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Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr Geschäftsbereich Hameln

Teil A - 1 Erläuterungsbericht

zum Raumordnungsverfahren (ROV)

B 64/240 Ortsumfahrung 2. Bauabschnitt - Westumfahrung Eschershausen -

B64/240 OU Eschershausen

1. Bauabschnitt (Nordostumfahrung) 2. Bauabschnitt (Westumfahrung)

Aufgestellt: Hameln , den 20.05.2011 Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr Geschäftsbereich Hameln

Im Auftrage : gez. Weiner-Kohl

Inhaltsverzeichnis:

1. Darstellung des Vorhabens ...... 1 1.1 Eingliederung im Bedarfsplan...... 1 1.2 Planerische Beschreibung ...... 1 1.3 Straßenbauliche Beschreibung...... 2 2. Begründung des Vorhabens ...... 5 2.1 Vorgeschichte der Planung, vorausgegangene Untersuchungen und Verfahren5 2.2 Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung...... 6 2.3 Besonderer naturschutzfachlicher Planungsauftrag (Bedarfsplan) ...... 6 2.4 Verkehrliche und raumordnerische Bedeutung des Vorhabens ...... 7 2.4.1 Ziele der Raumordnung/Landesplanung und Bauleitplanung...... 7 2.4.2 Bestehende und zu erwartende Verkehrsverhältnisse ...... 10 2.4.3 Verbesserung der Verkehrssicherheit ...... 13 2.5 Verringerung bestehender Umweltbeeinträchtigungen ...... 13 2.6 Zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses...... 13 3. Varianten und Variantenvergleich ...... 14 3.1 Beschreibung des Untersuchungsgebietes ...... 14 3.2 Beschreibung der untersuchten Varianten ...... 18 3.2.1 Variantenübersicht...... 18 3.2.2 Variante 1a ...... 20 3.2.3 Variante 2 ...... 21 3.2.4 Variante 3 ...... 22 3.2.5 Variante 4 ...... 23 3.2.6 Variante 5 ...... 24 3.3 Beurteilung der Varianten ...... 25 3.3.1 Raumstrukturelle Wirkungen ...... 25 3.3.2 Landwirtschaftliche Beurteilung ...... 27 3.3.3 Verkehrliche Beurteilung...... 28 3.3.4 Entwurfs- und sicherheitstechnische Beurteilung ...... 30 3.3.5 Umweltverträglichkeit...... 32 3.3.5.1 Darstellung der Umweltauswirkungen ...... 32 3.3.6 Wirtschaftlichkeit...... 54 3.3.6.1 Investitionskosten ...... 54 4. Gewählte Linie ...... 56

i Abbildungsverzeichnis:

Abbildung 1: Regelquerschnitt RQ 10,5...... 2 Abbildung 2: Regelquerschnitt RQ 10,5 mit Zusatzfahrstreifen ...... 3 Abbildung 3: Regelquerschnitt RQ 10,5...... 3 Abbildung 4: Regelquerschnitt RQ 15,5...... 3 Abbildung 5: Maßnahmen B64/240/3...... 9 Abbildung 6: Karte Varianten VU ...... 11 Abbildung 7: Übersichtskarte Geologie...... 17 Abbildung 8: Tektonische Karte des Untersuchungsgebietes...... 18 Abbildung 9: Varianten Antragskonferenz...... 18 Abbildung 10: Variantenübersicht ROV ...... 19 Abbildung 11: Variante 1a...... 20 Abbildung 12: Variante 2...... 21 Abbildung 13: Variante 3...... 22 Abbildung 14: Variante 4...... 23 Abbildung 15: Variante 5...... 24 Abbildung 16: RQ 10,5 + mit Zusatzfahrstreifen ...... 37 Abbildung 17: Variantenübersicht der UVS...... 39

Tabellenverzeichnis:

Tabelle 1: Untersuchungen und Verfahren ...... 6 Tabelle 2: DTV-Kfz 2025...... 11 Tabelle 3: DTV-SV 2025 ...... 12 Tabelle 4: Änderung Streckenlänge...... 29 Tabelle 5: Technische Merkmale der Varianten ...... 38 Tabelle 6: Ergebnisdarstellung des schutzgutbezogenen Variantenvergleichs...... 51 Tabelle 7: Übersicht des schutzgutübergreifender Variantenvergleich und Ergebnisdarstellung zur geplanten Westumfahrung Eschershausen ...... 53 Tabelle 8: Kosten Bedarfsplan...... 54 Tabelle 9: Ergebnis der Kostenschätzung der Varianten...... 54 Tabelle 10: Darstellung der entscheidungsrelevanten Merkmale ...... 59

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1. Darstellung des Vorhabens

1.1 Eingliederung im Bedarfsplan

Die Maßnahme ist im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen mit der BVWP-Nr. NI 7612 und der Projektbezeichnung Fölziehausen - Eschershausen im Weiteren Bedarf eingestuft. Für die Planung wurde das Projekt in zwei Planungsabschnitte aufgeteilt: Fölziehausen bis südlich Ith mit der Ithquerung und in den hier vorliegenden Planungsabschnitt „OU Eschershausen“, 2. Bauabschnitt (Westumfahrung). Mit Schreiben des Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung vom 29.04.2010 wurde der Planungsauftrag für die B64/B 240 OU Eschers- hausen 2. Bauabschnitt (Westumfahrung) erteilt, da die Voraussetzungen gem. § 6 FStrAbG durch den verkehrlichen Nutzen der beiden Bauabschnitte der OU Eschershausen und die netzkonzeptionellen Bedeutung der B 64 und B 240 gegeben sind.

1.2 Planerische Beschreibung

Allgemeines: Die im Landkreis verlaufenden Bundesstraßen B 64 und B 240 sind als überregi- onale Hauptverkehrstraßen Bestandteil des überörtlichen Bundesfernstraßennetzes und in Verbindung mit der B 3 die wichtigste Verbindung des Landkreises zum Großraum Hannover.

Lage im Straßennetz: Die B 64 verläuft zwischen Paderborn und Seesen mit den Zwischenstationen Bad Driburg, Höxter, Holzminden, Eschershausen und Bad Gandersheim in West-Ost-Richtung. Der Land- kreis Holzminden wird westlich über die B 64 mit der A 33 bei Paderborn verbunden und öst- lich bei Seesen mit der Bundesautobahn 7. Über die B 83 wird eine Verknüpfung mit dem süd- lichen Weserbergland erreicht. Die B 240 verläuft von über Halle, Eschershausen, Marienhagen zur B 3 bei Gronau. Über die B 3 erfolgt dann die Anbindung an den Großraum Hannover. Über die B 83 im Westen bei Bodenwerder wird die Verknüpfung mit dem nördlichen Weserbergland und dem Landkreis Hameln-Pyrmont erreicht. Der Schnittpunkt beider Bundesstraßen liegt in Eschershausen. Die Anbindung des Landkreis Holzminden an den Großraum Hannover erfolgt über die B 64 mit Wechsel auf die B 240 in Eschershausen. Beide Bundesstraßen besitzen damit als großräumige Straßenverbindungen für den überregionalen Verkehr bedeutsame Verbindungsfunktionen. Aus der Verbindungs- funktion der B 240 ergibt sich gemäß der Richtlinie für integrierte Netzgestaltung (RIN, Ausga- be 2008) die Verbindungsfunktionsstufe II mit der Bezeichnung „überregionale Verbindung“ und gehört zur Kategoriengruppe LS. Es handelt sich somit um eine Überregionalstraße der Kategorie LS II.

Planungsziele: Die geplante Maßnahme umfasst den Neubau der westlichen Umfahrung von Eschershausen als Verbesserung der Straßenanbindung des Landkreises Holzminden über die B 64/B 240 nach Hannover (Landeshauptstadt, Oberzentrum, Schnittpunkt mehrerer Autobahnen) und verkehrlich notwendige Ergänzung zur nordöstlichen Umfahrung von Eschershausen. Durch Verlagerung des Durchgangsverkehrs aus der Ortslage heraus wird die Verkehrsbelastung im Ort reduziert und die die Verkehrssicherheit erhöht. Die Reisezeit des Durchgangsverkehrs wird durch eine neue Westumgehung verkürzt und die Verkehrsqualität damit verbessert. Die Maßnahme beginnt südlich von Escherhausen je nach Variante an verschiedenen Stationen der B 64 und endet am geplanten Knoten West der Nordostumfahrung zwischen Scharfolden- dorf und Lüerdissen.

1 Nach Verkehrsübergabe der gesamten Ortsumgehung Eschershausen (1. und 2. BA) verlieren die B 64 und B 240 in der Ortslage Eschershausen ihre Fernverkehrsbedeutung und sind da- her gem. § 2 Abs. 4 FStrG abzustufen. Der abzustufende Bereich der B 64 bis zur neu geplan- ten Einmündung wird außerhalb der OD-Grenzen von Eschershausen auf einen entsprechen- den Querschnitt zurückgebaut und die nicht mehr benötigte Straßenoberfläche entsiegelt. Als Querschnitt wird ein in der Fahrstreifenbreite reduzierter RQ 11 verwendet. Durch eine Neu- ordnung des landwirtschaftlichen Wegenetzes sollen die Erschwernisse der durch die Trasse unterbrochenen Wegeverbindungen gemildert werden. Im Zuge der Maßnahme Ortsumge- hung Eschershausen (1. und 2. BA) soll ein Flurbereinigungsverfahren durchgeführt werden.

1.3 Straßenbauliche Beschreibung

Allgemein: Entsprechend der geltenden Entwurfsrichtlinien RAS (Richtlinien für die Anlage von Straßen) handelt es sich um Bundesstraßen für den überregionalen Verkehr der Straßenkategorie A II bzw. der Entwurfsklasse EKL 2 gemäß des Entwurfs der RAL (Richtlinien für die Anlage von Landstraßen). Grundlage für die Trassierung der Varianten ist die Straßenkategorie A II gem. RAS.

Regelquerschnitt: Aufgrund der Straßenkategorie und der Verkehrsbedeutung wäre gem. RAL-Entwurf ein RQ 11,5+ anzuwenden. Entsprechend der geltenden Entwurfsrichtlinie RAS-Q (Richtlinien für die Anlagen von Straßen, Teil: Querschnitte) kommt ein durchgängig einbahniger zweistreifi- ger Querschnitt zur Anwendung (RQ 10,5), der entsprechend der Verbindungsfunktion und zur Steigerung der Verkehrssicherheit und der Verkehrsqualität z. T. mit Zusatzfahrstreifen aus- gestattet wird (RQ 10,5+ ZFS). Durch die Anlage von Zusatzfahrstreifen werden zusätzliche gesicherte Überholmöglichkeiten geschaffen. Die Kronenbreite beträgt 10,50 m bzw. 14,50 m. Bei Brückenbauwerken kommen die Regelquerschnitte auf Bauwerken RQ 10,5 bzw. RQ 15,5 zur Anwendung.

Regelquerschnitt der Straßenkategorie A II

Abbildung 1: Regelquerschnitt RQ 10,5

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Abbildung 2: Regelquerschnitt RQ 10,5 mit Zusatzfahrstreifen

Regelquerschnitt der Straßenkategorie A II im Bereich von Brückenbauwerken

Abbildung 3: Regelquerschnitt RQ 10,5

Abbildung 4: Regelquerschnitt RQ 15,5

3 Trassierungsparameter in Lage und Höhe: Für die Linienführung ergibt sich nach den RAS-L (Richtlinien für die Anlagen von Straßen, Teil: Linienführung) unter Berücksichtigung des RAL-Entwurfs ein Radienbereich von R = 350 m bis R = 900 m. Die Längsneigung soll 5,5 % nicht überschreiten. Der Mindestkuppenhalb- messer (min. HK) beträgt 6.000 m, der Mindestwannenhalbmesser (min. HW) 3.500 m. Diese Werte werden soweit möglich der Linienplanung zugrunde gelegt. Im Streckenabschnitt nörd- lich des Brückenbauwerkes über die „Lenne“ bis zum geplanten Knoten West ist zur Reduzie- rung der Geschwindigkeit und zur besseren Anpassung an die Topographie vor dem als Kreis- verkehrsplatz geplanten Knoten ein engerer Radius mit R = 150 m gewählt worden. Für die Steigungsstrecken und das Brückenbauwerk über den „Angerbach“ ist der Regelquer- schnitt RQ 10,5+ ZFS bzw. RQ 15,5 auf Bauwerken zur Erhöhung der Verkehrsqualität vorge- sehen. Das Brückenbauwerk über die „Lenne“ und der nachfolgende Straßenabschnitt bis zum Knoten West erhalten den Regelquerschnitt RQ 10,5 bzw. RQ 10,5 auf Bauwerken ohne Zu- satzfahrstreifen.

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2. Begründung des Vorhabens

2.1 Vorgeschichte der Planung, vorausgegangene Untersuchungen und Ver- fahren

Vorgeschichte der Planung: Erste Planungsschritte zu einer Verlegung der innerörtlichen Hauptverkehrsstraßen B 240 und B 64 wurde durch die Stadt Eschershausen ab 1955 verfolgt. Ab 1967/69 wurden dann erste Konzepte zu einer Nord-Ost- und Nord-West-Umgehung entwickelt. Der Umbau des Knoten- punktes B 240 / B 64 am Brauhaus erfolgte Ende der 80-igerJahre. Gleichzeitig wird die L 483 (Ithquerung) zur B 240 am 01.03.1989 aufgestuft. Für die Nordostumfahrung von Eschershau- sen wurde am 15.03.2000 das Raumordnungsverfahren förmlich mit der landesplanerischen Feststellung abgeschlossen. Die Nordostumgehung Eschershausen mit „Querspange“ ist nach dem aktuellen Bedarfsplan für die Bundesstraßen als Anbindung des Raumes Holzminden an die Oberzentren Hannover und Hildesheim in den „vordringlichen Bedarf“ eingestuft worden. Im Zuge der weiteren Planungen ergab sich nach Aktualisierung der vorhandenen Verkehrs- gutachten, dass die Nordostumfahrung sinnvoll nur durch die Westumfahrung ergänzt werden kann. Auf die bis dahin in der Planung der Nordostumfahrung enthaltene Querspange wurde in den weiteren Planungsschritten zu Gunsten der Westumfahrung verzichtet. Aufgrund des ver- kehrlichen Nutzen der beiden Bauabschnitte (Nordost- und Westumfahrung) und der raumbe- deutsamen Wirkung „Stadtentwicklung“ wurde der Planungsauftrag für die B64/B 240 OU E- schershausen 2. Bauabschnitt (Westumfahrung) erteilt.

Untersuchungen: Für das Vorhaben wurde die Verkehrsuntersuchung aus dem Jahr 2007 für die Nordostumfah- rung Eschershausen vom Ing.-Büro Dipl.-Ing. Ulfert Hinz, 30855 Langenhagen, als Verkehrs- gutachten „Verlegung der B 64/ B 240 im Raum Eschershausen“ aktualisiert. Zusätzlich wurde für den gesamten Streckenzug der B 64 / B 240 von Holzminden bis zur B 3 bei Gronau eine konzeptionelle Verkehrsuntersuchung (KVU) durchgeführt. In der KVU wurden die Sichtwei- tenverhältnisse und dadurch bedingte Überholmöglichkeiten sowie die durchschnittlichen Rei- sezeiten und Durchschnittsgeschwindigkeiten im Bestand und verschiedene Ausbauvarianten untersucht. Weiterhin sind zur Vorbereitung des Raumordnungsverfahrens die einzelnen Vari- anten mit Hilfe von Isophon-Karten auf Einhaltung der in der „Sechzehnten Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (16. BImSchV) genannten Grenzwerte für Lärmimmissionen geprüft worden. Die Auswirkungen der einzelnen Varianten wurden in einer Umweltverträglichkeitsstudie, einschließlich Berücksichtigung der Natura 2000 Gebiete und der artenschutzrechlichen Gegebenheiten, untersucht.

Der Auftrag zur Linienplanung der Westumgehung Escherhausen erfolgte im April 2009 durch das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Die Antragskonferenz nach § 14 NROG, sowie zum Scoping - Termin (§5 UVPG) zum erfor- derlichen Raumordnungsverfahren wurde am 28.10.2009 vom Landkreis Holzminden als zu- ständige Raumordnungsbehörde durchgeführt.

5 Tabellarische Zusammenstellung der Untersuchungen und Verfahren:

Untersuchung Zeitraum Ergebnis/Folgen Auftrag Linienplanung April 2009 Antragskonferenz (§ 14 NROG) und Scoping - Oktober Festlegung des Untersuchungsgebietes. Termin (§5 UVPG) 2009 Linienführung der Variante 4 abändern Planungsauftrag April 2010 Voraussetzungen gemäß § 6 FStrAbG gegeben Verkehrsuntersuchung „Verlegung der B 64/ B 2010 240 im Raum Eschershausen“ aktualisiert. Erstellung von Isophonen-Karten 2010 Geringe Grenzwertüberschreitungen bei Variante 2 Konzeptionelle Verkehrsuntersuchung (KVU) für 2010 Erkenntnisse bezüglich Querschnittsgestal- ein Gesamtkonzept auf der B 240 zwischen Holz- tung. minden und Hannover UVS 2009-2011 Als Vorzugsvariante wird die Variante 3 einschl. Verträglichkeitsprüfung Natura 2000- angegeben. Gebiete - FFH-Vorprüfung für das FFH-Gebiet „Ith" -keine erheblichen Beeinträchtigungen - FFH-Verträglichkeitsprüfung für das FFH- -keine erheblichen Beeinträchtigungen -Gebiet „Lenne" - Verträglichkeitsprüfung für das Vogel- -keine erheblichen Beeinträchtigungen schutzgebiet „Sollingvorland" Planungsbesprechung mit dem Bundesministeri- Januar 2011 Im Hinblick auf die Kostenunterschiede zum um für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zur Bedarfsplan sind die Varianten 1, 4 und 5 Kostenprüfstation 1 einer optimierenden Betrachtung zu unter- ziehen. Planungsbesprechung mit dem Bundesministeri- April 2011 BMVBS stimmt optimierter Variante 1 = 1a um für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zur zu. Kostenprüfstation 1

Tabelle 1: Untersuchungen und Verfahren

2.2 Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung

Für die geplante Maßnahme besteht aufgrund der Art und Größe des Vorhabens gem. § 3b des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) zwar keine Pflicht zur Umwelt- verträglichkeitsprüfung. Jedoch ergab die notwendige allgemeine Vorprüfung des Einzelfalls gem. § 3c Satz 1 und gemäß Anlage 1, Zeile 14.6 UVPG die Erfordernis der Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung, da insbesondere Auswirkungen auf die bestehende Nut- zung (Anlage 2 UVPG, Ziffer 2.1), europäische Vogelschutzgebiete (Anlage 2 UVPG, Ziffer 2.3.1) und FFH-Gebiete möglich sind und in dieser Planungsebene das größte Potenzial zur Vermeidung und Verminderung nachteiliger Umweltauswirkungen besteht.

2.3 Besonderer naturschutzfachlicher Planungsauftrag (Bedarfsplan)

Ein besonderer naturschutzfachlicher Planungsauftrag besteht für die Maßnahme nicht.

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2.4 Verkehrliche und raumordnerische Bedeutung des Vorhabens

2.4.1 Ziele der Raumordnung/Landesplanung und Bauleitplanung

Allgemein: Die allgemeine Aufgabe der Raumordnung ist eine nachhaltige und regional gleichwertige Raumentwicklung, die erstrebenswerte räumliche Lebensbedingungen auch für künftige Gene- rationen sichert.

Leitvorstellungen der Raumordnung:

• Eine nachhaltige Raumentwicklung soll die Anforderungen von Wirtschaft und Gesell- schaft an den Raum mit seinen ökologischen Leistungen in Einklang bringen und dau- erhaft bewahren.

• Sie soll gleichwertige Lebensbedingungen schaffen, d. h. in allen Regionen die räumli- chen Voraussetzungen für Wohnen, Arbeiten, Verkehr, Versorgung und Erholung ge- währleisten.

• Das Stärken regionaler Eigenkräfte hilft die regionalen Potenziale besser zu erkennen und zu erschließen, deshalb sind Maßnahmen zu räumlichen Entwicklungen gemein- sam am effektivsten durchzuführen.

Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen 2008:

Im Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen 2008 (LROP) werden im Kapitel 1 Ziele und Grundsätze unter Punkt 06 und 07 folgende Ziele definiert: „Teilräume mit besonderen Strukturproblemen und Wachstumsschwächen sowie mit vordringlich demografisch bedingtem Anpassungsbedarf der öffentlichen Infrastruktur sollen in großräumige Entwicklungsstrategien eingebunden und mit wirtschaftsstärkeren Teilräumen vernetzt werden. 1. Die ländlichen Regionen sollen sowohl mit ihren gewerblich-industriellen Strukturen als auch als Lebens-, Wirtschafts- und Naturräume mit eigenem Profil erhalten und so weiterentwickelt werden, dass sie zur Innovationsfähigkeit und internationalen Wettbewerbsfähigkeit der niedersächsischen Wirtschaft dauerhaft einen wesentlichen Beitrag leisten können. 2. Sie sollen mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien und -netzen versorgt werden, durch die überregionalen Verkehrsachsen erschlossen und an die Verkehrsknoten und Wirtschaftsräume angebunden sein. Weiterhin wird im Kapitel 4.1.3 Straßenverkehr unter Punkt 02 die Ziele: 1. Die sonstigen Hauptverkehrsstraßen von überregionaler Bedeutung sind zu sichern und be- darfsgerecht auszubauen. 2. Sie sind in der An l a g e 2 als Vorranggebiete Hauptverkehrsstraße festgelegt. 3. Weitere Maßnahmen im Bundesfernstraßennetz, insbesondere Ortsumgehungen und Straßen- verlegungen, deren Bedarf im Fernstraßenausbaugesetz festgelegt ist, sind zur frühzeitigen Tras- sensicherung in den Regionalen Raumordnungsprogrammen als Vorranggebiete Hauptverkehrs- straße festzulegen“.

Regionalen Raumordnungsprogramm 2000 des Landkreises Holzminden:

Im noch aktuellen Regionalen Raumordnungsprogramm 2000 des Landkreises Holzminden (RROP) werden im Kapitel 3.6.3 für den Bereich Straßenverkehr unter anderen folgende Ziele beschrieben:

7 367 R 3.6.3 01 Auf den überregional bedeutsamen Hauptverkehrstraßen ist, wenn ein mehr- spuriger Ausbau nicht möglich ist, statt eines Mehrzweckstreifens auch die Lösung „2+1“ zu prüfen und wo es geht, einzuführen. Dies gilt besonders für die B 64 zwischen Eschershausen und . 371 R 3.6.3 05 2 Die überregional bedeutsame Hauptverkehrstraße B 240 (Holzminden)- Eschershausen-Eime (Landkreis Hildesheim) sollte im Abschnitt Eschershausen bis Anschluss B 3 als besonders leistungsfähige und wintersichere Verbindung zur Landeshauptstadt Han- nover, zum Autobahnanschluss Laatzen und zum Oberzentrum Hildesheim ausgebaut wer- den. Dabei ist langfristig die Anlage eines Tunnelabschnittes im Ithbereich als wintersichere Verbindung zu sichern. 373 R 3.6.3 05 4 Die Verbesserung oder Entlastung folgender Ortsdurchfahrten im Zuge ü- berregional bedeutsamer Hauptverkehrstraßen ist zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, zur Verbesserung des Verkehrsflusses und der Erreichbarkeit von Zentralen Orten sowie zur Ver- besserung der Wohnsituation in den jeweiligen Siedlungsbereichen nachhaltig anzustreben: - Ortsdurchfahrt Negenborn (B 64) - Ortsdurchfahrt Eschershausen (B 240/B 64) ;(Raumordnungsverfahren 1997/98) - Ortsdurchfahrt Ammensen (B 3) - Ortsdurchfahrt Halle (B 240) Dies gilt auch für die Ortsdurchfahrten von , Lenne und .

Weitere im RROP enthaltende Flächenfestlegungen sind im Kapitel 3.1 Beschreibung des Un- tersuchungsgebietes aufgeführt.

