eine explizite Positionie- verbreitet sind jedoch Hotels in der Nähe von rung des Hotels in diesem Sektor vorzunehmen. Golfanlagen, die nur den Standort als Vermark- Im Maritim werden als besondere Events große tungsvorteil nutzen. Boxveranstaltungen durchgeführt, aber auch hier existiert keine klare Sport-Vermarktungs- Situation in Sachsen-Anhalt strategie.

Einige Hotels firmieren zwar nicht als Sporthotel, Spezialbetriebe haben aber dennoch größere Affinitäten zum Hotels, die sich ähnlich wie die Wanderhotels als Aktivurlaub durch ihr Angebot. Dazu diese fol- spezialisierte Kooperation vermarkten, gibt es in genden Beispiele: Sachsen-Anhalt bisher nicht. Im Folgenden wer- den exemplarisch Betriebe, erwähnt, die der Sport-Beherbergung in Sachsen-Anhalt zuzu- • An der Schnittstelle von Wellness- und Sport- rechnen sind: hotel bewegt sich das Panorama Hotel, Ilsen- burg, mit Gastboxen für Pferde und Outdoor- Abenteuerparcours. • In einem losen Verbund werden ca. 70 Über- nachtungsbetriebe vom ADFC als „Bett & Bi- • Das Hotel Augustusgabe Barby bietet Reit- ke“-Betriebe geführt (siehe auch Kapitel 4.2 möglichkeiten und wirbt um Radler. zum Radwandern). • Hotel Salzland Center, Staßfurt, mit Erlebnis- • Als Golfhotel lässt sich das Hotel Schloss bad und Multifunktions-Sportanlage auf dem Meisdorf bezeichnen, in dessen Umfeld es ei- Gelände. nen 18-Loch-Golfplatz und eine 6-Loch- Kurzbahn-Anlage gibt. Einfachere Sportunterkünfte • Das Hotel Motopark, Oschersleben, ist ein- Darüber hinaus gibt es auch noch einige rein deutig mit dem Motorsport verbunden. sport-typische Unterkünfte. Berghütten im Harz • Das Reit- und Sporthotel Nordmann, Stange- bieten ein Refugium für Wanderer und Skiläufer; rode (Harz), wird durch einige Hotels mit Segel- und Motorboote am Blauen Band verbin- Gastboxen für Pferde und zahlreiche Reiter- den Sportgerät und Schlafplätze miteinander. Ferienhöfe in der Altmark ergänzt (siehe Ka- Als Beispiele zählen: pitel 4.4 zum Reittourismus) • Die Schierker Baude, Bildungs- und Freizeit- stätte des LSB. „Sporthotels“ Als Sporthotels firmieren folgende Betriebe, die • Die Jugendherberge Schierke besitzt eine ei- aber nicht alle gleichermaßen umfangreiche gene kleine Sporthalle. Sportmöglichkeiten anbieten: • Die Jugendherberge Magdeburg ist Mitglied bei „bett & bike“. • Haus der Athleten, Sporthotel & Restaurant, Magdeburg Sportparks und Sportschulen • Seminar- und Sporthotel Harzer Land, Sportschulen stehen vor allem den Aktiven für Allrode Trainingslager und Wettkämpfe zur Verfügung. • Sporthotel „Waldmühle", Sie existieren in allen Ausprägungen, wobei am Wernigerode (mit Tennishalle) ehesten Betriebe mit künstlichen Attraktionen • Sporthotel Blankenburg, Blankenburg vertreten sind. • Sport- und Ferienhotel „Am Klobenberg", Friedrichsbrunn • Hier hat Sachsen-Anhalt mit der Sportschule Osterburg, die 2003 als einer der ersten Be- triebe Sachsen-Anhalts mit dem Gütesiegel

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der Qualitätsoffensive ausgezeichnet wurde, cherheit sind nur bestimmte Tourismusarten einen Vorzeigebetrieb unter der Regie der bzw. Zielgruppen mit dem Besuch von Erleb- Managementgesellschaft des Landessport- nisbädern in Verbindung zu bringen. So sind bundes aufzuweisen. Die Sportschule steht z.B. Städtetouristen und Geschäftsreisende in nicht nur für Trainingscamps zur Verfügung, der Regel keine potenziellen Erlebnisbadbe- sondern öffnet auch für private Gäste. Ein sucher. vergleichbarer Betrieb in analoger Träger- • Ein Erlebnisbad gehört aus Sicht der Erwar- schaft ist das Sporthotel im thüringischen tungen einiger Zielgruppen (fast schon) zur Oberhof. selbstverständlichen Ausstattung einer Des- • Ebenfalls als Anbieter für Trainingscamps und tination. Individualtouristen gilt der Sport- und Frei- • Erlebnisbäder stellen keinen Wettbewerbsvor- zeitpark Glinde. teil dar, sondern nur den Ausgleich von Wettbewerbsnachteilen, weil sie von wesent- Beide Anbieter könnten auch als Sporthotels be- lichen Tourismus-Zielgruppen als existent zeichnet werden. vorausgesetzt werden. Zu berücksichtigen ist die Abhängigkeit einzelner Bäderkonzepte von den jeweiligen Zielgruppen. Folgende 2.3.3 Erlebnisbäder und Badeseen Aufstellung zeigt eine grobe Orientierung:

Erlebnisbäder Abb. 2-11: Erlebnisbad-Typen im Vergleich Wasserfläche, Größe des Saunabereichs, Exis- tenz und Größe von Rutschen sowie ergänzende Spaß-Erlebnisbäder Thermal-Erlebnisbäder Freizeitangebote sind wichtige hard facts, die • Familien mit Kindern • Gesundheitstouristen Anhaltspunkte für die Beurteilung der Marktfä- higkeit eines Erlebnisbades darstellen. Ebenso • Jugendliche alleine • Aktivtouristen bedeutsam sind zusätzlich die soft facts, wie z.B. (Rad, Kanu etc.) die durch Architektur, Innengestaltung und Ser- • Altersgruppen: • Altersgruppen: vicefreundlichkeit erzeugte Atmosphäre. Nicht bis ca. 40 Jahre verstärkt über ca. 40 zuletzt spielt das Preis-Leistungsverhältnis eine (bei attraktiver Jahre wichtige Rolle. Saunalandschaft auch Ältere) Der Gefahr in deutschen Regionen aufkommen- • Bedürfnis nach Spaß • Bedürfnis nach Ruhe der Sättigungstendenzen im Erlebnisbädermarkt und Abwechslung und Entspannung „wegen diffuser und sich wiederholender The- 41 matisierungsstrategien" muss mit schlüssigen (Quelle: Dreyer 1999) Vermarktungskonzepten im Hinblick auf die an- visierten Zielgruppen begegnet werden, wobei Die genannten Rahmenbedingungen, Kennzah- Touristen im Umkreis von ca. 50 km und Ein- len und Investitionsvolumen verdeutlichen, dass wohner im Umkreis bis zu 100 km (Naherho- vor einer Neuinvestition in Erlebnisbäder wie lung) als potenzielle Besucher in Frage kom- auch in Freizeitparks eine gründliche und objek- men.42 Die Strukturen im Einzugsgebiet der po- tive wirtschaftliche Analyse erfolgen muss. In tenziellen Nachfrager müssen die Voraussetzung Sachsen-Anhalt wurden von 1990 bis 2003 acht dafür schaffen, dass sehr hohe Besucherzahlen Erlebnisbäder in Betrieb genommen, die vom (auf jeden Fall über 400.000 pro Jahr) akquiriert Wirtschaftsministerium aus Mitteln der Gemein- werden können. Außerdem muss die konkrete schaftsaufgabe mit insgesamt 136 Mio. DM ge- Ausgestaltung der wichtigsten Angebotskompo- fördert wurden. Insgesamt wurden in etwa 200 nenten große Preisfestsetzungsspielräume eröff- Dauerarbeitsplätze dadurch geschaffen. Die An- nen. lagen sind:

Grundsätzlich gilt: Sachsen-Anhalt hat die Investitionen/ Förderun- • Ein Bad ohne weitere touristische Attraktio- gen für Erlebnisbäder gegen vielfache Wider- nen wird wirtschaftlich kaum erfolgreich sein. stände beschränkt, weil die betriebswirtschaftli- • Die Tourismusentwicklung fördert unter Um- che Führung mit Risiken behaftet ist, was bei ständen den Bäderbesuch. den natürlichen Ressourcen nicht in entspre- • Ein Nutzen für beide Seiten ist nur bei einer chendem Maße der Fall ist. Zielgruppenaffinität zwischen Erlebnisbad und Tourismus zu erwarten. Mit einiger Si-

41 Heuer/Schiller 1998: 154. 42 DWIF 1994 und 1996.

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Abb. 2-12: Erlebnisbäder in Sachsen-Anhalt Abb. 2-13: Badegewässer der Kategorie „sehr 2003 gut“ in Sachsen-Anhalt 2003

• Halberstadt • Schmiedeberg • Arendsee • Bremer Dammteich (1035) (1160) Strandbad Gernrode • Halle-Beesen • Schönebeck-Bad • Waldbad Wischer • Osterteich (1250) Salzelmen (530) Gernrode • Magdeburg (1530) • Staßfurt (550) • Steinbruch Alte • Schachtteich Schmiede Süplingen Gerlebogk, • Naumburg (485) • Stolberg (570) Bernburg • Schönebeck, • FKK-Bad Vorderer (Die Zahl in Klammern zeigt die Wasserfläche in qm an.) Albertinesee Tiergarten, Dessau • Halberstädter See • Strandbad Adria, Badegewässer Dessau Wie die Erlebnisbäder dienen die Badegewässer dem Tourismus und der Naherholung gleicher- • Löderburger See • Waldbad Freund- maßen. Sachsen-Anhalt besitzt ein enormes schaft, Dessau/ wassertouristisches Potenzial, u.a. durch die aus Oranienbaum dem Bergbau entstehenden Seenlandschaften • Strandbad Staßfurt • Friedrichsbad (siehe Kapitel 4.3). Die Zahl der Badegewässer, Zwintschöna die von den örtlichen Gesundheitsämtern unter- sucht werden, hat sich 2003 im Vergleich zum • Flämingbad Coswig • Strandbad Vorjahr von 56 auf 61 erhöht. Grundsätzlich Pappelgrund, Halle kann an allen Seen ohne Bedenken gebadet werden. Die Übersichtskarte stuft in die drei Ka- Abb. 2-14: Badegewässer in Sachsen-Anhalt tegorien „sehr gut geeignet", „gut geeignet" und 2003 „geeignet" ein. Grundlage der vorgenommenen Eingruppierung sind die bakteriologischen Un- tersuchungsergebnisse des Jahres 2002 und die Einschätzung der Gesundheitsämter in Bezug auf die Einhaltung allgemeiner Ordnungs- und Sicherheitskriterien wie die Beschaffenheit des Ufers, die Gestaltung des Strandes, der Zustand der sanitären Einrichtungen und die Sicherheit der Badegäste während des Badebetriebes. Mit sehr gut geeignet wurden folgende 16 Gewässer bewertet (vgl. Abb. 2-13 und 2-14):43

2.3.4 Weitere tourismusnahe Betriebe

Sportservice-Büro Wernigerode Die Management GmbH des Landessportbundes Sachsen-Anhalt unterhält in Wernigerode ein Sportservice-Büro, das sich die Vernetzung von Sport und Tourismus durch Dienstleistungen für Badegewässerklassen Sportvereine sowie Tourismusunternehmen auf 1 die Fahnen geschrieben hat. Das Büro ist als Modellprojekt auf Initiative der Management 2 GmbH 2002 ins Leben gerufen worden. Die zu- 3 nächst auf zwei Jahre ausgelegte Finanzierung, die auf dem Programm „Neue Wege der Ar- (Eigene Abbildung auf Basis der Badegewässerkarte 2004, beitsmarkt- und Beschäftigungspolitik“ basiert, Ministerium für Gesundheit und Soziales 2004) soll voraussichtlich bis 2006 verlängert werden.

43 Badegewässerkarte des Landes Sachsen-Anhalt.

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Beispiele für vollbrachte Dienstleistungen in der • Bergsport Arena, St. Andreasberg44 Organisation bzw. Organisationshilfe bei Veran- • Freestyle Shop & Bike, Hohegeiß45 staltungen sind: • Intro, Institut für Trainingsoptimierung, Wolfs- burg46 • Organisation des Bereichs „Wandern“ beim Harzgebirgslauf Aber auch in anderen Regionen des Landes fin- • Entwurf und Organisation des 1. Huy-Burgen- den sich Anbieter. Die Beispiele zeigen, wie viel- laufs 2003 fältig das Spektrum der Betriebe ist: • Organisation des 1. Schierker Mountainbike- Rennens 2003 • Begegnungs- und Erlebniszentrum des Ver- • Leitung des Organisationsbüros sowie der eins „Rückenwind“ e.V., Schönebeck47 Bereiche Logistik und Verkehr beim B-Welt- • Saale Unstrut Tours, Kanustation „Blüten- cup in der Nordischen Kombination in Braun- grund", Naumburg48 lage und Schierke 2004 • Reiterhof und Pension Uwe Trumpf, Hohen- berg-Krusemark49 Abb. 2-15: Finanzierungsstruktur des Sport- service-Büros, Wernigerode, Mai 2.3.5 Weitere tourismusrelevante Sportstätten 2002 bis April 2004 Als wichtige Sportstätten (siehe Kapitel 2.4), die Land (Wirtschafts- 31,2% 60.580 Euro durch ihr Wettkampfangebot auch touristische ministerium) Wirkungen besitzen, werden von Experten meh- Arbeitsamt 55,6% 108.000 Euro rere Einrichtungen in Sachsen-Anhalt genannt, von denen einige exemplarisch vorgestellt wer- Eigenmittel 13,2% 25.600 Euro den (der Motopark Oschersleben und Loipen im Summe 100,0% 194.180 Euro Harz werden z.B. ausführlich in Kapitel 4 darge- stellt). (Quelle: Sportservice-Büro 2003) Besonders hervorzuhebende Sportstätten stellen die Regatta-Strecke auf der Elbe, die Bördeland- Sportmuseen halle in Magdeburg, die Eissporthalle in Köthen In der deutschen Sportmuseums-Landschaft gibt (Umbau einer alten Werkhalle), der Motopark in es nur wenige herausragende Museen. In Sach- Oschersleben, die Motocrossstrecke in Teut- sen-Anhalt existiert das Turn- und Sportmuseum schenthal und die 70-m-Ski-Sprungschanze in Friedrich-Ludwig Jahn in Freyburg. Es ist dem Wernigerode dar, wobei letztere nicht für Welt- „Vater“ der deutschen Turnbewegung gewidmet cup-Veranstaltungen der Spezialspringer oder (Näheres in Kapitel 5). Im als „Schachdorf“ be- für die Nordischen Kombinierer geeignet ist und kannten Örtchen Ströbeck gibt es außerdem ein ein Ausbau auch nicht geplant ist. Schachmuseum. Und im Harz hat das Heimat- und Skimuseum in Braunlage (Niedersachsen) Die Bördelandhalle in Magdeburg gehört zu den seine Pforten geöffnet. modernsten Hallen Deutschlands. Mit 7.800 Plätzen ist sie die größte Mehrzweckhalle Sach- Outdoor-Sportanbieter sen-Anhalts. Sie ist durch Fernsehproduktionen Zusätzlich zu Incoming-Agenturen und Sportho- bei ARD, RTL und MDR deutschlandweit bekannt. tels gibt es in Sachsen-Anhalt noch zahlreiche, Durch ihre citynahe Lage ist sie per Bahn, Bus vor allem kleinere Outdoor-Anbieter. Sie zeich- oder Auto schnell und unkompliziert erreichbar. nen sich durch das Angebot unterschiedlichster Sportler äußern sich sehr positiv zu den Trai- Sportarten aus, was eine Abgrenzung des Mark- ningsmöglichkeiten und Wettkampfbedingun- tes erschwert, denn einen einfachen Fahrradver- gen. Die Halle ist Spielort des international er- leih würde man noch nicht als „Outdoor- folgreichen Handballclubs SC Magdeburg. Gro- Anbieter“ bezeichnen, ein Unternehmen, das ße Box-Wettkämpfe (u.a. mit Sven Ottke) fanden Radtouren durchführt und Guides zur Verfügung dort ebenfalls schon statt. stellt, dagegen schon. Für den Harz nennt der Harzer Verkehrsverband (2003) zum Beispiel:

44 www.bergsport-arena.de. 45 www.erlebnistage.de. 46 www.intro-wolfsburg.de. 47 www.schoenebeck.de/11/wasser/touri1.htm. 48 www.saale-unstrut-tours.de. 49 www.reiterhof-trumpf.de.

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Abb. 2-16: „Innenleben“ der Bördelandhalle in ten, sondern auch für Wandern, Radeln) werden Magdeburg im Zusammenhang mit der jeweiligen Sportart in Kapitel 4 aufgezeigt.

Es ist festzustellen, dass bisher kein Ort als ech- ter „Sport-Ort“ in Erscheinung tritt. Gleichwohl könnte man es einigen Orten Sachsen-Anhalts durchaus zutrauen, sich in dieser Form auf der touristischen Landkarte zu positionieren. Von Ei- nigen wird Dessau als „Sportstadt“ bezeichnet, (Quelle: www.boerdelandhalle.de) was vielleicht mit der großen Zahl an Mitglied- schaften in Sportvereinen zu erklären ist. Von Das vom Fassungsvermögen her drittgrößte und Touristikern wird Dessau eher mit Kultur in Ver- nach einer 1990 begonnenen schrittweisen Sa- bindung gebracht. nierung wohl modernste Stadion klassischer Bauart Sachsen-Anhalts (keine „Arena“) ist das Abb. 2-17: Ausschnitt aus der Eigenwerbung der Paul-Greifzu-Stadion in Dessau mit einem Fas- Stadt Dessau 2003 sungsvermögen von 20.000 Zuschauern, von denen 2.000 auf der überdachten, im Herbst 2002 eingeweihten neuen Sitzplatztribüne Platz nehmen können. Um das Stadion auch bei Dun- • Sport hat in Dessau eine lange Tradition und kelheit nutzen zu können, wurde eine Flutlicht- seit jeher einen hohen Stellenwert. In die Ge- anlage installiert, deren Einweihung mit einem schichte eingegangen als erster Fußball- Freundschaftsspiel des SV Dessau 05 gegen den Pokalsieger der DDR ist der damalige SG Bundesligisten VfL Wolfsburg erfolgte. Eine für Waggonbau Dessau, der mit einem 1:0 Sieg internationale Wettkämpfe zugelassene Kunst- gegen die SG Gera 1949 die begehrte Tro- stofflaufbahn wurde 1997 eingebaut. Im Stadi- phäe nach Dessau holte. onumfeld entstand außerdem eine Rollschnell- • Besonderen Stellenwert haben neben Fußball laufbahn mit internationalem Standard, die so- auch viele andere Sportarten, wie etwa wohl für den Wettkampf- als auch für den Frei- Handball, Volleyball, Turnen, Tischtennis und zeitsport genutzt wird. Tennis. Handball wurde über Jahrzehnte in der DDR Oberliga gespielt und seit 1990 ist Die größte Schanzenanlage des Skiverbandes Dessau in der I. bzw. II. Bundesliga vertreten. Sachsen-Anhalt mit Namen Zwölfmorgenthal- • Gegenwärtig werden in Dessau fast 50 Schanze steht in Wernigerode. Nach der Einwei- Sportarten und Disziplinen aktiv betrieben. hung 1963 als Mattenschanze mit dem Kon- Die 80 Sportvereine der Stadt haben über struktionspunkt (K) 70 m wurde sie durch drei 13.500 Mitglieder. Darüber hinaus sind im kleinere Schanzen ergänzt und mehrfach umge- außerschulischen Bereich Kinder und Jugend- baut. 1994 erfolgte der letzte Umbau nach neu- liche in über 100 Arbeitsgemeinschaften esten FIS-Normen und mit neuen Matten für sportlich tätig. K 63, K 33, K 20 und K 10. Die Schanze ist da- • Die Bedingungen für den Sport haben sich in mit eine „mittlere“ Schanze, eine Kategorie un- den letzten Jahren entscheidend verbessert. ter der „Normalschanze“ (siehe Kapitel 4.5). So wurde das städtische Paul-Greifzu-Stadion schrittweise saniert und funktionell erweitert. 2.3.6 Zwischenfazit Mit Leichtathletik-Kunststoffanlage, Flutlicht und Neubau einer Speedskatingbahn ent- Sachsen-Anhalt hat eine Reihe von Betrieben zu standen beste Voraussetzungen für die bieten, die entlang der Wertschöpfungskette des Durchführung nationaler und internationaler Reisens sport- und aktivtouristische Angebote Sportveranstaltungen. machen. Dennoch sind verhältnismäßig wenig • Dessau hat sich insbesondere in den letzten Betriebe klar und deutlich in diesem Segment Jahren einen guten Ruf als Veranstaltungsort positioniert, was durchaus den Schluss zulässt, erworben. Seit 1995 fanden 18 Länderspiele von größeren Potenzialen zu sprechen, wenn im Volleyball, Handball und Basketball, Län- man an die in einzelnen Sportarten noch beste- derkämpfe im Turnen und in der Leichtathle- henden Entwicklungsmöglichkeiten (siehe Kapi- tik sowie Welt- und Europameisterschaften tel 4) denkt. Am ehesten sind die Übernach- hier statt. tungsbetriebe in der Altmark bereits einem Ge- • Dessau ist als SPORT STADT DESSAU national schäftsfeld zuzuordnen, nämlich dem Reitsport. und international bekannt. Touristische Routen und Wege (nicht nur für Rei- (Quelle: www.dessau.de)

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Mit einzelnen Sportarten verbunden werden der neuen Länder (28,7%) ist. Diese beiden An- Oschersleben (Motorsport), Ströbeck (Schach) und lagetypen stellen quantitativ betrachtet die wich- Samswegen (Gewichtheben) (siehe Kapitel 4). Als tigste Säule der Sportversorgung in Sachsen- Sport-Orte mit einem umfangreichen Sportar- Anhalt dar. tenangebot im Hinblick auf den Sport-Tourismus ließen sich am ehesten Ilsenburg und Schierke Abb. 2-19: Grundstruktur der Sportanlagenty- ausbauen. Bedingt durch ihre Sport- pen in Sachsen-Anhalt 2003 Beherbergungsbetriebe sind Osterburg und Glinde (in der Nähe von Barby) für Formen des Sportanlagentypen Anzahl Sport-Tourismus (z.B. Trainingscamps) interes- sant (siehe Kapitel 6). Sportstätten gesamt 4.036 Klein- und 1.924 Abb. 2-18: Ausgewählte tourismusrelevante Großspielfelder Sportstätten in Sachsen-Anhalt 2003 400m-Rundlaufbahnen 262 Wichtige Ort Sportstätte Sportarten Sporthallen 1.156 Großsport- und Dessau Paul-Greifzu- Events, diverse 32 Stadion Angebote Mehrzweckhallen

Glinde Sport- und Diverse Hallenbäder 40 Freizeitpark Angebote Freibäder 147 Magdeburg Bördelandhalle Events, u.a. Handball, Boxen Naturbäder 64

Meisdorf Golfplatz Golf Tennisanlagen 130

Oschersleben Motopark Motorsport Tennishallen 10 Eishallen 2 Osterburg Sportschule Diverse Angebote Schießsportanlagen 269

Teutschenthal Geländestrecke Motorradsport (Quelle: Ministerium für Gesundheit und Soziales 2003)

Die Tennisanlagen (3,5%) haben in Sachsen- Anhalt – aber auch in den neuen Ländern (3,4%) 2.4 Sportstätten in Sachsen-Anhalt insgesamt – im Vergleich zum Bundesdurch- schnitt (11,2%) eine geringe Bedeutung. Dies ist 2.4.1 Sportanlagentypen vor allem auf die geringe Verbreitung des Ten- nissports in der ehemaligen DDR zurückzufüh- Gemäß der Sportstättenstatistik der Länder gibt ren. es in Sachsen-Anhalt 4.036 Sportstätten (vgl. Abb. 2-19). Im Vergleich zum Bundesdurch- Besonders hervorzuhebende öffentliche Sport- schnitt von 7.935 Sportstätten pro Bundesland stätten stellen die Regatta-Strecke auf der Elbe sind zwar deutlich weniger Sportstätten in Sach- in Magdeburg, die Bördelandhalle in Magde- sen-Anhalt vorhanden, die Anzahl entspricht a- burg, die Eissporthalle in Köthen (Umbau einer ber nahezu dem Durchschnitt, der in den neuen alten Werkhalle), das Paul-Greifzu-Stadion in Bundesländern vorhanden ist (4.154 Sportstät- Dessua, der Motopark in Oschersleben, die Mo- ten). tocrossstrecke in Teutschenthal und die 70-m- Ski-Sprungschanze (Zwölfmorgenthal-Schanze) Die ungedeckten Anlagen (Klein- und Großspiel- in Wernigerode dar, wobei letztere nicht für felder, 400m-Rundlaufbahnen) dominieren mit Weltcup-Veranstaltungen der Spezialspringer einem Anteil von etwas mehr als die Hälfte aller oder für die Nordischen Kombinierer geeignet Sportanlagen (54,2%) das Gesamtbild in Sach- und ein Ausbau auch nicht geplant ist. sen-Anhalt (Bundesdurchschnitt: 47,4%, Durch- schnitt der neuen Länder: 58,4%). Des Weiteren nehmen die Sporthallen (Sporthallen, Groß- und Mehrzweckhallen) mit 29,4% einen hohen Stel- lenwert ein, wobei dieser Wert nahezu identisch mit dem Bundesdurchschnitt von 28,2% und den

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2.4.2 Sportstättenförderung b) Förderung des Vereinssportstättenbaus des Landessportbundes Sachsen-Anhalt a) Kommunaler Sportstättenbau Gefördert werden Baumaßnahmen von Vereinen Das Ministerium für Gesundheit und Soziales hat und Verbänden, die nicht in der Lage sind, das in den Jahren 1991 bis 2002 aus Landesmitteln, Vorhaben mit eigenen Mitteln durchzuführen. Mitteln des Infrastrukturprogramms und des In- Eine Zuwendung nach der gültigen Richtlinie be- vestitionsförderungsgesetzes (IfG) sowie des trägt in der Regel 30% der zuwendungsfähigen Sonderförderprogramms „Goldener Plan Ost" Kosten, jedoch höchstens 50.000 Euro. Geför- (GPO) für die Sanierung und den Neubau im dert werden die Instandsetzung, die Sanierung, Rahmen des kommunalen Sportstättenbaus ins- der Umbau, die Erweiterung, der Neubau von gesamt rund 122,5 Mio. Euro Fördermittel ein- Sportstätten sowie deren Erstausstattung mit gesetzt. Eine besondere Förderung haben die Sportgeräten, unter Beachtung der umwelt- und Hochleistungssportstätten des Olympiastütz- behindertengerechten Ausführung. Besonderer punktes Magdeburg/Halle mit den exponierten Wert wird auf die Reduzierung der Betriebskos- Neubauten der Bördelandhalle in Magdeburg ten durch die Erhöhung der Wärmedämmung an und der Leichtathletikhalle in Halle erfahren. Für den Gebäuden und den Einbau moderner Hei- Dessau war die Sanierung der Anhalt-Arena (e- zungsanlagen bzw. wasser- und energiesparen- hemals Sporthalle an der Robert-Bosch-Straße) der Armaturen/Beleuchtungseinrichtungen ge- die herausragende Maßnahme. Die Zahl der ge- legt. Die Zahl der geförderten Sportstätten im förderten Sportstätten lag zwischen 60 (Planung Vereinssportstättenbau lag zwischen 57 (1991) für 2003) und 181 im Jahre 1997. und 137 (2002) pro Jahr, wobei in den letzten sechs Jahren immer mehr als 100 Sportstätten gefördert werden konnten.

Abb. 2-20: Sportstättenförderung im kommuna- Abb. 2-22: Sportstättenförderung im Vereins- len Sportstättenbau in Sachsen- sportstättenbau des Landessportbund Anhalt 1991-2003 Sachsen-Anhalt 1991-2003

Fördersumme in Mio. Euro Fördersumme in Tsd. Euro 18 1.200

16 1.000 14

12 800

10 600 8

6 400

4 200 2

0 0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

(Quelle: Ministerium für Gesundheit und Soziales 2003) (Quelle: Ministerium für Gesundheit und Soziales 2003)

Abb. 2-21: Anzahl der geförderten kommunalen Abb. 2-23: Anzahl der geförderten Vereinssport- Sportstätten in Sachsen-Anhalt stätten in Sachsen-Anhalt 1991- 1991-2003 2003

’91 ’92 ’93 ’94 ’95 ’96 ’97 ’91 ’92 ’93 ’94 ’95 ’96 ’97 88 75 104 139 115 147 181 57 65 82 96 73 85 89

’98 ’99 ’00 ’01 ’02 ’03 ’98 ’99 ’00 ’01 ’02 ’03 96 96 146 162 82 60 106 116 117 122 137 102

(Quelle: Ministerium für Gesundheit und Soziales 2003) (Quelle: Ministerium für Gesundheit und Soziales)

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c) Landessportschule Osterburg 2.4.3 Zwischenfazit

Seit der Gründung des Landessportbundes am Das Angebot an Sportstätten im Land hat sich 29.09.1990 hat er sich um gute Bedingungen seit 1990 sehr positiv entwickelt, so dass sich zur Aus-, Fort- und Weiterbildung seiner haupt- Sachsen-Anhalt vor einem Vergleich mit den an- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mit- deren neuen Bundesländern nicht scheuen arbeiter bemüht. Mit der Projektstudie aus dem braucht. Dies gilt sowohl für den Bereich des Jahre 1993, mit dem 1. Spatenstich 1997 und Breiten- und Freizeitsports als auch für den Leis- der feierlichen Eröffnung 2001 wurde eine den tungssport. Die noch vorhandenen Defizite, v.a. heutigen und zukünftigen Ansprüchen entspre- Schwimmhallen und Sportstätten im ländlichen chende Schulungseinrichtung für die Sportlerin- Bereich, könnten in den nächsten Jahren abge- nen und Sportler geschaffen. Lehrgänge zur baut werden. Voraussetzung hierfür ist die Bei- Aus- und Weiterbildung für Vereinsmanager, für behaltung der bisherigen Mittelbereitstellung Kampf- und Schiedsrichter sowie Gesundheits- durch Land und Kommunen sowie die volkswirt- sportlehrgänge haben an der Schule einen fes- schaftliche Prüfung, insbesondere vor dem Hin- ten Platz. Auch für Trainingslager von Athletin- tergrund der demographischen Entwicklungen. nen und Athleten im Spitzen-, Nachwuchs- und So sind beim zukünftigen Sportstättenbau be- Breitensport sowie für Trendsportler ist die sonders die Anforderungen der Generation 50+ Sportschule geeignet. Auch der Gewinner der zu berücksichtigen. Champions League 2002 im Handball, der SC Magdeburg, hat vor kurzem dieses Domizil ge- Die aktuellen Hauptförderschwerpunkte in der nutzt. Das Sportministerium Sachsen-Anhalts kommunalen Sportstättenförderung des Landes stellte für den Bau der Landessportschule in Os- Sachsen-Anhalt stellen folgende Bereiche dar: terburg von den 19 Mio. Euro zuwendungsfähi- gen Gesamtkosten rund 13 Mio. Euro zur Verfü- • Hochleistungssportstätten gung. • Sportstätten mit landesübergreifender oder bundesweiter Nutzung Abb. 2-24: Förderung der Landessportschule • Sportstätten mit regionaler Bedeutung, wie Osterburg Landesleistungszentren und Schulstandorte (Gymnasien und Sekundarschulen) Haushaltsjahr Fördersumme in Euro • Sportstätten mit Grundschulstandorten – 1997 511.292 Förderung von Modellprojekten. 1998 988.838 1999 3.438.438 2000 7404.015 2001 613.550 12.956.133

(Quelle: Ministerium für Gesundheit und Soziales 2003)

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3. Nachfrageanalyse: Die Sport- (1) Sport-Tourismus von aktiv Sporttreibenden Touristen in Sachsen-Anhalt (von Sport-Aktiven)

3.1 Die Sport-Tourismus-Nachfrage im Über- Sport-Aktive oder aktiv Sporttreibende verlassen blick ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort und reisen in eine Destination, um dort Sport auszuüben. Da- Bisher gibt es keine allgemein akzeptierte sport- bei kann die Sportaktivität sehr unterschiedlich touristische Zielgruppenanalyse. Es werden übli- intensiv betrieben werden. Auf der einen Seite cherweise Unterteilungen nach sehr verschiede- steht der Leistungssportler und Profi, der wäh- nen Kriterien vorgenommen. Dabei ist die Un- rend der Reise hart trainiert oder an einem terscheidung von aktiven und passiven Sport- Wettkampf teilnimmt. Für ihn ist das Reisen oft- Touristen oder von Reisenden zur aktiven Sport- mals „Pflicht“ oder gar „Zwang“, in den seltens- ausübung und Reisenden zum passiven Sporter- ten Fällen steht das Vergnügungsmotiv im Vor- leben eine der am meisten verbreiteten (siehe dergrund der Sport-Reise. Kapitel 3.2). Im Tourismus- und Sport-Marketing werden zudem Unterteilungen nach den in der Auf der anderen Seite steht der Freizeit- und Marktforschung verbreiteten drei Grundtypen Fun-Sportler, der „genießt“ und nur gelegentlich der Marktsegmentierung vorgenommen:50 während der Reise Sport treibt. Er betreibt den Sport zumeist „freiwillig“ und seine Hauptmotive zur Reise sind eher Fun, Fitness, Begegnung • sozio-demographische Segmentierung, (Kommunikation). Hier interessiert vor allem Ur- • verhaltensorientierte Segmentierung und laubssport oder Sport im Urlaub, wobei wissen- • psychographische Segmentierung, sog. Life- schaftlich die Begriffe Freizeitreisen die korrekte- style-Segmentierung. ren wären.

Aufgrund dieser Ansätze der Marktsegmentie- Beide Gruppen können „Sport im Urlaub“ rung und Zielgruppenbestimmung werden für betreiben, wenn auch dort mit verschiedenen Sachsen-Anhalt im Folgenden einige Nachfra- Ambitionen. Doch Urlaubssport fokussiert vor al- gegruppen vorgestellt und genauer charakteri- lem auf die zweite Gruppe. Die erste Gruppe siert, die allerdings nicht ganz abgrenzungscharf betreibt Sport verstärkt „als Geschäft“ (siehe Ka- zueinander sind. Sie erscheinen aber für die pitel 3.3 (1)-(3)). praktische Arbeit des Sport-Tourismus als sehr hilfreich (siehe Kapitel 3.2). Sie werden um Da- (2) Sport-Tourismus von sport-passiven Personen ten zum Volumen und zur Struktur der sport- – Reisende zum „passiven“ Sport-Erleben touristischen Nachfrage in Deutschland sowie zur spezifischen Nachfrage in Sachsen-Anhalt Sport-touristische Reisen dieser Gruppe fokus- ergänzt (siehe Kapitel 3.3 und 3.4). Dabei fällt siert vor allem auf den Zuschauer-Sport und eine quantitative Abschätzung des Sport- damit auf Reisen von „Sport-Zuschauern“. Sie Tourismus-Marktes nicht leicht, weil sind „passiv“ im Sinne, dass sie keinen Sport ausüben. Sie sind aber aktiv für ihre Passion • die Abgrenzung zwischen „sportorientierten“ Sport unterwegs – anders als die Zuhause ge- und „weniger sportorientierten“ Reisen nicht bliebenen, die sich über Sportereignisse oftmals trennscharf ist, gar nicht oder nur durch die Medien berichten • Zahlenmaterial über Trainings- und Wett- lassen.52 Die meisten dieser Reisen sind direkt kampfreisen bisher nicht zur Verfügung steht oder indirekt durch Sport-Events verursacht. Im und angelsächsischen Raum wird daher auch von der • im Übrigen der Markt aufgrund zahlloser Gruppe des „event-based sport tourism“ gespro- Sportarten und Events recht unübersichtlich ist. chen.53

3.2 Aktive und passive Sport-Touristen Auch diese Gruppe ist relativ inhomogen. Sie umfasst so unterschiedliche Reisende wie Sport- Es besteht weitgehend Einigkeit in der sport- zuschauer, Betreuer von Sportlern, aber auch touristischen Literatur, dass zwei große Gruppen Sportfunktionäre, die die Sport-Events vor- und von Sport-Touristen mit sehr verschiedenen Mo- nachbereiten sowie die Medienvertreter, die tiven, Verhaltensweisen und Interessen unter- über Events berichten und dazu auf Reisen schieden werden können.51

52 Vgl. beispielsweise die Diskussion bei Stollenwerk 1996: 112ff., inwieweit Sportzuschauer „nur passiv oder auch ak- 50 Vgl. genauer z.B. Freyer 2004a (Tourismus-Marketing); tiv“ sind sowie die entsprechenden Ergebnisse mehrerer em- Freyer 2003 (Sport-Marketing). pirischer Studien. 51 Vgl. ähnlich Freyer 2000a: 517ff.; Dreyer 2004. 53 Vgl. u.a. Standeven/De Knop 1999.

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gehen müssen. All diese üben dabei keinen Abb. 3-1: Nachfragtypen im Sport-Tourismus Sport aus. Einige mögliche Nachfragetyp Neben den bekannten Sportzuschauern, sind es Reisemotive aber eine Reihe anderer Reisender, die „in Sa- 1) (Aktive) Sport-Urlauber Sportbezogene Motive chen Sport“ unterwegs sind, ohne dabei aktiv Vollständige Ausrichtung - Sport treiben der Reise auf die - Bewegungsdrang Sport zu treiben. Die wichtigsten Gruppen sind Ausübung von Sport. - Erlernen neuer Sportarten Reisende zu Sportattraktionen, Reisende zu Sonstige Motive Sportkongressen sowie die verschiedenen Unter- - Spaß - Wunsch nach Anerkennung stützer und Begleiter des Sports. Letztere werden (Prestige) gelegentlich als eigene Gruppe der Sport- - persönliche Entfaltung Touristen betrachtet (vgl. Abb. 1-2 und siehe das 2) Sportorientierter Aktiv- Sportbezogene Motive folgende Kapitel 3.3 (4) und (6)). Urlauber - aktive Erholung (auch: Urlaubs-Sportler) -Fitness Sportliche Aktivitäten - Gesundheit, Rehabilitation (3) Sportunterstützer und Sportbegleiter gehören zu einem Sonstige Motive wichtigen Teil des - Geselligkeit Strittig bzw. unklar ist, wo die Gruppe der Sport- Urlaubs, obwohl sie nicht - Spaß die einzigen - Erlebnisdrang unterstützer und Sportbegleiter einzuordnen ist. Betätigungen sind. Hierzu zählen Trainer, Mediziner, Funktionäre Ausübung verschiedener ebenso wie die Familienangehörigen, Sponso- Sportaktivitäten. ren, Medienvertreter usw. 3) Trainings- und Sportbezogene Motive Wettkampfreisende - Leistungsverbesserung Reise von Sonstige Motive Sie können als dritte Gruppe zwischen den bei- Leistungssportlern ins - Wunsch nach Anerkennung den anderen betrachtet werden (vgl. Abb. 1-2). Trainingslager oder zur - finanzielle Motive Sie können aber evtl. auch den beiden Grund- Wettkampfstätte gruppen der aktiven und passiven Sport- 4) Veranstaltungs-Touristen Sportbezogene Motive (auch: Sport-Zuschauer) - passives Sportinteresse Reisenden zugeordnet werden, da Sportunter- Reise zum Besuch von Sonstige Motive stützer und deren Reisen zum einen zur aktiven Sportveranstaltungen -Abwechslung Sportausübung, zum anderen zum passiven - Kontakte -Erlebnis Sporterleben dienen. Aber auch die beiden an- deren Gruppen enthalten sehr unterschiedliche 5) Sportunterstützer und - Sportbezogene Motive begleiter - passives Sportinteresse Sportler oder Nicht-Sportler auf Reisen (siehe Reise als Begleiter von Sonstige Motive Kapitel 3.3 (5) und (7)). aktiven Sportlern oder - Unterstützung zur Organisation von - Begeisterung Sport-Events -Erlebnis 3.3 Die Sport-Tourismus-Nachfrage – spezielle 6) Sport-Memorial-Touristen Sportbezogene Motive Segmente und Zielgruppen Reisen zu Sport- - passives Sportinteresse Attraktionen Sonstige Motive Auf der Grundlage der verschiedenen Kriterien -Historie zur Marktabgrenzung und zur Zielgruppenbe- - Prominenteninteresse, Fan stimmung, insbesondere nach sport-touris- 7) Sport-Medienvertreter Sportbezogene Motive Reisen von - passives Sportinteresse tischem Verhalten und Motiven lassen sich für Medienvertretern zur Sonstige Motive den Sport-Tourismus folgende Gruppen und Sportberichterstattung - Journalismus Segmente unterscheiden: - Medienberichterstattung

(1) (Aktive) Sport-Urlauber (Quelle: Weiterentwicklung von Freyer 2000a: 518 sowie Dreyer 1995: 32) Die (aktiven) Sporturlauber richten ihre Reise auf die intensive Ausübung einer oder mehrerer Sportarten aus. Dies ist für sie das wichtigste Sport als Hauptinhalt der Urlaubsreise wird oft- Motiv für den speziell gebuchten Urlaubsaufent- mals überschätzt. Die wirklich aktiven Sportur- halt. Dennoch muss der Sport nicht das Einzige lauber gehören einer Minderheit an. So stellt die im Urlaub bleiben, denn oft bleibt noch Zeit für Reiseanalyse für Deutschland fest, dass ca. 7% ergänzende Aktivitäten. Auch sind viele der der Bevölkerung das Urlaubsmotiv „aktiv Sport „Sporturlauber“ nicht alleine unterwegs und treiben“ als besonders wichtig ansehen, was widmen sich neben der Sportaktivität auch an- 4,5 Mio. Personen bzw. im Sinne des Untersu- deren Beschäftigungen der Mitreisenden (Part- chungsdesigns 4,5 Mio. längere Sport-Urlaubs- ner oder Kinder). reisen mit mindestens vier Übernachtungen ausmacht. Hinzu kommen ca. 2 Mio. kurze Sportreisen. Dagegen kommt der Europäische Reisemonitor zu anderen Ergebnissen. In dieser Analyse ist sportorientierter Urlaub gegeben,

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wenn Sport bzw. sportliche Aktivitäten eine grö- Urlaub nicht nur Selbstzweck, sondern in vielen ßere Rolle spielen oder Schwerpunkt der Reise Fällen auch Mittel zu anderen Zwecken, u.a.58 sind. Zahlenmäßig ausgedrückt sind dies 11 Mio. Reisen mit mindestens einer Übernach- • Sport, um Spaß zu haben tung.54 • Sport, um der Langeweile zu entfliehen • Sport, um Kontakte und Geselligkeit zu haben Unter den sportorientierten Urlaubern sind mehr • Sport, um Natur zu erleben Männer als Frauen zu finden und sie kommen • Sport, um gesund und fit zu sein vermehrt aus den größeren Städten. Bessere Bil- • Sport, um schön zu sein. dung und ein höheres Einkommen ordnen sie eher der oberen Gesellschaftsschicht zu und ma- Abb. 3-2: Anreizdimensionen bei verschiedenen chen es ihnen leichter sich für Sporturlaub zu in- Outdoor-Sportarten teressieren. Nicht nur die Einsicht ist vorhanden, Wichtige Unwichtige dass körperliche Betätigung (meist) gut für die Sportart Gesundheit ist, sondern sie können sich den Anreizdimensionen Anreizdimensionen Sport auch leisten. Besonders beliebt ist der Klettern + Soziales Wohlbefinden - Gesundheit und + Anregung und Erregung Fitness Bergurlaub (Wandern und Alpinskilauf) und des- erleben halb hat sich Österreich als bevorzugtes Reise- + Kompetenzerleben / Leistungsverbesserung ziel herauskristallisiert.55 Als Motive wurden acht Mountain- + Gesundheit und Fitness - Bewegungs- Anreizdimensionen empirisch herausgefiltert, die biking + Kompetenzerleben / erleben in Abb. 3-2 auf beliebte (Outdoor-)Sportarten Leistungsverbesserung bezogen werden.56 + Psychisches Wohlbefinden Rennrad- + Gesundheit und Fitness -Soziales fahren + Psychisches Wohlbefinden Wohlbefinden (2) Sportorientierter Aktiv-Urlauber (auch: Ur- - Naturerleben laubs-Sportler oder Gelegenheitssportler) Skifahren + Bewegungserleben - Gesundheit und + Soziales Wohlbefinden Fitness - Psychisches Der sportorientierte Aktiv-Urlauber betreibt im Wohlbefinden Urlaub gerne Sport. Aber für ihn sind Sportmög- Snowboard- + Bewegungserleben - Psychisches lichkeiten nur ein Nebenmotiv für die Wahl des fahren + Anregung und Erregung Wohlbefinden Urlaubsortes oder der Urlaubsart. Trotzdem erleben - Gesundheit und + Leistungspräsentation Fitness können die Sportmöglichkeiten am Urlaubsort einen mehr oder weniger wichtigen Einfluss auf (Quelle: Beier 2002: 86) die Urlaubsentscheidung haben. Diese Gruppe der Sport-Touristen umfasst eher Gelegenheits- Sportler, die auch im Urlaub Sport aus Spaß, Exkurs: Sportorientierter Aktivurlaub bei über Freude usw. treiben. Bei vielen der sportlichen 50-Jährigen Aktivitäten im Urlaub handelt es sich um keinen Wichtigste Kundengruppe der Zukunft in „harten“, d.h. leistungsorientierten Sport, son- Deutschland und den anderen westlichen In- dern eher um leichte sportliche Betätigungen dustrienationen sind ältere Menschen über 50 („Soft-Sport“). Oftmals mögen die Aktivurlauber Jahre. Die Einstellung zum Sport ist bei den älte- auch gerne Abwechslung bei den Aktivitäten ren Menschen überwiegend positiv. Dennoch nach dem Motto: „Von allem ein bisschen und sind nach aktuellen Angaben des DSB weniger möglichst nicht zu viel.“ als 20% der über 50jährigen, das entspricht heute ca. 5,6 Mio. Menschen, in ihrer Freizeit 59 Nach der Reiseanalyse57 zählen Baden im See regelmäßig sportlich aktiv. Zwar wird bei den oder Pool (mit 49% bzw. 33%), Wandern (keine Älteren eine Abnahme der Sportverweigerung Abgrenzung zum Spazieren gehen) mit 33%, festgestellt, aber die Intensität des Sporttreibens Rad fahren (12%) und mit einigem Abstand Was- (mehr bzw. öfter) ändert sich nicht wesentlich. sersport, Skifahren und Golf (jeweils unter 5%, z.T. nur um 1%) zu den beliebtesten sportlichen Was das Urlaubsverhalten angeht, so ist erst ab Urlaubsaktivitäten. Hinzu kommen ca. 5,4 Mio. ca. 65 Jahren mit einer deutlichen Einschrän- „Fitnessurlauber“. Für alle ist der Sport im kung von Aktiv- und Sportreisen zu rechnen. Be- sonders geeignet sind sicherlich Sportarten, die bis ins hohe Alter hinein betrieben werden kön- nen. „Unter Lifetime-Sportarten können jene Sportarten und Bewegungsformen verstanden werden, die ein geringes Gesundheits- und Ver- 54 Keller 2001: 4 und 7. 55 Vgl. Keller 2001: 16ff.; Lohmann 2002. letzungsrisiko aufweisen, gegebenenfalls nach 56 Vgl. Beier 2002: 84ff. 57 Vgl. F.U.R.-Reiseanalyse 2003 sowie zu den folgenden 58 Vgl. ähnlich Lohmann 2002; Dreyer 1995: 32. Daten auch genauer Kapitel 3.4 und Abb. 3-5. 59 Hansen 2000: 20.

