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an jedem Quartalsende an das Bergamt Urkundlich ausgefertigt am heutigen Ta- entrichten musste. ge, wird mit dem Bemerken, daß der Si- Am 5. Dezember 1874 fand im Bergamt tuationsriß bei dem Königlichen Revierbe- die Schlussverhandlung statt. amten, Bergrath Des Coudres zu Cassel Außer dem Königlichen Revierbeamten und Bergrath Merz zu Schmalkalden zur Des Coudres nahmen daran für das Hüt- Einsicht offen liegt […] hierdurch zur öf- tenwerk F. C. Klein der Alleinvertretungs- fentlichen Kenntniß gebracht. Clausthal berechtigte Hermann Klein aus Bieden- den 28. December 1875. Königliches Berg- kopf und für den nicht erschienenen Wi- amt.“ derspruchsführer B. Emmerich aus Eisenerz ist in dem Bergwerk „Neuer Gießen dessen Bevollmächtigter E. Has- Muth“ nie abgebaut worden. Ein Werk sencamp aus teil. zur Verhüttung in der Nachbarschaft war Bekannt war zu diesem Zeitpunkt Fol- nicht vorhanden. Das gewonnene Ei- gendes: senerz hätte also vor Ort aufbereitet und Auf der Karte aus dem Jahr 1873, die an- dann zur weiteren Verhüttung ins Sieger- ZEITSCHRIFT FÜR GESCHICHTE, VOLKS- UND HEIMATKUNDE lässlich der gerade erfolgten Mutung land oder in das Hessische Hinterland „Neuer Muth“ gezeichnet wurde, ist das transportiert werden müssen. Schon vor alte quadratische Mutungsfeld aus dem der Mitte des 19. Jahrhunderts bestand Nummer 2 Februar 2016 Band 55 Jahr 1856 mit den laufenden Nummern 1, zwar die in der Nähe verlaufende Nie- 2, 3 und 4 im Uhrzeigersinn an den 4 derrheinische Straße, aber die Verkehrs- Ecken bezeichnet. Die neue Mutung aus verbindungen waren einfach zu schlecht, dem Jahr 1873, welche die Form eines um die ca. 60 km Luftlinie zu über- Rechtecks hat, das deutlich größer ist, brücken. An Lastkraftwagen dachte in trägt die Kleinbuchstaben a, b, c und d an jener Epoche noch niemand (1896 Daim- Das Bergwerk bei Hattenbach den 4 Ecken gegen den Uhrzeigersinn. ler, 1912 Benz); eine Eisenbahnlinie in Das neue, größere und rechteckige Mu- Ost-West-Richtung im südlichen Teil Neben Braunkohle wurde hier auch Eisenerz gefunden tungsfeld umschließt also das alte, kleine- Nordhessens wurde erst später gebaut re und quadratische Mutungsfeld voll- (Hersfeld – 1906/1907). ständig. Von Ernst-Heinrich Meidt, Kirchheim Für den anhängigen Rechtsstreit war dies Quellen und Anmerkungen nicht entscheidend, aber der folgende Wappenstein an der Grenze zwischen Alle Zitate stammen aus der Akte betreffend die Umstand, der damit auch aktenkundig dem Gebiet der Abtei Hersfeld und den Bergwerke „Am Aspenstrauch“ und „Neuer In der Novemberausgabe 2015 hatte ich Begriffserklärungen: Eine Mutung ist der gemacht wurde: sowohl durch das alte, von Dörnbergschen Besitzungen mit der Mut(h)“, heute bei der Bergaufsichtsbehörde die geschichtliche Entwicklung des Berg- Antrag eines Interessenten bei der Berg- wie auch durch das neue Mutungsfeld laufenden Nummer 84, jedoch ohne Jah- des Regierungspräsidiums , die in werks dargestellt, das immerhin von 1837 baubehörde, ihm die Genehmigung zum verläuft eine bedeutende Verwaltungs- reszahl. Er steht in der Reihe weiterer Wiesbaden ihren Sitz hat. Die mühevolle Über- bis 1988 bestand, die meiste Zeit aller- Bergbau zu erteilen. Wenn eine Mutung grenze, nämlich die historische Grenze, nummerierter Grenzsteine, die alle im tragung der in Sütterlin-Schrift abgefassten dings nur in den Akten. Braunkohle hatte erfolgt war, begründete der verliehene Dokumente in Schreibmaschinen-Schrift ist ein die die Besitzungen der ehemaligen Abtei Jahr 1752 gesetzt wurden, ist aber sehr Verdienst des Hattenbacher Heimatforschers man dort abgebaut, aber auch Eisenerz. Mutungsschein einen Rechtsanspruch Hersfeld von den Besitzungen der Frei- wahrscheinlich älteren Datums. Der Hans Stockhardt. Darüber will ich heute berichten. Damit zum Aufsuchen der darin genannten Mi- herren von Dörnberg abgrenzt. Der west- Grenzstein befindet sich im Bereich des Die Hauptquelle für alle Begriffe, die den Berg- diese Darstellung unabhängig von der ers - neralien, und zwar nicht gegenüber der liche Teil der strittigen Gebiete liegt in ehemaligen Grubenfeldes „Am Aspen- bau und das Bergrecht betreffen, war für mich ten verständlich ist, sind einige inhaltli- Bergbehörde sondern gegenüber konkur- der Gemarkung Machtlos, Amtsgerichts- strauch“ (1856). die Internetenzyklopädie Wikipedia; außerdem che und begriffsklärende Wiederholungen rierenden Interessenten. Unter dem Mu- das historische Standardwerk von Georg Agri- bezirk , Kreis Ziegenhain, der cola: Vom Berg- und Hüttenwesen. Mit 273 nicht zu vermeiden. tungsfeld, auch Geviertfeld genannt, ver- östliche Teil in der Gemarkung Kemmero- genannt, die allen am Verfahren Beteilig- Holzschnitten. (1. Deutsche Auflage 1557) Re- steht man ein vom Markscheider vermes- de, Amtsgerichtsbezirk , Kreis ten mitgeteilt wurde. In der Begründung print. Deutscher Taschenbuch Verlag, Düssel- 1837 und 1856 Braunkohleabbau senes rechteckiges, manchmal auch qua- Hersfeld. Bergrechtlich waren für die je- wurde hervorgehoben, dass das Allgemei- dorf 1961. „Am Aspenstrauch“ dratisches Feld, in dem der Muter die Bo- weiligen Teile verschiedene Bergbau- ne Berggesetz für die Preußischen Staaten 1) Zwei Karten bzw. Zeichnungen von dem denschätze abbauen darf, für die er die Bergwerk aus dem Jahr 1856 konnte ich lei- behörden zuständig: für Machtlos im Wes - vom 1. Oktober 1865 für alle Teilbereiche der nicht auswerten, weil die dafür zuständi- Der Braunkohleabbau im Bereich der Genehmigung erteilt bekommen hat. ten der Grenze das Bergamt in Kassel, für des Landes Gültigkeit besitze. Wenn also, ge Bergaufsichtsbehörde in Wiesbaden (Lei- ehemaligen Tongruben hatte 1837 begon- Nach dem 1873 gültigen Allgemeinen Kemmerode bzw. Hattenbach im Osten wie im vorliegenden Fall, in einem Bereich ter: Gerhard Darschin, Mitarbeiter: Stefan nen, und zwar unter der Regie der Frei- Berggesetz vom 24. Juni 1865 hatte ein das Bergamt in Schmalkalden, zuvor in eine Mutung angemeldet worden sei, habe Grün) für die Zurverfügungstellung der herren von Dörnberg, die damals nicht Geviertfeld, auch Maximalfeld genannt, wohlgemerkt schon digitalisiert vorhandenen Richelsdorf. diese Gültigkeit, auch wenn zu einem spä- € auf der Burg Herzberg im Bereich der eine Fläche von 500.000 Quadratlachter, Faksimiles von mir zwischen 500 und 1000 2 Die beiden Seiten waren angehört, die Ar- teren Zeitpunkt für einen Teilbereich der- verlangte; eine Unverschämtheit! Dass es heutigen Großgemeinde Breitenbach am dies entspricht 2.189.069 m . gumente ausgetauscht, jetzt hatte die selben erneut eine Mutung beantragt wer- auch anders geht, bewies mir Herr Jürgen El- Herzberg wohnten. Der konkrete Beleg Oberste Bergbaubehörde, das Königliche de. Damit bekam der Hüttenbesitzer F. C. borg von der Bergbehörde des Regierungs- für Bergbau ist die folgende Karte: 1873 Mutung „Neuer Muth“ Oberbergamt in Clausthal zu entscheiden. Klein Recht. Der Widerspruch von B. Em- präsidiums Kassel in . Er ge- „Grundriß von dem Grubenfelde des ge- auf Eisenstein Damit auch gar kein Zweifel mehr be- merich wurde zurückgewiesen und er währte mir am Bildschirm Einblick in diese werkschaflichen Braunkohlenwerks ‚Am Karten und gab mir historische Informatio- steht, schickte der Königliche Revierbe- musste die, allerdings geringen, Kosten nen, wofür ich ihm dankbar bin. Aspenstrauch‘ bei Hattenbach“, verfertigt In dem Zeitraum nach 1856 scheint sich amte Des Coudres (Kassel) seiner vorge- des Verfahrens tragen. 