Zieldarstellung:

Im Ortskern von Escherhausen auf der B 64 besteht zurzeit eine Verkehrsbelastung von ca. 11.400 KFZ/24h. Dieser Wert wurde bei einer in 2007 durchgeführten Verkehrszählung ermit- telt. Nach der Aktualisierung der Verkehrsuntersuchung in 2010 wird im Prognosehorizont 2025 ein Anstieg des werktäglichen Verkehrs um ca. 12 % erwartet. Damit würde sich die Ver- kehrsbelastung für den Ortskern auf ca. 12.900 KFZ/24h erhöhen. Aus dieser Verkehrbelas- tung, die auch eine Folge aus der Überlagerung von Erschließungs- und Anliegerverkehr ist, ergeben sich etliche Beeinträchtigungen für die im Ortskern angesiedelte Bevölkerung. Die Wohn- und Aufenthaltsqualität wird im Ortskern durch Verkehrslärm und Schadstoffimmissio- nen stark negativ beeinflusst. Durch die vorhandenen Kreuzungen, Einmündungen und Zu- fahrten für die örtliche Infrastruktur ergeben sich mit den damit verbundenen Verkehrstörungen stark eingeschränkte Verkehrsqualitäten. Die zurzeit bestehende Ortsdurchfahrt lässt sich nicht mehr an die künftige Verkehrsstärke anpassen und der notwendige Flächenbedarf für eine sichere Gestaltung für alle Verkehrsteilnehmer steht im Straßenraum nicht zur Verfügung.

Gemäß den im Zusammenhang mit der Nordostumfahrung Eschershausen erstellten Ver- kehrsgutachten ist nur die geplante Westumgehung eine wirksame Maßnahme für die Entlas- tung der Ortsdurchfahrt, Verringerung der Belastung der im Ortskern ansässigen Bevölkerung und deutliche Verbesserung der Verkehrsicherheit in der Ortsdurchfahrt. Durch die starke Re- duzierung der Anzahl von Gefahrenpunkten (Kreuzungen, Einmündungen, Zufahrten usw.) erhöht sich die Sicherheit und Leichtigkeit des fließenden Verkehres. Es wird das Ziel 373 R 3.6.3 05 4 (Entlastung u. a. der Ortsdurchfahrt Eschershausen) des RROP erfüllt. Die Vorplanung der Westumfahrung Eschershausen berücksichtigt auch einen Querschnitt mit Zusatzfahrstreifen. Dadurch wird das Ziel 367 R 3.6.3 01 des RROP berücksichtigt.

Weiterhin wird mit der Westumfahrung Eschershausen ein Ziel bei der verbesserten überregi- onalen Anbindung des Landkreises Holzminden in Nord-Süd-Richtung erreicht. In der Studie „Zukunftsatlas 2007“ und der Aktualisierung dieser Studie in 2010 werden die Landkreise in der Bundesrepublik anhand von 29 Indikatoren auf ihre Zukunftsfähigkeit analysiert. Der Land- kreis Holzminden ist in dieser Studie mit der Einstufung “hohe Zukunftsrisiken“ beurteilt wor- den. Ein Grund für diese negative Einstufung ist die im Bundesvergleich sehr schlechte ver-

8 kehrliche Anbindung des Landkreises (Platz 408 von 412 Landkreisen) an die benachbarten Oberzentren und die Autobahnen. Aufgrund dieser schlechten Erreichbarkeit und der unzurei- chenden Anbindung an das Bundesfernstraßennetz sind der Landkreis Holzminden und der Oberweserraum hinsichtlich der Wirtschaftsentwicklung und Zukunftsfähigkeit stark benachtei- ligt. Ziel der Landesregierung ist es, die Erreichbarkeit des Landkreises Holzminden nachhaltig zu verbessern. Dies entspricht dem Ziel 06 und 07 des LROP. Um die Funktion der B 240 als Hauptverkehrsachse zu stärken und die Erreichbarkeit der Region Holzminden wesentlich zu verbessern sind im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen fünf Maßnahmen im Zuge der B 240 vorgesehen. Die Maßnahmen im Bedarfsplan sind die Ortsumfahrung (OU) Eime, OU Marienhagen, OU Weenzen, Verlegung südlich Fölziehausen bis Eschershausen (mit Ithque- rung und OU Capellenhagen) und OU Eschershausen.

Maßnahmen B 64 / B 240 / B 3

OU Hemmingen

OU Arnum

B 3

OU Eime

OU Marienhagen

OU Weenzen Nord

OU Weenzen Süd B 240 Verlegung von Eschershausen bis Fölziehausen

OU Eschershausen 1. + 2. BA

OU Negenborn B 64

Abbildung 5: Maßnahmen B64/240/3

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2.4.2 Bestehende und zu erwartende Verkehrsverhältnisse

In der konzeptionellen Verkehrsuntersuchung (KVU) für ein Gesamtkonzept auf der B 240 zwi- schen Holzminden und Hannover des Ing.-Büros PGT Umwelt und Verkehr GmbH aus Han- nover wurde das Bestandsnetz im Hinblick auf die Streckenführung, Sichtweiten und Überhol- möglichkeiten untersucht, um daraus Lösungen für die vorhandenen verkehrlichen und raum- ordnerischen Schwachpunkte zu entwickeln. Mittlere Reisezeit: Für den bestehenden Streckenzug wurde von Holzminden über die B 64, B 240 und B 3 nach Hannover bei einer Streckenlänge von 71,1 km eine mittlere Reisezeit von 71 min mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 61 km/h ermittelt. Diese durchschnittliche Geschwin- digkeit liegt weit unter dem in den Richtlinien für integrierte Netzgestaltung (RIN, Ausgabe 2008) für die Straßenkategorie LS II empfohlenen Wert. Da die Streckenlänge den Standard- entfernungsbereich leicht überschreitet, ist die durchschnittliche PKW-Fahrgeschwindigkeit von 80 km/h anzustreben (RIN, Tabelle 13). Die in der Gesamtstrecke vorhandenen Orts- durchfahrten stellen einen hohen Widerstand im Streckenverlauf dar. Überholsichtweiten: Weiterhin wurden in der Untersuchung auf der B 240 die Sichtweiten und als Folge daraus die Überholmöglichkeiten betrachtet. In Anlehnung an den RAL-Entwurf sind für jede Fahrtrichtung auf etwa 20 % oder mehr der Streckenlänge gesicherte Überholmöglichkeiten zu schaffen. Diese Zielgröße wird für den überprüften Teilstreckenabschnitt der B 240 zwischen Eschers- hausen und dem Eimer Kreuz (B 3) deutlich unterschritten. Für den Abschnitt bestehen in Fahrtrichtung Hannover ca. 5 % gesicherte Überholmöglichkeiten, für die Gegenrichtung nach Holzminden ca. 3 %. Im Bereich der Planungsstrecke wurden die Sichtweiten nicht untersucht. Innerhalb der Ortsdurchfahrt ist ein Überholen nur erschwert möglich. Außerorts südlich von Eschershausen in Fahrtrichtung Holzminden ist ein Zusatzfahrstreifen im Bestand vorhanden, welcher ein Überholen ermöglicht. Ergebnis: Der Streckenzug B 64/ B 240/ B 3 wird seiner überregionalen Verbindungsfunktion zwischen den Grund- und Mittelzentren des Raumes Holzminden/Höxter und dem Oberzentrum Hanno- ver nicht gerecht. Der hohe Anteil an Ortsdurchfahrten senkt das Geschwindigkeitsniveau und die Verkehrssicherheit erheblich. Der aus Mangel an gesicherten Überholmöglichkeiten resul- tierende Überholdruck verringert die Verkehrssicherheit zusätzlich. Ziel der Planung muss es sein, diese Funktion des Streckenzugs als Überregionalstraße herzustellen!

Zur Ermittlung der Verkehrsbelastung und der Streckenqualität wurde eine Verkehrsuntersu- chung aus dem Jahr 2007 für die Nordostumfahrung Eschershausen vom Ing.-Büro Dipl.-Ing. Ulfert Hinz, 30855 Langenhagen, als Verkehrsgutachten „Verlegung der B 64/ B 240 im Raum Eschershausen“ aktualisiert. In dem Verkehrsgutachten wird auf Grundlage einer in 2007 durchgeführten Verkehrszählung die Belastung des Straßennetzes unter Einbeziehung von Straßennetzergänzungen sowie städtebaulichen und sonstigen Entwicklungen prognostiziert und auf den Prognosehorizont 2025 hochgerechnet und die Varianten 1 bis 4 in ihrer Wirkung überprüft. Zusätzlich wurde die Verkehrsqualität der Strecke und der Anschlussbereiche ermit- telt. Die später entwickelten Varianten 5 und 1a sind in der Verkehrsuntersuchung nicht be- trachtet worden. Da jedoch die Lage ähnlich wie der Variante 1 ist wird die gleiche verkehrs- wirksame Entlastung angesetzt. Dabei wurde eine Steigerungsrate von 12,4 % von 2007 auf 2025 angenommen. Dies entspricht dem Ansatz der Verkehrsuntersuchung aus dem Jahr 2007. Der Anteil der Durchgangsverkehrs betrug dabei für alle Fahrzeuge 66 % und nur für die Lkws 84 %. In dem aktualisierten Verkehrsgutachten aus 2010 wird die Nordostumfahrung von Eschershausen zur Entlastung in Ost-West-Richtung als Bestand vorausgesetzt. Nur beide Ortsumfahrungen erreichen die gewünschte Entlastung der Ortsdurchfahrt von E- schershausen.

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Abbildung 6: Karte Varianten VU

Zusammenstellung der Prognoseverkehrszahlen für das Jahr 2025 aus dem aktualisierten Verkehrgutachten 2010 mit der Nordostumfahrung als Prognosenullfall: (DTV-W= durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke aller Werktage des Jahres [Kfz/24h])

DTV-W in Kfz/24h (Werte gerundet) im Jahr 2025

Null Variante Variante Variante Variante Variante 1a 2 3 4 5 KP West- Schar- 6450 3250 2600 2600 3250 wie Var. foldendorf (-49,6%) (-59,7%) (-59,7%) (-49,6%) 1a B 240 Eschers- 8050 3550 3600 3600 3550 wie Var. hausen (-55,9%) (-55,3%) (-55,3%) (-55,9%) 1a B 64 Eschershau- 10500 7800 9150 9150 8050 wie Var. sen (-25,7%) (-12,9%) (-12,9%) (-23,3%) 1a B 64 Süd 10400 3150 5250 5300 3350 wie Var. (-69,7%) (-49,5%) (-49,0%) (-67,8%) 1a B 240 WU ---- 7250 5850 5850 7050 wie Var. 1a

Tabelle 2: DTV-Kfz 2025

11 DTV-W in Lkw/24h (Werte gerundet) im Jahr 2025

Null Variante Variante Variante Variante Variante 1a 2 3 4 5 KP West- Schar- 950 250 200 200 250 wie Var. foldendorf (-77,8%) (-78,9%) (-78,9%) (-77,8%) 1a B 240 Eschers- 1000 300 300 300 300 wie Var. hausen (-70,0%) (-70,0%) (-70,0%) (-70,0%) 1a B 64 Eschershau- 700 350 550 550 450 wie Var. sen (-50,0%) (-21,4%) (-21,4%) (-35,7%) 1a B 64 Süd 1200 150 400 400 250 wie Var. (-87,5%) (-66,7%) (-66,7%) (-79,2%) 1a B 240 WU ----- 1050 900 900 950 wie Var. 1a Tabelle 3: DTV-SV 2025

Bei Variante 1a wird der gesamte Durchgangsverkehr auf die Umgehung verlagert. Im Ort ver- bleibt nur der nicht verlagerungsfähige Quell- und Zielverkehr. Die innerörtliche Entlastung fällt bei den Varianten 2 und 3 geringer aus, da der Entscheidungspunkt für die Routenwahl (Westumfahrung oder Ortsdurchfahrt) im Süden relativ dicht am Ortseingang liegt und der Rei- sezeitvorteil einer Umgehung aufgrund der im Streckenverlauf verbliebenen engen Kurve ver- ringert wird. Es werden weiterhin ca. 1.400 Kfz/24h die Ortsdurchfahrt nutzen, die in Variante 1a aus der Ortslage heraus verlagert wurden. Die Verkehrsbelastungen von Variante 4 fallen durch die ähnliche Trassenführung nahezu analog zu Variante 1a aus.

Knotenpunkte: Des Weiteren wurden bei den einzelnen Varianten die Qualität der geplanten Knoten gemäß den Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen (HBS 2001) überprüft. Der südliche Knoten wird als nicht signalisierte Einmündung mit Dreiecksinsel für den Rechtsab- bieger und einer Linksabbiegespur auf der B 240 geplant. Mit dieser Knotenform wird eine befriedigende Verkehrsqualität (QSV = C) mit einer mittleren Wartezeit kleiner 30 Sekunden erreicht werden. Die Prüfung des als 5-armiger Kreisverkehrsplatz geplante nördliche Knoten ergab bei allen Varianten die Qualitätsstufe A (QSV = A) mit einer mittleren Wartezeit kleiner 10 Sekunden.

Streckenqualität: Die Westumfahrung von Eschershausen wird als anbaufreie Verbindung mit maßgebender überregionaler Verbindungsfunktion eingestuft (Straßenkategorie LS II). Für alle Teilabschnitte wird eine Reisegeschwindigkeit von 70-80 km/h (RIN, Ausgabe 2008) bei einer gewünschten Verkehrsqualitätsstufe von mindestens D angestrebt. Die Prüfung der Verkehrsqualität ergab für den Regelquerschnitt ohne Zusatzfahrstreifen eine gute bis befriedigende Verkehrsqualität (QSV = B bis QSV = C). Da jedoch in Teilbereichen das Bemessungsschwerfahrzeug aufgrund der Steigungsstrecken nur geringe Streckenge- schwindigkeit erreicht, werden in den Steigungsstrecken Zusatzfahrstreifen (2+1) angeordnet, um ein sicheres Überholen zu ermöglichen.

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2.4.3 Verbesserung der Verkehrssicherheit

Durch die starke Reduzierung der Anzahl von Gefahrenpunkten (Kreuzungen, Einmündungen, Zufahrten usw.) erhöht sich die Sicherheit und Leichtigkeit des fließenden Verkehrs im Zuge des Neubaus der Ortsumgehung von Eschershausen 2. BA. Bei den südlicher beginnenden Varianten 1a, 4 und 5 wird auch die Gefahr durch die Spitzkehre für den Durchgangsverkehr beseitigt. Nach der konzeptionellen Verkehrsuntersuchung für ein Gesamtkonzept auf der B 240 sind in dem Streckenabschnitt der B 64 vom Schießplatz über die Spitzkehre bis zur Ortseinfahrt im Zeitraum von 2006 bis 2009 19 Unfälle, davon 2 tödliche, geschehen. Auch für die Ortsdurchfahrt wird durch den Rückgang der Verkehrszahlen eine deutliche Verbesserun- gen der Verkehrssicherheit erwartet.

2.5 Verringerung bestehender Umweltbeeinträchtigungen

Durch die Verlagerung des Durchgangverkehres und somit Reduzierung des innerörtlichen Verkehrsflusses auf den Quell- und Zielverkehr verringert sich die Belastung der ansässigen Bevölkerung durch Lärm- und Schadstoffimmissionen spürbar und führt damit zu einer gestei- gerten Wohn- und Aufenthaltsqualität.

2.6 Zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses

Werden durch ein Vorhaben Verbotstatbestände des § 44 BNatSchG ("Vorschriften für beson- ders geschützte und bestimmte andere Tier- und Pflanzenarten") ausgelöst oder ergibt die Prüfung der Verträglichkeit eines Vorhabens mit den Erhaltungszielen eines Natura 2000 Ge- bietes, eine Unverträglichkeit gem. § 34 Abs.2 BNatSchG ("Verträglichkeit und Unzulässigkeit von Projekten; Ausnahmen"), ist das Vorhaben unzulässig. Die Verbotstatbestände können unter anderem durch das Vorliegen von zwingenden Gründen des öffentlichen Interesses überwunden werden. Sowohl die artenschutzrechtliche Risikoabschätzung im Rahmen der UVS als auch die Ver- träglichkeitsprüfung für das Vogelschutzgebiet V68 Sollingvorland ergab, dass Varianten vor- liegen, die keine erheblichen Beeinträchtigungen auslösen. Eine FFH- und artenschutzrechtliche Ausnahmeprüfung mit der Darlegung der überwiegenden Gründe des öffentlichen Interesses, einschließlich sozialer und wirtschaftlicher Art, ist somit nicht erforderlich.

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3. Varianten und Variantenvergleich

3.1 Beschreibung des Untersuchungsgebietes

Der erweiterte Untersuchungsraum Biotope befindet sich im Westen von Eschershausen und liegt im Übergangsbereich zwischen den Naturräumen „Sollingvorland“ und „Alfelder Berg- land“. Der Landschaftsraum wird von den bewaldeten Ausläufern des Voglers (Kappenberg) und den Waldbereichen vom Homburg gekennzeichnet. Im Norden befindet sich die Niede- rung der Lenne. Innerhalb dieses Landschaftsraums liegt der Untersuchungsraum überwie- gend in der Naturräumlichen Untereinheit „Stadtoldendorfer Hochfläche“. Gemäß dem Land- schaftsrahmenplan Landkreis Holzminden (1996) ist der Landschaftsraum im Wesentlichen dem Landschaftstyp III A „Offene Landschaften der Eschershausener Senke und nördlichen Lenneniederung“ zuzuordnen. Dieser Bereich zwischen den beiden Waldrändern und dem Südwestrand von Escherhausen wird überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Der Angerbach mit zahlreichen Nebenflüssen durchfließt das Gebiet von Südwesten kommend in Richtung Eschershausen. Die heutige potentielle natürliche Vegetation (pnV) in diesem Landschaftstyp würden Perlgras- Buchenwälder darstellen. Diese mesophilen Waldgesellschaften sind oft in Gebieten mit tro- ckenen bis mäßig feuchten, mehr oder weniger basenreichen Lehmböden vorzufinden. Heut- zutage werden vor allem die Ebenen dieses Landschaftstyps ackerbaulich genutzt, während im Berg- und Hügelland noch teils geschlossene und teils aufgelockerte Waldbestände vor- handen sind. Siedlungsbereiche der Ortschaft Oelkassen sind im Nordwesten anzutreffen, während im Os- ten des Untersuchungsraumes Siedlungsbereiche der Stadt Eschershausen mit dem Stadtteil Scharfoldendorf zu verzeichnen sind. Bezüglich des Untersuchungsraumes und der angrenzenden Bereiche enthält das RROP Landkreis Holzminden (2000) folgende Festlegungen:

• Vorranggebiet für Natur und Landschaft: Waldflächen des Kappenbergs und Niederungsbereich der Lenne

• Vorranggebiet für Erholung: Waldränder am Kappenberg und Piepenberg

• Vorsorgegebiet für Landwirtschaft aufgrund des hohen, natürlichen, standortgebundenen land- wirtschaftlichen Ertragspotenzials: zwischen der B 64 und den Waldrändern von und Homburg

• Vorsorgegebiet für Landwirtschaft aufgrund besonderer Funktionen für die Landwirtschaft: Nordseite des Kappenbergs

• Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft: größter Teil des Planungsbereichs westlich der B 64 und der Ortslage Eschershausens

• Vorsorgegebiet für Erholung: im gesamten Untersuchungsbereich mit Ausnahme vom Bereich entlang der B64 südlich von Eschershausen

• Vorsorgegebiet für Forstwirtschaft: Waldgebiete von Vogler und Homburg

• Besondere Schutzfunktion des Waldes: Südseite des Piepenberges (besondere Beutung des Waldes für das Lokalklima, die Freiraumsicherung oder der Schutz vor Lärm- und Luftemissio- nen)

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• Von Aufforstung freizuhaltende Gebiete: Ostseite des Kappenberges und im Bereich der Spitz- kehre der B64

• besonderen Entwicklungsaufgabe Erholung aufgrund der staatlichen Anerkennung als „Erho- lungsort“: Eschershausen

• Grundzentrum Eschershausen (Grundzentren haben zentrale Einrichtungen und Angebote für den allgemeinen, täglichen Grundbedarf bereitzustellen)

• Fernwasserleitung: zwischen Lüerdissen und Scharfoldendorf

• Hauptabwasserleitung: zwischen Lüerdissen und Scharfoldendorf

• Zentrale Kläranlage: westlich von Scharfoldendorf

• Überschwemmungsgebiet für die Lenne

• 110 kV Hochspannungsleitung: Verlauf quer durch den Planungsraum

• Umspannwerk: Südlicher Siedlungsrand von Eschershausen.

• Vorranggebiet für Rohstoffgewinnung (Naturstein): östlich der B64 (Waldrand Homburg)

• Darstellung der geplanten Trasse der B 240 / B 64: nördlich von Eschershausen, inkl. Quer- spange

Angaben zu Baugrund und Grundwasser Baugrund Die geologischen Verhältnisse im Untersuchungsgebiet sind sehr komplex und wechseln auf kurze Distanzen. Geologie und Tektonik wurden durch komplizierte, halokinetische (salztekto- nische) Prozesse geprägt. Das Untersuchungsgebiet liegt im Bereich der NW-SO streichenden Elfas-Achse, welche als Grenze zwischen der Südwest-Flanke der Ith-Hils-Mulde sowie den Buntsandsteinblöcken von Vogler und Homburgwald-Komplex anzusehen ist (Abb. 8). Entlang dieser Achse sind die Blöcke von Vogler und Homburgwald-Komplex auf die Solling-Scholle aufgeschoben. Die zur Solling-Scholle gehörende Odfeld-Hochfläche schiebt sich im Untersu- chungsgebiet zwischen Vogler-Block und Homburgwald-Komplex zungenförmig nach Norden ein. Etwa ab dem Bereich der Elfas-Störung (auf Höhe der Spitzkehre der bestehenden B 64) beginnt der Bereich der Eschershausener Tertiärversenkung. Die Lenneaue wie auch die Ith- Börde gehören zur tektonischen Baueinheit Ith-Hils-Mulde. Die Trassenvarianten (1, 1a, 2, 3, 4 und 5) verlaufen von Süd nach Nord, von der Odfeld- Hochfläche (von max. ca. ca. 265 m NN) über den Bereich des Angerbaches, der Eschers- hausener Tertiärversenkung, entlang der Ostflanke des Kappenberges bis zum tiefsten Punkt in die Lenne-Aue (auf min. ca. 134 m NN). Von dort aus folgen sie die dem sanft ansteigenden Gelände wenige 100 m weiter in die Ith-Börde (max. ca. 145 m NN). Im Untersuchungsgebiet sind Festgesteine und Lockersedimente vom Zechstein bis zum jüngsten Quartär aufgeschlossen (Abb. 7). Mit der neu zu bauende Ortsumgehung (Varianten 1, 1a, 2, 3, 4 und 5) werden Festgesteine des Zechstein (Gips, Anhydrit, Salzton, Dolomit), des Buntsandsteins (Sandstein, z.T. Tonstein), des Oberen Muschelkalkes (Kalkstein, Tonstein, Tonmergelstein), des Keupers (Sand-, Schluff-, Mergel- und Tonstein, Kalkstein, Dolomit) so- wie des Unteren Juras (Schluff- und Tonstein) gequert. Die Festgesteine werden von tertiären (Rupelton, z.T. zu Sandstein verfestigte Sande) und quartären Lockersedimenten (Hangschutt, Hanglehm, Lößlehm, Auelehm) überlagert. Meist erreichen die quartären Lockersedimente nur geringe Mächtigkeiten von weniger als 2 m.

