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– ein Gang durch das historische Zentrum

Von Claudia Fräss-Ehrfeld und Franz Jochum

Ziel: Oberdrauburg, Marktgemeinde Oberdrauburg, Pol. Bez. Sehenswürdigkeiten: Marktplatz, Bürgerhäuser, Pfarrkirche Hll. Oswald und Florian, Nepomuk- stöckl, Schröttelhof, Museum Anreise von : Mit dem Pkw auf der Autobahn zunächst bis nach Spittal an Drau fahren, dann den Schildern Richtung // folgen und schließlich die Ausfahrt Lendorf nehmen. Danach fährt man weiter auf der B100 bis nach Oberdrauburg. Der Ort ist auch mit der Bahn erreichbar. Ausgangspunkt: Marktplatz Schwierigkeitsgrad: Der beschriebene Gang durch den Ort kann ohne größere Anstrengungen bewältigt werden.

Ausgehend vom Marktplatz aus dem 18. Jahrhundert führt der Spaziergang durch 700 Jahre Siedlungsgeschichte. Auf dem Markt- platz sind das Haus der Postmeister („Gast- hof zur Post“ – bekannte Postmeisterfamilien waren die Umfahrer und Pichler), das Rathaus, das Stainern Haus, Linder mit seinem gotischen Kern und Egger (Café Egger, das Geburtshaus von Georg Egger, Vater von Albin Egger-Lienz) Zeugen einer langen Geschichte und Spiegel der Archi- „Gasthof zur Post“ in Oberdrauburg tektur bis in die Gegenwart. Foto: Christine Schnedlitz

Weiter durch die Kirchgasse: Ihre Revitalisierung in Verbindung mit neuen Funktionen gilt als ein Muster für die gelungene Erneuerung des alten Handwerkerviertels. Die dominante Pfarrkirche Hll. Oswald und Florian (Bau des 19. Jh.s auf Resten romanischer und gotischer Vorgängerbauten, mit einer interessanten Deckenmalerei von Christoph Brandstätter d. Ä. von 1809) liegt am Fuße des Burgforstes mit seinen vier Burgstellen.

Pfarrkirche Hll. Oswald und Florian in Oberdrauburg Innenraum der Pfarrkirche Hll. Oswald und Florian in Foto: Christine Schnedlitz Oberdrauburg Foto: Christine Schnedlitz

Zusammen mit der Volksschule – ein Werk des Oberdrauburger Architekten Prof. Dr. Franz Pichler von 1895/96 – bildet sie die geistige Mitte des Ortes.

Newsletter Nr. 9/2015 © Geschichtsverein für Kärnten

Gewölbemalerei von Christoph Brandstätter in der Pfarrkirche von Oberdrauburg Foto: Christine Schnedlitz

Vorbei an weiteren Attraktionen wie den Häusern der Familie Moser mit Garten und Marhof und der freigelegten barocken Fassung des Lubhauses führt der Weg weiter zum Gut Schröttelhof am Fuße der Hohenburg am Rosenberg. Ab 1729 Sitz der Freiherren von Sternbach (damals Inhaber der Herrschaft Hohenburg), ging das Gut im 19. Jh. an Anton Pichler, Postmeister in Oberdrauburg. Heute ist der Reiterhof in vorzüglicher Pflege der

Schröttelhof in Oberdrauburg Foto: Christine Schnedlitz Familie Pichler.

Unterhalb des Hofes wurde mit der Universität Innsbruck eine römische Straßenstation freigelegt; die Funde wurden wissenschaftlich bearbeitet. Die Römerstraße von Oberitalien über den Plöckenpass traf im Raum Oberdrauburg auf den Flussweg entlang der Drau, der Richtung Osten bis Pannonien führte, Richtung Westen durch das Pustertal die Brenner-Route erreichte. Die Funde bei den Ausgrabungen (1997–2001) auf dem Schröttelhofer Feld im Westen von Oberdrauburg liefern den Beweis für eine Besiedlung des Platzes ab der Mitte des 1. Jh.s v. Chr. bis in die Spätantike, erbrachten aber auch Hinweise auf eine eisenzeitliche Siedlung. In der römischen Antike lag Oberdrauburg im Stadtgebiet von Teurnia.

