U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel – 100 Jahre Naturschutz 1

Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz –

Ringfundmitteilung der Vogelwarte Nr. 7/2012

Ulrich Brenning und Hans Wolfgang Nehls

Herausgegeben im Auftrag des Vereins Langenwerder zum Schutz der Wat- und Wasservögel e. V. und der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern e.V. 2 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 3

Geleitwort

100 Jahre Vogelschutz auf der Insel Langenwerder – eine Naturschutz war und ist niemals ein Selbstläufer und so ist lange Tradition und eine Erfolgsgeschichte des Natur- auch der Vogelschutz auf der Insel Langenwerder stets mit schutzes. dem Engagement meist ehrenamtlich tätiger Menschen, aber auch jahrzehntelang der Universität Rostock und oft Alles begann mit dem Schutz als Vogelfreistätte. Später, auch in Zusammenarbeit mit sachverständigen und ver- nach dem Inkrafttreten des ersten deutschen Naturschutz- ständnisvollen Behörden eng verbunden. Fast von Anfang gesetzes, wurde die Insel als eines der ersten Gebiete zum an musste der Schutz durch die stetige Anwesenheit von Naturschutzgebiet erklärt. Am Schutzstatus hat sich bis Vogelwärtern durchgesetzt werden. Auch daran hat sich heute nichts geändert, allerdings ist die kleine Insel seit bis heute nichts geändert. 20 Jahren integraler Bestandteil des weit umfassenderen Europäischen Vogelschutzgebietes „Wismarbucht und Möge das vorliegende Buch denjenigen, die die Insel Salzhaff“. Ihr an der mecklenburgischen Ostseeküste nach kennen, Anregung sein für neue Gedanken und Ideen zu wie vor einmaliger Brutbestand verschiedener Küstenvo- Schutz und Forschung, aber auch Ansporn sein im Bemü- gelarten zeichnet die Insel als eine Kernregion dieses euro- hen um den praktischen Erhalt der Insel. Diejenigen, die päischen Schutzgebietes aus, in denen die Zielarten noch die Insel (noch) nicht kennen, soll es neugierig machen ihr Auskommen haben. und zugleich auch anregen, sie im Rahmen der jährlichen Führungen durch die Vogelwärter kennen zu lernen. Daneben bietet die Insel mit ihren logistisch günstigen Voraussetzungen beste Bedingungen für die Erforschung Ich wünsche dem Buch eine weite Verbreitung und allen der Lebensweise und Zugrouten der hier vorkommenden Lesern eine lehrreiche, aber auch unterhaltsame Lektüre. Vögel. Diese eher seltene Chance wurde und wird nach wie vor genutzt, wovon inzwischen zahlreiche Publikationen, Diplomarbeiten und Dissertationen zeugen. Die Vogelin- sel Langenwerder ist damit weit über die Grenzen unseres Bernd Heinze Landes bekannt geworden. Nicht zuletzt zieht auch die vorliegende Arbeit aus der Feder der beiden verdienstvol- Vorsitzender des Vereins Langenwerder zum Schutz der len und „dienstältesten“ Vogelwärter Prof. Dr. Ulrich Bren- Wat- und Wasservögel e. V. ning und Dr. Hans Wolfgang Nehls eine beeindruckende Bilanz über den Wissenszuwachs in den zurückliegenden Jahrzehnten. Und wer die inzwischen mehrere Meter Bü- cherregal füllenden Jahres-Tagebücher kennt, kann erah- nen, welch immense Informationsfülle dafür zu verarbei- ten, zu komprimieren und in lesbare Form zu bringen war. Dafür herzlichen Dank an die Autoren.

Als ich im Herbst 1981, damals noch Student, erstmals für eine Woche die Insel betreten durfte, war ich als Bin- nenländer von der arten- und zahlenmäßigen Fülle der Vogelwelt beeindruckt. Als Helfer an der Seite des erfah- renen Küstenornithologen und Vogelberingers, Manfred Grothmann, sollte ich in den nächsten Tagen auch viele der Arten sogar in die Hand bekommen. Das war prägend. Seither gehören alljährlich drei Wochen Langenwerder zum festen Lebensrhythmus. Und nach wie vor verläuft jede Saison anders, bringt neue Erlebnisse und macht neu- gierig auf das nächste Jahr.

Ich glaube, so wie mir erging es vor mir und nach mir Vie- len. Trotz oder gerade wegen des immer noch einfachen Insellebens und der anstrengenden Arbeit lässt uns die Insel nicht mehr los. Nicht anders ist es zu erklären, dass der im Jahr 1997 für die Betreuung des Gebietes gegrün- dete Verein inzwischen weit über 100 Mitglieder hat, von denen ein ganz erheblicher Teil auch aktiv mit anpackt. In- zwischen fordert der Klimawandel auch hier seinen Tribut und nagt an der Küste des Langenwerders, sodass durch regelmäßige handarbeitsintensive Küstenschutzmaßnah- men die Vogelwärterstation geschützt werden muss. Die Arbeit wird nicht weniger, sie unterliegt einem stetigen Wandel, wie die Insel selbst. 4 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 5

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung...... 7

2. Danksagung...... 8

3. Geomorphologie – Der Einfluss von Wind und Wellen...... 9

4. Flora und Vegetation (Björn Russow)...... 19 4.1 Geschichte der Floren- und Vegetationserfassung...... 19 4.2 Flora der Insel Langenwerder...... 19 4.3 Vegetation der Insel Langenwerder...... 22

5. Der Weg der Insel Langenwerder zum Naturschutzgebiet und Probleme in Vergangenheit und Gegenwart...... 29 5.1 Die Anfänge...... 29 5.2 Der Verein Jordsand wird wirksam...... 30 5.3 Horst Wachs greift ein...... 31 5.4 Die Universität Rostock übernimmt Verantwortung...... 36 5.5 Der Verein Langenwerder entsteht und lenkt die Geschicke der Insel...... 46 5.6 Wie geht es weiter?...... 49

6. Material und Methoden...... 51

7. Die Vogelberingung auf Langenwerder...... 53

8. Die Brutvögel im Wandel der Zeit...... 59

9. Spezieller Teil...... 63 9.1 Brut- und Gastvögel...... 63 9.2 Lurche, Kriech- und Säugetiere...... 258

10. Anhang...... 269 10.1 Liste der Vogelwärter...... 269 10.2 Abkürzungsverzeichnis...... 274 10.3 Literaturverzeichnis...... 276 10.4 Artenregister...... 282

11. Summary...... 295 6 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Langenwerder, Blick nach Osten zum Boiensdorfer Werder (im Hintergrund), Juni 1993. Foto: H. W. Nehls. Langenwerder, aerial view eastwards onto the Boiensdorfer Werder (in the background), June 1993. Photo: H. W. Nehls.

Langenwerder, der Südteil mit dem großen Tümpel und Lagunen, Juni 1993. Foto: H. W. Nehls. Langenwerder, the southern part with the big pond and lagoons, June 1993. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 7

1. Einleitung

Das kleine, wenig mehr als 20 ha große Eiland, das in Zusammenhang mit der Entwicklung des Vogelschutzge- der -Bucht (westliche Ostsee) der Nordküste der dankens um die Wende vom 19. zum 20. Jh. konnten auch Insel vorgelagert ist und den Namen Langenwerder für den Langenwerder bereits ab 1910 staatliche Schutz- trägt, ist erdgeschichtlich zwar noch sehr jung, kann je- maßnahmen erreicht werden. Über den Weg bis dahin und doch in Hinblick auf Naturschutzaktivitäten auf eine lange über die Entwicklung der anschließenden 100 Jahre bis in Geschichte zurückblicken, die nun schon über 100 Jahre die Gegenwart wird nach einer Schilderung der geomor- währt. phologischen und botanischen Verhältnisse ausführlich Der Lange Werder (Werder bedeutet soviel wie Insel), von berichtet. den Einheimischen auch „dei Vagelwarder“ genannt, war In weiteren Kapiteln werden die Veränderungen der Brut- im ehemaligen Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin vogelwelt, das Fang- und Beringungsprogramm sowie die die einzige Vogelinsel. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als nicht gefiederten Wirbeltiere vorgestellt. das ehemalige Vorpommern und Mecklenburg eine poli- Den Hauptteil bilden aber die Artkapitel, in denen alle tische und staatliche Einheit bildeten, kamen eine ganze bisher auf dem Langenwerder nachgewiesenen Vogelarten Reihe weiterer Vogelinseln im Bereich der vorpommer- in ihrer Phänologie dargestellt werden. schen Küste hinzu. Obwohl 2010 das eigentliche Jubiläumsjahr war, wurden Da auf dem Langenwerder schon seit Jahrhunderten die hier die Daten bis zum 31.12.2011 ausgewertet, weil da- verschiedensten See- und Küstenvögel gebrütet haben, mit seit 1962 genau 50 Jahre kontinuierliche Tagebuchauf- bot die Insel auch wegen der sich schnell entwickelnden zeichnungen zur Verfügung standen. Reisemöglichkeiten den Ornithologen Mecklenburgs und Alle Fotos stammen mit Ausnahme weniger Personenauf- der angrenzenden Länder die Gelegenheit, die für die Küs- nahmen vom Langenwerder. tenregionen typischen Vogelarten kennenzulernen. Im

Lage der Insel Langenwerder in der westlichen Ostsee. The position of the island Langenwerder in the western . 8 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Lage der Insel Langenwerder im Gebiet Wismar-Bucht / Salzhaff mit den Grenzen des SPA und FFH-Gebietes. Quelle: LUNG M-V. Location of the island Langenwerder in the Wismar Bay/Salzhaff area, including the boundaries of the SPA and FFH areas. Source: LUNG M-V.

2. Danksagung

Dank gilt zunächst allen Vogelwärtern, die sich seit über unentbehrliche Stütze waren und sind. Dank sagen die bei- 100 Jahren auf Langenwerder für den Schutz der heimi- den Autoren all jenen, die Fotos zur Verfügung stellten: D. schen Vogelwelt eingesetzt haben und dabei auch ihr Brenning, Dr. F. Gosselck, P. Hauff, B. Heinze, M. Helm, A. Leben riskiert oder sogar verloren haben. Häufig sind es Köhler, Dr. J. Kube, K. Lambert †, Dr. K. Lippert, W. Lippert, Rentner gewesen, die gegen ein geringes Entgelt ein um- J. Mundt, B. Nagel, B. Russow, W. Spillner, M. Vieth und fangreiches Aufgabenpensum zu bewältigen hatten. Nur Dr. H. Zimmermann. Ein ganz besonderer Dank gilt Dr. in den Jahren von 1962-1974 stand eine bezahlte Fach- A. Schulz, der alle Wiederfundkarten angefertigt hat und kraft zur Verfügung, anschließend und bis heute andau- R.-R. Strache für die Durchsicht des Manuskriptes, seinen ernd, waren es ausschließlich ehrenamtliche Kräfte, die in scharfen Augen entging kein Leerzeichen zu viel oder zu ihrer freien Zeit oder nach dem Ende ihrer Berufstätigkeit wenig. Die kurzfristig erstellten Übersetzungen ins Engli- die seit 1975 stark angestiegenen Anforderungen mit Elan sche haben wir Hendrik Herlyn zu verdanken. Prof. Dr. R. und Begeisterung zu erfüllen versuchten. In der Aufstel- Kinzelbach stellte bereitwillig historische Aufnahmen aus lung, die im Anhang zu finden ist, sind all jene namentlich den Archiven der Universität Rostock zur Verfügung, auch aufgeführt, die mindestens einmal in einer Saison als Be- dafür vielen Dank. Unterstützung gewährten weiterhin Dr. treuer eingesetzt waren. Hinzu kommen viele ungenannte D. Köhler, J. Pump und die Norddeutsche Pflanzenzucht Familienmitglieder, Freunde und Bekannte, die oft eine KG Malchow (Poel). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 9

3. Geomorphologie - Der Einfluss von Wind und Wellen

Das Gebiet der Wismar-Bucht ist durch nacheiszeitliche Prozesse gestaltet worden. Als sich das Eis vor ca. zehn- tausend Jahren nach Norden zurückgezogen hatte, be- gann der Meeresspiegel zu steigen und im Verlaufe der sogenannten Littorina-Transgression vor etwa 8.000-4.000 Jahren wurden weite Teile der Wismar-Bucht wieder über- flutet. Je nach Höhenlage bildeten sich unterschiedliche Küstenformationen heraus, z. B. Flach- und Steil- oder Ab- bruchküsten. Dass das Nordende der Insel Poel in jener Zeit wesentlich weiter nach Norden reichte, ist an den zahlreichen großen Felsen im flachen Wasser zwischen Poel und Langenwerder zu erkennen, die während des Eis- vorstoßes mit den Gletscherströmen aus dem skandinavi- schen Raum mitgeführt wurden und sich nach dem Ende der Eiszeit eingebacken in der Grundmoräne befanden, die dann durch die Einwirkung von Wind und Wellen zu- rückgedrängt wurde und die eingeschlossenen Geschiebe Nordecke der Insel mit ehemaligem Koppelzaun und den Sand- freigab. In flachen Gewässerabschnitten lagerten sich im bänken im Hintergrund, Juni 1960. Foto: H. W. Nehls. Laufe von einigen Jahrhunderten Sande und Kiese in Form North corner of the island with old paddock fence and sandbanks von Sandbänken und Strandwällen ab. Bedingt durch die in the background, June 1960. Photo: H. W. Nehls. Strömungsverhältnisse entstand ein ganzes System von in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Strandwällen mit Höhen bis fast 2,40 m über dem Meeresspiegel (üNN), die allmäh- lich zusammenwuchsen und dabei dazwischen gelegene

Windwatt im Südwesten (jetzt Inselfestland) mit Japannetzen, September 1970. Foto: H. W. Nehls. Windblown tidal flats to the southwest (today part of the island’s mainland) with mist nets, September 1970. Photo: H. W. Nehls. Westseite südlich des Hauses, Mai 2002. Foto: H. W. Nehls. West side of the island, south of the house, May 2002. Photo: H. W. Nehls.

Blick von der Station nach Nordosten, Mai 1983. Die neue Sandbank im Südwesten wird höher und ist bereits be- Foto: H. W. Nehls. wachsen, August 2000. Foto: H. W. Nehls. View from the station to the northeast, May 1983. Photo: H. W. The new sandbank in the southwest is growing taller and is already Nehls. covered with some vegetation, August 2000. Photo: H. W. Nehls. 10 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

pflanzen ansiedelten und zeitwei- se auch verschiedene Vogelarten wie Höckerschwan Cygnus olor, Austernfischer Haematopus ostrale- gus, Küsten- und Zwergseeschwal- be Sterna paradisaea, Sternula albi- frons, Säbelschnäbler Recurvirostra avosetta u.a. brüteten. Auch west- lich vom Schover Urt existierten bis zur Mitte der 1980er Jahre eine bis mehrere Geröllbänke, die fast ständig über dem mittleren Was- serstand lagen (Abb. S. 12). Über- haupt verlief die Entwicklung des Langenwerders bis zu seiner heutigen Form nicht geradlinig, immer wieder wurde das gesamte Gebiet teilweise oder vollständig vom Ostseewasser überflutet, was u.a. daran zu erkennen ist, dass bei Grabungen im Zentrum der Insel mehrere humose Schich- Die Südspitze hat sich seit vielen Jahrzehnten nicht verändert, Mai 2005. Foto: H. W. Nehls. ten zu erkennen sind, die durch The southern tip has remained unchanged for many decades, May 2005. Photo: H. W. Nehls. Sand- und Kiesschichten vonein- ander getrennt sind. Auch das im Senken unter Tümpel-, Röten- und Lagunenbildung mehr nördlichen Abschnitt am Westufer zutage tretende torf- oder weniger stark einschlossen (v. Bülow 1952). ähnliche Sediment zeugt davon, dass sich marschähnliche In Abhängigkeit vom Alter, von der Stabilität und der Hö- Gebiete, wohl auch ein größerer Wiesentümpel, einmal henlage der sich entwickelnden Strukturen wurde die Insel hier befunden haben (Abb. S. 13). von den für Strandwälle, Dünenregionen und Salzwiesen Noch in den 1950/60er Jahren zog sich ein hoher Dünen- typischen Pflanzengesellschaften besiedelt (s. Kapitel 4). rücken vom Haus aus in nördliche Richtung das gesamte Heute bietet der Langenwerder mit seinen sandigen oder Westufer entlang. Auf ihm befand sich ein Stacheldraht- feuersteinreichen Stränden, mit den kurzrasigen Dü- zaun, der die westliche Begrenzung des Graslandes im nenrücken, mit Tümpeln und Einschnitten, mit Verlan- Zentrum der Insel, der sogenannten Koppel, bildete und dungszonen und wattähnlichen Flächen ein vielfältiges die Norddüne sowie den südlichen Inselteil von der Bewei- ökologisches Mosaik, das den Habitatansprüchen der ver- dung ausschloss. Er war 1936/37 für das damals anwesen- schiedensten Vogelarten während der Brutperiode oder de Vieh aufgebaut worden. Außerdem befanden sich dort als Rastgebiet zu den Zugzeiten entspricht (Abb. S. 9-10). mehrere große, angepflanzte Holunderbüsche. Nach der letzten Vermessung durch H.-J. Pagel im Jah- Durch die intensive Betreuung des Langenwerders seit re 1984 hatte der Langenwerder eine mittlere Länge von 1962 sind wir nicht nur über das ornithologische Gesche- rund 1.000 m, die Breite schwankte zwischen 200 und 450 hen, sondern auch über die geomorphologischen Verän- m. Die Größe betrug 21,4 ha. Die höchsten Dünenrücken derungen in diesem Zeitraum gut unterrichtet. befanden sich an der Westseite mit 2,33 m üNN in der Nähe Während über die mit 1,72 m üNN-Sturmflut vom des Wärterhäuschens, im Nordosten betrug die maximale Höhe 1,78 m üNN und im Süden 1,48 m üNN (Abb. S. 11). Der Langenwerder ist seit Jahrhunderten beträchtlichen geomorphologischen Veränderungen unterworfen, die besonders an dem der freien See zugewandten Nord- und Westufer augenfällig werden, indem hier stets Landverluste zu verzeichnen sind, während sich im Südwesten neue Ha- ken bzw. große Sandbänke herausbilden (Abb. S. 6 u. 12). Ein generalisierendes Bild der Veränderungen der letzten etwa 300 Jahre zeigt die Abb. Seite 12 oben (Lemke 2005). Dieser Vergleich wurde möglich, da bereits aus dem Jahre 1698 eine recht genaue Karte vom Langenwerder vorliegt, die im Auftrage der schwedischen Regierung angefertigt worden ist. Sehr auffällig ist der lange nach Nordosten gerichtete Fortsatz, der auch noch auf den Ende des 19. Jh. angefertigten Messtischblättern (Blatt-Nr. 1934 und 1935) und auch auf der Flurkarte zu sehen ist, obwohl er sehr wahrscheinlich in Folge der gewaltigen Sturmflut am 12./13.11.1872, die im Raum Wismar eine Höhe von fast 3 m üNN erreichte, verschwunden ist. Ehemalige Westdüne vor der Nordseite des Hauses mit aus der Die letzten Reste dieses Hakens waren noch bis in die Koppel entlaufenen Rindern, August 1959. Foto: H. W. Nehls. 1970er Jahre gut zu erkennen und wurden als Schover Former west dune north of the house, with cattle escaped from Urt bezeichnet, auf denen sich gelegentlich einige Pionier- the paddock, August 1959. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 11

Luftbilder aus den Jahren 1953 (oben) und 2010 (unten) zeigen die Veränderungen: Die Nordspitze ist abgetragen, die Nordostdüne weiter nach Süden versetzt und das ehemalige Watt im Südwesten Bestandteil der Insel geworden, westlich davon ist ein neues Wind- watt mit Insel entstanden. Die Sandbank Schover Urt im Nordosten ist verschwunden. Quelle: © GeoBasis-DE/M-V. Aerial photos from the years 1953 (above) and 2010 (below) show the changes: The northern tip has been eroded, the northeast dune has shifted to the south, and the former mudflats in the southwest has become part of the island; to the west, a new wind-affected tidal flat with an island has been formed. The sandbank “Schover Urt” in the northeast has disappeared. Source: © GeoBasis-DE/M-V. 12 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Die Westdüne nach einer schweren Sturmflut, November 1995. Lageveränderungen der Insel im Laufe von etwa 300 Jahren nach Foto: H. W. Nehls. einer Karte aus dem Jahr 1698. Aus: Lembke 2004. The west dune after a severe storm surge, November 1995. Photo: Shift of the island’s location over 300 years, according to a map H. W. Nehls. from the year 1698. Aus: Lembke 2004.

Der ehemalige Schover Urt (im Hintergrund) bei Niedrigwasser, Juni 1964. Foto: H. W. Nehls. The former dune “Schover Urt” (in the background) at low tide, June 1964. Photo: H. W. Nehls.

04.01.1954 keine schriftlichen Berichte vorliegen, änderte üNN im Januar 1982 zum Verlust der gesamten Primärdü- sich das insbesondere ab Anfang der 1960er Jahre. So kon- ne im Norden und Teile der Sekundärdüne wurden ange- statierte H. W. Nehls im Februar 1968, dass das Sturmhoch- schnitten, sodass ein regelrechtes Kliff mit Höhen bis zu wasser vom Januar große Teile der Westdüne abgetragen 1 m entstand (Abb. S. 13). Weitere Sturmhochwasser im hätte, alleine in Höhe des Vogelwärterhauses an die 5 m. Februar und Dezember 1983 mit jeweils 1,50 m üNN be- Der Abstand vom Haus bis zur Abbruchkante an der West- wirkten, dass sich die Abbruchküste von Norden her dem seite betrug noch etwa 7 m. Bereich des Hauses immer stärker näherte, die 1984 noch Im Norden betrug der Landverlust nach Saegebarth (mdl. etwa 45 m davon entfernt war. Mitt.) in den Jahren 1968-1970 an die 9 m. Im Januar 1987 gab es zwar nur ein relativ leichtes Sturm- Insgesamt war der Sedimentabtrag in den 1970er Jahren hochwasser, es reichte aber aus, um die kiesigen und san- aber noch relativ gering und betraf vor allem den nörd- digen Schichten der angeschnittenen Sekundärdüne weg- lichen Abschnitt. Das änderte sich in den 1980er Jahren zuspülen. Die darüber liegenden Grassoden verloren ihren erheblich und erfasste in immer stärkerem Maße das We- Halt und kippten nach vorne um (Abb. S. 14). Weitere stufer. So führte eine mittlere Sturmflut mit etwa 1,50 m Schäden verursachte der Eiswinter 1986/87, indem er gro- U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 13

Alter Marschboden am Nordufer, August 2000. Foto: H. W. Nehls. Old marshland on the north shore, August 2000. Photo: H. W. Nehls. ße Eisschollen an den Dünenfuß drückte und beim Abtau- aber verschnürt und außerdem wurden möglichst viele en zu weiteren beträchtlichen Sedimentverlusten führte. große Sandsäcke, sogenannte Big Packs verwendet. Am 03./04.11.1995 trat dann aber eine Sturmflut auf, wie Während das Füllmaterial nach der Sturmflut von 1995 sie seit mehr als 40 Jahren nicht mehr verzeichnet worden noch direkt auf der Insel gewonnen worden war, wurden war. Sie erreichte eine Höhe von 2 m üNN. später Sand und Kies vom Festland per LKW herangeschafft. Das Ergebnis waren schwerste Schäden an der gesamten Dieses unter großen Mühen errichtete Bollwerk zum Schutz Insel, die natürlich vollständig bis auf die höchsten Dü- des Hauses und des Beobachtungsturms hielt dann auch nenrücken überflutet wurde. Nördlich vom Beobach- tungsturm war jetzt die gesamte restliche Sekundärdüne verschwunden (Abb. S. 15). Der Landverlust wurde auch in Höhe des Hauses sehr deutlich. Wurden 1992 nach der letzten mittleren Sturmflut noch 6 m bis zur Abbruch- kante gemessen, waren es jetzt noch ganze 2 m. Damit bestand für das Wärterhäuschen und den Beobach- tungsturm höchste Gefahr und bei dem nächsten Sturm- hochwasser würden beide im Meer versinken. Deshalb wurde bereits am 07.11.1995 mit Sicherungsmaßnahmen begonnen, indem stabiles Pfahlwerk vor dem Haus ein- betoniert wurde. In der Folgezeit sind dann zahlreiche Arbeitseinsätze organisiert und Tausende von Sandsäcken verlegt worden. Wie wichtig diese sehr zeitaufwendigen Maßnahmen waren, zeigte sich am 20./21.02.2002, als der Meeresspiegel in der Wismar-Bucht erneut eine Höhe von 2 m üNN erreichte und die Abbruchkante, die durch Sandsackpackungen auf mehrere Meter zur See hin ver- schoben worden war, wieder bis auf 3 m an das Haus heranreichte. Viele kleinere und mittelgroße Sandsäcke wurden von den Fluten fortgespült. Die Abbruchkante der Sekundärdüne befand sich jetzt schon südlich vom Haus (Abb. S. 16). „Kliff“ im Norden des Westufers, Januar 1987. Erneut mussten weitere Arbeitseinsätze durchgeführt und Foto: U. Brenning. weitere Tausende von Sandsäcken zur Sicherung des Hau- “Cliff” on the north end of the western shore, January 1987. Pho- ses gefüllt und verlegt werden. Alle Sandsäcke wurden jetzt to: U. Brenning. 14 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Abbrüche der Düne am Westufer nördlich des Hauses, Juni 1987. Foto: H. W. Nehls. Dune cut-off on the western shore, north of the house, June 1987. Photo: H. W. Nehls.

Nachdem die Insel durch die Sturmflut am Vortag bis auf die höchsten Dünenrücken überflutet wurde, ist das Wasser am nächsten Morgen bereits großflächig wieder abgelaufen, 02.11.2006. Foto: H. W. Nehls. After the island was flooded by a storm surge up to the highest dune ridges on the previous day, much of the water had receded again by the following morning, 02 November 2006. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 15

Durch eine Sturmflut verursachte Schäden an der Westdüne nördlich des Hauses, November 1995. Foto: H. W. Nehls. Storm surge damage to the west dune north of the house, November 1995. Photo: H. W. Nehls.

Durch die Sturmflut ist die Norddüne versetzt worden und schüttet den Nordtümpel weiter zu, November 1995. Foto: H. W. Nehls. The storm surge has shifted the north dune and continues to fill in the north pond, November 1995. Photo: H. W. Nehls. der nächsten Sturmflut stand, die am 01. und 02.11.2006 das vom Norden bzw. aus dem Westen herantranspor- eine Höhe von 1,78 üNN erreichte (Abb. S. 14 u. 17). tiert wurde, immer größere Ausmaße annahm und auch Insgesamt wandert die Insel nach v. Bülow (1952) von bei Hochwasser kaum noch überflutet wurde. So war es Norden nach Süden in Richtung auf das Gollwitzer Ufer, nicht verwunderlich, dass sich seit den 1990er Jahren die von dem sie noch durch eine 130-200 m breite und durch- Strandsimse Bolboschoenus maritimus als Pionierpflanze an- schnittlich 40-50 cm tiefe Furt getrennt ist. Nach späteren siedelte und im Verlaufe der nächsten Jahre immer größere Beobachtungen muss jedoch von einer Wanderung nach Bestände ausbildete und weitere Arten sich ansiedelten (s. Südwesten ausgegangen werden. Die Geschwindigkeit be- Kapitel 4). trägt nach Lemke (2005) im langjährigen Durchschnitt Gegenwärtig ist die westliche Sandbank zu einem festen etwa 1 m pro Jahr. Bestandteil des Langenwerders geworden. Es ist kaum Die Sandbank im Südwesten bzw. Westen maß nach H. W. noch vorstellbar, dass man in den 1960/70er Jahren bei Nehls nach dem Winter 1981/82 etwa 330 m in der Länge normalem Wasserstand noch direkt vom Gollwitzer Strand und 10 m in der Breite. Sie veränderte jährlich ihre Ge- mit dem Boot zum Haus auf dem Langenwerder hinüber stalt, bevor sie durch ständige Anlandung von Sediment, staken oder rudern konnte. 16 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Neues „Kliff“ südlich des Hauses, November 2006. Foto: E. Brenning. New “cliff” south of the house, November 2006. Photo: E. Brenning.

Zerstörte Düne mit Sandsäcken vor dem Haus, April 2002. Foto: U. Brenning. Destroyed dune with sand bags in front of the house, April 2002. Photo: U. Brenning. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 17

Nach der Sturmflut - die Sandsackpackungen vor dem Haus sind zerstört, November 2006. Foto: H. W. Nehls. After the storm surge – the sand bag barriers in front of the house have been destroyed, November 2006. Photo: H. W. Nehls.

Sturmhochwasser am Weststrand, November 2008. Foto: D. Brenning. Storm surge flooding on the western beach, November 2008. Photo: D. Brenning. 18 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Blick von der Poeler Steilküste auf Langenwerder, im Hintergrund Halbinsel Wustrow mit der schmalen Nehrung Kieler Ort, Aug. 1990. Foto: H. W. Nehls. View from the cliff coast of Poel onto Langenwerder, in the background peninsula Wustrow with the narrow spit Kieler Ort, Aug. 1990. Photo: H. W. Nehls.

Langenwerder – Weststrand, Aug. 2005. Foto: B. Nagel. Langenwerder – western beach, Aug. 2005. Photo: B. Nagel. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 19

4. Flora und Vegetation (Björn Russow)

4.1 Geschichte der Floren- und Vegetationserfassung

Die floristische und vegetationskundliche Bearbeitung der mäßigen Abständen die Dokumentation zur Florenverände- Vogelinsel Langenwerder reicht fast so weit zurück wie rung der Insel fortgesetzt (vgl. Russow 2004). Eine Vielzahl die ornithologische Beobachtung. Die Ergebnisse dieser kleinerer Exkursionen von botanischen Fachgruppen und Untersuchungen geben heute einen fast 80 Jahre umfas- interessierten Einzelpersonen brachte in den Jahrzehnten senden Überblick zur Veränderung der Flora der Insel Lan- zusätzliche Erkenntnisse zur Flora des Langenwerders (z. genwerder. Auch wenn der Vogelschutz immer im Vorder- B. wiss. Studentenzirkel J. B. de Lamarck in Floristische Da- grund stand und auch zukünftig stehen wird, erscheint tenbank Mecklenburg-Vorpommern; E. Schreiber, mündl. es bemerkenswert, dass ausgerechnet diese Insel eines der Mitt.; Feige et al. 2005). Nicht zu vergessen ist an dieser wenigen Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern ist, für das Stelle die Vielzahl der in den „Inseltagebüchern“ durch die ein solch umfangreicher, floristischer Datenbestand vor- Vogelwärter festgehaltenen Beobachtungen zur Flora des liegt. Seit 1924 wurden durch den Botaniker Fritz Dencker Langenwerders (z. B. U. Brenning, H. W. Nehls, H. Zimmer- erste floristische Beobachtungen auf dem Langenwerder mann u.a.). notiert. Im Jahre 1929 veröffentlichte der Botaniker Holz- Mit einer vollständigen Bearbeitung der Vegetationszusam- fuss eine Liste von besonderen Arten in der Flora Mecklen- mensetzung, einschließlich standortkundlicher Untersu- burgs, die auch Funde von der Insel Langenwerder bein- chungen geben Duty und Schmidt (1966) einen umfassen- haltet (Holzfuss 1929). den landschaftsökologischen Überblick zur Insel. Für die Weitere Untersuchungen der Insel erfolgten 1936 wiede- seeseitigen Gebiete, den Breitling und das Salzhaff liegen rum durch F. Dencker, der in einer Auflistung der Inselflora soziologische Untersuchungen der submersen Vegetati- etwa 100 Arten festhielt. on von Pankow et al. (1979) und Steinhardt (2001) vor. Einen grundlegenden Beitrag zur floristischen Erforschung In jüngerer Zeit wurden durch Hartwig (2008) wesentliche der Insel Langenwerder leistete 1948 wiederum der Bota- Erkenntnisse zur Beeinflussung der Vegetation durch die niker F. Denker mit der Durchführung einer vollständigen Sturmmöwenkolonie gewonnen. Eine Studie zur Neubil- Inventur des Gefäßpflanzenbestandes der Insel. Das dar- dung salzbeeinflusster Vegetationsbestände, die auch die aus 1949 entstandene Manuskript wurde mit Ergänzun- primäre Vegetationsentwicklung auf der Neulandbildung gen neuerer Beobachtungen, insbesondere von Duty und am westlichen Rand des Langenwerders berücksichtigte, Schmidt aus dem Jahr 1966 sowie Henker und Sluschny legte König (2009) vor. Die Publikation einer aktuellen Flo- aus den Jahren 1974 und 1975 im Jahre 1985 unter dem ren- und Vegetationsbeschreibung der Insel, die die seit Titel „Die Flora des ‚Naturschutzgebietes Langenwerder’“ 1985 gesammelten Informationen vereint, steht gegenwär- als Gesamtdarstellung der Florenausstattung der Insel her- tig noch aus. ausgegeben (Dencker et al. 1985). Neben den Gefäßpflan- Weitere Untersuchungen zur Vegetationsprägung, insbe- zen fanden in dem Beitrag auch die Moose und Großpilze sondere zur Wirksamkeit pflanzenverfügbarer Nährstoffe eine Berücksichtigung. aus dem Vogelkot der Sturmmöwenkolonie sowie zum Aus- Seit dem Jahr 2000 wurde in Eigenregie des Vereins Langen- breitungsverhalten von eingetragenen Arten, werden für werder zum Schutz der Wat- und Wasservögel e. V. in regel- die Zukunft angestrebt.

4.2 Flora der Insel Langenwerder

Wie bereits eingangs erwähnt wurde, verfügen nur wenige Henker 2005; Ludwig und Schnittler 1996) sowie 55 küs- Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern über eine so um- tentypische Sippen. fangreiche Tiefe der floristischen Untersuchung, die einen Als bemerkenswerte Beobachtung ist in diesem Zusam- Überblick zur Flora über einen langen Zeitraum hinweg menhang der Fund der Echten Wildrübe Beta vulgaris ssp. gibt. Der gute Bearbeitungsstand spiegelt sich in der ho- maritima als Neufund für das Land Mecklenburg-Vorpom- hen Anzahl an beobachteten Arten für den relativ kleinen mern im Jahre 2001 zu nennen (Russow 2002). Dieser Ausschnitt der Küste Mecklenburg-Vorpommerns wider. Fund an der südlichen Ostseeküste steht in engem Zusam- In der Flora des Langenwerders (Dencker et al. 1985) wur- menhang mit der Ausbreitung der Art an der dänischen den 200 Gefäßpflanzen für die Insel mitgeteilt. Davon Küste. Auch in Schleswig-Holstein und an verschiedenen entfielen 174 Arten auf den Bearbeitungszeitraum 1924- Stellen der Küste Mecklenburg-Vorpommerns folgten in 1948 (Dencker 1949). Weitere 19 Arten wurden von Duty den letzten Jahren Nachweise der Wilden Rübe. Bisher und Schmidt (1966) neu beobachtet, Henker und Sluschny konnten sich allerdings keine stabilen Populationen in geben 17 Neubeobachtungen für ihre Untersuchungen Mecklenburg-Vorpommern etablieren, sodass die Art als 1974/75 an. Neun weitere Arten wurden zwischen 1948 unbeständig einzustufen ist. und 1985 von vier Beobachtern als Neufunde der Insel- Ein drastischer Florenschwund, wie dies in vielen ande- flora mitgeteilt. Seit der erneuten Bearbeitung der Flora ren Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns in den letzten des Langenwerder zwischen 2000 und 2011 wurden 204 Jahrzehnten festzustellen war, blieb auf der Insel Langen- Gefäßpflanzenarten in 212 Sippen für die Insel ermit- werder trotz einer fehlenden Bewirtschaftung seit 1962 telt. Darunter waren 59 neue Arten für die Inselflora, 23 weitgehend aus. Mit der Zunahme der Brutvogelbestände, Neophyten, 28 Arten, die in den Roten Listen mit einer insbesondere bei der Sturmmöwe Larus canus, war eine Gefährdungseinstufung geführt werden (Voigtländer und schleichende Erhöhung der Zahl an Ruderalarten sowie 20 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

eine dem entgegenlaufende Abnahme der Arten nährstoff- armer Standorte verbunden. Bis auf die Arten der Krähen- fuß-Gesellschaften, insbesondere dem Krähenfuß-Wege- rich Plantago coronopus und dem Salz-Hasenohr Bupleurum tenuissimum, für die ein vollständiger Verlust wegen des Fehlens entsprechender oligohaliner, wechselfeuchter und gestörter Standorte seit der Aufgabe der Beweidung zu ver- zeichnen ist, bewegte sich die Florenveränderung weitge- hend im Rahmen von Bestandsschwankungen innerhalb der Arten. Insgesamt ist ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Artenschwund und Zunahme an Arten für die letzten Jahrzehnte zu verzeichnen. Der Vergleich der Be- standsdaten über einen Ähnlichkeitsindex (SOERENSON- INDEX) brachte keine signifikante Ähnlichkeit zwischen den Aufnahmeebenen 1948 (Dencker), 1966 (Duty und Schmidt), 1974/75 (Henker und Sluschny) und 2000-2005 (Russow et al.) hervor, was darauf hinweist, dass die je- weils festgestellte Artenzusammensetzung der Insel v. a. Der Strandflieder Limonium vulgare bildet nur kleine Bestände, Juli 1991. Foto: H. W. Nehls. eine Abhängigkeit von der Aufnahmeintensität oder der Sea lavender Limonium vulgare only occurs in small clusters, July vorgehend aufgeführten Zu- und Abnahme im Artbestand 1991. Photo: H. W. Nehls. darstellt. Eine große Turnover-Rate ist eine küstentypische Erscheinung, da im festgestellten Artbestand ein hoher Anteil an kurzlebigen und kulturabhängigen Arten enthal- ten ist, von dem viele Arten jeweils nur einmalig in den Aufnahmezeiträumen beobachtet wurden. Neben den allgemein verbreiteten Ruderal- und Grün- land-arten sowie Röhrichtbildnern sind das Dänische Löffelkraut Cochlearia danica, der Strandflieder Limoni- um vulgare, der Echte Eibisch Althaea officinalis und das Strand-Tausendgüldenkraut Centaurium litorale als floris- tische Besonderheiten der salzbeeinflussten Standorte der Insel hervorzuheben. Hinzu tritt eine Vielzahl von Arten der Magerstandorte, die die ausgedehnten Dünen- und Strandwallrücken-Standorte besiedeln. Aspektbildend ist auf den Strandwallrücken in manchen Jahren die Gemeine Strandnelke Armeria maritima agg., die auf dem Langen- werder eine besondere, bisher nicht näher untersuchte Form bildet. Bemerkenswerte Arten der gestörten Dünen sind die episodisch auftretenden Gräser Sandlieschgras Phleum arenarium und Dünen-Trespe Bromus hordeaceus Der Echte Eibisch Althaea officinalis hat sich ausgebreitet, August ssp. thominii. Die Stranddistel Eryngium maritimum und ein 2004. Foto: U. Brenning. Marshmallow Althaea officinalis has spread on the island, August angesalbter, aus zwei Einzelpflanzen bestehender Bestand 2004. Photo: U. Brenning. des Meerkohls Crambe maritima sind auf den Vor- und Weißdünen zu finden.

Das Dänische Löffelkraut Cochlearia danica blüht bereits sehr früh, Das Strand-Tausendgüldenkraut Centaurium litorale blüht auf dem April 2004. Foto: U. Brenning. Neuland im Südwesten der Insel, Juli 2003. Foto: U. Brenning. The Danish scurvy-grass Cochlearia danica blooms very early, April Seaside centaury Centaurium litorale blooms on the new land in 2004. Photo: U. Brenning. the southwest part of the island, July 2003. Photo: U. Brenning. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 21

Besonders hervorzuheben sind auf den Trockenstandorten 1960er Jahre ab. Mit der Aufgabe der Beweidung brach der die Vorkommen des Wismarer Hügelfingerkrauts Potentilla Bestand in den darauf folgenden Jahren nahezu zusam- wismariensis und des Berglauchs Allium lusitanicum, auf die men (Henker und Schreiber 2002). In der Floristischen Da- nachfolgend näher eingegangen wird. tenbank Mecklenburg-Vorpommern findet sich der letzte Die größte botanische Besonderheit des Langenwerders Nachweis des Wismarer Hügelfingerkrauts vom Langen- stellt ein recht unscheinbares Fingerkraut dar. Schon zu werder aus dem Jahre 1975. Der Befund dürfte auf die Beginn des 20. Jh. vom Langenwerder und Gollwitzer Ufer Aufnahmen von Henker und Sluschny in den Jahren 1974 als Düsteres Fingerkraut Potentilla sordida ssp. eu-sordida und 1975 (in Dencker et al. 1985) zurückgehen. Die Nach- in der Literatur genannt (Holzfuss 1929), wurde es 2001 suche 1996 im Rahmen der Biotopkartierung des Landes nach Untersuchungen als eigenständige Art und damit Mecklenburg-Vorpommern (LUNG M-V 1996) und 1998 als Lokalendemit der Wismar-Bucht unter dem Namen im Rahmen der Trockenbiotopkartierung der AG Geobo- Wismarer Hügelfingerkraut Potentilla wismariensis neu be- tanik blieben ergebnislos. Im Herbst 2005 wurde ein, aus schrieben und von nahe verwandten Arten aus der Grup- nur zwei Pflanzen bestehender Bestand im Spülsaum der pe der Hügelfingerkräuter, wie beispielsweise dem 2007 Sturmflut von 2002 auf einem Strandwallrücken im In- neu für Schweden beschriebenen P. sterneri (Gregor und neren der Insel wiederentdeckt. Es ist davon auszugehen, Karlsson 2007) abgegrenzt. Der locus typicus des Wismarer dass das Saatgut bei der Sturmflut von 2002 auf die Insel Hügelfingerkrauts liegt am Boiensdorfer Werder, am süd- gelangte und die Pflanzen bereits seit 2003 unentdeckt lichen Ufer des Breitlings, dem Langenwerder gegenüber. am Fundort wuchsen. Bis zum Jahr 2011 vergrößerte sich Die gegenwärtig neun rezenten Vorkommen der Art ver- der Bestand auf insgesamt zwölf Pflanzen. Eine weitere teilen sich über die innere Wismar-Bucht zwischen dem Ausdehnung des Vorkommens ist für die nächsten Jahre Boiensdorfer Werder im Osten und Hohen Wieschendorf anzunehmen. im Westen. Besiedelt werden sandig-kiesige Standorte - be- Als Ursache für den starken Rückgang machen Henker vorzugt Strandwälle - im oberen Geolitoral. Alle Standorte und Schreiber (2002) sowie Schreiber (2002) die Nutzungs- werden selten bis gelegentlich bei Hochwasserereignissen aufgabe verantwortlich. Nach neueren Studien wird als vom Salzwasser erreicht. Gegenwärtig wird die Art in der wesentliche Größe des Verlustes dieser tief wurzelnden Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns als „vom Ausster- Art der Fraß von Schermäusen Arvicola terrestris vermutet. ben bedroht“ eingestuft (Voigtländer und Henker 2005). So wurde auch eine der 2005 neu entdeckten Altpflan- Bei der Prioritätensetzung des Landes Mecklenburg-Vor- zen des Wismarer Hügelfingerkrautes ein Opfer der Mäu- pommern im botanischen Artenschutz wurde das Wis- se. Diese zunächst unbedeutend erscheinende Größe des marer Hügelfingerkraut im Florenschutzkonzept (Litterski Wurzelverbisses muss auch bei der Stranddistel Eryngium et al. 2006) auf Rangstufe 6 platziert, d. h. es besteht ein maritimum, einer ehemals auf dem Langenwerder häufigen unmittelbarer Handlungsbedarf für die Erhaltung dieser Art, als Ursache des drastischen Niedergangs seit Ende der Art! In den nächsten Jahren soll der Gesamtbestand im 1950er Jahre gesucht werden (H. W. Nehls, mündl. Mitt.). Zuge eines landesweiten Programms zur Nachzucht und Der ehemals individuenreiche Bestand mit ca. 1.500 Ex- Wiederansiedlung von sehr seltenen, vom Aussterben be- emplaren schrumpfte zeitweilig auf ein stark kümmerndes drohten und raumbedeutsamen Arten als Umsetzung des Exemplar zusammen, das sich auf einer Düne im Westteil Florenschutzkonzeptes wieder vergrößert werden. Auch der Insel halten konnte, zusammen. Die Population der die Insel Langenwerder kommt durch ihre Lage und die Schermaus, neben der Feldmaus Microtus arvalis die do- Biotopausstattung dafür in Betracht, sodass die „Charak- minierende Mäuseart auf der Insel, wird u.a. durch star- terart“ wieder zur Geltung kommen könnte. ke Hochwasserereignisse, wie bspw. dem Hochwasser von 2002, verringert. Die dichten Rohhumusauflagen in den Rotschwingel-Rasen der Inselmitte bieten ansonsten ei- nen ungestörten und kaum von Fraßfeinden erreichbaren Rückzugsraum. Seit dem hochwasserbedingten Zusammenbruch der Mäu- sepopulation nehmen die tief wurzelnden, ausdauernden Pflanzenarten auf der Insel wieder zu. Sowohl die Strand- distel, als auch das Wismarer Hügelfingerkraut profitieren von der Verringerung des Verbisses. Eine weitere Rarität der heimischen Flora, die auf dem Langenwerder ein Rückzugsgebiet gefunden hat, ist das möglicherweise letzte Vorkommen des Berglauchs Allium lusitanicum in Mecklenburg-Vorpommern. Diese subme- diterran-temperat verbreitete Art war in M-V nie häufig und wies nach den Daten der Floristischen Datenbank Mecklenburg-Vorpommern zum Ende der 1990er Jahre Eine Besonderheit ist das Wismarer Hügelfingerkraut Potentilla noch drei Vorkommen auf, von denen in den letzten Jah- wismariensis, Juli 2007. Foto: B. Russow. ren nur das Vorkommen auf dem Langenwerder bestätigt The Wismar cinquefoil is a specialty of the area, Potentilla wisma- wurde. Ursprünglich in den Dünenbereichen des Südteils riensis, July 2007. Photo: B. Russow. der Insel verbreitet, besitzt die Art gegenwärtig zwei klei- ne Teilvorkommen unmittelbar nördlich sowie auf einem Das Wismarer Hügelfingerkraut hat eine wechselhafte Ge- Strandwallrücken ca. 100 m östlich des Stationsgebäudes. schichte auf dem Langenwerder hinter sich. Von Dencker Eine Bestandsangabe kann nur für das Jahr 2008 gegeben (1949 in Dencker et al. 1985) noch als „Charakterpflanze werden, da die Pflanzen in vielen Jahren nicht blühen der Langenwerder-Dünen, über die ganze Insel verbreitet“ und somit zwischen der Grasnelke nicht zu erfassen sind. beschrieben, nahm der Bestand bereits bis zu Beginn der Für 2007 wurden im westlichen Teilvorkommen ca. 70 22 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

blühende Pflanzen und im östlichen Teilvorkommen ca. auf der Insel auffallend dichte und kompakte Rasen. Insge- 40 blühende Pflanzen beobachtet. Im Zusammenhang samt ist die Vegetationshöhe ganzjährig deutlich geringer mit den beiden kleinen Vorkommen des Berglauchs soll und der Gesamtbestand nährstoffärmer als vergleichbare an dieser Stelle die Weidetätigkeit der Ringelgans Branta Flächen auf Strandwallrücken in anderen Teilen der Insel. bernicla Erwähnung finden. Die beiden Vorkommen des Die Wirksamkeit der Beweidung geht sicher auch auf die Berglauchs decken sich mit den bevorzugt von rastenden Hauptrastzeit der Ringelgans im März und April zurück. Ringelgänsen beweideten Flächen. Ob diese Überschnei- Mit der beginnenden Wachstumsphase ist das mäßig wei- dung ein Zufall ist oder die Beweidung den Berglauch deverträgliche Ruchgras anfällig gegenüber mechanischen fördert, kann nicht entschieden werden. Auffällig und Verletzungen. Durch Veränderungen des Wuchsverhaltens vegetationskundlich auch nachweisbar ist jedoch die deut- reagiert der Bestand innerhalb weniger Jahre darauf. liche Veränderung der Vegetationszusammensetzung und Dieses natürliche Beweidungssystem zeigt klar, dass auch -dichte auf den regelmäßig von Ringelgänsen beweideten unter Ausschluss von Weidevieh an der Ostseeküste Offen- Flächen. Neben Enteromorpha und Seegras ist auf der Insel landflächen entstehen und über einen längeren Zeitraum selbst das Ruchgras Anthoxantum odoratum eine bevorzug- stabil bleiben können. In dieser ausgeprägten Form dürfte te Nahrungsquelle der Ringelgans (vgl. Nehls 1979). Das das selbstorganisierende Weideregime der Ringelgans ein- Ruchgras wird durch den Verbiss zur Wurzelbildung ange- malig an der mecklenburg-vorpommerschen Küste sein. regt und bildet im Vergleich zu anderen Beständen der Art

4.3 Vegetation der Insel Langenwerder

Wie eingangs beschrieben wurde, liegt für den Langen- nah eingestuft. Auch wenn diese Zeitangabe nur einen werder bisher nur eine, die ganze Insel umfassende Arbeit Richtwert bietet, muss die gegenwärtig vorhandene Ve- zur Vegetationszusammensetzung von Duty und Schmidt getationsstruktur als überwiegend naturnah oder bei den aus dem Jahr 1966 vor. Alle weiterhin veröffentlichten Ar- Neulandbildungen der letzten Jahrzehnte auch als natür- beiten beziehen sich nur auf Teilbereiche oder bestimmte lich angesehen werden. Dabei ist zu beachten, dass unter Aspekte der Inselvegetation (Dencker 1949; Pankow et al. einem konservativen Ansatz des Naturbegriffes eine na- 1979; Hartwig 2008; König 2009). Somit sind gegenwärtig türliche Entwicklung derzeitig in Mitteleuropa nicht mög- Informationen zur Vegetationsentwicklung für zwei Zeit- lich ist. Der moderne Naturbegriff schließt alle indirekten ebenen mit einem zeitlichen Abstand von fast 40 Jahren menschlichen Beeinflussungen, die auch durch natürliche verfügbar. Prozesse nach Art und Intensität entstehen könnten, mit Seit der Aufgabe der Beweidung 1962 konnte sich die Ve- ein, sodass nur eine unmittelbare Beeinflussung durch den getation, abgesehen von den Tätigkeiten der Vogelwarte, Menschen ausgeschlossen wird. Diesem Ansatz wird hier weitgehend unbeeinträchtigt vom direkten menschlichen gefolgt. Einfluss entwickeln. Nur an den Wegen und im Umfeld Somit bietet der Langenwerder die seltene Möglichkeit zur der Stationsgebäude ist eine Beeinflussung der Vegetation Beobachtung des Verhaltens von Vegetationsbeständen durch den Menschen deutlich erkennbar. In Anlehnung der Küste unter natürlichen Bedingungen. an Bockholt et al. (1997) wird ein Auflassungsstadium Nachfolgend werden die in den Jahren 2007-2010 auf dem von Grünland und Salzrasen an der Küste mit einem Ent- Langenwerder nachgewiesenen Vegetationseinheiten auf- wicklungszeitraum von mehr als zehn Jahren als natur- geführt:

Brackwassertauchfluren und Grundrasen

Die den Langenwerder umgebenden Flachwasserbereiche dem Westufer der Insel sowie im Breitling verbreitet. Die werden von verschiedenen Brackwassertauchfluren und Bestände sind den Strandsalden-Teichfaden-Tauchfluren Grundrasengesellschaften eingenommen. Aktuelle Er- (Chaetomorpho lini-Ruppietum cirrhosae Br.-Bl. in Br.-Bl. kenntnisse liegen zu diesen Vegetationsbeständen aus ei- & al. 1952) zuzuordnen. gener Ansicht nicht vor. Eine umfassende Übersicht liefern In Wassertiefen zwischen 2 und 4 m innerhalb des Breit- Pankow et al. (1979) und Steinhardt (2001). lings und des Salzhaffs bildet das Kleine Seegras Zostera Allgemein werden in der inneren Wismar-Bucht Wasser- noltii syn. Z. nana ausgedehnte unterseeischen Wiesen. tiefen bis etwa 2 m Tiefe von der Meersalde Ruppia cir- In der, dem Langenwerder vorgelagerten Flachwasserzone rhosa, dem Teichfaden Zannichellia palustris ssp. und dem der Ostsee dominiert hingegen das Echte Seegras Zostera Kamm-Laichkraut Potamogeton pectinatus in lockeren Ra- marina. Die Bestände sind den Seegras-Wiesen (Zosteretum sen besiedelt. Die Bestände sind um den Langenwerder marinae van Goor ex Pignatti 1953) zuzuordnen. insbesondere im Gebiet zwischen dem Gollwitzer Ufer und

Süßwassergesellschaften

Eine Sonderstellung auf der Insel Langenwerder nimmt polyrhizae W. Koch 1954) entwickeln. Nach Salzwasserein- der künstlich angelegte, sogenannte „Süßwasserteich“, brüchen, wie dies beispielsweise 2002 geschah, verschwin- 125 m südlich des Stationsgebäudes gelegen, ein. Der freie det die Wasserlinsendecke für mehrere Jahre, bis sich der Wasserspiegel des Gewässers korrespondiert nicht mehr Salzgehalt im Gewässer abgeschwächt hat und die Wasser- mit der Ostsee. Entsprechend sind das Gewässer und seine linse Lemna minor durch Vögel wieder eingetragen wurde. Vegetation überwiegend süßwassergeprägt. Auf dem Ge- Am Beispiel dieses Gewässers ist sehr gut zu erkennen, wie wässer kann sich in Zeiträumen ohne größere Salzwasser- schnell der Meereseinfluss bereits unmittelbar hinter der einbrüche eine Wasserlinsendecke (Lemno-Spirodeletum Küstenlinie abnimmt. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 23

Spülsaum-, Strand- und Vordünenbiotope

Durch die geringe mechanische Beanspruchung und die fehlen- de Strandreinigung konnte sich auf dem Langenwerder eine ur- sprüngliche Abfolge von Strand- und Dünengesellschaften erhal- ten. Besonders die einjährigen Spülsäume und die Vordünen sind durch ihre hohe Trittemp- findlichkeit für den Küstenraum Mecklenburg-Vorpommerns in der gegebenen Ausprägung „lehrbuchhaft“ ausgebildet. Die Strand- und Spieß-Melden-Tang- wallflur (Atriplicetum littoralis Christiansen ex Tx. 1937) wird hauptsächlich durch die Namen gebende Strandmelde Atriplex littoralis aufgebaut. Vergleich- bare Fluren finden sich nach Hochwasserereignissen bis zur vollständigen Aussüßung des Standortes und der Aufzehrung der Nährstoffreserve an Hoch- Salzmieren-Strandflur am Weststrand, August 2008. Foto: B. Russow. wassersäumen im Inneren der Sea sandwort association on the western beach, August 2008. Photo: B. Russow. Insel. Hier ist die Gesellschaft als Schleiergesellschaft anzusprechen. Die ehemals durch das onsaspekt mit dem Meersenf Cakile maritima ssp. baltica Verklappen auf See häufige „Tomatengesellschaft“ findet als Bestandsbildner heraus. Diese Bestände werden der sich auch auf dem Langenwerder nur noch selten in einer Meersenf-Spülsaumflur zugeordnet (Cakiletum maritimae rudimentären Ausprägung. Gelegentlich kommt es zum Nordhagen 1940). Wachstum von Tomate Lycopersicon esculentum, der Son- Auf den nährstoffarmen und wenig trittbelasteten Strand- nenblume Helianthus annuus, aber auch verschiedenen bereichen des Westteils der Insel bilden sich ausgedehn- Getreidearten, wie Roggen Secale cereale, Weizen Triticum te, artenarme Teppiche der Salzmiere Honckenya peploides. aestivum und Mais Zea mays. Diese äußerst trittempfindlichen Bestände sind der Salz- Im Bereich geringmächtiger, organogener Ablagerungen mieren-Strandflur (Honckenyetum peploides Christiansen bildet sich am Strand des Langenwerders ein Vegetati- 1927) zuzuordnen.

Dünen und Magerrasen

Durch die Einwanderung des Landreitgrases Calamagrostis epigejos sind viele primär als Weißdünenstandorte anzu- sprechende Flächen auf der Insel inzwischen durch den Baltischen Bastard-Strandhafer x Calamophila baltica oder das Landreitgras besetzt. Reine Strandhaferbestände fin- den sich nur noch auf jungen Dünen im äußersten Südos- ten sowie im Westen der Insel. Der Strandroggen Elymus arenarius tritt auf den Vor- und Weißdünen des Langen- werders in den Hintergrund. Trotz des hohen Hybridi- sierungsgrads der Bestandsbildner ist die Gesellschaft als Strandroggen-Strandhafer-Flur (Elymo arenarii-Ammophi- letum arenariae Br.-Bl. & de Leeuw 1936) anzusprechen. Die vom Landreitgras eingenommenen Flächen müssen den ruderalen Kriechrasen zugeordnet werden. Auf den Dünen im Westteil der Insel ist sehr lokal die Gesellschaft der Sandlieschgras-Pionierrasen (Tortulo ruraliformis-Phleetum arenarii Br.-Bl. & de Leeuw 1936) verbreitet. Die charakterisierende Art dieser Gesellschaft, das Sandlieschgras Phleum arenarium, fällt mitunter über mehrere Jahre bis Jahrzehnte auf der Insel aus. Ebenfalls kleinflächig ist das Airetum praecensis mit der Frühen Ha- ferschmiele Aira praecox als Charakterart verbreitet. Im Frühjahr blühen großflächig Gemeine Grasnelken Armeria mari- Echte Graudünen fehlen auf dem Langenwerder weitge- tima auf den Dünenzügen, Mai 2006. Foto: B. Russow. hend. Die sandüberdeckten bis in den Abbruchbereich In the spring, large tracts of blooming sea thrift Armeria maritima der Küste auslaufenden Strandwallrücken bilden eine can be found in the dunes, May 2006. Photo: B. Russow. 24 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

„Pseudo-Graudüne“. Aufgrund des weitgehenden Fehlens der entsprechenden küstentypischen Sippen weisen diese Vegetations- bestände bereits den Charakter von Sandmagerrasen des Bin- nenlandes auf und müssen den Heidenelken-Rauhblattschwin- gel-Rasen (Diantho deltoidis - Ar- merietum elongatae Krausch ex Pötsch 1962) zugeordnet werden. Hier findet man auf der nord- westlichen und nördlichen Düne auch die Nickende Distel Carduus nutans. Auf den nur gering übersande- ten Strandwallrücken im Insel- inneren wird die Ausprägung der Gesellschaft deutlicher. Be- sonders hervorzuheben ist hier der ausgeprägte Blühaspekt der Auf der Düne entfaltet die Nickende Distel Carduus nutans ihre prächtigen Blüten. Juni 2000. Grasnelkenfluren Armeria mari- Foto: H. W. Nehls. tima agg. auf den Strandwallrü- In the dunes, the nodding thistle Carduus nutans develops its showy flowers. June 2000. Photo: cken (Abb. S. 23). H. W. Nehls.

Ruderalfluren und andere anthropogene Vegetation

Wie bereits eingangs angeführt, nehmen die Ruderalgesell- tenabschnitten geförderte Gesellschaft ist sehr anpassungs- schaften und die als rein anthropogene Bildung anzuspre- fähig und wird sich in den nächsten Jahren wohl auf weitere chenden Bestände nur einen geringen Anteil der Vegetation Flächen, insbesondere die Dünenbereiche, ausdehnen. der Vogelinsel ein. Eine wesentliche Frage im Zusammenhang mit der Bildung Im Trittbereich des Stationsumfeldes und auf trockenen bis von Ruderalfluren auf dem Langenwerder ist die Einflussnah- frischen Abschnitten der Wege/Trampelpfade konnte sich me der großen Anzahl an brütenden Vögeln, insbesondere eine siedlungstypische Vegetation wie die Gesellschaften des der Sturmmöwe, auf die Vegetationsstruktur der Insel. Einjährigen Rispengrases (Poetum annuae Felföldy 1942), Trotz der starken Nährstoffeinträge durch die große Möwen- des Weidelgrases (Plantagini majoris-Lolietum perennis Be- kolonie ist nur für den eigentlichen Verdichtungsbereich der ger 1932) und des Liegenden Mastkrautes (Bryo argentei- Kolonie eine deutliche Vegetationsüberprägung festzustel- Saginetum procumbentis Diemont & al. 1940) kleinflächig len. Die nicht im zentralen Koloniebereich liegenden Flä- herausbilden. Auf trockenen Wegabschnitten tritt die Rote chen der Insel sind in ihrer Vegetationsstruktur, auch wenn Schuppenmiere Spergularia rubra als Charakterart der Spörgel- der optische Eindruck ein anderes Ergebnis vermittelt, nicht Bruchkraut-Trittflur (Rumici acetosellae-Spergularietum rub- signifikant anders als völlig unbeeinflusste Flächen in ande- rae Hüllbusch 1973) hinzu. ren Gebieten. Der Vergleich zwischen gleichartigen Vegeta- Der Kompost des Stationsgebäudes wird von einer nitrophi- tionsbeständen von der Insel Langenwerder mit dem Kieler len Ruderalflur der Kleinen Brennnessel Urtica urens besiedelt. Ort ergab keinen statistisch belegbaren Zusammenhang zwi- Die Gesellschaft wird als Ruderalflur mit Weg-Malve und schen den Bodenparametern Stickstoff, Phosphor, Kalium, Kleiner Brennnessel (Hyoscyamo nigri-Malvetum neglectae Magnesium, Humus und der Vegetationsausprägung in den Aichinger 1933) eingeordnet. Trockenbiotopen (Hartwig 2008). Die Gründe für dieses er- Die Charakterarten der Einjährigen Ruderalfluren, der Acker- staunlich erscheinende Ergebnis sind in zwei wesentlichen wildkrautfluren und der ausdauernden Ruderalfluren finden Faktoren zu suchen. Zum einen ist das Substrat der Insel sich insbesondere in der Konzentrationszone der Sturmmö- sehr skelettreich und damit wasserdurchlässig, sodass nur wenbruten in größerer Anzahl. Der Ruderalaspekt weist aber ein geringer Teil der eingebrachten Nährstoffe in Lösung ge- nur an wenigen Stellen eine so klare Artenzusammensetzung hen kann und pflanzenverfügbar wird. Zum anderen besteht auf, dass man von reinen Ruderalgesellschaften mit Küsten- durch die episodische Überflutung der Insel in weiten Teilen einfluss sprechen könnte. Bei einer nicht wertenden Betrach- ein natürliches, höchst effektives Selbstreinigungssystem, tungsweise handelt es sich um unbestimmte Gemeinschaften das die diffusen Nährstoffquellen aus eingebrachtem Nistma- der Ackerwildkrautfluren (Stellarietea mediae), die Beifuß- terial, Kot und Speiballen auf kleinen bis kleinsten Flächen Rainfarn-Ruderalflur (Tanaceto vulgaris-Artemisietum vulga- in den Binnen-Spülsäumen der Hochwasserereignisse kon- ris Sissingh 1950) sowie einzelne wärmeliebende, anspruchs- zentriert. Die so punktuell konzentrierten Emissionsquellen volle Elemente der Kletten-Fluren (Arction lappae Tx. 1937). von Nährstoffen können nur noch eine sehr kleine Fläche im Die Gesellschaften sind je nach Eintrag von Diasporen als unmittelbaren Umfeld beeinflussen. Dominanzbestände einzelner Charakterarten aufzufassen. Eine weitere, bisher nicht hinreichend untersuchte Beein- Weite Teile der Küstendünen werden auf dem Langenwerder flussungsgröße der Vegetation, die zu einer Ruderalisierung von der Landreitgras-Ruderalflur (Rubo caesii-Calamagros- beiträgt, ist die mechanische Brutumfeldgestaltung durch die tietum epigeji Coste 1985) eingenommen. Diese durch den brütenden Sturmmöwen. Eintrag des anpassungsfähigen Landreitgrases in vielen Küs- U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 25

Brackwasserröhrichte, Salzwiesen und verwandte Gesellschaften

Bei den Röhrichten der Neulandbildungen auf der West- seite der Insel und der sogenannten Sandbank kann von einer natürlichen Bildung ohne menschlichen Einfluss ausgegangen werden. Die Vegetationsentwicklung begann auf der Sandbank vor ca. 20 Jahren. Die Brackwasserröhrichte (Scirpetum maritimi van Lan- gendonck 1931) treten auf dem Langenwerder in den Facies der Strandsimse Bolboschoenus maritimus und des Schilfes Phragmites australis auf. Als Besonderheit der Wis- mar-Bucht tritt der Echte Eibisch in den Beständen hinzu, wobei diese Art erst zu Beginn der 1990er Jahre infolge von Salzwassereinstrom aus dem Kattegat den Langenwerder neu besiedeln konnte. In den von den allgemeinen Wasserstandsschwankungen des Windwatts abgeschnittenen Restgewässern im Nordos- ten und Südwesten der Insel treten bei starken Trockenpe- rioden im Frühjahr vollständig ausgeprägte Queller- und Bottenbinsenrasen mit Bottenbinsen Juncus gerardii, August 2006. Foto: B. Russow. Strandsoden-Fluren (Salicornietum europaeae Christian- Blackgrass meadow with blackgrass Juncus gerardii, August 2006. sen 1955) auf. In Jahren mit einem niederschlagsreichen Photo: B. Russow. Frühjahr sind die charakteristischen Arten kaum auf der Insel zu finden. Die Abb. unten zeigt einen stark entwickel- fuchsschwanz-Flutrasen (Ranunculo repentis - Alopecure- ten Aspekt im Juli 2007. tum geniculati) über. Im Nordostteil der Insel liegt eine Die eher sandige Substrate bevorzugenden Bestände der größere Senkenlage, die von der Gesellschaft vollständig Strandsode Suaeda maritima weisen in Mecklenburg-Vor- eingenommen wird. Bei mittleren Hochwasserereignissen pommern meist eine deutliche Vergesellschaftung mit Ar- wird die Senke mit Salzwasser überflutet, sodass die Vege- ten der Queller-Fluren auf und werden deshalb in diese tation teilweise von den Strandbeifuß-Hochstaudenfluren Gesellschaft eingeordnet. und den Tangwallfluren mit der Strandmelde Atriplex lit- Eine typische Pflanzengesellschaft der unteren Salzwiesen toralis durchsetzt wird. In den Randbereichen dieser Senke ist der Andel-Rasen (Puccinellietum maritimae Christian- findet sich auf nicht mehr regelmäßig überfluteten, aber sen 1927). Diese Gesellschaft ist auf dem Langenwerder dauerfeuchten Standorten die Erdbeerklee-Flur. nur in kleinen, wenige Quadratmeter umfassenden Sen- Die Salz- oder Bottenbinsenrasen (Juncetum gerardii Chris- ken am Rand der sogenannten Lagune im Westteil der tiansen 1927) weisen auf dem Langenwerder verschiedene Insel ausgebildet. Der Andel-Rasen steht hier im direkten Facies auf, die nach der Auffassung einiger Autoren auch Kontakt zu den Quellerfluren und den Flutrasen. als eigenständige Gesellschaften zu führen sind (Passar- In Abhängigkeit von den Salzgehalten der Bodenwasserlö- ge 2002). Neben einer typischen, artenarmen sowie einer sung gehen die Andel-Rasen-Bestände schnell in die Knick- artenreichen Ausprägung der mittleren Salzwiese, in der beispielsweise der Strandflieder zu finden ist, tritt eine vollstän- dig fragmentierte Form auf gro- ßen Teilen der zentralen Inseltei- le hervor. Die vom Rotschwingel Festuca rubra ssp. dominierte Gemeinschaft weist kaum be- gleitende Arten auf. Sie muss hier als naturnaher Zustand oder stabiles Brachestadium der obe- ren Salzwiesen unter Nährstoff- einfluss gewertet werden. Wenn auch nicht unmittelbar durch die Möwenkolonie bedingt, wird die Gesellschaft doch durch den starken Eintrag von Nährstoffen befördert. Die Gesellschaft bildet dichte Rohhumusauflagen, die ein Aufkommen anderer Arten stark behindert. In oligohalinen Bereichen der unteren und mittleren Salzwie- senzone korrespondiert der Bot- Pioniervegetation mit Queller Salicornia europaea und Strandsode Suaeda maritima, Juli 2007. tenbinsenrasen mit dem Strand- Foto: B. Russow. seggen-Salzbinsen-Rasen (Junco Pioneer vegetation with glasswort Salicornia europaea and annual seablite Suaeda maritima, July ancipis - Caricetum extensae Br.- 2007. Photo: B. Russow. Bl. & de Leeuw 1936). 26 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Die für die obere Salzwiese von der Nordsee typische Ge- schaft beschränkt sich in Mecklenburg-Vorpommern auf sellschaft der Strandsegge Carex extensa rutscht an der die Wismar-Bucht. Ostsee in die mittlere, gelegentlich auch in die untere Die in früherer Zeit noch vereinzelt auftretenden Dünen- Salzwiese. Die Ursachen für den Wechsel zwischen den tälchen des Strandwallfächers (Strand-Tausendgülden- Strand-Seggen-Rasen und den Salz-Binsen-Rasen sind im kraut-Mastkraut-Salzpionierrasen Centaurio vulgaris - Sa- unterschiedlichen Salzgehalt des Bodenwassers zu suchen. ginetum moliniformis Diemont & al. 1940) beschränken Im oberen Geolitoral siedelt auf dem Langenwerder die sich heute auf eine wechselfeuchte Senke im Westteil der bereits durch die grau-blaue Färbung der Charakterart, Insel. Die Vegetation wird durch das Auftreten des Strand- den Strandbeifuß Artemisia maritima, gut abzugrenzende Tausendgüldenkraut Centaurium litorale und des Strand- Strandbeifuß-Hochstaudenflur (Artemisietum maritimae Mastkrauts Sagina maritima charakterisiert. Br.-Bl. & de Leeuw 1936). Die Verbreitung dieser Gesell-

Strandbeifuß-Hochstaudenflur, Juli 2006. Foto: B. Russow. Tall forb community with sea wormwood, July 2006. Photo: B. Russow.

Gehölzbestände

Die Einordnung der Gebüsche des Langenwerders in eine Gehölzen anzunehmen ist (vgl. Pott 1992, 1998). pflanzensoziologische Einheit ist nicht ohne Probleme Vor dem Hintergrund der Erkenntnis zur natürlichen möglich. Die geringe Größe und die fehlende Ausprägung Waldfreiheit muss es als äußerst bedeutsam angesehen einer typischen Krautschicht in den Gebüschen geben nur werden, dass der Langenwerder zu dieser kleinen Gruppe einen sehr vagen Hinweis auf die Zugehörigkeit zu einer von „Ausnahmebiotopen“ gehört. Der Mechanismus der Pflanzengesellschaft. Der Vorgabe von Berg et al. (2004) natürlichen Waldfreiheit dieser Insel ist durchaus erklärbar. folgend, wonach jeder Vegetationsbestand einer Pflanzen- Hier ist der gleiche Effekt wie in Mooren zu beobachten. gesellschaft zuzuordnen sein muss, werden alle Gehölz- Die Jungpflanzen können zunächst in der geringmächti- bestände des Langenwerders dem Schwarzholunder-Ru- gen Humusschicht gut Fuß fassen und bilden ein stabiles deralgebüsch (Lamio albi-Sambucetum nirae Linke 2003) Wurzelsystem aus. Mit der Überschreitung eines gewissen zugeordnet. Dies begründet sich v. a. darin, dass die Gesell- Wurzel-Blattmasse-Verhältnisses kann das Wurzelsystem schaft alle auf künstlicher oder subspontaner Ansiedlung nicht mehr genügend Wasser und Nährstoffe für die Ver- begründete Gebüsche einbezieht. sorgung der gesamten Pflanze bereitstellen und die Pflanze Die Schwierigkeiten der soziologischen Zuordnung der Ge- wird nachhaltig geschädigt. Gefördert wird dieser Prozess hölzbestände sind nicht verwunderlich, da es sich beim durch den dauerhaften Salzstress infolge eines Aerosolein- Langenwerder sehr wahrscheinlich um ein Gebiet handelt, trags und die Windschur, die zu einer Selbstverletzung der das auch längerfristig keine geschlossene Bestockung mit Zweige durch „Astschlag“ führt. Im Zusammenspiel der Gehölzen ermöglicht. Faktoren sterben die Gehölze dann oft nach 20-30 Jahren Über die natürliche Waldfreiheit von Biotopen in Mittel- wieder ab. Die Feindlichkeit der Standortbedingungen des europa wurde und wird in der Literatur viel spekuliert. Langenwerders gegenüber Gehölzen lässt sich an der Reihe Neben den oligo- und mesotrophen Mooren, Talauen und von Versuchen zur Anpflanzung erkennen. Stränden finden sich kaum Standorte in der mitteleuropä- In der Vergangenheit wurde immer wieder durch Pflanz- ischen Landschaft, für die eine längerfristige Freiheit von aktionen von Sträuchern versucht, dieser einzigartigen U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 27

Standorteigenschaft entgegen zuwirken. Der weitgehend weiterhin vorhandenen Gehölze sind kleinste und kleine erfolglose Versuch der Ansiedlung von Gehölzen sei an Gruppen, aus ein bis fünf Einzelsträuchern bestehend. Mit der nicht auf Vollständigkeit abzielenden Aufstellung ver- Abstand die häufigste Strauchart ist der Schwarze Holun- schiedener Pflanzaktionen aufgezeigt: der gefolgt von der Kartoffelrose Rosa rugosa. Die weiter- In den Jahren 1937, 1938 und 1939 wurden insgesamt hin auftretenden Arten, wie Hundsrose Rosa canina, Sand- 1.000 Wildrosen- und 1.000 Kiefernpflanzen gesetzt. 1940 dorn, Späte Traubenkirsche Prunus padus, Steinweichsel wurde ein Pflanzgarten für einige hundert Exemplare von Prunus mahaleb und Süß- und Sauerkirsche Cerasus avium Sanddorn Hippophae rhamnoides, Birke Betula spec., Hain- et Prunus cerasus und Eschenahorn Acer negundo sind zwar buche Carpinus betulus, Wacholder Juniperus communis teilweise zahlenmäßig auffällig, aber bisher nicht domi- und Holunder Sambucus nigra angelegt, um die Pflanzen nant und (wie die sechs letztgenannten) nur von kurzer nach ihrer Akklimatisation auf der Insel auszubringen. Im Lebensdauer. Insbesondere ist die deutliche Zunahme von Herbst 1949 wurden von Reitze 400 Holundersträucher Sämlingen der Virginischen Traubenkirsche Prunus serotina auf der Insel angepflanzt. Von diesen Sträuchern sind zu- innerhalb des letzten Jahrzehnts auffällig. nächst 90 % angewachsen. Im Jahre 1951 wurde nochmals Die Beobachtung und Kontrolle von spontanen Gehölzan- eine Anzahl von Wildrosen gepflanzt. Gegenwärtig finden siedlungen auf der Insel gehört auch weiterhin zu den sich nur in sehr kleinen Teilflächen an der Inselstation, im Aufgaben des Schutzes dieses einmaligen Naturschutzge- Nordosten der Insel (dem sogenannten Nordbusch) und bietes. nahe der Südostecke nennenswerte Gehölzbestände. Alle

Der 1959 angepflanzte, aus Rostock-Marienehe stammende Sanddorn Hippophae rhamnoides ist mit gut vier Metern der höchste „Baum“ der Insel, Juli 2012. Foto: H. W. Nehls. Planted in 1959, with a height of about 4 meters this sea buckthorn Hippophae rhamnoides from Rostock-Marienehe represents the island’s tallest “tree”, July 2012. Photo: H. W. Nehls. 28 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Blick von der Station nach Poel auf das Windwatt bei Niedrigwasser, April 1993. Foto: F. Gosselck. View from the station towards Poel onto the wind-blown tidal flats, April 1993. Photo: F. Gosselck.

Südlagune bei hohem Wasserstand. Im Vordergrund Strandbeifuß-Flur, Juli 1992. Foto: F. Gosselck. Southern lagoon at high water level. In the foreground the tall forb community with sea wormwood, July 1992. Photo: F. Gosselck. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 29

5. Der Weg der Insel Langenwerder zum Naturschutz- gebiet und Probleme in Vergangenheit und Gegenwart

5.1 Die Anfänge

Wie im Kapitel über die Geomorphologie geschildert, tern im Frühjahr 1849 dorthin. Hier fanden sie viele brü- entstanden im Verlaufe der Genese der kleinen Insel un- tende Küsten- und Zwergseeschwalben, die die Besucher terschiedliche Lebensräume, wie Sand- und Geröllstrände von allen Seiten umschwärmten. Für die private Sammlung mit größeren freien Flächen, schütter bewachsene Dünen, wurden einige Seeschwalben erlegt und mithilfe einiger salzwiesenähnliche Abschnitte und im zentralen Teil eine Poeler konnte eine große Menge an Gelegen gesammelt feste Grasnarbe. Diese Habitate wurden von unterschied- werden. Von den in einigen Paaren brütenden Steinwäl- lichen Vogelarten, je nach ihren Ansprüchen, besiedelt, zern wurde ein Männchen erlegt. Möwen spielten offenbar wie Austernfischer Haematopus ostralegus, Zwerg- und Küs- als Brutvögel keine Rolle, da sie gar nicht erwähnt werden, tenseeschwalbe Sternula albifrons, Sterna paradisaea, Sand- auch fehlen Hinweise auf die übrige Vogelwelt (Zander regenpfeifer Charadrius hiaticula als Bewohner des nahezu 1851). bewuchsfreien ufernahen Sand- und Geröllstrandes oder Um diese Zeit gab es aber auch schon warnende Stimmen Kiebitz Vanellus vanellus, Alpenstrandläufer Calidris alpina, bezüglich der rigorosen Sammelleidenschaft. So wies der Steinwälzer Arenaria interpres, Rotschenkel Tringa totanus, Wismarer Wundarzt F. G. G. Schmidt, der neben Schmet- Kampfläufer Philomachus pugnax, verschiedene Entenarten terlingen vor allem Sumpf- und Wasservögel sammelte, be- und Mittelsäger Mergus serrator als Nutzer des Graslandes, reits 1854 darauf hin, dass der Steinwälzer im Gegensatz zu nicht zu vergessen Silber-, Sturm- und Lachmöwen Larus früheren Jahren nur noch in einem Paar auf dem Langen- argentatus, L. canus, L. ridibundus, die ebenfalls nach Mög- werder brüte, weil seine Eier nicht nur von Einheimischen, lichkeit das Inselinnere für die Eiablage nutzten. sondern vor allem von Sammlern ständig fortgenommen Die Zusammensetzung der Brutvogelwelt hat sich im Laufe würden. Sehr aufschlussreich ist die Entgegnung von v. der Zeit aufgrund der Einwirkung verschiedenster Faktoren Preen (1856): „Strepsila interpres nistet allerdings in acht bis verändert, darauf wird in einem gesonderten Kapitel ein- zehn Pärchen auf dem Langenwerder. Ich besitze sehr viele vari- gegangen. ierende Eier.“ Im Band 18 des Archivs der Freunde der Natur- Das Grasland des Langenwerders ist offenbar schon seit geschichte Mecklenburgs heißt es weiter: „Es war in letzter Jahrhunderten als Viehweide genutzt worden, denn bereits Zeit oft behauptet worden, dass die Insel Poel durch das Eier- Ende des 18. Jh. berichteten schwedische Landvermes- sammeln und durch Cultur von den dort brütenden Vögeln ganz ser, die die damals zu Schweden gehörende Insel Poel im oder fast ganz verlassen sei; um hierüber Sicherheit zu erlangen, Auftrag der königlich-schwedischen Regierung vermessen gab Hauptmann von Preen einigen Leuten den Auftrag, ihm Eier und kartografiert haben, über Streitigkeiten zwischen den von den dortigen Vögeln zu senden. Er erhielt infolgedessen in Bauern von Poel mit jenen aus dem gegenüberliegenden sehr großen Mengen Eier von: Küsten- und Zwergseeschwalbe, Dorf Boiensdorf über den Auftrieb von 30 Stück Weidevieh Kiebitz, Sandregenpfeifer, Alpenstrandläufer, Kampfläufer, Rot- (Schleinert 2009). Während Zander (1851) noch von einer schenkel, Kormoran (bei Hohen Wischendorf nistend), Mittelsä- Beweidung der Insel mit Schafen sprach, waren es später ger und einzelne Eier und Gelege von Steinwälzer, Seeregenpfei- Jungrinder (sog. Sterken) und zeitweise auch einige Pferde, fer, Austernfischer, Bekassine und Brandgans. Es scheinen also so waren es 1951 38 Kühe und drei Fohlen, meistens aber die Vögel noch in Menge dort zu brüten, wenn auch in einem weniger, z. B. 1936 25 Rinder. Erst 1937 ist ein Zaun aufge- Jahr weniger als in anderen, aber freilich sollen sie sich von eini- stellt worden, der verhinderte, dass das Vieh sich auf der gen Localitäten ganz fortgezogen haben.“ ganzen Insel bewegte. Auch Clodius (1899), der Poel und den Langenwerder An- Neben der wirtschaftlichen Nutzung des Graslandes kann fang Juni 1898 besuchte, beschwerte sich über die Eierräu- davon ausgegangen werden, dass zahlreiche Gelege der berei, insbesondere durch die Einheimischen. Er schreibt: Brutvögel seit jeher von der einheimischen Bevölkerung „… und wir erfahren leider, dass in der eben vergangenen zur Bereicherung ihres Speisezettels genutzt worden sind. Pfingstzeit die Insulaner schon ihre Razzia auf dem Langenwer- Als sich in der zweiten Hälfte des 19. Jh. das Verkehrswesen der und sogar auf dem Kieler Ort veranstaltet, Körbe voll Eier in Deutschland durch den Aufbau eines Eisenbahnnetzes fortgeschleppt hätten und wohl wenig mehr übrig geblieben sei und durch die Anlage von festen Straßen, den sogenannten außer den Nestern der kleinen Vögel“. An Brutvögeln fand Chausseen, entwickelte, wurde auch die Reisetätigkeit we- er Sturmmöwen, Küsten- und Zwergseeschwalben, Sand- sentlich erleichtert. Nicht nur das Badewesen an Nord- und regenpfeifer, Austernfischer, Alpenstrandläufer und zwei Ostsee nahm einen raschen Aufschwung, sondern interes- Steinwälzer, aber ohne Nest. sierte Naturfreunde hatten weniger Mühe, die Küsten der G. Clodius äußert in der angeführten Arbeit erste Gedan- Nord- und Ostsee aufzusuchen, um die dortige Vogelwelt ken zum Schutz der Insel, da ohne entsprechende Schutz- kennenzulernen. Unterwegs waren die damaligen Ornitho- maßnahmen die Brutvogelwelt stärkere Einbußen erleiden logen häufig mit Gewehr und Sammelbehälter, um für sie würde. neue Arten und deren Eier zu sammeln, war es doch in je- Um die Wende vom 19. zum 20. Jh. war der Langenwer- ner Zeit sehr beliebt, Balg- und Eiersammlungen anzulegen. der als bedeutender Brutplatz verschiedener Wat- und Zunächst waren es mecklenburgische Vogelkundler, die an Wasservogelarten über die Grenzen Mecklenburgs hinaus die Gestade der Ostsee reisten und darüber auch in der nur bekannt, z.B. erschienen in diesen Jahren gleich mehrere spärlich vertretenen Fachpresse berichteten (Zander 1851). Exkursionsberichte. Um sich über die Brutvogelwelt Poels und auch die vom Langenwerder zu informieren, fuhr Zander mit zwei Beglei- 30 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

5.2 Der Verein Jordsand wird wirksam

1901 besuchte erstmals F. Dietrich (Hamburg), der spätere Brutzeit zu haben. Trifft die obige Voraussetzung nicht zu, so Vorsitzende des „Verein Jordsand zur Begründung von Vo- bitte ich um gütige Auskunft, ob nicht durch Verfügung Eurer gelfreistätten an den deutschen Küsten“ gemeinsam mit Hohen Großherzoglichen Regierung dem Verein das Recht zuge- H. Krohn, dem Leiter des Ornithologischen Vereins Ham- sprochen werden könnte, auf dem Langen Werder während der burg und einigen anderen Personen den Langenwerder. Brutzeit der Seevögel zu deren Schutze einen Wärter anzustel- Bezeichnenderweise wurde in der Veröffentlichung das len. Könnten einem hierzu geeignetem Mann vielleicht, um ihm Reiseziel nicht mit Namen genannt. F. Dietrich fand wie die Ausübung seines Wärteramtes zu erleichtern, polizeiliche die Ornithologen vor ihm eine reichhaltige Brutvogelwelt Befugnisse zuerkannt werden? vor, allerdings waren auch in diesem Fall die Nester leer (Dietrich 1901). Indem ich die Statuten des Vereins Jordsand e.V. und einen Be- Auch Krohn (1902) forderte Schutzmaßnahmen für den richt über die Jahresversammlung 1908 beifüge, bitte ich Eure Langenwerder. Er sprach während seines Besuchs ein- Hohe Großherzogliche Regierung ehrerbietigst das bisher allen dringlich mit dem damaligen Pächter, Hans Lembke, un- Bestrebungen, die Verödung der heimischen Natur zu verhin- gebetene Gäste, speziell Eierdiebe, zurückzuweisen und dern, entgegengebrachte Wohlwollen auch dem Verein Jordsand fand erfreulicherweise großes Verständnis. So schrieb H. e.V. gütigst zuzuwenden. Lembke am 26.05.1903 an H. Krohn: „Das auf Ihr Anraten In vorzüglicher Ehrerbietung erfolgte Verbot des Betretens des Langenwerder hat doch schon gez. Dr. F. Dietrich gefruchtet. Es hat sich eine ganz bedeutende Zahl von Sturm- Vorsitzender des Vereins Jordsand“ möwen angesiedelt und auch die Zwergseeschwalbe hat sich etwas zahlreicher eingefunden. Hoffentlich wird in einigen Jah- Dieser Brief landete offensichtlich beim Großherzoglichen ren die kleine Insel wieder eine beliebte Niststätte der Vogelwelt Finanzministerium und zwar bei der Abteilung für Domä- werden“. Greverus (1903/04) dagegen empfahl Langenwer- nen und Forsten, die ihn an die Amtsbezirke Wismar und der allen Oologen! Der studierte Jurist aus Schwerin besaß Rostock zwecks Stellungnahme weiter leitete. um die Jahrhundertwende bereits eine Eiersammlung von Der Antwortbrief des Großherzoglichen Amtes Wismar 220 Arten. Weitere eiersammelnde Ornithologen waren datiert vom 21.01.1910, lautet folgendermaßen: „Der le Roi und Held (le Roi 1902). Mitgenommen wurde ein Langen Werder gehört der Gemeinde Poel und ist von ihr ge- Gelege vom Alpenstrandläufer, von dem sie fünf Nester rade in diesem Herbst auf 12 Jahre für 100 Mark an die Erb- fanden. Ein Ei der Silbermöwe, die einen Brutversuch un- pächter Lembke und Beyer zu Gollwitz als Jungviehweide ver- ternommen hatte, sandten sie an Wüstnei. pachtet, außerdem befindet sich auf ihm ein Seegrasschuppen In den folgenden Jahren nahm der Schutzgedanke immer des Kaufmanns Beyer in Kirchdorf. Die Jagd endlich auf der konkretere Formen an. 1907 wurde der bereits erwähnte Insel ist bis zum 1. Juni 1916 der Gemeinde gegen eine Pacht „Verein Jordsand zur Begründung von Vogelfreistätten an von 60 Mark auf das Jahr verpachtet und von ihr wieder unter den deutschen Küsten“ gegründet, der es sich zur Aufgabe den gleichen Bedingungen dem Obervorsteher und Pächter des gemacht hatte, Schutzgebiete für die gefährdeten Küsten- Hofes Kaltenhof, Steinhagen, überlassen. vögel zu schaffen, sein erster Vorsitzender wurde F. Diet- Nach Rücksprache mit Letzterem glauben wir nun, dass es für rich. In jener Zeit war die Jagd an der Küste frei, z. B. für die Zwecke des Vereins völlig genügen wird, in der Zeit vom die Fischer und auch für die Badegäste, die sich ihre Zeit 1. Februar bis 1. August dort eine zuverlässige Person ein- wohl nicht selten mit dem Schießen von Seevögeln ver- zustellen, welche mit entsprechender amtlicher Legitimation trieben. und einer Art Uniform ausgerüstet allen Unfug zu verhindern In einem Vortrag, den der Forstassessor Domeier im Ver- und eventuelle Zuwiderhandelnde dem Amte zur Bestrafung ein Jordsand am 23.09.1909 in Hamburg vor den Mitglie- anzuzeigen hätte. Um ihm seine Aufgaben zu erleichtern - dern über „Die Brutkolonie auf dem Langenwerder bei zumal man von Poel aus zur Zeiten fast zu Fuß nach dem Poel“ hielt, wies er auf die Gefährdung des Brutvogelbe- Langen Werder herüber kommen kann - würde ferner durch standes hin. Der Verein beschloss daraufhin, Dietrich zu eine Polizeiverordnung das Betreten des Letzteren während der beauftragen, sich um die Unterschutzstellung der Insel zu oben angegebenen Zeit bei Strafe zu verbieten sein. kümmern. Endlich hat sich uns gegenüber der Pächter Steinhagen bereit Er verfasste gegen Ende des Jahres 1909 einen Brief, dessen erklärt, in diesen Monaten die Jagd auf dem Langen Werder Text nachstehend wiedergegeben werden soll. Das Origi- nicht ausüben zu wollen, und glaubt so auch versichern zu nal befindet sich im Landeshauptarchiv in Schwerin. können, dass sowohl die beiden Weidepächter, als auch der genannte Seegrashändler dem Verein möglichst entgegenkom- „An Eure Hochwohllöbliche Großherzogliche Regierung in men würden. Auch eine zum Wärter geeignete Person könne Schwerin. er in dem benachbarten Gollwitz namhaft machen. Auf einen Verkauf der Insel werde sich die Gemeinde schwerlich einlas- Euer Hochwohllöblichen Großherzoglichen Regierung erlaube sen, und sei ein solcher nach Vorstehendem auch gar nicht ich mir unter Beifügung eines an den Gemeindevorstand der erforderlich. Insel Poel gerichteten Schreibens in Abschrift die gehorsams- Ihr te Anfrage zu unterbreiten, ob von Seiten der Regierung einem Unterschrift (unleserlich)“ etwaigen Verkauf des Langen Werders an den Verein Jordsand e.V. Bedenken entgegenstehen… Falls die Gemeinde zu einem In einem weiteren Brief vom 01.04.1910, der vom Minis- Verkauf des Langen Werders sich nicht entschließen kann, terium des Innern an die Abteilung für Domänen und hat der Verein unter der Voraussetzung, dass die Seevögel in Forsten gerichtet war, wurde dem Brief vom Amt Wismar Mecklenburg jagdbare Tiere sind, den Wunsch, die Jagd auf zugestimmt. Beigefügt wurde der Entwurf für eine Verord- dem Langenwerder zu pachten, um so eine gewisse Grundlage nung bezüglich des Langenwerders, die das Amt Wismar und Berechtigung zur Ausübung des Vogelschutzes während der zu erlassen hätte. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 31

Sie sollte folgenden Wortlaut haben: für das Hans Lembke auch nach der Enteignung durch die Bodenreform 1945 als staatlicher Leiter Verantwortung 1. Das Betreten der Insel Langen Werder ist Unbefugten trug. Inzwischen befindet sich das Gut wieder in Fami- in der Zeit vom 15. April bis 15. August jeden Jahres lienbesitz. Von 1947 bis 1958 lehrte er als Professor für verboten. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe Pflanzenzüchtung an der Rostocker Universität. bis zu 10 Mark, aushülflich mit Haftstrafe bis zu fünf Der erste Vogelwärter war „Vadding“ Joachim Schwartz, Tagen bestraft. der einer alteingesessenen Poeler Fischerfamilie ent- 2. …Außerdem sind auf der Insel eine oder mehrere stammte und über vorzügliche ornithologische Kenntnis- Warnungstafeln, welche das Verbot enthalten, anzu- se verfügte. Er nahm noch im Jahr 1910 seinen Dienst auf bringen. und bepflockte u.a. die Gelege von zahlreichen Vogelarten 3. Der vom Verein Jordsand anzustellende Wärter erhält mit Holzstöckchen. polizeiliche Befugnisse. F. Dietrich hielt am 18.03.1910 in Schwerin einen Vortrag über den Seevogelschutz und konnte 17 Mitglieder für Diese Verordnung ist offensichtlich auch so erlassen wor- den Verein Jordsand werben. Die Stadt Wismar erklärte den und stellt damit die erste staatliche Schutzmaßnahme sich zur jährlichen Bereitstellung von 100 Reichsmark für für den Langenwerder dar. den Langenwerder bereit. Pastor G. Clodius warb ebenfalls zu Beginn des Jahres Übrigens hatte sich auch der Heimatbund Mecklenburg in 1910 in der Zeitschrift des Heimatbundes Mecklenburg einem Brief an das Finanzministerium gewandt, in dem für die neue Vogelfreistätte und bat um Mitgliedschaft im darum gebeten wurde, den Verein Jordsand bei der Ein- Verein Jordsand. richtung einer Vogelfreistätte auf dem Langenwerder zu Unter den neuen Bedingungen konnte sich der Brutvogel- unterstützen. bestand jetzt ungestörter entwickeln, obwohl nicht alle Ei- Bei dem im Brief des Amtes Wismar genannten Erbpächter erräuber ferngehalten werden konnten, denn J. Schwartz Lembke, handelte es sich um den später sehr bekannten war nur tagsüber auf dem Eiland. Saatgutzüchter Hans Lembke (1877-1966), dessen Vorfah- Der Verein Jordsand unternahm fast alljährlich eine Ex- ren seit dem 17. Jh. ein Gut in Malchow auf Poel besaßen, kursion zum Langenwerder und die jährlichen Brutberich- te legten Zeugnis von den erreichten Erfolgen ab. Während des Ersten Weltkrieges konnte die Betreuung der Insel zunächst einigermaßen ungestört fortgeführt werden.

Prof. Dr. Hans Lembke (1904). Quelle: Norddeutsche Pflanzen- Joachim Schwartz, der erste Vogelwart der Insel. Quelle: J. Pump zucht Hans Georg Lembke K.G. Malchow (Poel). (2004): Die Insel Poel in alten Ansichten. Bd. 9. Prof. Dr. Hans Lembke (1904). Source: Norddeutsche Pflanzen- Joachim Schwartz, the first bird warden of the island. Source: zucht Hans Georg Lembke K.G. Malchow (Poel). J. Pump (2004): Old Views of the Island of Poel, Vol. 9.