15 Größere Mächtigkeiten sind u. U. aus dem Bereich der Lenneaue zu erwartet. Die Angaben zur Mächtigkeit der tertiären Schichten schwanken zwischen 2 und 33 m. Das Streichen und Einfallen der Festgesteinsschichten schwankt sehr stark. Während die Sandsteine der Odfeld-Hochfläche fast söhlig liegen, ist im Bereich des Kappenberges mit umlaufenden Streichen und Einfallwinkelen von ca. 20° bis 40° zu rechnen. Die jurassischen Ton- und Schluffsteine der Ith-Börde streichen in NW-SE-Richtung und fallen mit ca. 30° nach NE hin ein. Die Sandsteine im Untersuchungsgebiet sind generell sehr gut für Gründungen geeignete und nicht frostempfindlich. Wechselfolgen von Kalk- und Tonsteinen oder Sand-, Ton- und Mergel- steinen weisen schichtabhängig unterschiedliches Frost- und Verwitterungsverhalten sowie unterschiedliches Tragvermögen auf. An- und Einschnitte in diesen Schichten sind bei ungüns- tigem Schichteinfallen anfällig für Böschungsrutschungen.Ton-, Schluff- und Mergelsteine des Keuper und des Unteren Jura können tiefgründig verwittern (bis ca. 8 m unter GOK) und Lo- ckergesteinscharakter annehmen. Diese Gesteine sind beim Anlegen von Böschungen bzw. bei Baumanahmen in Hangbereichen rutschgefährdet, ferner weisen sie eine hohe Frostemp- findlichkeit auf.Die Sulfatgesteine (Gips / Anhydrit) sind stark wasserlöslich und verkarstungs- anfällig. Vor allem aus dem südwestlichen Randbereich des Untersuchungsgebietes sind eine Vielzahl von Erdfällen und Senkungstrichter beschrieben. Die Auslaugung der Zechsteinsulfate dauert immer noch an, eine Bebauung eines aktiven Erdfallgebietes sollte wenn mögliche vermieden werden. Die Tertiärtone sind als problematischer Baugrund anzusehen. Beim Anle- gen von Böschungen bzw. bei Baumaßnahmen in Hangbereichen sind die tertiären Tone als rutschgefährdet anzusehen. Die Tone sind sehr wasser- und frostempfindlich. Als Grund- wasserstauer können sie in Nasszeiten Staunässe bilden. Bei Bauwerksgründungen ist ggf. mit starken und lang anhaltenden Setzungen zu rechnen. Auelehm weist in der Regel nur sehr geringe Tragfähigkeiten auf und reagiert auf Belastung durch Bauwerke mit starken Setzun- gen. Schichten aus Torf- und Faulschlamm können zwischengelagert sein. Im Untersuchungs- gebiet sind zahlreiche Altlastenverdachtspunkte bzw. Bereiche mit Auffüllung bekannt. Diese Flächen konzentriert sich insbesondere im Bereiche der ehemaligen ‚Steinbrüche am Odfeld’. Auffüllungen sind in der Regel als nicht oder schlecht tragfähig einzuschätzen.

Grundwasser Das Untersuchungsgebiet gehört zum Grundwasserkörper von Vogler-Solling-Bramwald mit dem Teilraum der Steinheim-Ottensteiner-Hochfläche. Aufgrund der wenigen zur Verfügung stehenden Daten können kaum verlässliche Aussage zu den hydrogeologischen Bedingungen getroffen werden. Generell ist aber davon auszugehen, dass sich das Grundwasser der Morphologie folgend, zum Vorfluter hin bewegen wird. Von den Teilbereichen Odfeld-Hochfläche, Eschershausener Tertiärversenkung und vom Kappen- berg wird das Grundwasser folglich nach Norden, zur Lenne hin fließen. In der Ith-Börde, im Norden des Untersuchungsgebietes ist mit einer entgegengesetzten Grundwasserbewegung von Nord nach Süd zu rechnen. In der Lenne-Aue selbst ist eine, der Fließrichtung der Lenne folgende Grundwasserbewegung, von Ost nach West zu erwarten.

Vermutlich wird der Grundwasserspiegel in den sehr gut durchlässigen Sandsteinen (Mittlerer Buntsandstein) der Odfeld-Hochfläche deutlich unterhalb 10 m unter GOK liegen. Insbesonde- re bei Starkregenereignissen können Teile der aktiven Senkungsbereiche des Erdfallgebietes westlich der Steinbrüche am Odfeld einstauen. Die im Bereich der Eschershausener Tertiär- versenkung anstehenden Tertiärtone sind als Grundwasserstauer anzusehen. In den überde- ckenden, quartären Schichten (Hanglehm, Hangschutt) ist saisonal mit Schichtwasser zu rechnen. Insbesondere in Nasszeiten bzw. bei Starkniederschlägen können der Angerbach und Teile seiner ‚Zuflüsse’ einstauen. Die Kalk- und Mergelsteine des Oberen Muschelkalkes sowie die Schluff-, Sand- und Dolomitsteine des Unteren Keupers weisen aufgrund ihrer Klüfte und Schichtfugen eine mäßige bis gute Wasserwegsamkeit auf. Die Ton- und Mergelsteine

16 des Mittleren Keupers stellen dagegen wiederum Geringleiter bis Grundwasserstauer dar. Im Norden des Untersuchungsgebietes, im Bereich der Ith-Börde stehen Ton- und Schluffsteine des Lias als Geringleiter bzw. als Grundwasserstauer an. In der Lenne-Aue ist mit hohen Grundwasserständen nahe GOK (ca. 1 bis 0,5 m unter GOK) zu rechen. Bei Hochwasserer- eignissen kann das Grundwasser bis über GOK einstauen, der Bereich der Lenne-Aue ist ü- berflutungsgefährdet. Aufgrund der geologischen Verhältnisse ist mit teilweise mit sauren Grundwässern in Folge freier, aggressiver Kohlensäure sowie erhöhter Sulfat- und Chloridgehalte zu rechnen. Das Grundwasser sollte ggf. auf Beton- und Stahlangriff getestet werden. Als Besonderheit ist die „Salzquelle“ bei Eschershausen zu erwähnen. Das Wasser weist ei- nen Chlorit-Gehalt von ca. 770 mg/l auf und wird für den Betrieb des Schwimmbades genutzt. Wahrscheinlich steht die Quelle über eine Störungen mit oberflächennah anstehenden Zech- stein-Salzen im Bereich der Elfas-Störung in Verbindung.

Abbildung 7: Übersichtskarte Geologie

17 Tektonische Karte aus dem geologischen Vorbericht

aus den Erläuterungen zur geologischen Karte von Niedersachsen 1:25.000, . AbbildungBlatt 8: Te4023ktoni Eschershausen,sche Karte des 1975 Un tersuchungsgebietes

3.2 Beschreibung der untersuchten Varianten

3.2.1 Variantenübersicht

Für die Antragsunterlagen zur Antragskonferenz zum Raumordnungsverfahren und dem Scopingtermin zur Umweltverträglichkeitsprüfung wurden von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr vier Varianten zur westlichen Umfahrung von Eschershausen entwickelt. In der Antragskonferenz am 28.10.2009 wurde vom Teilnehmerkreis der nördliche Teil der Variante 4 (Umfahrung des Kappenberges mit Querung der Waldgebiete) aufgrund des hohen Raumwiderstan- des abgelehnt. Der südliche Teil sollte als Variante erhalten bleiben. Die Variante 4 wurde gemäß den Vorschlägen umgearbeitet und der Untersuchungsraum der Umwelt- verträglichkeitsstudie angepasst. In der weiteren Bearbeitung ergab sich die Variante 5.

Abbildung 9: Varianten Antragskonferenz

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Nach der Vorstellung der Varianten zur Genehmigung der Kostenprüfstation 1 beim Bundes- ministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung (BMVBS) wurde die Variante 1 im Hinblick auf die Brückenlänge und den daraus ent- stehenden Kosten des Brückenbauwerkes 1 in der Linienführung optimiert. Die aus N B240 dieser Optimierung resultierende Linie wird als Variante 1a weiterverfolgt. Für den zweiten Bauabschnitt der Ortsum- fahrung Eschershausen (Westumfahrung) werden fünf Varianten untersucht. Alle Varianten binden nördlich zwischen Schar- foldendorf und Lüerdissen in den geplan- ten Knoten West des ersten Bauabschnit- B240 tes der Ortsumfahrung Eschershausen (Nordostumfahrung) und südlich an ver- Variante 2 schiedene Stationen der B 64 ein. Die einzelnen Varianten unterscheiden sich Variante 4 nur im südlichen Abschnitt voneinander. Der nördliche Teil ab ca. Höhe des west- lich von Escherhausen gelegenen Schieß- Eschershausen standes läuft in gleicher Linie bis zum ge- planten Knoten West. Alle Varianten que- Variante 3 ren die „Lenne“ und das dazu gehörende FFH-Gebiet mit einer Großbrücke, welche eine Länge von ca. 580 m aufweist.

Bei den Varianten 1a (rot), 4 (grün) und 5 (braun) ist ein Anschluss südlich der ge- Variante 5 fährlichen Spitzkehre in die B 64 zur Ent- schärfung der Gefahrenstelle, besonders für den Schwerverkehr, vorgesehen.

Variante 1a

B64

L581

Abbildung 10: Variantenübersicht ROV

19 3.2.2 Variante 1a

Die Variante 1a beginnt im Abschnitt 80 der B 64 bei Stat. 0,400 ca. 405 m nördlich der Einmündung B 64/ L 581. Mit ei- nem mittleren Radius führt die Linie südlich der Altablagerun- gen „Ehem. Sandsteinbruch“ und „Auf dem Odfeld“ vorbei. Nach dem Brückenbauwerk über das Gewässer „Angerbach“ wird die Altablagerung „Gedenkstein“ in einem Bogen gequert. Anschließend folgt eine Gerade bis zum „Kappenberg“. Der Einzelhof wird von der Variante 1a westlich in einem Abstand von 180m umfahren. Mit einem Bogen umfährt die Variante das Waldgebiet des „Kappenberges“. Das nördlich des „Kappen- berges“ gelegene Gewässer „Lenne“ mit dem gleichnamigen FFH-Gebiet wird mit einer Geraden gequert. Vor dem An- schluss an den Knoten West der geplanten Nordostumfahrung Eschershausen ist ein kleiner Kreisbogen zur Verringerung der Geschwindigkeit vorgesehen. Die Streckenlänge beträgt 3,65 km. Zwangspunkte in der Trassierung sind die Wohnbebauung im Bereich „Hoppenkamp“ und „ „An der Breite“, der Einzelhof am „Wäscheweg“, der als 5-armiger Kreisverkehrsplatz ausgebil- deten Knoten West der geplanten Nordostumfahrung Eschers- hausen, sowie die Querungen der Gewässer „Lenne“ und „An- gerbach“ und die Kläranlage von Eschershausen. Die Verknüpfung zum nachgeordneten Netz erfolgt im Süden Abbildung 11: Variante 1a mit einer neu anzulegenden Einmündung über die zurück zu- bauende B 64 alt und im Norden über den Knoten West der geplanten Nordostumfahrung E- schershausen. Eine Beeinflussung anderer Planungen besteht nicht. Im Verlauf der Trasse werden zwei 30-kV Freileitungen und zwei 110-kV Freileitungen ge- quert. Das vorhandene Wirtschaftswegenetz ist anzupassen. Für die Querung der Wirtschaftswege über die B 64/240 ist ein Brückenbauwerk eingeplant. Sonderflächen werden nicht in Anspruch genommen. Die Trasse durchschneidet die Altlast „Gedenkstein“ mit Standortnummer 255 405 4032 auf einer Länge von 110 m.

Technische Einzelheiten : Querschnitte : Regelquerschnitt RQ 10,5 und RQ 10,5 mit ZFS (Zusatzfahrstreifen) bzw. RQ 10,5 auf Bauwerken und RQ 15,5 auf Bauwerken Linienführung : Die Länge der Baustrecke beträgt 3,65 km. Als größter Radius wird ein R=600 m eingesetzt. Der kleinste Radius ist ein R=550 m. Knotenpunkte : Der südliche Knoten wird als nicht signalisierte Einmündung mit Dreiecksin- sel für den Rechtsabbieger und Linksabbiegespur auf der B 240 geplant. Für den nördlichen Knoten ist ein Anschluss an den als 5-armigen Kreisver- kehrsplatz geplanten Knoten West des ersten Bauabschnittes vorgesehen. Bauwerke : 1) Bauwerk über den „Angerbach“ Lichte Weite ca. 120,0 m, und Wirtschaftsweg Höhe ca. 24,0 m 2) Bauwerk über die „Lenne“ und Lichte Weite ca. 580,0 m, K 17 Höhe ca. 23,2 m

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3.2.3 Variante 2

Der Beginn der Variante 2 liegt nördlich der Spitzkehre im Ab- schnitt 80 der B 64 bei Stat. 1,535. Die Entschärfung der Spitzkehre ist nicht vorgesehen. Die Variante verläuft in einen großen Bogen westlich um Eschershausen herum. Zur Querung des „Angerbaches“ ist ein Brückenbauwerk von 40 m Länge vorgesehen. Der Einzelhof wird östlich mit einem Abstand von 55 m zwischen Wohngebäude und der geplanten Straßenachse passiert. In Höhe des Bereiches „Hoppenkamp“ verschwenkt die Variante mit einem Gegenbogen um das Waldgebiet des „Kappenberges“. Der geringste Abstand zur Wohnbebauung im Bereich „Hoppenkamp“ beträgt bei Stat. 1+220 ca. 65 m zur Straßenachse. Bei Station 1+365 ist ein Abstand von 85 m zwischen Straßenachse und Waldrand. In Höhe des Schießstandes am „Kappenberg“ verläuft die Variante 2 wie die Variante 1a. Die südliche Anbindung an das vorhandene Straßennetz erfolgt mit Anbindung der B 64 alt über eine neue Einmündung. Die nördliche Anbindung ist gleich der Anbindung der Variante 1a. Die Zwangspunkte der Trassierung sind identisch mit denen der Variante 1a. Eine Beeinflussung anderer Planungen besteht nicht. Im Verlauf der Trasse werden zwei 30-kV Freileitungen und zwei 110-kV Freileitungen gequert. Abbildung 12: Variante 2 Das vorhandene Wirtschaftswegenetz ist anzupassen. Für die Querung der Wirtschaftswege über die B 64/240 ist ein Brückenbauwerk eingeplant. Sonder- und Altlastenflächen werden nicht in Anspruch genommen.

Technische Einzelheiten : Querschnitte : Regelquerschnitt RQ 10,5 und RQ 10,5 mit ZFS (Zusatzfahrstreifen) bzw. RQ 10,5 auf Bauwerken und RQ 15,5 auf Bauwerken Linienführung : Die Länge der Baustrecke beträgt 2,74 km. Als größter Radius wird ein R=1075 m eingesetzt. Der kleinste Radius ist ein R=600 m. Knotenpunkte : wie Variante 1a Bauwerke : 1) Bauwerk über den „Angerbach“ Lichte Weite ca. 40,0 m, und Wirtschaftsweg Höhe ca. 7,0 m 2) Bauwerk über die „Lenne“ und Lichte Weite ca. 580,0 m, K 17 Höhe ca. 23,2 m

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3.2.4 Variante 3

Der Anfang der Variante 3 liegt bei Station 1,670 im Abschnitt 80 der B 64 nördlich der Spitzkehre. Ein Umbau der Spitzkehre ist nicht vorgesehen. Die Variante 3 ist der Variante 2 sehr ähn- lich. Der Unterschied besteht in der Umfahrung des Einzelho- fes. Der Einzelhof wird von der Variante 3 westlich mit einem Abstand von 65 m zwischen Straßenachse und Wohngebäude umfahren. Durch die andere Führung der Linie ist der Abstand der Straßenachse zur Wohnbebauung im Bereich „Hoppen- kamp“ mit ca. 130 m zur Straßenachse ähnlich der Variante 1a. Ab diesem Bereich verläuft die Trassierung der Variante 3 wie die Variante 1a. Die Querung des „Angerbach“ erfolgt durch ein 60 m langes Brückenbauwerk. Die südliche Anbindung nach der Spitzkehre erfolgt wie bei den Varianten 1 und 2 über die Anbindung der B 64 alt über eine neue Einmündung. Die Zwangspunkte der Trassierung sind identisch mit denen der Variante 1a. Eine Beeinflussung anderer Planungen besteht nicht. Im Verlauf der Trasse werden zwei 30-kV Freileitungen und zwei 110-kV Freileitungen gequert. Das vorhandene Wirtschaftswegenetz ist anzupassen. Für die Querung der Wirtschaftswege über die B 64/240 ist ein Brü- ckenbauwerk eingeplant. Sonder- und Altlastenflächen werden nicht in Anspruch ge- Abbildung 13: Variante 3 nommen.

Technische Einzelheiten : Querschnitte : Regelquerschnitt RQ 10,5 und RQ 10,5 mit ZFS (Zusatzfahrstreifen) bzw. RQ 10,5 auf Bauwerken und RQ 15,5 auf Bauwerken Linienführung : Die Länge der Baustrecke beträgt 2,76 km. Als größter Radius wird ein R=650 m eingesetzt. Der kleinste Radius ist ein R=600 m. Knotenpunkte : wie Variante 1a Bauwerke : 1) Bauwerk über den „Angerbach“ Lichte Weite ca. 60,0 m, und Wirtschaftsweg Höhe ca. 8,3 m 2) Bauwerk über die „Lenne“ und Lichte Weite ca. 580,0 m, K 17 Höhe ca. 23,2 m

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3.2.5 Variante 4

Der Beginn der Variante 4 liegt 215 m südlich der Einmündung der B 64/ L 581 bei Stat. 1,451 im Abschnitt 70 der B 64. Sie hat den südlichsten Baubeginn im Variantenvergleich und ist damit auch die längste Variante. Nach Baubeginn schwenkt die Variante in einem Bogen westlich aus der vorhandenen B 64 raus, umläuft die Altlast „Sandsteinbruch MZV“ und quert das dahinter befindliche kleine Waldgebiet. Weiter verläuft die Ach- se mit einem großen Gegenbogen in Richtung Nord, bis sie kurz hinter dem Einzelhof die Linie der Variante 1a aufnimmt und in deren Linienführung bis zum nördlichen Anschlusspunkt führt. Die Achse verläuft westlich des Einzelhofes bei Stat. 2+510 in einem Abstand von 180 m zum Wohngebäude. Der Abstand zur Wohnbebauung im Bereich „Hoppenkamp“ ist wie bei der Variante 1a ca. 130 m zur Straßenachse. Die südliche Anbindung erfolgt über eine Abbindung der B 64 alt, welche mit der L 581 verbunden wird. Im Zuge des Umbaues wird ein neuer Ast mit einer neuen Einmündung etwa 105 m südlich der bisherigen Einmündung entstehen. Die Verknüpfung der B 64(alt) / L 581 mit dem neuen Verbindungsast erfolgt ohne Lichtsignalanlage über einen kleinen Kreisverkehrsplatz. Die Zwangspunkte der Trassierung sind identisch mit denen der Variante 1a.

Abbildung 14: Variante 4 Eine Beeinflussung anderer Planungen besteht nicht. Im Verlauf der Trasse werden zwei 30-kV Freileitungen und zwei 110-kV Freileitungen gequert. Das vorhandene Wirtschaftswegenetz ist anzupassen. Für die Querung der Wirtschaftswege über die B 64/240 ist ein Brückenbauwerk eingeplant. Sonderflächen werden nicht in Anspruch genommen. Die Trasse streift die Altlast „Sandsteinbruch MZV“ mit Standortnummer 255 401 4027 auf einer Länge von 60 m. Weiterhin liegt die Varianten in einem aktiven Erdfall- und Senkungsgebiet.

Technische Einzelheiten : Querschnitte : Regelquerschnitt RQ 10,5 und RQ 10,5 mit ZFS (Zusatzfahrstreifen) bzw. RQ 10,5 auf Bauwerken und RQ 15,5 auf Bauwerken Linienführung : Die Länge der Baustrecke beträgt 4,25 km. Als größter Radius wird ein R=1350 m eingesetzt. Der kleinste Radius ist ein R=600 m. Knotenpunkte : Der südliche Knoten wird als nicht signalisierte Einmündung mit Drei- ecksinsel für den Rechtsabbieger und Linksabbiegespur auf der B 64 etwa 105 m südlich der Einmündung B 64/ L 581 geplant. Für den nördlichen Knoten ist wie bei Variante 1a ein Anschluss an den als 5-armigen Kreisver- kehrsplatz geplanten Knoten West des ersten Bauabschnittes vorgesehen. Bauwerke : 1) Bauwerk über die „Lenne“ und Lichte Weite ca. 580,0 m, K 17 Höhe ca. 23,2 m 2) Grünunterführung Lichte Breite ca. 55,0 m 3) Grünbrücke Lichte Breite ca. 50,0 m

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3.2.6 Variante 5

Die Variante 5 wurde aus der Variante 1 entwickelt, um die Durchschneidungswirkung und die Brückenlänge des Bauwer- kes über den „Angerbach“ zu reduzieren. Sie beginnt im Ab- schnitt 80 bei Stat. 0,883 der B 64 südlich der Spitzkehre und verläuft mittig der Varianten 1 und 2. Der „Angerbach“ wird mit einem ca. 230 m langen Brückenbauwerk gequert und der Ab- stand zu dem nachfolgenden Einzelhof beträgt zum Wohnge- bäude 85 m. Dann schwenkt die Linie auf die Linie der Variante 1a ein und folgt dieser bis zum nördlichen Anschlusspunkt. Der südliche Anschluss erfolgt analog dem Anschluss der Variante 1a.

Die Zwangspunkte der Trassierung sind identisch mit denen der Variante 1a. Eine Beeinflussung anderer Planungen besteht nicht. Im Verlauf der Trasse werden zwei 30-kV Freileitungen und zwei 110-kV Freileitungen gequert. Das vorhandene Wirtschaftswegenetz ist anzupassen. Für die Querung der Wirtschaftswege über die B 64/240 ist ein Brü- ckenbauwerk eingeplant. Sonder- und Altlastenflächen werden nicht in Anspruch ge- nommen.

Abbildung 15: Variante 5

Technische Einzelheiten : Querschnitte : Regelquerschnitt RQ 10,5 und RQ 10,5 mit ZFS (Zusatzfahrstreifen) bzw. RQ 10,5 auf Bauwerken und RQ 15,5 auf Bauwerken Linienführung : Die Länge der Baustrecke beträgt 3,15 km. Als größter Radius wird ein R=600 m eingesetzt. Der kleinste Radius ist ein R=425 m. Knotenpunkte : wie Variante 1a Bauwerke : 1) Bauwerk über den „Angerbach“ Lichte Weite ca. 230,0 m, und Wirtschaftsweg Höhe ca. 16,0 m 2) Bauwerk über die „Lenne“ und Lichte Weite ca. 580,0 m, K 17 Höhe ca. 23,2 m 3) Grünbrücke Lichte Breite ca. 50,0 m

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3.3 Beurteilung der Varianten

3.3.1 Raumstrukturelle Wirkungen

Für die Beurteilung der raumstrukturellen Wirkung der Varianten werden die Flächenverluste bzw. Beeinträchtigung von Flächen der im RROP aufgeführten Vorrang- und Vorsorgegebiete, sowie die Zielerfüllung bei den im RROP erwähnten Zielen aus dem Bereich Verkehr herange- zogen.

Vorranggebiete für Natur und Landschaft Eine Beeinträchtigung dieses Vorranggebietes erfolgt durch Überspannung der Lenneniede- rung mit einer Talbrücke. In diesem Bereich verlaufen die Varianten in Lage und Höhe gleich. Die beeinträchtigte Fläche beträgt für alle Varianten 0,56 ha. Erhebliche Beeinträchtigungen der im Vorrangebiet vorkommenden Tiere und Pflanzen sind gemäß der UVS nicht zu erwar- ten. Aus diesem Grund erfolgt keine Bewertung der Flächenbeeinträchtigung.

Vorsorgegebiet Natur und Landschaft (Tab. 31 der UVS) Hier sind die kurzen Varianten durch die geringere Versiegelung im Vorteil. Die geringste Flä- cheninanspruchnahme weist die Variante 2 mit 5,05 ha auf. Es folgen dann die Varianten 3 mit 7,08 ha, die Variante 5 mit 8,57 ha und die Variante 1a mit 11,93 ha. Bedingt durch die Länge der Baustrecke hat die Variante 4 mit 13,22 ha die größte Flächeninanspruchnahme.

