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Einfach mobil und gut versorgt im Landkreis

1 Texte und Redaktion: Dr. Hilko Linnemann, Peter Zenner, Dr. Wilhelm Klauser

Gestaltung: Dipl.-Des. Angelika Reuter, Holzminden-Neuhaus Piktogramme: Peter Zenner Fotos: Fotolia (8), H. Linnemann (10), A. Reuter (2), W. Klauser (3), Die Stadtfotografen (1), Gerhard Löcker (1) Karten: Seite 7: Jessica Switala, Seiten 10 - 13: Dr. Wilhelm Klauser

Herausgeber: Landkreis Holzminden Holzminden im August 2018

2 Grußwort der Landrätin

Eine Einkaufsmöglichkeit und die wichtigsten Dienstleister im Ort, ein kurzer Weg zum Arzt und mal eben mit dem Bus zum nächsten Zentrum: Wir alle wünschen uns, die wichtigsten Angebote in der Nähe zu haben. Aber wir wissen auch, dass es vielerorts keinen Grundversorger mehr gibt, den man ohne Auto erreichen kann.

Das Modellvorhaben „Versorgung und Mobilität“ war und ist ein Glücksfall für den Landkreis Holzminden. Mit der Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums konnte eine umfassende Daten- analyse zur Grundversorgung und sowie zu Erreichbarkeiten rea- lisiert und anschließend in einem intensiven Beteiligungsprozess konkrete Projekte entwickelt werden. Vor allem freut mich, dass einige Ideen schon sehr weit ausgearbeitet und einige bzw. sogar auch schon realisiert werden konnten. Diese Projekte wollen wir Ihnen mit dieser Broschüre vorstellen. Aber auch ein wenig beachtetes Angebot wollen wir hervorheben, das es vielerorts schon länger gibt: Die mobilen Verkaufswagen.

Daseinsvorsorge ist eine Daueraufgabe. Und ohne die Initiativen und Aktivitäten aus den Orten wäre die entstandene Dynamik nicht denkbar. Denn auch in einem komplexen und sensiblen Handlungs- feld wie der Daseinsvorsorge geht es nur mit Ihrer Mitwirkung. Deshalb sind wir gemeinsam gefordert, uns weiter um eine vielfältige Ausstattung unserer Orte zu kümmern. Dazu bitte ich Sie: Bleiben Sie engagiert, werden Sie aktiv! Ansprechpartner*innen finden Sie am Ende der Broschüre.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre, Inspiration für den eigenen Ort und Schwung für neue Taten!

Angela Schürzeberg Landrätin

3 BILD Landschaft aus dem Land- kreis

4 Grußwort des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur

Gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land sind ein erklärtes Ziel der Bundesregierung. Dabei ist es ein Anliegen, gerade demogra- fisch besonders betroffene ländliche Regionen in ihrer Entwicklung zu unterstützen. In diesem Zusammenhang wurde der Landkreis Holzminden Ende 2015 als eine von 18 bundesweiten Modellregionen für das Modellvorhaben „Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen“ des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ausgewählt.

Die Regionen haben in den letzten zweieinhalb Jahren auf der Basis ihrer regionalen Bevölkerungsentwicklung innovative Konzepte erarbeitet, wie in Zukunft die Daseinsvorsorge, Nahversorgung und die Mobilität verbessert werden können. Zum Ende des Projekts liegen nun für den Landkreis Holzminden ausgezeichnete Daten (z.B. in Form einer Karte mit sämtlichen Einrichtungen der Daseinsvorsorge und einer kleinräu- migen Bevölkerungsprognose), Analysen und Konzepte vor, mit denen die Region in den nächsten Jahren ihre weitere Entwicklung so ge- stalten kann, dass für die Menschen ein Höchstmaß an Lebensqualität gesichert werden kann.

Über diese strategischen Grundlagen hinaus hat der Landkreis in den letzten Monaten auch bereits viele konkrete Projekte gestartet, ob zur Verbesserung der Nahversorgung oder der Mobilität. Dazu werden Sie in dieser Broschüre viele Informationen finden.