2) Die Carlshütte in Dautphetal-Buchenau wird in Richelsdorf (Sitz des damals zuständi- in der Sache nicht viel getan zu haben, setzten Behörde noch schnell das folgende Die Verleihungsurkunde für das Gruben- manchmal mit anderen Carlshütten in den gen Bergamts) im September 1856 von ei- Lochstein Nr. 4 des Grubenfeldes „Am denn erst fast zwei Jahrzehnte später, Schriftstück: feld „Neuer Muth“ wurde am 28. Dezem- verschiedensten Regionen Deutschlands ver- nem Berggeschworenen und Markschei- Aspenstrauch“ aus dem Jahr 1856. Als nämlich 1873, wird eine neue Mutung in „Nach dem die „Pacht-Repositur“ betref- ber 1875 im Reichs- und Staatsanzeiger wechselt, wo ebenfalls Eisenhütten mit dem- der, dessen Namen auf der Urkunde aller- Lochsteine bezeichnet man im Bergbau demselben geografischen Raum in Angriff selben Namen existier(t)en, nämlich in Bü- 1) fenden Repertorium der vormaligen Ober- veröffentlicht: delsdorf (Schleswig-Holstein), in Delligsen dings unleserlich ist. Von diesem Berg- Grenzsteine zur Markierung der Eigen- genommen. In den Akten des früheren berg- und Salzwerksdirektion zu Cassel, „[Lfde. Nr]) 26. Nachstehende Verlei- (Niedersachsen), in Kail (Rheinland-Pfalz), werk sind heute noch alle 4 Lochsteine, tumsgrenze an einem Bergwerk. Der Bergamts Bad Hersfeld existiert davon ein ist die Akte: Kreis Hersfeld. [Lfde. Nr.] 70. hungs-Urkunde: im Stadtteil Staffel von Limburg, außerdem die das quadratische Grubenfeld begrenz- Winkel auf der Oberseite des Steins, die „Situationsriss von der Eisenstein- und Adolph Dömich, Hattenbach und Adolph „Auf Grund der am 20. Januar 1873 prä- in Waldenburg-Altwasser (Niederschlesien). ten, vorhanden. so genannte Weisung, zeigt an, dass hier Braunkohlenmuthung „Neuermuth“ in Sauer, Hersfeld – Belehnung auf Braun- sentierten Muthung wird der Firma F. C. Der hier genannte Friedrich Carl Klein ist Begriffserklärungen: Berggeschworene eine der vier Ecken des quadratischen der Gemarkung Breitenbach Kreis Zie- nicht zu verwechseln mit Johann Friedrich kohlen im Forstorte Hirschberg in der von Klein zu Carlshütte bei Biedenkopf unter Carl Klein (1842 – 1907), Mineraloge und waren vereidigte Bedienstete des Berg- Grubenfeldes ist. genhain, […] Angefertigt, Cassel im Janu- Dörnbergschen Waldung (abnotiert zu Nr. dem Namen Neuer Muth das Bergwerks- Kristallograph, Professor in Heidelberg, Göt- amts, denen die Aufsicht der Bergwerke ar 1873, vom Markscheider gez. A. Hey“.1) 2054/66) kassiert. 10.6.1875.“ Eigentum an dem Felde, dessen Begren- tingen und Berlin. unterstand. Markscheider waren beson- bis zum Ende des 19. Jahrhunderts oberir- Der Begriff „Neuermuth“, später allge- Begriffserklärungen: Repositur – Gliede- zung auf dem heute von uns beglaubigten 3) Diese Eintragung im Kirchenbuch von Hat- ders ausgebildete Bergleute (Vermesser), disch nach einer markscheiderischen Ver- mein „Neuer Muth“ geschrieben, ist dop- rungsebene im Aktenarchiv; Repertorium Situationsrisse mit den Buchstaben a, b, c, tenbach verdanke ich dem Heimatforscher welche die über- und untertägigen messung gesetzt und zeigten an, wie weit peldeutig. Damit kann gemeint sein, dass Hans Stockhardt (Hattenbach), der mir – Urkunden- bzw. Findebuch; kassiert – d bezeichnet ist, und welches – einen außerdem viele Hinweise auf Wüstungen, Grundstücksgrenzen festlegten. Sie waren der unterirdische Abbau gehen durfte. Sie nach den ersten Mutungen 1837 und 1856 hier: für ungültig erklärt, aufgehoben. Die Flächeninhalt von 2,189,000 geschrieben: Funde im Gelände, Grenzsteine, erinnerte vom Bergamt amtlich bestellte Sachver- zählen zu den letzten oberirdisch sichtba- eine weitere im Jahr 1873 erfolgt ist oder von den beiden Genannten betriebene Zwei Millionen einhundertneunundacht- Begebenheiten, Kirchenbucheintragungen ständige; ihre Messergebnisse und Auf- ren Zeugen des ehemaligen Bergbaus. dass nach Jahren letztlich erfolgloser Mutung war im Jahr 1866 abnotiert wor- zig Tausend Quadratmetern umfassend – usw. gab, für die ich ihm sehr dankbar bin. zeichnungen hießen Risswerk und hatten Die Urkunde aus dem Jahr 1856 enthält Bemühungen jetzt ein neuer Anlauf ge- den, d. h. in die neue Revierkarte über- in den Gemarkungen von Machtlos, Amts- 4) Wilhelm Neuhaus, Hersfelder Tuch. Beiträge den Charakter von Urkunden. Unter einer noch folgenden Vermerk, der 1873 hinzu nommen werden sollte. Wie dem auch sei, zur Geschichte des Hersfelder Wollgewerbes. nommen worden. Jetzt wurde die betref- gerichtsbezirks Oberaula im Kreise Zie- Bad Hersfeld 1950, S. 148 Gewerkschaft versteht man im Bergrecht gefügt wurde und über die weitere Ent- es tut sich also wieder etwas und im Okto- fende Eintragung endgültig gelöscht. genhain und von Kemmerode und Hatten- eine besondere Form von Kapitalgesell- wicklung und Größe des Bergbaufeldes ber 1873 kommt es zu einer förmlichen bach, Amtsgerichtsbezirks Niederaula im schaft, die ein Bergwerk betrieb. Gewerke Auskunft gibt: „Das Grubenfeld ist später Vorladung (gedrucktes Formular mit 1875 Rechtsstreit beendet – Kreise Hersfeld, des Regierungsbezirks nannte man die einzelnen Anteileigner an von dem größeren Feld ‚Neuer Muth‘ handschriftlichen Zusätzen, die hier kur- „Neuer Muth“ legitimiert Kassel und im Oberbergamtsbezirke »Mein Heimatland«, monatliche Beilage zur dem Bergbauunternehmen. Als Lochstei- überdeckt worden. […] Der Inhalt des siv wiedergegeben sind): Clausthal gelegen ist, zur Gewinnung der »Hersfelder Zeitung«. Gegründet von Wilhelm Neuhaus. ne bezeichnet man im Bergbau Grenzstei- Muthungsfeldes beträgt 2.189 x 1.000 = „An den Hüttenbesitzer Herrn F. C. Klein Am 11. Juni 1875 traf das Oberbergamt in in dem Felde vorkommenden Braunkoh- Schriftleitung: Ernst-Heinrich Meidt, Kirchheim ne zur Markierung der Eigentumsgrenze 2.189.000 m/2 [Schreibweise m/2 bedeutet Vorladung. Zur Untersuchung des Fundes Clausthal seine Entscheidung, Beschluss len und Eisenerze hierdurch verliehen.“ Druck und Verlag: Hoehl-Druck, 36251 Bad Hersfeld an einem Bergwerk. Lochsteine wurden m2].“1) der Muthung Neuer Muth bei Breiten-

