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Nationalparkplan

Bestandsanalyse

Mecklenburg-Vorpommern Impressum

Herausgeber: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete -Vorpommern Fritz-Reuter-Platz 9 · 17139 Malchin Telefon (0 39 94) 235-0 e-mail: [email protected] homepage: www.lfg-malchin.de

Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft Im Forst 5 · 18375 Born Telefon (03 82 34) 502-0 e-mail: [email protected] homepage: www.nlp-vbl.de

Titelfoto: Hartmut Sporns Rückseitenfoto: Ralf Hausmann Sonstige Fotos: Jörg Schmiedel, Ralf Schmidt, Ralf Hausmann, Ulrich Meßner, Bernd Blase, Pauson & Raskin, Olaf Ostermann, Jochen Purps, Hartmut Sporns, Barbara Lüthi-Herrmann, Wolf Rühle, Horst Scheuffler, Helmut Kühne, Lutz Storm, Ralph Fähnrich, Helga Konow, Andreas Nehring, Benjamin Jergius, Roland Weiß Druck: Stadtdruckerei Weidner GmbH Auflage:1000 Förderung: Die Erarbeitung des Nationalparkplanes Vorpommersche Boddenlandschaft wurde aus Mitteln der Europäischen Union gefördert

Schwerin, im Dezember 2002

Hinweis: Diese Broschüre darf weder von Parteien noch von deren Kandidaten Helfern während des Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für alle Wahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsstän- den der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informatio- nen oder Werbemittel. Untersagt ist auch die Weitergabe an Dritte zur Verwendung bei der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die vorliegende Druckschrift nicht so verwendet werden, dass dies als Parteinahme des Herausgebers zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden kann.

1 Inhalt

I Einleitung (1)...... 6 2.2.1 Küstenformen ...... 33 2.2.2 Natürliches Relief ...... 38 II Allgemeine Angaben zum Nationalpark 2.3 Besondere Aufschlüsse ...... 41 und zur Nationalparkregion ...... 7 2.4 Hydrogeologische Verhältnisse 1 Lage im Raum...... 7 und Grundwasser ...... 41 2 Abgrenzung der Nationalparkregion ...... 7 2.4.1 Grundwasserleiter und Grundwasser- 3 Siedlungs- und Landnutzungsgeschichte . . . . 8 stauer...... 42 4 Größe und Flächenanteile ...... 12 2.4.2 Grundwasserflie§geschehen ...... 43 5 Verwaltungsgliederung ...... 12 2.4.3 Grundwasserbeschaffenheit ...... 45 6 Naturräumliche Gliederung ...... 12 2.4.4 Grundwasserneubildung und Grundwasserdargebot ...... 46 III Planungen Gesetze und Richtlinien...... 15 3 Böden ...... 46 1 Gesamtplanung ...... 15 3.1 Bodensubstrate (4.3.1) ...... 47 1.1 Erstes Landesraumordnungsprogramm . . . . . 15 3.2 Bodenbildungsprozesse ...... 51 1.2 Regionales Raumordnungsprogramm...... 15 4 Wasserhaushalt, Gewässer und 1.3 Bauliche Entwicklung und Bauleitplanung . . 17 Uferbereiche ...... 53 1.3.1 Baulicher Bestand...... 17 4.1 Stehende und fließende Oberflächen- 1.3.2 Bauleitplanung ...... 17 gewässer, Hydrologie und Hydrographie . . . . 53 1.3.3 Windenergieanlagen ...... 19 4.1.1 Meeresgebiete der Ostsee ...... 53 2 Naturschutz ...... 19 4.1.2 Boddengewässer ...... 54 2.1 International ...... 19 4.1.3 Strandseen...... 56 2.1.1 Natura2000-Gebiete ...... 19 4.1.4 Fließgewässer, Priele und Gräben...... 56 2.1.2 Helsinki-Konvention zum Schutz 4.1.5 Wasserscheiden und Abflussgeschehen . . . . . 57 der Meeresumwelt der Ostsee...... 22 4.2 Lebensräume der Gewässer und Ufer...... 60 2.1.3 Ramsar-Konvention ...... 22 4.2.1 Offene Meeresgebiete der Ostsee ...... 60 2.1.4 IUCN-Richtlinien ...... 23 4.2.2 Boddengewässer ...... 61 2.1.5 Empfehlungen der EUROPARC-Föderation . 24 4.2.3 Uferbereiche ...... 66 2.2 National...... 25 4.2.4 Kleingewässer und Gräben ...... 81 2.2.1 Bundesnaturschutzgesetz ...... 25 4.2.5 Brack- und Süßwasserseen ...... 82 2.2.2 Landesnaturschutzgesetz 4.3 Wasserwirtschaft und Küstenschutz ...... 83 Mecklenburg-Vorpommern...... 25 4.3.1 Organisation der Wasserwirtschaft 2.2.3 Nationalparkverordnung ...... 25 und des Küstenschutzes ...... 83 2.2.4 Geschützte Flächen im Nationalparkvorfeld . 26 4.3.2 Baulich-technische Einrichtungen ...... 83 2.2.4.1 Andere Gro§schutzgebiete ...... 26 4.3.2.1 Küstenschutz...... 83 2.2.4.2 Landschaftsschutzgebiete ...... 26 4.3.2.2 Wasserwirtschaft und Melioration ...... 84 2.2.4.3 Naturschutzgebiete ...... 27 4.3.3 Trinkwasserschutzgebiete und -förderung . . . 86 2.2.4.4 Geschützte Flächen nach § 20 LNatG MV 4.4 Fischerei ...... 87 mit Bedeutung für den Nationalpark ...... 28 4.4.1 Berufsfischerei ...... 87 2.3 Landschaftsplanung ...... 28 4.4.2 Sportfischerei und Angelvereine...... 89 2.3.1 Vorläufiges Gutachtliches Landschafts- 4.5 Schilfrohrmahd ...... 89 programm ...... 28 5 Wälder und Waldbehandlung ...... 89 2.3.2 Erster Gutachtlicher Landschafts- 5.1 Lebensräume der Wälder, Gebüsche rahmenplan ...... 29 und Sukzessionsflächen ...... 89 2.3.3 Landschaftspläne ...... 29 5.1.1 Wälder...... 89 5.1.2 Gebüsche...... 107 IV Der Nationalpark 5.2 Waldbehandlung ...... 108 Vorpommersche Boddenlandschaft ...... 30 5.2.1 Waldflächen und Waldeigentümer ...... 108 1 Klima ...... 30 5.2.2 Waldstruktur (Baumarten- 2 Geologische Verhältnisse ...... 30 und Altersklassifizierung)...... 108 2.1 Eiszeitliche und nacheiszeitliche 5.2.2.1 Waldstruktur (ohne Bundeswald) ...... 108 Entwicklung ...... 30 5.2.2.2 Waldflächen der Bundesforstverwaltung . . . . 111 2.2 Küstenformen und Relief ...... 33 5.2.2.3 Erschlie§ung des Waldes...... 111

2 5.2.3 Grundlagen der Waldbehandlung ...... 111 V Die Nationalparkregion ...... 154 5.2.4 Zielsetzungen der Waldbehandlung ...... 112 1 Einwohnerzahl, Bevölkerungsdichte 5.2.5 Umsetzung der geplanten und Wanderungstendenzen ...... 154 Waldbehandlungsma§nahmen ...... 113 2 Wirtschaft, Erwerbsstruktur 5.2.6 Waldbehandlung in anderen und Arbeitslosigkeit ...... 157 Waldbereichen...... 114 3 Tourismus ...... 162 6 Bereiche der Kulturlandschaft ...... 114 3.1 Tourismus in der Nationalparkregion ...... 162 6.1 Landwirtschaft ...... 114 3.1.1 Touristische Nachfrage und Zielgruppen . . . . 162 6.1.1 Landwirtschaftliche Betriebe ...... 114 3.1.2 Art und Umfang des Tourismus ...... 163 6.1.2 Art und Intensität der Flächennutzung ...... 115 3.1.3 Tourismus und Ausflugsverkehr 6.1.3 Entwicklungstendenzen ...... 116 in den Gemeinden ...... 166 6.1.4 Prämiengewährung und 3.1.4 Erholungsorte und Kurorte, Förderprogramme Gesundheitstourismus...... 169 für landwirtschaftliche Betriebe ...... 116 3.1.5 Hallen-, Frei- und Strandbäder, 6.2 Kulturabhängige Lebensräume ...... 117 Naturbäder, Saunen...... 169 6.2.1 Süßwasserbeeinflusstes Nass- 3.1.6 Wassersport...... 169 und Feuchtgrünland ...... 117 3.1.7 Feriendörfer und größere touristische 6.2.2 Grünland mittlerer Standorte ...... 118 Anlagen in der Nationalparkregion...... 170 6.2.3 Magerrasen ...... 119 3.1.8 Gastronomie in der Nationalparkregion . . . . . 170 6.2.4 Zwergstrauchheiden ...... 120 3.1.9 Camping in der Nationalparkregion ...... 171 7 Pflanzen und Tiere ...... 121 3.1.10 Sonstige Angebote in der Nationalparkregion . 171 7.1 Ergänzende Angaben zu Flora, 3.2 Tourismuswirtschaft ...... 172 Vegetation und Fauna ...... 121 3.2.1 Organisationsformen der Tourismuswirtschaft . 172 7.1.1 Flora und Vegetation...... 121 4 Verkehr ...... 173 7.1.2 Fauna...... 122 4.1 Stra§en nach Klassifikation 7.1.2.1 Avifauna ...... 123 und Verkehrsdichte ...... 173 7.1.2.2 Säugetiere ...... 134 4.2 Landgebundener ÖPNV ...... 174 7.2 Regulierung des Wildbestandes 4.2.1 Busverbindungen ...... 174 durch Jagd...... 136 4.2.2 Bahnstrecken, Bahnhöfe 7.2.1 Organisatorische Strukturen der Jagd und Zugverbindungen...... 175 und Jagdbetrieb...... 136 4.3 Häfen, Wasserstra§en 7.2.2 Wildarten und Wildbestandsdichte ...... 138 und Schiffsverbindungen ...... 175 7.2.3 Bevorzugungsräume und Wanderverhalten . . 138 4.4 Flughäfen und ziviler Flugverkehr ...... 176 7.2.4 Wildschäden und Schadensregulierung . . . . . 140 4.5 Verkehrsarme Räume ...... 176 7.2.5 Abschusszahlen und -planung ...... 141 7.2.6 Entwicklungstendenzen ...... 142 5 Ver- und Entsorgung, Rohstoffgewinnung . . . 176 8 Landschaftsbild...... 142 5.1 Versorgung (Energieversorgung, 8.1 Prägende Bereiche und Elemente Trinkwasserversorgung, Telekommunikation, der Naturlandschaft...... 144 Leitungsnetze)...... 176 8.2 Prägende Bereiche und Elemente 5.2 Entsorgung (Abfallbeseitigung, der Kulturlandschaft ...... 146 Abwasserbeseitigung)...... 177 8.3 Baulicher Bestand im Nationalpark ...... 147 5.3 Rohstoffgewinnung...... 178 9 Erholung und Besucherlenkung ...... 148 5.4 Katastrophenmanagement...... 178 9.1 Einrichtungen des Nationalparks ...... 148 6 Öffentlichkeitsarbeit ...... 179 9.1.1 Erholungsbereiche am und im Nationalpark . 148 6.1 Informationseinrichtungen, Ausstellungen 9.1.2 Besuchereinrichtungen und Einrichtungen und Gro§veranstaltungen ...... 179 für die Naturbeobachtung ...... 148 6.2 Veröffentlichungen und Medienarbeit ...... 181 9.2 Wegerschlie§ung...... 149 9.2.1 Radwege ...... 150 VI Literatur ...... 183 9.2.2 Wanderwege ...... 150 9.2.3 Reit- und Kutschwege...... 150 Verzeichnis der Abbildungen 9.2.4 Wasserwanderrouten...... 151 Abb. 1: Entwicklung der Flächennutzungen 10 Flächeneigentum...... 151 im Bereich Dar§- (Nationalpark- 11 Forschung und Dauerbeobachtung ...... 151 flächen und Nicht-Nationalparkflächen) 12 Umweltbildung ...... 152 während der letzten 300 Jahre ...... 8

3 Abb. 2: Entwicklung der Flächennutzungen Abb. 26-29: Brutbestand von Alpenstrandläufer, auf der Insel (Nationalpark- Säbelschnäbler, Austernfischer flächen und Nicht-Nationalparkflächen) und Flussseeschwalbe in den betreuten während der letzten 300 Jahre...... 8 Schutzgebieten im Nationalpark Abb. 3: Entwicklung der Flächennutzungen Vorpommersche Boddenlandschaft...... 127 auf der Insel (Nationalpark- Abb. 30: Zählungen zwischen Werder-Inseln flächen und Nicht-National-parkflächen) und Hiddensee: Gesamtbestand ...... 128 während der letzten 300 Jahre...... 8 Abb. 31: Zählungen zwischen Werder-Inseln Abb. 4: Anthropogene Umwandlung und Hiddensee: Watvögel ...... 129 der Boddenküsten ...... 11 Abb. 32: Für Limikolen wichtige Abb. 5: Flächenverteilung im Nationalpark Windwattbereiche ...... 130 Vorpommersche Boddenlandschaft...... 12 Abb. 33: Zählungen zwischen Werder-Inseln Abb. 6: Morphodynamische Prozesse ...... 34 und Hiddensee: alle Entenartigen ...... 131 Abb. 7: Aufbau von Flachküsten ...... 34 Abb. 34: Baumartenhäufigkeiten auf den Probe- Abb. 8: Dynamische, strömungsbedingte streifen im Nationalpark Veränderungen an Uferlinien Vorpommersche Boddenlandschaft...... 139 der - Die Landspitze Freesenort Abb. 35: Bestandesdichte (Ind./ha) ausgewählter und die Insel ...... 36 Baumarten im Nationalpark Abb. 9: Die Strandwallsysteme des Neudar§. . . . . 38 Vorpommersche Boddenlandschaft...... 139 Abb. 10: Strandwallsysteme von Hiddensee, Abb. 36: Individuenzahlen je Wuchshöhenstufe und Pramort ...... 39 über alle Baumarten ...... 140 Abb. 11: Mächtigkeit der Humusauflage Abb. 37: Baumarten-Zusammensetzung auf an- und semihydromorphen in der untersten und obersten Höhenstufe Standorten des Dar§ ...... 51 im Nationalpark Vorpommersche Abb. 12: Die natürliche Gliederung der Ostsee . . . . 53 Boddenlandschaft ...... 141 Abb. 13: Salzgehaltslängsschnitt durch Abb. 38: Luftbild des Dar§er Ortes im Jahr 1991 . . 145 die Ostsee im Sommer 1954 ...... 54 Abb. 39: Eigentumsverhältnisse...... 151 Abb. 14: Wasserstände innerhalb und außerhalb des Abb. 40: Besucher in Ausstellungen Polders Sundische Wiese auf der Halbinsel des Nationalparkes 1993-2002 ...... 180 Zingst von September 1993 bis April 1995 . 55 Abb. 15: Verteilung der Limikolenarten Verzeichnis der Tabellen auf die verschiedenen Windwattbereiche . . 70 Tab. 1: Landnutzungen und Landschafts- Abb. 16: Nahrungsnetz im Ökosystem veränderungen im Gebiet des heutigen „Schilfröhricht“ (schem.) ...... 76 Nationalparks VorpommerscheBodden- Abb. 17: Anthropozoogene Salzweiden landschaft in den letzten 300 Jahren . . . . . 9 der Ostseeküste ...... 78 Tab. 2: Verwaltungsgliederung der National- Abb. 18: Trinkwasserschutzgebiete im Dar§ und auf parkregion ...... 13 Hiddensee ...... 86 Tab. 3: Gemeinden mit Anteilen an der National- Abb. 19: Verlauf der primären Sukzessionsreihe parkfläche ...... 14 auf dem Dar§...... 91 Tab. 3 a: Stand der Flächennutzungsplanung Abb. 20: Waldgrenzen am Westdar§ Ð Buchenwald in den Gemeinden der National- auf Humuspodsol mit Filz, parkregion 2002 ...... 17 mäßiger Küstenrückgang ...... 94 Tab 3 b: FFH-Lebensräume im Nationalpark Abb. 21: Waldgrenze am Westdar§ Ð Buchenwald Vorpommersche Boddenlandschaft...... 21 auf Humuspodsol mit Filz, Tab. 4: Standortsformengruppen...... 47 starker Küstenrückgang...... 94 Tab. 5: Die Moornaturräume des Darß Abb. 22: Waldgrenze am Westdar§ Ð Kiefernforst und ihre charakteristischen Merkmale . . . 49 auf Humuspodsol mit Filz...... 95 Tab. 6: Salzgehaltswerte in % des bodennahen Abb. 23: Waldgrenze am Westdar§ Ð Erlenwald Wasserkörpers an den Messpunkten auf Torf ...... 95 Warnemünde, , Darßer Ort Abb. 24: Baumartenverteilung im durch die Landes- und Hiddensee aus dem Jahre 1993 . . . . . 54 forstverwaltung eingerichteten Waldanteil Tab. 6a: Durchschnittswerte von Biomassedaten des Nationalparks ...... 109 des Phytoplanktons ...... 62 Abb. 25: Baumartenverteilung im Bereich Tab. 6b: Nettoproduktion im gesamten Dar§-Zingst ...... 110 Barther Bodden ...... 62

4 Tab. 7: Deiche im und im Umfeld des Nationalparks Tab. 27: Betriebe und Beschäftigte Vorpommersche Boddenlandschaft...... 84 im Handwerk...... 161 Tab. 8: Fangerträge 1992-2001 ...... 88 Tab. 28: Arbeitslose und Arbeitslosenquoten Tab. 9: Angelerlaubnisausgabe (Angelkarten) 1995 und 2000 (Jahresdurchschnitt) . . . . . 161 für die Küstengewässer Tab. 29: Besucheraufkommen in den Mecklenburg-Vorpommerns Informationszentren ...... 165 1995 bis 2000 ...... 89 Tab. 30: Beherbergungsangebot Dar§/Zingst . . . . . 166 Tab. 10: Veränderung der Brutvogelgemeinschaft Tab. 31: Touristische Nachfrage Dar§/Zingst . . . . . 166 mit der Waldsukzession ...... 92 Tab. 32: Beherbergungsangebot ...... 167 Tab. 11: Brutvögel in Kiefernforsten Tab. 33: Touristische Nachfrage (Quelle: unterschiedlichen Entwicklungs- Statistisches Landesamt MV) ...... 167 stadiums...... 100 Tab. 34: Kur- und Rehabilitationskliniken Tab. 12: Übersicht über Waldflächen, Eigentümer im näheren Umfeld des Nationalparks . . . 169 und Zonierung im Nationalpark Tab. 35: Beherbergungsangebot der Jugend- Vorpommersche Boddenlandschaft...... 109 herbergen...... 170 Tab. 13: Vorrats- und Nutzungsübersicht in den Tab. 36: Gastronomie im Nationalpark...... 171 einzelnen Schutzzonen (nur Landeswald) . 113 Tab. 37: Campingplätze...... 171 Tab. 14: Durch die Forsteinrichtung geplante Tab. 38: Tourist-Informationen und Aufforstungsma§nahmen ...... 113 Kurverwaltungen in der National- Tab. 15: Überblick über das Förderprogramm parkregion ...... 172 Naturschutzgerechte Grünlandnutzung Tab. 39: Bundes- und Landesstra§en im Bereich des Nationalparks mit Erschließungsfunktion für den Vorpommersche Boddenlandschaft...... 116 Nationalpark ...... 174 Tab. 16: International bedeutende Vogel- Tab. 40: Kreisstra§en mit Erschlie§ungsfunktion vorkommen im Nationalpark für den Nationalpark ...... 174 Vorpommersche Boddenlandschaft...... 124 Tab. 17: Brutvogeldaten aus den betreuten Verzeichnis der Textkarten Küstenvogelbrutgebieten 2001 ...... 126 1. Nationalparkregion und benachbarte Tab. 18: Bestand der Schalenwildarten bezogen Gro§schutzgebiete auf die Verwaltungsjagdflächen 2. Kommunale Verwaltungszugehörigkeit des Nationalparkamtes 3. Naturräumliche Gliederung Vorpommersche Boddenland- 4. Schutzgebiete in der Nationalparkregion schaft und des Bundes (Sundische 5. Geologische Struktur Wiese) ...... 137 6. Wichtige Vogelbrut- und -rastgebiete Tab. 19: Streckenergebnis bezogen auf die 7. Wildschutzgebiete und Jagdruhezonen Verwaltungsjagdfläche des National- 8. Lage der Untersuchungsflächen parkamtes Vorpommersche Boddenlandschaft ...... 142 Verzeichnis der Karten au§erhalb des Textes Tab. 20 a: Im und direkt am Nationalpark 1. Bodensubstrate liegende Beobachtungs- und Aussichts- 2. Naturhaushalt und Flächennutzung plattformen ...... 149 3. Vegetation Tab. 20 b: Übersicht über die Untersuchungs- 4. Erholung und Erschlie§ung flächen im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ...... 151 Tab. 21: Flächen und siedlungsstrukturelle Merkmale ...... 154 Tab. 22: Bevölkerung in der Nationalpark- region...... 156 Tab. 23: Beschäftigte und Beschäftigten- struktur ...... 159 Tab. 24: Landwirtschaftliche Betriebe und Flächennutzung - September 1999 ...... 159 Tab. 25: Anbaustrukturen 1999...... 159 Tab. 26: Betriebe und Beschäftigte im Baugewerbe ...... 160

5 I Einleitung

Dieser Band Bestandsanalyse ist ein Teil des Nationalpark- planes Vorpommersche Boddenlandschaft. Das Ergebnis der Nationalparkplanung setzt sich wie folgt zusammen:

1. Der Band „Leitbild und Ziele“ beschreibt ¥ das allgemeine Nationalparkleitbild, ¥ die für den Nationalpark Vorpommersche Boddenland- schaft besonderen Leitlinien und ¥ Entwicklungsziele sowie ¥ Vorstellungen zur Einbindung des Nationalparks in die Region.

2. Der Band „Bestandsanalyse“ stellt den Kenntnisstand über das Gebiet zusammen.

3. Die Projektübersicht enthält sowohl vom Nationalparkamt als auch von anderen Trägern vorgeschlagene, geplante oder in Durchführung befindliche Projekte, die Relevanz für die Erreichung der Nationalparkziele besitzen. Die Projektübersicht wird ent- sprechend dem jeweils erreichten Arbeitsstand fortlaufend ergänzt.

Der hier vorliegende Band „Bestandsanalyse“ beinhaltet eine übersichtliche Aufbereitung von Daten und Fakten über die räumliche Lage und Landschaftsgeschichte des Nationalparkgebietes, die natürlichen und kulturlandschaft- lichen Verhältnisse, die sozialen und wirtschaftlichen Ver- hältnisse der Nationalparkregion sowie ein ausführliches Quellenverzeichnis. Im Gegensatz zu den Bänden „Leitbild und Ziele“ und der „Projektübersicht“ enthält diese Bestandsanalyse keine ziel- oder umsetzungsbezogenen Aussagen, sondern dient in erster Linie als Hintergrundinformation. Er ist ein Nach- schlagewerk und zugleich ein Zeitdokument über die gege- benen Verhältnisse in und um den Nationalpark Vorpom- mersche Boddenlandschaft. Soweit möglich, wurden die Daten auf den Stand des Jah- res 2000 aktualisiert. Dort, wo ältere Daten zugrunde ge- legt wurden, ist dies angegeben.

6 II Allgemeine Angaben zum Nationalpark und zur Nationalparkregion

1 Lage im Raum zung kann jedoch für viele Fragestellungen, z. B. der Tou- rismus- und Einwohnerentwicklung eine Orientierung ge- Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft liegt ben. Sie stützt sich u. a. auf Ergebnisse des vom Bund und an der Ostseeküste des Bundeslandes Mecklenburg-Vor- Land finanzierten Forschungs- und Entwicklungsvorhabens pommern in den Kreisen und Rügen. „Sozioökonomie unter besonderer Berücksichtigung des Die nächstgelegenen größeren Städte sind Rostock im Süd- Tourismus in den Gro§schutzgebieten Mecklenburg-Vor- westen und im Südosten. pommerns und ihren Randbereichen“ (DWIF 1995).

Danach umfasst die Nationalparkregion neben dem eigent- 2 Abgrenzung der Nationalparkregion lichen Nationalparkgebiet: 1. Sozioökonomisch für den Nationalpark besonders In ¤ 3 (Schutzzweck) der Verordnung über die Festsetzung bedeutsame Bereiche des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft (vgl. ¥ Die vom Nationalpark fast oder ganz umschlossenen Kapitel III 2.2.3) hei§t es: Ortschaften auf Hiddensee, Ummanz sowie Dar§ und ãIn dem Nationalpark wird keine wirtschaftsbestimmte Zingst sowie alle weiteren Anrainergemeinden des Na- Nutzung bezweckt; er soll aber zur Strukturverbesserung tionalparks. der angrenzenden Gebiete dienen.“ ¥ Graal-Müritz als Fremdenverkehrszentrum mit überre- gionaler Bedeutung für Übernachtungsgäste, Naherho- Für diese „angrenzenden Gebiete“ hat sich der Begriff lungssuchende und Urlauberausflugsgäste. „Nationalparkvorfeld“ eingebürgert, wobei das ãNational- ¥ Die Ostseebäder , und parkvorfeld“ zusammen mit dem Gebiet des Nationalparks aufgrund ihrer hohen Übernachtungszahlen. selber im Folgenden als „Nationalparkregion“ bezeichnet ¥ Die Gemeinden des Amtes -Land, da diese Ge- wird. meinden in die Bemühungen von Barth, eine wichtige Funktion für den Fremdenverkehr in der südlichen Die Betrachtung dieser Räume auch außerhalb des eigent- Boddenlandschaft zu übernehmen, einbezogen werden lichen Nationalparkgebietes ist im Nationalparkplan erfor- müssen. derlich, um übergreifende Wechselwirkungen ökologischer ¥ Die Gemeinde Löbnitz als wichtiger Verkehrsknoten- und sozioökonomischer Natur berücksichtigen zu können. punkt der südlichen Boddenlandschaft. Hierzu gehören z. B. Fragestellungen der Verkehrs-, Tou- ¥ Die Hansestadt Stralsund aufgrund ihrer überregionalen rismus- und Siedlungsentwicklung sowie ökologische As- Bedeutung als Oberzentrum, Werftstandort und Einfalls- pekte, wie etwa der Nährstoffeintrag aus angrenzenden Ge- tor nach Rügen. Darüber hinaus ist Stralsund ein bedeu- bieten in Gewässer des Nationalparks und die tagsüber von tender Ort für den Städtetourismus und gleichzeitig Aus- Kranichen aufgesuchten Nahrungsflächen außerhalb des gangspunkt für Tagesausflüge in den Nationalpark Nationalparks. Vorpommersche Boddenlandschaft. ¥ Die Gemeinden der Ämter , und Südwest- Sowohl in sozioökonomischer als auch in ökologischer Rügen, da sie zu den Nahbereichen der ländlichen Zen- Hinsicht sind die für solche Betrachtungen anzulegenden tralorte Altenkirchen, Gingst und gehören. Parameter sehr heterogen und führen zu sehr unterschied- lich großen Betrachtungsräumen: Möchte man beispiels- 2. Ökologisch für den Nationalpark besonders bedeut- weise Ausgangsorte, Umfang und Auswirkungen des same Bereiche Bootsangelns auf den Nationalpark betrachten, so genügt ¥ Alle vom Nationalpark geschnittenen Bodden mit zuge- u. U. eine Erfassung der Liegeplätze für geeignete Boote hörigen Küstenbereichen wie Röhrichte, Salzwiesen und und deren Reichweite an der Boddenküste um den Natio- andere Überflutungsräume (Küstenüberflutungsmoore). nalpark; möchte man dagegen Aussagen über Ursachen, ¥ In die Bodden mündende Bachläufe oder Teile davon. Umfang und Auswirkungen von Luft- oder Meeresver- ¥ Nahrungsflächen des Kranichs sowie dem Nationalpark schmutzung treffen, so müssten große Teile Europas in die nahe Rast-, Nahrungs- und Brutbiotope anderer großräu- Betrachtung einbezogen werden. mig agierender Vogelarten (Wat- und Wasservögel, See- adler). Eine scharfe Abgrenzung der Nationalparkregion ist also ¥ Dem Nationalpark vorgelagerte A-Flächen im Sinne der nicht möglich. Die in Textkarte 1 in rot dargestellte Abgren- Hydrogeologie (s. Kap IV 2.1).

7 ¥ Soweit Abweichungen nicht erwähnt sind, soll in diesem Abb. 1: Entwicklung der Flächennutzungen im Nationalparkplan unter der Nationalparkregion der oben Bereich Darß-Zingst (Nationalparkflä- beschriebene Raum gelten. chen und Nicht-Nationalparkflächen) während der letzten 300 Jahre.

3 Siedlungs- und Landnutzungsgeschichte

Im Gebiet des heutigen Nationalparks reichen erste Sied- lungsspuren von slawischen Stämmen bis in das frühe Mittelalter zurück. Stein- und bronzezeitliche Funde zei- gen, dass auch in vorgeschichtlicher Zeit Menschen im Ge- biet zumindest zeitweilig anwesend waren.

Im 12. Jahrhundert siedelten sich im Zuge der deutschen Osterweiterung im Gebiet freie Bauern an. Bereits um diese Zeit kam es infolge der Bevölkerungszunahme zu umfang- Quelle: FISCHER & WIEMERS (1994) reichen Waldrodungen. Mit der einsetzenden Beweidung der Küstenüberflutungsmoore entstehen im Hoch- und Spät- mittelalter die noch heute landschaftsprägenden Salzweiden Abb. 2: Entwicklung der Flächennutzungen an den Boddenufern (z. B. JESCHKE & LANGE 1993). auf der Insel Hiddensee (Nationalpark- flächen und Nicht-Nationalparkflä- Zu Beginn der Neuzeit existierten bereits sämtliche der chen) während der letzten 300 Jahre. heutigen Ortschaften. Mit dem Westfälischen Frieden fällt Vorpommern 1648 an das Schwedische Königreich. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wird das Gebiet nach einer Auf- nahme durch Schwedische Landvermesser erstmals karto- graphisch genau dargestellt. Ausgehend von diesen damals angefertigten schwedischen Matrikelkarten konnten das ILN (1992) für die Inseln Hiddensee und Ummanz und FI- SCHER & WIEMERS (1994) für die Halbinsel Darß- Zingst durch Vergleiche mit Kartenwerken aus dem 19. und 20. Jahrhundert den Landschaftswandel im heutigen Nationalpark rekonstruieren.

Nach den mittelalterlichen Rodungen markiert die Meliora- Quelle: ILN (1992) tion der offenen und halboffenen Landschaften auf Dar§/ Zingst und Ummanz für die industriemäßige Rinderaufzucht in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts den größten Abb. 3: Entwicklung der Flächennutzungen auf Landschaftswandel. Zuvor ist aufgrund standörtlicher Be- der Insel Ummanz (Nationalparkflä- sonderheiten, der schlechten Erreichbarkeit und küstentypi- chen und Nicht-Nationalparkflächen) scher Wirtschaftsformen (Landwirtschaft als Nebenerwerb während der letzten 300 Jahre. zur Fischerei und Seefahrt) die Landschaftsentwicklung deutlich anders als auf dem Festland und Rügen verlaufen. Trotz dieses Umbruchs ab den 60er Jahren sind in der Re- gion natürliche und naturnahe Landschaftsausschnitte erhal- ten geblieben. Großflächige, zwischen 1957 und 1984 aus- gewiesene Naturschutzgebiete (11 Stück im Gebiet des heutigen Nationalparks) haben natürliche und naturnahe Landschaftsteile gesichert. Auch auf den militärischen Übungsplätzen sind große Landschaftsteile nicht oder nur zu geringen Teilen künstlich überformt worden.

Anhand der bereits erwähnten Arbeiten sowie der Darstel- lung der Landschaftsgeschichte Hiddensees von SCHMIDT Quelle: ILN (1992)

8 Tab. 1: Landnutzungen und Landschaftsveränderungen im Gebiet des heutigen Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft in den letzten 300 Jahren

Siedlungsbereich, Allgemeine Landschafts- Land- und Forstwirtschaft Verkehrsnetz, Gesellschaft struktur, Landschaftsplanung bis 1700 ¥ Siedlungen nur auf hoch ¥ Die Wälder auf Darß und ¥ Vielfach Waldweide, was Buche (Schwedische wassersicheren Stellen Zingst haben eine größere und Eiche zurückdrängt Matrikel- nahe an den Boddenufern. Ausdehnung als heute und und eine Förderung der Kiefer karte) ¥ Nach dem 30jährigen Krieg reichen bis unmittelbar bedingt. nur niedrige Einwohner- an die Boddenufer. ¥ Äcker i. d. R. auf hochwasser- zahlen. ¥ Auf Hiddensee, Bug und freien, siedlungsnahen Ummanz magere Weiden, Standorten. Ackerflächen und Sandheiden. ¥ Boddenseitige Küstenüberflu- ¥ Keine wasserbaulichen Melio- tungsmoore werden extensiv rationseinrichtungen. beweidet. bis 1835 ¥ Allmähliche Bevölkerungs- ¥ Erste Entwässerungsgräben, ¥ Im Dar§wald um 1715/1720 (Preu§ische zunahme. aber noch keine Küstenschutz- starker Holzeinschlag, Urmess- ¥ Beginnende Brennstoff- bauwerke. vermutlich v. a. zu Lasten der tischblätter) knappheit. ¥ Verbreitet Torf- und Plaggen- Eichen- und Buchenbestände. ¥ Aufschwung der Schifffahrt nutzung. Auch danach großflächige und des Schiffbaus vor allem ¥ Die fortwährende Biomasse- Rodungen, v. a. auf Moorstand- auf dem Dar§. entnahme bewirkt eine Oligo- orten. Waldfrei werden Buch- trophierung der Landschaft. horster Maase sowie Bliesen- rader und Schwinkels-Moor. ¥ Das Vieh wird in Weidedichten von < 1 GVE/ha gehütet. Viel- fach Pensionsviehhaltung. ¥ 1830 auf Dar§ und Zingst erst- malig eine Forsteinrichtung. Es wird ein regelmäßiges Netz von Forstschneisen angelegt. bis 1885 ¥ Weitere geringfügige Bevölke- ¥ Anlage von Deichen und ab ¥ Waldvermehrung durch plan- (Messtisch- rungszunahme. 1870 erste großflächige mäßige Aufforstungen blatt) ¥ Das Schlie§en des - Eindeichungen (Sundische (z. B. Dar§wald, Dornbusch- stroms und die aufkommende Wiese, Ummanz). wald) und Sukzession auf brach Dampfschifffahrt beenden die ¥ Ausbau des Systems von gefallenen Flächen. Die Wald- Blüte der Seeschifffahrt und Entwässerungsgräben. ausbreitung geht v. a. zu Lasten des Schiffbaus in der Region. ¥ Akuter Brennstoffmangel der Zwergstrauchheiden. Ge- Der Fang von Seefischen ist auf Hiddensee und Ummanz. pflanzt werden v. a. Kiefern aufgrund der Abriegelung des Auf Hiddensee wird daher und im Dar§wald durch Prerowstroms kaum mehr das Torfstechen reglementiert. RAESFELD in gro§em Umfang möglich. Die Armut auf dem Eine langsame Entspannung auch Eichen. Darß wächst; ein regionaler der Situation tritt erst nach ¥ Landwirtschaft nach wie vor Bevölkerungsrückgang ist 1850 ein. nur in auf Subsistenzwirtschaft die Folge. ausgerichteten Kleinstbetrieben. ¥ Erste Touristen: 1885 z. B. in Prerow 1.000, in Zingst 750. bis 1925 ¥ Aufschwung des Tourismus ¥ In den Poldern treten verbreitet ¥ Durch den zunehmenden (Messtisch- auf dem Dar§ und v. a. auf Probleme mit der Binnenent- Tourismus verliert die Land- blatt) Hiddensee: 1925 in Prerow wässerung auf, die z. T. mit wirtschaft in den Badeorten 4.300, in Zingst 3.600 Bade- dem Bau erster Windschöpf- an Bedeutung. gäste. werke (ab 1920) gelöst werden. ¥ Die Sundische Wiese ist das ¥ Auf Hiddensee sehr starke, Schlecht bewirtschaftbare „Problemkind“ der Landwirt- sonst mäßige Zunahme der Flächen werden aus der schaft: Das Gebiet ist aufgrund Einwohnerzahl. Nutzung genommen. der ausgeschalteten Überflutun-

9 Siedlungsbereich, Allgemeine Landschafts- Land- und Forstwirtschaft Verkehrsnetz, Gesellschaft struktur, Landschaftsplanung ¥ Um die Jahrhundertwende erste ¥ Die Küstenschutzanlagen, v. a. gen im Sommer zu trocken, im Fahrrinnenbaggerungen und an den Außenküsten, werden Winter jedoch zu feucht, zudem Aufspülungen (Freihaltung der verstärkt. ertragsarm und mit hohen Fahrrinne zwischen und ¥ Erste Naturschutzbestre- Aufwendungen für die Deich- , deren Bedeutung nach bungen: Die Werder-Inseln und unterhaltung belastet. Häufige der Schlie§ung des Prerow- Hiddensee werden durch Nutzer- und Eigentümerwechsel stroms gewachsen ist). Vogelschutzvereine betreut; sind die Folge. 1922 wird das Vogelschutz- gebiet Gellen-Gänsewerder ausgewiesen. bis 1990 ¥ Der Tourismus erlebt einen ¥ Anfang der 30er Jahre Pläne ¥ Mit komplexen Meliorations- (Messtisch- weiteren Aufschwung. Die Ost- zur Ausweisung eines ãUrwild- ma§nahmen wird seit den 60er blatt seebäder entwickeln sich zu Parks“ auf dem Darß, die Jahren die Landschaft für eine und Haupturlaubsorten der DDR; letztlich an militärischen industriemäßige Rinderproduk- Luftbilder) seit den 60er Jahren erlangen Interessen scheitern. tion umgestaltet. Es entstehen auch die Boddengemeinden ¥ Aufnahme militärischer Flächen- die Volkseigenen Güter (VEG) Born und Wieck eine größere nutzungen, verbunden mit der Zingst und Ummanz. Das VEG Bedeutung. Ausweisung gro§er Sperr- Zingst als hochspezialisierter ¥ Die landwirtschaftliche gebiete am Dar§er Ort und Modellbetrieb ist mit bis zu Intensivproduktion und die in der Sundischen Wiese. 20.000 Rindern eine der größ- Entwicklung des Tourismus ¥ Die Bodenreform hat kaum ten Rinderhaltungen Europas. haben einen erheblichen Einflüsse auf die Landschafts- Die meliorierten Offenlandbe- Anstieg der Einwohnerzahl struktur, die Melioration in den reiche werden in eine acker- zur Folge. In den 70er Jahren 60er und 70er Jahren verändert bauliche Nutzung überführt, die erreicht sie den heutigen Stand. diese jedoch tiefgreifend. Fast sich zu etwa gleichen Teilen ¥ Auf Ummanz werden nach dem alle Küstenüberflutungsmoore auf Feldfruchtanbau (vorwie- Krieg fast alle Siedlungen auf werden eingedeicht und um- gend Futterbau) und Saatgras- der Nordhälfte der Insel auf- gebrochen; die alten Heide- landwirtschaft aufgliedert. Aus gegeben. Der Tourismus ent- landschaften und halboffenen aperiodisch überfluteten ma- wickelt sich auf Ummanz nur Weidelandschaften werden geren ãWellenwiesen“ sehr verhalten. vernichtet. Es erfolgt eine (GRÄHLERT 1992) werden ¥ Entscheidende Verbesserung Reliefmelioration und der Bau hochgradig eutrophierte der Stra§enverkehrswege: z. B. leistungsstarker Dränagesysteme „Gülleverwertungsflächen“ entsteht 1936/37 der Rügen- mit breiten Vorflutern und (Hydrologisches Kartenwerk damm; 1957 die Stra§e Fisch- elektrischen Schöpfwerken. der DDR). Die vorher nur land-Dar§. Die Eisenbahn- Die Boddenbucht der Werre einmal jährlich im Juli gemähten strecke Barth-Prerow hingegen wird eingedeicht und trocken- Grünländer werden nach der wird nach dem 2. Weltkrieg gelegt. Melioration mehrfach, demontiert. ¥ Infolge der industriellen Rinder- beginnend im Mai, geschnitten produktionsmethoden und von und intensiv gedüngt. Abwassereinleitungen werden ¥ Nach dem 2. Weltkrieg werden die ursprünglich mesotrophen großflächige, stammzahlreiche Boddengewässer eu- bzw. Kiefernforsten mit dem hypertroph. ãGelbensander Decksand- ¥ Durch die Entwässerung von verfahren“ begründet. Moorböden kommt es zu Boden- ¥ 1967/68 schwere Sturm- sackungen um z. T. mehrere schäden in Wäldern. Wiederauf- Dezimeter. forstungen mit Nadelgehölzen, ¥ Als Folge der tiefgreifenden v. a. Fichten und Sitkafichten. Landschaftsveränderungen sterben zahlreiche Tier- und Pflanzenarten aus.

10 Siedlungsbereich, Allgemeine Landschafts- Land- und Forstwirtschaft Verkehrsnetz, Gesellschaft struktur, Landschaftsplanung seit 1990 ¥ Obwohl einige gro§e betrieb- ¥ Die Auflösung der Volks- ¥ Es wird eine kahlschlaglose liche Ferieneinrichtungen nicht eigenen Güter, die gesteigerte Waldbehandlung eingeführt. mehr genutzt werden, hat sich wirtschaftliche Bedeutung des ¥ Die Subventionierung von Ex- der Tourismus (nach einer Fremdenverkehrs und die Aus- tensivierungsmaßnahmen führt kurzen Depression) wieder auf weisung des Nationalparks zu einer Extensivierung der einem ähnlichen Niveau wie in setzen neue Ziele in der Landbewirtschaftung. Die den 80er Jahren eingependelt. Nutzung der Landschaft. Rinderzahlen werden stark ¥ Es entfaltet sich eine rege ¥ Aufgabe fast aller militärischen reduziert, ackerbauliche Bautätigkeit. Es entstehen Liegenschaften. Der Nothafen Nutzungen im Nationalpark Beherbergungsbetriebe und Dar§er Ort wird nunmehr von weitgehend aufgegeben. Die Ferienhäuser. An den Bodden- Freizeitseglern genutzt. Zahl der landwirtschaftlichen ufern werden zahlreiche Häfen Betriebe nimmt stark zu. für den Sportbootverkehr errichtet. ¥ Der wirtschaftliche Struktur- wandel mit der Auflösung der Volkseigenen Güter verursacht eine hohe Arbeitslosigkeit. Quelle: nach SCHMIDT et al. (1975) und LANGE et al. (1986)

et al. (1975) und Rügens durch LANGE et al. (1986) wer- veränderungen in diesem Zeitraum sind für das Verständnis den in Tab. 1 die wichtigsten Entwicklungen der Landnut- der heutigen Landschaftsstruktur unmittelbar von Bedeu- zung in den letzten 300 Jahren dargestellt. Die Landschafts- tung und es existieren hinreichend auswertbare Quellen.

Abb. 4: Anthropogene Umwandlung der Boddenküsten

Quelle: JESCHKE. L.

11 4 Größe und Flächenanteile Zum Kreis Rügen (Sitz Bergen) gehören die Nationalpark- flächen um die Landower Wedde, auf dem Bug, auf Um- Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft hat manz und auf der Insel Hiddensee. eine Ausdehnung von 805 km2. 132 km2 davon sind Land- Im Nationalpark liegen Teilflächen des Gemeindegebietes flächen, 673 km2 machen die Wasserflächen von Bodden von 18 Gemeinden. Sie gehören 6 Amtsverwaltungen an. und Ostsee aus. Die Gemeinden Zingst und Hiddensee sind amtsfrei (vgl. Der Nationalpark erstreckt sich 54 km in West-Ost-Rich- Tab. 2). tung vom Darß bis zur Halbinsel Bug auf der Insel Rügen und 27 km von der Darß-Zingster Boddenkette im Süden Die Nationalparkregion umfasst 46 Gemeinden, die zwei bis zur 10-Meter-Tiefenlinie der Ostsee im Norden. Er Landkreisen und einer kreisfreien Stadt zugeordnet sind. Je umfasst Flächen der Ostsee (432 km2), der Dar§-Zingster nach dem, wie es für die jeweilige Fragestellung sinnvoll Boddenkette (64 km2), der westrügenschen Bodden (177 ist, wird die Nationalparkregion in den folgenden Kapiteln km2). Ausgedehnte Windwatten sind in die Wasserfläche vollständig oder nur in Teilen behandelt. integriert. Im Einzelnen verteilen sich die Flächenanteile etwa wie Die Boddengewässer einschließlich nicht vermessener folgt: Uferbereiche des Nationalparks sind gemeindefreie und Ostsee 432 km2 kreisfreie Gebiete. Etwas anderes gilt nur in jenen Fällen, Bodden 241 km2 in denen Inkommunalisierungen von Boddengewässern davon Dar§-Zingster Boddenkette 64 km2 und Uferbereichen stattgefunden haben. Westrügensche Bodden 177 km2 Landflächen 132 km2 Die Ostsee unterliegt ebenfalls der Bundeshoheit (Bundes- wasserstra§e). Allerdings hat der Bund einige Aufgaben Die Küstenlinien des Nationalparks sind 371 km lang, da- zur Auftragsverwaltung an das Land übertragen. von liegen 71 km an der Ostsee, 300 km misst die Bodden- küste im Nationalpark. Insgesamt umfasst die Nationalpark-Schutzzone I 136 km2 6 Naturräumliche Gliederung (17,2 %), die Schutzzone II ist 652 km2 (82,8 %) gro§. Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ist biogeografisch wie folgt einzuordnen: Abb. 5: Flächenverteilung im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft Global gehört der Nationalpark gemäß dem System der ãTerrestrischen biogeographischen Reiche“ UDVARDY Westrügensche (1975) dem „Paläarktischen Reich“ und innerhalb diesem Bodden Dar§-Zingster der biogeographischen Provinz „Mittel- und Osteuropäi- 22 % Bodden sche Wälder“ an und ist durch den Biomtyp „Sommer- 8 % Wald grüne Laubwälder, -gebüsche und subpolare Strauchforma- 51 % tionen“ typisiert. Nach dieser Klassifikation ergibt sich die Code-Nr. 2.11.3. Landfläche Landwirtschaft 16 % 27 % Auf europäischer bzw. bundesweiter Ebene kann den bio- Ostsee geographischen Regionen und naturräumlichen Hauptein- Sonstige Flächen, 22 % 54 % heiten nach SSYMANK (1994) zufolge der Nationalpark in die „kontinental (mitteleuropäische) Region“ bzw. in die na- Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V, 2002 turräumliche Haupteinheit „D01-Mecklenburgisch-Vorpom- mersches Küstengebiet“ eingeordnet werden. Dies korrespondiert räumlich mit der auf Landesebene er- folgten Zuordnung des terrestrischen Teiles des National- 5 Verwaltungsgliederung parkgebietes zur Landschaftszone „Ostseeküstenland“ und darin zur Großlandschaft „Nordöstliches Insel- und Bodden- Zwei Landkreise haben Anteil an der Nationalparkfläche. gebiet“ bzw. des marinen Teiles des Nationalparkgebietes Vom Kreis Nordvorpommern (Sitz ) liegen Teile zur Landschaftszone „Ostsee“ und darin zur Großlandschaft des nördlichen Kreisgebietes im Nationalpark. Es handelt „Arkonasee“ (UMWELTMINISTERIUM M-V, 2001). sich um die Halbinsel Dar§-Zingst, Bock und Werder-In- seln sowie eine kleine Teilfläche bei Michaelsdorf auf dem Die weitere Untergliederung innerhalb der o. a. Gro§land- Festland. schaften ist in Textkarte 3 dargestellt.

12 Tab. 2: Verwaltungsgliederung der Nationalparkregion

lfd. Nr. Gemeinde Kreis Prädikat 01 Graal-Müritz amtsfrei Bad Doberan Seeheilbad 02 Ahrenshoop Amt Dar§/Fischland Nordvorpommern Seebad 03 Dierhagen Amt Dar§/Fischland Nordvorpommern Seebad 04 Wustrow Amt Dar§/Fischland Nordvorpommern Seebad 05 Stralsund, Hansestadt amtsfrei kreisfrei 06 Barth, Stadt amtsfrei Nordvorpommern 07 Ribnitz-Damgarten, Stadt amtsfrei Nordvorpommern 08 Amt Altenpleen Nordvorpommern 09 Gro§ Mohrdorf Amt Altenpleen Nordvorpommern 10 Klausdorf Amt Altenpleen Nordvorpommern 11 Amt Altenpleen Nordvorpommern 12 Preetz Amt Altenpleen Nordvorpommern 13 Amt Altenpleen Nordvorpommern 14 Bartelshagen II b. Barth Amt Barth-Land Nordvorpommern 15 Amt Barth-Land Nordvorpommern 16 Amt Barth-Land Nordvorpommern 17 Löbnitz Amt Barth-Land Nordvorpommern 18 Lüdershagen Amt Barth-Land Nordvorpommern 19 Amt Barth-Land Nordvorpommern 20 Saal Amt Barth-Land Nordvorpommern 21 Divitz-Spoldershagen Amt Barth-Land Nordvorpommern 22 Kenz-Küstrow Amt Barth-Land Nordvorpommern 23 Gro§ Kordshagen Amt Rügen 24 Lüssow Amt Niepars Rügen 25 Neu Bartelshagen Amt Niepars Rügen 26 Wendorf Amt Niepars Rügen 27 Gingst Amt Gingst Rügen 28 Amt Gingst Rügen 29 Neuenkirchen Amt Gingst Rügen 30 Amt Gingst Rügen 31 Trent Amt Gingst Rügen 32 Ummanz Amt Gingst Rügen 33 Altefähr Amt Südwest-Rügen Rügen 34 Amt Südwest-Rügen Rügen 35 Amt Südwest-Rügen Rügen 36 Samtens Amt Südwest-Rügen Rügen 37 Altenkirchen Amt Wittow Rügen 38 Amt Wittow Rügen Seebad 39 Amt Wittow Rügen Erholungsort 40 Amt Wittow Rügen Erholungsort 41 Wiek Amt Wittow Rügen Erholungsort (tlw.) 42 Zingst amtsfrei Nordvorpommern Seeheilbad 43 Born a. Dar§ Amt Dar§/Fischland Nordvorpommern Erholungsort 44 Prerow Amt Dar§/Fischland Nordvorpommern Seebad 45 Wieck a. Dar§ Amt Dar§/Fischland Nordvorpommern Erholungsort 46 Insel Hiddensee amtsfrei Rügen Seebad Quelle: Statistisches Landesamt M-V für die Verwaltungsgliederung (2000) Sozialministerium M-V für die Prädikatangaben (2002)

13 Tab. 3: Gemeinden mit Anteilen an der Nationalparkfläche

Gemeinde Amtszugehörigkeit Ortsteile im und unmittelbar am Nationalpark Born Amt Dar§-Fischland Born Wieck Amt Dar§-Fischland Bliesenrade, Wieck Prerow Amt Dar§-Fischland Prerow Zingst amtsfrei Zingst, Müggenburg Saal Amt Barth-Land Neuendorf Fuhlendorf Amt Barth-Land Michaelsdorf, Fuhlendorf, Bodstedt Pruchten Amt Barth-Land Pruchten, Bresewitz Gro§ Mohrdorf Amt Altenpleen Kinnbackenhagen, Bisdorf, Wendisch Langendorf Klausdorf Amt Altenpleen Barhöft, Klausdorf, Solkendorf Prohn Amt Altenpleen Prohn, Klein Damitz Rambin Amt Samtens Bessin, Breesen, Rambin, Drammendorf, Rothenkirchen Dreschvitz Amt Samtens Du§vitz, Ralow, Landow Ummanz Amt Gingst Unrow, Lüßvitz, Klein Kubitz, Lieschow, Mursewiek, Varbelvitz, Waase, Wusse, Suhrendorf, Haide Gingst Amt Gingst Volsvitz, Kapelle, Gingst, Teschvitz Trent Amt Gingst Freesen, Trent Schaprode Amt Gingst Udars, Streu, Schaprode, Charlottendorf, Poggenhof Dranske Amt Wittow Dranske Hiddensee amtsfrei Grieben, Kloster, Vitte, Neuendorf Quelle: (Statistisches Landesamt M-V (2000)

14 III Planungen, Gesetze und Richtlinien

1 Gesamtplanung Planungen und Maßnahmen müssen mit den Zielen des Naturschutzes vereinbar sein. 1.1 Erstes Landesraumordnungsprogramm Gemäß der Richtlinie des Ministeriums für Bau, Landes- Im Ersten Landesraumordnungsprogramm (LROP) Meck- entwicklung und Umwelt M-V in der Fassung vom 14. Juli lenburg-Vorpommern (WIRTSCHAFTSMINISTERIUM 1995 zur Ausarbeitung und Aufstellung Regionaler Raum- M-V 1993) werden u. a. folgende für das Gebiet des Natio- ordnungsprogramme in Mecklenburg-Vorpommern können nalparks Vorpommersche Boddenlandschaft bzw. seine an- nach raumordnerischer Abwägung weitere Flächen des Na- grenzenden Bereiche relevante Ziele bestimmt: tionalparks als Vorranggebiete dargestellt werden.

Überfachliche Ziele In den Vorsorgeräumen sind alle raumbedeutsamen Pla- ¥ Das Gebiet des Nationalparks Vorpommersche Bodden- nungen und Ma§nahmen so abzustimmen, dass diese Ge- landschaft ist der Raumkategorie „Ländliche Räume“ zu- biete hinsichtlich ihrer besonderen Bedeutung für Natur- zuordnen und grenzt im Südosten an den Ordnungsraum schutz und Landschaftspflege möglichst nicht um die Stadt Stralsund an. beeinträchtigt werden. ¥ Das Gebiet des Nationalparks Vorpommersche Bodden- Ländliche Räume sind als gleichwertiger und eigenständi- landschaft wird in einem Bereich südöstlich des Darß ger Lebensraum unter Wahrung der ländlichen und land- und in einem Bereich im Norden der Insel Ummanz je- schaftstypischen Eigenarten zu entwickeln. (...). weils von einem ãVorranggebiet für Trinkwassersiche- ¥ Als „zentrale Orte“ sind für die Nationalparkregion fol- rung“ überlagert. gende Städte ausgewiesen: Rostock: Oberzentrum In ãVorranggebieten für Trinkwassersicherung“ müssen al- Stralsund: Oberzentrum (gemeinsam mit le raumbedeutsamen Planungen und Ma§nahmen mit dem ) Trinkwasserschutz vereinbar sein. Ribnitz-Damgarten: Mittelzentrum ¥ Die Flächen des Nationalparks, die nicht „Vorranggebie- Bergen: Mittelzentrum. te Naturschutz und Landschaftspflege“ sind, sind als „Raum mit besonderer natürlicher Eignung für Fremden- Als die Nationalparkregion betreffende überregionale Ach- verkehr und Erholung“ ausgewiesen. sen werden festgelegt: (Lübeck) - - Rostock - Stralsund - Sa§nitz - (Skan- Dieser Raum soll möglichst weder durch andere Nutzun- dinavien/Baltikum) gen noch durch die Erholungsnutzung selbst beeinträchtigt und werden. (Skandinavien/Baltikum) - Sa§nitz - Stralsund - ¥ Schutzgebiete sollen, soweit dies der Schutzzweck er- Greifswald/ - Neubrandenburg - - laubt, der Allgemeinheit zugänglich gemacht und für die (). naturkundliche Information der Öffentlichkeit genutzt werden. In den Achsen vollzieht sich der Leistungsaustausch zwi- schen den Teilräumen bzw. Städten des Landes. Die davon ausgehenden Entwicklungsimpulse sollen vor allem in den 1.2 Regionales Raumordnungsprogramm im Zuge der Achsen liegenden zentralen Orten wirksam werden und damit zugleich deren Umland stärken. Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft be- findet sich in der Planungsregion 3 ãVorpommern“. Für Fachliche Ziele diese Planungsregion wurde das Regionale Raumord- ¥ Die Kernzonen (= Schutzzone I) des Nationalparks Vor- nungsprogramm (RROP) am 8. September 1998 von der pommersche Boddenlandschaft sind als ãVorranggebiete Landesregierung beschlossen und mit Landesverordnung Naturschutz- und Landschaftspflege“ ausgewiesen. Die vom 29. September 1998 für verbindlich erklärt. übrigen Flächen sowie die meisten Flächen des National- parkvorfeldes sind als ãVorsorgeräume für Naturschutz Das Programm legt in regionaler Ausformung der Grund- und Landschaftspflege“ ausgewiesen. sätze und Ziele des Ersten Landesraumordnungspro- gramms ein Grundgerüst für die Entwicklung der Raum- In den Vorranggebieten ist dem Naturschutz Vorrang vor und Siedlungsstruktur fest, weist Vorranggebiete und Vor- anderen Nutzungen einzuräumen; alle raumbedeutsamen sorgeräume aus, nimmt räumliche Funktionszuweisungen

15 sowie regional bedeutsame Einzelfestlegungen vor. (RROP weiterhin die im gesamten südlichen Ostseeraum einmali- Vorp., 1998) ge Bedeutung des Gebietes als Rastplatz im Vogelzugge- schehen. Auf dem Herbstzug rasten hier u. a. bis zu 30.000 Das RROP enthält für das Gebiet des Nationalparks Vor- Kraniche und mehr als 100.000 Bläss- und Saatgänse. Der pommersche Boddenlandschaft bzw. seine angrenzenden Nationalpark ist in zwei Schutzzonen unterteilt. Bereiche folgende relevante Ziele: ¥ Die Flächen des Nationalparkvorfeldes, insbeson- dere dessen Küstenbereiche, gelten weit überwiegend Überfachliche Ziele als ãVorsorgeräume Naturschutz und Landschafts- ¥ Als „zentrale Orte“ sind in der Nationalparkregion fol- pflege“. gende Orte ausgewiesen: Barth: Unterzentrum In Vorsorgeräumen Naturschutz und Landschaftspflege Born: Ländlicher Zentralort sind alle raumbedeutsamen Planungen und Ma§nahmen so Altenpleen: Ländlicher Zentralort abzuwägen und abzustimmen, dass diese Räume in ihrer Samtens: Ländlicher Zentralort hervorgehobenen Bedeutung für Naturschutz und Land- Gingst: Ländlicher Zentralort schaftspflege und die landschaftsbezogene Erholung mög- Altenkirchen: Ländlicher Zentralort lichst nicht beeinträchtigt werden. ¥ Im Nationalparkvorfeld sind die vom Nationalpark um- Das Gebiet des Nationalparks Vorpommersche Bodden- schlossenen Ortschaften (Wieck, Prerow, Zingst, Vitte, landschaft lässt sich den jeweiligen Einzugsbereichen der Kloster, Grieben und Neuendorf), Born, das Fischland zentralen Orte zuordnen. sowie Küstenabschnitte bei Ribnitz-Damgarten, Fuhlen- ¥ Als die Nationalparkregion betreffende innerregionale dorf, Barth und Dranske als Tourismusschwerpunkträu- Achsen werden festgelegt: me, die übrigen Flächen des Nationalparkvorfeldes als Altenkirchen - - Saßnitz - - - Göhren ãTourismusentwicklungsraum“ dargestellt. (Demmin - ) - Bad Sülze - Marlow - Ribnitz- Damgarten In Tourismusschwerpunkträumen ist durch raumordnende (Demmin) - Grimmen - - Barth - Zingst Ma§nahmen eine vornehmlich qualitative, markt- und Zingst - Born - Wustrow - Ribnitz-Damgarten. nachfragegerecht orientierte, behutsame Weiterentwick- lung des Fremdenverkehrswesens anzustreben. Der Tou- Regionale Achsen sollen das Netz der überregionalen rismus soll hier in besonderem Ma§e als Wirtschaftszweig Achsen ergänzen und unter Nutzung der vorhandenen gesichert und entwickelt werden. Seine Belange haben hier und auszubauenden Bandinfrastruktur insbesondere Vorrang gegenüber den Belangen anderer Wirtschaftszwei- zur Entwicklung des Ländlichen Raumes der Region ge. Alle raumbedeutsamen Planungen und Ma§nahmen beitragen. sollen so abgestimmt werden, dass die den Fremdenver- kehr störenden Faktoren ausgeschlossen bzw. gemindert Fachliche Ziele werden. ¥ Das Gebiet des Nationalparks Vorpommersche Bodden- landschaft gilt nach dem Regionalen Raumordnungspro- Die bereits intensiv genutzten Erholungsbereiche der Halb- gramm für die Planungsregion Vorpommern als ãVor- insel Fischland-Dar§-Zingst sowie die Schwerpunktberei- ranggebiet Naturschutz und Landschaftspflege“. che der Insel Rügen sollen in ihrer Aufnahmekapazität behutsam weiterentwickelt werden. Ma§nahmen der Ver- In Vorranggebieten Naturschutz und Landschaftspflege ist besserung und Differenzierung bestehender Beherber- dem Naturschutz Vorrang vor anderen Nutzungen einzuräu- gungskapazitäten sowie Maßnahmen der Saisonverlänge- men. Alle raumbedeutsamen Planungen und Ma§nahmen rung haben Vorrang vor einer quantitativen Ausweitung müssen mit den Zielen des Naturschutzes vereinbar sein. des Beherbergungsangebots. Dies gilt besonders für die re- lativ einwohnerstarken touristischen Zentren mit langer In der Begründung dazu heißt es: touristischer Tradition. In stark belasteten bzw. überlaste- ãDer Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft hat ten Bereichen soll eine rein quantitative Erweiterung des die vorrangige Aufgabe, die besondere Ursprünglichkeit Beherbergungsangebotes unterbleiben. der vorpommerschen Boddenlandschaft zu erhalten. Die Entwicklung von Oberflächen und die natürliche Sukzes- In den Tourismusentwicklungsräumen ist sowohl eine qua- sion sollen hier ungestört ablaufen. Das Gebiet ist Lebens- litative als auch eine quantitative Entwicklung des Frem- raum zahlreicher seltener Tier- und Pflanzenarten. Vom denverkehrs anzustreben. Aussterben bedrohte Limikolenarten wie Alpenstrandläu- ¥ Im Bereich des Dornbusch (Insel Hiddensee) und im fer, Kampfläufer und Uferschnepfe besitzen hier noch rela- Dar§wald sind Vorranggebiete für Trinkwassersicherung tiv gro§e und stabile Populationen. Hervorzuheben ist dargestellt.

16 In Vorranggebieten Trinkwassersicherung müssen alle denküste ist die Bauintensität mit 9 Baufertigstellungen je raumbedeutsamen Planungen und Ma§nahmen mit dem 1.000 Wohnungen am niedrigsten. Trinkwasserschutz vereinbar sein. ¥ Im Bereich des Dar§er Ortes, im Nordteil der Halbinsel Zingst, auf einer kleinen Fläche südöstlich des Osterwal- 1.3.2 Bauleitplanung des und im Bereich des Bug sind Konversionsflächen dargestellt. Planungsdaten sind für den Zeitraum von Anfang der 90er Jahre bis in das Jahr 2002 in die Betrachtungen einbezogen. Geeignete Konversionsflächen sollen für Zwecke des Na- Die verschiedenen Bearbeitungsstände der Einzelvorhaben turschutzes zur Verfügung gestellt werden. sind Grund dafür, dass auf weitere Einzeldarstellungen und räumliche Zusammenfassungen von Vorhaben verzichtet wird. Bei sich anbietenden Vergleichen von Tendenzen oder 1.3 Bauliche Entwicklung und Bauleitplanung der Dominanz einer bestimmten Entwicklung wird zur Dar- stellung auf Einzelfälle zurückgegriffen. Fast alle der 46 1.3.1 Baulicher Bestand Kommunen der Nationalparkregion haben Entwürfe von Flächennutzungsplänen eingereicht. Nur relativ wenige da- In der Nationalparkregion bestanden Ende des Jahres 2000 von wurden bisher genehmigt (Stand: Oktober 2002): etwa 25.200 Wohngebäude (Statistisches Landesamt M-V). Vier Fünftel dieser Wohngebäude waren Häuser mit einer Tab. 3a: Stand der Flächennutzungsplanung oder zwei Wohnungen. Damit ist die Wohngebäudestruktur in den Gemeinden der Nationalpark- ähnlich wie landesweit. In der Nationalparkregion liegt die region 2002 Spannbreite dieses Anteils zwischen 75 % im Bereich der südlichen Boddenküste und bei 92 % im Gebiet Darß/Zingst. Kommune Genehmigt Teilweise genehmigt Ahrenshoop 1998 Im Teilgebiet der südlichen Boddenküste ist der niedrige Dierhagen 2001 Anteil von Ein- und Zweifamilienhäusern auf die Domi- Dranske 1997 nanz und in besonderer Weise auf den relativ hohen Anteil Dreschvitz 2000 der in Montagebauweise errichteten (14.400) Wohnungen Insel Hiddensee 1994 der Hansestadt Stralsund zurückzuführen. Kluis 1994 Löbnitz 1994 Nach 1990 wurden rd. 4.600 Wohngebäude in der National- Lüssow 2001 parkregion errichtet. Das entspricht fast einem Fünftel des Prerow 2002 derzeitigen Wohngebäudebestandes. Nach 1995 erweiterte Rambin 1998 sich der Bestand in der Nationalparkregion um 3.150 Wohn- Ribnitz-Damgarten 1996 gebäude, von denen fast 93 % Ein- und Zweifamilienhäuser Samtens 1999 sind. Diese Erweiterung der Zahl der Wohnbauten ist mit ei- Stralsund 1998 nem erheblichen Flächenverbrauch einhergegangen. Zu Trent 1997 Wohngebäuden zählen auch die Gebäude nicht gewerblicher Wiek 1993 touristischer Anbieter mit weniger als 9 Gästebetten. Zingst 1998 Quelle: Amt für Raumordnung und Landesplanung Vorpommern, Mit fast 30 % ist der Wohngebäudebestand im Gebiet Fisch- mdl. November 2002 land/Darß/Zingst beträchtlich stärker angewachsen im Ver- gleich zur südlichen Boddenküste und auf Westrügen. So erfolgt die bauliche Entwicklung in den Kommunen der In Graal-Müritz und Dierhagen nahm die Zahl der Wohn- Nationalparkregion vielfach auf der Grundlage von vorzei- gebäude seit 1990 um ein Drittel zu. Noch stärker entwi- tigen Bebauungsplänen, Vorhaben- und Erschließungsplä- ckelte sich der Wohngebäudebestand in einigen Gemein- nen bzw. vorhabenbezogenen Bebauungsplänen oder Ein- den des Ordnungsraumes der Hansestadt Stralsund. zelgenehmigungen nach BauGB. Obwohl sich die Bauentwicklung im Jahr 2000 weiter ver- ringerte, liegt die Wohnungsbauintensität der Nationalpark- Schwerpunkt der verbindlichen Bauleitplanung (Bebau- region annähernd gleich hoch wie im Land. ungspläne, Vorhaben- und Erschließungspläne) ist die Han- Deutlich über dem Landeswert von 14 Baufertigstellungen sestadt Stralsund. Eine hohe Planungsintensität ist in den je 1.000 Wohnungen des Bestandes liegen die Gemeinden Städten Ribnitz-Damgarten und Barth zu verzeichnen. Hier im Dar§/Zingst-Gebiet und des Fischlandes mit mehr als konzentrieren sich Planungsaktivitäten auf die Entwick- dem Doppelten. Beliebteste Wohnungsbaustandorte sind lung von gewerblichen Bauflächen (Industrie- und Gewer- Zingst und Graal-Müritz. Im Bereich der südlichen Bod- beansiedlungen), Wohnbauflächen und Sonderbauflächen

17 (u. a. großflächige Einzelhandelszentren, Hotels). Ein Teil Neben diesen größeren Vorhaben bestehen Planungen klei- der Planungen gewerblicher Bauflächen betrifft aufge- nerer Ferien- und Freizeitprojekte. lassene Industrieflächen, so z. B. die frühere Stralsunder Zuckerfabrik, Flächen der Volkswerft, Umwandlung des Diese wenigen, ausgewählten Planungsdaten verdeutlichen ehemaligen Kiessandtagebaus in Körkwitz zwischen Rib- Dimension und Auswirkungen, die solche teilweise gro§- nitz-Damgarten und Dierhagen u. a. m. flächigen Anlagen auf die Siedlungskörper und –struktur der Gemeinden haben können und ihrerseits Folgeplanun- In Gemeinden des Stralsunder Umlandes sind Bebauungs- gen der Infrastruktur (Einkaufsmöglichkeiten, Gastgewer- pläne stark auf die Bebauung von neuen Wohngebieten ge- bekapazitäten, Parkplätze, Wege u. a.), aber auch zum Aus- richtet. Die übrigen Kommunen des Teilgebietes südliche bau von Dienstleistungen erfordern. Boddenküste haben deutlich geringere Entwicklungsmög- lichkeiten und daher unterdurchschnittliche Planungsakti- Kommunen der Teilregion Westrügen bieten ein stark vitäten. Einige Kommunen haben nur einen oder zwei Be- differenziertes Bild der Planungsaktivität. Die der Küste bauungspläne mit geringem Flächenbedarf. nahe gelegenen Gemeinden orientieren sich besonders stark auf die Tourismusentwicklung. Hier sind Wiek, Kommunen von Fischland/Darß/Zingst haben überdurch- Breege, Trent, Ummanz, Altenkirchen und Putgarten schnittliche Planungsaktivitäten entwickelt. in der Bauleitplanung mit einem hohen Anteil von Be- Hier gehen Planungen überwiegend in Richtung der Ent- bauungsplänen vertreten. Die größten Vorhaben liegen wicklung der Tourismuskapazitäten und -in geringerem jedoch in Dranske. Ma§- des Wohnungsbaus. Dranske: Beispiele für größere Tourismusvorhaben sind folgende Bug-Ostsee fast 800 Betten Planungsdaten: Bug-Bodden über 1.200 Betten mit 400 Liegeplätzen im Sport- Zingst: boothafen Camping und Caravan 400 Stellplätze auf 10 ha Fläche Nonnevitz Parkplatz 1.000 Stellplätze Dar§er Freiheit 45 Ferienhäuser Segelzentrum Blaues Wunder 23 Eigenheime mit 1-2 Ferien- Achterdeck 170 und 234 Betten wohnungen Ferienpark Kreplitzer Heide 162 Betten Achterndiek 105 Ferienwohnungen „M.-Müller-Grählert“- Wiek: Wohnanlage 111 Ferienwohnungen Am Bodden 49 Ferienhäuser Mutter-Kind-Kurklinik 260 Betten und 250 Betten Wieker Heide 60 Ferienhäser Wieck: mit 350 Betten Alter Zeltplatz 90 Ferienwohnungen Kurhotel 150 Zimmer mit 300 Betten Breege: Wustrow: Feriendorf Am Strande 634 Betten Hotel Wustrow Hotel, 8 Häuser, ~200 Betten Freizeitzentrum 385 Stellplätze auf 19 ha Tagungshotel 280 Betten Früh. GST-Lager 600 Betten auf 19,2 ha

Dierhagen: Ummanz: Ahornstr. und 140 Ferienwohnungen, Hotel und Wohnanlage Peter-Jahnke-Str. 350 Betten Gr. Kubitz 300 Betten auf 16,2 ha

Ahrenshoop: Trent: Kurklinik Ahrenshoop 250 Zimmer mit 350 Betten Seepark Residenz Vaschvitz 400 Betten auf 67 ha Hotel Vaschvitz 200 Betten Born: Ostsee Ferien GmbH 130 Ferienwohnungen Altenkirchen: mit 250 Betten Jugenddorf Drewoldke 300 Betten auf 2,73 ha

Prerow: In den Gemeinden der südlichen Boddenküste ist eine nie- REHA Klinik 210 Betten drigere Planungsintensität zu verzeichnen.

18 Weitere Planungen sind Häfen an der Ostsee- und Bodden- Es ist außerdem zu befürchten, dass die Seeschifffahrt in küste. Planungen, die bereits vollzogen sind bzw. Bestand- der Nähe der Kadetrinne gefährdet und die Küstenfischerei teil laufender Projekte sind: behindert werden könnten. ¥ Sportboothafen Kramerhof mit 700 Liegeplätzen, Hingegen befürworten Vertreter der Energiewirtschaft die- ¥ Yachthafen Schaprode mit 80 Liegeplätzen, ses Pilotprojekt. Auswirkungen auf die Tourismusentwick- ¥ Hafendorf Vieregge Neuenkirchen mit 100 Liegeplätzen, lung im Gebiet Fischland/Dar§/Zingst werden als minimal ¥ Hafen Born mit Wasserwanderrastplatz einschl. Neben- dargestellt. Wirtschaftsverbände erwarten mit diesem Offs- anlagen, hore-Park eine Steigerung der Exportmöglichkeiten für ¥ Seglerhafen Barth einschl. Promenade und Hotel, Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern und deutli- ¥ Hafenerweiterung Zingst, che wirtschaftliche Impulse. ¥ Klein Kubitz-Hafen Ummanz (Anlegebereichserweite- rung auf 100 Liegeplätze), ¥ Hafenrekonstruktion Wiek auf 120 Liegeplätze, 2 Naturschutz Fahrgastschifffahrt, Fischerei, maritime Dienstleis- tungen. 2.1 International ¥ Die Sanierung und Erweiterung ãWassersportzentrum Schwedenschanze“ des bestehenden Hafens in Stralsund Sowohl die DDR als auch die Bundesrepublik Deutschland soll 400 Liegeplätze und 80 Liegeplätze im Vereinshafen sind durch Unterzeichnung von internationalen Vereinba- ermöglichen. Einhergehen soll damit auch die Ansied- rungen oder Beitritt zu internationalen Organisationen lung maritimer Dienstleistungen und die gastronomische internationale Naturschutzverpflichtungen eingegangen. Versorgung. Als für den Nationalpark Vorpommersche Boddenland- schaft bedeutende internationale Naturschutzverpflichtun- Das o. g. Hafenprojekt „Bug-Bodden“ soll zum Ferienzen- gen sind die Ramsar-Konvention, die Helsinki-Konvention trum Bug mit 400 Liegeplätzen im Bereich des ehemaligen zum Schutz der Meeresumwelt der Ostsee, die Vogel- Marinehafens ausgebaut werden. Darüber hinaus soll die- schutzrichtlinie der Europäischen Gemeinschaft und die ser Hafen als Anleger für die Fahrgastschifffahrt genutzt Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Gemein- werden. schaft zu nennen.

1.3.3 Windenergieanlagen 2.1.1 Natura 2000-Gebiete

Innerhalb der Nationalparkregion, jedoch nicht auf der In Art. 3 der „Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Schutzgebietsfläche, bestehen drei Eignungsräume für Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflan- Windenergieanlagen (WEA) mit derzeit (Stand 2002) 14 zen“ (92/43/EWG vom 21.05.1992) wird ein kohärentes bestehenden (und 2 geplanten) Anlagen. Au§erhalb der europäisches ökologisches Netz besonderer Schutzgebiete Eignungsräume gibt es ca. 70 bestehende (und 1 geplante) mit der Bezeichnung „Natura 2000“ errichtet. Diese Windenergieanlagen. Letztere konzentrieren sich auf die Richtlinie wird als „Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie“ (kurz Bereiche Amt Wittow, Amt Gingst und die Teilregion süd- FFH-Richtlinie) bezeichnet und ist das erste umfassende liche Boddenküste. Rahmengesetz der Europäischen Union zum Naturschutz.

Für einen Bereich ca. 12 - 23 km nordöstlich des Darßer Das ökologische Netz „Natura 2000“ setzt sich aus den Ortes besteht ein Vorschlag für einen Offshore-Pilotwind- eigentlichen FFH-Gebieten (die in der FFH-Richtlinie park mit 21 WEA in der Pilotphase. näher geregelt werden) und den sog. „Europäischen Vo- Dieser Vorschlag wird von den Tourismusverkehrsverbän- gelschutzgebieten“ zusammen, die aufgrund der Richtli- den sehr kritisch gesehen. Es wird befürchtet, dass durch nie des Europäischen Rates vom 02.04.1979 über die Er- diesen gro§en Windpark die Tourismusentwicklung in Mit- haltung der wild lebenden Vogelarten (79/409/EWG) zu leidenschaft gezogen wird, weil er das Landschaftsbild be- benennen sind. Für letztere findet auch die Bezeichnung einträchtigt und eine erhöhte Gefahr von Schiffshavarien (Special Protection Areas = SPA) Verwendung. herbeigeführt wird. Naturschutzverbände beanstanden die Lage in der Nähe Europäische Vogelschutzgebiete zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft (der Das Land Mecklenburg-Vorpommern kam dieser Ver- zugleich SPA-Gebiet ist) und befürchten Beeinträchtigun- pflichtung zur Benennung am 14.12.1992 durch die ver- gen des Vogelzuges und der Rast von Küstenvögeln. Zu- bindliche Bezeichnung der Gebiete nach. Danach ist der dem werden Gefahren für das europaweit größte Kranich- Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft mit seiner rastgebiet gesehen. gesamten Fläche eines von insgesamt 15 „Europäischen

19 Vogelschutzgebieten“ dieses Bundeslandes. Das SPA Vor- ¥ Erhaltung möglichst langer störungsarmer Uferlinien und pommersche Boddenlandschaft trägt die Gebiets - Nr.: DE möglichst großer störungsfreier Wasserflächen sowie ei- 1543-401. nes störungsarmen Luftraumes. ¥ Erhaltung großer unzerschnittener und störungsarmer Das Gebiet dient dem Schutz der im Anhang I der EG-Vo- Offenlandflächen (Agrarflächen) innerhalb des SPA und gelschutzrichtlinie aufgeführten Brutvogelarten sowie wei- im Küstenhinterland bis zu 10 km von den Boddenge- teren Brutvogelarten, die in relativ gro§er Anzahl im Ge- wässern entfernt. biet vorkommen und für die es eine besondere europäische ¥ Erhaltung und Entwicklung von störungsarmen Wäldern Verantwortung gibt (SPEC nach TUCKER & HEATH mit einem größtmöglichen Altholzanteil innerhalb des 1994). Ferner erstreckt sich der Schutz auf die Rastvögel, SPA und au§erhalb des Gebietes bis zu ca. 10 km in das welche im Gebiet in relativ gro§en Konzentrationen auftre- Küstenhinterland hinein. ten. ¥ Erhaltung von störungsarmen Inseln mit flacher Küste und Salz-Vegetation. Der konkret für dieses EU-Vogelschutzgebiet ãVorpom- ¥ Erhaltung von störungsarmen Sand- oder Kiesstränden. mersche Boddenlandschaft“ geltende Schutzzweck, seine ¥ Erhaltung der offenen bis halboffenen Landschaften mit Zielarten und Erhaltungsziele sind durch SCHELLER einem hohen Anteil an Verbuschungszonen (insbesonde- (2001) beschrieben. Ein ausführlicher Auszug daraus wird re küstenbegleitende Gebüschzonen auf den Halbinseln in der Anlage 5 des Bandes „Leitbild und Ziele“ des Natio- Zingst und Bug sowie auf der Insel Hiddensee). nalparkplanes wiedergegeben. Dort sind auch die Zielarten aufgelistet, auf deren Lebensraumerhaltung und -optimie- FFH-Gebiete rung der Schutzzweck insbesondere gerichtet ist. Die bereits oben genannte FFH-Richtlinie zielt auf den Schutz von Lebensräumen sowie Tier- und Pflanzenarten Ausgehend von den Lebensraumansprüchen der in diesem mit gemeinschaftlicher Bedeutung (d. h. mit Bedeutung für SPA brütenden, durchziehenden, rastenden und überwin- das Gebiet der Europäischen Union). Die besonders zu ternden Zielarten werden zur Sicherung und Stabilisierung schützenden Lebensräume sind in Anhang I der Richtlinie der Brut-, Nahrungs-, Rast- und Überwinterungsgebiete aufgeführt. Darüber hinaus werden noch „prioritäre Le- folgende Zielstellungen formuliert: bensräume“ bezeichnet, die mit erhöhter Dringlichkeit zu ¥ Erhaltung von Land- und Wasserflächen und Sedimen- sichern sind. ten, die arm an anthropogen freigesetzten Stoffen sind. Die zu schützenden Arten und „prioritären Arten“ sind in ¥ Aufrechterhaltung der natürlichen Küstendynamik in Anhang II der Richtlinie aufgeführt. größtmöglichem Umfang, um insbesondere folgende spezifische Habitatvoraussetzungen zu erhalten bzw. sich Zur Wiederherstellung und Wahrung eines günstigen Er- ständig neu bilden zu lassen: ungestörte Sedimentbildun- haltungszustandes der natürlichen Lebensräume und der gen, Windwattflächen, Haken und Nehrungen, Sandbän- Arten von gemeinschaftlichem Interesse sind besondere ke, aktive Kliffs, Dünenbildungen, Strandseebildungen, Schutzgebiete auszuweisen. Gebiete, die als solche beson- Überflutungsmoore. deren Schutzgebiete gelten können, werden von den ein- ¥ Erhaltung von Flachwasserzonen mit ausgeprägter Sub- zelnen Mitgliedsstaaten vorgeschlagen. mersvegetation und Erhaltung der dazu erforderlichen Mecklenburg-Vorpommern hat innerhalb des National- Wasserqualität. parks Vorpommersche Boddenlandschaft die in Tab 3b an- ¥ Erhaltung des Fischreichtums als Nahrungsgrundlage für gegebenen FFH-Gebiete nach Art.4 (1) der FFH-Richtlinie fischfressende Zielarten vorgeschlagen (Stand 14.12.1999). ¥ Erhaltung von Salzgrünlandflächen (Küstenüberflutungs- moore) durch extensive Nutzung (möglichst durch Be- weidung von Rindern) und funktionsfähiger Küstenüber- flutung. ¥ Erhaltung und Förderung von Großkolonien der Lach- möwe (Larus ridibundus) als Schutzfunktion für Sekun- därbrüter. ¥ Erhaltung bzw. Wiederherstellung eines ausschlie§lich autochthonen Prädatorenbestandes (Raubsäuger), der ei- ner Dichte entspricht, die insbesondere Bodenbrütern ausreichende Bruterfolgschancen lassen. ¥ Erhaltung der Kleingewässersysteme in den Salzgrün- landflächen. ¥ Erhaltung aller Brackwasserröhrichte.

20 Tab. 3 b: FFH-Lebensräume im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

FFH – Lebensraumtypen (EU-Code) / Erläuterungen FFH Ð Arten ha gemäß Anhang I der FFH-Richtlinie gem. Anhang II * prioritäre Lebensraumtypen FFH-Richtlinie

Ehemals NSG Gänsewerder - Gellen Fischotter 960 2130* Fest liegende Küstendünen mit krautiger Vegetation (Graudünen) 1110 Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser 2160 Dünen mit Hippophae rhamnoides 2170 Dünen mit Salix repens ssp. Argentea (Salicion arenariae) 2180 Bewaldete Dünen der atlantischen, kontinentalen und borealen Region 2190 Feuchte Dünentäler

West-Dar§ Fischotter 1781 1150* Lagunen des Küstenraumes (Strandseen) 2130* Fest liegende Küstendünen mit krautiger Vegetation (Graudünen) 2140* Entkalkte Dünen mit Empetrum nigrum 7210* Kalkreiche Sümpfe mit Cladium mariscus und Arten des Caricion davallinae 1140 Vegetationsfreies Schlick-, Sand- und Mischwatt 1160 Flache, gro§e Meeresarme und -buchten (Flachwasserzonen und Seegraswiesen) 1230 Atlantik – Felsküsten und Ostsee- Fels und Steilküsten mit Vegetation 2110 Primärdünen 2120 Weißdünen mit Strandhafer Ammophila arenaria 2170 Dünen mit Salix repens ssp. Argentea (Salicion arenariae) 2180 Bewaldete Dünen der atlantischen, kontinentalen und borealen Region 2190 Feuchte Dünentäler 3160 Dystrophe Seen und Teiche 9120 Atlantischer, saurer Buchenwald mit Unterholz aus Stechpalme und gelegentlich Eibe (Ouercion robori-petraeae oder Ilici Ð Fagenion)

Kubitzer Bodden Fischotter 4126 1160 Flache, gro§e Meeresarme und -buchten (Flachwasserzonen und Seegraswiesen) 1330 Atlantische Salzwiesen (Glauco-Puccinellietalia maritimae)

Inseln Oie, und Gro§er Werder Fischotter 635 1310 Pioniervegetation mit Salicornia und anderen einj. Arten auf Schlamm und Sand (Quellerwatt) 1330 Atlantische Salzwiesen (Glauco-Puccinellietalia maritimae)

Dornbusch, Bessin und Bug 3193 1110 Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser 1160 Flache, gro§e Meeresarme und -buchten (Flachwasserzonen und Seegraswiesen) 1210 Einjährige Spülsäume 1220 Mehrjährige Vegetation der Kiesstrände 1230 Atlantik – Felsküsten und Ostsee- Fels und Steilküsten mit Vegetation 1260 Dünen mit Hippophae rhamnoides

6. Zingster Boddenkette, Windwatt, Pramort und Sundische Wiese Fischotter 8490 2130* Fest liegende Küstendünen mit krautiger Vegetation (Graudünen) 2140* Entkalkte Dünen mit Empetrum nigrum 2150* Fest liegende entkalkte Dünen der atlantischen Zone (Calluno - Ulicetea)

21 FFH – Lebensraumtypen (EU-Code) / Erläuterungen FFH Ð Arten ha gemäß Anhang I der FFH-Richtlinie gem. Anhang II * prioritäre Lebensraumtypen FFH Richtlinie 1110 Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser 1140 Vegetationsfreies Schlick-, Sand- und Mischwatt 1160 Flache, gro§e Meeresarme und -buchten (Flachwasserzonen und Seegraswiesen) 1310 Pioniervegetation mit Salicornia und anderen einjährigen Arten auf Schlamm und Sand (Quellerwatt) 1330 Atlantische Salzwiesen (Glauco-Puccinellietalia maritimae) 2110 Primärdünen 2120 Weißdünen mit Strandhafer (Ammophila arenaria) 2160 Dünen mit Hippophae rhamnoides 2170 Dünen mit Salix repens ssp. Argentea (Salicion arenariae)

Dünenheide Hiddensee Schmale Windelschnecke 391 2140* Entkalkte Dünen mit Empetrum nigrum 2150* Fest liegende entkalkte Dünen der atlantischen Zone (Calluno - Ulicetea) 2170 Dünen mit Salix repens ssp. Argentea (Salicion arenariae) 2190 Feuchte Dünentäler Quelle: LUNG 1999

Diese bisher vorgeschlagenen FFH-Gebiete entsprechen mit bzw. Nährstoffentsorgung nicht durch weitere Küsten- ihren insgesamt 19.576 ha 24,32 % der Fläche des Natio- schutzmaßnahmen beeinträchtigt werden. Au§erdem sollen nalparks. die natürlichen Funktionen von gestörten Küstenüberflu- Eine Ergänzung der Gebietsvorschläge ist für 2003 vorge- tungsräumen durch Ausdeichungen und Deichrückverlage- sehen, konnte hier jedoch aus redaktionellen Gründen nicht rungen wiederhergestellt werden (HERRMANN 1995). mehr berücksichtigt werden. Neben diesen generell geltenden Empfehlungen wird in Empfehlung 15/5 die Ausweisung von speziellen Schutz- gebieten ( Protected Areas, BSPA) empfohlen. 2.1.2 Helsinki – Konvention zum Schutz Mit Kabinettsbeschluss vom 02.07.96 hat das Land Meck- der Meeresumwelt der Ostsee lenburg-Vorpommern u. a. die Meldung des Gebietes des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft, als Die 1980 in Kraft getretene Helsinki-Konvention wurde BSPA beschlossen. 1992 durch den Artikel 15 (ãNaturschutz und biologische Vielfalt“) ergänzt. Bei der Helsinki-Kommission ist der Nationalpark Vor- pommersche Boddenlandschaft als BSPA Nr. 142 erfasst. Von besonderer Bedeutung sind die Empfehlungen 15/1 und 15/5. Danach sollen in einem Küstenstreifen von bis zu 300 m land- und seewärts alle Aktivitäten, die zu einer 2.1.3 Ramsar-Konvention dauerhaften Veränderung von Natur und Landschaft führen (etwa Bergbau, die Errichtung von baulichen Anlagen, Ma- Dem „Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere rinas, Straßen, Zeltplätzen) nur gestattet werden, wenn ein als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internatio- überwiegendes öffentliches Interesse dies erfordert. Ebenso naler Bedeutung“, das 1971 in der iranischen Stadt Ramsar soll im Küstenstreifen die intensive Land- und Forstwirt- vereinbart wurde, trat die DDR am 30.11.1978 bei. Das schaft einschlie§lich der Anlage von Entwässerungssyste- gleichzeitig als „Feuchtgebiet internationaler Bedeutung“ men eingeschränkt werden (HERRMANN 1994). gemeldete Gebiet „Ostseeboddengewässer Ostteil Zingst/ Westküste Rügen-Hiddensee“ liegt vollständig im heutigen Nach Empfehlung 16/3 sollen Küstenschutzmaßnahmen Nationalpark. Dieses Gebiet wurde mit der DDR-Natur- außerhalb von Siedlungen soweit wie möglich vermieden schutzverordnung vom 18.05.1989 als „Geschütztes werden. Insbesondere aktive Kliffs und Überflutungsräume Feuchtgebiet“ gesichert. Nach Artikel 9 des Einigungsver- sollen aufgrund ihrer Funktion für die Sedimentversorgung trages gelten die Bestimmungen fort.

22 2.1.4 IUCN-Richtlinien Zustand auf Dauer, damit ökologische Stabilität und Vielfalt gewährleistet sind; Die Weltnaturschutzorganisation IUCN (The World Con- ¥ Besucherlenkung für geistig-seelische, erzieherische, servation Union) hat 1994 ihre „Richtlinien für Manage- kulturelle und Erholungszwecke dergestalt, dass das Ge- mentkategorien von Schutzgebieten“, darunter auch die für biet in einem natürlichen oder beinahe natürlichen Zu- Schutzgebiete der Kategorie II „Nationalpark“ neu gefasst. stand erhalten wird; Erholung gründet sich in diesen Ge- Auf dieser Grundlage wurde im Jahr 2000 durch EURO- bieten zuallererst und vor allen Dingen auf Begegnung PARC und IUCN eine spezielle Fassung mit Interpretation mit und Erleben von unberührter Natur. Umwelt- und und Anwendung der Management-Kategorien in Europa Naturbildung als Teil des Programms für Besucher- herausgegeben, die den für Europa charakteristischen Be- management und Erholung bilden eine vorrangige sonderheiten (z. B. der weit zurückreichenden Entwicklung Aufgabe des Schutzgebietsmanagements. „Förderung der Besiedlung und Landnutzung) Rechnung trägt. Diese von Umweltbildung und Naturverstehen“ wird deshalb Fassung wurde auch in einer deutschen Übersetzung veröf- als zusätzliches Managementziel hervorgehoben. fentlicht. ¥ Beendigung und sodann Unterbinden von Nutzungen oder Inanspruchnahme, die dem Zweck der Ausweisung Diese Richtlinien stellen lediglich Empfehlungen dar und entgegenstehen; Diese Forderung gilt auch für Gebiete, haben keinen verbindlichen Charakter. in denen das Land vor der Ausweisung zum Schutzge- biet irgendeiner Form der Nutzung unterworfen war und Nach diesen Richtlinien unterscheidet die IUCN folgende die nach der Ausweisung der natürlichen Sukzession Schutzgebiets-Kategorien: überlassen wurden. I. Strenges Naturschutzgebiet / Wildnisgebiet ÈNutzungÇ schlie§t Jagd und Fischerei ein. In Einzel- II. Nationalpark fällen ist es die Pflicht der für das Schutzgebiet der Kate- III. Naturmonument gorie II zuständigen Stelle, Maßnahmen zu ergreifen, die IV. Biotop- / Artenschutzgebiet die vorrangigen Managementziele sichern. V. Geschützte Landschaft / Geschütztes marines Gebiet ¥ Respektierung der ökologischen, geomorphologischen, VI. Ressourcenschutzgebiet mit Management religiösen oder ästhetischen Attribute, die Grundlage für die Ausweisung waren; Für den Entwicklungsnationalpark Vorpommersche Bod- ¥ Berücksichtigung der Bedürfnisse der eingeborenen Be- denlandschaft gelten die Ziele der Kategorie II und werden völkerung einschließlich deren Nutzung bestehender deshalb nachfolgend wiedergegeben (die zur Interpretation Ressourcen zur Deckung ihres Lebensbedarfs mit der und Anwendung der Richtlinien für Europa dienenden Er- Ma§gabe, dass diese keinerlei nachteilige Auswirkungen gänzungen sind durch Kursivdruck kenntlich gemacht): auf die anderen Managementziele haben. Kategorie II Nationalpark: Schutzgebiet, das haupt- sächlich zum Schutz von Ökosystemen und zu Erho- Auswahlkriterien lungszwecken (Hauptmanagementziel) verwaltet wird. ¥ Das Gebiet muss ein charakteristisches Beispiel für Na- turregionen, Naturerscheinungen oder Landschaften von Definition herausragender Schönheit enthalten, in denen Pflanzen- Natürliches Landgebiet oder marines Gebiet, das ausge- und Tierarten, Lebensräume und geomorphologische Er- wiesen wurde, um (a) die ökologische Unversehrtheit eines scheinungen vorkommen, die von besonderer Bedeutung oder mehrerer Ökosysteme im Interesse der heutigen und sind in geistig-seelischer Hinsicht sowie für Wissen- kommender Generationen zu schützen, um (b) Nutzungen schaft, Bildung, Erholung und Tourismus. oder Inanspruchnahme, die den Zielen der Ausweisung ab- ¥ Das Gebiet muss gro§ genug sein, um eines oder mehre- träglich sind, auszuschließen und um (c) eine Basis für gei- re vollständige Ökosysteme zu erfassen, die durch die stig-seelische Erfahrungen sowie Forschungs-, Bildungs- laufende Inanspruchnahme oder menschliche Nutzungen und Erholungsangebote für Besucher zu schaffen. Sie alle nicht wesentlich verändert wurden. müssen umwelt- und kulturverträglich sein. Zuständigkeiten Managementziele Die oberste zuständige Behörde eines Staates sollte im ¥ Schutz natürlicher Regionen und landschaftlich reizvol- Normalfall Eigentümer des Schutzgebietes und dafür ver- ler Gebiete von nationaler und internationaler Bedeutung antwortlich sein. Die Verantwortung kann aber auch einer für geistige, wissenschaftliche, erzieherische, touristische anderen Regierungsstelle, einem Gremium von Vertretern oder Erholungszwecke; der eingeborenen Bevölkerung, einer Stiftung oder einer ¥ Erhaltung charakteristischer Beispiele physiographischer anderen rechtlich anerkannten Organisation übertragen Regionen, Lebensgemeinschaften, genetischer Res- werden, die dem Gebiet einen dauerhaften Schutz gewid- sourcen und von Arten in einem möglichst natürlichen met hat.

23 In Europa ist die höchste zuständige Stelle des Landes ver- Zonierung innerhalb der Schutzgebiete antwortlich für die rechtliche Ausweisung von Schutzgebie- Obwohl die Hauptziele des Managements entscheidend für ten dieser Kategorie. Diese Stelle muss dafür Sorge tragen, die Zuordnung zu einer bestimmten Kategorie sind, sehen dass das Gebiet entsprechend den Managementzielen ver- die Managementpläne oft für verschiedene Zonen unter- waltet wird. schiedliche Zielsetzungen vor, je nach den jeweils am Ort herrschenden Bedingungen. Als Voraussetzung dafür, dass Überlegungen zur Anwendung der Kategorien in Europa eine eindeutige Zuordnung zur zutreffenden Kategorie er- Kategorie II folgen kann, müssen mindestens drei Viertel, wenn mög- ãDie besonderen Charakteristika Europas - seine verhält- lich noch mehr des Gebietes dem Hauptziel entsprechend nismäßig hohe Bevölkerungsdichte und die lange Ge- verwaltet werden; das Management auf den Restflächen schichte der Umgestaltung der Landschaft durch den darf hierzu nicht in Widerspruch stehen. Fälle, in denen Menschen - verkomplizieren die Ausweisung von Schutz- Teilen einer Verwaltungseinheit rechtsverbindlich verschie- gebieten, die groß und natürlich genug sind, um die Krite- dene andere Managementziele vorgeschrieben werden, rien dieser Kategorie zu erfüllen. Zur Sicherstellung des sind unter „Mehrfachzuordnung“ abgehandelt. Schutzes des repräsentativen europäischen Naturerbes ist die Kategorie II jedoch unverzichtbar. Zu Naturgebieten Maßnahmen auf den Restflächen, die einem Schutzzweck können auch solche gehören, die in der Vergangenheit dienen, wie z. B. Schaffung und Wiederherstellung von Ha- während eines begrenzten Zeitraums und auf begrenzter bitaten, Schutz bestimmter Arten, Erhalt abwechslungsrei- Fläche genutzt wurden, ohne dass die natürliche Vielfalt cher Strukturen oder traditioneller, nachhaltiger Formen an Habitaten und Arten wesentlich verändert wurde, und der Landnutzung, stehen nicht in Widerspruch zu dem vor- die wieder der natürlichen Sukzession überlassen wurden, rangigen Schutzziel. Die Gliederung in Zonen anhand der (Èrestoration ecologyÇ) ohne unvereinbare Nutzung der Prinzipien der sechs Managementkategorien ist ein wert- natürlichen Ressourcen. In Gebieten, die vor der Auswei- volles Instrument, das aber nicht dazu herangezogen wer- sung als Schutzgebiet vom Menschen verändert wurden, den sollte, ein einzelnes Schutzgebiet mehr als einer IUCN- in denen aber die ökologischen Prozesse nach der Aus- Kategorie zuzuordnen. weisung ungehindert ablaufen dürfen, können gewisse Ma§nahmen zur Wiederherstellung (z. B. die Entfernung Das Umland von Schutzgebieten fremdländischer Baumarten) nötig werden, um den Aus- Schutzgebiete sind keine isolierten Einheiten, sondern in gangszustand von Habitaten zu verbessern. Solches Ma- ökologischer, wirtschaftlicher, politischer und kultureller nagement zur Wiederherstellung muss in zeitlicher und Hinsicht mit ihrer Umgebung verzahnt. Aus diesem Grund räumlicher Hinsicht klar begrenzt sein und darf nicht im müssen Planung und Management von Schutzgebieten in Widerspruch zu dem Haupt-Schutzziel stehen. die Regionalplanung eingebettet sein und darüber hinaus Erholung und Freizeitaktivitäten in derartigen Gebieten auch Unterstützung seitens der Landesplanung erfahren. sollten nicht in Widerspruch zu dem Haupt-Schutzziel Beim Einsatz des Klassifikationssystems jedoch, das stehen. Solche Aktivitäten sollten deshalb naturorien- Schutzgebiete und Pufferzonen kennt, müssen für beide ge- tiert und dem Naturschutz untergeordnet sein. Schutzge- trennt die richtigen Kategorien gefunden und festgelegt biete sollten nicht Testgelände für alle Arten von techni- werden. scher Ausrüstung wie Mountainbikes, Motorräder, Gelän- dewagen, Gleitschirme und niedrig fliegendes Fluggerät sein. 2.1.5 Empfehlungen der EUROPARC- Politische Ambitionen in manchen Ländern können die Föderation Anwendung dieser Kategorie problematisch machen. Ei- nige Nationalparke, die für Kategorie II vorgesehen sind, Die Mitgliederversammlung der Föderation der Natur- und genügen nicht den gesetzten Standards und passen eigent- Nationalparke Europas (EUROPARC, ehemals FNNPE) hat lich in keine Kategorie richtig. Die IUCN ist bereit, auf in Helsinki am 6. September 1992 folgende Grundsatzerklä- Anforderung ein Zertifikat darüber auszustellen, ob ein rung zum Naturschutzziel in Schutzgebieten der Kategorie II bestimmtes Gebiet der Ausweisung als Schutzgebiet der (Nationalparke) einstimmig bestätigt (FNNPE 1993). Kategorie II würdig ist. Daneben sind sowohl EURO- PARC wie auch IUCN/WCPA bereit, den Staaten bei der Diese Erklärung hat jedoch lediglich empfehlenden Cha- Verbesserung des Managements solcher Gebiete dahinge- rakter: hend zu helfen, dass die Kriterien der Kategorie II erfüllt „Die Natur hat sich seit Jahrmillionen unabhängig vom Men- werden.“ schen entwickelt. Auch heute kann sie ohne Pflege durch den Neben den Definitionen zu den einzelnen Schutzgebiets- Menschen existieren. kategorien geben die IUCN-Richtlinien auch allgemeine In natürlichen Lebensgemeinschaften laufen ständig dynami- Hinweise zu deren Anwendung: sche Prozesse ab.

24 Schutzgebiete der Kategorie II (Nationalparke) dienen vor- (3) Die Länder stellen sicher, dass Nationalparke unter Be- rangig dem Schutz natürlicher Lebensgemeinschaften und rücksichtigung ihres besonderen Schutzzweckes sowie damit dem Schutz natürlicher Prozesse. der durch die Großräumigkeit und Besiedlung gebotenen Deshalb ist die Nutzung der natürlichen Ressourcen durch Ausnahmen wie Naturschutzgebiete geschützt werden. Jagd, Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft, Fischerei, Weide- wirtschaft und anderes grundsätzlich nicht zulässig. Dies gilt für die weit überwiegende Fläche des Schutzgebietes. 2.2.2 Landesnaturschutzgesetz Mecklenburg- In Gebieten, die seit Jahrhunderten genutzt werden, ist aus Vorpommern kulturellen und sozioökonomischen Gründen bis zur Einstel- lung der Nutzungen eine Übergangszeit zulässig. Gemäß § 21 Abs. 1 LNatG M-V in der Fassung vom 15. August 2002 werden Nationalparke durch Gesetz errich- In natürlichen Lebensgemeinschaften gibt es keine Katastro- tet. Gemäß § 75 (1) LNatG M-V bleiben Verordnungen, ..., phen. Windwurf in Wäldern, Massenvermehrung von Insek- die aufgrund des ...Umweltrahmengesetzes vom 29. Juni ten, Lawinen oder Brände sind ökologische Phänomene und 1990 (Gbl. I Nr. 42 S. 649) zum Schutz oder zur einstwei- erfordern keine Eingriffe, ausgenommen benachbarte Gebie- ligen Sicherstellung von Nationalparken, ... erlassen oder ge- te werden gefährdet. fasst worden sind, in Kraft, sofern sie nicht ausdrücklich auf- gehoben werden oder ihre Geltungsdauer abläuft. Damit gilt Ausgerottete Tier- und Pflanzenarten können nach sorgfälti- auch die Verordnung über die Festsetzung des Nationalparks ger Prüfung des Einzelfalles dann, wenn sie nicht auf natürli- Vorpommersche Boddenlandschaft vom 12. 9. 1990, zuletzt che Weise zurückwandern, wieder angesiedelt werden. geändert durch Verordnung vom 20. 11. 1992, fort. Für ihre In Schutzgebieten der Kategorie II sind nichtautochthone Aufhebung und Änderung gelten die Zuständigkeits- und Arten unerwünscht. Maßnahmen zu ihrer Beseitigung sind Verfahrensvorschriften des LNatG M-V entsprechend. im Einzelfall zu prüfen und sorgfältig die positiven und ne- gativen Folgen abzuwägen. In Europa soll ein Netzwerk gro§er Reservate geschaffen 2.2.3. Nationalparkverordnung werden, das repräsentative Beispiele aller biogeogra- phischen Regionen mit ihren typischen Ökosystemen um- Die Verordnung über die Festsetzung des Nationalparks fasst. (...)“. ãVorpommersche Boddenlandschaft“ vom 12. 09. 1990 (GBl. der DDR, Sonderdruck Nr. 1466), zuletzt geändert durch Verordnung vom 20. 11. 1992, legt in ¤ 3 den Schutz- 2.2. National zweck und in ¤ 5 die Gebote wie folgt fest:

2.2.1 Bundesnaturschutzgesetz 㤠3 (1) Die Errichtung des Nationalparks dient dem Schutz der Vorpommerschen Boddenlandschaft, der Bewahrung ih- Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) in der Fassung rer besonderen Eigenart, Schönheit und Ursprünglichkeit. Im vom 25. März 2002 regelt Nationalparke in § 24 wie folgt: Einzelnen wird mit der Erklärung zum Nationalpark die (1) Nationalparke sind rechtsverbindlich festgesetzte ein- Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, insbesondere die heitlich zu schützende Gebiete, die durch menschliche Eingriffe nicht gestörte Entwicklung der 1. großräumig und von besonderer Eigenart sind, Oberflächenformen und der Lebensgemeinschaften natür- 2. in einem überwiegenden Teil ihres Gebietes die Vor- licher Neulandbildungen, der Ablauf der natürlichen Prozes- aussetzungen eines Naturschutzgebietes erfüllen und se in den Flachwassergebieten der Bodden und die natürliche 3. sich in einem überwiegenden Teil ihres Gebietes in ei- Waldentwicklung auf Dünen und Strandwällen des Darß und nem vom Menschen nicht oder wenig beeinflussten Zingst gesichert bzw. gefördert. Zustand befinden oder geeignet sind, sich in einen Zustand zu entwickeln oder in einen Zustand entwi- Der Nationalpark dient gleichzeitig der Wiederherstellung ckelt zu werden, der einen möglichst ungestörten Ab- der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes der durch lauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik menschliche Eingriffe veränderten Salzgrasland- und gewährleistet. Moorflächen sowie der Sicherung der Vielfalt der Pflan- (2) Nationalparke haben zum Ziel, im überwiegenden Teil zen- und Tierwelt. Dazu gehören: ihres Gebietes den möglichst ungestörten Ablauf der 1. Die Erhaltung der wichtigsten Wasser- und Watvogel- Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewähr- brutplätze an der deutschen Ostseeküste, leisten. Soweit es der Schutzzweck erlaubt, sollen Natio- 2. die Sicherung ungestörter Rast- und Winteraufenthalts- nalparke auch der wissenschaftlichen Umweltbeobach- bedingungen für ziehende Wasservögel, insbesondere tung, der naturkundlichen Bildung und dem den Kranich (bestätigtes Feuchtgebiet von internatio- Naturerlebnis der Bevölkerung dienen. naler Bedeutung laut Ramsar-Konvention),

25 3. die Erhaltung von mehreren Brutplätzen des Seeadlers oder Biosphärenreservat Südost-Rügen) angehö- und anderer bestandsbedrohter Gro§vogelarten. ren und dem Schutz und der umweltverträglichen Entwick- (2)In dem Nationalpark wird keine wirtschaftsbestimmte lung der reich strukturierten Rügener Landschaft dienen. Nutzung bezweckt; er soll aber zur Strukturverbesse- rung der angrenzenden Gebiete dienen.“ Im weiteren Umfeld der Nationalparkregion befinden sich der Nationalpark Jasmund und das Biosphärenreservat 㤠5 (1) Im Nationalpark ist es geboten, Südost-Rügen: 1. In der Schutzzone I vorrangig durch geeignete Schutz- Der Nationalpark Jasmund im Nordosten Rügens ist mit maßnahmen die ungestörte Entwicklung natürlicher 3003 ha der kleinste deutsche Nationalpark. Er ist geprägt und naturnaher Lebensgemeinschaften zu sichern, so- durch das relativ naturnahe Buchenwaldgebiet der Stub- wie gestörte Lebensgemeinschaften in natürliche oder nitz, in das zahlreiche Moore eingebettet sind, das maleri- naturnahe Zustände zu überführen, insbesondere durch sche Kreidekliff sowie einen 500 m breiten Flachwasserbe- a.) Einstellung der wirtschaftlichen und militärischen reich der Ostsee. Aufgelassene Kreidegruben, Gewässer, Nutzungen nach einem mit der Nationalparkver- Feuchtwiesen und Trockenrasen haben untergeordnete Be- waltung abzustimmenden Zeitplan, deutung. b.) schrittweise Entnahme von nichteinheimischen Baumarten und Rückbau aller Entwässerungsein- Das Biosphärenreservat Südost-Rügen umfasst den Südost- richtungen, teil der Insel Rügen und dient vornehmlich dem Schutz der c.) Bestandsregulierungen von wild lebenden Tierar- in diesem Bereich vorhandenen vielfältigen traditionellen ten entsprechend den Zielsetzungen des National- Kulturlandschaft mit enger Verzahnung von Land und parks durch die oder im Auftrage der Nationalpark- Meer. Zu diesem Biosphärenreservat gehören sowohl die verwaltung. durch ihre Architektur herausragende Stadt als auch 2. In der Schutzzone II vorrangig durch gezielte Pflege- das völlig der natürlichen Entwicklung überlassene Natur- und Renaturierungsma§nahmen die biotoptypische schutzgebiet Insel . Mannigfaltigkeit der heimischen Pflanzen- und Tier- welt zu erhalten und zu fördern, insbesondere a.) die schrittweise Umwandlung der Waldbestände, 2.2.4.2. Landschaftsschutzgebiete so dass langfristig eine Überführung in Schutzzone I möglich wird, Im Bereich des Nationalparkvorfeldes sind in den vergan- b.) die Walderneuerung vorrangig über Naturverjün- genen Jahren eine Reihe von Landschaftsschutzgebieten gung zuzulassen, ausgewiesen worden. c.) die Pflege der Graslandflächen durch Mahd und Das LSG „Boddenlandschaft“ umfasst fast die gesamte Beweidung ohne Düngung zu gewährleisten, Boddenregion des ehemaligen Kreises Ribnitz-Damgarten d.) die Erholungsnutzung so zu gestalten, dass Beein- (Fischland, Darß, Zingst und südliche Boddenküste bis zum trächtigungen der Naturausstattung vermieden Zipker Bach), insgesamt eine Landfläche von 16.000 ha. oder verringert werden, Gro§e Teile des genannten Gebiets standen schon seit 1966 e.) durch geeignete Ma§nahmen der Verkehrs- und unter Landschaftsschutz. Im Rahmen der einstweiligen Si- Besucherlenkung den Ruhecharakter des Gebietes cherung besonders schützenswerter Landschaftsteile wurden insgesamt stärker auszuprägen, 1990 vor allem Flächen an der südlichen Boddenküste in f.) Bestandsregulierungen von wild lebenden Tierarten das LSG mit einbezogen. Damit wurde unterstrichen, dass entsprechend den Zielsetzungen des Nationalparks die südliche Boddenküste naturräumlich ebenso zur Natio- nach Ma§gabe der Nationalparkverwaltung vorzu- nalparkregion gehört wie die Halbinsel Fischland/Darß/ nehmen.“ Zingst. Das LSG soll u. a. auch die Lebensraumansprüche einiger durch großräumige Aktionsradien gekennzeichnete Tierarten (wie Seeadler, Fischotter) erfüllen. Um den Ge- 2.2.4 Geschützte Flächen im Nationalpark- gebenheiten besser gerecht zu werden, erfolgte eine Eintei- vorfeld lung in engere und weitere Schutzzonen.

2.2.4.1 Andere Großschutzgebiete Die engeren Schutzzonen dienen hauptsächlich dem Schutz der freien Landschaft als Lebensraum für die Tier- Östlich an den Nationalpark angrenzend besteht im Land- und Pflanzenwelt der Region. Es ist deshalb in diesen Be- kreis Rügen die Idee für einen Naturpark Rügen. Er würde reichen untersagt, bauliche Anlagen zu errichten oder das größere Teile der Insel Rügen mit Ausnahme jener Berei- landschaftsprägende Dauergrünland in andere Nutzungs- che umfassen, die einem anderen Gro§schutzgebiet (Natio- formen umzuwandeln. Die Innenbereiche der Orte unterlie- nalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, Nationalpark gen nicht den Bestimmungen der Verordnung; sie wurden

26 aber nicht ausgegrenzt, um den Gemeinden Entwicklungs- Das Schwedenhagener Ufer stellt ein bewaldetes litorina- möglichkeiten im Übergang zur weiteren Schutzzone zu zeitliches Binnenkliff mit älterem Laubbaumbestand und ermöglichen. Die Verordnung trat am 1.10.1993 in Kraft Wärme liebender Bodenvegetation dar. Bei der Hucke han- und wurde am 22.5.1996 zuletzt geändert. delt es sich hauptsächlich um das dortige Steilufer. Es ist ähnlich strukturiert wie das angrenzende im Nationalpark Dem langfristigen Schutz der Nationalparkregion nach Sü- befindliche und ist mit Trockenrasen, Gebüschen und den hin dient das LSG ãVorpommersche Boddenküste“, Baumgruppen bewachsen. Der Fu§ der Hucke ist seit 1939 das sich östlich anschließt und fast bis vor die Tore Stral- mit einer Steinmauer befestigt, wodurch ein Uferabtrag sunds reicht. Es hat eine Größe von 6.000 ha, trat am unterbunden ist. 30.10.1993 in Kraft und wurde am 22.5.1996 zuletzt geän- dert. Durch das LSG soll gesichert werden, dass die Land- Vom ehemals 250 ha großen NSG „Dünenheide“ liegen schaft nicht verbaut wird und die großräumigen Strukturen jetzt der Süd- und Ostteil im Nationalpark. Das verbliebe- in der Landschaft erhalten bleiben. Auch hier ist deshalb ne NSG ist 87,3 ha gro§ und befindet sich in der Gemar- das Dauergrünland zu erhalten und die Bebauung verboten. kung Vitte zwischen den Orten Vitte und Neuendorf. Die Orte sind genau ausgegrenzt. Schutzzweck ist der Erhalt der letzten großen Küstendü- nenheide im Bereich der deutschen Ostseeküste. Beide LSG umfassen eine Vielzahl von Flächen, die wäh- rend der Vogelzugzeiten als Nahrungsgebiete für Kraniche, Wichtig zu erwähnen wäre noch das NSG „Nordwestufer Gänse und weitere Zugvögel dienen, deren Schlafplätze Wittow und Kreptitzer Heide“ mit einer Gesamtfläche von wiederum vorwiegend im Nationalpark liegen. Dazu gehö- 82,7 ha. ren insbesondere die Fischlandwiesen zwischen Dierhagen und Wustrow, die Werre zwischen Born und Ahrenshoop, In der Neuendorfer Wiek liegt die seit 1940 als NSG aus- die weiträumigen Wiesen nördlich und südlich des Prerow- gewiesene Seevogelschutzinsel . Die Neuendorfer stromes sowie die Niederungsgebiete am Unterlauf des Wiek ist aus ornithologischer Sicht von gro§er Bedeutung Zipker Baches und im Umfeld des Günzer Sees (Vogelwie- als Pufferzone für die Brutvogelkonzentration auf der In- se). sel Beuchel, als Brutgebiet für andere Arten sowie als Rast-, Ruhe- und Nahrungsraum insbesondere für Anati- Die Flächen der Insel Hiddensee mit Ausnahme der Ortslagen denarten. Grieben, Kloster, Vitte und Neuendorf stellen das LSG ãInsel Hiddensee“ dar. Die Größe beträgt 380 ha und es ergänzt zu- Die Randbereiche der Wiek werden geprägt durch Brack- sammen mit kleineren NSG die Nationalparkflächen. wasserröhrichte und Salzwiesen. Im Osten des Gebietes befindet sich ein Sandmagerrasenstandort. Schließlich besteht die Planung für die Errichtung eines größeren Landschaftsschutzgebietes auf der Insel Rügen. Ein dementsprechendes NSG ã Neuendorfer Wiek“ mit In- Es soll Flächen der Insel Rügen umfassen, die nicht Natio- sel Beuchel“ befindet sich im Rechtssetzungsverfahren. nalpark oder Biosphärenreservat sind. Auch sollen Ort- schaften, überplante Gebiete und möglicherweise ein Kor- Am 19.6.2002 erfolgte die einstweilige Sicherstellung des ridor entlang der B 96 ausgenommen bleiben. Naturschutzgebietes „Küstenzonen des und Rassower Stromes“.

2.2.4.3. Naturschutzgebiete In direkter Nachbarschaft des Nationalparks, nahe an sei- ner Südwestgrenze, liegt das 54 ha große NSG Ahrenshoo- Die Flächen von neun ehemaligen Naturschutzgebieten sind per Holz. Es handelt sich dabei um einen mehrere Jahrhun- vollständig im Nationalpark aufgegangen, nämlich der NSGe derte alten Pfeifengras-Buchenwald (Molinio-Fagetum), ã Westdarß und Darßer Ort“, „ Schmidt-Bülten“, „Inseln Oie der seit Jahrzehnten nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt und Kirr“, „Bock und Hohe Düne von Pramort“, „“, worden ist. Neben der Baumschicht, die u. a. von alten „Insel Heuwiese und Freesenort“, „Koselower See und Udar- Rotbuchen (Fagus sylvatica) und Stiel-Eichen (Quercus ro- ser Wiek“, „Gellen und Gänsewerder“ und „Fährinsel“. bur) geprägt wird, sind die reichen Vorkommen der Stech- palme (Ilex aquifolium) bemerkenswert (BAUER et al. Andere Naturschutzgebiete sind teilweise in den National- 1972, JESCHKE 1959). park eingegangen, wie das NSG Dornbusch, Schwedenhage- ner Ufer und Altbessin: deren Flächen im Bereich der Hucke Im Süden des Fischlands gelegen sind die beiden NSG und des Schwedenhagener Ufers sind nicht Bestandteil des „Dierhägener Moor“ (104 ha) und „Ribnitzer Großes Nationalparks. Das verbliebene NSG trägt die Bezeichnung Moor“ (274 ha). Beide sind teilweise bewaldete Küsten- „Dornbusch und Schwedenhagener Ufer“. hochmoore.