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den altersbedingten körperlichen Einschränkun- Imagegewinn für die Destination zählen Trai- gen modifiziert werden können und zu einer ningsreisende zu den „Wiederholern“ und damit etablierten oder traditionellen Sportart zählen im Idealfall zu den Stammgästen. Wirtschaftlich bzw. sich zu einer entwickeln.“60 Als lebenslang interessant sind vor allem Trainings- oder Wett- auszuübende und touristisch interessante Sport- kampfreisen bei Mannschaftssportarten. Die ge- arten können bei altersangepasster Intensität bündelte Nachfrage sorgt für eine hohe Auslas- der Sportausübung Wandern, Golf, Gymnastik, tung der betroffenen Leistungsträger. Bei Reisen Laufen, Walking, Schwimmen, Radfahren, Ski- einer Footballmannschaft mit über 50 Personen langlauf sowie Kanu- und Rudersport angesehen ist schnell ein halbes Flugzeug oder ein ganzes werden. Hotel ausgebucht. Daher gibt es immer mehr Anbieter, die sich auf solche Kundengruppen Abb. 3-3: Einflussfaktoren zur Eignung von konzentrieren. Neben den Mannschaftssportar- Sportarten für Urlauber „50+“ ten stellt bei Individualsportarten auch die Nach- frage von Seiten der Sportverbände bzw. Verei- Motorische Motorische Entwicklung ne eine wirtschaftliche Größe dar, die allerdings Beanspruchungsformen -Trainingszustand - Ausdauer - Sportlicher Werdegang bisher wissenschaftlich noch nicht quantifiziert -Kraft - Gesundheitliche wurde (vgl. für Sachsen-Anhalt z.B. Kapitel 2.4.2 - Bewegung Einschränkungen - Koordination -... „Landessportschule Osterburg“).

Nicht nur Profi- und Leistungssportler gehen als Eignung von Sportarten für “50+”-Reisen24 Life-time Sportarten Mannschaft bzw. Gruppe auf Reisen, sondern auch Freizeit- bzw. Amateursportler fahren ins Trainingslager und machen Saisonvorberei- Betreuung Tourismus tungs- und -abschlussreisen. Bei diesen Sport- - Kompetenz und Fachwissen - Sportbezogene Infrastruktur - Methodisch-didaktische - Wirtschaftlichkeit lern ist neben der sportlichen aber auch die Er- Aufbereitung und Umsetzung ... - Medienpräsenz -... lebnis- und Spaßkomponente bedeutsam (z.B. Kegeltour, Freizeitkickerausflüge usw.). Eng ver- bunden mit Wettkampfreisen ist die touristische (Quelle: Wirkner 2002: 29) Nachfrage bei Massenereignissen wie Volks- oder Marathonläufen. Bei den bekanntesten Fazit: Wettkämpfen starten einige zehntausend Teil- • In einer alternden Gesellschaft verschiebt nehmer. Diese Nachfrage ruft Bewegung auf der sich die Bedeutung sport-touristischer An- Angebotsseite hervor. Bei den Reiseveranstaltern gebote. gibt es einige Spezialisten, die Segmente des • Wichtig bleiben Sportarten, die auch mit Marktes der Aktiven bearbeiten (siehe auch ge- geringer körperlicher Beanspruchung aus- nauer Kapitel 5). geübt werden können. (4) Veranstaltungs-Touristen: Sport-Zuschauer (3) Trainings- und Wettkampfreisende oder Event-Touristen

Bei den professionell Sporttreibenden stellen vor Sport-Zuschauer nehmen passiv am Sportge- allem die Trainings- und Wettkampfreisen wich- schehen teil, auch wenn sie als Sport-Reisende tige Bereiche dar, die zumeist nicht als Freizeit- durchaus Reiseaktivitäten entfalten müssen. Als oder Urlaubs-, sondern als Geschäfts- oder Ar- Event- oder Veranstaltungstouristen wollen sie beitszeitreisen zu betrachten sind. Die Trainings- als Zuschauer die Sportereignisse „live“, „haut- reisenden stellen zwar nur eine kleine Minder- nah“ und zusammen mit anderen erleben (Fan- heit der Deutschen dar. Es gibt etwa 1% Leis- Tourismus). Auch die Begleiter (Trainer, Funktio- tungssportler, die in klimatisch und topogra- näre), Medienvertreter, aber auch aktive Sport- phisch günstigeren Regionen trainieren: Team ler, sind oftmals in der Rolle der Sport- T-Mobile in Südafrika oder auf Mallorca, Höhen- Zuschauer, sei es bei der Wettkampfvorberei- training für die Leichtathleten, die Fußballer be- tung oder während des Wettkampfes. Aber de- reiten sich in der Winterpause in Portugal oder ren primäres Interesse ist nicht die passive den Arabischen Emiraten usw. vor. Sportbeobachtung, sondern es gelten andere, sportliche oder berufliche Gründe. Aber auch für deutsche Destinationen ist es sehr reizvoll, Sportler, insbesondere Sportlergruppen Als hauptsächliche Motive für den Besuch von oder Mannschaften, zu Trainingslagern in die Sportveranstaltungen werden Gründe angese- jeweilige Region zu holen. Denn außer einem hen, die mit der Erlebnisorientierung und dem

60 Wirkner 2002: 25ff.

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Erlebniswunsch der Besucher zusammen hän- Abb. 3-4: Motive von Zuschauern im Sport gen:61 Zuschauen ichbezogen im sozialen Kontext bezogen auf das • Freude an • Miterleben des • Bedürfnis nach Unterhaltung, Sporttreiben sportspezifischen Gesamtatmos- • Sehnsucht nach Gemeinschaftserlebnissen, selbst Bewegungsformen phäre des Sport- • Neugier Events • Spannung und Entspannung und • Erlebnis von Risiko, • Präsentation • Kontrasterlebnisse zum Alltag. Abenteuer, Spannung, Dramatik • selbst aktiv sein Neuere Studien weisen darauf hin, dass „Besu- bezogen auf das • sich identifizieren mit dem • Prestige Ergebnis des Erfolg und mitleiden mit cher von Sportveranstaltungen nicht jene passi- Sporttreibens dem Misserfolg der ven Tribünenhocker sind, als die sie nach wie Sportler • selbst aktiv zum Erfolg vor vielfach denunziert werden, sondern dass beitragen der Stadionbesuch nur ein Mosaikstein in einem Bezogen auf • Entspannung, • Kontakt, breit angelegten Gefüge sportlichen Interesses sportexterne Zerstreuung, Abwechslung Anschluss 62 Zwecke • Ausgleich • Geselligkeit, und sportlicher Eigenaktivität darstellt“. • Freizeitgestaltung Kameradschaft • (Natur-)Erlebnis • Aggression So sind Veranstaltungsbesucher vielfach selbst aktive Sportler oder sie waren es zumindest in (Quelle: Gabler 1998: 122) der Vergangenheit, zumeist in der betreffenden Sportart, auch sind sie überproportional Ver- (5) Sportunterstützer und -begleiter einsmitglieder.63 Eine weitere Gruppe von Personen ist zur Un- Schlussendlich geht es darum, die Besucher ei- terstützung des Sports unterwegs. Sie betreiben ner Sportveranstaltung – möglichst auch bei weder aktiv Sport, noch sind sie als „normale“ Niederlagen der eigenen Sportler – zufrieden zu passive Sportzuschauer anzusehen. Ihre Bedürf- stellen. Dies ist nicht nur für die Veranstalter, nisse und Motivationen unterscheiden sich durch sondern auch aus Sicht der Tourismuswirtschaft die außergewöhnliche Identifikation mit bzw. Tä- wichtig, insbesondere wenn ein Sportereignis tigkeit für einen speziellen Sportler oder ein Anlass bzw. Mittelpunkt einer Reise ist.64 Team.

Wie viele Besucher bei welchen Sportereignissen Sie sind entweder als Betreuer oder Organisato- anwesend waren, ist den zahlreichen Besucher- ren für die aktiven Sportler tätig (also auch „ak- statistiken zu entnehmen. Im Mittelpunkt der tiv“): Trainer, Mediziner, Masseure, Gerätewarte ökonomisch orientierten Wissenschaftsdiskussion (Zeugwart, Transporteure der Sport-Geräte), stehen komplexe Überlegungen, die sich mit Busfahrer etc., aber auch die Manager, Organi- dem Ausgabeverhalten dieser Besucher, der ge- satoren, Familienmitglieder usw. Oder sie orga- nerierten Wertschöpfung für die Region, in der nisieren Sport-Events vorwiegend für die passi- das Ereignis stattfindet, und mit dem entstande- ven Zuschauer. Bekannteste Beispiele: Funktio- nen Nutzen/Kosten-Verhältnis, das auch ökolo- näre, die sich für Großereignisse wie die Olym- gische und soziale Komponenten bewertet, be- pischen Spiele oder die FIFA-WM oder -EM be- schäftigen.65 In der jüngeren Diskussion werden werben, aber auch Medienberichterstatter, vermehrt Überlegungen angestellt, die sich mit Sponsoren etc. sozio-ökonomischen Fragen zum einzelnen Be- sucher beschäftigen: Warum werden Sportver- (6) Sport-Memorial-Touristen anstaltungen besucht? Wie verhält sich der Zu- schauer? Fühlt er sich sicher? Ist er mit dem Be- Ebenfalls dem passiven Sporterleben und –zu- such der Veranstaltung zufrieden? schauen zuzuordnen sind die Reisen zu Sport- Attraktionen, nicht nur zu Events. Diese Form des Sport-Tourismus wird vor allem in der angel- sächsischen Sport-Literatur betont und als ge- sonderte Gruppe behandelt. Im deutschsprachi- 61 Zur Untersuchung der Motivationen von Sportzuschauern gen Sport-Tourismus spielt sie bisher nur eine vgl. u.a. Lucerna 1997: 17-46; Pfaff 2003: 156ff.; Opa- untergeordnete Rolle. Dabei sind die Möglich- schowski 1987; Wochnowski 1996; Gabler 1998; Mes- keiten dieses Attraktions-Sport-Tourismus durch- sing/Lames 1996. 62 Stollenwerk 1996: 113. aus vielfältig. – Auch für Sachsen-Anhalt lassen 63 Vgl. Stollenwerk 1996: 112ff. sich hieraus durchaus interessante Möglichkeiten 64 Zur Besucherzufriedenheit siehe z.B. Bezold 1996; Dreyer ableiten. Dazu gehören: 2000; Pechlaner et al. 2002. 65 Vgl. u.a. Schwark 2003; Gans/Horn/Zemann 2003; Kur- scheidt 2002; Liebrich et al. 2002; Preuß/Messing 2002; • Reisen zu Sport-Orten und Sportstätten: Turco et al. 2002. ehemalige oder zukünftige Austragungsorte

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von Sport-Ereignissen, wie z.B. Fußball-Are- schiedliches Verständnis von Sport-Tourismus nen. Die Skisprung-Schanzen in Wernigerode (im engeren und weiteren Sinne) zugrunde. und Braunlage im Harz stellen entsprechende Darauf wird aber hier nicht nochmals im Detail regionale Attraktionen in Sachsen-Anhalt eingegangen (siehe Kapitel 1.2 und 3.2). bzw. Niedersachsen dar. • Sport-Routen, wie z.B. die Tour-de-France- Obwohl die Angaben in Abbildung 3-6 nur für Strecke, werden vorher oder hinterher von Urlaubsreisen der Deutschen ins Ausland erho- Radfahrern (oder per PKW) abgefahren. Der ben wurden und davon ausgegangen werden Nürburgring ist außerhalb der Sportereignis- muss, dass es bei einigen Kriterien Verschiebun- se auch für sonstige Nutzer offen. Hier bieten gen bei Inlandsurlauben gibt, so zeigt die Auf- sich für den Motopark Oschersleben und stellung doch eines ganz deutlich: die durch- Teutschenthal gute Chancen für eine weiter- schnittliche Urlaubsdauer und die Saisonzeiten gehende touristische Nutzung außerhalb der sind Indikatoren dafür, dass reine Sporturlaube Wettkampftage. oftmals als Zweit-/Drittreisen durchgeführt wer- • Museen, wie z.B. das Schachmuseum in Strö- den. Im Vergleich zu Urlauben mit weniger beck, das Ski-Museum in Braunlage, das sportorientiertem Fokus sind Sporturlaube für Friedensfahrtmuseum in Kleimühlingen oder die Touristen pro Übernachtung ausgabenauf- die Friedrich-Ludwig Jahn Gedenkstätten in wendiger, werden aber eher spontan, ohne Vor- Freyburg. buchungen unternommen bzw. vollkommen in- • Sport-Geschäfte und -Kneipen von Sportlern dividuell organisiert. Es existieren bisher keine und Ex-Sportlern sowie Sportler und Ex- vergleichbaren Zahlen für Sporturlauber und Ur- Sportler und deren Einrichtungen sowie Akti- laubssportler im Inland, die für deutsche sport- vitäten, z.B. Autogrammstunden usw. touristische Destinationen von großem Interesse wären. Einige Untersuchungen behandeln die (7) Sportmedienvertreter Ausgaben für den Sport eher allgemein und nur teilweise mit direktem Bezug zum Sport- Gesondert sind Journalisten und Medienmitar- Tourismus. beiter zu betrachten, deren Berichterstattung auf die Imagebildung der Event-Destination Einfluss 3.5 Kundenstruktur in Sachsen-Anhalt besitzt. Obwohl die Vermutung nahe liegt, dass mit den Arbeitsbedingungen zufriedene Medien- Aus der in den Jahren 2001/2002 durchgeführ- vertreter tendenziell positiver berichten und da- ten Permanenten Gästebefragung ist für Sach- mit auch den Ort des Geschehens in einem posi- sen-Anhalt bekannt, dass mit einem Anteil von tiveren Licht erscheinen lassen (Journalisten 19,1% der Erholungsurlaub die am häufigsten würden das sicher bestreiten), wurde diesem As- angegebene Aufenthaltsart ist, gefolgt von Städ- pekt in der Forschung noch wenig Aufmerksam- tereisen mit 13,7% und Besichtigungs-/Bil- keit geschenkt.66 dungs-/Studienreisen mit 11,3%. Weitere wichti- ge Aufenthaltsarten stellen Aktivurlaube mit 3.4 Sport und Urlaub – die Quantitäten bundes- 8,8% und Verwandten- und Bekanntenbesuche weit mit 8,5% dar. Der Anteil von Gesundheitsurlau- ben und Kuren liegt bei 3,4%, hinzu kommen Momentan stehen Zahlen zum Sport-Tourismus Klinikaufenthalte mit 0,4%. Auf reine Radwan- für den Urlaubsreisemarkt aus verschiedenen derurlaube entfallen 2,9%, auf Wanderurlaube Untersuchungen zur Verfügung, die allerdings 1,6% und auf Reiturlaube 0,4%.68 aufgrund unterschiedlicher Definitionen nur be- grenzt vergleichbar sind.67 Auf die entsprechen- Auf Grund der geringen Aussagemöglichkeiten den Probleme der grundsätzlichen Abgrenzung der vorhandenen Untersuchung in Sachsen- von „Sport-Touristen“ wurde eingangs zu diesem Anhalt zum Themenbereich Sport und Tourismus Kapitel bereits hingewiesen. So liegt auch den wurde im Zusammenhang mit der Studie eine folgenden Untersuchungen ein jeweils unter- eigene Primärerhebung durchgeführt.69 Diese Erhebung ergab, dass der Großteil der im Lande

66 Als eine der Wenigen haben sich Preuß/Messing (2002: anwesenden Sport-Touristen aktiv Sport treibt 232ff.) im Rahmen ihrer Olympiaforschung zu den Sommer- (94%). Als Sport-Zuschauer (4,8%) und Sport- spielen in Sydney mit Zufriedenheitsfragen der Medienvertre- ter beschäftigt. 67 Hierzu zählen die Reiseanalyse der Forschungsgemein- 68 Vgl. LMG 2002: 28f. schaft Urlaub und Reisen (F.U.R., Lohmann 2002); Befra- 69 Im Rahmen der Untersuchung wurden persönliche Inter- gungen des B.A.T.-Freizeitforschungsinstituts (Opaschowski, views von 455 Tages- und Übernachtungsgästen Sachsen- versch. Jg.); Spezialauswertungen aus dem Europäischen Anhalts von August bis Oktober 2003 durchgeführt. Hier Reisemonitor (IPK 1999, Keller 2001) und Auswertungen aus werden nur die Befragten betrachtet, die sich als Sporttou- diversen Mediaanalysen (z.B. Allensbacher Werbeträger- rist, d.h. als Zuschauer, Betreuer oder selbst sportlich Aktiver, Analyse (AWA)). bezeichnet haben, was 63,6% aller Befragten sind.

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Unterstützer, wie z.B. Trainer, Betreuer oder flügen in die Umgebung und Ausruhen bzw. viel Funktionär (1,2%) bezeichnen sich nur wenige schlafen.72 Gäste. Betrachtet man den Stellenwert der Reise, so zeigt sich, dass mit weitem Abstand die meis- Abb. 3-5: Sport und Urlaub 2002 ten Übernachtungsgäste das Land für einen Kurzurlaub (68,9%) besuchen. Als Haupturlaubs- Sport als Urlaubsmotiv reise bezeichnet jeder siebte Gast (13,0%) sei- (Haupturlaubsreise) (2002) nen Aufenthalt und der Anteil an Wochenend- „besonders wichtig“ reisenden nimmt 7,7% ein. Durchreisestopp (Basis 64,3 Mio.) (5,3%), Geschäftsreise (3,6%) und sonstige Stel- lenwerte (1,5%) sind noch geringer ausgeprägt. aktiv Sport treiben 7% Reisende, die sport-touristisch im Lande unter- leichte sportliche, spielerische 9% wegs sind, sind signifikant häufiger Haupt- oder Aktivitäten/Fitness Kurzurlauber als die „normalen“ Touristen Sport als Kurzreiseart (2002) (Haupturlaub: 16,0% zu 5,9%, Kurzurlaub: (Basis 24,1 Mio. Kurzreisende) 75,7% zu 57,6%). Sie sind eher in Begleitung unterwegs (93,9% zu 78,9%) und waren bereits Sportreise 7% häufiger als Gast im Lande (z.B. Durchschnitt der Sport als Urlaubsaktivität Übernachtungsbesuche 1,7 zu 1). (Haupturlaubsreise) „sehr häufig/häufig“ Als Anreiseverkehrsmittel nutzt der Großteil der (Gesamt 2000-2002) Touristen das Auto (69,1%), was nahezu exakt (Basis 64,3 Mio.) den gleichen Wert wie bei der Permanenten 70 Baden im See/Meer Gästebefragung darstellt (71,3%). Des Weite- 49% Baden im Swimmingpool ren sind der (Reise-)Bus, das Motorrad bzw. Mo- 33% Wanderungen fa und die Bahn von Bedeutung. Mit dem Fahr- 30% Leichte sportliche Aktivität rad oder Flugzeug kommen so gut wie keine 28% Fahrrad fahren Gäste nach Sachsen-Anhalt. Während sich die 12% Laufen/Joggen Aufteilung in motorisierte Individualverkehrsmit- 5% Ski/Snowboard tel (MIV) und öffentliche Verkehrsmittel bei den 5% Segel/Kanu/Motorboot normalen Touristen fast die Waage hält (52,7% 3% Reiten zu 47,3%), benutzen Sport-Touristen eindeutig 1% Angeln häufiger motorisierte Verkehrsmittel (88,7% zu 1% Tauchen 11,3%). Von dem Viertel der Sport-Touristen 1% Golf (25,4%), die Sportgeräte transportieren, sind 1% Zum Vergleich: 93,5% Reisende mit Verkehrsmitteln nach Sach- 57% • Ausflüge in die Umgebung sen-Anhalt gekommen. 54% • ausgeruht und viel geschlafen 42% • Einkaufsbummel Bei den transportierten Sportgeräten nimmt das Fahrrad die größte Bedeutung ein; gefolgt von Sport zum Zuschauen Pferdeanhängern, Motorrädern und Golfschlä- gern. • im Urlaub (Besuch von Sportver- 2% anstaltungen „sehr häufig/häufig“) • als Kurzreise („eine große Veran- 6% Bei den Aktivitäten, die von allen Gästen wäh- staltung besuchen“, nicht nur Sport) rend des Aufenthaltes in Sachsen-Anhalt durch- geführt werden, steht der Besuch von Restau- rants und Cafés (82,9%) an erster Stelle. Es fol- (Quelle: eigene Zusammenstellung nach Reiseanalyse 2003 gen die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten, und Vorjahre) wie Schlösser, Kirchen und Denkmäler (61,5%), Basis: Deutsche Bevölkerung über 14 Jahre (64,3 Mio., und Ausflüge in die Umgebung (58,1%) (vgl. n = 7.970) bei Urlaubsreisen, 24,1 Mio. bei Kurzreisen. Hinweis: einige der Aktivitäten werden nicht jährlich erhoben Abb. 3-7).71 Bei den Aktivitäten während des Ur- laubs steht das Genießen von landestypischen Spezialitäten an erster Stelle, gefolgt von Aus-

70 Vgl. LMG 2002: 26. 71 Ähnliche Ergebnisse sind auch für die ausgeübten Aktivitä- 72 Vgl. F.U.R. 2003: 120ff. Das DWIF (vgl. 1995) weist bei ten während Urlaubsreisen der Deutschen aus der Reiseana- Ausflügen den Besuch von Restaurants und Cafés an der ers- lyse und bei Tagesausflügen der Deutschen vom DWIF be- ten Stelle aus, gefolgt vom Spazieren gehen im Grünen und kannt. Besuch von Verwandten und Bekannten.

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Abb. 3-6: Sport-Orientierung im Auslandsurlaub der Deutschen 1999

Sportorientierte Weniger sportorientierte Urlaube Urlaube

Anzahl 1999 11 Mio. Auslandsreisen 21 Mio. Auslandsreisen Unterteilung der • Bergurlaub 43% • Sonnen- und Strandurlaub 86% Urlaubsformen, ihre (Wandern, Klettern) (Schwimmen) Bedeutung und • Wintersportferien 38% • Erholung in ländlicher Landschaft 10% innerhalb der Gruppe (Abfahrtsski) (Wandern, Schwimmen) am meisten ausgeübte • Sommersportferien 19% • gesundheitsorientierte Urlaube 4% Sportarten (Wandern, Radfahren) (Wandern, Schwimmen) Geschlecht 55% Männer, 45% Frauen 52% Männer, 48% Frauen Alter 35-44 Jahre alt (22%) 35-44 Jahre alt (23%) sozialer Status obere Schicht (55%) obere Schicht (51%) Heimatort große/größere Stadt (63%) große/größere Stadt (63%) Zielländer Österreich (51%) Spanien (32%) Italien (19%) Italien (14%) Schweiz (9%) Dauer des Urlaubs 7,5 Nächte 12,1 Nächte Ausgaben in Euro 580 Euro 860 Euro etwa 80 Euro pro Nacht etwa 70 Euro pro Nacht Zeitraum des Urlaubs Januar bis April (44%) Mai bis August (57%) Organisationsform • 75% der Reisen werden vorgebucht, die • 82% der Reisen werden vorgebucht, Hälfte davon durch Direkt-Kontakte, - davon 18% über Direktkontakte und • 23% über Reisemittler und - 63% über Reisemittler und -veranstalter, -veranstalter, • 1/4 aller Reisen ohne Buchung • 18% aller Reisen ohne Buchung Unterkunft Hotel (58%) Hotel (51%)

(Quelle: IOC/WTO 1999: 152ff.)

Die verbreiteste sportliche Aktivität (Sport im rend Tagesgäste nur Wandern und Rad fahren weiteren Sinne) in Sachsen-Anhalt stellt das angeben, üben die Übernachtungsgäste auch Wandern (47,2%) dar. Es folgen Spazieren ge- andere Sportarten aus. hen mit 21,6% und leichte sportliche Aktivitäten mit 7,1%. Der Besuch von Sport-Events nimmt Abb. 3-7: Freizeitaktivitäten während des Auf- mit 2,7% gegenwärtig noch eine untergeordnete enthaltes in Sachsen-Anhalt 2003 Stelle ein (vgl. Abb. 3-7). 73

Besuch Restaurants/Cafes 82,9

Eine gestützte Befragung nach den sportlichen Besichtigung Sehenswürdigk. 61,5 Aktivitäten während des Aufenthaltes zeigt, dass Ausflüge in Umgebung 58,1 das Wandern tatsächlich die am meisten betrie- Wandern 47,2 bene Sportart ist (vgl. Abb. 3-8). Fast genauso Einkaufen 31,2 viele Befragte (44,8%) wie bei der ungestützten Spazieren gehen 21,6 Frage (47,2%) geben die Ausübung dieser Besuch Messen/Museen 7,5 7,1 Sportart an. Aber auch andere Sportarten spie- leichte sportliche Aktivitäten 3,4 len eine bedeutendere Rolle als dies die Aktivitä- Besuch Freizeitpark 3 ten während des Aufenthaltes vermuten lassen. geschäftl. Besuche 2,7 So gibt jeder siebte gibt an, dass er Rad fährt Besuch Sport-Events 2,7 (15,3%). Danach folgt die Ausübung von Besuch Zoos/Wildparks Schwimmen (4,2%), Tennis (1,0%) und Golf 0 20406080100 (0,5%). Bei den sonstigen Sportarten (2,7%) werden Reiten und Motorsport genannt. Wäh- (Quelle: eigene Erhebung)

73 Diese Ergebnisse weichen von der Reiseanalyse und vom Aufgrund der genannten Sportarten ist die Aus- DWIF dahingehend ab, dass mehr Gäste Sachsen-Anhalts übung in freier Natur bzw. Landschaft als wich- wandern und weniger andere leichte sportliche Aktivitäten unternehmen. tigster Ort der Ausübung (95,6%) gut nachvoll-

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ziehbar. Es folgen an zweiter und dritter Stelle dem Ausland nach Sachsen-Anhalt gekom- das Schwimmbad bzw. die Therme (6,4%) sowie men.75 der Beherbergungsbetrieb (5,4%) selbst. Ge- baute Sport-Infrastrukturen, wie Sportanlagen Abb. 3-9: Sport-Touristen in Sachsen-Anhalt (z.B. Stadion, Sportplatz, Bolzplatz), Outdoor- nach Lebensphasengruppen 2003 Anlagen (z.B. Schieß-, Bogenschießanlage) und Sporthallen (z.B. Kletterhalle) nehmen mit je- Rang Lebensphasengruppe weils unter 2% eine geringe Bedeutung beim 1. Familien mit Kindern Ausübungsort der durch die befragten Gäste ausgeübten Sportarten ein. 2. Junge Verheiratete

Abb. 3-8: Sportliche Aktivitäten während des 3. Ältere Erwachsenen-Paare Aufenthaltes in Sachsen-Anhalt 2003 4. Junge Unverheiratete 5. Ältere Unverheiratete Wandern 44,8 6. Senioren Rad fahren 15,3 7. Senioren-Paare

Schwimmen 4,2 (Quelle: eigene Erhebung) Tennis 1

Golf 0,5 Fazit: Insgesamt hat die Untersuchung der Kunden- 2,7 Sonstiges struktur gezeigt, wie wichtig sportliche Aktivitä- keine sportlichen 31,5 ten in Sachsen-Anhalt sind, auch wenn nicht alle Aktivitäten diese Aktivitäten als Sport im engeren Sinne 01020304050 („harter Sport“) zu bezeichnen sind. Vor allem leichte sportliche Aktivitäten, wie Wandern und (Quelle: eigene Erhebung) Rad fahren in freier Natur bzw. in der Land- schaft, sind bedeutsam. Zieht man die Ergebnis- Das durchschnittliche Alter der befragten Besu- se der Landschaftsanalyse hinzu, so hat Sach- cher beträgt 53 Jahre. Ein Vergleich der Sport- sen-Anhalt ausgezeichnete Voraussetzungen für Touristen mit Nicht-Sportreisenden zeigt, dass solche Outdoor-Sportarten, die weiterhin „ge- die Sport-Touristen mit knapp 50 Jahren jünger pflegt“ und den aktuellen Entwicklungen (z.B. sind als die anderen Gäste.74 Bei einer allge- Nordic Walking, demographische Entwicklun- meinen Betrachtung der Lebensphasengruppe gen) angepasst werden müssen. Interessant ist, wird deutlich, dass vor allem ältere Erwachse- dass gegenwärtig vor allem Familien mit Kin- nen-Paare (46,1%) und Senioren-Paare (23,3%) dern, junge Verheiratete und ältere Erwachse- in Sachsen-Anhalt anzutreffen sind. Junge Un- nen-Paare sportlich aktiver sind. Hierauf ist bei verheiratete (8,5%), junge Verheiratete (6,1%) der Angebotsgestaltung verstärkt zu achten. und Familien mit Kindern (6,7%) sind ungefähr gleich stark vertreten. Die letztgenannten Le- bensphasengruppen sind jedoch signifikant häu- figer sport-touristisch aktiv als die älteren Gäste. So belegen Familien mit Kindern vor jungen Verheirateten und älteren Erwachsenen-Paaren den ersten Platz (vgl. Abb. 3-9).

Mit einem Drittel (34,3%) kommen die meisten Besucher aus Niedersachsen. Wichtige Quellge- biete stellen darüber hinaus Brandenburg (11,6%), Nordrhein-Westfalen (10,9%) und Hes- sen (9,3%) dar. Von den weiteren Bundeslän- dern nimmt noch Bayern (5,8%) und Sachsen- Anhalt (4,6%) selbst eine wichtige Stellung ein. Immerhin jeder zwanzigste Gast (4,6%) ist aus 75 Auch bei der Permanenten Gästebefragung wurden die genannten Bundesländer als die wichtigsten Quellgebiete 74 Im Vergleich zu den Ergebnissen der Permanenten Gäste- eruiert. Hessen als Quellgebiet nimmt in der speziellen Be- befragung (45 Jahre) ist der Altersdurchschnitt in der speziel- fragung jedoch einen höheren und Sachsen einen niedrige- len Untersuchung etwas höher (LMG 2002: 120). ren Stellenwert ein (vgl. LMG 2002: 122f.).

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4. Weiterentwicklung: Die Zukunft des Abb. 4-1: Qualitative Unterschiede von Wan- Sport- und Aktivtourismus in Sach- dern und Spazieren gehen

sen-Anhalt Dimension Wandern Spazieren Gehstil • ausdauernd, • schlendernd Im Folgenden werden verschiedene Sportarten •rhythmisch analysiert, die sich durch bestimmte Eigenschaf- ten für eine nähere Betrachtung empfohlen ha- Wege • Natur belassen, •befestigt, • herausfordernd •bequem ben. Zu den im Tourismusmarkt am weitesten verbreiteten Sportarten zählen Wandern, Tou- Landschaft •ortsfern, naturnah •ortsnah, gepflegt renradeln und der Wassersport, der mit dem „Blauen Band“ bereits eine Markensäule im Tou- Infrastruktur • Ziele, • Standort, rismus Sachsen-Anhalts besitzt. Der Wintersport •Leitsystem, •Bänke, ist vor allem im Harz weit verbreitet. Dort be- • Hütten •Cafés steht eine Sub-Marke des Harzer Verkehrsver- Vorbereitung • Planung mit •Keine Wanderführer, bandes namens „WinterHarz“. Für den Reittou- Kartenmaterial rismus sind im Norden Sachsen-Anhalts, insbe- sondere in der Altmark, bereits Grundlagen ge- Ausrüstung • Allwetterkleidung, •Mantel, schaffen worden und der Motorsport hat vor- • Rucksack, •Regenschirm • Verpflegung nehmlich in Oschersleben eine Heimat gefun- den. Den boomenden Golfsport betrachten wir Hauptmotive • Natur erleben, • frische Luft, • Neues kennen lernen, • Beine „ver- intensiver, weil er einen nicht zu unterschätzen- • körperliche Bean- treten“, den Standort- und Imagefaktor im Allgemeinen spruchung mit zusätzlichen touristischen Möglichkeiten im Besonderen darstellt, obwohl er bisher in Sach- Charakter • Freizeitbetätigung, •leichte •Urlaub, Bewegung, sen-Anhalt fast gar nicht entwickelt ist. Weitere • Ausdauersport, • Zeitfüller in Sachsen-Anhalt durch Angebote bekannte • „special interest“ Sportarten kommen mit einer Kurzbetrachtung hinzu (z.B. Schach, Gewichtheben, Klettern). (Quelle: in Anlehnung an Brämer 2003: 64)

4.1 Wandern (2) Situation auf dem Tourismusmarkt

(1) Kurz-Charakteristik der Sportart Die Zeit der alternden Wanderer scheint im Lich- te des modernen Highlight-, Kick- und Event- Während vom traditionellen Leistungsdenken Tourismus überhaupt nicht mehr in der Mode zu geprägte Sportmediziner Wandern erst als Sport sein. Statistiken verkünden indes bei genauerem betrachten, wenn der Gehende eine Mindestge- Hinsehen durchaus etwas anderes.77 Wandern schwindigkeit von 5-6 km/h erreicht, sind Touris- ist ausgesprochen „in": 50% aller Urlauber, zwei tiker erheblich realistischer. Sie gehen von einer Drittel aller Inlandsurlauber und drei Viertel aller mindestens zweistündigen Aktivitätsdauer aus Mittelgebirgsurlauber sind (zur Hälfte sogar häu- und berücksichtigen damit, dass Muße und Ge- fig) auf Schusters Rappen unterwegs. Das Wan- nuss wesentliche Motive eines modernen Wan- derpublikum rekrutiert sich im Gegensatz zu frü- dergastes sind. Wie unterscheidet sich Wandern her überdurchschnittlich aus den gehobenen Bil- jedoch vom Spazierengehen? Im Gegensatz zum dungsschichten (40% Abiturienten/Hochschulab- Spazieren ist es „keine ziellose Bewegung zum Beinevertreten, Frischeluftschnappen oder Zeit- totschlagen, sondern ein echtes Hobby.“76

Jüngste Form der Ausdifferenzierung ist das Nordic Walking, bei dem höhere Geschwindig- keiten gegangen werden, weshalb es zwischen Wandern und Jogging einzuordnen ist. Unter- stützt wird die Bewegung durch den Einsatz von Stöcken, die denen beim Skilanglauf ähneln.

(Fot o: Dr eyer) 76 Brämer 2003: 63. 77 Im Folgenden Brämer 2003: 66ff.

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solventen), ist überdurchschnittlich aktiv, reise- • schöne Landschaft, weite Aussichten freudig sowie bereit Geld auszugeben. Spätes- • natürliche Stille, möglichst viel Natur tens seit Anfang der neunziger Jahre besteht es • frische Luft, Gesundheit auch wieder aus jüngeren Jahrgängen (Durch- • Gewässer aller Art, vorn plätschernden Bach schnittsalter 45 Jahre, Tendenz sinkend), wenn- bis zum idyllischen Teich gleich sich dies in typischen Wanderregionen • sanftes Relief, weicher Boden, geschwungene deutscher Mittelgebirge (wie z.B. dem Harz) Konturen noch nicht sonderlich bemerkbar gemacht hat. • mittlere Höhen • Begleitung durch Partner oder Freunde Wirtschaftsfaktor Wandern • Wanderpausen, Einkehren Nach Schätzungen wandern ca. 10 Mio. Deut- • „Richtig gut essen“, regionale Gerichte sche häufig und legen ca. 350 km im Jahr zu- rück. Weitere 20. Mio. Deutsche wandern gele- Um den Anforderungen der Wanderer gerecht gentlich. Der durch das Wandern induzierte zu werden, bedarf es eines zuverlässigen Wan- Umsatz/Jahr wird auf 12 Mrd. Euro geschätzt derleitsystems in Form eindeutig markierter (vgl. Abb. 4-2).78 Wanderwege und Wegweisungen zu Wanderzie- len. In der Reihenfolge der Wichtigkeit legen Abb. 4-2: Umsatz durch den Wandersport in Wanderer auf folgende Orientierungshilfen Deutschland 2003 Wert: Wegweiser, Markierungen, Wanderkarten (Maßstab 1:50.000 oder kleiner), Orientierungs- Bekleidung 2,5 Mrd. Euro tafeln und Wanderbücher.

Ausrüstung 1,5 Mrd. Euro Im Umfeld sind einfachere Hotels ausreichend, auch wenn das Geld für bessere Übernach- Anfahrt 3,0 Mrd. Euro tungsgelegenheiten ebenfalls ausgegeben wird. Gastronomie 2,5 Mrd. Euro Regionaltypische Küche ist besonders willkom- men, ebenso die Möglichkeit zu „Einkehr- Hotellerie 2,5 Mrd. Euro schwüngen“ unterwegs. Wanderer touren gerne auf eigene Faust, aber auch geführte Wande- Gesamt 12,0 Mrd. Euro rungen und Mehrtageswanderungen gehören in das Angebotsportfolio einer Destination. Bevor- (Quelle: Brämer 2003: 68) zugt werden von den Wanderern Streckenlängen von 10 bis 15 km bei einem gemächlicheren Bedürfnisse der Wanderer Tempo von ca. 3-4 km/h. Die Wege sollen – ab- Hintergrund der positiven Entwicklung ist ein seits von Ortschaften – möglichst naturbelassen immer stärkerer Drang zur Natur. Die Zahl de- sein, sind es aber in Deutschland weitestgehend rer, die im Urlaub „Natur erleben" wollen, hat nicht. Rund ein Drittel der Wege ist geschottert sich seit den 80er Jahren fast verdoppelt; „schö- bzw. asphaltiert. ne Landschaft" ist zwar nie das alleinige, aber dennoch ein entscheidendes Kriterium für die Um Urlauber bei Wanderangeboten in möglichst Wahl einer Destination. Beide Motive lassen sich homogene Gruppen bezüglich der Leistungsfä- sehr gut zu Fuß genießen. Hinzu kommt, dass higkeit einzuteilen, können – abgesehen von der sanfte Ausdauersport Wandern heute als das technischen Herausforderungen der Strecken beste und nebenwirkungsärmste Mittel gegen (Klettersteige etc.) – nebenstehende Vorgaben nahezu alle Zivilisationskrankheiten vom Herzin- gelten. farkt bis zum Krebs gilt: Wer regelmäßig wan- dert, lebt nachweislich gesünder und länger. Das sollte ein gutes Werbeargument für Wanderge- biete sein! Nach Untersuchungsresultaten von Tourismusforschern und Landschaftspsychologen liegen folgende Bedürfnisse in Bezug auf attrak- tive Wandergebiete vor:79

78 Vgl. Brämer 2003: 68. 79 Vgl. im Folgenden Brämer 2003: 1 und 71f.; Leder 2003: 323.

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Schwierigkeits- Höhen- West nach Ost und ist als durchgehend markier- Gehzeit grad unterschied ter Hauptwanderweg mit überregionaler Bedeu- tung konzipiert. Er ermöglicht dem Wanderer, bis leicht bis 400m 4 Std. den Harz in einem Stück in seiner Vielfalt ken- nen zu lernen. Der „Harzer-Hexen-Stieg" verbin- bis mittel bis 600m det vorhandene Wegeabschnitte der Harzklub- 5 Std. Wanderwege zu einer interessanten Mehrtages- über schwer über 600 m wanderung, wobei die tägliche Streckenlänge 5 Std. variabel ist. Anhand von landschaftlichen Höhe- punkten, der Artenvielfalt, der Kultur und Histo- (Quelle: Robinson Club Landskron) rie entlang des Weges eröffnet sich dem Wande- rer ein tiefer Einblick in die geologischen Beson- In den Destinationen versucht man den Wander- derheiten und die Geschichte der Kulturland- tourismus zu fördern durch die Erstellung von schaft des Harzes. Für den neu entwickelten Hö- Themen- und Erlebnispfaden, durch die Auswei- henwanderweg wurden Wege neu geschaffen sung überregionaler Kammwanderwege (z.B. und an die 500 Schilder an wichtigen Punkten Rennsteig, Rothaarsteig und Harzer Hexen-Stieg) installiert. Diese weisen auch den Weg aus den und durch „Wandern ohne Gepäck“ – Angebote. Orten zum eigentlichen Wanderweg. Bei diesen wird den Urlaubern das Wandern er- leichtert, indem der Gepäcktransport von Ort zu Die Hauptstrecke des „Harzer-Hexen-Stieges" Ort durch die beteiligten Hotels oder eine Inco- verläuft über Osterode – Buntenbock – Altenau – ming-Agentur bewerkstelligt wird. Torfhaus – Brocken – Drei-Annen-Hohne – Kö- nigshütte – Altenbrak – Bodetal. Zwischen Kö- (3) Situation in Sachsen-Anhalt nigshütte und Altenbrak sind zwei Alternativen ausgewiesen: a) Hasselfelde – Köhlerhütten – Wanderern macht Sachen-Anhalt in mehreren Altenbrak, b) Rübeland – Wendefurth – Alten- Regionen und auf verschiedenen überregionalen brak. Thematische Etappenabschnitte sind: Auf Wanderwegen attraktive Angebote. Typisch für alten Handelswegen, Oberharzer Wasserregal, ausgeprägten Wandertourismus ist insbesondere Auf dem Goetheweg zum Brockengip- die Harzregion. Der Harz umfasst über 8.000 fel/Nationalparke, Alte/Neue Bergbauregionen, km Wanderwege (attraktive Regionen sind z.B. Talsperren, Bodetalschlucht, Weg der Kaiser und das Brockengebiet, das Bodetal, das Selketal Könige, Der Köhlerpfad. und das Gebiet um Stolberg), neun Stauseen, 101 Bergseen und zwei Nationalparke. Die 90 Zweigvereine des Harzklubs betreuen an den Wanderwegen unter anderem 16.000 Wege- schilder und 404 Orientierungsta- feln. Bei einer Befragung im gesam- Abb. 4-3: Topografie des Harzer Hexenstiegs ten Harz wurde deutlich, dass Wan- dern nicht nur im Sommer (83,8%), sondern auch im Winter (75,5%) die bei weitem führende sportliche Akti- vität der Besucher ist (n = 370 im Sommer bzw. 263 im Winter).80 Als „Leuchtturm“ der Vermarktung ist der Harzer Hexenstieg anzusehen. Dieser und weitere interessante Wanderwege werden im Folgenden beschrieben.

Harzer Hexenstieg Symbolträchtig wurde am 3. Okto- ber 2003 der 97 km lange „Harzer Hexen-Stieg“ offiziell eröffnet. Er durchquert den Harz mit einer Ge- samtlänge von 97 Kilometern von (Quelle: www.natur-und-wandern.de/hexenstieg.htm)

80 Vgl. Groß 2003.

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Abb. 4-4: Höhenprofil des Harzer Hexenstiegs schüre), „Rund um Gommern“ (drei Wanderwe- ge von 15 bis 25 km) und der Gebietswander- weg Magdeburg (Herrenkrug) – Barby (Vier- Etappen-Wanderung ca. 51 km).

Konkrete Angebote sind: „Romanische Wander- woche“ im September, „Kalikristallwanderung“ (acht geführte Wanderungen rund um Zielitz) im Mai und die Wanderwoche „Rund um Magde- burg“ im August, die 141 abwechslungsreiche (Quelle: www.hexenstieg.de) Kilometer Wandererlebnis bietet. Auf sechs Etappen umfasst die Route die Landeshauptstadt Europawanderweg E11 Magdeburg und ihr Umland im Wechsel zwi- Von Amsterdam durch den Harz und die Mark schen städtischer und ländlicher Prägung mit viel Brandenburg führt der Europawanderweg E11 Naturbezug. Auch in Teiletappen mit dem ÖPNV nach Masuren, bevor er an der litauischen gut zu erreichen gibt es hier einiges zu entde- 81 Grenze endet. Da es sich um einen Tieflandweg cken. handelt, der nur einmal über 500 Meter an- steigt, kann er ganzjährig in voller Länge be- (4) Vernetzung mit Schwerpunktthemen und an- gangen werden. In den Niederlanden beginnt deren Geschäftsfeldern der Weg derzeit erst in Deventer. Der Harz wird an seinem Nordrand passiert. Weiter führt der Wandern lässt sich mit vielen anderen Aktivitä- Weg an der Saale entlang nach Norden und ü- ten verknüpfen. Wanderer haben eine Affinität ber die Elbe und den Hohen Fläming nach Pots- zum Radeln. Kulturelle Sehenswürdigkeiten (z.B. dam und Berlin. Romanik) können sehr gut als Ziel einer Wan- derstrecke dienen. Die Markensäule „Garten- träume“ bietet ebenso Wandermöglichkeiten, Jakobsweg wie die Burgengebiete und Flusslandschaften. Der spirituelle Tourismus gewinnt zur- Im Süden Sachsen-Anhalts kann z.B. der Saale- zeit viele neue Anhänger. Dieser Ent- Wein-Wanderweg begangen werden. Wie der wicklung entspricht es, dass auf Pilger- Jakobsweg zeigt, sind auch Zusammenhänge pfaden immer mehr Menschen unter- zum religiös motivierten Tourismus denkbar (z.B. wegs sind. Für Christen war und ist neben Jeru- Luther). salem und Rom Santiago de Compostela in Spa- nien eins der großen Pilgerziele. Dort sollen die Als innovativ und nachahmenswert ist eine Cross Gebeine des Apostels Jakobus liegen. Die Promotion – Aktion des Harzer Verkehrsverban- Pilgerwege nach Santiago heißen darum auch des anzusehen. Es wurde eine Zeitschrift unter die Jakobswege. Sie ziehen ein dichtes Netz dem Titel Abenteuer Harz mit den Themen Out- durch Europa – je weiter weg vom Zielort, desto door Camps und Hexenstieg produziert, die als zahlreicher und verschlungener –, bis sie sich kostenlose Leseprobe des Wandermagazins in zum letzten Wegstück in Spanien alle vereini- den Karstadt Sporthäusern verteilt wurde. Der gen. Einer dieser Wanderwege, die Via Regia, Harz erscheint hier in einem frischen Image als führt auch durch Sachsen-Anhalt und zwar von aufstrebende Outdoor-Region. Eckartsberga über Naumburg und Freyburg nach Merseburg und dann weiter in Richtung (5) Entwicklungspotenziale und Prioritäten Leipzig. Bei der Weiterentwicklung des Wandertourismus Wandern um die Landeshauptstadt Magdeburg müssen die Bedürfnisse der Wanderer noch bes- Der Magdeburger Tourismusverband Elbe- ser berücksichtigt werden. Verbesserungspoten- Börde-Heide vermeldet ca. 25.000 km markierte ziale bestehen in der Vernetzung von Wander- Wanderwege in der Region, die allerdings zum wegen, im Beschilderungssystem (einschließlich Teil aus DDR-Zeiten stammen und nicht immer „erwanderbarer" Ausflugsziele), in den Möglich- in Karten erfasst sind. Immerhin 15 aktive Wan- keiten für gemütliche Wanderpausen (z.B. hat dervereine bieten regelmäßig geführte Wande- der Harz keine „Hüttenstruktur“), und in der Pro- rungen an. Zu den dortigen Wandergebieten duktpolitik, wobei jüngere Kundengruppen (ca. zählen: „Hohes Holz“ (ausgeschilderte Wander- 35 bis 55 Jahre) besser erschlossen werden wege), „Drömling“ (markierte Wanderungen und können. Dabei ist auch an Kombinationen mit geführte Wanderungen), „Rund um Genthin“ anderen Tourismusarten verstärkt zu denken (sechs markierte Wanderungen mit eigener Bro- 81 www.wanderbares-deutschland.de.