8 5 kurs. Weshalb sich gerade ein Unterneh- die Schächte gerichteter alter Stollen mit deckt worden sei, wurde von Herrn Klein mer aus dem Altkreis Biedenkopf, dem so Mundloch und Halde beobachtet. Daß die- in glaubhafter Weise versichert […]. [Un- genannten „Hinterland“, für Bodenschät- se bergbaulichen Ausführungen einem terschriften] Des Coudres. K[öniglicher]. ze bei Hattenbach interessierte, hatte sei- verliehen gewesenen Braunkohlenfelde, Revierbeamter. H. Klein“ nen Grund. Im letzten Viertel des 19. Jahr- dessen Lochsteine noch vorhanden sind, Begriffserklärungen: District – abge- hunderts konnten gusseiserne Erzeugnisse zugehören, und dass auf diesem Werke schlossener Bereich, Bezirk; in Verwah- preisgünstig hergestellt werden und wur- noch gegen Ende der [18]50er Jahre rung – abgedeckt, aus gebaut und damit den deshalb zu Massenprodukten. Gussei- Braunkohlen zur Förderung gelangten, ist gesichert; Schachtpinge – trichterförmige sen wurde zum Material des 19. Jahrhun- ortskundig. Sodann wurden an dem auf Vertiefung im Erdreich, entstanden durch derts schlechthin, so wie es ab den 1950er dem Situationsplan markscheiderisch Bergbautätigkeit; Tertiär – ein Erdzeital- Jahren Plastik bzw. Kunststoff waren. festgelegten Fundpunkt und zwar an den ter; Letten – Lehm; lignitisch – mit noch Friedrich Carl Klein wollte sich in Bezug Stößen einer alten Thongrube in dem da- sichtbarer Holzstruktur; Mundloch – Stol- auf Rohstoffe und Absatz nicht auf das selbst vor Tage sowie anstehenden ter- leneingang; Lochstein – Grenzstein zur Hinterland beschränken; ihm ging es da- tiären Thon kugel- und knollenförmige Markierung der Eigentumsgrenze eines rum, für seine Carlshütte weitere, neue Ei- Stücke eines in Brauneisenstein überge- Grubenfeldes; Stoß – seitliche Begrenzung senerzvorkommen zu erschließen und gangenen Sphärosiderits sporadisch ein- eines Grubenbaues; Sphärosiderit – Eisen- dafür nahm er offensichtlich weite Entfer- gelagert constatiert. Nach dem Vorbe- spat; constatiert – festgestellt; bergfrei – nungen in Kauf. Die schon vor der Mitte merkten befindet sich am Fundpunkt der ein Feld, das noch nicht gemutet oder des 19. Jahrhunderts erbaute Niederrhei- Muthung unzweifelhaft ein altes verlasse- nach erfolgter Freifahrung (Freigabe nische Straße, die von Hersfeld in Rich- nes Braunkohlenbergwerk, dessen äußers - durch die Bergbehörde) wieder ins Berg- tung Biedenkopf verlief (heute verlaufen te Grenzen innerhalb des gemutheten Fel- freie gefallen ist; Bergfreies bzw. Bergfrei- in West-Ost-Richtung die B 62 und die B des gelegen sind, sowie Eisenstein auf der heit – freies Recht für Jedermann zum 454) kam seinen Interessen wahrschein- natürlichen Lagerstätte. In Beziehung auf Schürfen (Aufsuchen einer Lagerstätte), lich entgegen. Friedrich Carl Kleins letzteres Mineral ist der Fund bergfrei. Ob Muten (Beantragen des Bergrechts) und Bemühungen um den Erwerb des Abbau- dagegen das alte Braunkohlenbergwerk Gewinnen von Bodenschätzen, alles rechts am Bergwerk „Neuer Muth“ west- im Bergfreien liegt, dafür spricht zwar die natürlich unter Einhaltung der geltenden lich von Hattenbach waren jedenfalls Aus- Wahrscheinlichkeit, zweifellos ist dies je- rechtlichen Regelungen. Die Karte aus dem Jahr 1875 trägt die Überschrift „Situationsriß von der Eisenstein- druck unternehmerischer Expansion. Aber doch nicht und bleibt die [der!] Feststel- Der Situationsriss mit dem Protokoll der und Braunkohlenmuthung „Neuermuth“ in der Gemark[ung] Breitenbach Kr[eis] Zie- Einbanddeckel der Akte des Königlichen wie kam der Unternehmer aus dem dama- lung dieser Frage vorbehalten. Daß der Verhandlung wurde am 21. November genhain“. Gemeint ist das große rechteckige Feld. Das darin einbeschlossene kleine Oberbergamts Clausthal „betreffend die ligen Kreis Biedenkopf, immerhin ca. 60 Fund vor Einlegung der Muthung ent- 1873 dem Königlichen Oberbergamt in quadratische Feld betrifft das Braunkohlenbergwerk „Am Aspenstrauch“ aus dem Braunkohlen- und Eisenerz-Muthung km Luftlinie vom Altkreis Hersfeld ent- Clausthal vorgelegt, dort geprüft und am Jahr 1856. „Neuer Muth“ bei Machtlos 1873“. fernt, gerade auf den Raum westlich von 28. November 1873 für richtig befunden; Hattenbach? unterzeichnet von Oberamtsmarkscheider der, die durch Mutung in Anspruch genom- Opfer gefordert.4) Am Hattenbacher Berg- bach/Machtlos und zur Festlegung des Einer Bescheinigung des Königlichen Brathuhn. Wegen dieser Entscheidung men sind, schon ab dem Zeitpunkt der an- werk hatten demnach nicht nur Unterneh- Fundpunktes ist gemäß §. 15 des Bergge- Ortsgerichts Biedenkopf, ausgestellt von kam es dann ein paar Monate später zu ei- genommenen Mutung als nicht mehr berg- mer von weither Interesse gehabt sondern setzes vom 24. Juni 1865 Termin auf dessen Vorsteher Schmalz am 7. Februar nem Briefwechsel zwischen den Königli- frei zu gelten haben. Dies führte zu Proble- auch zwei Einheimische, jedenfalls bezüg- Sonnabend den 25 ten October 1873 vor- 1872 ist zu entnehmen, dass die alleinigen chen Bergämtern in Kassel und Schmal- men immer dann, wenn für ein- und das- lich des Braunkohlevorkommens. mittags 9 Uhr bei in das Gasthaus zu Inhaber der unter der Firma F. C. Klein be- kalden. selbe Feld mehrere Mutungen eingelegt Der Unternehmer F. C. Klein erklärte auf Oberaula angesetzt, wozu Sie hierdurch triebenen Carlshütte in Dautphetal-Bu- wurden. In solchen Konfliktfällen mussten die oben angeführte Nachfrage des Berg- mit dem Bemerken vorgeladen werden, chenau die folgenden Personen waren: 1874 Ein Rechtsstreit bahnt sich an zunächst alle Mutungen angenommen amts Kassel Folgendes: daß, wenn in Folge Ihres Ausbleibens der „1. Louis Klein zur Carlshütte, 2. Christian Der Königliche Revierbeamte Merz aus werden und so lange für rechtskräftig an- „[…] daß mir nicht bekannt ist, wem das Fund nicht nachgewiesen werden kann, Klein zur Carlshütte, 3. Hermann Klein zu Schmalkalden machte mit Schreiben vom gesehen werden, bis sich nach genauer Un- alte Braunkohlenbergwerk bei Breiten- die Muthung als von Anfang an ungültig Biedenkopf und 4. Louise Heeger, gebore- 20. März 1874 seinen Kollegen Bergrat tersuchung ergab, ob die jüngere Mutung bach früher verliehen gewesen, auch nicht, behandelt und dem Königlichen ne Klein, Ehegattin des Amtsrichters Hee- Des Coudres aus Kassel darauf aufmerk- gegenüber der älteren Mutung weichen ob es überhaupt verliehen war. Meinem Oberbergamt zu Cl. [Clausthal] zur Ent- ger zu Ziegenhain.