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Jahresbericht der AG Küstenvogelschutz Mecklenburg-Vorpommern 2013 Aktivitäten der AG Küstenvogelschutz und Brutergebnisse in den Küstenvogelbrutgebieten Mecklenburg-Vorpommerns Von Christof Herrmann & Juliane Wendt

Flussseeschwalben auf . Foto: Jürgen Reich

Einleitung der Entwicklung der Brutbestände wurde im Nachdem in den vergangenen Jahren für die Seit 1994 sichert die AG Küstenvogelschutz Heft 3/2013 der Zeitschrift SEEVÖGEL gege- Salzgrasländer der Wismarbucht nur sehr MV in der Nachfolge der 1963 gegründeten ben ( Herrmann & Junge 2013). Mit dem hier fragmentarische Brutbestandsdaten vorla- „Kommission Seevogelschutz der DDR“ die vorliegenden Jahresbericht 2013 soll über die gen, wurde im Jahr 2013 im Rahmen der Be- Betreuung und die Brutbestandserfassung in wichtigsten Aktivitäten der AG Küstenvogel- standserfassung für die Managementplanung den Küstenvogelbrutgebieten Mecklenburg- schutz berichtet werden. Schwerpunkte bilden des EU-Vogelschutzgebietes Wismarbucht Vorpommerns. An dieser Arbeit sind zahlrei- neben der Verbesserung des Raubsäuger- und Salzhaff eine flächendeckende Kartie- che Personen beteiligt, die entweder als Mit- managements auch Aktivitäten zur Wieder- rung durch das Büro SALIX / Dr. Scheller glieder von Vereinen oder als Einzelperso- herstellung ehemals bedeutender Brutgebiete durchgeführt. Diese Kartierung umfasste nen ihre Freizeit dem Schutz der Küstenvögel (z.B. Fährinsel) sowie zur Schaffung von Vor- nicht die NSG Insel und Insel Lan- widmen. Eine kurze Vorstellung der Gebiete aussetzungen für die Entwicklung neuer Ge- genwerder. Für den Kieler Ort und die Halb- und ihrer Betreuung sowie eine Darstellung biete (z.B. Görmitz). Gleichzeitig werden die insel Wustrow erfolgte sowohl eine Erfas- Brutbestandszahlen für das Jahr 2013 veröf- sung durch die Gebietsbetreuer (Verein Lan- fentlicht.

Aktivitäten der AG Küstenvogelschutz 2013 Die Betreuung der Brutgebiete und die Er- fassung der Brutbestände verliefen in der ge- wohnten Weise durch die überwiegend lang- jährigen Gebietsbetreuer (s. Herrmann & Jun- ge 2013). Die Betreuung des Pagenwerders wurde 2013 von Herrn Prof. Dr. L. Jonas übernommen. Die Brutbestände des Gusto- Inselrundgang auf dem Kirr; Ole Thorup erläutert wer Werders werden zukünftig durch das StA- Martin Altemüller und Ole Thorup bei der den Teilnehmern des Workshops seine LU Vorpommern im Rahmen der Natura 2000 Auswertung historischer Luftbilder des Kirr. Beobachtungen. Foto: Christof Herrmann Foto: Christof Herrmann Monitoringaufgaben erfasst. Seevögel | 2014 | Band 35 Heft 3 Jahresbericht der AG Küstenvogelschutz | 9

genwerder zum Schutz der Wat- und Was- Tab. 1: Brutbestände von Küstenvögeln in der Wismarbucht nach der Kartierung durch das Büro SALIX / Dr. servögel e.V. bzw. Dr. K. Gro ße) als auch Scheller (ohne die NSG Walfisch und ). Anmerkung: Die Kartierung umfasste nur die Zielarten des SPA gemäß Vogelschutzgebiets-Landesverordnung und nicht das gesamte Artenspektrum der Küstenvögel. durch das Büro SALIX / Dr. Scheller. Auf- Arten wie Kiebitz, Stockente, Höckerschwan, Graugans u.a.m. treten in dem Gebiet als Brutvögel auf, wurden grund unterschiedlicher Kartierungstermine jedoch nicht erfasst. und auch aufgrund methodischer Unter- schiede wurden für einige Arten abwei- chende Bestandszahlen ermittelt. So wurden z.B. durch die Gebietsbetreuer 11 BP Aus- ternfischer erfasst, durch das Büro SALIX / Dr. Scheller 17 BP; beim Sandregenpfeifer waren es 19 bzw. 25 BP. Tabelle 1 enthält die durch das Büro SALIX / Dr. Scheller erfassten Brut- bestände, Tabelle 3 hingegen die Zahlen der Gebietsbetreuer.

