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Relikte aus einer Blütezeit der Kärntner Montanwirtschaft und Kirchen als Glaubensorte konfessionellen Bekennens Eisentratten – Leoben – Kremsbrücke – Innerkrems Werner Drobesch Ziel: Eisentratten, Kremsbrücke, Leoben, Innerkrems, Gemeinde Krems (im Liesertal), Pol. Bez. Spittal an der Drau Anfahrt: Aus allen Richtungen bis zum Knoten Spittal, dort auf die A10 in Richtung Gmünd/ Katschberg, dann Ausfahrt 130-Gmünd nehmen, nach ca. 1 km beim Kreisverkehr zweite Ausfahrt in Richtung Trefflinger Landesstraße und beim nächsten Kreisverkehr erste Ausfahrt auf die B99 (Katschberg Straße) in Richtung Gmünd. Danach – Gmünd durchfahrend – 4,3 km weiter auf der B99 in Richtung Eisentratten. Von Eisentratten aus geht die Fahrt auf der B99 der Lieser entlang weiter nach Kremsbrücke, wo auf die L19 in Richtung Innerkrems abzubiegen ist. In Innerkrems besteht die Möglichkeit entweder zu stoppen und von hier aus die Rückfahrt über dieselbe Strecke anzutreten oder die Fahrt über die Nockalmstraße (gebührenpflichtig) in Richtung Ebene Reichenau fortzusetzen. Sehenswürdigkeiten: Hochofen Eisentratten, „Türggenhaus“ Eisentratten, evangelische Kirche Eisentratten, Florianikapelle und „Friedenskirche“ Eisentratten, Pfarrkirche St. Johann vom Nepomuk in Leoben, Pfarrkirche Maria Trost in Kremsbrücke, Filialkirche St. Nikolai in Kremsbrücke, Knappenkirche St. Andreas in Innerkrems Die Eisengewinnung als Basis der lokalen Wirtschaft Kärnten war bis ins ausgehende 19. Jahrhundert ein Land des Bergbaus. Eine der Bergbauregionen war das Liesertal. Die Wurzeln reichen bis ins 11./12. Jahrhundert zurück. In dieser Zeit dürften die ersten Kleinbergbaue entstanden sein. Gesucht wurde nach Gold, Silber, Arsenik, Blei und Eisenerz. Bei Letzterem wurde man fündig. Für fast 500 Jahre wurden der Eisenerzabbau und die Verarbeitung zu einer wichtigen Lebensbasis der Bevölkerung des Tales. Die grundherrschaftlichen Rechte über das Liesertal hatte – wie auch die kirchliche Oberhoheit – der Erzbischof von Salzburg inne. Administratives Zentrum war das 1346 zur Stadt erhobene Gmünd, wo sich die wichtigste erzbischöfliche Maut an der „Unteren Straße“ befand. Der Besitz der Stadt war gleichbedeutend mit der Kontrolle des Nord-Süd-Handels über die Katschbergstraße. Doch nicht nur der Handel war für das Erzbistum eine ertragreiche Finanzquelle. Bald erkannte der Salzburger Erzbischof, der auch Inhaber von Gruben in der Haupteisenwurzen um Hüttenberg war, den ökonomischen Wert der Liesertaler Eisen- erzvorkommen. Seit Anfang des 14. Jahrhunderts festigte er sich den Zugriff auf diese. Nun setzten erste intensivere erzbauliche Aktivitäten ein. Noch handelte es sich aber um keine großen Betriebsstätten. Es waren kleinstbetriebliche „Bauerngewerken“ (Kremsberg, Burgstallberg), die die auf ihrem Boden befindlichen Erzadern nutzten. Mit einfachen Gewinnungs- und Verarbeitungsmethoden förderten und schmolzen sie die geschürften Erze selbst aus. Das noch in primitiven Windöfen geschmolzene Eisenerz erbrachte nur geringe Mengen an schlackenartigen Eisenklumpen. Die „Bauerngewerken“ waren nicht die Einzigen, die nach Eisenerzen schürften. Neben ihnen besaßen auch