“ sam, dass ein „Bergwerksbesitzer B. Em- musste. Die Tatsache, dass alle Einzelhei- Steiger Ph. Scheid wurde aber s. Z. scheidung vorgelegt werden wird. […] Vermutlich handelt es sich bei den vier Ge- merich aus Gießen am 24. Oktober 1873 ten im Allgemeinen Berggesetz für [seiner zeit] von einem in Hattenbach woh- Cassel den 10 ten October 1873. Der Kö- nannten um Geschwister, wohl Kinder des Vormittags um Neun Uhr“ ein Rissexem- Preußen 1865 genau geregelt waren, also nenden Teilhaber dieser Bergwerksgesell- nigliche Revierbeamte Des Coudres“ Gründers der Carlshütte Friedrich Carl plar (Situationsplan) zu einer Braunkoh- Rechtssicherheit bestand, begünstigte schaft [dem Ökonomen Adolph Domich] Bemerkenswert an dem Schriftstück sind Klein. Nur die drei Brüder waren zur lenmutung Kemmerode präsentiert habe, übrigens landesweit einen Aufschwung die Erklärung abgegeben, daß von ihnen zwei Dinge: erstens, dass die Bergbau- rechtsgültigen Vertretung der Eisenhütte die offenbar denselben Ort betraf; somit bergbaulicher Tätigkeit. Jedermann konn- auf die genannte Grube Verzicht geleistet behörde für sich wiederholende Vorgänge berechtigt und zwar jeder für sich allein, liege ein Widerspruch vor. te hinfort Schürfen (eine Lagerstätte auf- worden wäre, weil auf Aufforderung damals schon gedruckte Formulare be- nicht jedoch deren Schwester. Da Louise Des Coudres, Königlicher Revierbeamter suchen), Muten (einen Antrag auf Geneh- des Oberbergamts-Salzwerksdirection die nutzte, während alle anderen internen Heeger, geborene Klein, den Amtsrichter in Kassel, schrieb seinem Kollegen post- migung zum Bergbau stellen) und das Grube nicht wieder in Betrieb gekommen, Aufzeichnungen und auch der Briefwech- Heeger aus Ziegenhain geheiratet hatte, wendend am 23. März 1874, dass nun drei Bergwerkseigentum verliehen bekommen. auch niemand die [leider unleserlich; ver- sel noch handschriftlich erfolgten, und wie man aus der Akte erfährt, darf man Mutungen im Konflikt stünden: Am 9. Oktober 1874 forderte Des Coudres mutlich: Rezeß-] gelder hätte bezahlen zweitens, dass der Adressat des Schrift- hierin die unmittelbare Ursache dafür se- 1. die Muthung Machtlos auf Braunkohle, (Bergamt Kassel) den Hüttenbesitzer F. C. wollen. stückes ein Hüttenbesitzer namens F. C. hen, dass der Unternehmer Friedrich Carl präsentiert am 17. März 1870 Klein auf a) anzugeben, wem das von ihm Die Grube hat bis zur Einlegung meiner Klein war, seinerzeit eine weithin bekann- Klein von der Carlshütte aus dem Marbur- 2. die Mutung „Neuer Muth“ auf Eisen- gemutete Bergwerk im Distrikt Aspen- Muthung mindestens 18 Jahre gelegen, oh- te Persönlichkeit. ger Hinterland gerade auf das 6,5 km Luft- stein, präsentiert am 20. Januar 1873 und strauch früher verliehen gewesen sei und ne daß auch nur ein Hackenschlag darauf linie von Oberaula entfernte Bergwerk 3. die Mutung Kemmerode auf Braunkoh- b) „einen Nachweis darüber zu erbringen, geschehen wäre[,] auch glaube ich nicht, F. C. Klein und die Carlshütte westlich von Hattenbach aufmerksam ge- le, präsentiert am 24. Oktober 1873. daß das gedachte Werk nach erfolgter Ver- daß die Oberberg- und Salzwerksdirection Friedrich Carl Klein war zunächst als worden war. Die beiden Mutungen Machtlos und „Neu- leihung in das Bergfreie zurückgefallen nach dem damaligen Gesetze die Beleh- Großherzoglich Hessischer Hütteninspek- Auf dem oben angeführten Behördenter- er Muth“ hätten zwar offensichtlich schon ist.“ Von seinem Kollegen Merz (Bergamt nung noch als bestehend angesehen hat, tor ein in der Ludwigshütte in Biedenkopf min wurde der Hüttenbesitzer F. C. Klein vor der Mutung Kemmerode vorgelegen, Schmalkalden) erfuhr er, dass „das fragli- sonst würde sie jedenfalls auch beim beschäftigter Bergaufsichtsbeamter, bevor durch Hermann Klein aus Biedenkopf ver- aber man müsse nun auch dem Berg- che Braunkohlenwerk am Aspenstrauch Übergang 1866 auf die Revierkarte einge- er 1844 die nach ihm benannte Carlshütte treten. Der für Oberaula festgesetzte Ter- werksbesitzer Emmerich, Inhaber der Mu- im Forstorte Hirschberg der Dörnberg- zeichnet worden sein. Auch von Herrn 2) als letzte Eisenhütte im oberen Lahntal min wurde vor Ort fortgesetzt. Darüber tung Kemmerode, Gelegenheit zur Gel- schen Waldung unter dem 10 [.] Juli 1856 Markscheider A. Ey wurde mir erklärt, errichten ließ. Der Beamte wurde also gibt ein Protokoll vom 25. Oktober 1875 im tendmachung besserer Rechte geben und zur Nr. 2980 an den Ökonomen Adolph daß wegen Zahlung der [Rezeß-] gelder zum Unternehmer. Die Carlshütte befand damals üblichen Amtsdeutsch Auskunft. dann das Königliche Oberbergamt in Dömich zu Hattenbach und den Tuchfa- auf die Grube verzichtet worden wäre. [..]“ sich in Buchenau, einem Ortsteil der heu- Vor allem wegen der Rechtsfolgen, die dar- Clausthal als Oberste Behörde entschei- brikanten Adolph Sauer zu Hersfeld ver- Begriffserklärungen: Ein Steiger ist eine tigen Gemeinde Dautphetal im Kreis aus resultierten, sei es hier in seiner Kern- den lassen. liehen worden war“. Aufsichtsperson im Bergbau, die die Ver- Marburg-Biedenkopf. In dieser bedeuten- aussage wiedergegeben: Bergrechtlicher Hintergrund: Das Allge- Die Berufsbezeichnung „Ökonom“ betrifft antwortung für einen Teil des Bergbaus den Eisenhütte wurde das in verschiede- „[…] Nachdem man den genannten meine Berggesetz für die Preußischen den Besitzer oder Verwalter eines i. d. R. und das Personal trägt, vergleichbar etwa nen Gruben des Hessischen Hinterlandes District erreicht hatte, zeigte Herr Klein Staaten vom 1. Oktober 1865 galt ab dem landwirtschaftlichen Betriebs. Im vorlie- mit einem Polier im Baugewerbe. Mit Be- (Umgebung von Biedenkopf) gewonnene an der auf dem Situationsplan bezeichne- 1. Juni 1867 auch für das ehemalige Kur- genden Fall handelt es sich wohl um den lehnung ist hier die Übertragung des Nut- Eisenerz verhüttet. Die überregional be- ten Fundstelle einen noch offenen in [Ver- fürstentum Hessen, denn dieses war Teil Hattenbacher Kaufmann und Gastwirt zungsrechts gemeint. Die genaue Bezeich- kannte Carlshütte, die in ihrer Blütezeit wahrung? leider unlesbar] stehenden, der neu gebildeten Provinz Hessen-Nas- Adolph Dömich, geboren 1811 in Karlsha- nung der Gelder, die von den Bergwerks- ca. 700 Menschen beschäftigte, stellte größten Theils mit Wasser gefüllten sau geworden. In der Mitte des 19. Jahr- fen (Weser) und gestorben 1882.3) Dass der berechtigten an das Bergamt hätten be- über hundert Jahre lang Waren aus Eisen- Schacht und noch dabei eine alte Schacht- hunderts bestanden zunächst noch unter- Hersfelder Tuchfabrikant Adolph Sauer zahlt werden müssen, aber nicht gezahlt guss her, z. B. Gussöfen, Gartenbankge- pinge vor u. wies auf den Halden dieser schiedliche Auffassungen der einzelnen sich nach einem neuen Betätigungsfeld wurden, ist in dem handschriftlich vorlie- stelle, Christbaumständer, Gussfenster, Schächte außer tertiärem Letten ansehnli- Abbildung aus einem Verkaufsprospekt Bergämter darüber, ab welchem Zeitpunkt umsah, verwundert nicht: im Zeitraum von genden Schreiben unleserlich; wahr- Haushaltsartikel, Gussrohre, Grabkreuze. che Reste einer theils erdigen theils ligniti- der Carlshütte bei Biedenkopf. Sie zeigt ein Feld als „nicht mehr bergfrei“ anzuse- 1850 bis 1860 stellte die Hälfte aller Hers- scheinlich handelt es sich hierbei um das Die Carlshütte im Altkreis Biedenkopf ge- schen Braunkohle nach. Außerdem wurde einen um 1870 hergestellten gusseisernen hen war. Das königlich preußische Ober- felder Tuchmachermeister ihren Betrieb Rezessgeld, eine Abgabe, die ein Muter riet gegen Ende der 1950er Jahre in Kon- ein theilweise noch im Holze stehender auf Ofen. bergamt hatte dann festgelegt, dass Fel- ein; die Industrialisierung hatte ihre ersten nach der Verleihung eines Grubenfeldes