5.3 Horst Wachs greift ein

Am 19.06.1916 besuchte der aus Dresden stammende schließend arbeitete er an einem Thema auf demselben Horst Wachs (1888-1956) erstmals den Langenwerder, der Gebiet, das ihn 1919 zur Habilitation führte (Abb. S. 32). ihn sein ganzes Leben lang nicht wieder loslassen sollte. Er Er war ornithologisch besonders interessiert und nahm hatte in Dresden, Genf und Berlin Naturwissenschaften, aktiv an der praktischen Naturschutzarbeit im Land Meck- vornehmlich Zoologie, studiert und promovierte unter lenburg teil. dem damaligen Ordinarius für Zoologie an der Universität Im Jahr 1916 regten mecklenburgische Mitglieder des Ver- Rostock und späteren Nobelpreisträger, Hans Spemann, eins Jordsand, wohl auf Vorschlag von H. Wachs, an, aus- 1914 mit einer entwicklungsphysiologischen Arbeit. An- nahmsweise Möweneier für die menschliche Ernährung 32 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Diese Annonce, die ganz offensichtlich aus den schon er- wähnten Fischer- bzw. Fischzüchterkreisen stammte und die herrschende Notlage an Nahrungsmitteln ausnutzte, hatte eine entsprechende Wirkung. Es tauchten Scharen von 30, 40, ja manchmal 50-60 Personen auf, die im See- grasschuppen auf dem Langenwerder nächtigten, um am nächsten Morgen in aller Frühe die Insel nach Eiern abzu- suchen. „Vadding“ Schwartz war dieser Masse gegenüber natürlich völlig machtlos. Der Bruterfolg war 1919 dem- entsprechend und es sind sicher nur wenige Jungvögel groß geworden. F. Dietrich wandte sich nach dem Besuch des Langenwerders umgehend an die Schweriner und Wis- marer Stellen und bat schriftlich um die Abstellung von Soldaten zum Schutz der Insel, erhielt aber keine Antwort. Er zeigte sich im Jahresbericht des Vereins Jordsand sehr verbittert über die geringe Anteilnahme der Mecklenbur- ger. 1920 bemühte sich F. Dietrich rechtzeitig um die Entsen- dung von einigen Soldaten, erhielt aber Ende Mai vom Ministerium einen ablehnenden Bescheid, etwa in dem Sinne, dass die Ordnungskräfte in diesen schwierigen po- litischen Zeiten (Novemberrevolution, Kapp-Putsch) an- deres zu tun hätten, als sich um den Schutz von Möwen zu kümmern. Trotzdem ist der Langenwerder 1920 von vier Mann der Sicherheitswehr bewacht worden, denn H. Wachs war persönlich beim Ministerium des Innern in Schwerin vor- stellig geworden und bekam den Schutz zugesagt. Auch in den Folgejahren wurden ständig Sicherheitsbeamte zum Schutz der Insel abkommandiert. Nachdem die Zu- Prof. Dr. Horst Wachs, Porträt des Münchner Malers Olszewski, ckerfabrik Wismar (Firma W. Hermes Nachf.) 1924 einen 1936. Quelle: Archiv Univ. Rostock. Repro: R. Kinzelbach. Prof. Dr. Horst Wachs, portrait by the artist Olszewski from Mu- Wohnwagen zur Verfügung gestellt hatte, konnten die Si- nich, 1936. Source: Archive Univ. Rostock. Reproduction: R. Kin- cherheitsbeamten auch nachts auf der Insel bleiben und zelbach. nächtliche Eierdiebe fernhalten. Langenwerder war zu je- ner Zeit schon ein beliebter Ausflugsort geworden, oft sind zu sammeln. Das geschah auch und es wurden 1917 eini- es sicher mehr als 100 Personen gewesen, die sich dort ge Hundert Sturmmöweneier an Lazarette abgegeben. Die- gleichzeitig aufhielten. ses Eierabsammeln ist dann fast ununterbrochen bis zum H. Wachs verstand es, immer breitere Kreise für den Lan- Ende des Zweiten Weltkrieges fortgeführt worden. Die Eier genwerder zu interessieren, z. B. führte er am 25.05.1922 wurden nicht nur an Krankenhäuser und Wohlfahrtsver- den Ministerpräsidenten von Mecklenburg, den Rektor bände kostenlos verteilt, sondern in Lebensmittel- und der Universität Rostock und den Direktor des Zoologi- Feinkostläden auf Poel, in Wismar, Rostock, Stettin und schen Instituts, den späteren Nobelpreisträger Karl von Berlin verkauft. Wie viele Eier insgesamt in diesen Jahren Frisch, über die Insel, am 01.06.1926 den damals als Afri- entnommen wurden, ist nicht bekannt, man kann wohl kaforscher weithin bekannten mecklenburgischen Herzog von 20.000 pro Jahr ausgehen, das Maximum waren sogar Adolf Friedrich (1873-1969), am 17.06.1926 Mitarbeiter 41.000 Stück. Angebrütete Eier erhielten die Gutsbesitzer des mecklenburgischen Ministeriums des Innern, sowie auf Poel, die sie an ihre Schweine verfütterten. am 27.05.1927 den bekannten Ornithologen Alexander Im Jahr 1917 wurden die ersten öffentlichen Angriffe in Koenig (1858-1940), Gründer des nach ihm benannten der Presse gegen das Schutzgebiet Langenwerder geführt. Zoologischen Museums in Bonn (Abb. S. 33). Die etwa tausend Paare der Sturmmöwen wurden in Hun- Neben den zahlreichen von ihm geleiteten Exkursionen derttausende umgedichtet und beschuldigt, in der Nähe hielt Wachs auch viele Vorträge. Es war offensichtlich, von Wismar etwa 500 ha Fischteiche ausgefressen und den dass er den Langenwerder unter seine Obhut bringen woll- Besitzer zur Aufgabe des Betriebes gezwungen zu haben. te. Deshalb gründete er am 09.03.1922 die „Norddeutsche Im letzten Kriegsjahr 1918 blieben die Verhältnisse noch Vogelwarte Rostock“, deren Zweck die Gründung, Verwal- ziemlich ruhig, sodass der alte J. Schwartz weiterhin sei- tung und Unterhaltung einer Vogelwarte war. Sie sollte im nen Dienst versehen konnte. engsten Anschluss an das Zoologische Institut der Univer- Im Gegensatz dazu war 1919 ein außerordentlich schwe- sität arbeiten und u.a. für den Schutz der einheimischen res Jahr. Am 25.04.1919 erschien z. B. im Mecklenburger Tierwelt und die Erforschung des Lebens der Vögel eintre- Tageblatt zu Wismar folgende Anzeige: „Von jetzt bis in den ten. Im Mittelpunkt stand dabei die Insel Langenwerder, Juni hinein kann man Möweneier suchen! Die Möwen nisten für die ja noch kein gesetzlicher Schutz existierte, da ein am Strande und an den Seen, und sind die Brutstätten leicht zu Naturschutzgesetz noch nicht erlassen worden war. erkennen, dass große Mengen Möwen dauernd darüber schwe- Neben der Norddeutschen Vogelwarte Rostock setzte sich ben. Es handelt sich um viele Tausend wohlschmeckende nahr- auch der Bund für Vogelschutz (heute Naturschutzbund hafte Eier, die mit leichter Mühe gewonnen werden können. Die Deutschland) stark für einen gesetzlichen Schutz des Lan- Möwe ist ein sehr schädliches Tier, das fast nur von Fischen genwerders ein. Nachdem am 14.06.1923 ein mecklen- lebt und sehr viel Schuld ist am Niedergang der Fischerei.“ burgisches Naturschutzgesetz, das aus nur zwei Paragrafen U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 33

Alexander Koenig mit Gattin (Bonn), Joachim Schwartz, Eva Gerhardt, Horst Wachs und Polizist (v. l. nach r.), am 27.05.1927 vor dem Wohnwagen. Quelle: Archiv Zool. Sammlung Univ. Rostock. Alexander Koenig and wife (Bonn), Joachim Schwartz, Eva Gerhardt, Horst Wachs and a police officer (left to right), on 27 May 1927 in front of the trailer. Source: Archive Zoolog. Museum Univ. Rostock. bestand, erlassen worden war, wurde Langenwerder am 23.06.1924 aufgrund dieses Gesetzes zur Vogelfreistätte erklärt, die Bekanntmachung erfolgte im Regierungsblatt für Mecklenburg-Schwerin. Sie hatte folgenden Wortlaut: „§ 1: Auf Grund des Natur- schutzgesetzes vom 14.6.1923 wird das Zerstören und das Ausheben von Nestern oder Brutstellen aller Vögel, das Zerstö- ren und Ausnehmen ihrer Eier, das Ausnehmen und Töten ihrer Jungen sowie die Aufforderung zu diesen Handlungen für das Gebiet der Insel Langenwerder bei Poel untersagt. Das Ministerium des Innern kann für solche Personen, die Schutz und Pflege der Vogelfreistätte auf der Insel Langenwer- der ausüben, Ausnahmen von den Vorschriften im Absatz 1 zulassen. § 2: Wer den Vorschriften des § 1 zuwiderhandelt, wird auf Grund des Naturschutzgesetzes mit Geldstrafe bis zu 150 Goldmark oder mit Haft bestraft“. Somit war nun neben dem vereinsmäßigen Schutz auch ein gesetzlicher gegeben. Allerdings war es im Verlauf dieser Verhandlungen zu allerhand Reibereien zwischen dem Verein Jordsand und der Norddeutschen Vogelwarte Rostock gekommen. Der Verein Jordsand, der dem Langenwerder den ersten Schutz unter oft großen Mühen gegeben hatte, wollte sein erstes Ostsee-Schutzgebiet nicht so ohne Rudolf Kuhk (rechts außen), Hans-Alfred Kirchner (dritter von Weiteres abtreten. Deshalb berichtete F. Dietrich auf rechts, später Professor an der Landwirtschaftlichen Fakultät der der Jahreshauptversammlung 1926 über unerfreuliche Universität Rostock) und der Vogelwärter Gustav Gagzow (in der Vorkommnisse auf dem Langenwerder und darüber, dass Tür des Wohnwagens) beim Schlürfen von Sturmmöweneiern, der Verein, der seit nunmehr 16 Jahren für den Schutz 06.05.1934. Foto: Archiv Kirchner. Rudolf Kuhk (far right), Hans-Alfred Kirchner (third from right, sorgte, von anderer Seite mehr oder weniger beiseite later a professor at the Agricultural Faculty of Rostock University) gedrängt werde. Auslöser waren u.a. die prominenten and bird warden Gustav Gagzow (in the railer door) sipping Mew Besucher, die H. Wachs wohl ohne vorherige Information Gull eggs, 06 May 1934. Photo: Archive Kirchner. 34 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Das 1935/36 errichtete Stationshaus um 1938. Im Hintergrund der 1952 noch als Ruine vorhandene Seegrasschuppen. Zu erkennen ist auch ein für Anpflanzungen vorbereiteter Graben. Quelle: Archiv Zool. Sammlung Univ. Rostock. The house (built in 1935/36) around 1938. In the background the sea grass shed (still present as a ruin in 1952). Also visible a ditch prepared for artificial planting. Source: Archive Zoolog. Museum Univ. Rostock. des betreuenden Vereins über die Insel geführt hat. F. Dietrich plädierte dafür, den Langenwerder dem sich dafür interessierenden Verein in Mecklenburg zu überlassen. Auf der nächsten Jahreshauptversammlung wurde dann beschlossen, die Ausgaben für den Langenwerder zu streichen, da die Gewähr gegeben sei, dass der mecklenburgische Verein den Schutz durchführen würde. Aus jener Zeit liegen mehrere Jahresberichte über die Tätigkeit der Norddeutschen Vogelwarte Rostock vor, die von einer intensiven, breitenwirksamen Arbeit Zeugnis ablegen, die in erster Linie von H. Wachs selbst geleistet worden ist. Er hielt nicht nur Vorträge und führte Kurse und Exkursionen in Rostock durch, sondern weit darüber hinaus in ganz Deutschland, dabei waren Zuhörerzahlen von mehr als 2.500 Personen keine Seltenheit. Wohl aus politischen Gründen, die Nazi-Ideologie machte sich an der Rostocker Universität schon vor 1933 breit, wechselte H. Wachs Ende 1928 nach Stettin, um dort die Leitung des Naturkundemuseums zu übernehmen. Die sollte er aber nicht lange innehaben, denn bereits im April 1933 wurde ihm fristlos gekündigt mit der Maßgabe, nie wieder die Räumlichkeiten des Museums zu betreten (Steyer 2000). Die Kontakte zum Langenwerder blieben auch nach dem Weggang aus Rostock erhalten, ließen aber in ihrer Intensität nach. Davon zeugt die Tatsache, dass aus den Jahren 1928-1933 keinerlei Berichte über die Insel vorliegen, obwohl sie bewacht und betreut worden ist. Verantwortlich war immer noch die Norddeutsche Vogelwarte Rostock mit ihrem Vorsitzenden H. Wachs. 1933 wurde der Name in Norddeutsche Vogelwarte bzw. „Norddeutsche Vogelstation Wismar“ umbenannt. Während H. Wachs sich um die wissenschaftlichen Belange der Vogelinsel „Ernte“ von Sturmmöweneiern. Quelle: J. Pump (2004): Die Insel Poel in alten Ansichten. Bd. 9. kümmerte, oblag die Geschäftsführung dem Rektor Falk “Harvest” of Mew Gull eggs. Source: J. Pump (2004): Old Views of aus Kirchdorf/Poel. Übrigens ist die betreuende Institution the Island of Poel, Vol. 9. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 35

nie in ein Vereinsregister eingetragen worden, sie zählte wohl auch nur wenige Mitglieder. Anfang der 1930er Jahre war H. Wachs bemüht, auf Poel eine Biologische Station zu errichten, zumindest sollte aber auf dem Langenwerder eine feste Unterkunft geschaffen werden, da der geliehene Wohnwagen weder als Arbeitsplatz, noch als Übernachtungsmöglichkeit auf Dauer dienen konnte. Nachdem unter großen Schwierigkeiten die erforderlichen Gelder beschafft worden waren, erfolgte am 02.07.1935 die Grundsteinlegung zum heute noch existierenden Häuschen. Beendet wurde der Bau 1936 (Abb. S. 34). H. Wachs war sicher der entscheidende Initiator dafür, dass die Gemeinde Kirchdorf am 07.08.1935 den Antrag stellte, den Langenwerder aufgrund des kürzlich erlassenen Reichsnaturschutzgesetzes zum Naturschutzgebiet (NSG) zu erklären. Die entsprechende Verordnung wurde am 28.09.1937 erlassen und der Langenwerder unter der Nr. 2 in das Reichsnaturschutzbuch des Landes Vogelwärter Gustav Gagzow mit Ehefrau Berta 1928. Quelle: J. Mecklenburg eingetragen. Die nach dem genannten Pump (1994): Die Insel Poel in alten Ansichten. Bd. 2. Bird warden Gustav Gagzow and wife Berta 1928. Gesetz neu eingerichtete Höhere Naturschutzbehörde in Source: J. Pump (1994): Old Views of the Island of Poel, Vol. 2. Schwerin war zukünftig für alle Fragen zuständig, die den Langenwerder betrafen. Eine Vereinbarung zwischen der Norddeutschen Vogelstation Wismar und der Höheren Naturschutzbehörde beließ jener aber das Recht, Eier zu sammeln und zu verkaufen und die Insel zu betreuen. Auf dem Langenwerder lief die Betreuungsarbeit unter verbesserten Bedingungen weiter, wobei das Absammeln der Sturmmöweneier einen großen Anteil an der Arbeit der Vogelwärter hatte. Der erste Vogelwart J. Schwartz wurde 1928 durch Gustav Gagzow von Poel ersetzt, der zusammen mit seiner Frau („Melkfiek“) während der Brutzeit auf der Insel weilte (Kapitel 10.1). Im vorletzten Kriegsjahr 1944 konnte der Schutz der Brutvogelwelt noch ordnungsgemäß durchgeführt werden, 1945 dagegen änderten sich die Verhältnisse grundlegend. Zwei Wärter (Umsiedler) und die Schutzbeamten blieben nur für kurze Zeit auf der Insel. Nach dem Einmarsch der Roten Armee in den ersten Maitagen, flüchtete Rektor Falk zum Langenwerder und unternahm mit Schlaftabletten einen erfolglosen Selbstmordversuch, kurze Zeit später wurde er verhaftet. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt. Der Langenwerder stand jetzt ganz ohne Schutz da und es kann als sicher gelten, dass in diesem Jahr kaum ein Gelege ausgekommen ist, da alles von Einheimischen und Flüchtlingen abgesammelt worden ist. In die Vogelwärterhütte wurde eingebrochen und das Mobiliar einschließlich der Fußbodenbretter gestohlen.

Vogelwärter Gustav Gagzow. Quelle: J. Pump (1994): Die Insel Poel in alten Ansichten. Bd. 2. Bird warden Gustav Gagzow. Source: J. Pump (1994): Old Views of the Island of Poel, Vol. 2. 36 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

5.4 Die Universität Rostock übernimmt Verantwortung

Auf diese unhaltbaren Zustände wurde Karoline Krüger waren und mit der Rostocker Universität in Zusammen- (1888-1946) aufmerksam, die im kalten Winter 1944/45 hang gebracht wurden, wandte man sich dorthin und bat von Ostpreußen im Rahmen einer gewaltigen Rettungs- um weitere Veranlassung. aktion mit Zehntausenden über See in Richtung Wes- Der Rektor der Rostocker Alma mater gab das Schreiben an ten transportiert wurde und schließlich in der Nähe von den Dekan der Philosophischen Fakultät weiter und das Schwerin landete. war damals der langjährige Direktor des Botanischen Insti- tuts, Prof. Dr. Hermann von Guttenberg. Er nahm sich der Sache an und lud K. Krüger gegen Ende des Jahres 1945 zu einem Gespräch nach Rostock ein. Darüber war sie außer- ordentlich beglückt, zumal er ihr mitteilen konnte, dass mit Befürwortung des Rektors bei der Landesverwaltung in Schwerin eine Einstellung als Vogelwärterin für den Langenwerder beantragt sei mit einem für K. Krüger fürst- lichen Monatsgehalt von 100,- Mark. Bei einem Besuch in Schwerin wurde ihr mitgeteilt, dass einer Anstellung nichts mehr im Wege stünde und um die größte finanzi- elle Not zu lindern, wurden ihr 200,- Mark ausgehändigt, kleinere Geldbeträge erhielt sie auch von neuen und alten Bekannten. So war K. Krüger jetzt Leiterin der Station auf dem Lan- genwerder. Mit der Betreuung von Rostock aus beauftragte man Hans Georg Herbst, der in den ersten Nachkriegsjah- ren als kommissarischer Direktor des Zoologischen Insti- tuts der Universität Rostock eingesetzt worden war und später an die Humboldt-Universität Berlin berufen wurde. Im zeitigen Frühjahr 1946 bezog K. Krüger die Hütte und versuchte sich dort einzurichten. Unschätzbare Hilfe dabei leistete Eduard Reitze (1916-1999). Er war bei Kriegsende in Wismar und wurde beim Landrat- samt in Wismar eingesetzt, um den Pflanzenschutz aufzu- bauen. Durch puren Zufall kam er mit Problemen der Vo-

Karoline Krüger wurde 1946 auf der Insel ermordet. Quelle: J. Pump (2001): Die Insel Poel in alten Ansichten. Bd. 6. Karoline Krüger was murdered on the island in 1946. Source: J. Pump (2001): Old Views of the Island of Poel, Vol. 6.

Da sie als begeisterte Ornithologin unbedingt an die Küste wollte, wurde ihr Ende Februar 1945 ein Zimmer bei der Familie Stoldt in Gollwitz zugewiesen. Schon am ersten Tag nach dem Umzug begann sie mit ornithologischen Be- obachtungen auf dem Langenwerder und in den Gollwit- zer Wiesen. Ihr schwebte vor, ähnlich wie auf der Frischen Nehrung, wo sie jahrelang Material für eine Avifauna des Gebietes gesammelt hatte, die aber infolge der Ereignisse nicht zum Abschluss kam, nun für die Insel Poel etwas Ähnliches zu planen. Außerdem wollte sie gerne die Be- treuung der Vogelinsel übernehmen. Ihr größter Wunsch war, in der damals sehr einfach eingerichteten Hütte woh- nen zu dürfen, nach ihren eigenen Worten „mitten in der großen Natur und ungestört durch das Treiben der Men- schen“. Da es ihr außerdem finanziell außerordentlich schlecht ging, hoffte sie durch eine Anstellung als Vogelwärter we- nigstens über ein geringes monatliches Einkommen zu verfügen. Einen entsprechenden Antrag richtete sie an den Landrat für den Kreis Wismar, der ihn offensichtlich an die Lan- desregierung von Mecklenburg in Schwerin weiterleitete. Dort wussten die zuständigen Verwaltungsstellen aber gar Prof. Dr. Hans Georg Herbst (1920-1991) war von 1946-1951 für den Langenwerder verantwortlich. Foto: (1973) D. Köhler. nicht, wer zuletzt für den Langenwerder verantwortlich Prof. Dr. Hans Georg Herbst (1920-1991) was responsible for the gewesen war. Da aber die Aktivitäten von H. Wachs auch island of Langenwerder from 1946 to 1951. Photo: (1973) D. Köh- nach dem Zweiten Weltkrieg offenbar noch gegenwärtig ler. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 37

versuchten, Möweneier zu stehlen. Hinzu kam, dass diese empfindsame Frau mit den beiden Polizisten, die ab An- fang Mai im wöchentlichen Wechsel für den Schutz der Insel abkommandiert worden waren, in einem Raum le- ben und auch schlafen musste. Sie sehnte deshalb den Tag herbei, an dem sie alleine auf der Insel sein konnte und meinte deshalb zum Ende der Brutsaison, dass sie keinen Polizeischutz mehr benötige. Das sollte sich leider sehr ver- hängnisvoll für sie auswirken. Am 19.08.1946, einem hei- ßen Sommertag, unternahmen zwei Angehörige der Roten Armee, die auf der Halbinsel Wustrow bei Rerik stationiert waren, einen Ausflug zur Insel Poel, wo die Leute mit der Ernte beschäftigt waren. Am späten Nachmittag wollten sie die Heimreise antreten, fanden aber keinen Fährmann. Daraufhin schnappten sich die inzwischen stark Betrunke- nen einen Fischerkahn und ruderten zunächst zum Lan- genwerder hinüber. Hier drangen sie in die Hütte ein und versuchten K. Krüger zu vergewaltigen. Als diese sich heftig wehrte, erschlugen sie sie kurzerhand mit einem Beil und einem Bootshaken. Besonders tragisch war, dass ihr gelieb- ter Schäferhund „Prinz“, der sie auf der Flucht begleitet hatte, in der Wohnstube am eisernen Bettgestell festgebun- den war, während der Mord in der Küche geschah. Beigesetzt wurde sie auf dem Friedhof in Kirchdorf auf Poel. An ihrem Grab schwor sich E. Reitze, das Werk von K. Krüger fortzusetzen und sich intensiv um den Langen- werder zu kümmern. Seiner Tatkraft ist es in erster Linie zu verdanken, dass die Hütte wieder einigermaßen herge- richtet wurde, dass sie einen Fußboden erhielt, Fenster und Türen erneuert, das Rohrdach repariert und einfaches Mo- biliar angefertigt wurde. Als Zahlungsmittel dienten häufig Eduard Reitze war 1951 Vogelwart, hier mit einer auf dem Nest Sturmmöweneier. Er erreichte auch, dass 1947 zur Brutzeit gefangenen Schwarzkopfmöwe Larus melanocephalus (erster deut- wieder zwei Polizisten auf der Insel weilten, für deren Un- scher Brutnachweis), Juni 1951. Foto: E. Frommhold. Eduard Reitze served as bird warden in 1951, shown here with a terkunft er einen Bauwagen aus Wismar organisierte, der Mediterranean Gull Larus melanocephalus captured on the nest (first zu einem Wohnwagen umgebaut und anschließend zur breeding record for Germany), June 1951. Photo: E. Frommhold. Insel gebracht wurde. Ein Vogelwärter konnte für das Jahr 1947 nicht gefunden werden und die beiden Polizisten gel-insel Langenwerder in Berührung, von der er noch nie nahmen es mit ihren Aufgaben auch nicht sehr genau. Es etwas gehört hatte. Ihm war eines Abends am Marktplatz in Wismar eine kleine zierliche Frau aufgefallen, bekleidet mit einem Trainingsanzug, in der linken Hand ein Bündel, in der rechten einen Schäferhund. Weil es offenbar war, dass sie etwas suchte, fragte er nach ihrem Begehr und sie erzählte ihm, sie sei auf dem Wege zur Vogelinsel Langen- werder und suche ein Nachtquartier. Da er selbst auch kei- ne Unterkunftsmöglichkeiten hatte, ging er mit ihr zum in der Nähe befindlichen Polizeirevier und dort konnte sie in einem Raum, der an sich für Untersuchungsgefangene vorgesehen war, übernachten. Damit war für E. Reitze die Angelegenheit Langenwerder erledigt. Einige Zeit später traf er erneut, wieder rein zufällig, auf K. Krüger. Sie wartete vor dem Zimmer des Landrats in Wis- mar, um bei ihm Hilfe und Unterstützung für die Repara- tur und Einrichtung der völlig ausgeraubten Schutzhütte zu erbitten. Aber der konnte, auch mit Fürsprache von E. Reitze nicht helfen. Immerhin konnte Letzterer aus alten Wehrmachtsbeständen ein Metallbettgestell mitsamt Mat- ratzen besorgen und mit einem zweisitzigen PKW gemein- sam mit K. Krüger zum Langenwerder bringen. Sie war sehr froh darüber, konnte sie doch nun mit der notdürftigen Neuausrüstung der Wärterhütte beginnen. Nur wer die ersten Nachkriegsjahre selbst miterlebt hat, kann die herr- Wilhelm Vehlhaber übernahm als Rentner das Amt des Vogel- schende Not ermessen. Es gab praktisch nichts, weder Holz warts von 1949 bis 1950 und 1952 bis 1956 (hier vor dem Haus), August 1955. Foto: K. Lambert. für Reparaturen, noch Bekleidung, Schuhe, Gummistiefel As a retiree, Wilhelm Vehlhaber took over the office of bird war- u.a. für den täglichen Gebrauch. Auch sonst war das Le- den from 1949 to 1950 and from 1952 to 1956 (shown here out- ben auf dem Langenwerder nicht einfach, da nicht wenige side the house), August 1955. Photo: K. Lambert. 38 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

sind wohl kaum Jungvögel groß geworden, da sämtliche Gelege abgesammelt und für Tauschgeschäfte verwendet wurden. Nach einem Protestschreiben von Rostock aus an den Leiter der Volkspolizei in Mecklenburg, sprach dieser den zuständigen Stellen seine schärfste Missbilligung aus. 1948 erklärte sich Lehrer Fritz Denker aus Wismar bereit, die Funktion eines Vogelwärters zu übernehmen, obwohl er von zu Hause aus Botaniker war, dementsprechend konn- te er eine Reihe von botanischen Feststellungen treffen (s. Kapitel 4). Ihm zur Seite standen auch wieder zwei Polizis- ten. Dieser polizeiliche Schutz, der später von Soldaten der Grenzbrigade Küste übernommen wurde, ist bis Ende der 1950er Jahre fortgeführt worden. Er endete, nachdem die Grenzsicherungsmaßnahmen an der gesamten Küste der DDR erheblich ausgebaut worden waren und gegenüber dem Langenwerder auf dem Gollwitzer Hochufer 1960 ein stabiler Kontrollturm der Armee errichtet worden war. Für 1949 und die folgenden Jahre konnte auf Vorschlag von E. Reitze ein aus Wismar stammender Rentner als Vo- gelwärter gewonnen werden. Es handelte sich um den ehe- maligen Steinsetzer Wilhelm Vehlhaber, der bisher wenig Berührung mit der einheimischen Vogelwelt gehabt hatte, aber bereit war, sich in das neue Aufgabengebiet einzuar- beiten (Abb. S. 37). Er wurde jährlich für mehrere Mona- te von der Universität Rostock bezahlt und erhielt seine fachlichen Aufgaben in erster Linie von H. G. Herbst. 1951 übernahm E. Reitze selbst mit Frau und zwei Kindern die Nikolaus Nehls war als Rentner Vogelwart von 1958 bis 1961, Betreuung der Vogelinsel. Während seines Aufenthaltes or- September 1964. Foto: H. W. Nehls. As a retiree, Nikolaus Nehls served as bird warden from 1958 to 1961, September 1964. Photo: H. W. Nehls. ganisierte er u.a. die Anpflanzung von Schwarzem Holun- der und Kartoffelrosen. Während die Holunderbüsche in- zwischen aufgrund ihres Alters fast alle abgestorben sind, hat die Kartoffelrose immer weiter um sich gegriffen. W. Vehlhaber konnte den Dienst als Vogelwärter dann wieder von 1952 bis 1956 gemeinsam mit seiner Frau aus- üben. Leider stand er ab 1957 aus gesundheitlichen Grün- den nicht mehr zur Verfügung. Dafür übernahm einer der Autoren diese Aufgabe (U. B.), zumal er wegen Material- sammlung für seine Diplom-Arbeit sowieso längere Zeit auf dem Langenwerder weilen musste. Der Besucherverkehr war schon seit 1953 stark einge- schränkt worden, in den Jahren davor besuchten vor allem viele Schulklassen während der Brutzeit die Insel, oft sind es mehr als 100 Personen gewesen, die sich gleichzeitig auf Der Wohnwagen im Juli 1952. Foto: H. W. Nehls. The trailer in July of 1952. Photo: H. W. Nehls. der Insel befanden. Auf dem seit 1937 umzäunten Grasland, der Koppel, weideten, wie bereits erwähnt, seit vielen Jahrzehnten Jungrinder der Gollwitzer Bauern. Besonders in der Nach- kriegszeit führten Schäden am Koppelzaun immer wieder zum Ausbruch des Viehs (Abb. S. 10 unten). Der wiederholt hergerichtete Wohnwagen kippte im Win- ter 1955/56 um. Er wurde daraufhin auf Betonklötze ge- stellt und völlig neu ausgestattet. Da er jedoch in jedem Winter beschädigt wurde, ist er schließlich 1961 ganz ab- gerissen worden. Von 1958 bis 1961 erklärte sich wieder ein Rentner bereit, die Dienste eines Vogelwärters auszuüben. Es handelte sich um Nikolaus Nehls, dem Großvater des zweiten Autors (H. W. N.). Ab 1962 konnte die fachliche Betreuung des Langenwer- ders dann ganz erheblich verbessert werden, da es dem Zoologischen Institut der Universität Rostock gelungen Inzwischen ist der Wagen kaum noch bewohnbar, etwa 1959. Foto: H. W. Nehls. war, einen ausgebildeten Diplom-Biologen (H. W. N.) By now the trailer is barely inhabitable, ca. 1959. Photo: H. W. hauptamtlich zu gewinnen. Das hatte weitreichende Aus- Nehls. wirkungen auf die Arbeit der folgenden Jahre, was schon U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 39

daran zu erkennen ist, dass bereits im ersten Jahr seiner Tätigkeit die Vorbereitungen für den weiteren Ausbau des Wärterhäuschens begannen. Die staatliche Leitung des Naturschutzes, die die Betreuung der NSG mit einschloss, war nach der Verwaltungsreform 1952 an den Rat des Bezirkes Rostock übergegangen. Hier war es zunächst die Abteilung Wasserwirtschaft, später die Abteilung Forstwirtschaft, die mit einem Referenten für Naturschutz die Verbindung zu den Betreuern der Schutz- gebiete und den Naturschutzbeauftragten des Bezirkes und der Kreise herstellte. Mit der wissenschaftlichen Betreuung des NSG Insel Lan- genwerder wurde das Zoologische Institut der Universität Rostock beauftragt, ab 1969 dann die Sektion Biologie. Genehmigungen zum Betreten der Insel wurden zunächst Hans Wolfgang Nehls besuchte die Insel seit 1951 alljährlich und durch die betreuende Institution ausgestellt, später aber war häufig auch als Betreuer tätig, September 1980. Foto: W. Lip- pert. ausschließlich durch die zuständige Stelle beim Rat des Be- Since 1951, Hans Wolfgang Nehls paid yearly visits to the island zirkes Rostock (S. 44-45). Anfang der 1970er wurden durch and often worked as a caretaker, September 1980. Photo: W. Lip- den Rat des Bezirkes für alle NSG neue Behandlungsricht- pert. linien verabschiedet, die im Falle des Langenwerders noch heute gültig sind, obwohl eine Überarbeitung schon lange fällig ist. In finanzieller Hinsicht war die Unterstützung vom Rat des Bezirkes relativ gering, sämtliche Aufwendungen, wie Reise- und Transportkosten, Unterhaltung des Wärterhäus- chens, Bau- und Betriebskosten mussten aus dem Haushalt der Universität Rostock beglichen werden. Es war ein glücklicher Umstand, dass Anfang der 1960er Jahre mehrere Mitarbeiter der Universität Rostock stark ornithologisch interessiert waren, so u.a. der Bau-Ing. Uwe Büttner, der im Baustab der Universität mit ver- antwortlich war für den Aufbau des Feriendorfes in Jabel. Er hatte gute Beziehungen zu allen möglichen Handwerksbetrieben und Versorgungskontoren. Nur mit seiner Hilfe konnte der bereits erwähnte Ausbau des Wärterhäuschens (1963/64) realisiert werden und Ne- benanlagen wie Kohle- und Batteriebunker, ein Boots- schuppen (1974) und ein Beobachtungsturm (1972) errichtet werden. Sämtliche Baumaterialien, ob Mau- ersteine, Holz für Dachlatten und Bretter, Zement und Der Landweg von Kirchdorf nach Gollwitz war nach längeren Re- vieles andere war kontingentiert und auf dem freien genperioden selbst mit dem LKW kaum passierbar, 1960er Jahre. Markt überhaupt nicht zu bekommen. Hinzu kam, dass Foto: P. Hauff. aber auch kaum bezahlte Arbeitskräfte zur Verfügung After long periods of rain, the dirt road between Kirchdorf and standen, also musste alles in freiwilligen Arbeitseinsät- Gollwitz became barely negociable even with a truck, 1960er Jah- zen errichtet werden. Viele Studenten und Mitarbeiter re. Photo: P. Hauff. haben in jenen Jahren mit großem Enthusiasmus das geschaffen, was auch heute noch Bestand hat. Kaum noch erinnerlich ist, dass die Transporte seinerzeit von Kirchdorf über einen zeitweise selbst für einen LKW kaum passierbaren Landweg zum Gollwitzer Ufer ge- schafft werden mussten. Nachstehend sollen einige Punkte aufgeführt werden, die seit Beginn der sechziger Jahre in die Tat umgesetzt werden konnten. Zunächst wurde mit der Führung eines Inseltagebuches begonnen, in das sämtliche Beobachtungen einzutragen waren. Grundlage dafür war mindestens ein täglicher Inselrundgang und weitere Beobachtungen, die vom Vogelwart selbst oder seinen Gästen gemacht worden waren. Bislang liegen von diesen Tagebüchern 50 Bände vor (bis 2011). Auf dem Landweg von Vorwerk nach Gollwitz (H. W. N.), Dezem- Um die ständigen Störungen durch die sich auf dem ber 1960. Foto: K. Lambert. On the dirt road from Vorwerk to Gollwitz (H. W. N.), December Langenwerder befindlichen Jungrinder zu vermeiden, 1960. Photo: K. Lambert. wurde ab 1962 die Beweidung eingestellt und der Kop- pelzaun abgebaut, außerdem wurde die seit Jahrzehnten betriebene Gewinnung von Seegras am Westufer durch 40 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Richtfest für den Anbau des Hauses, Mai 1963. Foto: H. W. Nehls. Topping-out ceremony for the house annex, May 1963. Photo: H. W. Nehls.

Der Hausanbau ist nach vielen Einsätzen fast fertig, Mai 1963. Foto: H. W. Nehls. After many hours of labour, the house annex is almost finished, May 1963. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 41

Blick über die Insel zur Station, Juni 2010. Foto: H. W. Nehls. View across the island toward the station, June 2010. Photo: H. W. Nehls.

Der hölzerne provisorische Beobachtungsturm wich 1972 einem Turm aus Stahlrohren, September 1972. Foto: H. W. Nehls. The temporary wooden observation tower was replaced in 1972 with a tower constructed from steel pipes, September 1972. Photo: H. W. Nehls. 42 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Poeler Fischer 1966 von der Naturschutzbehörde beim Rat wurde über Jahre von der Biologischen Zentralanstalt in des Bezirkes Rostock untersagt. Kleinmachnow untersucht (Wieland 1973). Um die Nistmöglichkeiten für Höhlenbrüter bzw. „Halb- Im Zusammenhang mit der meeresbiologischen Ausrich- höhlenbrüter“ zu verbessern, wurden aus Betonele- tung der Biologie an der Universität Rostock wurden eine menten künstliche Nisthöhlen für Brandgänse Tadorna Reihe von Untersuchungen zur Ökologie der umliegen- tadorna angelegt und für Mittelsäger wurden zahlreiche den Gewässer durchgeführt, ihre Ergebnisse in Form von Weidenkörbe ausgebracht, die in der Blindenanstalt in Doktor- und Diplomarbeiten festgehalten und auch pub- Neukloster gefertigt worden waren. liziert, z.B. Pankow et al. (1967); Arndt und Nehls (1964); Um die Rastmöglichkeiten für durchziehende Singvögel Brenning (1963, 1973). zu verbessern, wurden mehrfach weitere Anpflanzungen Eine besondere Rolle spielte in den 1960/70er Jahren der von Schwarzem Holunder, Kartoffelrose, Schlehen und „gelenkte Seevogelschutz“, indem von der Kommission Sanddorn vorgenommen. Die Fangtätigkeit erhielt einen für Küstenvogelschutz beim Rat des Bezirkes Rostock merklichen Auftrieb durch die Errichtung einer kleinen maximale Brutbestandszahlen vorgegeben wurden, was Trichterreuse nach Helgoländer Vorbild, die allerdings im Fall der Sturmmöwe auf dem Langenwerder den Tod im Laufe der Jahre wieder eingegangen ist. von Tausenden Altvögeln durch den Einsatz von alpha- Während der Fang von Wat- und Wasservögeln zunächst Chloralose bedeutete. mit Perligran- bzw. Nylonnetzen erfolgte, wurden ab Die Population der Brandgans erhielt nicht nur durch 1976 wesentlich höhere Fangmengen durch den Einsatz künstliche Nisthöhlen Unterstützung, sondern auch von Drahtreusen erzielt, die sich bis heute bestens be- durch ein Programm mit dem Zoologischen Garten in währen (s. Kapitel 7). Rostock, indem möglichst viele nicht bebrütete Eier ab- Durch die Einrichtung eines Labors im Anbau verbes- gesammelt und dort in Brutkästen ausgebrütet und bis serten sich die Arbeitsbedingungen ganz erheblich und zum Flüggewerden aufgezogen wurden. Die Jungvögel neben der Fang- und Beringungstätigkeit bei den Durch- wurden dann am Langenwerder wieder freigelassen. züglern, wurde die Beringung der Brutvögel ebenfalls in- Ein Rückschlag in der Betreuungsarbeit war 1975 die Be- tensiviert. rufung von H. W. Nehls zum Kurator für Vögel am Ros- Erstmals wurden nach 1945 zu Beginn der 1960er Jahre tocker Zoo. Damit ging auch die hauptamtliche Stelle für exakte Brutpaarzahlen für die Sturmmöwe ermittelt, in- den Langenwerder verloren und es bestand keine Aus- dem die Insel mit langen Schnüren abgespannt und die sicht, sie jemals wieder zu erlangen. Gelege ausgezählt wurden. Zwar blieb der Betreuungsauftrag durch die Naturschutz- Auch die eigentliche wissenschaftliche Arbeit erhielt ei- behörde des Rates des Bezirkes Rostock weiterhin erhal- nen wesentlichen Auftrieb, z.B. durch die Untersuchun- ten, er musste jetzt aber ausschließlich auf ehrenamtli- gen zur Verhaltensbiologie der Sturmmöwen (Nehls cher Basis organisiert werden. Glücklicherweise gab es in 1981a) oder die Funktion der Salzdrüsen bei Sturm- und Rostock und anderen Orten der damaligen DDR genü- Silbermöwen (Schwarz und Nehls 1967, 1975). Die über gend versierte Ornithologen, die für jeweils zwei bis vier Jahre währende Beringung von Küstenseeschwalben und Wochen bereit waren, ihre Freizeit für die Vogelwärtertä- Austernfischern lieferte und liefert ein breites Grundla- tigkeit zur Verfügung zu stellen. genmaterial für populationsbiologische Berechnungen. Es gelang sogar, den jährlichen Betreuungszeitraum aus- Die Arbeit beschränkte sich nicht nur auf ornithologi- zuweiten, der vor 1962 nur von April bis August währte. sche Themen, sondern umfasste auch weitere Gebiete. Während die Fang- und Beringungsprogramme der Brut- So erfolgte zu Beginn der 1960er Jahre eine umfangrei- vögel weitergeführt werden konnten (H. W. Nehls, H.-H. che soziologische Aufnahme der Pflanzengesellschaften Zöllick), nahm der Limikolenfang durch den Einsatz von (Duty und Schmidt 1966), die Schermauspopulation Drahtreusen einen ungeahnten Aufschwung. Inzwischen sind allein fast 100.000 Watvögel gefangen und zunächst mit Ringen der Vogelwarte Helgoland und ab 1965 der Vogelwarte Hiddensee versehen worden. Abgesehen von klimatischen Einflüssen (Sturmhochwasser, Starkregen)

Für Brandgänse Tadorna tadorna wurden etliche künstliche Brut- höhlen zunächst aus Betonplatten gebaut. Links Ulrich Brenning, rechts der spätere langjährige Direktor des Zoologischen Gartens Rostock, Dieter Schwarz, April 1963. Foto: H. W. Nehls. Initially, a number of artificial nesting cavities for Common Shel- Im Winter wurden Nistkörbe über das Eis zur Insel gefahren, aber die ducks Tadorna tadorna were constructed from concrete plates. On Rückfahrt scheiterte, Februar 1970. Foto: H. W. Nehls. the left, Ulrich Brenning, on the right the future long-term director In the winter, nest baskets were transported to the island across of the Rostock Zoo, Dieter Schwarz, April 1963. Photo: H. W. Nehls. the ice, but the return trip was ill-fated, February 1970. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 43

waren die Störungen des Brutgeschäftes meistens nicht Stationsgebäudes grundlegend erneuert werden. Am Strand sehr erheblich, zumal die Grenze zu den äußeren Seege- von Gollwitz und auf dem Zeltplatz auf dem Boiensdorfer wässern der DDR, die ohne Genehmigung nicht betre- Werder wurden zusätzliche Informationskästen aufgestellt. ten oder befahren werden durften, entlang des Westu- Über den NABU-Niederrhein (Peter Malzbender) wurden fers des Langenwerders verlief. Außerdem befand sich mehrere Tausend Postkarten zur Verfügung gestellt und auf dem Gollwitzer Hochufer seit 1960 ein Kontrollturm vom Umweltministerium M-V wurde der Druck eines Falt- der Grenzbrigade Küste der NVA der DDR, der Tag und blattes bezahlt. Die neue Zeit brachte es auch mit sich, dass Nacht besetzt war, zusätzlich leuchtete nachts ein starker den Betreuern eine Aufwandsentschädigung gezahlt und Scheinwerfer die gesamte Gegend im 15 min.-Takt ab. ein Teil der An- und Abfahrtskosten ersetzt wurde. Zur besseren Information aller Poelbesucher wurde 1979 auf Initiative von Fritz Gosselck eine von Norma Schmitz geschaffene große Info-Tafel am Gollwitzer Strand aufge- stellt, die zu Beginn der 1990er Jahre durch eine von Inge Duty gefertigte ersetzt wurde. Die politische Wende im Spätherbst 1989 machte sich zunächst dadurch bemerkbar, dass die Bewachung der Seegrenze aufhörte und die nächtlichen „Lichtspiele“ ein Ende fanden. Die Räte der Bezirke wurden aufgelöst und wieder Länderstrukturen eingeführt. Damit verlagerte sich auch der Sitz der obersten Naturschutzbehörde von Rostock nach Schwerin. Sie war entweder dem Umwelt- ministerium oder dem Landwirtschaftsministerium un- terstellt. Die direkten Partner der Betreuer von NSG wa- ren die neu geschaffenen Staatlichen Ämter für Umwelt und Natur (STAUN). Im Falle des NSG Insel Langenwer- der war es ab 1991 das STAUN Wismar bzw. ab 1994 das STAUN Schwerin. Die sich durch den Mauerfall ergeben- den neuen Reisemöglichkeiten wurden von den Autoren In der Blindenanstalt Neukloster angefertigte Weidengeflechtkörbe genutzt, um Verbindung mit dem Verein aufzunehmen, als Nisthilfen für Mittelsäger Mergus serrator, April 1970. Foto: H. der sich große Verdienste um die Einrichtung des Schutz- W. Nehls. These woven willow baskets were manufactured as nesting aids for gebietes Langenwerder erworben hatte. Das war der Ver- Red-breasted Mergansers Mergus serrator by members of the Insti- ein Jordsand, der in Ahrensburg bei Hamburg seinen Sitz tute for the Blind in Neukloster, April 1970. Photo: H. W. Nehls. hat. Dieser erste Aufenthalt führte dazu, dass durch die Vermittlung des damaligen Geschäftsführers und späte- ren Vorsitzenden Uwe Schneider, bereits 1991 eine ge- sponserte Solaranlage durch die Umweltministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Petra Uhlmann, im Beisein des Rektors der Universität Rostock, des Landra- tes des Kreises Wismar, des Bürgermeisters der Gemeinde Poel und weiterer Persönlichkeiten eingeweiht werden konnte, die die Energieversorgung der Station ganz er- heblich verbesserte und die bisherige störanfällige Anla- ge, die aus einem Notstromaggregat bestand, ablöste. Ein noch zu DDR-Zeiten gestarteter Versuch, einen Windgenerator zur Energiegewinnung zu nutzen, war leider gänzlich fehlgeschlagen. Eine weitere positive Veränderung, die sich durch die po- litische Wende ergab, war die Möglichkeit, Zivildienst- leistende im Zusammenhang mit der Betreuung des NSG einzusetzen. Durch die Solaranlage konnte die Energieversorgung der Station er- Von Ende 1990 bis Ende 1995 haben insgesamt fünf Ju- heblich verbessert werden. Einweihung der Anlage, links Dr. Petra gendliche ihren Dienst abgeleistet, von denen vier, näm- Uhlmann (Umweltministerin M-V), Mitte Uwe Schneider (Verein lich Dirk Brenning, Mathias Helm, Veiko Lehsten und Jordsand), rechts Prof. Dr. Gerhard Maeß (Rektor der Universität Burkhard Helm, durch ihre Arbeit auf dem Langenwerder Rostock), 25.04.1991. Foto: H. W. Nehls. The solar plant significantly improved the island’s energy supply. eine so starke Bindung an die Insel erhalten haben, dass Opening ceremony for the plant; on the left Dr. Petra Uhlmann diese ein ganzes Leben vorhalten dürfte. (environmental minister of M-V), center Uwe Schneider (Jordsand Mit wesentlicher Unterstützung der Universität Rostock, Association), on the right Prof. Dr. Gerhard Maeß (vice chancellor aber auch der DBV (jetzt NABU)- Gruppen aus Büchen, of the University of Rostock), 25 April 1991. Photo: H. W. Nehls. Geesthacht und Wesel konnte das gesamte Rohrdach des 44 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 45 46 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

5.5 Der Verein Langenwerder entsteht und lenkt die Geschicke der Insel

Eine neue Situation entstand, als derjenige, der über Jahr- Tollwut zusammen. Das Gegenmittel war die Abschottung zehnte die logistische Betreuung des NSG realisiert hatte eines wesentlichen Flächenanteils der Insel durch einen (U. B.) 1993 die Universität verließ und in den Vorruhe- Elektrozaun (E-Zaun), der rechtzeitig vor Beginn der Brut- stand ging. Da die biologischen Einrichtungen an der Uni- saison im April durch Fachkräfte aufgestellt und im Spät- versität Rostock in diesen Jahren wenig Interesse an der sommer wieder abgebaut wird (Brenning und Nehls 2006) Fortführung von Außenstationen hatten, wurde die Be- (S. 50). Um das eingezäunte Gebiet fuchsfrei zu halten, wird treuung des Langenwerders in private Hände gelegt und jährlich eine Treibjagd durchgeführt. Trotzdem kommt es zwischen dem Umweltministerium M-V und dem Betreuer immer wieder zu erheblichen Störungen des Brutgesche- (U. B.) ein entsprechender Vertrag abgeschlossen. hens, wenn die Prädatoren es schaffen, die ins Wasser rei- Für die Erhaltung der Gebäude auf der Insel war zunächst chenden Knotengeflechtzäune zu umgehen oder zu um- noch die Universität bzw. das Kultusministerium M-V zu- schwimmen und Gelege, Jung- und Altvögel zu fressen. ständig. Durch jahrelange Verhandlungen mit dem Um- Gegen gefiederte Prädatoren wie Rohrweihe Circus aerugi- welt- bzw. Landwirtschaftsministerium M-V und dem nosus, Mäusebussard Buteo buteo, Silber- und Sturmmöwe Kultusministerium M-V wurde erreicht, dass mit dem hilft kein E-Zaun. Um vor allem die besonders gefährdeten 02.09.1997 letztere Einrichtung die Station an das Um- Arten wie Küsten- und Zwergseeschwalbe, Austernfischer weltministerium M-V übergab. und Sandregenpfeifer zu schützen, wurde in den letzten Damit endete zum zweiten Mal die direkte Verantwortung Jahren damit begonnen, über die Gelege dieser Arten der Universität Rostock für die Geschicke der Vogelinsel. Drahthauben zu stülpen und für die Jungvögel der Küsten- Während die erste Periode praktisch nur von 1927 bis 1928 seeschwalben Unterschlupfmöglichkeiten zur Verfügung währte, dauerte die zweite erheblich länger, nämlich an die zu stellen. Gegen Gelegeverluste infolge von Hochwasser 50 Jahre (von 1945 bis 1993 bzw. 1997). ist der Betreuer jedoch machtlos. Um die Arbeit auf breitere Schultern zu verlagern, wurde Eine schwere Beeinträchtigung nicht nur der sich auf der 1997 der „Verein Langenwerder zum Schutz der Wat- und Insel befindlichen Vögel, sondern aller Brut-, Rast- und Wasservögel e. V.“ gegründet und beim Amtsgericht Ros- Wintervögel im Windwatt und auf den umliegenden Was- tock eingetragen. Als Vereinsvorsitzender wurde Dipl. Agr. serflächen, stellt die seit der politischen Wende gewaltige Ing. Bernd Heinze gewählt. Die Hauptaufgabe des Vereins Zunahme der Wassertouristik dar, die es allen Bürgern ge- sollte die Realisierung der Betreuung des NSG Insel Lan- stattet sich im Bereich der Bundeswasserstraßen, also auf genwerder sein. Von vornherein war aber auch daran ge- allen angrenzenden Wasserflächen, frei zu bewegen und dacht, weitere Gebiete im Raum der Wismar-Bucht einzu- wo die Neueinrichtung von internationalen Schutzkate- beziehen, das geschah in den folgenden Jahren mit den gorien wie dem Europäischen Vogelschutzgebiet (Special Inseln in der inneren Wismar-Bucht und mit dem Protection Area - SPA) Wismarbucht und Salzhaff und dem Kieler Ort am Ausgang des Salzhaffs. Der Verein hat seit Fauna, Flora, Habitat- (FFH) Gebiet Wismarbucht, die bei- seiner Gründung eine positive Entwicklung genommen, de das NSG Insel Langenwerder einschließen, bisher auch zurzeit zählt er weit über 100 Mitglieder, die zweimal jähr- zu keiner wesentlichen Verringerung der Störungsgrößen lich das Mitteilungsblatt „Spreithals - Der Mittelsäger“ mit geführt hat. den Ergebnissen der jeweiligen Brutsaison und aktuellen Mit der Freiwilligen Vereinbarung „Naturschutz, Wasser- Ereignissen erhalten. sport und Angeln in der Wismarbucht“, die zwischen dem Die Betreuung der Schutzgebiete ist durch entsprechende Umweltministerium M-V und aktiven Wassersport- und Verträge mit den Staatlichen Ämtern für Umwelt und Na- Anglervereinen sowie Kommunen abgeschlossen worden tur (StAUN) Schwerin bzw. Rostock abgesichert worden, ist und mit der Einstellung eines Buchtrangers seit 2008, jährlich wurden dem Verein für die Realisierung der Auf- wird zwar versucht, den Schutz der Gebiete zu verbessern, gaben finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt. Nach der es ist aber nach wie vor Ermessenssache jedes Einzelnen, letzten Gebietsreform 2011 haben sich die behördlichen sich an die Vorgaben des Natur- und Umweltschutzes zu Verantwortlichkeiten in der Hinsicht geändert, dass zu- halten oder auch nicht, außerdem beruht die Beteiligung künftig die Landkreise für die NSG zuständig sind, für den an der freiwilligen Vereinbarung eben auf völliger Freiwil- Langenwerder ist es der Landkreis Nordwestmecklenburg. ligkeit. Der völlige Umbau des gesellschaftlichen Systems in der Dass auch Veränderungen in der Landwirtschaft, in der Fi- ehemaligen DDR hat auch die Situation bei der Betreuung scherei und im Umweltschutz Auswirkungen auf die Brut- des Langenwerders ganz erheblich verändert. Hinzu kamen populationen unserer Vogelinseln haben können, wird im schwerwiegende Einflüsse, die durch die Klimaerwärmung Kapitel 8 an mehreren Beispielen deutlich gemacht. bedingt sind und für die westliche Ostsee das häufigere Die bereits im Kapitel 3 genannten Maßnahmen, die zur Auftreten von Sturmhochwassern zur Folge haben. Über Eindämmung der Hochwasserschäden dienten, waren u.a. ihre Auswirkungen ist bereits im Kap. 3 berichtet worden. Auslöser für die Organisation von Arbeitseinsätzen, von Für die Brutvogelwelt des Langenwerders ergaben sich seit denen regelmäßig mindestens ein bis zwei pro Jahr auf frei- der Wende neue Störgrößen, deren Einflussminimierung williger Basis und völlig unentgeltlich durchgeführt wer- oft nur unter großen Mühen möglich oder auch ganz un- den. Neben den Maßnahmen zum Schutz unserer Station, möglich ist. wie der Insel überhaupt, sind vielfältige weitere Arbeiten So nahm der Einfluss der Landraubtiere, wie Fuchs Vulpes zu verrichten. Bisher gab es mehr als 50 solcher Arbeitsein- vulpes, Dachs Meles meles und Marderhund Procyon nycte- sätze mit weit über 700 Teilnehmern, maximal waren es reutes erheblich an Intensität zu. Das hing beim Fuchs zum bei einem Einsatz 45 Personen, sowohl Vereinsmitglieder, einen mit dem zunächst verminderten Jagddruck und der als auch Nichtmitglieder. vollständigen Immunisierung der Fuchspopulation gegen Einen großen Aufschwung nahm die Aufklärungsarbeit. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 47

Arbeitseinsatz von Vereinsmitgliedern zur Beseitigung von Sturmflutschäden vor dem Haus, November 2006. Foto: H. W. Nehls. Members of the association work to repair storm surge damage outside the house, November 2006. Photo: H. W. Nehls.

Dieter Köhler, Bernd Heinze und Horst Zimmermann (von links) beim Anspitzen von Eichenpfählen, August 2008. Foto: U. Brenning. Dieter Köhler, Bernd Heinze and Horst Zimmermann (from left) sharpen oak stakes, August 2008. Photo: U. Brenning.

Säubern des Wildzaunes am Westufer: Björn Russow, Burkhard Helm, Mathias Helm, Jürgen Mevius (von links), August 2008. Foto: Horst Zimmermann (vorne) und Ulrich Brenning bei der Reparatur U. Brenning. von Limikolenreusen, August 1998. Foto: B. Nagel. Cleaning the game fence on the west bank: Björn Russow, Burkhard Horst Zimmermann (front) and Ulrich Brenning repair funnel traps Helm, Mathias Helm, Jürgen Mevius (from left), August 2008. Photo: for shorebirds, August 1998. Photo: B. Nagel. U. Brenning. 48 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Durch die Initiative von Frau Brigitte Nagel (Kirchdorf) wurden Informationsveranstaltungen zunächst über die Volkshochschule Nordwest-Mecklenburg organisiert. Sie bestanden während der Brutzeit aus Vorträgen, die der diensthabende Vogelwart auf dem Gollwitzer Hochufer hielt und aus Führungen, die einen Besuch des Langen- werders mit einschlossen. Besonders letztere Veranstaltun- gen sind bei den Urlaubern sehr begehrt. Normalerweise ist die Teilnehmerzahl auf fünfzehn begrenzt, wenn diese Tatsache durch Informationspannen nicht rechtzeitig pu- blik gemacht wurde, sind auch schon über 200 Interes- sierte am vereinbarten Treffpunkt erschienen. Seit Jahren werden alle diese Aktivitäten durch den Verein selbst orga- nisiert, wobei die Kurverwaltung Poel dankenswerterweise logistische Unterstützung bietet. Dank der Unterstützung durch den Betrieb für Bau und Liegenschaften (BBL), konnte das gesamte Stationsgebäu- de im Verlaufe der zurückliegenden Jahre umfassend sa- niert werden. Während zu DDR-Zeiten über 40 Jahre fast nichts passierte, sind jetzt alle Räume des Wärterhäus- chens neu her- bzw. eingerichtet. Die Solaranlage wurde durch die Fa. Solara in Wismar erneuert und gewartet.

Die Teilnehmer an einer Führung waten zur Insel, Hans-Heinrich Zöllick begrüßt interessierte Urlauber am Strand von September 2007. Foto: H. Zimmermann. Gollwitz zur Führung, Juni 1997. Foto: B. Nagel. Participants of a guided tour wade toward the island, Hans-Heinrich Zöllick greets interested vacationers for a guided tour September 2007. Photo: H. Zimmermann. at Gollwitz beach, June 1997. Photo: B. Nagel.

Günter Wagner erläutert Jugendlichen die Funktion einer Limikolenreuse, September 2005. Foto: B. Nagel. Günter Wagner explains the workings of a shorebird funnel trap to a group of youths, September 2005. Photo: B. Nagel. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 49

Bernd Heinze beringt in der Station eine Bekassine Gallinago gallinago, September 2005. Foto: B. Nagel. Bernd Heinze rings a Common Snipe Gallinago gallinago in the station, September 2005. Photo: B. Nagel.

5.6 Wie geht es weiter?

Grundlage für die gesamte Betreuungsarbeit im NSG In- onsschilder gekennzeichnet. Dieser Bereich, der an sich sel Langenwerder ist immer noch die bereits erwähnte Be- mit zum Gebiet des NSG gehört, kann von Urlaubern ge- handlungsrichtlinie aus dem Jahre 1972, die damals durch nutzt werden. den Rat des Bezirkes Rostock beschlossen worden ist. In- Während auf dem Langenwerder seit Jahrzehnten versucht zwischen gilt Bundesrecht und eine Reihe von Punkten wurde und immer noch wird, durch vielfältige Maßnah- in dieser Behandlungsrichtlinie treffen gar nicht mehr zu. men einen aktiven und wirksamen Naturschutz auszu- Eine grundsätzliche Erneuerung, die von den behördli- üben, gelingt uns das für das weitere Umfeld nur in sehr chen Stellen ausgehen müsste, ist dringend erforderlich, bescheidenem Maße. Hier wünscht man sich eine wesent- aber keinesfalls in Sicht. lich stärkere Kontrolltätigkeit und eine Umsetzung von in- Einige Dinge wurden pragmatisch angegangen, z. B. die ternationalem Recht in nationales Recht. Wenn das nicht Nutzung der im Südwesten gewaltig angewachsenen gelingt, wird der noch vorhandene Rest einer ehemals ar- Sandbank durch Badetouristen. Jährlich wird zu Beginn ten- und individuenreichen Vogelwelt immer schwerer zu der Saison ein bestimmter Außenbezirk durch Pfähle und erhalten sein. Stahlketten abgegrenzt und außerdem durch Informati- 50 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Der elektrische “Fuchszaun“, Juli 2005. Foto: D. Brenning. The electric „Foxfence“, July 2005. Photo: D. Brenning.

Nestschutz und Kükenversteck für Küstenseeschwalben Sterna paradisaea, Juli 2008. Foto: D. Brenning. Wire basket as egg protection and a wooden hiding place for chicks of the Arctic Terns Sterna paradisaea, July 2008. Photo: D. Brenning. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 51

6. Material und Methoden

In der Zeit vor 1962 wurde vorrangig der Brutbestand der Brutbestände aufgezeichnet ist. Hierdurch erklären sich die Küstenvögel auf der Insel registriert. Von den Gastvögeln Lücken von etlichen Jahren in den Brutbestandsdiagram- liegen lediglich sporadisch gesammelte Daten vor. Bei den men. Ab 1962 war die Insel während der Brutzeit und dar- Inselbetreuern handelte es sich seinerzeit auch nicht im- über hinaus fast kontinuierlich zeitlich weiter ausgedehnt mer um fachkundige Vogelbeobachter. - von wenigen Ausnahmen abgesehen - durch einen oder Leider sind aus dieser Zeit viele Aufzeichnungen nicht mehrere versierte Beobachter besetzt. Besonders aus den mehr vorhanden, u.a. durch die Wirren des Zweiten Welt- ersten Jahren liegen aus dem zeitigen Frühjahr und Herbst krieges verloren gegangen, und Zeitzeugen können nicht nur sporadisch bei Kurzbesuchen gesammelte Angaben mehr befragt werden. Deshalb konnten Daten aus der Zeit vor. Aus der folgenden Tabelle gehen die eigentlichen Be- vor Mitte der 1950er Jahre fast nur Publikationen entnom- treuungszeiträume (ohne Berücksichtigung von kürzeren men werden, in denen jedoch kein lückenloses Bild der Aufenthalten außerhalb dieser Zeiträume) hervor.

Ständige Besetzungszeiten der Station in den 50 Jahren von 1962 bis 2011. Permanent occupation of the station in the 50 years from 1962 to 2011.

Jahr Besetzungszeiten Jahr Besetzungszeiten Jahr Besetzungszeiten 1962 05.05.-06.10. 1979 24.04.-28.10. 1996 05.04.-17.11. 1963 20.04.-04.10. 1980 16.04.-20.10. 1997 27.03.-23.11. 1964 24.04.-29.09. 1981 17.04.-25.10. 1998 04.04.-01.11. 1965 26.04.-22.09. 1982 25.04.-02.11. 1999 28.03.-31.10. 1966 26.04.-23.09. 1983 23.04.-03.11.* 2000 29.03.-19.11. 1967 01.05.-20.09. 1984 06.04.-05.11. 2001 31.03.-03.11. 1968 01.05.-02.10. 1985 29.03.-07.11. 2002 20.03.-15.11. 1969 28.04.-26.09. 1986 04.04.-09.11. 2003 15.03.-15.11. 1970 28.04.-30.09. 1987 17.04.-08.11. 2004 07.03.-20.11. 1971 28.04.-04.10. 1988 01.04.-14.11. 2005 04.03.-20.11. 1972 25.04.-11.10. 1989 23.03.-16.11.* 2006 26.02.-03.12. 1973 26.04.-27.09. 1990 26.03.-23.12. 2007 04.03.-25.11. 1974 17.04.-25.10. 1991 08.03.-16.12. 2008 02.03.-30.11. 1975 22.04.-30.10. 1992 08.03.-29.11. 2009 07.03.-22.11. 1976 22.04.-11.10. 1993 22.03.-21.11. 2010 13.03.-13.11. 1977 15.04.-17.10. 1994 29.03.-04.11. 2011 06.03.-06.11. 1978 16.04.-20.10. 1995 26.03.-12.11. *: 1983 außerdem vom 04.-11.03; 1989 vom 26.03.-09.04. keine Besetzung.

Außerhalb dieser Zeiten wurde die Insel praktisch alljähr- nitoring mit standardisierten Methoden handeln konnte, lich tageweise (gelegentlich auch für mehrere Tage) besucht sondern die Datenerfassung mit unterschiedlicher Intensi- oder wenigstens vom Poeler Steilufer aus kontrolliert. Aus tät erfolgte. Außer der Registrierung der Vögel oblagen den den Betreuungsperioden wird ersichtlich, dass das Zugge- Betreuern auch vielfältige andere Aufgaben, wie Instand- schehen in vielen Jahren nicht vom Anfang bis zum Ende haltungsarbeiten an den Gebäuden, Beringungsarbeit, Bau erfasst werden konnte. von Vogelreusen und andere mehr handwerkliche Tätigkei- Seit 1962 wurden die Beobachtungen täglich im Inselta- ten oder die allgemeine Hauswirtschaft, die nur bei Anwe- gebuch festgehalten. Die hier vorliegende Auswertung bis senheit von mehreren Personen weniger Zeit in Anspruch einschließlich 2011 umfasst also die beachtliche Zeitspan- nahm (außer der Verpflegung muss auch das Trinkwasser ne von 50 Jahren! von Gollwitz geholt werden). Die Erfassung der Rastvögel Für die Beobachtungen standen Ferngläser (10fach) und ein wurde außerdem durch Wetterereignisse beeinflusst, insbe- binokulares Spektiv (Zeiss ASEMBI, 20- und 40-fach) und sondere durch die oft stark schwankenden Wasserstände bei zusätzlich monokulare Spektive zur Verfügung. Mitte der den Limikolen, die bei stärkerem Flachwasser z.T. in Watt- 1960er Jahre wurde ein provisorischer hölzerner Beobach- bereiche am Poeler Breitlingsufer ausweichen, wo sie dann tungsturm errichtet, der 1972 durch einen stählernen Turm nicht gezählt werden konnten. Die Erfassung der Wasservö- mit einer 4,30 m hohen Plattform ersetzt werden konnte. gel auf der Ostsee war in hohem Maße von der Windstärke Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass es sich bei abhängig und fiel bei rauer See praktisch aus, während bei der Erfassung der Gast- und Zugvögel um kein echtes Mo- guter Sicht und ruhiger See Taucher und Meeresenten auch 52 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

noch über große Entfernungen zu erkennen waren. Eine genauere Zuordnung der Entfernungen ist jedoch wegen fehlender Angaben nicht möglich, sodass die Beob- achtungen teilweise außerhalb der Grenzen des NSG liegen. Logischerweise muss die tägliche und längerfristige turnover-Rate der Rastvögel unbekannt bleiben. Auch zwischen rastenden und nur durchziehenden Vögeln wur- de in den Eintragungen nicht im- mer unterschieden. Aus den oben genannten Gründen konnte das eigentliche Zuggeschehen nicht ganztägig registriert werden, son- dern i. d. R. stets nur während sehr unterschiedlicher Zeitspan- nen. Die Autoren sind der Mei- nung, dass diese Unzulänglich- keiten durch die Auswertung von Daten aus 50 Jahren weitgehend Nahende Unwetterfront, 06.08.2011. Foto: H. W. Nehls. ausgeglichen werden und die Approaching storm front, 06 August 2011. Photo: H. W. Nehls. Phänologie des Vorkommens der einzelnen Arten realistisch dargestellt wurde. Für Trend- wie außerdem Gewicht und Mauserstatus der Schwingen). berechnungen erschien die Genauigkeit der Daten jedoch Eine weiter ins Detail führende Auswertung dieses Materi- unzureichend. als kann im Rahmen der folgenden Artbearbeitungen nicht Die Brutvogelbestände wurden bei fast allen Arten durch erfolgen. Etwas ausführlicher wurden nur solche Arten ab- Gelegesuche (mit Markierung) erfasst. Ausgenommen sind gehandelt, für die die Insel eine größere Bedeutung besitzt Rotschenkel, deren Bestände hauptsächlich durch die An- (meistens Brutvögel). zahl der anwesenden Altvögel geschätzt wurden. Die En- Für die Erstellung der Rast-/Zugdiagramme wurden je nach tengelege konnten in den meisten Jahren nicht komplett Datenlage unterschiedliche Berechnungsmethoden ange- gefunden werden und auch die Gelege der Sturmmöwen wandt. In vielen Fällen sind es durch Summieren sämtlicher wurden wegen des hohen Aufwandes nur im Abstand von Beobachtungstage innerhalb der Monatspentaden oder -de- mehreren Jahren systematisch gezählt (dazwischen ge- kaden und aller in der betreffenden Periode beobachteten schätzt). Erschwerend für die Ermittlung des genauen Brut- Ind. der jeweiligen Art errechnete Durchschnittswerte. Aus bestandes waren leider die häufigen Nachgelege infolge der diesen Werten wurde dann die durchschnittliche Anzahl Gelegeprädation durch Möwen und auch Raubsäuger so- der in den 50 Jahren pro Tag in dieser Zeiteinheit anwesen- wie besonders bei Küsten- und Zwergseeschwalben durch den Vögel errechnet. Bei Monaten mit 31 Tagen wurden Schlechtwetterperioden mit Hochwasser. In mehreren Jah- die letzten sechs bzw. elf Tage ebenfalls als „Pentade“ bzw. ren nach 1910 sind die Brutbestandsangaben mit Fehlern „Dekade“ gewertet. Andere Diagramme entstanden durch behaftet und wegen der Addition aller gefundenen Gele- Berechnungen der mittleren Maxima (durchschnittlicher ge einschließlich der Nachgelege zu hoch beziffert (Wachs Maximalwert aus allen maximalen Tageswerten innerhalb 1940). der Pentaden bzw. Dekaden). Bei selteneren Arten wurden Für die jahrweise unterschiedliche Anzahl und z.T. auch Ab- oft lediglich die Gesamtzahlen der beobachteten Ind. pro nahme der zur Beringung gefangenen Arten gibt es neben Pentade oder Dekade aus 50 Jahren benutzt. echten auch methodische und verschiedene andere Grün- Die Vielzahl der Ringfunde konnte im Rahmen dieses Be- de: u.a. die Rast beeinflussende Wetterlagen, großflächige richtes nicht bis ins Detail ausgewertet werden. Die Karten Veränderungen des Windwatts im Südwesten, Verringe- sollen vor allem einen räumlichen Eindruck der Fundor- rung des Seegrasanwurfes im Sommer (Verschwinden von te vermitteln und werden im Text erforderlichenfalls kurz Seegraswiesen vor dem Westufer infolge Verflachung) und kommentiert. Den Angaben zur Rastdauer liegen Wieder- die Singvögel betreffend das Absterben vieler Holunderbü- fänge zugrunde, die wegen der Zufälligkeiten lediglich Min- sche mit nachfolgender Ausbreitung der scheinbar für die destzeiten dokumentieren können. Rast weniger attraktiven Kartoffelrosen. Die in den Artabschnitten aufgeführten dokumentations- Von der Mehrzahl der gefangenen Vögel wurden biome- pflichtigen seltenen Arten wurden seit 1970 von der Sel- trische Daten gesammelt, am umfassendsten von den Li- tenheitenkommission M-V geprüft und anerkannt und in mikolen nach den bekannten standardisierten Methoden den betreffenden Jahresberichten von Siegmar Müller pub- (Flügellänge, Schnabel-, Schnabel-Kopflänge, Lauflänge, so- liziert. Davor gab es solche Prüfungen nicht. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 53

7. Die Vogelberingung auf Langenwerder

Die Beringung hat auf Langenwerder eine lange Traditi- werden müssen. Außerdem schlagen die Drahtwände bei on und reicht bis in die 1920er Jahre zurück. So kann z. plötzlich steigendem Wasserstand schnell mit Algen und B. Milenz (1961) den Wiederfund einer 1926 beringten Seegras zu, was anschließend aufwendige Säuberungsarbei- Sturmmöwe anführen. Genaue Daten über die Anzahl der ten zur Folge hat, sofern sie nach größerem Sturmhoch- in den ersten Jahrzehnten beringten Vögel standen den wasser überhaupt noch zu retten waren. Die Fangzahlen Autoren nicht zur Verfügung. Bereits in den 1930er Jah- der einzelnen Limikolenarten unterlagen stärkeren jähr- ren markierten H. Warnat und H. Wachs (Wachs 1949) zu lichen Schwankungen. Die Gründe sind einerseits unter- Populationsstudien Austernfischer, Silbermöwen und in schiedliche Durchzugs- bzw. Rastzahlen und andererseits bestimmten Revieren ausgewählte Sturmmöwen zusätz- auch zeitweise ungünstige Fangbedingungen, was bei der lich mit farbigen Kennringen. Über die Ergebnisse ist lei- Wertung der Fangdiagramme zu berücksichtigen ist. der, sicher infolge des Krieges, nichts bekannt geworden. Der Singvogelfang begann zeitlich begrenzt mit wenig er- Anfangs wurde mit Ringen der Vogelwarten Rossitten und giebigen kleinen beköderten Schlagnetzen im bereits um Helgoland gearbeitet, nach 1945 dann bis 1964 nur noch 1938 angelegten und eingezäunten „Pflanzgarten“ am mit Helgoland-Ringen und bereits ab 1964 auch schon mit Haus, einem Japannetz und einer 1958 errichteten provi- Ringen der Vogelwarte Hiddensee, die ab 1965 ausschließ- sorischen „Helgolandreuse“ im Gebüsch am Haus. 1963 lich verwendet wurden. wurde eine größere aus Stahlrohren konstruierte Reu- Während bis 1957 nur (meistens nfl.) Brutvögel beringt se eingesetzt, die bis Anfang der 1970er Jahre im Einsatz wurden, also Möwen, Seeschwalben, Austernfischer und war. Die Reusen waren mit engmaschigen Fischereinetzen Sandregenpfeifer, begannen wir 1958 auch Durchzügler zu bespannt. Später wurden Singvögel nur noch mit Japan- fangen. Nach der ständigen Besetzung der Station mit ei- netzen an den Gebüschen und zeitweise auch mit kleinen nem Beringer seit 1962 konnte der Fang hauptsächlich der Drahtreusen für Bodenvögel (Pieper u.a. Arten) gefangen. Limikolen und Singvögel intensiv betrieben werden. Ab 1981 begannen wir den Fang von Greifvögeln und Eu- Die ad. Brutvögel wurden überwiegend mit Kastenfallen, len in selbst gebauten sogenannten Greifvogelkörben, da Schlagnetzen und Nestreusen gefangen. Neben der Berin- sich diese Arten vorher nur zufällig in Japannetzen und Li- gung war ein Hauptziel die Kontrolle von Ringvögeln. mikolenreusen (Turmfalken!) fingen. Die Gesamtzahl der Der Limikolenfang erfolgte bis 1975 besonders in der Dun- auf Langenwerder beringten Vögel ließ sich aus den o. g. kelheit fast nur mit Japannetzen und ab 1976 mit dreitei- Gründen sowie auch den zahlreichen Umberingungen von ligen Drahtreusen (von denen meistens zehn bis elf im Brutvögeln nicht mehr ermitteln. Bis 2011 waren es 185 Einsatz waren), gelegentlich zusätzlich mit Japannetzen. Arten und nach einer vorsichtigen Schätzung insgesamt Die Reusen erwiesen sich als wesentlich effektiver. Ein gro- wohl mindestens 170.000 Ind. ßer Nachteil ist allerdings der ständig wechselnde Wasser- Die Beringungen bzw. Fänge verteilen sich - soweit be- stand, sodass die Reusen oft mehrmals täglich umgestellt kannt - folgendermaßen auf die einzelnen Arten:

Fangkorb mit Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea, Juni 1983. Foto: H. W. Nehls. Basket trap with Arctic Tern Sterna paradisaea, June 1983. Photo: H. W. Nehls. 54 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Fängisch gestellte Limikolenreuse, September 2005. Foto: B. Nagel. Active shorebird funnel trap, September 2005. Photo: B. Nagel.

Reuse mit gefangenen Knutts Calidris canutus und Alpenstrandläufern Calidris alpina, August 2007. Foto: D. Brenning. Funnel trap with captured Red Knots Calidris canutus and Dunlins Calidris alpina, August 2007. Photo: D. Brenning. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 55

Greifvogelkorb mit gefangenem juv. Sperbermännchen Accipiter ni- sus, Oktober 1982. Foto: H. W. Nehls. Raptor basket trap with a captured juv. male Eurasian Sparrowhawk Accipiter nisus, October 1982. Photo: H. W. Nehls.

Japannetz an den Holunderbüschen der Nordostecke mit Fitissen Fitisse Phylloscopus trochilus im Fangkasten der Reuse, August 1963. Phylloscopus trochilus, August 1966. Foto: H. W. Nehls. Foto: H. W. Nehls. Mist net with Willow Warblers Phylloscopus trochilus along the elder- Willow Warblers Phylloscopus trochilus in the funnel trap’s capture berry bushes in the island’s northeast corner, August 1966. Photo: box, August 1963. Photo: H. W. Nehls. H. W. Nehls.

Die „Helgolandreuse“ im Gebüsch am Haus, September 1963. Foto: H. W. Nehls. The “Heligoland trap“ in the bushes near the house, September 1963. Photo: H. W. Nehls. 56 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Beringungszahlen auf dem Langenwerder für die einzelnen Arten soweit zurück verfolgbar bis 2011 (bei Brutvögeln fehlen genauere Daten, diese Angaben sind Mindestschätzwerte). Numbers of ringed birds for each species on Langenwerder, as far as known, until 2011 (no exact numbers available for breeding species, those numbers are minimum estimates only).

Ind. Ind.

Höckerschwan Cygnus olor 282 Raubwürger Lanius excubitor 39

Ringelgans Branta bernicla 324 Elster Pica pica 1

Kanadagans Branta canadensis 1 Eichelhäher Garrulus glandarius 26

Blässgans Anser albifrons 2 Tannenhäher Nucifraga caryocatactes 3

Graugans Anser anser 20 Saatkrähe Corvus frugilegus 1

Brandgans Tadorna tadorna 1.165 Aaskrähe Corvus corvus/Corvus cornix 7

Schnatterente Anas strepera 1 Beutelmeise Remiz pendulinus 5

Pfeifente Anas penelope 60 Blaumeise Parus caeruleus 144

Krickente Anas crecca 1.116 Kohlmeise Parus major 81

Stockente Anas platyrhynchos 144 Tannenmeise Parus ater 103

Spießente Anas acuta 21 Sumpfmeise Parus palustris 2

Knäkente Anas querquedula 1 Weidenmeise Parus montanus 7

Löffelente Anas clypeata 7 Feldlerche Alauda arvensis 59

Bergente Aythya marila 1 Uferschwalbe Riparia riparia 773

Eiderente Somateria mollissima 1 Rauchschwalbe Hirundo rustica 410

Gänsesäger Mergus merganser 1 Mehlschwalbe Delichon urbicum 9

Mittelsäger Mergus serrator ca. 290 Bartmeise Panurus biarmicus 32

Wachtel Coturnix coturnix 1 Schwanzmeise Aegithalos caudatus 102

Rebhuhn Perdix perdix 1 Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix 7

Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis 26 Fitis Phylloscopus trochilus 5.734

Haubentaucher Podiceps cristatus 1 Zilpzalp Phylloscopus collybita 457

Rothalstaucher Podiceps grisegena 1 Gelbbrauen-Laubsänger Phylloscopus inornatus 6

Rohrdommel Botaurus stellaris 1 Feldschwirl Locustella naevia 15

Kornweihe Circus cyaneus 15 Schlagschwirl Locustella fluviatilis 1

Rohrweihe Circus aeruginosus 6 Rohrschwirl Locustella luscinioides 2

Habicht Accipiter gentilis 39 Schilfrohrsänger Acrocephalus schoenobaenus 4

Sperber Accipiter nisus 200 Sumpfrohrsänger Acrocephalus palustris 39

Raufußbussard Buteo lagopus 2 Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus 102

Mäusebussard Buteo buteo 20 Drosselrohrsänger Acrocephalus arundinaceus 2

Merlin Falco columbarius 20 Gelbspötter Hippolais icterina 30

Wanderfalke Falco peregrinus 2 Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla 189

Turmfalke Falco tinnunculus 347 Gartengrasmücke Sylvia borin 191

Wasserralle Rallus aquaticus 16 Sperbergrasmücke Sylvia nisoria 25

Tüpfelsumpfhuhn Porzana porzana 9 Klappergrasmücke Sylvia curruca 181

Teichhuhn Gallinula chloropus 3 Dorngrasmücke Sylvia communis 261 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 57

Blässhuhn Fulica atra 8 Wintergoldhähnchen Regulus regulus 3.134

Austernfischer Haematopus ostralegus >820 Sommergoldhähnchen Regulus ignicapilla 39

Säbelschnäbler Recurvirostra avosetta 44 Kleiber Sitta europaea 10

Kiebitzregenpfeifer Pluvialis squatarola 1.781 Waldbaumläufer Certhia familiaris 8

Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria 20 Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla 18

Kiebitz Vanellus vanellus 25 Zaunkönig Troglodytes troglodytes 484

Flussregenpfeifer Charadrius dubius 251 Star Sturnus vulgaris 328

Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula > 4.079 Rosenstar Sturnus roseus 1

Regenbrachvogel Numenius phaeopus 204 Wasseramsel Cinclus cinclus 1

Großer Brachvogel Numenius arquata 136 Misteldrossel Turdus viscivorus 1

Uferschnepfe Limosa limosa 2 Ringdrossel Turdus torquatus 3

Pfuhlschnepfe Limosa lapponica 1.986 Amsel Turdus merula 147

Großer Schlammläufer Limnodromus scolopaceus 1 Wacholderdrossel Turdus pilaris 15

Waldschnepfe Scolopax rusticola 1 Rotdrossel Turdis iliacus 53

Zwergschnepfe Lymnocryptes minimus 238 Singdrossel Turdus philomelos 189

Bekassine Gallinago gallinago 1.764 Grauschnäpper Muscicapa striata 55

Odinshühnchen Phalaropus fulicarius 7 Zwergschnäpper Ficedula parva 3

Thorshühnchen Phalaropus lobatus 1 Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca 244

Flussuferläufer Actitis hypoleucos 1.628 Braunkehlchen Saxicola rubetra 102

Terekwasserläufer Xenus cinereus 1 Schwarzkehlchen Saxicola rubicola 2

Dunkler Wasserläufer Tringa erythropus 161 Rotkehlchen Erithacus rubecula 5.355

Rotschenkel Tringa totanus 7.340 Sprosser Luscinia luscinia 5

Teichwasserläufer Tringa stagnatilis 2 Blaukehlchen Luscinia svecica 1

Grünschenkel Tringa nebularia 188 Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros 153

Waldwasserläufer Tringa ochropus 14 Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus 632

Bruchwasserläufer Tringa glareola 160 Steinschmätzer Oenanthe oenanthe 117

Kampfläufer Philomachus pugnax 326 Heckenbraunelle Prunella modularis 696

Steinwälzer Arenaria interpres 681 Haussperling Passer domesticus 22

Sumpfläufer Limicola falcinellus 157 Feldsperling Passer montanus 556

Knutt Calidris canutus 5.755 Spornpieper Anthus richardi 4

Sanderling Calidris alba 407 Baumpieper Anthus trivialis 32

Zwergstrandläufer Calidris minuta 913 Wiesenpieper Anthus pratensis 2.886

Temminckstrandläufer Calidris temminckii 27 Rotkehlpieper Anthus cervinus 1

Sichelstrandläufer Calidris ferruginea 2.160 Bergpieper Anthus spinoletta 8

Meerstrandläufer Calidris maritima 9 Strandpieper Anthus petrosus 230

Alpenstrandläufer Calidris alpina 68.636 Wiesen-/Thunbergschafstelze 877 Motacilla flava/M. thunbergi

Lachmöwe Larus ridibundus ca. 500 Gelbkopf-Schafstelze Motacilla flavissima 1 58 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Schwarzkopfmöwe Larus melanocephalus 49 Bachstelze Motacilla alba 1.059

Sturmmöwe Larus canus ± 15.000 Buchfink Fringilla coelebs 462

Mantelmöwe Larus marinus 5 Bergfink Fringilla montifringilla 179

Silbermöwe Larus argentatus >200 Kernbeißer Coccothraustes coccothraustes 2

Zwergseeschwalbe Sternula albifrons > 1.000 Gimpel Pyrrhula pyrrhula 12

Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis 2.610 Karmingimpel Carpodacus erythrinus 1

Flussseeschwalbe Sterna hirundo >500 Girlitz Serinus serinus 2

Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea > 4.500 Grünfink Carduelis chloris 51

Kuckuck Cuculus canorus 1 Stieglitz Carduelis carduelis 61

Schleiereule Tyto alba 14 Erlenzeisig Carduelis spinus 37

Raufußkauz Aegolius funereus 5 Bluthänfling Carduelis cannabina 1.599

Waldohreule Asio otus 40 Berghänfling Carduelis flavirostris 259

Sumpfohreule Asio flammeus 34 Birkenzeisig Carduelis flammea 619

Mauersegler Apus apus 2 Spornammer Calcarius lapponicus 6

Eisvogel Alcedo atthis 21 Schneeammer Calcarius nivalis 5

Wiedehopf Upupa epops 1 Grauammer Emberiza calandra 1

Wendehals Jynx torquilla 6 Goldammer Emberiza citrinella 418

Buntspecht Dendrocopos major 8 Ortolan Emberiza hortulana 3

Kleinspecht Dryobates minor 14 Rohrammer Emberiza schoeniclus 7.662

Neuntöter Lanius collurio 59 Zwergammer Emberiza pusilla 3

Die beiden mit Abstand am häufigsten beringten Arten hauptsächlich folgende Ornithologen auf Langenwerder sind Alpenstrandläufer und Sturmmöwe. Von den Berin- als Beringer tätig: H. G. Herbst, J. Kummer, E. Reitze, H. gungen liegt bisher ein für die einzelnen Arten sehr un- Schulz, H. Thorbeck, H. Wachs und H. Warnat. Danach terschiedlich großes Wiederfundmaterial vor, das in den waren es dann U. Brenning, M. Grothmann, P. Hauff, B. entsprechenden Artkapiteln kurz kommentiert wird. Heinze, K. Lambert, H. W. Nehls, K.-H. Rademacher, M. In den Zahlen sind auch Fremdfunde und bei einigen Vieth, G. Wagner, H. Zimmermann und zahlreiche unge- Durchzüglern Wiederfunde in späteren Jahren enthalten. nannte Helfer. Soweit bekannt, waren bis in die Mitte der 1950er Jahre

Rauchschwalbe Hirundo rustica, April 2008. Foto: H. Zimmermann. Barn Swallow Hirundo rustica, April 2008. Photo: H. Zimmermann. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 59

8. Die Brutvögel im Wandel der Zeit

Wie eingangs beschrieben, hat sich die Gestalt der Insel im einiger Limikolenarten, die auf Poel ruhigere Brutplätze Laufe der Zeit stark gewandelt. Aber auch die Brutvogel- (Salzwiesen) fanden. Auch die Seeschwalben, vor allem die welt unterlag - soweit sich das zurückverfolgen lässt - grö- Zwergseeschwalben hatten unter der Prädation durch Mö- ßeren Veränderungen. So waren die ab dem 20. Jh. das Bild wen zu leiden. der Insel prägenden Sturmmöwen früher ausgesprochen In den 1960/70er Jahren gab es zunächst eine weiter po- selten, wahrscheinlich eine Folge des ständigen Eiersam- sitive Entwicklung des Artenspektrums. Da die Insel seit melns. Dafür gab es im 19. Jh. und bis in die Anfänge des 1962 nicht mehr beweidet wurde, entwickelte sich auf der 20. Jh. eine Reihe inzwischen verschwundener Arten. ehemaligen Koppel eine höhere Vegetation, die zahlrei- Da der Langenwerder seit alten Zeiten beweidet wurde und chen Enten und Mittelsägern gute Brutmöglichkeiten bot. es keine eingezäunte Koppel gab, darf man annehmen, Bis dahin war der seinerzeit noch größere Resttümpel im dass die Vegetationsdecke auf der ganzen Insel durch das Norden infolge Viehtritt noch frei von Randbewuchs und Vieh kurz gehalten wurde. diente Großen Brachvögeln Numenius arquata als Schlaf- Auf der früher wesentlich weiter nach Norden ausge- platz. Im Schutz der stark angewachsenen Kolonien der dehnten Insel hat sich nach alten Berichten (u.a. zitiert in Lachmöwen siedelten sich Brandseeschwalben an und Wachs, 1949) und Karten ein großer Wiesentümpel befun- Schwarzkopfmöwen Larus melanocephalus brüteten fast den. Bei der heute weitgehend durch die Düne verschütte- alljährlich. Eine hochwasserfreie Sandbank „Schover Urt“ ten kleinen Röte im Norden könnte es sich um einen Rest nördlich der Insel war möwenfrei und wurde u.a. von Küs- dieses Tümpels handeln und auch die am Nordufer zutage ten- und Zwergseeschwalben, Sandregenpfeifern und Aus- tretenden torfartigen Ablagerungen deuten auf dieses ehe- ternfischern besiedelt. Leider verschwand diese Sandbank malige Gewässer. Hier haben sich offenbar die Hauptbrut- in späteren Jahren wieder. Auch die Silber- und Sturmmö- plätze von Limikolen und Gründelenten befunden. Als wenbestände wuchsen kontinuierlich, sodass Dezimie- Brutvögel werden für das 19. und den Anfang des 20. Jh. rungsmaßnahmen durchgeführt wurden. außer den gegenwärtig noch oder unregelmäßig vorkom- Einschneidende negative Veränderungen machten sich menden Arten folgende genannt: Krick- und Spießente dann seit Anfang der 1990er Jahre bemerkbar. Zwar gab Anas crecca, Anas acuta, Kiebitz, Alpenstrandläufer, Stein- es mit sporadischen Bruten der Eiderente Somateria mollis- wälzer und Kampfläufer. Säbelschnäbler und Rotschenkel sima, der Graugans Anser anser und dem Brutversuch der blieben viele Jahrzehnte verschwunden. Mantelmöwe Larus marinus drei neue Brutvogelarten, doch In der ersten Hälfte des 20. Jh. änderte sich die Brutvogel- die durch hohe Bruterfolge verursachte frühere Vermeh- welt, nachdem einige Arten bereits vorher verschwunden rung der Sturmmöwen geriet ins Stocken und die Masse waren, nach der Unterschutzstellung gravierend. Insbe- der Lachmöwen wanderte ab. Auch die Bestände der Küs- sondere die Zunahme der Sturm- und Silbermöwen hatte ten- und Zwergseeschwalben - die Flussseeschwalben ver- sehr wahrscheinlich einen Einfluss auf das Verschwinden schwanden gänzlich - nahmen stark ab. Nur die seit 1986

Brutbestände ausgewählter Arten in den Jahren 1910, 1962, 2011 und Jahre mit den größten Beständen. Breeding population size of selected species in 1910, 1962, 2011, and years with the highest numbers.

1910 1962 2011 Maximum BP BP BP Jahr BP Höckerschwan Cygnus olor 0 0 7 1986 55 Graugans Anser anser 0 0 1 seit 2000 Brandgans Tadorna tadorna 0 1 ca. 35 2003 ca. 40 Stockente Anas platyrhynchos ca. 1 4 ca. 5 1968 58 Mittelsäger Mergus serrator 1 20 10 1968 u. 1980 60 Austernfischer Haematopus ostralegus ca. 8 20 13 1989 30 Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula ca. 25 1 4 um 1910 ca. 25 Rotschenkel Tringa totanus x (Anzahl?) 0 20 2001 u. 2002 ca. 30 Alpenstrandläufer Calidris alpina 2 0 0 um 1910 2 Lachmöwe Larus ridibundus 0 600 350 1986 4.900 Schwarzkopfmöwe Larus melanocephalus 0 0 2 2003 6 Sturmmöwe Larus canus 275 6.500 ca. 2.000 1972 11.000 Silbermöwe Larus argentatus 2 80 8 1953 107 Zwergseeschwalbe Sternula albifrons 90 6 10 1913 ca. 100 Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis 0 1 8 1986 320 Flussseeschwalbe Sterna hirundo ? 25 0 1957 90 Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea ca. 100 103 ca. 25 1979 200 60 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

wieder eingewanderten Rotschenkel profitierten von der infolge Nahrungsknappheit scheint diese Art der Prädation Abnahme der Sturmmöwen, die mit wenigen Ausnahmen in den letzten Jahren zugenommen zu haben. jetzt nur noch nördlich des Elektrozaunes brüten (Abb. Die Hauptnahrung der Sturmmöwen besteht zur Brutzeit S. 188). Langjährigen Besuchern der Insel fallen gewisse aus Regenwürmern, Insekten und deren Larven, Kleinsäu- Veränderungen bereits von Weitem auf: Während früher gern sowie saisonbedingt Getreide und Kirschen. Daneben das Geschrei der Sturmmöwen bis nach Gollwitz herüber werden natürlich auch alle möglichen anderen fressbaren schallte, ist es jetzt das Gedüdel der Rotschenkel. Dinge verzehrt. Bei einer reichen Kirschenernte plündern In der Tabelle Seite 59 sind die Brutbestände einiger Arten die Möwen die Kirschbäume in den Gärten und auf Lan- in den letzten 100 Jahren im Abstand von jeweils etwa ei- genwerder ist dann der Boden mit den ausgewürgten Ker- nem halben Jh. sowie die maximal festgestellten BP mit nen übersät. der Jahresangabe aufgelistet. Mehr oder weniger ausführliche Untersuchungen zur Er- Der Rückgang der meisten Arten hat verschiedene Ursa- nährung der Sturmmöwen während der Brutzeit gibt es chen. Die starke Zunahme der Füchse und die Einwande- nur aus früherer Zeit. Noch in der ersten Hälfte des 20. rung der Marderhunde haben trotz E-Zaun dazu geführt, Jh. scheinen Maikäfer und Engerlinge eine herausragende dass in manchen Jahren fast keine Jungvögel flügge wur- Bedeutung besessen zu haben. So berichtet Wachs (1939): den und die Sturmmöwen lediglich am Haus und in zwei „Engerlinge und Maikäfer werden in unvorstellbaren Men- eingezäunten Kontrollflächen bescheidene Flüggeerfolge gen vertilgt: im Mai liegen Tausende von Gewöllen umher, aufwiesen. Es erscheint allerdings merkwürdig, dass Raub- die ganz aus den Chitinteilen der ausverdauten Maikäfer säuger eine derart große Zahl von Eiern und Jungen ge- bestehen.“, auch Kirschen waren bereits eine beliebte Nah- plündert haben können. rungsquelle („… plündern die Kirschen der Insel Poel.“). Für die Sturmmöwen kam ein weiteres und offenbar Herbst (1956) fand auf Langenwerder Anfang der 1950er schwerwiegendes Problem hinzu. Sie suchen ihre Nahrung Jahre von April bis August folgende Zusammensetzung: fast ausschließlich auf frisch umgebrochenen Äckern und • April: bodenbewohnende Insektenlarven und Getreide- Grünland und unternehmen dazu Flüge in einem Umkreis saaten. von bis zu 25 km, hauptsächlich auf das Festland im Os- • Mai: Insekten (vor allem Maikäfer). ten und Poel. Hier hat jedoch die Nutzungsänderung dazu • Juni: Insekten und Regenwürmer. geführt, dass in diesem Raum fast nur noch Raps und Win- • Juli und August: Kleinsäuger, Eier, Kirschen, Getreide- tergetreide angebaut werden. Auf diesen Flächen findet saaten. zur Brutzeit keine Bearbeitung statt und somit ist die Nah- Eine ähnliche Zusammensetzung wurde von Mitte April rungsverfügbarkeit für Sturmmöwen stark eingeschränkt. bis Mitte Juli 1962 und 1963 durch Untersuchung von Über dieselben Probleme an der Ostseeküste von Schles- 73 Speiballen und beim Fang zur Beringung ausgewürgter wig-Holstein berichtet Kubetzki (2002). Eier- und Jungen- Nahrung (Regurgitate) von Alt- und Jungvögeln festgestellt raub hat es auf Langenwerder schon immer gegeben, man- (H. W. Nehls, unpubl.), außerdem untersuchte P. Spittler che Möwen haben sich darauf geradezu spezialisiert. Doch am 03.05.1962 acht Speiballen (Tabelle):

Streitereien mit den Nachbarn sind bei Sturmmöwen Larus canus nicht ungewöhnlich, April 2012. Foto: H. W. Nehls. Mew Gulls Larus canus frequently quarrel with their neighbors, April 2012. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 61

Nahrungsreste aus Speiballen (n=38) und Regurgitaten (n=43) der Sturmmöwe Larus canus in den Jahren 1962 und 1963. Food residue from pellets (n=38) and regurgitated matter (n=43) of Mew Gull in 1962 and 1963.

27 Speiballen (April - Mai):

Getreide: 25mal (2.323 oft angedaute Körner von Gerste, Weizen, Roggen, Hafer)

Maikäfer: zweimal (15 Ind.)

Andere Käfer: viermal (107 Ind.: ca. 90 Rüsselkäfer, einige Glanzkäfer und Carabidae)

Wirbeltiere: 1 Maulwurf

5 Speiballen (Juni):

Getreide: zweimal (ca. 30 Haferkörner)

Maikäfer: einmal (1 Ind.)

Andere Käfer: dreimal (10 Carabidae, 3 Wasserlaufkäfer, je 1 Mist- und Rüsselkäfer)

Wirbeltiere: zweimal (1 Singvogel und 1 Langschwanzmaus)

Kirschen: dreimal (26 Kerne)

6 Speiballen (Juli):

Getreide: zweimal (178 Gersten- und Haferkörner)

Krebse: einmal (245 Gammarus spec.)

Wirbeltiere: dreimal (2 Maulwürfe, 2 Feldmäuse)

6 Proben, Regurgitate (April - Mai):

Getreide: zweimal (5 Gersten- und Haferkörner)

Maikäfer: einmal (5 Ind.)

Andere Käfer: dreimal (19 Ind. Carabidae und Elateridae)

Schmetterlingspuppen: zweimal (2 Ind.)

Diptera: einmal (2 Ind.)

Regenwürmer: dreimal (51 Ind.)

Eier: einmal (Sturmmöwenei)

22 Proben, Regurgitate (Juni):

Getreide u.a.: sechsmal (71 Weizen-, Gersten- Haferkörner, 1 Maiskorn, 10 unbest. Samen)

Maikäfer: siebenmal (13 Ind.)

Andere Käfer: zwölfmal (62 Junikäfer, 24 Carabidae, Elateridae, Agriotes, Larven)

Diptera: viermal (250 Chironomiden und 6 andere)

Hymenopterenlarven: einmal (12 Ind.)

Regenwürmer: 16mal (161 Ind.)

Wirbeltiere: fünfmal (1 „Maus“, 3 kleine Fische und einmal Fischabfälle)

Küchenabfälle: zweimal (Kartoffeln)

15 Proben, Regurgitate (Juli):

Getreide: zweimal (1 Gersten- und 1 Haferkorn)

Käfer: viermal (8 Carabidae und „Drahtwürmer“ Agriotes)

Regenwürmer: elfmal (182 Ind.)

Wirbeltiere: zweimal (1 Feldmaus, 2 kleine Fische)

Kirschen: einmal (8 Stück)

Küchenabfälle: zweimal (Gulasch, Nudeln, Kartoffeln) 62 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Aus den Analysen ist ersichtlich, dass abgesehen von ei- wie alte Silbermöwen gezielt adulte Sturmmöwen überfie- nigen kleinen Wirbeltieren Regenwürmer (Lumbricidae) len, durch Schnabelhiebe töteten und anschließend auf- vom Gewicht und ihrer Größe her eine herausragende Be- fraßen. deutung für die Ernährung der Sturmmöwen zur Brutzeit Wenn der Rückgang der Brutvögel auf dem Langenwerder besitzen. Sie konnten wie auch andere fast vollständig ver- sich fortsetzen sollte, könnte der gegenüber liegende Kieler daubare Nahrung in den Speiballen allerdings nicht nach- Ort zu einem wichtigen Ausweichgebiet werden, wenn es gewiesen werden. Die Zusammensetzung der Nahrung gelingt, ihn frei von Raubsäugern und Wildschweinen Sus dürfte auch gegenwärtig noch zutreffen, nur ist ihre Ver- scrofa zu halten. Diese ehemalige Nehrung von Wustrow fügbarkeit stark eingeschränkt. hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer Insel entwi- Ebenfalls von wirtschaftlichen Veränderungen betroffen ckelt, da sich der durch Stürme verursachte Durchbruch ist die Silbermöwe, im Gegensatz zur Sturmmöwe jedoch am nördlichen Ende immer weiter verbreitert und vertieft. hauptsächlich durch Schließung der offenen Mülldeponi- Hier brüteten z.B. 2011 u.a. drei Paare Mittelsäger, sechs en und den Rückgang der Dorschfischerei. Zwar labte sie Paare Austernfischer, sieben Paare Sandregenpfeifer, acht sich schon immer an fremden Gelegen und Jungvögeln, Paare Sturmmöwen, drei Paare Zwerg- und drei Paare Küs- doch in den letzten Jahren wurde mehrfach beobachtet, tenseeschwalben.

Sturmmöwen Larus canus, April 2005. Foto: D. Brenning. Mew Gulls Larus canus, April 2005. Photo: D. Brenning.

Sturmmöwen Larus canus bei Gollwitz hinter dem Pflug, August 1958. Foto: H. W. Nehls. Mew Gulls Larus canus behind a plough on a field near Gollwitz, August 1958. Photo: H. W. Nehls U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 63

9. Spezieller Teil

9.1. Brut- und Gastvögel

Vorbemerkung

In die nachfolgende, mehr oder weniger ausführlich kom- Arten (z. B. Silberreiher, Weißbart- und Weißflügel-See- mentierte Liste wurden alle Arten aufgenommen, die auf schwalbe) aus der Liste gestrichen. Nach dem zuletzt er- der Insel, von der Insel aus in den angrenzenden Gewäs- schienenen Jahresbericht für 2007 erfolgte Beobachtungen sern oder überfliegend bis einschließlich 2011 nachgewie- seltener Arten wurden nur dann hier aufgenommen, wenn sen wurden. sie von der Kommission anerkannt wurden. In den ab 1967 für das heutige Mecklenburg-Vorpommern Folgende Brutvögel wurden in die „Rote Liste“ für M-V publizierten Jahresberichten (zusammengestellt von Sieg- (Eichstädt et al. 2003) aufgenommen: mar Müller, Rostock) wurden seit 1970 nur noch für unser • Kategorie 1 (vom Erlöschen bedroht): Mittelsäger, Aus- Gebiet seltene Arten (und ungewöhnliche Vorkommen ternfischer, Sandregenpfeifer, Zwerg- und Küstensee- anderer Arten) aufgenommen, wenn sie auf den geforder- schwalbe. ten „Steckbriefen“ der Beobachter durch die „Seltenheiten- • Kategorie 2 (stark gefährdet): Knäkente, Löffelente, Sä- Kommission“ des Landes und später auch der Deutschen belschnäbler, Kiebitz, Rotschenkel, Schwarzkopfmöwe, Seltenheitenkommission (jetzt Deutsche Avifaunistische Brandseeschwalbe. Kommission - DAK) anerkannt worden waren. Im Lau- • Kategorie 3 (gefährdet): Brandgans, Lach- und Sturmmöwe. fe der Zeit wurden einige inzwischen nicht mehr seltene

Höckerschwan Cygnus olor Mute Swan

Regelmäßiger Brutvogel und Jahresgast

Brutbestand: Nach der in der zweiten Hälfte des 20. Jh. der Sandbank „Schover Urt“ nördlich der Insel. Seitdem einsetzenden Zunahme der Art in M-V sowohl als Brut- stieg die Anzahl der BP ständig und erreichte 1986 mit 55 vogel wie auch als Überwinterer kam es auf Langenwer- Paaren ihren Höhepunkt. Anschließend ging der Bestand der 1970 erstmals zu einer Brut. Das Nest befand sich auf kontinuierlich zurück und pegelte sich in den letzten Jah-

Höckerschwan 60

50

40

30

BP

20

10

0 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Jahr

Höckerschwan Cygnus olor – Brutbestand in den Jahren 1970-2011. Mute Swan Cygnus olor – breeding population from 1970-2011. 64 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

gelten, der in der Umgebung sei- nes Nestes Sturmmöweneier fraß (Köhler 1986).

Zug und Rast: Der Poeler Breit- ling und das Salzhaff sind ein großes Konzentrationsgebiet für übersommernde und überwin- ternde Höckerschwäne mit An- sammlungen von mehreren Tau- send Vögeln. Im unmittelbaren Inselbereich werden meistens nur einige Dutzend Vögel, selten mehrere Hundert beobachtet. Zu Ansammlungen von bis zu mehr als 3.000 Schwänen kann es bei größeren Vereisungen auf den noch offenen Gewässern zwi- schen dem Kieler Ort und Lan- genwerder kommen.

Beringungsergebnisse: Die ca. 280 Beringungen, Umberingun- Höckerschwäne Cygnus olor brüten erst seit 1970 auf der Insel, Mai 1973. Foto: H. W. Nehls. gen und Fremdfunde, die mit Mute Swans Cygnus olor have only nested on the island since 1970, May 1973. Photo: H. W. wenigen Ausnahmen an Brutvö- Nehls. geln erfolgten, erbrachten eine große Zahl von Wiederfunden ren bei ca. zehn BP ein. Die Schwäne nisten rund um die (meistens Ablesungen), die hier nur pauschal interpretiert Insel in Ufernähe. Um die Monatswende März/April wer- werden können: Die Masse der Wieder- und Fremdfunde den die Reviere besetzt und die Nester errichtet. Erste Eier belegt als Hauptaufenthaltsgebiete die Küsten der Lübe- wurden um den 10. April gefunden, der durchschnittliche cker und Mecklenburger Bucht innerhalb Distanzen von Legebeginn lag in der Monatsmitte. Der Flüggeerfolg der maximal etwa 50 km. Darüber hinaus gibt es jedoch auch Jungvögel ist, wahrscheinlich auch wegen ungünstiger Funde über Entfernungen von mehr als 300 km Luftlinie, Nahrungsbedingungen für die noch kleinen Küken, äu- meistens in südliche bis östliche Richtungen weit ins Bin- ßerst gering. Im Sommer konnten stets nur wenige führen- nenland hinein. So z. B. nach Tschechien (484 km SSE) de Paare beobachtet werden. Bei vielen als ad. beringten und Polen (577 km ESE). Nördliche Funde liegen in Dä- Schwänen wurde eine Brutortstreue über viele Jahre nach- nemark (bis 342 km NNW), der westlichste in den Nieder- gewiesen, maximal über elf und zwölf (je drei Ind.) und 13 landen (336 km WSW). In mehreren Fällen konnten durch Jahre (zwei Ind.). Sie waren demnach während der letzten Ablesungen die Bewegungen im tieferen Binnenland be- Kontrolle mindestens 15 Jahre alt. Umsiedlungen gab es obachtet werden. Auf den Mauserplatz auf dem dänischen in zwei Fällen, je einmal vom Walfisch zum Langenwerder Rödsand weisen mehrere dort als Mauservögel beringte und umgekehrt. Auch Partnertreue konnte über viele Jahre dänische Ringvögel hin. beobachtet werden. Als Besonderheit kann ein Altvogel

Singschwan Cygnus cygnus Whooper Swan

Regelmäßiger Durchzügler und Wintergast

Zug, Rast, Überwinterung: Wismar-Bucht und Salzhaff ren am Langenwerder auf. In Kälteperioden können sich sind bedeutende Überwinterungsgebiete für Singschwä- allerdings auch einmal bis zu 500 Ind. hier einfinden. ne. Selten erscheinen die Ersten auf dem Wegzug bereits Der Heimzug setzt weniger auffällig Ende Februar/März in der letzten Septemberdekade, solche Beobachtungen ein. Gelegentlich wurden im März nach NE durchziehen- liegen nur aus fünf Jahren vor (14 am 24.09.1994, fünf de Trupps beobachtet. Im April ist das Gebiet geräumt, am 28.09.2002, drei am 30.09.1976, einer am 30.09.1993 nur aus acht Jahren liegen Beobachtungen aus der ersten und 28 am 30.09.2001). Bereits regelmäßiger Durchzug Monatshälfte vor. Dabei handelte es sich fast immer um erfolgt in der ersten Oktoberdekade, oft setzt er jedoch wenige Vögel, lediglich am 08.04.1996 wurden noch 76 erst in der zweiten Oktoberdekade ein, um danach bis Ind. registriert. etwa Mitte November seinen Höhepunkt zu erreichen. An manchen Tagen zogen bis etwa 150 Ind. nach SW (ma- Sommerbeobachtungen: Aus dem Zeitraum Mai bis ximal 166 Ind. Ende Okt. 2009). Die nächstgelegenen ei- August gibt es folgende Daten: ein Ind. an mehreren gentlichen Aufenthaltsplätze befinden sich beim Boiens- Tagen zwischen dem 16.07. und 28.08.1973, zwei am dorfer Werder bzw. auf den angrenzenden Rapsfeldern. 19.05.1993, einer am 07.07.1993 und zwei Ind. überflie- Sofern die Wismar-Bucht nicht weitgehend vereist ist, gend am 17.07.1995. halten sich in den Wintermonaten keine größeren Scha- U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 65

Zwergschwan Cygnus (columbianus) bewickii Tundra (Bewick’s) Swan

Regelmäßiger Durchzügler und unregelmäßiger Wintergast

Zug, Rast, Überwinterung: Bis 1950 galt der Zwergschwan im Gebiet von M-V als ausgesprochene Seltenheit. Dann gezählt und pro Saison bis zu ca. 700. Gelegentlich fielen wurde er wahrscheinlich unter anderem auch infolge Ver- Trupps zur Rast ein, z. B. vom 30. bis 31.10.2006 210 Ind. lagerung seiner Zugwege immer häufiger beobachtet. Am im Flachwasser südwestlich der Insel. Auffallend ist die Langenwerder gelang der erste Nachweis von einem ad. gegenüber den anderen Jahren wesentlich höhere Durch- Ind. am 26.01.1958 (U. Brenning, W. Kaiser, H. W. Nehls). zugsfrequenz in der Periode 1985-1994. Diese Erscheinung Wohl wegen der nur wenigen Inselbesuche von Oktober könnte durch die ab Ende der 1990er Jahre erfolgte all- bis Anfang April gab es bis 1974 keine bekannt geworde- gemeine Bestandsabnahme erklärt werden (Delany et al. nen Daten. Seitdem wurde die Art regelmäßig als Durch- 2006). Aus den Wintermonaten Dezember bis Anfang Fe- zügler beobachtet. Im Herbst setzt der Zug selten bereits bruar liegen nur wenige Nachweise vor: Dreimal Mitte bis in der letzten Septemberpentade ein (drei Jahre, frühestes Ende Dezember (maximal 23 am 15.12.1991), dreimal im Datum 15 Ind. am 26.09.1990). Während neun Jahren be- Januar (maximal vier am 04.01.1995) und einmal Anfang gann der Zug in der ersten Oktoberdekade, meistens aber Februar (sechs am 04.02.2001). Je nach Witterung setzt der erst in der zweiten (16 Jahre) und manchmal in der dritten weniger auffällige Heimzug Mitte Februar (z. B. 12.02.2006 Dekade (vier Jahre). Die letzten Durchzügler wurden Ende 42 Ind.), meistens aber erst im März ein (maximal 23 nach November beobachtet. Der Hauptzug findet Ende Okto- NE ziehende am 03.03.1991). Ende März ist der Heimzug ber - Anfang November statt. Die Zwergschwäne zogen in im Wesentlichen abgeschlossen. Aus dem April liegt nur unterschiedlich großen Trupps rufend über der Westküste, eine Beobachtung vor: Neun nach NE ziehende Ind. am z.T. abends auch noch in der einbrechenden Dunkelheit 08.04.1984. nach SW. Maximal wurden an einem Tag bis zu 500 Ind.