Die ersten Schritte sind damit getan, doch der Blick nach vorne zeigt, dass noch einige Herausforderungen auf Antworten warten. Dafür wünsche ich im Namen des BMVI allen beteiligten Akteuren sowie Bürgerinnen und Bürgern im Landkreis Holzminden viel Erfolg und das notwendige Durchhaltevermögen. Die erarbeiteten Konzepte und Ihre Ideen sind eine sehr gute Basis.

Dr. Bernd Rittmeier Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur Leiter der Projektgruppe Demografischer Wandel

5 MoVerMo

Mit dem „Modellprojekt Versorgung und Mobilität (MoVerMo)“ war der Landkreis Holzminden von 2016 bis Mitte 2018 Teil des Modell- vorhabens „Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen“. Betreut und gefördert wurde das Modellvorhaben durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Der Landkreis Holzminden war eine von bundesweit 18 Modell- regionen.

Alle 18 Modellregionen haben ihre Ergebnisse in Regionaldossiers zusammengefasst, die unter http://www.modellvorhaben-versorgung-mobilitaet.de/ zu finden sind.

Mit MoVerMo wurden Datenanalysen, Konzepte und Projekte der Daseins- vorsorge zu den drei Handlungsfeldern Mobilität, Nahversorgung und Gesundheit erarbeitet. Ein Fokus lag dabei darauf, stationäre und mobile Versorgungsangebote im Kontext der Erreichbarkeit zusammen zu denken.

Die Orte im Landkreis Holzminden sind ganz unterschiedlich gut mit Daseinsvorsorgeangeboten ausgestattet. Während die Zentren natur- gemäß über ein breiteres Angebot verfügen, finden sich in kleineren Ortschaften teils gar keine Versorgungsangebote für den täglichen Bedarf. Im MoVerMo-Projekt wurde die Ausstattung der Orte erhoben, bewertet und in einer Karte dargestellt. Hieraus wird schnell sichtbar, was es wo gibt.

Da, wo Angebote nicht mehr wirtschaftlich tragfähig sind, entstehen Nischen für mobile Systeme und bürgerschaftliches Engagement. Einige der in dieser Broschüre vorgestellten Angebote bestehen bereits länger schon, andere sind bislang „nur“ Ideen. Es wird immer viel Bewegung, Änderungen und Neues geben, insofern bildet die gegen- überliegende Darstellung auch nur einen Zwischenstand ab.

66 Ausgewählte Kennwerte von Gemeinden/Ortsteilen 2015 und Bevölkerungsprognose 2015 und 2035

7 Vor Ort gut versorgt

Supermärkte, Bäcker, Fleischer und andere Lebensmittelläden bilden das Rückgrat der Grundversorgung. Ein gut organisierter und leistungs- fähiger öffentlicher Nahverkehr bringt uns ans Ziel. Aber nicht immer und auch nicht überall entsprechen die Nahversorgung und das Mobili- tätsangebot den Bedürfnissen der Bevölkerung.

Der Landkreis Holzminden verfolgt langfristig das Ziel, flächendeckend und insbesondere auch in den kleinen Orten eine hohe Qualität an Mobilitäts- und Nahversorgungsangeboten zu erhalten beziehungsweise zu schaffen.

Dazu konnten mit MoVerMo eine Reihe von konkreten Maßnahmen entwickelt und einzelne bereits auch umgesetzt werden. Diese Broschüre will einige dieser Projekte vorstellen. Daneben wird auch auf etablierte Versorgungsangebote verwiesen, die schon vor MoVerMo bestanden.

Der Verkaufswagen kommt —­­ ­ an die Tür

Wo kein Laden mehr vorhanden ist, schließen teilweise mobile Verkaufswagen als „rollende Läden“ Versor- gungslücken. Mit einer Marktanalyse mobiler Verkaufs- wagen wurde eine räumlich-zeitliche Dar-stellung der mobilen Verkaufswagen im Landkreis Holzminden erstellt. Die Marktübersicht sollte Grundlage sein, um gemeinsam mit den Anbietern Verbesserungen zu planen, beispielweise etwa bei der Routenplanung oder bei den Sortimenten.