6 7 kurs. Weshalb sich gerade ein Unterneh- die Schächte gerichteter alter Stollen mit deckt worden sei, wurde von Herrn Klein mer aus dem Altkreis Biedenkopf, dem so Mundloch und Halde beobachtet. Daß die- in glaubhafter Weise versichert […]. [Un- genannten „Hinterland“, für Bodenschät- se bergbaulichen Ausführungen einem terschriften] Des Coudres. K[öniglicher]. ze bei Hattenbach interessierte, hatte sei- verliehen gewesenen Braunkohlenfelde, Revierbeamter. H. Klein“ nen Grund. Im letzten Viertel des 19. Jahr- dessen Lochsteine noch vorhanden sind, Begriffserklärungen: District – abge- hunderts konnten gusseiserne Erzeugnisse zugehören, und dass auf diesem Werke schlossener Bereich, Bezirk; in Verwah- preisgünstig hergestellt werden und wur- noch gegen Ende der [18]50er Jahre rung – abgedeckt, aus gebaut und damit den deshalb zu Massenprodukten. Gussei- Braunkohlen zur Förderung gelangten, ist gesichert; Schachtpinge – trichterförmige sen wurde zum Material des 19. Jahrhun- ortskundig. Sodann wurden an dem auf Vertiefung im Erdreich, entstanden durch derts schlechthin, so wie es ab den 1950er dem Situationsplan markscheiderisch Bergbautätigkeit; Tertiär – ein Erdzeital- Jahren Plastik bzw. Kunststoff waren. festgelegten Fundpunkt und zwar an den ter; Letten – Lehm; lignitisch – mit noch Friedrich Carl Klein wollte sich in Bezug Stößen einer alten Thongrube in dem da- sichtbarer Holzstruktur; Mundloch – Stol- auf Rohstoffe und Absatz nicht auf das selbst vor Tage sowie anstehenden ter- leneingang; Lochstein – Grenzstein zur Hinterland beschränken; ihm ging es da- tiären Thon kugel- und knollenförmige Markierung der Eigentumsgrenze eines rum, für seine Carlshütte weitere, neue Ei- Stücke eines in Brauneisenstein überge- Grubenfeldes; Stoß – seitliche Begrenzung senerzvorkommen zu erschließen und gangenen Sphärosiderits sporadisch ein- eines Grubenbaues; Sphärosiderit – Eisen- dafür nahm er offensichtlich weite Entfer- gelagert constatiert. Nach dem Vorbe- spat; constatiert – festgestellt; bergfrei – nungen in Kauf. Die schon vor der Mitte merkten befindet sich am Fundpunkt der ein Feld, das noch nicht gemutet oder des 19. Jahrhunderts erbaute Niederrhei- Muthung unzweifelhaft ein altes verlasse- nach erfolgter Freifahrung (Freigabe nische Straße, die von Hersfeld in Rich- nes Braunkohlenbergwerk, dessen äußers - durch die Bergbehörde) wieder ins Berg- tung Biedenkopf verlief (heute verlaufen te Grenzen innerhalb des gemutheten Fel- freie gefallen ist; Bergfreies bzw. Bergfrei- in West-Ost-Richtung die B 62 und die B des gelegen sind, sowie Eisenstein auf der heit – freies Recht für Jedermann zum 454) kam seinen Interessen wahrschein- natürlichen Lagerstätte. In Beziehung auf Schürfen (Aufsuchen einer Lagerstätte), lich entgegen. Friedrich Carl Kleins letzteres Mineral ist der Fund bergfrei. Ob Muten (Beantragen des Bergrechts) und Bemühungen um den Erwerb des Abbau- dagegen das alte Braunkohlenbergwerk Gewinnen von Bodenschätzen, alles rechts am Bergwerk „Neuer Muth“ west- im Bergfreien liegt, dafür spricht zwar die natürlich unter Einhaltung der geltenden lich von Hattenbach waren jedenfalls Aus- Wahrscheinlichkeit, zweifellos ist dies je- rechtlichen Regelungen. Die Karte aus dem Jahr 1875 trägt die Überschrift „Situationsriß von der Eisenstein- druck unternehmerischer Expansion. Aber doch nicht und bleibt die [der!] Feststel- Der Situationsriss mit dem Protokoll der und Braunkohlenmuthung „Neuermuth“ in der Gemark[ung] Breitenbach Kr[eis] Zie- Einbanddeckel der Akte des Königlichen wie kam der Unternehmer aus dem dama- lung dieser Frage vorbehalten. Daß der Verhandlung wurde am 21. November genhain“. Gemeint ist das große rechteckige Feld. Das darin einbeschlossene kleine Oberbergamts Clausthal „betreffend die ligen Kreis Biedenkopf, immerhin ca. 60 Fund vor Einlegung der Muthung ent- 1873 dem Königlichen Oberbergamt in quadratische Feld betrifft das Braunkohlenbergwerk „Am Aspenstrauch“ aus dem Braunkohlen- und Eisenerz-Muthung km Luftlinie vom Altkreis Hersfeld ent- Clausthal vorgelegt, dort geprüft und am Jahr 1856. „Neuer Muth“ bei Machtlos 1873“. fernt, gerade auf den Raum westlich von 28. November 1873 für richtig befunden; Hattenbach? unterzeichnet von Oberamtsmarkscheider der, die durch Mutung in Anspruch genom- Opfer gefordert.4) Am Hattenbacher Berg- bach/Machtlos und zur Festlegung des Einer Bescheinigung des Königlichen Brathuhn. Wegen dieser Entscheidung men sind, schon ab dem Zeitpunkt der an- werk hatten demnach nicht nur Unterneh- Fundpunktes ist gemäß §. 15 des Bergge- Ortsgerichts Biedenkopf, ausgestellt von kam es dann ein paar Monate später zu ei- genommenen Mutung als nicht mehr berg- mer von weither Interesse gehabt sondern setzes vom 24. Juni 1865 Termin auf dessen Vorsteher Schmalz am 7. Februar nem Briefwechsel zwischen den Königli- frei zu gelten haben. Dies führte zu Proble- auch zwei Einheimische, jedenfalls bezüg- Sonnabend den 25 ten October 1873 vor- 1872 ist zu entnehmen, dass die alleinigen chen Bergämtern in Kassel und Schmal- men immer dann, wenn für ein- und das- lich des Braunkohlevorkommens. mittags 9 Uhr bei in das Gasthaus zu Inhaber der unter der Firma F. C. Klein be- kalden. selbe Feld mehrere Mutungen eingelegt Der Unternehmer F. C. Klein erklärte auf Oberaula angesetzt, wozu Sie hierdurch triebenen Carlshütte in Dautphetal-Bu- wurden. In solchen Konfliktfällen mussten die oben angeführte Nachfrage des Berg- mit dem Bemerken vorgeladen werden, chenau die folgenden Personen waren: 1874 Ein Rechtsstreit bahnt sich an zunächst alle Mutungen angenommen amts Kassel Folgendes: daß, wenn in Folge Ihres Ausbleibens der „1. Louis Klein zur Carlshütte, 2. Christian Der Königliche Revierbeamte Merz aus werden und so lange für rechtskräftig an- „[…] daß mir nicht bekannt ist, wem das Fund nicht nachgewiesen werden kann, Klein zur Carlshütte, 3. Hermann Klein zu Schmalkalden machte mit Schreiben vom gesehen werden, bis sich nach genauer Un- alte Braunkohlenbergwerk bei Breiten- die Muthung als von Anfang an ungültig Biedenkopf und 4. Louise Heeger, gebore- 20. März 1874 seinen Kollegen Bergrat tersuchung ergab, ob die jüngere Mutung bach früher verliehen gewesen, auch nicht, behandelt und dem Königlichen ne Klein, Ehegattin des Amtsrichters Hee- Des Coudres aus Kassel darauf aufmerk- gegenüber der älteren Mutung weichen ob es überhaupt verliehen war. Meinem Oberbergamt zu Cl. [Clausthal] zur Ent- ger zu Ziegenhain.