Schwarzschwan Cygnus atratus Black Swan

Gefangenschaftsflüchtling

Vorkommen: Ursprünglich aus Haltungen stammende • 1990 am 19. und 22.08. und 08.09. ein Ind. frei lebende Trauer- oder Schwarzschwäne wurden in der • 1992 am 14.04. und vom 15.-16.05. ein Ind. Wismar-Bucht häufiger beobachtet und in acht Jahren • 1993 am 21. und 28.06. ein Ind. auch am Langenwerder: • 2001 am 01.06., 08.-13.7. und 05.09. ein Ind. • 1979 vom 31.05.-02.06. ein Ind. • 2001 am 08.05. zwei Ind. • 1983 am 12.03. ein Ind. • 2009 vom 17.-18.07. zwei Ind. • 1989 an acht Tagen vom 24.08.-28.09.ein Ind.

Ringelgans Branta bernicla bernicla Dark-bellied Brent Goose

Regelmäßiger Durchzügler und spärlicher Wintergast

Zug, Rast, Überwinterung: Die Wismar-Bucht und ins- mit mehr als 500 Ind. 1983, 2006-2008 und mit maximal besondere die Region um Langenwerder ist seit Langem 596 Ind. 2011 gezählt (Abb. S. 66). hauptsächlich als Frühjahrsrastplatz der dunkelbäuchigen Der Anteil vorjähriger Jungvögel, der im Laufe einer Saison Unterart bernicla (hier „Rottgoos“ genannt) bekannt. In zunahm, schwankte wie bei dieser Art bekannt, entspre- der ersten Hälfte des 20. Jh. wurde verschiedentlich über chend den Bruterfolgen zwischen fast null und etwa 35 %. Scharen von bis zu 500 Ind. berichtet (u.a. in Brenning Beispielsweise wurden folgende maximale Jungvogelantei- 1964), nach Dietrich (1911) am 28.05.1910 sogar über 800 le ermittelt: 2001 fast 0, 2003 bis 10 %, 2004 bis 2 %, 2005 in der Wismar-Bucht. Wahrscheinlich existiert dieser Rast- bis 9,8 %, 2006 bis 32 %, 2007 höchstens 1 %, 2008 bis 1,8 platz bereits seit Jahrhunderten. %, 2009 bis 1,6 % und 2010 bis 9,7 % und 2011 anfangs Da es sich hier neben den Gewässern bei der Insel ca. 15 % und im April maximal ca. 3 %. Die Gänse äsen um den einzigen bedeutenden Frühjahrsrastplatz an der vorzugsweise auf dem Grasland der Insel, weniger auf den deutschen Ostseeküste handelt, kommt dem Langenwer- Enteromorpha-Algenrasen am Westufer oder sie fressen der für diese Art eine besondere Bedeutung zu. Im Frühjahr treibendes Seegras. Die ersten Heimzieher (die z.T. auch prägen die Scharen neben den Möwen das Vogelleben auf in der Wismar-Bucht überwintert haben) treffen meistens der Insel. Die Rastbestände unterliegen jährlich größeren bereits Ende Februar ein. Im März erfolgt rascher Zuzug, Schwankungen. Nach der bekannten allgemeinen Abnah- vor allem in der letzten Monatsdekade. Den Höhepunkt me der Ringelgänse seit den 1930er Jahren erreichte die erreichten die Rastbestände in den meisten Jahren im Ap- Anzahl der Rastvögel in den 1960er Jahren einen Tiefstand. ril. Ab Ende April macht sich ein kontinuierlicher Abzug Seit Mitte der 1970er Jahre war wieder eine Zunahme zu bemerkbar, der Ende Mai im Wesentlichen abgeschlossen verzeichnen. Seitdem wurden die größten Rastbestände ist. Anfang Juni sind jedoch oft noch einzelne Vögel an- 66 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Äsende Ringelgänse Branta bernicla, April 2000. Foto: H. Zimmermann. Grazing Brent Geese Branta bernicla, April 2000. Photo: H. Zimmermann.

Fliegende Ringelgänse Branta bernicla, April 2008. Foto: H. Zimmermann. Brent Geese Branta bernicla in flight, April 2008. Photo: H. Zimmermann.

Ringelgans 600

550

500

450

400

350

300

Ind. 250

200

150

100

50

0 1960 1962 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2005 2007 2009 2011 Jahr

Ringelgans Branta bernicla – Maximale Tagesbestände im Frühjahr in den Jahren 1960-2011 (1958 wurden am 19. April 105 Ind. gezählt) (n=14.335). Brent Goose Branta bernicla – daily spring maxima from 1960-2011 (in 1958, 105 individuals were counted on April 19) (n=14.335). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 67

wesend, selten kleine Trupps. Ringelgans Die Zahlen sind häufig tageweise 400 sehr unterschiedlich, da die Gän- se zeitweilig auch andere Gebiete 350 in der Wismar-Bucht aufsuchen. Einzelne Vögel (z.T. geschwäch- 300 te?) verweilen in manchen Jah- ren auch noch bis weit in den 250 Juni oder gar Juli. Aus vier Jahren liegen Augustnachweise je eines 200

Ind. vor, bei denen es sich um Ind. Übersommerer gehandelt hat. 150 Auf dem Wegzug erscheinen 100 die ersten Ringelgänse jahrwei- se unterschiedlich im Laufe der 50 zweiten (z.B. 12.09.1973 und

13.09.2005) oder dritten Sep- 0 temberdekade. Im September 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 bleibt der Durchzug gewöhnlich März Apr. Mai Juni Monat / Dekade schwach, nur am 30.09.1995 und 22.09.2002 wurden bereits Ringelgans Branta bernicla – Durchschnittliche Dekadenmaxima vom 1. März bis 10. Juni in je 104 nach SW ziehende beob- den Jahren 1994-2011 (Märzdaten: 1. Dekade nur aus zwölf, 2. Dekade aus 16 und 3. Dekade achtet. Der Hauptdurchzug mit aus 17 Jahren) (n=38.193). z.T. Rast findet im Oktober statt. Brent Goose Branta bernicla – average ten-day maxima between 1 March and 10 June from In einigen Jahren kam es wahr- 1994-2011 (March data: 1st ten-day-period covering only twelve, 2nd ten-day-period covering scheinlich durch Wettereinflüs- 16 and 3rd ten-day-period covering 17 years) (n=38.193). se zu einem stärkeren Abdriften des Zuges in die äußere Wismar- Jahre 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 14 Bucht. Solche außergewöhnli- Ind. 41 30 15 10 13 2 6 5 1 2 1 1 chen Erscheinungen wurden in den ersten Oktoberdekaden der Jahre 1990, 1994, 1997 und 2002 beobachtet. An ein- Beringung) bis zu 14 Jahren (s. Zahlenleiste). Vor allem bei zelnen Tagen wurden dann über 200 nach SW ziehende „Stammgästen“ konnte in vielen Fällen eine lange Rast- Ringelgänse erfasst, maximal 620 am 08.10.1990, 315 am dauer auf Langenwerder von maximal ca. drei Monaten 05.10.1994, 385 am 03.10.1997 und 330 am 06.10.2002. (je einmal 86 und 97 Tage) nachgewiesen werden. Durch Während im Oktober noch mehr oder weniger regelmäßig Funde ist belegt, dass mehrere in den Folgejahren nicht Vögel auf der Insel rasten, ziehen die meisten im Laufe des wieder beobachtete Gänse offenbar nur kurz auf der Insel November ab. Wenn die Eisverhältnisse es zulassen, über- gerastet und/oder ihren Rastplatz gewechselt hatten. Der wintert eine unterschiedliche Zahl (die im zweistelligen Verlust des Halsringes (bei einigen Wiederfängen festge- Bereich bleibt) in der Wismar-Bucht. Diese Gänse halten stellt) dürfte die Daten negativ beeinflusst haben. Fern- sich meistens allerdings in anderen Bereichen der Bucht funde liegen von 120 Ind. vor. In vielen Fällen konnten auf und erscheinen nur gelegentlich am Langenwerder. sie im Winterquartier und während des Zuges wiederholt Nach Ringablesungen handelte es sich wenigstens teilwei- abgelesen werden. Die oft über mehrere Jahre beibehalte- se um Vögel, die auch im Frühjahr auf Langenwerder ge- nen Winterquartiere lagen in unterschiedlichen Regionen rastet hatten und im Herbst zurückgekehrt waren. Nordwesteuropas bis in den Osten und Süden Englands und die französische Atlantikküste in einer Entfernung Beringungsergebnisse: Von 1984-1989 (die meisten bis von maximal ca. 1.300 km (Karten S. 68). 1985) wurden 300 Ringelgänse beringt, 219 davon zusätz- Beispielsweise wurden im Mittwinter im Januar oft in lich mit codierten Halsringen. Mit wenigen Ausnahmen mehreren aufeinanderfolgenden Wintern vom gleichen waren es Altvögel. Von 160 Ind. liegen Wiederfunde vor, in Ort 58 Ind. gemeldet, davon 29 aus England, elf aus Frank- der Regel handelte es sich um Ablesungen der Halsringe, in reich, acht aus den Niederlanden, drei aus dem deutschen einigen Fällen um Totfunde oder Erlegungen. Viele Vögel Wattenmeer und sieben aus der Wismar-Bucht. Aus dem wurden mehrfach abgelesen, von einigen gibt es über 50 nordsibirischen Brutgebiet auf der Taimyr-Halbinsel stam- Daten. Die Ergebnisse können hier nur zusammenfassend men fünf Funde zwischen Mitte Juni und Mitte September, dargestellt werden. Ausschließlich auf Langenwerder kon- sowie weitere fünf auf Langenwerder abgelesene fremde trolliert wurden in den Folgejahren 40 Ind., die zusammen Ringvögel. Die Fundorte liegen bis zu 4.100 km ostnord- mit den auch andernorts Festgestellten eine jahrelange östlich. Der nachweislich älteste Ringvogel (DEH 358251) Rastplatztreue belegen. Den Rekord hält eine 1988 als ad. war ein 1987 als ad. Männchen markierter Vogel, der als Weibchen markierte Gans, die letztmalig 2002 in einem mindestens fast 18 Jahre alt am 10.02.2003 letztmalig in Alter von mindestens fast 16 Jahren 14 Jahre später auf England abgelesen werden konnte. der Insel beobachtet wurde. Insgesamt dokumentieren 127 Ind. eine Rastplatztreue von einem Jahr (nach der 68 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Ringelgans Branta bernicla – Fernfunde und Beringungsorte fremder Ringelgans Branta bernicla – Wiederfundorte im Januar (außer Ringvögel. Der Langenwerder ist wie in allen übrigen Ringfundkar- Wismar-Bucht). ten durch ein Sternsymbol (*) gekennzeichnet. Brent Goose Branta bernicla – recovery sites in January (except for Brent Goose Branta bernicla – long-distance recoveries and ringing si- Wismar Bay). tes of non-locally ringed birds. As in all other ringing recovery maps, the island of Langenwerder is marked by an asterisk (*).

Unterarten:

Hellbäuchige Ringelgans Pazifische Ringelgans Branta b. hrota Pale-bellied Brent Goose Branta b. nigricans/orientalis Black Brent Goose

Wahrscheinlich von Spitzbergen stammende Vertreter die- Zweiter Nachweis dieser Unterart für M-V. Nach dem Ende ser Unterart gelangen selten in die Ostsee. Vom Langen- des Berichtszeitraumes wurde 2012 ein ad. Männchen werder liegen drei Nachweise von je einem ad. Ind. vor: (wohl zweijährig) am 15. März von G. Drude entdeckt, das • 19.-29.03.2003 (A. Köhler u.a. In: Müller 2006). sich außer an vier Tagen bis zum 30. März dort unter den Fotobeleg. Ringelgänsen aufhielt, A. und D. Köhler, L. Havermeier, und • 13.-15.04.2010 A. und D. Köhler. Fotobeleg. letztmalig am 17. April erschien, H. W. Nehls. • 27.03.-01.04.2011 A. Köhler (Abb.).

Pazifische Ringelgans Branta bernicla nigricans / orientalis – zweiter Nachweis für Mecklenburg-Vorpommern, April 2012. Foto: H. W. Hellbäuchige Ringelgans Branta bernicla hrota – ein seltener Gast, Nehls. März 2011. Foto: A. Köhler. Pacific (Black) Brent Branta bernicla nigricans/orientalis – second re- Pale-bellied Brent Goose Branta bernicla hrota – a rare visitor, March cord for Mecklenburg-Western Pomerania, April 2012. Photo: H. 2011. Photo: A. Köhler. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 69

Kanadagans Branta canadensis Canada Goose

Regelmäßiger Durchzügler und Gastvogel

Zug, Rast, Überwinterung: Die in Schweden eingebürger- 14.02.1996. In den meisten Jahren waren es jedoch weit ten Kanadagänse erschienen Mitte der 1950er Jahre erst- weniger. Im April wurden nur vereinzelt noch Kanadagän- mals in M-V. Auf oder am Langenwerder wurden sie seit se beobachtet. 1962 (C. Dankert, P. Hauff. In: Brenning 1964) und dann ab 1975 in jahrweise sehr unterschiedlicher, aber zuneh- Sommervorkommen: Kleine Trupps erscheinen in man- mender Häufigkeit in Abhängigkeit von der Winterwitte- chen Jahren auch in den Sommermonaten von Mai bis rung alljährlich beobachtet. Gewöhnlich treffen die ersten August und verweilen manchmal mehrere Tage. Diese Wintergäste ab Ende September bis Oktober, oft auch erst Vögel stammten wahrscheinlich aus Schleswig-Holstein im November ein. In manchen Jahren wurden auf bzw. und anderen Regionen Mitteleuropas. So wurde ein am am Langenwerder im Zeitraum Dezember bis Anfang März 26.06.2006 auf den Rieselfeldern Münster als nfl. beringter große Scharen gesehen, z. B. 800 am 03.03.1991 und 2010, Vogel (DEW 267355) am 25. und 27.05.2007 auf Langen- 732 am 10.12.1991, 490 am 03.03.1993 und 480 Ind. am werder abgelesen (340 km ENE).

Weißwangengans Branta leucopsis Barnacle Goose

Regelmäßiger Durchzügler und Wintergast

Offenbar infolge der Ausbreitung der Art als Brutvogel im insgesamt mehr als 500 beobachtet werden, so z. B. 487 Ostseeraum, der Zunahme der Population in Russland und am 21.10.1995, 710 am 03.10.1997, 750 am 25.09.2001, sicher auch einer Südverlagerung der Zugwege fand vor 1.200 am 20.10.2007 oder 750 am 29.09.2010. Einen für allem in den vergangenen drei Jahrzehnten eine enorme das Gebiet außergewöhnlich starken Zug beobachteten J. Zunahme der Durchzügler und auch Überwinterer statt, Berchtold-Micheel und R.-R. Strache am 06.10.2002, als die sich auf Langenwerder ebenfalls bemerkbar machte. von 8:30-11:00 MESZ ca. 5.000 Ind. über See nach WSW Schon um die Wende vom 19. zum 20. Jh. war die Weiß- zogen (in Müller 2005). Am 22.10.2011 fielen 480 Ind. wangengans in der Wismar-Bucht nicht allzu selten (Kuhk von den Breitlingswiesen kommend vor dem Ostufer des 1939). Die erste Beobachtung eines Ind. in der Nachkriegs- Langenwerders ein. Aus den Wintermonaten Dezember bis zeit erfolgte auf der Insel am 17.10.1959 (W. Mahnke, H. Februar liegen nur wenige Daten aus acht Jahren vor, dabei W. Nehls, F. Rattey). Der Wegzug setzt in manchen Jahren handelte es sich meistens um kleine Trupps. Der Heimzug bereits in der zweiten Septemberhälfte ein, meistens aber findet weniger auffällig von Mitte März bis Ende Mai statt, erst im Oktober. Früheste Daten sind der 03.09.1983 (ein Nachzügler wurden vereinzelt auch noch im Juni beobach- Ind.) und der 05.09.2001 (elf Ind.). Der Hauptzug findet tet. Maximale Tagessummen waren 96 am 21.03.1994 und in der Regel in der zweiten Oktoberhälfte statt und läuft 116 am 08.04.2000. Manche Vögel verweilten längere Zeit in der ersten Novemberhälfte aus. Bei gutem Wetter kön- unter den Ringelgänsen auf der Insel. Aus den Sommermo- nen an einem Tag große nach SW fliegende Trupps von naten Juli und August liegen keine Daten vor.

Weißwangengänse Branta leucopsis rasten hin und wieder auf der Insel, April 2009. Foto: H. Zimmermann. Barnacle Geese Branta leucopsis occasionally stop to rest on the island, April 2009. Photo: H. Zimmermann. 70 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Schwanengans Anser cygnoides Swan Goose

Gefangenschaftsflüchtling

Aus Haltungen stammende frei fliegende Vögel werden • am 05.07.1990 sieben Ind. (D. Köhler. In: Müller gelegentlich in M-V beobachtet, auf Langenwerder bisher 1992-1993). einmal:

Saatgans Anser fabalis fabalis et rossicus Bean Goose

Regelmäßiger Durchzügler und Wintergast

Waldsaatgänse A. f. fabalis und vor allem Tundrasaatgänse Daten 06.09.1991 und 10.09.1992), auch aus der zweiten A. f. rossicus, beide neuerdings in den Artstatus erhoben, Dekade liegen nur wenige Daten vor. Regelmäßiger Zug sind häufige Durchzügler und Wintergäste in den angren- setzt dann ab der letzten Septemberdekade ein und findet zenden Bereichen der Wismar-Bucht und des Salzhaffs, wo hauptsächlich im Oktober statt. In diesem Monat können mehrere Tausend überwintern. Der Langenwerder selbst an manchen Tagen einige Hundert nach SW ziehende Vö- hat für Saatgänse keine größere Bedeutung. In der Regel gel beobachtet werden. Später handelt es sich meistens um handelt es sich besonders zu den Zugzeiten um überflie- in der Region überwinternde Gänse. Im Laufe des März gende Vögel. Auf ihren Schlafplatzflügen können größere verlassen sie auf dem Heimzug das Gebiet. Wenige ein bis Trupps auf den Flachgewässern vor dem Südufer der Insel zwölf Ind. betreffende späte Daten liegen noch aus den einfallen. Auf der Insel wurden gelegentlich kleine Trupps ersten beiden Maidekaden vor (z. B. sieben am 19.05.1979 beobachtet. Auf dem Wegzug erscheinen die Ersten gele- oder je eine am 18.05.1999 und 16.05.1984). Eine Einzelne gentlich bereits in der ersten Septemberdekade (früheste wurde noch am 16. Juni 1996 beobachtet.

Kurzschnabelgans Anser brachyrhynchus Pink-footed Goose

Sporadischer Durchzügler

In unserer Region erscheinende Kurzschnabelgänse stam- • 03.03.1991 zwei Ind. (H. W. Nehls. In: Müller 1994). men wahrscheinlich von Spitzbergen. Vom Langenwerder • 24.10.2005 ein Ind. (M. Vieth. In: Müller 2009). liegen drei Nachweise vor: • 09.10.2010 ein Ind. fliegend (M. Vieth u.a.).

Zwerggans Anser erythropus Lesser White-fronted Goose

Ausnahmeerscheinung

Nur eine Beobachtung von möglicherweise aus dem skan- • 28.09.2000 zwei ad. mit zwei juv. Ind. (Familie?) nach dinavischen Einbürgerungsprojekt stammenden Gänsen: SSW fliegend (J. Mundt. In: Müller 2002).

Blässgans Anser albifrons Greater White-fronted Goose

Regelmäßiger Durchzügler und Wintergast

Ständiger Durchzügler und Wintergast. In früherer Zeit rastenden Schwärmen um die Nordostecke von Poel ge- galt die Art hierzulande als selten, bis zur Wende vom 19. genüber der Insel bzw. die Flachgewässer zwischen Poel zum 20. Jh. liegt aus der Wismar-Bucht nur ein Nachweis und Langenwerder. Die Insel selbst wurde unregelmäßig von Poel vor, danach nur wenige und erst in den 1930er von kleineren Trupps besucht. Auf dem Wegzug werden Jahren fand eine erhebliche Zunahme statt (Kuhk 1939). über der Insel alljährlich nach SW ziehende Schwärme Ihre Verbreitung im Raum um Langenwerder entspricht beobachtet. Nur selten wurden die ersten bereits in der wenigstens seit den 1950er Jahren den für die Saatgans ersten Septemberdekade festgestellt (je drei am 05.09.1972 dargestellten Verhältnissen. Zahlenmäßig waren die Bläss- und 09.09.1977). In 17 Jahren wurden Durchzügler ab der gänse jedoch zu den Zugzeiten und in milden Wintern zweiten Septemberdekade registriert (ab 13. Sept.), meis- die weitaus häufigste Art. Da in den Aufzeichnungen bei tens aber erst in der dritten Dekade. Der im November großen Schwärmen beide Arten oft nicht getrennt wurden, auslaufende Wegzug erreicht seinen Höhepunkt mit Auf- sind genaue Daten aus allen Zeiträumen nicht erkennbar. füllung der Rastbestände im Oktober, wenn bei günsti- Meistens handelte es sich bei den Angaben von großen gen Wetterlagen an einzelnen Tagen mehrere 100 bis zu U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 71

1.000 Blässgänse nach SW ziehen. In den Wintermonaten und vereinzelt bis in den Juni (maximal fünf Ind. und fünf erscheinen nach den sporadischen Beobachtungen unre- Ind. bis in den August 1980). Die in drei Jahren im Juli und gelmäßig kleine oder auch größere Trupps im Gebiet. Der August beobachteten ein bis fünf Ind. waren möglicher- weniger auffällige Heimzug findet hauptsächlich im März weise geschwächt oder krank. statt, oft rasteten aber auch noch bis Ende April einzelne oder kleine Trupps (z. B. 600 am 18.04.1986). In einigen Beringungsergebnisse: Von den zwei beringten Ind. lie- Jahren verweilen ein bis maximal sechs Ind. noch im Mai gen keine Wiederfunde vor.

Graugans Anser anser Greylag Goose

Unregelmäßiger Brutvogel, regelmäßiger Durchzügler und Jahresgast

Nachdem der Walfisch bereits 1966 besiedelt wurde, kam den Oktober registriert. Größere Scharen wurden während es auch zur Brut eines Paares auf dem Langenwerder, aller- der letzten zwei Jahrzehnte auch noch im November be- dings erst 2000. Weitere Bruten wahrscheinlich desselben obachtet. Dieser saisonale Verlauf konnte bereits für den Paares wurden in den Jahren 2004, 2008, 2009, 2010 und Zeitraum 1970-1989 konstatiert werden (Brenning 1990). 2011 festgestellt. In den Jahren dazwischen können un- Die Gänse tangierten zeitweilig auch den Langenwerder entdeckt gebliebene Brutversuche vorzeitig Füchsen zum bzw. fliegende wurden von dort aus gesehen. Die Aufzeich- Opfer gefallen sein, da wegen des frühen Brutbeginns die- nungsdaten in den Tagebüchern lassen deshalb oft keine ser Art der Fuchszaun dann noch nicht errichtet war. Das genaue örtliche Zuordnung erkennen. Ebenso waren Nah- führende Paar wurde mit den Gösseln bis in den Juni stets rungsflüge nicht immer von echten Zugbewegungen zu vor der Nordküste beobachtet, sie ruhten gern in den Ho- trennen. lunderbüschen auf der Nordostspitze. In der Nähe befan- Bereits ab Ende Januar oder im Februar erscheinen die ers- den sich auch die Nester im höheren Bewuchs am Tümpel ten Gänse an der Insel, wobei sich seit den 1990er Jahren hinter der Norddüne. Im Mai 2010 wurden gelegentlich nach den Ergebnissen der Wasservogelzählungen Mitte Ja- auch zwei führende Paare an der Insel beobachtet, doch nuar eine immer noch wachsende Anzahl echter Überwin- bleibt die Herkunft des zweiten Paares ungeklärt. terer feststellen lässt. Maximal wurden im Gebiet Wismar- Außer als Brutplatz hat die Insel selbst keine große Bedeu- Bucht/Salzhaff z. B. Mitte Januar 2009 insgesamt 2.800 tung für die Graugans. Allerdings nutzten kleinere Trupps Ind. erfasst. Von diesen erschienen dann auch öfter Trupps vor der Einstellung der Beweidung die Koppel im Sommer am Langenwerder. Von Februar bis Mitte Juni wurden stets regelmäßig zum Äsen. Sonst werden vor allem die Flachge- nur kleine Trupps von weniger als 100 Ind. vom Langen- wässer vor der Nordküste und zwischen Langenwerder und werder aus gesehen. Gelegentlich wurden im September der Nordostspitze von Poel als Ruhegewässer aufgesucht. und Oktober auch durchziehende Trupps beobachtet. Die Wismar-Bucht gilt in der Nachbrutzeit bzw. nach der Mauser als bedeutender Sommer- und Herbstsammelplatz Beringungsergebnisse: Mitarbeiter der Pädagogischen an unserer Küste mit steigenden Zahlen. Während die Hochschule Potsdam beringten 1972 20 Graugänse auf Gänse auf angrenzenden Wiesen und Feldern äsen, lie- der Nordsandbank. Halsringablesungen von zehn Gänsen gen die nächsten Schlaf- und Ruhegewässer in der Großen im September und Oktober auf Langenwerder, die von Juni Wiek am Südufer des Boiensdorfer Werders und im Breit- bis August am Gülper See (sieben Ind.) und bei Moitin, Kr. ling bis zum Poeldamm, wo sich im August und September Bad Doberan (drei Ind.) beringt wurden, belegen einen 3.000-4.000 Graugänse aufhalten können. Ab Ende Juni Sommerzug in die Wismar-Bucht. Bemerkenswert ist der macht sich durch Zuwanderung von entfernten Mauser- Wiederfund (ESI 9001516) einer am 02.03.1988 als nfl. im plätzen ein ständiges Anwachsen der Bestände bemerkbar, Guadalquivir-Delta in Spanien beringten Graugans, die das bis in den September anhält. Maximale Zahlen von am 03.06.1988 bei Langenwerder abgelesen wurde (2.340 2.000-4.000 Ind. wurden meistens von Ende August bis in km ENE).

Streifengans Anser indicus Bar-headed Goose

Gefangenschaftsflüchtling

Frei lebende, ursprünglich aus Haltungen stammende • 1987 je in Ind. vom 11.-16.05. In: Müller (1989). Streifengänse wurden in der Wismar-Bucht mehrfach gese- • 1989 je ein Ind. vom 29.-30.4. und 21.-22.09. hen. Vom Langenwerder liegen Beobachtungen aus neun In: Müller (1991). Jahren vor: • 1990 ein Ind. am 21.05. In: Müller (1992-93). • 1979 zwei Ind. vom 05.-13.09. In: Müller (1981). • 1991 ein Ind. am 03.03. In: Müller (1994). • 1981 je ein Ind. am 11., 17. und 24.10. In: Müller (1983). • 1993 ein Ind. am 09.08. In: Müller (1995). • 1986 ein Ind. am 10.10. In: Müller (1988). • 1995 ein Ind. am 28.09. In: Müller (1998). 72 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Kaisergans Anser canagicus Emperor Goose

Gefangenschaftsflüchtling

Eine Beobachtung am 22.09.1989 (M. Grothmann u. a. In: Brenning 1990; Müller 1991).

Nilgans Alopochen aegyptiaca Egyptian Goose

Gefangenschaftsflüchtlings-Nachkommen

Dieses ursprünglich aus Haltungen stammende und von • 2006 zwei Ind. am 06.04. Westen her eingewanderte Neozoon wurde inzwischen • 2007 ein Ind. am 17.04. auch auf Langenwerder beobachtet. Nachweise liegen • 2008 drei Ind. am 27.03. und ein Ind. am 15.09. seit 2004 aus allen Jahren vor: • 2009 zwei Ind. am 07.10. und fünf Ind. am 21.11. • 2004 ein Ind. am 12.05. • 2010 je zwei Ind. am 28.02., 08.03. und 18.03. • 2005 ein Ind. am 07.04. • 2011 drei Ind. am 05.04.

Brandgans Tadorna tadorna Common Shelduck

Regelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Wintergast

Vor der zweiten Hälfte des 20. Jh. war die Brandgans Folge nahm der Brutbestand stetig zu. Es zeigte sich je- weniger häufig als gegenwärtig. Obwohl die Wismar- doch, dass zwar die meisten Höhlen besetzt wurden und Bucht als Brutgebiet seit alters her bekannt ist, gab es auf oft mehrere Weibchen in dieselbe Höhle legten, aber Langenwerder in Ermangelung geeigneter Nistmöglich- die meisten Gelege nicht bebrütet wurden. So lagen in keiten keine Brut. Es erschienen nur führende Paare von manchen Höhlen 30 und mehr Eier. Deshalb wurde da- Poel an der Insel. Nachdem 1960 eine künstliche Höhle mit begonnen, viele solcher Gelege einzusammeln und aus Holz an dem kleinen Tümpel nahe dem alten Wohn- im Zoologischen Garten Rostock künstlich auszubrüten wagen eingerichtet worden war, kam es sogleich zu einer und die Jungvögel nach dem Flüggewerden auf Langen- erfolgreichen Brut. In den Folgejahren wurden immer werder wieder freizulassen (Nehls 1983). Seit 1969 und weitere Kunsthöhlen aus Holzbohlen, Betonplatten und letztmalig 2000 (die meisten 1970-1989) wurden so in Kunststoffrohren mit Kontrollmöglichkeiten über dem jährlich sehr unterschiedlicher Anzahl insgesamt 988 Brutkessel angelegt, schließlich insgesamt über 20. Als beringte Jungvögel ausgesetzt.

Brandgänse Tadorna tadorna balzen vor einer Höhle, Mai 1974. Foto: H. W. Nehls. Common Shelducks Tadorna tadorna display in front of a nest hole, May 1974. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 73

Je nach Witterung kehren die ersten Brandgänse ab An- fang Februar, in manchen Jahren bereits in der letzten Januardekade, aus den Überwinterungsgebieten zurück. Ihre Zahl nimmt dann rasch zu, sodass Mitte März be- reits das Maximum erreicht wird. In welchem Maße es sich zu dieser Zeit eventuell noch um rastende Durchzügler handelte, ist nicht bekannt. Die Gänse halten sich über- wiegend auf den Flachgewässern zwischen Langenwerder und Poel paarweise auf, z. T. auch auf der Nordostecke von Poel und werden dann vom Langenwerder aus nicht immer alle erfasst. Die Schwankungen im Frühjahr dürften zum größten Teil darauf zurückzuführen sein (S. 74 un- ten). Entsprechend dem Brutbestand stieg auch die Anzahl der auf und am Langenwerder registrierten Brandgänse im Laufe der letzten 60 Jahre. Im Zeitraum März bis Juni Brandgansgelege in einer künstlichen Bruthöhle, Juni 1988. Foto: wurden folgende Maximalwerte aufgezeichnet: 114 Ind. H. W. Nehls. in der ersten Märzdekade 2006, 120 Ind. in der zweiten Shelduck clutch inside an artificial nest hole, June 1988. Photo: Aprildekade 2007, 88 Ind. in der dritten Maidekade 2006 H. W. Nehls. und 105 Ind. in der dritten Junidekade 1984. Ab Anfang Juli ziehen die Nichtbrüter und erfolglosen Altvögel in Aus den genannten Gründen war es kaum möglich, die die Mausergebiete ab. Es verbleiben fast ausschließlich die genaue Anzahl der Brutpaare oder Eier legenden Paare führenden Paare, sodass es sich bei den im Juli und später zu ermitteln. Die starken Schwankungen (S. 74 oben), anwesenden Vögeln zum allergrößten Teil um Jungvögel vor allem seit den 1970er Jahren, sind dadurch bedingt, handelt. Die Spitzenwerte in der Abbildung Seite 74 unten dass zeitweise nur die bebrüteten Gelege berücksich- im August und Anfang September sind durch die meis- tigt wurden und seit 2002 von der Anzahl der gelegten tens ab Mitte August bis Anfang September ausgewilderten Eier ausgegangen wurde. Exakte Brutpaarzahlen waren Jungvögel entstanden. Der Wegzug auch der Jungvögel kaum zu ermitteln (Brenning 1990). Außer in den Kunst- findet ab September statt und endet im November. Durch- bauten wurden einige Gelege auch unter umgestülpten ziehende, also offensichtlich fremde Vögel, wurden im Fischkisten, Booten oder anderen Gegenständen gefun- Herbst nur gelegentlich in geringer Zahl beobachtet. den, sowie einmal eine Freibrut in hohem Gras (Nehls Infolge vieler milder Winter verbleiben zunehmend auch 1968). Der Legebeginn fiel in die erste Maidekade, doch im Dezember und Januar Brandgänse unbekannter Her- legten viele erst später bis in den Juni. kunft zur Überwinterung am Langenwerder. Im Dezember

Freilassung von im Zoo Rostock aufgezogenen jungen Brandgänsen Tadorna tadorna, August 1975. Foto: H. W. Nehls. Release of young Shelducks Tadorna tadorna raised at the Rostock Zoo, August 1975. Photo: H. W. Nehls. 74 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Brandgans 40

35

30

25

20

BP

15

10

5

0 1960 1962 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Jahr

Brandgans Tadorna tadorna - Brutbestand in den Jahren 1960-2011. Common Shelduck Tadorna tadorna – breeding population from 1960-2011.

Brandgans 45

40

35

30

25

20 Ind.

15

10

5

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Brandgans Tadorna tadorna – Durchschnittliche Dekadenmaxima (ohne nfl.) in den Jahren 1962-2011 (n=29.509). Der Gipfel im August/ September ist durch das Freilassen aufgezogener Vögel verursacht worden. Common Shelduck Tadorna tadorna – average ten-day maxima (excluding hatchlings) from 1962 to 2011 (n=29.509). The peak in August/ September is caused by the release of captive-raised birds. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 75

wurden meistens weniger als zehn Ind. beobachtet, ma- ximal am 18.12.1994 19 und 43 am 31.12.1999. Ähnlich lagen die Verhältnisse in der ersten Januarhälfte mit ma- ximalen Beständen von 24 am 11.01.1998 und 47 Ind. am 02.01.2002.

Beringungsergebnisse: Insgesamt wurden auf Langen- werder außer den oben erwähnten ausgewilderten Vögeln seit 1960 166 Brandgänse beringt. Dabei handelte es sich überwiegend um nichtflügge Jungvögel. Neben den Fern- funden liegen Daten von sechs weiblichen Vögeln vor, die Geburts- oder Brutortstreue belegen (davon waren drei ausgewildert und drei als ad. Brutvögel gefangen). Zwei weitere ausgewilderte Weibchen siedelten sich auf dem nahen Walfisch an. Dazu muss bemerkt werden, dass Brut- vögel nur in wenigen Fällen kontrolliert werden konnten. Vier Vögel wurden in zwei (drei Ind.) Jahren und drei (ein Ind.) Jahren kontrolliert. Die drei ältesten (alle ausgewil- dert) waren zum Zeitpunkt der letzten Kontrolle neun, zehn und zwölf Jahre alt. Die mit wenigen Ausnahmen an den Küsten erfolgten 68 Fernfunde außerhalb der Wismar- Bucht verteilen sich auf Deutschland (fast alle Schleswig- Holstein und Niedersachsen), Dänemark, Niederlande, Belgien, England und Frankreich und fügen sich in das für diese Art bekannte Zugschema ein. Brandgans Tadorna tadorna – Wiederfunde auf Langenwerder be- ringter Ind. (außer Wismar-Bucht). Common Shelduck Tadorna tadorna – recoveries of birds ringed on Langenwerder (except Wismar Bay).

Rostgans Tadorna ferruginea Ruddy Shelduck

Gefangenschaftsflüchtling

Obwohl vereinzelte Einflüge von Wildvögeln nicht völlig • 1988: ein Weibchen vom 15.-23.07. In: Müller (1990). ausgeschlossen werden können, dürfte es sich bei den auf • 1992: ein Weibchen am 11.07. In: Müller (1994). Langenwerder seit 1977 beobachteten Rostgänsen um frei • 1993: zwei am 16.06., ein am 05.08. und zwei Ind. am lebende, ursprünglich aus Haltungen stammende Vögel 18.08. In: Müller (1995). bzw. deren Nachwuchs gehandelt haben. Beobachtungen • 1994: ein bis drei Ind. vom 23.07.-17.08. In: Müller (1997). liegen aus zwölf Jahren vor: • 2001: ein Paar am 15.07. und 13 Ind. (Familie?) am • 1977: ein Weibchen am 02.09. In: Müller (1979). 31.07. In: Müller (2004). • 1978: vier Ind. am 19.10. In: Müller (1980). • 2006: ein Weibchen am 15.04. In: Müller (2010). • 1982: acht Ind. am 05.09. In: Müller (1984). • 2007: ein Weibchen am 02.06. In: Müller (2011). • 1984: zwei Männchen am 27.06. In: Müller (1986). • 2008: drei Ind. am 01.07.

Graukopfkasarka Tadorna cana South African Shelduck

Gefangenschaftsflüchtling

Ein aus einer Haltung stammender Vogel wurde am 19.09.1989 beobachtet (J. Kube u.a. In: Müller 1991).

Schnatterente Anas strepera Gadwall

Regelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Wintergast.

Die während der letzten Jahrzehnte erfolgte Zunahme der tive Trend schließlich zur ersten Brutansiedlung 1981. Der Art spiegelt sich auch in den Daten vom Langenwerder wi- Bestand wuchs von 1986-1989 auf vier bis fünf BP (maximal der. Nachdem Schnatterenten bis in die 1960er Jahre noch fünf 1987), ging danach jedoch wieder zurück und stagnier- relativ selten beobachtet wurden, führte der folgende posi- te seit 1990 bei einem bis drei Paaren. Den Angaben liegen 76 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Gelegefunde zugrunde, bei denen Schnatterente nicht immer alle Nester erfasst wor- 25 den sein dürften. Sicher ist das Fehlen von Nachweisen in fünf Jahren auch darauf zurückzuführen. Die Nester 20 wurden in allen Bereichen der Insel gefunden. Die Gelege fielen häufig den Sturmmöwen zum Opfer. Über 15 den Bruterfolg ist nichts bekannt. Die Rastbestände zeigten einen starken Ind. Anstieg seit Anfang der 1980er Jahre. 1971-1980 10 Infolge unterschiedlicher Beobach- 2001-2010 tungsintensität sind wahrscheinlich nicht immer alle Vögel innerhalb der Stockentenschwärme erfasst worden, 5 wodurch jahrweise Schwankungen teilweise erklärt werden könnten. In der Jahresperiodik zeichnet sich 0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 das absolute Maximum während des März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Frühjahrszuges von Ende März bis Monat / Dekade Ende April ab, ein weiteres Maximum im Juni dürfte auf Mauserzug zurück- Schnatterente Anas strepera – Durchschnittliche Dekadenmaxima von März bis November in den Zehnjahresperioden 1971-1980 und 2001-2010 (n=2.487). zuführen sein. In der Wegzugperiode Gadwall Anas strepera – average ten-day maxima between March and November in the ten- wurden die meisten Vögel im Zeit- year-periods 1971-1980 and 2001-2010 (n=2.487). raum August bis in den November re- gistriert. Wintervorkommen von Dezember bis Februar bzw. bei gelegentlichen Kontrollen im Dezember 15, im Januar elf Überwinterungen wurden mit steigender Tendenz seit den und im Februar 14 Ind. erfasst. 1990er Jahren und gehäuft während des letzten Jahrzehnts Beringungsergebnisse: Beringt wurde nur ein Ind., kein nach einer Folge milder Winter beobachtet. Maximal wurden Wiederfund.

Gluckente Anas formosa Baikal Teal

Wahrscheinlicher Gefangenschaftsflüchtling

Ein weibchenfarbiges Ind. dieser auch unter dem Na- men Baikalente bekannten Art wurde am 30.09.2008 beobachtet, B. Heinze.

Pfeifente Anas penelope Eurasian Wigeon

Regelmäßiger Durchzügler, Winter- und Pfeifente Sommergast 45

40 Wismar-Bucht und Salzhaff sind für Pfeif- enten besonders im Herbst, aber auch im 35

Winter, seit Langem als bedeutende Rast- 30 und Überwinterungsgebiete bekannt. Be- dingt durch die Lage des Langenwerders 25 Ind. im Bereich der großen Rastplätze Salzhaff 20 und Breitling, wo im Herbst zeitweise gro- ße Scharen von bis etwa 5.000 Ind. ange- 15 troffen werden können, erscheinen diese 10 Pfeifenten in geringerer und wechselnder Zahl auch in den Flachwasserbereichen an 5 der Insel. 0 Der Wegzug setzt Ende August ein und er- 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Mai Juni Juli Aug. reichte seinen Höhepunkt mit Auffüllung Monat / Dekade der Bestände im Oktober. Im September wurden an manchen Tagen am Langen- Pfeifente Anas penelope – Durchschnittliche Dekadenmaxima von Mai bis August in werder Hunderte nach SW ziehende Pfeif- den Jahren 1962-2011 (n=5.859). enten beobachtet. Die Rastbestände in Eurasian Wigeon Anas penelope – average ten-day maxima between May and August Inselnähe - meistens nur einige Hundert from 1962-2011 (n=5.859). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 77

- erreichen vor allem von Oktober bis Februar gelegent- lich Größenordnungen von mehr als 1.000 Vögeln. Das ist besonders dann der Fall, wenn Breitling und Salzhaff zufrieren. Der Heimzug beginnt im März; bis zum Ende der zweiten Aprildekade haben die meisten das Gebiet verlassen. Mitte April konnten hier noch bis zu 1.000 Vögel registriert wer- den. Die letzten Durchzügler verschwinden Anfang Mai, maximal waren es in der ersten Maidekade noch 187 Ind. Übersommernde Pfeifenten sind alljährlich in unterschied- licher Anzahl anzutreffen, maximal waren es in der zwei- ten und dritten Maidekade 27, im Juni 49, im Juli 60 und in der ersten und zweiten Augustdekade 70 Ind. (Abb.). Die übersommernden Enten halten sich gern am Nordufer auf und äsen in den Enteromorpha-Rasen im Flachwasser. Sonst sind die Gewässer vor der Ost- und Nordküste die bevorzugten Aufenthaltsplätze.

Beringungsergebnisse: Bisher wurden 60 Ind. beringt, von denen drei Wiederfunde vorliegen, die eine Herkunft aus Nordost- und Osteuropa belegen.

Pfeifente Anas penelope – Wiederfundorte. Eurasian Wigeon Anas penelope – recovery sites.

Krickente Anas crecca Eurasian Teal

Regelmäßiger Durchzügler und Gastvogel

Nach Dietrich (1901) hat ein Paar 1901 auf Langenwerder Zeiten waren es auch weit mehr als 100. Im Frühjahr wur- gebrütet, weitere Angaben gibt es nicht. Während des den maximal 200 Ind. (1. Aprildekade 2005) registriert, Heimzuges erreichen die Rastbestände den Höhepunkt während des Wegzuges 500 (3. Augustdekade 1963), 400 im Zeitraum von Mitte Februar bis Mitte April. Der Zug (2. Septemberdekade 1964) und 340 (3. Novemberdeka- endet Anfang Mai, doch werden fast alljährlich auch im de 1982). Seit Ende der 1980er Jahre gibt es infolge der Mai Krickenten beobachtet, bei denen es sich möglicherweise Krickente um übersommernde Nichtbrü- 90 ter handelt. Ab Anfang Juni 80 wachsen die Bestände wieder an und erreichen Ende Juni/ 70 Anfang Juli ein wahrscheinlich durch den Mauserzug beding- 60 tes vorläufiges Maximum, das 50 dann ab Anfang August in den eigentlichen Wegzug überlei- 40 tet. Die Rastbestände erreichen Ind. ihr Maximum von Ende Au- 30 gust bis etwa Mitte November. 20 Hauptaufenthaltsplätze sind die

Inseltümpel und schlickigen 10 Uferzonen an der Südküste. Die Bestandszahlen wechseln oft 0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 täglich, da die Enten häufig auf Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. die nahen Wiesen und Tümpel Monat / Dekade der Poeler Breitlingswiesen aus- weichen. Die Rastbestände sind nicht sehr hoch und liegen in Krickente Anas crecca – Durchschnittliche Dekadenmaxima von Februar bis November in den Jahren 1962-2011 (n= 36.733). der Regel im zweistelligen Zah- Eurasian Teal Anas crecca – average ten-day maxima between February and November from 1962- lenbereich, doch zu manchen 2011 (n= 36.733). 78 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

milden Witterung regelmäßig Überwinterungen. Im De- zember und Januar wurden Trupps von bis zu 100 Ind. beobachtet, maximal im Dezember 2001 240 und 100 Ind. im Januar 2009.

Beringungsergebnisse: Mit 1.116 Ind. ist die Krickente neben der Brandgans die auf Langenwerder am häufigs- ten beringte Entenart. Bisher liegen 109 Wiederfunde (=9,8 %) vor. Überwiegend betreffen die Funde in der- selben Saison erlegte Enten, einige auch in den darauf folgenden Zugperioden, ein Fund erfolgte nach zehn Jah- ren. Die Daten weisen als Hauptüberwinterungsgebiet unserer Durchzügler Nordwest- und Westeuropa bis nach Irland und Südwest-Frankreich aus, nur wenige wurden weiter südlich aus Portugal, Spanien und Italien gemeldet (je ein Ind.). Einige Enten zogen im Herbst vom Lan- genwerder zunächst in nördliche Richtung nach Däne- mark. Allein 73 Funde (67 %) stammen aus Frankreich (46) und Großbritannien (27). Zwölf Wiederfunde geben Aufschluss über die Herkunftsrichtungen aus Finnland (n=9) und Nordwest-Russland (n=3). Da diese Vögel sich bereits auf dem Wegzug befanden, geben sie über deren eigentliche Heimatorte keine Auskunft. Interessant ist der Wiederfund einer Krickente (DEH 5041077), die am 15.08.1983 auf Langenwerder beringt und am 22.09.1985 in der Ost-Ukraine erlegt wurde. Sie ist demnach auf zwei unterschiedlichen Wegen ins Winterquartier gezogen. Rastplatztreue auf Langenwerder belegen zwei Wieder- fänge nach je zwei Jahren.

Krickente Anas crecca – Wiederfundorte. Eurasian Teal Anas crecca – recovery sites.

Stockente Anas platyrhynchos Mallard

Regelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Jahresgast

Obwohl Stockenten auf Langenwerder wahrscheinlich winterer und Durchzügler das Gebiet im März bis Anfang schon immer wenigstens unregelmäßig in geringer Zahl April. Ein kleiner Gipfel von Ende Mai bis Anfang/Mitte Juli gebrütet haben, gibt es aus früherer Zeit nur zwei Angaben: betrifft den Mauserzug vorwiegend der Erpel. Anschließend je ein BP 1913 und 1938. Nach Einstellung der Beweidung setzt dann ab Anfang August der eigentliche Wegzug ein, ab 1962 gab der üppige Graswuchs ideale Deckung zur An- in dessen Verlauf die Bestände Anfang September aufge- lage der Nester, sodass der Brutbestand zunächst sprung- füllt werden und ihr Maximum erreichen (S. 79 unten). Die haft anwuchs. Er erreichte 1968 mit 58 BP (Gelegefunde) Anzahl der Überwinterer von Dezember bis in den Februar seinen Höchststand. Der anschließende ständige Rückgang ist weitestgehend von der Härte des Winters abhängig. Bei kann auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein, ei- Teilvereisungen der umliegenden Gewässer sammeln sich nerseits verfilzte das Grasland zunehmend und bot weniger größere Mengen an den noch offenen Bereichen am Lan- Deckung und andererseits breiteten sich die Sturmmöwen genwerder. Die Bestände im Dezember und Januar ähneln auf dem Gelände der ehemaligen Koppel immer weiter aus. etwa denjenigen im Herbst und Frühjahr, schwanken aus Seit Mitte der 1980er Jahre hält sich der Bestand auf einem den genannten Gründen jedoch erheblich von Jahr zu Jahr. Niveau von maximal etwa zehn Brutpaaren. Die Angaben Folgende maximale Tageswerte wurden für die einzelnen beziehen sich auf die meistens sicher mehr oder weniger Monate der Jahre 1962-2011 ermittelt (s. Zahlenleiste). unvollständigen Gelegefunde (S. 79 oben). Erste Gelege wurden in der ersten Aprildekade gefunden, sie fielen wie Beringungsergebnisse: Seit 1963 wurden 143 Ind. beringt, auch diejenigen der anderen Entenarten häufig Sturmmö- dabei handelte es sich z. T. um brütende Weibchen. Es lie- wen zum Opfer. gen bisher sieben Wiederfunde vor, außerdem zwei Fremd- Stockenten rasten und überwintern in großer Zahl auf funde (Karte S. 86). In einem Fall konnte Brutortstreue über den umliegenden Gewässern von Breitling und Salzhaff. mehrere Jahre belegt werden (DEW 394 969, umberingt auf In wechselnder Anzahl erscheinen ruhende Schwärme aus DEH 305 350: beringt als ad. Weibchen 1963, kontrolliert diesen Bereichen am Langenwerder, hauptsächlich vor der auf Gelege 1965 und 1968, erlegt 26.11.1970 in Niedersach- Nordküste. Während des Heimzuges verlassen die Über- sen östlich von Bremen).

Monat Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. max. Tageswert 5.000 5.000 2.000 500 300 600 800 2.500 3.000 2.500 3.000 2.500 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 79

Stockente 60

50

40

30

BP

20

10

0 1961 1963 1965 1967 1969 1971 1973 1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 Jahr

Stockente Anas platyrhynchos – Brutbestand in den Jahren 1961-2011. Mallard Anas platyrhynchos – breeding population from 1961-2011.

Stockente 1000

900

800

700

600

500

Ind. 400

300

200

100

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Stockente Anas platyrhynchos – Durchschnittliche Dekadenmaxima von Februar bis November in den Jahren 1962-2011 (n=414.930). Mallard Anas platyrhynchos – average ten-day maxima between February and November from 1962-2011 (n=414.930). 80 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Spießente Anas acuta Northern Pintail

Ehemaliger Brutvogel, regelmäßiger Durchzügler, Sommer- und Wintergast

Die Spießente hat wahrscheinlich schon seit langer Zeit auf dem Langenwerder in geringer Zahl gebrütet. Wenn es trotzdem nur wenige Hinweise aus früherer Zeit gibt (1901, 1908, 1910 und 1918 jeweils ein bis wenige Paa- re, Zusammenfassung in: Brenning 1964), so dürfte das auf fehlende Gelegefunde zurückzuführen sein. Aus der zweiten Hälfte des 20. Jh. liegen Brutnachweise aus fol- genden Jahren vor: 1957 drei, 1958, 1960, 1968 und 1969 je ein und ein nicht ganz sicheres BP 1972. In den Zwischenjahren ist unentdeckt gebliebenes Brüten mög- lich. Ein 1966 gefangener fast flügger Jungvogel kann nur auf der Insel oder in der näheren Umgebung erbrü- tet worden sein. Nach 1972 fehlen Nachweise, sodass die Art nun als ausgestorbener Brutvogel gelten muss. Von zwei am 01.08.1984 in einer Limikolenreuse gefangenen eben flüggen Jungvögeln bleibt die Herkunft fraglich, da einer davon nach zwei Jahren in Finnland erlegt wurde. Der Heimzug findet hauptsächlich von März bis Mitte April statt und läuft Anfang Mai aus. Danach wurden Spießenten unregelmäßig in geringer Zahl beobachtet, bis dann Anfang August der Wegzug einsetzt, der von Mitte September bis Mitte Oktober seinen Höhepunkt erreicht. Im Zeitraum Ende August bis Mitte Oktober wurden mehrfach nach SW durchziehende Trupps re- gistriert, maximal z. B. 90 am 25.09.2002. In der Regel lagen die Tageswerte weit unter 100 Ind., doch wurden während der Zugzeiten gelegentlich auch mehr als 100 und sehr selten bis 240 Ind. erfasst. Eine absolute Höchstzahl von ca. 500 Ind. wurde am 28.09.1980 registriert. Die Dekadenwerte unterliegen starken jahrweisen Schwankungen. Im Laufe des No- Spießente Anas acuta – Wiederfundorte. Northern Pintail Anas acuta– recovery sites. vembers endet der Wegzug (Abb. S. 81), doch verblie- ben seit den 1990er Jahren zu- nehmend mehr Überwinterer auf der Insel. Diese halten sich hauptsächlich im Flachwasser über sandigem Grund an der südwestlichen Sandbank auf, wo im Januar bis zu 100 Spie- ßenten beobachtet werden können.

Beringungsergebnisse: Beringt wurden 21 Spießenten (Brutvö- gel und Durchzügler), von de- nen vier zurückgemeldet wur- den.

Spießente Anas acuta am Nest, Juni 1968. Foto: H. W. Nehls. Northern Pintail Anas acuta at the nest, June 1968. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 81

Spießente 50

45

40

35

30

25

Ind. 20

15

10

5

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Spießente Anas acuta – Durchschnittliche Dekadenmaxima von Februar bis November in den Jahren 1962-2011 (n=17.537). Northern Pintail Anas acuta – average ten-day maxima between February and November from 1962-2011 (n=17.537).

Bahamaente Anas bahamensis White-cheeked Pintail

Gefangenschaftsflüchtling

Ein bzw. zwei Ind. (identisch) wurden am 26.05. bzw. 08.06.2006 beobachtet (D. Jäkel bzw. G. Puhlmann. In: Müller 2010).

Knäkente Anas querquedula Garganey

Sporadischer Brutvogel und Durchzügler

Brutfeststellungen (Gelegefunde) liegen nur aus fünf Jah- ren vor: je ein BP 1965, 1967, 2002, 2003 und zwei BP 1968. Möglicherweise wurden die Nester nicht immer entdeckt, denn auch z. B. Ende der 1950er Jahre gab es Brutzeitbeobachtungen. Die Nester lagen im Grasland, als frühester Legebeginn wurde der 21. April ermittelt. Es ist die seltenste Gründelente, die in einigen Jahren über- haupt nicht beobachtet werden konnte. Von Mitte März bis Anfang Oktober wurde die Art in allen Monatsdeka- den festgestellt, allerdings stets nur wenige Vögel. Ledig- lich zweimal konnten zehn oder mehr registriert werden: zehn Mitte Juli 1964 und 14 Ende April 2004. Am häufigs- ten wurde die Art auf dem Frühjahrszug bis Anfang Juni beobachtet. Frühestes Datum war der 17.03.1996. Küken einer Knäkente Anas querquedula, Juni 1968. Foto: H. W. Nehls. Beringungsergebnisse: Eine Beringung, kein Wiederfund. Garganey Anas querquedula chick, June 1968. Photo: H. W. Nehls. 82 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Löffelente Anas clypeata Northern Shoveler

Unregelmäßiger Brutvogel, regelmäßiger Jahresgast und Durchzügler

Der erste Brutnachweis erfolgte 1964, aus der Zeit da- vor gibt es trotz Anwesenheit von Vögeln zur Brutzeit keine Hinweise auf Bruten. Nachdem von 1964 bis 1973 mit bis zu vier BP der Bestand seinen Höhepunkt erreicht hatte, kam es danach zu einer Abnahme. Nur in drei Jahren waren es noch zwei, in den meisten Jah- ren nur ein BP. Es muss allerdings davon ausgegangen werden, dass nicht in jedem Jahr die Gelege gefunden wurden. Als frühester Legebeginn wurde der 20. April regist- riert, aber oft begannen die Löffelenten auch erst in der ersten Maihälfte mit dem Legen. Der Heimzug setzt im März ein, kulminiert im April und läuft im Mai aus. Im Mai anwesende Vögel waren Brutvögel und auch Nichtbrüter. Die Spitze von Ende Mai bis Ende Juni/Anfang Juli lässt den Mauserzug erkennen. Die rastenden Trupps bestehen dann über- wiegend oder auch vollständig aus Erpeln. Ab August setzt verstärkter Wegzug ein, der im September und Anfang Oktober den Höhepunkt erreicht und im No- vember ausläuft. Nach SW ziehende Löffelententrupps wurden wiederholt von Anfang August bis Anfang Ok- tober beobachtet. Die Anzahlen der rastenden Enten waren in derselben Monatsdekade der einzelnen Jahre sehr unterschiedlich und variierten zwischen 50 Ind. und null. Vor allem während der letzten zehn Jahre wurden auch von Dezember bis Februar Überwinterer beobachtet, z. B. 18 am 23.12.2003, 16 am 01.01.2004 oder vier am 12.02.2000. Da Löffelenten hier keine optimalen artspezifischen Habitate vorfinden, blie- ben ihre Anzahlen meistens niedrig. Tageswerte von Löffelente Anas clypeata – Wiederfundorte (mit einem Fremdfund). Northern Shoveler Anas clypeata – recovery sites (includes one rin- 40 und mehr Ind. wurden lediglich in 15 Dekaden ging site of non-locally ringed bird). zwischen April und November (außer im Juli) regist- riert. Maximalwerte: ca. 65 am 19.09.1961 und 54 am 27.05.2006.

Beringungsergebnisse: Bis 2011 wurden sieben Löf- Löffelente Anas clypeata am Nest, Juni 1964. Foto: H. W. Nehls. felenten beringt, von denen zwei Wiederfunde vorlie- Northern Shoveler Anas clypeata at the nest, June 1964. Photo: H. gen, hinzu kommt ein Fremdfund. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 83

Löffelente 13

12

11

10

9

8

7

6

Ind. 5

4

3

2

1

0 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Löffelente Anas clypeata – Durchschnittliche Dekadenmaxima von März bis November in den Jahren 1962-2011 (n=6.714). Northern Shoveler Anas clypeata – average ten-day maxima between March and November from 1962-2011 (n=6.714).

Kolbenente Netta rufina Red-crested Pochard

Unregelmäßiger Durchzügler

Kolbenenten wurden bisher nur in elf Jahren festgestellt, • 27.03.1983: zwei Männchen, ein Weibchen (H. W. Nehls). dabei handelte es sich um ein bis maximal fünf Ind.: • 16.06.1986: ein Ind. (U. Büttner. In: Brenning 1990). • 10.07.1964: ein Weibchen (H. W. Nehls. In: Nehls 1966; • 14.-15.06.1987: ein Männchen (U. Büttner. In: Brenning Brenning 1990). 1990). • 10.05.-15.06.1970: ein Männchen und ein Weibchen, • 25.06.1992: ein Männchen (U. Büttner). zeitweise ein zweites Weibchen, einmal Tretakt (H. W. • 14.05.1995: zwei Männchen (U. Büttner). Nehls, G. Wagner u. a. In: Müller 1972). • 15.03.2004: drei Ind. (A. Köhler). • 12.08.1978: ein Männchen (D. Schmeckebier. In: Bren- • 13.-16.03.2010: drei Männchen, zwei Weibchen (13.- ning 1990). 14.03., und 16.03. nur je ein Männchen und Weibchen) • 27.10.1982: zwei Männchen (H. W. Nehls u. a. In: Bren- (G. Drude). ning 1990).

Moorente Aythya nyroca Ferruginous Duck

Ausnahmeerscheinung

Nur eine Beobachtung: zwei (Männchen,Weibchen) Ind. am 12.08.1978 (D. Schmeckebier. In: Müller 1980). 84 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Tafelente Aythya ferina Common Pochard

Regelmäßiger Durchzügler und Wintergast, unregelmäßiger Sommergast

Die Tagesruheplätze der Tafelenten befinden sich in der 19 Vögel. Erst während des Wegzuges häuften sich die inneren Wismar-Bucht, am Langenwerder erscheinen sie Daten ab Anfang September und gelegentlich wurden im deshalb nur sehr unregelmäßig und dann fast stets in we- September und Oktober kleine nach SW ziehende Trupps nigen Ind. oder kleinen Trupps. Auch auf dem Heimzug beobachtet. In einzelnen Jahren erschienen im September von Februar bis April wurden nur hin und wieder und kurzzeitig große Schwärme von bis zu 3.000 Ind., so 1972, längst nicht in allen Jahren kleine Trupps von maximal 1975, 1980 und 1981, wahrscheinlich hat es sich dann um 50 Ind. beobachtet. Im Sommer von Mai bis Ende August Ausweichflüge von den traditionellen Ruheplätzen gehan- sind Tafelenten am Langenwerder geradezu selten, Beob- delt. Im November und auch im Winter von Dezember achtungen aus diesem Zeitraum betreffen nur die Hälfte bis Januar sind nur in manchen Jahren kleine Trupps zu aller Jahre. Dabei handelte es sich meistens um einzelne, sehen. Die Tafelenten halten sich fast ausschließlich auf selten bis maximal zehn und nur einmal Ende August um dem Breitling vor dem Ostufer auf.

Reiherente Aythya fuligula Tufted Duck

Regelmäßiger Durchzügler, Winter- und Sommergast

Wismar-Bucht und Salzhaff zählen zu den bedeutenden das Gebiet. Von Ende Mai bis Ende September wurden Rast- und Überwinterungsgebieten für Reiherenten. Die mehr oder weniger regelmäßig Übersommerer beobachtet. großen Tagesruheplätze liegen in den geschützten Ge- Bei den Tageswerten handelte es sich meistens um wenige wässerteilen der Bucht, im weiteren Umfeld des Langen- Vögel und nur in einigen Fällen um mehr als zehn. Eine werders z. B. im Breitling und Salzhaff. Insofern sind die geringe Zunahme im Juli und einzelne Beobachtungen ab stark schwankenden Daten der nahe der Insel registrierten Mitte Juli und im August nach SW ziehender Reiherenten Vögel wenig aussagekräftig, da es sich nur um sporadisch deuten auf Mauserzug. Ab September beginnen sich die hier erscheinende kleine oder auch große „Teilschwärme“ Winterbestände aufzufüllen. Eine am 28.08.1984 tot ge- von maximal einigen Tausend handelt. So wurden z. B. fundene Reiherente (wohl Fischereiopfer) befand sich in am 10.02.1981 im Breitling 22.000 oder am 15.02.2003 der Schwingenvollmauser. zwischen Kieler Ort – Boiensdorfer Werder – Langenwer- der 14.000 geschätzt. Hier sammeln sich bei weitgehender Beringungsergebnisse: Ein fremder Ringfund: DKC 442 Vereisung der Bucht große Scharen. 071, beringt ad. Männchen 11.02.1963 Vordingborg Während des Heimzuges verlassen die Reiherenten ab März (55.01 N, 12.11 E), Seeland, Dänemark, tot im Fischnetz, bis Anfang Mai (z. B. 02.05.1986 noch mind. 2.000 Ind.) 08.03.1965 am Langenwerder (120 km SSW).

Bergente Aythya marila Greater Scaup

Regelmäßiger Durchzügler, Winter- und Sommergast

Prinzipiell gelten die eingangs für die Reiherente geschil- inneren Bucht und des Salzhaffs. Bei vorüberfliegenden derten Verhältnisse auch für diese Art. Mit jahrweise stär- Großschwärmen handelt es sich um den Tagesruheplatz ker schwankenden Zahlen gehören Wismar-Bucht und wechselnde Vögel. Der Heimzug erfolgt ab März, zieht Salzhaff zu den bedeutendsten Überwinterungsgebieten sich jedoch etwas länger als bei der Reiherente bis Mitte der Art an den Küsten unseres Landes. In manchen Win- Mai hin (z. B. am 13.05.1970 noch 1.200 Ind.). tern wurden hier mehr als 40.000 Ind. erfasst. Im näheren In den meisten Jahren wurden vereinzelt auch in den Umfeld des Langenwerders liegen ihre Tagesruheplätze Sommermonaten Bergenten beobachtet. In der Regel wie bei der vorigen Art, mit der sie oft vergesellschaftet ist, handelte es sich um wenige Vögel, nur sehr selten um im Breitling und Salzhaff. Allein im Breitling östlich Poel zehn bis maximal 14 (Abb. S. 85). Der kleine Gipfel Mitte wurden beispielsweise zur Jahreswende 1988/89 34.000 Juli könnte auf Mauserzug zurückzuführen sein. Von den Bergenten registriert. Kleinere Schwärme von einigen sich bereits ab Ende August (wenigstens z.T. mausernden) Tausend Vögeln erscheinen sporadisch auch östlich und in der Wismar-Bucht einfindenden Bergentenschwärmen nördlich des Langenwerders und große Ansammlungen wurde bei Langenwerder nichts bemerkt. Folgende ma- von mehr als 10.000 Ind. im Bereich Kieler Ort – Boi- ximale Tageswerte/Dekade wurden von Ende Mai bis An- ensdorfer Werder – Langenwerder bei Vereisungen der fang September (1962-2011) registriert:

Monat Mai Juni Juli Aug. Sept. Dekade 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 max. Tageswert 6 10 6 11 5 10 3 2 2 4 14 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 85

Ab September, hauptsächlich im Oktober findet der eigentli- Ab Mitte September und im Oktober konnten wiederholt che Wegzug statt und die Winterbestände werden aufgefüllt. über See nach SW ziehende Schwärme beobachtet werden.

Bergente 0,8

0,7

0,6

0,5

0,4

Ind. 0,3

0,2

0,1

0 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 Mai Juni Juli Aug. Sept. Monat / Dekade

Bergente Aythya marila – Durchschnittliche Dekadenmaxima von Ende Mai bis Anfang September in den Jahren 1962-2011 (n=200). Greater Scaup Aythya marila – average ten-day maxima between late May and early September from 1962-2011 (n=200).

Eiderente Somateria mollissima Common Eider

Unregelmäßiger Brutvogel, regelmäßiger Durchzügler und Jahresgast

Die Eiderente hat ihr Brutgebiet inzwischen an die Küsten Küste mit bis zu mehr als 35.000 Ind. zwischen der Lübecker unseres Landes ausgedehnt. Die erste Brut – gleichzeitig die Bucht und dem Buk westlich Kühlungsborn in den 1990er erste in M-V – erfolgte 1985 (Zöllick 1986) auf Langenwerder. Jahren (Nehls 1997). Die Enten halten sich zwar vorwiegend Seitdem brütete jeweils ein Paar in den Jahren 1987, 1988, im Seegebiet Lieps – Hannibal – Jäckelberg und auf dem Re- 1993, 2000, 2001, 2002, 2006 und 2010. Da sich in diesem rik-Riff auf, aber zeitweise (meistens kurzzeitig) liegen auch Zeitraum auch während anderer Jahre zur Brutzeit ständig große Schwärme nordwestlich bis nördlich auf Flachwasser- ein Paar an der Insel aufhielt, muss angenommen werden, gebieten vor Langenwerder. Durch den häufigen Ortswechsel dass das Gelege vor dem Inselwart von den Sturmmöwen sind die Zahlen wenig aussagekräftig, zumal bei rauer See das entdeckt worden ist (Abb. 99). In den ersten Jahren wurden Erfassen weiter entfernter Vögel nicht möglich ist. Dadurch die Gelege verlassen oder ausgeraubt, zu einer erfolgreichen erklären sich die Frühjahrs- und Herbstschwankungen im Brut kam es erstmals im Jahr 2000. Die Enten führten die Diagramm (Abb. S. 86). Der Jahresrhythmus zeichnet sich Jungen auch in späteren Jahren stets vor der Nordwestküste. trotzdem deutlich ab. Folgende Tageshöchstwerte in den Die äußere Wismar-Bucht, insbesondere deren westliche einzelnen Monaten von 1962 bis 2011 wurden registriert Hälfte, ist das mit Abstand bedeutendste Überwinterungsge- (Ende November bis Februar unzureichende Datenlage) (s. biet von Eiderenten an der mecklenburg-vorpommerschen Zahlenleiste).

Monat Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. max. Tageswert 4.000 2.000 11.000 7.000 5.000 360 1.500 >5.000 1.500 5.000 4.000 2.500

dem Norden der Insel rastenden Großschwärme erreichten Wegen der im Umfeld der Insel aus anderen Gründen (Mies- seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr die Größenordnun- muscheldichte?) stark variierenden Bestände ist ein Trend gen der Vorjahre, möglicherweise eine Auswirkung der allge- schwer einschätzbar. So unterlagen die Dekadenwerte inner- meinen Abnahme im nördlichen Ostseeraum in den 1990er halb eines Monats enormen Schwankungen. Sicher ist aller- Jahren (Delany et al. 2006) (Abb. S. 87). Die Winterbestände dings, dass die an unserer Küste rastenden Eiderenten seit den ziehen im Laufe des April bis Mitte Mai in die Brutgebiete ab. 1960er Jahren stark zugenommen haben. Die im Herbst vor Danach verbleibt ein geringer Bestand von Nichtbrütern, der 86 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

im Juli und August durch den Mauserzug wieder etwas aufge- füllt wird. Kleine Trupps, die fast oder ausschließlich aus Er- peln in der Schwingenvollmauser bestehen, werden regelmä- ßig Mitte Juli bis August an der Westküste des Langenwerders beobachtet. Meistens handelte es sich um 25-50, selten mehr Vögel, die dann auf dem nordwestlichen Geröllstrand ihre Ruheplätze haben. Danach setzt im September der eigentliche Wegzug ein, in dessen Verlauf der Winterbestand bis Ende Ok- tober im Wesentlichen aufgefüllt wird. Am 31.07.1968 wurde ein Albino oder leuzistisches Ind. beobachtet, U. Brenning, H. W. Nehls, J. Stübs.

Beringungsergebnisse: Insgesamt belegen fünf Fremdfunde (tot in Fischereinetzen oder verölt) die Herkunft der Überwin- terer aus dem Ostseeraum.

Stockente Anas platyrhynchos und Eiderente Somateria mollissima – Wiederfundorte (nur Stockente) und Beringungsorte fremder Ring- Gelege der Eiderente Somateria mollissima, Mai 1987. Foto: H. W. vögel (Eiderente). Nehls. Mallard Anas platyrhynchos and Common Eider Somateria mollissi- Common Eider Somateria mollissima clutch, May 1987. Photo: H. ma – recovery sites (Mallard only) and ringing sites of non-locally W. Nehls. ringed birds (Common Eider).

Eiderente 1700

1600

1500

1400

1300

1200

1100

1000

900

800

Ind. 700

600

500

400

300

200

100

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Eiderente Somateria mollissima – Durchschnittliche Dekadenmaxima von März bis November in den Jahren 1962-2011 (n=124.605). Common Eider Somateria mollissima – average ten-day maxima between March and November from 1962-2011 (n=124.605). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 87

Eiderente 2500

2250

2000

1750

1500

1250 1962-75

1976-93 Ind. 1000 1994-11

750

500

250

0 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat

Eiderente Somateria mollissima – Durchschnittliche Monatsmaxima in den drei Perioden 1962-1975 (ohne Oktober bis März, April ab 1970) (n=9.943), 1976-1993 (n=170.309) und 1994-2011 (n=60.146). Common Eider Somateria mollissima – average monthly maxima in the three periods 1962-1975 (except October to March, April since 1970) (n=9.943), 1976-1993 (n=170.309) and 1994-2011 (n=60.146).

Eisente Clangula hyemalis Long-tailed Duck

Regelmäßiger Durchzügler und Wintergast, unregelmäßi- ger Sommergast

Die äußere Wismar-Bucht ist im Westteil der Küste unseres ein Ind. am 22.07.1986 und vom 07.-09.07.2011) vor, im Landes das wichtigste Überwinterungsgebiet für Eisenten August gab es keine Nachweise. mit Beständen von etwa 4.000-12.000 (selten mehr) Vögeln Der ab Oktober erfolgende Wegzug macht sich bei Langen- (Nehls 1997; Bellebaum et al. 2006). Damit werden die Be- werder kaum bemerkbar. Im September wurde eine Eisente standszahlen in den großen Überwinterungsgebieten vor bereits am 14.09.2007, danach die ersten ab der zweiten der vorpommerschen Küste bei Weitem nicht erreicht. In Oktoberdekade registriert (vier Oktoberdaten, frühestens der äußeren Wismar-Bucht halten sich die meisten Eisen- ein Ind. am 12.10.1979). Von November bis Januar er- ten nördlich vom Offentief, vor dem Hannibal und Kieler scheinen Eisenten in geringer Zahl vor der Insel, erst ab Ort/Wustrow auf. Auf der Ostsee vor dem Langenwerder Februar (beginnender Heimzug) werden sie etwas häufi- erscheinen stets nur kleine Trupps oder Einzelvögel, selten ger. In den einzelnen Monaten wurden folgende Tages- wurden mehr als zehn beobachtet. Am häufigsten sind die höchstzahlen ermittelt (die hohen Zahlen im April und Eisenten hier während des Heimzuges von März bis in die Mai resultieren aus zwei Beobachtungen am 20.04.1970 erste Maihälfte. Danach verschwinden sie rasch, aus dem bzw. 01.-02.05.1965) (s. Zahlenleiste). Juni liegen nur noch drei und aus dem Juli zwei Daten (je

Monat Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. max. Tageswert 20 30 50 2.000 450 6 1 - 1 2 20 30 88 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Trauerente Melanitta nigra Common Scoter

Regelmäßiger Durchzügler und Wintergast, unregelmäßi- ger Sommergast

Ähnlich wie bei der Eisente liegen die Hauptaufenthalts- nen aber auch größere Schwärme mit einer Kopfzahl von plätze weiter draußen in der äußeren Wismar-Bucht, da- 50 und mehr, sehr selten sogar über 100. Der im Februar bei unterliegen die auf mindestens 500 bis maximal etwa einsetzende Heimzug macht sich am deutlichsten im April 15.000 Vögel geschätzten Bestände jahrweise und saiso- bemerkbar und hält bis in den Mai an. Aus dem Juni liegen nal größeren Schwankungen (Nehls 1997; Bellebaum et lediglich zwei Daten vor (zwei Ind. am 17.06.1979 und ein al. 2006). Der ab Juli stattfindende Mauserzug alter Erpel Männchen am 08.06.2008). Bedingt durch den Mauserzug berührt die äußere Wismar-Bucht nur schwach. Ende Juli häufen sich die Beobachtungen wieder ab Juli und im Au- und Anfang August gegen Abend (z. B. 1987) sehr weit gust. Später erscheinen auf dem Wegzug dann auch die draußen kaum noch erkennbare nach Westen fliegende En- Weibchen und Jungvögel (z. B. am 24.10.1990 ein Trupp tenschwärme konnten dieser Art nicht sicher zugeordnet mit 42 Ind.). Aus den Monaten November bis Januar gibt werden. Ebenso wie Eisenten halten sich auch Trauerenten es nur wenige Daten. In den einzelnen Monaten wurden ziemlich unregelmäßig vor der Westküste des Langenwer- folgende maximale Tageswerte ermittelt (s. Zahlenleiste). ders auf. Meistens sind es einzelne oder kleine aus maximal Bemerkenswert ist der Aufenthalt eines Paares mit Balz vom zehn Vögeln bestehende Trupps. Hin und wieder erschei- 01.04. bis 09.05.2007 auf dem Teich im Süden der Insel.

Monat Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. max. Tageswert 200 940 170 250 450 2 10 50 20 42 15 10

Samtente Melanitta fusca Velvet Scoter

Unregelmäßiger Durchzügler und Wintergast

Die Wismar-Bucht hat als Rast- und Überwinterungsgebiet vor der Westküste des Langenwerders. Seit 1962 wurden für Samtenten nur geringe Bedeutung. Ein traditioneller in 24 Jahren überhaupt keine beobachtet. Am häufigsten Rastplatz befindet sich in der westlichen äußeren Wismar- wurde die Art in den Monaten Mai und Oktober registriert, Bucht im Raum um die Lieps und bis zum Hannibal. Die Ge- im August bisher noch nicht. Im Zeitraum 1962-2011 wur- samtzahlen blieben allerdings stets im dreistelligen Bereich, den folgende höchste Tageswerte pro Monat ermittelt (von Nehls (1997). Recht unregelmäßig erscheinen Samtenten Ende November bis Februar unzureichende Datenlage) (s. in sehr geringer Zahl von meistens weniger als zehn Ind. Zahlenleiste).

Monat Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. max. Tageswert 1 70 12 8 36 41 6 0 20 26 15 3

Schellente Bucephala clangula Common Goldeneye

Regelmäßiger Winter- und unregelmäßiger Sommergast

Wismar-Bucht und Salzhaff sind bedeutende Überwinte- zentrationen kommen. Der Heimzug erfolgt je nach Wit- rungsgewässer für mehrere Tausend Schellenten. Solange terung im Laufe des März und ist in der ersten Aprilhälfte diese Seegebiete eisfrei bleiben, liegen ihre Hauptaufent- im Wesentlichen abgeschlossen, Ende des Monats ziehen haltsplätze in der inneren Wismar-Bucht und im Salzhaff, die letzten ab. Von Mai bis in den September erscheinen die Zahlen am Langenwerder bleiben dann relativ niedrig. unregelmäßig wenige Schellenten im Inselbereich, bis sich Nach zunehmender Vereisung stellt die Region südliches dann ab Ende September und im Oktober der eigentliche Salzhaff - Kieler Ort - Langenwerder nördlich und östlich Wegzug bemerkbar macht. Folgende Tageshöchstzahlen der Insel ein wichtiges Ausweichgebiet dar und es kann wurden in den einzelnen Monatsdekaden seit 1962 ermit- hier im Zeitraum Ende Dezember bis März zu großen Kon- telt (s. Zahlenleiste). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 89

Monat Jan. Febr. März Apr. Dekade 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 max. Tageswert 3.500 600 3.200 420 960 2.000 1.800 2.800 9.000 1.400 300 100 Monat Mai Juni Juli Aug. Dekade 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 max. Tageswert 12 0 1 3 5 6 16 8 6 8 12 11 Monat Sept. Okt. Nov. Dez. Dekade 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 max. Tageswert 7 14 12 20 30 204 300 200 120 800 800 800

Zwergsäger Mergellus albellus Smew

Unregelmäßiger Wintergast

Im Salzhaff und in der inneren Wismar-Bucht, wo sie ge- genwerder wurde die Art während winterlicher Kontrollen schützte Bereiche mit Schilfufern bevorzugen, sind die seit 1962 nur in 13 Jahren beobachtet. Insgesamt liegen Winterbestände der Zwergsäger wesentlich geringer als 21 Daten vor, die sich mit einer Ausnahme (ein Ind. am in den östlichen Boddengewässern unserer Küste. In der 18.10.1978) auf die Monate Januar bis März verteilen. weiteren Umgebung des Langenwerders gibt es regelmä- Meistens handelte es sich um kleine Trupps mit höchstens ßige Vorkommen im Salzhaff und Breitling, an der Insel 30 Ind., maximal wurden folgende Werte registriert: Min- selbst aber nur während Eisperioden. Auf den noch eis- destens 200 am 29.01.2004 (bis zum Boiensdorfer Werder), freien Flächen im südlichen Salzhaff und am Boiensdorfer 92 am 10.01.2006 und 52 am 09.02.1991. Späteste Daten Werder wurden z. B. 210 Ind. am 08.02.1998 und 370 am waren der 21.03.1987 und 2006 (drei bzw. zwei Ind.). 09.02.2003 gezählt. Auf den Gewässern nahe dem Lan-

Gänsesäger Mergus merganser Common Merganser

Ehemaliger Brutvogel, regelmäßiger Winter- und Sommergast

Vom Langenwerder wurde je eine Brut in einer Kiste bzw. Beobachtungen auch etwas größerer Ansammlungen. Die einem Holzstapel 1944 und 1948 bekannt (Brenning 1964). Zunahme im September leitet den Wegzug im Oktober ein. Der Gänsesäger brütet im Raum Wismar-Bucht - Salzhaff, Der Gänsesäger ist in der inneren Wismar-Bucht und im wodurch sich das gelegentliche Erscheinen einzelner Vö- Salzhaff regelmäßiger und nicht seltener Wintergast und gel oder auch kleiner Trupps am Langenwerder in den erscheint dann auch auf den Gewässern nördlich und öst- Monaten April bis August erklären lässt. Die wenigsten Da- lich vom Langenwerder. Die Zahlen bleiben hier meistens ten liegen aus dem Juni vor. In den Monaten April bis Juli jedoch gering und im zweistelligen Bereich. Nur selten – wurden Trupps mit maximal fünf bis 20 Sägern gesehen, während Eisperioden – werden mehr als 100, maximal 300 Ende Juli und im August gelegentlich auch Jungvogelfami- Ind. am 10.01.1963, registriert. lien. Ab August und besonders September mehren sich die

Mittelsäger Mergus serrator Red-breasted Merganser

Regelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Wintergast

Der Mittelsäger ist seit langer Zeit Brutvogel der Wismar- dem Maße erfolgte Nestersuchen erfassbar, mehrmalige Bucht. Auch auf Langenwerder dürfte er bereits früher ver- Nachgelege erschweren die Zählungen zusätzlich (Abb. einzelt gebrütet haben, obwohl erst aus dem Jahr 1910 S. 90). Trotz dieser Unzulänglichkeiten ist der Trend je- eine Brut dokumentiert ist. In den Folgejahren fehlte es doch unverkennbar: Die Bestandszunahme seit Mitte des mit wenigen Ausnahmen an Brutnachweisen und erst 20. Jh. erreichte ihren Höhepunkt Ende der 1960er und seit den 1940er Jahren zeichnete sich eine Zunahme ab. in den 1970er Jahren mit bis zu 60 BP. Danach war die Die zur Verfügung stehenden Angaben können die realen Entwicklung stark rückläufig und pendelte sich schließ- Bestände aus verschiedenen Gründen jedoch nicht aus- lich auf einem Niveau von nur etwa zehn Brutpaaren ein. reichend exakt widerspiegeln: Fehlende Daten bedeuten Die Gründe für die Abnahme sind nicht klar erkennbar. keine Abwesenheit, genaue Brutbestände sind nur durch Denkbar sind erhöhte Altvogelverluste brütender Weib- sehr intensive und in vielen Jahren nicht in ausreichen- chen (vor Füchsen können die schwerfällig auffliegenden 90 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Vögel nicht schnell genug flüchten) oder auch erhöhte - wenn die Prädationsgefahr durch Möwen verringert ist Verluste in Fischereigeräten und Abwanderungen. Die ho- - noch im August gefunden, sodass diese Jungen erst im hen Brutpaarzahlen in der genannten Periode sind durch September oder später flügge werden. Mehrfach konnten intensive Nestersuche und möglichst vollständigen Fang Weibchen mit „Kindergärten“ beobachtet werden, die bis der brütenden Weibchen abgesichert. 1968 konnten z. B. zu 50 Junge führten. 54 Weibchen auf dem Nest gefangen werden. Für die Zu- Ab Mitte Juli und im August halten sich an der Westküste nahme der Brutpaare erwies sich die Schaffung von Brut- Mausertrupps auf, die jahrweise unterschiedlich aus 18-54 möglichkeiten sicher als ein nicht unwesentlicher Faktor: in der Schwingenmauser befindlichen Sägern (Männchen Anpflanzung von Büschen, Ausbringen von Schilfhocken, und vorj. Vögel?) bestehen. Weidengeflechtkörben und Kunsthöhlen. Nistkisten wur- Während des Wegzuges (der wahrscheinlich selten auch den mit gutem Erfolg bereits vor 1945 von Wachs (1949) durch das Binnenland führen kann) verteilen sich die hie- eingesetzt. sigen Brutvögel (Weibchen) über ein großräumiges Über- Insgesamt wurden seit 1958 über 300 Sägerweibchen be- winterungsgebiet, das von der westlichen Ostsee über die ringt (davon 43 mit Helgoland-Ringen). In vielen Fällen nordwesteuropäischen Küsten bis zur Adria reicht. Die mussten die Säger wegen starker Abnutzung der Ringe weiteste Entfernung beträgt 1.992 km in NW-Spanien mehrfach umberingt werden. Auch eine größere Anzahl (DEW 3 014 236). mit Flügelmarken gekennzeichneter Sägerküken erwies Ab September erscheinen zunehmend Gäste aus dem sich als Misserfolg, da die Marken infolge Korrosion nach Nordosten (Nehls und Ardamatskaya 1989; Heinicke und kurzer Zeit abfielen. Nur in zwei Fällen konnte trotzdem Köppen 2007). Ein bevorzugtes Aufenthaltsgebiet der Win- durch Markenreste an brütenden Weibchen eine Geburts- tergäste ist das Strömungsgebiet des Salzhaffs nördlich ortstreue nachgewiesen werden. Ein weiterer als njg. mar- vom Langenwerder - Kieler Ort - Boiensdorfer Werder (An- kierter Säger wurde ebenfalls später am Langenwerder sammlungen von Kleinfischen?). Maximal wurden hier im Fischnetz gefangen. Zahlreiche Wiederfänge, die hier am 29.10.1983 ca. 1.000 Mittelsäger registriert. nicht im Einzelnen ausgewertet werden können, belegen Der Heimzug der Wintergäste ist Anfang Mai beendet. Grö- eine hohe Brutortstreue über viele Jahre, maximal z. B. ßere Zahlen auch in den Sommermonaten lassen übersom- über mindestens 15 (Nehls 1980) und 13 Jahre. mernde Nichtbrüter vermuten. Die während der einzelnen Die Nester werden bevorzugt an verdeckten Stellen (Nist- Monate von 1962-2011 ermittelten Zahlenwerte unterlie- hilfen, Büsche, Holzstapel, Kisten, Schuppen) angelegt, gen sehr großen Schwankungen. Die Mittelwerte wurden aber auch in dichter Vegetation. Ein beliebter Brutplatz aus den maximalen Dekadenwerten der einzelnen Monate sind die von Poeler Fischern seit alten Zeiten auf der Süd- errechnet (für die Monate Dezember bis Februar sind wegen ostecke der Insel benutzten Lager von Reusenpfählen und zu geringer Datenlage keine Aussagen möglich). Zu berück- Fischkisten. Der Legebeginn fällt in die zweite Maidekade, sichtigen sind auch wetterbedingte Ungenauigkeiten der selten ans Ende der ersten Dekade. Nachgelege werden häufig weiter entfernt auf See liegenden Säger (S. 91 unten).

Mittelsäger 60

55

50

45

40

35

30

BP 25

20

15

10

5

0 1910 1913 1916 1919 1922 1925 1928 1931 1934 1937 1940 1943 1946 1949 1952 1955 1958 1961 1964 1967 1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009

Jahr

Mittelsäger Mergus serrator – Brutbestand in den Jahren 1910-2011 (vor 1957 nur wenige Daten verfügbar). Red-breasted Merganser Mergus serrator – breeding population from 1910-2011 (limited data available before 1957). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 91

Mittelsäger Mergus serrator – Wiederfundorte (außer Funde in der Mittelsägerküken Mergus serrator, August 1958. Foto: H. W. Nehls. Wismar-Bucht). Red-breasted Merganser Mergus serrator chicks, August 1958. Pho- Red-breasted Merganser Mergus serrator – recovery sites (except to: H. W. Nehls. recoveries from Wismar Bay).

Mittelsäger 1000

900

800

700

600

500

Max.

Ind. 400 Durchschn.

300

200

100

0 Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Monat

Mittelsäger Mergus serrator – Monatliche Maxima und durchschnittliche Tageswerte in den Jahren 1962-2011 (Januar und Dezember geringe Datenlage) (n=99.819). Red-breasted Merganser Mergus serrator – monthly maxima and average daily values from 1962-2011 (limited data from January and December) (n=99.819). 92 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Mittelsäger Mergus serrator am Weststrand, April 2007. Foto: H. Zimmermann. Red-breasted Merganser Mergus serrator on the west beach, April 2007. Photo: H. Zimmermann.

Wenn die Tür offen bleibt, brüten Mittelsäger Mergus serrator auch im Schuppen, Juli 1984. Foto: H. W. Nehls. When the door is left open, Red-breasted Mergansers Mergus serrator will nest in the shed, July 1984. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 93

Wachtel Coturnix coturnix Common Quail

Durchzügler

Ist vor allem während des nächtlichen Zuges durch die in die erste Junidekade; im Spätsommer/Herbst in die Zeit typischen Rufe bemerkt worden. In den letzten 50 Jahren von Mitte Juli bis zur zweiten Septemberdekade. Ein Ind. war das in sieben Jahren elfmal der Fall, davon alleine acht wurde am 28.09.1995 gefangen. H. Zimmermann gelan- aus der Zeit nach der Jahrtausendwende. Nachweise im gen im September 2002 und 2003 auch Sichtnachweise. Frühjahr fallen in die erste und zweite Maidekade sowie

Jagdfasan Phasianus colchicus Common Pheasant

Seltener Gast

Es gibt zwei Feststellungen: • 01. und 02.04.1999 ein Männchen, U. und D. Brenning, Videoaufnahmen. • 11.04.2006 ein Ind., A. und D. Köhler.

Rebhuhn Perdix perdix Grey Partridge

Seltener Gast

Zwei Nachweise: • 17.06.1988 ein Ind. • 22.07.-14.08.1999 ein Ind., das auch gefangen wurde.

Kubaflamingo Phoenicopterus ruber American Flamingo

Gefangenschaftsflüchtling

• Zwei Ind. am 21.09.1978 (M. Grothmann u.a. In: Müller 1980).

Rosaflamingo Phoenicopterus roseus Greater Flamingo

Gefangenschaftsflüchtling

Drei Nachweise: • 07.09.1988 ein Ind. (Jenaer Studenten. In: Müller 1990). • 21.10.1989 zwei ad. (J. Mundt und D. Krummholz. In: Müller 1991). • 29.-31.07.1997 vier ad., davon ein Ind. mit Alu-Ring über Intertarsalgelenk (H.W. Nehls und D. Schmecke- bier. In: Müller 1999).

Chileflamingos Phoenicopterus chilensis, August 1972. Foto: H. W. Nehls. Chilean Flamingos Phoenicopterus chilensis, August 1972. Photo: H. W. Nehls. 94 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Chileflamingo Phoenicopterus chilensis Chilean Flamingo

Gefangenschaftsflüchtling

Vier Nachweise: • 30.08.1972 vier ad. Ind. im Süden (H. W. Nehls und W. • 15.04.-09.05.1977 zwei Ind. (D. Köhler u.a. In: Müller Rieck. In: Müller 1974). (Abb. S. 93). 1979). • 30.06.1975 ein Ind. auf der Sandbank (D. Jäkel und K. • 29.-31.07.1997 ein ad. nahe Langenwerder (H. W. Nehls Lambert. In: Müller 1977). und D. Schmeckebier. In: Müller 1999).

Zwergflamingo Phoenicopterus minor Lesser Flamingo

Gefangenschaftsflüchtling

Einzige Feststellung: 17.05.2010 ein ad. Ind. im Süden, D. Jäkel, D. Schulze.

Flamingo Phoenicopterus sp. Flamingo

Gefangenschaftsflüchtling

Sieben Nachweise: • Vor 1945 ein Ind., ev. Rosaflamingo (Wachs 1949). mermann. In: Müller 1977). • 12.08.1958 ein Ind. (roseus?) (Hauff 1959.) • 21.09.1978 zwei Ind. (H.-H. Zöllick u.a. In: Müller 1980). • 14.06.1975 acht Ind. auf Sandbank im Westen (F. Gos- • 11.07.1991 ein Ind. (U. Brenning. In: Müller 1994). selck: In: Müller 1977). • 25.07.2004 zwei Ind. überfliegend (U. Brenning und G. • 14.08. und 26.08.1975 je ein Ind. (U. Brenning, H. Zim- Vogt).

Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis Little Grebe

Durchzügler

Dürfte das Gebiet alljährlich berühren, obwohl längst nicht aus allen Jahren Nachweise vorliegen (37 % seit 1962). Am ehesten ist mit ziehenden Zwergtauchern im September und Oktober zu rechnen, die sich dann nicht selten in den im südlichen Lagunenbereich aufgestellten Limiko- lennetzen fangen. Vereinzelte Nachweise gibt es aus allen Monaten des Jahres, meistens handelte es sich um ein, zwei oder drei Ind., nur einmal wurden am 14.10.2007 sieben gezählt, M. Vieth.

Beringungsergebnisse: Beringt wurden bislang 26 Zwerg- taucher, davon alleine fünf 1988, der letzte Fang erfolgte Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis fangen sich gelegentlich in 2007. Es gibt keine Rückmeldungen. Japannetzen, Oktober 2007. Foto: J. Mundt. Occasionally, Little Grebes Tachybaptus ruficollis get caught in mist nets, October 2007. Photo: J. Mundt.

Haubentaucher Podiceps cristatus Great Crested Grebe

Regelmäßiger Durchzügler und Jahresgast

Diese Art kann im Bereich des Langenwerders in allen Mo- gerem Maße die Gewässer an der Ostseite. Die Ermittlung naten beobachtet werden, wobei die Anzahl sowohl im der tatsächlichen Rastbestände erfordert ruhiges Wetter Jahresverlauf als auch in größeren zeitlichen Abständen und gute Sichtverhältnisse. Da das Datenmaterial aus den erheblich schwanken kann. Aufenthaltsorte sind fast aus- Monaten Dezember, Januar und Februar relativ gering schließlich die freie See vor dem Westufer und in gerin- ist, konzentriert sich die Analyse auf die verbleibenden U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 95

neun Monate. Bezogen auf das Vorkommen der letzten ein kräftiger Anstieg der Rastzahlen besonders von Ende 50 Jahre nehmen die Rastbestände im Laufe des Jahres zu, September bis Anfang November zu verzeichnen (mitt- wobei ein erstes Maximum im Juli/August und das abso- leres Dekadenmaximum fast 160 Ind., maximal 370 am lute Maximum im September/Oktober zu verzeichnen ist. 01.10.2006, B. Heinze u.a. In manchen Jahren, z. B. 1995- Anfang der 1980er Jahre übersommerten Hunderte von 1999 waren außer leicht erhöhten Zahlen Ende Septem- Haubentauchern vor der Westküste, am 10.07.1983 waren ber/Anfang Oktober fast ganzjährig nur niedrige Bestände es nach H. Zimmermann 788 Ind., die durchschnittlichen vorhanden. Maximalzahlen im Dezember 130, Januar 39 Dekadenmaxima lagen in diesen Jahren bei 200-250 Hau- und Februar 32. Es sind offenbar überwiegend Nichtbrüter, bentauchern. So hohe Zahlen sind weder vor- noch nach- die im Sommerhalbjahr vor der Insel verweilen, deshalb her wieder erreicht worden, meistens waren die mittleren sind Jungvögel immer in der Minderzahl. Dekadenmaxima kleiner als 50. Seit Beginn des 21. Jh. ist

Haubentaucher 180

160

140

120

100

1972 - 1981 Ind. 80 1982 - 1991

2002 - 2011 60 1962 - 2011

40

20

0 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Haubentaucher Podiceps cristatus – Durchschnittliche Dekadenmaxima in den Jahren 1962-2011 im Vergleich zu 1972-1981, 1982-1991 und 2002-2011 (n=41.195). Great Crested Grebe Podiceps cristatus – average ten-day maxima from 1962-2011, in comparison with 1972-1981, 1982-1991 and 2002- 2011 (n=41.195).

Rothalstaucher Podiceps grisegena Red-necked Grebe

Regelmäßiger Durchzügler und Jahresgast

Wie der Haubentaucher kann auch der Rothalstaucher der Durchschnittskurve für die letzten 50 Jahre und drei ganzjährig im Gebiet vorkommen, allerdings fast immer in weiteren Kurven für Zehnjahresperioden zeigen die be- weit geringeren Zahlen. So betrug das absolute Maximum trächtliche Schwankungsbreite. So sind die Rastzahlen im der letzten 50 Jahre 72 Ind. am 28.04.1996, M. Groth- Frühjahr in den letzten zehn Jahren stark zurückgegangen, mann und D. Brenning. Das Auftreten im Jahresverlauf häufig wurden gar keine gesehen. In den Wintermonaten ist durch verstärkte Vorkommen im April sowie von Au- Dezember bis Februar wurden maximal 32 Ind. gezählt. gust bis Anfang Oktober gekennzeichnet, gegen Ende des Ebenso wie bei der vorigen Art handelt es sich im Sommer Monats nehmen die Bestände stark ab. Die Abb. S. 96 mit fast nur um Altvögel. 96 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Rothalstaucher 25

20

15

1972 - 1981 Ind.

1992 - 2001 10 2002 - 2011

1962 - 2011

5

0 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Rothalstaucher Podiceps grisegena – Durchschnittliche Dekadenmaxima der Jahre 1962-2011 im Vergleich zu 1972-1981, 1992-2001 und 2002-2011 (n=7.202). Red-necked Grebe Podiceps grisegena – average ten-day maxima from 1962-2011, in comparison with 1972-1981, 1992-2001 and 2002- 2011 (n=7.202).

Ohrentaucher Podiceps auritus Horned Grebe

Regelmäßiger Durchzügler, gelegentlicher Winter- und Sommergast

Wie die anderen Lappentaucher (außer Zwergtaucher und z.T. Ohrentaucher Haubentaucher) ausschließlich 80 auf der freien See. Am ehesten ist mit dieser Art auf dem Früh- 70 jahrszug im März und April zu rechnen und dann wieder ab 60 August bis in den November 50 hinein. Es handelt sich fast im-

mer um einzelne Ind. oder um 40 kleine Trupps bis zu fünf, nur Ind. selten sind es mehr, H.W. Nehls 30 sah z. B. am 26.04.1962 insge- samt 15 Ohrentaucher in zwei 20

Trupps von zehn und fünf, die 10 alle das Prachtkleid trugen. Nur sehr gelegentlich treten einzel- 0 ne Ohrentaucher von Mitte Mai 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. bis Ende Juli auf. In manchen Jahren ausgesprochen selten mit Monat / Dekade nur zwei oder drei Nachweisen. Ohrentaucher Podiceps auritus – Summe der Dekadenmaxima in den Jahren 1962-2011 (n=607). Horned Grebe Podiceps auritus – sum of ten-day maxima from 1962-2011 (n=607). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 97

Schwarzhalstaucher Podiceps nigricollis Black-necked Grebe

Unregelmäßiger Durchzügler und Jahresgast

Ist von den auf See rastenden Lappentauchern die seltens- enthält die Summe aller registrierten Schwarzhalstaucher te Art, obwohl die Zahl der Beobachtungen in den letzten von 1962 bis 2011 aus dem Zeitraum zweite April- bis erste Jahren zugenommen hat. Die nachstehende Zahlenleiste Oktoberdekade.

Monat Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Dekade 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 Dekadensumme 4 9 16 4 0 0 21 5 19 9 43 43 19 8 4 6 1 2

Die recht hohen Zahlen Ende Juli/Anfang August kommen vor der Westküste liegen. In mehr als der Hälfte der letzten dadurch zustande, dass kleine Trupps über mehrere Tage 50 Jahre wurden gar keine Schwarzhalstaucher registriert.

Sterntaucher Gavia stellata Red-throated Loon

Unregelmäßiger Durchzügler

Wird längst nicht alljährlich beobachtet, seit 1962 nur in es aus allen Monaten, am häufigsten jedoch im Mai mit 17 Jahren (35,4 %). Meistens einzelne Ind., selten zwei insgesamt neun Feststellungen, während es in den übrigen und immer weit draußen auf freier See. Nachweise gibt Monaten nur ein bis drei waren.

Prachttaucher Gavia arctica Black-throated Loon

Regelmäßiger Durchzügler

Kann fast als Jahresvogel bezeichnet werden, der sich aber zurückzuführen ist. Eine erhöhte Anzahl von Feststellun- meistens weit draußen auf der freien See aufhält und wie gen gibt es im April/Mai und besonders von Mitte August die vorige Art außerhalb der Sichtweite der Insel bleibt. bis Anfang November. Nachstehend die Summe aller be- Die wenigsten Nachweise liegen aus den Wintermonaten obachteten Prachttaucher von März bis November in den vor, was aber auch auf die geringere Beobachtungstätigkeit Jahren 1962-2011(s. Zahlenleiste).