27 2.2.4.4 Geschützte Flächen nach § 20 LNatG ¥ Sie stellen querschnittsorientiert die Erfordernisse und MV mit Bedeutung für den National- Ma§nahmen des Naturschutzes und der Landschaftspfle- park ge für die anderen Fachplanungen dar. ¥ Sie stellen die Erfordernisse und Ma§nahmen des Natur- Einige seltene, in einem starken Rückgang begriffene oder schutzes und der Landschaftspflege für die integrierende besonders gefährdete Biotoptypen oder Geotope unterlie- räumliche Gesamtplanung dar. gen nach ¤ 20 LNatG MV einem besonderen Schutz. Sol- ¥ Sie informieren die Öffentlichkeit über die Ziele und Er- che Biotope oder Geotope dürfen grundsätzlich nicht zer- fordernisse von Naturschutz und Landschaftspflege. stört oder erheblich oder nachhaltig beeinträchtigt werden. Das Vorläufige Gutachtliche Landschaftsprogramm (UM- Es ist hier nicht möglich, alle nach dieser Rechtsvor- WELTMINISTERIUM M-V, 1992), im Folgenden GutLaPro schrift geschützten Flächen im Vorfeld des Nationalparks abgekürzt, enthält u. a. folgende Ziele und Darstellungen. zu nennen. Beispielhaft sollen einige für den Nationalpark wichtige Vorkommen genannt werden: Landesweite Ziele: ¥ Alle Windwattflächen und Boddengewässer mit Verlan- Die über einen langen Zeitraum von den Naturkräften ge- dungsbereichen (einschlie§lich der z. T. großflächigen formte und in geschichtlicher Zeit vom Menschen gestalte- Röhrichtbestände). te Natur und Landschaft von Mecklenburg-Vorpommern ¥ Die Steilküsten des Fischlandes und der Halbinsel Wit- soll in ihrer besonderen Vielfältigkeit, Schönheit und Ei- tow - sie haben eine wichtige Funktion für die Material- genart geschützt, gepflegt und entwickelt werden. nachlieferung in die Anlandungsgebiete des National- parks. Hier wird das Material erodiert, das später am Grundsätzlich sollen in jeder naturräumlichen Region die Dar§er Ort, auf der Gellenschaar und am Bug abgela- typischen Ökosysteme vorhanden sein, so dass darin alle gert wird. Eine Verbauung der Steilufer zur Verhinde- charakteristischen Pflanzen- und Tierarten sowie deren Ge- rung des Bodenabtrags würde nicht nur eine erhebliche sellschaften in langfristig überlebensfähigen Populationen Beeinträchtigung der hochdynamischen Steilküstenöko- bestehen können. systeme bedeuten, sondern ginge mittelfristig auch an die Substanz des Nationalparks. Regionale Ziele für das Küstengebiet: ¥ Die Dünenkomplexe mit Zwergstrauchheiden und „Im Küstengebiet Mecklenburg-Vorpommerns sind insbe- Sandtrockenrasen an der Hohen Düne in Prerow. Auch sondere Biotope im unmittelbaren Küstensaum in größeren alle anderen Dünenbildungen im Vorfeld des National- Abschnitten naturnah erhalten geblieben und schutzwür- parks (z. B. auf dem Fischland, Graal-Müritz) sind ge- dig. Kliff-Ökosysteme sind in vielen Küstenbereichen in- schützt. takt. Küstendünen- und Strandwallgebiete (z. B. Darß) sind ¥ Die Sölle, die vorrangig auf Rügen und dem südlich an großflächig im Nationalpark „Vorpommersche Bodden- den Nationalpark angrenzenden Festland liegen. Zum landschaft“ geschützt. Die Erhaltung und Pflege von Salz- Teil sind sie in großflächige Äcker eingestreut und bil- grasland-Standorten ist ein Schwerpunkt der Naturschutz- den regelrechte Inseln in der ansonsten intensiv genutz- arbeit in der Küstenregion. ten Agrarlandschaft. Viele Sölle sind in der Vergangen- heit bereits verfüllt worden. Dies ist nach § 20 LNatG Für die Nationalparke in Mecklenburg-Vorpommern ent- MV verboten. hält das GutLaPro folgende Ziele:

ãNationalparks sollen 2.3 Landschaftsplanung ¥ natürliche und naturnahe Landschaften vor der Zerstö- rung bewahren, 2.3.1 Vorläufiges Gutachtliches Landschafts- ¥ bedrohten heimischen Tier- und Pflanzenarten Lebens- programm raum innerhalb ihrer typischen Lebensgemeinschaften bieten, Gemäß § 12 des Landesnaturschutzgesetzes werden die ¥ den möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge si- Erfordernisse und Ma§nahmen des Naturschutzes und der chern, Landschaftspflege für das Land im Gutachterlichen Land- ¥ grundsätzlich keiner wirtschaftsbestimmten Nutzung schaftsprogramm dargestellt. unterliegen und Das Gutachterliche Landschaftsprogramm und die im fol- ¥ der wissenschaftlichen Beobachtung, der naturkund- genden Kapitel genannten Gutachterlichen Landschaftsrah- lichen Bildung und dem Naturerlebnis der Bevölkerung menpläne erfüllen dabei folgende Funktionen: zugänglich sein, soweit es der Schutzzweck erlaubt. ¥ Sie sind Fachplanungen des Naturschutzes und bilden da- mit eine Arbeitsgrundlage für die Naturschutzbehörden. Nationalparks sollen in Zonen abgestufter Schutzintensität

28 gegliedert sein, wobei den naturnahen und natürlichen sorgeräume für Naturschutz und Landschaftspflege“ über- Kernzonen eine hohe Bedeutung zukommt.“ nommen werden.

Der gesamte Nationalpark Vorpommersche Boddenland- Hinsichtlich des künftigen Entwicklungsbedarfes ist im schaft ist als Raum mit herausragender Bedeutung für Na- GLRP ausgeführt: turschutz und Landschaftspflege, dessen Vorfeld weitge- ãIm Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft be- hend als Raum mit besonderer Bedeutung für Naturschutz stehen gegenwärtig noch erhebliche Beeinträchtigungen und Landschaftspflege dargestellt. von Natur und Landschaft durch die Polderung und aktive Entwässerung der ausgedehnten ehemaligen Salzgrünlän- der der Sundischen Wiese und eine künstliche Regulierung 2.3.2. Erster Gutachtlicher Landschafts- des Wasserhaushaltes des Dar§waldes. Diese Eingriffe rahmenplan führten zu Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, welche mit dem Schutzziel des National- Die Gutachterlichen Landschaftsrahmenpläne sollen die parks nicht vereinbar sind. Bei Gewährleistung der Hoch- Aussagen des Gutachterlichen Landschaftsprogramms in- wassersicherheit für die Ortslagen soll durch die weitestge- haltlich vertiefen und räumlich konkretisieren. Sie werden hende Wiederherstellung der natürlichen Wasser- und für die vier Planungsregionen des Landes (Westmecklen- Überflutungsverhältnisse den Schutzerfordernissen Rech- burg, Mittleres Mecklenburg/ Rostock, Mecklenburgische nung getragen werden. Weiterhin sollen entsprechend des Seenplatte und Vorpommern) durch das Landesamt für Nationalparkschutzzieles vorhandene instabile und stand- Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) Mecklenburg- ortfremde Waldbestände nach den Vorgaben des Forstein- Vorpommern erarbeitet. richtungswerkes durch geeignete Ma§nahmen in naturna- he, stabile Bestände umgewandelt werden. Die räumliche Abgrenzung der Planungsregionen und der Darstellungsma§stab 1:100.000 entsprechen den Die Vorpommersche Boddenlandschaft mit ihrer herausra- Regionalen Raumordnungsprogrammen. Dadurch wird der genden Bedeutung für Naturschutz und Landschaftspflege unmittelbare Bezug zwischen Landschaftsrahmenplanung ist gleichzeitig ein bedeutendes Fremdenverkehrsgebiet. und Regionalplanung gesichert und die Integration der Um die Schutzerfordernisse zu gewährleisten und eine Be- Inhalte der Landschaftsrahmenpläne in die Regionalen einträchtigung empfindlicher Bereiche zu vermeiden, ist Raumordnungsprogramme erleichtert. Die in den Land- deshalb eine gezielte Besucherlenkung und -information schaftsrahmenplänen erarbeiteten Maßnahmen und Erfor- erforderlich. Insbesondere ist eine weitgehende Regelung dernisse des Naturschutzes und der Landschaftspflege des Bootsverkehrs auf Ostsee und Bodden durchzusetzen. erhalten durch ihre Integration in die Regionalen Raumord- Gleichzeitig ist es Aufgabe der Nationalparkverwaltung, nungsprogramme Rechtsverbindlichkeit. mit vielseitigen und attraktiven Angeboten den Bildungs- auftrag des Nationalparks zu erfüllen. Der ehemalige Mili- Im Ersten Gutachtlichen Landschaftsrahmenplan (GLRP) tärhafen Darßer Ort darf nicht über seine Funktion als pro- für die Region Vorpommern (LANDESAMT FÜR UM- visorischer Nothafen hinaus genutzt werden.“ WELT UND NATUR 1996) werden für das Gebiet des Na- tionalparks Vorpommersche Boddenlandschaft u. a. folgen- Derzeit wird der GLRP fortgeschrieben. Mit seiner Neufas- de Erfordernisse und Ma§nahmen des Naturschutzes und sung ist etwa im Jahr 2003 zu rechnen. der Landschaftspflege dargestellt: Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft wird im Ersten Gutachtlichen Landschaftsrahmenplan als Be- 2.3.3 Landschaftspläne reich mit herausragender Bedeutung für den Naturhaushalt dargestellt. In der Nationalparkregion verfügen die Hansestadt Stral- sund, die Stadt Ribnitz-Damgarten sowie die Gemeinde Bereiche mit herausragender Bedeutung für den Natur- Wiek auf Rügen über fertig aufgestellte Landschaftspläne haushalt sollen im Regionalen Raumordnungsprogramm gemäß § 13 LNatG M-V (zusammen: 186,02 km2). Im Ver- als ãVorranggebiete für Naturschutz und Landschaftspfle- fahren der Erarbeitung ist gegenwärtig der Landschaftsplan ge“ ausgewiesen werden. der Stadt Barth (40,8 km2). Das Nationalparkvorfeld ist in weiten Teilen als Bereich Einschlie§lich Letzterem ist damit ca. ein Sechstel der Ge- mit besonderer Bedeutung für den Naturhaushalt darge- markungsflächen der Nationalparkregion von Landschafts- stellt. plänen erfasst. Für die anderen Städte und Gemeinden der Nationalpark- Bereiche mit besonderer Bedeutung für den Naturhaushalt region sind derzeit (2002) noch keine Landschaftspläne in sollen im Regionalen Raumordnungsprogramm als ãVor- Bearbeitung.

29 IV Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

1 Klima ten geologischen Bildungen stammen als pleistozäne Abla- gerungen aus dem Pommerschen Stadium der Weichsel- Die kontinentalen Klimaeinflüsse sind aufgrund des umge- Kaltzeit (zu den mittelpleistozänen Aufschlüssen des benden Meeres und der Bodden geringer als nach der Lage Dornbuschs vgl. Kap. IV 2.3). Im Spätglazial der Weich- der Vorpommerschen Boddenlandschaft im Osten zu vermu- selvergletscherung erreichten Endmoränen der Nordrüge- ten wäre. KOPP (1969) ordnet das Klima des Nationalparks ner-Ostusedomer Staffel und Grundmoränen der Zinno- dem den gesamten westlichen Küstenbereich (östlich bis Ar- witzer und Velgaster Staffel das Gebiet. Mit dem kona) umfassenden Typ ãWestliches Küstenklima“ zu. Das Meeresspiegelanstieg der Litorina-Transgression vor ca. Nationalparkgebiet ist mit der Halbinsel Dar§-Zingst und 7.000 Jahren setzten gewaltige küstendynamische Prozesse Westrügen den ozeanischen Einflüssen des Westwindgürtels ein, die zur Bildung der heutigen Landschaftsgestalt führ- besonders stark ausgesetzt (HELLMUTH 1993). ten. Es zählt zu den herausragendsten Eigenschaften der Vorpommerschen Boddenlandschaft, dass diese Küstenaus- Der temperaturausgleichende Einfluss der Ostsee manifes- gleichsprozesse auch heute noch anhalten und zu einem tiert sich in relativ geringen Temperatur-Jahresschwankun- stetigen Wandel des Landschaftsaufbaus und der Küsten- gen (Amplitude = 17-18 ¡C). Die Durchschnittstemperatu- formen führen. Mithin ist die geologische Entwicklung des ren im Frühjahr und Sommer liegen etwas niedriger, der Gebietes auch heute noch nicht abgeschlossen. herbstliche und winterliche Durchschnitt etwas höher als weiter im Binnenland. Der Juli ist im Gebiet der wärmste, Die Beschreibung der geologischen Situation des Schutz- der Januar der kälteste Monat (KOPP 1969). gebietes, die im Wesentlichen einer Darstellung des Geolo- gischen Landesamtes (SCHULZ 1994) folgt, trägt dieser Die Mittelwerte der Jahressummen der Niederschläge betra- Tatsache Rechnung. Zugunsten einer Aufzeigung von gen zwischen 500 und 600 mm. Das Küstenklima im Allge- funktional-dynamischen Einheiten wird auf einen chrono- meinen ist zwar relativ niederschlagsreich, der unmittelbare logischen Abriss verzichtet. Kartenmäßig ist die geologi- Küstenbereich, zu dem auch der Nationalpark gehört, zeich- sche Situation in Textkarte 5 dargestellt. net sich aber durch deutlich geringere Niederschlagsmengen aus (DAHMS & BOHNE 1994, HELLMUTH 1993). Die Grundmoränenflächen der südlichen und östlichen Umrandung des Nationalparks Verglichen mit dem Binnenland zeichnet sich das National- Wenn man sich heute eine Vorstellung vom spätglazialen parkgebiet durch geringere Temperaturunterschiede zwi- Relief unter der Vorpommerschen Boddenlandschaft ma- schen Tag und Nacht sowie Sommer und Winter, eine län- chen will, so empfiehlt sich ein Vergleich mit den Grund- gere Sonnenscheindauer, eine höhere Luftfeuchtigkeit und moränenflächen im Raum Barth-Stralsund sowie Gingst- größere Windgeschwindigkeiten aus. Das Küstenklima Schaprode-Wiek-Dranske. Diese ebenen bis flachwelligen wirkt im allgemeinen nur etwa 20 km landeinwärts und Flächen fallen schwach nach N bis NW ab. Im Zuge der verliert dann seinen Einfluss. Litorina-Transgression erfolgte die Überflutung der Grund- moränenflächen in umgekehrter Richtung. Noch eine wesentlich geringere Ausdehnung hat der Ein- fluss des eigentlichen Strandklimas. Es wirkt sich nur etwa Nach den bisher ausgeführten Bohrungen, die in den Litho- 100 m landeinwärts aus. Es zeichnet sich insbesondere fazieskarten Quartär zu einem räumlichen Bild verarbeitet durch eine stärkere UV-Strahlung sowie einen erhöhten wurden, liegt die Oberfläche des jüngsten Geschiebemer- Salz- und Jodgehalt in der Luft aus (HELLMUTH 1993). gels der Grundmoräne (m) unter dem Altdar§: bei ca. - 5 m NN, unter dem Neudar§: um -15 m NN, 2 Geologische Verhältnisse unter Zingst, Bock u. Gellen: tiefer als -10 m NN, unter dem Bug: um -10 m NN. 2.1 Eiszeitliche und nacheiszeitliche Entwicklung Über dem jüngsten Geschiebemergel folgen spätglaziale Beckensande (as). Auf dem Altdar§ sowie im Bodstedter Erdgeschichtlich betrachtet ist die Vorpommersche Bod- Becken erreichen diese eine Mächtigkeit von 10 bis 20 m. denlandschaft eine sehr junge Landschaft, die zu gro§en Im unteren Teil sind die Beckenbildungen bei Born, Pre- Teilen erst nach der letzten Eiszeit entstanden ist. Die ältes- row und Zingst lokal auch tonig ausgebildet.

30 Mit der Litorina-Transgression unterlagen die Beckensan- weniger Bohrungen treten unter Weiß- und Braundünen et- de der Abrasion. Neben den pleistozänen Hochgebieten des wa 10 bis 15 m mächtige marine Fein- und Mittelsande mit Fischlandes, des Dornbuschs und Wittows stellten sie ei- humosen und schlickigen Lagen auf, darunter folgt Ge- nen weiteren Sedimentlieferanten für die marinen Umlage- schiebemergel. rungen dar, die zur Bildung der jungen Anlandungsflächen des Neudarß, Zingstes, Bocks, Gellens und Bugs führten Die untergeordneten Endmoränen der Velgaster Staffel öst- (OTTO 1913). lich Barth und bei Barhöft sowie die Geschiebemergelebe- nen des Festlandes und im westlichen Rügen dürften nur in Dies wird auf dem Dar§ mit dem sog. ãAltdar§er Kliff“ am geringem Umfang als Sedimentlieferanten in Frage kom- Mecklenburger Weg zwischen den Rehbergen und Prerow men, worauf die kleinen Haken und Schaare an den süd- sichtbar. Hier ist das litorinazeitliche Kliff, eingeschnitten lichen Boddenufern hinweisen. in die spätglazialen Beckensande des Altdar§, als 3 bis 5 m hohe Geländestufe deutlich zu erkennen. Die jungen Anlandungsgebiete Die prälitorinazeitliche Landoberfläche ist im Nationalpark Die pleistozänen Hochgebiete als Sedimentlieferanten bisher nur unzureichend bekannt. HURTIG (1954) hat die für die holozänen Anlandungsgebiete litorinazeitlichen Transgressionskontakte (marine Sande Der Inselkern des Fischlandes liegt zwar au§erhalb des über limnischen Torfen und Mudden) anhand von Bohrun- Nationalparks; aus geologischer Sicht stellt er jedoch den gen zusammengestellt. Weitere Untersuchungen zur Land- bedeutendsten Materiallieferanten für die holozänen Bil- schaftsanalyse des Holozäns wurden im Fachbereich Geo- dungen des Neudar§ dar. graphie der Universität Greifswald begonnen.

Das etwa 3 km lange und ca. 10 m hohe aktive Steilufer Nach Sondierungen des Geologischen Landesamtes M-V des Fischlandes wird von einem Geschiebemergel mit mul- (Bericht Seegatts, 1994) ist es anhand sedimentologischer denartig aufgelagerten Beckenschluffen sowie einer nahe- Kriterien nur schwer möglich, spätglaziale Beckensande zu geschlossenen Decke von spätglazialen Beckensanden von marinen Sanden der litorinazeitlichen Transgressions- gebildet (vgl. das Kliffprofil in SCHULZ & PETERS folge zu trennen, sofern organogene Bildungen nicht ent- 1989). Aufgrund der Exposition zur Hauptwindrichtung wickelt sind. unterliegt das Fischland-Kliff einem starken Rückgang (im langjährigen Mittel um 0,6 m/Jahr). Während die Ton- und So wurden marine Sande mit Cardium- (Cerastoderma-) Schluffkomponente des Geschiebemergels ufernormal in Schalen südlich vom Fischland unmittelbar auf spätglazia- die Schlickgebiete der Ostsee wandert, verlagert sich die len Beckensanden in -4 m NN angetroffen. Östlich Prerow Feinsandfraktion auf den Riffen küstenparallel nach NO haben sich litorinazeitliche Sande in die bei -6 m NN lie- und baut den Neudar§ auf. genden spätglazialen Beckenschluffe eingeschnitten. An der Alten Straminke östlich Zingst treten organogene Bil- Der Inselkern des Dornbuschs (+72 m ü. NN) stellt die dungen des Holozäns noch in -8 m NN auf. Ostflanke eines Stauchendmoränenlobus der Nordrügen- schen Staffel dar. Das am Dornbusch abgetragene Sedi- Eine detaillierte Darstellung des Transgressionsvorganges ment wird durch Küstenversatzströme um die Hucke nach im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft wird SSW sowie um den Enddorn nach SSO transportiert und erst nach umfangreichen Erkundungsarbeiten unter Ver- baut die Strandwallsysteme des Unterlandes (Gellen i.w.S.) wendung komplexer Datierungsmethoden möglich sein. bzw. des Alten und Neuen Bessins auf (SCHÜTZE 1931). Ein weiteres durch seine Exposition nach NW zu starkem Mit der oben dargestellten Abrasion an den Steilufern des Küstenrückgang prädestiniertes Kliff (ca. 0,5 m/Jahr) stellt Fischlands, des Altdar§, des Dornbuschs und Wittows setz- die NW-Küste der Halbinsel Wittow dar. Hier sind zwei ten im Lee dieser Pleistozänkerne Haken an, die am Fisch- kreidereiche Geschiebemergel in mehr oder weniger söhli- land und Altdar§ nach NO (an der NW-Ecke des Altdar§ ger Lagerung mit eingelagerten, wenige Meter mächtigen entwickelte sich ein kleinerer Strandwallfächer auch nach Schmelzwassersanden aufgeschlossen. Durch die bei län- W bis SW), am Dornbusch nach S und bei Wittow nach geren Hochdruckwetterlagen auftretenden NO-Winde ist SW wuchsen (KOLP 1982, SCHÜTZE 1931, 1939). Diese der Küstenversatzstrom in Richtung SW gerichtet. Dabei Strandwallfächer laufen leewärts in breite Schaare aus (z. wurde der bei Dranske ansetzende, etwa 10 km lange Ha- B. Bock, Gellen, Bessin). ken des Bugs aufgebaut. Da der Bug seit nahezu 60 Jahren ununterbrochen militärisch genutzt wurde, konnten geolo- Besonders detaillierte Untersuchungen liegen vom Neu- gische und küstendynamische Kartierungen in dieser Zeit dar§ vor (letzte Darstellung von KOLP 1978, 1982). Da- nicht durchgeführt werden, dementsprechend unbefriedi- nach lag der Scheitel des Fächers der dort als Reffe be- gend ist der Kenntnisstand. Nach den Ergebnissen einiger zeichneten Strandwälle im Seegebiet südwestlich des

31 Neudarß. Durch den erneut einsetzenden Küstenrückgang scheint die Eisrandlage nach W umzuschwenken. Dies am Weststrand wurden und werden die Strandwälle heute kommt in einer Kornvergröberung zum Ausdruck (Mittel- wieder abgetragen (z. B. im Bereich Teerbrennersee). sand, feinsandig und Sand, kiesig, an der NW-Grenze des Nationalparks, vgl. Textkarte 5). Diese Flächen vergrößern Insgesamt legen sich 120 bis 180 Reffe vor das litorina- sich in nordwestlicher Richtung zur Untiefe des Plantage- zeitliche Meeresufer des Altdar§. Durch Reibung der Wel- netgrundes (au§erhalb des Nationalparks). lentäler auf der Schorre westlich Darßer Ort verzögert sich das landwärtige Ende der vorwiegend W-O bis SW-NO Vor dem Neudar§ und der Halbinsel Zingst bilden Feinsan- gerichteten Wellen (KOLP 1978). Dadurch schwenkt der de in Form mehrerer küstenparalleler Riffe den Meeresbo- seewärtige Teil der Wellen um. Die Wellen treffen nun von den. N auf den Strand von Prerow. Am Dar§er Ort bilden so beide Strömungsrichtungen Strandwälle in Zangenform Die Kornvergröberung westlich des Neudarß ist auf die aus; sie schlie§en eine Lagune ein, die dann zur Riege ver- Darßer Schwelle zurückzuführen, die sich als Untiefe mit landet. Restsedimenten auf Geschiebemergel über die Kadetrinne zum Gedser Rev und schlie§lich zur Insel fortsetzt. Diesen zyklisch verlaufenden Prozess hat KOLP (1978, Die Darßer Schwelle wird häufig als seewärtige Fortset- 1982) anhand von Kartenstudien verfolgt. Seit der Aufnah- zung der Velgaster Staffel angesehen. Im Bereich Fisch- me der schwedischen Matrikelkarte von 1696 konnte er 2 land-Darß können Belege für diese Verbindung in Auf- Zyklen der Lagunenneubildung rekonstruieren. Ein Zyklus schlüssen jedoch nicht erbracht werden. läuft in etwa 200 Jahren ab. KOLP (1978) hat so die Ent- wicklung der Landspitze Dar§er Ort bis zum Jahre 2130 Die Bodden extrapoliert und kartographisch dargestellt. Die Darstellung der rezenten Sedimente der Boddenkette zwischen Ribnitz und Barhöft folgt SCHIEWER et al. Die Dünenmassive (1992). Danach wird in Wassertiefen von 0 bis ca. 2 m ein Neben den küstenparallelen Dünen und den von Flugsand- schluffiger Feinsand (FS) mit wechselndem Humusgehalt feldern bedeckten Strandwällen treten im Nationalpark sedimentiert. In den Becken unterhalb -2 m NN sowie in Vorpommersche Boddenlandschaft mehrere große Dünen- Buchten mit geringer Wellenbewegung wird Schlick (Sl) massive auf (Rehberge, Hohe Düne östlich Prerow und abgelagert. Hohe Düne bei Pramort). Die zur Bildung dieser außerge- wöhnlich hohen Dünenmassive führenden Prozesse sind Aufgrund des Fehlens vergleichbarer Arbeiten für die noch nicht bekannt. Die von GROBA (1954) gegebene Er- Boddengewässer westlich Rügens wurden die Erkennt- klärung eines Sandtransportes von W nach O in ein Seegatt nisse aus den Untersuchungen der Dar§-Zingster Bodden- mit nachfolgender Aufwehung von NO nach SW zum Dü- kette bei der kartenmäßigen Darstellung dieses Raumes nenmassiv ist schwer vorstellbar. Weitere Untersuchungen extrapoliert. Dabei ist der hypothetisch angenommene mit aktuogeologischen Methoden könnten die Probleme ei- Verlauf der Sedimentgrenzen mit einer besonderen Signa- ner Lösung näher bringen. tur eingetragen. Für ein verändertes Sedimentgeschehen spricht, dass im Gegensatz zu der „inneren“ Boddenkette Das Seegebiet zwischen Ribnitz und Barhöft die westrügenschen Ge- Die folgenden Angaben stützten sich im Wesentlichen auf wässer durch eine stärkere Wasserbewegung und einen die Auswertung der Erkundungsarbeiten des Zentralen höheren Wasseraustausch über die breiteren Zuflüsse zur Geologischen Instituts, HA Marine Geologie, Reinikenha- Ostsee (Libben und den Gellenstrom) gekennzeichnet gen, 1977 - 1989. Technisch bedingt erfolgte die Erkun- sind. So berichten GOSSELCK et al. (1994), dass sich die dung erst ab einer Wassertiefe von 6 m. Für Wassertiefen Sedimentbeschaffenheit der westrügenschen Bodden von 0 bis 6 m sind die Angaben als hypothetisch zu be- durch gewaltige Sandbänke des Flundergrundes, des Vie- trachten. rendehlgrundes und des Gellerhakens auszeichnet. Auch außerhalb dieser Sandbänke bestehen die Sedimente des Der Dornbusch stellt das Relikt einer NO-SW streichenden Kubitzer und des Schaproder aus fein- bis grob- Stauchendmoräne dar. Im Zuge der mehrphasigen Litorina- sandigen Fraktionen mit leichten Schlickanteilen. Die Transgression unterlag der größte Teil der Stauchendmorä- großflächigen, charakteristischen Schlammflächen der ne der Abrasion. Die Kartendarstellung zeigt die von Rest- Dar§-Zingster Bodden wurden von GOSSELCK et al. sedimenten des abgetragenen Geschiebemergels bedeckte (1994) nicht beobachtet. Fläche mit einer Auflage von Blöcken (S, ki, und X). Als südwestliche Fortsetzung der Stauchendmoräne kann man Als Besonderheit ist das Vorkommen von einzelnen Blö- die beiden Flächen „S, ki“ 3 km nordwestlich bzw. 4 km cken in Gebieten um pleistozäne Kerne (z. B. Insel Liebitz) westlich Neuendorf auf Hiddensee betrachten. Von hier aus zu nennen.

32 Aufspülungen auf dem Bock und Bug pelten“ Küstenverlauf charakterisiert. Im Nationalpark lie- In nennenswertem Umfang wurde die geologische Situa- gen rund 70 km exponierte Außenküste der offenen Ostsee, tion auf der Insel Bock und dem Bug durch künstliche der annähernd 300 km binnenwärtige, von der offenen Ost- Aufspülungen überformt. So wurden auf dem Bock von see abgetrennte Boddenküste gegenüberstehen. Die un- 1906 bis 1944 5.000.000 m3 Baggergut (REINHARD gleich höhere Länge der Boddenküste rührt von einem auf- 1953) aus dem südlich gelegenen Barther Fahrwasser und fallend buchtenreichen, reich gegliederten Verlauf her, der dem Stralsunder Fahrwasser aufgespült. Beträchtliche sich deutlich von der mehr oder weniger geradlinigen Spülfelder finden sich auch an der Südspitze des Bugs. Form der Außenküste abhebt. Die aufgespülten Sedimente erreichen Mächtigkeiten von 1 bis 2 m. Während auf der Außenküste starke materialversetzende Seegangskräfte zu einem relativ ausgeglichenen, durch den Wechsel von Steil- und Flachufern geprägten Küstenver- 2.2 Küstenformen und Relief lauf geführt haben, sind die Boddenküsten auf einem frü- hen Stadium des Küstenausgleichs stehen geblieben, stark Ihre heutige Gestalt verdankt die Vorpommersche Bodden- zerlappt und in kleine Buchten (Wieken) gegliedert. Diese landschaft im Wesentlichen küstendynamischen Vorgängen sind überwiegend von flachen Verlandungsufern geprägt, im Anschluss an die Litorina-Transgression der Ostsee (vor die von Brackwasserröhrichten oder Salzgrasland gesäumt 7.900 - 5.700 Jahren). Das eiszeitliche Grundgerüst ist nur werden. Steilufer sind in der Regel nicht mehr oder nur in noch an wenigen Stellen im Nationalpark unmittelbar er- sehr geringem Umfang aktiv und dienen nicht mehr als kennbar. Vielmehr sind die heutigen Geländeformen ent- Materiallieferanten für Sedimentverlagerungen. Die Mor- scheidend durch die sich nacheiszeitlich verändernden phodynamik der Binnenküsten ist durch den eingeschränk- Küstenlinien in Gestalt von Haken und Nehrungen geprägt ten Seeraum und den flacheren Wasserkörper im Vergleich worden. BÜLOW (1954) beschreibt das Wachstum der zu den Außenküsten stark gedämpft. Ursache für die so Halbinsel Zingst nach Osten folgenderma§en: ãDer Bock unterschiedlichen Küstengestalten sind wesentlich geringe- ist ein künftiger Zingst, der Zingst ein früherer Bock“. re Windwirklängen auf der Binnenseite, was zu einer deut- Wegen dieser engen Verknüpfung von Küstenformen und lich geringeren Wellenenergiebeanspruchung führt. Oberflächengestalt werden beide Themenkomplexe in auf- einander folgenden Kapiteln vorgestellt. So geben DETTE et al. (1995) für die Außenküstenab- schnitte Fischland/Westdar§ und Nordstrand Zingst See- Auf die submarinen Reliefformen wird in Kap. IV 2.2.2 gangsbelastung von 8.800 und 7.816 KWh/m/a an, wohin- eingegangen. gegen der gleiche Wert für das einzige aktive Kliff (somit ein Spitzenwert) in der Dar§-Zingster Boddenkette, das Ostufer am (au§erhalb des Nationalparks) 2.2.1 Küstenformen nach LAMPE (1992) zwischen 172 und 216 KWh/m/a liegt. Überblick über die Entwicklung der Küstenformen Die vorpommersche Boddenausgleichsküste wird im Die Küstenausgleichsprozesse in der Vorpommerschen Rahmen der südbaltischen Lockergesteinsküsten - mit Boddenlandschaft sind wegen der Beispielhaftigkeit und Ausdehnung von Jütland bis zu den baltischen Republi- Großflächigkeit dieser Prozesse für Mitteleuropa ein we- ken - von KLIEWE u. JANKE (1991) als Mittelstück in sentlicher Grund für die Ausweisung des Nationalparks ge- eine Typenabfolge von Ausgleichsküsten eingeordnet. Als wesen. litorale Ausbildungsform ist die vorpommersche Bodden- küste über den Ostseeraum hinaus von einzigartiger Be- Ostsee und Boddengewässer werden durch Fluttore, so ge- deutung. nannte Seegatts, verbunden, die als Strömungsrinnen für einen regelmäßigen Wasseraustausch sorgen. Aufgrund ho- Die Küstenformen sind detailliert von NIEDERMEYER et her Strömungsgeschwindigkeiten sind diese Strömungsrin- al. (1987), KLIEWE & JANKE (1991), KLIEWE & nen stark eingetieft und besitzen eine nur geringe Neigung STERR (1994) beschrieben worden, denen hier gefolgt zur Versandung. Aktive Verbindungen zwischen Ostsee wird. Im Nationalpark liegen Teile der von West nach Ost und Bodden sind im Nationalpark die Pramorter Flutrinne angeordneten Darß-Zingster Boddenkette und östlich von neben einigen untergeordneten an den Werder-Inseln dieser die von Süd nach Nord verlaufende Westrügener (Durchfluss nur bei Hochwasser), das Fahrwasser am Gel- Boddenkette. len, der Strelasund und der /Libben. Inak- tive Flutrinnen bestimmen an mehreren Stellen das heutige Die Boddenausgleichsküste ist eine ausgedehnte, nahezu Relief der Landschaft, sie werden im folgenden Kapitel IV gezeitenfreie Flachküste. Sie wird durch einen quasi “dop- 2.2.2 genannt.

33 Außenküste Gro§e Hakenbildungen sind der Gellen und der Bug. Während der letzten fünf Jahrtausende vollzogen sich Die Dar§-Zingster Halbinsel ist eine Nehrung, die von in- durch litorine Sedimente Küstenausgleichsprozesse mit einandergreifenden und aus westlicher und östlicher Abbruch exponierter Steilküsten (Westdar§, Dornbusch, Richtung zusammengewachsenen Haken mit Längsaus- au§erhalb Nationalpark: Ahrenshooper Kliff, Wittower dehnungen in der Größenordnung um 10 km gebildet Kliff) Längstransporte des Materials auf den vorgelager- wird. ten zumeist zwei Riffen und Umlagerung auf flankieren- den Haken und Nehrungen. Abb. 6 zeigt die dabei we- Charakteristisch für die Morphodynamik der Außenküste sentlichen morphodynamischen Prozesse in einer ist der mehrfache Wechsel und somit ein unmittelbares schematischen Übersicht, auf die STERR (1993) näher Nebeneinander von Abtragungs- und Anlandungsküsten. eingegangen ist. Wirksam sind diese Prozesse bis zu einer Nach KLIEWE u. JANKE (1991) lassen sich dabei meh- Wassertiefe von etwa 10 m, die deshalb auch für die was- rere Entwicklungsstadien unterscheiden: serseitige Grenze des Schutzgebietes zu Grunde gelegt Im Initialstadium der Haken- bzw. Nehrungsentwick- worden ist. lung mit Ausbildung einer vorgelagerten Schaar (s. u.)

Abb. 6: Morphodynamische Prozesse

Quelle: STERR 1993

Abb. 7: Aufbau von Flachküsten

Quelle: KLIEWE 1990

34 befinden sich regional gesehen die SO-Flanken des strand und Zingster Nordstrand. Deren Kliffs sind nur Gellen und des Neuen Bessin/Hiddensee. In deutlichem wenig über 3 m hoch. Wachstum befinden sich der Dar§er Ort (KOLP 1978, 1982) und der Alte Bessin/Hiddensee. Eine Material- Erwähnenswert sind die Kliffranddünen auf dem Steilufer zufuhr erfährt weiterhin auch die Sandplatte des Bocks des Dornbusch mit Höhen bis zu 4 m. Auch den Steil- östlich von Pramort. Bereits ein Abbaustadium ufern am Westdarß und Nordzingst sind Dünen aufge- durchlaufen der Westdar§ und die Zingst-Sundische-Wie- setzt, allerdings von geringerer Höhe. se-Niederung. Bei starker Änderung der Verlaufsrichtung können entlang von ausgedehnten Nehrun- Die natürlichen Küstenformen sind an einigen Abschnit- gen mehrere Entwicklungsstadien nebeneinander auf- ten durch Küstenschutzmaßnahmen zum Schutz vor treten. Hochwassern überformt (vgl. auch Kap. IV 4.3): Die Angaben für den mittleren Küstenrückgang am Am Vordar§ und auf einem Abschnitt des Nordzingst Dar§er Weststrand sind nicht einheitlich (vgl. RUDLOFF wird das Küstenschutzsystem von den Elementen Schorre 1992). BÜTOW u. LAMPE (1991) geben Werte zwischen - (Buhnen) - Strand - künstlich angelegte Düne - ge- 0,6 und 2,4 m jährlich an. Nach Sturmhochwasser können pflanzter Küstenschutzwald - Seedeich aufgebaut. Am auch höhere Werte bis zu 10 m erreicht werden. Für das Weststrand der Insel Hiddensee kommt in dieser Reihe Steilufer des Dornbusch / Hiddensee gibt REINHARD der Seedeich nicht vor; 1994 sind hier Schorre und Strand (1956) Werte im langjährigen Mittel seit 1696 von ca. vorgespült worden, neue Buhnen gerammt und eine 0,3 m an. künstliche Düne aufgespült worden.

Nach verschiedenen Autoren (BÜTOW u. LAMPE Durch die 1937/39 gebaute Huckemauer ist der südlichste (1991), NIEDERMEYER et al. (1987), MALKUS et al. Küstenabschnitt des Dornbuschsteilufers zur Ruhe ge- (1993)), finden sich für die Anlandungsgebiete folgende kommen. Seitdem fehlt im Uferabschnitt von Kloster bis Wachstumsbeträge: Der Landgewinn an der Nordspitze Vitte die Materialnachlieferung. In der Folge hat sich hier des Darß, dem Darßer Ort, beträgt im Mittel jährlich 9,7 der Küstenrückgang verstärkt. Zum Ausgleich ist 1994 m, in der Prerower Bucht liegt dieser Wert noch bei 2,5 die oben erwähnte Strandaufspülung mit ca. 200.000 m3 m. Während der durchschnittliche Längenzuwachs in der Sand vorgenommen worden. Die Kosten der Ma§nahme Vergangenheit beim Alten Bessin 5,6 m erreicht hat, be- betragen 1,8 Millionen DM (GENERALPLAN KÜSTE trägt er beim Neuen Bessin 30,6 m mit Wachstumsspitzen 1994). bis zu 100 m pro Jahr. Der heute 14 km lange Gellen wuchs seit 1300 um 4 km südwärts, wobei sich zur Die Insel Bock ist seit den 20er bis in die 80er Jahre auf Gegenwart hin sein Wachstum immer mehr verlangsamt einer Sandbank aufgespült worden, unter anderem um die hat. Sanddrift aus westlicher Richtung vom Dar§ und Zingst hinein in das Fahrwasser des Vierendehlgrundes aufzu- Abb. 7 zeigt den normalen Aufbau der im Gebiet vor- fangen (POPPE 1942). kommenden Flachküsten und gibt Aufschluss über die morphologischen und sedimentologischen Verhältnisse. Boddenküsten Im Bereich der Anlandungsgebiete ist der Strand breiter Die Boddengewässer sind zumeist kettenförmig anein- als auf Erosionsabschnitten. Die ufernahe Schorre im An- andergereiht und folgen in ihrem Verlauf parallel den ehe- schluss an Sandriffzonen und Haken ist als Schaar aus- maligen Eisrandlagen. Die Bodden entsprechen in ihren gebildet. Schaare sind aus Fein- und Mittelsanden beste- runden bis ovalen Formen überfluteten glazialen Zungen- hende, zum Teil auch schwach schlickige, relativ ebene becken bzw. Zungenbeckenreihen. Flächenbauformen. Bei fortgesetzter Materialakkumula- tion werden auf einer Schaar Strandwälle marin sedimen- Zwischen den beiden im Nationalpark gelegenen Ketten tiert. Diese werden in der Regel durch Dünenbildungen der Westrügener und der Darß-Zingster Bodden lehnt sich aufgehöht. Besonders bemerkenswert sind die Dünen- der Strelasund an die Moränengabel bei Barhöft an. In landschaften am Darßer Ort und der Hohen Düne von beiden Boddenketten gibt es zahlreiche Inseln. In der Pramort mit Strich-, Parabel- und Walldünen und zugehö- Westrügener Boddenkette besitzen aufgrund der höher rigen Deflationswannen und Windrissen sowie das ausge- anstehenden Grundmoräne nahezu sämtliche Inseln einen dehnte Primärdünenfeld bei Kukshüren. eiszeitlichen Kern. Dazu zählen neben den großen Inseln In Ergänzung zu den vorherrschenden Flachküsten ver- Hiddensee und Ummanz die Inseln , Mährens, Ur- dienen die Steilküsten eine besondere Erwähnung. Die kevitz, Liebitz, Schaproder Öhe, Gänsewerder, Heuwiese, imposanteste Steilküste im Nationalpark ist der Abfall und die Fährinsel. Die künstliche aufgespülte Insel Bock, des Dornbusch mit einer Kliffhöhe bis zu 60 m. Weniger die Gruppe der Kleinen Werder-Inseln und der Gro§e mächtig sind die Steilküstenbereiche am Darßer West- Werder sind nur durch einen wenige Dezimeter hohen

35 Strandwall und durch die bei Niedrigwasser trocken fal- Genese nicht viel bekannt ist. Teilweise gehen die Neu- lende Schaar von der freien Ostsee abgetrennt. Der Gro§e endorfer Bülten auf Ausbaggerungen der Fahrrinne zu- Werder besitzt in seinem Kern einen mächtigen, um die rück, überwiegend sind diese Inseln aber als über die Zeitenwende aufgeschütteten Strandwall. Eine Besonder- Mittelwasserlinie hinausgewachsene Überflutungsmoore heit stellen die ringförmigen Strandwallbildungen der zu deuten. Kleinen Werder-Inseln dar. BÜLOW (1954) beschreibt ihre Entstehung als Strandwälle, die sich um einen kreis- Mit zunehmender Abriegelung der Ostseebuchten durch förmigen Sandbankgipfel infolge einer Kreiselströmung die seewärtigen jüngeren Haken- und Nehrungsgeneratio- herumgelegt haben. nen entlang der heutigen Außenküste kam es an den Binnenflanken der Bodden zur Reduzierung der Aus- In der Dar§-Zingster Boddenkette sind die vermoorten gleichsprozesse. So ist beispielsweise der an der Halbin- Sandplatten der Inseln Großer Kirr und Schmidt-Bülten sel Bliesenrade/Dar§ vorspringende Nadelhaken im als Rückstromdelta-Bildung der ehemaligen Seegatts nach ROLL u. ZIMMERMANN Straminke, Prerowstrom und Hundetief aufzufassen 1985 bereits während der Litorina-Transgression entstan- (JESCHKE u. LANGE 1993). den, als die heutige Halbinsel Zingst erst im Aufbau be- griffen war und der wirksame Seeraum noch wesentlich Die weist in ihrem Zentrum einen pleisto- größer war. Aufgrund der oben bereits genannten Redu- zänen Kern auf, der großflächig von holozänen Ver- zierung des Wellenenergieeintrages treten Küstenaus- moorungen umgeben ist, wie sie für die Inseln der Darß- gleichsprozesse auf den Boddenbinnenseiten kaum noch Zingster Boddenkette typisch sind. Weiterhin zu nennen auf. Mithin sind Steilufer inaktiviert (z. B. Schwedenha- sind die Neuendorfer und Borner Bülten, der Jägerbülten, genufer am Südrand des Dornbusch, Moränensteilufer bei die Meiningenbülten und der Gänsebrink, über deren Barhöft) oder nur auf kurzen Strecken bei besonders ex-

Abb. 8: Dynamische, strömungsbedingte Veränderungen an Uferlinien der Bodden - Die Landspitze Freesenort und die Insel Heuwiese

Quelle: nach der topographischen Karte 1:25.000 von 1925 und einem Luftbild von 1991

36 ponierter Lage (Insel Liebitz, s. u.) noch in Bewegung. Boddenverlandungsufer mit Fossilkliffs sind bei Bar- Als eine Folge dessen sind rezente Hakenbildungen nur höft, am Schwedenhagener Ufer auf Hiddensee, auf der noch an wenigen Stellen und sehr kleinflächig an der Schaproder Öhe und am Koselower See ausgeprägt. Binnenküste zu beobachten, z. B. Schafshorn (Insel Öhe) oder die Hakenbildungen der Inseln Heuwiese und Mäh- Boddenverlandungsufer vor niedrigen Moränenplatten rens. und Sandebenen treten an der Hakenrückseite des Bug, am Ostufer des Gellen, am Südufer der Insel Ummanz, am Der wichtigste morphodynamische Vorgang an den Bod- Westufer der Halbinsel Lieschow, sowie vor Wieck und denküsten ist die Verlandung durch organische Prozesse Born auf dem Dar§ auf. Die Geschiebemergelplatten von wie Röhrichtbildung und Torfwachstum. Diese sind die West- und Südrügen fallen stellenweise mit einer kleinen wesentlichen Charakteristika entlang der Boddenränder Stufe zum Ufer ab, an dem sich oft ein schmaler Block- (SLOBODDA 1989). Die Rückseiten der Nehrungen und und Kiesstrand entlangzieht. Das Ufer des Bug nimmt in- Seesandebenen weisen demzufolge entlang ihrer Bodden- sofern eine herausgehobene Stellung ein, als dass hier nach ränder an der Oberfläche über Meeressanden verbreitet den Röhrichtgürteln unmittelbar der boddenseitige Wald- Moor- oder Anmoorbildungen auf. rand anschlie§t. An allen anderen Boddenufern ist dieser küstennahe Waldsaum durch eine landwirtschaftliche Nut- Die teilweise über 100 m breiten Boddenröhrichte beider- zung zurückgedrängt worden. seits der Mittelwasserlinie sind in der Regel in uferparalle- le Zonen aufgegliedert, wobei der land- und boddennächste Verlandungsufer vor vermoorten Boddenniederungen Gürtel infolge starker Eutrophierung mit Phosphaten und sind am Koselower See, stellenweise zwischen Kinnba- Nitraten von Land und Wasser ein hohes Längenwachstum ckenhagen und Wendisch Langendorf, am Südufer des aufweisen, jedoch der mittlere nur als Niederschilf ausge- Ostzingst (Sundische Wiese) und am Bodstedter Bodden bildet ist. Entsprechend ihrer geschützten Lage sind Ver- vorhanden. Sie unterliegen nur schwacher Wellenenergie- landungsröhrichte an den Süd- und Westflanken der Bod- beanspruchung, werden aber reliefbedingt unter natür- den breiter und üppiger ausgebildet als an ihren Wind und lichen Bedingungen häufig überflutet und unterliegen dann Wellen stärker ausgesetzten Nord- und Ostseiten. Diese einem hohen Nährstoffeintrag. Zur Sicherung einer land- weisen gelegentlich noch Abrasionsstrecken mit aktiven wirtschaftlichen Nutzung vor Hochwasserereignissen sind Kliffpartien auf. Diese aktiven Steilufer finden sich über diese Niederungen eingedeicht worden. Ihr ursprüngliches kurze Strecken an angeschnittenen Moränenkuppen in der hydrologisches Regime ist heute im Nationalpark nicht Westrügener Boddenkette, z. B. an der Nordwestküste der mehr repräsentiert. Insel Liebitz, dem Westufer der Insel Mährens, Ralowsche Küste, dem Westufer der Insel Liebes, am Südufer des Ko- Verlandungsufer vermoorter Boddenniederungen an selower Sees und im Mündungsbereich der Duvenbeek. Stillgewässern finden sich an der Landower Wedde und am Kapeller See. Hier tritt kaum noch eine Seegangsbelas- Die bei längerfristiger Beweidung vermoorter Küstenröh- tung auf. richte entstehenden Torfe können bis zu einer Höhe von Salzgrasland-Boddenufer treten an zahlreichen Stellen über 50 cm über die Mittelwasserlinie hinauswachsen und auf, so auf den Inseln Kirr und Oie, den Borner Bülten, der weisen charakteristische ãMikrokliffs“ an der Uferkante Insel Heuwiese, an der und dem benachbar- auf. ten Koselower See. Im Unterschied zu den vorgenannten Typen tritt dieser Ufertyp nicht natürlich sondern nur unter Wie an der Außenküste so ist auch der Verlauf der Binnen- den Bedingungen einer anhaltenden Beweidung auf. Unter küste von einem häufigen Wechsel unterschiedlicher Küs- den herrschenden Bedingungen (vgl. Kap. IV 4.2.2) wach- tenformen mit veränderter morphodynamischen Tendenz sen die Torflager der Salzweiden über die Mittelwasserli- geprägt. SLOBODDA (1991) hat mehrere Typen der Bod- nie hinaus. Die Tendenz zur phytogenen (horizontalen) denufer unterschieden. Verlandung ist hier nach Ausbildung eines Mikrokliffs ge- stoppt, und es treten Uferverluste je nach Trittbelastung in Es sind folgende sechs Haupttypen zu unterscheiden, die mehr oder minder großem Umfang auf. Ihre Oberfläche an den genannten Küstenabschnitten beispielhaft auftre- liegt nur selten mehr als 0,5 m über NN. Als natürliches ten: hydrologisches System hat sich an diesen Ufern ein Netz Initiale Boddenverlandungsufer finden sich am Nord- aus Prielen und Röten ausgebildet. westufer der Insel Ummanz, bei Streu (Schaprode) und an der Uferstrecke zwischen Schmidt-Bülten und Meiningen- Die genannten sechs Haupttypen wechseln kleinräumig bülten. Sie sind gekennzeichnet durch starke Wellenener- und durchdringen sich streckenweise. giebeanspruchung, eine erst einsetzende Verlandung und Sedimentanlandung.

37 2.2.2 Natürliches Relief lich. Neben dem stark geneigten Meeresboden nordwestlich des Dornbusch ist westlich des Dar§ der Abfall hin zur Ka- Die Oberflächengestalt der Vorpommerschen Boddenland- detrinne relativ steil, wogegen die Schorre nördlich der schaft wird durch eine geringe Reliefenergie der vorherr- Sandplatte des Bock westlich des Gellen durch eine ganz schenden weiten, niedrigen Ebenen und Strandwallland- besonders flache Neigung ausgezeichnet ist (REINHARD schaften gekennzeichnet. Der überwiegende Teil der 1953). In der nördlich vorgelagerten Gellenbucht liegen nacheiszeitlich geformten Landschaft hebt sich kaum hö- zahlreiche buckelartige Erhebungen, die als einstige Hügel- her als 5 m über den Meeresspiegel. Mehr oder weniger reihen der Moränenlandschaft zu deuten sind. markant ragen nur die eiszeitlich gebildeten Kernflächen und einige au§ergewöhnliche Dünenbildungen heraus. Vor dem Dar§er Ort liegt die weit in die Ostsee hinausge- schobene Schaar dieses Anlandungsgebietes. Diese an ihrer Auch das unterseeische Relief wird von flachen Formen Basis ca. 2 km breite Untiefe schiebt sich jährlich bis zu 10 bestimmt. Die Boddengewässer haben durchschnittliche m weiter in die freie Ostsee hinaus. Noch rascher wächst Tiefen von 1,5 bis 2 m, wobei die Becken der einzelnen gegenwärtig die Bessinsche Schaar in den Bodden selten tiefer als 4 - 5 m sind. Nur Bereiche mit ei- hinein (s. o.). ner starken Strömung, z. B. der Zingster Strom und die Strömungsrinne durch die Meiningen zeichnen sich durch Das Relief der Landflächen kann in drei Formengruppen Tiefen bis über 10 m aus (der tiefste Punkt des National- eingeteilt werden: Neben den eiszeitlich gebildeten Kern- parks liegt an der Meiningenbrücke bei -13 m). flächen sind die Meersandebenen der Haken und Nehrungen und deren Rückseitenniederungen zu unter- Ostseeseitig wird durch die weit von der Uferlinie entfernte scheiden. Sie werden in dieser Reihenfolge dargestellt. Au§engrenze des Nationalparks, welche die 10 m-Tiefenli- nie kennzeichnet, der flache Abfall des Meeresbodens deut- Weithin sichtbar ist der Dornbusch als Inselkern Hidden-

Abb. 9: Die Strandwallsysteme des Neudarß

Quelle: aus KOLP, 1982

38 sees: Der Bakenberg ist mit 72 m die höchste Erhebung KAREK 1961). Im Westen ist der Abfall zum Vordar§ bei des Nationalparks. Die gedrungene, hügelige Oberfläche Ibenhorst deutlich zu erkennen, wenn auch kein Kliff aus- des Dornbusch ist durch Kuppen und Mulden reich geglie- gebildet ist. dert und fällt nach Südosten flach ab, wo ein niedriges fos- siles Kliff und ein flaches Röhrichtufer den Übergang zum Im westrügener Raum treten als besonderes Charakteristi- Bodden bilden. Zur offenen See bricht das Gelände mit ei- kum Geschiebemergeldurchragungen auf, die aus vermoor- nem steilen, bis zu 60 m abfallendem Kliff ab (REIN- ten Niederungen im Nordosten von Ummanz und den In- HARD 1956). Der westliche Abhang an der vorspringen- seln , Liebes und Mährens einige Meter den “Hucke“ befindet sich nach Bau des Steinwalles nicht herausragen. Die Landschaftsform um das Ralower Holz mehr in rückschreitender Erosion. Hier hat sich ein stabiler zwischen der Landower und Priebowschen Wedde lässt Hang gebildet. sich als flachwellige Grundmoränenlandschaft mit einigen Söllen als Senken beschreiben. Weit weniger deutlich als der Dornbusch hebt sich der In- selkern des Dar§, der so genannte Altdar§, als eine Die nacheiszeitlich gebildeten Haken und Nehrungen Hochebene mit mehreren eingestreuten Senken heraus. werden morphologisch häufig als Meersandebenen Mit 10,5 m findet sich im Nordwesten am fossilen Kliff bezeichnet, auch wenn sie kleinräumig ein sehr wechsel- des alten Meeresufers dessen höchste Erhebung. Stellen- haftes Relief aufweisen. In sehr charakteristischer Weise weise finden sich sekundäre, inzwischen bewaldete Dü- sind sie aus einer Aneinanderreihung von Strandwällen nenbildungen. Nach Süden, Südosten und Osten dacht aufgebaut. Die sich teilweise in Längsrichtung über meh- sich die Oberfläche des Altdarß ganz allmählich ab und rere Kilometer erstreckenden Strandwälle und Strand- verschwindet unter Flachmoorbildungen im Bodden. Im walltäler werden als Reffe und Riegen bezeichnet. In der Norden zeigt der Altdarß über beträchtliche Strecken ein Regel sind die Reffe von langgestreckten Dünen (Walldü- deutliches Kliff und fällt hier steil zum Neudarß ab (FU- nen) bedeckt, wodurch zusätzliche Aufhöhungen bis auf

Abb. 10: Strandwallsysteme von Hiddensee, Bug und Pramort

Quelle: aus BÜLOW, 1954

39 2,5 m, vereinzelt auch bis auf 10 m, im Bereich der Ho- Rückseitenniederungen, den mehr oder weniger ver- hen Düne östlich Prerow (außerhalb des Nationalparks) moorten und unter natürlichen Verhältnissen von den und der hohen Düne bei Pramort sogar über 13 m erreicht Bodden aperiodisch überfluteten Uferbereichen. Weitere werden. Beispiele großflächiger Moorniederungen sind die Wiecker Wiesen, das Schwinkels Moor (au§erhalb des Als die größte und herausragendste, von KOLP (1982) gut Nationalparks), das Bliesenrader Moor, der Vordar§, die untersuchte Strandwalllandschaft Mitteleuropas gilt der Niederung an der Landowschen Wedde und die Küsten- Neudar§ (vgl. Abb. 9). Mehr als einhundert Strandwälle überflutungsmoore von Ummanz. Die Gebiete weisen bei sind in einem Entstehungszeitraum von ca. 3.500 Jahren in einer Höhenlage von nur wenigen Dezimetern über NN großer Regelmäßigkeit in west-östlicher Richtung hinterein- unter natürlichen hydrologischen Verhältnissen ein klein- ander abgelagert. räumiges Mikrorelief auf, das von Prielen, Kolken und Flutmulden geprägt wird. Wenn auch in den 60er und In Entstehungsphasen mit steigendem Meeresspiegelanstieg 70er Jahren im Rahmen der landwirtschaftlichen Kom- (Transgressionsphasen) wurden die Strandwälle mit größe- plexmelioration versucht worden ist, dieses Relief ein- ren Zwischenräumen sedimentiert, und die zwischenge- zuebnen, so kann dies als nicht vollständig gelungen schalteten Riegen sind relativ flach ausgeprägt. In Zeiten bezeichnet werden (vgl. HOLZ 1991 und den dort vor- mit stagnierendem oder fallendem Meeresspiegel sind die handenen Höhenplan der Sundischen Wiese). Reffe dichter aufeinander folgend angelagert worden, und in den Senken sind Seen bis über 3 m Tiefe entstanden. Aus Weitere Niederungsgebiete sind die ehemaligen Verbindun- der Abbildung geht auch hervor, wo sich jeweils von Osten gen zwischen Ostsee und Bodden, die bereits erwähnten und von Westen aufbauende Strandwälle getroffen haben Seegatts. Sie sind ebenso wie die „Rückseitenniederungen“ (gestrichelte Linie); dort treten die höchsten Geländepunkte durch Höhenlagen unter 1 m über NN gekennzeichnet, teil- des Neudar§ auf. weise liegen sie unter dem Meeresspiegel. Die wichtigsten inaktivierten, d. h. nach Sturmhochwassern durch Deiche Im Unterschied zum Neudarß sind der Zingst, das Süderland geschlossenen Fluttore in der Nationalparkregion in Rei- Hiddensees und der Bug schmalere hakenförmige Strand- henfolge von West nach Ost sind: Hundsbeck nördlich wallsysteme. Ihr Aufbau ist nicht so regelmäßig wie der des Ahrenshoop, Vordar§er Moor bei den Rehbergen / Josaars- Neudar§es (s. Abb. 10). Morphologisch ist der Gellen ein bruch, Prerower Strom, Neues und Altes Tief, Butterwieck, Haken-Strandwallsystem mit aufgesetzten Parabeldünenres- Hundetief, Straminke und eine Sturmflutrinne östlich des ten - sie sind nach starken Westwinden aus aufgerissenen Ortes Sundische Wiese. Auf Hiddensee gibt es ehemalige Weißdünen entstanden -, die 3 m Höhe erreichen können. Fluttore am Südrand des Dornbusch und südlich Neuen- dorf-Plogshagen. Der westlichen Hälfte der Strandwallfächer auf Hiddensee sind jüngere, bis 4,6 m hohe Weißdünenbildungen aufge- Die ehemaligen Fluttore sind als Landenge zumeist noch setzt, die ebenfalls zum Teil in Parabeldünen umgewandelt zu erkennen. worden sind. Das Strandwallsystem der Fährinsel im Osten Hiddensees besteht aus einem mächtigen Strandwall von an- Wie bereits angeklungen, hat der wirtschaftende Mensch nähernd 1.200 m Länge und fast 100 m Breite sowie mehre- das natürliche Relief stellenweise verändert. In allen land- ren Strandwällen im Osten der Insel, die mit einer Höhe von wirtschaftlich meliorierten Flächen kann von einer Moor- etwa 1,5 bis 2 m um 0,5 bis 0,7 m niedriger als der westli- sackung und -schrumpfung in der Größenordnung von che Strandwall liegen. Bemerkenswert ist, dass die Strand- mittlerweile 30 cm ausgegangen werden. wälle der Fährinsel im Wesentlichen aus Geröllen aufgebaut sind. Das Alter dieser Bildungen lässt sich anhand organi- Im Zuge von Deich- und Wegebauten sind bei der Materi- scher Ablagerungen auf 2.930 bis 2.140 Jahre datieren. algewinnung im ganzen Gebiet künstlich Hohlformen ent- standen. Im Zusammenhang mit dem Bau des über drei Unregelmäßig überdünt sind auch die Strandwälle des Meter hohen Deiches ist insbesondere auf der Halbinsel Bug. An dessen Südwestspitze ist Baggergut aus der Fahr- Zingst Baumaterial in unmittelbarer Nähe der Deichtrasse rinne des Libben großflächig aufgespült worden. gewonnen worden, so dass es zu einer Aneinanderreihung von deichparallelen Wasserlöchern gekommen ist. Künstli- Relativ flach streichen die Strandwälle auf dem Zingst. che Hohlformen sind auch die in den Niederungen ange- Nur im Bereich der Hohen Düne von Pramort treten Höhen legten zahlreichen Gräben mit Breiten bis zu 5 m. von über 2 m auf. Im Dar§- und Osterwald ist zur Anlage von Wildäckern Mithin ist der Südteil des Ostzingst mit Osterwald und der und zur Neuaufforstung das Strandwall- und Dünenrelief Sundischen Wiese die großflächigste der so genannten auf dem Neudar§ lokal maschinell planiert worden.

40 Teilweise ist durch die Eindeichung auch Land mit einer schehens nach REINSCH & SAUERBERG (1995), wo Höhe unter NN trockengelegt worden. Die Landfläche sich auch weiterführende Angaben finden. wurde dadurch vermehrt, die Wasserfläche verringert. Die- se Flächen sind nach ihrer Eindeichung melioriert und Tiefere hydrogeologische Komplexe führen in Mecklen- landwirtschaftlich genutzt worden. Als einschneidendste burg-Vorpommern generell Salzwasser. Relativ oberflä- landschaftliche Veränderung soll die Eindeichung der Wer- chennah sind Grundwasserversalzungen z. T. im National- re südlich des Vordar§es genannt werden. park Vorpommersche Boddenlandschaft anzutreffen. Hier handelt es sich um marine Halinität.

2.3 Besondere Aufschlüsse Die folgende Darstellung beinhaltet eine Übersicht über das nutzbare Grundwasserdargebot nach Grundwasserdar- Wichtigster geologischer Aufschluss im Nationalpark ist gebotsklassen, welche im Hinblick auf die im National- das Steilufer des Dornbusch. Dort ist in der Schichtenfolge parkgebiet vorhandene Trinkwassernutzung von Bedeu- graugrüner Cyprinenton mit Bedeutung unter anderem für tung sind: die chronostratigraphische Gliederung aus der mittelpleis- tozänen Rügen-Warmzeit des Mittelpleistozäns (Alter ca. GW-Dargebotsklasse Ergiebigkeit Bedeutung 40.000 bis 29.000 Jahre v. h.) aufgeschlossen. in m3/d I > 10.000 sehr hoch Ein Teil des Steilufers ist durch den Bau des Steinwalles II > 1.000 - 10.000 hoch im Bereich der Hucke bereits inaktiv geworden. Bei Grie- III > 500 - 1.000 mittel ben stehen oberflächennahe Kiese an, die zum Teil abge- IV 100 - 500 gering baut worden sind. V < 100 sehr gering Von gewisser Bedeutung sind die Aufschlüsse der an der VI 0 fehlend Westküste Rügens sowie der vorgelagerten Inseln aufge- schlossenen Steilufer, wo die End- und Grundmoränen der Das Grundwasserflie§geschehen ist durch Grundwasser- Mittelrügener-Nordwestusedomer Zwischenstaffel in ge- scheiden, den Grundwasserflurabstand und einen Hydro- ringem Umfang aufgeschlossen sind. isohypsenplan für den jeweils obersten Grundwasserleiter beschrieben. Am Dar§er Weststrand sind infolge des stetigen Küsten- rückversatzes die Wurzeln der Strandwälle angeschnitten Unter Berücksichtigung des oberirdischen Abflussgesche- und stellenweise bis zu 3 m Höhe aufgeschlossen. hens, der morphologischen und hydrographischen Situa- tion der Untersuchungsgebiete wurden - jeweils bezogen auf den obersten Grundwasserleiter - detaillierte Modell- 2.4 Hydrogeologische Verhältnisse und vorstellungen zum Grundwasserflie§geschehen erarbeitet, Grundwasser die jedoch künftig zu prüfen sind.

Das Nationalparkgebiet liegt im Bereich einer hydrogeo- Gleiches gilt für die Darstellung der Grundwasserflurab- logischen Struktureinheit vom Tafeltyp mit zum Teil stände. Die Flurabstände sind für ungespanntes Grundwas- mächtiger, flächenhaft ausgebildeter Lockergesteinsbede- ser in „m unter Gelände“ angegeben. ckung. Als grundwassernahe Flächen werden Bereiche mit Flurab- Die nachfolgenden Darstellungen der hydrologischen Ver- ständen des Grundwassers unter 2 m definiert. hältnisse basieren im Wesentlichen auf dem hydrogeologi- schen Kartenwerk 1 : 50.000 (s. REINSCH u. SAUER- Grundwasserfernere Standorte werden durch die 5 m- bzw. BERG, 1995). 10 m-Flurabstandslinien charakterisiert. Beide Flurab- standslinien besitzen darüber hinaus Bedeutung für den Neben dem Grundwasserleiter (GWL)-Grundwasserstauer Geschütztheitsgrad des Grundwassers (Flurabstand im un- (GWS)-Modell für quartäre und jungtertiäre Ablagerungen bedeckten Grundwasserleiter > 10 m, entspricht in der Be- ist der derzeitige Kenntnisstand (Redaktionsschluss 1984) wertung einer B-Fläche, s. u.). über hydrogeologische Kennwerte der einzelnen grund- wasserführenden Horizonte dargestellt. Art und Ursache wassergefährdender Einflüsse können mannigfaltig sein. Schädigende Einwirkungen sind oft Es erfolgt eine Darstellung der oberflächennahen Grund- nicht erkennbar, und die Ursachen und die Folgen können wasserverhältnisse und der Gebiete bevorzugter hydrauli- nicht oder nicht schnell genug bzw. nur mit gro§em Auf- scher Verbindungen (HV) sowie des Grundwasserflie§ge- wand beseitigt werden.

41 Die Empfindlichkeit der Grundwasserverhältnisse gegenü- ber anthropogenen Einflüssen wird insbesondere durch den Horizont Grundwasserleiter Grundwasserstauer Geschütztheitsgrad des Grundwassers bestimmt. Analog 4. W I der Karte der Grundwassergefährdung des hydrogeologi- Geschiebemergel schen Kartenwerkes für den Bereich Mecklenburg-Vor- Weichselkaltzeit I pommern sind zu unterscheiden: 5. GWL 3: S 2/3n - W 1v ¥ Geschütztheitsgrad A: Grundwasser gegenüber flä- glazifluviatile Nach- chenhaft eindringende Schadstoffe nicht geschützt, schüttsande Saalekalt- ¥ Geschütztheitsgrad B: Grundwasser relativ geschützt, zeit 2 u. 3 und glaziflu- ¥ Geschütztheitsgrad C: Grundwasser geschützt. viatile Vorschüttsande Weichselkaltzeit 1 Die Geschütztheitsgrade des Grundwassers beziehen sich auf den jeweils obersten Grundwasserleiter. Die Grund- Der GWL 1 steht auf Halbinsel Darß-Zingst fast flächende- wassergefährdung ist dabei wesentlich von der Grundwas- ckend an der Oberfläche an. Fehlstellen sind nur lokal be- serneubildungsrate abhängig. kannt (westlich von Born und im südlichen Teil der Sundi- schen Wiese). Für Mecklenburg-Vorpommern wurden in Anwendung des Verfahrens nach SCHLINKER (1969) zuverlässige Größen Im Bereich des Westdarßes (südlich vom Darßer Ort bis für die Grundwasserneubildung ermittelt. In dieser Berech- westlich von Born) sind die überwiegend holozänen Sande nung der Neubildung aus den Niederschlägen sind in vorherrschend 2 - 5 m mächtig. Östlich davon und lokal differenzierter Form die oberflächennahen geologischen bei Ibenhorst herrschen auf dem Darß Mächtigkeiten von Bildungen, die Vegetation und die hydrogeologischen Ver- 10 - 20 m vor, wie auch auf der Halbinsel Michaelsdorf. hältnisse ebenso berücksichtigt wie Zehrflächen usw. Von den Niederschlägen versickern etwa folgende Anteile: Die Mächtigkeit des GWL 1 beträgt auf Zingst und den In- Sand ohne Humus 25% seln Oie und Bock vorwiegend 5 - 10 m, nur im nordöst- Sand mit Humus 20% lichen Teil von Zingst (Höhe Düne von Pramort) steigen Sand, lehmig 15% die Mächtigkeiten auf 10 - 20 m an. Im südlichen Teil der Lehm/Geschiebemergel, sandig 10% Sundischen Wiese, auf der Insel Kirr und am Nordrand der Lehm/Geschiebemergel, tonig 5% Halbinsel Kloer verringert sie sich auf 2 - 5 m. Wasser, Moor (Zehrflächen) 0% Auf dem Dar§, der Insel Kirr und westlich von Zingst ist der GWL 1 überwiegend fein- bis mittelsandig ausgebildet. 2.4.1 Grundwasserleiter und Grundwasser- Östlich von Zingst auf dem Großen Werder und dem Bock stauer besteht er vorwiegend aus schluffigen Feinsanden. Lokal (Sundische Wiese, Gro§er Werder) wurden auch Kiese Für den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft nachgewiesen. Die Kf-Werte (Werte des Leitfähigkeits- lassen sich die quartären Grundwasserleiter (GWL) und koeffizienten) der Sande (bis Kiese) liegen überwiegend Grundwasserstauer (GWS) mit folgendem Modell be- zwischen 10 - 25, z. T. auch 25 - 50 á 10-5 m/s. schreiben (nach REINSCH & SAUERBERG (1995)): Auf Hiddensee ist der GWL 1 am Ostufer im Bereich des Horizont Grundwasserleiter Grundwasserstauer Süderlandes teilweise nicht ausgebildet, Fehlstellen sind 1. GWL 1: W2n - Ho au§erdem im Bereich des West- und Ostufers des Dornbu- glazifluviatile Nach sches sowie im Bereich der Bessiner Haken zu verzeich- schüttsande Weichsel- nen. Im Bereich des Dornbusches ist der GWL 1 trocken kaltzeit 2 und Holozän bzw. nur saisonbedingt grundwasserführend, weite Berei- 2. W II (-Ho) che des Grundwasserleiters sind hier au§erdem gestaucht. Geschiebemergel Auf der Halbinsel Bug ist der GWL 1 flächenhaft ausge- Weichselkaltzeit II bildet, am Südostufer fehlt er lokal. Der GWL 1 besteht in 8 (- und Holozän) diesem Gebiet vorwiegend aus schluffigen Feinsanden, 3. GWL 2: W1n - W 2v lokal überwiegen Grobsande (Fährinsel, Dünenheide). Es glazifluviatile Nach- überwiegen Mächtigkeiten von 10 - 20 m. Die Kf-Werte schüttsande Weichsel- liegen zwischen 1 - 10 bis > 50 - 80 á 10-5 m/s. kaltzeit 1 und glaziflu- viatile Vorschüttsande Auf der Schaproder Öhe und im Südwest- (außer im Be- Weichselkaltzeit 2 reich Freesenort) und Ostteil von Ummanz ist der GWL 1

42 nicht ausgebildet. Der im Zentral- und Nordostteil von bildung des GWL 2 bei Mächtigkeiten von 5 - 10 m und Ummanz und der Heuwiese anstehende GWL 1 besteht Kf-Werten von 10 - 25 á 10-5 m/s. Eine oberflächliche Ver- überwiegend aus schluffigen Feinsanden. Seine Mächtig- breitung ist nur westlich von Born bekannt. keit beträgt durchschnittlich 2 - 5 m und am Nordrand von Ummanz sogar weniger als 2 m, seine Kf-Werte liegen Im östlichen Teil des Nationalparks ist der GWL 2 auf dem vielfach bei 1 - 10 á 10-5 m/s. Gellen und um den (Liebitz, Bereich zwi- schen Landower und Priebowscher Wedde) ausgeräumt. Im Im Gebiet am Kubitzer Bodden wird der oberflächlich an- Süderland von Hiddensee und auf dem Bug ist er aufgrund stehende GWL 1 im Bereich der Priebowschen Wedde, des fehlenden Hangendstauers hydraulisch mit den GWL 1 zwischen Landower Wedde und Unrower Holz, streifenför- verbunden. mig südlich von Unrow und im östlichen Teil der Insel Lie- bitz angetroffen. Der Grundwasserleiter ist meist schluffig- Auf Hiddensee, im Gebiet am Kubitzer Bodden und im feinsandig ausgebildet (Kf-Werte 1 - 10 á 10-5 m/s). Südwestteil von Ummanz überwiegt eine schluffig-fein- sandige Ausbildung (Kf-Werte überwiegend 1 - 10 · 10-5 Der GWL 1 bildet im gesamten Untersuchungsgebiet m/s). Im Nordteil von Ummanz und auf der Schaproder einen oberen, unbedeckten Grundwasserleiter und ist Öhe ist er überwiegend mittelsandig ausgebildet, die Kf- somit ungeschützt gegenüber flächenhaft eindringen- Werte liegen meist bei 10 - 25 á 10-5 m/s. Seine Mächtigkeit den Schadstoffen. auf Hiddensee, im Gebiet am Kubitzer Bodden und im Nordteil von Ummanz schwankt zwischen 2 und 10 m. Im Der liegende Grundwasserstauer (Geschiebemergel W II) Süd- und Ostteil von Ummanz liegt die Mächtigkeit des ist auf dem Darß nur lückenhaft verbreitet. Zwischen Ah- GWL 2 bei > 10 - 20 m. renshooper Holz und Ibenhorst und zwischen Born, Wieck bis zum Dar§er Ort bestehen z. T. großflächig hydraulische Der liegende Grundwasserstauer (Geschiebemergel W I) Verbindungen von GWL 1 zum GWL 2. unterlagert auf Zingst und dem Bock den GWL 1, im rest- lichen Teil des Untersuchungsgebietes steht er unter dem Auf dem Zingst, der Insel Kirr, dem Bock sowie den Halb- GWL 2 an. inseln Michaelsdorf und Kloer ist der Geringleiter wahr- scheinlich flächendeckend verbreitet. Großflächige Aus- Der GWL 3 (S 2/3n - W 1v) ist nach bisherigem Kenntnis- räumungsgebiete sind auf der Barther Oie, dem Bug sowie stand im westlichen Teil des Nationalparks (Gebiet vom im Bereich von Süderland auf Hiddensee bekannt. Dort be- Darß bis zum Bock) großräumig verbreitet. Ausgeräumt ist stehen hydraulische Verbindungen zum liegenden GWL 2. er im Gebiet zwischen Born, Prerow und Zingst sowie auf Auf dem Hiddenseer Dornbusch ist der GWS teil-weise der Halbinsel Michaelsdorf. Seine Mächtigkeit beträgt gestaucht. Auf der Heuwiese, der Liebitz und im Gebiet durchschnittlich 5 - 10 m, nur östlich der Ortschaft Zingst westlich von Dreschvitz sind keine Fehlstellen bekannt. und im Bereich der Pramorter Hohen Düne verringert sie sich auf 2 - 5 m. Im Bereich des Bock bewegt sie sich zwi- Der obere GWS steht im westlichen Teil des Nationalparks schen 2 und 10 m. lokal (südwestlich von der Ortschaft Sundische Wiese und im Südwestteil des Bock) an der Oberfläche an. Auf Hid- densee steht er im östlichen Teil von Süderland und im 2.4.2 Grundwasserfließgeschehen Nord- und Südteil des Dornbusches sowie im Bereich der Bessiner Haken teilweise oberflächlich an. Oberflächlich Das Grundwasserflie§geschehen im Untersuchungsgebiet bzw. unter einer geringmächtigen Torfschicht ist er weiter- ist im Allgemeinen durch geringe Druckdifferenzen und hin auf der Schaproder Öhe, im Süd- und Ostteil von Um- ein geringes Gefälle gekennzeichnet. Das oberflächennahe manz sowie teilweise im Gebiet am Kubitzer Bodden ver- Grundwasser steht mit den Oberflächengewässern in hy- breitet. draulischem Zusammenhang und wird damit durch die Wasserstände von Ostsee und Bodden unmittelbar beein- Der GWL 2 ist auf dem Dar§ und der Halbinsel Michaels- flusst. dorf weitflächig verbreitet. Fehlstellen sind auf dem West- dar§ und im Bereich Dar§er Ort - Prerow zu verzeichnen. Bei Lage des Grundwasserspiegels unter dem des Oberflä- Lokal ist er westlich von Born und im Bereich der Borner chengewässers bzw. bereits infolge des Dichteunterschie- Bülten ausgeräumt. Weiter wird er im Westteil des Zingst des zwischen Meer- und Grundwasser (REINSCH 1968, auf dem Kirr und am Südrand der Barther Oie angetroffen. 1977) kann es zur Seihwasserbildung kommen. Während Im westlichen Boddengebiet bis zum Gellenstrom und im in den oberen Bereichen der infrage kommenden Grund- Kubitzer Bodden ist der GWL 2 wahrscheinlich nicht aus- wasserleiter im Allgemeinen Süßwasser ins Meer abfließt, gebildet. Es überwiegt eine feinsandig-mittelsandige Aus- hat das spezifisch schwerere Meerwasser das Bestreben,

43 landeinwärts zu dringen und das Süßwasser zu unter- Stromes, Barther Boddens und im Süden. Im Ost- schichten, bis ein Gleichgewichtszustand erreicht ist teil des Zingst ist aufgrund des flachen Geländes nur mit (REINSCH 1977). einem äußerst geringen Grundwassergefälle zu rechnen. Eine Grundwasserscheide hat sich wahrscheinlich im Be- Das natürliche Grundwasserfließgeschehen auf dem Dar§ reich des nördlichen Deiches ausgebildet. wird durch regionale Druckhochlagen (früher ca. 4 - 5 m über NN) im Bereich des Altdarßes nördlich von Born be- Im Bereich der Sundischen Wiese herrschen Grundwasser- stimmt. Von dort flie§t das Grundwasser in Richtung Saa- stände von unter NN, in den unmittelbaren Grabenbereichen ler und Bodstedter Bodden, Ostsee und Prerower Strom teilweise sogar von unter - 1 m NN vor. Die Flurabstände des (ca. 0 m NN). Eine lokale Entlastung findet im Bereich Grundwassers liegen meist unter 2 m. Nur sehr lokal (Dünen der in gro§er Vielzahl auf dem Neu- und Vordar§ anzu- an der Küste) sind Flurabstände von 2 - 5 m möglich. treffenden Gräben und Vernässungszonen sowie am Rand der Altdarßhochfläche in das Josaars-Bruch und das Blie- Im Bereich der Insel Kirr, der Barther Oie und der Halb- senrader Moor (Bereich der dortigen Quellmoore) statt. insel Michaelsdorf sowie dem Bock sind nur geringe Im Randgebiet des Darßes haben sich im Bereich von Dü- Grundwasseraufwölbungen von ca. 0,5 m gegenüber den nenmassiven lokale Druckhochgebiete (ca. 2 m über NN) mittleren Wasserspiegeln von Ostsee und Bodden zu er- gebildet. warten. Die Grundwasserflurabstände in diesem Gebiet lie- gen unter 2 m. Aus dem Gutachten von PRECKER (1998) geht hervor, dass sich im Südwesten, im Südosten und im Osten auf Das Grundwasser ist im westlichen Teil des Nationalparks dem Dar§ Bereiche mit deutlichen Grundwasserdepressio- weitgehend ungespannt. nen befinden. Die Oberflächen der Grundwasserdepressio- nen liegen unter 0 m NN. Damit passen sie sich nicht in Das Grundwasserflie§geschehen auf Hiddensee und Bug das allgemeine natürliche Fließgeschehen des Untersu- ist überwiegend durch ein sehr geringes Gefälle gekenn- chungsgebietes ein. Vermutlich spielen hier Meliorations- zeichnet. Auf Hiddensee und Bug liegen die Grundwasser- prozesse eine entscheidende Rolle. spiegel meist zwischen 0 bis 1 m über NN.

Die Grundwasserdynamik insbesondere auf dem Altdar§ Nur im Bereich des Dornbusches von Hiddensee sind wird stark durch die Förderung des Wasserwerkes Peters Grundwasserspiegel von 10 bis über 20 m über NN zu ver- Kreuz beeinflusst. Die Beeinflussungsareale der Wasser- zeichnen. Dort hat sich ein Druckhochgebiet mit einem fassung Peters Kreuz wurden von PRECKER (1998) für starkem Druckgefälle in Richtung zur Küste ausgebildet. unterschiedliche Förderzustände berechnet. Die Beeinflus- In Längserstreckung der Insel schließt sich daran nach Sü- sungsareale reichen weit über die unterirdischen Einzugs- den (westlicher Randbereich) eine Grundwasserhochlage gebiete hinaus, im Osten bis zur Ortschaft Wieck, im Sü- (0,5 - 1 m über NN) an. den bis in die Ortschaft Born hinein, im Westen weit über den Grundwassertopbereich und im Norden bis zum Die Hauptgrundwasserscheide auf Hiddensee verläuft in Hauptgraben der Buchhorster Maase. Nord - Süd - Richtung, meist parallel zur oberirdischen Wasserscheide. Nur im Bereich des Dornbusches liegt sie Auf dem Darß überwiegen Grundwasserflurabstände deutlich südöstlich derselben. Die Grundwasserscheide < 2 m. Im Bereich von Dünenmassiven (z. B. Rehberge, trennt die unterirdischen Einzugsgebiete von Gellenbucht Hohe Düne von Prerow) treten lokal Flurabstände > 2 - 5 und Bodden. m und teilweise > 5 m auf. Im Bereich des Absenktrichters des Dar§er Wasserwerkes ist gleichfalls mit Grundwasser- Auf der Insel Hiddensee überwiegen außerhalb des flurabständen > 2 - 5 m und im zentralen Teil mit > 5 m zu Dornbusches Grundwasserflurabstände von kleiner 2 m. rechnen. Das Wasserwerk fördert aus den hier hydraulisch Auf dem Dornbusch liegen die Flurabstände meist über verbundenen Grundwasserleitern 1 und 2. 10 m.

Im westlichen Teil des Zingst ist ein kleines Druckhochge- Im Bereich der Halbinsel Bug ist insbesondere im süd- biet (2 m über NN) ausgebildet, das sich als Grundwasser- lichen Teil eine lokale Grundwasseraufwölbung bis von aufwölbung unter Abschwächung wahrscheinlich auch im max. 1 m über NN zu erwarten. Der Grundwasserflurab- Nordteil vom Ostzingst fortsetzt (Druckhöhen wenig über stand liegt unter 2 m. 0 m NN). Eine Grundwasserscheide ist nur im westlichen Teil des Zingst ausgeprägt. Sie trennt die unterirdischen Hydraulische Verbindungen vom GWL 1 zum GWL 2 sind Einzugsgebiete von Prerower Strom / Bodstedter Bodden großflächig auf dem Süderland von Hiddensee und dem im Westen, der Ostsee im Norden sowie das des Zingster Bug nachgewiesen.

44 Auf den Inseln Ummanz, Heuwiese und Öhe liegt der (Annäherung an den Chemismus des infiltrierenden Was- -- ++ Grundwasserspiegel bei durchschnittlich 0 - 0,5 m über NN. sers: Erhöhung der SO4 - und Mg - Anteile, der Nichtkar- bonathärte u. a.). Aufgrund des flachen Geländes von Ummanz und melio- rativer Grabensysteme ist im Zentralteil nur mit einer ge- Das Wasser der holozänen Bildungen (GWL 1) des Neu- ringen und lokal begrenzten Grundwasserspiegelaufwöl- dar§es ist im Gegensatz zum Grundwasser der pleisto- bung mit Druckhöhen unter 1 m über NN zu rechnen. zänen Sande des Altdar§es insgesamt stark mit organoge- + - Grundwasserscheiden wurden hier deshalb nicht ausge- nen Stoffen (KMnO4 50 - 100 mg/l, hohe NH4 -, NO2 - und wiesen. Im Nordteil der Insel entlastet der GWL 1 direkt H2S-Gehalte) wie Fulvosäuren befrachtet (REINSCH in den . In meliorierten Niederungsge- 1977). bieten erfolgt ein zusätzlicher Abfluss des oberflächenna- hen Grundwassers in die Grabensysteme. Bei unbedeck- Der Grundwasserleiter streicht mit Mindestmächtigkeiten tem Grundwasser liegen die Grundwasserflurabstände auf von 10 m an den Küsten aus und ermöglicht damit die Bil- Ummanz und der Insel Heuwiese meist unter 2 m. Der dung von Seihwasser. An der Boddenküste des Darß ist Grundwasserflurabstand auf der Schaproder Öhe liegt das Ausma§ der marinen Versalzung jedoch nur gering zwischen 2 und 5 m. (REINSCH 1977).

Das Grundwasserflie§geschehen im Gebiet westlich von Im Norddar§ wurden marine Halinitäten mit mehr als Dreschvitz am Kubitzer Bodden ist von Ost (ca. 5 m über 1.000 mg/l Chlorid nachgewiesen. Innerhalb des Grund- NN) nach West in Richtung Kubitzer Bodden (0 m NN) wasserleiters nimmt die Salzkonzentration des Wassers zur gerichtet. Der oberste Grundwasserleiter wird durch den Teufe - vermutlich infolge seitlicher Süßwasserzufuhr - Bach bei Dreschvitz und den Sehrowbach dräniert, teil- deutlich ab. Im bedeckten Grundwasserleiter steigen die - -- ++ ++ weise entlastet er über boddennahe Vernässungszonen in Cl -, SO4 , Ca und Mg - Werte wieder deutlich an. den Kubitzer Bodden. Eine von Ost nach West verlaufende Bisherige Nachweise von Grundwasserversalzungen liegen Grundwasserscheide liegt südlich außerhalb des Untersu- im Bereich von Grundwasserständen um 0 m NN. chungsraumes. Der Grundwasserflurabstand beträgt im Be- Auch auf der Halbinsel Zingst sind die Grundwasserleiter reich des unbedeckten Grundwasserleiters meist weniger zu einem gro§en Teil versalzen (REINSCH 1977). Auf den als 2 m. marinen Ursprung der Halinität deuten z. T. hohe Sulfat- werte. In Zingst wurden bei 6.169 mg/l Cl- 305 mg/l SO4-- nachgewiesen, im Bereich der Sundischen Wiese bei Chlo- 2.4.3 Grundwasserbeschaffenheit ridgehalten von max. 8.013 mg/l bis 1.255 mg/l SO4--.

Die Grundwasserbeschaffenheit des oberen, unbedeckten Das oberflächennahe Grundwasser ist in der Regel ausge- Grundwasserleiters im Untersuchungsgebiet wird z. T. we- süßt. Die Chloridkonzentration nimmt infolge erhöhter sentlich von seiner exponierten Lage zur Ostsee bzw. Bod- Seihwasseranteile zunächst zu und dann wieder ab. Auch denküste bestimmt. hier ist z. T. eine starke organogene Belastung des Grund- wassers zu konstatieren. In der Regel hat sich im oberen Bereich des Grundwasser- leiters eine Süßwasserkalotte ausgebildet, die z. T. auf ma- Auf der Insel Hiddensee ist unbeeinflusstes Süßwasser in rin versalzenem Grundwasser schwimmt. Die Ausbildung größeren Mengen nur im Bereich des pleistozänen Insel- der Süß-/Salzwassergrenze stellt den jeweiligen Gleichge- kernes des Dornbusch anzutreffen. Das Grundwasser im wichtszustand (s. o.) dar. holozänen Grundwasserleiter 1 ist durch eine marine Hali- nität unterschiedlichen Ausma§es gekennzeichnet. Die Form der sich dabei ausbildenden Grenzzone, ihre Neigung und ihre Eindringtiefe sind abhängig vom Unter- Als typisches Beispiel (ãVersalzungsmodell“) für die Seih- schied der spezifischen Gewichte und der Geschwindigkeit wasserbildung und ihre Auswirkungen in den holozänen und Menge des zum Meer abfließenden Süßwassers sowie Ablagerungen der Ostseeküste gilt die Untersuchung des von verschiedenen natürlichen (Klimafaktor, geologisch- Schwemmlandes Altbessin an der Nordostküste Hidden- hydrogeologische Faktoren wie Durchlässigkeit, wirksame sees (REINSCH 1977): In den flachen Dünenbildungen der Querschnitte) und anthropogenen Faktoren (z. B. Entwäs- stellenweise mehrere hundert Meter breiten Sandbank serungsma§nahmen). steigt die Grundwasseroberfläche von 0 m NN auf etwa + 0,60 m NN an. Die Salzkonzentration im Bereich der Die Bildung von Seihwasser führt im küstennahen Grund- Grundwasseroberfläche nimmt landeinwärts kontinuierlich wasser neben einer Erhöhung der Chloridgehalte und der ab und belegt hier die Ausbildung einer Süßwasserkalotte Gesamtkonzentration zu weiteren typischen Veränderungen über dem Salzwasser.

45 In einem Küstenstreifen bis 20 m Breite übertrifft die Salz- Grundwasserneubildungsrate vermuten. In Verbindung mit konzentration des Grundwassers die des angrenzenden den Grundwasserabsenkungen sind Reduzierungen der Meerwassers z. T. deutlich (Salzanreicherung durch erhöh- Süßwasserkalotten bzw. auch Anhebungen der Süß-/Salz- te Verdunstung). wassergrenzfläche (s. o.) zu erwarten.

Im Bereich stark meliorierter Flächen ist insbesondere im Starken Einfluss auf das Grundwasserflie§geschehen im Bereich tiefer Gräben (Beispiel Sundische Wiese) oberflä- Bereich des Dar§ hat das dort betriebene Wasserwerk bei chennah mit Grundwasserversalzungen - in Sommermo- Wieck (Wasserfassung Peters Kreuz). Genutzt werden die naten z. T. auch mit Salzanreicherungen bis hin zur Salz- hier hydraulisch verbundenen Grundwasserleiter 1 und 2. krustenbildung - zu rechnen. Im Bereich zwischen den Gräben ist das Grundwasser weniger stark abgesenkt und Im Bereich des Wasserwerkes Wieck lassen sich regionale weist damit erhöhte Mächtigkeiten des Süßwassers auf. Grundwasserspiegelabsenkungen um bis zu 5 m nachwei- Derartige Verhältnisse sind in allen stark meliorierten sen. Der Absenkungstrichter hat einen Durchmesser von bzw. eingepolderten Gebieten zu erwarten. Die sonst etwa ca. 1.000 - 1.200 m. 2 - 3 m mächtige Süßwasserschicht ist hier - infolge des verschobenen Gleichgewichtes - z. T. deutlich gering- Im Bereich des Wasserwerkes Born betragen die regiona- mächtiger. len Absenkungen nur 1 - 2 m und spiegeln sich kaum im Grundwasserflie§geschehen wider. Ein Rückbau der Wasserhaltung würde zu einem Anstieg der Grundwasseroberfläche und gleichzeitig einer Verdrän- Hiddensee und Bug gehören zu einem Gebiet mit hohem gung des Salzwassers führen. nutzbaren Grundwasserdargebot (Dargebotsklasse II). Auf Hiddensee und Bug überwiegen sehr gute bis gute Grund- wasserneubildungsbedingungen, mittlere Grundwasserneu- 2.4.4 Grundwasserneubildung und bildungsbedingungen werden auf dem Dornbusch und teil- Grundwasserdargebot weise im Ostteil vom Süderland angetroffen.

Der Dar§ einschlie§lich der gesamten Niederung des Pre- Auf dem Dornbusch fördert das dortige Wasserwerk rowstromes und der Halbinsel Michaelsdorf gehören zu ei- Grundwasser aus dem bedeckten zweiten Grundwasserlei- nem Gebiet mit sehr hohem nutzbarem Grundwasserdarge- ter. Auswirkungen auf das oberflächennahe Grundwasser bot (Dargebotsklasse I), der Zingst einschlie§lich der sind hier derzeit nicht zu erwarten. Inseln Gro§er Kirr, Bock und Oie sowie der Halbinsel Kloer zu einem Gebiet mit hohem Grundwasserdargebot (Grundwasserdargebotsklasse II). Die geringe Mächtigkeit 3 Böden des Süßwassers in einigen Teilgebieten relativiert aber die jeweiligen Einstufungen. Die Bodenverhältnisse im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft sind auf Karte 1 dargestellt. Sie werden Für das Gebiet des Darß wurde eine durchschnittliche nach einer einleitenden Übersicht getrennt hinsichtlich mi- Grundwasserneubildung von 3,3 l/sákm berechnet (PRE- neralischen und organischen Bodeneinheiten im folgenden CKER 1998). textlich erläutert, hierbei wird u. a. REINSCH & SAUER- BERG (1995) sowie LANDESAMT FÜR FORSTPLA- Bei den Inseln Gro§er Kirr und Barther Oie handelt es sich NUNG (1996) gefolgt. um Zehrflächen mit 0 % Versickerung. Für die natürliche Bodenbildung im Nationalpark Vor- In der Sundischen Wiese stehen zwar oberflächlich auch pommersche Boddenlandschaft ist das im Küstenbe- Sande an, aber aufgrund großflächiger Grundwasser- reich hoch anstehende Grundwasser (vgl. Kap. IV 2.4 regulierungsmaßnahmen fließt der größte Teil des Grund- und IV 4) von entscheidender Bedeutung. Ein weiterer wassers nach kurzer Verweildauer im Untergrund ober- wichtiger Bodenbildungsfaktor ist die durch die Küsten- flächlich ab, so dass hier die natürliche Grundwasser- ausgleichsprozesse entstandene Reliefdifferenzierung neubildungsrate durch meliorative Ma§nahmen sehr stark (Riegen, Reffe). Durch das Zusammenwirken beider Fak- verringert wird. toren entwickelte sich ein natürliches Bodenmosaik, das durch einen wechselnden Hydromorphiegrad gekenn- Analog lässt sich für weitere eingepolderte bzw. stark me- zeichnet ist. liorierte Gebiete im Bereich von Dar§ und Zingst - wie Vordar§, Bliesenrader Moor, Niederungsgebiet des Prerow- Au§erdem wird das Bodenmosaik in sehr charakteris- stromes - eine meliorativ bedingte Verringerung der tischer Weise ausgezeichnet durch eine unterschied-

46 Tab. 4: Standortsformengruppen

Nährkraftstufe reich kräftig mäßig ziemlich arm Summe Feuchtestufe arm trocken - - - - 0,09 0,09 mittelfrisch 0,01 - - 1,16 0,90 2,07 frisch - 0,07 0,22 24,79 12,32 37,40 Summe: terrestrische Standorte 0,01 0,07 0,22 25,95 13,31 39,56 dauerfeucht 0,80 2,17 3,72 14,59 7,20 28,48 dauernass 0,72 2,57 1,67 1,04 0,53 6,53 Summe: mineralische Nassstandorte 1,52 4,74 5,39 15,63 7,73 35,01 Summe: mineralische Standorte 1,53 4,81 5,61 41,58 21,04 74,57 Trockenbruch 0,06 0,20 0,78 10,50 1,28 12,82 Bruch 0,58 2,61 0,53 1,98 0,86 6,56 Sumpf - 2,98 0,13 0,04 0,17 3,32 nasser Sumpf - 0,61 - - - 0,61 Summe: organische Standorte 0,64 6,40 1,44 12,52 2,31 23,31 sonstige Flächen 2,10 Erläuterung: Alle Angaben in Prozent; Bezugsfläche sind die Waldflächen im ehemaligen Forstamt Born mit 5834,82 ha. Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V

liche Entwicklungsreife der Böden: Verschiedene Reife- In der geologischen Kartieranleitung (KA4) und in der grade treten zum einen nach menschlicher Beeinflussung Forstlichen Standortskartierungsanleitung (SEA95) werden der Bodenbildungsprozesse (z. B. Humusschwund durch teilweise unterschiedliche Begriffe für oft synonyme Sach- Acker- oder Weidenutzung) und zum anderen wegen verhalte verwendet, z. B. Parabraunerde (KA4) und Fahler- unterschiedlicher Entwicklungszeiten der Bodenprofile de (SEA95). In diesen Fällen wird stets der Begriff nach auf (vgl. IV 2.2.2). Bei ähnlichen, überwiegend san- SEA95 in Klammern hinter der Bezeichnung nach KA4 digen Ausgangssubstraten sind der Aufbau von Humus genannt. und die Bodenbildungsprozesse aufgrund differen- zierter naturräumlicher Voraussetzungen und nutzungs- Von den mineralischen Bodeneinheiten lassen sich mehr geschichtlicher Einflüsse verschieden weit fortgeschrit- oder weniger deutlich organische Bodenbildungen trennen. ten. Sie entstanden in Dünen- und Strandwalltälern sowie durch Überflutungen im Küstenbereich und liegen mit Mächtig- Das heute vorhandene Bodenmosaik stellt für die Nähr- keiten zwischen 0,8 bis über 2 m den holozänen Sanden stoffkreisläufe der sich entwickelnden Ökosysteme unter- auf. schiedliche Nährstoffmengen zur Verfügung und sorgt so- mit für eine große Heterogenität der ablaufenden Die Bodeneinheiten werden unter Angabe der Bodenarten, natürlichen Lebensraumentwicklungen. der Bodentypen (Bodenformen) und ihrer potentiellen Nährkraft sowie nutzungsbedingter Veränderungen be- schrieben. Die Darstellung in den Karten erfolgt substrat- 3.1. Bodensubstrate bezogen (Bildung von Bodeneinheiten aufgrund ihrer Bo- denarten und Genese) und übernimmt die Nährkraftstufen Die Vorpommersche Boddenlandschaft wird hauptsächlich der im Maßstab 1 : 25.000 digital im Landesamt für For- durch junge Böden, die sich auf den im Holozän abgela- sten und Gro§schutzgebiete vorliegenden ãNaturraumkar- gerten Küstensanden und Dünensanden gebildet haben, ge- ten“ sowie der forstlichen Standortkarten 1: 10.000 und prägt. In Abhängigkeit von wechselnden Relief- und der mittelmaßstäblichen landwirtschaftlichen Bodenkarte Grundwasserverhältnissen entstand ein Bodenmosaik, das 1: 100.000. durch den Wechsel von terrestrischen, semiterrestrischen und hydromorphen Böden (Podsole, Gleypodsole und In einem höheren Detaillierungsgrad (genaue Abgrenzung Gleye) gekennzeichnet ist. Nur auf Rügen und auf Hidden- von Standortseinheiten mit Angabe von Bodenform, see (Dornbusch) entwickelten sich auf weichselkaltzeit- Grundwasserform, Reliefform, Makro- und Mesoklima- lichen Substraten Pseudogleye (Gleyfahlerden/Gleybrau- form sowie flächendeckend kartierter Humusform) liegt im nerden) sowie untergeordnet Braunerden und Parabraun- Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete eine Bo- erden (Fahlerden). denkartierung in Form der genannten Standortskartierung

47 für die Waldflächen des ehemaligen Forstamtes Born vor. ¥ Geschiebemergel u. -lehm (M): lehmiger Sand bis san- Für die Planung der Waldentwicklungsma§nahmen (vgl. diger Lehm, Entkalkung bis 1 m, zum Teil bis 2 m, San- Kap. IV 5.2.5) fand diese Standortskartierung wesentliche de der Grund- u. Endmoräne (S): mittel- bis feinsan- Beachtung. dig, z. T. lehmig, ¥ Beckensande (SB): Fein- bis Mittelsande ohne Grob- Als tabellarische Übersicht sei hier die prozentuale Vertei- korn, kalkfrei. lung der Standortsformengruppen der im ehemaligen Forstamt Born kartierten Waldflächen aufgeführt (LAN- Wo die Bodenarten „Küstensande“ und „Dünensande“ DESAMT FÜR FORSTPLANUNG 1995). Obwohl ein ge- verbreitet sind, entstanden Bodenmosaike mit Jungpodso- ringer Teil der Bezugsfläche von 5834,82 ha außerhalb des len (Saumpodsolen) (auf dem Reff) und Humusgleyen (in Nationalparks liegt, können die relativen Anteile der den Riegen) im Bereich des Neudar§ oder Gleye mit Standortsformengruppen ein repräsentatives Bild über die Braunpodsolen im Gebiet von Zingst (BILLWITZ 1989) Verteilung der wichtigsten ökologischen Bodengruppen auf und im älteren Neudarß (Steinrefffächer). Gellen und Bug Dar§-Zingst unter Wald geben. weisen analoge Verhältnisse auf.

Mineralische Bodeneinheiten In ausgedehnten Küstendünengebieten ist eine Abfolge von Substrate für die Bodenentwicklung sind: unterschiedlichen Podsolen (Humus-, Jung-bzw. Saumpod- ¥ die weichselkaltzeitlichen Ablagerungen der Grundmorä- sole) über Regosol (Ranker) bis zum Rohboden/Lockersy- ne (Geschiebemergel u. -lehme, Schmelzwassersande) rosem in Abhängigkeit vom Alter der Dünen vorhanden und glazilimnische Beckenbildungen (Beckensande) (nördlich von Neuendorf, Hiddensee, Neudarß). Unter den ¥ im Holozän marin umgelagerte Sedimente (Bodeneinheit besonderen Bedingungen des Küstenklimas (hohe Luft- „Küstensande“), die zur Bildung der Anlandungsflächen feuchtigkeit) und der Nährstoffarmut der schlecht basen- (Neudarß, Zingst, Bock, Hiddenseer Süderland, Bug) ge- versorgten Böden bildet sich eine besonders mächtige Roh- führt haben und die äolischen Dünensande, die als Dünen humusauflage (s. u.). Die potentielle Nährkraft der Böden oder Flugsanddecken andere Bodeneinheiten im Küsten- auf „Küstensanden“ und „Dünensanden“ ist in der Regel bereich überwehten (Bodeneinheit „Dünensande“). gering. Eine bessere Basenversorgung und damit Erhöhung der Nährkraft der Böden kann über das Grundwasser bzw. Flächenmäßig bilden die holozänen Küstensande den bei „primär überfluteten Gebieten“ durch zugeführte orga- Hauptanteil der Ausgangssubstrate. Die durch die Küsten- nische Substanz erfolgen (DIECKMANN 1993), hier gibt ausgleichsprozesse entstandenen Nehrungen und Haken es vielfältige Überleitungen und Verbindungen zu den or- mit ihren Strandwallsystemen (Riegen, Reffe) wurden zum ganischen Bodeneinheiten. Teil von Dünensanden mit unterschiedlicher Mächtigkeit (Dünen- bzw. Flugsanddecken) überweht. Die Bodeneinheit „Beckensande“ ist großflächig auf dem Die weichselkaltzeitlichen Ablagerungen sind als Aus- Altdar§ verbreitet. In Abhängigkeit vom Grundwasserstand gangssubstrat für die Bodenentwicklung auf dem Altdar§, entwickelten sich tiefer entwickelte Podsole, Gleypodsole der Barther Oie, dem Dornbusch, im Küstenbereich von und Gleye. Auch hier haben sich mächtige Rohhumusauf- Rügen und des Festlandes verbreitet. lagen gebildet. Die potentielle Nährkraft ist nur gering („ziemlich arm und arm“). Nutzungsbedingt verarmten die Geschiebemergel/-lehme treten nur kleinflächig auf Hidden- Oberböden auf diesen Standorten besonders intensiv, was see (nördlich Kloster), südlich von Landow am Kubitzer auch in der ehemaligen landschaftlichen Ausbildung als Bodden sowie auf der Insel Öhe vor Schaprode auf. Glaziflu- Heidegebiet zum Ausdruck kommt. Kleinflächig sind Be- viatile Schmelzwassersande bedecken den Geschiebemergel ckensande auf der Halbinsel Ummanz und am Rand des in den übrigen Gebieten des Nationalparks und herrschen Kubitzer Boddens verbreitet, wo Braunerden und Gleye flächenmäßig als Substrat gegenüber Geschiebemergel vor. mit hoher Nährkraft („reich und kräftig“ bis „kräftig und Glazilimnische Beckensande stehen großflächig auf dem Alt- mittel“) anzutreffen sind. darß als Substrat an sowie mit kleineren Flächen auf der Oie und im Küstenbereich von Rügen. Zum Teil wurden sie von Die Bodeneinheit ãGeschiebemergel u. -lehme“ ist nur lo- Dünensanden im Bereich des Altdarß und im Küstengebiet kal verbreitet und nimmt im Zusammenhang mit der des Festlandes bei Michaelsdorf überweht. Bodeneinheit „Sande der Grund- und Endmoräne“ die Westküste Rügens und den Dornbusch ein. Die Bodenein- Die vorkommenden Bodenarten können folgendermaßen heit der „Sande der Grund- und Endmoräne“ lagert vorwie- charakterisiert werden gend der Bodeneinheit ãGeschiebemergel/-lehme“ mit ei- ¥ Küstensande (ks): stark schwankende Korngrößen, vor- ner Mächtigkeit < 2 m auf, so dass im Wesentlichen wiegend fein- bis mittelsandig, zum Teil mit Kiesbänken, stauvernässte Böden – Pseudogleye (Staugleyfahlerden) - ¥ Dünensande (dS): Feinsand, vorwiegend gleichkörnig, entstanden. Bei entsprechenden Relief- und Wasserverhält-

48 Tab. 5: Die Moornaturräume des Darß und ihre charakteristischen Merkmale

Name Beschaffenheit des hydrologischer Torfabfolge Torfmächtigkeit Bemerkungen mineral. Untergrundes Moortyp Vordar§er Beckensand aus der Versumpfungs- Schilftorf, Erlen- 50-150 cm Moorentwicklung stark Moor Altdar§sedimentation, moor (mit An- bruchwaldtorf von der Meeresspiegel- überdeckt von marinen sätzen einer Birkenbruch- dynamik der Ostsee ab- Sanden mit weitabstän- beginnenden waldtorf hängig, langanhaltende digen, flachen, zum Regenmoor- teilweise Torf- Phasen der Moorminera- Rehbergfächer gehö- entwicklung) moostorfe lisation wechseln mit renden Reffen Abschnitten der Torfak- kumulation, letzte bedeu- tende Akkumulations- phase seit 800 n. Chr. bis heute wurde anthropogen (Entwässerungen) über- lagert Josaars- ähnlich Vordar§er Versumpfungs- Erlenbruch- 40-100 cm wie Josaars-Bruch, nach- Bruch Moor, mit Erosionser- moor (am Altdar§- waldtorf weisbare Entwässerungen scheinungen eines re- rand auch Quell- erst ab 1970 liktischen Rückstrom- moor) deltas, die zu einer N-S verlaufenden Rin- nenbildung führten Iben- Beckensand aus der beginnende Pfeifengrastorfe 40-60 cm Moorwachstum überwie- horster Altdar§sedimentation, Entwicklung zum gend klimaabhängig, Moor in inselförmiger Lage Regenmoor Entwässerung (in Zu- von sich verzweigen- sammenhang mit Josaars- den Flutrinnenarmen Bruch) des Josaars Bruch um- geben Flaten- Beckensand aus der Versumpfungs- Erlenbruch- > 20 cm in regressiven Phasen der horster Altdar§sedimentation moor waldtorf Ostseeentwicklung lang- Moor andauernde Abschnitte der Torfmineralisation Salzstein Beckensand aus der 3 Typen: Ausbildung von drei Altdar§sedimentation a) Kesselmoor- Braunmoostorf, z. T. > 4 m hydrologischen Moor- (mit stark bewegtem Versumpfungs- Erlenbruchwald- typen je nach Tiefe der Untergrund) moor- torf, Birken- Mineralbodenfläche (in Regenmoor bruchwaldtorf, den tiefsten Teilen Ent- Torfmoostorf wicklung von Typ a), in b) Versumpfungs- Erlenbruchwald- 40-80 cm höheren Reliefpositionen moor- torf, Birken- (Grundwasser fast nie Regenmoor bruchwaldtorf, über Flur) Entwicklung Torfmoostorf von Typ c): zunächst c) beginnende Pfeifengrastorf, 20-50 cm Moorgley, dann begin- Regenmoor- Torfmoostorf nende Regenmoorent- Entw. wicklung) Bliesen- Beckensand aus der Küstenüberflu- Schilftorf, Erlen- rader Altdar§sedimentation tungsmoor bruchwaldtorf, Moor (sehr tief gelegen) Regenmoor Birkenbruch- waldtorf, Torf- moostorf Quelle: zusammengestellt nach DIECKMANN, 1993; mit Ergänzungen von JESCHKE, 1995)

49 nissen können auch anhydromorphe Böden (Braunerde, z. wald, Insel Kirr, Deichvorland Sundische Wiese) mit T. Parabraunerde (Fahlerde)) oder Gleye das Bodenmosaik Mächtigkeiten < 2 m dem „Küstensand“ auf. Die Moorna- ergänzen. Auf diesen Böden bildet sich unter Laubwald je turräume des Darßes sind in Tab. 5 mit Angaben zum nach Basenversorgung im Oberboden Moder, mullartiger hydrologischen Moortyp und zur Torfabfolge und -mäch- Moder oder Mull als Humusform. Die Böden sind gut ba- tigkeit zusammengestellt. senversorgt und besitzen dementsprechend eine hohe po- tentielle Nährkraft („reich und kräftig“ bis „kräftig und Besonders herauszuheben sind die Versumpfungs- und mittel“). Als seltener Bodentyp ist Pararendzina (Rendzina) Quellmoore am Abfall des Altdar§randes zum Vordar§er auf Kuppenlagen auf dem Dornbusch in Vergesellschaf- und Bliesenrader Moor, sie sind in den letzten 30 Jahren tung mit Parabraunerde (Fahlerde) und Pseudogley (Stau- stark entwässert worden (s. Kap. IV 2.2.2). In den zuletzt gleyfahlerde) anzutreffen. genannten Mooren findet sich Raseneisenstein. Im Oster- wald auf dem Zingst befindet sich ein so genanntes wurzel- Besondere Entwicklungsformen sind die mächtigen Aufla- echtes Regenmoor, welches jedoch tiefgründig entwässert gehumusformen auf entwickelten halb- oder anhydromor- wurde. phen Böden, d. h. alten Waldstandorten, auf dem Dar§ und Die Nährstoffgehalte der organischen Bodenbildungen sind Zingst. Sie werden als Filze bezeichnet und sind durch sehr differenziert und schwanken von ãziemlich arm und Mächtigkeiten bis zu 50 cm und einen starken Humusstoff- arm“ bis „reich und kräftig“. horizont gekennzeichnet. Aufgrund der Mächtigkeit der or- ganischen Auflagedecke machen sie die Grenze zwischen Subaquatische Bodenbildungen organischen und mineralischen Bodeneinheiten hinsicht- Subaquatische Bodenbildungen sind kartenmäßig nicht lich wesentlicher ökologischer Eigenschaften in der Nähr- dargestellt, sie lassen sich teilweise aus der geologischen stoffversorgung flie§end. Filze sind das Ergebnis extremer Übersichtskarte des Nationalparks erschließen (Textkarte Standortverarmung und erweisen sich als bedeutsamer 5). In der Ostsee handelt es sich um Unterwasserrohböden Ökofaktor. Sie speichern erhebliche Nährstoff- und Was- (Protopedon), die aufgrund der starken Wasserbewegung servorräte und geben sie nur langsam frei. Damit erfüllen und des hohen Sauerstoffgehaltes in den Flachwasserzonen sie auf den armen und stark wasserdurchlässigen Böden sehr humusarm sind. Als Substrat herrschen Fein- und des Dar§ und Zingst eine bedeutsame Pufferfunktion. Die Mittelsand vor. Vegetation deckt ihren Wasser- und Nährstoffbedarf nahe- zu ausschließlich über die mächtige Humusauflage der Fil- Die Bodenbildungen in der Dar§-Zingster Boddenkette sind ze, was die Durchdringung mit Feinwurzelmasse zeigt. von der Rostocker Universität sehr gut untersucht worden. Es wurden die jeweils obersten fünf Zentimeter des Sedi- Organische Bodeneinheiten mentes untersucht und dabei anhand der organischen Anteile Organische Böden sind im gesamten Bereich des National- in mehreren Stufen Mineralbodenkomplexe (unter 5% orga- parks Vorpommersche Boddenlandschaft verbreitet. Durch nischer Anteil) von Schlickbodenkomplexen (über 5% orga- häufige Überflutungen in Verbindung mit einer Weidenut- nischer Anteil) unterschieden. Von der westrügenschen Bod- zung sind in den Boddenniederungen Salzwiesentorflager denkette liegen vergleichbare Erhebungen nicht vor. Es entstanden (z. B. Insel Kirr). Diese Küstenüberflutungs- kann angenommen werden, dass dort die in den letzten Jahr- moore können zu anthropozoogenen Bildungen gezählt zehnten in der Dar§-Zingster Boddenkette vermehrt festge- werden, da sie zum einen auf mit der Überflutung einher- stellten Faulschlammbildungen weniger häufig auftreten. gehenden Sand- und Schluffeintrag und zum anderen auf den Tritt und Verbiss weidender Rinder angewiesen sind. Nach SCHLUNGBAUM et al. (1994) sind die Böden der Ohne Beweidung bilden sich Schilftorfe . Je nach Anteilen Dar§-Zingster Boddenkette zu 50 bis 60% dem Mineralbo- der organischen Substanz können Schlick (Bodensubstrat denkomplex zuzuordnen. Die größten Schlickkonzentratio- sl), Faulschlamm (Bodensubstrat fs), anmoorige Bildun- nen werden in Flussmündungsgebieten festgestellt. Au§er- gen bzw. Moorerde (Bodensubstrat h) oder Torf (Boden- dem werden solche in Regionen mit windgeschützer Lage einheit tf) unterschieden werden. oder abgeschlossenen Boddenteilen vorgefunden (z. B. Wiecker Bucht und Redensee im Bodstedter Bodden). Für An den Boddenufern von Rügen und Ummanz lagern die Verteilung der organischen Substanz scheinen vor al- Niedermoortorf und Faulschlamm auf den weichselkalt- lem Größe, Abgeschlossenheit und Topographie ausschlag- zeitlichen Geschiebemergeln und Schmelzwassersanden in gebend zu sein. So sind Flachwasserbereiche (bis zu 1 m, größeren Mächtigkeiten. in gro§en Bodden bis zu 2 m Wassertiefe), Haken und windexponierte Anstiege aus Senken meist mineralischer Organische Bodeneinheiten lagern auf dem Dar§ (Vordar- Natur, während sich Schlick in Mulden, Senken und in §er Moor, Josaars-Bruch, Bliesenrader Moor, Salzstein, mehr oder weniger abgeschlossenen Gewässerteilen weit- vermoorte Riegen auf dem Neudar§) und Zingst (Oster- gehend unabhängig von der Wassertiefe sammelt.

50 3.2. Bodenbildungsprozesse Typisch für die Bodenentwicklung im humiden Klimabe- reich ist die bereits erwähnte Ausprägung von Rohhumus- Aufgrund der hohen natürlichen Dynamik der Boddenland- auflagen als Filze. Filze sind überdurchschnittlich mächti- schaft kommt es örtlich zu regelmäßigen sekundären Bo- ge Rohhumusauflagen mit extrem starken Humusstoff- denbildungen. So treten am Dornbusch-Steilufer Solifluk- horizonten. Filze auf anhydromorphen Böden sind bisher tionserscheinungen auf, und im gesamten Gebiet sind nur aus dem Küstenbereich der Ostsee und der Mecklen- küstennah Übersandungen durch äolisch verlagertes Ma- burger Seenplatte (Ostufer der Müritz) bekannt. terial sehr häufig. Nach Humusvorräten werden unterschieden: Die Anreicherung von Humus ist für die im Nationalpark Einfacher Filz: 120-300 t Humus/ha und eine durch- überwiegend jungen und vielfach noch nicht ausgereiften schnittlichen Mächtigkeit von 8-20 cm. Böden der entscheidende bodengenetische Prozess und Doppelfilze: Über 300 t Humus/ha und einer durchschnitt- wichtiger Faktor für die Ökosystementwicklung. Die Ak- lichen Mächtigkeit von über 20 cm. kumulation organischer Substanz tritt auf allen stark grundwasserbeeinflussten Böden infolge Hemmung der Alle entwickelten Waldböden auf dem Darß und Zingst mit Zersetzung auf und führt zur Moorbildung. Auf allen übri- einem mittleren Grundwasserflurabstand von unter 1 m tra- gen Standorten ist eine stärkere Humusanreicherung an gen Doppelfilze, deren Mächtigkeit mit höher anstehendem Wälder gebunden. Grundwasserstand bedeutend zunimmt (DIECKMANN 1993). Die weitere natürliche Bodenentwicklung wird in der Re- Filze sind in den Waldgebieten des Darß und Zingst überall gel auf allen terrestrischen und semihydromorphen Böden, verbreitet mit Ausnahme des nördlichen Neudarßes als jun- d.h. Böden ohne starken Grundwassereinfluss, durch eine gem Anlandungsgebiet und des östlichen Zingst (Sundi- Podsolierung bestimmt. KOPP (1973) macht für die Ent- sche Wiese und Waldgebiete an der Hohen Düne), wo ver- wicklung der Podsole auf dem Neudar§ folgende zeitliche mutlich Waldweide neben vorübergehender Rodung mit Angaben (in Klammern der Humusvorrat [t/ha]): historischer Weidenutzung das Wachstum der Filze verhin- Sand-Rohboden dert hat. Das Maximum der Filzentwicklung liegt bei im Alter von 100-200 Jahren Übergang zum 50 cm Entwicklungsstärke. Die Filze sind an keine Relief- Ahlbecker Sand-Ranker (saurer Ranker) (27- 61 t) position gebunden und treten baumartenunabhängig auf. im Alter von 260-500 Jahren Übergang zum Sie fehlen insbesondere in Nähe alter Hudewaldbuchen, Korswandter Sand-Filzsaumpodsol (161-228 t) was mit einer Humuszehrung infolge von Störungen durch wahrscheinlich im Alter von 2000-3000 Jahren spätes- Waldweide und Streunutzung in Verbindung zu bringen ist tens nach 6000-7000 Jahren Übergang zum (DIECKMANN 1993). Rehberger Sand-Filzhumuspodsol (356 t).

Bei stärkerem Grundwassereinfluss wird die Bodenent- Abb.11: Mächtigkeit der Humusauflage wicklung beschleunigt und führt bei einem Grundwasser- auf an- und semihydromorphen flurabstand von bis zu 1 m zu Gleyfilzhumuspodsolen. Die Standorten des Darß Humusanreicherung wird durch höher anstehendes Grund- wasser beschleunigt und beträgt nach KOPP (1973) bis zu 200 kg je Jahr und Hektar.