“ sam, dass ein „Bergwerksbesitzer B. Em- musste. Die Tatsache, dass alle Einzelhei- Steiger Ph. Scheid wurde aber s. Z. scheidung vorgelegt werden wird. […] Vermutlich handelt es sich bei den vier Ge- merich aus Gießen am 24. Oktober 1873 ten im Allgemeinen Berggesetz für [seiner zeit] von einem in Hattenbach woh- Cassel den 10 ten October 1873. Der Kö- nannten um Geschwister, wohl Kinder des Vormittags um Neun Uhr“ ein Rissexem- Preußen 1865 genau geregelt waren, also nenden Teilhaber dieser Bergwerksgesell- nigliche Revierbeamte Des Coudres“ Gründers der Carlshütte Friedrich Carl plar (Situationsplan) zu einer Braunkoh- Rechtssicherheit bestand, begünstigte schaft [dem Ökonomen Adolph Domich] Bemerkenswert an dem Schriftstück sind Klein. Nur die drei Brüder waren zur lenmutung Kemmerode präsentiert habe, übrigens landesweit einen Aufschwung die Erklärung abgegeben, daß von ihnen zwei Dinge: erstens, dass die Bergbau- rechtsgültigen Vertretung der Eisenhütte die offenbar denselben Ort betraf; somit bergbaulicher Tätigkeit. Jedermann konn- auf die genannte Grube Verzicht geleistet behörde für sich wiederholende Vorgänge berechtigt und zwar jeder für sich allein, liege ein Widerspruch vor. te hinfort Schürfen (eine Lagerstätte auf- worden wäre, weil auf Aufforderung damals schon gedruckte Formulare be- nicht jedoch deren Schwester. Da Louise Des Coudres, Königlicher Revierbeamter suchen), Muten (einen Antrag auf Geneh- des Oberbergamts-Salzwerksdirection die nutzte, während alle anderen internen Heeger, geborene Klein, den Amtsrichter in Kassel, schrieb seinem Kollegen post- migung zum Bergbau stellen) und das Grube nicht wieder in Betrieb gekommen, Aufzeichnungen und auch der Briefwech- Heeger aus Ziegenhain geheiratet hatte, wendend am 23. März 1874, dass nun drei Bergwerkseigentum verliehen bekommen. auch niemand die [leider unleserlich; ver- sel noch handschriftlich erfolgten, und wie man aus der Akte erfährt, darf man Mutungen im Konflikt stünden: Am 9. Oktober 1874 forderte Des Coudres mutlich: Rezeß-] gelder hätte bezahlen zweitens, dass der Adressat des Schrift- hierin die unmittelbare Ursache dafür se- 1. die Muthung Machtlos auf Braunkohle, (Bergamt Kassel) den Hüttenbesitzer F. C. wollen. stückes ein Hüttenbesitzer namens F. C. hen, dass der Unternehmer Friedrich Carl präsentiert am 17. März 1870 Klein auf a) anzugeben, wem das von ihm Die Grube hat bis zur Einlegung meiner Klein war, seinerzeit eine weithin bekann- Klein von der Carlshütte aus dem Marbur- 2. die Mutung „Neuer Muth“ auf Eisen- gemutete Bergwerk im Distrikt Aspen- Muthung mindestens 18 Jahre gelegen, oh- te Persönlichkeit. ger Hinterland gerade auf das 6,5 km Luft- stein, präsentiert am 20. Januar 1873 und strauch früher verliehen gewesen sei und ne daß auch nur ein Hackenschlag darauf linie von Oberaula entfernte Bergwerk 3. die Mutung Kemmerode auf Braunkoh- b) „einen Nachweis darüber zu erbringen, geschehen wäre[,] auch glaube ich nicht, F. C. Klein und die Carlshütte westlich von Hattenbach aufmerksam ge- le, präsentiert am 24. Oktober 1873. daß das gedachte Werk nach erfolgter Ver- daß die Oberberg- und Salzwerksdirection Friedrich Carl Klein war zunächst als worden war. Die beiden Mutungen Machtlos und „Neu- leihung in das Bergfreie zurückgefallen nach dem damaligen Gesetze die Beleh- Großherzoglich Hessischer Hütteninspek- Auf dem oben angeführten Behördenter- er Muth“ hätten zwar offensichtlich schon ist.“ Von seinem Kollegen Merz (Bergamt nung noch als bestehend angesehen hat, tor ein in der Ludwigshütte in Biedenkopf min wurde der Hüttenbesitzer F. C. Klein vor der Mutung Kemmerode vorgelegen, Schmalkalden) erfuhr er, dass „das fragli- sonst würde sie jedenfalls auch beim beschäftigter Bergaufsichtsbeamter, bevor durch Hermann Klein aus Biedenkopf ver- aber man müsse nun auch dem Berg- che Braunkohlenwerk am Aspenstrauch Übergang 1866 auf die Revierkarte einge- er 1844 die nach ihm benannte Carlshütte treten. Der für Oberaula festgesetzte Ter- werksbesitzer Emmerich, Inhaber der Mu- im Forstorte Hirschberg der Dörnberg- zeichnet worden sein. Auch von Herrn 2) als letzte Eisenhütte im oberen Lahntal min wurde vor Ort fortgesetzt. Darüber tung Kemmerode, Gelegenheit zur Gel- schen Waldung unter dem 10 [.] Juli 1856 Markscheider A. Ey wurde mir erklärt, errichten ließ. Der Beamte wurde also gibt ein Protokoll vom 25. Oktober 1875 im tendmachung besserer Rechte geben und zur Nr. 2980 an den Ökonomen Adolph daß wegen Zahlung der [Rezeß-] gelder zum Unternehmer. Die Carlshütte befand damals üblichen Amtsdeutsch Auskunft. dann das Königliche Oberbergamt in Dömich zu Hattenbach und den Tuchfa- auf die Grube verzichtet worden wäre. [..]“ sich in Buchenau, einem Ortsteil der heu- Vor allem wegen der Rechtsfolgen, die dar- Clausthal als Oberste Behörde entschei- brikanten Adolph Sauer zu Hersfeld ver- Begriffserklärungen: Ein Steiger ist eine tigen Gemeinde Dautphetal im Kreis aus resultierten, sei es hier in seiner Kern- den lassen. liehen worden war“. Aufsichtsperson im Bergbau, die die Ver- Marburg-Biedenkopf. In dieser bedeuten- aussage wiedergegeben: Bergrechtlicher Hintergrund: Das Allge- Die Berufsbezeichnung „Ökonom“ betrifft antwortung für einen Teil des Bergbaus den Eisenhütte wurde das in verschiede- „[…] Nachdem man den genannten meine Berggesetz für die Preußischen den Besitzer oder Verwalter eines i. d. R. und das Personal trägt, vergleichbar etwa nen Gruben des Hessischen Hinterlandes District erreicht hatte, zeigte Herr Klein Staaten vom 1. Oktober 1865 galt ab dem landwirtschaftlichen Betriebs. Im vorlie- mit einem Polier im Baugewerbe. Mit Be- (Umgebung von Biedenkopf) gewonnene an der auf dem Situationsplan bezeichne- 1. Juni 1867 auch für das ehemalige Kur- genden Fall handelt es sich wohl um den lehnung ist hier die Übertragung des Nut- Eisenerz verhüttet. Die überregional be- ten Fundstelle einen noch offenen in [Ver- fürstentum Hessen, denn dieses war Teil Hattenbacher Kaufmann und Gastwirt zungsrechts gemeint. Die genaue Bezeich- kannte Carlshütte, die in ihrer Blütezeit wahrung? leider unlesbar] stehenden, der neu gebildeten Provinz Hessen-Nas- Adolph Dömich, geboren 1811 in Karlsha- nung der Gelder, die von den Bergwerks- ca. 700 Menschen beschäftigte, stellte größten Theils mit Wasser gefüllten sau geworden. In der Mitte des 19. Jahr- fen (Weser) und gestorben 1882.3) Dass der berechtigten an das Bergamt hätten be- über hundert Jahre lang Waren aus Eisen- Schacht und noch dabei eine alte Schacht- hunderts bestanden zunächst noch unter- Hersfelder Tuchfabrikant Adolph Sauer zahlt werden müssen, aber nicht gezahlt guss her, z. B. Gussöfen, Gartenbankge- pinge vor u. wies auf den Halden dieser schiedliche Auffassungen der einzelnen sich nach einem neuen Betätigungsfeld wurden, ist in dem handschriftlich vorlie- stelle, Christbaumständer, Gussfenster, Schächte außer tertiärem Letten ansehnli- Abbildung aus einem Verkaufsprospekt Bergämter darüber, ab welchem Zeitpunkt umsah, verwundert nicht: im Zeitraum von genden Schreiben unleserlich; wahr- Haushaltsartikel, Gussrohre, Grabkreuze. che Reste einer theils erdigen theils ligniti- der Carlshütte bei Biedenkopf. Sie zeigt ein Feld als „nicht mehr bergfrei“ anzuse- 1850 bis 1860 stellte die Hälfte aller Hers- scheinlich handelt es sich hierbei um das Die Carlshütte im Altkreis Biedenkopf ge- schen Braunkohle nach. Außerdem wurde einen um 1870 hergestellten gusseisernen hen war. Das königlich preußische Ober- felder Tuchmachermeister ihren Betrieb Rezessgeld, eine Abgabe, die ein Muter riet gegen Ende der 1950er Jahre in Kon- ein theilweise noch im Holze stehender auf Ofen. bergamt hatte dann festgelegt, dass Fel- ein; die Industrialisierung hatte ihre ersten nach der Verleihung eines Grubenfeldes