Die Brutvögel der Schmidt-Bülten wurden von M. Teppke durch Beobachtungen vom Deich am Ostufer des Prerow-Stroms aus erfasst, eine Begehung der Insel fand nicht statt. landschaft fand 2013 unter Verweis auf §22 versuch auf der , jedoch wurden Die Brutbestände in den Wiesen westlich des Abs. 4 BJagdG (Verbot der Bejagung von El- auch dort die Möwen- und Seeschwalbenko- Prerow-Stroms wurden im Jahr 2011 durch terntieren auch für Wild ohne Schonzeit) kei- lonien später durch Wildschweine vernich- Philip Riel kartiert. Im Jahr 2013 erfolgte am ne Raubsäugerbejagung statt. Auf der Lie- tet. Die Brutbestände der Enten und Wie- 8. Juni eine Begehung durch T. und C. Spret- bitz, der und auf der Barther Oie senlimikolen waren niedriger als in den Vor- ke. Dabei wurden nur wenige Küstenvögel mit hielten sich keine Füchse auf. Auf dem Kirr jahren, die Wiesenlimikolen hatten jedoch Brutstatus festgestellt. Das Gebiet hat im Hin- gab es jedoch mehrere Füchse. Die hohe teilweise Bruterfolg. blick auf die Lebensraumstrukturen ein ho- Fuchsdichte führte dazu, dass die kolonie- hes Potenzial für Küstenvögel, die tatsächli- brütenden Vögel (Lachmöwe, Brand- und Zu den Aktivitäten der AG Küstenvogelschutz che Besiedlung ist jedoch, vermutlich aufgrund Flussseeschwalbe) und auch die Säbel- im Jahr 2013 gehörte weiterhin ein Exper- des hohen Prädationsdruckes, gering. Eine schnäbler im Laufe der Brutsaison ihre Bru- tenworkshop zum Management der Insel Fortführung der Erhebungen ist für 2014 ge- ten abbrachen und die Insel verließen. Teil- Kirr. Vor dem Hintergrund der großen Be- plant. Auch am Darßer Ort und auf den Dunt- weise unternahmen sie einen zweiten Brut- deutung der Insel als Küstenvogelbrutgebiet, wiesen bei Vitte/Hiddensee sollen 2014 die Brutbestände der Küstenvögel erfasst werden. Tab. 2: Übersicht über die Aktivitäten und Ergebnisse des Raubsäugermanagements in den Küstenvogelbrut- gebieten Mecklenburg-Vorpommerns In den in Tabelle 3 grau hinterlegten Gebie- ten wurde keine Bestandserfassung durch- geführt. Allerdings besitzen diese Gebiete für Küstenvögel gegenwärtig nur eine geringe Bedeutung.