Von au§ergewöhnlicher Bedeutung für die Bodenentwick- lung ist die Humidität des Klimas, welche die Neigung der Böden zur Podsolierung und zur luftfeuchtebedingten Hu- musakkumulation verstärkt. Anoxizität und eine niedrige Bodentemperatur (Verdunstungskälte, verspätet einsetzen- de Erwärmung im Frühjahr) hemmen eine Zersetzung der organischen Substanz. Auf anhydromorphen Standorten finden sich Humusvorräte, wie sie in anderen Landesteilen Mecklenburg-Vorpommerns nur auf grundfeuchten oder - nassen Standorten erreicht werden. Torfe zeigen eine auf- fällige Tendenz zum luftfeuchtebedingten Wachstum. Davon zeugen beispielsweise torfmoosreiche Armmoore ohne direkten Grundwasseranschluss in den Riegen des Quelle: nach Ergebnissen der Standortskartierung durch das Neudar§es. Landesamt für Forstplanung MV (1993), stark generalisiert

51 Abb. 11 zeigt stark vereinfacht das Humusformenmosaik Das Vordar§er Moor war schon vor der Jahrhundertwen- der terrestrischen Standorte innerhalb des Dar§waldes. de mit einem Grabensystem durchzogen und teilweise ent- wässert. Seit Mitte der siebziger Jahre ist die Landwirt- Neben der klimabedingten Humusakkumulation als wich- schaft in der Lage, den Grundwasserstand des Vordar§es tigem Bodenentwicklungsvorgang auf nicht oder nur be- durch den Einsatz von Pumpwerken und durch den Ausbau dingt grundwasserbeeinflussten Böden sei nun noch auf eines tiefen Grabensystems nach ihren Bedürfnissen zu re- die Veränderung organischer Böden der voll grundwasser- gulieren. Infolge der intensiven Grundwasserabsenkungen beeinflussten Standorte eingegangen. Hier gilt es die in bzw. der veränderten Grundwasserschwankungen kam es den letzten Jahren eingetretenen Veränderungen der im stärker vorgeschädigten Südteil des Vordar§er Moores Moore nach erfolgter Entwässerung zu charakterisie- zu starken Vegetationsveränderungen. Der Nordteil des ren. Gegenwärtig dominiert der entwässerungsbedingte Vordarßer Moores ist nur gering entwässert. Torfschwund. Wachsende Torfe sind in nennenswertem Umfang nur noch in den nicht entwässerten Bruchwäl- Das zwischen Vordar§ und Altdarßhochfläche gelegene Jo- dern auf dem Neudarß sowie auf den beweideten Küsten- saars-Bruch mit dem Ibenhorster Moor unterliegt einer überflutungsmooren (jährliches Wachstum ca. 1 mm, anthropogenen Beeinflussung erst seit dem Ausbau land- JESCHKE 1982) und an verlandenden Boddenufern (von wirtschaftlicher Vorfluter in den 70er Jahren und einer ver- KLIEWE u. JANKE 1991 wird ein mögliches Wachstum stärkten Wasserentnahme durch das Wasserwerk Peters der Schilftorfe bis zu 3-4 mm/Jahr angenommen) anzu- Kreuz. Die Grundwasserabsenkungen führten im Josaars- treffen. Bruch zu Moorsackungen von 40 - 60 cm (insbesondere im Randbereich). Die Quellmoore am Altdar§rand fielen tro- Im Bereich des Dar§es sind seit der Jahrhundertwende fast cken. Die Hangquellen verlagerten sich nach unten und ih- alle Gebiete (au§er der Altdarßhochfläche und Teilen des re Ausschüttung verringerte sich. Neudar§es) stark melioriert worden, wobei die tiefgrei- fendsten Veränderungen des Abflussgeschehens mit den Auf dem Neudar§ erfolgten bis 1964/65 nur begrenzt Ent- Entwässerungsmaßnahmen in den 60er und 70er Jahren wässerungsmaßnahmen, die sich vorwiegend auf den öst- verbunden sind (vgl. Kap. IV 4.3.2.2). Der Zustand der or- lichen Teil des Neudarßes beschränkten. Die Entwässerun- ganischen Böden konnte bislang nicht im Einzelnen unter- gen konzentrierten sich damals auf Prerow und die sucht werden. Um die eingetretenen Veränderungen (z. B. Hauptentwässerungsgräben der Buchhorster Maase sowie Vererdungsgrad) einschätzen zu können, werden unter Ver- das Gebiet östlich der Ortsverbindungsstraße Prerow - wendung der Angaben von DIECKMANN (1993) die Dau- Wieck (Teilgebiet des Prerower Torfmoores). In den 70er er und Intensität der Entwässerungen angegeben. Jahren erfolgte dann jedoch auf dem Neudar§ ein tiefer Ausbau der Hauptgräben in Richtung Prerow. 1975 wurde Im randlichen Teil der Altdarßhochfläche erfolgten bis auch auf der Buchhorster Maase das Grundwasser tief ab- 1945 vereinzelt Entwässerungsmaßnahmen im Bereich gesenkt. Fast zeitgleich begann die Landwirtschaft durch kleinerer Moore, die bereits im Zuge dieser Ma§nahmen regelmäßiges Abpumpen des Grundwassers auf den bod- ihre torfakkumulierende Funktion verloren haben. Seit dennahen Grünlandflächen und im Bereich der Prerow- 1945 wurden auf der Altdarßhochfläche keine Entwässe- strom-Niederung ein künstliches Grundwasserspiegelgefäl- rungsgräben mehr neu angelegt. Der Wasserhaushalt wurde le in Richtung Bodden zu schaffen. In den Gräben im ausschlie§lich durch die seit 1970 besonders stark einset- Bereich der Prerowstrom-Niederung und der boddennahen zende Entwässerung der benachbarten landwirtschaftlichen Grünlandflächen liegen die Wasserstände seitdem vorwie- Nutzflächen sowie durch die Wasserentnahme des Wasser- gend unter Normalnull. werkes Peters Kreuz beeinflusst. Auf der Buchhorster Maase führte eine umfassende tiefe Das Bliesenrader Moor wies bereits zurzeit der Untersu- Entwässerung zu einer Vererdung und Wasserundurchläs- chungen von FUKAREK (1961) anthropogene Eingriffe sigkeit der Torfe. Torfe kamen 1992 nur noch in den primär auf (entwässerungsbedingte Vegetationsänderungen insbe- tiefer eingesenkten Geländeteilen im Westteil der Maase sondere im boddennahen Teil). Im Zuge weiterer in den vor. Nördlich der Buchhorster Maase klingen die starken 70er Jahren durchgeführter Entwässerungsmaßnahmen Entwässerungswirkungen schnell ab. Im Gebiet westlich setzten Torfvermullungen ein. Grundwasserabsenkungen im des zentralen k-Gestells im Darßwald zwischen Sandkrü- Bereich der Bliesenrader Quellmoore bedingen hier eine bis und Heidensee konnten von DIECKMANN (1993) keine über 50%ige Torfzersetzung. Die Grundwasserabsenkungen Entwässerungsspuren mehr nachgewiesen werden. sind im Bliesenrader Moor vorwiegend durch landwirt- Das Prerower Torfmoor war bereits 1964/65 von Entwäs- schaftliche Entwässerungsmaßnahmen bedingt, wobei im serungen gekennzeichnet. Nach Entwässerung und Abtor- Bereich der Quellmoore ein zusätzlicher Einfluss durch die fung setzte Bewaldung ein. Es wird berichtet, dass noch Wasserentnahme des Wasserwerkes Peters Kreuz besteht. 1945 im Prerower Torfmoor Torf gestochen wurde. Bei den

52 1992 durch DIECKMANN durchgeführten Kartierungen 241 km2 30% der Nationalparkfläche. Dazu kommen klei- erwies sich dieses Versumpfungsmoor in weiten Teilen als nere stehende Gewässer wie Strandseen, andere flache tiefgründig vererdet und wasserundurchlässig. Seen sowie Gräben. Ehemals vorhandene natürliche, ver- mutlich zeitweilig trockenfallende (intermittierende) Flie§- Das geringmächtige Flatenhorster Moor wurde im Zu- gewässer sind schon zu Beginn wasserwirtschaftlicher Be- sammenhang mit der Meliorierung der Buchhorster Maase mühungen überformt und in das weitläufig vorhandene Mitte der 70er Jahre stark entwässert und verlor den Grabensystem einbezogen worden. Im westrügenschen Be- Grundwasseranschluss. Es unterliegt seither einer starken reich gehören die Mündungen der Duvenbeek, des Seh- Zersetzung. Nach dem Verlust des Grundwasseranschlus- rowbaches und des Landower Baches zum Nationalpark. ses setzte sekundär ein Podsolierungsprozess ein. Das von den Wasserscheiden bestimmte Abflussgeschehen Für das Moorgebiet im Osterwald gelten ähnliche Aussa- der Festlandsgebiete im Nationalpark wird im Kapitel 4.1.5 gen wie für das des Darßwaldes. Die hier großflächig auf- beschrieben. tretenden Torfe sind ebenfalls geschrumpft, gesackt und vererdet. Auch hier gibt es ein historisches Grabensystem, das aber bis 1963, verglichen mit späteren, wenig leis- 4.1.1 Meeresgebiete der Ostsee tungsfähig gewesen ist. Erst die landwirtschaftliche Melio- ration in der Umgebung ermöglichte mit Vorflutausbau und Die hydrologischen Verhältnisse der offenen Meeresgebie- leistungsstarken Pumpen, dass auch hier der Wasserspiegel te des Nationalparks werden überwiegend von den groß- über längere Perioden unter Null abgesenkt worden ist. räumigen Strömungsverhältnissen in der Ostsee und den Ein- bzw. Ausstromsituationen zur Nordsee geprägt. Der Au§erhalb der Wälder sind organische Bodenbildungen im Bereich des Grünlandes auf Ummanz (z. B. Wiesen bei Freesenort), der Wiecker Wiesen, des Umlandes des Abb. 12: Die natürliche Gliederung der Ostsee Osterwaldes und in der Sundischen Wiese durch die land- wirtschaftliche Komplexmelioration (vgl. HOLZ 1991, vgl. Kap. IV 4.3.2.2) nicht nur entwässert, sondern mittels Umbruch auch mit Mineralboden vermischt worden. Großflächig wurden hier und in den an den Nationalpark angrenzenden Bereichen Küstenüberflutungsmoore ver- nichtet. Heute sind dort die Torfe nach zeitweiliger Acker- nutzung völlig aufgezehrt. Die vorkommenden Bodenfor- men variieren vom Sand-Humusgley bis zum durchlässigen Sand-Anmoorgley. Die ehemaligen Torfde- cken sind durch den Umbruch verteilt und durch die Ackernutzung aufgebraucht worden. Der oberste Boden- horizont besteht aus einer 1-2 dm mächtigen humosen Sandschicht. Ein weiterer humusreicher Horizont liegt in 70 cm Tiefe außerhalb der Reichweite des Pfluges (MÜL- LER-MOTZFELD 1994). Im Vergleich mit dem Deich- vorland haben die Intensivierungsmaßnahmen in den Bö- den neben dem Abbau der organischen Substanz einen Rückgang der Gesamtsalzgehalte und eine Aufdüngung mit pflanzenverfügbarem Phosphor bewirkt. Quelle: nach WATTENBERG 1949 in DIETRICH & KÖSTER (1974)

4 Wasserhaushalt, Gewässer und Uferbereiche Tidehub ist unbedeutend und wird durch Windeinflüsse 4.1 Stehende und fließende Oberflächenge- oder interne Schwingungen vollständig überlagert. Norma- wässer, Hydrologie und Hydrographie lerweise beträgt die größte Differenz zwischen hohem und niedrigem Wasserstand 1,5 m. Lediglich bei schweren Das größte Oberflächengewässer des Nationalparks ist die Sturmhochwassern ist diese größer. Ostsee bis zur 10 m-Tiefenlinie, die mit 432 km2 54% der Nationalparkfläche ausmacht. Die Boddengewässer der Die natürliche Gliederung der Ostsee besteht in einer Ab- Dar§-Zingster-Boddenkette und Westrügens umfassen mit folge von Becken, die durch Schwellen abgeteilt sind.

53 Der durchschnittliche Salzgehalt der Becken nimmt von Abb. 13: Salzgehaltslängsschnitt durch die West nach Ost ab (vgl. Abb. 13). Die Fläche des National- Ostsee im Sommer 1954 parks enthält Teile der Beltsee und der Arkonasee, die durch die Dar§er Schwelle (vom Dar§er Ort nach Falster) getrennt werden.

Die Beltsee und damit das dem Dar§er Weststrand vorge- lagerte Meeresgebiet ist generell salzhaltiger als die Arko- nasee, die Zingst und Hiddensee vorgelagert ist. Be- sonders ausgeprägt ist dieser Unterschied in großen Tiefen, aber auch in den flachen Bereichen des National- parks sind graduelle Unterschiede festzustellen. In Tab. 6 wurden Werte des Messprogramms des LAUN Stralsund aus dem Jahre 1993 zusammengestellt (GOSSELCK & KELL 1994). Das Salzgehaltsgefälle der bodennahen Quelle: nach WÜST & BROGMUS 1955 in SIEDLER & HATJE (1974). Wasserschichten von Warnemünde bis Hiddensee ist gut ersichtlich.

Die Grenze zwischen den Wassergebieten von Belt- und 4.1.2 Boddengewässer Arkonasee ist ein gleitender Übergang, der noch dazu von meteorologischen Bedingungen beeinflusst wird. Die Boddengewässer entstanden postglazial durch Küsten- ausgleichsprozesse, in deren Verlauf Sandhaken und Neh- Für die tiefen Gewässer der Ostsee ist eine Salzgehalts- rungen flache Buchten der Ostsee vom offenen Meer abge- sprungschicht typisch, die einen Wasseraustausch zwischen trennt haben. Nach ihrer Geomorphologie müssen Bodden Meeresboden und Oberfläche mit weitreichenden Folgen für auch als Lagunen definiert werden. die Biozönose verhindert. In den flachen Gewässern des Na- tionalparks befindet sich keine derartige Sprungschicht. Wurden kleinere Buchten vollständig abgeschlossen, ent- standen Strandseen (vgl. Kap. IV 4.1.3). Einige Bodden Als Nationalparkgrenze ist die generalisierte 10 m-Tiefen- hingegen sind durch mehr oder weniger enge Öffnungen linie definiert. Daher sind tiefere Meeresgebiete nur rand- (Seegatts) mit der Ostsee verbunden. Durch diese Seegatts lich durch die gerade Grenzziehung einbezogen worden. strömt bei Wasserstandsschwankungen der Ostsee das Die größte derartige Fläche ist ein Gebiet von ca. 13 m Wasser ein oder aus. Der Prerowstrom stellt ein ehemaliges Tiefe an der Nordspitze des Dar§er Ortes. Seegatt dar. Die einzelnen Bodden sind hydrographisch durch schmale Rinnen bzw. Verengungen miteinander ver- Die Einfahrt zum Nothafen Dar§er Ort wird durch Bagge- bunden. Größere Flachwasserzonen zwischen den Bodden rungen auf 2,8 m Tiefe gehalten. haben hydrographisch für den Wasseraustausch keine grö- ßere Bedeutung. Die Boddengewässer des Nationalparks bilden also eine Reihe miteinander verbundener Becken, Tab. 6: Salzgehaltswerte in % des boden- deren Salzgehalt mit zunehmender Entfernung zur offenen nahen Wasserkörpers an den Ostsee abnimmt. Zufluss von relativ salzhaltigem Wasser Messpunkten Warnemünde, Fischland, der Arkonasee erhält das Gebiet durch das Gellenfahrwas- Darßer Ort und Hiddensee aus dem ser zwischen den Inseln Bock und Hiddensee, dem Strela- Jahre 1993 sund und dem Fahrwasser Libben zwischen dem Neuen Bessin, der Insel Hiddensee und der Halbinsel Bug (Rü- Datum Warne- Fisch- Dar§er Hidden- gen). Um in die Dar§-Zingster-Boddenkette zu gelangen, münde land Ort see muss das salzhaltige Wasser noch einen weiteren Engpass, Februar 1993 19,0 15,2 11,4 12,4 das Barther Fahrwasser, überwinden. Zwischen den Wer- März 1993 15,5 15,2 14,0 11,4 der-Inseln strömt salzhaltiges Wasser nur bei sehr hohen Mai 1993 11,3 11,6 11,0 - Wasserständen in nennenswertem Maße durch. Juni 1993 12,4 13,3 14,3 9,4 Juli 1993 11,6 11,1 10,7 9,7 Generell sind die Boddengewässer sehr flach mit der August 1993 10,2 9,9 9,9 8,2 mittleren Tiefe von 2 m. In den Rinnen können zeitweise September 1993 16,2 8,3 9,2 8,3 starke Strömungen auftreten und daher stellenweise größe- Quelle: Aus GOSSELCK & KELL (1994) re Tiefen erreicht werden. Die tiefste Rinne ist der Zingster Strom mit bis zu 13 m Tiefe an der Meiningen-Brücke.

54 Im Westrügener Bereich sind die tiefsten Rinnen am Buger Strelasund bei entsprechenden Wetterlagen in die Dar§- Haken, die Barhöfter Rinne und der Gellenstrom mit je- Zingster Boddenkette (SCHLUNGBAUM et al. 1994) und weils ca. 6 m Tiefe. In den Westrügener Bodden werden Charakteristikum dieser Brackgewässer ist geradezu, dass die Fahrwasser zwischen Hiddensee und Rügen durch Bag- auch Wasser der Ostsee in großem Umfange einströmt. gerungen auf 2,5 m Tiefe gehalten. Das Fahrwasser der Einzugsgebiete sind daher nur für die Süßwasserzuflüsse Nordansteuerung Stralsund von Barhöft bis zum Strela- anzugeben. sund wird auf 4,5 m Tiefe gehalten. Das Fahrwasser vom Libben zum ehemaligen Militärhafen auf dem Bug, das ei- Das Einzugsgebiet der in die Dar§-Zingster Boddenkette nen Teil der Nationalparkgrenze bildet, ist 6 m tief; im einmündenden Süßwasserzuflüsse beträgt rund 1600 km2 weiteren Verlauf bis Wiek nur 3 m. (CORRENS 1979). Direkt in die Westrügenschen Bodden münden Süßwasserzuflüsse mit einem Einzugsgebiet von Netto findet aus den Bodden ein Ausstrom aufgrund der 230 km2 (STODIAN 1994). Dazu kommt die Insel Hidden- Süßwasserzuflüsse durch Bäche und Flüsse statt. Mit zu- see mit ca. 18,6 km2 (GEERS 1994). Das Einzugsgebiet nehmender Entfernung von den Seegatts nimmt daher der der in die Prohner Wiek und das Barther Fahrwasser mün- durchschnittliche Salzgehalt ab. Die komplizierten Ver- denden Bäche beträgt ca. 100 km2. Die in die Dar§-Zings- hältnisse in der Darß-Zingster Boddenkette stellen ter Boddenkette einmündenden Fließgewässer entwässern SCHLUNGBAUM et al. (1994) zusammenfassend dar. Sie also ein ungefähr viermal so großes Gebiet wie die in die geben für die jeweiligen Bodden folgende errechnete Was- Westrügenschen Bodden einmündenden. sererneuerungsraten an: Grabow: 32-mal/Jahr, Barther Bodden 55-mal/Jahr und Bodstedter Bodden 33-mal/Jahr. Das Einzugsgebiet aller in die Nationalparkgewässer ein- Die Westrügenschen Bodden haben mehr und offenere Ver- mündenden Süßwasserzuflüsse beträgt ca. 2000 km2. Es ist bindungen (Gellenstrom, Strelasund, Libben) zur Ostsee damit 2,5-mal so groß wie die Gesamtfläche des National- als die Dar§-Zingster Boddenkette, deren einzige Verbin- parks. dung zur Ostsee das Barther Fahrwasser ist. Nur bei sehr hohen Wasserständen strömen zusätzlich nennenswerte Die Wasserstandsschwankungen in den Bodden folgen Wassermassen durch die Pramorter Flutrinne. Die Süßwas- dem Wasserstand in der Ostsee, gedämpft durch die serzuflüsse sind in der Darß-Zingster Boddenkette größer. durchflussbegrenzenden Rinnen (vgl. Kap. IV 4.3.2.1). Die Amplitude zwischen höchstem und niedrigstem Einzugsgebiete der Bodden sind nicht genau anzugeben, Wasserstand beträgt im Normalfall 1 m (DAHMS & z. B. gelangt auch Abwasser der Stadt Stralsund aus dem BOHNE 1994).

Abb. 14: Wasserstände innerhalb und außerhalb des Polders Sundische Wiese auf der Halbinsel Zingst von September 1993 bis April 1995

Quelle: Universität Rostock, Fachbereich Landeskultur und Umweltschutz

55 Der Salzgehalt in den einzelnen Bodden hängt sehr stark ¥ punktuelle Quellen (Unzureichende Kläranlagen, Direkt- von der meteorologisch bestimmten Ein- oder Ausstromsi- einleitungen, Industrie- und Gewerbeeinleitungen, gro§e tuation mit der Ostsee ab (Kap. IV 4.2.2). Tierhaltungen). ¥ diffuse Quellen (z. B. Auswaschungen und Erosion von Über die Darß-Zingster Boddenkette liegen langjährige ge- landwirtschaftlichen Nutzflächen, Mineralisation von wässerchemische Messungen durch die Universität Ros- Torfen) tock vor. Der Salzgehalt wird seit 1961 im Zingster Strom ¥ atmosphärische Einträge (ca. 50 kg N/ha) täglich gemessen und die Gehalte an anorganischen Nähr- ¥ gewässerinterne Belastung durch Mobilisation von sedi- stoffen (Stickstoff- und Phosphorverbindungen) werden mentierten Nährstoffen. seit 1981 ebenfalls täglich gemessen.

Die Salzgehalte unterliegen je nach Niederschlag und vor 4.1.3 Strandseen allem Ein- oder Ausstromsituation sehr starken Schwan- kungen. Die einzelnen Bodden lassen sich dabei mit Hilfe Im Verlauf der Anlandungsprozesse an den Stränden wer- der Unterwasservegetation, welche die unterschiedlichen den immer wieder Buchten durch Strandwälle von der Ost- Salzgehalte über einen längeren Zeitraum integriert, nach see abgeschnitten. Bei fortschreitender Anlandung entfernt den 1971 von LINDNER (1978) durchgeführten Unter- sich das Ostseeufer immer weiter von diesen neu entstan- suchungen folgenderma§en gliedern: Grabow (0,3 - denen Seen und der Brackwassereinfluss wird schwächer 1,6 %) als ostseenächster Bodden, der Mischbereich vom bis zur völligen Aussüßung des Wassers durch Nieder- Barther Bodden bis Koppelstrom, in dem nahezu alle Salz- schläge. Abfolgen dieser Strandseensukzession sind be- gehalte zwischen 1,6 und 0,1% gemessen wurden, und der sonders am Dar§er Ort und Westdar§ zu finden. Im Natio- Saaler Bodden mit dem niedrigsten Salzgehalt (0 - 0,5%). nalpark befinden sich insgesamt 11 Seen, die größer als 1 ha sind. Der Phosphatgehalt unterliegt keinen erkennbaren saisona- Die ausgesüßten Seen werden zunächst zu flachen, meist len Schwankungen und liegt unter 1 µmol/l. Die hohen dystrophen Süßwasserseen, die weiter verlanden. Zu Phosphateinträge und auch der Verbrauch durch Assimila- diesen Seen gehören u. a. der Tiefstücksee und der tionsprozesse werden nicht widergespiegelt. In einer Süderbramhakensee im Darßwald. Einige dieser Seen Gleichgewichtsreaktion wird das Phosphat u. a. an organi- werden noch vor ihrer vollständigen Verlandung durch sche Verbindungen des Sediments adsorbiert (Huminphos- Erosionsprozesse wieder zur Ostsee hin geöffnet und phatkomplexe) und, bei Verringerung der Konzentration im unterliegen zunehmendem Brackwassereinfluss. Beispiele Wasser, wieder abgegeben. Die Phosphatkonzentrationen dafür sind der Teerbrennersee und der Norderbramhaken- im Wasser sind jederzeit ausreichend für eine hohe Primär- see. produktionsrate. In vollständig verlandeten Seen bilden sich Röhrichte und Im Gegensatz zum Phosphat zeigen die anorganischen Moore. Auf Hiddensee sind der Achterwischensee und der Stickstoffkomponenten Ammonium und Nitrat aus- Dunt Beispiele dafür, auf dem Dar§ der Heidensee und der geprägte Jahresgänge. Sie zeigen eine ausgeprägte Langsee. Saisonalität mit Maximalwerten zwischen Januar und März in Abhängigkeit von den hydrologischen und mete- Auch an den weniger dynamischen Boddenufern können orologischen Gegebenheiten. Die hohen winterlichen durch Verlandung Buchten abgeriegelt werden und kleine Nitratkonzentrationen sinken rasch auf niedrige Sommer- Seen entstehen. Der Lychensee ist so ein verlandeter, abge- werte. Für diesen Abfall sind sowohl Assimilationspro- schnittener Altarm des Prerow-Stromes. Der Wiecker See zesse als auch verschiedene Reduktionsvorgänge verant- ist eine durch Deichbau abgeschnittene Bucht des Bodsted- wortlich, wobei insbesondere die Denitrifikation zu ter Boddens. Alle diese Seen sind flach und natürlicher- nennen ist. Obwohl in jedem Fall niedrige Sommerwerte weise eutroph oder dystroph. Vor einer übermäßigen Eutro- für Nitrat erreicht werden, fällt die Konzentration der phierung sind die Strandseen verhältnismäßig gut Summe aller anorganischen Stickstoffkomponenten nur geschützt, da sie i. d. R. nur ein sehr kleines Einzugsgebiet äußerst selten auf Null ab. So erscheint es fraglich, ob haben. Nährstoffe überhaupt das Wachstum des Phytoplanktons limitieren. Bei der hohen Trübung könnte zurzeit dem Licht die Rolle des produktionsbegrenzenden Faktors zu- 4.1.4 Fließgewässer, Priele und Gräben kommen. Natürliche Fließgewässer werden sich auf dem Darß und Nährstoffeinträge in das Gewässersystem erfolgen über Zingst nur in sehr unscheinbarer Ausprägung lokal als Ab- folgende Wege: flüsse aus Bruchwaldbereichen gebildet haben, die darüber

56 hinaus im Sommer austrockneten. Bei Hochwasser in den aus den Flächen hinaus- oder in die Flächen hereingepumpt Bodden könnte über diese Rinnsale Salzwasser einge- wird bzw. in Abhängigkeit der Mischung mit Niederschlags- strömt sein. Im Zuge der ersten Bestrebungen den Wasser- wasser oder durch Verdunstung sinkt oder steigt der Salzge- haushalt zu regulieren, sind diese Gerinne vermutlich ver- halt. GÜNTHER (1994) fand in binnendeichs gelegenen tieft und überformt worden, so dass heute keine natürlichen Gräben der Sundischen Wiese im Frühjahr und Herbst Sali- Fließgewässer im Nationalpark bestehen. nitäten von 0,4 % und 1,01 % höher als im Hochsommer im Grabower Bodden. Die vom Schöpfwerksbetrieb abgetrenn- Im Bereich der Überschwemmungen durch Bodden- und ten Grabenstücke hatten Salinitäten von 0,06 - 0,24%. Ostseewasser (Eu- und Supralitoral) hat sich ein Prielsys- tem entwickelt. Besonders gut erhalten ist es auf der Insel Durch den Einfluss des Meereswassers sind die brackwas- Kirr. Auf den stärker genutzten Flächen wurde es durch serhaltigen Gräben i. d. R. gepuffert. Ihr pH-Wert liegt na- den Menschen im Verlaufe der Jahrhunderte immer weiter he den Neutralwerten oder bei starker photoautotropher verändert. Beispiel dafür ist die Sundische Wiese, auf der Produktion im alkalischen Bereich. GÜNTHER (1994) zunächst die natürlichen Priele vertieft und verbunden wur- fand pH-Werte von 6,7 bis 9,7. Die vom Schöpfwerksbe- den, Salzpfannen angeschlossen wurden, dann Gräben hin- trieb abgetrennten Grabenstücke waren etwas saurer. Ihr zugefügt wurden bis ein völlig neues Grabensystem errich- niedrigster Wert lag bei pH 6,2. tet wurde (HOLZ 1991). Der Wasserstand in den Gräben der Grünlandflächen wird In den landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich genutzten nach den Erfordernissen der Bewirtschafter geregelt und ist Flächen befindet sich ein ausgedehntes Grabensystem, des- damit sehr variabel. sen heutige Form z. T. auf historische Zeiten, z. T. auf Me- lioration der 60er und 70er Jahre zurückgeht (vgl. Kap. 4.3.2.2). 4.1.5 Wasserscheiden und Abflussgeschehen

Die Gräben werden in solche II. Ordnung, die vom Wasser- Neben den Grundwasserverhältnissen sind zusammenhän- und Bodenverband betreut werden, und sonstige eingeteilt. gende aktuelle Vernässungszonen und das oberirdische Ab- flussgeschehen relevant. Im Wesentlichen folgen die Erläute- Für das Nationalparkgebiet Osterwald und Ostzingst (ohne rungen hierzu REINSCH & SAUERBERG (1995). Da bundeseigene Flächen im Nordteil der Sundischen Wiese) künstliche Vorflutsysteme (Grabennetze und Schöpfwerke) wurden durch den Wasser- und Bodenverband 36.580 m gemittelt über den Jahresverlauf zu einer Absenkung des Gräben II. Ordnung erfasst. Diese werden nahezu aus- Grundwassers führen, wird grundsätzlich im Zusammenhang schließlich im Bereich bewirtschafteter Grünlandflächen mit Vorflutern von einer Entwässerung gesprochen, ohne und in Absprache mit dem Nationalparkamt durch den Ver- dass übersehen worden ist, dass es zeitweilig auch zu einem band bearbeitet. Die Zeiträume zwischen den Arbeiten künstlichen Einstau von Wasser kommt (“Bewässerung“). schwanken je nach Funktion und Zustand des Grabens zwischen 1 und 5 Jahren, in Einzelfällen auch länger. Halbinsel Dar§-Zingst einschlie§lich Bock Die hydrographischen Verhältnisse auf der Halbinsel Auf dem Dar§ befinden sich im Nationalparkgebiet Dar§-Zingst sind durch die geomorphologische Entwick- 45.310 m Gräben II. Ordnung. Davon wurden 55% als „na- lung geprägt, jedoch führten anthropogene Eingriffe zu ei- turnah“ eingestuft. Dies bedeutet, dass in der Regel keine ner starken Veränderung des natürlichen Abflussgesche- Eingriffe erfolgen und der Bewuchs an den Grabenrändern hens, insbesondere in den Niederungsgebieten. maschinelle Räumung oder Krautung nicht oder nur mit er- heblichen Eingriffen in den Naturhaushalt zulassen würde. Die oberirdische Hauptwasserscheide auf dem Dar§ Die restlichen Gräben werden, sofern notwendig, indivi- verläuft vom Rand des Westdarßes nördlich des Vordar§- duell und nach Absprache zwischen dem Wasser- und Bo- moores bzw. etwas südlich des Litorinakliffes und über denverband und dem Nationalparkamt bearbeitet. Wieck zum Bodstedter Bodden. Sie trennt das nördliche Einzugsgebiet von Ostsee und Prerower Strom von einem Die Hydrographie dieser Gräben ist sehr unterschiedlich und südlichen, das direkt in die Bodden entwässert. hängt wesentlich von den steuernden Eingriffen der Bewirt- schafter ab. Im Winterhalbjahr fließt in den meisten Gräben Die untergeordneten oberirdischen Wasserscheiden im Be- Niederschlagswasser ab, während im Sommer an vielen reich des Altdarßes haben überwiegend eine Nord - Süd - Stellen Brackwasser aus den Bodden eingelassen wird und Richtung und beginnen an der Hauptwasserscheide. sich damit der Salzgehalt des Grabenwassers erhöht. Im Be- reich eingedeichter und meliorierter Salzgrasländer führen Im Bereich des Neudar§es sind eine Reihe von untergeord- die Gräben meist brackiges Wasser. Je nachdem, ob Wasser neten Wasserscheiden ausgebildet, die sich an den Dünen-

57 wällen (Reffen) orientieren und in ost-westlicher Richtung zonen und entwässern, gefördert durch ein Pumpwerk, streichen. Sie trennen hier die schmalen Einzugsge- biete überwiegend in den Prerower Strom und nur selten direkt der Vernässungszonen und Gräben. in die Ostsee (z. B. Müllergraben).

Im westlichen Teil von Zingst verläuft eine oberirdische Vereinzelt (insbesondere im Westdar§bereich und am Dar- Wasserscheide von West nach Ost. Sie beginnt im Bereich §er Ort) sind im Zentralteil von Vernässungszonen Seen der Hohen Düne von Prerow und führt weiter entlang der ausgebildet, deren Wasserfläche teilweise stark schwankt. Dünen am Nordufer von Zingst bis etwa in Höhe von Müggenburg. Es ist zu vermuten, dass sie sich im Nordteil Die Halbinsel Michaelsdorf ist fast vollständig einge- des Ostzingst (wahrscheinlich im Bereich des hier errichte- deicht. Das oberirdische Abflussgeschehen im Inneren der ten Deiches) fortsetzt. Im Gelände spiegelt sie sich hier Halbinsel bestimmen meliorative Grabensysteme, die über aber nur durch die Hohe Düne von Pramort wider. Die Pumpwerke in die Bodden entwässern. Die Randbereiche Wasserscheide trennt das Einzugsgebiet der Ostsee im der Halbinsel Michaelsdorf und die ihr vorgelagerten klei- Norden von dem der Bodden im Süden. nen Inseln sind teilweise stark vernässt.

Eine weitere untergeordnete Wasserscheide zweigt östlich Die Prerowstrom-Niederung ist fast vollständig einge- vom Ostseeheilbad Zingst nach Süden ab und bildet die deicht, über ein relativ enges Grabennetz und Pumpwerke Westgrenze des Einzugsgebietes des Prerower Stromes. erfolgt eine starke künstliche Entwässerung (einschließlich des Flatenhorster Moores und des Salzsteines) direkt Im Bereich der Inseln Kirr und Barther Oie sind oberir- bzw. über den Prerowstrom in den Bodstedter Bodden. Die dische Wasserscheiden nur undeutlich und deshalb auch durchschnittlichen Wasserstände in den Hauptgräben lie- nicht ausgewiesen. Auf den Halbinseln Kloer und Mi- gen dabei unter Normalnull. Vernässungszonen sind nur chaelsdorf sowie dem Bock verlaufen Wasserscheiden 3. noch teilweise im Randbereich zum Prerowstrom und dem Ordnung in Ost-West-Richtung und orientieren sich dabei Bodstedter Bodden zu verzeichnen. an kleinen Erhebungen im Gelände. Im Bereich der Altdarßhochfläche wird das oberirdische Im Gebiet östlich von Zingst wird das oberirdische Ab- Abflussgeschehen vor allen Dingen durch Gräben, die flussgeschehen von engen meliorativen Grabennetzen be- allerdings aufgrund des gesunkenen Grundwasserstandes stimmt. Der östliche Teil von Zingst ist überwiegend ein- und geringer Niederschläge nur selten Wasser führen, ge- gedeicht, teilweise auch eingepoldert. Die Entwässerung kennzeichnet. Das östlich angrenzende Niederungsgebiet erfolgt über Pumpwerke in den Zingster Strom bzw. direkt des Bliesenrader Moores und der Bereich des Vordar§es in die Bodden. Im bewaldeten Teil und nördlich der Sundi- (Vordar§er Moor, Josaars-Bruch, Ibenhorster Moor) wer- schen Wiese bestimmen zusätzlich viele Vernässungszonen den durch meist enge meliorative Grabennetze, an die zum das hydrographische Bild. Der Südteil der Sundischen Teil Pumpwerke angeschlossen sind (Bliesenrader Moor), Wiese wird besonders stark entwässert. Im Bereich der entwässert. Vereinzelt werden heute noch in den Nieder- Gräben herrschen Wasserstände unter Normalnull vor. ungsbereichen Vernässungszonen (Ibenhorster Moor, Blie- senrader Moor) angetroffen. In den 70er Jahren wurden Die Inseln Kirr und Oie sind vorwiegend stark vernässt Teile des Saaler Boddens (Werre) eingedeicht und über ein und werden durch viele kleine, zeitweise wassergefüllte enges Grabennetz und Pumpwerke entwässert, um das Ge- Röten gekennzeichnet. Gräben und Polder (Kirr) deuten biet für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. an, dass früher auch hier eine künstliche Entwässerung er- folgte. Die Gräben sind inzwischen aber weitgehend funk- Im westlichen Teil des Neudar§es (Gebiet zwischen Alt- tionslos geworden. dar§rand und Prerow) wird das oberirdische Abflussge- schehen durch viele, meist schmale Vernässungszonen und Auf dem Bock ist kein oberirdisches Abflussgeschehen eine Reihe von Gräben, die im Bereich der sich von West sichtbar. Vernässungszonen liegen am Nord- und Südufer. nach Ost ziehenden Dünentäler (Riegen) gelegen sind, ge- Das natürliche Abflussgeschehen unterliegt hier keinen an- kennzeichnet. In den Dünentälern wird das Abflussgesche- thropogenen Veränderungen. hen unter natürlichen Verhältnissen von „Talwasserschei- den“ bestimmt. Überwiegend entwässern die Riegen des Die Überflutungsbereiche der Ostsee liegen am westlichen Neudarßes westlich des k-Gestells in die Ostsee und öst- und nördlichen Rand des Bocks und der Halbinsel Darß- lich des i-Gestells in Richtung Prerowstrom. Zwischen Zingst (einschlie§lich des Gro§en Werders). dem k- und i-Gestell sind somit die jeweiligen Talwasser- scheiden zu suchen. Im Bereich des Westdar§kliffes gele- Hiddensee und Halbinsel Bug gene Vernässungszonen entwässern demnach direkt in die Die oberirdische Wasserscheide von Hiddensee verläuft Ostsee. Die Gräben drainieren einen Teil der Vernässungs- überwiegend in Nord-Süd-Richtung und orientiert sich da-

58 bei im flachen Teil von Hiddensee an den Dünenkämmen den im Osten von denen des Schaproder und Kubitzer und im Nordteil an den Höhenzügen des Dornbusches. Boddens im Westen.

Das hydrographische Bild des Hiddenseer Gellen wird im Die Wasserscheide, die nördlich von Waase nach Osten ab- Zentral- und Ostteil durch Strandseen charakterisiert, deren zweigt und sich im Bereich der Anhöhe von Tankow und Wasserfläche starken jahreszeitlichen Schwankungen Böschow fortsetzt, trennt das Einzugsgebiet der Udarser unterliegt. Entlang der relativ stark gegliederten Ostküste Wiek im Osten von dem des Koselower Sees und im Süden ziehen sich schmale Vernässungszonen. von dem des Varbelvitzer Boddens. Heute sind die Ein- zugsgebiete durch Gräben verbunden. Die ursprüngliche Im nördlich davon gelegenen Hiddenseer Süderland Wasserscheide zwischen Koselower See und Varbelvitzer und der Fährinsel überwiegen Vernässungszonen, die Bodden ist anhand der vorliegenden topographischen Karte auf dem Süderland vor allen Dingen im sehr flachen Ost- nicht mehr nachvollziehbar. teil anzutreffen sind. Vereinzelt werden sie hier von klei- nen Bächen und Gräben durchzogen, die in die Bodden In dem zum Nationalpark gehörenden nordöstlichen Teil entwässern. von Ummanz beherrschen Vernässungszonen das oberirdi- sche Abflussgeschehen. Sie entwässern durch kleine Bäche Auf dem stark gegliederten Dornbusch werden die seltenen und teilweise durch Gräben in die Udarser Wiek bzw. Ko- Oberflächengewässer und Vernässungszonen nur im bod- selower See. In boddennahen Bereichen werden die Ver- dennahen Bereich - meist au§erhalb des Nationalparkge- nässungszonen zeitweilig überflutet. Wahrscheinlich zum bietes - angetroffen. Bemerkenswert sind die episodisch Hochwasserschutz angelegte Deiche werden im Nordosten Wasser führenden Quellen am Fuß des Dornbusch-Steil- nur vereinzelt angetroffen, umrahmen aber den Nord- und ufers. Den sehr flachen, sich östlich anschließenden Bessi- Westteil der Insel. ner Haken prägen z. T. Vernässungszonen. Die zwischen den Haken ausgebildete Küstenlinie unterliegt größeren Der zum Nationalpark gehörende eingedeichte Südwestteil Schwankungen. von Ummanz wird über ein Grabennetz mit angeschlosse- Die Oberflächengewässer dieses Gebietes werden überwie- nem Pumpwerk in den Kubitzer Bodden entwässert. Nur gend durch das stark von den Wasserständen in Ostsee und im boddennahen Bereich au§erhalb der Deiche werden hier Bodden abhängige Grundwasser gespeist. Die Vernässungs- noch zeitweiliger Überflutung unterworfene Vernässungs- zonen und Strandseen in den küstennahen, flachen Berei- zonen angetroffen. chen werden bei Hochwasser z. T. zeitweilig überflutet. Die im Grenzbereich zwischen Kubitzer und Schaproder Bodden gelegene Heuwiese ist größtenteils vernässt und Auf der Halbinsel Bug zeichnet sich ein ähnliches Bild wird wahrscheinlich zeitweise überflutet. des oberirdischen Abflussgeschehens wie auf Süderland ab. Die Südostküste des Bugs prägen Vernässungszonen, Auf der Schaproder Öhe sind Vernässungszonen nur rand- die Breiten von 100 - 300 m aufweisen und bei Hochwas- lich im Osten und Süden (Schafshorn) außerhalb der Dei- ser zeitweise unter Wasser stehen. Die oberirdische Was- che anzutreffen. Die Öhe ist weitgehend (bis auf einen serscheide des Bugs zieht sich von Südwest nach Nordost kleinen Bereich nordöstlich des Schafhorns) eingedeicht entlang der Dünenkämme des libbennahen Küstenberei- bzw. weist ein Kliff geringer Höhe (bis max. 3 m) auf. Die ches. Hauptwasserscheide der Insel verläuft in Nord-Süd-Rich- tung im Bereich einer kaum wahrnehmbaren Gelände- Anthropogene Eingriffe in das oberirdische Abflussgesche- erhöhung. hen sind nur auf Hiddensee und hier nur sehr begrenzt er- kennbar. Das Oberflächenwasser der Ziegelort-Wiesen Gebiet am Kubitzer Bodden südwestlich von Grieben wird über ein Grabensystem mit Das oberirdische Abflussgeschehen im rügenschen Teil Schöpfwerk in den Bodden gepumpt. Auf Süderland wer- wird durch den von Ost nach West flie§enden Sehrowbach den boddennahe Vernässungszonen vereinzelt über flache und den Bach bei Dreschvitz bestimmt, die über die Prie- Gräben entwässert. bowsche bzw. Landower Wedde in den Kubitzer Bodden entwässern. Insbesondere im Niederungsgebiet des Sehrow- Ummanz und Schaproder Öhe baches und in dem boddennahen Niederungsgebiet nördlich Die Hauptwasserscheide von Ummanz verläuft westlich der Landower Wedde werden größere Vernässungszonen des Wokenitzer Busches, vorbei an Waase, wendet sie sich angetroffen. Die vernässte Sehrowbachniederung entwäs- dann nach Südwesten und verläuft, sich dabei immer an sert über ein loses Grabennetz in den Sehrowbach und der kleinen Geländeerhebungen orientierend, bis Wusse paral- boddenfernere Bereich (teilweise grundwassergespeiste lel zur Küste. Die Wasserscheide trennt die Einzugsgebiete Teil) der Niederung westlich von Unrow über ein lockeres von Udarser Wiek, Koselower See und Varbelvitzer Bod- Grabennetz direkt in den Kubitzer Bodden.

59 Das boddennahe Niederungsgebiet nördlich der Land- Anteil von endemischen Arten in ihrer Flora und Fauna. ower Wedde unterliegt zeitweiligen Überflutungen durch Gleichzeitig ist die Ostsee eines der weltweit am stärksten den Kubitzer Bodden. Die am Rande des Naturschutzge- genutzten und belasteten marinen Gewässer. Durch die in- bietes errichteten Deiche grenzen den zeitweiligen Über- tensive landwirtschaftliche und industrielle Produktion in flutungen unterliegenden boddennahen Bereich ab. ihrem Einzugsgebiet gelangen jährlich große Mengen von eutrophierenden und toxischen Schadstoffen in dieses Untergeordnete oberirdische Wasserscheiden verlaufen in Meer. diesem Bereich des Untersuchungsgebietes in etwa in Ost- West-Richtung. Die Wasserscheide zwischen den Einzugsge- Durch das Nationalparkgebiet verläuft die biogeographisch bieten des Sehrowbaches und des Baches bei Dreschvitz ver- bedeutsame Dar§er Schwelle, die mit ihrer Satteltiefe von läuft südlich von Dreschvitz, über Dußvitz und weiter durch nur 18 m den Salzwassereinstrom in die östlichen Bereiche das Ralower Holz zum Bodden. Im Norden wird das Ein- der Ostsee entscheidend begrenzt. Östlich der Darßer zugsgebiet des Dreschvitzer Baches durch eine über Moor- Schwelle ist das Tiefenwasser der Ostsee erheblich salz- dorf nach Südwest verlaufende Wasserscheide gegenüber und sauerstoffärmer als in der westlichen Beltsee. Da diese dem Einzugsgebiet der Niederung bei Unrow abgegrenzt, die Unterschiede jedoch im flachen Wasser (< 20 m) nicht gra- teilweise nicht mal 100 m nördlich der Landower Wedde vierend hervortreten, wird hier keine Trennung zwischen verläuft. Das Einzugsgebiet der Niederung von Unrow wird den dem Weststrand vorgelagerten Gebieten der Beltsee nach Norden durch eine ca. 700 m westlich von Unrow ver- und den übrigen Bereichen der eigentlichen inneren Ostsee laufende Wasserscheide abgegrenzt, die unmittelbar nördlich vorgenommen. der Niederung nach Westen zum Bodden schwenkt. Die Wasserscheiden in diesem Teil des Untersuchungsgebietes Über das Pelagial liegen keine eigenen Untersuchungen orientieren sich dabei meist an sich im Gelände schwach aus dem Gebiet des Nationalparks vor. Als Hauptproduzen- widerspiegelnden Geschiebemergelrücken, die teilweise eine ten der Biomasse fungieren in der Ostsee Kieselalgen und geringmächtige Sandbedeckung aufweisen. Dinoflagellaten. In den küstennahen Bereichen kommt es Die oberirdischen Einzugsgebiete des Dreschvitzer Ba- regelmäßig zu sog. Algenblüten. Die Flächen der freien ches und der Niederung von Unrow sind relativ klein und See sind, weil das Pelagial durch die Halokline wirksam liegen mit ihrem kleineren Teil au§erhalb des dargestell- vom Kontakt mit dem Sediment ganzjährig abgeschirmt ten Gebietes. ist, verhältnismäßig nährstoffarm.

Die oberirdische Wasserscheide verläuft auf der Liebitz be- Die Benthosuntersuchungen von GOSSELCK & KELL vorzugt im Bereich einer sich am Westrand der Insel erstre- (1994) erbrachten 68 nachgewiesene Arten. ckenden kleinen Geländeerhebung von Nordwest nach Südwest. Von dort fließt das Oberflächenwasser nach Süd- Zwei grundsätzliche Substrate sind zu unterscheiden: Sand- osten, wird hier in kleinen Vernässungszonen und kleinen boden und Hartsubstrate. Zu letzteren gehören überwiegend Strandseen gesammelt, die über Gräben in den Kubitzer anthropogene Bauwerke wie Buhnen, Steinschüttungen und Bodden entwässern. Hafenanlagen, aber auch unterseeische Findlinge.

Der flache Ostteil der Insel unterliegt bis zum in Nord- Der Sandboden lässt sich anhand der Fauna in 3 Biotopele- Süd-Richtung verlaufenden Deich zeitweiligen Überflutun- mente einteilen: den rippeligen Feinsandbereich, anstehen- gen durch den Kubitzer Bodden. de Mudde- oder Torfschollen und driftende Miesmuschel- klumpen. Das eventuell abgrenzbare vierte Biotopelement Vor der Errichtung des Deiches erstreckte sich der Überflu- Seegraswiese kommt nur in spärlicher Ausprägung vor und tungsbereich etwas weiter nach Westen, worauf auch die in beherbergt keine eigene Benthosfauna. Die Gründe dafür der oberflächengeologischen Kartierung ermittelte Torfver- könnten die Sedimentdynamik, die schon aus natürlichen breitung schließen lässt. Gründen Seegrasansiedlung behindert und Ablagerungen flottierender Braunalgen (Ectocarpus confervoides) in den strömungsärmeren Bereichen sein, die stellenweise zu Sau- 4.2 Lebensräume der Gewässer und Ufer erstoffmangelerscheinungen und damit benthosfreien Area- len führen können. 4.2.1 Offene Meeresgebiete der Ostsee Die Biomasse der Benthosfauna liegt mit durchschnittlich Die Ostsee ist eines der größten Brackwassergebiete der 42,8 g/m2 (Feuchtmasse) im für die Ostsee normalen Be- Erde. Geologisch betrachtet ist sie ein sehr junges Gewäs- reich. Den größten Anteil an der Biomasse haben die Mies- ser, das erst postglazial entstanden ist. Ihre jetzige Gestalt muscheln (Mytilus edulis) mit 69 %, die Wattschnecke erhielt sie vor ca. 5.000 Jahren. Das erklärt den geringen (Hydrobia ulvae) mit 18 %, die Herzmuschel (Cerastoder-

60 ma lamarcki) mit 6% und die Sandklaffmuschel (Mya are- LER 1995). Es ist im Wesentlichen das um stenohaline Ar- naria) mit 5 %. Diese vier Molluskenarten stellen 97 % der ten verminderte Artenspektrum der Nordsee. Es gibt je- Biomasse dar. Sie sind Grundlage für die Bedeutung dieses doch in der Ostsee eigene Populationen, die sich im Ver- Gebietes als Überwinterungsquartier für große Mengen an halten, z. B. Laichzeit, und morphologischen Details, Meeresenten. z. B. Wirbelanzahl, von denen der Nordsee unterscheiden.

Die Sandbank des Nationalparks zieht sich über die Grenze Als Beispiel sei hier der Hering (Clupea harengus) ge- des Nationalparks hinaus bis zum Plantagenetgrund. Auf- nannt. Es lassen sich zwei Hauptgruppen unterscheiden: grund der Strömungsverhältnisse tritt hier Schlickboden einerseits Frühjahrs- und Sommerlaicher, andererseits erst unter 30 m Tiefe auf, nicht wie sonst überall in der Herbstlaicher. Letztere haben ihr Verbreitungszentrum in Ostsee unter 20 m. Durch die zunehmende Eutrophierung der westlichen Ostsee, während die Frühjahrs- und Som- kommt es vermehrt zu Sauerstoffmangelsituationen in den merheringe, die zahlreiche Einzelbestände bilden, ihre tieferen, schlickigen Bereichen der Ostsee, in deren Folge wichtigsten Laichplätze im Rigaer Meerbusen haben. Die die Tierwelt dort abstirbt. Durch strömendes Wasser mit Herbstheringe sind von den Frühjahrsheringen morpholo- Sauerstoff versorgte Sandbänke dienen in solchen Phasen gisch anhand ihrer Wirbelzahl, ihres Wachstums und der als Refugialräume, von denen aus eine Wiederbesiedlung Struktur ihrer Otolithen deutlich zu unterscheiden. Zwi- verödeter Flächen unter günstigeren Bedingungen, z. B. schen den einzelnen Populationen des Frühjahrsherings nach stärkeren Stürmen mit Wasseraustausch, erfolgen gibt es wiederum morphologische Unterschiede. Von Osten kann. nach Westen nehmen Körperlänge, Wirbelzahl, Fettgehalt und relative Rumpflänge zu. Diese Sandbänke und ihre Fauna sind empfindlich gegen Überschlickung, wie sie als Folge von Baumaßnahmen Die Fischbestände sind die Nahrungsgrundlage für eine (Trübstoffahnen) oder Strömungsveränderungen auftreten Reihe fischverzehrender Säugetier- und Vogelarten. Im können. Winter ist die Ostseefläche des Nationalparks bedeutendes Die allgemeine Eutrophierung der Ostsee lässt sich auch Rastgebiet für Haubentaucher (Podiceps cristatus), Pracht- im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft nach- und Sterntaucher (Gavia arctica, G.stellata) sowie Mittel- weisen: und Gänsesäger (Mergus serrator, M. merganser). Im Som- 1. durch eine Vervierfachung der Biomasse der Benthos- mer wird das Gebiet von Schweinswalen (Phoecena phoe- fauna gegenüber 1960, cena), Kegelrobben (Halichoerus gryphus) und Seehunden 2. durch treibende Braunalgen, die in Senken sedimentie- (Phoca vitulina) aufgesucht (HARDER 1990, SCHULZE ren und partiell Sauerstoffmangel erzeugen, 1991). 3. durch starken Rot- und Grünalgenbewuchs anstelle von Blasentang (Fucus vesiculosus) auf den Hartsubstraten. 4.2.2 Boddengewässer In den Wintermonaten halten sich in den flachen Gewäs- sern nördlich des Darßes und Zingstes (Prerowbank, Plan- Die westrügenschen Gewässer Vitter-, Schaproder- und tagenetgrund) bis zu 50.000 Eisenten (Clangula hyemalis) Kubitzer Bodden haben im Durchschnitt einen höheren auf (NEHLS et al. 1994). Sie nutzen das hier auch in grö- Salzgehalt als die Dar§-Zingster-Boddenkette. Sie unter- §erer Tiefe vorhandene Muschelangebot. Nach der Oder- scheiden sich in ihrer Tierartenzusammensetzung weniger bank ist dies der größte Überwinterungsplatz der westpalä- von der offenen Ostsee als die Gewässer der Darß-Zings- arktischen Population (DURINCK et al. 1994). ter-Boddenkette.

Erst bei vollständiger Vereisung suchen diese Enten Nah- Während in den inneren Bodden der Darß-Zingster Bod- rungsgründe in der westlichen Ostsee oder Nordsee auf. denkette großflächige Schlammflächen das charakteristi- sche Sediment bilden, bestehen die Sedimente des Kubit- In der Ostsee sind die Flachwassergebiete der wichtigste zer- und Schaproder Boddens aus Fein- bis Grobsanden Lebensraum der Fische. Hier ist das Nahrungsangebot für mit nur geringen Schlickanteilen. die Larven, aber auch für erwachsene Bodentierfresser, am günstigsten. Im Winter aber kühlen die flachen Teile der Während über die Darß-Zingster Boddenkette umfangrei- Ostsee sehr stark aus und schaffen für die Fische die Not- ches Untersuchungsmaterial vorliegt, existieren über die wendigkeit zu Wanderungen in tiefere Zonen, die aber westrügenschen Gewässer aus neuerer Zeit nur die Unter- noch sauerstoffhaltig sein müssen. suchungen von GOSSELCK et al. (1994).

Das Artenspektrum der Fische in den Gebieten der offenen Seit den Untersuchungen von KOSLER (1969) Anfang Ostsee im Nationalpark umfasst 39 marine Arten (WINK- der 60er Jahre hat sich nach GOSSELCK et al. (1994) das

61 Artenspektrum in den westrügenschen Bodden nicht we- Laut GEWÄSSERGÜTEBERICHT 1993 gehört die Mess- sentlich verändert. Es handelt sich bei den westrügen- station „Barther Bodden“ zu den Küstengewässermess- schen Gewässern um sehr naturnahe Biotope mit einer ty- punkten mit den höchsten Gesamtphytoplanktonvolumina pischen Boddenfauna aus marinen Einwanderern, und Zellzahlen: Im Frühjahr wurden Chlorophyll-A-Kon- Brackwasserarten und einigen Gästen aus dem Süßwas- zentrationen zwischen 21 und 53 mg/m3 sowie Biovolumi- ser. Die Lebensgemeinschaften der Dar§-Zingster Bod- na zwischen 2,3 und 11,3 mm3/l ermittelt. denkette wurden in den letzten Jahrzehnten wesentlich stärker durch Eutrophierung verändert. Die Entwicklung Den bedeutendsten Anteil hatten dabei Blaualgen der Gat- der östlichen Darß-Zingster Boddenkette ist durch drei tung Gomphosphaeria, Grünalgen des ãTetrastrum triangu- Phasen geprägt: le“-Taxons und kleine Flagellaten. Im Sommer wurden Bio- ¥ submerse Makrophytendominanz bis Ende der 70er Jahre volumina zwischen 7,1 mm3/l und 33,4 mm3/l ermittelt. Es ¥ Zusammenbruch dieser Makrophytendominanz Ende der dominierten dann sogenannte Mikro-Algen, Blaualgen der 70er/Anfang der 80er Jahre und Übergang zur Phyto- Gattungen Gomphosphaeria und Anabaenopsis sowie Kie- planktondominanz selalgen der Gattungen Stephanodiscus und Thalassiosira. ¥ innerhalb des Mikro- und Nanophytoplanktons Umstel- lung von Cyanophyceen- auf Chlorophyceendominanz Aufgrund dieser starken Planktonentwicklung beträgt die um die Mitte der 80er Jahre. Sichttiefe in den Gewässern der Darß-Zingster Boddenket- te meist weniger als 1 m. Damit wird ein wichtiges Krite- Die Phytoplankton-Biomasse blieb in diesem Zeitraum rium der EG-Richtlinie zur Badewasserqualität verfehlt. verhältnismäßig gleich. Der im Messprogramm ebenfalls beprobte Kubitzer Bod- In WASMUND & SCHIEWER (1992) werden einige den zeigte im Frühjahr dagegen nur Phytoplanktonbiovolu- Durchschnittswerte von Biomassedaten des Phytoplank- mina von 0,5 bis 2,4 mm3/l. Dominierende Arten im Früh- tons angegeben: jahr und Sommer waren dort Chaetoceros cf wighami, Arten aus der Gruppe der Rhodomonaden, z. B. Rhodomo- Tab. 6a: Durchschnittswerte von Biomasse- nas minuta, Stephanodiscus sp., Thalassiosira sp., Skeleto- daten des Phytoplanktons nema costatum und coccale Grünalgen des Picoplanktons.

In mg C/I 1971-1980 1984-1990 Die Bakterien spielen im Pelagial der Dar§-Zingster Bod- Bock 2,6 - denkette eine wichtige Rolle, indem sie durch die haupt- Pramort 3,6 4,3 sächliche Nutzung der gelösten organischen Substanzen Grabow 7,0 9,2 diese wieder dem Nahrungsgefüge zuführen. Trotz der Barther Bodden 14,6 13,3 im Verhältnis zum Phytoplankton geringen Biomasse, Zingst - 21,2 180 µg C/l im Winterhalbjahr und 390 µg C/l im Sommer- Bodstedter Bodden - 21,2 halbjahr (JOST & KLINKENBERG 1992, Forschungsbe- Saaler Bodden - 23,7 richt), zeigen Hochrechnungen, dass mehr als 75 % der Quelle: WASMUND & SCHIEWER (1992) Produktion des Phytoplanktons von diesen Bakterien ge- nutzt wird.

WASMUND (1983) berechnete die Nettoproduktion ver- Die Protozoen sind ein wichtiges Bindeglied zwischen den schiedener Pflanzengruppen des Barther Boddens im Zeit- Primärproduzenten und Bakterien auf der einen und dem raum von April - Oktober: Zooplankton auf der anderen Seite des Nahrungsgefüges. Durch ihre Grazingwirkung setzen die Protozoen gro§e Tab. 6b: Nettoproduktion im gesamten Anteile anorganischer Nährstoffe (NH4, PO4) frei. Die Ci- Barther Bodden liaten ihrerseits stehen vor allem unter dem Grazingdruck des Zooplanktons und zeitweise auch der Fischlarven In t C In % (SCHIEWER 1992, Forschungsbericht). Phytoplankton 4570 95,0 epipsam. Mikrophytobenthos 160 3,3 Seit 1969 wurden Abundanzen und Biomassen des Zoo- Makrophytobenthos + epihyt. planktons im wöchentlichen bis 14-tägigen Abstand er- Mikrobenthos 82 1,7 mittelt. Nach ARNDT (1985) kommen 102 Arten vor. Quelle: WASMUND (1983) Hinzu kommen planktische Larven des Zoobenthos. Pro- duktionsbiologisch bestimmend sind nur wenige Arten. Den weitaus größten Anteil an der Primärproduktion haben Hierzu zählen die typischen Brackwasserarten Eurytemora die planktischen Algen. affinis und Acartia tonsa (Calanoide Copepoden). Folgen-

62 de Rotatorienarten sind vorherrschend: Filina longiseta, 7. Auf losem, schwarzen, stark nach H2S riechendem, eu- Brachionus calyciflorus, Brachionus angularis, Keratella trophem Saprobel siedelt das Charetum tomentosa. quadrata, Synchaeta cecilia, Synchaeta vorax. Dominie- 8. Aus voriger Gesellschaft kann sich bei weiterer rende Vertreter der Phyllopoden sind: Bosmina longiros- Schlammauflage das Najadetum marinae entwickeln. tris, Pleopsis polyphemoides, Chydorus sphaericus, Alona rectangula. Ein wichtiger Begleiter verschiedener Gesellschaften ist das Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus). Das Zooplankton der Dar§-Zingster Boddenkette ist in sei- Der Makrophytenbestand der Bodden wurde 1982 ein wei- ner Quantität mit hocheutrophen Seen vergleichbar. Die teres Mal von BEHRENS (1982) kartiert. Danach war es beiden Hauptgruppen, calanoide Copepoden und Rotato- zu einem Artenrückgang wie auch zu einer Verringerung rien, sind fast ausschließlich der Primärkonsumentengrup- der bewachsenen Flächen um 280 ha gekommen. TEUB- pe zuzuordnen. Es werden jedoch nur wenige Prozent der NER (1989) wertete Luftbilder aus den Jahren 1973 und planktischen Primärproduktion vom Zooplankton direkt 1986 für den Ostteil des Zingster Stromes und den Nord- konsumiert (SCHNESE & HEERKLOSS 1978). Abgese- westteil des Barther Boddens aus und sprach von einem hen von der 1989 erstmals beobachteten Einwanderung des Rückgang der bewachsenen Fläche um 33,5 %. Behrens aus Nordamerika stammenden Polychaeten Marenzelleria hatte den Rückgang um 71,6 % geschätzt. Beide führen die viridis, dessen Larven im Herbst im Plankton zu finden Entwicklung auf die Verschlechterung der Wasserqualität sind, kann qualitativ für den untersuchten Zeitraum kein zurück. Sie wird auch angezeigt durch die stärkere Ent- deutlicher Trend festgestellt werden. Trotz der Zunahme wicklung von Potamogeton pectinatus und Cladophora der äußeren Nährstoffbelastung des Gewässers und deut- glomerata. Während LINDNER (1972) Chara aspera und licher Verschiebungen in der Phytoplanktonqualität, zeigt Tolypella nidifica im östlichen Grabow noch bei 2,6 m so- die Arten- und Dominanzstruktur des Zooplanktons eine wie Potamogeton pectinatus noch bei 4,0 m Tiefe gefun- ausgeprägte Stabilität (HEERKLOSS & SCHNESE 1992). den hatte, gibt TEUBNER (1989) die mittlere Bewuchstie- fe im Barther Bodden nur noch bei 70 cm an. Von 15 in der Die Vegetationsverhältnisse der submersen Makrophyten Boddenkette beobachteten Characeen-Arten ist zwar nur der Dar§-Zingster Boddenkette sind nach Vorarbeiten von eine verschwunden (Lamprothamnium papulosum), jedoch JESCHKE (1960), FUKAREK (1961), HOPPE (1967) so- hat sich bei allen Arten das besiedelte Gebiet stark verrin- wie HOPPE & PANKOW (1968) zuerst von LINDNER gert SCHMIDT (1991). (1972) gründlich untersucht und dargestellt worden. Dem- nach bewuchs die vorwiegend aus Characeen aufgebaute Große Flächen des westrügener Bereichs sind mit submer- Vegetation oberhalb der 2-m-Isobathe die gesamte Bod- sen Blütenpflanzen, hauptsächlich Meersalde (Ruppia ma- denkette in einer Ausdehnung von 3620 ha. Die tieferen ritima), bedeckt. Im Kubitzer Bodden zwischen Rügen und Boddenabschnitte waren infolge der geringen Transparenz Liebitz bedecken sie 80 - 90 % in einem lockeren Bestand; des Wassers unbewachsen. nördlich der Liebitz ca. 60 %. Im Flachwasser des Schap- roder Boddens nimmt ihr Bedeckungsgrad von 90 % auf 0 Von den 12 beobachteten Pflanzengesellschaften sind fol- % vom Flachen bis in 1,5 m Tiefe ab. In 2 m Tiefe ist dann gende besonders zu erwähnen: wieder ein dichter Meersaldenbereich anzutreffen. Dazwi- 1. Das Ruppietum ist eine Pioniergesellschaft, die im öst- schen befinden sich inselartig Seegrasbestände (GOS- lichen Grabow mosaikartig windexponierte, flache SELCK et al. 1994). An einzelnen Steinen, besonders häu- Sandbänke besiedelt. fig östlich von Liebitz, wachsen kräftige 2. Das Ruppietum maritimae bewächst die flachen Still- Blasentangbüschel (Fucus vesiculosus). Diese Art ist in der wassergebiete des Grabow, des Zingster Stromes sowie Ostsee stark zurückgegangen. Daher stellen die Bestände im Raume der Barther Oie und der Meiningen Inseln in den westrügenschen Bodden ein wichtiges Regenera- auf nährstoffreichen Grund. tionspotential dar und sind besonders schutzwürdig. 3. Kleinflächig war in mesohalinen Bereichen des öst- lichen Grabow das Tolypelletum nidificae ausgebildet. Seegras und Armleuchteralgen wurden bisher nur treibend 4. Dominierend auf den wellenexponierten flachen Sand- gefunden. scharen in der gesamten Boddenkette ist das Charetum asperae. Diese Gesellschaft besiedelt in einer Wassertie- Das Mikrophytobentos der Dar§-Zingster Boddenkette fe von 10 bis 80 cm mineralische Sedimente. ist durch die Arbeiten von PANKOW & MARTENS 5. Bei starker Detritusauflage entwickelt sich aus voriger (1973), KELL, MARTENS, PANKOW & RIESENWE- Gesellschaft das Charetum canescentis. BER (1975), PANKOW (1980), PODELLECK (1982) so- 6. Bei zunehmender Wassertiefe und damit einhergehen- wie PODELLECK & PANKOW (1986) gut bekannt. Im den schlechteren Lichtbedingungen wird das Charetum Saaler Bodden dominieren Süßwasserarten; in den mittle- asperae von der Chara-baltica-Gesellschaft abgelöst. ren Bodden nehmen Brackwasserarten stark zu und

63 schließlich finden sich in den östlichen Abschnitten nur 2,8 gC/m2 á a erreicht die Meiofauna fast das Niveau der noch wenige Süßwasserarten, dafür um so mehr Brack- Makrofauna mit 3,6 gC/m2 á a. wasserarten und zunehmend mehr Ostseealgen, z. B. Cy- Trotz der starken Eutrophierung zeigen sowohl Artenspek- lindrotheca closterium. Eine Kieselalgenvegetation mit trum als auch Populationsdichte die für Ästuare gemäßigter Melosira juergensii ist für die Bodden besonders charak- Breiten typischen Merkmale. teristisch. Diese Bestände gehen fließend in die Diatoma- elongtum-Synedra-pulchella-Gesellschaft sowie in das Im Makrozoobenthos prägen am östlichen Eingang der Naviculetum cryptocephale über (PANKOW 1980). An Dar§-Zingster Boddenkette bis zum Grabow marin euryha- submersen Pflanzen sowie am Schilf dominiert das Coc- line Arten das Faunenbild. Hier sind die kleinen Polychae- coneidetum placentulae. ten Fabricia, Alkmaria, Streblospio und Manayunkia mit einer Individuendominanz von 85 % und bei ihrer Klein- Im Verlaufe der seit 1969 durchgeführten Untersuchungen heit beachtlichen Feuchtmassedominanz (exkl. Mollusca) des Meiozoobenthos (ARLT 1992) wurden 97 Arten, da- von 26 % am Gesamtspektrum beteiligt. Hediste, Coro- von 35 echte Brackwasserarten, festgestellt. Allgemein gilt, phium und Pygospio bilden über 55 % der Gesamtfeucht- dass limnische Arten in westlicher Richtung in gleicher masse (excl. Mollusca) und zusammen lediglich 5 % der Weise zunehmen, wie marine abnehmen und Brackwasser- Individuendominanz. Die Herz- und Sandklaffmuscheln er- arten im ganzen Gebiet mit ungefähr gleicher Zahl vertre- reichen 76 % der Gesamtfeuchtmasse. Die Weichbodenas- ten sind. Die Hauptmasse der Meiofauna-Abundanz wird, sel Cyathura carinata weist mit 1,3 % Individuendominanz bezogen auf die gesamte Boddenkette, von 11 Arten mit je- und 8 % Feuchtmassedominanz (excl. Mollusca) erstaun- weils durchschnittlich > 5 Ind./10 cm2 repräsentiert. lich hohe Werte auf.

Die durchschnittliche Populationsdichte der Meiofauna Als typische Brackwasserorganismen, die an der Außenküs- beträgt > 470 Ind./10 cm2, Maximalwerte von mehr als te nicht oder sehr selten gefunden wurden, gelten die beiden 3500 Ind/10 cm2 können beobachtet werden. Beeinflusst Polypen Cordylophora caspia und Clava multicornis. Der in vom Salzgehalt verringern sich Populationsdichte und Ar- den 20er Jahren aus dem kaspischen Gebiet eingewanderte tenvielfalt mit zunehmendem Abstand zur Ostsee. Neben Keulenpolyp C.caspia besiedelt Hartböden im Flussmün- dem Salzgehalt kontrolliert vor allem die Sedimentqua- dungsbereich der Ostsee und besiedelt stark ausgesüßte Be- lität und hier besonders der Anteil der organischen Sub- reiche zwischen 0,06 und 1,5 % Salzgehalt (SCHÖNBORN stanz die Verbreitung der Meiofauna im Boddengebiet. et al. 1993). C.multicornis besiedelt ebenfalls Hartböden, Von den 97 Arten bevorzugen 72 sandige Böden, nur 17 sehr häufig aber auch Algenthalli und erträgt eine Aussü- zeigen eine Präferenz für Schlick. Da das Sediment der §ung des Brackwassers bis 0,6 %. Einwanderer aus dem tieferen Zonen gewöhnlich einen hohen Gehalt an organi- Süßwasser sind Käfer- und Köcherfliegenlarven sowie die scher Substanz aufweist, haben sich mesohaline flache Gro§e Kahnschnecke Theodoxus fluviatilis. Sandbiotope in der Boddenkette als am dichtesten und ar- tenreichsten besiedelt erwiesen. Differential- und Cha- Schon in der Mitte des Grabow ändert sich neben der rapi- rakterarten scheinen im Boddengebiet ganz zu fehlen. den Abnahme der Individuenzahlen und der Gesamtfeucht- Fast alle Arten sind euryök. masse auch die Faunenzusammensetzung erheblich. Im Vordergrund stehen die Wattschnecken (fast ausschlie§lich Das Meiozoobenthos der Bodden unterliegt einer starken Hydrobia ventrosa) mit 69 % Individuendominanz und räumlichen und zeitlichen Variabilität und alle Arten las- 45 % Feuchtmassedominanz. Die Chironomidenlarven, die sen eine mehr oder weniger ausgeprägte saisonale Varia- am Eingang der Boddenkette noch kaum präsent waren, bilität erkennen. Die Perioden höherer Populationsdichten sind schon mit 30 % an der Feuchtmasse excl. Mollusca liegen vorwiegend in der wärmeren Jahreszeit. Die Popu- beteiligt. lationsentwicklungen können in Abhängigkeit von Witte- rungsbedingungen sehr starken jährlichen Schwankungen Die Faunenzusammensetzung in den mehr als 2 m tiefen unterliegen. Teilen des Barther Boddens wird von Chironomidenlarven geprägt, die zwar wie alle anderen Taxa nur relativ geringe Die größten Biomassewerte der Meiofauna wurden vor Abundanzen erreichen, mit 51 % Individuendominanz und Pramort mit 1,53 gC/m2 und die niedrigsten mit 0,168 gC/m2 nahezu 60 % Feuchtmassedominanz aber eindeutig im im Bodstedter Bodden ermittelt. Die Tendenz einer Bio- Vordergrund stehen. Die Produktionszahlen liegen in den massezunahme von Ost nach West, wie sie beim Plankton flacheren Teilen des Barther Boddens erheblich höher als zu beobachten ist, kann für das Meiozoobenthos nicht be- in den Tiefen. stätigt werden. Hinsichtlich ihrer Produktionsleistung liegen Meio- und Makrofauna der Boddenkette ungefähr Im Bodstedter Bodden sind, bei au§erordentlich niedrigen in der gleichen Größenordnung. Mit durchschnittlich Gesamtwerten, die Chironomidenlarven mit einer Indivi-

64 duendominanz von 67 % und einer Feuchtmassendomi- als durch abiotische Faktoren (hier Salzgehalt) bestimmt nanz von 90 % eindeutig beherrschend. wird. In der Feuchtmassedominanz standen bis 1990 die Chir- Bei der Behandlung des Makrozoobenthos muss noch die onomiden allein an der Spitze. Die Oligochaeten können Schwebegarnele Neomysis integer erwähnt werden. Diese lediglich in der Individuendominanz teilweise mithalten. Brackwasserart hat ein ausgezeichnetes Schwimmvermö- gen und lebt in großen Schwärmen. Sie produziert 2 - 3 Seit 1990 wird die Makrozoobenthosbesiedlung wesentlich Generationen im Jahr. Etwa 50 % ihrer Nahrung besteht durch den aus Kanada eingewanderten Borstenwurm aus Detritus, sie bevorzugt aber Zooplankton. So ist von (Polychaeta) Marenzelleria viridis verändert, der Feucht- JANSEN (1983) errechnet worden, dass Neomysis durch massenwerte erreicht, die sonst nur von Chironomidenlar- die carnivore Lebensweise im Flachwasser bis 1,5 m Tie- ven erreicht wurden. fe 10 - 15 % der Zooplanktonproduktion verzehrt.

Die Produktion des Makrozoobenthos in den einzelnen Ab- Die trotz der hohen Belastung durch den Menschen er- schnitten der Dar§-Zingster Boddenkette in den Jahren staunlich hohe Elastizität des makrobenthischen Komparti- 1969 - 1977 ist in der folgenden Aufstellung wiedergege- ments scheint der Tatsache zu verdanken zu sein, dass die- ben: ses als Vorfluter agierende System durch die Flachheit der Boddenkettenausgang 5,87 g C/m2 á a Gewässer ständig mit Sauerstoff versorgt wird und zusätz- Grabow (tief) 1,71 g C/m2 á a lich die bestimmenden Makrozoobenthosarten genetisch an Barther Bodden (tief) 1,28 g C/m2 á a hohe Belastungen adaptiert sind. Barther Bodden (flach) 2,43 g C/m2 á a Bodstedter Bodden (tief) 0,09 g C/m2 á a Im Gebiet der Dar§-Zingster Boddenkette sind 48 autoch- Saaler Bodden (Nord) 1,60 g C/m2 á a thone Fischarten registriert worden. Eine allochthone Art, der Karpfen (Cyprinus carpio), wird auch heute Sehr deutlich heben sich die hohen Werte am östlichen noch im Saaler Bodden ausgesetzt. Das autochthone Ausgang der Boddenkette von denen der übrigen Bodden- Artenspektrum umfasst 22 Süßwasser-, 5 Wander- und teile ab. Über den Grabow bis zum Barther Bodden und 21 marine Fischarten. Feste Verbreitungsgrenzen bestehen von dort mit extremem Abfall bis zum Bodstedter Bodden nicht, jedoch sind die beiden gro§en Artengruppen in ist die Abnahme der Makrozoobenthos-Produktion deut- ihrer Fortpflanzungsfähigkeit an die jeweiligen Salinitäts- lich. Der Bodstedter Bodden nimmt dabei insofern eine bereiche gebunden. Je nach spezifischer Salinitätstoleranz Sonderstellung ein, als seine ausgedehnten Tiefenbereiche wandern typische Süßwasserfische, wie Brassen (Abramis 1-2 m unter dem Niveau der übrigen Bodden liegen. Das brama), Plötze (Rutilus rutilus), Zander (Stizostedion kann für feineres Sediment und damit geringere Sauer- lucioperca), Flussbarsch (Perca fluviatilis) u. a., bis in stoffversorgung verantwortlich sein, so dass innerhalb die eigentliche Ostsee. Die oligohalinen Boddenregionen dieses Boddenteils die Verhältnisse zumindest in den werden dann nur zum Laichen wieder aufgesucht. Mit tieferen Bereichen für die Bodentiere schwer erträglich gelegentlichen Salzwassereinbrüchen gelangen zeitweilig werden. größere Mengen mariner Arten in die westlicheren Bod- denbereiche. Für die Diskrepanz zwischen der ökologischen Kapazität der Boddenkette und der realisierten Besiedlung sprechen Zu den nach der ROTEN LISTE gefährdeten Fischarten nicht nur die enormen annuellen und saisonalen Schwan- der Darß-Zingster Boddenkette gehören die Arten Döbel kungen der produktionsbestimmenden Chironomiden- (Leuciscus cephalus, RL 4), Steinbei§er (Cobitis taenia, larven, sie wird auch belegt durch die Einwanderungsge- RL 3), Ostseeschnäpel (Coregonus lavaretus balticus, schichte des 1985 erstmalig nachgewiesenen Polychaeten RL 3), Quappe (Lota lota, RL 3) und der Binnenstint Marenzelleria viridis. Die im Vergleich zur Gesamtsekun- (Osmerus eperlanus spirinchus, RL 2). Unter den Wan- därproduktion des übrigen Makrozoobenthos extrem ho- derfischen ist das vereinzelt vorkommende Flussneunau- hen Werte aus dem Saaler Bodden vom April 1990 (Ma- ge (Lampetra fluviatilis) als ãvom Aussterben bedroht“ renzelleria: 2,17 g C/m2 · a; Übrige: 2,12 gC/m2 á a) und (RL 1) eingestuft. Der Atlantische Stör (Acipenser sturio), die Sekundärproduktionsraten aus dem Jahre 1992 der noch in den Fangstatistiken des vorigen Jahrhunderts (Born: 21,65 gC/m2 á a, Barther Bodden: 13,63 gC/m2 á a, verzeichnet wird, gilt als ausgestorben (RL 0). Lachs Zingster Strom 9,94 gC/m2 á a, Grabow: 5,42 gC/m2 á a) (Salmo salar, RL B1) und Meerforelle (Salmo trutta zeigen eindrucksvoll, wie in diesen eutrophierten Bod- trutta, RL 2) halten sich ebenfalls gelegentlich in den dengewässern ein Neuling Fuß fassen kann, ohne andere Boddengewässern auf. Arten in ihrer Populationsdynamik entscheidend zu beeinflussen. Brackgewässer stellen Lebensräume dar, Von den 21 marinen Arten sind Hering (Clupea harengus), deren Artenzusammensetzung weniger durch Konkurrenz Sprotte (Sprattus sprattus), Hornfisch (Belone belone),

65 Sand- und Strandgrundel (Pomatoschistus minutus Benthosfressende Tauchenten halten sich im Winterhalb- und P. microps), Grasnadel (Syngnathus typhle), Kleine jahr bevorzugt in den westrügenschen Bodden auf. Die Schlangennadel (Nerophis ophidion) und die Flun- salzhaltigeren Bodden beherbergen eine dichtere Makro- der (Platichthys flesus) die Arten, die häufig vorkom- benthosfauna und bieten daher mehr Nahrung für diese men. ökologische Gruppe. Die häufigsten Arten sind Reiherente (Aythya fuligula), Bergente (Aythya marila), Tafelente Besonders gefährdet und im Rückgang begriffen sind die (Aythya ferina), Schellente (Bucephala clangula) und Arten, die zur Reproduktion auf Süßwasserzuflüsse (Kies- Eisente (Clangula hyemalis). laicher) und Überschwemmungsgebiete angewiesen sind. Bei den marinen Arten lässt sich kein Anzeichen für einen Als dritte ökologische Vogelgruppe suchen die herbivoren Rückgang erkennen. Wasservögel hier nach Nahrung. Von Bedeutung sind hier die Brut- und Rastbestände des Höckerschwans (Cygnus Für die Raubfischarten lassen sich durch Auswertung olor) sowie die Rastbestände der Gründelenten Stockente von Fangstatistiken Bestandstrends angeben. Zander (Anas platyrhynchos), Löffelente (Anas clypeata), Schnat- und Hecht (Esox lucius) zeigen dabei langfristig gegen- terente (Anas strepera), der Blässralle (Fulica atra) und läufige Entwicklungen, die sich mit der artspezifischen des Singschwans (Cygnus cygnus). Reaktionsfähigkeit auf die mit der Eutrophierung verbun- denen Probleme erklären lassen (WINKLER 1991). Die gro§en Wasserflächen dienen darüber hinaus als siche- Während der Zander stark zugenommen hat, von durch- re Schlaf- und Ruheplätze für eine sehr große Anzahl von schnittlich ca. 50 t in den Jahren von 1950 bis 1970 auf Gänsen. Ab Juli sammeln sich dort bis zu 40.000 Graugän- durchschnittlich ca. 100 t in den Jahren von 1970 bis se (Anser anser) zum Weiterzug nach West- und Südeuro- 1990, nahm die Fangmenge des Hechts von ca. 25 t auf pa. Daran anschließend erreichen im September Blässgän- ca. 10 t ab. se (Anser albifrons) und Saatgänse (Anser fabalis) die Boddengewässer. Im Oktober und November rasten auf Die Zanderbestandsgröße ist jeweils Ausdruck der Produk- den Bodden des Nationalparks ungefähr 100.000 „Graue tionskapazität der Jung- und Kleinfischbestände des Bod- Gänse“ (Grau-, Saat- und Blässgänse). dens. Demgegenüber ist die Bestandsentwicklung beim Hecht nicht nahrungslimitiert, sie ist durch die Reproduk- tionskapazität der Art in dem hocheutrophen Gewässer be- 4.2.3 Uferbereiche grenzt (WINKLER 1992). Die Gewässerufer sind Übergangsbereiche zwischen ter- Eine dritte Raubfischart ist der Barsch, der ökologisch dem restrischen und aquatischen Biotopen. Diese Übergänge Zander nahesteht und ebenfalls langfristig im Bestand zu- sind mehr oder weniger kontinuierlich und die Abgrenzung genommen hat. Generell nutzt diese Art die gleiche Nah- verschiedener Typen daher oftmals unklar. Zur genaueren rungsressource wie der Zander, jedoch ist der Barsch bei Bezeichnung der Uferbereiche gibt es in der limnologi- Nahrungsmangelsituationen in der Lage auf andere schen und ozeanographischen Literatur Bezeichnungen, Ressourcen zurückzugreifen, z. B. Benthos oder Neomysis. die hier auch verwendet werden sollen. Er entgeht damit Bestandsdepressionen, wie sie beim Zan- der in manchen Jahren auftreten. Aus den Fangstatistiken Der ganze Uferbereich wird als Litoral bezeichnet. Der nie- lässt sich das Verhältnis der Bestandsdichten der drei Arten mals dauernd, nur für wenige Stunden (ganz selten bis zu ei- im oligohalinen Bereich mit jährlich 7,4 kg/ha Zander-, nem Tag) unter Wasser stehende Bereich wird als Supralito- 1,5 kg/ha Barsch- und 0,2 kg/ha Hechtfang charakteri- ral bezeichnet. Der Bereich der gewöhnlichen Wasserstands- sieren. Die entsprechenden Werte im mesohalinen Be- schwankungen zwischen mittlerem Niedrig- und Hochwas- reich sind 2,3 kg/ha für Zander, 2,2 kg/ha für Barsch und ser ist das Eulitoral. Daran schließt sich das ständig unter 1,1 kg/ha für Hecht. Wasser bleibende Sublitoral an. Dessen untere Begrenzung bildet die Kompensationsebene, unterhalb der wegen Die Boddengewässer werden von einer großen Zahl von Lichtmangel keine positive Photosynthesebilanz mehr mög- Wasservögeln zur Nahrungssuche genutzt. Dazu gehören lich ist. Innerhalb des Sublitorals wird die obere Zone, in im Wesentlichen als Fischfresser Kormoran (Phalacroco- der Gefäßpflanzen vorkommen können, als Infralitoral be- rax carbo), Mittelsäger (Mergus serrator), Gänsesäger zeichnet. (Mergus merganser), Zwergsäger (Mergus albellus) Hau- bentaucher (Podiceps cristatus) und Graureiher (Ardea ci- Eine für die Ostsee geeignete Unterteilung des Eulitorals nerea). Der Fischadler (Pandion haliaetus), als ehemals hat DURIETZ (1950) entworfen. KRISCH (1990) hat die- vorkommende Art, ist seit 1970 nur noch sporadisch als ses Schema für die vorpommersche Küste in absolute Hö- Durchzügler anzutreffen. henangaben umgesetzt:

66 Heuwiese, Gro§er Werder und einigen der Borner und + 70 cm NN sehr selten überflutet Neuendorfer Bülten. oberes Geolitoral + 50 cm NN an durchschnittlich ... Viele Steilufer sind heute entweder mit einer vorgelagerten mittleres Geolitoral 23 natürlichen Anlandungszone oder einer anthropogenen + 30 cm NN Uferbefestigung weitgehend inaktiv geworden. Der Tritt unteres Geolitoral 91 durch Weidetiere führt oft zu einer weitgehenden Zerstö- + 10 cm NN rung von niedrigen Steilufertypen, da die Kliffkante voll- Mittelwasserbereich 249 ständig niedergetreten wird. Besonders die Torfkliffs sind - 10 cm NN auf diese Weise beträchtlich dezimiert worden. oberes Hydrolitoral 337 - 30 cm NN Aktive Kliffs stellen Primärbiotope für eine große Zahl von mittleres Hydrolitoral 358 heute fast ausschlie§lich in Kulturbiotopen vorkommenden - 50 cm NN ... Tagen im Jahr Arten dar. Beispiele dafür sind sehr viele Ruderalpflanzen überflutet (Ackerkratzdistel - Cirsium arvense, Huflattich - Tussilago unteres Hydrolitoral fast ständig überflutet farfara u. a.) und die sonst auf Abgrabungen angewiesene - 70 cm NN Uferschwalbe. Diese Arten sind fast überall in Mitteleuro- pa zu ihrer Erhaltung auf fortdauernde menschliche Ein- Der Mittelwasserbereich entspricht ungefähr dem NN-Ni- griffe und zum Teil spezielle Pflegema§nahmen angewie- veau. Das Eulitoral reicht von -70 cm bis +70 cm. Ober- sen, nur die ursprünglichen Vorkommen an Steilufern halb des Mittelwasserbereichs wird es als Geolitoral, unter- garantieren auch ohne Einflussnahme des Menschen ein halb als Hydrolitoral bezeichnet. Das Supralitoral wird hier Überleben der Arten. Epilitoral genannt. Die Vegetation der Steilküsten ist außergewöhnlich vielfäl- Im Epilitoral finden wir neben anderer Vegetation die Steil- tig. Substratqualität, Stabilität der Abbruchkante, Exposi- küsten sowie Dünen und Strände. Zum Geolitoral sind die tion, Salzeintrag, Windschur, Sukzessionsstand (Alter der Salzweiden und Brackwasserröhrichte zu zählen. Die Abbruchkante) und biogene Beeinflussung (z. B. durch Windwatten sind Hydrolitoral und die größten Teile der Tierfra§) sind einige der Faktoren, die das Vegetationsbild Boddengewässer Sublitoral. bestimmen. Vor allem die unterschiedlich alten Uferabbrü- Steilküsten che aktiver Kliffs bewirken ein kleinflächig wechselndes Steilküsten entstehen als Folge geologischer Prozesse und Vegetationsmosaik. natürlicher Erosionsvorgänge durch die Einwirkung des Meeres. Es entstehen vegetationsarme, häufig fast senk- Dies ist besonders am Dornbusch anschaulich ausgeprägt, rechte Pionierbiotope mit teils extremen mikroklimati- wo alle Sukzessionsstadien vom vegetationslosen vertika- schen Bedingungen. Vor allem süd- und südwestexpo- len Kliff über Magerrasen und lückige Gebüsche bis hin nierte Abschnitte zeichnen sich durch hohe Temperatur- zum am Steilhang wachsenden Wald ausgebildet sind. amplituden und zeitweise gro§e Trockenheit aus. Die Mo- Besonders die Magerrasenstadien erweisen sich als au§er- ränensteilküsten im Nationalpark Vorpommersche Bod- ordentlich vielfältig und reichhaltig ausgebildet. Labkraut- denlandschaft stellen Anschnitte der Endmoränen der Sommerwurz (Orobanche caryophyllea; RL 2), Knöllchen- letzten Eiszeit dar. Nur ein Teil der Steilküsten befindet Steinbrech (Saxifraga granulata; RL 3) und Weiden- sich jedoch in Bewegung, ist offen und weitgehend vege- blättriger Alant (Inula salicina; RL 1) sind charakteristi- tationslos. sche Pflanzen dieser Bestände, deren Vorkommen auf dem Dornbusch bereits lange bekannt sind und am schräg abfal- Im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft befin- lenden Steilhang eher häufiger als auf der beweideten den sich Moränensteilküsten am Dornbusch im Norden der Dornbusch-Hochfläche vorkommen. Das Moränen-Steil- Insel Hiddensee, am Nordoststrand der Insel Liebitz, im ufer der Liebitz beherbergt u. a. Vorkommen von Ohrlöf- Bereich Ostummanz und bei Barhöft sowie kleinflächig an fel-Leimkraut (Silene otites; RL 2) und Nickendem Lö- weiteren Uferabschnitten vor allem im westrügenschen wenzahn (Leontodon saxatilis; RL 2). Der stark gefährdete Raum. Steilufer an sandigem holozänem Schwemmaterial Krähenfuß-Wegerich (Plantago coronopus; RL 2) und sind vor allem am Dar§er Weststrand und am Zingster zahlreiche lichtbedürftige Moose wie Pottia bryoides Nordstrand im Bereich der Sundischen Wiese vertreten. Ei- (RL 2) oder Thuidium abietinum (RL 3) kommen, wie viele ne Besonderheit im Nationalpark stellen die Torfkliffs dar, andere in ihren ökologischen Ansprüchen ähnliche Arten, die zwar nur eine geringe Höhe aufweisen, aber ökologisch an den vegetationsarmen, frisch abgebrochenen Moränen- dennoch als Steilufer zu bezeichnen sind. Sie finden sich in Steilufern vor. An solchen Standorten können diese Ge- besonders charakteristischer Ausprägung auf den Inseln wächse der Konkurrenz durch andere Pflanzenarten am

67 ehesten entgehen (BERG & SCHRAMM 1994, MACHAT- z. B. Küstenschutzmaßnahmen. Im Laufe der Zeit geht mit ZI & RISTOW 1994). Auf den Steilufern des Dar§er West- fortschreitender Sukzession der Vegetationsdecke der offe- strands ist u. a. die typische Vegetation sandiger, nährstoff- ne, vegetationsarme Charakter dieses Lebensraumes verlo- armer Ruderalstellen vorhanden. Gro§e Bereiche dieser ren. Die typischen Tierarten, wie Uferschwalbe und Haut- relativ instabilen Ufer sind weitgehend vegetationslos. Die flügler, sind jedoch auf weitgehend vegetationslose oder niedrigen Torfkliffs sind im Allgemeinen ebenfalls vegeta- vegetationsarme Abbruchkanten angewiesen. tionsfrei. Ständiger Vertritt durch Weidevieh kann niedrige Kliffs Unterhalb der Kliffs liegt oftmals noch Abbruchmaterial völlig zerstören. Es entstehen dann bestenfalls bultig getre- am Strand, dessen Bewuchs schon zur Spülsaum-, Strand- tene Vegetationsbestände, die mit dem ursprünglichen Kliff oder Salzgraslandvegetation vermittelt, aber aufgrund der nicht mehr viel gemein haben. selteneren Überflutung auch weniger halotolerante Arten umfasst. Strände Die Strände des Nationalparks sind durch starken Wind, Umfangreichere Untersuchungen zur Fauna der Steilküsten dauernde Sandüberwehung, Salzeintrag und nicht zuletzt wurden im Rahmen der Nationalparkplanung nicht durch- eine zeitweise Überflutung mit salzhaltigem Wasser ge- geführt. Eine Liste von Staphylinidenaufsammlungen prägt. Der Salzeintrag ist nicht auf die Überflutungen be- (Kurzflügelkäfern) des Dornbusch-Hochufers (SCHÜLKE schränkt; durch die Gischt geht laufend ein feiner Salzre- 1991) erbrachte drei bemerkenswerte und für Steilküsten gen auf den Strand nieder. Die Tiere und Pflanzen des typische Arten: Stenus fossulatus, Neobisnius villosulus und Strandes sind diesen - für die meisten Organismen lebens- Philonthus lepidus. Die letzte Art ist neu für Mecklenburg- feindlichen - Bedingungen angepasst und daher oft stark Vorpommern. Charakteristisch für Steilufer ist außerdem spezialisiert. eine reichhaltige Besiedlung durch bodengrabende Ste- chimmen (Bienen - Apoidea, Grabwespen - Sphecidae, Strände befinden sich im Nationalpark vornehmlich an der Wegwespen - Pompilidae). Die Dichte ist dabei von Expo- Ostseeküste. Boddenseitig sind nur kurze und meist sehr sition (süd- und südwestexponierte Bereiche werden bevor- schmale Strandabschnitte vorhanden, zumeist im westrü- zugt) und der Zusammensetzung des Substrats abhängig. genschen Raum. Sie schließen überwiegend an Wattflächen An den sandigen Steilufern des Dar§er Weststrands und des und sandige Flachwasserzonen an. Nordufers des Zingst ist beispielsweise mit Vorkommen der Blattschneiderbiene Megachile leachella (RL-BR 3) sowie Eine Besonderheit ist der Blockstrand unterhalb des Dorn- ihrer spezifischen Kuckucksbiene Coelioxys mandibularis buschs, wo neben kleinerem Geröll auch große Findlinge und der Grabwespe Podalonia hirsuta (RL-BR 3) zu rech- die Wasserkante markieren. Geröllreiche Strandabschnitte nen. Diese Tiere graben ihre Niströhren vornehmlich in den gibt es auch am Neuen Bessin sowie am Dar§er Weststrand noch vegetationsfreien Abschnitten der Steilufer. Die Steil- südlich Darßer Ort. hänge des Dornbuschs beherbergen eine noch sehr viel reichhaltigere Stechimmenfauna und darüber hinaus vielfäl- Typische Gefäßpflanzen der sandigen Strände des Natio- tige Vorkommen anderer seltener Insekten. So hat dort u. a. nalparks sind Meersenf (Cakile maritima ssp. baltica, der Goldpunkt-Laufkäfer (Calosoma auropunctatum, RL 2) RL 2), Salzkraut (Salsola kali, RL 3), Salzmiere (Honcke- einen seiner wenigen Fundorte in Mecklenburg-Vorpom- nya peploides) und Strand-Quecke (Agropyron junceum) mern (MÜLLER-MOTZFELD 1985). als charakteristische Pflanzen der Vordünen. An den geröll- und basenreicheren Strandabschnitten (vornehmlich im Typisch für die Moränensteilküsten der Ostsee ist die Be- Nordteil der Insel Hiddensee) wächst der Meerkohl (Cram- siedlung mit Uferschwalben (Riparia riparia), die bis zu be maritima, RL 1). Schon MARSSON (1869) nennt das 2 m tiefe Brutröhren in die Steilkanten graben. Im Natio- heutige Nationalparkgebiet als einzigen Fundort dieser Art nalpark Vorpommersche Boddenlandschaft konnten im in Vorpommern. Typisch für den Spülsaumbereich sind Jahr 1994 2654 Brutröhren festgestellt werden, was einer einige Gänsefuß- und Meldenarten wie Chenopodium ru- Brutpaarzahl von mindestens 1500 entspricht. brum, C. glaucum, Atriplex littoralis, A. triangularis und der Ostsee-Endemit A. calotheca (RL 2). An wenigen Stel- Die Steilküsten unterliegen wegen ihrer geringen Flächen- len kommt auch der Strand-Beifu§ (Artemisia maritima, ausdehnung einer ständigen potentiellen Gefährdung. RL 1) vor (FUKAREK 1961, KRISCH 1990, PAULSON Schon kleinflächige Baumaßnahmen können große Anteile & RASKIN 1995). Die meisten der genannten Pflanzen dieses Biotoptyps zerstören. sind sehr kurzlebig. Sie keimen erst im späten Frühjahr, fruchten bereits im Frühherbst und entgehen so den winter- Gefährdungen gehen vor allem von Maßnahmen aus, die lichen Sturmhochwässern, die sie als Samen überdauern die typischen Erosions- und Abbruchprozesse unterbinden, (PREISING et al. 1990).

68 Die Strandvegetation ist häufig die initiale Voraussetzung In gleicher Weise wie die Vögel sind Kegelrobben (Hali- zur Dünenbildung. Sie wirkt als erster „Sandfang“, bewirkt choerus grypus, RL II) und Seehunde (Phoca vitulina, eine Aufhöhung des Geländes und ermöglicht so der Dü- RL 0/II) auf ungestörte Strandabschnitte angewiesen (vgl. nenvegetation, Fu§ zu fassen. unter ãWindwatten“).

Besonders Honckenya peploides als staudige Pflanze kann Auch das Betreten des Strandanwurfs führt zu Veränderun- über Jahre hinweg zu einer Auflandung und damit letztend- gen seiner charakteristischen Fauna. Es kommt zu einer lich Dünenbildung beitragen. Durchmischung des Anwurfs mit dem Sand und in der Folge u. a. zu einem Rückgang der Zahl der dort lebenden Der wichtigste Nährstofflieferant für die Pflanzen des Fliegenlarven (u. a. Fucellia maritima, Thoracochaeta Strandes ist das Angespül, das im Allgemeinen vornehm- spp.) und Strandflohkrebse (Talitrus saltator) (SIOLI lich aus Seegras (Zostera spp.) besteht. Die Entfernung 1992). dieses Materials an Badestränden (z. B. dem Prerower Nordstrand) beraubt die Vegetation ihrer wichtigsten Nähr- Windwatten stoffquelle und führt daher zu Kümmerwuchs oder dem Obwohl die Gezeiten der Ozeane in der Ostsee kaum noch völligen Fehlen höherer Pflanzen. Da an derartigen Strän- spürbar sind, treten doch in den Gewässern des National- den immer auch eine starke Trittbelastung hinzukommt, parks Vorpommersche Boddenlandschaft Wasserstands- hat die Vegetation kaum noch eine Chance, sich zu entwi- schwankungen auf, deren Amplitude im Extremfall mehre- ckeln. Bei den meisten Menschen hat sich das Bild eines re Meter betragen kann (Sturmfluten). Normalerweise kann Strandes daher als breites, vegetationsloses, feinsandiges mit Wasserstandsschwankungen von 1 m über oder 0,5 m Band eingeprägt. Dass die natürliche Situation meistens unter NN im Jahresverlauf gerechnet werden. anders aussieht, kann man an den wenigen Strandbereichen Diese Schwankungen sind von Eigenschwingungen der des Nationalparks beobachten, die nicht touristisch genutzt Ostsee (Seiches) und meteorologischen Bedingungen ab- werden. hängig und daher aperiodisch. Die Amplitude der Schwan- kungen nimmt in den Bodden mit zunehmender Entfer- An diesen Stellen - so am Dar§er Ort oder am Neuen Bes- nung zu den Seegatts ab. sin - ist der Strand zu gro§en Teilen mit Vegetation be- Die im Verlauf der gewöhnlichen Wasserstandsschwankun- deckt. Insbesondere landseitig ist der Pflanzenwuchs be- gen trockenfallenden Flachwasserbereiche unterhalb der deutend dichter und vielfältiger. Hier kann sich u. a. die Mittelwasserlinie, das Hydrolitoral, werden als Windwatt Vegetation der Vordünen und Strandwälle ansiedeln. Auf- bezeichnet. Einen Überblick über die Lage der wichtigsten fallend ist auch, dass die Sortierung des angelandeten Ma- Windwattbereiche gibt Abb. 32 (Kap. IV 7.1.2.1). terials auf nicht betretenen Stränden wesentlich deutlicher Die der Strömung und der Brandung stärker exponierten ausgeprägt ist. Sehr anschaulich ist das z. B. an der Ab- Wattgebiete sind im Wesentlichen vegetationsfrei. In bod- sperrung am Strand nördlich des Leuchtturms Darßer Ort denseitigen Eulitoralbereichen, die weniger exponiert und wahrzunehmen. daher schlickreicher sind, kommen in geringem Ma§e sub- merse Makrophyten und Röhrichte vor. Teichfaden (Zanni- Im Sand der Strände können sich an nicht oder nur wenig chellia palustris) und Fadenförmiges Laichkraut (Potamo- betretenen Stellen der oberen Strandabschnitte bodennis- geton pectinatus) sind bis zur Mittelwasserlinie verbreitet. tende Insekten wie z. B. Stechimmen ansiedeln (vgl. unter Die Meersalde (Ruppia maritima) besiedelt auch geschütz- „Dünen und Strändwälle“). te Bereiche des Eulitorals bis 5 cm über NN. Sie wird da- bei maximal 5 cm hoch und entwickelt nur vegetative Trie- Im Strandanwurf lebt eine Vielzahl von kleinen Gliedertie- be. Der Deckungsgrad erreicht maximal 5 - 10 % (KUBE ren wie Strandflohkrebsen (Talitrus spp.) und eine gro§e 1992). Zahl von zum Teil spezialisierten Fliegenarten. Für rasten- An einigen Stellen, die besonders schlickreich sind, ist das de und brütende Limikolen sind diese eine wichtige Nah- Windwatt mit Queller (Salicornia europaea agg.) bewach- rungsquelle. Regenpfeifer (Charadrius spp.) und Strand- sen. Die größte derartige Fläche befindet sich zwischen Al- läufer (Calidris spp.) sind einige der Arten, die regelmäßig tem und Neuem Bessin. Es ist aber auch kleinflächig an die Spülsäume intensiv nach Nahrung absuchen. anderen Stellen verbreitet. Ein weiterer nur sehr kleinflächig verbreiteter Typ des Nur an den wenigen für den Besucherverkehr gesperrten Eulitorals befindet sich unterhalb der Moränensteilküste Strandabschnitten ist den Limikolen eine weitgehend des Dornbuschs. Es bildet dort im Übergang zwischen ungestörte Nahrungssuche möglich. Es ist ein winziger Blockstrand und offener Ostsee nur einen schmalen Saum. Bruchteil der viele hundert Kilometer langen Küstenlinie Es enthält viel Hartsubstrat, auf dem verschiedene Algen, Mecklenburg-Vorpommerns, der auf diese Weise der z. B. Fucus vesiculosus, siedeln. Von den durchziehenden störungsempfindlichen Tierwelt vorbehalten bleibt. Wattvogelarten sind speziell an diesen felsigeren Ufertyp

69 der Steinwälzer (Arenaria interpres) und der Meerstrand- arten von ca. 20 auf nur 5 reduziert, da bei einer Salinität läufer (Calidris maritima) angepasst und werden deshalb unter 1 % auch die brackwassertoleranten Muschelarten dort am ehesten angetroffen. aus dem Eulitoral verschwinden (KUBE 1994). Die abiotischen Faktoren in diesem Lebensraum schwan- Die Benthosbiomasse liegt in den Windwatten des Bocks ken zwischen den Extremen Überflutung - Trockenfallen, zwischen 10 und 30 g aschefreiem Trockengewicht und ist Hitze (sommerliches Trockenfallen) - Kälte (Einfrieren) damit mit derjenigen westeuropäischer Ästuare vergleich- und salzreich (sommerliche Verdunstung) - salzarm (starke bar (KUBE 1994). Die Beuteorganismen sind jedoch meist Regenfälle). Die Extrema sind wohl noch ausgeprägter als kleiner als in den Watten der Nordsee, so dass größere im Wattenmeer der Nordsee, weil hier die einzelnen Pha- Wattvogelarten mit einem Körpergewicht über ca. 200 g sen länger als ein normaler Tiderhythmus dauern können. hier nicht genügend große Nahrungspartikel finden. Sie Nur sehr wenige wirbellose Tierarten können daher im müssen sich anderweitig ernähren, z. B. auf den Graslän- Windwatt existieren. Sie sind meist entlang der Umwelt- dern, oder die Ostsee möglichst ohne Unterbrechung über- gradienten verteilt, als deren wichtigster, der die Ausprä- fliegen (KUBE 1994). gung der anderen mitbestimmt, die Häufigkeit und Dauer Kleine und mittelgro§e Wattvogelarten wären zwar schon der Wasserbedeckung anzusehen ist (KUBE 1992). Die Ar- in der Lage, zur Zugzeit in den Windwatten ihren Nah- ten bilden keine abgeschlossene Gemeinschaft. rungsbedarf zu befriedigen, jedoch sind die Nahrungsbe- Die Dichte fast aller Arten, mit Ausnahme der Enchytraei- dingungen wegen der fehlenden Tide unvorhersehbar. Bei dae (Weiße Ringelwürmer) und der Zuckmücke Halocla- starkem Hochwasser können sie im Windwatt keine Nah- dius brauni, ist positiv mit der Dauer der Überflutung kor- rung suchen. Bei länger anhaltendem Niedrigwasser sind reliert. Für einige Arten wurde eine Bestandszunahme mit die Benthosorganismen zu tief im Sediment verborgen. abnehmendem Expositionsgrad festgestellt (KUBE 1992). Dieser Nachteil der tidelosen Ostseewatten kann in gewis- Auch die Artenzahl und Diversität nehmen mit ansteigen- sem Ma§e durch ein Mosaik verschieden hoher Watten der Dauer der Wasserbedeckung und abnehmender Strö- ausgeglichen werden. Im Nationalpark Vorpommersche mungsgeschwindigkeit zu. So fand KOSLER (1969) auf Boddenlandschaft bieten die verschiedenen Wattflächen dem niedriger liegenden Vierendehlgrund mehr Arten als ein vernetztes System (Abb. 32). Bei verschiedenen Was- KUBE (1992) auf dem ca. 10 cm höher liegenden Wind- serständen werden verschiedene Flächen aufgesucht. Es ist watt des Bocks. deshalb nicht so, dass die eine oder andere Fläche wertvol- Mit im Mittel 20.000 - 50.000 Individuen/m2 sind Enchy- ler als die andere ist - wertvoll ist die enge Nachbarschaft traeidae die häufigsten Bewohner des Windwatts. Als Ein- verschieden hoher Wattflächen, die bei jedem Wasserstand wanderer aus dem terrestrischen Bereich haben sie ihre ausreichend gro§e Wattflächen mit verfügbarer Nahrung höchsten Dichten in den höheren Wattbereichen. Im Supra- bereitstellen. litoral fand KUBE 120.000 Individuen/m2. Der Polychaet Hediste diversicolor ist am Bock die größte sedimentbe- wohnende Tierart und dominiert deshalb, bezogen auf die Abb. 15: Verteilung der Limikolenarten auf die Biomasse, ganzjährig mit 60 - 80 %. Höchste beobachtete verschiedenen Windwattbereiche Dichten waren 6.000 - 7.000 Individuen/m2 (KUBE 1992). An den tieferen Stellen erreicht der Schlickkrebs Coro- 2 phium volutator Dichten von bis zu 10.000 Individuen/m . % Die beiden Wattschneckenarten Hydrobia ulvae und H. 90 80 ventrosa sind auf dem Windwatt ungleich verteilt. Wäh- 70 60 rend H. ulvae relativ gleichmäßig mit unter 500 Indivi- 50 2 40 duen/m verteilt ist, kommt H. ventrosa in den tieferen Flä- 30 Sanderling Zwergstrandläufer chen mit bis zu 10.000 Individuen/m2 vor, in den höheren 20 Knutt 10 Sichelstrandläufer fehlt sie dagegen. In kleinen Lagunen im Windwatt kann 0 Alpenstrandläufer sich H. ulvae ansammeln und eine Dichte von 35.000 Indi- Watt mit Watt Spülsaum 2 Salzwiese viduen/m erreichen (KUBE 1992). Wasserfilm Feuchtes Watt Feuchtes Strandlagunen Trockenes Watt Trockenes Besonders bemerkenswert ist das Vorkommen der sedi- Schlickbuchten mentbewohnenden Zuckmückenart Halocladius braunsi, Quelle: nach KUBE (1994). die bisher nur vom Watt bei Amrum/Nordfriesland bekannt war. Die Windwatten mit ihrer zwar artenarmen, aber indivi- Die verschiedenen Limikolenarten zeigen unterschiedliche duenreichen Benthosfauna sind als Nahrungsräume für das Habitatnutzungsstrategien, die interspezifische Konkurrenz Vorkommen der Wattvögel (Limikolen) von entscheiden- zumindest vermindern. Sanderlinge (Calidris alba) fressen der Bedeutung (vgl. Kap. IV 7.1.2.1). Im Vergleich zu den tote Wirbellose im Spülsaum des Strandes. Knutts (Cali- Nordseewatten ist jedoch die Zahl der potentiellen Beute- dris canutus) ernähren sich von Miesmuscheln im ange-

70 spülten Seegras und Zwergstrandläufer (Calidris minuta) flugunfähig. In dieser Zeit, die ebenfalls mit der Freizeitak- suchen im angespülten Seegras nach Spinnen und Insekten. tivitätsspitze des Menschen zusammenfällt, sind sie be- Alpen- (Calidris alpina) und Sichelstrandläufer (Calidris sonders störungsempfindlich. Die Windwatten sind dann ferruginea) bevorzugen beide Hediste diversicolor. Aller- als optimale Ruhehabitate unentbehrlich, weil andere, dings nutzen die Alpenstrandläufer eher die kleinen, die Si- sonst nutzbare Habitate dann zu gefährlich sind. chelstrandläufer die größeren Würmer. Größte Bedeutung haben die Windwatten als Übernach- Andere, sich ebenfalls von Hediste ernährende Arten, wie tungsplätze während der Zugzeit für den Kranich (Grus Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta), Gro§er Brachvo- grus). Tagsüber werden zur Nahrungsaufnahme die Äcker gel (Numenius arquata) und Kiebitzregenpfeifer (Pluvialis Rügens oder des Festlandes aufgesucht. Mit einbrechender squatarola), suchen bei unterschiedlichen Wasserständen Dämmerung fliegen die Kraniche zu den Flachwasser- und im Watt nach Nahrung. Windwattflächen, um dort im bis zu 40 cm tiefen Wasser Auf der feuchten Wattoberfläche bildet sich häufig ein zu übernachten. Der Grund ist auch hier die Störungsfrei- Film aus Algen, hauptsächlich Kieselalgen/Bacillariophyta. heit und Sicherheit vor Prädatoren. Dieser Oberflächenfilm und angetriebene Algen, wie Die wichtigsten Kranichschlafplätze sind in Textkarte 6 Darmtang (Enteromorpha sp.) sowie Vaucheria, wird von markiert. Brandgänsen (Tadorna tadorna) und Gründelenten genutzt. Zusätzlich zu ihrer Funktion als Nahrungsraum für Limi- Dünen und Strandwälle kolen sind die Wattflächen als sicherer Ruheraum für Vö- An der deutschen Ostseeküste gehören natürliche Dünen gel und Robben von erheblicher Bedeutung. In diesem ex- zu einer regelmäßigen, wenn auch keineswegs häufigen trem offenen und übersichtlichen Biotop können Erscheinung. Die Bildung höherer und ausgedehnter Dü- Prädatoren von den ruhenden Tieren frühzeitig erkannt nenfelder ist an mehrere Voraussetzungen gebunden, die werden. Ansonsten auf dem Land lebende Beutegreifer nur an wenigen Orten in dieser Kombination vorliegen: können diese Watten nur mit Mühe (schwimmend, weite eine ausreichende Sandnachlieferung durch das Meer, auf- Wege) erreichen. Auch der Mensch hat sich in der Vergan- landige Winde sowie ein gleichzeitiges Trockenfallen des genheit wenig in diesem kaum nutzbaren Lebensraum auf- Vorstrandes (MÖLLER 1975). gehalten. Erst mit zunehmender Freizeitaktivität suchen Im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft sind Menschen auch diesen Lebensraum auf. größere aktive Dünenfelder nur am Darßer Ort, bei Pram- Beide Robben, die an der vorpommerschen Küste vorkom- ort und auf dem Südgellen vorhanden. Die Dünenheide men, Ostsee-Kegelrobbe (Halichoerus grypus balticus) von Hiddensee hat durch das Aufwachsen des gepflanzten und Atlantischer Seehund (Phoca vitulina vitulina), benöti- Küstenschutzwaldes viel von ihrer natürlichen Dynamik gen ungestörte Sandbänke zum Ruhen. Kegelrobben benö- eingebüßt. Kleinere offene Dünenaufwehungen befinden tigen die Sandbänke in der Zeit des Haarwechsels im Früh- sich am Dar§er Weststrand, auf dem Bessin und auf dem jahr und Herbst. Seehunde gebären ihre Jungen auf Bug. Sandbänken. Die Jungtiere können zwar nach wenigen Als Strandwälle bezeichnet man langgestreckte Sand- und Stunden schwimmen, sie benötigen in den ersten Lebens- Kieskämme, die zumindest in ihren Initialstadien nicht rein wochen jedoch noch lange Ruhepausen au§erhalb des Was- äolischen Ursprungs sind. Von der Strömung parallel zur sers. Die Wurfzeit der Seehunde ist der Hochsommer und Küste transportiertes Material - Sand und Geröll, aber z. B. fällt zeitlich mit der stärksten Freizeitaktivität des Men- auch Pflanzenreste - kann nach Hochwasser am Strand ab- schen an der Küste zusammen. gelagert und bei starkem auflandigem Wind weiter zu Entscheidend für die Wahl der Ruheplätze sind Ungestört- Strandwällen aufgeworfen werden. Liegt die Transport- heit vom Menschen und gleichzeitig Zugang zum nahege- bahn des Materials von der Küstenlinie entfernt und legenen tieferen Wasser. Die Flachwasserbereiche des Dar- kommt es zu einer Sedimentation, kann es zur Bildung von ßer Ortes sind derartige potentielle Ruheplätze (HARDER Haken oder Nehrungen kommen. Diese können dann unter 1995). Bei konsequenter Beruhigung der Windwatten Mitwirkung des Windes bei Nachlieferung weiteren Mate- Bock, Bug und Neuer Bessin kämen diese Windwattberei- rials zu hohen Dünenkämmen aufwehen. Bei einer mehrfa- che ebenfalls in Frage. chen Verlagerung der Strömung von der Küste weg kann es Nach WEHRS (1819) kamen an den Stränden des Darßes zur Ausbildung ganzer Strandwallsysteme kommen, wie und Zingstes noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts zahlrei- sie im Nationalpark nach jahrtausendelanger Entwicklung che Seehunde und Kegelrobben vor. Besonders der See- besonders anschaulich auf dem Neudar§ entstanden sind. hund war so häufig, dass auf ihn eigene Jagden veranstaltet Die älteren dieser Strandwallsysteme sind heute nach na- wurden. türlicher Sukzession dicht mit Waldvegetation bewachsen, Im Juli und August mausern Graugänse (Anser anser) und die jungen oder durch den Menschen künstlich offen gehal- einige Entenarten in der Vorpommerschen Boddenland- tenen Bereiche beherbergen jedoch noch die typischen Le- schaft ihr Gefieder. Sie sind dann physiologisch sehr bean- bensgemeinschaften der in mehr oder weniger starker Be- sprucht, für längere Zeit flugbehindert und zeitweilig sogar wegung befindlichen Meeresdünen. Stetige Nachlieferung

71 und Ausblasung von Sand prägen diesen Biotoptyp. sind z. B. Steppen-Grashüpfer (Chorthippus vagans, RL- Dünenbereiche zeichnen sich durch große sommerliche Er- BR 1), Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerules- wärmung und bedingt durch das durchlässige Bodensub- cens, RL-SH 1) und Westliche Bei§schrecke (Platycleis al- strat eine ausgesprochene Trockenheit aus. Die starke bopunctata RL-SH 0). Windexposition ist unmittelbare Voraussetzung für die Bil- Laufkäfer der Dünen des Nationalparks sind der Küsten- dung von Dünen. Die ständige Nachlieferung von Material sandlaufkäfer (Cicindela maritima, RL 2) sowie eine Reihe bedingt eine laufende, mehr oder weniger starke Übersan- weiterer hochcharakteristischer Arten (MÜLLER-MOTZ- dung, Ausblasungen führen stellenweise zu einem erheb- FELD 1991). lichen Abtrag des durch Pflanzenwuchs noch wenig festge- Charakteristische Schwebfliegen der Dünen (und der sich legten Materials. Initialstadien der Bodenbildung auf den älteren Dünenstadien entwickelnden Küstenhei- charakterisieren die Dünenbereiche (Kap. IV 2.2.1). den) sind Spaerophoria batava und Chamaesyrphus lusit- Die Vegetation der Dünen und die Sukzession von Initial- anicus, beides Arten, die um den Dar§er Ort ihren vermut- dünenstadien über Weiß- und Braundünen hin zur Graudü- lich einzigen Fundort in Mecklenburg-Vorpommern haben. ne ist vielfach dokumentiert (z. B. ELLENBERG 1986, Die Grabwespe Crossocerus pullulus besitzt von allen FUKAREK 1961). Alle diese Dünenstadien kommen an Stechimmenarten des Nationalparks das wohl kleinste Ge- den Küsten des Nationalparks in wechselnden Ausdehnun- samtverbreitungsgebiet. Die Art ist nur von den Dünen der gen vor. Nord- und Ostsee bekannt, ihr Areal erstreckt sich vom Im Nationalpark haben sich auf älteren Dünenstadien oft Baltikum bis in die Niederlande. Crossocerus pullulus Zwergstrauchheiden entwickelt. Dieser im Binnenland aus- kommt im Nationalpark noch recht regelmäßig in Dünen- schlie§lich nutzungsbedingte Biotoptyp kommt im Natio- und Strandbereichen vor, so bei Prerow, am Nordufer des nalpark in Form krähenbeerreicher natürlicher Küstenhei- Zingstes und an mehreren Stellen der Insel Hiddensee. Be- den vor. Diese werden, zusammen mit den kulturgeprägten merkenswerte Grabwespen der Dünen sind auch Podalonia Vorkommen im Nationalpark, in einem eigenen Kapitel be- luffi (RL-BR 1) sowie die drei Heuschreckengrabwespen handelt (Kap. IV 6.2.4). Tachysphex panzeri (RL-BR 2), T. fulvitarsis (RL-BR 1) und T. helveticus (RL-BR 2) (JACOBS 1989, 1990, Die Pflanzenwelt der Dünen ist vielfältig und in ihrer SCHMID-EGGER 1994). Vor allem die nicht durch den Artenzusammensetzung häufig auf diesen Lebensraum be- Zeltplatzbetrieb beeinträchtigten Bereiche des Darßer Nord- schränkt. Die charakteristische, bestandsbestimmende strandes sowie einige Dünen und Strandwälle der Insel Hid- Pflanze der frühen Dünenstadien ist der Strandhafer (Am- densee (Bessin, Gellen) weisen eine herausragende Qualität mophila arenaria, A. baltica), eine Art, die auch für Küs- als Lebensraum für bodengrabende Stechimmen auf. tenschutzzwecke vielfach angepflanzt wird. Seltene Arten Die Blattlaus Megoura litoralis lebt monophag von der in den Dünen des Nationalparks sind u. a. Dünen-Platt- Strand-Platterbse (Lathyrus japonicus) und ist in Mecklen- erbse (Lathyrus japonicus, RL OSTSEE 3), Stranddistel burg-Vorpommern nur von der Ostseeküste zwischen War- (Eryngium maritimum, RL 1) und Nickender Löwenzahn nemünde und Darßer Ort bekannt. Auch im übrigen Ost- (Leontodon saxatile, RL 2). seeraum weist diese Art eine disjunkte Verbreitung auf. Daneben kommen die seltenen Flechten Cetraria ericeto- Aus dem Nationalpark liegen mehrere Funde vom Dar§er rum, C. islandica (Gellen) sowie Stereocaulon paschale Ort vor (GOTTSCHALK 1990). Lathyrus japonicus ist da- und die extrem seltene Cetraria nivalis (Dar§er Ort) vor neben - wie auch Eryngium maritimum oder Cakile mariti- (ISERMANN 1994, LITTERSKI 1994). ma - für blütenbesuchende Insekten einer der wesentlichen Kennzeichnend, vor allem für die Dünentäler, sind Vor- Nektar- und Pollenlieferanten der Dünenflora. kommen einer Reihe seltener Moose. Vor allem in der Dü- nenheide kommen eine Reihe seltener Lebermoose vor (u. Charakteristische Brutvögel der Dünenbereiche sind hier a. Gymnocolea inflata, RL 2; Lophozia capitata, RL 2; die allerdings sehr selten vorkommenden Arten Heide- Fossombronia foveolata, RL 1). Das Laubmoos Pohlia lerche (Lullula arborea) und Steinschmätzer (Oenanthe marchica galt in Mecklenburg-Vorpommern als ausgestor- oenanthe, RL 3). ben, konnte aber im Rahmen der Geländeerfassungen für Die niedrigeren, grobsubstratreichen Strandwälle beherber- den Nationalparkplan wiedergefunden werden und hat im gen darüber hinaus Vorkommen weiterer Arten. In den be- Nationalpark nunmehr seinen einzigen Fundort in Deutsch- sonders großflächig und typisch ausgebildeten Strandwall- land. Auch Gefäßpflanzen wie Wassernabel (Hydrocotyle systemen der Schutzzone I auf dem Neuen Bessin befinden vulgaris, RL 3) oder Natternzunge (Ophioglossum vulga- sich Brutplätze der Zwergseeschwalbe (Sterna albifrons, tum, RL 2) sind hier zu finden (BERG & SCHRAMM RL 1), die auf diese meeresnahen vegetationsarmen Berei- 1994). che unabdingbar angewiesen ist. Ein typischer Dünenbewohner, der in Deutschland fast nur Kennzeichnend für die Dünen ist eine reiche Fauna xero- noch im Sekundärlebensraum Kiesgrube anzutreffen ist, ist und thermophiler Insekten. Vorkommende Heuschrecken die Kreuzkröte (Bufo calamita, RL 2). Ihre Laichplätze be-