6 7 an jedem Quartalsende an das Bergamt Urkundlich ausgefertigt am heutigen Ta- entrichten musste. ge, wird mit dem Bemerken, daß der Si- Am 5. Dezember 1874 fand im Bergamt tuationsriß bei dem Königlichen Revierbe- Kassel die Schlussverhandlung statt. amten, Bergrath Des Coudres zu Cassel Außer dem Königlichen Revierbeamten und Bergrath Merz zu Schmalkalden zur Des Coudres nahmen daran für das Hüt- Einsicht offen liegt […] hierdurch zur öf- tenwerk F. C. Klein der Alleinvertretungs- fentlichen Kenntniß gebracht. Clausthal berechtigte Hermann Klein aus Bieden- den 28. December 1875. Königliches Berg- kopf und für den nicht erschienenen Wi- amt.“ derspruchsführer B. Emmerich aus Eisenerz ist in dem Bergwerk „Neuer Gießen dessen Bevollmächtigter E. Has- Muth“ nie abgebaut worden. Ein Werk sencamp aus Fulda teil. zur Verhüttung in der Nachbarschaft war Bekannt war zu diesem Zeitpunkt Fol- nicht vorhanden. Das gewonnene Ei- gendes: senerz hätte also vor Ort aufbereitet und Auf der Karte aus dem Jahr 1873, die an- dann zur weiteren Verhüttung ins Sieger- ZEITSCHRIFT FÜR GESCHICHTE, VOLKS- UND HEIMATKUNDE lässlich der gerade erfolgten Mutung land oder in das Hessische Hinterland „Neuer Muth“ gezeichnet wurde, ist das transportiert werden müssen. Schon vor alte quadratische Mutungsfeld aus dem der Mitte des 19. Jahrhunderts bestand Nummer 2 Februar 2016 Band 55 Jahr 1856 mit den laufenden Nummern 1, zwar die in der Nähe verlaufende Nie- 2, 3 und 4 im Uhrzeigersinn an den 4 derrheinische Straße, aber die Verkehrs- Ecken bezeichnet. Die neue Mutung aus verbindungen waren einfach zu schlecht, dem Jahr 1873, welche die Form eines um die ca. 60 km Luftlinie zu über- Rechtecks hat, das deutlich größer ist, brücken. An Lastkraftwagen dachte in trägt die Kleinbuchstaben a, b, c und d an jener Epoche noch niemand (1896 Daim- Das Bergwerk bei Hattenbach den 4 Ecken gegen den Uhrzeigersinn. ler, 1912 Benz); eine Eisenbahnlinie in Das neue, größere und rechteckige Mu- Ost-West-Richtung im südlichen Teil Neben Braunkohle wurde hier auch Eisenerz gefunden tungsfeld umschließt also das alte, kleine- Nordhessens wurde erst später gebaut re und quadratische Mutungsfeld voll- (Hersfeld – Treysa 1906/1907). ständig. Von Ernst-Heinrich Meidt, Kirchheim Für den anhängigen Rechtsstreit war dies Quellen und Anmerkungen nicht entscheidend, aber der folgende Wappenstein an der Grenze zwischen Alle Zitate stammen aus der Akte betreffend die Umstand, der damit auch aktenkundig dem Gebiet der Abtei Hersfeld und den Bergwerke „Am Aspenstrauch“ und „Neuer In der Novemberausgabe 2015 hatte ich Begriffserklärungen: Eine Mutung ist der gemacht wurde: sowohl durch das alte, von Dörnbergschen Besitzungen mit der Mut(h)“, heute bei der Bergaufsichtsbehörde die geschichtliche Entwicklung des Berg- Antrag eines Interessenten bei der Berg- wie auch durch das neue Mutungsfeld laufenden Nummer 84, jedoch ohne Jah- des Regierungspräsidiums Darmstadt, die in werks dargestellt, das immerhin von 1837 baubehörde, ihm die Genehmigung zum verläuft eine bedeutende Verwaltungs- reszahl. Er steht in der Reihe weiterer Wiesbaden ihren Sitz hat. Die mühevolle Über- bis 1988 bestand, die meiste Zeit aller- Bergbau zu erteilen. Wenn eine Mutung grenze, nämlich die historische Grenze, nummerierter Grenzsteine, die alle im tragung der in Sütterlin-Schrift abgefassten dings nur in den Akten. Braunkohle hatte erfolgt war, begründete der verliehene Dokumente in Schreibmaschinen-Schrift ist ein die die Besitzungen der ehemaligen Abtei Jahr 1752 gesetzt wurden, ist aber sehr Verdienst des Hattenbacher Heimatforschers man dort abgebaut, aber auch Eisenerz. Mutungsschein einen Rechtsanspruch Hersfeld von den Besitzungen der Frei- wahrscheinlich älteren Datums. Der Hans Stockhardt. Darüber will ich heute berichten. Damit zum Aufsuchen der darin genannten Mi- herren von Dörnberg abgrenzt. Der west- Grenzstein befindet sich im Bereich des Die Hauptquelle für alle Begriffe, die den Berg- diese Darstellung unabhängig von der ers - neralien, und zwar nicht gegenüber der liche Teil der strittigen Gebiete liegt in ehemaligen Grubenfeldes „Am Aspen- bau und das Bergrecht betreffen, war für mich ten verständlich ist, sind einige inhaltli- Bergbehörde sondern gegenüber konkur- der Gemarkung Machtlos, Amtsgerichts- strauch“ (1856). die Internetenzyklopädie Wikipedia; außerdem che und begriffsklärende Wiederholungen rierenden Interessenten. Unter dem Mu- das historische Standardwerk von Georg Agri- bezirk Oberaula, Kreis Ziegenhain, der cola: Vom Berg- und Hüttenwesen. Mit 273 nicht zu vermeiden. tungsfeld, auch Geviertfeld genannt, ver- östliche Teil in der Gemarkung Kemmero- genannt, die allen am Verfahren Beteilig- Holzschnitten. (1. Deutsche Auflage 1557) Re- steht man ein vom Markscheider vermes- de, Amtsgerichtsbezirk Niederaula, Kreis ten mitgeteilt wurde. In der Begründung print. Deutscher Taschenbuch Verlag, Düssel- 1837 und 1856 Braunkohleabbau senes rechteckiges, manchmal auch qua- Hersfeld. Bergrechtlich waren für die je- wurde hervorgehoben, dass das Allgemei- dorf 1961. „Am Aspenstrauch“ dratisches Feld, in dem der Muter die Bo- weiligen Teile verschiedene Bergbau- ne Berggesetz für die Preußischen Staaten 1) Zwei Karten bzw. Zeichnungen von dem denschätze abbauen darf, für die er die Bergwerk aus dem Jahr 1856 konnte ich lei- behörden zuständig: für Machtlos im Wes - vom 1. Oktober 1865 für alle Teilbereiche der nicht auswerten, weil die dafür zuständi- Der Braunkohleabbau im Bereich der Genehmigung erteilt bekommen hat. ten der Grenze das Bergamt in Kassel, für des Landes Gültigkeit besitze. Wenn also, ge Bergaufsichtsbehörde in Wiesbaden (Lei- ehemaligen Tongruben hatte 1837 begon- Nach dem 1873 gültigen Allgemeinen Kemmerode bzw. Hattenbach im Osten wie im vorliegenden Fall, in einem Bereich ter: Gerhard Darschin, Mitarbeiter: Stefan nen, und zwar unter der Regie der Frei- Berggesetz vom 24. Juni 1865 hatte ein das Bergamt in Schmalkalden, zuvor in eine Mutung angemeldet worden sei, habe Grün) für die Zurverfügungstellung der herren von Dörnberg, die damals nicht Geviertfeld, auch Maximalfeld genannt, wohlgemerkt schon digitalisiert vorhandenen Richelsdorf. diese Gültigkeit, auch wenn zu einem spä- € auf der Burg Herzberg im Bereich der eine Fläche von 500.000 Quadratlachter, Faksimiles von mir zwischen 500 und 1000 2 Die beiden Seiten waren angehört, die Ar- teren Zeitpunkt für einen Teilbereich der- verlangte; eine Unverschämtheit! Dass es heutigen Großgemeinde Breitenbach am dies entspricht 2.189.069 m . gumente ausgetauscht, jetzt hatte die selben erneut eine Mutung beantragt wer- auch anders geht, bewies mir Herr Jürgen El- Herzberg wohnten. Der konkrete Beleg Oberste Bergbaubehörde, das Königliche de. Damit bekam der Hüttenbesitzer F. C. borg von der Bergbehörde des Regierungs- für Bergbau ist die folgende Karte: 1873 Mutung „Neuer Muth“ Oberbergamt in Clausthal zu entscheiden. Klein Recht. Der Widerspruch von B. Em- präsidiums Kassel in Bad Hersfeld. Er ge- „Grundriß von dem Grubenfelde des ge- auf Eisenstein Damit auch gar kein Zweifel mehr be- merich wurde zurückgewiesen und er währte mir am Bildschirm Einblick in diese werkschaflichen Braunkohlenwerks ‚Am Karten und gab mir historische Informatio- steht, schickte der Königliche Revierbe- musste die, allerdings geringen, Kosten nen, wofür ich ihm dankbar bin. Aspenstrauch‘ bei Hattenbach“, verfertigt In dem Zeitraum nach 1856 scheint sich amte Des Coudres (Kassel) seiner vorge- des Verfahrens tragen. 