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(z.B. Wandern auf den Spuren von Goethe, Abb. 4-5: 10-Punkte-Qualitätsgarantie für Wan- Wandern und fürstlich Speisen). Auch die Ko- derhotels operation von Hoteliers z.B. an Flüssen oder in Regionen, die bei Mehrtagestouren das Gepäck 1. Individuelle Betreuung – herrliche der Wanderer nachtransportieren, gehört dazu. Landschaft: Zur Nachahmung empfohlen ist der „Harz Wan- Sie wohnen im familiengeführten Hotel derbus“, der im Westharz attraktive Start- und in einer der schönsten Landschaften Zielorte zwei Mal täglich miteinander verbindet. Europas. 2. Urlaub bei Wanderprofis: Die wichtigsten Zielgruppen im Wandertouris- Wir sind die kompetenten Partner – wir mus sind altersmäßig ca. zwischen 40 und 65 wandern selbst gern und laden Sie Jahren zu suchen. Diese Klientel nimmt in den zum Mitwandern ein. kommenden 20 Jahren stark zu, weil die Baby 3. Wander- & Tourenprogramme: Boomer der 1970er Jahre nun in diese Alters- Wir begleiten Sie wöchentlich auf gruppe hineinwachsen. Schon deshalb entwi- erlebnisreiche Bergtouren – alle ckelt sich das Wandern zum wichtigsten Aktiv- Termine werden rechtzeitig im Hotel tourismusmarkt der kommenden Jahre, aus dem ausgehängt. keine Zielgruppe völlig ausgeschlossen werden 4. Ausrüstungsverleih: sollte. Auch Kinder wandern gerne, wenn die Sie können bei uns Rucksack, Wege ihnen Abwechslung (Wasserläufe, schma- Wanderstöcke und Trinkflaschen le Pfade, steilere Abschnitte) bieten und es nicht kostenlos ausleihen. zu sehr nach Spazieren gehen aussieht. 5. Wanderinfothek: In unserer Wanderinfothek finden Sie alle Wanderkarten, Naturführer, Pflanzenbücher, Kulturführer und Straßenkarten, die Sie für Ihren Ausflug benötigen. 6. Wander- & Vitalshop: Wir bieten Ihnen günstige Einkaufsmöglichkeiten für Wanderrucksack, Teleskop-Stöcke, Trinkflaschen, Fußbalsam und Hautcremen. 7. Wandertaxi & Wanderbus: Wir bringen Sie zum Bahnhof und holen Sie ab, wenn Sie auswärts Besichtigungen oder Touren unternehmen möchten. Für weitere (Foto: Dreyer) Fahrten organisieren wir Ihnen gerne einen Kleinbus. 8. Entspannung und Relaxen: Abgesehen vom Harz, der als Ganzes für das Nach den Wanderungen bieten wir Thema Wandern positioniert ist, muss in ande- Ihnen Entspannung in Sauna, ren Regionen angesichts der Vielzahl vorhande- Dampfbad oder bei Massagen und ner Wandermöglichkeiten für den Tourismus die wohltuenden Bädern. Konzentration auf wenige, exponierte Wege er- 9. Genussvolle, gesunde Küche: folgen. Gute Ideen und Initiativen müssen ge- Wir verwöhnen Sie mit kulinarischen nutzt und ausgebaut werden. Beispielhaft seien Köstlichkeiten aus der Region, neben den überregionalen Wanderwegen wie genussreicher Vollwertkost und dem E11 und dem Jakobsweg periodisch wie- vegetarischen Spezialitäten. derkehrende Wanderzeiten genannt, wie die 10. Natur- & Umweltschutz: „Romanische Wanderwoche“ durch den Hal- Wir sind naturverbunden und handeln densleber Forst, die vom Landeswanderbund Sa- umweltbewusst. chen-Anhalt in Kooperation mit dem Magdebur- ger Tourismusverband Elbe-Börde-Heide 2003 (Quelle: www.südtiroler-wanderhotels.com) organisiert wurde.

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Auch für die Vermarktung des Wanderns sind 4.2 Radsport Volkslauf-Veranstaltungen geeignet, wie der Harzgebirgslauf in Wernigerode und der in Il- Die Bedeutung des Radfahrens für den Urlaub senburg startende Brockenlauf. Dennoch könnte verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass der die Entwicklung des Wandertourismus durch die Fahrradbestand der Deutschen ca. 65 Mio. Ein- Entwicklung mindestens eines großen, jährlich heiten beträgt.85 Dabei geht ein Trend eindeutig wiederkehrenden Wander-Events vorangetrie- zu hochwertigeren Fahrrädern für differenzierte ben werden, ähnlich dem Deutschen Wander- Bedürfnisse (z.B. Citybike, Mountainbike). Der tag, der 1999 in der Region Bad Schmiedeberg Fahrradabsatz in Deutschland sagt Einiges über stattgefunden hat. die nachgefragten Segmente im Tourismus aus (vgl. Abb. 4-6). Als Interessenverband der Radler Potenziale bestehen im Ausbau von Marketing- fungiert der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club kooperationen für Wandertourismus auf dem e.V. (ADFC), der in Sachsen-Anhalt mit einem Beherbergungssektor. Als Benchmark kann die Landesverband vertreten ist.86 Alpenregion dienen.82 Die touristische Bedeutung des Radelns hat mehrere Facetten. Die größte Kundengruppe ist Nordic Walking die der Tourenradler, gefolgt von den Moun- Größere Beachtung ist zukünftig dem Nordic tainbikern. Eine kleine Spezies in Deutschland Walking zu schenken, das eine ideale Ergänzung sind die Rennradler. Das Fahren mit dem Renn- zum herkömmlichen Wandertourismus darstellt. rad erfordert asphaltierte Straßen. Bei den Akti- Der Trend erweist sich als sehr stabil und die ven überwiegt auch bei Freizeitausfahrten der Sportart scheint sich auf dem Markt zu etablie- Sport-/Leistungsgedanke. Im touristischen Be- ren. Innovativ ist z.B. das Angebot der „5 Ober- reich spielen bei den Deutschen Trainingscamps harzer“, die in Altenau (Niedersachsen) eine und der Wettkampftourismus im Verhältnis zu Nordic-Walking-Arena mit Strecken in drei Urlaubsreisen eine größere Rolle als beim Tou- Schwierigkeitsgraden eingerichtet haben und ein renradeln und Mountainbiken. Möglicherweise Wochenend-Pauschalprogramm anbieten.83 ist dies bei typischen Radsportnationen (Frank- Nach Erhebungen des Deutschen Leichtathletik- reich, Italien, Spanien) anders. Das Fahrrad verbandes (DLV) walken in Deutschland 11,4 spielt in jüngerer Zeit darüber hinaus eine Rolle Mio. Menschen mit einem Frauenanteil von als Vehikel für Stadtbesichtigungen. 63%. In 1.500 Orten bestanden Ende 2003 Walking-Treffs, auf denen vor allem Menschen Abb. 4-6: Anteile am Fahrradabsatz in Deutsch- zwischen 40 und 60 Jahren von 5.000 Betreuen land des DLV angeleitet wurden. Orte in Ostdeutsch- land waren unterrepräsentiert.84

Kinder-/ Jugendräder; Fazit: 8% • Wandern ist für Gäste zwischen 40 und 70 Rennräder; 2% Jahren geeignet. • Wandern ist der wichtigste Aktivtourismus- markt der kommenden 20 Jahre.

• Der Harz ist die wichtigste Wander-Des- MTB; 33% tination Sachsen-Anhalts. Räder für Touren; 56% • Vernetzung mit Romanik, Wein (Saale- Unstrut), Gartenträumen etc. macht Sachsen- Anhalt im Wandertourismus einmalig. • Vermarktung mit „Leuchttürmen“ (z.B. Harzer Hexenstieg) und Wander-Events ist erfolgver- sprechend. (Quelle: eigene Zusammenstellung auf der Grundlage von: • Neuerungen wie das Nordic Walking www.ZIV-zweirad.de, Basis: 4,6 Mio. Fahrräder in 2002) MTB = Mountainbike aktualisieren das Angebot.

82 Die „Tiroler Wanderhotels“ unter: www.tiroler-wander- hotels.com; die „Europa Wanderhotels“ unter: www.wan- derhotels.com und die „Südtiroler Wanderhotels“ unter: www.suedtirol-wanderhotels.com. 83 Vgl. www.harztouris-mus.com/altenau/nordicwalking. 85 ADFC 2003. 84 Heilbad und Kurort 10/2003: 233. 86 Internetinfos unter: www.adfc.de.

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4.2.1 Radwandern – und die überregionalen • thematische Inhalte der Route müssen auf die Radwanderwege Bedürfnisse der Radwanderer (Länge, Wege- beschaffenheit, Sicherheit) ausgerichtet sein (1) Kurz-Charakteristik der Sportart • Verknüpfung mit dem ÖPNV und den vor- handenen Parkplätzen Radfahrer nutzen ihr Sportgerät in unterschiedli- • Berücksichtigung vorhandener Radwander- chen Ausprägungen im Urlaub. Weit verbreitet wege (z.B. Radfernwege, Wanderwege, regi- ist der Durchzugstourismus (Tourenradler). Bei onale Radwanderwege) Etappen von ca. 30 bis 70 km machen die Rad- • Kombinationsmöglichkeiten miteinander und ler immer wieder an einem anderen Ort Station. Integration in das Radwanderwegenetz Deshalb ist bei Unterkunftsempfehlungen auf • touristische Infrastruktur (z.B. Gastronomie, die Bereitschaft zu achten, auch für eine Nacht Hotel) muss vorhanden sein zu vermieten. Angenehmer für die Beherber- gungsindustrie sind Radler, die ihre Unterkunft als Ausgangspunkt für Ausflüge betrachten.87 In Touristische Infrastruktur Tourismusorten mit einer dafür geeigneten Rad- Schon bei der Reiseentscheidung sind übersicht- wegestruktur ist die Schaffung von Ausleihmög- liche, genaue und leicht zugängliche Informati- lichkeiten besonders wichtig, zumal auch „nor- onen für den Gast unerlässlich. Unterwegs bil- male" Urlauber als Kunden für eine Tagesmiete den dann folgende drei, möglichst genau auf- in Frage kommen. einander abzustimmende Faktoren das Rückgrat der Radeltour: Der ADFC unterscheidet folgende Arten von Radstrecken: • Die Beschilderung sollte als erste Informati- onsebene neben den einheitlichen Wegezei- • Mit Radwegen werden eigens errichtete Ver- chen Richtungs- und Entfernungsangaben kehrswege für Fahrräder bezeichnet; sie ver- enthalten. laufen meist parallel zu Straßen, womit das • Die Radkarte als zweite Informationsebene Radeln auf der Straße verboten ist. enthält schon Oberflächen- und Steigungs- • Radwanderwege sind ebenso eigens geplante angaben sowie touristische Informationen. Wege, verlaufen jedoch nach eigener, meist • Der Radwanderführer als drittes Element regional abgestimmter Planung. kann anschaulicher auf Routeninformationen • Radfernwege sind hingegen kreisübergrei- eingehen (etwa Zeitangaben bei Steigungen fend und überregional angelegt (Beispiele: und Zufahrten), hingegen nur skizzenhaft Elberadweg, Saaleradweg oder Weserrad- Routenverläufe darstellen. Seine Hauptauf- weg). Oft entlang an Flüssen verlaufend die- gabe liegt in der Übersicht touristischer In- nen sie der Überbrückung größerer Entfer- formationen sowie in der Beschreibung na- nungen. turkundlicher und kultureller Sehenswürdig- • Radrouten sind über die Infrastruktur hinaus keiten. hingegen ideelle, meist thematischen Zu- Eine permanent intakte Beschilderung ist ein sammenhängen folgende Radverbindungen, touristischer Qualitätsfaktor und erfordert touris- die sich aus verschiedenen Wegeelementen tisches Management sowie die Organisation der zusammensetzen können (z.B. Themen- Wartung und Pflege. Eine durchgängige, gut Radweg „100-Schlösser-Route" im Münster- sichtbare und leicht verständliche Ausschilde- land). rung ist als Voraussetzung für ein attraktives An- gebot anzusehen. Die Wegweiser sollen die Die folgenden Anforderungen und Inhalte wer- Richtung, ein wiederkehrendes Fernziel und ma- den bei der Konzeption der themenbezogenen ximal zwei Nahziele pro Modul sowie die Entfer- Radwege vorgeschrieben:88 nung und das Fahrradpiktogramm enthalten. Gerade unter touristischen Aspekten sind Rou- tennamen oder Signets Routennummerierungen • strenge Themeneinhaltung und kontinuierli- 89 cher Themenbezug entlang der Route vorzuziehen. • gute Erreichbarkeit und räumliche Nähe der thematischen Attraktionen zueinander, um Bei den Radkarten können grundsätzlich zwei den kontinuierlichen Themenbezug zu ge- Kategorien unterschieden werden. währleisten • Radtourenkarten (Maßstab 1:100.000 bis 1:200.000) richten sich mit überregionalen

89 Einzelheiten zur Beschilderung stehen in der Tourismus- 87 Freyer 1995: 57 und 67; Miglbauer 1995: 346. Studie 7 „Touristisches Leitsystem in Sachsen-Anhalt“ (S. 13 88 böregio 2003. und 25).

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Hauptrouten und großräumigen Verbindun- (2) Situation auf dem Tourismusmarkt gen primär an Mehrtagestouristen und Fern- radler. Marktvolumen • Dem gegenüber sind Radwanderkarten Radfahren wird von knapp der Hälfte der Deut- (Maßstab 1:50.000 bis 1:75.000) für die In- schen als eine von mehreren Urlaubsaktivitäten formation im engeren regionalen Raum. ausgeübt. 11,6% (5,5 Mio.) von ihnen radelten

2003 sogar „häufig“ oder „sehr häufig. Vor dem Prinzipiell sollte das Kartenmaterial sämtliche In- Radfahren rangieren nur noch das Baden, Wan- formationen aufführen, die auch eine topogra- dern und Ballspielen. Alleine 2003 haben mehr phische Karte enthält. Besonders wichtig sind: als 2,2 Mio. Deutsche eine Urlaubsreise mit dem Rad unternommen.92 Auf den etablierten über- • empfohlene Routen mit Kilometerangaben regionalen und flussbegleitenden Radwander- • Unterscheidung der Wege nach Verkehrsbe- wegen radeln stattliche Urlauberzahlen. So wird lastung und Oberflächenqualität der Donauradweg zwischen Passau und Wien • Eintragung beschilderter Radfern- und jährlich von geschätzten 200.000 Radlern befah- Radwanderwege ren. Man vermutet, dass die Gastwirte am Do- • Steigungsangaben nauradweg zu etwa der Hälfte vom Fahrradtou- • Verknüpfungsmöglichkeiten mit öffentlichen rismus leben. Ähnlich ist die Situation am We- Verkehrsmitteln serradweg, der 2002 den millionsten Radler be- • Reparaturmöglichkeiten grüßen durfte.93 Die Mehrheit der Radtouristen • Sehenswürdigkeiten verfügt über eine relativ hohe Ausgabebereit- • Badegelegenheiten schaft. Die verhältnismäßig einkommensstarken • Einkehrmöglichkeiten über 50-Jährigen sind dabei ein durchaus wich- Radtouristen bevorzugen qualitativ hochwertige tiges Segment der Radler. Außerdem treten Rad- Informationen zum touristischen, naturkundli- ler oft in Gruppen auf. chen und kulturellen Angebot ihrer Urlaubsregi- on. Routenliteratur nimmt bei Radlern einen be- Der ADFC schätzt den radtouristischen Umsatz sonders hohen Stellenwert ein.90 Daher muss auf auf ca. 5 Mrd. Euro im Jahr. Ihre touristische Att- Radwanderführer als wichtige Vermarktungshilfe raktivität erlangen die Radler zudem dadurch, schon vor dem Reiseantritt und dann auch wäh- dass 77% der Fahrradurlaube Haupturlaubsrei- rend der Fahrt ein besonderes Augenmerk ge- sen sind und diese fast zur Hälfte in Deutschland legt werden. bleiben, während ansonsten zwei Drittel der Deutschen im Urlaub ihrem Land den Rücken Neben den routenspezifischen Anforderungen kehren. Zu den beliebtesten Radregionen an die Gestaltung des Radroutenangebotes ma- Deutschlands zählen Mecklenburg-Vorpommern chen weitere infrastrukturelle Einrichtungen ein und Bayern vor dem Münsterland, Franken und gutes Angebot aus. Dazu gehören in erster Linie der Mecklenburgischen Seenplatte.94 Auf diesen Abstellanlagen (Fahrradständer) an öffentlichen Markt richtet sich die Beherbergungsindustrie Plätzen und touristisch relevanten Einrichtungen immer stärker ein. (Museen, Kirchen, Lehrpfade, Freibäder, beson- dere Aussichtspunkte etc.). Diese müssen ein diebstahlsicheres Absperren der Fahrräder er- Bedürfnisse der Tourenradler lauben (Anschließen des Fahrradrahmens), um Die Wünsche, insbesondere der Tourenradler, dem Sicherheitsbedürfnis der Radtouristen mit gehen in folgende Richtung: Sie legen Wert auf ihren oft teuren Rädern Rechnung zu tragen. eine radlerfreundliche Unterkunft (vgl. Abb. 4- Wesentlich aufgewertet wird das radtouristische 7). Zwar sind trotz der Ausgabenbereitschaft Angebot durch Erlebnisorte, mit deren Hilfe Re- hochwertige Zimmer nicht nötig, aber ein gewis- gionaltypisches und andere Besonderheiten der ser Komfort (Dusche/WC) ist erforderlich. Und Urlaubsregion entlang von Radrouten mit Hilfe interessanter Weise auch Vier-Sterne-Hotels fin- von Informationstafeln „erfahrbar" aufbereitet den ihre Abnehmer. Im Umfeld bzw. auf der werden. In ländlichen Regionen ist es zuneh- Strecke sollte es genügend besondere Besichti- mend notwendig, auch Alltägliches zu Erlebnis- gungsziele geben (Städte, Burgen/Schlösser, orten zu machen, wie etwa Vogelbeobachtungs- Baudenkmäler etc.) und eine gute Radler- stationen, Pferdekoppeln, kleine Bachläufe oder Infrastruktur vorhanden sein (u.a. Reparatur- Spielplätze für Familienradtouren.91 möglichkeiten, Ersatzteilhandel, Fahrradverleih). Wie auch bei den Wanderern ergänzt eine gute

92 ADFC Radreiseanalyse 2004. 90 Miglbauer/Schuller 1990: 9ff. 93 ADFC 2002. 91 Miglbauer 1995: 352ff. 94 Ranking nach ADFC 2002.

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und regionaltypische Küche das Angebot. Für Abb. 4-7: Anforderungen der Radler an Beher- die Beherbergungsindustrie lassen sich Anforde- bergungsbetriebe rungen ableiten, die in der nachstehenden Ta- belle zusammengefasst werden. • Aufnahme von • „Radlerfrühstück” Gästen auch für (mit Joghurt, Obst, (3) Situation in Sachsen-Anhalt eine Nacht Müsli, Vollkorn- • Kenntnis über produkten etc.) Gerade in Sachsen-Anhalt sind durch die (außer Anreisemöglichkeite • Speisenangebot für in der Harzregion) vorwiegend flache Landschaft n per Bahn/Bus und Ausdauersportler gute Bedingungen zum Radwandern vorhanden. Rad-Mitnahme- (viele Kohle- Mit der Entscheidung, überregionale Radwan- möglichkeit hydrate, wenig derwege (RWW) zu fördern, schuf das Wirt- • Verschließbarer Fett, Vitamine, schaftsministerium 1991 die Grundlage für ein Fahrrad- frische Salate etc.) flächendeckendes RWW-Netz, das sich meist Abstellraum über • Möglichst ein Voll- entlang der touristisch wichtigen Flüsse erstreckt. Nacht wertgericht und ein Die Landkreise und Kommunen als Träger ha- • Trockenmöglichkeit vegetarisches Essen ben die Möglichkeit, diese „großen" RWW mit und Waschgelegen- • Große Flaschen entsprechenden kreisinternen RWW zu verknüp- heit für Kleidung Mineralwasser, fen. Zahlreiche kommunale und kreisinterne Ini- und Ausrüstung Früchtetee im tiativen lassen langsam ein Radwanderwegenetz • evtl. Sauna im Haus Getränkeangebot entstehen. Zurzeit gibt es ca. 2.000 km überre- • Service- • Ganztägig kleinere gionale Radwanderwege.95 Reparaturkoffer mit Speisen den wichtigsten • Lunchpakete zum Werkzeugen Mitnehmen Förderung • Kenntnis über Lage, • Information über Die Einstufung eines Radwanderweges zum Öffnungszeit und fahrradfreundliche überregionalen RWW (überregionale Strecken- Telefonnummer der Beherbergungs- führung, Verbindung zwischen Bundesländern) nächsten Fahrrad- betriebe in der bedeutet gleichzeitig die Förderfähigkeit dieses Reparaturwerkstatt Region (Etappen- Radweges über GA-Mittel des Wirtschaftsminis- • Kenntnis über entfernungen teriums. Regionale RWW können durch das Ar- Fahrradverleih, evtl. zwischen 25 und beitsministerium gefördert werden. Für die Er- hauseigene 80 km) richtung der überregionalen RWW in Sachsen- Fahrräder • Aushang/ Anhalt wurden von 1991-1998 insgesamt über • evtl. Pannen- Bereitstellung 26 Mio. DM und von 2001 bis 2005 7,73 Mio. Rückholdienst regionaler Euro Zuschüsse aus GA-Mitteln durch das Wirt- • evtl. Übernacht- Radwanderkarten schaftsministerium bewilligt. Inspektion (Maßstab 1:75.000 • Gästebuch für Rad- oder 1: 50.000) Durch Fördermaßnahmen des zweiten Arbeits- Erfahrungen in der • Aushang marktes wurden für Neubau, Sanierung und Region regionaler Bus- Pflege der RWW in den Jahren 1991-1999 ca. und Bahnfahrpläne 42 Mio. DM ausgegeben. Hinzu kommt die mit Radnutzung Förderung durch das ländliche Wegekonzept des • Evtl. Shuttle Service Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt von 2000 bis 2003 mit 89,47 Mio. Euro (und von (Quelle: in Anlehnung an den ADFC) 2004 bis 2006 geplanten 50,75 Mio. Euro). Für die Förderung der straßenbegleitenden Radwe- Konzeption, die weitgehend noch aktuell ist, ge wurden durch das Ministerium für Bau und kommt zum Ausdruck, „dass noch enorme Inves- Verkehr von 2001 bis 2003 17,16 Mio. Euro titionen zur Bereitstellung und Unterhaltung ei- aufgebracht. nes attraktiven Radwegenetzes, fahrradgerechter Infrastruktur und qualifizierte Informationsmate- Mit Unterstützung durch das Wirtschaftsministe- rialien notwendig sind."96 Immerhin 30% der rium hat der Tourismusverband Anfang 1999 ei- Radler auf dem Elberadweg kritisierten dessen ne „Radwanderwege-Konzeption für das Land Wegebeschaffenheit und Beschilderung.97 Sachsen-Anhalt" erstellt. Diese ist zur Unterstüt- zung der Landkreise und Kommunen gedacht und soll eine Handlungshilfe darstellen. In der

96 Projektgruppe Radwanderwege beim Tourismusverbandes 95 Vgl. Ländliches Wegekonzept des Ministeriums für Land- Sachsen-Anhalt e.V. 1998: 184. wirtschaft und Umwelt. Tipp: Viele Links und Informationen 97 Befragung des Magdeburger Tourismusverbands Elbe- zum Radwandern unter; www.radtouren-sachsen-anhalt.de. Börde Heide e.V. (2003).

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Als Aufgabenschwerpunkte für Sachsen-Anhalt Jahren in Sachen-Anhalt einige Modellprojekte werden genannt: entstanden. So eröffnet die „Straße der Roma- nik“ gute Möglichkeiten zur Erfüllung der Urlau- • die Infrastrukturelle Standardangleichung, berbedürfnisse, da hier Radfahren und Kultur- • die Qualitätsverbesserung der Wegebe- tourismus thematisch verbunden werden. Der schaffenheit und Landestourismusverband hat 1999 einen Rad- • eine einheitliche, durchgängige Wegweisung. wanderführer „Radwanderwege entlang der Straße der Romanik" herausgebracht. Synergien werden ebenfalls im Dessau-Wörlitzer-Garten- Als Folge dieser noch nicht voll befriedigenden reich genutzt, wo die für eine Tagestour ideale, Situation sieht der ADFC den Radtourismus in 45 km lange Gartenreichtour Fürst-Franz (vier Sachsen-Anhalt noch am Beginn einer zukunfts- Fahrradverleihstation am Wegesrand; Bahnan- weisenden Entwicklung. Er schätzt die Zahl der schluss) ins Leben gerufen wurde. Gute Gele- Betriebe, die „Bett & Bike“ nach den Kriterien genheit für vernetzte, sport-touristische Angebo- des ADFC anbieten, auf ca. 70 bis 80. Da es te bieten Flussläufe. Die Fähren auf Elbe und 1999 erst 20 waren, ist hier eine erfreuliche, Saale befördern Fahrräder, womit Kombinati- aber noch nicht ausreichende Steigerung zu onsmöglichkeiten mit dem Wassertourismus konstatieren. Zum Vergleich: Auf Bundesebene aufgezeigt werden können. An Saale und ist die Zahl von 216 (1995) auf über 3.400 Unstrut werden z.B. kombinierte Rad- und Ka- (2003) angestiegen. nuangebote gemacht, denn die Affinität der Sportler zu beiden Sportarten ist hoch. Für 2004 sind darüber hinaus der Aufbau des Himmelsscheibenwegs (von Nebra über die Abb. 4-8: Überregionale Radwanderwege in Fundstelle und dann auf dem Saale-Harz- Sachsen-Anhalt 2004 Radweg zum Ausstellungsort in Halle), des Ha- velradwegs (mit Verbindung zum Altmarkrund- Altmarkrundkurs Salzstraße kurs) und des Ilmtalradwegs geplant. 500 km 88 km

Elsterradweg Gästestruktur auf dem Elberadweg Elberadweg Der wichtigste Radweg auf dem Gebiet Sachsen- (Weiße Elster) 1091 km / 360 km 257 km / 31 km Anhalts ist der Elberadweg, für den Befragungen folgende Ergebnisse brachten: Hauptquellgebie- Gartenreichtour te sind 1. Niedersachsen (15,5%), 2. Nordrhein- Europaradweg R1 Fürst-Franz Westfalen (12,3%), 3. Sachsen-Anhalt (12,1%). 915 km / 220 km 69,9 km Die Altersstruktur liegt für knapp 35% zwischen 56 und 65 Jahren, knapp 20 % sind zwischen 46 Muldental- Harzrundweg Radwanderweg und 55 Jahre alt. Die bevorzugte Streckenlänge 400 km / 220 km beträgt für 50% der Radler zwischen 50 und 80 186 km / 45,6 km km täglich. Die Reisedauer beträgt bei 60% der Saale- Radweg Radler zwischen 5 und 10 Tagen, wobei 80% in Radwanderweg Berlin-Leipzig Pensionen und Gasthöfen übernachtet wird. 427km / 152 km 67 km Mehr als die Hälfte der Befragten bucht spontan während der Tour. Die durchschnittlichen Aus- Radweg Saale- gaben belaufen sich pro Person/Tag auf 57,20 Harz Unstrut-Radweg 190 km / 42 km Euro, davon durchschnittlich 28,70 Euro für die 50 km Übernachtung. Aller-Elbe- Aller-Radfernweg Bei einer durchschnittlichen Reisedauer von 7,9 Radwanderweg Tagen betragen die Ausgaben für einen Radur- 98 laub rund 45O Euro pro Radler. (Quelle: TGL Trägergesellschaft Land Sachsen-Anhalt GmbH. Die Kilometerangaben beziehen sich auf Gesamtstrecke/ (4) Vernetzung mit Schwerpunktthemen und an- Teilstrecke in Sachsen-Anhalt.) deren Geschäftsfeldern Themen-Radrouten in der Region Anhalt- Marktvorteile könnten am ehesten durch eine Bitterfeld-Wittenberg besonders gute Vernetzung mit anderen Ange- In das regionale Radwanderwegenetz der Regi- boten erlangt werden. Hier sind in den letzten on Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg werden themen- bezogene touristische Radwege integriert, wo- 98 Koordinierungsstelle Elberadweg beim Magdeburger Tou- rismusverband Elbe-Börde-Heide e.V. durch ein wesentlicher Beitrag zur Förderung

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des Kulturtourismus geleistet wird. Die Konzepti- „MobiHarz“-Projekt on dieser Radrouten hat das Ziel, die Vorzüge Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bil- und Besonderheiten einer Landschaft oder eines dung und Forschung geförderten Projekts „Mo- Themas hervorzuheben und in Abgrenzung zu biHarz“ wurden fünf touristische Radrouten in anderen Tourismusgebieten am Markt zu positi- der Region Wernigerode entwickelt, die die onieren. Für die Region sind folgende themen- wichtigsten Sehenswürdigkeiten und typische bezogene Radwege konzeptionell abgeschlossen Landschaften der Region erschließen. Diese für und sollen ab 2004 vermarktet werden: Radwanderer konzipierten Routen haben eine Streckenlänge von insgesamt 185,5 km. Bis En- • Gartenreichtour Fürst-Franz (Dessau/LK An- de März 2004 werden alle Routen beschildert halt-Zerbst) und mit Karte sowie detaillierter Tourenbe- • Bauhaus (Dessau) schreibung (inkl. Übersicht über Gastronomie • Bioreservat „Mittlere Elbe“ (LK Anhalt-Zerbst) und Sehenswürdigkeiten mit Erläuterungen und • Kohle-Dampf-Licht Tour (LK Bitterfeld/LK Wit- Öffnungszeiten) in einer Broschüre veröffentlicht. tenberg) Alle Routen haben ihren Anfangs- und Endpunkt • Dübener Heide (LK Wittenberg) in Wernigerode, sind beidseitig befahrbar und • Feldsteinkirchentour im Fläming (LK Anhalt- mit Richtungsangaben beschildert, so dass das Zerbst) konzipierte Netz universell und individuell nutz- • Schlösser und Burgentour Elbe-Vorfläming bar ist, Routen miteinander verknüpft werden (LK Anhalt-Zerbst) können und auch aus allen Nachbarstädten und • Fuhnetalradweg (LK Bernburg/LK Köthen/LK Gemeinden der Einsteig in die Routen erfolgen Bitterfeld) kann. Außerdem gibt es erstmalig auch eine Vereinbarung über die Unterhaltung dieser tou- Abb. 4-9: Vernetzung touristischer Angebote am ristischen Radrouten mit allen beteiligten Part- Beispiel des Elberadweges nern. Nachholbedarf besteht noch bei der rad- touristischen Infrastruktur, z.B. der fahrrad- freundlichen Gastronomie.100

(5) Entwicklungspotenziale und Prioritäten

Identifikation der Bevölkerung mit dem Radtou- rismus „Eine hohe Identifikation der Anbieter und der in der Region lebenden Bevölkerung mit dem Ur- laubsangebot ist einer der Hauptfaktoren für den Erfolg im Tourismus. Für die Tourismusmit- arbeiter in einer Gemeinde oder in einer Region erfordert dies vor allem stete Vertrautheit mit dem eigenen Angebot und dies umso mehr, als Radtouristen sehr regionskulturell orientiert sind. Für das touristische Management ergibt sich die Notwendigkeit, den Mitarbeitern Anregung und Unterstützung beim Kennenlernen des eigenen Angebotes (zum Beispiel in Form einer „inter- nen“ Radtour) bieten zu müssen. Darüber hinaus ist es unter Managementaspekten überaus sinn- voll, Radausflüge für die eigenen Bewohner der (Quelle: Landesmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt) Gemeinde und der Region zu organisieren. Nicht nur zur Förderung der Tourismusgesin- nung der einheimischen Bevölkerung, sondern Eingebunden sind diese Radwege in die Rad- auch um die Einheimischen mit der Urlaubsregi- fernwege und in ein regionales Netz. Die kom- on vor der eigenen Haustür vertraut zu machen. plette Ausschilderung der Radwege und der Bau Der erzielte Effekt besitzt Außenwirkung, wenn von begleitender Infrastruktur (Schutzhütten, In- radelnde Gäste über Freundlichkeit und Aus- fotafeln, Abstellanlagen, Rastplätze) sind ebenso kunftsbereitschaft der Bewohner der Urlaubs- geplant, wie die Erstellung einer ADFC- Radkarte.99

99 böregio 2003. 100 Stadt Wernigerode, Stadtplanungsamt 2003.

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region schwärmen. So kommt „das beste Wer- Ressourcen sparenden Mitteleinsatzes zunächst bemittel“ zum Tragen.“101 das vorhandene Angebot in einen wettbewerbs- fähigen Zustand versetzt werden. Um möglichst In vielen Regionen findet man Veranstaltungen viele auswärtige Gäste zu begrüßen, bietet es vor, bei denen interessante Landschaften zeit- sich an, die bisher in der Vermarktung schon gut weise für den Autoverkehr gesperrt werden, um angenommenen überregionalen Radwanderwe- dort autofreie Erlebnistage durchzuführen, die ge zuerst so herzurichten, dass sie mit ihrer ge- sich vor allem an die Radler und Inliner richten. samten touristischen Infrastruktur ein Maximum Ein erfolgreiches Beispiel ist der 2003 erstmals an Kundenorientierung bieten. Auch im ländli- durchgeführte Fahrradtag im Selketal. Zum Sai- chen Wegekonzept des Landwirtschaftsministeri- sonauftakt und um ein Achtungszeichen für die ums besitzen diese höchste Priorität. vielen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung mit dem Rad zu setzen, initiierte die Koordinierungs- Nach dem Prinzip der Schaffung von Leuchttür- stelle Elberadweg Sachsen-Anhalt gemeinsam men, die ihre Ausstrahlung auf umliegende An- mit Partnern vor Ort vom 01. bis 04. Mai 2003 gebote nicht verfehlen werden, sollte der Elbe- das erste Aktionswochenende an der Elbe. Den radweg (gleichzeitig auch der Europaradweg Höhepunkt bildete dabei der Elberadeltag am R2), der mit seiner Projektstelle beim Magdebur- 3. Mai. Trotz widriger Wetterbedingungen wur- ger Tourismusverband Elbe-Börde-Heide konti- den über 7.000 Radler begrüßt. Es ist festzustel- nuierlich betreut wird, aber noch lange nicht die len, dass großes Interesse an geführten Rad- Radlerzahlen haben soll, wie der sächsische Ab- wanderungen besteht und dort der größte Zu- schnitt, ganz oben auf der Liste stehen, gefolgt spruch erfolgt, wo radbezogene Höhepunkte vom Saaleradweg. Der Elberadweg insgesamt ist und Veranstaltungen angeboten werden.102 unter den ADFC-Mitgliedern nach Weser und Donau der drittbeliebteste Radweg Deutsch- Abb. 4-10: Karte zum Fahrradtag im Selketal am lands. 27.09.2003 Zu überlegen ist, ob und wie die geführten Radwanderungen, die bereits vom Landesverband des ADFC auf Landes- und Kreisebe- ne angeboten werden, in das touristische Angebot einfließen können. Denn die Entwicklung von Themen muss über den Ver- netzungsaspekt hinaus voran- getrieben werden. Es erscheint sinnvoll, bei Tourenradeln auf ei- ne Doppelstrategie im Außen- marketing zu setzen:

1. Schwerpunktmäßig die „Leuchttürme“ kommunizie- ren (Werbung und PR) und 2. mit Schupperangeboten ge- zielt Kurzurlauber aus dem engeren Einzugsgebiet (Han- (Quelle: www.fahrradtag-selketal.de) nover-Berlin-Leipzig-Erfurt) mit themen- bzw. zielgruppenspezifischen Angeboten zu Infrastruktur und Produktgestaltung für das Zwei- bzw. Drei-Tages-Reisen bewegen und Radwandern in Sachsen-Anhalt dann auf positive Multiplikatoreffekte setzen. Unter Berücksichtigung der großen Nachfrage im Bereich der flussbegleitenden Radwege sollte Berücksichtigt werden muss dabei, dass Sportler das Hauptaugenmerk in Sachsen-Anhalt zu- gerne mit dem Auto anreisen und dass das Rad nächst eindeutig auf diesen Bereich gelegt wer- das meisttransportierte Sportgerät mit dem Auto den. Dabei muss aus dem Gesichtspunkt des ist. Um Beeinträchtigungen der Umwelt gering zu halten, sollten Ausleihmöglichkeiten vor Ort und alternative Angebote mit dem ÖPNV noch 101 Miglbauer 1995: 355f. weiter ausgebaut werden. 102 Koordinierungsstelle ELBERADWEG Sachsen-Anhalt beim Magdeburger Tourismusverband Elbe-Börde-Heide e.V. E-Mail: [email protected].

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4.2.2 Mountainbike-Tourismus – und der Harz • Mountainbike-Routen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden, möglichst vernetzte (1) Kurz-Charakteristik der Sportart Rundkurse • Einbeziehung touristischer Ziele und Durch technische Finessen (breite 26-Zoll Stol- • Versorgungseinrichtungen ins Wegenetz lenbereifung, Spreizung der Gangschaltung, be- • Mountainbike-Karten und/oder sonders leistungsfähige Bremsanlage) wurden -Wanderführer Anfang 1970er Jahre in Kalifornien Fahrräder zu • geführte Mountainbike-Touren Mountainbikes entwickelt, die für Fahrten auf • geeignete Mountainbike Wegweisung unebenen Wegoberflächen und zur Überwin- • MTB-Vermietangebote dung größerer Steigungen besonders geeignet • spezifische Infrastruktur108 sind. Mountainbiking wird immer beliebter und Als Benchmarks dienen die großen Mountainbi- hat inzwischen eine starke Differenzierung er- ke-Zentren, wie z.B. Willingen (Sauerland), Bi- fahren. Disziplinen wie DownHill, Freeride, Bi- schofsmais109 oder die BikeWorld in Leogang kerCross, Dual bzw. Dirt-Jumps können ausge- (Österreich). Schon im Herbst 2001 wurden dort 103 übt werden. alle Strecken renoviert und unter fachkundiger Aufsicht modifiziert. In Leogang befindet sich (2) Situation auf dem Tourismusmarkt z.B. die wohl längste BackCountry-Tour der Welt, bei der man einen ganzen Tag lang berg- Bedürfnisse der Mountainbiker ab fahren kann, weil Seilbahnen die Sportler 110 Trotz einiger Differenzierungen (vgl. Abb. zu den von Gipfel zu Gipfel transportieren. Kundengruppen) lässt sich der durchschnittliche Mountainbiker als männlich, 30-35 Jahre alt (3) Situation in Sachsen-Anhalt, Entwicklungspo- und Single charakterisieren. Ausbildung, Berufs- tenziale und Prioritäten im Mountainbike- stand und Einkommen liegen häufig über dem Tourismus bundesdeutschen Durchschnitt. Zu den wichtigs- ten Motiven bei der Ausübung des Mountainbi- Das Mountainbiking ist in Sachasen-Anhalt mit king zählen Gesundheit und Fitness, Kompe- der Harzregion verbunden. Dort gibt es bisher tenzerleben/Leistungsverbesserung sowie psy- zwar wenig ausgebaute Strecken, aber dafür chisches Wohlbefinden.104 Als Kundengruppen schon wichtige und konkrete Planungen für können im Wesentlichen Action- und Funbiker, 2004 und die kommenden Jahre. Denn das Sport- und Naturbiker sowie Ruhe- und Erho- Mountainbiking soll zu einer wichtigen Säule im lungsbiker unterschieden werden.105 Mountain- Harz werden. Im Rahmen des Ende 2003 vom biker begeben sich jedes Jahr an über 20 Tagen Wirtschaftsministerium genehmigten Projekts des mit ihrem Sportgerät auf Reisen. Mountainbike- Harzer Verkehrsverbandes „Aktivtourismus im Marathons sind der Biker-Bringer: 2002 nahmen Harz“ soll der Aufbau einer Bike-Arena für in Deutschland etwa 40.000 Personen an 55 Mountainbiker vorangetrieben werden. Eine MTB-Marathons teil. Etwa 45% der Biker kehrten Downhill-Strecke ist in Schulenberg im Bau und an den Ausrichtungsort zu weiteren MTB-Touren es existieren Planungen privater Investoren für zurück.106 Hahnenklee und Braunlage. Insgesamt wird im niedersächsischen Teil des Harzes ein Netzwerk Zu den wichtigsten Anforderungen der Moun- von 800 km Wegen ausgewiesen, das derzeit 111 tainbiker zählen: 107 kartiert wird.

• nichtasphaltierte, möglichst naturbelassene, Ergänzend werden im Ostteil des Harzes im autofreie Feld- und Waldwege unterschiedli- Frühjahr 2004 ca. 100 km Mountainbike-Strecke cher Breite in einer naturnahen Umgebung im Nationalpark Hochharz für die Öffentlichkeit • Steigungs-, Abfahrts- und Streckenerlebnis freigegeben. Eine dazugehörige Broschüre ent- • abwechslungsreiche, anspruchsvolle und hält fünf Mountainbikerouten, von denen eine schmale Wege (single trails) in ausreichender auch Bereiche des Nationalparks Harz in Nie- Zahl dersachsen erschließt. Erste Events unterstützen • Wege unterschiedlicher Oberflächenbeschaf-

fenheit für verschiedene Könnerstufen 108 Wer mehr über Mountainbiking und Tourismus wissen will, hat mit der Broschüre des Allgemeinen Deutschen Fahr- rad Clubs einen ausgezeichneten Ratgeber: ADFC (Hg.): 103 www.bikeworld.at; die BikeWorld Leogang gehört zur Ski- Mountainbiking – Ein ADFC-Leitfaden für Planer, Touristiker region Saalbach/Hinterglemm. und Biker, Bremen 2001. 104 Beier 2002: 86. 109 www.bikepark.net. 105 ADFC 2001: 10. 110 www.bikeworld.at. 106 ADFC 2003. 111 Verein Wirtschaftsinitiativen und Regionalentwicklung für 107 ADFC 2001: 10. die Region Goslar e.V.

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die Entwicklung. So gab es z.B. am 30. August Fazit: 2003 das 1. Schierker Mountainbike-Rennen auf • Radtourismus ist ein wichtiges Segment für einem 12,6 km langen Rundkurs um den Klei- Sachsen-Anhalt. nen Winterberg mit Start und Ziel am Eisstadion. • Der Schwerpunkt sollte auf dem flussbeglei- tenden Radwandern (Elbe und Saale) liegen. Um mit dem gesamten Harz wettbewerbsfähig • Hier sorgt eine gute Vernetzung mit Kultur, zu sein, muss der Ausbau der Mountainbike- Gärten und Parks, Wein, Luther etc. für Ver- Strecken insbesondere im Ostharz vorangetrie- marktungsvorteile. ben werden. Ansätze sind z.B. in Schierke vor- • Mountainbiking muss im Ostharz stärker for- handen. Bisher besser positionierte Regionen ciert werden. haben Wegenetze mit über 1.000 km Strecke • Wettbewerbsnachteile durch fehlende Infra- (z.B. Sauerland ca. 1.200 km, Schwarzwald ca. struktur müssen schnellstens ausgeglichen 2.500 km). Dabei schätzen Experten die Attrakti- werden. vität des Harzes prinzipiell groß ein. Es können • Radler-Events (insbesondere autofreie Erleb- Rundkurse gefahren werden, die abwechslungs- nistage) müssen forciert werden. reicher sind als viele Strecken in den Alpen. Inte- ressant wäre die Entwicklung einer Harzquerung für Mountainbiker in Ost-West-Richtung, eine 4.3 Wassersport – und das „Blaue Band“ in Radler-Ergänzung für den Harzer Hexenstieg Sachsen-Anhalt und eine gutes Training für die Alpenquerung. Bezüglich der Infrastruktur sollte ein Netz Moun- (1) Kurz-Charakteristik der Sportarten tainbiker freundlicher Betriebe aufgebaut wer- den. Als Benchmark sind die Angebote der ös- Unter Wassertourismus werden Übernachtungs- terreichischen Mountainbike-Hotels anzuse- reisen oder Tagesausflüge verstanden, bei de- hen.112 nen schwerpunktmäßig Freizeitaktivitäten be- trieben werden, für die das offenen Meer, Küs- Abb. 4-11: Formen des Wasser induzierter Tou- tengewässer, Seen oder Flüsse die natürlichen rismus bzw. Kanäle oder Seen die künstlich geschaffe- nen Voraussetzungen bieten. Zu den wichtigsten Sportarten im Formen des WassWasserer induzierten Tourismus Wassersport zählen Kanu fahren (Kajak, Canadier), Rudern, Se- Tourismus auf dem Tourismus Tourismus bzw. im Wasser am Wasser „durch“ Wasser geln, (Wind-) Surfen, Tauchen, Angeln, Wasserski und Motorboot fahren (vgl. Abb. 4-11).

Aktiv Passiv Aktiv Passiv Aktiv Passiv Man schätzt, dass es in Deutsch-

- Veran- land ca. 10. Mio. Wassersportler - Kanu fahren - Motorboot staltungen - Rudern (ohne Schwimmen) gibt. Genaue fahren (Regatten, - Wasser- - Hausboot Hafen feste, wandern Zahlen sind schwer zu ermitteln, fahren Seebühnen - Rafting - Radfahren - Fahrgast- - Piers da die Abgrenzung der Sportar- - Revier- -wandern - Bade- schifffahrt ((SShophop- Segeln am Fluss tourismus ten nicht eindeutig vorgenommen - Fähr- ping, Events) - Hochsee- etc. - Camping - Veran- schiffahrt - Kultur- werden kann und ein unbestimm- Segeln - Strand- am Wasser staltungen - Fluss- touriissmus - (Wind-, Kite-) sport - Andere (Regatten) Kreuz (Schifffahrtsts- ter Personenkreis mehrere Sport- Surfen (Beach- Reisearten schifffahrt museen etc.) - Tauchen VoVollleleyybball am Wasser arten ausübt. Wie in anderen - Hochsee- - Industrie- - Schwimmen etc.) Kreuz touriissmus Sportarten auch ist eine deutliche - Angeln schifffahrt (Werfftbetbe- - Wasserski Angebotsdifferenzierung erkenn- - Traditions- sichtigungtigung, - Tretboot schiffahrt Hafenrund- fahren bar (z.B. neuere Entwicklung Kite- fahrt etc.) Surfen). Bootscharter (z.B. auf (Quelle: Dreyer 2004:373) Flüssen oder für Segeltörns an der Küste) besitzt steigende Tendenz in der Nachfrage. In Deutschland gibt es ca. 80.000 Bootsliegeplätze, deren Kosten für den Wasser- sportler bei durchschnittlich 3.125 DM pro Boot und Jahr liegen.113 Ebenfalls beliebt ist der inter- nationale Tauchtourismus, während der Boom beim Surfen vorüber ist. Häufig unterschätzt

112 www.bike-holidays.com. 113 Antz/Dreyer 2000: 98.

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wird das Potenzial der Angler, das bei über (3) Situation in Sachsen-Anhalt 5 Mio. Menschen in Deutschland liegen dürfte. Sachsen-Anhalt ist auf den ersten Blick kein (2) Situation auf dem Tourismusmarkt Land des Wassers. Als Binnenland ist es aus nautischer Sicht eher ein Durchgangsland. Doch Die Nachfragesituation ist im Hinblick auf die bei näherem Hinsehen zeigt sich ein besonderes einzelnen Sportarten sehr unterschiedlich und es Potenzial, da die Fließgewässer, allen voran die liegt wenig differenziertes Material zum Touris- Elbe, und Seen teilweise von sehr reizvollen Ge- mus in den einzelnen Sportarten vor. Die Zahlen genden umrahmt sind und sich u.a. durch die der Aktiven (vgl. Abb. 4-12) erscheinen sehr Rekultivierung ehemaliger Bergbaulandschaften hoch gegriffen, was mit der Intensität der eine ansehnliche Seenlandschaft im südöstlichen Landesteil bildet. Dem hat das Wirtschaftsminis- Sportausübung zusammenhängen mag. Manch terium durch Fördermaßnahmen seit 1997 einer fühlt sich schon als Intensivsportler, wenn Rechnung getragen, aus denen die touristische er den Sport im Urlaub betreibt, ein anderer Markensäule „Blaues Band in Sachen-Anhalt" sieht sich erst als solcher wenn er durchschnitt- geworden ist. Da das „Blaue Band" überregiona- lich zweimal pro Woche seinen Sport für mehre- le und sogar internationale Bedeutung besitzt, re Stunden ausübt. Insofern erscheint es im Hin- werden Projekte zum Teil in Kooperationen ab- blick auf den Vergleich mit anderen Quellen gewickelt, u.a. mit Brandenburg (Havel/Aqua- richtig, kaufmännisch vorsichtig eher von einem Fontane-Park), Sachsen und Tschechien (Eurore- Anteil von 10 bis 20% der Aktiven als Intensiv- gion Elbe/Labe). sportler auszugehen. Beachtet werden sollten die affinen Sportarten, weil sie einen Hinweis Sportarten auf Vernetzungsmöglichkeiten geben. Zuerst ist das auf den Flussläufen beliebte Was- serwandern mit Kajaks, Kanus oder Ruderbooten Abb. 4-12: Kundengruppen im Wassertourismus zu nennen. Sachsen-Anhalt hat aber auch Se- in Deutschland 2003 gelreviere zu bieten. Immerhin 26 Segelvereine 114 Zahl der oder -abteilungen sind im Land beheimatet. Aktiven Urlaub oder Affine Sportart Kernzielgruppe (in Mio., Freizeit? Sportarten Den Wassersportfreunden Burg e.V. 1924 gehört geschätzt) mit Andreas Gluschke sogar ein Welt- und Jugendliche, Urlaub 115 Surfen 1,8 bis 3,8 Tennis junge Erwachsene (73%) mehrfacher Deutscher Meister im Segeln an. Junge Erwachsene Urlaub An den Seen sind auch einige Tauchvereine zu Tauchen 1,8 bis 3,2 Schwimmen (20-35 Jahre) (65%) Hause.116 Bisher wenig beachtet, aber dennoch 36-50-Jährige Urlaub Segeln 1,8 bis 4,4 Radeln (74%) nicht zu unterschätzen ist der Angelsport. Im 36-50-Jährige Freizeit Kanu 1,0 bis 2,0 Radeln Jahr werden von den 55.000 Anglern Sachsen- etwas häufiger (64%) Anhalts mindestens 30 Mio. Euro allein für di- Junge Erwachsene Surfen oder Urlaub Wasserski (20-35 Jahre) 0,7 bis 1,9 Radeln oder (69%) rekte Kosten der Angelausflüge in der Umge- Tennis bung des Wohnortes ausgegeben, wobei Angel- (Quelle: ift 2003) urlaube, Mitgliedsbeiträge etc. noch nicht be- rücksichtigt sind.117

Für die Vermarktung ist die Ansprache über spe- zielle – fachliche aber nicht unbedingt touristi- Nachfragesituation des Wassertourismus in po- sche – Printmedien möglich. Weit verbreitete tenziellen Quellgebieten deutschsprachige Titel sind z.B. Yacht (Zielgrup- Mit dem Wassertourismus in Sachsen-Anhalt pe Segler, verbreitete Auflage 70.000), wird in erster Linie das Wasserwandern in Ver- bindung gebracht. Dabei ist der Bekanntheits- • Kanu-Magazin (30.000), grad des Wassertourismus nach einer von der • Outdoor (jüngere einkommensstärkere Leser- LMG in Auftrag gegebenen Untersuchung bei schaft, u.a. Kanu, 30.000), über 45-Jährigen Kanufahrern aus der Region • Skipper (Freizeit mit Motorbooten, 50.000), Hamburg/ Hannover schon ganz gut, in anderen 118 • Surf (50.000) und Bereichen gibt es noch erhebliche Defizite. • Blinker (Angeln, 90.000).

