Hiddensee.Pdf

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Hiddensee.Pdf Synopsis der Wasserkäfer- und Wasserwanzenfauna der Inseln Hid- densee und Fährinsel im Nationalpark Vorpommersche Boddenland- schaft, unter Berücksichtigung weiterer Gruppen des Makrozoobent- hos (Coleoptera part. , Heteroptera part., Trichoptera, Arachnida, part., Gastropoda part., Bivalvia, und Hirudinea) Lars Hendrich und Reinhard Müller, Berlin 1. Einleitung len- und Molluskenfauna ab (DIERSCHKE 1998, Die Zusammensetzung der aquatischen Cole- PLATHE 1955/56, GRAHLE u. SEIDENSCHNUR opteren- und Heteropterenfauna der Nordsee- 1933), so ist festzustellen, dass die Binnenge- inseln ist bereits relativ gut bekannt (z. B. WE- wässer von Hiddensee und der benachbarten BER 1941, BRÖRING u. NIEDRINGHAUS 1988, Fährinsel bisher kaum auf ihre Besiedlung BRÖRING 2001, BEHR u. PIPER 1991). Dagegen durch Makrozoobenthos untersucht wurden. müssen viele Inseln des deutschen Ostseege- Die vorliegende Arbeit gibt erstmals einen bietes noch immer als schlecht erforscht gel- Überblick über die äußerst artenreiche aquati- ten. FICHTNER (1967, 1971, 1980) berichtet sche Käfer- und Wanzenfauna dieser beiden über den Fang halophiler Wasserkäfer auf Kirr Ostseeinseln. Weitere Gruppen aquatischer und Rügen und erwähnt in seiner faunistischen Wirbelloser werden nur am Rande abgehan- Arbeit über die Dytiscidae der DDR (FICHTNER delt, da hier nur wenige bemerkenswerte Fun- 1983) auch Nachweise aus dem Ostsseeraum. de gelangen. Zu allen Arten erfolgen zusätzlich BELLSTEDT u. NEUMANN (1982) publizierten Angaben zu den Habitatpräferenzen und – in einige Wasserkäfernachweise von der Insel Ermangelung publizierter lokaler Roter Listen Kirr und SCHWARTZ (1968) bringt eine Zusam- – zur bundesweiten Gefährdung. Bemerkens- menstellung aller vom ihm auf Hiddensee werte Taxa werden gesondert diskutiert. nachgewiesenen Coleopteren, wobei der Schwerpunkt dieser Arbeit im terrestrischen 2. Das Untersuchungsgebiet Bereich liegt. In der Veröffentlichung von Die Insel Hiddensee liegt westlich von Rügen. STÖCKEL et al. (1993) findet sich schließlich Sie ist etwa 16,8 km lang und an der schmal- eine Zusammenstellung der auf der Halbinsel sten Stelle ca. 250 mr sowie an der breitesten Fischland/Darß/Zingst sowie der Boddenin- Stelle ca. 3,7 km breit. Innerhalb des National- seln Großer Kirr und Oie vorkommenden parks Vorpommersche Boddenlandschaft ist aquatischen Käferarten. MÜLLER-MOTZFELD u. sie die größte Insel. Wie zahlreiche andere Ge- SUIKAT (1996) fassen alle gesammelten Er- biete Norddeutschlands ist auch Hiddensee kenntnisse über die Käferfauna der deutschen überwiegend pleistozänen bzw. diluvialen Ur- Ostseeküste in einer kommentierten Checkli- sprungs. Während das Profil der nördlich an ste und Roten Liste zusammen. Im Jahr 2002 die Mittelgebirge angrenzenden Gegenden in standen Flora und Fauna der Insel Vilm und Elster- und Saaleeiszeit geprägt wurde, geht von Teilen der Insel Rügen (Goor) im Mittel- die Herausbildung der Landschaften entlang punkt des „GEO-Tags der Artenvielfalt“, die der Ostseeküste und damit auch Hiddensees Artenliste wurde in einer Beilage zum GEO- auf die Weichseleiszeit zurück. Hiddensee läs- Heft 9/2002 veröffentlicht. st