UID Jg. 15 1961 Nr. 20, Union in Deutschland
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Z 6796 C BONN . 18. MAI 1961 NR. 20 • 15. JAHRGANG UNIONinlZ&ctschlanpL INFORMATIONSDIENST der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union SPD-Politik unglaubwürdig Bundeskanzler Dr. Adenauer zum „Regierungsprogramm" und der Aussenpolirik der SPD Bundeskanzler Dr. Adenauer sprach unmittelbar nach Beendigung seines drei Monate ein Programm verkünden /^Trlaubs am 14. Mai 1961 vor der Jungen Union in Nürnberg. In seiner Rede, kann, den Appell in Hannover gemacht. aie weithin Beachtung fand, zeigte er die Unglaubwürdigkeit der SPD-Politik Gerade diesen Appell muß man sich sehr genau besehen. Es ist einfach nicht wahr, auf, die auch durch noch so viel taktische Erklärungen nicht vertrauens- daß die Sozialdemokratie in ihren Be- würdiger wird. schlüssen in Hannover ihren außenpoli- tischen Standpunkt geändert hat, das ist nicht richtig. Der Bundeskanzler beschäftigte sich im Die SPD hat ihn also damit beauftragt, Rahmen seiner Rede auch mit dem soge- der deutschen Öffentlichkeit dieses Pro- nannten „Regierungsprogramm", das die gramm vorzutragen und zu sagen, es sei Ehrlich währt am längsten SPD der Öffentlichkeit unlängst vorge- durchführbar. Die SPD ist der Ansicht, Die NATO ist ein Verteidigungsbünd- legt hat und von dem sie erklärte, seine daß es Wähler in Deutschland gibt, die nis. Die NATO will den Gegner, den Finanzierung sei gesichert. Die SPD hat sagen, den Worten des Generaldirektors kommunistischen Block, dadurch vor mit dieser Erklärung kaum Glauben einer Lebensversicherungsgesellschaft der einem Angriff abschrecken, daß sie sich gefunden. Bundeskanzler Adenauer sagte alle Risiken genau kalkulieren muß, kön- als die stärkere ausweist und daß einem dazu in Nürnberg u. a.: nen wir doch wohl glauben. etwaigen Angreifer klar wird: Ein An- „Die Wahltaktik der SPD ist im Wer so denken würde, der würde sich griff auf die NATO hat seinen eigenen Grunde genommen ganz einfach. Zunächst wirklich fundamental irren. Ich bin über- Untergang zur Folge. Das ist, in wenigen sucht sie den deutschen Wähler von der zeugt davon, daß Herr Möller in seinem Worten gesagt, der Sinn der heutigen Außenpolitik abzulenken und seine Auf- Geschäft sehr genau die Risiken einkal- Mächtegruppierungen in der Welt, ihrer merksamkeit hinzuführen auf eine un- kuliert und sehr genau rechnet. Aber Aufrüstungen und auch der Aufrüstung endliche Summe von Versprechungen, ebenso bin ich überzeugt davon, daß er, mit nuklearen Waffen. was jeder bekommt, bis hin zum Fern- wenn er Wahlversprechen der SPD vor- Was haben nun in Hannover führende sehapparat. Das ist ihre Wahltaktik. trägt und wenn diese Wahlversprechen Leute der Sozialdemokraten zu dem stau- dann finanziell von ihm geprüft werden, nenswerten Beschluß, der dort gefaßt Teuere Zeche nicht die Sorgfalt — ich drücke mich sehr worden ist, gesagt? Zunächst hat Herr gewählt geradezu aus — und nicht die Ollenhauer gesprochen, und ich schließe Lassen Sie mich zunächst einige Aus- Vorsichtigkeit anwendet, die er in seinem mich dem Worte an, das Kollege Stück- hrungen über das machen, was die Geschäft der Lebensversicherung anwen- len gesagt hat: Ehrlich währt