BAND 13 lnhalt

Zum Geleit H. Benke s.2

Kulturlandschaft -Bucht J. Saegebarth s.3

Die Wismar-Bucht und das Salzhaff - U. Müller, N. Rühberg und W. Schulz s. 17 geologische Entwicklung und Küstendynamik

Die Pflanzenwelt der Wismar-Bucht E. Schreiber, H. Henker und l. Henker s.25

Morphologie und Hydrographie der Wismar-Bucht M. von Weber und F. Gosselck s.33

Die Eutrophierung - ein Problem in der Wismar-Bucht F. Gosselck und M. von Weber s.36

Pflanzen und Tiere des Meeresbodens der F. Gosselck und M. von Weber s.40 Wismar-Bucht und des Salzhaffs

Fische, Fischerei und Garnelenfang in der Wismar-Bucht U. Walter s.53

Zum Vorkommen ausgewählter Tierarten in den K. Bischoff, K. Quitschau s.62 Seegraswiesen vor Timmendorf (lnsel ) und H. Schöne

Die Vogelinsel - U. Brenning s.65 das älteste Küstenvogelschutzgebiet

Die Küstenbiotope der Wismar-Bucht und des R.-R. Strache, J. Berchtold-Micheel, s.69 Salzhaffs als Vogellebensräume B. Fiedler und F. Vökler

Die äußere Wismar-Bucht als Lebensraum H. W. Nehls s.81 für Wasservögel

Robben und Wale in der Wismar-Bucht K. Harder und G. Schulze s.85

Naturschutzrechtliche Regelungen und Planungen H. Zimmermann s.90 in der Wismar-Bucht

Literatur über die Wismar-Bucht und das Salzhaff B. Fiedler und S. Streicher s.94 (einschließlich aller in den Beiträgen zitierten Veröffentlichungen)

Warnsignale aus der Ostsee l. Podszuck s.105 Das geologische Erbe der Ostsee - Zeitdimensionen und R.-O. Niedermeyer s.105 Umweltveränderungen aus geologischer Sicht 111 Nährstoffeintrag oder Kl i mawirkung - Veränderungen S. A. Gerlach s. in der Ostee Ostsee zwischen Bangen und Hoffen - D. Nehring s. 113 Ostseeforscher mit positiver Zustandsbewertung Die Boddengewässer - gestern, heute, morgen L.-4. Meyer-Reil s. 115 Zur Situation des Meeres- und Küstennaturschutzes H. von Nordheim s. 118 im Ostseegebiet

Das Jahr 1996 der Stiftung Deutsches Museum für H. Benke s.123 Meereskunde und Fischerei

Buchbesprechungen H. Schröder, F. Gosselck s. 126

Titelfoto: Blick auf die innere Wismar-Bucht und die lnsel Poel. Aslelngroo r.lr¡ll NO À stetngröber sw so >AA s

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Übersichtskarte zu den Beiträgen über die Wismar-Bucht und das Salzhaff MEER UND MUSEUM

Band 1 3

Die Wismar-Bucht und das Salzhaff

o Warnsignale aus der Ostsee

M

Schriftenreihe des Deutschen Museums für Meereskunde und Fischerei

1997 Zum Geleit

1980 gab das Meeresmuseum Stralsund den ersten Band seiner neuen Veröffentlichungsreihe ,,Meer und Museum" heraus. Schwerpunkte dieses Jahrbuches sind die marine Biologie und Aktuelles aus dem Museum. lnzwischen liegt hiermit der Band 13 (1997)vor. Die einzelnen Bände sind besonderen fachlichen Themen gewidmet und geben so Spezialisten und interessierten Lesern einen guten Überblick über den gegenwärtigen Stand der Meeresforschung. Es war immer Anliegen des Museums, umfassende Darstellungen zu regionalen Themenschwerpunk- ten zu veröffentlichen, so, wie mit dem Band 2 (1982) zum Küstenvogelschutzgebiet ,,lnseln Oie und ", wo das Museum viele Jahre eine Station unterhielt. Mit dem Band 5 (1989) wurde der Greifs- walder Bodden vorgestellt und damit erstmals eine Gesamtbetrachtung einer Küstenregion Mecklen- burg-Vorpommerns erreicht. Wir begrüßten daher den Vorschlag von Herrn Dr. Fritz Gosselck, lnstitut für Angewandte Ökologie GmbH, Broderstorf, sehr, einen Band speziell der Wismar-Bucht zu widmen. Er erklärte sich bereit, die Realisierung dieses Vorhabens durch eigene Beiträge und durch die Gewinnung weiterer kompe- tenter Autoren zu gewährleisten. Für dieses verdienstvolle Wirken sind ihm Herausgeber und Redakti- on sehr dankbar. Der Hauptteil dieses Bandes stellt also die Wismar-Bucht vor. Diese nordwestmecklenburgische Re- gion ist eine typische Kulturlandschaft, die durch die Landwirtschaft geprägt wurde. Zum Verständnis der Entstehung dieser Kulturlandschaft wird zunächst eine Übersicht ihrer Geschichte vorangestellt. Alle weiteren Beiträge vermitteln eine zusammenfassende Darstellung des Ökosystems Wismar- Bucht, von seiner Genese über die Hydrographie bis zu den vielfältigen Themen der Biologie und des Umweltschutzes. Die Wismar-Bucht und das Salzhaff sind die am weitesten westlich gelegenen inneren Küstengewäs- ser von -Vorpommern und unterscheiden sich von den vorpommerschen Bodden be- sonders dadurch, daß der Salzgehalt des Wassers höher ist. Deshalb leben hier verschiedene marine Tier- und Pflanzenarten wie Seesterne, Seescheiden, einige Muscheln und Schnecken sowie Algen, die östlich des Darß aufgrund des dort geringeren Salzgehaltes nicht vorkommen. Es wird eine noch weitgehend intakte, einzigartige Küstenlandschaft an der Ostsee vorgestellt. Bestehende Probleme zwischen Umweltschutz und Nutzung durch den Menschen werden genannt, auf mögliche Gefähr- dungen wird hingewiesen. Der Band wirbt aber auch für eine relativ wenig bekannte Küstenland- schaft, die sich für Erholung und aktive Freizeitgestaltung gut anbietet. Er will zugleich einen Beitrag zu ihrer Erhaltung leisten.

,,Warnsignale aus der Ostsee" war in diesem Jahr das Thema der jährlich stattfindenden wissen- schaftlichen Podiumsdiskussion ,,Neues vom Meer", die ein fester Bestandteil des Programms des Deutschen Museums für Meereskunde und Fischerei geworden ist. Am 22. Mai 1997 berichteten re- nomiefte Wissenschaftler, Autoren des 1996 im Parey-Verlag erschienenen Buches gleichen Titels, über die geologischen und ozeanographischen Besonderheiten der Ostsee, natürliche Veränderun- gen, anthropogene Einwirkungen und aktuelle Probleme des Meeresnaturschutzes. Nach dem Ken- nenlernen der Besonderheiten dieses flachen, brackigen Binnenmeeres vor unserer Haustür wird ver- ständlicher, warum die Ostsee teilweise so empfindlich auf äußere Einflüsse reagiert. Die Kurzfassun- gen der Vorträge dieser Veranstaltung sind in diesem Band zusammengestellt. Dadurch soll ein brei- ter lnteressentenkreis mit dieser wichtigen Thematik bekannt gemacht werden. Das Podiumsge- spräch gab außerdem wedvolle Anregungen für die geplante Neugestaltung der Ausstellung zur Ost- see in unserem Museum.

Mit den beiden Themen dieses Bandes ,,Die Wismar-Bucht und das Salzhaff" und ,,Warnsignale aus der Ostsee" wollen wir unserer besonderen Verpflichtung nachkommen, wissenschaftliche Erkennt- nisse der Erforschung des Meeres vor unserer Haustür und dabei aufgedeckte Gefahren den Nutzern dieser Schriftenreihe vorzustellen.

Dr. Harald Benke Abb. '1 : Blick von der Wismar-Bucht aus SW nach NO auf die lnsel Poel: Links unten Rustwerder, darüber Kirchsee mit Kirch- dorf, rechts Saatzuchtfelder westlich Malchow. Oben im Hintergrund Halbinsel Wustrow mit Kroy, Salzhaff und Boiensdoder Werder. Zwischen Poel und Halbinsel Wustrow liegt die lnsel Langenwerder,

Ku ltu rlandschaft Wismar- Bucht J. Saegebarth

Die Landschaft der Wismar-Bucht und ihres Küsten- Das DIERKE-Wörterbuch der Allgemeinen Geogra- raums, von Rerik, mit der Halbinsel Wustrow, über die phie definiert die Kulturlandschaft als ,,die höchste ln- lnsel Poel, mit der lnsel Langenwerder, bis Tarnewitz, tegrationsstufe der anthropogenen Geofaktoren. Die mit der vorgelagerten ehemaligen lnsel Lieps, ist ge- Kulturlandschaft entsteht durch die dauerhafte Beein- prägt durch die natürlichen Gegebenheiten, wie sie flussung, insbesondere auch die wirtschaftliche und durch die Eisvorstöße der letzten Eiszeit geschaffen siedlungsmäßige Nutzung, der ursprünglichen Natur- wurden und die allgemeinen naturräumlichen Bedin- landschaft durch menschliche Gruppen und Gesell- gungen, die sich seitdem herausgebildet haben. schaften im Rahmen der Ausübung ihrer Grundda- Andererseits hat dieser Raum durch die Menschen, seinsfunktionen... Die Kulturlandschaft erhält ihre re- die in ihn einwanderten, lebten und zur Sicherung ih- gionale Ausprägung insbesondere durch die Wohn- rer Existenz nutzten und wirtschaftlich gestalteten, er- funktion (Art und Verteilung der menschlichen Sied- hebliche Umgestaltungen erfahren. lm Verlauf eines lungen), die Art der wirtschaftlichen Nutzung (agrari- Zeitraums von mehr als 10.000 Jahren ist unter den sche Landnutzung, Rohstoffgewinnung, lndustrie und unterschiedlichen gesellschaftlichen Einflüssen mit Gewerbe) und die Ausbildung des Verkehrsnetzes. ln- ihren jeweiligen Zielstellungen bis in die Gegenwart sofern ist sie einem ständigen Wandel unterworfen." die Kulturlandschaft des Gebietes als Lebensraum BENTHIEN (1996) folgert weiter: ,,Kulturlandschaft ist geformt worden und efährt auch in der Gegenwart das jeweils unverwechselbare Bild einer Region. Da- zum Teil tiefgreifende Einwirkungen. bei gilt es zu beachten, das 'jeweils' einen histo-

Literatur S. 94 ó rischen Zeitpunkt,'Region' einen geographischen ren. ln der Fachwelt erregte 1952 die Ausgrabung ei- Raum bedeutet. Demzufolge müßte man eigentlich nes Lagerplatzes von Jägern und Fischern zwischen immer von'historischen Kulturlandschaften' sprechen und aus dem Me- (so z. B. das Bundesnaturschutzgesetz von 1976, S 2, solithikum große Aufmerksamkeit. Eine Vielzahl von Absatz 13)." Funden an Knochen und Geräten ermöglichte fundier- te Aussagen über die Lebensverhältnisse der Men- ln unserem Raum lassen sich die ersten Spuren einer schen, wie sie sich sicher nicht nur am Nordufer des Anwesenheit von Menschen anhand von Funden be- Schweriner Sees, sondern auch im Küstenraum der arbeiteten Feuersteins für die Zeit des Spätpaläolithi- Wismar-Bucht dargestellt haben werden. kums (Altsteinzeit) aus etwa dem 10. Jahrtausend v. Nicht mehr so bekannt ist, daß in den Jahren 1860 - d. Z. nachweisen. Damals gab es die heutige Ostsee 1879 bei Wismar im Latt-Moor, südlich der Straße Ei- noch nicht. Die Menschen lebten in einer Landschaft, serne-Hand - Müggenburg eine Siedlung, die aus fünf die in ihrem Relief durch die letzten Vorstöße des Häusern bestand, ausgegraben wurde. Die Befunde, Wismar-Lobus des lnlandeises in das Hinterland der die sich auf das ausgehende Neolithikum (ca. 4.000 v. Pommerschen Hauptendmoräne geprägt wurde. h.) datieren lassen, weisen darauf hin, daß die Be- Der Küstenraum wird mehr oder weniger abgegrenzt wohner Ackerbau und Viehzucht betrieben. ln den durch die Endmoränen des Mecklenburger Stadiums, Wäldern gab es Rodungen, auf denen Acker angelegt das früher auch als Rosenthaler Staffel bezeichnet waren. Damit wurde zum ersten Mal entscheidend in wurde. Nach RÜHBERG (1987) sind für diese vor- das natürliche Gleichgewicht der Natur eingegriffen. stöße große Geschwindigkeit und rascher Eisabbau Außer dieser Siedlung sind ähnliche bei Proseken und charakteristisch, wobei das bereits vorhandene Relief Redentin bekannt geworden. Auf der lnsel Poel wer- ,,sanft" zu einer flachwelligen Exarationslandschaft den bei Brandenhusen und Fährdorf Siedlungsplätze abgeschliffen wurde, wie sie für die lnsel Poel typisch nachgewiesen. Auch bei Groß-Strömkendorf und an- ist. derenorts finden sich Belege für eine Besiedlung. Vor etwa 12.000 Jahren war das Gebiet eisfrei und im Aber die markantesten Denkmäler dieser Zeit, in der Paläolithikum mit Tundra oder Waldtundra bedeckt. die nach ihrer Keramik als Trichterbecher-Leute be- Die den einwandernden Tieren, z. B. Rentieren, nach- zeichneten Menschen lebten, sind die Megalithgräber. folgenden Menschen lebten von der Jagd und der Fi- Die bekanntesten Standorte sind die beiden Gruppen scherei. im Everstorfer Forst an der B 105, die teilweise Aus den darauf folgenden Jahftausenden sind die 1966/67 rekonstruierl worden sind. Das 18 mal 11 m Zeugnisse für die Besiedlung und die Nutzung der große sogenannte,,Hünengrab" Steinberg südwest- Region häufiger und zum Teil auch ins Auge fallender, lich von Proseken ist dagegen nur teilweise erhalten. bzw. durch Ausgrabungen und Veröffentlichungen Gut erhalten sind auch die Anlagen nördlich von bekannter. Die natürlichen Bedingungen waren ge- Gaarzer Hof, dicht an der Straße von Rerik nach kennzeichnet durch zunehmende Erwärmung und Garvsmühlen, sowie zwischen Neu-Gaarz und Me- Feuchtigkeit des Klimas, Auffüllung des Grundwas- schendorf. Weitere kleinere Anlagen und vor allem serstandes, das Verschwinden des Frostbodens, die auch die Tatsache, daß in der Vergangenheit viele einsetzende und sich entwickelnde Bodenbildung in solcher,,Hünengräber" zur Steingewinnung vernichtet Zusammenhang mit der Veränderung der natürlichen worden sind, deuten auf eine relativ dichte Besied- Vegetation, die verschiedenen Phasen der Waldent- lung unserer Landschaft hin. wicklung von Birkenwäldern und gemischten Kiefern- Auch die Menschen der Bronzezeit vor ca. 3.800 bis Laubwäldern über Eichenmischwälder bis zu Buchen- 2.500 Jahren, bei denen die Viehzucht vor dem

Eichenmischwäldern . Ackerbau dominierte, haben in der Landschaft ihre Nachdem zunächst noch das gesamte Gebiet Fest- Spuren hinterlassen. Neben Funden, wie dem be- land war, das von Bächen durchflossen wurde, in rühmten ,,Horn von Wismar", das aus der Zeit vor et- dem sich die durch Tieftauen entstandenen Sölle und wa2.400 Jahren die erste Darstellung von bemannten sicher auch einzelne Seen befanden, begann vor etwa Booten im norddeutschen Raum überliefert, sind es 8.000 Jahren während der Litorina-Transgression der die in der Landschaft an vielen Stellen herausragen- langsame Anstieg des Meeresspiegels mit mehreren den HLigelgräber. Auf der lnsel Poel ist der ,,Köppen- Schwankungsphasen, durch den die Landschaft des barg" südöstlich von Brandenhusen zu finden. Die Raumes quasi ertrank. Das Wasser folgte den vorge- größten Hügel sind der ,,Tridamsberg" sudwestlich gebenen Tallagen und nur die höheren Erhebungen von Wismar mit einem Umfang von 100 m und einer blieben als lnsel sichtbar: Wustrow, Poel, die heutige Höhe von 10 m, der ,,Loyenberg" bei Triwalk südöst- lnsel - früher Holm - und die heute nur noch lich von Wismar, und der ,,Trüllingsberg" mit einem als Sandbank erkennbare lnsel Lieps zwischen Poel Umfang von 80 m und einer Höhe von 8 m auf dem und der Tarnewitzer Spitze. Steingründe um Poel Acker östlich von Gagzow. deuten darauf hin, daß auch an anderen Stellen viel- leicht noch lnseln bestanden. Eine wiederum veränderte Nutzung der Landschaft ln der Zeit vor ca. 5.000 Jahren begann dann die Her- brachte die Eisenzeit, deren Beginn vor ca. 2.500 ausbildung der Küste bis hin zu den heutigen Erschei- Jahren angesetzt wird. Das Klima kühlte sich ab, die nungsformen, sowie die Vermoorung ehemaliger freier Werte pendelten sich in etwa im heutigen Bereich ein. Wasserflächen. Seit etwa vor 2.600 Jahren war die Region von Ger- Damit ergaben sich auch verändefte Lebensbedin- mahen besiedelt, die auch aus Raseneisenerz Eisen gungen zunächst für die Menschen des Meso- und gewannen und verarbeiteten. Spuren haben sich da- des Neolithikums in der Zeil bis vor etwa 4.000 Jah- von bei verschiedenen Ausgrabungen gefunden,

4 ebenso wie die Nutzung von Ton und Lehm für Töp- standen die Anfänge der Kulturlandschaft und auch ferwaren. Sie fühften eine seßhafte Lebensweise, der territorialen Verwaltungsstruktur, wie sie nach der bauten Gerste, Weizen, Hafer, Hirse und Flachs an. Eroberung durch Heinrich den Löwen übernommen Fur das Vieh (Pferde, Rinder, Schweine, Ziegen, und in den folgenden Jahrhundeden weiterentwickelt Schafe) gab es Ställe. Auch Spuren der Häuser haben wurde. sich gefunden. So können Funde von Hüttenlehm (Fu- Von besonderer Bedeutung sind Funde auf dem genlehm von Holzbauten) auf der Feldmark nördlich Acker südwestlich Groß Strömkendorfs in einem von KirchdorJ auf Poel, verbunden mit Rand- und Areal, das unmittelbar an die Wismar-Bucht angrenzt. Wandscherben von Keramik auf das Vorhandensein Bereits in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre wur- eines germanischen Siedlungsplatzes hindeuten, so de ein mit Holzbohlen ausgekleideter Brunnen ent- wie er bei Groß-Strömkendorf und auch an anderen deckt. Mit Hilfe dendrochronologischer Untersuchun- Orten nachgewiesen ist. gen wurden die Jahre 729 bis 731 Íur die Bautätigkeit ln den nach der Völkerwanderung wohl kaum besie- bestimmt. Funde von Waffen, Werkzeugen und Han- delten Raum wanderten Ende des 6., Anfang des 7. delsgegenständen kamen dazu, die auf weitreichende

Abb. 2: Blick auf das Salzhaff vom Hackelsberg zwischen Beziehungen nach Westen und Süden deuten. Seit Pepelow und . 1989 werden umfangreiche Grabungen durchgeführt. Reste von Grubenhäusern und Pfostenständerhäu- sern wurden freigelegt. Außerdem wurden Funde auf Jahrhunderts die Slawen ein. Das Gebiet um die Wis- einer etwa 2 ha großen Bestattungsfläche gemacht. mar-Bucht gehörte zum Stammesgebiet der Obotri- Zu Tage kam u. a. ein Wikingerboot, das ein Schwert ten, die eine ihrer Hauptburgen in und eine slawische Bestattungsurne enthielt. lmpor- hatten, nur etwa 8 km von der Wismar-Bucht entfernt. tierte Keramik und Glaswaren, Eifelbasalt für Mühl- Andere bedeutende Burganlagen befanden sich in steine, aber auch Zeugnisse ansässiger Handwerker, Rerik (bis 1938 Alt-Gaarz), von der heute der Schmie- die sich mit der Eisenherstellung und -verarbeitung, deberg am Strand der Rest ist, bei llow (östlich Neu- Herstellung von Geweben und Kämmen, sowie der burg), etwa 10 km von der Bucht entfernt. Kleinere Bernstein- und Glasverarbeitung beschäftigten, wei- Wallanlagen befanden sich u. a. in Neuburg, Madsow, sen auf die Bedeutung des Platzes hin. lnsgesamt Roggow, Groß Woltersdorf. Manche Anlagen sind wird mit einer Ausdehnung des Areals von 20 ha ge- heute nicht mehr ohne weiteres erkennbar. So ist das rechnet. Wahrscheinlich könnte es der lange gesuch- Gelände des Friedhofs in Kirchdort/Poel an der Wis- te Handelsplatz ,,Emporium Reric" sein, von dem in marschen Straße, noch bis Ende des 18. Jahrhun- den fränkischen Reichsannalen berichtet wird, daß derts umgeben von Wasserflächen und sumpfigen der Dänenkönig Göttrik ihn 808 überfiel, vernichtete Niederungen, in der Nähe des offenen Wassers der und die Handelsleute nach Haithabu führte. Zusam- Kirchsee, und nach Funden altslawischer Keramik (7.- men mit Funden, die bei der Ausgrabung des Ortes 8. Jahrhundert) wohl auch ein slawischer Siedlungs- und der Tempelanlage Groß Raden, der Mecklenburg platz gewesen. und an anderen Stellen gemacht wurden, vermitteln Weitere Hinweise auf das slawische Siedlungsnetz die Groß Strömkendorfer Funde weitgehende Kennt- geben die auf -itz, -ow, -atz oder -in endenden Orts- nisse über Leben und Wirtschaftsweise der Obotriten. namen. Aber auch die Ortsnamen Wangern (auf Poel) Sie bearbeiteten ihre Äcker mit hölzernen Pflügen und und Gaarz sind slawischen Ursprungs. Über den Na- Eggen und bauten Weizen, Roggen, Gerste und Hirse men Poel gibt es die Auffassung, daß er aus der sla- an. Große Bedeutung hatte die Haltung von Pferden, wischen Deutung für ,,flaches Feld" herzuleiten ist. Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen. lhre Hand- Obwohl das Land relativ dünn besiedelt war, war die werker besaßen besonders bei der Holzbearbeitung Siedlungsdichte wohl größer als später in der ersten große Kunstferligkeit, ebenso in der Töpferei, der Ver- deutschen Zeit. Die Siedlungen waren aber, abgese- arbeitung von Knochen und Geweihen zu Gebrauchs- hen von den zentralen Often, klein. Sie bestanden gegenständen. Vielfältig sind auch die Erzeugnisse meist wohl nur aus 6 - 8 Gehöften. ln dieser Zeit ent- der Schmiede und anderer Handwerker. Sie trieben

à über Land Handel (Bericht des lbn Jakub) und unter- Sie ist eines der besten Beispiele frühgotischer Land- nahmen mit ihren Schiffen Handels-, aber auch kirchen des Küstengebietes. Die Kirche in Proseken Kriegszüge auf der Ostsee. stammt ebenfalls aus der 2. Hälfte des 13., der Turm aus dem 15. Jahrhunderts. Seit der Zeit Karls des Großen, der bereits einen Diese Kirchbauten aus dem '1 3. Jahrhundert und ihre Kriegszug durch die slawischen Gebiete bis zur Pee- Erweiterungen im 14. und 15. Jahrhunderl sind Denk- ne unternahm, kam es immer wieder zu kriegerischen mäler der Christianisierung, die sich damals durch- Verwicklungen, nicht nur mit den Franken, sondern setzte, aber auch der zunehmenden Bevölkerung. auch mit den Dänen und später den Deutschen. Die Überall entstanden neue Dör'fer, erkennbar an ihren entscheidenden Auseinandersetzungen in den Kämp- deutschen Namen, von denen einige später zu Wü- fen fanden in der Zeit Heinrichs des Löwen, Herzogs stungen wurden. Aber auch neben den alten slawi- von Sachsen und Bayern (1129 - 1195), statt. Nach schen Dörfern siedelten Deutsche. dem gescheiterten Wendenkreuzzug 1147 fiel Hein- So entstanden auf der lnsel Poel die Dörfer Timmen- rich nach 1158 wieder in das Obotritenland ein, er- dod, Seedod, Brandenhusen, Weitendod, Niendod, oberte es und gründete Grafschaften und Bistümer Vorwerk, Wasmodesdorp (später Wester- o. a. Fer- (Lübeck, Ratzeburg, ). Die Grenzen dieser ner-Gollwitz, dann um 1560 die Hufen zum Amtshof Bistümer treffen sich im Raum um die Wismar-Bucht. Kaltenhof umgelegt, die alte Dorfstelle lag bei Priens- Das Flüßchen ,,AqLra Wissemara" trennte die Bistümer teich in der Kaltenhöfer Flur). Daneben siedelten aber Ratzeburg und Schwerin (1167), während die lnsel auch Deutsche in Gollwitz, Malchow, Wangern, Fähr- Poel dem Bistum Lübeck zugeordnet wurde. ln der dorf und Kirchdorf. lm 13. und 14. Jahrhunden gab es ersten urkundlichen Erwähnung der lnsel aus dem in Kirchdorf den Sitz eines fürstlichen Vogtes für die Jahre 1163 werden dem Lübecker Domkapitel von ,,terra" oder ,,provincia" Poel, die Curia Uppenfelde, Heinrich dem Löwen Zehnten und Zins der lnsel und die ,,prope ecclesiam", nahe der Kirche, lag. Poel war Fährdorf am Übergang vom Festland zur lnsel zuge- also sicher ein aus der Slawenzeit überkommener wiesen. Die ,,Herrschaft Mecklenburg", zu der die Verwaltungsbezirk. Randgebiete der Wismar-Bucht bis in das Gebiet des Ein wichtiger Faktor für die Entwicklung des Raumes heutigen Kühlungsborn und die lnsel Poel gehörten, Wismar-Bucht war die Gründung der Stadt Wismar, erhielt 1167 Pribislaw, der Sohn des 1160 im Kampf die zum bedeutenden Handels- und Hafenplatz und gefallenen Obotritenfürsten Niklot, von Heinrich dem wichtigen Mitglied der wendischen Hanse wurde. Die Löwen als Lehen. Eine deutsche Siedlungstätigkeit ist älteste Urkunde über den Wismarer Hafen datierl vom auf Poel in dieser Zeit, ebenso wie rund um die Wis- 4. Januar 1211. Ausgestellt von Kaiser Otto lV., ge- mar-Bucht, nicht nachgewiesen. stattet sie den Schwerinern ,,...in portu, qui dicitur Diese setzte erst unter seinen Nachfolgern vor allem Wissemer" zwei große Schiffe, ,,..que cogkem appe- aus wiftschaftlichen Gründen ein. Um 1200 lebte nur lantur..", und dazu kleinere Schiffe zu halten. Eine äl- eine geringe Anzahl von Slawen unter sehr dürftigen tere Siedlung an dem hier in den südlichsten Zipfel Bedingungen im Lande. Seit 1210 begann Heinrich der Ostsee mündenden Flüßchen Wismaraa ist be- Borwin 1., die Ansiedlung deutscher Bauern aus dem kannt. Als Gründungsjahr für die Stadt Wismar wird heutigen Niedersachsen und Friesland in die Wege zu das Jahr 1226 angenommen, urkundlich erwähnt wird .1210 leiten, beurkundet der Bischof von Lübeck, daß sie erstmals 1229. Seit ihrer Gründung auf Betreiben er den Zehnten der deutschen Ansiedler auf Poel zur des Fürsten Heinrich Borwin war sie bald eine bedeu- Hälfte dem Fürsten Heinrich (Borwin) ,,zu Lohn gege- tende Handels- und Expoftgewerbestadt, die nicht ben habe". nur im Umland Handel treibt und Waren tauscht, son- Die Ansiedlung wurde von Locatoren, die meist aus dern in der Ostsee, in der Nordsee und bis in die Bis- dem ritterlichen Stand kamen, durchgeführt. Für Poel kaya Handelsbeziehungen unterhält. ln der Mitte des .13. sind zwei namentlich nachgewiesen: Heinrich von Jahrhunderts leben in ihr bereits 5.000 Menschen, Brandenhusen, der die Grundherrschaft zweier Döder sie ist wichtigster Oft in der Herrschaft Mecklenburg, inne hatte, und Konrad Berkhan, der die Grundherr- was auch dazu führte, daß sie von 1257 bis 1358 Re- schaft in Timmendorf besaß. ln einem Verzeichnis der sidenz war. Neben Lübeck, Stralsund und Rostock Kirchen und Klöster der Diöcese Lübeck aus dem war sie eine der bedeutendsten Hansestädte. Einen Jahre 1259 wird die Poeler Kirche aufgeführt. Von Eindruck von dieser Bedeutung bekommt man, wenn diesem ersten Bau ist heute noch der Turm erhalten, man auf dem großen, t ha umfassenden Marktplatz der am etwa 100 Jahre später errichteten Langhaus am Schnittpunkt der alten Handelsstraßen von We- auch noch den Ansatz des ursprünglichen Kirchen- sten nach Osten und von Süden her steht. Die großen schiffes mit seinen romanischen Lisenen und Rund- Kirchen beherrschen auch heute noch das Stadtbild. bogenfriesen erkennen läßt. Die Nikolaikirche hat nach dem Kölner Dom das Dreveskirchen wird urkundlich 1229 erwähnt, als die höchste Kirchenschiff Deutschlands. Bereits ab 1276 Einwohner des damaligen,,Gardeskendorp", das umgibt eine etwa 4 m hohe, starke Mauer mit Toren dann später ,,Oedeskerken" genannt wird, sich an Bi- und Türmen in einer Länge von etwa 3 km die Stadt. schof Brunward von Schwerin mit der Bitte wenden, eine Kirche bauen zu dürfen, die heute von ihrer Lage Neben den mecklenburgischen Fürsten waren die und ihrem Bau mit zu den schönsten im Gebiet Bischöfe von Lübeck auf Poel, die von Ratzeburg im gehört. westlichen und die von Schwerin im östlichen Rand- Die durch ihren Turm in der Landschaft dominante gebiet der Wismar-Bucht an den Neuansiedlungen Kirche in Rerik mit ihrer außerordentlich reichen ln- beteiligt. Auch haben Angehörige des Adels Siedlun- nenausstattung wurde in der Zeit 1250 - 127O erbaul gen gegründet, sie hatten das Recht, ihren Hof und

6 Wohnsitz zu befestigen. Es entstanden kleine Burgen, Zunächst bot die Reformation Gelegenheit zu weite- oft nur aus einem Turm mit Wall und Graben auf ei- ren Schritten. 1555 beschlagnahmte Herzog Johann nem Hügel bestehend. Solche ,,Turmhügel" findet Albrecht l. alle geistlichen Grundherrschaften. Nach man z. B. bei Buschmühlen östlich der Wismar-Bucht, langen Streitigkeiten und Prozessen bis hin zum Kai- sowie in Groß Woltersdorf, Großenhof und Arpshagen ser, verkaufte schließlich 1598 das Lübecker Domka- im westlichen Randgebiet. Besonders in diesem Ge- pitelseine Dörfer in Mecklenburg mit allen Rechten an biet entwickelten sich dann die Rittergüter. Aus den die Herzöge. Das waren außer den Poeler Dörfern auf befestigten Höfen und Burgen entstanden später z. T. dem Festland Stove, Güstekow, Neuburg und Hage- Schlösser, wie die in , Roggow, Großenhof, bök. und als besonderes Beispiel die größte Anders verlief die Sache mit den vier Dörfern Bran- barocke Schloßanlage Mecklenburgs, das Schloß der denhusen, Wangern, Weitendorf und Seedorf. Das Grafen Bothmer bei Klütz, hier allerdings eine Neuan- Reichskammergericht in Speyer und der Kaiser be- lage in der Nähe einer mittelalterlichen Burg. fahlen 1583 auf Antrag des Rates der Freien und Han- Als Beispiel für die Beteiligung von Klöstern und Hos- sestadt Lübeck, welchem das Heiligen-Geist-Hospital pitalen an der Besiedlung sei auf Hof Redentin hinge- unterstand, die Herausgabe. Staatsrechtlich gehör.ten wiesen. Diese Siedlung war bis zur Reformationszeit die Dörfer weiter zu Mecklenburg, die Bede wurde an im Besitz des Zisterzienserklosters Doberan. Die das Amt Bukow (Altbukow) abgeführt, sie hatten aber Mönche kultivierten hier die sumpfigen Niederungen eigene Verwaltung (Oberschulzen) und Schule, und am Plast- und am Redentiner Bach. Das hier 1464 unterstanden der Lübecker Gerichtsbarkeit. Eine Ge- entstandene,,Redentiner Osterspiel", ein bedeuten- meinsamkeit hatten die Poeler allerdings immer, die des Literaturdenkmal seiner Zeit, läBt die Osterge- schichte in der Landschaft um die Wismar-Bucht spielen. Anders verlief die Entwicklung auf der lnsel Poel. Dort kam es nicht zur Ausbildung adligen Grundbesitzes. Das Lübecker Domkapitel, das Johannis-Kloster und das Heiligen-Geist-Hospital hatten ab dem 13. Jahr- hundert bis zur Reformation umfangreiche Besitzun- gen auf der lnsel. Die Kirche hatte ab Anfang des 14. Jahrhunderts allmählich in fast allen DörJern die Grundherrschaft an sich gebracht. Das hängt damit zusammen, daß die lnsel zusammen mit den Dörfern Friedrichsdorf, Altbukow, Rakow, Russow, WarkstorJ und Groß-Strömkendorf auf dem östlichen Festland im Jahre 1318 von Fürst Heinrich ll. von Mecklenburg an die Ritterfamilien Plessen, Preen und Stralendorff verkauft wurde. Er verzichtete auf alle landesherrli- chen und grundherrlichen Rechte und blieb nur noch der Lehnsherr der Ritter. Die Ritter haben aber nie auf der lnsel gewohnt und sahen ihre Grundherrschaft nur von der finanziellen Seite. Sobald sich die Gelegen- heit bot, verkauften sie ganze DörJer und einzelne Hufen an die Kirche, zum Teil über den Umweg, daß Lübecker Kaufleute den Besitz erwarben und dann der Kirche vermachten. So kam das Heilige-Geist- Hospital in den vollständigen Besitz der Dörrfer See- dorf, Wangern, Weitendod und Brandenhusen. Jahrhundertelang hatte die lnsel stärkere Bindungen nach Lübeck als nach Mecklenburg, obwohl die staatsrechtliche Zugehörigkeit nie in Frage stand. Hier liegen aber die Anfänge dafür, daß sich die bäuer- lichen Verhältnisse auf Poel bis in das 19. Jahrhundert ganz anders entwickelten und hielten als auf dem Festland. Und damit hängt sicher auch zu einem Teil Abb. 3: Das Steilufer am Boiensdorfer Werder - eins der die Herausbildung des besonderen ,,Poeler Charak- typischen aktiven Kliffs der Wismar-Bucht. ters" zusammen, der sich bis in die Gegenwart be- merkbar macht. Alteingesessene Poeler sagen noch heute, wenn sie auf das Festland zeigen: ,,Dor liggt Zugehörigkeit zur Pfarre in Kirchdorf, deren Patronat Dütschland!" von den Stralendorffs auf den Herzog überging. Die Pläne der Herzöge, bei Golwitz den schon vielfach Rechte, die die Familie von Stralendorff besonders in genutzten größten Klipphafen des Raumes zu einem Kirchdorf besaß, wurden in einem Vergleich mit Rech- Hafen für den Getreidehandel auszubauen, scheiter- ten in Dreveskirchen und Strömkendorf, vom Herzog ten 1533 am Widerstand der Städte Rostock und übernommen. So war die lnsel bis auf die vier ,,Lübi- Wismar. Damit waren aber die Pläne, die man mit schen Döder" schließlich 1615 wieder voll in herzogli- Poel hatte, nicht aufgegeben. chem Besitz.

7 Nachdem Johann Albrecht l. die 18 Hufen des DorJes Einschneidende Veränderungen brachte dann der Wester-Gollwitz zu einem Bauhof, dem Kaltenhof, Dreißigjährige Krieg, der den Raum der Wismar-Bucht hatte zusammenlegen lassen, erbaute er sich 1568 im 1627 erreichte. Wiederum spielte die lnsel Poel, zu- ,,Fleckenhagen", der Stelle der alten ,,curia Uppenfel- sammen mit Wismar, eine besondere Rolle. lm Spät- de" südlich der Kirche, ein Jagdschloß, ein ,,lang stei- sommer zogen sich die Dänen über Wismar vor den nern Haus, zwei Gemächer hoch, auf wälsche Art ge- heranrückenden Kaiserlichen unter Wallenstein nach bauet", mit einer Brauerei im Keller. Nach seinem To- Poel zurück, brachen die von Piloot in Zusammen- de veffiel es aber wieder. hang mit dem Festungsbau errichtete Brücke bei Sein Enkel Adolf Friedrich l. ließ an dieser Stelle seit Fährdorf ab, verteidigten weder die größere und klei- '1614 nach dem Entwurf und unter der Leitung des nere Schanze dort, noch die Festung, sondern schiff- aus Emden stammenden Capitain Gerth Eveft Piloot ten sich von Poel aus auf ihre Flotte ein. lm Oktober einen Schloßbau errichten, der in eine Festungs- besetzten die Wallensteinschen Truppen die lnsel, anlage integriert wurde. Das Gelände um die Kirche ebenso wie Wismar. Am 21. November muß der Her- wurde mit einem ,,Hornwerk" umgeben, dessen Wälle zog auf Befehl Wallensteins die Festung an den Ob- eine Höhe von 11 m hatten, umgeben von einem über ristwachtmeister von Wratislaw übergeben. Der Kom- 40 m breiten Wassergraben zum Dorf hin, während es mandant Piloot und seine 159 Mann Besatzung müs- nach Süden hin offen war. 1626 war dieses Hornwerk sen abziehen. Wallenstein läßt die Schanze bei Fähr- mit 14 Kanonen bestückt. dor{ 1628 und auch die lnsel Holm, den heutigen Wal- Wohl auf den Fundamenten des alten Jagdschlosses fisch, befestigen. Auch begann er in Wismar in seiner entstand der zweigeschossige Schloßbau. Ein mit Eigenschaft als ,,General der kaiserlichen Schiffsar- fünf Bastionen ausgebauter, 11 m hoher Wall um- mada etc." mit dem Aufbau einer Kriegsflotte, wozu schloß den Schloßhof mit seinen Nebengebäuden. er alle Fischer und Seeleute zwangsweise verpflichten Getrennt durch 2 m tiefe Wassergräben, wurde er ließ. Aber 1631 werden die Kaiserlichen von den durch eine sternförmige Contrescarpe umgeben, die Schweden vertrieben. lm weiteren Verlauf des Krieges auf der Landseite noch durch einen ebenfalls graben- wechselten die Besatzungen in Wismar, auf dem fla- geschützten Ravelin verstärkt war. Der Hauptwall war chen Land und auf Poel sehr häufig. Die Verluste, die 1626 mit 17 Kanonen bestückt. der Krieg Mecklenburg einbrachte, sind bekannt. Vie- Südlich davon ergänzte ein im holländischen Stil an- le Dörfer waren kaum noch bewohnt. Dabei war Poel gelegter Schloßgarten die Anlage, an dessen Südrand verhältnismäßig noch gut davongekommen, denn von ein Weg zur ,,Schepenstede" in der Kirchsee fühfte. 35 Bauernstellen des Amtes sind 1647 noch 27 be- Ob es sich hier um einen Klipphafen oder nur um die setzt, ein Wer1, der weit über dem Durchschnitt des Liegestelle der drei, 1616 in Zusammenhang mit dem übrigen Gebietes liegt. Festungsbau, angeschafüen Schiffe des Herzogs Wismar als Zentrum des Gebietes war wirtschaftlich handelt, läßt sich nicht nachweisen. Es waren zwei ruiniert, verarmt und seine Bevölkerung hatte stark Yachten von ca. 17 und 14 m Kiellänge, wovon die abgenommen. größere mit 8 - 10 Geschützen bestückt werden konnte, und ein Lastschiff. Mit der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens Das ganze Vorhaben deutet darauf hin, daß der Her- im Oktober 1648 willigte der Herzog von Mecklenburg zog danach trachtete, Poel zu einem Stützpunkt für in die Abtretung der Herrschaft Wismar mit der Stadt, den Ausbau seiner Macht gegenüber den Seestädten der Festung auf dem Walfisch, dem Amt zu entwickeln. 1620 fand die Anlage auch den Beifall und der lnsel Poel an Schweden ein. Ausdrücklich des Königs Gustav ll. Adolf von Schweden, der hier ausgenommen wurden auf Betreiben Lübecks nur die mit den beiden mecklenburgischen Herzögen Bünd- vier ,,|übischen Dörfer" auf der lnsel, die damit nun nisverhandlungen führte. Von Poel aus schiffte er sich wieder unter ganz eigenaftige staatsrechtliche Bedin- am 27. Juni 1620 zur Rückkehr von seiner Brautwer- gungen gerieten. bereise nach Berlin nach Schweden ein. Übrigens Schweden richtete nach '1 648 sein Augenmerk auf fanden dann im September an drei Tagen im Schloß den Ausbau Wismars zur ,,stärksten Festung Eu- Festlichkeiten zur Verabschiedung der vom Gesand- ropas", so daß der schwedische König Karl Xl. nach ten Oxenstjerna geleiteten Prinzessin Marie Eleonore dem Aufwand dafür von ,,silbernen Wällen" sprach. von Brandenburg statt, bevor sie sich auf die vor Poel Auch auf dem Walfisch entstand zur Sicherung der liegende schwedische Flotte begab, um zu ihrer Hafeneinfahrt eine Festungsanlage, deren Reste noch Hochzeit nach Stockholm zu fahren. vorhanden sind. Dagegen verlor die Festung auf Poel Für die Bauern der lnsel und der herzoglichen Dörfer ihre Bedeutung. auf dem Festland brachte die Errichtung der Festung alles andere als festliche Tage. Sie mußten die Grä- Wismar spielte als wichtiger Stützpunkt und BrÜcken- ben und Wälle herstellen, Fuhrleistungen für das Her- kopf zu den übrigen Besitzungen Schwedens in anschaffen des Bauholzes und der Ziegel, die zum Deutschland eine bedeutende Rolle (auch das Her- Teil aus dem Abbruch des Klosters Marienehe bei Ro- zogtum Bremen und das Fürstentum Verden, sowie stock stammten, der Sandsteine vom Elbhafen Dö- Vorpommern mit Rügen waren schwedisch gewor- mitz, wohin sie von Sachsen mit dem Schiff gebracht den), hier wurde als Oberster Gerichtshof für alle die- wurden, und Arbeiten am Bau leisten. Schließlich se Besitzungen das Königlich Schwedische Tribunal wurden sie zu Wachdiensten herangezogen (ab 1619 eingerichtet, das seinen Sitz in dem prachtvollen Re- hatten von den 37 Bauern auf Poeljede Nacht 6 Wa- naissancebau des Fürstenhofs hatte, den Herzog Jo- che zu halten) und mußten sogar sonntags, allerdings hann Albrecht l. für seine Hochzeit als Erweiterungs- erst nach dem Gottesdienst, exerzieren. bau der Residenz 1573/74 bauen ließ. Durch besondere Privilegien gefördeft, entwickeln rigkeit fehlte praktisch bis '1694. Es bildet sich ein Ge- sich Handel, Schiffbau und Schiffahrt, besonders wohnheitsrecht für die Hofdienste heraus, das den nach Schweden, und die Stadt erholt sich von ihren Poeler Bauern im Vergleich zu den Domanial- und schweren Schäden. Sogar die alten Pläne zur Herstel- erst recht zu den ritterschaftlichen Bauern auf dem lung einer schiffbaren Verbindung im Verlauf des heu- Festland wesentlich bessere Bedingungen brachte, tigen Wallensteingrabens zwischen Schweriner See als es von der schwedischen Regierung 1694 aner- und Wismar, wie sie bereits 1582 kurzfristig bestand, kannt wurde. Ebenso kam es nicht zur Herausbildung wurden wieder aktiviert, aber nicht realisiert. der Leibeigenschaft wie auf dem Festland. So waren Aber diese Periode ist nicht von langer Dauer. lm ihre Rechte und Pflichten in einem Rechtsgutachten September 1675 besetzen die Brandenburger nach 1826 folgendermaßen beschrieben: ,,Die Bauern wa- der Schlacht von Fehrbellin die lnsel Poel. Die mit den ren Eigentümer der Gebäude und lnventare und hat- Brandenburgern verbündeten Dänen begannen mit ten ein dingliches Recht an dem Acker der Hufen. der Belagerung Wismars, das dabei schwere Schä- Geld- und Naturalabgaben waren ein fester Kanon den nahm. Nach der Eroberung geht die Herrschaft und der Erhöhung nicht fähig. Die Hausleute konnten Wismar bis zum Frieden von 1679 in dänischen Besitz Hypotheken auf ihre Stellen aufnehmen, sie mit Ein- über. Erneute Verwüstungen und Drangsale brachte willigung des Amtes verkaufen und im Konkurs ver- der Nordische Krieg seit 1711, in dessen Verlauf Wis- äußern. Die Stellen wurden nach dem lntestaterbrecht mar 1715/16 von dänischen, hannoverschen und von den Hausleuten an ihre Kinder vererbt" (LEMBKE, preußischen Truppen belagert wird. Auf Poel werden 1935). Noch weiter gingen die Rechte der Bauern in an der West- und Südküste, wie auch auf dem den ,,lübischen Dörfern": Dort waren ihre Abgaben gegenüberliegenden Festland, Befestigungen zum und Rechte seit der Kolonisationszeit nicht verändert Schutz des Hafens angelegt. Die Stadt und das Um- worden. Die Bauern besaßen ihre Höfe als Eigentü- land werden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die mer, waren freie Leute, zahlten eine gleichbleibende Poeler Bauern trugen damals durch Lieferungen von Pacht und brauchten keine Hofdienste zu leisten. Kohl, einem Hauptprodukt der lnsel bis ins 19. Jahr- Auch die Büdner, Häusler und Knechte waren persön- hunderl, von Getreide und Vieh zur Versorgung bei, lich frei. Mit ihren Rechten und Pflichten verhält es bis die lnsel im November 1715 besetzt wurde. lm sich ähnlich wie bei den Bauern. So wurde die lnsel April 1716 kapituliefi die Festung. Einige Tage später häufig Zufluchtsort für Leibeigene aus Holstein und erscheint der russische Zar Peter l. und besichtigt sie. vom gegenüberliegenden Festland Mecklenburgs, Einen Einmarsch russischer Truppen läßt man aber denn der flache Breitling bildete kein großes Hinder- nicht zu, da man vermutete, daß sie sich in einem nis. Es bestanden zwar Auslieferungsvedräge zwi- Handstreich der Stadt bemächtigen könnten. Die schen Mecklenburg und Schweden, aber 1779 be- Herrschaft Wismar sollte als Mitgift für die Nichte des richtet der Präsident des Königl. Schwedischen Tribu- Zaren, die den mecklenburgischen Herzog gerade ge- nals in Wismar: ,,lch habe ... mehr als 100, theils heiratet hatte, dienen. Ja, man sprach sogar davon, Mecklenburgische, theils Hollsteinsche entwichene daß Kurland für den Herzog gegen Mecklenburg von unterthänige Leute ... abfolgen lassen. So ist allen, Rußland eingetauscht werden sollte. welche die lnsel Poel und ihre Einwohner kennen, Ab 1717 begann man mit der Schleifung aller Befesti- schon bekandt, daß dergl. Expeditiones zu keiner an- gungsanlagen. lm Friedensschluß von 1720 mußte deren als zur Nachtzeit geschehen können, indem, sich Schweden verpflichten, die Stadt nicht wieder zu sobald sich nur die königl. Wache auf der Brücke .. befestigen. Die Zeiten der schwedischen Großmacht- blicken läßt, sich alle Leibeigenen theils auf der lnsel stellung waren vorbei und die Stadt und Herrschaft verstecken, theils auch in das erste beste Boot wer- verloren an lnteresse. Wismar erlebte einen erneuten fen, ... um sich auf die See zu retten" (LEMBKE, Niedergang. Ausdruck dafür war der teilweise Ein- 1935). Aufgehoben wurde die Leibeigenschaft erst in sturz des alten Rathauses 1807. Die Stadt hatte 1803 den Jahren 1819 bis '1825. nur etwa 6.000 Einwohner. ln der Zwischenzeit hatten Die Entwicklung der bäuerlichen Verhältnisse und der der Siebenjährige Krieg, mit Drangsalierungen durch Landwirtschaft auf Poel bis 1945 verlief also ganz an- preußische Truppen auch auf Poel, die Besetzung ders als auf dem Festland, wo es seit dem'1 6. Jahr- durch Napoleonische Truppen und die Kontinental- hunderl zusammen mit der Entwicklung der Gutswirt- sperre zu weiteren Schäden geführt. schaft in der Zeit des Bauernlegens zur Anlage großer Die lnsel Poel lag in diesen Wirren meist abseits der Gutshöfe im Domanium (herzoglicher Besitz) und bei schwedischen lnteressen. Nach 1648 wurde sie Kron- den Adelssitzen fühde, wie sie sich mit ihren teilweise gut, die Königin Christina verpfändete es aber an die bis heute erhaltenen Anlagen noch darbieten. Grafen Steinberg, die sich außer um die Einnahmen Beispiele für bäuerliche Bauten des 18. Jahrhundefts kaum um etwas kümmerten. Nach weiteren Pfandin- finden sich in den niederdeutschen Hallenhäusern, habern kam die lnsel erst 1694 wieder an die Krone vielfach noch mit Rohrdach, in verschiedenen Dödern Schwedens, als Karl Xl. in Schweden alle vom Adel (Stove, BoiensdorJ, u. a.). Sehenswed ist erworbenen Güter einzieht. lm 18. Jahrhundert waren auch die fast unverändert erhaltene kleine Dorfanlage die DörJer jahrzehntelang an die Stadt Wismar für die des FischerdorJes Hoben bei Wismar. Kosten, die die Stadt aus dem Festungsbau und den Belagerungen gehabt hatte, verpfändet. Zwei Daten wurden nun für die lnsel Poel und die ln der ersten schwedischen Zeit wurde der Amtshof übrige Herrschaft Wismar wichtig: der 25. 2. 1803 für Kaltenhof vernachlässigt, ebenso wie das Schloß, das den ,,Reichsdeputationshauptschluß", und der 26. 8. zur Ruine wird. Der Turm stürzt 1703 ein. Die Bauern 1803 für den Schwedisch-Mecklenburgischen Pfand- nutzen die Ruinen als Steinbruch. Eine präsente Ob- vertrag von Malmö. Durch den ersten Vertrag erhielt

o der mecklenburgische Herzog als Ersatz für einige Der Hafen wurde ab 1848 erweitert und in den folgen- Kanonikate am Straßburger Münster im Tausch gegen den Jahren weiter ausgebaut. Der Schiffbau dagegen den Priwall bei Travemünde den Besitz des Heiligen- verlor immer mehr an Bedeutung, seit 1876 lief kein Geist-Hospitals in Mecklenburg, also auch die vier größeres Schiff mehr in Wismar vom Stapel. 1860 wa- ,,|übischen Dörfer" auf Poel. Durch den zweiten Ver- ren in Wismar 48 größere Schiffe beheimatet, darun- trag wurde nach langen Verhandlungen beschlossen, ter 2 Dampfer. Der Umschlag im Hafen belief sich daß die Stadt und Herrschaft Wismar für 1.250.000 1913 auf 239.397 t lmporte (u. a. Kohle, Granit, Holz) Reichstaler auf die Dauer von zunächst 100 Jahren, und 122.500 t Ausfuhr (Getreide, Zucker, Salze). aber verlängerbar bis zum Jahr 2003, von Schweden Zur Sicherung der Zufahrt zum Wismarer Hafen wur- an Mecklenburg verpfändet wurden. 1903 hat Schwe- de 1872 am Poeler Strand bei TimmendorJ ein den dann auf die Einlösung verzichtet, Poel und Wis- Leuchtturm mit Wohnhaus für die seit 1751 auf der ln- mar gehörten wieder zu Mecklenburg. Zwar bekam sel stationierten Lotsen gebaut, nachdem ein kleiner, Wismar noch lange Zeit keinen Platz und keine Stim- offenbar aus Holz gebauter Vorgänger, abgebrannt me im Mecklenburgischen Stände-Landtag, aber viele war. Zusammen mit dem Bau eines Wohnhauses für Hemmnisse für die Entwicklung waren nun doch ge- Zollbeamte war es der Anfang für die Entstehung ei- fallen. nes neuen Ortsteils. Durch den Bau der Molen (die Nach Beendigung der Napoleonischen Kriege und der verwendeten Steine holte man durch ,,Steinzangen" Kontinentalsperre nahmen etwa ab 1820 Handwerk, aus der Bucht) des Hafens 1929/30 wurden sichere Handel und Schiffahrt einen gewissen Aufschwung. Liegeplätze für das Lotsenversetzboot und ein See- Der Straßenbau entwickelte sich, als erste wurde die notrettungsboot geschaffen, das bis dahin in einem Chaussee nach Schwerin 1841 fertig, dann die über Seenotrettungshaus mit Ablaufbahn nördlich auf der Brüel nach Güstrow. Die Verbindungen nach Gade- Düne untergebracht gewesen war. Auch die Fischer busch, Lübeck und Rostock folgten. 1870 wurde die erhielten Liegeplätze für ihre Boote, die ihnen bis in Straße nach Klütz fertig und erst '1908 die bis zur lnsel die Gegenwart das Auslaufen sichern, wenn die Poel. Hier wurde der Damm mit den zwei Holz- Kirchsee und die innere Bucht bereits vereist sind. brücken am Brückenwärterhaus erst 1927 auf den Heute ist es im Sommer auch ein beliebter Sporlboot- heutigen Zustand mit der festen Brücke gebracht. hafen. 1848 wurde die Eisenbahn nach Bad Kleinen - Eingefügt werden soll noch als Kuriosum, daß es Plä- Schwerin eröffnet, die Linie nach Rostock folgte erst ne gab, am Südende der Wohlenberger Wieck einen 1883, die nach Karow 1887. Der Bau der Bahnlinie Kriegshafen für eine Flotte des Deutschen Bundes zu Lübeck - Rostock über Bad Kleinen, nicht wie von der bauen (HARKORT, 1864). Stadt gewünscht, über Wismar, brachte der Stadt und Die Fischereirechte von Wismar erstreckten sich seit dem Umland bis in die jüngste Vergangenheit Proble- dem Mittelalter bis in die Boltenhagener und Wohlen- me. Der Bau einer Schmalspurbahn von Wismar nach berger Wiek, sowie auf die Golwitz, den Breitling und Poel, wie er 1914 geplant wurde, kam nicht zustande. biS Wustrow, während den Bewohnern der Strand- Seit Wallensteins kurzer Regentschaft als Herzog von döder nur das Fischen vom Strand aus oder mit Mecklenburg (1628 - 1632) waren immer wieder Pläne Standnetzen zugestanden war. Darum hatte es immer für den Ausbau eines Kanals vom Schweriner See in wieder Streitigkeiten gegeben. Seit der Mitte des vori- den Wismarer Hafen entwickelt worden. Seit 1829 gen Jahrhunderts entwickelte sich auf Poel die Fi- versuchte ein Kanalbauverein dieses Projekt wieder scherei zu einem selbständigen Erwerbszweig, der zu beleben, mußte sich aber 1913 auflösen, da keine besonders von jüngeren Bauernsöhnen ganzjährig Mittel dafür zu erlangen waren. In der DDR-Zeit ausgeübt wurde. Gleiches geschah in anderen tauchte das Projekt kurzzeilig noch einmal auf. Stranddörfern. So wurde schließlich 1897 die Rege- lung getroffen, daß die Bucht in Reviere eingeteilt wurde, deren Befischung zwischen den Fischern Wis- Abb. 4: lm Naturschutzgebiet ,,Fauler See - Rustwerder" mars, Poels und der übrigen Stranddörfer bis Alt auf der lnsel Poel. Gaarz wechselte. Von der Nutzung der beiden kleinen lnseln, die es im Mittelalter noch in der Bucht gab, der Lieps und dem Holm = Walfisch, als Pferdeweide des Rates, konnte keine Rede mehr sein. Ob auch die nordwestlich von Poel gelegene Untiefe Hannibal (auf alten Karten als ,,Hanenbarg" be- zeichnet) in historischer ZeiT noch eine lnsel war, ist zweifelhaft. Die Lieps wurde bis etwa 1650 vollständig abgespült und taucht heute nur noch als langge- streckte Sandbank über dem Wasser auf. Der Wal- fisch mit den Resten des schwedischen Forls trägt heute ein Leuchtfeuer. Nach seiner Aufspülung mit Baggergut aus der Fahrrinnenvertiefung hat er seit 1952 bis 1956 an Größe zugenommen und dient als Vogelschutzgebiet. ln die erste Hälfte des 19. Jahrhunderst fällt auch der Beginn des Bade- und Fremdenverkehrs, der sich be- sonders in Boltenhagen, auf Poel und in Alt- Gaarz/Rerik entwickelte. Er brachte den Bauern und

10 Fischern zusätzliche Einnahmen und führ1e durch die Die gesamte Halbinsel Wustrow, die mehr als 10 qkm Errichtung von Hotels und Pensionen zur Verände- groß ist, wurde ab 1934 zu einer ,,Soldatenstadt an rung in den Ortsbildern. So entstand auf Poel am der Ostsee". Es enstanden 314 militärische Gebäude Schwarzen Busch als Keim der heutigen Ferien- und und 550 Wohnungen für eine Flakschule mit einem Erholungssiedlung 1910 das ,,Kurhaus", ein weiteres Flugplatz. Ein weiterer Kasernenkomplex entstand in Pensionsgebäude sowie eine Badeanstalt. Diese neue Neu-Gaarz. Weitere 100 Wohnungen wurden in Alt- Siedlung wurde durch die Anlage eines Weges mit Al- Gaarz gebaut. Die lnfrastruktur wurde ebenfalls aus- lee erschlossen. gebaut. Ein geplanter Eisenbahnanschluß nach Neu- bukow (vielleicht durch Ausbau der bis nach 1945 be- Nach dem Beitritt Mecklenburgs zum Zollverein, der stehenden ,,Rübenbahn" von der Bahnlinie bei Neu- Einführung der Gewerbefreiheit und besonders in der bukow am Panzower Wald, die von doft über Gründerzeit nach 1871 , zeigte sich eine zunehmende Buschmühlen - Roggow - Blengow nach Mechelsdorf Entwicklung der lndustrie. ln Wismar entstanden bis führte), kam durch den Kriegsausbruch nicht mehr zu- zum l. Weltkrieg mehrere Fabriken des Maschinen- stande. (SCHACHT, 1994). Das Seegebiet vor der und Fahrzeugbaus sowie anderer lndustriebereiche. Halbinsel wurde für die Schießübungen zum Sperrge- Die Einwohnerzahl stieg von 13.000 im Jahr '1850 auf biet erklärt. ln Wismar entstanden zwei Kasernenkom- ca. 26.000 im Jahr 1013. Dagegen nahm die Bevölke- plexe, ein großes Luftwaffen-Lazarel| und ein Zweig- rung im ländlichen Umland ab, z. B. hatte Poel 1855 betrieb der Dornier-Flugzeugwerke, sowie auf dem 2.103 Einwohner, 1905 aber nur noch 1 .887. östlichen Ufergelände der inneren Bucht am Grasod ein weiteres Werk mit einem Flugplatz. Neue Wohn- ln der Zeit nach dem l. Weltkrieg stagnierte die Wirt- gebiete südlich und nördlich des Altstadtbezirks wur- schaft. Auch die Landwirtschaft machte schwierige den gebaut. Die Einwohnerzahl stieg von 27.638 im Zeiten durch. Einige der großen Güter wurden aufge- Jahr 1932 auf 37.803 im Jahr 1944. Dagegen nahmen siedelt. So entstanden bei Rohlstorl/ neue im ländlichen Umland die Einwohnerzahlen im glei- Siedlerstellen, deren Gehöfte außerhalb der alten Dör- chen Zeitraum ab. fer angelegt wurden. Ebenso gerieten die Fischer in Schwierigkeiten und es gab Pläne, ihre Zahl einzu- Der Krieg brachte für die Stadt schwere Schäden schränken. Der Tourismus litt ebenso unter den wirt- durch mehrere Luftangriffe. Wertvolle Baudenkmale, schaftlichen Problemen der unmittelbaren Nach- wie die Marien- und die Georgenkirche, die Alte kriegszeit und der Weltwirtschaftskrise. So lag 1933 Schule und das alte gotische Haus des Hotels Wae- die Gesamtzahl der Gäste auf Poel bei 457 (1.961 dekin wurden zerstört, 26,4 % des Wohnungsbestan- Einw.) in Boltenhagen bei 8.057 (etwa 400 Einwohner) des waren vernichtet. Am 2. Mai 1945 besetzten von und in Alt-Gaarz bei 2.53'l (etwa 400 Einwohner) Süden kommende amerikanische Truppen Wismar, (DAEBELER, 1938). Damit ist auch etwas über die Be- die wenig später von Engländern abgelöst wurden. deutung des Fremdenverkehrs für die Gemeinden ge- Die Rote Armee erreichte die Linie Levetzow sagt. Kritzowburg - Gagzow - Dod Redentin und besetzte Auf der lnsel Poel entwickelte sich in diesen Jahren auch Poel. Die Demarkationslinie verlief also im Stadt- besonders die Saatzucht. Aus kleinsten Anfängen gebiet. Am 7. Mai trafen sich in der Stadt der engli- heraus hatte hier seit 1897 der Sohn einer alteinge- sche Feldmarschall Montgomery und der sowjetische sessenen Bauernfamilie, Hans Lembke, in Malchow Marschall Rokossowski. Am 1. Juni 1945 besetzte die die Züchtung besonders von Futterpflanzen (Rotklee), Rote Armee dann die westlichen Gebiete Mecklen- Raps und Kartoffeln entwickelt. Er vergrößerte seinen burgs. elterlichen Hof so, daß auf Poel 1923 das Landgut Malchow entstand. 1922 pachTete er auch das 545 ha große Gut Christinenfeld bei Klütz, dessen Flächen für Abb. 5: Windwatl mit Findlingen am Boiensdorfer Werder die Züchtungsarbeiten genutzt wurden. Der gute Ruf lm Vordergrund Kothäufchen des Sandpiers. der Malchower Soden war nicht nur auf Deutschland beschränkt. Die Entwicklung nach 1933 nahm einen anderen Ver- lauf. lm gesamten Gebiet wurden Maßnahmen, die letztendlich der Aufrüstung dienten, durchgeführt. Das machte sich sowohl in der lndustrie und in der Landwirtschaft als auch im Tourismus bemerkbar. Durch,,Kraft-durch-Freude"-Urlauber stiegen die Gä- stezahlen an. Das zeigte sich in der Zunahme am stärksten auf Poel. 1938 wurden auf der lnsel 3.528 Gäste registried. Große Flächen wurden einer militärischen Nutzung zugeführt, in der sie bis in die jüngste Vergangenheit blieben. Ostlich von BoltenhagenÆarnewitz wurde auf der Landspitze zwischen Boltenhagener Bucht und Wohlenberg Wiek, vergrößert durch Aufspülungen, ein Flugplatz mit einem kleinen Hafen gebaut. Dazu wurden in Boltenhagen Wohnungen für die Bedien- steten gebaut.

tt Besitzer, der Pflanzenzüchter Dr. h. c. Lembke, wurde ebenfalls enteignet, aber auf Einwirken der Besat- zungsmacht als Betriebsleiter des Saatzuchtgutes eingesetzt. Er setzte seine züchterische Tätigkeit auf Poel fort. Das von ihm gepachtete Christinenfeld wur- de ebenfalls enteignet, später zusammen mit dem Gut Oberhof zusammengelegt. Auch dort wurden weiter Saatzuchtvermehrungen durchgeführt. Durch diese Maßnahme änderte sich das Strukturbild der Landschaft. 1945 war die Feldflur auf Poel da- durch gekennzeichnet, daß sie von 19 Betrieben mit einer Größe von mehr als 15 ha bis 348 ha bewirt- schaftet wurde. Die Zahl der Feldschläge in der Flur lag je Hof bei 6 - 8, in Malchow waren es '11. Abgese- hen von den kleinen Häuslerflächen in der Kirchdorfer und Weitendorfer Flur beherrschten Schläge mit einer Größe von etwa I - '18 ha das Landschaftsbild. Das Siedlungsbild der Dörfer war durch 1 (Vorwerk, Kal- tenhof, Brandenhusen, Wangern) bis 3 Hofanlagen [immendorf) mit,,Herrenhäusern" und Wirtschaftsge- bäuden, sowie den Tagelöhnerhäusern gekennzeich- net. Das ändefte sich nun durchgreifend. Die Größe Abb. 6: Am Kirchsee, im Hintergrund Kirchdorf. Das Gras- der Schläge nahm seit 1946 auf der Westhälfte sowie land wird zur Viehweide genutzt. in der Gollwitzer und Fährdorfer Flur erheblich ab. Ein Teil der großen Stallungen und Scheunen wurde ab- gerissen, viele Neubauerngehöfte entstanden in den Am 3. Mai 1945 ereignete sich in der Neustädter Dörfern, aber auch ausgebaut in der Flur (Hinterwan- Bucht eine der größten Katastrophen der letzten gern, Fährdorf). ln Kaltenhof, Vorwerk und Malchow Kriegstage. Bei einem Luftangriff auf vier vor Anker entstanden Wohnhäuser für Betriebsangehörige und liegende Schiffe, darunter das große Fahrgastschiff Gebäude für die Saatzucht. Ahnliches lief im gesam- ,,Cap Arcona", kamen über 7.000 Menschen, über- ten Raum ab. wiegend KZ-Häftlinge aus 24 Nationen, ums Leben. ln Wismar begann eine neue Entwicklung. Der Hafen lhre Leichen wurden auch an die Strände der Wismar- wurde für den Abtransport von Reparationsgütern Bucht angespült. Die sterblichen Überreste wurden in wieder in Betrieb genommen. Der wichtigste lndu- Grevesmühlen und im Schwarzen Busch auf Poel bei- striebetrieb wurde aber die neu entstehende Werft. gesetzt. Bis 1945 gab es westlich des Holzhafens die Hansa- Die Stadt und das Umland waren mit Flüchtlingen aus Werft mit etwa 150 Beschäftigten. Durch einen Befehl dem Osten und Ausgebombten überfüllt, zu denen des Marine-Ministerium der UdSSR vom 23. April noch die weiteren Vertriebenen aus den ehemaligen 1946 wurde mit dem Aufbau einer Schiffsreparatur- Ostgebieten kamen. Wismar hatte 1945 4'1.900 Ein- werft in Wismar begonnen. '13 Arbeiter, die bereits im wohner, auf Poel wurde die Einwohnerzahl 1946 auf Juli 1945 auf der Stettiner Vulkan-Werft die Arbeit auf- 4.600 geschätzt gegenüber 1.895 Einwohnern 1939! genommen hatten, und die nun auf vier Lkw mit alten 1949 hat die lnsel 3.965 Einwohner. Ähnlich lagen die Maschinen und Material von den Sowjets nach Wis- Verhältnisse überall. Die Lebensverhältnisse waren mar transportiert wurden, begannen mit der Arbeit, in katastrophal. Überbelegter Wohnraum, Elend, Armut, der Ostsee gehobene Wracks für die Sowjetunion Hunger und Seuchen herrschten. Behelfsmäßige auszubauen. Weitere Werftarbeiter aus Stettin folgten Krankenhäuser für Typhuskranke mußten eingerichtet im November, auch ehemalige Flugzeugbauer wurden werden (Schloß Bothmer, Schule in Kirchdorf). Die eingestellt. 698 Beschäftigte waren es bereits im De- Rüstungsbetriebe wurden demontieft, die Militäranla- zember '1946. Nach Vereinigung mit der ehemaligen gen in Tarnewitz und Rerik größtenteils gesprengt. Waggonfabrik erreichte die BelegschafT 1947 bereits Aus den Wäldern wurden große Holzmengen als Re- die Zahl 2.4OO. ln diesem Jahr wurde die Werft der parationsleistungen an die Sowjetunion herausge- Landesregierung übergeben. 1949 entstanden die er- schlagen. Auch große Mengen Saatgut gingen von sten Hallen auf dem heutigen Werftgelände, drei Hel- Poel in die Sowjetunion. linge, eine Schiffbauhalle und die 60 m hohe Kabel- lm Herbst 1945 begann die Bodenreform, durch die krananlage waren bis Ende 1953 feftig. Die erste Kiel- alle landwirtschaftlichen Betriebe über 100 ha ent- legung in der 1951 in VEB Mathias-Thesen-Werft schädigungslos enteignet wurden. Auf der lnsel Poel (MTW) benannten Werft für einen Schiffsneubau fand wurden im Oktober 1945 10 Betriebe aufgesiedelt. im April 1952 statt. Die Zahl der Beschäftigten stieg lnsgesamt 1.611,4 ha wurden an 260 Siedler verge- schließlich auf über 7.000 an. Die Werft hatte 1978 ei- ben. 142 davon waren Flüchtlinge, vor allem aus Ost- nen Anteil von 59,3 %o der industriellen Warenproduk- preußen und Hinterpommern. Die Größe der Siedlun- tion der Stadt. Weitere lndustriebetriebe entwickelten gen lag zwischen 6,25ha und 9,9 ha (durchschnittlich sich, vielfach als Zulieferer für den Schiffbau. bei 7,1 ha). Die Domäne Kaltenhof und der Hof Vor- Neben Betrieben der Elektrotechnik und des Maschi- werk wurden zu einem Landesgut mit 592 ha Fläche. nenbaus entstand aus einer Fabrik, die noch 1949 Einen Sonderfall bildete das Landgut Malchow. Sein lsoliermatten aus Seegras, das besonders von Poel

