Dokumentation

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Dokumentation Dokumentation Dokument 1 Berliner Programm der CDU, 2. Fassung, verabschiedet auf dem 18. Bundesparteitag vom 25. bis 27. 1. 1971, liff. 11 O. "Der Einflu1.\ der Parlamente mu1.\ gestiirkt werden. Die Aktionsmoglichkeiten des einzelnen Ab­ geordneten miissen verbessert, seine Verbindungen zur Wahlerschaft gestarkt und seine Unab­ hangigkeit gegeniiber Partei, Fraktion und Interessengruppen gesichert werden. Die in der ge­ werblichen Wirtschaft Tatigen und die Angehorigen der freien Berufe miissen eben so wie die Angehorigen des Offentlichen Dienstes angemessene Sicherungen flir die leit wiilirend und nach der Ubernahme eines Abgeordnetenmandates erhalten. Diese Verbesserungen sind wesentlicher Bestandteil jeglicher Parlamentsreform." Dokument 2 Grundsatzprogramm der JU, verabschiedet auf dem Deutschlandtag in Fulda vom 29. 9. bis 1. 10. 1972, liff. 34. "Dem einzelnen Abgeordneten sind die notwendigen Hilfskrafte fiir die Ausiibung seines Man­ dats innerhalb und au1.\erhalb des Parlaments zur Verfiigung zu stellen. Urn den Abgeordneten vom Verdacht unkontrollierter Beeinflussung durch Interessenverbande freizuhalten, fordert die Junge Union nachdriicklich die Offenlegung von Beratervertragen. Urn das Parlament und die Abgeordneten finanziell und in ihren Arbeitsmoglichkeiten so gestellt werden, da1.\ eine weit­ gehende Unabhangigkeit erreicht wird. Das Recht auf freie Entscheidung der Mandatstrager mu11. gegeniiber jedem Versuch, das imperative Mandat einzuflihren, gestiirkt werden." Dokument 3 Aus: Erklarung des Bundesvorstandes der CDU vom 12. 5.1973 zum Riicktritt des Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Rainer Barzel, in: Union in Deutschland Nr. 20/1973, S. 12. "Die CDU kennt kein imperatives Mandat. Gewahlte Abgeordnete sind in ihrer Entscheidung frei und konnen auch durch Beschliisse von Parteigremien nicht gebunden werden. Der Bundes­ vorstand unterstreicht die Notwendigkeit, zu einer wirksamen politischen Abstimmung der Mei­ nungsbildung der Organe von Partei und Fraktion in allen wichtigen Gesetzgebungsfragen zu kommen." 96 Dokument4 Aus: Praktische Politik fUr Deutschland - Das Konzept der F. D. P. verabschiedet auf dem 20. Bundesparteitag der FDP am 25. 6. 1969, S. 14 und 15. "Neue Formen direkter Demokratie miissen dem Biirger mehr Einflul.\ geben. Wenn Parlamente und Regierungen ein wichtiges Problem nicht anfassen, miissen die Biirger sie durch Volksbegehren dazu zwingen konnen. Der Bundesprasident ist Reprasentant des ganzen Volkes. Deshalb mul.\ er von den Biirgern - in direkter Wahl - gewahlt werden. Sie sind damit aufgerufen, selbst zu beurteilen, wer flir das hochste Amt im Staat am besten geeignet ist. [ ... ] Der Biirger soli in den politischen Parteien starker mitarbeiten, urn dadurch die Moglichkeit wahrzunehmen, bei der Aufstellung der Kandidaten fiir die Wahlen, wie auch bei der Willens­ bildung mitzuwirken. Die innere Struktur der Parteien mul.\ dem Rechnung tragen. Die Aufstel­ lung der ortlichen Kandidaten soli Offentlich erfolgen. Der Biirger soli nicht nur die von ihm bevorzugte Partei wahlen konnen, sondern mit seiner Stirnme auch die von den Parteien aufgestellte Reihenfolge der Kandidaten auf den Listen ver­ iindern konnen. [ ... ] Der Biirger mul.