Monat März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monatssumme 39 53 44 37 30 175 146 187 51

Nicht selten sind es kleinere Trupps von bis zu zehn oder auch mehr Prachttauchern, maximal waren es am 04.11.1987 sogar 26, H. W. Nehls. Bemerkenswert ist der Totfund (Fischereiopfer?) eines außergewöhnlich großen ad. Männchens im Brutkleid am 20.05.1963, der fast die Größe eines Eistauchers Gavia immer (Great Northern Loon) hatte: Länge 765 mm, Schnabel Cul- men 70,4 mm, ab Nasenloch 53,5 mm. Nach der Kehlfärbung han- delte es sich um die ssp. arctica (Nehls 1964). Das jährliche Auf- treten kann sehr unterschiedlich sein, während aus manchen Jah- ren nur wenige Nachweise vor- liegen, gibt es in anderen mehr als 20. In zwölf Jahren wurden Angetriebener sehr großer Prachttaucher Gavia arctica, Mai 1963. Foto: H. W. Nehls. seit 1962 gar keine registriert. Washed-up Black-throated Diver Gavia arctica, unusually large individual, May 1963. Photo: H. W. Nehls. 98 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Sturmschwalbe Hydrobates pelagicus Storm Petrel

Irrgast

Am 06.10.1983 ein Ind. (M. Grothmann. In: Müller 1985).

Wellenläufer Oceanodroma leucorhoa Leach‘s Petrel

Irrgast

Drei Nachweise von je einem Ind.

• 12.09.1964 im Japannetz gefangen (Nehls und Schubert 1965). • 12.10.1985 (M. Grothmann und B. Heinze. In: Müller 1987). • 02.10.1997 (M. Grothmann u.a. In: Müller 1999).

Im Japannetz gefangener Wellenläufer Oceanodroma leucorhoa, 12.09.1964. Foto: H. W. Nehls. Leach’s Storm-Petrel Oceanodroma leucorhoa trapped in a mist net, 12.09.1964. Photo: H. W. Nehls.

Dunkler Sturmtaucher Puffinus griseus Sooty Shearwater

Irrgast

Am 02.10.1997 ein Ind. nach W fliegend (M. Grothmann u.a. In: Müller 1999). Dritter Nachweis für M-V.

Atlantiksturmtaucher Puffinus puffinus Manx Shearwater

Irrgast

• 30.09.1988 1 Ind. (D. Hennig u. P. Schubert. In: Müller • 25.09.2004 1 Ind. von NW auf die Insel zufliegend, spä- 1990). Zweiter Nachweis für M-V. ter nach W. (B. Heinze u.a. In: Müller 2008).

Rosapelikan Pelecanus onocrotalus Great White Pelican

Irrgast

Am 02.06.1975 ein Ind., den Langenwerder überfliegend (F. Gosselck. In: Müller 1977). Unklare Herkunft.

Basstölpel Sula bassana Northern Gannet

Irrgast

Drei Nachweise von je einem Ind. • 25.09.1990 ein dj. Ind., später nach W fliegend • 20.06.1933 (H. Schwartz. In: Kuhk 1939). (M. Grothmann u.a. In: Müller 1992-1993). • 12.10.1989 ein immat. Ex. (G. Puhlmann. In: Müller 1991). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 99

Kormoran Phalacrocorax carbo Great Cormorant

Regelmäßiger Jahresvogel

Seit Jahrzehnten Dauergast im Gebiet, vor allem im Ufer- ren Wismar-Bucht. Gelegentlich fliegen große Schwärme bereich und auf Sandbänken. Als in den umliegenden Ge- über der Insel zu Nahrungsgebieten vor der Wismar-Bucht wässern noch zahlreiche Fischfangreusen standen, wur- bzw. später wieder zurück (wohl Schlafplatz Mühlenteich den die vielen Befestigungspfähle als Ruheplätze genutzt. Wismar bzw. Schweriner See). Im Zusammenhang mit der starken Bestandszunahme in der zweiten Hälfte des 20. Jh. trat der Kormoran auch im Beringungsergebnisse: Beringungen an Kormoranen sind Langenwerderbereich immer häufiger auf. Einen Eindruck nicht vorgenommen worden, es liegen aber insgesamt davon vermittelt die Zahlenleiste mit den Maximalzahlen zehn Nachweise von farbig markierten Kormoranen vor, im Frühjahr, Sommer und Herbst in Zehnjahresabständen. die Auskunft über ihre Heimat geben. Acht Ablesungen erfolgten am 12.09.1984 durch G. Wagner. Sechs Vögel stammten aus Dänemark, sie waren im Bereich des Kleinen März-Mai Juni-Aug. Sept.-Nov. bzw. Großen Belts alle als njg. markiert worden, entwe- 1962-1971 16 145 160 der im selben Jahr (viermal), vor einem Jahr oder vor drei 1972-1981 32 170 112 Jahren, die beiden anderen Kormorane waren ebenfalls als njg. 1983 in den Niederlanden im Bereich des Ijssel- 1982-1991 100 370 252 meeres beringt worden. Aus neuerer Zeit stammen zwei 1992-2001 100 320 2.600 Nachweise: • RUM B 292125 o njg. 18.06.2006 Finskiy Bay, St. Peters- 2002-2011 230 320 3.500 burg (60.25 N, 27.58 E), + 01.12.2007 im Stellnetz nahe Langenwerder (1.214 km WSW). Besonders auffällig ist die Zunahme in den Herbstmona- • DEH BA 20936 und Blau 62 H o njg.18.05.2011 nahe ten, die das 31fache des niedrigsten Wertes beträgt. Als Schwedt/Oder (53.06 N, 14. 21 E), v 07.07.2011 Insel nächster Schlafplatz dient die Sandbank Lieps in der äuße- Walfisch, 26. und 27.09.2011 Langenwerder, A. Köhler.

Löffler Platalea leucorodia Eurasian Spoonbill

Seltener Gast

Bisher zwölfmal nachgewiesen, am häufigsten im Frühjahr beringt worden war. (Ende April/Mai), aber auch in den folgenden Monaten • 20.05.1992 (H.-H. Zöllick. In: Müller 1994). bis zum November. Nachstehend alle Beobachtungen, bei • 20.04.1996 (F. Gosselck. In: Müller 1999). denen es sich immer um einzelne Ind. gehandelt hat. • 07.07.1996 (D. Köhler. In: Müller 1999). • 18.05.1973 (H. W. Nehls und D. Schmeckebier. In: Mül- • 20. und 23.04.1998 (J. Kube und S. Probst. In: Müller 2000). ler 1975). • 23.07.2005 (J. Mundt. In: Müller 2009). • 10.05.1975 (D. Köhler. In: Müller 1977). • 12./13.06.2007 (H. W. Nehls. In: Müller 2011). • 31.10./01.11.1982 (H. W. Nehls u.a. In: Müller 1984). • 18.11.2007 (D. Brenning. In: Müller 2011). • 24.09.1983 (M. Grothmann u.a. In: Müller 1985), ein • 31.05.2008 (F. Fritzsche und L. Herz (Foto im Internet juv., der am 30.06.1983 auf Terschelling (Niederlande) www.OAMV.de).

Rohrdommel Botauris stellaris Eurasian Bittern

Seltener Gast

In den Herbst- und Wintermonaten bisher sechs Nachwei- se aus vier Jahren, wobei es sich 1991 und 1994 wohl um jeweils ein und dasselbe Ind. gehandelt hat, das längere Zeit auf der Insel verweilte. • 17.09.1991 am Teich im S, H. Zimmermann. • 01.10.1991, M. Grothmann u.a. • 03.09.1994, H. Zimmermann. • 26.09.1994 gefangen, M. Grothmann, B. Heinze u.a. (Abb.). • 10.11.2005 am Teich im N, Auseinandersetzung mit ei- nem Graureiher, B. Russow. Rohrdommel Botaurus stellaris, ein seltener Fang, September 1994. • 06.02.2010 von Gollwitz zum Langenwerder herüber Foto: B. Heinze. fliegend, H. Zimmermann. Eurasian Bitterns Botaurus stellaris are only rarely captured, Sep- tember 1994. Photo: B. Heinze. 100 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Kuhreiher Bubulcus ibis Cattle Egret

Wahrscheinlicher Gefangenschaftsflüchtling

Einzige Beobachtung: Zwei Ind. am 06.09.2000 (G.Wagner. In: Müller 2002).

Silberreiher Casmerodius albus Great Egret

Regelmäßiger Gast und Durchzügler

Der Silberreiher wurde im Langenwerdergebiet erstmals worden (sämtliche Einzeldaten in den Jahresberichten von am 23.10.1985 durch H. W. Nehls und D. Schmeckebier Müller). Das Maximum der Beobachtungen fällt in die Zeit (Müller 1987) rastend festgestellt und dann erst wieder am von Ende September/Anfang Oktober. Die ersten können 14.11.1993 durch M. Grothmann und B. Heinze (Müller schon Ende Juli auftauchen, die letzten noch Ende Novem- 1995) und am 20.10.1994 durch G. Wagner (Müller 1997) in ber. Aus dem Frühjahr (Ende März bis Ende April) gibt es je einem überfliegenden Ind. Weitere Beobachtungen folgten nur vier Feststellungen von insgesamt neun Ind. Im Herbst am 05.10.1998 (Müller 2000), am 05. und 09.09.1999 (Mül- sind mehrfach ziehende Silberreiher gesehen worden. In ler 2001) und am 21. und 24.09., sowie 08.10.2000 (Müller der nachstehenden Zahlenleiste sind für die Dekaden der 2002). Seit 2001 ist die Art aufgrund der Zunahme im ganzen Sommer- und Herbstmonate die Zahl der Beobachtungen Land nahezu alljährlich und in steigender Zahl registriert und die Summe der dabei gezählten Tiere aufgeführt.

Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dekade 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Beob. 0 0 1 1 0 3 8 4 15 18 2 1 0 1 2 Ind. 0 0 1 1 0 4 16 7 58 41 9 1 0 1 5

Graureiher Ardea cinerea Grey Heron

Regelmäßiger Jahresvogel, Gast und Durchzügler

Abgesehen von den Zeiten, in denen Schnee und Eis den sind es mehr als zehn Ind., die im Watt und auf der Insel Langenwerder und seine Umgebung bedecken, gehört der (Mäuse) nach Nahrung suchen. Auch der Heimzug tritt Graureiher zu den Arten, die fast immer zu beobachten kaum in Erscheinung, z. B. am 06.04.1996 22 Ind. nach sind, wenn auch in wechselnder Häufigkeit. Der Abb., die NW, U. Brenning. die Zahl der täglich registrierten Ind. pro Dekade für die beiden Graureiher Dezennien 1972-1981 und 2002- 6 2011 wiedergibt sowie die ent- sprechende Zahl für die gesamte 5 Periode von 1962-2011 ist nicht nur das unterschiedlich starke Vorkommen von April bis No- 4 vember zu entnehmen, sondern auch die deutliche Zunahme in 3 den letzten Jahren. Die stark an- 1962-2011

steigenden Zahlen ab der zwei- Ind. 1972-1981 2 ten Junidekade sind auf den 2002-2011 Frühsommerzug des Graureihers zurückzuführen, der oft auffällig 1 in Erscheinung tritt, wenn inner- halb weniger Tage bis zu 120 Ind. über die Insel hinweg ziehen, z. 0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 B. zählte R.-R. Strache alleine am April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. 27.06.2004 in der Zeit von 16:00- Monat / Dekade 18:00 Uhr 102 Durchzügler. Im Herbst beruhen die erhöhten Graureiher Ardea cinerea – Durchschnittliche Tagessummen pro Dekade im Zeitraum 1962-2011 Zahlen weniger auf sichtbare im Vergleich zu 1972-1981 und 2002-2011 (n=18.698). Zugbewegungen, als vielmehr Grey Heron Ardea cinerea – average sum of daily counts per ten-day-period from 1962-2011, in auf rastende Vögel, nicht selten comparison with 1972-1981 and 2002-2011 (n=18.698). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 101

Seidenreiher Egretta garzetta Little Egret

Seltener Gast

Ist erst seit 1992 und immer einzeln nachgewiesen wor- H.-H. Zöllick. In: Müller 1999). den, am häufigsten im Oktober (fünfmal), im Mai und • 17.05.1998 (M. Grothmann. In: Müller 2000). Juni je viermal, August zweimal und Juli einmal. Offenbar • 29.07.- 01.08.1998 (D. und U. Brenning. In: Müller 2000). hielten sich einige Reiher über mehrere Tage im Gebiet auf. • 11. und 18.05.2002 (D. Jäkel u.a. In: Müller 2005). • 05.05.1992 (F. Gosselck. In: Müller 1994). (Videoaufnah- • 10.10.2003 (B. Heinze u.a. In: Müller 2006). men). • 02., 07., 08. und 11.10.2005 (B. Heinze u.a. In: Müller 2009). • 04./05.06. und 10./11.06.1996 (P. Malzbender und • 25.08.2008, H.W. Nehls und D. Schmeckebier.

Schwarzstorch Ciconia nigra Black Stork

Sehr seltener Gast und Durchzügler

Ist stets einzeln aufgetreten: • 14.08.1965 nach SW, W. Dittberner. • 27.07.1999 nach S, D. und U. Brenning. • 27.08.1984, G. Wagner. • 26. und 29.08.2002, G. Wagner.

Weißstorch Ciconia ciconia White Stork

Unregelmäßiger Durchzügler

Wird nicht in jedem Jahr gesehen, ganz überwiegend im achtungen (dritte Zeile Anzahl der Beobachtungen, vierte Frühjahr, wobei öfters Umkehrzug beobachtet wurde. Frü- Zeile Summe der beobachteten Störche): heste Beobachtung am 01.04.2003. Verteilung der Beob-

Monat Apr. Mai Juni Juli Dekade 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 Beob. 1 4 5 7 3 0 1 0 1 1 Ind. 1 5 6 15 8 0 1 0 1 1

Fischadler Pandion haliaetus Osprey

Regelmäßiger Durchzügler

Fischadler Fischadler erscheinen nahezu alljähr- 22 lich auf dem Heim- und Wegzug an der Insel. Mit wenigen Ausnahmen han- 20 delt es sich um Einzelvögel, maximal 18 wurden an einigen Tagen zwei Ind. be- 16 obachtet. 14 Der Heimzug findet hauptsächlich von April bis in die zweite Maidekade statt 12 und endet Ende Mai. Frühestes Datum 10 Ind. war der 28.03.2009. Die wenigen Da- 8 ten aus dem Juni (drei Ind.) könnten 6 umherstreifende Vögel betreffen. Nach SW ziehende Adler wurden bereits ab 4 der ersten Julidekade beobachtet, aber 2 der eigentliche Wegzug erfolgt im Au- 0 gust und September. Die spätesten Be- 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. obachtungen stammen vom 29.09. und Monat / Dekade 17.10.2008. Auf der Insel selbst wurde nur einmal am 11.08.1967 ein kröp- Fischadler Pandion haliaetus – Dekadensummen aller Ind. in den Jahren 1962-2011 fender Vogel beobachtet (Nehls 1968; (n=161). Brenning 1993). Osprey Pandion haliaetus – ten-day-period sums for all individuals from 1962-2011 (n=161). 102 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Wespenbussard Pernis apivorus European Honey Buzzard

Regelmäßiger Durchzügler

Fast alljährlich beobachtet, doch meistens in kleiner Zahl, Der Wegzug setzt bereits Anfang Juli ein und endet in da die Art das Gebiet auf dem Zug nur in geringem Maße der letzten Septemberdekade. Die größten Trupps wur- tangiert. Bei den meisten Beobachtungen handelte es sich den in der ersten Septemberdekade beobachtet. Früheste um Einzelvögel oder aus weniger als 10 Ind. bestehenden Daten: Ein Ind. am 24.04.1986 (D. Köhler) und zwei am Trupps dieser sonst oft in großen Verbänden ziehenden 03.05.1999. Spätestes Datum: Ein Ind. am 24.09.1998. Greifvögel. Ausnahmen wie im Herbst 1992 (s. unten) Höchste Tageszahlen: 144 Ind. am 04.09.1992 und 66 sind selten und wahrscheinlich durch die Wetterlage Ind. am 10.09.1992. Eine außergewöhnliche Beobach- bedingt. Der Heimzug beginnt Anfang Mai und endet tung gelang H. Zimmermann am 05.09.2009, als er auf Mitte Juni. Dabei wurden auch in dieser Zeit vereinzelt der Insel 23 am Boden rastende Wespenbussarde beob- in die „verkehrte“ Richtung ziehende Vögel beobachtet. achten konnte.

Wespenbussard 225

200

175

150

125

100 Ind. Tage Ind. / Tage 75

50

25

0 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Monat / Dekade

Wespenbussard Pernis apivorus – Dekadensummen aller Ind. und Anzahl der Zugtage in den Jahren 1962-2011 (n=940 Ind.). European Honey Buzzard Pernis apivorus – ten-day-period sums for all individuals and numer of migration days from 1962-2011 (n=940 Ind.).

Schreiadler Aquila pomarina Lesser Spotted Eagle

Sporadischer Durchzügler

Nur zwei Beobachtungen: Am 13.07.1988 zog einer (Mau- und D. Schmeckebier. In: Brenning 1993) und einer am ser der inneren Handschwingen) nach SW (H. W. Nehls 02.05.1995 nach E ziehend, M. Grothmann.

Steinadler Aquila chrysaetos Golden Eagle

Äußerst seltener Durchzügler

Nur eine Beobachtung: Ein immat. Adler am 07.11.1989 ca. 150 m hoch nach S ziehend. (D. Schmeckebier. In: Müller 1991; Brenning 1993). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 103

Steppenweihe Circus macrourus Pallid Harrier

Äußerst seltener Durchzügler

Eine Beobachtung: Ein juv. Ind. am 18.08.1951 über Lan- Nicht dokumentiert, da es seinerzeit noch keine Selten- genwerder (Scheven 1953; Brenning 1993). Anmerkung: heitsausschüsse gab.

Kornweihe Circus cyaneus Northern Harrier

Regelmäßiger Durchzügler und Wintergast

Kornweihen erscheinen in jahrweise recht unterschied- nie längere Zeit auf der Insel aufhielten und meistens nur licher Häufigkeit als Durchzügler und jagen auch in den durchzogen, verweilten mehrere der übrigen Stadien (vor- Wintermonaten regelmäßig auf der Insel. Der Heimzug wiegend Jungvögel?) anscheinend oft mehrere Tage im Ge- findet hauptsächlich ab März statt und endet im Mai. Der biet. Ein solcher längerer Aufenthalt hängt wahrscheinlich wesentlich stärker in Erscheinung tretende Wegzug setzt auch von der jahrweise unterschiedlichen Häufigkeit der schwach bereits in der zweiten Augusthälfte ein, nimmt Feldmäuse ab. Der tatsächliche Anteil ad. Männchen ist im Laufe des Septembers zu und kulminiert im Oktober. zwar auffallend gering, aber aus diesem Grund nicht genau Bei der Interpretation des Diagramms muss berücksichtigt zu ermitteln. In einigen Jahren wurden überhaupt kei- werden, dass die Anzahl der Beobachtungstage ab Novem- ne gesehen. Sofern in den Aufzeichnungen zwischen ad. ber stark abnahm und es sich in der Zeit von Ende Novem- Männchen und weibchenfarbenen Weihen unterschieden ber bis Anfang März mit einigen Ausnahmen nur um Ge- wurde, ergeben sich für den Zeitraum von 1974-2011 fol- legenheitsbeobachtungen gehandelt hat. Auf dem Zug ist gende Verhältnisse: An insgesamt 590 Tagen wurden 707 das Überwiegen der Jungvögel und Weibchen auffallend. Kornweihen beobachtet, bei denen es sich um nur 68 ad. Die Beobachtungen betreffen sowohl durchziehende als Männchen, aber 639 Weibchen und (wohl hauptsächlich) auch besonders im Herbst längere Zeit auf der Insel jagen- Jungvögel gehandelt hat. Das entspricht einem Anteil von de Vögel, sodass es sich bei den Anzahlen in der Abb. nicht 9,6 % ad. Männchen an den Tageszahlen. in allen Fällen um verschiedene Ind. gehandelt hat. In den allermeisten Fällen waren es einzelne Weihen, doch wur- Beringungsergebnisse: Von 15 bisher beringten Kornwei- den häufig auch zwei und seltener drei bis maximal fünf hen liegen keine Wiederfunde vor (Abb. S. 104). an einem Tag beobachtet. Während sich die ad. Männchen

Kornweihe 200

180

160

140

120

100

Ind. 80

60

40

20

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Monat / Dekade

Kornweihe Circus cyaneus – Dekadensummen aller Ind. in den Jahren 1962-2011 (n=940). Northern Harrier Circus cyaneus – ten-day-period sums for all individuals from 1962-2011 (n=940). 104 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Juv. Kornweihe Circus cyaneus, Oktober 1982. Foto: H. W. Nehls. Juv. Northern Harrier Circus cyaneus, October 1982. Photo: H. W. Nehls.

Wiesenweihe Circus pygargus Montagu’s Harrier

Unregelmäßiger Durchzügler

Beobachtungen liegen nur aus zehn Jahren vor: ein juv. Ind., U. Brenning, H. W. Nehls, G. Wagner. • 1961: am 02.10. ein Ind. nach SW ziehend, H. W. Nehls. • 2001: am 02.07. ein ad. Männchen, G. Puhlmann. • 1970: am 22.08. ein Weibchen oder juv. Ind., U. Bren- • 2002: am 16. und 17.07. ein Weibchen oder juv. Ind., U. ning. Brenning. • 1991: am 05.10. ein ad. Männchen, M. Grothmann. • 2004: am 27.06., 05.07. ein vorj. Männchen und am • 1995: am 18.08. ein ad. Männchen, M. Helm. 06.07. ein juv. Ind., R.-R. Strache und G. Puhlmann. • 1997: vom 15.-25.07. an fünf Tagen ein Weibchen oder • 2008: am 19.06. ein ad. Männchen, G. Puhlmann, am juv. Ind., U. Brenning. 29.06. ein juv. Ind., R.-R. Strache, und am 06. und 08.08. • 1998: vom 03.-25.08. an 11 Tagen und vom 01.-03.09. ein Weibchen oder juv. Ind., U. Brenning.

Rohrweihe Circus aeruginosus Western Marsh Harrier

Regelmäßiger Durchzügler und Sommergast

Rohrweihen erscheinen über der Insel alljährlich und fast zwei (selten drei) Vögel beobachtet, im Juni in manchen allmonatlich im Zeitraum April bis September. Ein außer- Jahren überhaupt keine. Der Wegzug setzt bereits im Juli gewöhnlich früher Nachweis eines weiblichen Vogels da- ein, wenn an den meisten Tagen zwar ebenfalls nur ein bis tiert vom 26.02.1975 (D. Schmeckebier. In: Müller 1977; zwei (oder auch keine) jagenden Weihen beobachtet wur- Brenning 1993). Der eigentliche Durchzug ist - sofern es den, aber bereits auch nach SW ziehende, maximal sechs sich nicht um echte Zugbeobachtungen oder hohe Tages- Ind. an einem Tag. Der Wegzug kulminiert im August, wenn zahlen handelte - quantitativ kaum einschätzbar, da die besonders ab Monatsmitte fünf und mehr Vögel an einem Insel regelmäßig von lokalen Brutvögeln zur Prädation von Tag registriert werden. Maximal wurden in diesem Monat Möwen oder nach der Brutzeit zur Mäusejagd aufgesucht an einem Tage zehn (1968, 1988) und zwölf (1998) nach wird. Das dürfte wahrscheinlich in hohem Maße die vielen SW ziehende Weihen beobachtet. Im September ebbt der Einzelbeobachtungen betreffen. Auf dem Heimzug werden Zug ständig ab, sodass in der letzten Monatsdekade nur die ersten Rohrweihen ziemlich selten bereits in der letzten noch wenige Vögel registriert wurden. In manchen Jahren Märzdekade gesehen. Frühestes Datum ist der 24.03.2010, findet ein sehr geringer Durchzug ständig abnehmend auch als ein Ind. durchzog, H. Zimmermann. Der eigentliche noch im Oktober statt (letzte Oktoberdekade sechs Daten). Heimzug erfolgt im April, wenn gelegentlich drei bis fünf Spätestes Datum: Ein Ind. am 05.11.2002. nach NE ziehende Weihen an einem Tag registriert wurden, und endet wahrscheinlich Anfang Mai (z. B. fünf Ind. am Beringungsergebnisse: Von sechs bisher beringten Rohr- 09.05.1998). Im Mai und Juni wurden regelmäßig ein bis weihen liegen keine Wiederfunde vor. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 105

Habicht Accipiter gentilis Northern Goshawk

Regelmäßiger Durchzügler und Jahresgast

Auf der Insel in allen Monaten in jährlich und monatlich SW ziehend) Ende Oktober und Anfang November. Allein unterschiedlicher Häufigkeit, jagende Brutvögel der Um- der Fang von bis zu fünf Ind. in einer Saison, wie von Ok- gebung sind meistens nicht von echten Durchzüglern bzw. tober bis November 1997, lässt einen gewissen Durchzug Wintergästen zu trennen. Abgesehen von den wenigen vermuten (s. auch Brenning 1993). Daten aus den Monaten Dezember bis Februar (und zum großen Teil auch März) wurden Habichte am seltensten Beringungsergebnisse: Von den bisher 39 im Zeitraum im Juni festgestellt. Ab Juli häuften sich die Daten, die Mitte Juli bis Ende November beringten Habichten (darun- meisten Habichte wurden im August und September beob- ter 84 % juv.) liegen sechs Wiederfunde vor, die erkennen achtet. Nach den Fängen ist der Anteil von wahrscheinlich lassen, dass es sich um heimische Vögel aus der näheren aus der Umgebung stammenden Jungvögeln hoch. Diese und weiteren Umgebung gehandelt haben dürfte. Vier hielten sich oft längere Zeit auf und schlugen Jungmöwen Funde stammen aus dem Raum Wismar-Bucht und einer und versuchen später, in den Reusen gefangene Limikolen nach über zwei Jahren aus dem Seehafen Rostock (40 km zu erbeuten. Nur in wenigen Fällen wurde an einem Tag E). Der sechste wurde njg. bei Schwaan beringt, im selben mehr als ein Habicht beobachtet. Gelegentlich waren es Jahr und nochmals nach über einem Jahr auf Langenwer- zwei und nur je einmal drei juv. bzw. vier (davon drei nach der (40 km W) abermals gefangen.

Junghabicht Accipiter gentilis kröpft ein Blässhuhn Fulica atra, November 2009. Foto: D. Brenning. Juv. Northern Goshawk Accipiter gentilis feeds on a Eurasian Coot Fulica atra, November 2009. Photo: D. Brenning.

Sperber Accipiter nisus Eurasian Sparrowhawk

Regelmäßiger Durchzügler und Wintergast

Beobachtungen liegen aus allen Monaten vor. Aus den Frühestes Datum: ein Ind. am 14.03.2004. Der Heimzug Wintermonaten Dezember bis Mitte März gibt es infolge kulminiert von April bis Anfang Mai und läuft zum Mo- der sporadischen Inselkontrollen nur wenige Nachwei- natsende aus. Spätestes Datum: ein Ind. am 30.05.2004. se. Auch von Mitte März bis Mitte April war die Station Meistens wurde pro Tag nur ein Sperber gesichtet, gele- nicht alljährlich besetzt. So konnte der bereits Mitte März gentlich auch mehr und maximal in der ersten und dritten schwach einsetzende Heimzug bis Mitte April längst nicht Aprildekade zweimal sechs nach NE ziehende (1996 und in allen Jahren quantitativ vollständig erfasst werden. 2003). Zu allen Beobachtungsdaten muss bemerkt werden, 106 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

dass auf dem Heim- und Wegzug zügig durchfliegende Sperber oft unentdeckt bleiben und es sich demzufolge meistens um Mindestzahlen handelt. Aus den Sommermo- naten liegt von 1962 bis 1993 nur eine Beobachtung vom 17.08.1972 vor (Brenning 1993). Die Zunahme von Som- merbeobachtungen zwischen dem 26. Juni und 23. August ab 1994 (bisher zwölf Daten von 13 Ind.) dürfte auf die Zunahme der Art als Brutvogel in unserer Region zurück- zuführen sein (Franke 2006). Der in den einzelnen Jahren sehr unterschiedlich ausgeprägte Wegzug setzt schwach in der ersten Septemberdekade ein (frühestes Datum: ein Ind. am 04.09.2000). Er nimmt dann kontinuierlich zu und kulminiert in der zweiten und dritten Oktoberdekade, manchmal auch noch bis in die erste Novemberdekade. Ab Mitte November flaut der Durchzug merklich ab und läuft zum Ende des Monats aus. Obwohl auch während des Wegzuges täglich in vielen Fällen nur ein Sperber beobach- tet wurde, waren es sehr oft auch zwei bis zehn, oder an wetterabhängig guten Zugtagen auch mehr (im Oktober je einmal zwölf, 15, 24 und 51 Ind.). Die Werte für die zwei- te Novemberhälfte entsprechen aus den oben genannten Gründen nicht dem tatsächlichen Durchzug.

Beringungsergebnisse: Bis 2011 konnten während der Wegzugperiode 200 Sperber (25 % ad., 75 % juv.) beringt werden. Die Fänge verteilen sich anteilig auf 9 % ad. und 30 % juv. Männchen und 16 % ad. und 45 % juv. Weib- chen. Vierzehn Wiederfunde und ein Fremdfund geben Auskunft über Zug und Herkunft (Karte). Drei Sperber konnten nach einem, zwei, und drei Jahren abermals auf Sperber Accipiter nisus – Wiederfundorte und Beringungsort eines Langenwerder gefangen werden, drei wurden aus dem fremden Ringvogels. Raum Wismar-Bucht zurückgemeldet. In Richtung Win- Eurasian Sparrowhawk Accipiter nisus – recovery sites and ringing terquartier (ein Ind. Oktober, vier Ind. Dezember bis Fe- site of a non-locally ringed bird.

Sperber 400

350

300

250

200

Ind. 150

100

50

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Monat / Dekade

Sperber Accipiter nisus – Dekadensummen aller Ind. in den Jahren 1962-2011 (Ende November bis Anfang März geringe Datenlage) (n=1.542). Eurasian Sparrowhawk Accipiter nisus – ten-day-period sums for all individuals from 1962-2011 (limited data from late November to early March) (n=1.542). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 107

bruar) weisen fünf Funde: drei aus Niedersachsen (198 km weisen vier Sperber: drei aus Schweden (394 km SW, SVS WSW nach 13 Jahren, 219 km WSW und 265 km WSW), 5107787, als Durchzügler beringt), 813 km NNE und 1.402 einer aus den Niederlanden (388 km WSW) und einer km NNE) und einer aus Finnland (942 km NE). aus Belgien (656 km WSW). In Richtung der Brutgebiete

Gefangener Sperber Accipiter nisus, altes Männchen, Oktober 1985. Foto: H. W. Nehls. Captured Eurasian Sparrowhawk Accipiter nisus, adult male, October 1985. Photo: H. W. Nehls.

Rotmilan Milvus milvus Red Kite

Regelmäßiger Durchzügler

Rotmilane wurden über der Insel in den Monaten von 23.09.1990, neun am 15.10.2000 und 14 am 27.10.2003. Februar bis November in fast allen Jahren gesehen, bis Spätestes Datum: ein Ind. am 14.11.2004. Ende der 1970er Jahre jedoch re- lativ spärlich (erste Feststellung Rotmilan 25 am 04.08.1963). Später häuf- ten sich die Beobachtungen. Die meisten Daten liegen vom 20 Heimzug vor, der von Ende März bis Mitte Mai kulminiert und of- fenbar Anfang Juni beendet war 15 (frühestes Datum: ein Ind. am 08.02.2009). Meistens handelte es sich um Einzelvögel, an eini- 10 gen Tagen aber auch um zwei bis Ind. drei und maximal um vier nach NE ziehende am 04.03.1994. Aus dem Sommer liegen nur 5 wenige Nachweise vor, nach SW ziehende Rotmilane wurden be- 0 reits Ende Juli beobachtet, die 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 meisten im September und Ok- Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. tober, allerdings längst nicht an Monat / Dekade so vielen Tagen wie im Frühjahr (Abb.). Dagegen wurden mehr- Rotmilan Milvus milvus – Dekadensummen aller Ind. von Februar bis November in den Jahren mals kleine Trupps von vier und 1962-2011 (n=210). mehr Vögeln beobachtet, z. B. Red Kite Milvus milvus – ten-day-period sums for all individuals between February and Novem- sechs am 02.10.1988, acht am ber from 1962-2011 (n=210). 108 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Schwarzmilan Milvus migrans Black Kite

Unregelmäßiger Durchzügler

Schwarzmilane erscheinen wesentlich seltener als die vo- NE als auch nach SW registriert. Im Frühjahr bis Mitte Juni rige Art. Während der letzten 50 Jahre seit 1962 konnte er etwas häufiger als im Sommer auf dem Wegzug. Frühestes nur in 19 Jahren an 31 Tagen beobachtet werden (insge- Datum war der 29.03.2010, spätestes der 27.08.1990. Die samt 37 Ind.). Fast immer handelte es sich um einzelne, nur Feststellungen verteilen sich wie folgt auf die einzelnen an vier Tagen zwei und einmal (22.06.1983) vier nach SW Monatsdekaden (n=37 Ind.) (s. Zahlenleiste). ziehende Vögel. Im April und Mai wurde sowohl Zug nach

Monat März Apr. Mai Juni Juli Aug. Dekade 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Dekadensumme 1 4 1 5 8 1 1 2 - 6 3 1 1 1 - 2

Seeadler Haliaeetus albicilla White-tailed Eagle

Regelmäßiger Jahresgast

Seeadler wurden mindestens seit den 1950er Jahren alljähr- Ruheplatz. Während im Frühjahr und Herbst nur selten lich über und auf der Insel festgestellt, aber auch bereits einmal bis zu sieben Adler registriert wurden, ändert sich die Wachs (1949) erwähnt sein Erscheinen aus der Zeit vor Situation in Kälteperioden mit weitgehender Vereisung der 1945. Die meisten Beobachtungen erfolgten in den Früh- inneren Seegewässer, wenn sich auf den durch Strömung jahrsmonaten bis in den Mai und im Herbst ab September. verursachten eisfreien Gewässern nordöstlich der Insel rie- Meistens handelte es sich um ein bis zwei Adler, gelegent- sige Ansammlungen von Wasservögeln einfinden. Unter lich aber auch drei bis vier oder mehr. Brenning (1993) er- solchen Bedingungen konnten auf dem Eis oder an Land im mittelte in den Jahren 1962-1989 unter 144 Adlern einen Gebiet Kieler Ort – Langenwerder – Boiensdorfer Werder oft Altvogelanteil von 65 %. Infolge der allgemeinen Zunahme mehr als 10 Seeadler gezählt werden, z. B. 22 am 29.01.2004 der Art häuften sich die Feststellungen auf Langenwerder, und je 23 am 26.01.1958 und 19.02.1994. insbesondere auch nach der Ansiedlung eines Paares auf der gegenüber liegenden Halbinsel Wustrow 1994 und in Beringungsergebnisse: Ein farbberingter Seeadler, der nest- jüngster Zeit bei Boiensdorf und auf Poel. So betreffen viele jung am 20.05.1998 bei Rühn beringt wurde (DEH AA 4029) Beobachtungen immer wieder dieselben Brutvögel der Um- und im Juni 2002 und 2005 auf bzw. am Langenwerder gebung. Seeadler schlagen auf Langenwerder nicht selten beobachtet werden konnte, wurde 2008 tot im Wasser trei- Jungmöwen und nutzen vorzugsweise das Nordende als bend aufgefunden (38 km WNW).

Seeadler Haliaeetus albicilla mit geschlagener Pfeifente Anas penelope unter Sturmmöwen Larus canus, April 2008. Foto: W. Spillner. White-tailed Eagle Haliaeetus albicilla with a killed Eurasian Wigeon Anas penelope among Mew Gulls Larus canus, April 2008. Photo: W. Spillner. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 109

Raufußbussard Buteo lagopus Rough-legged Buzzard

Regelmäßiger Durchzügler und Wintergast

Auf dem Wegzug erscheinen die ersten jahrweise unter- wurden ebenfalls meistens nur Einzelvögel registriert, an schiedlich häufig sehr selten bereits in der zweiten Sep- einigen Tagen zwei bis drei und maximal acht Durchzügler temberdekade (je einer am 12. und 16. Sept.). Auch in am 09.05.1993. der letzten Septemberdekade wurden nur wenige festge- stellt. Der Haupteinflug erfolgt im Oktober, wobei der Beringungsergebnisse: Von zwei bisher beringten Rau- aktuelle Durchzug nur in wenigen Fällen erfasst werden fußbussarden gibt es keine Wiederfunde. konnte, da sich die Bussarde of- fensichtlich häufig über längere Raufußbussard 130 Zeiträume zur Mäusejagd auf der Insel aufhielten. Während an 120 den meisten Tagen Einzelvögel, 110 gelegentlich auch zwei bis vier 100 registriert wurden, kam es an 90 einigen Tagen zu massiverem 80 Durchzug von bis zu neun und 70 selten mehr. Maximal wurden 60 je einmal elf (02.10.1988), 14 (20.10.1992) und mindestens 71 Ind. 50 (05.10.1989) nach SW ziehende 40 beobachtet (M. Grothmann u. 30 a. In: Brenning 1993). In den 20 Wintermonaten erscheinen un- 10 regelmäßig Raufußbussarde auf 0 der Insel, doch sind die Daten 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 von Mitte November bis in den Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. März wegen zu sporadischer Be- Monat / Dekade obachtungen quantitativ nicht wertbar (Abb.). Der unauffälli- Raufußbussard Buteo lagopus – Dekadensummen aller Ind. in den Jahren 1962-2011 (Ende No- gere Heimzug ab März endet in vember bis Ende Februar geringe Datenlage) (n=623). der ersten Maihälfte (spätestes Rough-legged Buzzard Buteo lagopus – ten-day-period sums for all individuals from 1962-2011 Datum 12.05.1976). Im Frühjahr (limited data from late November to late February) (n=623).

Mäusebussard Buteo buteo Common Buzzard

Regelmäßiger Durchzügler und Wintergast

Während der Zugzeiten sind Mäuse jagende Nahrungs- gäste aus der weiteren Umgebung meistens nicht ein- deutig von echten Durchzüglern zu unterscheiden, so- fern es sich nicht um direkten Zug handelt. Während im Jahresverlauf an vielen Tagen keine Bussarde gese- hen wurden, handelte es sich andernfalls meistens um ein bis höchstens drei Gastvögel, deren Erscheinen auch von der jahrweise unterschiedlichen Häufigkeit der Feld- mäuse abhängt. Der hauptsächlich von März bis April stattfindende Heimzug verläuft meistens unauffällig, nur einmal wurden 14 Ind. (30.03.1995) gesehen, sonst an wenigen Tagen maximal vier bis fünf und meistens nur ein bis drei. Am seltensten wurden Mäusebussarde im Zeitraum Mai bis August beobachtet, wobei ab August eine leichte Zunahme festgestellt wurde. Allerdings wer- Mäusebussard Buteo buteo, Oktober 2007. Foto: M. Helm. den in der Brutzeit die anfliegenden größeren Greifvögel Common Buzzard Buteo buteo, October 2007. Photo: M. Helm. von den Sturmmöwen attackiert und meistens auch ver- trieben. Während des Wegzuges, der von der letzten Sep- Tagen insgesamt mindestens 274 Mäusebussarde nach temberdekade bis in den November kulminiert, wird das SW zogen (in dieser Zeit wurde ebenfalls ein verstärkter Gebiet jahrweise sehr unterschiedlich stark tangiert. Zu Durchzug von Raufußbussarden beobachtet). So zogen einem für diesen Raum ungewöhnlich starken und even- allein am 5. Okt. innerhalb von zwei Stunden 180 und tuell durch die Großwetterlage verursachten Durchzug am 2. November mindestens 66 Ind. durch (M. Groth- kam es in der Zeit vom 05.10.-12.11.1989, als an sechs mann, D. Schmeckebier u. a. In: Brenning 1993). Weitere 110 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

starke Zugtage mit mehr als 20 Ind. waren im Septem- bis vier (selten fünf) Mäusebussarde auf, nur einmal am ber der 30.09.1993 (38 Ind.), 24.09.2007 (27 Ind.), im 16.01.1979 waren es acht. Oktober der 09.10.1994 (80 Ind.), 13.10.1990 (49 Ind.), 02.10.1994 (45 Ind.), 22.10.2001 (22 Ind.) und im No- Beringungsergebnisse: Von 20 beringten Ind. liegen vember der 19.11.1997 (28 Ind.). Zugtage mit zehn bis vier Wiederfunde vor. Zwei sind Nahfunde von der Insel 20 Ind. kamen im Oktober und November mehrfach vor. Poel, die beiden übrigen wurden 100 km W in Schleswig- Während der Kontrollen in den Wintermonaten Dezem- Holstein und 126 km ENE (nach über sieben Jahren) auf ber bis Mitte März hielten sich auf der Insel maximal ein Rügen tot aufgefunden.

Merlin Falco columbarius Merlin

Regelmäßiger Durchzügler und sporadischer Wintergast

Merline erschienen auf dem Wegzug, der selten bereits in der letzten Augustdekade einsetzte (drei Daten, frühestes Datum 25.08.1986, G. Wagner), alljährlich auf der Insel. Der Durchzug kulminierte von Mitte September bis Mitte Oktober und flaute ab Ende Oktober stark ab. Die Datenla- ge lässt zwar ab November keine genaueren quantitativen Aussagen zu, doch wurden in diesem Monat nur noch selten Merline beobachtet (insgesamt sieben Ind.). Fast immer handelte es sich um Einzelvögel, gelegentlich auch zwei und nur an vier Tagen in der ersten Oktoberdekade wurden mehr gesehen (drei, drei, vier und sechs Ind.). Auf dem Heimzug wurden Merline selten und längst nicht in allen Jahren beobachtet. Stets handelte es sich um Einzel- vögel, spätestes Datum war der 20.05.2008 (Abb.).

Beringungsergebnisse: Während des Wegzuges konnten Merline Falco columbarius werden nur gelegentlich gefangen, Sep- 20 Merline gefangen werden, Wiederfunde liegen nicht tember 1998. Foto: J. Mundt. vor. The Merlin Falco columbarius is only captured occasionally, Septem- ber 1998. Photo: J. Mundt.

100 Merlin

90

80

70

60

50

40 Ind.

30

20

10

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Merlin Falco columbarius – Dekadensummen aller Ind. in den Jahren 1962-2011 (Februar geringe Datenlage) (n=332). Merlin Falco columbarius – ten-day-period sums for all individuals from 1962-2011 (limited data from February) (n=332). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 111

Rotfußfalke Falco vespertinus Red-footed Falcon

Sporadischer Durchzügler

Aufgrund des invasionsartigen Auftretens dieser Art liegen • 1981: je ein Weibchen am 11. und 14.05. (P. Fuhrmann. nur aus fünf Jahren Beobachtungen vor: In: Müller 1983). • 1975: je ein juv. Ind. am 27. und 28.08, acht juv. am • 1983: je zwei Ind. am 18., 19. und 20.08. und eins am 29.08., fünf juv. am 30.08. und zwei juv. am 31.08., alle 22.08. (In: Brenning 1993). nach S ziehend (In: Brenning 1993). • 1984: je ein juv. Ind. am 11. und 15.09. (In: Brenning • 1979: vier juv. Ind. am 22.08., ein bis drei juv. am 24.08., 1993). zwei juv. nach SW am 01.09., ein juv. am 06.09., vier am • 1992: ein Weibchen nach NE ziehend am 24.05. und drei 07.09. und ein Ind. nach SSW am 09.09. (In: Brenning (zwei juv., ein Weibchen) am 10.09. (In: Müller 1994). 1993).

Baumfalke Falco subbuteo Eurasian Hobby

Unregelmäßiger Durchzügler

Erscheint sehr unregelmäßig auf dem Durchzug, fast im- war der 25.04.2005, spätestes der 15.10.1996. Die Daten mer einzeln, manchmal auch zwei. Die meisten Baumfal- verteilen sich folgendermaßen auf den Zeitraum von Ende ken wurden im Mai auf dem Heimzug und von August bis April bis Mitte Oktober (n=53) (s. Zahlenleiste). September auf dem Wegzug beobachtet. Frühestes Datum

Monat Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Monatssumme 1 14 2 3 7 22 4

Wanderfalke Falco peregrinus Peregrine Falcon

Regelmäßiger Durchzügler und Wintergast

In der Wismar-Bucht rastende bzw. überwinternde Wan- selteneren Inselkontrollen weniger Daten vor. derfalken suchen alljährlich und regelmäßig auch den Langenwerder auf, wo sie unter anderem Limikolen jagen. Beringungsergebnisse: Von zwei beringten Wanderfalken Seit den 1990er Jahren ist eine Zunahme des Auftretens liegen keine Wiederfunde vor. erkennbar. Da es sich bei den Beobachtungen in den ein- zelnen Monaten wahrscheinlich sehr oft um dieselben Vögel han- delt, ist eine quantitative Ein- schätzung des Durchzuges nicht möglich. Im Frühjahr waren die Wanderfalken weniger häufig als im Herbst. Die meisten wurden im April und Mai beobachtet. Im März wurden zweimal drei Fal- ken gesehen. Aus dem Juni liegen nur zwei Daten (09.06.1998 und 04.06.2002) vor, aus dem Juli nur eins (31.07.2011). Im Herbst er- schienen die ersten in wenigen Jahren bereits im August (acht Daten). Am häufigsten wird die Insel von September bis Novem- ber aufgesucht. In der Regel han- delte es sich um einzelne Vögel, gelegentlich auch um zwei und im September dreimal um drei. Maximal wurden am 23.09.2004 Juv. Wanderfalken Falco peregrinus wurden bisher erst zweimal gefangen, September 2003. Foto: vier Wanderfalken beobachtet. K. Lippert. Aus den Monaten Dezember bis Juv. Peregrine Falcons Falco peregrinus have only been captured twice to date, September 2003. Februar liegen entsprechend der Photo: K. Lippert. 112 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Würgfalke Falco cherrug Saker Falcon

Gefangenschaftsflüchtling

Am 05. und 12.09.2009 sah H. Zimmermann einen ent- rung mit einem Lannerfalken Falco biarmicus konnte nicht flogenen Falken mit Geschüh, der sich auf dem Beobach- mit Sicherheit ausgeschlossen werden. tungsturm niedergelassen hatte (Fotobeleg). Hybridisie-

Turmfalke Falco tinnunculus Common Kestrel

Regelmäßiger Durchzügler und Jahresgast

Jagende Turmfalken werden während des ganzen Jahres auf der Insel beobachtet, in manchen Monaten - insbe- sondere in der Brutzeit - jedoch nicht täglich. Außerhalb und wenigstens z. T. während der Zugzeiten dürfte es sich dabei um Brutvögel (z.T. ganze Familien) der weiteren Um- gebung gehandelt haben. Durchzügler sind deshalb, wenn es sich nicht um ausgesprochene Zugbeobachtungen oder Fänge handelt, nicht immer als solche erkennbar. Wäh- rend der Heimzugzeit von März bis April/Anfang Mai wur- den zwar an den meisten Tagen ein bis zwei, manchmal auch drei oder gar vier Vögel auf der Insel beobachtet, doch handelte es sich vor allem im April nur in wenigen Fällen um eindeutige Zugbewegungen. Der Wegzug macht sich ab Mitte Juli durch nach SW zie- hende Falken und eine Zunahme der Tagessummen auf bis zu acht Ind. bemerkbar. Als Hauptzugzeit wird der Zeit- raum von der dritten Julidekade bis zur ersten September- dekade eingeschätzt. In dieser Zeit wurden nicht selten mehr als fünf Ind. täglich registriert (sechs an 13 Tagen, sieben an neun, acht an sechs, neun an zwei, zehn an vier und zwölf, 13, 14 und 25 an jeweils einem Tag). Völlig aus dem Rahmen fallend waren 122 nach SSW ziehende Falken Ende August 1975 (H. Zimmermann, D. Schmecke- bier. In: Müller 1977; Brenning 1993). Mitte September flaut der Durchzug wieder ab, bis Ende Oktober wurden täglich meistens nur noch ein bis zwei, seltener bis drei und gelegentlich vier, sowie selten fünf und einmal (Ende September) sechs Ind. beobachtet. In den Monaten No- vember bis Februar/März waren lediglich maximal zwei und sehr selten drei bis vier Falken anwesend. Ein und Turmfalke Falco tinnunculus – Wiederfundorte und Beringungsorte gelegentlich zwei Vögel hatten auf der Insel ihren Über- fremder Ringvögel. winterungsplatz bezogen, wo sie dann an den Gebäuden Common Kestrel Falco tinnunculus – recovery sites and ringing ihren Einstand hatten. sites of non-locally ringed birds.

Beringungsergebnisse: In den Sommer- und Herbstmona- zügler verteilen sich auf Brandenburg, Schleswig-Holstein, ten konnten 347 Turmfalken beringt werden, von denen Niedersachsen und Frankreich (Karte). Neben diesen Fun- acht Fernfunde vorliegen. Außerdem wurden zehn frem- den gibt es eine größere Anzahl von eigenen Wiederfängen de Ringvögel gefangen. Die Fremdfunde betreffen njg. auf Langenwerder in derselben Saison, die den längeren beringte Falken. Sie dokumentieren die Dispersion nach Aufenthalt einzelner Falken belegen. Maximale Aufent- dem Flüggewerden aus z. T. weit südlich gelegenen Brut- haltsnachweise erfolgten einmal nach 54 Tagen und zwei- gebieten bzw. die Herkunft von Durchzüglern: einer aus mal nach zwei Monaten. Außerdem konnten zwei Vögel Tschechien (509 km NNW), einer aus Berlin-Zehlendorf in den Folgejahren wiedergefangen werden: einer nach ei- (213 km NNW), vier aus Mecklenburg-Vorpommern, einer nem und vier Jahren, ein anderer nach vier Jahren. Wahr- aus Dänemark (174 km SSE), zwei aus Schweden (416 km scheinlich handelte es sich um Brutvögel der Umgebung. S und 1.581 km SSW) und einer aus Finnland (1.450 km SW). Neun Fernfunde auf Langenwerder beringter Durch- U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 113

Kranich Grus grus Common Crane

Regelmäßiger Durchzügler mit steigender Tendenz in den letzten Jahren

Rastet auf dem Langenwerder äußerst selten, dafür aber in nach der Brutzeit immer früher, so zählte G. Puhlmann zunehmender Zahl in den gegenüber liegenden Gollwitzer bereits am 17.07.2010 77 Kraniche. Nach W. Mewes (briefl. Wiesen auf der Insel Poel. Zwei Zahlen mögen die Aussage Mitt.) handelt es sich bei den im August und September unterstreichen: Wurden im gesamten Jahr 1967 19 Kra- rastenden Vögeln um einheimische Kraniche, mit dem niche gezählt, waren es 2011 mehr als 10.000 Ind. (incl. Auftreten fremder Populationen können die Zahlen dann einiger Mehrfachzählungen derselben Ind. am Schlafplatz sprunghaft ansteigen. Während der Zugzeiten im Früh- Gollwitz). Während im Jahrzehnt von 1962-1971 nur jahr und Herbst ist der Kranich natürlich auch über dem achtmal Beobachtungen von Kranichen in den Inseltage- Langenwerder verstärkt zu beobachten (Abb. S. 281). Der büchern festgehalten wurden, stieg diese Zahl von 2002- Rückflug in die Brutgebiete ist bereits in der letzten Febru- 2011 auf über 400. Die Nutzung der Gollwitzer Wiesen als ardekade verzeichnet worden, seinen Höhepunkt erreicht herbstlicher Schlafplatz, der vom Beobachtungsturm auf er Ende März/Anfang April und kann bis weit in den Mai dem Langenwerder einzusehen ist, begann 2004 mit ma- hineinreichen. Im Juni und in der ersten Julidekade sind ximal 330 Kranichen, Mitte Oktober 2006 waren es bereits nur wenige Tiere beobachtet worden, dann setzt aber der an die 1.500 Ind. Noch größere Mengen wurden allerdings Flug zum Schlafplatz ein. Ende Oktober/Anfang November nicht verzeichnet, in manchen Jahren waren es auch weni- wird der geräumt, aber selbst im Dezember oder Januar ger, z. B. 2009 maximal nur 555 Ind. Der Einflug beginnt sind Flüge von bis zu 24 Ind. gezählt worden.

Wasserralle Rallus aquaticus Water Rail

Regelmäßiger Durchzügler

Wurde aber längst nicht in jedem Jahr nachgewiesen. Von den insgesamt 30 Feststellungen aus den letzten 50 Jahren wurden 17 durch den Fang in Limikolennetzen erbracht, die im Herbst im südlichen Lagunenbereich aufgestellt worden waren. In allen Fällen handelte es sich um ein- zelne Tiere. Die jahreszeitliche Verteilung von Ende Juli bis Ende Oktober (in Monatsdekaden) ergibt sich aus der nachstehenden Zahlenleiste. Maximal wurden vier Ind. in einem Jahr gefangen (1995), 1991 drei und 1996 zwei, sonst immer nur eine. Der letzte Fang datiert von Anfang Oktober 2004.

Beringungsergebnisse: Die insgesamt 16 Beringungen er- Im südlichen Lagunenbereich fangen sich auch Wasserrallen Rallus aquaticus in den Netzen, Oktober 2004. Foto: J. Mundt. brachten keine Wiederfunde. In the lagoon area in the south, Water Rails Rallus aquaticus occasi- onally get trapped in the mist nets, October 2004. Photo: J. Mundt.

Monat Juli Aug. Sept. Okt. Dekade 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Dekadensumme 1 1 1 1 3 1 4 7 6 5

Tüpfelsumpfhuhn Porzana porzana Spotted Crake

Durchzügler

Aus dem Zeitraum 1962-2011 sind aus zwölf Jahren ins- zweiten Oktoberdekade kann der nachfolgenden Aufstel- gesamt 17 Nachweise erbracht worden. Neun Ind. fingen lung entnommen werden (s. Zahlenleiste). sich in den Limikolennetzen, die im Spätsommer/Herbst im Lagunenbereich im Süden der Insel aufgestellt worden waren (Abb. S. 114). Eine außergewöhnliche Feststellung Monat Aug. Sept. Okt. machte R.-R. Strache, als er am 24.06.2007 in den Nacht- Dekade 3 1 2 3 1 2 stunden an der Lagune ein Tüpfelsumpfhuhn verhörte. Die zeitliche Verteilung von der dritten August- bis zur Dekadensumme 3 2 1 3 4 3 114 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Nur selten gelingt der Fang eines Tüpfelsumpfhuhns Porzana porza- na, September 2004. Foto: J. Mundt. The Spotted Crake Porzana porzana is only rarely captured, Septem- ber 2004. Photo: J. Mundt.

Teichhuhn Gallinula chloropus Common Moorhen

Ehemaliger Brutvogel, unregelmäßiger Durchzügler

Hat von 1967-1983 in ein, zwei oder sogar drei Paaren im süd- lichen Lagunenbereich und an den Tümpeln der Insel gebrütet. Letztmalig wurde das Teichhuhn im Sommer 1983 gesehen. In spä- teren Jahren wurde selten ein Ind. auf dem Durchzug gefangen bzw. registriert, so am 04.09.1994, am 17.09.1997, am 01.09.1998, am 18.11.2005 sowie am 13.09.2011. Ein weiterer später Nachweis möglicherweise eines Brutvogels stammt vom 21.10.1975.

Beringungergebnisse: Von den drei beringten Ind. gibt es eine Rückmeldung: • DEH 5009893 o dj. 04.09.1969 Langenwerder (H. W. Nehls), + erlegt 19.10.1969 Marais de Re- don (47.39 N, 02.05 W), Ile et Vilaine, NW-Frankreich nahe Teichhuhn Gallinula chloropus auf dem Nest, Juli 1967. Foto: H. W. Nehls. Atlantik (1.185 km WSW). Common Moorhen Gallinula chloropus on the nest, July 1967. Photo: H. W. Nehls.

Blässhuhn Fulica atra Eurasian Coot

Häufiger Rastvogel und Wintergast

Eine Art, die das Bild der Wasservogelwelt auf den umliegen- April bleiben können. Im Laufe dieses Monats verschwinden den Gewässern vom Herbst bis zum Frühjahr ganz wesentlich sämtliche Blässhühner und im Mai/Juni und meistens auch mitbestimmt. In vielen Jahren sind es Tausende von Bläss- noch bis Mitte/Ende Juli halten sich praktisch keine Angehö- hühnern, die auf dem Breitling östlich vom Langenwerder rigen dieser Art im Gebiet auf. Ab Ende Juli/Anfang August oder nördlich der Insel bis in das Salzhaff hinein verweilen. treten dann die ersten größeren Schwärme auf, die nahtlos in Die Winterbestände sind stark von den jeweils herrschenden die großen Winterschwärme übergehen. Das frühe Auftreten Eisverhältnissen beeinflusst, auf die freie See gehen Bläss- von Blässhuhnscharen in der weiteren Langenwerderregion hühner möglichst gar nicht. Ab September sind Zahlen zu gehört aber seit etwa 20 Jahren der Vergangenheit an, seit erwarten, die zwischen 5.000 und fast 9.000 Ind. liegen (aus- 1990 wurden im August nur äußerst selten Blässhühner re- nahmsweise sogar bis zu 30.000 Ind. am 18.12.1977, N. E. gistriert und auch die Maximalzahlen der folgenden Monate Briesemeister) und die dort bei günstigen Wetterlagen bis zum sind alle vor 1990 aufgetreten (s. Zahlenleiste).

Monat Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jahr 2002 2008 2007 2000 1977 1984 1991 1982 1977 1985 1984 1984 Max. 8.000 8.600 6.000 5.500 400 20 1.000 3.000 6.500 6.000 5.000 8.000 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 115

Dieser starke Rückgang, der auch die Zeit nach der ersten das Einzugsgebiet, sie liegen allerdings schon viele Jahre Aprildekade betrifft, ist ganz offensichtlich auf die starke zurück: Zunahme der Wassertouristik zurückzuführen. • DEW 358171 o ad. 20.12.1953 Domsee Ratzeburg, + tot 22.06.1954 Langenwerder (61 km NE). Beringungsergebnisse: Innerhalb der letzten 50 Jahre • HES 2-6316 o Fgl. 13.01.1968 Oberkirch (47.09 N, 08.06 sind nur acht Blässhühner gefangen und beringt worden, N), Luzern, Schweiz, + tot 23.02.1970 Langenwerder von denen es keine Wiederfunde gibt. Zwei Totfunde mit (801 km NNE). Ringen fremder Beringungsstationen geben Hinweise auf

Austernfischer Haematopus ostralegus Eurasian Oystercatcher

Regelmäßiger Brutvogel und Durchzügler, gelegentlicher Wintergast

Gehört mit Sicherheit zu den Arten, die schon seit Jahr- • DEH 412072 o nfl. 14.06.1969 Walfisch, v 24.05.2005 hunderten auf dem Langenwerder gebrütet haben, auch in Langenwerder. den letzten 50 Jahren war die Art immer vorhanden. Die Die meisten Austernfischerpaare nutzen den Strandbe- Zahl der BP lag im Maximalfalle bei 30 (1989), im Mini- reich zur Ablage ihrer Eier, einige haben ihre Nistplätze malfall nur wenig über zehn (Abb. S. 116-117). Ein deut- aber auch im Bereich der ehemaligen Koppel im Innern lich negativer oder positiver Bestandstrend ist über den ge- der Insel. samten Zeitraum nicht zu erkennen. Zu beachten ist aber, Über das Zugverhalten der einheimischen Vögel und der dass die jährliche Nachwuchsrate bei den Austernfischern fremden Durchzügler unterrichtet die Abb. S. 116 unten. außerordentlich niedrig liegt und dieser Missstand nur Je nach Witterung können die ersten heimischen Vögel be- teilweise durch das hohe Alter, das die Brutvögel erreichen reits in der ersten Januardekade oder häufiger im Februar können, gemildert wird. Das bisher ermittelte Höchstalter auftreten, was durch farbig markierte Exemplare mehrfach betrug 38 Jahre. Es handelte sich um einen Austernfischer, nachgewiesen worden ist. Neben den heimischen Austern- der am 06.07.1969 als nfl. auf dem Walfisch, einer nur 12 fischern sind es im März/April vor allem Vertreter der östli- km entfernten Vogelinsel in der inneren Wismar-Bucht, chen Populationen, die die Zahl der rastenden Tiere in die von W. Kruch beringt worden war. Er siedelte später zum Höhe treiben. Während der eigentlichen Brutzeit sind auf Langenwerder über, erhielt dort 1988 einen neuen Ring dem Langenwerder nur die Brutvögel und etwaige, wohl und eine Zusatzmarkierung und wurde mindestens bis noch nicht geschlechtsreife Nichtbrüter zu finden. Bereits 2005 als Brutvogel kontrolliert, bevor er am 05.06.2007 ab Juli macht sich der Durchzug fremder Vögel bemerkbar. frischtot am Ostufer der Insel von H. W. Nehls gefunden Auch die heimischen Austernfischer verlassen Ende Juli/ wurde (DEH 412077 o 06.07.1969 Walfisch + 05.06.2007 August die heimatliche Insel nahezu vollständig. Die vor Langenwerder) (Nehls 2009). Zwei weitere Austernfischer allem auf den Sandbänken sich aufhaltenden Austernfi- (BV) erreichten mindestens ein Alter von 36 Jahren. Sie scher in späteren Dekaden sind fremde Durchzügler. wurden mehrfach umberingt und erhielten 1988 zusätz- Eine Vorstellung von der Größe der Rasttrupps (Brutvögel lich codierte Plastikringe (schwarz M6 bzw. weiß M6): eingeschlossen) vermitteln die monatlichen Maximalzah- • DEH 408413 o nfl. 24.06.1969 Langenwerder, v Weib- len aus den Jahren 1962-2011 (s. Zahlenleiste). chen 03.06.2005 Langenwerder.

Monat Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jahr 2007 1975 1994 1991 1983 1978 1985 1982 1977 1977 1977 2011 Max. 100 71 140 90 70 89 147 50 45 65 36 21

Beringungsergebnisse: In den Jahren von 1962-2011 Davon gibt es mindestens zwölf Belege, die allerdings noch wurden 820 Austernfischer markiert, davon waren 316 in die Zeit vor 1961 hineinreichen. Altvögel (38,5 %), 213 flügge Jungvögel (26 %) und 291 Als Überwinterungsgebiet dient das deutsch/niederlän- nfl. (35,4 %). Die letzte Zahl entspricht einem jährlichen dische Wattenmeer bis hin zur französischen Kanalküste Durchschnittswert von 5,82. Mehr als 180mal wurden und dem großen Limikolenrastgebiet „The Wash“ an der beringte Austenfischer kontrolliert und mehr als 85mal englischen Ostküste. Diese Gebiete werden immer wie- mussten Ringe ausgetauscht werden. In den Jahren 1988 der aufgesucht, ein als nfl. beringter Austernfischer wurde und 1989 wurde der größte Teil der Brutvögel farbig mar- nach siebzehneinhalb Jahren im deutschen Wattenmeer kiert (H.-H. Zöllick, H. W. Nehls). Eine genaue Analyse gefunden. steht noch aus. Maximal wurden in einem Jahr 28 nfl. Nicht immer bleiben die als nfl. beringten Austernfischer Vögel beringt (1981). Wie stark die Nachwuchszahlen zu- ihrem Geburtsort treu. So gibt es Nachweise für Umsied- rückgegangen sind, sieht man daran, dass im Zeitraum lungen zum benachbarten Walfisch und zum Graswarder 1981-1990 114, von 2001-2010 aber nur 20 nfl. mit Ringen unterhalb von . Ein Vogel wurde nach zwölf Jah- versehen worden sind. ren tot auf der Halbinsel Wustrow bei Ribnitz-Damgarten Bei der Auswertung der Wiederfunde ist zwischen einhei- gefunden, nachdem er sich zwischenzeitlich im vierten mischen und fremden Vögeln zu unterscheiden. Die si- Jahr nach der Beringung in einer Limikolenreuse auf dem chersten Ergebnisse erhält man von jenen Individuen, die Langenwerder gefangen hatte. Er war dort am 03.07.1983 als nichtflügge oder als Brutvögel beringt worden sind. als nfl. beringt worden. (DEH 457326, nach Umberingung 116 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

am 04.08.1987 DEH 462914, tot am 15.07.1995) waren und später auf dem Langenwerder kontrolliert wur- Von den fremden Durchzüglern werden dieselben Gebiete den, stammten in zwei Fällen aus Estland und aus dem zur Überwinterung genutzt wie von unseren heimischen südwestlichen Finnland. Von uns beringte Durchzügler Tieren, wobei es auch einen Fund aus dem dänischen Wat- wurden später von der Insel Öland (Schweden) und aus der tenmeer gibt. Austernfischer mit Ringen fremder Berin- Nähe des Weißen Meeres zurückgemeldet, einer fand sich gungsstationen, die am Brutplatz als nfl. beringt worden nach acht Jahren bei Altwarp, Ückermünde (Karte S. 117).

32 Austernfischer

28

24

20

16

BP 12

8

4

0 1962 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Jahr

Austernfischer Haematopus ostralegus – Brutbestand in den Jahren 1962-2011. Eurasian Oystercatcher Haematopus ostralegus – breeding population from 1962-2011.

Austernfischer

60

50

40

Ind. 30

20

10

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.

Monat / Dekade

Austernfischer Haematopus ostralegus – Durchschnittliche Dekadenmaxima in den Jahren 1962-2011 (n=25.448). Eurasian Oystercatcher Haematopus ostralegus – average ten-day maxima from 1962-2011 (n=25.448). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 117

Austernfischer Haematopus ostralegus – Wiederfundorte und Berin- Gelege des Austernfischers Haematopus ostralegus. Juni 2009. Foto: gungsorte fremder Ringvögel. H. W. Nehls. Eurasian Oystercatcher Haematopus ostralegus – recovery sites and Eurasian Oystercatcher Haematopus ostralegus clutch, June 2009. ringing sites of non-locally ringed birds. Photo: H. W. Nehls.

Austernfischer Haematopus ostralegus am Gelege, Mai 1992. Foto: H. W. Nehls. Eurasian Oystercatcher Haematopus ostralegus at the nest, May 1992. Photo: H. W. Nehls. 118 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Stelzenläufer Himantopus himantopus Black-winged Stilt

Irrgast (Invasionsvogel)

Nur ein Nachweis: Ein Männchen am 21.05.1998 (M. Grothmann. In: Müller 2000).

Säbelschnäbler Recurvirostra avosetta Pied Avocet

Unregelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Nahrungsgast

Hat nach einer Brut 1865 (Wüstnei u. Clodius 1900) erst jährlich, danach nur noch sporadisch (s. Zahlenleiste). 1973 wieder gebrütet und anschließend bis 1988 fast all-

Jahr 1973 1974 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1988 1992 2000 2003 BP 9 7 9 5 5 5 3 4 2 6 1 1 2 2 2 1 1

Die Erstansiedlung 1973 beruhte sicher auf Nachgelegen • DEW 5156279 o nfl. 02.07.1971 Burg (54.26 N, 11.12 E), von Vögeln, die ihre Erstgelege in den bevorzugten Brut- Fehmarn, Schleswig-Holstein, v 11.06.1973 BV Langen- gebieten, den Poeler Salzwiesen, verloren hatten und sich werder (50 km SSE). auf dem sogenannten Schover Urt ansiedelten, der nur • DEW 5184431 o Fgl. 13.05.1977 Sehlendorfer Binnensee aus einer kahlen Sand- und Kiesfläche bestand und sich (54.18N, 10.40E), Schleswig-Holstein, v 03.06.1982 BV bis in die 1980er Jahre als abgetrennter Nordostteil des Langenwerder (62 km SE). Langenwerders über die Wasseroberfläche erhob. Dieses Ein Bild vom Durchzug bzw. der Anwesenheit von Nah- auch als Nordsandbank bezeichnete Gebilde, auf dem sich rungsgästen gibt die Abb. unten, die die durchschnittli- nur selten einige Ruderalpflanzen ansiedelten, diente in che Anzahl der pro Dekade registrierten Säbelschnäbler den folgenden Jahren auch als Brutplatz für Erstgelege so- in den letzten 50 Jahren enthält, wobei ausschließlich wie mehrfach für Nachgelege. Nur selten befanden sich jene Jahre berücksichtigt wurden, in denen keine Brutvö- die Nester im Südwesten der Insel oder auf dem Grasland gel vorhanden waren. Auch außerhalb des dargestellten in der Nähe des großen Teiches im südlichen Abschnitt. Zeitraums können einzelne Säbelschnäbler gelegentlich Infolge der geringen Höhenlage des Schover Urtes kam es vorkommen. Erstbeobachtung: 24.02.1990 ein Ind. (W. beim fast alljährlich Ende Mai/Anfang Juni auftretendem Kappes, K. Lambert und R. Tietze. In: Müller 1992-1993). Hochwasser zu Überflutungen, die mit Gelegeverlusten Letztbeobachtung: 13.12.2005 ein Ind. (U. Brenning und verbunden waren. Trotzdem konnten in diesen Jahren M. Neubauer. In: Müller 2009). mehr als 40 Säbelschnäbler be- ringt werden, davon alleine 34 nfl. und ein noch nicht ausge- Säbelschnäbler wachsener Jungvogel. 35 Beringungsergebnisse: Die jungen Säbelschnäbler können 30 schon nach wenigen Tagen auch schwimmend ihren Geburtsort 25 verlassen. So kontrollierte D. 20 Schmeckebier am 01.06.1979 Ind. ein nicht flügges Tier am Strand 15 der Breitlingswiesen auf Poel, das er am 29.05.1979 auf der Nord- 10 sandbank beringt hatte. Die Ent- fernung zum Geburtsort betrug 5 etwa drei Kilometer. Ansonsten gibt es keine Rückmeldungen. 0 Ein 1983 als Brutvogel beringter 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Säbelschnäbler wurde 1988 er- März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. neut als Brutvogel kontrolliert. Monat / Dekade Zwei Fremdfunde belegen die Zuwanderung von der Ostsee- Säbelschnäbler Recurvirostra avosetta – Durchschnittliche Anzahl pro Dekade in den Jahren 1962-2011 (n=4.849). küste Schleswig-Holsteins: Pied Avocet Recurvirostra avosetta – average number per ten-day-period from 1962-2011 (n=4.849). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 119

Säbelschnäbler Recurvirostra avosetta auf dem Gelege, Nordsandbank, Juni 1974. Foto: H. W. Nehls. Pied Avocet Recurvirostra avosetta on the nest, northern sandbank, June 1974. Photo: H. W. Nehls.

Kiebitzregenpfeifer Pluvialis squatarola Grey Plover

Regelmäßiger Durchzügler

Eine Art, die fast als Jahresvogel bezeichnet werden kann in stark schwankenden Zahlen (Abb. S. 120 oben). Im und seit vielen Jahren einen mehr oder minder großen Spätherbst können die Rastvögel über längere Zeit ver- Anteil an den im Gebiet rastenden Limikolen hat. Das weilen; der Heimzug tritt nur schwach in Erscheinung. In trifft besonders auf den herbstlichen Durchzug zu, wenn der nachstehenden Zahlenleiste sind die Tageshöchstwerte zunächst die Alttiere und anschließend die dj. Vögel er- für die einzelnen Monate in den Jahren 1962 bis 2011 scheinen und mit ihren melodischen Rufen das Bild der aufgeführt. Limikolengemeinschaft wesentlich mitprägen, allerdings

Monat Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jahr 1995 1989 1992 2006 1967 1995 1993 2000 1988 1991 1991 2001 Anzahl 72 20 8 22 45 21 66 240 350 760 450 82

Ein auffälliger Wegzug von ad. Kiebitzregenpfeifern über Jungvögel (Abb. S. 120 unten). Rückmeldungen liegen bis- See wurde in mehreren Jahren im Zeitraum von Ende lang 34 vor, das entspricht 1,9 % aller markierten Vögel. Juli bis in die zweite Augustdekade beobachtet, z. B. am Ein einziger Kiebitzregenpfeifer trug einen fremden Ring, 08.08.2000 170 Ind. nach WSW bis W. er war drei Jahre vorher als dj. Durchzügler in Schottland beringt worden. Aus dem Brutgebiet, aus den skandinavi- Beringungsergebnisse: Von 1962-2011 wurden insgesamt schen Ländern und aus Polen gibt es nicht einen Fund und 1.778 Ind. gefangen und beringt, davon alleine 1.751 (=98,5 nicht eine einzige Kontrolle (Karte S. 121). %) seit Beginn des Limikolenfanges mit Drahtreusen im Jahre 1976. 244 Ind. (=13,9 %) waren Alt-, 1.507 (=86,1 %) 120 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Kiebitzregenpfeifer

160

140

120

100

Ind. 80

60

40

20

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.

Monat / Dekade

Kiebitzregenpfeifer Pluvialis squatarola– Durchschnittliche Dekadenmaxima in den Jahren 1962-2011 (n=34.955). Grey Plover Pluvialis squatarola – average ten-day maxima from 1962-2011 (n=34.955).

Kiebitzregenpfeifer 500

450

400

350

300

. 250 ad. Ind. juv. 200

150

100

50

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Juli Aug. Sept. Okt. Nov.

Monat / Dekade

Kiebitzregenpfeifer Pluvialis squatarola – Anzahl der von 1976-2011 in den Monaten Juli bis November gefangenen ad. und juv. Ind. (n=1.764). Grey Plover Pluvialis squatarola – number of adults and juveniles captured between July and November from 1976-2011 (n=1.764). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 121

Kiebitzregenpfeifer Pluvialis squatarola werden in jahrweise sehr unterschiedlicher Zahl gefangen, August 2000. Foto: H. W. Nehls. Capture rates of Grey Plovers Pluvialis squatarola fluctuate widely from year to year, August 2000. Photo: H. W. Nehls.

Kiebitzregenpfeifer Pluvialis squatarola – Wiederfundorte und Be- ringungsorte fremder Ringvögel (einer). Grey Plover Pluvialis squatarola – recovery sites and ringing sites of non-locally ringed birds (one).

Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria European Golden Plover

Regelmäßiger Durchzügler, sporadischer Wintergast

Die hier durchziehenden bzw. rastenden Goldregenpeifer konnten ab Mitte Juli auch bereits vereinzelte Jungvögel gehören zwei unterschiedlichen Populationen an: der ssp. beobachtet werden. Vermutlich handelt es sich anfangs apricaria aus Südskandinavien und dem Baltikum und der überwiegend um Vertreter der ssp. apricaria, was in einem ssp. altifrons aus dem anschließenden Nordeuropa. Die Fall durch den Fang eines Vogels mit Handschwingenmau- nordöstliche Wismar-Bucht ist ein traditioneller Rastplatz, ser am 27.07.2006 belegt werden konnte (Mauserstatus H der während des Wegzuges von mehreren Tausend Vögeln 1-2: neu, H 3: noch wachsend, H 4: halblang, H 5-10: alt). genutzt wird. Bevorzugte Tagesruheplätze sind z. B. der Auch im Sommer wurden meistens nur Einzelvögel oder Boiensdorfer Werder und die Wiesen am Poeldamm und sehr kleine Trupps beobachtet, nur in wenigen Fällen wa- Breitling. Der Langenwerder hat für die Art keine größere ren es mehr als 50 (maximal 80 Ind. nach SW ziehend am Bedeutung und wird als Nahrungsgebiet nur gelegentlich 25.07.2006). Wenn sich ab September in der o. g. Region von wenigen Vögeln aufgesucht, auch das Windwatt im immer mehr Vögel sammeln, erscheinen auch zunehmend Süden wird abends bei Flachwasser nur selten als Schlaf- größere Trupps am Langenwerder, insbesondere abends im platz benutzt. Bei den meisten Beobachtungen handelt Watt. Maximal wurden hier am 09.10.2004 1.400 Ind. re- es sich im Sommer um nach SW über die Insel ziehen- gistriert. Im Laufe des Novembers zog der Großteil ab. Aus de Goldregenpfeifer. Während des Heimzuges liegen aus dem Zeitraum Dezember bis Februar gibt es lediglich aus dem Zeitraum März und April nur von acht Tagen Fest- den Wintern 1945/46 (zwei Ind. am 26.02.1946, K. Krüger, stellungen von Einzelvögeln und je einmal von elf und in: Brenning 1964) und 1988/89 Daten (je ein Ind. am 34 Ind. vor. Die meisten Daten stammen aus dem Mai: 31.12.1988, 01.01., 19. und 26.02.1989). an 21 Tagen wurden seit 1962 insgesamt 143 ziehende Ind. registriert, maximal 60 am 29.05.1971. Auch aus allen Beringungsergebnisse: Seit 1961 wurden 20 Goldregen- Junidekaden liegen Daten von insgesamt 13 Tagen vor pfeifer beringt, von denen keine Wiederfunde vorliegen. (maximal 300 nach NE ziehende am 03.06.2006, sonst Ein als dsj. am 24.12.1960 mit ARNHEM-Ring in Nord Bra- nur sehr kleine Trupps). Der Wegzug setzt sehr schwach bant/Niederlande beringter Vogel wurde zwischen Mitte in der ersten Julidekade ein, nimmt bis zur dritten Dekade September und Ende Oktober 1961 (genaues Datum nicht zu und verläuft dann in etwa gleicher Intensität bis Ende mehr bekannt) von M. Schubert tot gefunden (479 km August. Während es sich meistens um Altvögel handelt, ENE). 122 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Kiebitz Vanellus vanellus Northern Lapwing

Gelegentlicher Brutvogel und regelmäßiger Durchzügler.

War bis etwa 1920 regelmäßiger Brutvogel in wenigen Paaren. Kiebitz In den letzten Jahrzehnten kam 650 es nur 1971, 1983 und 1984 zu 600 einer Brut bzw. zu einem Brut- 550 versuch von jeweils einem Paar 500

Als Durchzügler erscheint der 450

Kiebitz alljährlich über der In- 400 sel, viel weniger als Rastvogel. 350

Der Zug findet oft ganztags 300 mit einem Maximum in den Ind. 250 Morgenstunden und in breiter Front statt. Da meistens nicht 200 durchgängig beobachtet wurde, 150 dürften die tatsächlichen Werte 100 oft höher gelegen haben. Dem 50 Diagramm ist der mittlere Ver- 0 lauf des Durchzugs zu entneh- 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. men, wobei die relativ niedrigen Monat / Dekade Zahlen des Heimzuges auch auf die geringere Beobachtungstä- Kiebitz Vanellus vanellus – Durchschnittliche Dekadenmaxima in den Jahren 1962-2011 tigkeit zurückzuführen sind. (n=230.835). Frühsommer- und Herbstzug Northern Lapwing Vanellus vanellus – average ten-day maxima from 1962-2011 (n=230.835). treten deutlich hervor. In der nachstehenden Zahlenleiste sind die Tageshöchstwerte Beringungsergebnisse: Gefangen und beringt wurden aus den letzten fünf Jahrzehnten von März bis November nur 23 Tiere, von denen keine Wiederfunde vorliegen. aufgeführt. In den Wintermonaten nur sehr vereinzelt, je nach Witterung bis zu 120 Ind., z. B. am 11.02.1995, die aber bereits Vögel auf dem Heimzug waren.

Monat März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Jahr 2006 1996 2002 1999 1974 1962 2002 2006 1989 Anzahl 1.000 110 180 3.000 >10.000 3.100 3.000 8.000 1.500

Brütender Kiebitz Vanellus vanellus auf der „Koppel“, Mai 1971. Foto: H. W. Nehls. Breeding Northern Lapwing Vanellus vanellus in the “paddock”, May 1971. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 123

Flussregenpfeifer Charadrius dubius Little Ringed Plover

Sporadischer Brutvogel, regelmäßiger Durchzügler.

Hat im Abstand von 80 Jahren zweimal auf dem Langen- rückliegenden Jahren nur eine einzige Beobachtung von werder gebrütet (1909, 1989) (Brenning 1964, 1993; Clodi- H. W. Nehls am 18.08.1958 anführen. Das hat sich erst us 1909; Hagen 1911). Im zweiten Fall handelte es sich um in den letzten 15 Jahren erheblich verändert, besonders eine Umsiedlung von Schleswig-Holstein. Möglicherweise deutlich zu spüren an den Ergebnissen der herbstlichen hat diese Art auch öfter gebrütet, darauf deutet der Ab- Limikolen-Fangaktion. Wurde bis 1989 immer nur gele- schuss eines Weibchens am 15.06.1901 hin. Es waren aber gentlich ein Flussregenpfeifer gefangen, sind es seit 1995 sicher immer Ausnahmefälle. immer mehrere, maximal 34 im Jahr 2010. In der nach- Auch als Durchzügler war der Flussregenpfeifer viele Jahre stehenden Zahlenleiste sind die Fangsummen für jeweils nicht vorhanden, so kann Brenning (1964) aus den zu- zehn Jahre aufgelistet.

Jahrzehnt 1962-1971 1972-1981 1982-1991 1992-2001 2002-2011 Fangsumme 1 5 7 97 141

Das zeitliche Auftreten im Jah- Flussregenpfeifer resverlauf konzentriert sich be- 300 sonders auf die Zeit des Weg- zuges von Ende Juli bis Anfang 250 September, während vom Heim- zug nur in der dritten Maidekade etwas zu spüren ist (Diagramm). 200

Beringungsergebnisse: Von 150 den seit 1962 251 gefangenen Flussregenpfeifern liegen bislang Ind. zwei Rückmeldungen vor, au- 100 ßerdem wurden zwei Vögel mit Fremdringen kontrolliert: 50 • DEH OA 36509 o dj. 21.08.1995 Langenwerder, v 16.09.1995 Aegelsee bei Frauenfeld (47.34 0 N, 08.42 E), Schweiz (nach 26 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Tagen 742 km SSW). Monat / Dekade • DEH OB 35040 o dj. 25.08.2010 Langenwerder, v 25.05.2011 Flussregenpfeifer Charadrius dubius – Dekadensummen aller beobachteten bzw. gefangenen Weibchen BV Triptis (50.41 N, Ind. in den Jahren 1962-2011 (n=1.016). 11.51 E) Thüringen (373 km S). Little Ringed Plover Charadrius dubius – ten-day-period sums for all observed and captured individuals from 1962-2011 (n=1.016). • SVS 2KN50263 o dj. 21.08.2008 Ottenby (56.12 N, 16.24 E), Schweden, + (Greifvogelbeu- te) 29.08.2008 Langenwer- der (nach fünf Tagen 393 km WSW). • DEW 80744196 o nicht vj. 23.06.1987 Mielberg (54.27N, 09.31 E) Schleswig-Holstein, v 19.06.1989 sicherer Brutvogel Langenwerder (136 km ESE).

Die starke Zunahme des Fluss- regenpfeifers hat offensichtlich mit den Habitatveränderungen zu tun, die sich insbesondere im westlich vorgelagerten Bereich vollziehen. Auffällig ist, dass fast ausschließ- lich dj. Tiere gefangen wurden, die Altvögel machten nur zwei Prozent aus. Brütender Flussregenpfeifer Charadrius dubius, Juni 1989. Foto: H. W. Nehls. Breeding Little Ringed Plover Charadrius dubius, June 1989. Photo: H. W. Nehls. 124 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula hiaticula et tundrae Common Ringed Plover

Regelmäßiger Brutvogel und Durchzügler

Gehört sicher schon seit Jahrhunderten zum Brutvogelin- se Art auch aus dem südostwärts gelegenen Binnenland ventar, wenn auch in unterschiedlicher Häufigkeit, der in (Deutschland, Polen, Weißrussland) an die deutsche Ost- manchen Jahren auch ganz gefehlt hat (Abb. S. 125 oben). seeküste, z. B. wurde der Sandregenpfeifer DEH OA 042532 Im langjährigen Durchschnitt waren es meistens zwischen am 08.08.2000 auf Langenwerder als Altvogel markiert und fünf und zehn BP, die aus der ersten Hälfte des 20. Jh. im darauffolgenden Jahr am 15.07.2001 auf dem Gelege in beschriebenen 30 bis 40 Paare sind in den letzten Jahr- der Nähe von Pripjat-Turov in Weißrussland kontrolliert. zehnten allerdings nie wieder erreicht worden (Brenning Der Weiterflug in Richtung Winterquartier erfolgt vor al- 1964). Die Nester werden vorzugsweise im westlichen und lem in südwestliche Richtung entlang der niederländisch- nördlichen Dünenbereich gefunden, seltener am Ostufer. belgisch-französischen Küste bis zum Atlantik, aber auch Die letzten Jungen werden erst im Laufe des August flügge. nach Großbritannien hinüber. Mehrere Nachweise stam- Auch als Durchzügler tritt der Sandregenpfeifer mit großer men aus dem Mittelmeer, ob es einen Schleifenzug gibt, ist Regelmäßigkeit auf, der sowohl im Frühjahr als auch im unklar. Mehrfachkontrollen von Brutvögeln auf Langen- Herbst deutliche Maxima des Auftretens zeigt (Abb. S. 125 werder sind nicht selten, andererseits gibt es Nachweise für unten). Im Gegensatz zu anderen Watvogelarten, wie z. B. Umsiedlungen, die die Ostseeküste Schleswig-Holsteins Pfuhlschnepfe oder Großer Brachvogel, wird die Region betreffen, wie auch Küstenstandorte in Mecklenburg-Vor- um den Langenwerder in den Wintermonaten vollständig pommern, z. B. den Walfisch in der Wismar-Bucht und geräumt und so liegt aus dem Dezember und auch fast Örtlichkeiten in der Nähe von Rostock und Greifswald. dem gesamten Januar nicht ein einziger Nachweis vor. In Das ermittelte Höchstalter beträgt mindestens zwölf Jahre. milden Wintern können in den letzten Januartagen ganz Der Sandregenpfeifer OA 36557 wurde am 24.08.1995 als vereinzelt ein bis vier Ind. auftauchen. Im Laufe des Febru- Altvogel auf Langenwerder beringt und am 19.08.2003 ars steigt die Zahl der registrierten Vögel auf maximal 15. sowie am 03.08.2006 kontrolliert. Während es aus der ersten Februardekade nur vier Nach- Wie sich Fangzahlen im Abstand von größeren Zeitabstän- weise gibt, hat sich diese Zahl in der dritten Februardekade den verändern können, zeigen die Abb. Seite 127 oben und schon auf 21 erhöht. Während des eigentlichen Heimzu- unten. Dargestellt sind die Fangergebnisse aus den Jahren ges im März und April rasten gelegentlich erstaunliche 1976-1985 und 2002-2011, jeweils getrennt für ad. und Mengen im Gebiet, z. B. am 19.03.1999 ca. 200 Ind., R. dj. Vögel. In beiden Zeiträumen wurde mit der gleichen Nessing, in Müller (2001), 270 am 08.04.1987, R. Klein, in Methode gefangen, nämlich in erster Linie mit Limikolen- Müller (1989) und 230 Ind. am 05.04.1980, U. Brenning. reusen. Während sich die Zahl der gefangenen Jungvögel So hohe Zahlen sind auf dem Wegzug nie in Erscheinung etwa um 50 % erhöht hat, sind es bei den Altvögeln mehr getreten, maximal waren es ab Mitte August bis Anfang als 90 %. Die Gründe für diese Veränderungen sind sicher Oktober zwischen 100 und 150 Ind. Ab Ende Oktober ver- unterschiedlicher Art, z. B. die im Westen der Insel ent- schwinden auch die letzten Sandregenpfeifer. standenen ausgedehnten Schwemmsandflächen. Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang, dass zu Beringungsergebnisse: Anhand der Fangdaten können den Durchzüglern nicht nur die Nominatform Charadrius Aussagen über das Altersgefüge der Durchzügler gemacht h. hiaticula gehört, sondern auch die weiter nördlich und werden (wobei die heimischen Brutvögel teilweise mit ein- östlich brütende Form Ch. h. tundrae. Letztere zeichnet geschlossen sind). Die Abb. S. 126 oben stellt das Auftre- sich durch etwas geringere Maße aus und vor allem durch ten der ad. und der Vögel im 1. Lebensjahr dar. Wie bei das unterschiedliche Mauserverhalten. Während hiaticu- anderen Limikolenarten auch, überwiegen zunächst die la noch am Brutplatz mit dem Handschwingenwechsel Altvögel und später die Jungvögel. beginnt, wartet tundrae damit bis zum Erreichen des Win- Insgesamt sind von 1962-2011 4.049 Ind.beringt worden, terquartiers. davon 3.543 Ind. während der Wegzugperiode und 50 Ind. In der nachstehenden Zahlenleiste wird das dokumentiert. auf dem Heimzug, außerdem konnten 150 nichtflügge Hier ist für die einzelnen Pentaden der Prozentanteil all je- Sandregenpfeifer am Brutplatz markiert werden. ner ad. Ind. aufgeführt, die sich in Mauser befanden (n ist Bislang gibt es 75 Wiederfunde und Kontrollen, was einer die Anzahl aller im Zeitraum von 1982-2011 untersuchten Rate von 1,9 % entspricht. Aus der Abb. S. 126 unten, die Ind.). Im Zeitraum Ende Juli/Anfang August wird hiaticu- alle Wiederfunde und Kontrollen enthält, geht das breite la fast vollständig durch tundrae abgelöst, ähnlich dürfte Einzugsspektrum hervor. Der herbstliche Abzug aus den etwas später der Wechsel bei den Jungvögeln erfolgen (s. Brutgebieten erfolgt nicht nur über Finnland und Schwe- auch Meissner 2007). den und die polnische Ostseeküste, sondern er führt die-

10.- 15.- 20.- 25.- 30.07.- 04.- 09.- 14.- 19.- 24.- 29.08.- 03.- Datum 14.07. 19.07. 24.07. 29.07. 03.08. 08.08. 13.08. 18.08. 23.08. 28.08. 02.09 07.09. % in 100 93 90 76 61 32 8 8 2 6 0 0 Mauser n 5 14 21 88 76 118 107 141 139 18 8 12 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 125

Sandregenpfeifer

12

10

8

BP 6

4

2

0 1962 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Jahr

Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula – Brutpaare in den Jahren 1962-2011. Common Ringed Plover Charadrius hiaticula – breeding pairs from 1962-2011.

Sandregenpfeifer 40

35

30

25

20

Ind. 15

10

5

0 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula – Durchschnittliche Dekadenmaxima in den Jahren 1962-2011 (n=21.905). Common Ringed Plover Charadrius hiaticula – average ten-day maxima from 1962-2011 (n=21.905). 126 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

250 Sandregenpfeifer

200

150

ad. 100 Ind. juv.

50

0 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Pentade

Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula – Anzahl der in den Jahren 1976-2011 in den Monaten Juli bis November gefangenen ad. und juv. Ind. (n= 3.487). Common Ringed Plover Charadrius hiaticula – number of adults and juveniles captured from 1976-2011 between July and November (n= 3.487).

Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula – Wiederfundorte und Be- ringungsorte fremder Ringvögel. Common Ringed Plover Charadrius hiaticula – recovery sites and ringing sites of non-locally ringed birds. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 127

Sandregenpfeifer 140

120

100

80

1976-1985 60 Ind. 2002-2011

40

20

0 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 Juli Aug. Sept. Okt. Monat / Pentade

Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula – Vergleich der Fangzahlen von ad. Ind. in den Perioden 1976-1985 und 2002-2011 pro Pentade von Juli bis Oktober (n=867). Common Ringed Plover Charadrius hiaticula – comparison of total adults captured in the periods 1976-1985 and 2002-2011 per five- day-period between July and October (n=867).

Sandregenpfeifer 120

100

80

60

1976-1985

Ind. 2002-2011 40

20

0 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 Juli Aug. Sept. Okt. Monat / Pentade

Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula – Vergleich der Fangzahlen von juv. Ind. in den Perioden 1976-1985 und 2002-2011 pro Pentade von Juli bis Oktober (n=1.200). Common Ringed Plover Charadrius hiaticula – comparison of total juveniles captured in the periods 1976-1985 and 2002-2011 per five-day-period between July and October (n=1.200). 128 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Porträt eines ad. Sandregenpfeifers Charadrius hiaticula, Juli 2004. Geschlüpfte Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula, Juni 1967. Foto: U. Brenning. Foto: H. W. Nehls. Portrait of an adult Common Ringed Plover Charadrius hiaticula, Newly hatched Common Ringed Plover Charadrius July 2004. Photo: U. Brenning. hiaticula, June 1967. Photo: H. W. Nehls.

Seeregenpfeifer Charadrius alexandrinus Kentish Plover

Sporadischer Durchzügler

Wurde bisher nur sechsmal nachgewiesen: • Frühjahr 1910 ein Ind. (Hagen 1911). • 23.05.1971 ein Männchen (W. Spillner lt. H. W. Nehls. • 28.07.1969 ein dj. Ind. (M. Grothmann u.a. In Müller In Müller (1973). (1971). • 12.05.1987 ein Ind. (R. Dietze. In Müller 1989). • 07.10.1970 ein immat. Ind. (K. Pohlmann u.a. In Müller • 29.04.1995 ein Männchen (F. Sieste. In Müller 1998). (1972).

Wüstenregenpfeifer Charadrius leschenaultii Greater Sand Plover

Irrgast

Einziger Nachweis: Am 15.09.1931 ein immat. Ind., das von H. Wachs geschossen wurde (Banzhaf 1932; Wachs 1949).

Mongolenregenpfeifer Charadrius mongolus Lesser Sand Plover

Irrgast

Ein Männchen hielt sich vom 08.-12.08. und am 19.8.1986 mission M-V jedoch nicht anerkannt, da Ausschluss der am Langenwerder auf und konnte ausgiebig beobachtet vorigen Art nicht eindeutig (Müller 1990). werden (Brenning et al. 1990). Von der Seltenheitenkom-

Mornellregenpfeifer Charadrius morinellus Eurasian Dotterel

Irrgast

Die beiden Nachweise vom Oktober 1899 (Wüstnei und Clodius 1900) und vom 20.07.1910 (Clodius 1912; Hagen 1913) liegen schon über einhundert Jahre zurück; neuere Beobachtungen gibt es nicht. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 129

Regenbrachvogel Numenius phaeopus Whimbrel

Regelmäßiger Durchzügler

Das Auftreten dieser Art im Bereich des Langenwerders geht aus dem Diagramm hervor, das die mittleren Deka- denmaxima der letzten 50 Jahre enthält. Wie bei vielen anderen Limikolenarten ist der Wegzug wesentlich deut- licher als der Heimzug ausgeprägt. Im Gegensatz zum Großen Brachvogel tritt der Regenbrachvogel nie in gro- ßen Mengen auf. Häufig sind es Einzelvögel oder kleine Scharen, nur selten werden besonders während des Zuges auch höhere Zahlen registriert. Eine Ausnahme bildet die Beobachtung von H. W. Nehls am 09.05.1967, als er einen 23köpfigen Trupp zählte. Im Juli/August sind in kleinen Gruppen ziehende Regenbrachvögel keine Seltenheit, ma- ximal waren es am 12.07.2009 insgesamt 56 in Richtung West ziehende Ind., G. Puhlmann und M. Vieth. Einzelne Ind. suchen gerne am steinigen Weststrand im Anwurf nach Nahrung, sie halten sich aber auch auf dem Gras- land der Insel auf, so sah H. W. Nehls dort Mitte Juli bis zu 30 Ind. Ganz vereinzelt wurde die Art noch bis zur zweiten Novemberdekade nachgewiesen, die Beobachtung eines Ind. durch H. Zimmermann am 08.01.2005 bei +10° C ist eine große Ausnahme.

Beringungsergebnisse: Gefangen wurden von 1960-2011 204 Ind., davon alleine 36 Ind. im Jahre 1983 und 25 Ind. im Jahre 1984. Es liegen neun Rückmeldungen sowie ein Fremdfund vor, bei dem es sich um ein Ind. handelt, das am 04.08.1985 auf dem nahe gelegenen Walfisch beringt worden war und am 13.07.1987 auf Langenwerder kon- trolliert wurde (DEH 5048075); zweimal wurden Regen- brachvögel nach drei bzw. vier Jahren erneut am Berin- gungsort gefangen. Der älteste Vogel erreichte ein Alter Regenbrachvogel Numenius phaeopus und Großer Brachvogel Nu- menius arquata – Wiederfundorte. von mindestens 13 Jahren (DEH 5041098 o ad. 15.08.1984 Whimbrel Numenius phaeopus and Eurasian Curlew Numenius ar- Langenwerder, geschossen 11.08.1996 Loon Plage, Marne, quata – recovery sites. französische Kanalküste) (Karte).

Regenbrachvogel 9

8

7

6

5

4 Ind.

3

2

1

0 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Monat / Dekade

Regenbrachvogel Numenius phaeopus – Durchschnittliche Dekadenmaxima in den Jahren 1962-2011 (n=2.816). Whimbrel Numenius phaeopus – average ten-day maxima from 1962-2011 (n=2.816). 130 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Ulrike Nehls mit gefangenem Regenbrachvogel Numenius phaeo- pus, Juli 1987. Foto: H. W. Nehls. Ulrike Nehls with a captured Whimbrel Numenius phae-opus, July 1987. Photo: H. W. Nehls.

Großer Brachvogel Numenius arquata Eurasian Curlew

Regelmäßiger Gastvogel

Diese Art ist praktisch immer auf und am Langenwer- und möglicherweise auch Bestandsabnahmen im Einzugs- der anzutreffen, wenn auch in wechselnden Häufigkei- bereich (Delany et al. 2009) in den letzten Jahren zu einer ten, sowohl im Verlaufe eines Jahres als auch in größeren Verringerung der Rastbestände geführt haben, obwohl sie Zeiträumen. Das ist im Diagramm dargestellt, in dem die immer noch bedeutend sind und maximal bis zu 1.000 beiden Jahrzehnte 1972-1981 und 1992-2001 mit den Mit- Ind. erfasst wurden. Auch in den eigentlichen Winter- telwerten der letzten 50 Jahre verglichen werden. Wäh- monaten ist der Große Brachvogel zahlreich anzutreffen, rend sich der Verlauf der Kurven von März bis Novem- wenn nicht Eis und Frost einen Aufenthalt unmöglich ber im Prinzip ähnelt, indem insbesondere die Zeiten des machen und manchmal zum Hungertod führen. Frühsommer- und Herbstzuges deutlich hervortreten, sind Zur Nahrungssuche wird der Langenwerder nicht sehr in- die unterschiedlichen Abundanzen sehr auffällig, weniger tensiv genutzt, das sind einerseits die Uferstreifen und die im Frühsommer als vielmehr während des Abzuges. Zu freien Sandbankflächen und andererseits auch das Gras- beachten ist, dass für die Häufigkeitsdarstellung sowohl land im Innern der Insel. Überwiegend halten sich die die Anzahl der rastenden Vögel, als auch die der Durchzüg- Großen Brachvögel aber am Tage auf den umliegenden ler berücksichtigt worden ist, so zählte G. Puhlmann am Ländereien auf und kommen erst mit Einbruch der Däm- 26.06.2008 insgesamt 1.539 Ind. auf dem Frühsommerzug. merung aus verschiedenen Richtungen zur Insel, je später Die hohen Zahlen im Herbst hängen u.a. mit Habitatver- der Schlafbestand gezählt wird, desto genauer entsprechen änderungen im Bereich der großen westlichen Sandbank die notierten Zahlen der Wirklichkeit. In der nachstehen- zusammen, die seit Jahren große freie Sandflächen bietet, den Zahlenleiste sind die maximalen Abundanzen für die die von den Großen Brachvögeln in zunehmendem Maße einzelnen Monate aufgeführt. als Schlafplatz genutzt wurden, z. B. zählte H. Zimmer- mann am 12.09.1992 mehr als 1.600 Ind., die innerhalb Beringungsergebnisse: Gefangen und beringt wurden seit einer Stunde (18:30-19:30 Uhr) den Schlafplatz aufsuch- 1962 136 Ind., maximal waren es 15 in einem Jahr. Es gibt ten, einen Tag später waren es fast 1.700 Vögel und noch acht Rückmeldungen, ein Ind. wurde nach einem Jahr am am 21.11.2006 zählte D. Jäkel abends 770 Ind. Es scheint Beringungsort erneut kontrolliert (Abb. S. 129). so, als wenn der zunehmende Bewuchs in diesem Bereich

Monat Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jahr 2007 2008 2008 2008 2008 2008 2002 2000 1992 1996 2009 2006 Anzahl 380 450 735 430 274 1.539 350 850 1.700 800 900 500 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 131

Großer Brachvogel 600

500

400

300 1972-1981

1992-2001 Ind. 1962-2011

200

100

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov.

Monat / Dekade

Großer Brachvogel Numenius arquata – Durchschnittliche Dekadenmaxima der Jahre 1962-2011 im Vergleich mit den Zeiträumen 1972-1981 und 1992-2001 (n=145.570). Eurasian Curlew Numenius arquata – average ten-day maxima from 1962-2011, in comparison with the periods 1972-1981 and 1992- 2001 (n=145.570).

Einflug der Großen Brachvögel Numenius arquata zum Schlafplatz auf der Sandbank im Südwesten, Sept. 2010. Foto: H. Zimmermann. Eurasian Curlews Numenius arquata flying in to roost on the southwestern sandbank, Sept. 2010. Photo: H. Zimmermann. 132 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Porträt eines Großen Brachvogels Numenius arquata, August 1991. Foto: U. Brenning. Portrait of a Eurasian Curlew Numenius arquata, August 1991. Photo: U. Brenning.

Uferschnepfe Limosa limosa Black-tailed Godwit

Durchzügler

Ziemlich regelmäßig, aber selten im Inselbereich und aufgeführt ist, Heimzug und Abzug heben sich deutlich meistens nur in wenigen Ind., maximal waren es am hervor. Frühestes Datum war der 24.03.2009, H. Zimmer- 19.07.1969 elf ziehende Vögel. Das Diagramm vermittelt mann, spätestes der 28.10.1975, D. Köhler, P. Kneis. einen guten Eindruck vom zeitlichen Auftreten der Art im Laufe eines Jahres, wobei zu beachten ist, dass die Summe Beringungsergebnisse: Zwei Uferschnepfen wurden ge- aller registrierten Uferschnepfen in den letzten 50 Jahren fangen und beringt, kein Wiederfund.