Die Bejagung der Raubsäuger in den Ge- bieten, die nach der 2006 von der AG Küs- tenvogelschutz verabschiedeten „Strategie ei- nes Raubsäugermanagements in den Küs- tenvogelschutzgebieten von Mecklenburg- Vorpommern“ von Raubsäugern freigehalten werden sollen, war im Jahr 2013 erschwert, da aufgrund des sehr kalten Frühjahrs Raub- säuger bis Anfang April über das Eis leichten Zugang zu den Küstenvogelinseln hatten. So konnte z.B. die Bejagung des Kieler Ortes erst am 06.04.2013 durchgeführt werden. Dennoch gelang es, die meisten Gebiete raubsäugerfrei zu halten. In den Brutgebieten im Nationalpark Vorpommersche Bodden- 10 | Jahresbericht der AG Küstenvogelschutz Seevögel | 2014 | Band 35 Heft 3

auf die Faktoren Beweidung, Wasser und Prä- dation analysiert und Empfehlungen formu- liert. Die Teilnehmer stellten übereinstim- mend fest, dass das Beweidungskonzept im Grundsatz den Zielen des Küstenvogelschut- zes gerecht wird. Allerdings gibt es Bereiche, die gegenwärtig nicht ausreichend beweidet werden; eine flexiblere, bedarfsgerechte An- passung der Beweidungsintensität und –dau- er wäre wünschenswert. Für Alpenstrandläu- fer und Kampfläufer gibt es in größeren Teil- bereichen der Insel nach wie vor günstige Bruthabitate. Moderate Maßnahmen zur Ver- besserung der Wasserrückhaltung auf eini- gen Teilflächen würden sich jedoch auf die Brutbedingungen für diese Arten voraus- sichtlich günstig auswirken. Ein effektives Raubsäugermanagement ist für die Siche- Aufwachsendes Schilf ist die Folge einer unzureichenden Beweidungsintensität auf einigen Teilflächen des Kirr. rung des Kirr als wichtigstes Wiesenbrüter- Foto: Christof Herrmann gebiet und als Brutgebiet für Koloniebrüter (Möwen- und Seeschwalben) ein zwingen- des Erfordernis. Sturm- und Silbermöwen, Nebelkrähen, Rohrweihen, Wanderfalken tre- ten zwar ebenfalls als Prädatoren in Erschei- nung, Maßnahmen gegen diese Arten wären jedoch weder effektiv noch mit den Zielset- zungen des Nationalparks vereinbar. Die Empfehlungen des Workshops wurden in ei- nem Protokoll festgehalten. Sie sollen zu- künftig bei der Organisation des Manage- ments sowie in geeigneten Projekten des Na- tionalparkamtes zur Optimierung der Habi- tatbedingungen für Küstenvögel Berücksich- tigung und Umsetzung finden.

Am 26.02.2013 fand zwischen dem National- parkamt Vorpommern und dem LUNG MV ein Gespräch statt, welches u.a. die Wiederher- Fast flügge Kormorane in der Bodenbrüterkolonie Heuwiese. Foto: Jürgen Reich stellung der Fährinsel als Küstenvogelbrut- gebiet zum Inhalt hatte. Die Reaktivierung der sowohl für Koloniebrüter als auch für Wie- Litauen, Deutschland). In Mecklenburg-Vor- Fährinsel als Küstenvogelbrutgebiet entspricht senlimikolen, stellte sich die Frage, ob das pommern gab es kein Projektgebiet. Vor die- den Zielen der Nationalparkverordnung und Bewirtschaftungsmanagement (Beweidungs-, sem Hintergrund beschloss die AG Küsten- der Zielkonzeption des Nationalparkplans. Pfle- Wasser- und Prädatorenmanagement) für die vogelschutz MV auf ihrer Herbsttagung 2012, gemaßnahmen sind auch zur Sicherung eines Brutvögel tatsächlich optimal ist. Der Brut- die Expertise