12 geliefeft wurde, und einer Matratzenfabrik, die eben- falls u. a. dieses Material verwendete, eine Polstermö- belfabrik. Die Betriebe der Nahrungsgüterwirtschaft und Lebensmittelindustrie produzierten 1978 einen Anteil von 29,8 % der industriellen Warenproduktion. Das waren insbesondere die Zuckerfabrik, die aus Kuba imporlierten Rohzucker (1978: 31.161 t) und Zuckerrüben aus dem Umland verarbeitete, aber auch Grünfutter und Getreide aus den Landwirlschaftsbe- trieben des Umlands trocknete und in einem Neben- betrieb Futterpellets herstellte, und der VEB Fleisch- wirtschaft mit Schlachthof, Fleischwarenfabrik und Kühlhaus, der besonders für den Export in die BRD arbeitete. Weitere Betriebe waren der VEB Wismaria (Sekt, Wein- und Bierabfüllung, alkoholfreie Geträn- ke), der VEB Fischwirlschaft und die KONSUM- Großbäckerei, die Brot und andere Backwaren, auch für das Umland, herstellte, sowie der VEB Milchwirl- schaft, der Milch mit Tankwagen aus den Betrieben des Umlandes bezog, um daraus Trinkmilch, Butter und Käse herzustellen. Erwähnt werden soll noch die Technische Hochschule, die sich aus einer lngenieur- schule zu e¡ner für die Stadt und darüber hinaus be- Abb. 7: Die Holländermühle von Stove bei Wismar ist ein deutenden Einrichtung entwickelte. sehenswertes Kulturdenkmal. Eine Folge der wirtschaftlichen Entwicklung war die Entwicklung der Einwohnerzahlen. Wismar hatte 1950 47.786 Ew., Ende 1988 waren es 58.058. Neu ent- ter von der FPG ,,V. Pafieitag" übernommene Werft standen seit 1950 die Wohngebiete in Wendod, am repariefte vorwiegend Boote. Friedenshof (dem ehemaligen Luftwaffenlazarett, das Eine erhebliche Belastung des Wassers in der Bucht nach seiner Nutzung als Wohnung zum Klinikkomplex entstand, als die FPG ,,V. Pafteitag" 1968 begann, umgestaltet wurde) und im Süden der Stadt. östlich der lnsel Walfisch Forellen in Netzkäfigen zu Der Fischfang und die Fischverarbeitung in Regie des halten. 1980 wurde daraus die ZBE ,,Forelle", die VEB Fischwirtschaft wurden ebenfalls gesteigert. ihren Landstützpunkt im Bereich des bis 1944 genulz- 1954 wurde die Fischerei-Produktions-Genossen- ten Rübenverladungskais des Landguts Malchow in schaft ,,Fritz Reuter" als erste FPG der DDR in Wismar Niendorf/Poel bekam. Von hier aus wurden jeweils gegründet. Auf Poel entstand im April 1957 die FPG von Mai bis Oktober in jedem Jahr bis'1989 1 Million ,,Klaus Störtebecker", gegründet von Fischern aus Forellen (400 - 500 t) zweimal täglich mit ca. 20 t Fut- Kirchdorf, Redentin und Boiensdorf. Auch die Fischer terAiloche versorgt. Das war die größte Fischgehege- im Bereich des Salzhaffs und von den Orlen der west- anlage der DDR. Weitere erhebliche Belastungen lichen Bucht wurden zum größten Teil Mitglieder der brachte die Entwicklung des Wismarer Hafens zum FPG. Auf Poel gab es 1947 55 Fischerboote ver- zweitgrößten Hafen der DDR mit sich. 1947 wurden schiedener Größe, vom 12-m-Kutter, einigen Zees- im Hafen ca. 660.000 t umgeschlagen, '1988 waren es booten bis zu kleinen Jollen. Aber die Zahl der Fischer 3.758.000 t. Davon hatte der Umschlag von Kalidün- hatte seitdem überall abgenommen, teils aus Alters- gemitteln an der 1950 errichteten Umschlaganlage, gründen, teils weil die jungen Leute zur Hochseefi- die in den siebziger Jahren vergrößer1 und moderni- scherei nach Rostock und Saßnitz abwanderten oder siert wurde, einen Anteil von etwa 1.400.000 t. Der in andere Berufe gingen. Die Küstenfischerei in der beim Umschlag entstehende Salzstaub schlug sich Wismar-Bucht verlor an Bedeutung. 1964 gab es auf zum Teil im Wasser nieder. Die Fahrrinne wurde Poel noch 44 Einzelfischer, die in der Küstenfischerei mehrJach verlieft und das Baggergut an der lnsel tätig waren, und 18 Mitglieder einer FPG. Mit den ih- Walfisch aufgespült oder in der Wohlenberger Wiek nen geliefeden 17 m-Kuttern, zu denen dann später verklappt. 24 m-Kutter und schließlich größere Stahlkutter ka- ln der Landwirlschaft des Raumes vollzogen sich die men, gingen die Genossenschafts-Fischer auf längere gleichen Veränderungen wie in der übrigen DDR. Fangreisen bis in den Kalmarsund, zur Stolperbank Nach der Einrichtung der Bodenreformsiedlungen und in die Gewässer um Bornholm, vereinzelt sogar in wurden als neue Betriebe die MAS (Maschinen-Aus- die Nordsee. leih-Stationen), später als MTS, RTS schließlich bis Auf Poel war ab 1950 eine kleine Bootswedt entstan- 1990 als KfL, in zentralen Often, wie Gägelow und den, die den Bedarf der Fischer an Neubauten deck- Kirchdorf, mit Maschinenhallen und Werkstätten ein- te. Der Bau von Fischerbooten war vor dem Krieg von gerichtet. ln Kirchdorf wurde dazu der größte Gasthof Einzelhandwerkern, die sich darauf verstanden, mit seinem Gartengelände umfunktioniert. durchgeführt worden. Nun entstand eine kleine Slip- 1953 entstand in Fährdod eine der ersten Landwift- anlage und eine Werkstatt am Kirchdoder Hafen. schaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG), der '1958 '1950 wurde ein 10 m-Kutter, auf ,,Hoffnung" getauft, weitere folgten. gab es auf der lnsel noch 188 zu Wasser gelassen. Bis Ende 1956 folgten 21 Neu- Einzelbauern, aber 1960 war der Gesamtübergang al- bauten, als größtes Boot ein '14 m-Kutter. Diese, spä- ler Bauern in die LPG abgeschlossen. Die Flur wurde

10 wieder in große Schläge gelegt. Die Entwicklung der richtungen des Erholungswesens zu. Aus enteigneten industriemäßig organisierten Landwirtschaft fühfte Pensionen und Hotels entstanden die ersten FDGB- schließlich zur Herausbildung von Großbetrieben, die Ferienheime. Später kamen Wochenend- und Ferien- auf Pflanzen- oder Tierproduktion spezialisiert waren. haussiedlungen sowie Betriebs-Kinderferienlager und Vielerofts wurden große Stallanlagen errichtet, durch -Erholungsheime hinzu. Das war beispielsweise in die Probleme der Gülleentsorgung auftraten. Damit Boltenhagen, Tarnewitz, an der Wohlenberger Wieck, verbunden waren auf den Äckern Schädigungen des auf Poel, in Timmendorf und am Schwarzen Busch, Bodens durch Verdichtungen und Chemikalien. Das auf dem Boiensdorfer Werder und am Salzhaff (Pepe- Grundwasser, das Wasser der Bäche, der stehenden low) der Fall. Da die Übernachtungskapazitäten nicht Gewässer und der Bucht mit der Kirchsee, den Ge- ausreichten, bauten viele Einwohner Zimmer aus oder wässern um die lnsel und das Salzhaff wurden bela- gestalteteten aus Ställen Ferienwohnungen, die sie an stet. An verschiedenen Stellen wurden Wiftschafts- den FDGB-Feriendienst oder das Staatl. Reisebüro flugplätze für die Agrarflugzeuge eingerichtet, auf der vermieteten. Sie verschafften sich so beachtliche lnsel Poel sogar mit einer 500 m langen Betonpiste. Einnahmequellen. Das Zelten, später Camping genannt, kam auch im- mer mehr in Aufnahme, besonders bei Urlaubern, die keine Plätze in Heimen oder in anderen Unterkünften bekamen, oder die eben diese Art des Urlaubs vorzo- gen. Sie mußten sich aber an strenge Regeln halten, durften nur auf den staatlich eingerichteten Zeltplät- zen ihre Zelte oder Wohnwagen aufstellen, denn das Ufer der Bucht gehöfte zum Grenzgebiet und wurde streng überwacht. ln Tarnewitz und auf Poel waren Truppen der Grenzbrigade Küste stationierl, ebenso im Raum Rerik. Solche Zeltplätze (mit Kapazitäten z. T. über 1.500 Personen) entstanden in Tarnewitz, an der Wohlenberger Wieck, bei Zierow, beiTimmendorf, auf dem Boiensdorfer Werder, bei Pepelow, bei Tesmannsdorf und bei Rerik. Häufig richteten sich auf ihnen auch sog. Dauercamper ein. Für Poel ist erst- mals die Benutzung des Zeltplatzes TimmendorJ für 1953 durch 83 Urlauber erfaßt. 1964 wurde er in der Saison von 5.742 Urlaubern benutzt. Abb. 8: Am Ufer der Wohlenberger Wiek. Die Gesamtzahl der Urlauber auf Poel 1953 betrug 1.603, dazu kamen 1.480 Kinder, die an Ferienlagern teilnahmen, zusammen also 3.166. 1964 sind es ins- gesamt 14J78 Personen und 1989 waren es etwa Für die Flächenverhältnisse sei angeführt, da9 z. B. 36.000 Personen. Dazu kamen die Tagesbesucher, das VEG(P) Malchow/Poel mit 546 Beschäftigten (ein- die besonders an Wochenenden mit ,,Badewetter" schl. des u. a. lnstituts) 2.381 ha Ackerfläche 1989 in aus über 100 km Entfernung anreisten. lhre Zahl wur- 19 Schlägen mit durchschnittlich 100 ha Größe, I de 1989 auf über 250.000 geschätzt. Die Folge waren Schlägen von jeweils etwa 20 ha und 183 ha Zucht- Belastungen der Parkflächen bis zur Verstopfung der gäfien und Vermehrungsflächen bewirtschaftete. Da- Straßen, Überbesetzungen der Linienbusse, Schwie- zu kamen ca. 400 ha Grünland mit einem Anteil von rigkeiten in der Versorgung aus Warenmangel und zu etwa 260 ha Salzwasserüberflutungswiesen. Die geringer Kapazitäten beim Handel und den gastrono- LPGCD mit 155 Beschäftigten hielt 1989 1.629 Rinder, mischen Einrichtungen. Auf Poel mußten die FDGB- davon 797 Milchkühe, 2.976 Schweine, 912 Schafe Urlauber, die zumeist in Veftragsquartieren in Kirch- und 42 Pferde. dof untergebracht waren, im Heim am Schwarzen Bedeutend für Poel war das aus der Poeler Saat- Busch ihre Mahlzeiten in drei festgelegten Durchgän- zuchteinrichtung hervorgegangene, 1971 gegründete gen einnehmen. Ahnliche Verhältnisse gab es auch in lnstitut fUr Öl- und Futterpflanzenzucht in Malchow, den anderen Badeoften. An der Wohlenberger Wieck, das für den RGW-Bereich als Leitinstitut fungiefte. Es die besonders durch Besucher aus Schwerin und beschäftigte 280 Mitarbeiter, davon 30 Wissenschaft- Umgebung aufgesucht wurde, und den Zufahrten ler. Die Poeler Rapssoften deckten etwa 75 % des dofthin, kam es zu ähnlichen Kalamitäten. Saatgutbedarfs der DDR. Es wurden Siedlungszen- tren herausgebildet, wo sich Schwerpunkte der Agrar- Die Veränderungen in den Jahren nach der Wende produktion und der lnfrastruktur entwickelten. Eine (1989/90) brachten für den Lebensraum der Wismar- Folge des dort konzentrierten Wohnungsbaus sind die Bucht weitgehende Umgestaltungen, die BENTHIEN das Landschaftsbild störenden mehrgeschossigen (1 996) als,, marktwi r.tschaft I ichen Transformationspro- Wohnblöcke und Schul-Typenbauten in Plattenbau- zeß" bezeichnet. weise. Poel hatte 1977 2.766 Einwohner. Davon ent- ln der Stadt Wismar verschwanden viele lndustriebe- fielen auf Kirchdorf als Siedlungszentrum 52 %o. triebe oder schränkten ihre Produktion stark ein. Die Folge war eine bis heute große Arbeitslosigkeit von Mit zunehmender Verbesserung der Lebensverhält- ca. 22 %o der arbeitsfähigen Menschen. Die Werft nisse nahmen auch der Urlauberverkehr und die Ein- mußte um ihr Weiterbestehen trotz guter Auftragslage

14 kämpfen. Sie befindet sich nun im Umbau zu einer blemen fertig zu werden. Besonders kraß ist der Kompaktwerft, deren im Bau befindliche Dockhalle Rückgang der Tierbestände. Außer einem Neueinrich- mit ihren gewaltigen Ausmaßen (395 m L.,72 m H., ter, der einen Großstall der ehemaligen LPG über- 155 m B.) das Bild der Bucht beherrschen wird. nommen hat und dort ca. 200 Milchkühe auf Pacht- Der Umschlag im Hafen ging bedeutend zuruck. Der land hält, gibt es auf der lnsel Poel keine Viehhaltung Kaliumschlag verlor durch die Stillegungen im mittel- mehr. deutschen Kalibergbau seine Vorrangstellung. Die Den Hof Malchow hat die Familie Lembke, die in den verschiedenen Frachtlinienverbindungen in das Mittel- fünfziger Jahren in Schleswig-Holstein einen Saat- meer und die ehemalige Sowjetunion wurden einge- gutzüchtungsbetrieb gegründet hatte, von der Treu- stellt. Der Umschlag liegt zur Zeit bei etwas über hand zurückgekauft. Dor.t werden die Züchtungs- '1.000.000 t. Hinzu kamen privatisierte oder neu ge- arbeiten, auch in weitreichenden internationalen Ver- gründete Betriebe. Aber den Charakter einer lndu- bindungen, von bewähr1en Fachkräften weitergeführt. striestadt hat Wismar verloren. Dagegen machte sich lm ehemaligen lnstitutsgebäude arbeiten heute Ein- ein Aufschwung im Baugeschehen bemerkbar, der richtungen der Fachhochschule Wismar und u. a. die auch die alte Bausubstanz erfaßte. Als Beispiel sei ,,Prophyta" GmbH, die biologische Pflanzenschutz- hier der Aufbau der Ruine von St. Georgen genannt. mittel herstellt. Der Wohnungsbau fand aber vorwiegend im Umland Auch andere Familien, die durch die Bodenreform statt. Die Einwohnerzahl sank Ende 1996 unter die vertrieben wurden, entwickelten Aktivitäten. Das zur 50.000 als Folge aller dieser Vorgänge. Typisch wie in Ruine verkommene Gutshaus in Brandenhusen und vielen Städten sind inzwischen die Gewerbe- und Ein- ebenso das in Wangern wurden wiederhergestellt. ln kaufszentren, die auf der grünen Wiese an den Aus- Wangern entstand daraus eine repräsentative Pensi- fallstraßen entstanden sind. on, die an alte Traditionen anknüpft. ln Neuhof richte- lm Umland brachte die Auflösung der VEG und LPG te eine Familie ein Gestüt ein. ähnliche Folgen. Die Zahl der Beschäftigten sank ra- pide. Auf Poel sind beispielsweise von den 701 An- Die Fischerei hat ebenfalls nur noch einen geringen fang 1990 in der Landwirtschaft Beschäftigten nur Umfang. Die Forellenzucht wird in geringem Maße noch je nach Jahreszeit etwa 100 tätig. So verhält es noch ausgeübt, aus der Anlage in Niendod wurde ein sich in allen Orten. Nachfolgebetriebe der LPG und ,,Forellenhof" mit Fischrestaurant und Fischverkauf Neueinrichter versuchen mit den wirtschaftlichen Pro- sowie Serviceleistungen für Sporlboote. Auf Poel sind noch 11 Fischer tätig, die Zahl in den übrigen Orten ist ebenfalls stark zurückgegangen. Abb. 9: Der alte Wismarer Hafen mit dem Turm der Marien- Von immer größerer Bedeutung wurde als Erwerbs- kirche. zweig der Tourismus. Die Gästezahlen sind zwar weit

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15 Abb. 10: Der idyllisch gelegene Hafen von KirchdotJ wird Abb. 1 1: Die Fischerei ist immer noch ein wichtiger Er- gerne von Sportbooten angelaufen. werbszweig im Bereich der Wismar-Bucht. von den Zahlen vor '1 990 entfernt, haben sich aber fehlt, ist die umfassende sinnvolle Nutzung und Ver- nach dem Einbruch positiv entwickelt. Das zeigt fol- knüpfung der vorhandenen lnteressen und Belange gende Übersicht der Kurverwaltung lnsel Poel: von Naturschutz und Tourismus. Die vorhandenen Naturschutzgebiete Vogelschutzinsel Langenwerder, Orl Úbernachtungsgäste Verweildauer in Ïagen Rustwerder mit Faulem See und Rustwerder bei 1992 1994 1992 1994 Boiensdorf , sowie die Salzwiesen in den Feuchtge- Boltenhagen 26.000 42.892 7,0 6,2 bieten auf Poel könnten mehr als Sehenswürdigkeiten lnsel Poel 17.980 34.212 10,0 10,0 und schützenswefte Objekte herausgestellt werden. Region Salzhaff 600 23.500 7,5 6,4 Anfänge beim Langenwerder, wie sie in jüngster Zeit Rerik 5.038 1A.219 7,9 9,0 angekündigt werden, wären sicher ausbaufähig. Klützer Winkel 1.566 10,0 Was sich auf dem Teil der Halbinsel Wustrow, der nach dem Abzug der letzten russischen Truppen 1993 Auf dem Campingplatz in Timmendorf reisten 1995 nicht unter Naturschutz gestellt wurde, entwickeln 13.255 Gäste an, die durchschnittliche Verweildauer wird, das bleibt abzuwarten, ebenso im Tarnewitzer betrug 7 fage. Gebiet. Auf Poel stehen die Ruinen einer Radaranlage Neubauten von Hotels entstanden in Boltenhagen, der Volksmarine am Neuhöfer Strand. Die Bunker und Wohlenberg, Gollwitz, in und um Wismar. ln die Kaserne einer Luftabwehrraketen-Einheit mit der Boltenhagen, Wismar-Wendod und auf Poel entstan- zugehörigen Fläche auf der höchsten Erhebung der den Kurkliniken, bzw. sind noch im Bau oder in Pla- lnsel, dem 26 m hohen Kickelberg, wurden ebenfalls nung. Überzogene Planungen von Marinas, wie in Re- von den zuständigen Bundesbehörden nicht für eine rik oder an der Westküste Poels, kamen nicht zum vernünftige Verwendung freigegeben. Nur dod, wo Tragen. Die beiden Poeler Häfen wurden mit Förder- die Kasernen der Grenzbrigade Küste am Schwarzen mitteln für die Fischerei und den Sportbootverkehr re- Busch standen, steht heute die Sanitas-Kurklinik fÜr konstruieft und qualitativ verbessert. ln Wismar ent- Kinder mit ihren Müttern. steht ein neuer Spofthafen. Geplant sind auf Poel weitere Baumaßnahmen zur Ein Beispiel für eine angepaßte Entwicklung bildet Verbesserung der Infrastruktur. So befindet sich ein sich in Gollwitz heraus. Hier ist ein gut in das Dorf ein- neues Gemeindezentrum in Kirchdorf im Bau. Neue gefügtes Sporlhotel mit Golf- und Tennisplätzen ent- Einfamilienhäuser in geschlossenen Neubaugebieten standen, und es fanden sich lnvestoren, die ein seit oder als Lückenbebauung sind überall entstanden. 1975 nicht fertiggestelltes Ferienheim für Ferienwoh- Die 1990 auf 2.590 gesunkene Einwohnerzahl Poels nungen ausbauen. Zusammen mit anderen Maßnah- stieg bis Ende 1995 auf 2.825 an und bewegt sich men wandelt sich dieses DotJbild erkennbar zum Po- weiter nach oben. sitiven. Ein Radwanderweg von Wismar aus entlang der KÜ- ln vielen Often entstanden neue gastronomische Ein- ste nach Norden in Richtung Rerik befindet sich richtungen und Pensionen. Ferienwohnungen und streckenweise im Bau. Er erhält einen Abzweig nach -zimmer wurden qualitätsmäßig verbessert, neue ka- Poel, wo es ebenfalls Pläne für den Ausbau eines men dazu. Weitere touristische Einrichtungen, wie Radwandernetzes gibt. Für die gesamte lnsel, die ei- Reiterhöfe, bestehen in Oberhof, Zierow, Timmendod ne Amtsfreie Gemeinde bildet, ist ein Boden- und Stove. Bei Hohenwieschendod entstand eine ordnungsvedahren angelaufen, das mit dem Ausbau Golfanlage. Museen, wie in Zierow, Wismar, Kirch- des Straßennetzes, aufbauend auf dem bisher durch- dorJ, Stove (zusammen mit der funktionierenden Hol- geführten ländlichen Wegebau, auch Maßnahmen der länderwindmühle, wo man am Schaumahlen teilneh- Doderneuerung verbindet. Das ist ein Vorhaben, wel- men und im DorJbackofen gebackenes Brot genießen ches es bisher im Land in diesem Umfang noch nicht kann) und in Rerik lassen die Geschichte und die Le- gab. Damit wird sich die lnfrastruktur als wichtiger bensverhältnisse dieser Orte erkennen. Was bisher Faktor des Tourismus weiter verbessern.

16 Die Wismar-Bucht und das Salzhaft - geologische Entwicklung und Küstendynamik U. Müller, N. Rühberg und W. Schulz

Geologische Situation und Morphogenese Das eiswär'tige Rückland der Endmoränen wird von Grundmoränen (Geschiebelehm und -mergel) und Die Wismar-Bucht zwischen Groß-Klütz-Höved und verwandten Bildungen bedeckt. Rerik verdankt ihre Entstehung der letzten Eiszeit (Glazial), deren lnlandeisgletscher vor ca. 24.000 Jah- Die Pommersche Haupteisrandlage als markanteste ren aus Skandinavien kommend unser Gebiet über- Endmoräne der ganzen Weichsel-Vereisung durch- fuhren. Dieses sog. Weichsel-Glazial stellt keinen ein- zieht Mecklenburg von NW nach SE und prägt die maligen Vorgang dar; im Laufe von ca. 10.000 Jahren Landschaft weitgehend. Einzelne aneinandergereihte wechselten mehdach Eisvorstöße und Rückschmelz- Bögen (Loben) gliedern die Randlage. Zwischen Lü- vorgänge. Die Gletscher trugen in Skandinavien große becker Lobus im Westen und Warnow-Lobus im Schuttmengen ab und akkumulierten sie in unserem Osten liegt der Wismar-Lobus, der die Wismar-Bucht Raum. An den Außenrändern der kontinentale Aus- etwa küstenparallel umrahmt (Abb. 1). Die geologi- maße erreichenden lnlandeisvorstöße bildeten sich sche Entstehung und morphologische Prägung der Endmoränen, die generell in zwei Typen unterschie- Bucht und ihres Hinterlandes sind eng mit diesem Lo- den werden. Bei oszillierendem Gletscherrand wurden oft große Materialmengen aus dem Untergrund losge- rissen und mit dem Gletscherschutt zusammen zu Abb 1: Der Wismar-Lobus. Ausschnitt aus der Geologi- Stauchendmoränen aufgeschoben. Satzendmoränen schen Kade M-V 1 :500 000, Obedläche, GLA M-V 1994 entstanden beim Abschmelzen eines mehr oder weni- (braun: Grundnroräne, rot: Endmoräne, gelb: Sand, violett: ger stationären Eisrandes. An die Endmoränen Beckenbildung, rot gepunktet: Küstensande; Sedimente schließen sich in südlicher Richtung die Sander als des Ostseebodens: sl, f-gs, rs: Schlick, Fein-Grobsand, Abschmelzprodukte des niedertauenden Eises an. Restsediment).

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Nach dieser relaliv kurzzeitigen Abtauphase kam es zu einer erneuten Abkühlung mit dem Vorrücken von Abb. 3: Glazigene Störungen unter dem Geschiebemergel Gletschern bis zu dem erst unvollkommen auskadier- W3 südlich Wismar (temporärer Aufschluß beim Bau der ten Eisrand W3 des Mecklenburger Vorstoßes (siehe Autobahn A 20; siehe links unten). Abb. 1). Dieses W3-Eis überÍuhr dabei Toteisreste des W2-Eises bzw. fuhr sich an ihnen fest und erzeugte Abb. 4: Grundmoräne W3 (oben) über W2o (unlen) am die Stauchungs- und Störungserscheinungen wie sie Westkliff der lnsel Poel.

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1B fenheit des Untergrundes und Morphologie des nach Zustand vor. Das Sturmhochwasser vom 3./4.1 1 .1995 Süden ansteigenden Geländes. So rückten sie unter- hat jedoch gerade vor der Ortslage Rerik zu lokal be- schiedlich schnell und weit nach Süden vor, in der trächtlicher Reaktivierung geführt (Abb. 5). Die fri- Wismar-Bucht begünstigt durch das vorhandene Reli- schen Kliffhänge zeigen glazigen gestauchte feinkör- ef und das alte Küstensenkungsgebiet (SCHUMA- nige Schmelzwassersande, eingelagert in Geschiebe- CHER, 1991). Es entstanden lobenförmig die einzel- mergel. nen Buchten oder Wieken (2. B. Boltenhagener Bucht, Wohlenberger und Eggers Wiek); die sie trennenden Über das Kliff der Halbinsel Wustrow liegen nur weni- Untiefen wie die Lieps sind genetisch Lobennähten ge Beobachtungen vor. Nach einem Exkursionsbe- vergleichbar. richt von F. SCHUH aus dem Jahre 1922 (Archiv Geo- Das Toteis der Pommerschen und Mecklenburger logische Landesanstalt M-V, GEINITZ-Archiv, Mappe Vorstöße begann in der älteren Tundrenzeit vor etwa Mbl. Russow) streichen am nordöstlichen Teil des 14.000 Jahren (STRAHL, 1996) endgültig auszutauen, Kliffs 2 Geschiebemergel aus, die durch Sande und was zur Reliefverstärkung und damit Belebung der bis 6 m mächtige Tone getrennt werden. Der süd- Landschaft führte. Einzelne mit Sedimenten verschüt- westliche Teil des Steilufers wird offenbar nur von Ge- tete Toteisblöcke tauten langsamer auf, es entstan- schiebemergel gebildet. den Sölle, deren organische Sedimentfüllung es er- Da das SW-NE verlaufende Außenkliff der Halbinsel möglicht, mithilfe der Pollenanalyse die Vegetations- Wustrow erhöhtem Seegang ausgesetzt ist, hat man geschichte zu rekonstruieren. Zwergbirken, Wachol- im Zuge der 1933 beginnenden militärischen Nutzung der und Sanddorn leiten die einsetzende Wiederbe- den Landvorsprung durch ein Längswerk gesichert waldung im Weichsel-Spätglazial ein. lm Präboreal (300 m Deckwerk aus Findlingen und 800 m Stahl- (-11.600 Jahre vor heute = BP) beginnt mit dem Ho- spundwand, CORDSHAGEN, 1 964: 252). lozän die Warmzeit, in der wir leben. lhr Klimaopti- mum liegt im Atlantikum (- 9.000 Jahre BP) mit atlan- tisch getönten Eichenmischwäldern (STRAHL, 1996). Mit der zunehmenden Erwärmung stieg der Meeres- spiegel rasch an und erreichte etwa vor 4.000 Jahren das heutige Niveau (SCHUMACHER, 1991).

Die Küste

Der Verlauf der Küstenlinie im Bereich der Wismar- Bucht spiegelt in seinen wesentlichen Zügen den Ver- lauf der Eisrandlage des Pommerschen Stadiums wi- der. Die Küstengliederung wurde durch den Mecklen- Abb. 5: Das durch das Sturmhochwasser vom 3./4. 11. 95 burger Gletschervorstoß bestimmt, dessen Grund- reaktiviefte Kliff vor dem Schmiedeberg bei Rerik (Kirch- moräne flach zur Wismar-Bucht einfällt. Die lnsel Poel turm). Ostlich (links) anschließend die ersten Küstenschutz- mit ihren beiden NNE-SSW verlaufenden, durch die maßnahmen nach dem Hochwasser vor der Bäckerei Graf Kirch-See getrennten ,,Schenkeln" stellt insofern eine (Foto April 1996). Unregelmäßigkeit dar, als man hier ein tiefer ausge- schürftes Zungenbecken erwaftet hätte. Modifizierl wird der Küstenverlauf durch junge Anlan- Die Südostküste des Salzhaffs und des Breitlings wird dung in Form von Haken und freien Strandwällen. im wesentlichen von flach unter den Wasserspiegel untertauchendem Geschiebemergel gebildet. Zwi- schen Roggow und Damekow lagern geringmächtige Die Steilufer feinkörnige Schmelzwassersande und -schluffe als Nachschüttbildungen auf dem Geschiebemergel. Die an der Nordostseite der Wismar-Bucht gelege- Der bis 7 m NN aufragende Boiensdoder Werder stellt nen, NE-SW verlaufenden Steilufer zwischen dem ein kleines, in sich abgeschlossenes küstendynami- Rieden-See (Buk) und Rerik sowie vor der Halbinsel sches Bilanzsystem dar. Das am nordwestlichen Kliff Wustrow sind aufgrund der vorherrschenden West- abgetragene Material wird nach S bis SE verlagert winde und der großen Windwirklänge über die Meck- und bildet hier den von W nach E wachsenden Haken lenburger Bucht dem Küstenabtrag besonders ausge- des Boiensdorfer Rustwerders, der aus einem Fächer setzt. Zwischen dem Rieden und dem Campingplatz von Strandwällen besteht und eine Lagune abschnürt Meschendoff wird das ständig aktive Kliff von einem (KLOSS, 1966:42). Geschiebemergel gebildet, der lokal von eozänen und pleistozänen Tonen in Strandniveau unterlagert wird; Durch die Exposition zur vorherrschenden Windrich- grundbruchartige Aufpressungen dieser Tone sowie tung aus W hat sich am N-S verlaufenden Küstenab- aus dem Hinterland zufließende Süßwässer verursa- schnitt zwischen Groß-Strömkendorf und Redentin chen in jedem Frühjahr erhebliche Rutschungen an ein etwa 12 m hohes, aktives Kliff ausgebildet. Bei diesem Kliffabschnitt. näherer Betrachtung besteht der hier anstehende Zwischen dem Campingplatz Meschendorf und dem Wismar-Ton (s. Abschnitt Geologische Situation) aus Schmiedeberg vor Rerik (slawischer Burgwall, Abb. 5) einem graubraunen, schwach gebänderten Schluff, liegt das Kliff heute in einem überwiegend inaktiven der nur einen geringen Abrasionswiderstand aufweist.

19 Er zerfällt bei Wasseraufnahme rasch und bildet eine am Westufer in einen hangenden und einen liegenden breite, flache, wattähnliche Schorre. Die am Strand Geschiebemergel. weit verbreiteten, durch Eisenhydroxyd konzentrisch Der zwischen der Wohlenberger Wiek und der Bolten- gebändeften Knollen stellen durch Kalk verbackene hagener Bucht gelegene Sporn der Tarnewitzer Huk und deshalb festere Partien des Schluffes dar (kon- setzt sich in der von Findlingen bestreuten Untiefe der kretionäre Bildungen um Pflanzenwurzeln). Lieps ca. 3 km nach NE fort. Seit Mitte der dreißiger lm Stadtgebiet von Wismar (Haffeld, Wedtgelände) Jahre wurde die Tarnewitzer Huk als Übungsgelände wurden die natürlichen Küstenformen durch Aufspü- der Marine genutzt. Durch Aufspülung von bis 4 m lungen von Baggergut sowie durch Aufschüttungen mächtigen marinen Sanden wurde der Sporn um ca. aus dem Hinterland weitgehend überprägt. 800 m nach NE vergrößer1, in ein hochwasserfreies Niveau erhöht und bebaut. ln die Boltenhagener Bucht mündeten ursprünglich der Tarnewitzer und der Klützer Bach. Während das Tal des Klützer Baches durch eine breite künstliche Aufschüttung vor Hochwasser gesichert wurde, hat der Tarnewitzer Bach eine wechselvollere Geschichte; in seiner trichtedörmigen Mündung wird Niedermoor- torf von marinen Sanden überlagerl. Über den mari- nen Sanden folgt ein küstenparalleler, hochwasser- freier Dünenstreifen, auf dem sich die Ortschaft Bol- tenhagen entwickelte. Der Tarnewitzer Bach wurde nach E umgeleitet und mündet heute südlich der Tar- newitzer Huk in die Wohlenberger Wiek. ln Redewisch tauchen die eiszeitlichen Bildungen wieder über Strandniveau auf und bilden das markan- te, bis 40 m hohe Steilufer des Groß-Klütz-Höveds. Die hier aufgeschlossenen beiden Geschiebemergel Abb. 6: Schubfalte im Westkliff von Poel bei 865 m, Dieser werden bei Redewisch durch ein lückenhaftes Sand- Kliffausschnitt befindet sich in dem Profil der Stauchzone band getrennt; nach NW weitet sich dieses zu einer unten links (s. Abbildung 7). bis 20 m mächtigen, glazigen stark gestörten Serie aus Feinsanden und Schluffen aus. Auf der lnsel Poel entwickelten sich aktive Steilufer An der Westseite der Wismar-Bucht fällt der Geschie- nur an der Luvseite (N, NW und W). Das im allgemei- bemergel Ílach zur See ab. Die geringe Reliefenergie nen 3 bis 5 m hohe Kliff zwischen Gollwitz und dem in Verbindung mit der Lage im Lee zur Hauptwindrich- Schwarzen Busch führt im Bereich des Nebelhorns tung bedingte hier die Ausbildung flacher, inaktiver mehrere glazigene Schollen von grünlichgrauem, fet- Küstenstrecken. Seichte, mit Niedermoortorf und tem Ton mit Schluffsteinbänken des Untereozäns Schlick gefüllte Buchten werden von Strandwällen (LOCKER, 1965); diese Schollen hat das lnlandeis seewäft s abgeschnitten. vermutlich am Boden der heutigen Ostsee in nord- westlicher Verlängerung der voreiszeitlichen Aufwöl- Die größeren Buchten zwischen Wendod und der bung Börgerende vom Untergrund abgescheft. Vor Fliemstorfer Huk, zwischen der Fliemstorfer und der diesem flachen Geschiebemergelkliff ist die Schorre Hohen-Wieschendorfer Huk sowie die Wohlenberger weitflächig mit einer Findlingsstreu bedeckt. Wiek und die Boltenhagener Bucht entsprechen tiefer Nach einem von Geschiebemergel gebildeten kurzen ausgeschürften Stromstrichen des lnlandeises, die Steilufer westlich Neuhof schließt sich zwischen dem sich auch in den untergeordneten Loben der End- Timmendorfer Leuchtturm und dem Rustwerder ein moränen im SW widerspiegeln. 2,5 km langes, aktives Kliff an, das wegen seiner Zwischen zwei vom lnlandeis tiefer ausgeschüdten Schichtenfolge und Lagerungsverhältnisse wiederholt Stromstrichen erstrecken sich Sporne nach N bis NE bearbeitet wurde (RÜHBERG, 1969; LÜCKSTADT, in die Wismar-Bucht, wie die Fliemstorfer, die Hohen- 1987, jüngste Neuaufnahme siehe Abb.7). Wieschendoder und die Tarnewitzer Huk. Von diesen Dieses dank exponierter Küstenlage stets gut aufge- Landvorsprüngen ist besonders die Hohen-Wieschen- schlossene Westkliff der lnsel Poel erstreckt sich et- dorler Huk wegen ihres aktiven Steilufers hervorzuhe- ben. Unter echtem, glazigenem Geschiebemergel streichen hier geschiebemergelähnliche, kiesige San- Abb. 7 : Das Profil der Stauchzone im Westkliff der lnsel de und Schluffe mit gefalteter Schichtung aus. Auf- Poel (Darstellung ohne Überhohung, RÜHBERG, 1997). grund des geringen Tongehaltes weisen diese Bildun- gen einen geringen Abrasionswiderstand auf, was ei- 1 - 3 Obere, mittlere und untere Moräne nen relativ hohen Küstenrückgang zur Folge hat (ca. 4 Kiessande 0,75 m/a). 5 Feinsan de, z. f . gefaltei Am Ost- und Westufer der Wohlenberger Wiek wech- 6 Tonige Schluffe, violettgrau oder braun, z, T. mit seln aktive und bewachsene Kliffstrecken ab. helleren Schlufflagen Während nordwestlich Hohen-Wieschendorf Vor- 7 Schichlgemisch aus Feinsanden, Schluff und schüttsande bis zur Oberfläche durchragen (Wäld- unterer Moräne, z. T. gefaltet chen), gliedern Linsen von Feinsanden das aktive Kliff 8 Kliffhalde

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Detaillierte Kliffaufnahmen seit 1964/1965, das West- Die Flachküsten kliff von Poel ist seit '1955 fünf Mal geologisch neu aufgenommen worden und damit eines der häufigst Flachküsten mit positiver Sedimentbilanz blieben erst karlierten Kliffs der sudwestlichen Ostseeküshe, zei- mit der ausklingenden Litorina-Transgression erhal- gen sowohl den Schichtaufbau als auch die Mannig- ten. Über den Transgressionsvorgang ist in der Wis- mar-Bucht bisher wenig bekannt. Bedingt durch eine Kette von Untiefen, die sich als Barriere von der Tar- newitzer Huk über die Lieps (-1,6 m NN, s. o.), den Schweinsköthel þ3,2 m NN) und die Platte (-3,2 m NN) zum Tonnenhaken (-0,5 m NN) nördlich Timmen- dorf erstreckt, konnte das Litorina-Meer erst relativ spät in die Wismar-Bucht eindringen. Vermutlich dien- te die heute bei -10 m NN liegende Senke zwischen dem Schweinsköthel und der Platte als Gatt. Durch diese Rinne erfolgt auch heute die komplizierte An- steuerung zum Wismarer Hafen ffiefe der Fahrrinne: 9,5 m). Als litorinazeitliche Bildung deutete GEINITZ (1903)ei- nen im Hafenbecken von Wismar aus 3 m Tiefe ge- baggerten Ton mit zahlreichen Schalen der Herzmu- schel (Cardiurn), Großen Pfeffermusch el (Scrobi cu I a- na), Miesmuschel (Mytilus) und Wattschnecke (Hydro- Abb. B: Der 4 km lange Haken des Kieler Odes. Er setzt bra) fiedoch ohne Litorina t). am Pleistozänkern der Halbinsel Wustrow (rechts) an und Das prälitorinazeitliche Relief zwischen Rerik und dem schnürt - in Verbindung mit der lnsel Langenwerder Großklützhöved wurde bisher weder durch Bohrun- (Schaarfläche im Vordergrund links) - den Wasseraus- gen noch durch Baggerarbeiten im Detail bekannt. tausch im Salzhaff stark ein. Erst mit der ausklingenden Litorina-Transgression konnten sich im Lee von Geschiebemergelvorsprün- gen sowie auf ,,er.trinkenden" Geschiebemergelkernen faltigkeit der Schichtverbiegungen. Diese variieren so Haken, Nehrungen und freie Strandwallsysteme bil- sehr, daß bei einem jährlichen Abtrag von durch- den. schnittlich 50 cm schon nach wenigen Jahren das Wiedererkennen älterer Strukturen schwierig ist (zwi- Die etwa 700 m lange Nehrung zwischen dem schen der Aufnahme in Abb. 7 und der von RÜH- Schmiedeberg bei Rerik und dem Pleistozänkern der BERG (1969) liegen etwa 30 Jahre, d. h. nur ca. '15 m Halbinsel Wustrow wurde durch die Sturmhochwäs- Rückgang!). lnsbesondere Sturmhochwasser, wie das ser vom 13.11.1872 und 10.2.1 874 an mehreren Stel- vom November 1995 (Abtragung am Kliff bis zu 6 m), len erheblich verändert (CORDSHAGEN, 1964: 7O4 u. führen zu gravierenden Veränderungen. JAHNCKE, 1994: 3); die Düne wurde gänzlich abge- Die normale Schichtabfolge am Westkliff ist trotz der tragen. Da ein ständiger Durchbruch der Nehrung die Verformung unstrittig. Die Stauchungen wurden verur- Ortschaften am Salzhaff gefährdet hätte, wurden sacht vom letzten Eisvorstoß (er hinterließ die obere 1874 Windfangzäune, ein Deich und eine dahinter lie- abdeckende Moräne = Mo), der weitgehend aufgetau- gende Straße angelegt. te, d. h. leicht verformbare Schichten sowohl durch Neben der häufigsten Windrichtung aus W bildet sich Stirndruck als auch durch Auflast verfaltete, überein- bei stabilen Hochdruckwetterlagen ein konstanter NE- ander schob oder ineinander verkeilte (Abb. 6). Darin Wind aus, der an E-W bis NE-SW verlaufenden Ab- einbezogen sind eine mittlere Moräne (Mm), darunter schnitten unserer Ostseeküste eine westliche bis süd- liegende Schluffsande mit einem Schlufton an der westliche Küstenströmung verursacht. So hat sich im Basis, eine untere Moräne (Mu, gekennzeichnet durch Lee des Steilufers der Halbinsel Wustrow ein ca. 4 km Fließvorgänge während der Sedimentation des langer Haken, der Kieler Ort, ausgebildet (Abb. 8). Schlufftones) und wiederum Feinsande im Liegenden. Mittels einer speziellen Analyse des Gesteinsinhaltes Durch seine Lage hinter einem seit 60 Jahren ge- der Moränen ist eine nahezu signifikante Unterschei- sperrten militärischen Übungsgelände, und deshalb dung der oberen Moräne von der mittleren Moräne fern jeder touristischen Nutzung, hat sich hier eine einmalige Küstenform erhalten, deren landschaftliche Bedeutung wohl erst nach der Munitionsberäumung und Freigabe der Halbinsel Wustrow erkannt werden wird. Der Haken des Kieler Ortes konnte sich ohne anthropogene Eingriffe bis heute frei entwickeln. So bildete sich am Hals dieses Hakens ein Durchbruch, der auf natürliche Weise offenbar nicht wieder versan- det.

Südwestlich einer 5 m tiefen Rinne (Kielung), durch die der Einstrom in das Salzhaff erfolgt, schließt sich die lnsel Langenwerder an. Die Grundmoränenfläche von Gollwitz fällt nach Norden und Osten unter den Wasserspiegel der Ostsee ab. Die großflächige Block- streu auf der Schorre nördlich Gollwitz-Kaltenhof läßt auf dieses flache Einfallen schließen. Vermutlich lag Abb. 10: Die lnsel Langenwerder vom Gollwitzer Ufer aus im Raum nordöstlich Gollwitz eine von Geschiebe- gesehen. Am Südufer der lnsel biegen die Strandwälle mergel gebildete lnsel, deren Höhenlage durch Boh- nach SE um und schließen Lagunen mit Röhrichten ein. rungen bisher nicht nachgewiesen ist. lm Zuge der Li- torina-Transgression ,,eftrank" diese lnsel und bildete eine Untiefe, auf der sich ein System von freien lm Zentrum der lnsel streichen mehrere Strandwälle Strandwällen, die heutige lnsel Langenwerder, ent- NNW-SSE (Abb. 9). lhr Verlauf ist im Sommer an dem wickeln konnte. rosa Blütenteppich der Grasnelke (Armeria maritima) und dem Gelb des Mauerpfeffers (Sedum acre) zu er- kennen. ln den zwischen den Strandwällen liegenden Abb. 9: Geologischer Bau der lnsel Langenwerder. Senken (Röten) bestimmen Salzbinsen (Juncus gerar- Vor das NNW-SSE verlaufende alte Strandwallsystem legt dr) und Strandwegerich (Plantago maritima), im fla- sich am Westufer ein jüngerer, SSW-NNE streichender cheren Südteil auch Strandbeifuß (Añemisia mariti- Strandwall. lm SW jüngste Strandwälle, an die sich im SW rna), das Bild. eine Schaarfläche in NN-Höhe anschließt (punktierle Fläche). lm N liegt eine wenige Dezimeter unter NN abtau- Vor diese NNW-SSE verlaufende Gruppe von älteren chende SchaarJläche (nach v. BÜLOW, 1938, DUry & Strandwällen legt sich ein bis 2,4 m NN hoher, SSW- SCHMIDT, 1966, ergänzt durch Begehung im August NNE verlaufender junger Strandwall mit Strandhafer 1 996). (Ammophila arenaria) und Strandroggen (Elymus arenarius); er wurde vermutlich im Zuge eines Sturm- hochwassers gebildet. Dieser Strandwall besteht im \ ,t.- Kern aus Strandgeröll, dem ein Kamm von Dü- I I nensand aufgesetzt ist. Parallel zu diesem jungen Strandwall erfolgt gegenwäftig die Küstenströmung von Poel zum Kieler Ort (bzw. bei Nordostwetterlage 0 50 !00 150 200 ñ læ in umgekehrler Richtung). Gegenwärtig verbreitert sich das südwestliche Ende der lnsel zu einer Sand- platte. Damit wird der Durchfluß zwischen Poel und Langenwerder (Kuhlenloch) nach E eingeschränkt; verstärkte Schlicksedimentation in diesem etwa 0,5 m tiefen, stagnierenden Gewässer sowie die Bildung von Röhrichten mit Schilf (Phragmltls ausfralis) und Strandaster (Aster tripolium) in den Senken am Süd- ufer von Langenwerder sind die Folge. Dagegen erfolgt am NW-Ufer gegenwär1ig Abtragung. Der auf älteren Karten an der Nordspitze dargestellte Haken wandelt sich durch die Küstenströmung in eine breite Schaarfläche um, die sich bis an die ausgebag- gerte Zufahrt zum Salzhaff (Kielung) erstreckt.

Die lnsel Walfisch in der Wismar-Bucht stellt den Rest eines weiteren litorinazeitlich,,ertrunkenen" Pleisto- zänkernes dar. lm nördlichen Teil der lnsel wurde der Geschiebemergel in Sondierungen erfaßt. Auf dieser strategisch wichtigen lnsel wurde in den Jahren 1683 bis 1693 eine Festung von schwedischen Truppen er- richtet (HOPPE, 1993). Nach dem Nordischen Krieg (1700 - 1720) hatte Schweden seine Vormachtstellung im Ostseeraum verloren. Dänische und brandenburgi- sche Truppen zerstörten 1718 die Festung (MOHR,

z-t 1977:19). Heute steht auf dem durch eine 1907 ange- Findlingsmauer geschützten lnselkern ein legte A Leuchtfeuer (Abb. 11). lr Fouler See An dem o. g. Kern setzte ursprünglich ein Haken an, der etwa 400 m nach SSE wuchs. Geschiebemergel- kern und Haken bildeten, vom umgebenden Festland aus gesehen, eine walähnliche Form. Dies führte im Laufe der ZeiT zu einem Namenswechsel; aus der ln- Cstsee sel ,,Adlerholm" wurde im 17. Jahrhundert der ,,Wal- chon¡mlle fisch". F Strodvotte 1.5-2,0m ù ilil Z;l i "o.scn bis 0.5m r lllt lm Lee des Hakens wurde in den Jahren 1952 bis lZl slrond*olle 05 - l.sm u Iil 1956 eine rechteckige, etwa 300 x 400 m große 150il Fläche mit Baggergut aus dem Hafen von Wismar und aus der Fahrrinne zum Hafen aufgespült. Diese Abb. 12: Bau des Rustwerders im SW der lnsel Poel, Spülfläche unterliegt seitdem der Abtragung durch F: morphologisch wenig gegliederter Hals; A, B und C: 3 den Wellenschlag. Generationen von Strandwällen mit zunehmender Ausprä- gung der Formen (nach SCHUMACHER, 1991, aus DU- Ein weiterer freier Strandwall sitzt dem südöstlichen PHORN u. a., 1995). Ausläufer der Untiefe Lieps nordöstlich der Tarnewit- zer Huk auf. lm Mittelalter lag hier eine lnsel, die so groß war, daß sie als Pferdeweide und zur Heugewin- trockenfallenden, freien Strandwall. Die Lage des un- nung genutzt werden konnte (KOLP, 1955: '12). Mitte tergegangenen Eilandes Lieps ist bei stärkeren Win- des 16. Jahrhunderts war diese lnsel bereits so weit den vom Festland aus an der Verbreitung der sich abgetragen, daß sich eine Nutzung nicht mehr rentier- brechenden Wellen zu erkennen. te. Die Seekade von 1995 verzeichnet nur noch einen etwa 2 km langen, WNW-ESE verlaufenden, zeitweise Durch die vorherrschenden Westwinde edolgt an den West- bis Südwestküsten der lnsel Poel Abtragung und Verlagerung des Materials durch eine südöstliche Küstenströmung. An den drei Vorsprüngen der Süd- t küste von Poel haben sich drei Strandwallfächer mit östlicher Wachstumsrichtung gebildet (SAEGE- r BARTH, 1966; SCHUMACHER, 1985 u. 1991). Der von dem stark im Rückgang begriffenen Westkü- stenkliff gespeiste, etwa 2 km lange Strandwallfächer des Rustwerders besteht aus einem morphologisch wenig gegliederten Hals. Nach E geht dieser Hals in einen Strandwallfächer über (Abb. 12), der einer brei- ten, feinsandigen Schaarfläche aufsitzt. Die älteste Strandwall-Generation (A) ist durch flache, weitständige Rücken gekennzeichnet, zwischen de- nen sich breite Senkeç (hier Röten genannt) mit einer Salzbinsen-Strandwegerich-Gesellschaft (J u ncus ger- ardi, Plantago maritima, in feuchteren Bereichen auch Salzschwaden, Puccinellia maritima) entwickelt ha- ben. Die jüngeren, morphologisch stärker ausgepräg- ten Strandwälle (B) tragen eine Salzbinsen-Grasnel- ken-Gesellschaft (Juncus gerardi, Armeria maritima). Die jüngsten Strandwälle (C) werden von Dünensand bedeckt. Die Strandwallfächer am Brandenhusener und Fähr- doder Haken schließen wattähnliche Aufschlickungs- flächen ein. Die jeweils jüngsten Strandwälle wachsen heute noch weiter.

lnsgesamt unterliegen die nach W und N exponierten Steilufer erhöhtem Küstenrückgang. Der Sandtrans- 0 r00 200 m porl erfolgt überwiegend in östlicher Richtung. Be- dingt durch das Ausgangssubstrat Geschiebemergel und die anhaltende großräumige Senkungstendenz Abb. 1 1: Geologischer Bau der lnsel Walfisch. liegt in der Wismar-Bucht eine negative Sedimentbi- lm NW Kern mit Leuchtfeuer und Uferschutzmauer. Von lanz vor1, diese verhindeft auch die Ausbildung größe- diesem Kern wuchs ein Haken nach SSE. lm E Spulfeld rer Dünenkomplexe. (schraffierte Fläche) mit jungen Strandwällen (nach MAHN- KE & DANKERT, 1963; HOPPE, 1993, ergänzt durch Ar- chivunterlagen des Geologischen Landesamtes M-V).

24 Die Pflanzenwelt der Wismar-Bucht

E. Schreiber, H. Henker und l. Henker

Besonderheiten der Wismar-Bucht auf Moorstandorten (Salzwiesentorfe) befinden,,,sind sie in der Wismar-Bucht vorwiegend auf minerali- Nirgends in der Wismar-Bucht präsentierl sich die schen Böden entwickelt. Hier muß der Meeresspie- Einmaligkeit der Pflanzenwelt besser und für den Be- gelanstieg so rasch vor sich gegangen sein, daß das trachter bequemer, als während einer Fahrt oder ei- Wachstum der Salzwiesentorfe damit nicht Schritt nes Spazierganges über den Poeler Damm. Es sind halten konnte. Wo es solche Torfe dennoch gibt, sind die kontrastierenden Farben der verschiedenen Pflan- sie offensichtlich viel jünger als im Bereich Rügens zengesellschaften..inmitten einer reich gegliedeften und des Greifswalder Boddens" (JESCHKE, 1983). Landschaft aus Uberschwemmungsgrasland, Ufer- röhricht und Flachwasserbuchten, die diese Land- schaft als etwas ganz besonders Schönes erscheinen --!¡ _'! ¡ - - lassen. Diese Farbenpracht ist kein Zufall, denn die ¡ Wismar-Bucht beherbergt die artenreichste Salzflora an der südlichen Ostseeküste. Bemühungen, die ge- samte Wismar-Bucht wegen ihrer Einmaligkeit zum Naturschutzgebiet zu erklären, sind durchaus ge- rechtfertigt. Gegenwäftig existieren fünf einzelne Na- turschutzgebiete in diesem Raum: lnsel Langenwer- der, lnsel Walfisch, Fauler See-Rustwerder/Poel, Rustwerder (Boiensdorfer Werder) sowie die Halbinsel Wustrow.

Während der größte Teil des Salzgraslandes an der Küste der ehemaligen DDR durch Eindeichung, Melio- Abb. 2: Salzgrasland auf mineralischem Boden - eine Be- ration und lntensivnutzung vernichtet wurde, ,,... hat sonderheit der Wismar-Bucht; Juni 1995. das Salzgrasland rund um die Wismar-Bucht und auf den lnseln - wie durch ein Wunder - die praktisch auf eine Zerstörung der artenreichen, naturnahen Vegeta- Die Pflanzengesellschaft en tion orientierte sozialistische Landwirlschaftspolitik überlebtl Es existieren daher noch ökologisch beson- Das Salzgrasland, seine Pflanzengesellschaften und ders wertvolle Vegetationsformen, die in Jahrhunder- die Rolle der Beweidung ten menschlicher Tätigkeit durch eine extensive Be- Die Böden unter dem Salzgrasland besitzen in Abhän- weidung entstanden sind" (HENKER, H. u. 1., 1992). gigkeit von Alter, Standort und Entfernung zum offe- Während sich die Grasländereien in weiter östlich ge- nen Wasser einen unterschiedlichen Gehalt an organi- legenen Küstenbereichen (Raum Darß, Zingst, Rügen) schen Stoffen. Es handelt sich um sandige Mudden, Sand (jüngste Stellen) oder Schlick (eine Besonderheit der Salzwiesen an der Wismar-Bucht). lhr Wasser- Abb. 1: Salzgrasland aus der Vogelperspektive, Die Struk- und überhaupt gesamter Stoffhaushalt wird entschei- tur der Salzgrasländereien in der Wismar-Bucht ist im Win- dend durch Niederschläge, Überflutung, Spritzwas- terhalbjahr besonders g ut zu erkenn en; 23.2.1 997 . ser, Abfluß und Verdunstung bestimmt. Die Nieder- schlagssummen im Bereich der Bucht sind unge- wöhnlich niedrig (Kirchdorf 535 mm/Jahr) bei einer im Tagesverlauf stark schwankenden Luftfeuchtigkeit. Neben den sturmbedingten Überllutungen (besonders im Herbst und Frühjahr) kommt es in dem trichteradig ausgebildeten Gebiet der Wismar-Bucht zu gezei- tenähnlichen Vorgängen. Bei entsprechenden Wetter- lagen staut sich das Ostseewasser in der Bucht (ÜOerftutung tiefer gelegener Partien) oder wird aus der Bucht herausgedrückt, so daß ausgedehnte Flachwasserbereiche und vernäßtes Salzgrünland (Röten, Priele und Röhrichte) trockenfallen. Diese ent- fernt an Gezeiten erinnernden Vorgänge führten auch zur Bildung einer Art Pseudowatt mit entsprechenden Gesellschaften. Die klimatischen Besonderheiten so- wie die westliche Lage der Wismar-Bucht im alpha- mesohalinen Bereich erklären, warum die Vegetati- onsentwicklung hier anders abläuft als in den übrigen Küstenlandschaft en von Mecklenburg-Vorpommern.

Literatur S. 94 .E Abb. 3: Salzgrasland mit intaktem System von Prielen und Abb. 5: Englisches Löffelkraut im Salzröhricht - eine Be- Röten, durch das Salzwasser ein- und ausströmen kann; sonderheit der Wismar-Bucht; Mai 1995. Juni 1995.

Das Salzgrasland mit seiner kurzen und dichten Salzgrasland wird vom Weidevieh ganz auffällig be- Pflanzendecke ist ein Ergebnis der jahrhundeftelan- vorzugt gegenüber solchen Weidestandoften, die frei gen Beweidung: von Salzwassereinfluß sind. Der erJahrene Landwirt ln den nassesten (oft seenahen) Bereichen hat sich weiß auch, daß sich das Vieh auf Salzgrasland einer auf Sandboden eine Salzschuppenmieren-Strandso- guten Gesundheit erfreut. Der hohe Futterwert der denflora entwickelt, auf Schlick und TorJ hingegen die Pflanzen auf dem Salzgrasland war auch 1868 den Quellerflur, an Röten, Tümpeln und Senken der An- Beamten zu Wismar bekannt, als es um die Bearbei- delrasen. Diese Gesellschaften sind an der Bucht tung des Antrages zur Eindeichung einer großen noch edreulich häufig und zwar überall dort, wo unge- Salzweide in der Wodorfer Niederung ging. ln der An- deichtes Land flach in das Boddengewässer ausläuft. tragsbearbeitung heißt es: ,,Bei der Beantworlung die- Nach Überflutungen kann überschüssiges Wasser ser Frage kommt es vor allem darauf an, zu ermitteln, durch ein intaktes System von Prielen und Röten wie- ob infolge der Eindeichung die bezeichneten Niede- der abfließen (Abb. 3). Diese Bildungen sind typisch rungen ihren Charakter als Salzweide behalten oder für Salzwiesen. Feuchte, aber nicht kontinuierlich mit verlieren werden, weil der Futterwert der Gräser der Ostseewasser versorgte Abschnitte des beweideten Salzwiesen sowohl frisch als getrocknet den Wert der Graslandes werden in oft großflächiger Ausbildung auf anderen Weiden wachsenden Gräser um ein Drit- von der sehr vielgestaltigen Salzbinsen-Gesellschaft tel wenigstens übersteigt." eingenommen, wóbei die Ausbildung mit Strandfliej Beweidung verhindeft die Ausbreitung von Konkur- der (Limonium vulgare) und die mit der Strand-Segge renzstrategen und reduziert bzw. bremst den Nähr- (Carex extensa) Besonderheiten der Wismar-Bucht stoffabbau. Der Tritt des Weideviehs bringt organi- darstellen, die allerdings eine intensive Beweidung sche Substanzen in den Boden und verdichtet ihn so nicht auf Dauer vertragen. Die trockensten, am höch- stark, daß Abbauprozesse erschwert werden. Hier- sten gelegenen Abschnitte der Salzbinsen-Gesell- durch wird verständlich, daß diese für Fauna und schaft tragen auf Sandböden vom Erdbeer-Klee (IrÊ Flora so einmalige Landschaftsform durch menschli- folium fragiferum) beherrschte Ausbildungen. Auf che Einflußnahme entstanden ist. BeiAuflassung (feh- Schlick und Ton dagegen dominied der Rot-Schwin- lender Beweidung) entwickeln sich, unabhängig von gel (Fesfuca rubra) in dieser Gesellschaft. der Bodenart, in den nassesten Bereichen Salzröh- richte mit der Gemeinen Strandsimse (Bolboschoe- nus maritimus) als dominierender Art. Alle anderen, Abb, 4: Typische Zonierung in der Wismar-Bucht: Salzröh- nicht ganz so nassen Bereiche werden von Strand- richt mit Gemeiner Strandsimse, dem landwär1s Strandbei- beifuß-Gestrüpp eingenommen. Die Salzröhrichte er- fußgestrüpp folgt; Juli 1990. setzen - besonders auffällig auf den lnseln - in der Wismar-Bucht Schilf-Röhrichte, wie wir sie im nord- östlichen Mecklenburg-Vorpommern und vor den Kliffküsten des Festlandes antreffen (Abb. 4, 5, 6, 7). lm Salzröhricht haben das Englische Löffelkraut (Cochlearia anglica) und der Echte Eibisch (Althaea of- ficinalis) ihr Optimum. Zur BlüLezdt des Löffelkrautes sind die niedrigen Salzröhrichte des Poeler Dammes wie mit einem weißen Schleier überzogen. Der Strand-Beifu9 (Artemisia maritima) hat im Gebiet der Wismar-Bucht seinen Verbreitungsschwerpunkt an der südlichen Ostseeküste. Er bevorzugt besser durchlüftete, etwas höher gelegene Bereiche und breitet sich bei fehlender Beweidung stark aus. Schließlich besiedelt er alle ihm zusagenden Salz- g rasstandorte f lächendeckend.

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Abb. ô: Der Echte Eibisch breitet sich im Salzröhricht der Abb. 7: Strandbeifußbestand neben einer ausgetrockneten Wismar-Bucht immer weiter aus; August 1996. Röte auf unbeweidetem Salzgrasland; August 1996.

Das Strandbeifuß-Gestrüpp bildet an unserer Küste lm Jahr 1942 berichtete DENCKER noch von 1.500 eine sehr langlebige, stabile, konkurrenzstarke und ar- Exemplaren der Stranddistel auf dem Langenwerder. tenarme Schlußgesellschaft, die sich auch bei Wie- Der Grund für ihr relativ rasches Verschwinden auf deraufnahme einer Beweidung n¡cht ohne weiteres in dieser abgeschiedenen lnsel ist nicht bekannt. artenreiches Salzgrasland zurückverwandeln läßt. Mit Auch das äußerst seltene einjährige Sand-Lieschgras dem zusätzlichen Aufkommen von Quecken durch (Phleum arenarium) ist ein ,,Sandexpefte" und erfreuli- Eutrophierungsvorgänge wird diese Stufe fast irrever- cherweise noch auf dem Langenwerder sowie der sibel fixied, wie z. B. durch Möwenkolonien auf der Halbinsel Wustrow zu finden. Unter ungünstigen Um- lnsel Langenwerder. ln keinem Fall konnten in der ständen kann es sogar in einem Jahr ganz fehlen, um Wismar-Bucht Gebüsch-Stadien als Endstufe der dann im Folgejahr oder auch zu ungewöhnlicher Jah- Sukzession von Salzgrasland beobachtet werden, wie reszeit plötzlich wieder aufzutauchen. es aus weiter östlich gelegenen Bereichen bekannt Wenn die Dünen aus lockerem Sand sich ungestört ist. weiter entwickeln, verfestigt sich der Sand. Es bildet sich ein trockener Strandwall mit sehr typischen Wenn auch das Salzgrasland in der Wismar-Bucht Pflanzen, die alle nicht so streng salzgebunden, aber den größten Teil der durch Salzwasser beeinflußten dennoch salzliebend bzw. konkurrenzschwach sind. Pflanzengesellschaften stellt, so lassen sich doch Hierher gehört vor allem die Gesellschaft des Däni- weitere, für das Gebiet typische Gesellschaften schen Löffelkrautes, von PASSARGE (1964)auch tref- außerhalb des Salzgraslandes abgrenzen, die häufig fend als Krähenfuß-Wegerich-Gesellschaft bezeich- auf schmale Zonen bzw. Extremstandofte beschränkt net. Diese Teppich-Gesellschaft besiedelt solche san- sind: digen, offenen, geringfügig erhöhten Stellen im Salz- grasland. Auch Kleinsthügel (Ameisenhügel) mit stei- Gesellschaften auf Dünen und Strandwällen sind len und daher spärlich besiedelten Hängen und Übergangsgesellschaften mit konkurrenzschwachen, trockene Kanten alter Viehtritte werden bevorzugt. aber auf losen Sand spezialisieften Arten. Primär- und Neben dem Dänischen Löffelkraul (Cochlearia danica) Sekundärdünen sind im Gebiet der Wismar-Bucht und dem Krähenfuß-Wegerich (Plantago coronopus) wenig typisch und vor allem auf die Westufer der ln- sind in dieser Gesellschaft Seltenheiten wie Salz-Ha- seln beschränkt. Allerdings weist die Halbinsel Wu- senohr (Bupleurum tenuissimum), Dünnschwanz (Pa- strow im Bereich Kieler Ort sehr schöne und ausge- dehnte Dünen auf. Auf Dünen gedeihen Pflanzen, de- ren gemeinsame Eigenschaft darin besteht, das Über- Abb. 8: Die Strand-Salzmiere liebt es, übersandet zu wer- sanden gut zu eftragen, durch den Sand immer wie- den; September 1996. der emporzuwachsen und dabei Sand und andere Feinteile festzuhalten. Damit bereiten sie die Lebens- grundlage für konkurrenzstärkere Gesellschaften vor, von denen sie dann abgelöst werden. Dünenpflanzen sind z. B. die Strand-Salzmiere (Honckenya pep- loides) (Abb. 8), das Kali-Salzkraut (Sa/so/a kalí), der Strandroggen (Elymus arenarius), der Strandhafer (Am m o p h i I a a re n ari a), d ie Bi nsen-Q uecke (Ag ro py ro n junceum), die Strand-Platterbse (Lathyrus japonicus subsp. maritimus), die Stranddishel (Eryngium mariti- mum) und der Meerkohl (Crambe maritima) (Abb. 9). Während die zuerst genannten Arten hier verbreitet sind bzw. (Strand-Platterbse) noch vereinzelt auftre- ten, finden sich natürliche Vorkommen der zwei letzt- genannten Arten nur noch auf der Halbinsel Wustrow.

o7 rapholis sfrþosa), und Strand-Mastkraut (Sagina mari- tima) zu finden (Abb. 10, 11 12). Allerdings geht dem ' .a - , Finden dieser Winzlinge meistens ein längeres Su- chen voraus Eine der größten botanischen Raritäten an der Wis- mar-Bucht ist das Schmutziggrüne Fingerkraut (Po- tentilla sordida). Hier befinden sich die einzigen zur Zeit bekannten Vorkommen dieser vom Aussterben bedrohten Pflanzenart in Deutschland. Auch der Berg-Lauch (Allium montanum) auf dem Langenwer- der und vor Gollwitz ist für Mecklenburg-Vorpommern einmalig.

Spülsaumgesellschaften besiedeln die Ablagerungs- wälle von Hochwasser- bzw. Sturmphasen, auf denen vielerlei stickstoffhaltiges organisches Material aufge- spült wurde. Oft sind mehrere solcher Wälle parallel Abb. 9: Der Meerkohl gräbt seine Wurzeln sehr tief in den zueinander zu finden, je nach Wasserstand zum Zeit- sandigen Boden. Auch er verträgt das Übersanden besser punkt der Ablagerung. Die auffälligste Gesellschaft ist als den Abtrag von Sand; Juli 1996. die Strandmelden-Spülsaumgesellschaft mit einer Reihe von Melde-und Gänsefußarten (Abb. 13). Am häufigsten sind Strand- und Spießmelde (Atriplex lit- foralrs und A. prostrata) sowie der Rote und Graugrü- ne Gänsefuß (Chenopodium rubrum und Ch. glau- cum). Hier kann man auch auf seltene und stark ge- fährdete Meldeaften, wie die Kahle, die Stielfrüchtige und die Pfeilblatt-Melde (Atriplex glabriuscula, A. lon- gipes, A. calotheca) stoßen, jedoch lassen diese sich nur anhand der Früchte und auch dann nicht leicht identifizieren. DENCKER (1942) machte dazu folgende Bemerkung: ,,Den ewig wandelbaren Boden des Spülsaumes zu bewohnen, ist natürlich eine waghalsige Angelegen- heit, und doch hat auch diese gefährliche Zone ihre Charakterpflanzen. Es sind meistens Meldearten in ei- nem verwirrenden Formenreichtum, besonders die Strandmelde und Salzformen unserer gewöhnlichen Melden mit allen möglichen Kreuzungen, - ein Kreuz und Leid für den pedantischen Botaniker! Bei Reden- Abb. 10: Die Blüten des Dänischen Löffelkrautes lassen im tin fand ich auch die Schönblättrige Melde (Atriplex Mai ganze Bereiche der Wismar-Bucht wie frisch beschneit calotheca) und war stolz auf diesen seltenen Fund, erscheinen; Mai 1992. den mir auch Autoritäten bestätigten, aber wer garan- tiert dafür, daß Calotheca nicht auch so ein Kreu- zungsprodukt ist? lch habe die jugendlichen Pflanzen Abb 11: Der Krähenfuß-Wegerich zeigt eine ganz beson- des jungfräulichen Spülsaumes schwer in Verdacht, ders interessante Gesellschaft an, denn in seiner Nähe daß sie sich in ihrem Leichtsinn keiner Autorität fü- kann man erfolgreich nach weiteren Seltenheiien suchen; gen!" Mai1994. Samenmaterial all dieser stickstoffliebenden einjähri- gen Aften werden mit dem Spülgut aufgeschwemmt. Diese Arten können dann - jahrgangsweise - so domi- nant werden, daß andere Pflanzen kaum eine Chance haben. Ein sehr hübscher Bewohner des Spülsaumes ist der ebenfalls einjährige Meersenf (Cakile maritima) aus der Familie der Kreuzblütengewächse (Abb. 14). Mit seinen hell- bis dunkelvioletten duftenden Blüten ver- schönt er den oft nicht sehr attraktiven Spülsaum, der menschliche Hinterlas- leider auch 'Sammelstelle" für senschaften, insbesondere für schwimmende Pla- steabfälle, ist.

Gesellschaften der Salzröhrichte sind auf schmale Uferbereiche und besonders feuchte Senken be- grenzt, die nicht mehr oder auch niemals beweidet wurden. ln der Regel sind es feste, wenig durchlüftete

28 Ton-Schlickböden, die diese Röhricht-Gesellschaften t beherbergen. Hauptvertreter ist die Strandsimse, da- neben auch eine niedrigwüchsige, häufig blaugrün I gefärbte Salzform des Schilfes (Phragmites com- munis). ln diesen Röhrichten versteckt, gerne in der Nähe niedriger Abbruchkanten, wächst das Englische t, Löffelkraut. Es ist auch im tiefsten Winter durch seine 1t grünen Blattrosetten zu entdecken. Auch ist das klei- ne rosablühende Milchkraut (Glaux maritima) hier wie fast überall auf feuchten salzbeeinflußten Flächen zu finden (Abb. 15). Ganz besonders in den landseitigen Brackröhrichten des Poeler Breitlings, aber auch auf dem Boiensdorfer Werder, dem Langenwerder und den Poeldammwiesen breitet sich von Jahr zu Jahr der Echte Eibisch weiter aus. Bei Einstellung der Beweidung muß mit einer langsa- men Zunahme der Brackröhrichte gerechnet werden, die dann alle feuchteren Bereiche des Salzgraslandes bedecken würden.

Gesellschaften der Kliff küste Die ökologisch besonders wedvolle und erosionsge- fährdete Kliffküste kommt in der Wismar-Bucht an verschiedenen Stellen in sehr unterschiedlicher Aus- prägung vor. Leider wurden die typischen Pflanzen- gesellschaften dieser Standorte durch Anpflanzungen fremdartiger Gehölze - als Maßnahme des Küsten- schutzes - weitgehend verdrängt. Ob auf der lnsel Poel, dem Boiensdorfer Werder, bei Stove, Fischka- ten, Fliemstorf Huk oder an der Wohlenberger Wiek, überall trifft man auf Gehölzanpflanzungen, die vor- wiegend aus dem Eschen-Ahorn, der Späten Trau- benkirsche, Ölweiden und verschiedenen Weidenhy- briden bestehen. Wo dennoch kleinflächig solche Standorte erhalten sind, gedeihen die bei uns schon als verschollen gel- tende Salz-Kresse (Lepldrum latifolium) und die Orien- talische Zackenschote (Bunns orientalis), wie z. B. am Fuße bzw. an der Oberkante der Kliffküste bei Fisch- katen. Der seltene Gezähnte Steinklee (Melilotus den- fata) hat fast nur noch in der Wismar-Bucht in Röh- richten vor Kliffküsten einige Vorkommen. An frischen kalkhaltigen Abbruchkanten findet sich der zweijähri- ge Färber-Wau (Æeseda luteola) ein, wie beispielswei- se auf dem Boiensdorler Werder. Überraschend ist die zunehmende Ausbreitung des Bilsenkrautes (Hyoscyamus niger) vor Kliffküsten entlang der Wis- mar-Bucht in den letzten Jahren. Auffallend bunt sind die Gesellschaften an den Ober- kanten der Kliffs. Bei gebremstem Höhenwachstum der Pflanzen sind die Blüten häufig besonders groß

Abb. 12: Das Salz-Hasenohr ist eine solche Seltenheit in der Krähenfuß-Wegerich-Gesellschaft (oben); Sept. 1996.