Uferschnepfe 70

60

50

40

30 Ind.

20

10

0 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Monat / Dekade

Uferschnepfe Limosa limosa – Dekadensummen aller beobachteten Ind. in den Jahren 1962-2011 (n=328). Black-tailed Godwit Limosa limosa – ten-day-period sums for all observed individuals from 1962-2011 (n=328). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 133

Pfuhlschnepfe Limosa lapponica Bar-tailed Godwit

Regelmäßiger Durchzügler

Ist fast ganzjährig zu beobachten, allerdings in unter- Scharen von Pfuhlschnepfen, im Dezember noch maximal schiedlichen Häufigkeiten, sowohl das Vorkommen im 30 Stück, in den Monaten Januar bis März allerdings nur Jahresverlauf betreffend, als auch insbesondere von Jahr maximal sieben Ind. (Abb. S. 134 oben). zu Jahr, was deutlich an den Fangzahlen abzulesen ist (Abb. unten). Wie bei einigen anderen Limikolenarten Beringungsergebnisse: Gefangen und beringt wurden prägt die Pfuhlschnepfe vor allem während des Wegzuges seit 1962 1.957 Ind., davon alleine 1.930 (=fast 99 %) in das Bild der rastenden oder ziehenden Limikolengemein- den Jahren von 1976-2011. Die Verteilung der Alterssta- schaft. Im Frühjahr sind fast alle Arten bestrebt, so schnell dien zeigt die Abb. S. 134 unten, den Löwenanteil bilden wie möglich die Brutgebiete zu erreichen und längere Zwi- die diesjährigen Tiere im September und Oktober. Zwei schenstopps werden nur selten eingelegt. Auf dem Lan- Ind. wurden im Frühjahr Ende April/Anfang Mai gefan- genwerder ist das innerhalb von 50 Jahren dreimal regist- gen. Der Anteil der Adulten betrug nur 13,5 %, derjenige riert worden: am 30.05.1962 rasteten in zwei Schwärmen der Juvenilen dementsprechend 86,5 %. Bislang liegen 34 insgesamt 323 Ind. H. W. Nehls; am 28.05.1983 zogen Rückmeldungen vor (=1,8 %) und drei Fremdfunde (Abb. 140 Ind. heimwärts, H.-H. Zöllick und am 02.06.1995 S. 135 oben). Fünf Rückmeldungen erfolgten nach weni- zählte B. Helm 195 Ind., von denen 148 Ind. rasteten gen Tagen in der näheren Umgebung (Fährdorf, Walfisch, und 47 Ind. zogen. Von der zweiten Julidekade an be- Pepelow, Bastorf bei Kühlungsborn und Rostock). Zwei ginnt dann schon wieder der Wegzug, z. B. am 21.07.1989 Rückmeldungen deuten darauf hin, dass neben der Nomi- ca. 150 Vögel, H.Zimmermann, der sich in den Mona- natform Limosa l. lapponica auch die erst von Engelmoer ten August/September fortsetzt. Am 17.08.1988 rasteten und Roselaar (1998) aufgestellte Unterart Limosa l. taymi- 120 Ind. auf den Sandbänken, außerdem zogen tagsüber rensis bei uns durchzieht. Die Jungvögel, die sich während mehrfach Trupps von zehn bis zu 40 Ind., sodass sicher des Herbstzuges oft über Wochen am Langenwerder auf- mehrere Hundert Pfuhlschnepfen das Gebiet überflogen gehalten haben, zeigten im Laufe ihres Aufenthaltes nicht haben, U.Brenning; am 18.08.1991 zählte G.Wagner ne- nur eine deutliche Gewichtszunahme, sondern auch der ben 14 rastenden, mehr als 230 ziehende Pfuhlschnepfen. Schnabel wurde deutlich länger. Nach Messungen von H. Öfter ziehen sie in gemischten Trupps mit Kiebitzregen- W. Nehls an mehrfach kontrollierten Vögeln betrug in pfeifern. Im Spätherbst kommen kaum noch neue Tiere 26 untersuchten Fällen das tägliche Längenwachstum bei hinzu, bis Anfang/Mitte November kann der Rastbestand einem mittleren Rastaufenthalt von 39 Tagen 0,212 cm noch eine Größe von bis zu 150 Ind. aufweisen. Auch in (min. 0,04, maximal 0,35 cm). Flügel- und Lauflänge da- den Wintermonaten trifft man nicht selten auf kleinere gegen veränderten sich kaum.

350 Pfuhlschnepfe

300

250

200

150 Ind.

100

50

0 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Jahr

Pfuhlschnepfe Limosa lapponica – Fangzahlen in den Jahren 1976-2011. (n=1.959). Bar-tailed Godwit Limosa lapponica – total captures from 1976-2011. (n=1.959). 134 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

40 Pfuhlschnepfe

35

30

25

20

Ind. 15

10

5

0 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Pfuhlschnepfe Limosa lapponica – Durchschnittliche Dekadenmaxima in den Jahren 1962-2011 (n=16.658). Bar-tailed Godwit Limosa lapponica – average ten-day maxima from 1962-2011 (n=16.658).

Pfuhlschnepfe 275

250

225

200

175

150

ad.

Ind. 125 juv.

100

75

50

25

0 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Pentade

Pfuhlschnepfe Limosa lapponica – Anzahl der in den Monaten Juli bis November der Jahre 1976-2011 gefangenen ad. und juv. Ind. (n=1.908). Bar-tailed Godwit Limosa lapponica – total captures of adults and juveniles from 1976-2011 between July and November (n=1.908). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 135

Wiederfundorte auf Langenwerder beringter Pfuhlschnepfen Limosa lapponica. Recovery sites of Bar-tailed Godwits Limosa lapponica ringed on Langenwerder.

Juv. Pfuhlschnepfen Limosa lapponica am Weststrand, September 2010. Foto: H. Zimmermann. Juv. Bar-tailed Godwits Limosa lapponica on the west beach, September 2010. Photo: H. Zimmermann. 136 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Großer Schlammläufer Limnodromus scolopaceus Long-billed Dowitcher

Irrgast

Zwei Nachweise von je einem Ind.: • 26.09. und 02.-03.10.1996, dj., gefangen und beringt • 09.-10.09.1986 (B. Freitag und G. Wagner. In: Müller (M. Grothmann, B. Heinze, G. Puhlmann, G. Wagner. 1989). Erstnachweis für M-V. In: Müller 1999), (Abb. S. 143).

Waldschnepfe Scolopax rusticola Eurasian Woodcock

Seltener Gast

Am 08.11.1989 wurde eine Waldschnepfe auf der ehe- M. Grothmann und D. Brenning und am 02.04.2009 maligen Viehweide hoch gemacht, D. Schmeckebier. Im machte H. Zimmermann ein Ind. auf dem Pfad hinter dem Frühjahr 1959 und 1965 wurde je ein totes Exemplar an- Busch südlich des Hauses hoch. gespült, das wohl beim Zug übers Meer verunglückt war (Nehls 1966), am 23.10.1994 fing G. Wagner ein Ind., Eine Beringung ohne Wiederfund. am 29.03.1996 saß ein Ind. unter dem Schuppendach,

Zwergschnepfe Lymnocryptes minimus Jack Snipe

Regelmäßiger Durchzügler

Rastet alljährlich auf der Insel und bleibt wahrscheinlich auf Grund der versteckten Lebensweise öfter unentdeckt. Beobachtungen ziehender Vögel gibt es nicht. Zahlreiche Nachweise beruhen deshalb auf der unterschiedlichen Fangintensität bzw. -methode im bevorzugten Rastgebiet. Auf dem Heimzug von März bis Mai wurden seit 1962 nur 19 Ind. festgestellt, die meisten im April. Frühestes Datum: ein Ind. am 28.02.1975; spätestes Datum: zwei Ind. am 15.05.1985. Der Wegzug setzt sehr selten bereits in der ersten Septemberdekade ein (dreimal je ein Ind.), bleibt auch in der zweiten Dekade noch verhalten und wird erst danach ständig intensiver, um im Oktober zu kulminieren und im November auszulaufen. Frühestes Datum: ein Ind. am 01.09.1971; spätestes Datum: ein Ind. am 29.11.1995. Die Beobachtung von je einem Ind. an drei Tagen in der letzten Dezemberdekade (spätestes Datum 30.12.1999) lässt Überwinterungsversuche vermuten (Diagramm). In der überwiegenden Mehrzahl der Feststellungen handelte es sich um ein oder zwei Vögel, gelegentlich auch drei und nur selten mehr (sechsmal vier, neunmal fünf und einmal am 18.10.1994 sieben Ind.). Eine Rast auf dem Wegzug über mehrere Tage konnte durch Wiederfänge belegt wer- den: 24 Ind. wurden im Durchschnitt nach 10,9 Tagen wiedergefangen, längster Nachweis 36 Tage. Die Zwerg- schnepfen rasteten fast ausschließlich auf den schlickigen und schütter bewachsenen Stellen der Schwemmlandbe- reiche im Südwesten der Insel. Da diese Bereiche im Laufe der letzten Jahre infolge Sukzession bis auf wenige kleine Stellen dicht mit Simsen, Schilf und Gräsern zuwuchsen, ging auch die Zahl der rastenden Zwergschnepfen sowie der Fänge zurück. Wiederfundorte auf Langenwerder beringter Zwergschnepfen Lymnocryptes minimus. Recovery sites of Jack Snipes Lymnocryptes minimus ringed on Beringungsergebnisse: Bisher konnten 238 Zwergschnep- Langengenwerder. fen beringt werden, von denen fünf Wiederfunde vor- liegen, davon betrifft einer einen Wiederfang am Berin- gungsort nach einem Jahr. Die vier Fernfunde (Karte) in Frankreich und Spanien stammen aus dem Winter (maxi- mal 2.041 km SW). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 137

Zwergschnepfe 180

160

140

120

100

80 Ind.

60

40

20

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Febr. März Apr. Mai Juni Juli Auig. Sept. Okt. Nov. Dez. Monat / Dekade

Zwergschnepfe Lymnocryptes minimus – Dekadensummen aller Ind. in den Jahren 1962-2011 (n=595). Jack Snipe Lymnocryptes minimus – ten-day-period sums for all individuals from 1962-2011 (n=595).

Die erste auf Langenwerder gefangene Zwergschnepfe Lymnocryptes minimus, September 1962. Foto: H. W. Nehls. The first Jack Snipe Lymnocryptes minimus captured on Langenwerder, September 1962. Photo: H. W. Nehls. 138 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Bekassine Gallinago gallinago Common Snipe

Regelmäßiger Durchzügler

Alljährlich über die Insel hinweg ziehend oder zur Rast Vogel im Mai. Maximal waren es 1996 180 Ind. Über die einfallend. Die Art erscheint mit großer Regelmäßigkeit, al- Altersverteilung können keine Aussagen getroffen werden, lerdings können die Zahlen von Jahr zu Jahr stark schwan- da die Merkmale für ad. und juv. noch keine sichere Zuord- ken. Über das durchschnittliche Auftreten innerhalb eines nung erlaubten. Rückmeldungen gibt es bisher 41(=2,3%). Jahres unterrichtet das Diagramm mit den mittleren Deka- Fast alle Wiederfunde beruhen auf geschossenen Vögeln, denmaxima. Zu beachten ist, dass in diese Zahlen ziehen- davon 73 % noch in derselben Zugperiode (Karte). Beach- de Vögel mit einbezogen wurden, z. B. am 20.08.1975 an tenswert sind die Funde aus der Ukraine und aus Karelien die 300-400 Ind., U. Brenning. Besonders bei bedecktem (Russland). Nachweise aus dem skandinavischen Raum Wetter können nach SSW ziehende Trupps beobachtet fehlen gänzlich. Ein Fund eines fremdberingten Vogels werden. Die Anzahl der eigentlichen Rastvögel ist dage- stammt aus Polen. Zwischen Beringung und Wiederfund gen meistens nie sehr groß. Während der Wegzug sehr lagen maximal zehn Jahre. Am Beringungsort wurden ins- deutlich zu erkennen ist, ist der Heimzug viel schwächer gesamt sechs Ind. nach einem (dreimal), zwei (zweimal) ausgeprägt. Im Mai und Juni sind Bekassinen praktisch und drei Jahren (einmal) erneut gefangen. Die Bekassine nicht vorhanden, in den Monaten Dezember, Januar, Fe- DEH NA 025933 wurde bereits fünf Tage nach der Berin- bruar und März sind vereinzelt Beobachtungen gemacht gung (29.09.1996) an der Gironde-Mündung an der fran- worden, sie betrafen in den meisten Fällen einzelne Ind. zösischen Atlantikküste erlegt, sie hatte mindestens 1.310 km zurückgelegt, was einer täglichen Strecke von 262 km Beringungsergebnisse: Gefangen wurden insgesamt 1.764 entspricht. Ind., alle von Mitte Juli bis Ende November bis auf einen

Bekassine 35

30

25

20

15 Ind.

10

5

0 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Bekassine Gallinago gallinago – Durchschnittliche Dekadenmaxima in den Jahren 1962-2011 (n=7.372). Common Snipe Gallinago gallinago – average ten-day maxima from 1962-2011 (n=7.372). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 139

Porträt einer Bekassine Gallinago gallinago, Juli 2003. Foto: U. Br- enning. Portrait of a Common Snipe Gallinago gallinago, July 2003. Photo: U. Brenning.

Wiederfundorte auf Langenwerder beringter Bekassinen Gallinago gallinago. Recovery sites of Common Snipes Gallinago gallinago ringed on Langengenwerder.

Odinshühnchen Phalaropus lobatus Red-necked Phalarope

Durchzügler

Tritt immer einzeln und sehr sporadisch auf. Aus den letz- ten 50 Jahren gibt es insgesamt 22 Beobachtungen. Vier von ih- nen gelangen Ende Mai/Anfang Juni, die restlichen 18 von Ende Juli bis Anfang Oktober mit einer deutlichen Häufung in der zwei- ten und dritten Augustdekade (je- weils vier Feststellungen). Der ers- te in der Literatur dokumentierte Nachweis für den Langenwerder stammt von W. Libbert, er sah am 16.09.1931 ein junges Ind. (Kuhk 1939). Nach Wachs (1949) hiel- ten sich zwei Ind. mehrere Tage im Herbst 1940 auf dem großen Tümpel auf.

Beringungsergebnisse: Gefan- gen wurden sieben Ind., das letzte im Jahre 2003. Es handelte sich um zwei ad. Ind., die Ende Juli Odinshühnchen Phalaropus lobatus (hier ein ad. Ind.) rasten selten auf Langenwerder, Juli 1977. Foto: H. W. Nehls. beringt wurden und um fünf juv. Red-necked Phalarope Phalaropus lobatus (an adult shown here) rarely stop to rest on Langen- Ind., deren Fang in die Zeit vom werder, July 1977. Photo: H. W. Nehls. 11.08.- 02.09. fiel. Rückmeldun- gen gibt es nicht. 140 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Thorshühnchen Phalaropus fulicarius Red Phalarope

Sehr seltener Durchzügler

Zwei Nachweise: • 30.09.2004 ein dj. Ind., das auch gefangen wurde, (B. Heinze u.a., in Müller 2008), Foto liegt vor. • 06.09.2010 ein dj. Ind. H. Zimmermann (Abb.).

Thorshühnchen Phalaropus fulicarius wurden erst zweimal beob- achtet, September 2010. Foto: H. Zimmermann. Red Phalaropes Phalaropus fulicarius have only been observed twi- ce, September 2010. Photo: H. Zimmermann.

Flussuferläufer Actitis hypoleucos Common Sandpiper

Regelmäßiger Durchzügler

Aufenthalt am Spülsaum und auf dem Strand der gesamten höchstens fünf Ind., am 11.05.2002 wurden sechs regist- Insel, deshalb nicht immer vollständig erfasst. Der Heim- riert. Auf dem Wegzug erscheint die Art vereinzelt bereits zug tritt wenig in Erscheinung, ab letzter Aprildekade (ein- ab Ende Juni und dann bis Ende September, selten noch bis mal je einer bereits am 10.04.2011 und 14.04.1989) bis Mitte Oktober (spätestes Datum: ein Ind. am 16.10.1974). Ende Mai mit Gipfel Mitte Mai, sehr selten noch Anfang Der Hauptzug findet von Ende Juli bis Ende August statt Juni. Dabei handelte es sich meistens um einzelne oder (Diagramm unten). Während des Wegzuges wurden an

Flussuferläufer 6

5

4

3

Ind.

2

1

0 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Monat /Pentade

Flussuferläufer Actitis hypoleucos – Durchschnittliche Tagessummen pro Pentade von April bis Oktober in den Jahren 1962-2011 (n=12.444). Common Sandpiper Actitis hypoleucos – average sum of daily observations per five-day-period between April and October from 1962- 2011 (n=12.444). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 141

einigen Tagen maximal 20-30 rastende Ind. und nur sehr selten mehr erfasst (z. B. 35 am 21.07.2009). Die saisonale Altersverteilung der Fänglinge ist aus dem Diagramm ersichtlich, danach waren 44,5 % ad. und 55,5 % juv. Ind. Während sich die Altvögel im Normalfall noch nicht in der Schwingenmauser befinden, konnte bei einem Ind. Ende Juli bereits ein Mauserbeginn festgestellt werden (H 1-2 neu, H 3 etwa halblang, Rest alt).

Beringungsergebnisse: Von 1.628 beringten Flussufer- läufern wurden bisher zwölf wiedergefunden. Außerdem liegen zwei Fremdfunde vor. Interessant ist eine durch vier Ind. erwiesene Rastplatztreue über mehrere Jahre: je ein Ind. nach einem Jahr, nach einem und zwei, nach vier und nach fünf Jahren. Folgende durchschnittliche Mindestrast- dauer konnte ermittelt werden: bei Altvögeln 4,1, maxi- mal 8 Tage (sieben Ind.) und bei Jungvögeln 7,4, maximal 23 Tage (24 Ind.). Die zehn Fern- bzw. Fremdfunde weisen als Herkunftsrichtung das südwestliche Schweden aus. Der Weiterzug ins Winterquartier erfolgte sowohl durch das Bin- nenland als auch entlang der Küsten (Karte).

Flussuferläufer Actitis hypoleucos – Wiederfundorte und Berin- gungsorte fremder Ringvögel. Common Sandpiper Actitis hypoleucos – recovery sites and ringing sites of non-locally ringed birds.

Flussuferläufer 160

140

120

100 ad.

juv.

80

Ind. 60

40

20

0 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 Juli Aug. Sept. Monat / Pentade

Flussuferläufer Actitis hypoleucos – Alterszusammensetzung der Fänglinge von Juli bis September der Jahre 1976-2011 (n=678 ad. und 847 juv.). Common Sandpiper Actitis hypoleucos – age ratio of birds captured between July and September from 1976-2011 (n=678 ad. und 847 juv.). 142 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Terekwasserläufer Xenus cinereus Terek Sandpiper

Sporadischer Durchzügler

Bisher sechs Nachweise von je einem Ind.: • 23.-24.05.1980 (J. Berchtold, B. Fiedler, B. Freitag, R. Klein u. a. In: Müller 1982). • 27.08.1987 juv. (H. Zimmerman. In: Müller 1989). • 31.08.1990 ad. (H. Zimmermann. In: Müller 1992-93). • 10.08.1992 ad. gefangen (D. und U. Brenning. In: Müller 1994) (Abb.). • 09.07.1997 ad. (D. Köhler. In: Müller 1999). • 06.-07.07.2001 vj. oder dj. (D. Jäkel und G. Puhlmann. In: Müller 2004).

Dieser Terekwasserläufer Xenus cinereus ist der einzige bis- her gefangene, August 1992 mit Dirk Brenning. Foto: U. Brenning. This Terek Sandpiper Xenus cinereus is the only one captu- red here to date, August 1992 with Dirk Brenning. Photo: U. Brenning.

Dunkler Wasserläufer Tringa erythropus Spotted Redshank

Regelmäßiger Durchzügler

Rastet in jahrweise unterschiedlicher Zahl vorzugsweise Daten vor: einer am 04.01.2006, D. und U. Brenning, in: im Flachwasser des Windwatts am südlichen Inselufer Müller (2010) und zwei am 04.02.2001, D. Brenning, in: und am Südtümpel. Auf dem Heimzug ganz vereinzelt Müller (2004). bereits in der zweiten Märzhälfte (insgesamt 13 Ind. ab dem 14. März, maximal je drei am 27. und 31.03.2006). Beringungsergebnisse: Von 161 beringten Dunklen Was- Das Verhören (Rufe) eines Vogels am 27.02.2000 könnte serläufern liegen bisher nur zwei Wiederfunde vor (Karte): sowohl auf frühe Ankunft als auch Überwinterung hindeu- je einer von der französischen Atlantikküste (1.216 km ten, (U. Brenning, in: Müller 2002). Der Hauptzug findet WSW) und der spanischen Mittelmeerküste (1.817 km von April bis Ende Mai mit einem Gipfel von Ende April SW). bis in die erste Maidekade statt. Während es sich meistens nur um wenige Vögel handelt, erscheinen an manchen Tagen auch größere Trupps. So wurden maximal im April 20 und Anfang Mai bis zu 72 Ind. beobachtet. Der Wegzug von Juni bis Anfang Juli (mit einem ersten Gipfel in der zweiten Junihälfte) dürfte hauptsächlich den Durchzug ad. Weibchen betreffen. Ab Mitte Juli folgen die ad. Männchen und schließlich die Jungvögel, die im Herbst (nur juv.?) dann längere Zeit verweilen können (Gipfel Mitte September bis Mitte Oktober). Endgültiger Abzug im Laufe des Novembers (Diagramm). Letzte Daten (insgesamt fünf Ind.) in der ersten Dezemberdekade, da- nach nur noch je zwei Ind. am 08.12.2002 und 28.12.1997, (J. Berchtold-Micheel und B. Freitag, in: Müller 1999). Die Rastbestände während des Wegzuges waren meistens nicht groß und betrafen oft nur bis zu zehn Vögel, zu manchen Zeiten waren es von August bis Oktober allerdings auch we- sentlich mehr. Maximal wurden im Juni mehrfach zwölf, im Juli 16, im August ausnahmsweise 45, im September Juv. Dunkler Wasserläufer Tringa erythropus, August 1962. Foto: 110, im Oktober 73 und im November 18 Ind. registriert. H. W. Nehls. Aus den eigentlichen Wintermonaten, liegen außer den Juv. Spotted Redshank Tringa erythropus, August 1962. Photo: H. oben genannten zwei auf Überwinterung hindeutende W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 143

Dunkler Wasserläufer 4,5

4

3,5

3

2,5

2 Ind.

1,5

1

0,5

0 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Pentade

Dunkler Wasserläufer Tringa erythropus – Durchschnittliche Tagessummen pro Pentade von April bis September der Jahre 1962-2011 (n=11.432). Spotted Redshank Tringa erythropus – average sum of daily observations per five-day-period between April and September from 1962- 2011 (n=11.432).

Großer Schlammläufer Limnodromus scolopaceus, Oktober 1996. Foto: Archiv Brenning. (zu S. 136). Long-billed Dowitcher Limnodromus scolopaceus, October 1996. Photo: Archive Brenning. (to p. 136).

Dunkler Wasserläufer Tringa erythropus, Bruchwasserläufer Tringa glareola und Meerstrandläufer Calidris maritima – Wiederfundorte. Spotted Redshank Tringa erythropus, Wood SandpiperTringa glareo- la and Purple Sandpiper Calidris maritima – recovery sites. 144 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Rotschenkel Tringa totanus totanus et robusta Common Redshank

Regelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Wintergast

Aus der Zeit vor 1986 gibt es nur wenige Hinweise auf möglich sind, beruhen die Bestandsangaben hauptsächlich frühere Bruten: Um 1850 mehrere und 1901 ca. 4 BP auf Schätzungen nach der Anzahl der zur Brutzeit ständig (Brenning 1964, 1994; Greverus 1903; Wachs 1926). Wahr- anwesenden Altvögel und dürften in einigen Jahren eher scheinlich wurde dieser ehemals auf den Poeler Salzwiesen zu niedrig ausgefallen sein, maximal kann mit 25-30 BP häufigen Art keine so große Beachtung geschenkt, denn gerechnet werden (S. 145 oben). Nachdem die Nester an- es ist kaum vorstellbar, dass sie nicht auch bis in die An- fangs im neu entstandenen Dünenbereich im Südwesten, fänge des 20. Jh. ein regelmäßiger Brutvogel war, wenn und hier z. T. in nur dünnem Bewuchs angelegt wurden, sogar der Alpenstrandläufer bis 1914 nachgewiesen wurde. siedelten dann viele Paare auch im inzwischen fast mö- Nach der starken Zunahme der Sturmmöwen verschwand wenfreien Südteil der Insel, einige auch im Norden in der er als Brutvogel. Zu einer Wiederbesiedlung kam es 1986. Nähe des Tümpels. Inzwischen führten günstigere Bedingungen zu einer An- Die Legeperiode beginnt in der letzten Aprildekade, Nach- siedlung von Poel her, wo die Bestände stark rückläufig gelege werden noch bis in den Juni gefunden, sodass die waren. Der Sturmmöwenbestand auf Langenwerder war letzten Jungen erst Ende Juli flügge sind. Über den jähr- vor allem im Süden der Insel stark ausgedünnt und das lich sicher wechselnden Bruterfolg gibt es keine Daten. Er immer größer werdende Windwatt im Südwesten bot sehr scheint jedoch nicht sehr hoch zu sein, da das Hauptnah- gute Nahrungsmöglichkeiten. Nach einer ständigen Zu- rungsgebiet von Füchsen kontrolliert wird. Mehrere Ring- nahme war der Bestand innerhalb von zehn Jahren auf ca. kontrollen dokumentieren eine Geburts- und Brutortstreue 20 BP angewachsen und hält sich seitdem auf diesem Ni- über mehrere, maximal 16 Jahre. Manche Vögel konnten veau, gegenwärtig der größte Bestand in M-V westlich des in mehreren Jahren kontrolliert werden (hier ist nur das je- Barther Boddens. Da vollständige Gelegezählungen nicht weils letzte Kontrolljahr aufgeführt, n=63) (s. Zahlenleiste).

Jahre 1 2 3 4 5 6 7 8 11 16 Ind. 10 11 13 8 8 2 5 4 1 1

Der von März bis April (teilweise bis in den Mai) erfolgende Beringungsergebnisse: Insgesamt wurden seit 1960 7.338 Heimzug tritt auf Langenwerder schwach in Erscheinung. Ind. beringt sowie 42 fremde Ringvögel gefangen. Nach Es wurden außer den Brutvögeln nur unregelmäßig wenige dem Alpenstrandläufer ist es damit die am häufigsten Rastvögel beobachtet. Nach Ankunft der Brutvögel waren beringte Limikolenart. Neben zahlreichen Kontrollen diese nicht mehr von Gästen zu unterscheiden. am Beringungsort und auf dem Walfisch liegen von den Der Wegzug setzt im Laufe der letzten Junidekade ein. Zu- beringten Vögeln 184 Fernfunde (=2,5 %) außerhalb der erst rasten fast ausschließlich Altvögel, die dann Ende Juli Wismar-Bucht vor. Die bei weitem größte Zahl der Wie- zum größten Teil abgezogen sind, sodass im August mit derfunde der als diesjährig beringten Rotschenkel erfolgte wenigen Ausnahmen nur noch Jungvögel anwesend sind bereits in deren erstem Lebensjahr bis zum April (n=118), (Abb. S. 145 unten). Der Durchzug kulminiert in den bei- meistens schon bis zum 31. Oktober (n=101). Von den den letzten Augustdekaden mit den Jungvögeln und läuft 118 Funden im ersten Lebensjahr stammen allein 100 aus von Anfang September bis Mitte Oktober aus (Abb. S. 146 Frankreich, die dort fast alle erlegt wurden. oben). Die Rastbestände waren bis in die 1980er Jahre hö- Die Rotschenkel zogen oft ohne längere Rast sehr zügig her als seit den 1990er Jahren und sind auf mehr als die auf dem ostatlantischen Zugweg ins Winterquartier nach Hälfte zurückgegangen (Abb. S. 146 unten). Die höheren Südwesteuropa und wenigstens z.T. an die westafrikani- Werte der Periode 2001-2010 bis Mitte Juli im Diagramm sche Küste. Sieben Vögel wurden bereits nach einem bis sind auf die dann noch anwesenden Brutvögel zurück zu- drei Tagen aus Westeuropa gemeldet, je einer nach einem führen. In früheren Jahren rasteten zeitweise 100-150 Ind. (!) und zwei Tagen und fünf nach drei Tagen: nach einem Die Ursachen sind sicher nicht nur im teilweisen Ausfall Tag von der französischen Atlantikküste 1.211 km WSW der zur Nahrungssuche bevorzugten angeschwemmten (DEH 7172471), nach zwei Tagen von der französischen Seegras- und Algenteppiche, sondern auch in einem über- Kanalküste 779 km WSW und nach drei Tagen 1.241 km regionalen Bestandsrückgang der Art (Delany et al. 2009) SW, 1.016 km WSW, 809 km WSW, 788 km WSW und zu suchen. Durch das Vermessen der zur Beringung ge- 691 km WSW. fangenen Rotschenkel wurde erkannt, dass sich darunter Zwei Fremdfunde als Durchzügler im deutschen Binnen- – oft zeitlich gehäuft – gelegentlich sehr große Individuen land beringter Vögel belegen nördlich gerichteten Zug an mit Flügelmaßen befanden, die in den oberen Bereich der die Küste in derselben Wegzugperiode. ssp. robusta fielen (Nehls 1980, 2011). Solche Vögel flogen Aus Afrika liegen nur drei Funde vor, davon der weiteste vereinzelt im Sommer und etwa ab Mitte, verstärkt Ende aus Guinea. Die Herkunftsrichtung und die Geburtsorte Oktober bis Anfang November ein und überwinterten mit der Durchzügler werden durch 41 Funde (davon zehn als zunehmender Tendenz z.T. auf Langenwerder und Umge- nfl. beringt) dokumentiert (Karten S. 147-148). bung in jahrweise wechselnder Anzahl. Maximal wurden an den Ufern der Insel mehr als 40 Ind. gezählt (Einzelhei- ten in Nehls 2011). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 145

Rotschenkel

BP 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Jahr

Rotschenkel Tringa totanus – Brutbestand in den Jahren 1986-2011. Common Redshank Tringa totanus – breeding population from 1986-2011.

Rotschenkel 100

90

80

70

60

50

Prozent juv. 40 ad.

30

20

10

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Juli Aug. Sept. Monat / Dekade

Rotschenkel Tringa totanus – Prozentuale Altersverteilung der Fänglinge pro Dekade von Juli bis September der Jahre 1976-2011 (n=733 ad. und 5.706 juv.). Common Redshank Tringa totanus – age ratio (in percent) of birds captured per ten-day-period between July and September from 1976- 2011 (n=733 ad. and 5.706 juv.). 146 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Rotschenkel 30

25

20

15

Ind.

10

5

0 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Pentade

Rotschenkel Tringa totanus – Durchschnittliche Tagessummen pro Pentade von Juli bis September der Jahre 1962-2011 (n=80.099). Common Redshank Tringa totanus – average sum of daily observations per five-day-period between July and September from 1962-2011 (n=80.099).

Rotschenkel 45

40

35

1971-1980 30 2001-2010

25

Ind. 20

15

10

5

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Juli Aug. Sept.

Monat / Dekade

Rotschenkel Tringa totanus – Durchschnittliche Tageswerte pro Dekade in den beiden Zeiträumen 1971-1980 (n=20.276) und 2001-2010 (n=9.819). Die hohen Zahlen in der zweiten Periode bis Mitte Juli resultieren aus noch anwesenden Brutvögeln. Common Redshank Tringa totanus – average sum of daily observations per ten-day-period in the periods 1971-1980 (n=20.276) and 2001-2010 (n=9.819). The high numbers in the second period until mid-July are the result of local breeders that still remained in the area. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 147

Rotschenkel Tringa totanus – Wiederfunde und Funde fremder Ringvögel auf dem Wegzug und im Winterquartier in Europa. Common Redshank Tringa totanus – recoveries of locally and non-locally ringed birds during fall migration and in the winter quarters in Europe. 148 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Rotschenkel Tringa totanus - Wiederfunde in Afrika. Rotschenkel Tringa totanus – Wiederfunde und Funde fremder Common Redshank Tringa totanus - recoveries from Africa. Ringvögel aus den Einzugsgebieten (beringt als nfl. oder Durch- zügler). Common Redshank Tringa totanus – recoveries of locally and non-locally ringed birds from the geographic reach (ringed as hatchlings or during migration).

Rotschenkel Tringa totanus – Wiederfunde im Zeitraum Mitte November bis Mitte Februar im Überwinterungsgebiet der ssp. robusta (außer Wismar-Bucht). Common Redshank Tringa totanus – recoveries from mid-November to mid-February in the winter range of the sub- species robusta (except Wismar Bay). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 149

Rotschenkel Tringa totanus auf dem Weg zum Nest auf der Südwestdüne, Juni 1988. Foto: H. W. Nehls. Common Redshank Tringa totanus on the way to its nest on the southwestern dune, June 1988. Photo: H. W. Nehls.

Gelege des Rotschenkels Tringa totanus in der Südwestdüne, Mai 1986. Foto: H. W. Nehls. Common Redshank Tringa totanus clutch on the southwestern dune, May 1986. Photo: H. W. Nehls. 150 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Rotschenkelküken Tringa totanus, Mai 1989. Foto: H. W. Nehls. Common Redshank Tringa totanus chick, May 1989. Photo: H. W. Nehls.

Teichwasserläufer Tringa stagnatilis Marsh Sandpiper

Sporadischer Durchzügler

Bisher liegen Daten von sechs Ind. vor, von denen zwei • 20.-21.07.1988 juv. gefangen (K. Lambert, H.-U. Dost, H. gefangen und beringt werden konnten, je einer am: W. Nehls. In: Müller 1990). • 05.-07.08.1946 (K. Krüger. In: Brenning 1964). • 20.-24.06.2007 vj. (J. Berchtold-Micheel, D. Brenning, B. • 29.07.1961 (W. Libbert. In: Brenning 1964). Freitag, J. Mevius, R.-R. Strache. In: Müller 2011). • 20.08.1982 (U. Büttner In: Müller 1984). • 26.07.1984 juv. gefangen (H. W. Nehls und D. Schme- ckebier. In: Müller 1986), (Abb.).

Juv. Teichwasserläufer Tringa stagnatilis, Juli 1984. Foto: H. W. Nehls. Juv. Marsh Sandpiper Tringa stagnatilis, July 1984. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 151

Grünschenkel Tringa nebularia Common Greenshank

Regelmäßiger Durchzügler

Grünschenkel rasten in jährlich unterschiedlicher Zahl vorwiegend im Windwatt am südlichen Inselufer im Flachwasser, sowie am Südtümpel und Westufer. Meistens handelt es sich um wenige Vögel, manchmal auch um größere Ansammlungen. Der Heimzug setzt ausnahmsweise bereits Mitte März ein (je ein Ind. am 15.03.1998, 23.03.2005, 31.03.2008 und zwei Ind. am 28.03.2010), sonst ab Anfang April und läuft bis Ende Mai aus, mit einem Gipfel von Ende April bis Mitte Mai. Maximal wurden im April 40 und im Mai 30 Ind. beobachtet. Der Wegzug beginnt ab Mitte Juni (selten erscheinen ein- zelne schon in der ersten Junihälfte), kulminiert im August und läuft im November aus (Diagramm). In dieser Zeit, besonders ab August, findet oft Rast über längere Zeit statt (neun Ind. wurden nach maximal 37 Tagen kontrolliert). Ausnahmsweise ein Ind. noch am 21.12.2007, (D. Jäkel, in: Müller 2011). Als größte Rastbestände wurden ermit- telt: Im Juni zehn (29.06.1978), im Juli zweimal 35, im August 35, 31 und dreimal 30, im September 75 (1974) und 50 (1994), im Oktober 24 und im November zehn Ind. (04.11.2003). Als außergewöhnlich muss ein Februardatum gelten: ein Ind. am 19.02.1998, (K. Lambert, in: Müller 2000).

Beringungsergebnisse: Von den 188 beringten Grün- schenkeln liegen bisher acht Wiederfunde vor, außerdem ein Fremdfund. Ein Brutzeitfund von Ende Mai stammt von der Nordgrenze des Brutgebietes im Murmansker Ge- biet. Ein Vogel (DEW 6312463) flog nach der Beringung am 02.09.1981 auf den Rieselfeldern Münster an die Küste Grünschenkel Tringa nebularia - Wiederfundorte und Beringungs- ort eines fremden Ringvogels. zurück und konnte vier Tage später 340 km NE auf Langen- Common Greenshank Tringa nebularia - recovery sites and ringing werder gefangen werden (Karte). site of one non-locally ringed bird.

Gefangener Grünschenkel Tringa nebularia, August 1962. Foto: H. W. Nehls. Captured Common Greenshank Tringa nebularia, August 1962. Photo: H. W. Nehls. 152 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Grünschenkel 7

6

5

4

3 Ind.

2

1

0 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 Apr. Mai Juni Juli Aug Sept. Okt. Nov. Monat / Pentade

Grünschenkel Tringa nebularia – Durchschnittliche Tagessummen pro Pentade von April bis September der Jahre 1962-2011 (n=19.863). Common Greenshank Tringa nebularia – average sum of daily observations per five-day-period between April and September from 1962-2011 (n=19.863).

Waldwasserläufer Tringa ochropus Green Sandpiper

Regelmäßiger Durchzügler

Rastet in sehr geringer Zahl, meistens einzeln, sehr sel- Auf dem Wegzug zweimal je einer Mitte Juni, sonst von ten zwei oder mehr, vorzugsweise an den Tümpeln. Aus- Mitte Juli bis Mitte Oktober. Der Hauptzug findet von der nahmsweise auf dem Heimzug von Ende April bis Mitte letzten Juli- bis zur letzten Augustdekade statt. Spätestes Mai, insgesamt nur 13 Vögel. Frühestes Datum: ein Ind. Datum: ein Ind. am 14.10.1986. Beobachtete Ind. pro Mo- am 21.04.1986. Bei dem vom 17.-18.03.2010 beobachte- natsdekade von 1962-2011 (n=135) (s. Zahlenleiste). ten und zunächst als Bruchwasserläufer bestimmten Vogel hat es sich mit ziemlicher Sicherheit um einen Waldwas- Beringungsergebnisse: Von den 14 beringten Waldwas- serläufer gehandelt, G. Drude. serläufern liegen keine Wiederfunde vor.

Monat Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Dekade 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Dekadensumme - 2 4 6 1 - - 2 - - 5 20 25 28 22 12 3 2 1 2 -

Bruchwasserläufer Tringa glareola Wood Sandpiper

Regelmäßiger Durchzügler

Die Art findet auf der Insel keine optimalen Rasthabita- Der Heimzug ist wenig auffällig und findet hauptsächlich te und erscheint deshalb relativ selten im Spülsaum und von der letzten Aprildekade (frühestes Datum einer am an den Tümpeln. Meistens rasten nur wenige, nur selten 12.04.1989) bis Mitte Mai statt (spätestes Datum: einer am mehr als zehn und dann handelt es sich oft um vorüber 07.06.1972). Maximale Daten: in der letzten Aprildekade je ziehende Vögel. einmal 22 und acht Ind., in der ersten Maihälfte je einmal U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 153

25 und sechs Ind. und zwei Anfang Juni. Der Wegzug von Beringungsergebnisse: Von 160 beringten Ind. liegen Anfang Juli (früheste Daten am 04. Juli 1965 und 2001) zwei Wiederfunde vor, der weiteste aus Gabun 5.968 km S bis Mitte September ist deutlicher ausgeprägt, danach lie- (Karte S. 143). gen nur wenige Beobachtungen bis Anfang Oktober vor (spätestes Datum: einer am 09.10.1976). Maximal wurden im Juli 20 und acht, im August 20 und 16, im September zehn und vier, und Anfang Oktober ein Bruchwasserläufer beobachtet (Diagramm).

Bruchwasserläufer

1

0,9

0,8

0,7

0,6

0,5

Ind. 0,4

0,3

0,2

0,1

0 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt.

Monat / Pentade

Abb. 194: Bruchwasserläufer Tringa glareola – Durchschnittliche Tagessummen pro Pentade von April bis Oktober der Jahre 1962-2011 (n=1.545). Fig. 194: Wood Sandpiper Tringa glareola – average sum of daily observations per five-day-period between April and October from 1962-2011 (n=1.545).

Kampfläufer Philomachus pugnax Ruff

Ehemaliger Brutvogel, regelmäßiger Durchzügler

Offenbar gab es bis 1901 auf der Insel einige Brutvögel (le Anfang Mai 120 und 51 Durchzügler registriert. Der Zug Roi 1902; Wüstnei 1902; zitiert in Brenning 1964), danach kulminiert von Ende April bis Mitte Mai. fehlen jegliche Hinweise. Bereits in der zweiten Junidekade setzt der Wegzug zu- Ebenso wie einige andere Arten finden die Kampfläufer nächst hauptsächlich der Männchen ein. Danach derjeni- am Langenwerder keine optimalen Rasthabitate. Viele Da- ge der Weibchen und (August) auch der Jungvögel. Der ten, insbesondere die hohen Tageswerte, betreffen deshalb Wegzug erreicht seinen Höhepunkt von Ende Juni bis durchziehende Überflieger. Die Anzahl der unregelmäßig Mitte Juli und zieht sich langsam nachlassend bis An- rastenden Vögel beträgt meistens weniger als zehn, die sich fang Oktober, selten bis Ende des Monats hin. Maximal hauptsächlich im südlichen Windwatt und an den Tüm- wurden Ende Juni 58 und 48, im Juli 106 und 66, An- peln aufhalten und selten über einen längeren Zeitraum fang August 51 und 44, im September 150 (am 24.09.98 verweilen. Auf dem Heimzug erscheinen die ersten bereits abends im Südwatt einfallend, M. Grothmann u.a.) und im letzten Märzdrittel (insgesamt acht an drei Tagen). Ab 40 und in der ersten Oktoberhälfte 25 und 13 Durchzüg- April bis Anfang Juni findet regelmäßiger Durchzug statt, ler beobachtet (Diagramm). Späteste Daten: je einer am der von Ende April bis Mitte Mai kulminiert. Offenbar 10.11.1995 und 12.12.1987. handelt es sich überwiegend um Männchen. Öfter konnte Das Geschlechterverhältnis der auf dem Wegzug von in dieser Zeit auch Umkehrzug nach SW bis S (Ziel?) be- 1975-2011 gefangenen Jungvögel betrug 36 % Männchen obachtet werden. Maximal wurden Ende April 52 und 30, zu 64 % Weibchen. 154 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Beringungsergebnisse: Bisher wurden 326 Kampfläufer beringt, von denen sechs Fernfunde vorliegen, hinzu kom- men zwei Fremdfunde. Die Funde fügen sich in das be- kannte Bild des Breitfrontzuges der Art durch Europa ein (Karte). Außerdem konnten drei Kampfläufer nach einem, drei und 20 Tagen am Beringungsort wieder gefangen wer- den.

Kampfläufer Philomachus pugnax – Wiederfundorte und Berin- gungsorte von zwei fremden Ringvögeln. Ruff Philomachus pugnax – recovery sites and ringing sites of two non-locally ringed birds.

Kampfläufer 4,5

4

3,5

3

2,5

2 Ind.

1,5

1

0,5

0 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Monat / Pentade

Kampfläufer Philomachus pugnax – Durchschnittliche Tagessummen pro Pentade von April bis Oktober der Jahre 1962-2011 (n=10.077). Ruff Philomachus pugnax – average sum of daily observations per five-day-period between April and October from 1962-2011 (n=10.077). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 155

Steinwälzer Arenaria interpres Ruddy Turnstone

Ehemaliger Brutvogel, regelmäßiger Durchzügler

Hat bis Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Langenwerder vier Ind. Der herbstliche Wegzug wird Mitte Juli von den gebrütet (Brenning 1964; Kuhk 1939). Altvögeln eröffnet und erreicht seinen Höhepunkt gegen Seitdem ist er ein regelmäßiger Durchzügler, der gerne Ende des Monats, die Masse der Jungvögel erscheint erst am offenen Strand im Angespül und unter Steinen nach einen Monat später (Diagramm S. 156). Nahrung sucht. Meistens sind es kleinere Gruppen von bis zu zehn oder auch zwanzig Ind. und die 55 Ind. am Beringungsergebnisse: Gefangen wurden insgesamt 681 22.07.1983 oder 40 Ind. am 20./21.08.1975 müssen als Ind., davon 18 während des Heimzuges. Die größte Men- Ausnahme gelten. Wenn noch höhere Zahlen in den Ta- ge an Steinwälzern, die pro Jahr gefangen wurde, waren gebüchern auftauchen, dann sind darin auch ziehende 70 Ind. im Jahre 1984. Es liegen 23 Rückmeldungen vor Vögel mit eingeschlossen, wie am 01.09.1975, als H. Zim- und 9 Kontrollen von Vögeln mit Ringen fremder Berin- mermann 50-60 Steinwälzer notierte oder H.-H. Zöllick am gungsstationen, darunter sind mehrere, die die Konstanz 16.09.1978 47 Ind., von denen 37 zogen. der Zugwege und auch des Winterquartiers belegen. So Die meistens relativ kleinen Gruppen finden ihren Nieder- wurde auf Langenwerder zweimal je ein Steinwälzer nach schlag in entsprechend niedrigen Werten für die mittleren zwei Jahren erneut gefangen, aber auch in den Nieder- Dekadenmaxima (Diagramm unten). landen (DEH 7287529 bei den Helder am 12.09.1991, Im Gegensatz zu manch anderer Limikolenart macht sich 07.10.1992, 08.10.1994 und am 14.04.2002; da dieser Vo- der Heimzug Ende April und im Mai bis Anfang Juni deut- gel am 11.09.1989 als dj. beringt worden war, hatte er beim lich bemerkbar, in vielen Jahren waren es bis zu acht Ind. letzten Datum ein Alter von fast 13 Jahren erreicht) und Der Wegzug endet im Laufe des Oktober und in den Win- in Belgien bei Oostende (DEH NA 2342 o 18.08.1994, v termonaten wird nur ganz selten ein Steinwälzer gesehen, 28.12.1997, 05.09. und 06.10.1999 sowie am 16.10.2001), z. B. im Winter 1988/89, wo offenbar ein Ind. bis min- sowie aus dem Überwinterungsgebiet im nördlichen Spa- destens zum März im Gebiet geblieben ist, außerdem am nien (DEH NA 27894 o 19.08.2004, v in Handarribia am 25.11.1990 ein Ind., J. Hamann, am 04. und 31.12.1988 je 30.11.2008, 31.10.2009, 13.11.2010, 19.02.2011 und am ein Ind., H. W. Nehls und am 26.02.1977 sechs Ind. durch 08.10.2011). Vom Winterquartier an der nahrungsreichen A. Koszinski, (In: Müller 1987). Dagegen sind Feststellun- nordwestafrikanischen Küste künden vier Nachweise (Kar- gen vom Juni und Anfang Juli gar nicht so selten, maximal te).

Steinwälzer 11

10

9

8

7

6

5 Ind.

4

3

2

1

0 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Steinwälzer Arenaria interpres – Durchschnittliche Dekadenmaxima von April bis November in den Jahren 1962-2011 (n=3.155). Ruddy Turnstone Arenaria interpres – average ten-day maxima von April bis November from 1962-2011 (n=3.155). 156 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Steinwälzer 80

70

60

50

40

ad.

Ind. juv. 30

20

10

0 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 Juli Aug. Sept. Okt. Monat / Pentade

Steinwälzer Arenaria interpres – Anzahl der in den Monaten Juli bis November der Jahre 1976-2011 gefangenen ad. und juv. Ind. (n=648). Ruddy Turnstone Arenaria interpres – total captures of adults and juveniles between July and November from 1976-2011 (n=648).

Steinwälzer Arenaria interpres – Wiederfundorte und Beringungs- orte fremder Ringvögel. Ruddy Turnstone Arenaria interpres – recovery sites and ringing sites of non-locally ringed birds.

Ad. Steinwälzer Arenaria interpres, August 2003. Foto: H. W. Nehls. Ad. Ruddy Turnstone Arenaria interpres, August 2003. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 157

Sumpfläufer Limicola falcinellus Broad-billed Sandpiper

Regelmäßiger Durchzügler

Rastet alljährlich in geringer Zahl und jahrweise unter- 22 Ind. am 30.08.1970 und 21 am 01.09.1970. Die späteste schiedlich häufig einzeln oder öfter auch in kleinen Trupps Beobachtung eines Vogels datiert vom 09.10.1992. im südlichen Windwatt, meistens unter Alpenstrandläu- Die hier rastenden Sumpfläufer dürften aus Fennoskandi- fern und dürfte manchmal übersehen worden sein. Erster en stammen. Da sie normalerweise süd- bis südostwärts dokumentierter Nachweis: ein Ind. am 19.08.1958. Vom durch das Binnenland abziehen, liegt die Wismar-Bucht Heimzug liegen lediglich drei Beobachtungen vor (zwei- im westlichen Grenzbereich des Durchzugsgebietes, wo- mal ein und einmal drei Ind. in der letzten Maidekade durch sich das spärliche Vorkommen erklärt. 2004, 2005 und 2006). Auf dem Wegzug treffen die ersten ad. Sumpfläufer in Beringungsergebnisse: Die Zahl von 157 beringten Sumpf- der dritten Julipentade ein (frühestes Datum ein Ind. am läufern stellt einen Rekord für deutsche Beringungsorte dar. 11.07.2009). Zur Monatswende Juli/August nimmt ihre Eine mehrtägige Rastdauer auf dem Wegzug belegen Kon- Zahl ab, bis dann etwa ab der zweiten Augustpentade der trollen von insgesamt 21 Vögeln. Sie wurden im Durch- Durchzug der Jungvögel einsetzt, der von Mitte August bis schnitt nach 5,3 und maximal nach 19 Tagen wieder gefan- Anfang September kulminiert und in diesem Monat aus- gen. Insgesamt drei Fern- und ein Fremdfund belegen einen klingt. Doch auch im August ziehen immer noch einzelne Zug über Schweden und Weiterzug nach Norditalien sowie ad. durch. Selten konnte Rast bis in die erste Oktoberdekade einen Heimzug über das Schwarze Meer (Karte). beobachtet werden (Diagramm). Maximale Truppgrößen:

Sumpfläufer 0,6

0,5

0,4

0,3

Ind.

0,2

0,1

0 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Monat / Pentade

Sumpfläufer Limicola falcinellus – Durchschnittliche Tagessummen pro Pentade der Jahre 1962-2011 (n=673). Broad-billed Sandpiper Limicola falcinellus – average sum of daily observations per five-day-period from 1962-2011 (n=673). 158 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Juv. Sumpfläufer Limicola falcinellus, August 2001. Foto: H. W. Nehls. Juv. Broad-billed Sandpiper Limicola falcinellus, August 2001. Pho- to: H. W. Nehls.

Sumpfläufer Limicola falcinellus – Wiederfundorte und Berin- gungsort eines fremden Ringvogels. Broad-billed Sandpiper Limicola falcinellus – recovery sites and ringing site of a non-locally ringed bird.

Ad. Sumpfläufer Limicola falcinellus, Juli 2012. Foto: H. W. Nehls. Ad. Broad-billed Sandpiper Limicola falcinellus, July 2012. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 159

Großer Knutt Calidris tenuirostris Great Knot

Irrgast

Eine Beobachtung, bei der es sich seinerzeit um den ersten in einem Trupp von 20 ad. Knutts und einigen Alpen- Nachweis für Mitteleuropa handelte: Am 01.08.1987 beob- strandläufern einen ad. Großen Knutt im Brutkleid. achteten Nehls und Schmeckebier (1988) am Weststrand

Knutt Calidris canutus canutus et islandica Red Knot

Regelmäßiger Durchzügler, unregelmäßiger Wintergast

Die Art kann in allen Monaten beobachtet werden. Die und in geringerem Maße über das südliche Skandinavien bevorzugten Nahrungshabitate sind der Spülsaum des Au- zu erfolgen: Allein 21 kontrollierte Knutts wurden zuvor ßenstrandes und das Windwatt im Südwesten der Insel. in der Weichsel- (54.21 N, 18.57 E) und Redamündung Während des Heimzuges erscheint die Art unregelmäßig (54.38 N, 18.31 E) in Polen beringt (460 bzw. 485 km W). einzeln oder selten in kleinen Trupps von höchstens zehn Ein anderer Knutt wurde nach vier Jahren auf dem Wegzug Ind. im Zeitraum von März bis Juni. Maximal wurden 30 in SW-Finnland tot gefunden. Den Einflug über Süd-Nor- Ind. am 07.05.1998 registriert, M. Grothmann. Gelegent- wegen belegen drei Fremdfunde (NOO JA 00262, JA 00307 lich handelt es sich im Mai und Juni um vj. Vögel, die noch und JA 00314, jeweils 559 km S). Ein anderer Fund lässt das Winterkleid tragen. ungerichtetes Umherstreifen während der Wegzugrast er- Der Wegzug beginnt in manchen Jahren sehr schwach in kennen (nach drei Tagen 358 km NNW in Dänemark). der ersten, meistens aber erst ab der dritten Julipentade Der Weiterzug ins Winterquartier erfolgt über den ost- und erreicht den ersten Gipfel mit den Altvögeln Ende atlantischen Flyway entlang der südlichen Nordsee, der Juli bis Anfang August. Ab Anfang August, vereinzelt auch französischen Atlantikküste und der Iberischen Halbinsel bereits Ende Juli, treffen die ersten Jungvögel ein, die dann bis nach Südafrika (acht Wiederfunde von der westafrika- bald weit in der Überzahl sind und zum eigentlichen Weg- nischen Küste). Die meisten Knutts (insgesamt 50) wurden zuggipfel von Ende August bis Mitte September führen. aus Frankreich gemeldet und hier hauptsächlich aus der Anschließend flaut der Durchzug kontinuierlich ab und Kanalregion (40), in den meisten Fällen noch in derselben läuft im Oktober aus. Danach werden nur unregelmäßig Wegzugperiode erlegt und manchmal bereits nach weni- wenige Vögel auf der Insel beobachtet, maximal zwölf Ind. gen Tagen. DEH NA 035575 flog in sieben Tagen nach noch am 24.11.2008 (Diagramme S. 161). Portugal (2.348 km SW). Den entferntesten Wiederfundort Die Rastbestände sind in den einzelnen Jahren sehr unter- einer auf Langenwerder beringten Limikole erreichte der schiedlich groß und erreichen nur selten mit den Jungvö- Knutt DEH 7000708, beringt als dsj. am 25.08.1966 und geln Tagessummen von 200-300 Ind. im September. Durch kontrolliert (umberingt auf FPP A-21050) am 03.12.1972 Wiederfänge konnte bei Altvögeln eine Mindestrastdau- in Langebaan (35.05 S, 18.02 E) im Süden Südafrikas (9.940 er von maximal 15 (Durchschnitt 3,3) Tagen (n=23) und km S). Ins Mittelmeer gelangen Knutts nur in sehr geringer bei Jungvögeln von maximal 37 (Durchschnitt 5,4) Tagen Zahl. Je ein Wieder- und Fremdfund (IAB U-19376) aus (n=585) nachgewiesen werden. Acht Funde zeugen von dem Golf von Genua im Mai sind deshalb von besonde- einem Umherstreifen zwischen dem nahen Walfisch und rem Interesse. Vom Heimzug liegen aus dem bedeutenden Langenwerder. In einigen Jahren konnten während der Frühjahrsrastplatz Wattenmeer der Deutschen Bucht fünf Kontrollen auch in den Wintermonaten Dezember bis Feb- Wiederfunde aus dem Zeitraum März bis Mai vor. ruar einzelne oder kleine Trupps (im Dezember je zweimal Aus dem Brutgebiet der ssp. canutus stammt lediglich ein ein und drei Ind.; im Januar viermal ein, zweimal vier und Wiederfund: DEH 7268773 nach knapp sieben Jahren am einmal am 25.01.2004 acht Ind. und im Februar sechsmal 05.06.1993 auf der Gyda-Halbinsel, Russland, ca. 3.700 ein, einmal vier und je einmal vier und am 15.02.2004 km NE. als Maximum zehn Ind.) beobachtet werden. Wenigstens Während die meisten Knutts bereits im ersten oder nach in einigen Fällen dürfte es sich um echte Überwinterer in wenigen Jahren zurückgemeldet wurden, erreichten einige unserer Region gehandelt haben. auch ein Alter von mehr als zehn Jahren: DEH 7276369 Während es sich bei den Durchzüglern in der Regel um elfeinhalb, GBT CK 98845 mind. zwölf und DEH 7231739 Knutts aus Nordsibirien handelt, erscheinen hier nach (umberingt auf GBT CE 70725) knapp 21 Jahre (lebend den Ringfunden in geringerer Zahl auch regelmäßig Vögel kontrolliert). der ssp. islandica, die aus Brutgebieten in Grönland und Bereits früher vermutetes Erscheinen von nearktischen Nordost-Kanada stammen und wahrscheinlich wenigstens Knutts der ssp. islandica an unserer Küste (Nehls 1987) z.T. über Süd-Norwegen einfliegen. Auch die im Winter konnte inzwischen durch mehrere Ringfunde bestätigt und wohl wenigstens z.T. die im März hier beobachteten werden. Während die sibirischen Vögel den Winter – we- Knutts dürften dieser ssp. zuzuordnen sein. nigstens überwiegend – in Afrika verbringen, überwintern die nearktischen Knutts hauptsächlich in Großbritanni- Beringungsergebnisse: Insgesamt konnten 5.755 Ind. en, an der südlichen Nordseeküste und der Atlantikküs- während des Wegzuges beringt werden, von denen 119 te südlich bis Portugal (Bocher et al. 2012; Delany et al. Fernfunde (=2,1 %) vorliegen, hinzu kommen 29 Funde 2009). So wurden z. B. insgesamt 23 der als dsj. beringten fremder Ringvögel (Karte). Die Ankunft während des Weg- Knutts in den Wintermonaten von Dezember bis Februar zuges scheint hauptsächlich über die südliche Ostseeküste im Überwinterungsgebiet von islandica kontrolliert oder 160 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

getötet: sechs in den Niederlanden (Den Helder), sieben in sche Herkunft dieses Vogels beweist und außerdem (s. oben) Frankreich (Kanal- und Atlantikküste) und zehn in England den Altersrekord unserer Knutts hält: DEH 7231739 und (sechs davon in The Wash, darunter ein Fremdfund). Im De- umberingt auf GBT CE 70725: o dj. 23.09.1985 Langenwer- zember waren es zwölf, im Januar vier (dazu zwei bereits im der, kontr. 28.02.1987 Snattisham (52.51 N, 00.27 E), The Dezember abgelesene Ind.) und im Februar sieben (dazu ein Wash, Norfolk (743 km W) und abermals kontrolliert am bereits im Januar abgelesener Vogel). Bei Den Helder konn- 25.05.2006 Hlidsnes, Alftanes (64.05 N, 22.02 W), SW-Is- ten drei Ringvögel mehrfach ab November bis Dezember, land (2.182 km WNW). Weiterhin stammen vom „Sprung- bis Januar bzw. bis April kontrolliert werden, je einer davon brett“ auf dem Heimzug befindlicher nearktischer Knutts in mehreren Wintern von 1994-2004 und von 2002-2006. in Nordnorwegen im Mai zwei Wiederfunde von Anfang Dabei handelte es sich um echte Überwinterungen. Alle September als dj. beringter (davon ein Ind. in zwei Folge- diese Knutts wurden als dj. im Zeitraum Mitte August bis jahren) und ein Fremdfund (NOS 7506125, kontrolliert am September auf Langenwerder beringt. Der folgende Fund 28.08.2007 als ad. auf Langenwerder). ist insofern bemerkenswert, da er mit Sicherheit die nearkti-

Knutt Calidris canutus – Wiederfundorte und Beringungsorte von 29 fremden Ringvögeln. Red Knot Calidris canutus – recovery sites and ringing sites of 29 non-locally ringed birds. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 161

Knutt 40

35

30

25

20

Ind. 15

10

5

0 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Pentade

Knutt Calidris canutus – Durchschnittliche Tagessummen pro Pentade von März bis November der Jahre 1962-2011 (n=64.496). Red Knot Calidris canutus – average sum of daily observations per five-day-period between March and November from 1962-2011 (n=64.496).

Knutt 1000

900

800

700

600

500

ad. juv. Ind. 400

300

200

100

0 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Pentade

Knutt Calidris canutus – Wiederfundorte und Beringungsorte von 29 fremden Ringvögeln. Knutt Calidris canutus – Altersverteilung der Fänglinge von Juli bis November der Jahre 1976-2011 (n=670 ad. und 4.795 juv.). Red Knot Calidris canutus – recovery sites and ringing sites of 29 non-locally ringed birds. Red Knot Calidris canutus – age ratio of birds captured between July and November from 1976-2011 (n=670 ad. and 4.795 juv.). 162 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Gefangener ad. Knutt Calidris canutus, August 2000. Foto: H. W. Nehls. Captured ad. Red Knot Calidris canutus, August 2000. Photo: H. W. Nehls.

Juv. Knutts Calidris canutus auf der Sandbank im Südwesten, September 2011. Foto: H. Zimmermann. Juv. Red Knots Calidris canutus on the southwestern sandbank, September 2011. Photo: H. Zimmermann. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 163

Sanderling Calidris alba Sanderling

Regelmäßiger Durchzügler und unregelmäßiger Wintergast

Sanderlinge rasten in der Regel nur in geringer Zahl, da ihr Normalerweise sind die rastenden Trupps sehr klein und bevorzugtes Nahrungshabitat - der Spülsaum von weiten erreichen selten Kopfzahlen von 15 und mehr. Maximale Sandstränden - auf der Insel eine nur geringe Ausdehnung Tagessummen waren im Juli 24, im August 33, im Septem- hat. Während des Heimzuges, der nur sehr schwach in ber 80 (1978), im Oktober 50 (1978) und im November Erscheinung tritt, lassen sich zwei Gipfel erkennen: der sechs Ind. (1996). Sanderlinge überwintern seit den 1970er erste im März und der zweite im Mai. Vermutlich handelt Jahren in zunehmender Zahl an einigen Sandstränden von es sich bei den im März rastenden Vögeln um solche, die M-V und gelegentlich erscheinen dann auch einige auf der nicht allzu weit entfernt überwintert haben und dann (wo- südwestlichen Sandbank von Langenwerder. So wurden hin?) abziehen und bei der zweiten Welle, die Ende Juni während sporadischer Kontrollen seit 1976 im Zeitraum ausläuft, um den regulären Heimzug der Sibirier. Wenn in Dezember bis Februar während elf Winter in diesen Mo- den einzelnen Frühjahrspentaden überhaupt Sanderlinge naten meistens ein bis zwei, zweimal je drei und vier und beobachtet wurden, handelte es sich in den meisten Fällen maximal neun (28.02.1999) und sieben (24.02.2009) Ind. um Einzelvögel oder sehr kleine Trupps. Tagessummen beobachtet. Ob es sich bei den Überwinterern um nearkti- von mehr als zehn blieben große Ausnahmen. Maximal sche oder sibirische Sanderlinge handelt, ist noch unklar. wurden im März acht, im April 13, im Mai 18 und im Juni sechs Ind. gesehen. Beringungsergebnisse: Seit 1961 wurden auf dem Weg- Erste einzelne Wegzieher erscheinen sehr selten bereits zug 407 Ind. beringt, von denen sieben Wiederfunde von in der ersten Julihälfte (vom 01.-15. Juli insgesamt nur sechs Ind. vorliegen (Karte). Zwei Funde betreffen die Her- sechs Ind., frühestes Datum war der 04.07.1984). Mit grö- kunftsrichtung: Archangelsk Region (1.993 km NE) und ßerer Regelmäßigkeit rasten die Altvögel erst ab der letzten die Weichselmündung. Ein anderer Fund deutet auf Um- Julidekade mit einem Gipfel in der ersten Augusthälfte. herstreifen und längere Rast in der Umgebung (nach fünf Durch die ab Mitte August eintreffenden Jungvögel er- Tagen tot östlich Warnemünde, 47 km NE). Durch je einen reichen die Rastbestände ihren Gipfel im September bis Fund in Frankreich ist der Weiterzug entlang den west- Anfang Oktober. Bis Ende November läuft der Durchzug europäischen Küsten belegt. Zwei Funde desselben Ind. aus (Diagramm). Die Häufigkeit unterlag in den einzelnen lassen Rastplatz- oder ev. Wintergebietstreue vermuten: Jahren wie auch bei anderen arktischen Limikolen, wohl DEH 80449860 wurde am 10.10.1976 als juv. beringt und bedingt durch die Bruterfolge, größeren Schwankungen. am 07.11.1976 und 26.05.1978 auf Walney Island an der So war z. B. 1978 das Jahr mit den größten Rastbeständen. Irischen See, 961 km W, kontrolliert.

Sanderling

3,5

3

2,5

2

Ind. 1,5

1

0,5

0 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov.

Monat / Pentade

Sanderling Calidris alba – Durchschnittliche Tagessummen pro Pentade von März bis November der Jahre 1962-2011 (n=9.174). Sanderling Calidris alba – average sum of daily observations per five-day-period between March and November from 1962-2011 (n=9.174). 164 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Sanderling Calidris alba – Wiederfundorte. Sanderling Calidris alba, September 2010. Foto: H. Zimmermann. Sanderling Calidris alba – recovery sites. Sanderling Calidris alba, September 2010. Photo: H. Zimmermann.

Zwergstrandläufer Calidris minuta Little Stint

Regelmäßiger Durchzügler

Die Rastbestände unterliegen größeren jährlichen die Zahlen bis zum Gipfel in der ersten Septemberhälfte Schwankungen. Bevorzugte Nahrungshabitate sind die durch das Eintreffen der Jungvögel (Diagramm S. 166) Windwatten und Sandbänke im Süden der Insel. rasch an. Danach flaut der Zug wieder ab und läuft im Auf dem Heimzug von Anfang Mai bis Ende Juni er- Oktober aus (die Altvögel waren mit wenigen Ausnah- scheint die Art nur selten und wurde in 29 von 50 Jahren men bis Ende September abgezogen). Einige Nachzügler überhaupt nicht festgestellt. Eine ungewöhnlich frühe (insgesamt zehn Ind.) können auch noch im Novem- Beobachtung eines Ind. erfolgte am 27.03.2007, H. Zim- ber beobachtet werden (spätestes Datum: ein Ind. am mermann. Aus dem April liegt ebenfalls nur eine Angabe 16.11.1996). Der im Diagramm erkennbare Gipfel in der vor: ein Ind. am 21.04.1998, J. Kube. Die im Mai und ersten Oktoberdekade muss als Folge eines seit Ende Sep- Juni von 1962-2011 beobachteten Vögel verteilen sich tember 1996 erfolgten außergewöhnlich starken Einflu- wie folgt auf die einzelnen Monatsdekaden (n=113, dar- ges gewertet werden (Diagramm S. 165). Bei den rasten- unter einige Erfassungen derselben Vögel an aufeinander den Zwergstrandläufern handelt es sich in der Regel um folgenden Tagen) (s. Zahlenleiste). sehr kleine Trupps. Selten wurden 30-60 Ind. gesehen und nur während des Einfluges 1996 waren es bis zu 100 Monat Mai Juni Ind. Aus den Wintermonaten Dezember bis Februar lie- Dekade 1 2 3 1 2 3 gen keine Nachweise vor. Ind. 11 34 29 16 16 7 Beringungsergebnisse: Wiederfänge ergaben eine maxi- mal nachgewiesene Rastdauer der juv. von 39, im Durch- Meistens handelte es sich um Einzelvögel oder auch zwei schnitt 7,6 Tagen (n=89). Seit 1961 wurden 913 Zwerg- bis drei. Ausnahmsweise waren es im Mai 2003 je einmal strandläufer auf dem Wegzug beringt, von denen neun sechs und zehn. Fernfunde (=1,0 %) vorliegen. Außerdem konnten sieben Der Wegzug setzt im Juli intensiver erst in der letzten fremde Ringvögel kontrolliert werden (Karte). Über die Dekade und damit recht spät ein. Bis zum 15. Juli wurden Herkunftsrichtung geben sechs Fremdfunde Auskunft: insgesamt nur 38 Ind. (davon lediglich zehn in der ers- je drei aus Finnland und Polen, sowie ein Wiederfund in ten Dekade) erfasst. Ab der zweiten Augustdekade steigen Finnland. Umkehrzug bzw. ungerichtetes Umherstreifen U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 165

während des Wegzuges wird durch zwei Funde dokumen- tiert: je einer nach 36 Tagen im Oktober in Ottenby (394 km ENE) und ein Fremdfund vom Großen Schwerin nach 22 Tagen auf Langenwerder (103 km NW). Der Abzug erfolgt einerseits über die ostatlantische Route und andererseits wahrscheinlich auch durch Europa ans Mittelmeer. Ein Zwergstrandläufer wurde während des Heimzuges im Mai im dänischen Wattenmeer kontrolliert. Das höchste Alter erreichte DEH 80 465 870 mit 10,5 Jahren.

Zwergstrandläufer Calidris minuta – Wiederfundorte und Berin- gungsorte von sieben fremden Ringvögeln. Little Stint Calidris minuta – recovery sites and ringing sites of seven non-locally ringed birds.

Zwergstrandläufer

4

3,5

3

2,5

2

Ind.

1,5

1

0,5

0 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 Juli Aug. Sept. Okt. Nov.

Monat / Pentade

Zwergstrandläufer Calidris minuta – Durchschnittliche Tagessummen pro Pentade von Juli bis November der Jahre 1962-2011 (n=7.342). Little Stint Calidris minuta – average sum of daily observations per five-day-period between July and November from 1962-2011 (n=7.342). 166 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Zwergstrandläufer 225

200

175

150

125

100 ad.

Ind. juv.

75

50

25

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Juli Aug. Sept. Okt. Monat / Dekade

Zwergstrandläufer Calidris minutas – Altersverteilung der Fänglinge von Juli bis November der Jahre 1976-2011 (n=70 ad. und 712 juv.). Little Stint Calidris minutas – age ratio of birds captured between July and November from 1976-2011 (n=70 ad. and 712 juv.).

Temminckstrandläufer Calidris temminckii Temminck’s Stint

Regelmäßiger Durchzügler

Wegen des weitgehenden Fehlens arttypischer Rasthabi- obachtung auf dem Heimzug am 08.05.1993, späteste tate blieben die nicht alljährlichen Beobachtungen spär- Beobachtung auf dem Wegzug am 03.10.2007 (jeweils lich: bis 2011 an nur 77 Tagen insgesamt 130 Ind., bei ein Ind.). Der Heimzug kulminiert Mitte Mai, der Wegzug denen es sich in einigen Fällen um dieselben Vögel an im August bis Anfang September. Die Daten (Ind.) von aufeinander folgenden Tagen gehandelt hat. Die Tem- 1962-2011 verteilen sich wie folgt auf die Monatsdekaden minckstrandläufer rasten gewöhnlich im südwestlichen (n=130) (s. Zahlenleiste). Windwattbereich oder am großen Südtümpel. Nur sehr selten waren es mehr als ein bis zwei Ind., maximal acht Beringungsergebnisse: Von den 27 beringten Ind. liegen am 11.05.2001 und fünf am 22.08.1962. Früheste Be- keine Wiederfunde vor.

Monat Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Dekade 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 Dekadensumme 2 14 3 1 3 - 3 15 3 27 19 24 13 1 1 1

Graubrust-Strandläufer Calidris melanotos Pectoral Sandpiper

Irrgast

Bisher zwei Beobachtungen von je einem Ind.: • 29.-30.05.2001 vj. (J. Kube. In: Müller 2004). • 29.09.2010 juv. (B. Heinze, A. Köhler, J. Mundt). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 167

Sichelstrandläufer Calidris ferruginea Curlew Sandpiper

Regelmäßiger Durchzügler

Rastet in jahrweise unterschiedlicher Häufigkeit zwischen und sehr selten mehr Ind. (maximal fünf am 07.05.2004). Alpenstrandläufern vorzugsweise im Schlickwatt am Süd- Frühestes Datum war der 18.04.2010 (zwei Ind.), spätestes ufer der Insel. Auf dem Heimzug von Mitte April bis in der 21.06.1982 und 2010 (je ein Ind.). Die Daten (Ind.) von die vorletzte Junipentade, hauptsächlich im Mai, wurden 1962 bis 2011 verteilen sich wie folgt auf die Monatsdeka- Sichelstrandläufer von 1962-2011 nur in 20 Jahren beob- den (n=69) (s. Zahlenleiste). achtet. Dabei handelte es sich fast stets um ein bis zwei

Monat Apr. Mai Juni Dekade 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Dekadensumme 0 6 6 17 15 14 3 6 2

Der Wegzug einzelner Altvögel setzt selten bereits in nach drei Jahren belegt eine Rastplatztreue (DEH OB 20319, der ersten Julipentade ein (frühestes Datum ein Ind. am beringt als dj.). Bis 2011konnten 2.160 Sichelstrandläufer 01.07.2006), meistens jedoch erst in der dritten. Ihr Durch- während des Wegzuges beringt werden, von denen 20 Wie- zug kulminiert in der zweiten Julihälfte und flaut ab Anfang derfunde (=0,9 %) vorliegen, hinzu kommen 13 Fremdfunde August stark ab, um Ende des Monats im Wesentlichen zu (Karte). Als Einflugrichtung konnten hauptsächlich die süd- enden, später wurden nur noch wenige registriert. Ab An- liche Ostseeküste (Danziger Bucht, neun Fremd- und zwei fang August erscheinen zunehmend mehr Jungvögel, de- eigene Wiederfunde) sowie auch Skandinavien (je einmal ren Durchzug von Ende August bis Mitte September seinen Norwegen und Schweden) ermittelt werden. Ein Fremdfund Höhepunkt erreicht und im Oktober endet (späteste Daten belegt Wegzug zunächst ins Binnenland (Großer Schwerin) je ein Ind. am 29.10.1996 und 2001). Aus den Monaten und nach zehn Tagen zurück zur Küste nach Langenwerder, November bis März gibt es keine Nachweise. Die Zahl der 103 km NW. Ein Fremdfund aus Tschechien nach acht Jah- Rastenden war in den einzelnen Jahren wohl hauptsäch- ren lässt erkennen, dass der Wegzug auch durch das mittel- lich durch die Bruterfolge bedingt sehr unterschiedlich, europäische Binnenland erfolgen kann, ebenso wie der Wie- maximal wurden vom 29.08.-01.09.1999 täglich ca.100 derfund eines als ad. beringten Vogels nach fünf Jahren am Ind. registriert. In der zweiten Oktoberhälfte wurden in den 03.09.2003 auf der Krim (1.842 km ESE). Zehn Wiederfunde meisten Jahren keine Sichelstrandläufer mehr beobachtet und ein Fremdfund liegen vom ostatlantischen Zugweg ins (Diagramm). Winterquartier vor, der weiteste (Fremdfund BLB 99X3332) aus dem Senegal (5.086 km NE). Insgesamt fünf Wiederfunde Beringungsergebnisse: Durch Wiederfänge wurde bei juv. im Mai weisen auf einen Schleifenzug während des Heimzu- Ind. eine Mindestrastdauer von durchschnittlich 5,3 und ges über die Ostroute hin (einer Italien, je zwei Griechenland maximal 30 Tagen nachgewiesen (n=117). Ein Wiederfang und Ukraine).

Sichelstrandläufer 9

8

7

6

5

4 Ind.

3

2

1

0 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 Juli Aug. Sept. Okt. Monat / Pentade

Sichelstrandläufer Calidris ferruginea – Durchschnittliche Tagessummen pro Pentade von Juli bis November der Jahre 1962-2011 (n=16.440). Curlew Sandpiper Calidris ferruginea – average sum of daily observations per five-day-period between July and November from 1962-2011 (n=16.440). 168 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Sichelstrandläufer 170

160

150

140

130

120

110

100

90

80

Ind. 70

60

50

40

30

20

10

0

Jahr

Sichelstrandläufer Calidris ferruginea – Anzahl der Fänglinge pro Jahr von 1976-2011 (n=2.088). Curlew Sandpiper Calidris ferruginea – total captures per year from 1976-2011 (n=2.088).

Sichelstrandläufer 350

300

250

200

Ind. ad. 150 dj.

100

50

0 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Pentade

Sichelstrandläufer Calidris ferruginea – Altersverteilung der Fänglinge pro Pentade von Juli bis November der Jahre 1976-2011 (n=2.080). Curlew Sandpiper Calidris ferruginea – age ratio of captured birds per five-day-period between July and November from 1976-2011 (n=2.080). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 169

Gefangener ad. Sichelstrandläufer Calidris ferruginea, August 2004. Foto: U. Brenning. Captured ad. Curlew Sandpiper Calidris ferruginea, August 2004. Photo: U. Brenning.

Sichelstrandläufer Calidris ferruginea – Wiederfundorte und 13 Beringungungsorte fremder Ringvögel. Curlew Sandpiper Calidris ferruginea – recovery sites and 13 rin- ging sites of non-locally ringed birds.

Meerstrandläufer Calidris maritima Purple Sandpiper

Unregelmäßiger Durchzügler

Der Meerstrandläufer wurde von 1962-2011 nur in 17 H. W. Nehls, G. Puhlmann. In: Müller 1994). Jahren beobachtet, bei einigen Daten dürfte es sich um • 1992: je ein Ind. am 05.01. sowie 06. und 18.10. (R. dieselben länger rastenden Vögel gehandelt haben, je- Schütt, M. Grothmann, B. Heinze, M. Helm. In: Müller doch um mindestens 36 verschiedene Ind.: 1994). • 1999: je ein Ind. am 11., 12. und 25.10. (G. Wagner, D. • 1962: ein Ind. am 02.10. (Nehls 1964). u. U. Brenning. In: Müller 2001). • 1974: je ein Ind. am 08., 09., 12., 13. und 21.10. (M. • 2002: je ein Ind. am 10.02. und 27.09. (K. Lambert, Grothmann, K. Schwenzer, H. Zimmermann. In: Müller B. Heinze, A. Werner, J. Mundt, K. Lippert. In: Müller 1976). 2005). • 1977: vom 21.04.-25.05. an 19 Tagen bis zu neun • 2004: ein bis zwei an sieben Tagen vom 29.03. bis (22.04.), ab 05.05. nur noch ein Ind.; ein Ind. am 03.10. 23.04. und ein Ind. am 13.10. (H. Zimmermann, D. (D. Köhler u.a.; M. Grothmann. In: Müller 1979). u. U. Brenning, P. Hauff, K. Lambert, H. W. Nehls. In: • 1978: ein Ind. am 20.02. (G. Wagner. In: Müller 1980). Müller 2008). • 1982: ein Ind. am 12.12. (M. Grothmann. In: Müller • 2006: ein Ind. am 31.01. (D. Jäkel. In: Müller 2010). 1984). • 2009: ein Ind. am 17.10. (S. Heise u. M. Vieth). • 1983: je ein Ind. am 11.03, 03.04., 28.10. und 01.11. (U. • 2010: ein juv. am 28.09. (B. Heinze, J. Mundt, A. Köhler). Brenning, H. W. Nehls, M. Grothmann. In: Müller 1985). • 1984: je ein Ind. am 21.01. und 08.10. (U. Brenning, M. In der Regel handelte es sich um Einzelvögel, sehr sel- Grothmann, V. Auerbach. In: Müller 1986). ten um zwei bis drei Ind. Als auch überregional außer- • 1989: je ein Ind. am 04. und 19.02., 12.03, 24.-26.03, gewöhnlich muss die Konzentration von bis zu neun drei am 27.03 und je ein. Ind. am 03.10. und 15.11. Ind. im April und Anfang Mai 1977 gelten. Während (U. Brenning, H. W. Nehls, M. Wadewitz, H. Duty, M. des Heimzuges von Februar bis Mai wurden die meisten Grothmann, B. Heinze, H. Ranzau. In: Müller 1991). Ind. im März und April beobachtet (frühestes Datum war • 1990: je ein juv. Ind. vom 24.-26.10. und 02.11. (K. der 04.02.1989). Auf dem Wegzug erschienen die ersten Lambert, H. W. Nehls. In: Müller 1992-93). Ende September (frühestes Datum 27.09.2002), die meis- • 1991: je ein Ind. am 31.03. und 20.10. (M. Grothmann, ten wurden im Oktober gesehen. Spätestes Datum war der 170 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

12.12.1982. Überwinterungen in der weiteren Umgebung sind wahrscheinlich, wurden jedoch für die Insel selbst nicht nachgewiesen. Bevorzugtes Nahrungshabitat sind die geröllreichen West- und Nordstrände der Insel.

Beringungsergebnisse: Von neun beringten Vögeln liegt ein Wiederfund aus Schweden vom 20. März 1991 vor (364 km N), der auf den nordwärts gerichteten Heimzug hinweist (Karte S. 143).

Gefangener Meerstrandläufer Calidris maritima, September 2002. Foto: J. Mundt. Captured Purple Sandpiper Calidris maritima, September 2002. Photo: J. Mundt.

Alpenstrandläufer Calidris alpina alpina et schinzii Dunlin

Ehemaliger Brutvogel, regelmäßiger Durchzügler und Wintergast

Im 19. und zu Beginn des 20. Jh. war der Alpenstrandläu- Beringungsergebnisse: Mit 68.636 von 1959-2011 be- fer der ssp. schinzii auf der Insel ebenso wie auf anderen ringten Ind. ist der Alpenstrandläufer die auf Langen- Salzwiesen der Wismar-Bucht ein regelmäßiger Brutvogel. werder mit Abstand am häufigsten markierte Vogelart. 1901 brüteten möglicherweise noch 11 Paare (Greverus Eingeschlossen in diese Zahl sind mehr als 500 Ind., die 1903; le Roi 1902). Die dann folgende Abnahme dürfte auf Ringe fremder Beringungszentralen trugen bzw. nicht auf die Zunahme der Sturmmöwen zurückzuführen sein, denn Langenwerder beringt worden waren. Der Dominanz- von 1910-1914 waren es nur noch ein bis zwei Paare. Nach anteil an den fast 100.000 gefangenen Limikolen liegt 1918 gab es auf der Insel keine Brutnachweise mehr und demzufolge bei 68 %. Das Fangverhältnis von ad. zu juv. Ende der 1980er Jahre verschwand die Art dann endgültig Alpenstrandläufern beträgt in der Gesamtmenge 20 zu 80 als Brutvogel aus der Wismar-Bucht. (Diagramm S. 172 unten). Während des Heimzuges im Als Durchzügler jedoch ist der Alpenstrandläufer in den Frühjahr sind insgesamt nur fast 700 Ind. gefangen wor- beiden ssp. alpina und schinzii nach wie vor die beherr- den, maximal 104 im Jahr 1994, in den meisten Jahren schende Limikolenart auf dem Langenwerder und rastende aber viel weniger oder gar keine. Vögel können ganzjährig angetroffen werden. Angehörige Altvögel verweilen während der Hauptzugzeit nach Kon- anderer ssp. konnten bisher nicht eindeutig nachgewiesen trollfängen im Durchschnitt nur 2,4 Tage (n=65), später werden. Der Anteil der ssp. schinzii ist offenbar verschwin- erscheinende Ind. im September und Oktober bleiben dend gering und beträgt wohl kaum ein Prozent. Jungvögel, aber länger oder übwerwintern sogar, nämlich 6,4 Tage die bereits im Juli erscheinen, gehören dieser Unterart an. (n=138). Jungvögel halten sich länger am Rastplatz auf, Während der Heimzugperiode ist es kaum möglich, noch bei 4.031 wiederholt gefangenen Ind. waren es im Durch- anwesende Überwinterer quantitativ von eintreffenden schnitt 7,3 Tage. Gegen Ende der Zugzeit bleiben auch die Durchzüglern zu trennen. Alljährlich hält sich im Frühjahr Jungvögel noch länger, was sich an der wachsenden Zahl ein Trupp von meistens 100-200 (maximal bis zu 700) Ind. der wiederholt kontrollierten Ind. bemerkbar macht. an der Insel auf. Diese Vögel, bei denen es sich wahrschein- Über das Woher und Wohin der im Langenwerdergebiet lich vorwiegend um vorjährige Jungvögel handelt und rastenden Alpenstrandläufer sollen die Tab. sowie die die wenigstens zum Teil hier überwintert haben dürften, Karten Auskunft geben. In der Tab. sind die westlich vom mausern erst im Mai in das Brutkleid und ziehen bis zur Langenwerder gelegenen Gebiete gruppenweise zusam- Monatswende Mai/Juni ab. Mitte Juni sind die Vorkom- mengefasst: 1. Westliche Ostsee und Beltsee, 2. Nordsee men am geringsten. Der Wegzug macht sich sehr schwach mit den Watten in Deutschland, Dänemark, Niederlande bereits in den letzten Juni- und ersten Julitagen bemerkbar, und Belgien, 3. der Bereich des französischen Kanals, 4. um dann mit den Altvögeln ab Ende Juli zu kulminieren. Atlantikküsten von Frankreich, Spanien und Portugal, Ab August, vereinzelt auch früher, erscheinen zunehmend 5. die E-Seite von Großbritannien mit dem wichtigen mehr Jungvögel, die im Oktober ihr Maximum erreichen Mauserbereich „The Wash“, 6. die W-Seite von Großbri- (maximal wurden im Oktober 1.800 Ind. erfasst). Im Laufe tannien mit den wichtigen Überwinterungsgebieten im des Novembers flaut der Zuzug merklich ab (S. 172 oben). Bristolkanal und der Irischen See, 7. das Mittelmeer, 8. In den Monaten Dezember bis Februar ist der Bestand Schwarzes Meer/Krim und 8. Übrige (Binnenlandfunde jahrweise und witterungsabhängig sehr unterschiedlich. u.ä.). Maximal wurden im Dezember und Januar 500 und im Februar 360 Überwinterer registriert, meistens waren es bedeutend weniger. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 171

Verteilung der Wieder- und Fremdfunde des Alpenstrandläufers Calidris alpina nach Alter, Jahreszeit und Region (n=583).

Alter beringt als dj. beringt als ad. Periode Juli-Okt. Nov.-Febr. März-Mai Juli-Okt. Nov.-Febr. März-Mai Anzahl und Anteil in % n (%) n (%) n (%) n (%) n (%) n (%) Westl. Ost- und Beltsee 10 (21) 7 (5) 4 (14) 11 (10) 3 (2) 2 (3) Nordsee (D, NL, BE) 10 (21) 19 (16) 9 (32) 57 (50) 38 (20) 31 (46) Kanal (F) 10 (21) 48 (34) 1 (4) 6 (5) 19 (10) 1 (2) Atlantik (F, ES, PT) 4 (9) 28 (20) 1 (4) 10 (9) 26 (14) 5 (7) Ostseite GB 4 (9) 16 (11) 2 (7) 23 (20) 32 (17) 3 (4) Westseite GB 1 (2) 8 (6) 3 (11) - 52 (28) 2 (3) Mittelmeer 2 (4) 12 (9) 5 (18) 5 (4) 17 (9) 13 (19) Krim (UK) - - 1 (4) - - 7 (10) Sonstige 6 (13) 2 (1) 2 (7) 1 (1) 1 (1) 4 (6) Summen 47 140 28 113 188 68

In den Karten sind drei Gruppen gebildet worden, je von Nachweisen gibt, wo Jungvögel an der norwegischen nachdem ob die Rückmeldungen in den Monaten Juli bis Küste und im nördlichen Großbritannien markiert wor- Oktober, November bis Februar oder von März bis Mai/ den sind und später auf dem Langenwerder kontrolliert Juni erfolgten. Gesondert dargestellt sind jene Jungvö- wurden, während direkte Nachweise aus der gleichen gel, die in derselben Zugperiode zurück gemeldet wur- Zugperiode fehlen. den. Die andere Gruppe umfasst die Altvögel und jene Ein Teil der bei uns durchziehenden Populationen ge- als dj. markierten Ind., die nicht in derselben Zugperiode langt in das Mittelmeer und fliegt im Frühjahr über das kontrolliert wurden. Alle sog. Fremdfunde sind ebenfalls Schwarze Meer in die Brutgebiete zurück, z. B. zur hinter in den entsprechenden Abbildungen enthalten, sie sind dem Ural gelegenen Jamal-Halbinsel in Sibirien. Hier wird durch ein anderes Symbol (Quadrat) kenntlich gemacht also ein Schleifenzug vollführt, der aber nicht alle betrifft. worden. Die Überwinterungsgebiete befinden sich in Mittel- und Die drei Zeitabschnitte sollen in etwa den Wegzug, das Westeuropa, sie umfassen auch das westliche Mittelmeer Winterquartier und den Heimzug umfassen, obwohl na- mit den angrenzenden nordafrikanischen Ländern, nicht türlich keine scharfen Grenzen gezogen werden können. jedoch die Regionen vor Nordwest-Afrika. Auffällig sind nicht nur die Unterschiede zwischen den Für die Konstanz der Zugwege sprechen andererseits die drei Zeiträumen, sondern auch zwischen Alt- und Jung- Kontrollen von insgesamt 85 Ringvögeln, die nach einem vögeln. Während z. B. aus dem Gebiet des Ärmelkanals, Jahr (68 %), zwei (11 %) oder mehreren, bis zu zwölf fast ausschließlich von der französischen Seite, im Zeit- Jahren, am Beringungsort erneut kontrolliert wurden. raum November bis Februar 34 % aller Nachweise der Insgesamt 42 Kontrollen liegen von Vögeln vor, die im dj. Vögel stammen, sind es bei den ad. nur 10 %. Bei Frühjahr markiert worden waren und im selben oder da- der Nutzung der Gebiete, die wichtige Mauserplätze ein- rauf folgendem Herbst wieder in die Reusen liefen (10 schließen (Watten der Nordsee, E-Seite von GB), beträgt Nachweise) oder um solche, die im Herbst einen Ring das Verhältnis dj. zu ad. 21 zu 50 bzw. 9 zu 20 (Zeitraum erhielten und während des Heimzuges kontrolliert wur- Juli - Oktober). den (42 Nachweise), bei Letzteren dürfte es sich in der Aus den beiden Karten S. 173 unten und 174 oben, die Mehrzahl um Überwinterer gehandelt haben. die Wiederfunde und Kontrollen von dj. und ad. Alpen- Der Alpenstrandläufer DEH OA 22291, der am 22.08.1994 strandläufern für den Zeitraum Juli - Oktober darstellen, einen Ring erhalten hatte, suchte zumindest im April gehen deutlich die Einzugsgebiete hervor. Der Einflug 1995 und Mai 1996 dasselbe Rastgebiet am Schwarzen erfolgt von den Brutgebieten offenbar in breiter Front Meer im Bereich der Krim auf. über Finnland zur Ostsee, über die baltischen Staaten und Bei den vielen Wiederfängen wurden mehrfach Vögel Polen, über das südliche Schweden, wobei die Küsten als mit einem Alter von zehn Jahren notiert, den Rekord wichtige Leitlinien genutzt werden, über die deutsche hält jedoch DEH 80625577, der am 28.09.1983 als dj. Ostseeküste weiter in Richtung Westen in das Winter- beringt wurde und nach 21 Jahren und acht Monaten tot quartier. Mehrere Funde belegen den Einflug auch aus in der Bucht des Mont St. Michel an der französischen dem östlich bzw. südöstlich vom Langenwerder gelege- Kanalküste gefunden wurde. nen Binnenland, andererseits liegt ein Nachweis vor von Der Alpenstrandläufer ist eine der wenigen Limikolenar- einem am 10.07.1998 auf Spitzbergen als pull. farbig mar- ten, die während des Wegzuges die gesamten Hand- und kierten Ind., das am 20.09.1998 auf dem Langenwerder Armschwingen mausern, allerdings in kleinen Schritten, kontrolliert wurde. Unklar ist, ob sein Weg über die Ost- sodass die Flugfähigkeit kaum darunter leiden dürfte. Erst see oder entlang der norwegischen Küste führte (Stavan- diejenigen Altvögel, die im September und Oktober am ger 8534018, beringt auf 78.10 N, 15.30 E), es wurde eine Langenwerder erscheinen, können größere Lücken durch Mindeststrecke von 2.700 km zurückgelegt. den gleichzeitigen Wechsel von mehreren Armschwin- Möglicherweise ziehen Jung- und Altvögel auf unter- gen aufweisen. schiedlichen Wegen, dafür spricht z. B., dass es eine Reihe 172 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Alpenstrandläufer 350

300

250

200

150 Ind.

100

50

0 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Pentade

Alpenstrandläufer Calidris alpina – Durchschnittliche Tagessummen pro Pentade von März bis November der Jahre 1962-2011 (n=950.732). Dunlin Calidris alpina – average sum of daily observations per five-day-period between March and November from 1962-2011 (n=950.732).

7000 Alpenstrandläufer

6500

6000

5500

5000

4500

4000

3500

3000 ad.

Ind. juv. 2500

2000

1500

1000

500

0 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Pentade

Alpenstrandläufer Calidris alpina – Anzahl der in den Jahren 1976-2011 in den Monaten Juli bis November pro Pentade gefangenen ad. und juv. Ind. (n=66.293). Dunlin Calidris alpina – total captures of adults and juveniles per five-day-period from 1976-2011 between July and November (n=66.293). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 173 – Wiederfunde von Vögeln im ersten Lebensjahr No - Alpenstrandläufer Calidris alpina – Wiederfunde vember bis Februar. Dunlin Calidris alpina – recoveries of first-year birds between November and February. – Wiederfunde von Vögeln im ersten Lebensjahr Juli Calidris alpina – Wiederfunde – recoveries of first-year birds between July and October. Circle = rin - Circle Calidris alpina – recoveries of first-year birds between July and October. bis Oktober. bis Oktober. Dunlin square = non-locally ringed birds observed on Langenwerder (same ged on Langenwerder, for Figs. 223a-f). Alpenstrandläufer 174 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013 – Wiederfunde im Zeitraum Juli bis Oktober von Vögeln, die als Calidris alpina – Wiederfunde Calidris alpina – recoveries of birds ringed as adults, or in their first year and Alpenstrandläufer ad. beringt wurden oder als dj. und nach mehr einem Jahr kontrolliert wurden. Dunlin observed again as adults, between July and October. – Wiederfunde von Vögeln im ersten Lebensjahr März Calidris alpina – Wiederfunde Alpenstrandläufer bis Mai (Juni). and May (June). Dunlin Calidris alpina –recoveries of first-year birds between March U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 175 – Wie Abb. 223d, aber Wiederfunde im Zeitraum März bis März Zeitraum im Wiederfunde aber 223d, Abb. Wie alpina – Calidris Alpenstrandläufer Mai (Juni). and May (June). Dunlin Calidris alpina – same as Fig. 223d, but recoveries between March – Wie Abb. 223d, aber Wiederfunde im Zeitraum November Zeitraum im Wiederfunde aber 223d, Abb. Wie – alpina Calidris bis Februar. Dunlin Calidris alpina – same as Fig.223d, but recoveries between November and February. Alpenstrandläufer 176 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Auffliegende Alpenstrandläufer Calidris alpina, April 2008. Foto: H. Zimmermann. A flock of Dunlins Calidris alpina taking flight, April 2008. Photo: H. Zimmermann.

Auf dem Windwatt im Südwesten rastende Alpenstrandläufer Calidris alpina, September 2011. Foto: H. Zimmermann. Dunlins Calidris alpina resting on the tidal flats in the southwest, September 2011. Photo: H. Zimmermann. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 177

Rotflügel-Brachschwalbe Glareola pratincola Collared Pratincole

Irrgast

Zweimal beobachtet, je ein Ind. am: • 25.05.1958 Erstnachweis für M-V (Lambert und Nehls 1959). • 10.08.1967 nicht sicher von G. nordmanni unterschie- den (Nehls 1969).

Schmarotzerraubmöwe Stercorarius parasiticus Parasitic Jaeger

Regelmäßiger Durchzügler

Da Raubmöwen meistens weiter draußen auf See die äu- wobei nicht alljährlich Beobachtungen gelangen. Auf ßere Wismar-Bucht queren, liegt Langenwerder eher im dem Heimzug wurden lediglich vier sichere und fünf un- Zugschatten, sodass nur wenige beobachtet werden oder bestimmte Ind. in sechs Jahren beobachtet: öfter auch unbemerkt bleiben, wenn sie nur kurz erschei- • 05.05.1967 ein Ind. (Nehls 1968). nen. Anziehungspunkt sind dann hauptsächlich die An- • 02.04.1997 ein Ind. (Art nicht sicher), (M. Helm. In: sammlungen von Seeschwalben und Möwen an der Insel. Müller 1999). In vielen Fällen konnte die Artzugehörigkeit der juv. klei- • 02.06.2001 ein Ind. nach NE ziehend (H. W. Nehls. In: nen Raubmöwen nicht sicher ermittelt werden. Es muss Müller 2004). aber angenommen werden, dass es sich in den allermeis- • 10.06.2006 vier (Art nicht sicher), (G. Puhlmann. In: ten Fällen um diese bei uns häufigste Art gehandelt hat. Müller 2010). Unbestimmte sind deshalb hier einbezogen. • 04.04.2010 ein Ind. (D. u. U. Brenning). Obwohl auch aus früherer Zeit Feststellungen aus dem • 27.04.2011 ein Ind. nach NE ziehend (F. Gosselck u.a.). Poeler Raum vorliegen, konnten die ersten bekannt ge- wordenen Beobachtungen für die Insel erst 1957 erbracht Der Wegzug ab Ende Juli bis Anfang Oktober findet werden (26. und 27.08.1957 ein bzw. zwei Ind., K. Lam- hauptsächlich im September bis Anfang Oktober statt. bert, H. W. Nehls). Seitdem liegen Daten von insgesamt Die Daten verteilen sich folgendermaßen (n=148, davon 158 Ind. einschließlich der unbestimmten (52 Ind.) vor, 46 unbestimmte) (s. Zahlenleiste).

Monat Juli Aug. Sept. Okt. Dekade 3 1 2 3 1 2 3 1 2 sichere 2 1 4 10 17 42 17 8 1 unbest. - 1 - 1 7 14 8 12 3 Summe 2 2 4 11 24 56 25 20 4

Die frühesten zwei Schmarotzerraubmöwen wurden am 1999). Die einzige Beobachtung eines unbestimmten juv. 22.07.1994 beobachtet, (H. W. Nehls. In: Müller 1997). Ind. im November datiert vom 06.11.1996 (M. Helm. In: Die letzte Oktoberbeobachtung (Art nicht sicher) von Müller 1999). zwei Ind. erfolgte am 17.10.1996 (M. Graf. In: Müller

Falkenraubmöwe Stercorarius longicaudus Long-tailed Jaeger

Sporadischer Durchzügler

Neben einigen nicht ganz sicheren Beobachtungen (in • 06.09.1985 juv. krank, später tot (H. Zimmermann u. S. Zahlenleiste voriger Art) gibt es nur drei Nachweise von Kobus. In: Müller 1987). je einem Ind.: • 05.10.1994 ad. (V. Dierschke, M. Graf, M. Grothmann, • 08.01.1962 immat., Totfund (H. Zimmerman. In: Bren- B. Heinze. In: Müller 1997). ning 1964). 178 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Spatelraubmöwe Stercorarius pomarinus Pomarine Skua

Sporadischer Durchzügler

Außer einigen nicht ganz sicheren Beobachtungen (unter • 11.-12.10.1982 ein juv. Ind. (M. Grothmann und G. Vet- Unbest. in obiger Zahlenleiste) gibt es Daten von sechs ters. In: Müller 1984). Ind. an fünf Tagen im Herbst: • 01.10.1990 zwei juv. Ind. nach W ziehend (M. Groth- • 22.09.1970 ein juv. Ind. (auch vom 20.-21.09. wohl das- mann, B. Heinze, J. Mundt. In: Müller 1992-93). selbe), (H. W. Nehls. In: Müller 1972). • 18.09.1995 ein Ind. ad. (H. Zimmermann. In: Müller • 03.09.1972 ein juv. Ind. nach SW ziehend (H. W. Nehls. 1998). In: Müller 1974).

Skua Stercorarius skua Great Skua

Ausnahmeerscheinung

Die in der westlichen Ostsee sehr seltene Art wurde im (M. Grothmann, D. Henning, P. Schubert, G. Vetters. In: Herbst zweimal beobachtet: je ein Ind. am 01.09.1978 Müller 1990). (H. Zimmermann. In: Müller 1980) und am 01.10.1988

Krabbentaucher Alle alle Little Auk

Irrgast

Am 16.01.1979 fand G. Wagner auf der Insel eine frische Rupfung (In: Müller 1981).

Tordalk Alca torda Razorbill

Unregelmäßiger Gast

Tordalken und die folgenden Alkenarten werden in dieser • 12.10.1980 (F. Duty u. M. Grothmann. In: Müller 1982). Region der westlichen Ostsee regelmäßig beobachtet. Sie • 09.10.2007 (B. Heinze, F. Heinze, F. Tessendorf. In: Mül- gelangen allerdings recht selten in die unmittelbare Insel- ler 2011). nähe. Fünf Nachweise von jeweils einem Ind. liegen vor: • 17.11.2007 Totfund im Fischnetz (D. Brenning lt. Fi- • 23.08.1967 (Nehls 1968). scher Schwarz. In: Müller 2011). • 21.05.1974 immat. (H. W. Nehls. In: Müller 1976).

Trottellumme Uria aalge Common Murre

Ausnahmeerscheinung

Nur drei Nachweise von jeweils einem Ind.: Holländer. In: Müller 1990). • 18.02.1985 (A. Müller. In: Müller 1987). • 16.03.2005 (G. Puhlmann. In: Müller 2009). • 08.03.1988 verölt, 13.03. tot (B. Grube, A. Günther, K.