114 www.lsv-sa.de/vereine.html. 115 www.wsf-burg-segeln.de. 116Näheres unter: www.tauchsportservice.de/sichtweiten/ tauchen-sachsen-anhalt.php. 117 Grundlagenuntersuchung Wassertourismus in Deutsch- land 2003: 64. 118 Rohe 2003.

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Abb. 4-13: Wesentliche Ausstattungsmerkmale len, scheint es noch erhebliche Verbesserungs- für Wassersportanlagen potenziale zu geben, die wiederum angesichts der Nutzenerwartungen (vgl. Abb. 4-15) Grundbedarf schnellstmöglich abgestellt werden müssen. Die • Duschmöglichkeit, WC Bekanntheit des „Blauen Bandes“ geht gegen • Gastronomie null, so dass zumindest vor dem Themenjahr • Einkaufsmöglichkeit 2004 festzustellen ist, dass das Blaue Band noch • Waschcenter keine wirkliche Markensäule des Landestouris- • Kinderspielplatz mus ist, da ihr mit der fehlenden Bekanntheit • Anschluss an ÖPNV und mit noch nicht optimaler Qualität zwei we- • Wassertouristische und nautische sentliche Kennzeichen eines Markenproduktes fehlen. Immerhin fällt die Beurteilung der Idee Informationen (Wetter, Untiefen, des Blauen Bandes sehr positiv aus, was erwar- nächste Anlegestellen, ten lässt, dass der richtige Weg eingeschlagen Befahrungsregeln etc.) wurde. • Notfallinformationen/ 1. Hilfe-Station Abb. 4-14: Bekanntheitsgrad des Wassertouris- Technische Einrichtungen mus Sachsen-Anhalts in Deutschland • Wasseranschluss 2003 in der Anlage/am Steg Antwort ja nein • Abfallentsorgung, Abwasserentsorgung Gesamt 39,2% 60,8% • Fäkalienentsorgung Motorbootfahrer 31,0% 69,0% • Slip/Kran Kanuten 63,0% 37,0% • Elektroanschluss Altersgruppe 37,5% 62,5% in der Anlage/am Steg „bis 45 Jahre“ • Sondermüll-, Altöl-, Altersgruppe 40,8% 59,2% Bilgewasserentsorgung „älter als 45 Jahre“ • Benzin-/Dieselbunker (Möglichkeit) Berlin 33,3% 66,7% Serviceeinrichtungen Hannover 58,3% 41,7% • Parkplätze, Hafenmeister Hamburg 61,3% 38,7% • Werkstatt/Reparaturmöglichkeit Rhein/Ruhr 23,3% 76,7% • Motorenservice, Segelservice • Bootszubehörhandel Rhein/Main 23,5% 76,5% • Bootswaschanlage (Quelle: Rohe 2003) • Winter-/Landliegeplätze • Telefon • Bankinstitut/Bankautomat Abb. 4-15: Nutzenerwartungen an Sachsen- • Vermietung von Autos und Anhalts Blaues Band in Deutschland Fahrrädern etc. 2003 • Touristische Informationen (Besichtigungs- und bessere Informationen, Service 30,5 % Ausflugsmöglichkeiten) Kennenlernen von Land und Leuten 15,3 % Organisatorische Regelungen organisatorische Erleichterungen, Service, Organisation von 15,3 % • Hafenordnung Veranstaltungen • Hinweise zu umweltgerechten großer Erlebniswert, Unterhaltung, 11,9 % Verhalten Abwechslung Wegbeschreibungen, Vernetzung mit (Quelle: in Anlehnung an Ministerium für Wirtschaft und Ar- 10,2 % den Stadtzentren beit 2002: 12) Kombination Sport und Kultur, 10,2 % Sehenswürdigkeiten Die Qualität der Angebote wird von den Befrag- ten eher unterdurchschnittlich eingeschätzt (No- bessere Infrastruktur für Wassersport, Anlegestellen, 10,2 % te 2,7), was einem Imageaspekt gleichkommt, Übernachtungsmöglichkeiten da die Befragten nicht während wassertouristi- scher Aktivitäten im Land befragt wurden. Da al- (Quelle: Rohe 2003) lerdings auch die Einheimischen genauso urtei-

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Markensäule „Blaues Band in Sachsen-Anhalt“ 1. Analyse und Darstellung von Entwicklungs- Das Netzwerk Blaues Band beinhaltet Standorte potenzialen für den Wassertourismus in mit vier konzeptionellen Ausstattungsniveaus. Sachsen-Anhalt (1996). Qualitativ und quantitativ hochwertige Angebote 2. Touristisches Vorhaben Blaues Band in Sach- sollen vor allem an den Standorten (erste und sen-Anhalt (Projektgemeinschaft Blaues zweite Priorität) entstehen, die einerseits landsei- Band 1998). Aufbauend auf die Bestandser- tig attraktive touristische Angebote aufweisen fassung der relevanten Daten im ersten Pro- und/oder andererseits auf Grund der Nautik der jekt erfolgte die Erstellung der Konzeption. Flusslandschaft für die Gewährleistung der Als Ziel wurde formuliert, die größten Was- durchgängigen Befahrbarkeit der Gewässer von serstraßen und Standgewässer Sachsen- besonderer Bedeutung sind. Anhalts zu einem durchgängigen touristi- schen Produkt zu entwickeln und zu ver- Bei den Flüssen stehen im Blick- markten. punkt des Projektes Blaues Band 3. Vorbereitung eines Projektmanagements insbesondere die Flusslandschaft Blaues Band (Projektgemeinschaft Blaues Elbe, Saale, Unstrut, Havel sowie Band 1999). Dieses Projekt diente als Binde- die Kanäle Mittellandkanal und glied zwischen der Konzeption und dem Elbe-Havel-Kanal, wobei die Elbe darauf folgenden Projektmanagement, in- als „Leitfluss" fungiert. In einer dem die in Frage kommenden Orte umfas- Befragung außerhalb Sachsen- send schriftlich und persönlich über das Pro- Anhalts wurde deutlich, dass die Elbe auch das jekt informiert und eingebunden wurden. weitaus bekannteste Gewässer des Landes für 4. Projektmanagement Blaues Band. Schließlich den Wassertourismus ist.119 Die Elbe kann wurde die Umsetzung in Gang gebracht. Leuchtturmfunktion einnehmen, ist aber kein Unter Beteiligung von kommunalen Eigen- USP (einzigartiger Verkaufsvorteil), da sie auch mitteln haben sich im Oktober 1999 unter Niedersachsen und Sachsen durchfließt und dort Leitung der Stadt Magdeburg 31 Kommunen ebenfalls wasser- und radtouristische Angebote zum „Projektmanagement Blaues Band zu- gemacht werden. Erst durch geschickte Themati- sammengeschlossen". sierung und Produktgestaltung kann die Elbe ih- rer Rolle gerecht werden. An den Fließgewäs- Infrastrukturelle Vorhaben sern wurden 43 Orte als Schwerpunkte für die In Vorbereitung auf das Jahr 2004, in dem das Entwicklung der notwendigen wassertouristi- Blaue Band zu seiner Markteinführung als Ver- schen Grundausstattung ausgewählt. An diesen stärkerthema des Landestourismusmarketing Standorten können kommunale oder private In- fungiert, wurden an 30 vorrangigen Standorten vestitionen durch das Land Sachsen-Anhalt un- notwendige kurzfristige Investitionen u.a. durch terstützt werden. Moderne Steganlagen, Marinas das Wirtschaftsministerium in Gang gesetzt. und Liegeplätze werden künftig vor allem an Zahlreiche weitere private und kommunale Ver- den Flussläufen für Wasserwanderer als Rast- netzungs- und Radwegprojekte werden über das plätze zur Verfügung stehen. Eine landesweit Management der TGL Trägergesellschaft Land einheitliche Beschilderung wird Wassertouristen Sachsen-Anhalt GmbH abgewickelt.120 Im Er- auf ihrer Tour begleiten. Aber auch die Flutung gebnis der Tätigkeit des Projektmanagements der Tagebaurestlöcher sorgt für weitere touristi- wurde an diesen Standorten bisher folgender sche Anziehungspunkte. Bis 2008 soll die Flu- Sachstand (nur kommunale Projekte) erreicht, tung des größten künstlichen deutschen Binnen- der beispielhaft zeigen kann, wie landesweite sees, dem Geiseltalsee westlich von Merseburg, Projekte gemeinsam umgesetzt werden können: abgeschlossen sein, einige Jahre länger wird es dauern, bis der Concordia-See am Nordharz- • Sechs Vorhaben wurden zwischen 1997 und rand seine volle Größe erreicht hat. 2002 mit ca. 2 Mio. Euro gefördert: Studien zur Entwicklung in Calvörde und Coswig, Um das Thema langfristig als Markensäule des Schiffsanleger Klein Rosenburg, Kanuausstieg Tourismus in Sachsen-Anhalt aufzubauen, wur- Nebra, Studie Entwicklung Niegripper See den durch das Wirtschaftsministerium zunächst und Schiffsanleger Schönebeck. die konzeptionellen Grundlagen gelegt, indem • In der Realisierungsphase befinden sich drei Studien zum Wassertourismus in Auftrag gege- Projekte mit einem Fördervolumen von ca. ben wurden. 0,8 Mio. Euro. Diese sind: Planung Hohen- warthe, System von Kanuanlegern im Bereich Bad Kösen und der Fahrgastanleger Elster.

119 Rohe 2003: 6. 120 Weitere Informationen www.tglsa.de.

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Im Jahr 2003 befanden sich 15 Vorhaben mit In Bearbeitung befinden sich elf Projekte mit ei- einem Volumen von ca. 7 Mio. Euro in Bearbei- ner Fördersumme von ca. 4 Mio. Euro: Anleger tung: Gasthafen Arneburg, Gaststeg Coswig, Bernburg, Zuwegung und Bootslager Breitenha- Gaststeg & Petriförder Magdeburg, Gasthafen gen, Umfeld Pegelturm Goitzsche, Gaststeg und Genthin, Gaststeg Hohenwarthe, Fahrgastanle- Fahrgastanleger Vockerode, Gaststeg Parey, Re- ger Hohenwarthe, Kanuanleger Klein Rosen- konstruktion Anleger und Mole in Arendsee, burg, Umbau Schiffsanleger Klein Rosenburg, Pretzien Steinhafen, Rastplatz Saline Halle, Gaststeg Groß Rosenburg, Gaststeg Barby, Gast- Fahrgastanleger Halle, Anleger MMZ Halle, An- steg & Schiffsanleger Dessau, Schiffsanleger leger Queen Arendsee und Flutungstourismus Merseburg, Gaststeg Schönebeck, Gaststeg Geiseltalsee. Nienburg sowie Gaststeg & Fahrgastanleger Pretzsch. Marketing Im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Abb. 4-16: Flüsse, Seen und Städte 1. Priorität Schwerpunktthemas „Blaues Band – Wassertou- des Blauen Bandes rismus in Sachsen-Anhalt“ hatte die LMG 2003 zu einer Tourismuskonferenz im Alten Handels- Fließgewässer Zugehörige Städte hafen in Magdeburg eingeladen. 150 touristi- sche Anbieter, Wassersportvereine, Kommunen Magdeburg und Landkreise nahmen teil. Ziel war es, über Elbe Tangermünde Projekte zu informieren, Netzwerke anzuregen Wittenberg und Chancen aufzuzeigen, damit vor Ort vom Havel Havelberg „Blauen Band“ profitiert werden kann. Vorberei- tet wurde die Tagung in Zusammenarbeit mit Mittellandkanal Magdeburg dem Landessportbund Sachsen-Anhalt e.V., der Halle Trägergesellschaft Sachsen-Anhalt und dem Saale Naumburg Verein Blaues Band e.V. Diskutiert wurde über Weißenfels die Entwicklung attraktiver Angebote, speziell für die Aktivtouristen.121 Unstrut Freyburg Standgewässer Zugehörige Städte In umfangreichen Gästebefragungen wurden zahlreiche Beurteilungen und Wünsche der akti- Geiseltalsee/ Braunsbedra ven Wassertouristen erfragt. Im Mittelpunkt Südfeldsee/ Großkayna standen sowohl Wassertouristen außerhalb Runstedter See Mücheln Sachsen-Anhalts, als auch im Land aktive Was- sertouristen. Deutlich wurde u.a., dass gerade Bitterfeld Goitzsche/ Kanuten im Gegensatz zu Motorbootfahrern Mühlbeck Bitterfelder (diese beiden Gruppen wurden getrennt) sehr Pouch Seenplatte Friedersdorf viel Wert auf die Kombination ihrer sportlichen Aktivitäten mit Kultur, Sehenswürdigkeiten, Wein Seeland/ Nachterstedt etc. legen (vgl. Abb. 4-19). Concordia-See Schadeleben Das Ausgabeverhalten führt zu einer jährlichen (Quelle: Ministerium für Wirtschaft und Arbeit 2003) Nettowertschöpfung von 3,2 bis 6,7 Mio. Euro, wobei die Segler in diesen Zahlen mit enthalten 122 An den 13 weiteren kommunalen Standorten ist sind. Betrachtet man die Ausgabenstruktur, so folgender Entwicklungsstand erreicht: lässt sich unschwer erkennen, dass zahlreiche Steigerungsmöglichkeiten vorhanden sind. • Zwischen 1997-2002 wurden acht Vorhaben Wenn man es z.B. schafft, die Aufenthaltsdauer mit ca. 12,5 Mio. Euro gefördert: Schiffsanle- der Kanuten zu erhöhen, würden die Ausgaben ger Breitenhagen, Kanu- und Bootsanleger für Übernachtung und Gastronomie um ein Viel- Breitenhagen, Wassertouristikzentrum Havel- faches ansteigen. berg, Bus-/Schiffsterminal Havelberg, Kanu- ausstieg Naumburg, Fahrgastanleger Schko- pau, Uferpromenade und Hafen Seeland. • Zurzeit realisiert werden vier Projekte mit ca. 17 Mio. Euro Fördervolumen: Bitterfelder 121 Aktuelle Informationen zum Projekt „Blaues Band - Was- Wasserfront, Fahrgastanleger Haldensleben, sertourismus in Sachsen-Anhalt“ sind im Newsletter „Fla- schenpost“ enthalten. Herausgeber ist die Trägergesellschaft Gaststeg Bernburg, Gaststeg und Fahrgastan- Land Sachsen Anhalt GmbH. Die Ausgaben Nr. 7 und 8 ste- leger Alsleben. hen unter www.tglsa.de zum Download bereit. 122 Rohe 2003.

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Produktgestaltung Die Tatsache, dass Kulturaspekte die Rangliste Welche Aspekte für die Produktgestaltung am klar anführen, zeigt die Notwendigkeit der An- Blauen Band aus Sicht der Nachfrager wichtig gebotsvernetzung. Außerdem muss die Informa- sind, ist besonders interessant (vgl. Abb. 4-22). tion der Gäste über das, was „läuft“ gut sein.

Abb. 4-17: Überblick über Fördermaßnahmen der GA am Blauen Band 1997-2003

Kommunale Förderung an Kommunale Förderung Förderung privater 30 Standorten mit Vorrang weiterer 13 Standorte Investitionen

Fördersumme Fördersumme Fördersumme Anzahl Anzahl Anzahl in Mio. Euro in Mio. Euro in Mio. Euro

Geförderte Projekte 6 2,0 8 12,5 11 1,8 1997-2002 Projekte 2003 3 0,8 4 17,0 5 3,3 in Realisierung Projekte 2003 15 7,0 11 4,0 12 4,4 in Bearbeitung Für 2004 11 1,2 6 1,7 * * beantragt

(Quelle: TGL 2003, Zahlen gerundet) * Seit dem 01.09.2003 sind private touristische Investitionen über die GA nicht mehr förderbar. Im Investorenhandbuch zum Blauen Band werden mögliche Investitionsstandorte für private Investoren dargestellt. Detailliertere Informationen zum Wassertourismus finden sich im „Handbuch Blaues Band in Sachsen-Anhalt“.

Abb. 4-18: Ausgabenstruktur von Wassersportlern nach Bootsarten in Deutschland 2003

Ausgaben je Boot pro Saison Ausgaben je Person pro Tag1 Ausgabeart Motorboot Kanu/Kajak Motorboot Kanu/Kajak Lebensmittel 1.459,34 936,40 6,18 7,55 Restaurant 789,04 442,84 3,99 4,20 Liegegebühren 279,13 192,00 1,15 0,99 Übernachtung 355,59 338,86 1,57 2,22 Treibstoff2 1.232,70 0,00 5,68 0,00 Gesamt 3.436,20 1.602,32 15,65 12,90

(Quelle: Rohe 2003) (durchschnittliche Gesamtausgaben je Antwortender und Saison bzw. je teilnehmende Person und Tag; Angaben in Euro) 1) Berechnungsgrundlage sind die jeweils angegebenen Ausgaben pro Kopf und Tag, die Gesamtdauer und Teilnehmer der Kurz- und Langtouren während eines Jahres 2) nur Motorboote

Vertrieb und Messen Oftmals besser als bei Tourismusmessen, auf Diese vier Messen werden auch von der LMG denen sich eine allgemeine und unstrukturierte beschickt. Nachfrage befindet, ist ein spezifisches Publikum über Fachmessen erreichbar. Dort ist jeder Besu- Aktuelle Informationen zum Projekt „Blaues cher thematisch interessiert, wenngleich er nicht Band – Wassertourismus in Sachsen-Anhalt“ sind unbedingt sofort in Sachen Wassertourismus im Newsletter „Flaschenpost“ enthalten. Her- verreisen will. Große Messen sind die boot Düs- ausgeber ist die Trägergesellschaft Land Sachsen seldorf und die Hanseboot in Hamburg, regional Anhalt GmbH. Die Ausgaben Nr. 7 und 8 stehen z.B. die ABF Hannover und die MAGDEBOOT. unter www.tglsa.de zum Download bereit.

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Abb. 4-19: Gästewünsche von Wassertouristen Abb. 4-20: Stärken und Schwächen des Wasser- an Sachsen-Anhalt tourismus in Sachsen-Anhalt aus Sicht der Aktiv- Touristen 2003 Durchschnittswertung 12345 Stärken Schwächen Motorboot Kanu / Kajak Natur/Schönheit/Ruhe fehlende/mangelhafte Marina: techn. Ausstattung der Gewässer und Infrastruktur Marina: Service ihrer Umgebung Liegeplätze, unterwegs eingrenzender Fliessgewässer Bademöglichkeiten Naturschutz Übernachtungsmöglichkeiten Verbindung Kultur- Events / Veranstaltungen Vermarktung und Wassertourismus Burgen Schlösser (Quelle: Rohe 2003) Kirchen Städte Weingüter Abb. 4-21: Gästewünsche im Rahmen des Gartenanlagen Blauen Bandes Bauten der Romanik Schleusen Kultur, Historie, Theater, Musik 35,5 % Umtragestellen Sehenswürdigkeiten, Sanitäre Anlagen Stadtführungen, Besichtigungen, 19,4 % Einkaufsmöglichkeiten Stadtbeschreibungen Gastronomie 16,1 % (1=sehr wichtig, 2=wichtig, 3=sowohl als auch, 4=weniger wichtig, 5=unwichtig) Freizeitangebote, 12,9 % Veranstaltungen, Feste (Quelle: Rohe 2003) Marina´s, Liegeplätze, 12,9 % Versorgungsmöglichkeiten (4) Vernetzung mit Schwerpunktthemen und an- Wasserski, Rundfahrten, Angeln, deren Geschäftsfeldern 12,9 % Rudern, Wasserwandern Anknüpfungspunkte findet das Blaue Band im (Quelle: Rohe 2003) Hinblick auf folgende Geschäftsfelder und Lan- (Angaben in Prozent der Antwortenden, Mehrfachnennun- desthemen auch zum Kulturtourismus: gen, n = 62)

Radtourismus Gartenträume Da die Flussläufe zu den attraktivsten Radwan- Das Gartenreich Dessau-Wörlitz und der Elbau- dergebieten zählen und die Elbe sowie mit Ab- enpark in Magdeburg sind zwei herausragende strichen die Saale als überregionale Wege be- Beispiele für die Nutzung von Synergien mit den reits gut vermarktet werden, bietet sich hier die gartentouristischen Landesthemen. Vernetzung besonders an (siehe Kapitel 4.2). Luthers Land Weinregion Saale-Unstrut In der Stadt Wittenberg liegt die Elbe in fußläufi- Mit der Weinregion Saale-Unstrut sind Fluss- ger Entfernung zur Innenstadt. landschaften und malerische Hänge untrennbar verbunden. Musikland Sachsen-Anhalt Wesentliche Standorte im Musikland mit Anbin- Straße der Romanik dung an das Blaue Band sind Magdeburg, Des- Die Vernetzung der mittelalterlichen Bauwerke sau, Halle und Weißenfels. Das Blaue Band mit dem Wassertourismus bietet vielfältige An- kann ein Anstoß für weitere Aktionen sein, wie satzpunkte. Günstige Voraussetzungen bieten z.B. Musik auf dem Wasser, eine Schiffsreise auf sich z.B. an der Elbe in Magdeburg mit mehre- den Spuren großer Komponisten. ren romanischen Bauwerken, die vom Personen- schifffahrtsanleger „Petriförder“ fußläufig er- reichbar sind.

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Abb. 4-22: Beispielhaftes Wassertouristisches Angebot am Blauen Band Fazit: • Wassertourismus ist durch das „Blaue Band in Sachsen-Anhalt“ eine Markensäule des Tou- rismus. • Zu einer vom Gast akzeptierten Marke wird das „Blaue Band in Sachsen-Anhalt“ erst durch weitere Qualitätsverbesserungen und einen höheren Bekanntheitsgrad. • Die Elbe ist der Leitfluss. • Auf der Saale ist insbesondere der Kanutou- rismus von Bedeutung. • Durch die Vernetzung mit anderen Landes- themen lassen sich USP’s entwickeln. • In Zukunft wird auch die Seenlandschaft ein (Quelle: Prospekt „Blaues Band – Angebote, Tipps und Tou- wichtiger Tourismusfaktor. ren 2004“ der LMG) • Der Geiseltalsee wird Deutschlands größter künstlicher Binnensee. (5) Entwicklungspotenziale und Prioritäten • Der Angeltourismus sollte nicht unterschätzt werden. Der Wassertourismus in Sachsen-Anhalt bietet vielfältige Möglichkeiten. Dennoch kristallisiert sich die Elbe ganz eindeutig als Leitfluss heraus, 4.4 Pferdesport – und die Altmark um den herum die „Leuchtturm“-Aktivitäten zu entwickeln sind. Die Elbe ist prinzipiell gut „vor- (1) Kurz-Charakteristik der Sportarten verkauft“ (als touristisches Ziel bekannt) und es muss nun gelingen, die spezifischen Besonder- In Deutschland sind 1,24 Mio. Personen pferde- heiten der Angebote in Sachsen-Anhalt im Markt sportlich aktiv. Man geht von einem Bestand an zu platzieren und Synergien mit anderen touris- ca. 750.000 Sportpferden aus. In der Deutschen tischen Attraktionen zu nutzen. Vorteilhaft wirkt Reiterlichen Vereinigung sind 7.263 Vereine mit sich die Zusammenarbeit mit den Sportvereinen 759.088 Mitgliedern (2002) organisiert, wobei aus. weibliche Mitglieder dominieren (69% im Jahr 2001), insbesondere Mädchen bis zum Alter von Eine neue Chance ergibt sich aus dem Wasser- 14 Jahren. Das durchschnittliche Einstiegsalter straßenkreuz in Magdeburg, das 2003 seiner im Pferdesport liegt in Deutschland bei rund Bestimmung übergeben wurde. Nach fünfjähri- zwölf Jahren. Dem Tourismus stehen 8.000 Reit- ger Bauzeit entstand eine 900 Meter lange Ka- sportanlagen zur Verfügung.123 nalbrücke, auf der Schiffe direkt vom Mittelland- kanal über die Trogbrücke in den Elbe-Havel- Eine wichtige Rolle im Pferdesport spielen Kosten Kanal wechseln können. Allein mit der Öffnung und Zeit, die ein Pferdesportler für sein Hobby des Wasserstraßenkreuzes bei Magdeburg wer- oder seinen Beruf aufbringen muss. Beide Fakto- den rund 65.000 private Bootsbewegungen aus ren haben durch die Entwicklung vom Freizeit- dem Raum Berlin und Niedersachsen erwartet. zum Leistungssport an Bedeutung gewonnen. Der hohe Kostenaufwand stellt bei vielen Reitern Die Seenlandschaft Sachsen-Anhalts entwickelt ein großes Problem und auch den Hauptaus- sich weiter und wird in einigen Jahren ein weite- stiegsgrund dar. Die durchschnittlichen monatli- res wichtiges Standbein des Wassertourismus chen Ausgaben für das Reiten steigen mit dem darstellen. Neben dem Segeln, Windsurfen und Alter, dem Einkommen und der Schulbildung der Wasserskisport ist insbesondere das Potenzial Reiter und lagen bei 467 DM im Jahr 2001. der Angler zu beachten, durch die sich ganz Wurde dazu intensiver Leistungssport bzw. Tur- neue Möglichkeiten – auch für den Incomingtou- niersport betrieben, lagen die Ausgaben im rismus – bieten. Touristische Potenziale entwi- Durchschnitt bei 601 DM monatlich. Daher ge- ckeln sich außerdem im Zusammenhang mit den hören aktive Reiter zum wohlhabenden Teil der entstehenden künstlichen Seen, z.B. durch neue Bevölkerung. 61,5% aller Pferdesportler verbrin- privatwirtschaftliche Ferien- und Freizeitanlagen. gen mindestens dreimal pro Woche im Durch-

123 Altenhöner 2003.

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schnitt drei Stunden auf der Reitanlage und im Ein beachtliches Segment stellen zudem die Reit- Stall bei ihrem Pferd.124 Events dar, die nicht nur als Zuschauer-, sondern auch als Wettkampfreisen bedeutsam sind. Ca. Reiten erfreut sich bei einer großen Bevölke- 4.400 Turniere (davon 750 für Einsteiger im Jahr rungsschicht hoher Beliebtheit; es impliziert eine 2000) im Bereich der Deutschen Reiterlichen gewisse Naturverbundenheit, was aus der Nähe Vereinigung sind eine stattliche Zahl. Hohen- zu einem Lebewesen aus der Natur resultiert. berg-Krusemark in der Altmark war bereits Aus- Insbesondere für die Stadtbewohner bietet Rei- tragungsort der deutschen Meisterschaften im ten eine Möglichkeit, Sport mit Naturerlebnissen Vielseitigkeitsreiten. Hinzu kommen Pferderen- zu verbinden. Das Pferd stellt als lebendes nen im Trab- und Galopprennsport. Als bekann- „Sportgerät" spezifische Anforderungen an den teste Rennbahn Sachen-Anhalts gilt die Galopp- Sportler, die weit über das physische Training rennbahn im Magdeburger Herrenkrug. Der hinausgehen. Neben Ausdauer und Reaktions- Verband Deutscher Amateur-Rennreiter ist die schnelligkeit werden gleichzeitig Eigenschaften Interessenvertretung aller Amateurrennreiter wie Mut, Einfühlungsvermögen, Verantwor- und -reiterinnen in Deutschland. Er hat Sitz und tungsbewusstsein und Fleiß gefordert und stän- Stimme im Direktorium für Vollblutzucht und dig gefördert.125 Individualismus, Freiheit und Rennen (DVR), dem zentralen Dachverband des Ungebundenheit sind Begriffe, die mit dem Pfer- deutschen Galopprennsports.129 desport häufig in Verbindung gebracht wer- den.126 Reiten wird neben Golf, Segeln oder Ergänzt wird das Reitsegment des Tourismus auch Polo oft mit den Imagedimensionen „eli- durch Geschäftsreisen im Zusammenhang mit tär“, „exklusiv" und „konservativ" versehen.127 Messen. Beispielsweise gaben sich 239.000 Be- sucher aus 16 Nationen 2003 auf der alle zwei (2) Situation auf dem Tourismusmarkt Jahre in Essen stattfindenden „Equitana“- Pferdemesse ein Stelldichein.130 Verschiedene Ausprägungen machen den Reit- tourismus aus. Im Rahmen des Reiturlaubs wer- (3) Situation in Sachsen-Anhalt den entweder beim Wanderreiten Distanzen von Ort zu Ort auf Trails (Reitwanderrouten) zurück- Reiten ist in Sachsen-Anhalt insbesondere mit gelegt oder die Reiter unternehmen sternförmig der Altmark verbunden. Dort kann man sein Ausritte von einem festen Urlaubsdomizil aus. Pferd durch unberührte Natur, stille Wälder, Der Begriff der Reiterferien wird meist im Zu- weite Wiesen und blühende Auenlandschaften sammenhang mit der Kundengruppe Familie führen. Sandige, weitläufige Wege machen den genutzt. Reitkurse sind ein übliches Angebot. Ausritt zum Vergnügen. Reiter können auf einen Während meistens im Urlaub fremde Pferde zur zweiteiligen „Reitatlas Altmark“ zurückgreifen, in Ausübung des Reitsports vor Ort zur Verfügung dem 1.600 km kartierte Reitrouten und ein ge- gestellt werden, scheuen manche Reisenden den naues Verzeichnis von knapp 50 Reiter- und Fe- Aufwand des Pferdetransports nicht und machen rienhöfen enthalten ist. 16 Betriebe davon wer- Urlaub mit dem eigenen Pferd. Eine beliebter den beim Interessenverein „Sternreiten in der werdende Form der Reiterreise ist der Ranchauf- Altmark“ e.V. geführt.131 enthalt in Übersee.128 Die Altmark ist eines der traditionellsten, seit Während diese Reisen nach Übersee gehen, 1899 bestehenden Pferdezuchtgebiete Deutsch- kann in Europa eine Entscheidung zwischen den lands. Gezüchtet werden Pferde für den Hoch- Beherbergungsformen Reiterhöfe, Ponyhöfe, leistungssport wie für den Freizeitsportbereich. Westernreiterhöfe, Bauernhof mit Reiten, Fe- Davon können sich Besucher auf Hengstpara- rienhöfe mit Reiten, Reiterhotels, Reiterpensio- den, Fohlen- und Stutenschauen und nicht zu- nen und Wanderreithöfen bzw. -stationen ge- letzt auf dem traditionellen Havelberger Pferde- troffen werden. Reit- und Fahrställe, Reithallen, markt132, dem größten Gebrauchspferdemarkt Außenreitplätze, Reitbahnen und Reitwiesen er- Deutschlands, überzeugen. gänzen die Infrastruktur für die Reittouristen. Als Reiseveranstalter – und damit als Vertriebsweg – Im Wettbewerbsvergleich mit anderen Reitregio- befinden sich seit vielen Jahren die Spezialisten nen ist es für den Tourismus positiv, dass sich „Pferd + Reiter“, „Pegasus-Reiterreisen“ und „Das Urlaubspferd“ am Markt. 129 www.galopp-sport.de. 130 Einen guten Namen im Reittourismus besitzt das österrei- 124 Ipsos 2001: 83 und 207. chische Ampflwang, das sich selbst als das „Dorf der 607 125 Flade 1984: 20. Pferde“ vermarktet (www.reiterdorf-ampflwang.at). 126 Ipsos 2001: 64ff. 131 www.sternreiten-altmark.de. 127 Sohns 2001: 36. 132 Seit 1750; manche meinen sogar seit 1170: www. 128 Spezialist ist Argus Reisen, Göttingen. havelberg.de.

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Reiter auch außerhalb der kartierten Reitwan- (5) Entwicklungspotenziale und Prioritäten derwege bewegen dürfen. Gesetzliche Grundla- ge ist das Feld- und Forstordnungsgesetz des Wer in Sachsen-Anhalt Reiten sagt, meint die Landes Sachsen-Anhalt (FFOG) in der Fassung Altmark, auch wenn ebenfalls zahlreiche vom 21. April 1997. Angebote in der Region Elbe-Börde-Heide gibt und einige profilierte Anbieter in der Harzregion Vom 1997 bis 2000 wurde das Pilotprojekt (z.B. Reit- und Sporthotel Nordmann, „Sternreiten in der Altmark“ mit einer Gesamtfi- Stangerode) sowie den übrigen Gebieten nanzierung von 3,6 Mio. DM durchgeführt. Die Sachsen-Anhalts vorhanden sind. Die Positionie- Förderung erfolgte vom Bundesministerium für rung am Markt muss allerdings noch deutlicher Arbeit und Soziales, der Bundesanstalt für Ar- werden, um im zunehmenden Wettbewerb der beit, dem Altmarkkreis Salzwedel, dem Land- Destinationen erfolgreich zu sein. Gute kreis Stendal und 25 Verwaltungsgemeinschaf- Vermarktung ist z.B. für Hessen erkennbar.134 ten der Altmark. Ergebnisse des Projektes waren erstens Infrastrukturverbesserungen (Ausschilde- Als wichtige Zielgruppe sind Familien mit Kin- rung der genannten 1.600 km Reitrouten, Ver- dern anzusehen, wobei beim Reiten die Mäd- besserung von 1.200 km Wegen durch Bearbei- chen eindeutig dominieren. Da die Altmark sich tung, Bau von 57 Schutzhütten und 46 Anbinde- auch als kinderfreundliches Land versteht, gibt vorrichtungen für Pferde) und zweitens Marke- es Parallelen in der Vermarktung, bei denen tingmaßnahmen (Besuch von 28 Fachmessen, auch die zum Teil ähnliche Betriebsstruktur des Erstellung des Reitatlanten, Erarbeitung des Ver- Landurlaubs bzw. Urlaubs auf dem Bauernhof zeichnisses Reiter- und Ferienhöfe, Erstellung hilfreich ist. des Heftes „Trailritte durch die Altmark“ und Herstellung eines Werbevideos für das Projekt). Fazit: (4) Vernetzung mit Schwerpunktthemen und an- Die Altmark ist Sachsen-Anhalts wichtigste Reit- deren Geschäftsfeldern region, deren Vermarktung noch besser werden muss. Folgende Säulen stellen die Basis dar: Der Reittourismus erfordert von den aktiven Ur- laubern sehr viel Zeit für die Ausübung des • Über 100-Jährige Geschichte der Pferdezucht Sports in Verbindung mit der Pferdepflege, so • Taditioneller Havelberger Pferdemarkt dass die Vernetzungsmöglichkeiten verglichen • Sternreiten in der Altmark mit dem Wandern oder Radfahren etwas gerin- • Reitstadion Salzwedel ger sind. Dennoch bieten sich der Kulturtouris- mus und Stadtausflüge nach der Sportausübung 4.5 Wintersport – und der Harz an. Für eher Erholungsorientierte kommen Well- nessangebote als Urlaubsergänzung in Frage. (1) Kurz-Charakteristik der Sportarten Im Marketingkonzept des Interessenvereins wer- den als Ergänzungen explizit genannt:133 Beim Wintersport ist die Ausdifferenzierung von Sportarten, ausgelöst durch Nachfrageverände- • Radwandern in der Altmark, rungen und Materialentwicklungen, überdeutlich • Führungen und Wanderungen durch Land- erkennbar. Zum einen hat der alpine Skisport schaftsschutz- und Naturschutzgebiete, (ca. 6 Mio. Aktive) mit Hilfe des Carvingski einen • Wassersport: Ausleihe von Ruder- und Sport- neuen Aufschwung erhalten, zum anderen hat booten, die Erfindung des Snowboards (ca. 1,5 Mio. Ak- • Dampferfahrten, tive) und seine Akzeptanz bei jüngeren Sportlern • Kanufahrten, für Strukturveränderungen im Angebot gesorgt • Besuch von Erlebnisrouten „Zu Besuch bei und es sind neue „Boarder spots“ auf den Ber- 135 Bismark's“ bzw. Wandeln auf „Fontanes Spu- gen, vor allem in den Alpen, entstanden. Beim ren"' und „Straße der Romanik", alpinen Skisport wird zwischen dem Befahren • Einbindung des Städtetourismus: Nutzung präparierter Pisten (blaue = leichte, rote = mitt- bereits vorhandener Pauschalangebote der lere, schwarze = schwere Pisten) und dem Be- Städte Stendal, Salzwedel, Gardelegen, Tan- fahren unpräparierter Pisten (Buckelpisten, Tief- germünde, Havelberg. schnee etc.) unterscheiden. Sehr beliebt ist der Langlaufsport (ca. 4 Mio. Aktive) und auch das

134 www.reiterland-hessen.de. 135 Zu Motiven und Erwartungen der Snowboarder Breuer 133 Handbuch Landurlaub Altmark. 2002: 294ff.

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Tourengehen wird von rund einer halben Million Schnee(un-)sicherheit Menschen nachgefragt.136 Um der Unberechenbarkeit des Wetters wenigs- tens bei zu geringen Niederschlägen zu trotzen, Neben dem Langlauf spielt als weitere nordische wurde die maschinelle Beschneiung (nur mit Disziplin der Biathlonsport eine Rolle, der sich Wasserdruck ohne chemische Zusätze) drastisch durch Wettkämpfe profiliert, aber im Urlaubs- ausgeweitet. Beispielsweise werden ca. 35 bis markt keine Rolle spielt. Für ein umfassendes 40% der österreichischen Pisten beschneit. Ein Angebot in den Winter-Destinationen sorgt eine Indiz für die Erkenntnis, dass Beschneiung das Vielzahl weiterer Aktivitäten, zu denen vor allem kleinere Übel gegenüber Schäden durch Skikan- Sportwettkämpfe, Show events und Après-Ski- ten an der Grasnarbe und aus Sicht der Destina- Veranstaltungen zählen. Da sich Skiorte ohne tionen allemal besser ist, als ohne Tourismus- ein entsprechendes Eventprogramm am Markt einnahmen dazustehen. Auf jeden Fall hat hier nur schwerlich halten können, beschäftigte eine Umbewertung zwischen den ökologischen Ischgl in Tirol als einer der ersten Destinationen Folgen, die vielleicht doch nicht so groß sind, einen Eventmanager. Die Vielfalt sportlicher wie früher angenommen, und den negativen Winterangebote stärkt den Winter-Aktiv- wirtschaftlichen bzw. sozialen Folgen für die Re- urlaubsmarkt. gion stattgefunden. Andererseits haben die Schweizer inzwischen durchgesetzt, dass auf- (2) Situation auf dem Tourismusmarkt grund der zu erwartenden Folgen des Klima- wandels Skigebiete nur noch ab einer Höhenla- Auch wenn die deutschen Mittelgebirge und ei- ge von 1.500 m gefördert werden. Demnach ist nige osteuropäische Wintersport-Zentren versu- die Bewertung für die Mittelgebirge umso chen, im Wettbewerb aufzuholen, bleiben die schwieriger; z. B. ist die Schneedeckendauer im Alpen die wichtigste Wintersportregion für Schwarzwald von 65 auf 43 Tage zurückgegan- Deutschland. Außerdem bieten Skandinavien gen. Ohne künstliche Beschneiung, für die kon- (vorwiegend nordische Sportarten) und USA/ stante Temperaturen von mindestens minus Kanada (vorwiegend Alpinskilauf und Tiefschnee 1 Grad Celsius gebraucht werden, ist eine wirt- fahren) einem speziellen Publikum interessante schaftliche Betriebsdauer der Liftanlagen nicht Reiseziele an. Österreich mit dem Hauptanbieter zu erzielen. Gleichwohl wäre mit Hilfe von Be- Tirol ist das beliebteste Wintersportland, das sei- schneiungsanlagen der wirtschaftliche Win- ne Gäste zum überwiegenden Teil aus Deutsch- tersportbetrieb im Westharz – trotz eines prog- land rekrutiert. Am zweit beliebtesten bei den nostizierten Anstiegs der Durchschnittstempera- Deutschen ist Italien, während Frankreich, das tur – in den nächsten 20 Jahren möglich.137 Land mit zahlreichen großen, schneesicheren, aber wenig gemütlichen Skistationen, nur gering Bedürfnisse der Skiläufer nachgefragt wird. Es bezieht seine Nachfrage Abgesehen von beliebigen Anforderungen wie größtenteils aus dem eigenen Land. Der Anteil „schöne Bergwelt“ zählen Schneesicherheit, der Reiseveranstalter und Ferienwohnungsver- Gemütlichkeit der Einrichtungen (z.B. Berghüt- mieter ist dort ebenso wie in der Schweiz groß, ten), das Preis-Leistungs-Verhältnis vor Ort, die weil es ein entsprechendes Angebot an Betrie- Größe des Skigebiets und hier insbesondere ben gibt. dessen Beschilderung, Pistenpflege sowie Wet- ter- und Pisteninformationen zu den wichtigsten Der Einsatz von Technik wird in den verschie- Qualitätsmaßstäben von Skidestinationen. densten Bereichen des Wintertourismus immer wichtiger für den Markterfolg. So wurden die (3) Situation in Sachsen-Anhalt Skigebiete sowie die Kapazitäten der Seilbahnen im letzten Jahrzehnt ausgebaut und die Moder- nisierung der einzelnen Bahnen schreitet voran. Klima Inzwischen gibt es schon die ersten Acht-Perso- Wenn über schneebezogenen Wintersport ge- nen-Sessellifte. Zum Standard gehören beque- sprochen wird, so kommt dafür in Sachsen- me Zugangssysteme, wie in der Hosentasche zu Anhalt nur die Harzregion in Frage. Grundsätz- verstauende Magnetkarten (hands free system) lich ist Wintersport auf Schnee in den Mittelge- oder der SWATCH Access per Minichip in der birgen fast nur in den Monaten Januar bis März Armbanduhr. Mancherorts dient der Skipass so- möglich. Vorliegende Daten für Schierke zeigen, gar als Zimmerschlüssel (Nassfeld/ Kärnten). dass der Dezember mit 1 bis 3 Tagen Schneede- cke über 20 cm zu vernachlässigen ist. Im April

137 Die vom Harzer Verkehrsverband in Auftrag gegebene 136 Zahlen gerundet; IPK International 1999, zitiert in FVW Studie „Masterplan Alpinsport im Winter-Harz“ bezog sich 24/00: 88. nur auf Orte im Westharz; hier S. 115f.

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gab es keine Schneedecke über 5 cm. Das größ- faktor wird. In den letzten zwei Jahren konnte te Problem ist die Tatsache, dass der Schneefall z.B. die Situation in Schierke jeweils nur in ei- für die Tourismusindustrie nicht planbar ist und nem Monat als zuverlässig bezeichnet werden damit zu einem betriebswirtschaftlichen Risiko- (siehe auch Kapitel 2.2.3).

Abb. 4-23: Sportangebote in Wintersportort

Wintersport - Hauptangebote Wintersport - Zusatzangebote

Massenangebote Spezialisierungen Outdoor Indoor

` Wandern ` Eishockey Ebene ` Erlebnisbad: ` Skilaufen alpin ` Touren gehen ` Snowmobiling Alpin Alpin ` Hundeschlittenfahrten Schwimmen, ` Snowboarding ` Heli-Skiing ` Pferdeschlitten-Fahrt Sauna ` Bungee Jumping ` Tennis ` Eisklettern ` Rodeln Nordisch ` Ski-Langlauf Eis ` Schlittschuhlaufen Berg ` Monoskiing ` Eisstockschießen/ Curling ` Skibobfahren ` Bobfahren/ Skeleton ` Skispringen Schanze ` Snow Speed Rafting

` Paragliding ` Eissegeln Luft ` Drachenfliegen See ` Snowsurfing ` Ballonfahren ` Eisgolf

(Quelle: Dreyer 2004: 366)

Abb. 4-24: Tage mit Schneedecke an der Klima- einige klare Handlungsfelder für den Harz un- station Schierke (631m NN) abdingbar:141 2002-2003 • Verkehrsspitzen entzerren (großer Andrang >= 20 cm Januar Februar März von Tagesbesuchern an den wenigen Schneewochenenden), 2002 26 7 4 • Marketing optimieren (Schnee alleine reicht 2003 2 28 4 nicht) und • Management professionalisieren (und Erhö- (Quelle: Klimastation Schierke) hung der Rentabilität und Qualitätsverbesse- rungen), Schneesport im Harz • und ggf. Buchungssicherheit durch Beschnei- Der Masterplan Alpinsport im Winter-Harz un- ung herstellen. terstreicht die wirtschaftliche Bedeutung des Schneesports für den Harz und führt aus, dass Langlauf im Harz die Schneesportinfrastruktur überwiegend im Highlight des gesamten Harzes ist ein über 500 niedersächsischen Teil des Harzes angesiedelt km langes Netz an Loipen. Ein Problemfeld be- ist. Gleichzeitig wird auf die Bedeutung des Ta- steht darin, dass beim Langlauf den Kosten der gestourismus hingewiesen.138 Aber es werden Loipenpflege keine direkten Einnahmen gegen- auch Probleme benannt, z.B. erreicht im alpinen über stehen. Im Ostharz sind folgende Langlauf- Bereich die Saisondauer selbst in den Höhenla- loipen zu finden:142 gen nicht die für den Liftbetrieb betriebs- wirtschaftlich erforderlichen 60 bis 80 Tage und. • Benneckenstein: Loipen- und Skiwander- Im Gegensatz zu 30 bis 35 Betriebstagen für die Rundkurse; Skiverleih. Harzer Liftbetreiber werden im Sauerland durch • Elbingerode: 2 Loipen (insgesamt 15 Kilome- Beschneiung 104 Tage erzielt.139 Ob Beschnei- ter Länge); Skiverleih in Königshütte. ung140 oder ein Paradigmenwechsel zum Ganz- • Elend: Skiwanderwege, zwischen 3 und 12 jahressport oder eine Mischung aus Beidem der Kilometer lang. richtige Weg ist, ist nicht erwiesen. Dennoch sind • Friedrichsbrunn: 3 Loipen (Gesamtlänge 20,5

138 ift 2003: 1f. Kilometer); Skiverleih. 139 ift 2003: 3ff. 140 Vorschlag aus dem „Masterplan Alpinsport im Winter- 141 In Anlehnung an ift 2003: 5. Harz“. 142 HVV, Broschüre „Wintererlebnis" 2003.