Weil die Zukunft der Verkaufswagen aber unsicher ist, wurden neue Angebotsformen entwickelt. Zentrales Ziel ist dabei der Aufbau einer Versorgungsinfrastruk- tur für ländliche Räume, die die Stärken ambulanter Angebote, des Versandhandels und des stationären Einzelhandels in der Region verbindet. Der Thematik der „letzten Meile“, die für Versorger in der Fläche eine enorme Heraus- forderung darstellt, soll mit der Einrichtung einer neuen Infrastruktur und mit einer Vernetzung unterschiedlicher Akteure begegnet werden.

Im Ergebnis entsteht der Ansatz einer gestuften Warenverteilung. Ausgehend von Standorten des bestehenden Einzelhandels werden die Waren über existierende Verkehre wie ambulante Pflegedienste, Krankenfahrten oder Handwerkerfahrten transportiert. Ziel in den Dörfern sind Depots, in die die Waren ausgeliefert werden.

8 Vor Ort gut versorgt

Was ist ambulante Versorgung?

Ambulante Versorgung bedeutet viel für den ländlichen Raum. Ambu- lante Händler können nämlich ein Warensortiment mit bis zu 3.000 Artikeln bereitstellen, und sie kommen mit ihren Fahrzeugen aufs Dorf: Rollende Supermärkte! Da sie für die ältere Bevölkerung in der Regel fußläufig erreichbar sind, übernehmen sie auch eine Rolle als Treffpunkt. Hier sieht man sich, hier erfährt man Neues.

Wie funktioniert ambulanter Handel?

Der Verkauf erfolgt über die Theke, Waren werden auch schon einmal an die Türklinke gehängt, bunte Webseiten sind nicht vorhanden. Der ambulante Handel – die älteste Form des Handels – bringt den Kunden die Waren bis an die Haustür.

Es gibt ungefähr 10 ambulante Händler im Landkreis Holzminden. Da finden sich Fleischer, Bäcker und ein rollender Supermarkt. Meist sind es Stammkunden, die schon seit Jahren an den Wagen kaufen und die Qualität und Frische zu schätzen wissen. Die Händler fahren zu festen Zeiten und auf festen Routen. Rein rechnerisch könnten sie rund 22.900 Menschen erreichen, die auf den Dörfern wohnen, aber das ist nicht realistisch. Die Menschen fahren zum Einkaufen natürlich in die größeren Orte. Das ist nicht immer bequem, es ist aber Gewohnheit. Wir gehen deshalb von ungefähr 5.000 meist älteren Menschen aus, für die das Angebot der ambulanten Händler einen wichtigen Beitrag zur Versorgung leistet.

9 Vor Ort gut versorgt

Wo kommen die ambulanten Händler her?

Die ambulanten Händler legen keine weiten Strecken zurück. Die Reisezeit ist für sie einfach zu teuer, denn sie können nichts verkaufen, wenn sie auf der Straße sind. Sie fahren jeden Tag nur ungefähr 50 bis 70 Minuten. Das entspricht einer Entfernung von 45 bis 75 Kilometern. Der Verkaufsradius der Fahrzeuge beträgt zwischen 30 km und 40 km um den Firmensitz. Es handelt sich also um eine sehr regionale Form der Versorgung. Angeboten werden Brot, Gemüse oder Wurstwaren, die sie selbst produzieren. Häufig sind es Familienbetriebe, die zum Beispiel in , oder in Heinrichshagen schon viele Jahre existieren. 10 Vor Ort gut versorgt

Die Waren haben nur einen kurzen Weg bis zu den Endkunden: Hand- werk aus der Region, sorgfältig und mit einem hohen Qualitätsanspruch hergestellt. Das ist, wenn es um den ökologischen Fußabdruck geht, sicherlich eine sehr gute Form des Einkaufens!

Wie fahren die ambulanten Händler?