aus Gmünd stammende Bürger Bergrechte, die sich als Kleinunternehmer mit dem Abbau und der Verhüttung beschäftigten. Zu den tüchtigsten zählten die beiden Gmünder Bürger Jakob und Ulrich am Knie, deren Beiname „am Knie“ sich bis in die Gegenwart im gleichnamigen Flurnamen „Am Knie“ (am Fuße des Stubennocks) erhalten hat. Hier wurden die ersten größeren Stollen geschlagen und die gewonnenen Erze mittels Sackzügen ins Tal gebracht, dort verladen und talauswärts transportiert. Dazu griffen sie auf Fachpersonal, das aus Oberbayern (Traunstein und Ruhpolding) kam, zurück. Als Hammerschmiede verfügten diese über das entsprechende Know-how. Newsletter Nr. 7/2017 © Geschichtsverein für Kärnten Ende des 15. Jahrhunderts kriselte es erstmals im Eisenerzbergbau in der Krems. Unter den Rahmenbedingungen des aufkommenden Frühkapitalismus und der politischen Wirren verringerte sich in den folgenden Jahrzehnten die Zahl der „Bauern-“ und Kleingewerken. Bis 1580 waren sie verschwunden. Hand in Hand damit ging eine Professionalisierung des Bergbaus durch den Salzburger Erzbischof, der bei der Vergabe der Rechte am Bergbau kapitalkräftigere Gewerke favorisierte, einher. 1538 trat an die Stelle der Kleingewerken ein Gewerkenkonsortium, dem u. a. die kaiserlichen und erzbischöflichen Räte Johann Zott von Perneck und Christoph Khevenhüller angehörten. Dieses startete einen Neubeginn und begann mit dem systematischen Abbau von Eisenerz. In der Krems, in der Nöring, in Koschach, am Maltaberg sowie im Leoben- und Radlgraben wurden neue Stollen geschlagen. In Kremsbrücke und Eisentratten wurden moderne Floßöfen errichtet. Mit dem kapitalintensiven Großbetrieb begann eine neue Ära. In den folgenden Jahrzehnten wechselten die Anteile an den Eisenwerken häufig. Die wichtigsten Anteilhaber waren Christoph Pflügel, Hauptmann der Herrschaft Gmünd, und Christoph Khevenhüller. Ökonomische Tüchtigkeit zeichnete beide aus. 1555 bestellten sie Jakob Türk (auch: Türgg), einer Villacher Bürgerfamilie entstammend, die sich seit dem 14. Jahrhundert im Montanwesen engagiert hatte, zum Verwalter. Dieser erwarb schließlich die Eisenwerke zur Gänze und baute diese aus. Ausdruck seines wirtschaftlichen Geschicks und – damit verbunden – seines gesellschaftlichen Aufstiegs waren die Nobilitierung und der Bau eines Edelmannsitzes in Eisentratten (heute: „Türggenhaus“). 1596 gelangten die Floßöfen, sowie die Eisen- und Hammerwerke in Eisentratten und im Radlgraben wieder in den Besitz der Familie Khevenhüller. Moritz Christoph Khevenhüller kaufte diese von Lucrezia Türk, Witwe nach Jakob Türk, zurück. Aufgrund wirtschaftlicher Probleme musste dessen Sohn und Erbe den Komplex seinem Onkel Bartlmä übergeben. Dieser setzte auf Innovation und intensivierte sowohl den Eisenerzabbau als auch die Verarbeitung. Die Ausweitung der Produktion machte erstmals den Mangel an Holz evident. Nach Bartlmäs Tod 1613 übernahm sein Sohn Hans Khevenhüller den umfangreichen Besitz. Zu diesem zählte neben den Montanbetrieben in Stockenboi, Feistritz (im Drautal) und Kreuzen auch der Liesertaler Bergwerkskomplex. Dieser umfasste zum Zeitpunkt der Übernahme u. a. ein Eisenwerk in der Krems, einen Blähofen mit Röstofen, Kohlbarren und