Abb. 13: Fruchtende Meldearten im Spülsaum zeigen eine erstaunliche Farbenpracht (Mitte oben; September 1996),

Abb. 14: Der Meersenf nutzt die Abbauprodukte im Spül- saum für eine kräftige Entfaltung (Mitte unten); Juli 1996.

Abb. 15: Das hübsche Milchkraut bedeckt mit seinen klei- nen rosa Blüten oft ganze Flächen im mäßig beweideten '1 Salzgrasland (unten); Juli 991 ,

to und farbenprächtig. Das ist oft bei der Wiesen- Das drollige kleine Sand-Lieschgras, eine Seltenheit, Flockenblume (Centaurea jacea), der Dornigen Hau- auf wenige Küstenode zwischen Ostfriesland und hechel (Ononis sprnosa), aber auch bei der Schafgar- Mecklenburg beschränkt, beeilt sich, mit dichtem be (Achillea millefolium), dem Herbst-Löwenzahn Wurzelschopf aus dem Dünensand so viel herauszu- (Leontodon autumnalis) und dem Gewöhnlichen Bit- holen, daß es sein kurzes Leben mit recht vielen run- terkraut (Picris hieracioides) zu beobachten. Auch die den Fruchtähren abschließen kann. Oft tritt es hier in lange Blühdauer bis in den späten Herbst ist eine Be- Massen auf... Hier erfreut uns auch die Königin der sonderheit dieser ufernahen kurzrasigen Bereiche. Auf Dünen, die herrliche Stranddistel, die so schön ist, Trockenstandoften der Kliffküsten sind mehrfach Ech- daß sie fast ausgerottet wurde und unter Naturschutz tes Labkraut (Galium verum), Sichel-Luzerne (Medica- gestellt werden mußte. So kann Schönheit zum Ver- go falcata) und Gemeine Sichel-Möhre (Falcaria vulga- hängnis werden! Auf Langenwerder haben wir aller- ris) vergesellschaftet (2. B. bei Hohen WieschendorJ dings noch 1500 Exemplare gezählt... Aften des Bin- und am niedrigen Kliff bei Hinter Wangern auf der ln- nenlandes finden wir hier in völlig abweichender, der sel Poel). An warmen, geschützten Stellen der Kliffkü- Lage angepaßter Form. Die überall aufrecht wachsen- ste ist der Kicher-Tragant (Astragalus cicer) zu finden, de Trespe bildet hier ganz kurze, niederliegende Bü- wie z. B. am stark lehmigen Kliff nördlich Groß Ström- schel und hat als Unterad den Namen Bromus mollis kendorf zusammen mit Knollen-Platterbse (Lathyrus subsp. thominii erhalten... Die Salz-Aster entfaltet ihre fuberosus) und Zittergras (Briza media). zahlreichen violetten Blütenköpfchen, die Löffelkräu- Die Gesellschaften der Gräben und Tümpel in den ter (meistens Cochlearia anglica) mit schneeweißen salzwasserbeeinflußten Bereichen werden durch ganz Kreuzblüten und dicken Schoten sprießen empor, die typische Pflanzen bestimmt. Diese Pflanzen sind die Salzschuppenmieren mit hellroten Blüten sind überall Meeres-Salde und die Strand-Salde (Ruppia maritima zu finden, und das noch häufigere Meerstrands- und R. cirrhosa), das Kamm-Laichkraut und das ge- Milchkraut, im Frühsommer dicht mit rosa Blüten be- fährdete Zwerg-Laichkraut (Potamogeton pecti natu s setzt, erobert sich, dicht am Boden hinkriechend, und P. panormitanus). Oft sind auch verschiedene Ar- ganze Flächen. Warum es Milchkraut heißt? Wredow ten Armleuchteralgen (Chara-Ar1en) in den Gräben be- schreibt in seiner,,Oeconomisch-technischen Flora standsbildend. Charakteristisch für kleine Tümpel mit Mecklenburgs" 1811: ,,Säugenden Frauen soll es die Brackwassereinfluß und mineralischem Untergrund ist Milch sehr vermehren. Man kann es als Salat und der Brackwasser-Wasserhahnenfuß (Ranunculus bau- Gemüse, auch in Suppen speisen."... Die herrschende dotií). ln den nur leicht salzhaltigen Gräben der Blo- Blume aller Salzwiesen ist die Strand-Grasnelke waTzer, Wodorfer und Vorwerker Wiesen wächst er- (,,Soltblaum"). Sie verleiht viele Sommerwochen hin- freulicherweise noch der Tannenwedel (Hippuris vul- durch ganzen Flächen einen rosigen Schimmer. Noch gans), eine vom Aussterben bedrohte Pflanzenart. schöner und dauerhafter ist der verwandte Meer- strands-Widerstoß (früher als Heilmittel ,,wider den Stoß", also bei Verletzungen gebraucht), auch Strand- Ausgewählte Gebiete flieder (Abb, 17) genannt." Über den Boiensdorfer Werder schreibt KLOSS 1966 Die kurze Beschreibung dieser für die Wismar-Bucht im Vorwort zu seinem Beitrag: ,,Ein kleiner Gegen- typischen Gesellschaften soll aber nicht darüber hin- stand, der viele Vorzüge in sich vereinigt - gerade in wegtäuschen, daß jede lnsel und jede Halbinsel mit diesem Sinne ist der Boiensdorfer Werder ein Kleinod. ihrem speziellen Charakter ein Kleinod für sich ist. Genau genommen haben wir es nur mit dem Und es können diese Besonderheiten nicht treffender Schwemmland (Rustwerder) an der Südseite der beschrieben werden, als es durch die Feder anderer Halbinsel zu tun. Auf einer Fläche von ungefähr 10 begeisteder Naturfreunde zu verschiedensten Zeiten Hektar spielen sich Landbildung und Vegetationsent- bereits geschah. wicklung in einer Vielfalt ab, wie wir sie anderswo nur durch tagelange Reisen kennenlernen können. Selten Auf der lnsel Langenwerder lebte und arbeitete in den treten die ursächlichen Zusammenhänge einer Vege- vierziger Jahren dieses Jahrhunderls Fritz DENCKER tationsfolge so offen vor Augen, und ebenso selten als Vogelwart. Seine botanischen Beschreibungen kann man die Vorgänge der Landbildung so klar aus sind so erfrischend, daß sich hier eine wörlliche Wie- der Verteilung der Vegetation ablesen wie hier." d ergabe auf d rän gt (D E N C KER, 1 942, auszugsweise) : Besonders schöne Bestände bilden hier das Dänische ,,Sehen wir uns einmal die wachsende Düne am Süd- und das Englische Löffelkraut, das Zierliche Tausend- westzipfel von Langenwerder an! Bis an den Spül- güldenkraut (Centaurium pulchellum), der Strandflie- saum erstrecken sich die gelbgrünen Rasen der dick- der und die Strand-Grasnelke (Armeria maritima), rosa fleischigen Salzmiere. Der Sand fängt sich in ihren und weiß blühend (Abb. 18). Auch sind hier die sehr Polstern und bedeckt sie, aber das ist dieser Speziali- kleinflächigen Krähenfuß-Wegerich-Gesellschaften stin des wehenden Sandes gerade recht. lmmer neue (siehe oben) besonders typisch ausgeprägt. Triebe kommen nach oben. Ja, die Salzmiere ist so auf ständige Salzzufuhr eingestellt, daß sie ohne sol- Die Besonderheiten des NSG Rustwerder auf Poel che zu verkümmern pflegt. Wo im Dünensand etwas wurden insbesondere von HENKER, H. u. l. (1992) organische Stoffe vorhanden sind, finden wir auch die herausgearbeitet und so zusammengefaßt: beiden einjährigen Vertreter dieser artenarmen Pio- ,,Das NSG Rustwerder/Fauler See hat eine große lan- niergesellschaft: das robuste stachelige Kalikraut, völ- deskulturelle Bedeutung. Hier konnten sich in modell- lig einer Wüstenpflanze gleichend, und den hübschen hafter Weise vielfältige geomorphologische Formen Meersenf mit duftenden lilafarbigen Kreuzblüten. ... ausprägen, die eine ungewöhnlich artenreiche Flora

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Abb. 16: Die Strand-Aster findet sich auf allen salzbeein- Abb. 17: Der Strandflieder mit breiten ledrigen Blättern ist flußlen Standorten ein, jedoch wird sie durch intensive Be- eine besonders hübsche Rarität der Wismar-Bucht; Juli weidung zurückgedrängt; August 1 996. 1 996.

(und Fauna) beherbergen. Der gesamte Rustwerder montanu m) und Berg-Heilwurz (Li banotis pyrenaica). besteht aus $ 20c- bzw. $ 2-Biotopen mit einer Viel- Die ausgedehnten Magerrasen am Kieler Oft auf zahl gefährdeter Pflanzengesellschaften und gefähr- äußerst kargem Sand sind auffallend artenreich. Hier deter Pflanzenarten sowie einigen besonders ge- haben sich ganz eigene Gesellschaften herausgebil- schützten Pflanzenarten. Der Rustwerder repräsen- det: Typische Strandpflanzen (2. B. Salzmiere und tiert eine seit Jahrhunderten nur unwesentlich verän- Stranddistel) wachsen zusammen mit Vertretern des derte Kulturlandschaft unserer Küstenregion. Alle be- Magerrasens, wie z. B. Berg-Sandknöpfchen (Jasione merkenswerten Pflanzenarten, die vor rund 40 Jahren mo ntana) und Sand-Stroh bl u me (H e I i ch rysu m are n ari - festgestellt wurden, sind noch heute vorhanden! Der um). Einmalig sind auch die großflächigen Reinbe- Strand ist der einzige auf Poel, der bisher nicht dem stände der Natternzunge (Ophio g lossu m v u I g atu m). Badebetrieb preisgegeben wurde". Botanische Raritäten in diesem Gebiet sind alle drei Die Salzwiesen am Poeldamm verdienen wegen ihrer Löffelkraut-Arten, drei Arten Tausendgüldenkraut, die Vielseitigkeit besondere Beachtung. Es wechseln mi- Wilde Sellerie (Apium graveolens), das Salz-Hasenohr, neralische, torfige und schlickige Bereiche auf lnseln der Strandflieder, die Strand-Platterbse sowie der un- und Halbinseln kleinflächig miteinander ab. Auch sind scheinbare Dünnschwanz. Priele und Röten besonders schön ausgeprägt. Eine naturschutzgerechte Beweidung soll dafür sorgen, Die Halbinsel Wustrow war infolge militärischer Nut- daß der Charakter dieser Bereiche erhalten bleibt, der zung annähernd sechs Jahrzehnte für die Öffentlich- auch für Wiesenvögel und Durchzügler von großer keit unbetretbar. lhre vorgeschobene Lage in der Ost- Bedeutung ist. see und die von Ferne erkennbaren Landzungen rie- Auf der lnsel Ahrendsberg befindet sich das größte fen verständlicherweise immer die Sehnsucht der Bo- Vorkommen des Schmutziggrünen Fingerkrautes (Po- tanlker und Zoologen auf den Plan. GRIEWANK tentilla sordida), außerdem sind das Dünnschwanz- (1873) botanisierte in den Sommern 1871 und 1872 gras und die reichen Vorkommen an Strandflieder, auf der Halbinsel Wustrow und beschreibt mit Begei- Löffelkraut und Strand-Beifuß hervorzuheben. sterung ,,Wustrow als einen der reichhaltigsten Stan- dorte unserer ganzen Küstenflora". lnsbesondere er- wähnt er die ,,ziemlich ausgedehnten Salzwiesen und Abb. 18: So sieht das NSG lnsel Langenwerder aus, wenn das dem Meer zugewandte hohe Ufer". Er bemerkt im Mai/Junidie Strand-Grasnelke blüht; Mai 1977. auch, daß in früheren ZeiÍen - ebenso wie heute - ein Meeresdurchbruch die nordwestlich gelegene Land- zunge (Kieler Oft) zeitweilig zu einer lnsel gemacht hatte. Glücklicherweise wurde diese einmalige Land- schaft sofort nach dem Truppenabzug 1992 zum NSG erklärt. Es sind alle küstentypischen und weitere ge- schützte Biotope zu finden: Breiter Sandstrand mit herrlichen Dünen, Salzwiesen, Kliffküsten und Mager- rasen, Uferröhrichte und natürliche Gebüsche. Hier sind Stranddisfel (Eryngium maritimum) und Meerkohl (C ram be m ariti m a), Sand- Liesch gr as (Ph I e u m are n ari - um) und Strand-Platterbse (Lathyrus japonicus subsp. maritimus) noch keine Seltenheit! Auf der Kliffküste wachsen Raritäten wie Knäuel-Glockenblume (Cam- panula glomerata) lila und weiß, Breitblättriges Kna- benkraut (Dactylorhiza majalis), Berg-Klee (Trifolium

31 Liste der gefährdeten Pflanzenarten in der Wismar- Eleocharis uniglumis EinspelzigeSumpfsimse 3 Bucht Elymopyron strictum Steifer Bastardstrandroggen 4 Epipactis palustris Sumpf-Sitter 2 lm Folgenden sind 102 in der Wismar-Bucht vorkom- Eryngium maritimum Stranddistel 1 mende Pflanzenarten aufgelistet, die entsprechend Euphorbia exigua Kleine Wolfsmilch 3 der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommern gefährdet Festuca ovina EchterSchaf-Schwingel 3 bzw. (2 Arten) laut Bundes-Aftenschutzverordnung Festuca salina Salz-Schwingel 2 besonders geschützt sind. Filipendula vulgaris Kleines Mädesüß 2 Unter den aufgelisteten Arten befinden sich auch sol- Fragaria viridis Knack-Erdbeere 3 che, die nicht zu den Salzpflanzen zu rechnen sind, Gagea pratensis Wiesen-Goldstern 3 die aber beständige Vorkommen im Küstengebiet der Geranium columbinum Tauben-Storchschnabel 3 Wismar-Bucht haben. Geranium dissectum Schlitzbl.Storchschnabel 3 (S lt. Bundes-Artenschutzverordnung besonders Hieracium caespitosum Wiesen-Habichtskraut 2 = * geschützt. = lt. Rote Liste (RL) verschollen). Hippuris vulgaris Tannenwedel 1 Hordeum secalinum Wiesen-Gerste 1 Wissenschaft licher Name Deutscher Name RL M-V Hottonia palustris Wasserprimel 3 3 AIlium kochii Kochs Lauch 1 Hydrocotyle vulgaris Wassernabel 2 Allium montanum Berg-Lauch 1 Hyoscyamus niger Schwarzes Bilsenkraut Althaea officinalis Echter Eibisch lnula britannica Wiesen-Alant 3 Anthoxanthum odoratum Gemeines Ruchgras 3 Juncus gerardii Salz-Binse 2 Anthriscus caucalis Hunds-Kerbel a Koeleria macrantha Zierliches Schillergras 3 japonicus Apium graveolens Sellerie 1 Lathyrus subsp. Armer¡a maritima subsp. maritimus Strand-Platterbse S elongata Gemeine Grasnelke ù Lepidium latifolium Breitblättrige Kresse 1- Armeria marltlma. subsp. Leucanthemum vulgare Wiesen-Margerite 2 maritima Strand-Grasnelke 2 Limonium vulgare Strandflieder 2 Artemisia maritima Strand-Beifuß 2 Lotus tenuis Salz-Hornklee 2 Aster tripolium Strand-Aster 3 Luzuta campeítris Gemeine Hainsimse 3 Atriplex calotheca Pfeilblatt-Melde 2 Lychnis flos-cuculi Kuckucks-Lichtnelke 2 2 Atriplex glabriuscula Kahle Melde 1 Melilotus dentata Salz-Steinklee Avenochloa pratensis Echter Wiesenhafer 2 Odontites litoralis Salz-Zahntrost 2 Blysmus cornpressus Flaches Quellried 3 Odontites vulgaris Roter Zahntrost 3 2 Blysmus rufus Rotbraunes Quellried 1 Oenanthe Iachenalii Wiesen-Pferdesaat Briza media Gemeines Z¡ttergras 2 Ophioglossum vulgatum Gemeine Natternzunge 2 1 Bupleurum tenuissimum Salz-Hasenohr 1 Parapholis strþosa Gekrümmter Dünnschwanz Cakile maritima Europäischer Meersenf 2 Phleum arenarium Sand-Lieschgras 1 Campanula glomerata Knäuel-Glockenblume 2 Plantago coronopus Krähenfuß-Wegerich 2 Cardamine pratensis Wiesen-Schaumkraut 3 Plantago maritima Strand-Wegerich 2 Carex distans Entferntährige Segge 2 Poa subcoerulea Salzwiesen-Rispengras 3 Carex disticha Zweizeilige Segge ù Polygala vulgaris GemeinesKreuzblümchen 2 Carex extensa Strand-Segge 2 Potamogeton panormitanus Zwerg-Laichkraut 3 Carex flacca Blaugrüne Segge 3 Potentilla sordida Schmutziggrün. Fingerkraut 1 Carex nigra Wiesen-Segge 3 Ranunculus aquatilis Gemeiner Wasserhahnenfuß 2 Carum carvi Wiesen-Kümmel Ranunculus flammula Brennender Hahnenfuß 3 Centaurea jacea subsp. Ranunculus peltatus Schild-Wasserhahnenfuß 3 jacea Wiesen-Flockenblume 3 Ranunculus sardous Rauher Hahnenfuß 2 Centaurium erythraea Echtes Tausendgüldenkraut 3 Rosa ínodora Geruchlose Rose 2 Centaurium pulchellum Zierl.Tausendgüldenkraut 2 Rosa rubiginosa subsp. Centaurium Iittorale Strand-Tausendgülden kraut 2 umbellata Wein-Rose J Chara div. spec. Armleuchteralgen 2,3 Sagína maritima Strand-Mastkraut 2 Cirsium acaule Stengellose Kratzdistel 2 Salicornia europaea Gemeiner Queller J Cochlearia anglica Englisches Löffelkraut 2,S Salsola kali subsp. kali Salzkraut .J Cochlearia danica Dänisches Löffelkraut S Samo/us valerandi Salzbunge 2 Kleiner Wiesenknopf J Coch leari a off i ci n al i s Gebräuchliches Löffelkraut 1,S Sanguisorba minor Consolída regalis Feld-Rittersporn 3 Saxifraga granulata Körnchen-Steinbrech ù Coronopus squamatus Gemeiner Krähenfuß 2 Sueda maritima Strand-Sode J 2 Crambe maritima Echter Meerkohl 1 Trifolium montanum Berg-Klee Cynosurus cflsfa¿us Weide-Kammgras 3 Triglochin maritimum Strand-Dreizack 2 palustre J Dacy I orh iza ma7'alrs subsp. Triglochin Sumpf-Dreizack majalis Breitblättriges Knabenkraut 2 Viola canina Hunds-Veilchen 3 Danthonia decumbens Dreizahn 3 Viola hifta Rauhhaar- Veilchen 3 Kleines Seegras 2 Dianthus armeria Rauhe Nelke 1 Zostera noltii

,)z Morphologie und Hydrographie der Wismar-Bucht M. von Weber und F. Gosselck

Die Lage der Wismar-Bucht in der Ostsee bei Stove). So entstehen bei niedrigem Wasserstand ausgedehnte Wattengebiete, die nun allerdings nicht Die Wismar-Bucht ist eine weit in die hügelige Grund- dem Rhythmus der Gezeiten ausgesetzt sind, son- moränenlandschaft Nordwest-Mecklenburgs einge- dern windabhängig trockenfallen oder mit Wasser be- schnittene südliche Ausbuchtung der Mecklenburger deckt sind. Die Windwatten der Wismar-Bucht sind Bucht, die am südwestlichen Ende der Ostsee liegt. ln nach den Windwatten am die ausgedehntesten die Mecklenburger Bucht münden der Belt trockenfallenden Flachwasserzonen der südlichen und der Sund, durch die die Ostsee mit dem Kattegat Ostsee. und dem Skagerak und damit mit der Nordsee ver- bunden ist. Die Wismar-Bucht liegt also nahe an der Völlig anders sind die Tiefenverhältnisse in der Woh- Nordsee und erhält im Vergleich zu den Bodden an lenberger Wiek. Die Flachwasserzonen bis ca. 5 m der pommerschen Küste und dem bei Tiefe sind schmaler als in der inneren Wismar-Bucht, recht salziges Wasser. im Breitling und im Salzhaff. Schnell fällt die Wasser- tiefe auf 8 - 9 m ab. Am Eingang zur Wohlenberger Wiek zwischen Hohenwieschendorfer Huk und der Morphologie Lieps werden sogar 10 m Tiefe gemessen.

Das abwechslungsreiche hügelige Landschaftsbild Das Salzhaff ist mit der äußeren Wismar-Bucht durch der lnsel Poel und des Klützer Winkels sowie des eine 4 m tiefe Rinne, der Kielung, verbunden. Als tief- südlichen Salzhaffs setzt sich unter Wasser in abge- ster Teil befindet sich östlich von Kieler Oft eine schwächter Form fort. schmale 9 - '10 m tiefe Rinne. Deutlich wird eine Zwei- Die innere Wismar-Bucht ist ein Flachwassergebiet teilung des Haffs durch den vorspringenden Teß- von 3 - 4 m Tiefe mit breiten ufernahen Zonen zwi- mannsdorfer Haken, der sich unter Wasser foftsetzt schen 0 - 1 m Tiefe. Sie werden durch die 9,5 m tiefe und den ungehindeñen Wasseraustausch zwischen Fahrrinne zerschnitten. Der Hafen und das Werftge- südwestlichem (äußere Bucht) und nordöstlichem Teil biet wurden ebenfalls bis auf 9,5 m vertieft. (innere Bucht) nur über eine schmale Rinne (Ellbogen) Vom Spülsaum aus fällt der Meeresboden langsam ermöglicht. Die durchschnittliche Tiefe beträgt ledig- ab, so daß dem Ufer breite Flachwasserzonen vorge- lich 2,3 m. Die äußere Bucht ist 3 bis fast 5 m tief, die lagert sind (nördlich und nordöstlich Poel, in der Kroy, innere Bucht 2 - 3 m. Etwa die Hälfte der Fläche des am südlichen Salzhaff, am Boiensdorfer Werder, am Salzhaffs wird von flachen Randbereichen (0 - 2 m) Breitling, in der Redentiner Bucht, in der Großen Wiek eingenommen, die ideale Lebensbedingungen für Ma- krophyten bieten. ln den Senken und Rinnen der tiefe- ren Bereiche hat sich feineres und organisch angerei- Abb. 1: Schematisierter Längsschnitt durch das Ein- und cheftes Material akkumuliert (JASCHHOF, 1990). Ausstromgebiet zwischen Wismar-Bucht und Mecklenbur- Windwatten befinden sich bei Blengow, am Boiens- ger Bucht. Die Kuppen (Hannibal, Schweinsköthel) und die dorfer Werder und in der Kroy. Schwellentiefe von 10 m in der Einstromrinne (Großes Tief, Krakentief) verhindern normalerweise das Eindringen von Zwischen dem Salzhaff und der inneren Wismar- sauerstoffarmem Tiefenwasser aus der Mecklenburger Bucht befinden sich die größten zusammenhängen- Bucht in die innere Wismar-Bucht. den Flachwasserzonen der Wismar-Bucht. Vom Salz-

Hafenbecken Redentiner Bucht Schweinsköthel Hannibal Mecklenburger Bucht Wismar Wohlenberger Wiek Krakentief

Salzgehalt 1a o/ t¿ /oo i10m

r&.

20m

30m

Literatur S. 94 haff aus westlich schließt sich die noch 2 m tiefe Goll- neren Wismar-Bucht erfolgt. Das Eindringen von Tie- witz an, die südlich des Boiensdoder Werders in die fenwasser aus der Mecklenburger Bucht wird durch Flachwasserzonen und Windwatten der Großen Wiek die vorgelagerten Untiefen und durch die verhältnis- auslaufen. Zaufe und Breitling sind meistens weniger mäßig geringe Tiefe der Rinnensysteme, die wie eine als 1 m tief. Schwelle der Wismar-Bucht vorgelagert sind, unter normalen hydrographischen Bedingungen verhinderl. Die äußere Wismar-Bucht setzt sich aus einem Rin- nen- und Kuppensystem zusammen (Abb. 1). Der Als innere Wismar-Bucht werden die Gewässer süd- flachste Teil ist die Lieps, die noch im Mittelalter eine lich einer Linie Hohen Wieschendorf Huk - Fauler See lnsel war. lhr höchster Teil wird auch heute nur bei auf Poel bezeichnet. Östlich wird Poel durch die Hochwasser überflutet. Die Untiefen Hannibal, Flachgewässer,,Breitling" und,,Gollwitz" begrenzt Schweinsköthel, Jäckelberg, Sechersgrund und Platte und nordöstlich schließt sich das Salzhaff an, das erreichen Tiefen um 3 m. Das Rinnensystem beginnt wiederum in eine äußere und eine innere Bucht unter- nordöstlich am Großen Tief mit etwa 18 m, verläuft teilt wird. dann zunächst südwestlich und ab Krakentief südlich Gezeitentätigkeit mit einem Tidenhub von ca. 20 cm bis zur Wohlenberger Wiek mit 10 - 13 m. Das Flagg- ist zwar noch nachweisbar, wird aber meistens durch tief nordwestlich von Timmendod auf Poel erreicht windabhängige Wasserstandsschwankungen überla- fast 8 m Tiefe. ger1. Allgemein gilt, daß bei südwestlichen Winden der Wasserstand fällt und bei nordöstlichen steigt. ln- nerhalb weniger Stunden wurden Wasserstands- Hydrographie schwankungen von über 1 m beobachtet. Der Haupt- einstrom von Ostseewasser erfolgt über das Große Wasseraustausch mit der Ostsee Tief und Krakentief in das etwa 9 m tiefe Becken der Das Gebiet der Mecklenburger Bucht gehöft zum Wohlenberger Wiek und von doft über eine 6 - 7 m Übergangsbereich zwischen Nord- und Ostsee und tiefe Rinne bis zur lnsel Walfisch. ln geringerem Aus- ist durch den Wasseraustausch zwischen beiden maß wird das Wasser auch über den Breitling ausge- Meeren ausgeprägten hydrographischen Schwankun- tauscht. Dieser Vorgang ist an der schmalen Passage gen unterworfen. Charakteristische horizontale und des Wassers an der Poeldammbrücke gut zu beob- vertikale hydrographische Gradienten, kurzzeitige Mi- achten. Der Wasseraustauch mit dem Salzhaff ist we- lieuänderungen und kleinräumige Verteilungsmuster niger intensiv, weil der Zufluß über die Kielung am sind typisch für das Übergangsgebiet. lm allgemeinen südlichen Ende der Halbinsel Wustrow schmal und ist dem aus der positiven Wasserbilanz der Ostsee flach ist. (Wasserüberschuß durch humides Klima) resultieren- den Ausstrom von salzärmerem Wasser in der Deck- Temperatur schicht ein salzreicher Kompensationsstrom in der Der Jahresgang der Temperatur zeigt in so flachen Tiefe entgegengerichtet (MATTHÄUS, 1992). Vor al- Gewässern wie der Wismar-Bucht und dem Salzhaff lem für die Tiefenbereiche der Becken in der zentralen enorme Unterschiede. Rasche Erwärmung im Früh- Ostsee sind die sog. Salzwassereinbrüche über die jahr, hohe sommerliche Temperaturen, schnelle Ab- Belte und die Darßer Schwelle als extreme Wasser- kühlung im Herbst sowie lange Eisperioden im Winter austauschprozesse zwischen Nord- und Ostsee le- sind typisch. lm ,,Jahrhundertsommer" 1994 reichte benswichtig. Der jüngste Salzwassereinbruch im Ja- die Spanne der Wasserlemperatur im Salzhaff von nuar 1993 beendete eine 16 Jahre währende Stagna- 0 bis fast 27 "C (WALTER, 1996). tionsperiode in den tieferen Bereichen der Ostsee, die durch Sauerstoffmangel, die Bildung des lebensfeind- Die im Zeitraum zwischen 1977 und 1996 im Ober- lichen Giftes Schwefelwasserstoff und das fast völlige flächenwasser der Wismar-Bucht gemessene Tempe- Aussterben der Bodenorganismen in diesen Tiefenbe- ratur lag zwischen -1 'C und 24,8 "C (Daten des reichen gekennzeichnet war. Während anhaltend star- LAUN M-V). Der langjährige Mittelwert liegt an der ln- ker Weststürme werden große Mengen salz- und sau- sel Walfisch bei 10,6 'C und damit nur geringfügig erstoffreichen Wassers in die Ostsee transpoftied uber dem Mittel in der vorgelageften Mecklenburger (MATTHÄUS,1993). Diese Prozesse spielen natürlich Bucht mit 10,2 "C. Horizontale Gradienten zwischen auch für die hydrographischen Verhältnisse in der der inneren und äußeren Bucht treten vor allem Wismar-Bucht und im Salzhaff, vor allem für den während der Erwärmungsphase im Frühjahr und Salzhaushalt, eine entscheidende Rolle. Sommer infolge der Tiefenunterschiede der beiden Gewässerteile auf. Die Temperatur in der äußeren Hydrographisch wird die Wismar-Bucht in die äußere Bucht liegt dann etwa 1 - 3 'K niedriger. Vertikale und innere Bucht untedeilt. Die äußere Bucht wird Temperaturunterschiede sind in einem flachen Ge- seewäfis durch die Untiefe Hannibal und durch die wässer wle der Wismar-Bucht eher selten. ln der ehemalige lnsel Lieps begrenzt. Südöstlich befindet äußeren Bucht, insbesondere im Krakentief, können sich die lnsel Poel und die Halbinsel Wustrow, denen jedoch kur zzeiTig Tem peratu runtersch iede zwi schen ein breiter Flachwassersockel (Rerikriff, Jaeckelberg) Oberflächen- und Bodenwasser von durchschnittlich vorgelagert ist. Zwischen Poel und dem Hannibal so- 2 - 3,5 "K auftreten. ln Richtung innere Bucht nehmen wie der Lieps zieht sich ein etwa 10 m tiefes Rinnen- diese Gradienten immer mehr ab. Stabile langanhal- system (,,Großes Tief" und ,,Krakentief") zur Wohlen- tende thermische Schichtungen wie in der vorgelager- berger Wiek, über das ein intensiver Wasseraus- ten Mecklenburger Bucht sind jedoch kaum möglich tausch von Oberflächenwasser der Ostsee mit der in- und wurden bisher nicht beobachtet.

34 Salzgehalt Abb. 2 und 3: Das vereiste Salzhaff im Januar 1997. Diese Der Salzgehalt spielt neben dem Sauerstoff für die lsizarren Eisaufbrüche entstanden über den im Wasser lie- Besiedlung mariner Lebensräume eine ganz entschei- genden Findlingen. dende Rolle. Für die biologische Besiedlung ist aller- dings die Amplitude der abiotischen Umweltparame- ter, d. h. vor allem Extremsituationen, von Bedeutung. schen Streßsymptome und Fluchtreaktion aus. Die Wismar-Bucht ist ein typisches a-mesohalines Das Bodenwasser der Wismar-Bucht ist normalerwei- Gewässer. Der Salzgehalt sinkt fast nie unter 10 %o. se auf Grund der geringen Tiefe und der guten hori- Größere Süßwasserzuflüsse fehlen. Neben wenigen zontalen und vefiikalen Durchmischung des Wasser- Gräben und Drainagen münden in die innere Wismar- körpers gut mit Sauerstoff gesättigt. Der mittlere Sau- Bucht der Wallensteingraben und in die innere Bucht erstoffgehalt im Tiefenwasser an der lnsel Walfisch des Salzhaffs der Hellbach. Der Süßwasserzufluß ist schwankt übers Jahr zwischen 7 - 8 mgll im Sommer so gering, daß im weiteren Umfeld der Mündungen und 10 - 13 mg/l im Winter und Frühjahr. lm Ober- keine nennenswerten Verringerungen des Salzgehal- flächenwasser kann durch die Sauerstoffproduktion tes meßbar sind. der photosynthetisierenden Planktonalgen das Was- Der durchschnittliche Salzgehalt an der lnsel Walfisch ser mit Sauerstoff übersättigt werden. lm Frühjahr und liegt bei 13 - 14 %o. Die durchschnittlichen Höchst- Sommer sind Übersättigungen bis zu 140 %o keine wefte liegen mit 16 - 17 %, im Januar und Februar, Seltenheit, im Hafenbereich wurden sogar über die niedrigsten durchschnittlichen Wede mit 12 %' 200 % Sauerstoffsättigung gemessen. zwischen Juni und August. Der Maximalwerl wurde Unter besonderen hydrographischen Bedingungen im September 1986 mi| 24,6 %o im Tiefenwasser, der (Ausbildung einer Salzgehalts- und Wärmesprung- Minimalwert im Juli 1988 mit 9,6 Yoo im Ober- schicht während langer meteorologischer Stagnati- flächenwasser gemessen (Daten des LAUN M-V). onsperioden im Sommer bis in den Herbst in der Aktuelle hydrographische Meßreihen (1990 - 96) der Mecklenburger Bucht) kann jedoch nach dem Eindrin- Biologischen Station Boiensdorf WALTER, 1996) er- gen von sauerstoffverarmtem Tiefenwasser aus der gaben für das westliche Salzhaff einen durchschnittli- vorgelageden Mecklenburger Bucht bis in die innere chen Salzgehalt von 12 - 13 %o. Damit liegt der mittle- Wismar-Bucht in Bodennähe Sauerstoffmangel nach- re Salzgehalt nur unwesentlich unter dem der äußeren gewiesen werden. Der Zusammenhang zwischen Wismar-Bucht (13,7 %") und der Mecklenburger Salzgehalt und Sauerstoffgehalt wurde von PRENA Bucht vor Poel (13,2 %,). ln der Regel sinkt der Salz- (1990) in einem Längsschnitt von der Mecklenburger gehalt nicht unter 1O %o. Der niedrigste Salzgehalt Bucht in die Wohlenberger Wiek schematisch (Abb. 1) wurde im März 1994 mit 7,8 %' gemessen, absolute dargestellt. Maximalwerte wurden im Februar .1 993 und 94 mit Auch im Salzhaff gewährleisten eine gute Durchmi- 18,1 und 19,6 %o beobachtet. schung des Wasserkörpers sowie die mäßige Bela- Horizontale Salzgehaltsgradienten sind zwischen der stung fast das ganze Jahr über eine gute Sauerstoff- Wismar-Bucht und der Mecklenburger Bucht kaum versorgung. Probleme treten vor allem im Sommer ausgeprägt. Der Wasserkörper der Wismar-Bucht und auf, wenn das Sauerstoffaufnahmevermögen des des Salzhaffs ist normalerweise auch verlikal gut Wassers durch hohe Temperaturen herabgesetzt ist durchmischt. ln der äußeren Bucht wurden schwache und mikrobielle Zehrungsprozesse sowie die At- Salzgehaltsgradienten zwischen Oberflächen- und mungsaktivität der Makrophyten auf Hochtouren lau- Tiefenwasser von 2 - 3 %o beobachtet. Deutlichere fen. Dann treten im Salzhaff innerhalb kurzer Zeilràu- Gradienten zwischen 4 - 7 %o treten in der Außen- me (Stunden) starke Schwankungen des Sauerstoff- bucht allerdings nach Salzwassereinstom aus der gehaltes (hohe Übersättigungen bis Sauerstoffman- Mecklenburger Bucht auf. gel) auf. Sauerstoffmessungen im Tagesverlauf der Sommer 1992,1995 und 1996 (WALTER, 1996) zeig- Sauerstoff ten Sauerstoffübersättigungen bis fast 2OO %o und Für die meisten Organismen ist der Sauerstoff der fast 14 Tage (!) andauernden Sauerstoffmangel mit wichtigste begrenzende Umweltfaktor. Sauerstoffwer- Weften bis '1,5 mg/|. Schwarzfärbung des Sedimentes te weniger als 4 mg/l sind für viele bodenlebende (Geruch nach faulen Eiern) und lokal begrenzt auftre- Tierarten lebensbedrohlich und lösen z. B. bei Fi- tende Kolonien von gespinstartigen Schwefelbakteri-

35 ¡¡nol P/L Amol N/L 5 25 I Jahæsmift elwerte 1979-1996 I Jahr€smitelwete 1979 1996 Minelwen ùber 4 Jalue -gleilender Minelwef, ùber 4 Jahre T 4 I T -gleitender 20 I .J 3 l5 T L rT N I 10 I I I I I I -T

0 I 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96

Abb. 4: Zeitliche Entwicklung der Konzentrationen an Ge- Abb. 5: Zeitliche Entwicklung der Konzentrationen an anor- samtphosphor (in pmol P/l) in der Wismar-Bucht, Station ganischem Stickstoff (in pmol N/l) in der Wismar-Bucht, lnsel Walfisch. Station lnsel Walfisch. en (Beggiatoa) (von den einheimischen Fischern auch die langjährigen Mittelwefte der Zeitreihe 1977 - 95. als ,,angesteckter Grund" bezeichnet) deuten auf Sau- Mitte der 80er Jahre traten in der inneren Bucht noch erstoffmangel im Sediment und die Bildung des le- Jahresmittelwede von 3 - 6 pmol/l Phosphor auf. Ex- bensfeindlichen Gases Schwefelwasserstoff (H2S) hin. tremwefte wurden in der inneren Bucht im Sommer mit über 20 ¡rmol/l gemessen. Seit '1990 ist eine deutliche Verringerung der Phos- Nährstoffe phorkonzentrationen im Wasserkörper der Wismar- Bucht zu erkennen. Dies ist vor allem auf den Rück- Die Wismar-Bucht gilt als hocheutrophieftes inneres gang der Nährstoffeinträge von Land (die Anwendung Küstengewässer. lm inneren, anthropogen am mei- phosphatfreier Waschmittel und die Einführung der sten belasteten Teil der Wismar-Bucht liegen die Phosphorsimultanfällung in der noch nicht moderni- Nährstoffkonzentrationen deutlich höher als in den sierlen Kläranlage Wismar) zurückzuführen (Abb. 4). äußeren Gebieten. Der mittlere Nitratgehalt lag '1996 lm Vergleich der Zeiträume 1987 - 90 und 1991 - 94 im Hafengebiet bei 6,1 pmol/|, an der lnsel Walfisch beträgt der Rückgang der Phosphorkonzentrationen bei 2,0 und an den beiden seewäftigen Stationen bei in der Wismar-Bucht 50 - 60 %. Auch die Konzentra- '1,3 und 1,5 pmol/|. Die mittleren Odhophosphatkon- tionen von Gesamtstickstoff sind rückläufig (BACHOR zentrationen waren mit '1,15 pmol/l (langjähriger Mit- et al., 1996). telwert 1977 - 95: 3,0 pmol/l) im Hafengebiet ebenfalls Die Einträge an anorganischem Stickstoff, vor allem am höchsten. An der lnsel Walfisch wurden 0,46 Nitrat und Ammonium aus der Landwirtschaft, sind je- (langjähriger Mittelwert 1977 - 95: 1,3 ¡rmol/l) und an doch unverändert hoch - insbesondere in nassen Jah- den Außenstationen nur noch 0,36 und 0,26 pmol/l ren wie 1994 - und spiegeln sich dann sofoft in sehr (langjähriger Mittelwert 1977 - 95: 1,0 pmol/l) gemes- hohen Konzentrationen im Wasser wider (Abb. 5). Ein sen (Daten des LAUN M-V). Damit liegen die aktuellen abnehmender Trend ist für diese Nährstoffkomponen- Phosphorkonzentrationen um 60 - 70 % niedriger als ten in naher Zukunft nicht abzusehen.

Die Eutrophierung - ein Problem in der Wismar-Bucht F. Gosselck und M. von Weber

Eutrophierung ist der Fachausdruck für die Erhöhung sern geführt. Seit der Jahrhundedwende ist der Ein- des Gehaltes von Pflanzennährstoffen, meistens trag von Phosphor in die Ostsee um das Siebenfache Phosphate und Nitrate, in Gewässern. Die Nährstoffe und der des Stickstoffs um das Viedache gestiegen. gelangen über Flüsse und über die Luft in Seen und Hauptverursacher des erhöhten Eintrages sind die Meere und sind für das Leben im Meer unerläßlich. Landwirtschaft, ungeklär1e Abwässer von Kommunen Die natürlichen Vorräte für Phosphate befinden sich in und die lndustrie. den Gesteinen und werden über Flüsse in die Meere Wohin führ1 nun die Überdüngung von Gewässern, transportiert. Nitrate werden über die Flüsse und zu speziell dem Brackwasser der Ostsee und der Wis- einem erheblichen Teil über die Luft eingetragen. mar-Bucht? Zunächst schaffen die hohen Nährstoff- Der Einfluß der Eutrophierung auf das Ökosystem konzentrationen ideale Bedingungen für eine hohe Ostsee ist in Abbildung 1 dargestellt. ln einem Quer- Produktion von kleinen schwebenden Algen, dem schnitt wird die Ostsee vor der Eutrophierung, die Phytoplankton. Diese werden von kleinen Krebsen, nährstoffarme (oligotrophe) Ostsee, der nährstoffrei- dem Zooplankton, gefressen, das wiederum kleinen chen (eutrophen) Ostsee gegenübergestellt. Fischen als Nahrung dient. Kleine Fische werden von Menschliche Aktivitäten haben nun in den letzten großen Fischen und von Vögeln gefressen. Die Fische Jahrzehnten zu einer drastischen Zunahme von Pflan- sind die Nahrung von Meeressäugern und vom Men- zennährstoffen in der Ostsee und ihren Randgewäs- schen. Das massenhafte Auftreten von einigen Nah-

36 L¡teratur S. 94 rungsorganismen kann zumindest zeitweilig zur Er- Eine weitere Folge der erhöhten Phytoplanktonpro- höhung der Biomasse einiger anpassungsfähiger Ar- duktion ist, daß die absterbenden Algen auf den Bo- ten führen. Wenn davon auch für den Menschen nutz- den sinken und sowohl zur Verschlickung der Böden bare Arten betroffen sind, wie z. B. der Hering, wird als auch zu einer erhöhten Sauerstoffzehrung führen. recht leichtfertig von einem ,,posltiven Effekt" der Eu- Die Zersetzung der großen Biomasse des Phytoplank- trophierung gesprochen. tons führt zu niedrigen Sauerstoffkonzentrationen am Nicht nur die planktischen Algen profitieren von dem Meeresboden, wodurch die Bodenfauna abgetötet erhöhten Nährstoffangebot. Algen und Wasserpflan- wird und Fische vedrieben werden. Die Wismar-Bucht zen, die in den Wassertiefen leben, in denen sie genü- ist von diesen Vorgängen nur indirekt betroffen. Die gend Licht für die Photosynthese erhalten, gedeihen Wassertiefen sind so gering, daß der Wasserkörper besser. Dazu gehören verschiedene Grünalgen wie gut durchmischt ist und ,,von oben" mit Sauerstoff der Meersalal (Ulva lactuca), die Darmalgen (Entero- versorgt wird. Aber bei bestimmten Witterungsbedin- morpha spp.) und Fadenalgen (Cladophora spp.), gungen (anhaltende Süd-West-Winde) dringt aus den aber auch Braunalgen (Ectocarpus spp.) und Rotal- tiefen Wasserschichten der Mecklenburger Bucht gen (Ceramium spp.). sauerstoffarmes Wasser in die Wohlenberger Wiek ein Die erhöhten Nährstoffkonzentrationen führen unter und vernichtet dort die Bodenfauna. den Brackwasserbedingungen der Ostsee zu einer Auch bei der Überproduktion von Großalgen kommt Reihe von Effekten, die sich auf das Ökosystem sehr es zu ähnlichen Effekten wie bei der erhöhten Produk- negativ auswirken. Zunächst ist mit der erhöhten tion des Phytoplanktons. Driftende Algenmatten la- Phytoplanktonproduktion eine Trübung des Wasser- gern sich am Boden in der Tiefe ab oder werden in körpers verbunden. Die Folge ist, daß die lichtdurch- flache Buchten getrieben und führen dort zu Sauer- flutete Schicht des Wassers schmaler wird. Algen stoffmangel mit der Folge des großflächigen Abster- brauchen neben den Nährstoffen, wie alle anderen bens der Bodenfauna und der Pflanzen. Pflanzen, Licht zum Wachsen. Lichtarmut fühd dazu, lm innersten Teil der Wismar-Bucht, in den die Klär- daß der Pflanzengür1el reduziert wird. ln der inneren anlage Wismar einmündet, ist an warmen Sommerta- Wismar-Bucht reichten die Seegraswiesen in den gen eine Rotfärbung des Wassers zu beobachten. dreißiger Jahren bis in 7 m Tiefe, jetzt endet der Verursacher ist ein kleines Wimpertierchen (Mesodrni- Pflanzenbewuchs bei 4 m Wassertiefe. Mit den Pflan- um rubrum), das ebenfalls durch Nährstoffzufuhr zu zen verschwindet einer der wichtigsten Lebensräume Massenentwicklungen kommt. der Wismar-Bucht für marine wirbellose Tiere und für Die Folgen der Eutrophierung werden für das Brack- Fische. wassermeer Ostsee und seine Randgewässer als sehr belastend eingeschätzt. Zwischen allen Ostseelän- Abb. 1: Sichtbare Folgen der Eutrophierung in der Ostsee. dern besteht Einigkeit, den Eintrag von Nährstoffen zu Links die nährstoffarme (oligotrophe ) und rechts die nähr- reduzieren. Eine meßbare Reduzierung des Nährstoff- stoffreiche (eutrophe) Ostsee (Schema). gehaltes in den inneren Küstengewässern Mecklen-

Oligotrophe Ostsee Eutrophe Ostsee niedrige Nährstotfeinträge hohe Nährstoff konzentration qL (Phosphate, Nitrate)

niedrige /-â\ , hohe Produktion %q .f Produktion K planzli- von pflanzli- von chem Plankton M# chem Plankton

,,klares" Wasser %K ,,trübes" Wasser Pflanzenbewuchs Planzenbewuchs # erreicht geringere Tiefen bis etwa 30 m Tiefe 4< +< \

hohe Sedimentation organischer niedrige Sedimentation Padikel, Verschlickung der Böden, geringe Verschl¡ckung der Böden verbunden mit Sauerstoffmangel

37 Abb. 2: Beggiatoarasen im Salzhaff. Wie ein Leichentuch Abb. 3: ln nährstoffreichen Gewässerabschnitten der inne- breiten sich die Schwefelbakterien bei Sauerstoffmangel ren Wismar-Bucht und des Salzhaffs überziehen Blaualgen, über dem Meeresboden oder uber Pflanzenbeständen aus. z. B. Spirulina spp., die Pflanzenbeslände. Bei starkem Be- ln den betroffenen Bereichen gibt es kein makrobenthi- fall sterben die Makrophyten ab. sches Leben.

burg-Vorpommerns ist schon jetzt (zumindest für das beide Gewässer sind aber, durch die im Vergleich mit Phosphat) durch den Aus- und Neubau von Kläranla- anderen inneren Küstengewässern geringere Bela- gen .nachweisbar. Aber damit allein ist das Problem stung vom Festland (geringer Süßwasserzufluß) und der Uberdüngung noch nicht gelöst: Die Stickstoffge- die günstigen hydrographischen Bedingungen (guter halte sind unverändert hoch. Sie stammen zu fast 90 Wasseraustausch mit der vorgelagerten Mecklenbur- %o aus diffusen Quellen, die hauptsächlich der Land- ger Bucht), nicht von derart extremen ökologischen wirlschaft aber auch der lndustrie und zunehmend Folgeschäden, wie z. B. die Darß-Zingster Bodden- (trotz der Katalysatoren !) den Abgasen der Autos zu- kette oder das Stettiner Haff, betroffen. zuordnen sind. Es werden jedoch Jahrzehnte verge- hen, bis der Gesamtzustand der Ostsee und der Wis- Während die Phosphoreinträge aus Punktquellen mar-Bucht wieder einen Zustand erreicht, der demje- (2. B. Kläranlagen) landesweit seit 1991 sprunghaft nigen vor der anthropogenen Eutrophierung ähnlich zurückgegangen sind, ist für die Stickstoffeinträge in- ist. folge hoher diffuser Anteile noch keine Entwarnung gegeben (BACHOR, 1996). Der Stickstoffeintrag aus Flußgebieten in die Ostsee stammt zu fast 90 % aus Aktuelle Belastung der Wismar-Bucht und des Salz- diffusen Quellen (BEHRENDT, 1996), d. h. letztlich haffs von landwirtschaftlich intensiv bewirtschafteten und mit Nährstoffen hoch versorgten Böden. Die Stick- Die hohe Nährstoffbelastung in den letzten Jahrzehn- stoffeinträge aus diffusen Quellen sind vor allem eng ten führte in den Küstengewässern und in der Ostsee an das meteorologisch/hydrologische Regime gekop- zur Eutrophierung, d. h. zur Überversorgung der Öko- pelt. ln meteorologisch sehr nassen Jahren, wie z. B. systeme mit Nährstoffen vom Festland und aus der 1988 und 1994, werden enorme Mengen Stickstoff Atmosphäre, mit den o. g. negativen Folgeerschei- aus den landwirlschaftlich intensiv gedüngten Böden nungen. Vor allem die inneren Küstengewässer sind ausgewaschen und auf diffusem Wege in die Gewäs- als Grenz- und Übergangsbereich zwischen Festland ser eingetragen. und Meer der unmittelbaren anthropogenen Bela- Weitere, allerdings schwer quantifizierbare Bela- stung ausgesetzt. Sie wirken in begrenztem Umfang stungsquellen sind die direkten diffusen Einträge aus auch als Akkumulationsräume (Senken), d. h. als Puf- den angrenzenden landwirtschaftlich genutzten fersystem, für Schad- und Nährstoffe. Flächen und die Gewässersedimente, in denen sich ln Mecklenburg-Vorpommern sind die meisten inne- die Belastungen der Vergangenheit akkumuliert und ren Küstengewässer, vor allem die Bodden und Haffe wie in ein Langzeitgedächtnis eingeprägt haben. im östlichen Seegebiet, in einem mit Nährstoffen hoch belasteten stark eutrophen bis polytrophen Zustand lm Einzugsgebiet der Wismar-Bucht sind zwei Haupt- (WEBER & BACHOR, 1993; BACHOR et al., 1996). belastungsquellen zu nennen. Der Wallensteingraben Die Wismar-Bucht und das Salzhaff befinden sich mit seinem relativ kleinen Einzugsgebiet von 156 km' zwar auch in einem mindestens eutrophen Stadium, und einem geringen mittleren Durchfluß von nur 0,8

JÕ m3/s, der als künstlich geschaffene Verbindung des Gesmtphosphor Cesânil\t¡ckstoff Schweriner Sees mit der Ostsee ursprünglich als 40 300 gedacht Schiffahdsweg war, ist der einzige nennens- 250 werte Süßwasserzufluß zur Wismar-Bucht. Der Sauer- 30 stoffhaushalt und die organische Belastung des Wal- 2m lensteingrabens werden seit 1990 überwiegend mit 20 150 - gering der Gewässergüteklasse 2 belastet - bewer- 100 tet (Gewässergütebericht 1994). lm Gegensalz zum l0 Gesamteinzugsgebiet Mecklenburg-Vorpommerns, 50 dessen Phosphorbelastung insgesamt deutlich 0 0 zurückgegangen ist, zeigt der Wallensteingraben je- r 990 91 92 93 9.t 95 doch keine Verringerung der Belastung mit sauer- ICesmrphosphor Gesamlsticksroff stoffzehrenden organischen Stoffen und Nährstoffen fl-abelle 1). Der Hauptanteil dieser Stoffe stammt ver- mutlich zu großen Teilen aus dem Schweriner See. Abb. 4: Phosphor- und Stickstoffbelastung aus der Kläran- Die Kläranlage in Wismar mit einer Größe von ca. lage Wismar in Tonnen pro Jahr. 91.000 Einwohnergleichwerlen belastete die Wismar- Bucht von 1991 bis 1995 mit Einleitmengen zwischen '1990 3,54 bis 5,00 Mio m'. Sie ist die letzte große, noch der Eintrag an Gesamtphosphor von zu 1991 Tonnen pro nicht modernisierte Kläranlage an der Küste Mecklen- von 35 auf I bis 9 Jahr, also um etwa 75 %o, zurückgegangen (Abbildung 4). Die Belastung mit burg-Vorpommerns und verfügt derzeit nur über eine (ca. Tonnen/Jahr) mechanische Reinigungsstufe. Seit 1991 ist als Über- Gesamtstickstoff 200 bis 250 und gangslösung eine chemische Phosphor-Simultanfäl- mit sauerstoffzehrenden organischen Stoffen (Bioche- lung dazugeschaltet, um die Belastung mit Phosphor mischer Sauerstoffbedarf - BSB5: 200 bis 300 Ton- zu reduzieren. Durch die Phosphat-Fällung und die nen/Jahr; Chemischer Sauerstoffbedarf - CSV: 500 Einführung phosphatfreier Waschmittel seit 1990 ist bis 600 Tonnen/Jahr) ist nach wie vor unverändert hoch.

Tabelle 1: Aktuelle Stoffeinträge des Wallensteingrabens in lm Einzugsgebiet des Salzhaffs sind ebenfalls zwei die Wismar-Bucht in Tonnen pro Jahr, Belastungsquellen zu nennen, die wesentlich zur Eu- trophierung beigetragen haben. Der Hellbach mit sei-

Jahr Durch- Organische Nä hrstoffbelastung nem 210 km'zgroßen, stark landwirtschaftlich gepräg- fluß Belastunq Va 't/a ten Einzugsgebiet und einem mitttleren Durchfluß von

MQ BSB 5 CSV Ortho- Ges. Ammo Nitrat Ges.- 1,5 m'/s mündet nordöstlich des Teßmannsdorfer Ha- Mio m. Phos- Phos nium Stick- phat phor stof kens in das innere Haff. Der Sauerstoffhaushalt und .1991 39 347 468 16,4 23,3 13,3 121 274 die organische Belastung des Hellbachs werden seit 1990 mit der Gewässergüteklasse 2 - gering belastet 1 992 35 251 325 4,3 14,3 9,6 141 215 - bewertet (Gewässergütebericht 1994). Die Abwässer 1 993 60 246 553 13,3 98,8 13,0 300 393 aus Neubukow und die hohen diffusen Nährstoffein- 1 994 87 362 758 18,4 26,1 10,4 426 s30 träge aus dem landwirtschaftlich sehr intensiv genutz- 1 995 62 305 571 13,4 '16,0 243 309 20,8 ten Einzugsgebiet sind allerdings bis heute die Ursa- che einer anhaltend hohen Belastung fl-abelle 2). Erläuterung: Die Kläranlage Rerik ist gegenwär1ig noch eine völlig Der BSBs = Biochemische Sauerstoffbedarf charakterisierl veraltete Teichanlage mit zusätzlicher Belüftung, die den Gehalt an leicht abbaubaren organischen Substanzen über eine Rohrleitung in die innere Bucht bei Rerik von Abwasser- und Gewässerproben. einleitet. Da die Anlage diskontinuierlich arbeitet (im Der CSV = Chemische Sauerstoffbedarf charakterisiert den Winter regelmäßig zugefroren) und die Betriebssicher- Gehalt an leicht bis schwer abbaubaren organischen Sub- heit äußerst unbefriedigend ist, gelangen erhebliche stanzen von Abwasser- und Gewässerproben. Mengen des Zellgiftes Nitrit und Ammonium (Bildung des fischtoxischen Ammoniaks bei hohen pH-Werten) in das innere Haff. Auch die Ablaufwerte für Gesamt- Tabelle 2: Aktuelle Stoffeinträge des Hellbachs in das Salz- phosphor sind für ein eutrophierungsanfälliges Flach- haff in Tonnen pro Jahr. gewässer wie das Salzhaff deutlich zu hoch (BÖR- NER, 1996). Die Entscheidung des Staatlichen Amtes für Umwelt und Natur in Rostock zur zukünftigen Jahr Durch Organische Nä h rstoffbel a st u ng Überleitung des Reriker Abwassers in die Kläranlage fluß Belastunq t/a Va Kröpelin ist als großer Erfolg des Gewässerschutzes BSB MQ 5 csv Ortho- Ges. - Ammo- Nilrat Ges.- Mio m3 Phos- Phos- nium Stick- für die Sanierung des Haffes und den Schutz dieses phat phor stoff empfindlichen Ökosystems zu bewerten (Frau Dr. 1 990 41 136 265 9,46 15,40 252 BÖRNER mdt. Mitteitung). 1 S91 37 162 322 1 1.10 18,40 295

1 992 ?4 101 20s ¿. îtd 7,94 209

1 993 65 331 512 s,20 10,3 24,60 716 957 '1994 74 249 701 7,49 13,6 27,50 695 aeÃ

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40 Pflanzen und Tiere des Meeresbodens der Wismar-Bucht und des Salzhaffs F. Gosselck und M. von Weber

Das Gewässersystem der Wismar-Bucht und des Charakteristik des Gebietes und aktueller Status Salzhaffs ist ein boddenähnliches Flachwassergebiet mit gutem Wasseraustausch mit der Ostsee und ge- Entstehungsgeschichte und heutige Gestalt ringen Süßwasserzuflüssen. Es befindet sich im west- Will man die heutige Gestalt der Wismar-Bucht und lichen Teil der Ostsee im unmittelbaren Einflußgebiet des Salzhaffs verstehen, muß man einen Blick in die salzreichen Nordseewassers und hat einen verhältnis- Vergangenheit tun. ln einem erdgeschichtlich kurzen mäßig hohen Salzgehalt von durchschnittlich 13 bis Zeitraum haben sich dramatische Klimawechsel voll- 14 %'. Pflanzen und Tiere der Wismar-Bucht setzen zogen, in deren Folge das System bis heute einer sich größtenteils aus Einwanderern aus der Nordsee starken morphologischen Dynamik unterwoden ist zusammen, die den verminderten Salzgehalt ertragen (s. Beitrag MÜLLER u. a. in diesem Band). können. Trotz der hohen anthropogenen Belastung sind die Der südliche Ostseeraum erhielt seine heutige Gestalt Wismar-Bucht und das Salzhaff eines der letzten öko- durch zwei entscheidende Formungsprozesse: Durch logisch noch relativ intakten inneren Küstengewässer das nordische lnlandeis in den pleistozänen Kaltzeiten an der südlichen Ostseeküste. Die geologische Gene- (Elster-, Saale-, Weichseleiszeit) und durch die Kü- se schuf morphologische und hydrographische Be- stendynamik (NIEDERMEYER, KLIEWE & JAHNKE, dingungen, die im Vergleich zu anderen inneren Kü- 1987) der Ostsee. Für die heutige Ausprägung der stengewässern eine außerordentlich reiche und viel- Küste der Wismar-Bucht und des Salzhaffs war das fältige pflanzliche und tierische Besiedlung ermögli- Pommersche Stadium der Weichsel-Kaltzeit vor etwa chen. 15.000 Jahren entscheidend. lnlandeis bedeckte Vor- pommern und einen bis 40 km breiten Küstenstreifen Die in diesem Jahrhundert mit der Eutrophierung der in Westmecklenburg und Schleswig-Holstein. Die terrestrischen und marinen Lebensräume auftretende Pommersche Hauptendmoräne zeichnete doft deut- hohe Belastung mit Nährstoffen bis in die neuere Zeit lich die heutige Förden- und Buchtenküste vor (DU- führte aber auch im Gewässersystem der Wismar- PHORN, 1995). Mit der seit Beginn der Jetztzeit vor Bucht und des Salzhaffs zu Veränderungen des Le- ca. 10.000 Jahren andauernden globalen Erwärmung bensraumes, und sie stellt gegenwärtig eine ernsthaf- schmolzen die Eismassen und die riesigen Schmelz- te Bedrohung dieses außergewöhnlichen und schüt- wassermengen vereinigten sich mit dem Weltozean. zenswerten Ökosystems dar. Zwei formverändernde Prozesse dominieren seitdem die Dynamik der Küstenmorphologie und prägen das Auf dichtestem Raum finden sich eine Vielzahl typi- Bild der südlichen Ostseeküste: Durch das Abschmel- scher Küstenbiotope der deutschen Ostseeküste wie- zen der Eismassen edolgte eine Druckentlastung der der: Steilküsten, Küstenüberflutungsmoore, Windwat- Erdkruste, die zur fennoskandischen Landhebung ten, Nehrungen und Haken, Geröll- und Blockgründe, fühde (lsostasie). Durch die Volumenzunahme der Salzwiesen, Strandseen. Diese Lebensräume werden ozeanischen Wassermassen kam es zu einem Anstieg von einer artenreichen marinen Flora und Fauna be- des Meeresspiegels (Eustasie) um ca. 100 m und zur siedelt: ausgedehnte unterseeische Pflanzenbestände Überflutung großer Festlandsmassen (fransgression). (,,Seegraswiesen"), dichte Besiedlung der Böden mit Die Mecklenburger und Lübecker Bucht gehöfte bis wirbellosen Tieren, reiche Fischbestände und Küsten- vor ca. 4.000 bis 5.000 Jahren zum Festland. Die Kü- vögel, die diese Biotopvielfalt als Brutraum, als Rast- stensenkung im Bereich der Wismar-Bucht beträgt platz während des Zuges oder zum Überwintern nut- gegenwärtig ca.0,7 mm/Jahr. Die Untiefen Lieps und zen. Wir finden in der Wismar-Bucht und im Salzhaff Hannibal sind Reste dieses untergetauchten Landes. nicht nur die genannte Vielfalt an Küsten- und Ost- seebiotopen, sondern wir finden auch besonders natürliche, markante und charakteristisch ausgepräg- Pflanzen und Tiere des Meeresbodens te Beispiele dafür: Die mächtige Steilküste (30,8 m Höhe) bei Großklützhöved oder die Blütenpracht der Wismar-Bucht und Salzhaff sind in der Vergangenheit schönsten Salzwiesen an der deutschen Ostseeküste. floristisch und faunistisch spärlich untersucht worden. Unter Wasser bieten sich dem Taucher phantastische Anlaß für umfassende biologische Untersuchungen Landschaften mit großen und kleinen Blöcken auf waren meist Probleme der lokalen Küstenfischerei wie dem Rerikriff und vor Großklützhöved oder dichte z. B. der Rückgang der Fangefträge insbesondere Seegraswiesen, die der Taucher in der Eggers Wiek, von hochwertigen Arten wie Aal und Plattfischen. Aus in der Redentiner Bucht oder im Salzhaff antrifft oder heutiger Sicht sind vor allem die faunistisch und pro- bei Niedrigwasser die weiten Windwatten im Norden duktionsbiologisch ausgerichteten Untersuchungen und Nordosten von Poel und im Salzhaff, in denen von KRÜGER & MEYER aus dem Jahre 1934 außeror- hunderle oder sogar tausende von Gänsen, Schwä- dentlich wertvoll, da sie Rückschlüsse auf die zeitli- nen, Enten und Watvögeln Nahrung suchen oder ra- che Entwicklung des Ökosystems und Vergleiche hi- sten. storischer Qualitätszustände mit der aktuellen ökolo-

Literatur S. 94 41 gischen Situation gestatten. Faunistisch-ökologisch Wismar-Bucht verfügt durch ihre westliche Lage und orientierte Untersuchungen wurden erst wieder über dem damit verbundenen hohen Salzgehalt im Ver- 50 Jahre später durch JASCHHOF (1990) und vot't gleich zu den östlicher gelegenen inneren Küstenge- WEBER (1990) sowie durch PRENA (1987, 1990) zur wässern wie z. B. den vorpommerschen Bodden uber Besiedlung der Sedimente und der Phytalbestände ein breites Artenspektrum mariner Algen, während Ar- durch die Makrofauna vorgenommen. Vegetationsty- ten des Süßwassers seltener sind. pologische Untersuchungen liegen von DÖSSEL- MANN (1992)vor. Der Bewuchs des Meeresbodens mit Pflanzen ist ne- ben dem Salzgehalt maßgeblich von der Lichtdurch- Funktion im Okosystem lässigkeit des Wassers abhängig. Wasser mit einem Die Pflanzen und Tiere des Bodens bilden in ihrer hohen Trübstoffgehalt absorbiert mehr Licht als klares Struktur und Funktion eine wesentliche Komponente Wasser. Der Pflanzengürtel der inneren Wismar- flacher Küstenökosysteme. Als Primärproduzenten Bucht, in die durch die Abwässer von Wismar viele tragen die Makroalgen und Blütenpflanzen in den fla- Trübstoffe gelangen, erreicht daher geringere Tiefen chen Küstengewässern erheblich zum Stoffumsatz als an der Außenküste. Ein weiterer Faktor, der zur und zur Produktion von Biomasse bei. Dabei entzie- Zonierung der Pflanzen führt, ist die unterschiedliche hen sie dem Wasserkörper große Mengen an Nähr- Absorbtion verschiedener Wellenlängen im Wasser. stoffen, die den planktischen Mikroalgen an- Einfach gesagt wird Rot am stärksten und Blau-grün schließend nicht mehr zur Verfügung stehen. Durch und Gelb am wenigsten abgeschwächt (Geräte und den Nährstoffentzug bewirken sie eine scheinbare Oli- Anzüge von Tauchern sind häufig gelb, weil diese Far- gotrophierung und verhindern damit die Trübung des be noch in größerer Tiefe zu erkennen ist). Da die Wasserkörpers durch sogenannte,,Phytoplanktonblü- lichtökologischen Ansprüche der Makrophyten unter- ten". Des weiteren spielen die Pflanzenbestände eine schiedlich sind, kommt es zu mehr oder weniger wichtige Rolle als Habitat, vor allem als Besiedlungs- deutlich abgesetzten Pflanzengüfteln. raum für viele Arten der Makrofauna, einschließlich Fische. Für eine Reihe von Fischaften sind sie Laich- Tabelle 1: Tiefenabhängige Zonierung der Pflanzen in der substrat und ,,Kinderstube", d. h. Schutz- und Nah- Wismar-Bucht und im Salzhaff. rungsraum für die heranwachsende Jungfischbrut. Die Tiere der Makrofauna besiedeln sowohl die Sedi- Gebiet m Tiefe Art mente als auch die Pflanzenbestände. Sie sind wichti- Salzhaff 0,2-0,5 Ruppla spp. ge Elemente des Nahrungsgefüges eines Ökosystems 0,5-2,5 Potamogeton / Zan n ichel I i a-M isch- und bilden z. B. die Nahrungsgrundlage für die mei- bestände sten wiftschaftlich bedeutsamen benthophagen 1,5-3,5 Zostera/ Zan n ichel/¡a-M ischbestän- Fischarten sowie für die Wat- und Wasservögel. Als de, Chaetomorpha linum Konsumenten tragen sie wesentlich zur sogenannten innere WB 0,2-0,5 Ruppia cirrhosa, Zostera noltii Selbstreinigung des Ökosystems bei, indem sie abge- incl. Hafen 0,5-1,5 hauptsächlich Zannichel lia, sellen storbenes pflanzliches und tierisches Material zerklei- Potamogeton nern und fressen und damit Pilzen und Bakterien zur ca. 1,5-2 Zostera mari na, w enig Zan n i c h e I I i a weiteren Mineralisation aufbereiten. ca. ab 2 U lva lactuca flächendeckend, tiefe- re Flächen mit Chaetomorpha linum Eggers- u. 0-0,5 Geröll: Fucus vesicu/osus, se/ten

Pflanzen des Meeresbodens Wohlenbg.- E nteromorp ha; sch I ickig-sand i ge Wiek Flachwasserz onen'. Ru p p i a; sch lick- Marine Wasserpflanzen sind in erster Linie vom Salz- arme Sedimente'. Zostera marina gehalt und von den Lichtbedingungen des Wasser- 0,5-4 Zostera marina körpers abhängig. Die ausgedehnten Flachwasserbe- Außenküste bis 0,5 an Steinen: Enteromorpha spp., reiche der Wismar-Bucht mit verhältnismäßig guten Ruppia maritima, Chorda filum (bis Sichttiefen und salzhaltigem Wasser bieten günstige etwa 1m) Bedingungen für die Unterwasservegetation. Die un- 0,5-ca. 5 Zostera marina tergetauchten (submersen) Pflanzen setzen sich aus Grün-, Rot- und Braunalgen sowie aus Blütenpflanzen (Phanerogamen) zusammen. Es herrscht eine charak- teristische Sandbodenvegetation vor, die von 4 - 5 ln der inneren Wismar-Bucht sind zwei Pflanzengüftel höheren Pflanzen und 5 - 7 benthischen Algenaften zu erkennen: Trockenfallende, steinige Flachwasser- geprägt wird. Die bekannteste Blütenpflanze in der zonen und tiefere, sandig-schlickige Zonen von 0,5 Ostsee ist wohl das Seegras (Zostera marina). Aber es bis etwa 4 m Tiefe. Am auffälligsten für den Strand- kommen in der inneren Wismar-Bucht weitere Aften wanderer sind die breiten Gürtel von Grünalgen an vor: Das Kamm-Laichkraut (Potamogeto n pecti natus), steinigen Uferstreifen (Abb. 1) oder an Buhnen und die Meersalden (Ruppia cirrhosa und R. maritima) und Hafenbauten. Sie werden von Darmtang-Ar1en (En- der Teichfaden (Zannichellia palustris). Die drei letzt- teromorpha spp.) bestimmt, jedoch sind auch fädige genannten Arten sind sich sehr ähnlich, am besten Grünalgen (Cladophora spp.) und Rotalgen (Cerami- kann man sie unterscheiden, wenn sie blühen. um spp.) nicht selten. Einzelne Steine sind mit Bla- Als allgemeines Merkmal der Ostseevegetation gilt, sentang (Fucus veslcu/osus) (Abb. 2) bewachsen. daß sie zu einem Restbestand einer ursprünglich voll- Grünalgen und Blasentang verfügen über eine hohe marinen Nordseeflora gehört (SCHWENKE, 1996). Die Resistenz gegenüber Austrocknung. Etwas tiefer

42 Abb. 1: Grünalgengürlel (Enteromorpha spp.) an steinigen Abb. 2: Der Blasenlang (Fucus veslcu/osus) bewächst Stei- Stränden bei Niedrigwasser. Die Darmtang-Algen verfügen ne und Geröll des Flachwasserbereichs. Die Braunalge ist über eine hohe Resistenz gegenüber Austrocknung und sehr resistent gegen Austrocknung. können mehrere Tage ohne Wasserbedeckung überleben.

kommt eine weitere Braunalge, die Meersaite (Chorda die Blaualge Spirulina subsa/sa gilt als Anzeiger fÜr filum), vor. Diese bis zu 2 m lange schnudörmige Alge nährstoffreiche Gewässer. Aus dem Salzhaff wird eine ist mit einer kleinen Haftscheibe an Steinen oder Mu- weitere Meersalat-Art beschrieben, Ulva obscura schelschalen befestigt und ragt senkrecht bis zur (DÖSSELMANN, 1992). Oberfläche in den WasserkörPer. Nach Stürmen findet man am Salzhaff und in der Unterhalb der trockenfallenden Windwatten schließt äußeren Wismar-Bucht zeitweise feste Knäuel von fä- sich der Bereich der submersen Blütenpflanzen an. digen Algen, die sogenannten Seebälle. Sie bestehen (Abb. 4) Dichte, flächendeckende Bestände von See- aus den festen, langen Fäden der Grünalge Chaeto- gras, Kamm-Laichkraut oder Teichfaden besiedeln ab morpha linum, die der Wind am Strand entlangrollt etwa 1 m Wassertiefe den Meeresboden der Wismar- und zu kleinen Bällen formt. Bucht und des Salzhaffs. Sie weisen örtlich unter- schiedliche Zonierungen auf, die von der Sediment- Vegetationsphysiognomisch wichtige Pflanzenarten struktur und dem Wellengang geprägt werden. Gene- im Salzhaff rell gilt, daß in den inneren, geschützten Gebieten Das Massenauftreten benthischer Blaualgen (Cyano- Kamm-Laichkraut und Teichfaden Überwiegen und in phyceae), vor allem der Gattungen Spirulina und Os- den äußeren, wellenexponierteren Gebieten das See- cittatoria vergesellschaftet mit Jochalgen und feinglie- gras. Die Meersalden bevorzugen flache Schlickzonen drigen Braun- und Rotalgen, führt am Boden zwi- an der Außenküste (2. B. nördlich Poel). schen den Makrophyten zur Ausbildung teilweise Ausgedehnte Seegrasbestände (Zostera marina) be' großflächiger Überzüge (Abb. 3). Bei den Grünalgen finden sich in der inneren Wismar-Bucht östlich des (Chlorophyceae) sind der Meersalat Ulva lactuca bzw. Walfisches. lm Hafengebiet und in der Hobenbucht Ùtvar¡a obscura (Syn. Monostroma fuscum) (DÖSSEL- kommt Seegras in einem schmalen Streifen zwischen MANN, 1992) und das Borstenhaar (Chaetomorpha li- 1,5 - 3 m Wassertiefe oft inselarlig zwischen Teichfa- num) in Form von lose liegenden und treibenden Wat- den vor, bzw. der Teichfaden nimmt die kleinere ten bzw. Knäulen z. T. bestandsbildend (die Einheimi- Fläche ein und kommt dann inselartig zwischen See- gras vor. An der gesamten Außenküste und in der Wohlenberger Wiek sind die Meeresböden mit dich- Abb. 3: Blaualgen der Gattungen Spirulina und Oscillatoria ten Seegraswiesen bis in 6 m Tiefe bewachsen. lm überziehen Makrophyten. Sie sind lndikatoren für belaste- Flachwasserbereich der Hobenbucht und der Eggers tes Wasser und vor allem in den lnnenbuchten zu finden. Wiek (0,1 - 1 m) wächst das Zwergseegras (Zostera nolfir). Weiter siedeln hier Meersalden (Ruppia cirrho- sâ, R. maritima), Kamm-Laichkrau| (Potamogeton pectinatus) und Sumpf-Teichfaden (Zannichellia pa- /usfris). Meersalden besiedeln auch verschlickte Bö- den der trockenfallenden Flachwasserzone (2. B. am Langenwerder und vor Poel). Typisch für den inneren, hafennahen Bereich und die Hobenbucht sind verschiedene Grün- und Blaualgen, die auf Nährstoffreichtum (Ausstrom der Kläranlage Wismar) des Gewässers hinweisen. Dazu gehören bis zu 1 m'große Meersalat-,,lnseln" (Ulva lactuca) sowie Fadenalgen (Cladophora spp.). ln der Hobenbucht und südlich Grasort ist der Meeresboden zeitweise mehrere Dezimeter hoch mit Meersalat bedeckt. Auch

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Abb. 4: Verbreitung submerser bestandsbildender Blüten- wuchs) auf anderen Makroalgen und Blütenpflanzen pflanzen und des Blasentangs in der Wismar-Bucht und im und kann diese im Frühjahr während der Wachstums- Salzhaff. periode völlig überwachsen und niederdrücken. Auch die Rotalgen (Rhodophyceae) Ceramium rubrum und schen bezeichnen diese Knäule des Borstenhaars C. diaphanum (Horntang) bilden als Epiphyten bzw. als sog. ,,Seebälle"). lm Frühjahr ist eine massive Ent- als lose treibende Watten dichte Bestände. Die ei- wicklung des Meersalates zu beobachten, in deren gentlichen unterseeischen Wiesen werden von den Folge durch den sauerstoffzehrenden Abbau der ab- Blütenpflanzen (Spermatophyta) gebildet. Das See- gestorbenen Algen lokal Sauerstoffmangel und gras (Zostera marina\ - als einziger mariner Spermato- Schwefelwasserstoffbildung (Vorkommen von Schwe- phyt - dominiert in der äußeren Bucht und bildet in felbakterien z. B. Beggiatoa und Thiotrix) auftreten der Regel Mischbestände mit dem Teichfaden und können. Oft sammeln sich diese lose treibenden Al- dem Kamm-Laichkraut, wobei das Seegras in den gen strömungsbedingt in stark verschlickten Senken Beständen meist überwiegt. Es ist aber auch in der und Rinnen, die anderen Pflanzen keine Siedlungs- inneren Bucht auf sandigem Substrat anzutreffen. Der möglichkeit bieten bzw. durch die andere Pflanzen Teichfaden (Zannichellia palustris), ürsprünglich eine überdeckt werden und absterben. Armleuchteralgen Süßwasserart, besiedelt ebenfalls das gesamte Haff (Charophyceae) (von den einheimischen Fischern als und bildet teilweise größere Bestände. Das Kamm- ,,Türs" bezeichnet) wurden schon von KRÜGER & Laichkraut (Potamogeton pectinatus), ebenfalls eine MEYER (1937) als selten beschrieben. Noch um die Süßwasseraft, wächst im gesamten Gebiet und bildet Jahrhundertwende müssen diese Algen laut Angaben in der inneren Bucht dichte, fast reine Bestände. Die einheimischer Fischer große Bestände in der Wismar- Salden Ruppia maritima und Æ. cirrhosa (DÖSSEL- Bucht und im Salzhaff gebildet haben, so daß sie we- MANN, 1992) besiedeln die sandigen Flachwasserbe- gen ihres hohen Kalkgehaltes zum Düngen der Felder reiche bis 0,5 m Tiefe (Abb.4). verwendet wurden. Uber die Gründe (Eutrophierung, Eine Rotalgenzone zum Tiefen hin findet sich in der Krankheiten, Konkurrenz) für den starken Rückgang äußeren Wismar-Bucht auf dem Reriktief (MEYER, kann heute nur spekulierl werden. Bei den Braunal- 1997). Ab 6 m Tiefe wurden u. a. drei Ceramium-Ar- gen (Phaeophyceae) kommt der feingliedrigen Art Ec- ten, der Blutrote Seeampfer (Delisseria sanguinea) tocarpus confervoides als Bestandsbildner Bedeu- und ab 10 m Tiefe zumindest zeitweilig der Gabeltang tung zu. Ectocarpus siedelt vor allem als Epiphyt (Auf- (Fu rcel lari a I u mbri cali s) nachgewiesen.