Vorsorgegebiet Forstwirtschaft Bei dem Verlust von Vorsorgeflächen für die Forstwirtschaft ist die Variante 5 ohne Inan- spruchnahme die beste Variante. Als weitere Rangfolge ergibt sich die Variante 3 mit 0,08 ha, Variante 2 mit 0,32 ha und die Variante 4 mit 0,62 ha. Den größten Verlust verursacht die Va- riante 1a mit 0,84 ha.

Vorsorgegebiet Landwirtschaft Bei der Wertung der Flächenverluste im Bereich des Vorsorgegebietes Landwirtschaft ergibt sich die Reihenfolge der Varianten analog der Länge der Baustrecke. Rang 1 hat die Variante 2 mit 5,6 ha Flächenverlust. Es folgen die Variante 3 mit 6,23 ha, Variante 5 mit 7,18 ha und die Variante 1a mit 13,17 ha. Die Variante 4 verursacht den größten Flächenverlust mit 14,05 ha.

Vorsorgegebiet für Erholung Die Flächenverluste durch die einzelnen Varianten im Vorsorgegebiet für Erholung liegen rela- tiv dicht beieinander. Die kurzen Varianten verursachen auch hier wieder die geringsten Flä- chenverluste. Variante 2 mit 12,0 ha liegt vor Variante 3 mit 12,53 ha. Die Varianten 5 mit 13,75 ha und 4 mit 15,62 ha ordnen sich dahinter ein. Den größten Flächenverlust mit 16,56 ha verursacht die Variante 1a.

Ziel 367 - mehrspuriger Ausbau überregional bedeutsamer Hauptverkehrsstraßen Im Zuge der Planung wird die beplante Strecke soweit wie möglich und wirtschaftlich vertretbar mit dem Regelquerschnitt RQ 10,5+ ZFS ausgestattet. Dies entspricht dem Ziel 367 des RROP, wenn ein mehrspuriger Ausbau von überregional bedeutsamen Hauptverkehrstraßen nicht möglich, ist die Lösung „2+1“ einzuführen. Besonders erwähnt ist die B 64 zwischen E- schershausen und Negenborn.

25 Im Variantenvergleich erfüllt die Variante 4 mit zwei 1,25 km langen Abschnitten die Forderung am Besten. Es folgen dann die Varianten 1a und 5, die ebenfalls zwei Abschnitte aufweisen, wobei die Abschnitte bei Variante 1a mit 0,85 km länger sind als die der Variante 5 mit 0,64 km. Bei den Varianten 2 und 3 ist nur ein Abschnitt mit Zusatzfahrstreifen möglich. Die Länge des Abschnittes beträgt bei Variante 3 0,9 km und bei Variante 2 0,81 km.

Ziele 371 - Forderung Ausbau der B 240 bis zur B 3 Mit dem 2. Bauabschnitt der Ortsumfahrung von Eschershausen wird ein Teilabschnitt der Strecke aufgewertet. Da es für die untersuchten Varianten jedoch nur einen Endpunkt (Knoten West des 1. BA) und im Streckenverlauf der B 64 beginnende Verknüpfungspunkte gibt, ist die raumstrukturelle Wirkung der Varianten fast identisch. Unterschiede bestehen hauptsächlich in der Entlastungswirkung der Ortsdurchfahrt von Eschershausen, welche im nachfolgenden Punkt bewertet wird.

Ziele 373 - Entlastung von benannten Ortsdurchfahrten, hier Ortsdurchfahrt Eschershausen Durch die Planung und Verwirklichung der Ortsumfahrung von Eschershausen 2. BA (West- umfahrung) wird das Ziel 373 (Entlastung von benannten Ortsdurchfahrten) des RROP ver- wirklicht. Die Entlastungswirkung (siehe auch Punkt 3.3.3) wurde im Verkehrsgutachten „Ver- legung der B 64/ B 240 im Raum Eschershausen“ vom Ing.-Büro Dipl.-Ing. Ulfert Hinz ermittelt. Bei den Varianten 1a und 5 ist die Entlastungswirkung am größten, fast gleich mit der Variante 4. Durch die höhere Entlastungswirkung sind die Varianten 1a, 4 und 5 positiver als die Varian- ten 2 und 3 zu beurteilen.

Städtbauliche Belange Ein Flächenverlust ergibt sich durch die Varianten bei geplanten Gewerbegebieten. Dieser wird bei den kurzen Varianten 2 und 3 durch die nahe Führung an der Ortslage verursacht. Bei Variante 3 beträgt der Flächenverlust 0,34 ha und bei Variante 2 1,6 ha. Die langen Varianten (1a, 4 und 5) verursachen keinen Flächenverlust.

Beurteilung der raumstrukturellen Wirkungen

Variante 1a und 4 haben große Nachteile bei der Inanspruchnahme bzw. Beeinträchtigung von Vorsorgeflächen. Die Vorteile dieser Varianten liegen im Bereich Verkehr des RROP. Hier ha- ben die beiden Varianten eine sehr gute Zielerfüllung, insbesondere bei der Entlastung der OD Eschershausen. Die Entlastung der Ortsdurchfahrt ist bei den Varianten 2 und 3 deutlich ge- ringer und damit nachteilig für diese Varianten. Weiterhin ergeben sich aufgrund der geringe- ren Baulänge Einschränkungen bei der Schaffung von sicheren Überholmöglichkeiten durch einen dreistreifigen Querschnitt. Dies ist, wie der durch die ortsnahe Führung bedingte Flä- chenverlust von geplanten Gewerbgebieten, ein Nachteil der Varianten 2 und 3. Vorteile der beiden Varianten liegen in dem geringsten Flächenverbrauch bzw. Inanspruchnahme von Vor- sorgeflächen der zu vergleichenden Varianten. Im Variantenvergleich der raumstrukturellen Wirkung hat die Variante 5 Vorteile durch die sehr gute Entlastung der Ortsdurchfahrt, keine Flächenverlust von geplanten Gewerbgebieten und die geringste Inanspruchnahme des Vor- sorgebietes Forstwirtschaft. Bei einem im RROP geforderten mehrspurigen Ausbau und dem Flächenverbrauch bzw. Inanspruchnahme von Vorsorgeflächen bei den Punkten Natur und Landschaft, Landwirtschaft und Erholung liegt die Variante 5 im mittleren Bereich des Varian- tenvergleiches. Damit ergibt sich die Reihenfolge: Variante 5 - Varianten 1a - 4

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3.3.2 Landwirtschaftliche Beurteilung

Im Rahmen der 6. Arbeitskreissitzung des Forums Landentwicklung zur geplanten Flur- bereinigung Eschershausen wurde unter Beteiligung des Landesbetriebs für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen (LGLN) die landwirtschaftliche Stellungnahme im Rah- men des Raumordnungsverfahren erarbeitet. Aus landwirtschaftlicher Sicht werden die verschiedenen Trassenvarianten und ihre Auswir- kungen unter besonderer Berücksichtigung folgender Faktoren beurteilt:

- Flächenverlust insgesamt - Verwertbare Anschnittsflächen - Unwirtschaftliche Restflächen - Zerschneidung und mögliche Wiederherstellung von Hauptwirtschaftswegen - Zerschneidung und Anpassung des untergeordneten Wegenetzes - Unterbrochene Holzabfuhrwege - Unterbrochne Freizeitwege (Erschließung zum Schützenhaus), Wanderwege - Unterbrechung von Hof-Feld-Beziehungen - Anzahl betroffener Betriebe - Auswirkungen auf Einzelbetriebe - Betroffenheit der Betriebe aus der Nachbargemarkung Holenberg und dem Klostergut Amelungsborn.

Die Varianten 2, 3 und 5 werden aus landwirtschaftlicher Sicht unter Berücksichtigung der o- ben genannten Parameter abgelehnt. Die Variante 1a wäre annehmbar, wenn der nördliche Abschnitt weiter nach Westen heraus- gezogen würde. Durch die Verziehung nach Westen könnte die einzelbetriebliche Betroffenheit des Einzelhofes westlich von Eschershausen reduziert werden. Dies betrifft besonders die bewirtschaftete hofnahe Fläche.

Eindeutige Vorzugsvariante aus landwirtschaftlicher Sicht ist jedoch die noch weiter westlich liegende Variante 4. Folgende Argumente sprechen für die Variante 4: - Weniger Zerschneidung hofnaher Ackerflächen - Je weiter westlich, desto ertragsärmer die Böden, desto weniger Intensivfrüchte (Rüben) werden angebaut, desto geringer die Ansprüche an das Wegenetz - Geringere Zerschneidung von Hof-Feld-Beziehungen - Geringere Zerschneidung des Hauptwegenetzes - Weitgehende Erhaltung des Rundwegesystems, insbesondere, wenn die Linienführung noch etwas weiter nach Westen verschoben würde - Wichtige Wegeverbindungen, wie Triftweg und Wäscheweg, bleiben weitgehend erhalten - Der Weg durch das Angerbachtal kann erhalten werden.

Beurteilung der landwirtschaftlichen Belange

Die Variante 4 wird aus landwirtschaftlicher Sicht trotz Ihres höheren Gesamtflächen- verbrauchs bevorzugt, da sie in der Gesamtbetrachtung aller Betroffenheiten am wenigsten Nachteile für die Landwirtschaft bringt und die verbleibenden Beeinträchtigungen mit der ge- planten Flurbereinigung bei dieser Variante 4 am besten minimiert werden können. Es wird jedoch seitens der Landwirtschaft deutlich darauf hingewiesen, dass die Linienführung im nördlichen Abschnitt noch einer Optimierung bzw. einer weiteren Variante bedarf. Aus dor- tiger Sicht fehlt eine Variante, die den südlichen Teil der Linienführung aufnimmt und in etwa gerader Linie nach Norden verlängert. Diese Variante würde dann entweder am Waldrand bzw. durch die Waldbestände am Kappenberg führen und sehr tief in das Gelände einschnei- den. Durch die Verlagerung nach Westen an den Waldrand wird der Lebensraum der ge- schützten Arten Wildkatze und Grauspecht gestört. Dies könnte eine erhebliche Beeinträchti-

27 gung auslösen. Weiterhin wird eine größere Fläche des Vogelschutzgebietes in Anspruch ge- nommen. Diese Variante ist im Variantenvergleich durch die möglichen Beeinträchtigungen und den höheren Flächenbedarf von Schutzgebieten schlechter zu beurteilen als die waldab- gewandte Führung der Trasse und wurde aus diesen Gründen nicht weiter untersucht.

Die Reihenfolge der Varianten der landwirtschaftlichen Beurteilung lautet: Variante 4 - Variante 1a - Varianten 2,3 und 5

3.3.3 Verkehrliche Beurteilung

Zur verkehrlichen Beurteilung werden die prognostizierte Verkehrsstärke der Ortsumfahrung für das Jahr 2025, die Entlastungswirkung für die Ortsdurchfahrt und die netzstrukturellen Wir- kungen bezogen auf sich ergebene Änderung der Streckenlänge herangezogen.

Verkehrsstärke Bei der Beurteilung der Verkehrsstärke im Prognosejahr 2025 auf der Planungsstrecke gibt es zwei Gruppen. Die erste Gruppe beinhaltet die Varianten 1a, 4 und 5. Bei diesen Varianten liegt die Verkehrsstärke bei über 7.000 Kfz/24h. Die andere Gruppe, bestehend aus der Vari- ante 2 und 3, liegt mit der Verkehrsstärke unter 6.000 Kfz/24h. Aufgrund dieser Unterschiede ist die erste Gruppe (1a, 4 und 5) positiver (2 und 3) als die Zweite zu beurteilen.

Be- und Entlastungswirkung Der 2. Bauabschnitt der Ortsumfahrung von Eschershausen entlastet, insbesondere auf der Nord-Süd-Achse, den innerörtlichen Bereich. Bei Variante 1a beträgt die maximale Entlastung 69,7 % auf der B 64 Süd für den durchschnittlichen täglichen Verkehr. Die Variante 5 ist von der Entlastungswirkung als gleichwertig einzustufen. Mit 67,8 % liegt die Variante 4 knapp da- hinter. Die Varianten 2 und 3 erbringen eine fast gleich hohe Entlastung von ca. 49 %. Der Streckenabschnitt der B 240 durch Eschershausen wird mit allen Varianten um 55 % weniger befahren. Die Entlastung durch den LKW-Verkehr ist höher, da der Anteil des Durchgangsver- kehrs größer ist. Die entlastende Wirkung auf dem Streckenabschnitt B 64 Süd beträgt bei den Varianten 1a und 5 87,5 %, die Variante 4 folgt mit 79,2 %. Bei den Varianten 2 und 3 verla- gert sich der LKW-Verkehr um 66,7 %. Der Abschnitt B 240 Eschershausen wird bei allen Varianten um 70 % entlastet. Die Entlastungswirkung ist bei den Varianten 1a und 5 am größten, dicht gefolgt von der Vari- ante 4. Durch die höhere Entlastungswirkung sind die Varianten 1a, 4 und 5 positiver zu beur- teilen.

Netzstrukturelle Wirkungen Die einzelnen Varianten verursachen im Streckennetz unterschiedliche Streckenänderungen. Zu Ermittlung der Längenänderungen wurde zuerst die Bestandslänge mit Hilfe der Achse der Nullvariante bestimmt. Diese wird dann der entsprechenden Achslänge der Variante gegen- über gestellt. In der nachfolgenden Tabelle ist die Berechnung der einzelnen Varianten aufge- führt.

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Varianten 1a 2 3 4 5 Achslänge Bestand [km] 4,33 3,21 3,09 4,95 3,86 Achslänge Planung [km] 3,65 2,74 2,76 4,25 3,15

Differenz [km] 0,68 0,47 0,33 0,70 0,71 Tabelle 4: Änderung Streckenlänge

Beim Vergleich ergeben sich wieder zwei Gruppen. Die langen Varianten, welche die Spitz- kehre umfahren verkürzen die Strecke um mehr als 0,6 km. Bei den kurzen Varianten liegt die Verkürzung unter 0,2 km darunter. Aufgrund dieser Unterschiede werden die langen Varianten (1a, 4 und 5) besser als die Kurzen (2 und 3) beurteilt.

Beurteilung der verkehrlichen Wirkungen

Bei der Beurteilung der verkehrlichen Wirkung haben die Varianten 1a, 4 und 5 alle Vorteile. Im Gegensatz zu den Varianten 2 und 3 ist die Verkehrsbelastung auf der geplanten Strecke höher, dadurch ergibt sich auch die höhere Entlastung der Ortsdurchfahrt. Ein weiterer Vorteil der Varianten 1a, 4 und 5 ist die größere Streckenverkürzung durch Beseitigung der Spitzkeh- re. Aufgrund dieser Vorteile sind die Varianten 1a, 4 und 5 aus Sicht der verkehrlichen Wir- kung zu bevorzugen. Die Reihenfolge der Varianten der verkehrlichen Beurteilung lautet: Variante 1a, 4 und 5 - Varianten 2 und 3

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3.3.4 Entwurfs- und sicherheitstechnische Beurteilung

Die Argumente der Entwurfs- und sicherheitstechnische Beurteilung sind die Trassierung des Entwurfes in Lage und Höhe, die Sicherheitsaspekte Gefahrpunkt „Spitzkehre“ und „sichere Überholmöglichkeiten“ und die Lage der Knotenpunkte, sowie deren Ausbildung.

Trassierung in Lage und Höhe Grundlage für die entwurfstechnische Beurteilung sind die Richtlinien für die Anlage von Stra- ßen (RAS) unter Berücksichtigung des Entwurfs der Richtlinien für die Anlage von Landstra- ßen (RAL-Entwurf). Die Trassierungselemente der einzelnen Varianten im Lageplan entspre- chen den Richtlinien. Das Verhältnis der aufeinanderfolgenden Radien liegt im guten Bereich. Trassierungstechnisch entspricht nur der Radius vor dem geplanten Knotenpunkt West des ersten Bauabschnitts nicht dem gewünschten Radienbereich erläutert in Pos. 1.3. Dies trifft allerdings auf alle Varianten zu. Bis auf Variante 5 wird bei den Varianten die empfohlene Höchstlängsneigung gem. RAS und RAL-Entwurf eingehalten. Die Variante 5 überschreitet den Wert der RAL-Entwurf um 0,5 %. Damit ist diese Variante schlechter zu beurteilen als die anderen Varianten.

Sicherheit Alle Varianten entlasten die Ortsdurchfahrt von Eschershausen. Durch diese Entlastung und die erfolgte Trennung von Durchgangs- und innerörtlichen Ziel-, Quell- und Binnenverkehr wird die Sicherheit im Zuge der Ortsdurchfahrt und der Umfahrung erhöht. Durch den Anschluss der Varianten 2 und 3 nördlich der Spitzkehre sind diese deutlich negati- ver zu beurteilen, da der Durchgangsverkehr bei diesen beiden Varianten den Gefahrenpunkt „Spitzkehre“ weiterhin befahren muss. Als weiteres Kriterium für die Bewertung der Sicherheit werden bei den einzelnen Varianten die Überholmöglichkeiten betrachtet. Bei allen Varianten sind Zusatzfahrstreifen vorgesehen. Aufgrund der Lage der Knotenpunkte, der Länge der Baustrecke und der Längsneigung weist die Variante 4 die besten Überholmöglichkeiten auf. Es sind zwei Abschnitte mit einer Länge von jeweils ca. 1,25 km möglich. Bei Variante 1a und 5 sind ebenfalls zwei Abschnitte mit Zu- satzfahrstreifen vorgesehen. Die Abschnittslänge beträgt bei Variante 1a jeweils ca. 0,85 km und bei Variante 5 ca. 0,64 km. Der Zusatzfahrstreifen in Variante 5 liegt damit nur geringfügig über der im RAL-Entwurf empfohlenen Mindestlänge von 0,6 km, aber deutlich über den in der RAS-Q angegebenen Mindestlänge von 0,5 km . Nur ein Abschnitt mit Zusatzfahrstreifen ist bei den Varianten 2 und 3 vorgesehen. Bei Variante 3 ist die Länge des Abschnittes mit 0,9 km geringfügig länger als bei Variante 2 mit 0,81 km. Die Variante 4 stellt sich in der Beurteilung der Sicherheit als die Vorteilhafteste dar, gefolgt von der Variante 1a und mit Abstand der Variante 5. Die negativste Beurteilung erhalten die Varianten 2 und 3 bedingt durch den Verbleib des Gefahrenpunktes „Spitzkehre“[B1] im durch- gehenden Strecke und den im Vergleich schlechtesten Überholmöglichkeiten.

Knotenpunkte Die Verknüpfungsart mit dem vorhandenen Straßennetz ist bei den Varianten 1a bis 5 gleich ausgebildet. Die südliche Verknüpfung mit dem untergeordneten Straßennetz erfolgt über eine nichtsignalisierte Einmündung, welche mit Dreiecksinsel für den Rechtsabbieger und Linksab- biegespur auf der B 240 ausgestattet ist. Bei der Variante 4 wird die bisherige Einmündung der L 581 zurückgebaut und durch eine ca. 100 m südlicher gelegene neue Einmündung ersetzt. Dadurch werden zwei kurz hintereinander liegende Einmündungen auf der B 64 vermieden. Die L 581 und B 64 (Alt) werden durch einen kleinen Kreisverkehrsplatz untereinander und mit der neuen Einmündung verbunden. Die Lage der neuen Einmündung im Zuge der B 64 liegt bei den Varianten 1a, 4 und 5 südlich der Spitzkehre und bei den Varianten 2 und 3 nördlich

30 davon. Die nördliche Verknüpfung aller Varianten erfolgt am geplanten Bauende des 2. Bau- abschnittes über den geplanten Kreisverkehrsplatz im Knoten West des 1. Bauabschnittes der Ortsumfahrung von Eschershausen (Nordostumfahrung). Die Knotenpunktsform ist bei allen Varianten gleich. Beim südlichen Knotenpunkt ist es die Lage bezogen auf die Spitzkehre (Variante 2 und 3) und die notwendigen Umgestaltungen im nachgeordneten Straßennetz (Variante 4) die schlechter zu beurteilen sind.

Beurteilung des Entwurfes und der Sicherheit

Beim Vergleich der Trassierung sind, bis auf die Variante 5 bedingt durch die Überschreitung der Höchstlängsneigung, alle Varianten als gleichwertig einzustufen. Sehr ungünstig sind die Varianten 2 und 3 in Bezug auf die Sicherheit wegen dem Verbleib des Gefahrenpunktes „Spitzkehre“ in der durchgehenden Strecke und den im Vergleich ungünstigsten Überholmög- lichkeiten zu bewerten. Das Argument Knotenpunkte ist bei den Varianten 1a und 5 besser zu beurteilen, da die Lage zum Gefahrenpunkt Spitzkehre günstiger ist und im Gegensatz zur Variante 4 keine umfangreichen Umgestaltungen im untergeordneten Straßennetz erfolgen müssen. Die Reihenfolge der Varianten der Entwurfs- und sicherheitstechnische Beurteilung ergibt sich wie folgt: Variante 1a - Variante 4 - Variante 5 - Varianten 2 und 3

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3.3.5 Umweltverträglichkeit

3.3.5.1 Darstellung der Umweltauswirkungen

Die geplante Westumfahrung von Eschershausen dient – im Zusammenwirken mit weiteren geplanten Maßnahmen im Zuge der Bundesstraße B 240 – insbesondere einer besseren Anbindung der Region Holzminden/Höxter an das Bundesfernstraßennetz und das Oberzentrum Hannover. Darüber hinaus wird mit dem Bau der Ortsumgehung die Stadt Eschershausen vom Durchgangsverkehr entlastet.

Für die Maßnahme erfolgt die Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung. Wesentliche Grundla- gen für die Umweltverträglichkeitsprüfung werden in der vorliegenden Umweltverträglichkeitsstudie auf- bereitet. Aufgrund der Betroffenheit von zwei Natura 2000-Gebieten (FFH-Gebiet „Lenne“ und VSG „Sollingvorland“) wird als eigenständige Verfahrensunterlage eine Untersuchung der Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen dieser Gebiete gemäß § 34 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) erstellt. Weiterhin wird eine FFH-Vorprüfung für das in der Nähe liegende FFH-Gebiet „Ith“ durchgeführt.

Im Rahmen der UVS zum Raumordnungsverfahren wurde im Zusammenhang mit der Betrachtung des Schutzgutes Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt eine artenschutzrechtliche Risikoabschätzung vor- genommen, die sich aus den Anforderungen des §44 BNatSchG sowie den unmittelbar aus den europä- ischen Richtlinien (FFH-Richtlinie 92/43/EWG und der EU-Vogelschutzrichtlinie 79/409/EWG ergeben.

Gegenstand der Betrachtung waren alle nach Anhang IV FFH-RL oder Art.1 VSchRL streng oder be- sonders geschützten Arten sowie die national streng geschützten Arten. Nach der Bestandsaufnahme der in der Antragskonferenz abgestimmten Artengruppen erfolgte eine Relevanzprüfung (siehe Unterla- ge 19.1, Tab. 28). Für die relevanten Arten Wildkatze, Haselmaus, Fledermäuse, Schwarzstorch, Rotmi- lan, Mäusebussard, Turteltaube, Waldohreule, Uhu, Waldkauz, Eisvogel, Grünspecht und sonstige Spechtarten, Neuntöter, Feldlerche, Rauchschwalbe und Feldschwirl wurde eine "Art-für-Art- Betrachtung" vorgenommen.

Die artenschutzrechtliche Risikoabschätzung kommt zu dem Ergebnis, dass für die Varianten 1a, 2 und 3 durch geeignete Vermeidungs- und CEF-Maßnahmen Verbotstatbestände des § 44 BNatSchG nicht vorliegen.

Untersuchungsrahmen

Gemäß dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) befasst sich die Umweltverträg- lichkeitsstudie mit den Auswirkungen des Vorhabens auf die Schutzgüter Mensch, einschließlich der menschlichen Gesundheit, Tiere und Pflanzen und biologische Vielfalt, Boden, Wasser, Luft, Klima, Landschaft, Kulturgüter und sonstige Sachgüter sowie die Wechselwirkungen zwischen den vorgenann- ten Schutzgütern. Unter Berücksichtigung der ersten Überlegungen zu möglichen Linienführungen der geplanten Westum- fahrung von Eschershausen nebst den maximalen Reichweiten von Projektwirkungen wurde die Ab- grenzung des Untersuchungsraumes als Ergebnis der Antragskonferenz (LANDKREIS HOLZMINDEN 2009) festgelegt. Darüber hinaus wurde in der Antragskonferenz (LANDKREIS HOLZMINDEN 2009) der Untersu- chungsrahmen für die Umweltverträglichkeitsstudie bestimmt.