72 finden sich in Dünentälern der Braun- und Graudünenre- heute noch oder wieder Röhrichte, das Neuland am Darßer gion. Ort ist zu einem Teil mit sehr vielfältigen Röhrichten be- Unter den Reptilien ist besonders die Kreuzotter (Vipera deckt und an den Strandseen im Dar§wald finden sich zum berus, RL 2) für die Dünen des Nationalparks - vor allem Teil breitere Schilfsäume. Sehr vielfältig sind auch die die Braun- und Graudünenstadien - charakteristisch. Sie Röhrichte im Bereich um die Waldinsel des Bock. Im kommt hier häufig vor. westrügenschen Raum liegen die größten Röhrichte nord- westlich der Landower Wedde und auch das Boddenufer Unter natürlichen Bedingungen gehen die ältesten Dünen- südlich von Udars ist durch einen breiten Saum gekenn- stadien in einer breiten Übergangszone (Waldkampfzone) zeichnet. Entlang der Ufer des Bugs zieht sich boddensei- in Pionierwälder über. Wo Wälder im Bereich der noch tig über mehrere Kilometer ein Röhrichtsaum, der landsei- waldfreien Dünenkämme durch Pflanzungen gezielt be- tig in einer Übergangszone zum Wald endet. gründet und dicht gehalten werden, wie im Bereich der Im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft kom- Hiddenseer Dünenheide oder am Nordgellen, wird die men viele unterschiedliche Röhrichtformen vor. In diesem Sandnachlieferung in die angrenzenden Dünen gemindert. Abschnitt werden nur die Großröhrichte behandelt. Die aus Der bestimmende Ökofaktor der Dünenbereiche - die star- niedrigwüchsigen Seggen, Binsen und Sumpfbinsen ge- ke Windexposition, verbunden mit laufender Sandumlage- bildeten Kleinröhrichte werden in den Kapiteln IV 4.2.2. rung - wird weitgehend ausgeschlossen. Im Hinblick auf und IV 4.2.3 näher beschrieben, ergänzende Angaben zu den Erhalt der Hiddenseer Dünenheide könnte dieser Sach- den großwüchsigen Röhrichten finden sich u. a. im verhalt mittelfristig zu einem ernsthaften Problem werden. Kap. IV 2.2.1. Ohne die Dynamik von Wind und Sand kann es zu einer großflächigen, länger anhaltenden Bodenbildung und in Grob können im Nationalpark die folgenden Großröh- der Folge zum Absterben der Heidevegetation und einer richttypen unterschieden werden: Verbuschung kommen (KLAFS et al. 1975). 1. Großwüchsige Schilfröhrichte des Süßwassers (Scirpo- Phragmitetum): Sie sind im Nationalpark nur kleinflä- Röhrichte chig entwickelt und werden im Allgemeinen vom Schilf Röhrichtökosysteme stellen in der Landschaft Mitteleuro- (Phragmites australis) beherrscht . Kleinflächig kom- pas häufig Klimaxgesellschaften dar, d. h. sie stehen auf men auch Ausprägungen mit dominierendem Rohrkol- geeigneten Standorten am Ende der natürlichen Vege- ben (Typha) vor. tationsentwicklung, wie z. B. auch viele Wälder. Eine 2. Großwüchsige Schilfröhrichte des Brackwassers (As- menschliche Nutzung, die beispielsweise für die Erhaltung tero-Phragmitetum): Sie sind vom Schilf (Phragmites von den meisten Wiesen und Weiden unabdingbar ist, ist australis) dominiert und enthalten daneben z. T. größe- für die Erhaltung von Schilfbeständen und anderer Röh- re Anteile der Grauen Seebinse (Schoenoplectus taber- richte nicht erforderlich. Im Gegenteil: Zu häufige Mahd naemontani). Diese Röhrichte stehen an brackwasser- oder Beweidung kann das Schilf verdrängen und damit beeinflussten Standorten der eingedeichten Polder, wie kurz- oder mittelfristig das Röhrichtökosystem zerstören. auch an den Bodden und an einigen Stellen des Ostsee- Die Röhrichte gehören zu den für die vorpommersche ufers (vital z. B. auf dem Bock). Begrenzend für ihr Boddenlandschaft besonders charakteristischen Ökosys- Vorkommen ist u. a. der Salzgehalt des Wassers. Im temtypen. Weite Bereiche des Gebietes wären unter natür- Allgemeinen wird für das Vorkommen des Schilfes ein lichen Bedingungen ohne Eingriffe des Menschen von maximaler Salzgehalt von 8 bis 10 ‰ angesetzt. Vor al- Röhrichten bedeckt. Die Boddenufer wären von breiten lem in Spülsaumnähe zeichnen sie sich durch einen er- Röhrichtsäumen umschlossen, Schlickbänke und flache In- höhten Anteil an verschiedenen Melden- (Atriplex-) Ar- seln von vielfältigen Röhrichten bedeckt und große Berei- ten und Hochstauden (z. B. Salz-Gänsedistel - Sonchus che der niedrig liegenden, periodisch überschwemmten arvensis uliginosus) aus. Abhängig von Exposition und Landflächen würden vermutlich eine permanente Kampf- Substrattypen sind die großwüchsigen Brackwasserröh- zone zwischen Röhrichten und feuchtigkeitsliebenden richte im Nationalpark in sehr vielfältigen Ausprägun- Laubwäldern darstellen. Viele der heute eingedeichten Flä- gen vertreten (vgl. LIPPERT & SCHNÜRER 1985). chen waren ehemals von mehr oder weniger dichten und 3. Niedrigwüchsige, lückige Schilfröhrichte („Niederröh- hochwüchsigen Röhrichten bewachsen. Heute nimmt die- richte“): Sie sind je nach Schilfanteil unterschiedlichen ser Vegetationstyp nur noch einen kleinen Teil der poten- Pflanzengesellschaften zuzurechnen. Das Schilf ist in tiell besiedelbaren Flächen ein. Durch Eindeichung, Ent- ihnen minder vital, lückig und oft weniger als einen wässerung, landwirtschaftliche Nutzung, Auswirkungen Meter hoch. Fast alle diese Bestände unterliegen zumin- von Wassersport und Schiffahrt und weitere, nicht immer dest episodisch einer Überflutung durch Brackwasser. im Einzelnen vollständig geklärte Faktoren, sind die Röh- Sie können erste Sukzessionsstadien nach der Aufgabe richte an den meisten Stellen verdrängt worden. der Nutzung auf beweidetem Salzgrünland darstellen Einige der Bülten der Darß-Zingster Boddenkette tragen und sich binnen weniger Jahre zu Röhrichten des

73 2. Typs entwickeln, aber auch recht stabile Dauerstadien zigen Ostseewasser (Salzgehalt im Nationalparkbereich sein. Größere Bestände sind an einigen Stellen der Neu- ca. 10 ‰) wachsen. Allerdings nimmt die Produktivität des endorfer Bülten, des Bocks, des Gellens, des Neuen Schilfes bereits bei einem Salzgehalt von 6 ‰ ab (RODE- Bessins und am Dar§er Ort ausgebildet. WALD-RUDESCU 1974). 4. Meerbinsenröhrichte (Bolboschoenetum maritimi): Sie sind in der Regel fast einartige Bestände, die von der In die Schilfröhrichte eingestreut sind vielfach viele Qua- Meerbinse (Bolboschoenus maritimus) gebildet werden. dratmeter große Lücken, in denen das Schilf in seiner De- Sie kommen vorwiegend an den sandigen Uferabschnit- ckung stark zurückgeht oder sogar völlig fehlt. Diese soge- ten (Dominanz von Feinsandanteilen) von Ostsee- und nannten Lakunen können durch starke Nährstoffeinträge

Boddenufern vor. (u. U. verbunden mit H2S-Entwicklung im Wurzelbereich) 5. Eine Sonderform der Röhrichte stellen die ausgedehn- hervorgerufen werden (LIPPERT 1989). Sie sind oft voll- ten Landschilf- (Calamagrostis epigeios-) Bestände dar, ständig frei von typischen Röhrichtpflanzen und werden die im nördlichen Deichvorland des Zingstes und auf statt dessen von verschiedenen Nitrophyten dominiert. dem westlichen Teil der Insel Bock vorkommen. Sie Auch Röten, bewachsen mit Halophyten, bilden Lücken in finden sich auf wechselfeuchten, im Sommer im Allge- den Röhrichten. Sie kommen in Geländesenken im Rohr- meinen recht trockenen Standorten. Selbst Dünen wer- plan vor, in denen sich salzhaltiges Wasser staut. den zum Teil von Calamagrostis epigeios als dominan- Das Befahren mit schweren Fahrzeugen, z. B. beim Ab- ter Pflanzenart besiedelt, allerdings sind die Bestände transport von Rohrmahdgut, kann durch die Zerstörung der dort meistens so lückig, dass sie kaum noch als Röh- Schilfrhizome langjährig schilffreie oder nur von lückigen, richt zu bezeichnen sind. niedrigen Röhrichten bewachsene Bereiche hervorrufen 6. Ebenfalls eine Sonderrolle nehmen die Schneiden-Rie- (LIPPERT 1989). de (Cladietum marisci) ein. Diese durch die Schneide Die lückigen, schütteren Niederröhrichte stehen häufig (Cladium mariscus) gekennzeichneten mesotraphenten saumförmig am Rand der schilffreien Blößen. Aber auch Vegetationsbestände kommen an den Ufern der Strand- landseitig wird das Schilf kleiner, dünnhalmiger, lückiger seen des Darßwaldes, besonders großflächig am Sand- und ändert seine Färbung von frischgrün zu gelblichgrün. krüsee (in einer Ausdehnung von > 1 ha), vor. Andere Pflanzen können an diesen Stellen in größerer Zahl in die Röhrichte eindringen. Wassermangel und Fra§ Die mit dieser seltenen, in unserem Raum subatlantisch durch Tiere sind vermutlich die bestimmenden Ursachen verbreiteten Pflanzengesellschaft vegetationskundlich eng für das Zurücktreten des hochwüchsigen Schilfes (vgl. verwandten Seggenröhrichte sind im Nationalpark nur sehr z. B. TSCHARNTKE 1990). Stellenweise können jedoch kleinflächig entwickelt. Zum Teil handelt es sich dabei um weitere Faktoren, wie z. B. verstärkter Salzeinfluss, für die zumeist kurzfristige Sukzessionsstadien aufgegebener gehemmte Entwicklung der Röhrichtbildner verantwortlich Grünländereien. Die Seggenröhrichte in Wäldern werden sein. bei der Beschreibung der Bruchwälder des Nationalparks mitbehandelt. Die Vegetation der Röhrichte besteht keineswegs nur aus Sofern nicht anders vermerkt, beziehen sich die Aussagen den weithin sichtbaren hochwüchsigen, grasartigen Röh- im folgenden Text nur auf die Typen 1 bis 4, also die im richtbildnern. In den großwüchsigen Brackwasserröhrich- Nationalpark typischen Röhrichte der Gewässerränder. ten kommen eingestreut immer wieder Hochstauden wie Strand-Aster (Aster tripolium; RL 3), Salz-Gänsedistel Die Ökofaktoren, die das Vorkommen des einen oder an- (Sonchus arvensis ssp. uliginosus; RL 3), Sumpf-Gänse- deren Röhrichttyps bedingen, sind noch nicht vollständig distel (Sonchus palustris) sowie die schleierbildende bekannt. Als sicher kann gelten, dass der winterliche Eis- Zaun-Winde (Calystegia sepium) vor. Auch niedrigwüch- gang insbesondere das Schilf stark schädigen kann und da- sige Stauden wie die Salzbunge (Samolus valerandi; her ma§geblich die Begrenzungslinien seiner Dominanzbe- RL 2), Entferntährige Segge (Carex distans; RL 2) und stände bestimmt. Ob es das Schilf oder die Meerbinse ist, Strand-Segge (Carex extensa; RL 2) besiedeln diesen die das Röhricht entlang eines bestimmten Uferabschnittes Röhrichttyp. bildet, hängt vermutlich häufig allein vom Zufall ab (HÄRDTLE 1984) - was sich zuerst etabliert, ist später Die niedrigwüchsigen Röhrichte ähneln, sofern es sich auch der Bestandsbildner im Röhricht. Allerdings kann um frühe Sukzessionsstadien wenige Jahre lang aufgelas- festgestellt werden, dass die Meerbinse im Allgemeinen sener Salzwiesen handelt, floristisch noch stark dem Jun- sandigere und stärker strömungsexponierte Standorte be- cetum gerardii und sind vegetationskundlich mit dieser siedelt als das Schilf. Gesellschaft eng verwandt (ãverschilftes Juncetum gerar- Im Nationalpark finden sich alle Übergänge von Süßwas- dii“). Sie sind jedoch im Allgemeinen artenreicher als das ser- über typische Brackwasserröhrichte bis hin zu Be- typische Juncetum gerardii, da die typischen Salzwiesen- ständen, die an der Grenze ihrer Existenzfähigkeit am sal- arten in diesem Sukzessionsstadium noch nicht verdrängt

74 werden, jedoch weitere Arten dazukommen. Einige dieser Oderhaff bekannt. Er kommt in den relativ trockenen, nie- zusätzlichen Arten charakterisieren die dauerhaften, niedri- drigen, lückigen Schilfröhrichten vor und konnte mehrfach gen Röhrichtbestände, die offenbar - wenn überhaupt - nur im westrügenschen Bereich des Nationalparks festgestellt einer langsamen Sukzession in Richtung auf hochwüchsige werden (FINKE & SCHNELL 1993, 1994, KRISMANN Röhrichtformen unterliegen. Kennzeichnende Arten sind 1993, WACHLIN 1990). u. a. Sellerie (Apium graveolens; RL 1), Wiesen-Pferdesaat Charakteristisch für die Landreitgras-Röhrichte des Natio- (Oenanthe lachenalii; RL 2), Oeders Segge (Carex viri- nalparks sind das Sandrohreulchen (Photedes fluxa) und dula; RL 2), Natternzunge (Ophioglossum vulgare; RL 2), die Reitgras-Halmeule (Photedes extrema), zwei Bewohner Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris; RL 3). der Stengel von Calamagrostis epigeios. Photedes extrema ist im nördlichen Mitteleuropa weitgehend auf den unmit- Die Wirbellosenfauna der Röhrichte ist außerordentlich telbaren Küstenbereich begrenzt. reichhaltig und deutlich vielfältiger, als im Allgemeinen vermutet wird. Dabei sind es nur zu einem Teil die Bewoh- Die Schwebfliege Lejops vittata ist offenbar eine typische ner des Schilfrohrs oder der Meerbinse, die den Artenreich- Art der Brackwasserröhrichte und ernährt sich von Pollen tum des Röhrichts ausmachen. Im und auf dem schlammi- der Grauen Seebinse (Schoenoplectus tabernaemontani) gen oder sandigen, oft streubedeckten Boden der und der Meerbinse (Bolboschoenus maritimus). Die Art ist Röhrichtzonen leben eine Reihe von Wirbellosen, die spe- aus Deutschland nur von zwei weiteren aktuellen Fundor- zifisch an die Brackwasserröhrichte angepasst sind. Andere ten bekannt (dazu von zwei weiteren älteren Fundstellen in Arten kommen auch in den Boddengewässern oder den Süddeutschland), die Vorkommen im Nationalpark Vor- Wattflächen vor, besiedeln aber auch den Röhrichtboden pommersche Boddenlandschaft stellen den einzigen Nach- mit zum Teil au§erordentlich hohen Individuendichten weis in Mecklenburg-Vorpommern dar. Auch die Schweb- (DIETZSCH 1975). fliege Platycheirus occultus wurde in den Röhrichten, und Die Halmregion der Röhrichte ist aus faunistischer Sicht zwar auch in den Calamagrostis epigeios-Beständen, des in mehrere Teillebensräume aufzuteilen. Der bodennahe, Nationalparks erstmals in Mecklenburg-Vorpommern ge- dauerhaft oder häufig vom Boddenwasser umspülte Be- funden. Einen deutlichen Verbreitungsschwerpunkt in bra- reich ist besonders von Bedeutung für eine Reihe von ses- ckigen Röhrichtbeständen haben auch Platycheirus immar- silen und hemisessilen Wirbellosen, welche die Halme als ginatus und Pyrophaena granditarsa (GABRIEL 1994, Aufwuchs besiedeln. Besonders häufig ist hier zum Bei- SCHMID-EGGER 1994, STUBBS 1993). Die Larven spiel das Moostierchen Membranipora crustulenta, das in eines Großteils der Röhrichtschwebfliegen leben im oder Siedlungsdichten von über 40 Mio. Individuen/m2 auftre- am schlickigen Bodengrund. ten kann (DIETZSCH 1975). Die höher gelegenen Halm- Typische und besonders auffällige Bewohner der Schilf- partien wie auch die Blätter der Pflanzen werden äußer- röhrichte des Nationalparks sind mehrere Arten der Schilf- lich von Wirbellosen deutlich weniger dicht besiedelt, fliegen (Lipara). Diese Tiere bewirken eine auffällige, als jene im regelmäßigen Einflussbereich des Bodden- zigarrenförmige Gallenbildung an der Spitze der Schilftrie- wassers. Allerdings lebt eine gro§e Zahl von Tierarten be. Besonders ausgeprägt sind diese sogenannten „Schilf- verborgen im Innern der Halme: Die Stengel der Röh- gallen“ bei der vor allem in den Boddenröhrichten des richtpflanzen werden von vielen Insekten als Larval- oder Nationalparks verbreiteten Gro§en Schilffliege (Lipara lu- Überwinterungshabitat genutzt. Ein Großteil dieser Tiere cens). ist obligat auf das Vorkommen der bestandsbildenden Die Gallen dieser Art sind unabdingbar für das Vorkom- Arten Schilf (Phragmites australis), Graue Seebinse men einiger hochspezialisierter Insekten. Die Maskenbie- (Schoenoplectus tabernaemontani) oder Meerbinse (Bol- ne Hylaeus pectoralis (RL 2) durchlebt ihre boschoenus maritimus) angewiesen. Larvalentwicklung in den alten, verlassenen Schilfgallen und kommt daher - wie einige verwandte Arten - aus- Verschiedene Schmetterlinge verleben ihr Larvenstadium schließlich in Röhrichten vor. Im Nationalpark Vorpom- im Innern der Schilfhalme. Hierzu zählen die Schilfeulen mersche Boddenlandschaft ist diese Art in Röhrichten (Mythimna), die im Nationalpark mit einem weiten Arten- recht verbreitet. Die Grabwespe Passaloecus clypealis spektrum vertreten sind. Besonders hervorzuheben sind die (RL Brandenburg 3) ist eine weitere charakteristische Vorkommen der Schilf-Wei§adereule (Mythimna strami- schilfgallenbesiedelnde Stechimme des Nationalparks nea; RL-BR 3) im Nationalpark. Diese Art ist auf großflä- (JACOBS 1989). chige Schilfgebiete angewiesen und in Deutschland nur lo- Im Bodenbereich der Röhrichte des Nationalparks leben kal verbreitet. Die Striemen-Schilfeule (Meliana flammea; die für Brackwasserbiotope kennzeichnenden Nacktschne- RL-BR 1) kommt nur an wenigen Stellen in Deutschland cken Limapontia capitata und Embletonia pallida. Letztere vor und ist ebenfalls obligat auf Schilf als Raupennahrung ernährt sich monophag von den Polypen der im Röhricht angewiesen. Der Eulenfalter Photedes brevilinea (RL DDR vorkommenden Moostierchen Laomedes loveni und Cor- 1) ist in Deutschland bisher nur aus der Region Rügen- dylophora caspis (DIETZSCH 1975).

75 Abb. 16: Nahrungsnetz im Ökosystem „Schilfröhricht“ (schem.)

Erläuterung: Dargestellt sind die wichtigsten Nahrungsbeziehungen zwischen repräsentativen Mitgliedern der Röhrichtbiozönosee, soweit sie in der Literatur beschrieben sind E - Insektenemergenz, F - Faeces, N - Nestlinge, Gelege) Quelle: aus OSTENDORP (1993).

Typische Brutvögel der Halmregion der Schilfröhrichte DREAS 1994). Entenvögel sind jedoch in einem weiten im Nationalpark sind Teichrohrsänger, Schilfrohrsänger Spektrum vertreten. Es brüten hier z. B. Schnatterente, (RL 3), Drosselrohrsänger (RL 3) und Bartmeise (RL 3) Krickente (RL 3), Knäkente (RL 2), Löffelente (RL 3) und (SCHMIDT 1994, KLAFS & STÜBS 1987). Ein typischer Kolbenente (RL 2). Brutvogel lückiger Röhrichte ist der in Vorpommern an Im Winter und während des Zuges sind zahlreiche Klein- seine Verbeitungsgrenze sto§ende und in vielen Gebieten vögel auf schilfbewohnende Arthropoden als Nahrung an- daher nur unregelmäßig brütende Seggenrohrsänger (RL gewiesen. Besonders die Blaumeise (Parus caeruleus) nutzt 1), der nur mit einem Brutnachweis aus dem Nationalpark diese Nahrungsquelle sehr intensiv (OSTENDORP 1993b). bekannt ist und auch hier sicherlich kein regelmäßiger Insgesamt betrachtet zählen die Röhrichte zu den wert- Brutvogel ist. Gelegentlich kommt in den Niederröhrichten vollsten und typischsten Lebensräumen des Nationalparks. die Sumpfohreule (RL 1) vor, die in den Sukzessionsflä- Brackwasserröhrichte kommen nur an wenigen Stellen chen der Sundischen Wiese brütet und vor der Melioration Deutschlands vor. Wie die Urwälder sind ungenutzte Röh- u. a. auch im Schwinkels Moor vorkam (BRÜLL 1984). richte in Mitteleuropa heute auf kleine Reste ihrer ur- Obligat auf besonders großflächige Röhrichte angewiesen sprünglichen Verbreitung beschränkt und allein schon da- ist z. B. die Rohrweihe (RL 3). her unbedingt schutzwürdig. Charakteristsche Bodenbrüter der Röhrichtregionen sind vor allem Entenvögel und Rallen, aber auch Rohrammer Salzgrasland und Feldschwirl, deren Bruthabitat an Halmstrukturen ge- Im Geolitoral, dem seltener überfluteten Bereich oberhalb bunden ist. Die Rallen leiden im Nationalpark unter der der Mittelwasserlinie, hat sich an den Boddenufern unter nur geringen Ausdehnung der Wasserröhrichte und fehlen dem Brackwassereinfluss eine Vegetation ausgebildet, die daher weitgehend oder völlig. Regelmäßig kommt in den sich sowohl von der Salzvegetation der Nordsee als auch Röhrichten des Nationalparks nur die Wasserralle vor (AN- der Ufervegetation der Binnengewässer unterscheidet.

76 Diese salzbeeinflusste Vegetation reicht nach JESCHKE an den Außenküsten (Werder-Inseln), ist der mineralische (1987) und KRISCH (1990) bis 70 cm über NN. Anteil der Salztorfe größer. Unter natürlichen Bedingungen wären in dieser Zone vor- Die zentrale Pflanzengesellschaft der Salzweiden ist die wiegend Brackwasserröhrichte ausgebildet, wie sie oben Boddenbinsenweide (Juncetum gerardii). Neben der beschrieben wurden. Seit Jahrhunderten, nach HURTIG Bodden-Binse Juncus gerardii (RL 2) sind als typische Ar- (1953) mindestens seit dem Mittelalter, wurde dieser Ufer- ten Flutstrau§gras (Agrostis stolonifera), Strand-Dreizack bereich jedoch vorwiegend als Viehweide genutzt. Auch (Triglochin maritimum, RL 2), Strand-Wegerich (Plantago eine geringe Beweidung drängt schon das verbissempfind- maritima, RL 2), Rotschwingel (Festuca rubra), Grasnelke liche Schilf zurück, so dass sich andere, kleinwüchsigere (Armeria maritima, RL 2), Milchkraut (Glaux maritima) Arten ausbreiten können. und Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) zu nennen. Aufgrund ihres Salzgehaltes sind diese Flächen für eine Frühere Düngergaben oder Düngung durch stark eutrophier- Ackernutzung ungeeignet und auch die Heuwerbung birgt tes Wasser bewirken das verstärkte Vorkommen der Spie§- im Überflutungsbereich Risiken. Sie wurde jedoch wegen und der Strand-Melde (Atriplex prostrata, A. litoralis). Eine des Winterfuttermangels in kleinerem Umfang durchge- auf natürliche Weise eutrophierte Vegetation hat sich auf der führt (BERG 1916a: Insel Heuwiese, WEHRS 1819, KAI- Insel Heuwiese ausgebildet. Der im Frühjahr und Sommer SER 1992 Mskr., ORTMANN 1962). von den in den Kolonien brütenden Küstenvögeln zu- Die effektivste landwirtschaftliche Nutzung dieser Stand- sammengekommene Kot hat zu einer „Guanotrophierung“ orte bestand im Weidegang von Rindern, Pferden und geführt, so dass Strandmeldenfluren und Kamillen-Quecken- Schafen. Durch die von den Überflutungen herangetrage- fluren den größten Teil der höher gelegenen Flächen der In- nen Nährstoffe waren diese Weiden im Vergleich zu den sel bedecken (MACHATZI & RISTOW 1994). In dieser im übrigen, sandigen Heide-, Moor- und Waldweiden ertrag- Sommer gebüschartigen Vegetation brüten im Frühjahr große reicher. Unter den Bedingungen einer Landwirtschaft ohne Zahlen von Entenvögeln, u. a. Mittelsäger (Mergus serrator). Mineraldüngerzusatz waren sie die besten Weiden im Ge- In den feuchteren und salzigeren Bereichen entstehen vor biet des heutigen Nationalparks (ORTMANN 1962). allem bei stärkerer Beweidung Andelrasen (Puccinellietum Die meisten dieser Salzweiden stocken auf einer dichten, maritimae), die durch Salz-Schuppenmiere (Spergularia salzhaltigen Torfschicht, die unter der Trittbelastung durch salina) und Andelgras (Puccinellia maritima) gekennzeich- die weidenden Huftiere aus der abgestorbenen Wurzelmas- net sind. Die typische Ausbildung dieser Pflanzengesell- se und den eingeschwemmten Sand- und Schluffpartikeln schaft ist sehr kurzrasig, da sie einen hohen Futterwert hat entstanden ist (JESCHKE 1987). Seine Mächtigkeit beträgt und vom Weidevieh und rastenden herbivoren Vögeln be- stellenweise bis zu 1 m. Aufgrund dieser organogenen Bo- vorzugt verzehrt wird. denbildung werden diese Salzweiden auch als Küstenüber- Bei weniger starker Beweidung nimmt der Anteil der flutungsmoor bezeichnet (SUCCOW 1988). Strand-Aster (Aster tripolium, RL 3) zu und Strandflieder Die Salzweiden waren in der Vergangenheit der verbreitet- (Limonium vulgare, RL 2) tritt vereinzelt hinzu. Der Meer- ste Vegetationstyp im Geolitoral der Boddenufer. Nach strand-Beifu§ (Artemisia maritima, RL 2) ist ebenfalls JESCHKE (1987) nahmen ãSalzgrasland-Phytocoenosen empfindlich gegen zu starke Beweidung. Er wurde nur an an der Ostseeküste der DDR ursprünglich, d.h. vor dem zwei dem Weidevieh schwer zugänglichen Stellen auf den Bau von Deichen, etwa 13.000 ha ein“. Nach KNAPP et al. Inseln Heuwiese und Liebitz und dem unbeweideten Gän- (1985) sind sie heute zum überwiegenden Teil eingedeicht sewerder gefunden (MACHATZI & RISTOW 1994). Unter und melioriert worden. Auf weiteren Flächen ist die Nut- noch weiter zurückgehender Beweidung erhöht sich der zung aufgegeben worden, so dass sich dort die Vegetation Anteil des Schilfes (Phragmites australis) und die Vegeta- meist zu Röhrichten verändert hat. Die heute vorhandenen tion entwickelt sich zu Brackwasserröhrichten (vgl. oben Salzweiden sind Reste dieser Kulturökosysteme. unter „Röhrichte“). Durch die Beweidung wird der im Brackwasser nur flach in In etwas erhöhten Bereichen und Übergangsbereichen zu das Wasser reichende Schilfgürtel vollständig beseitigt, da Mineralböden (den Mergelkuppen im westrügener Gebiet normalerweise ein wasserseitiger Weidezaun nicht errichtet oder Mineralbodendurchragungen, z. B. auf der Barther wird. Die dann ungeschützt auftreffende Brandung erzeugt Oie), befinden sich Salzweiden, die von einer Reihe zu- wenige Dezimeter hohe Mikrokliffs am Rand des Torfla- sätzlicher Arten geprägt sind. Dazu zählen Salz-Hornklee gers. Die typische Salzweide hat also oftmals keinen konti- (Lotus tenuis, RL 2), Herbst-Löwenzahn (Leontodon aut- nuierlichen Übergang zum tieferen Litoralbereich. umnalis) und Gänsefingerkraut (Potentilla anserina). Außer durch die Nutzungsintensität wird die Zusammen- Kleinflächig finden sich dort auch Zierliches Hasenohr setzung der Vegetation hauptsächlich durch die Überflu- (Bupleurum tenuissimum, RL 1), Strand-Mastkraut (Sagina tungshäufigkeit bestimmt. Von ihr hängt der Grad der maritima, RL 2) und Zierliches Tausendgüldenkraut (Cen- Feuchte und der Salzbelastung ab. Ferner spielt das Sub- taurium pulchellum, RL 2). strat eine Rolle: an den Boddenufern ist es i. d. R. Torf, in In diesem Übergangsbereich entwickelt sich stellenweise der Nähe zu Ufern mit stärkerer Sedimentdynamik, z. B. ein Rohrschwingel-Kriechrasen, der von Rohrschwingel

77 Abb. 17: Anthropozoogene Salzweiden der Ostseeküste

Quelle: nach JESCHKE in BLAB (1993)

(Festuca arundinacea) und Pferdesaat (Oenanthe lache- moorigen, boddenseitigen Verlandungsufern wäre. Diese nalii, RL 2) geprägt ist. Bemerkenswert ist hier das Vor- Stellen befinden sich auf dem Bock, dem Bug und auf der kommen von Salz-Bunge (Samolus valerandi, RL 2), Wie- Neuendorfer Waldbülte. An allen anderen derartigen Stand- sen-Alant (Inula britannica, RL 3) und der Wildform des orten wird die Abfolge entweder durch einen Deich oder Selleries (Apium graveolens, RL 1), der allerdings nur im eine Nutzung der höheren Bereiche (z. B. Bliesenrade, Lie- westrügener Bereich gefunden wurde. Die Salz-Bunge ist bitz) unterbrochen. auch in den feuchteren Übergangsbereichen zum Röhricht Bei stärkerer Eutrophierung dieser höheren Standorte, z. B. häufig zu finden WEFING (1993). durch Düngung oder bei spät im Jahr einsetzender Bewei- Bei stärkerer Aussüßung treten in den höheren Bereichen dung setzt sich auf den höheren Standorten die Quecke auch Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris, RL 3), Wasser- (Agropyron repens) durch und verdrängt die anderen Arten. minze (Mentha aquatica) und Disteln (Cirsium arvense, Auf den Inseln Liebitz, Urkevitz, Liebes, Kirr und Barther C. palustris, Carduus crispus) auf. In den inneren Bodden- Oie zeigen sich diese Folgen früherer Düngergaben bereichen befinden sich hier starke Bestände der Nattern- (MACHATZI & RISTOW 1994, PAULSON & RASKIN zunge (Ophioglossum vulgatum, RL 2). 1994). Diese Queckenbestände sind dann sehr stabil, so In diesem Bereich, der für Schilf zu trocken und für Gehöl- dass sich auch viele Jahre nach dem Ende der Düngerga- ze zu salzhaltig ist, entwickelt sich eine Übergangsvegeta- ben diese Areale durch ihren Queckenwuchs erkennen tion, die WEFING (1994) als Natternzunge-Wiesenalant- lassen. Auf dem Kirr ist der Queckenbestand auch mehr als Saum bezeichnet. Diese Vegetation stellt sich auch ohne 10 Jahre nach Einstellung der Düngung nur wenig zurück- landwirtschaftliche Beweidung ein bzw. erhält sich. gegangen, auf der Barther Oie blieb er konstant (PAUL- Der Übergang von salzbeeinflusster Röhricht- oder Salz- SON & RASKIN 1994). graslandvegetation zu süßwasserbeeinflusster Gehölzvege- Natürliche niedrigwüchsige Salzgrasländer, die die typi- tation ist nur an wenigen Stellen im Nationalpark zu beob- schen Pflanzenarten der Salzweiden beherbergen, treten achten, obwohl er der natürliche Übergang an vielen nach JESCHKE (1987) nur kleinflächig und meist als

78 kurzlebige Sukzessionsstadien auf. Besonders häufig sind Andelgras (Puccinellia maritima), aber auch viele gefähr- sie im Bereich von Neulandbildungen anzutreffen. ISER- dete Arten, die eher weideempfindlich sind, wie Strandflie- MANN (1994) fand diese natürlichen Salzgrasländer am der (Limonium vulgare), Strand-Beifu§ (Artemisia mariti- Dar§er Ort und Gellen. Auf Störstellen, z. B. auf den von ma) oder Sellerie (Apium graveolens). Diese Arten können Wildschweinen aufgebrochenen Böden in Brackwasserröh- allenfalls bei sehr extensiver Beweidung vorkommen. richten, siedelt sich oft für eine gewisse Zeit ein Juncetum Zum Erhalt der Salzgrasländer des Nationalparks ist es gerardii an (WEFING 1993). Wenn die Bewirtschaftung daher nötig, verschieden intensive Pflegenutzungen zu er- ausbleibt, kommt es beim Großteil der Salzgrasländer halten. Die Dichte der zur Beweidung aufgetriebenen innerhalb einiger Jahre zu einer Verschilfung und letztend- Rinder darf daher nicht zu hoch werden, denn nur bei nie- lichen Ausbildung von Brackwasserröhrichten. Es gibt je- driger Rinderdichte kann sich ein Mosaik aus partieller doch auch Salzgraslandtypen, die ohne landwirtschaftliche Unter- und Überbeweidung ausbilden, das allen Organis- Beweidung bestehen bleiben. WEFING (1994) beschreibt men der Salzgrasländer geeignete Nischen bietet. solche Vegetationseinheiten auf der seit den 60er Jahren unbewirtschafteten Neuendorfer Waldbülte. VODER- In den im Sommer austrocknenden Vertiefungen im Be- BERG (1955), VODERGERG & FRÖDE (1959) und reich der Salzgrasländer stellen sich extreme Bedingungen (1963) kartierten auf dem zu keiner Zeit landwirtschaftlich ein. Vor allem der stark wechselnde Wasserstand und die genutzten Bock ausgedehnte Bestände des Puccinellietum kurze Vegetationsperiode spielen hier eine wichtige Rolle. maritimae, die auch heute noch, zumindest kleinflächig, So sind die Senken im Frühjahr durch die Überflutungen existieren. Damit scheinen diese Gesellschaften relativ sta- mit Wasser gefüllt, der Boden trocknet jedoch im Laufe bile Dauerstadien ausbilden zu können. Inwieweit diese des Frühjahrs oder Sommers ab, fällt völlig trocken und Pflanzengesellschaften durch die Beweidung durch wildle- zeigt bei weiterer Austrocknung Trockenrisse. Durch die bende Huftiere erhalten werden, bedarf in Zukunft genaue- Verdunstung erhöht sich der Salzgehalt und es kann sogar rer Untersuchungen. zu Salzausblühungen kommen. Dem stagnierenden, durch Bedeutende Salzgraslandflächen befinden sich in verschie- Sonneneinstrahlung schnell erwärmten Wasser wird durch dener Qualität auf den Inseln Kirr, Oie, Schmidtbülten Abbau der organischen Masse (Torf) schnell der Sauerstoff (PAULSON & RASKIN 1994a), Gro§er und Kleiner entzogen. Der relativ hohe Sulfatgehalt des Meereswassers Werder (PAULSON & RASKIN 1995), Heuwiese, Liebitz, begünstigt Fäulnisvorgänge, bei denen Sulfat zu Schwefel-

Ummanz, Mährens, Urkevitz (MACHATZI & RISTOW wasserstoff H2S reduziert wird. Dieser nach faulen Eiern 1994) sowie den Borner und Neuendorfer Bülten (WE- stinkende Stoff ist für die meisten Organismen hochgiftig FING 1993). und macht diese Röten als Lebensraum noch extremer. Am Ufer des Festlandes und Rügens besteht vielfach ein Diese Stellen bieten Lebensraum nur für einjährige Salz- Salzgraslandsaum. Besonders hervorzuheben sind dabei die pflanzen und werden wegen der überwiegend rötlichen Flächen um den Koselower See (Westrügen) und die Au§en- Färbung ihrer bestandsbildenden Arten Queller (Salicornia deichsflächen der Sundischen Wiese (PAULSON & RAS- europaea, RL 3), Strandsode (Sueda maritima, RL 3), KIN 1994b), der Halbinsel Bliesenrade (STUHR 1993) und Spie§-Melde (Atriplex prostrata), Salz-Schwaden (Pucci- am Prerowstrom (PAULSON & RASKIN 1994a). Als be- nellia maritima) und Salz-Schuppenmiere (Spergularia sonders wertvoll wurde dort das brach liegende Stück Salz- maritima) „Röten“ genannt. grasland unterhalb des Bootsanlegers, angesehen. Es fiel Durch die unterschiedlich schnelle Austrocknung bildet durch seine mosaikartige Zusammensetzung der verschiede- sich in den Röten eine gewisse Zonierung aus. In den Zen- nen Vegetationseinheiten und durch seinen Reichtum an sel- tren können die Bedingungen so extrem werden, dass sie tenen Salzarten auf. Trotz der Aufgabe der Nutzung in den vegetationsfrei bleiben. Diesen Zentren am nächsten steht letzten Jahren ist auf dieser Fläche keine Verschilfung zu der Queller, danach folgt Strandsode und Salz-Schuppen- beobachten. Leider ist diese Fläche bereits durch den Bau miere. An den Rändern bildet sich ein Übergang zur oben von Hafenanlagen vernichtet worden. beschriebenen Salzgraslandvegetation. Aufgrund ihrer typischen Ausbildung, der gro§en zu- Die Arten der Röten treten als annuelle Erstbesiedler auch sammenhängenden Flächen und der großen Menge an be- auf den durch Viehtritt offenen Schlammflächen, den von drohten Pflanzenarten sind die Salzweiden im Nordosten Wildschweinen durchwühlten Stellen oder anderen Stör- der Insel Ummanz und auf der Insel Kirr hervorzuheben. stellen durch z. B. Eisgang auf. Dieser Vegetationstyp wird In ihrer Artenzusammensetzung weiterhin hervorragend daher auch als Salzschlammflur bezeichnet. sind die natürlichen Salzgrasländer auf dem Neuen Bessin Auf der Barther Oie und auf der Insel Kirr um die ehemali- und am Nordufer des Bock. gen Gehöfte Klein- und Groß-Kirr ist durch Deiche das In der zusammenfassenden Betrachtung der Salzgrasländer Prielsystem so weit gestört worden, dass der Wasserabfluss des Nationalparks zeigt sich, dass es einige gefährdete nach Überflutungen nicht mehr in vollem Umfang gewähr- Arten beherbergt, die durch stärkere Beweidung gefördert leistet ist. Es entstanden dort unnatürlich große Röten werden wie das Rote Quellkraut (Blysmus rufus, RL 2) und (PAULSON & RASKIN 1994a).

79 In den Röten wird der Torf nicht mehr auf-, sondern abge- schaft der Feuchtgebiets-Laufkäfer Carabus clathratus und baut. Sie vertiefen sich daher immer weiter bis zum der Kurzflügelkäfer Philonthus salinus (RL-SH 3) gefun- mineralischen Untergrund. Aus einer Röte wird dann ein den worden (SCHÜLKE 1991, MÜLLER-MOTZFELD ständig Wasser führender Kolk (JESCHKE 1987). In die- 1994). sen Kolken siedeln sich Wasserpflanzen wie Meersalde Für Schwebfliegen-Imagines sind an den Boddenufern blü- (Ruppia maritima), Kammlaichkraut (Potamogeton pecti- hende Strandastern (Aster tripolium) besonders wichtig. natus) und Brackwasser-Hahnenfu§ (Ranunculus baudo- Hier wurden von GABRIEL (1994) Helophilus trivittatus tii) an. und Pyrophaena granditarsa gefunden. Die im Boden überwinternden Eier der Heuschreckenarten Conocephalus Die Tierwelt dieser Röten und Kolke ist wie in allen Ex- dorsalis, Chorthippus albomarginatus und Metrioptera tremlebensräumen artenarm, aber wegen des hohen Nähr- roeseli können Überstauungen offensichtlich überstehen, stoffgehalts individuenreich. Als Beispiel sei die Stechmü- denn sie wurden u. a. auf der Insel Heuwiese in größerer cke Aedes dorsalis genannt. Diese Art zeigt nach MOHRIG Dichte gefunden. SPRENGER et al. (1993) fanden in (1969) eine starke Bindung an Brackwasser und kommt in Salzweiden Hiddensees nur die ersten beiden Arten. den Salztümpeln in großer Dichte vor. M. roeseli könnte ein Zeiger für die starke Guanothrophie- STÖCKEL et al. (1993) fanden in den Tümpeln der Inseln rung der Insel Heuwiese sein, denn RÜHLE (1993) fand Kirr und Barther Oie die spezialisierten, salzliebenden Kä- diese Art bevorzugt in ruderalisierten Bereichen der Halb- ferarten Haliplus apicalis (RL-SH 3), Coelambus paralle- insel Zingst. logrammus (RL-SH 3), Ochthebius marinus und Enochrus Im Rahmen der Nationalparkplanung wurden auf den Salz- bicolor (RL-SH 3). Besonders bemerkenswert ist der Fund weiden keine weiteren wirbellosen Tiergruppen erfasst. der Schwimmkäferart Coelambus lautus (RL-SH P), der in Nach HEYDEMANN & MÜLLER-KARCH (1980) haben Mecklenburg Vorpommern bisher nur einmal gefunden Salzpflanzen oft ökologisch an sie sehr stark gebundene wurde. Tierarten. Die meisten der auf die Salzwiesenpflanzen spe- SCHULTZ & MÜLLER-MOTZFELD (1995) fanden bei zialisierten Tierarten kommen in ähnlichen Ökosystemen Untersuchungen auf Salzstandorten bei Greifswald die in europäischen oder außereuropäischen Bereichen nicht höchsten Individuendichten von Laufkäfern in den vegeta- vor, weil ihre Wirtspflanzen dort nicht existieren können. tionsfreien Salzpfannen. Den Arten, welche die extremen Zur Erhaltung der typischen Wirbellosenfauna ist die Si- abiotischen Lebensbedingen tolerieren können, kommt of- cherung des floristischen Arteninventars die wichtigste fenbar das Fehlen einiger natürlicher Feinde und Konkur- Voraussetzung. renten zugute. Als Bruthabitate für eine Reihe von Küstenvögeln sind die In den vegetationsarmen und schlammigen Röten ist Salzwiesen schon lange im Blickfeld des Naturschutzes ge- die Nahrungsuche für die Watvogelarten gegenüber dich- wesen. HOLZ (1982) teilt diese Vögel in zwei ökologische terer Vegetation erleichtert. In ihnen und in den schlam- Gruppen: Arten die ihre Nahrung auf dem Salzgrasland migen Teilen der Priele suchen sie daher bevorzugt Nah- suchen (wie die Limikolen) und andere Arten, die dieses rung. Habitat „nur“ als günstigen, weil vor Prädatoren weitge- Für flugunfähige terrestrische Tierarten stellen die Salz- hend gesicherten Brutplatz beanspruchen. Der Nahrungser- weiden durch die Überflutungen und den erhöhten Salzge- werb der zweiten Gruppe vollzieht sich überwiegend in an- halt in zweierlei Hinsicht extreme Lebensräume dar. Einige deren Biotoptypen. Da sie im Salzweideland keine Arten können ständig hier existieren, während andere nach Nahrungsreviere beanspruchen müssen, brüten sie, wie die für sie katastrophalen Ereignissen wie Überflutungen wie- Möwenartigen, oft in Kolonien oder, wie die Entenvögel, der neu aus benachbarten Biotopen einwandern. Auf diesen oft in gro§er Dichte in den dichteren Vegetationstypen. relativ artenarmen, extremen Standorten können dann aber Beide Gruppen bevorzugen wegen der Sicherheit vor Prä- einzelne Arten ihre Abundanz-Maxima erreichen, weil we- datoren Inseln (ãVogelinseln“), wo sie durch ihre große nig Konkurrenz besteht. Häufig sind es Spezialisten, die Anzahl und den erheblichen Nährstoffeintrag die Vegeta- nur in diesen Küstenbiotopen leben können. Zu ihnen zäh- tion entscheidend beeinflussen können. len z. B. die Laufkäfer Bembidion pusillum, Bembidion ae- Die typisch ausgeprägte Salzweide stellt für diese Arten neum, Bembidion fumigatum, Dyschirius salinus und Di- meist nicht den optimalen Brutplatz dar. Für Seeschwalben cheirotrichus gustavii (MÜLLER-MOTZFELD 1994) oder und Säbelschnäbler ist die Vegetation schon zu dicht, so die Schmetterlingsart Phalonidia vectisana, deren Raupe dass diese Arten meist auf Sandpionierfluren der Sandha- nur auf Dreizack-Arten (Triglochin spec.) frisst. In den ken oder anthropogenen Aufschüttungen (Spülfelder, Dei- Blütenköpfen der Grasnelke Armeria maritima leben die che) nisten. Für die Entenvögel wiederum ist sie zu offen. Raupen des Wicklers Lobesia littoralis (RL-BRANDEN- Sie nisten verborgen in dichterer Vegetation. BURG 1) (FINKE & SCHNELL 1994). Für die Vögel dieser beiden Gruppen ist lediglich die Als weitere bemerkenswerte Insektenarten sind auf den Struktur der Vegetation des Brutplatzes von Bedeutung, Salzweiden im Nationalpark Vorpommersche Boddenland- nicht deren Artenzusammensetzung. Sie sind demnach ur-

80 sprünglich keine eigentlichen Salzweidebewohner. und eventuell eindringendes Schilf zurückzuhalten, ist sehr Typische Vögel der Salzweide sind die sogenannten Wie- fraglich. MACHATZI & RISTOW (1994) prognostizieren, senlimikolen Kiebitz, Alpenstrandläufer, Kampfläufer, dass sich auf der Insel Heuwiese am Rande der Röten Rotschenkel und Uferschnepfe, hier im Nationalpark auch kleinflächig Straußgras-Flutrasen durch das Abfressen er- Austernfischer, Lachmöwe, Fluss- und Brandseeschwalbe. halten können. Auch wenn ihre Neststandorte nicht immer im Juncetum gerardii liegen, so brüten sie im Nationalpark Vorpommer- sche Boddenlandschaft doch überwiegend im Vegetations- 4.2.4 Kleingewässer und Gräben komplex der Salzweide. Die übrigen Grasländer sind meist durch Melioration verarmt (vgl. Kap. IV 4.3.2.2). Die sich Au§er den angesprochenen Kolken im Salzgrasland, den beim Ausbleiben der Bewirtschaftung einstellenden natür- temporären Gewässern in den Bruchwäldern und in den lichen Salzgrasländer sind für diese Vogelarten meist zu Söllen der westrügenschen Moränenlandschaft existieren kleinflächig und zu hochwüchsig. im Nationalpark nur anthropogene Kleingewässer. Neben Der Vergleich zwischen der großflächig intakten Salzwei- Torf- und Erdausstichen sind es vor allem die Gräben, die de des Kirr mit ausgedehntem natürlichem Prielsystem eine größere Rolle spielen. und der Barther Oie mit gestörtem hydrologischen Sys- Das Wasser der Gräben in den eingedeichten und bewirt- tem, ausgedehnten Queckenbeständen und größeren Rö- schafteten Flächen entspricht im Wesentlichen dem Bod- ten zeigt, dass die Insel Kirr von diesen Arten dichter be- denwasser. In diesem Brackwasserbereich können generell siedelt wird: nur wenig Organismenarten existieren. In diesen Kleinge- wässern kommt noch dazu, dass die abiotischen Faktoren wie Temperatur, Sauerstoffgehalt und Nährstoffgehalte durch die Kleinheit stärker schwanken. Da diese Gräben häufig entkrautet werden, enthalten sie meist nur gering ausgebildete Vegetation. In den Gräben

1993 Kiebitz Alpenstrand- läufer Rotschenkel Uferschnepfe Kampfläufer der Sundischen Wiese existierten nur schwach entwickelte Kirr 23,6/km2 6,1/km2 30,6/km2 22,2/km2 4,2/km2 Bestände von Kammförmigem Laichkraut Potamogeton Oie 9,4/km2 - 11,8/km2 11,8/km2 5,8/km2 pectinatus. Nur an den durch Zäune vor Beweidung ge- schützten Grabenrändern kann sich Schilf (Phragmites Nur der Kampfläufer kommt auf der Oie in größeren Dich- australis) etablieren (GÜNTHER 1994, PAULSON & ten als auf dem Kirr vor. Er bevorzugt wie die Uferschnep- RASKIN 1994b) fe und der Rotschenkel wegen der besseren Deckung als In den binnendeichs gelegenen Gräben bei Freesenort fan- Brutstandort die höhere Vegetation der Quecken-Salzweide den MACHATZI & RISTOW (1994) den gefährdeten (JESCHKE 1982). Er ist jedoch mit seinem relativ kurzen Brackwasser-Hahnenfu§ (Ranunculus baudotii). Schnabel weniger an das Stochern im Schlick der Priele als Die individuenreichsten Tiergruppen in diesen Gräben an das Aufpicken in den Röten angepasst. Dieses Habitat sind die Zuckmücken (Chironomidae), Ringelwürmer ist auf der Barther Oie in größeren Anteilen vorhanden. In (Oligochaeta) und Kriebelmücken (Ceratopogonida) den Prielen sitzen wegen der besseren Sauerstoffversor- (GÜNTHER 1994). Ferner finden sich im Allgemeinen gung die Nahrungstiere tiefer als in den Röten, wo schon in Arten, die aufgrund gro§er Toleranz gegenüber ungünsti- wenigen Millimetern Tiefe der anoxische Bereich beginnt. gen abiotischen Faktoren weit verbreitet sind. Ein häufi- Der Kiebitz stochert nicht, sondern liest seine Nahrung nur ger Bewohner der brackwasserführenden Gräben ist die von der Oberfläche auf. Für ihn sind Flächen mit einer Ve- Larve der Stechmücke Aedes detritus. Sie ist eine Art der getationshöhe über ca. 10 cm, damit alle Queckenareale, offenen Landschaft, deren Larven nur in salzhaltigem für die Nahrungssuche nicht mehr nutzbar. Auf der Barther Wasser aufwachsen können. Da diese Art mehrere Oie sind die geeigneten Flächen in kleineren Anteilen vor- Sommergenerationen entwickeln kann und die brackwas- handen. serführenden Gräben, im Gegensatz zu den meisten Typische Singvögel der Salzweiden und des Feuchtgrün- Süßwasserkleingewässern, auch im Hochsommer Wasser landes sind die Schafstelze (Motacilla flava) und der Wie- führen, gehört diese Art zu den häufigsten Stechmücken senpieper (Anthus pratensis) sowie die Feldlerche (Alauda der Ostseeküstenregion (MOHRIG 1969). Bemerkens- arvensis). wert ist das Vorkommen der seltenen Gelbrandkäferart Herbivore Vögel, wie die Gänse und die Pfeifente (Anas Dytiscus circumflexus (RL-SH 3) (STÖCKEL et al. 1993, penelope), weiden ganzjährig auf den Salzweiden. Auf- GÜNTHER 1994). grund der natürlichen Düngung durch die Überflutungen In den weniger salzhaltigen bis Süßwasser führenden tragen die Salzweiden eiwei§reiches Gras, das von den Gräben stellt sich bei ausreichender Besonnung Süßwas- Gänsen bevorzugt wird. Ob die Beweidung durch herbivo- servegetation ein. Im Nationalpark ist das Wasser meist re Vögel lokal ausreicht, Salzweidevegetation zu erhalten moorig, d. h. kalkarm und huminsäurereich. Viele dieser

81 Gräben trocknen im Sommer aus. Tausendblatt (Myrio- 4.2.5 Brack- und Süßwasserseen phyllum alternifolium), Wasserstern (Callitriche spec) und Wasserhahnenfu§ (Ranunculus aquatilis) sind die Durch küstendynamische Prozesse an der Ostseeküste oder häufigsten Wasserpflanzen der Süßwassergräben. Im Ra- Verlandungen an den Boddenufern sind eine Vielzahl kleiner lower Holz wächst in den Gräben der Haarblättrige Was- Seen entstanden. Aufgrund ihrer Entstehung aus Buchten der serhahnenfu§ (Ranunculus trichophyllus, RL 2). Ostsee oder der Bodden waren sie zu Beginn ihrer Entste- Im Allgemeinen sind die vegetationsreichen Gräben ar- hung mit Brackwasser gefüllt. Der Salzgehalt der abge- tenreicher als die vegetationsarmen. In häufig geräumten schnittenen Seen vermindert sich im Laufe der Zeit durch die Gräben können sich nur vermehrungsstarke und ausbrei- Verdünnung mit Niederschlagswasser. Die Seen, die jedoch tungsfähige Pionierbesiedler halten. Das Gros der Ge- im Überflutungsbereich bleiben, werden aperiodisch immer wässerorganismen, besonders Arten mit mehrjähriger Ent- wieder mit Brackwasser gefüllt. Erst beim dauerhaften Aus- wicklung, wie Libellenlarven oder Muscheln, werden schluss von Überflutungen süßen die Seen vollständig aus. verdrängt (DAHL & HULLEN 1989). In ihnen entwickelt sich zunächst eine reichhaltige Unter- In fast allen besonnten und vegetationsreichen Gräben wasservegetation aus Characeen und Laichkräutern. Da halten sich Grünfrösche (Rana kl. esculenta) auf (RÜHLE diese Seen meistens flach sind, bildet sich in ihnen ein 1992a). breiter Gürtel aus Schwimmblattpflanzen aus. Charakte- Bei Beschattung im Wald bleiben die Gräben vegetations- ristische Pflanzenarten sind die Seerose (Nymphea alba), frei. Die dort vorhandenen Tiere, wie Wasserassel (Asel- die Teichrose (Nuphar luteum), der Wasserschlauch (Utri- lus aquaticus), Posthornschnecke (Planorbarius corneus), cularia vulgaris, RL 3) und der Froschbiss (Hydrochoeris Eintags- und Köcherfliegenlarven (Ephemeroptera, Tri- morsus-ranae, RL 3). choptera), Stechmückenlarven (Culicidae) sowie die Die ehemaligen Strandseen sind aufgrund ihrer Entste- Steinfliegenlarve (Nemoura spec.), leben vom Detritus hung abflusslos und wirken daher als Sediment- und aus abgefallenen Blättern oder räuberisch, wie einige Kä- Nährstoffsenken in der Landschaft. Mit zunehmender Eu- ferlarven. Die i. d. R. 6 m breiten Fahrtrassen für Graben- trophierung bildet sich verstärkt landwärts anschließend räumgerät, die vielfach die Waldgräben begleiten, haben ein Röhrichtgürtel aus Schilf (Phragmites australis) und zur Folge, dass die Gräben stärker vom Licht erreicht Rohrkolben (Typha latifolia und T. angustifolia). In die- werden. Dieser verstärkte Lichtgenuss hat verstärktes sem Stadium beschleunigt sich die Verlandung durch die Pflanzenwachstum im Graben zur Folge. Akkumulation von Schilftorfen. FUKAREK (1961) legt STÖCKEL et al. (1993) fanden in diesen Gräben eine am Beispiel des Sandkrüsees dar, dass die Verlandung zu- Reihe spezialisierter azidotoleranter und tyrphophiler erst langsam, nach Ausbildung eines starken Röhrichts je- Wasserkäferarten. Diese Arten sind typisch für Moorge- doch sehr schnell voranschritt. Stellenweise ist das Röh- wässer. Die Gräben stellen heute nach der Trockenlegung richt auch von den gro§en Bulten der Steifsegge (Carex der meisten Moorflächen Rückzugsgebiete für Teile der elata) geprägt. Hier findet sich auch die Binsenschneide Moorfauna dar. Diese Funktion können sie jedoch nur er- Cladium mariscus. füllen, wenn sie nicht austrocknen. Auf die Röhrichtstadien folgt relativ rasch die Entwick- In vollgelaufenen Erdausstichen befindet sich im Prinzip lung des Bruchwaldes. die gleiche Lebensgemeinschaft wie in den Gräben. Da Diese Verlandungsreihen sind im Dar§wald am Beispiel hier aber normalerweise nicht geräumt wird, entwickelt des Norderbramhakensees, Brandsees, Schmalreffsees sich in ihnen eine reichhaltigere Verlandungsvegetation und Langsees in geradezu klassischer Weise erhalten. Auf als in den Gräben. Sie bietet dem Zwergtaucher (Tachy- Hiddensee sind in ähnlicher Weise der Achterwischensee baptus ruficollis) Nahrungs- und Brutraum. und der Dunt verlandet, nachdem dort die Intensität der In diesen Kleingewässern laichen Erdkröten (Bufo bufo), Beweidung nachgelassen hatte. Knoblauchkröten (Pelobates fuscus, RL 3), Grasfrosch Am Beispiel des Lychensees und des Wiecker Sees ist zu (Rana temporaria, RL 3), Moorfrosch (Rana arvalis, erkennen, wie durch Beweidung die Entwicklung eines RL 3, RL-D 3) und Springfrosch (Rana dalmatina, RL 1, Röhrichts gehemmt und damit die Verlandung der Seen RL-D 2)) sowie Teichmolche (Triturus vulgaris) (RÜHLE verhindert wird. 1992a). Neben Erdkröten (Bufo bufo), Grünfröschen (Rana kl. es- Natürlichen Ursprungs, aber ansonsten im Wesentlichen culenta und R. lessonae), Teich- (Triturus vulgaris) und vergleichbar mit den Erdausstichen, sind die typischen Kammolchen (T. cristatus, RL 2, RL-D 2) wachsen in den Kleingewässer der Moränenlandschaft Westrügens, die Söl- verlandenden Seen des Dar§waldes au§ergewöhnlich star- le. Im Bereich Dreschvitz/Ralow wurden von STODIAN ke Populationen des Laubfrosches (Hyla arborea, RL 3, (1992) die Kleingewässer erfasst. Im diesem Teil des Natio- RL-D 2) auf. Die breiten Verlandungszonen bieten den nalparks befanden sich 29 derartige Biotope. Davon waren Kaulquappen optimale Aufwachsbedingungen und die 5 trockengelegt und 5 vermüllt. Durch landwirtschaftliche schilf- und gehölzbestandenen (und damit windstillen) Tätigkeit stark eingeengt waren 4 dieser Kleingewässer. Ufer sind ein ideales Laubfroschhabitat.

82 Der Kreuzkröten- (Bufo calamita, RL 2) und der Kno- Die Unterhaltung der Gewässer zweiter Ordnung gemäß § blauchkrötenlaich (Pelobates fuscus, RL 3) können relativ 48 Landeswassergesetz obliegt nach ¤ 63 Landeswasserge- brackiges Wasser ertragen. Beide Arten kommen daher in setz den nach dem Gesetz über wasserrechtliche und was- den Gewässern der Strandwall- und Dünenbereiche vor. serverbandsrechtliche Regelungen (WWVRG) gegründe- Die Knoblauchkröte laicht in den größeren und stetig ten Unterhaltungsverbänden. Dazu gehören auch der Wasser führenden Strandseen, während die Kreuzkröte Betrieb und die Unterhaltung der übrigen Deiche und an- speziell an kleine, flache und temporäre Gewässer ange- derer Anlagen zur Sicherung des Hochwasserabflusses ge- passt ist. Sie laicht in kleinen Vertiefungen der Dünentä- mäß § 73 (1) Nr. 2 Landeswassergesetz. ler, die im Laufe des Sommers austrocknen. Für die verschiedenen Teilbereiche des Nationalparks sind Als adulte Tiere bevorzugen beide Arten Gebiete mit lo- drei Wasser- und Bodenverbände zuständig. Im Bereich ckerem, sandigem Boden mit eher schütterer Vegetation. Dar§-Zingst und westliche Boddenkette ist der Wasser- Sie sind typische Arten von Lebensräumen mit hoher geo- und Bodenverband -Boddenkette (Sitz: Ribnitz) logischer Dynamik. Im Binnenland sind diese Arten heu- zuständig. Die südliche Boddenküste bis Parow wird vom te, nach der Regulierung fast aller Flüsse, auf anthropoge- Wasser- und Bodenverband Barthe/Küste (Sitz: Stralsund) ne Biotope wie sandige Äcker mit Teichen in der Nähe betreut. Der Wasser- und Bodenverband Rügen (Sitz: Te- oder Kiesgruben angewiesen. Die Höftlandgebiete im Na- schenhagen) unterhält alle Gewässer der Inseln Rügen, tionalpark sind seltene Beispiele für den natürlichen Le- Hiddensee und Ummanz. bensraum dieser Arten. Zwangsmitglieder der Wasser- und Bodenverbände sind al- Die Verlandungsufer der Seen bieten Lebensraum für Rot- le Eigentümer der nicht grundsteuerpflichtigen Grundstü- halstaucher Podiceps grisegena und Zwergtaucher Tachy- cke und die Gemeinden. Die Mitgliedsbeiträge berechnen baptus ruficollis. Die Strandseen am Dar§er Ort, besonders sich nach der Größe des Flächenbesitzes. der Libbertsee und der Bernsteinsee, werden von Reiher- enten, Tafelenten, Pfeifenten und anderen Entenarten in gro§er Zahl als Ruheplatz genutzt. Die Nahrungsgebiete 4.3.2 Baulich-technische Einrichtungen dieser Vögel befinden sich oftmals im Bereich der Wind- watten und Flachwasserzonen des Dar§er Ortes, die Strand- 4.3.2.1 Küstenschutz seen bieten dagegen wind- und abdriftgeschütze Ruheplätze sowie süßeres Wasser zur Gefiederpflege und zum Trinken. Das vorhandene Deichsystem ist eine zusammenhängende Einheit. Daher kann die Fläche des Nationalparks nicht isoliert von ihren benachbarten Flächen betrachtet werden. 4.3 Wasserwirtschaft und Küstenschutz Im Nationalpark und seinem Umfeld (von Ahrenshoop bis Dranske) gehören 80,5 km Landesschutzdeiche und 29,6 km Die Landschaftsgeschichte der Nationalparkregion ist ma§- Hochwasserschutzdünen, 26 km Buhnensysteme, 2,9 km geblich geprägt durch die Bemühungen, mit wasserwirt- Deckwerke, 3,36 km Steinwälle und 34,2 km (307,2 ha) schaftlichen Methoden den Raum besser nutzen zu können Wald als biologische Küstenschutzmaßnahme zum Küsten- (HOLZ 1991, ILN 1992, FISCHER & WIEMERS 1994), schutzsystem (GENERALPLAN KÜSTE 1994). denn in den meisten Flächen steht das Grundwasser ober- Der boddenseitige Deich von Pramort bis Zingst-Riegeldeich flächennah an (REINSCH 1995). Ost (KKm 220, 200 - 240, 200) ist im Generalplan Küste als Küstenschutzdeich (Landesschutzdeich) aufgeführt (und in obiger Statistik enthalten). Gegenwärtig gibt es aktuelle Pla- 4.3.1 Organisation der Wasserwirtschaft nungen des Küstenschutzes zum Sturmflutschutz (SFS) Ost- und des Küstenschutzes zingst und zur Renaturierung der Sundischen Wiese. Durch den Wasser- und Bodenverband Recknitz-Boddenkette wer- Die Gewässer erster Ordnung gemäß § 48 Landeswasser- den die Deiche an der Werre, um die Wiecker Bucht und teil- gesetz sind Gewässer im Eigentum des Landes oder des weise um die Halbinsel Michaelsdorf sowie teilweise um den Bundes. Die Unterhaltung obliegt nach ¤ 63 (1) diesen Ei- Prerowstrom unterhalten. Diese Deiche schützen land- und gentümern. Zuständig für den Bau und die Unterhaltung forstwirtschaftliche Flächen vor Hochwasser. von Landes- und Küstenschutzdeichen ist nach § 83 (1) Grundprinzip des Systems der Hochwassersicherung ist die Landeswassergesetz das Land M-V. möglichst dicht geschlossene Deichlinie an der Außenküs- Die Aufgaben der Eigentümer nimmt für den Bund im Na- te. Öffnungen in diesem System waren die Seegatts (z. B. tionalpark Vorpommersche Boddenlandschaft die Wasser- Prerowstrom, Straminke) und sind die bis heute offenen und Schifffahrtsdirektion Nord des Bundes (Wasser- und Verbindungen zur Ostsee Gellenstrom/Barhöfter Rinne, Schifffahrtsamt Stralsund) und für das Land Mecklenburg- Strelasund und Libben. In die Dar§-Zingster Boddenkette Vorpommern das Staatliche Amt für Umwelt und Natur einströmendes Wasser muss darüber hinaus den Engpass (StAUN) Stralsund wahr. des Meiningenstromes passieren. Bei hohen Wasserständen

83 strömt zwar auch Wasser zwischen den Werderinseln von Das Ausma§ der Verzögerung der Flutwelle ist abhängig der Ostsee in die Darß-Zingster Boddengewässer, jedoch von der Durchflusskapazität der Öffnungen im System und sind diese Mengen geringer. dem Volumen der aufzufüllenden Bodden. Weitere unkon- Weil die bestehenden Durchlässe aufgrund ihrer Enge nur trollierbare Öffnungen, z. B. Durchbrüche durch die Halb- eine begrenzte Wassermenge pro Zeiteinheit durchlassen, insel Zingst (ZIELKE & STÜCKRAD 1995) oder Erweite- folgt der Wasserspiegel in der Dar§-Zingster Boddenkette rungen der Fahrrinnen sollten aus Küstenschutzsicht nur verzögert dem Ostseewasserspiegel. Da meteorolo- vermieden werden. Vergrößerungen des Flutraumes der gisch bedingte Hochwasser (Sturmfluten) nur begrenzte Bodden, z. B. durch Zurücknahme der Deichlinie, hätten Zeit andauern, kann an der Boddenküste, im Vergleich zur einen geringfügig hochwassersenkenden Effekt. Außenküste, von deutlich niedrigeren maximalen Höchst- wasserständen ausgegangen werden. Das maximal zu er- wartende Hochwasser, der Bemessungswasserstand, be- 4.3.2.2. Wasserwirtschaft und Melioration trägt z. B. bei Prerow an der Ostseeküste 2,70 m, am Prerowstrom jedoch nur 1,80 m. Weitere Bemessungswas- Obwohl auch in früheren Jahren Gräben zur Entwässerung serstände (m über NN) betragen nach GENERALPLAN von Teilen der landwirtschaftlichen und forstwirtschaft- KÜSTE (1994) für Born und Michaelsdorf 1,65 m, Wieck lichen Nutzflächen angelegt wurden (vgl. HOLZ 1991, 1,85 m, Zingst (Außenküste) 2,70 m, Zingst (Boddenufer) ILN. 1992, PURPS 1993, REINSCH 1995), ist das heutige 2,05 m und Pramort 2,30 m. Meliorationssystem weitgehend das Ergebnis der Kom- Die westrügenschen Bodden stehen mit der Ostsee über den plexmeliorationen der 60er und 70er Jahre. Gellenstrom/Barhöfter Rinne, den Strelasund und den Lib- Von der Melioration wurden die Küstenüberflutungsmoore ben in weitaus engerer Beziehung. Daher sind dort die Be- der Rückseitenniederungen der Sandhaken und Nehrungen messungswasserstände so hoch oder nur wenig niedriger als sowie Rinnenböden erfasst. Diese Flächen liegen mit im an der Außenküste. Die Bemessungswasserstände (m über Mittel 0,25 - 1 m über NN nur geringfügig über dem Mee- NN) betragen dort nach GENERALPLAN KÜSTE (1994) resspiegel. für Neuendorf und Kloster/Hiddensee (Ostsee- und Bodden- Wichtigstes Ziel dieser Meliorationen war es, den Wasser- seite) 2,50 m, Ummanz 2,55 m, Lieschow 2,60 m, Barhöft haushalt auf großen Flächen vollständig kontrollieren zu 2,70 m. können und auf diesen Flächen mit moderner Großtechnik

Tab. 7: Deiche im und im Umfeld des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft

Landesschutzdeiche an Küstengewässern Deiche in Zuständigkeit der WBV Nr. Länge Bezeichnung Nr. Länge Bezeichnung 1 2.075 m Ahrenshoop A 5.500 m Werre 2 12.000 m Prerow/Hohe Düne Sundische Wiese B 3.400 m Michaelsdorf 3 1.800 m Prerow (alter) C 10.000 m Bliesenrade bis Krabbenort 4 3.845 m Prerow (landeinwärts) D 10.200 m Prerowstrom Ð Ost Riegeldeich 5 2.300 m Riegeldeich West E 4.800 m Leuschenort Ð Barther Bodden 6 1.200 m Riegeldeich Ost F 4.000 m Kinnbackenhagen 7 2.125 m Pramort Ost G 1.500 m Barhöft 8 20.300 m Pramort-Zingst bis West H 7.850 m Neuendorfer Kate - Bessin 9 5.000 m Sundische Wiese bis Pramort (Ostsee) I 375 m Liebitz 10 3.860 m Michaelsdorf Neuendorf J 1.125 m Ralow 11 440 m Grieben K 375 m Nördl. Landower Wedde 12 2.160 m Kloster L 250 m Lüßvitz 13 1.795 m Vitte M 370 m Waase 14 1.450 m Neuendorf N 2.125 m Tankow 15 12.377 m Ummanz O 625 m nördlich 16 530 m Varbelvitz P 5.100 m Streu/Udarser Wiek 17 5.792 m Lieschow Q 2.200 m Öhe R 2.500 m Bug Summe 79.049 m 62.295 m Quelle: Nationalparkamt 2002 nach Angaben des STAUN Stralsund und des WBV

84 und gezieltem Einsatz von mineralischem Dünger und Die Auswirkungen der Reliefmelioration auf die Böden Pflanzenbehandlungsmitteln Höchsterträge zu ernten. waren dramatisch: Die gewachsene Bodenschichtung wur- Während der winterlichen Vegetationsruhe versuchte man de vollständig zerstört. Große Teile des Humus wurden in durch Abpumpen den Wasserstand auf 0,5 - 0,7 m unter den Fäulnisbereich des Bodens verbracht. Durch Minerali- Gelände abzusenken, während man im Sommer versuchte sation der Torfe ist es zu Bodensackungen gekommen. Die ihn auf 0,3 m unter Flur anzuheben. Dieser Einstaueffekt meisten der ohnehin sehr niedrig liegenden Flächen liegen ist jedoch nur im Randbereich der Gräben wirksam daher heute tiefer als vor der Melioration. Bodenbearbei- (DAHMS & BOHNE 1994). Nicht selten sank der Grund- tung und Begüllung der Flächen haben partiell erhebliche wasserspiegel auf mehr als 1 m unter Gelände ab (HOLZ Bodenverdichtungen ausgelöst. Die Folgen sind Stau- und 1991), was Ertragseinbu§en durch Trockenschäden zur Haftnässe, eine Verringerung des vertikalen und horizonta- Folge hatte. Dieser Effekt ist auch heute noch zu beobach- len Wasseraustausches sowie zunehmende Differenzierung ten. Bei Evaporationsüberschuss sinkt der Grundwasser- in extrem feuchte und extrem trockene Flächenanteile spiegel bis zu 110 cm unter NN. Dieses Absinken ist durch (s. o.) (HOLZ 1991). erhöhte Grabenwasserstände nicht zu verhindern. Bei posi- Weitere Ma§nahmen im Rahmen der Melioration waren tiver klimatischer Wasserbilanz treten keine hohen Wasser- die Anlage von Wirtschaftswegen, Betonplattenstra§en und stände auf, weil die Entwässerung durch das Grabensystem von Flurgehölzen als Windschutzpflanzungen. funktioniert (DAHMS 1994, BOHNE 1994). Auch im Dar§- und Osterwald wurde, besonders nach den Mit dem Neu- oder Ausbau der landwirtschaftlichen großflächigen Windwürfen von 1967, das Entwässerungs- Deiche wurde ein Grabensystem geschaffen, das über system ausgebaut (KLITZING 1992). Die ehemals frei in Pumpstationen in der Lage war, unabhängig vom Au§en- die Boddengewässer auslaufenden Waldgräben wurden bis wasserstand Wasser aus den Flächen zu entfernen oder 1973 an das Entwässerungssystem der landwirtschaftlichen hineinzupumpen. Die Gräben sind so groß dimensioniert, Flächen angeschlossen und ca. 80 % des überschüssigen dass sich das Grabensystem, z. B. in der Sundischen Wie- Niederschlagswassers wurde abgepumpt. Ein letzter Frei- se, nahezu gefällefrei leert und füllt (DAHMS 1994). auslauf existiert bei Bliesenrade. Während noch vor einigen Jahren die Krautung der Gräben Versuche eine künstliche Vorflut mit Auslaufanlagen und mit Herbiziden durchgeführt wurde, ist heute nach Anga- Rückstauklappen in die Ostsee zu gewährleisten, scheiter- ben der Wasserbehörde des Kreises Nordvorpommern zur ten am Westdarß am raschen Küstenrückversatz. Pflege der Gewässer außerhalb des Waldes eine mechani- Auf der Halbinsel Zingst kam es dabei zu Konflikten zwi- sche Krautung im Zeitraum vom 01.08. - 15.12. vorgese- schen gegensätzlichen Interessen des Landwirtschafts- und hen. Grundräumungen von Gräben in landwirtschaftlich des Forstbetriebes. Letzterem gingen die Wasserabsenkun- genutzten Flächen sollen nach Bedarf etwa alle 5 Jahre er- gen zu weit (KLITZING 1991). folgen; im Forstbereich auf Anfrage. Die Entwässerung der Ortslagen ist teilweise an dieses Me- Der Energieverbrauch der Pumpwerke des Ostzingst betrug liorationssystem angeschlossen. Unter diesen Bedingungen im Mittel der 80er Jahre 102.000 KWh/Jahr (v. KLITZING sind stellenweise auch in den tiefer liegenden Bereichen 1991). der Ortschaften Bauten entstanden, die bei einer Einstel- In Gewässer des Nationalparks entwässern 42 Schöpfwer- lung der Entwässerung Schaden nehmen könnten. ke, d. h. für 42 Schöpfwerke wirkt der Nationalpark als Im Ergebnis der forstlichen Standortkartierung wurde fest- Vorflutraum. Ausschlie§lich im Nationalpark gelegene gestellt, dass alle großen Moorflächen des Vor- und Altdar- Landflächen entwässern davon 7 Schöpfwerke, 10 betref- ßes, des Zingstes und des Neudarßes, östlich der Wasser- fen sowohl Nationalpark- als auch andere Flächen. scheide am k-Gestell eine z. T. starke Entwässerung Je nach Aufgabe und Alter der Schöpfwerke besitzen sie aufweisen. Die Torfkörper sind zum größten Teil stark ver- unterschiedliche Leistungen, die von 600 bis über 3.000 erdet und in sich zusammengesackt. Als natürliche, unge- m3/h reichen. störte Moore sind nur noch wenige Moore in den Riegen Weiterer wichtiger Bestandteil der Komplexmelioration des Neudar§es, westlich des k-Gestells, anzusehen (Lan- war die Reliefmelioration. Dazu wurde 30 bis 120 cm tief, desforstverwaltung M-V 1996). Die erwähnten Entwässe- je nach Mächtigkeit der Torfauflage, gepflügt, um den rungsfolgen werden neben der Veränderungen der Moor- Rohhumus mit dem darunterliegenden Boden zu mischen böden auch durch die aktuelle Vegetation widergespiegelt. und grundwasserstauende Schichten (z. B. Raseneisenstein Durch Installation von Stauanlagen an den Waldrändern und Schlickschichten) zu durchbrechen. Danach wurden werden die Abflussverluste im Wald verringert und das die Flächen planiert, damit der Grundwasserstand auf der Aufhalten weiterer Torfzehrung in den Mooren angestrebt. ganzen Fläche einheitlich war und diese somit mit großem Begleitend dazu wurde ein Monitoring begonnen, womit Gerät einheitlich bewirtschaftet werden konnte. Dabei wur- die Auswirkungen der Ma§nahmen und der aktuelle Zu- den Dünenzüge ganzflächig einplaniert. In der Sundischen stand der Moore belegt werden können. Wiese sind au§erdem Tausende von Bombentrichtern auf- Zur Beobachtung der Grund-, Graben- und Moorwasser- gefüllt worden (HOLZ 1991, ILN. 1992). stände wurden zahlreiche Pegel gesetzt, die 14-tägig abge-

85 lesen werden (Landesforstverwaltung M-V. Erläuterungen lung von Abwasser ist nur beschränkt zugelassen. Das glei- zur Standortskarte Nationalparkamt Vorpommersche Bod- che gilt für Grundwasserabsenkungen, Düngertransport denlandschaft. Schwerin. 1996): und -umschlag sowie den Ausbau von Verkehrswegen. In Zone II, die den Altdarß fast vollständig betrifft, sind die Gebiet Grundwasser- Graben- Moorwasser- Beschränkungen erheblich strenger. Unter anderem ist es pegel pegel pegel verboten, Grünland umzubrechen, fließfähige organische Dar§wald 36 15 0 Dünger zu transportieren oder einzusetzen oder Intensiv- Osterwald 6 2 5 obstbau zu betreiben. Auch das Lagern von wassergefähr- Sundische Wiese 32 13 0 lichen Stoffen wie Heizöl ist verboten.

Abb. 18: Trinkwasserschutzgebiete im Darßwald und auf Hiddensee

Legende:

Trinkwasserschutzzone II

Trinkwasserschutzzone III

Brunnen

Quelle: Landkreis Nordvorpommern und Landkreis Rügen (Untere Wasserbehörden)

4.3.3 Trinkwasserschutzgebiete Die Ausweisung der Trinkwasserschutzgebiete erfolgte und -förderung nach dem Wassergesetz der DDR. Die darin geltenden Ver- bote und Nutzungsbeschränkungen bleiben nach § 136 Im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft befin- Landeswassergesetz in vollem Umfang bestehen. den sich zwei Trinkwasserschutzgebiete. Es handelt sich da- Aus hydrogeologischer Sicht ist eine Überprüfung der bei um große Flächen des Altdar§es und des Dornbuschs. Trinkwasserschutzzonen erforderlich (REINSCH 1995). Die Trinkwasserschutzgebiete sind in Trinkwasserschutz- Drei Wasserfassungen befinden sich im Nationalpark Vor- zonen unterschiedlicher Schutzintensität aufgeteilt, in de- pommersche Boddenlandschaft. nen einige Nutzungsbeschränkungen und Verbote gelten. Die größte Trinkwassergewinnungsanlage ist die Wasser- Unter anderem ist es in der Zone III verboten, agrochemi- fassung bei Peters Kreuz im Dar§wald. Sie wird betrieben sche Rückstände zu deponieren, Erdsilos anzulegen und von der Wasser- und Abwasser GmbH „Boddenland“, Abwasser zu versenken. Die Durchleitung und Verriese- Ribnitz-Damgarten.

86 Aus insgesamt zehn Brunnen wird die zentrale Wasserver- eine gro§e Rolle. In der Nationalparkregion deutet der sorgung der Gemeinden Born, Wieck, Prerow und Zingst Ortsname Vitte auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung gespeist. Außerdem wird über einen doppelten Düker des Heringsfangs hin. Trinkwasser aus Brunnen des Festlandes über Groß Kirr Auch WEHRS (1819) beschreibt die Bedeutung der nach Zingst geleitet. Die dazugehörige Druckerhöhungs- Fischerei, besonders des Heringsfanges, für die Wirt- station hat eine Kapazität von 900 m3 Tag. schaft der Orte. Geräucherte Heringe wurden bis nach Die wasserrechtliche Genehmigung dieser Anlage gestattet Kopenhagen verschifft. Märkte im Binnenland konnten die Entnahme von im Mittel 1.900 m3 im Jahresdurch- mit dem Bau der Eisenbahnlinien stärker erschlossen wer- schnitt. Als maximale Entnahme sind 2.300 m3 im Wo- den. chendurchschnitt kurzzeitig genehmigt. Es erfolgte eine Nach der Gründung der DDR kam es zur Gründung von Modernisierung der Anlage. Fischwirtschafts- und Fischproduktionsgenossenschaften. Die maximalen Fördermengen pro Tag im Sommer betrugen: Diese unternahmen mehrere Versuche, u. a. in der Fisch- 1995 (Juli) 2.471 m3 brutanlage Born, durch Jungfischaufzucht und Besatz die 1996 (Juli) 2.396 m3 Erträge zu steigern. Die Versuche mit Hechtbrutbesatz 1997 (August) 2.318 m3 wurden bis in die 70er Jahre durchgeführt. Zur Steigerung 1998 Ð der Produktion wurden jährlich bis zu 100.000 Karpfen 1999 (Juli) 3.100 m3 ausgesetzt (ANDERS 1988). 2000 (August) 2.680 m3 WINKLER (1988) differenziert die Fangmengen für die 2001 (Juli) 2.800 m3 Dar§-Zingster Boddenkette in die Arten, deren Fangmenge sich vermindert hat - Hecht und Aal - und Arten mit z. T. Im gleichen Trinkwasserschutzgebiet am Nordrand der starker Zunahme wie Zander, Barsch, Blei. Als wichtige Ortslage Born befindet sich eine Wasserfassung der Agrar- Ursache wird die Gewässerbelastung genannt. gesellschaft Zingst mbH & Co KG, die hier eine Eigenver- Nach der politischen und wirtschaftlichen Wende 1990 sorgung aus vier Brunnen betreibt. Die Förderung betrug in änderten sich die Bedingungen für die Küstenfischerei ra- den letzten Jahren von November bis April ca. 220 m3/Tag dikal. Wie in der Landwirtschaft ist ein dramatischer Rück- und von Mai bis Oktober ca. 80 m3/Tag. gang der Beschäftigtenzahl zu verzeichnen. Den Fischerei- Die Wasserfassungen im Dar§ werden ausschlie§lich aus betrieben der engeren Nationalparkregion war auch unter Niederschlag gespeist. Es handelt sich um unabgedeckte den veränderten Voraussetzungen eine Weiterführung ihres Grundwasserleiter, die gegen Verunreinigungen ungeschützt Gewerbes möglich, wobei größere Schwierigkeiten in der sind (REINSCH 1995). Die Förderung erfolgt aus dem un- Vermarktung des Fanges bestehen (IWR 1992). bedeckten Grundwasserleiter in einer Tiefe bis ca. 20 m. Durch Direktvermarktung u. a. an Touristen bestehen in Die Wasserfassung Peters Kreuz senkt den Grundwasser- der Nationalparkregion für die kleinen Fischereibetriebe spiegel im zentralen Bereich des Altdar§es ab. Lokal lassen besondere Chancen. sich Grundwasserabsenkungen bis in eine Tiefe von 5 m In den AGRARBERICHTEN 1994 Ð 2001 des Landes nachweisen. Der Absenkungstrichter hat einen Durchmesser Mecklenburg-Vorpommern sind zum Thema Kleine Hoch- von ca. 1.000 - 1.200 m. Die unterirdische Grundwasser- see- und Küstenfischerei umfangreiche Informationen zu scheide ist um mehrere hundert Meter nach Süden verlagert. Fischereiressourcen, Fischereiunternehmen und deren För- Fehlt der Zufluss von Niederschlagswasser, strömt Salzwas- derung, Anlandungen und Erlöse sowie zur wirtschaft- ser aus der Ostsee allmählich nach (REINSCH 1995). lichen Lage der Fischerei dargelegt. Auf Hiddensee, im Norden der Insel, fördert die SHW Die Ausübung der Fischerei ist durch die Fischereigesetz- Hölter GmbH Trinkwasser zur Versorgung der Insel Hid- gebung des Landes Mecklenburg-Vorpommern geregelt. densee. Die genehmigte Menge beträgt 620 m3/Tag. Insbesondere gilt für das Gebiet des Nationalparks Vor- Das dort geförderte Grundwasser stammt aus dem bedeck- pommersche Boddenlandschaft die Verordnung über die ten zweiten Grundwasserleiter. Ausübung der Fischerei im Nationalpark Vorpommersche Am Rande des Nationalparks, in Barhöft, befindet sich ei- Boddenlandschaft vom 25.06.1998 sowie die Verordnung ne Wasserfassung, deren genehmigte Fördermenge 200 zur Änderung von Fischereivorschriften vom 15.06.2000. m3/Tag beträgt.

4.4.1 Berufsfischerei 4.4 Fischerei Im Hauptgewerbe der Kleinen Hochsee- und Küstenfi- Die Fischfauna der Boddengewässer und der Ostsee wurde schrei dominieren Einzelbetriebe, Familienunternehmen vermutlich schon von den ersten Besiedlern der Bodden- und GbR. Der überwiegende Teil ist genossenschaftlich or- landschaft genutzt. ganisiert. Fast alle Unternehmen bzw. Genossenschaften In der Zeit der Hanse spielte der Heringsfang in der Ostsee sind Mitglied in einer der sechs Erzeugerorganisationen,

87 die in der Vereinigung der Erzeugerorganisationen der Kut- für den Frühjahrshering) seit jeher die Heringsfänge. Die ter- und Küstenfischerei Meckenburg-Vorpommern zu- Gesamtanlandungen, Erlöse und Durchschnittspreise der sammengeschlossen sind (AGRARBERICHT M-V 2001). Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei sind dem AGRAR- Die Gewässer des Nationalparks sind neben Teilen der BERICHT M-V 2001 zu entnehmen. Ostsee jeweils Teile der nach ¤ 22 der Verordnung zur Aus- Die vom Erlös her wichtigste Fischart ist in der Darß- übung der Fischerei in den Küstengewässern (KüFO) fest- Zingster Boddenkette der Zander, in den westrügenschen gelegten Fischereibezirke 4 - Strelasund (Kubitzer Bodden), Boddengewässern der Aal. Auch der Barsch hat eine 5 - Hiddensee, Westrügen und westl. Jasmunder Bodden große Bedeutung, vor allem in den westrügenschen Ge- sowie 7 - Dar§er Boddenkette. wässern. Die Ausübung der Fischrerei unterliegt neben den Bestim- Die bedeutendste Fangmethode ist der Einsatz der Kumm- mungen der Nationalparkverordnung der Landesfische- reuse. Reusen dürfen nur mit Erlaubnis der oberen Fi- reigesetzgebung, welche die Verordnung zur Ausübung der schereibehörde aufgestellt werden (§ 11 (1) KüFO). Da- Fischerei im Nationalpark Vorpommersche Boddenland- neben werden Stellnetze verwendet. Nach ¤ 3 (1) der schaft vom 25.6.1998 mit Verordnung zur Änderung der KüFO ist die Art und maximale Anzahl der Fanggeräte in Fischereivorschriften vom 15.6.2000 einschlie§t. den einzelnen Fischereibezirken wie folgt festgelegt: Für die Existenz der Fischereiunternehmen im Bereich des Nationalparks sind vor allem die Erlöse aus dem Fangauf- Bezirk Stellnetze Aalkörbe Haken kommen der fünf Fischarten 4 (Strelasund, Kub.B.) 40.000 m 3.000 10.000 ¥ Hering 5 (Westrügen/Hiddensee) 90.000 m 12.000 40.000 ¥ Dorsch 7 (Dar§er Boddenkette) 52.000 m 2.000 15.000 ¥ Zander ¥ Barsch Nach § 21 (2) FischG darf ein Gewässer höchstens bis zur ¥ Aal Hälfte seiner Breite mit Netzen oder Reusen versperrt wer- wichtig. Mengenmäßig dominieren in den inneren Küsten- den. gewässern (als bedeutsamen Laichgebieten insbesondere Nach § 10 der Küstenfischereiordnung vom 5.10.1994, zu-

Tab. 8: Fangerträge 1992 - 2001, Fangmengen in kg

Fischart Rügensche Boddenkette (Hiddensee, Gro§er und ) 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Aal 50.808 39.184 56.432 34.921 30.292 30.749 28.079 29.301 21.362 18.997 Barsch 204.262 95.069 117.516 90.608 57.653 43.514 59.156 43.201 33.195 31.697 Blei 739 131 3.125 847 1.410 448 976 624 406 1.630 Dorsch 0 1.116 65.524 14.953 141.384 11.532 6.843 28.341 35.039 24.749 Flunder 21.142 18.017 29.138 22.584 24.566 24.445 21.225 20.665 15.671 11.169 Hecht 81.593 100.877 72.949 47.719 29.880 37.800 33.359 43.701 39.150 22.453 Hering 147.216 109.434 339.627 236.413 152.743 294.551 147.978 142.043 77.080 113.398 Hornhecht 5.907 1.946 16.461 4.849 26.035 8.588 7.075 16.807 5.161 3.402 Plötze 67.706 166.534 185.685 88.953 49.374 18.918 58.186 115.206 64.896 182.941 Zander 12.422 10.782 4.597 6.688 6.312 10.546 11.183 10.640 11.504 8.836 Dar§-Zingster Boddenkette 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Aal 9.486 11.988 15.081 11.280 8.834 8.728 8.534 8.696 7.996 6.972 Barsch 48.818 40.137 54.277 19.536 21.875 25.524 19.399 18.728 12.727 7.823 Blei 2.749 4.216 3.716 4.791 4.713 6.263 7.740 5.718 5.521 14.741 Dorsch 25 293 461 1.423 1.075 2.585 1.008 3.131 908 587 Flunder 2.875 6.659 5.930 4.655 7.495 10.680 8.001 11.620 8.256 3.928 Hecht 5.838 3.561 3.990 2.410 3.181 6.246 7.381 6.108 6.443 6.087 Hering 145.404 167.467 172.027 166.246 80.369 114.126 126.729 104.530 95.007 93.045 Hornhecht 1.441 999 1.981 1.311 1.469 1.917 438 334 746 4.002 Plötze 3.383 808 2.096 3.721 1.347 3.225 22.598 39.863 4.766 2.351 Zander 97.273 62.055 84.641 82.883 101.393 67.919 71.233 88.077 65.122 42.08 Quelle: Landesamt f. Fischerei M-V.

88 letzt geändert am 15.6.2000, ist die Fischerei innerhalb der der Gewässerfläche der Schutzzone II regelt sich nach der Drei-Seemeilen-Zone neu gefasst. Innerhalb einer Zone der oben genannten Verordnung zur Ausübung der Fischerei Küstengewässer, deren seewärtige Begrenzung in einem im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft vom Abstand von 3 Seemeilen von der Basislinie verläuft, darf 25. Juni 1998, zuletzt geändert am 15.6.2000. die Fischerei nur mit den Methoden der passiven Fischerei Die durch Sportangler erzielten Fischfangergebnisse sind in- sowie nach Ma§gabe des Abs. 3 auch mit der Besteckzeese folge fehlender schriftlicher Fangnachweise nicht darstellbar. zum Fang von Köderfischen für den Eigenbedarf im Rah- men der Langleinenfischerei ausgeübt werden. Im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft unter- 4.5 Schilfrohrmahd liegt die Besteckzeesenfischerei wie auch die Fischerei in der Schutzzone I einem besonderen Genehmigungsvorbe- Röhrichte sind nach § 20 des Landesnaturschutzgesetzes halt durch das Nationalparkamt Vorpommersche Bodden- M-V geschützte Biotope, deren Zerstörung oder Beeinträch- landschaft. tigung grundsätzlich untersagt ist. Eine Mahd, die zwangs- Zum Schutz der Fischbestände sind auch im Nationalpark läufig die Struktur eines Röhrichtbestandes tiefgreifend ver- gemäß § 16 (1) FischG für das Land Mecklenburg-Vor- ändert, ist immer als potentielle Beeinträchtigung anzu- pommern Fischschonbezirke und Laichschonbezirke sehen. Daher ist für die Mähnutzung der Röhrichte in jedem ausgewiesen. Im Nationalpark bestehen die Jahresschonbe- Einzelfall eine naturschutzrechtliche Befreiung von den Ver- zirke Libben und Bock, in denen ganzjährig jegliche Fi- boten der Nationalparkverordnung notwendig, die im Be- scherei untersagt ist. In den Laichschonbezirken nach ¤ 17 reich des Nationalparks vom Nationalparkamt erteilt werden KüFO ist es u. a. verboten, in der Zeit vom 01. April bis kann und mittels der Richtlinie zur Mahd von Schilfrohr in 31. Mai den Fischfang auszuüben. In § 8 KüFO sind für Röhrichten (Bekanntmachung des Umweltministeriums die verschiedenen Fischarten Schonzeiten festgelegt, in de- M-V vom 21.8.2000) geregelt ist. nen diese Tiere nicht gefangen werden dürfen. Ein gro§er Teil des Schilfrohres wird von mittelständischen Nach § 5 KüFO sind für die verschiedenen Fischarten für Unternehmen geworben, die auch in der Rohrdachdeckerei deren Fang Mindestma§e festgelegt. aktiv sind. Diese Unternehmen haben einen großräumigen Untermaßige Fische und versehentlich während ihrer Schon- Tätigkeitsbereich, so dass die Röhrichte des Nationalparks zeit gefangene Fische müssen nach § 9 KüFO wieder freige- allein den Bedarf nicht decken können. In den Fremdenver- lassen werden. Übersteigt der Anteil dieser Tiere 20 %, ist kehrsgemeinden des Nationalparkgebietes sind Schilfrohr- der Fangplatz zu wechseln oder der Fang abzubrechen. dächer aus Traditionsgründen stark gefragt. Die Schilfrohr- werbung findet im Nationalpark in den Wintermonaten nur noch in der Schutzzone II statt. In der Schutzzone I werden 4.4.2 Sportfischerei und Angelvereine grundsätzlich keine Befreiungen zur Schilfrohrernte mehr erteilt. Die Ausübung der Sportfischerei ist an der ganzen Küste generell nur Inhabern eines Fischereischeines und eines Angelerlaubnisscheines gestattet, s. Tab. 9. 5 Wälder und Waldbehandlung

Tab. 9: Angelerlaubnisausgabe (Angelkarten) 5.1 Lebensräume der Wälder, Gebüsche für die Küstengewässer Mecklenburg- und Sukzessionsflächen Vorpommerns 1995 bis 2000 5.1.1 Wälder Angelkarten 1995 1999 2000 Anzahl Anzahl Anzahl Etwa die Hälfte der Landfläche des Nationalparks ist mit Jahresangelerlaubnis 35.719 48.528 51.646 Wäldern bedeckt. Das größte zusammenhängende Waldge- Wochen-/Monats- biet stellt der Darßwald mit nahezu 5.000 ha Fläche gefolgt angelerlaubnis 7.134 14.613 16.288 vom Osterwald auf dem Zingst mit ca. 800 ha dar. Kleinere Tagesangelerlaubnis 6.867 42.828 49.942 geschlossene Waldgebiete finden sich auf dem Ostzingst, Quelle: AGRARBERICHT M-V (2001) auf der Insel Bock, auf dem Bug, im Südwesten Rügens mit dem Ralower Holz und auf dem Dornbusch/Hiddensee. In fast jeder der an den Nationalpark angrenzenden Gemein- Die Darstellung der Waldökosysteme erfolgt in mehreren den besteht ein Sportfischer- oder Angelverein. Abschnitten: Zunächst werden die von Nadelbäumen be- Nach ¤ 6 (1) Nr. 17 der Nationalparkverordnung ist es im stimmten Wälder besprochen, danach die von Laubbäumen Nationalpark verboten, außerhalb der dafür ausgewiesenen beherrschten Wälder. Ausschlaggebend für die Einordnung Strände zu angeln. Solche Bereiche sind per Allgemeinverfü- in eine der beiden Kategorien ist die dominierende Baum- gung vom 19.11.1996 ausgewiesen worden. Das Angeln auf art in der obersten Kronenschicht. Als dritte Kategorie wer-

89 den Moor- und Bruchwälder dargestellt. Hierunter fallen sonnenexponierten Südseiten, wo die Bodenreifung klein- alle Waldgebiete, wo ein hoch anstehender Grundwasser- klimatisch bedingt langsamer verläuft (vgl. FANTA et al. stand für den Konkurrenzausschluss der Rotbuche (Fagus 1989, ISERMANN 1994). Anfänglich wachsen die jungen sylvatica) sorgt. Auf allen weniger nassen Standorten ist Kiefern nur sehr langsam und vergehen zum Teil wieder. unter den gegenwärtigen Klimaverhältnissen die Rotbuche Bevor sich nach einigen Jahrzehnten der erste Wald die potentiell natürlich vorherrschende Baumart - eine schließt, ermöglichen die weitständigen und sehr knorrig Nährstoffanreicherung auf dem Wege der Ökosystement- aufwachsenden Kiefern, dass in dem sich lückig vorschie- wicklung zum „höchstentwickelten Stadium“ (vgl. näch- benden Waldrand ein Mosaik aus Dünengesellschaften, ster Abschnitt) vorausgesetzt. In jüngster Zeit anthropogen Zwergstrauchheiden und Gebüschen existieren kann. So veränderte Grundwasserverhältnisse haben das natürliche wird dieser lückige Waldsaum neben der Kiefer von Rosen Konkurrenzgefüge stark verändert und verdienen besonde- (Rosa rubiginosa, R. mollis (RL 4), R. sherardii), Wachol- re Aufmerksamkeit. Die entsprechende Diskussion erfolgt der (Juniperus communis), Dünen-Weide (Salix repens) in den Abschnitten „Laubwälder mittlerer Standorte“ und und Zwergsträuchern (Erica tetralix, Calluna vulgaris) ãMoor- und Bruchwälder“. aufgebaut. Da diese ersten Waldstadien mehrere Jahrzehnte Von übergreifendem Charakter und den genannten Abschnit- für ihre Entstehung benötigen, wird die Baumschicht von ten nicht immer im Einzelnen zuzuordnen sind die an den einer gro§en Variation des Baumalters geprägt. Waldrändern auftretenden Phänomene des Übergangs in an- Die geschilderte Entwicklung gilt für die basenarmen Dü- dere Biotoptypen. Hierunter fallen die in Dünenlandschaften nensande am Dar§er Ort, bei Pramort und auf dem Bug. vordringenden Pionierwälder ebenso wie die im Bereich von Liegt basenreicheres Material vor, z. B. auf den Bessin- ãWaldkampfzonen“ in Küstenrückgangsbereichen zu beob- schen Haken oder den ehemaligen Spülflächen des Bocks achtenden Waldauflösungserscheinungen. Aus den genann- und Bugs, so bilden Gebüsche aus Sanddorn (Hippophae ten Gründen und wegen der besonderen Bedeutung dieser rhamnoides) ein recht stabiles Vorwaldstadium aus, in dem Prozesse werden sie in einem eigenen Abschnitt beschrie- die Kiefer keine Rolle spielt (vgl. auch Kap. IV 5.1.2). ben. Neben der Übersicht über primäre Waldsukzessionen Nach Beobachtungen von ROHDE (1995) auf dem Bock wird in diesem Zusammenhang auch auf sekundäre Wald- können Birken (Betula pendula) in die Sanddorngebüsche sukzessionen in potentiell buchenbeherrschten Waldstandor- eindringen und die Vorherrschaft übernehmen. ten eingegangen. Als Bewohner der offenen Waldentwicklungsstadien seien Ausführliche Angaben zu einzelnen Baumarten (Flächen- beispielhaft Vertreter der Avifauna genannt: Heidelerche anteile, Altersklassenverteilung) losgelöst von ihrer (Lullula arborea), Haubenlerche (Galerida cristata), Blut- Stellung in spezifischen Ökosystemen finden sich in hänfling (Carduelis cannabina) und Goldammer (Emberi- Kap. IV 5.2. Dort wird auch auf die forstliche Behand- za citrinella) (RENTZ 1994) finden wie der Ziegenmelker lung der Wälder eingegangen. (Caprimulgus europaeus) (KLAFS & STÜBS 1987) ur- sprüngliche Habitate vor, die hier im Unterschied zu ande- Waldsukzessionen ren Habitaten dieser Arten nicht in der Kulturlandschaft Wälder stellen die Endglieder einer natürlichen Vegeta- liegen. Auf weitere Faunen- und Florenelemente junger tionsentwicklung dar. Sie weisen eine hohe innere Dyna- Kiefernwaldstadien wird hingewiesen. mik auf und sind im Gebiet standörtlich und nutzungsge- Den weiteren Verlauf dieser primären Sukzessionsreihe schichtlich bedingt sehr heterogen aufgebaut. Vor der zeigt stark schematisiert Abb. 19. Nach mehreren Jahrzehn- Beschreibung der einzelnen Waldtypen sollen die wesent- ten dringen in die Kiefernpionierwälder des Vorwaldsta- lichen natürlichen dynamischen Vorgänge modellhaft be- diums Laubbäume ein. Vor allem Eichen und Ebereschen schrieben werden. Ihre Beschreibung erleichtert die Ein- (Quercus spp. Sorbus aucuparia), aber auch Birken (Betula ordnung der Waldtypen in das sich auf natürliche Weise spp.) keimen im lichten Kiefernwald auf der nun schon stär- wandelnde raumzeitliche Waldgefüge. ker entwickelten Humusauflage und schieben sich langsam in die erste Kronenschicht vor. Es entsteht ein typischer stu- Primäre Waldentwicklung figer ungleichaltriger Waldaufbau. Auf sehr trockenen Bö- In den jungen Dünenlandschaften der Anlandungsgebie- den - so auf dem Dar§ zwischen Leuchtturmweg und Zelt- te des Nationalparks lässt sich beobachten, wie Wald zum platzstraße - verläuft die Entwicklung verzögert und die ersten Mal entsteht. Nach einigen Jahrzehnten ungestörter Kiefer bildet eine zweite Waldgeneration aus. Die Ursache Dünenentwicklung und der Reifung der Weißdünen über liegt in der auf trockeneren Böden verlangsamten Humus- Graudünen zu Braundünen keimen bevorzugt im Schutz anreicherung (vgl. DIECKMANN 1993, FANTA 1995). von Polstern der Krähenbeere (Empetrum nigrum) und des Damit ist auch die Nährstoffanreicherung und Wasserspei- Besen-Gabelzahnmooses (Dicranum scoparium) erste Kie- cherfähigkeit im Boden verzögert. Umgekehrt verläuft die fern (Pinus sylvestris) (FUKAREK 1961). Entwicklung am Rande von Strandwalltälern (Riegen) mit Diese Entwicklung ist auf den Nordseiten der Dünen und feuchteren Humusformen schneller und Vorposten der Rot- Strandwälle einige Jahre früher zu beobachten als auf den buche (Fagus sylvatica) können hier aufwachsen.

90 Abb. 19: Verlauf der primären Sukzessionsreihe auf dem Darß

Quelle: LINKE, 1995

Gut ausgebildete Zwischenwaldstadien wachsen am Orts- Von FUKAREK (1961) ist als eine weitere primäre rand von Prerow (au§erhalb des Nationalparks) zwischen Sukzession die ãSee-Entwicklungsreihe“ hydromorpher Mittelweg und Bernsteinweg und um den Leuchtturm am Standorte beschrieben worden. Während der Neuland- Dar§er Ort. Hohe Verbissraten durch Hirschartige (Cervi- bildung bilden sich in Dünentälern bei ausreichender dae) verhindern an vielen Stellen die typische Ausprä- Tiefe der Riegen Strandseen. Es kann davon ausgegangen gung des Zwischenwaldstadiums (vgl. FANTA 1995). werden, dass im Rahmen der letzten Transgressions- Nach wenigen Jahrhunderten schlie§t sich das Haupt- phase der Ostsee um 1300 n. Chr. zeitgleich bis dahin waldstadium an, wo die Schattenbaumart Rotbuche gebildete Riegen im Dar§wald versumpft sind. Damit (Fagus sylvatica) die Lichtbaumarten des Vor- und Zwi- haben sich manche Strandseen erst sekundär gebildet schenwaldstadiums verdrängt. Begleitet wird diese Ent- bzw. haben sich zumindest vergrößert. Nach Entwick- wicklung von einer Veränderung der Krautschicht, die lung eines Verlandungsröhrichts, bei dem vor allem die durch das Einwandern von Arten nährstoffreicherer Steif-Segge (Carex elata), die Rispen-Segge (Carex Standorte gekennzeichnet ist (s. S. 90). paniculata) und die Binsen-Schneide (Cladium mariscus) Mit der Veränderung der Vegetation geht ein Wandel der eine Rolle spielen, dringen nach einigen Jahrzehnten Fauna mit fortschreitender Sukzession einher. Beispiel- Weiden (Salix cinerea, S. aurita), Faulbaum (Rhamnus haft sei an dieser Stelle die Veränderung der Vogelge- frangula) und Erlen (Alnus glutinosa) in die Röhrichte meinschaften wiedergegeben, die von RENTZ (1994) für ein und formen einen niedrigwüchsigen Sumpfwald (s. die Avifauna des Neudar§es untersucht worden ist. Die u.). Diese Entwicklung ist beispielhaft im Dar§wald am unterschiedenen Einheiten junger und alter Dünenkiefern- Schmalreffsee (1995 vollständig verbuscht, nach wald stehen für die Kiefernpionierwälder des Vorwaldsta- FUKAREK vor 40 Jahren noch offene Wasserflächen), diums. Gut ausgeprägte Zwischenwaldstadien sind von am Süder- und Norder-Bramhakensee (bei Letzterem RENTZ nicht untersucht worden. Eine etwa den ange- werden von FUKAREK als offene Wasserflächen kartier- führten Zwischenwäldern vergleichbare Struktur bieten te Bereiche heute z. T. von Weiden-Faulbaumgebüschen allerdings die Kiefern-Buchenmischwälder (Spalte 3 der eingenommen) und am Brandsee zu beobachten. Nach ei- Tab. 10). Das Klimaxstadium des Buchenwaldes ist ner Konsolidierung der Standortverhältnisse und zuneh- wiederum repräsentiert. mendem Höhenwuchs der Erlen bildet sich ein Großseg-

91 Tab. 10: Veränderung der Brutvogelgemeinschaft mit der Waldsukzession

Nistgilde Vogelart Dünen- Dünen- Kiefern- Buchen- kiefern- kiefern- Buchen- wald wald jung wald alt Wald Erdbrüter Goldammer (Emberiza citrinella) 14 IV Höhlenbrüter Bachstelze (Motacilla alba) 14 III Erdbrüter Heidelerche (Lullula arborea) 9 IV Höhlenbrüter Hausrotschwanz (Phoenicurus o.) 9 II Buschbrüter Karmingimpel(Carpodacus erythrinus) 5 II Buschbrüter Bluthänfling (Carduelis cannabina) 5 III Erdbrüter Fitis (Phylloscopus trochilus) 5 III 12 IV 1 I Erdbrüter Baumpieper (Anthus trivialis) 2 I Kronenbrüter Singdrossel (Turdus philomelos) 2 I Kronenbrüter Erlenzeisig (Spinus spinus) 1 I Kronenbrüter Dompfaff (Pyrrhula pyrrhula) 1 I Kronenbrüter Bergfink (Fringilla montifringilla) 1 I Höhlenbrüter Gartenbaumläufer (Certhia b.) 1 I Buschbrüter Gartengrasmücke (Sylvia borin) 0,4 I Höhlenbrüter Gartenrotschwanz (Phoenicurus p.) 5 II 1 I Kronenbrüter Eichelhäher (Garrulus gland.) 1 I 1 I Kronenbrüter Wintergoldhähnchen (Regulus r.) 1 I 1 I Höhlenbrüter Schwarzspecht (Dryocopus m.) 1 II 1 I Höhlenbrüter Tannenmeise (Parus ater) 10 IV 4 I 1 I Erdbrüter Rotkehlchen (Erithacus rubecula) 9 III 10 IV 11 IV Höhlenbrüter Kohlmeise (Parus major) 7 IV 3 III 11 IV Höhlenbrüter Waldbaumläufer (Certhia familaris) 4 II 4 II 2 II Erdbrüter Zaunkönig (Troglodydes t.) 3 I 15 IV 4 II Höhlenbrüter Blaumeise (Parus caeruleus) 2 I 3 I 7 IV Höhlenbrüter Sumpfmeise (Parus palustris) 2 I 2 I 2 I Buschbrüter Mönchsgrasmücke (Sylvia atri.) 1 I 2 I 1 I Höhlenbrüter Kleiber (Sitta europea) 1 I 5 III 12 IV Kronenbrüter Fichtenkreuzschnabel(Loxia curvi.) 1 I 2 I Kronenbrüter Ringeltaube (Columba palumbus) 1 I Kronenbrüter Misteldrossel (Turdus viscivorus) 1 I Erdbrüter Waldlaubsänger (Phylloscopus s.) 8 II 11 IV Höhlenbrüter Zwergschnäpper (Eryrthrosterna p.) 2 I 3 I Höhlenbrüter Hohltaube (Columba oenas) 2 I Höhlenbrüter Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca) 1 I Höhlenbrüter Star (Sturnus vulgaris) 1 I Höhlenbrüter Mittelspecht (Picoides medius) 0,4 I Höhlenbrüter Kleinspecht (Picoides minor) 0,4 I Kronenbrüter Buchfink (Fringilla coelebs) 24 IV 17 IV 20 IV 16 IV Kronenbrüter Amsel (Turdus merula) 5 II 4 II 1 I 6 III Höhlenbrüter Buntspecht (Picoides major) 5 II 5 II 10 IV 5 III Höhlenbrüter Haubenmeise (Parus cristatus) 5 III 6 IV 2 II 1 I Erdbrüter Zilpzalp (Phylloscopus collybita) 2 II 0,4 I 3 I 0,4 I Erläuterung: Brutvögel und Arten mit Brutverdacht: Arabische Ziffer: prozentualer Anteil an der Gesamtsiedlungsdichte des Waldtyps, Römische Ziffer: Präsenz = prozentualer Anteil; Stetigkeit IV: 76 - 100 %, III: 51 - 75 %, II: 26 - 50 %, I: 0 - 25 %. Quelle: nach RENTZ 1994 gen-Erlenbruchwald als Dauergesellschaft aus. Dieser Zahlreiche Windwürfe der an sich sehr tiefgründig wur- Entwicklungsprozess ist für den ehemaligen Langen zelnden und mithin kaum gefährdeten Erle zeigen aller- See, der 1835 auf dem Urmesstischblatt noch als offenes dings, dass dort noch keine vollständige Standortstabilität Gewässer eingetragen ist, inzwischen abgeschlossen. entwickelt ist.