\ priifen konnen, wie die von ihm gewahlten Parlamentsmitglieder entscheiden. Die namentliche Abstimmung m® zur Regel werden und dadurch die politische Verantwortung des Abgeordneten sichtbar machen. Parlamentsausschiisse miissen grundsatzlich offentlich bera­ ten. Die Ausschiisse sollen zur Klarung von Sachfragen bei allen wichtigen Entscheidungen Ver­ treter der betroffenen Gruppen sowie Sachverstandige Offentlich anhoren. Die Regierungsver­ treter sind verpflcihtet, sich vor dem Ausschul.\ und in Gegenwart der Angehorten zu deren An­ sicht umfassend zu aul.\ern." Dokument 5 Wolfgang Mischnick, Gegen imperatives Mandat, in: Vorstand der FDP-Bundestagsfraktion (Hg.), Bonner Depesche, Nr. 20/1972, S. 4. "Je intensiver die Diskussion mit den Biirgern iiber eine eventuelle Bundestagswahl in dicsem Jahr wird,umso haufiger taucht die Frage auf, warum es tiberhaupt zu vorgezogenen Bundes­ tagswahlen kommen soli. Dabei ist tiberall eine fast einhellige Verurteilung derjenigen festzustel­ len, die mit ihrem Mandat die Partei verlassen haben, deren Wahlern sie ihr Mandat verdanken. Auch Gegner der sozial-liberalen Koalition kritisieren bei derartigen Diskussionen diese - wie es oft heil.\t - politisch unvertretbare und moralisch disqualifizierende Handlungsweise. Immer kriiftiger wird die Forderung erhoben, dal.\ jeder, der aus seiner Partei ausscheidet, sein Mandat niederlcgen miisse. Diese Forderung ist einleuchtend und verstiindlich, aber nicht durchfiihrbar, wenn man die Unabhangigkeit der Abgeordneten, wie sie im Grundgesetz vorge­ sehen ist, nicht in Frage stellen will. Folgt man namlich diesen Vorschlagen, dann kame das cinem imperativen Mandat gleich. Das imperative Mandat, das bedeutet, an Weisungen gebundene Abgeordnete fUr jede einzelne Abstirnmung zu haben, lehne ich ab. Das wiirde zwar zur Vereinfachung der Plenarsitzungen des Deutschen Bundestages und zur Verstarkung der Fraktionsdisziplin beitragen, aber gleichzeitig die Abgeordneten zu Marionetten der jeweils aufstellenden Wahlkorperschaften machen, deren Zusammensetzung sich jedoch standig andern kann. Statt Plenarsitzungen bediirfte es dann nur noch einer Art "Starkemeldung" der Fraktionen beim Bundestagsprasidenten jeweils abziiglich der kranken, beurlaubten oder unentschuldigt fehlenden Abgeordneten. Diese geraffte Darstellung mag manchem iibertrieben vorkommen, aber ;ie liil.\t sich sehr schnell erlautern und beweisen. Die Mandatsniederlegung beirn Ausscheiden aus der Partei, der der Abgeordnete bei seiner Wahl angehorte, konnte sich dann ja nicht nur auf ein freiwilliges 97 Verlassen beschriinken. Denn wer tritt schon aus seiner Partei aus, wenn er befUrchten muf.\, nur in diesem Faile sein Mandat zu verlieren? Man miif.\te also den Parteiausschlu1\ mit einbeziehen, denn sonst wUrde sich der Austrittswillige so lange durch abweichende Abstimmungen und Er­ klarungcn gegen seine Partei wenden, bis nur ein Parteiausschluf.\ iibrigbliebe. Kann er dann sein Mandat behaJten, ware der alte Zustand wieder erreicht. Ermoglicht man aber auch durch Parteiausschlu1\ den Mandatsverlust, wird dadurchjeder Manipulation Tiir und Tor geOffnet. Wer sich nach einer solchen Regelung einer anderen Mei­ nung "erdreistete", miif.