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Bestandssituation

Schutzgut Menschen, einschließlich der menschlichen Gesundheit

Zu den geschützten Gebietskategorien zählen geplante und bestehende Wohnbauflächen sowie ge- mischte Bauflächen im Bereich der Stadt Eschershausen mit dem Stadtteil Scharfoldendorf. Ein Einzel- gehöft befindet sich westlich von Eschershausen. Bereiche mit verbindlichen Festlegungen sind nicht vorhanden. Die wichtigsten Schutzgutausprägungen aufgrund gutachtlicher Erwägungen für das Schutzgut Menschen sind die Waldbereiche mit Erholungsbedeutung im Umkreis von 500 m um Sied- lungen, Freiräume mit Erholungsbedeutung im Umkreis von 500 m um Siedlungen, die siedlungsnahen Grünflächen sowie überregionale Rad- und Wanderwege. Diese Bereiche werden vor allem für die sied- lungsnahe und landschaftsbezogene Erholungsnutzung verstärkt in Anspruch genommen.

Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt

Zum Schutzgut Tiere liegen für den Untersuchungsraum aktuelle Nachweise von 10 Fledermausarten, 86 Vogelarten (65 Arten als sichere oder wahrscheinliche Brutvögel), 7 Amphibienarten, 2 Reptilienar- ten, 24 Tagfalterarten und 2 Widderchen sowie 12 Heuschreckenarten sowie ausgewählten Säugetierar- ten (u. a. Wildkatze) vor, von denen eine große Anzahl aufgrund von Bestandsrückgängen auf den so- genannten Roten Listen der gefährdeten Arten aufgeführt sind. Aufgrund ihrer Lebensraumfunktion für geschützte oder gefährdete Tierarten sind folgende Bereiche von besonderer Bedeutung:

• Die Lenne als Lebensraum für die Fischart Groppe sowie als Leitstruktur und Nahrungshabitat für Fledermäuse.

• Baumreihe am Oelkasser Weg (K 17) und benachbartes Gehölz als Jagdgebiet für Fledermäuse.

• Hecke in Verlängerung des Angerweges und Hecke westlich des Angerweges als Leitstruktur und Jagdgebiete für Fledermäuse sowie als Lebensraum für Tagfalter.

• Extensiv genutzte Grünlandflächen und Waldrandbereiche am Kappenberg als Lebensraum für Heuschrecken und Tagfalter und die Vogelart Neuntöter.

• Das Waldgebiet am Kappenberg als Lebensraum für Spechtarten wie Kleinspecht und Grauspecht sowie als Lebensraum für die Wildkatze.

• Die Stillgewässer am Waldrand des Piepenberges und der Tollburg als Laichgewässer für Amphi- bien.

• Die Waldrandbereiche der Tollburg und des Bützeberges als Lebensraum für Heuschrecken und Tagfalter sowie die Waldbereiche als Lebensraum der Vogelarten Turteltaube und Waldohreule und als potentieller Lebensraum für die Wildkatze.

• Die Waldzunge am Othfelde als regional bedeutsamer Verbindungskorridor zwischen den Waldbe- ständen von Vogler und Homburg (insbesondere für die Wildkatze und Schalenwildarten). Darüber hinaus Lebensraum für Waldohreule und Feldschwirl (randliches Vorkommen), den Feuersalaman- der sowie als Lebensraum der Wildkatze.

• Die Waldbereiche des Pfeffersberges als Lebensraum für die Vogelarten Uhu, Grauspecht, Mäuse- bussard und Waldkauz sowie als Wildkatzen-Lebensraum. Der Waldbereich am Schießstand nörd- lich der B 64 als Jagdgebiet für Fledermäuse.

33 • Teilbereiche des Angerbaches und der Angerbachniederung als Lebensraum für Amphibien, Heu- schrecken, Tagfalter und Vogelarten (Grünspecht) sowie als Leitstruktur sowie Jagdgebiet für Fle- dermäuse.

• Teilbereiche der Ackerlandschaft mit Gehölzen und Säumen als Lebensraum für die Vogelgemein- schaften der offenen und halboffenen Feldflur (insbesondere Vogelart Feldlerche).

• Einzelgehöft und Siedlungsbereiche als Lebensraum für die Vogelart Rauchschwalbe.

Die Liste der in Niedersachsen besonders oder streng geschützten Arten umfasst derzeit 1.689 Arten (Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 4/2008). Für das ROV wurden in der Antragskonferenz näher zu untersuchende Artengruppen festgelegt. Bestandslisten mit Aussagen zum Schutzstatus sind für die Artengruppen Biotoptypen, Flora; Fleder- mäuse, Avifauna, Amphibien, Reptilien, Falter und Heuschrecken im Anhang der UVS (Unterlage 19.1) aufgeführt. Für die artenschutzrechtliche Betrachtung wurden zudem alle nach Anhang IV FFH-RL oder Art.1 VSchRL streng oder besonders geschützten Arten sowie die national streng geschützten Arten einer Relevanzprüfung unterzogen. Es handelt sich um 34 Arten, die in Tab 28 der UVS (Unterlage 19.1) aufgeführt sind.

Grundlage für die Bearbeitung des Schutzgutes Pflanzen ist eine flächendeckende Bestandserfassung der Biotoptypen innerhalb des erweiterten Untersuchungsraumes Biotope sowie Nachweise gefährdeter Farn- und Blütenpflanzen. Der Untersuchungsraum ist in weiten Bereichen durch intensiv bewirtschafte- te Äcker auf Ton- und leichten Lehmböden geprägt. Südlich der Lenneaue reicht die von naturnahen mesophilen Kalk-Buchen- und Mischwäldern bestandene Kuppe des Kappenbergs in den Raum. An den unteren Hanglagen des Kappenbergs kommt noch großflächig mesophiles Grünland im Wechsel mit Ackerparzellen vor. Die den Wald- und Forstbereichen des Voglers nach Osten vorgelagerten Hangbe- reiche weisen eine größere Zahl kleiner Bachläufe auf, die meist von naturnahen Erlen- Eschenufergehölzen und markanten Stieleichengruppen umgeben sind. Grünlandnutzung wechselt auf den hier kleinräumig parzellierten landwirtschaftlichen Nutzflächen mit Ackerbau. Der unmittelbar west- lich von Eschershausen gelegene Aueabschnitt des Angerbachs zählt zu den besonders strukturreichen Teilräumen des Untersuchungsgebietes. Die Wälder des Pfeffersbergs östlich der B 64 sind geprägt von bodensauren Buchenwäldern im Wechsel mit Laubwald-Jungbeständen, Laubforsten und einigen natur- fernen Nadelforsten. Hinsichtlich der Bedeutung für das Schutzgut kommt den naturnahen Laubwäldern, den Feuchtbiotopen, den Fließgewässern, den Nassgrünlandflächen sowie den Quellbereichen in der Niederung am Angerbach sowie im Bereich der Tollburg eine besondere Bedeutung zu.

Im Rahmen der Erfassung der Farn- und Blütenpflanzen wurden 16 Arten der Roten Liste im Untersu- chungsraum nachgewiesen.

Rechtliche Schutzbestimmungen bzw. geschützte Gebietskategorien ergeben sich innerhalb des Unter- suchungsraumes durch ein FFH-Gebiet, ein Vogelschutzgebiet und zwei Naturdenkmale. Bei zahlrei- chen Flächen innerhalb des erweiterten Untersuchungsraumes handelt es sich um gesetzlich geschütz- te Biotope nach § 24 Niedersächsisches Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (NAGB- NatSchG) und § 30 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG). Bereiche mit verbindlichen Festlegungen stellen das Vorranggebiet sowie das Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft innerhalb des Untersu- chungsraumes dar.

Schutzgut Boden

Vorherrschender Bodentyp im Untersuchungsraum sind Pseudogley–Parabraunerden (S-L). Zu den geschützten Gebietskategorien gehört das Waldschutzgebiet im Bereich Tollburg. Bereiche mit verbind- lichen Festlegungen sind nicht vorhanden. Bedeutende Schutzgutausprägungen aufgrund gutachtlicher

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Erwägungen sind die Böden mit hohem Biotopentwicklungspotential (hier die Syroseme am Othfelde sowie südwestlich des Pfeffersberges), Böden des Archivs der Kultur- und Naturgeschichte / seltene Böden (Braunerde-Ranker [B-N] am Pfeffersberg) sowie Böden mit hoher Natürlicher Ertragsfähigkeit (überwiegend Pseudogley-Parabraunerde [S-L] über den gesamten Untersuchungsraum verteilt).

Schutzgut Wasser

Das Schutzgut Wasser umfasst die zwei Teilaspekte Oberflächenwasser und Grundwasser. Zu den geschützten Gebietskategorien zählen das gesetzlich festgesetzte Überschwemmungsgebiet sowie das vorläufig festgesetzte Überschwemmungsgebiet im Bereich der Lenne. Bereiche mit verbindlichen Fest- legungen sind nicht vorhanden. Die wichtigsten Schutzgutausprägungen aufgrund gutachtlicher Erwä- gung innerhalb des Teilschutzgutes Oberflächenwasser sind die Fließgewässerabschnitte mit einem guten ökologischen Zustand (Gewässerstrukturgüteklasse 1-2), Stillgewässer mit naturnaher Ausprä- gung sowie Sicker- und Rieselquellen. Fließgewässerabschnitte mit einem guten ökologischen Zustand sind in Teilbereichen des Angerbaches, aber vor allem im Bereich des Fließgewässernetzes an den Waldrändern des Piepenberges, der Tollburg und des Bützeberges (Voglergebirge) vorzufinden. Ledig- lich vier Stillgewässer innerhalb des Untersuchungsraumes weisen eine naturnahe Ausprägung auf und sind daher von besonderer Bedeutung. Sicker- und Rieselquellen weisen ebenfalls aufgrund ihrer Natür- lichkeit eine hohe Bedeutung auf. Sie sind vor allem im Niederungsbereich des Angerbaches und an den Waldrändern des Piepenberges und der Tollburg zu verzeichnen. Die wichtigsten Schutzgutausprä- gungen aufgrund gutachtlicher Erwägungen innerhalb des Teilschutzgutes Grundwasser sind die grundwassergeprägten Bereiche sowie die Bereiche mit einer hohen Verschmutzungsempfindlichkeit. Grundwassergeprägte Bereiche sind entlang der Lenne festzustellen. Ein schmaler Streifen zwischen Scharfoldendorf und Oelkassen, die Waldbereiche des Piepenberges, der Tollburg, des Bützeberges, des Homburgwaldes sowie Teilbereiche der Waldzunge am Othfelde innerhalb des Untersuchungsrau- mes weisen eine hohe Verschmutzungsempfindlichkeit auf.

Schutzgut Klima und Luft

Innerhalb des Untersuchungsraumes sind keine geschützten Gebietskategorien festzustellen. Bei den Bereichen mit verbindlichen Festlegungen handelt es sich um einen Waldbereich auf der Südseite des Piepenbergs mit besonderer Bedeutung für das Lokalklima.

Das Mesoklima im Untersuchungsraum wird beeinflusst durch Relief, Hangneigung, Höhenlage sowie Nutzungs- und Vegetationsstruktur. Es wird überwiegend den in ihrer Leistungsfähigkeit mäßig einge- schränkten Freilandklimaten zugeordnet. Bedeutende Schutzgutausprägungen aufgrund gutachtlicher Erwägung sind Kaltluft- und Frischluftentstehungsgebiete (Wald- und Freilandflächen) im Umfeld der Belastungsräume von ca. 500 m, Kaltluftsammelgebiete (Lenneniederung) sowie Kalt- / Frischluftab- flussbahnen mit Siedlungsbezug (im Bereich des Kappenbergs, des Pfeffersbergs und im Bereich der Angerbachniederung).

Schutzgut Landschaft

Das Landschafsschutzgebiet „Solling-Vogler“ und der Naturpark „Solling-Vogler“ zählen im Untersu- chungsraum zu den geschützten Gebietskategorien. Bereiche mit verbindlichen Festlegungen sind das Vorrang- und Vorsorgegebiet für Erholung sowie der ortsbildprägende Freiraum am Siedlungsrand von Eschershausen. Zu den bedeutenden Schutzgutausprägungen aufgrund gutachtlicher Erwägung zählen die Landschaftsbildtypen von besonderer sowie von besonderer bis allgemeiner Bedeutung. Dazu gehö- ren folgende Landschaftsbildtypen: Kappenberg und Kappenbergvorland, Pfeffersberg und Pfeffers-

35 bergvorland, strukturreiche Offen- und Waldlandschaft mit Angerbachniederung. Darüber hinaus sind die Erdfallfelder, wege- und gewässerbegleitende Baum- und Gehölzstrukturen, größere Waldgebiete (hier: Waldgebiete von Vogler und Homburg), die Walzunge am Othfelde, die Waldbereiche mit Schutz- funktion gegen Lärm (im Bereich der Waldzungen am Othfelde), größere Fließgewässer und die histori- sche Landnutzungsform im Bereich Kappenberg von besonderer Bedeutung für das Schutzgut Land- schaft.

Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter

Im Untersuchungsraum gibt es einzelne archäologische Fundstellen (geschützte Gebietskategorien). Zu den Bereichen mit verbindlichen Festlegungen gehören vor allem das Vorranggebiet für Rohstoffgewin- nung (im Bereich des Pfeffersbergs), das Vorsorgegebiet für Landwirtschaft (die landwirtschaftlich ge- nutzten Flächen innerhalb des Untersuchungsraumes) sowie das Vorsorgegebiet für Forstwirtschaft (die Waldbereiche innerhalb des Untersuchungsraumes). Zu den Schutzgutausprägungen aufgrund gutacht- licher Erwägung, die bei diesem Schutzgut zu berücksichtigen sind, zählen das landwirtschaftliche We- genetz (insbesondere Hauptwirtschaftswege), agrarstrukturell bedeutsame Flächen (große zusammen- hängende Ackerbereiche) sowie eine Hofstelle (westlich von Eschershausen).

Zwischen den oben beschriebenen Schutzgütern bestehen zahlreiche Wechselwirkungen, die bei der Beschreibung der einzelnen Schutzgüter berücksichtigt werden.

Ermittlung von Raumwiderständen

Die Bestandserfassung und Bewertung bildet die Grundlage zur Identifizierung von raumbezogenen Konfliktpotenzialen, sog. „Raumwiderstände“. Hierzu werden die ermittelten Sachverhalte mit gesetzli- chen Schutznormen sowie die gutachtlich bewerteten Sachverhalte in Raumwiderstandsklassen über- führt. Darüber hinaus erfolgt die Zuordnung zu Raumwiderstandsklassen projekt- und landschaftsraum- bezogen unter Beachtung der regionalplanerischen Ziele. Die Raumwiderstandsklassen sollen das um- weltfachliche Konfliktpotenzial und die daraus resultierenden Zulassungsrisiken widerspiegeln.

Die im Rahmen der Bewertung der einzelnen Schutzgüter festgestellten Sachverhalte werden in folgen- de Raumwiderstandsklassen eingestuft:

• Raumwiderstandsklasse I - Sachverhalt, der bei straßenbedingter Beeinträchtigung erhebliche Umweltauswirkungen erwarten lässt und der sich zulassungshemmend auswirken kann.

• Raumwiderstandsklasse II - Sachverhalt, der bei straßenbedingter Beeinträchtigung ebenfalls zu erheblichen Umweltauswirkungen führen kann und sich im Rahmen der Abwägung entscheidungs- erheblich darstellt.

• Raumwiderstandsklasse III - Sachverhalt, der bei straßenbedingter Beeinträchtigung zu Umwelt- auswirkungen unterschiedlicher Erheblichkeit führt und der bedingt entscheidungsrelevant ist.

Die Ergebnisse der Raumwiderstandsanalyse sind in der Raumwiderstandskarte (Karte 3 der UVS) dargestellt.

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Übersicht über die zu prüfenden Lösungsmöglichkeiten

In der folgenden Auswirkungsprognose sind insgesamt fünf Trassenvarianten zu untersuchen und zu vergleichen. Es ist zu berücksichtigen, dass alle Trassenführungen durch Bereiche mit sehr hohen und hohen Raumwiderständen verlaufen. Entwicklungen von konfliktarmen Trassenführungen sind innerhalb des Untersuchungsraumes nicht möglich, da nur kleinflächige Bereiche mit mittlerem oder geringem Raumwiderstand vorhanden sind. In der UVS wurde als maximales Maß der Beeinträchtigung der RQ 11,5 + mit Überholstreifen ange- nommen (Flächeninanspruchnahme durch Versiegelung auf einer Breite von 12,0 m). Die Planung er- folgt nach der aktuellen Richtlinie für die Anlage von Straßen (RAS) mit dem Regelquerschnitt RQ 10,5 mit Zusatzfahrstreifen, welcher in der nachfolgenden Abbildung dargestellt ist.

Abbildung 16: RQ 10,5 + mit Zusatzfahrstreifen

37 Die wesentlichen technischen Merkmale der Varianten sind der folgenden Übersicht zu entnehmen:

Varianten Merkmale 1a 2 3 4 5

1. Streckenlänge* (km) 3,65 2,74 2,76 4,25 3,15 2. Flächenbedarf* 1) (ha) 9,8 6,6 6,8 11,4 7,7 Versiegelung** 2) (ha) 3,59 2,54 2,54 4,40 2,81 3. Linienführung* a) Radius min (m) 600 600 600 600 425 b) Steigung max (%) 5,5 5,5 5,5 5,5 6,0 4. Prognostizierte (DTV) 7.250 5.850 5.850 7.050 7.250 Verkehrsstärken* 5. Entlastungs- wirkungen* a) Entlastete 1) B 240 1) B 240 1) B 240 1) B 240 1) B 240 Straßen 2) B 64 2) B 64 2) B 64 2) B 64 2) B 64 b) Ausmaß (Kfz/ 1) 4.500 1) 4.450 1) 4.450 1) 4.500 1) 4.500 24 STD) 2) 7.250 2) 5.150 2) 5.100 2) 7.050 2) 7.250 6. Kunstbauwerke* a) Brückenbau- über die über die über die über die über die werke Lenne: Lenne: Lenne: Lenne: Lenne: lichte Weite lichte Weite lichte Weite lichte Weite lichte Weite 580 m / lichte 580 m / lichte 580 m / lichte 580 m / lichte 580 m / lichte Höhe 13-20 Höhe 13-20 Höhe 13-20 Höhe 13-20 Höhe 13-20 m m m m m über den über den über den Grünunter- über den Angerbach: Angerbach: Angerbach: führung: Angerbach: lichte Weite lichte Weite lichte Weite lichte Weite lichte Weite 120 m / lichte 40 m / lichte 60 m / lichte 55m 230 m / lichte Höhe max. Höhe max. 7 Höhe max. 8 Höhe max.16 24 m m m m Grünbrücke Grünbrücke lichte Weite lichte Weite 50m 50m 7. Baukosten und Bauzeit a) Bauzeit (Jahre) 4 3 3 3,5 4 b) Baukosten (Mio. €) 21,0 17,0 17,9 23,0 21,7 8. Arbeitsstreifen** (m) 12 m (allerdings werden wertvolle Biotopstrukturen/Bautabuzonen durch (beidseitig) den Arbeitsstreifen nicht in Anspruch genommen) 9. Straßenquer- Als maximales Maß der Beeinträchtigung wird in Abstimmung mit der Stra- schnitt* ßenbauverwaltung der RQ 11,5 + mit Überholstreifen angenommen Erläuterungen: * Angaben nach NLStBV (April 2011) ** Eigene Angaben

1) Flächenbedarf: Versiegelungsfläche, Bankette, Böschungen, Mulden zzgl. Grunderwerbsstreifen von 1 m (ohne Brücken)

2) Versieglung: versiegelte Fläche (Baulänge x 12,0 m; ohne Brückenbauwerke)

Tabelle 5: Technische Merkmale der Varianten

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Übersicht über die zielführenden bzw. zu untersuchenden Varianten

Variante 2

Variante 4

Variante 3

Variante 5

Variante 1a

Abbildung 17: Variantenübersicht der UVS

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Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen

Der erste Schritt zur Vermeidung und Verminderung von Beeinträchtigungen der Umwelt erfolgte bei der Planung der Trassen. In einem iterativen Prozess wurde die Führung der Straße bei allen fünf Varianten mehrfach modifiziert und optimiert. Im Vordergrund stand dabei zum einen, die Beeinträchtigungen von Siedlungsgebieten durch Lärmimmissionen möglichst gering zu halten und zum anderen, die Inan- spruchnahme von Flächen mit besonderen Werten und Funktionen zu vermeiden beziehungsweise auf das unbedingt notwendige Maß zu begrenzen.

Weiterhin wurden Maßnahmen zur Vermeidung oder Verminderung nachteiliger Umweltauswirkungen zusammengestellt, die zu einer Verringerung der Belastung eines oder mehrerer Schutzgüter beitragen. Die im Folgenden aufgelisteten Maßnahmen sind im weiteren Planungsverfahren (Entwurfsplanung zum Planfeststellungsverfahren) zu konkretisieren:

• Einsatz von Baumaschinen, -geräten und -fahrzeugen, die den einschlägigen technischen Vorschrif- ten und Verordnungen entsprechen

• Reduzierung der Arbeitsstreifen und Baustelleneinrichtungsflächen auf das unbedingt erforderliche Maß, Nutzung von aus Umweltsicht wenig empfindlichen Bereichen als Baustelleneinrichtungsflä- chen

• Roden und Fällen von zu beseitigenden Gehölzen außerhalb der Vegetationsperiode (gemäß § 39 BNatSchG Abs.5 Nr.2 nicht zwischen dem 1. März und 30. September).

• Schutz von Einzelbäumen, Gehölzbeständen und bedeutsamen Biotopbereichen vor Beschädigun- gen in der Bauphase durch Schutzzäume gemäß RAS-LP 4 (DIN 18 920) oder vergleichbare Maß- nahmen. Während der Bauarbeiten an den Brückenbauwerken über die Lenne und den Angerbach sind Schutzvorkehrungen zu treffen, die Einträge von Baustoffen, Betriebsstoffen und Substratein- träge verhindern (siehe RAS-LP 4 –FGSV 1999).

• Ordnungsgemäße Lagerung, Verwendung und Entsorgung aller boden- und wassergefährdenden Stoffe. Sofortige und umfassende Beseitigung von bei Unfällen oder Leckagen austretenden Schad- stoffen (aus Boden und Gewässern).

• Fachgerechtes Abräumen und getrennte Lagerung des Oberbodens vom übrigen Aushubmaterial (gemäß DIN 18 300, Erdarbeiten).

• Rekultivierung der in der Bauphase beanspruchten Flächen (Arbeitsstreifen, Baustelleneinrichtungs- flächen) in Orientierung am Ausgangszustand beziehungsweise entsprechend der vorgesehenen Folgenutzung.

• Ordnungsgemäße Entsorgung / Verwendung des Bodens, der nicht für die Rekultivierung benötigt wird.

• Weitestgehende Versickerung des Abflusses der Straßenentwässerung im Nahbereich der Straße, Begrenzung der Einleitungsmengen in die im Trassennahbereich befindlichen Oberflächengewässer durch Drosselung und Versickerung des Abflusses, Schadstoffrückhaltung / Vorklärung belasteter Straßenabwässer vor der Einleitung in die Oberflächengewässer.

• Anlegen von aktiven oder passiven Schallschutzmaßnahmen zur Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte für Schallimmissionen, Verwendung schallreduzierender Oberflächen zur Einhaltung gesetzlicher Grenzewerte.

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• Möglichkeiten für eine gefahrloses Querung der Trasse durch Tiere, insbesondere im Bereich der Verbindungskorridore der Wildkatze oder im Bereich der Wanderbewegungen der Amphibien durch Grünbrücken oder in die Landschaft eingebundene Brückenbauwerke mit ausreichender Höhe.