92 Sekundäre Waldentwicklung Insbesondere die Waldkiefer (Pinus sylvestris) verdankt als Auch nach dem Heranreifen des Hauptwaldstadiums gibt häufigste Baumart im Nationalpark ihre dominierende es regelmäßig verlaufende Entwicklungen der von der Rot- Rolle der Waldnutzungsgeschichte. Zusätzlich zu den buche (Fagus sylvatica) geprägten Wälder. So verjüngt primärnatürlichen Vorkommen kommt die Kiefer seit Jahr- sich auf den Strandwällen des Neudarßes (z. B. in Abt. 195 hunderten (die Waldbeschreibungen schwedischer Land- u. 202) der Buchenwald in „kurzgeschlossenen Zyklen“ vermesser am Ende des 17. Jahrhunderts erwähnen vie- (vgl. KNAPP & JESCHKE, 1991) ohne ein zwischenge- lerorts „Kiefernheiden“, vgl. FUKAREK 1961) auf dem schaltetes Vor- oder Hauptwaldstadium. Dar§ und Zingst in wirtschaftlich genutzten Wäldern vor Allerdings treten in Buchenaltbeständen des Neu- und Vor- und bestimmt das Waldbild. Im Verlauf der Nutzungsge- dar§es ebenso wie im Osterwald mehr oder weniger regel- schichte ist die Kiefer dabei zunächst als Begleit- und Fol- mäßig Ein- bis Fünf-Baum-Lücken infolge natürlichen Ab- gebaumart stark genutzter Wälder aufgetreten. Dank ihrer gangs oder nach Windwürfen auf, in denen keine spontane natürlichen Pioniereigenschaften konnte sie sich in Gebie- Buchenverjüngung aufkommt. Vielmehr stellen sich dort ten mit hohem Holzeinschlag, Streunutzung oder infolge Pfeifengras (Molinia coerulea), Brombeere (Rubus frutico- Waldweidenutzung verheideten Gebieten immer wieder sus agg.) und Birken (Betula spp.), bei offen liegendem Mi- ausbreiten und behaupten. Spätestens im zweiten Drittel neralboden oder an kleinstandörtlich feuchteren Stellen auch des letzten Jahrhunderts begann mit einer planmäßigen Kiefer (Pinus sylvestris) ein. Überall regelmäßig vertreten Forstwirtschaft die Phase des künstlichen Kiefernanbaus. ist die Eberesche (Sorbus aucuparia), wogegen die Stiel- Zu Beginn dieses Jahrhunderts ist das Gelbensander Sand- eiche (Quercus robur) lokal wegen fehlender Samenmutter- deckverfahren als Methode für die Anzucht von Kiefern- bäume selten sein kann. Es kommt zur Ausbildung natür- monokulturen eingeführt worden. Nahezu sämtliche der licher Saumstrukturen im Waldinneren (s. u.). Wenn die heute anzutreffenden Kiefernbestände entstanden nach die- beiden letztgenannten Arten auch stark zurückgebissen wer- sem Verfahren. Wenn im letzten Jahrhundert die Ausbrin- den, so stellen sich mittelfristig doch buchenfreie Vor- und gung der Kiefer auf nutzungsbedingt verarmten und quasi Zwischenwaldstadien kleinflächig ein. Diese Entwicklung sekundären Pionierstandorten als zwingend und ökologisch ist auf den grundwassernahen Standorten des Vordar§es und richtig bezeichnet werden kann (JESCHKE 1994), so ist im Osterwald häufiger zu beobachten als auf grundwasser- der Kiefernanbau auf verbesserten und gereiften Böden in fernen Standorten. Zum einen sind die flacher wurzelnden den letzten Jahrzehnten eindeutig ökonomisch motiviert Buchenbeständen auf Moorstandorten (s. u.) anfälliger gewesen. Nach Beendigung degradierender Eingriffe durch gegen Sturmereignisse, zum anderen sind die kleinstandört- den Menschen setzt eine sekundäre Sukzession sekundärer lichen Verhältnisse (nach Wegfall der Transpiration der Bäu- Vor- und Zwischenwälder in Richtung Buchenwald ein. me sich einstellende Vernässung, besonders starke Roh- Vielfach wurde diese natürliche Entwicklung hin zu Laub- humusauflage) so ungünstig, dass für die Buche zunächst wäldern durch eine erneute Kultivierung von Nadelbäumen unüberwindliche Handicaps bestehen. Hier kommt es nicht abgebrochen. Dabei traten Beeinträchtigungen der natür- zu den o. g. kurzgeschlossenen Zyklen, sondern es sind Vor- lichen Waldentwicklung auf. und Zwischenwaldstadien regelmäßig Teil des Kreislaufes der Waldverjüngung (vgl. RICHTER 1992). Mitunter be- Die Sekundärsukzession in Bruchwäldern mit einer er- dingt auch eine dichtgeschlossene Krautschicht aus Adler- heblichen Veränderung infolge Entwässerungen der Stand- farn (Pteridium aquilinum) in Buchenbeständen kleinflächig orte wird weiter unten im Abschnitt ãMoor- und Bruchwäl- Verjüngungshemmnisse. Solche Bestandeslücken können der“ beschrieben. über Jahrzehnte stabil bleiben (JESCHKE mdl. Mitt.). Auf devastierten Standorten mit nutzungsbedingtem Abbau Waldrandstrukturen und Waldrandphänomene des Nährstoffvorrats können sekundär standörtliche Bedin- Natürliche Waldränder und ãWaldkampfzonen“ gungen auftreten, die frühen Stadien der primären Waldsuk- Neben der oben beschriebenen Waldentstehung auf den zession vergleichbar sind (DIECKMANN 1993). So kann es Neulandgebieten sind Erscheinungen der Waldauflösung sekundär zum erneuten Durchlaufen der Waldentwicklungs- in den Abtragszonen im Nationalpark in bemerkenswerter reihe kommen, wie sie oben für die Primärsukzession in den Weise vorhanden. Es handelt sich um Waldgrenzstandorte Dünenlandschaften der Anlandungsgebiete beschrieben (vgl. z. B. KNAPP 1979, OTTO 1994a) mit au§ergewöhn- wurde. Davon hat vor allem die Kiefer profitiert (s. u.). lichen Vegetations- und Baumstrukturen. LIBBERT (1940) Au§erdem sind an einigen Stellen im Nationalpark landwirt- hat für die Bereiche am Darßer Weststrand, wo der Wald schaftlich genutzte Gebiete wieder der natürlichen Bewal- vor der rückschreitenden Erosion zurückgeht, die treffende dung überlassen worden (vgl. Analyse historischer Karten Bezeichnung „Kampfzone“ geprägt. Obwohl der Ende der durch FISCHER & WIEMERS 1994). Dies war z. B. in der 30er Jahre von LIBBERT aufgesuchte Waldrand am West- Sundischen Wiese und am Südrand des Darßwaldes der Fall. strand längst in der Ostsee versunken ist, ist die damals Dort konnten sich eichenreiche Mischwälder mit Zwischen- von ihm gegebene Beschreibung auch für die heutigen Ver- waldcharakter entwickeln. hältnisse zutreffend:

93 ãDer ganze Dar§er Weststrand (...) ist ein einziges, gro§ar- dieses Waldrandes lassen also trotz des steten Wandels tiges Naturdenkmal, wie es an den deutschen Küsten nir- immer wieder ähnliche Waldbilder entstehen. In einer Tie- gends wieder vorkommt. Er zeigt an allen seinen Bäumen fe von mehreren hundert Metern beginnt sich der Wald je und Büschen die Gewalt der vorherrschenden West- und nach Angriffsfläche des Kronenraumes und des lokal Südwestwinde in einer Eindringlichkeit und Wucht, wie es wirksamen Küstenrückganges aufzulösen. Dabei kommt sich die kühnste Phantasie nicht träumen lässt. Bei einer es zur Ausbildung von natürlichen Hecken, vornehmlich Wanderung am Dar§er Weststrand entlang steht man im- der Baumart Buche (Fagus sylvatica), aber auch Erle (Al- mer wieder bewundernd vor den bizarren Gestalten, die nus glutinosa) und Schlehe (Prunus spinosa). Abb. 20 - Busch und Baum hier unter der gewaltig formenden Hand 23 zeigen verschiedene Situationen der Strukturbildung: des Windes angenommen haben. Die Buche tritt vielfach in Kiefernbestände, insbesondere solche höheren Alters, Gebüschform auf. Diese dichten Buchenbüsche sind deut- sind zu Zeiten der höchsten Sturmhäufigkeit im Winter lich keilförmig, mit dem spitzen Ende nach Westen.“ grundsätzlich sturmwurfgefährdeter als Buchenwälder, Die besonderen Bedingungen der extremen Exposition was durch die anderen Belaubungsverhältnisse erklärt

Abb. 20: Waldgrenzen am Westdarß – Buchenwald auf Humuspodsol mit Filz, mäßiger Küstenrückgang

Quelle: LINKE, 1993, unveröffentlicht

Abb. 21: Waldgrenze am Westdarß – Buchenwald auf Humuspodsol mit Filz, starker Küstenrückgang

Quelle: LINKE, 1993, unveröffentlicht

94 Abb. 22: Waldgrenze am Westdarß – Kiefernforst auf Humuspodsol mit Filz

Quelle: LINKE, 1993, unveröffentlicht

Abb. 23: Waldgrenze am Westdarß – Erlenwald auf Torf

Quelle: LINKE, 1993, unveröffentlicht

werden kann. Zu großflächigeren Blößenbildungen rung: An den Rändern der baumfreien, schilfbewachsenen kommt es deshalb vor allem vor Kiefernforsten (vgl. Niederung wird die Waldentwicklung durch Überflutungen Abb. 22). Bei einem mäßigen Küstenrückgang (Abb. 20) wiederholt zurückgeworfen und beginnt neu. Natürliche bilden sich Kliffranddünen aus und vor Buchenwäldern Waldsäume ziehen sich in dieser Niederung mehrere hun- bilden sich windgeschorene, von Hecken durchsetzte dert Meter weit in das Innere des Dar§es. An den tiefsten Wald-Offenlandübergänge. Dabei bilden junge und Stellen der Niederung hat sich ein Grauweiden-Ohrwei- mittelalte Buchen nach Übersandung die o. g. charakteris- dengebüsch (Frangulo-Salicetum auritae) als Dauergesell- tischen Buschformen aus. Bei einem stärkeren Küsten- schaft ausgebildet. rückgang grenzt ein „offener Waldrand“ direkt an die Küste (Abb. 21). Erlen reagieren besonders plastisch auf Die beschriebenen Waldrandstrukturen sind au§erordent- den Windeinfluss (Abb. 23) und bilden sogenannte Wind- lich vielfältig und von ständigem Wechsel geprägt. Der schure aus, die noch deutlicher als die von LIBBERT be- Totholzanteil ist allgemein hoch, und zahlreiche Sträucher schriebenen Buchen der Wetterseite eine keilförmig an- wie Schlehe (Prunus spinosa), Pfaffenhütchen (Evonymus steigende Angriffsfläche bieten. europaeus), Rosen (Rosa canina, R. rubiginosa) Brombee- Besondere Verhältnisse herrschen in der Heidenseeniede- ren (Rubus spp.) finden offene Wuchsplätze neben den

95 buschförmig wachsenden Bäumen, unter denen Wildäpfel pumilum [RL 3], O. pulchellum [RL 1]) (BERG et al. (Malus sylvestris), Eberesche (Sorbus aucuparia) und 1995). Bevorzugte Trägergehölze sind alte Exemplare des die Stechpalme (Ilex aquifolium) besonders auffällig her- Schwarzen Holunders (Sambucus nigra) und seltener Wil- vortreten. dobstarten (Malus sylvestris u. a.). Diese halboffenen Landschaften werden von Reptilien Eine wesentlich regelmäßigere Waldgrenze mit einer Tiefe (Ringelnatter [Natrix natrix], Kreuzotter [Vipera berus], von 30 - 50 m existiert an den Boddenufern. Dieser Über- Waldeidechse [Lacerta vivipara], Schlingnatter [Coronella gang Wald-Wasser wird von den aperiodischen Überflutun- austriaca]) und mehreren Vogelarten, z. B. Sperbergrasmü- gen der Boddengewässer geprägt. Zugunsten einer land- cke (Sylvia nisoria), Neuntöter (Lanius collurio) und Kar- wirtschaftlichen Nutzung wurden die Waldbestände im mingimpel (Carpodacus erythrinus), genutzt (vgl. RENTZ boddennahen Bereich jedoch zum größten Teil gerodet. 1994). Die Heidenseeniederung ist ein bedeutender Brunft- Nur bei Bliesenrade, auf der sogenannten Neuendorfer platz der Rothirsche (Cervus elaphus). Waldbülte (WEFING 1993), und auf dem Bug ist diese Struktur heute noch erhalten. Auch am Südufer der aufge- Am Zingster Nordstrand treten strukturell ähnliche Ent- spülten Insel Bock gibt es Waldsäume an den Bodden- wicklungen wie am Dar§er Weststrand auf. Die hier ufern. Hier ist jedoch der angrenzende Flachwasserbereich vorhandenen Wälder sind allerdings in der Regel nicht äl- durch die ausgebaggerten Fahrrinnen stark verändert und ter als 100 Jahre und erstrecken sich nur in einer Tiefe von es treten Störungen durch Motorbootsverkehr auf. Auch ca. 500 m landeinwärts bis zur Deichlinie. Sie wurden zu der ufernahe Wald des Vordar§es existiert noch, hier ist je- erheblichen Anteilen nach 1924/32 künstlich begründet doch durch die Eindeichung der vorgelagerten Bucht, der (vgl. FISCHER & WIEMERS 1994), wegen der grundwas- Werre, die charakteristische Übergangssituation verloren- sernahen Standorte sind die Pflanzungen auf Rabatten gegangen. Immerhin zeigt der Waldrand am Vordar§, dass durchgeführt worden. Aufgrund der niedrigen Geländehö- dort der Wald bis auf ein Niveau von nur 0,5 m Höhenlinie he treten, wie in der Heidenseeniederung, bei Sturmhoch- vordringen konnte, die recht genau die alte Waldgrenze ab- wasserereignissen Salzwassereinbrüche auf. Dies hat als grenzt. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Über- entscheidender natürlicher Standortfaktor zu sehr lückigen flutungen mit brackigem Boddenwasser nur sehr selten Waldaufbauten geführt, da ein großer Teil der Wälder ab- diese Linie für längere Zeit überschritten haben. gängig ist. Hier wachsen an einziger Stelle im National- Aperiodische Hochwasser sorgen an diesem natürlichen park noch sehr individuenreiche Bestände des Gagelstrau- Waldsaum für wechselnde Standortbedingungen, so dass in ches (Myrica gale, RL 3), in hohen Dichten kommen Verbindung mit stärkeren Windereignissen auch dieser Kreuzottern (Vipera berus, RL 2) vor. Das Vegetationsmo- Waldrand durch äußere Einflüsse strukturiert worden ist. saik der stark wechselnden Standortverhältnisse ist von Vermehrtes Vorkommen der Lichtbaumarten Kiefer (Pinus PAULSON & RASKIN (1993) beschrieben worden. In sylvestris), Roterle (Alnus glutinosa), Stieleiche (Quercus grundwassergeprägten Gesellschaften wird durch Salzwas- robur) und Moorbirke (Betula pubescens), buchtiger Ver- sereinbrüche das Wachstum von Schilf (Phragmites aus- lauf der Waldkante mit einzeln vorspringenden Bäumen tralis) gefördert (vgl. FUKAREK 1961 für den Darß). oder Sträuchern und Eindringen des vorgelagerten Röh- richtgürtels in Senken sind für diese natürlichen Waldrän- Der Kliffwald des Dornbuschs auf Hiddensee ist in der der typisch, wie es auf dem Bug und bei Bliesenrade zu be- Reihe der natürlichen Waldsäume in mehrfacher Weise von obachten ist. den vorgenannten Situationen unterschieden: Basenreiche- re, bindige Substrate (vgl. Kap. IV 2), fehlender Überflu- Sonstige Waldränder tungseinfluss und ständige Erosion des Steilufers führen zu Im Unterschied zu den geschilderten natürlichen Wald- gänzlich anderen Waldgesellschaften. Es handelt sich um grenzen der Neulandgebiete und an den Ostsee- und Bod- einen Waldmantel trockenwarmer Standorte. Gemeinsam denküsten sind die nutzungsbedingten Waldränder sehr mit den vorgenannten Waldgrenzstandorten ist jedoch auch scharf und ohne allmählichen Übergang in offene Vegeta- hier ein lückiger Waldaufbau mit einem hohen Anteil an tionsformen gekennzeichnet. An den Grenzen zu Weidege- Saumstrukturen. Es kommen Strauch- und Saumarten wie bieten überwiegen gerade Linienführungen, zum Beispiel Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum), Wei§dorn (Cra- am Kuhlenbruch bei Born, am Waldrand zwischen Wieck taegus spec.), Kreuzdorn (Rhamnus carthaticus), Berberit- und Prerow, an der Buchhorster Maase und besonders in ze (Berberis vulgaris), Echte Schlüsselblume (Primula der Sundischen Wiese auf dem Ostzingst. Nur an wenigen veris, RL 3), Echter Steinsame (Lithospermum officinale, Stellen konnte sich der Waldrand nach der Waldrodung im RL 1) vor (vgl. TIELKING 1992). In den Gebüschgesell- 19. Jahrhundert (vgl. Kap. II. 3 und Urmesstischblatt von schaften kann aufgrund des lockeren Kronenschlusses eine 1835 mit dort eingetragenen Rodungsvorschlägen, die we- spezielle Epiphytengesellschaft rindenbewohnender Moose nig später auch ausgeführt worden sind) wieder frei ent- wachsen. Bezeichnende Arten sind z. B. Zygodon viridissi- sprechend des Standortpotentials entwickeln. Zu diesen mus var. stirtonii (RL 2), Steifblattmoose (Orthotrichum Gebieten zählen die Bereiche der sogenannten Erdmanns-

96 koppel (nördlicher Kuhlenbruch bei Born), Michaeliskop- Dieser Falter ist ein Bewohner feuchter Säume in Laub- pel südlich Ibenhorst und der Waldsaum am Bliesenrader wäldern. Als weitere seltene Nachtfalterart sei der seltene Moor. In diesen Gebieten zeichnen sich die Waldränder Nelken-Blattspanner (Euphyia biangulata) genannt, der durch einen hohen Natürlichkeitsgrad aus, der in einem ho- auf die Sternmiere (Stellaria holostea) in Verbindung mit hen Anteil an lichtliebenden Waldsaumarten, durch einen feuchtwarmen kleinklimatischen Bedingungen angewiesen reich gegliederten und gekammerten Verlauf sowie im ist. Ein Bewohner der Randbereiche von Moorwäldern, der Freistand aufgewachsenen und tiefbekronten Baumsolitä- in der Sundischen Wiese nachgewiesen werden konnte, ist ren, insbesondere von Eichen (Quercus robur) und Kiefern die Rotgefranste Schilfgraseule (Mythimna turca). Diese (Pinus sylvestris), begründet liegt. In der Sundischen Wie- Art ist auf nasse bis feuchte Grasfluren, z. B. mit Schilf- se treten häufig Säume mit Espen (Populus tremula) auf. vorkommen (Phragmites australis), angewiesen. Häufiger Als Nachtfalter-Indikatorart gut ausgebildeter, espenreicher konnte, auch auf dem Darß, die Sumpfgras-Zünslereule Waldsäume konnten FINKE & SCHNELL (1993) den (Macrochilo cribrumalis) als Feuchtsaumbewohner festge- Kleinen Gabelschwanz (Furcula bifida) in der Sundischen stellt werden. Wiese nachweisen. Als einen weiteren Waldrandbewohner stellten sie den Kleinen Eichenkarmin (Catocala pro- Nadelwälder missa), der auf trockenwarme Eichenwaldränder angewie- Natürlich entstandene Kiefernwälder sen ist, fest. Diese kontinental verbreitete Art benötigt ei- Im Rahmen der primären Vegetationsentwicklung auf den nen stufigen und strukturreichen Aufbau des Waldmantels. vorherrschenden basenarmen Dünen und Strandwällen bil- den Kiefern die ersten Waldstadien (s. o.). Diese Wälder Innerhalb geschlossener Wälder finden sich zum einen weisen anfänglich außer der Kiefer (Pinus sylvestris) kaum entlang des in hoher Dichte vorhandenen Forstwegenetzes andere Baumarten auf. In der Strauchschicht tritt als einzi- und zum anderen an künstlichen und natürlichen Waldblö- ger Begleiter mit wechselnden Anteilen Wacholder (Juni- §en Waldsaumstrukturen. Hierzu zählen die Wildwiesen perus communis) auf. Die Struktur dieser Ökosysteme ist und Abgrabungsflächen als künstliche Freiflächen und na- sehr vielfältig: Entsprechend des standörtlich sehr wechsel- türliche Lichtungen nach Sturmereignissen (Windbruch haften Mosaiks aus feuchteren, geringfügig besser mit und Wurf) oder in alten Waldstadien mosaikartig einge- Nährstoffen versorgten und trockenen, nährstoffärmeren streute Verjüngungsinseln. Auch bevorzugte Äsungsflä- Bereichen stehen die Kiefern teils in Gruppen zusammen, chen der Rothirsche (Cervus elaphus), wo aufkommender teils wachsen sie mit weit ausladender Krone in gro§em Gehölzwuchs abgeweidet wird, zählen hierzu. Abstand zueinander auf. Die Altersstruktur birgt Spannen Waldinnenränder sind im Vergleich zu den Außenrändern von mehreren Jahrzehnten auf kleiner Fläche. Aufgrund klimatisch ausgeglichener und windberuhigt. Es entwi- der geringen Nährstoffausstattung sind die Kiefern lang- ckeln sich blütenreiche Staudensäume und auf feuchteren samwüchsig und von geringerer Höhe. In den sehr lichten Standorten Riedgesellschaften. Charakteristische Saumar- Wäldern entwickelt sich eine außergewöhnlich artenreiche ten sind Gewöhnliches Leinkraut (Linaria vulgaris), Vo- Krautschicht. Es handelt sich um eine niedrigwüchsige, gel-Wicke (Vicia cracca), Sternmiere (Stellaria holostea) trittempfindliche Vegetation mit einem sehr hohen Anteil sowie im Ralower Holz der Hain-Wachtelweizen (Melam- bedrohter Arten. pyrum nemorosum) und auf dem Dornbusch Echter Stein- In der Vegetationskarte (Karte 3) sind die jüngsten Wald- same (Lithospermum officinale, RL 1). Einzelne Wildäpfel entwicklungsstadien als Dünen-Kiefernwald aufgeführt. (Malus sylvestris), Salweiden (Salix caprea) und Faulbäu- Zu dieser Einheit sind zwei Waldgesellschaften zu- me (Rhamnus frangula) tragen zur Artenvielfalt bei und er- sammengefasst: der Flechtenkiefernwald (Cladonio-Pine- höhen das Blütenangebot. Zu den typischen Waldrandarten tum) und der Wintergrün-Kiefernwald (Pyrolo-Pinetum). auf mäßig frischen Standorten des Altdarßes zählt der Be- In entwicklungsgeschichtlicher Sicht haben beide Gesell- senginster (Cytisus scoparius). Um Peters Kreuz und in schaften Parallelcharakter. Erstere kommt auf den Dünen- Abt. 140 sind kleinflächig Besenginsterheiden ausgebildet. kämmen und im Bereich des kuppigen Dünengeländes, Die Mehrzahl der im Darßwald vorkommenden Bockkäfer letztere vor allem auf den mehr ebenen und grundwasser- (Cerambycidae) und Stachelkäfer (Mordellidae) benötigt näheren Partien zur Entwicklung (FUKAREK 1961). Die- diese Bereicherung des Strukturangebotes innerhalb ge- se Gesellschaften kommen im Wesentlichen nur in der schlossener Wälder (BAYER et al. 1995). Die Blüten- primären Entwicklungsreihe vor, sekundär sind sie im Ge- pflanzen der Säume, insbesondere Doldenblütler (Um- biet nur sehr selten und dann sehr fragmentarisch ausge- belliferae), werden als Pollenquelle und als Orte der bildet. Partnerfindung genutzt. Auch GABRIEL (1994) weist auf Das Cladonio-Pinetum wird charakterisiert durch zahlrei- die sehr große Bedeutung der Staudensäume für Schweb- che epigäische Flechtenarten, die unter dem lockeren Kro- fliegen (Syrphidae) als Nahrungsquelle hin. FINKE & nendach zur Entwicklung kommen (vgl. LITTERSKI 1994). SCHNELL (1993) haben die überregional sehr seltene Jo- Bezeichnende höhere Pflanzen sind neben Silbergras (Cory- ta-Eule (Autographa iota) im Dar§wald nachgewiesen. nephorus canescens) weitere Arten der Trockenrasen, wie

97 Sand-Segge (Carex arenaria) und Gemeines Ferkelkraut der Vegetationskarte (Karte 3) als Zwergstrauch-Kiefern- (Hypochoeris radicata). In den größeren Flechtenpolstern wald zusammengefasst worden. sind Cladonia portentosa, C. gracilis, C. arbuscula und C. Der Krähenbeer-Kiefernwald weist neben der in hohen De- unicalis die dominanten Arten. Cetraria aculeata, Cladonia ckungsgraden vorkommenden namengebenden Art Empe- foliaces und Cladonia zopfii treten bevorzugt an den nähr- trum nigrum weitere Zwergsträucher auf, so Heidekraut stoffärmeren Mikrostandorten in Vergesellschaftung mit Ra- (Calluna vulgaris), Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea) sen des Silbergrases auf. Bemerkenswert ist ferner das epi- und Heidelbeere (Vaccinium myrtillus). In diesem Vor- phytisch an Kiefer gehäufte Auftreten der Bartflechte Usnea waldstadium verjüngt sich die Kiefer (P. sylvestris) noch hirta (RL 2) sowie als weitere seltene Flechtenart Parme- natürlich, es treten vermehrt jedoch die o. g. Zwischen- liopsis hyperopta (RL 1). Auf Kieferntotholz fand LITTER- waldarten auf und vereinzelt dringen sogar schon Rotbu- SKI au§erdem als weitere licheno-logische Seltenheit Ims- chen in diese Waldgesellschaft ein. Ein Vergleich der heuti- haugia aleurites (RL 2). gen Verbreitung des Krähenbeer-Kiefernwaldes auf dem Auch die Pilzflora ist nach SCHMIDT (1995) ausgesprochen Dar§ mit der von FUKAREK in den 50er Jahren festge- artenreich und weist einen hohen Anteil (39 %) von auf Holz stellten zeigt, dass sich die von dieser Gesellschaft einge- oder auf verholzten Substraten wachsenden Arten auf. nommene Fläche stark verkleinert hat (AFSV 1995). Mit Nur noch fragmentarisch im Gebiet anzutreffen ist der zunehmender Nährstoffmobilisierung wandern anspruchs- Wintergrün-Kiefernwald des Pyrolo-Pinetums, die Stand- vollere Arten, wie die Draht-Schmiele (Avenella flexuosa), orte sowie potentiell neue Wuchsmöglichkeiten liegen im ein und leiten den Übergang zum Heidelbeer-Kiefernwald Bereich des Prerower Zeltplatzes. Diese Phytocoenose ist ein. gekennzeichnet durch zahlreiche, sehr seltene Arten, die im Auf dem Altdar§ wurde auf der Vegetationskarte (Karte 3) Gebiet nahezu ausschlie§lich in dieser Gesellschaft vor- als ein gesonderter Typ der Wacholder-Kiefernwald darge- kommen, so das Grünliche Wintergrün (Pyrola chlorantha, stellt. Es handelt sich um alte Kiefernwälder mit unterbro- RL 2), das Einblütige Wintergrün (Moneses uniflora, chenem Kronenschluss und einer schwach ausgeprägten RL 2), das Kleine Wintergrün (Pyrola minor, RL 3) sowie zweiten Baumschicht aus Kiefer. Der Wacholder-Kiefern- die Orchideen Kleines Zweiblatt (Listera cordata, RL 1) wald ist vornehmlich dem Krähenbeer-Kiefernwald-Sta- und Netzblatt (Goodyera repens, RL 1). dium zuzuordnen, weist aber in der Strauchschicht einen Bryologisch sind besonders diese jungen Sukzessionssta- das Waldbild prägenden Bestand des Wacholders (Juni- dien der Dünen-Kiefernwälder interessant. Neben mehre- perus communis) auf. Bei ausreichendem Lichtgenuss ren, allgemein in Kiefernwäldern verbreiteten bodende- entwickeln sich die Wacholder zu mehrere Meter hohen ckenden Arten, wie Besen-Gabelzahnmoos (Dicranum säulenförmigen Exemplaren. Dieser Waldtyp ist auf eine scoparium), Rotstengelmoos (Pleurozium schreberi), kontinuierliche Pflege angewiesen, da die natürliche Ten- Schlafmoos (Hypnum jutlandicum) und Grünstengelmoos denz zum Kronenschluss durch nachwachsende Kiefern (Scleropodium purum), kommen hier auch seltenere und besteht. LITTERSKI (1994) berichtet über einige über- gefährdete Arten vor. Dies sind z. B. Falsches Gabelzahn- regional seltene Flechtenvorkommen in diesem Waldtyp, moos (Dicranum spurium, RL 2), Echtes Wollmoos z. B. Calicium glaucellum, Chaenotheca furfuracea, Cla- (Ptilium ciliare), Flügelmoos (Nardia scalaris, RL 2) donia polydactyla, Hypogymnia tubulosa, Imshaugia (BERG et al. 1995). aleurites. In oligotrophen feuchten Dünensenken treten Heidemoore Ein Indikator für alten lichten Kiefernwald ist der Violette auf, die bei stärkerer Torfmächtigkeit als saure Zwischen- Kiefernblattspanner (Thera firmata), der offenbar auf ein moore ausgebildet sind. Es dominieren Torfmoose (z. B. günstiges Mikroklima angewiesen ist. Ähnliches gilt für Sphagnum palustre, Sp. capillifolium, Sp. fallax) in älteren den Tannenzapfen-Blüten-Spanner (Eupithecia abietaria), Mooren wie in der Abt. 148 des Dar§waldes und es gesel- ein eher selten vorkommender Kiefernspezialist, beide Ar- len sich noch Sphagnum magellanicum (RL 3), Sp. rubel- ten konnten FINKE & SCHNELL (1993) im Wacholder- lum (RL 3) oder Steifes Widertonmoos (Polytrichum stric- Kiefernwald nachweisen. tum) hinzu. Auffällige Arten in der Krautschicht der In der Krautschicht sind Arten bemerkenswert, die an Hei- Heidemoore sind die Glockenheide (Erica tetralix, RL 2), delbeere (Vaccinium myrtillus) leben, so die Gei§blatt-Eule Scheidiges Wollgras (Eriophorum vaginatum) und die (Blepharita satura). Von den auf Heidekraut (Calluna vul- Moosbeere (Vaccinium oxycoccus). Diese Moore sind garis) angewiesen Arten ist Idaea sylvestraria als seltener überwiegend sehr kleinflächig ausgebildet, nur das Moor Kleinspanner besonders hervorzuheben. Er profitiert von im Salzstein in Abt. 148 ist so gro§, dass es in der Vegeta- den verbliebenen kleinflächigen Heidestrukturen im Darß- tionskarte (Karte 3) als Kiefernmoorwald auskartiert wer- wald, die vor allem im Bereich des Wacholder-Kiefern- den konnte. waldes zu finden sind. Im weiteren Verlauf der Sukzession entwickelt sich der Unter anderem im Dünen-Kiefernwald haben BAYER et Krähenbeeren-Kiefernwald (Empetro-Pinetum) und der al. (1995) holzbewohnende Insekten untersucht. Im Ergeb- Blaubeer-Kiefernwald. Diese beiden Gesellschaften sind in nis stellen sie fest, dass anspruchsvolle Arten, die auf Tot-

98 holz in stärkeren Dimensionen und im fortgeschrittenen, gepflanzten Kiefernbestände häufig (ROHDE 1995). Des verpilzten Abbaustadium angewiesen sind, im Dar§wald Weiteren ist es schwer, künstlich und natürlich entstandene offensichtlich fehlen. Als eine gefährdete Art konnte der Kiefernwälder so pauschal zu vergleichen. Unter natür- Kiefernwipfel-Tiefaugenbock (Corodera femorata) nach- lichen Bedingungen wären auf den meisten Flächen mit gewiesen werden. Selbst für die sehr natürlich entwickel- künstlich begründeten Beständen andere Waldgesellschaf- ten jungen Kiefernwaldstadien ist festzuhalten, dass durch ten als Kieferngesellschaften bestimmend. die Totholzentnahme aus forstsanitären Gründen große Viele der Kiefern im Alter über 80 Jahren sind zur Harzge- Defizite dieser Habitatrequisite bestehen. winnung genutzt worden und weisen im unteren Stammbe- In der Entwicklungsreihe der natürlichen Kieferngesell- reich bezeichnende Lachten auf. Nach STEPHAN (1973, schaften bildet der Blaubeer-Kiefernwald als Zwischen- nach HEVERS 1993) ist der Gesundheitszustand dieser waldstadium den Übergang zu den von Laubholz do- Bäume durch das Harzen nicht beeinträchtigt und auch minierten Wäldern. In der Krautschicht bestimmt die SEEBASS (mdl. Mitt.) berichtet, dass vor mehr als 40 Jah- besonders vital wachsende Heidelbeere das Bild, es kom- ren ausgeharzte Kiefern keine Vitalitätsunterschiede im men neben vereinzelter Preiselbeere nun schon anspruchs- Vergleich zu gleichaltrigen, nicht geharzten Bäumen auf- vollere Arten, wie Wiesenwachtelweizen (Melampyrum weisen. Die Lebenserwartung geharzter Kiefern ist also pratense), und vor allem Draht-Schmiele (Avenella fle- nicht gemindert. Als Kuriosum sei das Vorkommen der von xuosa), in größeren Deckungsgraden vor. Vereinzelt tritt LITTERSKI (1994) als sehr selten eingestuften Flechte der Europäische Siebenstern (Trientalis europaea) auf. Die Parmeliopsis hyperopta ausschlie§lich auf den alten Harz- dichte Vegetation in der Krautschicht lässt keine natürliche lachten von Kiefern erwähnt. Vermutlich besitzt diese Kiefernverjüngung mehr zu und Zwischenbaumarten sowie Flechte ihren natürlichen Standort an stehenden toten Kie- die Rotbuche leiten die Entwicklung zu laubbaumbestimm- fern, die jedoch im Gebiet aufgrund kontinuierlicher Ent- ten Ökosystemen ein. Ab diesem Stadium der progressiven nahme absterbender Kiefern kaum vorhanden sind. Sukzession verjüngt sich die Kiefer natürlich nur noch auf Bestimmend für die Mehrzahl dieser Kiefernbaumhölzer gestörten Standorten. Deshalb sind die meisten Bestände sind Humusformen, die in ihrer Stoffkreislauf- und Vegeta- des Heidelbeer-Kiefernwaldes bereits nicht mehr natür- tionsentwicklung ein Stadium erreicht haben, das eine lichen Ursprungs, sondern sind künstlich angelegt. natürliche Verjüngung der Kiefer kaum noch zulässt. Be- herrschende Arten der Bodenvegetation sind die Draht- Künstlich begründete Kiefernwälder Schmiele (Avenella flexuosa) und der Adlerfarn (Pteridium Künstlich begründete Kiefernwälder unterscheiden sich in aquilinum). Neben diesen aspektbildenden Arten kommen mehrfacher Hinsicht von den aus Naturverjüngung entstan- u. a. der Europäische Siebenstern (Trientalis europaea), denen. Hauptmerkmal ist sicher der einschichtige Be- das Schattenblümchen (Maianthemum bifolium), die Be- standsaufbau mit einheitlichem Baumalter über oft mehre- haarte Hainsimse (Luzula pilosa), das Waldgei§blatt (Loni- re Hektar große Flächen und aufgrund hoher Stammzahl cera periclymenum) als Liane, der Dornfarn (Dryopteris entsprechend kleiner Kronenausbildung. Aus gleichem carthusiana) und hochstetig die Moose Grünstengelmoos Grund ist oft der Lichtgenuss für die Krautschicht geringer (Scleropodium purum) und Rotstengelmoos (Pleurozium und diese deshalb weniger vital entwickelt als in den natür- schreberi) vor. Treten daneben Sauerklee (Oxalis acetosel- lich aufgewachsenen Kiefernbeständen. Dies gilt vor allem la), Gro§e Sternmiere (Stellaria holostea) und Efeu (He- für die jüngeren Altersklassen. Wegen einer Bewirtschaf- dera helix) auf, deutet die Vegetation an, dass der Stoff- tung in der Vergangenheit mit einer durchschnittlichen kreislauf des Standortes einen Zustand erreicht hat, der Umtriebszeit von 120 Jahren treten selten ältere Bestände dem des Adlerfarn-Sauerklee-Buchenwaldes entspricht. auf. Aber als Pionierbaumart mit hoher Verjüngungsrate Diese Waldgesellschaft bildet auf dem Dar§ und Zingst das können natürliche Kiefernwälder zweiter Generation eben- höchstentwickelte Sukzessionsstadium. so einen hohen Dichtgrad aufweisen. Daher ist der Licht- In diesem Entwicklungsstadium erreicht auch der Adler- genuss für die Vitalität der Krautschicht nicht allein als farn höchste Vitalität. Im Rahmen der Nationalparkplanung Trennmerkmal für natürlich oder künstlich entstandene sind die Adlerfarn-Vorkommen im Dar§wald erfasst wor- Kiefernwälder heranzuziehen. Ursachen für Vitalitätsmän- den. Demnach erreicht der Adlerfarn auf einer Fläche von gel liegen oft in Vorarbeiten zur Bestandsbegründung, die 573 ha Deckungswerte von über 50 %, auf weiteren 426 ha die Sukzession der Bodenvegetation unterbrochen bzw. zu- kommt er sogar mit einem Deckungsgrad von über 75 % rückgeworfen haben. Weiteres Kennzeichen der Altersklas- vor. Dabei handelt es sich nahezu ausschlie§lich um Kie- senwälder können einstufige Bestandesränder und scharfe fernforsten im mittleren und höheren Alter. Im Adlerfarn- Bestandesgrenzen sein. Mischbaumarten treten nur verein- Kiefernforst (Pteridio-Cultopinetum sylvestris nach HOF- zelt auf. Unter diesen ist Sandbirke (Betula pendula) und MANN 1995) ist die Krautschicht, verglichen mit allen Rotbuche (Fagus sylvatica) (s. u.) am häufigsten vertreten. anderen im Gebiet vorkommenden Kiefernwäldern, am ar- Auf dem Bock ist stellenweise die Spätblühende Trauben- tenärmsten. Es treten nur noch wenige Arten wie Sauerklee kirsche (Prunus serotina) in der Strauchschicht der dort an- (Oxalis acetosella), Europäischer Siebenstern (Trientalis

99 europaea) und Draht-Schmiele (Avenella flexuosa) auf. (vgl. DIECKMANN 1993) bei nicht voll ausgereiften Hu- Die Humusform ist ein rohhumusartiger Moder. Im End- musformen. So ist offensichtlich eine Rohhumusauflage stadium können die Farndecken eine jährliche Trocken- von mindestens 15 cm für das Adlerfarnwachstum auf dem substanzproduktion um 5 t/ha nach HOFMANN (1995) er- Dar§ die Voraussetzung. Der Adlerfarn (Pteridium aquili- reichen. Derartig dicht geschlossene Farndecken lassen num) hat der Buche vergleichbare Ansprüche an den Stand- nahezu keine natürliche Baumverjüngung zu. Sie sind ein ort (s. u.), weshalb er auch als Zeiger für die potentielle Ergebnis fortgesetzter Kiefernwirtschaft (vgl. PURPS Eignung als Buchenwaldstandort in Kiefernwäldern gelten 1993) und bilden einen erheblichen Konflikt für die weite- kann. re Waldentwicklung. Wo der Adlerfarn in Kiefernbeständen unter 50 % Deckung Nicht überall besitzt der Adlerfarn eine so hohe Dominanz. besitzt, wandern früher oder später auf natürlichem Weg Auf 492 ha ist er im Dar§wald mit einem Deckungsgrad Laubbaumarten ein. In erster Linie sind es Buchen (Fagus zwischen 25 % und 50 % vertreten und auf 705 ha tritt er sylvatica), zu geringen Teilen auch Stieleichen (Quercus nur mit 5 - 25 % auf. Mit einer Deckung von maximal 5 % robur), die durch den Eichelhäher (Garrilus glandarius) und damit ohne Einfluss des Adlerfarns auf die Waldent- verbreitet werden. Verjüngungsökologisch gleichen diese wicklung sind insgesamt 2.337 ha, das sind über 50 % der Entwicklungen dem Übergang von Vor- gesamten Fläche, kartiert worden. Die Flächen mit gerin- zu Zwischenwäldern im Rahmen der primären Sukzession. ger oder keiner Adlerfarndeckung werden z. T. von Kie- In jüngster Zeit sind in Kiefernbeständen umfangreiche fernbeständen jüngeren Alters eingenommen, wo sich der Buchen-Pflanzungen durchgeführt worden. Diese Buchen- Farn aus mangelndem Lichtgenuss nicht optimal entwi- Voranbauten bilden eine zweite gleichaltrige Gehölzschicht ckeln kann (vgl. PURPS 1993). Vermutlich noch entschei- unter dem Kiefernkronendach aus, wie einige ältere Bei- dender ist eine nicht ausreichende Nährstoffverfügbarkeit spielsbestände (z. B. im Darßwald in Abt. 126) zeigen.

Tab. 11: Brutvögel in Kiefernforsten unterschiedlichen Entwicklungsstadiums

Stangen- bis Kiefernaltholz Kiefern-Laubholz- Kiefern-Laubholz- Baumholz Mischwald: Mischwald: junges Stadium altes Stadium Buchfink (Fringilla coelebs) Haubenmeise (Parus cristatus) Zaunkönig (Troglodytes trogl.) Tannenmeise (Parus ater) Rotkehlchen (Erithacus rubec.) Kohlmeise (Parus major) Buntspecht (Picus major) Baumpieper (Anthus trivialis) Blaumeise (Parus caeruleus) Zilpzalp (Phylloscopus coll.) Gartenrotsch. (Phoenicurus p.) Fitis (Phylloscopus troch.) Kleiber (Sitta europea) Gartengrasmücke (Sylvia bor) Heckenbraunelle (Prunella m.) Sumpfmeise (Parus palustris) Waldbaumläufer (Certhia fam.) Waldlaubsänger (Phyllosco. s.) Fichtenkreuzsch. (Loxia curvi.) Ringeltaube (Columba pal.) Mönchsgrasm. (Sylvia atri.) Zwergschnäpper (Erythros. p.) Amsel (Turdus merula) Misteldrossel (Turdus visci.) Goldammer (Emberiza citr.) Eichelhäher (Garrelus gland.) Quelle: RENTZ, 1994

100 Tab. 11 liefert eine Übersicht über die Brutvogelgemein- se Bestände in mehrfacher Hinsicht wie isolierte Fremd- schaften in unterschiedlichen Kiefernwäldern (RENTZ körper in der Landschaft. 1994), die aus Untersuchungen auf dem Neudarß herrührt. Abschließend erwähnt sei ein annähernd einhundertjähri- Es zeigt sich unter anderem, dass die Avicoenose in künst- ger, gut strukturierter Bestand der Wei§tanne (Abies alba) lich begründeten Kiefernwäldern weniger artenreich als in auf dem Vordar§ (Abt. 66, ca. 1 ha gro§). Die Wei§tanne natürlichen Kiefernwäldern ist (vgl. RENTZ 1994). Die zeigt eine gute Vitalität und verjüngt sich spontan. laubholzreichen Kiefernbestände sind nischen- und arten- reicher als die reinen Kiefernbestände. Natürliche Laubwälder Reine Kiefernbestände begünstigen naturgemäß eine Ver- Neben den Buchenwäldern als Hauptwald- oder Klimax- mehrung von an Kiefern lebenden Pilzen oder Insekten. Ei- stadium treten im Nationalpark auf frischen und mäßig fri- ne besondere Bedeutung als ãWaldstrukturierer“ haben schen Standorten von Laubbäumen beherrschte Vor- und nach OTTO (1994a) rindenbrütende Insekten (z. B. Blauer Zwischenwaldstadien auf. Kiefernprachtkäfer [Phaenops cyanea], Gro§er Wald- In Bezug auf den Wasserhaushalt herrschen mäßig frische gärtner [Blasto-phagus piniperda]) und Pilze wie die den und frische Standortverhältnisse im Gebiet. Auf allen mine- „Kienzopf“ verursachende Art Kiefernblasenrost (End- ralischen Bodensubstraten sind Übergangsformen zwischen ocronatium pini). Wäldern mittlerer und feuchter Standorte sehr verbreitet. Weil au§erdem die herrschende hohe Luftfeuchtigkeit Fichtenwälder und sonstige Nadelholzbestände Feuchtezeiger direkt und indirekt über die starke Humusan- Etwa 10 % der Waldfläche des Nationalparks wird von reicherung begünstigt und eine weitere Standortamplitude Fichten eingenommen. Es handelt sich um fast ausschlie§- verschafft als in normal humiden Gebieten, werden in die- lich im Reinbestand vorkommende Anbauten der Gemei- sem Kapitelabschnitt auch Standorte mit geringfügig höher nen Fichte (Picea abies) oder der aus Nordamerika stam- als 80 cm anstehendem Grundwasser behandelt. Die Grenze menden Sitka-Fichte (Picea sitchensis) beziehungsweise wird anhand der „Buchenfähigkeit“ der Standorte gezogen. um deren Mischungen. Überwiegend sind dies junge und Diese Grenze liegt nach derzeitigem Wissensstand in der mittelalte Bestände. Sie wurden nach den Windwurfereig- Grundwasserstufe dauernass, bei mineralischen Standorten nissen 1967/68 in gro§em Umfang angelegt. Bevorzugt und bei den organischen Standorten zwischen den Stufen wurden sie auf Standortübergängen (mineralische Nass- Trockenbruch und Bruch. Genau diese Grenzbereiche der standorte) angrenzend an organische Standorte der Bruch- Grundwasserstufen treten auf über 30 % der kartierten wälder angebaut. Standorte auf. Diesem Grenzbereich entspricht ein Grund- Wegen des dichten Kronendaches fehlt in den Fichtenwäl- wasserstand im Frühjahr bei ca. 50 - 60 cm unter Flur. dern in der Regel jegliche Krautschicht, die Baumschicht neigt zudem zur Einschichtigkeit. Aufgrund der besonde- Birken-Kiefernwälder wachsen nach katastrophenartigen ren Windexponiertheit und Grundwasserbeeinflussung der Waldzusammenbrüchen auf Standorten mit entwickelten Standorte sind diese Bestände im fortgeschrittenen Alter Humusauflagen, wo zuvor bereits Zwischen- oder Haupt- ausgesprochen windwurfanfällig und werden im National- wälder gestockt haben. Es handelt sich um Vorwaldstadien park kaum älter als 60 Jahre (BOCKISCH, mdl. Mitt.). in der sekundären Waldsukzession, die sich vor allem nach Au§erdem wirken sich Massenvermehrungen von Borken- Windwürfen und nach Kahlschlägen einstellen. Die Kiefer käfern beschleunigend auf die Bestandsauflösung aus. (P. sylvestris) spielt dabei eine untergeordnete Rolle, da sie Nennenswerte Bedeutung für die Fauna haben die Fichten- in der Regel nur auf frei liegendem Mineralboden, z. B. auf bestände für Rothirsche (Cervus elaphus) als Einstands- Windwurftellern, keimt. Allerdings sind durch Austrieb und Nahrungshabitat. von Sandbirken und das Gelbensander Decksandverfahren Weitere Nadelbaumarten spielen bis auf kleinflächige Kiefern aus wirtschaftlichen Erwägungen gefördert worden Anpflanzungen der Baumarten Lärche (Larix spec.), (s. o.), so dass es zu einer Umkehr des natürlichen Konkur- Douglasie (Pseudotsuga menziesii) und Weymouthskiefer renzverhältnisses zur Sandbirke (B. pendula) gekommen (Pinus strobus) keine Rolle. Bestände der Schwarzkiefer ist. Das genannte Verfahren sollte mit Hilfe einer dünnen (Pinus nigra) sind stellenweise auf dem Dornbusch und Sanddecke (ca. 5 cm) ein besseres Aufkommen von Kie- Gellen sowie dem Westdarß als Küstenschutzwaldpflan- fernsaaten auf mächtigen Humusdecken ermöglichen und zungen angelegt worden. Auf dem Gellen ist der Schwarz- die frühjährliche Austrocknung der Filzdecken verhindern. kiefernpflanzung als küstenparalleler Streifen abschnitts- Dennoch sind an mehreren Stellen im Dar§- und Osterwald weise Gemeine Kiefer (P. sylvestris) beigemischt. Diese Birken-Kiefernwälder im Altersbereich von ca. 25 - 50 Bestände tendieren zur Einschichtigkeit und haben keine Jahren zu finden, in denen die Birke nicht zurückgedrängt eigenständige Krautschicht ausgebildet, es dominieren worden ist. minder vitale Arten der Dünengesellschaften. Wegen des unstrukturierten einschichtigen Aufbaus und weitgehen- Bei den im Nationalpark vorkommenden Eichen-Birken- dem Fehlen einer spezifischen Waldbodenflora wirken die- wäldern handelt es sich um Zwischenwaldstadien, die

101 in der primären Sukzessionsreihe an den im Abschnitt strauch (Corylus avellana) zeigen in der Krautschicht fol- ãWaldsukzessionen“ angegebenen Orten vorkommen. Cha- gende Arten die bessere Basen- und Nährstoffversorgung rakteristisch für diese Stadien sind sehr alte Kiefern, unter dieser frischen Standorte an: Waldbingelkraut (Mercuria- deren Schirm Eichen, Buchen und Birken aufkommen. lis perennis), Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), Diese Waldformen sind nur an den wenigen genannten Leberblümchen (Hepatica nobilis), Stadtnelkenwurz Stellen sowie in Abt. 197 (au§erhalb des Nationalparks) (Geum urbanum), Wolliger Hahnenfu§ (Ranunculus ausgebildet. Flächenmäßig bedeutender sind Eichen-Bir- lanuginosus), Waldziest (Stachys sylvatica) und Goldnes- kenwälder im Rahmen von Sekundärsukzessionen. Die sel (Lamiastrum galeobdolon). Diesen Zwischenwaldsta- größten Vorkommen liegen bei Bliesenrade und auf dem dien entsprechende Hauptwaldformen sind aktuell sehr Zingst im Osterwald und in der Sundischen Wiese (vgl. kleinflächig ausgebildet und spielen flächenmäßig keine SCAMONI & PUTZMANN 1965). Wenn die Eichen-Bir- Rolle. kenwälder auf bis Anfang dieses Jahrhunderts extensiv ge- Die Rotbuche (Fagus sylvatica) bildet als konkurrenz- nutzten aufgelassenen Weideflächen wachsen, weisen sie stärkste Baumart auf den mittelfrischen und frischen einen nicht geringen Anteil der Waldkiefer Standorten klimatisch bedingt das Hauptwaldstadium. Für (P. sylvestris) auf. Solche Bestände finden sich am Südrand die Vorherrschaft der Buche gibt es auf Standorten mit des Dar§waldes (Abt. 25 u. 61) sowie in der Sundischen entwickelten Humusformen (d. h. unter den lokalen Um- Wiese zwischen Steinbarackenweg und den sogenannten ständen rohhumusartiger Moder mit einer Humusauflage Fuchsbergen. Diese Wälder weisen eine sehr hohe Natur- von mindestens 10 - 15 cm Mächtigkeit, vgl. oben die An- nähe auf, da sie für die Holznutzung wegen der krummen merkungen zur Standortamplitude des Adlerfarns) keine und tief bekronten Stämme wenig begehrt waren. In der Nährstoffmangelgrenze. Im oben bereits aufgeführten Strauchschicht ist der Faulbaum (Rhamnus frangula) hoch- Grenzbereich bei einem mittleren frühjährlichen Grund- stet vertreten und auch die Eberesche (Sorbus aucuparia) wasserstand von ca. 50 - 60 cm unter Flur nimmt der kommt häufig in der zweiten Baumschicht vor. Konkurrenzvorteil der Buche zugunsten der Stieleiche Die Krautschicht der Eichen-Birkenwälder weist insgesamt (Quercus robur) ab. Dieses Hauptwaldstadium ist in der einen hohen Deckungsgrad mit in der Regel 50 - 80 % auf. Vegetationskarte als Eichen-Buchenwald (s. u.) dargestellt Typische Vertreter sind die Gro§e Sternmiere (Stellaria worden. holostea), Dornfarn (Dryopteris carthusiana), Sauerklee Im Unterschied zu den Nadelwäldern werden die Laub- (Oxalis acetosella), Waldgei§blatt (Lonicera periclymenum) wälder im Gebiet charakterisiert durch den jahreszeitlich und Siebenstern (Trientalis europaea). Draht-Schmiele bedingten Aspektwechsel. Dieser ist besonders ausgeprägt (Avenella flexuosa) und Pfeifengras (Molinia coerulea) sind in den Buchenwäldern. In der Krautschicht dominieren, in wechselnden Anteilen überall vertreten. An feuchteren nicht wie in den Kiefernwäldern, eher boreal verbreitete Standorten kommt im Osterwald sporadisch der Königsfarn Arten. Es sind mehr atlantisch und subatlantisch ver- (Osmunda regalis, RL 3) vor. Mit zunehmender Feuchte breitete Sippen kennzeichnend, wie Efeu (Hedera helix), fällt die Sternmiere aus und das Pfeifengras erreicht De- Waldgei§blatt (Lonicera periclymenum) und Stech- ckungswerte über 70 %. Diese Bereiche sind in der Vegeta- palme (Ilex aquifolium). Auf die pflanzengeographische tionskarte (Karte 4) als feuchte Eichen-Birkenwälder ausge- Übergangsstellung des Gebietes, die bei den Wäldern gut wiesen, wogegen die vorgenannten trockener sind. zum Ausdruck kommt, haben LIBBERT (1940) und Aufgrund der starken Entwässerung der grundwassernahen FUKAREK (1961) am Beispiel des Dar§es aufmerksam Standorte sind Nitrifizierungszeiger, wie Himbeere (Rubus gemacht. idaeus) und Brombeere (Rubus fruticosus), in den betroffe- Für alle bodenbewohnenden phytophagen Tierarten ändert nen Gebieten regelmäßig anzutreffen. Auch der Adlerfarn sich mit den Buchenwäldern wegen der nur noch spärlich (Pteridium aquilinum) kann bei derartigen Standortverän- ausgebildeten Krautschicht das Nahrungsangebot nachhal- derungen in Eichen-Birkenwälder eindringen und das Pfei- tig. An Stelle der ganzjährig vorhandenen Nahrung kommt fengras verdrängen. es zu saisonalen Angeboten im Sommer und Herbst. Be- Die Eichen-Birkenwälder sind aufgrund ihres Lichtklimas sonders betroffen sind davon alle wiederkäuenden Paar- reich an Saumstrukturen, demzufolge kommen Tierarten hufer (Cervidae). der Säume hier in großer Anzahl vor. Als ein Vertreter der Die im Planungsraum vorhandenen Buchenwälder sind Totholzbewohner ist die Wespenmoderholzschwebfliege überwiegend zu den Draht-Schmielen-Buchenwäldern zu (Temnostoma vespiforme), die auf anbrüchige Birken ange- stellen (AFSV 1995). Sie sind an besonderen Kennarten im wiesen ist (GABRIEL 1994), zu erwähnen. Vergleich mit den von HÄRDTLE (1995) mitgeteilten Ve- getationsaufnahmen verarmt, so dass eine weitere syntaxo- Im Ralower Holz auf Rügen haben sich Eichen-Hain- nomische Einordnung hier nicht zweckmäßig ist. Bezeich- buchenwälder als Zwischenwaldstadium entwickeln nend ist eine nahezu ausschlie§lich aus Buche aufgebaute können (vgl. ARBEITSGEMEINSCHAFT FOBI 1993). Baumschicht, die gegenwärtig noch durch einige relikti- Neben der Hainbuche (Carpinus betulus) und dem Hasel- sche Kiefernvorkommen bereichert wird. Diese relekti-

102 schen Kiefernvorkommen in den Buchenwäldern können chung der Flechtenflora durch LITTERSKI (1994) ergab in aus Perioden mit anderen Waldnutzungsformen, aber auch einem repräsentativen Ausschnitt alter Buchenwälder auf auf deren Ursprung über ehemalige Unterstandsbuchen dem Neudar§ vergleichbare Ergebnisse. Es konnten 60 hindeuten, die forstlich nie gepflegt wurden. Diese unge- Arten nachgewiesen werden. Sehr seltene Flechtengesell- pflegten Bestände führen oft zu krummschäftigen, tiefbeas- schaften sind hervorragend ausgebildet (z. B. Thelotre- teten Bäumen. metum, Lecanactidetum abietinae, Pertusarietum hemis- Auf in den Buchenwäldern ablaufenden Sukzessionen phaericae). Auffällig sind die vorkommenden Bartflech- und nachfolgende Veränderungen in der Baumschicht ten, worunter Bryoria cf. subcana und Usnea subfloridana wurde bereits eingegangen. Eine aktuelle natürliche Ver- überregional sehr selten sind. jüngung der Kiefer ist ausschließlich an Störungsereig- Neben dem Draht-Schmielen-Buchenwald lässt sich noch nisse gebunden, z. B. Freilegung von Mineralboden durch als standörtliche Variante dieser Gesellschaft als küsten- Wildschweine (Sus scrofa). Solche Verjüngungshorste der nahe Ausbildungsform der Gabelzahn-Buchenwald (Di- Waldkiefer sind mehrfach im Dar§wald vorhanden. Die cranum majus-Buchenwald) abgrenzen. Als besonderer Buchenwälder sind physiognomisch vielfach durch eine Standortsfaktor wirkt hier eine durch ständige Windein- Entwicklung im Weitstand geprägt wahrscheinlich als Hu- wirkung auftretende Laubverwehung. Dieses führt zu tungswälder. Auf den armen, windbeeinflussten Standor- einer Verarmung des Standortes (Windverhagerung) und ten des Darßes lässt sich aber auch eine natürliche Weit- ermöglicht die Entwicklung einer auffälligen Moos- stellung der Bestände vermuten. Die meisten Bestände schicht. Dort dominiert nach BERG et al. (1995) das weisen auffallend tief bekronte und krummschäftige Bäu- Wei§moos (Leucobryum glaucum), daneben kommen bei- me auf. In der Strauchschicht kommt die Stechpalme (Ilex spielsweise aber auch Gewelltes Plattmoos (Plagiothe- aquifolium) als subatlantisch-submediterranes Florenele- cium undulatum), Gro§es Gabelzahnmoos (Dicranum ma- ment vor. jus, RL 3), Dicranum fuscescens (RL 3) und Campylopus In der Krautschicht der Draht-Schmielen-Buchenwälder flexuosus (RL 3) vor. sind neben der namengebenden Art Avenella flexuosa so- Der Eichen-Buchenwald ist dort ausgebildet, wo die Bu- wie der Pillensegge (Carex pilulifera), Buschwindröschen che wegen hoch anstehenden Grundwassers eine standört- (Anemone nemorosa), Vielblütiger Wei§wurz (Polygona- liche Grenze erreicht. Aufgrund des verminderten Höhen- tum multiflorum), Gro§e Sternmiere (Stellaria holostea), wachstums der Buche und deren geringerer Standfestigkeit Efeu (Hedera helix) und Flattergras (Milium effusum) zu steigt die Konkurrenzkraft der Stieleiche (Quercus robur). finden. Diese Arten sind für die in ihrem Nährstoffhaus- Eine bedeutende Rolle spielen die Sukzessionsprozesse halt im Gleichgewicht stehenden Buchenwälder auf Darß (vermutlich kein „kurz geschlossener Zyklus“). Das natür- und Zingst kennzeichnend. Der Adlerfarn (Pteridium liche Mischungsverhältnis der beiden Hauptbaumarten aquilinum) ist ein regelmäßiger Begleiter der Buchen- kann in säkularen Zeiträumen deshalb deutlichen Schwan- wälder, er kommt allerdings im Gegensatz zu den Kie- kungen unterliegen. Sollten die in den letzten Jahrzehnten fernwäldern nur eingestreut mit geringen Deckungen un- großflächig eingetretenen Grundwasserabsenkungen Be- ter 5 % vor. Teilweise weisen die Buchenwälder bereits stand haben, so wird sich das Konkurrenzverhältnis zugun- nennenswerte Totholzvorräte auf, mehrheitlich liegen sie sten der Rotbuche verschieben. jedoch noch unter 5 % des Holzvolumenvorrates, wie die Eichen-Buchenwälder sind verbreitet im Osterwald und in Ergebnisse der Waldbiotopkartierung im Dar§wald zei- den Moornaturräumen des Darßwaldes. In der zweiten gen. Baumschicht sind regelmäßig in geringen Anteilen Moor- Die epiphytische Moosflora in größeren buchenreichen birke (Betula pubescens) und Eberesche (Sorbus aucupa- Waldkomplexen des Nationalparks wird von BERG et al. ria) vertreten. Die Krautschicht wird u. a. von mit höheren (1995) als einzigartig für Mecklenburg-Vorpommern be- Stetigkeiten vorkommenden Maiglöckchen (Convallaria zeichnet. Die meisten Epiphytengesellschaften sind an Rei- majalis) und vor allem durch das Pfeifengras (Molinia coe- fephasen des Waldes gebunden, wo Bäume verschiedenen rulea), das mit Deckungsgraden von bis über 50 % auftritt, Alters nebeneinander vorkommen. Begünstigend wirken geprägt. Die Eichen-Buchenwälder sind in großem Um- eine hohe Luftfeuchte und Windruhe in geschlossenen Be- fang von großflächigen Grundwasserabsenkungen betrof- ständen. Breites Sackmoos (Frullania dilatata, RL 2), fen. Dies führt stellenweise zu gehäuftem, beschleunigtem Gelbhaubiges Steifblattmoos (Orthotrichum stramineum, Absterben alter Baumsubstanz (besonders auf dem Vor- RL 3) und insbesondere das Tamarisken-Sackmoos (Frul- darß). Im Osterwald sind die Eichen-Buchenwälder ge- lania tamarisci, RL 1) weisen hier die größten Bestände in kennzeichnet durch eine hohe Naturnähe, die sich durch ei- Mecklenburg-Vorpommern auf. Als Beispiele weiterer sel- ne kleinflächige Baumartenmischung, hohe Vielfalt der tener Epiphyten seien genannt: Glattes Neckermoos (Ne- Schaft- und Kronenformen aller vertretenen Baumarten, ei- ckera complanata, RL 3), Glatthaariges Bartmoos (Tortula ne ausgeprägte vertikale Schichtung, einen hohen Totholz- laevipila, RL 1), Zygodon baumgartneri (RL 1) und Ge- anteil und durch nicht selten vorkommende, anderswo meines Krautblattmoos (Ulota crispa, RL 3). Die Untersu- weitgehend fehlende Kleinstrukturen ausgezeichnet ist. Bei

103 letzteren handelt es sich vor allem um nicht aufgearbeitete feuchtwarmes Kleinklima, das bei einem reich strukturier- Windwürfe und -brüche, entsprechend vorhandenen Wur- ten Kronendach mit vielen sonnendurchfluteten Bereichen zeltellern und kleinflächigen Unterbrechungen des Kronen- gewährleistet ist, angewiesen. schlusses. Die Besiedlung der Buchenwälder im Nationalpark durch Buchenwälder auf besser mit Basen versorgten bindigeren Vögel geht aus Tabelle 10 hervor. Exemplarisch sei an die- Standorten sind potentiell natürlich verbreitet auf den eis- ser Stelle auf die ausschließlich in Buchenwäldern brüten- zeitlichen Bodensubstraten auf Westrügen und auf Hidden- den Arten Hohltaube (Columba oenas), Gänsesäger (Mer- see (Dornbusch). Sie spielen flächenmäßig eine sehr unter- gus merganser), Zwergschnäpper (Erythrosterna parva) geordnete Rolle und sind nutzungsgeschichtlich bedingt verwiesen. Alte Buchenwälder mit einem Mosaik aus Alt- durch bereits aufgeführte Vor- und Zwischenwaldstadien holz- und Verjüngungsphasen und hohen Totholzanteilen ersetzt. Auf dem Dornbusch hat der dort eingeführte Berg- sind besonders nischenreich und weisen eine hohe avifau- ahorn (Acer pseudoplatanus) mittlerweile eine beständige nistische Artenvielfalt auf (vgl. SCHMIDT 1994, RENTZ Stellung in den Waldgesellschaften erobert. Der Bergahorn 1994). ist dort mittlerweile als Bestandteil der potentiell-natür- lichen Vegetation einzustufen. Für weitere Angaben sei auf Künstlich begründete Laubwälder die ARBEITSGEMEINSCHAFT FOBI (1993) und TIEL- Diese Wälder treten in weit geringerem Umfang auf als KING (1992) verwiesen. künstlich begründete Nadelwälder. Am auffälligsten sind In den Buchenwäldern und Eichen-Buchenwäldern des Pappelbestände, die besonders auf dem Bug, auf Westrü- Nationalparks konnte mit aktuellen Untersuchungen eine gen und in der Sundischen Wiese anzutreffen sind. In der artenreiche Tierwelt nachgewiesen werden. So fand Baumschicht herrschen Bastardpappeln (Populus x cana- GABRIEL (1994) in feuchten Buchenwäldern die densis) oder Silberpappeln (Populus alba) vor, die zum Schwebfliege Brachypalpoides lentus und als feuchte Teil mit Eschen (Fraxinus excelsior) und Stieleichen Laubwaldarten Xylota sylvarum und Chalcosyrphus ne- (Quercus robur), in zweiter Baumschicht auch Erlen morum. (Alnus glutinosa, A. incana) und Birken (Betula pendula), BAYER et al. (1995) fanden als typische Vertreter der gemischt sind. Stellenweise (z. B. bei Unrow) sind hohe Zersetzergemeinschaft an Buchen folgende Arten: Der Totholzanteile vorhanden. In der Sundischen Wiese sind Buntkäfer (Tillus elongatus) ist als ein räuberische Käfer Erlen (Alnus glutinosa) streifenweise und horstweise in Charakterart stehender Trockenbuchen in feuchteren größerem Umfang angepflanzt worden. Im Darßwald sind Waldgesellschaften. Der Kammfühler-Pochkäfer (Ptili- ältere Eichenanpflanzungen, für die zur Kultur Rabatten nius pectinicornis) besiedelt bereits von Weißfäulepilzen angelegt worden sind, nicht selten anzutreffen. In deren befallenes, aber noch hartes Trockenholz. Der Gelbbeini- Krautschicht herrscht das Pfeifengras (Molinia coerulea) ge Schnellkäfer (Ampedus erythrogonus) lebt in ausge- mit Deckungsgraden über 80 % vor. dehnteren Mulmkörpern meist braunfauler Laubbaumrui- Weitere Laubholzanpflanzungen befinden sich am Zingster nen. Große Stammhöhlen mit schon stark vererdetem Nordstrand. Auch hier sind die Pflanzen auf Rabatten Mulm bei hoher Feuchte besiedelt der sogenannte Rosen- gesetzt worden. Diese lückigen Erlen-Eichen-Birken-An- hauers Schnellkäfer (Crepidophorus mutilatus). Zwei pflanzungen sind größtenteils abgängig. In den Rabatten- weitere Arten zeigen die enorme Nischenvielfalt, die sich gräben wächst Schilf (Phragmites australis) nach Salzwas- im Laufe des Zersetzungsvorganges abgestorbener Bu- sereinbrüchen sehr üppig. chen entwickelt: Der Kopfhornschröter (Sinodendron cy- lindricum) ist Charakterart der totholzreichen, feuchteren Moor- und Bruchwälder Laubwaldgesellschaften. Er bevorzugt wei§faules, noch Die im Planungsgebiet vorhandenen Moor- und Bruchwäl- relativ hartes, stehendes und liegendes Buchen-Totholz ab der werden fast ausschließlich von Laubbäumen bestimmt. einer Stärke von 25 cm Durchmesser. Der Dresdener Nur der Moorkiefernwald, der nur sehr kleinflächig im Ge- Schwammpochkäfer (Darcatoma dresdensis) besiedelt biet auftritt, wird von der Waldkiefer als Nadelbaumart be- harte Baumporlinge, wie den Zunderschwamm (Fomes herrscht. Bereits im vorhergehenden Abschnitt wurde auf fomentarius). die Moornaturräume eingegangen, wo gegenwärtig von An den Flechten der Buche und anderer Laubbäume leben Rotbuche dominierte Wälder wachsen. Dass die Rotbuche die Raupen des Flechtenbären (Eilema sororcula). Von den in der vorpommerschen Boddenlandschaft auf Moorstand- fünf von FINKE & SCHNELL (1993) gefundenen Flech- orten wachsen kann, liegt neben begünstigendem atlanti- tenbären der Gattung Eilema ist er der seltenste. Im Oster- schem Klimaeinfluss an dort abgesunkenen Grundwasser- wald konnte eine an Eichen lebende seltene Lepidopteren- ständen. Es sei an dieser Stelle nur auf säkulare natürliche zönose mit Vertretern wie Orioneule (Moma alpinum) und Grundwasserstandsschwankungen hingewiesen, die durch Eichenkarmin (Mormonia sponsa) nachgewiesen werden. Schwankungen des Ostseespiegels induziert werden. Diese Diese monophagen Arten sind allgemein sehr selten und in Schwankungen sind für alle grundwasserbeherrschten den letzten Jahren stark zurückgegangen. Sie sind auf ein Waldgesellschaften langfristig von größter Bedeutung

104 (JESCHKE 1993). Im Rahmen dieses Planwerkes wird Teil des Darßwaldes. Die Erlenbruchwälder stellen im Na- darauf wegen mangelnder Planungsrelevanz nicht weiter tionalpark die nährstoffreichste natürliche Waldgesellschaft eingegangen. Entscheidend sind an dieser Stelle die kurz- dar. Im Vergleich zu Erlenbruchwäldern anderer Gebiete und mittelfristig ablaufenden Veränderungen infolge fehlen allerdings Arten mit höchsten Nährstoffansprüchen menschlicher Eingriffe in die Grundwasservorkommen. (FUKAREK 1961). Der Moorkiefernwald kommt gegenwärtig auf schwach entwässerten Mooren, die sich unter Regenwassereinfluss Der Wasserfeder-Erlenbruchwald (Hottonio-Alnetum) gebildet haben und deshalb extrem nährstoffarm sind, vor. ist die nasseste Waldgesellschaft im Planungsgebiet. Auf dem Altdar§ sind Reliktvorkommen dieses Waldtyps, Der Wasserfeder-Erlenbruch ist eng verzahnt mit den in denen Sumpfporst (Ledum palustre, RL 3) vertreten ist, Faulbaum-Weidengebüschen, die in der Vegetations- bemerkenswert. Die Baumschicht ist wegen des nur min- karte als Weidengebüsche eingetragen sind. Sie wird der vitalen Wuchses der Kiefer lückig und stellenweise floristisch gekennzeichnet durch die namengebende durch Moorbirken, die allerdings im Höhenwuchs hinter Wasserfeder (Hottonia palustris, RL 3), Froschbiss den Kiefern zurückbleiben, bereichert. Dieser seltene (Hydrocharis morsus-ranae, RL 3), Wasserschlauch Waldtyp befindet sich wegen der großflächig wirksamen (Utricularia vulgaris, RL 3), Flussampfer (Rumex Grundwasserabsenkung überall im Gebiet in einem Dege- hydrolapathum), Zungen-Hahnenfu§ (Ranunculus lingua, nerationsstadium. RL 3) und Binsenschneide (Cladium mariscus), die als Mit geringfügig besserer Nährstoffversorgung, infolge Relikt aus der vorausgegangenen Seenverlandung regel- Grundwasseranschlusses des Standortes, geht die Bedeu- mäßig auf dem Neudarß im Hottonio-Alnetum auftritt. In tung der Kiefer zurück. So sind auf dem Neudarß klein- dieser Waldgesellschaft differenziert sich ein Bulten- flächig einige Birkenbruchwälder (Betuletum pubescen- Schlenken-Komplex aus, in dessen wassergefüllten tis) zu finden, die gegenwärtig eine nur schwach Schlenken die Herden der Wasserfeder stehen. Die Erlen geschlossene Baumschicht aus Moorbirke (Betula pubes- sind ausgesprochen mattwüchsig und nur schwach in der cens) und einigen Kiefern (P. sylvestris) aufweisen. Da Torfmudde verankert, so dass umgestürzte Bäume zum die Moorbirke intensiv von Hirschartigen (Cervidae) ver- typischen Waldbild zählen. bissen wird und die Baumartenzusammensetzung in den Der Gro§seggen-Erlenbruchwald (Carici elongatae-Al- Birkenbruchwäldern vermutlich in der Vergangenheit netum) wird floristisch gekennzeichnet durch die Walzen- durch forstliche Eingriffe gestört worden ist, sind weiter- segge (Carex elongata), Steif-Segge (Carex elata), Rispen- gehende Aussagen zum potentiell natürlichen Aufbau der Segge (Carex paniculata,) Sumpfsternmiere (Stellaria Wälder auf diesen nährstoffarmen nassen Standorten mit palustris, RL 3), Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dul- einer Torfmächtigkeit von ca. 60-80 cm kaum möglich. camara), Wolfstrapp (Lycopus europaeus), Sumpffarn Die Krautschicht der Birkenbrüche wird charakterisiert (Thelypteris palustre), Schwertlilie (Iris pseudacorus), durch bultig wachsendes Pfeifengras (Molinia coerulea), Helmkraut (Scutellaria galericulata). Der mit bis über 40 Scheidiges Wollgras (Eriophorum vaginatum) und die Gefäßpflanzenarten sehr artenreichen Krautschicht stehen Grau-Segge (Carex canescens) sowie durch Torfmoose zwei verschiedene Mikrostandorte zur Verfügung. Zum ei- (Sphagnum spp.). nen sind dies die vergleichsweise trockenen Bulten an den Stammfüßen der Erlen und zum anderen die dazwischen Der Pfeifengras-Sumpfreitgras-Birkenbruch mit Gilb- liegenden nassen Schlenken (vgl. DÖRING 1987). Stellen- weiderich (Lysimachia vulgaris), Pfeifengras (Molinia weise gedeihen echte Hydrophyten wie Kleine Wasserlinse coerulea), Sumpfreitgras (Calamagrostis canescens) ver- (Lemna minor) oder Sternlebermoose (Riccia spec.). Der mittelt zum Sumpfreitgras-Erlenwald. Die Basenausstat- Großseggen-Erlenbruch wird geprägt durch einen jahres- tung ist etwas besser als bei der typischen Ausprägung des zeitlich um mehrere Dezimeter schwankenden Wasserspie- Birkenbruchs. gel. In der Regel fallen die Schlenken im Juni/Juli trocken, Nach ELLENBERG (1986) deuten Erlenbrüche und ande- und es setzt eine Phase starker Mineralisierung ein. Die re von der Roterle (Alnus glutinosa) beherrschte Gesell- Baumschicht wird fast ausschlie§lich von der Roterle schaften stets auf einen gewissen Basenreichtum des (Alnus glutinosa) aufgebaut. Neben dem überwiegend ein- Grundwassers hin. Wird ein bestimmtes Minimum unter- schichtig aufgebauten Kronendach ist in alten Bruchwäl- schritten (ca. 0,1 mg CaO/l), so kann sich die Roterle nicht dern mit lückigem Oberstand eine Strauchschicht aus mehr gegen die Moorbirke oder Waldkiefer durchsetzen. Roterlen aufgebaut. Diese setzt sich zusammen aus Kern- In der Darstellung der Vegetation (Karte 3) sind in der wüchsen, die an Seggenbulten in Bestandeslücken in Einheit nasser Erlenbruchwald der Wasserfeder-Erlen- „Lichtschächten“ aufwachsen, und aus Stockausschlägen, bruchwald, der Gro§seggen-Erlenbruchwald und der Ra- die bei nachlassender Vitalität des Altbaumes an dessen senschmielen-Erlenbruchwald zusammengefasst. Der Stelle treten. Die generative Verjüngung ist an einen aus- Wasserhaushalt dieser Vegetationstypen ist weitgehend un- reichend hohen Wasserstand (Umspülen der Basis der Seg- gestört. Die Hauptvorkommen liegen im nordwestlichen genbulte) gebunden. Die Totholzanteile sind in alten Be-

105 ständen in der Regel hoch, eine schnelle Zersetzung des celsior) beigemischt. Die Krautschicht der Erlen-Eschen- abgestorbenen Holzes ist typisch. BERG et al. (1995) wälder ist charakterisiert durch die Vorkommen von Wech- konnten das seltene Lebermoos (Odontoschisma denuda- selblättrigem Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium), tum, RL 2) auf morschem Holz in einem Erlenbruch auf Sumpf-Pippau (Crepis paludosa, RL 3), Einbeere (Paris dem Neudar§ nachweisen. quadrifolia), Bachnelkenwurz (Geum rivale) Moschuskraut (Adoxa moschatellina) und Scharbockskraut (Ranunculus Der Rasenschmielen-Erlenwald wird von Rasenschmiele ficaria). Eine besondere Fazies ist im Ravensteiner Bruch, (Deschampsia cespitosa) und ausläuferbildenden Seggen Abt. 160 im Dar§wald, mit Sumpfdotterblume (Caltha bestimmt. Frauenfarn (Athyrium filix-femina), Sumpf-Seg- palustris) vorhanden. Der Quellcharakter kommt besonders ge (Carex acutiformis), Winkel-Segge, (Carex remota), am Übergang des Altdar§es zum Vordar§ bei Ibenhorst zur und Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) sind die be- Geltung. Dort treten zusätzlich auch der Riesenschwingel stimmenden Elemente der Krautschicht. Der Rasenschmie- (Festuca gigantea), das Gro§e Springkraut (Impatiens noli- len-Erlenwald tritt vornehmlich am Übergang der Erlen- tangere) und die Quellsternmiere (Stellaria alsine) auf. bruchwälder zu den Waldgesellschaften feuchter und Au§erdem hat der Hopfen (Humulus lupulus) im Josaars- frischer Standorte auf. Sekundäre Vorkommen dieser Bruch seine größten Vorkommen im Gebiet. Bemerkens- Waldgesellschaft ersetzten den Gro§seggen-Erlenbruch bei wert sind hier au§erdem die Vorkommen von einigen sehr schwachen Entwässerungen. Überstauungen im Winter alten Erlen mit kurzem Schaft und weit ausladender Krone, oder Frühjahr treten in nur sehr beschränktem Umfang auf. die sehr wahrscheinlich aus einer Zeit stammen, als der Jo- Neben den Erlenbruchwäldern, deren Vorkommen an na- saars-Bruch als Weidegebiet genutzt wurde. türliche Wasserhaushaltsbedingungen geknüpft ist, sind auf In den Erlenbruchwäldern sind durch verschiedene Einzel- der Vegetationskarte (Karte 3) Erlenwälder feuchter und untersuchugen zahlreiche hochspezialisierte Faunenelemente frischer Standorte und Erlen-Eschenwälder ausgewiesen. nachgewiesen worden. Nachfolgend aufgeführte Arten konn- Diese Waldgesellschaften haben sich im Zuge von Entwäs- ten in den nassen Erlenbruchwäldern festgestellt werden: serungen ausgebildet. Der Grundwasserstand ist soweit Die Erlen-Rindeneule (Acronicta cuspis) ist auf großflächi- abgesenkt, dass der Wasserüberschuss im Winter nicht zu ge Erlenwälder, wie sie auf dem Neudar§ vorkommen, an- einer vollständigen Auffüllung des Porenvolumens ge- gewiesen. Bemerkenswert ist der seltene Erlen-Blattspan- schweige denn zu frühjährlichen Überstauungen führt. Ge- ner (Hydelia sylvata), der nur in nassen Erlenwäldern lebt nerative Verjüngungen der Erle sind ausgeschlossen. und in allen angrenzenden Bundesländern bereits ver- Bei starker Entwässerung tritt der Brennnessel-Erlenwald schwunden ist (FINKE & SCHNELL 1993). Typische Er- (Urtico-Alnetum) auf. Massenhaftes Vorkommen der lenbewohner sind außerdem der Sichelflügler (Drepana Brennnessel (Urtica dioica) bei gleichzeitigem Ver- curvatula), der Wollrückenspinner (Ochropacha duplaris) schwinden bzw. Fehlen von Feuchtezeiger wie Sumpf- und der Zahnspinner (Notodonta dromedarius). Ein sehr Labkraut (Galium palustre), Helmkraut (Scutellaria gale- seltener Röhrichtbewohner in Bruchwäldern ist Phragmati- riculata), Sumpfhaarstrang (Peucedanum palustre) und phila nexa, die Raupen dieses Nachtfalters leben an Was- Wolfstrapp (Lycopus europaeus) sind für dessen Kraut- serschwaden (Glyceria fluitans). schicht bezeichnend. Nicht selten ist auch die Himbeere Totholz der Erle in Verbindung mit ausreichender Feuch- (Rubus idaeus) als weiterer Nitrifizierungszeiger anzu- tigkeit bietet gute Lebensmöglichkeit für seltene Schweb- treffen. Stellenweise dringt der Adlerfarn (Pteridium aqui- fliegenarten wie Xylota sylvarum und Eristalinus sepul- linum) in diese und die nachfolgend beschriebene Wald- cralis (GABRIEL 1994). Au§erdem treten folgende gesellschaft über unterirdische Ausläuferbildung ein. bemerkenswerte Arten auf: Moderholzschwebfliegen (Tem- nostoma spp.), Chalcosyrphus nemorum, Brachypalpoides Der Sumpfreitgras-Erlenwald mit Sumpfreitgras (Cala- lentus, Eoseristalis pertinax, Syritta pipiens, Tropidia scita magrostis canescens), Wei§em Strau§gras (Agrostis stolo- und Temnostoma bombylans. nifera), Gemeinem Rispengras (Poa trivialis) und noch Die Amphibien- und Reptilienfauna der Bruchwälder im stellenweise vertretenem Sumpfhaarstrang (Peucedanum Nationalpark ist au§ergewöhnlich artenreich (RÜHLE palustre) ist die ärmste Ausbildung der Erlenwälder. 1992 a). Es nutzen alle in Deutschland vorkommenden Der Erlen-Eschenwald kommt auf dem Dar§ westlich der Braunfroscharten (Rana dalmatina (RL 1), R. arvalis (RL 3) Ortslage Prerow und an den Quellmooren am Rand des Alt- und R. temporaria) die Erlenbruchwälder als Vermehrungs- dar§es vor. Dieser Waldtyp ist wahrscheinlich ein Ergebnis habitat ebenso wie der Teichmolch (Triturus vulgaris). Offe- anthropogen verursachter Entwässerungen. Er kommt vor- ne Wasserflächen im Kontakt mit Erlenbruchwäldern benö- rangig auf reichen Trockenbrüchern und Brüchern vor. tigen Laubfrosch (Hyla arborea) und Wasserfrosch (Rana Offensichtlich erfolgt die Basenversorgung über Humus- spp.) sowie Kammmolch (Triturus cristatus, RL 2) zur Fort- mineralisierung und ziehendes relativ nährstoffreiches pflanzung. Besonders der Laubfrosch kommt in gro§er Grundwasser. In der Baumschicht sind der Roterle (Alnus Dichte aufgrund des guten Strukturangebotes aus vielfälti- glutinosa) in verschiedenen Anteilen Eschen (Fraxinus ex- gen Gehölzsaum-Wasserflächen-Übergängen vor. Von den

106 Reptilien nutzt die hier häufig vorkommende Ringelnatter siedeln sich daher nitrophytische Pflanzen an. Nur junge (Natrix natrix, RL 3) die Bruchwälder zur Nahrungssuche. Sanddornbestände - z. B. auf den jüngsten Strandwallbil- Bemerkenswert ist ferner das Vorkommen der Wasserspitz- dungen des Neuen Bessins - haben noch einen weniger maus (Neomys fodiens, RL 4). nährstoffliebenden Unterwuchs. Aus der artenreichen Avifauna der Erlenbruchwälder soll als Mit der Nährstoffakkumulation im Boden bereitet der herausragende Art der Kranich (Grus grus, RL 3) als Brut- Sanddorn dem nitrophytischen Holunder (Sambucus nigra) vogel genannt werden. SCHMIDT (1994) und RENTZ das Substrat vor. Dieser wandert daher in ältere Sanddorn- (1994) haben zahlreiche Singvogelarten in zum Teil sehr ho- gebüsche ein, ihm folgen Schlehe (Prunus spinosa) und hen Dichten in Erlenbruchwäldern auf dem Darß feststellen Wei§dorn (Crataegus spp.). können, was deren Bedeutung als Brut- und vor allem als Nahrungshabitat unterstreicht. Am Darßer Ort und kleinflächig auch auf dem Alten Bes- sin haben sich Gebüsche gebildet, die im Wesentlichen aus Rosen bestehen. Am Dar§er Ort dominiert die Wein-Rose 5.1.2 Gebüsche (Rosa rubiginosa), beigemischt ist u. a. die sehr seltene Rosa mollis (Erstfund für Mecklenburg-Vorpommern) An den Ostseestränden des Nationalparks sind an einigen (HENKER 1995). Auf dem Alten Bessin haben sich Rosen Stellen Gebüsche zu Zwecken des Küstenschutzes ge- über Wurzelbrut weit verbreitet. Ein gro§er Teil der dorti- pflanzt worden. Sie sind meistens sehr dicht gesetzt, zu ei- gen Trockenrasen ist mit kleinen, stark verbissenen Rosen- nem Teil aus nicht heimischen Pflanzenarten aufgebaut sträuchern durchsetzt. Wirkliche Rosengebüsche finden und daher ziemlich artenarm sowohl was die Pflanzenwelt sich jedoch nur im östlichen Teil der Halbinsel. als auch die Tierwelt angeht. Wesentlich vielfältiger sind die natürlich entstandenen Ge- Einen Sonderfall der Strauchgebüsche stellt der Wachol- büschbildungen, die vorwiegend auf nicht oder nicht mehr derbestand auf der Fährinsel dar. Der Unterwuchs dieses genutztem Gelände vielerorts im Nationalpark aufgewach- pflanzensoziologisch als Dicrano-Juniperetum anzuspre- sen sind. chenden Gebüsches besteht vor allem aus Draht-Schmiele (Avenella flexuosa) und Besenheide (Calluna vulgaris) Großflächigere Sanddorngebüsche (Hippophae rhamnoi- und ähnelt damit den Zwergstrauchheiden. des) sind im Nationalpark vor allem auf Hiddensee ver- Besonders im Südosten des Bestandes zeigt der Wacholder breitet. Sie sind teilweise durchsetzt mit anderen Strauch- auf der Fährinsel Absterbeerscheinungen. Dies geht auf arten wie Holunder (Sambucus nigra), Wei§dorn (Cratae- einen Befall der Pflanzen mit dem Rostpilz (Gymnospo- gus spp.) und Schlehe (Prunus spinosa). An wenigen Stel- rangium clavariiforme) zurück. Ein Teil der abgestorbenen len kommt die Berberitze (Berberis vulgaris) in den Gebü- und absterbenden Wacholderpflanzen wurde 1989 besei- schen vor. Diese Dornensträuchergestrüppe sind es, die tigt, um den Befall einzudämmen, aber nach wie vor ist der dem Dornbusch seinen Namen gegeben haben und dort da- Pilz im Bestand verbreitet. Insbesondere um einige Wei§- her sicherlich einmal verbreiteter als heute waren. dorn-Büsche (Crataegus monogyna), den Zwischenwirt Nachdem der Sanddorn im 19. Jahrhundert in ganz Deutsch- des Pilzes, herum ist der Befall recht stark (HARDER land offenbar noch relativ selten und in Vorpommern nur 1993 a, SCHOLLER 1993). Das Auftreten des Pilzes zeigt von Rügen und bekannt war (HEYKENA 1965, deutlich, wie in natürlichen Vegetationsbeständen eine MARSSON 1869), breitete er sich in diesem Jahrhundert - dichteabhängige Regulation von Arten erfolgen kann, was zum Teil durch menschliche Pflanzungen bedingt - stark aus die Ausbildung von Reinbeständen erheblich erschwert. und kommt heute an vielen Stellen des Nationalparks und Verschiedentlich wurde gefordert, den Wacholder aus seines Vorfeldes vor. Größere Bestände gibt es östlich des Gründen des Schutzes bedrohter Vogelarten auf der Fährin- Osterwaldes (vornehmlich gepflanzt), auf dem Bug (ge- sel zurückzudrängen. Genau dies geschieht derzeit auf na- pflanzt und spontan) und nach wie vor auf Hiddensee. Alter türliche Weise. Es ist nicht zu erwarten, dass der Wachol- und Neuer Bessin, Gellen sowie der Dornbusch weisen dort der durch den Befall mit dem Rostpilz auf der Fährinsel die wichtigsten Vorkommen auf. vollständig verschwinden wird (SCHOLLER 1993). Im Frühherbst findet vielerorts im Nationalpark eine Nut- Auf der Borke der Sträucher siedeln eine Anzahl von Moos- zung des Sanddorns statt. Der Saft wird aus den reifen und Flechtenarten. Für die Moosflora ist besonders der Steinfrüchten gepresst und gesammelt. Dieses „Sanddorn- Schwarze Holunder (Sambucus nigra) in dieser Hinsicht melken“ hat nach wie vor eine gewisse wirtschaftliche Be- sehr bedeutsam. An seiner Borke kommen unter anderem deutung in der Region; der gewonnene Sanddornsaft ist im Zygodon viridissimus var. stirtonii (RL 2, aus M-V sonst nur Handel zu erwerben. noch von der Stubnitz bekannt), Orthotrichum pumilum (RL Das Substrat unter sanddornreichen Gebüschen ist auf- 2) und die in Deutschland sehr selten und nur im unmittel- grund der Aktinorhiza-Symbiose dieser Pflanze mit stick- baren Küstenbereich auftretende Art Orthotrichum pulchel- stoffbindenden Fadenbakterien meist stickstoffreich. Es lum (RL 1) vor (BERG et al. 1995).

107 Aus der gro§en Gruppe der Insekten liegen nur von den penübungsplatz dienten. Die Bundesforstverwaltung ist Nachtfaltern einige Daten aus den Strauchgebüschen vor. im Unterschied zu den Landesforstämtern keine Liegen- Sie wurden im Rahmen der Nationalparkplanung 1994 auf schaftsverwaltung sondern voll in die Bundesvermögens- dem Altem Bessin und der Fährinsel erfasst (FINKE & verwaltung integriert. Nach dem Finanzanpassungsgesetz SCHNELL 1994). Charakteristisch für diese Gebüsche aus dem Jahr 1971 sind die Bundesforstämter „die ört- sind z. B. Schlehen-Grünflügelspanner (Hemithea aestiva- lichen Bundesbehörden für die forstliche Bewirtschaftung ria) und Kreuzdornspanner (Philereme transversata). Neu und die Jagd- und Fischereinutzung sowie für die ihnen für die Region konnte das Federgeistchen (Cnaemidopho- sonst übertragenen Aufgaben“. Zu den Bundeswaldflächen rus rhododactylus) nachgewiesen werden. Der Wacholder- gehören die Wälder auf dem östlichen Teil der Insel Zingst, bestand der Fährinsel dient den Raupen der monophagen der Insel Bock, am Dar§er Ort (Revier Prerow) sowie dem Palpenmotten (Dichomeris marginella und Dichomeris ju- Bug (Revier Rügen Nord) im Nordwesten Rügens. Diese niperella) sowie des Wacholder-Blütenspanners (Eupithe- Flächen nehmen etwa 18 % der Waldfläche des National- cia pusillata) als Nahrung. parks ein. In den Gebüschen brüten eine Reihe von Kleinvögeln. Die Zonierung lt. Tab. 12 wurde nach geltender Schutzge- Klappergrasmücke (Sylvia corruca), Mönchsgrasmücke bietsverordnung bzw. Verwaltungsvereinbarung 1994 fest- (Sylvia atricapilla), Dorngrasmücke (Sylvia communis), gesetzt. Gartengrasmücke (Sylvia borin), Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria, RL 3), Neuntöter (Lanius collurio, RL 3), Gelb- spötter (Hippolais icterina), Sprosser (Luscinia luscinia), 5.2.2 Waldstruktur Goldammer (Emberiza citrinella) und Heckenbraunelle (Baumarten- und Altersklassifizierung) (Prunella modularis) kommen besonders in den Sanddorn- Holunder-Gebüschen vor. Für meeresnahe Gebüsche be- Mit Stichtag zum 01.01.1995 wurden für das ehemalige sonders charakteristisch und im Nationalpark an entspre- Forstamt Born (ab 01.01.96 gehörten dann alle Wald- chenden Stellen weit verbreitet ist der Karmingimpel flächen im Nationalpark zum Nationalparkamt Vorpom- (Carpodacus erythrinus, RL 4) (z. B. RENTZ 1994). mersche Boddenlandschaft) eine so genannte Forsteinrich- Im Schutz der ufernahen Gebüsche brüten Entenvögel wie tung und eine Standortserkundung durchgeführt. Die Brandgans (Tadorna tadorna) und Mittelsäger (Mergus Forsteinrichtung umfasste sowohl eine Waldinventur serrator, RL 3). (Baumarten, Alter, Durchmesser ...) für alle Eigentums- Die Früchte der gebüschbildenden Sträucher des National- arten 4.964 ha (Holzboden), au§er Bundeswald, als auch parks haben eine hohe Bedeutung als Nahrung für pflan- eine einzelbestandsweise Planung für den Landes- und zenfressende, aber auch im Allgemeinen insektenfressende Treuhandwald. Die folgenden Aussagen zur Waldstruktur Vogelarten (TURCEK 1961, BAIERLEIN & SIMONS im Nationalpark(lt. DSW) sind deshalb ohne die Bun- 1992). Für durchziehende Vögel fungieren die Gebüsche deswaldflächen detailliert darstellbar. Für die Bundeswald- als Schlafplatz. flächen werden im Kapitel IV 5.2.2.2 nach Informationen durch das Bundesforstamt Prora einige Aussagen getroffen.

5.2 Waldbehandlung 5.2.2.1 Waldstruktur (ohne Bundeswald) 5.2.1. Waldflächen und Waldeigentümer Abb. 25 zeigt die Baumartenverteilung der Waldflächen Im Nationalpark liegen insgesamt ca. 6.700 ha gro§e Wald- in den Bereichen Dar§ und Zingst. Hier, wie auch in der flächen. Über 95 % des Waldes sind Staatswald (Wald in folgenden Darstellung, sind die vorkommenden Baumarten Eigentum des Landes M-V und des Bundes). Der Privat- zu forstlich üblichen Baumartengruppen zusammengefasst. waldanteil ist sehr gering, nur bei Born und auf Rügen im Diese beinhalten die Baumarten: Ralower Holz (im Teil Westrügen-Hiddensee) befinden Gemeine Kiefer = Gemeine Kiefer und Schwarz- sich nennenswerte Privatwaldflächen. Auf dem Dar§ und kiefern, Weymouthkiefern sowie Zingst liegen ca. 90 ha kleinflächiger Privatwald. sonstige Kiefern, Das Nationalparkamt als untere Forstbehörde ist hoheitlich Europäische Lärche = Europäische Lärche und Japani- zuständig für alle Waldflächen im Nationalpark und gleich- sche Lärche zeitig verantwortlich für die Verwaltung und Bewirtschaf- Fichte = Gemeine Fichte und Sitka-Fichte sowie tung des landeseigenen Waldes (mehr als 80 % des Ge- sonstige Fichten samtwaldes). Schwerpunktgebiete sind der Dar§wald und Wei§tanne = Weißtanne und sonstige Nadelbäume der Osterwald. (Douglasien, Wacholder, Eiben) Neben dem Nationalparkamt verwaltet das Bundesforstamt Eiche = Stieleiche und Traubeneiche sowie Rot- Prora Flächen im Nationalpark, die bis 1990 u. a. als Trup- eiche

108 Tab. 12: Übersicht über Waldflächen, Eigentümer und Zonierung im Nationalpark Vorpommer- sche Boddenlandschaft

Waldgebiet Eigentümer Kernzone Entwicklungszone Pflegezone Waldfläche gesamt ha % ha % ha % ha % Nationalparkamt insgesamt 2.654 40 3.647 54 396 6 6.697 100 Ð davon Dar§wald Land 1.600 24 2.519 38 396 6 4.515 67 Osterwald Land 780 12 780 12 Ralower Holz Land / Privat 80 1 80 1 Wälder bei Unrow Land / Privat 31 0 31 0 Wald auf Hiddensee Land / Privat 104 2 104 2 Dar§er Ort Bund 124 2 124 2 Ostzingst Bund 515 8 65 1 580 9 Bug Bund 246 4 68 1 314 5 Bock Bund 169 3 169 3 Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V

Rotbuche = Rotbuche größten zusammenhängenden Waldgebieten des National- Birke = Gemeine Birke und Moorbirke sowie parks sehr verschieden ist. Das Verhältnis Nadelholz zu sonstige Birken (Hybridbirken) Laubholz beträgt im Darßwald 62 % zu 38 % und im Roterle = Schwarzerle Osterwald 28 % zu 72 %. Für die gesamte Bezugsfläche ist Wei§erle = Wei§erle und Weiden, Pappeln sowie sons- das Verhältnis 57 % zu 43 %. Diese ungleichen Verhält- tiges Laubholz mit kurzer Umtriebszeit nisse rühren von den hohen Flächenkontingenten der Hainbuche = Hainbuche und Esche sowie sonstiges Hauptbaumart Kiefer im Dar§wald her, die dort allein Laubholz mit hoher Umtriebszeit 52 % einnimmt. Der hohe Laubholzanteil des Osterwaldes Unterstrichen sind die Baumarten, die aufgrund des aktuel- von 72 % wird in erster Linie von der Baumartengruppe len Flächenanteils in nennenswertem Umfang vorkommen. Birke aufgebaut, deren Flächenanteil dort bei 45 % liegt. Die Eiche folgt mit einem Flächenanteil von 20 %. Bei den Im Dar§wald liegen 4.212 ha (85 %) und im Osterwald übrigen Baumarten ist bemerkenswert, dass Rotbuchen und 752 ha (15 %) der 4.964 ha großen Holzbodenfläche. Es Erlen im Osterwald nur mit sehr geringen Flächenausstat- zeigt sich, dass die Baumartenverteilung in den beiden tungen vertreten sind und nur im Dar§wald in nennenswer- tem Umfang vorkommen. Von gro§em Aufschluss ist auch die Betrachtung der Alters- Abb. 24: Baumartenverteilung im durch die klassenverhältnisse. Eine Altersklasse entspricht 20 Jah- Landesforstverwaltung eingerichte- ren. In Abb. 25 sind jeweils die aufsummierten Flächen in ten Waldanteil des Nationalparks unterschiedlichen Schraffuren je Baumart für jede Alters- klasse aufgetragen. sonst. Nadelbäume Folgende Sachverhalte sollen hervorgehoben werden: Die 1 % Altersklassen 1-5, also Waldflächen mit einem Baum- sonst. Laubbäume Birke alter bis zu 100 Jahren, stellen 86 % der gesamten Wald- 1 % Roterle 14 % fläche. Das theoretische mittlere Baumalter abgeleitet aus dieser Flächenstatistik liegt bei 58,5 Jahren. Die Altersklas- 15 % Eiche se 2 mit 21 bis 40 Jahre alten Waldbeständen stellt das 6 % Rotbuche größte Flächenkontingent, was mit den Aufforstungen im 7 % Anschluss an die Sturmwürfe 1967/68 und mit den Repara- Fichte tionsleistungen an die ehemalige Sowjetunion in Verbin- 10 % dung zu bringen ist (vgl. Kap. II 3). Die hohe Flächenaus- stattung in der nächsten Altersklasse 3 (41-60 Jahre) ist mit starken Holzeinschlägen für Reparationszwecke in der Kiefer Nachkriegszeit zu erklären. 46 % Beim Vergleich der Altersstrukturen des Dar§- und Oster- waldes fällt ferner auf, dass die Jungbestände bis 20 Jahre Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V (Altersklasse 1) im Osterwald geringer vertreten sind. Jähr-

109 Abb. 25: Baumartenverteilung im Bereich Darß-Zingst

Baumarten nach Altersgruppen

1000

900

800

700 Weißerle 600 Roterle Birke 500 Rotbuche Fläche (ha) Eichen 400 Weißtanne Fichte 300 Lärche Kiefer 200

100

0 bis 20 21-40 41-60 61-80 81- 101- 121- ü. bis 20 21-40 41-60 61-80 81- 101- 121- ü. Darßwald Osterwald Altersgruppen

Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V

lich sind im Osterwald in den vergangenen 20 Jahren im Zur Kennzeichnung der Wuchsleistung entsprechend den Mittel 0,3 % (3 ha) und im Dar§wald 0,7 % (30,2 ha) der waldwachstumskundlichen Modellen (Ertragstafeln) sei hier jeweiligen Gesamtwaldfläche verjüngt worden. In diese gesagt, dass die Leistung der Gemeinen Kiefer zwischen der Berechnung sind auch Buchenvoranbauten eingegangen, I. und III. Ertragsklasse schwankt und deutlich über der rela- die seit 1990 verstärkt (1975-1989: 12,92 ha, 1990-1994: tiven Leistung der Buche mit III. und IV. Ertragsklasse liegt. 41,12 ha) in Kiefernbestände schwerpunktmäßig auf dem Roterle wächst mit II.- III. Ertragsklasse, wobei allerdings Dar§ eingebracht worden sind. die Anwendung der Ertragstafelmodelle, die anhand von Be- Die insgesamt geringen Anteile der übrigen Baumarten- ständen aus Kernwuchs gewonnen wurden, bei den vorherr- gruppen der Europäischen Lärche: 24,77 ha, der Wei§tanne: schenden Stockausschlagswäldern wenig sinnvoll ist. 4,67 ha, der Hainbuche: 11,14 ha und der Wei§erle: Eiche wächst in der (II.) -III.-IV. Ertragsklasse. Die ver- 29,01 ha sind ohne au§ergewöhnliche altersklassenmäßige gleichsweise geringen Ertragsleistungen rühren von der Schwerpunkte verteilt. schwachen Nährstoffausstattung der Böden her (vgl. Kap. IV 3.1). Allgemein zu beobachten ist das Absinken der Er- Häufiger in Mischungen vorkommende Baumarten sind tragsklasse mit zunehmendem Alter. Fichtenbestände errei- Stieleichen, Gemeine Kiefer und Birken besonders im chen aufgrund der Sturmwurfgefährdung in der Regel kein Osterwald aber auch auf sauren organischen Standorten im Alter über 60 Jahre. Darßwald. Diese Bestände sind vertikal auffällig stark ge- Die Wälder sind in der Vergangenheit überwiegend als schichtet und weisen (2)-3-(4) Gehölzschichten auf. Im Hochwälder bewirtschaftet worden. Einen niederwaldarti- Osterwald kommen auch Buchen-Stieleichenmischbestän- gen Betrieb (mit 80jähriger Umtriebszeit) hat es bei der de in nennenswertem Umfang vor, die mit wechselnden Baumartengruppe Roterle gegeben. Weiterführende Be- Anteilen von Gemeiner Kiefer ausgestattet sind. schreibungen von Komponenten der Waldstruktur sind im Gemeine Kiefer und Rotbuche treten auf den terrestrischen Kapitel IV 5.2.2 erfolgt. Standorten auf dem Dar§ recht selten in Mischung auf, in jüngster Zeit sind Buchenvoranbauten in Kieferreinbestän- Auf Rügen finden sich im Ralower Holz überwiegend den forciert worden, so dass dieser Mischtyp zunehmen standortheimische Laubbaumarten wie Rotbuche, Hainbu- wird. Der Gro§teil der Nadelholzvorkommen tritt als ein- che, Gemeine Esche, Kirsche, Ulmen, Winterlinde, Berga- schichtiger Reinbestand in Erscheinung. horn usw. Die Bestände stellen vielfach Buntmischungen

110 dar. Daneben existieren noch reine Fichtenbestände als jun- Der Wald auf der Insel Bock ist künstlich angelegt wor- ges Baumholz und als Jungwuchs. In den Wäldern bei Un- den, aber es haben sich auch in erheblichem Umfang Bir- row (Teil Westrügen-Hiddensee) dominieren mittelalte ken und Sanddorn spontan ausgebreitet. Der Altersaufbau Baumhölzer von Pappelhybriden. Den Pappeln sind jedoch ist wie folgt: Bestände bis 20 Jahre: 12,3 ha, bis 30 Jahre: in gro§em Umfang standortheimische Baum- und Strauchar- 14,5 ha, bis 40 Jahre: 78,26 ha, bis 50 Jahre: 24,54 ha, bis ten, z. B. Wei§dorn, Esche, Ahorne, Hainbuchen, Rotbuchen 60 Jahre: 39,4 ha. Es handelt sich also um mittelalte Be- beigemischt. stände mit insgesamt 169 ha (= 52 % der Inselfläche). Die Im Ralower Holz gibt es Bestände aus niederwald- und Baumartenanteile liegen bei Birke: 43 %, bei Kiefer: 29 %, mittelwaldartiger Bewirtschaftung. bei Pappel: 16 %, sonstiges Laubholz: 11 % und sonstiges Nadelholz: 1 %. Das Verhältnis Laubholz zu Nadelholz be- Auf Hiddensee besteht der Dornbusch hauptsächlich aus trägt demnach 70 % : 30 %. Die Insel Bock liegt vollstän- mittelalten und älteren Kiefern, die mit Laubgehölzen wie dig in der Schutzzone I. Bergahorn, Rotbuche und Stieleiche gemischt sind oder ei- ne Strauchschicht aus Schwarzem Holunder, Kreuzdorn oder Birken aufweisen. Daneben finden sich u. a. Stangen- 5.2.2.3 Erschließung des Waldes hölzer von Bergahorn oder Linden. Weitergehende Be- schreibungen finden sich in Kap. 5.1.2 und bei TIELKING Die meisten Waldflächen sind mit einem dichten Waldwe- (1992). Der Küstenschutzwald auf Hiddensee wird nahezu genetz erschlossen. Entsprechend der Waldwegeinventur ausnahmslos von der Gemeinen Kiefer und Schwarzkie- vom 1.07.1997 beträgt die Wegedichte 10 lfm/ha, die fern, denen stellenweise einige Birken beigemischt sind, Wegelänge 73,14 Kilometer. Der Dar§- und Osterwald ver- aufgebaut. Größtenteils sind die Bestände ca. 85 Jahre alt. fügen über ein auf die erste preußische Forsteinrichtung um 1830 zurückgehendes nahezu rechtwinkliges forstli- ches Abteilungsnetz (Jagen), mit im Abstand von ca. 350 m 5.2.2.2 Waldflächen der Bundesforst- x 750 m verlaufenden so genannten Gestellen (Schneisen). verwaltung Diese sind in der Regel mit Forstschleppern befahrbar und sorgen mit Ergänzungen durch zahlreiche Quer- und Ver- Der Wald an der Nordspitze des Dar§, das Revier Zingst bindungswege für einen intensiven Aufschluss dieser des Bundesforstamtes Prora, Revierteil Dar§er Ort, besteht Waldgebiete. hauptsächlich aus den Baumarten Kiefer, Roterle und zu geringen Anteilen aus Stieleiche. Der größte Teil ist aus Es befinden sich noch immer Wege im Dar§wald und im Naturverjüngung hervorgegangen. Der Bereich liegt voll- Osterwald, die als Wegeplanum Beton oder Bitumen auf- ständig in der Schutzzone I. weisen. Der Wald im Revierteil Sundische Wiese, Revier Zingst Eine vergleichbare Wegeausstattung gibt es in den Wäldern des Bundesforstamtes Prora, liegt ebenfalls überwiegend in der Sundischen Wiese auf dem Ostzingst (Bundesforstamt der Schutzzone I. Es sind dort vorhanden: 8 ha mittelaltes Prora). Hier sind die Forstwege allerdings jüngeren Alters Baumholz von Schwarzpappelhybriden. 2 ha Fichtenstan- und verlaufen nicht in einem rechtwinkeligen Wegenetz. genholz sowie 7 ha Jungwüchse und Stangenhölzer der Auch die übrigen Waldgebiete sind für forstwirtschaftliche Baumart Sitka-Fichte. Als Wiesenaufforstung existiert ein Zwecke hinreichend erschlossen, wobei der Wald auf der 17 ha gro§er Stieleichen-Erlenmischbestand. Au§er zwei Insel Bock den geringsten Aufschluss besitzt und aufgrund kleinflächigen gepflanzten Kiefernbeständen dominieren der Insellage ohne Stra§enanbindung ist. aus spontaner Verjüngung aufgewachsene Wälder der Auf dem Bug konnten in der Schutzzone I sämtliche Wege- Baumarten Kiefer, Sand- und Moorbirke, Stieleiche und befestigungen mit Betonplatten 1991-93 entfernt werden, Roterle. Es handelt sich bei diesen nahezu ausschlie§lich um dort sind nunmehr noch einige Beton- bzw. Bitumenwege Mischbestände. Es herrschen mittlere Altersklassen vor. zu finden. Am intensivsten von Wegen durchzogen ist der Wald auf Die Baumartenstruktur der Waldflächen auf dem Bug, dem Dornbusch, wo TIELKING (1992) eine Wegedichte Bundesforstamt Prora, wird dominiert von der Baumart von 180 lfdm. / ha festgestellt hat. Kiefer, gefolgt von Birken- und Pappelbeständen. Kleinflä- chig liegen auch Fichtenforsten vor. Es herrschen mittelalte Bestände vor, bei den Pappelforsten handelt es sich um et- 5.2.3 Grundlagen der Waldbehandlung wa 50 ha rund 50 Jahre alte Bestände sowie etwa 15 ha Jungbestände. Die Fichtenbestände sind im Stangenholzal- Zur Behandlung der Wälder im Nationalpark Vorpommer- ter. Zum Großteil sind die Bestände künstlich angelegt. Zu sche Boddenlandschaft ist 1991 eine Waldrichtlinie durch erheblichen Anteilen wachsen neben den Birkenwäldern die zuständigen Ministerien erlassen worden. Ermächti- auch Kiefernwälder aus spontaner Verjüngung. gungsgrundlage waren die Verordnung zur Festsetzung

111 des Nationalparks vom 12. September 1990 und der ¤ 23 lich. Insgesamt ist die Kernzone 1.600,77 ha gro§ (davon des LWaldG M-V. 1.477,82 ha Holzbodenfläche und 122,95 ha Nichtholzbo- Die Waldrichtlinie enthält Verfahrensgrundsätze für Um- denfläche), das sind 31 % der eingerichteten Fläche. Für die wandlungs- und Pflegemaßnahmen für forstlich definierte Kernzone sind operationale Zielbestimmungen für durchzu- Bestandeskategorien, die in der Verwaltungsvereinbarung führende Maßnahmen vorgenommen worden. In der mate- vom 16. Mai 1994 (Vereinbarung über die Behandlung des riellen Nutzungsplanung unterscheidet sich die Kernzone Waldes als Grundlage der Betriebsregelungsarbeiten im von der nachstehend beschriebenen Entwicklungszone Forstamt Born (Nationalpark Vorpommersche Boddenland- durch den völligen Verzicht des Einschlags von Laubholz. schaft)) und der darauf aufbauenden Forsteinrichtung wei- ter untersetzt wurden. Wichtige Grundlagen lieferten auch Für die Entwicklungszone, die mit 3.282 ha (das sind die 1992 bzw. 1994 durchgeführte Waldbiotopkartierung 62 %) doppelt so gro§ wie die Kernzone ist, sind die Ziel- und Standorterkundung. aussagen in der Verwaltungsvereinbarung allgemeiner for- Für den Dornbuschwald besitzt ein ministerieller Erlass muliert. Sie gestattet dem Wirtschafter eine Pflege und Verbindlichkeit, der vorsieht, diesen Wald gemäß den Be- partielle Endnutzung auch nach wirtschaftlichen Gesichts- handlungsvorschlägen des Gutachtens von TIELKING punkten. Waldbauliche Zielbestimmungen sind durch das (1992) zu behandeln. Dazu ist die jährliche Abstimmung Landesamt für Forstplanung vorgelegt worden. der Maßnahmen zwischen der zuständigen Wasserwirt- Für die Entwicklungszone werden anhand der Bestockung schaftsbehörde und dem Nationalparkamt vorgesehen. und des Bodenzustandes umzuwandelnde und nicht umzu- Für die Wälder in Bundeseigentum wurde am 12. Oktober wandelnde Bestände definiert. So zählen alle autochthonen 1995 eine Verwaltungsvereinbarung für die Behandlung Laubholzbestände und standortgerechten Kiefernbestände der Waldflächen der Bundesforstverwaltung abgeschlossen zu den nicht umzuwandelnden Beständen. Auch in diesen (VERWALTUNGSVEREINBARUNG 1995). Beständen ist eine Holzernte geplant. Die Bundesforstverwaltung ist grundsätzlich bestrebt, die grundlegenden Regelungen des Landes zu beachten und Für die Bewirtschaftung der nicht umzuwandelnden Be- umzusetzen (LOSCHWITZ 1993). stände sind folgende Behandlungsgrundsätze aufgeführt: ¥ Kahlschläge finden nicht statt, Auflichtungen sind bis Horstgröße (max. 0,5 ha) möglich. 5.2.4 Zielsetzungen der Waldbehandlung ¥ Holzernte nach dem Erreichen durchschnittlicher Ziel- durchmesser ist nur einzelstamm- oder truppweise mög- Wälder im Nationalpark Vorpommersche Boddenland- lich, wobei 50 % des Bestandes endgültig stehen bleiben. schaft sind langfristig überwiegend der natürlichen Ent- Pro Eingriff sind maximal 20 % des Oberstandes zu ent- wicklung zu überlassen. In der Vereinbarung zur Forstein- nehmen. richtung 1994 wurden definiert, welche Kriterien dafür Kiefernbestände auf reifen Böden, die eine Naturverjün- ausschlaggebend sind. Es wurden für den Landes- und gung der Kiefer nicht mehr zulassen und Bestände nicht Treuhandwald ebenfalls alle forstliche Ma§nahmen einzel- autochthoner Arten werden dagegen als umzuwandelnde bestandesweise festgelegt, die bis 2004 umgesetzt werden Bestände eingestuft. Das gleich gilt für Bestände nicht sollten, um die Stabilität und Naturnähe der Waldbestände autochthoner Arten (als solche Arten gelten: Fichte, Sitka- zu erhöhen. Fichte, Douglasie, Lärche, Roteiche, Späte Traubenkir- Als Ausgangspunkt für die Waldentwicklung wurden die sche. landeseigenen Waldflächen in Behandlungszonen (Kern-, Entwicklungs- und Pflegezone) gegliedert, die mit den Behandlungsgrundsätze für umzuwandelnde Bestände Schutzzonen I und II der Nationalpark-Verordnung nicht sind: identisch sind. ¥ Bei Pflege- und Durchforstungsma§nahmen ist in beste- Die Kernzone ist in drei Behandlungskategorien (a, b, c) henden Nadelholzkulturen ein Laubholzanteil von 20 % unterteilt. In der Kernzone der Kategorie a sind keine zu belassen. Ma§nahmen geplant. Diese Kernzonenkategorie umfasst ¥ Eine Wertastung von bis zu 200 Stämmen/ha ist möglich. 893,94 ha, das sind 17 % der eingerichteten Fläche Natürlich angekommene Laubholzarten sind bei Pflege- (= 5.295 ha Holz- und Nichtholzboden) im Nationalpark. In hieben in Nadelholzbeständen zu erhalten. der Kernzone Kategorie b (= 190,03 ha, d. h. 4 %) sollen ¥ Die Holzernte soll gruppen- und horstweise geschehen. nur noch im Verlauf dieser Einrichtungsperiode, also in den Bei nicht autochthonen Baumarten sind auch kleine nächsten 10 Jahren, forstliche Maßnahmen zur Steigerung Kahlschläge bis zu 1 ha Größe zulässig. Bei der Baumart der Naturnähe durchgeführt werden. In der Kernzonenkate- Kiefer bleiben mindestens 20 % der Stammzahl endgül- gorie c (= 393,85 ha, d. h. 8 %) sind über einen Zeitraum tig stehen und wachsen in den Folgebestand ein. von 10 Jahren hinaus waldbauliche Ma§nahmen zur Wiederherstellung von Naturnähe und Stabilität erforder- Zusätzlich wird eine Pflegezone ausgewiesen (400 ha) für

112 die in der Verwaltungsvereinbarung Zielbestimmungen un- Zur Umsetzung dieser Zielsetzungen wäre rechnerisch ter besonderer Berücksichtigung von Besonderheiten orts- ein jährlicher Holzeinschlag von 16,2 Tfm notwendig naher Waldgebiete und des Küstenschutzwaldes festgelegt gewesen. Tatsächlich bewegt sich der Ist-Einschlag des wurden. NPA seit 1996 zwischen 6000 und 8500 Tfm. Das resul- tiert einerseits aus der nur begrenzt zur Verfügung stehen- den Anzahl von Forstwirten, die auch für eine Vielzahl 5.2.5 Umsetzung der geplanten Wald- von anderen Aufgaben eingesetzt werden müssen (z. B. behandlungsmaßnahmen Nationalparkwacht) und andererseits auch aus der Er- kenntnis, dass ein solches umfangreiches Umbaupro- Die Waldbehandlungsma§nahmen lassen sich in zur besse- gramm auf 10 Jahre zusammengedrängt mit einer Viel- ren Übersichtlichkeit in zwei große Teilbereiche gliedern. zahl von organisatorischen und räumlichen Problemen Der eine Teilbereich sind Pflegema§nahmen durch Holz- behaftet wäre. einschlag und der andere Aufforstungen. Es wird deshalb davon ausgegangen, dass in den folgenden Tabelle 13 gibt eine Übersicht über die gesamten geplanten Jahren die Holzeinschlagsma§nahmen auf etwa dem glei- Holzeinschlagsmengen im Landeswald von 1995 bis 2004: chen Niveau wie in den vergangenen Jahren fortgeführt

Tab. 13: Vorrat- und Nutzungsübersicht in den einzelnen Schutzzonen (nur Landeswald)

Zone / Behandlungskategorie Vorrat Nutzung Nutzungs- Jährlicher (Vfm) (Efm) für 10 Jahre prozent Einschlag je ha (Efm) Kernzone ohne Behandlung (K. a) 197.452 0 0,0 0,0 Kernzone mit Behandlung unter 10 Jahren (K. b) 38.760 8.265 21,3 3,9 Kernzone mit Behandlung über 10 Jahren (K. c) 71.731 20.370 28,4 4,8 Summe Kernzone 307.843 28.635 9,3 1,9 Entwicklungszone 564.013 116.476 20,7 3,8 Pflegezone 62.012 17.362 28,0 4,7 Summe Nationalpark 933.868 162.473 17,4 3,3 Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V

Tab. 14: Durch die Forsteinrichtung geplante Aufforstungsmaßnahmen Verjüngungsübersicht für die Zonen des Nationalparks (in ha)

Verjüngungsart Verjüngungstyp Kernzone Entwicklungszone Pflegezone Summe Kb Kc Wiederauf- SEI 0,45 0,20 0,65 forstung SEI-BU 1,54 0,35 1,89 BU 0,95 0,88 1,83 KI 0,00 REI 0,00 RER 1,00 1,00 Su. 2,94 1,00 3,94 Voranbau SEI 3,50 2,57 33,98 1,00 41,05 SEI-BU 1,55 4,85 58,71 28,99 94,10 BU 75,41 42,83 314,80 58,01 491,05 KI 0,00 ELB 0,65 0,65 RER 0,65 0,65 KTA 1,38 1,38 Su. 80,46 51,55 408,87 88,00 628,88 Unterbau SEI 1,21 7,38 8,59 SEI-BU 2,92 2,92 BU 3,85 21,23 Su. 3,85 21,23 25,08

113 Verjüngungsart Verjüngungstyp Kernzone Entwicklungszone Pflegezone Summe Kb Kc Natur- SEI 1,37 1,37 verjüngung BU 1,69 0,40 2,09 KI-BI 1,50 1,50 ELB 0,28 0,28 RER 24,64 24,64 BI 12,29 12,29 BI-VW 0,00 Su. 41,77 0,40 42,17 Nachanbau SEI 0,60 0,60 BU 2,90 2,90 ELB 0,50 0,50 Su. 0,50 3,50 4,00 Nach- SEI 0,14 0,14 besserung BU 1,55 1,55 Su. 1,69 1,69 Summe Nationalpark 83,40 97,67 432,79 91,90 705,76 Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V

werden und eine neue Forsteinrichtung mit dem Stichtag Der Wald auf der Insel Bock spielt aus forstwirtschaft- 01.01.2005 anhand des geleisteten Abarbeitungsstandes licher Sicht wegen sehr hoher Bringungskosten über den neue Vorgaben erarbeitet. Wasserweg für Holznutzungen keine Rolle. Ausgehend von der Strukturanalyse von ROHDE (1995) kann in den Aufforstungen wurden bis 2004 auf insgesamt 718,68 ha unterschiedlichen Forstbeständen beobachtet werden, wie geplant. Tabelle 14 gibt eine Übersicht über die Baumar- eine forstlich unbeeinflusste Differenzierung abläuft. Aus ten und Verjüngungsart in den Zonenbereichen des Natio- dem genannten Grund wird bis auf Freischneidearbeiten nalparks. am Seezeichen hier auf jede forstliche Nutzung verzichtet. Jährlich würde sich daraus eine Aufforstungsfläche von 71,86 ha herleiten. Umgesetzt werden konnten in den Jah- Der Dornbuschwald auf Hiddensee ist von TIELKING ren 1996-2001 zwischen 8 und 16 ha. Die Gründe zur (1992) untersucht worden. Diese Untersuchung ist mit Er- Unterschreitung der Vorgaben sind die gleichen wie im lass des Umweltministeriums als verbindliche Grundlage Abschnitt Holzeinschlag dargelegt. Als weiteres Krite- für die weitere Behandlung des Dornbuschwaldes festge- rium kommen noch die Reduzierung von Haushaltsmit- legt worden. teln hinzu. Die Aufforstungen werden sich folglich über einen länge- ren Zeitraum als ursprünglich von der Forsteinrichtung ge- 6 Bereiche der Kulturlandschaft plant erstrecken. 6.1 Landwirtschaft

5.2.6 Waldbehandlung in anderen 6.1.1 Landwirtschaftliche Betriebe Waldbereichen Die Böden der Landflächen des Nationalparks haben nur Für die Reviere des Bundesforstamtes Prora liegen keine eine sehr geringe landwirtschaftliche Ertragsfähigkeit. Die mittelfristigen Planungen vor. Es kann aber davon ausge- Ackerzahlen (Bodenpunktzahlen nach Reichsbodenschät- gangen werden, dass es im Wesentlichen zu einer Fortset- zung) liegen zwischen 13 und 22. Lediglich im westrügen- zung des Einschlages von schwachem und mittelstarkem schen Bereich befinden sich auf kleineren Flächen wertvol- Nadelholz kommen wird und noch vorhandene Pappelbe- lere Böden. stockungen auf dem Bug und in der Sundischen Wiese suk- So entstand auf dem Dar§, Zingst und Hiddensee eine im zessive abgenutzt werden. Wesentlichen auf Subsistenzwirtschaft gerichtete kleinbäu- Für das Ralower Holz sind keine Nutzungen geplant. Hier erliche Struktur. Große Höfe oder gar Gutshöfe finden sich, werden ausschlie§lich regulierende Eingriffe in den vor- im Gegensatz zum Festland und Rügen, in der Architektur handenen Fichtenreinbeständen vorgesehen. der Siedlungen daher nicht. Einkommensüberschüsse muss-

114 ten durch Saisonarbeit im Wald, in der Fischerei, im Schiff- landwirtschaftliche Nutzfläche im Nationalpark. Sehr häu- bau oder in der Schifffahrt erzielt werden. Seit dem Ende fig sind die im Nationalpark befindlichen Flächen ertrags- des letzten Jahrhunderts spielt der Fremdenverkehr eine zu- schwächer als die übrigen. nehmende Rolle (FISCHER & WIEMERS 1994). Als Subsistenzwirtschaft i.w. S. können heute die Pferde- Große Flächen (z. B. der Darßwald, die Sundische Wiese, haltungen für Reit- und Kutschbetriebe und die Nebener- viele Heideflächen) wurden bis in das letzte Jahrhundert in werbsbetriebe mit überwiegend auf Landschaftspflege ge- Form einer Allmende durch weidendes Vieh genutzt. Da richteter Betriebsweise, wie extensive Rinder- oder der Ackerbau und auch die Heugewinnung nicht steigerbar Schafhaltung, angesehen werden. waren, ergab sich nur durch die Aufnahme von Pensions- Da die meisten Betriebe, gerade auch die gro§en, den vieh eine Erweiterung und Marktorientierung der Produk- überwiegenden Teil ihrer Wirtschaft au§erhalb des Natio- tion. Entfernt vergleichbar ist diese Wirtschaftsform mit nalparks haben, erscheint es nicht sinnvoll zu sein, den der Almwirtschaft im Gebirge oder der Wanderschäferei in Tierbestand anzugeben, der auf die Nationalparkflächen den Mittelgebirgen (HURTIG 1953). entfällt, denn der Tierbestand innerhalb und au§erhalb der Auf der Insel Rügen sind die Böden wesentlich besser. Nationalparkgrenzen ist durch innerbetriebliche Disposi- Hier entstanden große Güter. Dieser Raum ist in den Natio- tionen ständigen Änderungen unterworfen. nalpark aber nur in geringem Ma§e einbezogen. Die Wirtschaftsstruktur wurde mit der zentral geplanten Wirtschaft der DDR, vor allem mit der Gründung der 6.1.2 Art und Intensität der Flächennutzung Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) und Volkseigenen Güter (VEG) radikal verändert. Die neu Die landwirtschaftliche Nutzfläche im Nationalpark beträgt entstandenen Gro§betriebe waren in die Nahrungsmittel- ca. 3.640 ha, das sind 4,5 % der Gesamtfläche und 27 % erzeugung der DDR voll integriert und produzierten im der Landfläche des Nationalparks. Gesamtplan der ganzen Volkswirtschaft (Volkswirtschafts- Innerhalb der Nationalparkgrenzen werden zum weitaus plan). Das VEG Zingst wurde als hochspezialisierter Mo- überwiegenden Teil Rinder geweidet oder durch Mahd dellbetrieb geführt und war mit bis zu 20.000 Rindern eine Heu bzw. Silage zur Ernährung der Rinder gewonnen. In der größten Rinderhaltungen Europas. geringerem Umfang dienen die Flächen der Schaf- oder Eine Flurbereinigung ist nicht durchgeführt worden. Jedoch Pferdeweide bzw. deren Winterfuttergewinnung. hat sich in der Wirtschaftsphase der Gro§betriebe der DDR Futtermittelanbau (z. B. Mais) wird von den Betrieben, faktisch eine Flächenzusammenlegung ergeben. die sowohl Flächen innerhalb als auch außerhalb des Zwei Großbetriebe mit mehr als 1.000 ha Betriebsfläche, die Nationalparks besitzen, fast nur au§erhalb des National- aus ehemaligen VEG hervorgegangen sind, bewirtschaften parks betrieben. Marktfruchtanbau ist eine seltene Aus- 44 % der im Nationalpark liegenden landwirtschaftlichen nahme. Nutzflächen (Gut Ummanz - W. Jalas GmbH, Agrar- Im Nationalpark werden ca. 89 % der landwirtschaftlichen GmbH, Born). Wirtschaftlicher Schwerpunkt dieser Betrie- Nutzfläche als Grünland und 11 % als Acker genutzt. be ist die Rinderaufzucht, gro§enteils als Mutterkuhhaltung Die Gesamtflächen der Betriebe bestanden 1994 zu 24 % in extensiver Form. Ein dritter Gro§betrieb (Landwirt- aus Acker, 72,5 % aus Grünland und 3,5 % Stilllegungsflä- schaftsgesellschaft Frauendorf mbH) bewirtschaftet im Na- chen. tionalpark lediglich die Barther Oie. Alle Gro§betriebe ha- Während sich die Ackerflächen vollständig im nicht über- ben weniger als die Hälfte ihrer gesamten Betriebsfläche fluteten Bereich befinden, sind Teile des Grünlandes regel- im Nationalpark. mäßig oder sporadisch von Überflutungen durch Bodden- 5 mittlere Betriebe mit Betriebsgrößen zwischen 100 und wasser betroffen. Diese Flächen werden ausschließlich 300 ha bewirtschaften 16 % der landwirtschaftlichen Nutz- beweidet oder derzeit nicht mehr genutzt. fläche im Nationalpark. Diese Betriebe sind Mischbetriebe. Die überflutungsfreien Grünländer befinden sich zu großen Bei zweien dieser Betriebe ist der wichtigste Erwerbszweig Teilen auf eingedeichten und meliorierten ehemaligen die Schafzucht. Überflutungsstandorten (niedriger als 1 m über NN). Die Zwei dieser mittleren Betriebe haben den größten Teil ihrer größten zusammenhängenden derartigen Flächen sind im Betriebsfläche außerhalb des Nationalparks, die drei ande- Nationalpark die Sundische Wiese (950 ha) und die Wie- ren innerhalb. Drei dieser Betriebe sind Wiedereinrichter, cker Wiesen (ca. 150 ha) am Prerowstrom. Diese Flächen zwei sind Neueinrichter. bedürfen, solange sie eingedeicht sind und bewirtschaftet 40 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche des National- werden, einer gewissen Mindestunterhaltung des Entwäs- parks werden von ca. 20 Betrieben mit Betriebsgrößen un- serungssystems und, wegen der niedrigen Höhenlage, des ter 100 ha bewirtschaftet. Von den kleinen Haupterwerbs- Betriebs von Schöpfwerken (Karte 2). betrieben haben drei mehr, sechs haben weniger als die Das Gleiche gilt für Grünlandflächen auf meliorierten Hälfte ihrer Betriebsfläche im Nationalpark. Drei sehr klei- Moorstandorten. Die größte derartige Fläche ist die Buch- ne Nebenerwerbsbetriebe unter 10 ha haben fast ihre ganze horster Maase (61 ha).