aus dem BaltCoast-Projekt für ei- günstigen Erhaltungszustandes von Lebens- bestand des Alpenstrandläufers hat z.B. auch ne Evaluierung des Managements der Insel raumtypen, die nach der FFH-Richtlinie zu in den letzten Jahren kontinuierlich abge- Kirr zu nutzen. Dazu sollte ein Experten- schützen sind, erforderlich. Zur Erreichung der nommen, der Kampfläufer ist inzwischen na- Workshop mit detaillierten Feldbegehungen Ziele sind folgende Maßnahmen umzusetzen: hezu verschwunden. Im Zeitraum 2005-2011 stattfinden. Als auswärtige Experten und Er- wurde im Rahmen des EU-LIFE-Programms fahrungsträger aus dem BaltCoast Projekt • Beweidung das Projekt BaltCoast durchgeführt, welches konnten Ole Thorup (Dänemark) und Martin • Prädatorenmanagement die Verbesserung der Habitatbedingungen Altemüller ( NABU Wallnau/, Schles- • Moderate Auflichtung der Wachholderbe- für Küstenvögel, Amphibien und Pflanzen in wig-Holstein) für eine Teilnahme gewonnen stockung Überflutungsgebieten des Ostseeraumes zum werden. Der Expertenworkshop fand am 17. Ziel hatte. Das Projekt umfasste 20 Gebiete in und 18.06.2013 statt. Auf dem Workshop wur- Verschiedene Bemühungen, einen geeigneten 5 Ländern (Dänemark, Schweden, Estland, de das Management der Insel Kirr im Hinblick Landwirt für die ganzjährig notwendige Be- Seevögel | 2014 | Band 35 Heft 3 Jahresbericht der AG Küstenvogelschutz | 11

Die Herbsttagung der AG Küstenvogel- schutz fand am 30.11.2013 im Deutschen Meeresmuseum in Stralsund statt. Es nah- men 30 Mitglieder, Gebietsbetreuer sowie ehemalige Gebietsbetreuer teil.

Brutergebnisse in den Küstenvogel- brutgebieten Mecklenburg-Vorpom- merns 2013 Der Witterungsverlauf der Brutsaison war durch eine außergewöhnliche Kälteperiode im März, die bis in die ersten Apriltage hin- ein reichte, gekennzeichnet. Die Durch- schnittstemperatur betrug in MV -0,99°C und lag damit 3,79°C unter dem langjährigen Brandgänse auf der Insel . Foto Jens Köhler Mittel (Daten nach DWD 2014). Dabei war die erste Märzwoche noch recht mild, am 09.03.2013 setzten jedoch Kälte und Schnee- fall ein. Der April lag mit einer Durchschnitts- temperatur von 7,32°C geringfügig über dem langjährigen Mittel. Das kalte Frühjahr be- wirkte eine verzögerte Besetzung der Brut- plätze und einen verspäteten Brutbeginn. Während z.B. die Sturmmöwen auf dem Lan- genwerder normalerweise in der 2. Märzde- kade die Insel in Besitz nehmen, erschienen im Jahr 2013 die ersten Vögel erst am 1. April.

Der kalte März hatte auf den zeitig brütenden Kormoran (Phalacrocorax carbo sinensis) deutliche Auswirkungen. In der Kolonie Auch im Jahr 2013 brüteten wieder Küstenseeschwalben auf dem Bessin. Foto: Jürgen Reich Niederhof begannen die Kormorane schon in der ersten Märzwoche mit der Eiablage, weidung zu finden, waren bislang nicht er- konto sieht den Rückbau des Dammes vor, so dass Ende März bereits das Fiepen der er- folgreich. Der Verein Jordsand hat sich dar- welcher die Görmitz mit verbindet. sten Küken zu hören war. In anderen Kolonien aufhin bereit erklärt, diesen Teil der Bewirt- Die Wiederherstellung der Insellage wäre wie z.B. in der Feldkolonie Niederhof oder auf