44 Veränderungen in der Vegetation Auffälligster Unterschied zum Pflanzenbewuchs in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts ist, daß der Pflan- zengürtel von 7 m Wassertiefe auf 4 m zurückging. Dieser Rückgang betrift in der Wismar-Bucht aber nur eine verhältnismäßig kleine Fläche. Der größere ïeil sind Flachwassergebiete unter 2 m Tiefe oder der Meeresboden fällt schnell auf größere Tiefen ab (Wohlenberger Wiek), so daß nur ein schmaler Strei- fen vom Rückgang der Makrophyten betroffen ist. Seit Anfang der 80er Jahre war ein starker Rückgang des Blasentangs und der Meersaite zu beobachten. An den inneren Küsten kommen seit Anfang der 90er Jahre beide Braunalgen mit zunehmender Tendenz wieder vor. Weder die Abnahme noch die Wiederbe- siedlung sind plausibel zu erklären. Auffällig ist je- Abb. 5: Die Ostseeassel (/dothea balthica) kommt im Phytal doch, daß der Blasentang heute vor allem Flachwas- und zwischen Steinen vor. lhre Färbung ist sehr unter- serbereiche, die zeitweilig trockenfallen, besiedelt und schiedlich und wird zur Tarnung dem Substrat angepaßt, sein größter Bestand an den lnnenküsten angesiedelt ist (Wohlenberger Wiek, Eggers Wiek, Poeldamm, Fährofi, nördlich Poel, Boiensdorfer Werder, Große Pflanzenbestände erfaßt werden. Diese vefteilen sich Wiek). Diese allgemein in der Ostsee beobachtete zu 24 %o auf die Schnecken und Muscheln (Mollus- Tendenz des Blasentangs, in den Flachwasserbereich cen), zu 18 %o auf die Meeresringelwürmer (Polychae- aufzusteigen, wird vor allem auf eine Verschlechte- ten), zu 3O Vo auf die Krebse (Crustaceen) und zu 28 rung des Lichtklimas zurückgeführt (SCHRAMM, %o auf andere Tiergruppen wie Schwämme, Nesseltie- 1ee6). re, Strudelwürmer, Schnurwürmer, lnsekten, Moos- Seegras und Blasentang dienten bis in die 60er Jahre tierchen und Seescheiden. Die 74 fur die Phytalfauna in der Wismar-Bucht als Rohstoffe. Das an den nachgewiesenen Arten rekrutieren sich in erster Linie Strand angespülte Seegras wurde mit Pferdewagen aus euryhalinen marinen Arten (d. h. marinen Aden abgefahren, getrocknet und als lsolierstoff beim Häu- mit einer hohen Toleranz gegenüber einem breiten serbau und als Füllstoff für Matratzen verwendet. Der Salzgehaltsbereich), einigen Brackwasseraden und Blasentang, der die Findlinge nördlich der lnsel Poel wenigen salztoleranten limnischen Arten. Etwa 16 Ar- und am Boiensdoder Werder überwucherte, wurde ten sind häufig bis sehr häufig und im gesamten Ge- von den Steinen abgeschnitten, ebenfalls getrocknet biet verbreitet. Es handelt sich um die Süßwasser- und zur Jodgewinnung an die Pharmaindustrie ver- schnecke Theodoxus fluviatilis, die Strandschnecke kauft. (Littorina saxatr/rs), die Wattschnecken Hydrobia ven- trosa und H. ulvae, Zippora membranacea, die Nackt- schnecke Elysia viridis, die Miesmuschel (Mytilus edu- Die Tiere des Meeresbodens und der Pflanzen /ts), die kleine Kopenhagener Herzmuschel (Cerasfo- byssum hauniense), eine Rarität an der südlichen Ost- Tierbesiedlung der Pflanzenbestände seeküste, die Herzmuschel (Cerastoderma lamarcki) lhre Besiedlung (die sog. Phytalfauna) ist erst seit den sowie die zu den Krebsen gehörenden Asseln ldotea 1960er Jahren Gegenstand intensiverer meeresbiolo- chelipes, Sphaeroma hookeri, Jaera albifrons, und die gischer Forschung, nicht zuletzt aus fischereiwirt- Flohkrebse Microdeutopus gryllotalpa, Gammarus sa- schaftlichem lnteresse und in der Erkenntnis der Be- linus, G. inaequicauda und Melita palmata. deutung dieses Lebensraumes innerhalb der Flach- wasserökosysteme der Küstengewässer. Die Besiedlung der Pflanzen ist abhängig von einem Abb. 6: Die Kopenhagener Heamuschel (Cerastobyssum komplexen ökologischen Faktorengefüge. Besonders hauniense) heftet sich mit Byssusfäden am Seegras an und besiedlungsprägende Faktoren sind der Salzgehalt, lebt ausschließlich im Bereich der Wasserpflanzen. der Expositionsgrad (Wasserbewegung durch Strö- mung, Wellengang), die morphologische Struktur der Pflanze, der Gehalt an Nahrung (pflanzlicher Auf- wuchs durch benthische Mikroalgen, Detrituspaftikel) und die periodische Austrocknung durch wasser- standsbedingtes Trockenfallen. Mit zunehmendem Strukturreichtum nimmt die ökologische Vielfalt eines Lebensraums zu, da mehr Kleinstbiotope einer höhe- ren Arten- und lndividuenvielfalt Überlebensmöglich- keiten bieten. Das gilt für den Regenwald ebenso wie für den Meeresboden. Von den o. g. Faktoren wird die Artenkomposition be- sonders durch den relativ hohen Salzgehalt bestimmt. Von den 90 gefundenen Tierarten der Makrofauna konnten immerhin 74 Arten auch als Bewohner der

45 Wirtspflanze Struktur- Arten- Häufigkeit Biomasse g typ zahl Anzahl Tiere/kg FG Pflanze FG Tiere/kg FG Pflanze Mittel- Mittelwert Maxima Mittelweft Maxima Mittelwert wert ohne Muscheln

wenig bzw. Seegras 24 7.750 11.300 180 630 15 unverzweigt

Kamm- mäßig 29 24.600 42.500 '190 340 38 Laichkraut verzweigt

mäßig 28 39.000 52.200 830 2.300 62 Teichfaden verzweigt

flächig, stark 1.850 79 Meersalat gefaltet 26 54.300 94.600 1.150

stark Horntang 23 5B,BOO 154.700 370 870 100 verzweigt

Tabelle 2: Die Tierbesiedlung in Abhängigkeit von Form und lndividuenzahlen im Salzhaff beruhen vor allem auf ei- Struktur der Wirtspflanze (FG = Feuchtgewicht; Jahresmit- nem hohen Anteil von Schnecken und Krebsen mit telwerte n=7 Mai-November z. T. gerundet). Massenentwicklungen der Strandschnecke Littorina saxatilis, der Assel ldotea chelipes und des Floh- krebses Microdeutopus gryllotalpa. Die beiden letzten ln der äußeren Bucht, nördlich des Boiensdoder Wer- Arten gelten als lndikatoren für organisch belastetes ders und der lnsel Poel, wurden weiterhin Arten mit Wasser. Die hohen Biomassen beruhen auf der star- hohen Ansprüchen an die Wasserqualität (klares Was- ken Besiedlung mit der Miesmuschel Mytilus edulis. ser mit hohem Sauerstoffgehalt)gefunden, die typisch für Standorte mit bewegtem Wasserkörper sind. Hier Tierbesiedlung des Bodens leben die fast durchsichtigen, großen Ostseegarnelen Der Meeresboden der Ostsee und damit auch der (Palaemon squilla) (s. Beitrag WALTER in diesem Wismar-Bucht wird - entsprechend der Flora - von ei- Band). Dazu zählen weiter die Schnecken Lacuna pal- ner verarmten Nordseefauna besiedelt. Nur anpas- lidula, Littorina littorea und Turboella inconspicua, die sungsfähige Aften, die den verringerten und wech- Assel /dofea balthica (Abb. 5) und die Flohkrebse Am- selnden Salzgehalt ertragen können, überleben im pithoe rubricata und Calliopius laeviusculus. Hervor- Brackwasser. Das sind salztolerante (euryhaline) zuheben ist der reiche Bestand der kleinen Kopenha- Meerestiere. Allerdings gibt es am Meeresboden der gener Herzm uschel (Cerastobyss u m h au n ie n se) (Abb. Wismar-Bucht auch einige Arten, die vom Süßwasser 6), der vermutlich derzeit der größte an der Ostseekü- in das Brackwasser eindringen. ste ist (WEBER & GOSSELCK, 1993). Die Verbreitung Die Fauna des Meeresbodens, das Benthos, setzt dieser kleinen Herzmuschel ist allein auf lenitisch sich vor allem aus Tierarten zusammen, die zu den (Stillwasserbereiche) geprägte Buchten und Bodden MeeresborstenwLirmern, den Krebsen sowie den Mu- mit reichem Pflanzenwuchs beschränkt, da sie als scheln und Schnecken gehören. Viele der kleinen einzige Herzmuschel ausschließlich auf Pflanzen sie- Krebse und einige Würmer, die Phytalfauna, leben im delt und durch den eutrophierungsbedingten ostsee- Schutz von Pflanzen oder von Aufwuchsorganismen weiten Rückgang der Phytalbestände in ihrem Be- wie Miesmuscheln. Die Aufwuchsorganismen benöti- stand extrem gefährdet ist. gen ein festes Substrat (Steine, Holz, Muschelscha- Ein bedeutender besiedlungsbestimmender Faktor für len), auf dem sie sich festsetzen. Andere Aften leben die Phytalfauna ist die Struktur der Wirtspflanze f[a- im Sediment und werden als lnfauna bezeichnet. Sie belle 2). Während der Einfluß auf die Artenzahlen nicht bauen doft Röhren oder wühlen im Sediment. Wenige eindeutig ist, wird die Gesamtanzahl (Abundanz) an Arten, die Epifauna, leben frei auf dem Sediment. Tieren, aber auch die Tierbiomasse eindeutig durch die Struktur bestimmt. Vor allem der Anteil an Gut zugänglich für den Strandwanderer sind die Krebsen nimmt mit steigendem Strukturgrad deutlich Flachwasserbereiche, die den Küsten in unterschiedli- zu. Große, unverzweigte Pflanzenarten wie das See- cher Breite vorgelagert sind. Bei niedrigem Wasser- gras sind demnach deutlich geringer besiedelt als stand fallen weite Gebiete ,,trocken" und der Meeres- flächige und stark gefaltete Formen wie der Meersalat grund kann ohne Taucherbrille betrachtet werden. ln bzw. stark verzweigte Formen wie der Horntang, bie- Senken bilden sich kleine Restgewässer und an Stei- ten aber wiederum größeren Muscheln (2. B. Miesmu- nen findet man zahlreiche Meerestiere. Die Substrate schel) bessere Siedlungsmöglichkeiten. Das eutro- sind in Abhängigkeit von der Lage der Küste zum phierungsbedingt hohe Nahrungsangebot in der Wis- Wellengang unterschiedlich ausgebildet. An ge- mar-Bucht und im Salzhaff begünstigt generell eine schützten, wellenabgewandten Küsten sind die Sedi- hohe Tierbesiedlung und hohe tierische Biomassen. mente weich und schlickig, in Bereichen, in denen Ein Vergleich mit Untersuchungen aus dem Greifs- Sand angelagert wird, befindet sich weißer Sand, an walder Bodden von MESSNER (1986) zeigen für das aktiven Kliffs (Steilküsten) liegen Gerölle und Blöcke. Salzhaff deutlich höhere lndividuenhäufigkeiten und Diese Substrate werden von unterschiedlichen Arten Biomassen für die gleichen Wiftspflanzen. Die hohen besiedelt.

46 Abb. 7: Der Schillernde Meeresringelwurm (Hedtrste diversi- Abb. B: Die Nordseegarnele (Crangon crangon) paßt sich color) ist eine der größten Polychaetenarlen der Wismar- mit Hilfe von Farbzellen (Chromalophoren) der Färbung des Bucht und wird von Fischen und Wat- und Wasservögeln Untergrundes an. als Nahrung aufgenommen.

Tiere der Sandstrände die Muschel sitzt in 20 - 30 cm Tiefe und ist mit der Sandstrände befinden sich an wellen- und strö- Oberfläche durch die Atemröhre verbunden. Der Si- mungsexponieften Küsten. Auf den ersten Blick pho besteht aus einer Einstrom- und Ausstromröhre, scheint dieser extreme Lebensraum nicht besiedelt zu durch die frisches Wasser gepumpt wird und das Tier sein. Etwas Sand unter der Lupe betrachtet zeigt je- mit Sauerstoff und Nahrung versorgt. Bei leichter Be- doch, daß es hier durchaus Leben gibt. lm Bereich rührung zieht die Muschel den Sipho in das Sediment der stärksten Wellenbewegung lebt der Flohkrebs Ba- zurück und ist so vor Feinden sicher. Bei Stürmen thyporeia pilosa. Dieser wenige Millimeter große, werden Sandklaffmuscheln oft freigespült und liegen weißliche Krebs kommt in großer Anzahl in den stark dann in großen Mengen am Strand. Junge Sandklaff- bewegten Sanden vor. Er gräbt sich mit speziell aus- muscheln, die nur wenige Millimeter bis Zentimeter gebildeten Beinen blitzschnell in den Sand ein und unter der Sedimentoberfläche leben, werden von kann auch sehr gut schwimmen, so daß er nicht ver- Tauchenten und im Flachwasserbereich auch von Sil- schüttet wird. Er ernährt sich von einzelligen Algen, bermöwen gefressen. Gewölle mit Schalen junger die sich an die Sandkörner anheften (,,Sandlecker"). Sandklaffmuscheln findet man an Rastplätzen von Sil- bermöwen. Sandböden, die etwas weniger bewegt sind, werden auch im Flachwasserbereich von mehreren Arlen be- Die Baltische Plattmuschel (Abb. 10) und die Herzmu- siedelt. Der Schillernde Meeresringelwurm (Hediste schel treten regelmäßig auf, wobei die Plattmuschel diversicolor) gräbt hier verzweigte Gänge und ernährt mehr an den Außenküsten und die Herzmuschel an sich räuberisch von anderen lebenden und toten Tie- den inneren Küsten vorkommt. Eine weitere Muschel, ren (Abb. 7). Auch Muschelarten (Sandklaffmuschel - die Große Pfeffermuschel (Scrobicularia plana), deren Mya arenaria, Baltische Plattmuschel - Macoma bal- Bestand an den deutschen Küsten in den letzten Jah- fhica) besiedeln den sandigen Flachwasserbereich, ren stark rückläufig ist, wird in der Wismar-Bucht der meistens geringe Schlickanteile enthält. Die Nord- noch lebend gefunden. Fast regelmäßig findet man seegarnele (Crangon crangon) (an der Nordsee als Granat oder Krabbe bezeichnet) hält sich hier in der warmen Jahreszeit auf und ernähft sich räuberisch Abb. 9: Die Atemröhre der Sandklaffmuschel (VIya arenaria) und von toten Tieren, die von der Brandung erschla- mit Ein- und Ausströmöffnung. gen wurden (Abb. 8).

Tiere der Schlickböden des Flachwassers Mit abnehmender Wellentätigkeit wird der Meeresbo- den zur¡ Tiefen hin oder in geschützten Buchten schlickiger. Am dichtesten besiedelt werden schlik- kig-sandige Böden, die in den meisten Flachwasser- gebieten der Wismar-Bucht auftreten.

Auch auf den Schlickböden sind auf den ersten Blick keine Tiere zu erkennen, es fallen aber zahlreiche klei- ne (2 - 5 mm) Löcher auf, die auf Bewohner hinwei- sen. Darunter verbergen sich die Röhren des Schil- lernden Meeresringelwurms und die Atemröhren (Si- phone) der Sandklaffmuscheln (Abb. 9). Der Poly- chaet baut verzweigte Röhren bis zu 40 cm Tiefe und

47 gesamte benthische Fauna der Wismar-Bucht zusam- mengefaßt.

Der Schlickkrebs (Corophium volutator) sitzt in kleinen Gängen und tastet mit seinen kräftigen Antennen die Sedimentoberfläche nach freßbaren Partikeln ab. Der etwa 1 cm lange graue Krebs tritt stellenweise mas- senhaft auf und ist ein wichtiges Nahrungstier für ra- stende Watvögel.

Zu den häufigsten und am weitesten verbreiteten Tie- ren der Wismar-Bucht gehören die Wattschnecken (Hydrobiidae). Die drei Arten sind in der Wismar- Bucht unterschiedlich verteilt, im schlickigen Flach- wasser dominiert Hydrobia ventrosa und in den tiefe- Abb. 10: Die Baltische Plattmuschel (Macoma baltica) er- ren Zonen isT H. ulvae häufiger. Die kleine ArI H. kennt man deutlich an ihrer rötlichen Färbung. neglecta findet man regelmäßig, aber nicht häufig. Ei- ne weitere verwandte Art, die Neuseeländische Deckelschne cke (Potamopyrgus anti podaru m), wan- nordöstlich von Poel und an der Südküste der Lieps derte aus dem Süßwasser in das Brackwasser der zumindest Schalen der rundlichen, weißen Muschel, Wismar-Bucht ein. Die Hydrobiiden ernähren sich von die auf den ersten Blick mit der Sandklaffmuschel Pflanzenresten. Stellenweise wurden über 50.000 Tie- verwechselt werden kann. lm Frühjahr werden auch relm'gezählt. lhre Häufigkeit ist mit dem Gehalt der lebende Tiere gefunden. ln der Wismar-Bucht befin- Böden an Nahrung, also an organischem Gehalt, di- det sich der einzige bekannte lebende Bestand der rekt korreliert (BICK & ZETTLER, 1994). Watt- Großen Pfeffermuschel an der deutschen Ostsee- schnecken werden von Fischen, Watvögeln und grün- küste. delnden Entenarten gefressen. Die Pfeffermuschel wurde von PRENA (1986) bei der Bonitierung der Wismar-Bucht in 55 Vo der Stationen Zu den typischen Bildern der Windwatten der Wis- mit durchschnittlich 13 Tieren/m'? nachgewiesen. mar-Bucht und des Salzhaffs gehören die Arenicola- BÖHME (1991) und PRENA (1990) fanden die Mu- Watten, die an den Kothäufchen zu erkennen sind schel nach dem Einbruch sauerstoffarmen Wassers (4bb.12, 13). Der bis zu 15 cm große Sandpier oder 1988 nur noch in der Wohlenberger Wiek oberhalb Wattwurm (Arenicola marina) lebt in einer U-förmigen 7 m Wassertiefe. Eigene Untersuchungen 1995 erga- Röhre, die au's drei Abschnitten besteht: Ein Trichter, ben Fundorte im Flachwasserbereich am Langenwer- der an der Oberfläche zu erkennen ist, von dem aus der und bei etwa 6 m Tiefe in der Nähe des Rustwer- ein Gang senkrecht bis in etwa 15 - 20 cm Tiefe in die ders (Poel) sowie südlich der Lieps. Das Beispiel ver- Freßtasche mündet. Von doft aus horizontal befindet deutlicht die wichtige Funktion der Kuppen als sich der Teil, in dem der Wurm liegt. Daran schließt Schwellen gegen eindringendes sauerstoffarmes Tie- sich der senkrecht nach oben führende Schwanz- fenwasser aus der Mecklenburger Bucht. Jede Vertie- schaft an, über dem sich das charakteristische Kot- fung der Schwellenhöhe erhöht die Gefahr eindrin- häufchen aus Sandrollen befindet. Der Sandpier frißt genden Tiefenwassers. Die verheerenden Auswirkun- feines Sediment, daß über den Trichter in die Freßta- gen, die hier nur am Beispiel von der Großen Pfeffer- sche fällt, so daß eine Umschichtung und ,,Belüftung" muschel erläutert wurden, hat PRENA (1995) für die der Sedimente erfolgt. Der Sandpier kommt in der äußeren Wismar-Bucht bis in 17 m Tiefe vor.

Abb. 11: Die Lamarcksche Herzmuschel (Cerastoderma la- Tiere der Schlickböden des Tiefenwassers marcki) lebt in schlickigen Sedimenten. Dieses Tier sucht Unterhalb der zeitweise trockenfallenden Meeresbö- im trockengefallenen Windwatt eine feuchte Stelle. den schließen sich zumindest in der inneren Wismar- Bucht und im Salzhaff schlickig-sandige bis schlicki- ge Böden an. Die Böden werden von einer ähnlichen Artenzusammensetzung besiedelt wie im Flachwas- ser

ln der marin geprägten Wohlenberger Wiek und in der Eggers Wiek dominieren der Polychaet Neanthes suc- cinea und die Wattschnecke Hydrobia ulvae. Der sehr große Borsteñwurm, ein Verwandter von Nereis diver- sicolor, ernährt sich von absterbenden Pflanzenresten (Detritus). Diese Art ist, wie auch der Kotpillenwurm (Heteromastus filiformis), erst vor etwa 20 bis 30 Jah- ren in die Wismar-Bucht eingewandert. Beide gelten als lndikatoren für organisch belastete Gewässer. ln schlickärmeren Sedimenten kommen der Kiemenrin- gelwurm (Sco/oplos armiger) und der Meeresborsten-

48 wurm Pygospio elegans sowie die Baltische Plattmu- Abb. 12: Windwatt mit Kothäufchen und Einsturztrichtern schel (Macoma balthica) hinzu. vom Sandpier (A,renicola marina), Juni 1995, Langenwer- der. Die Miesmuschel ist normalerweise eine typische Art geformte Unter- des Aufwuchses. ln der inneren Wismar-Bucht besie- Abb. 13: Vom Sandpier (Arenicola marina) Kolröllchen sind delt sie aber auch Schlickböden. Einzelne bis zu 9 cm wasserlandschaft. Einsturztrichter und große Exemplare oder kleine Ansammlungen liegen deutlich erkennbar. im weichen Schlick. Die Größe zeigt, daß sie hier ein beträchtiches Alter von 7 - 8 Jahren erreichen. Die Larven der Miesmuschel besiedeln feste Substrate wie Muschelschalen oder Pflanzenreste. Kurios ist, daß sie sich auch an den Siphonen der Sandklaffmu- scheln festsetzen und dort wegen der ständigen Ver- sorgung mit frischem Wasser gut gedeihen. Für die Sandklaffmuschel bedeutet dieser Gast an ihrer wich- tigsten Verbindung zur Außenwelt den Tod, denn sie wird bei einer bestimmten Größe der Miesmuschel an ihrem eigenen Sipho aus dem Sediment gezogen (Abb. 14).

ln der Wohlenberger Wiek bildet die Miesmuschel Bänke. Etwa ein Drittel des Benthals ist mit mehr als 500 g Miesmuscheln pro m' bedeckt. Die durch- schnittliche Biomasse beträgt in der Wohlenberger Kotpillenwurm (Heteromastus filiformis) und Zuck- Wiek fast 700 g und die Abundanz liegt bei 12.600 ln- mückenlarven (Chironomiden) kamen dort stellenwei- dividuen/m'z. 1995 betrugen die Biomassewefte für se in hohen Abundanzen vor. die Miesmuschel zwischen 2.000 und 9.000 g Frisch- masse /m'z. Tiere als Aufwuchs Sessile (sitzende) Meerestiere sind an feste Substrate zeigte' ln den schlickigen Sedimenten der inneren Bucht tritt gebunden. Wie das Beispiel der Miesmuscheln als Charakterart die Sandklaffmuschel (Mya arenaria) sind die meisten Aden nicht wählerisch: Steine, auf. Die Herzmuschel (Cerastoderma lamarckí) kommt Geröll, Muschelschalen, auch Algen oder künstliche regelmäßig aber nicht in großen Zahlen vor. Der Schil- Hartböden (Molen, Buhnen) dienen ihnen als Unter- lernde Meeresringelwurm (Hediste diversicolor), der lage.

49 Abb. 14: lm Schlick der inneren Wismar-Bucht nutzen Abb. 15: Miesmuschel mit krustenförmigem Bewuchs von Miesmuscheln jedes vorhandene fesle Substrat zum Besie- Moostierchen und Polypenkolonien. deln. lm Bild ist eine Miesmuschelansammlung zu sehen, deren Primärsubstrat ein Sipho der Sandklaffmuschel ist.

Einige Arten sind auf den Miesmuschelschalen im Steinen und am Geröll besonders in den tieferen Zo- Strandanwurf zu finden: Die auffälligen weißen See- nen der äußeren Wismar-Bucht. Hier, nur für den Tau- pocken und die krustenförmig die Schale überziehen- cher erreichbar, findet man die auffälligste Art mariner den Moostierchen (Bryozoa) (Abb. 15). Seepocken wirbelloser Tiere in der Ostsee, den Seestern (Astenas (Balanus improvisus) sind Krebstierchen, die in den rubens) (Abb. 17). Er ernährt sich von den Miesmu- selbstgebauten Kalkschalen leben und mit ihren Ran- scheln, imdem er die beiden Schalen der Muschel kenfüßen das Wasser nach Nahrung abfiltrieren. Die auseinanderzieht und seinen Magen über die Weich- Moostierchen sind Kolonien aus zahlreichen Einzel- teile der Muschel stülpt (Außenverdauung). Dabei tierchen, die oft eine ähnliche Struktur wie Bienenwa- kommt ihm entgegen, daß die Miesmuschel ihre bei- ben aufweisen. An Steinen, Algen und an den Spitzen den Schalen nur mit einem Muskel zusammenhält, des Seegrases befindet sich häufig ein dichter, fla- während andere Muschelarten zwei Muskeln ausge- schenbürstenartiger Bewuchs. Dabei handelt es sich bildet haben. um Polypenkolonien. Die häufigste Ar1 ist Gonothyra- ea loveni. Sie ist die einzige Polypenart, die das See- Die dichten Miesmuschelbestände (Abb. 18) in der gras besiedelt (Abb. 16). Wismar-Bucht sind eine wesentliche Voraussetzung für die Anwesenheit der großen überwinternden oder Auffälligste Art des Aufwuchses ist die Miesmuschel. rastenden Tauchentenschwärme (Eiderente, Bergen- Dichter Miesmuschelbewuchs befindet sich an den te, Eisente). Die Nahrung ist reichlich vorhanden und

Abb. 16: Flaschenbürstenartiger Bewuchs auf Seegras mit Abb. 17: Der Seestern (Astenas rubens) ernährt sich von dem Polypen Gonothyraea loveni. Miesmuscheln.

5U in den flachen Gewässern gut (mit geringem Ener- in das Plankton, die mit den Strömungen verdriftet gieaufwand) erreichbar. Nicht nur die Tauchenten werden und so neue Lebensräume erschließen kön- ernähren sich von den Miesmuscheln (BÖHME, 1991), nen. Bei den Quallen lebt dagegen die Elterngenerati- sondern auch Gründelenten. Der Kot der Stockenten, on im Freiwasser und die Zwischengeneration eines Krickenten und Löffelenten setzt sich zeitweise aus- komplizierten Generationswechsels am Meeresbo- schließlich aus Schalen der Miesmuschel zusammen. den. Diese Entenarten fressen die wenige Millimeter Unter dem Begriff Quallen werden an der Ostseeküste großen Miesmuscheln, die sich an den Driftalgen be- im allgemeinen zwei Aden verstanden: die Ohrenqual- finden. Die Miesmuschel ist die einzige häufige Mu- le (Aurelia aurita) (Abb. 20) und die Feuerqualle (Cya- schelart in der Wismar-Bucht, die auf dem Sediment nea capillata) (Abb. 21). Beide gehören zu den (Epibenthos) oder an Steinen lebt. Sandklaffmuschel Schirm- oder Scheibenquallen, die Nesselzellen besit- und Baltische Plattmuschel leben im Sediment und zen, mit denen sie ihre Beute fangen. Neben diesen haben als Nährtiere für Enten allenfalls als Jungtiere beiden auffälligen Arten gibt es eine Reihe kleiner Ar- oder freigespült eine Bedeutung. ten, die meistens als Medusen bezeichnet werden und nicht Gegenstand dieser Betrachtungen sind. Die Miesmuscheln stellen selber ein Substrat für Arten Die Fortpflanzung erfolgt über eine geschlechtliche des Aufwuchses. Besonders auffällig sind die dichten und eine ungeschlechtlichen Phase. Die Qualle bildet Bestände der Seescheide (Ciona intestinalis) in der in- die Geschlechtsprodukte aus, die sich bis zu einem neren Wismar-Bucht. Dieses schöne, orangefarbene, bestimmten Stadium (Planulalarve) bei der ,,Mutter" schlauchartige Manteltier filtrieft wie die Muscheln aufhalten. Schließlich trennen sich die Larven vom das Wasser, um Nahrung und Sauerstoff zu erhalten Alttier und setzen sich nach einer schwimmenden (s. Rücktitelfoto). lm Salzhaff leben die Seescheiden Phase am Boden an Steinen oder Pflanzen ab und meistens auf Seegras. bilden einen wenige Millimeter großen Polypen. Die- ser überdaueft den Winter am Meeresboden und er- Zwischen Geröll, unter Findlingen und auch im See- zeugt im Januar bis März bei ansteigenden Wasser- gras lebt der größte Krebs der Ostsee, die Strand- temperaturen die jungen Quallen. Dabei wird der ge- krabbe (Carcinus maenas) (Abb. 19). Sie taucht je- samte Polyp quer in kleine Scheiben geschnürt, die doch nur unregelmäßig in der Wismar-Bucht auf. ln sich eine nach der anderen vom Polypenkörper ab- einigen Jahren ist sie sehr häufig zu beobachten, in trennen. Der Vorgang wird wegen seiner Ahnlichkeit anderen ist sie selten oder fehlt. Dieses unregelmäßi- des Polypen mit einem Tannenzapfen (Strobila) als ge Vorkommen ist vermutlich auf den Einstrom von Strobilation bezeichnet. Larven aus salzhaltigeren Gebieten zurückzuführen. Die Ohrenqualle erreicht einen Schirmdurchmesser von 30 - 40 cm. Die jungen, etwa 1 cm großen Qual- len sind ab April zu beobachten. lm November/De- Quallen zember sterben die Alttiere ab. Sie sind Dauer- schwimmer und verbringen ihr gesamtes Leben im Bisher haben wir uns mit Tieren beschäftigt, die den Freiwasserraum (Pelagial). lm lnneren der Glocke liegt größten Teil ihres Lebens am Boden verbringen und das Mundrohr, das von den vier auffälligen rötlich- sich dort vermehren. Viele Arlen schicken ihre Larven braunen, blauen oder violetten Vermehrungsorganen

Abb. 18: Miesmuscheln (Mytilus edulls) im Salzhaff Abb. 19: Die Strandkrabbe (Carcrnus maenas) ist die größ- te Krebsart in der Wismar-Bucht.

51 schossen. Menschen mit empfindlicher Haut erleiden verbrennungsähnliche Verletzungen, die erst nach Ta- gen oder Wochen abheilen. Man sollte das Baden vermeiden, wenn eine Feuerqualleninvasion gemeldet wird. Feuerquallen können sich bei dem geringen Salzge- halt der Ostsee nicht vermehren. Bei bestimmten Wetterlagen dringen sie zusammen mit salzreichem Wasser aus der Nordsee in die westliche Ostsee ein.

Zusammenfassung

Das Salzhaff und die Wismar-Bucht sind heute eines der letzten phytalgeprägten inneren Küstengewässer mit einem großen Arlenreichtum und einer hohen Pro- duktivität der Phytal- und Sedimentfauna. Die günsti- ge geographische Lage und Gewässermorphologie haben zur Folge, daß sich der ökologische Zustand des Salzhaffs in den letzten 50 bis 60 Jahren nur ge- ringfügig verschlechted hat. Das Adenspektrum der Flora und Fauna hat sich seit den Untersuchungen Abb. 20: Die Ohrenqualle (Aurelia aurlta) kommt in der Wis- von KRÜGER & MEYER (1937) nur unwesentlich mar-Bucht mitunter häufig vor und ist für den Menschen geändert. Wenige Arten sind neu eingewandert. An- völlig ungefährlich. gaben bezüglich der Häufigkeit und Biomasse der phytal- und sedimentbewohnenden Tieraften liegen umgeben ist. Am Schirmrand befinden sich die recht von den damaligen Untersuchungen leider nicht vor, kurzen Tentakeln, mit denen die Beute gefangen wird. so daß Vergleiche dieser wichtigen quantitativen Größen nicht vorgenommen werden können. Ohrenquallen besitzen zwar Nesselzellen mit starkem Deutliche Anzeichen für eine Eutrophierung des Ge- Gift, jedoch vermögen sie es nicht, die menschliche wässers sind der starke Epiphytismus auf den Blüten- Haut zu durchdringen und sind daher ungefährlich. pflanzen, das massive Vorkommen von schnellwüch- Anders die Feuerqualle, die trotz ihrer unbestrittenen sigen feingliedrigen Braun- und Rotalgen und das Schönheit sehr unangenehme Nesselungen hervor- massenhafte Auftreten einer Reihe von Tierarten, die ruft. Die Tentakeln sind bis zu 6 m lang. Wenn man als lndikatoren für eine hohe organische Belastung das Tier beim Schwimmen oder beim Tauchen sieht, des Gewässers (durch die Kläranlagen Rerik und Wis- ist es meistens schon zu spät. Die kaum erkennbaren mar) gelten. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß die Tentakel haben ihre Nesselbatterien schon abge- Wismar-Bucht und das Salzhaff sehr eutrophierungs- anfällig sind und eine weitere Belastung des Gewäs- sers zum Umschlagen in eine schlechtere Qualität Abb. 21 : Die in der Wismar-Bucht seltene Feuerqualle führen kann. Gefährlich wäre die Entwicklung von ei- (Cyanea cappilata) ist ein stark nesselnder Gast aus der nem phytalgeprägten zu einem phytoplanktondomi- Nordsee. nieften Gewässer, wie es z. B. in den Darß-Zingster- Boddengewässern bereits erfolgt ist. Für eine große Anzahl von phytalgebundenen und verschmutzungs- empfindlichen Aften wie etwa die seltene Kopenha- gener Herzmuschel (Cerasfobyss u m hau niense) hätte dies das Aussterben zur Folge. Diese Erkenntnisse edordern eine rasche Sanierung von anthropogenen Störfaktoren. lnsbesondere muß die weitere Eutrophierung des Gewässers durch Nährstoffeinträge aus den Kommunen und der Land- wirtschaft minimiert werden. Der Anfang für eine posi- tive Entwicklung ist die Herausnahme der kommuna- len Abwassereinleitungen der Stadt Rerik aus dem Salzhaff.

c¿ Fische, Fischerei und Garnelenfang in der Wismar-Bucht U. Walter

Die Wismar-Bucht bietet einer großen Vielzahl von Tabelle 1: Rundmäuler und Fischarten in der Wismar-Buchl Fischaften ausgezeichnete Lebensbedingungen. Die

Gründe hierfur liegen zunächst in den besonderen hy- Flußneunauge (Lam petra f I uv iati I is) drographischen Bedingungen. Der Salzgehalt des Meerneunauge (Petromyzon marinus) Brackwassers der Wismar-Bucht beträgt über 12 Pro- Hering (Clupea harengus) mille, das sind 12 g Salz gelöst in einem Liter Wasser Sprotte (Sprattus sprattus) im Jahresdurchschnitt, er kann in den Frühjahrsmona- Lachs (Salmo salar) ten kurzfristig auch auf 18 - 20 Promille ansteigen. Meerforelle (Salmo trutta trutta) Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) So leben hier vor allem Meeresfische. Hierbei handelt Hecht (Esox lucius) euryhaline es sich um Aften, d. h. Meerestiere, die Aland (Leuciscus idus) größere Schwankungen der Salinität ertragen und so- Döbel (Leuciscus cephalus) mit den ,,geringen" Salzgehalt akzeptieren. Plötze (Rutílus rutilus) Aber auch einige Süßwasserarten tolerieren den für Rotfeder (S card i n u s e ryth rophthal m us) sie ,,hohen" Salzgehalt in der Wismar-Bucht. Sie ha- Blei (Abramis brama) ben über die wenigen Zuflüsse Einzug in die Bucht Schleie (finca tinca) gehalten und diesen Lebensraum besiedelt. Europäischer Flußaal (Anguilla anguilla) Die Bereiche der Wismar-Bucht sind Flachgewässer Dorsch (Gadus morrhua) mit einem gut durchmischten Wasserkörper. Positive Wittling (M e rlan gi u s m erl an gu s) Schellfisch (Me I anog ram mu s aeg I if i n u s) Sauerstoff bi I anzen, stabi le pH -Werte u nd bemerkens- Köhler (Pollachius virens) (WALTER, günstige werte Sichttiefen 1996) lassen Hornhecht (Belone belone) ökologische Verhältnisse für die Fischfauna vermuten. Dreistachliger Stichling (Gasferosfeus acu leatu s) Neben den guten hydrographischen Bedingungen Neunstachliger Stichling (Pungitius pungitius) bietet die Wismar-Bucht den Fischen, vor allem durch Seestichling (Spinachia spinachia) ihre weitläufigen Seegraswiesen, einen idealen Le- Kleine Schlangennadel (Nerophís ophidion) bensraum. Das gut entwickelte Phytal mit seiner viel- Grasnadel (Syngnathus typhle) fältigen Fauna (v. WEBER, 1990; JASCHOF, 1990) so- Seeskorpion (M y o xo ce p h al us scorplus) wie das reichlich vorhandene Zoobenthos der Böden Seebulle (faurulus bubalis) der inneren Bucht und der Wohlenberger Wieck Steinpicker (Agonus cataphractus) Seehase (Cyclopterus lumpus) (PRENA & GOSSELCK, 1989) bieten vielen Fischarten Flußbarsch (Perca fluviatilis) Laichmöglichkeit Schutz, und Nahrung. Zander (Stizosted ion lucioperca) Großkopfmeeräsche (Mugil cephalus) Atlantische Makrele (Scomber scombrus) Zum Artenbestand Gefleckter Lippfisch (Labrus berggylta) Klippenbarsch (Cte n o I ab ru s ru p e st ri s) lm Gebiet der Wismar-Bucht wurden 49 Arten von Goldmaid (Symphodus melops) Knochenfischen und mit dem Flußneunauge (Lampe- Butterfisch (Pholis gunellus) tra fluviatilis) sowie dem Meerneunauge (Petromyzon Aalmutter (Zoarces viviparus) marinus) zwei Vertreter der Rundmäuler (Cyclostoma- Kleiner Sandaal (Ammodytes tobianus) Großer Sandaal (Hyperoplus Ianceolatus) ta) nachgewiesen. Diese seltenen Rundmäulerarten Schwarzgrundel (Gobius nige) sollen, weil sie den gleichen Lebensraum besiedeln Schwimmgrundel (Co ryphopterus f/avescens) und sehr fischähnlich wirken, Berücksichtigung fin- Sandküling (Pomatoschistus mínutus) den, obwohl sie taxonomisch nicht den Fischen zuzu- Strandküling (Pomatoschistus microps) ordnen sind. Grauer Knurrhahn (Eutrigla gurnadus) Flunder (Platichthys flesus) Zur Erstellung der folgenden Artenliste wurde eine Scholle (P I e u ro n e cte s p I ate s s a) Auswertung der eigenen Fänge durch die Meeresbio- Kliesche (Limanda limanda) logische Station Boiensdorf der Universität Rostock in Steinbutt (Psetta maxima) den Jahren 1971 - 1996 vorgenommen. Darüber hi- Glattbutt (Scophthal mus rhombus) Seezunge (Solea vulgaris) naus konnten Anlandungen der ortsansässigen Fi- scher analysieft werden. lnformationen der Fischwirt- schaft, des lnstitutes für Fischerei der Landesfor- Zur Situation der Fischerei in der Wismar-Bucht schungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei M-V, der Fischereiaufsicht sowie Mitteilungen von Sport- Die Fischerei hat in der Wismar-Bucht traditionell eine anglern fanden ebenfalls Berücksichtigung. große Bedeutung. Etwa 3O %ó der für die Bucht nach- Die vorliegende Artenliste stellt den gegenwärtigen gewiesenen Fischaften (WALTER & JANSEN, 1994) Stand der Erhebungen dar und ist sicherlich nicht ab- unterliegen einer kommerziellen Nutzung. geschlossen. Ausgehend von vergleichbaren Untersu- Zu diesen Aden gehören natürlich vor allem die wich- chungen in der nahegelegenen Lübecker Bucht (SE- tigen Wirtschaftsfische: Aal (Anguilla anguilla), Hering NOCAK, 1992), ist auch für die Wismar-Bucht mit ei- (Clupea harengus), Dorsch (Gadus morrhua), Flunder nem erweiterten Artenspektrum zu rechnen. (Platichthys f/esus,) sowie Steinbutt (Pseffa maxi ma).

L¡teratur S. 94 EÔ Aber auch Sprotten (Sprattus sprattus), Lachse (SaÊ Um den stets vorhandenen Bedad an frischem Fisch mo salar), Meerforellen (Salmo trutta trutta), Aalmut- abzudecken, war bereits 1980 in der inneren Wismar- lern (Zoarces viviparus), Hornhechte (Belone belone), Bucht eine große Forellenzuchtanlage eingerichtet Flußbarsche (Perca fluviatilis), Großkopfmeeräschen worden. Darüber hinaus wurden in den Jahren '1 980 (Mugil cephalus), Schollen (Pleuronectes p/atessa) bis 1988 insgesamt etwa 600.000 einsömmerige Re- und Klieschen (Limanda limanda) werden gefangen gen bogenf or ellen (O n co rh y n c h u s my ki ss) ei n gesetzt, und vermarktet. die offenbar gut aufgewachsen sind und sich in der Danach ist die Wismar-Bucht als ein bedeutendes Fan gstatisti k (Su ßwasserf isch/ìff anderJisch) bemerk- Fanggebiet einzustufen. Die Anlandungen der Fänge bar machen. Kein Erfolg war dagegen dem Versuch in der Jahre 1972 - 1996 sind in Tabelle 2 zusammenge- der Mitte der siebziger Jahre beschieden, etwa 2.000 faßt. einsömmerige Zander in der Wismar-Bucht anzusie- deln. Dieser Edelfisch benötigt für seine Entwicklung stärker eutrophierte Gewässer (BARTHELMES, 1 981) Tabelle 2: Anlandungen der Kleinen Hochsee- u. Kü- mit geringen Sichttiefen, die er offenbar in anderen stenfischerei für das Gebiet der Wismar-Bucht in Tonnen. Küstenabschnitten Mecklenburg-Vorpommerns f indet Quellen: 1972 - 1990 FPG Wismar-Bucht; 1991 - 1994 (WINKLER & THIEME, '1979; WALTER, 1988). Agrarberichte 1991/92, 1992, 1993, 1994 des Landes lm Zeitraum von 1993 bis 1996 fanden umfangreiche N/-V; 1995 - 199ô LFA für Landwirtschaft u. Fischerei M-V, Besatzmaßnahmen mit Meerforellen statt. ln innere lnst. f. Fischerei. Abschnitte der Bucht und in den Hellbach, ein kleiner Fluß, der ins Salzhaff mündet, wurden etwa 137.500 Jahr Gesamt Seefisch Süßwasserfisch/ markierte Jungfische gesetzt. Aussagen über deren Wandedisch Entwicklung liegen noch nicht vor (Mitteilung Fisch & Umwelt M-V e.V. - Rostock). 1972 419,1 399,4 19,7 Gegenwär1ig arbeiten noch etwa 70 Fischer in der

1 973 388,4 374,O 14,4 Wismar-Bucht (BOBZIN - pers. Mitteilung). Sie sind in 1974 399,7 388,2 11,5 der Fischereigenossenschaft ,,Wismar-Bucht", Wis- 1975 398,8 382,4 16,4 mar, organisiert. Es werden traditionelle Fangmetho-

1 976 433,1 424,0 9,1 den der passiven Fischerei angewandt. Dabei kom- 1977 587,2 578,8 8,4 men Stellnetze, Reusen, Aalkörbe sowie Aalangeln

1 978 471,1 465,4 4,7 zum Einsatz. Das Fischen mit dem Schleppnetz ist

1 979 407,5 394,8 12,7 untersagt.

1 980 275,3 246,0 29,3

1 981 457,4 427,0 30,4 Nachfolgend sollen die Bestände und Fangerträge der 1982 326,9 301,4 25,5 wichtigsten Wirtschaftsfische analysieft und vorge-

1 983 359,4 335,1 24,3 stellt werden. Dabei ist festzustellen, daß nur die

1 984 514,8 482,1 32,7 tatsächlich an die Fischwirtschaft abgeführten Fang-

1 985 384,2 363,1 21,1 mengen Grundlage der Diskussion sein können. Der

1 986 225,5 176,7 48,8 Aal wird beispielsweise häufig von den Fischern

1 987 208,4 187,7 20,7 selbst vermarktet. Bei anderen Fischarten, z. B. dem

1 988 177,O 154,1 22,9 Hering, richten sich die Anlandungen nach marktwirt-

1 989 152,2 139,2 13,0 schaftlichen Erfordernissen. So spiegeln die Zahlen '1990 105,5 87,1 18,4 der folgenden Diagramme nicht immer den tatsächli-

1 991 354,8 313,7 41,1 chen Bestand der Fischart wider.

1 992 283,7 259,5 24,2

1 993 186,3 161,7 24,6 Dorsch ge- 1 994 270,1 238,2 31,9 Der Dorsch, an der Nordsee wird er Kabeljau

1 995 321,6 306,0 15,6 nannt, ist ein begehfter, wertvoller Speisefisch, der in

1 996 485,0 459,8 25,2 der Wismar-Bucht sehr edolgreich gefischt wurde. Anlandungen von durchschnittlich 100 Tonnen im Jahr weisen seinen hohen Bestand bis Mitte der acht- ziger Jahre aus. Danach waren die Anlandungsquoten Die Fangstatistik verdeutlicht drastische Fangverluste für Dorsch in der gesamten westlichen Ostsee stark in den Jahren 1986 bis '1990. Besonders das Ausblei- rückläufig. So sanken die Fangerträge auch in der ben von Dorsch und Flunder in diesem Zeitraum hatte Wismar-Bucht drastisch (vgl. Abb. 2). Diese Entwick- wirlschaftliche Auswirkungen auf die Fischwirtschaft lung wurde über mehrere Jahre vedolgt und ist im ge- und Fischer. So wurden Stellnetze zum Fang für He- samten Ostseeraum untersucht worden (SJÖE- ring, Dorsch und die Plattfischarten in den inneren STRAND & WEBER, 1988; LISHEW & UZARS, 1988). Abschnitten der Wismar-Bucht immer seltener. Sie Als Hauptursache für das Ausbleiben des Dorsches in werden auch gegenwädig überwiegend nur im den traditionellen Fanggebieten galt das Über{ischen Außenbereich gesetzt. Gleichzeitig gewann der Aal- seiner Bestände durch alle Anrainerstaaten der Ost- fang an Bedeutung. Er avancierte für diesen Zeitraum see. Darüber hinaus wurden Auswirkungen durch Eu- zum bedeutendsten Wirtschaftsfisch. Vom zeitigen trophierungsprozesse vermutet, die sich besonders Frühjahr bis zum Spätherbst werden Aalkörbe aufge- nachteilig auf die Ei- und Larvenstadien auswirken stellt. Dazu kommen noch Reusenfänge und seltener und ein Nachwachsen der Bestände erschweren. Das auch Fänge mit der Aalangel und der Strandwade. Wegbleiben der Dorsche in der Wismar-Bucht war

54 Abb. 1: Der Dorsch ist einer der wirlschaftlich wichtigsten Abb. 3: Von den gefangenen Plattfischen sind 90 % Flun- Fische der Wismar-Bucht. dern. demzufolge auf Ursachen zurückzufÜhren, die offen- gebnis erzielt (vgl. Abb. 5). Schwächere Anlandungs- sichtlich nicht mit den natÜrlichen Bedingungen in der quoten in den Jahren 1979/80 wurden im Sinne popu- Wismar-Bucht in Zusammenhang standen. lationsdynamischer Schwankungen interpretiert. wieder Seit 1993 scheinen sich die Dorschbestände 5o/o 3o/o erholt zu haben. Als Ursachen hierfÜr werden die star- aus Nordsee in die Ost- fFlunder ken Salzwassereinbrüche der Ischolle see und die damit verbundene Sauerstoffanreiche- ESte¡nbutt rung weiter Bodenregionen des Binnenmeeres zu Be- ElKl¡esche ginn der neunziger Jahre gesehen. So konnten im Sommer 1994 erstmals wieder große Mengen s0% einsömmeriger Dorsche in allen Abschnitten der Wis- mar-Bucht beobachtet werden. Auch die Anlandun- Abb. 4: Prozentuale Anteìle der Plattfischfänge. gen sind seitdem steigend und haben 1996 mit 317,8 Tonnen den bisher höchsten Stand seit 1972 erreichT Abb. 5: Flunderfänge von 1972 - 1996. (vgl. Abb. 2). Diese Entwicklung ist natürlich für die Fi- scher der Region erfreulich.. Sie birgt allerdings auch gn- die Gefahr einer erneuten Übefischung des Dorsch- g 4OO 300 bestandes. Deshalb ist es Überaus wichtig, solche t Þr Fangquoten festzulegen, die einerseits die schwere c m Arbeit der Fischer belohnen, andererseits aber auch 1m 0 den Bestand der Dorsche langjährig schützen. 7273747576n 7a79 80 81 æ 83 84 85 86 87 8a æ S 91 92 I 94 S 96 so o Seit 1986 sind die Fangquoten aller Plattfischarten drastisch gefallen. Dabei ist die Entwicklung der ein- o m o in der Wismar-Bucht sicher ã m zelnen Plattfischbestände aû r50 Ê unterschiedlich zu bewerten. ¡ roo L Besonders bedenklich stimmen die stark rÜckläufigen 50 weftvolle o Fangergebnisse bei der Flunder. Dieser 72 74 76 7A 80 A2 U 86 88 S 92 94 96 Speisefisch gilt eigentlich als relativ robust gegenÜber umweltbedingten Veränderungen seines Lebensrau- Abb.2: Dorschfängevon 1972 - 1996 mes, so daß seine Abwesenheit zunächst im Sinne unterschiedlicher Populationsdynamik interpretieft wurde. Plattfische lnteressant ist das jetzt langjährige Fehlen dieser Aft Flunder, Scholle und Kliesche sind die am meisten in den inneren Gewässerabschnitten der Wismar- kommerziell genutzten Plattfische in der gesamten Bucht, wo sie bis zur Mitte der achtziger Jahre noch Ostsee (SAGER & BERNER, 1988). lm Bereich der in großen Mengen gefangen wurde WALTER, 1992). jun- Wismar-Bucht wird mit dem Steinbutt eine weitere Art Auch der bis zu diesem Zeitpunkt hohe Bestand dieser flachen Seitenschwimmer erfolgreich vermark- ger Flundern, sie wurden in unmittelbarer Ufernähe tet. Die kommerziell größte Bedeutung kommt der noch sehr zahlreich mit der Strandwade nachgewie- Flunder zu. Nach Aussagen der angegebenen Quellen sen, war stark rückläufig. (vgl. Tab. 2) macht sie über 9O %o der Anlandungen bei Plattfischen aus (vgl. Abb. 4). Der Bestand an Die Scholle hat, obwohl sie als wertvoller Speisefisch Plattfischen in der Wismar-Bucht war bis 1985 be- gilt, eine weitaus geringere ökonomische Bedeutung' deutend. Jährlich wurden zwischen 200 - 300 Tonnen Seit Beginn der Statistik im Jahre 1972 liegt ihr Anteil gefangen und 1977 mil 472,9 Tonnen ein Rekorder- am Gesamtfang von Plattfischen konstant zwischen

FF einem und zwei Prozent. Nach 1986 liegen ihre Anlan- fangen und ein Großteil des Jahresverdienstes der Fi- dungen stets unter einer Tonne. Die inneren Gewäs- scher erwirlschaftet. serabschnitte der Wismar-Bucht hat sie offenbar ver- ln den Sommermonaten stellte man, ihren Angaben lassen. zufolge, dann dem Aal und im Herbst vor allem dem Diese Art stellt hohe ökologische Anforderungen an Dorsch und den Plattfischen nach. Mit diesen Fängen ihren Lebensraum (BREMER,1986) und ist den Aus- ließ sich auch damals schon, bei geringerem Arbeits- wirkungen der zunehmenden Eutrophierung wahr- aufwand, ein höherer Preis erzielen. So kann man die scheinlich nicht gewachsen. Die genannten Fänge ge- Heringsanlandungen in der Wismar-Bucht bis 1989 langen ausschließlich im Außenbereich der Bucht. durchaus als,,Beifänge" interpretieren, die keinesfalls Auskunft über den realen Bestand gaben. Der Bestand der Kliesche gilt als stabil. lhr Anteil am Gesamtfang von Plattfischen liegt langjährig bei etwa drei Prozent (vgl. Abb. 4). Das bedeutet Anlandungen zwischen zwei und zehn Tonnen im Zeitraum der ge- fühften Statistik. TEMMING (1989 a, b) verweist auf eine Hinwendung dieser Fischart zu höheren Salzge- halten und beschreibt die Anlandungsquoten seit 1940 als gering. Es ist allerdings auch möglich, daß eine fehlende Akzeptanz durch den Verbraucher eine bestimmte Rolle spielt. Die Kliesche scheint beson- ders in den Sommermonaten recht fleischlos und durchsichtig. Erst im Herbst werden korpulentere Fi- sche gefangen und erfolgreich an Feinschmecker ausgelieferl. Sie erfreut sich bei weitem nicht der Nachfrage wie Flunder, Scholle oder Steinbutt.

Der Steinbutt ist ein sehr werlvoller Speisefisch, des- sen langjähriger Anteil bei etwa SVo der gefangenen Plattfische liegt und dessen Bestand sich seit Ende der achtziger Jahre offensichtlich erhöht (MOHR, 1989). ln den Jahren 1993 sowie 1994 waren die An- landungen, gemessen in Prozent des Gesamtfanges, Abb. 6: Große Heringsschwärme gelangen auf ihren Laich- bedeutend höher. Sie stiegen auf 13,5 (= 43o/o 1993) wanderungen in die Wismar-Bucht. bzw. 14,5 Tonnen (= 24% 1994). Ob diese Entwicklung populationsdynamisch bedingt Abb. 7: Heringsfänge von 1972 - 1 996. ist oder ob der Steinbutt den Lebensraum der Flunder einnimmt, die in diesen Jahren ein besonders gerin- 1æT ges Vorkommen zeigte, ist noch unklar. Möglicher- 160 + e 1,tO weise ist auch ein für sie verbesseftes Nahrungsange- o 1æ o 't00 bot durch das vermehrle Auftreten der Ostseegarnele r3 co 80 (Palaemon squilla) sowie der Nordseegarnele (Cran- 60 gon crangon) (Benennung nach KÖHN & GOSSELCK, & æ 1989) bei geringerer Konkurrenz durch Jungdorsche 0 die Ursache für das höhere Aufkommen des Stein- 7273 74757677 7879 80 81 82 83 &t 85 86 87 88 æ 90 91 92 S 94 S 96 butts. Dafür spricht auch die geringe Anlandungsquo- te von einer Tonne im Jahr 1996, dem Jahr sehr be- Als '1990 das Gebiet dann von der Marktwirtschaft er- deutender Dorschfänge. reicht wurde, fielen die Preise für den Hering dra- stisch. Ein Absatzmarkt bestand nicht, obwohl man in Hering Wismar schon über einen längeren Zeitraum Hering Die Erträge der Heringsfänge in der Wismar-Bucht verarbeitete. Bei Preisen von weniger als 30 Pfenni- schwanken seit Beginn der aufgeführten Statistik sehr gen fürs Kilo lohnte sich der Heringsfang für die Fi- stark (vgl. Abb. 7). Obwohl die Heringsbestände seit scher nicht mehr. Aufwand und Ertrag gerieten aus vielen Jahren als ungefährdet hoch eingestuft wurden, dem Ruder. So sind seitens der Fischwirtschaft für in der vergangenen Zeit eher noch anwuchsen (SE- 1990 auch keine Anlandungen registriert worden. lm NOCAK,1992), bis 1989 auch der notwendige Absatz Folgejahr wurde dann mit 175,2 Tonnen Hering ein möglich war, variieren die Fänge von 1972 bis 1989 Rekordergebnis gefischt. Der Kampf ums wirtschaftli- zwischen minimalen 6,3 und maximalen 106,2 Tonnen che Überleben setzte die Fischer in Zugzwang, zumal pro Jahr. die großen Anlandungen von Dorsch und Plattfisch Die Ursachen hierfür sind nach Aussagen der Fischer ausblieben. vielschichtig. So werden die hohen Differenzen bis Der Folgezeitraum bis 1996 weist wieder geringere 1989 mit dem jährlichen Einsatz der hiesigen Fischer und auch relativ schwankende Fangerträge aus. Be- in den traditionellen Fanggebieten im Greifswalder gründet wird diese Entwicklung mit dem seit 1994 Bodden (WINKLER, 1989; BIESTER, 1989) von Ende wieder gestiegenen Dorschfang und dem weiterhin Februar bis Anfang Mai begründet. Hier wurden riesi- geringen Preis für den Hering. Seine Verarbeitung zu ge Mengen des damals subventionierten Fisches ge- schmackhaften Filets und Rollmöpsen sowie seine

56 Vermarktung werden durch den Verarbeitungsbetrieb vermarktet. Der im Küstenbereich gefangene Aal gilt WismarJisch-Feinkost realisiert. als besonders schmackhaft .

Flußaal ln der Wismar-Bucht werden weitere Fischarten wirt- Für den Aal sind die ausgedehnten Seegraswiesen in schaftlich genutzt. Deren kommerzielle Bedeutung (es der Wismar-Bucht mit ihrem großen Nahrungsange- handelt sich zum Teil auch um vereinzelte Fänge von bot ein idealer Lebensraum. WanderJischen) liegt jedoch weit unter der der bisher Die Aalfänge waren, nach Aussagen der Fischwirt- beschriebenen Arten. schaft, zu Beginn der sechziger Jahre bedeutend (BOBZIN - pers. Mitteilung). Nach rückläufigen Fang- Sprotte Die Schwärme der Sprotten durchziehen auf ihrer Wanderung vor allem die Außenbereiche der Wismar- Bucht. ln den inneren Gewässerabschnitten wurde sie nur selten nachgewiesen. lhre Bestände werden von Fischereiexpeften als un- gefährdet hoch eingeschätzt. Es werden aber nur, of- fenbar aus marktpolitischen Erwägungen, geringe Fangefträge gemeldet.

Lachs und Meerforelle Lachse und Meerforellen sind anadrome Wanderfi- sche, Arten, die im Meer leben und zum Laichen das Süßwasser der Flüsse aufsuchen. Sie werden vor al- lem im Herbst in den äußeren Bereichen der Wismar- Bucht gefangen. Die Anlandungsquoten schwanken und werden mit etwa einer Tonne im Jahr angegeben.

Regenbogenforelle Versuche, die Regenbogenforelle im inneren Bereich der Wismar-Bucht anzusiedeln, gibt es bereits seit Ende der sechziger Jahre (HAHNEKAMP - pers. Mit- Abb. 8: Flußaale haben nach wie vor große wirtschaftliche teilung). Diese Arl kann sich unter den hydrographi- Bedeutung, schen Bedingungen dieses Gewässers nicht reprodu- zieren. So erfolgte die Ansiedlung durch Besatzmaß- Abb. 9: Aalfänge 1972 - 1996. nahmen und den Bau einer Forellenzuchtanlage in der inneren Bucht zu Beginn der achtziger Jahre. Die aus- s gesetzten, einsömmerigen Regenbogenforellen wuch- ¿6 sen gut auf und machten sich vor allem in der Fang- 8no statistik der Jahre 1980 bis 1988 bemerkbar. 415 natürlichen Bestand kann nach dem Weg- 9lo Von einem r5o fall des Besatzes nicht ausgegangen werden. Bei 0 heutigen Fängen, die zumeist von Sporlanglern an 7273747576 n 78 79 æ It æ æ 84 ffi æ 87 88 æ S 91 A S 94 96 S der Fährdorfer Brücke gemeldet werden, handelt es sich offenbar um aus Zuchtanlagen entwichene Tiere. erlrägen in den siebziger und achtziger Jahren (gros- ses Aalsterben in den Jahren 1982 und 1983) wurden Hornhecht 1991 mit 28,8 Tonnen erstmals wieder größere Men- Hornhechte (Hornfische) leben im offenen Meer und gen dieses wertvollen Speisefisches abgeliefeft. kommen nur zum Laichen vom April bis Juni an die Bemerkenswerl ist, daß noch vor etwa 30 Jahren Aale flachen Küsten der Wismar-Bucht. ln diesem Zeit- unterschiedlicher Alters- und Entwicklungsstadien ge- raum werden sie vor allem von Sportanglern gefan- fangen wurden, heute jedoch fast nur große Exempla- gen, die zu hunderten mit ihren kleinen Booten zum re ins Netz gehen. BREMER (1986) sieht darin das ,,Hornfischangeln" auslaufen. Dabei kommt ihnen zu- Ausbleiben einer natürlichen Zuwanderung der Glas- gute, daß diese Fischarl ihre Nahrung vorwiegend aale durch die starke Eutrophierung der Nordsee so- dicht unter der Wasseroberfläche jagt. lnteressant ist, wie den kommerziellen Fang an den Atlantikküsten daß die Hornhechte bei ihrer Flucht vor Feinden aus Südeuropas. Auch künstliche Besatzmaßnahmen dem Wasser springen. werden sinnvoller Weise nicht vorgenommen, da die Die grünen Gräten des Hornhechtes bewirken eine Wismar-Bucht ein offenes Gewässer ist. gewisse Abneigung bei einigen Fischessern. Die Fär- Ungeachtet dessen hat sich cler Aal in den vergange- bung wird durch Biliverdin, einem Farbstoff aus der nen Jahren zu einem wichtigen Wirtschaftsfisch ent- Gruppe der Biline (FIEDLER, 1991; REMANE, wickelt. Seine Bestände gelten noch als bedeutend. STORCH & WELSCH, 1985), hervorgerufen. Er wird Die gemeldeten Anlandungen stellen sicher nur einen als Abbauprodukt des Hämoglobins (Blutfarbstoff) in Teil der tatsächlichen Fangmenge dar (vgl. Abb. 9). der Leber gebildet, erreicht als Gallenfarbstoff den Ein Teil der Fänge wird direkt vom Kutter verkauft Dünndarm des Fisches und bewirkt die grüne Fär- oder nach dem Räuchern durch die Fischer selbst bung der Knochen.

57 Diese selten auftretende farbliche Besonderheit hat natürlich keinerlei Einflüsse auf den Geschmack und damit auf den Werl des Hornhechtes als Speisefisch. Die Fischer der Wismar-Bucht landen Hornhechte re- gelmäßig in Mengen von zwei bis fünf Tonnen an.

Flußbarsch Der Flußbarsch ist als Süßwasserfisch in der Wismar- Bucht heimisch geworden und laicht auch in ihren weitläuf igen Seegraswiesen. Große, vermarktungsfähige Barsche werden mit dem Stellnetz gefangen. Der durchschnittliche Jahreser- trag lag bis 1995 nach offiziellen Angaben bei etwa zwei Tonnen. 1996 wurden über acht Tonnen dieses bel iebten Speisef isches abgeliefert.