• Brückenbauwerke im Bereich der Angerbachniederung und der Lenne zum Schutz der Fließgewäs- ser und zum Erhalt der Durchgängigkeit sowie zum Schutz ökologisch wertvoller Bereiche.

• Die Abflussdynamik des anfallenden Niederschlagswassers wird über das Entwässerungssystem der Bundesstraße gesteuert. Das Entwässerungssystem ist so zu gestalten, dass umweltrelevante Veränderungen des Abflussverhaltens vermieden werden und der größte Teil des Niederschlag- wassers versickern kann.

• In Bereichen von Altablagerungen Feintrassierungen im weiteren Planungsverfahren vornehmen, so dass die Altlastenflächen nicht angeschnitten werden. Bei Anschnitt von Altlablagerung ordnungs- gemäße Sicherung der Altlasten bzw. Sanierung der Altlastenfläche, so dass Verschmutzungen um- liegender Bereiche vermieden werden.

Auswirkungen auf die Umwelt durch die Westumfahrung Eschershausen

Bei dem Vorhaben kommt es unter Berücksichtigung der Vorkehrungen zur Vermeidung oder Verminde- rung von Beeinträchtigungen zu folgenden wesentlichen Umwelteffekten:

Folgende relevante Auswirkungen sind beim Schutzgut Menschen, einschließlich der menschlichen Gesundheit festzustellen:

• Verlust / Beeinträchtigung / Zerschneidung von geschützten Gebietskategorien, siedlungsnahen Freiräumen und Erholungsflächen sowie überregionalen Rad- und Wanderwegen und örtlichen Er- holungswegen durch Versiegelung, Böschung, Bankette, Mulde, Arbeitsstreifen (anlage- und bau- bedingt)

• Beeinträchtigung / Flächeninanspruchnahme von geschützten Gebietskategorien, siedlungsnahen Freiräumen und Erholungsflächen durch Überspannungen (anlagebedingt)

• Visuelle Beeinträchtigungen von Siedlungsflächen, siedlungsnahen Freiräumen und Erholungsflä- chen (anlage- und betriebsbedingt)

• Beeinträchtigung von Siedlungsflächen, siedlungsnahen Freiräumen durch Verlärmung (betriebsbe- dingt)

• Beeinträchtigung von Erholungsräumen durch Verlärmung (betriebsbedingt)

• Beeinträchtigung von Siedlungsflächen, siedlungsnahen Freiräumen und Erholungsflächen durch Schadstoffeinträge (betriebsbedingt)

Folgende relevante Auswirkungen sind bei den Schutzgütern Tiere, Pflanzen und biologische Viel- falt festzustellen:

• Verlust / Beeinträchtigung von Biotopen, Schutzgebieten und Schutzobjekten sowie raumordnerisch festgesetzten Gebieten durch Versiegelung, Böschung, Mulde, Arbeitsstreifen (bau- und anlagebe- dingt)

41 • Beeinträchtigung / Flächeninanspruchnahme von Biotopen, Schutzgebieten und Schutzobjekten sowie raumordnerisch festgesetzten Gebiete durch Überspannungen/Brückenbauwerke (anlagebe- dingt)

• Verlust von faunistischen Funktionsräumen / Revierstandorten / Lebensräumen sowie Wuchsorten von Pflanzen (anlagebedingt)

• Zerschneidungen von Verbindungskorridoren / Vernetzungsstrukturen / Wanderbewegungen (anla- gebedingt)

• Beeinträchtigung von faunistischen Funktionsräumen durch Verlärmung und optische Reize (be- triebsbedingt)

• Tierartenverluste durch Kollisionsgefahr und Falleneffekte (betriebs- und anlagebedingt)

Folgende relevante Auswirkungen sind bei beim Schutzgut Boden festzustellen:

• Verlust / Beeinträchtigung von Bodenfunktionen und Waldschutzgebieten durch Versiegelung, Bö- schung, Bankette, Mulde, Arbeitsstreifen (bau- und anlagebedingt)

• Beeinträchtigung des Bodens durch Schadstoffeinträge (betriebsbedingt)

• Potentielle Beeinträchtigung des Bodens durch Baumaßnahme im Bereich von Altablagerungen (bau- und anlagebedingt)

Folgende relevante Auswirkungen sind bei beim Schutzgut Wasser festzustellen:

• Verlust / Beeinträchtigung von Überschwemmungsgebieten, Fließ- und Stillgewässern, Sicker- und Rieselquellen durch Versiegelung, Böschung, Bankette, Mulde, Arbeitsstreifen und Überspannun- gen (bau- und anlagebedingt)

• Beeinträchtigung des Grundwassers durch Schadstoffeinträge (betriebsbedingt)

Folgende relevante Auswirkungen sind bei den Schutzgütern Luft und Klima festzustellen:

• Verlust / Beeinträchtigung von Wäldern mit besonderer Klimaschutzfunktion, Kaltluft- und Frischluft- entstehungsgebieten sowie Kaltluftsammelgebieten durch Versiegelung, Böschung, Bankette und Mulde (anlagebedingt)

• Beeinträchtigung der Ausgleichsfunktion von Kaltluft- und Frischluftentstehungsgebieten sowie Kalt- luftsammelgebieten und Zerschneidung von Kalt- / Frischluftabflussbahnen mit Siedlungsbezug durch Dammlagen und Schadstoffimmissionen (betriebsbedingt)

Folgende relevante Auswirkungen sind beim Schutzgut Landschaft festzustellen:

• Verlust / Zerschneidung / Beeinträchtigung von Landschaftsschutzgebieten, Naturparken, Land- schaftsbildtypen, landschaftsbildprägenden Elementen sowie von Vorrang- und Vorsorgegebieten für Erholung durch Versiegelung, Böschung, Bankette, Mulde, Arbeitsstreifen und Überspannungen (bau- und anlagebedingt)

• Visuelle Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch Verkehr und Brücken (anlage- und betriebs- bedingt)

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Folgende relevante Auswirkungen sind beim Schutzgut Kulturgüter und sonstige Sachgüter festzu- stellen:

• Verlust / Beeinträchtigung von Kultur- und sonstigen Sachgütern durch Versiegelung, Böschung, Bankette, Mulde, Arbeitsstreifen (bau- und anlagebedingt)

• Beeinträchtigung der Landwirtschaft (Hofstelle, Agrarstruktur, landwirtschaftliche Wegenetz) (anla- gebedingt)

Bewertung der Umweltauswirkungen

Die Auswirkungen werden schutzgutbezogen anhand rechtlicher Maßstäbe bewertet. Als Quellen für Beurteilungsmaßstäbe zur Bewertung der Umweltverträglichkeit sind insbesondere gesetzliche und untergesetzliche Regelungen, verbindliche, raumordnerische Ziele und Grundsätze, Richtlinien, Emp- fehlungen, Fachpläne sowie fachliche Standards oder fachliche Orientierungswerte heranzuziehen. Des Weiteren ist zu beurteilen, ob rechtlich geschützte Güter oder Bereiche mit verbindlichen Festlegungen durch Auswirkungen betroffen sind. Diese sind aufgrund des vorhanden gesetzlichen Schutzstatus oder der verbindlichen Festlegung an die Einhaltung rechtlich oder verbindlich vorgegebener Maßstäbe ge- bunden. Die herangezogenen Bewertungsmaßstäbe können entsprechend ihrer Bindungswirkung in folgende hierarchische Reihenfolge gebracht werden:

• Auswirkungsklasse I – erhebliche Umweltauswirkungen, die sich zulassungshemmend auswirken können

• Auswirkungsklasse II - Erhebliche Umweltauswirkungen, die im Rahmen der Abwägung entschei- dungserheblich sind

• Auswirkungsklasse III - Umweltauswirkungen unterschiedlichster Erheblichkeit, die bedingt ent- scheidungserheblich sind, aber im Sinne der Umweltvorsorge in die Abwägung einfließen.

Auswirkungen auf das Schutzgut Menschen, einschließlich der menschlichen Gesundheit sind wie folgt bewertet worden:

Auswirkungen der Auswirkungsklasse I Durch die Variante 2 sind Grenzwertüberschreitungen der Lärmbelastung in der Nacht für bestehende Wohnbauflächen auf einer Fläche von 0,27 ha festgestellt worden. Bei den anderen Varianten (1a, 3, 4 und 5) sind keine Grenzewertüberschreitungen der Lärmbelastungen in der Nacht für bestehende Wohnbauflächen zu verzeichnen. Bei den geplanten Wohnbauflächen sind auf einer Fläche von 0,21 ha ebenfalls nur durch die Variante 2 Grenzwertüberschreitungen der Lärmbelastungen in der Nacht fest- zustellen. Bei den bestehenden und geplanten gemischten Bauflächen sind Überschreitungen der fest- gelegten Grenzwerte für Lärmbelastungen in der Nacht nicht zu verzeichnen. Darüber hinaus wird ein Einzelgehöft durch alle Varianten tangiert, so dass hier starke Lärmbelastungen zu erwarten sind. Da das Einzelgehöft im Außenbereich liegt, sind hier keine Grenzwerte bezüglich der Lärmbelastung fest- gelegt (siehe Beschreibung zu Auswirkungsklasse III).

Auswirkungen der Auswirkungsklasse II Unmittelbare versiegelungsbedingte Flächenverluste sowie Beeinträchtigungen durch Überspannung (Brückenbauwerke) durch die geplante Westumfahrung Eschershausen sind in Bezug auf die im Flä-

43 chennutzungsplan der Stadt Eschershausen dargestellten Gewerbeflächen zu verzeichnen. Hierbei handelt es sich um geschützte Gebietskategorien. Hinsichtlich der Gewerbeflächen werden durch die Varianten 2 und 3 Flächen in Anspruch genommen, wobei die Variante 2 mit 1,6 ha den höheren Flä- chenverlust aufweist. Durch Überspannungen werden ebenfalls geschützte Gebietskategorien beein- trächtigt bzw. in Anspruch genommen. Die Variante 2 tangiert dabei als einzige Variante das im Flä- chennutzungsplan der Stadt Eschershausen dargestellte, aber bislang nicht bebaute und erschlossene Gewerbegebiet.

Auswirkungen der Auswirkungsklasse III Grenzwertüberschreitungen der Lärmbelastung für Erholungsflächen sind durch die Variante 5 an einer Schießanlage auf einer Fläche von ca. 0,23 ha zu verzeichnen. Darüber hinaus werden Waldbereiche und Freiräume mit Erholungsbedeutung im Umkreis von 500 m um Siedlungen durch alle Varianten verlärmt. Hierbei sind bei der Variante 2 die höchsten Betroffenheiten durch Lärmgrenzwertüberschrei- tungen auf Waldflächen mit Erholungsbedeutung festzustellen, während bei Variante 5 die höchsten Betroffenheiten bei den Freiräumen mit Erholungsbeutung zu verzeichnen sind. Variante 1a weist dabei die geringste Lärmbeeinträchtigung der Erholungsflächen auf. Weiterhin sind auch die überregionalen Rad- und Wanderwege durch Lärmbelastungen betroffen. Der im Untersuchungsraum befindliche über- regionale Rad- und Wanderweg wird allerdings von allen Varianten in gleichem Umfang durch Lärmbe- lastungen beeinträchtigt. Darüber hinaus wird ein Einzelgehöft durch alle Varianten tangiert, so dass hier starke Lärmbelastungen zu erwarten sind. Da das Einzelgehöft im Außenbereich liegt, sind hier keine Grenzwerte bezüglich der Lärmbelastung festgelegt. Es ist aber zu berücksichtigen, dass die Va- rianten 1a und 4 am weitesten von der Hofstelle entfernt liegen und daher auch die geringste Lärmbe- lastung aufweisen, während alle anderen Varianten mit ähnlichem Abstand an dem Einzelgehöft vorbei- führen. Verluste / Beeinträchtigungen durch Versiegelung, Bankette, Mulde, Böschungen und Arbeitsstreifen sowie Überspannungen sind bei dem überregionalen Rad- und Wanderweg, örtlichen Erholungswegen sowie bei Freiräumen mit Erholungsbedeutung im Umkreis von 500 m um die Siedlungen zu verzeich- nen. Der überregionale Rad- und Wanderweg wird durch alle Varianten unterbrochen bzw. zerschnitten. Örtliche Erholungswege werden bei den Varianten 1a und 4 am häufigsten unterbrochen. Die Erho- lungsbereiche im Umkreis von 500 m um die Siedlungen sind am geringsten durch die Varianten 1a und 4 betroffen. Die Varianten 2 und 3 weisen hier gleiche Betroffenheiten auf, während bei der Variante 5 die höchsten Flächenverluste zusammen mit den Beeinträchtigungen (insbesondere durch Überspan- nungen bei der Variante 5) zu erwarten sind. Beeinträchtigungen durch visuelle Störungen sind bei allen Varianten durch das Brückenbauwerk über die Lenne und die K 17 festzustellen. Die Baulänge beträgt hier 580 m. Dabei werden insbesondere die Siedlungsbereiche in Scharfoldendorf sowie die Erholungsgebiete am Kappenberg durch visuelle Stö- rungen beeinträchtigt. Das Brückenbauwerk soll insbesondere den starken Geländeeinschnitt in diesem Bereich überspannen. Das Einzelgehöft westlich von Eschershausen wird von allen Varianten etwa in gleichem Maße visuell beeinträchtigt, da die Varianten nahe an dem Hofgelände vorbeiführen. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Variante 1a und 4 den weitesten Abstand zum Einzelgehöft aufweisen. Im Bereich der Siedlungsstrukturen von Eschershausen verläuft Variante 2 im Vergleich zu den anderen Varianten am nahsten entlang von Wohngebäuden. Der Angerbach wird von Variante 1a, 2, 3 und 5 durch ein Brückenbauwerk überspannt. Die Varianten 2, 3 und 5 lösen hierbei visuelle Stö- rungen von Freiräumen mit Erholungsbedeutung aus. Die Variante 1a verläuft durch ein Waldgebiet und weist daher die geringsten visuellen Störungen durch das Brückenbauwerk im Angerbachbereich auf. Bei Variante 2 sind im Bereich des Angerbaches im Vergleich zu Variante 3 und 5 geringere visuelle Störungen festzustellen, da bei dieser Variante ein Brückenbauwerk mit einer Länge von nur 40 m be- absichtigt wird. Die Variante 4 verläuft weiter im Westen durch ein Waldgebiet (hier ohne Brückenbau- werk) und verursacht dadurch die geringsten visuellen Störungen im südlichen Bereich des Untersu- chungsraumes.

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Auswirkungen auf das Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt sind wie folgt bewertet worden:

Auswirkungsklasse I:

Artenschutz: Ziel der Betrachtung innerhalb der UVS ist es, artenschutzrechtliche Konflikte frühzeitig zu erkennen und räumliche Konfliktlösungskonzepte zu entwickeln. Es sollen bereits zu diesem Zeitpunkt Konflikte und eine Alternative identifiziert werden, bei der so weit wie möglich die in § 44 BNatSchG genannten Verbotstatbestände vermieden werden können, in jedem Fall jedoch die Ausnahmevoraussetzungen des § 45 Abs. 7 BNatSchG gegeben sind. Somit ist in der UVS zum Raumordnungsverfahren die grund- sätzliche Zulässigkeit vor allem unter dem Aspekt der Wahl der artenschutzrechtlich günstigsten Lö- sungsmöglichkeit (Trassenvariante) des Vorhabens zu klären (BMVBS 2008). Durch die gravierende Beeinträchtigung des Wildkatzen-Korridors und Wildkatzenlebensraumes werden die Verbotstatbestände des § 44 BNatschG bei den Varianten 4 und 5 mit hoher Wahrscheinlichkeit erfüllt. Da nicht erkennbar ist, dass die Ausnahmevoraussetzungen gegeben sind, sind die Varianten 4 und 5 unter Artenschutz-Gesichtspunkten als unzulässig einzustufen. Für die Trassenvarianten 1a, 2 und 3 ergeben sich nach gutachtlicher Einschätzung für die Ebene des Raumordnungsverfahrens keine Verbotstatbestände, so dass diese unter Artenschutzgesichtspunkten grundsätzlich als zulässig einzu- stufen sind (weitere Ausführungen siehe Auswirkungsklasse II). Geschützte Biotope: Erhebliche und i. S. der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung nicht ausgleichbare Beeinträchtigun- gen von geschützten Biotopen ergeben sich durch bau- und anlagebedingte Wirkungen der durch die Angerbachniederung verlaufenden Variante 2 (0,14 ha) und Variante 3 (0,06 ha). Betroffen sind hier insbesondere Nass- und Feuchtwiesenkomplexe mit hoher Lebensraumfunktion und geringer zeitlicher Wiederherstellbarkeit. Des Weiteren werden durch die Variante 1a (0,02 ha), Variante 4 (0,02 ha) und Variante 5 (0,1 ha) naturnahe Fließgewässerabschnitte und randliche Erlen-Eschen Wälder als ge- schützte Biotope überbaut oder erheblich beeinträchtigt.

Auswirkungsklasse II

In Auswirkungsklasse II werden diejenigen erheblichen Beeinträchtigungen von Tieren, Pflanzen und Biotopen zusammen gefasst, die entweder i. S. der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung als nicht ausgleichbar einzustufen sind (Ersatz ist i. d. R. möglich) oder die mit erheblichen Störungen der Le- bensstätten geschützter Arten verbunden sind. Darüber hinaus werden hier die als erheblich eingestuf- ten Flächenverluste von Natura 2000-Gebieten sowie Vorrang- und Vorsorgegebieten berücksichtigt. In den Richtlinien für die Erstellung von Umweltverträglichkeitsstudien im Straßenbau (RUVS) werden Vorrang- und Vorsorgegebiete als Ziele der Raumordnung bezeichnet.

Auswirkungsklasse III

In Auswirkungsklasse III werden erheblichen Beeinträchtigungen von Tieren, Pflanzen und Biotopen zusammen gefasst, die i. S. der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung als ausgleichbar einzustufen sind. Darüber hinaus werden hier Zerschneidungseffekte von Funktionsräumen mit lokaler Bedeutung und vergleichsweise geringer Beeinträchtigungsintensität (kein Erlöschen der lokalen Population zu befürchten) sowie sonstige erhebliche Flächen- und Funktionsverluste, z.B. durch Verlär- mung/Störungen berücksichtigt.

45 Auswirkungen auf das Schutzgut Boden sind wie folgt bewertet worden:

Auswirkungsklasse I:

Für das Schutzgut Boden sind keine Auswirkungen zu erwarten, die der Auswirkungsklasse I zugeord- net werden können.

Auswirkungsklasse II:

Für das Schutzgut Boden sind keine Auswirkungen zu erwarten, die der Auswirkungsklasse II zugeord- net werden können.

Auswirkungsklasse III:

Die höchsten Verluste / Beeinträchtigungen durch Versiegelung, Böschung, Mulde und Arbeitsstreifen von Böden mit einem hohen Biotopentwicklungspotenzial sind bei der Variante 5 mit ca. 1,16 ha festzu- stellen. Keine Verluste hingegen sind bei den Varianten 2 und 3 zu verzeichnen. Seltene Böden werden lediglich durch die Varianten 2 (ca. 0,3 ha) und Variante 3 (ca. 0,03 ha) beansprucht. Die Böden mit hoher natürlicher Ertragsfähigkeit sind durch alle Variantenverläufe betroffen. Hierbei sind bei Variante 4 die höchsten Verluste mit ca. 16,29 ha festzustellen. Die Variante 2 beansprucht ca. 8,88 ha Böden mit hoher natürlicher Ertragsfähigkeit und weist somit die geringste Betroffenheit auf. Bei den Varianten 3 und 5 sind nur graduelle Unterschiede in der Verlustflächenbilanz der Böden mit hoher natürlicher Er- tragsfähigkeit zu verzeichnen, so dass diese Varianten gleich zu behandeln sind.

Durch die Varianten 1a und 4 wird jeweils eine Altablagerungsfläche tangiert. Die Variante 5 verläuft im Nahbereich einer Altablagerungsfläche, so dass hier durch ein Anschneiden der Altablagerung potentiel- le Beeinträchtigungen zu erwarten sind. Die Varianten 2 und 3 hingegen tangieren keine Altablage- rungsflächen.

Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser sind wie folgt bewertet worden:

Auswirkungsklasse I:

Für das Schutzgut Wasser sind keine Auswirkungen zu erwarten, die der Auswirkungsklasse I zu ge- ordnet werden können.

Auswirkungsklasse II:

Durch Überspannungen bzw. Brückenbauwerke können Beeinträchtigungen von gesetzlich festgesetz- ten und vorläufig festgelegten Überschwemmungsgebieten auftreten. Alle 5 Varianten überspannen mit einem 580 m langen Brückenbauwerk im Bereich der Lenne das gesetzlich festgelegte Überschwem- mungsgebiet.

Auswirkungsklasse III:

Verluste / Beeinträchtigungen durch Versiegelung, Böschung, Mulde und Arbeitsstreifen sowie durch Überspannungen sind bei allen Varianten zu verzeichnen. Im Bereich der Lenne ist bei allen Varianten die Querung durch ein Brückenbauwerk vorgesehen. Durch das Brückenbauwerk können Beeinträchti- gungen des Fließgewässers Lenne (Fließgewässer mit einem mäßig ökologischen Zustand) nicht voll- ständig ausgeschlossen werden, jedoch ist aufgrund der lichten Höhe der Brücke im Bereich der Len- nequerung (ca. 18 m lichte Höhe) und der geringen Anzahl geplanter Brückenpfeiler von einer relativ

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geringen Beeinträchtigung auszugehen. Der Angerbach (Fließgewässer mit einem mäßigen ökologi- schen Zustand) wird durch die Varianten 1a, 2, 3 und 5 ebenfalls überspannt. Allerdings queren die Varianten 1a und 5 den Angerbach mit einem längeren Brückenbauwerk so dass hier von einer geringe- ren Beeinträchtigung auszugehen ist. Bei den Varianten 2 und 3 sind die Brückenbauwerke kürzer, so dass hier negative Beeinträchtigungen des Angerbaches zu erwarten sind. Die Zerschneidung eines Fließgewässers mit einem mäßig ökologischen Zustand ist bei der Variante 1a sowie bei der Variante 4 zu verzeichnen, während bei der Variante 4 noch zusätzlich die Beeinträchtigung eines Fließgewässers mit einem guten ökologischen Zustand zu erwarten ist. Durch den Trassenverlauf der Variante 5 wird ein Fließgewässer mit einem mäßig ökologischen Zustand ebenfalls beeinträchtigt. Weiterhin werden durch die Varianten 1a, 2, 3 und 4 sonstige größere Fließgewässer an verschiedenen Stellen durch- schnitten. Die Variante 5 beeinträchtigt oder zerschneidet keine sonstigen größeren Fließgewässer. Weiterhin werden durch die Varianten 2 und 3 innerhalb der Angerbach-Niederung eine Sicker- und Rieselquelle sowie ein Stillgewässer stark beeinträchtigt. Die Variante 5 weist hier durch das längere Brückenbauwerk im Vergleich zu den Varianten 2 und 3 keine Beeinträchtigung auf die in der Anger- bach-Niederung befindliche Sicker- und Rieselquelle sowie das Stillgewässer auf. Bei den Varianten 1a und 4 sind ebenfalls keine Beeinträchtigungen bzw. Verluste von Sicker- und Rieselquellen sowie von Stillgewässern festzustellen. Die Fließgewässerabschnitte mit einem guten und mäßigen ökologischen Zustand sowie die naturnahen Stillgewässer, Sicker- und Rieselquellen weisen eine hohe Bedeutung für das Schutzgut Wasser auf. Daher sind die Beeinträchtigungen / Verluste dieser Parameter in der Zu- sammenschau höher zu bewerten als der Verlust oder die Beeinträchtigung von sonstigen größeren Fließgewässern der Gewässerstrukturgüteklasse 4 – 7.