schaftung mit seiner Heidschnuckenherde, eine wichtige Voraussetzung für die Kon- der Heuwiese begann die Eiablage erst Anfang die auf der steht und um- trolle von Prädatoren, für die das Gebiet April, nach dem Ende der Kälteperiode (Heu- strukturiert werden soll, zu übernehmen. Da- über die existierende Zuwegung gegenwär- wiese: 6. April Legebeginn). Offenbar schrit- zu fand 2013 ein erstes Gespräch mit dem Na- tig noch sehr leicht erreichbar ist. Die Ziel- ten aber auch viele Paare gar nicht zur Brut: tionalparkamt mit dem Ziel statt, ab Mai 2014 stellung für das terrestrische Ökokonto ist ei- Der Bestand in den Küstenkolonien verrin- die Beweidung und die Betreuung der Herde ne Verbesserung der Grünlandstandorte und gerte sich im Vergleich zum Vorjahr um 21%. sicherzustellen. Gleichzeitig will der Verein die Wiederherstellung der Salzwiesen. Der Diese Abnahme ist wahrscheinlich auf ein ein botanisches und ornithologisches Moni- neue Eigentümer unterstützt das Anliegen, Aussetzen mit dem Brutgeschäft zu erklären, toring auf der Fährinsel organisieren. das Grün- und Salzgrasland durch Rinder- für eine erhöhte Mortalität oder Umsiedlun- beweidung offen zu halten und die in den gen in andere Brutgebiete gab es keine An- Die Insel Görmitz im Achterwasser ist ein vergangenen Jahren entstandenen artenar- zeichen. Gebiet mit großem Potenzial für Küstenvö- men Röhrichte zurückzudrängen. So stehen gel. Sie wurde am 15.01.2001 als Natur- die Chancen für eine deutliche Aufwertung Der Höckerschwan (Cygnus olor) erreich- schutzgebiet ausgewiesen. Mit Vertrag vom der Görmitz zu einem neuen, interessanten te mit 666 BP in den Küstenvogelbrutge- 10.05.2002 beauftragte das damalige Um- Vogelbrut- und -rastgebiet besser denn je. bieten einen neuen Höchstbestand (bisher: weltministerium Mecklenburg-Vorpommern Um den Erfolg der Maßnahme zu doku- 621 BP im Jahr 1994). Die größten Brutko- den Verein Jordsand mit der Betreuung mentieren, wird der Verein Jordsand ab 2014 lonien befanden sich auf der Heuwiese (225 (Schneider 2007). Die Entwicklung des die Einrichtung von Beobachtungsquadra- BP) und auf dem (136 BP). Der Schutzgebietes ist im Rahmen einer Öko- ten für ein dauerhaftes botanisches und or- Bruterfolg koloniebrütender Höckerschwä- konto-Maßnahme geplant. Das marine Öko- nithologisches Monitoring vornehmen. ne ist gering. 12 | Jahresbericht der AG Küstenvogelschutz Seevögel | 2014 | Band 35 Heft 3 Seevögel | 2014 | Band 35 Heft 3 Jahresbericht der AG Küstenvogelschutz | 13 14 | Jahresbericht der AG Küstenvogelschutz Seevögel | 2014 | Band 35 Heft 3

Bemerkenswert war der Brutnachweis (Gele- davon eines erfolgreich auf Insel mit Säbel- gefund) einer Pfeifente (Anas penelope) auf schnäblern; ein weiteres BP in gemähter Flä- der Heuwiese durch Jürgen Reich . Der letz- che mit E-Zaun gesichert und zumindest bis te sichere Brutnachweis dieser Art datiert auf zum Schlupf erfolgreich; 1-2 BP Johannisho- das Jahr 1990; er wurde damals ebenfalls auf fer Wiesen; 3 BP Bugewitzer Wiesen, davon der Heuwiese durch H.U. Dost erbracht (Ge- mglw. 1 Paar erfolgreich; D. Sellin, schrftl. legefund und Schlupf der Küken). Mitt.).