Großkopfmeeräsche Nach Aussagen der Fischerei drängt seit Beginn der achtziger Jahre die Meeräsche aus der Biskaya über die Nordsee in die westlichen Teile der Ostsee und somit auch in die Wismar-Bucht. Größere Schwärme dieser Fischart werden in direkter Abb. 1O: Seehasen betreiben Laichpflege; das Gelege wird Ufernähe in den inneren Abschnitten der Bucht gefan- vom Männchen mit Frischwasser beblasen. gen. Die langjährigen Fangergebnisse lagen bei etwa 500 Kilogramm im Jahr. 1991 wurden 1,3 Tonnen an- gelandet. Von anderen Wirtschaftsfischen wie Wittling (Merlan- g i u s m e rl an gus), Schel lf is ch (M el ano g ram m u s aeg I if i - Atlantische Makrele nus) sowie Köhler (Seelachs) (Pollachius virens), die Die Makrele (Scomber scombrus) hatte nur bis zu Be- zur Familie der Dorsche gehören, sind nur Einzelfänge ginn der sechziger Jahre eine sehr hohe wirtschaftli- bekannt. Auch der Glattbutt (Scophthalmus rhombus) che Bedeutung. Während sie in der benachbarlen Lü- und die Seezunge (So/ea so/ea) sind in der Wismar- becker Bucht noch vorkommt (SENOCAK,1992), sind Bucht ohne wirtschaftliche Bedeutung. für die Wismar-Bucht seit längerem keine Nachweise bekannt. Der Wittling ist ein Meeresfisch, der sich nur während der Laichzeit in die Nähe der Ufer begibt und dann bis Aalmutter ins Brackwasser vordringt. Die Aalmutter findet in den Seegraswiesen der fla- chen Gewässerabschnitte der Wismar-Bucht ideale Der Schellfisch steht in dem Ruf, das Brackwasser Lebensbedingungen. Die Küstenfischerei schätzt ein, generell zu meiden. ln der Wismar-Bucht ist er somit daß sich ihr Bestand seit langem auf konstant hohem als lrrgast aufzufassen. Auch der Köhler ist eine mari- Niveau befindet. ne Fischart. Dieser räuberische Fisch verfolgt aller- Populationsdynamische Schwankungen treten aller- dings die Heringsschwärme bei ihrer Laichwanderung dings auf und waren vor allem am Ende der achtziger und gelangt dadurch in das Brackwasser der Ostsee. Jahre festzustellen. Diese wurden mit der Erkrankung So wurde er auch noch im Greifswalder Bodden der Tiere durch eine Wurmkrankheit (Helminthose) in nachgewiesen (WINKLER, 1989). Beiden Nachweisen den Augen in Zusammenhang gebracht, wodurch die in der Wismar-Bucht handelte es sich um Einzelfänge. befallenen Tiere vermutlich erblindeten, kein Futter fanden und abstarben. Nach REIMER (1970) war das Der Seehase (Cyclopterus lumpus), auch Lumpfisch Eindringen des Wurmstars (Diplostomum spec.) über genannt, kommt während der Laichzeit von Februar die damals zahlreich vorhandene Schnecke (Lymnaea bis April in die ufernahen Gebiete der Bucht. Bei Fein- balthic$Jrs anemark--wird- ken werden von der Aalmutter gefressen. Dabei wird der Rogen vermarktet und als Kaviar-Ersatz verkauft. die '1 . Larvengeneration (Cercarie) des Wurmes auf Die jungen Seehasen bleiben längere Zeit in den den Fisch überlragen und wandert über die Blutbahn schÜtzenden Seegraswiesen. ins Auge. In dessen Linse entwickelt sie sich zur 2. Larvengeneration, der Metacercarie, und bewirkt bei Der Glattbutt dringt zwar in die westliche Ostsee vor, Massenbefall die Erblindung des Fisches. lm Som- doch wird sein Vorkommen als gering eingeschätzt. merhalbjahr 1988 konnten relativ große Mengen der Schnecke nachgewiesen werden, 1989 trat dann bei Die Seezunge konnte nur vereinzelt in der Kroy, einem etwa 50% der Aalmuttern die Augenkrankheit auf. Abschnitt des Salzhaffs, nachgewiesen werden. Die Aalmutter hat, wie der Hornhecht, grüne Gräten. Die Anlandungen dieses Fisches durch ansässige Fi- ln den inneren Abschnitten der Wismar-Bucht werden scher lag zwischen 1991 und 1994 bei etwa 6 Ton- hin und wieder auch Sußwasserfische gefangen und nen. Die Fanger-träge 1995 und 1996waren erheblich vermarktet. Die kommerzielle Bedeutung dieser Fän- geringer. ge ist jedoch gering.

58 tischen System einnehmen. Darüber hinaus kann sie jeder interessierte Laie bei Spaziergängen im flachen Wasser oder auch beim Schnorcheln über den See- graswiesen und im Blasentang in direkter Nähe des Ufers beobachten.

Aus der Familie der Stichlinge leben drei Arten in den Seegraswiesen der Wismar-Bucht. lhr Bestand ist hoch. / Der Dreistachlige Stichling (Gasterosteus aculeatus), ./ i', es handelt sich dabei um die vollbeschilderte Form, ,/' und der Neunstachlige Stichling (Pungitius pungitius) ,, tolerieren, aus dem Süßwasser stammend, die hydro- ¿+¡ graphischen Bedingungen und sind heimisch gewor- Dagegen ist Seestichling (Spinachia spina- 4 den. der crl chia) ein Meerestier. r' / lnteressant ist das Brutverhalten aller Stichlingsaften. Das Männchen baut dabei das Nest und betreibt eine intensive Brutpflege.

Die Familie der Seenadeln ist durch zwei Arten vertre- Abb. 11: Von den drei Stichlingsaden ist der Seestichling ten. Auch ihr Bestand ist groß. die größte. Die Grasnadel oder Schmalschnäuzige Seenadel (Syngnathus typhle) und die Kleine Schlangennadel (Nerophis ophidion) bewohnen die Seegraswiesen so- Aus der Familie der Karpfenfische wurden die Plötze wie Algenzonen und sind somit in allen Abschnitten (Rutilus rutilus), der Blei (Abramis brama) sowie die der Wismar-Bucht anzutreffen. Mit ihrer Körperform Schleie (Tinca tinca) registrieft. Darüber hinaus sind und Färbung passen sie sich optimal dem Lebens- der Hecht (Esox lucius) sowie der Zander (Stizostedi- raum an. on lucioperca) gefangen worden. Hochinteressant ist die Brutpflege, die durch die klei- Von anderen Fischarten des Süßwassers (Aland, Dö- neren Männchen realisieft wird. Das Männchen der bel und Rotfeder) sind ebenfalls Nachweise bekannt. Grasnadel faltet auf der Bauchseite eine Bruttasche Diese Aussagen lassen allerdings keinen Rückschluß ab, in die das Weibchen die Eier legt. Nach der Be- auf den tatsächlichen Bestand dieser Süßwasserarten fruchtung schließt sich die Bruttasche und das nun zu. ,,schwangere" Männchen betreut die Larven bis zu Von Sportanglern wird berichtet, daß im April einige ihrem Schlupf. Die Männchen der Kleinen Schlangen- hundert Alande (Leuclscus idus) aus dem Salzhaff in nadel tragen festgeklebte Eier auf dem Bauch. den Hellbach steigen, um zu laichen. ,,Es ist ein faszi- nierendes Schauspiel, wie die Fische laut plätschernd Vom Grauen Knurrhahn (Eutrigla gurnadus) ist nur ein flache, steinige Strecken und Hindernisse überwin- Einzelnachweis bekannt. Das Tier wurde vor der lnsel den, um sich am flachen Ufer zum Liebesspiel zu fin- Langenwerder gefangen (JANSEN - pers. Mitteilung). den" (HOFFMANN - pers. Mitteilung). Es werden in dieser ZeiI fiere von z. T. über 50 cm geangelt, die Der Seeskorpion (Myoxocephalus scorprus) ist der immerhin zwischen drei und vier Pfund auf die Waage häufigste Vertreter der Familie der Groppen. Er ist ein bringen. Nach etwa drei Wochen verlassen dann die sehr gefräßiger Fisch und gilt deshalb als Nahrungs- Fische den Laichplatz wieder und kehren größtenteils konkurrent für andere Fischarten der Seegraswiesen. ins Salzhaff zurück. Vom Seebullen (Taurulus bubalis) ist nur ein Nachweis Den Alanden folgen große Barsche als Laichräuber. bekannt. Es sollen Tiere von über 35 cm Länge gefangen wor- den sein, die etwa drei Pfund wogen (HOFFMANN - Der Steinpicker (Agonus cataphractus) konnte in den pers. Mitteilung). vergangenen Jahren nicht mehr gefangen werden. Ende Mai steigen dann große Bleie aus dem Salzhaff Dagegen wurde diese Ar1 nach Aussagen von Fi- in den Hellbach. Auch im Oktober werfen die schern bis in die siebziger Jahre regelmäßig in den Sportangler am Hellbach ihre Ruten aus. Dann kom- Netzen gesichtet. men die großen Plötzen aus dem Salzhaff. ln der Wismar-Bucht wurden drei Aden der Familie Lippf ische nachgewiesen: Aussagen zur Kleinfischfauna in der Wismar-Bucht 1989 konnte durch die Universität Rostock der äußerst seltene Gefleckte Lippfisch (Labrus berggylta) ln diesem Abschnitt sollen die Kleinfische der See- bestimmt werden. Es handelte sich um ein 38 cm lan- graswiesen und ufernahen Bereiche vorgestellt wer- ges und 1100 g schweres Exemplar, das im äußeren den. lhr Bekanntheitsgrad ist natürlich bedeutend ge- Bereich der Bucht gefangen worden war. ringer, als der der großen Wiftschaftsfische. Die Be- Zwischen 1990 und 1994 konnten in der Meeresbiolo- sprechung dieser Arten wird aber als notwendig er- gischen Station Boiensdorf insgesamt 28 Exemplare achtet, da sie eine äußerst wichtige Stellung im aqua- der Goldmaid (Symphodus melops) registriert werden.

59 Abb. 12: Der Seeskorpion gehöd zur Familie der Groppen. Abb. 13: Schwarzgrundel zeigt lmponierverhalten.

Die Fische waren etwa 10 - 12 cm lang und wogen ren stabil. Die Schwarzgrundel und die Schwimm- durchschnittlich '15 g. Alle Fänge stammten aus der grundel unterliegen dabei einer gewissen Populati- Kroy. Es wird angenommen, daß eine windbedingte onsdynamik. Nach Aussagen der Fischer war der Be- Verdriftung der Tiere an unsere Küste erfolgte. stand der Schwarzgrundel, die auch als Besteck für Die Möglichkeit einer Ansiedlung der Art in der Wis- die Aalangeln genutzt wurde, bis in die siebziger Jah- mar-Bucht scheint fraglich, zumal keine Jungfische re hinein erheblich größer. nachzuweisen waren, nach 1994 kein einziger Fang gelang und die Goldmaid auch nicht in der Artenliste Das Flußneunauge sowie das Meerneunauge sollen, der nahegelegenen Lübecker Bucht registried ist (SE- obwohl sie, wie eingangs erwähnt, keine Knochenfi- NOCAK, 1992). sche sind, an dieser Stelle betrachtet werden. Beide Der Klippenbarsch (Ctenolabrus rupesfns) ist seit Mit- Arten sind sehr selten. lm Juni 1980 und im April 1997 te der achtziger Jahre nicht mehr aufgetreten. Davor gelang je ein Einzelnachweis des Flußneunauges. Die galt sein Vorkommen als gering, aber beständig Tiere waren 40 cm bzw. 38 cm lang und wogen 125 g (BREMER, 1986). bzw. 1 15 g. Gleichzeitig verschwand auch der Butterfisch (Pholis Meerneunaugen gehören nicht zur heimischen Fauna, gunellus), dessen Bestand ebenso als gesichert galt. sie sind sehr selten. Aus der Wismar-Bucht gibt es Verursacht wird das Fehlen dieser beiden Aften offen- nur wenige Nachweise in den letzten Jahrzehnten sichtlich durch Auswirkungen einer verstärkten Eutro- (SCHRÖDER, 1995). lm Juli 1989 wurde ein Exemplar phierung sowie Verschlickung der Böden der Wismar- gefischt, das 94 cm lang war und 942 g wog. Das Tier Bucht. befand sich in einem Aalkorb, der in der Kroy ausge- Sowohl der Klippenbarsch als auch der Butterfisch legt war. gelten als sensibel gegenüber Veränderungen ihrer Umwelt (BREMER, 1986; WALTER, 1992). Garnelenfischerei in der Wismar-Bucht Die Sandaale der Wismar-Bucht leben am sandigen Grund der äußeren Küsten. Der Kleine Sandaal oder Die Garnelenfischerei hat in Deutschland eine lange Tobiasfisch (Ammodytes tobianus) sowie der Große Tradition und erlangt besonders an der Nordseeküste Sandaal (Hyperoplus lanceolatus) weisen einen zu- große wirtschaftliche Bedeutung. So nimmt der Gar- nehmend geringeren Bestand auf. Das Vorkommen nelenfang (die Fischer sprechen generell von ,,Krab- des Großen Sandaals in den inneren Gewässerab- ben") einen wichtigen Platz in der deutschen Nord- schnitten ist eher zufällig. seefischerei ein (LÜCKSTADT, 1995). Gefangen und vermarktet wird dort die Nordseegarnele (Crangon Die Familie der Grundeln ist in der Wismar-Bucht crangon), ein Krebs der sandigen Böden, der sich in durch vier Arten repräsentiert: den vergangenen Jahren auch im Gebiet der Wismar- Bucht stark vermehrt hat. Der Sandküling (Pomatoschrstus minutus) sowie der An der Ostseeküste gibt es dagegen faktisch keine

Strand kü I i n g (Po m ato sch i stu s m i c ro p s) bewohnen d ie kommerzielle Garnelenfischerei mehr. Getätigte Fän- sandigen Flachwassergebiete des Ufers. Dagegen ge werden in der Regel lediglich als Angelbesteck für lebt die Schwarzgrundel (Goblus niger) vorwiegend in Dorsche und den Aal genutzt. den Seegraswiesen. Diese Grundelarten sind generell Eine Ausnahme bildet jedoch der Garnelenfang durch als Bodenbewohner einzustufen. den sogenannten Krabbenring, einem lokalen Zusam- Auch die Schwimmgrundel (Coryphopterus flaves- menschluß Wismarer Fischer, vor Kieler Ort, der als cens) bevorzugt das Phytal, ist aber die einzige im eine regionale Besonderheit Mecklenburg-Vorpom- Gebiet vorkommende Aft, die freischwimmend in merns zu sehen ist. Schwärmen über den Pflanzen, zum Teil in der Nähe Gefangen und verkauft wird hier ausschließlich die der Wasserobedläche, anzutreffen ist. Ostseegarnele (Palaemon squilla), da es für die Nord- Die Bestände aller Grundelarten sind seit einigen Jah- seegarnele im Wismarer Raum keinen Markt gibt. Be- tlu gründet wird dies..mit dem ,,grauen Aussehen" der Nordseegarnele (LUCKSTADT, 1995), die nach dem Kochen dann eine grau-rötliche Färbung zeigt, welche dem einheimischen Mecklenburger offensichtlich nicht behagt. Diese Färbung tritt durch die vorhandenen Melano- phoren (Farbstoffzellen, die den schwarzen Farbstoff Melanin beinhalten) auf und verschafft den sandbo- den-bewohnenden Nordseegarnelen einen großen Vorteil im Überlebenskampf. Sie sind damit in der La- ge, sich der Farbe des jeweiligen Bodengrundes an- zupassen und schützen sich dadurch voftrefflich vor ihren Freßfeinden. Die Ostseegarnele dagegen lebt zwischen den schüt- zenden Pflanzen. lhr Körper ist ,,durchsichtig", besitzt keine derartigen Farbstoffträger und zeigt deshalb Abb. 15: Ostseegarnele - ihr durchsichtiger Körper macht nach der Zubereitung das ,,gewohnte" Farbbild eines sie fast unsichtbar. gekochten Krebses.

Die Vorbehalte sind sicher subjektiver Natur, gelten Dreistachlige Stichling, Grundeln und eben auch die aber als weit verbreitet, und es gibt sie interessanter Nordseegarnele aussoftiert. Bei dieser Arbeit helfen Weise auch in Dänemark. Und alle Fischer der Wis- bereits viele Kaufwillige, die in den frühen Morgen- mar-Bucht schwören, daß die Ostseegarnele im Aus- stunden ab vier Uhr auf die begehrten frischen Krab- sehen und Geschmack die bessere ,,Krabbe" ist. ben warten. Der Rest des Fanges wird dann durch die Fischereigenossenschaft Wismar-Bucht über Fischlä- Die Fangzeit der Ostseegarnele ist saisonal begrenzt den und Fischhändler vermarktet, wobei von Wismar und findet im Frühsommer statt. Als Fanggeräte be- aus die Nahbereiche Rostock, Schwerin sowie Lü- nutzt man ,,Krabbenkörbe" (BOBZIN, 1961), die mit beck beliefert werden (BOBZIN - pers. Mitteilung). Einbruch der Dunkelheit ausgesetzt werden. Dabei gelangen die Garnelen in kürzester Zeit tang- frisch, d. h. lebend zum Verbraucher. Teile des Fan- 7 ges werden aber auch abgekocht angeboten. Die b Krabben sind so länger haltbar und bekommen durch o 5 das heiße Wasser ihre typische ,,krebsrote" Färbung. o 4 Eine weiterführende Verarbeitung, das sogenannte ÐE 3 6 2 ,,Krabbenpulen", kann von der Fischereigenossen- L 1 schaft derzeit nicht realisied werden. Dadurch ist es o leider immer noch möglich, daß die Fischer auf Teilen 1991 1ggz 1S 1994 195 1æ6 ihrer Fänge sitzenbleiben, obwohl sicher ein weitaus größerer Absatz möglich wäre. So haben bereits Abb.14: Ostseegarnelenfängevon 1991 - 1996. Händler aus Frankreich und Holland ihr lnteresse an Wismarer Krabben signalisiert (SCHÜTTE, pers. Mitt.). Der Fang edolgt grundsätzlich in der Nacht, denn nur Von den Krabbenfischern der Wismar-Bucht werden dann verlassen die Garnelen das schützende Phytal jährlich zwischen zwei und zehn Tonnen angelandet. und beginnen die Laichwanderung in etwas tiefere Die Besteckfischerei bleibt dabei unberücksichtigt Gewässer. (LÜCKSTADT, 1995). Nach BOBZIN (1961) können Diese Wanderung ist notwendig, da die Larven die die Garnelenfänge zwischen einer und zwanzig Ton- hohen Temperaturen der sehr flachen Gewässerab- nen schwanken. schnitte der Bucht nicht vertragen. So versuchen rie- sige Mengen der eiertragenden Weibchen in die tiefe- ren Bereiche der äußeren Abschnitte der Wismar- Abb. 16: Garnelenfang aus der Wismar-Bucht. Bucht zu gelangen und passieren dabei die Meerenge an der Halbinsel Wustrow. Es ist so, als würde das Wasser kochen, berichten die Fischer. Das Wanderverhalten wird von den Fischern genutzt. Sie legen in diesem Bereich ihre Körbe aus. Dabei ge- langen fast nur zweijährige Weibchen in die Krab- benkörbe (JENSEN, 1958; LÜCKSTADT, 1995). Die kleineren Männchen sowie jüngere Weibchen können die Fanggeräte in der Regel ungehindert passieren. Der Fang muß bereits im Morgengrauen angelandet sein, da die Garnelen positiv phototaktisch sind, d. h. sich zum Licht hin bewegen und die Fanggeräte wie- der verlassen könnten. Nach der Anlandung beginnt dann der mühselige Pro- zeß des Sortierens. Als Beifänge werden vor allem der

61 Zum Vorkommen ausgewählter Tierarten in den Seegraswiesen vor Timmendorf (lnsel Poel) K. Bischoff, K. Quitschau und H. Schöne

Angaben zur Zielsetzung und zum Fanggebiet Dies erfolgte seit 1975 regelmäßig. Außerdem wurde die Häufigkeit der vorhandenen Arten nach folgenden Bereits seit Mitte der fünfziger Jahre unternahmen Kriterien eingeschätzt: Berliner Meeresaquarianer Exkursionen an die Ost- f = fehlend seeküste. Auf der Suche nach günstigen Fangplätzen Wurde eine Tierart während der Exkursion nicht ge- wurde erstmals 1962 die lnsel Poel aufgesucht. Die fangen bzw. beobachtet, galt sie als ,,fehlend". Lage in der Mecklenburger Bucht versprach durch s = selten ihren hohen Salzgehalt hier einen größeren Arten- Wurde eine Tieraft nur einmal oder in wenigen Ex- reichtum als an anderen Stellen der Ostseeküste der emplaren gefangen, galt sie als ,,selten". DDR. Die lnsel bietet bei TimmendorJ nicht nur r = regelmäßig strandnahe Seegraswiesen, sondern mit dem kleinen Wenn eine Tierart mehrmals, jedoch nicht bei jeder Hafen ein weiteres, für den Tiedang günstiges Biotop. Fanghandlung vorhanden war, galt ihr Vorkommen Außerdem konnten dort Tiere in Setzkäschern über als ,,regelmäßi9". mehrere Tage gehälted werden. Durch den Zellplalz d = dominant waren die Voraussetzungen für die Teilnahme einer War eine Tierart stets in mehreren Exemplaren im größeren Anzahl von lnteressenten an den Exkursio- Fang vorhanden, galt sie als ,,dominant". nen gegeben. Die Wahl des Exkursionsortes erwies sich als äußerst glücklich und trug sicherlich mit dazu Die Ergebnisse können von mehreren, meist wetter- bei, daß diese Exkursionen auch in den folgenden bedingten Faktoren beeinflußt werden: Windverhält- Jahren bis zur Gegenwaft regelmäßig an einem Wo- nisse (Wasserstand), Salzgehalt und Temperatur des chenende im September durchgefühft werden. Sie Ostseewassers. Die Anzahl der Teilnehmer bzw. An- dienten anfangs überwiegend der Beschaffung von zahl und Dauer der Fanghandlungen und die Art der Aquarienbewohnern, um das damals meist fehlende verwendeten Geräte bleiben ebenfalls nicht ohne Ein- oder dürftige Angebot an Meerestieren durch Ostsee- fluß. Deshalb wurden diese Werte ebenfalls protokol- tiere zu kompensieren. ln den vergangenen Jahren liert. Es gelang jedoch nicht, zwischen diesen Größen trat dieser Aspekt jedoch immer mehr in den Hinter- und dem Fangergebnis eine Korrelation zu ermitteln. grund. Durch das ausreichende Angebot und die Ver- Durch die Vielzahl der Faktoren, die hier von Einfluß mehrung einer Vielzahl von tropischen Meerestieren sein können, sind quantitative Angaben zum Vorkom- durch die Aquarianer selbst, war der Fang von Ost- men einer Ar1 schwierig und selbst qualitative Anga- seetieren zur Aquarienhaltung für die Mehrzahl der ben mit Fehlern behaftet. Sie stellen jeweils nur den ïeilnehmer nicht mehr erforderlich. Dafür traten Erfah- momentanen Zustand dar, der sich aus vielen Fakto- rungsaustausch und Tierbeobachtungen mehr in den ren, die während der Exkursionen wirksam wurden, Vordergrund. ergab. Veranstalter der Ostsee-Exkursion war zunächst die Anzumerken bleibt, daß die Tiere, die nicht für die Fachgruppe Meeresaquaristik Berlin. Durch steigen- Aquarienhaltung vorgesehen waren, schonend wieder des lnteresse wurde die Exkursion jedoch bald im in ihr Biotop entlassen wurden. Rahmen der Zentralen Artbeitsgruppe Meeresaquari- stik des Kulturbundes durchgefüh11, zu der Teilneh- mer aus vielen Orten der DDR anreisten. Trotz der ge- Ergebnisse nannten Verbesserung des Angebotes an Meerestie- ren ist das lnteresse an diesen Exkursionen keines- Die e¡laßten Aden werden im Folgenden zu Gruppen wegs erloschen, wie steigende Teilnehmerzahlen be- zusammengefaßt, die sich in erster Linie aus ihrer sy- legen. Veranstalter ist jetzt die Fachgruppe Meeres- stematischen Zusammengehörigkeit ergeben oder biologie Berlin im Lichtenberger Kulturverein e. V. auch aus technischen Gründen (,,Diverse Fischarlen") gewählt werden mußten. Sie sind in der Tabelle dar- gestellt. Beobachtungszeitraum, Fangmethoden und Erfas- sung der Arten Auswedung Verbunden waren die Exkursionen mit der Beobach- tung der Fauna und Flora ausschließlich in unmittel- Aus den dargelegten Fangergebnissen lassen sich, barer Strandnähe. Erfaßt wurde der Bestand mit unter Beachtung der o. a. Einschränkungen, Rück- Schlebehamen und Dredge bis zu einer Tiefe von et- schlüsse über das Vorkommen der Arten ziehen und wa 1,30 m (Sandgrund und Seegraswiesen) bzw. mit damit auch Aussagen über die Arten treffen, die z. B. dem Käscher im Hafen. Um Vergleiche der Ergebnis- der interessierte Urlauber beim Schnorcheln in unmit- se einzelner Exkursionen durchführen zu können, war telbarer Strandnähe sehen kann. Dafür, daß dies für es erJorderlich, die Beobachtungen zu protokollieren. bestimmte Arten u. U. jahrelang nicht möglich ist,

62 fehlt weitgehend eine gesichefie Begründung. Nahe- see wird gelegentlich in Frage gestellt. Die dargeleg- liegend ist, den Wasseraustausch zwischen Nord- ten Ergebnisse zeigen jedoch, daß die Fangwahr- und Ostsee und insbesondere die gelegentlich auftre- scheinlichkeit dieser Garnele sich von der anderer De- tenden Einbrüche von salz- und sauerstoffreichem kapoden (2. B. von der Strandkrabbe) kaum unter- Nordseewasser in Beziehung zum Vorkommen der ei- scheidet. nen oder anderen Art zu prüfen. Bis 1976 fanden sol- Eine weitere Aussage hierzu beruht auf folgender Be- che Sauerstoffnachschübe relativ regelmäßig statt, obachtung: Bisher konnten offenbar keine ovigeren seitdem aber blieben sie bis mindestens 1993 aus. Ei- (eiertragenden) Garnelen der Art Palaemon e/egans im ne Auswirkung auf das Vorkommen oder Fehlen von Ostseegebiet gefangen werden. Dies und das mehr den erfaßten Arten läßt sich auch hieraus nicht ablei- oder weniger regelmäßige Vorkommen der Aft in der ten. Nähe des Hafens Wismar läßt vermuten, daß Palae- mon elegans durch das im Hafen abgelassene Bal- Gruppe 1 : Zehnfußkrebse lastwasser aus dem Ausland kommender Schiffe im Bei den Zehnfußkrebsen fallen zwei Arten auf, die Larvenstadium eingeschleppt worden sei. ln diesem mehrere Jahre nicht angetroffen wurden: die Strand- Falle würde diese attraktive Garnele aus dem Gebiet krabbe (Carcinus maenas) und die Große Felsgarnele verschwinden, wenn der Forderung nachgekommen (Palaemon elegans). würde, das Ballastwasser der Schiffe auf See zu Strandkrabben gehöden vor 1975 ausnahmslos zu wechseln. Weitere Beobachtungen zu dieser Arl, z. B. den häufig vorkommenden Tieren. Ab 1975 wurde ein über das Auftreten von ovigeren Tieren und über das deutlicher Rückgang dieser Ar1 beobachtet, schließ- Vorkommen in anderen Abschnitten der Ostsee, lich fehlte sie in den Jahren 1980 bis 1982 gänzlich. könnten helfen, den Sachverhalt zu klären. Erst im September 1983 konnten wir nach dieser drei- Anzumerken bleibt, daß diese Garnele sich weniger in jährigen Pause kleine, oft nur stecknadelkopfgroße Seegraswiesen aufhält, sondern häufiger im Hafen Jungtiere beobachten, die sich, gerade wegen ihrer beobachtet werden kann. Aussichtsreich sind gezielte geringen Größe, als besonders geeignet und interes- Fänge im Hafengelände bei Dunkelheit und das Ab- sant für eine Aquarienpflege erwiesen. lm Folgejahr leuchten des Bodengrundes bzw. von Steinen oder war die Strandkrabbe dann wieder in größeren Men- Dalben mit einer starken Taschenlampe. gen anzutreffen. Schon ab 1985 nahm die Häufigkeit Ostsee- und Brackwassergarnele (Palaemon squilla wieder ab. Von 1986 bis 1990 fehlte diese Art ganz. und Palaemonefes varians) werden gemeinsam be- Ein erneutes Häufigkeitsmaximum fiel auf die Jahre trachtet. Das Verhältnis beider Arten ist bisher '1992 und 1993. lm vergangenen Jahr (1996) wurden während der Exkursionen nur vereinzelt an einer wiederum keine Strandkrabben beobachtet. Über die größeren Anzahl von Tieren bestimmt worden (etwa Gründe für diese starken Fluktuationen der Strand- 1:1, 1994). krabbe können von uns nur Vermutungen angestellt werden. Ortsansässige Fischer beobachteten, daß die Häufigkeit des Vorkommens der Krabbe mit der Häu- Tabelle: Vorkommen der Aden (September, Timmendorf figkeit eines Freßfeindes, dem Dorsch, in Verbindung auf der lnsel Poel). gebracht werden kann. Legende: f = fehlend, s = selten, r = regelmäßig, d = domi- Das Vorkommen der Großen Felsgarnele in der Ost- nant,?=nichterfaßt

1 975 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 vÞ Zehnfußkrebs Große Felsqarnele d d I s s s s I s d s I I f r s r I d I d s Ostsee- u. Brackwasserqarnele d I s S S s I s s s s r s r I I S f r d s I Nordseeoarnele f d r I r r I ( r d d d I r d d I d d I I d Strandkrabbe r s s s s I I f s d I 1 't I f I s d d s I I Schlangen- und Seenadeln Kleine Schlanqennadel s I f f r I I s I I I s I d s d s S S s s s Grasnadel r s s s s I I I I I I I d d d d d d I r r d Kle¡ne Seenadel I f f Í I s s '¡ s I I f f 1 r s r I s f s f Grundeln

Schwarzqrundel s f I I t I Í I s s s '¡ S s I d s r s I s I Sandkülino. d d I I f f f r d f f f r ( d d s d r r r s Schwimmorundel d d I s s I Í Í I I I I t f I s s s s s r f Strandkülino r d r I I I d I d I d I d I d d r d I r d S Stichlinge Seestichlino I s s r d d r I d I I I s d I d d d I d d I Dreistachl¡oer Stichl¡nq d d r I r r r S d S ( s s ? r s S S ( s s S Neunstachliqer Stichlino d d f I d d r I d r d r s ? s d s d s d I d Plattfische ,l ,i Flunder s s s d f s d s r I s r s s S f I I s I Steinbutt r a s s s s s r d s s I î I s s s I I I r f Seezunqe r t f I ¡ I f f s s f f s I f s I s I I f I Diverse Fischarten Seehase s I I d f I r I s d d s s s r r s f s f S d Seeskorpion I s s s I s s I s s I ,| f r I I ,l f I f I f Aalmutter s s s s r d r I I I r s s s s d ,Í s r s f I

OJ Abb. 1: Die Weibchen der Kleinen Schlangennadel sind zur Abb, 2: Ein Paar Sandkülinge an seinem Gelege in einer Laichzeit kräftiger gefärbt als die Männchen. Schale der Sandklaffmuschel.

Die gefundenen Häufigkeiten lassen keine Schlüsse Gruppe 6: Diverse Fischaften auf eine Zu- oder Abnahme der Arten während des Das Vorkommen der Aalmutter (Zoarces viviparus) isI Beobachtungszeitraumes zu. nahezu gleichbleibend, der Seeskorpion (Myoxoce- phalus scorpius) fehlt seit über zehn Jahren im Be- Gruppe 2: Schlangen- und Seenadeln obachtungsgebiet. Die häufigste Aft aus dieser Gruppe ist die Grasnadel Der Seehase (Cyclopterus lumpus), der ausnahmslos (Syngnathus typhle). Fast ebenso oft konnte die Klei- als maximal 1 cm großes Jungtier gefangen wurde, ne Schlangennadel (Nerophis ophidion) beobachtet kommt i. d. R. häufig in den Seegraswiesen vor. Es werden. Auffällig ist das Fehlen der Schlangennadel gab aber auch Jahre, in denen sein Vorkommen mit .1994 von 1976 bis 1980. ,,selten" einzustufen war. 1982, 1992 und fehlte Die Kleine Seenadel (Syngnathus rostellatus) ist viel er völlig. seltener zu beobachten. Sie kam nur in den Jahren 1984, 1989 und 199'l in nennenswerten Mengen vor. Anmerkung zu Seesternen, Seescheiden und ande- ren vereinzelt vorkommenden Tieren Gruppe 3: Grundeln Seesterne (Asferas rubens) und Seescheiden (Ciona Die Schwimmgrundel (Coryphopterus flavescens) ist intestinales) sind vor Timmendod selten zu finden. als besonders empfindlicher Fisch bekannt. Sie war Seesterne werden von Fischern als Beifang mit in den zu Beginn der 70er Jahre noch regelmäßig in großen Hafen gebracht oder aber nach Stürmen angespült. Mengen, meist in Schwärmen im freien Wasser, zu Da sie in getrockneter Form als Souvenir sehr beliebt beobachten. Ab 1977 traten starke Schwankungen in sind, werden sie bald von Urlaubern entdeckt und ge- ihrem Vorkommen auf: sie fehlte entweder vollkom- sammelt. Zu den seltener vorkommenden Tieren men oder war nur noch selten zu fangen, regelmäßig gehörrt auch der Klippenbarsch (Ctenolabrus ru- nur in den Jahren 1 981, 1 984 und 1 989. pestns). Vor 1965 war dieser Fisch bei fast jeder Ex- lm Gegensatz zu dieser Aft steht die Entwicklung des kursion zu beobachten, '1 965 konnten noch über 15 Vorkommens der Schwarzgrundel (Gobius niger). Von Exemplare gezählt werden. ln den folgenden 20 Jah- 1976 bis 1982 fehlend, war sie in den Folgejahren ren wurden einmalig nur 2 Exemplare im September stets in einigen Exemplaren im Fang vertreten (ausge- 1979 beobachtet. Ein ganz seltener Vertreter der nommen 1986). Als 1990 im Hafenbecken von Tim- Lippfische im Gebiet ist der Schwarzäugige Lippfisch mendorf viele leere Getränkedosen zu finden waren, oder die Goldmaid (Symphodus melops). Die Art wur- wurden diese oft von der Schwarzgrundel bewohnt, de nur 1965 in mehreren Exemplaren beobachtet (K. so daß ihr Vorkommen mit ,,dominant" bewertet wur- Bischoff). de. Schließlich soll noch erwähnt werden, daß 1979 ein Butt gefangen werden konnte, der als Müllers Zwerg- Gruppe 4: Stichlinge bult (Ze u g o pte ru s p u n ctafus) an gesprochen wurde. Der Dreistachlige Stichling (Gasterosteus aculeatus) wurde in den letzten Jahren i. d. R. seltener als der Der vorstehende Beitrag gibt, entsprechend den an- Neunstachlige Stichling (Pungitius punglfius) beob- gewandten Erfassungsmethoden, nur eine Ar1 Mo- achtet. Auffällig waren die gelegentlich auftretenden, mentaufnahme der Fauna der strandnahen Seegras- dann aber häufigeren Rückgratsverkrümmungen beim wiesen wieder. Eine Verallgemeinerung oder die Ab- Seestichlin g (Spi nach i a spi nach ia). leitung von wirkenden Faktoren ist deshalb nur be- dingt möglich. Allerdings konnte durch die über 20 Gruppe 5: Plattfische Jahre durchgeführte Erfassung die Wahrscheinlich- Bei allen Plattfischarten ist eine ständige Abnahme ih- keit, eine bestimmte Art im September in diesem Kü- rer Häufigkeit in den letzten zehn Jahren festzustellen. stenbereich anzutreffen, ermittelt werden.

64 Abb. 1: Das Stationsgebäude mit Beobachtungsturm und Solaranlage.

Die Vogelinsel Langenwerder - das älteste Küstenvogelschutzgebiet Mecklenburgs U. Brenning

Das NSG Langenwerder ist mit einer Fläche von derts erfolgten, zunächst durch den heute noch exi- 21,40 ha (Länge etwa 1.000 m, Breite 200 bis 450 m ) stierenden Verein Jordsand. Nach lnkrafttreten der nur eine kleine lnsel, die aber seit vielen Jahrzehnten entsprechenden Gesetze war ein staatlicher Schutz von den verschiedensten Vogelarten, besonders von immer gewährleistet; die wichtigsten Jahreszahlen Möwen, Seeschwalben und einigen Watvögeln, als sind 1924 (mecklenburgisches Naturschutzgesetz), Brutplatz genutzt wird. Dessen Bedeutung ist im Zuge 1937 (Reichsnaturschutzgesetz) und 1972 (Landes- der Entwicklung des Naturschutzgedankens in kulturgesetz). Deutschland frühzeitig erkannt worden, so daß erste Schutzmaßnahmen (Betretungsverbot, Anstellung ei- Langenwerder ist aus erdgeschichtlicher Sicht eine nes Vogelwärters) bereits zu Beginn unseres Jahrhun- sehr junge Bildung, die aus einem ganzen System von Strandwällen besteht, das sich im Verlaufe der letzten Jahrhunderte im Bereich zwischen den Untiefen nörd- lich von Poel und der SÜdspitze der Halbinsel Wu- strow herausgebildet hat und das infolge der einwir- kenden Wasser- und Windkräfte ständig seine Form bis heute verändert und als Ganzes von Nord nach Süd wandert. Die Abbildung 2 verdeutlicht, in wel- chem Maße geomorphologische Veränderungen allei- I 850 ca. I S53 r s84 ne innerhalb der letzten 150 Jahre das Gesicht der ln- sel verändert haben. Den letzten großen Einschnitt brachte die Sturmflut von Anfang November 1995, die u. a. zum Verschwinden des gesamten nördlichen Ab- schnitts der Westdüne führte.

Abb. 2: Die geomorphologischen Veränderungen der lnsel Langenwerder in den letzten 150 Jahren.

65 Die allmählich zusammengewachsenen Sandbänke , und Strandwälle, die vornehmlich in Nord-Süd-Rich- t tung verlaufen und eine maximale Höhe von 2,30 m .-, über dem Meeresspiegel erreichen, schließen dazwi- ¡,â schenliegende Senken mit Teich- und Buchtenbil- , dung ein, die in Abhängigkeit von Stabilität und Höhenlage von den für Strandwälle, Salzwiesen und á Dünen typischen Pflanzengesellschaften besiedelt . werden. So bot und bietet der Langenwerder mit sei- d{, - nen feuersteinreichen Stränden, mit den kurzrasigen '1''1' Dünenrücken, mit Tümpeln und flachen Lagunen, mit Verlandungszonen und Windwattflächen ein vielfälti- ges ökologisches Mosaik, das den Habitatan- sprüchen der verschiedensten Küstenvogelarten ( während der Brutperiode und zu den Zugzeiten ent- spricht.

Seit vielen Jahren gilt die lnsel Langenwerder neben den lnseln Graswarder und Oehe-Schleimünde in Schleswig-Holstein als wichtigster Sturmmöwenbrut- tl platz in der westlichen Ostsee. Daß das nicht immer so gewesen ist, kann der Tabelle entnommen werden, die einen Überblick über den Brutvogelbestand des Abb. 4: Eine Sturmmöwe am Gelege, das meistens aus Langenwerders der letzten 150 Jahre gibt, wobei die zwei bis drei Eiern besteht. alten Daten oft keine genaue Quantifizierung zulas- sen. das zu erklären? Die bei uns brütenden Küstenvögel Tabelle: Der Brutvogelbestand Langenwerders im Laufe werden, wie alle anderen Vogelañen, auch von der der Jahre (in Brutpaaren), Umgestaltung unserer Kulturlandschaft, die durch die Entwicklung von lndustrie, Landwirtschaft und der ge- Art um 1850 um 1900 1972 1985 1996 sellschaftlichen Struktur bedingt ist, in mehr oder we- niger starkem Maße direkt oder indirekt beeinflußt, sei Sturmmöwe 0 40-50 11.000 3.500 3.100 es z. B. durch den Verlust der erforderlichen Bruträu- Silbermöwe 0 1 25 12 15 me oder über Veränderungen in der zur Verfügung Lachmöwe 0 0 1.500 4.000 14 stehenden Nahrung. Küstenseeschwalbe viele zahlreich 95 100 40 Flußseeschwalbe ? 2 14 30 2 Zwergseeschwalbe viele zahlreich 30 20 10 Viele Möwenarten sind ausgesprochen anpassungs- Brandseeschwalbe 0 0 40 300 0 fähige Tiere, die ein außerordentlich breites Nah- Austernfischer einige 5 12 25 20 rungsspektrum besitzen. Sie sind damit den Arten ge- Sandregenpfeifer einige 20 06 7 genüber, die sich auf eine ganz bestimmte Nahrung Rotschenkel einige 4 00 20 und eine ganz spezifische Art des Nahrungserwerbs Steinwälzer einige 0 00 0 spezialisieft haben, wie z. B. die Seeschwalben, im Alpenstrandläufer einige f) 00 0 Kampfläufer einige einige 00 0 Vodeil. Höckerschwan 0 0 136 1 Die Entwicklung der Hochsee- und Küstenfischerei der letzten 150 Jahre führte wegen des hohen Auf- Es zeigt sich, daß die heute so typische Sturmmöwe kommens an Abfällen zu einem erhöhten Nahrungs- im vorigen Jahrhundert bis in das jetzige Jahrhunder.t angebot, das vor allem von der Silbermöwe genutzt hinein offenbar gar keine wesentliche Rolle gespielt wurde und zu einem sehr starken Populationsanstieg hat und zeitweise ganz verschwunden war. Wie ist fühde. Außerdem entstanden überall offene Müllplät-

Abb, 3: Brutbestand der Sturmmöwe seit 1962 Abb, 5: Brutbestand der Lachmöwe seil 1962

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cto auf vìer, sehr gut Abb. 6: Die SchwarzkopfmÖwe ist im Mittelmeerraum be- Abb. 8: Ein Sandregenpfeifer setzt sich heimatet und k¡rutet nur gelegentlich in eìn bis zwei Paaren der Umgebung angePaßte Eier. auf dem Langenwerder, jetzt mit drasti- ze, die sowohl von Silber-, als auch von Sturm- und nicht gelang, so wurde der Bestand Lachmöwen aufgesucht wurden. Zudem gestattete scheren Methoden reduzieft. Nach einem erneuten die Bewirtschaftungsstruktur in der Landwirtschaft, Anstieg der Population, die nochmals eine Reduktion daß die Sturmmöwen besonders während der Brut- auslöste, schwankt der Brutbestand der Sturmmöwe (s. zeit, wenn ein erhöhter Nahrungsbedarf für die Auf- seither zwischen 3.000 und 4.000 Paaren Abb'3). Sturm- zucht der Jungen besteht, ihre ,,natürliche" Nahrung Es ist aber trotz der Anpassungsfähigkeit der in ausreichendem Maße aufnehmen konnten, die möwen mit einem weiteren Rückgang der Bestands- nicht im Meer lebt, sondern aus in und auf dem Bo- stärke zu rechnen, der durch gegenwärtige Verände- den lebenden Organismen besteht, wie RegenwÜr- rungen in der Kulturlandschaft bedingt ist. mern, Entwicklungsstadien von lnsekten, andere¡.1 kaum Wirbellosen und auch kleinen Wirbeltieren' Vegetabili- So findet man heute zur Brutzeit der Möwen Poel und dem sche Kost wie Saatgetreide, auch Erdbeeren und Kir- noch umgebrochene Ackerflächen auf wie allenthal- schen, wird durchaus nicht verschmäht. angrenzendem Festland, sondern dafür, ben im Land, riesige mit Raps bestellte Flächen, die jede Be- Auch die Bestände der Sturmmöwe wuchsen demzu- für den Nahrungserwerb der Möwen ohne Aus- folge stark an und erreichten auf dem Langenwerder deutung sind. Hinzu kommt, daß bis auf wenige Anfang der siebziger Jahre eine Höhe von fast 12.000 nahmen, die aber fÜr die Langenwerder-Sturmmöwen Brutpaaren, was nach dem damaligen Verständnis viel zu weit entfernt liegen, alle offenen MÜlldeponien der verantworllichen NaturschÜtzer eine Verringerung geschlossen worden sind. Der dadurch entstandene einem verstärkten erforderle, um die Bestände anderer bedrohter Aften Ñahrungsmangel fÜhrt zunächst zu eigenen als zu schützen. Wurde in der ersten Hälfte unseres Jahr- Eier- und Jungenraub sowohl bei der Bestands- hunderts versucht, durch das Absammeln von Eiern auch bei anderen Aften, bevor es zu einer der Bestandszunahme Herr zu werden, was aber abnahme kommt.

seit 1962 Abb.7: Brutbestand der Brandseeschwalbe seit 1962 Abb. 9: Brutbestand der KÜstenseeschwalbe

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Abb. 10: Brandseeschwalben brüten oft dicht zusammen Abb. 12: Die Küstenseeschwalbe, die ihre beiden Eier in und häufig in Gesellschaft von Lachmöwen. ein Nest legt, das meist nur aus einer Sandmulde besteht, brutet am offenen Strand.

Abb.l1: Zwergseeschwalben sind die kleinsten Vedreter Abb. 13: Ausschnitt aus der Lachmöwenkolonie auf dem dieser Gruppe. Eine Ar1, die vom Aussterben bedroht ist. Langenwerder.

Hinzu kommt ein weiterer Faktor, der nicht nur die scheinung ist nach wie vor die erstmals 1934 gesehe- Sturmmöwe, sondern alle Küstenvögel in ihrem Be- ne Schwarzkopfmöwe, eine mediterrane Aft, die wie- stand bedroht. Das ist die außergewöhnliche Zunah- derholt auf dem Langenwerder gebrütet hat und die me der Rotfuchspopulation, die einerseits durch den zu einer weitgehend eigenständigen Population vermindeden Jagddruck in der Wendezeit bedingt ist, gehört, die sich in der westlichen/mittleren Ostsee andererseits aber besonders durch die großflächig und in der südlichen Nordsee herausgebildet hat und durchgeführte lmmunisierung der Füchse gegen die dieses Gebiet kaum noch verläßt. Tollwut. Schon ein einzelner Fuchs auf einer Vogelin- Erst durch die Bereitstellung von künstlichen Nistge- sel zur Brutzeit kann außerordentlich hohe Schäden legenheiten konnte die Brandgans angesiedelt wer- verursachen und zum Verschwinden oder zur Reduk- den, deren Gelege vor allem in den siebziger Jahren tion einer ganzen Reihe von Vogelarten führen. Auf bei Nichtbebrütung durch die Alttiere im Zoo Rostock dem Langenwerder betrifft das z. B. den Höcker- ausgebrütet und die flüggen Jungvögel dann im Ge- schwan, alle Entenaften, den Mittelsäger, Lach- und biet freigelassen wurden. Schwarzkopfmöwe und die hier brütenden See- schwalbenarten, nämlich Brand-, Küsten-, Fluß- und Verschwunden sind seit vielen Jahren als Brutvögel Zwergseeschwalbe. Alpenstrandläufer, Kampfläufer und Steinwälzer, während die Zahl der Seeschwalben stark rückläufig Die Vogelwelt unterliegt also einem ständigen Wech- ist. Weitere Beispiele für Bestandsveränderungen zei- sel, wobei es nicht immer einfach ist, die konkreten gen die Abb. 5 für die Lachmöwe, Abb. 7 für die Ursachen dafür zu erkennen. Vogelarten, die den Lan- Brandseeschwalbe und Abb. 9 für die Küstensee- genwerder in den letzten Jahrzehnten neu besiedelt schwalbe. haben, sind Silber- und Lachmöwe, Brandseeschwal- be, Höckerschwan und Mittelsäger. Eine seltene Er-

6B Die Küstenbiotope der Wismar-Bucht und des Salzhaffs als Vogellebensräume R.-R. Strache unter Mitarbeit von J. Berchtold-Micheel, B' Fiedler und F. Vökler

Bereits in der Mitte des vorigen Jahrhundeds waren des. Die Wismar-Bucht ist mit ca. 100 km' von der jedoch die bekannten mecklenburgischen Vogelkenner CLO- Fläche her gesehen eher klein, weist bei Zu- Bestandes DIUS und ZANDER von der Vielfalt und den überwälti- grundelegung eines durchschnittlichen genden Mengen an KÜstenvögeln auf den lnseln Poel von 150.000 Wasservögeln immerhin ca. 1,5 % des und Langenwerder sowie in den umliegenden Flach- Gesamtbestandes der Ostsee auf und nimmt damit in wasserbereichen derart begeistert, daß sie der Regi- dieser Hinsicht Platz 13 ein (DURINCK et al', 1994). on mehrfach wiederholte Besuche abstatteten und auch weitere Fachleute aufmerksam machten (CLO- Diese Darstellung der Vogelgemeinschaften eines KÜ- geht einer DIUS, '1899; von PREEN, 1856; ZANDER, 1851; ZAN- stenbereiches an der sÜdlichen Ostsee von in DER & DAVID, 1850). funktionalen Gliederung des Landschaftsraumes Es sind vor allem die ausgedehnten Flachwasserge- folgende Einheiten aus: 1. die MoränensteilkÜste, 2. biete, die von einer überaus a¡'ten- und individuenrei- die Küstenüberflutungsräume wie Brackwasserröh- chen Wasser- und Watvogelgemeinschaft, insbeson- richte und Salzgrasland, 3. die Sandstrände, Strand- dere Schwäne, Tauchenten und Strandläufer, besie- wälle, Sandbänke, Haken, Nehrungen und Windwat- delt werden. Auf den Muschelbänken der Untiefen ten, 4. die Kustendünen einschließlich der KÜstenvo- und Steingründe der äußeren Bucht halten sich große gelinseln, 5. die küstennahen Flachwasserbereiche Schwärme von Meeresenten auf. Daneben sind das der Buchten und Bodden, 6' die kÜstenfernen Flach- küstennahe Salzgrasland und vor allem die aus DÜ- wasserbereiche der unterseeischen Kuppen und nen und Strandwällen aufgebauten kleinen lnseln be- Blocksteingründe (FLADE, 1994; GOSSELCK, 1995; vorzugte Brutplätze von typischen koloniebildenden ergänzt). Die zuletzt genannte Region wird in dem Küstenvögeln wie Möwen und Seeschwalben, aber nachstehenden Beitrag ,,Die äußere Wismar-Bucht als ge- auch Wat- und Entenvögeln. Lebensraum für Wasservögel" von H' W. NEHLS Die Vögel eines geographisch begrenzten Raumes sonderl dargestellt. unterliegen in Bestandsgröße und Artenzusammen- setzung zeitlichen Rhythmen. lm Verlaufe dieses Jahr- hundefts haben aufgrund des Nachlassens der direk- Die Moränensteilküsten ten Verfolgung, wohl aber auch durch Verschiebung trifft, ha- der Arealgrenzen und Anderung der Landnutzungsfor- Dort, wo die See direkt auf Moränenkuppen men, die Bestände der Küstenvögel an der sÜdlichen ben sich bis zu 30 m hohe Abbruchufer, die Steil- Ostsee wieder annähernd natürliche Verhältnisse er- oder Kliffküste, herausgebildet. Durch Wind, Wellen- reicht (HELBIG & KUBE, 1996). Die Brutvorkommen schlag, Regen und Frost wird der Boden abgetragen fortge- haben sich allerdings weitgehend auf einige ,,Vogelin- und durch küstenparallele Versatzströmungen seln" konzentrieft, wodurch gefährdende Faktoren schwemmt. Durch diese Erosionsprozesse werden wie anthropogene Störungen, Prädation, natÜrliche verschiedenarlige eiszeitliche Sedimentschichten frei- Umweltkatastrophen und Krankheiten einen noch gelegt. ln die so frisch angeschnittenen schluffigen stärkeren Einfluß bis hin zum Auslöschen von lokalen Feinsandablagerungen zwischen festen Geschiebe- oder regionalen Populationen bewirken können. Seit mergelschichten können sich einige Vogelarten selbst an den '1 980er Jahren nehmen bestandsbeeinflussende Brutröhren graben. An solchen Stellen, wie z. B. dem Größen wie Küstenschutzmaßnahmen, zunehmende der Südwestküste der lnsel Poel oder auf Freizeitnutzung, landwirtschaftliche lntensivierung, Boiensdorfer Werder, finden sich oft mehrere hundert Eutrophierung und Prädation stark negativ auf die Uferschwalben (Riparia riparia) zur Brut zusammen. Brutbestände Einfluß. lnsgesamt sind es im Gebiet an ca.10 km Steilküste Die nährstoffreichen, vor Witterungsunbilden ge- ca. 2.500 Brutpaare (OHLSEN, 1975; FREITAG, 1986)' (Alcedo schützten Buchten und Flachgründe an der südwest- Neuerdings konnte aber auch der Eisvogel at' lichen Ostsee werden von ca. 9 Mio. Wasservögeln thls) an Kliffufern bei Hoben und Tarnewitz brütend Schwäne, Tauch- und Meeresenten) zur angetroffen werden. Vom eifrigen Höhlenbau der faucher, '1 Höhlen- Überwinterung genutzt, weitere Mio. Wasservögel Uferschwalben profitieren auch andere kleine (Watvögel, Gänse, Kraniche) rasten auf dem Zugweg und Halbhöhlenbrüter wie Bachstelze (Motacilla alba), zwischen Brutgebiet und Winterquartier. Damit ist die Feldsperling (Passer montanus\ und Steinschmätzer Mittel- Bedeutung der Ostsee fÜr die Vogelwelt insgesamt (Oenanthe oenanthe). Vereinzelt suchen auch (Tadorna ta- ähnlich hoch einzuschätzen wie das Nordseewatten- sàger (Mergus serrator) und Brandgans meer und andere bekannte Wasservogelgebiete der dorna) ausreichend Deckung bietende Nischen und ja Westpalearktis. Es sind geomorphologisch günstig Halbhöhlen unter herabgestürzten Gehölzen, selbst Eiablage auf. ausgeprägte Bereiche, die von diesen Vögeln bevor- bewohnte Fuchs- oder Dachsbaue zur zugt aufgesucht werden. Zehn abgrenzbare Gebiete, Ein Hemmverhalten der Raubsäuger im WurJbau er- die weniger als 5 Vo der Fläche der Ostsee einneh- möglicht zumindest einigen Enten das erfolgreiche men, beherbergen mehr als 90 % des Gesamtbestan- Bebrüten der umfangreichen Gelege.

Literatur S. 94 69 ln höhlenreichen Altholzbeständen und alten Kopf- bäumen brütet der Gänsesäger (Mergus merganser). Der Brutbestand von ca.40 Paaren in den 1970/80er Jahren ist, offenbar aufgrund zunehmender touristi- scher Aktivitäten, aber auch aufgrund des Verlustes geeigneter Bruthöhlen, deutlich rückläufig. Neuer- dings scheint sich eine Ausbreitungstendenz hin zu küstennahen, klaren und fischreichen Binnengewäs- sern anzudeuten (FIEDLER, 1990; FREITAG, unpubl.). Die beiden Sägeraften fangen im küstennahen Seicht- wasser Kleinfische und Krebstiere, die Brandgans seiht aus dem schlickigen Grund Kleinstorganismen. lm Spülsaum suchen auch drei Krähenvögel, Kolkra- be (Colus corax), Aaskrähe (Coruus corone) und El- ster (Plca plca), nach Freßbarem. Als einzige Limikole kommt der Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula) miI den schmalen Kiesstränden unterhalb der Kliffküste als Brutbiotop aus. Die gebüschdominiefien Gehölz- Abb. 2: Die meisten Kiebitze brüten am Breitling säume an der Kliffoberkante sind durch das gehäufte Brutvorkommen von sonst eher selteneren Singvogel- arten wie Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) und Kar- der lnnutzungsnahme von Brackwasserröhrichten als mingimpel (Carpodacus erythrinus) neben Bluthänfling Weideland für Rinder bereits vor mehreren hundert Jahren (JESCHKE, 1982; KLAFS & STÜBS, 1987). Wasserseitig werden die Flächen je nach Substrat und Wind- bzw. Wellenexposition entweder durch niedrige Kliffs (angeschnittene Flachmoortorflagen oder Geschiebelehm) bzw. schlickige Brackwas- serröhrichte begrenzt. Gegliedert werden die Flächen oft durch Priel- oder Grabensysteme sowie Röten bzw. Salzpfannen (flache, schlammige, im Sommer teilweise oder auch vollständig trockenfallende Brack- wassertümpel mit Salzausblühungen). Darüber hinaus können nach Sturmflutereignissen temporäre, vegeta- tionslose Sandaufschüttungen innerhalb des Gras- landes aufgeworfen werden. Die wohl am meisten bezeichnende Vogelgruppe des Salzgraslandes an der Ostseeküste stellen die Limiko- len oder Watvögel dar. Die meisten von ihnen sind durch die Ausbildung relativ langer, dünner Beine und Schnäbel an das Leben in feuchten bis nassen Le- Abb. 1: Der Karmingimpel ist erst in den letzten Jahrzehn- bensräumen angepaßt. Dadurch sind sie in der Lage, ten Brutvogel der Steilküsten geworden. im seichten Wasser zu waten bzw. in höherer, schüt- terer Graslandvegetation zu laufen. Die Nahrungssu- che edolgt durch Stochern und Tasten im weichen (Carduelis canabina) und Goldammer (Emberiza citri- nella) charakterisiert. Der Karmingimpel hat sich gera- de entlang dieser Küstenstrukturen innerhalb weniger Abb. 3: Bis zu 30 Paare Säbelschnäbler bruten im be- Jahrzehnte weit nach Westen aus seinem mittelasiati- schriebenen Gebiet, schen Hauptverbreitungsgebiet ausbreiten können. Mittlerweile sind alljährlich ab Mitte Mai ca. 50 singen- de Männchen anzutreffen. Nicht allzu überraschend kam es erst jüngst zu Brutzeitnachweisen des Birken- zeisigs (Carduelis flammea) in den küstennahen Gehölzsäumen. Die Art dringt unaufhaltsam von Nordwesten aus in den südlichen Ostseeraum vor und hat inzwischen vor allem auch die norddeutschen Gartenstädte besiedelt.

Die Küstenüberflutungsräume mit Brackwasser- röhrichten und Salzgrasland

Die flachen, boddenseitig gelegenen Küstenbereiche tragen die besonders adenreiche Vegetation des Ost- see-Salzgraslandes. Diese Ausformung entstand aus

70 Boden oder durch Absammeln von Pflanzen. Die aus den frühen 1980er Jahren (HAMANN, 1985). Aus kurzschnäbligen Aften wie Kiebitz (Vanellus vanellus) Vorpommern, Schleswig-Holstein, Südschweden und und Regenpfeifer ergreifen die erspähten Beutetiere Dänemark sind lediglich noch kleine Restvorkommen an der Bodenoberfläche. Primärbiotope für viele der bekannt. Zu dieser negativen Bestandsentwicklung einheimischen Limikolenaften sind in waldfreien Moo- haben neben überhöhten Prädatorenbeständen mut- ren, vegetationsarmen bis freien Gewässerufern und maßlich die zunehmend unzureichende Weidenutzung Meeresküsten einschließlich der Flußmündungen mit bzw. gar Nutzungsaufgabe des Salzgraslandes ge- Schwemmländereien zu sehen (HOLZ, 1982). führ1. Dieses Wechselspiel gilt als typisches Beispiel Zu den regelmäßigen Brutvögeln an der Wismar- für die Abhängigkeit zwischen der Strukturdynamik, Bucht und am Salzhaff können derzeit noch Austernfi- hier insbesondere von zooanthropogenen Habitaten, scher (Haematopus ostralegus), Säbelschnäbler (Re- und der Besiedlung mit bestimmten Wiesenvogelaften curvirostra avosetta), Kiebitz, Sandregenpfeifer, Be- (BEINTEMA, 1975; HOLZ, 1982; JESCHKE, 1982; kassine (Gallinago gallinago) und Rotschenkel (Tringa JONG, 1977; MOLLER, 1975). totanus) gezählt werden (BRENNING, 1993; HA- Nach der Nutzungsaufgabe entstehen aus den nied- MANN, 1985; HAMANN & STRACHE, 1994; KÖPPEN, rigwüchsigen Salzweiden wieder Brackwasserröhrich- 1996; SIEFKE, 1993; VÖKLER, 1994). te, in die als ein typisches ganzjähriges Faunenele- Die einzelnen Arten sind in ihrer Lebensweise be- ment die Baftmeise (Panurus biarmicus) einwandert. stimmten ökologischen Nischen angepaßt. Der Aus- Auch der Kampfläufer (Philomachus pugnax) läßt sich ternfischer ernährt sich von Mollusken, die er mittels zum Ökotyp der Bewohner kurzrasiger Feuchtbiotope seines lanzettaftigen Schnabels geschickt zu öffnen stellen. Die Art hat aber seit langem nicht mehr an der weiß, oder auch von Würmern im Schlick. Das Nest Wismar-Bucht gebrütet (HAMANN, 1985). Der Kiebitz wird relativ offen auf kleinen lnselchen oder am Ran- ist an der Küste auf kurzrasige und lückige Pflanzen- de von Röten oder Prielen angelegt. Er ist übrigens bestände wie Flutrasen mit flachen Blänken angewie- der einzige heimische Watvogel, von dem bekannt ist, sen. Er ist ein ,,Augentier", welches seine Nahrungs- daß er seine Küken bis zum Flüggewerden fütteft. Üb- tiere aktiv auf der Bodenobedläche sucht. Das große licherweise sind die frisch geschlüpften Jungvögel so- Auge, der kurze Schnabel, die relative Kurzbeinigkeit forl in der Lage, selbständig Nahrung aufzunehmen. sowie die gedrungene Körperform geben Hinweise Sie werden aber von den Altvögeln geführt und gehu- auf diese Lebensweise. Auch das Nest liegt recht of- dert, interessanterweise meist von den männlichen fen auf dem Boden, allerdings gut getarnt durch die Brutpaftnern. Der Säbelschnäbler ist in diesem Jahr- Färbung und Musterung der Eier, wie übrigens bei al- hundert erst seit 'l 973 wieder als Brutvogel in der len Wiesenvögeln. Der Kiebitz, allerdings auch Sand- Wismar-Bucht bekannt. Seitdem ist er ein regelmäßi- regenpfeifer und Austernfischer, versucht immer wie- ger, wenn auch im Bestand stark schwankender Brut- der auf Ackerflächen auszuweichen; der Brutedolg ist vogel (zwischen wenigen und 30 Paaren) in kleinen jedoch aufgrund von Feldbearbeitung und erhöhter Kolonien auf vegetationsarmen lnselchen im Breitling Prädation stark eingeschränkt. oder in der Ritenkoppel bei FliemstorJ. Die Vögel kön- Einen Einblick in die artenreiche Brutvogelgemein- nen aufgrund einer Schwimmhautbildung zwischen schaft eines ca. 15 ha großen Biotopkomplexes mit den Zehen recht geschickt und ausdauernd schwim- Salzgrasland, Brackwasserröhricht, Strandwällen und men, und dies tun dann auch bereits die frischge- inaktivem Kliffufer gewährt eine fünfjährige Brutvogel- schlüpften Küken. Mit dem namensgebenden, säbel- revierkartierung im NSG Rustwerder auf dem Boiens- artig leicht nach oben gebogenen Schnabel durchsei- doder Werder [ab. 1). hen die Vögel das Flachwasser nach Kleinkrebsen und ähnlichem. Die schlammigen und manchmal tüm- Tabelle 1: Der Brutvogelbestand des NSG Rustwerder in pelartig aufgeweiteten Priele inmitten des Salzgras- den Jahren 1992 bis 1996, Uferbereiche landes wie auch die flach auslaufenden Art 1992 1993 1994 1995 1996 sind das Reich der Wasserläufer und Schnepfen wie Höckerschwan (Cygnus olor) 11100 Bekassine. Diese legen ihre Rotschenkel und Arten Brandgans (Tadorna tadorna\ 32463 Nester gedeckt in Bülten und Grashorsten an. Mit den Schnatterente (Anas streperal 10000 langen Schnäbeln stochern die Schnepfen nach Nah- Löff elente (An as cl y p e at a') 10000 rungstieren im weichen Boden und können mit den Mittelsäger (Mergus serrator\ 10021 Zwergseeschwalbe (Slerna albifrons) 00001 relativ langen Beinen auch die flach überfluteten Austernf ischer (Haematopus ostra/egus) 11211 Schlammbänke oder Flutrasen durchschreiten Die Säbelschnäbler (Recurv irostra avosetta\ 01000 Uferschnepfe (Limosa limosa) mit ähnlichen Lebens- Kiebilz (Vanel lus vanellusl o2100 Sandregenpfeifet (Charad rius h¡at¡cu lal 21122 raumansprüchen hat die Wismar-Bucht als Brutplatz Rotschenkel (Tri nga totanus) 13332 jedoch bereits vor einigen Jahren aufgegeben (ZlM- Feldlerche (Alauda arvensis\ 9 10 11 13 12 MERMANN, briefl.; HAMANN, 1985). Schnepfen sind Wiesenpieper (A nthus pratensis\ 9 11 14 11 12 Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) 11000 z. B. überdies in der Lage, die Schnabelspitze zu Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceu sl 47353 spreizen und dadurch auch tief im weichen Boden le- Bluthänf ling (Carduelis cannabi na') 12442 bende Nahrungstiere aufzunehmen. Der Rotschenkel Karmingimpel (Carpodacus erythrinusl 00101 Rohrammer (Emb eriza schoenicl usl 45455 liest mit seinem pinzettenartigen Schnabel Nahrungs- tiere von Bodenpflanzen oder aus dem schlickigen Flachwasser auf. Als Kleinod der südbaltischen Die Rastvogelgemeinschaft der Küstenüberflutungs- Salzweiden gilt die kleine Unterarl des Alpenstrand- räume im Gebiet wird vor allem gekennzeichnet durch läufers (Calidris alpina schinzií). Yon der Wismar- Übernachtungsgesellschaften von mehreren hundeft Bucht datieren die letzten eindeutigen Brutnachweise bis tausend Staren (Sfurnus vulgaris), Rauchschwal-