Beeinträchtigungen des Grundwassers durch Schadstoffeinträge, insbesondere im Bereich der grund- wassergeprägten Flächen an der Lenne sind bei allen Varianten festzustellen. Diese Bereiche werden zwar durch ein großes Brückenbauwerk überspannt, es sind aber Verunreinigungen während der Bau- phase nicht auszuschließen. Bereiche mit hoher und mittlerer Verschmutzungsempfindlichkeit sind durch alle Varianten betroffen, so dass hier von einer mittleren bis hohen Wirkintensität der Varianten auszugehen ist. Allerdings weisen die Varianten 2 und 3 kürzere Durchschneidungslängen von Berei- chen mit hoher und mittlerer Verschmutzungsempfindlichkeit im Vergleich zu den anderen Varianten auf, wobei die Variante 2 den Bereich hoher Verschmutzungsempfindlichkeit westlich von Eschershau- sen auf etwas längerer Strecke durchläuft als Variante 3. Bei Variante 5 sind Bereiche mit hoher Ver- schmutzungsempfindlichkeit auf einer Länge von ca. 420 m betroffen. Die Varianten 1a und 4 tangieren Bereiche mittlerer und hoher Verschmutzungsempfindlichkeiten auf längster Strecke im Vergleich zu den anderen Varianten. Bei der Variante 1a ist eine Durchschneidungslänge von ca. 1.164 m von Berei- chen mit hoher Verschmutzungsempfindlichkeit zu verzeichnen, wobei die Variante 4 eine Durchschnei- dungslänge von ca. 949 m aufweist. Durch den kürzeren Trassenverlauf und die Aufständerung bei Variante 1a sind aber weniger Bereiche mittlerer Verschmutzungsempfindlichkeit betroffen als bei Vari- ante 4. Bei der Variante 4 sind keine Aufständerungen innerhalb des Trassenverlaufes vorgesehen, so dass hier auf längster Strecke im Vergleich zu den anderen Varianten Bereiche mit mittlerer Verschmut- zungsempfindlichkeit durchlaufen werden.

Auswirkungen auf die Schutzgüter Luft und Klima sind wie folgt bewertet worden:

Auswirkungsklasse I:

Für die Schutzgüter Luft und Klima sind keine Auswirkungen zu erwarten, die der Auswirkungsklasse I zu geordnet werden können.

Auswirkungsklasse II:

Für die Schutzgüter Luft und Klima sind keine Auswirkungen zu erwarten, die der Auswirkungsklasse II zu geordnet werden können.

47 Auswirkungsklasse III:

Verluste von Kaltluft- und Frischluftentstehungsgebieten sowie Kaltluftsammelgebieten durch Versiege- lung, Böschung, Bankette und Mulde sind bei allen Varianten festzustellen. Verluste von Kaltluft- und Frischluftentstehungsgebieten im Umfeld der Belastungsräume von ca. 500 m sind bei den Variante 1a und 4 am geringsten betroffen. Bei den Kaltluft- und Frischluftentstehungsgebieten ohne Siedlungsbe- zug sind bei den Varianten 2 und 3 die geringsten Flächenverluste festzustellen. Die Varianten 2 und 3 weisen hierbei nur graduelle Unterschiede auf, so dass sie gleichrangig behandelt werden. Ebenso sind die Varianten 2, 3 und 5 gleichrangig aufgrund der geringfügigen Unterschiede bei der Betroffenheit der Kaltluft- und Frischluftentstehungsgebieten im Umfeld der Belastungsräume von ca. 500 m zu betrach- ten. Die Kaltluftsammelgebiete sind von allen Varianten in gleichem Maße betroffen.

Durch die Variantenverläufe entstehen überwiegend Beeinträchtigungen der Ausgleichsfunktion durch Schadstoffimmissionen. Aufschüttungsflächen bzw. hohe Dämme sind im Bereich der Brückenbauwerke bei allen Varianten festzustellen. Darüber hinaus sind weitere hohe Dammlagen bei der Variante 5 in- nerhalb der Kaltluft- und Frischluftentstehungsgebiete festzustellen. Deshalb kann hier bei dieser Vari- ante von einer sehr hohen Wirkintensität ausgegangen werden. Bei den anderen Varianten sind eben- falls hohe Dammlagen im Bereich der Brückenbauwerke zu erwarten, so dass hier ebenfalls von einer sehr hohen Wirkintensität ausgegangen werden kann. Die Varianten 2, 3 und 5 weisen die längste Durchschneidungsstrecke von Kaltluft- und Frischluftentstehungsgebieten im Umfeld der Belastungs- räume von ca. 500 m (Bereiche mit Aufständerungen / Brückenbauwerken werden in den Vergleich mit einbezogen) auf und somit die höchsten Beeinträchtigungen durch Schadstoffimmissionen. Bei den Kaltluft- und Frischluftentstehungsgebieten ohne Siedlungsbezug hingegen werden bei der Variante 2 zusammen mit der Variante 3 die geringsten Beeinträchtigungen durch Schadstoffimmissionen ausge- löst. Bei den Varianten 1a und 4 werden Kaltluft- und Frischluftentstehungsgebiete ohne Siedlungsbe- zug aufgrund der langen Streckenführung am höchsten durch Schadstoffimmissionen belastet, während Kaltluft- und Frischluftentstehungsgebiete im Umfeld der Belastungsräume von ca. 500 m am geringsten durch die Varianten 1a und 4 betroffen sind. Das Kaltluftsammelgebiet wird von allen Varianten im glei- chen Maße beeinträchtigt.

Die Kalt- und Frischluftabflussbahnen mit Siedlungsbezug werden durch alle Varianten im nördlichen Untersuchungsraum durch Schadstoffimmissionen gleichartig belastet. Die Kalt- und Frischluftabfluss- bahnen mit Siedlungsbezug am Angerbach wird durch die Varianten 2, 3 und 5 am höchsten beeinträch- tigt (Zerschneidung der Abflussbahn durch Dammlagen im Bereich der Brückenbauwerke und Schad- stoffbelastung). Die Varianten 1a und 4 liegen weiter entfernt, so dass hier keine Beeinträchtigungen oder Unterbrechungen der Kalt-/Frischluftabflussbahn mit Siedlungsbezug im Bereich des Angerbaches auslöst werden.

Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaft sind wie folgt bewertet worden:

Auswirkungsklasse I:

Für das Schutzgut Landschaft sind keine Auswirkungen zu erwarten, die der Auswirkungsklasse I zu geordnet werden können.

Auswirkungsklasse II:

Verluste / Beeinträchtigungen durch Versiegelung, Böschung, Bankette, Mulde, Arbeitsstreifen und Ü- berspannungen (Brückenbauwerke) sind beim Landschaftsschutzgebiet „Solling-Vogler“ und beim Na- turpark „Solling-Vogler“ festzustellen. Das Landschaftsschutzgebiet „Solling-Vogler“ wird von Variante 4 mit ca. 12,13 ha beansprucht bzw. beeinträchtigt. Der geringste Flächenverlust ist bei der Variante 2 mit ca. 0,02 ha zu verzeichnen. Der Naturpark „Solling – Vogler“ wird lediglich von den Varianten 1a und 4 tangiert, wobei die Variante 4 aufgrund des längeren Trassenverlaufes die höheren Verlus-

48

te/Beeinträchtigungen mit ca. 4,02 ha aufweist. Verluste / Beeinträchtigungen durch Versiegelung, Ban- kette, Mulde, Böschungen und Arbeitsstreifen sind beim Vorsorgegebiet für Erholung zu verzeichnen. Hierbei handelt es sich um Bereiche mit verbindlichen Festsetzungen. Das Vorsorgegebiet für Erholung wird von allen 5 Varianten tangiert. Die höchste Flächeninanspruchnahme ist bei der Varianten 1a (16,56 ha) und 4 (15,62 ha) festzustellen. Weiterhin werden durch Überspannungen (Brücken) Bereiche mit verbindlichen Festsetzungen beeinträchtigt bzw. in Anspruch genommen. Das Vorsorgegebiet für Erholung wird durch Variante 1a mit 1, 26 ha mit dem höchsten Flächenumfang in Anspruch genom- men. Die ermittelte Flächeninanspruchnahme bei den Varianten 2, 3 und 4 liegen nahe beieinander und weisen die geringsten Beeinträchtigungen beim Vorsorgegebiet für Erholung auf.

Auswirkungsklasse III:

Verluste / Beeinträchtigungen / Zerschneidungen durch Böschung, Bankette, Mulde, Arbeitsstreifen und Überspannungen (Brücken) bei den Landschaftsbildtypen sowie bei landschaftsbildprägenden Elemen- ten sind bei allen Varianten zu erwarten. Landschaftsbildtypen von besonderer Bedeutung (Wertstufe V) sind durch die Variante 2 mit ca. 0,04 ha am geringsten betroffen. Danach folgt die Variante 4 mit ca. 0,39 ha. Die Varianten 1a, 3 und 4 weisen nur graduelle Unterschiede auf, beeinträchtigen den Land- schaftsbildtyp von besonderer Bedeutung allerdings am höchsten. Landschaftsbildtypen von besonderer bis allgemeiner Bedeutung (Wertstufe IV) sind durch die Variante 3 (ca. 3,12 ha) und durch die Variante 2 (ca. 3,55 ha) am geringsten betroffen. Bei Variante 1a ist der höchste Verlust mit ca. 7,32 ha zu ver- zeichnen. Die Landschaftsbildtypen von allgemeiner Bedeutung (Wertstufe III) werden von allen Varian- ten tangiert, dabei weisen die Varianten 2, 3 und 5 nur graduelle Unterschiede auf und die geringsten Verluste. Bei den Varianten 1a und 4 sind ebenfalls nur graduelle Unterschiede in der Verlustflächenbe- rechnung zu erkennen, so dass sie gleichrangig behandelt werden. Allerdings ist bei diesen beiden Va- rianten der höchste Verlust von Landschaftsbildtypen allgemeiner Bedeutung (Wertstufe III) festzustel- len. Die Landschaftsbildtypen mit der Wertstufe V und IV weisen eine hohe Bedeutung für das Schutz- gut Landschaft auf. Daher sind die Beeinträchtigungen / Verluste von Landschaftsbildtypen der Wertstu- fe V und IV in der Zusammenschau höher zu bewerten als der Verlust oder die Beeinträchtigung von anderen Parametern innerhalb des Schutzgutes Landschaft. Durch die Variante 1a (ca. 0,17 ha Flächenverlust und 17 Baumverluste) und durch die Variante 4 (ca. 0,13 ha Flächenverlust und 11 Baumverluste) sind die höchsten Betroffenheiten von wege- und gewäs- serbegleitenden Baum- und Gehölzstrukturen zu verzeichnen. Eine Beeinträchtigung von größeren Waldgebieten, der Waldzunge am Othfelde und (Streu-) Obstwiesen ist bei allen Varianten festzustellen, wobei die Varianten 1a (ca. 0,59 ha) und 4 (ca. 0,5 ha) die höchste Betroffenheit auslösen. Der Bereich der Erdfallfelder wird lediglich durch die Varianten 1a, 4 und 5 tangiert, wobei hier die Variante 1a (ca. 5,25 ha) und 4 (ca. 5,53 ha) die höchste Betroffenheit aufweisen. Landschaftsbildprägende Fließgewässer werden durch die Varianten 1a, 2, 3 und 4 gequert. Allerdings weisen die Varianten 1a und 4 die höchste Betroffenheit auf, da diese 2 Fließgewässer zerschneiden. Die Varianten 2 und 3 zerschneiden 1 größeres Fließgewässer. Keine Querungen von landschaftsbild- prägenden Fließgewässern sind bei der Variante 5 festzustellen, da diese betroffene Gewässer mit grö- ßeren Brückenbauwerken überspannt. Verluste / Beeinträchtigungen durch Versiegelung, Bankette, Mulde, Böschungen und Arbeitsstreifen sind ebenfalls in den Waldgebieten mit Lärmschutzfunktion zu verzeichnen. Dabei sind Flächenverluste von Waldbereichen mit Lärmschutzfunktion durch die Varianten 1a, 4 und 5 zu erwarten, wobei die Va- riante 4 mit 0,52 ha den höchsten Flächenverlust aufweist.

Die gravierensten visuellen Störungen sind bei allen Varianten im Bereich der Lenne zu erwarten. Das Brückenbauwerk weist bei allen Varianten die gleiche lichte Weite und die gleiche lichte Höhe auf. Auf- grund der Dimension und der Länge werden durch dieses Talbrückenbauwerk die höchsten visuellen Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes ausgelöst (sehr hohe Wirkintensität bei allen Varianten). Weiterhin sind im Bereich des Angerbaches gravierende visuelle Störungen durch die Variante 5 zu erwarten (sehr hohe Wirkintensität). Diese Variante weisen hier im Vergleich zu den Varianten 2 und 3 länger und höher dimensionierte Brückenbauwerke in Verbindung mit einem Verlauf durch einen relativ offenen Landschaftsraum auf. Die Brückenbauwerke der Varianten 2 und 3 sind zwar kürzer, weisen jedoch ebenfalls visuelle Störung des Landschaftsbildes auf, so dass auch durch diese Varianten eine hohe Wirkintensität innerhalb des Angerbachbereiches zu erwarten ist. Die Variante 1a weist ebenfalls ein Brückenbauwerk über den Angerbach auf. Allerdings liegt das Brückenbauwerk innerhalb eines Waldbereiches, so dass visuelle Störungen nicht zu erwarten sind. Die Variante 4 verläuft weiter im

49 Westen, so dass keine Querung des Angerbaches in Verbindung mit einem Brückenbauwerk erforder- lich ist. Weiterhin sind bei der Variante 4 mit Ausnahme des Brückenbauwerkes über die Lenne keine hohe Dammaufschüttungen zu verzeichnen, so dass hier lediglich eine visuelle Störung durch den Ver- kehrsfluss auftritt. Bei dieser Variante ist mit Ausnahme im Bereich des Brückenbauwerkes der Lenne von einer mittleren Wirkintensität auszugehen. Hohe Dammaufschüttungen außerhalb der Brückbau- werke sind lediglich bei der Variante 5 festzustellen. Durch die Dammaufschüttung werden hier vor al- lem Gebiete mit besonderer Landschaftsbildqualität visuell beeinträchtigt (sehr hohe bis hohe Wirkinten- sität).

Auswirkungen auf das Schutzgut Kulturgüter und sonstige Sachgüter sind wie folgt bewertet wor- den:

Auswirkungsklasse I:

Für das Schutzgut Kulturgüter und sonstige Sachgüter sind keine Auswirkungen zu erwarten, die der Auswirkungsklasse I zu geordnet werden können.

Auswirkungsklasse II:

Verluste / Beeinträchtigungen durch Versiegelung, Böschung, Mulde und Arbeitsstreifen sind bei den Vorsorgegebieten bei allen Varianten zu verzeichnen. Beim Vorsorgegebiet für Landwirtschaft weist die Variante 4 die höchsten Flächenverluste mit ca. 14,05 ha auf, während bei der Variante 2 die gerings- ten Beanspruchungen mit ca. 5,26 ha festzustellen sind. Die Varianten 1a, 3 und 5 weisen ebenfalls deutliche Unterschiede auf, so dass hier eine klare Rangvergabe möglich ist. Das Vorsorgegebiet für Forstwirtschaft wird durch die Varianten 1a, 2, 3 und 4 beansprucht. Die Variante 5 weist hier keine Ver- luste auf. Die höchsten Flächenverluste mit ca. 0,84 ha werden hierbei durch die Variante 1a verursacht. Bei Variante 3 sind die geringsten Verluste des Vorsorgegebietes für Forstwirtschaft zu verzeichnen.

Auswirkungsklasse III:

Hinsichtlich der Querung von Wirtschaftswegen ergeben sich nur geringfügige Unterschiede zwischen den Trassenvarianten. Deutliche Unterscheidungen lassen sich in Bezug auf die Beeinträchtigung der in der Gemarkung Eschershausen gelegenen Hofstelle feststellen: Die Varianten 2, 3 und 5 verlaufen in unmittelbarer Nähe zur Hofstelle Krösche (Abstand von < 50 m) und schränken die betriebliche Entwick- lung deutlich ein. Variante 1a (Abstand ca. 110 m) und Variante 4 (Abstand ca. 110 m) sind deutlich günstiger zu bewerten, da die betriebliche Entwicklung weniger stark eingeschränkt wird.

Kompensationsmaßnahmen

Da es sich bei dem Vorhaben um einen Eingriff nach § 14 BNatSchG handelt, werden für die Schutzgü- ter Pflanzen und Tiere, Boden, Wasser, Landschaft sowie Kultur- und sonstige Sachgüter Ausgleichs- maßnahmen sowie ggf. Ersatzmaßnahmen bzw. sonstige Kompensationsmaßnahmen erforderlich.

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Fazit

Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Übersicht über die Ergebnisse des schutzgutbezogenen Varianten- vergleichs. Bei den Schutzgütern Boden sowie Luft und Klima kommt es durch das Vorhaben zu Aus- wirkungen, die bedingt entscheidungserheblich sind (Auswirkungsklasse III), wobei hier die Varianten 2 und 3 auf gleichem Niveau liegen. Bei den Schutzgütern Wasser, Landschaft, Kultur- und sonstige Sachgüter sind Auswirkungen, die im Rahmen der Abwägung entscheidungserheblich (Auswirkungs- klasse II) sowie die nur bedingt entscheidungserheblich (Auswirkungsklasse III) sind, zu erwarten. Dabei stellt beim Schutzgut Wasser die Variante 5 die günstigste Variante dar (niedrigste Belastung), während beim Schutzgut Landschaft die Varianten 2 und 3 mit nur geringfügigen Unterschieden die geringste Konfliktträchtigkeit aufweisen. Beim Schutzgut Kultur- und sonstige Sachgüter sind die Varianten 2, 3 und 5 mit gleichem Niveau die günstigsten Varianten. Bei den Schutzgütern Mensch, einschließlich der menschlichen Gesundheit sowie Pflanzen, Tiere und biologische Vielfalt sind durch das Vorhaben die meisten Auswirkungen zu erwarten, die je nach Erheblichkeit in alle Auswirkungsklassen I – III einge- stuft worden sind. Dabei stellen beim Schutzgut Menschen, einschließlich der menschlichen Gesundheit die Variante 1a und 4 mit gleichem Niveau die günstigsten Varianten dar, während beim Schutzgut Tie- re, Pflanzen und biologische Vielfalt die Varianten 3, 1a und 2 die konfliktärmsten Varianten sind.

Variantenreihung im schutzgutbezogenen Vergleich Schutzgüter nach UVPG niedrigste Belastung (Konfliktträchtigkeit) – höchste Belastung (Konfliktträchtigkeit)* Menschen, einschließlich Variante 1a = Variante 4 < Variante 5 < Variante 3 < Variante 2 der menschlichen Ge- sundheit Tiere, Pflanzen und biolo- Variante 3 < Variante 1a < Variante 2 < Variante 5 < Variante 4 gische Vielfalt Boden Variante 2 = Variante 3 < Variante 5 < Variante 1a < Variante 4 Wasser Variante 5 < Variante 1a = Variante 2 = Variante 3 < Variante 4 Luft und Klima Variante 2 = Variante 3 < Variante 1a = Variante 4 < Variante 5 Landschaft Variante 2 = Variante 3 < Variante 1a = Variante 4 = Variante 5 Kultur- und sonstige Variante 2 = Variante 3 = Variante 5 < Variante 1a = Variante 4 Sachgüter Tabelle 6: Ergebnisdarstellung des schutzgutbezogenen Variantenvergleichs

*Die zuerst genannte Variante stellt die Variante mit den geringsten Belastungen dar (konfliktärmste Variante), während die zuletzt stehende Variante die höchste Belastung aufweist (konfliktträchtigste Variante)

Die Ergebnisse des schutzgutbezogenen Variantenvergleichs werden in die nachfolgende Übersicht übernommen. Dabei wird auf Grundlage der Variantenreihung innerhalb des jeweiligen Schutzgutes eine Rangabfolge der untersuchten Varianten festgelegt: • Rang 1 = sehr günstig • Rang 2 = günstig • Rang 3 = weniger günstig • Rang 4 = ungünstig • Rang 5 = sehr ungünstig

51 Die Zusammenschau der Ergebnisse der schutzgutbezogenen Variantenvergleiche zeigt, dass die Vari- ante 4 und die Variante 5 die konfliktträchtigsten Varianten (ungeeignete Varianten) darstellen. Dies ergibt sich im Wesentlichen durch die erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensräume geschützter Tierarten (insbesondere durch Beeinträchtigung der Wildkatzenpopulation), die sich zulassungshem- mend auf das Vorhaben auswirken. Die Variante 4 stellt darüber hinaus aufgrund der Beeinträchtigung störungsarmer Räume und Funktionsbeziehungen bei den Schutzgütern Landschaft, Tiere und Biotope eine ungeeignete Variante dar. Weiterhin sind durch die lange Streckenführung bei der Variante 4 die höchsten Beeinträchtigungen beim Schutzgut Boden (Umfang Bodenversiegelung) und beim Schutzgut Wasser zu verzeichnen.

Die Varianten 1a und 2 stellen geeignete Varianten dar. Dies lässt sich insbesondere bei der Variante 1a auf die hohe Verträglichkeit hinsichtlich des Schutzgutes Tiere und Pflanzen zurückführen. Die Vari- ante 2 stellt bei den Schutzgütern Boden, Luft und Klima, Landschaft sowie Kultur- und sonstige Sach- güter die konfliktärmste Variante dar. Allerdings sind bei der Variante 2 insbesondere beim Schutzgut Menschen durch die Siedlungsnähe und beim Schutzgut Tiere und Pflanzen durch den Eingriff in die Angerbachniederung (geschützte Arten und Biotope) hohe Beeinträchtigungen zu erwarten.

Die Variante 3 stellt in der Zusammenschau die Vorzugsvariante dar. Dies ergibt sich im Wesentli- chen aus den relativ geringen Flächenverlusten und den geringsten Auswirkungen bei den Schutzgütern Boden, Luft und Klima, Landschaft sowie Kultur- und sonstige Sachgüter. Auch beim Schutzgut Tiere und Pflanzen sind relativ geringe Auswirkungen, trotz Eingriff in die Angerbachniederung (geschützte Arten und Biotope), zu erwarten.

52

Tabelle 7: Übersicht des schutzgutübergreifender Variantenvergleich und Ergebnisdarstellung zur geplanten Westumfahrung Eschershau- sen Schutzgut Variante 1a Variante 2 Variante 3 Variante 4 Variante 5 Menschen, einschließlich der menschlichen Gesund- Rang 1 Rang 5 Rang 4 Rang 1 Rang 3 heit* Tiere, Pflanzen und Rang 2 Rang 3 Rang 1 Rang 5 Rang 4 biologische Vielfalt* Boden Rang 4 Rang 1 Rang 1 Rang 5 Rang 3 Wasser Rang 2 Rang 2 Rang 2 Rang 5 Rang 1 Luft und Klima Rang 3 Rang 1 Rang 1 Rang 3 Rang 5

Landschaft* Rang 3 Rang 1 Rang 1 Rang 3 Rang 3 Kulturgüter und sonstige Rang 4 Rang 1 Rang 1 Rang 4 Rang 1 Sachgüter*

Ausschluss- Erhebliche Beeinträchti- Erhebliche Beeinträchti- gungen Artenschutz gungen Artenschutz kriterien (Wildkatze) (Wildkatze) Umwelt- Besondere Beeinträchtigung Anger- Beeinträchtigungen Beeinträchtigungen Erhebliche Beeinträchti- Starke Überformung des auswirkun- bachniederung (Funkti- durch Siedlungsnähe durch Siedlungsnähe gung störungsarmer Landschaftsbildes im Restriktionen onsbeziehungen sowie (Schutzgut Menschen, (Schutzgut Menschen, Räume und Funktions- südlichen Abschnitt gen mit be- Lebensraumfunktion für Abstand Hof Krösche), Abstand Hof Krösche), beziehungen (Land- sonderer z. T. geschützte Tiere, Erhebliche Eingriffe Beeinträchtigung Anger- schaft, Tiere, Biotope) Entschei- Pflanzen und Biotope) Angerbachniederung bachniederung (ge- dungsrele- (geschützte Arten und schützte Arten und Bio- vanz Biotope) tope) Besondere Agrarstrukturelle Vorzü- Relativ geringe Flächen- Relativ geringe Flächen- Agrarstrukturelle Vorzü- ge (Einschätzung AK verluste verluste ge (Einschätzung AK Vorzüge Landwirtschaft) Landwirtschaft)

Fazit UVS bedingt geeignete Vari- geeignete Variante Vorzugsvariante ungeeignete Variante ungeeignete Variante ante Erläuterungen: * Schutzgüter mit besonderer Entscheidungsrelevanz

53 3.3.6 Wirtschaftlichkeit

3.3.6.1 Investitionskosten

Im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen ist die zu beplanende Maßnahme B 240 OU E- schershausen 2. Bauabschnitt (Westumfahrung) im Projekt B 240 Fölziehausen - Eschers- hausen zusammen mit der B 240 Fölziehausen - südlich Ith mit der Ithquerung enthalten. Die Baustrecke der Gesamtmaßnahme B 240 Fölziehausen - Eschershausen ist im Bedarfsplan mit 7,9 km und Baukosten von 52,0 Mio. € angegeben. Die dem Bedarfplan 2004 zugrunde liegende Linienführung der Westumfahrung entspricht die der Variante 3 des vorliegenden Variantenspektrums. Da die Kosten alleine für die Westumfahrung im Rahmen der Meldun- gen für den BVWP nicht ermittelt wurden, sondern nur für die Gesamtmaßnahme, wurden sie aktuell aus der damaligen Schätzung abgeleitet (siehe nachfolgende Tabelle).