Die Wagen fahren die Dörfer im nördlichen Kreisgebiet an, denn diese sind überwiegend schlecht versorgt. Sie haben keine festen Standplätze, sondern fahren zu einzelnen Häusern oder halten auf Zuruf. Die Händler fahren die Orte nie gleichzeitig an. So erhalten möglichst viele Menschen auf den Dörfern die Möglichkeit, bei den mobilen Wagen einzukaufen. Fast jedes Dorf wird mehrmals in der Woche angefahren. Dieser her- vorragende Service müsste eigentlich viel häufiger wahrgenommen werden. Wenn die Wagen kommen, sind viele Kunden allerdings bei der Arbeit und somit nicht zu Hause.

Dienstag

Bente Supermarkt, Katzenbäcker; Hajen Metzgerei Wiegmann; Golmbach Metzgerei Dettke; Heinrichshagen Metzgerei Schomburg; Ottenstein

11 Mittwoch

Donnerstag

12 Vor Ort gut versorgt

Freitag

Samstag

13 Vor Ort gut versorgt

Hat der ambulante Handel eine Zukunft?

Damit der ambulante Handel eine Zukunft hat, muss es gelingen, die Qualität und die Leistung des Angebots sichtbar zu machen und so neue Kunden zu gewinnen. Es muss aber auch gelingen, das Angebot im Alltag zu unterstützen. Die Arbeitszeiten sind lang und es gibt Nachwuchsprobleme. Vielleicht entstehen in den kommenden Jahren andere Formen der Auslieferung und Bestellung?

Die Digitalisierung bietet viele Chancen. Ambulante Versorgung darf nicht die Nachhut der Versorgung im Jahr 2018 sein. Sie muss sich sehr bewusst erneuern. Es gibt Beispiele, die optimistisch stimmen: Vor 20 Jahren hätte niemand geglaubt, dass Versandhandel eine Zukunft hat, aber der Internet- handel hat uns eines Besseren belehrt.

14 Mobil bleiben – Mobil werden

Bürger fahren Bürger: Der Bürgerbus

Der Bürgerbus fährt nicht nur im Takt wie ein „echter“ Bus, es ist ein „echter“ Bus! Der große Unterschied sind die Fahrer: Bürgerinnen und Bürger fahren und organisieren den Bus ehrenamtlich.

Für den gesamten Landkreis Holzminden wurde analysiert, ob und wo die Voraussetzungen für ein Bürgerbus-Projekt gegeben sind. Eine sehr gute Ausgangslage bot sich in der Samtgemeinde . Hier konnte im Februar 2018 der Verein „Bürgerbus Bodenwerder Polle e.V.“ gegründet werden. Bis April 2018 wurden bereits eine große Anzahl potenzieller Fahrer*innen gewonnen und die formalen Grund- lagen geschaffen. Ein Linien- und Haltestellenplan wurde entwickelt.

Eine Besonderheit ist, dass der Bürgerbus für einzelne Ortsteile flexibel – also nur bei Bedarf fahren wird. So können auch sehr kleine Ortsteile angebunden werden.

15 Mobil bleiben ­— mobil werden

Bürger fahren Bürger: Der Bürgerbus

Der Bürgerbus soll ab Anfang 2019 fahren und erschließt dann auf zwei Routen links und rechts der die Orte der Samtgemeinde Boden- werder-Polle.

Der Bus wird mit einem stationären Handy ausgestattet, das über eine nach Möglichkeit merkbare Telefonnummer erreichbar ist. Bis kurz vor Abfahrt können die Bürger*innen aus Lichtenhagen, Glesse, und Meiborssen ihre Fahrten beim Fahrer bestellen. Die Bestellannahme geschieht „händisch“ mit Hilfe des beigefügten Bestellformulars. Fahrgäste aus diesen Ortschaften müssen bis unmittelbar vor der Abfahrzeit beim Fahrer, der sich in Warteposition am Münchhausen- platz befindet, anrufen, der dann mit Hilfe dieser Tabelle die Wünsche notiert und dann der Reihe nach die Fahrgäste abholt.

Die Rückfahrt geschieht auf die gleiche Weise: Fahrgäste bestellen beim Fahrer schon ihre Rückfahrt. Es wird im Laufe der nächsten Zeit noch unter- sucht, ob eine externe Bestellannahme, z.B. in Ottenstein, möglich ist.