71 Die Windwatten, Sandstrände, Strandwälle, Sand- bänke, Haken und Nehrungen

Die vegetationslosen schlickigen Windwattflächen an den Sandhakenbildungen der Anlandungsbereiche bzw. die sandig-kiesigen Flachstrände mit einem schmalen Spülsaum stellen bevorzugte Rastplätze für durchziehende Limikolen dar. Aber auch andere im Salzgrasland und auf den Vogelinseln brütende Kü- stenvögel finden sich zur Nahrungssuche ein. Diese Flachwasserbereiche können von den Vögeln aber nur aufgesucht werden, wenn es die Witterungsver- hältnisse gestatten. Die Windwatten der Ostsee sind aperiodische, zeitlich begrenzt auftretende Ereignisse, Abb. 4: Mehrere tausend Pfeifenten nutzen im Sommer die von Windrichtung und -stärke abhängig sind, und Herbst das Salzgrasland zur Nahrungssuche. wenngleich an der westlichen Ostsee noch ein merkli- cher Tidenhub besteht. lhre Bedeutung für die Vogel- welt ist im engen funktionalen Zusammenhang mit ben (Hirundo rustica) sowie Bach- und Schafstelzen den Strandwällen sowie den Kleingewässersystemen (Motacilla alba, M. flava) z. B. in den Röhrichten an im Salzgrasland zu sehen. lm Gebiet befinden sich der Vorwerker Bäk. lnsbesondere bei Hochwasserer- derartige Bereiche mit einer Gesamtfläche von ca. 50 eignissen fressen auf den artenreichen Salzgrasland- ha u. a. auf der Leeseite des Kieler Ortes, in der Blen- flächen in den Sommer- und Herbstmonaten bis zu gower Bucht des Salzhaffs, an der Großen Wiek bei einige tausend Graugänse (Anser anser) und Pfeifen- Boiensdorf, an den Südufern der Vogelinseln Langen- ten (Anas penelope). werder und Walfisch, an der Redentiner Bucht und am Poeldamm sowie an den Hakenbildungen von Südpoel (Rustwerder, Brandenhusen, Fährort). Nach Abb. 5: Vor dem Zug in die Winterquartiere raslen tausen- KUBE (1994) sind mehrere Faktoren für die Nutzung de Graugänse im Bereich der Wismar-Bucht. dieser semiaquatischen Bereiche der Ostseeküste durch Limikolen ausschlaggebend: Die Verbreitung mariner Organismen hängt vor allem vom Salzgehalt ab. Die meisten Süßwasserarten sind kaum in der La- ge, ihre Osmoregulation aufrechtzuerhalten. Brack- wassermeere sind deshalb relativ adenarm. Aber auch die wenigen marinen Tiere müssen sich den Be- dingungen des Brackwassers anpassen, indem sie z. B. die Körpergröße reduzieren oder andere Meeres- bereiche als üblich besiedeln. Die niederen Tiere des Meeresbodens der Wismar-Bucht können allerdings hinsichtlich der Menge und Masse durchaus Werte der westeuropäischen Flußmündungsbereiche errei- chen. Die im Windwatt rastenden Limikolen leben deshalb an der deutschen Ostseeküste hauptsächlich von fünf Nahrungstieren (gegenüber 20 im Nordsee- watt): vom Meeresringelwurm (Nereis diversicolo), von der Wattschnecke (Hydrobia ulvae), der Balti- schen Plattmuschel (Macoma balthica), der Sandklaff- muschel (Mya arenaria) und dem Schlickkrebschen (Corophium volutator) (KUBE, 1994). Obwohl den Vö- geln weniger und kleinere Nahrungstiere zur Verfü- gung stehen, können sie den täglichen Energiebedarf während der warmen Jahreszeit auf Ostseerastplät- zen decken und sogar noch Fettdepots für den Wei- terzug anlegen. Jedoch kommen offensichtlich vor al- lem die größeren Arten mit diesen Bedingungen nicht zurecht. Austernfischer, Großer Brachvogel (Numeni- us arquata), Regenbrachvogel (Numenius phaeopus) und Pfuhlschnepfe (Limosa lapponica) verweilen kaum in größerer Anzahl im Gebiet. Einige stellen sich allerdings kurzfristig auf andere Ernährungsstrategien um. Große Brachvögel sind z. B. während des Herbstzuges in größeren Gruppen auf küstennahen Ackern und Grünland zu finden, wo sie Regenwürmer aufnehmen (Lumbricidae). Allabendlich übernachten nach eindrucksvollen Schlafplatzflügen hunderte Vö- t¿ Abb. 6: Limikolen, hier Dunkle Wasserläufer, rasten dort an Abb, 8: Große Brachvögel sind nicht nur am Strand, son- den Küsten, wo sie entsprechende Nahrung finden. dern vor allem auf Ackern und Wiesen zu beobachten. gel vornehmlich im Seichtwasser nahe der lnsel Lan- zurückziehen. Sie folgen deshalb unmittelbar der genwerder (FREITAG, 1987 a). Es liegt nahe, daß sich zurückweichenden Wasserlinie. Arten, die ihre Nah- auch die unterschiedlichen Zugstrategien, die sich im rung vom Boden auflesen, wie der Kiebitzregenpfeifer jahreszeitlichen Auftreten der Arten an der Ostseekü- (Pluvialis squatarola), halten sich auf den trockenge- ste widerspiegeln, von der Nahrungsverfügbarkeit auf fallenen Flächen auf. Die Limikolenzahlen der Ostsee- den Rastflächen mit beeinflußt werden. Da die freifal- windwatten sind im Verhältnis zu der zur VedÜgung lenden Windwatten unmittelbar von der vorherrschen- stehenden Fläche überraschenderweise durchaus mit den Windstärke und -richtung abhängen, sind die ra- denen des Nordseewatts vergleichbar. KUBE (1994) stenden Vögel auf diese Zufallsereignisse angewie- ermittelte 5 - 10 Vögel/ha an der lnsel Langenwerder. sen. Somit ist für den Aufenthalt einer Rastgemein- Dabei ist durchaus eine zwischenartliche Trennung schaft ein geographisch relativ eng begrenztes Netz der bevorzugten Nahrungsbereiche zu beobachten: mehrerer Rastflächen erforderlich (KUBE, 1994). So Sanderlinge (Calidris a/ba) suchen direkt im SpÜlsaum wechseln die Vögel auch innerhalb der Wismar-Bucht nach angespülten Kleintieren, Knutts (Calidris ca- ihre Plätze. Je nach den aktuellen Windverhältnissen nutus) brechen die am angespÜlten Seegras sitzen- stehen dann immer ausreichend zugängliche Nah- den Miesmuscheln auf, Zwergstrandläufer (Calidris rungsflächen zur Verfügung (Abb. 7). Watvogelaften, minuta) fangen lnsekten und Spinnen im SpÜlgut, Al- die ihre Beutetiere im Schlick ertasten wie Strandläu- pen- und Sichelstrandläu'ler (Calidris alpina, C. ferru- ler (Calidris spec.) oder Pfuhlschnepfe, sind darauf glnea) stochern nach WattwÜrmern, bevorzugen je- angewiesen, daß sich diese nicht zu tief in den Boden doch unterschiedlich große Beute. Bei gleichzeitigem Vorkommen von Alt- und Jungvögeln derselben Art, z. B. des Kiebitzregenpfeifers, ist zu beobachten, daß Abb. 7: Räumliche Verteilung des Windwatt-Mosaiks im die Altersklassen offenbar einander ausweichen' Bereich des NSG lnsel Langenwerder als Lebensraum Möglicherweise dominieren die Altvögel territorial auf durchziehender Limikolen mit Angabe des verfügbaren den spezifisch bevorzugten Trockenflächen, da das Nahrungsspektrums (aus KUBE, 1 994). Hauptbeutetier, der Meeresringelwurm, von den Vö- geln leichter wahrgenommen werden kann und ande- re Watvögel kaum konkurrieren. Die Jungvögel wer- den in die Seichtwasserbereiche abgedrängt, wo sie 8údl sich mit anderen Arten auseinandersetzen müssen (KUBE, 1994). Es läßt sich aber auch die Tendenz feststellen, daß zumindest auch einige der mittel- großen und kleinen Watvogelarten mit zunehmendem Alter die Ostsee nonstop überfliegen, möglicherweise b€i Flachwassor Phänomens lnsel um den Zufälligkeiten des ,,Windwatt" LanOènwordor be¡ starksm auszuweichen (KUBE & STRUWE, 1994). lnsbesonde- Flâchwasser re auf dem Frühjahrszug sind die Bestände allgemein gering. Die südliche Ostseeküste befindet sich außer- halb der Zugroute einiger, in den Tundren Nordeuro- pas und Sibiriens brütenden Aften. Knutt und Pfuhl- schnepfe überfliegen als Weitstreckenzieher die Ost- lnsel Poel see nach dem Start im Nordseewatt bis in die nordi- schen Brutgebiete. Der Sichelstrandläufer wiederum Tabelle 2: Regelmäßig festgestellte Bestände einiger cha- berührt im Frühjahr auf seinem ,,Schleifenzug" ledig- rakteristischer Rastvogeladen der Windwatten, Sandsträn- lich viel weiter östlich gelegene Regionen am de, Sandbänke, Haken und Nehrungen an der Wismar- Schwarzen Meer. Andere Arten wie Temminckstrand- Bucht und am Salzhaff (nach BRENNING, 1993 und GOS- läufer (Calidris temmincki) oder einige Wasserläuferar- SELCK, 1995, ergänzt). Ten (Tringa spec.) rasten vorzugsweise an binnenlän- dischen Feuchtgebieten. Die Phänologie des Wegzu- Art Anzahl Bemerkung ges ist geprägt durch das Nacheinander im Auftreten der Geschlechter und der Altersgruppen. Den Abzug Kormoran (Phalacrocorax carbol 1.000 Schlafplatz Brandgans (Tad o r n a tad o rn a\ 100 aus den Brutgebieten beginnen die Weibchen bereits Austernf ischer (Ha e m ato p u s o st raleg u s\ 50 im Frühsommer, denn bei den meisten Limikolen ob- Säbelschnäbler (Recu rv ¡rostra avosetta) 100 liegt die Aufzucht der Jungen den Männchen. Diese Sandregenpfeif er (Charad riu s hiaticula\ 100 Kiebitzregenpfeif er (Pl uvial ¡s squatarola) 200 folgen als nächste, und abschließend geben die Kiebitz (Vanell u s vanellus) 1.000 Schlafplatz durchziehenden diesjährigen Jungvögel Aufschluß Knutt (Caldrs canutus) 100 über die Aufzuchterfolgsrate. Um die Bedeutung der Sichelstrandläufer (Cal id ris ferru gi nea) 200 südlichen Ostseeküste Raststation Alpenstrandläufer (Calid ri s alpinal 1.000 als für Watvögel Pf uhlschnepfe (L¡ mosa lap pon ica\ 200 entlang des ostatlantischen Zugweges zu ergründen, Großer Brachvogel (Numenius arquata\ 1.500 Schlafplatz haben BRENNING (1987, 1989), KRAGENOW (1980) Dunkler Wasserläufer (Tringa erythropus\ 100 sowie KUBE & STRUWE (1994) erste Zusammenstel- Rotschenkel (Tringa totanus) 100 Gränschenkel (Tri nga nebularia) 50 lungen und Analysen der Beobachtungsergebnisse Steinwälzer (Arenari a i nterpres) 20 vorgenommen. Allerdings wird das Bild durch das von Lachmöwe (Larus rid ibu nd u s) 1.000 Schlafplatz einander abweichende Zugmuster der verschiedenen Sturmmöwe (Larus canus) 1.000 Schlafplatz Silbermöwe (Larus argentatus) 500 Schlafplatz Populationen und Unteraften verwischt; erst subtile Mantelmöwe (Larus mar¡nus\ 200 Schlafplatz Synchronzählungen und die wissenschaftliche Vogel- beringung erlauben Einsichtnahme in die dem Feldbe- und Nehrungen als jüngste Ergebnisse der Landwer- obachter verschlossenen Zusammenhänge (BREN- dungsprozesse an der Ostseeküste vor allem für die NING, 1987; DIERSCHKE, 1995; KUBE, 1994; KUBE hoch spezialisierte Zwergseeschwalbe (Sterna albi- et al., 1994; KUBE & GRAUMANN, 1994; KUBE & frons) von Bedeutung. Sie brütet, mit rückläufigem STRUWE, 1994). Wenn auch der Anteil des geschätz- Bestand, vor allem auf der lnsel Langenwerder (ca.20 ten ,,Durchflusses" an der deutschen Ostseeküste ge- Paare); einzelne Paare sind aber fast alljährlich an den messen am Gesamtbestand dieser Populationen mit Sandhaken, z. B. auf der lnsel Poel, anzutreffen. Die durchschnittlich 1- 5%o eher gering erscheint, so darf Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea) hat auf Lan- die Bedeutung der vielen kleineren Rastflächen für genwerder einen ihrer südlichsten Brutplätze in ihrem den Limikolenzug an der Ostseeküste nicht unterbe- Verbreitungsgeb¡et überhaupt. Ca. 100 Paare brüten wertet werden. Gerade die unerfahrenen diesjährigen alljährlich auf den beiden Vogelinseln im Gebiet; an Jungvögel streuen während des Abzuges zu den Win- anderen ungestörten Sandstränden, wie auf dem Kie- terquartieren in einen größeren Raum, legen öfter ler Ort, gibt es mitunter Brutversuche einzelner Paare. Zwischenstopps ein, um die Fettreserven zu erneu- Der Sandregenpfeifer ist wohl der häufigste und am ern. Möglicherweise rastet jeder zweite Jungvogel meisten verbreitete Küstenvogel der kiesigen Strand- während des Herbstzuges an der Ostsee. An der abschnitte. Allein auf der Halbinsel Wustrow (NSG) deutschen Ostseeküste, und zu einem nicht unerheb- sind alljährlich mehr als 20 Brutpaare anzuireffen, da- lichen Teil auch an der Wismar-Bucht, rasten z. B. et- von allein 15 auf dem Kieler Oft (VÖKLER, 1994). wa 15.000 - 25.000 (1 - 2 %) der Altvögel, dagegen aber mind. 50.000 (1O %) der Jungvögel eines Jahr- ganges des Alpenstrandläufers, die dem ostatlanti- Die Küstendünen einschließlich der Küstenvogel- schen Zugweg folgen (KUBE et al., 1994). Deshalb inseln haben die vielen, relativ kleinen Rastplätze auf den Ostseewindwatten auch entscheidende Bedeutung An Anlandungsküsten werden durch Winddrift von für die Sterblichkeitsrate der Watvogeljungen und so- abgetrockneten Sandflächen wallarlige Systeme aus mit für den Aufbau einer Alterspyramide, die das feinen Sedimenten aufgebaut. Die Besiedlung mit Überleben der Arl garantiert. Altvögel des Alpen- Pflanzen erfolgt rasch durch wenige Pionierarten, und strandläufers besitzen an der Ostsee ein deutlich ge- mit zunehmendem Dünenalter setzt eine Sukzession ringeres Gewicht als im Wattenmeer, so daß ,,Not- bis hin zu einer Verbuschung und Bewaldung ein. Die- rast" angenommen werden kann (BRENNING, 1987). ser Übergangsbereich zwischen Meeresküste und Einen Überblick über die Rastbestände vermittelt die Festland kommt an der Wismar-Bucht nur in begrenz- Tabelle 2. tem Ausmaß vor: Kroy, Rustwerder/Poel, Gollwitz, Darüber hinaus ist das regelmäßige Auftreten einiger Timmendod, Boltenhagen-Tarnewitz. Als Besonder- weiterer Limikolenarten wie z. B. Sanderling (Calidris heit ist die lnsel Langenwerder zu nennen, eine nach- a/ba), Sumpfläufer (Limicola falcinellus), Bekassine eiszeitliche Sandbankbildung, die sich durch Anlan- (Gal I i nago g all i nago), Zwergschne pfe (Lymnocryptes dungsprozesse zu einem gehölzfreien Strandwallsy- m i n u t u s), Regen brachvogel (Numen i u s p h aeo p us) u nd stem mit Salzgrasland und vergrasten Dünenberei- Odinshühnchen (Phalaropus /obafus) bezeichnend für chen entwickelt hat. Die lnsel Walfisch hat dagegen das Gebiet. einen eiszeitlichen lnselkern, ist allerdings vor allem Als Bruthabitat sind die nahezu vegetationslosen durch die Aufspülungen im Zuge des Fahrrinnenaus- Schlick-, Sand- bzw. Kiesflächen der Hakenbildungen baus zum Wismarer Hafen in den 1950er Jahren stark

74 vergrößert worden und damit als DÜnenkomplex aus ,,2. Hand" aufzufassen. Diese kleinen Ostseeinseln besitzen eine besonders hohe Anziehungskraft für ko- loniebildene Küstenvögel wie Möwen und Seeschwal- ben. lnsbesondere die langflügligen und kurzbeinigen Seeschwalben, aber auch der Sandregenpfeifer, brü- ten in den vegetationslosen bis schütter bewachse- nen Primär- und Weißdünen. Entenartige Vögel wie der Mittelsäger, Eider- und Reiherente (Somafer,a mollissima, Aythya fuligula) suchen die deckungsrei- chen Graudünenbereiche zur Nestanlage auf. Umfassende Bestandsübersichten der Küstenvogel- brutbestände an der deutschen Ostseeküste werden in einem Monitoringprogramm erst seit wenigen Jah- ren zusammengestellt (SIEFKE, 1993; KÖPPEN, 1997). Dabei ist allerdings keine Differenzierung zwi- schen den Lebensraumtypen vorgenommen worden. Eine aktuelle Bestandsübersicht für den Bereich Wis- mar-Bucht und Salzhaff zeigt Tabelle 3. Abb. 9: Die Prädatoren, besonders der Fuchs, beeinflussen Seeschwalben erbeuten in eleganten Sturzflügen die Anzahl der Brutpaare und die Brutplatzwahl. Kleinfische in ruhigen Seichtwasserbereichen in ei- nem mehrere Quadratkilometer großen Bereich um ih- re Brutkolonien. Bei den Möwen und Seeschwalben Fuchs, Vulpes vulpes, und Mink, Mustela vrson) (SIEF- bestehen nachgewiesenermaßen regelmäßige Aus- KE, 1989), aber auch störende menschliche Aktivitä- tauschbewegungen zwischen den Brutkolonien. lns- ten wie ungelenkter Tourismus oder Lebensraumzer- besondere die als langlebige Langstreckenzieher be- störung durch Küstenschutzmaßnahmen oder drasti- kannten Seeschwalben wechseln von Jahr zu Jahr sche Änderungen der landwirtschaftlichen Bewirt- zwischen den Kolonien an der Ostseeküste bzw. im schaftungsweise in Betracht. So ist die seit Jahrzehn- küstennahen Binnenland (u. a. NEUBAUER, 1996). Als ten auf der lnsel Langenwerder bestehende große Ursachen für den häufigen Brutplatzwechsel kommen Lachmöwenkolonie (Larus ridibundus) seit 1992/93 vor allem hoher Prädatorendruck (Raubsäuger wie nahezu verwaist. Auf der lnsel Walfisch gab es bis da-

Tabelle 3: Brutbestand der Küstenvögel an der Wismar-Bucht und am Salzhaff im Jahre 1995 (nach KÖPPEN, 1997, ergänzt).

o, Ð E .c o c Ê õ lY e9 'o oc o f s I =iO! c E or=(Ú co ç o c o c qo o

75 Tabelle 4: Brutbestandsentwicklung bei einigen koloniebil- einer Rückkehr des Rotschenkels geführ1 haben (vgl. denden Küstenvogelarten in Teilbereichen der Wismar- BRENNING, 1964). ZANDER (1851) und CLODIUS Bucht und des küstennahen Binnenlandes. (1899) erwähnen in ihren Exkursionsberichten jeden- falls kaum etwas über brütende Möwen, jedoch die Art Gebiet 1980 1985 1990 1995 1996 zahlreichen Limikolen auf der lnsel Lgngenwerder. Lachmöwe Vom Walfisch ist der Rotschenkel nach einem kurz- Larus ridibundus Langenwerder 2.000 4.000 2.000 350 14 zeitigen Bestandshoch unmittelbar nach der Mö- Walfisch 0 00 700 1.500 wenansiedlung jedenfalls auch wieder nahezu ver-

lnsgesaml 2.000 4.000 2.000 1 .050 1 .514 schwunden. Demnach scheint der Brutbestand des Rotschenkels an der Wismar-Bucht zumindest in den Sturmmöwe vergangenen 15 - 20 Jahren mit ca. 40 Revierpaaren Larus canus Langenwerder 3.500 3.500 2.500 3.500 3.100 Walfisch 140 0 110 600 600 relativ stabil zu sein fl-ab. 5).

lnsgesamt 3.640 3.500 2.610 4.100 3.700 Tabelle 5: Die aktuelle Brutbestandsentwicklung des Rot- schenkels an der inneren Wismar-Bucht. Flußseeschwalbe Sterna hirundo Langenwerder 40 30 18 5 2 Gebiet 1980 1990 1995 1996 Walfisch 20 ?5 2 21 Wismar-Kluß 49 60? 25 25 Dambecker Seen 0 00 25 ? NSG lnsel Langenwerder 0 8 12 ca.20 NSG lnsel Walfisch 0 4 0 lnsgesamt 109 90 23 57 48 Bre¡tlingswiesen und NSG Rustwerder 44 17 14 20 Summe 44 29 26 42 Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea Langenwerder 140 100 100 70 40

Walfisch 1 0 29 18 25 Die küstennahen Flachwasserbere¡che der Buchten lnsgesamt 141 100 129 88 65 und Bodden hin lediglich sporadisch kleine Ansiedlungen. Ab 1993 ln den küstennahen Flachwassergebieten an der Wis- besteht nun auf dieser lnsel eine ähnlich große Lach- mar-Bucht und am Salzhaff mit 3 - 4 m durchschnitt- möwenkolonie. Auch die Sturmmöwe (Larus canus) licher Wasserliefe und einer breiten, sogar nur 1 - 2 m siedelt offensichtlich vom Langenwerder zum Wal- tiefen Zone in unmittelbarer Ufernähe halten sich be- fisch um (Iab. ). vorzugt die großen Schwärme der rastenden Wasser- Umsiedlungen von Brutvögeln aus dem Salzgrasland vögel auf. Hier finden die Vögel ausreichend Nahrung am Breitling auf die Vogelinseln sind in jüngster Zeit sowie Schutz vor Witterungsunbilden in der kalten offenbar ebenfalls aufgetreten. So verringerte sich der Jahreszeit sowie anderen äußeren Störeinflüssen. Die Brutbestand des Rotschenkels auf den Breitlingswie- Bereiche der westlichen Ostsee frieren aufgrund des sen und parallel dazu nahm die Ad auf den lnseln zu. milderen Klimas und gegenüber weiter östlich gelege- Vermutlich haben die hohen Fuchsbestände, oder nen Flachwassergründen mit höherem Salzgehalt auch die nachlassende Beweidungsintensität den während einer winterlichen Frostperiode erst später Rotschenkel zur Umsiedlung veranlaßt. Auf Langen- zu, so daß ein längerfristiger Aufenthalt ohne Aus- werder könnte auch die verminderle Möwenanzahl weichzug in andere eisfreie Gewässer möglich ist. Die und damit die interspezifische Nistplatzkonkurrenz zu Vögel versuchen, aus Gründen der Optimierung des Energiehaushaltes so nahe wie möglich an den Brut- plätzen zu verharren, so weit es ihre arteigene physio- Abb. 10: Räumliche Verteilung der Küstenvogelbrutplätze logische Leistungsfähigkeit und Lebensweise gestat- an der Wismar-Bucht und am Salzhaff in den 1990er Jah- tet (u. a. Tauchvermögen, Wärmehaushalt, Fettspei- ren in drei Größenklassen. cherkapazität). Diese flachen Küstengewässer der südwestlichen Ostsee werden von einer reichen Unterwassertier- 5km und -pflanzenwelt besiedelt. ln den Seegraswiesen und Blasentangbeständen lebt eine Vielzahl von nie- deren Tieren wie Kleinkrebse, Schnecken und klet- ternde Muscheln sowie Fische, weil sie hier Schutz und Nahrung vorfinden (GOSSELCK, 1995). Da die Besiedlung des Meeresbodens stark von den Eigen- schaften des Substrates abhängt, ist auch das räumli- che Verleilungsmosaik der an sie gebundenen Was- a servogelarten erklärlich. So kommen Ringelgänse (Branta bernicla) neben den von ihnen traditionell be- vorzugten Bereichen um die lnsel Langenwerder fast ausschließlich auf den Seegraswiesen östlich der ln- sel Walfisch vor. Auch hunderte bis tausende Pfeif- > 1.000 enten und Höckerschwäne (Cygnus olor) sind fast o 11 -999 ausschließlich an solchen Plätzen zu beobachten. Da- a 1 - 10 neben fressen diese beiden Aften zunehmend aber auch Ackerkulturen wie Winterraps.

76 Abb. 1l: Große Berg- und Reiherentenschwärme nutzen vorherrschenden Witterung aufgesucht (Abb. 13). Die Flachwasserbereiche als Rast- und Nahrungsplätze. Nahrungsgebiete werden auf den MuschelgrÜnden in der Tiefenzone zwischen 5 und 10 m vermutet. Die ei- gentlichen Meeresenten nutzen die ausgedehnten Am meisten typisch für die küstennahen Flachwasser- Muschelvorkommen im Tiefenbereich bis zu 2O m gründe sind aber die großen Schwärme von Tauchen- (Abb. 14). ten wie Berg- (Aythya marila) und Reiherente sowie Erst mit der Ausweftung längerer Jahresreihen von Schellente (Bucephala clangula). Die Eiderente (So- Zähldaten aus dem Gesamtgebiet unter Einschluß der materia mollissima) stellt das ökologische Bindeglied Phänologie aus den angrenzenden Feuchtgebieten zu den eigentlichen Meeresenten dar. Es sind wohl wie Unteftrave/Dassower See, Schweriner Seenge- diese Entenscharen gewesen, die bereits vor fast 150 biet, Unterwarnow bzw. der schleswig-holsteinischen Jahren die regional bedeutenden Ornithologen ZAN- DER und WÜSTNEI faszinierten, als sie am 3. Oktober 1848 von Wismar aus an das Südufer der lnsel Poel Abb. 12: Räumlìche Verteilung der Hauptvorkommen der segelten und von ,,unermeßlichen Zügen von Enten" gründelnden Schwimmvögel (Gründelenten wie Pfeif- und berichteten, die die See bedeckten (ZANDER, 1851; Stockente, Schwäne wie Höcker- und Singschwan) und al- ZANDER & DAVTD, 1850). lesfressender Flachtaucher (Bleßhuhn) an der Wismar- Die neuerdings simultan im Gesamtgebiet durchge- Bucht und am Salzhaff mit Angabe der potentiellen Nah- führten Wasservogelzählungen von Land und aus der rungsgebiete (Bestände submerser Pflanzen und Großal- Luft haben ergeben, daß sich insgesamt, zumindest in gen innerhalb des 5m-Tiefenbereichs). den Spitzenzeiten, in den Monaten Oktober/Novem- der 5km ber gleichzeitig bis zu 150.000 Wasservögel in 20 m Tiefe Wismar-Bucht und im Salzhaff aufhalten. Über die Verweildauer der Vögel und damit den ,,Durchsalz", d. h. über die Gesamtzahl der das Gebiet berÜhrenden Vögel gibt es aber noch keine klaren Vorstellungen. Die Verteilungsmuster der Wasservogelgilden in der Wismar-Bucht und im Salzhaff entsprechend ihrer ernährungsökologischen Besonderheiten sind in den Abbildungen 12 bis '14 schematisch dargestellt. Grün- delnde Schwimmenten wie Pfeif- und Stockente (Anas platyrhynchos), die Schwäne (vor allem Höcker- schwan) sowie die,,allesfressenden Flachtaucher" wie das Bleßhuhn (Fulica atra) bevorzugen die vor Witte- rungsunbilden geschützten Seichtwasserzonen bis 5 m Tiefe. Sie fressen vor allem an untergetauchten Pflanzen und Großalgen (Abb. 12). Von den ,,muschel- fressenden Tauchenten" sind derzeit lediglich die Ta- gesruheplätze bekannt. Sie werden entsprechend der

77 5km m Tiefe 5km Tiefe

bekannte

Abb. 13: Räumliche Vedeilung der Tagesruheplätze der Abb.14: Räumliche Verteilung der muschelfressenden nachtaktiven, muschelfressenden Tauchenten flafel-, Rei- Meeresenten (Eider-, Trauer- und Eisente) mit Angabe der her-, Bergenle) mit Angabe potentieller Nahrungsgebiele potentiellen Nahrungsgebiete (Muschelvorkommen) im Tie- (Muschelvorkommen). fenbereich zwischen 5 und 20 m.

bzw. dänischen Beltsee kann die tatsächliche Bedeu- Tabelle ô : Einige physiologische und ökologische Parame- tung erkannt und bewertet werden. Bekannt sind z. B. ter von Tauch- und Meeresenten (nach BÖHME, 1993; Hinweise über regelmäßige (?) Austauschbewegun- KIRCHHOFF, 1982; KUBE, 1996; NILSSON, 1980). gen von größeren Bergentenschwärmen zwischen der 0) tt Wohlenberger Wiek und dem Dassower See (WAG- 'õ o) (U NER, MdI. iN: BÖHME, 1993). c o¡E il .ì ¡B Für Tauch- und Meeresenten sind die Flachwasser- F'; o F '- õ) 'F=FP !î gründe der Wismar-Bucht geeignete Rast- und Nah- c! 9P (ú (Ú-C c rungsgebiete vor allem während des Winterhalbjah- Fd) õ tG (ú ts-u r oz ñ c res. Diese Artengruppe ist in ihrer gesamten Lebens- pË9 il o f .. weise an den Nahrungserwerb von am Gewässerbo- E (Úll z cõ f bor o :(Ú den lebenden Organsimen, dem Makrozoobenthos, !C a. Ë - o l .:Y *e angepaßt. ln Abhängigkeit von den örtlichen Gege- ,ÌE c F6 õØ Ê o I CG Y a o (s benheiten verteilen sich die Arlen dieser Gilde aus Eee l Ø .úP ,!a o ()o E ls üa o_ a È õñ Ë'Ò :J Gründen der interspezifischen Konkurrenzvermeidung E O'f .o ci d\ (ú auf die verschiedenen Gewässerbereiche. Nach Ð ô3 ls T MEISSNER (1992) wird das Verteilungsmuster vor al- Reiherente (Aythya ful igu la\ 4 800 N .1.000 lem durch die Faktoren Wasseftiefe, Sedimentstruktur Bergente (Aythya marila) 4 90 5 N Schellente (Bucephala clangula) 4 900 T Eiderente (Somateria mollissima) 6 2.500 80 15 T Trauerente (Melanitta nigral 6 1.200 T Abb, 15: Wie die Höckerschwäne nutzen auch diese Sing- Eisente (C/angula hyemalis) 7 700 95 T schwäne zunehmend Felder zur Nahrungssuche. Samtente(Melanittafuscal 10 1.500 T

und quantitative und qualitative Vefteilung der Nah- rungsressourcen bestimmt. Bevorzugte Nahrungstiere sind die verschiedenen Muschelaften, aber auch Schnecken, Krebstiere, Meeresborstenwürmer und lnsekten, die in ausrei- chender Menge, Größe und Erreichbarkeit vorhanden sein müssen, um die Rastbestände ernähren zu kön- nen. ln der Wismar-Bucht stellen 4 Muschelarten die Hau ptnah ru n gstiere dar: M iesm u schel (M yti I us edulis), Herzmuschel (Cerastoderma lamarckí), Baltische Plattmuschel (Macoma balthica) und Sandklaffmu- schel (Mya arenaria). Aber auch die physiolog¡schen und morphologischen Eigenschaften wie Tauchvermögen, Schnabelmor- phologie, Bau und Leistungsfähigkeit des Muskelma- gens, Körpergröße und -masse, Nahrungsbedarf, Energiehaushalt, sowie ökoethologische Besonder-

78 heiten wie die tages- und jahreszeitliche Rhythmik der nerung dieser Strukturen. Andere Muschelarten leben Hauptverhaltenselemente (wie Nahrungs- bzw. verschieden tief im Meeressediment. Die älteren Schlafplatzflüge, Aufsuchen von Ruhe- bzw. Komfoft- Sandklaffmuscheln stecken tiefer im Sediment und plätzen) sind zu berücksichtigen f-ab. 6). sind damit für die Enten kaum erreichbar; die jünge- Es ist ersichtlich, daß die verschiedenen Tauch- und ren Tiere, wie auch die Herzmuscheln, leben unmittel- Meeresentenarten in unterschiedlichen ökologischen bar unter dem Meeresgrund, und dies in großer Dich- ,,Fenstern" eingenischt sind und dadurch ein erfolgrei- te, sind deshalb ebenfalls gut erreichbar und deshalb ches Nebeneinandervorkommen ermöglicht wird. Die bevorzugte Nahrung. Bevorzugung einer bestimmten Beutetierart bzw. Bewegliche Beutetiere wie Meeresborstenwürmer, -größe kann als Ergebnis eines Optimierungsprozes- Kleinkrebse oder lnsekten und deren Larven haben ses zwischen energetischem Aufwand zur Erlangung eine insgesamt geringere Bedeutung, insbesondere der Beute und dem energetischen Nutzen für den für die mehr nachtaktiven Berg- und Reiherenten, da

Abb. 16: Auch tausende Saat- und Bleßgänse rasten im in der Dunkelheit der Nacht (aber auch in größeren Herbst vor dem Weiterflug in die westeuropäischen Winter- Wassertiefen) die Beute fast ausschließlich ertastet quartiere im Bereich der Wismar-Bucht. werden muß. Entenschnäbel besitzen eine hohe An- zahl und Dichte von empfindlichen Tastkörperchen. Die Aktivitätsrhythmik unterliegt u. U. erheblichen jah- Beutegreifer verstanden werden (WISSEL, 1990 in: reszeitlichen Schwankungen, d. h. daß z. B. Berg- BÖHME, 1993). enten in den Wintermonaten aufgrund der kürzeren Auch die Muschelarten und deren Altersklassen wie- Photoperiode und des erhöhten Energiebedarfes vor- derum sind durch ökologische Anpassungsmechanis- wiegend nachtaktiv sind, während sie in der warmen men separiert: Die Miesmuschel lebt in großen Men- Jahreszeit auch am Tage nach Nahrung suchen. gen und in verschiedenen Größen- (bzw. Alters)klas- Möglicherweise spiegeln diese Zeitmuster aber auch sen auf der Meeresbodenoberfläche. Die Tiere sind Verhaltensmuster bestimmter geographischer, z. B. durch Byssusfäden mit groben Sedimentbestandtei- hochnordischer Populationen wider (LElPE, 1986). Die len oder auch untereinander verbunden, so daß der Bergenten halten sich in den Übergangsmonaten ,,Beutegreifer" Ente, hier speziell die Eiderente, kaum tagsüber in der Größenordnung von ca. 40.000 Vö- eine selektive Beutetierauswahl nach der bevorzugten geln auf geschützten Flachwasserbereichen der Woh- Nahrungsgröße vornehmen kann. Aufgrund der lenberger Wiek, des Salzhaffs bzw. der inneren Wis- Schnabelmorphologie sowie Leistungsfähigkeit des mar-Bucht östlich der lnsel Walfisch auf; bis zu Muskelmagens sind die Enten nur in der Lage, Mol- 15.000 Bergenten sind aber auch auf dem nur 10 ha luskenschalen bis zu einer bestimmten Größe und da- großen Faulen See bei Redentin zu finden. Mit Ein- mit mechanischen Widerstandsfähigkeit zu verwerten. bruch der Dämmerung schwimmen bzw. fliegen sie lm übrigen helfen aber,,Magensteine" bei der Zerklei- zu noch nicht näher bekannten Nahrungsplätzen,

70 eventuell in den mittleren und äußeren Abschnitten Tabelle 7: ln den Flachwasserbereichen der Wismar-Bucht der Wismar-Bucht (Hannibal, Lieps) hinaus, um am und des Salzhaffs regelmäßig erreichte Rast- und Überwin- Morgen wieder die Tagesruheplätze anzusteuern. terungsbestände charakterìstischer Wasservogelarlen - ei- ne aktuelle Übersìcht (nach GOSSELCK, 1995, ergänzt): Neben den benthophagen Tauchenten profitieren 1. Durchschnittsbestand = Mildwinter, 2. Maximalbestand auch fischfressende Wasservögel vom Nahrungs- = Kältefluchtsituation, 3. ,,1 % des Durchschnittsbestandes reichtum des Gebietes. ln den küstennahen Berei- vom nordwestpalearktischen Flyway" als Kriterium für chen sind Kormoran, Gänse-, Mittel- und Zwergsäger Feuchtgebiete von internationaler Bedeulung nach der (Mergus albellus), aber auch Rothals- und Ohrentau- Ramsarkonvention (nach FOX et al., 1991 ; DURINCK et al., cher (Podiceps grisegena, P. auritus) veftreten. Die 1994; PIROT et al., 1989; SMIT & PIERSMA, 1989, er- Vögel jagen einzeln, meist aber in kleinen Gruppen gänzt). weit vefteilt über die gesamte Bucht nach Fischen, Art Durchschnitts- Maximal- %;o Flyway teilweise auch nach Krebstieren. Besondere Bedeu- bestand bestand tung Nahrungsgründe haben Seegraswiesen oder als Pi-aõh@5(r IUU u,uc auch phytalreiche Blocksteingründe, an denen sich Haubentaucher(Podicepscrstâtus) 2OO 1.000 0,20 J ungfischschwärme auf halten. Rothalstaucher(Podicepsgrisegena) 100 150 0,67 Ohrentaucher (Podiceps auritus) 100 200 2,00 Kormoran(Phalacrocoraxcarbo) 1.000 2.000 0,31 Die Bedeutung des Gebietes von Wismar-Bucht und Höckerschwan (Cygnus olor\ 2.000 5.000 1,11 Salzhaff für die Vogelwelt innerhalb der biogeographi- Singschwan (Cygnus cygnus\ 500 '1.000 2,94 schen Region der Westpalearktis wird anhand der Saatgans (Anser fabalisl 2.000 3.000 0,67 '13 Bleßgans (Anser albìfrons) 15.000 30.000 3,75 Tab.7 deutlich. Wasservogelarten erreichen regel- Graugans (Anser anseÒ 5.000 9.000 4,17 mäßig durchschnittliche Rast- und Überwinterungs- Kanadagans (Branta canadens¡s) 500 3.000 1,00 bestände, die über einem Prozent des Gesamtbe- Weißwangengans(Brantaleucops/s) 2OO 500 o,29 Ringelgans (Branta bernicla\ 300 600 0,18 standes des nordwestpalearktischen Flyways liegen. Brandgans (Tadornatadorna) 50 200 o,o2 Das 1%-Kriterium wird innerhalb der Ramsar-Kon- Pfeifente (Anaspenelope\ 10.000 15.000 1,33 vention zum Schutz von Feuchtgebieten, speziell als Krickente (Anas crecca) 2OO 1.000 0,05 Stockente(Anasplatyrhynchos) 10.000 15.000 0,20 von Lebensräume für Wasservögel, zur Bestimmung Tafelente (Aythyaferinal 3.000 6.000 0,86 Feuchtgebieten von internationaler Bedeutung heran- Reiherente (Aythya fuligula) 10.000 30.000 1,33 gezogen. Als Alternative müssen im Gebiet regel- Bergente (Aythya marilal 30.000 45.000 9,68 mäßig mindestens 20.000 Wasservögel vorkommen. Schellente(Bucephalaclangula) 3.000 5.000 1,00 Eiderente(Somateriamollissima) 40.000 45.000 1,33 Aufgrund der Artenvielfalt und des lndividuenreich- Trauerente(Melanittanigral 10.000 15.000 0,77 tums ist das Gebiet mit einer Fläche von 199 km'von Samtente (Melanitta fusca) 2OO 500 0,o2 der EU-Kommisssion als besonderes Schutzgebiet E¡sente (C/angula hyemalis) 10.000 20.000 0,21 Zwergsäger (Mergus albellus) 100 300 0,40 Nr. 421 nach der EU-Vogelschutzrichtlinie unter der Mittelsäger(Mergusserratorl 1.000 2.000 1,00 Bezeichnung,,Küstenlandschaft Wismar-Bucht" noti- Gänsesäger (Mergus merganser) 200 500 0,13 fizieft worden und unterliegt damit unmittelbar der Bleßhuhn (Fulica atra) 15.000 45.000 1,00 EU-Richtlinie,, Flora-Fauna-Habitat". lnsgesamt (gerundet) 168.000 295.000

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80 einer Zählung vom Abb. 1: Eìderentenschwarm (4.850 Exemplare) in der Außenbucht, aufgenommen am 8. 2. 1996 bei Flugzeug aus. Erpel leuchten weiß, die dunklen Enten sind kaum erkennbar.

Die äußere Wismar-Bucht als Lebensraum für Wasservögel H. W. Nehls

Als Wismar-Bucht" wird im Folgenden das Wasservögel auf den Außengewässern wegen der ,,äußere oder Seegebiet vor der eigentlichen Wismar-Bucht see- Entfernungen von der Küste aus nur teilweise wärts etwa bis zur 10 m-Tiefenlinie und z. T. darüber überhaupt nicht sichtbar. Deshalb sind unsere Kennt- hinaus zwischen dem Großklützhöved und Rerik be- nisse über die tatsächlichen Mengen und saisonalen der trachtet. Die Südgrenze ist durch die Linie Halbinsel Schwankungen noch unzureichend. Erst während Wustrow - Langenwerder - Poeler Nordküste - Tim- letzten Jahre konnten etwas vollständigere Daten nach mendorf - Sandbank Lieps - Tarnewitzer Huk - Bol- durch Befliegungen im Mittwinter mit Zählungen den anderen der Transektmethode (vgl. NEHLS, LAMBERT & ZOL- tenhagen-Bucht gegeben. Entsprechend '1994' hydrographischen und nahrungsökologischen Bedin- LICK, 1992, 1993, 1997; NEHLS & ZOLLICK' '1995, gungen (siehe dazu GOSSELCK & v. WEBER in die- 1996), sowie durch Terminfahrten Über die Jah- sem Heft) unterscheidet sich die Vogelwelt dieses resperiode mit Schiffen (vgl. LAMBERT & NEHLS, Seegebietes in der Artenzusammensetzung deutlich 1995, 1997) gesammelt werden. Gast- von derjenigen der inneren Wismar-Bucht. Die äußere Folgende Wasservogelarten sind regelmäßige (Wasservogelar- Wismar-Bucht wird neben einer geringeren Zahl von vögel auf der äußeren Wismar-Bucht Brutvögeln, insbesondere des NSG Langenwerder ten der Uferzonen und Möwen nicht berÜcksichtigt): (2. B. Seeschwalben, Mittelsäger), von Zehntausen- den Wasservögeln, deren Herkunftsgebiet von der Seetaucher (Gaviidae) (Gavia arc- Ostsee bis nach Sibirien reicht, auf dem ,,East Atlantic Seetaucher sind Fischjäger. Prachttaucher ganzen geringer Flyway" als Rast- und Überwinterungsgewässer ge- tica) können während des Jahres in (Gavia nutzt. Sie erlangt dadurch eine internationale Bedeu- Zahl als Gastvögel vorkommen, Sterntaucher ZugzeiTen. tung, zumal einige Arten hier das ,,1Yo-Krilerium der steltata) hauptsächlich während der truppweisem Ramsar-Konvention" erfüllen (bezogen auf die Winter- Während der Zugperioden kann es zu population im Großraum Ostsee - Kattegat). Neben Erscheinen von mehr als 10 Vögeln kommen' Maximal den Seegebieten vor Zingst - Plantagenetgrund und wurden so am 11. 3. 1994 vom Flugzeug aus 87 See- der Pommerschen Bucht gehör't die äußere Wismar- taucher (Gavia spec.) in der sÜdwestlichen Außen- Bucht zu den drei bedeutendsten Aufenthaltsgebieten bucht gezählt. von marinen Wasservogelarlen (insbesondere der so- genannten Meeresentenaften) vor der KÜste von Lappentaucher (PodiciPedidae) Mecklenburg-Vorpommern. Bedingt durch unter- Regelmäßige Zugrast-, Winter- und z. T. Ubersomme- (Podiceps crstatus), schiedliche Nahrungspräferenzen wird das Seegebiet rungsgäste sind Haubentaucher nicht flächendeckend und lokal unterschiedlich durch Rothalstaucher (Podiceps grlsegena) und Ohrentau- Hauptauf- die einzelnen Aften als Nahrungsraum genutzt (siehe cher (Podicep.s aulfus). Obwohl sich ihre Beitrag STRACHE). Hauptnah- enthaltsplätze in den Wieken der westlichen inneren Verbreitungskarten jahres- rungsquellen sind Molluskenaften verschiedener Bucht befinden, nutzen sie in geringerer und während Größenklassen, Fische unterschiedlicher Größen und zeitlich stark schwankender Anzahl nahezu Die Seegras. Anders als in der inneren Bucht sind die des ganzen Jahres auch die Außengewässer.

81 Literatur S. 94 größten Konzentrationen werden nördlich der Woh- fernten Brutheimat auf der Taimyr-Halbinsel in Sibi- lenberger Wiek im Raum Sandbank Lieps und vor rien treffen die Ringelgänse Mitte September ein und Nordost-Poel - Langenwerder angetroffen. lhr Maxi- rasten längere Zeil. Ein Teil versucht in Abhängigkeit mum erreichen die Bestände während der Wegzug- von den Eisverhältnissen zu überwintern. Ab März rast im Herbst. Haubentaucher erbeuten Kleinfische, sammeln sich die Heimzieher - gegenwärtig 300 bis mit deren vermehrtem Auftreten offensichtlich ihre 400 Vögel - hauptsächlich im Raum um Langenwer- Konzentrationen korrelieren. Sie werden nur selten in der und ziehen bis Ende Mai/Anfang Juni ins Brutge- küstenfernen Gebieten angetroffen und bleiben unter biet ab. Die Wismar-Bucht und der südliche Ausgang der Küste bzw. nur wenige Kilometer von Land ent- des Strelasundes sind die einzigen Frühjahrsrastplät- fernt. Allein vor der Küste von Langenwerder wurden ze der Aft in Mecklenburg-Vorpommern und die öst- in manchen Jahren 200 und mehr registriert (BREN- lichsten in der Ostsee. N|NG, 1990).

Rothals- und Ohrentaucher, die neben Kleinfischen Eiderente (So m ate ri a m o I I issi m a) auch in großem Maße Wirbellose (Crustaceen u. a.) Ebenso wie die drei folgenden Meeresentenarten sind fangen, bevorzugen zwar ebenfalls die o. g. küstenna- Eiderenten Benthosfresser, d. h. sie ertauchen ihre hen Gebiete, sind aber häufiger als die vorige Art vorzugsweise aus Muscheln bestehende Nahrung auch auf den offenen Seegebieten (2. B. Hannibal) an- vom Meeresboden. Die Eiderente ist ganzjährig mit zutreffen, wo sie aufgrund ihrer Unauffälligkeit nicht Abstand die dominierende Wasservogelart in der vollständig erfaßbar sind. Westlich des Langenwerder äußeren Wismar-Bucht. Die Masse konzentriert sich werden Rothalstaucher ganzjährig beobachtet, am in dichten Scharen von Tausenden über den großen zahlreichsten (bis über 50 Ex.) im Spätsommer und Miesmuschelvorkommen auf den Flachgründen der Herbst (BRENNING, 1 990). Lieps (beginnend im Nordausgang der Wohlenberger Ohrentaucher fehlen in der Regel in der Brutperiode Wiek) und des Hannibal, zeitweilig auch auf dem von Mitte Mai bis Ende Juni, sonst sind sie in geringer Jäckelberg und Rerik-Riff. Solche Großschwärme Zahl Íast ständig anwesend, am zahlreichsten im sind mit entsprechenden Ferngläsern auch noch weit Herbst und Winter. AuBer in der Wohlenberger Wiek vor der Küste erkennbar, wenn im Winterhalbjahr die trifü man sie am ehesten im Raum um Boltenhagen. weißen Gefiederpartien der alten Erpel, deren Anteil lnsgesamt dürften sich in der Außenbucht zeitweilig mehr als 50 % beträgt, durch die Sonne beleuchtet mehr als 100 Ohrentaucher aufhalten. werden. Aber auch außerhalb dieser Flachgründe Einzelne Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis) werden kleinere Schwärme überall angetroffen. Zäh- werden sporadisch im Gebiet beobachtet. lungen vom Flugzeug aus in den Jahren 1993 - 97 im Mittwinter (Mitte Januar bis Ende Februar) ergaben Kormoran (P h al ac roco rax carbo) durch Hochrechnung für das Seegebiet zwischen Von ihren Ruheplätzen in den inneren Bereichen der Großklützhöved und dem Buk bei Kühlungsborn West Bucht fliegen die Kormorane zur Fischjagd auch auf und seewärts bis zur 20 m-Tiefenlinie durchschnittlich die Außenbucht. Jagende Einzelvögel oder Klein- ungefähr 40.000 (etwa 35.000 - 45.000) Eiderenten. trupps werden in sehr geringer Dichte weit verstreut Bezogen auf dieses Gesamtgebiet lag die Dichte je im gesamten Seegebiet angetroffen. nach Bestandshöhe bei etwa 80 - 100 Eiderenten pro Quadratkilometer Wasserfläche. Auf und an den Ringelgans (Branta b. bernicla) Flachgründen Lieps und Hannibal wurden vom Schiff Ringelgänse sind die einzigen pflanzenfressenden aus maximal Bestandszahlen von 15.000 - 20.000 er- Wasservögel, die regelmäßig die offenen Seegebiete mittelt. Der weitaus größte Teil dieser Vögel zieht im der Außenbucht als Nahrungsraum nutzen. Zwar sind März bis Anfang April in die Brutgebiete, die - wie ihre Hauptnahrungsplätze die Wiesen auf Langenwer- auch Ringfunde bestätigen - im gesamten Ostsee- der und die Seegrasfluren der inneren Bucht, aber raum liegen, ab, und schätzungsweise nur ungefähr nicht selten schwimmen sie weit draußen auf der 500 - 2.000 Nichtbrüter übersommern und mausern in Außenbucht und ernähren sich dort von losgerisse- jahrweise unterschiedlicher Anzahl in der äußeren nem treibenden Seegras. Aus ihrer fast 5.000 km ent- Wismar-Bucht. Bereits ab August macht sich wieder Zuzug bemerk- bar und bis Ende Oktober haben die Zahlen etwa die Winterbestandshöhen erreicht. Die äußere Wismar- Bucht ist das bedeutendste Überwinterungsgebiet von Eiderenten an der Küste von Mecklenburg-Vor- pommern und aus überregionaler Sicht der größte Konzentrationsraum im Südosten des sich von hier e über Schleswig-Holstein und die Beltsee bis ins Kat- 4) tegat hinziehenden Hauptüberwinterungsgebietes der o/o ,,lù,, Aft in Ostsee und Kattegat (etwa 4 des in dieser Region auf 1 Million geschätzten Winterbestandes). {"',:,,r:3 Weiter östlich werden im Winter nennenswerte Men- gen als Ausläufer der Wismar-Bucht-Bestände nur noch vor der Küste bis zum Darß registriert. I ¡tè .ê Abb. 2: Ringelgänse im Mai auf der lnsel Langenwerder

82 Eisente (Clangula hyemalis) che Rastbestände in der Außenbucht beobachtet, de- Die Eisenten erscheinen ab Oktober in der Wismar- ren Gesamtzahl in den einzelnen Jahren zwischen Bucht und sind dann ständig häufiger werdend etwa kaum mehr als 100 und (hochgerechnet) mindestens von der Eggers Wiek an seewärts in der äußeren 15.000 schwankte. Während des im März und April Bucht überall in kleinen Trupps zu finden. Zahlen- stattfindenden Heimzuges rasten offensichtlich regel- mäßig stehen sie hinter den Eiderenten weit zurÜck mäßig mehrere Tausend Trauerenten, die letzten ver- und sind auch schwieriger zu erfassen. lhre bevorzug- lassen die Bucht in der ersten Maihälfte in Richtung te Nahrung sind wahrscheinlich junge Sandklaffmu- auf ihre sibirischen Brutgebiete. Die Aft erfüllt zeitwei- scheln und junge Miesmuscheln, denn die von den Ei- lig das 1 %-Kriterium der Ramsar-Konvention. derenten aufgenommenen älteren Miesmuscheln kön- nen von den viel kleineren und kleinschnäbligen Eis- Samtente (M el an itta f u sca) enten nicht bewältigt werden. Demzufolge halten sie Ein kleiner traditioneller Überwinterungsplatz von sich vorwiegend in anderen Bereichen weiter draußen Samtenten befindet sich im Nordausgang der Woh- auf See über meistens größeren Tiefen auf. Hier sam- lenberger Wiek südlich der Sandbank Lieps, wo sich meln sich dann auch größere Scharen von oft 100 im Winterhalbjahr mindestens zwischen 200 und 300 und mehr Vögeln. Durch Hochrechnungen der Zäh- Vögel aufhalten. Es ist unbekannt, aufgrund welcher lungen vom Flugzeug aus wurden in den Jahren 1992 Vorzugsnahrung die Samtenten an diesem eng be- bis 1997 Mittwinterbestände (Januar/Februar) von im grenzten Gebiet festhalten. ln der übrigen Außen- Mittel ca. 7.200 Eisenten (4.300 bis 12.000) im bucht erscheinen sie verstreut und regelmäßig in ge- Gesamtraum ostwät1s bis zum Buk - Trollegrund er- ringerer Zahl von kaum mehr als 50 - 100 Vögeln. mittelt. Die größten Konzentrationen fanden wir stets Während der Heimzugperiode im Frühling kann es im über Tiefen ab etwa 10 m und hier vorwiegend im Bereich der äußeren Wohlenberger Wiek zu Ansamm- Westteil der Außenbucht nördlich des Offentiefs und lungen von mehr als 500 Samtenten kommen. Einige des Hannibal und im Ostteil im Gebiet vor der Halbin- verweilen bis in den Mai (Juni). Ab Juli treffen die er- sel Wustrow. Während der Heimzugperiode in die si- sten kleinen Trupps auf dem Mauser- und Wegzug birischen Brutgebiete im März und April rasten die ein. Die Samtente gehört zu den seltensten Entenar- meisten Eisenten im Gebiet, doch liegen aus diesem ten der Wismar-Bucht. Zeitraum keine Edassungen der gesamten Außen- bucht vor. Teilgebietszählungen im Raum Lieps - Of- M ittelsäger (M erg u s se rrato f fentief - Hannibal vom Schiff aus mit allein hier 2.500 Mittelsäger sind Kleinfischjäger und hauptsächlich in beobachteten Eisenten lassen aber vermuten, daß der der lnnenbucht anzutreffen. Auf der Außenbucht be- Gesamtbestand im Frühjahr mindestens auf 10.000 - vorzugen sie die küstennahen flacheren Bereiche um 20.000 Vögel berechnet werden muß. ln der ersten die Sandbank Lieps, vor der Poeler AußenkÜste und Maihälfte verlassen auch die Nachzügler die Wismar- vor Langenwerder und dem Kiel. Die küstenferneren Bucht. Gewässer insbesondere im Gebiet Lieps - Hannibal werden zwar ebenfalls zur Nahrungssuche genutzt,

Trauerente (M e I an itta n i g ra) aber nur von relativ wenigen Vögeln. ln der Regel hal- Sicher aus nahrungsökologischen Gründen bevorzu- ten sich doft kaum mehr als 100, meistens weniger, gen Trauerenten noch stärker als Eisenten tiefere Zo- auf. Mittelsäger sind ganzjährig anwesend, dabei nen und werden in größeren Schwärmen nur in den dürfte es sich im ZeiTraum Mai bis August fast aus- landferneren Gebieten der Außenbucht angetroffen. schließlich um Brutvögel der Wismar-Bucht handeln. lhre Hauptaufenthaltsplätze reichen vom Offentief- Auf der Zugrast von September bis November errei- Fahrwasser etwa um den nördlichen Hannibal see- chen die Bestände ihre Maxima. Bis 1.000 oder mehr .10-m-Tiefenlinie wärts bis über die hinaus. Auch die Säger können sich dann in der Außenbucht aufhalten. entsprechenden Tiefengebiete um die Halbinsel Wu- strow werden zeitweise aufgesucht. Trauerenten bil- Ob und in welchem Maße auch Bergenten (Aythya den sehr dichte geschlossene Schwärme, die aus we- marita) von ihren Liegeplätzen in der lnnenbucht nigen Hundert bis zu mehreren Tausend Vögeln be- nachts zur Nahrungssuche zu den Muschelgebieten stehen können. Sie wechseln öfter ihre Rastplätze der Außenbucht fliegen, ist nicht näher bekannt. An- (Leerlraß?) großräumig. Dadurch kommt es sowohl dererseits dienen die küstennahen Zonen der Außen- jahrweise als auch innerhalb einer Saison zu erhebli- bucht bei Vereisung der inneren Gewässer auch den chen Bestandsschwankungen. Die ersten kleinen anderen Tauchentenarten als einzige verbliebene Rasttrupps alter Erpel erscheinen während des Mau- Nahrungsquelle. serzuges ab Juli. Der Mauserzug fühtt nur einen klei- nen Teil der Trauerenten durch die Lübecker Bucht Neben den genannten regelmäßig vorkommenden zur Nordsee und tangiert dabei die äußere Wismar- Wasservogelarten rasten in der äußeren Wismar- Bucht (der Hauptstrom zieht durch den Fehmarn Belt Bucht in sehr geringer Zahl und nur sporadisch auch weit nördlich vorbei). Zum Herbst erscheinen dann andere Seevögel, hauptsächlich zu den ZugzeiTen auch zunehmend Weibchen und Jungvögel. Die größ- und im Winter. Zu nennen sind hier Tordalk (Alca tor- te Konzentration von Weibchen und/oder Jungvögeln da), Trottellumme (Uria aalge) und Gryllteiste (Cep- wurde bisher in einem dichten Schwarm von etwa phus grylle). 15.000 Vögeln am 2. 12. '1994 an der 1O-m-Tiefenlinie nördlich des Hannibal beobachtet (LAMBERT & NEHLS, 1995). lm Mittwinter (Januar/Februar) wurden vom Flugzeug und vom Schiff aus sehr unterschiedli-

83 Lurche und Kriechtiere der Küstenbiotope an der Wismar-Bucht und am Salzhaff R.-R. Strache

Die heimischen Lurche und Kriechtiere bewohnen siko des beschleunigten Austrocknens des Laichge- vorrangig von Süßwasser beeinflußte Lebensräume. wässers (GROSSE,1994). Außerdem ist in den vege- Aber auch salzwassergeprägte Küstenbiotope können tationslosen Gewässerbereichen der Konkurrenz- und den Ansprüchen einiger Arten gerecht werden. Prädatorendruck relativ gering. lm Binnenland ist das ln einer aktuellen Artenliste (und ,,Rote Liste") für den Überleben der Art inzwischen nahezu vollständig von deutschen Küstenbereich der Ostsee sind für Meck- anthropogen verursachten Sekundärlebensräumen lenburg-Vorpommern 13 Lurch- und 6 Kriechtierarten wie Großbaustellen, Spülfeldern und militärischen enthalten (BAST & DIERKING, 1996). Die veröffent- Übungsplätzen abhängig (MEYER, 1994). Somit stel- lichten Verbreitungsmuster sind jedoch nicht als ab- len die Kleinstgewässer in den Küstendünentälern die geschlossen zu betrachten, da Lebensraumverände- einzigen verbliebenen natürlichen Laichplätze dar rungen das Bild ständig wandeln (BAST, 1994; (BAST, 1994; BAST & DIERKING, '1996). Die derzeit GÜNTHER, 1996; SCHIEMENZ & GÜNTHER, 1994). größte bekannte Laichpopulation besteht auf der Tar- An der Wismar-Bucht und am Salzhaff wurden bisher newitzer Huk. Etwa einhundert Männchen lassen 8 Amphibien- fieichmolch, Triturus vulgaris; Rot- dann dort in der Abenddämmerung ihre charakteristi- bauchunke, Bombina bombina; Erdkröte, Bufo bufoi schen knarrenden Rufreihen eñönen. Die Kaulquap- Kreuzkröte, Bufo calamita; Wechselkröle, Bufo viridis; pen entwickeln sich in brackigen Lachen auf der all- Laubfrosch, Hyla arborea; Grasfrosch, Rana tempora- mählich zuwachsenden Rollbahn eines ehemaligen rla; Teichfrosch, Rana kl. esculenta) sowie 3 Reptilien- Militärllugplatzes (GROSSE, 1994; MEYER, 1994). arten (Zauneidechse, Lacerfa agilrs; Waldeidechse, Ostseespritzwasser kann über eine Spundwand hin- Laceria vivipara; Ringelnatter, Natrix natrix) nachge- weg bis dorthin vordringen. lnteressanterweise wer- wiesen. den dieselben Lachen von einer starken Laichpopula- Von den heimischen Amphibien sind besonders tion der Erdkröte besiedelt, ein lndiz für eine gewisse Kreuz- und Wechselkröte relativ salztolerant (GÜN- Salztoleranz auch dieser Art. Kreuzkröten können in THER, 1996). Über ihre Lebensweise und bekannten Gewässern mit einem Salzgehalt bis zu 4 %o ertolg- Vorkommen im Gebiet wird nachfolgend berichtet. reich laichen. ln Dänemark ist sogar das Ablaichen Die Wechselkröte ist von den Lurchen die eigentliche bei mindestens 10 %o Salzgehalt beobachtet worden Charakteraft an der Ostseeküste. Sie kommt im kü- (FOG,1ee4). stennahen Gelände vielerorts vor. Besonders abends Zur Salinitätstoleranz der Amphibien während der kann man sie auch im Spülsaum bei der Nahrungssu- Fortpflanzungsperiode, insbesondere zur erfolgrei- che beobachten. lhre Laichplätze befinden sich in den chen Larvalentwicklung im Salzwasser, bestehen aber Flachwasserbereichen der Strandseen, vor allem aber nach wie vor Kenntnislücken (GÜNTHER, 1996). auch in den Röten und Kolken des Salzgraslandes, u. Erfolgversprechende Schutz- und Hilfsmaßnahmen a. am Salzhaff und am Breitling bzw. in Lachen auf bei Amphibien müssen neben den spezifischen Ei- Wustrow und im Pepelower Polder. Als ,,Kulturfolger" genschaften der Laichgewässer auch die Größe und besiedelt sie aber auch Spülfelder und Baustellen, wie die Ausstattung des Jahreslebensraumes (2. B. bei das Spülfeld ,,Fähror1" oder den Wismarer Hafen. der Kreuzkröte ca. 50 ha) berücksichtigen (BAST, Hunderte Jungtiere befanden sich z. B. in einer aus- 1985; BAST et al., '1991; BAST & DIERKING, 1996). getrockneten Bodenvertiefung der Grabungsstelle ,,Reric" bei Groß Strömkendod. Der trillernde Balzge- sang wird nachts von kleinen lnselchen in der Gewäs- Die salztolerante Kreuzkröle (Bufo calamita) ist an ihrem sermitte vorgetragen. Bekannt ist die Toleranz von bis hellen Rückenstreifen gut zu erkennen. zu 20 %o Salzgehalt. Da sie auch das bei Hochwasser weitgehend überflutete Strandwallsystem der lnsel Langenwerder besiedelt, muß eine Überdauerung die- ser Ereignisse oder eine aktive Zuwanderung durch das Flachwasser von der lnsel Poel aus, bzw. auch die gelegentliche Vermehrung angenommen werden.

Die Kreuzkröte hat ihre natürlichen Lebensräume in den Überschwemmungsbereichen großer Fließge- wässer und in den Küstendünen. Die Laichgewässer sind sehr flach und nahezu vegetationslos . Durch die ungehindefte Besonnung ist eine rasche Erwärmung möglich. Die Dauer der Larvalentwicklung im Bereich zwischen 15 und 25 "C ist von der Wasseftemperatur abhängig, wobei die Tiere mittels Thermotaxis geeig- nete Gewässerbereiche aktiv aufsuchen. Je höher die Temperatur, desto schneller laufen Wachstum und Metamorphose ab. Damit begegnen die Tiere dem Ri-

84 Literatur S. 94 Rostock vom 28.9.1990 zur einstweiligen Sicherung 20.9.1984;70 ha. ln das NSG sind ein Strandsee und des LSG,,Küstenlandschaft Wismar-Bucht". das ihn umgebende Salzgrasland einbezogen.

LSG,,Halbinsel Werder Boiensdorf" NSG ,,Walfisch"; einstweilig gesichert durch VO des Verordnung des Landrates des Kreises Wismar vom Umweltministeriums Mecklenburg-Vorpommern vom 16.2.1939. 15.5.1992 mit einer Fläche von 80 ha.

Bezirkstages Ro- LSG ,, Wismar-Bucht" NSG ,,Rustwerder"; Beschluß des Die oberste Naturschutzbehörde verfolgt seit 1996 stock vom 11.3.1971; 2O ha. Schutzgegenstand ist das Ziel, die gemeindefreien Wasserflächen der Wis- das Salzgrasland südlich des Boiensdorfer Werders. mar-Bucht seewärts der Uferlinie (Mittelwasserstand) bis zu einer West-Ost-Wasserlinie von Großklütz- NSG ,,lnsel Langenwerder"; eines der ältesten NSG höved bis Rerik unter Schutz zu stellen. Vorrang in des Landes; Verordnung des Mecklenburgischen diesem Gebiet soll der Schutz der unterseeischen Staatsministeriums, Abteilung Landwirtschaft, Domä- Strukturen, insbesondere der Erhalt des Kuppen- und nen und Forsten vom 20.9.1937; 35 ha. Eine Bestäti- Rinnensystems, haben, um nachhaltige Veränderun- gung der Festsetzung erfolgte durch Beschluß des gen in der Hydrologie zu verhindern. Bezirkstages Rostock vom 17.11.1972. Größe und Grenzen des Gebietes sind durch Abträge, Anlandun- Für die Ausweisung der LSG und fur den Vollzug des gen und Veränderung der Tiefenverhältnisse nicht ex- Naturschutzes in den LSG sind die Landräte der akt nachvollziehbar. Landkreise und der Oberbürgermeister der Hanse- stadt Wismar zuständig. NSG ,,Wustrow"; Verordnung des Ministeriums für Die Festsetzung von Schutzobjekten in den gemein- Landwirtschaft und Naturschutz vom 13.1 .'1997; defreien Küstengewässern obliegt dem Minister für 1.940 ha. Landwirtschaft und Naturschutz. ln den genannten Gebieten hat der Naturschutz Vor- rang vor allen anderen Nutzungen. Auf dem Salzgras- land der NSG ist eine extensive landwirtschaftliche Nutzung in Form der Beweidung zugelassen. Diejeni- gen NSG, die Küstenvogelbrutplätze beherbergen, sind für Besucher gesperrt (Fauler See-Rustwer- der/Poel, Walfisch, Rustwerder und Langenwerder). Die NSG ,,Tarnewitzer Huk" und ,,Wustrow" sind ehe- malige militärische Sperrgebiete. Sie sind munitions- verseucht und dürfen nicht betreten werden.

Vorrangig, um die Salzwiesen an der Wismar-Bucht als ein Element der Kulturlandschaft dauerhaft zu si- chern, sind 1995 die Verfahren zur Ausweisung von drei weiteren NSG eröffnet worden:

NSG ,,salzgrasland an der Kirchsee". Dieses geplante NSG mit einer Gesamtfläche von 112 ha, davon 44 ha Landfläche, umfaßt die Salzgraslandflächen am West- ufer der Kirchsee auf der lnsel Poel und die angren- zenden Wasserflächen.

Abb. 1: ,,Kleine Anna" an der Steilküste im LSG ,,Halbinsel NSG ,,salzgrasland am Breitling". Gegenstand des Werder Boiensdorf". 1.270 ha großen Schutzgebietes sind das Salzgras- land und die Brackwasserröhrichte des Poeler Breit- lings einschließlich der lnseln und Halbinseln am Naturschutzgebiete Poeldamm (Hengstenort, Ahrensberg, Baumwerder, Weidenschwanz und Grot Deil). lm Untersuchungsgebiet liegen sechs NSG: NSG ,,Redentiner Bucht und Fauler See". Zu diesem NSG ,,Tarnewitzer Huk"; einstweilige Sicherung durch geplanten NSG gehören neben der Redentiner Bucht VO des Umweltministeriums Mecklenburg-Vorpom- und dem Faulen See am Ostufer der Wismar-Bucht mern vom 21.10.1993, 69 ha. lm Zuge der Entschei- die nördlich und südlich angrenzenden Niederungs- dung über die Nutzung des südöstlichen Teiles der bereiche. Die Gesamtgröße beträgt 65 ha, davon 38 Halbinsel (Marina und Ferienpark BoltenhagenÆarne- ha Wassedläche. witz) ergeben sich Möglichkeiten zur Erweiterung des NSG im östlichen Teil. Geplant ist weiterhin die Ausweisung von drei Natur- schutzgebieten, die Teilbereiche der Wassedlächen NSG,,Fauler See-Rustwerder/Poel"; festgesetzt mit geringen Küstenanteilen, Halbinseln und lnseln durch Beschluß des Bezirkstages Rostock vom umfassen:

91 Abb. 2: NSG ,,Walfisch" - diese lnsel ist eines der beiden Abb. 3: ldyllischer Fischereihafen im geplanten NSG ,,Re- Kustenvogelschutzgebiete in der Wismar-Bucht. dentiner Bucht und Fauler See".

NSG ,,Westliche Wismar-Bucht", ca. 8.100 ha; DDR, nachdem in der Ersten Durchführungsverord- NSG ,,Östliche Wismar-Bucht mit den Vogelinseln nung zum Landeskulturgesetz - Schutz und Pflege Langenwerder und Walfisch", ca. 4.800 ha; der Pflanzen- und Tierwelt und der landschaftlichen NSG ,,Salzhaff", ca. 1 .680 ha. Schönheiten (Naturschutzverordnung) - vom 18.5. Ziel bei der Ausweisung dieser NSG ist es, die rechtli- 1989 gemäß $ 13 die Kategorie,,Geschütztes Feucht- chen Grundlagen zu schaffen, um für die Flachwas- gebiet" geschaffen wurde. Entsprechend Artikel g des serbereiche in der Wismar-Bucht, die einem stärker Einigungsvertrages vom 31. August 1990 gilt dieser werdenden Druck verschiedener Erholungsnutzungen Status für die Wismar-Bucht for1. unterliegen, Befahrensregelungen zu schaffen. Rege- Analog zu den Behandlungsrichtlinien für Natur- lungen für den Gemeingebrauch auf den Bundeswas- schutzgebiete erließ der Rat des Bezirkes Rostock serstraßen sind nach dem Bundeswasserstraßenge- auch für das FnB eine Behandlungsrichtlinie. ln ihr ist setz nur in Nationalparken und Naturschutzgebieten u. a. festgelegt, daß alle Nutzungen, insbesondere der durch Verordnung des Bundesverkehrsministers Wasserwiftschaft, Landwirtschaft, Fischerei und des möglich. Ërholungswesens, so zu gestalten sind, daß die aus- gewiesenen Schutzziele gewährleistet werden. Für die Landwirtschaft wird ausgesagt, daß die Grünland- lnternationale Schutzbestimmungen flächen - diese sind im einzelnen benannt - lnseln und Halbinseln zu erhalten sind und Grünland als Weide Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere zu nutzen ist; die Standweide mit 1 Großvieheinheit/ als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von in- ha, ein Verbot des Umbruchs, der Düngung und der ternationaler Bedeutung (Ramsar- Konvention) Anpflanzung von Flurgehölzen sowie die Durch- führung von Meliorationsmaßnahmen nur zur Rekon- Am 2. Februar 1971 in der iranischen Stadt Ramsar struktion vorhandener Anlagen sind vorgeschrieben. vereinbart, ist dieses Übereinkommen ein zwi- Die Behandlungsrichtlinie von '1982 orientiert bereits schenstaatlicher Veftrag, der den Rahmen für interna- auf den Aufbau eines ,,Teilgebietsbetreuernetzes", ei- tionale Zusammenarbeit zur Erhaltung der Feuchtge- nes Monitoringprogrammes und eines Maßnahmen- biete festlegt. Feuchtgebiete im Sinne des Überein- kataloges zur Pflége, Gestaltung und Entwicklung. kommens sind ,,Feuchtwiesen, Moor- und Sumpfge- biete oder Gewässer, die natürlich oder künstlich, ln ,,Die Feuchtgebiete internationaler Bedeutung in dauernd oder zeitweilig, stehend oder fließend, Süß-, der Bundesrepublik Deutschland" (1993) ist die Wis- Brack- oder Salzwasser sind, einschließlich solcher mar-Bucht als Ramsar-Kandidat in einer sog. ,,SHA- Meeresgebiete, die eine Tiefe von sechs Metern bei DOW-LIST" (Schattenliste) enthalten, womit ein deut- Niedrigwasser nicht unterschreiten ". licher Hinweis auf den naturschutzpolitischen Hand- Feuchtgebiete schließen regelmäßig Ufer- und Kü- lungsbedarf verbunden ist. stenbereiche sowie lnseln ein. Die Bundesrepublik Deutschland trat dem Übereinkommen bereits 1976 bei, die DDR am 31.7.1978. Zusammen mit der Hin- Richtlinie 79/4O9/EWG des Rates vom 2. April 1979 terlegung der Beitrittsurkunde bei der UNESCO be- über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten nannte der Staatsrat der DDR vier Feuchtgebiete in- (EG- Vogelschutzrichtlinie) ternationaler Bedeutung in Mecklenburg-Vorpom- mern. Zwar edüllte die Wismar-Bucht die Kriterien für Auf der Grundlage der Richtlinie hat die DDR bereits ein Feuchtgebiet internationaler Bedeutung, sie indes in den Jahren 1987 und 1988 34 Europäische Vogel- wurde als Feuchtgebiet nationaler Bedeutung (FnB) schutzgebiete benannt und inventarisiert. Diese Ge- deklariert. Aus der Meldung als Feuchtgebiet resultie- biete wurden erstmalig in der Technischen Publikation ren nach der Ramsar-Konvention keine weiterreichen- Nr. 9 des lnternationalen Rates für Vogelschutz veröf- den Rechtsfolgen, es sei denn, das Gebiet erhält ei- fentlicht. Die Liste enthielt aus dem Bereich Wismar- nen nationalen Schutzstatus. Dieses geschah in der Bucht die lnseln Langenwerder und Walfisch. Nach

q2 dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland der Bezeichnung ,,NATURA 2000" an die Europäische bestand gemäß Adikel 5 der Richtlinie 90/656/EWG Kommission gemeldet, doch gelten die Regelungen vom 4.12.1990 zur Anderung der EG-Vogelschutz- der Richtlinie auch für Schutzgebiete, die nach der richtlinie die Verpflichtung, in den neuen Ländern bis EG-Vogelschutzrichtlinie ausgewiesen worden sind, zum 31 .12.1992 Vogelschutzgebiete zu benennen. Da demzufolge auch die Wismar-Bucht. Gemäß Attikel 6 diese Benennung in die Zuständigkeit der Länder fällt, Absatz 3 der FFH-Richtlinie erfordern Pläne oder Pro- meldete das Umweltministerium Mecklenburg-Vor- jekte, die das Vogelschutzgebiet einzeln oder im Zu- pommern am 14.12.1992 insgesamt 15 Gebiete an sammenhang mit anderen Plänen und Projekten be- den Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Re- einträchtigen können, eine Prüfung auf Vefträglichkeit aktorsicherheit (BMU), und dieser gab die Meldung an mit den für dieses Vogelschutzgebiet festgesetzten die EG-Kommission weiter. Damit war die Notifizie- Erhaltungszielen. Es gibt nach der FFH-Richtlinie die rung der ,,Küstenlandschaft Wismar-Bucht" als be- Möglichkeit, aus ,,zwingenden Gründen des überwie- sonderes Schutzgebiet im Sinne des $ 4 der Vogel- genden öffentlichen lnteresses, einschließlich solcher schutzrichtlinie vollzogen. Die Wismar-Bucht ist in sozialer oder wiftschaftlicher Art" ein Vorhaben zu ge- den Druckschriften der Kommission der Europäischen nehmigen. Kommt in dem Gebiet ein prioritärer natür- Gemeinschaften,,Besondere Schutzgebiete" vom licher Lebensraum oder eine prioritäre Art vor, das März 1993 und vom August 1994 unter der Nr. 421 sind solche, die vom Verschwinden bzw. Aussterben mit einer Flächengröße von 19.900 ha und den geo- bedroht sind, darJ ein Vorhaben nur nach Stellung- graphischen Koordinaten 54 01 + 1 1 17 enthalten. nahme der Kommission zugelassen werden. Mit der Benennung ist Mecklenburg-Vorpommern sei- Von den natürlichen Lebensräumen von gemein- ner Verpflichtung nach Art. 4 Abs. 1 der Richtlinie schaftlichem lnteresse, die im Anhang I der FFH- nachgekommen, für die in Anhang I genannten Arten Richtlinie aufgeführt sind, sind in der Wismar-Bucht besondere Schutzmaßnahmen hinsichtlich ihrer Le- vertreten: bensräume zu ergreifen, um ein Überleben dieser Ar- Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspü- ten und ihre Vermehrung in ihren Lebensräumen zu lung, Flachwasserzonen und Seegraswiesen, mehr- sichern. Arlen gemäß Anhang l, die in der Wismar- jährige Spülsäume, Ostsee-, Fels- und Steilküsten, Bucht brüten, sind u. a. Seeadler, Rohrweihe, Säbel- antlantische Salzwiesen. schnäbler, Schwarzkopfmöwe, Brandseeschwalbe, Von besonderer Bedeutung sind Strandseen wie der Flußseeschwalbe, Küstenseeschwalbe, Zwergsee- Faule See, die als prioritär ausgewiesen sind. schwalbe, Zwergschnäpper und Neuntöter.