sich heute in vier Landschaftsteile unterglie- Sieht man einmal von den Beiträgen zur Libel- dern: Der Dornbusch, das Flachland südlich 40 vom Dornbusch, die Halbinseln Alt- und Neu- leren Jahresniederschlägen <520 mm, bessin und die Fährinsel. Diese vier Land- während große Teile Rügens >600 mm erhal- schaftsteile sind nicht nur aus geologischer ten (KÖHLER u. ZICKENDRAHT 2004). Sicht voneinander abgegrenzt, sondern beher- bergen teilweise nur ihnen eigene Pflanzenge- 3. Material und Methodik sellschaften. Die Fährinsel ist eine ca. 40 ha Die Aufsammlungen des Makrozoobenthos er- große, östlich vorgelagerte Nebeninsel von folgten an zwei Terminen, vom 17.-19.3.2004 Hiddensee und von dieser durch einen 180 m und am 6.9.2005, an insgesamt 14 Untersu- breiten und nur etwa halbmetertiefen Bodden- chungsstellen. Erfasst wurden die Imagines kanal, die Bäk, isoliert. Die Insel ist heute der Wasserkäfer (Coleoptera part.) und der hauptsächlich geprägt von Wachholderheiden Wasserwanzen (Heteroptera part.), die Larven sowie Sandtrockenrasen und Salzwiesen. Im der Köcherfliegen (Trichoptera), die Wasser- Zentrum der Insel erstreckt sich mit dem Ro- schnecken (Gastropoda part.), Muscheln (Bi- schen ein ausgedehntes, gelegentlich über- valvia) und Egel (Hirudinea) sowie die schwemmtes Feucht- und Salzwiesengebiet Wasserspinne Argyroneta aquatica. Jedes Ge- bis in eine nach Südosten zur vorgelagerten wässer wurde über einen Zeitraum von etwa Kuhinsel hin offene Bucht. Beide Inseln liegen einer Stunde beprobt. Es kamen verschiedene aufgrund von Divergenzeffekten ablandiger Wasserkescher und Siebe sowie die Kicksam- Winde in einer relativ trockenen Zone mit mitt- pling-Methode zum Einsatz, im Wasser liegen- de Hölzer wurden mit der Hand abgesammelt. Die Abundanz der Arten wird in vier Häufig- keitsklassen angegeben. Zur Erfassung der räuberisch lebenden Wasserkäferfamilien (No- teridae und Dytiscidae) wurden im März 2004 an einem Gewässer zusätzlich 12 selbstgefer- tigte Lebendfallen mit Leberköder ausge- bracht, die nach dem Reusenprinzip arbeiten (HENDRICH 2003). 4. Lage und Charakterisierung der Unter- suchungsstandorte I. Flachmoor auf dem Altbessin (Lok. 1), tem- poräres, besonntes Niedermoorgewässer, bis 20 cm Wassertiefe, verschiedene Seggen am Gewässerrand. Sommertrocken. Hochwert: 6051991, Rechtswert: 4574043. II. Weidetümpel NO Grieben (Lok. 2), eutro- phes, besonntes, bis 1 m tiefes, meist perennie- rendes Gewässer, mit einem Durchmesser von 10 m, umrahmt von einem Glyceria-, Typha- und Igelkolben-Röhricht. Hochwert: 6052936, Rechtswert: 4573683. III. Überstaute Salzwiese NO Grieben (Lok. 2a), temporär überstaute Salzwiese unterhalb einer Quelle, besetzt mit Carex- und Juncus- Abb. 1: Lage der 14 Untersuchungsstandorte auf Bülten. Wassertiefe bis 10 cm. Hochwert: Hiddensee und Fährinsel. 6052941, Rechtswert: 4573928. 