Gryllteiste Cepphus grylle Black Guillemot

Ausnahmsweise ehemaliger Brutvogel, Ausnahmeerscheinung

Von dieser eher die Küstennähe bevorzugenden Art gibt Südostufer beobachtet hatte, kam es dort 1953 zu einem es neben mehreren Beobachtungen einen bemerkens- Brutversuch, das Zweiergelege wurde Ende Juni gesam- werten Brutnachweis - den einzigen für M-V. Nachdem melt (Thorbeck 1955). Unklar bleibt, ob es sich dabei um Kantak (1954) bereits am 16.06.1952 ein Ind. vor dem ein Brutpaar oder nur um ein flugbehindertes Weibchen U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 179

mit Eiablage gehandelt hat. Auch im August 1954 wurde • 19.05.1979 eine „Mumie“ vom Winter (D. Köhler. In: wieder ein Ind. laut Fischer R. Schwarz beobachtet (Bren- Müller 1981). ning 1964; Hüsing 1960). Seitdem liegen nur noch vier • 27.10.2004 tot im Stellnetz vor der Nordwestküste mit Totfunde von jeweils einem Ind. vor: Ring SVS 6204039 (Ring von K.-R. Waak an H. Zimmer- • 01.05.1971 (H. W. Nehls. In: Müller 1973). mann. In: Müller 2008); beringt als njg. am 03.07.2004 • 07.05.1979 eine „Mumie“ vom Winter (D. Köhler. In: auf Nidingen (57.18 N, 11.54 E) im Kattegat (366 km S). Müller 1981).

Dreizehenmöwe Rissa tridactyla Black-legged Kittiwake

Sporadischer Durchzügler

Gelegentlich stärkere von Stürmen verursachte Einflüge • 1988: 26. 09. eine dj. nach E ziehend (M. Grothmann von der Nordsee. Daten liegen aus 15 Jahren vor: u. a. In: Müller 1990). • 1975: 17.10. eine ad. tot (M. Grothmann. In: Müller • 1989: 24. 02. eine ad. tot am Gollwitzer Ufer (W.-D. 1977). Busching u. F. Randow. In: Müller 1991). • 1976: 12. 08. eine dj. krank, verendet (H. W. Nehls. In: • 1992: 09. 10. eine dj. (M. Grothmann u. B. Heinze. In: Müller 1978). Müller 1994). • 1979: 28. 10. eine dj. nach NE ziehend (H. W. Nehls. In: • 1993: Jan./Febr. nach starkem Einflug drei ad. und eine Müller 1981). vj. (Totfunde) sowie eine ad. tot am Gollwitzer Ufer (M. • 1980: 06.12. eine ad. tot mit Ring (beringt nfl. 1973 auf Grothmann u. a.). den Farne Islands, England) westl. Langenwerder am • 1995: 11. 10. eine dj. nach E ziehend (W. Lenihan. In: Poeler Strand (Mitt. H. W. Nehls. In: Müller 1982). Müller 1998). • 1981: 06. 01. eine ad. tot am Poeler Ufer (G. Wagner u. • 1997: 14. 04. eine vj. (D. Schmeckebier. In: Müller J. Berchtold). 1999) und 10. 10. eine dj. nach SE ziehend (M. Graf u. • 1983: Ende Jan. bis Anfang März nach starkem Einflug a. In: Müller 1999). eine ad. tot sowie eine ad. und eine vj. tot am Gollwitzer • 2005: 12. 09. eine dj. (H. Zimmermann. In: Müller Ufer/Poel (U. Brenning, R. Dietze, M. Grothmann u.a.). 2009). • 1985: 19.-21.09. 15 bis sieben dj. und 29.09. eine dj. (M. Grothmann, G. Vetters, G. Wagner. In: Müller 1987). • 1986: 13. 04. eine vj., lange tot (D. Köhler u. H. W. Nehls. In: Müller 1988).

Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus Little Gull

Regelmäßiger Durchzügler

Die starke Zunahme der Durchzügler dieser einstmals in selten bis 30 Vögel und nur ausnahmsweise wurden mehr unserem Land nur relativ selten erschienenen Art spie- als 50 beobachtet. Höchstzahlen: 208 am 03.05.2011, gelt sich auch in den Daten vom Langenwerder wider. mind. 200 am 08.06.1997, 180 am 07.05.2007 und 50-60 Während in der Zehnjahresperiode von 1962-1971 nur Ind. vom 28.-30.09.2010. 15 Ind. (erstmals eine ad. am 06.07.1965) beobachtet wurden, waren es in der Zehnjahresperiode von 2001- 2010 immerhin 1.034 Ind. Die hohen Zahlen andernorts im Küstenbereich rastender oder ziehender Zwergmöwen konnten auf Langenwerder nicht beobachtet werden, da die Insel offensichtlich im Zugschatten liegt und der Art außerdem keine optimalen Rastbedingungen bietet. Insgesamt wurden von 1962-2011 von März bis Novem- ber 2.241 Ind. erfasst (Diagramm). Im Januar und Feb- ruar konnten insgesamt 10 Ind. beobachtet werden. Der Heimzug findet hauptsächlich von Mitte April bis Mitte Mai statt, später ab Anfang Juni erscheinen zunehmend auch immat. Vögel. Der Wegzug ab Juli mit jahrweise sehr unterschiedlicher Häufigkeit der Durchzügler – jetzt auch von juv. Vögeln – Rastende Zwergmöwen Hydrocoloeus minutus, Mai 2001. Foto: H. läuft bis in den Oktober, selten auch noch den November W. Nehls. mit Spitzen Ende September bis Anfang Oktober. Bei den Resting Little Gulls Hydrocoloeus minutus, May 2001. Photo: H. allermeisten Daten handelt es sich um weniger als zehn, W. Nehls. 180 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Zwergmöwe 600

500

400

300

Ind.

200

100

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Zwergmöwe Hydrocoloeus minutus – Dekadensummen von März bis November der Jahre 1962-2011 (n=2.241). Little Gull Hydrocoloeus minutus – ten-day-period sums between March and November from 1962-2011 (n=2.241).

Lachmöwe Larus ridibundus Black-headed Gull

Regelmäßiger Brutvogel, Jahresgast und Durchzügler

Über das Brutvorkommen in früherer Zeit gibt es keine Hauptkolonie im Grasland in der Südostecke der ehemali- Daten und auch aus der ersten Hälfte des 20. Jh. sind nur gen Viehkoppel (Abb. S. 182 unten). sehr wenige verlässliche Angaben erhalten geblieben. Die Brutvögel treffen in der zweiten Märzhälfte, überwie- Nach Schmidt (1875) war die Lachmöwe seinerzeit bereits gend in der ersten Aprilhälfte ein. Die Eiablage findet je Brutvogel auf dem Langenwerder. In der ersten Hälfte des nach Witterung frühestens im Laufe der letzten Aprilde- 20. Jh. hat sie wahrscheinlich mit Ausnahme einiger Jahre kade statt und nur selten noch früher (z. B. 16.04.1988 immer mal wieder in geringer Zahl auf der Insel gebrütet. und 17.04.1989). Die ersten Küken schlüpfen gewöhnlich Ein Maximum wurde offenbar 1917 mit mehr als 200 BP im Laufe der letzten Maidekade, vereinzelt bereits Mitte erreicht, was eine Vertreibung dieses „Fischereischädlings“ Mai (z. B. 17.05.1967). Die Jungen werden frühestens ab zur Folge hatte. Erst seit 1958 begann im Zusammenhang Anfang der letzten Junidekade flügge, gelegentlich auch mit der allgemeinen Bestandszunahme an der Küste von etwas eher. Über den Flüggeerfolg liegen keine Daten vor, M-V ein schnelles Anwachsen des Bestandes, der 1986 mit doch verendeten oft zahlreiche Jungvögel aus unbekann- 4.900 BP seinen Höhepunkt erreichte. Ebenfalls mit der ten Gründen vor dem Flüggewerden. überregional beobachteten Bestandsabnahme fand da- Im Juni 2002 befand sich unter den Brutvögeln ein leu- nach ein rasanter Rückgang bis Anfang der 1990er Jahre zistisches Ind., bei dem lediglich der Rand der braunen statt. Da auf dem Langenwerder im Gegensatz zu einigen Kopfkappe als dünne dunkle Linie ausgebildet war. anderen Inseln bei dieser Art keine Dezimierungsmaßnah- Vom Durchzug fremder Vögel im März/April liegen nur men durchgeführt wurden, müssen die Vögel mit unbe- wenige Angaben vor. Größere nach NE gerichtete Zugbe- kanntem Ziel abgewandert sein. Seit 1993 hält sich der wegungen zwischen Ende März und Ende April wurden Brutbestand mit größeren jährlichen Schwankungen auf gelegentlich beobachtet, z. B. 2.300 Ind. am 29.03.2007 einer Höhe von maximal 370 (meistens weniger) BP. 1997 oder 200 Ind. am 28.04.2008. Der Frühsommerzug haupt- brüteten keine und 1989 nur ein Paar (Diagramm). sächlich immat. Vögel und Nichtbrüter beginnt in der Die großen Kolonien seit den 1960er Jahren erwiesen sich letzten Maidekade. Im Laufe des Monats Juni nimmt der als Magnet vor allem für die Brandseeschwalben, aber auch nach SW gerichtete Zug kontinuierlich zu. So wurden z. für etliche Enten, die hier Schutz vor den Sturmmöwen B. vom 27.-30.06.1999 ca. 36.000 ziehende Lachmöwen fanden. Die Lachmöwen brüteten wie auch in früheren registriert. Der Hauptzug findet anschließend im Juli und Zeiten hauptsächlich an den Tümpeln im Süden und Nor- August statt, läuft in geringerer Intensität aber weiter bis den der Insel. Als der Bestand stark anwuchs, entstand die in die erste Novemberhälfte und später. Die meisten Lach- U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 181

möwen passieren die Insel im Juli, manchmal 10.000 Ind. an einem Tag. An den meisten Tagen liegen die Zahlen (wie auch in den anderen Monaten) allerdings nur in einer zwei- oder dreistelligen Größenordnung. Durch Zugstau kommt es an wettermäßig günstigen Zugtagen gelegentlich zu einem Massenzug. So wurden z. B. vom 09.-22.07.1988 über 35.000 (davon am 16. Juli mehr als 15.000), vom 19.-24.07.1998 ca. 35.000, am 12.07.2009 ca. 10.000 oder am 09.07.2011 7.000 Durchzügler beobachtet. Im August und September werden derart hohe Tagessummen selte- ner registriert, wie z. B. 1.900 am 06.08.1961, 2.000 am 07.09.1993 oder 9.400 vom 05.-13.09.2008 (davon 2.000 am 05. September). Ein schwächerer Zug mit maximalen Tageswerten im dreistelligen Bereich kann noch bis Ende November beobachtet werden. Vermutlich ziehen hier pro Saison mind. 100.000 Lachmöwen nach SW durch. Der Zug findet truppweise und hauptsächlich vor der Westküste, z.T. in größerer Entfernung über See durch die äußere Wismar-Bucht statt. Eine außergewöhnliche Erscheinung wurde in der zwei- ten Augusthälfte 2010 beobachtet, als über längere Zeit bis zu 2.300 Lachmöwen auf der südwestlichen Sandbank rasteten und hier sowie vor der Westküste im Flachwasser intensiv nicht identifizierte planktische Lebewesen (ev. Rippenquallen?) jagten.

Beringungsergebnisse: Lachmöwen wurden auf dem Langenwerder seit 1951 beringt, jedoch insgesamt wohl nur einige Hundert. Die wenigen Fernfunde reichen über Dänemark und die südliche Nordseeküste bis England, West-Frankreich, Italien und die Schweiz. Zwei Brutvö- Lachmöwe Larus ridibundus und Mantelmöwe Larus marinus – Wie- derfundorte und Beringungsorte fremder Ringvögel. gel stammten aus Dänemark (Karte). Für Geburts- und Black-headed Gull Larus ridibundus and Great Black-backed Gull Brutortstreue gibt es je drei Belege. Ein auf dem Durchzug Larus marinus – recovery sites and ringing sites of non-locally beringter Altvogel wurde nach acht Jahren in Zinnowitz ringed birds. () gefunden.

Lachmöwe 5000

4500

4000

3500

3000

2500

BP 2000

1500

1000

500

0 1911 1914 1917 1920 1923 1926 1929 1932 1935 1938 1941 1944 1947 1950 1953 1956 1959 1962 1965 1968 1971 1974 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 Jahr

Lachmöwe Larus ridibundus – Brutbestand im Zeitraum 1912-2011 (vor 1950 nur wenige Angaben verfügbar). Black-headed Gull Larus ridibundus – breeding population from 1912-2011 (few data exist before 1950). 182 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Lachmöwe Larus ridibundus mit Küken, Juni 1987. Foto: H. W. Nehls. Black-headed Gull Larus ridibundus with chicks, June 1987. Photo: H. W. Nehls.

Kolonie von Lachmöwen Larus ridibundus und Brandseeschwalben Sterna sandvicensis, Mai 1986. Foto: H. W. Nehls Mixed colony of Black-headed Gulls Larus ridibundus and Sandwich Terns Sterna sandvicensis, May 1986. Photo: H. W. Nehls U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 183

Schwarzkopfmöwe Larus melanocephalus Mediterranean Gull

Unregelmäßiger Brutvogel und regelmäßiger Durchzügler

Langenwerder ist die „klassische“ Schwarzkopfmöwen- we. Erfolgreich verlief die Mischbrut mit einer Lachmöwe Insel, denn bereits 1934 erfolgte hier der erste Nachweis 1969 (ad. Lachmöwen-Männchen mit zweij. Schwarzkopf- dieser Art für das heutige Gebiet von M-V (ein Ind. im Mai möwen-Weibchen). Die drei umgesetzten Küken wurden und Juni). Auch im Frühjahr 1935, 1936 und 1940 wurde in einem geschützten Areal am Haus von Sturmmöwen ein Ind. auf der Insel beobachtet. In den folgenden Jahren aufgezogen (Nehls 1974), ein flügger Jungvogel kam zur bis 1950 fehlende Daten dürften auf Beobachtungslücken weiteren Beobachtung in den Tierpark Berlin (Köhler et al. zurückzuführen sein. Das trifft sicher auch für die Jahre 1983). Während ein Jungvogel der beiden frei fliegenden 1954, 1956 und 1960 zu. Die ersten erfolglosen Bruten verschollen blieb, erschien der andere inzwischen drei- 1951 waren gleichzeitig die ersten Brutnachweise dieser jährige 1972 wieder nahe dem Haus, wo er alljährlich sei- Art für Deutschland. Dabei handelte es sich 1951 aller- nen Stammplatz besetzte, stets unverpaart blieb und am dings um ein Mischpaar mit einer Sturmmöwe und bei der 09.06.1982 letztmalig beobachtet wurde. anderen offenbar um ein einzelnes Weibchen, das auf dem Nest gefangen und beringt werden konnte Frommhold Beringungsergebnisse: Seit 1966 wurden 49 Ind. (19 ad. (1953). Ältere Daten sind zusammengefasst in Brenning Brutvögel und 30 nfl.) beringt und elf fremde Ringvögel (1964, 1977) und Kuhk (1939). kontrolliert. Nur zwei als ad. Brutvögel beringte (DEH 5 In allen Jahren seit 1951 erschienen mit den genannten 089 290 und DEH IA 039 332) konnten nach einem und Ausnahmen zur Brutzeit Schwarzkopfmöwen auf der Insel, zwei bzw. nach vier Jahren abermals als Brutvögel nachge- allerdings kam es nicht immer zu Nestbau und Eiablage. wiesen werden, außerdem ein Ind. (DEH IA 070496) nach Der Brutbestand schwankte gewöhnlich zwischen ein und einem Jahr ohne Bruthinweis. zwei Paaren, nur ausnahmsweise waren es zweimal drei Für das bekannte Vagabundieren dieser Möwenart gibt es und einmal sechs (Diagramm). Im Gegensatz zum süd- mehrere Belege. Sechs Brutvögel stammten vom Großen lichen Nordseeraum kam es hierzulande jedoch in den Werder bei (zwei Ind.), von der Pionierinsel in der letzten Jahrzehnten zu keiner nennenswerten Bestandzu- Unterelbe (ein Ind.), aus Süd-Holland (ein mindestens 13 nahme. Jahre altes Ind., 545 km entfernt) und aus Polen (zwei In der Mehrzahl der Fälle waren beide Partner der Brutpaa- Ind., 549 bzw. 450 km entfernt). Außerdem tauchten zeit- re ausgefärbte Altvögel, soweit bekannt, gab es mindestens weise Nichtbrüter von der Pionierinsel (vier Ind.) und aus fünf Fälle von ad. mit zweij. (K 3) Partnern und mindestens einer Kolonie bei Antwerpen (ein Ind., 570 km entfernt) drei Fälle, bei denen beide Partner erst zweij. waren (z. B. im Frühjahr auf der Insel auf. Wie der Fund eines Brut- 2010 mit Jungvogelschlupf). vogels 1978 auf dem nahen Walfisch beweist, sind auch Neben den Brutpaaren erschienen während der Brutzeit Einwanderungen aus dem Hauptbrutgebiet im Schwarzen alljährlich mehrere ad. und zweij. Nichtbrüter auf der In- Meer möglich: er wurde nfl. in der Tendrov-Bucht, Ukraine sel. Deren genaue Anzahl ließ sich meistens nicht ermit- (1.690 km SE) beringt. teln, da eine individuelle Unterscheidung nicht möglich Acht Abwanderer, auf Langenwerder als ad. oder nfl. be- war. Nur selten wurden Einjährige (K 2) beobachtet, so je ringt, wurden später als Brutvögel aus fünf fremden Kolo- ein Ind. im Mai bzw. Anfang Juni 1967, 1968, 1995, 2005 nien gemeldet: zwei vom Walfisch, je einer vom Großen und 2009. Werder bei Riems, vom Plöner See, von der Pionierinsel Die Brutvögel erwiesen sich als wenig geburts- und brutort- und bei Antwerpen. Für zwei mehrfach aus England ge- streu, es waren von wenigen Fällen abgesehen immer wie- meldete Möwen ist dortiges Brüten nicht erwiesen. Eine der neue unberingte Vögel (s. auch Abb. S. 37). unvollständig abgelesene Schwarzkopfmöwe wurde am Die ersten Schwarzkopfmöwen erscheinen auf der Insel 22.05.1971 auf Mön/Dänemark beobachtet (Karte). ab Mitte März, gelegentlich früher (frühestes Datum: ein ad. Ind. am 07.03.1992, M. Grothmann, B. Heinze. In: Müller 1994). Der Legebeginn liegt meistens in der zwei- ten Maihälfte, seltener auch früher (frühestes Datum ca. 07.05.2010). Die Nester lagen in allen Inselbereichen in- nerhalb der Sturm- und seltener der Lachmöwenkolonien. Sturmmöwen attackieren landende Altvögel stets heftig. So kam es auch nur selten zu erfolgreichen Bruten, meis- tens wurden die Gelege oder Küken ein Opfer der Sturm- möwen. Im Gegensatz zu den anderen Möwenarten zeitig- ten sie niemals Nachgelege, sondern verschwanden nach dem Brutverlust von der Insel. Nach Ende Juni werden bis in den Juli oder Anfang August fast nur noch Paare mit Nachwuchs beobachtet. Die letzte Beobachtung eines juv. Ind. datiert vom 10.10.1994 (V. Dierschke. In: Müller 1997) und eines ad. Ind. vom 18.10.1967 (Nehls 1968). Unverpaarte männliche Schwarzkopfmöwen balzen ge- legentlich Sturmmöwen an. Eine Mischbrut mit einem Gelege der Schwarzkopfmöwe Larus melanocephalus, wahrschein- Sturmmöwen-Weibchen wurde außer der oben erwähnten lich von zwei Weibchen, Mai 1965. Foto: H. W. Nehls. zweimal beobachtet (1958 und 2010). Die 2010 leider vor Clutch of Mediterranean Gull Larus melanocephalus, probably of dem Schlupf geraubten Eier glichen denen der Sturmmö- two females, May 1965. Photo: H. W. Nehls. 184 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Schwarzkopfmöwe 6

5

4

3

BP

2

1

0 1951 1953 1955 1957 1959 1961 1963 1965 1967 1969 1971 1973 1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 Jahr

Schwarzkopfmöwe Larus melanocephalus – Brutbestand in den Jahren 1951-2011 („halbe“ BP betreffen Mischpaare). Mediterranean Gull Larus melanocephalus – breeding population from 1951-2011 (“half“ BP refers to mixed pairs).

Schwarzkopfmöwe Larus melanocephalus – Wiederfundorte und Beringungsorte fremder Vögel von Ein- und Auswanderern. Mediterranean Gull Larus melanocephalus – recovery sites and ringing sites of non-local birds (immigrants and emigrants). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 185

Schwarzkopfmöwen Larus melanocephalus füttern ihre Jungen aus dem Schlund, Juni 1968. Foto: H. W. Nehls. Mediterranean Gulls Larus melanocephalus feed their young from their gullet, June 1968. Photo: H. W. Nehls.

Nicht selten brüten bereits zwei Jahre alte Schwarzkopfmöwen Larus melanocephalus, Mai 1965. Foto: H. W. Nehls. Mediterranean Gulls Larus melanocephalus frequently start breeding in their second year, May 1965. Photo: H. W. Nehls. 186 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Fast flügge Schwarzkopfmöwe Larus melanocephalus, Juli 1966. Foto: H. W. Nehls. Almost fledged Mediterranean Gull Larus melanocephalus, July 1966. Photo: H. W. Nehls.

Sturmmöwe Larus canus Mew Gull

Regelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Jahresgast

Seit dem 20. Jh. gilt Langenwerder als die bedeutendste einer Gesamtzahl von etwa 11.000 Paaren! Dadurch wurde Sturmmöweninsel in der westlichen Ostsee. In der Zeit der Bestand, wie aus dem Diagramm ersichtlich, zunächst davor haben Sturmmöwen in geringer Zahl, jedoch wahr- erheblich reduziert. Die zu erwartende erneute Zunahme scheinlich nicht alljährlich, gebrütet. Genauere Angaben fand nach 1984 nur noch wenige Jahre statt, danach er- liegen nicht vor. folgte aus anderen Gründen ein Bestandsrückgang (s. Ka- Erst nachdem die Insel unter Schutz gestellt wurde und pitel über die Brutvögel im Wandel der Zeit). Infolge der (wie bereits geschildert) das Eiersammeln nur noch kon- zunehmenden Prädation hauptsächlich durch Füchse war trolliert erfolgte, wuchs der Brutbestand kontinuierlich der Flüggeerfolg in vielen Jahren äußerst niedrig bis zu fast und erreichte ein erstes Maximum mit ca. 8.000 Paaren in Null. Seit mehreren Jahren hat sich der Bestand schließ- den 1930er Jahren. Aus etlichen Jahren liegen leider kei- lich auf einem Niveau von maximal etwa 2.400 Paaren ne Bestandsangaben vor (fehlende Säulen im Diagramm) stabilisiert. und meistens handelte es sich lediglich um Schätzungen, Je nach Witterung kehren die Brutvögel nach und nach ab sodass die im Diagramm erkennbaren jahrweisen Schwan- der ersten und spätestens zweiten Märzdekade zurück und kungen nicht in allen Fällen voll der Realität entsprechen besetzen ihre alten Reviere. Nachts bleiben sie dann noch können. Nach der Abnahme in den Kriegsjahren (Eier- nicht auf der Insel. Bevorzugt werden die höheren Dünen- sammelei) nahm der Bestand ab den 1950er Jahren wieder rücken besiedelt. Seit der zunehmenden Prädation durch stetig zu und erreichte 1972 mit ca. 11.000 BP den abso- Füchse blieb der Südteil der Insel außerhalb des Elektrozau- luten Höhepunkt. Die gesamte Insel war dicht besiedelt, nes nahezu unbesiedelt, sodass hier vor allem Rotschenkel sodass Prädation und Platzkonkurrenz zu einer Bedrohung günstige Brutmöglichkeiten gefunden haben (dazu Bren- für die kleinen und selteneren Arten führten. Aus diesen ning und Nehls 2006). Die unterschiedliche Verteilung der Gründen erfolgten in Abstimmung mit der Kommission Nester ist aus der Abb. S. 188 unten ersichtlich. Küstenvogelschutz umfangreiche Dezimierungsmaßnah- Wenige Paare legen bereits in der letzten Aprildekade (ab men. Während der Jahre 1971-1975 und letztmalig 1984 22. April), die Masse nach der ersten Maipentade. Ent- (infolge des guten Flüggeerfolges in den meisten Jahren sprechend schlüpfen die ersten Küken um den 20. Mai war der Bestand wieder schnell angewachsen) wurden ins- und werden in der letzten Junidekade flügge. Verspätete gesamt ca. 22.000 Altvögel eingeschläfert. Das entspricht Nachgelege werden vereinzelt noch in der zweiten Juli- U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 187

hälfte gefunden. Sie bleiben in der Regel erfolglos, da die und einmal aus der Nordsee (Amrum-Odde). Nicht selten Sturmmöwen die Insel im Laufe der ersten Augustdekade waren dagegen Umsiedlungen zwischen Langenwerder verlassen. An den Rändern der Kolonie halten sich stets und dem nahen Walfisch (Karte A). auch mehrere nichtbrütende einjährige Sturmmöwen auf. Die insgesamt 481 uns zur Verfügung stehenden Fernfunde Als Abnormitäten seien folgende genannt: Anfang der (Großraum Wismar-Bucht unberücksichtigt) einschließ- 1970er Jahre fand H. W. Nehls zweimal ein Sturmmöwen- lich der Fremdfunde im Ausland auf dem Zug beringter küken mit je einer zusätzlichen Zehe an den Intertarsal- Vögel zeigen für die ad. außerhalb der Brutperiode bzw. gelenken (Hyperdactylie) und 1963 zwei und 1973 ein die immaturen Nichtbrüter während der einzelnen Jahres- leuzistisches Küken mit nur schwach erkennbarer Dunen- zeiten eine sehr uneinheitliche Verbreitung von NW- bis zeichnung. Eine unverpaarte leuzistische Sturmmöwe mit SW-Europa. Die Brut- und flüggen Jungvögel verstreichen leicht bräunlichen Abzeichen erschien zur Brutzeit 2008- zunächst in die weitere Umgebung ins küstennahe Hin- 2011 in der Kolonie, 2010 sah Gosselck (2010) Ende Ap- terland sowie die westliche Ostsee und werden ab Spät- ril sogar zwei. Eine eben flügge, völlig schieferschwarze sommer bis in den Frühherbst bereits auch im südlichen Sturmmöwe fing D. Jäkel am 09.07.1983, sie kam in den Nordseeraum gefunden. Später im Oktober und November Zoo Rostock, wo sie im Laufe der nächsten Jahre fast völlig reichen viele Wiederfunde bis in die Niederlande, Belgien, weiß wurde. England und Frankreich, sehr selten auch Spanien. Auch die Verbreitung in den Wintermonaten Dezember bis Feb- Beringungsergebnisse: Seit den 1920er Jahren wurden auf ruar ist uneinheitlich und reicht von der westlichen Ostsee Langenwerder zunächst mit Rossitten-, dann Helgoland- (selten) bis zur Iberischen Halbinsel. Ob sich unter den und schließlich Hiddensee-Ringen tausende Sturmmöwen im offshore-Bereich der südlichen Nordsee überwintern- beringt, von denen eine große Zahl von Wiederfunden den Sturmmöwen auch einige unserer heimischen Vögel vorliegt. Mehr als 700 Ringvögel belegen Geburtsorts- und befinden, bleibt wegen Fehlens von Ringfunden auf der Brutortstreue, einige waren über 20 Jahre alt, die älteste küstenfernen See unbekannt. Die immat. Nichtbrüter hal- (DEW 5 019 482, als fast flügge am 07.07.1950 beringt und ten sich während der Brutsaison in sehr unterschiedlichen später umberingt auf DEH 5 009 912) wurde mit 25 Jah- Bereichen auf (Karten B u. C). ren am 24.05.1975 bei der Dezimierung getötet. Vereinzelt Die meisten Nachweise außerhalb Deutschlands stammen wurden auch zweijährige Brutvögel festgestellt. aus den Niederlanden (147 Ind.=30,1 %). Die Iberische Ein Durchschnittsalter bzw. die Lebenserwartung der Halbinsel wird nur von wenigen Vögeln erreicht (13 Fun- Brutvögel lässt sich aus den vorhandenen Daten nicht si- de), vorwiegend von juv. im ersten Lebensjahr (neun ge- cher berechnen, da die Zahl der beringten Jungvögel in genüber vier älteren). Die weiteste Entfernung von zwei den einzelnen Jahren zwischen Null und weit über 1.000 juv. Ind. im Februar beträgt ca. 2.360 km SW in SW-Spa- schwankte und systematische Ringkontrollen zu unregel- nien (DEW 5035104 und DEW 5037832); (Milenz 1961). mäßig und in vielen Jahren nur in geringem Maße er- Der Durchzug fremder Vögel von Juli bis in den November folgten. Die weitaus größte Zahl der Ringfunde stammt tritt im Gegensatz zum Zug der Lachmöwen nur schwach aus den Jahren der Dezimierungsaktionen, wodurch zahl- in Erscheinung, nur selten waren es mehr als 100 an einem reiche alte Vögel für spätere Kontrollen ausfielen. Außer- Tag. Zwei Totfunde im April bzw. Juli belegen die Herkunft dem unterlagen die vor 1990 verwendeten Alu-Ringe einer aus Estland. starken Abnutzung bis hin zum Verlust, sodass bei Kont- In den Wintermonaten halten sich Sturmmöwen an der rollfängen nach mehr als zwölf Jahren meistens Umberin- Insel nur unregelmäßig auf, sehr wahrscheinlich befinden gungen vorgenommen werden mussten. Somit dürfte die sich dann auch Vögel der östlichen ssp. heinei darunter. Anzahl der mehr als 20 Jahre alten Möwen größer sein, als es die Ringfunde aussagen kön- nen. Die Abb. S. 189 oben zeigt die Altersverteilung der als nfl. beringten Sturmmöwen wäh- rend der letzten Kontrolle, wobei es sich mit einigen Ausnahmen um durch die Dezimierungsakti- onen getötete Vögel handelt. Die unnatürliche Altersverteilung im Diagramm ist dadurch erklärbar. Die Kontrollen der ab 1997 mit Stahlringen markierten Möwen wurden nicht berücksichtigt, da von ihnen bis jetzt nur die un- teren Altersklassen nachweisbar sind. Die relativ wenigen nachgewie- senen Einwanderer stammen aus Kolonien der schleswig-hol- steinischen Ostseeküste, aus ei- ner mecklenburgischen Binnen- landkolonie, von den dänischen Inseln, der vorpommerschen Küste, Schweden (einmal aus der Sturmmöwengelege Larus canus, Juni 1963. Foto: H. W. Nehls Nähe von Göteborg im Kattegat) Clutches of Mew Gulls Larus canus, June 1963. Photo: H. W. Nehls 188 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Sturmmöwe 11000

10000

9000

8000

7000

6000

5000 BP

4000

3000

2000

1000

0 1898 1902 1906 1910 1914 1918 1922 1926 1930 1934 1938 1942 1946 1950 1954 1958 1962 1966 1970 1974 1978 1982 1986 1990 1994 1998 2002 2006 2010 Jahr

Sturmmöwe Larus canus – Brutbestand in den Jahren 1901-2011 (Daten aus mehreren Jahren vor 1957 nicht verfügbar), Bestände öfter nur geschätzt. Mew Gull Larus canus – breeding population from 1901-2011 (no data available for several years before 1957). Many numbers are estimates only.

Sturmmöwe Larus canus – Verteilung der Nester 1962 im ersten Jahr nach Einstellung der Beweidung (6.500 BP) und 2005 nach Er- richtung des Elektrozaunes (2.400 BP). Die Linien bezeichnen den ehemaligen Koppelzaun (1962) und den E-Zaun (2005). Mew Gull Larus canus – distribution of nests in 1962, the first year after cessation of cattle grazing (6.500 BP) and in 2005, after construction of the electric fence (2.400 BP). The lines indicate the former paddock fence (1962) and the electric fence (2005). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 189

120 Sturmmöwe

110

100

90

80

70

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50 Ind.

40

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20

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0 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Jahre

Sturmmöwe Larus canus – Altersverteilung der als nfl. beringten Vögel zum Zeitpunkt des letzten Nachweises auf Langenwerder (n=674). Mew Gull Larus canus – age distribution of birds ringed as hatchlings at the time of their last record on Langenwerder (n=674).

Sturmmöwe Larus canus, Juni 1989. Foto: H. W. Nehls. Mew Gull Larus canus, June 1989. Photo: H. W. Nehls.

Sturmmöwe Larus canus – Umsiedlungen, Ringfundorte von Ein- und Auswanderern (n=59). Mew Gull Larus canus – relocations, recovery sites of locally and non-locally ringed birds (n=59). 190 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Sturmmöwe Larus canus – Wiederfundorte (außer Wismar-Bucht) als nfl. beringter Vögel bis zum 30. Juni des Folgejahres (n=225). Mew Gull Larus canus – recovery sites (except Wismar Bay) of birds ringed as hatchlings until June 30 of the subsequent year (n=225). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 191

Sturmmöwe Larus canus – Wiederfundorte (außer Wismar-Bucht) von Vögeln ab dem zweiten Lebensjahr (ab Juli) (n=256). Mew Gull Larus canus – recovery sites (except Wismar Bay) of birds two years old and older (since July) (n=256). 192 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Sturmmöwen Larus canus bei der Dreierbalz, April 2012. Foto: J. Mundt. Mew Gulls Larus canus during the three-bird display, April 2012. Photo: J. Mundt.

Sturmmöwenfamilie Larus canus, Juni 1983. Foto: H. W. Nehls. A family of Mew Gulls Larus canus, June 1983. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 193

Fütternde Sturmmöwe Larus canus, Juli 1994. Foto: H. W. Nehls. Mew Gull Larus canus feeding its young, July 1994. Photo: H. W. Nehls.

Sturmmöwen Larus canus über dem Langenwerder, Juni 1964. Foto: H. W. Nehls. Mew Gulls Larus canus over Langenwerder, June 1964. Photo: H. W. Nehls. 194 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Junge Sturmmöwe Larus canus mit Missbildung der Beine (Hyperdactylie), Juni 1970. Foto: H. W. Nehls. Young Mew Gull Larus canus with malformed legs (hyperdactyly), June 1970. Photo: H. W. Nehls.

Eine leuzistische unverpaarte Sturmmöwe Larus canus wurde über mehrere Jahre beobachtet, April 2009. Foto: H. Zimmermann. A leucistic, unpaired Mew Gull Larus canus was present for several years, April 2009. Photo: H. Zimmermann. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 195

Mantelmöwe Larus marinus Great Black-backed Gull

Sporadischer Brutvogel, regelmäßiger Jahresgast

Nachdem die Art seit 1984 ihr Brutgebiet südwärts bis wurden. Auch während der Brutzeit von Mai bis Juni an die Küste von M-V ausgedehnt hatte, kam es 2005 waren meistens mehr als 50 immat. und (fast) ausgefärb- auch zu einer erfolglosen Brut auf dem Langenwerder. te Nichtbrüter anwesend. Die Sandbank im Südwesten Am 23. Mai wurde das (wohl nicht mehr vollständige) dient als abendlicher Sammelplatz. Einergelege auf dem Südosthaken gefunden, das Anfang Juni verschwunden war (H. W. Nehls u. H.-H. Zöllick. In: Beringungsergebnisse: Über die Herkunftsregionen Müller 2009). (Karte S. 181) geben zwei Funde von im August und Sep- Mantelmöwen halten sich während des ganzen Jahres tember 1971 und 1972 als ad. beringte Vögel Auskunft, vorzugsweise auf den Sandbänken der Insel auf. In frühe- die Ende Juli 1972 in Östergötland/Schweden und Ende rer Zeit waren sie jedoch erheblich seltener als gegenwär- August 1974 auf Ösel/Estland erlegt wurden. Außerdem tig, in den 1950er bis in die 1960er Jahre meistens nur belegen vier Wiederfunde fremder Ringvögel deren Her- wenige, höchstens 30-40 Ind. Dann fand eine kontinuier- kunft aus Finnland (zwei Ind.), Norwegen und Dänemark liche Zunahme statt, sodass seit den 1990er Jahren haupt- (je ein Ind.). sächlich von August bis Oktober bis 150 Ind. beobachtet

Eismöwe Larus hyperboreus Glaucous Gull

Ausnahmeerscheinung

Im Winter 1915 oder 1916 ein Ind. (H. Schwarz. In: Nehls In: Müller 1991). Die Beobachtung eines immat. Ind. am 1987) und ein immat. Ind. am 02.04.1989 (H. W. Nehls. 01.05.1976 ist unsicher (In: Müller 1978).

Silbermöwe Larus argentatus European Herring Gull

Regelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Jahresgast danach nur noch wenige und außerdem auch einige Über vermutliche gelegentliche Bruten vor dem 20. Jh. Durchzügler. Zahlreiche Daten beweisen Geburts- und gibt es keine Belege. Erst seit 1901 erfolgten Brutnach- Brutortstreue bis zu mehr als 20 Jahren. Der älteste Vogel weise dieser seinerzeit an unserer Küste noch wesentlich (DEW 433 027, umberingt auf DEW 3 014 217) erreichte selteneren Art. Seit den 1930er Jahren nahm der Bestand ein Alter von knapp 30 Jahren (beringt nfl. 15.06.1951 kontinuierlich zu und erreichte 1961 mit ca. 100 BP ein Langenwerder, E. Reitze; kontrolliert dort 1962 und tot Maximum (Diagramm). Da die Silbermöwen sich über die gefunden April 1981 Walfisch). Insgesamt wurden zwölf gesamte Insel ausbreiteten und häufig Eier und Jungvögel Ind. mit einem Alter von mindestens 20 Jahren als Brut- besonders auch der Seeschwalben raubten, wurden seit vögel lebend kontrolliert, tot gefunden oder durch die 1962 wie auch in anderen Kolonien von Ost- und Nord- Dezimierung getötet: ein Ind. mind. 20, zwei 21, ein 21,5, see Dezimierungsmaßnahmen durchgeführt. Bis 1988 drei 22, und je eines 23, 24, 25, 26 und knapp 30 Jahre. wurden 662 ad. Brutvögel und etliche nfl. Jungvögel ge- Außer vielen Nachweisen von Umsiedlungen zwischen tötet (Nehls 1979). Dadurch verringerte sich der Bestand Walfisch und Langenwerder gab es Einwanderungen aus und hält sich seit 1983 auf einer Höhe von etwa 10-20 Kolonien von den dänischen Inseln (Fünen, Lolland) BP. Wahrscheinlich bevorzugt die Art jetzt den näher an und . Andererseits wurden vier Auswanderer zur günstigen Nahrungsquellen gelegenen Walfisch. Heuwiese nachgewiesen. Von einem großen Teil der getöteten Brutvögel, unter de- Die Silbermöwen verbleiben auch außerhalb der Brut- nen sich auch mehrere dreijährige Ind. befanden, wurde zeit bzw. als immat. Vögel mit wenigen Ausnahmen im biometrisches Material (unpubl.) gesammelt. Von 278 zu Gebiet der westlichen Ostsee einschließlich der Beltsee Beginn der 1960er Jahre untersuchten Ind. (incl. Wal- nordwärts bis Kopenhagen. Nur zwei Funde reichen wei- fisch) besaßen 89,9 % rein fleischfarbene Füße, 8,3 % ter: bis Schweden (Kalmar, 240 km NE und nach Småland, einen mehr oder weniger intensiven gelblichen Anflug 504 km NE). Manche Vögel - sowohl juv. wie auch ad. - und 1,8 % gelbe Füße. verlassen die Ostsee und gelangen an die Nordseeküste: In den Mägen wurden überwiegend Fischreste (Gräten, je drei nach Schleswig-Holstein und Niedersachsen, und manchmal Aale), seltener Krabben und Miesmuscheln, maximal 282 km westlich nach Norderney. Eischalen und Jungvögel gefunden. Außer den Brutvögeln halten sich ganzjährig viele Silber- Die Legeperiode beginnt ab der letzten Aprildekade, sel- möwen an der Insel auf, ein beliebter Ruheplatz ist die ten bereits Mitte April. Dementsprechend schlüpfen die Sandbank im Südwesten. Ihre Zahl ist im Spätsommer ersten Küken meistens nach dem 20. Mai. am höchsten und erreicht Werte von mehreren Hundert bis ca. 1.000 Vögel. Besonders bei Flachwasser finden sich Beringungsergebnisse: Silbermöwen wurden bereits seit Hunderte Nahrung suchende auf den Windwatten ein. 1936 beringt, die meisten in den 1950er Jahren bis 1961, Hauptsächlich durch Ablesungen von Plastikringen 196 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

konnte die Herkunft einer größeren Anzahl der Gastvögel , , Saltholm, Falster, Mön, Alsen, ermittelt werden. Sie stammten aus Kolonien im Ostsee- Lolland, Falsterbo und Süd-Finnland. raum: Walfisch, Warnemünde, , Heuwiese,

110 Silbermöwe

100

90

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60

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BP

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20

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0 1901 1904 1907 1910 1913 1916 1919 1922 1925 1928 1931 1934 1937 1940 1943 1946 1949 1952 1955 1958 1961 1964 1967 1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 Jahr

Silbermöwe Larus argentatus – Brutbestand in den Jahren 1901-2011 (aus einigen Jahren vor 1957 liegen keine Daten vor). European Herring Gull Larus argentatus – breeding population from 1901-2011 (no data available for several years before 1957).

Mittelmeermöwe Larus michahellis Yellow-legged Gull

Wahrscheinlich regelmäßiger Durchzügler

Diese und die folgende Art galten früher als Unterarten verteilen: eine Mitte Februar, zwei Anfang April, 20 in der Silbermöwe. Da sie in den älteren Feldführern nicht der zweiten Junihälfte, zwei Mitte August und eine An- gesondert behandelt wurden, fehlen Beobachtungen aus fang Oktober. Außerdem wurden sieben Ind. lediglich als der Zeit vor Mitte der 1990er Jahre und z.T. danach, zu- „Weißkopfmöwen“ (zu der anfangs diese und die folgen- mal die „Silbermöwen“ auch später noch oft nicht weiter de Art als Unterarten zusammengefasst wurden) identi- differenziert wurden. fiziert. Von 1995-2008 liegen aus sechs Jahren entspre- Aus dem Zeitraum 2002-2011 liegen aus sieben Jahren chende Beobachtungen von sieben Ind. vor: drei zweite Daten von insgesamt 26 Ind. vor (bei einigen Daten an Maihälfte, je eine Ende Juli, Anfang August, Ende August aufeinander folgenden Tagen dürfte es sich um diesel- und Ende September. Stets handelte es sich um ein bis ben Vögel gehandelt haben), die sich saisonal wie folgt drei Vögel und nur selten mehr.

Steppenmöwe Larus cachinnans Caspian Gull

Wahrscheinlich regelmäßiger Durchzügler

Auch für diese Art treffen die oben angeführten Bemer- teilen sich saisonal wie folgt: sieben von Mitte bis Ende kungen zu. Insgesamt wurden 20 Ind. registriert, bei de- April, acht Ende Juni, eine Ende Juli, eine Mitte August, nen es sich in einigen Fällen um dieselben Vögel gehan- drei Ende September und eine Ende Oktober. Das quan- delt haben dürfte. Mit zwei Ausnahmen (zwei bzw. fünf titative Vorkommen dieser und der vorigen Art bedarf Ind.) handelte es sich um Einzelvögel. Die Daten ver- weiterer Klärung. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 197

Heringsmöwe Larus fuscus Lesser Black-backed Gull

Ehemaliger Brutvogel und regelmäßiger Durchzügler

1943 ein BP, dessen Gelege versehentlich abgesammelt die wenigsten (insgesamt zehn) im Oktober. Das sind im wurde und das 1944 dasselbe Revier ohne Brutnachweis Durchschnitt lediglich 3,4 Ind. pro Jahr. besetzte (Wachs 1943, 1949). Da die Art seit 1974 in we- nigen Paaren an der Küste von M-V brütet, erscheint eine Unterarten: Angaben zur Unterarten-Zugehörigkeit sind erneute Ansiedlung auch auf Langenwerder möglich. spärlich. Es muss mit allen drei ssp. gerechnet werden, Da Heringsmöwen sich vorwiegend auf der offenen See wobei echte graellsii selten erschienen und es sich in der aufhalten, erscheinen sie relativ selten, aber fast alljähr- Regel um fuscus und intermedius gehandelt haben dürfte. lich in nur wenigen Ind. auf der Insel (wahrscheinlich Ein deutlich graues ad. Ind. vom graellsii-Typ rastete am auch manchmal übersehen). Fast immer handelt es sich 28.06.1965, H. W. Nehls, ein ad. Ind. mit schiefergrau- um Einzelvögel und ganz selten um mehr als drei. Von em Mantel am 03.05.1980, D. Köhler, ein relativ graues 1962-2011 liegen Daten von insgesamt 171 Ind. vor ad. Ind. (graellsii oder intermedius) am 16.04.1985, H.-U. (meistens ad., seltener juv. oder immat. Vögel). Eine Pe- Dost und H. W. Nehls, und ein ebensolches vom 25.- riodik zeichnet sich nicht eindeutig ab, die meisten wur- 26.05.2000, H. W. Nehls und D. Schmeckebier. den im Mai und Juni (insgesamt 71 Ind.) beobachtet,

Zwergseeschwalbe Sternula albifrons Little Tern

Regelmäßiger Brutvogel und Durchzügler

Die Art hat sehr wahrscheinlich ebenso wie die Küsten- Durchzug fremder Vögel findet im Juli und hauptsächlich seeschwalbe schon seit langer Zeit auf den Stränden und im August statt. Pro Tag wurden selten bis 15 Durchzügler Sandhaken der Insel gebrütet. Wenn sie nach Zander registriert, meistens weniger als zehn. Als Maximum müs- (1862) an der mecklenburgischen Küste „Auf einigen In- sen 44 am 12.07.2010 nach SW ziehende Ind. gelten, G. seln der Ostsee in großer Anzahl…“ brütet, kann damit Puhlmann. Im Laufe des Septembers nimmt die Zahl ab unter anderem auch nur der Langenwerder gemeint sein. und in der letzten Dekade ziehen nur noch wenige (maxi- Angaben über die Bestandsgrößen liegen allerdings erst mal acht Ind. am 29.09.2010). Einzelne Nachzügler wur- seit Anfang des 20. Jh. und bis in die 1950er Jahre längst den bis in den Oktober beobachtet, späteste Feststellung nicht aus allen Jahren vor. Danach waren es maximal eines Ind. am 11.10.1976, (U. Brenning. In: Müller 1978). 154 BP 1914 und sonst nie mehr als 100 BP, meistens wesentlich weniger. Die Zahlen von 1910-1914 sind nach Beringungsergebnisse: Mindestens seit Anfang der Wachs (1940) viel zu hoch, da alle Nachgelege mitgerech- 1950er Jahre wurden mehr als 1.000 nfl. und ad. Brut- net wurden und es sich tatsächlich nur um 20-37 BP ge- vögel beringt. Bekanntlich reagieren Zwergseeschwalben handelt hat. Möglicherweise kam es in einzelnen Jahren auf Veränderungen ihrer Bruthabitate oder Anwesenheit sogar zum völligen Brutausfall. In der zweiten Hälfte des von Prädatoren schnell durch Umsiedlungen. Brutorts- 20. Jh. wurde die höchste Zahl von 61 BP 1967 erreicht. treue konnte für 47 Ind. nachgewiesen werden, davon Damals bot die isolierte Sandbank vor dem Nordufer in waren 17 geburtsortstreu. Letztmalig wurden auf Langen- mehreren Jahren äußerst günstige prädatorenfreie (Mö- werder dort als ad. und nfl. beringte nach ein bis zehn wen) Ansiedlungsbedingungen. Besonders nach 1990 Jahren kontrolliert: zeigte der Bestand einen ständigen negativen Trend, so- dass nach Mitte der 1990er Jahre jährlich nur noch maxi- Jahre 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 mal 15 Paare mit äußerst geringem Flüggeerfolg brüteten. Die starke Abnahme um 1930 ist wahrscheinlich auf das Ind. 6 7 1 2 5 11 3 6 1 5 Anwachsen der Sturmmöwenbestände zurückzuführen. (Diagramm). Während die Vögel bei der ersten Kontrolle meistens Im Frühjahr erreichen die meisten Brutvögel die Insel im mindestens drei Jahre alt waren, gab es auch vier Fälle Laufe der letzten Aprildekade, doch erscheinen einzelne von zweijährigen Brutvögeln. bereits früher (frühestes Datum 10.04.1992, M. Helm), Zahlreiche Funde liegen von Aus- (43 Ind.) und Einwan- Nachzügler treffen noch im Mai ein. derern (sechs Ind.) vor (Karte). Umsiedlungen innerhalb Das früheste Einergelege datiert vom 05.05.1968, aber die der Wismar-Bucht bei 26 Ind. (Langenwerder - Walfisch - Mehrzahl der Paare legt nicht vor dem 10. Mai. Die ersten Rustwerder/Poel) sind hier nicht berücksichtigt. Die Um- Jungen schlüpfen in der ersten Junipentade und werden siedlungen beschränkten sich mit wenigen Ausnahmen Ende Juni flügge. Aus Nachgelegen wurden noch bis An- auf den Bereich der deutschen Ostseeküste. Außerhalb fang August nfl. Junge angetroffen. Seit vielen Jahren ist dieses Raumes gibt es nur den Fund (DEW 80 349 503) der Flüggeerfolg sehr gering, da die Zwergseeschwalben einer Zwergseeschwalbe nach sieben Jahren aus einer meistens auf dem Sandstrand im Südwesten der Insel au- Kolonie von Hamburg-Finkenwerder (120 km WSW). ßerhalb des Fuchszaunes brüten. Während die Flüggerate Zwei als nfl. beringte Vögel wurden als Brutvögel nach in den 1960er Jahren noch zwischen 0,5 und 1,3 pro BP fünf und sechs Jahren aus Dänemark, 337 km NW (DEH betrug, lag sie mindestens während der letzten zehn Jahre 80719221) und nach zehn Jahren aus Schweden, 188 km bei höchstens 0,5 oder auch 0. NNE (DEH OA 000409) zurückgemeldet. Insgesamt wur- 198 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

den für die 49 Aus- und Einwanderer zwölf verschiedene Brutorte nachgewiesen, die durch die sehr unterschiedli- che Kontrolltätigkeit in den Kolonien die tatsächlichen Verhältnisse nur unvollkommen widerspiegeln können (aus gut kontrollierten Kolonien betrafen so allein 24 Ind. den Lensterstrand und neun Ind. den Bottsand in Schleswig-Holstein und sechs Ind. den Bessin auf Hidden- see). Die drei ältesten Vögel waren während der letzten Kontrollfänge bereits 16, 17 und 19 Jahre alt. Aus dem Winterquartier liegen keine Wiederfunde vor, lediglich wenige von der Zugroute entlang der südlichen Nordsee- und Kanalküste.

Zwergseeschwalbe Sternula albifrons mit krummem Schnabel, Mai Zwergseeschwalbe Sternula albifrons – Umsiedlungen von und 1973. Foto: H. W. Nehls. nach Langenwerder. Little Tern Sternula albifrons with curved bill, May 1973. Photo: Little Tern Sternula albifrons – relocations to and from Langen- H. W. Nehls. werder.

Zwergseeschwalbe 110

100

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80

70

60

50 BP

40

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20

10

0 1901 1904 1907 1911 1914 1917 1920 1923 1926 1929 1932 1935 1938 1941 1944 1947 1950 1953 1956 1959 1962 1965 1968 1971 1974 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 Jahr

Zwergseeschwalbe Sternula albifrons – Brutbestand in den Jahren 1901-2011 (aus vielen Jahren vor 1957 liegen keine Daten vor). Little Tern Sternula albifrons – breeding population from 1901-2011 (no data available for many years before 1957). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 199

Zwergseeschwalbe Sternula albifrons mit Küken, Juni 1971. Foto: H. W. Nehls. Little Tern Sternula albifrons with chick, June 1971. Photo: H. W. Nehls.

Lachseeschwalbe Gelochelidon nilotica Gull-billed Tern

Sporadischer Durchzügler (Irrgast)

Zwei Beobachtungen: Vier Ind. am 02.07.1997 (D. Köh- ler. In: Müller 1999) und eine ad. nach SSW ziehend am 01.10.2008 (J. Mundt u. a.).

Raubseeschwalbe Hydroprogne caspia Caspian Tern

Regelmäßiger Durchzügler

Rastet regelmäßig in jahrweise unterschiedlicher Zahl Maximum im August und in der ersten Septemberhälfte mit abnehmender Tendenz von Ende März bis Mitte Ok- (Diagramm). Bemerkenswert war die große Zahl der Rast- tober. Erst- und Letztbeobachtungsdaten: je ein Ind. am vögel im August und September in der Periode von 1972- 31.03.1992 und 12.10.1975. 1983 mit Spitzentageswerten von ca. 50 Ind. (z. B. 49 am Während des Heimzuges bis etwa Anfang Juni relativ sel- 28.08.1972 und je 52 am 01. und 04.09.1975), die einen ten. Ab Mitte Juni erscheinen die ersten Wegziehenden, Schlafplatz auf der Sandbank vor der Nordküste besetzt bald auch zusammen mit Jungvögeln. Die Rastbestände hatten. Solche Zahlen wurden später nicht annähernd der dann oft länger verweilenden Vögel erreichen das wieder erreicht. So wurden z. B. 2011 insgesamt nur elf Ind. beobachtet. 200 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

2,5 Raubseeschwalbe

2

1,5

Ind. 1

0,5

0 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Monat / Pentade

Raubseeschwalbe Hydroprogne caspia – Durchschnittliche Tagessummen pro Pentade von April bis Oktober der Jahre 1962-2011 (n=5.149). Caspian Tern Hydroprogne caspia – average sum of daily observations per five-day-period between April and October from 1962-2011 (n=5.149).

Weißbart-Seeschwalbe Chlidonias hybrida Whiskered Tern

Sporadischer Durchzügler

Zwei Beobachtungen, die im Zusammenhang mit der hend, außerdem zogen Trauerseeschwalben (G. Puhl- Ausbreitung des Brutgebietes in unsere Region stehen: mann). • Acht ad. Ind. als Trupp am 13.07.2010 nach SW zie- • Zwei Ind. nach E ziehend am 28.04.2011 (F. Gosselck).

Weißflügel-Seeschwalbe Chlidonias leucopterus White-winged Tern

Sporadischer Durchzügler

Fünf Beobachtungen: • 02.05.1999 vier Ind. nach E ziehend (J. Kube u. S. • 28.05.1977 ein Ind. (W. u. M. Seifert. In: Müller 1979). Probst. In: Müller 2001). • 13.05.1997 90 Ind. nach NE ziehend (M. Grothmann. • 07.08.2007 ein Ind. (G. Puhlmann). In: Müller 1999). • 14.05.1997 109 Ind. nach SW ziehend (M. Grothmann. In: Müller 1999).

Trauerseeschwalbe Chlidonias niger Black Tern

Regelmäßiger Durchzügler

Während des jahrweise unterschiedlich ausgeprägten 25 Ind. die Insel. Ausnahmsweise waren es mehr, bis 2011 Heim- und Wegzuges passieren regelmäßig einzelne oder zogen an nur 34 Tagen mehr als 25 an einem Tag. Ma- kleine Trupps von weniger als zehn oder seltener bis zu ximal waren es 554 Ind. am 08.05.1990, die morgens U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 201

innerhalb von drei Stunden in Trupps von bis zu 120 der Nahrungssuche nachgingen. Früheste und späteste Ind. durchzogen, H.-H. Zöllick, und 56 am 20.08.2010, Beobachtungen: neun Ind. NE-ziehend am 13.04.2005 A. Köhler und H. W. Nehls. und ein Ind. am 18.10.1975, M. Grothmann. Der Mitte Gelegentlich rasten manche Vögel ein bis zwei Tage, sel- April schwach einsetzende Heimzug kulminiert in der ten länger. Als Ausnahme muss auch der Aufenthalt von ersten Maihälfte und läuft im Juni aus, um in den Wegzug 40-56 Ind. in der zweiten Augusthälfte und Mitte Septem- überzuleiten, der von Mitte Juli bis Ende August sein Ma- ber 2010 gelten, die hier wie die Lachmöwen (siehe dort) ximum erreicht und im September abflaut (Abb.).

Trauerseeschwalbe 750

700

650

600

550

500

450

400

350

Ind. 300

250

200

150

100

50

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Monat / Dekade

Trauerseeschwalbe Chlidonias niger – Dekadensummen aller Ind. in den Jahren 1962-2011 (ohne die 554 Ind. am 8. Mai 1990 verbleiben in der ersten Maidekade nur 163 Ind.) (n=3.257). Black Tern Chlidonias niger– ten-day-period sums for all individuals from 1962-2011 (excluding the 554 birds on 8 May 1990, only 163 indi- viduals remain in the first ten-day-period in May) (n=3.257).

Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis Sandwich Tern

Unregelmäßiger Brutvogel und regelmäßiger Durchzügler

Die ersten für Mecklenburg publizierten Beobachtungen Umsiedler). Die Hauptlegezeit beginnt Mitte der letzten dieser früher selten vorkommenden Art stammen aus den Aprildekade, das früheste Gelege wurde am 17. April ge- Jahren 1927 (Wachs 1927) und 1934 (Kuhk 1939). Da- funden. Die ersten Jungen schlüpfen in der letzten Mai- nach gibt es dokumentierte Feststellungen erst wieder dekade und werden ab Mitte Juni flügge. ab 1955 und von da an in jährlich steigender Zahl im Ende Juni setzt der Durchzug fremder Vögel mit ihren Zusammenhang mit der Zunahme der Art in der Ostsee flüggen Jungen ein. Von Juli bis in den September sind (Herrmann et al. 2008; Nehls 1983). 1962 erfolgte die ständig rastende Vögel anzutreffen, aus dem Oktober lie- erste Brutansiedlung auf Langenwerder, der größte Be- gen ebenfalls noch einige Daten vor (Letztbeobachtung stand wurde 1985 und 1986 mit 300 bzw. 320 BP erreicht. eines Ind. am 22.10.2006, (M. Helm. In: Müller 2010). Seit 1993 brüten sie nicht mehr alljährlich (Abb. S. 202). Die Brandseeschwalben legten ihre Kolonien innerhalb Beringungsergebnisse: Brandseeschwalben sind sowohl derjenigen der Lachmöwen und meistens im Grasland für längere Geburts- und Brutortstreue wie auch spontane an, lediglich 2007 brüteten sie auf der Westdüne unter Umsiedlungen bekannt. So liegen für den Langenwerder Sturmmöwen. Ringfunde vor, die für 91 Ind. Geburtsortstreue und für Erste Heimzügler erscheinen bereits Mitte März (frühes- zahlreiche als ad. beringte Seeschwalben Brutortstreue te Beobachtung eines Ind. am 18.03.1990, K. Lambert über mehrere Jahre dokumentieren. Dagegen steht eine und H. W. Nehls), die meisten treffen im Laufe des April Vielzahl von Auswanderern der als nfl. und ad. bering- ein, etliche auch später bis in den Juni (Erstbrüter und ten: 52 zur Heuwiese, eine zum Walfisch, drei zum Pa- 202 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

genwerder, eine zur Barther Oie, neun nach Dänemark, Das Alter von 278 als nfl. auf Langenwerder beringten eine nach Schweden und eine nach Polen. Zahlreiche Brandseeschwalben zum Zeitpunkt der letzten Lebend- Einwanderer dokumentieren ebenfalls den Austausch in- kontrolle auf dem Nest auf Langenwerder oder in einer nerhalb der Kolonien im nördlichen Europa: allein 66 fremden Kolonie war mit durchschnittlich 6,4 Jahren re- von der Heuwiese und 14 vom Beuchel, je eine von der lativ gering (Diagramm S. 204). Offensichtlich sind die Fährinsel, der Barther Oie, von Oehe-Schleimünde, drei Verluste in Afrika hoch. In geringerem Maße dürfte das von der deutschen Nordseeküste, 23 aus sechs Orten in nachgewiesene Alter auch durch den Verlust von Alu- Schweden, 67 aus 16 Orten in Dänemark, zwei aus den Ringen nach über zehn Jahren negativ beeinflusst wor- Niederlanden und fünf aus drei Orten in Großbritannien den sein. (Karten). Zweijährige Brutvögel wurden niemals gefunden. Den Insgesamt konnten 178 Ein- und 67 Auswanderungen Altersrekord hält mit 26 Jahren ein am 14.06.1968 auf (40 Orte) registriert werden, deren Anzahl letztlich im- Langenwerder beringter und am 01.06.1994 auf Heuwie- mer von der Intensität der Beringungs- und Kontrolltä- se kontrollierter Brutvogel (DEH 7047769). tigkeit in fremden Kolonien abhängig ist. Nicht wenige Die Fernfunde der auf Langenwerder beringten Vögel dieser Umsiedler wechselten ihre Brutorte mehrmals. Ein ordnen sich in das für diese Art bekannte Zugschema Vogel (DEH 6058137), beringt nfl.1984 auf Heuwiese und ein: Vor dem Wegzug zunächst Dispersion in der west- als Brutvogel 1988 auf Langenwerder kontrolliert, hat lichen und mittleren Ostsee, dann Abzug entlang der mit hoher Wahrscheinlichkeit 1993 in Amilaid, Estland westeuropäischen Küsten nach Afrika: ein Wiederfund (910 km NE) gebrütet, wo er am 20. Juli bei einer dorti- in Marokko, vier im Senegal, je einer in Gambia, Sierra gen Brandseeschwalben-Kolonie tot aufgefunden wurde Leone, Elfenbeinküste, Kongo, zwei in Namibia und einer (zwölf estnische Vögel wurden z. B. als Brutvögel auf Heu- in Südafrika (9.852 km S; DEH 7265410). Abweichend wiese kontrolliert, H.-U. Dost und H. W. Nehls). davon ist der Fund eines ad. Ind. am 20. August in Italien.

Brandseeschwalbe 325

300

275

250

225

200

175

150 BP 125

100

75

50

25

0 1962 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Jahr

Abb. 253: Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis – Brutbestand in den Jahren 1962-2011. Fig. 253: Sandwich Tern Sterna sandvicensis – breeding population from 1962-2011. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 203

Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis – Fremdfunde von Einwanderern. Sandwich Tern Sterna sandvicensis – long-distance recoveries of immigrants.

Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis – Wiederfunde von Auswanderern. Sandwich Tern Sterna sandvicensis – recoveries of emigrants. 204 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Brandseeschwalbe 70

65

60

55

50

45

40

35 Ind. 30

25

20

15

10

5

0 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26

Jahre

Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis – Altersverteilung der als nfl. beringten Vögel zum Zeitpunkt der letzten Kontrolle als Brutvogel (n=278). Sandwich Tern Sterna sandvicensis – age distribution of birds ringed as hatchlings at the time of their final check as breeders (n=278).

Brandseeschwalben Sterna sandvicensis in der Brutkolonie, Mai 1989. Foto: H. W. Nehls. Sandwich Terns Sterna sandvicensis in the breeding colony, May 1989. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 205

Brandseeschwalben Sterna sandvicensis mit Küken, Mai 1987. Foto: H. W. Nehls. Sandwich Terns Sterna sandvicensis with chick, May 1987. Photo: H. W. Nehls.

Flussseeschwalbe Sterna hirundo Common Tern

Unregelmäßiger Brutvogel und regelmäßiger Durchzügler

Über das Brüten der Art auf dem Langenwerder in frü- Die Flussseeschwalben erscheinen später als die Küstensee- herer Zeit herrscht Unklarheit. Wahrscheinlich war man schwalben und nicht vor dem 20. April. Auch der Legebe- während der kurzen Besuche damals oft nicht in der Lage, ginn lag später, das erste Ei wurde am 8. Mai gefunden, die Küsten- und Flussseeschwalben bzw. deren Gelege ein- Hauptlegezeit fiel in die zweite Maidekade. Entsprechend deutig zu unterscheiden. Man darf aber annehmen, dass schlüpften die ersten Küken in der ersten Junipentade und die Flussseeschwalbe wenigstens um die Wende vom 19. wurden Ende Juni flügge. Über den Flüggeerfolg liegen zum 20. Jh. dort brütete (Diskussion dazu in Kuhk 1939). keine verwertbaren Daten vor. Im Laufe der ersten Hälfte des 20. Jh. konnte das Brüten Während der Heimzug fremder Vögel unauffällig verläuft, beider Arten bestätigt werden. Die Flussseeschwalbe war passieren während des Wegzuges ab Juli, vorwiegend im jedoch stets die seltenere Art (Wachs 1926). Der Bestand August bis in den September, regelmäßig Seeschwalben die unterlag seitdem ständig größeren Schwankungen. Ma- Insel. Dabei konnte die Artzugehörigkeit oft nicht erkannt ximalbestände wurden in den Jahren 1938 (ca. 50 BP), werden, sodass die vorliegenden Daten sich z.T. auf beide 1957 (90 BP), 1958 (46 BP) und 1987 (45 BP) registriert. Arten beziehen. In den allermeisten Fällen dürfte es sich aber Seit 1991 wurde ein starker Rückgang beobachtet, der seit überwiegend um Flussseeschwalben gehandelt haben. Meis- 1998 im Erlöschen endete. Lediglich 2001 kam es noch- tens sind es kleine Trupps und die Tageswerte liegen unter 20 mals zu einer erfolgreichen Brut (Diagramm). Die Gründe Ind., gelegentlich wurden auch bis zu 50 nach SW ziehende für die offensichtliche Abwanderung zu binnenländischen registriert. Ein außergewöhnlich starker SW-Zug konnte vom Brutplätzen, eine ähnliche Entwicklung erfolgte auf dem 25.-29.08.1957 beobachtet werden. An diesen fünf Tagen Walfisch, sind nicht eindeutig erkennbar. zogen insgesamt schätzungsweise mind. 1.300 Ind. durch, Die Brutkolonien waren stets von denjenigen der Küsten- Brenning (1964). Im Laufe des Septembers klingt der Weg- seeschwalben getrennt und lagen mit wenigen Ausnah- zug aus. Im Oktober wurden nur noch selten Durchzügler men im früher beweideten Teil der Insel auf der Wiese und beobachtet (14 Daten, davon sechs allein 2010, maximal 20 dem schütter bewachsenen Oststrand der Insel. In diesen am 01.10.2010). Letztbeobachtung : ein Ind. am 18.10.1975, Bereichen breiteten sich die Sturmmöwen nach Einstel- Artbestimmung nicht ganz sicher, M. Grothmann. Oft rasten lung der Beweidung erst langsam aus. die Seeschwalben auf der Sandbank im Südwesten. 206 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Beringungsergebnisse: Flussseeschwalben wurden bereits wig-Holstein (ein Ind.), von der Barther Oie (ein Ind.), 1936 auf Langenwerder beringt, in größerer Zahl aber erst von der Fährinsel (ein Ind.) und vom Krakower Obersee seit den 1950er Jahren. Durch den Brutvogelfang sind so- (zwei Ind.). Die nachgewiesenen Aus- und Einwanderun- wohl Geburtsorts- wie auch Brutortstreue über mehrere gen überschritten das Umfeld von maximal 90 km nicht. Jahre nachgewiesen (drei bzw. 13 Ind.). Umsiedlungen er- Einige Fernfunde während des Zuges bzw. im Winterquar- folgten relativ oft zwischen Langenwerder und dem Wal- tier liegen von der französischen Atlantikküste, aus Portu- fisch in beide Richtungen (acht Ind.), belegt ist auch eine gal, Ghana (zwei Ind.) und von einem Ind. aus Durban, Umsiedlung zu den Dambecker Seen. Ansiedlungen frem- Südafrika (9.526 km SSE) vor. der Vögel wurden nachgewiesen vom Graswarder, Schles-

Flussseeschwalbe 90

80

70

60

50

40 BP

30

20

10

0 1925 1928 1931 1934 1937 1940 1943 1946 1949 1952 1955 1958 1961 1964 1967 1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 Jahr

Flussseeschwalbe Sterna hirundo – Brutbestand in den Jahren 1931-2011 (aus vielen Jahren vor 1955 sind keine Daten verfügbar). Common Tern Sterna hirundo – breeding population from 1931-2011 (no data available for many years before 1955).

Brütende Flussseeschwalbe Sterna hirundo auf der Koppel, Juni 1966. Foto: H. W. Nehls. Breeding Common Tern Sterna hirundo in the paddock, June 1966. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 207

Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea Arctic Tern

Regelmäßiger Brutvogel und Durchzügler

Die Küstenseeschwalbe brütet wahrscheinlich seit „alten Der seit vielen Jahren anhaltende geringe Flüggeerfolg Zeiten“ auf der Insel. Es ist der einzige durchgängig besetz- von schätzungsweise weniger als 0,4 bis annähernd 0 pro te Brutplatz in M-V, der zuerst von Zander (1851) erwähnt BP (genaue Daten liegen leider nur aus wenigen früheren wird. Er berichtet von einer großen Kolonie im Jahr 1850. Jahren vor) musste trotz der hohen Geburtsortstreue und Der Bestand unterlag im Laufe der Zeit immer gewissen Lebenserwartung der Art langfristig zum Rückgang führen. Schwankungen. Obwohl aus den frühen Jahren keine In den 1960er Jahren lag der Flüggeerfolg noch zwischen genauen Angaben vorliegen, darf angenommen werden, 0,8 und 1,3 pro Paar. Beispielsweise konnten von 150 im dass es damals nie viel mehr als etwa 120 BP gewesen sind Jahr 1964 beringten Jungen später 43, davon vier in Däne- (zumal Fluss- und Küstenseeschwalben oft nicht getrennt mark, als Brutvögel festgestellt werden (28,7 %), tatsäch- erfasst wurden). Dass der Bestand jedoch sicher immer grö- lich dürften aber mehr die Brutreife erlangt haben. ßer als derjenige der Flussseeschwalben war, wurde bereits von Wachs (1926) erwähnt. Exakte Zahlen sind auch heute Beringungsergebnisse: Insgesamt wurden auf Langenwer- noch wegen häufiger Nachgelege schwierig zu erlangen. der mehr als 4.000 junge und alte Küstenseeschwalben Durch Prädatoren und Hochwasser gehen viele Gelege beringt, sodass durch die vielen Kontrollen der Brutvögel und Küken verloren, vor allem auch durch Sturmmöwen. hauptsächlich in den 1960er bis in die 1980er Jahre ein Besonders seit den 1990er Jahren ist wohl hauptsächlich umfangreiches populationsbiologisches Material gesam- aus diesen Gründen ein negativer Bestandstrend zu beob- melt werden konnte, das hier nicht im Einzelnen ausge- achten. Spitzenwerte um 1980 wurden durch Zuwande- wertet werden kann. Der inzwischen erloschene Bestand rungen vom nahen Walfisch verursacht, wo der Bestand auf dem Walfisch stand mit demjenigen auf Langenwerder durch Anwesenheit von Raubsäugern Einbußen erlitt. Das in ständigem Austausch. Zwischen den nächstgelegenen Bestandsminimum 2010 betrifft nur Gelegefunde nach Kolonien in Schleswig-Holstein und Dänemark ist der Hochwasser, Mitte Mai waren mehr BP anwesend (es kann nachgewiesene Austausch nicht erheblich, Herrmann und mit mindestens 30 potentiellen BP gerechnet werden). Nehls (2009), tatsächlich wahrscheinlich aber doch etwas Die Kolonien befinden sich auf Sand- und Geröllstrand, größer, denn trotz intensiver Beringung auf Langenwerder z.T. in schütterer Vegetation und häufig nahe am Spül- und Walfisch wurden hier immer wieder unberingte und saum des West- und Nordstrandes. Früher existierten auch somit offenbar fremde Altvögel gefangen. Nachweislich größere Kolonien am Südostufer und in manchen Jahren stammten 15 Einwanderer vom Graswarder und 15 aus auf einer Sandbank vor der Nordküste, wo die Bruten vor zwölf Kolonien von den dänischen Inseln. Demgegenüber Prädatoren sicher waren. Seinerzeit brüteten die Küsten- konnten vier Auswanderer zum Graswarder und elf zu seeschwalben in drei bis vier Kolonien, in den letzten Jah- neun Kolonien auf den dänischen Inseln belegt werden. ren nur noch in zwei. Seit einigen Jahren wird versucht, Dabei gab es zwei Fälle von Rücksiedlungen (Karte). Zahl- durch Ausbringen von Nestschutzhauben und Kükenver- reiche Ringvögel wurden mehrfach auf Langenwerder oder stecken die Verluste durch Sturmmöwen zu minimieren. zwischendurch auf dem Walfisch kontrolliert. Es handelte Solche Schutzhauben aus Draht wurden bereits vor 1945 sich um 275 als Altvögel und 493 als nichtflügge auf Lan- auch für Austernfischer von Wachs (1949) eingesetzt. genwerder oder Walfisch beringte Vögel, die wenigstens Das Diagramm S. 208 zeigt die Bestandsentwicklung seit einmal auf Langenwerder wiedergefangen wurden. Das 1913, soweit Zähl- oder Schätzdaten vorliegen (fehlende durchschnittliche Alter der jung beringten Vögel betrug Säulen bedeuten Brüten einer unbekannten Anzahl oder im Jahr der letzten Kontrolle 11,3 Jahre und lag damit im nicht verwertbare Zusammenfassungen von Fluss- und Bereich der in der Literatur mit zehn bis zwölf Jahren für Küstenseeschwalben). andere Kolonien angegebenen Werte. Im Frühjahr treffen die Küstenseeschwalben Mitte April bis Bemerkenswert sind 14 Ind. mit einem Alter von 25 – Anfang Mai ein, einzelne bereits in der ersten Aprildekade 29 Jahren (Diagramm S. 209). Obwohl Küstenseeschwal- (frühestes Datum: zwei Ind. am 03.04.2009, H. Zimmer- ben von einigen bekannten Ausnahmen abgesehen ge- mann). Bei einer am 31.03.1999 beobachteten Seeschwalbe wöhnlich erst ab einem Alter von drei Jahren erstmals konnte der Beobachter die Flussseeschwalbe nicht ausschlie- brüten, konnten auf Langenwerder insgesamt sechs Zwei- ßen, doch ist die Küstenseeschwalbe wahrscheinlicher. jährige (=1,2 %) kontrolliert werden. Den Altersrekord hält Die ersten Gelege werden gewöhnlich in der letzten Ap- DEW 7282712 (o ad. 07.06.1959, v 1969, 1970, 1983, 1985 rilpentade gefunden, die ersten Küken schlüpfen bereits und 29.05.1987). Dieser Vogel war 1987 mindestens 30 am 21. Mai und sind ab 14. Juni flugfähig. Die letzten aus oder 31 Jahre alt. Nachgelegen werden im Laufe des Juli flügge. Die Fernfunde weisen nach der Brutzeit eine Dispersion Der Abzug erfolgt umgehend nach dem Flüggewerden der ostwärts bis Rügen aus. Der Zugweg führt anschließend Jungen. Fremde Durchzügler werden von Juli bis Mitte über Dänemark und die Nordsee (z.T. über Großbritan- September in geringer Zahl beobachtet. Die späteste Be- nien) zum Atlantik. Je ein Jungvogel befand sich Ende obachtung eines Ind. datiert vom 12.10.2011, M. Vieth August bereits in Liberia und Mitte August in Ghana, u. a. Durchziehende Seeschwalben beider Arten wurden zwei wurden Mitte und Ende Dezember in Südafrika auf- meistens nicht auf den Artstatus unterschieden (siehe gefunden (DEH 7106448 auf 33.41 S, 26.40 E, 9.862 km Flussseeschwalbe). SSE und DEH 7000611 auf 30.17 S, 30.45 E, 9.566 km In vielen Jahren wurden fast alle Jungvögel beringt. Bereits SSE). Je ein Altvogel wurde Mitte September aus Benin vor dem Zweiten Weltkrieg arbeiteten Beringer wenigstens (DEW 7266187) und Anfang Oktober aus Namibia (DEW seit 1925 mit Helgoland- und Rossitten-Ringen auf der 7266799) gemeldet. Insel. 208 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Küstenseeschwalbe 225

200

175

150

125

100 BP

75

50

25

0 1913 1916 1919 1922 1925 1928 1931 1934 1937 1940 1943 1946 1949 1952 1955 1958 1961 1964 1967 1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 Jahr

Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea – Brutbestand in den Jahren 1913-2011 (aus vielen Jahren vor 1954 liegen keine Daten vor). Arctic Tern Sterna paradisaea – breeding population from 1913-2011 (no data available for many years before 1954).

Angreifende Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea mit H.-H. Zöllick, Juni 1989. Foto: H. W. Nehls. Fig.: Arctic Tern Sterna paradisaea attacks H.-H. Zöllick, June 1989. Photo: H. W. Nehls.

Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea – Umsiedlungen (Aus- und Einwanderer). Arctic Tern Sterna paradisaea – relocations (emigrants and immi- grants). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 209

Küstenseeschwalbe

50

45

40

35

30

25 Ind.

20

15

10

5

0 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29

Jahre

Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea – Altersverteilung der als nfl. beringten Vögel zum Zeitpunkt der letzten Kontrolle als Brutvogel (n=495). Arctic Tern Sterna paradisaea – age distribution of birds ringed as hatchlings at the time of their final check as breeders (n=495).

Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea mit Küken nach der Fütterung, Juni 1989. Foto: H. W. Nehls. Arctic Tern Sterna paradisaea with chick after feeding, June 1989. Photo: H. W. Nehls. 210 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Gelege der Küstenseeschwalbe Sterna pardisaea am Strand, Mai 1973. Foto: H. W. Nehls. Arctic Tern Sterna pardisaea nest on the beach, May 1973. Photo: H. W. Nehls.

Junge Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea drückt sich am Ufer, Juni 1964. Foto: H. W. Nehls. A young Arctic Tern Sterna paradisaea hunkers down along the shore, June 1964. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 211

Hohltaube Columba oenas Stock Dove

Unregelmäßiger Durchzügler

Wurde am 17.10.1982 erstmals für das Gebiet festgestellt. ber bis Ende Oktober siebenmal in bis zu fünf Ind. Einzi- Seitdem noch achtmal gesehen, davon einmal Mitte März ge Sommerbeobachtung am 10.07.1984 eine Hohltaube drei Ind. wohl auf dem Heimzug und von Ende Septem- durch K. Lambert.

Ringeltaube Columba palumbus Common Wood Pigeon

Regelmäßiger Durchzügler und Gastvogel

Erscheint jedes Jahr auf und über dem Langenwerder. Ind.; einsetzen kann er schon Ende Februar und sich bis Am auffälligsten sind Wegzugbewegungen in der zwei- Mitte Mai hinziehen. ten und dritten Oktoberdekade, in denen wiederholt Ansonsten überwiegen von Ende April bis Ende Septem- Schwärme von mehr als 1.000 Ind. gezählt wurden, z. ber Beobachtungen von ein bis zwei Ind. auf der Insel B. am 26.10.2006 insgesamt mindestens 5.000 Ind., M. selbst, diese Vögel stammen sicher vom gegenüber lie- Helm, beginnen kann der Herbstzug schon in der dritten genden Festland. In den eigentlichen Wintermonaten Septemberdekade. Der Heimzug im März/April ist viel November bis Mitte Februar ist die Art in den letzten 50 unauffälliger, maximal waren es Ende März bis zu 240 Jahren sehr selten gesehen worden.

Türkentaube Streptopelia decaocto Eurasian Collared Dove

Sporadischer Gast

Wurde im Zusammenhang mit der räumlichen Expan- Jahr. Seit der Erstbeobachtung liegen insgesamt 14 Regis- sion erstmals Ende April 1973 auf dem Langenwerder trierungen aus 13 Jahren vor. Zuletzt wurde eine Türken- festgestellt. Seitdem tauchte die Art bis Anfang Oktober taube am 07.07.2008 durch D. Jäkel gesichtet. in ein bis drei Ind. auf, allerdings längst nicht in jedem

Turteltaube Streptopelia turtur European Turtle Dove

Sehr seltener Gast

Außer den beiden bereits veröffentlichten Beobachtun- 16.09.1982 (ein Ind. G.Wagner) liegen keine weiteren gen vom 29.07.1981 (zwei Ind. H. Zimmermann) und Nachweise vor (Brenning 1994).

Kuckuck Cuculus canorus Common Cuckoo

Regelmäßiger Durchzügler und Sommergast

Wird fast jedes Jahr gesehen. Sein Ruf ertönt ab Anfang oder Wiesenpieper Brutparasitismus betreibt, ist bisher Mai (Erstbeobachtung am 01.05.1996), meistens sind es nicht nachgewiesen. einzelne Vögel, aber auch zwei und ganz selten drei, die Im Laufe des Junis nimmt die Zahl der Beobachtungen im Mai und Juni tage- oder sogar wochenlang auf der In- stark ab. Von Juli bis August gibt es nur wenige Nachwei- sel erscheinen und gewöhnlich von Poel herüber fliegen. se, der letzte Kuckuck wurde am 24.09.2010 registriert. Ob die Art bei den auf dem Langenwerder brütenden Ein Ind. fing sich am 14.08.1991 in einem Japannetz. Singvogelarten wie Feldlerche, Rohrammer, Bachstelze

Schleiereule Tyto alba Western Barn Owl

Unregelmäßiger Durchzügler, ausnahmsweise Brutvogel

Alle Eulen mit Ausnahme der Sumpfohreule wurden Japannetzen nachgewiesen. Im April 1989 kam es zu hauptsächlich durch Fang in Greifvogelkörben und einer erfolglosen Brut in einem ursprünglich für Gän- 212 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

sesäger an der hinteren Schuppenwand aufgehängten gezogen wurden. Bestätigt wird das durch einen fremden Nistkasten (Brenning 1994). Außerdem wurden einzel- Ringfund: DEH EA 091164 o njg. NE von Bad Doberan am ne Schleiereulen in den Jahren 1984, 1987, 1990, 1995, 03.08.2000, v zwei Monate später am 4. Okt. auf Langen- 1999, 2000, 2001, 2002, 2005 und 2006 meistens in den werder 30 km WSW. Monaten Ende August bis Mitte November festgestellt, 1995 und 2005 auch im Zeitraum März bis Anfang Mai. Beringungsergebnisse: Außer dem o. g. Fremdfund lie- Wahrscheinlich handelte es sich um Brutvögel der weite- gen von den bisher beringten 14 Schleiereulen keine ren Umgebung, die durch die Feldmäuse auf der Insel an- Rückmeldungen vor.

Raufußkauz Aegolius funereus Boreal Owl

Sporadischer Durchzügler

Wahrscheinlich aus Fennoskandien und Osteuropa stam- mende Raufußkäuze benutzen den Langenwerder zu kur- zer Rast. Alle fünf Nachweise basieren auf Fängen wäh- rend des Wegzuges (je ein Ind., alle wurden beringt):

• 19.09.1989 (Abb.). • 04.-05.11.1989. • 28.-29.09.1993. • 03.-04.10.1993. • 19.09.1996.

M. Grothmann, B. Heinze, D. Schmeckebier, H. Zim- mermann u. a. In: Brenning (1994); Müller (1991, 1995, 1999). Ringfunde liegen nicht vor.

Gefangener Raufußkauz Aegolius funereus, September 1989. Foto: M. Vieth. Captured Boreal Owl Aegolius funereus, September 1989. Photo: M. Vieth.

Sperlingskauz Glaucidium passerinum Eurasian Pygmy Owl

Irrgast

Am 29.09.1993 wurde ein möglicherweise aus Skandi- navien stammender Sperlingskauz im Norden der Insel im Japannetz gefangen (B. Heinze u. a. In: Müller 1995). Durch diesen Fang wurde der zweite Nachweis der Art für M-V im 20. Jh. dokumentiert (Abb.).

Ein Sperlingskauz Glaucidium passerinum fing sich im Japannetz, September 1993. Foto: B. Heinze. A Eurasian Pygmy-Owl Glaucidium passerinum was captured in a mist net, September 1993. Photo: B. Heinze. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 213

Waldohreule Asio otus Long-eared Owl

Regelmäßiger Durchzügler

Bedingt durch die saisonalen Fangaktivitäten liegen fast nur Nachweise vom Wegzug aus dem Zeitraum Ende Sep- tember bis November vor. Die meisten Waldohreulen, wahrscheinlich aus dem Osten bzw. Nordosten stam- mend, wurden im Oktober gefangen (30 Ind.). Spätestes Datum war der 28.11.1991, einziges Frühjahrsdatum der 31.03.2009.

Beringungsergebnisse: Bis 2011 wurden 40 Waldohreulen beringt, von denen drei Wiederfunde vorliegen: • nach zwei Monaten in Belgien (51.19 N, 03.18 E), 629 km WSW, • nach drei Monaten in Schleswig-Holstein (54.18 N, 11.01 E), 43 km NW, • nach über vier Jahren im Winter in Frankreich (48.50 N, 07.58 E), 628 km SSW.

Waldohreulen Asio otus wurden von allen Eulen am häufigsten gefangen, April 2009. Foto: H. Zimmermann. Long-eared Owl Asio otus is the most commonly captured owl species, April 2009. Photo: H. Zimmermann.

Sumpfohreule Asio flammeus Short-eared Owl

Regelmäßiger Durchzügler und Jahresgast, ausnahmsweise Brutvogel

Die Sumpfohreule ist mit Abstand die häufigste Eule auf dem Langenwerder. Bisher konnte eine erfolglose Brut mit Gelegefund im Jahr 1971 durch W. Spillner nachgewiesen werden (Müller 1973; Brenning 1994). Da in mehreren Jahren auch im Sommerhalbjahr immer wieder Sumpf- ohreulen beobachtet wurden, erscheinen unentdeckt ge- bliebene Bruten auf der Insel oder nahegelegenen Wiesen und vor allem dem Kieler Ort wahrscheinlich. Mehrfach gefundene Rupfungen von ad. Küstenseeschwalben zur Brutzeit lassen ebenfalls auf diesen Prädator schließen. Das Verweilen von Durchzüglern und Wintergästen ist sicher abhängig von der Häufigkeit der Feldmäuse (u.a. beeinflusst durch großflächige Überschwemmungen wäh- rend Sturmhochwasser). Der Heimzug findet hauptsächlich von März bis Mitte April statt, der Wegzug von Mitte September bis in den Novem- ber (Diagramm), wobei die Daten von Mitte November bis in den März infolge geringer Beobachtungsintensität nicht repräsentativ sein können. Fast immer handelte es sich um Einzelvögel, an einigen Tagen allerdings auch um mehrere, maximal am 13.02.1967 um zwölf Eulen.

Beringungsergebnisse: Von den 34 beringten Sumpfohr- eulen liegen nur vier Ortsfunde vor, die eine Verweildauer Sumpfohreulen Asio flammeus blieben in manchen Jahren als Brutvögel in der Umgebung vermutlich unentdeckt, November von mindestens vier (zwei Ind.) und 14 Tagen (ein Ind.) 1991. Foto: H. W. Nehls. beweisen. Eine Sumpfohreule (DEH HA 004866) wurde It is likely that locally breeding Short-eared Owls Asio flammeus nach drei Jahren abermals kontrolliert (o 19.10.1992, remained undetected in some years, November 1991. Photo: H. v 11.11.1995, Brutvogel aus der näheren Umgebung?). W. Nehls. 214 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Sumpfohreule 55

50

45

40

35

30

25 Ind. 20

15

10

5

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Monat / Dekade

Sumpfohreule Asio flammeus – Dekadensummen aller Ind. in den Jahren 1962-2011 (n=373). Short-eared Owl Asio flammeus – ten-day-period sums for all individuals from 1962-2011 (n=373).

Waldkauz Strix aluco Tawny Owl

Sporadischer Gastvogel

Es liegen lediglich drei Beobachtungen vor: je ein Ind. am 17.09.1981; 30.-31.10.1982 und 22.09.1994.

Mauersegler Apus apus Common Swift

Regelmäßiger Durchzügler

Erscheint alljährlich über der Insel. Die früheste Beob- von ziehenden Mauerseglern, weniger aus dem Frühjahr, achtung machten M. Grothmann u.a. am 27.04.1992, die als vielmehr aus den Monaten Juli und August. Diese letzte H. W. Nehls am 10.10.2001. Dazwischen kann der Zugbewegungen können sich über den ganzen Tag erstre- Mauersegler einzeln oder in kleineren Gruppen immer cken oder auch nur morgens oder abends stattfinden. So auftreten, wobei die Zahl der Beobachtungen im Mai/Juni war der 15.07.1974 ein starker Zugtag, an dem mehr als ständig wächst und das Maximum den gesamten Juli und 500 Mauersegler über die Insel hinweg gezogen sind oder die erste Augustdekade umfasst. Ab Mitte August nimmt am 04.07.1996 zählte D. Köhler alleine in der Zeit von die Anzahl der Beobachtungen stark ab, bis sie in der 13:00-15:00 Uhr MESZ 543 nach SSW ziehende Mauer- dritten Septemberdekade ganz versiegt. segler, dieser Zug hielt bis zum Abend an. Nicht selten jagen Mauersegler gemeinsam mit Rauch- und Uferschwalben über der Insel nach Nahrung; dabei Beringungsergebnisse: Mehr durch Zufall fing sich 1984 dürfte es sich um Brutvögel aus der weiteren Umgebung und 2010 je ein Mauersegler in den aufgestellten Singvo- handeln. Es gibt aber auch zahlreiche Beobachtungen gelnetzen. Kein Wiederfund. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 215

Eisvogel Alcedo atthis Common Kingfisher

Unregelmäßiger Durchzügler

Aus 50 Jahren Beobachtungstätigkeit liegen insgesamt Über die jahreszeitliche Verteilung von der zweiten Au- 60 Nachweise aus 16 Jahren vor, das bedeutet, dass diese gust- bis zur zweiten Novemberdekade gibt die nachste- Art im Durchschnitt nur jedes dritte Jahr gesehen wird. hende Zahlenleiste Auskunft:

Monat Aug. Sept. Okt. Nov. Dekade 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 Dekadensumme 2 2 5 8 16 9 11 3 0 2

Es handelte es sich fast immer um Einzelvögel, nur am 23.09.2001 und am 26.09.2009 waren es zwei. Außerhalb der dargestellten Zeit liegen zwei Beobachtungen vor: am 17.05.1983 durch U. Büttner und am 12.07.2009 durch G. Puhlmann und M. Vieth.

Beringungergebnisse: Seit 1974 hat sich der Eisvogel wie- derholt in Japannetzen gefangen, insgesamt wurden 21 Ind. mit einem Ring versehen, von denen es keine Rück- meldungen gibt. Maximal wurden in einer herbstlichen Fangsaison vier Ind. gefangen, in zwei Jahren jeweils zwei und drei und in den restlichen sieben Jahren jeweils ein Ind.

Eisvögel Alcedo atthis fingen sich gelegentlich in Japannetzen, September 2009. Foto: J. Mundt. Common Kingfishers Alcedo atthis occasionally get trapped in mist nets, September 2009. Photo: J. Mundt.

Wiedehopf Upupa epops Eurasian Hoopoe

Ausnahmeerscheinung

Der schon in Brenning (1994) erwähnte Fang eines Wie- dehopfs am 20.09.1993 ist der bisher einzige Nachweis für diese Art geblieben, dasselbe Ind. fing sich acht Tage später noch einmal im Netz, M. Grothmann, B. Heinze, M. Helm u.a.

Der Wiedehopf Upupa epops wurde nur einmal auf der Insel nach- gewiesen, September 1993. Foto: B. Heinze. The Eurasian Hoopoe Upupa epops has only been recorded once on the island, September 1993. Photo: B. Heinze. 216 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Wendehals Jynx torquilla Eurasian Wryneck

Sehr seltener Durchzügler

Den beiden Frühjahrsnachweisen vom 19. und 25.04.1987, sowie weiteren fünf am 18.08.1974, 23.08.1969, 25.08.1967, 07.09.1968 und 21.09.1973 vom Herbstzug (Brenning 1994), die alle durch Netzfänge erbracht wur- den, kann nur ein einziger Nachweis hinzugefügt werden: am 01.10.1998 fanden M. Grothmann und B. Heinze eine frische Wendehalsrupfung.

Wendehälse Jynx torquilla wurden nur selten gefangen, August 1969. Foto: H. W. Nehls. The Eurasian Wryneck Jynx torquilla has been caught very rarely on the island, August 1969. Photo: H. W. Nehls.

Schwarzspecht Dryocopus martius Black Woodpecker

Seltener Gast

Überfliegt beim Umherstreifen gelegentlich auch den Lan- • 28.09.1993 M. Grothmann. genwerder. Es liegen bislang vier Nachweise von je einem • 27.09.2001 B. Heinze. Ind. vor: • 27.07.2002 G. Vogt. • 01.12.2004 K. Lambert, H. Zimmermann.

Buntspecht Dendrocopus major Great Spotted Woodpecker

Unregelmäßiger Durchzügler und Gast

Wird im Durchschnitt nur jedes dritte Jahr gesehen. Kann wurden am 07.07.2003, 20.07.2011 und am 28.07.1986 ab Anfang September bis Ende Oktober, am häufigsten gemacht. von der dritten September- bis zur zweiten Oktoberdekade, fast immer einzeln, nur einmal waren es zwei, auftauchen. Beringungsergebnisse: Gefangen und beringt wurden bis- Drei Beobachtungen von umherstreifenden Buntspechten her acht Buntspechte. Keine Wiederfunde.

Kleinspecht Dryobates minor Lesser Spotted Woodpecker

Spärlicher Durchzügler

Tritt von Anfang September bis Ende Oktober, am häu- figsten in der ersten Oktoberdekade in Erscheinung, fast immer einzeln, nur einmal zu zweit. Ist seit 1962 in elf Jahren registriert worden, also nur jedes vierte oder fünfte Jahr, die letzte Beobachtung datiert vom 14.09.2007 (ein weiterer Fang gelang 2012, Abb.).

Beringungsergebnisse: Gefangen wurden insgesamt 14 Kleinspechte, meistens pro Jahr ein Ind., 1985 jedoch zwei und 1986 sogar drei in einer Fangsaison. Rückmeldungen gibt es nicht.

Gefangener männlicher Kleinspecht Dryobates minor, Oktober 2012. Foto: H. W. Nehls. Captured male Lesser Spotted Woodpecker Dryobates minor, Octo- ber 2012. Photo: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 217

Pirol Oriolus oriolus Eurasian Golden Oriole

Seltener Gast

Es liegen nur vier Beobachtungen vor: Jeweils ein Ind. am gehandelt haben. Nach K. Lambert hielt er sich vor allem 29.07.1970, 30.06. und 01.07.1985 und 26.06.1990. Bei über dem Südteil der Insel auf, wo er mehrfach rüttelte, um den Beobachtungen von 1985 dürfte es sich mit hoher Insekten zu fangen. Wahrscheinlichkeit um denselben Vogel, ein Männchen,

Neuntöter Lanius collurio Red-backed Shrike

Regelmäßiger Durchzügler

Erscheint fast jedes Jahr in wenigen Ind. Sein Auftreten Beringungsergebnisse: Seit 1962 sind 59 Neuntöter mit im Jahresverlauf ist im Diagramm dargestellt. Da nur ganz Ringen versehen worden, von denen es keine Rückmel- selten zwei Neuntöter gleichzeitig gesehen wurden, ent- dungen gibt. Maximal wurden in einer herbstlichen Fang- spricht die Anzahl der gemachten Beobachtungen derje- saison fünf Ind. gefangen, meistens waren es aber weni- nigen der gesehenen Vögel. ger. Gelegentlich hielten sich einzelne Vögel über mehrere Tage im Gebiet auf. Neuntöter 40

35

30

25

20

Ind. 15

10

5

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Monat / Dekade

Neuntöter Lanius collurio – Dekadensummen aller Ind. in den Jahren 1962-2011 (n=156). Red-backed Shrike Lanius collurio – ten-day-period sums for all individuals from 1962-2011 (n=156).

Raubwürger Lanius excubitor Great Grey Shrike

Regelmäßiger Durchzügler

Kann wie der Neuntöter fast alljährlich in wenigen Ind. die nachstehende Zahlenleiste ausweist, die die Anzahl der vorkommen, allerdings zu anderen Zeiten. So wurde der von 1962-2011 gemachten Beobachtungen pro Dekade Raubwürger ausnahmsweise zwar schon im August beob- enthält, die ebenfalls in etwa der Zahl der gesehenen Vögel achtet, sein Hauptvorkommen lag jedoch im Oktober, wie entspricht, da sie fast immer einzeln auftreten. 218 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Monat Aug. Sept. Okt. Nov. Dekade 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Dekadensumme 1 1 6 7 6 12 30 57 38 8 11 2

Auch aus den Wintermonaten Januar und Februar, beson- ders den beiden letzten Februardekaden liegen einige Be- obachtungen vor.

Beringungsergebnisse: Gefangen wurden 39 Raubwürger, von denen es eine Rückmeldung gibt: • DEH NA25849 o ad. 10.10.2000 Langenwerder, v 22.03.2003 Pohnsdorf/Plön, Schleswig-Holstein, of- fensichtlich auf dem Heimzug (84 km WNW).

Der herbstliche Einflug kann von Jahr zu Jahr unterschied- lich stark sein. Während in vielen Jahren nur ein Ind. ge- fangen wurde, waren es z. B. 1988 sechs. Manche Raub- würger verweilen tagelang im Gebiet.

Gefangener Raubwürger Lanius excubitor, Oktober 1984. Foto: H. W. Nehls. Captured Great Grey Shrike Lanius excubitor, October 1984. Photo: H. W. Nehls.

Elster Pica pica Eurasian Magpie

Regelmäßiger Gast

Insbesondere seit den 1970er Jahren in meistens ein oder aber wieder 35, die besonders im Frühjahr von Ende März zwei Ind. zu jeder Jahreszeit auftretend. Hat in manchen bis Ende Mai erfasst wurden. Dabei dürfte es sich meistens Jahren auch schon versucht, ein Nest im Gebüsch am Haus immer um dieselben von Poel herüber gekommenen Vögel anzulegen. Die Summe aller registrierten Elstern pro Jahr gehandelt haben. Aus den Jahren von 1962-1972 liegt nur betrug maximal 83 (1995), lag aber häufig auch viel nied- eine Beobachtung einer einzelnen Elster am 09.05.1962 riger, z. B. 2009 2 und 2010 4 Ind., 2011 waren es dann vor.

Eichelhäher Garrulus glandarius Eurasian Jay

Unregelmäßiger Durchzügler

Kann bei seinen aperiodischen Invasionsflügen auch noch in der zweiten und dritten Oktoberdekade. Feststel- das Langenwerdergebiet berühren und kurzzeitig in den lungen aus dem Frühjahr sind ausgesprochen rar, es liegen vorhandenen Büschen rasten. Nicht selten tauchen nur nur drei vom 09.05.1979, 11.05.1997 und 26.05.2000 in einzelne oder wenige Eichelhäher auf, in Invasionsjahren maximal fünf Ind. vor. aber beträchtlich mehr, so wurden 1977 innerhalb von fünf Tagen ca. 350 Ind. gezählt, am 03.10.1996 zogen 805 Beringungsergebnisse: Gefangen wurden 26 Eichelhäher, Ind. vor dem Ostufer nach SSW, am 22.09.1999 waren es davon alleine acht im starken Invasionsjahr 1977. Es gibt 150 und am 01.10.2010 96 ziehende Eichelhäher. eine Rückmeldung von einem Ind., das zehn Tage nach der Die herbstlichen Beobachtungen fallen fast alle in die drit- Beringung in der Nähe von Wismar geschossen worden ist. te September- und erste Oktoberdekade, ganz vereinzelte Sichtnachweise gibt es bereits ab Anfang September und

Tannenhäher Nucifraga caryocatactes Spotted Nutcracker

Seltener Invasionsgast

Erschien während des sehr starken Invasionsjahres 1968 und am 27.09.1985. von Anfang August bis Anfang September mehrfach am Langenwerder, maximal wurden am 02.09.1968 90 zie- Beringungsergebnisse: Gefangen wurden 1968 zwei (der hende Ind. gezählt. Außerhalb dieser Zeit gibt es nur noch „sibirischen“ ssp. macrorhynchos) und 1977 ein Tannenhä- zwei Beobachtungen von je einem Ind. am 05.10.1977 her. Kein Wiederfund. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 219

Tannenhäher Nucifraga caryocatactes rasten nur in Invasionsjah- ren auf der Insel, August 1968. Foto: H. W. Nehls. Spotted Nutcrackers Nucifraga caryocatactes only visit the island during invasion years, August 1968. Photo: H. W. Nehls.