Mit Arlikel 4 Absatz 2 der Richtlinie wird festgelegt, Übereinkommen über den Schutz der Meeresum- daß die Mitgliedstaaten ähnliche Maßnahmen bezüg- welt des Ostseegebiets vom 22. März 1974 (Helsin- lich der in Anhang I nicht aufgeführten Zugvögel tref- ki-Übereinkommen) fen, die regelmäßig diese Gebiete aufsuchen, und zwar hinsichtlich ihrer Vermehrungs-, Mauser- und Unter Bezug auf das Helsinki-Übereinkommen und Überwinterungsgebiete und der Rastplätze in Wande- seiner Nachfolgekonferenzen sowie der Konvention rungsgebieten. Als Rast- und Überwinterungsgebiet zum Schutz der biologischen Vielfalt in Rio de Janeiro hat die Wismar-Bucht eine besondere Bedeutung für 1993 hat die Helsinki-Kommission 1994 die Empfeh- Sing- und Zwergschwan, Bleß-, Saat- und Ringel- lungen HELCOM 15/1 bis '15l5 verabschiedet. Darin gans, Pfeifente, Stockente, Reiherente, Bergente, wird u. a. den Vertragsparteien empfohlen, geschütz- Schellente, Eiderente, Eisente, Trauerente, Mittelsä- te Küstenstreifen einzurichten, Schadstoffbilanzen ger, Bleßralle und verschiedene Limikolenarten, als durchzuführen, Maßnahmen zur Reduzierung der Sammelplatz für die Graugans. Nährstoffeinleitungen aus Meeresfischfarmen zu lref- fen sowie zusätzlich Maßnahmen zur Schiffssicherheit Mit der Meldung hat sich die Bundesrepublik und zur Verhütung der Verschmutzung im Ostseege- Deutschland zur Sicherstellung bestimmter Maßnah- biet einzuleiten. Von besonderer Bedeutung ist die men zum Schutz der betreffenden Arten verpflichtet. HELCOM-Empfehlung 15/5, ein System von ge- lnsbesondere ist die Verschmutzung oder die Beein- schützten Küsten- und Meeresgebieten in der Ostsee trächtigung der Lebensräume sowie die Belästigung (BSPA= Protected Areas)zu errichten. Von der Vögel, sofern sich diese auf die Zielsetzungen der den namentlich 62 vorgeschlagenen BSPA liegen vier Richtlinie erheblich auswirken, zu vermeiden. Bei in Mecklenburg-Vorpommern. Nachdem 1996 der Na- Maßnahmen und Planungen ist eine Abwägung zu- tionalpark Jasmund und der Bereich Vorpommersche gunsten wirtschaftlicher oder sozialer Gesichtspunkte Boddenlandschaft/Gewässer Westrügens durch Kabi- nicht möglich. nettsbeschluß benannt worden sind, wird nunmehr die Meldung der Gebiete Strelasund, Greifswalder Bodden, , Odermündung und Wis- Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 mar-Bucht/S alzhaf'f vorbereitet. zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie Mit der Meldung gekoppelt ist die Verpflichtung, Ma- der wildlebenden Tiere und Pflanzen (FFH- Richtli- nagementpläne zu erstellen, um den Naturschutz und nie= Flora- Fauna- Habitat- Richtlinie) die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sicherzustellen und die Gebiete in ein Uberwachungs- Zwar hal das Land Mecklenburg-Vorpommern noch programm einzubeziehen, das die Überwachung von keine Schutzgebiete im Sinne dieser Richtlinie zum biologischen, physikalischen und chemischen Para- Aufbau eines europäischen Schutzgebietssystems mit metern beinhaltet.

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104 Warnsignale aus der Ostsee

Unter diesem Thema fand am 22. Mai 1997 die 3. wissenschaftliche Podiumsdiskussion in der Reihe ,,Neues vom Meer" im Deutschen Museum für Meereskunde und Fischerei (DMMF) in Stralsund statt.

,,Wenn die Natur gegen die Ostsee als Lebensraum Schwedens verglichen werden. Aber vier- bis fünfmal ist, wenn geophysikalische und klimatologische Pro- so groß ist ihr Einzugsgebiet, in dem rund 80 Millio- zesse in eine bestimmte Richtung laufen, dann wird nen Menschen leben und von wo mehr als 200 Süß- der Mensch auch dann nichts am ,,Ersticken" der Ost- wasserzuflüsse ihre Nähr- und Schadstofffrachten see ändern, wenn er dafür sorgt, daß weder abbauba- eintragen. Zwischen Nord- und Ostsee gibt es ledig- re organische Substanzen noch düngende Pflan- lich schmale Verbindungen, durch die nur bei be- zennährstoffe in die Ostsee gelangen... Wenn jedoch stimmten Strömungslagen Wasseraustausch erfolgen die Naturprozesse unentschieden laufen, dann be- kann. Die bodentopograhischen Besonderheiten die- schleunigen die anthropogenen Einträge an organi- ses flachen, brackigen Binnenmeeres zeigen sich in scher Substanz und an Pflanzennährstoffen die Aus- Form von Schwellen im Übergangsbereich (2. B. Dar- breitung von Sauerstoffmangel im Tiefenwasser, dann ßer- und Drodgen-Schwelle), die außerdem noch steht das Ökosystem auf der ,,Kippe", dann können schwer zu überwindende Hindernisse für den Wasser- Maßnahmen des Umweltschutzes erreichen, daß die einstrom in die zentralen Becken darstellen. ln der Ostsee als oligotrophes Brackwassermeer erhalten Regel findet nur alle 15 bis 20 Jahre eine spürbare Er- bleibt" (GERLACH, 1 988). neuerung des Wassers in den Tiefenbecken statt. Ein Dieses Zitat umreißt die strittige Problematik, zu der zusätzliches Problem ist die stabile Schichtung zwi- sich Wissenschaft ler bekannter Ostseeforschungsein- schen kaltem Tiefenwasser und dem wärmeren Ober- richtungen und Universitäten, Autoren des 1996 im flächenwasser, aber nur salz- und sauerstoffreiches Parey-Verlag erschienenen Buches gleichen Titels, im Wasser kann die ökologisch geschädigten Tiefenbe- Museum zusammenfanden und Gelegenheit hatten, reiche der zentralen Ostsee belüften. Von diesen geo- vor Fachpublikum und interessierter Öffentlichkeit logischen und ozeanographischen Besonderheiten ,,Warnsignale aus der Ostsee" zu senden und die Re- des kleinen Meeres vor unserer Haustür ausgehend aktionen der Empfänger zu erleben. Damit konnte das wird verständlicher, warum die Ostsee sehr sensitiv Meeresmuseum wiederum seinem Anliegen gerecht gegenüber natürlichen Variationen und anthropoge- werden, Vermittler zwischen Forschung, Bildung und nen Einwirkungen ist. Praxis zu sein. Um diese Problematik einmal vielseitig darzustellen, Die Ostsee ist ein junges Brackwassermeer, das im hatte das DMMF fünf Referenten von der Universität Laufe seiner nur 12.0O0jährigen Geschichte mehrlach Kiel, dem lnstitut für Ostseeforschung Warnemünde, starke Wechsel zwischen Ozeanisierung und Aus- von der lnternationalen Naturschutzakademie lnsel süßung durchlebt hat. Die Lebensbedingungen im , von der Universität Greiswald und ihrem Ökolo- Brackwasser bedeuten ,,Streß" für seine Bewohner, gischen lnstitut Hiddensee eingeladen. erst recht dann, wenn zusätzlich eine anthropogen Als ein Ergebnis dieser Veranstaltung sind hier ihre bedingte Verschlechterung der Umweltverhältnisse Vodräge in Kurzfasssung veröffentlicht. Und schließ- eintritt. lich wird das diesjährige Podiumsgespräch auch wei- Die Größe der Wasserfläche von 415.000 km' kann tere Anregungen für die geplante Überarbeitung der mit der Fläche des Roten Meeres oder der Landfläche Ausstellungen zur Ostsee im DMMF geben.

l. Podszuck

Das geologische Erbe der Ostsee - Zeitdimensionen und Umweltveränderungen aus geologischer Sicht R.-O. Niedermeyer

Einige allgemein-geologische Grundlagen unter be- in der Zeit verlaufenden ProzeB zu beobachten und zu sonderer Berücksichtigung der Zeitdimensionen deuten, dessen Stadien uns nicht durch unmittelbare Anschauung zugänglich sind." Dieser Konflikt zwi- Um erdgeschichtliche Prozesse und Veränderungen schen den sehr begrenzten Beobachtungsmöglichkei- sowie deren Ursachen bewerten zu können, sind ihre ten von erdgeschichtlichen Prozessen und Verände- zeitlichen und räumlichen Dimensionen zu betrachten rungen durch den Menschen sowie der angestrebten ffabelle). Das betrifft auch die Ostsee. ln seinem bis objektiven Deutung bzw. Erklärung geologischer Ab- in die Gegenwart zur geowissenschaftlichen Stan- läufe in unvorstellbar großen Zeitdimensionen ist es, dardliteratur zählenden Werk,,Grundprobleme der der Bewertungen vergangener geologischer Ereignis- Geologie" führt Serge von BUBNOFF (1954; S. 3), von se sowie Prognosen über zukunftige Abläufe bis heu- 1929 bis 1950 Ordinarius für ,,Geologie und Paläonto- te äußerst schwierig macht. Die fundamentalen Ent- logie" an der Universität Greifswald, aus: ,,Die Geolo- deckungen der modernen Geowissenschaften über gie erklärt nicht nur den heutigen Zustand aus heuti- global-geologische und orbitale Steuerungsmecha- gen Phänomenen, sondern sie hat ein Werden, einen nismen, z. B. die Existenz von sich bewegenden

105 ozeanischen und kontinentalen Erdkrustenplatten Die Sedimente sind die Archive geologischer und (Plattentektonik) oder die Abhängigkeit des Erdklimas ökologischer Prozesse. Sie besitzen spezielle Merk- von der Konstellation des Systems Sonne - Erde, ha- male in Gestalt von Sedimentgefügen sowie des bio- ben dazu geführt, daß tiefere Einblicke in die Vergan- logischen lnhalts (Fossilien). Dieses Erscheinungsbild genheit der Erde erst in jüngsler Zeit möglich wurden. wird als Fazies bezeichnet. Dabei besagt die Walther- Dadurch rücken Deutungen und Bewertungen von sche Faziesregel, daß die in den geologischen Auf- heutigen wie zukünftigen Phänomenen und Verände- schlüssen gestapelten Sedimentpakete ein räumli- rungen eigentlich erst seit kurzem in den Bereich der ches Nebeneinander und zeitliches Nacheinander von wissenschaft lichen Real ität. Ablagerungsprozessen verkörpern. Dadurch können ln dieser Beziehung spielt auch das von Charles LY- Sedimentationsräume bzw. Bereiche der natürlichen ELL (1797-1875) begründete Prinzip des Aktualismus Umwelt dreidimensional beschrieben werden. Durch trotz einiger Einschränkungen eine bedeutende Rolle. die Möglichkeiten radiometrischer Datierungen (abso- Dieses Prinzip besagt, daß die grundlegenden, den lute Zeitbestimmungen durch Nutzung der Halbwerts- Gesetzen der Mathematik, Physik, Chemie und Biolo- zeiten radioaktiver lsotope in Gesteinen, z. B. radioak- gie folgenden Naturprozesse im Wesentlichen zu allen tiver Kohlenstoff/'oC-lsotop; vgl. hierzu u. a. GEYH, Zei|en der Erdgeschichte in vergleichbarer Weise wie 1983) läßt sich der zeitliche Rahmen geologischer in der Gegenwart abliefen. Das betrifft z. B. die klassi- Vorgänge eingrenzen und eine entsprechende Ereig- sche NEWTONSche Mechanik ebenso wie die Teil- nisabfolge aus Sedimentprofilen rekonstruieren. Häu- chen-Physik, die Kosmologie und weitere Bereiche fig fehlen ganze Zeitabschnitte durch , so daß der Naturwissenschaften. Dabei spielt die Gravitati- das Bild der Erdgeschichte - insbesondere mit zuneh- onskraft bekanntermaßen eine grundlegende Rolle. mendem Alter - immer unschärfer wird. Von besonde- Heute ist bekannt, daß dieses aktualistische Prinzip rer Bedeutung für die Rekonstruktion vergangener durchaus nicht von universaler Gültigkeit ist, denn in Umweltverhältnisse sind feingeschichtete Sedimente, den frühen Stadien der Erdgeschichte zeigten Atmos- sogenannte Laminite. Auch in den Küstengewässern phäre, Lithosphäre und Hydrosphäre einen von den und tiefen Becken der Ostsee kommen solche Lami- gegenwärtigen Strukturen abweichenden Aufbau nite vor, die Hinweise zu vergangenen Wasseraus- bzw. partiell andere stoffliche Zusammensetzungen. tausch- bzw. Eutrophierungsprozessen geben (vgl. Das hatte zur Folge, daß Treibhausgase wie CO2, JONSSON, CARMAN & WULFF, 1990). ln Abb. 1 wird aber auch Wasserdampf, nicht nur schon damals Kli- am Beispiel eines Bohrkernes aus dem Greifswalder maänderungen bewirkten, sie waren andererseits ge- Bodden die Sedimentabfolge beschrieben und inter- radezu notwendig fLir die Entstehung des Lebens. pretiert. Sonst wäre in der frühen Erdgeschichte alles erfroren! Auch die Rolle von Gebirgsbildungen mit den beglei- Vor diesem allgemein-geologischen Hintergrund, der tenden vulkanischen Aktivitäten, welche die irdische hier natürlich nur angerissen werden kann, ist auch Atmosphären-Zusammensetzung durch Gase anders die geologische Entwicklung der Ostsee zu sehen als heute beeinflußten, lassen das Aktualismus-Prin- (Der an weiterJührenden lnformationen interessiefte zip nur in gewisser Annäherung noch als gültig er- Leser wird auf die Literaturhinweise verwiesen). scheinen. Die Entwicklungsgeschichte der Ostsee

Die heutige Ostsee (Fläche: 415.000 km'; Einzugsge- Tabelle: Zeitliche Dimensionen erdgeschichtlicher Prozesse biet: ca. 1,5 Mio. km') hat ein Alter von nur einigen (nach verschiedenen Quellen): Jahrtausenden und ist erdgeschichtlich somit ein sehr junges Meer. Jedoch reichen die geologischen Ursa- Alter des Universums (,,Urknall") ca. 15 - 20 Mrd. Jahre chen für ihre Entstehung bis in frühe Stadien der Erd- Alter der Erde ca. 4,6 Mrd. Jahre entwicklung zurück (Überblicksdarstellungen s. u. a. WINTERHALTER et al., 1981; WALTER, 1992; DU- Beginn der Entstehung der Kontinente ca. 4 Mrd. Jahre PHORN al., 1995; NIEDERMEYER, 1996). Die in (Bewegung der Kontinentalplatten: et wenige cm/Jahr) riesigen Zeiträumen abgelaufenen geologischen und klimatischen Prozesse spiegeln sich im Ostseegebiet Erste lebende Organismen seit ca. 3,6 Mrd. Jahren besonders in den unterschiedlichen Küsten-Gesteins- Entwicklung des Menschen ca. 4 Mio. Jahre formationen wider: Während die Süd- und Südwest- (Größenordnung: 1O' %o der gesamten Erdgeschichte !) küste überwiegend aus quartären Lockersedimenten (u. a. Geschiebemergel, Schluffe und Sande) sowie Klimaänderungen durch Eiszeiten 100 bis 1Ou Jahre lokal aus Kreidekalken (2. B. lnsel Rügen, Møns- KlinVDänemark) besteht, sind die Küsten der mittleren Alter der weniger als 10' Jahre Ostsee und nördlichen Ostsee aus sedimentären bzw. mag- Katastrophen wie Vulkanausbrüche, Sekunden bis Wochen matisch-metamorphen Festgesteinen aufgebaut. Be- Erdbeben, Kollisionen mit anderen (Momentereignisse) sonders eindrucksvoll sind vor allem die markanten Himmelskörpern (2. B. Meteoriten, Schichtstufen-Kliffbildungen (,,Glint") der paläozoi- Kometen) schen Sedimentgesteine im Bereich der Küste Est- lands. Andererseits zeigt sich die Gesteinsvielfalt der (Am 21. August des Jahres 2126, in ca. 130 Jahren, soll der Ko- Ostseeküsten in charakteristischer Weise auch auf met ,,Swift-Tuttle", Durchmesser einige Kilometer, die Erde um der schwedischen lnsel Gotland durch massige und Wochen, also um Haaresbreite, verfehlen; DAVIES 1996.) zwei sehr fossilreiche Riffkalke des Paläozoikums. Letztere

106 Abb. 1: Sedimentprofil aus dem Oslteil des Greifswalder Lithologie/ Stratigraphie/ Boddens (südlich Groß Zicker/Halbinsel Mönchgut). Das Sedimentstrukturen Pollenzonen Profil kann sedimentologisch vom Liegenden zum Hangen- (F A) und stratigraphìsch (zeitlich) in sieben den in sechs bis A- schlick¡ger l Jûngeres Abschnitte (Pollenzonen) unterglieded werden. Feinsand I Subatlantikum Es fällt auf, daß die Sedimente nicht in chronologischer Al- iers-Abfolge lagern, so wie es das Grundgesetz der geolo- gischen Lagerung vorschreibt! Dafür sind Veränderungen der Sedìmentationsbedingungen - also der Umweltverhält- nisse - verantwortlich, die während des Holozäns (seit ca. 11 Jahren) beständig wechselten und zu Küstenlìnien- .590 B- deformierte veränderungen, Sedimentumlagerungen, Erosion und Fe¡nsande Präboreal Schichtlücken fuhrten. Offenbar sind die relativ alten sedi- mentären Abschnitte C und B des Präboreals aus einem höher gelegenen Schwellenbereich während der letzten ca. 900 Jahre in ein bedeutend jüngeres Ablagerungsniveau gelangt und dort eìngebettet worden. Gleiches trifft auch auf Bereiche des Abschnittes D zu. Für dieses sehr kleine ,,Fenster" der jüngsten Erdgeschichte (Holozän) läßt sich sagen, daß der Kern geologische Ereignisse widerspiegelt, die seit ca. 2.450 Jahren dort stattgefunden haben. Weil aus den bekannten der direkten Prozeß-Beobachtung A Gründen (s. Text) nicht zugänglich, muß der geologische A A C- gravitativ umgelager- ìm Sinne v. BUBNOFFs erfolgen. A ter Geschiebemergel Erklärungsversuch ^ A Jüngeres Subatlantikum

D- supralitoraler Laminit belegen wesentlich wärmere Klimabedingungen zu m¡t Torfgeröllen Jüngeres i Erd krusten be- altpaläozoischer Zeit m Ostseegebiet. Atlanlikum wegungen in der Jura- und Kreidezeit fÜhften u. a. auch zur Heraushebung der lnsel Bornholm, die den E- Schwemmtorf Subboreal südlichsten Übertage-Aufschluß des alten Baltischen i I Schildes und seiner Sediment-Bedeckung darstellt. bildeten sich Kreide-Hochlagen (2. B. Jas- Jiingeres Außerdem Subatlantikum mund/lnsel Rügen), die während des Eiszeitalters die Ausbreitungsbahnen des nordischen lnlandeises be- einflußten. Dieses räumte in ca. 300.000 bis 500.000 Jahren im Verlaufe dreier Kaltzeiten (Elster-, Saale-, Weichsel-Kaltzeit) durch weitflächige und tiefgreifen- @ F- feinsand¡oer Schlick Älteres de Erosionsvorgänge die schon früher angelegte Ost- G mit Schillägen und Suballantikum see-Senke gebietsweise aus und lagerte riesige Þ Sandlinsen Schuttmengen u. a. als Moränen vor den jeweiligen ÞÉ Eisrändern ab. Den Vorstoßrichtungen der einzelnen r¡ Gletscherströme während der pleistozänen Kaltzeiten Ð entspricht eine z. T. girlandenförmige Anordnung von Eisrandlagen mit teilweisem Endmoränencharakter in Teilen des heutigen Ostseebeckens sowie in den an- RHEINHEIMER, 1996) verlief in Abhängigkeit von den grenzenden festländischen Küstenbereichen. Das da- durch einschneidende Klimaänderungen (globaler durch entstandene Bodenrelief ist durch eine Gliede- Temperaturanstieg) eingeleiteten Eisabbauprozessen rung in Becken- (2. B. Arkona-, Bornholm-, Gotland- des Weichsel-Glazials. Nach Sedimentkern-Untersu- Becken) und Schwellen-Areale (2. B. Darßer-, Slups- chungen/AMS-Radiokohlenstoff-Datierungen benthi- ker-, Âland-Schwelle) gekennzeichnet. Tiefe Kolke scher Foraminiferen in der Norwegen-See begann der kommen im Bereich tektonischer Bruchstörungen vor Abbau des skandinavischen Weichsel-Eispanzers ca. (2. B. Bornholm-, Gotland-, Landsott-Tief). Das Bo- 15.000 Jahre vor heute als Folge rasch gestiegener denrelief beeinflußt besonders auch die heutigen sommerlicher Wärme-Einstrahlung/lnsolation (LEH- ozeanographischen Merkmale der Ostsee, insbeson- MAN et al., 1991). dere die Ausbreitungsbahnen des aus der Nordsee Der Eisabbau bewirkte eine Entlastung vom einige '1.000 am Boden episodisch einströmenden salz- und sau- m mächtigen weichselzeitlichen Eispanzer und erstoffreicheren Tiefenwassers. Dieses hat wiederum fühfte zu isostatischen Erdkrustenbewegungen sowie einen bedeutenden Einfluß auf den Charakter der Le- zu einem weltweiten (eustatischen) Meeresspiegelan- bewelt in der Ostsee. stieg. Alle diese geologischen Prozesse fühden zur Entstehung der Ostsee in folgenden Etappen/Phasen: Die Entwicklung der heutigen Ostsee und des umge- Baltische Eisstauseen als Auffangbecken der benden Festlandes (u. a. SAURAMO, 1958; WOLD- Schmelzwässer, salzreicheres Yoldia-Meer als Folge STEDT & DUPHORN, 1974; GUDELIS & KÖNIGS- einer kurzzeitigen Verbindung mit dem Weltmeer Über SON, 1979; LIEDTKE, 1981; DUPHORN et. al., 1995; die Mittelschwedische Senke, sÜßwassergeprägte

107 Ancylus-Phase mit ausgedehnten Seen-Bildungen, daß während der in Größenordnungen von Jahrhun- marin-brackisches Litorina-Meer als weitflächig die derten bis Zehntausenden von Jahren liegenden Küstenbereiche der Ostsee gestaltende Überflutungs- natürlichen Klimaschwankungen des Quartärs Vege- bzw. Transgressionsphase, post-litorinazeitliche ma- tation, Tierwelt und auch der Mensch stets gezwun- rin-brackische Phasen des Lymnaea-Meeres und des gen waren, sich den jeweils herrschenden Umweltbe- Mya-Meeres. Dabei spielen die eingewanderten Mol- dingungen anzupassen. Klimaveränderungen mit all lusken (Bivalven und Gastropoden wie Yoldia/Portlan- ihren Auswirkungen auf die Natur sind somit an sich dia arctica, Ancylus fluviatilis, Littorina littorea, Lym- kein ungewöhnlicher Vorgang in der Erdgeschichte, naea ovata, Mya/Arenomya arenaria) als fossile bzw. denn sie gab es mit z. T. katastrophenartigen Folgen rezente Leitformen eine besondere Rolle, weil sie die für die Umwelt schon immer (u .a. PermÆrias-Wende, Veränderungen der hydrographischen und somit der KreideÆertiär-Wende als markanteste Beispiele). Die ökologischen Verhältnisse im Ostseebecken - insbe- ,,neue Qualität" der gegenwärtigen und jüngsten sondere der Salinität - über Jahrtausende nachzeich- Etappe der Erdgeschichte besteht in der Einzigaftig- nen. Das zeigt, daß Faunenwanderungen als Folge keit und Dimension globaler Umwelt-Einwirkungen natürlicher Umweltveränderungen keineswegs außer- durch die Spezies Homo sapiens. gewöhnliche Ereignisse darstellen. Dieses Grundmu- ster biologischer Aftenausbreitungen durchzieht die Umweltveränderungen im menschlichen Bewußt- Erdgeschichte bis heute wie ein ,,roter Faden" und bil- sein - Lehren aus der Erdgeschichte det das Konzept der Biostratigraphie. Die ökologisch sehr wichtigen Bemühungen um,,Rote-Aften-Listen" Der ,,Ostsee-Vorläufer", das Eem-Meer (ca. 120.000 und lnformationen zum Arten-Schwund führen in der Jahre vor heute), war wärmer und auch etwas größer mediengesteueden öffentlichen Meinung unserer Zeit als die heutige Ostsee. Der gegenwärtig prognosti- sehr häufig zu Schlußfolgerungen, wonach jedwede zierte langfristige, globale Temperaturanstieg um 2 Veränderungen in der Lebewelt auf unnatürliche Ein- bis 3 "C mit einem entsprechenden höheren Meeres- flüsse zurückzuführen seien. Die plötzlich auftreten- spiegelstand hatte in der Eem-Warmzeit (s. EHLERS, den ,,schwarze Flecken" im Nordsee-Watt werden als 1994, S. 192 tf .) bereits schon einmal stattgefunden! Ausdruck nahenden ökologischen Unheils gedeutet. Die durch Eisdruck-Entlastung ausgelösten isostati- Daß periodische und durchaus natürliche Veränderun- schen Ausgleichsbewegungen der Erdkruste im Ost- gen von Temperatur- und Eisgangverhältnissen für ei- seeraum (Hebung Skandinaviens, Absenkung weiter nige Zeil zu solchen unbekannten Phänomenen Bereiche des südlichen Ostseegebietes) führen ge- führen können, wird oft erst später bekannt. ln der meinsam mit dem für die Zukunft erwafteten globalen paläontologischen und palökologischen Forschung Meeresspiegelanstieg (nach einer Prognose des ,,Wis- gibt es viele Beispiele für Faunenwanderungen, Arten- senschaftlichen Beirates der Bundesregierung" vom schwund und drastische Umweltveränderungen. Juni 1993 um 35 - 65 cm im kommenden Jahrhun- Die rezenten Obedlächensedimente (u. a. KOLP, deft) zu erneuten Verschiebungen der Küstenlinien. 1966; HARFF et al., 1995; LEMKE & NIEDERMEYER, Die Folgen können sein, daß Hebungsbereiche der in Vorb.) der Ostsee sind dominant von silikatischem nördlichen Ostsee (2. B. Bottensee) in ca. 2.000 Jah- Charakter. Sie sind am Meeresboden in Abhängigkeit ren fast zu einem Binnensee geworden sind und im vom Bodenrelief sowie der Dynamik der Wasserbe- Süden durch die weiter aufsteigenden Äland-lnseln wegungen in sedimentären Fazieszonen angeordnet. von dem übrigen Meeresgebiet getrennt werden. An- Die durchschnittliche Sedimentationsrate beträgt in dererseits wird festländisches Küstengebiet im Süden der Ostsee ca. '1 -1,5 mm/Jahr. Die ,,klassische Glie- und Südwesten durch gleichzeitige Krustenabsen- derung" der sedimentären Fazieszonen in der Ostsee kung (2. Zt. ca.0,7 mm/Jahr im Bereich der Wismar- beginnt landnah mit der ufernahen Sandwanderzone Bucht) und den zu erwartenden Meeresspiegelanstieg und geht seewäds in die Abrasionszone sowie die kü- verlorengehen. Ob die Geschwindigkeit des eem-zeit- stenferne Sandzone über. ln den tieferen und strö- lichen Temperaturanstiegs mit derjenigen des gegen- mungsberuhigten Beckenbereichen dehnen sich die wär1ig prognostizierlen weltweiten Anstiegs vergleich- Schlickgebiete (organogenreiche fein- bis feinstkörni- bar ist, is| z. Zt. noch offen. Dessenungeachtet zeigt ge Sedimente) aus. Der Gehalt an organischem Koh- das Beispiel, daß ein Umweltzustand wie er für die lenstoff beträgt im Mittel ca. 10 %. Diese Sedimente Zukunft als,,Katastrophen-Szenarium" befürchtet sind häufig als Laminite ausgebildet und von beson- wird, in der jüngsten erdgeschichtlichen Vergangen- derem wissenschaftlichen lnteresse, weil sie über län- heit schon einmal eingetreten war und sich - vielleicht gere ZeiT kaum Umlagerungseinflüssen ausgesetzt in abgewandelter Form - wieder einstellen wird. Der waren. Untersuchungen an Bohrkernen aus diesen Unterschied zwischen Eem-Warmzeit und heute: Un- Bereichen können demzufolge eine,,Chronologie" sere menschlichen Vorfahren nahmen damals einen von Umweltzuständen und -veränderungen früherer langsamen Meeresspiegelanstieg als naturgegeben Jahrzehnte, Jahrhunderle und Jahrtausende ermögli- hin und wohl kaum Notiz davon. Sie paßten sich die- chen (2. B. Produktivitäts- und Stagnationsphasen, sem durch Abwanderung in höher gelegene Gebiete Salzwasser-Einbrüche; s. Abb. '1). Dabei erlaubt die an. Natürlich herrschte damals eine äußerst geringe Pollenanalyse wichtige Schlußfolgerungen zur klima- Bevölkerungsdichte und jene frühen Menschen waren gesteuerten Vegetationsgeschichte, z. B. auch im in ihrer naturverbundenen Lebensweise sehr mobil. seewädigen Bereich des vorpommerschen Küstenge- bietes (insbesondere Greifswalder Bodden, vgl. Elementaren Naturgewalten steht der moderne STRAHL,'1997). Mensch eher unvorbereitet und überwiegend schok- Die jüngere geologische Geschichte der Ostsee zeigt, kiert gegenüber: Das betrifft z. B. die Sturmhochwäs-

108 ser an der Ostseeküste ebenso wie die ,,Jahrhundert- fluten" der Flüsse (üngste Beispiele: Sturmhochwas- ser an der südlichen Ostseeküste vom 3./4. Novem- 0 ber 1995; Oder-Hochwasser vom Sommer 1997). Die Palette von globalen Naturereignissen, die für den Menschen von katastrophalem Ausmaß sind, ließe sich fortsetzen (u. a. tropische Wirbelstürme, Vulkan- ausbrüche, Erdbeben). Doch bleiben wir in der Regi- on: Das Sturmereignis vom 3./4. November 1995 (s. REDIECK & SCHADE, '1996; REINICKE, 1998) hat mit elementarer Wucht das existentielle Gefährdungspo- tential durch unzureichende räumliche Distanz von Mensch und Meer vor allem in das Bewußtsein meck- lenburgisch-vorpommerscher Küstenbewohner zu- rückgerufen. Dabei wühlten die Sturmwellen vor Use- dom (Streckelsberg) die dortigen Meeresbodensedi- mente bis in ca. 11 m Wassertiefe auf und bildeten bis 0,5 m mächtige Sturmsandkörper fl-empestite) so- wie große Kolke im Bereich von submarinen Findlin- gen und schnitten Rinnen bis auf ca. 1,5 m Tiefe in den Seegrund ein (SCHWARZER et al., 1996). ln der Abb. 2 ist ein prärezentes Sturmereignis (fazielles Sig- nal) in Form eines Schill-Horizontes konserviefi. Auch Ablauf und Auswirkungen der Oder-Flut sowie die Gewalt anderer gewöhnlich ,,friedlicher Flüßchen" Mit- teleuropas haben Deutschland und die östlichen Nachbarstaaten Polen und Tschechien nachhaltig in die Kausal-Kette natur-(erd-) geschichtlicher Prozesse zurückkatapultiert! Die Siedlungsräume Küste und Fluß haben ihre Bewohner seit jeher in unterschiedli- chen Abständen und Ausmaßen mit der Gewalt des Wasser konfrontiert und werden es auch weiterhin tun. Die starren Formen moderner menschlicher Le- bens- und Umweltgestaltung, die in den lndustrie- staaten kaum Toleranzen gegenüber Naturprozessen zulassen, sind mit eine Ursache der katastrophalen Auswirkungen der,,alljährlichen Jahrhundertfluten". Niemand wird die Küstenzonen und flußnahen Gebie- te - um nur den Bezug zu den aktuellsten regionalen Beispielräumen herzustellen - als historisch gewach- sene menschliche Lebens- und Wirtschaftsräume in Zweifel stellen. Dennoch ist angesichts der unabhän- gig vom Menschen ablaufenden langzeitigen geologi- schen und klimatischen Prozesse ffabelle) die Er- kenntnis angebracht und gesamtgesellschaftlich zu vermitteln, daß sich menschliche Wahrnehmung, Um- sicht, ggf. auch Zurückhaltung und vor allem auch das Lernen aus und Korrigieren von Fehlern im Um- gang mit der Erde als ein politisches Gebot der Stun- de darstellen. Denn: Die Kräftewirkungen des uns um-

Abb. 2: Durch Präparation mit Kunstharz angefertigter Re- liefguß einer Sedìmentprobe aus dem Greifswalder Bod- den. Beschreibung und lnterpretation (von unten nach oben): D: Feinsand mit Rippel- und ebener Schichtung; C: Durch Wurzelfasern intensiv entschichteter Feinsand eines ehe- maligen Verlandungs-/Uferbereichs, der von einer Slurm- Schillage (B) überlaged wird. Darüber (A) schwach schlìcki- ger Feinsand mi| Arenomya arenaria in Lebendslellung als Ausdruck der heutigen Sedimentations- bzw. Umweltver- hältnisse. Die Tiefenreichweite der sich in das Sediment einwühlenden Muscheln wird durch die als Hartgrund wir- 40 cm kende ältere Sturm-Schillage begrenzt.

109 gebenden Universums vollziehen sich in ihrer Dyna- traeger, Berlin/Stuttgart, 283 S. (Sammlung Geol. Führer mik ganz sicher unabhängig von der irdischen Zivili- 88). sation, die als Folge der biologischen Evolution vor EHLERS, J. (1994): Allgemeine und historische Quarlärgeo- ca. 4 Mio. Jahren begonnen hat, die Erde zu besie- logie.Enke-Verl., Stuttgart: 358 S. deln (und zu beherrschen?). Dies ist in geologischen GEYH, M. A. (1983): Physikalische und Chemische Datie- Zeitdimensionen ein Atemzug in der Erdgeschichte. rungsmethoden in der Quaftär-Forschung.- Verl. Ellen Pil- Zum Vergleich: Die in den Filmen ,,Jurassic Park" und ger, Clausthal-Zellerfeld: 163 S. (Clausthaler Tektonische ,,Vergessene Welt" von Steven Spielberg reanimierten Hefte,19). Saurier lebten in ihrer großen Arlenvielfalt ca. 150 GUDEL|S, V. & L.-K. KÖN|GSSON (Hrss., 1979): The Qua- Mio. Jahre und verschwanden wohl als Folge eines ternary History of the Baltic. Almqvist & Wiksell, Uppsala, kosmischen Ereignisses (Asteroiden-Einschlag oder 279 pp. (Acta Universitatis Upsaliensis 1). Zusammenstoß zweier Neutronensterne mit tödlichen HARFF, J., W. LEMKE, F. TAUBER & E. EMELYANOV (1995): Geologische Kafiierung der Ostsee. Geowissen- Radioaktivitätsauswirkungen auf viele Tiergruppen) schaften 13: 442-447. von der Erde. JONSSON, P., R. CARMAN & F. WULFF (1991): Laminated Sediments in the Baltic - A Tool for Evaluating Nutrient Fazit Mass Balances. Ambio, 19 (3): 152-158. KOLP, O. (1966): Die Sedimente der westlichen und südli- Bedenken wir bei lnterpretation der unserer vielfältig- chen Ostsee und ihre Darstellung. Beiträge z. Meereskunde sten Meßdaten und daraus abgeleiteter Umweltsze- 17-18;9-60. narien, daß der zyklische Ablauf von lang-, mittel- und LEHMAN, S. J., G. A. JONES, L. D. KEIGWIN, E. S. ANDER- kurzfristigen Naturprozessen bei großer zeitlicher Va- sEN, G. BUTENKO & S. R. ÖSTVO (1991): tnitiation of Fen- riabilität eben immer die Gefahr einer großen Un- noscandian ice-sheet retreat during the lasl deglaciation.- schärfe in sich birgt. Auch die Entwicklungsgeschich- Nature, 349: 51 3-51 6. te der Ostsee zeigt, daß - v. BUBNOFF folgend - heu- LEMKE, W. & R.-O. NIEDERMEYER: Die Sedimente des tige Natur- und Lebensräume das Ergebnis unter- Ostseeanteils sowie der Boddengewässer Mecklenburg- schiedlichster Prozesse in Raum und Zeit sind. Mit Si- Vorpommerns. ln: Katzung, G. (Hrsg.): Geologie von Meck- cherheit ist die erdgeschichtliche Zukunft auch heute lenburg-Vorpommern. E. Schweizerbart Stuttgaft (in Vorbe- nicht in dem Maße vorhersehbar, wie man es gern reitung). hätte. Eines kann aus den bekannten Grundzügen der LIEDTKE, H. (1981): Die nordischen Vereisungen in Mitteleu- Erdgeschichte festgehalten werden: Umweltverände- ropa (2. Aufl.).- Forsch. z. dtsch. Landeskde., 204: 307 S., rungen unterschiedlicher Ursachen, Dimensionen und Bonn-Bad Godesberg. Auswirkungen sind ein natürliches Strukturmuster NIEDERMEYER, R.-O. (1996): Geologische Entwicklung, (Paradigma), dessen jeweilige Folgewirkungen durch Meeresbodenrelief und Sedimente (Kap. 1.1). ln: LOZÀN, J. die Formen der Anpassung an die Umwelt bestimmt L.; R. LAMPE, W. MATTHÄUS, E. RACHOR. & H. V. WE- werden. Bei der Beweftung von Umweltveränderun- STERNHAGEN (Hrsg.): Warnsignale aus der Osisee, S. 11- gen in Raum und Zeit geht es also um die Frage: Was 17, Berlin: Parey Buchverlag. sind die objektiven Wirkungen variierender erdge- REDIECK, M. & A. SCHADE (1996): Dokumentation der schichtlicher Prozesse und welche Rolle spielt der Sturmflut vom 3. und 4. November 1995 an den Küsten Mensch als Umweltfaktor? Beide Aspekte sind glei- Mecklenburg-Vorpommerns. Redieck & Schade GbR, Ro- chermaßen zu berücksichtigen. Die Geologie als Na- stock: 86 S. (1998): turwissenschaft trägt durch ihre weitgefächerten in- REINICKE, R. Sturmhochwasser und Eisberge. Rü- genwinter 1995/96. Rugia Journal, Jg. 1998: 75-78 (lnsula terdisziplinären Forschungen zum besseren Verständ- Rugia nis der über sehr lange Zeiträume ablaufenden erdge- e.V.). BHEINHEIMER, G. (Hrsg., 1996): Meereskunde der Ostsee.- schichtlichen Prozesse und Veränderungen bei und 2. Aufl.: 338 S., Berlin/Heidelberg (Springer). kann manches moderne,,Katastrophen-Szenarium" SAURAMO, M. (1958): Die Geschichte der Ostsee.- Annales relativieren sowie in seinen ursächlichen ProzeB-Zu- Academiae Fennicae Helsinki, Series A, lll. Geologica-Geo- sammenhang stellen. Das gilt auch für ,,Warnsignale grafica 51, 552 S. aus der Ostsee" ! SCHWARZER, K., K. RICKLEFS, W. SCHUMACHER & R. ATZLER (1996): Beobachtungen zur Vorstranddynamik und Danksagung zum Küstenschutz sowie zum Sturmereignis vom Die Präparation des dargestellten Reliefgusses sowie 3./4.1 1 .1995 vor dem Streckelsberg/Usedom. Meyniana, 48: die Anfertigung der Fotos und Computergrafiken wur- 49-68. den von Herrn Dipl.-Geol. Guloo VeRSe, Stralsund, STRAHL, J. (1997): Pollenanalytische Untersuchung von Se- durchgeführt. Frau Dr. Jnoueurue STRRHI-, Berlin, unter- dimentkernen aus dem Seegebiet des Greifswalder Bod- suchte den Sedimentkern (Abb. 1) pollenanalytisch. dens (NE-Deutschland, südliche Ostsee). Z. dt. geol. Ges., 148/1: 81-93. WALTER, R. (1992): Geologie von Mitteleuropa. E. Schwei- Literatur zerbarl, Stuttgart,561 S. (5. Aufl.). WINTERHALTER, 8., T. FLODÉN, H. IGNATIUS, S. AXBERG BUBNOFF, S. v. (1954): Grundprobleme der Geologie (3. & L. NIEMISTÖ ltOAt¡: Geology of the Baltic Sea. ln: VOI- Aufl.).Akademie Verl., Berlin: 234 S. PlO, A. (Ed., 1981). The Baltic Sea. Elsevier, Amsterdam u. DAVIES, P. (1996): Die letzten drei Minuten. Das Ende des a.,1-121 (Elsevier Oceanogr. Series 30). Universums.Bertelsmann München: 201 S. WOLDSTEDT, P. & K. DUPHORN (1974): Norddeutschland DUPHORN, K., H. KLIEWE, R.-O. NIEDERMEYER, W. JAN- und angrenzende Gebiete im Eiszeitalter. Koehler, Stuttgaft, KE & F. WERNER (1 995): Die deutsche Ostseeküste. Born- 500 S. (3. Aufl.).

110 Nährstoffeintrag oder Klimawirkung - Veränderungen in der Ostsee S. A. Gerlach

Mein Vortrag am 22. Mai 1997 behandelte die Verän- gelmäßige monatliche Messungen vor, jedoch leider derungen in zwei ganz verschiedenen Ostsee-Gebie- nur aus Fünfmeter-lntervallen der Wassertiefe und ten, nämlich an der Station Bokniseck im Westen der von dicht über dem Meeresboden. Diese Daten sind Kieler Bucht (28 m Wassertiefe) und an der Station nicht ausreichend, um von Jahr zu Jahr Veränderun- Gotlandtief in der Zentralen Ostsee (250 m Tiefe). gen in der Lage und lntensität der Sprungschicht und lm Tiefenwasser der Kieler Bucht trat 1981 und 1983 beim lmport von salz- und sauerstoffreichem Tiefen- katastrophaler Sauerstoffmangel auf. Als Ursache wasser zu rekonstruieren. wurde zunächst die Eutrophierung ausgemacht. Tatsächiich sind aber seit den siebziger Jahren die Gut möglich ist solche Rekonstruktion dagegen für Nährsalz-Einträge von Land in die Kieler Bucht nicht die Station J1 (Gotlandtief) in der Zentralen Ostsee angestiegen. Seit den siebziger Jahren stiegen auch östlich von Gotland. Von dort liegen Messungen des die Konzentrationen des Phosphats und des Nitrats Salzgehaltes seit mehr als hundefi Jahren vor. lch ha- im Winterwasser an der Station Bokniseck nicht wei- be sie zu einer übersichtlichen Graphik verarbeitet ter an. Man sollte also jetzt nicht weiterhin unkritisch und z. B. im Lehrbuch ,,Meereskunde der Ostsee" von einer zunehmenden Eutrophierung der Kieler veröffentlicht (GERLACH, 1996 b). Darauf verweise Bucht reden. Man muß vielmehr das Paradox er- ich hier. klären, daß trotz anscheinend unverändefter Eutro- lm Gebiet des Gotlandtiefs erniedrigte sich zwischen phiebedingungen die Sauerstoff-Verhältnisse im Tie- 1920 und 1937 der Salzgehalt des Obedlächenwas- fenwasser der Kieler Bucht immer schlechter werden. sers. ln der ZeiT von 1937 bis 1980 ist der Salzgehalt Liegt das am Stickstoff-Eintrag aus der Luft oder am dann wieder von etwa 6,8 auf 7,6 %o angestiegen. Die sich verändernden Klima? Salzmenge in der Ostsee ist in dieser Zeit um 7,3 Mil- Zu diesem Problemkreis habe ich kürzlich einen Bei- liarden Tonnen größer geworden. Viele Meeresorga- trag in dem Buch ,,Warnsignale aus der Ostsee" gelie- nismen konnten mit dem steigenden Salzgehalt ihr fert (GERLACH, 1996 a). lch verweise darauf. Verbreitungsgebiet in der Ostsee erweitern. Meeres- kundler sprachen von der ,,Ozeanisierung der Ost- lnzwischen ist von der Helsinki-Kommission die Be- see". Aber zwischen 1977 und 1992 erfolgte kein wertung der Ostseedaten aus den Jahren 1989 - 1993 größerer lmport von salzigem Kattegatwasser in die veröffentlicht worden (HELCOM, 1996, tatsächlich er- Zenlrale Ostsee. ln dieser Periode verringerte sich der schienen erst im Mai 1997). Leider werden in dieser Salzgehalt im Obedlächenwasser und im Tiefenwas- Zusammenstellung die Veränderungen bei Bokniseck ser. Das wird durch eine Graphik mit den Daten 1979 nicht diskutieft. Aber Daten von der Station N1 bis '1995 verdeutlicht, die ich bei meinem Voftrag (Fehmarnbelt) werden referieft. Für den Zeilraum 1979 noch nicht zeigen konnte (s. Abb.). bis 1993 ergeben sich dort nur geringfügige Verände- Man erkennt, daß in der Region des Gotlandtiefs die rungen der Nährsalz-Konzentrationen im Winterwas- 20 - 30 m mächtige Salzgehalts-Sprungschicht ihr ser (Januar-Februar). Eine Verringerung der Sauer- Zentrum bei8,5 - 9 %o Salzgehalt hat. 1980lag dieses stoffkonzentrationen in der Zeit Juli bis Oktober ist Zentrum in etwa 70 m Wassertiefe, 1993 war es auf aber wie bei Bokniseck deutlich. etwa 100 m Wassertiefe abgesunken, weil sich inzwi- Sauerstoffmangel entsteht, wie jeder Mangel, wenn schen das Volumen des salzreichen Tiefenwassers in mehr verbraucht als nachgeliefert wird. Der Verbrauch der Ostsee verringeft hatte. Unterhalb der Sprung- von Sauerstoff im Tiefenwasser erhöht sich, wenn schicht ist Sauerstoff grundsätzlich knapp. Deshalb durch Eutrophierung mehr Phytoplankton im Ober- wurden um 1980 mehr als 2 ml Sauerstoff pro Liter flächenwasser gebildet wurde und anschließend in nur oberhalb von etwa 80 m Wasseftiefe angetroffen. das Tiefenwasser absinkt. Dort wird es von Bakterien 1993 dagegen konnte noch in mehr als 100 m Was- remineralisiert, dabei findet Sauerstoffzehrung statt. serliefe so viel Sauerstoff im Wasser analysiert wer- Der lmpoñ von Sauerstoff in das Tiefenwasser erfolgt den (ELKEN et al., 1996). Weil sich in den Jahren durch Austausch mit dem sauerstoffreichen Ober- nach 1980 die Sprungschicht nach unten verlagerte, flächenwasser oder durch Zustrom von sauerstoffrei- fand in verschiedenen Meeresbodengebieten inzwi- chem Tiefenwasser aus dem Kattegat. Die sich im schen eine Rekolonisierung durch Makrozoobenthos Sommer bildende Sprungschicht kann mehr oder we- statt (PERSSON et al., 1996). niger stark ausgeprägt sein und den lmport von Sau- erstoff aus dem sauerstoffreichen Obe¡llächenwasser lch habe zunächst im ,,Marine Pollution Bulletin" mehr oder weniger effektiv behindern. Der Einstrom (GERLACH, 1994), später auch in deutscher Sprache von salzreichem Tiefenwasser aus dem Kattegat kann (GERLACH, 1995), darauf hingewiesen, daß sich die zügig vonstatten gehen und viel Sauerstoff importie- Lebensbedingungen im Tiefenbereich 70 - 100 m in ren. Wenn aber der Transport träge ist, dann wird den Jahren 1980 bis 1992 gebesserl haben, weil in schon während des Heranfließens der Sauerstoffge- dieser ZeiI nur geringfügige Salzwasserimporte statt- halt im Tiefenwasser durch Sauerstoffzehrung redu- fanden und sich die Sprungschicht absenkte. lch ha- ziert. Das zuströmende Tiefenwasser ist dann arm an be daraus gelernt, daß etwas weniger Salz in der Ost- Sauerstoff, wenn es schließlich die Kieler Bucht (oder see günstig für das Leben in diesem Tiefenbereich ist. die Mecklenburger Bucht) erreicht. Allerdings gilt das nicht für die tiefen Becken der Ost- Von der Station Bokniseck liegen zwar seit 1958 re- see.

111 Soll man sich für die Zukunft wieder einen kräftigen Salzwassereinbruch wünschen? Dann gäbe es für zwei bis drei Jahre in den tiefen Becken wieder Sau- erstoff. Aber durch den Salzwassereinbruch würde die Menge des salzigen Tiefenwassers wieder zuneh- men, würde sich die Sprungschicht nach oben verla- gern. Meeresbodenareale in 70 - 100 m Tiefe, die in- zwischen besiedelt wurden, würden wegen Sauer- stoffmangel wieder absterben. Die Lebensbedingungen in der Tiefe der Ostsee hän- gen also nicht nur von der Eutrophierung, sondern auch vom Wetter ab. Einen geringen Anteil an den Veränderungen hat übrigens auch der Mensch durch den Bau von festen Querungen über Belte und Sund, die das Strömungsgeschehen negativ beeinflussen. Vielfach wird die ,,Null-Lösung" verlangt, daß nämlich dieser Effekt kompensiert wird durch Ausbaggerun- gen des Meeresgrundes. lch dagegen meine, wenn man sich für eine Alternative entscheiden muß, dann ist etwas weniger Salz besser als etwas mehr Salz in der Ostsee. Kompensationsbaggerungen sollte man vermeiden, denn es handelt sich um starke Eingriffe in die Natur.

Literatur

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Abbildung: Oben: Veränderungen des Salzgehalts im Gotlandtief (Sta- tion BMP J1) 1979 - 1995. Salzgehaltsangaben in Promille. Das Zentrum der Salzgehalts-Sprungschicht liegt bei 8,5 - 9 Promille Salzgehalt. Unten: Veränderungen der Sauerstoffkonzentration ìm Gotlandtief (Station BMP J1) 1979 - 1995, Sauerstoffkon- zentrationen in Millìliter pro Liter. Schattied sind die Tiefen- bereiche ohne Sauerstoff, in denen Schwefelwasserstoff vorkommt. Fische benötigen zum Überleben mehr als 2 98183858789919395 Milliliter Sauerstoff pro Liter. Aus: ELKEN et al., 1996.

112 Ostsee zwischen Bangen und Hoffen - Ostseeforsch er m it pos itiver Zustandsbewertu n g D. Nehring

Ozeanologische Besonderheiten gemittelverbrauchs im Ostseeeinzugsgebiet seit Ende der 80er Jahre diskutierl. Diese Zusammenhänge Die Dänischen Meerengen und untermeerischen werden in der Abbildung erläutert. Schwellen schränken den horizontalen Wasseraus- tausch zwischen Ostsee und Nordsee stark ein. Sie Quecksilber, Blei und Cadmium sind die wichtigsten sind im Verein mit dem großen Flußwassereinzugsge- Schwermetalle, die im Rahmen des Umweltüberwa- biet die Ursachen für den stark erniedrigten Salzge- chungsprogramms der Helsinki-Kommission (HEL- halt von I +6 %o (Nordsee 34,8 ¡0,2 %o) und die COM) gemessen werden. Die Konzentrationen dieser langen mittleren Verweilzeiten des Wassers in der Schwermetalle in Fischen und anderen Organismen Ostsee (25 - 35 Jahre; Nordsee:2 - 3 Jahre). der Ostsee zeigen vor allem beim Blei eine abneh- mende Tendenz. Beim Cadmium wurde eine signifi- Eine weitere Besonderheit der Ostsee ist die perma- kante Abnahme im Ostseewasser nachgewiesen' Ur- nente Salzgehaltssprungschicht, die salzärmeres sachen für diese positive Entwicklung sind verbesser- Oberflächenwasser von salzreicherem Tiefenwasser te Rauchgas-Reinigungstechnologien, im Falle des trennt und den vertikalen Wasseraustausch unterbin- Bleis auch die Verwendung bleifreien Benzins. Beim det. Dadurch entstehen stagnierende Bedingungen, in Quecksilber werden weitere Erfolge durch Anwen- deren Verlauf es in den zentralen Ostseebecken zu dungsverbote für dieses Metall in der Elektroindustrie Sauerstoffmangel und Fäulnisprozessen (Schwefel- erwartet. Problematisch ist die Remobilisierung die- wasserstoffbildung) kommt. Sporadisch auftretende ses Metalls als Methylquecksilber aus den Sedimen- Salzwassereinbrüche, bei denen im Verlauf weniger ten und seine erneute lnkorporation durch Organis- Tage bis Wochen große Mengen (250 t'100 km') men. Nordseewassers die Darßer Schwelle passieren, führen zu einer Erneuerung und vorÜbergehenden Besondere Aufmerksamkeit verdient die Belastung Sauerstoffversorgung des stagnierenden Tiefenwas- der Ostsee mit Erdölprodukten. Dabei sind es weni- sers. Wichtigste Voraussetzung fÜr ein deraftiges Er- ger die spektalulären Tankerunfälle und Ölhavarien, eignis, das alle 3 t2 Jahre eintritt, sind anhaltende von denen im Zeitraum'1969 -'1993 etwa 40 mit je- Stürme aus westlicher Richtung. Jedoch dauefte die weils über 100 Tonnen Öleintrag registrierl wurden, jüngste Stagnationsperiode im Tiefenwasser der zen- als vielmehr die illegale Entsorgung von OlrÜckstän- tralen Ostseebecken mehr als 16 Jahre bis sie 1993 den, deren Menge in der Regel kleiner als 1 Tonne ist. durch einen Salzwassereinbruch beendet wurde. Durch Luftüberwachung wurden zwischen 1988 und 1993 jährlich 600 - 700 derartige Verstöße gemeldet, Aufgrund ihrer ozeanologischen Besonderheiten rea- die längs der wichtigsten Schiffahrtswege konzentrieft gierl die Ostsee sehr empfindlich auf klimatologische waren. Veränderungen und viele anthropogene Aktivitäten. Während die Entstehung der Ostsee vor etwa 8.000 Obgleich vom äußeren Erscheinungsbild her die von Jahren bereits eine Folge globaler Klimaveränderun- Schiffen ausgehende Verschmutzung der Wasser- gen ist, wird eine anthropogene Umweltbelastung seit ober{läche und der Seevögel am augenfälligsten ist, etwa 30 Jahren beobachtet. stammt der größte Teil der Erdölprodukte in der Ost- see aus diffusen Quellen, die auf dem Festland lokali- Anthropogene Einflüsse sierl sind.

Die Eutrophierung, d. h. die zunehmende Fruchtbar- Chlororganische Verbindungen sind ausschließlich keit, gilt gegenwärtig als das schwerwiegendste Um- technogenen Ursprungs. Sie sind in Pflanzenschutz- weltproblem der Ostsee. Durch den Eintrag von mitteln enthalten und werden als KÜhl- und lsolator- Phosphor- und Stickstoffverbindungen, die überwie- flüssigkeiten sowie als Weichmacher verwendet oder gend aus landwirtschaftlichen, kommunalen und in- entstehen als Abfallprodukte beim Bleichen von Pa- dustriellen Quellen stammen, hat die Nährstoffbela- pier und Zellstoff. Anwendungsbeschränkungen und stung der Ostsee vor allem in den 70er und zu Beginn -verbote sowie umweltverträglichere Technologien der 80er Jahre deutlich zugenommen und Über die haben dazu geführ1, daß die Konzentrationen chloror- Produktion von organischem Material zu einer ver- ganischer Verbindungen in Fischen und Muscheln stärkten Belastung des Sauerstoffhaushalts im stag- zurückgegangen sind. Diese Abnahme, die teilweise nierenden Tiefenwasser geführt. eine Größenordnung übertrifft, weist regionale Unter- schiede auf. Als Folge der geringeren chlororgani- Gegenwärtig mehren sich die Anzeichen, daß sich die schen Belastung der Fische, die die Hauptnahrung Nährstoffbelastung verlangsamt hat und die Winter- von Meeressäugern und Seevögeln bilden, haben konzentrationen des Phosphats sogar eine eher ab- sich die Robben- und Seeadlerbestände in den nörd- nehmende Tendenz im Oberflächenwasser der ei- lichen Teilen der Ostsee erholt. gentlichen Ostsee aufweisen. Als Ursachen werden Verläßliche Langzeitmessungen im Ostseewasser lie- neben dem verstärkten Bau von Abwasserreinigungs- gen nur für die lsomeren des Hexachlorcyclohexans anlagen vor allem der drastische RÜckgang des Dün- vor, unter denen vor allem das Lindan insektizide Ei-

113 2500 1,6

1.4 = Phosphordünger =' õ- 2000 o 1,2 l o (! o It5 .¡¿ 1o 1500 I o ct ¿ Phosphat 0,8 d= (E o- 1000 ¿ cL U, 0,6 ã o J

o- 0) 0,4 õ' J 500 I J o,2 d S

0 0 195s/96 1960/61 1965/66 1970/7't 1975/76 1980/81 1985/86 1990/91

Abb.: Verbrauch mineralischer Phosphordungemittel im besorgniserregend und stellen nach den Bewertungs- Einzugsgebiet der Ostsee sowie 5 (1 1jährig) gemittelte kriterien der Oslo-Paris-Kommission (OSPARCOM) Phosphatwinterkonzentrationen in der Oberflächenschicht keine akute Gefährdung des Ökosystems dar. Da je- (0 - 10 m) des Bornholmbeckens. Die Phasenverschiebung doch ihre Langzeitfolgen auf marine Organismen beträgt5-10Jahre. weitgehend unbekannt sind, müssen ihre Quellen be- seitigt werden. Dies gilt auch für die Nährstoffe, die genschaften besitzt. Wie die Untersuchungen zeigen, keine Schadstoffe im eigentlichen Sinne darstellen, hat die Belastung der Ostsee mit diesen Substanzen sich als Triebkraft der Eutrophierung aber ungünstig in den vergangenen zehn Jahren deutlich abgenom- auf das Sauerstoffregime der Ostsee auswirken. men Das Umweltüberwachungsprogramm der Ostseean- Künstliche Radionuklide, wie Caesium-137 und rainer, das 1979 von der HELCOM initiiert wurde, lie- Strontium-9O, sind gegenwärtig nur von untergeord- feft die Datengrundlage für die periodischen Zu- neter Bedeutung für die Ostsee. Selbst nach dem standseinschätzungen der Ostsee, die in Sjährigem Tschernobyl-Unfall im April 1986 nahm die Belastung Abstand erarbeitet werden. Diese Zustandsbewertun- der Bevölkerung durch den Verzehr radioaktiv konta- gen sind die wissenschaftliche Basis für die Empfeh- miniefter Ostseefische nur um 10 %o bezogen auf die lungen der HELCOM zum Schutz und zur Sanierung natürliche Radionuklidbelastung zu. der Ostsee.

Die nach dem 2. Weltkrieg an einigen Stellen der lm Ergebnis der 1. Periodischen Zustandseinschät- Ostsee versenkte chemische Munition sorgt immer zung, die 1985 von der HELCOM vorgelegt wurde, wieder für Schlagzeilen in den öffentlichen Medien. beschlossen die Umweltminister der Ostseeländer, Untersuchungen der HELCOM haben jedoch erge- daß die Anrainer ihre Einträge von Nährstoffen, ben, daß diese Munition kein akutes Gefährdungspo- Schwermetallen und organischen Schadstoffen in die tential darstellt. Ein Teil der chemischen Kampfstoffe Ostsee bis zum Jahre 1995 halbieren. Dieser Be- wird nach Korosion des Stahlmantels durch das ag- schluß wurde 1990 auf der Grundlage der 2. Periodi- gressive Meerwasser zersetzt. Selbst wenn dies nicht schen Zustandseinschätzung von den Ministerpräsi- oder nur unvollständig der Fall sein sollte, besteht denten dahingehend erweitert, das ökologische nicht die Gefahr des Auftriebs oder gar der Verlrach- Gleichgewicht in der Ostsee bis zum Jahr 2013 wie- tung an die Strände der Ostsee, weil die mittlere derherzustellen. Angestrebt wird ein Zustand, wie er Dichte der Kampfstoffe bei 1,3 g/cm' liegt. in den 30er Jahren herrschte. Für die Beseitigung der wichtigsten kommunalen, landwirtschaftlichen und in- Schutz- und Sanierungsmaßnahmen dustriellen Belastungsschwerpunkte sind nach bishe- rigen Abschätzungen 18 Milliarden ECU (36 Milliarden Die Konzentrationen an Schwermetallen und organi- DM) erforderlich. schen Kontaminanten, die gegenwäftig in der Ostsee Anläßlich einer weiteren Ministerkonferenz wurde und ihren Organismen identifiziert werden, sind nicht 1996 gezeigt, daß von den insgesamt 132 im Ostsee-

114 Einzugsgebiet identifizierten Belastungsschwerpunk- seeanrainern eingeleiteten Schutz- und Sanierungs- ten bereits zehn eliminiert worden sind, an der Besei- maßnahmen konsequent verwirklicht werden. tigung von 96 wird gearbeitet. Mit der Sanierung der restlichen 26 ,,hot spots" wurde noch nicht begonnen, Ausführlichere lnformationen und Literaturangaben in: oder es liegen keine Angaben vor. HELCOM (1996): Third periodic assessment of the state of Erste Erfolge des Umweltaktionsprogramms, die sich the marine environment of the Baltic Sea, 1989-1993; Back- in der gerade fertiggestellten 3. Periodischen Zu- ground document. Baltic Sea Environment Proc. 64 B, standseinschätzung der Ostsee abzeichnen, geben 252 S. Anlaß zu verhaltenem Optimismus. Gerechtferligt ist NEHRING, D. (1997): Die Ostsee auf dem Wege der Gene- dieser Optimismus jedoch nur, wenn die von den Ost- sung? Wasser und Boden, 46:18-25.

Die Boddengewässer - gestern, heute, morgen L.-A. Meyer-Reil

Die Boddenlandschaft stellt einen die Küste Mecklen- Datenschutz der DDR und werden zur ZeiT zur Veröf- burg-Vorpommerns prägenden Lebensraum dar, der fentlichung zusammengestellt (HÜBEL, Manuskript in den Übergangsbereich zwischen dem Land und der Vorbereitung). Ostsee umfaßt. Dieser einzigartige Lebensraum be- sitzt aufgrund seiner multivalenten Nutzung als Natur- Dieser umfangreiche Datensatz belegt, daß durch den und Wirlschaftsraum (Schiffahrt, Fischerei, Touris- Eintrag von Nährstoffen über Jahrzehnte die Bela- mus) besondere Bedeutung für das Land Mecklen- stung der Nordrügenschen Boddengewässer ständig burg-Vorpommern. Die Geschichte der Boddenland- zunahm. Bedingt durch die lsolierung der einzelnen schaft begann mit dem Abschmelzen des Eises der Bodden und den geringen Wasseraustausch mit der letzten Eiszeit vor ca. 12.000 - 15.000 Jahren. Danach Ostsee war bis zum Beginn der sechziger Jahre erfolgte die Ausprägung der heutigen Ostsee mit ihrer schon der mittlere Teil der Boddenkette (Breeger spezifischen Küstenlandschaft als ein komplexes Bodden) als stark belastet (hoch eutroph)einzustufen; Wechselspiel zwischen Landhebung, Landsenkung der Große und der Kleine Jasmunder Bodden waren und Schwankungen des Wasserspiegels (vergl. zu- sehr stark belastet (hypertroph). Zwischen 1963 und sammenfassende Darstellungen von LAMPE, 1994; 1965 wurden vom Libben bis zum Großen Jasmunder JESCHKE, 1996). Bodden Ausbaggerungsarbeiten zur Verbreiterung, Vertiefung und Begradigung der Fahrrinne vorgenom- Die Boddengewässer sind reich gegliederte, gezeiten- men, die zu einer lntensivierung des Wasseraustau- lose Flachgewässer, bestehend aus einzelnen Bod- sches führ1en und damit der Eutrophierung entgegen- den und Ketten von Bodden, von denen einige nur wirkten. Durch den intensiveren Wasseraustausch ha- durch schmale Durchlässe miteinander verbunden ben sich die Salzgehalts- und Nährstoffgradienten in sind. lm Grenzbereich zwischen Land und Ostsee die- der Boddenkette vom Zeitpunkt der Ausbaggerung an nen diese Ästuare als Vorfluter für natürliche und an- deutlich verringed. Dies wird durch den kontinuierli- thropogene Belastungen und stellen bedeutende chen Anstieg des Salzgehaltes sowie die Verringerung Senken und Quellen für Nähr- und Schadstoffe dar. der Primärproduktion im inneren Teil der Boddenkette Unabhängig von der jeweiligen Belastungssituation belegt. Ab Mitte der sechziger Jahre sind dann paral- wird die Beschaffenheit der Boddengewässer we- lelzum Anstieg der Nährstoffe in der Ostsee die Nähr- sentlich durch physikalische Faktorenkomplexe, wie stoffkonzentrationen in den Nordrügenschen Bod- Flußwasserzufuhr, windinduziefie Wasserbewegun- dengewässern wieder angestiegen. Hinzu kam durch gen und Austausch mit der Ostsee bestimmt. lntensivierung der Landwirtschaft eine gestiegene Nährstoffbelastung aus dem Einzugsbereich der Bod- Bedingt durch hohe Nährstoffeinträge aus der Land- den, die sich jedoch kaum widerspiegelte, da auf- wirlschaft, durch kommunale Abwässer und atmo- grund des nach der Ausbaggerung verbesserten sphärische Einträge hat sich in den letzten Jahrzehn- Wasseraustausches die Nährstoffe wieder ausgewa- ten in den Eioddengewässern ein deutlicher Eutro- schen wurden. phierungsgradient ausgebildet. Pflanzennährstoffe wie Stickstoff und Phosphor steigen von den äußeren Ein Sonderfall stellt der Kleine Jasmunder Bodden bis in die inneren Bodden an und bedingen ein star- dar, der am Ende der Nordrügenschen Boddenkette kes Anwachsen der Primärproduktion. Parallel zum liegt und nach dem Bau des Dammes für Straße und Anstieg der Nährstoffe von den äußeren bis in die in- Eisenbahn von Bergen nach Lietzow vom Großen neren Bodden sinkt mit zunehmender Entfernung von Jasmunder Bodden weitgehend abgetrennt wurde. der Ostsee der Salzgehalt (HÜBEL, 1968; 1969). Zwischen den beiden Bodden besteht heute nur ein schmales Siel, das lange Zeit in einem schlechten Die Entwicklung des Salzgehaltes, der Nährstoffe und baulichen Zustand war und erst kürzlich rekonstruieft der Produktion in den Nordrügenschen Boddenge- worden ist. Der Kleine Jasmunder Bodden ist somit wässern ist durch über 25jährige Untersuchungen do- von den anderen Bodden weitgehend isolieñ und hat kumentierl, die durch die damalige Biologische Sta- durch die damit verbundene Einschränkung des Was- tion der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald seraustausches mit den anderen Bodden seinen hy- durchgeführt wurden. Diese Daten unterlagen dem pertrophen Charakter behalten. Hinzu kommt, daß

115 der Kleine Jasmunder Bodden als Vorfluter für die Abb.: Kubitzer Bodden, Blick auf und Hiddensee. zentrale Kläranlage in Bergen genutzt wird. Dieses Klärwerk ist nach 1990 gebaut worden und faßt eine Vielzahl von Einleitungen zusammen, die vordem in ln den durchlichteten Uferbereichen der Nordrügen- andere Bodden oder in die Ostsee abgeführt wurden. schen Boddengewässer dominieren Lebensgemein- Untersuchungen von DAHLKE & HÜBEL (1996) zeig- schaften von Organismen, die Steine und andere ten, daß sich im Kleinen Jasmunder Bodden für die Haftsubstrate besiedeln, und die man als Aufwuchs Belastung mit Stickstoff und Phosphor unterschiedli- oder Biofilme bezeichnet (MEYER-REIL, 1994; 1996). che Entwicklungen ergeben. Bei Phosphor überwiegt Sie bestehen im Wesentlichen aus Grünalgen (Ulo- der Austrag, während Stickstoff weiter im Kleinen th ri x, U rospora), photosynthetisch-aktiven Cyanobak- Jasmunder Bodden akkumuliert. terien (Calothnx) und Bakterien. Untersucht man nun diese Biofilme im sehr stark belasteten Kleinen Jas- Seit 1990 sind durch Extensivierung der Landwirt- munder Bodden, im weniger belasteten Vitter Bodden schaft (Reduktion der Massentierhaltung, der Gülle- und in der gering belasteten Ostsee, so stellt man und Düngerausbringung), Sanierung von Zuflüssen deutliche Unterschiede ihrer Stoffwechselaktivitäten und Bau von Klärwerken die externen Einträge in die in Abhängigkeit vom Grad der Eutrophierung fest Boddengewässer reduziert worden. Dennoch ist die (NEUDÖRFER & MEYER-REIL, Manuskript in Vorbe- erwaftete Verbesserung der Wasserqualität bislang reitung). Während Biofilme in der geringer belasteten kaum nachweisbar. Grund hiedür sind die internen Ostsee hohe Primärproduktionsraten aufweisen und Belastungen, d. h. daß in den Sedimenten der Bod- von der Oberfläche bis zur Basis gut mit Sauerstoff den über Jahrzehnte akkumulierte anorganische und versorgt sind, sinken mit zunehmender Nährstoffbela- organische Material, das durch physikalische Prozes- stung vom Vitter bis zum Kleinen Jasmunder Bodden se (Resuspension) und biologische Prozesse (Aktivitä- die Produktion und Sauerstoffversorgung der Biofilme ten der Organismen) immer wieder aus dem Sediment deutlich ab, bis im stark belasteten Kleinen Jasmun- freigesetzt wird, die zu einer Nährstoffanreicherung im der Bodden die Primärproduktion gering ist und Sau- Wasser führen und erneut die Produktion im Wasser erstoff nur noch an der Oberfläche der Biofilme nach- stimulieren. gewiesen werden kann. Parallel steigen mit zuneh- mender Eutrophierung von der Ostsee zum Kleinen Lebensgemeinschaften akkumulieren im Laufe ihrer Jasmunder Bodden die Abbauaktivitäten organischen Entwicklung Einflüsse der Umwelt und sind deshalb Materials durch Bakterien deutlich an, was sich auch besonders gut als lndikatoren für die Belastung der in zunehmenden Kohlenstoff- zu Stickstoffwerten Umwelt heranzuziehen. Dies gilt insbesondere für mi- (C/N-Werten) und in einer zunehmenden Stratifizie- krobielle Lebensgemeinschaften, die aus mikrosko- rung der Biofilme widerspiegelt. Während in Biofilmen pisch kleinen (Mikro)Organismen bestehen, die relativ von der geringer belasteten Ostsee die Abbauprozes- schnell auf Veränderungen der Umweltbedingungen se von organischem Material (Respiration) 2O%o der reagieren. Bruttoprimärproduktion ausmachen, sind es im Vitter

116 Bodden bereits 50% und im hoch belasteten Kleinen Nach dem Gestern und dem Heute nun das Morgen. Jasmunder Bodden 70%o. Biofilme eignen sich also Was ist die Zukunft unserer Nordrügenschen Bodden- sehr gut als lndikatoren der Nährstoffbelastung der gewässer? Wir haben gesehen, daß sich die über Boddengewässer. Mit steigender Belastung sinkt die Jahrzehnte andauernde Nährstoffbelastung der Bod- Primärproduktion, während die Abbauprozesse von dengewässer nach derAusbaggerung vom Libben bis organischem Material an Bedeutung gewinnen, eine in den Großen Jasmunder Bodden deutlich entspann- zunehmende Dominanz heterotropher gegenüber au- te. Die lsolation der einzelnen Bodden wurde verrin- totrophen Prozessen. gert, und der verbesserte Wasseraustausch sorgte für Und noch zwei weitere Beispiele von Lebensgemein- das Auswaschen von Nährstoffen. Hierbei muß aller- schaften, die kleinskalig die Nährstoffbelastung anzei- dings betont werden, daß sich diese Entlastung der gen. ln Gebieten der Anreicherung von Nährstoffen Boddengewässer auf Kosten der Ostsee vollzog. bilden sich auf zumeist schlickigen Sedimenten weiße Auch wenn seit 1990 durch die Extensivierung der mattenartige Überzüge, die von fädigen Schwefelbak- Landwirtschaft, den Bau von Klärwerken und die Sa- terien gebildet werden. Diese oxidieren in der Grenz- nierung von Zuflüssen die externen Belastungen zone zwischen aeroben und anaeroben Bedingungen scheinbar geringer geworden sind, wird eine spürbare Schwefelwasserstoff, der aus der Sulfatatmung (Ab- Verbesserung der Wasserqualität noch längere Zeit in bau von organischem Material mit Sulfat als Elektro- Anspruch nehmen. Grund hiedür sind einerseits die nenakzeptor) stammt. Die weiße Farbe wird durch internen Belastungen, d. h. das in den Sedimenten elementaren Schwefel hervorgerufen, den die Bakteri- der Bodden akkumulierte anorganische und organi- en nach der Oxidation von Schwefelwasserstoff einla- sche Material. Andererseits kommt es durch den Bau gern. Als weiteres Beispiel sei hier der pupurfarbene von zentralen Kläranlagen zu einer lokalen Konzentra- Schleier genannt, der sich in ruhigen, mit Nährstoffen tion der Einleitung von beträchtlichen Konzentratio- angereicheften Buchten der Boddengewässer vor al- nen von Nährstoffen, da diese Kläranlagen in der Re- lem im Sommer bildet. Hier dominieren Blüten von gel nur über eine biologische Reinigung und keine Eli- Schwefelpurpurbakterien, die unter sauerstofffreien minierung von Stickstoff und Phosphor verfügen. Bedingungen Primärproduktion mit Schwefelwasser- Früher wurden die Abwässer von kleinen Gemeinden stoff betreiben, der bei der Sulfatatmung gebildet weit verstreut in die Bodden oder in die Ostsee gelei- wird. tet. Ein Teil der Abwässer versickefte bereits auf dem Wege in die Bodden. Durch die heutige Konzentration Lebensgemeinschaften sind der Motor für den Stoff- der Einleitungen an wenigen Stellen ist die Belastung haushalt. Das Nettoresultat der Aktivitäten der Orga- insgesamt offenbar nicht geringer geworden. Hinzu nismen sind Gradienten chemischer und biochemi- kommen die vermehrlen Einleitungen aus neu ent- scher Parameter. So steigt mit zunehmender Nähr- standenen Feriensiedlungen und dem gestiegenen stoffbelastung vom Libben über den Rassower Strom, Tourismus. dem Breetzer und Breeger Bodden bis hin zum Gros- sen und Kleinen Jasmunder Bodden die Konzentra- Aber es gibt auch positive Zeichen: Die durch die tion von organischem Kohlenstoff in den Sedimenten Nährstoffbelastung dezimierten Makrophytenbestän- von weniger als 1%ó im Libben bis zu 1S%ó im Kleinen de in den Nordrügenschen Boddengewässern haben Jasmunder Bodden drastisch an. Die mikrobielle Bio- wieder zugenommen. Empfindliche Organismen, wie masse zeigt eine deutliche Zunahme, und auch der z. B. die Armleuchteralgen (Characeen), kehren wie- mikrobielle Abbau von organischem Material akkumu- der in die Bodden zurück (YOUSEF et al., 1997). Die- liert. Zeichnet man ein Wechselbeziehungsdiagramm ses sind erste Zeichen einer positiven Entwicklung, zwischen der Biomasse und dem Abbau von organi- die als Ansporn für weitere Bemühungen der Entla- schem Material für die unterschiedlichen Bodden, so stung der Boddengewässer gesehen werden müssen. erkennt man, daß mit zunehmender Biomasse auch die Abbauaktivitäten ansteigen. Zeichnet man ein der- Probleme bereitet weiterhin der Kleine Jasmunder artiges Wechselbeziehungsdiagramm auch für die Be- Bodden, der aufgrund seiner isolierten Lage nur einen ziehung zwischen der Konzentration und dem Abbau begrenzten Wasseraustausch besitzt und seinen sehr von organischem Material, so sieht man, daß mit zu- stark belasteten Zustand beibehalten hat. Die Frage, nehmender Eutrophierung vom Libben über den Ras- wie mit dem Bodden weiter umzugehen ist, erhebt sower Strom bis zum Breetzer und Breeger Bodden sich um so dringlicher als bereits der Anspruch laut der Abbau von organischem Material mit der Konzen- wird, die Kapazität der zentralen Kläranlage in Bergen tration anwächst. lm Großen und Kleinen Jasmunder zu erweitern, was eine weitere Belastung des Kleinen Bodden steigt mit weiter zunehmender Konzentration Jasmunder Boddens nach sich ziehen würde. Von von organischem Material der Abbau jedoch nicht DAHLKE & HÜBEL (1996) wurde eine Verweilzeit des weiter an. Diese Beobachtungen können als Ausdruck Wassers von ca. 1,5 Jahren ermittelt. Stickstoff akku- der Pufferkapazität der Sedimente gedeutet werden. mulierl weiter in den Sedimenten. Für den vollständi- Während in Sedimenten vom Libben bis zum Breeger gen Austrag der in den obersten Sedimentschichten Bodden der steigende Gehalt an organischem Koh- (0 - 5 cm) akkumulierlen Phosphorkonzentrationen ist lenstoff durch einen steigenden Abbau ,,kompensiert" ein Zeitraum von nahezu 200 Jahren anzusetzen. Die wird, sind im Großen und Kleinen Jasmunder Bodden über die Schleusen in den Großen Jasmunder Bod- offenbar die Grenzen erreicht: Der weitere Anstieg den ausgetragenen Nährstoffmengen werden kaum des Kohlenstoffs führt nicht zu einem weiteren An- zu einer Verminderung der internen Belastungen wachsen der Abbauaktivitäten (vergl. Daten und Dis- führen. Eine Verbesserung der Wasserqualität ist da- kussion bei KÖSTER et al., 1997). mit auf lange Sicht nicht zu erwaden. Abhilfe ist nur

117 über deutliche lntensivierung des Wasseraustausches JESCHKE, L. (1996): Entwicklungsgeschichte der Bodden. mit dem Großen Jasmunder Bodden oder eine Verle- BODDEN,3:3-15. gung des Kläranlagenauslaufes zu schaffen. Die wir- KÖSTER, M., S. DAHLKE and L.-A. MEYER-RE|L (1997): Microbiological studies along a gradient of eutrophication in kungsvollste Maßnahme wäre die Entfernung des a shallow coastal inlet in the southern Ballic Sea (Nordrü- Faulschlammes durch Ausbaggerung. Dieses schei- gensche Bodden). Mar. Ecol. Prog. Ser., 152:27-39. tert jedoch an den hohen Kosten und ungelösten Fra- LAMPE, R. (1994): Die vorpommerschen Boddengewässer - gen der Deponie. Hydrographie, Bodenablagerungen und Küstendynamik. Die Küste, 56: 25-49. Literatur MEYER-REIL, L.-4. (1994): Microbial life in sedimentary bio- films - the challenge to microbial ecologists. Mar. Ecol. DAHLKE, S. und H. HÜBEL (1996): Der Kleine Jasmunder Prog. Ser., 112: 303-31't . Bodden: Entwicklung eines hypertrophen Gewässers in Ver- MEYER-REIL, L.-4. (1 996): Ökologie mikrobieller Biofilme. gangenheit, Gegenwart und Zukunft. BODDEN, 3: 83-97. ln: LEMMER, H., T. GRIEBE und H.-C. FLEMMING, Ökolo- HÜBEL, H. (1968): Die Bestimmung der Primärproduktion gie der Abwasserorganismen, S. 25-42. Springer-Verlag, des Phytoplanktons der Nord-Rügenschen Boddengewäs- Berlin. ser unter Verwendung der Radiokohlenstoffmethode. lnt. YOUSEF, M. A. M., A. KÜSTER, H. SCHUBERT UNd H. VON (1997): Revue ges. Hydrobiol., 53: 601 -633. NORDHEIM, H. v. Charakterisierung der Characeen- HUBEL, H. (1969): Die Primärproduktion des Phytoplank- bestände an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns. BOD- tons in Brackgewässern unterschiedlichen Salz- und Nähr- DEN, 5: 3-21. stoffgehaltes. Limnologica (Berlin), 7: 185-190.