Ein Rundblick von der Reitern in der Nähe des Friedhofes zeigt uns einerseits den Rabantberg mit den Höhlen-Siedlungsspuren aus der Zeit von 400 v. Chr. bis 1200 n. Chr., andererseits

Newsletter Nr. 9/2015 © Geschichtsverein für Kärnten die alte Herrschaft der Flaschberger mit dem restaurierten Bergfried der Burg und der Eigenkirche der Flaschberger, St. Georg zu Ötting, am gegenüberliegenden Ufer der Drau.

Durch den Ortsteil Dornach erreicht man die Westeinfahrt Oberdrauburgs mit dem Nepomuk- stöckl, einer barocken Kapelle auf einem go- tischen Vorgängerbau. Die Wiederherstellung der Urfassung ist derzeit in Vorbereitung.

Der Spaziergang durch die Marktstraße mit ihren Bürgerhäusern zeugt von Maut und Märkten, Handel und Wohlstand: Haus Mörtl (einstiges landschaftliches Mauthaus) – Gasthaus Nieder- müller-Pontiller (seit 1802 in Familienbesitz; Pontiller-Drauflotte) – Amtshaus (ehemals landes- fürstliches Mauthaus) – Lengauerhaus (16. Jh., einst Sitz der Mauteinnehmer, darunter Fromiller; Geburtshaus des Barockmalers J. F. Fromiller) – Haus Manhart (Kaufmannsfamilie) – alte Burg (Verwaltungssitz Ortenburg, Porcia) u. a. Im alten Umfahrerhaus befindet sich das Museum von Oberdrauburg.

Abb. links: Nepomukstöckl in Oberdrauburg Foto: Christine Schnedlitz

Das Lengauerhaus (Niedermüller-Pontiller) ist ein Musterbeispiel für die umfassenden Ansätze der Restaurierung und Revitalisierung des historischen Zentrums der Marktgemeinde Oberdrauburg. Es ist von seiner geschichtlichen Funktion und seiner Architektur her das dominante Gebäude in der unteren Marktstraße. Der Bau aus dem 16. Jahrhundert, am alten Kreuzungspunkt der Drautalstraße mit der Plöckenstraße gelegen, war Sitz der Mauteinnehmer, der Mautpächter und der Gegenschreiber bis zur Auflassung der Mauten im Jahre 1766. Bekannte Namen wie Aschauer, Engenlander (verwandt mit den Fleck von Penk und den Graben von Stein) werden genannt.

Fassadendetail des Lengauer- Lengauerhaus in Oberdrauburg hauses Foto: Franz Jochum Foto: Franz Jochum

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Das Haus gilt als Geburtshaus von Josef Ferdinand Fromiller, dem bekannten Kärntner Barockmaler, dessen Vater Benedikt Fromiller Mautpächter zu Oberdrauburg war. Zwei Fresken Fromillers befinden sich am angrenzenden sogenannten Amtshaus (K. k. Bankal- und Mauthaus, 1751). Später wurde das Gebäude bäuerlich genützt und war als Gasthof „Weißes Rössl“ bekannt. Nach Auflassung der Landwirtschaft stand das Haus größtenteils leer und war unmittelbar vom Verfall bedroht. Im Rahmen der Maßnahmen zur Revitalisierung des historischen Zentrums wurde das Lengauerhaus einer umfassenden Betreuung unterzogen. In Zusammenarbeit von Bundesdenkmalamt, dem örtlichen Restaurator Robert Smoley, der Oberdrauburger Althausrevitalisierungs Ges. b. R. und dem Eigentümer Hans Stephan Niedermüller wurde nach genauen Analysen ein umfassendes Gestaltungs- und Nutzungskonzept erstellt. Wesentliche Grundlage bildete die Diplomarbeit von Christof Lösch aus dem Jahre 2014. Neben der Wiederherstellung der Urfassung auf höchstem Niveau wurde auf eine entsprechende Nutzung hohes Augenmerk gelegt. Im ersten Obergeschoß entstehen drei Wohneinheiten. Teile des Erdgeschoßes mit einem großen Gewölbeanteil wurden vom Restauratorenbetrieb Robert Smoley als Büro und Werkstätte gekauft; hier entstanden zehn Arbeitsplätze. Insgesamt ist das Lengauerhaus ein Glanzstück der Oberdrauburger Bemühungen um die Erhaltung der historischen Bausubstanz und einer zeitgemäßen Nutzung.