\te sofort mit einem Parteiausschluf.\ und Mandatsverlust rechnen. Ab­ solute Sterilitat in den Fraktionen ware die Foige. Die so notwendige kritische Meinungsbildung, die natiirlich im Regelfalle nach Abwagung aller Gesichtspunkte zur geschlossenen HaItung einer Fraktion fUhren sollte, ware von vornherein unterdriickt. Insbesondere die die jeweilige Regierung tragenden Fraktionen wUrden praktisch zum reinen Erfiillungsgehilfen werden. Den einzig moglichen Ausweg nach der derzeitigen Verfassungslage sehe ich darin, d~ ein Abgeordneter, der aus seiner Fraktion ausscheidet, von keiner anderen Fraktion aufgenommen werden darf. Er bliebe dann also fraktionslos, als sogenannter "wilder" Abgeordneter im Parla­ ment, der zwar bei jeder Entscheidung im Plenum mit abstimmen, aber weder bei der Besetzung der Ausschiisse noch bei der Bewertung der Fraktionsstarken mitwirken konnte. Auf.\erdem ware ihm die Moglichkeit genommen, bereits bei der politischen Gruppe mitzuarbeiten, bei der er das nachste Mal kandidiercn will. Damit wUrde es erheblich schwieriger, aus dem Austritt politisches Zukunftskapital zu schlagen. NatUrlich ist auch das keine ideale Losung. Dies ware aile in durch das korrekte persOnliche Verhalten des einzelnen Abgeordneten zu erreichen, wie es in einzelnen Fallen geschah, namlich das Mandat niederzulegen, wenn jemand mit der politischen Gruppe nicht mehr im Einklang steht, fUr die er kandidiert hat." Dokument 6 Detlef Kleinert, Was tun gegen den Mif.\brauch des Mandats? in: fdk, Pressedienst der FDP-Bun­ destagsfraktion, Nr. 393/72 vom 12. 10.1972, S. 1-3. "Das im Grundgesetz und in der Verfassungwirklichkeit angelegte Spannungsvcrhaltnis zwischen dem "freien Mandat" des Artikels 38 GG und der in Artikel 21 GG angedeuteten parteienstaat­ lichen Struktur Iaf.\t sich nicht wie der "gordische Knoten" losen. Fiir Liberale gelten folgende Grundsatze: 1. Verfassungspolitische Entscheidungen dUrfen nicht unter dem Eindruck von tagespolitischen Ereignissen oder von augenblicklichen Vor- oder Nachteilen fiir die eine oder andere Partei getroffen werden. 2. Der Parteiiibertritt eines Abgeordneten aus Gewissensgriinden kann und darf nicht verboten werden. Die sauberste und anstiindigste Losung ist dann jedoch, d~ der Abgeordnete, der sein Mandat seiner Partei verdankt, sein Mandat an diese Partei zuriickgibt. 3. Eine grundsatzliehe Verdammungjedes Parteiiibertritts ist sieher ebenso falsch, wie die Hoeh­ stilisierung jedes Fraktionswechslers zu einem Uberzeugungstater, der aus tiefer Gewissensnot gehandelt habe, wie Herr Barzel es im Bundestag glauben machen wollte. 4. Das fUr die parlamentarisch-reprasentative Demokratie notwendige "freie Mandat" kann nicht wegen der Moglichkeit seines Mif.\brauchs abgeschafft werden. 5. Artikel 38 GG gibt jedoch keinen moralischen Freibrief fUr erschlichene Mehrheiten und fUr die Vernilschung des Wahlerwillens. Zu den in der Offentlichkeit, in Politik und Wissenschaft als Mittel gegen die Verfiilschung des Wiihlerwillens diskutierten rechtlichen Regelungen ist im Einzelnen festzustellen: 98 I. Ausgleichsmandole: Die Regelung, d~ die friihere
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