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• Güntersberge: eine Loipe und diverse Ski- Deutschen Skiverbandes hergestellt werden sol- wanderwege. len.143 • Harzgerode: 4 Loipen, Gesamtlänge 21 Ki- lometer; Skiverleih, geführte Skiwanderun- Im Entwicklungskonzept von Schierke sind dar- gen. über hinaus folgende weiteren Vorhaben formu- • Hasselfelde: 4 Loipen mit einer Gesamtlänge liert: Erweiterung der Infrastruktur der Schierker von 25 Kilometern, 2 Skiwanderwege (insge- Baude, Eisstadion (Mehrzweckhalle), Entwicklung samt 20 Kilometer), Verbindung nach Ben- im Bereich Alpenhütte, Entwicklung von Struktu- eckenstein; Skiverleih. ren im Bereich Mountainbike, Rennschlitten- • Ilfeld: 4 Loipen mit Längen von 6, 10, 18 und bahn, Skilanglaufloipen und ein Skiinternat. 24 Kilometern; Anbindung an das Oberhar- zer Loipennetz. Skiverleih. (4) Vernetzung mit anderen Geschäftsfeldern, • Neudorf: 3 Skiwanderwege, 3 bis 5,5 Kilo- Entwicklungspotenziale und Prioritäten meter lang. • Rothesütte: Loipen mit einer Gesamtlänge Auf das Jahr gesehen macht der Wintersport in von 6 Kilometern; Anschluss nach Hohegeiß Sachsen-Anhalt nur einen kleinen Teil aus. Die und Benneckenstein. Suche nach Alternativen zum Schneesport ist v.a. • Schierke: 3 Loipen (Gesamtlänge rund 30 Ki- für den östlichen Teil des Harzes unverzichtbar. lometer), Verbindungsloipen nach Braunlage Bei zunehmender Schneeunsicherheit und und Torfhaus; 5 Skiwanderwege (insgesamt gleichzeitig zunehmender Sensibilität der Gäste etwa 40 Kilometer) mit Verbindung nach – beispielsweise können alpine Skiläufer so gut Wernigerode und Elbingerode; Skiverleih. wie nicht mit anderen Angeboten gewonnen • Sorge: eine 6 Kilometer lange Loipe, 4 Ski- werden – sollte man trefflich über einen Para- wanderwege (insgesamt 16 Kilometer). digmenwechsel hin zu Ganzjahressportarten • Stiege: Anbindung an Loipen nach Hasselfel- nachdenken. de; 4 Skiwanderwege (4 bis 9 Kilometer lang); Skiverleih. Im Fichtelgebirge hat das Umdenken z.B. bereits • Stolberg: Insgesamt 36 Kilometer Skiwan- begonnen. Dort hat man die „Wohlfühlregion derwege; Skiverleih. Fichtelgebirge“ ins Leben gerufen. Im Mittel- • Tanne: 4 Loipen mit einer Gesamtlänge von punkt steht das Angebot von Ganzjahressportar- 21 Kilometern. ten; z.B. bedeutet das ganzjährige Angebot für den Langlauf, dass im Sommer auf betonierten • Wippra: 3 Skiwanderwege (insgesamt 12 Ki- Rundkursen und im Winter auf (ggf. beschnei- lometer Länge); Skiwanderungen auf Anfra- ten) Loipen gelaufen wird. Ein anderes Beispiel ge. ist die ganzjährige Vermarktung des Mountain- biking in Bischofsmais (Bayerischer Wald). Auch „Schierke 2000“ der Reitsport bietet zum Teil Chancen für die Ende 2003 erhielt der Förderverein für Skisport ganzjährige Ausübung. und Naturschutz im Harz e.V. (FVSN) einen Zu- wendungsbescheid für die Umsetzung des Pro- Ohnehin eine Ganzjahressportart ist das Wan- jektes Loipenverbund Ostharz. Teil des Projektes dern, wie Untersuchungen für den Harz un- ist die Anschaffung von drei leistungsstarken, terstreichen (siehe Kapitel 4.1). Dort ist das modernen Loipenspurgeräten sowie die Herrich- Wandern die weitaus beliebteste Aktivität – auch tung und Beschilderung der Langlaufloipen von im Winter. Gut ergänzt werden kann das Ange- insgesamt 60 km Länge im Nationalpark Hoch- bot durch das „Nordic Walking“. Aber auch der harz (Region Schierke und ). Ski-Langlauf ist sehr attraktiv und muss weniger unter Schneeunsicherheit leiden als der Alpin- Planungen zum Bau einer Wettkampfloipe mit sport. Grundsätzlich eine gute Ergänzung zu den Infrastrukturanlagen, die den Regeln des Inter- winterlichen Sportangeboten im Sinne des Ver- nationalen Skiverbandes (FIS) entsprechen, be- netzungsgedankens sind Wellness-Angebote; stehen in Schierke unmittelbar an der nieder- z.B. passt das Kernangebot „Sauna“ bestens zum sächsischen Grenze am Fuße der - Wintersport. schanze, wo in über 900 m Höhe relative Schneesicherheit herrscht. Sie sind Teil des Pro- Genauere Analysen über die Möglichkeiten des jektes „Schierke 2000“, das u.a. den Bau einer wirtschaftlichen Betriebs von Skianlagen sind er- Seilbahn von Schierke zum Wurmberggipfel (für forderlich und werden zum Teil Anfang 2004 den Sommer- und Wintertourismus geeignet) vorgenommen. Während Sessellifte ganzjährig sowie einige Alpinskianlagen (Schlepplifte, Ski- nutzbar sind (z.B. auch zum Transport von piste) vorsieht, die nach Erkenntnissen und Er- fahrungen von Experten des Umweltbeirates des 143 Kurbebtrieb Schierke 2003; DSV-Umweltbeirat 1999.

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Mountainbikes an Downhill-Strecken) würde der ist als relativ begeisterungsfähiges Fachpublikum Bau einer Skihalle im Harz ein sowohl ökono- anzusehen. Neben dem den „Motopark“ O- misch (zu geringes Einzugsgebiet, zunehmende schersleben gibt es einige weitere bekannte Zahl an Konkurrenzanlagen, wirtschaftliche Rennstrecken, v.a. den Eurospeeedway Lausitz, Schwierigkeiten der Skihalle in Bottrop etc.) als den Hockenheimring, den Norisring, den Nür- auch ökologisch enorme Risiken mit sich brin- burgring und den Sachsenring. gen. Besser könnte es wiederum mit Multifunkti- onsanlagen aussehen, die eine Hinwendung (3) Situation in Sachsen-Anhalt zum Ganzjahressport unterstützen. Das Land besitzt zwei namhafte Strecken. Für Mit Hilfe von Events könnten bestimmte Sportar- den Straßenrennsport gibt es den „Motopark“ ten in der Vermarktung vorangetrieben werden, Oschersleben; für den Motorradsport ist die Ge- wobei zu bedenken ist, dass inzwischen viele ländestrecke in Teutschenthal geeignet. klassische Wintersportarten auch im Sommer und Herbst Wettkämpfe durchführen. In diesem In Oschersleben ist eine der wenigen großen, Kontext sind die bereits erfolgreich in Ilsenburg permanenten Rennstrecken Deutschlands. Wett- veranstalteten Bob-Anschub-Weltmeisterschaf- bewerber sind der Hockenheimring, der Lausitz- ten zu sehen (siehe auch Kapitel 5). ring, der Nürburgring und der Sachsenring. Der Motopark bietet das ganze Jahr über interessan- Fazit: te Motorsportveranstaltungen in den Bereichen • Die Klimaerwärmung wird die Tage mit ge- Auto-, Motorrad- und Kartsport an. Die hoch- schlossener Schneedecke weiterhin reduzie- moderne Rennstrecke (Formel-1-tauglich, Länge ren. 3,667 km) wurde nach der Wiedervereinigung • Alpiner Skisport im Harz ist ohne Beschnei- gebaut und 1997 fertig gestellt. Die Strecke ist ung unwirtschaftlich. kurvenreich und beansprucht die Reifen stark. • Skilanglauf, Wandern und Mountainbiking Sie enthält einige fahrerisch anspruchsvolle Pas- können den Ostharz im Winter attraktiv ma- sagen und ist relativ sicher. Gute Ausbremsmög- chen. lichkeiten gibt es aber nicht. Der C-Kurs und die • Die Region um Schierke ist das wichtigste Fahrdynamikfläche können bewässert werden. Wintersportzentrum des Ostharzes und Sach- Die Boxenausfahrt wurde 1998 umgebaut, die sen-Anhalts. Einfahrt 2000. Touristisch interessant wird die • Der Betrieb einer Skihalle erscheint unter Anlage durch ein Vier-Sterne-Hotel mit 88 Dop- ökonomischen und ökologischen Gesichts- pelzimmer und sieben Suiten. Aus einigen Zim- punkten nicht sinnvoll. mern hat man einen hervorragenden Blick auf die Rennstrecke. Auf dem Gelände befinden sich

eine 1.018 m lange Kartbahn, Rennfahrerschule und ein Fahr-Sicherheits-Zentrum. Es finden 4.6 Motorsport zahlreiche Wettkämpfe und Events statt (siehe Kapitel 5). Veranstaltungen und Kongresse bis (1) Kurz-Charakteristik der Sportart zu 300 Personen können durchgeführt werden, ebenso Incentive-Veranstaltungen. Folgende ak- Der Motorsport lässt sich grob in Auto-, Motor- tive Angebote können genutzt werden: rad- und Kartsport einteilen, wobei in jeder die- ser Sportarten zahlreiche unterschiedliche Dis- ziplinen betrieben werden. Im Automobilrenn- • Kartrennen mit Zeitnahme und anschließen- sport sind dies vor allem die Formelklassen (al- der Siegerehrung len voran die Formel 1), Tourenwagenrennen, • Fahrsicherheitstraining mit der Sportwagenrennen, Markenpokal-Wettbewerbe MOTOPARK Academy (BMW, Mercedes etc.), Rallyes. Der Motoradsport • Rennfahrerschule „Formel König" kennt Motorrad-Trial, Enduro, Motocross, Speed- powered by Volkswagen way, den Straßenrennsport, Seitenwagenrennen • Motorrad Fahrsicherheitstraining sowie weitere Formen wie z.B. Motoball. • Motorrad Rennfahrerschule mit der Shell Racing Academy (2) Situation auf dem Tourismusmarkt • Rennsimulator.

Touristisch wird der Motorsport von Events ge- prägt. Abgesehen von großen Zuschauer- Veranstaltungen (Formel 1, Motocross-WM etc.) sind die Kundengruppen eher bei den Aktiven und deren Begleitung zu finden. Das Publikum

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Abb. 4-25: Motopark Oschersleben (4) Vernetzung mit anderen Geschäftsfeldern, Entwicklungspotenziale und Prioritäten

Sachsen-Anhalt besitzt mit den Standorten Oschersleben und Teutschenthal zwei auch im nationalen Vergleich bedeutende Motor- sportanlagen, die zur Aufwertung des Landes beitragen. Über die tourismusrelevanten Interes- sen der Motorsportbegeisterten lässt sich wenig sagen, da es dazu keine Untersuchungen gibt. Es besteht die Vermutung, dass kaum Affinitäten mit anderen Sportangeboten und Kulturthemen vorhanden sind. Daher lässt sich eine Verbin- dung mit weiteren touristischen Angeboten auch schwerlich realisieren. Der Motopark könnte al- lerdings für Inline-Events dar (siehe Kapitel 4.8 (Quelle: www.motopark.de) (1)) genutzt werden, wenn man dem Beispiel anderer Rennkurse folgt. Abb. 4-26: Besuchszahlen im Motopark 1997 bis 2003 Fazit: • Der Motorsport ist auf Oschersleben und 700.000 Teutschenthal reduziert. 600.000 • Beide Anlagen besitzen internationalen 500.000 Zuschnitt. 400.000 300.000 200.000 4.7 Golf 100.000 0 (1) Kurz-Charakteristik der Sportart 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Golf ist ein Sport, der unabhängig von Ge- Besuchszahlen schlecht und Alter allein oder in Gesellschaft ausgeübt werden kann. Neun bzw. 18 Spielbah- (Quelle: Pressemappe des Motopark Oschersleben 2003) nen machen einen Golfplatz aus. Die Anlage der einzelnen Bahnen erfolgt unter Einbeziehung natürlicher (Tümpel, Bäume, Büsche) oder künst- In Teutschenthal westlich von Halle regiert der licher Hindernisse (Sandbunker). Die Spielbahn Motorrad-Geländesport, unterstützt vom deutlich und damit in Summe auch der gesamte Platz größten Motorsportverein Sachsen-Anhalts (226 haben je nach Länge und eingebauten Hinder- Mitglieder in 2003). Die in 2004 stattfindende nissen unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Motocross („MX“)-WM beweist die internationale Den „Standard" (Schwierigkeitsgrad) bestimmt Tauglichkeit des 1.750 Meter langen, an- der Deutsche Golf Verband (DGV). Jede Spiel- spruchsvollen Rundkurses, auf dem schon neun bahn besteht aus drei Abschnitten: dem „Tee" Weltmeisterschaften ausgetragen wurden. Die (Abschlagfläche), von dem aus der Ball ins Spiel Erfahrungen in Sachen Motocross-Rennsport rei- gebracht wird, dem „Fairway" (eigentliche Spiel- chen beim MSC Teutschenthal in das Jahr 1966 bahn) mit kurz geschnittenem Rasen, links und zurück. Der sogenannte „Talkessel" gilt als eine rechts begrenzt durch das naturbelassene der schönsten Naturrennstrecken Europas. Die „Rough", und dem „Green" am Ende des Fair- bei Großereignissen über 30.000 Zuschauer be- ways, einer besonders gut gepflegten und sehr sitzen durch den Arena-Charakter der Strecke kurz gehaltenen Rasenfläche mit dem Loch. einen guten Überblick über das Renngeschehen. Für die Anlagengröße und die Ansprüche, die an Eine von elf In- bzw. Outdoor Kartbahnen in einen Golfplatz gestellt werden, ist entschei- Sachsen-Anhalt ist der „Harz-Ring“ mit ange- dend, in welcher Weise der Platz genutzt werden gliedertem Hotel (zehn Doppelzimmer) in Rein- soll. Es kann sich dabei um einen öffentlichen stedt zwischen Aschersleben und Quedlinburg. Platz mit starkem Publikumsverkehr handeln, die Anlage kann für eine exklusive Klientel gebaut werden oder die Anlage wird hauptsächlich für Turniere genutzt. Gespielt wird nach den Regeln

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des Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews groß, wie der Anteil in der Bevölkerung, wäh- und der US Golf Association. Diese Regeln sind rend der Anteil der Golfer bei den über 65- international gültig.144 Jährigen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung kaum größer ist. Nahezu 75% aller Golfer sind (2) Situation auf dem Tourismusmarkt verheiratet (Bevölkerungsdurchschnitt ca. 47%), was die Ansicht bestätigt, dass Golf ein Sport für Paare ist. Golfer verfügen im Vergleich zur Be- Internationaler Vergleich völkerung über eine sehr gute Schulbildung Insgesamt wurden nach Angaben des Deutschen (70,2% mit Hoch- oder Fachhochschulreife, Golf Verbandes (DGV) im Jahr 2002 in Deutsch- 46,1% Akademiker) und haben dementspre- land rund 430.000 Mitglieder in mehr als 650 chend ein weit über dem Durchschnitt liegendes Golfclubs (das entspricht auch der Zahl der Plät- Haushaltsnettoeinkommen. Diese klar umrisse- ze) gezählt. Das Verhältnis Frauen zu Männern nen Eigenschaften machen Golfer zu einer gut betrug 40 zu 60 Prozent. Im internationalen durch Marketing ansprechbaren, homogenen Vergleich spielt Deutschland eine untergeordne- Kundengruppe. Zum Beispiel kann mit nur drei te Rolle. Mit einer Golfplatzdichte von ca. bis vier relevanten Golfzeitschriften, die Mehr- 140.000 Einwohnern pro 18-Loch-Einheit (das heit der Golfer mit Anzeigenwerbung erfasst ist die normale Länge eines Golfplatzes; es gibt werden. auch 9-Loch-Plätze) steht Deutschland ungefähr gleichauf mit typischen Urlaubsregionen der Die Beweggründe des Golfspielens unterschei- Deutschen wie Spanien und Italien. Die führen- den sich nicht wesentlich von denen anderer Ur- den Golfnationen sind im Vergleich Island laubssportarten, sofern sie keine Trendsportar- (4.600 Einwohner je 18-Loch-Einheit), Irland ten sind. Im Ranking der Motive liegen „draußen (9.200), Australien (11.000), Kanada (15.000) in der Natur sein“ (93,9%) und „Erholung und und USA (16.000). Die Sportart hatte zuletzt ein Entspannung“ (92,0%) ganz vorne, „Fitness und beträchtliches Wachstum zu verzeichnen. Durch- Gesundheit“ folgt mit 81,0% und dann mit eini- schnittlich konnten in den deutschen Golfclubs gem Abstand „sportliche Gründe bzw. Heraus- während der 1990er-Jahre jährlich 22.100 neue forderungen“ (57,4%) und „Geselligkeit“ Golfer begrüßt werden, das entspricht einem (55,3%).146 Wachstum zwischen 1980 und 2000 von 653%. Mit einem Anteil von 0,49% Golfspieler an der Gesamtbevölkerung in Deutschland (bzw. 0,57% Golftourismus in der Schweiz und 0,83% in Österreich) ist ge- Golfer sind äußerst mobil, wie sich an ihrem Ta- genüber dem „Europameister“ Schweden (5,6%) gesausflugs- und Reiseverhalten zeigt: 68,2% al- und „Weltmeister“ Kanada (16,77%!) noch viel ler Golfer unternehmen Tagesausflüge. In Entwicklungspotenzial versteckt.145 Deutschland hat Golf aufgrund der klimatischen Bedingungen und der damit relativ kurzen Sai- Abb. 4-27: Entwicklung der organisierten Club- son von April bis Oktober einen Wettbewerbs- golfer in Deutschland 1980 - 2000 nachteil gegenüber Destinationen im Mittel- meerraum und in Übersee. Da Golfer rund zwei 400.000 Drittel ihrer Urlaube als Golfreisen verbringen, 350.000 profitieren davon auswärtige Golf-Destinationen 300.000 wie z.B. die Algarve in Portugal besonders. In- 250.000 nerhalb Deutschlands liegt ein Wachstumspo- 200.000 tenzial insbesondere im Kurzreisesegment (d.h. 150.000 mit höchstens vier Übernachtungen). Marktfüh- 100.000 rer bei Golfreisen ist Bayern, das mit Bad Gries- 50.000 bach auch Deutschlands Golf-Destination Nr. 1 0 hat, mit fast der Hälfte aller Reisen in 2000, bei ´80 ´82 ´84 ´86 ´88 ´90 ´92 ´94 ´96 ´98 ´00 denen Golf Hauptanlass war.147 (Quelle: GTC 2001: 24) Für den Golftourismus ist es interessant, die tou- ristische Orientierung der Golfanlagen im Hin- Nachfrage blick auf das Angebot von Übernachtungsmög- Der Anteil der jüngeren Altersgruppen ist unter lichkeiten auf der Golfanlage selbst und auf Ko- den Golfern deutlich unterrepräsentiert. Dage- operationen mit Beherbergungsbetrieben im gen ist der Anteil der Golfer in den Altersgrup- Umfeld einer Golfanlage näher zu betrachten. pen zwischen 45 und 64 nahezu doppelt so

144 Genske/Strüvers 1994: 14; Tannenberg 2000: 16f. 146 GTC 2001: 49. 145 Kreilkamp 2002: 60ff.; Altenhöner 2003: 92 ff. 147 GTC 2001: 81.

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Abb. 4-28: Differenzierung der Golfer nach do- • Golfanlagen mit gewerblichen Übernach- minierenden Motivlagen tungsangeboten (> 8 Betten) auf dem Ge- lände (touristische Anlagen, 16,5%), Traditionelle Clubgolfer • Resortanlagen bzw. Golfresorts, die mehrere Golfangebote (incl. Übungsanlagen), ge- • Clubleben, Golf als Freizeit- und werbliche Übernachtungsmöglichkeiten und Urlaubsbeschäftigung, weitere Zusatzeinrichtungen wie Sport-, Frei- • durchschnittliche Qualitätserwartungen an zeit- und Wellnessangebote auf einem Areal Anlage und Platz anbieten.149 Wichtiges Merkmal von Golfre- Prestige orientierte Golfer sorts ist demzufolge das Zusammentreffen von einem umfassenden Golfangebot und • Image- und Prestigeorientierung, gewerblicher Übernachtung auf einer räumli- • Mitgliedschaft in renommiertem Golfclub als chen Einheit (Anteil 67,5%). gesellschaftliches Statussymbol, • höchste Qualitätserwartungen an die Anlage Es ist die Beobachtung zu machen, dass gerade und den Platz bei Hotels, die klar als Golfhotels positioniert Convenience orientierte Golfer sind und das Thema Golf auch im Hotelnamen führen, die eigentliche Kundengruppe nur zu ei- • Bequemlichkeit, nem Viertel der Auslastung aus Golfer besteht. •Service, Dabei konzentriert sich die Nachfrage auf die • Golf als Freizeitbeschäftigung mit geringerem Wochenenden. Immer häufiger fungieren die als Zeitbudget, Golfhotels vermarkteten Hotels tatsächlich als • durchschnittliche Qualitätserwartungen an Tagungshotels, die das Hauptgeschäft während Anlage und Platz, • höchste Erwartungen an das Management der Woche mit Tagungen machen. Das Golf- image, das für Luxus, hohe Qualität und Exklusi- Sportlich orientierte Golfer vität steht, wird als Imageträger und Vermark- tungsvehikel genutzt. Viele Beherbergungsbe- • Golf als sportliche Herausforderung, triebe arbeiten mit Golfclubs in ihrem regionalen • höchste Anforderungen an die Platzgestaltung, Umfeld zusammen. Durch das Angebot von Pau- die Übungs- und Trainingseinrichtungen sowie das Turnier- und Wettspielwesen schalen werden die Greenfee-Einnahmen (Spielgebühr) der Golfclubs erhöht. Smart-Golfer (3) Situation in Sachsen-Anhalt • Gutes Preis-/Leistungsverhältnis, • Qualität der Anlage und des Platzes entsprechend dem Preis, Währen Berlin/Brandenburg mit 16 Golfclubs • Flexibilität und geringere Bindung an die Spitzenreiter in Ostdeutschland ist, muss Sach- Anlage sen-Anhalt als Golf-„Entwicklungsland“ bezeich- net werden. Noch hinter dem Saarland mit fünf Golftouristen Clubs steht es mit zwei Golfclubs und zweiein- • richtet sich nach Golfer-Lebenszyklus-phasen halb Plätzen am Ende der bundesdeutschen sowie nach den Bedürfnissen, Einstellungen Rangliste. Am Parkhotel Schloss Meisdorf im Sel- und Verhaltenweisen ketal befindet sich ein Golfclub mit einer 18- Loch-Anlage (Herren: 6.039 m, Par 72, Damen: (Quelle: GTC 2001: 216) 5.314 m, Par 72) und einem öffentlichen 6- Loch-Kurzplatz sowie 15 Rangeabschlägen (Ü- Dabei kann man vier Kategorien unterschei- bungsbahn), von denen 6 überdacht sind. Der den:148 Club ist gleichzeitig Sitz des Landesgolfverban- des. Zusätzlich existiert in Magdeburg ein 9- • Golfanlagen ohne Tourismusorientierung, die Loch-Platz (Herren: 5.327 m, Par 72, Damen: nicht mit Beherbergungsbetrieben im regio- 4.729 m, Par 72) mit zusätzlich zehn Rangeab- nalen Umfeld kooperieren (10%), schlägen (davon fünf überdacht). • Golfanlagen, die mit Übernachtungsbetrie- ben in der näheren Umgebung kooperieren und/oder über höchstens 8 Betten auf ihrer Anlage verfügen (bedingt touristische Anla- gen, 6%),

149 Europas größtes Golfresort ist Bad Griesbach im äußers- 148 Kreilkamp 2002: 65. ten Südosten Bayerns an der Grenze zu Österreich.

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Abb. 4-29: Wellnessangebote deutscher Die Attraktivität der Umgebung einer Golfanlage Golfresorts 2001 stellt ebenfalls einen wichtigen Faktor dar. Ne- ben attraktiven stadtnahen Standorten kann ei- ne touristisch genutzte Golfanlage auch von der Sauna 63,8 Lage in einer reizvollen Tourismusregion profi- Solarium 49,3 tieren, wie dies im Selketal der Fall ist. Dort lässt gen Fitneßcenter 43,5 sich der Golfurlaubsaufenthalt ideal mit anderen htun Massage 42,0 Urlaubsaktivitäten verbinden. Eine Aufwertung Kosmetik 33,3 der Golfanlage ist möglich, wenn sich in der Schwimmbad 33,3 unmittelbaren Umgebung noch weitere Golf- Wellnesseinric Dampfbad 23,2 plätze befinden. In dieser Hinsicht könnte Meis- Whirlpool 14,5 dorf Entwicklungspotenzial bergen.

0 1020304050607080 Anteile der Golfresorts in % Golftouristen werden aber vor allem durch die Kombination Golf und Hotel angelockt. Die tou- ristische Nutzbarkeit einer Golfanlage hängt (Quelle: Kamps 2001: 57; n = 67 Resorts) somit vor allem vom Standard und der Ausrich- tung des Beherbergungsbetriebes ab, die in (4) Vernetzung mit Schwerpunktthemen und an- Meisdorf und Magdeburg (Herrenkrug) jeweils deren Geschäftsfeldern sehr gut gegeben ist. Generell sollten Hotelgäste Greenfee-Ermäßigungen und Pauschalangebote Der Golfsport ist bestens mit Kulturangeboten sowie alle Golfeinrichtungen (Clubhaus, und dem Shoppingtourismus zu vernetzen. Übungsanlagen) nutzen können. Um Golfurlau- Wellnessangebote sind ebenso willkommen (vgl. ber für einen möglichst langen Aufenthalt zu Abb. 4-29 und siehe Kapitel 4.9). Die eher gut gewinnen, muss auf der Golfanlage und im Ho- betuchte Klientel ist durchaus ausgabefreudig. tel für vielfältige und wetterunabhängige Aktivi- Aufgrund der Tatsache, dass eine Golfrunde ca. täten gesorgt werden. Weitere touristische Ein- fünf Stunden dauert, bleibt noch genügend Zeit richtungen (z.B. Wellness, Kultur) oder auch für andere Aktivitäten und sei es wenigstens der Sportmöglichkeiten (z.B. Tennisplätze, Fahrrad- Besuch eines guten Speiselokals. verleih) sorgen bei Golftouristen zum einen für Abwechslung, zum anderen werden so auch die (5) Entwicklungspotenziale und Prioritäten Bedürfnisse von nicht-golfspielenden Mitreisen- den befriedigt.

Faktoren einer touristischen Nutzbarkeit Im Ergebnis ist Sachsen-Anhalt sicherlich keine 150 Im Hinblick auf eine touristische Nutzung Entwicklung hin zu einem „Golfland“ zu empfeh- spielt vor allem die geographische Lage des len, denn dafür ist der Wettbewerb zu groß und Golfplatzes eine entscheidende Rolle, aus der die Saisonalität zu eingeschränkt. Gegen die ei- Merkmale wie das Klima, die Länge der Golfsai- ne oder andere zusätzliche Einrichtung, ggf. son und die Beschaffenheit des Geländes resul- auch im Rahmen eines touristischen Großprojek- tieren. Da eine ganzjährige golftouristische Nut- tes, spricht sicherlich nichts, zumal berücksichtigt zung in Sachsen-Anhalt nicht möglich ist, müs- werden sollte, dass ein Golfplatz als Standort- sen Indoorgolf-Möglichkeiten (nur Abschläge, faktor für die Ansiedlung von Unternehmen oder die mit Videobild verknüpft werden) ins Kalkül die Beheimatung von Führungskräften eine nicht gezogen werden. Einen weiteren Faktor stellt die zu unterschätzende Rolle spielt. infrastrukturelle Anbindung dar. Nur durch die Lage eines Flughafens in der Nähe der Golfan- lage würden internationale Gäste erreichbar Fazit: sein, weshalb hier Entwicklungsmöglichkeiten al- • Golf ist nicht nur ein Tourismus-, sondern lenfalls im Raum Halle-Leipzig vorhanden sein auch ein Standortfaktor. könnten. Eine gute Anbindung an Autobahnen • Sachsen-Anhalt ist ein Golf-Entwicklungsland. und Bundesstraßen ist in Deutschland von be- • Der einzige sportlich und touristisch attraktive sonderer Bedeutung, da die Golftouristen aus Standort ist Meisdorf. dem Inland bevorzugt mit dem Auto anreisen • Sachsen-Anhalt sollte kein „Golfland“ wer- und möglichst wenig Urlaubszeit für den An- den, aber ein moderater Ausbau des Ange- fahrtsweg aufbringen möchten. Hier befindet bots (z.B. in der Region Meisdorf oder im sich der Magdeburger Platz mit Herrenkrug-Park Rahmen eines touristischen Großprojekts) und Hotel in einer ansprechenden Lage. wäre aus Imagegründen sinnvoll.

150 Grohs/Preißmann 1996: 44f.

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4.8 Weitere Sportarten und ihre touristische Be- Anruf an der Strecke abholt.155 In der Region deutung Anhalt-Wittenberg gibt es Bestrebungen, eine Anbindung an „Fläming Skate“ zu schaffen. Im Folgenden ist eine Auswahl weiterer Sportar- Prinzipiell ist dies zu begrüßen, allerdings dürfte ten aufgeführt, mit deren Hilfe das sport- der Fläming-Skate davon stärker profitieren als touristische Angebot in Sachsen-Anhalt abge- Anhalt-Wittenberg, da Skater eher in die attrak- rundet werden kann. Aufgrund der zahlreichen tive Strecke hineinfahren werden anstatt sie zu Sportarten mit ihren unterschiedlichen touristi- verlassen. schen Bezügen vom Sporturlaub bis zur Wett- kampfreise kann die Auswahl zwar nicht voll- Gemeinsame genutzte Wege ermöglichen eine ständig sein, soll aber dennoch deutliche Hin- Vernetzung von Radtourismus und Inlineskating. weise für Entwicklungsmöglichkeiten geben.151 Eine kooperative Vermarktung, bei der Konflikte unter den Aktiven vermieden werden, funktio- (1) Inlineskating niert nur, wenn genügend breite Fahrbahnde- cken vorhanden sind, weil Inliner für ihre Sport- Die Zahl der Besitzer von Inlineskates in ausübung mehr Raum benötigen als Radler. Deutschland beträgt ca. 12 Mio.152; die Deutsche Angestellten Krankenkasse beziffert die Zahl der Das Inlineskaten eignet sich für Breitensport- aktiven Skater sogar mit 16 Mio.153 Inlineskating Events. Die Magdeburger Inliner-Nacht wird z.B. bewegt nicht nur Jugendliche, auch immer mehr gut besucht. Da in anderen Städten derartige der über 30jährigen begeistern sich für die Aktionen des öfteren im Jahr stattfinden, sollte Sportart. Mehrere Faktoren haben diese Ent- dies auch in den größeren Städten Sachsen- wicklung begünstigt:154 Anhalts überlegt werden. Ähnliches wäre auch für die Motorsportstrecke in Oschersleben mög- • Inlineskating steht für „fun" und „action" und lich, wie das Beispiel Hockenheimring zeigt. Dort ist sehr leicht erlernbar, kann man in den Monaten April bis September • die Sportart fördert die Ausdauer und vermit- dienstags von 18.00 bis 22.00 Uhr skaten. Au- telt positive Bewegungsgefühle, ßerdem fand 2003 eine riesige Open-Air-Disco • Inlineskaten ist eine äußerst umweltfreundli- für über 5.000 Skater statt.156 che Fortbewegungsart, • die Rollen sind auch zu Spielen (Inlinehockey) Ob Inlineskaten noch eine Trendsportart ist, o- geeignet und fördern damit die soziale Kom- der sich bereits etabliert hat, ist eher ein aka- petenz. demischer Streit. Im Hinblick auf die touristische Bedeutung von weiteren Trendsportarten muss Der erste touristisch vermarktete Inlineskating- allerdings angemerkt werden, dass ihr Marktan- Rundkurs inklusive „Skate-Hotel“ befindet sich teil am Reisevolumen gering ist und in keinem im Land Brandenburg und trägt den Namen Verhältnis zur großen Medienwirksamkeit steht. „Fläming-Skate“. Die angelegte Skaterstrecke Über das Wandern, Radfahren oder Skilaufen befindet sich 60 km südlich von Berlin im Niede- des Durchschnittsurlaubers kann man zwar nur ren Fläming und ist mit 175 km Länge das größ- selten spektakulär berichten, aber das Geschäft te Inlineskating-Projekt Deutschlands. Im August wird dennoch in erster Linie mit diesen Sportar- 2002 wurde der „Fläming Skate" eröffnet und ten gemacht.157 Betrachtet man die Angelegen- bietet verschiedene Schwierigkeitsstufen. An den heit aus dem Blickwinkel der Öffentlichkeitsar- Außen-Skaterstrecken, ihrer Vernetzung und der beit, so ist die durch Trendsportarten zu erzie- Einbindung von Gastronomie, Hotellerie und lende Medienpräsenz wiederum gut geeignet, Transportunternehmen gemessen, kann der zur Imageverjüngung einer Region beizutragen. Fläming Skate derzeit als deutscher Marktführer angesehen werden. Touristische Leistungsträger (2) Klettern entlang der Strecke haben ihr Angebot auf die Zielgruppe der Inline-Skater ausgerichtet, es gibt Im Rahmen des Klettertourismus werden das al- beispielsweise einen Shuttle-Bus, der Skater auf pine Klettern (Eisklettern, Hochtouren, Kletter- steige/Trekking) und das Sportklettern, das au- ßer im alpinen Gelände sowohl in den Mittelge- birgen als auch in Kletterhallen betrieben wird, 151 Stellvertretend sei hier das Schwimmen als eine von vie- unterschieden. Klettern gilt dabei größtenteils len Urlaubsaktivitäten, das in den entstehenden Seen Sach- sen-Anhalts künftig intensiver betrieben werden kann, und als Tagesaktivität, Übernachtungen fallen nur das Sportschießen mit zahlreichen Wettkampfaktivitäten ge- nannt. 155 Vgl. u.a. Zepp 2003: 38f.; DAK-Start 2/2003: 14ff.; www. 152 www.vcd.org/themen/09a.html. flaeming-skate.de. 153 DAK-Start 2/2003: 15. 156 www.skate-hockenheim.de. 154 Lausterer 1998: 3. 157 Stumm 2004.

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bei Kletterurlauben an. Kletterer haben ein • Thekenberge überdurchschnittliches Einkommen, gelten als • Hoppelberg und Langenstein individualistisch und sind in den Altersgruppen • Kamelfelsen bei Westerhausen der 15 bis 54-Jährigen relativ gleich verteilt. In (zeitweise Sperrung) Sachsen-Anhalt ist das Klettern mit der Harzre- • Teufelsmauer gion verbunden. Zu den Wettbewerbsgebieten in • Gegensteine bei Ballenstedt den deutschen Mittelgebirgslandschaften zählen (teilweise Sperrung) das Weserbergland, die Sächsische Schweiz/ • Neinstedt, Weddersleben, Warnstedt Elbsandsteingebirge, der Pfälzer Wald und das (Totalsperrung) 158 Frankenjura/Fränkische Schweiz. • Blankenburg, Timmenrode • Oberharz (Brockengebiet) Im Harz gibt es Möglichkeiten zum Klettern an • Feuersteine, Vogelherdklippen Sandsteinfelsen, im Granit, im roten Porphyrit, (Schierke-Nordseite) im Kalk und an Grauwackefelsen. Aufgrund der • Schnarcherklippen (Schierke-Südseite) getrennten Entwicklung existieren verschiedene • Ottofelsen (Hohnegebiet) Gewohnheiten und Regeln für die Gebiete des • Öhrenklippen (Hohnegebiet) (Totalsperrung) West- und des Ostharzes. Die Kletterziele des • Brocken-Südseite (Totalsperrung) Ostharzes befinden sich zum Teil im nordöstli- • Ilsenburger Raum (Brockengebiet) chen Harzvorland und den Sandsteinfelsen der • Ilsetal beim (Totalsperrung) Halberstädter und Blankenburger Kreidemulde. • Paternosterklippen Weitere Kletterfelsen bieten die Teufelsmauer und die südliche Umgebung von Halberstadt. Im • Wolfshäu eigentlichen Harz finden sich Kletterziele im • Brocken Nordseite (Totalsperrung) Steinbachtal bei Thale, an den Granitklippen des • Eckertal (Sperrung und Kletterverzicht) Brockengebiets zwischen Schierke und Ilsenburg • Südharzgebiet bei Ilfeld und im Südharz bei Ilfeld. Aufgrund des Natur- schutzes bestehen zahlreiche Einschränkungen (3) Tennis für die Sportausübung. Das Bodetal steht z.B. unter Naturschutz und somit sind alle rund 30 Der Tennissport hat die größten Boomjahre hin- Felsen mit etwa 250 Kletterwegen gesperrt. Als ter sich. Dennoch ist Tennis immer noch eine der El Dorado für Kletterer gilt die Umgebung von beliebtesten Sportarten der Deutschen. Die tou- Schierke. Einige Felsen befinden sich im Natio- ristische Bedeutung für Sachsen-Anhalt ist aller- nalpark Hochharz. Der Alpenverein bietet ge- dings eher gering einzuschätzen. Größere sport- meinsam mit der Kurverwaltung geführte Klet- orientierte Hotels bieten zwar auch in Sachsen- tertouren an, darüber hinaus auch Schnupper- Anhalt Möglichkeiten zum Tennisspielen, aber klettern, Klettern an der Kletterwand und an der Reisende, die sich vor allem zur Ausübung des Eisklettersimulationswand sowie Kletterkurse für Tennissports in den Urlaub begeben, sind vor- Einsteiger. Die Initaitive ist aus einem ABM- nehmlich in warmen Ganzjahreszielen zu finden. Projekt des Kurbetriebs mit dem Landessport- In Sachsen-Anhalt stehen dem ganzjährigen 160 bund entstanden und ist ein gutes Beispiel für Spielbetrieb 16 Hallen zur Verfügung. Das die Zusammenarbeit von Sport und Tourismus. wichtigste Tennisturnier auf sachsen-anhal- tinischem Boden ist das ATP-Turnier der Chal- lenger-Serie, das in Magdeburg stattfindet. Übersicht der Klettergebiete im Ostharz159 • Unterharz Sportliches „Aushängeschild“ ist Thomas Emme- • Bodetal (Totalsperrung) rich, der ehemalige Tennisstar des Ostens. Tho- • Steinbachtal bei Thale mas Emmerich galt in der DDR als Ausnahmeta- • Selketal (Kletterverzicht) lent, wurde aber als Tennis-Leistungssportler • Kaltes Tal kaum unterstützt, weil diese Sportart als elitär • Ramberg (Totalsperrung) und nicht massenwirksam galt. 48 DDR- • Wurmbachtal Meistertitel hat er errungen; der heute noch Ak- • Steinbrüche Rübeland tive spielt als stärkster Akteur bei den Senioren. • Regensteingebiet • Regenstein (Totalsperrung) (4) Schach • Derenburger Wald • Harzvorland bei Halberstadt Experten streiten sich, ob Schach zum Sport zu • Klusberge zählen ist oder nicht. Nach einer weiten Abgren- zung, die die Mitgliedsverbände (und ihre Sport-

158 Philipsenburg 2001: 101ff. 159 www.cehceh.de 160 www.tvsa-tennis.de.

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arten) des Deutschen Sportbundes als Kriterium anderem zwei DDR-Meisterschaften ausgetragen zu Grunde legt, zählt Schach dazu. Sachsen- wurden, hat er kurzerhand in eine Disko umge- Anhalt hat im Schach Einzigartiges zu bieten. wandelt – eine Idee, die sich auch finanziell Das als „Schachdorf“ über Deutschland hinaus ausgezahlt hat. bekannte Dorf Ströbeck liegt im Nordharz in der Nähe von Halberstadt und hat 1.200 Einwohner. (6) Luftsport Der Ort hat als Schachdorf Ströbeck seit Jahr- hunderten eine besondere Tradition in Verbin- Luftsportarten werden vielerorts in Sachsen- dung mit dem Schachspiel. Anhalt betrieben. Für den Tourismus ist das Bal- lonfahren eine attraktive Art, die Schönheiten Im 11. Jahrhundert setzte ein Halberstädter Bi- der Landschaft aus der Höhe kennen zu lernen. schof einen vom Kriegszug mitgebrachten Ge- Anbieter gibt es im ganzen Land. Als Event wur- fangenen im Ströbecker Wehrturm fest, der auch den die Ballon Magie-Tage im Magdeburger heute noch in Ströbeck zu sehen ist und jetzt Elbauenpark 2003 bereits zum fünften Mal ver- Schachturm heißt. Bauern des Dorfes bewachten anstaltet und es kamen über 25.000 Zuschauer. dort damals den schachkundigen Fürsten und erlernten bei ihm das königliche Spiel. Seither ist Bekannt ist in Sachsen-Anhalt u.a. das Luftsport- das Schachspiel mit der Geschichte des Ortes zentrum der Stadt Laucha an der Unstrut. Bereits verwoben. 1930 wurde der Lauchaer Hang für den Segel- flug entdeckt und schnell als mitteldeutsche In der Ströbecker Schule ist Schach seit 1823 Rhön weltberühmt. Im Regenschatten des Harzes Unterrichtsfach. Das ist einzigartig, nicht nur in gelegen gestatten die vorzüglichen Eigenschaf- Deutschland. Auf dem Dorfplatz befindet sich ten des 84 ha großen Geländes ganzjährigen der „Platz zum Schachspiel" – ein Feld für Le- Flugbetrieb. Das Kalksandsteingebiet schafft i- bendschach. Und im Schachmuseum sind viele deale Thermikverhältnisse und der 120 m hoch Zeugnisse der Ströbecker Schachgeschichte zu gelegene Hang kann über drei Kilometer ge- sehen. Die Ausstellung des örtlichen Schachmu- nutzt werden. Die wichtigsten Nutzer sind der seums zeigt exotische Schachspiele verschiede- Luftsportverein Laucha-Dorndorf e.V. mit seiner ner Völker, in welchen sich deren Kultur wider- langjährigen regionalen Tradition und seinen spiegelt. Exponate zur Ortsgeschichte, histori- Sparten Segelflug, Gleitschirm-/Drachenflug und sche Schachkostüme, Schachliteratur und Ultraleichtflug sowie das Haus der Luftsportju- Freundschafts- und Jubiläumsgeschenke des gend e.V. (HdL) mit seiner international ange- Ströbecker Schachvereins werden ebenfalls dar- legten Bildungsarbeit. Im Jahr 2003 veranstalte- geboten. Seit kurzer Zeit ist auch das „Gasthaus te der Verein am Himmelfahrtswochenende zum zum Schachspiel" wieder eröffnet. 10. Mal seine „Lauchaer Flugtage“. Ballonflüge werden von Laucha aus ebenfalls angeboten. (5) Gewichtheben 4.9 Sport und Wellness Ähnlich wie im Schach ist es auch beim Ge- wichtheben ein kleines Dorf, das von sich Reden Ergänzend zu den bisher dargestellten Sportar- macht: Samswegen, westlich von Wolmirstedt. Es ten (siehe Kapitel 4.1 bis 4.8) soll im Folgenden gilt als das „stärkste Dorf der Welt“ und war der Bereich „Sport und Wellness“ für Sachsen- 2003 Austragungsort der Deutschen Meister- Anhalt näher betrachtet werden. Dafür wurde im schaften. Nach Angaben der internationalen Rahmen einer durchgeführten Angebotsanalyse Gewichtheber-Föderation kann kein anderer Ort insbesondere die Verbreitung sportorientierter der Erde die stolze Bilanz von 34 Medaillen bei Wellnessangebote in Deutschland sowie speziell internationalen Wettbewerben und Weltmeister- in Sachsen-Anhalt untersucht. schaften vorweisen. Hinzu kommen weitere 580 Medaillen aus DDR-Zeiten. 4.9.1 Kurzcharakteristik des Marktsegments Stark sein hat hier Tradition. Kaum ein Jugendli- (1) Modernes Gesundheitsverständnis und Well- cher in Samswegen kann sich dem Mythos ent- ness ziehen. Allerdings war es nicht immer einfach für die „Gewichtheberfabrik": Nach der Wende blieb Das moderne Gesundheitsverständnis geht von die staatliche Förderung für die starken Männer einem ganzheitlich dynamischen Ansatz aus. und Frauen aus, der Frust war groß, die Ver- Gesundheit wird dabei als Einheit von körperli- einskassen leer. Doch Otto Haase, Trainer beim chem, geistigem und seelischem Wohlbefinden SSV 1884 Samswegen, hat bewiesen, dass er betont (vgl. Abb. 4-30). Wellness setzt an diesem nicht nur Gewichte stemmen kann: Die vor rund modernen Gesundheitsverständnis an und zielt dreißig Jahren eingeweihte Halle, in der unter

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primär auf pro-aktives Gesundheitsverhalten. Zusammenhänge zwischen einzelnen Gesund- Ziel von Wellness ist dabei die Ausschöpfung der heitsvariablen und den Bedingungen, unter de- individuell (verschiedenen) Potenziale jedes Ein- nen Sport betrieben wird. Etwa drei Viertel der zelnen zu „high level wellness“ – Wohlbefinden (erwachsenen) Bevölkerung meinen, dass man – auf hohem Niveau. Wellness kann so als ein um gesund zu bleiben – Sport treiben muss.161 veränderlicher Zustand auf einem individuellen Allgemein, und auch speziell in Sachsen-Anhalt, Gesundheitskontinuum abgebildet werden. Ge- werden als Hauptmotive sportlicher Aktivitäten sundheitsurlaube im Allgemeinen bzw. Wellnes- Gesundheit und Fitness angegeben (siehe Kapi- surlaube im Speziellen sind dabei von Kurauf- tel 3.5). Gesundheit ist somit für viele Menschen enthalten, bei welchen medizinische Behandlun- das primäre Sportmotiv. gen im Vordergrund stehen, abzugrenzen. Sportliche Aktivitäten wirken u.a. auf: Abb. 4-30: Moderner Gesundheitsurlaub • die Stärkung physischer Gesundheitsressour- cen (durch die Verbesserung von Ausdauer-, Kraft-, Dehn-, Koordinations- und Entspan- nungsfähigkeit), • die Stärkung psychosozialer Gesundheitsres- sourcen (durch die Beeinflussung der emotio- nalen, kognitiven und sozialen Situation), • die Bewältigung von Beschwerden und Miss- befinden (u.a. durch die Veränderung von Beschwerde- und Stresswahrnehmung), • die Verminderung von Risikofaktoren (z.B. durch die Verringerung von Übergewicht), • das langfristige Verhalten durch den Aufbau von Bindung an gesundheitswirksame Aktivi- täten (Reduzierung von Barrieren sowie mög- lichst langfristige Aufrechterhaltung der sportlichen Aktivität).162

(3) Gesundheitssport

Gesundheitssport umfasst primär körperliche Ak- tivitäten, die in die Tradition der Gymnastik ein- (Quelle: Freyer/Tödter 1996: 35) zuordnen sind. „Als moderne Ausprägungsfor- men gymnastischer Übungen erfahren Fitness- Wellness umfasst v.a. die Elemente gesunde Er- und Wellness-Aktivitäten unter den vielfältigsten nährung, geistige Aktivität, Entspannung, kör- Bezeichnungen derzeit einen wahren Boom: vom perliche Fitness und Beauty. Die folgenden Aus- ‚Jogging’ und ‚Walking’ über die ‚Step-Aerobic’ führungen konzentrieren sich auf die körperliche und das ‚Body-Shaping’ bis hin zum ‚Slow Fitness und damit entsprechende Sportangebote Stretch’ und ‚Vital-Training’.“ „In den gleichen der Wellnessanbieter. Diese Angebote umfassen Trend einzuordnen, wenn auch auf andere Ziel- z.B. Massagen, Kraft- und Ausdauertraining, gruppen ausgerichtet, sind Angebote, die Hilfen Herz-Kreislauftraining, Gymnastik, Aerobic, bei der Bewältigung von Beschwerden, von Risi- Tanz, Wandern, Radfahren und Schwimmen. kofaktoren oder auch bei der Therapie von Er- krankungen versprechen.“163 Als Gesundheits- (2) Wechselwirkung Sport und Gesundheit sport kann – in Abgrenzung zum leistungs- und wettkampforientierten Sport – zusammenfassend Die Erforschung der Wechselbeziehungen zwi- jede Art sportlicher Betätigung bezeichnet wer- schen Sport und Gesundheit stellt ein zentrales den, die primär auf die Erhaltung, Verbesserung Thema der Sportwissenschaften dar. For- und/oder Wiederherstellung der Gesundheit schungsergebnisse bestätigen positive Zusam- zielt. Gesundheitssport hat somit sowohl Bedeu- menhänge zwischen sportlicher Aktivität und tung in Prävention als auch in Therapie und Re- physischen, psychischen und sozialen Gesund- habilitation. heitsmerkmalen, wie z.B. körperlicher Fitness, Ausprägung von Risikofaktoren, Krankheitshäu- figkeit, Zufriedenheit mit der Gesundheit. Wis- 161 Vgl. Bös/Brehm 1998: 7ff. senschaftlich nachgewiesen wurden bisher v.a. 162 Vgl. Bös/Brehm 2002: 11. 163 Bös/Brehm 1998: 8.