Zur Geschichte

Archäologische Grabungen weisen auf mehr als 2000 Jahre Siedlungstätigkeit im Raum Oberdrauburg. Auf dem Schröttelhofer Feld (nordwestlich von Oberdrauburg) fanden sich Spuren einer römerzeitlichen Siedlung. Der Burgenkranz um den Ort – Hohenburg, Flaschberg, Stein und Schellenstein – zeugt von der Bedeutung der Gegend im Mittelalter, die im Herrschaftsbereich der Grafen von Görz, dann der Ortenburger und deren Erben lag. Begünstigt durch seine Lage am Schnittpunkt des Drautales mit dem Nord–Süd-Übergang über den Plöckenpass war der Ort über viele Jahrhunderte ein wichtiger Platz für Handel und Gewerbe sowie Maut- und Zollabgaben. Hier gab es vom 16. bis ins 18. Jahrhundert sowohl eine Mautstelle der Kärntner Landstände als auch eine des Landesfürsten; beide Mauthäuser sind erhalten. Neben einem Wochenmarkt wurden zwei Jahrmärkte abgehalten, von denen der am Florianitag (4. Mai) bis heute existiert. Der Wohlstand spiegelt sich in der Qualität der Häuser und der Architektur des historischen Ortszentrums wider. Kriegerische Ereignisse, Feuersbrünste und Hochwasserkatastrophen haben dem Markt zugesetzt, der Kern der Häuser (Stein) blieb aber größtenteils erhalten. Wird für das Frühe Mittelalter eine Siedlung am Burgforst vermutet, so begann im 13. Jahrhundert deren Verlegung ins Tal auf den heutigen Standort. Neben der Talburg (Traburch) entstand eine typische Straßensiedlung des 13.–14. Jahrhunderts – 1240 erste urkundliche Erwähnung Oberdrauburgs, 1325 Marktrecht. Eine Blütezeit erlebten die Bürger im 15. und 16. Jahrhundert. Damals wurde der ursprünglich romanische Kirchenbau abgetragen und durch eine gotische Anlage ersetzt. Ebenfalls in diese Zeit fallen auch der Umbau der Talburg und die Errichtung der Häuser im Zentrum. Eine hochwertige Bauweise in Stein mit Gewölben im Erdgeschoß und teilweise im Obergeschoß hat dafür gesorgt, dass auch nach den Großbränden 1747 und 1870 der Mauerbestand intakt geblieben ist und die Häuser rasch wieder genutzt werden konnten. Im 18. Jahrhundert wurde der Marktplatz angelegt, auch sind viele Fassaden barockisiert worden. 1751 (vier Jahre nach dem ersten Brand) zeigte die Existenz von 69 Handwerks- und Gewerbebetrieben ein lebendiges Wirtschaftsleben.

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Bedingt durch das enge Flächenangebot (im Norden der Burgforst, im Süden die Drau) hat sich an der Marktstraße eine typische und heute noch vorhandene Baukultur entwickelt. Sämtliche Wirtschaftsbereiche wurden durch gewölbte (teils gotische Elemente) Durchgänge/Laben durch das Haupthaus erschlossen und prägen heute noch alle Häuser im Zentrum. Neben Handel und Gewerbe spielte auch die Landwirtschaft eine wichtige Rolle.

Ein Großteil der mit der bäuerlichen Tätigkeit zusammenhängenden Bau- ten ist in anderer Funktion – teilweise leer stehend – bis heute Bestandteil der Gesamtarchitektur. Beispiele: Kremser Stadl, Leitner Stadl, Kircher Stadl, Lengauer Stadl, Stern Stadl, Rainer Stadl, Post Stadl 1 und 2, Glanzer Stadl, Funder Stadl, Manhart Stadl (heute Hackgutlager für Fern- wärme Oberdrauburg). Alle zeigen die ursprüngliche Bauweise, und die

Stadl in Oberdrauburg Foto: Christine Schnedlitz Ziegelfenster und sind erhaltenswert.

Literatur/Weiterführende Hinweise:

Kordula Gostenčnik, Oberdrauburg – eine archäologische Spurensuche, in: Bulletin des Geschichtsvereines für Kärnten, 2. Halbjahr 2014, S. 10–16. Franz Jochum, Oberdrauburg. Vorzeigeprojekt: revitalisierter historischer Markt, in: Bulletin des Geschichtsvereines für Kärnten 2. Halbjahr 2014, S. 7–9.

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