Dohle Coloeus monedula Western Jackdaw

Regelmäßiger Durchzügler

Vor allem im Spätherbst, meistens gemeinsam mit Saat- weise, die ersten bereits von Ende Februar, verstärkt im krähen über die Insel hinweg ziehend. Dieser Wegzug setzt März, April und sogar noch im Mai. Nur in einem Fall in der zweiten Septemberdekade ein und erreicht seinen wurden am 06.04.1996 morgens an die 100 Dohlen auf Höhepunkt von der zweiten Oktober- bis zur ersten No- dem Rückzug gezählt, sonst waren es kleinere Gruppen vemberdekade; in der zweiten versiegen dann die Zugbe- oder einzelne Vögel. Ganz wenige Beobachtungen liegen wegungen. Über die Menge der Durchzügler können keine aus den beiden ersten Junidekaden und der letzten Au- verlässlichen Daten genannt werden, an guten Zugtagen gustdekade vor. sind es sicher Hunderte Dohlen, die gemeinsam mit den Aus den Jahren 1962-1969 gibt es nur eine einzige Beob- Saatkrähen in breiter Front gen Westen streben. achtung: am 12.05.1967 zwei Ind. Das Fehlen von Nach- In den Tagebüchern sind maximal mehrere Hundert pro weisen in jenen Jahren hängt mit der damals noch im Dekade genannt worden, häufig aber auch viel weniger. Frühherbst endenden Betreuungsperiode zusammen. Aus der ersten Hälfte des Jahres gibt es viel weniger Nach-

Saatkrähe Corvus frugilegus Rook

Regelmäßiger Durchzügler

Überfliegt alljährlich, oft in Gesellschaft mit Dohlen, das 23.-25.10.2002 ebenfalls einen starken Saatkrähendurch- Langenwerdergebiet. Der herbstliche Durchzug findet den zug und schätzte die Gesamtzahl pro Tag auf bis zu 1.600, ganzen Oktober hindurch statt und setzt sich mit abneh- alleine am 25.10.2002 zogen von 8:00-8:30 Uhr 470 und mender Intensität bis zur zweiten Novemberdekade fort. von 17:30-17:35 Uhr 185 Ind. Ende November/ Anfang Dezember tauchen nur noch Der Heimzug, der vor allem im März erfolgt, tritt viel we- selten einige Saatkrähen auf. An guten Zugtagen sind es niger in Erscheinung, Beobachtungen von mehr als 250 sicher tausende von Saatkrähen, obwohl es genaue ganz- Tieren sind selten. Kleine Gruppen oder einzelne Vögel tägige Zählungen nicht gibt. Einen Eindruck können aber können gelegentlich im Februar und auch im April, Mai, die nachstehenden Beispiele vermitteln: So schätzte H. W. Juni und selbst im Juli, sowie im September erscheinen, Nehls in der Zeit vom 20.-26.10.1989 täglich bis zu 5.000 nur aus dem Monat August gibt es bisher keinen Nachweis. Ind., insgesamt 13.500. M. Vieth erlebte in den Tagen vom

Rabenkrähe Corvus corone Carrion Crow

Nebelkrähe Corvus cornix Hooded Crow

Beide Arten müssen hier gemeinsam als Aaskrähe behandelt werden, da in den Tagebüchern längst nicht in jedem Fall eine artliche Trennung vorgenommen worden ist.

Durchzügler und Jahresvogel

Über das Auftreten im Jahresverlauf gibt das Diagramm dass die Aaskrähe das ganze Jahr über auftreten kann, am Auskunft, die die täglich beobachtete Anzahl pro Beob- häufigsten im Frühjahr und im Herbst, am geringsten im achtungstag der letzten 50 Jahre wiedergibt. Deutlich wird, Juni, Juli und August. Das verstärkte Auftreten hängt wohl 220 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

auch mit Zugbewegungen zusammen, obwohl typische W, 24.10.1992 ca. 100 nach W. Nebelkrähe: 24.10.1990 Zugerscheinungen wie bei der Saatkrähe nur selten regist- zehn nach W, 31.10.1990 sechs nach W. Ob sich die Zah- riert worden sind und wenn, dann handelte es sich meis- len der pro Dekade registrierten Aaskrähen verändert ha- tens nur um kleine Gruppen. Beispiele für die Rabenkrähe: ben, kann der nachstehenden Zahlenleiste entnommen 11.04.2010 sieben und vier nach NE, 17.10.2002 25 nach werden.

Jahrzehnt 1962-1971 1972-1981 1982-1991 1992-2001 2002-2011 Beob.-Tage 1.308 1.825 2.338 2.471 2.739 Ind./Dek. 0,4 3,1 2,8 2,1 5,6

Der niedrige Wert im Jahrzehnt 1962-1971 ist auf die chen gekennzeichnet. Hinzu kommen zahlreiche Nach- verkürzte Beobachtungszeit zurückzuführen und darauf, weise von Hybriden zwischen Raben- und Nebelkrähe. dass in den Jahren mit hoher Siedlungsdichte der Sturm- Im Jahrzehnt 2002-2011 wurden 742 Rabenkrähen, 404 möwen anfliegende Aaskrähen bereits vor der Insel an- Nebelkrähen und 387 Hybriden erfasst. Oft sind Hybriden gegriffen und vertrieben wurden. Über 30 Jahre ist der mit nur schwachen cornix-Merkmalen allerdings nur aus Durchschnittswert etwa gleich geblieben, nur im letzten der Nähe erkennbar. Mischpaare, die z. B. im gegenüber- Jahrzehnt ist eine deutliche Zunahme zu verzeichnen. Das liegenden Küstenwaldstreifen auf Poel brüten, sind auf der Abundanzverhältnis von Raben- zu Nebelkrähe ist durch Insel eine vertraute Erscheinung. das deutliche Überwiegen der Rabenkrähe bis zum Vierfa-

Rabenkrähe / Nebelkrähe 2,5

2

1,5

Ind. 1

0,5

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.

Monat / Dekade

Raben- und Nebelkrähe Corvus corone, C. cornix – Durchschnittliche Tagessummen pro Dekade in den Jahren 1962-2011 (n=7.758). Carrion and Hooded Crow Corvus corone, C. cornix – average sum of daily observations per ten-day-period from 1962-2011 (n=7.758).

Kolkrabe Corvus corax Northern Raven

Regelmäßiger Jahresvogel

Kann jederzeit auf dem Langenwerder erscheinen, am Kolkraben zählte. Die weitaus größte Zahl konnte jedoch seltensten jedoch während der Monate von Mai-August. H. Zimmermann notieren, als am 17.09.2009 80 Kolkra- Meistens sind es einzelne oder wenige Ind., manchmal ben in loser Folge den Langenwerder passierten. aber auch mehr wie z. B. am 25.04.1991 als D. Köhler 31 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 221

Beutelmeise Remiz pendulinus Eurasian Penduline Tit

Seltener Gast

Ist seit 1987 sechsmal auf dem Wegzug nachgewiesen • 30.09.2000 ein Ind. worden: • 12.07.2011 vier Ind. • 18.10.1987 ein Ind. • 29.08.1990 drei Ind. Beringungsergebnisse: Von den insgesamt 14 Beutelmei- • 09.10.1994 zwei Ind. sen konnten fünf gefangen und beringt werden. Keine • 12.10.1995 drei Ind. Wiederfunde.

Blaumeise Parus caeruleus Eurasian Blue Tit

Regelmäßiger Durchzügler

Erscheint sowohl auf dem Frühjahrszug, als auch während Novemberdekade bemerkbar. Nur ganz vereinzelte Beob- des Wegzuges. Im Frühjahr sind es von Anfang März-Ende achtungen gibt es von Ende Dezember, Anfang Januar, Ende April aber immer nur wenige Ind., die auch nicht jedes Jahr Februar, vom Mai und von August sowie Anfang September. vorkommen. Der Wegzug ist dagegen viel auffälliger, besonders dann, Beringungsergebnisse: Beringt wurden bisher 134 Ind., von wenn es zu invasionsartigen Einfällen kommt, wie es z. B. denen aber keine Rückmeldungen vorliegen, jedoch gibt es 2008 der Fall war. Von Ende September an machte sich der zehn Wiederfänge von Blaumeisen, die Ringe fremder Be- Einflug durch 20-30 Ind. pro Tag bemerkbar, er erreichte ringungsstationen trugen. Alle wurden schon auf dem Weg seinen ersten Höhepunkt am 29.09. mit etwa 1.500 Blau- ins Winterquartier, also nicht am Geburtsort, markiert und meisen. Das Maximum aber wurde am 01.10.2008 notiert, nach 19 bis 29 Tagen in derselben Zugperiode kontrolliert. als alleine von 9:00-11:30 Uhr mehr als 16.600 Blaumeisen Eine Blaumeise stammte aus Estland, sieben aus Litauen den Langenwerder querten. Der Zug in Richtung Südwest und eine aus dem ehemaligen Ostpreußen. Die durch- endete durch eine Schlechtwetterfront abrupt gegen Mittag, schnittliche Reisegeschwindigkeit betrug für diese neun einige Tage später tauchten noch einmal an die 400 Ind. Vögel ziemlich einheitlich 33,4 km pro Tag. Der zehnte auf, B. Heinze u.a. In Normaljahren ziehen viel weniger Kontrollfang betrifft einen Vogel, der am 04.10.1988 auf Blaumeisen durch und mehr als 100 Tiere pro Dekade sind Falsterbo an der Südwestspitze Schwedens beringt worden es nur in wenigen Jahren gewesen, nämlich 1981, 1990, war und am 18.10. desselben Jahres auf dem Langenwerder 1993, 1994 und 1997. Der Wegzug macht sich auf dem kontrolliert wurde (Abb. S. 222). Langenwerder von der zweiten September- bis zur dritten

Kohlmeise Parus major Great Tit

Regelmäßiger Durchzügler

Zeigt ein ähnliches Bild des Auftretens wie die Blaumeise. • LIK VZ63240 o dj. 23.09.2008 Ventes Ragas (55.21 N, Auch hier gibt es Invasionsjahre, häufig mit anderen Mei- 21.13 E), Litauen, v 13.10.2008 Langenwerder (nach 20 senarten zusammen. Allerdings sind nicht solche Massen Tagen 640 km W). wie bei der Blaumeise gezählt worden. Maximal waren es • PLG K6A8902 o ad. 29.03.2008 Stacja Kuznica (54.44 N, am 18.10.1980 an die 2.000 Kohlmeisen, die nicht nur 18.34 E), Hinterpommern, Polen, v 20.10.2008 Langen- über den Langenwerder hinweg zogen, sondern häufig werder (464 km W). das Buschwerk zur Rast nutzten und dabei auch in die • PLG KH24710 o dj. 11.10.1988 Bukowo-Kopan (54.28 Japannetze gerieten. Es waren etwa 150 Ind., die damals N, 16.25 E), Koszalin, Polen, v 20.10.1988 Langenwerder noch von der Beringung ausgenommen waren. Mehr als (323 km W). 100 Kohlmeisen in einer Dekade gab es noch 1981, 1985, • PLG KL45120 o vj. 31.03.1997 Bukowo-Kopan, v 1986, 2008 und 2011. Der Durchzug im Herbst erfolgt von 18.10.1997 Langenwerder (323 km W). der zweiten September- bis zur zweiten Novemberdekade. • PLG KB84735 o dj. 17.10.2007 Bukowo-Kopan, v Im Frühjahr gibt es die meisten Beobachtungen aus dem 29.09.2008 Langenwerder (323 km W). März, weniger vom April und Mai. Insgesamt sind es aber • DKC 9410646 o vj. 24.03.1981 Gudhjem (55.13 N, 14.59 nur wenige Nachweise, z. B. für die zweite Märzdekade ins- E), Bornholm, Dänemark, v 03.10.1982 Langenwerder gesamt 15 Ind., die innerhalb von vier Jahren gezählt wur- (262 km WSW). den. Ganz vereinzelt können Kohlmeisen auch im Winter • DKC 9P13242 o njg. 14.06.1994 Nordshoven (55.06 N, und im Juli und August auftauchen. 14.42 E), Bornholm, Dänemark, v 21.10.1994 Langen- werder (238 km WSW). Beringungsergebnisse: Beringt wurden 74 Ind., von denen Zwei weitere Ind. mit litauischen Ringen wurden im Ok- es keine Rückmeldungen gibt. Dafür wurden aber sieben Vö- tober 2012 gefangen. gel kontrolliert, die Ringe auswärtiger Stationen trugen: 222 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Gefangene Kohlmeisen Parus major sind echte Fingerhacker, Ok- tober 2012. Foto: H. W. Nehls. Captured Great Tits Parus major will really bite your fingers, Octo- ber 2012. Photo: H. W. Nehls.

Haubenmeise Parus cristatus European Crested Tit

Ausnahmeerscheinung

Nach wie vor einzige Beobachtung: am 14. und 15.07.1937 eine Haubenmeise in der Nähe des Wohnwagens, J. Kum- mer (briefl.).

Tannenmeise Parus ater Coal Tit

Regelmäßiger Durchzügler

Einzelne Vertreter werden fast jedes Jahr im September und Oktober, manchmal auch noch Anfang November gesehen. Stärker in Erscheinung tritt die Art nur bei Invasi- onen, die auf dem Langenwerder 1989 und 2008 registriert wurden. 1989 wurden an vier Tagen gegen Ende Septem- ber täglich 100-150 Tannenmeisen geschätzt und 2008 waren es am 01.10 ca. 400 Ind. Aus dem Frühjahr gibt es nur eine Feststellung: am 26.04.1997. Blaumeise Parus caeruleus, April 2004. Foto: U. Brenning Eurasian Blue Tit Parus caeruleus, April 2004. Photo: U. Brenning. Beringungsergebnisse: Gefangen wurden bisher 103 Tan- nenmeisen, davon alleine 56 während der beiden Invasi- onsjahre. Es gibt keine Rückmeldungen, ein fremd bering- tes Ind. war einen Tag vorher am Conventer See bei Bad Doberan (29 km ENE) markiert worden (DEH 91217560 o 12.10.1987, v 13.10.1987).

Sumpfmeise Parus palustris Marsh Tit

Seltener Gast

Es gibt nur folgende Nachweise: 15.09.1967 zwei Ind. und je ein Ind. am 16.10.1977, 30.09.1978 und 05.10.1988; zwei davon wurden beringt. Keine Wiederfunde. Gefangene Tannenmeise Parus ater, Oktober 2012. Foto: H. W. Nehls. Weidenmeise Captured Coal Tit Parus ater, October 2012. Photo: H. W. Nehls. Parus montanus Willow Tit

Seltener Gast

Ist etwas häufiger als die Sumpfmeise nachgewiesen worden. einen Nachweis. Mehr als drei Ind. sind nie aufgetreten. So gibt es von dieser Art 16 Beobachtungen, die fast gleich- mäßig über die Zeit von Anfang Juli bis Mitte Oktober verteilt Beringungsergebnisse: Gefangen wurden sieben Weiden- sind. Aus der zweiten und dritten Aprildekade gibt es jeweils meisen, von denen keine Wiederfunde vorliegen. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 223

Haubenlerche Galerida cristata Crested Lark

Irrgast

Ist in den letzten 50 Jahren nur zweimal registriert worden: am 27.09.1968 ein Ind., H. W. Nehls und am 17.09.1971 zwei Ind., H. W. Nehls und G. Wagner.

Heidelerche Lullula arborea Woodlark

Unregelmäßiger Durchzügler

Kann die Insel sowohl im Frühjahr als auch im Herbst über- • 20.09.1976 M. Grothmann. fliegen. Fast immer nur einzelne Ind., nur am 20.10.2006 • 20.09.1994 M. Grothmann, B. Heinze. zwölf Ind. westwärts ziehend, M.Vieth. • 24.09.1987 M. Grothmann. Nachstehend alle übrigen Beobachtungen: • 25.09.1998 M. Grothmann u.a. • 12.03.1995 K. Lambert. • 19.10.1967 H. W. Nehls. • 22.03.2005 G. Puhlmann. Wird möglicherweise nicht immer erkannt oder bemerkt.

Feldlerche Alauda arvensis Eurasian Skylark

Regelmäßiger Brutvogel und Durchzügler

Als Brutvogel gehört die Feldlerche zu den sehr regelmäßig gen unterworfen ist, wie die durchschnittliche Anzahl der brütenden Arten, deren Bestand aber auch Veränderun- Brutpaare in Zehnjahresabständen zeigt.

Jahrzehnt 1962-1971 1972-1981 1982-1991 1992-2001 2002-2011 BP 2,5 2,1 2,6 5,1 10,0 Min.-Max. 1-5 1-4 1-4 3-6 5-15

Die recht hohen Zahlen der letzten Jahrzehnte sind offen- lässt der Durchzug stark nach und endet Anfang Novem- bar auch schon vor rund 100 Jahren verzeichnet worden, ber ganz. Gelegentliche Beobachtungen in den Wintermo- z. B. 1911 14 Paare. Genaueres Zahlenmaterial liegt aber naten Dezember und Januar sind nicht selten (maximal aus früheren Jahren kaum vor. Zwischenzeitlich war die elf Ind. Mitte Januar 2009). Ab Mitte Februar kann unter Feldlerche möglicherweise ganz verschwunden und ist erst günstigen Voraussetzungen bereits der Heimzug einsetzen. 1962 nach mehr als 30jähriger Abwesenheit wieder aufge- taucht. Die Aufgabe der Beweidung der Insel sowie die be- Beringungsergebnisse: Beringt wurden im Zeitraum deutende Verringerung des Sturmmöwenbestandes haben 1962-2011 59 Feldlerchen, die mehr oder weniger zufällig das Anwachsen der kleinen Population sicher begünstigt. und längst nicht in jedem Jahr gefangen wurden, maximal Wie bei anderen Arten, die auf der Insel sowohl als Brutvo- waren es 2003 zehn Ind. gel als auch als Durchzügler auftreten, ist es nicht immer Es gibt zwei Kontrollen und einen Fremdfund. einfach, die eine Gruppe von der anderen zu trennen. Bei • DEH OB 5433 o 16.10.2004 Langenwerder, v 08.10.2005 zehn Brutpaaren ist zunächst mit 20 ständig anwesenden Langenwerder. Feldlerchen zu rechnen, nach erfolgreichen Bruten kom- • DEH 80824447 o 25.08.1992 Langenwerder, v 10.10.1992 men dann die Jungvögel noch hinzu. Eine Summierung Oosthoven (51.13 N, 04.25 E), Prov. Antwerpen, Belgien aller Beobachtungen lässt aber erkennen, dass der herbstli- (571 km WSW). che Zug in der zweiten Augusthälfte beginnt, aber sich erst • BLB 4X19317 o 22.10.1983 Brecht (51.21 N, 04.38 E), gegen Ende September verstärkt und in den beiden ersten Antwerpen, Belgien, v 12.08.1984 Langenwerder (549 Oktoberdekaden sein Maximum erreicht, an guten Zugta- km ENE). gen wurden bis zu 300 Ind. gezählt. Gegen Ende Oktober

Ohrenlerche Eremophila alpestris Horned Lark

Sporadischer Durchzügler

Zieht vor allem im Spätherbst von Ende Oktober-Mitte zur Rast ein. Insgesamt liegen folgende zwölf Nachweise November und im Frühjahr von Ende Februar-Ende März aus zwölf Jahren vor: in kleinen Trupps über die Insel hinweg, fällt nur selten • 23.02.1987 35 Ind., G. Wagner. 224 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

• 13.03.2005 24 Ind., G. Puhlmann. • 11.11.1992 zehn Ind., H. W. Nehls. • 24.03.1987 drei Ind., M. Meyer, H. Fritsche u.a. lt. Mül- • 12.11.1989 6 Ind. in Richtung SW, H. W. Nehls u.a. ler. • 12.11.1995 drei Ind., M. Grothmann und M. Helm. • 10.10.1994 ein Ind., M. Grothmann und G. Puhlmann. • 16.11.1996 zwei Ind., M. Grothmann, D. Brenning und • 22.10.1995 drei Ind., D. Brenning, M. Grothmann, G. M. Helm. Wagner. • 28.11.1967 ca. zehn Ind., H. W. Nehls, U. Büttner und B. • 29.10.1988 ca. 15 Ind., H. W. Nehls. Preuß. • 30.10.1975 ca. 40 Ind. in Richtung SW, U. Brenning, D. Köhler, P. Kneis.

Uferschwalbe Riparia riparia Sand Martin

Regelmäßiger Durchzügler und Nahrungsgast

Brütet kolonieartig im gegenüberliegenden Poeler Steilufer Beringungsergebnisse: Beringt wurden seit 1962 761 Ufer- und erscheint zum Insektenfang über der Insel. Zunächst schwalben, maximal waren es 1997 128 Ind., meistens sind es Alttiere, später auch Jungvögel, die zu Hunderten aber weniger und in vielen Jahren auch gar keine. Das kommen und sich mit Vorliebe auf der großen vorgela- hängt damit zusammen, dass die Uferschwalben nur bei gerten Westsandbank aufhalten, wobei sie die zur Absper- ganz bestimmten Wetterlagen in die Netze hinein fliegen, rung dienenden Eisenketten besonders gerne als Rastplatz mehrfach fingen sie sich auch in den Limikolenreusen. Es nutzen. gibt drei lange zurückliegende Kontrollen von beringten Die ersten Uferschwalben treten gelegentlich schon in der Uferschwalben: zweiten Aprildekade auf, ziemlich regelmäßig aber erst in • DEW 0108750 o 19.08.1963 Langenwerder, v 22.07.1964 der dritten Dekade, auch im Mai gibt es offenbar noch als BV bei Törringe (55.31 N, 13.08 E), Schonen, Schwe- zusätzliche Durchzügler. Ab Mitte Juli können dann schon den (198 km NNE), v 22.06.1966 Björka (55.32 N, 13.06 an die 2.000 Uferschwalben gezählt werden, die auch noch E), Schonen, Schweden (198 km NNE). im August vorhanden sind. Im September nimmt die Zahl • DEH 90210373 o dj. 08.09.1967 Langenwerder, v merklich ab, manchmal sind deutliche Zugbewegungen 06.06.1968 Omoe, Skælskør (55.09 N, 11.10 E), Däne- registriert worden. In der dritten Septemberdekade ver- mark (128 km N). schwindet die Art fast ganz, von Anfang Oktober gibt es • DEW 020059 o 06.07.1963 Kiesgrube Dobersdorfer See nur gelegentlich vereinzelte Nachzügler. Ende Juli/Anfang (54.19 N,10.18 E), Plön, Schleswig-Holstein, v 19.08.1963 August 2003 hielt sich ein Totalalbino mindestens drei Langenwerder (84 km ESE). Wochen unter den Hunderten von Uferschwalben auf.

Uferschwalben Riparia riparia sammeln sich im Sommer auf den Absperrketten der Südwest-Sandbank, August 1997. Foto: B. Nagel. In the summer, Sand Martins Riparia riparia gather on the chain fence around the southwest sandbank, August 1997. Photo: B. Nagel. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 225

Rauchschwalbe Hirundo rustica Barn Swallow

Regelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Nahrungsgast

Seitdem durch den Bau des Kohlebunkers und die Errich- vereinzelte Nachzügler. Letztbeobachtung am 26.11.2000 tung des Bootsschuppens Voraussetzungen für die Anlage durch K. Lambert. Während des Wegzuges sind maximal von Nestern gegeben waren, gehören Rauchschwalben mit 2.000 Ind. geschätzt worden (09.09.2010 durch H. Zim- ihrem Gesang und ihren Flugkünsten im Sommerhalbjahr mermann). zum vertrauten Bild im Bereich des Stationsgebäudes. Die ersten Bruten erfolgten bereits Anfang des 20. Jh. im See- Beringungsergebnisse: Beringt wurden in den letzten 50 grasschuppen und 1948 im Haus (Brenning 1964). Von Jahren 410 Ind., unter denen sich auch eine Reihe von 1967-1992 kam es in unregelmäßigen Abständen immer Nestlingen befanden. Bislang gibt es drei Wiederfunde: wieder zu einer Brut von ein oder zwei Paaren. 1993 waren • DEH ZB 87232 o dj. 05.09.2004 Langenwerder, v 23. und es erstmals drei Paare und anschließend stieg die Zahl bis 25.04.2007 Langenwerder. auf 14 (2008) an, um in den letzten Jahren zwischen sechs • DEH VC10283 o Fgl. 25.04.2010 Langenwerder, v und acht Paaren zu schwanken. Da die Rauchschwalben 15.04.2011 Langenwerder, v 05.09.2011 Langenwerder. pro Saison zwei, in günstigen Fällen wohl auch drei Bruten • DEH ZA 39636 o dj. 25.07.2001 Langenwer- hoch bringen, dürfte die Nachwuchsrate beträchtlich sein, der, v 03.10.2001 Kalterer See (46.32 N, 13.45 E), auch wenn Nestlinge oder eben flügge Jungschwalben bei Bolzano(Bozen), Süd-Tirol, Italien (849 km SSE). ungünstigem Wetter (Nässe, Kälte, Sturm) verhungern oder bei ihren ersten Ausflügen von Sturmmöwen ver- schlungen werden. Die Suche nach geeigneten Nistplätzen führt die Rauchschwalben an recht ungewöhnliche Orte, wie das Wohnzimmer im Wärterhäuschen, den Eingangs- bereich zur Küche und sogar in die hölzerne Trockentoi- lette, vereinzelt kam es zu erfolgreichen Außenbruten am Südgiebel des Hauses und am Blitzableiter des Schuppens. Die ersten Rauchschwalben erscheinen nicht selten in der ersten Aprildekade, allerdings immer nur in einzelnen Ex- emplaren, anschließend werden es aber mehr und Ende April dürften alle Brutvögel zurückgekehrt sein. Bis Anfang Mai sind gelegentlich gerichtete Heimzugbewegungen ver- merkt worden. Die Sommermonate werden vor allem von den Brutvögeln und ihren Nachkommen dominiert, sodass sich an man- chen Tagen über 100 Rauchschwalben im Bereich des Ge- bäudekomplexes aufhalten, hinzu kommen weitere Vögel, die von Poel zur Nahrungssuche herüber kommen. Ende August beginnt der Ab- und Durchzug in Richtung Winter- quartier, der seinen Höhepunkt in der ersten September- dekade erreicht und zum Monatsende hin abebbt. In der Außenbrut einer Rauchschwalbe Hirundo rustica am Schuppen, ersten Oktoberdekade wurden gelegentlich an manchen Juni 2008. Foto: H. W. Nehls. Tagen noch bis zu 50 ziehende Rauchschwalben pro Tag External nest of a Barn Swallow Hirundo rustica on the shed, June gezählt. Bis Ende November gibt es dann nur noch ganz 2008. Photo: H. W. Nehls.

Mehlschwalbe Delichon urbicum Common House Martin

Regelmäßiger Durchzügler und Nahrungsgast

Ist im Gegensatz zu Rauch- und Uferschwalbe längst nicht ril, regelmäßig erst gegen Ende des Monats und Anfang so oft über dem Langenwerder anzutreffen, meistens auch Mai. Erstbeobachtung am 17.04.2009 zwei Ind., A. und nur in geringer Anzahl. Häufiger ist die Art nur auf dem D. Köhler. Ausnahmsweise am 26.07.2010 ca. 100 Mehl- Wegzug, der vor allem von der zweiten August- bis zur schwalben, offenbar auf Nahrungssuche, U.Brenning. zweiten Septemberdekade währt und Ende des Monats stark nachlässt. In der ersten und zweiten Oktoberdekade Beringungsergebnisse: Innerhalb von 50 Jahren wurden werden meistens nur noch einzelne Ind. registriert. Im nur neun Mehlschwalben gefangen, keine Wiederfunde. Frühjahr erscheinen die ersten frühestens gegen Mitte Ap- 226 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Bartmeise Panurus biarmicus Bearded Reedling

Sporadischer Durchzügler

Ist im Zusammenhang mit der allgemeinen Zunahme in Anfang November gibt es nur noch zwei Nachweise, was den 1960/70er Jahren auch auf dem Langenwerder in zu- natürlich auch mit der geringeren Zahl von Beobachtungs- nehmender Zahl erschienen. Gab es in den Jahren von tagen zusammenhängt, denn am gegenüber liegenden 1962-1982 nur zwei Nachweise, waren es in den folgenden Gollwitzer Ufer wurden auch im Dezember noch Bartmei- zehn Jahren bereits sieben und von 1992-2001 sogar 49. sen gesichtet. Seit Beginn des 21. Jh. scheint der Bestand aber wieder Aus dem Frühjahr gibt es jeweils zwei Feststellungen von abzunehmen, denn die Jahre von 2001-2011 erbrachten Ende März und Anfang April. Meistens bestanden die nur noch 18 Registrierungen, in den beiden letzten Jahren durchziehenden Trupps nur aus wenigen Ind., mehr als wurden gar keine mehr gesehen. Abgesehen von wenigen zehn waren es nur viermal. Maximal waren es 28 Bartmei- Beobachtungen im August und Anfang September kon- sen am 11.10.1993. zentriert sich das Auftreten der Bartmeise auf die letzte September- und die ersten beiden Oktoberdekaden. Ende Beringungsergebnisse: Gefangen wurden insgesamt Oktober nimmt die Zahl der Beobachtungen ab und von 32 Ind., die ersten 1990. Rückmeldungen liegen nicht vor.

Schwanzmeise Aegithalos caudatus Long-tailed Tit

Sporadischer Durchzügler

Erscheint längst nicht in jedem Jahr und im positiven Falle und in der ersten Novemberdekade gemacht. Je eine Be- auch nur an einzelnen Tagen. Meistens handelt es sich um obachtung gibt es von Ende März (zwei Ind.), Mitte April kleine Gruppen von bis zu 24 Ind. Anders ist es in Inva- (ein Ind.) und Mitte Mai (ein Ind.). sionsjahren, die auch bei der Schwanzmeise vorkommen. So ein Jahr war 1992 mit zehn Nachweisen und insgesamt Beringungsergebnisse: Beringt wurden 102 Schwanzmei- 135 Ind., die maximale Truppstärke betrug 30 Vögel. Die sen, davon alleine 51 im Invasionsjahr 1992. Keine Rück- meisten Beobachtungen wurden im gesamten Oktober meldungen.

Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix Wood Warbler

Seltener Durchzügler

Aus 50 Jahren gibt es nur sieben Nachweise von je einem Ind. (alles Fänge), von denen vier aus dem Frühjahr und drei aus dem Herbst stammen: • 21.08.1963 H. W. Nehls. • 03.08.1981 U. Brenning. • 27.04.1992 M. Grothmann. • 13. und 16.05.1997 M. Grothmann. • 28.04.1998 M. Grothmann. • 22.09.2001 B. Heinze.

Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix rasten selten auf Langen- werder, August 1963. Foto: H. W. Nehls. Wood Warblers Phylloscopus sibilatrix rarely stop to rest on Lan- genwerder, August 1963. Photo: H. W. Nehls.

Fitis Phylloscopus trochilus Willow Warbler

Regelmäßiger Durchzügler

Der Fitis ist auf dem Wegzug neben Rotkehlchen und Win- wieder. Im Oktober flaut der Wegzug merklich ab, letzte tergoldhähnchen die häufigste rastende Singvogelart, die Ind. können noch bis Ende Oktober erscheinen. Der Heim- an guten Zugtagen in erstaunlichen Mengen auftreten zug im Frühjahr von der zweiten Aprildekade bis Ende Mai kann. Das Diagramm S. 227 gibt sehr deutlich das maxi- ist dagegen viel schwächer ausgeprägt. Selten tauchen die male Vorkommen von Anfang August bis Mitte September ersten Rückkehrer schon in der ersten Aprildekade auf. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 227

Beringungsergebnisse: Aus dem Diagramm S. 228 geht Die beiden anderen sagen etwas aus über die Herkunfts- hervor, dass die Fangmengen von Jahr zu Jahr sehr unter- richtung unserer Durchzügler: schiedlich sein können, vergleicht man allerdings die letz- • DEH 90210482 o ad. 19.08.1970 Langenwerder, + tot ten zehn Jahre mit den davor liegenden Jahrzehnten, dann (Anflug Fenster) 29.04.1971 Ry (56.06 N, 09.46 E), Jüt- wird deutlich, dass viel weniger Fitisse gefangen worden land, Dänemark (256 km NNE). sind. Waren es sonst immer mindestens 1.000 Vögel pro • DEH 91188994 o Fgl. 10.08.1988 Langenwerder, v Dezennium, wurden für den Zeitraum 2002-2011 ganze 07.05.1991 Saltholm (55.38 N, 12.46 E), Öresund, Dä- 279 Fitisse gezählt. Das muss nicht unbedingt an einer nemark (196 km NNE). niedrigeren Zahl von Durchzüglern liegen, sondern hat zum einen mit der verminderten Intensität des Singvo- Vier weitere Fitisse trugen schwedische bzw. dänische Ringe: gelfangs zu tun, aber auch mit Habitatveränderungen auf • SVS 1231661 o 07.05.1965 Falsterbo (55.23 N, der Insel selbst, indem ganze Gebüschgruppen ihr Ausse- 12.50 E), Schonen, Schweden, v 27.08.1965 Langen- hen verändert oder sich stark verkleinert haben, wie die werder (175 km SSW). Gruppe der Holunderbüsche im Nordosten. Insgesamt • SVS AH 55771 o 25.08.1982 Falsterbo, Schonen, sind 5.734 Fitisse beringt worden, von denen drei Rück- Schweden, v 21.09.1983 Langenwerder (175 km SSW). meldungen vorliegen. Nur eine gibt Aufschluss über den • DKC 9011601 o 01.07.1962 Vestvolden (55.39 N, weiteren Weg, den die Vögel im Herbst nehmen: 12.27 E), Bröndbyöste, Dänemark, v 21.08.1962 Lan- • DEH 90672292 o Fgl. 02.09.1975 Langenwerder, + tot genwerder (192 km SSW). 16.09.1975 bei Neuchatel (46.59 N, 06.55E), Schweiz • DKC 9245749 o 29.08.1969 Hesselö (56.12 N,11.43 E), (847 km SSW). Kattegat, Dänemark, v 14.09.1969 Langenwerder (244 km S).

Fitis 90

80

70

60

50

40 Ind.

30

20

10

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Monat / Dekade

Fitis Phylloscopus trochilus – Durchschnittliche Anzahl pro Dekade in den Jahren 1962-2011 (n=12.545). Willow Warbler Phylloscopus trochilus – average number per ten-day-period from 1962-2011 (n=12.545). 228 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Fitis 450

400

350

300

250

200 Ind.

150

100

50

0 1962 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Jahr

Fitis Phylloscopus trochilus – Fangzahlen in den Jahren 1962-2011 (n=5.680). Willow Warbler Phylloscopus trochilus – total captures from 1962-2011 (n=5.680).

Zilpzalp Phylloscopus collybita Common Chiffchaff

Regelmäßiger Durchzügler

Ist sowohl im Frühjahr als auch im Herbst eine sehr regel- September beginnen, die Hauptmasse zieht aber von der mäßige Erscheinung, die allerdings in wesentlich geringe- dritten September- bis zur zweiten Oktoberdekade durch. ren Mengen durchzieht als der Fitis. Das wird besonders Ende Oktober/Anfang November geht der Wegzug zu deutlich an den Fangmengen. So wurden von 1962-2011 Ende, vereinzelte Ind. sind sogar noch in der zweiten No- insgesamt 457 Zilpzalpe gefangen. Das ist nur ein Zehn- vemberdekade gefangen worden. tel der Anzahl der Fitisse. Insgesamt ist der Zipzalp etwas „wetterhärter“ als der Fitis und erscheint deshalb im Früh- Beringungsergebnisse: Dass auch beim Zilpzalp der jahr eher und im Herbst später als sein naher Verwandter. herbstliche Einflug wenigstens teilweise über Skandina- Der Heimzug vollzieht sich von der dritten Märzdekade vien erfolgt, beweist ein Zilpzalp mit schwedischem Ring: über den ganzen April bis zur zweiten Maidekade. Ver- • SVS SB 2456 o dj. 13.10.2007 Bingsmarken einzelte Nachweise liegen auch aus den Monaten Juni, (55.23 N, 13.30 E), Skurup, Schonen, Schweden, v Juli und August vor. Der Abzug kann zwar schon Anfang 15.10.2008 Langenwerder (200 km SW).

Gelbbrauen-Laubsänger Phylloscopus inornatus Yellow-browed Warbler

Seltener Durchzügler

Insgesamt sechs Nachweise von je einem Ind., die alle gefangen wurden, kein Wiederfund. • 30.09.1975 M. Grothmann (In Müller 1977). • 09.10.1986 M. Grothmann, B. Heinze u.a. (In Müller 1988), hier fälschlicherweise 06.10.86. • 16.10.1986 M. Grothmann, B. Heinze u.a. (In Müller 1988), (Abb.). • 24.09.1990 M. Grothmann, B. Heinze und M. Vieth (In Müller 1992/1993). • 05.11.1994 M. Grothmann und B. Heinze (In Müller 1997). • 10.10.2003 durch Grünfink tödlich verletzt. B. Heinze Gelbbrauen-Laubsänger Phylloscopus inornatus wurden sehr selten u.a. (In Müller 2006). auf der Insel gefangen, Oktober 1986. Foto: M. Vieth. Yellow-browed Warblers Phylloscopus inornatus had been caught very rarely on the island. October 1986. Photo: M. Vieth. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 229

Feldschwirl Locustella naevia Common Grasshopper Warbler

Sporadischer Durchzügler und gelegentlicher Gast

Je ein Männchen sang Mitte Juni 2006 und 2008 im Süd- Beringungsergebnisse: Ist insgesamt fünfzehn Mal in je teil der Insel. einem Ind. gefangen worden. Auf dem Heimzug waren es Ende April/Anfang Mai fünf und zehn auf dem Wegzug von Mitte August bis Anfang Oktober. Keine Wiederfunde.

Schlagschwirl Locustella fluviatilis River Warbler

Sehr seltener Durchzügler

Beringungsergebnisse: Am 25.08.1988 fing sich ein Schlagschwirl in den Singvogelnetzen, die an den Büschen im NE aufgestellt waren, U. Brenning. Kein Wiederfund.

Rohrschwirl Locustella luscinioides Savi’s Warbler

Seltener Durchzügler

Es gibt folgende Nachweise von je einem Ind.: • 26.04.1998 gefangen, M. Grothmann. • 27.05.1991 ein singendes Männchen, H.-H. Zöllick. • 24.09.1999 gefangen, B. Heinze. • 19.09.1991, H. Zimmermann. Zwei Beringungen ohne Wiederfunde.

Schilfrohrsänger Acrocephalus schoenobaenus Sedge Warbler

Sehr seltener Durchzügler

Wurde insgesamt neunmal nachgewiesen und viermal ge- stammt vom 21.08.1983 und liegt damit fast 30 Jahre zu- fangen. Die Nachweise erfolgten Anfang und Ende Mai rück. Keine Rückmeldungen. sowie von Anfang August bis Anfang September, der letzte

Sumpfrohrsänger Acrocephalus palustris Marsh Warbler

Regelmäßiger Durchzügler

Ist nach dem Teichrohrsänger die zweithäufigste Rohr- Der Abzug macht sich ab Anfang August bemerkbar und sängerart, obwohl er im Durchschnitt nur jedes zweite endet in der dritten Septemberdekade. Jahr registriert worden ist und fast immer nur einzeln. Im Frühjahr liegt die Mehrzahl der Nachweise in der zweiten Beringungsergebnisse: Von 1962-2011 sind 38 Sumpf- und dritten Maidekade, sie reichen bis in den Juni hin- rohrsänger gefangen worden, von denen keine Rückmel- ein. Spätere Vorkommen im Juni und Juli betreffen wohl dungen vorliegen. umherstreifende Männchen, die passende Reviere suchen.

Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus European Reed Warbler

Regelmäßiger Durchzügler

Erscheint jedes Jahr. Von Ende April bis Mitte Mai gibt cherweise gebrütet hat oder aber von der Gollwitzer Sei- es nur sehr wenige Nachweise, dagegen viel mehr vom te herüber gekommen ist. Letztbeobachtung (Fang) im Wegzug von der ersten Augustdekade bis zur zweiten Ok- Herbst: 11.10.2001. toberdekade mit Schwerpunkt Ende August bis Ende Sep- tember. Zahlreiche Feststellungen gibt es auch von Anfang Beringungsergebnisse: Die Fangzahl beträgt insgesamt Juni bis Mitte Juli, sie gehen seit 2002 auf ein singendes 102 Ind., maximal waren es sieben pro Jahr. Rückmeldun- Männchen zurück, das im südlichen Inselbereich mögli- gen liegen nicht vor. 230 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Drosselrohrsänger Acrocephalus arundinaceus Great Reed Warbler

Sehr seltener Durchzügler

Am 07. und 13.08.1964 gelang H. W. Nehls der Fang von je einem Drosselrohrsänger und nach fast 40 Jahren entdeck- te J. Mundt am 04.05.2000 ein Ind. im Süden der Insel.

Gelbspötter Hippolais icterina Icterine Warbler

Unregelmäßiger Durchzügler

Ist in früheren Jahren wesentlich häufiger nachgewiesen Juni. Im Herbst kann der Gelbspötter ab Ende Juli auftre- worden, was durch die Fangmengen in den vergangenen ten, im Wesentlichen aber den ganzen August hindurch Jahrzehnten deutlich ausgewiesen wird (s. Zahlenleiste). und vereinzelt auch noch den ganzen September. Die nied- Von den 30 beringten Gelbspöttern gibt es keine Rückmel- rigeren Fangzahlen sind zum Teil durch die verminderte dungen. Sein Vorkommen im Frühjahr beschränkt sich auf Fangaktivität zu erklären. die zweite und dritte Maidekade, ganz selten noch Anfang

Jahrzehnt 1962-1971 1972-1981 1982-1991 1992-2001 2002-2011 Fangsumme 13 6 9 2 0

Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla Eurasian Blackcap

Regelmäßiger Durchzügler

Ist in kaum einem Jahr nicht registriert worden. Die Gesamt- gen Ende April und bis Mitte Mai. Im Juni und Juli können zahl der von 1962 bis 2011 gefangenen Mönchsgrasmücken gelegentlich einzelne Ind. auftauchen. Der Wegzug beginnt beträgt 189 Ind., maximal in einem Jahr 13 Ind. Rückmel- ab Ende Juli, wird aber erst gegen Ende August stärker mit dungen gibt es nicht. Auf dem Frühjahrszug erscheint die Maximalzahlen Ende September/Anfang Oktober. In der Art bereits in der zweiten Aprildekade, die meisten aber ge- zweiten Oktoberdekade endet der Durchzug.

Gartengrasmücke Sylvia borin Garden Warbler

Regelmäßiger Durchzügler

Ist nicht jedes Jahr nachgewiesen worden, besonders die Im Frühjahr erscheint die Gartengrasmücke gegen Ende letzten Jahre betreffend. Das lässt sich auch mit den bereits April und zieht den ganzen Monat Mai durch, vereinzelt erwähnten Einschränkungen an den Fangzahlen ablesen im Juni und Juli. Der Wegzug macht sich ab Ende Juli be- (s. Zahlenleiste). merkbar, das Gros erscheint von der zweiten August- bis zur Die Summe aller gefangenen Gartengrasmücken beträgt dritten Septemberdekade, einzelne Ind. fingen sich auch 191, also fast genau so viele wie Mönchsgrasmücken. Ma- noch in der ersten und zweiten Oktoberdekade (15.10.1982, ximum 1980 mit 17 Ind. Keine Rückmeldungen. M. Grothmann und G. Vetters. In: Müller 1984).

Jahrzehnt 1962-1971 1972-1981 1982-1991 1992-2001 2002-2011 Fangsumme 52 55 55 21 7

Sperbergrasmücke Sylvia nisoria Barred Warbler

Sporadischer Durchzügler

Wird längst nicht in jedem Jahr gesehen, obwohl die Art Beringungsergebnisse: Gefangen wurden 25 Ind., davon auf der gegenüber liegenden Halbinsel Wustrow sowie auf maximal sechs jährlich (1987). Zuletzt wurde 2004 eine Poel brütet. Erscheint im Frühjahr selten gegen Mitte Mai Sperbergrasmücke beringt. Keine Rückmeldungen. und auf dem Wegzug von Ende Juli bis Mitte September mit Schwerpunkt in der zweiten und dritten Augustdekade. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 231

Klappergrasmücke Sylvia curruca Lesser Whitethroat

Regelmäßiger Durchzügler, unregelmäßiger Brutvogel

Hat 1978 erstmals im Gebüsch am Haus gebrütet, dann teil der im Frühjahr gefangenen viel größer und so stammt erst wieder 1993 und 1994, 2000, 2005 und 2009, jeweils das Maximum von 19 Ind. in einem Jahr (1997) ausschließ- in einem Paar. In den dazwischen liegenden Jahren hat vor lich vom Heimzug. Er währt von der zweiten Aprildekade allem im Mai und Juni oft über Wochen ein Männchen bis Ende Mai. gesungen, ohne dass eine erfolgreiche Brut nachgewiesen Der Abzug beginnt gegen Ende Juli mit einem Maximum werden konnte. von Mitte August bis Ende September und endet in der ersten Oktoberdekade. Es gibt eine Rückmeldung: Beringungsergebnisse: Die Gesamtzahl der gefangenen • DEH ZA 39603 o Fgl. 19.04.2000 Langenwerder, + tot Klappergrasmücken liegt mit 181 auf ähnlicher Höhe wie 08.10.2000 bei Larnaca (34.55 N, 33.37 E), Zypern (2.733 bei Mönchs- und Gartengrasmücke, allerdings ist der An- km SE).

Dorngrasmücke Sylvia communis Common Whitethroat

Regelmäßiger Durchzügler

Mit insgesamt 257 Ind., die von 1962-2011 gefangen und ganzen Mai hin. Beobachtungen im Juni und Anfang Juli beringt worden sind, die häufigste Grasmückenart, deren betreffen eher Vögel, die umherstreifen und auf der Suche Fangzahl aber auch zurückgegangen ist (s. Zahlenleiste). nach Nistplätzen sind. Maximal wurden in einem Jahr (1986) 15 Ind. gefangen. Ab Ende Juli setzt der Wegzug ein, der sich vor allem von Keine Rückmeldungen. Im April erscheint die Art in der der zweiten August- bis zur zweiten Septemberdekade er- letzten Dekade, der Durchzug zieht sich wohl über den streckt und in der ersten Oktoberdekade endet.

Jahrzehnt 1962-1971 1972-1981 1982-1991 1992-2001 2002-2011 Fangsumme 76 50 79 40 12

Wintergoldhähnchen Regulus regulus Goldcrest

Regelmäßiger Durchzügler

Zählt neben Rotkehlchen und Fitis zu den häufigsten „Ge- Beringungsergebnisse: Von den insgesamt 3.134 bering- büschvogelarten“, die alljährlich erscheinen, wenn auch ten Wintergoldhähnchen gibt es drei Wiederfänge, au- in sehr unterschiedlicher Häufigkeit. Das zeigen auch die ßerdem sind auf dem Langenwerder zwei Ind. mit einem jährlichen Fänge, deren Zahl von 0 bis 249 (1993) reicht. fremden Ring kontrolliert worden. Nachstehend die ge- Ähnlich wie bei anderen Arten ist auch hier ein Rückgang nauen Daten: während der letzten zehn Jahre zu verzeichnen (s. Zah- • DEH 90854800 o Fgl. 10.10.1978 Langenwerder, + tot lenleiste). 03.01.1979 Mendavia-Navarra (42.27 N, 02.11 W), NE- Auf dem Heimzug kann das Wintergoldhähnchen aus- Spanien (1.632 km SW). nahmsweise schon Ende Februar auftauchen, die meisten • DEH 91422701o dj. 12.10.1989 Langenwerder, ziehen aber von Ende März bis in den Mai hinein durch v 22.10.1990 Lone Hauxley (55.19 N, 01.33 W), Nort- (Diagramm). Viel auffälliger ist der Wegzug in den Herbst- humberland, Großbritannien (950 km WNW). monaten, der gelegentlich schon Ende August einsetzt, sei- • DEH 90855392 o Fgl. 14.10.1979 Langenwerder, nen Höhepunkt aber erst im Oktober erreicht und sich bis v 29.09.1980 Falsterbo (55.23 N, 12.50 E), Schonen, zur zweiten Novemberdekade hinzieht. Dieser späte Durch- Schweden (172 km NNE). zug ist auch der Grund für die niedrigen Fangzahlen im Zeit- • SVS V 73643 o dj. 17.10.1990 Falsterbo, Schweden, raum 1962 bis 1971, da in jenen Jahren die Betreuungszeit v 20.10.1990 Langenwerder (172 km SSW). häufig schon im September endete. Einen Eindruck von der • SVS RR 3237 o dj. 26.09.2004 Enskär (58.41 N, 17.28 E), Häufigkeit vermittelt die Beobachtung von etwa 300 Win- Södermanland, Schweden v 10.10.2005 Langenwerder tergoldhähnchen am 22.10.1988 durch M. Grothmann, B. (634 km SW). Heinze und G. Puhlmann (In: Müller 1990).

Jahrzehnt 1962-1971 1972-1981 1982-1991 1992-2001 2002-2011 Fangsumme 62 487 973 1.198 414 232 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Wintergoldhähnchen 70

60

50

40

30 Ind.

20

10

0 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Wintergoldhähnchen Regulus regulus – Durchschnittliche Anzahl pro Dekade in den Jahren 1962-2011 (n=7.129). Goldcrest Regulus regulus – average number per ten-day-period from 1962-2011 (n=7.129).

Wintergoldhähnchen Regulus regulus rasten regelmäßig im Ge- Kleiber Sitta europaea, September 1991. Foto: B. Heinze. büsch, April 2008. Foto: H. Zimmermann. Eurasian Nuthatch Sitta europaea, September 1991. Photo: B. Heinze. Goldcrests Regulus regulus regularly rest in the bushes, April 2008. Photo: H. Zimmermann.

Sommergoldhähnchen Regulus ignicapilla Common Firecrest

Regelmäßiger Durchzügler

Gehört erst seit den 1990er Jahren zu den regelmäßig nach- Beringungsergebnisse: Gefangen wurden 39 Ind., maxi- gewiesenen Arten, wenn auch immer nur in wenigen Ind. mal vier pro Jahr. Es liegt ein Wiederfund vor, der bei der (s. Zahlenleiste). Kontrolle noch mit einem Zusatzring versehen worden ist: Auch Sommergoldhähnchen können auf dem Durchzug • DEH 91111834 (Z: NLA L 20724) o Fgl. Männchen sowohl sehr früh als auch recht spät auftreten. Das früheste 28.09.1984 Langenwerder, v 16.10.1984 Schiermon- Datum stammt vom 13.03.2007, der Heimzug findet vor nikoog (53.29 N, 06.12 E), Niederlande (nach 18 Tagen allem von Ende März bis Mitte April statt und erstreckt sich 354 km W). bis zur ersten Maidekade. Der Wegzug kann schon Ende August beginnen, die meisten ziehen aber erst in der dritten Septemberdekade durch, auch den ganzen Oktober und bis zur zweiten Novemberdekade. Letztes Datum: 14.11.1997. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 233

Jahrzehnt 1962-1971 1972-1981 1982-1991 1992-2001 2002-2011 Anzahl 3 3 3 24 20

Seidenschwanz Bombycilla garrulus Bohemian Waxwing

Ausnahmeerscheinung

Einziger Nachweis: Am 27.03.1987 zwei Ind., H. Meyer, H. Fritsche u.a. (Mitt. S. Müller).

Kleiber Sitta europaea Eurasian Nuthatch

Sporadischer Durchzügler

Ist in den vergangenen 50 Jahren zwölfmal in elf Jahren von Ende August bis Ende Oktober, der letzte erfolgte am gesehen worden. Gefangen wurden zehn Ind., davon al- 07.09.1999. Keine Wiederfunde. leine drei im Jahre 1994. Alle Nachweise fallen in die Zeit

Waldbaumläufer Certhia familiaris Eurasian Treecreeper

Unregelmäßiger Durchzügler

Erscheint längst nicht in jedem Jahr. Acht Ind. fingen sich 08.08.1986, U. Brenning. Alle übrigen Nachweise wurden in den Singvogelnetzen. Einziges Datum aus dem Früh- von Anfang Oktober bis Mitte November erbracht. Keine jahr: 07.04.2006, D. Köhler. Frühestes Wegzugdatum: Wiederfunde.

Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla Short-toed Treecreeper

Unregelmäßiger Durchzügler

Ist wie sein naher Verwandter nicht jedes Jahr nachge- wiesen worden. Gefangen wurden insgesamt 18 Ind., da- von alleine vier im Jahre 1994. Aus dem Frühjahr gibt es ebenfalls nur eine Feststellung vom 07.04.2010, D. und U. Brenning, einen weiteren aus der ersten Augustdekade und die übrigen 17 alle von Ende September bis Mitte Oktober. Keine Rückmeldungen.

Zwei Beobachtungen von Baumläufern am 23.08.1991 und 19.03.2004 konnten artlich nicht zugeordnet werden.

Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla sind seltene Gäste, Okto- ber 2004. Foto: J. Mundt. The Short-toed Tree Creeper Certhia brachydactyla is a rare visitor, October 2004. Photo: J. Mundt.

Zaunkönig Troglodytes troglodytes Eurasian Wren

Regelmäßiger Durchzügler

Rastet jedes Jahr sowohl auf dem Heimzug als auch wäh- in den Jahren 1962-1973 nur zwei Ind. gefangen wurden, rend des Wegzuges auf dem Langenwerder. Das Diagramm da die Betreuungszeit der Naturschutzinsel in jenen Jahren gibt den Verlauf des Auftretens wieder, es beruht in erster oft schon im September endete und der Hauptdurchzug erst Linie auf den Fangdaten und zeigt, dass der Zaunkönig früh Ende September richtig beginnt und den ganzen Oktober mit dem Heimzug beginnt und dass der Wegzug bis Ende und auch noch im November anhält. Einzelne Zaunkönige November dauern kann. Das ist u.a. der Grund dafür, dass kann man auch im Dezember oder Januar antreffen. 234 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Beringungsergebnisse: Insgesamt beträgt die Fangstrecke • DEH 91422495 o dj. 23.09.1989 Langenwerder, + von 484 Ind., maximal 48 im Jahre 2008. Wiederfänge wäh- Katze getötet 31.12.1989 Zevenaar (51.56 N 06.05 E), rend derselben Fangperiode zeigten, dass Zaunkönige sich Gelderland, Niederlande (430 km WSW). bis zu 12 Tage am Rastplatz aufhalten. Folgende Rückmel- • DEH ZA 082041 o dj. 03.10.2000 Langenwerder, + von dungen und Kontrollen gibt es: Katze getötet 23.10.2000 Dietlikon (47.25 N, 08.37 E), • DEH 90854830 o Fgl. 12.10.1978 Langenwerder, + tot Zürich, Schweiz (nach 20 Tagen 763 km SSW). 14.07.1980 Forchheim (49.44 N, 11.04 E), Oberfranken • SVS 1766836 o Fgl. 01.10.1974 Vombsjön (55.41 N, (479 km S). 13.33 E), Schonen, Schweden, v 15.10.1974 Langenwer- der (228 km SW).

Zaunkönig 8

7

6

5

4

Ind. 3

2

1

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Monat / Dekade

Zaunkönig Troglodytes troglodytes. Durchschnittliche Anzahl pro Dekade in den Jahren 1962-2011 (n=1.197). Eurasian Wren Troglodytes troglodytes – average number per ten-day-period from 1962-2011 (n=1.197).

Zaunkönige Troglodytes troglodytes sind regelmäßige Gäste im Ge- büsch, März 2011. Foto: D. Brenning. The Eurasian Wren Troglodytes troglodytes is a regular visitor in brushy areas, March 2011. Photo: D. Brenning. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 235

Star Sturnus vulgaris Common Starling

Regelmäßiger Durchzügler und Nahrungsgast

Gehört zu denjenigen Singvogelarten, die außer in den • DEH NA 26166 o 18.07.2003 Langenwerder, v 21.08.2005 eigentlichen Wintermonaten sehr regelmäßig auf der In- Langenwerder. sel anzutreffen sind. Während der Zugzeiten überfliegen • DEH NA 71269 o 19.09.2000 Langenwerder, + länger tot oft Tausende die Insel, besonders auffällig im Herbst (Dia- 23.06.2003 Eutin (54.08 N, 10.37 N), Schleswig-Holstein gramm), z. B. waren es am 26.09.2011 nur morgens an die (58 km W). 10.000 Ind., B. Heinze. Auch der Frühsommerzug im Juni • DEH NA 71218 o 17.09.2000 Langenwerder, v 03.03.2001 macht sich bemerkbar. In der zweiten Novemberdekade Lulsnenai (54.24 N, 23.56 E), Alytne, Litauen (808 km E). geht der Wegzug zu Ende, kleinere Gruppen bis zu 50 Ind. • DEH NA 71216 (Z: RUM TA-02555) o 17.09.2000 Langen- können gelegentlich selbst in Wintern, die nicht durch werder, v 08.04.2001 Kurische Nehrung (55.09 N, 20.51 Schnee und Eis geprägt sind, gesehen werden. E), Russland (615 km ENE). Die Stare, die den Langenwerder als Nahrungsrevier nut- zen und in kleineren oder größeren Schwärmen mit bis zu Außerdem liegen 15 Kontrollen von Vögeln vor, die außer- mehreren hundert Ind. erscheinen, übernachten grund- halb vom Langenwerder beringt worden sind: sätzlich nicht auf der Insel. Erst in den frühen Morgen- • DEH 7013609 o njg. 10.05.1964 Poenitz (51.23 N, 12.30 stunden kommen die Stare von Poel herüber geflogen, E) bei Leipzig + tot 06.05.1983 Langenwerder (302 km um dann überall, ob am Strand im Spülsaum, auf dem NNW, nach 19 Jahren!). Grasland, im Buschwerk oder an anderen Stellen nach • PLG HC 72022 o njg. 30.05.1987 Kaliska (52.46 N, 16.50 Nahrung zu suchen. Im August und September 2011 hielt E), Hinterpommern bei Köslin, Polen, v 20.09. und sich nach Beobachtungen durch H. W. Nehls und H. Zim- 02.10.1987 Langenwerder (381 km WNW). mermann ein fast weißes Ind. unter den normal gefärbten • PLG HC 72371 o njg. 20.05.1988 Przesin (54.01 N, 17.02 Staren auf (17.08.2011-10.09.2011). E), Hinterpommern, Polen, v 23.08.1988 Langenwerder (363 km W). Beringungsergebnisse: Beringungen von Staren gibt es • RUM 144684 o 28.06.1984 Rossitten/Rybatschi (55.08 N, erst seit 1999, da in der DDR das Beringen dieser Art unter- 20.42 E), Russland, v 25.09.1984 Langenwerder (607 km sagt war, deshalb liegt die Zahl der Beringten auch nur bei WSW). 328, obwohl sich im Laufe der Jahre viele Hundert in den • Außerdem elf weitere Funde aus Litauen, darunter ein Japannetzen fingen, die mit Mühe herausgepult werden Ind. als nj. beringt. mussten. Trotz der geringen Zahl gibt es schon folgende Wiederfunde:

Star 450

400

350

300

250

200 Ind.

150

100

50

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Monat / Dekade

Star Sturnus vulgaris – Durchschnittliche Tageszahlen pro Dekade in den Jahren 1962-2011 (n=1.091.808). Common Starling Sturnus vulgaris – average number per ten-day-period from 1962-2011 (n=1.091.808). 236 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Rosenstar Sturnus roseus Rosy Starling

Irrgast

Einziger Nachweis: Am 29.09.2001 ein dj. Ind. im Japan- netz (B. Heinze, J. Mundt u.a. In: Müller 2004) (Abb.).

Dieser junge Rosenstar Sturnus roseus blieb der einzige Artnach- weis auf Langenwerder, September 2001. Foto: K. Lippert. This juv. Rosy Starling Sturnus roseus represents the only record of this species on Langenwerder to date, September 2001. Photo: K. Lippert.

Wasseramsel Cinclus cinclus White-troated Dipper

Ausnahmeerscheinung

Einziger Nachweis: Am 05.11.1990 ein Ind. im Japannetz, D. Brenning, H. W. Nehls (Abb.). Keine Rückmeldung.

Die Wasseramsel Cinclus cinclus wurde nur einmal nachgewiesen, November 1990. Foto: H. W. Nehls. There is only one single record of White-throated Dipper Cinclus cinclus, November 1990. Photo: H. W. Nehls.

Misteldrossel Turdus viscivorus Mistle Thrush

Seltener Durchzügler

Es gibt nur folgende Beobachtungen: Außerdem eine frische Rupfung am 20.03.1993. Sämtliche • 17.10.1982 ein Ind. Beobachtungen stammen von M. Grothmann u. Mitar- • 15.10.1988 ein Ind. beitern. • 22.10.1988 ein Ind. (gefangen). • 20.10.1988 fünf Ind. SW ziehend.

Ringdrossel Turdus torquatus Ring Ouzel

Seltener Durchzügler

Nur drei Nachweise von je einem Ind. (alle gefangen): • 27.09.1988 (dj.) (M. Grothmann u.a. In: Müller 1990). • 28.-29.09.1984 (M. Grothmann und V. Auerbach. In: • 11.04.1989 (M. Grothmann. In: Müller 1991). Müller 1986). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 237

Amsel Turdus merula Common Blackbird

Regelmäßiger Durchzügler, gelegentlicher Brutvogel

Hat in den Jahren 1992, 1993, 1994 und 2008 in je einem Beringungsergebnisse: Erstmals wurden 1984 Amseln auf Paar im Gebüsch am Haus gebrütet und war dabei so heim- dem Langenwerder beringt, ihre Zahl hat sich bis 2011 auf lich, dass das erst durch den Fang der Jungvögel in den 147 erhöht mit einem Maximum von 15 im Jahre 2005. Japannetzen nachgewiesen worden ist. Folgende Wiederfunde liegen vor: Ist bis Anfang der 1970er Jahre, wohl auch auf Grund der • DEH NA 000165 o ad. Weibchen 13.08.1992 Langenwer- relativ kurzen Betreuungszeit im Herbst, nur ganz selten der, v 06.05.1993 Langenwerder. registriert worden. Für die Darstellung des Vorkommens • DEH NA 018506 o dj. Weibchen 03.11.1993 Langenwer- seit 1971 im Jahresverlauf (Diagramm) sind die Jahre mit der, v 07.10.1994 Langenwerder. Brutvorkommen herausgenommen worden, sodass im • DEH NA 024810 o dj. Männchen 20.10.1993 Langen- Wesentlichen nur die eigentlichen Durchzügler erfasst werder, v 21.12.2000 Kilnsea (53.37 N, 00.08 E), Hum- worden sind. Trotzdem dürfte der Peak im März auch da- berside, SE-England (747 km W). her rühren, dass einheimische Amseln von Poel verstärkt • DEH NA 012052 o dj. Weibchen 28.09.1998 Langen- herüber geflogen sind. Der Wegzug erfolgt relativ spät im werder, + tot 08.01.2000 Hollesley (52.03 N, 01.25 E), Oktober/November. Auch in den Wintermonaten ist es Woodbridge, Suffolk, SE-England (709 km WSW). nicht ungewöhnlich, auf einzelne Amseln zu treffen.

Amsel 7

6

5

4

3 Ind.

2

1

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Monat / Dekade

Amsel Turdus merula – Durchschnittliche Anzahl pro Dekade der Jahre 1971-2011 (n=762). Common Blackbird Turdus merula – average number per ten-day-period from 1971-2011 (n=762).

Wacholderdrossel Turdus pilaris Fieldfare

Durchzügler

Erscheint unregelmäßig auf dem Durchzug. Erste Wachol- die sich in der Nähe der Insel bewegten, ohne dass diese derdrosseln können bereits Mitte August auftreten, am zur Rast genutzt wurde. Vereinzelt gibt es Nachweise von 30.08.1974 war es ein Schwarm von 65 Ind. Meistens waren der zweiten April- bis zur ersten Maidekade. es in den Monaten September bis November zehn bis zwölf Ind., die rasteten oder durchzogen. In den Wintermonaten Beringungsergebnisse: Beringt wurden 15 Wacholder- Januar und Februar handelt es sich oft um Schwärme von drosseln, die erste 1980, die bislang letzte 2004. Wieder- mehr als 100 Ind., am 27.01.1996 sogar um 1.200, D. Jäkel, funde liegen nicht vor. 238 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Singdrossel Turdus philomelos Song Thrush

Regelmäßiger Durchzügler

Vor allem im Herbst, wenn auch nie in großen Mengen. Anfang März bis Anfang Mai, ganz vereinzelt auch noch Vereinzeltes Auftreten ab Ende August, Hauptdurchzug Mitte Mai und im Juni. aber von der dritten Septemberdekade bis Ende Oktober, gelegentlich auch noch Zug in der ersten und zweiten No- Beringungsergebnisse: Gefangen wurden 189 Ind., davon vemberdekade. Im Frühjahr schwächeres Auftreten von alleine 23 im Jahr 1995. Es gibt keine Rückmeldungen.

Rotdrossel Turdus iliacus Redwing

Regelmäßiger Durchzügler

Fällt ähnlich wie die Singdrossel durch die Rufe während • DEH 80777033 o dj. 02.10.1990 Langenwerder, + tot des nächtlichen Zuges auf und weniger als Rastvogel in 15.12.1990 Bourg-St-Andeol (44.22 N, 04.39 E), Frank- den vorhandenen Büschen. Deshalb sind in den hier er- reich (1.183 km SSW). fassten 50 Jahren auch nur 53 Ind. gefangen worden, von Der Wegzug macht sich frühestens ab Mitte September be- denen zwei Wiederfunde vorliegen: merkbar und findet vor allem im Oktober und November • DEH 7153085 o Fgl. 30.10.1984 Langenwerder, + tot statt, wie aus der Summe aller Feststellungen während der 18.01.1985 Lullenden (51.09 N, 00.02 E), Dormansland, Herbstmonate deutlich wird (s. Zahlenleiste). Großbritannien (837 km WSW).

Monat Sept. Okt. Nov. Dekade 2 3 1 2 3 1 2 3 Dekadensumme 1 9 29 48 28 20 18 7

B. Russow vermerkte sogar am 11.11.2009 noch starken naten gibt es nur zwei Beobachtungen. Ende Februar 1975 Zug. Der Heimzug ist wenig ausgeprägt, meistens sind es drei Ind., D. Schmeckebier; D. Jäkel sah am 11.01.2009 von Ende März bis Anfang Mai gelegentlich einzelne Ind., einen gemischten Schwarm von etwa 150 Wacholder- und nur H. Zimmermann sah am 02.04.2008 einen Trupp von zehn Rotdrosseln, der vom Langenwerder in Richtung 40 Rotdrosseln in Richtung NE ziehen. Aus den Wintermo- Gollwitz flog.

Grauschnäpper Muscicapa striata Spotted Flycatcher

Unregelmäßiger Durchzügler

Ist vor allem durch Netzfänge nachgewiesen worden. Die Beringungsergebnisse: Gefangen wurden insgesamt 55 Summe aller Beobachtungen aus den August- und Sep- Ind., von denen es keine Rückmeldungen gibt, Maximum temberdekaden gibt Aufschluss über das Erscheinen (s. 1968 mit acht Ind. Zahlenleiste). Im Frühjahr nur einmal Mitte April und einmal Mitte Mai. Monat Aug. Sept. Ist fast nur in der Hälfte der zurückliegenden 50 Jahre Dekade 1 2 3 1 2 3 festgestellt worden. Dekadensumme 1 3 19 12 19 8

Zwergschnäpper Ficedula parva Red-breasted Flycatcher

Seltener Durchzügler

Nur drei Nachweise von je einem Ind. durch Fang: • 29.05.1963 (Weibchen), H. W. Nehls. • 02.09.1988, H. Zimmermann. • 06.10.1988, M. Grothmann. Keine Rückmeldungen. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 239

Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca European Pied Flycatcher

Regelmäßiger Durchzügler

Seine Häufigkeit hat stark abgenommen, was am besten an ril und erstreckt sich über den ganzen Mai. Auf dem Weg- den Fangergebnissen abzulesen ist, auch wenn vor 1990 zug erscheint die Art ab Anfang August, die Masse zieht nicht alle gefangenen Trauerschnäpper beringt worden jedoch von der zweiten August- bis zur zweiten September- sind und in den letzten Jahren der Singvogelfang weniger dekade durch. Gegen Ende September wird der Durchzug intensiv betrieben wurde (s. Zahlenleiste). spärlicher und versiegt Anfang Oktober ganz. Es gibt eine Rückmeldung: Beringungsergebnisse:Insgesamt wurden 244 Trauer- • DEH 91133039 o dj. 19.09.1984 Langenwerder, v Kollisi- schnäpper beringt, maximal 29 im Jahr 1980. Letztmalig on mit Glasfläche 07.06.1985 Laenkipohja, Laengelmekt wurden 1987 mehr als zehn in einer Saison gefangen. Der (61.43 N, 24.47 E), Finnland (1.156 km NE). Heimzug der Trauerschnäpper beginnt nicht vor Ende Ap-

Jahrzehnt 1962-1971 1972-1981 1982-1991 1992-2001 2002-2011 Fangsumme 57 90 58 35 4

Braunkehlchen Saxicola rubetra Whinchat

Durchzügler

Tritt vor allem auf dem Wegzug regelmäßig auf, jedoch nie In: Müller 1997). Im Frühjahr relativ wenige Nachweise in größerer Anzahl. Kann ausnahmsweise schon Ende Juli von Ende April bis Ende Mai, ausnahmsweise auch im Juni. erscheinen, meistens aber erst von der zweiten Augustde- kade an und in steigender Zahl bis Ende September; bis Beringungsergebnisse: Beringt wurden bislang 102 Ind., Mitte Oktober nur noch ganz vereinzelt. Spätestes Datum außer 1983 mit 11 Braunkehlchen jährlich immer weniger am 06.11.1994 (M. Grothmann, B. Heinze, D. Brenning. als zehn. Keine Rückmeldungen.

Schwarzkehlchen Saxicola rubicola European Stonechat

Sporadischer Durchzügler

Bisher fünfmal in je einem Ind. nachgewiesen: • 24.04.1975 (Männchen) (D. Köhler. In: Müller 1977). • 25.09.2005 (Männchen), B. Heinze u.a. • 03.10.2006 (Männchen) (B. Heinze und A. Köhler. In: Müller 2010). • 25.09.2008 (Männchen), B. Heinze u.a. (Abb.). • 03.10.2011, B. Heinze u.a. Die Häufung der Daten in den letzten Jahren beruht auf der allgemeinen Zunahme der Art in M-V. Zwei Schwarz- kehlchen wurden beringt. Keine Rückmeldungen. Schwarzkehlchen Saxicola rubicola wurden seit 2005 regelmäßiger nachgewiesen, September 2008. Foto: K. Lippert. European Stonechats Saxicola rubicola have been recorded more regularly since 2005, September 2008. Photo: K. Lippert.

Rotkehlchen Erithacus rubecula European Robin

Regelmäßiger Durchzügler

Gehört sowohl im Frühjahr als auch im Herbst zu den Einzelne Rotkehlchen können in allen Monaten auftre- häufigsten „Gebüschvögeln“, die in keinem Jahr fehlen. ten. Beringt wurden von 1960-2011 insgesamt 5.355 Ind. Das Diagramm vermittelt einen guten Überblick über das Da Rotkehlchen über Jahre nicht beringt werden durften, Auftreten im Jahresverlauf, besonders auch in quantitati- wäre diese Zahl wesentlich größer gewesen. Aber auch die ver Hinsicht, denn die durchschnittlichen Dekadenzahlen Analyse der Fangergebnisse aus den Jahren 1994-2011 sind im Herbst mehr als dreimal so hoch als im Frühjahr. zeigt, dass der Durchzug der Rotkehlchen in erheblichem 240 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Maße schwanken kann. Bei den Fängen im Herbst reichten die Fangergebnisse von minimal 27 (1997) bis maximal 300 (1962), im Frühjahr von minimal 7 (2001) bis maxi- mal 87 (2005).

Beringungsergebnisse: Die große Menge an Beringungen erbrachte auch eine Reihe von Wiederfunden, die in der Karte dargestellt sind. Sie zeigt zum einen die Herkunft der herbstlichen Durchzügler und zum anderen den Wei- terflug in die Überwinterungsgebiete. Insgesamt ist ein Weiterzug in südwestliche Richtung zu erkennen, der auch über das Binnenland führt, die südlichsten Funde wurden aus Marokko und Algerien gemeldet. Zwei Rotkehlchen wurden in zwei aufeinander folgenden Jahren erneut auf Langenwerder gefangen.

Rotkehlchen Erithacus rubecula rasten häufig in den Büschen, Ap- Rotkehlchen Erithacus rubecula – Wiederfundorte und Beringungs- ril 2008. Foto: H. Zimmermann. orte fremder Ringvögel. European Robins Erithacus rubecula frequently rest in the bushes, European Robin Erithacus rubecula – recovery sites and ringing April 2008. Photo: H. Zimmermann. sites of non-locally ringed birds.

Rotkehlchen 80

70

60

50

40

Ind. 30

20

10

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Rotkehlchen Erithacus rubecula – Durchschnittliche Anzahl pro Dekade der Jahre 1962-2011 (n=13.491). European Robin Erithacus rubecula – average number per ten-day-period from 1962-2011 (n=13.491). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 241

Sprosser Luscinia luscinia Thrush Nightingale

Seltener Durchzügler

Es gibt folgende Nachweise von je einem Ind., die alle • 09.09.1986 (G. Wagner, B. Freitag. In: Müller 1988). durch Fang erbracht wurden: • 11.08.1988, U. Brenning. • 23.08.1965, U. Brenning. • 12.08.1993, U. Brenning. • 20.08.1984, U. Brenning. Keine Rückmeldungen. • 05.09.1986, G. Wagner.

Nachtigall Luscinia megarhynchos Common Nightingale

Ausnahmeerscheinung

Bisher nur eine Beobachtung: 13.08.2002 ein Ind., D. Schmeckebier.

Blaukehlchen Luscinia svecica Bluethroat

Ausnahmeerscheinung

Nur zwei Nachweise, die bereits publiziert worden sind • 03.10.1991 ein rotsterniges Männchen gefangen, (Brenning 1964, 1994): M. Grothmann u.a. • 12.04.1962 ein Ind., Vater und Schwarz.

Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros Black Redstart

Regelmäßiger Durchzügler

Immer nur in wenigen Ind. vorkommend. Sein Auftreten Beringungsergebnisse: Gefangen wurden bisher 153 Ind., zeigt das Diagramm, das die Summe aller nachgewiesenen das Verhältnis der Frühjahrsfänge zu denen des Herbstes Hausrotschwänze pro Dekade in den Jahren von 1962- beträgt 1 : 3. Wiederfunde gibt es nicht. 2011 enthält. Die Erstbeobachtung erfolgte am 14.03.1991 und die letzte am 16.11.2009.

Hausrotschwanz und Gartenrotschwanz 300

250

200

150 Hrs.

Ind. Grs. 100

50

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Haus- und Gartenrotschwanz Phoenicurus ochruros, P. phoenicurus – Summe aller Ind. pro Dekade der Jahre 1962-2011 (n=304 Hrs., 930 Grs.). Black (Hrs.) and Common (Grs.) Redstart Phoenicurus ochruros, P. phoenicurus – sum of individuals per ten-day-period from 1962-2011 (n= 304 Hrs., 930 Grs.). 242 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros, Mai 1987. Foto: U. Bren- ning. Black Redstart Phoenicurus ochruros, May 1987. Photo: U. Bren- ning.

Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus Common Redstart

Regelmäßiger Durchzügler

Erscheint alljährlich auf dem Langenwerder, allerdings nie in größeren Mengen und in den letzten Jahren in stark Beringungsergebnisse: Gefangen wurden 632 Ind., maxi- verminderter Anzahl, wie die Summe der Beobachtungen mal 61 im Jahre 1968. 1999 waren es immerhin noch 30, pro Jahrzehnt in der nachstehenden Zahlenleiste ausweist. seitdem liegt die jährliche Fangzahl immer unter 10. Das In der Abb. auf S. 241 ist das Vorkommen des Garten- Verhältnis der Frühjahrsfänge zu denen des Herbstes lautet rotschwanzes mit dem des Hausrotschwanzes verglichen eins zu neun. Wiederfunde gibt es keine, nur die Kontrolle worden. Deutlich werden besonders im Herbst die quanti- eines fremd beringten Ind.: tativen Unterschiede und außerdem das zeitlich verscho- • DEW 0529557 (U: DEH 9132418) o ad. Weibchen bene Auftreten, das ähnlich wie bei Fitis und Zilpzalp den 12.05.1968 Mellum (53.43 N, 08.09 E), Niedersachsen, Hausrotschwanz als die weniger empfindliche Art erken- v 26.08.1968 Langenwerder (221 km E). nen lässt. Jahrzehnt 1962-1971 1972-1981 1982-1991 1992-2001 2002-2011 Anzahl 237 254 228 163 37

Steinschmätzer Oenanthe oenanthe Northern Wheatear

Regelmäßiger Durchzügler

Sehr regelmäßig während der Zugzeiten vorkommend, November auftauchen, Letztbeobachtung am 18.11.2000, aber immer nur in wenigen Ind. und hauptsächlich im V. Lehsten. Vereinzelt wurden Steinschmätzer auch An- offenen Gelände. Wie bei vielen anderen Arten verläuft fang Juni und Anfang Juli bemerkt. Die maximale Summe der Heimzug viel unauffälliger als der Wegzug. Er macht aller Beobachtungen pro Dekade lag im Frühjahr bei 19 sich ab Anfang April bemerkbar und kann bis Ende Mai (innerhalb von 50 Jahren), im Herbst dagegen bei 381 Ind. anhalten. Der Wegzug beginnt Anfang August, die Mas- se zieht jedoch von der dritten Augustdekade bis Anfang Beringungsergebnisse: Gefangen wurden 117 Vögel, im- Oktober durch, die Zahl der Durchzügler nimmt anschlie- mer nur wenige pro Jahr und nie mehr als zehn. Wieder- ßend ab und die letzten können immerhin noch bis Mitte funde gibt es nicht.

Heckenbraunelle Prunella modularis Dunnock

Regelmäßiger Durchzügler

Ist wie viele andere Singvögel im Herbst häufiger als im • DEH VA 001939 o 11.04.1992 Langenwerder, v Frühjahr, erscheint alljährlich. Der Durchzugsverlauf ist 10.10.1993 Banda (50.10 N, 05.25 E), Belgien (598 km dem Diagramm zu entnehmen. SW). • BLB 2559738 o dj. 07.10.1987 Floriffoux (50.27 N, 04.46 Beringungsergebnisse: Beringungen konnten an 696 Ind. E), Namur, Belgien, v 01.04.1988 Langenwerder (606 km vorgenommen werden, Jahreshöchstzahl mit 52 Ind. im NE). Jahre 1992. Wiederfunde gibt es zwei, wobei der zweite ein „Fremdfund“ ist: U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 243

Heckenbraunelle 7

6

5

4

Ind.

3

2

1

0 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov.

Monat / Dekade

Heckenbraunelle Prunella modularis – Durchschnittliche Anzahl pro Dekade der Jahre 1962-2011 (n=1.138). Dunnock Prunella modularis – average number per ten-day-period from 1962-2011 (n=1.138).

Haussperling Passer domesticus House Sparrow

Regelmäßiger Gastvogel

Kommt in wenigen Exemplaren von Poel herüber und Beringungsergebnisse: Beringungen liegen nur 22 vor, kann nahezu das ganze Jahr über angetroffen werden, in da diese Art erst seit 1999 markiert worden ist. Keine Rück- den eigentlichen Wintermonaten allerdings selten. Am meldungen. häufigsten ist der Hausspatz in den Herbstmonaten Sep- tember, Oktober und auch noch November, wenn kleine, lärmende Spatzentrupps sich über längere Zeit im Gebüsch in Hausnähe aufhalten.

Feldsperling Passer montanus Tree Sparrow

Sporadischer Brutvogel, regelmäßiger Gast

Hat 1964, 1974 und 1994 in ein bzw. zwei Paaren gebrütet. rate von 2,4 % und für eine Singvogelart sehr hoch. 14 Kommt oft in kleineren oder größeren Schwärmen von dieser Wiederfänge erfolgten allerdings am Beringungs- Poel herüber. Am stärksten macht sich das im Spätherbst ort und der 15. stammt von Gollwitz, wo der Feldspatz bemerkbar, wenn sich Trupps von bis zu 60 oder mehr mit der Ring-Nr. DEH ZC 078444 mit einem Straßenfahr- Ind. im Gebüsch in Hausnähe aufhalten. Kleinere Grup- zeug kollidierte und dadurch zu Tode kam. Die meisten pen sind zu allen Jahreszeiten registriert worden. Kontrollen am Beringungsort erfolgten nach wenigen Monaten (Herbst/Frühjahr) und nach einem Jahr (Herbst/ Beringungsergebnisse: Beringungsdaten liegen von 556 Herbst), nur wenige nach eineinhalb Jahren (Herbst/über- Ind. vor, das Maximum 1993 mit 110 Feldspatzen. Rück- nächstes Frühjahr) und nur zwei nach zwei Jahren (Herbst/ meldungen gibt es insgesamt 15. Das ist eine Rückmelde- übernächster Herbst). 244 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Feldsperlinge Passer montanus sammeln sich regelmäßig in großer Zahl an den samentragenden Staudenfluren der Westdüne, April 2008. Foto: H. Zimmermann. Large numbers of Tree Sparrows Passer montanus regularly gather in the seed-bearing tall forbs on the western dune, April 2008. Photo: H. Zimmermann.

Spornpieper Anthus richardi Richard’s Pipit

Unregelmäßiger Durchzügler

Wurde erstmals am 01.10.1981 beobachtet und trat in den 1984, 1985, 1987, 1989, 1990, 1992/1993, 1994, 1997, folgenden 25 Jahren ziemlich regelmäßig einzeln, zu zweit, 1998, 2000, 2001, 2004, 2005, 2009, 2010, 2011). Die dritt oder viert auf. Nur aus den Jahren 1984, 1986, 1993, meisten Beobachtungen stammen von M. Grothmann 1996, 1997, 2000 und 2003 liegen keine Nachweise vor, der und B. Heinze. letzte datiert vom 04.10.2007. Über das zeitliche Vorkom- men von der zweiten September- bis zur dritten Oktoberde- kade informiert die nachstehende Zahlenleiste. Monat Sept. Okt. Außerhalb dieser Zeit gibt es nur eine Feststellung: Am Dekade 1 2 3 1 2 28.08.1983 fing G. Wagner ein Ind. Insgesamt gibt es vier Fänge. Alle Nachweise sind enthalten in Müller (1983, Dekadensumme 11 53 71 10 3

Brachpieper Anthus campestris Tawny Pipit

Seltener Durchzügler, Ausnahmeerscheinung

Zu den bereits bekannten Nachweisen vom 25.08.1967 durch H. W. Nehls und 06.05.1976 durch D. Köhler sind keine weiteren hinzugekommen (Brenning 1994).

Baumpieper Anthus trivialis Tree Pipit

Unregelmäßiger Durchzügler

Überfliegt die Insel wahrscheinlich jedes Jahr in geringer Außergewöhnlich ist die Beobachtung eines Baumpiepers Zahl, wird aber nicht immer bemerkt. So liegen aus über durch H. W. Nehls am 21.06.1967. zehn Jahren gar keine Nachweise vor, in anderen sind es pro Jahr bis zu sechs Beobachtungen mit maximal zehn Monat Sept. Okt. Ind. Vom Frühjahrszug gibt es insgesamt neun Feststellun- Dekade 1 2 3 1 2 gen aus der Zeit von Mitte April bis Mitte Mai. Über das Auftreten auf dem Wegzug informiert die nach- Dekadensumme 12 32 68 18 2 stehende Zahlenleiste, die die Summe aller registrierten Baumpieper von der ersten September- bis zur zweiten Beringungsergebnisse: Beringt wurden 32 Ind., von de- Oktoberdekade enthält. nen es keine Wiederfunde gibt. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 245

Wiesenpieper Anthus pratensis Meadow Pipit

Regelmäßiger Brutvogel und Durchzügler

Ist neben der Feldlerche der häufigste „Wiesenvogel“ auf vier Jahren. Dass diese Vögel auf der Insel gebrütet ha- dem Langenwerder und seit den 1990er Jahren zum regel- ben ist eher unwahrscheinlich. Vier Fernfunde belegen die mäßigen Brutvogel geworden (Diagramm). Zugroute ins Winterquartier. Über das Durchzugsverhalten informiert das Diagramm • DEH ZC 099612 o 09.09.2008 Langenwerder, auf S. 246, in dem für die Zeit von der zweiten Aprildekade v 12.10.2008 Onens (50.32 N, 05.49 E), Liege, Belgien bis Ende August nur jene Jahre berücksichtigt wurden, in (nach 33 Tagen 548 km SW). denen die Art nicht als Brutvogel vorhanden war. • DEH 91057107 o 16.09.1982 Langenwerder, Sehr stark hebt sich der herbstliche Durchzugsgipfel im v 15.10.1983 Gomze Andoumont (50.13 N 05.41 E), Bel- September/Oktober hervor, deutliche Zugbewegungen gien (553 km SW). sind noch bis Ende November registriert worden. • DEH 80704954 o 05.10.1988 Langenwerder, Der Heimzug ist wie bei vielen anderen Arten viel schwä- v 15.10.1988 Spixhe, Theuv (50.32 N, 05.49 E) Liege, cher ausgeprägt. Bei günstigen Wetterlagen können auch Belgien (nach 10 Tagen 548 km SW). in den Wintermonaten vereinzelte Wiesenpieper beobach- • DEH 91403069 o 06.10.1990 Langenwerder, tet werden. v 02.12.1990 Alhaurin de la Torre Malaga (36.40 N, 04.34 W), S-Spanien, Mittelmeer (2.292 km SW). Beringungsergebnisse: Gefangen wurden in den vergan- Die Rastdauer ist wohl oft erstaunlich lang. Bei 30 doku- genen 50 Jahren 2.886 Ind., von denen es sieben Rück- mentierten Wiederfunden ergab sich eine mittlere Dauer meldungen gibt. Drei davon betreffen Wiederfänge am von 19,6 Tagen. Beringungsort, zwei nach einem Jahr und ein Ind. nach

Wiesenpieper

10

8

6

BP 4

2

0 1962 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Jahr

Wiesenpieper Anthus pratensis – Anzahl der Brutpaare in den Jahren 1962-2011. Meadow Pipit Anthus pratensis – number of breeding pairs from 1962-2011. 246 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Wiesenpieper 400

350

300

250

200

Ind. 150

100

50

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Monat / Dekade

Wiesenpieper Anthus pratensis – Durchschnittliche Anzahl pro Dekade der Jahre 1962-2011 (n=67.940). Meadow Pipit Anthus pratensis – average number per ten-day-period from 1962-2011 (n=67.940).

Porträt eines Wiesenpiepers Anthus pratensis, September 2008. Gelege des Wiesenpiepers Anthus pratensis, Mai 1964. Foto: H. W. Foto: H. Zimmermann. Nehls. Portrait of a Meadow Pipit Anthus pratensis, September 2008. Pho- Meadow Pipit Anthus pratensis clutch, May 1964. Photo: H. W. to: H. Zimmermann. Nehls.

Rotkehlpieper Anthus cervinus Red-throated Pipit

Sporadischer Durchzügler

Ist erstmals 1985 beobachtet worden (davon einer gefan- • 30.09.2000, (B. Heinze, J. Mundt, G. Puhlmann. In Mül- gen). Nachstehend alle Nachweise, jeweils ein Ind.: ler 2002). • 25. und 27.09.1985, davon einer gefangen (M.Groth- • 04. und 07.10.2000, (B. Heinze, J. Mundt, G. Puhlmann. mann u.a. In Müller 1987). In Müller 2002). • 11. und 12.10.1993, (V. Dierschke, M. Grothmann. In • 23., 24. und 29.09.2001, (J. Mundt und R. Uhlig. In Mül- Müller 1995). ler 2004). • 08.10.1996, (M. Grothmann, B. Heinze. In Müller 1999). • 21.09.2003, (B. Heinze und A. Werner. In Müller 2006). • 25. und 26.09.1999, (B. Heinze bzw. J. Kube. In Müller 2001). • 05. und 06.10.2004, (J. Mundt, B. Heinze und A. Werner. • 30.09.und 01.10.1999, (B. Heinze. In Müller (2001). In Müller 2006). • 05.05.2000 (in Gollwitz), (J. Mundt. In Müller 2002). • 26.09.2005, (J. Mundt. In Müller 2009). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 247

Bergpieper Anthus spinoletta Water Pipit

Sporadischer Durchzügler im Herbst

Der erste Nachweis gelang M. Grothmann und B. Heinze • 08.10.2004 ein Ind. gefangen, (B. Heinze und P. Schu- am 10.10.1990 durch den Fang eines Vogels im Japannetz bert. In Müller 2008). (Müller 1992-1993). In den folgenden Jahren kamen wei- • 06. und 07.10.2005 je ein Ind. gefangen, (B. Heinze und tere Feststellungen hinzu (da diese und die folgende Art A. Köhler. In Müller 2009). früher nur als Unterarten des „Wasserpiepers“ galten, wurde Von acht Beringten gibt es keine Rückmeldungen. seinerzeit wahrscheinlich – außer bei den Fängen – nicht immer auf eine sichere Unterscheidung geachtet): • 15.10.1993 ein Ind. gefangen, (M. Grothmann. In Mül- ler 1995). • 26.10.1993 ein Ind. tot im Netz, (H. W. Nehls. In Müller 1995). • 09.10.-15.10.1994 zweimal ein Ind., zweimal zwei Ind., (M. Grothmann und V. Dierschke. In Müller 1997). • 15.10.1995 ein Ind. gefangen, (M. Grothmann, B. Hein- ze, W. Klauke. In Müller 1998). • 12.10.1996 zwei Ind. gefangen, (M. Grothmann, M. Graf, B. Heinze. In Müller 1999). • 22.-26.9.1997 zwei Ind., (M. Grothmann und B. Heinze. In Müller 1999). • 19.10.1997 zwei Ind., (M. Grothmann. In Müller 1999). • 07.-11.10. 2001 dreimal ein Ind. und zweimal zwei Ind., davon einer gefangen, (H. W. Nehls und D. Schmecke- Bergpieper Anthus spinoletta wurden erst seit 1990 gefangen, Ok- bier. In Müller 2004). (Abb.). tober 2001. Foto: H. W. Nehls. • 07.10.2004 ein Ind. rufend, (J. Mundt. In Müller 2008). Water Pipits Anthus spinoletta have only been captured since 1990, October 2001. Photo: H. W. Nehls.

Strandpieper Anthus petrosus Eurasian Rock Pipit

Regelmäßiger Durchzügler

Eine Art, die seit vielen Jahren zu den regelmäßigen Durch- nachstehende Zahlenleiste zeigt, die für die September-, züglern und Rastvögeln gehört, die alljährlich auftreten Oktober- und Novemberdekaden die Summe aller erfass- (Abb.). Das trifft insbesondere auf den Wegzug zu, wie die ten Vögel enthält.

Monat Sept. Okt. Nov. Dekade 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Dekadensumme 1 48 906 1.067 348 89 21 11 2

Vom Heimzug liegen nur wenige Feststellungen von Mitte • DEH VD 95267 o dj. 03.10.2004 Langenwerder, März bis Mitte April vor, auch aus den eigentlichen Win- v 27.04.2005 Utklippan (55.57 N, 15.42 E), Blekinge, SE- termonaten Dezember, Januar und Februar gibt es verein- Schweden (342 km NE). zelte Nachweise. Ausnahmsweise schon im August: 18.- • SVS AH 62631 o njg. 31.07.1983 Oskarshamn, Furö 19.08.2007 ein Ind., G. Wagner. (57.17 N, 16.38 E), Smaland, Schweden, v 30.09.1983 Maximal wurden an einem Tag 20 Ind. gezählt (22.09.1966 Langenwerder (486 km SW). H. W. Nehls und 28.09.2004 B. Heinze u.a.). Am 29.09.2000 • SVS 1EC02549 o dj. 29.07.1992 Utklippan, v 22.10.1992 wurden 17 in westliche Richtung ziehende Strandpieper (als Wiesenpieper!) Langenwerder (nach 83 Tagen 343 gesichtet, B. Heinze und J. Mundt. km SW). • SVS 1EA67748 o ad. 11.08.1989 Utklippan, v 24.09.1989 Beringungsergebnisse: Gefangen und beringt wurden Langenwerder (nach 44 Tagen 342 km SW). 230 Ind., maximal waren es 21 im Jahre 1989. Es gibt zwei • SFH J435277 o nfl. 17.07.1978 Sipoo (60.06 N, 25.12 E), Rückmeldungen und fünf Fremdfunde, welche die Her- Uudenmaan Lääni, S-Finnland, v 12.10.1978 Langen- kunft erkennen lassen: werder (1.068 km SW). • DEH 80754374 o ad. Männchen 28.09.1989 Langen- • SFH J554812 o njg. 10.06.1990 Porvoo (60.07 N, 25.25 werder, v ad. 25.05.1990 Lille Karlsö (57.19 N, 18.04 E), E), Borgå, S- Finnland, v 25.09.1990 Langenwerder Gotland, Schweden (550 km NE). (nach 45 Tagen 1.079 km WSW). 248 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Strandpieper Anthus petrosus sind regelmäßige Gäste, Oktober 2010. Foto: J. Mundt. Eurasian Rock Pipits Anthus petrosus are regular visitors, October 2010. Photo: J. Mundt.

Gebirgsstelze Motacilla cinerea Grey Wagtail

Sporadischer Durchzügler

Wird nicht jedes Jahr gesehen, am ehesten von der zwei- ten September- bis zur dritten Oktoberdekade, meistens einzeln, maximal fünf ziehende Ind. am 01.10.2006, B. Heinze. Die einzige Frühjahrsbeobachtung stammt vom 22.03.2005, G. Puhlmann.

Wiesenschafstelze Motacilla flava Blue-headed Yellow Wagtail

Thunbergschafstelze Motacilla thunbergi Grey-headed Yellow Wagtail

Sporadischer Brutvogel (M. flava), regelmäßiger Durchzügler und Rastvogel

Hat 1962 in einem Paar gebrütet und dann erst wieder In der zweiten Aprildekade erscheinen die ersten auf nach über 40 Jahren 2004 auch in einem Paar. In den letz- dem Heimzug, die Beobachtung einer Schafstelze am ten drei Jahren regelmäßig bis zu drei BP. 26.03.2003 durch A. Köhler muss als große Ausnahme ge- Im Gegensatz zu manch anderer Singvogelart kann die wertet werden. Die Hauptmasse zieht Anfang/Mitte Mai Schafstelze auch auf dem Heimzug recht zahlreich auf dem durch. Im Juni und Juli sind es überwiegend die Brutvögel Langenwerder erscheinen, nicht selten handelt es sich um und ihre Jungen, die sich auf der Insel aufhalten. Motacilla thunbergi, die neuerdings als eigene Art betrach- Ab Ende Juli setzt der Wegzug ein, der gegen Ende Septem- tet wird. In den Tagebüchern wurde M. thunbergi für die ber sehr schwach wird und bis zur zweiten Oktoberdekade Jahre 1965, 1975-1977, 1979, 1982, 1987, 2003, 2005, kommen nur noch ganz wenige Nachzügler vor. Letztbe- 2006 und 2008 gesondert erwähnt, sodass von einem na- obachtung am 18.10.1990 (ein Ind.) M. Grothmann. hezu regelmäßigen Auftreten gesprochen werden kann, allerdings von Jahr zu Jahr in unterschiedlicher Stärke. Da Beringungsergebnisse: Beringt wurden bislang 877 auf dem Wegzug Wiesen- und Thunbergschafstelze nicht Schafstelzen, von denen drei Wiederfunde vorliegen sowie leicht bzw. überhaupt nicht voneinander zu trennen sind ein Fremdfund. und diese Aufgliederung auch gar nicht vorgenommen • DEH VB 28241 o dj. 07.09.1995 Langenwerder, worden ist, werden beide Arten gemeinsam abgehandelt. v 04.10.1996 Langenwerder. Die Schwankungsbreite sollen einige Gesamtzahlen (Sum- • DEH VB 69330 o ad. 05.08.2003 Langenwerder, me aller registrierten Ind. in einem Jahr) verdeutlichen. v 09.09.2004 Langenwerder. Nur 1980 wurden überhaupt keine Schafstelzen notiert, • DEH ZC 98917 o dj. 27.07.2010 Langenwerder, 1978 waren es 82 Ind. und 1991 48, dagegen 2001 1.193 v 06.07.2012 ad. Fischteiche Lewitz (53.26 N, 11.37 E), und 2006 1.562 Ind. (Mehrfacherfassungen bei länger M-V (67 km S). rastenden eingeschlossen). Der Durchzugsverlauf ist dem • SVS B 165773 o dj. 19.08.1992 Skrea (56.54 N, 12.34 E), Diagramm zu entnehmen, das die durchschnittliche An- Brinkendal, S-Schweden, v 03.09.1992 Langenwerder zahl der erfassten Schafstelzen pro Dekade wiedergibt. (nach 15 Tagen 326 km SSW). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 249

Wiesenschafstelze / Thunbergschafstelze 200

180

160

140

120

100

Ind. 80

60

40

20

0 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Monat / Dekade

Wiesen- und Thunbergschafstelze Motacilla flava, M. thunbergi – Durchschnittliche Anzahl pro Dekade der Jahre 1962-2011 (n=35.318). Blue-headed and Grey-headed Yellow Wagtail Motacilla flava, M. thunbergi – average number per ten-day-period from 1962-2011 (n=35.318).

Gelbkopf-Schafstelze Motacilla flavissima Yellow-headed Yellow Wagtail

Ausnahmeerscheinung

Es gibt zwei Nachweise: • 06.09.1999 ein ad. Männchen gefangen (H. Zimmer- mann. In: Müller 2001). • 22.05.2001 ein ad. Männchen (J. Kube. In: Müller 2004) (Abb.).

Die Gelbkopf-Schafstelze Motacilla flavissima konnte zweimal nachgewiesen werden, Mai 2001. Foto: J. Kube. The Yellow-headed Yellow Wagtail Motacilla flavissima has been recorded twice, May 2001. Photo: J. Kube.

Bachstelze Motacilla alba White Wagtail

Regelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Rastvogel

Brütet seit vielen Jahren in bis zu fünf Paaren auf dem Lan- send sind, ist es schwierig, die Brutvögel mit ihrem Nach- genwerder, nicht nur an den Gebäuden, sondern auch weit wuchs von den Durchzüglern zu unterscheiden, das ist am entfernt davon an geeigneten Örtlichkeiten, z. B. unter ehesten möglich, wenn stark erhöhte Zahlen zu verzeich- den hölzernen Schutzhauben für junge Küstenseeschwal- nen sind. Im Frühjahr findet der Heimzug vor allem von ben. Bachstelzen halten sich gerne am Meeresstrand auf, Ende März bis Mitte April statt. Der Abzug macht sich ab um dort nach Nahrung zu suchen. Da sie ständig anwe- Ende Juli bemerkbar und hält bis etwa Mitte Oktober an, 250 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

um gegen Ende des Monats ganz zu versiegen. Die ersten • Beringt im Herbst, v im Herbst: Zwei Ind. nach einem, Bachstelzen können schon Ende Februar gesehen werden. zwei Ind. nach zwei, ein Ind. nach zwei und drei, zwei Aus den Monaten November, Dezember und Januar liegen Ind. nach drei und ein Ind. nach sechs Jahren. keine Beobachtungen vor.

Beringunggsergebnisse: Bisher sind 1.059 Bachstelzen gefangen worden, davon nur 30 in den ersten 14 Jahren. Seitdem auf dem Langenwerder mit Limikolenreusen ge- fangen wird, hat sich die Zahl schlagartig erhöht, maximal waren es 1996 71 Vögel. Von diesen über 1.000 Bachstel- zen gibt es zwar 34 Kontrollen, aber fast alle am Berin- gungsort und nur einen einzigen Fernfund: • DEH VD 29803 o dj. 04.09.2001 Langenwerder, v 07.02.2005 Meze (43.25 N, 03.36 E), Herault, Mittelmeer- küste Frankreich (1.313 km SSW).

Die Kontrollen am Beringungsort, die sicher die Brutvögel und deren Junge mit einschließen, erfolgten nach weni- gen Monaten oder maximal nach sechs Jahren, ein Ind. verunglückte nach 20 Monaten auf Poel tödlich durch die Kollision mit einer Glasfläche. Sie können folgenderma- ßen geordnet werden: • Beringt im Frühjahr, v im Herbst: Drei Ind. im selben Jahr, ein Ind. nach einem Jahr. • Beringt im Frühjahr, v im Frühjahr: Ein Ind. nach einem Jahr, ein Ind. nach einem und zwei Jahren. • Beringt im Herbst, v im Frühjahr: Acht Ind. im folgen- Die Bachstelze Motacilla alba ist ständiger Brutvogel, Juni 1968. den Frühjahr, eines im folgenden und zweiten, fünf im Foto: H. W. Nehls. zweiten, eines im dritten und eines im vierten Frühjahr The White Wagtail Motacilla alba is a regular breeder, June 1968. nach der Beringung. Photo: H. W. Nehls.

Buchfink Fringilla coelebs Common Chaffinch

Regelmäßiger Durchzügler

Überfliegt nicht nur die Insel während des Zuges, son- dekade, wenn Schwärme von Buchfinken die Insel queren, dern fällt auch zur Rast ein. Außer in den Monaten Juli z. B. am 12.10.1995 an die 500 Vögel. Der Heimzug ist viel und August ist der Buchfink zu allen Zeiten nachgewie- unauffälliger, er kann schon im Februar beginnen und sen worden, wenn auch oft nur in einzelnen Exemplaren. findet im Wesentlichen wohl im März statt. Selbst im Winterhalbjahr können sich kleinere Gruppen über Tage im Gelände aufhalten. Am häufigsten wurde der Beringungsergebnisse: Gefangen und beringt wurden Buchfink während des Wegzuges nachgewiesen, insbeson- 462 Ind. mit einem Maximum von 126 im Jahre 1995. dere von der dritten September- bis zur zweiten Oktober- Wiederfunde gibt es nicht.

Bergfink Fringilla montifringilla Brambling

Regelmäßiiger Durchzügler

Kann wie die vorhergehende Art auch kurzzeitig zur Rast Beringungsergebnisse: Die Fangzahl von 1962-2011 be- einfallen. Während des Wegzuges erscheinen einzelne trägt 179 Ind., Maximum 1988 mit 62, meistens aber viel Bergfinken schon gegen Mitte September, eine deutliche weniger. Es gibt folgenden Wiederfund: Zunahme aber erfolgt erst in der dritten Septemberdekade. • DEH 80753919 o ad. 11.10.1988 Langenwerder, v Der stärkste Durchzug erfolgt in der ersten und zweiten 24.02.1993 Oneux (50.32 N, 05.49 E), Theux, Belgien Oktoberdekade. Gegen Ende des Monats und Anfang No- (548 km SW). vember nehmen die Beobachtungen stark ab und im wei- teren Verlauf des Monats werden kaum noch Bergfinken gesehen. Aus der ersten Hälfte des Jahres gibt es nur ganz wenige Nachweise aus Februar, März, April und Mai. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 251

Kernbeißer Coccothraustes coccothraustes Hawfinch Seltener Gast im Frühjahr und Herbst

Es liegen folgende Nachweise vor: • 14.04.2004, ein Ind. und 2001 konnten gefangen werden. Keine Rückmeldun- • 06.05.1976, ein Ind. gen. • 26.09.2001, ein Ind. • 30.09.1988, ein Ind. • 18.10.1986, ein Ind. • 22.10.1989, drei Ind. Beringungsergebnisse: Die beiden Kernbeißer von 1986

Gimpel Pyrrhula pyrrhula Eurasian Bullfinch

Gelegentlicher Gast

Abgesehen von drei Nachweisen am 02. und 12.04.1992 Beringungsergebnisse: Gefangen wurden zwölf Gimpel, durch M. Helm (ein bzw. zwei Ind.), fallen alle übrigen 16 davon drei im Frühjahr. Rückmeldungen gibt es nicht. Beobachtungen in die Zeit von Mitte Oktober bis Mitte November.