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(4) (Touristisch relevanter) Markt Sport und Well- heit tun“ nur selten konsequent in spezifische ness Aktivitäten umgesetzt wird.165

Bei Nachfragern wie Anbietern herrscht ein un- Wellnessgäste erwarten – in Abgrenzung zum klares Begriffsverständnis über Wellness. Auf- klassischen Kurgast – weder klinische Atmosphä- grund dieser begrifflichen Unschärfe ist der ent- re noch medizinisches Programm. Der Wellness- sprechende Markt kaum überschneidungsfrei zu gast möchte etwas für sein individuelles Wohlbe- bestimmen und damit wenig transparent. Einen finden tun und beansprucht hierfür ein umfas- wichtigen Schwerpunkt bei der Betrachtung der sendes und stimmiges Leistungsbündel, dass Nachfrage nach „Sport und Wellness“ (siehe Ka- sowohl Angebote für geistige Aktivität, gesunde pitel 4.9.2(1)) bildeten die sportrelevanten Vor- Ernährung, Entspannung und körperliche Bewe- stellungen potenzieller Wellnessurlauber von ih- gung beinhaltet. Für den Wellnessgast stehen rem Wellnessaufenthalt. Im Rahmen einer An- dabei die Erhaltung und Förderung seiner Ge- gebotsanalyse wurde insbesondere untersucht, sundheit im Vordergrund. welche „sportlichen“ Angebote im Wellnesstou- rismus bisher generell und speziell in Sachsen- Abb. 4-31: Vorstellungen der Deutschen zum Anhalt (siehe Kapitel 4.9.3(2)) vorzufinden sind. Wellnessurlaub

Massagen 4.9.2 Situation auf dem Tourismusmarkt Sport, Fitness, Gymnastik

Sauna, Whirlpool, Thalasso (1) Nachfrage nach Wellnessurlaub mit Sportan- geboten Entspannung, Relaxen Beauty, Schönheit Als Boomfaktoren der Nachfrage nach gesund- Erholung heitsorientierten Reisen wirken u.a. das zuneh- verwöhnen lassen mende Gesundheitsbewusstsein der Menschen, körperliches Wohlbefinden die Zunahme von Zivilisationskrankheiten, der Diät, gesunde Ernährung soziodemographische Wandel unserer Gesell- Gesundheit schaft sowie die veränderte Gesundheits- Kur Gesetzgebung. Vor allem das gestiegene Ge- Geist, Seele sundheitsbewusstsein führt zu einer stärker wahrgenommenen Selbstverantwortung für die 0 5 10 15 20 25 30 eigene Gesundheit. Diese zieht – verbunden mit (Quelle: DTV 2002: 21) den Trends Körperkult, Genussorientierung und gesundes Älterwerden/Erhaltung der Lebens- qualität im Alter – den Wunsch nach sich, auch Als Zielgruppen für deutsche Wellnessangebote im Urlaub etwa für die Gesundheit zu tun. Im- können generell differenziert werden: junge ak- merhin beachtliche zwei Drittel der Deutschen tive Trendsetter, beruflich stark engagierte Män- bezeichnen „etwas für die Gesundheit tun“ als ner mittleren Alters, Frauen, (Jung-)Senioren ein wichtiges oder besonders wichtiges Ur- und gesundheitsbewusste Auslandsgäste. Von laubsmotiv.164 Die Deutschen stellen sich unter großer Bedeutung ist, dass Frauen und Männer einem Wellnessurlaub v.a. Massagen sowie unterschiedliche Erwartungen an einen Wellnes- Sport, Fitness und Gymnastik vor (vgl. Abb. 4- surlaub haben. Während Frauen eher Massagen 31). Das Interesse der potenziellen Wellnessur- und kosmetische Behandlungen wünschen, le- lauber bei den Sportangeboten konzentriert sich gen Männer mehr Wert auf sportliche Aktivitä- dabei auf die sogenannten „Volkssportarten“ ten. Neben diesen geschlechterspezifischen Un- Schwimmen, Wandern, Radfahren, Gymnastik, terschieden variieren die Vorstellungen von ei- die gleichzeitig sowohl zu den beliebtesten nem Wellnessurlaub auch in Abhängigkeit vom Sportarten der Deutschen (siehe Kapitel 1.2) als Alter des Wellnessgastes. Das Querschnittsprofil auch zu den touristisch interessanten „Lifetime- der Wellnessinteressierten setzt sich folgender- Sportarten“ (siehe Kapitel 3.3) zählen. Obwohl maßen zusammen aus:166 Sport-Angebote für potenzielle Gesundheitsur- lauber im Vergleich zu anderen Segmenten eine • 2/3 sind Frauen, relativ große Bedeutung haben, berichtet weni- • 60% sind berufstätig, ger als ein Drittel (der Gesundheitsurlauber), • für 85% ist es wichtig, viel für ihre „leichte sportliche Aktivitäten“ während des Ur- Gesundheit zu tun, laubs häufig ausgeübt zu haben. Das bedeutet, • 77% achten auf gesunde Ernährung, dass das Urlaubsmotiv „etwas für die Gesund- 165 Vgl. F.U.R. 2003: 7. 164 Vgl. F.U.R. 2003: 5. 166 DTV 2002: 25.

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• 66% haben das Ziel, Körper und Seele in bund Wellness-Hotels-Deutschland (WHD) hat Einklang zu bringen, derzeit 41 Mitgliederhotels, die sich mit dem • 81% ist ihr körperliches Wohlbefinden sehr verbandseigenen Qualitätssiegel auszeichnen. wichtig, Auch die Verleihung dieses Qualitätssiegels be- • 53% versuchen, sich durch regelmäßigen gründet sich auf der Erfüllung von Kriterien, wie Sport fit zu halten, naturnahe und ruhige Lage des Hotels, attrakti- • fast 70% fahren oft Rad und schwimmen, ver Wellnessbereich (hinreichend großer Well- 43% wandern, 38% machen Gymnastik und nessbereich mit Pool, Dampfbad, Fitnessraum, joggen, 35% gehen regelmäßig in ein Beautyabteilung), qualifizierte Mitarbeiter etc. Fitnessstudio. Auch bei den Reiseveranstaltern, die sich mit Spezialkatalogen dem Thema „Wellness“ wid- (2) Sportorientierte Wellness-Anbieter und –An- men, sind Bemühungen zur Qualitätssicherung gebote erkennbar. So hat z.B. die TUI einige Well- nesskriterien, wie die Mindestgröße von 50 qm Wellness wird mit verschiedenen Angebotsdi- für einen Fitnessraum bzw. 30 qm für einen mensionen vermarktet: Beauty, Ernährung, Fit- Gymnastikraum, einen separaten Beauty- und ness, Medizin (medical wellness). Hinsichtlich Massagebereich, die Anwesenheit von Well- Leistungsspektrum und Ausstattungsmerkmalen nesstrainern sowie die Möglichkeit für ein indivi- sind Wellness-Angebote nicht einheitlich festge- duelles Wellness-Beratungsgespräch etc., aufge- legt. Sie werden von einer Vielzahl von Anbie- stellt. tern offeriert; es treten z.B. Orte (prädikatisierte Kur- und Erholungsorte, nicht-prädikatisierte Or- Deutsche Wellnesshotellerie – Ausstattung und te), Hotels, Wellness-Ressorts, Reiseveranstalter, Angebote Fitness- und Freizeiteinrichtungen, Erlebnisbäder Eine 2003 vom Lehrstuhl für Tourismuswirt- und Thermen sowie verschiedene Verbände auf. schaft, TU Dresden durchgeführte Analyse der Wellness-Einrichtungen der deutschen Als Anbieter im Wellnesstourismus ist hier in ers- Wellnesshotellerie ergab, dass der Großteil der ter Linie die auf Wellness spezialisierte Hotellerie Hotels über die Basisausstattung: zu nennen. Eine allgemeingültige Definition, „Badelandschaft, Sauna und Solarium“ verfügt. wann ein Hotel als Wellnesshotel zu bezeichnen Etwa zwei Drittel der im Wellnessbereich aktiven ist, existiert (bisher) nicht. Die verschiedenen Ho- Hotels verfügen über einen hoteleigenen telbetriebe investieren in bereits bestehende Fitnessraum und entsprechende Fitnessgeräte. Wellness-Einrichtungen oder bauen neue Well- Allerdings wird den Gästen für die fachgerechte nessoasen. Allerdings wird vor dem Hintergrund, Nutzung der Einrichtungen und Geräte nur sehr dass ca. die Hälfte aller Hotels in Deutschland selten ein Fitnesstrainer zur Seite gestellt bzw. über eine eigene Sport- oder Freizeiteinrichtung ihnen ein Wellness-Eingangscheck und ein (67% Sauna/Solarium, 31% Sport- und Fitness- personal coaching angeboten (z.B. Landhotel raum, 31% Hallen-/Frei-/Thermalbad) verfügt, Jammertal im Münsterland). von vielen Gästen ein Mindestmaß an Wellness- Einrichtungen und -Angeboten schon als selbst- Teilweise beziehen die Wellness-Hotels auch ört- verständlicher Standard – auch in Nicht-Well- 167 liche Bade- und Saunaeinrichtungen (z.B. das ness-Hotels – erwartet. Solequell in Schönebeck-Bad Salzelmen) bzw. (Sport-)Anlagen und Einrichtungen (v.a. Golf- Qualitätssicherung im Bereich Wellnessurlaub und Tennisplätze) der näheren Umgebung in ih- Es gibt bisher keine einheitlichen Standards hin- re Angebote mit ein. Einige Mitgliedshotels des sichtlich der Ausstattung der Hotels oder grund- Verbandes „Deutsche Wellnesshotels“ profilieren legender Angebote. Verschiedene Verbände und sich in ihrem Angebot mit „Golf & Wellness“ Reiseveranstalter haben daher für die Qualifizie- oder firmieren sogar mit dieser Verbindung (z.B. rung als Wellnesshotel Kriterien aufgestellt. Der Golf- und Wellnesshotel Schloss Teschow in Deutsche Wellnessverband e.V. (DWV) hat als Mecklenburg-Vorpommern). gemeinnützige Non-Profit-Organisation ein ent- sprechendes Qualitätssiegel eingeführt. Dieses Die meisten Wellness-Hotels bieten Möglichkei- Siegel wird nur Einrichtungen verliehen, die be- ten für sportliche Aktivitäten – allerdings in un- stimmte Kriterien, die sich auf Ausstattung und terschiedlichem Ausmaß sowohl hinsichtlich der wellnessspezifische Angebote des Hotels bezie- vorhandenen Ausstattung (Fitnessräume, Fit- hen, erfüllen. Der Qualitäts- und Marketingver- nessgeräte, ...) als auch hinsichtlich der Angebo- te. Am häufigsten wird den sportinteressierten Gästen die freie (allerdings meist unbetreute) 167 Vgl. DTV 2002: 14.

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Nutzung eines vorhandenen Fitnessraumes, die Im Rahmen einer Angebotsanalyse170 wurden Ausleihe von Fahrrädern oder die Teilnahme an die Angebote der Wellnesshotels Sachsen- geführten Wander- oder Radtouren angeboten. Anhalts erfasst. Die Hotels wurden dahingehend Obwohl die vorgehaltenen Wellness-Angebote untersucht, ob und wie sie sich mit Ausstattung von Anti-Aging-Kosmetik über Akupunktur, und Angeboten primär auf die Wellnessdimensi- Ayurveda, klassische Massagen, Spezialmassa- on der körperlichen Fitness ausrichten. In den gen (z.B. Lomi-Lomi), Reiki, Spinning, Stretching Spezialkatalogen der Reiseveranstalter sind als bis hin zu Thalasso reichen, umfassen die meis- Wellness-Hotels u.a. Hotel Villa Heine (Halber- ten „sportliche(re)n“ Angebote überwiegend stadt), Panorama Hotel (Ilsenburg), Hotel Harzer (nur) Massagen und diverse Gymnastikprgram- Land (Allrode), Romanik Hotel Wasserschloss me (Wassergymnastik, ...). Selten werden – Westerburg (Dedeleben/Westerburg), Landhotel sicher auch aufgrund der Abhängigkeit von der Albrechtshof (Düsedau), Travel Charme Hotel natürlichen Umgebung – Reiten, Skifahren und Gotisches Haus (Wernigerode) vertreten. Die Wassersport angeboten. In Bezug auf die Ange- länderspezifischen Reisekataloge umfassen ne- bote (v.a. im Bereich der Pauschalen) ist insge- ben Angeboten der Hotellerie, wie dem Hotel samt zu erkennen, dass sich diese (bisher) pri- „Fürst Leopold“ (Dessau) und dem Landhaus „Zu mär auf die Wellnessdimensionen „Beauty“ und den rothen Forellen“ (Ilsenburg) v.a. Angebote „Entspannung“ konzentrieren. Allerdings gibt es der Heilbäder Sachsen-Anhalts. auch einige (wenige) Anbieter, die „sportliche Wellnesspauschalen“ anbieten. Einige dieser Die sportrelevante Ausstattung der Wellness- Pauschalen sind darüber hinaus zielgruppenspe- Hotels (Bade- und Saunalandschaft, Fitness- zifisch168 konzipiert. raum, Fitnessgeräte, Fahrradverleih usw.) ist auch in Sachsen-Anhalt recht unterschiedlich. Die spezifischen Sportangebote der Hotellerie in 4.9.3 (Sportliche) Wellnessangebote in Sachsen- Sachsen-Anhalt reichen von der Nutzung der Anhalt Sauna- und Badelandschaften sowie Minigolfan- lagen über Massagen, Fitnesskurse bis hin zu Sachsen-Anhalt engagiert sich schon seit einiger geführten Wanderungen und Radtouren. Eher Zeit im Bereich „Sport und Gesundheit“. So wur- weniger häufig sind die freie Nutzung von Fit- de 2001 mit dem Ziel der stärkeren Etablierung nessräumen oder -geräten sowie Wassergym- von Gesundheitssportangeboten in Vereinen ein nastik, Fitnesstraining oder gar Bewegungsthe- Projekt169 zum Thema „Sport und Gesundheit“ rapie im Angebot enthalten. Angebotene Well- initiiert. Die im Rahmen dieses Projektes durch- ness-Pauschalen (1 Tag bis 27 Übernachtungen) geführte Befragung zur Erhebung der Ausgangs- der einzelnen Hotels konzentrieren sich – analog situation ergab, dass Gesundheitssport in Sach- zum gesamtdeutschen Angebot – mit „Beauty- sen-Anhalt nicht flächendeckend angeboten Tagen“, „Entspannungswochenenden“ und „Ver- wird. Es handelt sich bei den vorhandenen An- wöhnwochenenden“ v.a. auf die Bereiche geboten hauptsächlich um allgemeine Fitness- „Beauty“ und Entspannung“; Pauschalen im Be- angebote mit primär-präventiver Wirkung. Ge- reich „Sport und Aktiv“ werden bisher selten an- sundheitssport wird dabei vorrangig in den Ab- geboten. teilungen Turnen, Schwimmen, Gymnastik, Aerobic, Behinderten- und Rehasport angebo- Das Hotel „Harzer Land“ (Allrode) bietet aller- ten. Aus der Sicht des LSB Sachsen-Anhalt müs- dings seinen Gästen z. B. neben einer Wellnes- sen sich die (Sport-)Vereine im Land künftig soase mit verschiedenen Saunen, einer Eisgrotte noch stärker dem erheblichen Bedarf an präven- und einem Schwimmbecken schon ein hotelei- tiven Maßnahmen zur Gesundheitsförderung genes Sportstudio. Besonders hervorzuheben ist und dem sich wandelnden Sportverständnis mit dabei das Angebot eines betreuten Trainings hohen Anteilen an freizeit- und gesundheitsori- sowie das umfangreiche Kursangebot (Wasser- entierten Sportinteressen mit entsprechenden gymnastik, Krafttraining, Aerobic, Body Building, Angeboten stellen. Als gutes Beispiel aus touris- Problemzonentraining). tischer Sicht kann hier der Kneippverein Ilsen- burg/Harz e.V. angeführt werden, dessen Kurs- angebot (u.a. Rücken-, Wasser-, Seniorengym- nastik) auch von allen Gästen des Luftkurortes Il- senburgs genutzt werden kann. 170 In die 2003 durchgeführte Analyse wurden die Wellness- Spezialkataloge der Reiseveranstalter und des Wellnessho- tel-Verbandes Deutschland sowie länderspezifische Reiseka- taloge einbezogen. Vgl. ergänzend die Analysen der Studie 168 Vgl. Katalog Neckermann Care 2003/2004: 22. zum Gesundheitstourismus in Sachsen-Anhalt (Ministerium 169 Projektpartner: Landesvereinigung für Gesundheit, LSB für Wirtschaft und Technologie des Landes Sachsen-Anhalt, Sachsen-Anhalt, Hochschule Magdeburg-Stendal. 2001b).

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Erkrankungen aufweisen.171 Die Prädikatisierung basiert auf den Begriffsbestimmungen des Deut- schen Heilbäderverbandes und Deutschen Tou- rismusverbandes sowie auf individuellen Geset- zen oder Verordnungen der einzelnen Bundes- länder. Die staatliche Anerkennung zum Kurort setzt neben einem natürlichen Heilmittel (des Bodens, des Klimas, des Wassers) oder der Phy- siotherapie nach Kneipp das Vorliegen medizi- nisch anerkannter Indikationen voraus. Die orts- gebundenen/ortstypischen Heilmittel der Kurorte bestimmen die Zuordnung zu den verschiedenen Bädersparten (Sole-, Mineral- und Moorbäder/ -heilbäder, Seebäder und Seeheilbäder, Heilkli- matischer Kurort). Die Anerkennung zum 18-Loch-Minigolfplatz im Hotel Harzer Land in Allrode Kneippkurort/-heilbad setzt die Anwendung der Kneipptherapie voraus. Neben der geforderten medizinischen Versorgung muss ein Kurort auch über entsprechende Kureinrichtungen (Inhalato- rium, etc.) verfügen.

In Deutschland gibt es etwa 320 dieser „höher prädikatisierten“ Kurorte. Sachsen-Anhalt ver- fügt neben 13 Luftkurorten über fünf solcher „hoch prädikatisierten“ Heilbäder in der Sparte Mineral- und Moorheilbäder sowie über zehn Präventions- und Rehabilitationskliniken. Die Kurortmedizin umfasst neben Klimaexpositionen und balneologischen Anwendungen (Bäder, Sportstudio Harzer Land in Allrode Trinkkuren etc.) als wichtige Therapiekomponen- te das – aus Sicht des Sports interessante – Auffällig ist in Sachsen-Anhalt darüber hinaus, Spektrum an ergänzenden Therapieformen. Wis- dass senschaftlich erwiesen ist, „dass bei spezifischen gesundheitlichen Problemen gezielte Bewe- • auch Hotels, deren Einrichtung z.B. eine pri- gungsaktivierungen mit therapeutischen Wir- 172 märe Beautyorientierung offenbart (man also kungen verbunden sind.“ vergebens nach Fitnessgeräten im Wellness- bereich sucht), im Angebotsbereich teilweise Den Indikationen der Heilbäder in Sachsen- schon ein überzeugendes Spektrum an sport- Anhalt entsprechend verfügen diese bzw. die lichen In- und Outdooraktivitäten offerieren. örtlichen Kliniken im Präventions- und Rehabili- So bietet z.B. das Panorama-Hotel in Ilsen- tationsbereich im Rahmen der ergänzenden The- burg seinen Gästen u.a. therapeutisches Rei- rapieformen der Kurortmedizin über eine Viel- ten, Reitstunden, (Aqua-, Snow- und Nordic-) zahl an Bewegungsangeboten (medizinisch- Walking, Jogging, Wasser- und Spezial- therapeutisch), wie Krankengymnastik, Massa- gymnastik an. gen, Ergotherapie, Bewegungstherapie, Wirbel- • viele Hotels ihre Wellness-Angebote mit ei- säulengymnastik, Wassergymnastik, Ergometer- nem Engagement im Tagungsbereich verbin- training. den, so z.B. Hotel „Fürst Leopold“ (Dessau), Landhotel Albrechtshof (Düsedau), Panora- Kurorte eignen sich für Wellness im Sinne von ma-Hotel (Ilsenburg), Landhaus „Zu den Gesundheitsförderung und Prävention beson- rothen Forellen“ (Ilsenburg). ders, da diese Orte einen – durch Gesetze fest- gelegten – hohen Anspruch an Struktur- und Prozessqualität erfüllen.173 Eine interessante Prädikatisierte Kurorte Sachsen-Anhalts als An- Möglichkeit, wie z.B. die klassische Kneipp- bieter von Gesundheitssport (innerhalb von Kur- Therapie mit dem modernen Wellness- oder Wellnessaufenthalten)

Kurorte (Heilbäder und Kurorte) sind Orte, die 171 Vgl. hierzu und zum Folgenden DHV/DTV 1999. besondere natürliche Gegebenheiten für Kuren 172 Bös/Brehm 1998: 9. zur Heilung, Linderung oder Vorbeugung von 173 Zum Beispiel fand 2003 im Rahmen der Kampagne „Deutschland bewegt sich“ bundesweit in 70 Kurorten (u.a. auch in Schönebeck-Bad Salzelmen!) ein Walking-Tag statt.

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Gedanken verbunden werden kann, bietet die Verbindung zu Kneippness.174 In Kurorten wer- den Sport und Wellness oft von Hotels und auch Kurmittelhäusern angeboten, deren Schwer- punkt auf der medizinischen Ausrichtung liegt und die ihr Angebot um Wellnessaspekte erwei- Label Gesund-Harz und Logo Tourismusoffensive tert haben. In diesen Hotels findet man auch Harz 21 generell ein stärker medizinisch-therapeutisch (Quelle: www.harzinfo.de) geprägtes Sport-Wellness-Angebot (z.B. Bewe- gungstherapie, Krankengymnastik, Rückenschu- le) vor. Von der Entwicklung eines themenorientierten Marketingkonzeptes für den gesamten Harz kann Sachsen-Anhalt auch im Bereich Wellness 4.9.4 Vernetzung mit Schwerpunktthemen und profitieren. Der Gesund-Harz bietet dabei als anderen Geschäftsfeldern thematische Spezialisierungsrichtung (neben dem Bergbau-Harz, Kultur-Harz, Natur-Harz Wellness kann sehr gut mit den Themen Wan- u.a.) im Rahmen des Erlebnis-Harz einigen Or- dern (vgl. Kapitel 4.1), Radfahren (vgl. Kapitel ten und Leistungsträgern in Sachsen-Anhalt die 4.2), Wassersport (vgl. Kapitel 4.3) und Reiten Möglichkeit zur Vermarktung sportorientierter (vgl. Kapitel 4.4) verbunden werden. Vor allem Wellnesspauschalen. Zu den bisherigen für ihre die Hotellerie in Sachsen-Anhalt sollte dieses Po- gesundheitsorientierte Spezialisierung ausge- tenzial für ihre Angebotsgestaltung zukünftig zeichneten Gesund-Harz-Orten zählt Bad- noch stärker nutzen. So könnten zielgruppen- Suderode. Die Zertifizierung vermittelt den Gäs- spezifische Pauschalen mit verschiedenen Sport- ten über ein spezielles Qualitätssignet die Kom- bausteinen und ergänzenden Beauty- und Ent- petenz des ausgezeichneten Ortes im Gesund- spannungselementen angeboten werden. heitsbereich.

Die Kurorte Bad Schmiedeberg und Schönebeck- Bad Salzelmen liegen am Elberadweg und sind 4.9.5 Entwicklungspotenziale und Prioritäten daher bereits als „Wellness-Stationen“ im Pros- pekt „Elberadweg Sachsen-Anhalt“ eingezeich- Basierend auf der aktuellen Positionierung Sach- net. Die Leistungsträger Sachsen-Anhalts sollten sen-Anhalts mit Wellness-Angeboten werden für jedoch darüber hinaus unter Berücksichtigung die Zukunft in diesem Bereich – insbesondere der landesspezifischen Gegebenheiten die Ver- auch im Zusammenhang mit Sport – noch Ent- bindung von Radwegen oder auch Wander-, wicklungspotenziale gesehen. Die verschiedenen Reit- und Wasserwegen mit Wellnessangeboten Anbieter sollten dabei aber künftig nicht nur in konkret vor Ort prüfen. Eine Vernetzung könnte eine Wellness-Grundausstattung investieren, sehr gut über eine touristische Route (als Well- sondern sich in Ausstattung und Angeboten auf nessroute oder Salz-Sole-Wanderweg/-Rad- eine Wellnessdimension spezialisieren. Eine weg/-Reitweg) realisiert werden. In eine solche mögliche Spezialisierung, die allerdings bisher in Routenplanung sollten die Angebote aller anlie- Sachsen-Anhalt nur in Ansätzen verfolgt wird, genden Kurorte sowie Leistungsträger einbezo- bildet die verstärkte Ausrichtung auf Sport- gen werden. Diese könnten ortsübergreifende Infrastrukturen und -Angebote/-Aktivitäten. Die Pauschalen für Radfahrer, Wanderer, Reiter entsprechend sportorientierten Wellnessanbieter bündeln. Darüber hinaus wäre die Möglichkeit müssen dabei allerdings beachten, dass sie einer weiteren Erschließung von Wellness- künftig verstärkt im Wettbewerb mit Sporthotels Standorten entlang des Streckenverlaufes der stehen, die in zunehmendem Maße auch über Route zu prüfen. eine Wellness-Grundinfrastruktur verfügen und ihren Gästen attraktive Wellness-Angebote un- terbreiten (so z.B. das Seminar- und Sporthotel Harzer Land (Allrode)). Als Benchmarks für sportorientierte Wellnessangebote in Deutsch- land können z.B. die Wellnesshotels Hotel Nep- tun (Warnemünde), Landhotel Jammertal (Dat- teln-Ahsen), Waldhotel Tannenhäuschen (We- sel/Niederrhein) und das Felke-Kurhaus Men- 174 Die zertifizierten Kneippness-Hotels (z.B. Kneippness- Hotel Rostock) unterscheiden sich generell vom klassischen schel (Bad Sobernheim) betrachtet werden. Eini- Kurbetrieb; beinhalten aber innerhalb der 3 bis 14-tägigen ge Hotels in Deutschland (wie z.B. Sport- und Programmpauschalen einen obligatorischen Arztcheck, sowie Wellnesshotel Angerhof, St. Englmar) profilieren im Bereich Kneipp-fit u.a. Möglichkeiten zu Cardio-Fitness, sich sogar schon erfolgreich auch in der Firmie- Rückenschule, Schwimmen, Wassergymnastik und Power- Walking. rung explizit als Sport- und Wellnesshotel.

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Auch die prädikatisierten Kurorte in Sachsen- Bisher wird für Sport und Wellness allerdings die Anhalt haben aufgrund ihrer Infrastruktur sowie Naturlandschaft Sachsen-Anhalts (siehe Kapitel ihrer medizinischen Kompetenz Chancen, sich 2.2) noch zu wenig genutzt. Kurorte sowie Ho- mit sportlichem Wellness zu positionieren. Für tels in Sachsen-Anhalt könnten dieses Potenzial die Kurorte stellt sicher auch die aufgezeigte ohne das Risiko hoher Investitionen noch viel Verbindung von Kneipp (wesentliches Element: stärker als bisher bei ihrer Angebotsgestaltung Bewegungstherapie) und Wellness eine interes- nutzen (Bewegungstherapie in der Natur, Geh- sante Perspektive dar. seminare, sinnliche Naturerlebnisse).

Abb. 4-32: Heilbäder in Sachsen-Anhalt (mit Auswahl an sportorientierten Therapiemöglichkeiten)

Heilbäder Kontakt Krankengymnastik Krankengymnastik Massagen Ergotherapie Bewegungstherapie Wirbelsäulengymnastik Wassergymnastik Ergometertraining Sporttherapie Rückenschule Blankenburg*, www.blankenburg.de Moorheilbad X X X [email protected] 03944/2898 Bad Kösen**, www.badkoesen.de Thermalsole-Heilbad X X X X X [email protected] 034463/31-0 Schönebeck- www.schoenebeck-elbe.de Bad Salzelmen**, X X X X [email protected] Soleheilbad 02928/70 55-0 Bad Schmiedeberg*, www.eisenmoorbad.de Mineral- und Moorheilbad X X X X X X [email protected] 034925/6-0 Bad Suderode**, www.bad-suderode.de Calciumsole-Heilbad X X X X [email protected] 039485/510

* Indikation „Erkrankungen des Bewegungsapparates“ ** Indikation „Erkrankungen des Bewegungsapparates“ und „Herz-Kreislauf-Gefäßerkrankungen“ (Quelle: eigene Darstellung nach Angaben HKV Sachsen-Anhalt e.V., Kurorte und Kliniken in Sachsen-Anhalt 2002/2003; MWA Sachsen-Anhalt (Stand 11/2003); Deutscher Heilbäderverband e.V., Deutscher Bäderkalender 2001)

Fazit • Die Wellnessangebote in Sachsen-Anhalt • Für die zielgruppenspezifische Angebotsges- konzentrieren sich auf die Dimensionen „Ent- taltung bietet sich die Verbindung von Well- spannung“ und „Beauty“. nessangeboten mit Sportbausteinen (wie • Nur wenige der wellnessorientierten Anbieter Wandern, Rad-, Reit- und Wassersport) unter zeichnen sich durch eine umfangreiche sport- Nutzung des vorhandenen (Wander-, Rad-, relevante Ausstattung und spezifische Sport- Reit- und Wasser-)Wegenetzes an. Angebote aus. Pauschalen im Bereich „Sport • Sportvereine sowie die Infrastruktur und me- und Aktiv“ sowie betreutes Training werden dizinische Kompetenz der staatlich anerkann- selten angeboten. ten Kurorte sollten über Angebotsbestandtei- • Im Bereich „Sport und Wellness“ weist Sach- le im Bereich Gesundheitssport verstärkt in sen-Anhalt noch Entwicklungspotenziale auf. Wellnessangebote eingebunden werden.

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Abb. 4-33: Kliniken für Prävention und Rehabilitation in Sachsen-Anhalt

Kliniken für Prävention und Rehabilitation Kontakt Elbe-Saale-Klinik, Barby www.Elbe-Saale-Klinik.de (Postakut- und Rehabilitationszentrum für Herz-Kreislauf- und [email protected] Stoffwechselerkrankungen) 039298/61-0 Kinder-Reha-Klinik, Fachklinik für Orthopädie, Pneumologie, www.rehaklinik.de Bad Kösen [email protected] 034463/43-0 MEDIAN Klinikum Flechtingen www.median-kliniken.de (Rehabilitationsklinik für Herz-Kreislauf- und arterielle [email protected] Gefäßerkrankungen, Psychosomatik) 039054/81-0 Paracelsus-Harz-Klinik, Bad Suderode www.paracelsus-kliniken.de/bad_suderode (Fachklinik für Kardio-Pulmonale und Onkologische [email protected] Rehabilitation) 039485/99-0 Rehabilitationsklinik Bad Salzelmen www.wz-kliniken.de (Fachklinik für Orthopädie und Innere Medizin) [email protected] O3928/718-0 Rehabilitationsklinik Eisenmoorbad, Bad Schmiedeberg www.eisenmmoorbad.de (Fachklinik für Orthopädie und Gynäkologie, [email protected] Anschlussrehabilitation) 034925/63041 Rehabilitationsklinik für Orthopädie und Gynäkologie, www.eisenmoorbad.de Anschlussrehabilitation, Bad Schmiedeberg [email protected] 034925/63041 Saale-Reha-Klinik I, Fachklinik für Orthopädie, Psychomatik, www.rehaklinik.de Bad Kösen [email protected] 034463/41-0 Saale-Reha-Klinik II, Fachklinik für Orthopädie, Psychomatik, www.rehaklinik.de Bad Kösen [email protected] 034463/42-0 Teufelsbad Fachklinik Blankenburg, www.marseille-kliniken.de (Rehaklinik für Orthopädie und Rheumatologie) [email protected] 03944/944-0

(Quelle: eigene Darstellung und Zusammenstellung nach Angaben HKV Sachsen-Anhalt e.V., Kurorte und Kliniken in Sachsen- Anhalt 2002/2003; Deutscher Heilbäderverband e.V., Deutscher Bäderkalender 2001)

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5. Sport-Events: Die „passive“ Seite des Im Zusammenhang mit Events sind nicht nur die Sport-Tourismus unmittelbar mit dem Ereignis zusammenhän- genden Reisen von Interesse, sondern Event- 5.1 „Passiver“ Sport-Tourismus Touristen kommen oftmals bereits einige Tage vor dem Event und/oder ergänzen die Event- Ein weiteres Angebotssegment im Sport- Reise um einen Anschlussaufenthalt. Ferner Tourismus stellen „Sport-Events“ dar. Sie beto- sind Sport-Events auch vielfach der Anlass oder nen vor allem das Zuschauerinteresse am Sport Auslöser für ganz andere Veranstaltungen, die und werden von daher der „passiven“ Seite des entweder parallel stattfinden, sogenannte Sport-Tourismus zugerechnet. Doch auch für „Side-Events“, oder Pre- bzw. Post-Events vor Sport-Events sind aktive Sportler die wichtigsten bzw. nach dem eigentlichen Event. Im Zusam- Akteure der jeweiligen Veranstaltung. Aber dem menhang mit großen Sportereignissen sind es Besucherinteresse kommt eine weitere Bedeu- oftmals Kongresse, Tagungen, Ausstellungen, tung neben der bereits zuvor behandelten die als eventverursachte („event-based“) Reise- sportorientierten Betrachtung zu. aktivitäten eine Rolle spielen. Auch der zuvor erwähnte „Memorial-Tourismus“ stellt eine da- Der Anteil und die Bedeutung von aktiven und mit eng zusammenhängende Variante dar. passiven Teilnehmern an Events können sehr unterschiedlich sein. So können in einem Ex- All diese Reisearten und -formen sind für den trem nur sehr wenige aktive Sportler vor einem Sport-Tourismus interessant. Zudem haben sehr großen Publikum ihren sportlichen Wett- Sport-Events neben dem touristischen Reiseauf- kampf austragen, z.B. Boxkämpfe oder Rekord- kommen oftmals einen hohen Imagewert, der versuche einzelner Sportler. Auch bei attrakti- im Folgenden ebenfalls näher erläutert wird. ven Mannschaftssportarten, wie Handball oder Fußball, sind die Aktiven deutlich in der Min- Jahn Sportfest in Freyburg/Unstrut derzahl gegenüber den zahlreichen Zuschau- Ein Besuch in Freyburg der Weinstadt an der ern. Auf der anderen Seite gibt es „Massenver- Unstrut ist zugleich ein Ausflug in die Geschich- anstaltungen“ oder „Mitmach-Events“, die sich te der deutschen Turnbewegung. Der Begriff vor allem an die Aktiven richten und nur eine „Turnvater Jahn“ ist wohl jedem schon einmal geringe Zuschauerzahl haben, wie z.B. Volks- begegnet. Friedrich Ludwig Jahn hat ab 1825 läufe oder Sportabzeichen-Wettbewerbe. Gele- viele Jahre in Freyburg gelebt und starb hier gentlich sind sowohl eine große Anzahl von Ak- 1852. tiven und von Zuschauern bei den entsprechen- den Events vertreten, wie z.B. beim Stadt- Für Freyburg ist dieses Grund genug, sich auch Marathon. der Traditionspflege der deutschen Sportbewe- gung zu widmen. Die Jahn-Gedenkstätten la- Eine besondere touristische Betrachtung kommt den ganzjährig zum Besuch ein. Der Landes- den verschiedenen Begleitern der Sportler bei turnverband Sachsen-Anhalt und die Stadt Events zu, die weder aktiv den Sport ausüben Freyburg sind gemeinsamer Veranstalter des noch ausschließlich passiv beim Sportereignis traditionellen Turnfestes an der Unstrut und la- zuschauen, wie z.B. die Betreuer der Sportler den jedes Jahr im August alle Turnerinnen und (Trainer, Masseure), die Organisatoren (Funkti- Turner sowie alle Freunde des Turnsportes zu onäre, Offizielle, Event-Manager), die Sponso- einem großartigen fest ein. Den Turn- und ren sowie die verschiedenen Sport- Sport-„Touristen“ aus dem In- und Ausland wird Medienvertreter. ein breites Spektrum an Veranstaltungen unter- breitet, wie ein traditioneller Festumzug, Sport- Zudem sind diejenigen Sportzuschauer von tou- wettkämpfe in solchen Disziplinen wie Geräte- ristischem Interesse, die sich durch die Medien turnen und Orientierungsläufe. Bei einer Be- über ein Sport-Event informieren, ohne an den sichtigung der Jahngedenkstätten (Jahnhaus Austragungsort zu fahren, so z.B. bei Übertra- und -museum, Ehrenhalle und Erinnerungs- gung von Skispringen, Rad- oder Motorrennen, turnhalle) erhält man Informationen über sein Handballspielen usw. Hierbei kann die Medien- Leben und Wirken in der deutschen Turner- übertragung das Interesse an einem Sportort schaft. oder einer -destination wecken und die „Me- dien-Sportzuschauer“ (oder -leser oder -hörer) kommen im nächsten Urlaub als Gäste in den Event-Ort. Eine interessante Sonderform stellen in diesem Zusammenhang die Memorial- Touristen dar (siehe Kapitel 3.3 (6)).

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5.2 Events in Sport und Tourismus – eine Kurz- Im Folgenden interessieren Sport-Events vor al- charakteristik lem aus touristischer Sicht, d.h. mit ihrer Attrak- tivität für auswärtige Gäste (Übernachtungsgäs- (1) Sport-Events als Anlässe für Reisen te oder Tagesgäste). Sport-Events sind zielgerichtet als touristische Produkte zu „Sport-Events“ sind zum Teil eng mit Orten und entwickeln, d.h. neben dem eigentlichen Regionen verbunden, z.B. Harz-Gebirgslauf o- Sportereignis (und dem Eintrittsticket) sind auch der Hallesche Werfertage; zum Teil sind solche touristische Leistungen, insbesondere Transport, Sportereignisse relativ losgelöst von der jeweili- Beherbergung, ggf. ein Treffen mit den gen Destination zu sehen. Auch wechselnde Sportlern („backstage“), zu arrangieren. Veranstaltungsorte sind für einige der Sport- Events typisch, wie z.B. Formel-1-Rennen oder (2) Alles Event? ATP-Tennis-Turniere oder wechselnde Austra- gungsorte für Olympia oder (Welt-)Meister- „Event“ ist gegen Ende der 1990er Jahre zum schaften. Letztlich gibt es auch Events, die an Modewort geworden. Was früher Veranstaltun- mehreren Orten ausgetragen werden: Rund- gen, Wettkämpfe, Meisterschaften, Schaukämp- fahrten, wie z.B. die Friedensfahrt oder die fe, Treffen, Tagungen, Meetings usw. waren, Fußball-WM bzw. -EM. Sport-Events sind vielfäl- wird immer häufiger als „Event“ bezeichnet. tig – so auch ihre touristische Bedeutung. Einige Damit gehen Differenzierungsmöglichkeiten der Beispiele für Typen von Sport-Events sind: verschiedenen Arten von Events zunehmend verloren, eine Abgrenzung wird immer schwie- • Meisterschaften, riger – alles scheint mittlerweile „eventisiert“.175 • reguläre Punktspiele, Die ursprüngliche Bedeutung der Events, sie • Sonderveranstaltungen, können nach wie vor als „echte“ Events oder • Amateursport-Veranstaltungen sowie Profi- Events im engeren Sinne (i.e.S.) bezeichnet Sport-Veranstaltungen, werden, richtet sich auf vier wesentliche Aspek- • lokale, regionale, nur wenige sind globale te, die sich z.T. überschneiden, aber auch er- Events, gänzen: • Events für Senioren bis Kinder, • Sportartenspezifisch: vom Elbe-Marathon • Sie sind etwas „Besonderes“, von daher auch über Handball-Punktespiele, Radrundfahrten etwas Einmaliges oder Seltenes; sie stellen bis zur Schachmeisterschaft und ein „Must-seen“-Ereignis dar. Mit Events ver- • Multisport-Events (Leichtathletik-Meetings) bindet man oftmals einen „Paukenschlag- und Single-Sport Events. oder Knalleffekt“ sowie Stimmung, Festlich- keit, Imagination, Erlebnischarakter usw. Event-Tourismus kann aus unterschiedlicher • Sie sind kurzfristig und vergänglich (einma- Perspektive betrachtet – und verstanden – wer- lig, selten); sie dauern oft nur wenige Minu- den: ten oder Stunden (100-m-Lauf, Fußball- spiel), selten länger als einige Tage (Sport- • Aus Sicht der Destination ist Sport-Event- feste, Olympia). Sie können nicht, zumindest Tourismus die Entwicklung, Organisation nicht genauso authentisch, wiederholt wer- und Vermarktung von Sport-Events, um Vor- den. teile und Erträge für die Gemeinde zu errei- • Sie sind „künstlich“ oder „inszeniert“, sie chen, wie Einnahmen, Image, Gäste, Infra- sind an das Ereignis (und zumeist an Ort und struktur. Zeit) gebunden. Events entstehen selten „von • Aus Sicht des Besuchers (des „Event-Konsu- alleine“. Sie benötigen einen bestimmten menten“) sind es Reisen, um an einem organisatorischen und finanziellen Aufwand, Sport-Event teilzunehmen (als Zuschauer, damit sie stattfinden können. Aktiver, Betreuer oder Medienvertreter). • Sie ermöglichen die Teilnahme, sie integrie- • Aus Sicht des Sports interessiert vor allem ren den Besucher und bieten „Erlebnis“, das Sport-Ereignis (die Meisterschaft, der „Stimmung“ usw. Wettkampf) sowie die sport-technische Durchführung. Touristische Aspekte (Unter- Alles andere sind Sonderformen oder Events in kunft, Verpflegung etc.) sind von unterge- einem erweiterten Verständnis. Aber auch ih- ordneter Bedeutung. nen haftet viel von den zuvor erwähnten Event- • Aus Sicht des Organisators sind auswärtige Besonderheiten an, insbesondere sind solche Touristen lediglich eine von mehreren Ziel- „erweiterten“ Events (oder Events i.w.S.) für das gruppen, neben Einheimischen, Tagesgäs- ten, Sportlern, Sponsoren etc. 175 Vgl. u.a. Inden 1993; Freyer 1998.

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(Sport-)Marketing oftmals ähnlich geeignet. Sport-Events weisen neben den allgemeinen Wichtige Formen der „erweiterten Events“ sind: Charakteristika von Events177 folgende Beson- derheiten und Eigenheiten auf: • Dauerhafte (oder längerfristige) „Events“, wie Sportparks, Sport-Studios, regelmäßige • Spannung und Unsicherheit des Ausganges Übungsstunden und Sportdarbietungen. bei sportlichen Wettkämpfen. Auch bei den wöchentlichen Punkt- und Li- • Hohes Medieninteresse: eigene Sportsen- gaspielen ist die Abgrenzung zu „echten“ dungen und Sportsender (Radio und TV) Events strittig. sowie laufende Sportberichterstattung in • Natürliche Attraktionen, wie Natur, Land- Presse und Internet. schaft, Sehenswürdigkeiten (soweit sie nicht • Großes Sponsoreninteresse: Sportsponsoring „inszeniert“ sind, wie z.B. über Besuche, steht an erster Stelle der Sponsoringausga- Führungen etc.) als Voraussetzung für Out- ben von Unternehmen. door-Sport • Breites Interesse der „Sportwelt“ (der • Individuelle Erlebnisse, die auch gerne als Einheimischen, der Fremden, etc.). „Events“ bezeichnet werden, da sie ja etwas • Wichtige Events, um die sich Austragungsor- „Besonderes“ darstellen können, aber sie te bewerben müssen (Olympische Spiele, ermöglichen i.d.R. keine Teilnahme, sie wer- Welt- und Europameisterschaften), zudem den nicht inszeniert usw. Allerdings ist auch organisierte und regelmäßige Sportwett- hier die Grenze fließend, z.B. kann ein indi- kämpfe, Turniere und Ligaspiele. viduell erzielter Rekord oder eine Höchstleis- • Hohe Identifikation von „Fans“ mit Sport- tung auch für andere ein Erlebnis darstellen. Mannschaften und Einzelsportlern.

(3) Sport-Events als besondere Eventform176 Spricht man von (Sport-)Events, so stehen vor allem die Großereignisse im Mittelpunkt des In- Das Zuschauerinteresse bezüglich Sport-Events teresses. Sie werden auch als Mega-Events, richtet sich insbesondere auf Fußball-, Mo- Special Events oder Hallmark-Events bezeich- torsport- und Leichtathletik-Veranstaltungen. Es net. Bekannte Beispiele sind die Olympischen folgen Radsport, Boxen und Tennis auf den wei- Spiele, Welt- oder Europameisterschaften. Zu- teren Plätzen (vgl. Abb. 5-1). dem finden bei vielen Sportarten Turniere oder Tourneen statt, wie z.B. ATP-Tournee (Tennis), Abb. 5-1: Das Zuschauerinteresse an ausge- Grand-Prix-Autorennen usw. Sie sind Anlass für wählten Sportarten in Deutschland ein 2003 hohes Besucheraufkommen und für – häufig in- ternationale – Reisen zu den Veranstaltungen. In Sachsen-Anhalt gibt es momentan kaum Events, die diese „Mega“-Ausstrahlung haben. Aber in unmittelbarer Nachbarschaft ist 2006 die Fußball-Weltmeisterschaft ein Mega-Thema.

Einige der momentanen Events – oder Midi- Events – in Sachsen-Anhalt bieten eventuell. Po- tenziale für eine überregionale touristische Ver- marktung. Beispiele für solche „Wettkampf- oder Zuschauer-Events“ in Sachsen-Anhalt sind:

• Bobanschub in Ilsenburg, (Quelle: TNS Sport, zitiert nach Horizont Sport Business • Mitteldeutscher Marathon zwischen Halle 04/2003) und Leipzig, • Werfertage in Halle, • Pferderennen Herrenkrug in Magdeburg oder • Ballon-Magie-Tage in Magdeburg.

176 Zu Sport-Events vgl. genauer Lucerna 1997; Gans/ Horn/Zemann 2003; Rütter/Stettler/et al. 2002; Pfaff 2003. Diese Beiträge behandeln die touristische Bedeutung zu- meist aber nur randseitig; im Mittelpunkt ihrer Betrachtung 177 Neben den Sport-Events werden als weitere große Grup- stehen Marketingaspekte von Sport-Events. Einige Beiträge pen kulturelle, wirtschaftliche, gesellschaftspolitische und zur touristischen Bedeutung von Events finden sich in Frey- natürliche Events unterschieden (vgl. Freyer 1998: 19ff.). er/Groß 2002.