am läng- SPD alles verspricht, was sie auf dem det. Das hat eine Nachprüfung, die von sten. Denn Herr Ollenhauer ist da auch Gebiet der Innenpolitik alles durchfüh- den zuständigen Bund'esministerien vor- wieder ehrlich gewesen. Er hat nämlich ren will. Alles, was sie da angeführt genommen worden ist, sehr schnell er- erklärt, daß die Haltung der Sozialdemo- hat, kostet Geld, kostet viel Geld. Be- geben. Die ganze Zeche, die die Sozial- kratie gegen die nuklearen Waffen die lastet werden der Bund, die Länder und demokraten vorgeschlagen und als ihr gleiche bleibt wie bisher, daß die deut- die Gemeinden. Ihre Versprechungen be- Wahlprogramm bezeichnet haben, würde schen NATO-Truppen nicht mit nuklea- dingen weiter eine Änderung des Grund- allein für den Bund — die Länder und ren Waffen ausgerüstet werden dürfen. gesetzes, wozu zwei Drittel der Stimmen Gemeinden sind noch nicht darin einbe- Herrn Carlo Schmid — ich kenne ihn im Bundestag nötig sind; nun, daran griffen — ein Mehr von über 10 Milliar- schon von dem Parlamentarischen Rat stört sie sich einstweilen nicht, sie meint, den DM verlangen. her, ein kluger Mann — war nun doch das würde sich alles schon finden. nicht so wohl bei der Sache, als er jetzt Die finanzielle Möglichkeit zur Erfül- Haltung unverändert in Hannover ein sacrificium intellectus lung der Versprechungen wird von ihr — ein Opfer seines Intellekts — bringen behauptet. Sie fügt hinzu, sie hätte sich Bundeskanzler Dr. Adenauer charak- und sich wie Herr Ollenhauer so ganz selbstverständlich darüber Gedanken ge- terisierte in seiner Rede auch die Hal- rund und klar gegen alle nuklearen Waf- macht. Sie hat eines ihrer hervorragend- tung der SPD die Fragen der Verteidi- fen aussprechen sollte; das hat er nicht sten Mitglieder, den Generaldirektor gung,- er sagte u. a. dazu: getan. Aber er hat etwas getan, was Alex Möller, beauftragt, das der deut- „Was glauben nun die Sozialdemokra- nach meiner Meinung geradezu peinlich schen Öffentlichkeit klarzumachen. Er ten tun zu müssen, um ihre Haltung in ist. Er hat erklärt, gegenüber einem mit kommt zu dem Ergebnis, daß mit Steuer- den vergangenen zwölf Jahren auf au- nuklearen Waffen ausgerüsteteten Geg- änderungen und infolge der guten Wirt- ßenpolitischem Gebiet auszumerzen? Nach ner müßten auch die NATO-Truppen mit schaftslage und der dadurch herbeige- langer Vorarbeit haben sie zunächst ein nuklearen Waffen versehen werden — führten Steuermehreinnahmen die Mehr- neues Programm gemacht und in Godes- nur nicht die deutschen Truppen! Das be- ausgaben, die der sozialdemokratische berg verkündet. In diesem Programm ist deutet — und ich gebrauche das Wort, Vorschlag zur Folge haben wird, sich von einer Änderung ihrer außenpoliti- das ich jetzt sage, sehr überlegt — eine decken. Er sagt, es handelt sich im gan- schen Haltung noch keine Rede. Dann glatte Kapitulation vor der Sowjetunion zen um etwa 3,5 Milliarden DM. haben sie, da man wirklich nicht alle Fortsetzung Seite 2 SPD-Politik unglaubwürdig Die Arbeit des Bundestages Fortsetzung von Seite 1 den und Freiheit für uns erhalten wer- und nichts anderes. Können Sie sich vor- den können. Glauben Sie nun, daß auch das freie Der Bundestag hat am 3. Mai 1961 das stellen, daß z. B. die