2) Die Carlshütte in Dautphetal-Buchenau wird in Richelsdorf (Sitz des damals zuständi- in der Sache nicht viel getan zu haben, setzten Behörde noch schnell das folgende Die Verleihungsurkunde für das Gruben- manchmal mit anderen Carlshütten in den gen Bergamts) im September 1856 von ei- Lochstein Nr. 4 des Grubenfeldes „Am denn erst fast zwei Jahrzehnte später, Schriftstück: feld „Neuer Muth“ wurde am 28. Dezem- verschiedensten Regionen Deutschlands ver- nem Berggeschworenen und Markschei- Aspenstrauch“ aus dem Jahr 1856. Als nämlich 1873, wird eine neue Mutung in „Nach dem die „Pacht-Repositur“ betref- ber 1875 im Reichs- und Staatsanzeiger wechselt, wo ebenfalls Eisenhütten mit dem- der, dessen Namen auf der Urkunde aller- Lochsteine bezeichnet man im Bergbau demselben geografischen Raum in Angriff selben Namen existier(t)en, nämlich in Bü- 1) fenden Repertorium der vormaligen Ober- veröffentlicht: delsdorf (Schleswig-Holstein), in Delligsen dings unleserlich ist. Von diesem Berg- Grenzsteine zur Markierung der Eigen- genommen. In den Akten des früheren berg- und Salzwerksdirektion zu Cassel, „[Lfde. Nr]) 26. Nachstehende Verlei- (Niedersachsen), in Kail (Rheinland-Pfalz), werk sind heute noch alle 4 Lochsteine, tumsgrenze an einem Bergwerk. Der Bergamts Bad Hersfeld existiert davon ein ist die Akte: Kreis Hersfeld. [Lfde. Nr.] 70. hungs-Urkunde: im Stadtteil Staffel von Limburg, außerdem die das quadratische Grubenfeld begrenz- Winkel auf der Oberseite des Steins, die „Situationsriss von der Eisenstein- und Adolph Dömich, Hattenbach und Adolph „Auf Grund der am 20. Januar 1873 prä- in Waldenburg-Altwasser (Niederschlesien). ten, vorhanden. so genannte Weisung, zeigt an, dass hier Braunkohlenmuthung „Neuermuth“ in Sauer, Hersfeld – Belehnung auf Braun- sentierten Muthung wird der Firma F. C. Der hier genannte Friedrich Carl Klein ist Begriffserklärungen: Berggeschworene eine der vier Ecken des quadratischen der Gemarkung Breitenbach Kreis Zie- nicht zu verwechseln mit Johann Friedrich kohlen im Forstorte Hirschberg in der von Klein zu Carlshütte bei Biedenkopf unter Carl Klein (1842 – 1907), Mineraloge und waren vereidigte Bedienstete des Berg- Grubenfeldes ist. genhain, […] Angefertigt, Cassel im Janu- Dörnbergschen Waldung (abnotiert zu Nr. dem Namen Neuer Muth das Bergwerks- Kristallograph, Professor in Heidelberg, Göt- amts, denen die Aufsicht der Bergwerke ar 1873, vom Markscheider gez. A. Hey“.1) 2054/66) kassiert. 10.6.1875.“ Eigentum an dem Felde, dessen Begren- tingen und Berlin. unterstand. Markscheider waren beson- bis zum Ende des 19. Jahrhunderts oberir- Der Begriff „Neuermuth“, später allge- Begriffserklärungen: Repositur – Gliede- zung auf dem heute von uns beglaubigten 3) Diese Eintragung im Kirchenbuch von Hat- ders ausgebildete Bergleute (Vermesser), disch nach einer markscheiderischen Ver- mein „Neuer Muth“ geschrieben, ist dop- rungsebene im Aktenarchiv; Repertorium Situationsrisse mit den Buchstaben a, b, c, tenbach verdanke ich dem Heimatforscher welche die über- und untertägigen messung gesetzt und zeigten an, wie weit peldeutig. Damit kann gemeint sein, dass Hans Stockhardt (Hattenbach), der mir – Urkunden- bzw. Findebuch; kassiert – d bezeichnet ist, und welches – einen außerdem viele Hinweise auf Wüstungen, Grundstücksgrenzen festlegten. Sie waren der unterirdische Abbau gehen durfte. Sie nach den ersten Mutungen 1837 und 1856 hier: für ungültig erklärt, aufgehoben. Die Flächeninhalt von 2,189,000 geschrieben: Funde im Gelände, Grenzsteine, erinnerte vom Bergamt amtlich bestellte Sachver- zählen zu den letzten oberirdisch sichtba- eine weitere im Jahr 1873 erfolgt ist oder von den beiden Genannten betriebene Zwei Millionen einhundertneunundacht- Begebenheiten, Kirchenbucheintragungen ständige; ihre Messergebnisse und Auf- ren Zeugen des ehemaligen Bergbaus. dass nach Jahren letztlich erfolgloser Mutung war im Jahr 1866 abnotiert wor- zig Tausend Quadratmetern umfassend – usw. gab, für die ich ihm sehr dankbar bin. zeichnungen hießen Risswerk und hatten Die Urkunde aus dem Jahr 1856 enthält Bemühungen jetzt ein neuer Anlauf ge- den, d. h. in die neue Revierkarte über- in den Gemarkungen von Machtlos, Amts- 4) Wilhelm Neuhaus, Hersfelder Tuch. Beiträge den Charakter von Urkunden. Unter einer noch folgenden Vermerk, der 1873 hinzu nommen werden sollte. Wie dem auch sei, zur Geschichte des Hersfelder Wollgewerbes. nommen worden. Jetzt wurde die betref- gerichtsbezirks Oberaula im Kreise Zie- Bad Hersfeld 1950, S. 148 Gewerkschaft versteht man im Bergrecht gefügt wurde und über die weitere Ent- es tut sich also wieder etwas und im Okto- fende Eintragung endgültig gelöscht. genhain und von Kemmerode und Hatten- eine besondere Form von Kapitalgesell- wicklung und Größe des Bergbaufeldes ber 1873 kommt es zu einer förmlichen bach, Amtsgerichtsbezirks Niederaula im schaft, die ein Bergwerk betrieb. Gewerke Auskunft gibt: „Das Grubenfeld ist später Vorladung (gedrucktes Formular mit 1875 Rechtsstreit beendet – Kreise Hersfeld, des Regierungsbezirks nannte man die einzelnen Anteileigner an von dem größeren Feld ‚Neuer Muth‘ handschriftlichen Zusätzen, die hier kur- „Neuer Muth“ legitimiert Kassel und im Oberbergamtsbezirke »Mein Heimatland«, monatliche Beilage zur dem Bergbauunternehmen. Als Lochstei- überdeckt worden. […] Der Inhalt des siv wiedergegeben sind): Clausthal gelegen ist, zur Gewinnung der »Hersfelder Zeitung«. Gegründet von Wilhelm Neuhaus. ne bezeichnet man im Bergbau Grenzstei- Muthungsfeldes beträgt 2.189 x 1.000 = „An den Hüttenbesitzer Herrn F. C. Klein Am 11. Juni 1875 traf das Oberbergamt in in dem Felde vorkommenden Braunkoh- Schriftleitung: Ernst-Heinrich Meidt, Kirchheim ne zur Markierung der Eigentumsgrenze 2.189.000 m/2 [Schreibweise m/2 bedeutet Vorladung. Zur Untersuchung des Fundes Clausthal seine Entscheidung, Beschluss len und Eisenerze hierdurch verliehen.“ Druck und Verlag: Hoehl-Druck, 36251 Bad Hersfeld an einem Bergwerk. Lochsteine wurden m2].“1) der Muthung Neuer Muth bei Breiten-

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