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Zum anderen sind die regelmäßig stattfinden- nicht nur die Sportler, die sicherlich eine der den „kleinen“ Sport-Events (Mini-Events), z.B. wichtigsten Rollen für das eigentliche sportliche die wöchentlichen Begegnungen des Wett- Geschehen haben. Sie alleine machen noch kampfsports („Punktspiele“), zwar mit einem kein Event aus. Viele Sportwettkämpfe finden umfangreichen Reiseaufkommen, allerdings fast ohne Teilnahme der Öffentlichkeit statt. zumeist mit wenigen oder keinen Übernachtun- Daher sind zur „Inszenierung“ eines „echten“ gen, verbunden. Für die jeweilige Region sind Events die verschiedenen Event-Organisatoren sie aber von besonderer Image- oder Sportrele- notwendig, die beispielsweise die touristische vanz, auch wenn sie aus überregionaler Sicht und die Event-Infrastruktur zur Verfügung stel- nur als „mini“ oder „midi“ einzustufen sind. len. Eine weitere wichtige Spielergruppe sind die Medien, ohne deren überregionale oder gar Neben dem organisierten Sport und dem Leis- internationale Berichterstattung Events meist im tungssport sind auch verschiedene Veranstal- lokalen Bereich verharren. Und letztlich sind es tungen des Breiten- oder Freizeitsports sport- die Zuschauer, die an dem Event „live“ vor Ort tou-ristisch in Sachsen-Anhalt von Bedeutung, oder über die Medien unmittelbar am Eventge- wie Volksläufe, Sportfeste usw. (sog. „Mitmach- schehen teilnehmen. Auch ihr Interesse und ih- Events“): re Anzahl entscheiden darüber, ob ein Event wirklich „mega“ und von nationalem oder in- • Harzgebirgslauf (Wernigerode), Brockenlauf ternationalem Interesse ist oder ob es nur in der (Ilsenburg), Regionalliga der Events stattfindet. • Drachenbootveranstaltungen in Magdeburg, • Landesspielfest für Kinder und Jugendliche 5.3 Events und Tourismus und • Inlineskating in Magdeburg. Die meisten (Sport-)Events sind aus nicht- touristischen Anlässen entstanden, doch ihre Solche sportlichen Events bringen aus touristi- systematische Nutzung für den Tourismus er- scher Sicht zumeist eine größere Anzahl von gänzt das ursprüngliche touristische Angebot auswärtigen Gästen in den Ort oder die Region und stellt zusammen mit der touristischen Infra- (als Tagesausflugsverkehr oder auch Übernach- struktur die Gesamtheit der „Attraktionen“ eines tungsreisen), zum anderen haben sie eine hohe Ortes bzw. einer Destination dar.178 Sie dürfen Werbewirkung für die jeweiligen Veranstal- im Angebot der Destinationen nicht fehlen, tungsorte. In allen Fällen reisen neben den Zu- können gezielt und professionell genutzt als ei- schauern auch die Sportler und ihre Betreuer genes Marketing-Instrument bzw. als selbstän- sowie Medienvertreter zu diesen Events (vgl. diges touristisches Angebot entwickelt werden. Abb. 5.2). Die Wünsche und das Reiseverhalten Inwieweit ein solches eigenes Event- dieser unterschiedlichen Gruppen von Sport- Management/ Touristen war bereits genauer beleuchtet wor- -Marketing betrieben werden sollte, hängt von den (siehe Kapitel 3.2). den allgemeinen Voraussetzungen eines Ortes sowie dem Event-Angebot der näheren und Abb. 5-2: Arten von Sport-Events weiteren Umgebung ab. Falls schon andere, z.B. kulturelle Events bedeutsam sind, sollte Sport-Events eventuell auf ein zusätzliches und (zu) intensives Sport-Event-Management verzichtet werden.

Freizeit-Sport- Sport-Ligen Special Events (Regelmäßige Punkt- u. (Seltene (Top-) Ereignisse) Events Meisterschaftsspiele u. (1) Synergien, Ergänzungen und Widersprüche („Mit-mach-Events“) -turniere) zu anderen Tourismus-Angeboten • Olympische • Volksläufe • Kreis-, Bezirks-, Spiele • Sportfeste und Regionalligen Events sprechen oftmals ein anderes, zusätzli- • Welt-, Europa- • Jugendspiele • Bundesligen • Meisterschaften • Sportabzeichen • Fußball ches Publikum an. In diesem Zusammenhang • Trimm-Dich • Turniere • Handball besteht allerdings die Gefahr, das Events ande- • Wandertage • Eishockey • Tourneen • Basketball re Zielgruppen „verschrecken“, wie z.B. in Kur- • Rundfahrten ... orten, wo eher Ruhe als Event-Aktion gesucht • Schaukämpfe wird, oder falls ein Zielgruppen-Konflikt besteht zwischen Sport-Events (für „untere Zielgruppen-

Bei Sport-Events gibt es verschiedenen Gruppen von „Mitspielern“, ohne die ein Event nicht stattfinden kann. Alle Akteure müssen mitma- 178 Vgl. zur touristischen Bedeutung von Events u.a. Frey- chen und zusammen spielen, sonst kommt es er/Meyer/Scherhag 1998; Getz 1997; Hall 1992. Die meis- ten dieser Beiträge betrachten die verschiedenen Formen nicht zum optimalen Gesamterlebnis. Es sind der Events und fokussieren nicht spezifisch auf Sport-Events.

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Segmente“) und Kultur-Events (für „höherwerti- scher Ziele eingesetzt und haben eine entspre- ge Zielgruppen“).179 chende touristische Bedeutung. Die meisten Ziele und Maßnahmen des Event-Management Während „echte“ Events eher laufen letztlich auf die Steigerung der Attraktivi- tät einer Destination hinaus. Dabei sind außen- • einmalig, kurz und mit „Knalleffekt“ verbun- gerichtete Wirkungen, z.B. für Besucher, und den sind und daher schnell „verpuffen“ (wie innengerichtete Wirkungen, für die Bewohner, ein „Feuerwerk“), zu unterscheiden (vgl. Abb. 5-3). sollten unter touristischen Gesichtspunkten (2a) Außengerichtete Ziele Events eher Die außengerichteten Ziele sind insbesondere • wiederholbar sein, länger dauern, regelmä- darauf gerichtet, die Attraktivität sowie die Be- ßig sein. kannntheit der Destination zu erhöhen und das Image zu verbessern, um damit die Besucher- Auch steht aus touristischer Sicht weniger der zahlen zu erhöhen. Dabei ist aktives Event- Spaß und Unterhaltungswert für die einheimi- Management ein relativ neues Mittel zur Attrak- sche Bevölkerung im Vordergrund als die Ab- tivitätssteigerung von Destinationen. Events als sicht, Gäste, Geld und Image zu gewinnen. künstliche Attraktionen einer Destination wer- den häufig als Ergänzung zu weniger vorhan- Im Hinblick auf den Tourismus sind Sport-Events denen natürlichen Attraktionen eines Ortes ge- als eigenständige Produkte zu betrachten, die je sehen. Ihnen kommt damit eine komplementä- nach Größe zu Reisen (vor allem Städtereisen) re Aufgabe zu: Je weniger natürliche Attraktio- Anlass geben, als Teil einer Pauschalreise die- nen vorhanden sind, umso mehr künstliche Att- nen oder eine willkommene Abwechslung für raktionen muss ein Ort entwickeln, um am Tou- Gäste in einer Region darstellen. Touristisch re- rismusmarkt konkurrenzfähig zu werden oder levante Sport-Events sind speziell inszenierte zu bleiben. oder besonders herausgestellte Ereignisse mit touristischer Ausstrahlung, deren Nutzen erleb- Abb. 5-3: Touristische Ziele und Wirkungen von nisorientiert und zeitlich begrenzt ist. Zur Be- Events schreibung der Tourismusrelevanz können die Kriterien Touristische Ziele und Wirkungen • Besucherzahl (Aktive, Begleiter und von Events Zuschauer),

• Einzugsgebiet, außengerichtet innengerichtet • Medienbedeutung sowie • Dauer und ― Steigerung der ― Attraktivität für • Häufigkeit der Veranstaltung Besucherzahlen Bewohner ― Bekanntheitsgrad ― Förderung des Sports ― Imagebildung herangezogen werden. Eines zusätzlichen Erhe- ― Binnen-Marketing ― Saisonale Effekte bungsaufwandes bedürfen die Informationen ― Stadtentwicklung ― Wirtschaftliche über das Ausgabevolumen der Besucher, deren Effekte ― Wirtschaftliche durchschnittliche Übernachtungsdauer im Zu- Effekte sammenhang mit dem Event und die Zahl der Der Sportbereich wird noch relativ selten zur induzierten Folgereisen. Durch Berechnungen gezielten Imagebildung von größeren Destina- kann festgestellt werden, welche Wertschöp- tionen und Regionen verwendet. Momentan fung in einer Region durch Sportveranstaltun- versuchen insbesondere Städte eine entspre- gen hervorgerufen wird.180 chende Imageprofilierung, z.B. „Sportstadt Des- sau“ oder „Schachdorf Ströbeck“. Aber es gibt (2) Touristische Bedeutung und Zielsetzungen auch bereits Gegenbewegungen; so versucht von Events Garmisch-Partenkirchen durch verstärkte Kul- turaktivitäten das Image der „Sportstadt“ zu Events werden entweder bewusst oder unbe- verändern (siehe Kapitel 1). wusst zur Erreichung unterschiedlicher touristi- Dagegen laufen die Aktivitäten der „Sportstadt

179 Aktives Event-Management für Orte und Regionen ist zu Riesa“ – Die Kleinen sind im Sport ganz groß. In empfehlen, wo andere Attraktionen eher rar sind. nur wenigen Jahren hat sich Riesa (in Sachsen) 180 Vgl. die entsprechenden Beispiele für die touristischen von einer touristisch unbekannten Stahlstadt zu Effekte von Sport-Events unter Punkt (3).

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einer national und international bekannten Events erhöhen die Attraktivität der Destination „Sportstadt“ entwickelt, die zum Ausrichter in und die Lebensqualität der Bewohner und stär- Spezialsportarten wurde, wie z.B. Sumo-WM, ken das „Wir-Gefühl“. In diesem Zusammen- Stepdance-WM usw. Die touristischen Hinweis- hang sind sie eine bedeutende Maßnahme des schilder an den Autobahnen Dresden-Leipzig touristischen „Binnen-Marketing“. Bei vielen und Dresden-Berlin sind bisher einmalig in Events stellen die Einheimischen auch den Deutschland. Großteil der Event-Besucher dar, so dass auch eine Identifikation der Bewohner mit dem je- weiligen Event gegeben sein muss.

(3) Touristische Effekte von Sport-Events

Aus der Summe der vorherigen Zielsetzungen ergeben sich die unterschiedlichsten wirtschaft- lichen und nicht-ökonomischen Effekte von Events, die in ihrer Summe zur positiven Ent- wicklung einer Destination beitragen – oder im negativen Fall auch zur gegenteiligen Entwick- lungen führen können.

Für zahlreiche Events wurden die sozio- ökonomischen Effekte untersucht, ohne dass bisher eindeutige Aussagen möglich sind. Die (Foto: Freyer) Hauptprobleme der vorliegenden Untersuchun- gen hängen zum einen mit der engeren oder Events werden aus touristischer Sicht sehr häu- weiteren Abgrenzung der Eventeffekte zusam- fig im Zusammenhang mit der saisonalen Ent- men; zum anderen sind die verschiedenen Be- wicklung in Tourismusgebieten gesehen. Soweit reiche (Wirtschaft, Soziales, Kulturelles usw.) sie in der Nebensaison veranstaltet werden, nur schwer gegeneinander abzuwägen.181 bieten sie die Möglichkeit der zusätzlichen Aus- lastung vorhandener Kapazitäten. Das gilt ins- Der Anteil von Übernachtungsgästen an der besondere für saisonunabhängige Veranstal- Anzahl der Eventbesucher ist in der Regel relativ tungen, insbesondere Indoor-Events. Anderer- gering. Er liegt bei den meisten Events nur bei seits erwarten die Gäste auch in der Hauptsai- maximal 10 bis 30%, vielfach sogar unter 10%. son ein attraktives Veranstaltungsprogramm Durch Übernachtungsgäste würden die größten („es soll was los sein“), was zu einer inflationä- touristischen Effekte pro Gast und Tag erzielt, je ren Entwicklung des Event-Managements führt. nachdem, in welcher Beherbergungsart er Doch auch der Sport hat Saison: Ski-Events im übernachtet. Die Untersuchungen für Sachsen- Winter, Wassersport im Sommer. Insofern las- Anhalt haben Tagesausgaben von durchschnitt- sen sich Sport-Events zeitlich nicht immer in die lich 83 Euro bei Übernachtungen in gewerbli- Nebensaison „schieben“. chen Beherbergungsbetrieben ergeben. Eine weitere Gruppe der Eventbesucher sind Tages- (2b) Innengerichtete Ziele gäste – sie kommen aus der näheren und wei- teren Umgebung. Für sie wurden die durch- Events wirken nicht nur nach außen, für Besu- schnittlichen Ausgaben pro Person und Tag in cher und über die Medien, sondern haben auch Höhe von ca. 20 Euro in Sachsen-Anhalt ermit- eine sehr wichtige „Innenwirkung“, d.h. sie wir- telt.182 Spezielle Untersuchungen für Besucher ken für die Bewohner der Veranstaltungsregion. von Sport-Events in Sachsen-Anhalt liegen nicht Die Entwicklung von Sport-Events kann dazu vor. Es ist von durchschnittlichen Tagesausga- beitragen, die entsprechenden Sport-Aktivitäten ben in ähnlicher Höhe auszugehen, wobei die sowie Sport-Infrastruktur zu erhalten und zu Eintrittsgelder zum Sport-Event gesondert zu fördern. Sie sind somit auch ein wichtiges In- berücksichtigen sind. strument der Orts- bzw. Stadtentwicklung, z.B. Stadionbau, Sport-Bewusstsein und -Begeis- terung oder Gesundheitssport im Ort. 181 Vgl. z.B. Rütter/Stettler/et al. 2002; Gans/Horn/Zemann 2003; Schwark 2002; Freyer/Groß 2002; Rahmann et al. 1998; Institut für Freizeitwirtschaft 2000; Steiner/Thöni 1995. 182 Vgl. Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt 2002.

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Beispiel: in Abstimmung mit Niedersachsen und Bran- 1.000 Tagesgäste bedeuten 1.000 x 20 Euro denburg). pro Person/Tag = 20.000 Euro 10.000 Tagesgäste bedeuten 10.000 x 20 Euro Aktuell bieten sich durch das größte bevorste- pro Person/Tag = 200.000 Euro hende Sport-Event Deutschlands – die Fußball- 1.000 Übernachtungsgäste bedeuten 1.000 x Weltmeisterschaft 2006 – erfolgsversprechende 83 Euro p. P. /Tag = 83.000 Euro Chancen für Sachsen-Anhalt. Dabei kommt es eventverursachte Tagesumsätze für den Ort vor allem darauf an, sich nicht nur auf die vier bzw. für die Region. Wochen der Durchführung mit möglichen (Pau- schal-)Angeboten, Produkten, Imagekampag- nen, Angeboten für Medienvertreter u.ä. zu 5.4 Entwicklungspotenziale und Prioritäten konzentrieren, sondern vorrangig die Vorberei- tungszeit bis zum eigentlichen Event zu nutzen. Chancen: Vorhandene Sport-Events zu einem Da in Sachsen-Anhalt selbst kein WM-Spiel „echten Event“ machen! ausgetragen wird, ist am ehesten eine Positio- Sport-Event-Tourismus ist ein stetig wachsender nierung des Landes Sachsen-Anhalt als „Sport- Nischenmarkt. Mit der richtigen Idee und Vision land“ über folgende Aktivitäten denkbar: kann er auch für einige Orte in Sachsen-Anhalt zum Erfolg führen. Aber Sport-Events sind nicht • Angebote von Hotels und Sportstätten z.B. für alle Orte gleichermaßen geeignet. Es sind für Trainingslager oder Vorbereitungsreisen die weiteren touristischen Angebote ebenso zu der teilnehmenden Mannschaften, berücksichtigen wie die Sport- und Sport-Event- • Angebot von Trainingslagern, Freundschafts- Konkurrenz in der näheren und weiteren Um- turnieren und Ausflügen für Sportvereine gebung. In Sachsen-Anhalt bieten sich momen- und Freizeitfußballer aus dem In- und Aus- tan gute Möglichkeit, sich im nach wie vor land, boomenden Bereich mit sport-touristischen Events entsprechend zu positionieren. Dabei • Jugend-Fußballcamps (mit oder ohne Eltern), können einerseits vorhandene Events genutzt • Sightseeing-Angebot „Auf den Spuren des werden, um sie national und evtl. gar internati- Sports/Fußballs“ zu entwickeln und onal für die touristische Profilierung des Landes • Wellness-/Relax-Angebot für Einzelsportler Sachsen-Anhalt zu entwickeln. Andererseits und Mannschaften. können aber auch neue Events kreiert werden, die die bisherige touristische Angebotspalette – nicht nur im Sportbereich – ergänzen und er- Darüber hinaus sollten die kulturellen und weitern. sonstigen Sehenswürdigkeiten des Landes Sachsen-Anhalt v.a. den Medienvertretern aus Sport und Tourismus müssen dafür verstärkt zu- dem In- und Ausland ansprechend vermittelt sammenarbeiten, um die beiderseitigen Poten- werden, um sie für Berichterstattungen „hinter ziale und Wünsche miteinander zu verbinden. den Kulissen“ zu gewinnen. Aber auch eine Ko- Der Sport ist dabei vor allem für die Gewinnung operation mit den benachbarten Austragungs- von hochrangigen Sport-Events für Sachsen- stätten, vor allem Hannover, Leipzig und Berlin, Anhalt zuständig, touristische Anbieter müssen bietet sich an, um im Rahmen von Ausflugspro- verstärkt buchbare „Event-Pauschalen“ entwi- grammen die Highlights von Sachsen-Anhalt ckeln, so z.B. „Handball-Wochenende in Mag- mit anzubieten. deburg“: zwei Übernachtungen mit Sport- Frühstück, Eintritt bei den Punktspielen des SC Risiken: Too much is too much ... Magdeburg, Treffen mit den Spielern vor/nach dem Spiel usw. Die meisten Sport-Events werden bisher aus touristischer Sicht nur unzureichend organisiert Ähnlich könnten Pauschalen für Lauf-, Reit-, und vermarktet. So sind sie selten mit größeren Wassersport-, Radsport-Events entwickelt wer- Übernachtungserfolgen verbunden. Meist sind den, die gemeinsam angeboten und vermarktet es sehr kurzlebige Ereignisse, die sich vorwie- werden (über ein Spezialprospekt, über eine In- gend an das lokale und regionale Publikum ternetseite usw.). Dabei ist sowohl an „Mit- wenden. Dafür ist das Medieninteresse zumeist mach-Events“ (Breitensport) wie an Spit- relativ groß: über Handball-Turniere, Mo- zensport-Events zu denken. Im Breitensportbe- torsportveranstaltungen, Ski-Weltcups oder reich wird empfohlen, Radsport-Events verstärkt Leichtathletik-Meisterschaften wird je nach zu entwickeln bzw. herauszustellen (vgl. z.B. der Sportart sehr intensiv in den Medien berichtet. geplante Radfahrtag auf dem Elberadweg 2004 Inwieweit die Sportereignisse mit einem

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Abb. 5-4: Besucherzahlen von ausgewählten Zuschauer-Sportveranstaltungen in Sachsen-Anhalt Veranstaltung Ort Zuschauer WM/Internationale Deutsche Meister- Teutschenthal Motocrossanlage 25.000 schaft (IDM) Moto Cross IDM Motorrad/ Oschersleben Motopark 13.000 Deutsche Touren Meisterschaft (DTM) Ruderwettbewerb Halle-Magdeburg Magdeburg Elbe 10.000 Bundesliga/Champions League Handball Magdeburg Bördelandhalle 8.000 Boxen/Ottke u. Co. Magdeburg Bördelandhalle 8.000 Schlittenhunderennen Benneckenstein 8.000 Oberliga/Landespokal Fußball Magdeburg Grubestadion 3.500 Drachenboot Magdeburg Salbker See 2.000 Großbootcup Wolmirstedt Bootshaus am Kanal 2.000 Uni-Open/Drachenboot Magdeburg Salbker See 1.600 Sprintcup/Kanu Magdeburg Zollhafen 1.000 Internationaler Sachsen-Anhalt Cup Wolmirstedt Halle der Freundschaft 500 Taekwondo Uni-Triathlon Magdeburg Barleber See 500

(Quelle: LSB Sachsen-Anhalt 2003 und Veranstalterangaben)

Abb. 5-5: Teilnehmerzahlen von ausgewählten Breiten-Sportveranstaltungen in Sachsen-Anhalt Veranstaltung Ort Teilnehmer Blade-Night/Skaten Magdeburg Innenstadt/Schleinufer 4.000 Harz-Gebirgslauf Wernigerode Brocken 4.000 MDF/Drachenboot Magdeburg Salbker See 1.500 Uni-Open/Drachenboot Magdeburg Salbker See 600 Brockenlauf Ilsenburg Brocken 500 Großbootcup Wolmirstedt Bootshaus am Kanal 500 Uni-Triathlon Magdeburg Barleber See 250 Uni-Hochhauslauf Magdeburg Hochhaus/Uniplatz 120

(Quelle: LSB Sachsen-Anhalt 2003 und Veranstalterangaben) gewünschten Image-Transfer für die Destination Sport- und Tourismus-Profis müssen enger zu- verbunden sind, bleibt allerdings fraglich. Insge- sammenarbeiten. Zudem sind Organisatoren mit samt ist die Zukunft der Events und des sport-touristischer Doppelqualifikation erforder- Event-Tourismus eher skeptisch einzuschätzen – lich, um ein Sportereignis zu einem wirklichen zu viele Veranstaltungen konkurrieren um das „Event“ werden zu lassen. Auch weitere Aspekte, gleiche Marktsegment, das auf ca. 5% des ge- wie Verkehr und Sicherheitsfragen werden im- samten Reisemarktes geschätzt wird. Außerdem mer wichtiger. sind teils hohe Verluste und zunehmender Wi- derstand in der Bevölkerung mögliche Folgen der „Eventisierung“.183 Empfehlung: Für Sachsen-Anhalt können und sollten fünf Die steigende Zahl von Events erfordert zuneh- wichtige Sport-Events promoted werden. Wichtig mend ein professionelles Management, sollen ist, wer den Anfang macht („First come – first die Veranstaltungen nicht zu Verlustgeschäften serve!“) – dann ergeben sich die anderen von al- und Flops werden. Der traditionelle Fremden- leine (abhängig von Sportart, Sportort und verkehrsamtsleiter ist mit der Organisation und Event-Zeitpunkt). Die Sport-Event-Palette (das Vermarktung von Events in der Regel überfor- Portfolio) muss stimmen! dert; viele derzeitige Events mit hohen Budgets werden nur amateurhaft organisiert und vermarktet.

183 Vgl. Freyer 1997: 28ff.

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fer an den Start, waren es im Folgejahr 33 und Fazit: 1930 schon 49. Mit 106 Aktiven erlebte der Bro- Werden die vorherigen Risikofaktoren entspre- ckenlauf 1934 dann vorerst seine Rekordbeteili- chend berücksichtigt, so bieten sich auch für gung. Der 13. Brockenlauf im Jahre 1939 sollte Sachsen-Anhalt bei Konzentration auf wenige für lange Zeit der letzte sein. Der ausbrechende zukunftsfähige und regionenspezifische Sportar- 2. Weltkrieg bescherte der sportlichen Tradition ten gute bis sehr gute Chancen für die Gewin- ein vorläufiges Ende. Viele der Athleten, die da- nung von Sport-Event-Gästen sowie zur weite- mals ihre Laufschuhe mit Stiefeln vertauschen ren Profilierung durch Sport-Events. Hierbei ist mussten, verloren auf den Schlachtfeldern Euro- es der Initiative des Sports in Zusammenarbeit pas ihr Leben. Wiederbelebt wurde der Brocken- mit den Tourismusverantwortlichen zu überlas- lauf dann 1954. Zwar hatten u.a. die 1952 ver- sen, welche Sportart und welcher Ort im Wett- fügte Einrichtung von Sperrgebiet und Schutz- bewerb um die Event-Gäste die Nase vorne hat. streifen den Organisatoren große Schwierigkei- ten bereitet, dennoch konnten sie sich gegen al- le Widerstände durchsetzen. 65 Sportler aus der Events mit touristischem Potenzial DDR nahmen die Brockenstrecke in Angriff. Im Jahr darauf, beim 15. Brockenlauf, waren sogar Bereits heute hat Sachsen-Anhalt eine Reihe wieder Akteure aus Ost und West dabei. Als ganz erfolgreicher Sport-Events, die aktuell und 1960 der 20. Brockenlauf stattfand, ahnte wohl zukünftig gute Potenziale für eine verstärkte kaum jemand, dass dieser Sportveranstaltung überregionale touristische Vermarktung haben: die größte Zwangspause ihrer Geschichte unmit- telbar bevorstand. Ein Jahr später bedeutete (1) Mitteldeutscher Marathon Halle-Leipzig dann die Grenzschließung vom 13. August das zweite und scheinbar endgültige Aus. Erst die Am 5. September 1897 veranstaltete der Club friedliche Revolution sowie die Grenzöffnung im „Sportbrüder" Leipzig den ersten Marathonlauf Herbst 1989 gab neue Hoffnung. Nachdem der in Deutschland. Am 3. Juli 1898 wurde der erste höchste Harzgipfel wieder frei und für jeder- „offizielle" Marathonlauf Deutschlands auf der mann zugänglich war, wurde alles daran ge- gleichen Strecke wie im Vorjahr durchgeführt. setzt, den Brockenlauf zum zweiten Mal wieder- Dieser Lauf gilt als Geburtsstunde der deutschen zubeleben. Am 8. September 1990 starteten ins- Marathongeschichte. Erst ein gutes Vierteljahr- gesamt 438 Läufer – unter ihnen auch erstmals hundert später, im Jahre 1925, brachten nicht 16 Frauen. Ein neues Kapitel der (un-)unter- die Leichtathleten, sondern die Turner den Ma- brochenen Geschichte des Brockenlaufs hatte rathonlauf zurück nach Leipzig. Zum ersten Mal damit begonnen. Im Rahmen der Brockenlauf- wurde hier der Deutsche Meister des Deutschen Veranstaltung wird auch der 10 km Ilsesteinlauf 185 Turnerbundes ermittelt. Im September 1925 zog durchgeführt. die Deutsche Sportbehörde für Leichtathletik „DSB" nach. Sie hatte beschlossen, den bisher (3) Harz-Gebirgslauf als „Deutschen Marathonlauf" veranstalteten Wettbewerb künftig als „Deutsche Meisterschaf- Seit 1978 wird alljährlich Mitte Oktober der ten" auszutragen. Mit Fug und Recht kann man Harz-Gebirgslauf veranstaltet, so fand 2003 be- deshalb von dem „Klassiker" in der deutschen reits der 26. Harz-Gebirgslauf statt. Obwohl die Marathongeschichte sprechen. Seit 2002 gibt es Geschichte des Harz-Gebirgslaufes nicht soweit den Mitteldeutschen Marathon wieder, wobei zurückreicht wie die anderer Laufveranstaltun- heute ein breites Angebot an unterschiedlichen gen im Harz, avancierte der Harz-Gebirgslauf Strecken bzw. Disziplinen möglich ist (z.B. Mara- nach einer Umfrage des Journals LAUFZEIT zum thon, Halbmarathon, 4er Staffel Marathon, Inli- achten Mal in Folge zu den zehn beliebtesten 186 neskating, Minimarathon, Schulstaffel 42 laufen Laufveranstaltungen Deutschlands. 42, AOK-Schnupperlauf, Walking 4,2 km, Bam- binilauf).184 (4) MOTOPARK Oschersleben

(2) Brockenlauf und Ilsesteinlauf Als 1997 der MOTOPARK eröffnet wurde, hatte sicher keiner mit dieser rasanten Entwicklung ge- Im Jahre 2003 wurde der 33. Brockenlauf rechnet. Im sechsten Betriebsjahr wurde zum durch-geführt. Die erste Sportveranstaltung die- dritten Mal in Folge eine Auslastung an der obe- ser Art hat schon vor über 75 Jahren, am 12. ren Leistungsgrenze erreicht. Dass die Strecke so Juni 1927 stattgefunden. Gingen 1928 28 Läu- gut von den Rennserien und Veranstaltern, aber

184 Weitere Informationen: www.mitteldeutscher-mara- 185 Weitere Informationen: www.brockenlauf.de. thon.de 186 Weitere Informationen: www.harz-gebirgslauf.de.

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auch von der Industrie, den Zulieferern und den delclub, sich für die Ausrichtung der Weltmeis- Rennteams angenommen worden ist, spricht für terschaft im Jahr 2003 bei der Federation Inter- sich. Alle wichtigen nationalen Serien gastieren nationale de Bobsleigh et de Tobogganing (FIBT) auch im MOTOPARK. Natürlich ist ein Highlight zu bewerben. Die FIBT stimmte dem Antrag zu wie die Deutsche Tourenwagen Masters (DTM) und vergab für das Jahr 2003 die Weltmeister- genauso dabei, wie der Breitensport in vielen schaft 2003 an die Stadt Ilsenburg.189 kleinen Serien. Auftakt und Finale zur BERU Top 10 sind schon traditionell in Oschersleben und (7) Herrenkrug Galopp-Rennbahn in Magdeburg können fest eingeplant werden. Dazu kommen die Eigen-Kreationen wie Börde Sprint Cup und Im Jahre 1906 gründeten Magdeburger Bürger Truck-Festival und erstmals ab 2002 eine Reihe einen Rennverein, der die schon seit 1838 für von Rallye-Cross Veranstaltungen, einschließlich Pferderennen genutzten Wiesen im Herrenkrug eines Rennens im Winter als „Eis-Masters".187 ausbauen ließ. 1907 wurde die Rennbahn in Be- trieb genommen. Nach dem 2. Weltkrieg gab es (5) Motocrossanlage Teutschenthal: WM und DM im August 1949 wieder ein Pferderennen im Moto Cross Herrenkrug. Die Tradition wurde gehalten und wird vom „Magdeburger Rennverein von 1906“, Der „Talkessel" in Teutschenthal, gelegen am der mit Unterstützung des Direktoriums für Voll- Rande der knapp 6.000 Einwohner zählenden blutzucht und Rennen 1990 wiedergegründet Saalkreisgemeinde, war ursprünglich Kiesgrube wurde, weiter fortgesetzt. Die Stallungen, die und Kohlerevier. 1966 begannen die Grün- Rennbahn und die einstige VIP-Lounge mit ihren dungsmitglieder des MSC hier eine Motocross- erhaltenen historischen Details sind bereits wie- Rennstrecke zu errichten, gedacht als Mo- derhergestellt.190 torsport-Ausgleich für die Halle-Saale-Schleife, die zu diesem Zeitpunkt den Plattenbauten des (8) Jahn-Sportfest in Freyburg/Unstrut wachsenden Halle-Neustadts zum Opfer fiel. Schnell etablierte sich der Rundkurs zu einer an- Der Begriff „Turnvater Jahn“ ist wohl jedem erkannten Rennstrecke im ostdeutschen, später schon einmal begegnet. Friedrich Ludwig Jahn sozialistischen Motocross-Sport. Und immer wa- hat ab 1825 viele Jahre in Freyburg gelebt und ren die Mitglieder des MSC bemüht, ihren „Tal- starb hier 1852. Für Freyburg ist dies ein Grund, kessel" den neuesten internationalen Anforde- sich auch der Traditionspflege der deutschen rungen entsprechend zu präparieren und gestal- Sportbewegung zu widmen. Der Landesturnver- ten.188 band Sachsen-Anhalt und die Stadt Freyburg sind gemeinsamer Veranstalter des traditionellen Ferner gibt es bisher noch (zu) wenig genutzte Turnfestes an der Unstrut und laden jedes Jahr Events: im August alle Turnerinnen und Turner sowie al- le Freunde des Turnsportes zu einem Fest ein. (6) Bob Anschub in Ilsenburg Den Turn- und Sport-„Touristen“ aus dem In- und Ausland wird ein breites Spektrum an Ver- An fast allen DDR-Meisterschaften waren bis anstaltungen unterbreitet, wie ein traditioneller 1971 Ilsenburger Bobs am Start, danach waren Festumzug, Sportwettkämpfe in solchen Diszipli- nur noch Bobsportler der Leistungszentren start- nen wie Geräteturnen und Orientierungsläufe. berechtigt. Der Bobsport wurde in Ilsenburg Darüber hinaus ermöglichen die Jahn-Ge- bzw. von Ilsenburgern Sportler aber auch wei- denkstätten einen ganzjährigen Besuch. terhin betrieben. Da die Entfernungen zu den Kunsteisbahnen aus Ilsenburger Sicht beträcht- (9) Ballon-Magie-Tage, Magdeburg lich sind, das Starttraining aber auch eine we- sentliche Voraussetzung für eine gute Endzeit Zum fünften Mal trafen sich 2003 Ballonfahrer darstellt, wurde der Gedanke geboren, dass bis- im Elbauenpark in Magdeburg. Insgesamt ka- herige Starttraining wettkampfmäßig zu betrei- men über 25.000 Zuschauer.191 ben. Die Tüftler unter den Bobsportlern setzten sich zusammen und es wurde die Idee des SOMMER-BOB-CUP in die Tat umgesetzt. Die gute Resonanz der letzten Jahre und die erfolg- reiche Organisation und Durchführung der 1.

Europameisterschaft im Bob-Anschub 1999, be- 189 Weitere Informationen: www.www.brc-ilsenburg.de wegte die Stadt Ilsenburg und den Bob- und Ro- 190 Weitere Informationen: www.magdeburg-jk.de/rennbahn. htm; www.herrenkrug.de. 191 Weitere Informationen: Natur- und Kulturpark Elbaue 187 Weitere Informationen: www.motopark.de. GmbH; Hotline: 01805-251 999; e-mail: info@elbauenpark- 188 Weitere Informationen: www.msc-teutschenthal.de. md.de.

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(10) Weitere Event-Ideen für Sachsen-Anhalt

Daneben soll folgende Auswahl von örtlichen und regionalen Events dazu dienen, über mögli- che Potenziale nachzudenken, wo Tourismus und Sport in der Zukunft in Sachsen-Anhalt zu- sammengeführt werden können:

• Radfahrtag auf dem Elberadweg („Elberadeltag“), • Ruderwettbewerb Halle-Magdeburg (mit 2.000 bis 10.000 Zuschauern jährlich, seit 1991), • Drachenboot Magdeburg, • Inlineskaten Magdeburg, • Triathlon Arendsee, • Leichtathletik- und Werfertage (Halle, Stendal, Dessau) • Sport- und Spielfest für Behinderte sowie • Wintersportevents, wie Schlittenhunderennen in Benneckenstein.

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6. Handlungsempfehlungen: Die Schaf- errichtete „Sportwelten“ (z.B. Skihallen) und klei- fung von Wettbewerbsvorteilen für nere Sportstätten (z.B. Tennisplätze, Eishallen) für alle erdenklichen Sportarten. Sachsen-Anhalt Die bisher beschriebenen Bestandteile einer 6.1 Sport-Destinationen als Markteinheit Sport-Destination lassen sich um einige infra- strukturelle Aspekte ergänzen, um das Angebot Eine touristische Region ist ein Gebiet, das eine perfekt zu machen. Der Wunsch neue Sportarten touristische Infrastruktur besitzt und das als Rei- im Urlaub einmal auszuprobieren oder zu erler- seziel bekannt ist. In der touristischen Fachspra- nen ist groß, weshalb ausgebildete Sportlehrer che und in der modernen Tourismusforschung und Übungsleiter oder sogar komplette Sport- wird nicht von touristischen Regionen, sondern schulen einen wichtigen Teil des Angebots dar- von „Destinationen“ (übersetzt: Zielgebieten) stellen. Ganz ohne Verletzungsrisiken lässt sich gesprochen. Aus Sicht der potenziellen Reisen- Sport nicht betreiben, so dass Sportärzte in er- den ist eine Destination nur dann als solche an- reichbarer Nähe sein müssen. Tendiert eine Des- zusehen, wenn sie in deren Köpfen und Vorstel- tination mehr zur Verbindung von Sport und Ge- lungen als zusammenhängendes Reisegebiet er- sundheitstourismus kommen entsprechende ärzt- kannt wird. Diese Zusammenhänge lassen sich liche und physiotherapeutische Angebote hinzu. entweder alleine aus geographischen oder geo- Da die Mehrzahl der Sportarten geräteintensiv graphischen in Verbindung mit kulturellen bzw. ist, dürfen Sportausrüster nicht fehlen. Das thematischen Beziehungen ableiten. Daher kön- Spektrum der Dienstleister reicht vom Sportarti- nen Destinationen eine ganz unterschiedliche kelhandel, über den Ausrüstungsverleih bis zur Größe besitzen; wichtig ist bloß die Existenz der Reparatur und Materialpflege (z.B. Beleg ausbes- Grundvoraussetzungen eines Reiseziels in Form sern, Kantenschleifen und Wachsen von Skiern). von Übernachtungsmöglichkeiten, Gastronomie und Unterhaltung. Betriebswirtschaftlich ent- 6.2 Sport-Destinationen in Sachsen-Anhalt scheidend ist, dass sie im Sinne eines strategi- schen Destinationsmanagement als Einheit am Markt geführt werden und ihre Leistungen als 6.2.1 Die touristischen Schwerpunktregionen „Produkte“ anbieten.192 Der Sport kann ein sol- und Sport-Orte in Sachsen-Anhalt mit ih- cher thematischer Zusammenhang bzw. ein ren Sportarten „Produkt“ sein, das Orte bzw. Regionen zu einer Vermarktungseinheit verbindet, so wie das in ty- Die Überlegungen zur Entwicklung des Sport- pischen deutschen „Sport-Orten“ der Fall ist Tourismus in Sachsen-Anhalt basieren auf fol- (z.B. Oberhof, Riesa, Garmisch-Partenkirchen). genden Grundannahmen zur Bildung von Dort gibt es einen Mix aus Sporthotels, Trai- Prioritäten (vgl. insbesondere Abb. 6-1): ningsanlagen für diverse Sportarten, Bundesleis- tungszentren zur Förderung des Spitzensports, A = 1. Priorität in der sport-touristischen (Spaß-)Schwimmbädern und bedeutenden Entwicklung: Sportveranstaltungen. Sehr gute bis gute Marktchancen und hohes Nachfragepotenzial B = 2. Priorität in der sport-touristischen Sporträume und Sportstätten Entwicklung: Grundsätzlich unterscheidet man in Tourismus- Sehr gute bis gute Marktchancen und orten natürliche und künstliche Attraktivitätsfak- durchschnittliches Nachfragepotenzial toren. Einer Sport-Destination ist prinzipiell mit bzw. durchschnittliche Marktchancen bei beidem geholfen, aber ein Blick auf die Sportar- hohem Nachfragepotenzial ten zeigt, dass sie in ihrer ursprünglichen Form C = 3. Priorität in der sport-touristischen mehrheitlich im Freien ausgeübt werden. Ent- Entwicklung: sprechende naturräumliche und klimatische Gute bis durchschnittliche Marktchancen Gegebenheiten stellen also die Grundlage für und gutes bis durchschnittliches eine Sport-Destination dar. Natürliche (z.B. Nachfragepotenzial Windsurfing am Meer) und von Menschenhand weiterentwickelte Sporträume (z.B. Skigebiete, Marinas, Golfplätze, Fahrradwege) bieten die Möglichkeiten zur Sportausübung. Außerdem In Sachsen-Anhalt bestehen vier touristische gibt es große, künstliche und unabhängig von Schwerpunktregionen, die grundsätzlich Vorrang den üblicherweise für die Sportausübung not- wendigen naturräumlichen Gegebenheiten

192 Bieger 2002: 55f.; Freyer 2001: 177.

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in der Entwicklung des Tourismus haben.193 Die- für den Breiten-, sondern auch für den Wett- se sind: kampfsport. Prinzipiell sollte darauf geachtet werden, dass der Harz sich vor allem mit Sport- • die Altmark, arten vermarktet, die ganzjährig betrieben wer- • das Gartenreich Dessau-Wörlitz, den können, geringe Betriebskosten besitzen • der Harz und und damit eine gute Nutzen-Kosten-Relation • die Weinregion Saale-Unstrut. aufweisen.

Folglich wurden die Überlegungen zur Entwick- In den Jahren 2004/05 wird vom Wirtschaftsmi- lung des Sport-Tourismus zunächst mit diesen nisterium genehmigtes Projekt „Aktivregion Regionen verknüpft. Darüber hinaus bestehen Harz“ durch den Harzer Verkehrsverband durch- noch spezifische Entwicklungspotenziale, die sich geführt, denn Konkurrenzdestinationen wie bei- nicht ausschließlich auf die vier genannten Re- spielsweise das Sauerland haben auf dem Ge- gionen beziehen und die ergänzend hinzukom- biet des Sport-Tourismus in jüngster Zeit mit men.194 großem finanziellen Aufwand erhebliche An- strengungen unternommen und sich damit einen (1) Harz Marktvorsprung herausgearbeitet. Diesen gilt es zumindest aufzuholen. Aufgrund der bestehen- Der Harz besitzt die größten Potenziale hinsicht- den und teilweise in Planung befindlichen Ange- lich der Entwicklung des Sport-Tourismus (vgl. bote im Harz (Harzer-Hexen-Stieg, Mountainbi- Abb. 6-1). Schwerpunkte sollten auf dem Geh- ke-Arena Oberharz) bietet die Region gute Vor- sport und hier vor allem bei Wandern liegen. aussetzungen zur langfristigen Erschließung des Dabei steht der Harzer Hexenstieg als „Rück- Aktiv-Segments. grat“ zur Verfügung. Das moderne und auch jüngere Zielgruppe ansprechende Nordic Wal- Sport-Orte im Harz king ist als ergänzendes Sportangebot empfeh- Für die Entwicklung des Angebots bietet sich ei- lenswert. ne weitere Schwerpunktbildung in einzelnen Or- ten an, da sie die Vermarktung erleichtert. Es er- Im Bereich des Radsports liegen für das aufstre- scheint diskussionswürdig, Schierke und Ilsen- bende Mountainbiking gute Entwicklungsmög- burg als „Sport-Orte“ zu profilieren und positio- lichkeiten vor, wobei der Westharz in seiner Pla- nieren. Beide Orte haben in dieser Hinsicht nung bereits weiter ist. Umso bedeutsamer er- schon Vorleistungen erbracht, z.B. besitzen sie scheint es, die Potenziale des Ostharzes ein vielfältiges Sportangebot und treten mit di- schnellstens zu erschließen, damit der Gesamt- versen Veranstaltungen in Erscheinung (Brocken- harz als Montainbike-Destination an Wettbe- lauf, Bob-Anschub, B-Weltcup Nordische Kombi- werbskraft gewinnt und seine Stellung als nation etc.). „Nummer 1 des Nordens“ verwirklicht. Außer- dem sollte der Sektor des Radwanderns nicht Das ergänzte Konzept „Schierke 2000“ sieht die vernachlässigt werden. Mit dem Harzrundweg Verbesserung des Sportarten-Angebots vor. Da- (gemeinsamer Routenverlauf mit dem R1 im bei erscheint insbesondere die Entwicklung der Norden) sind Potenziale vorhanden, allerdings nordischen Disziplinen und des Mountainbiking fehlt es an der notwendigen Streckenqualität. marktfähig. Attraktiv dürfte auch der Bau einer Hier müssen der Harzer Verkehrsverband und Seilbahn mit Anschluss zum Wurmberg sein, da die betroffenen Landkreise die zum Teil begon- eine Ganzjahresnutzung möglich ist. Eine Mach- nene Arbeit schnellstens vorantreiben. barkeitsstudie wurde in Auftrag gegeben, da ne- ben den ökologischen Aspekten vor allem die Im Winter besitzt das Wandern ebenfalls über- Wirtschaftlichkeit im Vordergrund stehen muss. ragende Bedeutung im Harz (siehe Kapitel 195 3.5). Darüber hinaus entfalten insbesondere Ilsenburg ist verkehrlich gut erreichbar und be- die Disziplinen des nordischen Skisports sitzt mit der Harzland-Halle einen großen Veran- (Schwerpunkt Langlauf) trotz des Klimawandels staltungsort. Es hat daher gute Voraussetzungen, touristische Zugkraft im Ostharz. Der Aufbau der sich als Ort für den Aktivtourismus weiter zu Höhenloipe am Wurmberg auf Sachsen- entwickeln. Ein neu zu kreierendes, jährlich wie- Anhalter Seite eröffnet nicht nur neue Chancen derkehrendes, mehrtägiges Wander-Event im Stile des Deutschen Wandertages und das An- 193 Antz/Dreyer 2000. gebot einer Nordic Walking-Strecke könnten den 194 Siehe die Hinweise zu den Entwicklungspotenzialen in Prozess des Städtchens am Fernradweg R1 be- den einzelnen Sportarten am Schluss der Kapitel 4.1 bis 4.8. 195 23 Orte im Harz bieten mindestens 400 km geräumte schleunigen. Aufgrund der Lage und Infrastruk- Winterwanderwege an (Masterplan Alpinsport Winter-Harz 2004: 19f.).

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tur wäre auch der Aufbau eines Sport-Tou- Tourismusprodukte mit dem Rad- (Saale-, rismus-Zentrums denkbar (siehe Kapitel 6.3). Unstrut, Elsterradweg) bzw. dem Wasserwandern (Blaus Band) genutzt werden, wobei die Anbin- (2) Altmark dung an Thüringen und Sachsen zusätzliches Po- tenzial bieten kann. Vielleicht kann das Radwe- In der Altmark ist die touristische Nachfrage seit genetz auch für Inliner (besser) nutzbar gemacht Jahren konstant. Neue Impulse können von werden, was unter touristischen Gesichtspunkten sport-touristischen Entwicklungsmöglichkeiten begrüßenswert wäre, weil damit auch eine Ver- vor allem im Bereich der Elbe ausgehen. Dort jüngung der Zielgruppe erreichbar wäre. Gut zu- sollten sowohl das Rad- (Elberadweg, Altmark- sammen passen auch „Wein und Wandern“, so rundkurs) als auch das Wasserwandern (Blaues dass hier eine Intensivierung des Angebots sinn- Band) touristisch ausgebaut werden. In beiden voll erscheint (Saale-Wein-Wanderweg). Sportarten gibt es Chancen, das Angebot aus- zuweiten, da künftig mit einer steigenden Nach- (4) Dessau-Wörlitzer Gartenreich frage gerechnet werden darf. Dem bestehenden Altmarkrundkurs für Radler fehlt es wohl zum Ähnlich wie in der Weinregion steht in der Regi- Teil an touristischer Attraktivität (Einkehrmög- on des Gartenreichs der Kulturtourismus im Vor- lichkeiten und Sehenswürdigkeiten), aber von dergrund (hier in Verbindung mit der Marken- einem zunehmenden Radlerstrom an der Elbe säule „Gartenträume“) und wird durch Angebote könnte er durch Abstecher profitieren. Wenn im Sport-Tourismus unterstützt. Dabei ist es von beim Ausbau der Radwege eine Fahrbahndecke Vorteil, dass durch die Elbe sowohl der Wasser- mit glatter Oberfläche gewählt wird, besteht tourismus (Blaues Band) als auch das Radwan- auch die Chance, die Zielgruppe der Inliner zu dern (R2, R4, Gartenreichtour Fürst Franz) für die erschließen. Auf Seiten des Wassersports bietet Vernetzung zur Verfügung stehen und sehr gute der Arendsee als erschlossenes Urlaubsgebiet Marktchancen ermöglichen. Seglern und Windsurfern zusätzliche sport- touristische Möglichkeiten. (5) Einzelne Sport-Orte mit sport-touristischen Entwicklungschancen Ein anderes, viel versprechendes Marktsegment ist der Reitsport, der eine hohe Bedeutung in der Auch in den übrigen Gebieten Sachsen-Anhalts Altmark besitzt. Trotz eines intensiven Wettbe- bietet die Elbe als Leitfluss des „Blauen Bandes“ werbs in Deutschland hat die Altmark Chancen, die besten Möglichkeiten zur Weiterentwicklung auf die vorhandenen und insbesondere im Inte- des Wasser- und Radtourismus. Neben den ge- ressenverein Sternreiten Altmark gebündelten nannten Gebieten sind hier die Potenziale der Angebote aufzubauen. Ein liberales Feld- und Landeshauptstadt Magdeburg und der Luther- Forstordnungsgesetz eröffnet Reitern besonders stadt Wittenberg hervorzuheben, zumal in der gute Reitmöglichkeiten im Gelände. Inwieweit Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg bereits Akti- die reittouristische Infrastruktur wettbewerbsfä- vitäten zur Stärkung des themenbezogenen Rad- hig ist bzw. wo eine Verbesserung anzustreben tourismus unternommen wurden. ist, muss noch durch speziellere Untersuchungen vertieft werden.196 Halle ist ebenso wie Magdeburg Standort eines Olympiastützpunktes zur Förderung von Spitzen- Ein vielleicht besonders für den Trainingstouris- athleten. Außerdem stellen Wasser- und Rad- mus interessantes Angebot macht die vom LSB fahr-Angebote an der Saale (Blaues Band) einen als Hotel betriebene Landessportschule Oster- attraktiven Schwerpunkt dar. burg. Ende 2003 wurde sie als einer der ersten Betriebe in Sachsen-Anhalt mit dem Qualitäts- Der Motorsport entfaltet seine touristischen Mög- siegel für Dienstleister ausgezeichnet. lichkeiten punktuell, hier zu allererst in Oschers- leben, aber auch auf der Cross-Strecke von (3) Weinregion Saale-Unstrut Teutschenthal. Beide Orte sind national und so- gar international bekannt. Oschersleben ist einer In der Saale-Unstrut-Region stehen Wein und der wenigen „Sport-Orte“ Sachsen-Anhalts mit Kultur (Romanik) an erster Stelle der Vermark- über 600.000 Besuchern jährlich und einem fes- tung. Einige Sportarten bieten sich für die Er- ten Programm wiederkehrender Motorsportver- gänzung des Angebots an. Saale und Unstrut anstaltungen. können für die Vernetzung der bestehenden

196 Reppel + Partner gehen im Vergleich zum Radsport von durchschnittlichen Entwicklungschancen aus (Handbuch Landurlaub Altmark 2003: 25f.).