41 Abb. 2: Weidetümpel nordöstlich Grieben (Lokalität 2), September 2005. Dieses perennierende Gewässer wird von mindestens 13 Wasserwanzenarten besiedelt. Foto: L. HENDRICH IV. Weiher NO Kloster (Lok. 3), meist peren- VIII. Überstaute Salzwiese auf Fährinsel (Lok. nierendes, poly- bis hypertrophes Gewässer 9), flach überstaute, exponierte Salzwiese von von etwa 1 ha Ausdehnung, als Angelgewässer mehreren Hektar Fläche. Dicht bewachsen mit genutzt. Umwachsen von einem dichten Ty- Binsen und Seggen. Viele der kleineren Ge- pha-Phragmites-Röhricht. Starke Faul- wässer sommertrocken, einige tiefere Gräben schlammbildung. Hochwert: 6051541, Rechts- perennierend. Hochwert: 6046761, Rechts- wert: 4572138. wert: 4572623. V. Graben SW Kloster (Lok. 3a), lineares IX. Flachmoor, Wachholderheide, Fährinsel Standgewässer, bewachsen mit Phragmites, (Lok. 9a), drei mit Sphagnum und Carex be- Wassertiefe bis 30 cm, voll besonnt. Hochwert: wachsene, saure, sommertrockene exponierte 6051006, Rechtswert: 4571443. Zwischenmoore von mehreren 100 qm Aus- VI. Flachgewässer N Vitte (Lok. 4), verschie- dehnung. Maximale Gewässertiefe im Früh- dene flache, exponierte, salzhaltige und über- jahr bis 50 cm. Hochwert: 6047021, Rechts- wiegend vegetationslose Standgewässer von wert: 4572813. wenigen Quadratmetern bis über einen Hektar X. Flachgewässer SW Heiderose (Lok. 10), Ausdehnung. Einige der kleineren Gewässer makrophytenreiches (u. a. Potamogeton na- sommertrocken, die größeren perennierend. tans), exponiertes Gewässer von ca. 70 qm Hochwert: 6050641, Rechtswert: 4571708. Ausdehnung, mit dichtem Typha-Röhricht und VII. Graben NO Heiderose (Lok. 8), flacher Carex-Beständen an den Ufern. Sommer- exponierter Graben mit temporärer Wasser- trocken und bis 60 cm tief. Hochwert: führung auf einer Salzwiese. Wassertiefe bis 6046066, Rechtswert: 4571188. 10 cm, Breite bis 1,5 m. Hochwert: 6047361, XI. Kleiner anthropogener Tümpel auf Vieh- Rechtswert: 4572028. weide (Lok. 10a), exponierter bis 1 m tiefer 42 Abb. 3: Salzhaltiges Flachgewässer nördlich Vitte (Lokalität 4), September 2005. Lebensraum der ha- lophilen Wasserkäfer Haliplus apicalis, Hygrotus parallelogrammus, Ochthebius marinus und O. viridis. Foto: L. HENDRICH Abb. 4: Sommertrockenes Flachgewässer südwestlich Heiderose (Lokalität 10), September 2005. Eines der wichtigsten Gewässer auf Hiddensee. Lebensraum zahlreicher gefährdeter Wasserkäferarten (z. B. Agabus labiatus, Hydrophilus aterrimus) und des Kammmolches. Foto: L. HENDRICH 43 Tümpel von 6 qm Ausdehnung. Einzelne Ty- Bedeutung dieser Gewässer für den Erhalt der pha-Halme, geflutete Grasmatten und ein aquatischen Süßwasserfauna wird noch durch dichter Belag von Lemna sp. charakterisieren den Nachweis des Kammmolchs (Triturus cri- dieses eutrophe weichgrundige Gewässer. status) untermauert, der von den Verfassern im Stark schwankende Wasserstände, aber meist März 2004 an Standort 10 und im September perennierend. Hochwert: 6045981, Rechts- 2005 an Standort 2 beobachtet wurde. wert: 4571233. Die Gesamtartenliste ist in Tabelle 1 darge- XII. Weiden-Flachmoor SW Heiderose (Lok. stellt. 11), mit dichten Caricetenbeständen und Wei- dengebüsch bewachsenes ausgedehntes Flach- 5.1. Aquatische Coleoptera moor. Bis 20 cm Wassertiefe und sommer- Von den 81 Arten aquatisch lebender Käfer trocken. Hochwert: 6045701, Rechtswert: konnten bereits über 90 % bei der Frühjahrsbe- 4570693. probung im März 2004 gefangen werden. Sie XIII. Kleingewässer im Birkenwald am Weg verteilen sich auf die Familien: Noteridae (2), zur Fährinsel
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