115 Für die Unterhaltung der größeren Meliorationseinrichtun- aufgenommen werden und gelangte rasch in die Gewässer gen sind die Wasser- und Bodenverbände verantwortlich. oder als Ammoniak in die Atmosphäre. Der Gülleüberschuss Andere Grünlandflächen sind in verschiedenen Ausprägun- war so groß, dass sog. „Gülleverwertungsflächen“ ausge- gen kleinflächig vorhanden. Die größte Fläche bilden hier wiesen wurden, in denen neben der Pflanzenproduktion die Magerrasen des Dornbusch und des Alten Bessins auf auch Zwecke der Abfallentsorgung verfolgt wurden. Mit der Hiddensee. politischen und gesellschaftlichen Wende 1990 und der Um- Äcker finden sich ausschließlich auf überflutungsfreien wandlung der VEG änderte sich die Intensität der Landnut- Flächen mit, im Vergleich zu anderen Nationalparkflächen, zung erheblich. Die mit hohem Energie-, Arbeitskräfte- und überdurchschnittlich hohen Bodenqualitäten. Dies sind die Materialeinsatz verbundene Intensivhaltung erwies sich un- Grundmoränenflächen Westrügens bei Ralow und Mergel- ter den neuen Bedingungen als unrentabel. Die Anzahl der durchragungen auf der Insel Ummanz. Die üblichen Acker- Rinder ist auf ein Viertel gesunken und die Zahl der Arbeits- früchte sind, je nach Bodengüte, Raps, Weizen, Gerste, Ha- kräfte in der Landwirtschaft ist um über 90 % zurückgegan- fer, Roggen und Kartoffeln. gen. Da die VEG die wichtigsten Arbeitgeber waren, ent- Nach der Nationalparkverordnung, ¤ 6 (1) Nr. 5 ist es ãim standen mit dieser Entwicklung erhebliche wirtschaftliche Nationalpark verboten Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, und soziale Probleme. sonstige Chemikalien sowie Gülle, Klärschlamm oder Ab- Zugenommen hat die Pferdehaltung in der Region. Diese wasser auszubringen“. Ausnahmen davon sind, nach ¤ 7 Entwicklung ist Ausdruck einer Hinwendung zu speziel- (1) Nr. 4 ãau§erhalb der Schutzzone I die im Sinne des len Erwerbsmöglichkeiten in der Fremdenverkehrswirt- BNatSchG ordnungsgemäße landwirtschaftliche Bodennut- schaft. zung der bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen, aus- genommen die mineralische Düngung in der Schutzzone II; in dem gemäß § 5 Abs. 2 zu erstellenden Pflege- und 6.1.4 Prämiengewährung und Förder- Entwicklungsplan (hier: Nationalparkplan) kann etwas an- programme für landwirtschaftliche deres vorgesehen werden“. Betriebe Damit ist die Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung im Nationalpark begrenzt. Das Verbot der mineralischen Für die landwirtschaftlichen Betriebe gibt es verschiedene Düngung schränkt insbesondere die Ackernutzung erheb- Förderprogramme, wobei der Schwerpunkt nicht mehr lich ein. Zurzeit wird auf den Ackerflächen des National- auf die mengenmäßige Produktion, sondern auf die parks mit organischen Düngern und Pflanzenbehandlungs- Qualität der Produkte sowie die Qualität im Hinblick auf mitteln gewirtschaftet.

6.1.3 Entwicklungstendenzen Tab. 15: Überblick über das Förderprogramm naturschuzgerechte Grünlandnutzung Seit den 60er Jahren bis zum Ende der 80er Jahre wurde im Bereich des Nationalparkes von den VEG die Rinderaufzucht im Wesentlichen als Vorpommersche Boddenlandschaft Stallhaltung praktiziert. Mit 3 Rindern/ha bzw. 2 GVE/ha gehörten Darß und Zingst zu den Gebieten mit der höch- sten Rinderkonzentration der DDR. Die Ernährung der Rinder erfolgte über ein Acker-Weide- Wechselwirtschaftssystem, in dem alle 2-3 Jahre die Flä- chen umgebrochen wurden und mit masseträchtigen Gras- Jahr Anzahl der Betriebe Anzahl der Verträge Geförderte Flächen (ha) sorten neu eingesät wurden. Auf vielen Flächen wurden gezahlte Beihilfen (DM)* Futterpflanzen (Getreide, Mais, Rüben) angebaut. Es wurde 1991 2 2 92 36.350 das Konzept der Hydroponikkultur angewendet, wobei der 1992 12 17 2.297 566.316 Boden nur die Funktion eines Trägersubstrates für die Kul- 1993 22 28 2.526 660.420 tur hatte. Dazu gehörte ein Meliorationssystem, mit dem 1994 24 36 2.783 763.350 man versuchte den Wasserhaushalt vollständig zu kontrollie- 1995 24 41 2.847 788.880 ren und NPK-Düngungen, mit denen jährlich in bis zu fünf 1996 26 44 3.005 855.120 Teilapplikationen insgesamt 500 kg Rein-N/ha gegeben 1997 28 49 3.129 1.203.720 wurden. Die Überschüsse an Grünfutter wurden ab 1968 im 1998 32 53 3.181 1.272.070 Trockenwerk Sundische Wiese zu Trockengutpellets verar- 1999 29 56 3.234 1.293.270 beitet (AUTORENKOLLEKTIV 1976, HOLZ 1991). 2000 28 55 3.216 1.286.210 Eine Güllemenge von täglich bis zu 600 m3 musste auch im 2001 26 51 3.131 1.251.942 Winterhalbjahr auf den Flächen entsorgt werden. Ein sehr * unter Berücksichtigung einmalig gezahlter kapitalisierter Zuschüsse gro§er Teil der Nährstoffe konnte von den Pflanzen nicht Quelle: Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft

116 die Nutzung der natürlichen Ressourcen ausgerichtet Die Nass- und Feuchtgrünländer weisen standortbedingt wird. Moor- oder Anmoorböden auf. Teilweise hat durch Ent- Im Bereich des Nationalparks haben die Förderung der wässerungsmaßnahmen eine Torfzehrung stattgefunden. naturschutzgerechten Grünlandnutzung, die Förderung Die Flächen werden heute vorwiegend als Weideland für des ökologischen Landbaus und die Tierprämien für Mut- Rinder genutzt. Kleine Bereiche, wie die wenigen noch terkühe und Mutterschafe besondere Bedeutung. vorhandenen feuchteren Flächen der Buchhorster Maase Nach der Grünlandförderrichtlinie vom 22. Dezember im Darßwald, werden entweder gemäht oder unterliegen 2000 können im Rahmen dieses Förderprogrammes fünf zurzeit keiner landwirtschaftlichen Nutzung. verschiedene Vertragsmuster für als Dauergrünland genutz- te Flächen zur Anwendung kommen Vielfach sind die Reste der Feucht- und Nassgrünländer ¥ Salzgrasland kleinflächig in Senken des ansonsten sommertrockenen ¥ Feuchtgrünland Grünlandes (vgl. Kap. IV 6.2.2) eingestreut. Durch die ¥ Magergrünland ehemalige landwirtschaftliche Düngung sind diese Senken ¥ Moorgrünland oft hocheutroph und werden von Kriechhahnenfu§-Knick- ¥ Grünland nährstoffarmer Standorte fuchsschwanz-Flutrasen (Ranunculo-repentis-repentis-Alo- pecuretum geniculati) oder gar Knickfuchsschwanz-Gift- Diese landwirtschaftliche Förderung ist zurzeit das wich- hahnenfu§-Fluren (Alopecureto-Ranunculetum scelerati) tigste Instrument des Nationalparkamtes, um Pflegema§- bewachsen. An nicht ganz so nährstoffreichen Standorten nahmen im Bereich des Nationalparks umsetzen zu kön- kommen Rohrschwingel-Flutrasen (Potentillo-Festucetum nen. Im Rahmen dieses Programms werden zwischen dem arundinaceae) vor. Land Mecklenburg-Vorpommern und dem Besitzer der Fläche fünfjährige Bewirtschaftungsverträge geschlossen. An wenigen Stellen, so auf der Buchhorster Maase, treten Die Bearbeitung der Verträge und die Kontrolle der Be- eingestreut ins Grünland noch Reste von Seggenröhrich- wirtschaftungsauflagen obliegen im Gebiet des National- ten auf. Am häufigsten sind im Nationalpark noch das parks dem Nationalparkamt. Caricetum acutiformis und das Caricetum paniculatae, im Mit Stand 2001 wurde eine Grünlandfläche von rund westrügenschen Bereich kleinflächig auch das Caricetum 3.131 ha gefördert. Das heißt, dass nahezu alle landwirt- ripariae. All diesen Gro§seggenriedern gemein ist, dass sie schaftlichen Betriebe im Nationalpark Fördermittel aus auf eine zu intensive Nutzung, sei es durch Mahd oder Be- dem Programm naturschutzgerechte Grünlandnutzung er- weidung, sehr empfindlich reagieren. So ist die geringe halten. Verbreitung dieser Pflanzengesellschaften auch eine deutli- che Aussage zur bisherigen Landschaftsnutzung im Natio- nalparkgebiet. 6.2 Kulturabhängige Lebensräume Besondere Pflanzenarten der Feucht- und Nasswiesen sind insbesondere Vertreter aus den ehemaligen Pfeifengraswie- 6.2.1 Süßwasserbeeinflusstes Nass- und sen, die z. T. in anderen Gesellschaften, z. T. auch in den Feuchtgrünland wenigen Pfeifengraswiesenrelikten vorkommen. Zu nennen sind insbesondere Natternzunge (Ophioglossum vulgatum, Tiefgreifende Entwässerungs- und Meliorationsmaßnah- RL 2), Sumpfblutauge (Potentilla palustris, RL 3), Wasser- men haben die vernässten Flächen im Nationalpark -brack- nabel (Hydrocotyle vulgaris, RL 3), Sumpf-Haarstrang wasser- wie süßwasserbeeinflusste- erheblich dezimiert. So (Peucedanum palustre) und Pracht-Nelke (Dianthus super- sind heute nur noch kleine Restbestände vorhanden. Auf bus, RL 2). Darß und Zingst sind die ehemals für das Feucht- und Verbreitet sind in den Nassgrünländern die Große Gold- Nassgrünland (und damit die ganze Halbinsel) prägenden schrecke (Chrysochraon dispar) und die Kurzflügelige Pflanzengesellschaften, verschiedene Typen von Pfeifen- Schwertschrecke (Conocephalus dorsalis). Vereinzelt graswiesen, heute in ihren typischen Ausprägungen voll- kommt als Besonderheit die Sumpfschrecke (Mecosthetus ständig vernichtet und kommen nur noch in winzigen, grossus, RL SH 2) vor (RÜHLE 1992 b, 1993, SPREN- unvollständig ausgebildeten Fragmenten vor (vgl. FUKA- GER et al. 1993). REK 1961, PAULSON & RASKIN 1994 a). Auch auf der Insel Ummanz haben Entwässerungsmaßnahmen das Nass- Für Wiesenlimikolen sind großräumige Nass- und Feucht- und Feuchtgrünland fast vollständig ausgerottet (vgl. ILN grünländer geeignete Brutgebiete. Da diese Grünländer im 1992). Nationalpark jedoch im Wesentlichen kleinflächig ausge- Größere Bestände des Nass- und Feuchtgrünlandes gibt es bildet sind, sind die Brutbestände im Allgemeinen gering noch auf der Insel Hiddensee. In allen übrigen Bereichen (z. B. ERDMANN 1994). Charakteristisch sind Brutvor- existieren nur noch kleine Reste des ganzjährig, auch im kommen von Rotschenkel (Tringa totanus, RL 2) und Kie- Sommer noch feuchten Grünlandes. bitz (Vanellus vanellus). Das Braunkehlchen (Saxicola ru-

117 betra, RL 3) kommt in diesen Bereichen vor. Es benötigt mengen freigesetzt werden können (SCHEFFER 1994). Das überständige Hochstauden als Sitzwarten, die in den Vegetationsbild entspricht trotz des erheblichen Nährstof- Feucht- und Nassgrünländern verglichen mit anderen fentzuges seit Einstellung der Düngung noch weitgehend Grünländern des Nationalparks noch relativ häufig vor- dem des intensiv genutzten und durch wiederholte Neuein- kommen, aber keineswegs zur Regel gehören. saat geprägten Wirtschaftsgrünlandes (BOCKHOLT 1993, PAULSON & RASKIN 1994 b). Auf den Geschiebelehm- und -mergelböden Westrügens 6.2.2 Grünland mittlerer Standorte haben sich vorwiegend magere Fettwiesen ausgebildet, die keine so starke Aushagerung und sommerliche Austrock- Grünland mittlerer Standorte ist im Nationalpark weit ver- nung zeigen wie die auf Darß, Zingst und dem Süderland breitet und bedeckt den überwiegenden Teil der Offenland- Hiddensees vorkommenden Grünländer auf Sand. Eine flächen des Nationalparks. Der größte Teil des eingedeichten herausragende Bedeutung haben im westrügener Raum die und über weit verzweigte Grabensysteme mit Schöpfwerken trockenen Mergelkuppen, die näher beschrieben werden. entwässerten Wirtschaftsgrünlandes fällt hierunter. Be- sonders großflächig kommen derartige Grasländer entlang Bewirtschaftet werden die Flächen vor allem als Rinder- des Prerowstroms und in der Sundischen Wiese vor. In West- weiden im Umtriebsweideverfahren. Anzahl der Tiere und rügen ist in den letzten Jahren durch die Umwandlung von Beweidungsdauer sind durch großflächig abgeschlossene Ackerflächen die Ausdehnung von Grünland mittlerer Stand- Extensivierungsverträge zwar begrenzt, liegen aber immer orte im Nationalpark stark angewachsen. Insbesondere auf noch in Größenordnungen von 1,5 bis 2 Tieren/ha bei einer den Mergelhügeln sind neue Grünlandflächen entstanden. Beweidungsdauer von Mai bis Oktober. Gekennzeichnet sind die Grünländer mittlerer Standorte durch eine meist gute Wasserversorgung im Winter, d. h. Begrenzend für die Intensität der Weidenutzung wirkt auf recht hoch anstehendes Grundwasser, bei einer starken dem Grünland mittlerer Standorte vor allem die Sommer- Austrocknung im Sommer. Besonders die Vorkommen auf trockenheit. Im Hochsommer wächst über mehrere Wo- Sand (i. d. R. auf ehemaligen Strandwallbildungen) trock- chen kaum noch Phytomasse nach, so dass sich der maxi- nen rasch aus; die Vegetation ist daher dort im Hochsom- male Viehbesatz bei einer einheitlichen Nutzung über das mer braun verfärbt. In der Sundischen Wiese und am Pre- Sommerhalbjahr hinweg an dem in diesem Zeitraum zur rowstrom gibt es derartige Bestände. Die tiefer gelegenen Verfügung stehenden Futterangebot orientieren muss. Ste- Bereiche sind feuchter. In Senken staut sich das Wasser hen dagegen sommerfeuchte Flächen zur Verfügung (Nass- und es bilden sich Knickfuchsschwanz-Flutrasen (Alope- grünland, Salzgrünland), können diese im Hochsommer curetum geniculati) (BOCKHOLT 1994, PAULSON & verstärkt genutzt werden, was z. T. im westrügenschen Be- RASKIN 1994 b). reich praktiziert wird. In den niedriger gelegenen Bereichen gibt es noch Restvor- Neben den großflächig landwirtschaftlich genutzten Grün- kommen der Torfböden, die sich zu Zeiten einer regelmä- ländern zählen auch die meisten Waldwiesen des Dar§- ßigen Überflutung mit Boddenwasser ausgebildet haben. waldes zu den Grünländern mittlerer Standorte. Diese Flä- Der Torf ist heute stark humifiziert und wird unter den Be- chen wurden in den letzten Jahrzehnten zum Teil mehr dingungen ausbleibender Überflutungen und des im Win- oder weniger regelmäßig umgebrochen und neu eingesät, terhalbjahr durch Pumpbetrieb künstlich abgesenkten Was- um so genannte ãWildäcker“ als zusätzliche Nahrungs- serstandes weiter mineralisiert. Daher haben sich grundlage für die jagdbaren Großsäuger zu erhalten. Dies weiträumig Geländesackungen von z. T. mehreren Dezime- geschieht heute nicht mehr. Die Flächen werden einmal tern ergeben (HOLZ 1991, ILN 1992). jährlich gemäht und unterliegen einem je nach Fläche mehr oder weniger starken Beweidungsdruck vorwiegend durch Viele Bestände unterlagen vor Bestehen des Nationalparks Hirsche und Rehe. Wie auf den landwirtschaftlich genutz- einer starken Düngung mit Mineraldünger und Gülle. Ein ten Grünländern ist durch die intensive Bewirtschaftung gro§er Teil der aufgebrachten Nährstoffe wurde aus sandi- in der Zeit vor Bestehen des Nationalparks eine starke gen Substraten rasch wieder ausgeschwemmt (v.d. BUS- Artenverarmung eingetreten, was PAULSON & RASKIN SCHE 1994). Bis heute hat bei ausbleibenden Düngergaben (1994 a) am Beispiel der Buchhorster Maase für die Vege- seit 1990 auf vielen Flächen eine Aushagerung stattgefun- tation dokumentieren konnten. den. Dennoch reicht der Nährstoffvorrat im Boden auf ei- nem Großteil der Flächen nach wie vor für zwei bis drei Insgesamt kommen auf dem Grünland mittlerer Standorte Grünlandschnitte pro Jahr (BOCKHOLT 1994) bzw. eine nur wenige Tier- und Pflanzenarten vor. Die Vegetation Beweidung mit rund 1,5 bis 2 GVE/ha (allerdings Restrik- wird in ehemals regelmäßig umgebrochenen und eingesä- tionen durch Sommertrockenheit!). Dies ist nicht zuletzt auf ten Beständen auch heute noch von Deutschem Weidelgras die fortschreitende Torfzersetzung in einigen Bereichen zu- (Lolium perenne) bestimmt, daneben kommt auch die Que- rückzuführen, bei der erhebliche Stickstoff- und Phosphat- cke (Elytrigia repens) sehr häufig vor.

118 Die Insektenfauna leidet erheblich unter der Strukturar- Nutzung. Zu nennen sind Dünen und Strandwälle sowie mut dieser Bereiche. Eine Kartierung der Heuschrecken Steilufer. Hier liegen die Primärlebensräume von vielen je- dieses Grünlandtyps auf einem Transekt südlich der Straße ner Tier- und Pflanzenarten, die heute in den durch oft in der Sundischen Wiese erbrachte keine einzige Art jahrhundertelange menschliche Nutzung entstandenen be- (RÜHLE 1993). Es ist denkbar, dass dies auch mit der ehe- weideten oder früher auch gemähten Magerrasenflächen mals großflächigen Ausbringung von Gülle auf den Gras- vorkommen, wo sie oft Gegenstand von intensiven Schutz- landflächen des Zingst zusammenhängt, da eine derartige bemühungen sind. Düngung Heuschreckenbestände schädigen kann Im Nationalpark kommen kulturbedingte Magerrasen in (SCHMIDT 1983). Auf den Flächen nördlich der Straße vielen unterschiedlichen Ausprägungen vor, die hier un- und auf anderen Grünlandflächen mittlerer Standorte des möglich alle genannt werden können. Neben der Nut- Nationalparks kommen zwar einige Heuschreckenarten zungsart sind vor allem die Bodenverhältnisse für die Dif- vor, diese sind aber allesamt landesweit nicht gefährdet. ferenzierung der einzelnen Typen verantwortlich. Auf den Auch Laufkäferbestand und Nachtfalterfauna weisen auf lehmigen Moränenhügeln Westrügens und Hiddensees diesen Grünlandflächen keine typischen, bemerkenswerten kommen im Allgemeinen mehr basiphile Pflanzenarten Arten auf (FINKE & SCHNELL 1993, 1994, KRISMANN vor als auf den Sandböden von Darß und Zingst, wohin- 1993, MÜLLER-MOTZFELD 1994). Charakteristische gegen thermophile Insekten eher auf den sich rasch er- Brutvögel sind Feldlerche (Alauda arvensis) und Wiesen- wärmenden Sanden ihren Schwerpunkt haben. Auch die pieper (Anthus pratensis). Vorkommen des Braunkehlchens Exposition bestimmt die Ausprägung der Lebensgemein- (Saxicola rubetra, RL 3) sind an überständige Hochstauden schaften. auf den Grünlandflächen gebunden und kommen im Natio- Die Magerrasen befinden sich auf das ganze Jahr über nalpark angesichts der derzeitigen Form der Geländebe- grundwasserfernen Standorten. Im Winterhalbjahr kann wirtschaftung, die zu relativ strukturarmen Flächen führt, insbesondere auf den lehmigeren Böden dennoch eine stär- nur selten vor. kere Bodenfeuchte gegeben sein. Größere Magerrasenflächen abseits von offenen Dünen Für die Zukunft ist zu vermuten, dass der Anteil der gibt es im Nationalpark im Bereich der Sundischen Wiese nährstoffreichen Grünländer im Nationalpark durch (dort allerdings durch die ehemals intensive Bewirtschaf- weitergehende Aushagerung weiter abnehmen wird. Es tung meist wenig typisch ausgebildet) und auf dem Dorn- werden sich dann magerrasenartige Vegetationsbestände busch, dem Alten Bessin und dem Gellen. ausbilden, die sich in der Mehrzahl durch eine gute win- In einem Gro§teil der Magerrasen des Nationalparks kom- terliche Wasserversorgung, im Hochsommer aber durch men Grasnelke (Armeria maritima, RL 2 / 3), Nelken- eine ausgeprägte Bodentrockenheit auszeichnen. Erste Schmiele (Aira caryophyllea, RL 3), Borstgras (Nardus Entwicklungen in diese Richtung sind im Grünland der stricta, RL 2) und Dreizahn (Danthonia decumbens, RL 3) Sundischen Wiese und am Prerowstrom bereits deutlich vor. festzustellen. Kennzeichnende Heuschrecken der Magerrasen sind Brau- Eine Regeneration der ehemals vorhandenen Grünlandve- ner Grashüpfer (Chorthippus brunneus) und Nachtigall- getation ist aber selbst bei einer Kopie früherer Wirt- Grashüpfer (C. biguttulus), aber auch seltenere Arten wie schaftsformen nicht zu erwarten. Düngung, Umbruch und der Warzenbei§er (Decticus verrucivorus, RL SCHLES- zeitweilige Ackernutzung verändern das Grünland nachhal- WIG-HOLSTEIN 2). Eine Besonderheit ist das Vorkom- tig für viele Jahrzehnte. So ist auf dem Großen Werder der men der Zweipunktigen Dornschrecke (Tetrix bipunctata f. bis 1952 bewirtschaftete Acker noch heute deutlich im Ve- brachyptera, RL-BR 1) auf Sandmagerrasen im Westteil getationsbild zu erkennen (vgl. PAULSON & RASKIN der Sundischen Wiese. Die Blauflügelige Ödlandschrecke 1995). Der Stickstoff-Zeigerwert der dortigen Gefäßpflan- (Oedipoda caerulescens, RL SCHLESWIG-HOLSTEIN 1) zen-Vegetation (nach ELLENBERG 1991) liegt mit 5,8 hat am Darßer Ort eines ihrer wenigen natürlichen Vor- deutlich höher als auf benachbarten, standörtlich vergleich- kommen in Norddeutschland. Typische Nachtfalter sind baren Flächen ohne Ackernutzung, wo Zeigerwerte von 4,4 der Dotterbär (Eilema lutarella) oder der Spanner (Mesoty- bis 4,9 erreicht werden. Auch die Reaktionszahl ist erhöht pe virgata). Die blütenreichen kulturbedingten Magerrasen (6,5 gegenüber 5,3 bis 5,9). bieten für viele blütenbesuchende Insekten einen wichtigen Nahrungsraum, der die natürlichen Magerrasen auf Dünen und Steilufern ergänzt. Dies trifft z. B. für die Schwebflie- 6.2.3 Magerrasen gen Chamaesyrphus lusitanicus, Sphaerophoria rueppeli und S. batava zu (GABRIEL 1994). Magerrasen gibt es im Nationalpark, wie in weiten Berei- Die Magerrasen auf dem Dornbusch und dem Alten Bessin chen des Binnenlandes üblich, auf extensiv landwirtschaft- sind im Sommer von bunten Blütenteppichen bedeckt. Be- lich genutzten Flächen. Eine Besonderheit sind jedoch die stände des Thymian-Schafschwingelrasens (Thymo-Fest- Magerrasen auf Naturstandorten ohne eine menschliche ucetum ovinae) und der Grasnelkenflur (Diantho deltoides-

119 Armerietum elongatae) sind durch besonders viele bunt tet. Sie bedecken weite Bereiche der Graudünen. In frühe- blühende Kräuter gekennzeichnet, wie Feld-Thymian (Thy- ren Jahrhunderten war die Ausdehnung der Heiden größer. mus serpyllum, T. pulegioides), Knackbeere (Fragaria Der Großteil dieser zusätzlichen Heideflächen war, wie viridis, RL 3), Großblütige Königskerze (Verbascum densi- auch die Heiden im Binnenland, durch menschliche Nut- florum), Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotun- zungsmuster bedingt, die - da heute unwirtschaftlich - im- difolia), Heide-Nelke (Dianthus deltoides, RL 3) und Gras- mer weiter auf dem Rückzug sind. nelke (Armeria maritima agg., RL 2/3). Allerdings gibt es Wesentliche Unterschiede zeigen sich zwischen den natür- auch großflächige Bereiche, die artenarme Dominanzbe- lichen Graudünenbereichen auf dem Darß (Darßer Ort) und stände der Sand-Segge (Carex arenaria) aufweisen (HAR- dem Gellen. Während sich auf dem Darß ein Hieracio- DER 1993 b). Eine derartige Vegetation bedeckt auch gro- Empetretum (Krähenbeerheide) als dominierende Heidege- §e Teile des Gellens, sowohl innerhalb wie au§erhalb der sellschaft ausbildet, ist es auf dem Gellen ein Genisto- Schutzzone I (MAY & OTTO 1993, MICKEL 1993 b). Callunetum (Sandginsterheide) (ISERMANN 1994). Eine Im westrügenschen Raum gibt es auf einigen Mergel- Sandginsterheide hat sich auch in der Hiddenseer Dünen- kuppen sehr charakteristische Magerrasen, die z. T. von heide ausgebildet, ihr Vorkommen ist dort allerdings ma§- der Vegetationszusammensetzung her den Pfeifengras- geblich durch menschliche Nutzungsmuster wie Bewei- wiesen ähneln, die z. B. von FUKAREK (1961) verbreitet dung und Plaggen bedingt. für den Darß dokumentiert wurden, dort aber heute nur Die Calluna-Büsche in der Dünenheide sind infolge aus- noch in Fragmenten vorkommen. Diese hier noch zu den bleibender bzw. stark zurückgegangener Nutzung der Be- Magerrasen gestellten Flächen weisen z. T. eine bessere stände in den vergangenen Jahren stellenweise überaltert Wasserversorgung auf und befinden sich oftmals nur we- und beginnen abzusterben (NATURSCHUTZGESELL- nige Meter von feuchten Salzgraslandflächen entfernt. Im SCHAFT HIDDENSEE UND BODDENLANDSCHAFT Nationalpark liegen einige dieser meist beweideten Kup- 1993). Auch wenn dieser Prozess durch den feuchten Som- pen auf der Insel Ummanz. Hier kommen einige sehr sel- mer 1993 erst einmal zum Stillstand gekommen ist, kann ten gewordene Wiesenpflanzen wie Vielblütiger Hahnen- man schon heute absehen, dass er fortschreiten wird, wenn fu§ (Ranunculus polyanthemos s. l., RL 1), keine Pflege- und Entwicklungsma§nahmen in der Heide Färber-Scharte (Serratula tinctoria, RL 2), Flaum-Hafer durchgeführt werden. (Avenochloa pubescens, RL 3), Brenndolde (Cnidium du- Die dominierende Gefäßpflanzenart der Sandginsterheiden bium, RL 1), Blaugrüne Segge (Carex flacca, RL 3), ist die Besenheide (Calluna vulgaris). Daneben kommen in Zittergras (Briza media, RL 2), Niedrige Schwarzwurzel feuchten Bereichen stellenweise kleine Bestände der Glo- (Scorzonera humilis, RL 1), Kümmel-Silge (Selinum cken-Heide (Erica tetralix, RL 2) vor. Krähenbeerheiden carvifolia, RL 3) oder Stengellose Kratzdistel (Cirsium werden demgegenüber von der Krähenbeere (Empetrum acaule) vor. nigrum) dominiert. Besonders typisch für diese Heidege- Magerrasen sind im Allgemeinen relativ trittempfindlich. sellschaft ist au§erdem die Kriech-Weide (Salix repens, Nährstoffarmut und sommerliche Trockenheit schränken RL 3). das Regenerationsvermögen der dortigen Vegetation stark Besonders reichhaltig ist die Flechtenflora der Heiden. ein. Viele vorkommende Pflanzenarten, insbesondere der Hier kommen die seltenen Flechten Cetraria ericetorum, beweideten Magerrasentypen, weisen zwar anatomische C. islandica (Gellen) sowie Stereocaulon paschale und die Anpassungen auch an stärkere Trittbelastung auf, eine star- extrem seltene Cetraria nivalis (Dar§er Ort) vor (ISER- ke Frequentierung durch Erholungssuchende kann aber MANN 1994, LITTERSKI 1994). dennoch erhebliche Veränderungen im Vegetationsbild Die Schwebfliege (Chamaesyrphus lusitanicus) hat auf den nach sich ziehen. Dies trifft im Nationalpark insbesondere Heideflächen zwischen Zeltplatz Prerow und Darßer Ort für die Magerrasen des Dornbuschs zu. ihren einzigen bekannten Fundort in Mecklenburg-Vor- pommern. Durch Bau und Unterhaltung des Hafens Dar§er Ort wie auch durch den Zeltplatzbetrieb am Dar§er Nord- 6.2.4 Zwergstrauchheiden strand sind diese Heideflächen stark eingeengt und verklei- nert worden. Die Zwergstrauchheiden der deutschen Küstengebiete Eine typische Schwebfliege der Küstenheiden ist auch unterscheiden sich von den Heiden des Binnenlandes in ih- Spaerophoria batava (am Dar§er Ort vermutlich einziger rer floristischen Zusammensetzung. Sie sind durch ein ver- Fundort in Mecklenburg-Vorpommern). stärktes Auftreten der Krähenbeere (Empetrum nigrum) ge- Unter den Reptilien ist besonders die Kreuzotter (Vipera kennzeichnet. Au§erdem unterliegen sie im Allgemeinen berus, RL 2) für die Zwergstrauchheiden des Nationalparks einem stärkeren Windeinfluss und damit einer stärkeren charakteristisch. Sie kommt hier in gro§en Individuendich- Sandüberwehung. ten vor. Auch Vorkommen der Waldeidechse (Lacerta vivi- Zwergstrauchheiden sind im Nationalpark heute fast aus- para, RL 3) sind typisch für die Heidegebiete des National- schließlich auf älteren Dünenentwicklungsstadien verbrei- parks.

120 7 Pflanzen und Tiere mer noch ausgedehnte Flächen des so genannten Salzgras- landes und der Brackwasserröhrichte. 7.1 Ergänzende Angaben zu Flora, Vegetation Das Salzgrasland wird meist beweidet, es existieren und Fauna aber auch Flächen ohne aktuelle Nutzung. Bereiche, die nie einer menschlichen Bewirtschaftung unterlagen, gibt 7.1.1 Flora und Vegetation es jedoch nur sehr wenige (z. B. Neuer Bessin). Die Brackwasserröhrichte sind zum überwiegenden Teil unge- Die Vegetationsverhältnisse des Nationalparks werden nutzt. durch zwei Besonderheiten gekennzeichnet. Pflanzenformationen, die in weiten Teilen Mitteleuropas unter natürlichen Bedingungen kaum vorkommen und sich Es ist zum einen die Beeinflussung weiter Bereiche durch nur dank menschlicher Einflussnahme stärker ausbreiten salzhaltiges Grundwasser, was an den entsprechenden konnten, sind im Nationalpark großflächig auf Natur- Stellen den Aufwuchs von Bäumen und Sträuchern weitge- standorten vertreten. Hierzu gehören verschiedene Gras- hend verhindert. Es bilden sich daher natürliche, meist von landtypen (z. B. die Magerrasen auf Dünen oder an Ab- Süßgräsern dominierte Kräutergesellschaften aus. Obwohl bruchufern), aber auch vielfältige Ruderalgesellschaften der Einflussbereich salzhaltigen Wassers durch die Errich- (in Spülsäumen und ebenfalls an Abbruchufern). Diese Ge- tung von Deichen stark eingeengt worden ist, gibt es im- sellschaften treten im Rahmen von Sukzessionsreihen auf,

Strandwälle und Dünen: Spülsaumvegetation Sandnachlieferung, Geländeaufhöhung Strandwall-/Weißdünenvegetation Basenauswaschung, N-Anreicherung Braundünenvegetation (Sandmagerrasen) N-Anreicherung, Humusbildung Zwergstrauchheiden mit Wacholder (Graudünenvegetation) N-Anreicherung, Humusbildung Kiefern-Pionierwald (Dünenkiefernwald) N-Anreicherung und -mobilisierung, Humusbildung Buchenwald

Strandsee-Bildungen: Characeengesellschaften des Brackwassers weitere Abschnürung von der Ostsee, Aussüßung Wasserpflanzengesellschaften meso- und dystropher Süßgewässer Nährstoffanreicherung, Verlandung Wasser- und Sumpfpflanzengesellschaften eutropher Stillgewässer Nährstoffanreicherung, Verlandung Röhrichte Verlandung Grauweidengebüsche Verlandung Erlenwälder

Flache Anlandungsbereiche ohne Überdünung: Quellerfluren Geländeaufhöhung Salzgrasländer Nährstoffanreicherung Brackwasserröhrichte Torfbildung, seltenere Überflutung u. U. Weiterentwicklung zu laubwaldfähigen Standorten

121 die auf dem im Nationalpark stetig stattfindenden Landab- ausgebildete Restbestände vollständig vernichtet. Die trag und -wachstum beruhen. großflächigen Salzgrasländer (Juncetum gerardii u. a.) sind Im Bereich von Landneubildungen wird auf den jungen, durch Eindeichungen auf einen kleinen Teil ihrer ursprüng- überwiegend nährstoffarmen Standorten durch eine Akku- lichen Ausdehnung vermindert worden. Auf Hiddensee wa- mulation von Nährstoffen deren Verfügbarkeit für die ren - dank fehlender großflächiger Melioration - die Verän- Vegetation zunehmend verbessert, so dass der Pflanzen- derungen im Vegetationsbild nicht so stark. Hier sind wuchs im Allgemeinen zunehmend üppiger wird. Dane- Vergleiche mit dem von FRÖDE (1958) vorgefundenen ben erfolgt zunächst meist noch eine weitere Aufhöhung Zustand möglich. Die wesentlichste Veränderung hier ist das des Geländes, sei es durch weitere Sandnachlieferung in Zurücktreten oligo- und mesotraphenter Pflanzengesell- Strandwallbereichen oder Torfbildung auf Salzgraslän- schaften, was vermutlich auf den allgemeinen Nährstoff- dern und Geländesenken. eintrag über die Atmosphäre, natürliche Nährstoffakkumu- lationsprozesse sowie das Ausbleiben alter, heute unwirt- Die Sukzessionsreihen in Anlandungsgebieten sehen grob schaftlicher, Landnutzungsformen zurückzuführen ist. skizziert wie auf vorhergehender Seite gezeigt aus. An den Abbruchkanten des Nationalparks werden ständig Auch die Hypertrophierung der Boddengewässer hat in Pionierstandorte neu geschaffen. Die Sukzession von Pio- der Vegetation ihre Spuren hinterlassen. Angesichts des niergesellschaften hin zu Gebüschen und Wäldern wird trüben Wassers und einer geringen Eindringtiefe des Lichts hier immer wieder jäh durch neuerliche Uferabbrüche ge- im Sommerhalbjahr wurde die Dar§-Zingster Boddenkette stoppt und beginnt dann aufs Neue (vgl. Kap. IV 4.2.3). in größeren Tiefen weitgehend vegetationsfrei (LINDNER Die Häufigkeit dieser Störungen wird maßgeblich be- 1978). An nährstoffärmere Verhältnisse angepasste Pflan- stimmt durch die Stärke des Materialabtrags. zenarten wurden zurückgedrängt. Allerdings ist offenbar Die geologische Reichhaltigkeit des Nationalparks bedingt nur eine höhere Pflanzenart (die nur im Brackwasser vor- eine gro§e Vielfalt von Vegetation und Flora. Im Rahmen kommende Armleuchteralge Lamprothamnium papulosum) der Erfassungsarbeiten für den Nationalparkplan konnten vollständig ausgestorben (D. SCHMIDT 1991, 1993). Im allein deutlich über 700 im Nationalpark vorkommende Bereich des Phytoplanktons erfolgt durch den Nährstoff- Gefäßpflanzenarten festgestellt werden. eintrag eine Förderung von Nano- und Picoplankton zu Auf Karte 3 ist die Vegetation des Nationalparks darge- Ungunsten des Mikroplanktons (SCHIEWER et al. 1994). stellt. Maßstabsbedingt können dort nicht alle im National- Auch im Randbereich der Bodden führt die Eutrophierung parkgebiet vorkommenden Pflanzengesellschaften gezeigt zu Veränderungen im Vegetationsbild: Ein Vergleich mit werden (es dürften - ranglose Gesellschaften eingeschlos- FRÖDE (1958) zeigt im Bereich der Boddenufer der Insel sen - mehrere hundert sein), so dass i. d. R. eine Aggrega- Hiddensee ein vollständiges Verschwinden der mesotra- tion zu gröberen Einheiten erfolgt. Die Unterwasservegeta- phenten Pflanzengesellschaften. tion konnte im Rahmen der Nationalparkplanung leider nur Extensivierungsma§nahmen und die Brachlegung auf ein- unvollständig kartiert werden. Die dort dargestellten Be- zelnen meliorierten Flächen zeigen, dass sich unter diesen stände (vorwiegend Zostera marina und Ruppia maritima) Umständen wieder artenreichere, vielfältigere Pflanzenge- spiegeln die Schwerpunktvorkommen 1990/91 wider. Im sellschaften einstellen können (z. B. Sundische Wiese: Bereich der Dar§-Zingster Boddenkette waren die vorlie- BOCKHOLT 1994, PAULSON & RASKIN 1994 b). genden Daten so lückenhaft, dass auf eine kartographische Allerdings darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass Darstellung verzichtet wurde. Die aktuellsten Erfassungen die schweren Beeinträchtigungen durch die Melioration der dortigen Makrophyten wurden von LINDNER (1976, heute keinesfalls mehr rückgängig zu machen sind. Die 1978) publiziert und stammen von 1970/71. meisten Standorte sind durch Torfzehrung oder Reliefein- ebnung irreversibel verändert, eine ganze Reihe der vege- Die Meliorationsma§nahmen seit 1950 haben die Vegeta- tationsbildenden Arten ausgerottet. Althergebrachte Nut- tion des Nationalparks, speziell der kulturgeprägten Bio- zungsformen, die bis zur Melioration zum Bestand der toptypen, tiefgreifend verändert. Für den Darß ist das dank kulturbedingten Gesellschaften beitrugen, wurden abrupt der von FUKAREK (1961) in den Jahren 1954-57 durch- beendet, und man wird sie heute in dieser Form nicht wie- geführten detaillierten Aufnahme der Vegetation besonders der aufnehmen können. gut dokumentiert. Die Nivellierung der standörtlichen Vielfalt hat viele der vorkommenden Pflanzengesellschaf- ten weitgehend oder vollständig vernichtet. Die von 7.1.2 Fauna FUKAREK noch in gro§er Ausdehnung und vielfältigen Ausprägungen kartierten Pfeifengraswiesen (Junco-Moli- Ergänzend zu den ökosystembezogenen Darstellungen er- nietum, Molinietum balticum u. a.) als landschaftstypische, folgen hier spezifische Betrachtungen zu Vögeln und zu artenreiche und farbenprächtige Offenlandgesellschaften Säugetieren aus folgenden Gründen: des Dar§ sind heute bis auf winzige, nur fragmentarisch Zum einen handelt es sich bei Vögeln und Säugetieren um

122 Tierartengruppen, deren Lebensräume sich oft weit über ei- nen Ökosystemtyp hinaus erstrecken und die schon deshalb Fischfressende Pflanzenfressende Bodentierfressende eine spezielle Betrachtung erfordern. (Piscivore) (Herbivore) (Benthivore) Darüber hinaus sind es folgende Gründe: Haubentaucher Höckerschwan Tafelente Der gleichzeitig internationale Status des Nationalparks Zwergsäger Singschwan Reiherente Vorpommersche Boddenlandschaft als bedeutendes Mittelsäger Stockente Bergente Europäisches Vogelschutzgebiet (IBA) und in einem Gänsesäger Blässralle Schellente erheblichen Teil als Feuchtgebiet internationaler Bedeu- tung, vor allem aber die besonderen Zielsetzungen des ¤ 3 Unter den 163 Brutvogelarten des Nationalparks sind 70 der Nationalparkverordnung erfordern eine Analyse des Arten, die in der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel Gebietes in seiner besonderen Bedeutung als Vogellebens- Mecklenburg-Vorpommerns verzeichnet sind. 67 Brut- raum, um entsprechende Handlungsziele ableiten zu kön- vogelarten des Nationalparks sind in der Roten Liste nen. Deutschlands in eine der Gefährdungskategorien einge- Die Säugetiere betreffend sind nach ¤ 5 (1) Nr. 1 c und Nr. ordnet. 2 f der Nationalparkverordnung Bestandsregulierungen 34 Arten des Anhangs I der EG-Vogelschutzrichtlinie (be- von wild lebenden Tierarten entsprechend den Zielsetzun- sonders zu schützende Arten) kommen regelmäßig und gen des Nationalparks geboten. Dies zielt insbesondere auf in z. T. beträchtlichen Anzahlen vor. Die Rastbestände von die Regulierung des Wildbestandes. Als Entscheidungs- 27 Arten übersteigen im Nationalpark regelmäßig das 1 %- grundlage dafür wird hier und im Kapitel 7.11 die Situation Kriterium der afrikanisch-eurasischen Rastpopulation der Wildarten und darüber hinaus der anderer Säugetierar- internationaler Bedeutung nach Ramsar-Konvention (vgl. ten dargestellt. Tab. 16). Vom Internationalen Rat für Vogelschutz Ð Bird Life-Inter- national - ist eine Liste von Vogelarten europäischer 7.1.2.1 Avifauna Schutzbedeutung (Species of European Conservation Con- cern) aufgestellt worden (TUCKER & HEATH 1994). Dort Im ¤ 3 der Nationalparkverordnung wird die Erhaltung der sind die Arten in vier Kategorien (1, 2, 3 und 4) eingeteilt. wichtigsten Wasser- und Watvogelbrutplätze, die Siche- Regelmäßige Vorkommen im Nationalpark haben Arten rung ungestörter Rast- und Winteraufenthaltsbedingungen der Kategorien 2, 3 und 4. für ziehende Wasservögel und die Erhaltung von mehreren Brutplätzen des Seeadlers und anderer bestandsbedrohter Die Kategorien 2 und 3 beinhalten Arten, deren Schutz- Gro§vogelarten als ein Schutzzweck des Nationalparks status besorgniserregend ist. Die Arten der Kategorie 2 Vorpommersche Boddenlandschaft explizit formuliert. haben darüber hinaus in Europa den größten Teil ihres Der Bereich der Vorpommerschen Boddenlandschaft ist Verbreitungsgebietes. Besorgniserregend hei§t, dass die schon lange als international ornithologisch bedeutsames betreffende Art gefährdet, selten (<10.000 Brutpaare / Gebiet bekannt. Seit 1978 besteht für die „Boddengewäs- <40.000 Wintergäste), deutlich rückgängig von 1970 bis ser Ostufer Zingst, Westküste Rügen - Hiddensee“ der Sta- 1990 oder nur in wenigen Gebieten konzentriert vor- tus als Feuchtgebiet internationaler Bedeutung gemäß kommt. Ramsar-Konvention von 1971. Seit dem 14. Dezember 1992 ist der Nationalpark Vorpommersche Boddenland- In Kategorie 4 werden Arten aufgeführt, deren Bestand zur- schaft als Europäisches Vogelschutzgebiet (Important zeit als gesichert angesehen wird, deren Vorkommen aber Bird Area) gemäß der EG-Vogelschutzrichtlinie vom im Wesentlichen auf Europa beschränkt sind. 2.4.1979 (79/409/EWG) gemeldet. Der Status internationa- Diese Arten prägen die Eigenart der europäischen Na- ler Bedeutung trifft vor allem auf die Wasserflächen des tur und tragen zur Vielfalt und Schönheit wesentlich bei. Nationalparks zu. Mit der Ausweisung des SPA (Special Protected Area) ãVorpommersche Boddenlandschaft“ wurden 45 Zielarten Die Boddengewässer der Vorpommerschen Küste sind das für das Gebiet definiert, welche diesen Naturraum prägen wichtigste Überwinterungsgebiet für Wasservögel im (vgl. Tabelle 16). gesamten Ostseeraum (DURINCK et al. 1994). Die Dar§- Über die Brutbestände in den betreuten Brutstätten Zingster Boddenkette (inkl. Saaler Bodden) und die West- gibt es detailliertes Datenmaterial, das teilweise bis in die rügenschen Bodden (inkl. Jasmunder Bodden) sind ein Teil Zeit der ersten organisierten Vogelschutzbemühungen zu dieses zusammenhängenden Gebietes. Beginn dieses Jahrhunderts zurück reicht. Aus dem Zeit- In den Teilgebieten, die zum Nationalpark gehören, halten raum davor oder aus anderen Gebieten gibt es z. T. vage sich zu den jeweiligen Zugzeiten (meist im Winterhalbjahr) Angaben, die der Interpretation bedürfen. Zum Beispiel international bedeutende Bestände folgender Arten auf muss bei Angaben wie von GARDUHN (1921) („Als äl- (DURINCK et al. 1994; ZWF 1993): tere Beobachter der Vogelwelt Hiddensees noch Wolken

123 Tab. 16: International bedeutende Vogelvorkommen im Nationalpark Vorpommersche Bodden- landschaft:

Sterntaucher (Gavia stellata)*,3 Kranich (Grus grus)*,3 Prachttaucher (Gavia arctica)*,3 Ohrentaucher (Podiceps auritus )* Waldschnepfe (Scolopax rusticola) Kampfläufer (Philomachus pugnax)*,4 Kormoran (Phalacrocorax carbo)* Alpenstrandläufer (Calidris alpina)*,3 Zwergschwan (Cygnus columbianus)*,3 Zwergstrandläufer (Calidris minuta) Höckerschwan (Cygnus olor)* Gro§er Brachvogel (Numenius arquata) Singschwan (Cygnus cygnus)*,4 Uferschnepfe (Limosa limosa)*,2 Pfuhlschnepfe (Limosa lapponica)*,3 Blässgans (Anser albifrons)* Rotschenkel (Tringa totanus)*,2 Graugans (Anser anser)* Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta)*,3 Saatgans (Anser fabalis)* Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria)*,4 Wei§wangengans (Branta leucopsis)*,2 Kiebitzregenpfeifer (Pluvialis squatarola)*

Bergente (Aythya marila)*,3 Sturmmöwe (Larus canus)*,2 Reiherente (Aythya fuligula)* Schwarzkopfmöwe (Larus melanocephalus)*,4 Pfeifente (Anas penelope)* Raubseeschwalbe (Sterna caspia)*,3 Schnatterente (Anas strepera)*,3 Brandseeschwalbe (Sterna sandvicensis)*,2 Spie§ente (Anas acuta)*,3 Flussseeschwalbe (Sterna hirundo)* Krickente (Anas crecca)* Zwergseeschwalbe (Sterna albifrons)*,3 Löffelente (Anas clypeata)* Schellente (Bucephala clangula)* Schwarzspecht (Dryocopus martius) Eisente (Clangula hyemalis)* Mittelspecht (Dendrocopus medius) Kolbenente (Netta rufina)*,3 Grünspecht (Picus viridis) Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus) Mittelsäger (Mergus serrator)* Wendehals (Jynx torquilla) Zwergsäger (Mergus albellus)*,3 Uferschwalbe (Riparia riparia)*,3 Rauchschwalbe (Hirundo rustica) Seeadler (Haliaeetus albicilla)*,3 Heidelerche (Lullula arborea) Fischadler (Pandion haliaetus) Feldlerche (Alauda arvensis) Schwarzmilan (Milvus migrans) Brachpieper (Anthus campestris) Rotmilan (Milvus milvus) Neuntöter (Lanius collurio)*,3 Rohrweihe (Circus aeruginosus) Grauschnäpper (Mucicapa striata) Kornweihe (Circus cyaneus)*,3 Zwergschnäpper (Ficedula parva) Wespenbussard (Pernis apivorus) Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) Wanderfalke (Falco peregrinus)*,3 Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria)*,4 Sumpfohreule (Asio flammeus)*,3 Erläuterung: fett: Vogelarten des Anhangs 1 der EG-Vogelschutzrichtlinie (Brutvögel und Durchzügler) grau unterlegt: Arten, deren Rastbestände das Kriterium „internationaler Bedeutung“ (1 % der Gesamtpopulation) im Nationalpark regelmäßig überschreiten *: Zielarten des SPA (Special Protected Area) Vorpommersche Boddenlandschaft Arten von europäischer Naturschutzbedeutung, (Species of European Conservation Concern nach TUCKER & HEATH 1994, Brut- und Rast- vögel): 2) = Kategorie 2; 3) = Kategorie 2; 3) = Kategorie 3

von Seeschwalben und Möwen sahen...“) berücksichtigt Zum Beispiel überstieg die Zahl der Zwergseeschwalben- werden, dass Ornithologen des vorigen Jahrhunderts viel- gelege auf Hiddensee und der Fährinsel nie den von leicht nur einmal in ihrem Leben eine Vogelkolonie zu HÜBNER (1916) gemeldeten Höchststand von 64 Gele- Gesicht bekamen, welche sie dann zutiefst beeindruckte. gen. Da in diesem Fall nachvollzogen werden kann, dass Wenn konkrete Zahlen genannt werden, stellen sich, an- diese Zahlenangabe zu hoch war (s. u.), kann festgestellt gesichts der begeisterten Schilderungen, überraschend werden, dass in der heutigen Zeit zumindest nicht weni- niedrige Bestände heraus. ger Zwergseeschwalben im Bereich Hiddensee nisten als

124 zu Beginn der Brutaufzeichnungen. Der bisher höchste Nachgelegen veranlasst wurden, kann aus den Gelege- gemeldete Brutpaarbestand betrug 1997 98 Paare zahlen nicht auf die Menge der Brutpaare geschlossen (GRAUMANN mdl.). werden.“ Vor dem Zweiten Weltkrieg wird die größte Flusssee- Interessanterweise haben heute teilweise andere Gebiete schwalbenkolonie im Gebiet des heutigen Nationalparks eine Bedeutung als Wasser-, See- und Watvogelbrutplatz von STURM & KANITZ (1935) mit 185 Paaren auf der als früher. Während die Bedeutung der Werder-Inseln und Fährinsel (zuzüglich 20 auf Hiddensee) angegeben. des Gellen seit den 30er Jahren zurückging, traten Kirr, GOTTSCHALK (1912) berichtet von 130 Paaren auf den Barther Oie und Liebitz erst nach dieser Zeit in das Blick- Werder-Inseln im Jahre 1911 und HÜBNER (1916) von feld der Ornithologen. Viele weitere Inseln und Halbin- 127 Paaren im Jahre 1913 auf Hiddensee-Süd (Fährinsel seln hatten zeitweilig mehr oder weniger gro§e Brutbe- und Gellen). BERG (1916 a) nennt für die Werder-Inseln stände aufzuweisen. Beispiele dafür sind die Borner und und Heuwiese jeweils 150 Paare. Dies sind die größten Neuendorfer Bülten, Jägerbülten, Schmidt-Bülten, Nadel- bekannt gewordenen Kolonien. DOST (1963) gibt dann haken und Rhedeort sowie Liebes und Mährens. Durchge- für 1961 und 1962 mit ca. 270 Paaren auf Heuwiese eine hend bis heute werden Heuwiese und Neuer Bessin (Hid- deutlich höhere Zahl an. Die größten Flussseeschwalben- densee) genannt. Während früher auch zahlreiche Bruten kolonien im Gebiet des heutigen Nationalparks bestanden auf Grasländern des Festlandes und der großen Inseln wie 1989 auf der Barther Oie mit 600 Paaren und der Insel Hiddensee gemeldet wurden (BERG 1916a, b, BERG Kirr mit 400 Paaren (SIEFKE 1993). Auf der Heuwiese 1917, NEHLS 1969), sind heute in diesen Bereichen nur waren 2001 61 Brutpaare zu verzeichnen, auf dem Kirr vereinzelt Bruten der Limikolen beobachtet worden. 200, auf der Barther Oie 75 und auf dem Neuen Bessin 24 Allerdings sind inzwischen die meisten der in Frage kom- Brutpaare. Damit wird die ständige Dynamik der Brutent- menden Gebiete durch Eindeichungen und Meliorationen wicklung deutlich, so dass eine Aussage über den Ent- ungeeignet geworden (NEHLS 1982). wicklungstrend kaum möglich ist. Entweder nur sehr ungenau, meist jedoch gar nicht, ist in Die größten Möwenkolonien befinden sich auf den In- den Berichten die Erfassungsmethode beschrieben, so seln Kirr und Barther Oie; kleinere auf der Heuwiese und dass wir nicht genau darüber informiert sind, ob z. B. der Liebitz. Größere Flussseeschwalbenkolonien sind auf Zweitgelege mitgezählt wurden. Bei HÜBNER (1916) der Heuwiese und der Barther Oie sowie der Insel Kirr. lässt sich das durch die Schilderung des Brutverlaufs Auf der Heuwiese befand sich die größte Brandsee- und der schlie§lichen Angabe einer Tabelle nachweisen. schwalbenkolonie und auf dem Neuen Bessin die größte In den 64 für Hiddensee angegebenen Zwergseeschwal- Zwergseeschwalbenkolonie des Landes Mecklenburg- bengelegen sind alle bekannt gewordenen Brutversuche Vorpommern. Für die Zwergseeschwalbe bestand 1994 einbezogen worden. Es handelt sich also um (vermutlich am Dar§er Ort Brutverdacht. erheblich) weniger als 64 Brutpaare. MEISE (1957) hat Da mit Ausnahme des Schmidt-Bülten die übrigen Bülten diese Zahlen (zumindest den Verein Jordsand betreffend) und die Halbinseln Rhedeort, Nadelhaken und Planort kritisch betrachtet: ãDie Methodik der Bestandsaufnahme nicht mehr beweidet werden, ist deren Bedeutung als war zu Beginn anders als heute. Ursprünglich wurden Brutstandort für Wiesenlimikolen nahezu erloschen. Von alle 8 Tage die neu hinzugekommenen Nester und ihre diesen Gebieten liegen aus der Vergangenheit Berichte Eier gezählt, alle Zahlen der Saison addiert und das Er- über kurzzeitige Ansiedlungen kleinerer Fluss- und gebnis meist als Zahl der Brutpaare und der geschlüpften Zwergseeschwalbenkolonien vor (Nadelhaken 1980: 12 Jungen angesehen. Der Brutbestand dürfte 50 - 100 % zu Flussseeschwalben). Auf den Schmidt-Bülten waren 1980 hoch gerechnet sein. Als man die hohe Zahl der Nachge- maximal 50 Fluss- und 10 Zwergseeschwalben registriert lege ausschalten wollte, legte man ab 1932 die Höchst- worden. Typischerweise besiedelten die Zwergseeschwal- zahl der gleichzeitig gezählten Gelege zugrunde und ben eine durch Aufspülung künstlich geschaffene ãNeu- schlug noch 10 % für gerade nicht brütende Paare landfläche“ und verschwanden wieder, nachdem sich eine hinzu.“ Auch SCHILDMACHER (1956) ist älteren dichtere Vegetationsdecke ausbildete. Eine gro§e Lach- Zahlenangaben gegenüber skeptisch: „Diese Zahlen möwenkolonie (ca. 3.000 Brutpaare) siedelte sich kurz- beruhen wenigstens zu einem gewissen Teil auf den zeitig von 1977 bis 1984 auf den Schmidt-Bülten an Meldungen von Wärtern, deren Zuverlässigkeit nicht be- (MÜLLER 1982). kannt ist; weiterhin besteht in manchen Fällen der Ein- Als erste Besiedler neu entstandenen Landes werden be- druck, dass eine gewisse „Aufrundung nach oben“ statt- sonders die Seeschwalben durch die natürliche Vegeta- gefunden hat, um die Bedeutung des betreffenden tionssukzession, die durch den Kot der Vogelkolonien Brutgebietes zu unterstreichen, und schlie§lich ist nicht noch beschleunigt wird, allmählich aus ihren Brutstandor- immer klar zu erkennen, ob die Zahlen die Brutpaare oder ten verdrängt. Die jüngsten, fast noch vegetationsfreien die Gelege betreffen. Da aber durch Räubereien von Sandhaken dienen der Zwergseeschwalbe als Brutplatz. In Sturmmöwen und Menschen viele Paare zu mehreren der daran anschließenden Strandwall- oder Dünenvegeta-

125 Tab. 17: Brutvogeldaten aus den betreuten Küstenvogelbrutgebieten 2001 (Zahl der Brutpaare, z. T. geschätzt)

Kirr Barther Oie Heuwiese Bessin Liebitz Fährinsel * Kormoran 0 0 650 0 0 0 Schwimmvögel Haubentaucher 1 0 0 0 0 0 Höckerschwan 12 38 180 18 2 3 Graugans 9 5 5 0 10 5 Brandgans 2 10 2 9 15 2 Stockente 30 55 29 6 10 10 Krickente 3 1 0 0 0 0 Knäkente 2 1 0 0 7 0 Spie§ente 1 1 0 0 0 0 Schnatterente 15 15 11 3 20 0 Löffelente 25 10 2 0 12 0 Reiherente 15 40 7 0 4 0 Kolbenente 1 1 0 0 0 0 Tafelente 1 2 0 0 0 0 Mittelsäger 2 8 5 5 12 0 Eiderente 0 0 8 0 0 0 Teichhuhn 2 0 0 0 0 0 Blässralle 2 0 0 2 0 6 Watvögel Bekassine 0 0 0 0 0 0 Gro§er Brachvogel 1 0 0 0 0 0 Austernfischer 20 30 6 7 4 1 Kiebitz 80 40 0 0 10 2 Sandregenpfeifer 1 0 0 41 2 3 Flussregenpfeifer 0 0 0 0 0 0 Uferschnepfe 37 7 0 0 0 0 Rotschenkel 100 25 2 1 10 5 Alpenstrandläufer 13 0 0 0 0 0 Kampfläufer 6 2 0 0 0 0 Säbelschnäbler 65 65 2 7 21 0 Möwen und Seeschwalben Flussseeschwalbe 200 75 61 24 9 0 Zwergseeschwalbe 0 0 0 26 0 1 Brandseeschwalbe 0 650 11 0 0 0 Raubseeschwalbe 0 0 1 0 0 0 Mantelmöwe 0 1 8 0 0 0 Heringsmöwe 0 0 0 0 0 0 Silbermöwe 10 500 350 0 75 0 Sturmmöwe 30 30 11 0 250 10 Lachmöwe 1.800 3.200 43 0 205 0 Schwarzkopfmöwe 2 0 0 0 1 0 Summe 2.486 4.812 1.394 149 679 48 Erläuterung: *: Daten der Fährinsel von 2000 Quelle: Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft

tion finden die Brand- und Flussseeschwalben geeignete Brutkolonien der Seeschwalben müssen dann auf andere, Brutplätze. Wenn sich die Vegetation soweit schlie§t, dass neu entstandene Sandbänke und Höftlandflächen auswei- die Bodenbedeckung vollkommen ist, hat sich der Stand- chen. Diese Arten sind darauf angewiesen, dass immer ort zu einem guten Brutplatz der Möwen entwickelt. Die wieder neues, ungestörtes Land entsteht.

126 Abb. 26-29: Brutbestand von Alpenstrandläufer, Säbelschnäbler, Austernfischer und Flusssee- schwalbe in den betreuten Schutzgebieten im Nationalpark Vorpommersche Bod- denlandschaft

Quelle: Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft, nach Angaben der Beringungszentrale Hiddensee

127 Abb. 30: Zählungen zwischen Werder-Inseln und Hiddensee: Gesamtbestand

Quelle: Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft

Bei den Möwen und Seeschwalben sind die Schwankun- Vogelwärtern betreuten Gebieten an. Über die anderen Ge- gen in der Brutbestandsentwicklung in der Vergangenheit biete gibt es fast keine Information. Eine generelle Abnah- vermutlich ma§geblich durch direkte Verfolgungen und me von Alpenstrandläufer, Kampfläufer und Rotschenkel Eierraub zu erklären. Au§erdem haben diese Arten seit ist jedoch nach KLAFS & STÜBS (1987) seit dem Ende den 50er Jahren unter chronischen Vergiftungen durch des 19. Jahrhunderts zu beobachten. Die schon in jenem Pestizide und damit einhergehenden Fertilitätsdepressio- Zeitraum stattfindende erhebliche Lebensraumveränderung nen gelitten (FLEET et al. 1994). durch Verminderung der Salzgraslandflächen ist vermut- Neben einigen weiteren Eingriffen an Möwenpopulatio- lich die bedeutendste Ursache. Seit dem Ende der 60er Jah- nen wurden in der Zeit von 1978 bis 1984 in den größten re haben sich die Brutbestände infolge der großräumigen Kolonien der Region (Heuwiese, Kirr und Oie) fast Meliorationen im Bereich der Boddenketten noch be- 29.000 adulte Lachmöwen durch Gebietsbetreuer getötet schleunigt vermindert. Jedoch kann hier nicht die alleinige (KLAFS & STÜBS 1987). Derartige starke Störungen in Ursache liegen. Auf Hiddensee erlosch der Brutbestand des den Hauptbrutgebieten könnten ein Grund für die erwähn- Alpenstrandläufers von ehemals mehr als 30 Gelegen im ten kurzfristigen Neuansiedlungen sein. So wird auch aus Jahre 1913 (BERG 1914) schon am Ende der 30er Jahre den Zeiten, als noch Seevogeleier zu Nahrungszwecken (SCHULZ 1947). Das gleiche gilt für den Kampfläufer und gesammelt wurden, von z. T. mehrmaligen Kolonieum- ähnliches für den Rotschenkel, für den SCHILDMACHER siedlungen innerhalb einer Brutsaison aufgrund von Stö- (1956) einen erheblichen Rückgang innerhalb der 30er und rungen berichtet (BERG 1916 a, HÜBNER 1916, BERG 40er Jahre feststellte. Die tiefgreifenden Meliorationen fan- 1917, HÜBNER 1917). den aber erst in den 60er Jahren statt. Im Hauptbrutgebiet Für ziehende Möwen und Seeschwalben aus dem balti- von Calidris alpina schinzii, den ausgedehnten schottischen schen Raum stellt die Vorpommersche Boddenlandschaft Deckenmooren, ist er sehr eng an kleine offene Wasserstel- ein Durchzugsgebiet dar. Zur Zugzeit sind regelmäßig len, die Blänken gebunden (STROUD et al. 1987). Der Ver- kleinere Trupps von Raubseeschwalben (Sterna caspia) lust des natürlichen hydrologischen Systems mit seinen vie- oder größere von Fluss- und Brandseeschwalben zu beob- len Prielen im Salzgrasland reicht vermutlich schon aus, um achten. Anzahlen bis zu 1.700 Exemplaren der Zwergmö- seinen Lebensraum zu vernichten. Trotz inzwischen jahr- we (Larus minutus) wurden in den Boddenbereichen zehntelangem gezieltem Biotopmanagement für die durchziehend beobachtet. genannten Arten in den Schutzgebieten hält die Popula- Bei den Watvögeln (Limikolen) ist die Situation etwas tionsverminderung besonders bei Alpenstrandläufern und komplizierter als bei den Möwenartigen. Nachdem die di- Kampfläufern an. Vielleicht sind hier schon kritische Grö- rekte Verfolgung dieser Arten zu Beginn dieses Jahrhun- ßen für überlebensfähige Populationen am Rande des bis Is- derts gemindert wurde, stiegen die Bestände in den von land bzw. Sibirien reichenden Brutareals unterschritten.

128 Abb. 31: Zählungen zwischen Werder-Inseln und Hiddensee: Watvögel

Quelle: Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft

Eine Erhöhung der Prädation von Küstenvögeln durch des Koppelstroms und der Borner Bülten gemacht (SPORNS Füchse kann für die letzten Jahre durch die Tollwutschutz- 1990). Vor den großflächigen Meliorationsmaßnahmen brü- impfung als sicher gelten. Einen Einfluss, besonders auf teten zahlreiche Limikolen auf den Überschwemmungsgrün- die festlandseitigen Boddenufergrasländer, könnten auch die ländern der Darß-Zingster-Boddenkette. Auf den Michaels- stark angestiegenen Wildschweinbestände haben. Gerade der dorfer Wiesen brüteten Ende der 60er Jahre 20 Paare Bereich der Übergänge zwischen Grünland und Röhricht, in Kampfläufer, 30-50 Paare Alpenstrandläufer, ca. 50 Paare deren Nähe die Wiesenlimikolen brüten, wird von dieser Art Rotschenkel und weitere Watvogelarten (NEHLS 1969). bevorzugt. Allerdings schreiben BRIEDERMANN (1990) und MEYNHARDT (1990), dass der Einfluss dieser Art auf Für den Limikolenzug spielt der Raum der südlichen Ost- versteckt brütende Vögel (also keine Kolonien) überschätzt seeküste eine besondere Rolle. Während der größte Teil der wird. Altvögel nach der Brutzeit aus den arktischen Brutgebieten In Tab. 17 und Textkarte 6 sind die derzeitigen Bestände der direkt zu den reichen Nahrungsgebieten der Nordseewatten wichtigsten Wasser- und Watvogelbrutplätze dargestellt. fliegt, sind die erst wenige Monate alten Jungvögel darauf Bemerkenswerte Watvogelbestände befinden sich auf der In- angewiesen, Zwischenraststationen zu finden. Sie sind noch sel Kirr. Diese Insel ist das größte zusammenhängende Salz- schwächer und können bei den Non-Stop-Flügen der Altvö- weideareal im Nationalpark, das sich darüber hinaus auch gel nicht mithalten. Während die Bedeutung der binnenländi- noch im hydrologisch wenig beeinflussten Zustand befindet. schen, nicht tidebeeinflussten Feuchtgebiete für Altvögel Hier sind besonders die Brutpaarzahlen von Uferschnepfe eher gering ist, ist sie für die Mitglieder des jeweils jüngsten und Rotschenkel bemerkenswert. Jahrgangs um so größer. Dies zeigt sich in dem hohen Jung- Über die Brutbestände der Limikolen (und auch Anatiden) in vogelanteil in den Limikolenscharen der Ostseeküste: Etwa anderen Gebieten des Nationalparks gibt es punktuelle Hin- zwei Drittel (gegenüber nur ca. 5 % an der Nordsee) sind weise. z. B. brüteten auf dem Gellen im Jahre 1992 u. a. 7 Jungvögel. Der Jungvogel-Rastbestand an der deutschen Rotschenkel und ca. 15 Brandgänse, deren Bruterfolg jedoch Ostseeküste kann 10 bis 20 % der Jungvögel des jeweiligen vermutlich gering war (KÖPPEN 1992). Einzelne revieran- Schlüpfjahrganges betragen. Eine höhere Jungvogelmorta- zeigende Rotschenkel werden immer wieder auf unbedeich- lität durch den Verlust von Rastgebieten an der Ostseeküste ten ufernahen Flächen beobachtet (z. B. Deichvorlandflächen führt zu Einschnitten in der Alterspyramide der Population Sundische Wiese 1993: 7 Rotschenkel und ein Mittelsäger- und wirkt sich bestandsvermindernd aus (KUBE et al. 1994, weibchen mit wenige Tage alten Jungen, ERDMANN 1994). OAG MÜNSTER 1988). In den Jahren 1987 - 89 brüteten im Deichvorland östlich Informationen über den Verlauf des Limikolenzuges geben Zingst 8 - 14 Rotschenkel und 1-5 Alpenstrandläufer. Ähnli- GRAUMANN et al. (1980), GRAUMANN (1989), KUBE che Brutangaben wurden für die Grasländer des Westufers (1992), GRAUMANN & GRUBE (1994), KUBE & GRAU-

129 Abb. 32: Für Limikolen wichtige Windwattbereiche

Quelle: Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft

MANN (1994), KUBE & STRUWE (1994), KUBE et al. erfüllen, am häufigsten Säbelschnäbler, Sandregenpfeifer, (1994) und die monatlichen Zählungen auf dem Windwatt Goldregenpfeifer, Kiebitzregenpfeifer, Grünschenkel und des Bock (Abb. 31). Dunkler Wasserläufer. Werden jedoch die Kriterien für Der Limikolenzug beginnt schon im Juni mit den Altvögeln, binnenländische Rastgebiete angelegt, erreichen in der Vor- die ihre Brut aufgeben mussten oder mit den Arten, die hier pommerschen Boddenlandschaft erheblich mehr Arten häu- mausern, z. B. Säbelschnäbler (KUBE & GRAUMANN fig nationale oder internationale Bedeutung. Aus der Sicht 1994). Die Monate mit den größten Anzahlen sind August, der Watvögel müssten die Windwatten der Vorpommer- September und Oktober. In diesen Monaten ziehen die indi- schen Boddenlandschaft als ein sehr gro§es und bedeuten- viduenreichen Arten Alpenstrandläufer, Goldregenpfeifer des Binnenlandrastgebiet gewertet werden. Der wesentliche und Kiebitz durch. Der Frühjahrszug in die Brutgebiete fin- Unterschied zu Nordseewattgebieten und die bedeutende det von März bis Ende Mai statt. Er wird wesentlich rascher Parallele zum Binnenland sind die durch fehlende Tide un- absolviert und ist daher unauffälliger. steteren Nahrungsbedingungen (KUBE 1994). Entscheidend für brütende und ziehende Limikolen sind Neben den Wasser- und Wattflächen haben aber auch die die Windwattbereiche als Nahrungsgebiete. Bedeutsam ist anderen großflächigen Biotoptypen des Nationalparks Be- das Vorhandensein eines Mosaiks aus verschieden hoch ge- deutung für ziehende Vogelarten. In diesen Fällen fehlen legenen Windwattbereichen, so dass die Vögel bei den ver- bisher allgemein anerkannte Kriterien zur Einstufung der schiedenen Wasserständen immer jeweils ein nutzbares Bedeutung oder es liegen keine genauen Zahlen vor. Insel- Windwattareal finden können (KUBE 1994). Damit wird ketten und Halbinseln sind sehr häufig Leitlinien für den der Nachteil der nicht vorhandenen Tide etwas kompen- Vogelzug. siert. Die drei größten Windwattflächen im Nationalpark Die Entenvögel sind als Brutvögel nur lückenhaft im Gebiet haben verschiedene Höhen und bilden daher solch ein Mo- erfasst. Regelmäßig nachgewiesen wurden bisher Schnat- saik: Bock 10 cm ü. NN, Gellen/Vierendehlgrund ca. NN ter-, Löffel-, Krick-, Tafel-, Reiher-, Knäk-, Kolben- und und Bessin etwas unter NN. Kleine Windwatten befinden Stockente sowie Graugans, Brandgans, Mittel- und Gänse- sich an zahlreichen Stellen des Nationalparks (Abb. 32). säger. In den betreuten Schutzgebieten werden die Brutbe- Weitere Nahrungsflächen sind die Röten und Priele des stände der Schwimmvögel von den Vogelwärtern erfasst. Salzgraslandes. Mit Sicherheit befinden sich in den zahlreichen unbetreuten Die Auswertung auch einzelner Angaben in den ãOrnitholo- Schilfinseln, den Bülten, weitere verborgene Entenbruten. gischen Informationen“ (Hrsg.: S. MÜLLER) von 1985 bis Von besonderer Bedeutung aufgrund ihrer Löffelenten- und 1993 ergeben vereinzelt Limikolenbestände, die mit ihrer Mittelsägerbrutbestände sind die Boddengewässer Westrü- Anzahl das Kriterium internationaler oder nationaler Be- gens, die Barther Oie und der Kirr. Auf der Insel Heuwiese deutung gemäß BERNDT et al. (1985) für Küstengebiete ist die bodenbrütende Kormorankolonie seit Jahren eine

130 Abb. 33: Zählungen zwischen Werder-Inseln und Hiddensee: alle Entenartigen.

Quelle: Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft

Besonderheit. Während die Insel Kirr eine gut erhaltene heit. In Textkarte 6 sind die Bereiche hervorgehoben, in de- Salzweidevegetation aufweist, zeigen die Barther Oie und nen sich besonders häufig große Vogelkonzentrationen bil- die Insel Heuwiese überwiegend durch Eutrophierung fort- den und die daher bevorzugt störungsfrei zu halten sind. geschrittene Sukzessionsstadien. Von dieser Sukzession Rast- und Nahrungsgebiete können im Tageslauf unter- profitieren die Entenvögel. Obwohl die Barther Oie nur ein schiedlich sein. So halten sich die Berg- und Reiherenten Viertel der Fläche der Insel Kirr besitzt, beherbergte sie am Tage in den ruhigen, windgeschützten Buchten auf, 1997 doppelt so viele Entenbruten. Der Brutbestand im während sie in der Nacht die tieferen, molluskenreicheren noch vor wenigen Jahren mit über 300 Paaren bedeutend- Nahrungsgründe aufsuchen. sten Entenvogelbrutgebiet des Nationalparks, der Insel Ab Ende Juni sammeln sich bis zu 1.400 mausernde Heuwiese, brach bis 1997 auf nunmehr ein Siebtel dieser Graugänse auf den Windwatten und Wasserflächen. Weil Zahl zusammen. sie kurzfristig ihre Flugfähigkeit verlieren, sind sie be- Mittelsäger brüteten früher hauptsächlich auf den Inseln sonders empfindlich gegen Störungen. Bis zum Ende des Heuwiese und Fährinsel, jetzt auf dem Bessin, der Barther September stellen sie den Hauptteil der Gänse. Bevorzug- Oie und der Insel Liebitz. Die Neststandorte befinden sich te Aufenthaltsorte sind die Windwatten des Bock, Gellen in dichter Vegetation, z. B. Meldengestrüpp (Atriplex), und Bessin sowie die Flachwassergebiete Udarser Wiek Sanddorn- (Hippophae rhamnoides) oder Wacholderge- und Koselower See. Mausernde Enten verschiedener Ar- büsch (Juniperus communis). Au§erdem werden Fuchs- ten halten sich ab Juli auf allen Gewässern auf. Ab Ende oder Kaninchenbaue als Bruthabitate genutzt. August halten sich auf den westrügenschen Gewässern Im Darßwald werden immer wieder Gänsesägerbruten be- 7.000 bis 10.000 Individuen der Kanadagans auf. obachtet. Diese Art benötigt Höhlen, die nur in Altholzbe- In der letzten Septemberdekade beginnt in der Regel der ständen zu finden sind und nicht zu weit vom Wasser ent- Einflug der Bläss- und Saatgänse, während die Graugänse fernt sein dürfen, damit es die Küken erreichen können. nach Südwesten abzuwandern beginnen. Die Ansammlun- Die Jungvögel können in den Strandseen und am Darßer gen dieser drei Arten werden begleitet von nennenswerten Ort aufwachsen. Beständen der Nonnengans und kleineren Ringelgans- Aufgrund ihrer geringen Tiefe sind die Boddengewässer in gruppen. Größte Nonnenganszahlen wurden vom Bereich ihrer gesamten Fläche von den meisten Wasservogelarten Pramort/ Gro§er Werder mit bis zu 4.000 Individuen und nutzbar. Die Lage der zu beobachtenden Wasservogelkon- Kirr mit bis zu 1.000 gemeldet (Ornithologische Informa- zentrationen hängt hauptsächlich von der jeweiligen Witte- tionen). rung und Störungssituation ab. Bevorzugte und weniger Der Höhepunkt der Saat- und Blässganspräsenz ist, je häufig aufgesuchte Teilbereiche können daher nicht von- nach Witterung unterschiedlich, meist Ende Oktober. Ma- einander getrennt werden; sie bilden eine funktionale Ein- ximalzahlen für die Blässgans betragen 40.000 auf den

131 Gewässern vor Wendisch-Langendorf, 30.000 auf der Bes- Flachgründe wie Prerowbank und die westlich Hiddensee sinschen Schaar, 22.000 im Kubitzer Bodden, 10.000 auf vorgelagerte Sandbank. der Udarser Wiek, 6.300 auf den Schmidt-Bülten (MÜL- Von den Taucherarten brütet der Haubentaucher (Podi- LER - Ornithologische Informationen) und 60.000 auf Kirr ceps cristatus) mit etwas über 20 Paaren (22 BP 94-97) im und Barther Oie (25.10.94; LAU in lit.). Die Saatgans gesamten schilfgesäumten Boddenufer am häufigsten. kommt in geringeren Anzahlen im Nationalpark vor. Ihre Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis) (21 BP 94 - 97) brü- Maximalzahlen liegen bei 900 in der Udarser Wiek, 500 ten hauptsächlich auf den kleinen flachen Wasserstellen auf den Meiningen-Bülten (Ornithologische Informatio- und Materialentnahmestellen des Seedeiches der Sundi- nen). Häufig können bei Zählungen die „Grauen Gänse“ schen Wiese und auf den Strandseen des Darß. Dort brüten (Gattung Anser) nicht getrennt werden und werden als auch vereinzelt Rothalstaucher (Podiceps grisegena) „Feldgänse“ zusammengefasst. Da die Ansprüche der Ar- (7 BP). STURM & KANITZ (1935) berichten, dass sich ten an ihre Rastgebiete sehr ähnlich sind, ist diese Zu- die „besten vorpommerschen Bestände auf dem Darß be- sammenfassung gerechtfertigt. Die Anzahl der gleichzeitig finden“. Der Rothalstaucher sucht seine Nahrung bevor- im Nationalpark rastenden „Feldgänse“ liegt im Oktober zugt in dichten Phytalbeständen. Da diese Bestände sich in regelmäßig bei über 100.000 Exemplaren. Von den Gänsen den vergangenen Jahrzehnten in den Bodden sehr vermin- werden die Wasserflächen der Bodden als Übernachtung- dert haben, sind heute keine Bruten in den Boddengewäs- splätze genutzt. Die zeitliche und räumliche Verteilung sern zu finden. wird neben meteorologischen und nahrungsökologischen Faktoren auch von der Störungssituation beeinflusst. So Wasserrallen (Rallus aquaticus) (15 BP 94 - 97) kommen wird u. a. auch der Abflugtermin der Graugänse in das am Heidensee und in den Schilfgebieten des Dar§er Ortes Winterquartier vom Beginn der Jagdzeit beeinflusst vor (ANDREAS 1994). 1993 wurden in der Beeke/Hid- (KÜHL 1979, KNIEF & STRUWE 1991). densee 6, am Alten sowie Neuen Bessin jeweils 1 und im Gänsen und anderen herbivoren Arten (z. B. Schwäne und Schilf der Klosterwiese/Hiddensee 2 rufende Männchen Pfeifenten) dienen die Salzgrasländer während des ganzen verhört (HELBIG et al. 1994). Weitere Bruten in den Jahres, jedoch vorwiegend während der Zugzeiten im Schilfgebieten der Boddenufer sind möglich. Von der Fähr- Herbst und Frühjahr, als Nahrungs- und Ruhegebiete. Auch insel wurden 1994 4 Brutpaare gemeldet. die eingedeichten Graslandflächen haben in der Zugzeit ei- Aus den Schilfgebieten am Dar§er Ort und der Sundischen ne Bedeutung als Nahrungshabitat für herbivore Vögel Wiese sind immer wieder rufende Männchen des Wachtel- (ERDMANN 1994). Besonders der Zusammenhang mit königs (Crex crex) (7 Ind. 1994-97) gehört worden. Die den Flachwassergebieten der Bodden, die als Schlafplätze Hochstaudenvegetation zwischen dem Ufer und höher lie- genutzt werden, hebt diese Grünlandflächen hervor. Diese genden Flächen mit schütterem Schilfbestand scheinen als Funktion können allerdings nicht bedeichte Salzgrasland- Lebensraum für den Wachtelkönig geeignet. flächen besser erfüllen. Im November und März ziehen innerhalb einer relativ kur- Neben einigen übersommernden Exemplaren brüten in den zen Zeitspanne die Zwergschwäne durch. Größere Rastbe- feuchten Wald- und Moorflächen des Darß und Zingst auch stände wurden von Kirr & Oie und von den Bodden zwi- einige Kranichpaare (12 BP 1994 -1997). Auf den Wind- schen den Borner Bülten und Pramort gemeldet. Die Maxi- watten der Rügen-Bock-Region, einschließlich der Insel malzahl betrug dort 750 Exemplare (Ornithologische Infor- Kirr, befindet sich einer der größten Rastplätze dieser Art mationen). Die Darß-Zingster Boddenkette gehört zu den be- für Kraniche in Mitteleuropa (PRANGE, 1989), weil sich deutendsten Rastgebieten dieser Art in Ostdeutschland (EG- in der Nähe von geeigneten Nahrungsflächen des Festlan- GERS & NEUBAUER 1989). Gleichzeitig oder etwas später des hier in den Flachwasserbereichen ideale Übernach- treffen im Gebiet die Singschwäne ein, die hier zum Teil bis tungsplätze befinden, auf denen die Kraniche sicher vor März überwintern, wenn der Winter nicht zu hart wird. terrestrischen Prädatoren sind. Ab September treffen im- Im Winter ist das Artenspektrum der Entenvögel im Natio- mer mehr Kraniche ein. Diese kommen insbesondere aus nalpark reduziert und von der Härte des Winters abhängig. Skandinavien und ziehen über Rügen und den Zingst dann Ein Zufrieren der Bodden zwingt die Schwimmvögel zu- Ende Oktober bis Ende November weiter in ihre Winter- erst auf die später zufrierende Ostsee und bei weiterer Zu- quartiere nach Südwesteuropa (Spanien) und Nordafrika. nahme der Vereisung zum Ausweichen in mildere Winter- Zeitgleich rasten / übernachten hier bis zu 40.000 Indivi- quartiere, z. B. der Nordsee. duen. Die im Herbst in den Bereichen der Boddengewässer Die molluskenreichen Nahrungsgründe der Ostsee sind für insgesamt rastenden Bestände von Kranichen entsprechen einige Meeresentenarten unersetzlich. Die Art des Sedi- ungefähr zwei Dritteln der auf der westeuropäischen Route ments und die Größe der dort hauptsächlich vorkommen- ziehenden Kranichpopulation. Der Frühjahrszug im März den Muscheln kommen besonders der Eisente (Clangula und April ist wegen der kürzeren Aufenthaltszeit der Indi- hyemalis) entgegen, die hier in gro§en Anzahlen (ca. viduen etwas weniger spektakulär, die Gesamtzahl der 60.000 Individuen) rastet. Bevorzugt werden dabei die durchziehenden Kraniche ist aber genauso gro§.

132 Der Seeadler (Haliaeetus albicilla) hat einen Bestand von fluren von Zingst, Hiddensee und Ummanz gemeldet. Noch über 7 Brutpaaren in den Wäldern des Nationalparks. Ent- in den 30er Jahren brütete diese Art im Schwinkels Moor scheidend ist die Habitatkombination aus ungestörten, fisch- (BRÜLL 1984). In den letzten Jahren brütete eine Schleier- und wasservogelreichen Gewässern für die Jagd und ausrei- eule (Tyto alba) in einer Feldscheune bei Pramort und es chendem Altbaumbestand für die Horstanlage. Diese Art ist gibt Beobachtungen und Hinweise (Federfunde) auf den besonders empfindlich gegen Störungen im Horstbereich. zumindest zeitweiligen Aufenthalt eines Uhus im Gebiet Als weitere gefährdete Greifvogelarten kommen im Natio- Zingst/Kirr (z. T. ausgewilderte Vögel). nalpark Vorpommersche Boddenlandschaft der Rotmilan (Milvus milvus), Wespenbussard (Pernis apivorus), Sperber Alle in Norddeutschland vorkommenden Spechtarten brü- (Accipiter nisus), Habicht (Accipiter gentilis) und der ten im Nationalpark. Mittel- (Dendrocopus medius) und Baumfalke (Falco subbuteo) in vereinzelten Brutpaaren Kleinspecht (D. minor) brüten im Darßwald ausschließlich vor. Ein typischer Greifvogel der Boddenlandschaft ist die in alten Laubwaldbeständen. Der Grünspecht (Picus viri- Rohrweihe, die in mehreren Paaren (18 BP 1994/97) in den dis) kommt vereinzelt in im Alter wieder lichter werdenden Röhrichten brütet. Altholzbeständen vor. Der Schwarzspecht (Dryocopus martius) kann wegen sei- Die fischreichen Boddengewässer haben in der Vergangen- ner Körpergröße nur in mindestens 80 Jahre alten Bäumen heit einer stattlichen Anzahl von brütenden Fischadlern Bruthöhlen anlegen. Er schafft damit Nistgelegenheiten für die Nahrungsgrundlage geboten. So berichtet ROBIEN eine Reihe weiterer Tiere, z. B. Fledermäuse und die Hohl- (1928) ãDie Horste am Dar§ sind allgemein bekannt. Eine taube (Columba oenas). Folglich kommt die Hohltaube im strenge Kontrolle macht es unberufenen ‚Naturfreunden‘ Dar§wald nur in den Waldbereichen mit altem Baumbe- aber schwer, sich am Horst zu schaffen zu machen. (...) stand vor. Anderwärts ist der Fischadler sehr rar“. Während 1935 14 In lichteren Altholzbeständen und den Offenländern z. B. Paare auf dem Darß brüteten, waren es 1957 nur noch 10 am Darßer Ort hält sich der Wendehals (Jynx torquilla) Paare, obwohl der Bestand im übrigen Land zugenommen auf. hatte. 1968 brüteten noch 5 Paare, zwei Jahre später war der Brutbestand erloschen (KLAFS 1991). Eine genaue An gefährdeten Singvogelarten kommen in den Wäldern Ursachenanalyse, warum der Brutbestand des ehemals be- der auf alte Laubwälder angewiesene Zwergschnäpper sten Fischadlerreviers Deutschlands zusammenbrach, ob- (Ficedula parva) und der Kolkrabe (Corvus corax) in ein- wohl in anderen Gebieten der Bestand weniger abnahm zelnen Paaren vor. In den Waldübergangs- und Gebüschbe- oder sogar anstieg (wie in den 40er Jahren), fehlt. Mögli- reichen am Meeresufer, dem Dornbusch, der Fährinsel und che Ursachen wären die Insektizidausbringung zur Schad- der Dünenheide brüten Karmingimpel (Carpodacus insekten- und Mückenbekämpfung in den 60er Jahren mit erythrinus), Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) (mind. 8 Kontamination der Nahrungstiere für den Fischadler. Die Paare auf Hiddensee) (HELBIG et al. 1994), Heidelerche Eutrophierung der Bodden mit der extremen Verringerung (Lullula arborea) und Neuntöter (Lanius collurio). Die Ge- der Sichttiefe macht es für den Fischadler unmöglich, seine büsche auf dem Alten und Neuem Bessin werden von Beute zu erspähen. Dies könnte der entscheidende Grund Sprossern (Luscinia luscinia) in gro§er Dichte besiedelt. für das Verschwinden am Ende der 60er Jahre und das Aus- Die eingedeichten Graslandflächen bieten zumindest stel- bleiben einer Wiederbesiedlung sein. lenweise, wo noch feuchte Stellen geblieben sind, z. B. Michaelsdorfer Wiesen, Buchhorster Maase (RENTZ Der Wanderfalke (Falco peregrinus) kam am Anfang der 1994) und Sundische Wiese (ERDMANN 1994), dem 50er Jahre in 4 Paaren als Brutvogel auf Dar§ und Zingst Braunkehlchen (Saxicola rubetra) und dem Wiesenpieper vor (SCHNURRE 1956). Das gro§e Nahrungsangebot die- (Anthus pratensis) Brutmöglichkeit. Allerdings ist die Vo- ses Gebietes an durchziehenden Vögeln bietet dem Wander- gelwelt dieser meliorierten Standorte sehr stark verarmt. falken gute Beutebedingungen. Durch die Kontamination Typische Vogelarten des Feuchtgrünlandes wie Bekassine der Nahrung mit Pestiziden (Folgen: Geringe Eischalendi- (Gallinago gallinago), Kiebitz (Vanellus vanellus) oder cke, kein Nachwuchs) verringerte sich die gesamte mitteleu- Rotschenkel fehlen hier meist. ropäische Population. Die baumbrütende Tieflandpopulation Am Küstenverlauf von Kap Arkona über den Dornbusch, starb völlig aus. Die letzte Brut eines Wanderfalken im Ge- Hiddensee, Zingst und Dar§ orientiert sich der Singvogel- biet des heutigen Nationalparks fand 1971 in der Sundi- zug im Herbst und Frühjahr (RAUTENBERG 1956). Die schen Wiese statt (KLAFS & STÜBS 1987). Heute verwei- Konzentrationen auf dem Dornbusch waren 1936 der len einzelne Individuen zur Zugzeit im Gebiet. Seit drei Grund zur Errichtung der damals dritten deutschen Vogel- Jahren gibt es ein potentielles Brutpaar am Gellen-Leucht- warte auf Hiddensee. Die von der Ostseeüberquerung er- feuer. schöpften Vögel halten sich bevorzugt in den fruchttragen- Sporadische Einzelbruten der Sumpfohreule (Asio flam- den Strauchdickichten oder Waldstücken auf, wo sie meus) werden immer wieder aus Schilf- und Hochstauden- Nahrung und Schutz vor Prädatoren finden. Für einige Ar-

133 ten, z. B. Schwalben und Stare, sind die Schilfröhrichte reichen und Altbauten in der freien Landschaft ihre Quar- von Bedeutung als Nachtquartiere. tiere haben. Die Singvogelwelt im Winter ist geprägt durch nordische Von den Hasenartigen (Leporidae) lebt der Feldhase (Le- Finkenvögel und Meisen, die in den Wäldern und Röhrich- pus europaeus, RL 3) in geringer Dichte im Gebiet des Na- ten auch im Winter noch Nahrung finden können. Laubalt- tionalparks. Schon WEHRS (1819) bemerkt, dass der Hase hölzer bieten durch ihren Strukturreichtum und den höhe- auf Dar§ und Zingst selten sei. Vermutlich sind die Offen- ren Totholzanteil den Kleinvögeln auch im Winter bessere landflächen, die er typischerweise bewohnt, zu feucht. Es Bedingungen als Nadelwälder (BAUER et al. 1995). scheint sogar die Hasendichte im Wald größer als im Of- fenland zu sein. Im Wald hält er sich überwiegend in lich- teren Kiefernbereichen auf. 7.1.2.2 Säugetiere Ebenfalls großflächig ungeeignet sind die feuchten Le- bensräume für das Wildkaninchen (Oryctolagus cunicu- Ebenso wie bei der Vogelwelt (Kap IV 7.1.2.1) wird eine lus). Auf Hiddensee findet es jedoch geeignete Böden zum Behandlung der Säugetiere nur in den Kapiteln über ein- Graben seiner Baue vor und kommt deshalb dort in hoher, zelne Ökosystemtypen dieser Tiergruppe nicht gerecht. allerdings durch Myxomatose oder andere Einflüsse stark Gerade die Schalenwildarten wandern in täglichen und sai- schwankender Dichte vor. Dort wurden im Durchschnitt sonalen Rhythmen über die Grenzen der verschiedenen 500 Stück pro Jahr erlegt (SIEFKE mündl. in THIELE Teillebensräume hinweg. (1991). Mit seiner Grabtätigkeit schafft es Brutmöglich- Neben den gefährdeten Arten sind die Säugetiere auch in- keiten für Brandgans (Tadorna tadorna) und Mittelsäger direkt von großer Bedeutung für die Lebensgemeinschaf- (Mergus serrator). ten. Als Prädatoren haben sie Einfluss auf die Bestände Die Liste der Nagetierarten (Rodentia) ist mit Sicherheit anderer Tierarten und als Pflanzenfresser greifen sie z. T. unvollständig, weitere Arten sind zu erwarten. Jeweils fünf entscheidend in die Vegetationsentwicklung ein. Wühlmaus- (Arvicolidae) und Langschwanzmausarten Nach der Fischerei ist die Jagd auf Schalenwild die quanti- (Muridae) sind im Gebiet nachgewiesen. Die meisten Ar- tativ bedeutendste Entnahme von wild lebenden Tieren im ten sind häufige Arten der Wälder und der Offenlandschaft. Nationalpark. Verlandungszonen von Gewässern, Röhrichten und Hoch- Mit Ausnahme der wenigen jagdbaren Arten sind Infor- staudenriedern bevorzugen die Nordische Wühlmaus mationen über die frei lebenden Säugetiere im National- (Microtus oeconomus, RL 4, RL-D 3) und die Zwergmaus park sehr lückenhaft. Meist muss sich die Aussage auf (Micromys minutus, RL 4). Die Nordische Wühlmaus geht den blo§en qualitativen Vermerk des Vorhandenseins be- bei hohem Grundwasserstand dazu über, in dichten Binsen- schränken. und Seggenbeständen oberirdische Nester anzulegen. Die Neben wenigen Angaben in der Literatur, wo die Säuger- Zwergmaus ist ein spezialisierter Halmkletterer. Sie lebt in funde auch oft nur am Rande vermerkt sind, beruhen die feuchten Wiesen mit hochstengeligen Gräsern und Stau- Angaben auf mündlichen Mitteilungen oder eigenen Fun- den, Riedgras- und Seggenbeständen, Landschilfbeständen den der Planautoren. und Gewässerufern mit hoher Vegetation und ernährt sich von Samen der Hochgraszone und dort lebenden Insekten. An gefährdeten Arten der Insektenfresser (Insectivora) Im Sommer werden kunstvolle, zwischen den Halmen auf- sicher nachgewiesen sind der Igel (Erinaceus europaeus) gehängte, faustgroße Nester gebaut. Beide Arten sind nach (RL 3) und die Wasserspitzmaus (Neomys fodiens) (RL 4). LABES (1991) durch Landschaftsentwässerung und zu in- Nach LABES (1991) sind Grundwasserspiegelabsenkun- tensive Grabenrandpflege gefährdet. gen und Entwässerungen die wichtigsten Ursachen für die Bevorzugt in den Laubwaldbereichen hält sich das Eich- Gefährdung letzterer Art. OPPERMANN (1982) fand diese hörnchen (Sciurus vulgaris) auf. Die Devastierung des Art auf den Inseln Kirr und Oie, MÜLLER-MOTZFELD Dar§waldes im 18. Jahrhundert zeigt sich auch in der Be- (1994) in der Sundischen Wiese. PURPS meldete 1992 ei- merkung von WEHRS (1819), dass Eichhörnchen im nen Totfund vom Westdar§. Dar§wald gar nicht vorkommen.

Aus der artenreichen Gruppe der Fledermäuse (Chirop- Au§er sehr seltenen Einzelfunden verschiedenster Walarten tera) sind nur der Abendsegler (Nyctalus noctula, RL 3, (SCHULZE 1991) tritt in den Gewässern des Nationalparks RL-D 3), die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus, Vorpommersche Boddenlandschaft nur der Schweinswal RL 4, RL-D 3) und die Rauhhautfledermaus (Pipistrellus (Phocoena phocoena, RL 2, RL-D 1) in Erscheinung. nathusii, RL 4, RL-D 2) sicher nachgewiesen. Mit gro§er Vor dem Dar§er Weststrand befindet sich ein Gebiet, in Wahrscheinlichkeit sind weitere Arten zu erwarten. Die ty- dem vermehrt Geburten stattfinden. Darauf deutet die Häu- pischerweise hier vorkommenden Arten verbringen den fung von am Strand angespülten Neugeborenen hin Tag in Baumhöhlen. Sie sind daher auf naturnahe Altholz- (SCHULZE 1991). Der Schweinswal war früher in der bestände angewiesen, können jedoch auch in Siedlungsbe- südlichen Ostsee so häufig, dass er auf seinen saisonalen

134 Wanderungen (Winter: aus der Ostsee in das Skagerrak, fluteten Inseln stellen erhöhte Bereiche einzelne anthropo- Frühjahr zurück) in der dänischen Beltsee bis in die 40er gene Strukturen, wie die alten Deichreste auf Kirr und Oie Jahre unseres Jahrhunderts kommerziell gefangen wurde. oder der Wall um die Viehtränke auf Heuwiese, Gebiete Bedroht ist diese Art durch Schadstoffbelastung, Ertrinken dar, in denen die Baue angelegt werden können. In der Ver- in Fischernetzen, Verletzungen durch schnell fahrende Mo- gangenheit sind 1-3 Füchse pro km2 und Jahr erlegt worden torboote, die durch Verlärmung der Gewässer auch die (THIELE 1991). Nachdem die Tollwut als ein wesentlicher Orientierung der Wale erschweren, und Überfischung der Regulator der Fuchsbestände durch die Impfung zurückge- Hauptnahrungsfische (Hering und Makrele) (KREMER drängt wurde ist die Fuchsdichte deutlich angestiegen 1991, VOGEL 1994). (STUBBE mündl.). Der aus Osteuropa eingewanderte Marderhund (Nyctereu- Die Ostsee-Kegelrobbe (Halichoerus grypus balticus, RL tes procyonides) kommt in noch unbekannter, aber nicht II, RL-D 1) ist die einzige heimische Robbenart, die sich unerheblicher Dichte im Dar§wald, im Osterwald und auf noch regelmäßig an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns dem Bug vor. aufhält und hier ihre südwestliche Verbreitungsgrenze er- reicht. Das Gebärverhalten der Kegelrobben in der Ostsee, Mit Ausnahme des in ganz Deutschland ausgestorbenen Eu- die ihre Jungen normalerweise im Februar/März auf drif- ropäischen Nerzes (Mustela lutreola) kommen im National- tenden Eisschollen zur Welt zu bringen, bestimmt ihr Ver- park alle heimischen Marderartigen vor. Der von entwi- breitungsgebiet. Eine weitere Voraussetzung für das Vor- chenen Farmnerzen abstammende nordamerikanische Mink kommen sind geeignete, vor allem vom Menschen (Mustela vison) besetzt die ökologische Nische des Europäi- ungestörte Lager- und Ruheplätze, an denen der Haarwech- schen Nerzes, speziell die Gewässerufer. Er gilt als Prädator sel im Frühjahr und Herbst stattfinden kann. Im National- des Bisams (Ondatra zibethicus) (NOWAK et al. 1994). park wären das - absolute Störungsfreiheit vorausgesetzt - Der Fischotter (Lutra lutra, RL 2, RL-D 1) kommt im Ge- z. B. die ausgedehnten Anlandungsbereiche am Dar§er Ort biet des ehemaligen Kreises Ribnitz-Damgarten mit schät- und am Pramort, Bock und die flachen Inseln in den Bod- zungsweise 12-16 adulten Individuen vor (ALLGEYER dengewässern. 1994). Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt eher im süd- Die Ostsee-Kegelrobben folgen ihrer Nahrung und kom- lichen Kreisgebiet, in den Niederungsflächen von Recknitz men so z. B. mit den laichenden Heringsschwärmen auch und . Ein kleineres Vorkommen befindet sich an der in die Boddengewässer. Nachdem die Bestände stark dezi- Barthe. Aus diesem Vorkommen wandern immer wieder miert wurden, sind heute mit Ausnahme der Dar§-Zingster- Fischotter in den Nationalpark ein. Bevorzugt wird dabei Boddenkette keine ständigen, regelmäßigen Vorkommen scheinbar der Prerowstrom. Aufgrund der heimlichen Le- an den historischen Wurf- und Lagerplätzen mehr vorhan- bensweise und der üblicherweise niedrigen Siedlungsdich- den (HARDER 1995). te sind die Beobachtungen Zufallsergebnisse. Die einzel- Der Atlantische Seehund (Phoca vitulina vitulina, RL 0, nen Individuen legen weite Wanderungen zurück, auf RL-D 2) erreicht an der deutschen Ostseeküste seine süd- denen sie vom Verkehrstod bedroht sind. Nach ALLGEY- östliche Verbreitungsgrenze und ist heute nur noch durch ER (1994) ist das mit 57 % die häufigste registrierte Todes- vereinzelte, auf der Nahrungssuche an unsere Küste wan- ursache vor dem Ertrinken in Reusen mit 28 %. dernde Individuen vertreten. Der nächste Wurf- und Liege- Der Iltis (Mustela putorius, RL 3, RL-D 3) kommt im Ge- platz befindet sich auf R¿dsand, einer Sandbank westlich biet vor. Über seine Verbreitung und Anzahl ist jedoch von Gedser/Dänemark, ca. 40 km entfernt vom Darß nichts Genaueres bekannt. Ähnliches gilt für Dachs (Meles (HARDER 1995). WEHRS (1819) berichtet von Seehun- meles), Hermelin (Mustela erminea) und Mauswiesel den ãin ziemlicher Anzahl“ zur Herbstzeit an den Küsten (Mustela nivalis). des Dar§. Ihre Zahl war so gro§, dass sich zeitweilig eine Neben dem anpassungsfähigen und daher weit verbreiteten Jagd gelohnt hat. Aufgrund ihrer Lebensweise, sich im Steinmarder (Martes foina) ist auch das Vorkommen des Sommer auf den Sandbänken aufzuhalten, konnte diese Art Baummarders (Martes martes, RL 2, RL-D 3) nachgewie- leichter bejagt werden als die Kegelrobbe. Sandbänke sind sen. Aufgrund seiner Lebensraumansprüche ist er auf die na- als besonderer Ökosystemtypus mit ihren großflächigen turnahen Teilbereiche des Darßwaldes beschränkt. Er benö- Ruhezonen für Seehunde von enormer Bedeutung. Die tigt nach NOWAK et al. (1994) gro§e, naturnahe und vor Flachwasserbereiche des Darßer Ort müssen, um von die- allem artenreiche Mischwälder mit hohem Totholzanteil und ser Art genutzt werden zu können, von menschlichen Stö- Höhlenangebot. Diese Art besitzt nicht die Fähigkeit, sich rungen freigehalten werden (HARDER 1995). wie der Steinmarder an die Kulturlandschaft anzupassen.

Der Fuchs (Vulpes vulpes) besiedelt alle terrestrischen Le- Von den Schalenwildarten (Artiodactyla), die bisher im bensräume in großer Dichte und ist zurzeit vermutlich der Gebiet des heutigen Nationalparks registriert wurden, bedeutendste Prädator unter den Säugetieren der Landflä- gelten zwei Arten, Elch (Alces alces) und Wisent (Bison chen des Nationalparks. Auf den durch Hochwasser über- bonasus) in Deutschland als ausgestorben. Die übrigen Ar-

135 ten sind nicht gefährdet, sie haben aber einen großen Ein- 31.3.1994). Dazu kommen 60 -80 Exemplare auf dem Bug fluss auf die Entwicklung der terrestrischen Ökosysteme und 60 auf Hiddensee. Auch auf Rügen und Ummanz der Boddenlandschaft. kommt diese Art vor. Elche und Wisente wurden 1937 im Zusammenhang mit der Nach STUBBE et al. (1995) unterliegt die Rehpopulation geplanten Errichtung eines „Urwildparks“ im Darßwald in einem hohen Druck durch die Rothirschpopulation über einem gro§en Gatter ausgewildert. Leider ist dieses Projekt, Nahrungskonkurrenz, weil das Nahrungsspektrum sehr u. a. aufgrund der Kriegsjahre, nicht wissenschaftlich beglei- ähnlich ist und vielleicht auch über anderen Faktoren. Der tet und protokolliert worden, so dass wir heute nur wissen, Einfluss der Rehe auf die Vegetation ist demjenigen der dass Probleme auftraten. Nach Ende des Krieges wurden Rothirsche ähnlich. 1945 die Elche und Wisente vollständig abgeschossen. Aus Polen sind immer wieder einzelne Elche in das Dar§- Die Populationsgröße des Wildschweins (Sus scrofa) wird Zingster Gebiet eingewandert, die aber spätestens nach von STUBBE et al. (1995) mit ungefähr 300 angegeben einer Saison erlegt wurden. Mit dem Erstarken der Elchpo- (Stichtag 31.03.1994). pulationen in Polen ist auch in Zukunft mit dem vereinzel- Der Einfluss dieser Art auf die Vegetationsentwicklung ist ten Einwandern von Elchen zu rechnen. ebenfalls nicht zu vernachlässigen, stellt sich jedoch in sei- ner Qualität völlig anders dar. Verholzte Pflanzenteile spie- Eine weitere um 1900 in Deutschland eingebürgerte Art ist len in der Ernährung der Wildschweine keine Rolle, daher das Mufflon (Ovis ammon). Als Versuch, die Pflege der geht von ihnen kein negativer Einfluss auf Jungbäume aus. Dünenheide zu verbessern, wurden 1988 Mufflons auf der Durch die wühlende Nahrungssuche werden in den ver- Insel Hiddensee ausgewildert. STUBBE et al. (1995) ge- schiedenen Vegetationstypen durch Wildschweine immer ben an, dass dort 20 Stück leben. Der Bestand wird gegen- wieder Rohhumusschichten oder dichte Wurzelfilze aufge- wärtig auf 20 bis 25 Stück geschätzt. rissen und Keimbetten für konkurrenzschwächere Pflanzen- arten geschaffen. Gleichzeitig können dadurch auch Jung- Eine Damhirschpopulation (Dama dama) von 110 -150 bäume in ihrer Entwicklunge behinderte werden. Nach Exemplaren (Stichtag 31.3.1994) befindet sich vorwiegend KOSLO (1975, zit. i. BRIEDERMANN 1990) bewegt ein auf dem Zingst. Die Tiere dieser Population wandern Wildschwein täglich von Frühjahr bis Herbst 120 m2 Wald- hauptsächlich zwischen dem Osterwald und den Offen- und Wiesenbodenoberfläche, im Jahresdurchschnitt bis zu 4 landflächen des Zingst (STUBBE et al. 1995). ha. Als lernfähige und zu weiten Wanderungen fähige Nah- rungsopportunisten greifen Wildschweine bei Massenent- Mit als Mindestzahl geschätzten 680 Individuen (Stichtag wicklungen anderer Tier- und Pflanzenarten in deren Popu- 31.3.1994) ist der Rothirsch (Cervus elaphus) die häufig- lationsdynamik ein. Nach BRIEDERMANN (1990) ist ste Cervidenart im Gebiet des Nationalparks (STUBBE et festzustellen, dass das Wildschwein eine eigene, von ande- al. 1995). Als sozial lebende Art mit saisonalen Wanderun- ren Arten kaum auszufüllende Nische einnimmt und einen gen zur Paarungs- und Aufzuchtzeit ist sie ungleichmäßig wichtigen Einfluss auf Bodenbildung, Vegetationsentwick- im Gebiet verteilt (STUBBE et al. 1995). Die mit 7,5 Rot- lung und Bestandsregulation zahlreicher Tierarten ausübt. hirschindividuen pro km2 Jagdwirtschaftsfläche hohe Po- Gravierende negative Einflüsse auf bodenbrütende Vogelar- pulationsdichte hat einen gro§en Einfluss auf die Vegeta- ten sind nach MEYNHARDT (1990) und BRIEDERMANN tionsentwicklung. Für die Waldbereiche wurde das von (1990) nur bei sehr hohen Wildschweindichten zu erwarten. STUBBE et al. (1995) untersucht und nachgewiesen, über Vogelkolonien, deren Gelege ja nicht versteckt liegen und die anderen Biotoptypen gibt es nur vereinzelte Beobach- ein attraktives Nahrungsangebot darstellen, können von tungen, die der Überprüfung bedürfen. Wildschweinen jedoch ausgelöscht werden. Genauere Ein erheblicher Beweidungsdruck durch Rehe lässt sich Untersuchungen über Ausmaß und Qualität der Beeinflus- über den starken Gehölzverbiss auf dem Südgellen sung der Biotoptypen des Nationalparks und ihrer Tier- und nachweisen. Möglicherweise hat dieser natürliche Bewei- Pflanzenwelt durch Wildschweine fehlen bisher. dungsdruck erhebliche Auswirkungen auf die Vegetations- entwicklung in diesem Bereich, insbesondere was die Erhal- tung einiger kurzrasiger und gehölzfreier Flächen, auch im 7.2 Regulierung des Wildbestandes Salzgrasland, betrifft. Für abschließende Aussagen über die durch Jagd Bedeutung einer derartigen Beweidung von Salzgrasland und Magerrasenflächen durch Wildtiere müssen jedoch noch 7.2.1 Organisatorische Strukturen der Jagd weitere Untersuchungen durchgeführt werden. und Jagdbetrieb Demgegenüber mehr oder weniger gleichmäßig im Gebiet verteilt ist das Vorkommen des Rehs (Capreolus capreo- Nach der gesellschaftlichen Wende 1990 ist das Jagdrecht lus). STUBBE et al. (1995) schätzen den Bestand auf min- wieder an Grund und Boden gebunden, so dass entspre- destens 320 - 400 Stück für Darß und Zingst (Stichtag chend der Eigentumsstruktur (vgl. Kap. IV 10) das Jagd-

136 recht im Nationalpark überwiegend in öffentlicher Hand des Schalenwildes der Länder Brandenburg und Mecklen- liegt. Im Rahmen eines Gutachtens zur Wildbestandsregu- burg-Vorpommern“ vom 24.09.2001 angeführt. lierung im Nationalpark von STUBBE et al. (1995), dem Diese Richtlinie bestimmt das Ziel der Schalenwildhege auf hier im Wesentlichen gefolgt wird, wird die jagdliche der Grundlage artgerechter Lebensräume, regelt die Arbeits- Struktur kartenmäßig und im Text dargestellt. weise der Hegegemeinschaften nach ¤ 10 a BJagdG und legt Im Gebiet des Landkreises Nordvorpommern liegen die Gliederung der Wildbestände nach Altersklassen als demnach ganz oder teilweise im Nationalpark: Grundlage für Abschussplanung und Wahlabschuss fest. Drei Verwaltungsjagdbezirke des Landes bzw. Bundes, vier gemeinschaftliche Jagdbezirke sowie zwei Eigenjagdbezir- Jagdbetrieb ke. Die Jagdbezirke sind in der Rot- und Damwildhegege- Wegen der Unübersichtlichkeit des Geländes (Adlerfarn!) meinschaft „Ferdinand von Raesfeld“ zusammengeschlos- sowie aus Sicherheitsgründen ist für die Bejagung des sen. Schalenwildes eine Grundausstattung mit jagdlichen Ein- Im Gebiet des Landkreises Rügen liegen ganz oder teil- richtungen erforderlich. Die Palette reicht von geschlos- weise im Nationalpark: senen Kanzeln über offene Halb- bis zu transportablen Zwei Verwaltungsjagdbezirke des Bundes (Bug und Neu- Kleinkanzeln. Für den Bau werden natürliche Materialien bessin), sechs gemeinschaftliche Jagdbezirke sowie ein Ei- verwendet. Für die Bestandsregulierung des Schwarzwil- genjagdbezirk der Stadt Stralsund (Gellen). des werden darüber hinaus zeitweilig eine begrenzte An- Grundsätzliche rechtliche Regelungen werden getroffen zahl von Kirrungen unterhalten, an denen eine Kleinstmen- durch das Bundesjagdgesetz als Rahmenrecht und das Lan- ge (max. 1 kg pro Tag) Getreide oder Baumfrüchte desjagdgesetz Mecklenburg-Vorpommern. Durch ¤ 20 Abs. ausgebracht werden können. 2 LjagdG wird die Oberste Jagdbehörde ermächtigt “ ... im Wildfütterungen werden nicht mehr unterhalten! Einvernehmen mit der Obersten Naturschutzbehörde die Historisch entstandene Wildwiesen werden weiterhin of- Jagdausübung in Nationalparken und Naturschutzgebieten fengehalten. Dazu wird jährlich ein einmaliger Schnitt im durch Verordnung allgemein und im Einzelfall zu regeln.“ Sommer durchgeführt. Während der Nutzung der Wälder Dies erfolgte durch die ãVerordnung zur Regelung der „Staatsjagd“ wurden Wildwiesen z. T. auch als Wildacker Jagdausübung in den Nationalparken des Landes Mecklen- bestellt, zusätzlich wurde im Winterhalbjahr intensiv gefüt- burg-Vorpommern“ (Nationalpark-Jagdverordnung) vom tert. Diese Kombination führte zu einer unnatürlichen Er- 08.06.1998. höhung der Äsungskapazität und damit zu einem drasti- Nach der einschlägigen Rechtsprechung widersprechen dar- schen Aufbau der Schalenwildbestände. aus abgeleitete Einschränkungen des Jagdausübungsrechtes Der Hauptanteil des Abschusses wird durch Bedienstete des nicht dem Schutz des Eigentums nach Art. 14 Grundgesetz, Nationalparks sowie Bundesforstamtes bewältigt. Unter- wenn sie zur Erreichung des angestrebten Schutzzweckes im stützt werden sie dabei durch Inhaber von Begehungsschei- Dienste des Gemeinwohls erforderlich und in Abwägung ih- nen, die aus der örtlichen Jägerschaft stammen. Unter Be- rer Auswirkungen mit den übrigen betroffenen Belangen an- rücksichtigung des ganzjährigen Besucherdruckes hat sich gemessen sind (vgl. PÜCKLER 1993). Gemäß der National- als schonendste und effizienteste Jagdart der Einzelansitz park-Jagdverordnung gibt es im Nationalpark keine Jagd auf bewährt. Im Winterhalbjahr werden zusätzlich mehrere Federwild. großräumige Ansitz-Drückjagden durchgeführt. Von den übrigen allgemein verbindlichen landesrechtlichen Eine Bejagung von Trophäenträgern durch zahlende Gäste Vorschriften seien hier wegen ihrer besonderen Relevanz gibt es im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft nur die „Gemeinsame Richtlinie für die Hege und Bejagung nicht!