Kosten Mio. € Länge km Grunderwerb Untergrund Oberbau Brücken Ausstattung Sonstiges Gesamt Grunderwerb Gesamtkosten Bau Bedarfsplan 2,7 0,6 1,8 1,4 2,5 0,8 6,5 0,6 7,1 Tabelle 8: Kosten Bedarfsplan

Zur Kostenschätzung für den BVWP bzw. Bedarfsplan lag für die Westumfahrung keine de- taillierte Planung vor. Große Bauwerke wurden bei der damaligen Grobplanung nicht ermit- telt. Aufgrund des vorzubereitenden Raumordnungsverfahrens sind im Zuge der Planung die großen und kostenintensiven Bauwerke über das Angerbachtal und die Lenne zur Überwin- dung der topographischen Gegebenheiten erforderlich. Aus diesen Bauwerken resultiert im Wesentlichen die Steigerung der Baukosten gegenüber dem Bedarfsplan. Darüber hinaus sind die allgemeinen Kostensteigerungen zu berücksichtigen. Für die einzelnen Varianten wurde eine Kostenschätzung der Gesamtkosten durchgeführt. Wesentliche Bestandteile der Gesamtkosten sind neben dem Erd- und Straßenbau die Kosten für Ingenieurbauwerke und Kompensationsmaßnahmen sowie die notwendigen Grunderwerbskosten. Die Massen wur- den entsprechend des Planungsstandes ermittelt und als Grundlage der Kostenschätzung verwendet. Die Kosten der Bauwerke wurden überschläglich über die Brückenfläche ermit- telt.

Kosten Mio. € Länge km Grunderwerb Untergrund Oberbau Brücken Ausstattung Sonstiges Gesamt Grunderwerb Gesamtkosten Bau Bedarfsplan 2,7 0,6 1,8 1,4 2,5 0,8 6,5 0,6 7,1 Variante 1a 3,65 0,659 2,753 2,736 13,792 0,759 0,295 20,335 0,659 20,994 Variante 2 2,74 0,488 1,841 2,068 11,750 0,584 0,262 16,505 0,448 16,953 Variante 3 2,76 0,426 2,351 2,018 12,261 0,578 0,295 17,503 0,426 17,929 Variante 4 4,25 0,781 3,183 3,490 14,266 0,943 0,295 22,177 0,781 22,958 Variante 5 3,15 0,552 1,756 2,097 16,370 0,644 0,295 21,162 0,552 21,714 Tabelle 9: Ergebnis der Kostenschätzung der Varianten

Beurteilung der Investitionskosten

Vergleichsweise kostengünstig sind die Varianten 2 und 3, die der Linie im Bedarfsplan ent- sprechen. Im Vergleich zu den geschätzten Kosten des Bedarfsplan sind die Kosten für die Brückenbauwerke um knapp 10,0 Mio. € höher und entsprechen einer Steigerung von ca. 400 %. Beim Oberbau (+ 44 %) und Untergrund (+31%) ist die Kostenerhöhung deutlich ge- ringer. Es folgt die Variante 1a mit einem Abstand von knapp über 3,0 Mio. €. Hier sind die größere Baulänge und das Bauwerk über den Angerbach die Begründung für die höheren Kosten. Die nachfolgende Variante 5 hat höhere Kosten durch das längere Bauwerk über den Angerbach und eine geplante Grünbrücke. Dies wird durch die kürzere Baulänge nicht mehr ausgeglichen. Die höchsten Kosten verursacht die Variante 4. Gründe sind die längste Baustrecke im Variantenvergleich, eine geplante Grünunterführung und eine geplante Grün- brücke.

54

Daraus ergibt sich die folgende Reihenfolge bei der Bewertung der Investitionskosten: Variante 2 - Variante 3 - Variante 1a - Variante 5 - Variante 4

55 4. Gewählte Linie

Tabellarische Darstellung der entscheidungsrelevanten Merkmale:

Varianten Merkmale 1a 2 3 4 5

Technische Merkmale Streckenlänge (km) 3,65 2,74 2,76 4,25 3,15 Linienführung a) Radius min (m) 600 600 600 600 425 b) Steigung max. (%) 5,5 5,5 5,5 5,5 6,0 Straßenquer- RQ 10,5 mit Zusatzfahrstreifen, im Bereich des Brückenbauwerkes über die schnitt Lenne RQ 10,5 auf Bauwerken Flächenbedarf 1) (ha) 9,8 6,6 6,8 11,4 7,7 Kunstbauwerke Brücken- über die über die über die über die über die bauwerke Lenne: Lenne: Lenne: Lenne: Lenne: lichte Weite lichte Weite lichte Weite lichte Weite lichte Weite 580 m / lichte 580 m / lichte 580 m / lichte 580 m / lichte 580 m / lichte Höhe 13-20 Höhe 13-20 Höhe 13-20 Höhe 13-20 Höhe 13-20 m m m m m über den über den über den Grünunter- über den Angerbach: Angerbach: Angerbach: führung: Angerbach: lichte Weite lichte Weite lichte Weite lichte Weite lichte Weite 120 m / lichte 40 m / lichte 60 m / lichte 55m 230 m / lichte Höhe max. Höhe max. 7 Höhe max. 8 Höhe max.16 24 m m m m Grünbrücke Grünbrücke lichte Weite lichte Weite 50m 50m

Verkehrliche Belange Prognostizierte (DTV 7.250 5.850 5.850 7.050 7.250 Verkehrsstärken 2025) Entlastungs- wirkungen a) Entlastete 1) B 240 1) B 240 1) B 240 1) B 240 1) B 240 Straßen 2) B 64 2) B 64 2) B 64 2) B 64 2) B 64 b) Ausmaß (Kfz/ 1) 4.500 1) 4.450 1) 4.450 1) 4.500 1) 4.500 24 STD) 2) 7.250 2) 5.150 2) 5.100 2) 7.050 2) 7.250 Netzstrukturelle (km) 0,68 0,47 0,33 0,70 0,71 Wirkung (Stre- ckenverkürzung) Verkehrssicher- Beseitigung Spitzkehre Spitzkehre Beseitigung Beseitigung heit Spitzkehre wird nicht wird nicht Spitzkehre Spitzkehre B 64 beseitigt beseitigt B 64 B 64 gesicherte Über- 2 Abschnitte 1 Abschnitte 1 Abschnitte 2 Abschnitte 2 Abschnitte holmöglichkeiten mit 0,85 km mit 0,81 km mit 0,90 km mit 1,25 km mit 0,64 km

Städtebauliche Belange Entzug geplante (ha) 0 1,60 0,34 0 0 Gewerbegebiete

56

Varianten Merkmale 1a 2 3 4 5

Landwirtschaftliche Belange Flächenentzug (ha) 8,0 4,7 5,6 9,1 6,3 An- und Durch- Stck 6 3 3 6 3 schneidung von Wirtschaftswegen

Umweltbelange gem. UVS

Mensch Lärmimmissionen a) Wohnbau- (ha) ---- 0,27 ------flächen Über- schreitung Grenzwert 49 dB(A) b)Freiräume mit (ha) 22,67 38,23 36,82 31,21 46,10 Erholungs- bedeutung Überschreitung Grenzwert 55 dB(A) Pflanzen, Tiere und Biologische Vielfalt a) VSG „Solling- (ha) 3,20 1,20 1,60 3,50 1,90 vorland“ Flä- chenverlust b) Verlust / Beein- (ha) 0,02 ha 0,14 ha 0,06 ha 0,02 ha 0,10 ha trächtigung ge- schützter Bioto- pe nach § 30 BNatSchG und § 24 NAGB- NatSchG c) Verlust/ Beein- (ha) 0,21 0,36 0,12 0,15 0,19 trächtigung von Biotopen der Wertstufe IV o- der V d) Zerschneidung Funktions- keine keine Funktions- Funktions- regional bedeut- einschrän- verlust verlust samer Funkti- kung (Wildkatze) (Wildkatze) ons- (kompensier- beziehungen für bar) Tiere e) Funktionsverlust (ha) 3,59 2,54 2,54 4,40 2,81 von Lebens- räumen durch Flächenver- siegelung 2) f) Artenschutz: nein nein nein ja ja Erfüllung der Wildkatze Wildkatze Verbotstat- bestände für Ar- ten mit Priorität g) Artenschutz: nein nein nein ja ja Erfüllung der Haselmaus Haselmaus Verbotstat- Uhu bestände für Ar- ten mit Priorität nicht auszu- schließen

57 Varianten Merkmale 1a 2 3 4 5

h) Artenschutz: nein ja ja ja ja Erfüllung der Grünspecht Grünspecht Waldohreule Grünspecht Verbotstat- bestände für sonstige arten- schutz-rechtlich relevante Arten

Boden

a) Böden mit (ha) 0,19 0 0 0,49 1,16 hohem Biotop- entwicklungs- potenzial Flä- chenverlust b) Böden mit hoher 14,49 8,88 9,59 16,29 9,71 natürlicher Er- tragsfähigkeit Flächenverlust

Wasser

a) Fließgewässer------Eine Beein- -- abschnitte mit trächtigung einem guten ö- durch Tras- kologischen Zu- senver-lauf im stand (Gewäs- Nah-bereich serstruk- des Fließge- turgüteklasse 1 - wässers 2, unverändert - gering verän- dert) b) Stillgewässer -- Beeinträchtig- Beeinträchtig- -- -- mit naturnaher ung eines ung eines Ausprägung naturnahen naturnahen (Wertstufe III, IV, Stillgewässers Stillgewässers V nach Biotop- durch kurzes durch kurzes typenkartierung) Brückenbau- Brückenbau- werk werk. c) Sicker- und -- Beeinträchtig- Beeinträchtig- -- -- Rieselquellen ung einer ung einer Sicker- und Sicker- und Rieselquelle Rieselquelle durch kurzes durch kurzes Brückenbau- Brückenbau- werk werk

Klima/Luft

Beeinträchtigung (ha) 7,80 10,95 11,50 7,97 11,25 von Kaltluft- und Frischluftentste- hungsgebiete im Umfeld der Be- lastungsräume von ca. 500 m

Landschaft

a) Landschafts- (ha) 10,93 0,02 3,89 12,13 6,71 schutzgebiet „Solling – Vogler“ Flächenverlust

58

Varianten Merkmale 1a 2 3 4 5

b) Landschaftsbild- (ha) 0,47 0,04 0,45 0,39 0,44 typen von be- sonderer Bedeu- tung (V) Flä- chenverlust c) Größere Wald- (ha) 0,59 0,09 0,05 0,50 0,04 gebiete / Wald- zunge am Othfelde / (Streu-) Obst- wiesen Flächen- verlust

Kulturgüter/ sonstige Sachgüter

Trassenabstand m 110 10 25 110 40 zum Einzel- gehöft „Krösche“

Raumordnerische Belange Vorsorge- gebiete a) Landwirtschaft (ha) 13,17 5,26 6,23 14,05 7,18 Flächenverlust b) Forstwirtschaft (ha) 0,84 0,32 0,08 0,62 0 Flächenverlust c) Erholung Flä- (ha) 16,56 12,01 12,53 15,62 13,75 chenverlust Raumordnerischer Verbesserung der Verbindung der Region Holzminden/Höxter mit dem Nutzen Großraum Hannover Gute Entlas- Entlastung Entlastung Gute Entlas- Gute Entlas- tung Ortskern Ortskern Ortskern tung Ortskern tung Ortskern Eschershau- Eschershau- Eschershau- Eschershau- Eschershau- sen sen sen sen sen

Baukosten und Sonstiges Bauzeit (Jahre) 4 3 3 3,5 4 Kosten (Mio.€) 21,0 17,0 17,9 23,0 21,7

Erläuterungen:

1) Flächenbedarf: Versiegelungsfläche, Bankette, Böschungen, Mulden zzgl. Grunderwerbsstreifen von 1 m (ohne Brücken)

2) Versieglung: versiegelte Fläche (Baulänge x 12,0 m; ohne Brückenbauwerke)

Tabelle 10: Darstellung der entscheidungsrelevanten Merkmale

Zwangspunkte der Planung: Die bei dem Entwurf der einzelnen Varianten berücksichtigten Zwangspunkte sind insbeson- dere die nördliche Anbindung an den Knoten West der geplanten Nordostumfahrung E- schershausen, das FFH-Gebiet „Lenne“, die Waldflächen des Kappenberges, die westliche Wohnbebauung von Eschershausen, der Einzelhof westlich von Eschershausen, die Kläran- lage von Eschershausen, die Querung des Angerbaches und diverse Flächen mit Altlasten.

59 Raumstrukturelle Wirkungen: Variante 1a und 4 haben große Nachteile bei der Inanspruchnahme bzw. Beeinträchtigung von Vorsorgeflächen. Die Vorteile dieser Varianten liegen im Bereich Verkehr des RROP. Hier haben die beiden Varianten eine sehr gute Zielerfüllung, insbesondere bei der Entla- stung der OD Eschershausen. Die Entlastung der Ortsdurchfahrt ist bei den Varianten 2 und 3 deutlich geringer und damit nachteilig für diese Varianten. Weiterhin ergeben sich aufgrund der geringeren Baulänge Einschränkungen bei der Schaffung von sicheren Überholmögli- chkeiten durch einen dreistreifigen Querschnitt. Dies ist, wie der durch die ortsnahe Führung bedingte Flächenverlust von geplanten Gewerbegebieten, ein Nachteil der Varianten 2 und 3. Vorteile der beiden Varianten liegen in dem geringsten Flächenverbrauch bzw. Inanspru- chnahme von Vorsorgeflächen der zu vergleichenden Varianten. Im Variantenvergleich der raumstrukturellen Wirkung hat die Variante 5 Vorteile durch die sehr gute Entlastung der Ortsdurchfahrt, keine Flächenverlust von geplanten Gewerbegebieten und die geringste I- nanspruchnahme des Vorsorgebietes Forstwirtschaft. Bei einem nach RROP geforderten mehrspurigen Ausbau und dem Flächenverbrauch bzw. Inanspruchnahme von Vorsorgeflä- chen bei den Punkten Natur und Landschaft, Landwirtschaft und Erholung liegt die Variante 5 im mittleren Bereich des Variantenvergleiches. Damit ergibt sich die Reihenfolge: Variante 5 - Varianten 1a - 4

Landwirtschaftliche Beurteilung: Die Landwirtschaft hat sich für die Variante 4 ausgesprochen, da sie in der Gesamtbetrach- tung aller Betroffenheiten am wenigsten Nachteile für die Landwirtschaft bringt. Durch die Linienänderung von Variante 1 auf Variante 1a ist der Abstand zur 4 geringer geworden. Abgelehnt werden die Varianten 2, 3, und 5. Die Reihenfolge lautet: Variante 4 - Variante 1a - Varianten 2, 3, 5

Verkehrliche Beurteilung: Für die verkehrliche Beurteilung wurden drei Argumente verwendet. Beurteilt wurden die Verkehrsstärke auf der neu geplanten Strecke, die Entlastungswirkung in der Ortsdurchfahrt und die sich ergebene Änderung der Streckenlänge. Bei der Beurteilung der verkehrlichen Wirkung haben die Varianten 1a, 4 und 5 alle Vorteile. Im Gegensatz zu den Varianten 2 und 3 ist die Verkehrsbelastung auf der geplanten Strecke höher, dadurch ergibt sich auch die höhere Entlastung der Ortsdurchfahrt. Ein weiterer Vorteil der Varianten 1a, 4 und 5 ist die größere Streckenverkürzung durch Beseitigung der Spitzkehre. Aufgrund dieser Vorteile sind die Varianten 1a, 4 und 5 aus Sicht der verkehrlichen Wirkung zu bevorzugen. Die Reihenfolge der Varianten der verkehrlichen Beurteilung lautet: Variante 1a, 4 und 5 - Varianten 2 und 3

Entwurfs- und sicherheitstechnische Beurteilung: Beim Vergleich der Trassierung sind, bis auf die Variante 5 bedingt durch die Überschreitung der Höchstlängsneigung, alle Varianten als gleichwertig einzustufen. Sehr ungünstig sind die Varianten 2 und 3 in Bezug auf die Sicherheit wegen dem Verbleib des Gefahrenpunktes „Spitzkehre“ in der durchgehenden Strecke und den im Vergleich ungünstigsten Überhol- möglichkeiten zu bewerten. Das Argument Knotenpunkte ist bei den Varianten 1a und 5 bes- ser zu beurteilen, da die Lage zum Gefahrenpunkt Spitzkehre günstiger ist und im Gegen- satz zur Variante 4 keine umfangreichen Umgestaltungen im untergeordneten Straßennetz erfolgen müssen. Die Reihenfolge der Varianten der Entwurfs- und sicherheitstechnische Beurteilung ergibt sich wie folgt: Variante 1a - Variante 4 - Variante 5 - Varianten 2 und 3

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UVS: Die Zusammenschau der Ergebnisse der schutzgutbezogenen Variantenvergleiche zeigt, dass die Variante 4 und die Variante 5 die konfliktträchtigsten Varianten (ungeeignete Vari- anten) darstellen. Dies ergibt sich im Wesentlichen durch die erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensräume artenschutzrechtlich geschützter Tierarten (insbesondere durch Beein- trächtigung der Wildkatzenpopulation), die sich zulassungshemmend auf das Vorhaben auswirken. Die Variante 4 stellt darüber hinaus aufgrund der Beeinträchtigung störungsarmer Räume und Funktionsbeziehungen bei den Schutzgütern Landschaft, Tiere und Biotope eine ungeeignete Variante dar. Weiterhin sind durch die lange Streckenführung bei der Variante 4 die höchsten Beeinträchtigungen beim Schutzgut Boden (Umfang Bodenversiegelung) und beim Schutzgut Wasser zu verzeichnen. Die Varianten 1a und 2 stellen geeignete Varianten dar. Dies lässt sich insbesondere bei der Variante 1a auf die hohe Verträglichkeit hinsichtlich des Schutzgutes Tiere und Pflanzen zurückführen. Die Variante 2 stellt bei den Schutzgütern Boden, Luft und Klima, Landschaft sowie Kultur- und sonstige Sachgüter die konfliktärmste Variante dar. Allerdings sind bei der Variante 2 insbesondere beim Schutzgut Menschen durch die Siedlungsnähe und beim Schutzgut Tiere und Pflanzen durch den Eingriff in die Angerbachniederung (geschützte Ar- ten und Biotope) hohe Beeinträchtigungen zu erwarten. Die Variante 3 stellt in der Zusammenschau die Vorzugsvariante dar. Dies ergibt sich im Wesentlichen aus den relativ geringen Flächenverlusten und den geringsten Auswirkungen bei den Schutzgütern Boden, Luft und Klima, Landschaft sowie Kultur- und sonstige Sachgü- ter. Auch beim Schutzgut Tiere und Pflanzen sind relativ geringe Auswirkungen, trotz Eingriff in die Angerbachniederung (geschützte Arten und Biotope), zu erwarten. Die Reihenfolge lautet: Variante 3 - Variante 1a - Variante 2 - Variante 4, 5

Investitionskosten: Beim Vergleich der Investitionskosten liegt der Unterschied hauptsächlich in den Baukosten für Bauwerke. Die von den Investitionskosten niedrigen Varianten weisen die kürzesten Bau- strecken und auch die kürzesten Bauwerke auf. Bei den Varianten 1a und 5 ist die erforderli- che Länge der Querung über den Angerbach und zusätzlich bei den Varianten 4 und 5 die aus umweltfachlicher Sicht erforderlichen Grünbrücken kostenintensiv. Daraus ergibt sich die folgende Reihenfolge bei der Bewertung der Investitionskosten: Variante 2 - Variante 3 - Variante 1a - Variante 5 - Variante 4

Ergebnis des Variantenvergleiches

Als Ergebnis des Vergleiches der Merkmale ergibt sich, das die Variante 1a die Vorzugsvari- ante für das beantragte Raumordnungsverfahren ist. Dies begründet sich hauptsächlich mit der sehr guten verkehrlichen Wirkung, mit einer guten Entwurfs- und sicherheitstechnischen Beurteilung und einer guten Verträglichkeit bei den Schutzgütern der UVS, einschließlich Artenschutzrechtlicher Kriterien und dem Netz Natura 2000. Variante 3 ist von den Schutzgütern der UVS die Variante mit den geringsten Konflikten, hat aber im Vergleich zur Variante 1a deutliche Nachteile in Bezug auf die verkehrliche Beurtei- lung wegen und der geringeren Entlastung der Ortslage, der landwirtschaftlichen Beurteilung und der sicherheitstechnischen Beurteilung wegen dem im Hauptstreckenverlauf verbleiben- den Gefahrenpunkt Spitzkehre und den geringeren gesicherten Überholmöglichkeiten. Im Vergleich der Variante 2 mit der Variante 1a hat die Variante 2 einen Vorteil bei den In- vestitionskosten. Die raumstrukturelle Wirkung ist bei beiden Variante gleich. Bei allen ande- ren Merkmalen ist die Variante 2 hinter der Variante 1a einzuordnen. Hauptnachteile der Variante 2 sind der Gefahrenpunkt Spitzkehre, welche im Hauptstreckenverlauf verbleibt, die

61 geringere Entlastung der Ortslage, geringere gesicherte Überholmöglichkeiten und durch die Siedlungsnähe Nachteile beim Schutzgut Menschen. Variante 4 ist beim Vergleich der landwirtschaftlichen Beurteilung die Vorzugsvariante, da sie in der Gesamtbetrachtung aller Betroffenheiten am wenigsten Nachteile für die Landwirt- schaft bringt. Dies ist auch das einzige Merkmal, bei dem die Variante 4 besser als die Vor- zugsvariante 1a abschneidet. Deutliche Nachteile der Variante 4 sind das ungünstige Ergeb- nis der UVS bedingt durch die erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensräume geschützter Tierarten, Beeinträchtigung störungsarmer Räume und Funktionsbeziehungen bei den Schutzgütern Landschaft, Tiere und Biotope und die im Variantenvergleich höchsten Investi- tionskosten. Weiterhin liegt die Variante 4 in einem Erdfall- Senkungsgebiet, in dem Bau- maßnahmen und aus geologischer Sicht zu vermeiden sind. Variante 5 hat im Vergleich zur Variante 1a aufgrund der geringeren Flächenverluste Vorteile bei der raumstrukturellen Wirkung. Gleichwertig sind beide Varianten in der verkehrlichen Beurteilung. In der Bewertung der verbliebenen Merkmale liegt die Variante 5 eine oder mehr Stufen hinter der Variante 1a. Die größten Nachteile der Variante 5 sind die erheblichen Be- einträchtigungen der Lebensräume geschützter Tierarten und die hohen Investitionskosten.

Aus den vorgenannten Gründen wird die

Variante 1a

zur landesplanerischen Feststellung vorgeschlagen.

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