Der Brutbestand der Löffelente (Anas cly- Der Brutbestand des Rotschenkels (Tringa peata) erreichte, bedingt durch die starke totanus) in den Küstenvogelbrutgebieten Abnahme auf dem Kirr, im Jahr 2013 einen lag, vor allem aufgrund des niedrigeren Be- neuen Tiefstwert (35 BP). Gleiches trifft lei- standes auf dem Kirr, deutlich unter dem der auch für die Reiherente (Aythya fuligu- der Vorjahre. Allerdings gibt es auch außer- la, 50 BP) zu. Die Eiderente (Somateria mol- halb der Küstenvogelbrutgebiete wieder nen- lissima) ist hingegen weiterhin im Aufwind. nenswerte Brutbestände, z.B. in den Haff- Insbesondere auf der Greifswalder Oie hat Auch die optische Ausrüstung der Vogelwärter bietet wiesen Leopoldshagen (2013: 12 BP, G. Olst- die Zahl brütender Weibchen im Jahr 2013 den Lachmöwen auf der Insel Böhmke geeignete hoorn, schrftl. Mitt.) sowie in den renatu- Sitzwarten. Foto: Jens Köhler deutlich zugenommen (17 gegenüber 9 im rierten Poldern des unteren Peenetals bei Vorjahr). Anklam (s. Sellin & Schirmeister 2012; im Jahr 2013 auf diesen Flächen 15-19 BP, Sel- Unter den Limikolen gehört der Säbel- lin , schrftl. Mitt.). schnäbler (Recurvirostra avosetta) zu den Ar- ten mit natürlicherweise stark schwankenden Der Brutbestand der Lachmöwe (Larus ridi- Beständen. Mit 126 BP in den Küstenvogel- bundus) hat an der Küste im Jahr 2013 deut- brutgebieten lagen die Brutpaarzahlen ver- lich zugenommen. Der Anstieg ist auf das gleichsweise niedrig. Außerhalb der Küsten- Wachstum der Kolonie auf dem Riether Wer- vogelbrutgebiete bestand in den Murchiner der zurückzuführen. Die Erfassung dieser Ko- Wiesen eine kleine Brutkolonie von 5 Paaren lonie erfolgte erstmals mittels UAS (Unman- (D. Sellin , schrftl. Mitt.). ned Airborne Systems) -basierter automati- sierter Bildauswertung durch die STZ Geoin- Der Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula) formatik Rostock (Dr. G. Grenzdörffer ). Mit hatte mit 99 BP einen vergleichsweise guten dieser Methodik wurden in der Kolonie 6.810 Bestand. Das wichtigste Brutgebiet dieser Art Individuen gezählt. Leider erfolgte 2013 kei- in MV sind inzwischen die Werderinseln und Die Anwesenheit von Füchsen und anderen Raub- ne parallele Zählung der Gelege, so dass aus das Windwatt am . säugern auf den Vogelinseln gefährdet den Bruter- den Individuenzahlen eine Ableitung der folg. Die Raubsäugerkontrolle auf den Vogelinseln bildet deshalb einen Schwerpunkt der Arbeit der AG Brutpaarzahlen zunächst nicht möglich war. Im Der Alpenstrandläufer (Calidris alpina) brü- Küstenvogelschutz MV. Foto: Ronald Abraham Jahr 2014 wurde die UAS-Erfassung wiederholt tete wie im Vorjahr mit 4 Paaren auf dem und parallel eine Zählung der Bodennester Kirr. Die Art steht damit in MV wohl un- durchgeführt. Die Zahl der Vögel in der Ko- mittelbar vor dem Aussterben. lonie ist natürlicherweise größer als die der Gelege, da sich z.T. beide Partner in der Ko- Überraschend war die Beobachtung eines lonie aufhalten. Nach den Ergebnissen 2014 brutverdächtigen Kampfläuferweibchens gilt: Gelegezahl = Zahl der Individuen x 0,78. (Philomachus pugnax) im Rahmen der Ex- Dieser Umrechnungsfaktor wurde nachträg- kursion des