16 Mobil bleiben ­— mobil werden

Einfach zusammen fahren: Mitfahrbänke in und Fürstenberg

Mitfahrbänke sind ganz einfach: Sie bestehen aus einer Bank und einem Klapp-Schild, das je nach Auswahl den gewünschten Zielort anzeigt. Setzt man sich auf die Bank, signalisiert man allen Vorbei- fahrenden, dass man mitgenommen werden möchte. Vorbeifahrende Autofahrer*innen können dann anhalten. Über die private KFZ-Haft- pflichtversicherung sind Fahrer*in und Mitfahrer*in versichert. Nur zwei Einschränkungen gibt es für das „organisierte Trampen“: Geld darf keines fließen und Kinder dürfen nicht mitgenommen werden.

Auf Initiative engagierter Bürgerinnen und Bürger aus Boffzen und Fürstenberg wurden mögliche Standorte für Mitfahrbänke ausgewählt. Dabei wurde natürlich auch an die Rückfahrt aus Holzminden und Höxter gedacht. Nach Abschluss der Planungen sollen zukünftig die Mit- fahrbänke die Orte im südlichen Bereich des Landkreises Holzminden miteinander verbinden.

Wie hier in Barterode im Landkreis Göttingen könnte so eine Mitfahr- bank aussehen.

17 Mobil bleiben ­— mobil werden

Der Bienenexpress Xpress summt!

Sozialer Austausch, Versorgung und Mobilität: der BienenXpress verbindet drei wichtige Aspekte der Lebensqualität. Seit 2012 erfreut sich in der Samtgemeinde der BienenXpress großer Beliebtheit. Einmal pro Monat fährt ein Kleinbus Senior*innen aus Forst, Warbsen, Lütgenade, und nach Holzminden.

Die Fahrgäste werden an ihrer Haustür abgeholt und nach dem gemein- samen Einkaufsbummel auch wieder bis ins Haus begleitet. Zielort ist ein großer Verbrauchermarkt. Hier stehen drei Stunden zum Einkaufen und für Kaffee und Kuchen zur Verfügung. So können Senioren*innen in ihrem eigenen Tempo einkaufen und sich untereinander in Ruhe austauschen – die Gelegenheit, mal „von zu Hause raus zu kommen“. Die Hin- und Rückfahrt kostet pro Fahrgast neun Euro inklusive eines Gutscheins für Kaffee und Kuchen.

Der BienenXpress ist ein Kooperationsprojekt der Landfrauen Forst- bachtal und von „Courage! Die Gerberding-Stiftung“, die das Angebot auch finanziell unterstützt. Den monatlichen Ablauf organisieren die Landfrauen Forstbachtal. Der BienenXpress könnte weiter Schule machen, wenn sich Freiwillige finden, die die regelmäßige Tour organisieren wollen!

18 Gut versorgt vor Ort

10 Jahre Dorfladen in Fürstenberg

Der Dorfladen in Fürstenberg zeigt seit über 10 Jahren, dass ein kleiner Laden in einem kleineren Ort mit knapp 1.200 Einwohner*innen funk- tionieren kann. Im Jahr 2008 konnte das Geschäft eröffnet werden und bietet den Bewohner*innen seitdem alles an, was für den Alltag wichtig ist: Vom Lebensmittel bis zum Hygieneartikel sind die typischen Sorti- mente eines Supermarktes zu finden. Von 16 verschiedenen Anbietern der Regionalmarke „Echt“ gibt es Produkte aus der --Region zu kaufen.

Aber der Einkauf ist nicht alles: Es gibt heißen Kaffee, eine Lotto-Annahme- stelle und einen Paketdienst. Für örtliche Veranstaltungen werden hier Tickets verkauft und es gibt ein Bücherregal. Kommt der Kunde mal nicht zum Laden, kommt die Ware zum Kunden: Der Dorfladen bietet einmal wöchentlich auch einen Lieferdienst auf Vorbestellung.

Nachdem 2008 der letzte Lebensmittelladen im Ort geschlossen wurde, entstand der Dorfladen. Die Gemeinde baute hierfür ein Gebäude und ist in Form einer gemeindeeigenen GmbH Betreiber des Dorfladens. In Fürstenberg wird Versorgung als kommunale Aufgabe verstanden.