Pochhammer in Kremsbrücke sowie des Weiteren einen Pochhammer und Blähofen in Eisentratten. Hinzu kamen ausgedehnte Waldungen (Leobenegger Wald, Wälder in der Radl, im Leobengraben und in der Krems). Als bekennender Protestant musste Hans Khevenhüller im Gefolge des „Adelsaus- weisungspatentes“ Ferdinands II. (1628) Kärnten verlassen. Die Gunst des Augenblicks nutzte 1629 der Villacher Kaufmann Martin Widmann zum Erwerb der Khevenhüllerschen Besitzungen, um in der Folge den Eisenerzabbau zu intensivieren. 1648 beschäftigte sein Unternehmen in der Krems 159 Personen. Der Eisenbergbau und die Produktion boomten. Das lag u. a. darin begründet, dass, einem Visitationsbericht aus dem Jahre 1648 zufolge, die Ressourcen exzessiv ausgebeutet wurden. Nach fast dreijährigen Verhandlungen verkaufte Widmann den Kremser Bergbau samt den zugehörigen Betrieben an Katharina Gräfin von Lodron, einer Verwandten des Salzburger Erzbischofs Paris Lodron, der das für den Kauf notwendige Kapital zur Verfügung stellte. Die Lodron, seit 1639 Inhaber der Herrschaft und der Stadt Gmünd, hatten sich damit endgültig im Tal wirtschaftlich etabliert, und zwar nicht nur als Grundherren, sondern auch als Industrielle. Für Jahrzehnte blieben die Lodron Inhaber des Montankomplexes. Wie ihre Vorgänger waren sie interessiert, die Produktion zu steigern, wobei die landesfürstlichen Handelsrestriktionen dieses Ansinnen erschwerten. Der Absatzmarkt blieb auf die Handelsroute über Villach – Tarvis/Tarvisio nach Italien, Krain, die Windische Mark und die Levante beschränkt. Angesichts der steigenden Nachfrage nach Eisen setzte sich ungeachtet der Einschränkung der Absatzmärkte zunächst noch die Aufschwungphase fort. An vielen Stellen im Tal entstanden Kohlenmeiler. Holzkohle war ein wichtiges Produkt für die Befeuerung der Floßöfen. Von Newsletter Nr. 7/2017 © Geschichtsverein für Kärnten diesem Umstand profitierten die Bauern im Nebengewerbe. Ab den späten 1730er Jahren zeigten sich Krisensymptome. Im Vergleich zu 1713 hatte sich 1738 die Erzförderung von 8.993 Fuder auf 4.378 Fuder nahezu halbiert, andererseits waren die Produktionskosten um das Dreifache gestiegen. Und man reagierte darauf. Erste Stollen wurden geschlossen, weil diese kein Erz mehr lieferten. Auch stellte man ab der Mitte des 18. Jahrhunderts die Produktion von der traditionellen Floßenproduktion auf die Erzeugung von dünnen Eisen- scheiben („Blattln“) um. Damit konnte der wirtschaftliche Abstieg noch einmal gestoppt werden. Doch die mangelnde Konkurrenzfähigkeit wurde immer offensichtlicher. So erreichte der Ofen in Kremsbrücke im Vergleich etwa zum Treibacher Ofen der Grafen Egger kaum ein Viertel von dessen Jahresleistung. Die Aufhebung der Roheisen- (1782) und der Waldwidmungen (1783), die Einführung der Stein- an Stelle der Holzkohle als Brennstoff sowie die bahnbrechenden technischen Innovationen schufen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gänzlich neue Rahmen- bedingungen, die die Produktion mehr und mehr erschwerten. Die Grafen Lodron versuchten alles, um ihren Produktionsstätten ein Überleben zu sichern. So wurde u. a. das nicht mehr zeitgemäße Schmelzwerk in Eisentratten aufgelassen und an seiner Stelle 1861 ein