Workshops zum Management lich auch für 2013 verwendet. Da der Anteil des Kirr am 17.06.2013, nachdem es im Vor- der Vögel, welcher sich in der Kolonie aufhält, jahr für ganz MV keine Bruthinweise für die- tageszeitlich schwankt, ist es notwendig, die se Art gegeben hatte. Zählungen stets zur gleichen Zeit durchzu- führen, was in den Jahren 2013 und 2014 der Die Uferschnepfe (Limosa limosa) war mit Fall war. 39 Paaren in den Küstenvogelbrutgebieten vertreten. Außerdem brütete sie mit 14 Paa- Auf dem Kirr begannen 850 Paare Lachmö- ren in den Haffwiesen Leopoldshagen (G. Aufgrund eines erfolgreichen Raubsäugermanage- wen mit der Brut, die Kolonie wurde jedoch Olsthoorn , schrftl. Mitt.) sowie mit 6-7 Paa- ments ist die Uferschnepfe seit 2002 auf dem Riether aufgrund der starken Prädation durch Füch- Werder wieder ein regelmäßiger Brutvogel. ren in den renaturierten Poldern des Peene- Foto: Frank Joisten se aufgegeben. Lediglich auf den Schilfinseln mündungsbereichs (2 BP Murchiner Wiesen, vor der Meiningenbrücke und dem Schwa- Seevögel | 2014 | Band 35 Heft 3 Jahresbericht der AG Küstenvogelschutz | 15

nenbrink im Zingster Strom, wo etwa 50% Der Brutbestand der Zwergseeschwalbe des Gesamtbestandes brüteten, war ein un- (Sternula albifrons) lag mit 65 Paaren in den gestörter Brutablauf möglich. Küstenkolonien unter den Zahlen der Vor- jahre. Auf dem Kirr brüteten keine Zwerg- Die Schwarzkopfmöwe (Larus melanoce- seeschwalben und auf dem Bessin nur 30 phalus) war 2013 mit 3 BP vertreten. Auf Paare (2012: 58). Erfreulich ist die Besied- dem Langenwerder kam ein Gelege zum lung des Kieler Ortes: Seitdem auf dieser In- Schlupf. Auf dem Kieler Ort bestand Brut- sel eine effektive Raubsäugerkontrolle durch- verdacht, Mitte Mai wurde ein Paar in der geführt wird, hat sich dort der Brutbestand der dortigen Sturmmöwenkolonie beobachtet. Zwergseeschwalbe sehr positiv entwickelt. Da der Kieler Ort nur sporadisch kontrolliert Mit 24 BP im Jahr 2012 und 21 BP im Jahr wird, liegen keine weiteren Informationen 2013 ist der Kieler Ort gegenwärtig der zweit- über Brut und Bruterfolg vor. Ein weiteres größte Brutplatz dieser Art in MV. Außerhalb Paar brütete auf der Insel Liebitz. der Küstenvogelbrutgebiete gab es eine Brut in den Murchiner Wiesen, wo ein Paar zu- Mantel- (Larus marinus) und Heringsmöwe sa mmen mit Säbelschnäblern auf einer klei- (Larus fuscus) brüteten auch 2013 wieder nen Insel des überstauten ehemaligen Polders mit wenigen Brutpaaren auf ihren traditio- Der Seeadler ist in den Küstenvogelbrutgebieten brütete (D. Sellin , schrftl. Mitt.). nellen Brutplätzen (Walfisch, Pagenwerder, Mecklenburg-Vorpommerns Brutvogel und Nahrungsgast. Foto: Jürgen Reich Barther Oie und Heuwiese bzw. Pagenwerder, Literatur Barther Oie und Beuchel). DWD - Deutscher Wetterdienst (2014): Klimadaten Deutschland. Zeitreihen von Gebietsmitteln – Aus- gabe der Mitteltemperatur. Download online Auf dem Pagenwerder etablierte sich erneut 07.01.2014; http://www.dwd.de/bvbw/appmana- eine größere Kolonie der Silbermöwe (Larus ger/bvbw/dwdwwwDesktop?