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Einige kleinere Orte Sachsen-Anhalts bieten bis- • In Glinde (bei Barby) hat sich in den letzten her kaum entwickelte sport-touristische Möglich- Jahren ein Sport- und Freizeitpark etabliert, keiten: der insbesondere dem Trainingstourismus Möglichkeiten eröffnet. • Samswegen (bei Wolmirstedt) hat 1995 den • Laucha hat sich in Sachsen-Anhalt als Titel „Stärkstes Dorf der Welt“ verliehen be- Flugsportzentrum einen Namen gemacht. kommen und war 2003 Austragungsort der Der Spitzensport beheimatet zwei Olympiastütz- Deutschen Meisterschaften im Gewichtheben. punkte in Halle und Magdeburg. Diese haben • Ströbeck (in der Nähe von Halberstadt) ist ei- zwar nur einen geringen unmittelbaren Einfluss ne „Hochburg“ des Schachsports. auf den Tourismus, sind aber als Imagefaktor nicht zu unterschätzen.

Abb. 6-1: Entwicklungschancen des aktiven Sport-Tourismus in den touristischen Schwerpunktregionen Sachsen-Anhalts

Touristische Schwerpunktregionen Weitere Gebiete/ Sportarten- Sachsen-Anhalts Sportarten Orte für den Sport- Gruppen Gartenreich Weinregion Altmark Harz Tourismus D.-W. S-U Gehsport C (Region Wandern A B Magdeburg) Nordic Walking B Rad- und A (Elbe) A (Elbe: Magdeburg, Radwandern A (Elbe) B (R1) B (Saale) Rollsport B (Altmark) Wittenberg) MTB A

Rennrad-fahren C

Inline B (Elbe) B (Elbe) C B (Magdeburg, Halle)

Wassersport A (Elbe: Magdeburg, Wasserwandern A (Elbe) A (Elbe) A (Saale, Unstrut) Wittenberg) Segeln B (Geiseltalsee, C (Arendsee) B (Seeland) Windsurfing Goitsche, Seeland) Pferdesport Reiten A C (Region Magdeburg)

Wintersport Ski nordisch A

Ski alpin C (Schierke) A (Oschersleben) Motorsport B (Teutschenthal) Weitere Golf C C (Magdeburg, Halle) Sport- Tennis C (div. Orte) arten Schach C (Ströbeck) Gewichtheben C (Samswegen) Klettern B Flugsport C (Laucha) Trainings- C (Glinde, Magdeburg, Diverse Sportarten B (Osterburg) sportzentren Halle) Diverse Sportarten in allen Regionen Sachsen-Anhalts

A = 1. Priorität, B = 2. Priorität, C = 3. Priorität

6.2.2 Die Sportarten und ihre touristische Rele- mit Hilfe von Sport-Events zur Entwicklung des vanz für Regionen, Orte und Events in Sport-Tourismus in Sachsen-Anhalt beitragen Sachsen-Anhalt sollen.

Neben der Betrachtung der Potenziale des (1) Geh- und Laufsport Sport-Tourismus aus dem Blickwinkel der Desti- nationen können diese auch ausgehend von den Wandern ist kein „Alte-Herren-Sport“ mehr, des- Sportarten dargestellt werden, da der Marktzu- halb kann und muss es moderner vermarktet gang in der Regel über die Sportarten erfolgt. Es werden. Die Haupt-Zielgruppen beginnen wird aufgezeigt, ob Sportarten eher in ganzen durchaus schon im Bereich der 40-Jährigen. Als Regionen, in einzelnen Tourismusorten und/oder Tourismusregion empfiehlt sich in allererster Li-

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nie der von Wanderern ohnehin schon gut be- gungsbetriebe in der Region sich als „Mountain- suchte Harz, der sich allerdings für die Jüngeren bike-Hotels“ o.ä. profilieren. innerhalb der Zielgruppe noch besser präsentie- ren kann. In der Vermarktung ist der Harzer He- Eine Überlegung ist es wert, die kleine, aber in xenstieg ein wichtiger „Leuchtturm“. Deutschland seltener umworbene Gruppe der Rennradler anzusprechen. Zu diesem Zweck Zur Verjüngung des Image könnte der Ausbau müssten Streckenverläufe gefunden werden, die von „Nordic Walking“-Strecken beitragen. Die sich durch wenig befahrenen Straßen und eine sportliche Variante des Wanderns ist bisher erst glatte Oberfläche auszeichnen. Die Altmark wä- in Teilen des Westharzes fest verankert. Als re dafür als Region grundsätzlich geeignet, wenn Zentren des Gehsports sollten u.a. Ilsenburg und es entsprechende Strecken gäbe. Schierke noch stärker in Erscheinung treten, was mit einem großen, neuen Wander-Event unter- Ebenfalls glatte Oberflächen, jedoch keine Stra- strichen werden könnte. ßen, benötigen die Inlineskater. Die üblichen Radwanderwege sind für ihren Fahrstil zu Durch große Lauf-Sport-Ereignisse mit ergän- schmal und es kommt zu einem störenden Ne- zendem Angebot (Rad, Inline) ist Ilsenburg (Bro- beneinader mit den Radlern. Da aber die Inliner ckenlauf) nach den „Leuchttürmen“ Wernigerode eine wachsende Zielgruppe darstellen, wäre es (Harzgebirgslauf) und Halle (Mitteldeutscher Ma- empfehlenswert, beim Ausbau von Radrouten rathon) schon gut positioniert. breitere Wege zu erstellen, die beide Gruppen gleichzeitig aufnehmen könnten. (2) Rad- und Rollsport Die Promotion der Angebote müsste mit Brei- Touristische Chancen durch den Radsport exis- tensport-Events begleitet werden: tieren in weiten Teilen Sachsen-Anhalts insbe- sondere an den Flüssen. Für das Radwandern ist • Der Elberadeltag könnte touristisch ausge- der gesamte Elberadweg, der bereits bestens baut werden.197 positioniert ist, mit angrenzenden Gebieten von • Ob möglicherweise der Motopark Oschersle- herausragender Bedeutung. Aber auch andere ben für ein Inliner-Event in Frage käme, sollte überregionale Radwege bieten zahlreiche Mög- geprüft werden. lichkeiten der touristischen Vernetzung des Ra- • Darüber hinaus empfiehlt es sich, die Mag- delns mit Sehenswürdigkeiten. Vereinzelte Akti- deburger Inliner-Nacht auf mehrere Termine vitäten auf Landkreisebene (Zerbst, Wernigero- im Jahr auszudehnen. Ähnliche Aktionen sind de) sorgen für zusätzliche Attraktivität im Lande. auch in anderen Städten erfolgreich. Zwar Allerdings müssen die Gäste erst durch die über- werden in erster Linie Einheimische und we- regionalen, von der LMG und dem DTV ver- niger Touristen angesprochen, aber das von markteten Radwanderwege ins Land geholt wer- derartigen Events ausgehende positive Image den, weshalb die Angebotsqualität (Strecken- und die Tatsache, dass „etwas los ist“, helfen qualität, Beherbergung, Gastronomie etc.) im auch dem Tourismus. bundesweiten Wettbewerb eine besondere Rolle spielt. Die Qualifizierung radlerfreundlicher Un- (3) Wassersport terkünfte muss von den Orten und Regionen in Zusammenarbeit mit dem ADFC intensiviert Durch das „Blaue Band“ werden die Aktivitäten werden. im Wassertourismus, im Wassersport und in ver- netzten Bereichen (z.B. Radwandern) landesweit Für den Mountainbike-Sport bietet sich der Harz gebündelt und überregional vermarktet. Für das als Zentrum an. Außer der bereits in Gang ge- Wasserwandern ist die Elbe als „Leitfluss“ des setzten Streckenausweisung im niedersächsi- Blauen Bandes von entscheidender Bedeutung, schen Teil des Harzes (800 km), sollten neben während der Segelsport und das Windsurfen den Aktivitäten des Nationalparks Hochharz wei- insbesondere auf den neu entstehenden Seen tere Initiativen ergriffen werden, um die Entwick- der Bergbaufolgelandschaften eine Heimat er- lung im Ostharz in ähnlicher Weise voranzutrei- halten. Im Vergleich zu anderen Segelrevieren, ben, damit schließlich der gesamte Harz von ei- insbesondere am Meer, sind aber der touristi- nem attraktiven und wettbewerbsfähigen Stre- schen Entwicklung Grenzen gesetzt, wenngleich ckennetz profitiert, für das eine Weglänge in ei- Sachsen-Anhalt auf eine vergleichsweise große ner Größenordnung von 1.500 km benötigt Wasserfläche zurückgreifen kann. Alles in allem wird. Trotz der Nähe zum Nationalpark sollte bietet der Wassersport hohe Entwicklungspoten- geprüft werden, ob Schierke in Verbindung mit ziale. Wernigerode zum Zentrum des Mountainbiking in Sachsen-Anhalt gemacht werden kann. In die Überlegungen ist einzubeziehen, dass Beherber- 197 Er fand vom 1. bis 4. Mai 2003 erstmalig mit guter Reso- nanz von einigen tausend Radlern statt.

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Abb. 6-2: Entwicklungschance von Sportarten mit ihren touristischen Schwerpunkten in Regionen, Orten und Events Sportarten- Bezugsebene Gruppen Sportlandschaften Sportorte Sport-Event-Orte Sportarten Geh- und Wandern Harz Ilsenburg Neu: Event im Laufsport Schierke Harz (Ilsenburg) Nordic Walking Harz Neu: Schierke Neu: Ilsenburg Laufen Wernigerode Halle Ilsenburg Rad- und Radwandern Überregionale Rad- Neu: Breiten- Rollsport wanderwege, insbe- Event für sondere flussbeglei- Rad/Inline tend: Elbe Saale etc. MTB Harz Schierke Rennradfahren Neu: Altmark Inline Elbe Magdeburg Neu: Oschersleben Wassersport Wasserwandern Elbe, Saale und wei- tere Fließgewässer (Unstrut, Mittelland- kanal etc.) Segeln/ Geiseltalsee, Goit- Windsurfing sche, Seeland, A- rendsee Pferdesport Reiten Altmark Magdeburg, Hal- le Neu: Event in der Altmark Wintersport Ski nordisch Harz Schierke Motorsport Motorsport Oschersleben Teutschenthal Golf Golf Meisdorf Mehrere Sportar- Mehrere Sportar- Osterburg ten/Trainings- ten/Trainings- Glinde tourismus tourismus Weitere Diverse Siehe Kapitel 4.8 Siehe Kapitel 4.8 Diverse Orte Sportarten Sportarten (siehe Kapitel 5)

(4) Pferdesport (5) Wintersport

Mit dem Reitsport wird insbesondere die Altmark Der Wintersport ist ein wichtiges Sport- und der angrenzende Teil der Region Magde- Tourismus-Segment im Harz. Aber es ist zu be- burg, Elbe-Börde-Heide verbunden. Es ist ein rücksichtigen, dass Wintersportangebote einer- großes, kartiertes Wegenetz vorhanden. Für die seits stark wetterabhängig sind und andererseits Vermarktung, um die sich ein Verein bereits sehr eine starke Konkurrenzsituation mit den übrigen aktiv bemüht, muss die Kooperation der Beher- deutschen Mittelgebirgen und den Alpen be- bergungsbetriebe auf eine breitere Basis gestellt steht. Für Norddeutsche ist der Harz zwar die und deren Kommunikation verbessert werden. nächstgelegene Winterregion, aber auch skan- Ein noch zu kreierendes Breitensport-Event wäre dinavische Orte und in zunehmendem Maße re- zur Steigerung der Aufmerksamkeit für das Reit- lativ preiswerte Ziele in Osteuropa (Polen, angebot in der Altmark von Vorteil. Tschechien) streiten um die Gunst der Gäste.

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Für den Wintersport steht in Sachsen-Anhalt in ale und Wünsche miteinander zu verbinden. Der erster Linie Schierke als Sport-Tourismus-Ort. Sport ist dabei vor allem für die Gewinnung von Dort sollten vor allem die mit den nordischen hochrangigen Sport-Events für Sachsen-Anhalt Disziplinen (Langlauf) verbundenen Chancen zuständig, touristische Anbieter müssen verstärkt genutzt werden, da diese etwas weniger klima- buchbare „Event-Pauschalen“ entwickeln. abhängig sind, als der alpine Skilauf. Es gilt zu berücksichtigen, dass auch im Winter die Wan- Es ist sowohl an Spitzensport-Events wie an derer das Gros der Aktiven ausmachen. „Mitmach-Events“ (Breitensport) zu denken. Im Breitensportbereich wird empfohlen, Wander-, (6) Motorsport Rad- und Inline-Events verstärkt zu entwickeln bzw. herauszustellen. Dabei könnten mit auto- Es besteht in Bezug auf die Orte Oschersleben freien Aktionstagen auch Teile des Straßennet- und Teutschenthal eine klare Rollenverteilung in zes genutzt werden.198 Sachsen-Anhalt, zu der bereits Ausführungen gemacht wurden (siehe Kapitel 6.2 (1)). (2) Aufbau des „Memorial“-Tourismus

(7) Golf Eine weitere interessante Facette für das sport- touristische Angebot in Sachsen-Anhalt stellt der Trotz der Tatsache, dass Golf ein Life time – „Memorial“-Tourismus dar, der bundesweit bis- Sport ist, erscheint es gegenwärtig nicht sinnvoll, her nur wenig entwickelt wurde. In anderen dem Golfsport in Sachsen-Anhalt ein besonderes Ländern (z.B. in Nordamerika) besitzt er jedoch touristisches Gewicht beimessen zu wollen, denn eine erheblich größere Bedeutung. Angeregt Regionen außerhalb Sachsen-Anhalts haben sich wird daher der Aufbau „eines Sport-Tourismus- längst profiliert. Mit dem Ziel der allgemeinen Zentrums“ für Sachsen-Anhalt, das verschiedene Standortaufwertung von Städten sollte dort das Funktionen an der Schnittstelle von Science Cen- Nötige getan werden (z.B. in Halle und Magde- ter, Museum, Tagungsstätte, Sportstätte sowie burg). Aus touristischer Sicht spricht jedoch Eini- Handel erfüllt und daraus seine Attraktivität ab- ges dafür, allenfalls den bestehenden Standort leitet. Als mögliche Bereiche können empfohlen Meisdorf und den Harz zu stärken. werden:

6.3 Weitere Vorschläge zur Entwicklung des • Geschichtszentrum Sport-Tourismus in Sachsen-Anhalt Darstellung der Historie von Sportarten (z.B. Geschichte des Sports, Entwicklung ein- Im Folgenden werden einige weitere Vorschläge zelner Sportarten, wie Radsport, Langlauf, zum Sport-Tourismus gemacht, die zum Teil un- Wassersport, Handball), Hall of Fame (Aus- abhängig von bzw. übergreifend zu den Schwer- stellung über berühmte Sportler, wie Täve punktregionen und -sportarten sind. Schur, Jürgen Sparwasser, Grit Breuer, Stefan Kretzschmar, Waldemar Cierpinski, und (1) Durchführung von „Sport-Tagen“, „Sport- Mannschaften, z.B. 1. FC Magdeburg/Fuß- Wochenenden“ und „Sport-Wochen“ ball, SC Magdeburg/Handball) • Zukunftszentrum Das Eventmarketing muss ein aktiver Begleiter (Sport-Tourismus-Forschung, z.B. in Koopera- des Sport-Tourismus sein. Sport-Events bieten tion mit der Hochschule Harz), Darstellung die ergänzende Möglichkeit, bestimmte touristi- der Entwicklung von Trendsportarten sche und sportliche „Highlights“ im Land zu set- • Schulungszentrum zen. Dabei sollte vorrangig auf bestehende (Weiterbildung für Sport-Tourismus-Experten) Events aufgebaut werden, von denen sich einige • Mitmachzentrum bereits heute gut für eine überregionale Ver- (Outdoor-Sportcenter, Teambuilding-Veran- marktung eignen. Es gilt aber auch, mit Hilfe staltungen, Golf-Simulation) neu begründeter Veranstaltungen den Bekannt- • Multimediazentrum heitsgrad bestimmter Sportangebote zu verbes- PC-Sportspiele) sern und deren touristische Vermarktung zu for- • Ausstellungszentrum cieren. (Wechselnde Ausstellungen) • Kaufzentrum Bei der Diskussion der sport-touristischen Chan- (Sportartikelshop, Merchandising) cen einzelner Sportarten und in Kapitel 5.5 wur- den schon entsprechende Hinweise für Events 198 Der Harzgebirgslauf in Wernigerode ist bereits ein „High- gegeben. Zusammenfassend ist zu sagen, dass light“. Das erstmalig „autofreie Selketal“ war 2003 ein Er- Sport und Tourismus dafür verstärkt zusammen- folg. Das Radfahrwochenende auf dem Elberadweg (2004 zum 2. Mal) könnte in Abstimmung mit Niedersachsen, arbeiten müssen, um die beiderseitigen Potenzi- Sachsen und Brandenburg noch größer aufgezogen werden.

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• Gesundheitszentrum (5) Gütesiegel für sport-touristische Angebote (Sportärzte, Massagen und Anwendungen, Fitnessstudio) Im Sport-Tourismus hat man es im Großen und Ganzen mit einer gut gebildeten und oft zah- Als Standort kommen vorrangig verkehrlich gut lungskräftigen Klientel zu tun. Bei der Entwick- erreichbare Orte mit einem hohen Anteil an Ak- lung ist deshalb von Beginn an besonders auf tivtouristen in Frage. Gute Standorte wären bei- die Qualitätssicherung und die Einhaltung von spielsweise Ilsenburg oder Wernigerode bzw. sportspezifischen Qualitätsstandards zu achten. Magdeburg oder Halle.199 Diese Forderung ergänzt die bereits bestehen- den Bemühungen in Verbindung mit der Quali- (3) Verstärkung themenbezogener tätsoffensive in Sachsen-Anhalt. Bezogen auf Sportangebote das sport-touristische Angebot sollte ein bundes- bzw. landesweites Gütesiegel ins Auge gefasst Zu den besten Möglichkeiten für eine genaue werden. Vorarbeiten dafür gibt es bereits durch Zielgruppenansprache zählt der Aufbau themati- zwei ortsbezogene Gütesiegel: scher Angebote. Über die entsprechenden The- men kann außerdem eine Profilierung erfolgen. • Der Harzer Verkehrsverband vergibt für be- Dazu können als Beispiel dienen: antragende Orte verschiedene Qualitätssie- gel, die den Ort als Sub-Marke kennzeich- • Möglichkeiten der Vernetzung mit bestehen- nen.201 den Angeboten (z.B. Radeln an der Straße • Ähnlich, nur mit Spezifika für den Wassertou- der Romanik). rismus versehen, sind die Kriterien für Orte • Intensivierung von Angeboten im eher sport- des Blauen Bandes angelegt. orientierten Wellnessbereich, der auch nach Maßgabe der in Sachsen-Anhalt durchge- führten Untersuchungen interessant ist (z.B. „Wellness-Route für Radler“).

(4) Entwicklung einer „Sport-Card“

Um die Vernetzung des Angebots und die Mög- lichkeiten der Verkaufsförderung zu verbessern, sollte der Aufbau einer Sport Card überlegt wer- den, in der verschiedene Angebote gebündelt werden und die gleichzeitig als Instrument zur Kundenbindung dient.200

Für den Aufbau einer solchen Karte mit diversen Vergünstigungen für die Karteninhaber bei den teilnehmenden Institutionen ist die Zusammen- arbeit sowohl von Sportbeteiligten als auch Tou- ristikern entscheidende Voraussetzung. Die Ein- beziehung von Verkehrsträgern ist wichtig, weil damit der Individualverkehr eingeschränkt und die Umwelt geschont werden kann. Als Ziel- gruppe sollten Familien mit Kindern besonders beachtet werden, denn sie sind in Sachsen- Anhalt nach den Ergebnissen der Gästebefra- gung für den Aktivtourismus wichtig und reagie- ren positiv auf Vergünstigungen, da die Ausga- ben für den Nachwuchs sie zwangsläufig kosten- sensibel machen.

199 Das 2003 eröffnete „Touriseum“ (Tourismus-Museum) in Meran (Italien/Südtirol) bildet eine Einheit mit einem Botani- schen Garten. Das Konzept ist erfolgreich; www.touriseum.it. 200 Der niedersächsische Turner-Bund besitzt eine solche Kar- te (Informationen unter www.turnundsportcard.de) und im Westmünsterland wurde die Einführung jüngst vorgeschla- 201 Die Kriterien, die erfüllt werden müssen um das Label gen. „SportHarz“ zu erhalten, sind im Anhang nachzulesen.

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Hier kann der Sport-Tourismus in Sachsen-Anhalt punkten:

Sport-Regionen Der Harz und die Elbe sind derzeit und wohl auch künftig Sachsen-Anhalts wichtigste Sport-Tourismus- Gebiete.

Sportarten Erfolg versprechend sind als Sportarten vor allem Wandern, Radwandern, Mountainbiking, Wasserwan- dern, Ski-Langlauf, Reiten und Motorsport.

Sport-Infrastruktur Den größten Nachholbedarf bei der sport-touristischen Infrastruktur besitzt der Streckenausbau beim Mountainbiking, Inlineskaten und – angesichts der Bedeutung – auch beim Rad- und Wasserwandern.

Sport-Events Die Vermarktung sport-touristischer Angebote muss durch zusätzliche Breiten-Events in den Bereichen Rad, Wandern und Wassersport gestärkt werden. Die Durchführung von Spitzensportveranstaltungen in den betreffenden Sportarten wäre vor allem aus Imagegründen hilfreich.

Sport-Orte Einige wenige Orte sollten sich als touristische „Sport-Orte“ mit verschiedensten Sportangeboten profilie- ren, hierfür bieten z.B. Ilsenburg, Schierke und Osterburg bereits gute Voraussetzungen.

„Memorial“-Sport-Tourismus Der „Memorial“-Sport-Tourismus sollte gestärkt werden, z.B. mit dem Aufbau eines einzigartigen „Sport- Tourismus-Zentrums“ (Alleinstellungsmerkmal).

Produktgestaltung und Vernetzung von Sport und Tourismus Die Zusammenarbeit zwischen Sport- und Tourismusbereich muss verbessert werden. Dies beginnt bei der Kommunikation untereinander und muss sich in der Produktgestaltung niederschlagen. Die Vernet- zung des Sport-Tourismus mit anderen Schwerpunktthemen des Landes, die gute Grundvoraussetzungen bieten (wie z.B. Romanik und Wellness), muss intensiviert werden.

Verkaufsförderung und Kundenbindung sollten durch ein Qualitätssiegel für sport-touristische Anbieter in Sachsen-Anhalt begleitet werden.

Sport-Klima Die Tatsache, dass in Sachsen-Anhalt vergleichsweise günstige klimatische Verhältnisse für Aufenthalte im Freien – und damit für Outdoor-Sport – herrschen, könnte in der Werbung stärker herausgestellt wer- den.

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7. Informationsteil Spezielle Sport-Harz-Kriterien 202 7.1 Kriterien für sport-touristische Orte (x) = muss-Kriterium Unterkunftsbetriebe (einige Betriebe im Ort) Allgemeine Kriterien - Hotel-/Zimmerausstattung • Allgemeine Informationen - Nichtraucherzimmer • Touristisches Leitbild/FV-Konzeption u.a. • Verpflegungsbereich • Touristisches Angebot - Nichtraucherbereich x • Tourist-Information: - Fitnessgerichte/-menüs/-teller x • Mitarbeiterzahl • Serviceleistungen • geöffnete Tage/Woche - Wäscheservice, Waschmaschine • Anzahl der Betriebe - Trockenraum, -möglichkeit

• Klassifizierte Betriebe - Verleih von Trendsportgeräten (z.B. Inliner, Mountainbikes) • **Sterne - Fahrradverleih • *** Sterne - Sportprogramm, -kurse • **** Sterne • Freizeiteinrichtungen (3 müssen da sein) • ***** Sterne - Swimming-Pool • Anzahl der Betten - Hallenschwimmbecken • Klassifizierte Betten - Bade-/Schwimmmöglichkeiten im Natur- • **Sterne gewässer • *** Sterne - Sauna/Dampfbad • **** Sterne - Solarium • ***** Sterne - Whirlpool • Unterkunftsarten - Fitness-Studio/-raum • Hotel - Tennisplätze im Freien • Hotel Garni - Tennisplätze in der Halle • Ferienappartements/-wohnungen/-häuser Gastronomiebetriebe • Pension/Gasthaus/Gasthof - Einrichtung/Ausstattung • Privatzimmer - Nichtraucherbereich x • Erholungsheim/Familienheim • Gerichte/Essen • Klinik, Reha-Zentrum - Fitnessgerichte/-menues/-teller x • Jugendherberge, Naturfreundehaus etc. - Schonkost, Diätkost, vegetarische Kost, • Camping-/Wohnmobilstellplätze Vollwertkost (wahlweise) • Sonstiges Ortskriterien • Informationsdienstleistungen - Teilnahme an HarzCard x • Ortsprospekt • Freizeitinfrastruktur • touristische Internet-Website - Freibad • Teilnahme an Harz-Karte - max. 10 km/20 Minuten Entfernung x • eigene Gäste-Card - Bade-/Schwimmmöglichkeiten am See • Geplante Angebote/ - max. 10 km/20 Minuten Entfernung Infrastruktureinrichtungen - Hallenbad x (ggf. im Hotel, aber allgem. • Touristische Nachfrage zugänglich) • Gästeankünfte der letzten 3 Jahre - Fitnessraum/-studio x (ggf. im Hotel, aber • Übernachtungen der letzten 3 Jahre allgem. zugänglich)

• Tagesgäste pro Jahr (geschätzt als Mindest- - Sauna, Dampfbad x (ggf. im Hotel, aber wert) allgem. zugänglich) - Solarium x (ggf. im Hotel, aber allgem. zugänglich)

202 Quelle: vgl. HVV/ift 2002.

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• Sportangebote (8 müssen, davon 2 Indoor) • themenspezifische Serviceleistungen - Sommerrodelbahn, Bob-Bahn - Ski-, Sportgeschäfte und -boutiquen x - Trimm-Dich-Pfad - Fahrradverleih x - Tennisplätze im Freien - Verleih von Trendsportgeräten (z.B. Inliner, - Tennisplätze in der Halle Mountainbikes) x - Squash-Plätze - Sport-Kurse x - Badminton-Möglichkeiten - Sportverein x - Streetball-Plätze - Massagen x - Skatinganlage - Themen-Informationsmappe/-Broschüre x - zugänglicher Sportplatz - Toureninformationen (Reiten, Mountain- - zugängliche Sporthalle Biking etc.) x - Reitplätze - Sportarzt-Service - Reithalle - in 10 km/20 Minuten Entfernung x - Angelmöglichkeit - themenbezogene Vorträge - Segel-, Drachenfliegen, Paragliding, - geführte Radwanderungen Fliegen m. Motorflugzeug - geführte Bergsteiger-/Trekkingtouren - Beach-Volleyball-Felder - Streetball-, Soft-/Baseball-, Skating- - Kanu, Kajak (10km/20 Minuten) Turnier/-Veranstaltungen - Rudern (10km/20 Minuten) - Mountainbike-, Inline-Skating-Kurs - Golfplatz - Segel-, Surf-Kurs - Bowling-, Kegelbahn - Segel-, Motor-, Drachenflieger-, - Surfen, Segeln Paragliding-Kurs (10km/20 Minuten) - Angel-Kurs - Schiessen - Fitnesskurs - Trendsportangebote wie Canyoning - Golf-Kurs - Softball-/Baseball-Platz - Tourist-Information mit besucherfreundli- - Kletterwand/Hochseilgarten chen und verlässlichen Öffnungszeiten x - Gästeboxen für Pferde • Wege - markierte Laufstrecken x - markierte Wanderwege x - Anschluss an regionale Wanderwege x - markierte Rad(-wander)wege - Anschluss an regionale Rad(-wander)wege - markierte Reitwege - markierte Inline-Skating-Wege - markierte Mountainbikewege • Freizeitangebote - Wald-, Wanderhütten x - Ballonfahrten - Minigolfanlage • Natürliche Attraktionen - (Stau-)seen, Flusstal, Wasserfall - Felsen

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7.2 Die wichtigsten Spitzensportler Sachsen-Anhalts 2003

Sportart Name Verein Trainer Boxen Tino Groß SV Halle H.-J. Witte Handball Stefan Kretzschmar SC Magdeburg A. Gislason Judo Claudia Malzahn SV Halle F. Hölperl Heide Wollert SV Halle F. Hölperl Kanu-Rennsport Björn Bach SC Magdeburg G. Behling Mark Zabel SC Magdeburg G. Behling Andreas Ihle SC Magdeburg G. Behling Tim Huth SC Magdeburg G. Behling Marco Herszel SC Magdeburg G. Behling Friederike Leue SC Magdeburg W. Duvigneau Kanu-Slalom Stefan Pfannmöller Böllberger SV J. Köhler Stefan Henze Böllberger SV J. Henze Marcus Becker Böllberger SV J. Henze Leichtathletik Grit Breuer SC Magdeburg Th. Springstein Ivonne Teichmann SC Magdeburg D. Hermann Ulrike Urbansky SC Magdeburg Th. Springstein Raymond Hecht SC Magdeburg B. Bierwisch Nadine Kleinert SC Magdeburg K. Schneider Björn Lange SC Magdeburg R. Wollbrück Sebastian Knabe HFL W. Kühne Mike Trautmann LGV Gleine R. Weigel Ringen Sven Thiele SV Halle R. Kamm RSG Anja Baake SV Halle C. Weber Rudern Manuela Lutze SC Magdeburg R. Oesemann André Willms SC Magdeburg R. Oesemann René Bertram SC Magdeburg R. Oesemann Andreas Hajek SV Halle B. Lindner Christian Schreiber SV Halle B. Lindner Schwimmen Leif-Marten Krüger SC Magdeburg Th. Ackenhausen Antje Buschschulte SC Magdeburg B. Henneberg Stefan Pohl SV Halle F. Embacher Turnen Christian Berczes SV Halle K. Nigel René Tschernitschek SV Halle U. Ronneburg Wasserspringen Andreas Wels SV Halle H. Wels BSSA-Leichtathletik Ulrich Iser ABSV Halle M. Lange/Dr. L. Hinz BSSA-Schwimmen Detlef Schmidt VSB Magdeburg H.-J. Müller Christopher Küken VSB Magdeburg H.-J. Müller BSSA-Tennis Steffen Sommerfeld ABSV Halle M. Ziegfeld (Quelle: LSB Sachsen-Anhalt 2003)

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7.3 Ausgewählte Adressen

Ministerien, touristische Fachverbände und Organisationen ADFC Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. Tel.: 0391 / 7 31 66 45 Breiter Weg 11a Fax: 0391 / 4 00 98 94 39104 Magdeburg E-Mail: [email protected] Internet www.adfc-sachsen-anhalt.de DEHOGA Landesverband Tel.: 0391 / 5 61 71 93 Sachsen-Anhalt e.V. Fax: 0391 / 5 61 71 94 Kanststraße 3 E-Mail: [email protected] 39104 Magdeburg Internet: www.dehoga-sa.de DJH Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. Tel.: 0391 / 5 32 10 36 Leiterstraße 10 Fax: 0391 / 5 32 10 49 39104 Magdeburg (Sportjugendherberge) E-Mail: [email protected] Internet: www.jugendherberge.de/jh/sachsen-anhalt Harzer Verkehrsverband e.V. Tel.: 05321 / 3 40 40 Marktstraße 45 Fax: 05321 / 34 04 66 38640 Goslar E-Mail: [email protected] Internet: www.harzinfo.de Heilbäder- und Kurorteverband Tel.: 039485 / 94 90 Sachsen-Anhalt e.V. Fax: 039485 / 94 99 99 Rathausplatz 2 E-Mail: heilbaeder-und-kurorteverbandSA@t- 06507 Bad Suderode online.de Internet: www.kuren-sachsen-anhalt.de Landesmarketing Sachsen-Anhalt GmbH Tel.: 0391 / 5 67 70 80 Am Alten Theater 6 Fax: 0391 / 5 67 70 81 39104 Magdeburg E-Mail: [email protected] Internet: www.lmg-sachsen-anhalt.de LandesSportBund Sachsen-Anhalt e.V. Tel.: 0391 / 2 56 01 06 Thietmarstraße 18 Fax: 0391 / 2 56 01 00 39128 Magdeburg E-Mail: [email protected] Internet: www.lsb-sachesn-anhalt.de Magdeburger Tourismusverband Tel.: 0391 / 73 87 90 Elbe-Börde-Heide e.V. Fax: 0391 / 73 87 99 Gerhart-Hauptmann-Straße 34 E-Mail: [email protected] 39108 Magdeburg Internet: www.elbe-boerde-heide.de Ministerium für Gesundheit und Soziales Tel.: 0391 / 5 67 46 07 – 46 08 des Landes Sachsen-Anhalt Fax: 0391 / 5 67 46 22 Turmschanzenstraße 25 E-Mail: [email protected] 39114 Magdeburg Breitensportprojekt Sport und Tourismus Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Tel.: 0391 / 5 67 01 Landes Sachsen-Anhalt Fax: 0391 / 5 67 47 22 Hasselbachstraße 4 E-Mail: [email protected] 39104 Magdeburg Internet: www.mw.sachsen-anhalt.de Abt. 3: Mittelstandspolitik, Innovation, Tou- rismus Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Tel.: 0391 / 5 67 01 des Landes Sachsen-Anhalt Fax: 0391 / 5 67 19 64 Ollenstedter Straße 4 E-Mail: [email protected] 39108 Magdeburg Internet: www.mlu.sachsen-anhalt.de Saale-Unstrut Tourismus e.V. Tel.: 03445 / 23 37 90 Grochlitzer Straße 55 Fax: 03445 / 23 37 98 06618 Naumburg/Saale E-Mail: [email protected] Internet: www.saale-unstrut-tourismus.de Tourismusverband Altmark e.V. Tel.: 039322 / 34 60 Marktstraße 13 Fax: 039322 / 4 32 33 39590 Tangermünde E-Mail: [email protected] Internet. www.altmarktourismus.de

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Tourismusverband Anhalt-Wittenberg e.V. Tel.: 0340 / 2 20 00 44 Albrechtstraße 48 Fax: 0340 / 2 40 03 34 06844 Dessau E-Mail: [email protected] Internet: www.anhalt-wittenberg.de Tourismusverband Sachsen-Anhalt e.V. Tel.: 0391 / 7 38 43 00 Große Diesdorfer Straße 12 Fax: 0391 / 7 38 43 02 39108 Magdeburg E-Mail: [email protected] Internet: www.tourismusverband-sachsen-anhalt.de Tourismusregion Wittenberg e.V. Tel.: 03491 / 40 26 10 Neustraße 13 Fax: 03491 / 40 58 57 06886 Lutherstadt Wittenberg E-Mail: E-Mail: [email protected] Internet: www.tourismusregion-wittenberg.de Verband der Campingplatzbetreiber Tel.: 0391 / 56 39 01 00 Sachsen-Anhalt e.V. Fax: 0391 / 56 39 01 01 Alemannstraße 12 39112 Magdeburg Sport-Fachverbände in Sachsen-Anhalt Fußball-Verband Sachsen-Anhalt e.V. Tel.: 0391 / 85 02 80 Friedrich-Ebert-Straße 66d Fax: 0391 / 8 50 28 99 39114 Magdeburg E-Mail: Internet: www.fsa-online.de Handball-Verband Sachsen-Anhalt e.V. Tel.: 0391 / 7 26 02 30 Rosengrund 7 Fax: 0391 / 7 26 02 31 39130 Magdeburg E-Mail: [email protected] Internet: www.hvsa.de Landesamateurboxverband Sachsen- Tel.: 0345 / 5 50 75 52 Anhalt e.V. Fax: 0345 / 5 50 75 52 Kreuzvorwerk 22 06120 Halle Landes-Eissportverband Tel.: 0345 / 8 05 80 27 Sachsen-Anhalt e.V. Eissporthalle Gimritzer Damm 1 06120 Halle Landeskanu-Verband Sachsen-Anhalt e.V. Tel.: 0391 / 2 42 24 80 Ebendorfer Chaussee 70 Fax: 0391 / 2 42 24 81 39128 Magdeburg Landesmotorsportfachverband Tel.: 0391 / 2 58 04 26 Sachsen-Anhalt e.V. Fax: 0391 / 2 58 33 44 Lübecker Str. 83 E-Mail: [email protected] 39124 Magdeburg Internet: www.lmfv.de Landesschwimmverband Tel.: 0345 / 1 36 50 50 Sachsen-Anhalt e.V. Fax: 0345 / 1 36 50 50 Robert-Koch-Straße 33 E-Mail: [email protected] 06110 Halle Internet: www.lsvsa.de Landesseesportverband Tel.: 0340 / 61 72 35 Sachsen-Anhalt e.V. Fax: 0340 / 61 72 35 Leopoldshafen 4 (See-SV) 06846 Dessau Landes-Seglerverband Tel.: 0391 / 2 56 01 17 Sachsen-Anhalt e.V. Fax: 0391 / 2 56 01 00 Thietmarstraße 18 E-Mail: [email protected] 39128 Magdeburg Internet: www.lsv-sa.de Landesverband Radsport Tel.: 0391 / 2 56 01 21 – 22 Sachsen-Anhalt e.V. Fax: 0391 / 2 56 01 32 Thietmarstraße 18 39128 Magdeburg

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Landesverband Reit- und Fahrvereine Tel.: 034956 / 2 29 65 Sachsen-Anhalt e.V. Fax: 034956 / 2 29 67 Parkstraße 13 E-Mail: [email protected] 06780 Prussendorf Landesverband Motorbootsport Tel.: 0340 / 8 50 50 76 Sachsen-Anhalt e.V. Fax: 0340 / 8 50 50 76 Ludwigshafener Str. 73 06842 Dessau Landeswanderbund Sachsen-Anhalt e.V. Tel.: 0391 / 4 01 77 78 Südstraße 6 Fax: 0391 / 4 01 77 78 39041 Magdeburg E-Mail: [email protected] Leichtathletik-Verband Tel.: 0345 / 5 40 50 51 Sachsen-Anhalt e.V. Fax: 0345 / 5 40 50 52 Döblauer Straße 65 E-Mail: [email protected] 06120 Halle Internet: www.lvsa.de Rodel- und Bobsportverband Sachsen- Tel.: 039452 / 8 69 19 Anhalt e.V. Fax: 039452 / 8 69 19 Am Großen Garten 1 38871 Ilsenburg Ruderverband Sachsen-Anhalt e.V. Tel.: 0391 / 5 43 85 13 Seilerweg 23 Fax: 0391 / 5 63 97 31 39114 Magdeburg E-Mail: [email protected] Internet: www.rusa.de Skiverband Sachsen-Anhalt – Sportver- Tel.: 039455 / 462 band für den Naturschutz Fax: 039455 / 58 99 16 Brockenstr. 5 E-Mail: [email protected] 38879 Schierke Internet: www.svsa.de Tennisverband Sachsen-Anhalt e.V. Tel.: 0391 / 6 23 91 10 Salzmannstraße 25 Fax: 0391 / 6 23 91 11 39112 Magdeburg E-Mail: [email protected] Internet: www.tvsa-tennis.de Landesverband Rollsport Tel.: 0345 / 7 70 14 45 Sachsen-Anhalt e.V. Grenobler Straße 7 06130 Halle

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Radwanderwege „Alte Salzstraße“ Tel.: 03461 / 40 10 15 LK Mersburg-Querfurt Fax: 03461 / 40 10 12 Domplatz 9 E-Mail: [email protected] 06217 Merseburg Internet: www.merseburg-querfurt.de Aller-Elbe-Radweg Tel.: 0391 / 73 87 90 Magdeburger Tourismusverband Fax: 0391 / 73 87 99 Elbe-Börde-Heide e.V. E-Mail: [email protected] Gerhart-Hauptmann-Str. 34 Internet: www.elberadweg.de 39108 Magdeburg Altmarkrundkurs Innovations- und Gründerzentrum Altmarkkreis Salzwedel Bahnhofstraße 6 Internet: www.altmarkrundkurs.de 29410 Salzwedel Elberadweg Tel.: 0391 / 73 87 90 Magdeburger Tourismusverband Fax: 0391 / 73 87 99 Elbe-Börde-Heide e.V. E-Mail: [email protected] Gerhart-Hauptmann-Str. 34 Internet: www.elberadweg.de 39108 Magdeburg Elsterradwanderweg Tel.: 03445 / 73 13 42 Burgenlandkreis Fax: 03445 / 73 11 05 Schönburger Straße 41 E-Mail: [email protected] 06618 Naumburg Internet: www.burgenlandkreis.de Europaradweg Tel.: 03925 / 98 12 62 Stadt Staßfurt Planungsamt Steinstraße 19 39418 Staßfurt Gartenreichtour Fürst-Franz Tel.: 0340 / 2 04 25 42 Stadt Dessau Fax: 0340 / 2 04 29 42 Amt für Kultur, Tourismus und Sport E-Mail: [email protected] Zerbster Straße 4 Internet: www.dessau.de 06844 Dessau Harzrundweg Tel.: 03946 / 9 64 10 Regionalverband Harz e.V. Fax: 03946 / 96 41 42 Hohe Straße 6 E-Mail: [email protected] 06484 Quedlinburg Internet: www.harzregion.de Muldental-Radwanderweg Tel.: 0340 / 2 20 00 44 Tourismusverband Anhalt-Wittenberg e.V. Fax: 0340 / 2 40 03 34 Albrechtstraße 48 E-Mail: [email protected] 06844 Dessau Internet: www.Muldental-Radwanderweg.de Radweg Saale-Harz Tel.: 03475 / 66 15 17 LK Mansfelder Land Fax: 03475 / 66 15 22 Amt für Wirtschaftsförderung, Regionalplanung E-Mail: [email protected] und Tourismus Internet: Lindenallee 56 06295 Lutherstadt Eisleben Saaleradwanderweg Tel.: 03445 / 75 03 09 LRA Burgenlandkreis Fax: 03445 / 75 02 35 AG Saaleradwanderweg E-Mail: [email protected] Postfach 1151 Internet: www.saale-radwanderweg.de 06601 Naumburg Unstrutradweg Tel.: 03445 / 73 13 42 Burgenlandkreis Fax: 03445 / 73 11 05 Schönburger Straße 41 E-Mail: [email protected] 06618 Naumburg Internet: www.burgenlandkreis.de

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Süddeutschland-Ostsee „R4“ Tel.: 03491 / 40 26 10 Radweg Berlin-Leipzig Fax: 03491 / 40 58 57 Regionaler Tourismusverband „Tourismusregion E-Mail: E-Mail: info@tourismusregion- Wittenberg e.V.“ wittenberg.de Neustraße 13 Internet: www.tourismusregion-wittenberg.de 06886Lutherstadt Wittenberg Sonstige Adressen Deutscher Alpenverein, Sektion Magdeburg Tel.: 03 91 / 5 63 96 19 Stendaler Straße 10 Fax:.: 03 91 / 5 44 35 97 Nebengebäude der W.-Rathenau-Schule E-Mail: [email protected] 39106 Magdeburg-Neustadt Deutscher Alpenverein Tel.: 039455 / 51546 Sektion Wernigerode e.V. Basislager Brocken Mühlenweg 38879 Schierke Ansprechpartner: Wolfgang Brandt Golfclub Magdeburg e.V. Tel.: 03 91 / 81 83 80 Herrenkrug 4 Fax.: 03 91 / 8 18 38 35 39114 Magdeburg Golfclub Schloss Meisdorf e.V. Tel.: 03 47 / 43-9 84 50 Petersberger Trift 33 Fax.: 03 47 / 43-9 84 99 06463 Meisdorf Luftsportverein Laucha e.V. Tel./Fax: 034462 / 20698 c/o Gerhard Kresse Tel. am Flugplatz 034462 / 20477 Dorfstraße 19 (Wochenende) 06636 Laucha E-Mail: [email protected] Internet: www.lszlaucha.de Sportservice-Büro Tel. 03943 / 626700 Am Eichberg 5b e-Mail: [email protected] 38855 Wernigerode

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Tourismus-Studien Sachsen-Anhalt

Weitere Tourismus-Studien Sachsen-Anhalts als konzeptionelle Grundlagen der Tourismuspolitik Sach- sen-Anhalts liegen bereits vor und können über www.lmg-sachsen-anhalt.de eingesehen und konsultiert werden:

1. Handbuch des Tourismus in Sachsen-Anhalt. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Harz. (2000). Zweite überarbeitete Auflage 2004 2. Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt. Denkmalpflegerisches und touristisches Ge- samtkonzept sowie infrastrukturelle Rahmenplanung. In Zusammenarbeit mit dem Kultusministeri- um Sachsen-Anhalt. 2001 3. Raumordnung und Tourismus in Sachsen-Anhalt. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt. 2001 4. Handbuch des Gesundheitstourismus in Sachsen-Anhalt. In Zusammenarbeit mit dem Heilbäder- und Kurorteverband Sachsen-Anhalt. 2001 5. Handbuch Blaues Band in Sachsen-Anhalt. 2001 6. Das Gartenreich Dessau-Wörlitz als Wirtschaftsfaktor. Grundlagen für eine Marketing-Konzeption. Hg.: Nord / LB Regionalwirtschaft. 2002 7. Touristisches Leitsystem in Sachsen-Anhalt. Handlungsempfehlungen für eine einheitliche landes- weite Beschilderung. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Bau und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt. 2002 8. Wirtschaftsfaktor Tourismus in Sachsen-Anhalt. Daten, Fakten, Zahlen. In Zusammenarbeit mit den Industrie- und Handelskammern Halle-Dessau und Magdeburg. 2002 9. Otto der Große, Magdeburg und Europa – Auf den Spuren Ottos des Großen. Die 27. Ausstellung des Europarates und Landesausstellung Sachsen-Anhalts im Kulturhistorischen Museum Magde- burg und die Tourismusprojekte des Landes Sachsen-Anhalt im Jahr 2001. In Zusammenarbeit mit dem Kulturhistorischen Museum Magdeburg und dem Kultusministerium des Landes Sachsen- Anhalt. 2002 10. Handbuch Kongress- und Tagungstourismus in Sachsen Anhalt. In Zusammenarbeit mit der Hoch- schule Harz. 2002 11. Tourismus für alle. - Handbuch barrierefreier Tourismus in Sachsen-Anhalt. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Gesundheit und Soziales und dem Allgemeinen Behindertenverband in Sach- sen-Anhalt e.V. (ABiSA). 2002 12. Handbuch Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Harz. 2002 13. Handbuch Industrietourismus in Sachsen-Anhalt. In Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt. 2003 14. Landurlaub Altmark – Handbuch für eine Reiseregion in Sachsen-Anhalt. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt. 2003 15. Handbuch Kinder-, Jugend- und Familientourismus in Sachsen-Anhalt. In Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium und dem Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen- Anhalt. 2004 16. Handbuch Sport und Tourismus in Sachsen-Anhalt. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt. 2004 Impressum

Herausgeber Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt Ministerium für Gesundheit und Soziales in Sachsen-Anhalt Hochschule Harz, Bereich Tourismuswirtschaft

Autoren Prof. Dr. Axel Dreyer, Professor für Tourismuswirtschaft und Honorarprofessor für Sportmanagement, Harzer Hochschulgruppe an der Hochschule Harz e.V., Wernigerode

Prof. Dr. Walter Freyer, Lehrstuhl für Tourismuswirtschaft, Technische Universität Dresden

Wissenschaftliche Mitarbeit Sven Groß, Michaela Naumann, Lehrstuhl für Tourismuswirtschaft, Technische Universität Dresden

Redaktion Dr. Christian Antz Ministerium für Wirtschaftund Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt, Referat Tourismus

Stand 31.12.2003

Umschlagfoto Landesmarketing Sachsen-Anhalt GmbH

Layout ITD-Verlag, Hamburg

Druck und Verlag Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG, Gewerbering West 27, 39240 Calbe

ISBN 3-935971-16-8

Diese Broschüre darf nicht zur Wahlwerbung in Wahlkämpfen verwendet werden. Handbuch Sport und Tourismus in Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt i n s To u r i s m u u n d S p o r t H a n d b u c h

Ministerium für Wirtschaft und Arbeit Ministerium für Wirtschaft und Arbeit ISBN 3-935971-16-8