Vereinigten Staaten Steueränderungsgesetz 1961 verabschiedet. ihre Truppen hier in Deutschland in der Ausland zu einer sozialdemokratischen Regierung Vertrauen haben würde, wenn Dieses wichtige Gesetz hat wiederum eine NATO sich verteidigen lassen würden, Verbesserung der Einkommensverhält- wenn die deutschen Truppen keine nukle- Männer, die etwas Derartiges sagen, was aren Waffen haben? Das ist völlig ausge- in Hannover gesagt worden ist, und was nisse auf breiter Ebene gebracht, wobei schlossen! Die deutschen Truppen bilden in den Wahlversammlungen der SPD sich die CDU/CSU besonders von dem in dem NATO-Schild, der Westeuropa eine große Rolle spielt, die Entscheidung Gedanken der Sicherung des Alters auf und somit auch Amerika gegenüber der Bundespolitik in die Hände bekom- freiwilliger Basis leiten ließ. Ferner sol- einem Angriff der Sowjetunion schützen men? len durch das Gesetz der Familienbetrieb soll, mit den amerikanischen Truppen und der Mittelstand gefördert werden. die Kernstücke der gesamten NATO- SPD verdient kein Vertrauen Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt war Armee. Wenn das eine Kernstück, die die Verbesserung der Vermögensbildung. deutsche Armee, nicht gleichwertig be- Sie werden vielleicht, das, was ich Insgesamt entlastet das neue Gesetz den waffnet den sowjetischen Truppen ge- eben über Ollenhauer und Herrn Carlo Steuerzahler um insgesamt 1,5 Mrd. DM. genübertreten kann, dann ist das Ganze Schmid gesagt habe, für etwas übertrie- Damit beträgt die Summe aller steuer- erledigt. Ein derartiges Wort ist eine ben angesehen haben. lichen Entlastungen seit 1957 insgesamt glatte Kapitulation vor der Sowjetunion. In Hannover hat Ollenhauer am 22. No- 4,1 Mrd. DM. Seit 1949 hat die CDU/CSU vember 1960 gesagt: durch ihre Gesetzgebungsarbeit den Wer aber auf deutscher Seite dazu ,Im Hinblick auf die Einbeziehung der Steuerzahler um insgesamt rd. 16 Mrd. übergeht zu sagen, die deutschen Trup- DM entlastet. pen in der NATO-Armee brauchen und Bundesrepublik in das atomare Wett- dürfen keine nuklearen Waffen haben, rüsten durch die atomare Aufrüstung der Im einzelnen bringt das Steuerände- obgleich der Russe sie hat, der sagt da- Bundeswehr steht die SPD unverändert rungsgesetz 1961 folgende Verbesserun- aui dem Boden des Beschlusses unseres gen: Grundsatzprogramms von Godesberg. Dort heißt es: Die Bundesrepublik darl 1. Bei der Einkommensteuer wird ein,. nukleare und andere Massenvernich- beachtliche Senkung der Steuerlast durch SPD - von Fall zu Fall tungsmittel weder herstellen noch ver- die Erhöhung des Kinderfreibetrags von Stellv. SPD-Vorsitzender Herbert wenden. Es gibt' — so fährt er fort — 900 auf 1200 DM für das erste Kind er- Wehner am 22. 3. 1959 in Mainz .seil Godesberg keine Entwicklung, die reicht. Ferner wurden die Altersfrei- (Meldung aus FAZ vom 23. 3. 1959): uns veranlassen könnte, diesen Stand- beträge für über 70jährige von 360 auf „Wehner bezeichnete den Bundes- punkt zu ändern. Es bleibt Grundlage 600 DM für Ledige und von 720 DM auf kanzler als eine .Nachgeburt des und Bestandteil unserer Politik. Wir leh- 1200 DM für Verheiratete erhöht. Außer- Führers"1. nen die atomare Ausrüstung der Bundes- dem wurde ein zusätzlicher Sonderaus-