_nfpb=true&_page- argentatus; 580 BP), nachdem dieser Brut- Label=_dwdwww_klima_umwelt_klimadaten_deut platz in den Jahren 2011 und 2012 aufgrund schland&T82002gsbDocumentPath=Naviga- tion%2FOeffentlichkeit%2FKlima__Umwelt%2FKli- der Anwesenheit von Füchsen zeitweise auf- madaten%2Fkldaten__kostenfrei%2Fkldat__D__n gegeben war. Der Brutbestand in den Küs- ode.html%3F__nnn%3Dtrue tenvogelkolonien stieg damit auf ca. 3.300 Herrmann, C. & M. Junge (2013): Die Brutbestände der Küstenvögel in den Schutzgebieten Mecklenburg- BP. Die Brutpaare auf den Dächern des ehe- Vorpommerns 2001-2012. Seevögel 34: 86-148. maligen KKW Lubmin sind in dieser Zahl mit Riel , P. (2011): Brutvögel im Grünland. Ergebnisse der Kar- enthalten, sie wurden dem NSG Struck und tierung von drei Grünlandflächen. Unveröff. Gut- achten im Auftrag des Nationalparkamtes Vor- Freesendorfer Wiesen zugerechnet. pommern. Schneider , U. (2007): Die Insel Görmitz. Seevögel 28, Die Brandseeschwalbe (Sterna sandvicen- Sonderband 100 Jahre Seevogelschutz an deut- sis) hatte in den vergangenen Jahren ihre schen Küsten: 196-197. Sellin, D. & B. Schirmeister (2012): Der Limikolenbrut- größte Kolonie auf dem Kirr. Am 08.05.2013 Durch die Wiedervernässung der Polder im unteren bestand im unteren Peenetal bei Anklam im Zeit- wurden 193 Gelege gezählt. Zu dem Zeit- Peental sowie durch Schutzmaßnahmen im Rahmen raum von 2001 bis 2012. Ornithol. Rundbr. MV 47, eines Wiesenbrüterprojektes in den Haffwiesen bei Heft 3: 219-236. punkt war die Legephase noch nicht abge- Leopoldshagen sind auch außerhalb der schlossen. Die Kolonie wurde jedoch im Lau- Küstenvogelbrutgebiete neue Brutplätze des fe des Monats Mai – offenbar in Folge der Rotschenkels entstanden. Foto: Jürgen Reich Prädation durch die zahlreichen auf der In- sel anwesenden Füchse – aufgegeben. Bei Der Brutbestand der Flussseeschwalbe (Ster- den Brandseeschwalben, die auf der Bart- na hirundo) nahm 2013 leicht auf 443 BP her Oie zu brüten begannen, handelt es sich zu. Dieser Zuwachs beruht ausschließlich auf sehr wahrscheinlich um Nachgelege der Vö- der positiven Entwicklung der Kolonie auf gel aus der Kirr-Kolonie. Bei der Ermittlung dem . der Gesamtzahl des Brutbestandes in MV Christof Herrmann ist Diplom-Biologe und leitet im können folglich die Brutpaarzahlen auf dem Die Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea) Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG MV) das Dezernat Natura 2000, Lebensraum Kirr und auf der Barther Oie nicht addiert brütete mit ca. 25 BP auf dem Langenwerder, und Artenschutz. Seit 2005 ist er Leiter der AG Küs- werden. Leider gab es auch hier keinen Bru- dem Kieler Ort und auf der Südwestspitze tenvogelschutz MV. terfolg, die Kolonie wurde durch Wild- der Halbinsel Wustrow. Es traten Gelegever- schweine zerstört. Auch die kleine Brand- luste durch hohe Wasserstände auf. Auf dem Juliane Wendt hat 2012 an der Universität Rostock seeschwalbenkolonie auf dem Langenwer- Langenwerder wurden ca. 10 Jungvögel flüg- den Master-Studiengang Meeresbiologie abgeschlos- der hatte 2013 keinen Bruterfolg (mehrma- ge. Auch auf dem Neuen Bessin brüteten sen. Sie arbeitet gegenwärtig ebenfalls in der Abteilung lige Sommerhochwasser). wieder 2 Paare. Naturschutz und Großschutzgebiete des LUNG MV.