Tab. 18: Bestand der Schalenwildarten bezogen auf die Verwaltungsjagdflächen des National- parkamtes Vorpommersche Boddenlandschaft und des Bundes (Sundische Wiese)

Wildart Rotwild Damwild Muffelwild Rehwild Schwarzwild geschätzter Frühjahrsbestand 2001 ca. 400 ca. 150 - ca. 200 ca. 150 in Stück bis bis 200 bis 300 bis 200 450 relative Wilddichte Stück/100 ha bezogen auf 5,0 8,0 - 2,5 1,9 ca. 8.000 ha (bei Damwild bis 5,6 bis 10,0 bis 3,8 bis 2,5 ca. 2.000 ha Jagdfläche Zielbestände in Stück 270 100 - 300 200 Quelle: STUBBE et al. Gutachten der BFH zur Bewertung der Wildschutzgebiete vom 31.10.2001

137 Aufgrund des Wirkens von F. v. RAESFELD von 1890 - Grundvoraussetzungen für die Erhaltung der Lebensräu- 1913 auf dem Dar§ und Zingst genie§t die Entwicklung me der Bodenbrüter.“ des Jagdwesens im Nationalpark gro§e Aufmerksamkeit in Deutschland. Dazu tragen auch in hoher Auflage erschie- nene Werke der jagdlichen Unterhaltungsliteratur aus der 7.2.2 Wildarten und Wildbestandsdichte Region bei. Die Jagd ruht in sechs Jagdruhezonen, welche am Dar§er Hauptwildarten sind die vier Schalenwildarten Rot-, Dam-, Ort, an der Hohen Düne von Pramort, auf dem Bock, auf Schwarz- und Rehwild. Au§er dem Rehwild spielen dem Gellen und an der Südspitze des Bug liegen. Auf dem Niederwildarten kaum eine Rolle. Nur Füchse und zuneh- Neubessin ist im Küstenvogelbrutbereich nur die Prädato- mend Marderhunde werden in nennenswerten Zahlen ab- renbejagung zulässig (vgl. Textkarte 7). Auf allen übrigen geschossen. Eine intensive Prädatorenbejagung ist vor al- Flächen wird die Jagd im Rahmen der gesetzlichen Jagd- lem in den traditionell als Brutstätten von Küstenvögeln zeiten ausgeübt. bekannten Gebieten erforderlich. Gegenwärtig gibt es Überlegungen, die Prädotorenbeja- Mit Abstand von größter jagdlicher Bedeutung ist das Scha- gung in Gebieten mit herausragender Bedeutung für den lenwild auf der Halbinsel Dar§-Zingst. Tab. 18 zeigt ange- Küstenvogelschutz (Gellen, Neubessin) zu intensivieren nommenen die Bestandsdichten der vier vorkommenden Ar- und die Jagd in anderen Wildschutzgebieten/Jagdruhezo- ten per 1.04.2001 bezogen auf die Verwaltungsjagdfläche nen (z. B. Bock) aufgrund ungünstig veränderter Bedin- des Nationalparkamtes Vorpommersche Boddenlandschaft gungen für den Küstenvogelschutz gänzlich einzustellen. und des Bundes. Die Flächengröße der Wildschutzgebiete/Jagdruhezonen Als Jagdwirtschaftsfläche sind hier in Summe 7.762 ha zu beträgt: Grunde gelegt worden. Die angegebenen Bestände sind ¥ Dar§er Ort = 220 ha Mindestbestände, die aus den vorhandenen Streckendaten, ¥ Sundische Wiese = 150 ha Erhebungen mittels Losungszählverfahren sowie Wildbe- ¥ Bock = 409 ha standszählungen abgeleitet wurden. ¥ Gellen = 225 ha ¥ Neubessin = 51 ha ¥ Bug = 180 ha. 7.2.3 Bevorzugungsräume und Wander- Das Bejagungsverbot in den Jagdruhezonen wird durch verhalten Ausnahmeregelungen in der Nationalpark-Jagd-Verord- nung eingeschränkt (§ 1 Abs. 3), Entsprechend des aktuellen und historischen Jagddrucks 1. durch höherrangiges Tierseuchenrecht, haben die Schalenwildarten zur Feindvermeidung ihr 2. durch einvernehmlich abgestimmte Ausnahmen zwi- raumzeitliches Verhalten an diese Bedingungen angepasst. schen der Obersten Jagd- und Obersten Naturschutzbe- Sie sind bevorzugt nachtaktiv und halten sich vorwiegend hörde. in Wäldern auf (Haupteinstandsgebiete). Von STUBBE et Zur Eindämmung der latent vorhandenen Schweinepest- al. (1995) werden zur räumlichen Verteilung der Schalen- gefahr gilt in Mecklenburg-Vorpommern derzeit die wildarten u. a. die folgende Angaben gemacht: Schweinpest-Bekämpfungs-Verordnung vom 31.03.1999. Die Halbinsel Dar§/Zingst weist als separates Rotwildge- Danach ist die Bejagung von Schwarzwild sowie Fuchs, biet eine innere Zweiteilung auf: Dachs, Steinmarder, Marderhund, Waschbär, Mink und Il- ¥ der Westraum (Neu- und Altdar§) tis auch in Jagdruhezonen möglich und aus o.g. Grund er- ¥ der Ostraum (Reviere Zingst bis Pramort und Inselgrup- forderlich. Nach der Nationalpark-Jagd-Verordnung ¤ 3, pen), mit Schwerpunkt im Bundesforstrevier Zingst Abs. 3 wird weiterhin eine periodische Bewertung (drei- Das Wechselverhalten ist wesentlich an diese Zweiteilung jähriger Turnus) der Wildschutzgebiete/Jagdruhezonen gebunden, obgleich ein gegenseitiger Austausch über die gefordert. Die erste Bewertung im Rahmen eines externen Insel Kirr stattfindet. Das Durchrinnen des ãZingster Stro- Gutachtens liegt seit dem 31.10.2001 vor (vgl. Literatur- mes“ ist für Rotwild kein Hindernis. Beim Studium des verzeichnis). Darin wird für traditonelle Küstenvogel- Wechselverhaltens vor Ort - über Fährtenbild - in vorge- brutgebiete im Bereich des Nationalparkamtes Vorpom- nannten Revieren konnten keine Besonderheiten erkannt mersche Boddenlandschaft ein vor allem durch Prädation werden. Der Westraum mit einer Nord-Süd- und Ost-West- begünstigter anhaltender Rückgang der Bruterfolge nach- Ausdehnung von jeweils etwa 7 km ist ein ãhomogenes gewiesen. Rotwildterrain“, in welchem sich die Aktivitätsgebiete der GRAUMANN stellt darum fest: ãDie restlose Bejagung Rotwildfamilien, Feist - Brunft - Winterrudel überschnei- von Haarraub-(Fuchs, Steinmarder, Dachs, Marderhund, den. Im Ostteil verdichtet sich das Aktivitätsgebiet Waschbär und Mink) sowie Schwarzwild in Küsten- zwangsläufig auf etwa 1.100 ha (800 ha Osterwald, 288 ha vogelbrutgebieten, und wo erforderlich, die naturschutz- Sundische Wiese). gerechte extensive Grünlandbewirtschaftung, sind Einstandsgebiet des Damwilds sind das Revier Zingst

138 Abb. 34: Baumartenhäufigkeiten auf den Probestreifen im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Quelle: aus STUBBE et al. 1995

Abb. 35: Bestandesdichte (Ind. ha) ausgewählter Baumarten auf den Probestreifen im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft (alle Höhenstufen aufsummiert)

Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V

(Osterwald) und der Revierteil Sundische Wiese des Au§er auf der Halbinsel Dar§/Zingst kommen im National- Bundesforstrevieres Zingst. Im Dar§wald kommen nur ge- park in folgenden Gebieten Schalenwildarten vor: ringfügige Stückzahlen vor. Bedeutsame Bewegungen fin- Der Schalenwildbestand auf der Insel Bock, mit einem den nur zwischen „Osterwald“ und Bundesforstrevier Waldanteil von 169 ha, beläuft sich auf ca.10 Stck. Rot- Zingst statt. Eine Darstellung dieser Wanderung, die eher wild, 10 bis 12 Stck. Schwarzwild und etwa 30 Stck. Reh- als ãWechseln“ zu verstehen ist, erübrigt sich demnach. wild. Zur Brunft- bzw. Rauschzeit werden diese Angaben

139 Abb. 36: Individuenzahlen je Wuchshöhenstufe über alle Baumarten auf den Probestreifen

Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V

deutlich überschritten. Auch bei steigendem Jagddruck auf melin, Wildtauben) oder sind völlig von der Bejagung dem angrenzenden Festland wird der “Bock“ durch Rot- ausgenommen (Rebhuhn). und Schwarzwild zusätzlich als Rückzugsgebiet genutzt. Für den Gemeinschaftsjagdbezirk Hiddensee (ohne Gel- len und Neuer Bessin) - können nach Angaben von SIEF- 7.2.4 Wildschäden und Schadensregulierung KE als Schalenwildbestand 60 Stück Rehwild, 2 Stück Schwarzwild und 20 Stück Muffelwild angenommen wer- Bei den Unteren Jagdbehörden sind in den vergangenen den. Dieser Muffelwildbestand ist der einzige im Natio- Jagdjahren keine Jagdschäden aus dem Gebiet des Natio- nalpark und geht auf eine Auswilderung zum Zweck der nalparks, die nach §§ 27 u. 28 LJagdG zu regeln wären, Landschaftspflege zurück. Sein Aktionsraum bleibt im gemeldet worden. Für Ertragsausfälle durch Fraß von Kra- Wesentlichen auf 100 ha in der Dünenheide beschränkt. nichen und Wildgänsen auf landwirtschaftlich genutzten Auf den Nationalparkflächen der Insel Rügen beträgt der Flächen werden Ausgleichszahlungen aus Mitteln des Na- Wildbestand auf dem Bug nach Mitteilung des Bundes- turschutzes im räumlichen Vorfeld des Nationalparks ge- forstamtes Prora: Rehwild: 30 - 40 Stück und Schwarz- leistet. Schäden dieser Tierarten fallen nicht unter die Re- wild: 40 - 50 Stück (Bezug Frühjahr 2001). Auf den übri- geln des Jagdrechts. gen Flächen Rügens im Nationalpark sind ebenfalls nur In den Waldgebieten des Nationalparks sind deutliche Ver- Schwarz- und Rehwild anzutreffen. Größere Dichten (Reh- bissschäden auszumachen. Alle Voranbauma§nahmen mit wild) werden nur im Ralower Holz als ca. 90 ha gro§em Laubbäumen bedürfen folgerichtig eines Zaunschutzes. Je- Wald erreicht. dem Waldbesucher sichtbar wird der hohe Verbissdruck in der Ausbildung einer „Deerline“ an vielen Stellen in den Nachfolgend aufgeführte Wildarten, die im Nationalpark Wäldern (insbesondere Osterwald), einer Linie, bis zu der vorkommen, unterliegen nach BJagdG ¤ 2 dem Jagdrecht: der ereichbare Unterwuchs durch das Schalenwild radikal Haarwild Ð Wildkaninchen, Fuchs, Steinmarder, Iltis, zurückgebissen wird. Hase, Hermelin, Dachs, Marderhund, Waschbär, Mink Im Rahmen der gutachterlichen Tätigkeit von STUBBE et und Federwild Ð Wildtauben, Höckerschwan, Wildgänse, al. (1995) wurde darüber hinaus an mehreren repräsentati- Wildenten, Waldschnepfe, Blässhuhn, Möwen, Rebhuhn. ven Stellen der Einfluss des Schalenwildes auf die Natur- Nach LJagdG genie§en einige keine Schonzeit (z. B. verjüngung der Waldbäume ermittelt. Hierzu wurden auf Fuchs, Marderhund), sind zeitweilig geschont (z. B. Her- insgesamt 63 Probestreifen alle vorkommenden Baum-

140 Abb. 37: Baumarten-Zusammensetzung in der untersten und obersten Höhenstufe auf den Probestreifen im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Höhenstufe 0-20 cm Höhenstufe 161-240 cm 49 Transekte; 2.563 Individuen 49 Transekte; 74 Individuen 5 sonstige Arten Sandbirke Pfaffenhütchen 1,5 % 4,1 % Buche 2,0 % Buche 27,0 % 18,6 % Moorbirke Eiche 27,4 % 2,9 % Eiche Kiefer 4,1 % Eberesche 51,3 % Kiefer Esche 36,8 % 10,8 % 13,5 % Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V

und Straucharten bis zu einer Höhe von 240 cm erfasst. Es Erst oberhalb von 160 cm lässt der Verbissdruck bei den wurde der Anteil der einzelnen Arten an verschiedenen Baumarten, die bis dahin überlebt haben, wieder nach. Die Wuchshöhenstufen ermittelt. Abb. 35 zeigt die relative Bäume sind hier dem Äser entwachsen. Insgesamt nimmt Häufigkeit der gefundenen Gehölze (Frequenz = Häufig- die Zahl der unverbissenen Bäumchen mit zunehmender keit der Nachweise auf den Probestreifen unabhängig von Wuchshöhe viel schneller ab als die der verbissenen. Für der Individuenzahl). Die Grafik zeigt einen repräsentati- die natürliche Waldverjüngung kann also ein sehr großer ven Ausschnitt der sich im Gebiet verjüngenden Gehölze. Einfluss durch den Verbissdruck der vorkommenden Scha- Nicht erfasst worden sind bei dieser Stichprobe einige sel- lenwildarten konstatiert werden. tene Arten wie Aspe, Schwarzdorn, Salweide, Spätblühen- de Traubenkirsche. Einen Eindruck über die Individuendichte ausgewählter 7.2.5 Abschusszahlen und -planung Baumarten vermittelt Abb. 36. Bezogen auf die einzelnen Höhenstufen ergibt sich folgen- Der jährliche Abschuss des Schalenwildes in den Jahren des Bild: Sowohl Eberesche, als auch Moorbirke bleiben 1993/94-2001/02 bezogen auf die Verwaltungsjagdfläche des individuenreichste Baumarten in der Verjüngung bis zur Nationalparkamtes Vorpommersche Boddenlandschaft ist in Höhe von 80 cm. In der Höhenstufe 81-160 cm weist die Tab. 19 aufgelistet. Buche mit 70 Ind./ha die höchste Dichte auf. In der obers- Nach der gesellschaftlichen Wende 1990 stieg die Strecke ten Höhenstufe sind Eberesche und Moorbirke komplett bei allen Arten zum Teil bis auf ein Mehrfaches des Wertes ausgefallen. Hier sind die Buche und die Kiefer am indivi- von 1989 an. Die laufende Planung - federführend ist die duenreichsten. Hegegemeinschaft F. v. Raesfeld - ist von deutlich geringe- Insgesamt kommt es bei steigender Wuchshöhenstufe zu ren Stückzahlen als denjenigen, die von STUBBE et al. er- einem rapiden Abfall der je Höhenstufe festgestellten Ge- mittelt wurden, ausgegangen. Diese Zahlen sind z. T. durch hölze (vgl. Abb. 36). Neben diesem quantitativem Befund nur einmalige ãWildzählungen“ im Winterhalbjahr gewon- stellten STUBBE et al. (1995) eine Veränderung des Ge- nen worden, so dass sie als wenig abgesichert gelten müssen hölzartenspektrums mit zunehmender Wuchshöhe fest. und in diesem Planwerk nicht weiter verwendet worden sind. In der untersten Höhenstufe 0 - 20 cm zeigt sich eine Die Aufteilung des jährlichen Abschusses auf die einzelnen reichhaltige Naturverjüngung aus 11 Baum- und Strauch- Altersklassen wird gemäß den Vorgaben der Wildbewirt- arten. Keine Baumart dominiert, d. h. die Verjüngung schaftungsrichtlinie des Landes Mecklenburg-Vorpommern scheint hier gut gemischt (Abb. 38). In der obersten Hö- geplant. Vorrangig findet ein Abschuss in den Jugendklas- henstufe 161- 240 cm sind nur noch 5 Baumarten vorhan- sen statt. den. Es dominiert die Kiefer mit 51,4 %. Die verbissemp- Ein nicht unwesentlicher Teil der Strecke rührt von Ver- findlichen Arten, wie Eberesche, Pfaffenhütchen oder kehrsunfällen beim Überqueren der Landesstraße zwischen auch Moorbirke, sind komplett ausgefallen, sie erreichen Ahrenshoop und Zingst her. die Wuchshöhe von 160 cm nur ausnahmsweise und auf Forciert wird seit 1994 die Jagd auf Schwarzwild. Um zu den untersuchten Probeflächen in keinem einzigen Fall. verhindern, dass die Europäische Schweinepest unmittel- Im Mittel über alle Höhenklassen sind 64 % aller Baum- bar oder mittelbar durch Schwarzwild übertragen wird, soll arten verbissen. die Dichte so weit wie möglich gesenkt werden.

141 Tab. 19: Streckenergebnis bezogen auf die Die Hegegemeinschaft F. v. Raesfeld hat sich zum Ziel Verwaltungsjagdfläche des gesetzt, unter Wahrung der berechtigten Belange der Land- Nationalparkamtes Vorpommersche und Forstwirtschaft, einen gesunden, qualitativ hochwerti- Boddenlandschaft gen Wildbestand zu erhalten (¤ 2 der Satzung). Das Terri- torium der Hegegemeinschaft reicht weit über die Halbin- Jahr Rotwild Damwild Rehwild Schwarzwild sel Darß/Zingst hinaus auf das Festland. Bei der Gründung 1993/94 198 28 73 297 der Hegegemeinschaft ist das Territorium des National- 1994/95 198 21 58 189 parks integriert worden. Die Belange des Nationalparks 1995/96 163 32 71 95 werden insofern berücksichtigt, als dass der Amtsleiter des 1996/97 152 26 64 193 Nationalparks als beratendes Mitglied des Vorstandes der 1997/98 155 41 64 132 Hegegemeinschaft fungiert. 1998/99 170 49 55 129 Der Landesjagdverband Mecklenburg-Vorpommern als 1999/00 168 53 64 179 anerkannter Naturschutzverband hat sich angeboten, die 2000/01 176 82 72 202 Entwicklung des Nationalparks partnerschaftlich aktiv zu 2001/02 170 88 63 282 fördern (BENNÖHR 1993). Quelle: Landesamt für Forsten und Großschutzgebiete M-V

8 Landschaftsbild Auf der Insel Hiddensee beläuft sich die Jahresstrecke im Mittel auf 30 Stück Rehwild und 2 Stück Schwarzwild Neben der ungestörten Entwicklung der Naturprozesse ist sowie 8 Stück Muffelwild (nach Angaben von SIEFKE in das Naturerlebnis für die Menschen seit der Gründung des STUBBE et al. 1995). Die Fuchsstrecke ist nicht genau ersten Nationalparks ein Hauptziel der Nationalparkent- ermittelt worden. Im gesamten Gebiet werden Füchse be- wicklung. Das Naturerlebnis erfolgt wesentlich über die jagt. Das Abschussergebnis dürfte unterhalb des jähr- sinnliche und rationale Wahrnehmung des Landschaftsbil- lichen Zuwachses liegen. Darauf deuten auch die Ergeb- des. Darin sind alle menschlichen Sinne zur Wahrnehmung nisse einer Studie von SIEFKE auf der Insel Hiddensee von Natur eingeschlossen. Der wichtigste Sinn ist, insbe- hin. Im Rahmen dieser Studie sollte - u. a. mit Hilfe einer sondere bei großräumiger Wahrnehmung, der Gesichtssinn. Abschussprämie - ein maximaler Abschuss des Fuchses Daher wird von Landschafts„bild“ gesprochen. auf dieser Insel erreicht werden. Trotz des hohen Aufwan- Mit dem Begriff Landschaftsbild sind die in ¤ 1 BNatSchG des konnten nicht alle Füchse auf Hiddensee erlegt wer- genannten Begriffe wie Vielfalt, Eigenart und Schönheit den. Mittlerweile ist dieser Versuch abgebrochen worden. von Natur und Landschaft angesprochen, die als Lebens- Gezielt werden Füchse an den Brutstätten von Küsten- grundlage des Menschen und für seine Erholung nachhaltig vögeln bejagt. zu sichern sind.

7.2.6 Entwicklungstendenzen Aktuelles Landschaftsbild Weite Teile des Nationalparks werden geprägt durch die Nach einem Höchststand der Schalenwildbestände 1989 vielfältigen Grenzlinien zwischen Wasser und Land. Die sind diese durch die starken Abschüsse in den Folgejahren sanft geschwungenen Ostseeküsten und die buchtigen Bod- gesenkt worden. Eine weitere Reduzierung ist erforderlich denufer des Dar§-Zingster und Westrügener Bereichs, die (Tabelle 18, Zielbestände). vielen kleinen Inseln im Bodden und die ausgedehnten, pe- Aufgrund der besonderen jagdgeschichtlichen Verhältnisse riodisch trocken fallenden Flachwasserbereiche spielen ei- im Gebiet (s. o.) wird die Entwicklung des Jagdwesens ne bestimmende Rolle für das Landschaftsbild. Wechseln- auch weiterhin von der interessierten Öffentlichkeit mit ho- de Wasserstände und ein je nach Windstärke her Aufmerksamkeit begleitet werden. Dies hat auch die unterschiedlich starker Seegang bieten fast täglich neue rege Teilnahme an einer projektbegleitenden Arbeitsgruppe Landschaftseindrücke. Die Erlebbarkeit unterschiedlicher des Gutachtens von STUBBE et al. (1995) gezeigt. Aus der natürlicher Uferformen auf engem Raum (als Beispiel der Vielzahl der Veröffentlichungen zum Jagdwesen auf dem Darß: Steilküste, Flachküste im Anlandungsbereich mit Dar§ seien beispielhaft HEIL (1992) und SCHULZ (1992) Sandbänken, Dünenketten mit vorgelagerten Sandstränden, genannt. Während auf der einen Seite die Fortsetzung der kiesreiche Strände in Bereichen mit starker Strömung, be- jagdlichen Traditionen nach RAESFELD gewünscht wird, weidete Boddenufer, Boddenufer mit breiten und hoch- werden andererseits mit Blick auf jagdliche Praktiken der wüchsigen Schilfgürteln usw.) bedingt ma§geblich den Nationalsozialisten und der Staatlichen Jagdwirtschaft der Reiz dieser Küstenlandschaft. Die aktiven Steilküsten sind DDR auf der Halbinsel Darß/Zingst Befürchtungen geäu- Stellen, an denen die Dynamik dieses Grenzbereiches zwi- ßert, es könne zu einem Wiederaufleben von Jagdprivile- schen Wasser und Land selbst dem gleichgültigen Beob- gien kommen. achter unweigerlich erlebbar wird. Die auf den Strand her-

142 abbrechenden Bäume am Darßer Weststrand sind nicht oh- Auf den Reffen stehen Buchen und Kiefern, in den Riegen ne Grund eines derjenigen Landschaftselemente der Küs- finden sich Erlenwälder. Osterwald und Freesenbruch so- tenregion Mecklenburg-Vorpommerns, die bei Touristen wie das Ralower Holz auf Rügen bestechen indes durch die aus ganz Europa als einzigartiges, urwüchsiges Erlebnis alten Eichen, die in diesen bodenfeuchten Wäldern bei ei- ein Leben lang in Erinnerung bleiben. Lediglich an Küs- ner gro§en Baumartenvielfalt an vielen Stellen fester Be- tenabschnitten mit Deichen ist der Blick auf das Wasser standteil der Waldvegetation sind. verstellt. Die scheinbar unendliche Weite der Boddenland- Die ausgedehnten, meliorierten Grünlandbereiche des schaft wird an solchen Stellen durch den blickbegrenzen- Zingst lassen heute nur wenige charakteristische Land- den Deich jäh unterbrochen; von dem für die Region so schaftsmerkmale erkennen. Vor der Melioration war dies charakteristischen Komplex Wasser-Land ist nur noch der anders, wie in einigen der Melioration vollkommen oder Ausschnitt „Land“ erlebbar. weitgehend entronnenen Relikten der ursprünglichen Dar§ und Zingst sind durchzogen von einem weit ver- Landschaftsformen und Ðaufteilung noch zu erkennen ist. zweigten Grabensystem, das teilweise seit Jahrhunderten Relativ kleine Grünlandparzellen wechseln dort - wie auch besteht und partiell ein ehemals vorhandenes Netz von noch in Teilen der Grünlandbereiche des Darßes - mit He- Prielen und kleinen Bachläufen ersetzt hat. Trotz der im cken und kleinen gebüschartigen Wäldchen ab. Durch die Rahmen von Ausbau und Melioration erfolgten Begradi- Entwässerung ist von der Strukturvielfalt dieser Bereiche gungen und Vertiefungen sowie der intensiven Unterhal- aber vieles zerstört worden. tungsmaßnahmen verleiht dieses Netz schmaler Gewässer Eine Besonderheit der Boddenlandschaft ist die Mög- der Landschaft noch immer eine besonderes Gepräge. Die lichkeit, die Landschaft nicht nur vom gewohnten wenigen Bereiche des Nationalparks, in denen statt der Blickwinkel vom Lande her zu erleben, sondern durch Gräben noch das natürliche geschwungene, feingliedrig Blicke von den Wasserflächen her eine völlig neue verästelte Prielsystem erhalten ist, bieten auch heute noch Perspektive zu gewinnen. Die röhrichtgesäumten flachen den Eindruck einer natürlichen, tundrenartigen Landschaft Ufer, die kleinen Inseln in den Boddengewässern und an der Grenze zwischen Wasser und Land. Die scheinbar die kleinräumigen, durch ein wechselvolles Farbenspiel zufällig im Gelände verteilten, niemals geradlinig verlau- gekennzeichneten Wechsel von Flachwasserpartien zu fenden Priele verleihen der Landschaft eine erheblich grö- tieferen Gewässern und von vegetationslosen Sandbänken §ere Vielgestaltigkeit als ein künstlich angelegtes Graben- zu üppiger Unterwasservegetation können vom Schiff system mit seiner mehr oder weniger gleichförmigen, oder Boot her in einzigartiger Weise wahrgenommen schematischen Anlage. werden. Das Dünen- und Strandwallrelief auf dem Neudarß und (in Im Einzelnen können im Nationalpark Vorpommersche Relikten) dem Zingst sowie auf Hiddensee verleiht der Boddenlandschaft folgende wesentlichen Landschaftsbild- Landschaft eine ausgeprägte Feinstruktur, die eine unge- typen unterschieden werden: heure Vielfältigkeit der Landschaft auf kleinem Raum (z. B. durch Vegetationsveränderungen entlang des Feuchte- Die Boddenküste ist durch den buchtenreichen Verlauf gradienten) bewirkt. Die ma§geblich von der letzten Eis- und den Vegetationsaufbau das stille Charakterelement der zeit geformte wellige Landschaft Westrügens und der Insel Region; durch Deiche allerdings stark in der natürlichen Ummanz mit den eingelagerten Söllen und Vermoorungen Landschaftsbildwirkung eingeschränkt. hinterlässt einen ähnlichen Eindruck, setzt sich aber durch Vom Landschaftseindruck her zu unterscheiden sind die ihre sanfter gerundeten Geländeformen deutlich von den röhrichtreiche Boddenküste, das Salzgrasland sowie das durch äolische Sedimente gestalteten Landschaften ab. Boddenufer mit kleiner Abbruchkante (mit vorgelagertem Die glazialen Geschiebeablagerungen von Dornbusch und Steinreff). Liebitz sind von weither sichtbar und bilden als am Hori- zont hoch aufragende Inselkerne deutliche Orientierungs- Röhrichtreiche Boddenküste: Ausgedehnte Röhrichtbe- marken in der Buchten- und Inselwelt der Bodden. Das stände säumen zumindest den unmittelbaren Uferbereich Hügelland des Dornbuschs ist eine völlig andersartige Welt bzw. dehnen sich bis weit in die Bodden und ins Land aus, inmitten der durch im Allgemeinen nur geringe Höhen- um mit dem Bodden zu einer Einheit zu verschmelzen (z. unterschiede gekennzeichneten Umgebung. Die von hier B. Haken, Vitter Bodden am Altbessin, nördlich der Land- möglichen weiten Blicke über Ostsee und Boddenland- ower Wedde). schaft, hinweg über im Vordergrund gruppierte Büsche, Bäume und kleine Hügelkuppen, sind ein weit über die Re- Salzgrasland: Boddenüberflutungsfläche, die meist als gion hinaus einzigartiges Erlebnis. Viehweide genutzt wird, in der Regel im unmittelbaren Im Dar§wald mit seinen Riegen und Reffen fällt insbeson- Uferbereich durch die Nutzung nur geringe Röhrichtbe- dere beim Durchwandern in nord-südlicher Richtung der stände. Auffallend ist der rasenartige Charakter (Hier meist Abwechslungsreichtum der Waldbestände auf, der dennoch nur noch vereinzelte Deichvorlandflächen wie am Prero- durch eine eindeutige Regelmäßigkeit gekennzeichnet ist: wer Hafen).

143 Boddenufer mit kleiner Abbruchkante (mit vorgelager- zung aus. Prägend ist die reliefbezogene Vegetationsdecke tem Steinreff): Exponierte Boddenküste mit vegetations- mit höherem Seggen-, Binsen-, Röhrichtanteil in den tie- armem Uferbereich bedingt durch die Abbruchmassen und feren Senken und vereinzelten Solitärbäumen, Gehölz- die fehlenden Röhrichtbestände (z. B. Steinreff bei Seehof /Baumgruppen, die eine Tiefenstaffelung markieren. (Hier und an der Schaproder Öhe). Wiecker See/Lychensee; Bliesenrade; nordöstliches Um- manz). Die Ostseeküste ist ein landschaftsprägendes Element, das überwiegend eine positive Ausstrahlung vermittelt, teil- Die nicht eingedeichten zum Bodden hin offenen Grünlän- weise sogar touristenwirksames Markenzeichen für die Re- der sind so selten, dass sie schon als Besonderheit ver- gion ist. zeichnet werden müssen. Nur ohne Deich ist jedoch bod- Zu unterscheiden sind die Flachküste mit Düne, die Flach- denseitig der Zusammenhang und Übergang Land-Wasser küste mit kleiner Abbruchkante sowie die Steilküste. Als erlebbar (z. B. Bliesenrade, Borner Kaase, überwiegend Besonderheiten sind die Landbildungsflächen Darßer Ort, Grünland auf Hiddensee). Bock sowie Gellen und Bessin zu nennen. Beim Wald liegt der eindeutige Schwerpunkt auf dem Darß, wo er gebietsprägend ist. Der einzige weitere größe- Flachküste mit Dünen: Typisch ist der breite wei§e Sand- re Wald im Nationalpark ist der Osterwald auf dem Zingst. strand, der z. T. mit vorgelagerten Buhnen dominierende Ansonsten sind Splitterflächen für das Gebiet kennzeich- gebaute Elemente enthält. Rückseitig türmen sich die Dü- nend. Unterteilt wird daher in ausgedehnte Wälder und nen auf (Dünengebirge), dahinter liegt der Küstenschutz- Splitterflächen. wald (hier Nordstrand Dar§/Zingst). Ausgedehnte Wälder: Große oder größere Bestandsflä- Flachküste mit Abbruchkante: urwüchsiger Strandab- chen mit überwiegend reliefbezogener Vegetationsaus- schnitt mit schmalem Strand, Uferabbrüchen samt Vegeta- prägung. Positiv sind der relativ hohe Anteil an standortty- tion; den typischen Windflüchtern - symbolträchtiges pischen Beständen mit lebhaftem, urwüchsigem Charakter Landschaftselement (hier Weststrand Dar§). und die Flächenausdehnung (hier Darßwald, Osterwald). Für den Neudarß ist zum vollen Verständnis dieser deut- Der Dar§er Ort und das Windwatt des Bock sind für die lichen Reliefierung das Wissen um die Entstehung wichtig. Landschaftseinheiten Dar§/Zingst als die Landschaftsbild- besonderheiten zu bewerten. Wichtig zum vollen Verständ- Splitterflächen: Kennzeichnend für die überwiegende Flä- nis dieser urwüchsigen Naturerscheinungen ist allerdings che im Nationalpark übernehmen sie die Aufgabe der Glie- das Wissen um deren Entstehung und die Küstendynamik. derung im Raum (z. B. Dornbuschwald, Waldstücke um die Landower Wedde). Für das Offenland ist in gro§en Teilen des Nationalparks die Grünlandnutzung prägend, lediglich auf der Insel Um- manz dominiert der Ackerbau. Einige brachgefallene Gras- 8.1 Prägende Bereiche und Elemente landflächen bewirken ein abwechslungsreiches Land- der Naturlandschaft schaftsbild und geben der Landschaft einen Eindruck von Ursprünglichkeit. Charakteristisch für das Offenland ist Als völlig natürlich zu bezeichnen sind im Nationalpark seine Reliefbezogenheit. zurzeit nur relativ wenige Landflächen. Sie liegen zum So ist zu unterscheiden zwischen mäßig bewegtem Relief größten Teil in der derzeitigen Schutzzone I. Die Gewäs- und gering bewegtem Relief sowie Deichabgrenzung und ser aber sind von ihrem Landschaftseindruck her - abge- gliedernden Gehölzen. sehen von der Präsenz einiger Wasserfahrzeuge - mit Aus- nahme einiger Uferbereiche als natürlich zu bezeichnen. Mäßigbewegtes Relief mit gliedernden Gehölzen: Die- Charakteristisches Merkmal sowohl der Gewässer wie se Bereiche sind meist ackerbaulich geprägt. Es überwie- auch von ostsee- und boddennahen Landflächen wie Dar- gen größere Schläge, die durch Gehölze (Linie) gegliedert §er Ort, Pramort oder Gellen ist ein Eindruck unendlicher sind bzw. im optischen Zusammenhang mit anderen Ve- Weite, Blicktiefen, die bis zum Horizont reichen, Be- getationseinheiten stehen (hier Rügen Landower Wedde). sonderheit der Landschaftswahrnehmung in vielen natür- Eine Besonderheit sind die Dornbuschhänge, die durch lichen Bereichen des Nationalparks ist die Erlebbarkeit ihre z. T. gro§e Hangneigung, die Weidenutzung und die von natürlichen Prozessen, ablaufenden Entwicklungsvor- vereinzelten Baum-/Gehölzgruppen fast Gebirgscharakter gängen. Die Wahrnehmung von Natur nicht als statischem haben. Zustand, sondern als einem Komplex von kontinuierlich ablaufenden Entwicklungen, die u.U. langfristig Land- Gering bewegtes Relief mit gliedernden Gehölzen: schaften auch verändern können. Schlaglichter sind hier Diese Bereiche zeichnet eine überwiegende Grünlandnut- Landabtrag (z. B. Steilufer), Landbildung (z. B. Wind-

144 watten) oder das Werden und Vergehen in der Natur (z. B. Abb. 38: Luftbild des Darßer Ortes Althölzer). Daneben weisen natürliche Flächen oft eine im Jahr 1991. größere Strukturvielfalt auf als standörtlich vergleichbare genutzte Flächen.

Der Dar§er Ort zieht alljährlich viele tausend Besucher an (allein rd. 137.000 davon besuchten im Jahr 2000 die In-fo-Ausstellung am Dar§er Ort). Die Attraktivität dieses Gebietes beruht auf seiner einzigartigen Landschaft, den langen, in ihrer Weite erlebbaren sanften Übergängen zwischen Wasser und Land, der abwechslungsreichen, kleinräumigen, durch Dünenketten, Windeinwirkung und unterschiedliche Vegetationsentwicklung geprägten Struk- tur der Anlandungsbereiche. Am Dar§er Ort sind das Ent- stehen neuer Landflächen und die mit der Landwerdung verbundene Dynamik beispielhaft und eindrucksvoll er- lebbar. Störend wirken nur die gebauten, anthropogenen Strukturen, wie Militärbauten und besonders der Notha- fen. Letzterer beeinträchtigt an einer zentralen Stelle die Wahrnehmbarkeit der ablaufenden Prozesse ganz erheb- lich. Die charakteristischen, im Zusammenhang mit der Landbildung entstehenden Landschaftselemente Strand- Deutlich erkennbar sind die Einflüsse der Fahrrinnenbaggerungen auf see, sanft geschwungene Küstenlinie und ausgedehnter, die Sedimentdynamik und des Campingplatzes auf die durch Sedimentation gekennzeichneter Flachwasserbe- Dünenvegetation (am unteren rechten Bildrand). reich werden durch den Nothafen in ihrem Landschafts- Quelle: Bundesamt für Naturschutz, Vilm (1990) bildeindruck zerstört oder stark gestört (vgl. auch Abb. 32) und sind für den Betrachter nicht mehr ohne weiteres wahrnehmbar. grasländern und Röhrichten und von dort zu Windwatten und offenem Wasser bedingen die au§erordentliche Viel- Auch die Windwatten des Bocks sind nicht ohne Grund fältigkeit und den Reiz dieser natürlichen Landschaftsbe- einer der ãTouristenmagneten“ im Nationalpark. Die Fahrt reiche. oder Wanderung nach Pramort gehört nicht nur zur Zug- Eine derartig vielfältig strukturierte und dynamische Na- zeit der Kraniche zum festen Programm vieler Urlauber. turlandschaft gibt es vornehmlich im Bereich der Küsten- Die ausgedehnten Windwatten - zeitweise wasserbedeckt, und Uferlinien. Aber auch weiter landeinwärts bieten sich zeitweise trockenfallend - ermöglichen dem Betrachter reliefbedingte Geländegliederungen, vielfältige Vegeta- auch hier das intensive Erleben der sanften, dynamischen tionsstrukturen und ein stetiger jahreszeitlicher Land- Übergänge zwischen Wasser und Landflächen. Die zerklüf- schaftswandel. teten Röhrichtränder und die teilweise schüttere, inselar- Die natürlichen Waldgesellschaften bieten ein abwechs- tig versprengt im Windwatt stehende Meerbinsen- und lungsreiches, intensiv erlebbares Landschaftsbild. Die Schilfvegetation lassen erahnen, dass es sich um eine Riegen-Reffen-Komplexe des Dar§waldes sind schon von „Kampfzone“ unterschiedlicher Biotoptypen handelt, die ihrem Relief her vielfältig strukturiert. Die erlebte Land- durch ein immerwährendes Vordringen und Zurückwei- schaftsgeschichte beim Durchwandern des Waldes in chen gekennzeichnet ist. Störende Elemente wie am Dar- Nord-Süd-Richtung, quer zu den ihrem Alter nach grup- §er Ort gibt es hier kaum, so dass hier noch mehr der Ein- pierten Strandwällen kann eine bleibende Erfahrung sein. druck der landschaftlichen Unberührtheit aufkommen Unterstrichen wird die Riegen-Reffen-Struktur durch die kann - eben der Eindruck einer Naturlandschaft, wie sie unterschiedlichen Waldgesellschaften, die sich natürli- viele Menschen gar nicht mehr in Deutschland vermuten cherweise in den einzelnen Höhenstufen ausbilden. Die in würden. den Riegen stehenden Erlenwälder sind über einen Groß- Die in der Schutzzone I liegenden Landflächen auf dem teil des Jahres am Boden mit Wasser bedeckt und unter- Gellen und dem Neuen Bessin sind nur vom Rande her streichen den Charakter des Nationalparks und der Re- erlebbar (z. B. auch per Schiff). Die Eigenart und Schön- gion als ãWasserlandschaft“. Direkt daneben stehen auf heit dieser Bereiche kann jedoch auch aus der Ferne gut den Reffen als Kontrast die hallenartigen Buchenwälder wahrgenommen werden. Die Übergänge von trockenen, oder (auf jungen Strandwällen) Kiefernbestände mit viel- zum Teil gebüschbestandenen und daher in ihrer Wirkung fältigem Unterwuchs. noch weiter hervorgehobenen Dünenkämmen zu Salz- Das in natürlichen Wäldern vorhandene Totholz, alte,

145 zum Teil morsche Bäume mit Spechthöhlen, zusammen- geprägte Gebiete. Die größten derartigen Flächen im Na- gebrochene Baumruinen, vitale, gro§kronige Baumindivi- tionalpark sind das Dornbuschhügelland und der Nordost- duen und daneben aufkommender Gehölzjungwuchs teil der Insel Ummanz. bewirken nicht nur einen gro§en Struktur- und Abwechs- lungsreichtum des Waldes, sie zeugen auch von der Dyna- Der Dornbusch ist grundsätzlich geprägt durch den mik, dem stetigen Wandel in diesen Gehölzbeständen. Kontrast des Reliefs. Die vorwiegend von Magerrasen be- Stellenweise sind in diesen Wäldern große Blicktiefen in deckte Weidelandschaft ist mit Sanddorn-, Wei§dorn- und den Bestand hinein möglich. Anderswo - oft direkt be- Ginsterbüschen durchsetzt, was vor allem im Mai einen auf- nachbart - wird durch Jungwuchs oder eine entwickelte fallenden Farbaspekt bietet. Im Sommer prägen die blau Strauchschicht der Blick auf den unmittelbaren Nahbe- blühenden Natternköpfe und Ochsenzungen das Bild weiter reich begrenzt. Zum Landschaftseindruck in diesen Wäl- Bereiche. Die auffälligen Blühaspekte, die abwechslungsrei- dern zählt auch das Hämmern der Spechte im Frühjahr, che Vegetationsstruktur, das bewegte Relief und die weiten und dem aufmerksameren Beobachter fallen auch die gro- Blicke über die natürliche Abbruchküste auf die Ostsee bis ßen Bockkäfer und die grell gefärbten Holzwespen am hin zur dänischen Insel Møn bedingen einen außerordentlich Wegrand auf. hohen landschaftlichen Reiz dieses Raumes. Es sind vorwiegend die natürlichen und naturnahen Land- Die Dünenheide besticht durch die Kombination natür- schaften im Nationalpark, welche aufgrund ihrer hohen licher und kulturell bedingter Landschaftselemente. Die landschaftlichen Attraktivität die großen Mengen von Be- abwechslungsreichen, windbedingten Dünenstrukturen suchern anziehen. Dar§er Ort, der Pramort mit dem Blick wechseln ab mit Heideelementen, die ma§geblich durch auf das Windwatt, der nördliche Darßwald mit seinen vergangene Nutzungen entstanden sind. Besonders zur sumpfigen Riegen und altbaumbestandenen Reffen. Und Blütezeit des Heidekrautes übt die Dünenheide einen be- letztlich sind auch die Strände Landschaftselemente, die sonderen Reiz aus. von ihrem Landschaftseindruck her nur gering vom Men- schen überformt sind. Hier steht das stille Erleben der Im Nordosten der eingedeichten Insel Ummanz liegen Landschaft als Aktivität allerdings zumindest in den Som- die größten noch erhaltenen Außendeichflächen der Insel. mermonaten nicht im Vordergrund. Negative Land- Die langjährige, unterschiedlich intensive Weidenutzung schaftsbildeindrücke ergeben sich aus stark forstwirt- hat eine abwechslungsreiche, durch einzelne Weißdornbü- schaftlich geprägten monotonen Waldbeständen sowie sche und unterschiedlich hohe Feucht- und Salzgrasland- fehlende Waldsaumausbildung, standortuntypische Be- vegetation gegliederte Landschaft entstehen lassen. Das stände sowie tiefe Meliorationsgräben (z. B. Forstflächen durch die unterschiedlichen Vegetationsausprägungen Altdar§; zentrales Wäldchen auf der Insel Ummanz; schon ausgesprochen vielfältige Landschaftsbild wird Osterwald). noch weiter strukturiert durch einzelne Hügelkuppen und die vielfachen Übergänge Land-Bodden, die sich an den benachbarten Inseln Urkevitz, Liebes und Mährens fort- 8.2 Prägende Bereiche und Elemente setzen. Beeinträchtigungen des positiven Landschafts- der Kulturlandschaft bildeindruckes in diesem Raum entstehen eigentlich nur durch die benachbarten gro§en, monotonen Ackerschlä- Die landwirtschaftliche Nutzung und die mit ihr zusammen- ge, die einen Gro§teil des Inselkerns von Ummanz bede- hängenden Meliorationsmaßnahmen haben in weiten Berei- cken. chen des Nationalparks zu einer Uniformierung des Land- schaftsbildes geführt. Ausgedehnte, weitgehend eingeebnete Der für den Darß und besonders für den Zingst prägende Grünlandflächen mit einigen geradlinigen Gehölzen und Kulturlandschaftstyp ist das Grünland. Durch Meliora- Gräben als einzigem nennenswerten Strukturmerkmal prägen tionsma§nahmen ist die Vielfalt des Landschaftsbildes das Bild dieser Bereiche. Hinzu kommen die an diesen Flä- stark herabgesetzt worden, und der Blick auf die Bodden- chen meist vorhandenen Deiche, die den Blick in die Ferne gewässer wird fast überall durch einen Deich verstellt. In verstellen. Technische Bauten, wie z. B. Windkraft- und Te- ihrer Struktur sind die Grünlandbereiche im Wesentlichen lekommunikationsanlagen und eine Vielzahl von wasserbau- ein Produkt der vergangenen 40 Jahre. Die vorher vorhan- lichen Anlagen prägen neuerdings das Landschaftsbild. Das dene Parzellierungs- und Nutzungsstruktur unterschied Landschaftserleben auf dem Wasser wird durch diverse Neu- sich vom heutigen Zustand ganz erheblich. Für den Be- bauten in und an den Boddendörfern beeinträchtigt. trachter bieten die Grünlandflächen, vor allem jene auf Jedoch existieren im Nationalpark auch Kulturlandschaf- dem Zingst, heute das Erlebnis gro§er Weite, die aber - ten, die sich durch eine besondere landschaftliche Eigen- bedingt durch den Deich - nicht bis zum Horizont erlebt art und großen ästhetischen Reiz auszeichnen. Vorwie- werden kann. Die meisten Flächen sind sehr strukturarm, gend handelt es sich um alte Hudelandschaften, also was auf die einheitliche Nutzung und die wenigen vor- durch Beweidung vorwiegend mit Rindern oder Schafen handenen, zudem oft geradlinig verlaufenden Grenzlinien

146 (Gewässerränder, Gehölzränder, usw.) zurückgeht. Land- Am Darßer Nordstrand zieht sich über eine Länge von schaftlich wirken diese Bereiche auf die meisten Men- 1,2 km der Zeltplatz Prerow. Neben den dort im Sommer- schen daher nur mäßig attraktiv (JENSEN 1994). Die halbjahr aufgestellten ca. 1.200 Zelten existiert auch eine Deichabgrenzung zum Bodden schränkt optisch die Di- größere Zahl fester Gebäude (Waschräume, Toiletten, mension Weite ein. Breite Meliorationsgräben und Pump- Supermarkt, Gaststätten, Friseur, Rezeption, usw.). Viele werke bieten einen Eindruck von den Eingriffen in den dieser Gebäude sind in den vergangenen Jahren renoviert, Naturhaushalt. einige hinzugefügt worden. Daneben gibt es weitere bauli- Die Wildwiesen im Dar§wald - allen voran die Buchhor- che Anlagen wie Verkaufsstände, Gerüste zur Lagerung ster Maase - stellen eine Sonderform des Grünlandes dar; von Wassersportgeräten sowie reichlich Werbe- und Hin- sie erhöhen die Landschaftsbildvielfalt im Wald und er- weisschilder. möglichen darüber hinaus das Erlebnis Wildbeobachtung. Im Westteil der Sundischen Wiese befinden sich an mehre- Die an vielen Stellen des Nationalparks in unterschied- ren Stellen (Müggenburg Ablage, Westhof, Schloss Sundi- lichen Ausprägungen vorhandenen Salzweiden sind einer sche Wiese) Gruppen von Einzelhäusern mit überwiegen- der regionstypischen Kulturlandschaftstypen. Heute der Wohnnutzung. Im Bereich Schloss Sundische Wiese als sind die Salzweiden an den meisten Stellen auf schmale Ausgangspunkt für Touren in Richtung Pramort wird darü- Streifen im Deichvorland beschränkt, an einigen Stellen ber hinaus ein Grundangebot an Infrastruktur für den sind jedoch noch größere Bestände vorhanden, die dann Fremdenverkehr geboten (Restaurant, Fahrradverleih, Na- auch landschaftsbildbestimmend sein können. Typische tionalpark-Informationshaus). Flächen zeichnen sich durch die enge Verzahnung mit Im westrügenschen Bereich gehören Teile der Ortslagen Wasserflächen aus. Der erhöhte Wasserstand in Röten, Landow und Du§vitz zum Nationalpark. Auch die kleine Prielen und Bodden durch Hochwässer oder starke Ortschaft Ralow und das etwas abseits liegende ãRalo- Regenfälle im Winterhalbjahr führt zur Überflutung von wer Schloss“ liegen im Nationalpark. Auf Ummanz sind Teilen des Salzgraslandes und lässt für einen Teil des es die aus jeweils nur aus einem Haus mit Nebengebäu- Jahres regelrechte Tundrenlandschaften entstehen. Durch den bestehenden Ortslagen Tankow und Böschow, die das vergleichsweise feuchte Bodensubstrat sind die zum Nationalpark gehören sowie die Ansiedlung Freesen- Graslandflächen auch noch im Sommer kräftig grün ge- ort. färbt. Ein besonderes Erlebnis sind die zahlreichen Auf der Insel Hiddensee ist vor allem der Bereich der Dü- Wiesenvögel, die zum Teil auf den Salzgraslandflächen nenheide zwischen Vitte und Neuendorf stärker mit brüten, diese aber auch als Rast- oder Nahrungsgäste auf- Gebäuden durchsetzt. Teile dieser vornehmlich aus Fe- suchen. rienhäusern oder Zweitwohnsitzen bestehenden Bebauung gehören zum Nationalpark. Auf der Fährinsel befinden sich mehrere Gebäude der Universität Greifswald. 8.3 Baulicher Bestand im Nationalpark Der größte noch vorhandene Komplex alter, ungenutzter Gebäude im Nationalpark befindet sich im ehemaligen Mi- Im Nationalpark selbst liegen nur wenige Siedlungsbe- litärobjekt an der Großen Wiek in der Sundischen Wiese. reiche. Dabei handelt es sich zumeist um einzelne Ge- Die Gruppe mehrgeschossiger ehemaliger Wohnblocks und höfte. einiger weiterer Gebäude befinden sich im Verwaltungs- Innerhalb der Nationalparkgrenzen im Dar§wald sind eini- vermögen des Bundesvermögensamtes. Der Abriss dieser ge größere Gebäude vorhanden, die vorwiegend jagdlichen Gebäude ist seitens der Bundesfinanzverwaltung in Kürze oder forstlichen Zwecken dienen. Hierzu gehört das Jagd- vorgesehen (Ausgleichsmaßnahme für B 105). Aus einer haus an der Buchhorster Maase. Auch das Wasserwerk Pe- gro§en ehemaligen Maschinenhalle ist ein Schafstall ent- ters Kreuz liegt inmitten des Darßwaldes. Im Südteil des standen. Dar§waldes, jeweils nur in geringer Entfernung zur Er- Reste der vielfältigen sonstigen baulichen Anlagen der schlie§ungsstra§e L 21, liegen der Verwaltungssitz des Na- NVA sind vor allem in der Sundischen Wiese noch vorhan- tionalparkamtes, der Wirtschaftshof dieses Amtes und die den. Neben einigen kleineren Gebäuden finden sich dort u. Jugendherberge Ibenhorst. a. noch betonierte Panzerschie§bahnen und -fahrwege. Am Dar§er Ort wurde ein 65 Meter hoher Antennenträger Auch auf dem Bug sind Reste des Militärbetriebs noch für die Nutzung durch die Bundeswehr errichtet. Dieser vorhanden, unter anderem die mit Bitumendecken versehe- Turm ersetzt den vorherigen deutlich niedrigeren Gitter- nen Flächen des ehemaligen Flugplatzes. In die hier hinein mast. Hierauf beschränkt sich die heutige militärische Nut- gesprengten Löcher sind Pappeln angepflanzt worden, die zung im Nationalpark. Insbesondere für das Landschafts- mittlerweile zu einem Wald aufgewachsen sind. Über der bild in der sonst vom Menschen ungestörten Schutzzone I Betondecke ist die beginnende Bodenbildung zu beobach- ist eine derartige Anlage au§erordentlich problematisch. ten. Auf dem Dornbusch sind von den ehemaligen Militär- Daneben stellt ein solches Turmbauwerk eine Gefährdung anlagen nur noch wenige Bunkerreste vorhanden. Am End- für Vögel dar. dorn sind die Reste alter Verteidigungsanlagen, die bereits

147 auf den Strand gestürzt waren, im Jahr 2001 zielstrebig be- abschnitten vorhanden sind, können für viele stark räumt worden. frequentierte Nationalparkgebiete nur qualitative Aussa- Auch der ehemalige Hafen am Darßer Ort ist eine militäri- gen über deren Besucherfrequenz gemacht werden, wobei sche Altlast. Bis auf weiteres dient er jedoch noch als Not- immer der saisonale Aspekt mit berücksichtigt werden hafen. Andere Nutzungen unterliegen an diesem Standort muss. in der Schutzzone I des Nationalparks starken Beschrän- kungen. Sehr stark frequentiert sind die Abschnitte: Häfen und Anlegestellen liegen verteilt über das ganze Na- Dar§/Zingst: Dar§er Ort (Nothafen, Bohlensteg, tionalparkgebiet vornehmlich im Boddenbereich. Jede am Leuchtturm) Bodden gelegene Ansiedlung hat mindestens einen oder Dar§er Nordstrand mit Zeltplatz mehrere Bootsstege. In vielen größeren Dörfern sind in den Hafenbereich Prerow letzten Jahren vorhandene Häfen für die Nutzung durch Seebrücke Prerow Sportboote ausgebaut worden oder neue ãWasserwander- Radweg Prerow-Zingst stützpunkte“ entstanden. Die größten Hafenanlagen befin- Boddenufer bei Zingst (Promenade, den sich in Zingst (insgesamt ca. 170 Sportbootliegeplätze Hafen) im gesamten Hafenkomplex), Vitte (ca. 200 Plätze) und Zingster Nordstrand (Seebrücke, Barhöft (ca. 100 Plätze). Campingplatz) Die wichtigsten Häfen für die Fahrgastschifffahrt sind Hiddensee: Dornbusch Schaprode, Kloster, Vitte und Neuendorf, über die der Boddenufer von Vitte und Kloster überwiegende Teil des Verkehrs von und nach Hiddensee abgewickelt wird. Daneben haben Born, Prerow, Zingst Stark frequentiert werden: und Barhöft Bedeutung und werden im Sommerhalbjahr Dar§/Zingst: Dar§er Weststrand regelmäßig angelaufen und zunehmend auch in der Nördlicher Darßwald herbstlichen Nachsaison durch für den Naturtourismus Vordar§ (Dar§wald um Drei Eichen) genutzt. Pramort und Hohe Düne Zahlreiche Bauwerke im Nationalpark dienen der Orien- Südl. Boddenküste: Barhöft tierung für die Führer von Wasserfahrzeugen. Ein Leucht- Hiddensee: Nördlicher Gellen feuer befindet sich auf dem Bock. Bekannt sind die weit- Dünenheide hin sichtbaren Leuchttürme auf dem Dornbusch, dem Westrügen: Westrügensche Bodden im Bereich nördlichen Gellen und am Darßer Ort, die allesamt als des Fahrwassers Baudenkmale eingruppiert sind und beliebte Touristenzie- Suhrendorf le darstellen. Am Darßer Ort ist in den Nebengebäuden des Leuchtturms das Natureum, eine Ausstellung des Deutschen Meeresmuseums Stralsund untergebracht. 9.1.2 Besuchereinrichtungen und An den Boddenufern befinden sich in unterschiedlichen Einrichtungen für die Naturbeobachtung Abständen zueinander mehrere Schöpfwerke. Einige Boddeninseln sind mit Wohn- und Wirtschaftsge- Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft wird bäuden bestanden. Auf dem Kirr steht ein Gehöft mit für die Besucher durch seine landschaftliche Schönheit und Nebengebäuden („Klein-Kirr“), die Öhe ist mit einem Vielfalt an Arten und Lebensräumen in zunehmendem Maß Haus bebaut und auf der Insel Liebitz ist ein Hausneubau auch überregional immer bekannter und attraktiver. am Ort der früheren Hofstelle erfolgt. Deshalb ist der Besucherlenkung vor allem in den o. g. stark frequentierten Bereichen sensibler Gebiete eine hohe Priorität einzuräumen. 9 Erholung und Besucherlenkung Die Besucherlenkung im Nationalpark mittels geeigneter Ma§nahmen und Einrichtungen zum besseren Erleben und 9.1 Einrichtungen des Nationalparks Beobachten von Natur und Landschaft sollte daher auf fol- gende Schwerpunkte gerichtet sein: 9.1.1 Erholungsbereiche am und 1. Ermöglichung naturerlebnisorientierter Besuche in der im Nationalpark einmaligen Nationalparklandschaft. 2. Gewährleistung der Einhaltung der Regelungen der Na- Urlauber und Ausflügler konzentrieren sich besonders tionalparkverordnung mittels gezielter und wirksamer im Sommerhalbjahr in den hoch frequentierten Orten besucherfreundlicher Ma§nahmen. entlang der sich anschließenden Strände und an beliebten Solche Maßnahmen müssen in erster Linie dort anschlie- Ausflugspunkten oder gut erreichbaren Wegstrecken. ßen, wo die Regelungen der öffentlich gewidmeten Stra§en Da nur für Hiddensee Zählungen an bestimmten Weg- enden. Dazu zählen insbesondere die Schaffung von:

148 ¥ Parkmöglichkeiten, Plattformen daher wahre Besuchermagneten und tragen ¥ gekennzeichneten, in die Natur eingepassten, optisch gut wesentlich zur Erlebbarkeit der gro§en Kranichansamm- gestalteten Wegen, lungen bei. Das Erleben der Landschaft und das Ver- ¥ Informationstafeln und stehen der Landbildungs- und Abtragungsprozesse ist be- ¥ Beobachtungsbauwerken. sonders anschaulich von den Plattformen am Dar§er Ort, Durch eine kompetente und leistungsfähige Besucherbe- an der Hohen Düne, am Pramort und am Alten Bessin treuung sind für Gäste und Anwohner Erlebnis, Bildung möglich. und Erholung in einer ursprünglichen, sich dynamisch ent- Insgesamt existieren im und direkt am Nationalpark zurzeit wickelnden Natur zu fördern. Die Besucher sind so für die 21 Beobachtungsbauwerke (davon 10 überdacht) und Aus- Nationalparkidee zu sensibilisieren. sichtsplattformen (vgl. Tab. 20 a). Der Bau weiterer derar- Deshalb sollen die Ma§nahmen der Besucherlenkung nicht tiger Einrichtungen ist geplant. verbots- sondern angebotsorientiert sein. Ein Naturlehrpfad wurde durch die Nationalparkverwal- So sind beispielsweise auch in den sensiblen Naturarealen tung in der Dünenheide auf Hiddensee eingerichtet. Eini- oder in der Schutzzone I unter Wahrung der Schutzziele die ge besonders markante Punkte der Heide sind mit kleinen Besonderheiten des jeweiligen Gebietes erlebbar und er- Holzschildern markiert worden, in einem begleitenden fahrbar zu machen (z. B. Kranichrast, Küstendynamik und Faltblatt (erhältlich bei Kurverwaltung und Nationalpark) Dünenökosysteme). sind Erläuterungen zu den dort sichtbaren Naturphänome- nen enthalten.

Tab. 20 a: Im und direkt am Nationalpark lie- gende Beobachtungs- und Aus- 9.2 Wegeerschließung sichtsplattformen Zur Ausdehnung des Gesamtznetzes an Stra§en und Wegen Standort Träger innerhalb des Nationalparks können auf der Basis der Kar- Alte Straminke / Zingster Strom Nationalparkamt te 4 (Erholung und Erschlie§ung) folgende Angaben gem- Alter Bessin Südspitze Nationalparkamt nacht werden: Barhöft Nationalparkamt Das Gesamtnetz an Stra§en und Wegen im Nationalpark Bug Nord (Ostsee) Nationalparkamt beläuft sich auf ca. 183 km Läge, davon sind ca 19 km Bug Süd (Bodden) Nationalparkamt „dem öffentlichen Verkehr gewidmet“, also Landes-, Dar§er Ort Libbertsee Nationalparkamt Kreis- Gemeindestraßen oder Sonstige döVg Straßen. Dar§er Ort Nothafen Nationalparkamt Auf diesen Straßen ist grundsätzlich neben dem Auto- Dar§er Ort Waldrand Nationalparkamt verkehr auch das Rad fahren, Wandern, Reiten und Fah- Hohe Düne Pramort Nationalparkamt ren mit Kutschen erlaubt, sofern dieses nicht durch Ver- Hohe Düne Prerow Gemeinde Prerow kehrsschilder speziell eingeschränkt ist. Allerdings ist Kinnbackenhagen StAUN Stralsund die Attraktivität dieser Straßen für den Nicht-Autofahrer Leuchtturm Dar§er Ort Wasser- und Schiff- gering. fahrtsamt Für die Besucher des Nationalparks sind vielmehr die ver- Pramort I Nationalparkamt bleibenden ca 164 km, also die Wege, die keiner der vorge- Pramort II Nationalparkamt nannten Kategorien angehören, von Interesse. Streu bei Schaprode Nationalparkamt Auf ca. 140 km davon ist das Wandern möglich und auf Tankow Nationalparkamt ca. 35 km (von den 140 km) ausschlie§lich das Wandern Zarrenzin Nationalparkamt erlaubt. Auf ca. 103 km ist das Rad fahren möglich. Zingster Strom West Nationalparkamt Auf ca. 51 km ist das Kremsern und auf ca. 34 km ist das Quelle: Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft Reiten möglich. Da, wie aus Karte 4 ersichtlich, bei einigen Wegen Mehrfachnutzungen möglich sind (z. B. Wandern Eine gro§e Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang und Rad fahren oder Kremsern und Reiten), dürfen der Tätigkeit der Nationalparkwacht zu. die genannten Einzelwerte nicht zusammenaddiert wer- Von der Nationalparkverwaltung und einigen anderen den. Trägern sind in den letzten Jahren zahlreiche Beobach- Die genannten Streckenlängen im Nationalpark sagen tungsplattformen errichtet worden. Ein gro§er Teil von nichts darüber aus, wie viel km Wege sich in Trägerschaft diesen - die Plattformen am Zingster Strom, in Pramort, und damit in Unterhaltungspflicht des Nationalparkamtes an der südlichen Boddenküste sowie in Tankow und befinden. Streu - liegt im Bereich der Einflugschneisen und Schlaf- Die einzelnen Fortbewegungsarten betreffend werden im plätze der Kraniche. Zur Kranichzugzeit sind diese Folgenden weitere Ausführungen gamacht.

149 9.2.1 Radwege Im westrügenschen Raum, an der Festlandsküste und auf Hiddensee gibt es solche markierten Wanderwegsrouten Das Wegenetz, das auch von Radfahrern genutzt wird, nicht, allerdings sind dort - wie im gesamten Nationalpark ist in der Nationalpark-Region in den letzten Jahren erheb- - bestimmte Zielpunkte auf Wegweisern ausgeschildert. lich ausgebaut und verbessert worden. Die Anreise Das gesamte Wegenetz im Nationalpark ist auf Karte 4 mit dem Rad findet vor allem im Rahmen von längeren dargestellt. Alle diese Wege dürfen von Fußgängern be- Fahrradtouren bei Urlaubern statt, fällt aber neben anderen gangen werden, ihr Ausbau- und Erhaltungszustand ist Verkehrsträgern (besonders dem Pkw) kaum ins Gewicht. allerdings sehr unterschiedlich. Diese Wege werden Während auf den von Autos weniger stark befahrenen Stra- gleichzeitig zur forstlichen Bewirtschaftung und zur Jagd- §en den Fahrradfahrern das Mitbenutzen der Fahrbahn meist ausübung genutzt (vgl. Kap. IV 5.2.2.3). problemlos möglich ist, wird auf Routen mit stärkerem Ver- kehr das Rad fahren unattraktiv. Als Alternative zur L 21 Für Fußgänger wurden vom Nationalparkamt einige be- bieten sich für die Anreise mit dem Fahrrad auf Teilstrecken sonders charakteristische Landschaftsteile der Schutzzone markierte Radwanderwegabschnitte an, und zwar: I mit Bohlenstegen erschlossen (Darßer Ort, Hohe Düne ¥ Ribnitz - Hof Körkwitz – Ostseebad Dierhagen - Pramort). An diesen Stellen mit ganzjährig hohen Besu- Wustrow - Ahrenshoop - Born cherzahlen wäre ohne die Stege ein Wandern durch den ¥ Born - Wieck (Boddendeich) losen Sand mit gro§en Anstrengungen verbunden, und die ¥ Wieck - Fuchsheide S Prerow erhebliche Trittbelastung würde starke Landschaftsschä- ¥ Prerow - Zingst (Ostseedeich) den hervorrufen. ¥ Zingst - Barth In einigen Bereichen des Nationalparks ist es in der Ver- gangenheit zu einer verstärkten Bildung von Trampelpfa- Im Westrügener Bereich können vom Radverkehr vielfach den im Gelände gekommen, die bei häufiger Benutzung Nebenstra§en statt der Hauptverkehrsadern benutzt wer- zu richtiggehenden Wegen verbreitert werden. Dadurch den. Auf dem Rügendamm gibt es einen separaten Fuß- kam es zu einer in einigen Fällen flächigen Vegetations- und Radweg, der sich im weiteren Verlauf der B 96 auf zerstörung. Durch eine restriktive Besucherlenkung ist Rügen allerdings nicht fortsetzt. Für die L 302 gibt es kei- das Problem am Darßer Ort weitgehend gelöst. Auch auf ne Alternativroute für den Fahrradverkehr. dem Dornbusch sind bereits einige Lenkungsma§nahmen Nach ¤ 6 Abs. 1 Nr. 11 der Nationalparkverordnung ist mit Erfolg getroffen worden. Es ist jedoch nach wie vor das Fahrrad fahren nur auf ausgewiesenen Radwegen ge- ein weit verzweigtes Netz von Trampelpfaden vorhanden, stattet. Daneben können alle dem öffentlichen Verkehr ge- die das Gelände in einem engmaschigen Netz durchzie- widmeten Stra§en benutzt werden. hen. Eine ähnliche Situation gibt es in der Dünenheide In der Praxis ist es derzeit so, dass auf den meisten dafür und auf dem Nordgellen. vom baulichen Zustand her geeigneten Wegen Fahrrad gefahren werden kann. Dies führt im Allgemeinen nur zu geringen Konflikten mit den Schutzzielen des National- 9.2.3 Reit- und Kutschwege parks oder dem sonstigen Erholungsverkehr, kann aber in Einzelfällen auch stärkere Störungen hervorrufen. In den Reit- und Kutschwege sind nach Landeswaldgesetz ¤ 28 gegenüber dem Fahrradverkehr besonders sensiblen Be- Abs. 6 auszuweisen. Für den Darßwald und Osterwald ist reichen Dar§er Ort und Dornbusch wird das Fahrverbot diese Ausweisung per 24.02.97 vorgenommen worden. Auf durch die Nationalparkwacht kontrolliert. dem Dar§ und dem Zingst ist damit ein Reitwegenetz vor- handen, das Ausritte von den Dörfern Ahrenshoop, Born, Wieck, Prerow und Zingst in den NLP ermöglicht. 9.2.2 Wanderwege Die touristischen Zielpunkte Dar§er Ort und Pramort sind zu Pferd bzw. mit Kutschen erreichbar. Durch den Nationalpark sind Wanderwegsrouten mit Auf der Insel Hiddensee gibt es keine gesondert ausgewie- Wegweisern und z. T. Symbolen markiert worden. Auch senen Reitwege. Auf der in Nord-Süd-Richtung verlaufen- in den Wanderkarten sind diese Wege vielfach verzeich- den Hauptstraße ist das Reiten jedoch grundsätzlich gestat- net. Die Nationalparkflächen auf Darß und Zingst sind tet, da diese Straße dem öffentlichen Verkehr gewidmet ist durch derartige markierte Wanderwege intensiv erschlos- und keinerlei für den Reitverkehr geltende Einschränkun- sen; es ist möglich, von diesen Wegen aus alle für den Na- gen verfügt wurden. tionalpark charakteristischen Landschaftstypen zu erle- Der Kutschbetrieb im Nationalpark findet auf den dem öf- ben. Mit seinen Wanderwegen (dazu zahlreiche weitere fentlichen Verkehr gewidmeten Straßen sowie auf den für Pfade, Forstwege u. a.) kann der Nationalpark als ausrei- den Kutschbetrieb ausgewiesenen und in Karte 4 chend erschlossen gelten. Der Gro§teil dieser Wege ist dargestellten Wegen statt. Vielfach werden Rundtouren auch für den Fahrradverkehr nutzbar. durch das Nationalparkgebiet gefahren, vor allem durch

150 den Dar§wald und Osterwald. Beliebte Kutschfahrten mit Abb. 39: Eigentumsverhältnisse Zielpunkten im Nationalpark gibt es zum Leuchtturm (Landflächen Stand Januar 2002) Dar§er Ort, nach Pramort und zum Swantiberg auf Hid- densee.

9.2.4 Wasserwanderrouten

Speziell ausgewiesene Gebiete für Formen des Wasser- wandersports gibt es im Nationalpark nicht. Auf einem gro§en Teil der Wasserflächen gelten keinerlei über die üblichen, landesweit geltenden Restriktionen hinaus gehenden Beschränkungen. Teile der Bodden- und

Ostseegewässer des Nationalparks sind allerdings durch Quelle: Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft die Befahrensregelung für Wasserfahrzeuge gesperrt oder nur eingeschränkt befahrbar. Detailliertere An- gaben zum -Wassersport im Nationalpark finden sich in Speziell zur wissenschaftlichen Arbeit am Ökosystem der Kap. V 3.1.6. Darß-Zingster Boddenkette baute die Universität Rostock eine Laborstation in Zingst auf. Aus den langjährigen Untersuchungen dieser Messstation resultiert ein tiefgehen- 10 Flächeneigentum des Verständnis der ökologischen Entwicklungen in der Darß-Zingster Boddenkette. Die völlige Veränderung eines Von den Landflächen des Nationalparks befinden sich nur Ökosystems in der Folge gestiegener Eutrophierung ist hier 11 % im Eigentum von Privatpersonen. Im Eigentum des nahezu lückenlos dokumentiert worden (SCHLUNG- Landes Mecklenburg-Vorpommern befinden sich 45 % der BAUM et al. 1994). Nationalpark-Landflächen. Diese Flächen befinden sich Mit Ausnahme der Vogelwarte Prerow existieren diese fast ausschlie§lich im Landkreis Nordvorpommern. Auf Institute heute weiter als Außenstellen ihrer Universitäten. Rügen und Hiddensee ist das Flächeneigentum des Landes Neben gebietsbezogener Forschung eignen sich diese Ein- Mecklenburg-Vorpommern bedeutungslos. Dafür befindet richtungen besonders für die universitäre Lehre im Rah- sich dort ein Viertel der Nationalpark-Landfläche im Ei- men von Exkursionen, Praktika und Diplomarbeiten. gentum der Gemeinden. Insgesamt beträgt der Flächenan- Die wissenschaftliche Arbeit im Gelände erfordert, je nach teil der gemeindeeigenen Flächen im Nationalpark 11 %. gewählter Methode, Handlungen, für die eine Erlaubnis der Der Bund ist Eigentümer von etwa 22 % der National- unteren oder oberen Naturschutzbehörde einzuholen ist. Es park-Landflächen. handelt sich dabei meist um das Entfernen von Pflanzen, das Nachstellen und Töten von Tieren oder um Entnahmen von Bodenbestandteilen. Oftmals ist auch die Erlaubnis 11 Forschung und Monitoring zum Aufsuchen ansonsten gesperrter Gebiete nötig. Für die Befreiungen von den Verboten ist es wichtig, das Der Anlass für die Errichtung fast aller Forschungseinrich- Forschungsvorhaben daraufhin zu beurteilen, ob ein über- tungen in der Nationalparkregion war die Lage zu Ostsee wiegendes Interesse des Gemeinwohls vorliegt. Dieses und Bodden. So wurde 1930 die Biologische Forschungssta- wird mit den Beeinträchtigungen, die von den beabsichtig- tion auf Hiddensee aufgebaut, um Phänomene des Meeres ten Handlungen ausgehen werden, abgewogen. Um eine (Algen) vor Ort studieren und auch der Lehre zugänglich grundsätzliche Orientierungshilfe zu den Entscheidungs- machen zu können. Sie wird heute durch zwei Einrichtun- kriterien zu geben, wurde für die Forschung in den großen gen der Universität Greifswald, das Institut für Ökologie Schutzgebieten vom Nationalparkamt M-V 1992 eine und die Biologische Station Hiddensee, weitergeführt. Die Richtlinie verabschiedet. Gemäß dieser Richtlinie wurden benachbarte Vogelwarte wurde errichtet, um den bei Hid- nach § 8 der Nationalparkverordnung für Forschungsvor- densee gebündelten Vogelzug über die Ostsee zu erforschen. haben zahlreiche Befreiungen von Verboten gemäß § 6 der Sie war eine zentrale Forschungseinrichtung für Vogelkunde Nationalparkverordnung erteilt. in der DDR und ist heute eine der drei Beringungszentralen Neben gro§en Forschungsprojekten (z. B. Internationale in Deutschland. Sie gehört zum Institut für Zoologie der Wasservogelzählung, Klimaänderungen und Boddengewäs- Universität Greifswald. Eine Vogelwarte, über deren Ergeb- ser, DYSMON-Dynamik in Sulfid- und Methanbiotopen der nisse nicht viel bekannt ist, wurde auch in Prerow eingerich- Ostsee und Nordsee, ÖKOBOD-Ökosystem Boddengewäs- tet. Ein marines Observatorium für Astronomie und Atmos- ser, Organismen und Stoffhaushalt) finden zahlreiche weni- phärenphysik richtete die Universität Leipzig in Zingst ein. ger umfangreiche Forschungsaktivitäten statt, wie Diplomar-

151 beiten und Dissertationen. Die Wissenschaftler kommen aus für ausgewählte, charakteristische Bereiche ein Monito- dem gesamten Bundesgebiet, z. B. von den Universitäten ring sinnvoll. Berlin, Bremen, Frankfurt/Main, Göttingen, Greifswald, ¥ Eine flächendeckende und detaillierte Erfassung wäre im Hamburg, Hannover, Kiel, Lüneburg und Rostock. finanziellen Rahmen nicht möglich gewesen. Im Rahmen der Gebietsbetreuung des EU-Vogelschutzge- Eine Auswahl der durchgeführten Untersuchungen und bietes (gesamter Nationalpark) wurde durch das National- die in ihrem Rahmen untersuchten Biotoptypen ergeben parkamt ein Monitoring für die Erfassung der Rastbestände sich aus der Übersicht in Tab. 20 b. Die Lage der Unter- an Wasservögeln installiert. Die Zählungen erfolgen mo- suchungsflächen geht aus Textkarte 8 hervor. natlich an allen Küstenabschnitten. Weiterhin erfolgt eine Betreuung der Küstenvogelbrutgebiete während der Brut- zeit, verbunden mit der Erfassung der Brutbestände bzw. 12 Umweltbildung Aufzuchtserfolge. Die Beobachtung, Erfassung und Be- treuung der Seeadlerrevier- und -brutpaare sowie Bruter- In ihrer Funktion des Schutzes und der Erhaltung einzigar- folgsermittlung werden für den Bereich Darß/Zingst und tiger, großräumiger Naturlandschaften mit ihren natür- die Halbinsel Bug durchgeführt. lichen Vorgängen und der daraus entstehenden landschafts- Zur Abschätzung der Wildbestandsentwicklung wird jähr- spezifischen Biodiversität bergen Nationalparke ein lich der Schalenwildverbiss mittels Kontrollzäunen an ca. Bildungspotential für jeden, sowohl für Gäste als auch für 40 Kontrollpunkten erfasst und zudem ein Losungszählver- die Bewohner der Nationalparkregion. Sie können und sol- fahren durchgeführt. len als solches (lt. Naturschutzgesetz des Landes) genutzt Die ökologische Waldbeobachtung beinhaltet zum einen werden. Im Nationalpark gehört die Information und Bil- das Monitoring nach natürlichen Extremereignissen. Bei- dung über das Schutzanliegen zur Aufgabe der Schutzge- spielsweise werden die natürlichen Prozesse nach Sturm- bietsverwaltung. wurf in Waldflächen untersucht. Weiterhin erfolgt die Auf- Die Bildungsarbeit ermöglicht eine intensive und persönli- nahme von Naturwaldreservaten, wobei che Auseinandersetzung der Teilnehmer mit einem bestimm- Wachstumsparameter der Bäume sowie Vegetation- und ten Thema. Dabei steht die direkte Begegnung des Einzel- Standortmerkmalen detailliert erfasst werden. Waldbiotop- nen mit der Natur im Zentrum. Bildungsveranstaltungen kartierungen werden im Zuge der Forsteinrichtung durch- sind zudem charakterisiert durch einen Dialog zwischen Be- geführt oder aktualisiert. Der Zustand der Waldmoore des suchern oder Bewohnern der Nationalparkregion und Mitar- Dar§ und des Osterwaldes wird sowohl durch Pegelbeob- beitern des Amtes. Über die Sensibilisierung für den zu achtungen als auch durch die Erfassung von Boden- und schützenden Naturraum können naturgerechte Verhaltens- Vegetationsmerkmalen dauerhaft kontrolliert. Beobachtun- weisen auf Grundlage entsprechender Werte und Einstellun- gen zum Wasserhaushalt an Hand von Messpegeln werden gen bekräftigt bzw. geschaffen werden. Das bewusste Nicht- im Dar§, im Osterwald und in der Sundischen Wiese eingreifen in die natürlichen Vorgänge ist ein Ausdruck der durchgeführt. Mittels Monitoring (Vegetation mit Standort- Verantwortung gegenüber der Natur und kommender Gene- merkmalen) in Grünlandflächen wird der Erfolg natur- rationen und entspricht damit dem Leitbild der nachhaltigen schutzgerechter Grünlandnutzung beobachtet. Begleitet Nutzung im Sinne der Umweltkonferenz von Rio 1992. und ausgewertet werden die Monitoringdaten mit Hilfe von Die intensive Art der Kommunikation erfordert eine Arbeit Mitarbeitern wissenschaftlicher Einrichtungen, Gutachtern in kleinen Gruppen nach sorgfältiger Zielgruppenanalyse. und Studenten. Die Ergebnisse dienen neben der Erkennt- Besucher und Bewohner der Nationalparkregion haben nis ökologischer Zusammenhänge im Gebiet als Hand- sehr verschiedene Bedürfnisse, Einstellungen und Anliegen lungsgrundlage z. B. beim Umgang mit dem Wald. im Hinblick auf den Nationalpark. Eine Bildungsveranstal- Im Zusammenhang mit der Bestandsaufnahme des Natio- tung berücksichtigt diesen Hintergrund. Themen und Inhal- nalparks für den Nationalparkplan wurden in den Jahren te werden auf die Zielgruppe zugeschnitten. Der Veranstal- 1992-1994 40 wissenschaftliche Untersuchungen vom Na- tende muss sein Wissen mit der passenden Methode und tionalparkamt in Auftrag gegeben. Dennoch war eine flä- dem nötigen Einfühlungsvermögen vermitteln können. chendeckende, alle vegetationskundlichen und faunisti- Auf Naturerlebniswanderungen und Seminaren, bei Pro- schen Ausprägungen berücksichtigende Kartierung des jekttagen und Vorträgen mit Diskussionen wird ein Prozess Nationalparkgebietes nicht annähernd möglich. Sie ist der Auseinandersetzung der Teilnehmer mit den erfahrenen allerdings aus folgenden Gründen auch nicht gerechtfertigt Themen initiiert. Für eine nachhaltige Erkenntnis ist eine und nicht realisierbar: kontinuierliche Umweltbildungsarbeit notwendig. ¥ Das Schutzziel der ungestörten natürlichen Entwicklung, das für den überwiegenden Teil des Nationalparkgebietes Die Umweltbildung des Nationalparks wendet sich in die- Gültigkeit hat, lässt Biotopmanagement zur Ausnahme sem Sinne an: werden. Für Flächen ohne Management ist eine flächen- 1. Besucher der Nationalparkregion, das können z. B. deckende Erfassung nicht begründbar. Vielmehr ist hier sein:

152 ¥ Familien weltbildung wird dabei als zentrales, grundlegendes ¥ Fachgruppen aus Universitäten, anderen Ämtern, Ver- und ressortübergreifendes Anliegen verstanden. einen o.ä. Ð Gewerbetreibende, wie beispielsweise Privatver- Ein nicht unerheblicher Anteil an Gästen der Natio- mieter sowie Hotel- und Pensionsbetreiber, Gast- nalparkregion kommt extra zum Zwecke der Bildung stättenbetreiber, Kutschunternehmen, Bootsbetrei- hierher. Im Nationalpark werden z. B. Fachtagungen ber und Schifffahrtsunternehmen, durchgeführt (Themen: z. B. für Ornithologie, Mee- Ð privat Interessierte reskunde, Forstwissenschaft). Universitätsgruppen Ð die im Nationalpark Freizeitinteressen wahrneh- mit den Studienrichtungen Biologie, Landespflege, men (z. B. Angler, Reiter) Forstwissenschaft, Geologie oder Geographie kom- 3. Mitarbeiter des Nationalparkamtes men ins Schutzgebiet, um es kennenzulernen. Auch Regelmäßige, gemeinsame interne Fort- und Weiterbildun- Gäste mit naturschutzorientierten Berufen informie- gen der Mitarbeiter der Verwaltung, einschlie§lich der ren sich über die im Nationalpark vorhandenen, groß- Schutzgebietsbetreuer zu Themen und Methoden der Um- räumigen Ökosysteme. Der Nationalpark hat auf- weltbildung gehören zu den dringlichen Aufgaben der Um- grund seiner besonderen Naturausstattung Gäste weltbildung des Nationalparks. internationaler Herkunft. 4. Kooperationspartner Einige Universitäten und Fachhochschulen führen im Öffentliche Akzeptanz und aktive Unterstützung durch Nationalparkgebiet regelmäßig Untersuchungen möglichst viele Partner aus Wirtschaft, Verbänden, Institu- durch und nehmen Veranstaltungen des Amtes wahr tionen und Behörden, Vereinen und sonstigen örtlichen Ge- (z. B. Rostock, Greifswald, TU Dresden, FH Neu- meinschaften, kulturellen und kirchlichen Einrichtungen, brandenburg) wie auch der Presse und weiteren Medienbereichen sind ¥ Bildungsurlauber notwendige Voraussetzung der Umweltbildung im Natio- ¥ Kinder oder Erwachsene... nalpark. Ebenso werden verschiedene Projekte vom Natio- 2. Bewohner der Nationalparkregion: nalpark initiiert, die die Kooperationspartner für ihre Ver- ¥ Kinder und Jugendliche antwortung in der Gesellschaft nutzen können. ¥ Schulklassen (Nationalparkfeste, Umweltbildungszelt, Wandelpfad, Je- Seit Bestehen des Nationalparks hat sich eine Zu- der Tag ein Leben, Jahreszeitenkreislauf...) sammenarbeit mit zahlreichen Schulen entwickelt, so z. B. mit Ð Gymnasium Damgarten Ð Grund- und Realschulen in Ribnitz Ð Grundschule und Orientierungsstufe Dierhagen Ð Grundschule Wustrow Ð Grundschule Born Ð Grund- und Realschule Prerow Ð Grund- und Realschule Zingst Ð Gymnasium Barth Ð Grundschule Prohn Ð Gymnasium Stralsund Ð Gymnasium Bergen Ð Grund-, Haupt- und Realschule Samtens Ð Grund-, Haupt- und Realschule Gingst Ð Grund- und Realschule Hiddensee Die Gestaltung von Projekttagen oder ergänzenden Veranstaltungen zum Unterricht hat hier inzwischen Tradition. Sie ist eingebettet in das Bildungspro- gramm des Nationalparks, das sich an den Klassen- stufen der Schule orientiert. Die Inhalte lehnen sich an die Richtlinien für die Klassenstufen an und bau- en insgesamt aufeinander auf. Sie werden in Zu- sammenarbeit mit den Schulen modifiziert und neu konzipiert. ¥ Lehrer und Umweltpädagogen sowie Wanderleiter Die Multiplikatorenschulung ist in der Umweltbildung des Nationalparks ein wichtiger Bestandteil. Die Um-

153 V Die Nationalparkregion

1 Einwohnerzahl, Bevölkerungsdichte und bestehen hinsichtlich der Wanderungen beträchtliche Wanderungstendenzen Unterschiede. Im Zeitraum 1998 bis 2000 hat Nordvor- pommern einen Wanderungsgewinn von 5 je 1.000 EW, Die Daten der Landkreise Nordvorpommern und Rügen so- Stralsund hingegen einen Wanderungsverlust von 28 je wie die der Hansestadt Stralsund vermitteln einen Überblick 1.000 EW, der damit das Dreifache des Landes erreicht. über die Bevölkerung und ihre Entwicklung. In diesem Ge- Rügen hat ebenfalls Wanderungsverluste zu verzeichnen, biet leben derzeit rd. 254.900 Menschen. Die Bevölkerungs- die annähernd an das doppelte Niveau des Landes heran- dichte beträgt 80 EW/km2. Im Kreis Rügen liegt sie mit 77 reichen. Im Vergleich dieser Jahre untereinander haben EW/km2 auf Landesniveau und im Kreis Nordvorpommern sich wachsende Wanderungsverluste in den drei Kreisen im mit 55 EW/km2 deutlich darunter. Die Hansestadt Stralsund Jahr 2000 durchgesetzt. Stralsund und Rügen haben mit je- hat mit 1.559 EW/km2 die höchste Bevölkerungsdichte. In- weils 8 von 1.000 Einwohnern Wanderungsverluste, die nerhalb dieses abgegrenzten Raumes ist die Bevölkerungs- über dem Landeswert liegen. Nordvorpommern erreicht im verteilung sehr stark differenziert. Stralsund ist mit 60.700 Jahr 2000 ebenfalls Wanderungsverluste mit 2 von 1.000 Einwohnern die größte Stadt. Die Städte Ribnitz-Damgar- Einwohnern knapp die Hälfte des Landesmittels. ten, Bergen auf Rügen, Saßnitz und Grimmen haben mehr Im Vergleich zum Land Mecklenburg-Vorpommern, das als 10.000 Einwohner. Demgegenüber stehen 31 Gemeinden mit 1,77 Mio. Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte mit weniger als 500 Einwohnern, von denen Dudendorf mit von 77 EW/km2 das am dünnsten besiedelte Bundesland 144 Einwohnern die kleinste ist. Deutschlands ist, ist der Kreis Nordvorpommern mit 55 Nach einer zwischenzeitlichen Stabilisierung der Bevölke- EW/km2 noch dünner besiedelt. Damit liegt er genau im rungsentwicklung in den Jahren 1996 bis 1998 ist sie da- Mittel der Dichtewerte aller mecklenburgischen Landkrei- nach wieder rückläufig. Von 1999 bis 2000 nahm die Zahl se. Stralsund ist mit einigen umliegenden Gemeinden das der Einwohner um rd. 3.400 ab. Ursachen sind hier sowohl einzige Verdichtungsgebiet in dieser sonst ländlich gepräg- Migration als auch Fertilität/Mortalität zu gleichen Teilen. ten Region. Während sich die natürliche Bevölkerungsentwicklung in Die folgenden Betrachtungen beziehen sich auf die Natio- allen drei Kreisen annähernd gleich hoch negativ darstellt, nalparkregion (vergl. Kap. II 2).

Tab. 21: Flächen und siedlungsstrukturelle Merkmale

Gemeinden Fläche Siedlungs- und Bevölkerungs- Siedlungs- Besiedlungs- gesamt Verkehrsfläche dichte dichte grad Teilregionen ha ha EW/km2 EW/km2 % Graal-Müritz 833 174 468 2.241 20,9 Ahrenshoop 522 119 157 691 22,8 Dierhagen 2.746 228 62 745 8,3 Wustrow 689 106 201 1.304 15,4 Fischland 4.790 627 163 1.245 13,1 Stralsund, Hansestadt 3.890 1.774 1.559 3.420 45,6 Barth, Stadt 4.080 506 244 1.970 12,4 Ribnitz-Damgarten, Stadt 12.159 985 141 1.746 8,1 Altenpleen 2.005 104 45 867 5,2 Gro§ Mohrdorf 4.156 100 21 893 2,4 Klausdorf 1.116 62 62 1.115 5,6 Kramerhof 1.790 354 90 454 19,8 Preetz 1.415 79 74 1.314 5,6 Prohn 1.609 117 119 1.628 7,3 Bartelshagen II b. Barth 1.449 67 34 737 4,6 Fuhlendorf 1.706 148 57 655 8,7 Karnin 1.242 57 22 488 4,6 Löbnitz 2.165 132 37 613 6,1 Lüdershagen 1.394 71 44 864 5,1 Pruchten 817 101 86 691 12,4

154 Gemeinden Fläche Siedlungs- und Bevölkerungs- Siedlungs- Besiedlungs- gesamt Verkehrsfläche dichte dichte grad Teilregionen ha ha EW/km2 EW/km2 % Saal 3.399 201 45 764 5,9 Divitz-Spoldershagen 2.789 114 18 428 4,1 Kenz-Küstrow 1.723 93 32 594 5,4 Gro§ Kordshagen 1.609 60 27 717 3,7 Lüssow 1.886 128 49 713 6,8 Neu Bartelshagen 1.736 73 24 571 4,2 Wendorf 1.568 116 69 938 7,4 Südliche Boddenküste 55.703 5.444 187 1.914 9,8 Gingst 2.166 162 70 940 7,5 Kluis 2.140 96 17 378 4,5 Neuenkirchen 2.287 135 20 335 5,9 Schaprode 1.965 100 30 588 5,1 Trent 3.539 166 27 567 4,7 Ummanz 4.183 180 18 416 4,3 Altefähr 2.059 134 66 1.021 6,5 Dreschvitz 2.252 160 36 506 7,1 Rambin 3.143 182 35 610 5,8 Samtens 3.244 221 71 1.039 6,8 Altenkirchen 2.241 164 55 748 7,3 Breege 1.599 128 51 642 8,0 Dranske 2.057 167 102 1.262 8,1 Putgarten 1.268 95 23 312 7,5 Wiek 2.553 194 50 654 7,6 Westrügen 36.696 2.284 43 697 6,2 Zingst 5.033 403 64 802 8,0 Born a. Dar§ 6.012 222 20 534 3,7 Prerow 1.117 185 162 973 16,6 Wieck a. Dar§ 893 100 84 747 11,2 Insel Hiddensee 1.895 148 63 809 7,8 Dar§/Zingst 14.950 1.058 55 771 7,1 Nationalparkregion 112.139 9.413 121 1.445 8,4 Mecklenburg-Vorpommern 2.317.263 155.257 77 1.144 6,7 Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern; eigene Berechnungen, 2000.

In der gesamten Nationalparkregion leben rd. 136.000 Im Zeitraum 1998 bis 2000 verlief die Entwicklung relativ Menschen. Sie verteilen sich mit fast 60.700 Einwohnern konstant. In dieser Teilregion ist die natürliche Komponen- auf Stralsund, während die restliche Region dünn besie- te der Bevölkerungsentwicklung von 1998 bis 2000 aus- delt ist. Nachdem im Zeitraum von 1990 bis 1995 noch in schlaggebend. Geringen Einwohnerzuwachs hat Zingst, der der gesamten Nationalparkregion die Einwohnerzahlen aber durch die rückläufige Entwicklung in Wieck und Born sanken, deutete sich bis 1998 eine Stabilisierung an, die kompensiert wird. Alle vier Gemeinden haben eine niedri- sich in den Folgejahren bis auf das Teilgebiet Fischland ge bis mittlere Bevölkerungsdichte, allerdings mit einer nicht fortsetzte. Um Aussagen zu Verflechtungen des weiten Spannbreite. Born ist mit 20 EW/km2 eine Gemein- Nationalparks mit der Nationalparkregion zu erhalten, de mit extrem niedrigem Dichtewert. Prerow liegt hinge- sind kleinräumigere Betrachtungen notwendig Tabellen gen mit 162 EW/km2 doppelt so hoch wie das Landesmittel 21 und 22. (77 EW/km2). Insel Hiddensee hat weiterhin Bevölke- rungsverluste. In den vier Gemeinden des Bereiches Dar§/Zingst leben rd. 8.000 Einwohner und auf der Insel Hiddensee kommen Die Einwohnerzahl des Bereiche von Graal-Müritz bis noch einmal etwa 1.200 hinzu. Zingst ist in diesem Gebiet Ahrenshoop kommt der des Darß/ Zingst nahe. Die Bevöl- die bevölkerungsreichste Gemeinde. Danach folgt Prerow. kerungszahl ist hier leicht steigend. Wustrow hat einen ge-

155 ringen Einwohnerrückgang und Ahrenshoop eine nahezu der Landesdurchschnitt. Eine Besonderheit dieser Kom- konstante Bevölkerungsentwicklung seit 1998. Graal-Mü- munen ist der hohe Besiedlungsgrad. Ein Fünftel der Flä- ritz und Dierhagen erreichen einen Zuwachs, der die Ge- che der Gemeinden Graal-Müritz und Ahrenshoop ist samtentwicklung dieses Bereiches dominiert. Zu drei Siedlungs- und Verkehrsfläche. In Wustrow ist es ein Vierteln ist der geringe Bevölkerungszuwachs auf Wande- Sechstel. Dies ist in der Nationalparkregion nach Stral- rungsgewinne zurückzuführen. In den Jahren 1998 bis sund der höchste Besiedlungsgrad. Dierhagen liegt mit ei- 2000 stehen hier knapp 1.600 Zuzügen etwas über 1.200 nem Siedlungsflächenanteil von 8,3 % noch deutlich über Fortzüge gegenüber. Die 4 Gemeinden weisen seit 1998 dem Landesdurchschnitt (6,7 %). Graal-Müritz hat nach positive Wanderungssalden auf. Zwei Drittel aller Wande- Stralsund neben der höchsten Bevölkerungsdichte auch rungsgewinne dieses Gebietes entfallen auf Graal-Müritz. die höchste Siedlungsdichte mit 2.241 EW/km2 Sied- Dieser Teilraum der Nationalparkregion hat die zwei- lungsfläche. Hier wirkt sich u. a. der hohe Suburbanisie- thöchste Einwohnerdichte. Sie ist ca. doppelt so hoch wie rungsdruck der benachbarten Hansestadt Rostock aus.

Tab. 22: Bevölkerung in der Nationalparkregion

Gemeinden Einwohner Teilregionen 1990 1998 1999 2000 Graal-Müritz 4.064 3.794 3.836 3.901 Ahrenshoop 895 821 829 822 Dierhagen 1.575 1.655 1.687 1.699 Wustrow 1.516 1.403 1.404 1.384 Fischland (im weiteren Sinne) 8.050 7.673 7.756 7.806 Stralsund, Hansestadt 73.053 61.711 61.341 60.663 Barth, Stadt 11.581 10.221 10.095 9.965 Ribnitz-Damgarten, Stadt 18.641 17.381 17.276 17.200 Altenpleen 946 882 891 904 Gro§ Mohrdorf 687 839 873 891 Klausdorf 444 646 694 697 Kramerhof 710 1.347 1.482 1.610 Preetz 496 939 995 1.041 Prohn 1.137 1.787 1.838 1.912 Bartelshagen II b. Barth 535 487 494 491 Fuhlendorf 876 965 977 972 Karnin 270 279 289 279 Löbnitz 972 814 824 810 Lüdershagen 649 653 646 614 Pruchten 663 704 690 700 Saal 1.702 1.610 1.591 1.533 Divitz-Spoldershagen 516 470 477 489 Kenz-Küstrow 547 570 567 553 Gro§ Kordshagen 470 427 424 427 Lüssow 527 885 896 915 Neu Bartelshagen 454 464 462 416 Wendorf 374 988 1.076 1.088 Südliche Boddenküste 116.250 105.069 104.898 104.170 Gingst 1.715 1.506 1.483 1.527 Kluis 340 329 372 364 Neuenkirchen 546 458 468 452 Schaprode 662 634 611 589 Trent 1.079 961 946 943 Ummanz 778 711 746 749 Altefähr 1.138 1.393 1.370 1.367 Dreschvitz 786 779 775 809 Rambin 984 1.066 1.086 1.112

156 Gemeinden Einwohner Teilregionen 1990 1998 1999 2000 Samtens 2.520 2.339 2.272 2.291 Altenkirchen 1.462 1.233 1.203 1.224 Breege 887 861 838 821 Dranske 3.778 2.513 2.290 2.103 Putgarten 339 301 302 297 Wiek 1.484 1.278 1.266 1.269 Westrügen 18.498 16.362 16.028 15.917 Zingst 3.306 3.206 3.186 3.230 Born a. Dar§ 1.254 1.194 1.192 1.187 Prerow 1.872 1.791 1.811 1.805 Wieck a. Dar§ 799 773 772 747 Insel Hiddensee 1.261 1.214 1.208 1.196 Dar§/Zingst 8.492 8.178 8.169 8.165 Nationalparkregion 151.290 137.282 136.851 136.058 Mecklenburg-Vorpommern 1.848.507 1.798.689 1.789.322 1.775.703 Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern; eigene Berechnungen

Graal-Müritz als Umlandgemeinde ist Bestandteil des nen au§ergewöhnlich hohen Landschaftsverbrauch zur Ordnungs- und Verflechtungsraumes des Oberzentrums Folge haben. Vor allem die starken Zuwanderungen der Rostock. Bevölkerung aus der Hansestadt Stralsund führten neben Entlang der südlichen Boddenküste leben rund 104.200 anderen Gemeinden im Verflechtungsraum der Stadt zu Menschen. Ein Teil dieser Gemeinden hat seine Lage im diesem Zuwachs. Ein Vergleich der Entwicklung des Ordnungsraum der Hansestadt Stralsund aber auch im Wohnungsbestandes bzw. der Baufertigstellungen belegen Vorsorgeraum für Naturschutz und Landschaftspflege im dies auch. westlichen Bereich. Deshalb bestehen hier stark unterschiedliche bzw. erheblich voneinander abweichende Die Gemeinden Westrügens bilden ein zusammenhängen- Bevölkerungsstrukturen und -entwicklungen. Im Gebiet des Gebiet, das in der Nationalparkregion am dünnsten be- zwischen Ribnitz-Damgarten und Barth ging die Bevölke- siedelt ist. Die Bevölkerungsdichte liegt mit 43 EW/km2 rungszahl zurück. Die Städte Barth und Ribnitz-Damgar- am niedrigsten. Alle Gemeinden (bis auf Dranske) liegen ten verloren rund 2.600 Einwohner. Die umliegenden Ge- unter der Bevölkerungsdichte des Landes. In den Gemein- meinden stagnierten in ihrer Entwicklung bzw. hatten den Westrügens leben rund 15.900 Menschen. Durch einen auch Bevölkerungsverluste. Abgesehen von der Hanse- Überschuss von Zuwanderungen konnte sich die Einwoh- stadt Stralsund nahm seit 1990 die Einwohnerzahl in zum nerzahl seit1998 fast konstant halten. Neben Gemeinden, Ordnungsraum Stralsund zählenden Gemeinden des Ge- die einen Bevölkerungszuwachs seit 1990 haben (Altefähr, bietes südliche Boddenküste beträchtlich zu. Der hohe Rambin, Kluis, Dreschwitz) überwiegt die Zahl derer, die Siedlungsdruck, der von Stralsund auf diese Gemeinden zum Teil starke Bevölkerungsrückgänge haben. Besonders ausstrahlt, wird an der Bevölkerungsentwicklung sichtbar. stark ist der Rückgang in Dranske mit fast 1.700 Einwoh- In der Gemeinde Wendorf hat sich der Bevölkerungsstand nern. Seit 1990 verringerte sich die Bevölkerung in diesem im Verlauf von 10 Jahren auf fast 1.100 Einwohner ver- Teilgebiet der Nationalparkregion um mehr als 2.500 Ein- dreifacht. Ein Fünftel der Katasterfläche Kramerhofs ent- wohner. fällt inzwischen auf Siedlungs- und Verkehrsflächen. Dies ist eher ein Anteil, der typisch für städtisch geprägte Sied- lungen ist. Das ist das Dreifache des im Land üblichen 2 Wirtschaft, Erwerbsstruktur und Anteils. So ist auch die seit 1990 eingetretene Verdoppe- Arbeitslosigkeit lung der Einwohnerzahl der Gemeinde Kramerhof durch Stadt-Umland-Wanderung zu erklären. Ähnlich hoch ist Beschäftigungsentwicklung die stürmische Bevölkerungsentwicklung in Preetz und in Das Land Mecklenburg-Vorpommern ist von einem starken Prohn. Der mit mehr als der Hälfte der Einwohnerzahl des wirtschaftlichen Umstrukturierungsprozess betroffen. Jahres 1990 erreichte Zuwachs in Klausdorf und der Be- Gravierend ist der Rückgang der Beschäftigung auch noch völkerungszuwachs um ein Drittel in Groß Mohrdorf deu- gegenwärtig. Mitte 1999 waren im Land noch über ten auf massive Suburbanisierungstendenzen hin, die ei- 601.400 Sozialversicherte beschäftigt. Ein Jahr später sind

157 es nur noch knapp 590.700. In der Landwirtschaft setzte schaft und Fischerei bestimmende Wirtschaftszweige. Da- gleich zu Beginn der 90-er Jahre ein massiver Strukturum- neben spielten der Tourismus (Feriendienst und Camping) bruch ein, der auf Grund der agrarischen Prägung ein- und das Militär eine bedeutende Rolle. Heute ist die Be- schneidende Folgen für den ländlichen Raum hatte. Im deutung der Landwirtschaft als Arbeitgeber mit einem Be- „Produzierenden Gewerbe“ setzte der Arbeitsplatzabbau schäftigtenanteil von 4,9 % deutlich geringer, liegt jedoch später ein, war aber auch sehr massiv. Hier waren in beson- über dem Landeswert von 4,5 %. Der Arbeitsmarkt der vier derer Weise Schiffbau, Fischerei und Fischverarbeitung be- Dar§-Zingst-Gemeinden wird vom Fremdenverkehr ge- troffen. Im ãVerarbeitenden Gewerbe“ verringerte sich die prägt. Werden Fremdenverkehr und indirekt abhängige Beschäftigtenzahl seit 1991 um mehr als die Hälfte von Wirtschaftsbereiche zusammengefasst, sind annähernd 4 102.400 auf 47.900. In den Kreisen Nordvorpommern, Rü- von 5 sozialversichert Beschäftigten tätig. Im Bereich gen und der Hansestadt Stralsund nahm hier die Beschäf- ãHandel, Gastgewerbe und Verkehr“ besteht jeder zweite tigtenzahl von 13.900 auf knapp 5.300 Mitte 2000 noch Arbeitsplatz. Besonders stark ist der Kurbetrieb an der ho- stärker ab. hen Beschäftigung beteiligt. Zwei von drei Beschäftigten Die Beschäftigtenstruktur hat sich seit Beginn der 90er sind Frauen. „Produzierendes Gewerbe“ ist stark unter- Jahre grundlegend gewandelt. Bis 1990 war die Landwirt- durchschnittlich. schaft wichtiger Arbeitgeber. Daneben waren Militärstan- dorte (Zingst, Barth, Stralsund, Ummanz, Dranske u. a.) Der Bereich Graal-Müritz bis Ahrenshoop ist von seinen und Tourismus (Zingst, Prerow, Wustrow; Born, Ahrens- wirtschaftlichen Strukturdaten nicht viel anders geprägt als hoop, Dierhagen, Graal-Müritz) von Bedeutung. Industrie der benachbarte Raum Dar§/Zingst. Arbeitsplätze, die di- hatte bis auf wenige Standorte wie Stralsund, Ribnitz- rekt und indirekt vom Tourismus abhängen, bestimmen Damgarten und Barth nur geringen Stellenwert. auch hier den Arbeitsmarkt, jedoch ist die Dominanz nicht Um die Wirtschafts- und Erwerbssituation in der Natio- so hoch wie im benachbarten Dar§/Zingst. Landwirtschaft nalparkregion differenzierter betrachten zu können, ist ei- spielt mit nicht einmal einem Prozent der Beschäftigten ne Darstellung nach Teilräumen erforderlich. keine Rolle. Annähernd jeder Achte geht im ãProduzieren- Die Hansestadt Stralsund dominiert die Nationalparkre- den Gewerbe“ einer Beschäftigung nach. Die Bereiche gion. Mit knapp 25.500 sozialversichert Beschäftigten ãHandel, Gastgewerbe und Verkehr“ sowie „Sonstige Mitte 2000 sind mehr als die Hälfte der 46.600 Beschäf- Dienstleistungen“ sind jeweils mit etwas über 40 % an der tigten der Region hier tätig. Damit ist die Hansestadt Beschäftigung beteiligt. das wichtigste Arbeitsmarktzentrum. Die einwohnerbezo- gene Beschäftigtenquote liegt hier stark überdurchschnitt- Das Gebiet Südliche Boddenküste wird in erster Linie lich bei 420 Beschäftigten je 1.000 Einwohner. Landes- durch das Dienstleistungs- und Wirtschaftszentrum Stral- weit sind es 333 Beschäftigte je 1.000 Einwohner. Diese sund dominiert, danach durch Ribnitz-Damgarten als be- hohe Beschäftigtenquote drückt zugleich die hohen Aus- deutendem Gewerbestandort. Im Segment ãSonstige gleichspotentiale der Stadt für das umgebende Umland Dienstleistungen“, das annähernd jeden zweiten Arbeits- aus. Stralsund ist ein bedeutendes Einpendlerzentrum platz bietet, finden mehr als 6.000 Beschäftigte Arbeit. für die Menschen der südlichen Boddenküste und Süd- „Produzierendes Gewerbe“ mit knapp 3.600 und „Handel, westrügens. Bedeutendster Beschäftigtenzweig ist der Gastgewerbe und Verkehr“ mit 3.400 Beschäftigten sind Bereich „Sonstige Dienstleistungen“ mit 14.700 Arbeit- annähernd gleich stark vertreten. Mit der Hälfte der Land- nehmern. Mit jeweils 5.300 Arbeitsplätzen sind das wirtschaftsbeschäftigten der Nationalparkregion ist die „Produzierende Gewerbe“ und „Handel, Gastgewerbe ländliche Prägung der Teilregion Südliche Boddenküste und Verkehr“ wichtige Beschäftigungsbereiche der deutlich. Stadt. In den übrigen Gemeinden der Nationalparkregion sind Im Bereich Westrügen dominieren die Beschäftigungs- über 22.200 Beschäftigte tätig. Auch hier sind ãSonstige zweige „Sonstige Dienstleistungen“ und „Handel, Gastge- Dienstleistungen“ mit über 8.900 Beschäftigten der stärk- werbe und Verkehr“ den Arbeitsmarkt. Fast zwei Drittel ste Sektor. Mit 7.200 Arbeitnehmern im ãHandel, Gastge- der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten in werbe und Verkehr“ ist das Gefälle zu „Sonstigen Dienst- diesen beiden Bereichen. Im „Produzierenden Gewerbe“ leistungen“ im Vergleich zur Hansestadt Stralsund geringer arbeitet nahezu jeder Vierte. Mit 10,5 % der Arbeitsplätze ausgeprägt. Im „Produzierenden Gewerbe“ sind über 4.900 ist der Anteil von „Land-, Forstwirtschaft und Fischerei“ Beschäftigte tätig. In der „Land-, Forstwirtschaft und Fi- von allen 4 Teilgebieten am höchsten. Im Bereich der Äm- scherei“ gehen mehr als 1.100 Sozialversicherte einer Be- ter Gingst und Südwest-Rügen ist Landwirtschaft noch schäftigung nach. stärker vertreten. Westrügen hat mit 201 Beschäftigten je 1.000 Einwohner die niedrigste Beschäftigtenquote und Die Wirtschaftsstruktur von Dar§ und Zingst war stark liegt damit um mehr als ein Drittel unter der der National- agrarisch geprägt. Früher waren Landwirtschaft, Forstwirt- parkregion und des Landes. Dies ist Hinweis auf ein gerin-

158 Tab. 23: Beschäftigte und Beschäftigtenstruktur

Gebiet Sozialversichert Beschäftigte (Mitte 2000) Gesamt Land- und Produzierendes Handel, Sonstige Forstwirtschaft, Gewerbe Gastgewerbe Dienstleistungen Fischerei und Verkehr Pers. % % % % Südliche Boddenküste 37.955 1,9 22,6 22,1 53,3 Zingst/Dar§ 2.891 4,9 15,3 50,8 29,1 Fischland (im weiteren Sinne) 2.566 0,8 12,1 45,3 41,7 Westrügen 3.204 10,5 19,0 39,2 31,3 Nationalparkregion 46.616 2,7 21,3 26,4 49,7 Hansestadt Stralsund 25.451 0,7 20,7 20,9 57,7 Landkreis Nordvorpommern 31.159 6,8 27,1 25,8 40,3 Landkreis Rügen 24.536 4,1 19,4 37,5 38,9 Quelle: Statistisches Landesamt; eigene Berechnungen

Tab. 24: Landwirtschaftliche Betriebe und Flächennutzung - September 1999

Gebiet Landwirtschaftliche Betriebe Bodennutzung Mitt- Gesamt darunter mit einer landwirtschaftlich genutzte Fläche lere landwirtschaftlich genutzten Be- Fläche von …bis unter … ha* triebs- unter 100 100-500 500-1000 Gesamt darunter größe Anzahl Ackerland Dauergründland ha ha ha ha Südliche Boddenküste 123 59 28 12 37.371 30.649 6.543 304 Zingst/Dar§ 4 0 0 0 891 33 858 223 Fischland 16 10 5 0 5.468 515 4.953 342 Westrügen 120 83 26 0 25.558 20.570 4.983 213 Nationalparkregion 263 152 59 12 69.288 51.767 17.337 263 Hansestadt Stralsund 5 0 0 0 2.436 2.002 434 487 Landkreis Nordvorpommern 445 232 124 47 137.334 107.031 29.987 309 Landkreis Rügen 235 149 55 11 60.539 49.688 10.807 258 Quelle: Statistisches Landesamt; eigene Berechnungen *Untergliederung nach Betriebsgrößengruppen aus Datenschutzgründen nicht vollständig; Betriebserfassung nach dem Hauptsitz des Betriebes.

Tab. 25: Anbaustrukturen 1999

Gebiet Vom Ackerland entfielen auf Getreide Kartoffeln Zuckerrüben Winterraps Futterpflanzen ha ha ha ha ha Südliche Boddenküste 17.430 261 1.227 5.952 3.077 Zingst/Dar§ 20 0 0 0 10 Fischland (im weiteren Sinne) 361 3 0 59 1 Westrügen 12.628 25 638 3.945 1.180 Nationalparkregion 30.439 289 1.865 9.956 4.268 Hansestadt Stralsund 1.044 0 77 381 93 Landkreis Nordvorpommern 63.069 1.394 3.507 20.833 8.877 Landkreis Rügen 28.799 329 1.300 9.527 4.266 Quelle: Statistisches Landesamt; eigene Berechnungen

159 ges Arbeitsplatzangebot und deutet auf starke Pendlerbe- triebeschäftigten bestand in der Hansestadt Stralsund. Die wegungen hin. Städte Ribnitz-Damgarten und Barth haben noch nennens- 1999 bestanden etwa 260 landwirtschaftliche Betriebe in werte Industrieunternehmen. In den anderen Gemeinden ist der Nationalparkregion. Bei der Zahl landwirtschaftlicher das verarbeitende Gewerbe kaum vertreten. Das Schwerge- Betriebe dominieren die Teilgebiete Südliche Boddenküste wicht im verarbeitenden Gewerbe liegt bei Vorleistungsgü- und Westrügen mit jeweils rund 120 Betrieben. Ihre Zahl ter- und Investitionsgüterproduzenten, die jeweils ein Drit- auf Zingst/Dar§ und dem Fischland ist unbedeutend. tel der Industrieunternehmen stellen. Im Teil Westrügens Zu drei Vierteln wird die landwirtschaftlich genutzte Flä- existiert im Vergleich zum Landkreis eine verhältnismäßig che in der Nationalparkregion als Ackerland genutzt und geringe Zahl industrieller Betriebe. Auf Rügen fällt der An- ein Viertel als Dauergrünland. Im Gegensatz zu den bei- teil der Verbrauchsgüter produzierenden Betriebe auf. Hier den anderen Teilgebieten dominiert in den Bereichen hat das Ernährungsgewerbe mit der Hälfte der Unterneh- Zingst/Darß und Fischland die Grünlandbewirtschaftung men einen hohen Anteil. mit über 90 %. Der Anteil landwirtschaftlich genutzter Fläche der Nationalparkregion liegt zu knapp 90 % im Baugewerbe Gebiet der Südlichen Boddenküste und auf Westrügen. Das Baugewerbe (Bauhaupt- und Ausbaugewerbe) hat mit Fischland und Zingst/Dar§ haben nur in geringem Um- 215 Betrieben in der Nationalparkregion eine gro§e wirt- fang (ein Zehntel) Anteil an der landwirtschaftlich ge- schaftliche Bedeutung. Ein Drittel dieser Baubetriebe hat nutzten Fläche. In der Landnutzung nach Anbauarten do- in der Hansestadt Stralsund seinen Sitz. Mitte des Jahres minierte der Getreideanbau auf fast drei Fünfteln der 2000 waren in der Nationalparkregion im Baugewerbe Ackerfläche. Knapp zwei weitere Fünftel entfielen auf über 3.900 Beschäftigte tätig. Auch hier konzentriert sich den Anbau von Winterraps. Kartoffeln und Zuckerrüben die Beschäftigtenzahl mit über 1.500 auf Unternehmen wurden auf 4 % des Ackerlandes angebaut. Nach Teilge- der Hansestadt Stralsund. Danach bestehen noch nennens- bieten der Nationalparkregion ergeben sich nur geringe werte Größenordnungen in Ribnitz-Damgarten mit 35 Be- Abweichungen in den Proportionen nach Anbauarten. trieben mit über 850 Beschäftigten und in Barth mit Günstige natürliche Bedingungen für die Landwirtschaft 14 Betrieben und knapp 300 Beschäftigten. Die Betriebs-

Tab. 26: Betriebe und Beschäftigte im Baugewerbe

Gebiet Baugewerbe am 30.6. 2000 Betriebe Beschäftigte* Bauhauptgewerbe Ausbaugewerbe Bauhauptgewerbe Ausbaugewerbe 1234 Südliche Boddenküste 110 54 2.379 1.038 Zingst/Dar§ 8 1 60 0 Fischland (im weiteren Sinne) 15 7 186 69 Westrügen 16 4 139 49 Nationalparkregion 149 66 2.764 1.156 Hansestadt Stralsund 50 24 996 520 Landkreis Nordvorpommern 127 62 2.673 1.152 Landkreis Rügen 82 41 1.031 834 Quelle: Statistisches Landesamt; eigene Berechnungen *Datenschutzfälle für Teilgebiete nicht enthalten

(relativ hohe Ackerzahlen) im Süden der Nationalparkre- größe im Baugewerbe Westrügens und auf Zingst/Darß gion und dem Süden des Kreises Nordvorpommern geben ist deutlich geringer (Hälfte der Arbeitsplätze je Betrieb) der Landwirtschaft gute Bestandsaussichten. Hingegen als im Gebiet Fischland und südliche Boddenküste, sind diese Voraussetzungen im Gebiet Fischland/Dar§/ die etwa dem Landesmittel von ~ 20 Beschäftigten ent- Zingst bedeutend ungünstiger. spricht. Verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden (Betriebe mit 20 und mehr Beschäf- Die Struktur der Betriebe ist ähnlich der im Land bestehen- tigten) den mehr als 2.700 Betriebe des Baugewerbes. Etwa zwei In der Nationalparkregion existierten Ende September Drittel entfallen auf das Bauhauptgewerbe und ein Drittel 2000 noch 32 Betriebe mit rd. 2.550 Arbeitnehmern. Die auf das Ausbaugewerbe. Insgesamt sind im Land rund Hälfte dieser Betriebe mit mehr als vier Fünfteln der Indus- 54.300 Beschäftigte im Baubereich tätig.