Karmingimpel Carpodacus erythrinus Common Rosefinch

Seltener Gast

Ist im Zusammenhang mit der angewachsenen Population die immer einzelne Vögel betrafen, meistens Männchen, in den umliegenden Küstenregionen in den 1980/90er Jah- die zeitweise im Gebüsch am Haus auch ihren auffälligen ren auch auf dem Langenwerder aufgetreten. Die erste Be- Gesang ertönen ließen. Nach 1998 wurde der Karmingim- obachtung stammt vom 16.05.1982. Bis auf zwei Feststel- pel nur noch an zwei Tagen, am 26. und 29.05 2008, regis- lungen, die Ende August 1988 erfolgten, fallen alle übrigen triert, wieder ein singendes Männchen. Gefangen wurde in die Zeit vom 16. Mai - 23. Juni. Es waren insgesamt 17, im August 1988 ein Ind.

Girlitz Serinus serinus European Serin

Seltener Durchzügler

Ist nur in den Jahren zwischen 1975 und 1997 in Ein- Septemberdekade bis in die zweite Novemberdekade. Die oder Zweizahl registriert worden. Aus dieser Zeit liegen 16 letzte Beobachtung stammt vom 11.11.1997. Gefangen Beobachtungen vor, davon drei, die Ende April/Anfang wurden zwei Girlitze. Mai gemacht wurden und die übrigen von der dritten

Fichtenkreuzschnabel Loxia curvirostra Red Crossbill

Seltener Durchzügler

Nur viermal beim Überflug notiert: • 12.10.1993, ein Ind. • 13.10.1983, 15 Ind. • 03.09.2008, fünf Ind. • 30.10.1985, ein Ind.

Grünfink Carduelis chloris European Greenfinch

Regelmäßiger Durchzügler und Gastvogel

Den ganzen Sommer über sind es nur kleine Gruppen von jahr sind nie mehr als 20 registriert worden. Ein starker höchstens 20 Ind., meistens aber weniger. Auch im Früh- Anstieg erfolgt ab Ende September und währt bis Ende 252 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

November (Diagramm). Das hängt damit zusammen, dass Beringungsergebnisse: Beringt wurden bisher 51 Ind., Schwärme von Grünfinken auftauchen, die sich tagsüber von denen es einen eigenen Wiederfund nach einem Jahr in den Kartoffelrosen am Haus aufhalten und sich von de- gibt (o 11.09.2004, v 26.09.2005), außerdem liegen zwei ren Früchten ernähren. Die Schwarmgröße liegt in dieser Fremdfunde vor: Zeit im langjährigen Mittel bei 50 bis 70, in Einzelfällen • DKC 9B 13449 o 27.10.1991 Brunddragene (54.37 N, bei 100 und 200 und maximal sogar 400 Ind. Selbst in den 11.30 E), Rödby, Laaland, Dänemark, v 18.11.1991 Lan- Wintermonaten kann man auf Trupps von bis zu 50 Grün- genwerder (67 km S). finken treffen. Während es sich wohl in der Mehrzahl der • NOS 8244414 o njg. 07.05.1988 Börstad (59.19 N, 10.59 Fälle um Grünfinken aus der näheren und weiteren Umge- E), Tune, Ostfold, Norwegen, v 16.11.1989 Langenwer- bung handelt, die den Langenwerder aufsuchen, können der (588 km S). zeitweise im Herbst auch Zugbewegungen beobachtet wer- den, z. B. am 05.10.1993 mit etwa 200 ziehenden Vögeln Da Grünfinken erst seit 1993 nur ausnahmsweise beringt in Richtung SW. worden sind, spiegeln die Fangergebnisse in keiner Weise die tatsächlichen Zahlen wider.

450 Grünfink

400

350

300

250

200 Ind.

150

100

50

0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Jan. Febr. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Monat / Dekade

Grünfink Carduelis chloris – Durchschnittliche Anzahl pro Dekade der Jahre 1962-2011 (n=57.027). European Greenfinch Carduelis chloris – average number per ten-day-period from 1962-2011 (n=57.027).

Stieglitz Carduelis carduelis European Goldfinch

Regelmäßiger Durchzügler und Gastvogel

Kann jedes Jahr und in fast jedem Monat gesehen werden. Umgebung kommen dürften und die Staudenfluren zur Nur vom Dezember und aus der dritten Januardekade lie- Nahrungssuche nutzen. Ein deutlicher Frühjahrspeak ist gen keine Meldungen vor. Am häufigsten ist der Stieglitz nicht zu erkennen. von Mitte September bis Ende Oktober während des Weg- zuges, z. B. am 04.10.1985 250 Ind. in Richtung W bzw. Beringungsergebnisse: Gefangen und beringt wurden 61 SW, M. Grothmann. Zu den übrigen Zeiten erscheint er Stieglitze, maximal 15 Ind. in einem Jahr (1993). Keine einzeln oder in kleinen Trupps, die sicher aus der näheren Wiederfunde. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 253

Erlenzeisig Carduelis spinus Eurasian Siskin

Regelmäßiger Durchzügler

Tritt jedes Jahr auf, wenn auch in wechselnden Häufigkei- hen. Der Heimzug ist wesentlich schwächer ausgeprägt, ten. Manchmal liegen viele Beobachtungen vor, in man- er dauert wohl von Mitte März bis Ende April. Außerge- chen Jahren sehr wenige. Besonders auffällig ist normaler- wöhnlich ist die Beobachtung eines Zeisigs am 19.06.1990 weise der Wegzug, der von der zweiten Septemberdekade durch U. Büttner. bis Ende Oktober währen kann, nicht selten sind an die einhundert ziehende Zeisige an einem Tag gezählt worden, Beringungsergebnisse: Die Fangquote ist niedrig, sie liegt selbst bis Mitte November können kleine Trupps durchzie- bei nur 37 Ind., es gibt keine Rückmeldungen.

Bluthänfling Carduelis cannabina Common Linnet

Regelmäßiger Brutvogel, Durchzügler und Nahrungsgast

Hat in den 1960er und 1970er Jahren nur gelegentlich in ten nicht eindeutig hervor. Gefangen wurden zwar 1.599 einem Paar gebrütet, anschließend war er aber jedes Jahr Ind., davon 32 % im Frühjahr und 68 % im Herbst. Über- vorhanden und zog vor allem in den Büschen in Hausnähe wiegend dürfte es sich dabei um Brutvögel gehandelt ha- seine Jungen groß. Maximal waren es in den 1990er Jahren ben, die entweder auf dem Langenwerder selbst oder in bis zu sechs Brutpaare. In den letzten Jahren hat sich die der weiteren Umgebung gebrütet haben. Dass aber auch Zahl aber wieder auf ein bis vier Paare reduziert. Durchzügler beteiligt sind, beweisen die nachstehend auf- Außer in den eigentlichen Wintermonaten ist der Blut- geführten Fernfunde: hänfling praktisch immer vorhanden. Gerne ist die Art in • DEH ZA 08990 o 13.05.1997 Langenwerder, + tot kleineren oder größeren Trupps unterwegs, deren durch- 12.06.2004 Tribsees, M-V (83 km E nach sieben Jahren!). schnittliche Kopfzahl dem Diagramm entnommen wer- • DEH 91234600 o 27.09.1986 Langenwerder, den kann. Im Frühjahr sind es bis zu 50 Ind., während der v 18.10.1986 Stembert (50.53 N, 05.54 E), Liege, Belgien Brutzeit sind Schwärme von 20-30 Ind. nicht selten. Im (nach 21 Tagen 540 km SW). August steigt die durchschnittliche Schwarmgröße stark • DEH VA 0002187 o 14.08.1993 Langenwerder, v an und übersteigt häufig die Zahl 100, maximal waren 02.12.1994 Aranjuez (40.02 N, 03.37 W), südl. Madrid, es Anfang Oktober bis zu 400 Bluthänflinge, die gezählt Spanien (1.924 km SW). wurden. Im November nehmen die Schwarmgröße und die Zahl der Beobachtungen stark ab. Die hohe Zahl an Alle übrigen über 80 Wiederfänge betreffen Vögel, die auf Bluthänflingen in den Herbstmonaten hängt u.a. damit dem Langenwerder gekennzeichnet worden sind und die zusammen, dass das Buschwerk am Haus als nächtlicher nach einem halben Jahr, einem Jahr oder mehr wieder Schlafplatz genutzt wird. in den Netzen hingen. Zehn Vögel wurden zweimal kon- trolliert und ein Vogel (DEH 91439911) sogar viermal, das Beringungsergebnisse: Inwieweit Durchzügler an den letzte Mal viereinhalb Jahre nach der Erstberingung. großen Schwärmen beteiligt sind, geht aus unseren Da-

Bluthänfling 120

100

80

60

Ind.

40

20

0 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Monat / Dekade

Bluthänfling Carduelis cannabina – Durchschnittliche maximale Schwarmgröße pro Dekade der Jahre 1962-2011 (n=27.861). Common Linnet Carduelis cannabina – average maximum flock size per ten-day-period from 1962-2011 (n=27.861). 254 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Berghänfling Carduelis flavirostris Twite

Regelmäßiger Durchzügler und Wintergast

Erscheint frühestens Ende September während des Weg- sind noch Schwarmgrößen bis zu 80 Ind. gesehen worden. zuges und besonders häufig im Verlaufe von Oktober und Im März nimmt die Zahl der Beobachtungen stark ab und November. Neben durchziehenden Berghänflingen sind bis Mitte April sind die letzten verschwunden. es besonders kleinere oder größere Schwärme, die auf der Insel tagelang verweilen, auch in den Wintermonaten und Beringungsergebnisse: Erstmals wurden 1983 Berghänf- nach Sämereien suchen. linge gefangen und beringt, insgesamt sind es 259, von Die maximale Truppstärke lag bei 700 Ind., (V. Lehsten. In denen es keine Wiederfunde gibt. Müller 2008), häufig bei 200-300 Ind. Im Februar und März

Birkenzeisig Carduelis flammea et cabaret Common Redpoll / Lesser Redpoll

Unregelmäßiger Durchzügler

Ausgesprochener Invasionsvogel, dessen Einflüge aber im- Langenwerder erscheinen können, sollen die Daten vom mer erst gegen Ende Oktober und in der ersten und zweiten 03.-09.11.1986 verdeutlichen, die von H. W. Nehls ermit- Novemberdekade erfolgen, wobei es sich stets um den öst- telt worden sind: lichen Taigabirkenzeisig C. flammea handeln dürfte, dem • 03.11. ca. 1.600 in Richtung SW, wahrscheinlich weit neuerdings gegenüber cabaret Artstatus zuerkannt wird. An über 2.000 Ind. guten Zugtagen können es Tausende von Birkenzeisigen • 04.11. ca. 650 nach SW, tatsächlich mehr. sein, die z.T. auch zur Rast einfallen. Starke Invasionsjahre • 05.11. ab 9:00 Uhr ca. 500 nach SW, tatsächlich mehr als waren 1986, 1988 und 1996 (Abb.). In anderen Jahren ist 1.000 Ind. der Wegzug viel schwächer ausgeprägt, in manchen Jahren • 06.11. ca. 50. wird die Art auch gar nicht registriert. Vereinzelt tritt der • 07.11. von 8:15-16:00 Uhr ca. 3.600 nach SW. Die Birken- Birkenzeisig im Herbst bereits ab Anfang September auf. zeisige zogen in Trupps von 10-100, meistens 20-30 über Aus dem Frühjahr gibt es nur ganz wenige Nachweise, ein die Insel. Insgesamt waren es wohl 7.000-10.000 Ind. deutlicher Heimzug nach Invasionsjahren ist nie regist- • 08.11. mehr als 300 nach SW. riert worden. Ganz wenige Beobachtungen gibt es auch • 09.11. etwa 500 nach SW. aus den Monaten Dezember und Januar. Nachweise aus dem Juni, z. B. am 23.06.2007 mindestens vier Ind. im Gebüsch südlich des Hauses durch R.-R. Stra- che deuten auf umherstreifende Brutvögel des Alpenbir- kenzeisigs C. cabaret aus der näheren Umgebung hin.

Beringungsergebnisse: Die ersten 145 Birkenzeisige wur- den 1986 gefangen, 1988 waren es sogar 411 Ind. Insge- samt sind es bis 2011 619 Ind., von denen ein Wiederfund vorliegt, zwei weitere Kontrollen betreffen Vögel, die au- ßerhalb des Langenwerders beringt worden sind. • DEH 90374423 o 07.11.1986 Langenwerder, + tot 16.11.1986 Daniken (50.58 N, 05.51 E), Niederlande (nach neun Tagen 512 km SW). • DEH 80690153 o 06.11.1988 Conventer See (54.08 N 11.53 E), bei Bad Doberan, M-V, v 07.11.1988 Langen- werder (nach einem Tag 29 km WSW). • PLG KH 81073 o 22.10.1988 Weichselmündung Taigabirkenzeisig Carduelis flammea mit weißem Bürzel, Novem- bei Swibno (54.22 N, 18.56 E), Polen, v 07.11.1988 ber 1986. Foto: H. W. Nehls. Langenwerder (nach 16 Tagen 487 km W). Common Redpoll Carduelis flammea with a white rump, Novem- Welche Mengen an Birkenzeisigen in Invasionsjahren am ber 1986. Photo: H. W. Nehls.

Spornammer Calcarius lapponicus Lapland Longspur

Unregelmäßiger Durchzügler

Sporadisch erscheinender Spätzieher, der auch auf der In- Mitte November. Oft sind es nur ein, zwei Vögel, gele- sel rastet und nach Nahrung sucht. Trifft frühestens An- gentlich aber auch Trupps von 15-20 Ammern, z. B. 15 am fang September ein, sehr häufig aber später. Die meisten 14.10.1979. Beobachtungen aus den Wintermonaten sind Feststellungen stammen vom Oktober und reichen bis selten, aber nicht außergewöhnlich, z. B. am 31.12.1984 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 255

17 Ind. Der Heimzug erfolgt offenbar im März/April, es gibt wenige Feststellungen von bis zu drei Ind. Erstbeobachtung: 10.09.1963 ein Ind., Letztbeobachtung: 27.04.1994 und 27.04.1997 ein bzw. drei Ind.

Beringungsergebnisse: Gefangen wurden sechs Sporn- ammern, von denen keine Rückmeldungen vorliegen.

Spornammern Calcarius lapponicus konnten nur selten gefangen werden, Oktober 2003. Foto: M. Helm. Lapland Longspurs Calcarius lapponicus have rarely been captured, October 2003. Photo: M. Helm.

Schneeammer Calcarius nivalis Snow Bunting

Regelmäßiger Durchzügler und Wintergast

Erscheint fast alljährlich ab Mitte September, meistens in Im Laufe des Monats März verschwinden die Schneeam- Flügen, die bis zu 50 Ind. stark sind und sich gerne im mern, die letzten wurden Anfang April gesehen. Erstbeob- Uferbereich der Insel aufhalten. achtung: 13.09.1976, Letztbeobachtung: 05.04.1962. Besonders viele Feststellungen gibt es von Ende Oktober bis Mitte November. Auch aus den Wintermonaten liegt Beringungsergebnisse: Beringt wurden fünf Ind., keine eine Reihe von Nachweisen vor, z. B. 40 Ind. Ende Dezem- Rückmeldungen. ber 1994, 60 am 02.01.1997 oder sogar 150 am 22.01.1974.

Grauammer Emberiza calandra Corn Bunting

Regelmäßiger Gastvogel

Nur aus den Monaten Januar, März und Dezember liegen zu 20 Ind., die im Grasland Nahrung suchen bzw. näch- keine Nachweise vor, ansonsten erscheint die Grauammer tigen, maximal waren es 30 Ind. am 07.08.1967, oft aber fast alljährlich mit einer deutlichen Häufung der Beobach- auch nur einzelne Ind. Eine Grauammer ist im September tungen von Ende April bis Mitte Juni, es sind oft Trupps bis 1993 gefangen worden.

Goldammer Emberiza citrinella Yellowhammer

Regelmäßiger Durchzügler

Erscheint von der zweiten September- bis zur zweiten No- 1990er Jahren. Mehrfach wurden Dekadensummen von über vemberdekade mit großer Regelmäßigkeit und fällt auch zur 100 Goldammern erreicht. Das spiegelt sich auch in den Fang- Rast ein. Besonders häufig war die Art in den 1980er und summen der fünf Jahrzehnte 1962-2011 wider:

Jahrzehnt 1962-1971 1972-1981 1982-1991 1992-2001 2002-2011 Fangsumme 3 15 208 171 21

Die sehr niedrige Zahl des ersten und zweiten Jahrzehnts ist nach der Beringung wieder in die Netze am Beringungsort durch die relativ kurze Betreuungszeit jener Jahre bedingt. geflogen sind, die fünfte Goldammer wurde nach vier Jah- Gegen Ende November nimmt die Zahl der Nachweise stark ren erschöpft bei Neuhof auf Poel gefunden: ab und in den Wintermonaten ist nur ganz vereinzelt eine • DEH PA 010253 o 02.10.1995 Langenwerder, v Goldammer gesehen worden. Eine deutliche Häufung wäh- 26.09.1999 Neuhof, Poel (6 km SW). rend des Heimzuges ist kaum zu erkennen und die Dekaden- Zwei Goldammern trugen schwedische Ringe: summen liegen nur selten über zehn. In den Sommermona- • SVS 1EB44007 o 03.08.1989 Sjöderfjärden (59.23 N, ten können immer vereinzelte Goldammern auftreten, die 16.48 E), Södermanland nahe Stockholm, Schweden, v sicher zu den Brutvögeln der näheren Umgebung gehören. 02.10.1990 Langenwerder (677 km SSW). • SVS 1EB82138 o 11.07.1990 Finnaker (59.33 N, Beringungsergebnisse: Gefangen wurden insgesamt 418 15.33 E), Näset, Västmanland, Schweden, v 04.10.1990 Ind., davon alleine 100 im Jahr 1990. Es gibt fünf Kont- Langenwerder (nach 85 Tagen 662 km SSW). rollen; bei vier davon handelt es sich um Ind., die ein Jahr 256 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Ortolan Emberiza hortulana Ortolan Bunting

Sporadischer Gast

Bislang fünf Nachweise von je einem Ind., wovon drei • 06.09.1998, gefangen, H. Zimmermann. durch Fang bestätigt wurden: • 29.09.2001, dj. gefangen, (B. Heinze u.a. In: Müller 2004) • 29.05.1971, Männchen vor dem Haus, H. W. Nehls. • 22.05.1978, D. Köhler u.a. Keine Rückmeldungen. • 26.08.1985, dj. gefangen (H. Zimmermann. In: Müller 1987).

Rohrammer Emberiza schoeniclus Common Reed Bunting

Regelmäßiger Brutvogel und Durchzügler

Gehört seit Jahrzehnten zum festen Bestandteil der Brut- ten, beobachtet werden. Eine Zunahme der Zahl der anwe- vogelarten des Langenwerders, zunächst mit ein bis zwei senden Rohrammern ist erst gegen Ende August zu verzeich- BP, seit Mitte der 1990er Jahre auch häufig drei und in den nen, wenn offenbar die ersten Durchzügler erscheinen. Es letzten Jahren wohl sogar vier oder fünf Paare. Bis 1973 werden schnell mehr und von Ende September bis Mitte brütete die Art allerdings nur hin und wieder in einem Paar. Oktober wird das Maximum erreicht, wie die nachstehende Bedingt durch die Brutvögel sind in den Monaten Mai bis Zahlenleiste mit den durchschnittlichen Dekadensummen Juli immer einige Rohrammern anwesend, auch in den Jah- für den gesamten Auswertungszeitraum 1962-2011 von Au- ren ohne BP konnten zu dieser Zeit immer hin und wieder gust bis November zeigt. Ende Oktober und im November einige Ind., die sicher aus der näheren Umgebung stamm- nimmt die Zahl wieder stark ab.

Monat Aug. Sept. Okt. Nov. Dekade 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 durchschnittl. 2,4 3,3 13,2 29,0 95,3 197,8 253,3 198,9 57,4 22,4 16,3 4,4 Dekadensumme

In den Wintermonaten sind vereinzelt kleinere Trupps bis zu zwölf Ind. gesehen worden, im Lauf des Monats Februar kann es manchmal schon Heimzugerscheinungen geben, z. B. am 24.02.1975 mehr als 22 Ind., D. Schmeckebier. Ein deutlicher Heimzuggipfel zeichnet sich in unseren Zahlen nicht ab, gegen Ende März/Anfang April lag die mittlere Dekadensumme bei 23,2 bzw. 16,3 Ind. pro Dekade, maxi- mal wurden am 16.03.2003 etwa 60 Rohrammern durch A. Köhler und D. Brenning gezählt. Zur Hauptzugzeit im Herbst können es bis zu 100 Rohr- ammern sein, die auf der Insel rasten, mehrfach sind auch ziehende Vögel registriert worden, z. B. am 06.10.1976 100 Ind. in Richtung SW.

Beringungsergebnisse: Diese hohe Zahl an Rastvögeln hat natürlich auch in den Fangzahlen ihren Niederschlag ge- funden. Seit 1962 wurden 7.662 Rohrammern gefangen und beringt. Das bedeutete, dass seit den 1980er Jahren die jährlichen Fangzahlen immer über 100 lagen, maximal waren es 578 im Jahre 2000. Diese gezielte Fangtätigkeit, die insbesondere von den Arbeitsgruppen um M. Grothmann und B. Heinze betrieben worden ist, hat zu zahlreichen Kontrollen und Wiederfängen geführt. Insgesamt liegen 78 solcher Fälle vor. 32 davon betreffen aber Ind., die in der Zeitspanne von einem halben Jahr bis zu vier Jahren am Be- ringungsort erneut gefangen worden sind, über die übrigen informiert die Karte mit der Darstellung der Wiederfundor- te. Hinzu kommen 18 Kontrollen von solchen Vögeln, die nicht auf dem Langenwerder beringt worden waren. Bemerkenswert ist, dass es zahlreiche Funde gibt, die nicht nur die Überwinterungsgebiete kennzeichnen, sondern Rohrammer Emberiza schoeniclus – Wiederfundorte und Berin- gungsorte fremder Ringvögel. auch solche, die über die Herkunft Aussagen ermöglichen. Common Reed Bunting Emberiza schoeniclus – recovery sites and Dabei fällt auf, dass es zahlreiche Nachweise aus Schweden, ringing sites of non-locally ringed birds. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 257

z.T. auch aus Norwegen gibt, aber nicht einen einzigen aus der rastenden Rohrammern berechnen. Anhand von 123 Polen oder den baltischen Staaten. Kontrollen ergab sich eine durchschnittliche Rastdauer von Durch zahlreiche Wiederfänge, die in derselben Zugperiode 12,2 Tagen, was für eine Singvogelart auf Langernwerder erfolgten, lässt sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer erstaunlich lange ist.

Zwergammer Emberiza pusilla Little Bunting

Sehr seltener Durchzügler

Drei Nachweise von je einem Ind., die alle gefangen und • 10.10.1995 (M. Grothmann u.a. In: Müller 1998). beringt wurden: • 04. und 05.10.2005, dj. (B. Heinze und A. Köhler. In: • 12.11.1989 (H. W. Nehls u.a. In: Müller 1991), dritter Müller 2009). Nachweis für M-V. Keine Rückmeldungen.

Im Gegensatz zu aus der „Gefangenschaft“ stammenden und freifliegend gehaltenen Vogelarten (hauptsächlich Was- servögel) sind ganz offensichtlich entflogene Käfigvögel in die obige Liste nicht aufgenommen worden. Es handelt sich um folgende Arten:

• Nymphensittich Nymphicus hollandicus Cockatiel: zweimal beobachtet, 01.10.2007 und 17.07.2010.

• Wellensittich Melopsittacus undulatus Budgerigar: mindestens einmal beobachtet.

• Sonnenvogel Leiothrix lutea Red-billed Leiothrix : zweimal gefangen, 01.-02.08.1967 und 08.08.1995.

• Textorweber Ploceus cucullatus Village Weaver: einmal gefangen, 21.09.1981.

Sturmmöwe Larus canus, April 2007. Foto: H. Zimmermann. Mew Gull Larus canus, April 2007. Photo: H. Zimmermann. 258 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

9.2 Lurche, Kriech- und Säugetiere

Vorbemerkung

Neben den vielen Vogelarten, die in den letzten Jahrzehn- angestellt worden sind, z.B. Arndt und Nehls (1964); Br- ten auf, über und am Langenwerder beobachtet worden enning (1965, 1967, 1973), sind wir über die meisten be- sind und die den Schwerpunkt dieser Publikation bilden, teiligten Tiergruppen noch unzureichend informiert. Das gibt es zahlreiche Vertreter anderer Tiergruppen, die eine betrifft die terrestrische Fauna in noch stärkerem Maße, mehr oder weniger wichtige Rolle im Stoff- und Energie- auch wenn es sporadische Aufnahmen der Spinnenfau- fluss der verschiedenen Lebensgemeinschaften spielen. na, der Springschwänze, der Libellen, Heuschrecken und Auf Grund ihrer meist geringen Größe und ihrer versteck- Schwebfliegen gegeben hat. Von einem Gesamtartenin- ten Lebensweise werden sie von den meisten Menschen gar ventar der Fauna des Langenwerders sind wir noch ziem- nicht wahrgenommen oder nur dann, wenn sie beispiels- lich weit entfernt. weise zwecks Fortpflanzung in riesigen Schwärmen auf der In diesem Kapitel soll ein kurzer Überblick über jene Tier- Insel auftauchen, wie die Zuckmücken (Chironomiden) gruppen gegeben werden, die erheblich größer sind, auf (Abb.), bestimmte Ameisenarten und selten auch Marien- Grund ihrer oft versteckten oder nächtlichen Lebensweise käfer (Abb.), oder wenn am Weststrand unvermittelt große meistens aber auch nur recht selten gesehen werden. Es Teerflecken erscheinen, die in Wirklichkeit aus Millionen handelt sich um Lurche (Amphibia), Kriechtiere (Reptilia) von winzigen Springschwänzen (Collembolen) bestehen. und Säugetiere (Mammalia). Grundlage für diese Darstel- Viele solcher kleinen Organismen leben im aquatischen lung sind wiederum die Inseltagebücher, in die die Vogel- Bereich und können nur mit Hilfe von stark vergrößern- wärter je nach Interessenlage ihre Feststellungen eingetra- den Instrumenten näher untersucht werden. Obwohl in gen haben. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann somit den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Untersuchungen nicht erhoben werden. vor allem über die Bewohner im umliegenden Flachwasser

Sturmmöwe Larus canus im Zuckmückenschwarm, Juli 2010. Foto: J. Mundt. Mew Gull Larus canus in a chironimid swarm, July 2010. Photo: J. Mundt. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 259

Marienkäfer auf aufgehängter Wäsche, Juli 1989. Foto: H. W. Nehls. Ladybugs on drying laundry, July 1989. Photo: H. W. Nehls.

Marienkäfer im Spülsaum, August 1976. Foto: H. W. Nehls. Ladybugs in the drift line, August 1976. Photo: H. W. Nehls. 260 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Lurche

Teichmolch Triturus vulgaris Smooth Newt

Zwei Nachweise: Am 20.04.1980 ein totes Ind. in einem im Labor der Station, B. Heinze. Herkunft in beiden Fällen Plastikeimer im Kohlebunker zusammen mit mehreren ungewiss. Grasfröschen, D. Köhler und am 08.10.2010 ein juv. Ind.

Rotbauchunke Bombina bombina European Fire-bellied Toad

Einziger Nachweis: Am 03.10.1995 fand B. Heinze ein Ind. in den südlichen Dünen.

Erdkröte Bufo bufo Common Toad

Von den insgesamt neun Nachweisen seit 1984 stammen noch nicht ausgewachsenen Ind. hielten sich im Freien fünf aus dem Kohlebunker, ein weiteres Tier befand sich auf. Immer nur Einzeltiere. am 19.10.2011 in einer Brandganshöhle, die übrigen, z.T.

Wechselkröte Bufo viridis European Green Toad

Ist mindestens seit Mitte der 1950er Jahre des vorigen Jh. bodens am 13.07.1981, mindestens zwölf kleine Ind. auf auf dem Langenwerder mit einer kleinen Population ver- dem Weg zu den Nordbüschen am 17.09.1991, H. Zimmer- treten, die von Ende März bis Ende Oktober praktisch auf mann. Nicht selten werden nur ein oder zwei Ind. gesehen. der gesamten Insel gesehen und gehört worden ist. Frü- Gerne im Sommer in der Dunkelheit am Fundament des hestes Datum 31.03.1990, spätestes 30.10.2011. Maximal Wärterhäuschens. zwölf ad. Kröten in einem Haufen angefahrenen Mutter-

Laubfrosch Hyla arborea Common Tree Frog

Diese durch ihre Rufe sehr auffällige Art ist bisher nur im am 11.09. wurden auch im Süden der Insel Rufe vernom- Jahre 2011 in der Zeit vom 20.08.–24.09. im Gebüsch am men, H. Zimmermann, B. Heinze. Haus an mindestens drei Stellen nachgewiesen worden,

Wasserfrosch Rana kl. esculenta Water Frog (Edible Frog)

Irrgast: am 30.07.1980 ein Ind. am Teich im Norden, U. Brenning und am 16.09.2010 ein Ind. in einer winzigen Pfütze im Weg zu den Nordbüschen, H. Zimmermann.

Grasfrosch Rana temporaria Grass Frog (Common Frog)

Ist seit 1986 in mindestens sechs Jahren gesehen worden, frösche hielten sich in Hausnähe auf, am kleinen Tümpel davon dreimal im Kohlebunker. D. Köhler fand dort am südlich der Station sowie im Norden und Süden der Insel. 20.04.1988 in einem mit Wasser gefüllten Plastikeimer 13 Zeitraum vom 08.04.-12.10. Ind., von denen sechs Ind. schon tot waren. Weitere Gras-

Moorfrosch Rana arvalis Moor Frog

Am 20.07.2007 sah B. Russow ein Ind. am Süßwassertüm- pel südlich vom Haus (Belegfoto liegt vor). U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 261

Kriechtiere

Ringelnatter Natrix natrix Ringed Snake (Grass Snake)

Diese sehr gut schwimmende Schlange ist ein seltener Gast, mann, jeweils im Nordteil der Insel. Viermal (10.06.1962, der aber bereits am 10.06.1968 lebend gesehen wurde, 25.06.1979, 06.07.2000, 30.05.2004) wurden bis zu 80 cm H. W. Nehls. Aus neuester Zeit stammen Beobachtungen lange tote Ringelnattern gefunden. vom 26.07.2010, D. Brenning und 06.07.2011, G. Puhl-

Säugetiere

Spitzmäuse

Der größte Teil der Nachweise von Arten dieser Gruppe Instituts für virale Zoonosen in Potsdam mit Hilfe von stammt von D. Köhler, der in den 1980er Jahren im Zu- Lebendfallen Wühlmäuse gefangen und markiert hat, in sammenhang mit einem Forschungsprojekt des damaligen die gelegentlich auch Spitzmäuse gerieten.

Waldspitzmaus Sorex araneus Common Shrew

Ist erstmals im Mai 1980 nachgewiesen worden, als sich in- ebenfalls im Süden bzw. abends in den Kartoffelrosen am nerhalb von drei Wochen ein Ind. fing, Ende Mai 1984 war Haus. Anfang April 2005 fand D. Köhler in Gewöllen der es beim Einsatz von 100 Lebendfallen wiederum ein Ind. Schleiereule bzw. Sumpfohreule Schädelreste von fünf Ind. und Anfang September 1988 fingen sich innerhalb von und am 15.04.2010 von einem Ind. Schließlich sah H. vier Tagen sogar drei Waldspitzmäuse. Am kleinen Tümpel W. Nehls am 02.11.1988 mehrere Spitzmäuse, die auf der südlich des Hauses wurde am 13.08.2012 ein dj. Ind. ge- Flucht vor einem Sturmhochwasser waren. Es ist anzuneh- fangen. Hinzu kommen einige Hörnachweise: 25.04.1986 men, dass diese Art wohl ständig mit einer kleinen Popula- und 13.07.1986 je zwei Ind. am Südrand des großen Tüm- tion auf dem Langenwerder vertreten ist (Köhler, D. 1988). pels im Süden, am 22.04.1988, 08.07.1988 und 10.04.2006

Zwergspitzmaus Sorex minutus Pygmy Shrew

Wurde am 12.04.2005 und am 15.04.2010 in je einem Ind. es ist nicht sicher, dass die Tiere auf dem Langenwerder in Schleiereulengewöllen durch D. Köhler nachgewiesen, erbeutet worden sind.

Fledermäuse

Die beobachteten oder auch gefangenen Tiere konnten noch nicht unterschieden). Registriert worden sind Fle- meistens nicht näher bestimmt werden, in vielen Fällen dermäuse zwar nicht jedes Jahr, sie sind als Nahrungsgäste hat es sich wohl um die Zwergfledermaus Pipistrellus pi- in den nächtlichen Stunden aber nicht außergewöhnlich. pistrellus Common Pipistrelle gehandelt, z. B. beim Fang Maximal wurden bis zu sechs Ind. gleichzeitig gezählt. Die von je einem Ind. am 05.09. und 11.09. 1993 durch H. ersten wurden schon Anfang April gesehen, die letzten in Zimmermann und am 16.08. und 19.08.1994 durch B. der ersten Oktoberdekade. Die meisten Beobachtungen Heinze (die Zwillingsart P. pygmaeus wurde zu dieser Zeit fallen in die Zeit von Juli bis September.

Hasenartige

Wildkaninchen Oryctolagus cuniculus European Rabbit

Einziger Nachweis aus den letzten 50 Jahren: Am 04.04.1968 fand sich ein Ind. in einer Falle, die H. W. Nehls zum Fang von Mardern und Wieseln auf dem Dachboden aufgestellt hatte. 262 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Europäischer Feldhase Lepus europaeus European Hare

Seit Ende der 1990er Jahre gibt es auf dem Langenwer- der eine kleine, aber stabile Hasenpopulation, die in den 1970er Jahren schon einmal existierte. Sowohl zu Beginn der 1960er Jahre als auch von 1979 bis 1986 war der Feld- hase fast vollständig von der Insel verschwunden. Die jetzige Population hat sich nur allmählich aufgebaut. Zunächst waren es wohl nur zwei, drei Tiere. Die ersten bei- den frisch gesetzten Junghasen fanden sich am 31.03.1991 in einem großen Schilfhaufen am Haus. 1997 wurden im Mai schon wenigstens acht Hasen gezählt, Ende Mai 2003 sogar 26 Ind., D. Jäkel. Mindestens zweimal im Jahr gibt es Nachwuchs, von dem aber längst nicht alle Jungtiere überleben. Auch bei den Alttieren ist die Mortalität hoch, denn zum Jahresende hin finden sich nicht selten frisch- tote Ind., z. B. zählte M. Helm am 25./26.10.2007 acht Stück. Über den Winter kommen normalerweise vier bis sechs Tiere. Heranwachsende Feldhasen sind zunächst Junger Feldhase Lepus europaeus, Mai 2001. Foto: H. W. Nehls. Young European Hare Lepus europaeus, May 2001. Photo: H. W. sehr zutraulich und nähern sich dem Menschen bei ent- Nehls. sprechendem ruhigen Verhalten bis auf nächste Nähe. Mit zunehmendem Alter wird die Fluchtdistanz größer. Mehr- mals wurde das Trinken von Seewasser beobachtet und im Bild festgehalten.

Nagetiere

Sumpfbiber, Nutria Myocastor coypus Nutria (Coypu)

Einziger Nachweis dieser ursprünglich in Südamerika be- heimateten Art: Am 27. und 28.06.1993 ein Ind. im Nor- den der Insel, D. Köhler. Gefangenschaftsflüchtling.

Feldmaus Microtus arvalis Field Mouse (Common Vole)

Feldmäuse sieht man normalerweise nur selten, z. B. bei dam erlangt wurden, vermitteln einen Eindruck von der einem Gang über das Grasland, wenn plötzlich eine Maus Siedlungsdichte. So wurden im Mai 1981 in acht Tagen mit von einer Röhre zur anderen flitzt. Ansonsten bemerkt man 100 Fallen 75 Feldmäuse gefangen und Ende Mai 1985 in die unterschiedlichen Anzahlen daran, dass bei einem dich- neun Tagen mit der gleichen Anzahl von Fallen 52 Ind. Die ten Bestand große Teile der Dünen und des Graslandes so Siedlungsdichte betrug in der sog. „Grasnelkengesellschaft“ stark durchlöchert sind, dass man bei jedem Schritt ein- 84 Ind./ha, im Bereich des Silbermöwen-Ruheplatzes im sinkt. Typisch für die Feldmaus ist, dass es in mehr oder Norden der „Koppel“ dagegen nur 12 Ind./ha (D. Köhler, B. weniger regelmäßigen Abständen zu Massenvermehrun- Kriebel, G. Wagner). H. W. Nehls zählte am 03.11.1988 nach gen, den sogenannten Gradationen kommt, die genau so erstem Frost und gleichzeitigem Hochwasser Hunderte von regelmäßig einen Zusammenbruch der Population zur Fol- toten Feldmäusen. Feldmäuse nehmen einen wichtigen ge haben. Einige Zahlen aus den Tagebüchern, die von D. Platz in der Nahrungskette ein, da sie eine beliebte Beute Köhler stammen und die im Rahmen der schon erwähnten von Greifvögeln und Eulen sind, aber auch von Silber- und Untersuchungen des Instituts für virale Zoonosen in Pots- Sturmmöwen und besonders vom Fuchs.

Große Wühlmaus, Ostschermaus Arvicola terrestris Root Vole (European Water vole)

In den 1960er Jahren wurden von der Biologischen Zen- heimisch ist. H. Wieland errechnete für die Jahre 1961 bis tralanstalt in Kleinmachnow umfangreiche Vergleichsun- 1967 eine maximale Bestandsdichte von 430 Ind./ha. An- tersuchungen zum Massenwechsel der Schermaus durch- fang Mai 1968 war die Art aber fast vollständig verschwun- geführt (H. Wieland 1973). Ansonsten ist über diese Art den; ein Zeichen für den auch bei anderen Wühlmäusen in den Inseltagebüchern sehr wenig zu finden, obwohl auftretenden Massenwechsel. Die Anwesenheit der Scher- sie sicher seit vielen Jahrzehnten auf dem Langenwerder maus ist vor allem an den relativ großen Eingangsröhren U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 263

zu erkennen, die größer als die von der Feldmaus sind, die Schermaus hohe Verluste bei Frost und gleichzeitigem aber kleiner als die von der Wanderratte. Zuweilen erin- Sturmhochwasser und so zählte H. W. Nehls an jenem nert der Eingangsbereich auf Grund der aufgeworfenen 03.11.1988 auch viele ertrunkene Schermäuse. Erde an Maulwurfshügel. Wie die Feldmaus erleidet auch

Bisamratte Ondatra zibethicus Muskrat

Von dieser aus Nordamerika stammenden Art liegen vier Nachweise von jeweils einem Ind, vor: • 25.09.1983 M. Grothmann. • 19.04.1987 am gesamten Westufer entlang schwim- mend, U. Brenning. • 09.04.1992 in Limikolenreuse auf der Sandbank, M. Helm (Abb.). • 27.10.2001 am sog. Mittelbusch südlich des Hauses, V. Lehsten. Möglicherweise gehört die Art schon zum festen Säugetier- inventar.

Bisam Ondatra zibethicus in einer Limikolenreuse, April 1992. Foto: M. Helm. Muskrat Ondatra zibethicus in a shorebird funnel trap, April 1992. Photo: M. Helm.

Wanderratte Rattus norvegicus Norway Rat (Brown Rat)

Dieser Ubiquist, der äußerst anpassungsfähig und überall Jahren war von der Anwesenheit weniger zu spüren. Im zu finden ist, war und ist ein fast ständig vorhandenes Haus wurden selbst dicke Bretter oder sogar der Putz von Mitglied der Säugetiergemeinde auf dem Langenwerder, den Wänden zernagt. Bekämpft werden diese Tiere vor dessen Kopfzahl in Abständen beträchtliche Ausmaße er- allem mit Hilfe von Schlagfallen und durch das Auslegen reichen kann, z. B. Anfang der 1960er Jahre, als ein Schäd- von Giftködern. Die Nester werden nicht nur in Erdbau- lingsbekämpfungsbetrieb aus Wismar die Vergasung der ten, sondern auch an versteckten Stellen im Haus angelegt. zahlreich vorhandenen Baue betrieb. Häufig waren Wan- derratten auch in den Jahren 1979 und 1985, in anderen

Gelbhalsmaus Apodemus flavicollis Yellow-necked Mouse

Einziger Nachweis: Am 02.05.1971 fing H. W. Nehls ein Ind. in der Speisekammer.

Brandmaus Apodemus agrarius Striped Field Mouse

Diese hübsche Maus mit dem dunklen Rückenstrich ist Gewöllen der Schleiereule die Schädelreste von zwei Ind. bisher viermal registriert worden. G. Wagner fing im Sep- fand und am 12.04.2009 ein Ind. im Komposter in der tember 1973 insgesamt acht Ind. in der Speisekammer, die Nähe des Hauses entdeckte und schließlich stießen A. und er zeitweise im Fensterzwischenraum in der Wohnstube R.-R. Strache am 12.02.2012 auf ein Ind., das sich unter wie in einem Terrarium gehalten hat. Die beiden nächsten den Resten einer Eisscholle verkroch (Fotobeleg). Nachweise stammen von D. Köhler, der im April 2005 in

Zwergmaus Micromys minutus Eurasian Harvest Mouse

In Schleiereulengewöllen, die D. Köhler im April 2005 sam- melte, fanden sich die Reste der Schädel von zwei Zwerg- mäusen. Es ist nicht sicher, dass sie auf dem Langenwerder erbeutet worden sind. 264 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Raubtiere

Rotfuchs Vulpes vulpes Red Fox

Beim Rotfuchs handelt es sich um die Säugetierart, die seit vielen Jahren den Vogelschützern auf dem Langen- werder die größten Sorgen bereitet und mit allen Mitteln bekämpft werden muss, da er unter den Brutvögeln, seien es Schwäne, Enten, Möwen oder Seeschwalben sowie de- ren Gelege und Jungvögel die größten Schäden anrichten kann. Bekämpft wird der Rotfuchs durch Abschuss und mit Fal- len, zusätzlich werden weitere Maßnahmen zum Schutz der Brutvögel getroffen (Brenning und Nehls 2006). Nicht selten legt der Fuchs auf der Insel selbst Baue an und bringt in ihnen auch Junge zur Welt. Wird das verhindert, dann ist der Populationsdruck von Poel her so groß, dass meis- tens schon nach kurzer Zeit wieder Füchse auf dem Lan- genwerder erscheinen, um ein eigenes Revier einzurichten oder die Füchse, die im gegenüberliegenden Gollwitzer Hochufer seit Jahrzehnten hausen, kommen zum Nah- rungserwerb regelmäßig auf die Insel. Seit 1983 sind ins- gesamt 29 Füchse, Jung- und Alttiere, zur Strecke gebracht Rotfuchswelpe Vulpes vulpes aus einer Brandganshöhle, Mai 1982. worden. Der angerichtete Schaden wird daraus ersichtlich, Foto: H. W. Nehls. dass er in diesen Jahren alleine 17 ad. Höckerschwäne, Red Fox pup Vulpes vulpes found in the nest hole of a Common allesamt Brutvögel, gerissen hat. Shelduck, May 1982. Photo: H. W. Nehls.

Marderhund Nyctereutes procynoides Raccoon Dog

Diese aus dem ostasiatischen Raum stammende Art ist in am Strand und auf der großen Sandbank im Südwesten den letzten Jahren ein fester Bestandteil der heimischen gefunden wurden. Dort hat der Marderhund im Herbst Fauna geworden, die auch den Langenwerder immer häu- mindestens einen Alpenstrandläufer und eine Bekassine figer aufsucht. Erstmals fand F. Gosselck am 17.06.2005 in den Limikolenreusen getötet. eine frische Fährte am Ostufer, seitdem gibt es aus jedem Ein totes angespültes, noch gut erhaltenes Ind. fand H. Jahr Vermerke über gefundene Trittsiegel, die vor allem Zimmermann am 10.09.2005 im Nordwesten.

Hermelin, Großes Wiesel Mustela erminea Stoat

Wenn es auf dem Dachboden oder unter der Verschalung 1988 machte H. W. Nehls das Hermelin für den Tod von 85 des Wärterhäuschens zu nächtlicher Stunde poltert, dann nfl. Brandseeschwalben verantwortlich, die alle Bissstellen ist das oft ein Zeichen für die Anwesenheit von Hermelinen in der Nähe des Schultergelenks aufwiesen. Bekämpft wur- oder Steinmardern, manchmal wohl auch von Wanderrat- de diese Art, wie auch andere Prädatoren, mit Schlagfallen. ten. Gesehen werden die Tiere relativ selten, allerdings Insgesamt beträgt die Jagdstrecke 21 Ind., die alle bis 1988 auf der gesamten Insel. 1975 hatte ein Ind. sein Versteck gefangen worden sind. Aus den letzten 20 Jahren gibt es im Bootsschuppen, hier fand D. Köhler die Reste von drei relativ wenige Hinweise, so beobachtete P. Hauff Ende Ap- Feldspatzen, einem Goldhähnchen und drei Feldmäusen. ril 2005 ein Ind. im Rosengebüsch am Haus.

Mauswiesel Mustela nivalis Least Weasel

Dieser kleine hübsche Marder ist mindestens zeitweise 1967 hielten sich zwei Ind. zeitweilig auf der Sandbank im auch auf dem Langenwerder heimisch. Im Sommer 1965 Südwesten auf, H. W. Nehls, zwei weitere Beobachtungen fingen sich in den Wühlmausfallen drei Ind., die auf Poel stammen aus den Jahren 1974 und 1975. Zuletzt sah D. wieder freigelassen wurden. 1966 wurden im Mai zwei Ind. Schmeckebier von Mitte bis Ende Mai 1999 mehrfach ein beobachtet und ein Tier im Oktober gefangen, H. Wieland. Ind. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 265

Iltis Mustela putorius European Polecat

Irrgast. Am 20.04.1970 gelang es H. W. Nehls und B. schon einen beträchtlichen Schaden angerichtet, denn in Preuß einen Iltis zu töten, der sich in einer künstlichen drei weiteren Kunsthöhlen fanden sich insgesamt 47 tote Brandganshöhle aufhielt. Er hatte unter den Brutvögeln Sturmmöwen und drei Blässhühner.

Steinmarder Martes foina Stone Marten (Beech Marten)

Diese große, kräftige Marderart hat nicht nur Schäden an Trauerente und zwei Haustauben sowie eine Schermaus. der Vogelwelt der Insel angerichtet, sondern wiederholt Insgesamt wurden fünf Steinmarder in Schlagfallen ge- das Rohrdach des Wärterhäuschens beschädigt, indem tötet, der letzte 1975. Neue Löcher im Dach gab es erst große Löcher hineingebissen wurden, um unter das Dach wieder 1984 und zeigten sein Vorhandensein an. Ob die zu kommen und dort Nahrungsvorräte zu lagern. H. W. Art ständig anwesend ist, ist unklar. Losung in der Nähe Nehls fand hier bei seinem Dienstantritt im Mai 1962 des Hauses zeigt aber, dass er sich hier mindestens in den insgesamt 33 Vögel, in der Mehrzahl Sturmmöwen, aber letzten Jahren aufgehalten hat. auch vier Blässhühner, drei verölte Eisenten, eine verölte

Aus dem Dachraum geborgene Jagdstrecke eines Steinmarders Martes foina, Mai 1962. Foto: H. W. Nehls. Assorted prey of a Beech Marten Martes foina collected from the attic, May 1962. Photo: H. W. Nehls.

Fischotter Lutra lutra European Otter

Ist erst in den letzten Jahren ausschließlich an Hand seiner Fährten nachgewiesen worden: • 03.02.2006 J. Kube. • 16.09.2009 H. Zimmermann mit Foto, nachbestimmt N. Stier. • 23.09.2009 B. Heinze u.a. • 01.10.2010 B. Heinze u.a. 266 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Dachs Meles meles Eurasian Badger

Obwohl der Dachs seit Jahrzehnten einen Bau im gegen- im N ein frischtotes Tier. Schließlich hatte sich im Früh- überliegenden Hochufer bewohnt, ist er auf dem Langen- jahr 2008 ein Jungdachs im Bootsschuppen versteckt, der werder nicht bemerkt worden. Das hat sich erst seit wenigen schnell das Weite suchte, D. Jäkel, H. Zimmermann. Jahren geändert. Am 14.08.1995 entdeckte M. Helm frische Dachsspuren und am 17.08.2001 fand D. Schmeckebier

Waschbär Procyon lotor Common Raccoon

Irrgast. Diese ursprünglich in Nord- und Mittelamerika der Sandbank im Südwesten, Foto liegt vor. (2013 wurde beheimatete Art ist bisher einmal bemerkt worden. Am das Vorkommen durch den Fang eines Tieres bestätigt). 12.11.2004 fanden sich lt. V. Lehsten frische Spuren auf

Seehund Phoca vitulina Common Seal

Kegelrobbe Halichoerus grypus Grey Seal

Beide Arten konnten nicht immer unterschieden werden mit Sicherheit entweder von einer Kegelrobbe oder von und werden deshalb gemeinsam besprochen. Der erste Ein- einem Seehund berichteten, hat es sich möglicherweise trag über Robbenbeobachtungen in neuerer Zeit stammt um zwei Tiere gehandelt, zwei Robben gleichzeitig sind von H. Zimmermann, der am 03.09.1987 eine nicht nä- allerdings nie gesehen worden. Während des Arbeitsein- her bestimmte Robbe an der Nordostecke sah. Erst sechs satzes im April 2007 tauchte in der Nähe des Hauses eine Jahre später erkannte H. W. Nehls am 26.10.1993 einen Kegelrobbe auf, die auch fotografiert werden konnte, F. Seehund, der auf einem der großen Steine vor dem Boi- Gosselck, H. W. Nehls u.a. Am 20.07.2007 lag ein Seehund ensdorfer Werder lag und dort am 29.12.1993 auch von D. am Gollwitzer Badestrand, der abends zum Kieler Ort und U. Brenning gesehen wurde. schwamm, H. W. Nehls (Abb.). Ein toter Seehund wurde Die ersten Kegelrobben tauchten in der Zeit vom 08.- von D. Jäkel am 04.07.2008 an der Ostseite gefunden. Eine 20.11.1997 und am 07.02.1999 auf, die entweder auf Find- tierärztliche Untersuchung ergab keine Hinweise auf eine lingen vor der Nebelstation oder dem Boiensdorfer Werder Virus- oder Bakterieninfektion. Die vorläufig letzte Kegel- ruhten, M. Grothmann, U. Brenning. In den folgenden robbenbeobachtung machten D. Brenning und M. Helm Jahren häuften sich die Feststellungen und es gibt fast aus am 17.01.2009. Alle übrigen Feststellungen (20.04. 2009, jedem Jahr Nachweise. 2007 hielt sich von Mai bis Ende 09.-16.08. 2009, 11.10.2009, 14.04.2010 und 14.10.2011) August fast ständig ein Ind. im SW, vor der W-Küste oder beziehen sich auf den Seehund, D. und U. Brenning, A. auf dem Kieler Ort auf. Da die verschiedenen Beobachter und D. Köhler, M. Vieth.

Paarhufer

Wildschwein Sus scrofa Wild Boar

Als erster hat M. Grothmann am 03.10.1976 über den Be- „häuslich“ eingerichtet, die während der Treibjagd am such eines Schweins berichtet, erst fünf Jahre später no- 29.03. erlegt wurde. G. Wagner hatte am 05.04.2001eine tierte H.-H. Zöllick am 21.05.1981 frische Spuren im Süden Begegnung der besonderen Art, als ihm bei der Rückkehr der Insel und H. W. Nehls vermerkte am 25.10.1988, dass von einem Kontrollgang eine Bache mit mehreren Frisch- am Vortage eine Rotte von Wildschweinen auf der Insel lingen am W-Ufer entgegen kam. Maximal wurden Rotten gewesen sei. Seit 1989 gibt es aus jedem Jahr Hinweise auf von sechs bis acht Tieren gezählt, nicht selten sind es noch die Anwesenheit von Schweinen, entweder nur zu nächt- jüngere Ind., sog. Überläufer. Durch das Aufbrechen wer- licher Stunde oder offenbar auch für längere Zeit. So hatte den von den Wildschweinen Schäden an der Grasnarbe sich eine Bache im Frühjahr 2005 im Nordteil der Insel verursacht. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 267

Reh Capreolus capreolus Roe-Deer

Die erste Erwähnung fand das Reh in den Tagebüchern bis vier Rehe auf die Insel. Meistens handelt es sich um am 17.05.1976, die den Besuch eines männlichen Tieres kurze Besuche, die vom gegenüberliegenden Poeler Ufer vermerkte. Erst 1980 wird dann vom dreimaligen Besuch aus erfolgen und manchmal auch in die freie See führen. eines Ind. im Mai berichtet. In den folgenden Jahren bis Im April und Mai 2006 hielten sich zwei Böcke und eine in die Gegenwart kamen und kommen fast regelmäßig ein Ricke über mehrere Tage auf der Insel auf.

Wale

Schweinswal, Kleiner Tümmler Phocoena phocoena Harbour Porpoise (Common Purpoise)

Bislang drei Nachweise: • 04.09.1963 H. W. Nehls (Abb.). • 13.09.1996 H. Zimmermann. • 26.08.2007 U. Brenning. Es handelte sich immer um Tiere, die am Weststrand an- getrieben wurden. Die beiden Ind. von 1996 und 2007 besaßen keinen Kopf mehr. Sehr wahrscheinlich sind sie Fischern ins Netz gegangen, die sie über Bord geworfen haben.

Angetriebener Schweinswal Phocoena phocoena, (H. W. N.), Sep- tember 1963. Foto: Archiv Nehls. Beached Harbour Porpoise Phocoena phocoena, (H. W. N.), Septem- ber 1963. Photo: Archive Nehls.

Seehund Phoca vitulina am Gollwitzer Strand, Juli 2007. Foto: H. W. Nehls. Common Seal Phoca vitulina on Gollwitz beach, July 2007. Photo: H. W. Nehls. 268 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Langenwerder im Winter, Januar 1996. Foto: D. Brenning. Wintertime on Langenwerder , January 1996. Photo: D. Brenning. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 269

10. Anhang

10.1 Liste der Vogelwärter

Die Spalte „Anzahl der Jahre“ sagt nichts aus über die Dauer der Einsätze, die von über einer Woche bis zu mehreren Monaten pro Jahr währen konnte.

Anzahl der Persönliche Name Vorname Zeitraum Jahre Daten

Arndt Hartmut 1990 1

Brenning1 Dirk 1990 ff 22 * 27.05.1968

Brenning1 Ulrich 1957, 1965,1967, 1970, 1972 ff 44 * 13.10.1933

* 09.02.1877 Brumby Hans 1942 1 † nach 1964 1962, 1972, 1973, 1975-77, 1980-84, 1986-90, * 16.05.1938 Büttner1 Uwe 19 1992, 1993, 1995 † 31.08.2009 * 14.08.1893 Denker Fritz 1948 1 † 16.03.1950

Drude1 Gudrun 2003 ff 9 * 12.11.1934

* 11.04.1880 Gagzow² Gustav 1928-1944 (außer 1942) 16 † 03.12.1950

Gosselck1 Fritz 1964, 1966-68, 1975, 1977 ff 40 * 20.09.1942

* 06.01.1941 Grothmann1 Manfred 1974-1998 25 † 23.01.1999 1974-1976, 1979, 1982, 1990-92, 2001, 2002, Hauff1 Peter 17 * 15.12.1935 2004-2010

Heinze1 Bernd 1981 ff 31 * 27.09.1959

Helm1 Burkhard 1995, 1999, 2000, 2002 4 * 21.05.1976

Helm1 Mathias 1991-1997, 2003 ff 16 * 30.04.1972

* 26.10.1902 Hildebrandt1 Friedrich 1954, 1957, 1964-67, 1970, 1972 8 † Sommer 1979

Jansen1 Wolfgang 1981-88, 1990-96, 1998-2000, 2002, 2003 20 * 25.09.1951

1974, 1975, 1980, 1983-87, 1993-95, 1997, 1998, Jäkel1 Dieter 25 * 27.05.1936 2000 ff

Jönsson Nils 1966, 1968, 1971, 1973 4 * 22.12.1941

Köhler1 Arne 2003-06, 2010, 2011 6 * 16.11.1981

1972-77, 1979-81, 1983-86, 1988, 1990-93, 1996, Köhler1 Dieter 30 * 17.01.1947 1997, 1999, 2000, 2002-2006, 2009 ff * 05.12.1888 Krüger² Karoline 1946 1 † 19.08.1946

Kube1 Jan 1997-99, 2001, 2002, 2004, 2006 7 * 20.09.1966

1971, 1972, 1975, 1981, 1984, 1985, 1992, * 02.11.1938 Lambert1 Kurt 10 2004-06 † 10.02.2009

Lehsten1 Veiko 1993, 1994, 1998, 2000-05, 2008 ff 13 * 11.07.1974 270 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Mahnke1 Wolfgang 1976, 1982 2 * 22.02.1937

Nehls1 Hans Wolfgang 1962-74, 1976-98, 2000 ff 44 * 19.04.1936

* 12.07.1885 Nehls² Nikolaus 1958-62, 1965 6 † 24.02.1985

Puhlmann1 Guido 2000, 2001, 2004 ff 10 * 11.11.1963

* 23.05.1916 Reitze² Eduard 1951 1 † 12.05.1999

Russow1 Björn 2003-2009 7 * 24.06.1971

1971, 1972, 1975-79, 1981-85, 1987-90, Schmeckebier1 Dieter 33 * 17.04.1936 1994-2010

Schmid Hans 1978 1

Scholz Dieter 1992, 1993 2

* 1840 Schwartz² Joachim 1910-1928 18 † 1932

Strache1 Rolf-Rüdiger 2004, 2005, 2007, 2008 4 * 13.08.1954

Tessendorf1 Frank 2011 1 * 19.01.1960

* ca. 1880 Vehlhaber² Wilhelm 1949, 1950, 1952, 1953, 1955, 1956 6 † 11.11.1958

Vieth1 Mathias 1999, 2002, 2003 ff 11 * 01.04.1961

Wagner1 Günter 1971-75, 1979-2011 38 * 07.01.1937

Zimmermann1 Horst 1974-78, 1981, 1983, 1985, 1987 ff 33 * 13.03.1940

Zöllick1 Hans-Heinrich 1973, 1974, 1976-78, 1980-2010 36 * 26.04.1926

1 Fotos auf den folgenden Seiten 2 Fotos siehe S. 31-38

Dirk Brenning, 2008. Foto: F. Gosselck. Ulrich Brenning, 1984. Foto: D. Brenning. Uwe Büttner, 1963. Foto: H. W. Nehls. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 271

Gudrun Drude, 2012. Foto: F. Gosselck. Manfred Grothmann (links) und H.-U. Dost, 1989. Foto: H. W. Nehls.

Fritz Gosselck, 2012. Foto: H. Gosselck. Peter Hauff, 2009. Foto: F. Gosselck. Bernd Heinze, 2009. Foto: F. Gosselck.

Mathias Vieth (links), Mathias und Burkhard Helm, 2007. Foto: F. Gosselck. Friedrich Hildebrandt, 1969. Foto: F. Gos- selck. 272 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Wolfgang Jansen, 1998. Foto: Jansen. Arne (links) und Dieter Köhler (rechts), 2006. Foto: U. Brenning.

Dieter Jäkel, 2005. Foto: B. Nagel. Jan Kube, 2006. Foto: F. Gosselck. Kurt Lambert, 2006. Foto: F. Gosselck.

Veiko Lehsten, 2009. Foto: F. Gosselck. Wolfgang Mahnke (rechts) und H. W. Hans Wolfgang Nehls, 2006. Foto: F. Gos- Nehls, 1959. Foto: F. Rattey. selck. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 273

Guido Puhlmann, 2007. Foto: M. Vieth. Björn Russow, 2012. Foto: Russow. Dieter Schmeckebier, 1987. Foto: H. W. Nehls.

Rolf-Rüdiger Strache, 2007. Foto: F. Gos- Frank Tessendorf, 2011. Foto: F. Gosselck. Günter Wagner, 1970er Jahre. Foto: H. W. selck. Nehls.

Horst Zimmermann (rechts) mit Minister Methling, 2003. Foto: M. Zimmermann. Hans-Heinrich Zöllick, 2004. Foto: H. W. Nehls. 274 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

10.2 Abkürzungen

ad. adultus, Altvogel BE Belgien BLB Beringungszentrale Brüssel/Belgien BP Brutpaare Br-Bl J. Braun-Blanquet, Pflanzensoziologe D Deutschland DBV Deutscher Bund für Vogelschutz DEH Beringungszentrale Hiddensee/Deutschland DEW Beringungszentrale Helgoland/Deutschland DKC Beringungszentrale Kopenhagen/Dänemark dj. diesjährig E Ost, Osten (Himmelsrichtung) ES Spanien ESI Beringungszentrale ICONA Madrid et al. und andere e. V. eingetragener Verein F Frankreich FFH Fauna-Flora-Habitat Fgl. Fängling, gefangener Vogel ohne altersmäßige Zuordnung FPP Beringungszentrale Pretoria Südafrika GB Großbritannien GBT Beringungszentrale BTO/Großbritannien H1, H2…… Erste Handschwinge, zweite Handschwinge ……. HES Beringungszentrale Sempach/Schweiz H.W.N. Hans Wolfgang Nehls IAB Beringungszentrale Bologna/Italien i.d.R. in der Regel immat. immatur, unreif incl. inklusive, einschließlich Ind. Individuen Jh. Jahrhundert juv. juvenil, jugendlich K2 Vogel im 2. Kalenderjahr Kr. Kreis LIK Beringungszentrale Kaunas/Litauen LUNG M-V Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern M-V Mecklenburg-Vorpommern max. maximal min. minimal U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 275

n Anzahl N Nord, Norden (Himmelsrichtung) NABU Naturschutzbund Deutschland Nachf. Nachfolger nfl. nichtflügge njg. nestjung NL Niederlande NOO Beringungszentrale Oslo/Norwegen NOS Beringungszentrale Stavanger/Norwegen NSG Naturschutzgebiet NVA Nationale Volksarmee PLG Beringungszentrale Gdansk/Polen PT Portugal pull. pullus bzw. pulli - Jungvogel bzw. -vögel im Dunenkleid RUM Beringungszentrale Moskau/Russland S Süd, Süden (Himmelsrichtung) s. siehe SFH Beringungszentrale Helsinki/Finnland SPA Special Protection Area, Europäisches Vogelschutzgebiet ssp. Subspecies, Unterart STAUN Staatliches Amt für Umwelt und Natur SVS Beringungszentrale Stockholm syn. synonym (anderer Name für die gleiche Art) Tx R. Tüxen, Pflanzensoziologe U Umberingung eines Vogels U.B. Ulrich Brenning UK Ukraine unpubl. unpubliziert, noch nicht veröffentlicht üNN über Normalnull (Wasserstand) vgl. vergleiche vj. vorjähriger Vogel bzw. K2 W West, Westen (Himmelsrichtung) wiss. wissenschaftlich z.T. zum Teil zweij. (K3) zweijähriger Vogel bzw. im 3. Kalenderjahr o Beringungsdaten v Wiederfund lebend kontrolliert + Wiederfund tot oder erlegt 276 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

10.3 Literaturverzeichnis

Arndt, E. A., Nehls, H. W. (1964): Nahrungsuntersuchun- Brenning, U. (1987): Der herbstliche Durchzug des Alpen- gen an Postlarvalstadien und Jungtieren von Pleu- strandläufers (Calidris alpina) im Naturschutzge- ronectes flesus L. und Pleuronectes platessa L. in der biet Langenwerder (Wismar-Bucht/Poel). Ber. Vo- äußeren Wismar-Bucht. Z. f. Fischerei u. Hilfswiss. gelwarte Hiddensee 8: 4-19. N.F. 12: 45-73. Brenning, U. (1988): Zu einigen Problemen des Küsten- Barthel, P. H., Helbig, A. J. (2005): Artenliste der Vögel vogelschutzes. Naturschutzarb. Mecklenbg 31: Deutschlands. Limicola 19: 89-111. 34-36. Bellebaum, J., Garthe, S., Kube, J., Nehls, H.W., Schulz, Brenning, U. (1989): Der Zug des Alpenstrandläufers (Ca- A., Skov, H. (2006): Wasservögel im Küstenmeer lidris alpina) auf der Grundlage von Beringungen, Mecklenburg-Vorpommerns: ein Überblick zu Be- Wiederfunden und Kontrollen in der DDR. 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Kraniche Grus grus über Langenwerder, Oktober 2012. Foto: H. W. Nehls. Common Cranes Grus grus above Langenwerder, October 2012. Photo: H. W. Nehls. 282 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

10.4 Artenregister

Das Register beinhaltet nur die in Kap. 9 behandelten Wirbeltierarten. Systematik und Taxonomie nach Barthel und Helbig (2005). Zwischenzeitlich von anderen Autoren geänderte Gattungsnamen bleiben unberücksichtigt. Englische Namen nach Gill, F. und M. Wright (2006): Recommended English Names. Princeton NJ: Princeton University Press. Version 2.11 generated on 2012-01-02. (Birds of the World, IOC Bird Names File 2.11).

Artname Seite

Accipiter gentilis 105 Anthus campestris 244 Accipiter nisus 105 Anthus cervinus 246 Acrocephalus arundinaceus 230 Anthus petrosus 247 Acrocephalus palustris 229 Anthus pratensis 245 Acrocephalus schoenobaenus 229 Anthus richardi 244 Acrocephalus scirpaceus 229 Anthus spinoletta 247 Actitis hypoleucos 140 Anthus trivialis 244 Aegithalos caudatus 226 Apodemus agrarius 263 Aegolius funereus 212 Apodemus flavicollis 263 Alauda arvensis 223 Apus apus 214 Alca torda 178 Aquila chrysaetos 102 Alcedo atthis 215 Aquila pomarina 102 Alle alle 178 Ardea cinerea 100 Alopochen aegyptiaca 72 Arenaria interpres 155 Alpenstrandläufer 170 Arvicola terrestris 262 Amsel 237 Asio flammeus 213 Anas acuta 80 Asio otus 213 Anas bahamensis 81 Atlantiksturmtaucher 98 Anas clypeata 82 Auk, Little 178 Anas crecca 77 Austernfischer 115 Anas formosa 76 Avocet, Pied 118 Anas penelope 76 Aythya ferina 84 Anas platyrhynchos 78 Aythya fuligula 84 Anas querquedula 81 Aythya marila 84 Anas strepera 75 Aythya nyroca 83 Anser albifrons 70 Bachstelze 249 Anser anser 71 Badger, Eurasian 266 Anser brachyrhynchus 70 Bahamaente 81 Anser canagicus 72 Bartmeise 226 Anser cygnoides 70 Basstölpel 98 Anser erythropus 70 Baumfalke 111 Anser fabalis fabalis 70 Baumpieper 244 Anser fabalis rossicus 70 Bekassine 138 Anser indicus 71 Bergente 84 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 283

Bergfink 250 Buteo lagopus 109 Berghänfling 254 Buzzard, Common 109 Bergpieper 247 Buzzard, European Honey 102 Beutelmeise 221 Buzzard, Rough-legged 109 Birkenzeisig 254 Calcarius lapponicus 254 Bisamratte 263 Calcarius nivalis 255 Bittern, Eurasian 99 Calidris alba 163 Blackbird, Common 237 Calidris alpina 170 Blackcap, Eurasian 230 Calidris canutus 159 Blässgans 70 Calidris ferruginea 167 Blässhuhn 114 Calidris maritima 169 Blaukehlchen 241 Calidris melanotus 166 Blaumeise 221 Calidris minuta 164 Bluethroat 241 Calidris temminckii 166 Bluthänfling 253 Calidris tenuirostris 159 Boar, Wild 266 Capreolus capreolus 267 Bombina bombina 260 Carduelis cannabina 253 Bombycilla garrulus 233 Carduelis carduelis 252 Botaurus stellaris 99 Carduelis chloris 251 Brachpieper 244 Carduelis flammea 254 Brambling 250 Carduelis flavirostris 254 Brandgans 72 Carduelis spinus 253 Brandmaus 263 Carpodacus erythrinus 251 Brandseeschwalbe 201 Casmerodius albus 100 Branta bernicla 65 Cepphus grylle 178 Branta canadensis 69 Certhia brachydactyla 233 Branta leucopsis 69 Certhia familiaris 233 Braunkehlchen 239 Chaffinch, Common 250 Bruchwasserläufer 152 Charadrius alexandrinus 128 Bubulcus ibis 100 Charadrius dubius 123 Bucephala clangula 88 Charadrius hiaticula 124 Buchfink 250 Charadrius leschenaultii 128 Bufo bufo 260 Charadrius mongolus 128 Bufo viridis 260 Charadrius morinellus 128 Bullfinch, Eurasian 251 Chiffchaff, Common 228 Bunting, Common Reed 256 Chileflamingo 94 Bunting, Corn 255 Chlidonias hybrida 200 Bunting, Little 257 Chlidonias leucopterus 200 Bunting, Ortolan 256 Chlidonias niger 200 Bunting, Snow 255 Ciconia ciconia 101 Buntspecht 216 Ciconia nigra 101 Buteo buteo 109 Cinclus cinclus 236 284 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Circus aeruginosus 104 Dryobates minor 216 Circus cyaneus 103 Dryocopus martius 216 Circus macrourus 103 Duck, Ferruginous 83 Circus pygargus 104 Duck, Long-tailed 87 Clangula hyemalis 87 Duck, Tufted 84 Coccothraustes coccothraustes 251 Dunkler Sturmtaucher 98 Coloeus monedula 219 Dunkler Wasserläufer 142 Columba oenas 211 Dunlin 170 Columba palumbus 211 Dunnock 242 Coot, Eurasian 114 Eagle, Golden 102 Cormorant, Great 99 Eagle, Lesser Spotted 102 Corvus corax 220 Eagle, White-tailed 108 Corvus cornix 219 Egret, Cattle 100 Corvus corone 219 Egret, Great 100 Corvus frugilegus 219 Egret, Little 101 Coturnix coturnix 93 Egretta garzetta 101 Crake, Spotted 113 Eichelhäher 218 Crane, Common 113 Eider, Common 85 Crossbill, Red 251 Eiderente 85 Crow, Carrion 219 Eisente 87 Crow, Hooded 219 Eismöwe 195 Cuckoo, Common 211 Eisvogel 215 Cuculus canorus 211 Elster 218 Curlew, Eurasian 130 Emberiza calandra 255 Cygnus atratus 65 Emberiza citrinella 255 Cygnus bewickii 65 Emberiza hortulana 256 Cygnus cygnus 64 Emberiza pusilla 257 Cygnus olor 63 Emberiza schoeniclus 256 Dachs 266 Erdkröte 260 Delichon urbicum 225 Eremophila alpestris 223 Dendrocopos major 216 Erithacus rubecula 239 Dipper, White-throated 236 Erlenzeisig 253 Dog, Racoon 264 Falco cherrug 112 Dohle 219 Falco columbarius 110 Dorngrasmücke 231 Falco peregrinus 111 Dotterel, Eurasian 128 Falco subbuteo 111 Dove, Eurasian Collared 211 Falco tinnunculus 112 Dove, European Turtle 211 Falco verspertinus 111 Dove, Stock 211 Falcon, Peregrine 111 Dowitcher, Long-billed 136 Falcon, Red-footed 111 Dreizehenmöwe 179 Falcon, Saker 112 Drosselrohrsänger 230 Falkenraubmöwe 177 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 285

Feldhase, Europäischer 262 Gavia arctica 97 Feldlerche 223 Gavia stellata 97 Feldmaus 262 Gebirgsstelze 248 Feldschwirl 229 Gelbbrauen-Laubsänger 228 Feldsperling 243 Gelbhalsmaus 263 Ficedula hypoleuca 239 Gelbkopf-Schafstelze 249 Ficedula parva 238 Gelbspötter 230 Fichtenkreuzschnabel 251 Gelochelidon nilotica 199 Fieldfare 237 Gimpel 251 Firecrest, Common 232 Girlitz 251 Fischadler 101 Glareola pratincola 177 Fischotter 265 Glaucidium passerinum 212 Fitis 226 Gluckente 76 Flamingo, American 93 Godwit, Bar-tailed 133 Flamingo, Chilean 94 Godwit, Black-tailed 132 Flamingo, Greater 93 Goldammer 255 Flamingo, Lesser 94 Goldcrest 231 Flussregenpfeifer 123 Goldeneye, Common 88 Flussseeschwalbe 205 Goldfinch, European 252 Flussuferläufer 140 Goldregenpfeifer 121 Flycatcher, European Pied 239 Goose, Bar-headed 71 Flycatcher, Red-breasted 238 Goose, Barnacle 69 Flycatcher, Spotted 238 Goose, Bean 70 Fox, Red 264 Goose, Brent 65 Fringilla coelebs 250 Goose, Canada 69 Fringilla montifringilla 250 Goose, Egyptian 72 Frog, Grass (Common) 260 Goose, Emperor 72 Frog, Moor 260 Goose, Greater White-fronted 70 Frog, Common Tree 260 Goose, Greylag 71 Frog, Water (Edible) 260 Goose, Lesser White-fronted 70 Fulica atra 114 Goose, Pink-footed 70 Gadwall 75 Goose, Swan 70 Galerida cristata 223 Goshawk, Northern 105 Gallinago gallinago 138 Grasfrosch 260 Gallinula chloropus 114 Grauammer 255 Gannet, Northern 98 Graubrust-Strandläufer 166 Gänsesäger 89 Graugans 71 Garganey 81 Graukopfkasarka 75 Garrulus glandarius 218 Graureiher 100 Gartenbaumläufer 233 Grauschnäpper 238 Gartengrasmücke 230 Grebe, Black-necked 97 Gartenrotschwanz 242 Grebe, Great Crested 94 286 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Grebe, Horned 96 Heringsmöwe 197 Grebe, Little 94 Hermelin 264 Grebe, Red-necked 95 Heron, Grey 100 Greenfinch, European 251 Himantopus himantopus 118 Greenshank, Common 151 Hippolais icterina 230 Große Wühlmaus 262 Hirundo rustica 225 Großer Brachvogel 130 Hobby, Eurasian 111 Großer Knutt 159 Höckerschwan 63 Großer Schlammläufer 136 Hohltaube 211 Großes Wiesel 264 Hoopoe, Eurasian 215 Grünfink 251 Hydrobates pelagicus 98 Grünschenkel 151 Hydrocoloeus minutus 179 Grus grus 113 Hydroprogne caspia 199 Gryllteiste 178 Hyla arborea 260 Guillemot, Black 178 Iltis 265 Gull, Black-headed 180 Jackdaw, Western 219 Gull, Caspian 196 Jaeger, Long-tailed 177 Gull, European Herring 195 Jaeger, Parasitic 177 Gull, Glaucous 195 Jagdfasan 93 Gull, Great Black-backed 195 Jay, Eurasian 218 Gull, Lesser Black-backed 197 Jynx torquilla 216 Gull, Little 179 Kaisergans 72 Gull, Mediterranean 183 Kampfläufer 153 Gull, Mew 186 Kanadagans 69 Gull, Yellow-legged 196 Karmingimpel 251 Habicht 105 Kegelrobbe 266 Haematopus ostralegus 115 Kernbeißer 251 Haliaeetus albicilla 108 Kestrel, Common 112 Halichoerus grypus 266 Kiebitz 122 Hare, European 262 Kiebitzregenpfeifer 119 Harrier, Montagu´s 104 Kingfisher, Common 215 Harrier, Northern 103 Kite, Black 108 Harrier, Pallid 103 Kite, Red 107 Harrier, Western Marsh 104 Kittiwake, Black-legged 179 Haubenlerche 223 Klappergrasmücke 231 Haubenmeise 222 Kleiber 233 Haubentaucher 94 Kleiner Tümmler 267 Hausrotschwanz 241 Kleinspecht 216 Haussperling 243 Knäkente 81 Hawfinch 251 Knot, Great 159 Heckenbraunelle 242 Knot, Red 159 Heidelerche 223 Knutt 159 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 287

Kohlmeise 221 Loon, Black-throated 97 Kolbenente 83 Loon, Red-throated 97 Kolkrabe 220 Loxia curvirostra 251 Kormoran 99 Lullula arborea 223 Kornweihe 103 Luscinia luscinia 241 Krabbentaucher 178 Luscinia megarhynchos 241 Kranich 113 Luscinia svecica 241 Krickente 77 Lutra lutra 265 Kubaflamingo 93 Lymnocryptus minimus 136 Kuckuck 211 Magpie, Eurasian 218 Kuhreiher 100 Mallard 78 Kurzschnabelgans 70 Mantelmöwe 195 Küstenseeschwalbe 207 Marderhund 264 Lachmöwe 180 Marten, Beech 265 Lachseeschwalbe 199 Martes foina 265 Lanius collurio 217 Martin, Common House 225 Lanius excubitor 217 Martin, Sand 224 Lapwing, Northern 122 Mauersegler 214 Lark, Crested 223 Mauswiesel 264 Lark, Horned 223 Mäusebussard 109 Larus argentatus 195 Meerstrandläufer 169 Larus cachinnans 196 Mehlschwalbe 225 Larus canus 186 Melanitta fusca 88 Larus fuscus 197 Melanitta nigra 88 Larus hyperboreus 195 Meles meles 266 Larus marinus 195 Merganser, Common 89 Larus melanocephalus 183 Merganser, Red-breasted 89 Larus michahellis 196 Mergellus albellus 89 Larus ridibundus 180 Mergus merganser 89 Laubfrosch 200 Mergus serrator 89 Lepus europaeus 262 Merlin 110 Limicola falcinellus 157 Micromys minutus 263 Limnodromus scolopaceus 136 Microtus arvalis 262 Limosa lapponica 133 Milvus migrans 108 Limosa limosa 132 Milvus milvus 107 Linnet, Common 253 Misteldrossel 236 Locustella fluviatilis 229 Mittelmeermöwe 196 Locustella luscinioides 229 Mittelsäger 89 Locustella naevia 229 Mönchsgrasmücke 230 Löffelente 82 Mongolenregenpfeifer 128 Löffler 99 Moorente 83 Longspur, Lapland 254 Moorfrosch 260 288 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Moorhen, Common 114 Ortolan 256 Mornellregenpfeifer 128 Oryctolagus cuniculus 261 Motacilla alba 249 Osprey 101 Motacilla cinerea 248 Ostschermaus 262 Motacilla flava 248 Otter, European 265 Motacilla flavissima 249 Owl, Barn 211 Motacilla thunbergi 248 Owl, Boreal 212 Mouse, Field 262 Owl, Eurasian Pygmy 212 Mouse, European Harvest 263 Owl, Long-eared 213 Mouse, Striped Field 263 Owl, Short-eared 213 Mouse, Yellow-necked 263 Owl, Tawny 214 Murre, Common 178 Owl, Western Barn 211 Muscicapa striata 238 Oystercatcher, Eurasian 115 Muskrat 263 Pandion haliaetus 101 Mustela erminea 264 Panurus biarmicus 226 Mustela nivalis 264 Partridge, Grey 93 Mustela putorius 265 Parus ater 222 Myocastor coypus 262 Parus caeruleus 221 Nachtigall 241 Parus cristatus 222 Natrix natrix 261 Parus major 221 Nebelkrähe 219 Parus montanus 222 Netta rufina 83 Parus palustris 222 Neuntöter 217 Passer domesticus 243 Newt, Smooth 260 Passer montanus 243 Nightingale, Common 241 Pelecanus onocrotalus 98 Nightingale, Thrush 241 Pelican, Great White 98 Nilgans 72 Perdix perdix 93 Nucifraga caryocatactes 218 Pernis apivorus 102 Numenius arquata 130 Petrel, European Storm 98 Numenius phaeopus 129 Petrel, Leach´s Storm 98 Nutcracker, Spotted 218 Pfeifente 76 Nuthatch, Eurasian 233 Pfuhlschnepfe 133 Nutria 262 Phalacrocorax carbo 99 Nyctereutes procynoides 264 Phalarope, Red 140 Oceanodroma leucorhoa 98 Phalarope, Red-necked 139 Odinshühnchen 139 Phalaropus fulicarius 140 Oenanthe oenanthe 242 Phalaropus lobatus 139 Ohrenlerche 223 Phasianus colchicus 93 Ohrentaucher 96 Pheasant, Common 93 Ondatra zibethicus 263 Philomachus pugnax 153 Oriole, Eurasian Golden 217 Phoca vitulina 266 Oriolus oriolus 217 Phocoena phocoena 267 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 289

Phoenicopterus chilensis 94 Porzana porzana 113 Phoenicopterus minor 94 Prachttaucher 97 Phoenicopterus roseus 93 Pratincole, Collared 177 Phoenicopterus ruber 93 Procyon lotor 266 Phoenicurus ochruros 241 Prunella modularis 242 Phoenicurus phoenicurus 242 Puffinus griseus 98 Phylloscopus collybita 228 Puffinus puffinus 98 Phylloscopus inornatus 228 Pyrrhula phyrrhula 251 Phylloscopus sibilatrix 226 Quail, Common 99 Phylloscopus trochilus 226 Rabbit, European 261 Pica pica 218 Rabenkrähe 219 Pigeon, Common Wood 211 Raccoon, Common 266 Pintail, Northern 80 Rail, Water 113 Pintail, White-cheeked 81 Rallus aquaticus 113 Pipistrelle, Common 261 Rana arvalis 260 Pipistrellus pipistrellus 261 Rana esculenta 260 Pipit, Eurasion Rock 247 Rana temporaria 260 Pipit, Meadow 245 Rat, Norway (Brown) 263 Pipit, Red-throated 246 Rattus norvegicus 263 Pipit, Richard´s 244 Raubseeschwalbe 199 Pipit, Tawny 244 Raubwürger 217 Pipit, Tree 244 Rauchschwalbe 225 Pipit, Water 247 Raufußbussard 109 Pirol 217 Raufußkauz 212 Platalea leucorodia 99 Raven, Northern 220 Plover, Common Ringed 124 Razorbill 178 Plover, European Golden 121 Rebhuhn 93 Plover, Greater Sand 128 Recurvirostra avosetta 118 Plover, Grey 119 Redpoll, Common 254 Plover, Kentish 128 Redpoll, Lesser 254 Plover, Lesser Sand 128 Redshank, Common 144 Plover, Little Ringed 123 Redshank, Spotted 142 Pluvialis apricaria 121 Redstart, Black 241 Pluvialis squatarola 119 Redstart, Common 242 Pochard, Common 84 Redwing 238 Pochard, Red-crested 83 Reeding, Bearded 226 Podiceps auritus 96 Regenbrachvogel 129 Podiceps cristatus 94 Regulus ignicapilla 232 Podiceps grisegena 95 Regulus regulus 231 Podiceps nigricollis 97 Reh 267 Polecat, European 265 Reiherente 84 Porpoise, Harbour (Common) 267 Remiz pendulinus 221 290 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Ringdrossel 236 Sandpiper, Terek 142 Ringelgans 65 Sandpiper, Wood 152 Ringelnatter 261 Sandregenpfeifer 124 Ringeltaube 211 Saxicola rubetra 239 Ring Ouzel 236 Saxicola rubicola 239 Riparia riparia 224 Scaup, Greater 84 Rissa tridactyla 179 Schellente 88 Robin, European 239 Schilfrohrsänger 229 Roe-Deer 267 Schlagschwirl 229 Rohrammer 256 Schleiereule 211 Rohrdommel 99 Schmarotzerraubmöwe 177 Rohrschwirl 229 Schnatterente 75 Rohrweihe 104 Schneeammer 255 Rook 219 Schreiadler 102 Rosaflamingo 93 Schwanengans 70 Rosapelikan 98 Schwanzmeise 226 Rosefinch, Common 251 Schwarzhalstaucher 97 Rosenstar 236 Schwarzkehlchen 239 Rostgans 75 Schwarzkopfmöwe 183 Rotbauchunke 260 Schwarzmilan 108 Rotdrossel 238 Schwarzschwan 65 Rotflügel-Brachschwalbe 177 Schwarzspecht 216 Rotfuchs 264 Schwarzstorch 101 Rotfußfalke 111 Schweinswal 267 Rothalstaucher 95 Scolopax rusticola 136 Rotkehlchen 239 Scoter, Common 88 Rotkehlpieper 246 Scoter, Velvet 88 Rotmilan 107 Seal, Common 266 Rotschenkel 144 Seal, Grey 266 Ruff 153 Seeadler 108 Saatgans 70 Seehund 266 Saatkrähe 219 Seeregenpfeifer 128 Säbelschnäbler 118 Seidenreiher 101 Samtente 88 Seidenschwanz 233 Sanderling 163 Serin, European 251 Sandpiper, Broad-billed 157 Serinus serinus 251 Sandpiper, Common 140 Shearwater, Manx 98 Sandpiper, Curlew 167 Shearwater, Sooty 98 Sandpiper, Green 152 Shelduck, Common 72 Sandpiper, Marsh 150 Shelduck, Ruddy 75 Sandpiper, Pectoral 166 Shelduck, South African 75 Sandpiper, Purple 169 Shoveler, Northern 82 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 291

Shrew, Common 261 Stelzenläufer 118 Shrew, Pygmy 261 Steppenmöwe 196 Shrike, Great Grey 217 Steppenweihe 103 Shrike, Red-backed 217 Stercorarius longicaudus 177 Sichelstrandläufer 167 Stercorarius parasiticus 177 Silbermöwe 195 Stercorarius pomarinus 178 Silberreiher 100 Stercorarius skua 178 Singdrossel 238 Sterna hirundo 205 Singschwan 64 Sterna paradisaea 207 Siskin, Eurasian 253 Sterna sandvicensis 201 Sitta europaea 233 Sterntaucher 97 Skua 178 Sternula albifrons 197 Skua, Great 178 Stieglitz 252 Skua, Pomarine 178 Stilt, Black-winged 118 Skylark, Eurasian 223 Stint, Little 164 Smew 89 Stint, Temminck´s 166 Snake, Ringed (Grass) 261 Stoat 264 Snipe, Common 138 Stockente 78 Snipe, Jack 136 Stonechat, European 239 Somateria mollissima 85 Stork, Black 101 Sommergoldhähnchen 232 Stork, White 101 Sorex araneus 261 Strandpieper 247 Sorex minutus 261 Streifengans 71 Sparrow, House 243 Streptopelia decaocto 211 Sparrow, Tree 243 Streptopelia turtur 211 Sparrowhawk, Eurasian 105 Strix aluco 214 Spatelraubmöwe 178 Sturmmöwe 186 Sperber 105 Sturmschwalbe 98 Sperbergrasmücke 230 Sturnus roseus 236 Sperlingskauz 212 Sturnus vulgaris 235 Spießente 80 Sula bassana 98 Spoonbill, Eurasian 99 Sumpfbiber 262 Spornammer 254 Sumpfläufer 157 Spornpieper 244 Sumpfmeise 222 Sprosser 241 Sumpfohreule 213 Star 235 Sumpfrohrsänger 229 Starling, Common 235 Sus scrofa 266 Starling, Rosy 236 Swallow, Barn 225 Steinadler 102 Swan, Black 65 Steinmarder 265 Swan, Mute 63 Steinschmätzer 242 Swan, Tundra (Bewick´s) 65 Steinwälzer 155 Swan, Whooper 64 292 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Swift, Common 214 Toad, Common 260 Sylvia atricapilla 230 Toad, European Fire-bellied 260 Sylvia borin 230 Toad, European Green 260 Sylvia communis 231 Tordalk 178 Sylvia curruca 231 Trauerente 88 Sylvia nisoria 230 Trauerschnäpper 239 Tachybaptus ruficollis 94 Trauerseeschwalbe 200 Tadorna cana 75 Treecreeper, Eurasian 233 Tadorna ferruginea 75 Treecreeper, Short-toed 233 Tadorna tadorna 72 Tringa erythropus 142 Tafelente 84 Tringa glareola 152 Tannenhäher 218 Tringa nebularia 151 Tannenmeise 222 Tringa ochropus 152 Teal, Baikal 76 Tringa stagnatilis 150 Teal, Eurasian 77 Tringa totanus 144 Teichhuhn 114 Triturus vulgaris 260 Teichmolch 260 Troglodytes troglodytes 233 Teichrohrsänger 229 Trottellumme 178 Teichwasserläufer 150 Tundrasaatgans 70 Temminckstrandläufer 166 Tüpfelsumpfhuhn 113 Terekwasserläufer 142 Turdus iliacus 238 Tern, Arctic 207 Turdus merula 237 Tern, Black 200 Turdus philomelos 238 Tern, Caspian 199 Turdus pilaris 237 Tern, Common 205 Turdus torquatus 236 Tern, Gull-billed 199 Turdus viscivorus 236 Tern, Little 197 Türkentaube 211 Tern, Sandwich 201 Turmfalke 112 Tern, Whiskered 200 Turnstone, Ruddy 155 Tern, White-winged 200 Turteltaube 211 Thorshühnchen 140 Twite 254 Thrush, Mistle 236 Tyto alba 211 Thrush, Song 238 Uferschnepfe 132 Thunbergschafstelze 248 Uferschwalbe 224 Tit, Eurasian Blue 221 Upupa epops 215 Tit, Coal 222 Uria aalge 178 Tit, European Cested 222 Vanellus vanellus 122 Tit, Eurasian Penduline 221 Vole, Common 262 Tit, Great 221 Vole, Root (European Water) 262 Tit, Long-tailed 226 Vulpes vulpes 264 Tit, Marsh 222 Wacholderdrossel 237 Tit, Willow 222 Wachtel 93 U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 293

Wagtail, Blue-headed Yellow 248 Wendehals 216 Wagtail, Grey 248 Wespenbussard 102 Wagtail, Grey-headed Yellow 248 Wheatear, Northern 242 Wagtail, White 249 Whimbrel 129 Wagtail, Yellow-headed Yellow 249 Whinchat 239 Waldbaumläufer 233 Whitethroat, Common 231 Waldkauz 214 Whitethroat, Lesser 231 Waldlaubsänger 226 Wiedehopf 215 Waldohreule 213 Wiesenpieper 245 Waldsaatgans 70 Wiesenschafstelze 248 Waldschnepfe 136 Wiesenweihe 104 Waldspitzmaus 261 Wigeon, Eurasian 76 Waldwasserläufer 152 Wildkaninchen 261 Wanderfalke 111 Wildschwein 266 Wanderratte 263 Wintergoldhähnchen 231 Warbler, Barred 230 Woodcock, Eurasian 136 Warbler, European Reed 229 Woodlark 223 Warbler, Garden 230 Woodpecker, Black 216 Warbler, Common Grashopper 229 Woodpecker, Great Spotted 216 Warbler, Great Reed 230 Woodpecker, Lesser Spotted 216 Warbler, Icterine 230 Wren, Eurasian 233 Warbler, Marsh 229 Wryneck, Eurasian 216 Warbler, River 229 Würgfalke 112 Warbler, Savi´s 229 Wüstenregenpfeifer 128 Warbler, Sedge 229 Xenus cinereus 142 Warbler, Willow 226 Yellowhammer 255 Warbler, Wood 226 Zaunkönig 233 Warbler, Yellow-browed 228 Zilpzalp 228 Waschbär 266 Zwergammer 257 Wasseramsel 236 Zwergflamingo 94 Wasserfrosch 260 Zwergfledermaus 261 Wasserralle 113 Zwerggans 70 Waxwing, Bohemian 233 Zwergmaus 263 Weasel, Least 264 Zwergmöwe 179 Wechselkröte 260 Zwergsäger 89 Weidenmeise 222 Zwergschnäpper 238 Weißbart-Seeschwalbe 200 Zwergschnepfe 136 Weißflügel-Seeschwalbe 200 Zwergschwan 65 Weißkopfmöwe 196 Zwergseeschwalbe 197 Weißstorch 101 Zwergspitzmaus 261 Weißwangengans 69 Zwergstrandläufer 164 Wellenläufer 98 Zwergtaucher 94 294 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Schilder weisen auf das Betretungsverbot hin, August 1995. Foto: D. Brenning. Signs indicating prohibition to access, August 1995, Photo: D. Brenning.

Sonnenuntergang, August 1995. Foto: D. Brenning. Sunset, August 1995. Photo: D. Brenning. U. Brenning und H. W. Nehls: Vogelinsel Langenwerder – 100 Jahre Naturschutz 295

11. Summary

Bird Island Langenwerder – 100 Years of Nature Conservation

The small island of Langenwerder (barely larger than 20 fate since 1910. The story covers the activities of the Jord- hectares) is located in the outer Bay of Wismar in the west- sand Association and the effect of the work by Prof. Dr. ern Baltic Sea, off the northern coast of the significantly Horst Wachs, which eventually led to changes in the man- larger island of Poel. With an age of only about 1,000 years, aging authorities, to the extensive support of the area after the island can be considered very young in geological terms. World War II by the University of Rostock and the conser- Following the end of the last ice age about 10,000 years ago, vation efforts following the reunification, which in 1997 large parts of the Bay of Wismar were covered again by wa- led to the foundation of the “Association Langenwerder for ter during the so-called Litorina transgression. In the shal- the Protection of Water and Shorebirds.” low parts of the coast, the effect of wind and water currents In a separate chapter, Björn Russow covers the flora of the created several elongated gravel and sand dikes, which Nature Reserve, especially the local plant communities. eventually rose above the water level and became connec- Additional chapters deal with the ongoing ringing efforts ted through the formation of hooks, enclosing several low, and the problems connected with the changes in the is- water-filled areas in the process. After initial colonization land’s breeding bird populations over the years. by characteristic beach plants, a solid turf layer developed Since many habitats on the island represent ideal feed- that gave the island a certain amount of stability. However, ing grounds for migrating shorebirds, particularly along the island of Langenwerder continues to be affected by ty- the outer edges, such as bank areas with washed-up algae pical coastal processes; e.g. repeated storm surges cause the and sea grass, lagoon-like bays with silt-rich soils and tidal entire island to slowly move from north to southwest. banks of varying size, which irregularly fall dry under the Early on, a number of habitat-characteristic bird species influence of wind, an extensive shorebird netting program used the various habitat types created during the island’s was started in 1962. Intensified in 1976, this program has genesis to nest and raise their young, including Little and resulted in the capture of a total of nearly 100,000 indi- Arctic Tern Sternula albifrons, Sterna paradisaea, Oystercatch- vidual shorebirds alone until 2011. The most commonly er Haematopus ostralegus, Common Ringed Plover Char- captured species was the Dunlin, followed by Common adrius hiaticula, Dunlin Calidris alpina, Common Redshank Redshank and Red Knot Calidris canutus. Netting and ring- Tringa totanus, and Ruddy Turnstone Arenaria interpres, fol- ing of breeding bird species, especially Mew Gull, Arctic, lowed by Mew, Herring and Black-headed Gulls Larus ca- Little, Sandwich and Common Tern Sterna hirundo, Oyster- nus, L. argentatus, L. ridibundus, Sandwich Tern Sterna sand- catcher and Common Ringed Plover have been undertaken vicensis, various species of ducks, such as Mallard, Gadwall, to a varying extent since the 1920s; exact numbers are not Northern Pintail and Northern Shoveler Anas platyrhynchos, available. The publication’s main part, which is primarily A. strepera, A. acuta, A. clypeata as well as Red-breasted Mer- based on the analysis of the diaries kept since 1962 by the ganser Mergus serrator. Since all of the above species nest on bird wardens, contains chapters on all bird species recorded the ground in more or less well-protected nests, their usual- on the island, including breeding species, passage migrants ly rather tasty eggs have long been sought after by the local and winter visitors. To date, a total of 292 species of birds inhabitants. Furthermore, egg collecting and the shooting have been recorded on Langenwerder, including 42 breed- of specimens for scientific purposes were widely practiced ers, 236 visitors (including a number of very rare vagrants), by ornithologists in the 19th century. and an additional 14 deemed escapees from captivity. Beginning toward the end of the 19th century, there was The chapters give a detailed description of the species’ phe- an increasing call for stricter protection of wild bird po- nology as well as the results of ringing programs. The pub- pulations, especially since the ever-increasing coastal tour- lication also includes a list of all other vertebrate species re- ism caused their natural habitat to shrink at an alarming corded on the island – 8 species of amphibians, one species rate. The first efforts to protect the breeding bird species on of reptile, and 27 species of mammals, several of which are Langenwerder were undertaken in the early 20th century known to breed on Langenwerder. Finally, a list of all bird by the “Jordsand Association for the Foundation of Bird wardens to date, an explanation of abbreviations, a biblio- Reserves on the German Coasts,” which still exists today graphy and a species index round out the publication. as the “Jordsand Association for the Protection of Seabirds Currently, the island of Langenwerder hosts several spe- and Nature.” Spurred by the association’s efforts, as early cies that are threatened with extinction in Mecklenburg- as 1910 the government of Mecklenburg initiated the first Western Pomerania, according the Red List. These are measures for the protection of local breeding bird species, Red-breasted Merganser, Oystercatcher, Common Ringed including the closure of areas to the public and the hiring Plover, Little and Arctic Tern. Critically endangered species of a bird warden. This makes Langenwerder the oldest bird include the Garganey Anas querquedula, Northern Shovel- reserve on the coast of Mecklenburg. Legal protection was er, Pied Avocet Recurvirostra avosetta, Common Redshank, extended to the area in 1924 under the Nature Protection Mediterranean Gull Larus melanocephalus and Sandwich Act of Mecklenburg. In 1937, the island was declared a Na- Tern. Species in the endangered category are Common ture Preserve under the Nature Protection Law of the Ger- Shelduck Tadorna tadorna, Black-headed and Mew Gull. man Reich. This status was subsequently retained by the This is a total of 14 Red List species. It is the goal of all those authorities of the GDR. Since the German reunification, the who have been engaged in conservation efforts in the past Nature Reserve “Langenwerder Island” is governed by the decades to preserve the populations of these species by pro- statutes of the Federal Nature Protection Act and the State tecting their habitat, ensuring the continued opportunity Nature Protection Act of Mecklenburg-Western Pomerania. to breed and raise young. This applies equally to all other This publication offers a detailed description of the island’s wild creatures, as well. 296 Ornithol. Rundbr. Mecklenbg.-Vorpomm. 47, Sonderheft 2, 2013

Der „Verein Langenwerder zum Schutz der Wat- und Wasservögel e. V.“

Der „Verein Langenwerder zum Schutz der Wat- und Wasservögel e. V.“ wurde 1997 gegründet und in das Vereinsregis- ter der Hansestadt Rostock eingetragen. Laut Vereinssatzung fördert und unterstützt er die Arbeit der Naturschutzbe- hörden bei der praktischen Umsetzung des gesetzlich festgeschriebenen Schutzzwecks des Naturschutzgebietes „Insel Langenwerder“, vor allem den Schutz der Brutvögel und die Erhaltung und Wiederherstellung der Rastmöglichkeiten für Durchzügler und Wintergäste. Das geschieht durch die Förderung und Organisation der Vor-Ort-Betreuung unter Einbeziehung verschiedener Formen der Öffentlichkeitsarbeit.

Der Erreichung des Vereinszwecks dienen insbesondere die Erhebung und Auswertung avifaunistischer Daten, die Durchführung jährlicher Brutbestandserfassungen sowie die Unterstützung wissenschaftlicher Arbeiten im Sinne des Schutzziels und im Sinne eines überregional bedeutsamen Langzeit-Monitorings an Brut- und Rastvögeln. Dem dient auch die Förderung und Unterstützung der Vogelberingung als eine Methode zur Erlangung wissenschaftlicher Erkennt- nisse und Absicherung des Monitorings. Vereinszweck ist weiterhin die Erhaltung der marinen Flachwasserbereiche, Salzwiesen und Strandwälle mit ihren fau- nistischen und floristischen Besonderheiten.

Durch Verträge mit den Naturschutzbehörden ist der Langenwerder-Verein auch für die Betreuung des Naturschutzge- bietes „Insel Walfisch“ und des Teilgebietes „Kieler Ort“ vom Naturschutzgebiet „Halbinsel Wustrow“ verantwortlich.

Die Vor-Ort-Betreuung erfordert die Anwesenheit von Vereinsmitgliedern über einen möglichst langen Zeitraum wäh- rend eines Jahres, besonders aber während der Fortpflanzungsperiode der Brutvögel. Unterbringungsmöglichkeiten sind in allen drei Gebieten vorhanden.

Der Mitgliedsbeitrag beträgt z. Zt. 30,00 Euro für Einzelpersonen und 45,00 Euro für Ehepaare.

Der Vereinsvorstand besteht aus folgenden Personen:

Vorsitzender: Bernd Heinze, Dorfstr. 28 a, 17111 Annenhof

Stellvertreter: Dr. Fritz Gosselck, Am Wiesengrund 11 d, 18190 Sanitz

Kassenwart: Dirk Brenning, Nobelstr. 49, 18059 Rostock

Schriftführer: Mathias Helm, Hechtgraben 1, 18198 Kritzmow

Vorstandsmitglied: Dr. Andreas Werner, Alte Bahnhofstr. 5, 18119 Rostock

Für Spenden ist der Verein jederzeit dankbar. Die Konto-Nr. lautet: 440 00 315 bei der OSPA Rostock, Bankleitzahl 130 50 000

Weitere Informationen im Internet unter: www.langenwerder.de