Und noch ein Tipp für Genießer: Es gibt hier eine eigene fair-trade „Dorfladen-Schokolade“…

19 Gut versorgt vor Ort

Ein Dorfzentrum für Golmbach

In Golmbach kann man sehr gut wohnen, aber ein Lebensmittel-, Dienstleistungs- und medizinisches Angebot zur Deckung des täglichen Bedarfs fehlt. Zwar gibt es Getränke, einen Friseur und Gastronomie, aber insbesondere für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ist diese Versorgungslücke ein Defizit, zumal die nächstgelegenen Grund- zentren mit in ca. 7,5 km und Bevern in ca. 9 km Entfer- nung liegen.

Aus einer bürgerschaftlichen Initiative heraus wurde die Idee zur Initi- ierung eines Dorfzentrums formuliert. Ein Ort, an dem die fehlenden Angebote bürgerschaftlich organisiert so weit wie möglich gebündelt werden. In der Bevölkerung fand diese Idee breite Zustimmung. Aus Mitteln des MoVerMo-Projektes konnte eine Machbarkeitsstudie für ein Dorfzentrum finanziert werden. Dies ist ein erster Schritt, um überhaupt abschätzen zu können, inwieweit die Idee wirtschaftlich tragfähig sein kann. Im Ergebnis ist das der Fall, aber nur, wenn eine ganze Reihe von Angeboten zusammengefasst wird. Dies will die Bürgerschaft in Golmbach versuchen.

20 Gut versorgt vor Ort

Multifunktional: Die Ortsmitte Linde in

In Kirchbrak hat der letzte Gastronom seine Pforten geschlossen. Wo der Gasthof „zur Linde“ stand, findet sich jetzt eine unbebaute Fläche und damit eine große Chance für den Ort: Der Eigentümer zeigt sich bei der Neuplanung des zentralen Grundstücks offen für Anregungen aus der Bürgerschaft. Dieses Angebot haben die Dorfmoderatoren aufgegriffen und mit anderen Bürger*innen gemeinsam Ideen für ein neues Zentrum entwickelt.

Die Grundidee besteht darin, ein Dienstleistungszentrum mit multifunk- tionalen Angeboten als örtlichen Treffpunkt einzurichten. Zudem werden in Kirchbrak kleinere Wohneinheiten nachgefragt, die ggf. auch die nötige wirtschaftliche Basis schaffen könnten. Die Erstellung einer Ideenskizze und die Gestaltung der Ortsmitte Linde wurde durch MoVerMo unterstützt und der Beteiligungsprozess begleitet.

Ein Scheitern des Vorhabens ist nicht aus- geschlossen. Aber die Chance, für die ca. 730 Kirchbraker*innen ein „Wohnzimmer“ einzurichten, sollte auch nicht ungenutzt bleiben.

© Wilhelm Klauser 21 Gut versorgt vor Ort

MediZIMMER: Ein kleiner Raum mit großer Bedeutung

Medizinische Versorgung ist für kleinere Orte fast immer mit Fahren verbunden. Ein großes Problem für all jene, die wenig mobil sind und für diejenigen, die regelmäßig zum Arzt müssen. In der Gesundheits- region Holzminden wurde als ein Lösungsansatz für die Verbesserung der medizinischen Versorgung in der Fläche die Einrichtung von „Medi- ZIMMERN“ konzipiert. Dabei handelt es sich um multifunktionale Räume als Basis (tele-)medizinischer Behandlungen im Rahmen dele- gierter Leistungen. Mit der örtlichen medizinischen Basisversorgung kann für die Bewohner*innen der Aufwand langer Wege verringert und ein möglichst langes, selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglicht werden.

Aus MoVerMo-Mitteln wurde ein Realisierungskonzept erarbeitet und damit die Basis für die Einrichtung von MediZIMMERN im Landkreis Holzminden geschaffen. In den Prozess wurde das fachliche und orga- nisatorische Knowhow der Gesundheitsakteure eng eingebunden. Zwei geeignete Orte für die Einrichtung von MediZIMMERN sind die geplanten (Dorf-) Zentren in Golmbach und Kirchbrak.