160 Tab. 27: Betriebe und Beschäftigte im Handwerk

Gebiet Handwerk am 31.3. 1999 Unternehmen Anteile in % Beschäftigte Mittlere Verarbeitendes Baugewerbe Dienstleitungen am 30.9. Betriebs- Gewerbe des größe Vorjahres Beschäftigte 1 23456 Südliche Boddenküste 645 18,6 48,7 32,7 9.008 14,0 Zingst/Dar§ 33 18,2 51,5 30,3 193 5,8 Fischland (im weiteren Sinne) 120 25,0 48,3 26,7 998 8,3 Westrügen 92 20,7 45,7 33,7 706 7,7 Nationalparkregion 890 19,7 48,4 31,9 10.905 12,3 Hansestadt Stralsund 321 15,3 50,2 34,6 5.004 15,6 Landkreis Nordvorpommern 779 21,7 48,0 30,3 9.461 12,1 Landkreis Rügen 513 18,9 47,4 33,7 5.535 10,8 Quelle: Statistisches Landesamt; eigene Berechnungen

Handwerk Westrügens sind mit knapp 7 Mitarbeitern kleiner. Dies Sehr hohes beschäftigungspolitisches Gewicht hat das trifft auch auf die Teilgebiete Zingst/Dar§ und Fischland Handwerk in der Nationalparkregion. Das wird an der zu, die ebenfalls mit ~ 8 Beschäftigten/Handwerksbetrieb Tatsache deutlich, dass in Handwerksbetrieben mehr unter dem Mittelwert liegen. Der Bereich der südlichen Menschen Arbeit finden als in Industrie und Baugewerbe Boddenküste liegt mit ~ 14 Handwerksbeschäftigten über zusammen. dem mittleren Wert. Auch im Handwerk zeigt sich das Ge- Etwa 900 Handwerksbetriebe beschäftigen rund 11.000 wicht der Hansestadt Stralsund, in der annähernd 16 Ar- Mitarbeiter. Auch hier hat die Hansestadt Stralsund das beitskräfte je Handwerksbetrieb tätig sind. Schwergewicht mit einem Drittel der Handwerksbetriebe und knapp der Hälfte der Beschäftigten. In Ribnitz-Dam- Arbeitsmarkt garten sind mehr als 150 Handwerksbetriebe ansässig, die Die Arbeitsmarktentwicklung ist seit 1995 bis 2000 un- etwas über 2.000 Arbeitsplätze bieten. Mit nahezu 90 günstig verlaufen. Da kleinräumige Angaben auf Gemein- Handwerksbetrieben und 750 Handwerksarbeitsplätzen in de- bzw. Ämterebene nicht vorliegen, wird auf die Dienst- Gemeinden des Amtes Dar§/Fischland ist hier auch eine stellen der Arbeitsämter als kleinste verfügbare Einheit Konzentration vorhanden, die so nicht in ländlichen Gebie- zurückgegriffen. In den Dienststellen Ribnitz-Damgarten, ten typisch ist. Nach Wirtschaftszweigen gegliedert, kann Stralsund und Bergen, die mehr als die Fläche der Natio-

Tab. 28: Arbeitslose und Arbeitslosenquoten 1995 und 2000 (Jahresdurchschnitt)

Arbeitsamtsdienststelle Arbeitslose Arbeitslosenquote* Arbeitslose Arbeitslosenquote* 1995 2000 Bergen 6.644 18,7 6.865 19,1 Ribnitz-Damgarten 5.052 18,9 6.203 22,2 Stralsund 6.988 16,8 8.803 21,0 Summe 18.684 18,0 21.871 20,7 Mecklenburg-Vorpommern 132.850 16,2 162.998 19,0 * Arbeitslose in Prozent der abhängigen zivilen Erwerbspersonen Quelle: Landesarbeitsamt Nord ein Fünftel der Handwerksbetriebe der Nationalparkregion nalparkregion umfassen, nahm die Arbeitslosenzahl (JD) dem verarbeitenden Gewerbe, nahezu die Hälfte der Bau- um fast 3.200 auf 21.900 zu. Das entspricht einem Zu- wirtschaft und ein knappes Drittel dem Dienstleistungsbe- wachs von 17,1 %. Landesweit waren es 30.100 Arbeitslo- reich zugeordnet werden. Die Betriebsgrößen in der Natio- se mehr bzw. ein Zuwachs von 22,7 %. Die Spitzen der nalparkregion liegen wie landesweit bei durchschnittlich Arbeitslosigkeit lagen im Land sowie im Bereich der 12 Beschäftigten je Betrieb. Innerhalb der Region bestehen Dienststellen Ribnitz-Damgarten und Bergen im Jahr 1998. hier Unterschiede. Die mehr als 90 Handwerksbetriebe Stralsund hatte 1997 die höchste Arbeitslosenzahl. Durch

161 massive Steigerung von Ma§nahmen der Arbeitsförderung Grund anhaltender Abwanderungen junger Menschen (ABM, SAM u. a.) im Vorfeld der Bundestagswahlwahlen (Ausbildungswanderung bzw. Orientierung auf den west- ab dem Frühsommer 1998 war ein Sinken der Arbeitslo- deutschen Arbeitsmarkt) entwickelt sich die Altersstruktur senzahlen eingetreten. Die Dienststellen Stralsund und ungünstig. Ribnitz-Damgarten hatten im Jahr 2000 gegenüber dem Das Gefälle zwischen vorwiegend durch den Fremdenver- Vorjahresdurchschnitt einen Anstieg um jeweils 400 Ar- kehr demografisch und finanziell prosperierenden Kommu- beitslose. Bergen verzeichnete einen geringeren Zuwachs nen (Steueraufkommen) und wirtschaftlich stagnierenden um rd. 60 Personen. Gebieten abseits der Tourismusgebiete kann sich künftig Alle drei Dienststellen haben eine Arbeitslosenquote über noch verschärfen. Ausnahmen sind Gemeinden im Umland der des Landes Mecklenburg-Vorpommern und weisen der Hansestadt Stralsund, die einen Bevölkerungszuwachs somit auch eine ungünstigere Entwicklung auf. durch anhaltende Suburbanisierungsprozesse erwarten kön- Aussichten nen. Dies führt zu einer Schwächung der Position des Ober- Die Bevölkerungsentwicklung wird künftig rückläufig zentrums Stralsund, da hier oberzentrale Versorgungsfunk- sein. Geburtenzahl und Mortalität werden weiterhin aus- tionen vorgehalten werden müssen. Durch anhaltende einander klaffen und über mögliche Wanderungsgewinne Fortzüge (infolge von fehlenden Erwerbsmöglichkeiten oder in der Nationalparkregion nicht ausgeglichen werden. Die auch aus Gründen der Verbesserung des Wohnumfeldes) aus gravierenden Geburtendefizite und die Wanderungsverluste der Hansestadt ergeben sich Belastungen der Kommunalfi- aus jungen Jahrgängen der Jahre 1989 bis 2000 entfalten nanzen durch zurückgehende Steuereinnahmen. ihre natürliche demografische Wirkung (ãdemografisches Echo“). Mit der rapiden Verschiebung der Altersstruktur in ältere Jahrgänge infolge der selektiven Wirkung der Ab- 3 Tourismus wanderung junger Menschen setzt eine deutliche Überalte- rung der Bevölkerung ein. 3.1 Tourismus in der Nationalparkregion In einigen Gebieten können sich Tendenzen soziodemogra- fischer Segregation vollziehen. Begünstigt wird dies durch Die Wechselbeziehungen und Auswirkungen des Touris- Abwanderungen qualifizierter Menschen, junger Familien mus mit dem und auf den Nationalpark sind eng mit der und Ausbildungswanderer. Zurück bleiben Ältere bzw. Entwicklung einer größer zu fassenden Region verknüpft. Menschen, die auf Grund ihrer sozialen Situation oder Daher wird der Betrachtungsraum auf die Nationalpark- auch der Arbeitsmarktlage kaum Möglichkeiten für eine region erweitert. räumliche Veränderung haben. Besondere Bedeutung im Zusammenspiel von Tourismus- Die Entwicklung des touristischen Angebotes und der und Nationalparkentwicklung hat die Entwicklung der un- Fremdenverkehrsinfrastruktur infolge von spürbaren Er- mittelbaren Nationalpark-Anliegergemeinden auf dem weiterungen der Übernachtungskapazität in Küstennähe Dar§ und Zingst (Wieck, Prerow, Zingst, Born) sowie Hid- seit 1995 lässt den Schluss zu, dass sich die Arbeitslosig- densees (mit den Orten Neuendorf, Vitte, Kloster und Grie- keit in Bäderorten weniger dramatisch entwickelt hat, als ben) und der Gemeinde Ummanz. Weiterhin sind dies die in weiter im Binnenland gelegenen Gebieten. Zudem ist unmittelbaren Randgemeinden entlang der südlichen Bod- mit der Entwicklung in den Bäderorten ein Ausbau des denküste, dem Fischland und der Westküste Rügens. Dienstleistungsbereiches eingetreten, der ebenfalls neue Beschäftigungsmöglichkeiten nach sich zog. Nach Schät- zungen arbeitet derzeit etwa jeder sechste sozialversiche- 3.1.1 Touristische Nachfrage und Zielgruppen rungspflichtige Beschäftigte in Mecklenburg-Vorpommern im Fremdenverkehr oder Gastgewerbe bzw. im Bereich Mecklenburg-Vorpommern konnte im Jahr 2000 in 2.485 tourismusnaher Dienstleistungen. Für die Nationalparkre- gewerblichen Beherbergungsstätten mit 9 und mehr Betten gion kann davon ausgegangen werden, dass dieser Be- insgesamt 4,26 Millionen Gäste und 18,25 Millionen Über- schäftigungsanteil noch bedeutend höher liegt. Anderer- nachtungen verzeichnen. Seit 1993 stieg die Zahl der Be- seits liegt nahe, dass Ferienorte eine deutlich geringere herbergungsstätten, des Gästebettenangebotes und der Betroffenheit von Arbeitslosigkeit aufweisen. Dies trifft Übernachtungen landesweit auf das Zweieinhalbfache. Die ebenso auf Gemeinden im Umland der Hansestadt Stral- Zahl der Übernachtungsgäste verdoppelte sich annähernd. sund zu, die einen beträchtlichen Einwohnerzuwachs zu In den zahlreichen Seebädern, Erholungsorten und Seeheil- verzeichnen haben, die zugezogenen Einwohner aber bädern der Nationalparkregion nahm die Tourismuskapa- weiterhin größtenteils einer Tätigkeit in Stralsund nach- zität sehr stark zu. Jeweils drei Viertel der Einrichtungen gehen. und Übernachtungskapazitäten des gewerblichen Tou- Im Binnenland gelegene Gebiete haben infolge anhaltender rismus entfallen auf diese Orte. Bei Gästeübernachtungen wirtschaftsstruktureller Defizite (vorwiegend landwirt- werden nahezu vier Fünftel aller Übernachtungen in diesen schaftlich orientiert) weiterhin Anpassungsprobleme. Auf Tourismuskategorien erreicht. Nahezu zwei Drittel aller

162 Gästeankünfte werden hier registriert. Die Relation von Als Reisemotive der Urlaubsgäste werden vor allem Natur, Ankünften zu den Übernachtungen weist auf eine über- gesundes Klima, Ruhe und Erholung sowie Badeurlaub ge- durchschnittliche Dauer des Aufenthaltes der Übernach- nannt. Die Hiddenseeurlauber nennen zusätzlich die Auto- tungsgäste hin, die auch durch Vorsorge- oder Rehabilita- freiheit der Insel. tionseinrichtungen beeinflusst wird. Mit mehr als 2.100 Die Aktivitäten, die die Gäste im Urlaubsgebiet ausüben angebotenen Gästebetten in Sanatorien, Kurkliniken und wollen, entsprechen im allgemeinen den typischen Erho- Kurheimen ist dieses Segment auch wirtschaftlich und be- lungsformen der landschaftsgebundenen Erholung: Wan- schäftigungspolitisch sehr bedeutend. dern, Baden/Schwimmen, Besuch von Sehenswürdigkei- Der saisonalen Verteilung im Jahr 2000 nach entfallen ten, Naturbeobachtung, Rad fahren, Boot fahren, Surfen, 69,8 % der Reisen nach Mecklenburg-Vorpommern auf die aber auch andere sportliche Aktivitäten, Shopping, Essen Sommersaison (Mai-Oktober). Die durchschnittliche Auf- gehen und Unterhaltung werden genannt. enthaltsdauer erreicht 4,3 Tage. Mit einer mittleren Auslas- Entsprechend der Nachfrage und dem touristischen Ange- tung der angebotenen Gästebetten von landesweit 36,1 % bot können die vier wichtigsten Zielgruppen für die Na- ist 2000 ein weiterer Anstieg eingetreten. Bei den Reise- tionalparkregion abgeleitet werden. motiven dominierten insbesondere „Badeurlaube“, „Erho- lung und Ruhe“ sowie „Natur und Landschaft“. Einen Urlauber: Hier dominiert der 14-Tage-Aufenthalt, aller- überdurchschnittlichen Marktanteil besitzt Mecklenburg- dings mit abnehmender Tendenz Stranderlebnis. Natur, Vorpommern im Bereich des Wassersports. Klima, Landschaft, Ruhe und Erholung sind wichtige Rei- semotive. Generell gelten o.g. allgemeine Aussagen zur Nachfrage auch für die Nationalparkregion. Die Aussagen regiona- Kurgäste: Die Aufenthaltsdauer beträgt drei bis vier Wo- ler Studien und der Gästebefragung des Regionalen Frem- chen. Aufgrund umfangreicher Planungen in der Region denverkehrsverbands Vorpommern können so spezifiziert Dar§/Zingst ist mit einer Erweiterung des Angebots in die- werden. sem Sektor zu rechnen. Im Übernachtungsreiseverkehr kann die Gästestruktur wie folgt beschrieben werden: Die Gäste der Nationalparkre- Kurzurlauber/Wochenendgäste: Sie bleiben zwei bis vier gion sind mehrheitlich Aktivurlauber, Gesundheitsurlauber Tage. Einen starken Anteil haben Sportbegeisterte (Badegäs- und Naturliebhaber. Der Anteil an Badeurlaubern liegt te, Surfer, Segler). Ansonsten finden sich wie bei den Urlau- besonders in der Hauptsaison deutlich über dem Landes- bern die Motive Natur, Landschaft, Ruhe und Erholung. durchschnitt. Als Anreiseverkehrsmittel dominiert der PKW mit 90 % im Tagesausflügler: Die Aufenthaltsdauer der Tagesausflüg- Gebiet Fischland-Dar§/Zingst. Dieser Wert liegt deutlich ler beträgt durchschnittlich 4 bis 6 Stunden. Es dominieren über dem Landesdurchschnitt. Auf Hiddensee ist der Anteil im Sommer Bade-/Strandgäste und Sportbegeisterte. Eine der mit der Bahn angereisten Gäste höher, wobei sich schon heute bedeutsame Gruppe sind aber auch Naturlieb- „Bahn“ hier auf den Hauptstreckenabschnitt der Anreise haber. vom Heimatort nach Stralsund bzw. Bergen bezieht. Im Jahr 2000 standen Gästen 460 gewerbliche Tourismus- Die Nationalparkregion ist eine Ferienregion mit hoher einrichtungen zur Verfügung, die annähernd 28.200 Betten Saisonalität. In den Sommermonaten dominieren die Fa- im Angebot hatten. Über 653.000 Übernachtungsgäste stie- milienurlauber, während in der Vor- und Nachsaison eher gen in gewerblichen Beherbergungsstätten ab. Das ist fast Individualtouristen anreisen. Mit 75 % ist der August der jeder fünfte Übernachtungsgast des Jahres 2000 in Meck- Monat mit der höchsten Bettenauslastung. Über 71 % aller lenburg-Vorpommern. Die durchschnittliche Übernach- Gästeankünfte entfallen auf die Monate Mai bis Oktober. tungsdauer liegt in der Nationalparkregion mit 5,2 Tagen deutlich über dem Landesdurchschnitt. Mit einer Auslas- tung von 36,6 % sind die vorhandenen Übernachtungska- 3.1.2 Art und Umfang des Tourismus pazitäten der Nationalparkregion besser genutzt als landes- weit. Die Spannbreite der Auslastung der Gemeinden mit Bedeutung des Übernachtungsreiseverkehrs in der gewerblichen Beherbergungskapazitäten ist sehr groß. Sie Nationalparkregion im Landesvergleich bewegt sich von unter 20 % (Pruchten 16,8%, Altenkir- Innerhalb des Tourismus des Landes Mecklenburg-Vor- chen, Dranske, Fuhlendorf) bis über 50 % (Graal-Müritz, pommern rangiert die Nationalparkregion mit rd. 3,5 Mio. Wieck, Ahrenshoop 56,2 %). Übernachtungen, das ist ein knappes Fünftel (19,2 %) des Abweichungen vom Landesdurchschnitt ergeben sich be- Tourismus des Landes, hinter Rügen. Damit gehört sie zu züglich der Quellgebiete der Gäste. Etwa die Hälfte von den hochrangigen touristischen Zielen des Landes. Die In- ihnen stammt aus den alten Bundesländern, zusätzlich aus tensität und wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus ist Berlin allein 12 %. jedoch in den Teilregionen sehr unterschiedlich.

163 Beherbergungsangebot tung von über 47 % der gewerblich angebotenen Gästebet- Die Nationalparkregion verfügte im Jahr 2000 über knapp ten erreicht der Bereich zwischen Graal-Müritz und Ah- 28.200 Gästebetten im gewerblichen Fremdenverkehr. Eine renshoop den Spitzenwert der Nationalparkregion. Ma§- Gesamtzahl aller angebotenen Gästebetten (einschließlich geblichen Anteil daran haben Vorsorge- und Kleinanbieter) ist nicht bekannt. Überschlägige Schätzun- Rehabilitationseinrichtungen in Graal-Müritz, Wustrow, gen der Tourismus- und Fremdenverkehrsverbände haben Dierhagen und Ahrenshoop. zum Ergebnis, dass sich in Küstennähe eine Relation von Die Übernachtungszahlen der touristisch gering entwickel- 40 (bis 60) gewerblich angebotenen zu 60 (bis 40) von ten Teilräume der südlichen Boddenküste und im Raum Kleinanbietern vermieteten Betten ergibt. Diese Relation Westrügen sind vergleichsweise niedrig. Das findet seinen ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Im weite- Niederschlag auch in der geringeren Auslastung der Kapa- ren wird davon ausgegangen, dass sich das Bettenangebot zitäten des Beherbergungsgewerbes mit 23,8 %. Die mitt- etwa zur Hälfte auf nicht gewerbliche (Vermieter unter lere Aufenthaltsdauer der Übernachtungsgäste von zwei- 9 Betten) und gewerbliche Vermietung (Betriebe mit min- einhalb Tagen ist ebenfalls Beleg dafür. destens 9 Betten) verteilt. Im Campingbereich stehen zu- Als ein Indiz für die wirtschaftliche Bedeutung des Frem- sätzlich rd. 13.000 Übernachtungsplätze zur Verfügung, denverkehrs kann die Übernachtungsintensität (Übernach- was die Gesamtzahl der Übernachtungsmöglichkeiten auf tungen je 100 Einwohner und Jahr, hier: ohne Camping) rd. 70.000 anwachsen lässt. herangezogen werden. Die höchste Übernachtungsinten- Mehr als die Hälfte aller gewerblich angebotenen Betten sität haben die Gemeinden des Amtes Dar§/Fischland und konzentriert sich auf Fischland und Dar§/Zingst. Zwei der Gemeinde Zingst mit mehr als 14.300 Übernachtun- Drittel der gewerblichen Beherbergungsstätten und ange- gen je 100 Einwohner. Danach folgen Graal-Müritz botenen Gästebetten befinden sich in Seebädern, Seeheil- (11.900), Insel Hiddensee (11.500) und Gemeinden des bädern und Erholungsorten. Beachtenswert ist, dass der Amtes Wittow. Diese drei Teilräume weisen beträchtlich Bereich zwischen Graal-Müritz und Ahrenshoop mit einem höhere Werte auf als im Landesdurchschnitt (1.018). Der Viertel des Bettenangebotes der Nationalparkregion den bundesdeutsche Durchschnittswert liegt bei rd. 397. Die Schwerpunkt im gewerblichen Bereich hat. Auf Dar§/Zingst Gemeinden des Gebietes südliche Boddenküste haben ei- dagegen dominiert das Angebot eindeutig im nichtgewerb- ne deutlich geringere Übernachtungsintensität. Sie liegt lichen Bereich. Die Übernachtungskapazität der Camping- bei 453 Übernachtungen je 100 Einwohner noch über plätze ist im Bereich Graal-Müritz bis Ahrenshoop etwa dem Bundesmittel. Diese hohe Differenzierung innerhalb gleich hoch wie auf dem Dar§. der Nationalparkregion deutet einerseits auf monostruktu- Die Bettenkapazitäten von Westrügen mit über 8.100 Bet- relle Elemente, aber auch auf einseitige saisonal bedingte ten liegen über der Größenordnung der Zahlen der südli- Orientierung hin. Einige Gemeinden sind in hohem Grade chen Boddenküste. Das Angebot im Campingbereich fällt vom Fremdenverkehr abhängig. Neben den wirtschaftlich zu den beiden o.g. Teilräumen ab (rd 2.000 Übernachtungs- positiven Wirkungen resultieren aus den ansteigenden plätze). Tourismusströmen auch Probleme für Umwelt (Verkehrs- Stralsund hat ein dominierendes Angebot im gewerblichen erzeugung und -belastung) und Natur (Flächenversiege- Bereich von mehr als 2.200 Betten. Der Tourismus konzen- lung). triert sich hier auf den Geschäftsreiseverkehr und den Städ- Die Relation der Übernachtungsgäste zur Einwohnerzahl tetourismus. ist auch ein Merkmal der kleinräumigen Tourismusinten- sität. 27 von 1.000 Kommunen hatten im Jahr 2000 eine Fazit: Fischland, Darß/Zingst und Hiddensee verfügen Tourismusintensität von mehr als 20.000 Urlaubern bezo- über mehr als die Hälfte des gesamten Bettenangebotes der gen auf 1.000 Einwohner. 6 von 46 Gemeinden der Natio- Nationalparkregion. Die Spitzengemeinden dieser Regio- nalparkregion entfallen ebenfalls auf diese Gruppe. Bis nen liegen in enger räumlicher Nachbarschaft zu ökolo- auf Breege befinden sich diese hoch frequentierten Ur- gisch hoch sensiblen Bereichen des Nationalparks. Andere laubsorte im Gebiet von Fischland und Dar§/Zingst. Lan- Teile der Nationalparkregion, wie Westrügen und die südli- desweit erreichte die Tourismusintensität eine Relation che Boddenküste, sind aus touristischer Sicht schwächer von 2.400 Übernachtungsgästen je 1.000 Einwohner. entwickelt. Eine hohe Konzentration auf die Saison (Mai bis Oktober) Der Nachfrageumfang lässt sich anhand der Zahl der Über- ist in den Gemeinden Westrügens mit knapp 83 % aller nachtungen und Gästeankünfte charakterisieren. Die über Übernachtungen des Jahres 2000 zu beobachten. Ein Vier- 3,5 Mio. Übernachtungen in der Nationalparkregion vertei- tel aller Übernachtungen im westrügener Gebiet wurde im len sich ähnlich zum Bettenangebot über die Teilräume. August 2000 realisiert. Deutlich geringer ist die Konzen- Touristisch hoch entwickelte Gebiete, wie Fischland, Dar§/ tration in den dem Fischland zugeordneten Gemeinden in Zingst, Insel Hiddensee werden stärker von Übernach- den Saisonmonaten mit 69 %. Hier liegt der Spitzenwert tungsgästen nachgefragt. Folge ist eine überdurchschnittli- auch im August, ist aber mit 15 % aller Jahresübernachtun- che Verweildauer von mehr als 6 Tagen. Mit einer Auslas- gen erheblich niedriger. Dagegen liegt dieses Gebiet in den

164 Vor- und Nachsaisonmonaten am höchsten bei den reali- ge sowie Ferientage mit sehr schönem Wetter: Mehr als sierten Übernachtungszahlen und hebt sich deutlich von jährlich 15 - 20 derartige Tage werden i. d. R. nicht er- den anderen Regionsteilen ab. Dazu kommt noch, dass hier reicht. die Auslastung der angebotenen Gästebetten mit 47 % in Das Aufkommen im Urlauberausflugsverkehr bewegt sich der Nationalparkregion am höchsten ist. Mit fast 90 % war analog zu den Übernachtungszahlen. Die zeitliche Konzen- die Gästebettenkapazität gleichauf mit Darß/Zingst im Au- tration ist somit mit der Touristensaison identisch und be- gust am höchsten, jedoch sank sie mit Ausnahme der Mo- sonders auf die Monate Juli und August gerichtet. nate Dezember, Januar und Februar im Jahr 2000 nicht un- Eine Bestimmung des Umfangs des Urlauberausflugsver- ter 30 %. Die drei anderen Teilgebiete lagen hier unter der kehrs ist nicht exakt möglich. Insbesondere für die Insel Belegung von einem Fünftel der angebotenen Betten, Hiddensee ist zu berücksichtigen, dass ganz Rügen als Westrügen sogar bei unter einem Zehntel der vorhandenen Quellgebiet für einen Tagesausflug von Urlaubern in Frage Übernachtungskapazität. Dies drückt auch die besonders kommt. Durch die bestehenden und weiter im Ausbau be- stark ausgeprägte Ausrichtung auf die Urlaubssaison aus. findlichen Schiffsverbindungen von Stralsund, Barhöft, Nach ähnlichem Muster verhält sich auch die Zahl der Prerow und Zingst kommen weitere Quellgebiete hinzu. Übernachtungsgäste. Etwa ein Viertel aller Urlauber in den Für den Teilraum Fischland/Darß/Zingst und südliche Bod- Gebieten Dar§/Zingst, Westrügen und südliche Bodden- denküste gilt überschlägig: Bei einem Übernachtungsvolu- küste wählt seine Unterkünfte in den Saisonmonaten hier. men von rd. 2,7 Mio. und rd. 543.000 Gästeankünften In Tourismuseinrichtungen des Fischlandes sind dies nur (ohne Camping) lässt sich eine durchschnittliche Aufent- zwei Drittel der Übernachtungsgäste. haltsdauer von 4,9 Tagen ableiten. Unter der Ma§gabe, Die Nationalpark-Gemeinden sind touristisch hoch entwi- dass jeder Übernachtungsgast etwa jeden 3. Tag einen ckelt (hohe Übernachtungs- und Bettenzahlen, hohe Frem- Ausflug unternimmt, kann für diesen Teilraum mit etwa denverkehrsintensität) und in hohem Maße von diesem Sek- 0,9 Mio. Ausflügen im Jahr gerechnet werden. Dies ist tor abhängig. Die Anliegergemeinden entlang der südlichen allerdings als untere Grenze anzusehen. Der Gro§teil die- Boddenküste und in Westrügen haben ihre touristische Ent- ser Ausflüge ist auf den Nationalpark gerichtet. wicklung bislang nur auf niedrigem Niveau entwickelt. Für Hiddensee bietet es sich an, auf die Passagierzahlen Es ist davon auszugehen, dass im Raum Dar§/Zingst so- der Weißen Flotte zur Quantifizierung zurückzugreifen. wie auf der Insel Hiddensee der Tourismus die wirtschaft- In verschiedenen Studien wird eingeschätzt, dass der Aus- liche Existenz in erheblichem Maße sichert. Einbrüche im flugsverkehr im Gebiet Fischland/Dar§/Zingst langfristig Fremdenverkehr würden hier starke Wirkungen nach sich eine Größenordnung von 1-1,5 Mio erreichen kann. Auf ziehen. Ähnlich ist dies auch auf dem Fischland. In allen Hiddensee wurden bereits 1994 rd. 700.000 Tagesbesucher anderen Teilräumen ist der Tourismus bislang ergänzende registriert. Zusätzlich ist auf dem Darß/Zingst und auf Hid- Einkommensquelle ohne stark dominierenden Einfluss. densee jede Übernachtung in Bezug auf den Ausflugsver- kehr in den Nationalpark relevant, denn schlie§lich liegen Umfang des Tagesausflugsverkehrs die touristischen Zentren umgeben vom Nationalpark. Da Derzeit ist die Angabe einer Besucherzahl für den Natio- große Flächen des Nationalparks Wasserflächen sind, müs- nalpark nicht sinnvoll, da detaillierte Erfassungen fehlen. sten auch die meisten Nutzer der Gewässer als Ausflügler Als Überblick können dennoch die folgenden Zahlenwerte registriert werden. gelten. Da Zahlen über den Ausflugsverkehr nicht vorliegen, muss Besucherströme in der Nationalparkregion sind von dem einerseits auf Erfahrungswerte zu besonders stark frequen- Wohnortausflugsverkehr und dem Urlauberausflugsverkehr tierten Wegabschnitten und Gebieten zurückgegriffen wer- abhängig. den bzw. können andererseits die Besucherzahlen der Na- Als Hauptquellgebiete des Wohnortausflugsverkehrs zäh- tionalpark-Informationszentren Anhaltspunkte liefern. len die Städte Rostock, Stralsund, Schwerin, Lübeck, mit Einschränkungen Hamburg und Berlin. Die Wohnortaus- Regionale und saisonale Verteilung der Nationalpark- flügler verteilen ihre Besuche generell über das ganze Jahr, Besucher auch wenn in der Saison Konzentrationen festzustellen Neben der Zahl der Besucher ist ihre regionale und saiso- sind. Spitzentage sind i. d. R. Sommer-, Sonn- und Feierta- nale Verteilung ausschlaggebend, um Aussagen über die

Tab. 29: Besucheraufkommen in den Informationszentren

Jahr 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Besucher 36.926 31.233 23.279 26.338 30.925 67.777 74.876 71.691 66.648 Erläuterung: Angaben ohne Natureum und Darßer Arche Quelle: Nationalparmat Vorpommersche Boddenlandschaft

165 Frequentierung einzelner Nationalparkgebiete zu treffen. beliebte Urlaubsorte mit sehr hohem Gästeaufkommen. Touristen konzentrieren sich auf die Orte Prerow, Zingst, OBENAUS & WAGNER (1990) beziffern für diese Epo- Ahrenshoop, Wustrow und Dierhagen, dort auf die Ortsla- che die Zahl der Urlaubsgäste für Prerow mit 70.000 Perso- gen sowie den Strand bzw. Wald in unmittelbarer Nähe. Die nen/Jahr, für Zingst mit 60.000 Personen/Jahr. Gemeinden Born und Wieck haben eine deutlich geringere Im Zuge der starken Umstrukturierung setzte direkt nach der Besucherintensität. Auf Hiddensee sind alle Ortsteile stark Wende zunächst ein krasser Besucherrückgang ein. In den besucht. Der Dornbusch als beliebtes Ausflugsziel mit Fern- letzten Jahren ist wieder ein stetiger Anstieg der Ur- sicht wird besonders stark frequentiert. Westrügen und die lauberzahlen festzustellen. südliche Boddenküste haben nur einen geringen Besucher- Der derzeitige Übernachtungsreiseverkehr entspricht fol- anteil. gendem Umfang: Auf Hiddensee entfallen rd. 40 % der Nachfrage auf Mitte Juni bis Ende August, rund 90 % auf April bis Oktober und Die Zahl der Betten in Born, Wieck, Prerow und Zingst nur 10 % auf den Zeitraum zwischen November und März. beträgt in den gewerblichen Betrieben deutlich über 6.800 Generell ist mit einem Ansteigen des Ausflugsverkehrs ins (STATISTISCHES LANDESAMT MV, Stand 7/2000). Für Schutzgebiet zu rechnen (s. o.). Auch bei langfristig stagnie- den nichtgewerblichen Bereich sind keine Angaben veröf- rendem bzw. leicht rückläufigem Wohnortausflugsverkehr fentlicht. ist mit dem Zuwachs der Übernachtungsmöglichkeiten ein Die Zahl der nichtgewerblichen Betten belief sich 1993 Ansteigen des Urlauberausflugsverkehrs verbunden. für alle vier Gemeinden auf rd. 6.300 Betten, wobei die Hälfte des Angebots in Zingst vorhanden ist. Aus der Ent- wicklung der gewerblichen Fremdenverkehrskapazität 3.1.3 Tourismus und Ausflugsverkehr (Verdreifachung landesweit seit 1992) kann ebenso ein in den Gemeinden beträchtliches Anwachsen des Bettenangebotes im nicht- gewerblichen Bereich angenommen werden. Unter Be- Dar§-Zingst-Gemeinden trachtung des gesamten Bettenkontingentes (gewerblich/ Der Bereich Dar§/Zingst ist eine Ferienregion mit langer nichtgewerblich) ist Zingst ebenfalls führend, gefolgt von Tradition. In der DDR waren die Orte Prerow und Zingst Prerow.

Tab. 30: Beherbergungsangebot Darß/Zingst

Gemeinde Betten in nichtgewerblichen Betrieben Betten in gewerblichen Betrieben Übernachtungsplätze (<9B) (>9B) auf Campingplätzen* Born 860 524 1.680 Wieck 889 368 0 Prerow 1.400 2.420 3.500** Zingst 3.200 3.527 560 Gesamt 6.349 6.839 5.740 *Eigene Berechnung: Zahl der Stellplätze x 2,8 (Personen) **Campingplatz Regenbogencamp befindet sich in der Gemarkung Born, wird hier jeodch unter Prerow gezählt. Quelle: Statistisches Landesamt MV; Stand: 07/2000 (gewerbl. Betriebe); 12/1993 (nichtgewerbl. Betriebe); 1995 (Camping).

Tab. 31: Touristische Nachfrage Darß/Zingst

Gemeinde Gästeankünfte in Übernachtungen in Durchschnittl. Übernachtungen gewerblichen Betrieben gewerblichen Betrieben Aufenthaltsdauer in Camping 1995* 2000 2000 gewerblichen Betrieben (Tage) Born 10.800 58.224 5,4 84.000** Wieck 7.631 44.583 5,8 0** Prerow 56.815 344.666 6,1 175.000** Zingst 64.645 461.944 7,1 28.000** Gesamt 139.891 909.417 6,5 287.000** * Rechnerischer Wert: Zahl der Stellplätze x 2,8 (Personen) x 50 (Vollbelegungstage) **Campingplatz Regenbogencamp befindet sich in der Gemarkung Born, wird hier jeodch unter Prerow gezählt. Quelle: Statistisches Landesamt MV

166 Tab. 32: Beherbergungsangebot

Gemeinde Betten in nichtgewerblichen Betten in gewerblichen Übernachtungsplätze Betrieben (<9B) Betrieben (>9B) auf Campingplätzen* Ahrenshoop 511 1.255 0 Dierhagen 320 1.195 1.568 Wustrow 450 1.925 0 Graal-Müritz 726 2.813 3.360 Gesamt 2.007 4.293 4.928 * Eigene Berechnung: Zahl der Stellplätze x 2,8 (Personen) Quelle: Statistisches Landesamt MV; Stand: 2000 (gewerbl. Betriebe); 12/1993 (nichtgewerbl. Betriebe); 1995 (Camping).

Tab. 33: Touristische Nachfrage

Gemeinde Gästeankünfte Übernachtungen Durchschnittliche Übernachtungen in gewerblichen in gewerblichen Aufenthaltsdauer in Camping 1995* Betrieben Betrieben gewerblichen Betrieben 2000 2000 (Tage) Ahrenshoop 36.912 231.459 6,3 0 Dierhagen 31.696 138.844 4,4 78.400 Wustrow 43.291 281.392 6,5 0 Graal-Müritz 62.590 465.234 7,4 168.000 Gesamt 174.489 1.116.929 6,4 246.400 * Rechnerischer Wert: Zahl der Stellplätze x 2,8 (Personen) x 50 Vollbelegungstage Quelle: Statistisches Landesamt MV

Wird das Übernachtungsangebot der Campingplätze einbe- Ressourcen der technischen Infrastruktur und fremdenver- zogen, verschiebt sich das Bild in den Gemeinden Born kehrsnahen Dienstleistungen. und Prerow entscheidend. Der Campingplatz in Born mit Zusätzlich zum Übernachtungsreiseverkehr sind die Ge- 600 Stellplätzen stellt mehr Übernachtungsplätze zur Ver- meinden von einem starken Ausflugsverkehr geprägt, bei fügung als die Privatvermietung im Ort. Bei Prerow domi- dem zwischen Wohnort- und Urlauberausflugsverkehr niert der Campingplatz Regenbogencamp (zur Gemeinde unterschieden werden muss. Für den Bereich Darß/Zingst Born gehörig) mit 1.250 Stellplätzen, was - bezogen auf ist besonders in den Sommermonaten der Urlauberaus- die Übernachtungsplätze - etwa 50 % des gesamten Ange- flugsverkehr prägend. bots der Gemeinde ausmacht. Nach Untersuchungen des Die exakte Zahl an Ausflüglern in die verschiedenen Zielbe- Landestourismusverbandes ist die Zahl der Stellplätze auf reiche des Nationalparks ist bisher nur ungenügend erfasst. Campingplätzen annähernd gleich geblieben. Damit ist da- von auszugehen, dass ihre Zahl auch künftig annähernd Ausgewählte Orte im westlichen Vorfeld des National- konstant bleiben wird. parks Die mit Abstand höchsten Übernachtungszahlen in ge- Ausgewählte Orte im westlichen Vorfeld des Nationalparks werblichen Betrieben verzeichnet Zingst. Zingst führt Vorpommersche Boddenlandschaft wie Ahrenshoop, Wus- auch in der Aufenthaltsdauer der Touristen. Das ist zu- trow, Dierhagen und Graal-Müritz gehören ebenso wie die rückzuführen auf den hohen Anteil (ein Achtel) der Bet- Orte des sich anschlie§enden Bereiches Dar§/Zingst zu tenkapazität im Kur- und Vorsorgebereich. In Prerow einer traditionellen Tourismusregion. Die Gemeinde macht der Campingbereich einen bedeutenden Teil der Ahrenshoop ist direkte Randgemeinde des Nationalparks, Übernachtungen aus. doch zählen auch die anderen genannten Gemeinden zum Wird die Übernachtungsintensität als Gradmesser der wirt- direkten Verflechtungsraum mit dem Nationalpark. schaftlichen Bedeutung des Fremdenverkehrs einbezogen, Die Zahl der Betten in diesen Gemeinden entspricht in et- wird deutlich, dass alle Gemeinden überdurchschnittlich wa dem Muster des Dar§/Zingst, doch ist hier der Bereich hohe Werte erreichen. Zingst sticht hier besonders hervor. der nichtgewerblichen Betten weitaus weniger entwickelt. Aber auch Prerow und Born haben durch die gro§e Betten- Campingplätze stellen etwa die Hälfte des Angebots. Da zahl im nichtgewerblichen Bereich und vor allem im Cam- die Campingplätze in Dierhagen und Graal-Müritz liegen, pingbereich eine sehr hohe Fremdenverkehrsintensität. Da- haben diese beiden Gemeinden, besonders aber Graal-Mü- mit verbunden ist auch eine starke Inanspruchnahme von ritz, beachtlich hohe Bettenkontingente. Bei Graal-Müritz

167 und Ahrenshoop sind bei der Anzahl der Betten im gewerb- Tourismus auf der Insel als zentraler Wirtschaftsfaktor ver- lichen Bereich die Bettenkontingente der Kur- und Reha- deutlicht. Kliniken mit zu berücksichtigen. Noch entscheidender als durch den Urlaubsverkehr wird die Bei der Zahl der Gästeankünfte und der Übernachtungen ist Insel vom Tagesausflugsverkehr geprägt. Auch hierbei gilt Graal-Müritz mit mehr als der Hälfte der Übernachtungen es zwei Kategorien zu unterscheiden: Für den Wohnortaus- führender Fremdenverkehrsort, gefolgt von Ahrenshoop. flugsverkehr sind die Hauptquellgebiete neben der Insel Rü- Die für diese Region gute Auslastung dieser beiden Gemein- gen die Städte Stralsund, Greifswald, Rostock, aber auch den ist u. a. auch auf den Kursektor zurückzuführen. Berlin (z. B. Tagesausflugspauschale der Deutschen Bahn Die Fremdenverkehrsintensität von Wustrow ist die höchste AG), Hamburg und Lübeck. Die Nachfrage der Wohnortaus- dieser vier Kommunen (~ 28.200 Übernachtungen je 100 flügler ist saisonal stark konzentriert, allerdings gibt es Einwohner). Überdurchschnittlich hohe Intensität erreichen schon im Frühjahr und in den Herbst hinein Tage mit stärke- auch die anderen drei Gemeinden. Ein Drittel der gewerb- rem Besucherandrang (besonders auch an den Feiertagen). lichen Übernachtungskapazität von Graal-Müritz entfällt auf Unter den Urlauberausflugsverkehr fallen die Hiddensee- Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen. Daher resultiert Besucher, die von ihrem Urlaubsort aus einen Ausflug nach auch die vergleichsweise hohe Aufenthaltsdauer. Hiddensee unternehmen und dort nicht über Nacht bleiben. Auch der Bereich Graal-Müritz bis Ahrenshoop hat zum Hiddensee ist besonders für die Urlauber von Rügen ein be- übernachtenden Fremdenverkehr einen beachtlichen Anteil liebtes Ausflugsziel. Eine demgegenüber deutlich geringere an Ausflugsverkehr zu verzeichnen. Da hierzu keinerlei Rolle spielt die Halbinsel Fischland/Dar§/Zingst als Quell- Größenordnungen vorliegen, können keine quantitativen gebiet. Die Anreise erfolgt von dort über die Schiffsverbin- Aussagen gemacht werden. Es ist davon auszugehen, dass dung Zingst bzw. Prerow - Hiddensee. Wichtige Quellgebie- das Ausflugsvolumen ähnlich dem des Bereiches Darß/ te sind Stralsund und die restlichen Urlaubsregionen Meck- Zingst ist, wobei Hauptanziehungspunkte hier die Ortschaf- lenburg-Vorpommerns, in denen Hiddensee-Pauschalen oft ten und der Strand sind. zum Ausflugsangebot gehören (Mecklenburgische Ostsee- küste, Seenplatte). Insel Hiddensee Ihre Anzahl und saisonale Verteilung verläuft parallel zum Die Nutzung der Insel Hiddensee als Urlaubsziel geht bis Übernachtungsreiseverkehr. Dies bedeutet für Hiddensee, ins 19. Jahrhundert zurück, vornehmlich als Künstler- und dass die Insel während der Hauptsaison neben den Urlau- Schriftstellerdomizil. Auch schon früher war die Insel ein berzahlen zeitgleich eine besonders hohe Zahl von Ausflü- begehrtes Urlaubsziel, das oft nur nach langjähriger Warte- glern zu verkraften hat. zeit besucht werden konnte. Die Urlauberzahlen stiegen auf 40.000/Jahr an (GEERS 1994). Nach der Wende gingen die Südliche Boddenküste, Westrügen und Ummanz Gästezahlen wieder zurück, verzeichnen aber in den letzten Die Gemeinden der südlichen Boddenküste stehen erst am Jahren wieder stetige Zunahmen von 5-10 %. Anfang einer touristischen Entwicklung. Gleiches gilt für Der derzeitige Übernachtungsreiseverkehr der Insel Hidden- Westrügen und Ummanz. see spielt sich in einer beträchtlichen Größenordnung ab. Die Region südliche Boddenküste hat hinsichtlich der touris- Über 28.100 Übernachtungsgäste nutzten das Angebot von tischen Entwicklung mit dem Nachteil zu kämpfen, im 1.442 gewerblich angebotener Gästebetten. Mit über Hinterland der äußerst attraktiven Ostseeküste zu liegen. 138.000 Übernachtungen mit einer mittleren Aufenthalts- Zusätzlich mindert die schlechtere Wasserqualität die Attrak- dauer der Gäste von 4,9 Tagen wurde eine Übernachtungsin- tivität der Boddengewässer. Trotzdem sind in dieser Region tensität von über 11.500 Übernachtungen je 100 Einwohner touristische Potentiale vorhanden, die erschlossen werden erreicht. Auf der Insel Hiddensee ist die mittlere Bettenzahl können. Im nichtgewerblichen Beherbergungsbereich (Stand der 49 gewerblichen Beherbergungsstätten mit unter 30 Bet- 1993) haben die Stadt Barth (1.400 Übernachtungen) und die ten von allen Küstenorten der Nationalparkregion am nie- Gemeinden Klausdorf (1.010 ÜB), Altenpleen (765 ÜB), drigsten. Der Mittelwert gewerblicher Beherbergungsstätten Fuhlendorf (503 ÜB) und Neu Bartelshagen (290 ÜB) erst im Land liegt seit Jahren Ð abgesehen von geringen Schwan- eine sehr geringe Entwicklung eingeleitet (STATISTISCHES kungen Ð doppelt so hoch bei ~ 60 Betten. LANDESAMT M-V). Für den nichtgewerblichen Bereich Nach Datenlage der Touristinformation von Hiddensee hat liegen gegenüber 1993 leider keine aktuelleren Zahlen vor. die Insel rd. 3.000 Betten, überwiegend im nichtgewerb- Ähnliches gilt für Westrügen inklusive Ummanz. Hier wer- lichen Bereich. Bei rd. 35.000 Gästeankünften und 235.000 den die touristischen Übernachtungen hauptsächlich im Übernachtungen ergibt sich eine durchschnittliche Aufent- nichtgewerblichen Bereich (gesamt 11.816 ÜB 1993) und im haltsdauer der Gäste von 6,7 Tagen. Diese Zahlen liegen Campingbereich (gesamt 101.500 ÜB; rechnerischer Wert) deutlich höher als die der Beherbergungsstatistik. erzielt. Die Gemeinden weisen durchweg sehr geringe Die Übernachtungsintensität liegt bei 11.500. Nach Berech- Übernachtungszahlen auf: Schaprode (4.654 ÜB), Ummanz nungen aufgrund der o.g. Schätzwerte ergibt sich jedoch ei- (3.038), Gingst (1.430 ÜB), Altefähr (1.188 ÜB) Trent ne Intensität von 18.200, eine Zahl, die die Stellung des (736 ÜB), Samtens (680 ÜB) und Rambin (88 ÜB) (angege-

168 ben jeweils Übernachtungen im nichtgewerblichen Bereich Ahrenshoop, Dierhagen, Graal-Müritz, Wustrow, Prerow 1993). Betrachtet man zusätzlich den Campingbereich, so ist und Zingst). Es gibt diverse Pläne bezüglich der Errichtung zu erkennen, dass die erzielten Übernachtungen eine Grö- von Freizeit-/Spaßbädern in der Region Darß/Zingst und in §enordnung ausmachen, die ein Vielfaches des übrigen Graal-Müritz. Es gibt Freizeitbäder auf Rügen und in Rib- Berherbergungsbereichs beträgt. Ummanz mit dem Cam- nitz-Damgarten. pingplatz in Suhrendorf erzielte rd. 49.000 Camping-Über- Öffentliche Saunen werden angeboten in Wustrow und nachtungen. Pruchten, auf Hiddensee sowie in Hotelanlagen und Kur- einrichtungen (Dierhagen, Ahrenshoop, Graal-Müritz, Pre- row, Zingst). 3.1.4 Erholungsorte und Kurorte, Besondere Attraktivität bieten die Ostseestrände von Fisch- Gesundheitstourismus land, Dar§ und Zingst sowie Hiddensee. An den Bodden- küsten gibt es einige kleinere Badestellen. Staatlich anerkannte „Seebäder“ im Gebiet von Graal-Mü- Von den wichtigen Badestränden liegen direkt im National- ritz bis Ahrenshoop sind Dierhagen, Wustrow, Ahrenshoop park: der Dar§er Weststrand und Teile des Dar§er und und Prerow. Zingst und Graal-Müritz tragen den Titel Zingster Nordstrandes sowie Abschnitte der Strände Hid- „Seeheilbad“. Seit 1994 ist Born staatlich anerkannter „Er- densees. holungsort“. Der Gemeinde Wiek wurde das Prädikat „Er- holungsort“ und der Gemeinde Insel Hiddensee das Prädi- kat „Seebad“ zuerkannt. 3.1.6 Wassersport Neben Graal-Müritz und Zingst verfügen auch Dierhagen, Wustrow, Ahrenshoop und Prerow über Angebotssegmente Seit dem Ausbau der Grenzanlagen Anfang der 60er Jahre im Kurbereich. waren die allgemeinen Wassersportaktivitäten auf die soge- Die Entwicklungen im Kurwesen sind in der Nationalpark- nannten „inneren Seegewässer im Bereich der Grenzzone region entlang der Ostsee beachtlich. Die Bettenkapazitäten der DDR“ reduziert. der bestehenden und geplanten Kur- und Rehakliniken sind für die touristische Entwicklung, besonders auch unter dem Durch das land- und seeseitige System der Grenzsicherung Aspekt der Saisonverlängerung und der Schaffung von sai- und zusätzlich durch militärische Sperrgebiete und Betre- sonunabhängigen Arbeitsplätzen, ein bedeutender Faktor. tungsverbote in Staatsjagden wurden die Wassersportakti- Die vorhandenen Kurkliniken stellten Ende 2000 eine Ka- vitäten stark eingeschränkt. Nach Sonnenuntergang war pazität von über 2000 Betten zur Verfügung. das Befahren sowie das Ankern in den grenznahen Gewäs- sern verboten. Am Liegeplatz mussten die Boote mittels Kette oder Stahltrosse und Schloss arretiert werden. Die 3.1.5 Hallen-, Frei- und Strandbäder, Ostsee (Außenküste) durfte nur mit Sondergenehmigung Naturbäder, Saunen befahren werden. Für die Naturschutzgebiete Dornbusch/Schwedenhagener Hallenbäder existieren in der Nationalparkregion nur als Ufer und Altbessin (incl. Neuer Bessin), Fährinsel, Udarser Hotelschwimmbäder oder in Kureinrichtungen (z. B. Wiek, Heuwiese, Gellen, Bock, Hohe Düne von Pramort,

Tab. 34: Kur- und Rehabilitationskliniken im näheren Umfeld des Nationalparks (Stand: 1999)

Gemeinde Bezeichnung Betten Zielgruppe Ahrenshoop REHA-Klinik 293 Erwachsene Graal-Müritz REHA-Zentrum 326 Erwachsene Graal-Müritz Klinik Graal-Müritz 50 Erwachsene Graal-Müritz Kindersanatorium Tannenhof 193 Kinder Graal-Müritz Mutter-Kind-Klinik Schwarzheide 148 Mutter und Kind Graal-Müritz Mutter-Kind-Kurhaus „Heidesanatorium“ 125 Müttergenesungswerk Dierhagen Ostseeklinik 170 Erwachsene Wustrow Ostsee-Kurklinik Fischland 180 Mutter und Kind Zingst Mutter-Kind-Klinik „Neue Stramminke“ 330 Mutter und Kind Zingst Mutter-Kind-Kurheim „Haus am Meer“ 95 Müttergenesungswerk Prerow Barmer Ostseeklinik 210 Erwachsene Summe 2.120 Quelle: Wirtschaftsministerium M-V (2001)

169 Kirr und Oie, Schmidtbülten und Darßer Ort mit West- Die Leistung der Motoren der Sportboote hat deutlich zu- strand gab es Betretungs- und Befahrensverbote. genommen. Durch veränderte Freizeitgewohnheiten und Ostsee und Boddengewässer im Bereich des Nationalparks verbesserte Wassersportbekleidung hat sich die Wasser- sind Bundeswasserstra§en. Es gelten daher die Vorschrif- sportsaison in die kühleren Jahreszeiten hinein verlängert. ten des Bundeswasserstra§engesetzes und der Seeschiff- Über die tatsächliche Nutzung der Wasserflächen durch fahrtstra§enordnung. Au§erdem sind das Landeswasserge- den Wassersport existieren kaum ausführliche Daten. Au- setz, die Naturschutzgesetze und die National- genfällig ist jedoch, dass zahlreiche Verletzungen der parkverordnung maßgebend. Konkrete Regeln für das Schutzzone I auftreten. Sowohl am Dar§er Ort, den Wer- Befahren der Nationalparkgewässer mit Wasserfahrzeugen der-Inseln, am Bock, am Gellen und im Vierendehlgrund existieren durch den Erlass der ãVerordnung über das Be- als auch am Bug und am Neuen Bessin werden die Flach- fahren der Bundeswasserstra§en in Nationalparken und wasserzonen durchfahren und es wird an den Sandbänken Naturschutzgebieten im Bereich der Küste von Mecklen- angelegt. Besonders häufig geschieht das durch Windsur- burg-Vorpommern“ (Befahrensregelungsverordnung). Es fer, die u. a. vom Prerower Nordstrand oder vom Suhren- gelten folgende Regelungen: dorfer Strand (Ummanz) starten. Durch die Anlage einer Nicht befahren werden dürfen der überwiegende Teil der Vielzahl von Sportboothäfen im unmittelbaren Vorfeld des Schutzzone I des Nationalparks sowie einige Flachwasser- Nationalparks erstrecken sich betriebsbedingt Auswirkun- bereiche. Letzteres gilt für Udarser Wiek und Koselower gen mit verschiedenen Störungspotentialen in das Schutz- See nördlich und östlich der Insel Ummanz sowie für Ge- gebiet. wässerbereiche um die Inseln Neuendorfer Bülten, Jäger- bülten, Schmidt-Bülten, Kirr, Oie, Liebitz, Heuwiese und Fährinsel. Au§erdem sind Flachwasserbereiche in der Gro- 3.1.7 Feriendörfer und größere touristische §en Wiek für das Befahren gesperrt. Ausschließlich für Anlagen der Nationalparkregion maschinengetriebene Wasserfahrzeuge gesperrt sind ein Streifen der Ostsee am Dar§er Weststrand, Flachwasser- Ähnlich wie bei Kur- und Reha-Einrichtungen bestehen beereiche im Schaproder und Vitter Bodden sowie einige auch bei Feriendörfern und größeren touristischen Anla- weitere kleinere Bereiche. gen in mehrerer Hinsicht Beziehungen zum National- Beim Befahren der Gewässer haben sich die Verkehrsteil- park. Dies betrifft in besonderem Ma§e die Wahl des nehmer gemäß der Befahrensregelungsverordnung so zu Standortes und das Ferienobjekt an sich: Bettenkapazität, verhalten, dass die Tier- und Pflanzenwelt nicht geschä- Zusatzeinrichtungen, Art der Bebauung etc. Die Gäste digt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unver- dieser Ferienanlagen sind potentielle Besucher des Natio- meidbar, gestört wird. nalparks. In den Fahrwassern darf eine Geschwindigkeit von 12 kn, Jugendherbergen befinden sich in Graal-Müritz, Ribnitz- au§erhalb von diesen eine Geschwindigkeit von 8 kn nicht Damgarten, Born-Ibenhorst, Zingst, Barth und Stralsund überschritten werden. (s. Tab. 35).

Tab. 35: Beherbergungsangebot der Jugendherbergen

Jugendherberge Betten Übernachtungsplätze auf Campingplätzen Gesamtkapazität Barth 135 80 215 Born-Ibenhorst 160 150 310 Graal-Müritz 80 150 230 Ribnitz-Damgarten 34 - 34 Stralsund 180 - 180 204 - 204 Zingst 170 - 170 Gesamt 963 380 1.343 Quelle: Landesverband des DJH, Stand Juni 2001

Seit 1990 nehmen die Wassersportaktivitäten auf den Bod- 3.1.8 Gastronomie in der Nationalparkregion den und an der Außenküste zu. Neben der Aufhebung eines Großteils der administrativen Einschränkungen sind die Mit der Entwicklung der Gastronomie hat sich nach 1990 zunehmende Freizeit und das wachsende disponible Ein- ein schneller Strukturwandel vollzogen (Umbauten, Reno- kommen der Bevölkerung ein Grund dafür. Einzelne Sport- vierungen, Erweiterungen, Neueröffnung), der derzeit noch arten wie das Windsurfen wurden besonders ausgeweitet. nicht abgeschlossen ist. Allerdings hat diese Entwicklung

170 nicht flächendeckend stattgefunden. Gastronomisch gut tionalparkregion befinden sich hauptsächlich entlang der versorgt sind die touristisch hoch entwickelten Fischland- Ostseeküste im Bereich von Graal-Müritz über Dierhagen, Dar§-Zingst-Gemeinden sowie Hiddensee. Dagegen hat Wustrow, Prerow bis Zingst. Hier stehen etwa 2/3 der Stell- die Entwicklung in den südlichen Boddengemeinden und plätze der Nationalparkregion zur Verfügung. Entlang der auf Westrügen nur sehr zögerlich eingesetzt. südlichen Boddenküste existieren drei Campingplätze. Auf Besonderen Einfluss auf den Nationalpark haben die gastro- Rügen hat sich das Angebot entlang der Westküste auf fünf nomischen Betriebe im Nationalpark und die in seiner direk- Campingplätze erweitert, wobei es noch weitere kleine, hier ten Nähe. Hierbei handelt es sich im wesentlichen um den nicht genauer benannte Campingplätze gibt (z. B. für Cara- Typ „Ausflugsgaststätte“. Einerseits sind sie wichtig zur van in Seehof und Haidhof). Versorgung der Besucher, andererseits bewirken sie auf- Wildes Campen spielt im Nationalpark nur eine geringe grund ihrer eigenen Anziehungskraft ein vermehrtes Besu- Rolle. Der Schwerpunkt liegt am südlichen Darßer West- cheraufkommen mit möglichen Folgebelastungen (Ver- strand, der über die Parkplätze Drei Eichen und Vordar§ kehrsbelastung, nötiger Parkraum etc.). (Ahrenshoop) relativ gut zu erreichen ist. Durch den Ein- satz der Nationalparkwacht wurde bisher ein Ausufern die- ser Nutzung verhindert. Tab. 36: Gastronomie im Nationalpark

Gemeinde Gaststätten im Nationalpark 3.1.10 Sonstige Angebote in der Nationalpark- Prerow „Schützenhaus“ region „Alter Bahnhof“ Zingst „Schlösschen“ Sundische Wiese Regionale Veranstaltungsangebote sind vielfältig. Jedoch Hiddensee „Zum Klausner“ auf dem Dornbusch; werden auch die Angebote der städtischen Zentren von „Heiderose“ in der Dünenheide Rostock bis Stralsund genutzt. Ummanz „Zum Kranich“ Tankow Generell ist das kulturelle Angebot sowohl saisonal als Quelle: Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft auch regional unterschiedlich ausgeprägt. In der Nebensai- son, besonders im Winter, sind wenige kulturelle Aktivitä- ten vorhanden. 3.1.9 Camping in der Nationalparkregion Eine größere Auswahl an Kulturveranstaltungen im Som- merhalbjahr bieten die Seebäder im Bereich Graal-Müritz In der Nationalparkregion befinden sich rd. 18 Camping- bis Zingst. Weniger kulturelle Angebote sind demgegen- und Caravanplätze mit etwa 6.200 Stellplätzen. Die regiona- über entlang der südlichen Boddenküste und an der West- le Verteilung und auch die Größenordnung einzelner Cam- küste Rügens zu finden. Dies geht einher mit der geringen pingplätze ist ungleichmäßig. Die Campingplätze in der Na- touristischen Erschlie§ung dieser Regionen. Dagegen ver-

Tab. 37: Campingplätze (Stand: April 2002)

Campingplatz Ort Lage Fläche Plätze Tour. Dauer- Betrieb Besonder- m2 gesamt Stellpl. stellplatz heiten OstseeCamp Ostseebad Am Meer 60.000 300 263 37 Ganzjährig Auszeichnung Dierhagen Dierhagen durch ADAC Regenbogen Born Am Wald 200.000 590 490 100 April bis Resort Born Am Bodden Oktober Regenbogen Ostseebad Am Wald 360.000 1.250*** 850 400 Ganzjährig Autofreier Resort Prerow Prerow und Meer Zeltplatz Campingplatz Ostseebad Am Wald 60.000 320 230 90 Ganzjährig EU-Ökoaudit Am Freesenbruch Zingst und Meer Wellness-Camp Ostseebad Am Meer 100.000 402 402 Ganzjährig Düne 6 Zingst Naturcamp Pruchten Am Bodste- 55.000 250 190 60 April bis Pruchten dter Bodden Oktober Sund-Camp Altefähr Am Wald 23.000 150 125 25 Ganzjährig Altefähr und Meer Ostseecamp Ummanz Am Meer100.000 350 280 70 Ganzjährig Suhrendorf

171 Campingplatz Ort Lage Fläche Plätze Tour. Dauer- Betrieb Besonder- m2 gesamt Stellpl. stellplatz heiten Campingplatz Schaprode Am Meer 25.000 150 130 20 April bis Am Schaproder Oktober Bodden Regenbogen Dranske Im Wald 200.000 750 580 170 April bis Autofreier Resort Nonnewitz und Oktober Zeltplatz am Meer Ostseecamp und Graal- Am Meer 25.000 900 500 400 April bis Ferienpark GmbH** Müritz September Campingplatz** Dierhagen Am Meer 20.000 150 110 40 n.n. An den Standdünen Ost Campingplatz Neuhaus Am Meer 20.000 132 62 70 April bis Neuhaus** Mitte Januar Surfcenter** Wustrow Am Meer 400 50 30 20 n.n. Robinson-Camp** Prerow Am Meer 20.000 86 70 16 April bis Oktober Campingplatz** Bodstedt Boddennähe 25.000 200 150 50 April bis Bodstedt Oktober Campingplatz** Gro§ Boddennähe 10.000 80 80 - Mai bis Gro§ Kordshagen Kordshagen September Caravanplatz** Dranske Am Meer 10.000 70 60 10 Ganzjährige Ostseeblick Rügen Summe 1.313.400 6.180 4.602 1.57 * Quelle: Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern 04/02 ** Quelle: Internet www.entdeckemv.de 02/03 ** genehmigt sind 1.200 Plätze fügt Hiddensee im Sommer über reichhaltige Angebote u. Auf lokaler Ebene und damit von besonderer Bedeutung a. im Bereich Kunst, Kultur und Musik. für die Zusammenarbeit mit dem Nationalparkamt beste- Veranstaltungen überregionaler Bedeutung im und direkt hen Kurverwaltungen, Fremdenverkehrsvereine, Kur- am Nationalpark sind die Zeesbootregatta im Bodstedter und Tourismusbetriebe sowie Touristinformationen, die Bodden und die Tonnenfeste (ãTonnenabschlagen“; tradi- hauptsächlich die Aufgaben der Gästebetreuung und Zim- tionelle Reiterfeste) sowie Hafenfeste in zahlreichen Dör- mervermittlung vor Ort erfüllen. Ihre personelle Beset- fern des Bereiches Darß, Fischland und der südlichen Bod- zung und finanzielle Ausstattung sind sehr uneinheitlich, denküste. Daneben sind die Ortsbilder vieler Orte von so dass auch ihre Wirksamkeit unterschiedlich stark ist. gro§em touristischem Interesse. Die personelle Besetzung ist z. T. nicht langfristig gesi- chert und oft nur durch saison-befristet Beschäftigte ab- gedeckt. 3.2 Tourismuswirtschaft

3.2.1 Organisationsformen der Tourismus- Tab. 38: Tourist-Informationen und Kur- wirtschaft verwaltungen in der Nationalpark- region Für die gesamte Nationalpark-Region sind derzeit vier Re- gionale Tourismus- bzw. Fremdenverkehrsverbände zu- Nationalpark-Gemeinden: ständig. Dies sind: Dar§ Born, Kur und Tourist GmbH Dar§ ¥ Tourismusverband Fischland-Dar§-Zingst e.V. Wieck, Kur und Tourist GmbH Dar§ ¥ Tourismusverband Rügen e.V. Ostseebad Prerow, Kur-und Tourismus- ¥ Regionaler Fremdenverkehrsverband Vorpommern e.V. betrieb ¥ Touristischer Verkehrsverein „Südliche Bodden- Zingst Ostseebad Zingst, Kur- und Tourismus küste“ e.V. GmbH Diese Verbände sind im Tourismusverband Mecklenburg- Hiddensee Insel-Information GmbH Vitte Vorpommern als Dachorganisation zusammengeschlossen. Ummanz Ummanz-Information, Waase

172 Charakteristisch für viele Straßen im und am Nationalpark Randgemeinden: ist die starke Saisonalität der Verkehrsbelastung. Vor allem Südliche Touristischer Verkehrsverein Südliche an sonnigen Sommerwochenenden kommt es auf der „Bä- Boddenküste Boddenküste e.V., Bodstedt derstraße“ L 21 über Fischland, Darß und Zingst oder der Touristikinformation Altenpleener Service- L 302 nach Schaprode zu einem sprunghaften Anstieg der Center Verkehrsdichte, was bis zur Staubildung auf diesen im Jah- Freizeitinformation Klausdorf, Barhöft resdurchschnitt weniger belasteten Strecken führen kann. Westrügen Tourist-Information Gingst Insbesondere die nur einspurig befahrbare Meiningenbrü- Tourist-Information Dranske cke ist eine Engstelle. Sie wird daher im Sommerhalbjahr Fischland Kurverwaltung Ahrenshoop durch eine parallel verlaufende Pontonbrücke verstärkt, (im weite- Kurverwaltung Dierhagen was aber die Staubildung nicht vollständig verhindert. ren Sinne) Kurverwaltung Wustrow Auch der Rügendamm im Verlauf der B 96 ist ein Ort re- Tourismus- und Kur GmbH, Graal-Müritz gelmäßigen Verkehrsstaus. Für beide Bereiche laufen zur- Städte Stadtinformation Ribnitz-Damgarten zeit Planungen zum Ersatz bzw. Neubau. Barth-Information Für die Erschließung des Nationalparks wichtige Kreisstra- Stralsund-Information ßen gibt es nur auf Rügen. Verkehrsmengendaten liegen Quelle: Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft nicht vor. Es handelt sich um die in Tab. 40 aufgeführten Strecken. Für die Urlauber, Wochenend- und Tagestouristen ist das In Löbnitz besteht ein Informationszentrum in Träger- Auto das wichtigste Anreiseverkehrsmittel (Anteil ca. schaft des Tourismusverbandes Fischland-Dar§-Zingst. 90 %). Auch Bus und Fahrrad sind stra§engebundene An- Hauptaufgabe dieses Zentrums ist die Weitergabe von Infor- reiseverkehrsmittel, deren Bedeutung aber geringer ist. mationen zu sämtlichen touristischen Angeboten in der Re- Dem öffentlichen Verkehr gewidmete Straßen führen nur gion. Das Informationszentrum soll sich zu einem Anlauf- in geringem Umfang durch den Nationalpark (L21 und punkt für Touristen und Ausflügler entwickeln, in dem auch K25). Die Stra§enverbindung von Zingst zum Pramort ist Informationen über den Nationalpark weitergegeben werden. derzeit für den motorisierten Verkehr bis zum Parkplatz am Das Informationszentrum soll als Baustein eines umfassen- „Schlösschen“ Sundische Wiese passierbar. den Besucherleitsystems u. a. dazu beitragen, die Besu- Im westrügener Bereich bildet die Straße Dußvitz-Landow- cherströme auf die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst sowie Unrow-Lüßvitz die Grenze des Nationalparks. Auf Ummanz an die südliche Boddenküste zielgerichtet zu lenken und führen Betonplatten-Fahrwege in die Nationalparkbereiche damit die Verkehrsbelastungen zu verringern. Freesenort und Tankow. Die Stra§e nach Tankow bildet ab- schnittsweise die Nationalparkgrenze. Einen Sonderfall im Nationalpark stellt die Insel Hiddensee 4 Verkehr dar. Hier ist das Fahren mit Kraftfahrzeugen grundsätzlich verboten. Es sind allerdings eine Reihe von Ausnahmege- Der Nationalpark ist im Vergleich zu anderen ländlich nehmigungen für Lieferverkehr, Baufahrzeuge, Omnibusse, strukturierten Gebieten verkehrlich gut zu erreichen. Meh- örtliches Handwerk u. a. ausgesprochen worden, so dass rere Bahnhöfe liegen im Vorfeld des Nationalparks an auch Hiddensee nicht völlig autofrei ist. Der wichtigste Ver- Hauptstrecken der Deutschen Bahn AG. Von dort verkeh- kehrsträger auf der Insel ist allerdings das Fahrrad, für sper- ren Buslinien bis in oder direkt an den Nationalpark. Die rige Lasten auch der Pferdewagen. Der größte Teil des Ver- Anreise mit dem Auto ist über ein gut ausgebautes Straßen- kehrs auf der Insel wird über die in Nord-Süd-Richtung netz möglich. Die Binnenerschließung des Nationalparks verlaufende Betonplatten- und Pflasterstra§e abgewickelt. wird über ein weitverzweigtes Straßen- und Wegenetz ge- währleistet. Die nur mit dem Schiff zu erreichende Insel Große, auch für den Nationalparktourismus sehr bedeutsa- Hiddensee ist über regelmäßige Fährverbindungen an das me Parkplätze befinden sich bei Drei Eichen im Dar§wald Festland und die Insel Rügen angebunden. (an der Stra§enverbindung Born - Ahrenshoop) und an der Auf die verkehrliche Erschlie§ung des Nationalparks wird Zeltplatzstra§e in Prerow sowie kurz vor dem National- in diesem Kapitel näher eingegangen. park-Informationshaus in der Sundischen Wiese. Für den besonders an Wochenenden stärkeren Besucherverkehr nach Barhöft stehen mehrere kleinere Parkplätze am Stra- 4.1 Straßen nach Klassifikation und ßenrand zwischen Klausdorf und Barhöft zur Verfügung. Verkehrsdichte Eine Besonderheit auf dem Darß stellt die „Darßbahn“ dar, ein bahnähnlich gestaltetes Straßenfahrzeug mit einer ver- Erschließungsfunktion für den Nationalpark haben die in brennungsmotorbetriebenen Zugmaschine und mehreren Tab. 39 aufgeführten Bundes- und Landesstraßen. Anhängern. Sie befördert Touristen von Prerow auf der

173 Tab. 39: Bundes- und Landesstraßen mit Erschließungsfunktion für den Nationalpark. Angegeben ist außerdem der durchschnittliche tägliche Verkehr im Jahresmittel (DTV) für Kfz und Schwerverkehr

Kfz-Verkehr Schwerverkehr 1992 2000 1992 2000 B 96 Stralsund - Bergen Altefähr 16.935 17.224 1.302 1.205 Kasselvitz 13.636 14.508 1.357 1.342 B 105 Rostock - Ribnitz-Damgarten - Stralsund Ribnitz, westl. 12.900 12.893 1.540 1.087 Löbnitz, westl. 13.900 9.564 1.450 812 L 302 Schaprode - Trent W Trent ca. 1.233 3.614 123 257 L 21 Altheide - Prerow - Zingst - Pruchten - Barth - Niepars Hof Körkwitz 6.800 7.275 330 252 Meiningenbrücke 5.704 6.717 226 472 L 211 Neuhof - Fuhlendorf - Bodstedt - Barth - Tannenheim L 213 Neu Lassentin (L 21) - Günz - Groß Mohrdorf - Prohn L 30 Samtens - Wittow - Breege N Samtens 3.256 3.337 171 127 N Kluis 3.753 4.424 185 225 Trent 2.517 3.614 134 257 Wittow 1.284 981 11 21 Quelle: Landesamt für Verkehr M-V

Tab. 40: Kreisstraßen mit Erschließungsfunktion für den Nationalpark

Kfz-Verkehr 2000 Schwerverkehr 2000 Angaben in DTV Angaben in DTV K 1 (RÜG) Altenkirchen - Puttgarten 2.611 93 K 2 Dranske - Lüttkevitz 3.114 99 K 9 Waase - Ummanz - Gingst 1.378 70 K 10 Gro§ Kubitz - Unrow - Bu§vitz - Dreschvitz k. A. k. A. K 1 (NVP) Ribnitz-Damgarten 4.972 120 K 11 Altenpleen - Kramerhof 3.130 62 K 25 Meiningenbrücke - Zingst 6.717 472 Erläuterung: DTV = Durchschnittlicher täglicher Verkehr im Jahresmittel Quelle: Landesamt für Verkehr M-V

Zeltplatzstra§e bis zum Ausgangspunkt für geführte Wan- nenden der Raum Klausdorf / Barhöft / Hohendorf / Groß derungen in Höhe des Nothafens. Mohrdorf und viele Gemeinden auf Rügen nicht angefah- ren. Den Erholungsuchenden ist daher nur die Anfahrt mit dem Auto oder dem Fahrrad möglich. 4.2 Landgebundener ÖPNV Von den im wesentlichen durch den Pkw-Verkehr verur- sachten Staus auf den Erschlie§ungsstra§en des National- 4.2.1 Busverbindungen parks (insbesondere L 21 Fischland-Dar§-Zingst-Barth) sind auch die Busse betroffen. Es kann daher im Sommer Für die Anreise in das Nationalparkgebiet stellen Busver- zu erheblichen Verspätungen kommen, was die Attrakti- bindungen das verbindende Glied zwischen den entfernt vität des öffentlichen Personennahverkehrs in der Region liegenden Bahnhöfen und dem eigentlichen Zielpunkt dar. beträchtlich vermindert. Die Anbindung an das Busnetz ist bei vielen am National- Von Nachteil ist au§erdem, dass die Bushaltestellen in den park gelegenen Gemeinden dürftig. So werden an Woche- meisten Orten nur von einem Teil der Ortslage in einigen

174 Minuten zu erreichen sind. Weiter als 800 m von der näch- dieser Zeit verstärkt und ist dann überwiegend als Aus- sten Bushaltestelle enfernt liegen zum Beispiel gro§e Teile flugsverkehr anzusprechen. Ein gro§er Teil der Fahrten der Ortslage Zingst. Von potentiell wichtigen Quellgebieten werden von größeren Reedereien angeboten, jedoch gibt es wie den Zeltplätzen Born oder Prerow sind die Haltestellen auch Familienbetriebe mit nur einem Schiff. nur über lange Fußwege zu erreichen. Wichtige, in der freien Folgende Routen werden von der Fahrgastschiffahrt regel- Landschaft gelegene Ausgangspunkte für den Wanderver- mäßig befahren: kehr in den Nationalpark werden vom Bus kaum angefahren. ¥ Prerow-Boddenbereich Nur am Parkplatz Drei Eichen liegt auch eine Bushaltestelle. ¥ Zingst-Hiddensee Positiv zu bemerken ist die Mitnahmemöglichkeit von ¥ Stralsund-Hiddensee Fahrrädern zu bestimmten Zeiten auf der Buslinie 210, die ¥ Breege-Hiddensee Ribnitz über das Fischland, den Darß und Zingst mit Barth ¥ Kuhle-Hiddensee verbindet. ¥ Schaprode-Hiddensee ¥ Wiek-Hiddensee ¥ Born-Wustrow 4.2.2 Bahnstrecken, Bahnhöfe und ¥ Zingst-Barth Zugverbindungen ¥ Barhöft-Hiddensee

Bahnhöfe mit Bedeutung für den Personen- und Güterver- Hinzu kommen zahlreiche Rundfahrten (besonders von kehr in die Nationalparkregion befinden sich auf dem Zingst), Fahrten zur Kranichbeobachtung, Charterfahrten Festland in Ribnitz-Damgarten West, in Barth und in und Fahrten der Wassertaxis. Pro Tag können damit mehr Stralsund sowie auf der Insel Rügen in Rambin, Samtens als 10.000 Personen befördert werden. Bei vielen Aus- und in Bergen. flugsfahrten werden die Nationalparkgewässer durchquert Ribnitz-Damgarten West liegt an der Hauptstrecke Rostock- (z. B. „Rund um Rügen“ von Saßnitz ausgehend). Stralsund und ist Haltepunkt für Regionalbahnen (RB) und Für die Ausflugsfahrten werden in zunehmendem Ma§e, IC-Züge. besonders nach Hiddensee, neu gebaute Schiffe einge- Barth hat RB-Verbindungen nach und von dort setzt. Diese sind in der Regel größer und erheblich nach Stralsund bzw. Rostock. Gegenwärtig gibt es im Zuge stärker motorisiert. Durch die größere Verdrängung und der Planung des Neubaues der Meiningenbrücke die Op- Geschwindigkeit verstärken sich Sog- und Schwell- tion, die ehemalige Bahnverbindung zwischen Barth- probleme an den Ufern der Nationalparkgewässer. Wäh- Zingst und Prerow zur Entlastung des Stra§enverkehrs rend die Routen der größeren Ausflugsschiffe auf die wiederherzustellen. ausgetonnten Fahrwasser beschränkt bleiben, verlassen Von Stralsund bestehen regelmäßige Zugfernverbindungen die Wassertaxis oftmals das ausgetonnte Fahrwasser und nach Berlin und Hamburg, außerdem gibt es in kürzeren durchqueren mit hoher Geschwindigkeit auch Flachwas- Abständen RB- und IC-Verbindungen zu den nähergelege- serbereiche. nen Städten Rostock, Bergen und Greifswald. Durchquert wird der Nationalpark auch von einem Teil der Rambin, Samtens und Bergen sind Haltebahnhöfe an der Küsten- und Hochseeschifffahrt von und zum Hafen Stral- Strecke Stralsund/Saßnitz/Binz, die fast stündlich befahren sund. Die Nordansteuerung für den Stralsunder Hafen führt wird. Schiffsverbindungen nach Skandinavien und ins Bal- über die regelmäßig ausgebaggerte Fahrrinne zwischen tikum erreicht man über die Bahnhöfe Saßnitz und Mu- Gellen und Bock, die Barhöfter Rinne und die Vierendeel- kran. rinne in den Strelasund. Diese Route durch die Schutzzone I des Nationalparks wird zwar nur von relativ wenigen Handelsschiffen genutzt, besitzt aber eine gro§e Bedeutung 4.3 Häfen, Wasserstraßen und Schiffs- für die besonders im Sommer die Nationalparkgewässer verbindungen befahrenden Motor- und Segelboote. Die schiffbaren Gewässer des Nationalparks befinden sich Die einzigen Schiffsverbindungen in den Nationalpark, die im Geltungsbereich der Seeschifffahrtsstra§enordnung. Be- neben dem Ausflugsverkehr auch eine wichtige Ortsver- stimmte Fahrwasser sind durch Betonnung gekennzeich- bindungsfunktion im Linienverkehr erfüllen, sind die net, die in den aktuellen amtlichen Seekarten dargestellt Schiffslinien von Stralsund und Schaprode nach Hiddensee sind. Dabei handelt es sich (Stand 2000) im Einzelnen um sowie die neue Verbindung zwischen Zingst und Barth. die folgenden Strecken: ¥ Ein ausgetonntes Fahrwasser führt zum Nothafen Darßer In der Sommersaison von Mai bis Oktober, teilweise auch Ort. Bei Aufhebung des Nothafens entfällt auch die Auf- schon ab Ostern, werden in der Nationalparkregion Aus- rechterhaltung des Fahrwassers. flugsfahrten mit kleinen bis mittelgro§en Fahrgastschiffen ¥ Ausgetonntes Fahrwasser zwischen Nordansteuerung angeboten. Die Linienschifffahrt nach Hiddensee wird in Stralsund bis Hafen Stralsund

175 ¥ Von diesem Fahrwasser zweigt das ausgetonnte Fahrwas- speziell im Sommerhalbjahr einer sehr starken Nutzung ser von Barhöft nach Barth ab, von dem wiederum das durch Radfahrer und Fußgänger, z. B. weite Bereiche Hid- ausgetonte Fahrwasser nach Ribnitz abzweigt. Weitere densees und die Wegeverbindungen zum Pramort und Dar- Abzweigungen sind von dem genannten Fahrwasser zu ßer Ort. Hier von verkehrsarmen Räumen zu sprechen, wä- den Häfen Parow, Barhöft, Zingst, Bodstedt, Prerow, re daher nicht zutreffend. Karte 4 vermittelt einen Eindruck Born, , Wustrow und Dierhagen ausgetonnt. von dem dichten Wegenetz im Nationalpark. Es fallen je- ¥ Ausgetonntes Fahrwaser zwischen Libben (durch die doch auch wenig erschlossene Räume auf: westrügenschen Bodden) und dem Fahrwasser Nordan- Der größte zusammenhängende und fast verkehrsfreie steuerung Stralsund. Raum im Nationalpark befindet sich in der ausgedehnten ¥ Von diesem Fahrwasser zweigen die Fahrwasser nach Schutzzone I im Bereich vom Pramort bis zum Gellen Wiek und zu den Häfen Kloster, Vitte, Schaprode und mit der östlich vorgelagerten Sandbank. Werder-Inseln, Neuendorf ab. Bock und Südgellen werden kaum vom Menschen betreten und die überwiegend sehr flachen Wasserflächen sind zum Von den Häfen werden folgende als Fischereihäfen Befahren mit Wasserfahrzeugen ungeeignet und in der („Häfen und Anlandekarte“ lt. Seefischereiverordnung Schutzzone I ohnehin gesperrt. Eine Ausnahme bildet das M-V) genannt: Fahrwasser zwischen Bock und Gellen, das u. a. als Zu- Neuendorf/Hiddensee, Vitte/Hiddensee, Ummanz, Drans- fahrt zum Stralsunder Hafen dient. ke, Barhöft, Barth, Schaprode, Wiek, Wustrow, Born, Verkehrsarm sind außerdem die Nationalparkflächen auf Prerow, Zingst, Wieck/Dar§, Kloster und Pruchten. der Insel Rügen. Die dort liegenden Straßen- und Wegever- bindungen im und am Nationalpark werden nur wenig be- fahren. Der Schutzzone I-Bereich der Sundischen Wiese ist 4.4 Flughäfen und ziviler Flugverkehr nur durch die Stra§e nach Pramort erschlossen, die zudem für den Autoverkehr gesperrt ist. Der starke Radfahrer- und Die dem Nationalpark nächstgelegenen Flughäfen sind Fußgängerverkehr wurde oben schon erwähnt, so dass der Barth und Güttin auf Rügen. Linienverbindungen bestehen um die Stra§e liegende Bereich keinesfalls als verkehrsarm zurzeit (2002) nicht. Für den Nationalpark von erheblicher gelten kann. Der Nord- und Südteil der Sundischen Wiese Bedeutung sind die von diesen beiden Flughäfen ausgehen- wird durch verkehrliche Nutzung jedoch kaum gestört. den Rundflüge, die von mehreren Unternehmen angeboten werden. Besonders bei klarem Wetter im Sommerhalbjahr sind diese relativ niedrig fliegenden Maschinen regelmäßig 5 Ver- und Entsorgung, Rohstoffgewinnung über dem Nationalpark unterwegs. Nicht selten kommt es vor, dass von Flugzeugen oder Hub- 5.1 Versorgung (Energieversorgung, Trink- schraubern die über dem Nationalpark geltende Mindest- wasserversorgung, Telekommunikation, flughöhe von 600 m unterschritten wird. Leitungsnetze) Der nächstgelegene Regionalflughafen mit Linienverbin- dungen ist der Flughafen Rostock/. Die Ver- und Entsorgung der vom Nationalpark umschlosse- Militärische Flüge, auch in geringer Höhe, mit Luftfahr- nen Ortschaften (Wieck, Prerow, Zingst, Vitte, Kloster, zeugen verschiedenen Typs finden über dem Nationalpark Grieben und Neuendorf) und Einzelgehöfte geschieht u. a. statt. Besonders störend sind Hubschrauberflüge über den durch Fernleitungen, die durch Flächen des Nationalparks Brutgebieten bestandsgefährdeter Vogelarten. führen. Es handelt sich dabei um Trink- und Abwasserlei- tungen, Erdgas- und Stromleitungen sowie Fernmeldekabel.

4.5 Verkehrsarme Räume Die unterirdische Verlegung der Fernmeldekabel ist im Nationalparkgebiet nahezu abgeschlossen. Oberirdische Ausgedehnte Gebiete ohne verkehrliche Nutzung gibt es ãTelegrafenleitungen“ sind somit weitgehend verschwun- im Nationalpark fast nicht. Stra§en und Wege bilden ein den. Die Fernmeldekabel verlaufen i. d. R. entlang der dichtes Erschließungsnetz für fast alle Landflächen. Auf Stra§en. dem Wasser sind Berufs- und Freizeitschifffahrt im größten Teil der Wasserflächen anzutreffen. Trinkwasserleitungen führen von den Brunnen Peters Kreuz und Dornbusch zu den Ortschaften des Dar§es und Aufgrund der Topographie des Nationalparkgebietes gibt Zingstes bzw. Hiddensees. Eine Trinkwasserfernleitung es wenig landgebundenen Durchgangsverkehr. Die führt von der südlichen Boddenküste über die Insel Kirr wichtigsten Stra§enverbindungen wurden genannt und ab- nach Zingst. Diese Leitungen verlaufen nicht nur entlang seits der Landstra§en ist der Kfz-Verkehr im Allgemeinen der ausgebauten Stra§en, sondern auch entlang von Wald- gering. Einige Wegeverbindungen unterliegen allerdings wegen des Dar§waldes und durch den Bodden. Da das

176 Ausflie§en von Trinkwasser bei eventuellen Leckagen in Während die beiden letzteren diffusen Emittenten in ihrem den Ökosystemen des Nationalparks nicht zu Störungen Einfluss auf die Gewässer nur schwer quantifiziert werden führen kann, sind auch diese Leitungen unproblematisch. können und deren Verringerung immer an der einzelnen Lediglich eventuelle Reparaturmaßnahmen können mit lo- Schadstoffquelle ansetzen muss, können Abwässer wesent- kal begrenzten Eingriffen verbunden sein. lich konkreter gesammelt und behandelt werden. Die derzeitige Situation ist durch den Anschlussgrad der Eine Erdgasleitung führt parallel zur Landesstraße über Kommunen an zentrale Kanalisationen und die Wirkungs- das Fischland, den Dar§ und Zingst bis zur Ortschaft grade der existierenden Abwasserbehandlungsanlagen cha- Zingst. Eine weitere führt von Seehof auf Rügen nach Hid- rakterisiert. densee. Dort verläuft sie entlang des Ufers und biegt zur Im Zusammenhang mit dem Aus- bzw. Neubau von Klär- Stra§e Vitte-Neuendorf ab. Im weiteren Verlauf folgt sie anlagen, beispielsweise in Körkwitz, Wieck, Zingst, Barth, dieser Stra§e bis Neuendorf bzw. Vitte und durchquert da- Hohendorf, Gro§ Kordshagen, Nisdorf, Gro§ Mohrdorf, bei Nationalparkflächen. Weitere Nationalparkflächen sind Breesen-Rambin, Klein Kubitz, Samtens und Hiddensee zwischen Grieben und dem Bakenberg betroffen. wurden bzw. werden fast alle Abwassereinleiter an moder- Bei Undichtigkeiten verdrängt das Erdgas die Luft im Po- ne Abwasserbehandlungsanlagen angeschlossen. renvolumen des Bodens. Die Folge ist das lokale Abster- ben der tiefer wurzelnden Vegetation, besonders der Bäu- Abfallbeseitigung me im Umfeld des ausströmenden Gases. Bis zum Jahr 1990 betrieb jede Gemeinde ihre Abfallent- sorgung individuell auf genehmigten bzw. geduldeten Der Anschluss der Ortschaften und Gehöfte an zentrale Standorten oder nutzte ãWilde Müllkippen“ in ihrem Ge- Kläranlagen erfordert den Bau von Abwasserleitungen biet. Eine ordnungsgemäße Beaufsichtigung und Bewirt- auch zwischen den Orten. Zwischen Prerow und Wieck so- schaftung war aufgrund mangelnder technischer und per- wie Born und Wieck sind Abwasserdruckleitungen mit soneller Voraussetzungen nicht gewährleistet (KREIS zwischengeschalteten Pumpstationen zum Klärwerk Wieck RIBNITZ-DAMGARTEN UMWELTBERICHT 1990- verlegt. Zwischen Born und Wieck verläuft die Leitung 1993). entlang der Landesstra§e und durchquert mit ihr den Natio- Aus dieser Zeit stammen einige Altablagerungen am Rande nalparkbereich. Zwischen Prerow und der Kläranlage ver- des Nationalparks. Es handelt sich um die Deponien am läuft sie entlang von Waldwegen (c-Gestell, M-Gestell) Swantiberg/Hiddensee, nördlich der Ortschaft Born, west- durch Nationalparkflächen. lich der Ortschaft Wieck sowie südlich und nordwestlich Der in den Nationalpark-Gemeinden und Einzelgehöften des Freesenbruchs. Alle diese Deponien sind geschlossen verbrauchte elektrische Strom muss mit Starkstromlei- und abgedeckt. Die Hausmülldeponie Sabitz/Rügen wurde tungen herangeführt werden. Darüber hinaus erfordern ei- einer Rekultivierung zugeführt. nige technische Einrichtungen wie die Schöpfwerke und Der Abfall der Ortschaften wird heute, wie in allen Teilen Leuchttürme im Nationalpark leistungsfähige Stromzulei- des Landes, durch Abfallwirtschaftsunternehmen gesam- tungen. melt. Die einzelnen Wohnungen, Gehöfte und Ferienanla- Im Nationalpark befinden sich keine Hochspannungslei- gen, die sich innerhalb der Grenzen des Nationalparks be- tungen mit einer Spannung von 110 KV (RROP). Lediglich finden, werden von diesem System mit erfasst. der Mittelspannungsbereich mit 20 KV ist vertreten. Im Nichtverwertbare Siedlungsabfälle aus den Kreisen Nord- Bereich der Meiningenbrücke schneidet eine umfangreiche vorpommern und Rügen werden außerhalb, diejenigen aus und weithin sichtbare oberirdische elektrische Fernleitung Stralsund am Rande des Nationalparkvorfelds auf der Depo- die Ufer- und Nationalparkflächen. nie Kedingshagen deponiert. Im Nationalparkvorfeld Dazu kommen weitere oberirdische Starkstromleitungen befindet sich eine Biogasanlage (Barth), in Dranske eine sowie zahlreiche unterirdische Kabel, für die sinngemäß mikrobiologische Bodenaufbereitungsanlage (UMWELT- das Gleiche wie für Fernmeldekabel gilt. MINISTERIUM MECKLENBURG-VORPOMMERN 1999) sowie mehrere Bauschuttrecycling- ,Behandlungs-, Abfallverarbeitungsanlagen, Wertstoffsortieranlagen, Um- 5.2 Entsorgung (Abfallbeseitigung, Abwasser- schlagstationen (Samtens, Barth, Wieck, Vitte, Saal), beseitigung) Zwischenlager (u. a. Saal, Küstrow). Westlich vom Dorn- busch (Hiddensee) befindet sich eine Baggerschüttgutstelle Abwasserbeseitigung (UMWELTMINISTERIUM MECKLENBURG- Die Wasserqualität der Bodden und der Ostsee hatte sich in VORPOMMERN, 2000). Besondere Abfallquellen im Na- den letzten Jahrzehnten erheblich verschlechtert. Ursache tionalpark sind der Nothafen Dar§er Ort und weitere Kon- dafür waren Abwassereinleitungen aus Industriebetrieben zentrationspunkte der touristischen Nutzung. Gegenwärtig und Kommunen, Nährstoffauswaschungen landwirtschaft- wird der Müll im Nothafen Darßer Ort in einem Großcontai- licher Nutzflächen sowie Immissionen über den Luftweg. ner (1.100 l) gesammelt und 14tägig bzw. im Sommer wö-

177 chentlich durch eine Entsorgungsfirma im Auftrag des Na- in der Nationalparkregion vor Zingst (Strandaufspülung) tionalparkamtes entfernt. Au§erdem werden an den Ufern, und um Neuendorf/Hiddensee (Hochwasserschutzdeich, im besonders dem Ostseestrand, nicht unerhebliche Müllmen- Jahr 1999 beendet). gen angespült. Wie lange dieser Müll unverändert in den Als Sandgewinnungsgebiete dienten großflächige Unter- Ökosystemen der Boddenlandschaft verbleiben kann, zeigt wasserareale von z. T. mehreren Quadratkilometern Größe, der Fund einer 1985 abgeschickten Flaschenpost nach 10 in denen Sand der entsprechenden Körnung lagerte. Diese Jahren am Ufer des Koselower Sees im April 1995. Schichten sind i. d. R. nur einen bis wenige Meter mächtig, Im Bereich der Strandzugänge des Vordar§es (Borner Ba- so dass von der Gewinnung der benötigten Mengen große destrand) sind durch die Gemeinde Born Mülltonnen auf- Flächen betroffen sind. Ebenso wie die Sandlagerstätten gestellt worden. Diese Tonnen werden regelmäßig geleert. des Landes regenerieren sich diese Bereiche nicht. Sie blei- Darüber hinaus wird von der Nationalparkwacht im Rah- ben als Vertiefungen, die langsam zuschlämmen, erhalten. men der üblichen Kontrollgänge am Wegesrand Müll auf- Trotz der gro§en Waldungen des Dar§es und Zingstes gesammelt. reichte offenbar der Brennholzvorrat nicht aus, so dass in einigen Mooren Handtorfstiche zur Brenntorfgewinnung Im Nationalpark befinden sich noch einige Altlasten. Auf angelegt wurden. Sie befanden sich hauptsächlich in der dem Gelände des ehemaligen Trockenwerkes in der Sun- Umgebung von Prerow, Wieck und im Müggenburger dischen Wiese ist schweres Heizöl im Boden versickert. Wald. Torfgewinnung zu Heizzwecken fand noch bis weit Dieses tritt bei warmer Witterung an die Oberfläche. Die in das 19. Jahrhundert hinein statt (FISCHER & WIE- Sanierungsmaßnahmen befinden sich in der Durchführung. MERS 1994). Auf Ummanz und Hiddensee lieferte der Im Boden der Anlagen des Teerhafens auf dem Bug befin- Plaggentorf aus den Heiden und den flach vermoorten det sich seit dem 2. Weltkrieg Teer in unterirdischen Tei- Grünländereien vermutlich den Großteil des Brennmateri- chen, oberirdisch als Asphalt ausgehärtet beziehungsweise als. Auf beiden Inseln mussten Regelungen erlassen wer- das Aussehen einer Ölverschmutzung annehmend, wenn er den, um die Plaggentorfgewinnung, die ja einen erheb- bei Grundwasserspiegelschwankungen gekoppelt mit Er- lichen Raubbau an den Weideflächen darstellt, zu wärmung in den Sommermonaten zutage tritt. Teilweise regulieren. Um 1848 war in der Vitter Heide schon kein läuft er in den Rassower Strom. In den Überresten militäri- Torf mehr vorhanden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts scher Anlagen auf dem Bug sind noch weitere bodenbelas- wurde die Torfnutzung eingestellt, weil Brennmaterial vom tende Stoffe zu vermuten. Festland herangeschafft werden konnte (ILN 1992). Der Nationalpark umfasst u. a. ein ca. 1000 ha gro§es ehe- Noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde bei maliges Militärgelände mit Bombenabwurf- und Schieß- starkem Nordostwind zwischen Prerow und Dar§er Ort mit platz. Aus dieser Zeit stammen Munitionsreste und Blind- Erfolg Bernsteinfischerei betrieben. Bis heute werden an gänger in der Sundischen Wiese, im Bereich der hohen den Stränden Bernsteine gesammelt, die auch gelegentlich Düne Pramort sowie in der Ostsee. 56 ha wurden 1997 von verkauft werden. Munition befreit. Das Betreten munitionsverseuchter Flä- Im Nationalpark ist es nach ¤ 6 (1) Nr. 1 der Nationalpark- chen ist strengstens verboten. (SCHRÖTER, K.H.; 1998). verordnung verboten ãBodenbestandteile zu entnehmen, Sprengungen, Bohrungen und Grabungen über und unter Wasser vorzunehmen...oder das Bodenrelief in sonstiger 5.3 Rohstoffgewinnung Weise zu verändern“. Im Einklang mit dieser Verordnung findet die Gewinnung Das Gebiet des Nationalparks ist arm an Bodenschätzen. von Bodenschätzen im Nationalpark nicht mehr statt. In der Vergangenheit sind überwiegend Sand und Torf ab- Alte Gewinnungsrechte bestehen nicht und neue Gewin- gebaut worden. nungsrechte werden in den Nationalparks durch das Lokale Sandgruben hat es an etlichen Stellen je nach Be- Bergamt nicht vergeben (BERGAMT STRALSUND darf gegeben. Die größte ehemalige Sandgrube befindet briefl.). sich im Altdar§ in der Waldabteilung 108. Sie wurde bis 1992 genutzt. Eine weitere bis 1992 genutzte Sandgrube befand sich auf Hiddensee bei der Ortschaft Grieben. 5.4 Katastrophenmanagement In sehr gro§em Umfang wurde seit 1968 in unterseeischen Sandgewinnungsgebieten Material für die Strand- und Dü- Grundlage für ein Katastrophenmanagement bilden die nenvorspülungen gewonnen. Mittlere Aufspülmengen be- Vorschriften des Landeskatastrophenschutzgesetzes. Da- tragen 90 bis 150 m3 je lfd. Meter Küste (GENERAL- nach sind Katastrophen Ereignisse, die Leben Gesundheit PLAN KÜSTENSCHUTZ 1994). Derartige Maßnahmen oder die lebensnotwendige Versorgung zahlreicher Men- im Nationalpark fanden z. B. im Herbst 1994 statt, als schen oder Tiere, die Umwelt oder bedeutende Sachgüter westlich von Hiddensee 200.000 m3 marine Sande zur in so au§ergewöhnlichem Maße gefährden oder schädigen , Strandaufspülung vor Kloster gewonnen wurden, weitere dass Hilfe oder Schutz nur wirksam gewährt werden kön-

178 nen, wenn die zuständigen Institutionen unter einheitlicher 6. Öffentlichkeitsarbeit Leitung einer Katastrophenschutzbehörde zusammenwir- ken. Für das Gebiet des Nationalparks Vorpommersche 6.1 Informationseinrichtungen, Ausstellungen Boddenlandschaft nehmen die Landkreise Rügen und und Großveranstaltungen Nordvorpommern in ihren jeweiligen Zuständigkeitsberei- chen diese Aufgabe als Auftragsverwaltung wahr. Die dies- Im Nationalparkamt in Born auf dem Dar§ sowie in beiden bezüglichen Rechtsnormen werden durch die naturschutz- Dienststellen des Amtes auf Rügen und Hiddensee beant- rechtliche Verordnung für den Nationalpark nicht worten die Mitarbeiter des Nationalparkamtes zu Sprech- beschränkt. Nach § 7 Abs. 1 Nr. 1 der Schutzgebietsverord- zeiten u. a. die vielfältigsten Fragen von Einheimischen nung sind darüber hinaus unaufschiebbare Maßnahmen und Besuchern. Außerhalb der Sprechzeiten können Termi- zum Schutz der Bevölkerung sowie zur Abwehr von Ge- ne vereinbart werden. fahren für Leib und Leben von Menschen sowie für erheb- Informationszentren des Nationalparkamtes sind wichtige liche Sachwerte von den Verboten der Rechtsvorschrift Schnittstellen zwischen den (potenziellen) Nationalparkbe- ausgenommen. suchern und dem Nationalpark. Derzeit unterhält das Na- Aufgabe der Katastrophenschutzbehörden ist es, Katastro- tionalparkamt sechs solche Einrichtungen, die jeweils mit phen vorzubeugen und abzuwehren. Au§erdem leiten und einer die Nationalparkthematik in den Mittelpunkt stellen- koordinieren sie die Zusammenarbeit mit anderen fachlich den sowie die Gebietsspezifik beinhaltenden Ausstellung zuständigen Behörden und übertragen ihnen spezielle da- ausgestattet sind. Die personelle Betreuung lässt die Zen- mit verbundene Aufgaben. tren über optimale Besucherlenkung hinaus zu Quellen für Die Katastrophenschutzbehörden erstellen Katastrophen- das Beantworten von Fragen aller Art werden. schutzpläne die folgende Bestandteile enthalten: Seit Bestehen des Nationalparks sind sowohl die Zahl der 1. Alarmordnung, Informationszenten als auch die Zahl der Besucher gestie- 2. Führungsstrukturen, gen (vgl. Abb 40 ãBesucher in Ausstellungen des National- 3. Kräfte und Mittel, die für den Katastrophenschutz zur parks von 1993-2002“). Verfügung stehen und zur Lagebewältigung benötigt Die Verteilung dieser Zentren über das gesamte Gebiet des werden, Nationalparks ermöglicht eine optimale Information der 4. Angaben zur Einsatzorganisation und Sicherstellung Besucher. von Abwehrma§nahmen. ¥ Darß: In einem Holzhaus auf dem Gelände der Alten Oberförsterei Darß in Born befindet sich die Ausstellung Im Schutzgebiet des Nationalparks bestehen im Katastro- ãDar§-Wanderung“. Sie bietet dem Besucher die Mög- phenfall für die Naturschutz- bzw. Forstverwaltung umfas- lichkeit, von Küste zu Küste zu „wandern“, den Darß- sende Mitwirkungs- und Duldungspflichten hinsichtlich: wald zu „durchstreifen“ und in den Bodden zu „tau- ¥ Ma§nahmen des Gesundheitsschutzes, insbesondere bei chen“. Es ist eine Ausstellung zum Sehen und Anfassen; Abstimmungen zu Fragen des Rettungsdienstes eigenes Wissen kann getestet, neues erworben werden. ¥ Küsten- und Gewässerschutz, wahrgenommen durch ¥ Zingst: Auf dem Ost-Zingst, unmittelbar am Zugang zur das StAUN Stralsund als Fachbehörde sowie die unte- Schutzzone I des Nationalparks, wurde in einem ehema- ren Wasserbehörden bei den Landkreisen Nordvorpom- ligen NVA-Wachgebäude eine Ausstellung mit dem Titel mern und Rügen „Lebensräume“ eingerichtet. Wie der Name erwarten ¥ Tierseuchenschutz, insbesondere Prävention im Wildbe- lässt, gibt die Ausstellung einen Einblick in die vielfälti- stand durch Forstbehörde als Jagdberechtigter gen Lebensräume dieser Halbinsel. Genauso informiert ¥ Lebensmittelschutz und -versorgung, einschlie§lich der sie über die wechselvolle Geschichte des Gebietes ein- Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung schlie§lich des Naturschutzes. ¥ Ma§nahmen auf dem Gebiet des Verkehrswesens ¥ Barhöft: Direkt an der Kliffkante, unweit des Hafens von ¥ Brandschutz Barhöft, befindet sich die Ausstellung ãBoddenland- schaft“. Lebensräume in Ostsee und Bodden werden er- Lediglich zum Waldbrandschutz, der in Hoheit der zustän- lebbar, grafische Darstellungen zeigen Landentstehung digen Forstbehörden ausgeübt wird und nach den Festle- und -veränderung, Dioramen mit Pflanzen und Vögeln gungen der Waldbrandschutzverordnung auszuführen ist, unserer Küste vermitteln Impressionen aus der Bodden- wurden dem Nationalparkamt eigene Zuständigkeiten zu- landschaft. Aus den Fenstern eröffnet sich der Blick in gewiesen. Die Zusammenarbeit zwischen den Forst- und die beschriebene Landschaft. Katastrophenschutzbehörden sowie Feuerwehren bei der ¥ Hiddensee: Am Ortsausgang von Vitte in Richtung Klos- Vorbeugung und Bekämpfung von Waldbränden ist in ei- ter liegt das Nationalparkhaus. Dieses optisch auffallen- nem Waldbrandrunderlass geregelt. Örtliche Einsatzpläne de Gebäude wurde auch mit einer dem besonderen Flair werden für jede Waldbrandsaison (Zeitraum vom 01. 03. der Insel angepassten Ausstellung ausgestattet. Die Aus- bis 30. 09. eines Jahres) erstellt. stellung ãVeränderung“ greift den Wandel in der Natur

179 auf, angefangen von erdgeschichtlichen Veränderungen nauso wie über einzelne Vogelarten. Kinder können sich der Insel, über Veränderungen durch Besiedlung und in spielerischer Form Naturschutzthemen zuwenden. Für Nutzung, bis hin zu Veränderungen im Jahreskreis von Gruppen und Veranstaltungen steht ein Vortragsraum zur Tieren und Pflanzen. Als Aquarelle gestaltete Tafeln, Verfügung. Modelle, ein 3-D Automat u. a. erhöhen die Attraktivität Die Ausstellung „Bug“ in der Informations- und Schutz- und Anschaulichkeit. Im Nationalparkhaus steht ein Se- hütte auf dem Bug stellt die Geschichte dieses Gebietes, minarraum zur Verfügung. Im Haus werden Vorträge ge- dessen Flora und Fauna sowie Landschaftsveränderun- halten und andere öffentliche Veranstaltungen durchge- gen in den Mittelpunkt. In Vitrinen befinden sich Präpa- führt. rate von Wat- und Wasservögeln, es können Steinfunde ¥ West-Rügen: Entsprechend der lokalen Bedingungen und Fossilien betrachtet werden. Ein Ölgemälde ver- wurden auf dem westlichen Teil der Insel zwei Informa- mittelt einen lebendigen Eindruck von der Waldbeschaf- tionszentren eingerichtet. fenheit dieses Sandhakens. In der sanierten Alten Küsterei in Waase auf Ummanz ist die Ausstellung ãWestrügen“ zu sehen. Diese Ausstel- Als Umweltzentrum des Nationalparks ist das Nationalpark- lung stellt Rügen und insbesondere deren westlichen Teil und Gästezentrum „Darßer Arche“ in Wieck entstanden.

Abb. 40: Besucher in Ausstellungen des Nationalparkes 1993 - 2002

Quelle: Nationalparkamt, 2002

vor. Entstehung, Entwicklung und Besonderheiten der Diese Einrichtung der Kur- und Tourist GmbH Dar§ beher- Insel werden verdeutlicht. Eine Lebensraumsäule stimmt bergt eine umfangreiche Nationalparkausstellung. Weitere auf die vier Lebensräume der Insel Ummanz ein. Infota- Angebote der ãDar§er Arche“ bestehen u. a. in Umwelt- und feln und das „Kleine Lesebuch von gestern und heute“ Bildungsprogrammen, einer Umweltbibliothek und Galeris- bieten eine Menge Wissenswertes. Texte, Bilder und Prä- tik. Auch stehen hier Seminarräume zur Verfügung. parate informieren über den Arten- und Biotopschutz ge- Darüber hinaus bieten auch andere Träger nationalpark-

180 bezogene Ausstellungen an. Als solche sind das ãNa- Neben der Veröffentlichung einer eigenen Broschüre tureum“, eine Au§enstelle des Deutschen Meeresmu- zur Entwicklung des Nationalparks in den ersten 10 Jah- seums Stralsund am Dar§er Ort, nordwestlich von Prerow ren seines Bestehens sind eine Reihe von Büchern, Bild- sowie das Kranich-Informationszentrum in Gro§ Mohr- bänden, Reiseführern und Wanderkarten über den Natio- dorf, eine Einrichtung von Kranichschutz Deutschland, zu nalpark und die Nationalpark-Region in unterschiedlichen nennen. Verlagen erschienen. Informationen zum Nationalpark gibt es auch in Museen wie dem Dar§-Museum in Prerow oder dem Heimatmu- Übersicht über die Veröffentlichungen des National- seum der Insel Hiddensee in Kloster. parkamtes (Stand 2002):

Jährlich wiederkehrend finden Gro§veranstaltungen statt. Grundfaltblatt Im August/September wird der Nationalparktag mit Veran- ¥ Nationalpark Vorpommersche farbig 08/90 staltungen in Vitte auf Hiddensee, auf dem Südbug, in Boddenlandschaft farbig 08/92 Waase auf Ummanz und der Hauptveranstaltung in Wieck farbig 01/97 auf dem Darß durchgeführt. ¥ Holländisch, Französisch, Englisch, Zum Einen präsentiert sich das Nationalparkamt damit öf- Russisch als Kopie s/w 09/98 fentlich. Andererseits wird Gewerbetreibenden, staatlichen ¥ Englisch farbig 01/99 Ämtern, Kur- und Tourismusverbänden, Vereinen, Schulen u. a. die Möglichkeit gegeben, sich darzustellen und eigene Gebietsspezifische Faltblätter Produkte anzubieten. ¥ Wanderwege im Dar§wald s/w 04/92 Seit Mai 1999 findet auf Initiative des Nationalparkamts ¥ Wanderwege Ostzingst s/w 04/92 im Rahmen des „Europäischen Tages der Parke“ in Born ¥ Wege an der Darß-Zingster Boddenküste s/w 05/93 auf dem Darß für die gesamte Nationalparkregion ein Bor- ¥ Nationalparkregion Westrügen s/w 06/93 ner Markt statt. ¥ Nationalparkregion Barhöft-Bock s/w 07/93 ¥ Hiddensee - Eine Insel im Nationalpark farbig 01/94 6.2 Veröffentlichungen und Medienarbeit ¥ Nationalparkregion Bug s/w 12/94 ¥ Nationalparkregion Dar§ farbig 01/00 Informationsmaterial und Medienarbeit bilden wichtige Säulen in der Informationstätigkeit des Nationalparkamtes. Thematische Faltblätter Im Laufe der Jahre wurde eine Vielzahl von Veröffentli- ¥ Der Rothirsch s/w 09/93 chungen herausgegeben: ¥ Der Zug der Kraniche s/w 09/94 ¥ Der Zug der Kraniche (Nachauflage) s/w 04/95 Als praktikable Informationsquellen stehen den Besuchern ¥ Lehrpfad Dünenheide Hiddensee s/w 11/93 Faltblätter zur Verfügung. Sie reichen von allgemeinen ¥ Landschaften in Bewegung farbig 01/00 Informationen zum Schutzgebiet, über Gebietsinformatio- ¥ Küstenvögel farbig 01/02 nen mit Wanderempfehlungen bis hin zur Aufbereitung ¥ Kraniche im Nationalpark farbig 08/02 einzelner Themen zur Entstehung und Veränderung der Landschaft sowie zur Tier- und Pflanzenwelt. Faltblätter mit Ankündigungen Über die Entwicklung des Nationalparks, über Vorhaben ¥ Das Veranstaltungsprogramm und Ergebnisse wird in der jährlich einmal herausgegebe- „Unterwegs im Nationalpark“ nen Nationalpark-Info berichtet. Darin wird auf aktuelle erscheint seit 1997 einmal jährlich. Ereignisse und Situationen in der Nationalparkregion ein- ¥ Museen und Ausstellungen in der farbig 05/98 gegangen, Interessantes zum Schutzgebiet vermittelt und Nationalparkregion farbig 06/99 über kulturelle Angebote informiert. Wissenswertes über den Nationalpark ist auch in der Inter- Bücher netpräsentation (www.nationalpark-vorpommersche- ¥ 10 Jahre Nationalpark Vorpommersche boddenlandschaft.de) dargestellt. Boddenlandschaft farbig 09/00 Poster, Aufkleber, Nationalparkpin stehen genauso bereit Aufkleber wie ein Nationalparkvideo. ¥ Nationalpark Signet farbig 07/94 ¥ Eule farbig 09/95 In den Informationszentren auf Hiddensee und in der Sun- dischen Wiese können sich die Besucher mittels computer- Pin gestützter Informationssysteme einzelnen Themen zum ¥ Eule mit Aufschrift Nationalpark Schutzgebiet vertiefend zuwenden. Vorpommersche Boddenlandschaft farbig 12/02

181 Video ¥ Nationalpark Vorpommersche Bodden- landschaft (Praktikantenarbeit) 09/95 ¥ Nationalpark Vorpommersche Bodden- landschaft 12/96

Poster ¥ Gellen-Bock farbig 04/92 ¥ Werder-Inseln farbig 04/92 ¥ Der Graue Kranich farbig 02/95

Nationalpark-Info ¥ Die Veröffentlichung „Nationalpark-Info“ erscheint seit 1994 ca. einmal jährlich.

Die regionalen Presseredaktionen, bei Gro§- und Sonder- veranstaltungen auch der überregionalen Medien, werden mit Pressemitteilungen versorgt und zur Teilnahme an Ver- anstaltungen eingeladen. Die Aktivitäten (Führungen und Öffnungszeiten der Aus- stellungen) finden regelmäßig Eingang in die Lokalzeitun- gen. Zeitungs-, Zeitschriftenredaktionen, Rundfunk- und Fern- sehsender zeigen zunehmend gro§es Interesse am Natio- nalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Neben regio- nal und bundesweit erschienenen Beiträgen sind auch Beiträge in der internationalen Presse bekannt.

182 VI Literatur

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188 gung des Tourismus in den Gro§schutzgebieten Mecklen- RIECKEN (Hrsg.): Grundlagen und Probleme einer Roten burg-Vorpommerns und ihren Randbereichen“ • Gutachten Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands • Schrif- im Auftrag des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen tenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 38 ¥ Bonn Instituts für Fremdenverkehr, München • unveröff. JESCHKE, L. (1994): Wald als Ökosystem. Vortrag zur JACOBS, H.J. (1989): Ein Verzeichnis der bisher in Meck- Jahrestagung 1993 des Bundes deutscher Forstleute in lenburg nachgewiesenen Grabwespenarten (Hymenoptera, Malchin ¥ Wald und Forstwirtschaft in Mecklenburg-Vor- Sphecidae) ¥ Natur und Naturschutz in Mecklenburg-Vor- pommern ¥ 2. Jg., Sonderausgabe April 1994: 7-14 ¥ Hrsg.: pommern 28: 2-36. Landwirtschaftsministerium des Landes Mecklenburg-Vor- JACOBS, H. J. (1990): Ergebnisse der Küsteninsektenkar- pommern, Abt. Forswirtschaft tierung - Grabwespen (Hymenoptera Sphecidae) ¥ Natur JOB, H. 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194 Problematik des Naturschutzes im Nationalpark Vorpom- SCHLUNGBAUM, G., G. NAUSCH & H. BAUDLER mersche Boddenlandschaft ¥ Magisterarbeit Univ. Lüne- (1994): Sedimentstruktur und Sedimentdynamik in den burg. Darß-Zingster Boddengewässern • Rostocker Meeresbiolo- RÜHLE, W. (1992 a): Kartierung der Amphibien und gische Beiträge 2: 27-40. Reptilien 1992 auf dem Dar§ im Nationalpark Vorpom- SCHMID-EGGER, C. (1994): Die Wildbienen- und Wes- mersche Boddenlandschaft ¥ Gutachten im Auftrag penfauna (Hymenoptera Aculeata) des Dar§ im National- des Nationalparkamtes Mecklenburg-Vorpommern ¥ un- park Vorpommersche Boddenlandschaft (Mecklenburg- veröff. Vorpommern) unter Berücksichtigung der Schweb- und RÜHLE, W. (1992 b): Kartierung der Heuschrecken auf Raubfliegen (Diptera: Syrphidae, Asilidae) ¥ Gutachten dem Dar§ im Nationalpark Vorpommersche Boddenland- im Auftrag des Nationalparkamtes Mecklenburg-Vorpom- schaft • unveröff. mern • unveröff. RÜHLE, W. 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Zitierte Rote Listen (RL): Armleuchteralgen: MV: SCHMIDT (1994).

Höhere Pflanzen: MV: FUKAREK (1992). OSTSEE: BERG, HENKER & MIERWALD (1996).

Stechimmen (Bienen, Wespen): BR: DATHE & DONATH (1992), OEHLKE (1992)

Schmetterlinge: NS: LOBENSTEIN (1988)

Heuschrecken: BR: BEUTLER (1992) SH: DIERKING-WESTPHAL (1990)

Vögel: MV: SELLIN & STÜBS (1992) BRD: NOWAK, E., J. BLAB & J. NEUMANN (1994) VERZEICHNIS ABBILDUNGEN

199

Tab. 20 b: Übersicht über die Untersuchungsflächen im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft Ostsee Bodden Sand- Wattflächen, bänke und Strände Salzwiesen und -weiden Dünen Steilküsten Fließgewässer Grünland Zwergstrauch- heiden und Mager- trockene rasen Gebüsche Wälder Röhrichte und Gro§seggenrieder Äcker und Acker- brachen Stehende Gewässer Nr. Untersuchungsgegenstand Durchführung Von den Untersuchungen erfaßte Ökosysteme (Spaltenbezeichnung siehe unten) und Nummern der jeweiligen Untersuchungsflächen (vgl. Textkarte 8) 1 Wasserchemie Bäche Stodian,I. (1995) 50,51,58 2 Hydrologie Dahms,P.&Bohne,K. (1994) 28?, 33 29 27,28,29,32 3 Morphologie, Hydrologie etc. Gosselck, F. (1994 b) 44,54,55 4 Dünenvegetation Isermann, M. (1994) 2 2,46 2,46 46 2 5 Vegetation Stuhr, J. (1993) 17 17 17 6 Vegetation Wefing, H. (1993) 16 16 7 Vegetation Paulson,C&R.(1994a/b/95) 29 19,20,23,24,33,34 29 19 19,29 10,34,29,31,33 23,24,31 29 19,29 8 Vegetation mit Testflächen Bockholt,R. (1994) 32 32 32 9 Vegetation Nat.Ges.Hid.u.Bod.(1993) 45 45 45 43 43,45 43,45 10 Vegetation Harder,T. (1993a/b) 42 42 38 38,42 38,42 11 Vegetation Machatzi,B&Ristow(1994) 47 47,48,49,56 47,48,49,52,56 48,49,52,56 47,48,49 12 Vegetation AG FOBI (1993) 57 13 Vegetation Dücker, A. (1996) 14 Moose Berg,C. u.a. (1995) 2 40,49,33 2,3,46 37 2,3,40,41,46,49 43,49,32 37,41 37,40,43,46 37 3,8,13,41,43,31 15 Pilze Schmidt, I. (1995) 3,4 3 3,4,8,12,13 16 Flechten Litterski,B. (1994) 31 40 2,3,31, 34,35 35,39,40 38,39,40,43,46 40 3,8,12,15,31,35 17 Waldbiotopkartierung LAf.ForstplanungMV(1995) Dar§ und 25 18 Makrobenthos Gosselck, F. (1994 a) 1,22,30,36 19 Makrozoobenthos Günther,B. (1994) 32 20 Terr.Evertebraten u. Boden Müller-Motzfeld,G. (1994) 33 31 32 31 31,32 21 Schwebfliegen Gabriel,K.D. (1994) 2,3 2,17 10,17 3,9,17 22 Stechimmen (u. Schwebfl.) Schmid-Egger, C. (1994) 7,31 18 31 4 17,18,29 6,8,29,31 23 Nachtschmetterlinge Finke,C.& S. (1993/4) 40,42 40,42 27,53 40,42 40,42 3,11,27 24 Nachtschmetterlinge Krismann, A. (1993) 17 17 25 Heuschrecken Rühle, W.(1992/1993) 29 28,33 29 29 29,31 28 31 29 26 Heuschrecken Sprenger,B.et.al.(1993) 38,40 40,43 38,32 38,40,43 38,40 38,43 27 Holzbewohnende Insekten Bayer,C. et.al. (1995) 3,8,13 28 Fische Winkler, H.M. (1995) x x 29 Röhrichtbewohnende Vögel Andreas, U. (1994) 2,3,5,21 30 Brutvögel Rentz, U. (1994) Neudar§ 31 Brutvögel Schmidt, R. (1994) Altdar§ 32 Vögel Erdmann, F. (1994) 26,28,33 29 32 29 Dünenvegetatiobn, Ameisen Bönsel, A. (2000) 2 Hydorgeologie Precker, A. et al. (1998) Altdar§ Hydrogeologie Precker, A. et al. (1997) Osterwald Renaturierungskonzept Rowinsky, V. et al. (1998) Osterwald Monitoring Moorvegetation Rowinsky, V. et al. (2000) Dar§wald Naturwaldreservate NPA et al. (ab 1999) 60, 12, 17, 25 Wildbestandsentwicklung Tottewitz, F. et al. (ab 1996) Dar§, Osterw. Wildverbisskontrolle NPA et al. (ab 1994) Dar§w., Osterw. Windwurf, ökol. Untersuch. Univers. Greif. et al.(ab 2000) 59 Landschaftsgeschichte Kaiser, K. (2001) 60 Monitoring Vegetation Schmiedel, J. (ab 2001) 23,24, Dar§, Sund. Wiese Quelle: Nationalparkamt Vorpommersche Boddenlandschaft