22 Gut versorgt vor Ort

Treffen geht nicht ohne Treffpunkt

Lichtenhagen ist mit ca. 340 Einwohner*innen ein kleinerer Ortsteil der Gemeinde Ottenstein. Die lebendige Ortsgemeinschaft spiegelt sich auch in der vielfältigen Vereinslandschaft wider. Es gibt viele gemein- same Aktionen von und für die Dorfgemeinschaft: Seniorennachmittage, Jugendtreff und gemeinsame Frühstücke sind nur einige Angebote. Aktiv sind u.a. der Landfrauenverein und die Freiwillige Feuerwehr. Und im Dorfgemeinschaftsverein werden immer wieder auch Zukunfts- fragen zur Entwicklung des Ortes diskutiert.

Für ein funktionierendes Vereinsleben ist ein geeigneter Treffpunkt die Grundvoraussetzung. Seit 2016 besteht in Lichtenhagen jedoch keine Möglichkeit mehr, sich in Gruppen außerhalb privater Räume zu treffen. Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde mit viel Eigenleistung ein barriere- freies und modernes Gemeindehaus für Jung und Alt hergerichtet. Aus MoVerMo-Mitteln konnte die gesamte Möblierung finanziert werden, wodurch der neue Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft richtig nutzbar wurde.

23 Gut versorgt vor Ort

Qualität in der Fläche: Besonderes Unterrichtsmaterial für kleinere Schulen

Zur Verbesserung der Angebotsqualität für kleinere und dezentral gele- gene Schulen werden zu unterschiedlichen Themen Materialkisten verlie- hen. Die Materialkisten wurden gemeinsam mit den Schulen entwickelt und über MoVerMo finanziert. Damit können die Schulen spezielle und qualitativ hochwertige Unterrichtsmaterialen ausleihen und dadurch ihr Angebot zeitweise ausweiten.

Grundschulen sind noch in vielen kleinen Orten zu finden. Diese Schulen werden von Zentralisierungsprozessen nicht verschont. Sinkende Schülerzahlen und die damit ein- hergehende geringere Personalausstat- tung reduzieren zunehmend die Voraus- setzungen dafür, ein umfassendes und vielfältiges Angebot an besonderen Unter- richtsmaterialien vorhalten zu können.

Die (teils vermeintlich) schlechtere Aus- stattung veranlasst Eltern dazu, ihre Kinder statt in die wohnortnahe Schule in wiederum zunehmend größer werdende Schulen zentralerer Orte zu schicken. Ein Teufelskreislauf, durch den der Mobilitäts- aufwand für die Schüler*innen, Eltern und die öffentliche Hand steigt und der sich zudem negativ auf die örtliche Identifi- kation und den sozialen Zusammenhalt auswirken kann.

24 Mobil werden - Mitwirkungsmöglichkeiten

Möglichkeiten der ehrenamtlichen Mitwirkung gibt es viele: Ob als Fahrer*in eines Bürgerbusses, als örtliche*r Betreuer*in in einem Einkaufsbus (BienenXpresss) oder auf Bürgerversammlungen zu einzelnen Projekten. Wichtig jedoch ist es, seinen Platz zu finden und Aufgaben zu wählen, die man gerne ausübt – und möglichst lange.

25 Mobil werden — Mitwirkungsmöglichkeiten

Viele Fragen, viele Ideen, viele Ansprechpartner:

· Kreisentwicklung/Wirtschaftsförderung Frau Dr. Jutta Klüber-Süßle Telefon 05531 707-110 mail: [email protected]

· Regionalmanagement VoglerRegion Frau Christine Bossow Telefon 05531 707-111 mail: [email protected]

· Innenentwicklung Landkreis Holzminden Herr Dr. Hilko Linnemann Telefon 05531 707-115 mail: [email protected]

· Zentrum für ehrenamtliches Engagement Frau Ruth Happel Telefon 05531 707-393 mail: [email protected]

26 Die Broschüre wurde finanziert aus Mitteln des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Rahmen des Modell- vorhabens „Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen“.

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