Zur Situation des Meeres- und Küstennaturschutzes im Ostseegebiet H. von Nordheim

Der Naturhaushalt der Ostsee und ihrer Küstenregi- - die Hafenausbauten und Unterhaltungsmaßnahmen onen ist durch eine Vielzahl anthropogener Quellen für Fahrrinnen (Baggergutproblematik); und Aktivitäten belastet. Die meisten dieser Belastun- - die Schifffahrt mit der praktisch alltäglichen Ver- gen existieren erst seit einigen Jahrzehnten und neh- schmutzung durch illegale Abpumpungen oder Spü- men bis auf nur wenige Ausnahmen ständig zu (vgl. lungen, vor allem mit dem enorm steigenden Risiko- RHEINHEIMER, 1995; LOZÁN et at., 1996; HELCOM, potential durch den Transport wassergefährdender 1 996 b). Stoffe und zunehmende Öltransporte riber die Ostsee Eine Analyse der einzelnen Belastungsfaktoren zeigt, (Zunahme von derzeit ca. 40 Mill. Tonnen auf mehr als daß viele davon inzwischen hinlänglich bekannt, so- 180 Mill. Tonnen Öl und Ölprodukte jährlich geplant; zusagen schon ,,Unser täglich Brot" sind. Entspre- vgl. WWF, 1995); chend sind die damit verbundenen Ursache-Wir- - die wasserbaulichen Maßnahmen in den Flußmün- kungs-Zusammenhänge häufig hinreichend gut er- dungen und Flûssen; forscht. Zumindest hinreichend genug, um dem Vor- - die Militäraktivitäten und Militärschrott einschließlich sorgeprinzip folgend, begründete und ausreichend alter Munition. fundierte Forderungen nach Belastungsminderungen Es gibt aber auch eine zweite Gruppe von Faktoren, aufstellen zu können. welche erst in den letzten Jahren wirksam geworden sind und in den nächsten Jahren eine häufig noch Belastungen nicht absehbare Bedeutung bekommen werden. Sie Zu den ,,altbekannten" Belastungen des Naturhaus- stellen die Wissenschaft und die Natur- und Umwelt- haltes zählen: schutzbehörden vor ein zusätzliches, breites Spek- - der gesamte Problemkomplex der Eutrophierung, trum an Problemen. Zu diesen ,,neueren" Belastungen sei es durch Luft- oder Oberflächeneinträge aus gehören: punktförmigen oder diffusen Quellen; - der Tourismus und generell Freizeitaktivitäten (touri- - der Schadstoffeintrag bestehend aus ,,alten" und stische Bauvorhaben, Sportboote, Wassermotorräder, immer wieder auch ,,neuen" Problemstoffen aus lndu- Surfer, etc.) strie und Gewerbe, aber auch Bootsanstrichen etc.; - die Einschleppung von Fremdorganismen, z. B. mit - die intensiven Landbewirtschaftungspraktiken in dem Ballastwasser von Schiffen oder durch gezielten Verbindung z. B. mit Niedermoorentwässerungen und Aussatz. Früher wurden diese sicher auch mit Ballast- der lntensiv-Nutzung von Über4lutungsbereichen; sedimenten eingeschleppt, wie z. B. Mya arenaria im - die intensive Forstwirtschaft (Pflanzung von stand- 11. - 12. Jh.. Vor 1950 wurden ca. 30 Arten einge- ortfremden Monokulturen, z. B. als Küstenschutzwäl- schleppt bis 1994 aber bereits weitere ca. 60 Aften, der, Entwässerung etc.); so auch verschiedene Fische, z. B. Neogobius mela- - der technische Küstenschutz (Strandvorspülungen, nostormus, diverse Störarten etc. (s. auch GOL- ,1996); Deiche, Buhnen, etc.); LASCH & MECKE, - die intensiven d. h. ökologisch nicht tragfähigen Fi- - die Rohstoffentnahmen und -erkundungen: Gas, Öl schereiformen und/oder die Marikultur; (Bohrungen vor Polen, Litauen), Kies und Sand, aber - die diversen Baumaßnahmen im unmittelbaren Kü- auch die in früheren Jahren vermehft durchgeführte stenstreifen (Hauptprobleme im sog. Außenbereich); ,,Steinfischerei". Und schließlich auch Einzelfälle, wie - die lndustrieansiedlungen einschließlich der Werften z. B. die Bernsteingewinnung im Tagebau, z. B. in der (vor allem Nähr- und Schadstoffemissionen); Kaliningrader Küstenregion;

118 - die Windkraftanlagen im Küstenbereich sowie mögli- neue Rote Listen von den wichtigsten Tier- und Pflan- cherweise sogar im Offshore-Bereich; zengruppen herausgegeben (MERCK & v. NORD- - die Gas- und Ölpipelines im marinen und litoralen HEIM, 1997). Diese Listen geben zum ersten Mal - Bereich; über die jeweiligen Landeslisten hinausgehend - einen - die marinen Hochspannungskabel, wenn sie als umfassenden Überblick über die aktuelle Bestands- einadrige Variante unter Ausnutzung des Wasserkör- und Bedrohungssituation im Meeres- und Küstenbe- pers als ,,Rückleiter" ausgeführt werden; reich der deutschen Ostsee. Bewerlungsgrundlage für - die Landprivatisierung im Küstenraum mit der damit die Einstufung in eine und innerhalb einer Roten Liste verbundenen neuen, meist intensiven Nutzung dieser ist die Bestandsveränderung einer Ad über einen län- Bereiche in den ehemaligen Ostblockstaaten. geren Zeitraum (mindestens 10 - 20 Jahre, idealerwei- se 50 - 100 Jahre). Ferner wird, wo immer möglich, Erfassung des Zustandes des Naturhaushaltes die Gefährdungsursache benannt. Auf diese Weise Alle Belastungen des ,,Naturhaushaltes" oder des wurden die Bestände der Populationen von ca. 1.600 Ökosystems Ostsee zeigen natürlich Wirkungen - Wir- Tier- und Pflanzenaften im deutschen Ostseebereich kungen, die anhand von chemisch-physikalischen analysiert. Hiervon sind rund ein Drittel im Bestand Umweltmonitoring-Programmen erfaßt und quantifi- bedroht oder ausgestorben. zieft werden können. Dieses findet sowohl auf natio- Auszugsweise stellt sich die Situation wie folgt dar: naler Ebene im Rahmen des sog. ,,Bund-Länder-Meß- Die drei heimischen Meeres-Säugetiere (Seehund, programmes" wie auch auf internationaler Ebene, Kegelrobbe und Schweinswal)sind alle im deutschen z. B. das ,,Baltic Monitoring Programm" der Helsinki Bereich der Ostsee vom Aussterben bedroht. Bei- Kommission (HELCOM), statt. Ein entsprechend weit spielsweise war die Kegelrobbe, die hier ihre süd- entwickeltes,,Natur-Monitoringprogramm" oder,,Bio- westliche Verbreitungsgrenze erreicht, noch Anfang logisches Monitoringprogramm" fehlt bislang national des Jahrhunderts in ,,Massenansammlungen" im und international. Dennoch gibt es auch hierfür be- Greifswalder Bodden zu beobachten. Heute kommen reits einige gute Ansätze, welche zukünftig zusam- sie auf mecklenburg-vorpommerschem Gebiet nur mengefaßt werden müssen: noch sporadisch zur Vermehrung. - die nationalen und internationalen Vogelzählungen Von den auf flachere Meeresbereiche beschränkten der Brutvögel und Wintergastvögel; marinen Großalgen mußten mit 89 Arten fast 4O o/o in - das internationale Benthosmonitoring und Phyto- die Rote Liste aufgenommen werden. Hier findet sich planktonmonitoring der HELCOM (Offshore, zukünftig auch mit etwa 12 %o der größte Anteil an Aften, die auch in Küstengewässern); heute nicht mehr im deutschen Bereich der Ostsee - nationales Benthosmonitoring (incl. Makrophytener- gefunden werden können. EIwa 22 %o zeigen negative fassung) in Mecklenburg-Vorpommern und Schles- Veränderungen in ihren Beständen und bei weiteren wig-Holstein; 2O %o wird eine Gefährdung zumindest in einem der - unregelmäßige Meeressäugererfassungen (interna- beiden Bundesländer angenommen. tional durch ICES, national u. a. Edassung der Totfun- Ein Vieftel (24 Arten) der heimischen Rundmäuler und de und Lebendsichtungen, z. B. durch das Meeres- Meeresfische ist bestandsgefährdet, 3 Arten, u. a. der museum in Stralsund in eigenen Regionen der ehemals fischereilich mit großem Gewinn genutzte Ostsee), aber auch jährliche Zählungen. Stör, die Finte und die Barbe sind heute ausgestor- ben oder verschollen. Einige kommerziell genutz|e Ar- Als Ergebnis dieser aktuellen ,,Biologischen Zustands- ten (2. B. Dorsch) hätten aufgrund ihrer sinkenden Be- erlassung" und Bestandsbeschreibungen früherer stände eigentlich einer Gefährdungskategorie zuge- Jahrzehnte (2. T. bis in das letzte Jahrhundert rei- ordnet werden müssen, sie wurden jedoch vorerst bei chend) sind wir heute in der Lage, ein relativ genaues den nicht gefährdeten Arten belassen, da ihre hohen Bild des Naturzustandes der Ostseeregion zu zeich- Reproduktionsraten trotz massiver Störung des Öko- nen. Die Qualität dieser Zustandsbeschreibungen systems eine tatsächliche Ausrottung auch bei fott- hängt natürlich von der Datenlage ab, die in weiten währender Überfischung unwahrscheinlich erscheinen Bereichen noch sehr unbefriedigend ist, jedoch für lassen. Zudem könnten ihre Bestände sich bei einer den deutschen Ostseeraum schon gut abgesicherte ökologisch tragfähigen Nutzung (= besserem Fische- Aussagen zuläßt. reimanagement) relativ schnell wieder erholen. Derartige Zustandsbeschreibungen sind inzwischen Bei den benthischen Wirbellosen wiederum spiegelt als sogenannte ,,Rote Listen" instrumentalisiert wor- die relativ geringe Anzahl der als bestandsgefährdet den und werden zunehmend fester Bestandteil eingestuften Arten auch die lückenhafte Datenlage behördlicher Entscheidungsprozesse. Fast alle Ost- wieder. seeanrainer haben nationale Rote Listen verschiede- Bei den Tier- und Pflanzenarten der Küstenbiotope ner Tier- und Pflanzengruppen in unterschiedlicher sind besonders die Amphibien und Reptilien bedroht. Qualität erstellt. Das von schwedischen und lettischen Die Bestände aller heimischen Arten sind gefährdet, Kollegen 1993 herausgegebene Red Data Book of the die Sumpfschildkröte ist bereits ausgestorben. Baltic Region (INGELÖG et al, 1993) stellt eine erste Von den Gefäßpflanzen und den Käfern sind mehr als ostseeweite Zusammenfassung dieser nationalen Li- die Hälfte, von den Land- und Süßwassermollusken sten der Anrainerstaaten für Gefäßpflanzen und Wir- sowie den Spinnen etwa jeweils ein Viertel bestands- beltiere, allerdings nicht nur für den Meeres- und Kü- gefährdet. ln diesen Gruppen sind jeweils nur ein oder stenraum, dar. zwei Arten des heimischen lnventars bereits ausge- Für den deutschen Meeres- und Küstenraum der Ost- storben oder verschollen. see hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) 1997 Anders ist die Situation bei den Vögeln: unter den 46

119 Arten, die als typische Vögel des Meeres und der Kü- halten werden kann. Ein weiteres spezifisches Pro- stenregion in die Rote Liste aufgenommen wurden, blem für die Meeresküsten der Ostsee stellt mögli- befinden sich auch Lachseeschwalbe, Seeregenpfei- cherweise die aus landeskultureller Sicht durchaus fer, Steinwälzer und Wanderfalke, vier ehemals an wünschenswefie Schilfrohrnutzung dar, auch wenn der deutschen Ostseeküste heimische Vogelarten, die sie nur für die Gefährdung weniger Vogelarten mitver- hier nicht mehr als Brutvögel vorkommen. antwortlich sein dürfte. Weitere Beeinträchtigungen entstehen in erheblichem Ausmaß durch intensiven Bei den meisten Arten können die vermuteten oder Tourismus, z. B. in Form von Störungen und damit nachgewiesenen Ursachen der negativen Bestands- Verringerung des Fortpflanzungserfolges von Wat- veränderungen angegeben werden. So ist bei den Ar- und Wasservögeln oder auch Meeressäugern oder tengruppen des aquatischen Bereichs die Eutrophie- durch Zertreten empfindlicher Vegetation u. ä. Als rung mit großem Abstand der bedeutendste Faktor häufige Gefährdungsursache ist für alle hier aufge- für Bestandsrückgänge. Bei den benthischen Wirbel- führten Artengruppen der vollständige Verlust geeig- losen (wie auch einigen Fischen) wirken sich hier ei- neter Lebensräume, z. B. durch Überbauung, festzu- nerseits die vermehrt auftretenden, durch Eutrophie- stellen. Ann¡¡cn starke negative Auswirkungen haben rungsfaktoren stark verstärkten Sauerstoffdefizite ne- Küstenschutzmaßnahmen, die teils direkt Lebensräu- gativ aus, andererseits verlieren manche Aften infolge me zerstören, teils den marinen Einfluß so stark zunehmender Sedimentation organischen Materials zurückdrängen, daß bestimmte Habitate ihren Cha- ihre Lebensräume. Als Folge läßt sich eine Verschie- rakter, z. B. als Feuchtwiesen oder als aktive Kliffs, bung von langlebigen Muschel-Gemeinschaften zu verändern und nicht mehr als Lebensraum geeignet Polychaeten-Gemeinschaften mit kurzem Lebenszy- sind. klus feststellen. Mit einer weiteren Zusammenstellung, nämlich der Bei den Großalgen ist ebenfalls eine der Hauptursa- ,,Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen der Bun- chen für den Rückgang die Eutrophierung der Gewäs- desrepublik Deutschland" wurde 1994 vom Bundes- ser, da sie zum einen über erhöhte Phytoplankton- amt für Naturschutz (BfN) eine erste gesamtstaatliche dichten zu verstärkter Trübung des Wassers führt, Gefährdungseinschätzung vorgenommen, die auch was das Lichtangebot in größeren Tiefen reduziert die Lebensräume der Ostsee und ihrer Küsten mit und zum anderen die im ÜberJluß vorhandenen Nähr- einbezieht (RIECKEN et. al., 1994). Als Bewertungskri- stoffe das Wachstum störender epiphytischer Grün- terium für die Gefährdungseinschätzungen wird bei und Braunalgen fördeft. Der Rückgang der Phytalbe- den Biotoptypen neben dem Flächenverlust bestimm- stände wiederum bedeutet einen Verlust an geeigne- ter Biotope auch der Qualitätsverlust, also z. B. die ten Habitaten für mehrere Fischarten. Verarmung der biotop-typischen Lebensgemeinschaf- lm Gegensatz zur Situation in der Nordsee wird der ten, berücksichtigt. Aus beiden Einstufungen kann, Schadstoffbelastung in der Ostsee mittlerweile eine ohne hier auf die komplizierten Kategorieabstufungen geringere Wichtigkeit zugeordnet, sie wird aber nach näher eingehen zu können, ein Gesamtgefährdungs- wie vor für die Gefährdung einiger Fische und beson- grad ermittelt werden. ders der marinen Säugetiere mitverantworllich ge- Für die Lebensräume der Ostsee und ihrer Küsten macht. Ein weiterer Unterschied zur Nordsee zeigt zeigt sich, daß von 44 unterschiedenen und erfaßten sich bei dem Einluß der Fischerei (vgl. v. NORDHEIM Biotoptypen, nur drei ,,nicht"- oder ,,potentiell" gefähr- & MERCK, 1995). Sowohl der Fang als auch die indi- det sind; drei sind dagegen von ,,vollständiger Ver- rekten Auswirkungen durch z. B. Lebensraumzer- nichtung" bedroht, 27 werden als ,,stark gefährdet" störung oder Beifang sind in ihrer Bedeutung für die und 11 werden als ,,gefährdet" eingestuft. Somit sind Arten der Ostsee nachrangig, wenn auch für die mehr als ein Drittel aller Meeres- und Küstenbiotope Gruppe der Fische nicht zu vernachlässigen. Aber im deutschen Ostseeraum in ihrem Fodbestand zu- auch verschiedene tauchende Vogelarten und, wie mindest,,stark gefährdet". neuere schwedische Untersuchungen zeigen, Klein- Beispielsweise sind alle Biotoptypen der Küstendü- wale oder Robbenaften, erleiden z. T. erhebliche Ver- nen, wie Primärdüne, Weißdüne, Graudüne und luste durch die Fischerei, da sich Tiere beim Tauchen Braundüne zumindest als ,,stark gefährdet" in der Ro- auf der Futtersuche in Stellnetzen und Reusen verfan- ten Liste aufgeführt. Sie werden von einer z. T. hoch- gen und eftrinken können. spezialistieden, ebenfalls gefährdeten Fauna und Für viele Fische stellen darüber hinaus die meisten Flora besiedelt. Trotz der generellen Unterschutzstel- wasserbaulichen Maßnahmen negative menschliche lung aller Küstendünen durch $ 20 BNatG haben ins- Eingriffe dar. Vor allem die ana- und katadromen besondere der technische Kr.rstenschutz und der Tou- Fischarten (2. B. Stör und Lachs) leiden darunter, daß rismus bewirkt, daß nur noch Restbestände dieser ihnen der Zugang zu ihren Laichgebieten verbaut Lebensräume in streng geschützten Gebieten erhal- wird. ten geblieben sind. Für die Artengruppen des Küstenbereichs sind die Momentan wird durch eine internationale Projektgrup- wichtigsten Ursachen für Bestandsrückgänge andere pe der HELCOM unter deutscher Fededührung (BfN anthropogene Faktoren. Hier stehen Beeinträchtigun- INA-Vilm) eine ,,ostseeweite Rote Liste der Meeres- gen und direkte Verluste von Lebensräumen im Vor- und Küstenbiotope" erarbeitet und soll 1998 veröf- dergrund, wie z. B. die Aufgabe traditioneller Nut- fentlicht werden. ln diesem Rahmen edährt auch die zung, Meliorationsmaßnahmen oder intensive land- o. g. deutsche Rote Liste eine Neubearbeitung für die wirtschaftliche Nutzung. Beispielsweise sind eine An- Meeres- und Küstenregion der Ostsee. zahl von Käfern auf das Salzgrünland angewiesen, Eine weitere wichtige Zusammenstellung und damit das an der Ostsee nur durch extensive Beweidung er- auch Bewertungsgrundlage für den Stand des Mee-

120 res- und Küstennaturschutzes des Ostseegebietes änderungen. So reproduziert der früher häufige Stör stellt die Ende 1996 von HELCOM herausgegebene (Acipenser sfurlo) in deutschen Gewässern nicht mehr Übersicht über alle existierenden und geplanten Na- und gilt für das deutsche Ostseegebiet als ausgestor- turschutzgebiete der Ostseeküste und des marinen ben (MERCK & v. NORDHEIM, 1996). Das durch Küstenbereichs dar (HELCOM, 1996 a). Eine erste Überfischung bedingte Aussterben des Störs war we- Analyse ergibt die beeindruckende Zahl von ca. 890 der durch zu spät edolgte Fangmengenregulierungen Schutzgebietsnennungen (einige Schutzgebiete wer- noch durch Mindestlängen-Regulierungen aufzuhal- den allerdings mehrfach genannt, da sie mehrere ten (DEBUS, 1996), da diese Tiere erst im Alter von 10 Schutzkategorien gleichzeitig aufweisen und hierunter bis 15 Jahren geschlechtsreif werden. Eine internatio- jeweils aufgelistet werden). Hierbei zeigt sich aller- nale Projektgruppe der HELCOM beschäftigt sich in- dings sehr deutlich, daß die meisten Gebiete z.T. er' zwischen unter deutscher Leitung (BfN INA-Vilm) mit heblich kleiner als 500 ha sind. Und schließlich ist Wiedereinbürgerungsversuchen dieses früheren Cha- auch klar ersichtlich, daß mit nur ca. 100 Gebieten der raktedisches. Anteil mariner Schutzgebiete, also Gebieten mit min- Gleichzeitig finanzieft das BfN ein deutsches Vorha- destens 90 % Wasserflächenanteil, nur bei 11 % liegt. ben in den nächsten Jahren mit mehreren 100 TDM mit folgenden Zielen: (1) Aufbau eines Laicherbestan- Eine ebenfalls flächenbezogene Analyse des Naturpo- des (u. a. in Born und Berlin), (2)Auswahl von Auswil- tentials der Ostsee basierend auf Vogelzählungen von derungsgebieten (vermutlich u. a. Oder-Gebiet) und 1992 - 1993 wurde im Auftrag der EU von DURINCK (3) Auswilderung und Erfolgskontrolle (zusammen mit et al. (1994) erstellt. Hier sind die Lage und Ausdeh- Polen, unter Einbeziehung von Fischern). Das Vorha- nung der zehn wichtigsten Uberwinterungsgebiete ben hat einen sehr vielversprechenden Starl genom- von Zugvögeln im Ostseegebiet dargestellt. Die vier men (auch durch eine internationale Kooperation mit besonders wichtigen Gebiete sind: das Kattegat (1,2 Frankreich und Georgien) und wird von der ,,lnterna- Mill. Vögel), die Vorpommersche Boddenlandschaft tional Baltic Sea Fishery Commission" (IBSFC) unter- und Greifswalder Bodden/Oderhaff-Region (0,5 Mill. stützt, welche ihre Fischereiorganisationen zur Ko- Vögel), die Pommersche Bucht (1,3 M¡ll. Vögel) und operation aufgerufen hat. Möglicherweise gibt es da- der Golf von Riga (1,5 Mill. Vögel). her in einigen Jahren wieder den Atlantischen Stör (A. sturio) als wildlebendes Tier in der Ostsee. Zumin- Was kann getan werden? dest scheint der ehemalige Lebensraum in vielen Be- Um den Schutz von Aften und Lebensräumen zu ge- reichen noch weitgehend intakt oder renaturierbar zu währleisten oder die Bestandssituation zu verbessern, sein, und der Fang eines großen Weibchens in Est- steht dem Meeres- und Küstennaturschutz inzwi- land im Sommer 1996 zeigt, daß die Ad zumindest in schen ein breiter Maßnahmenkatalog und ein entspre- anderen Teilen der Ostsee noch in Einzelexemplaren chendes lnstrumentarium zur Vedügung (vgl. v. vorkommt. NORDHEIM, 1995; BOEDEKER & v. NORDHEIM, 1996). Diese sind in fast allen Ländern der Ostsee Die Gefährdung des Lachses (Salmo sa/ar) in der Ost- durch nationale Gesetzgebung und/oder internationa- see rühft hingegen vor allem daher, daß er als ana- le Konventionen abgedeckt. Für Deutschland gelten dromer Wanderlisch zum Laichen in diejenigen Flüsse z. B. das Bundes- und die Landesnaturschutzgesetze, wieder aufsteigt, in denen er geschlüpft ist. Die Mög- die entsprechenden EU-Direktiven, die Konventionen lichkeit zu Laichwanderungen zu den Oberläufen der von Rio, Bonn, Bern, Ramsar, Helsinki und einige wei- Ostseezuflüsse wurden ihm jedoch mehr und mehr tere Vereinbarungen. durch Schiffbarmachung, Staudämme zur Stromer- Der Naturschutz kann sich dabei entweder auf seine zeugung, aber auch durch Gewässerverschmutzung, klassischen Felder, nämlich den gezielten Arlenschutz andere Störfaktoren und Laichplatzzerstörungen ge- (2. B. durch Artenhilfsprogramme) oder den Flächen- nommen. Aber auch der Laich derjenigen Lachse, die schutz (Schutzgebietsausweisungen) konzentrieren, noch in den wenigen verbliebenen naturnahen Lachs- oder aber er setzt sich die Realisierung des Grundge- flüssen reproduzieren, ist durch eine noch ungeklärte dankens der Rio-Konvention von 1992 zum Ziel, in- Krankheit, das sogenannte ,,M 74-Syndrom" bedroht, dem er die Verwirklichung von ökologisch tragfähigen die ostseeweit zu einer bis zu 90 Yoigen Mortalitätsra- Landnutzungs- und Wirtschaftsweisen vorantreibt te geführt hat. Nur noch 10 % des Lachsbestandes in und damit flächenübergreifend Lebensraumschutz der Ostsee ist auf natürliche Reproduktion zurückzu- betreibt. führen, dagegen werden 90 % künstlich erbrütet und Letztendlich muß moderner Meeres- und Küstenna- ausgesetzt (HELCOM, 1996 b). turschutz aus einer Kombination dieser drei genann- Um dem Aussterben der Wildlachspopulation in der ten Ansätze bestehen. Ostsee entgegenzuwirken, hat die IBSFC nach mehr- jährigem Drängen der HELCOM (Arbeitsgruppe ,,EC Abschließend soll anhand von drei aktuellen Beispie- NATURE') und von Naturschutzorganisationen im len aufgezeigt werden, wie sich Probleme des Mee- Sommer 1996 u. a. ein zunächst befristetes Fangmo- res-Naturschutzes im deutschen Ostseegebiet dar- ratorium für Wildlachs in den Mündungsgebieten von stellen und welche Lösungsansätze verfolgt werden Laichflüssen ausgesprochen. Weitere weitreichende können: Empfehlungen für Maßnahmen werden zur ZeiI von Beispiel Stör und Wildlachs: Die Gefährdungsursa- der HELCOM in Zusammenarbeit mit der IBSFC er- chen für die in der Ostsee lebenden Fische liegen, wie stellt, welche durchaus als Beispiele für gute Zusam- bereits dargelegt, z.T.in den verschiedenen Formen menarbeit zwischen Fischerei und Naturschutz ange- der Fischerei und z. T. in den Folgen der Umweltver- sehen werden müssen.

121 Beispiel Seeadler (Haliaeetus albicilla): Ein sehr viel werden dort noch 1997 in Zusammenarbeit mit den positiveres Bild kann hingegen von der Populations- ansässigen Fischern einige junge Kegelrobben ausge- entwicklung des Seeadlers gezeichnet werden. Heute wildert. Sollte dieses Vorgehen Erfolg haben und die- ist der Reproduktionserfolg fast wieder so hoch wie se Kegelrobben die polnischen Küstengewässer wie- vor der massenhaften Einleitung von DDT, PCB's und der besiedeln, könnte ein ähnliches Vorgehen auch weiteren Pflanzenschutzmitteln aus der lndustrie und auf deutscher Seite diskutiert werden, wobei die pol- Landwirtschaft in die Ostsee in den 60er Jahren. Der nischen Erfahrungen sicherlich wertvolle Hinweise ge- Bruterfolg der Seeadler ging bekanntermaßen infolge ben können. Als Grundvoraussetzung für den Erfolg der Schadstoffeinleitungen zunächst ab Mitte der eines entsprechenden Wiederansiedlungsvorhabens 60er Jahre drastisch zurück, da die Eier durch Schad- für Kegelrobben und/oder Seehunde vor allem in den stoffakkumulation dünnschaliger und somit zerbrech- Küstengewässern von Mecklenburg-Vorpommern licher wurden. Nach Zeichnung und Umsetzung der wären jedoch weiterhin zu nennen: Helsinki-Konvention von 1974 ist die Einleitung von - die Verfügbarkeit ruhiger Uferzonen (vorzugsweise DDT in die Ostsee verboten worden. Ein Edolg ließ zur Rast und während der Wurfperiode sowie einiger- nicht lange auf sich waften. So zeigte 1994 der See- maßen ruhige Gewässerabschnitte zur Nahrungsauf- adler die höchste Reproduktionsrate der letzten 30 nahme); Jahre, und 68 %o der Seeadlerpaare zogen erfolgreich - ein prinzipielles Einvernehmen und Zustimmung zu Jungtiere auf. Der gleiche positive Trend zeigt sich einem deraftigen Vorhaben auf Seiten der allgemei- auch für Mecklenburg-Vorpommern (HELCOM, 1996 nen Öffentlichkeit, der Naturschützer, der Berufsfi- b). Die Zunahme der Population durch erfolgreiche scher und der Tourismusbranche. Brut und Aufzucht von Jungtieren bewirkt, daß See- adler wieder in ehemalige Territorien Dänemarks, Literatur Schleswig-Holsteins und Brandenburgs zurückkeh- ren, die seit der Jahrhundertwende verlorengegangen BOEDEKER, D. u. H. v. NORDHEIM (1996): Aufgaben und Ziele waren. und Strategien des Naturschutzes im Küstenraum und multina- tionale Naturschutzzusammenarbeit der Ostseeanrainerstaaten. Beispiel Robben: Der Seehund (Phoca vitulina) kam, Greifswalder Geographische Arbeiten 14: 129 - 148. DEBUS, L. (1996): Vorkommen (Aci- wie auch die Kegelrobbe (Halichoerus grypus), z. f . Gegenwädiges von Stören den wandernden Fischschwärmen, wie z. B. dem He- penseriden) an der deutschen Ostseeküste mit Bestimmungs- ring, folgend, noch vor rund 150 Jahren häufig an der hinweisen. Naturschutzarbeit in Meckl.-Vorp. 39, 1: 1 - 11. südlichen Ostseeküste vor. Als Konkurrenten wurden DURINCK, 1., H. SKOV, F. PAGH-JENSEN u. S. PIHL (1994): lm- podant Marine Areas for Wintering Birds in the Baltic Sea. EU- sie von den Fischern massiv mit dem Ziel der völligen DG Xl research contract. Ornis Consult report 1994: 110 pp. Ausrottung verfolgt. Nach Einstellung massiven der GOLLASCH, S. u. R. MECKE (1996): Eingeschleppte Organis- jedoch Seehundjagd kehfte diese Tierart nicht an die men. ln: LOZAN, J. L. et al. (Hrsg.), Warnsignale aus der Ostsee. deutsche Ostseeküste zurück, denn es fehlte nun an Parey, Berlin: 146 - 149. einer genügenden Anzahl ungestör1er Rast- und HARDER, K. (1995): Die Entwicklung der Robbenbestände an Wurfplätze (HARDER, 1995). Die größten Seehundpo- der südlichen Ostseeküste. Meer und Museum 1 1: 21 - 30. pulationen der Ostsee leben heute in der Beltsee und HELCOM (Hrsg.) (1996 a): Coastal and Marine Protected Areas in Südschweden (Mäklappen und Kalmar Sund) mit in the Baltic Sea Region. Baltic Sea Environment Proceedings insgesamt ca. 600 Tieren (1997) und einem jährlichen 63, 104 pp. Zuwachs von 5 - 10 % (vgl. HELCOM, 1996 b). HELCOM (Hrsg.) (1996 b): Third Periodic Assessment of the Die Kegelrobbe (Halichoerus grypus ssp. baltlcus) ist State of the Marine Environment of the Baltic Sea 1989 - 1993. in ihren Beständen von ca. 100.000 Tieren um 1900 Baltic Sea Environment Proseedings 64 B:252 pp. auf ca. 5.300 lndividuen (1996) zurückgegangen TNGELÖG, T., R. ANDERSON u. M. TJERNBERG (1993): Red Data Book of the Baltic Region, Part 1 List of threatened vascu- (HELCOM, 1996 b). Die Tiere pflanzen sich normaler- lar plants and vertebrates. Fingraf Ab, Söndertälja; 95 pp. weise auf Packeis foft und sind somit, ebenso wie die LOãN, J. 1., R. LAMPE, W. MATTHAUSS, W. RACHOR, H. Ringelrobbe, neben der Bejagung, Belastungen durch RUMOHR u. H. v. WESTERNHAGEN (Hrsg.) (1996): Warnsignale DDT und PCB's, Sterilität der Weibchen und von mil- aus der Ostsee. Parey, Berlin, 385 pp. den Wintern negativ betroffen. Dennoch nimmt ihre MERCK, T. u. H. v. NORDHEIM (Bearb.) (1997): Rote Liste und Population in allen nördlichen Teilgebieten der Ostsee Artenliste der Tiere und Pflanzen des deutschen Meeres- und bis zum 58. Breitengrad zu (ca. 4 - 14 %/Jahr). Küstenbereichs der Ostsee. Schr.-R. Landschaftspfl. u. Na- Diese Art war zu Beginn des Jahrhunderts zusammen tursch.48: 108 pp. mit dem Seehund an der Ostseeküste Deutschlands, NORDHEIM, H. v. (1995): Schutz der Nehrungs-, Haff- und Bod- besonders um Rügen, aber auch bei Usedom, ver- denküsten im südöstlichen Ostseeraum. WWF-Tagungsbericht breitet. Bei einem weiteren Populationszuwachs in 9:231 -250. den nördlichen Bereichen der Ostsee könnte auch ei- NORDHEIM, H. v. u. T. MERCK (1995): Rote Listen der Biotop- ne natürliche Ausbreitung und Wiederbesiedlung un- typen, Tier- und Pflanzenaden des deuischen Wattenmeer- und Nordseebereichs. Schr.-R. Landschaftspfl. Natursch. 44: serer Gewässer stattfinden. Hierauf weisen auch re- u. 139 pp. gelmäßige, vereinzelte Sichtungen von Kegelrobben RHEINHEIMER, G. (Hrsg.) (1995): Meereskunde der Ostsee. pol- und Seehunden in diesen Gewässern hin. Da die Springer, Berlin, 388 pp. nische Seite aufgrund ähnlicher geschichtlicher Vor- RIECKEN, U., U. RIES u. A. SSYMANCK (1994): Rote Liste der aussetzungen ebenfalls nur noch minimale Bestände gefährdeten Biotoptypen der Bundesrepublik Deutschland. der Kegelrobbe besitzt, hat man dod inzwischen ein Schr.-R. Landschaftspfl. u. Natursch. 41: 184 pp. Wiederbesiedlungsprogramm, ausgehend von der WWF (1995): Thematischer Band des ,,Baltic Bulletin" über Öl- Halbinsel Hela/Danziger Bucht, konzipieft, und es probleme in der Ostsee: WWF Baltic Bulletin 2 - 3: 63 pp.

122 Das Jahr 1996 der Stiftung Deutsches Museum für Meereskunde und Fischerei H. Benke

Für unser Museum war 1996 das zweite Jahr im För- Ausstellungshalle und im Direktionsgebäude. derprogramm,,Leuchttürme" der Bundesregierung. r lnstandsetzung, Modernisierung und Neueinrich- Mit diesem Programm werden ausgewählte kulturelle tung von Arbeitsräumen für die Aquarienabteilung. Einrichtungen durch den Bund gefördert. lm Land . Organisation und Durchführung der lnternationalen Mecklenburg-Vorpommern ist das Deutsche Museum Kranichtagung vom 12. - 14.10. für Meereskunde und Fischerei (DMMF)die einzige ln- . Herausgabe des 12. Bandes der wissenschaftlichen stitution, die diese sehr bedeutende finanzielle Unter- Veröffentlichungsreihe,,Meer und Museum" und stützung erhält. Durch die Aufnahme in die Liste der des 3. Bandes des,,Historisch-Meereskundlichen ,,Leuchttürme" der Bundesrepublik Deutschland Jahrbuches". mußte das Museum wesentlich erweiterte Aufgaben . Foftsetzung der meeresbiologisch orientierten wis- von gesamtstaatlicher und internationaler Relevanz senschaftlichen Arbeit, vor allem des Projektes übernehmen. Damit wuchsen im gleichen Zuge aber ,,Strelasund" und des Forschungsverbundprojektes auch die Anforderungen an das Haus und seine Mitar- ,,Untersuchungen an Schweinswalen als Grundlage beiter. Und das dritte Jahr, in dem das Museum Stif- eines Monitoring". Zielgerichtete Erweiterung und tung war, zeigte wieder, daß diese neue Rechtsform Bearbeitung der fischereitechnischen und meeres- für die Einrichtung ein großer Vorleil ist, eröffnen sich biologischen Sammlungen. doch hierdurch besonders gute Entwicklungsmöglich- keiten. lm Berichtszeitraum konnten insgesamt sehr viele Vorhaben realisieñ werden. Da eine vollständige Auf- 1996 konnten viele museale, wissenschaftliche und zählung den Rahmen dieses Bandes sprengen würde, wir-tschaftliche Fortschritte erreicht werden, wovon sollen nur einige wesentliche Ergebnisse vorgestellt folgende besonders hervorzuheben sind: werden. . 560.576 Besucher, damit war das DMMF weiterhin das am meisten besuchte Museum ganz Nord- Neue Dauerausstellungen deutschlands (einschließlich der alten Bundeslän- der). Besonders eindrucksvoll ist auch die Besu- Die längst noch nicht fertigen Dauerausstellungen cherzahl - 121.000 - in unserer Außenstelle NATU- wurden entsprechend der langfristigen Konzeption REUM Darßer Od. weiter aufgebaut. Folgende Abschnitte wurden neu . ÜbererJüllung des Planes der museumseigenen Ein- gestaltet: nahmen um 84.600 DM auf 2.865.000 DM (1995: o Eingangsposition,,Meeresküsten", 2.885.000 DM). . ,,Dem Weltmeer auf den Grund gesehen", ¡ Umfangreiche und vielfältige Öffentlichkeitsarbeit: . Umgestaltung des Hallenchores: Versetzen der Del- 114 Unterrichtsveranstaltungen für 2.136 Schüler, phingruppe (Platz für Entenwalskelett) und der 180 Führungen mit 6.736 Gästen, 114 Schaufütte- Schweinswale, Neuinstallation der Vitrine zum Finn- rungen im Aquarium mit 15.200 Besuchern, 285 walskelett, Lichtbildervortäge, spezielle Schüler- und Projekt- . Bearbeitung des Entenwalskeletts zur endgültigen wochenveranstaltungen u. a. mit 4.940 Teilneh- Montage, mern; für zwei Sonderausstellungen (,,Ein Hase in . ,,Wandel der Fangfahrzeuge - vom Seitenfänger der Ostsee?" und ,,Kraniche - vom Aussterben be- zum Heckfänger", drohtl"), an denen sich viele Schulen der Umge- . ,,Hochseefischerei im 16. - 18. Jahrhundert", bung beteiligten, wurden über 500 Kinderarbeiten . ,,Die Fischerei wird zur lndustrie", ausgewählt. . ,,Ein Schiff revolutionierle die Wissenschaft" und . Durchführung der traditionellen ,,Tage des Meeres" ,,Bodenschätze vom Meeresgrund", mit 19 verschiedenen Aktivitäten für 5.446 Teilneh- .,,Tiefseeröhrenwürmer", mer. . ,,Korallen - Schmuck aus dem Meer", . Vier interessante und viel beachtete Sonderausstel- . ,,Der Badeschwamm" und ,,Schwämme - die per- lungen. fekten Filtersysteme im Meer", . Fertigstellung von fünf neuen Abschnitten im Aus- o ,,Hummer - begehrte Delikatessen", stellungsbereich,,Mensch und Meer". o ,,Küstenvogelschutzgebiete an der deutschen Ost- . Aufbau von fünf neuen Großvitrinen im Erdgeschoß seeküste" und der Ausstellungshal le. . ,,Meer und Museum - die hauseigene Jahresschrift". . Erster Bauabschnitt der Grundrekonstruktion des 'l 7-m-Kutters. Am Aufbau dieser Ausstellungsabschnitte waren vor . Durchführung dringend notwendiger Sanierungs- allem beteiligt: Dipl. Biol. Klaus Harder, Dipl. Biol. Eri- und lnstandsetzungsarbeiten im gesamten Muse- ka Hoppe, Dipl. Biol. lnes Podszuck, Dipl. Geol. Rolf ums- und Aquarienkomplex. Hauptvorhaben waren Reinicke, Dipl. Biol. Horst Schröder, Dipl. Biol. Ger- dabei die Erneuerungen des Fußbodenbelages in hard Schulze, Dr. Sonnfried Streicher und Dr. Harald der zweiten Etage der Ausstellungshalle sowie Abriß Benke (wissenschaftliche Exposés), Roland Heppert, und völlige Erneuerung der Heizungsanlagen in der Dagmar Puttnies, Anita Riechert und lnes Westphal

123 (Gestaltung und Graphik), Uwe Beese, Annerose 5. 10. .96 - 31. 12.96 (Fortführung 1997) Goldbecher, Jens Heischkel und Volkhardt Heller ,,Meeresbiologen sammeln für das Meeresmuseum" (Präparation). Personalausstellung über das Sammlerehepaar Lucin- da und Rudi Enzenroß, Ravensburg. Sonderausstellungen Nationale und internationale Tagungen Die Sonderaustellungen sollten den Besuchern zu- sätzliche interessante Einblicke geben in wichtige na- Die jährlich stattfindende wissenschaftliche Podiums- turwissenschafliche Bereiche sowie über Natur- und diskussion ,,Neues vom Meer" ist inzwischen ein fest- Umweltschutz informieren. er Bestandteil des Programms des DMMF geworden. Unter dem Thema ,,Geheimnisse der Tiefsee - geolo- 1. 1.96 - 3.3.96 gische und biologische Tiefseeforschung" berichteten ,,lm Spiegel der anderen" - Aus dem Lebenswerk des am 23.5. renomierte Wissenschaftler über neue Ar- Verhaltensforschers lrenäus Eibl-Eibesfeld. Ausstel- beitsergebnisse ihrer Fachgebiete (1 996 veröffentlicht lung des Hauses der Natur, Salzburg, und der Max- in Band 12 von Meer und Museum). Planck-Gesellschaft für Humanethologie, Andechs, ln Zusammenarbeit mit der Marlin-Luther-Universität Bayern. Halle-Wittenberg, und mit WWF, NABU und Lufthansa organisierte das Museum die ,,3. lnternationale Kra- 16.3.96 -21.4.96 nichtagung" der European Crane Working Group im "Lebensraum Korallenriff" Projekt ,,Kranichschutz Deutschland", die vom 10. 10. Fotoausstellung des bekannten Unterwasserfotogra- bis 15. 10. 96 in Stralsund stattfand. 180 Kranichspe- fen W. Fiedler, Leipzig. zialisten aus über 20 Ländern (u. a. USA, China, Ja- pan, lsrael) nahmen an dieser sehr erfolgreichen Kon- 14. 12.96 - 28.2.97 ferenz teil. Kombinationsausstellung ,,Pro Natur - Angler als Bio- Weiterhin wurden bereits die Vorbereitungen für die top- und Artenschützer" (Deutscher Anglerverband), Ausrichtung der 1 1. Jahrestagung der European ,,Die Meedorelle - der Fisch des Jahres 1996 - in Cetacean Society getroffen, zu der im März 1997 Mecklenburg-Vorpommern" (FB Biologie der Univer- Walforscher aus der ganzen Welt nach Stralsund ge- sität Rostock u. a.) und ,,Fischen und Angeln im Spie- laden waren. Mit der Durchführung solcher wissen- gel der Literatur" (Heinz Haase, Berlin). schaftlicher Tagungen will das Museum nicht nur sei- ner Aufgabe nachkommen Vermittler zwischen Wis- senschaft und Öffentlichkeit zu sein, sondern auch Zu den neuen Exponaten gehört das Präparat dieses in Wissenschaftler mit gleichen lnteressen zusammen- den Museumswerkstätten hergestellten Mondfisches. zuführen.

NATUREUM Darßer Ort

Diese Außenstelle des DMMF im Nationalpark Vor- pommersche Boddenlandschaft erreicht eine zuneh- mend größere Ausstrahlung und wurde 1996 immer- hin von 121 .000 Gästen besucht. lhre Attraktivität und Wirksamkeit konnte durch folgende Maßnahmen noch erheblich gesteigert werden: Es wurden 18 Flächen des 1. Abschnittes der Ausstellung ,,Leucht- türme an der deutschen Ostseeküste" feftiggestellt. Weiterhin wurden umfangreiche Ausbesserungsarbei- ten in den Ausstellungen und Erneuerungen der Be- schriftungen im gesamten Besucherbereich durchge- führt. Eine weitere Bepflanzung der Außenanlagen und die Anlage eines Feuchtbiotopes soll den Besuch des NATUREUMS noch attraktiver werden lassen.

Wichtige Bau- und Werterhaltungsmaßnahmen -ì Nach mehr als 20 Jahren, in denen etwa 16 Millionen Besucher die Ausstellungen besichtigten, mußte der Fußbodenbelag zunächst im 2. Obergeschoß der Katharinenhalle unbedingt erneuert werden. Auch die Heizungsanlagen in der Ausstellungshalle und im Di- rektionsgebäude waren verschlissen und mußten durch neue und zugleich energiesparende Anlagen *, ersetzt werden. Mit großem Aufwand mußten Teile der Elektroanlage den neuen Sicherheitsstandarts angepaßt und des- halb zum großen Teil erneueft werden.

124 lm Aquarium ,,assistieren" Dr. Harald Benke und Jutta Oberbürgermeister H. Lastovka und Museumsdireklor Dr Randzio Frau Hannelore Kohl bei der Haifütterung. Benke führen Minisler Dr. M. Kanther durch das Museum.

Ebenfalls veraltet und nicht mehr ausreichend waren Teilnehmer dieser Konferenz waren u. a. G. Archibald, die zentralen Kühlanlagen des Meeresaquariums. Sie Director of the lnternational Crane Foundation, Bara- wurden modernisiert und erweitefi. boo, USA, J. Flasbarth, Präsident des Naturschutz- Dringend notwendig war die lnstandsetzung des bundes (NABU) Deutschlands, Prof. Dr. H. Prange, größten Exponates des Museums, des 17-m-Kutters Leiter der European Crane Working Group, C. - A. SAS 95 ,,Adolf Reichwein". Sofortige Maßnahmen wa- von Treuenfels, Vorsitzender des Vorstandes des ren erforderlich, um den weiteren Zertal zu verhin- WWF Deutschlands. dern. Der Kutter, ein technisches Denkmal und das Viele weitere Gäste aus den verschiedensten Berei- repräsentativste Objekt des Museums wurde als eines chen von Kultur, Wissenschaft, Verwaltung und Wirt- der ersten ostdeutschen Fischereischiffe nach dem 2. schaft besuchten das Museum im Berichtsjahr, wie Weltkrieg 1948 auf der Boddenwerft in Barth gebaut. beispielsweise die Mitglieder des Verbandes der Mu- 1974 wurde er in einer aufwendigen Aktion auf dem seumspädagogen Mecklenburg-Vorpommerns, Pro- Freigelände des Meeresmuseums aufgestellt. Dank fessoren und Dozenten der Naturwissenschaftlichen einer großzügigen Zuwendung der Ostdeutschen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin, Wissen- Sparkassenstiftung und mit ABM-Kräften kann dieses schaftler aus lndonesien, Vietnam, Ghana, Sri Lanka historisch wertvolle Fischereifahrzeug nun vor dem und Madagaskar, Beamte des gehobenen Dienstes Zertal gerettet werden. im Bundesbauministerium, Mitarbeiter des Bundesmi- nisteriums des lnnern, Direktoren der Filialen der Co- Besucherentwicklung und besondere Gäste loniaversicherung, Mitarbeiter der Landesämter für Umwelt und Natur aller Bundesländer, Teilnehmer ei- Die Gesamtbesucherzahl des DMMF betrug im Be- ner Konferenz'für Mitarbeiter der Finanzministerien richtsjahr 560.576. Damit zählt das DMMF zu den we- der Bundesländer, Pädagogen und Präparatoren der nigen Museen in Deutschland, die Jahr für Jahr über Staatl. Museen Stuttgart, Teilnehmer der Marinehisto- eine halbe Million Besucher aufzuweisen haben. riker-Tagung, Mitglieder der Geographischen Gesell- Zu Beginn des Jahres besuchte der Präsident des schaft der Universität Greifswald, Mitarbeiter der Ost- Bundesamtes für Seeschiffahrt und Hydrographie, deutschen Sparkassenstiftung sowie Theater- und Herr Prof. Ehlers, das Museum. Schon zum wieder- Chormitglieder aus Moskau. holten Male konnten wir die Frau des Bundeskanzlers, H. Kohl, als Gast begrüßen. Bei einer lnformationsrei- Personelles se durch den Norden Deutschlands weilte der Bun- desinnenminister, Herr Dr. M. Kanther, im Meeresmu- Der Personalbestand des Museums ist weitgehend seum. Seine Amtskollegin, die Bundesumweltministe- stabil und ohne große Fluktuation. Dadurch verfügt rin, Frau Dr. A. Merkel, begrüßte die Teilnehmer der das DMMF über einen Stamm bereits langjährig täti- ,,3. lnternationalen Kranichtagung" und hielt selbst ei- ger, erfahrener Mitarbeiter. Folgenden Kolleginnen nen Vortrag auf dieser Konferenz. Weitere prominente und Kollegen konnte an ihrem Arbeitsjubiläum für ihre Treue zum Museum gedankt werden: 10 Jahre: 1 60000 Besucheruergle¡ch 1995 / r996 I 1995 Jens Heischkel, Wilfried Tüllmann; 1 40000 tr 1 996 15 Jahre: I 20000 Klaus Harder, Margot Matt; r 00000 20 Jahre: ao000 Uwe Beese, Doris Lanski, Ute Mascow. 60000 40000 Das 40jährige Betriebsjubiläum von Obermuseumsrat 20000 Dr. Sonnfried Streicher feierlen wir am 1. 7. 1996. Er o trat ab 1.9. 1996 offiziell in den Ruhestand und ist Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez aber weiterhin mit Teilprojekten betraut.

125 Buchbesprechungen

Die Neue Brehm-Bücherei, Band 199: Überblick zur Biologie und wirtschaftlichen Bedeutung des He- Der Hering rings zu geben", was ihm hervorragend gelungen ist. Und die Manfred Klinkhardt reichhaltige Ausstattung des Bandes mit guten, instruktiven Ab- Westarp Wissenschaften, Magdeburg 1 996, bildungen soll nicht unerwähnt bleiben. in Zusammenarbeit mit Spektrum Akademischer Verlag, Heidel- berg; Horst Schröder, Stralsund 230 S., 87 Abb.,22 Tabellen, 1 Farbtafel

Wenn 1996 in der Neuen Brehm-Bücherei ein Band mit einer so Boddenküste verhältnismäßig niedrigen Nummer herauskam (immerhin ist Rolf Reinicke diese renomierte Reihe inzwischen bei etwa 650 Titeln ange- Hinstorff Verlag GmbH Rostock 1996 langt), dann muß er schon einen Vorläufer gehabt haben: B0 S., 53 Abb. (49 Farbaufnahmen, 4 schwarz-weiß Fotos, '1 Tatsächlich ist ,,Der Hering" 1957, damals von D. Riedel verfaßt, Karte) schon einmal erschienen. Es konnte dann aber nicht bei einer neubearbeiteten und erweiterten Auflage bleiben, ein ganz neu- Das Ungewöhnliche, die Einmaligkeit einer Landschaft zwischen es Buch mußte vier Jahrzehnte später über den Hering entste- Land und Meer, wird dem Leser vorgestellt. Man möchte bei ei- hen, hat sich doch das Wissen über diesen, unseren wohl wich- nem Blick in den Buchladen meinen, es seien genug bunter Fo- tigsten Speisefisch, ganz enorm entwickelt. Das dokumentieren tobände auf dem Markt. Genug sicherlich; aber hier war ein alleine schon die 16 Seiten Literatur im Kleindruck in der Neu- Kenner der Landschaft, ihrer Entstehung und ihrer Menschen bearbeitung. Ganze 36 Druckseiten und gerade mal '19 Litera- am Werk. Für die Qualität der Aufnahmen bürgt der Name des turnachweise umfaßte das erste Heringsheft von damals - un- Autors. verändert geblieben sind im neuen Band davon nur der Titel und Das Buch lebt von den Bildern und die Bilder leben von der die Heftnummer. Weitläufigkeit der Landschaft. 12 Seiten Text stehen 63 Seiten Eine solche Monographie über den Hering neu zu schreiben, mit Farbfotos gegeniiber. 17 Aufnahmen zeigen die zerklüftete war also für den Verfasser fast 40 Jahre später eine enorme Küste der Bodden aus der Vogelperspektive. Die historischen Aufgabe. Dr. Manfred Klinkhardt hat diese Arbeit nicht ge- Stadtkerne von Ribnitz und Stralsund, verträumte Fischerdörfer scheut, und er war auch prädestiniert dafür, was alleine schon und Bilder von der traditionellen Fischerei schlagen den Bogen die 15 speziellen Arbeiten von ihm zum Thema im Literaturver- zum Menschen, der diese Landschaft mit geprägt hat. Wo fin- zeichnis belegen. Wer sich heute mit dem Hering wissenschaft- den sich derart harmonische Kulturlandschaften: Wasser, Wald, lich oder in der fischereilichen Praxis beschäftigen will, wer sich Schilf, Segelboote, schilfgedeckte Häuser, kein Schornstein, für diese Fischart interessiert, ob lchthyologe, Fischer, Angler, kein Strommast, keine Betonflächen. Naturschützer oder Naturfreund schlechthin, muß zwangsläufig Rolf Reinicke führt den Leser in seine vorpommersche Küsten- zu diesem Band der Neuen Brehm-Bücherei greifen. Es gibt im landschaft mit einem kurzen, prägnanten Text ein. Das Einzigar- deutschsprachigen Schrifttum, und sicher auch darüber hinaus, tige dieser Küste besteht darin, daß durch die Boddenkette hin- keine umfassendere und gehaltvollere lnformationsquelle über ter der Außenkliste eine zweite Küste liegt. Die 400 km Bodden- den Hering. Und auch für den, der diesen Fisch nur als belieb- ufer sind länger als die gesamte Außenküste von Mecklenburg- tes Nahrungsmittel kennt, dürfte das Buch von lnteresse sein, Vorpommern. Der Geologe Rolf Reinicke erklärt die Genese die- zumal ein Kapitel natürlich auch der ,,Verarbeitung der Heringe" ser jungen Landschaft, und die Bilder zeigen, daß diese Küste gewidmet ist. weiter durch Wind, Eis und Wellen geformt wird. Die Vielfalt der Sicher ist der Hering die bekannteste aller Fischarlen der nördli- Küstenlandschaften, die Vielfalt der Biotope machen den Reiz chen Meere, und etwa ein Viertel aller in Deutschland gegesse- dieser Landschaft aus, die von Reinicke meisterhaft abgelichtet nen Fische sind Heringe. Ganz wichtiges Nahrungsmittel war er wurde: Halbaktive Kliffs mit einem Blumenreichtum wie im Bota- auch schon vor Jahrtausenden, wie Funde an steinzeitlichen nischen Garlen, schroffe aktive Steilküsten, daneben üppige Siedlungsplätzen belegen, und man ist erstaunt, welchen ent- Salzwiesen mit einer salzliebenden blütenreichen Flora oder scheidenden Einfluß die Heringsfischerei mitunter auf die Ge- weite Schilfgüñel an der flachen Boddenküste, Sand- und schichte ganzer Staaten hatte. Ein Kapitel informiert über die Geröllstrände, die Buchenwälder an der Küste. ,,Entwicklung der Heringsfänge", die weltweit etwa bei 2 Millio- Über die Hälfte der Boddenküsten sind Steilufer, von denen aus nen Jahrestonnen liegen, was allerdings kaum 2 % des Welt- die weitläufigen Landschaften zu überblicken sind. fischfanges ausmacht. Ein Abschnitt informiert [iber eine weitere Besonderheit der Bodden, über ihr salzhaltiges Brackwasser. Die Probleme der Der ,,Heringsfischerei" ist ein beachtlicher Anteil des Bandes ge- Nährstoffzufuhr (Eutrophierung) aus Landwirtschaft und Kom- widmet: lhre Geschichte und alle Methoden bis hin zum Angeln munen werden dargestellt und ihre nachhaltige Auswirkung auf werden ausführlich beschrieben. Den Biologen, vornehmlich die Boddengewässer aufgezeigt. Zwar fehlen Gezeiten, aber der lchthyologen und Meresbiologen, interessieren aber mehr die Wasserstand kann beträchtlich schwanken. So entstehen mit- Aussagen zur Systematik, Morphologie und Anatomie, zur in- unter weite Windwatten, die wiederum ihre Bedeutung als Rast- neradlichen Strukturierung und dem hier besonders komplizier- plätze für überwinternde und rastende Küstenvögel haben. Der ten Rassenproblem sowie zur Verbreitung der verschiedenen Leser edährt, wo sich die Schlafplätze der 30.000 Kraniche und Bestände. Wenn man an der südlichen Ostseeküste wohnt und der 100.000 Grau-, Bleß-, Saat-, Kanada-, Ringel- und die jährliche Heringssaison dort erlebt, möchte man sich beson- Weißwangengänse befinden und wo sich die zahllosen nordi- ders über die ,,Heringsbestände der Ostsee", die verschiedenen schen Enten- und Watvögel aufhalten. Gruppierungen dort und ihr Laichverhalten informieren. Danach werden die einzelnen Gewässer vom Saaler bis zum Aussagen zur Biologie und Ökologie bis hin zu den Methoden Greifswalder Bodden vorgestellt: Entstehung, Morphologie, ihrer Edorschung sind Schwerpunkt des Buches. Ausführlich ist Größe und besonders bemerkenswerte Landschaftsteile. die ,,Ontogenetische Entwicklung" abgehandelt, und hier sei be- sonders auf die..,,Okologische Bedeutung der Heringe" hinge- Abschließend wird die gestalterische Rolle des Menschen in der wiesen, wo ein Ubersichtsschema, wenn auch vereinfacht aber Boddenlandschaft gewürdigt: Die weite Landschaft, die am gerade deshalb gut verständlich, eindrucksvoll die Einbindung dünnsten besiedelte Region Deutschlands, die bestimmende der verschiedenen Entwicklungsstadien des Herings in das viel- Rolle der Landwirtschaft und die Bedeutung der Fischerei. Daß schichtige Nahrungsgefüge mariner Ökosysteme verdeutlicht. diese Landschaft schützenswe¡1 ist und daß sie geschützt wer- Auch wer weniger mit ökologischen Zusammenhängen vertraut den muß, untermauert letztlich der vorliegende Band. Der Besu- ist, erkennt auf den ersten Blick die fundamentale Bedeutung cher wird aufgefordert, Grundregeln zur Erhaltung der einmali- dieser Fische im Lebensraum Meer. Man ahnt die katastropha- gen Landschaft und ihrer Fauna und Flora zu beachten. len Auswirkungen, die die Úberfischung von Heringsbestånden Der Band schließt ab mit einer lnformationstabelle für den Besu- oder deren Beeinträchtigung durch negative Umwelteinflüsse cher vom Wanderweg bis zum Fremdenverkehrsverband. auch für andere Angehörige ihrer Lebensgemeinschaften haben müssen. Anliegen des Verfassers war es, ,,einen ausgewogenen Fritz Gosselck, Rostock

126

Mitarbeiter dieses Bandes:

Dr. Harald Benke, Direktor des Deutschen Museums für Mee- Dr. Henning von Nordheim, Bundesamt für Naturschutz, Fach- reskunde und Fischerei (DMMÐ, Stralsund; gebietsleiter Meeres- und Küstennaturschutz an der lnternatio- Jan Berchtold-Micheel, Wismar; nalen Naturschutzakademie lnsel Vilm, Lauterbach/Rùgen;

Klaus Bischoff , Berlin-Adlershof ; Dipl.-Biol. lnes Podszuck, Kustodin am DMMF; Prof. em. Dr. Ullrich Brenning, Universität Rostock; Kurt Quitschau, Fotograf, Berlin; Dipl.-lng. Bernhard Fiedler, Proseken; Dipl.-Geol. Nils Rühberg, Abteilungsleiter am Geologischen

Prof. Dr. Sebastian A. Gerlach, emeritus am lnst¡tut für Mee- Landesamt Mecklenburg-Vorpommerns, Schwerin ; reskunde an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; OStR i. R. Joachim Saegebarth, Kirchdorf/Poel; Dr. FriIz Gosselck, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des lnstitutes Dipl.-Chem. Heinz Schöne, Woltersdorf; für Angewandte Ökobgie, Broderstorf; Dr. Erna Schreiber, Altfarpen; Dipl.-Biol. Klaus Harder, Oberkustos am DMMF; Dipl.-Biol. Horst Schröder, Oberkustos am DMMF; StR i. R. Dr. Heinz Henker, Neukloster; Dr. Werner Schulz, Wissenschaftlicher Angestellter am Geolo- StR i. R. lrene Henker, Neukloster; gischen Landesamt Mecklenburg-Vorpommerns, Schwerin; Prof. Dr. Lutz-Arend Meyer-Reil, Direktor des lnstituts für Öko- Dipl.-Biol. Gerhard Schulze, Wissensch. Mitarb. des DMMF; logie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Kloster/ Dipl.-Biol. Rolf-Rüdiger Strache, Sachbearbeiter im Staatlichen Hiddensee; Amt für Umwelt und Natur, Ableilung Naturschutz, Schwerin; Dipl.-Geol. Ulrich Muller, Dezernatsleiter am Geologischen OMuR Dr. Sonnfried Streicher, MuseumsdireKor i. R., Wissen- Landesamt Mecklenburg-Vorpommerns, Schwerin; schaftlicher Mitarbeiter des DMMF; Dr. Hans Wolfgang Nehls, Kurator für Vögel u. a., Zoologischer Frank Vökler, Börgerende; Garten Rostock; Dr. Ulrich Walter, Boiensdorf; Prof. Dr. Dietwart Nehring, emeritierter Leiter der Sektion Mee- Dipl,-Biol. Mario von Weber, Mitarbeiter des Landesamtes für reschemie des lnstitutes fur Ostseeforschung der Universität Umwelt und Natur Mecklenburg-Vorpommerns, Außenstelle Rostock, Warnemünde; Stralsund; Priv.-Doz. Dr. Ralf-Otto Niedermeyer, lnstitut für Geologische Dr. Horst Zimmermann, Referent im Ministerium für Landwirt- Wissenschaften der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Greifswald; schaft u. Naturschutz Mecklenburg-Vorpommerns, Schwerin.

Fotonachweis:

Bacher, B. (1): Seite 35 oben rechts. Nehls, H. W, (2): Seiten 81, 82. Bremer, F. (1): Seite 1B links unten. Reinicke, R. (5): Seiten 10, 12, 13, 14, 116. Bülow, W. von (1): Seite 1B rechts unten. Rühberg, N. (1): Seite 20. Büttner, J. (2): Seiten 16 rechts, 6l unten. Saegebarth, J. (1): Seite 16 links. Cramers Kunstanstalt Dortmund (1): Seite 22. Schreiber, B. (2): Seiten 29 oben, 31 oben links. Duty, H. (9): Seiten 70 links,72oben und unten,73 links und Schreiber, E. (1 1): Seiten 25 links und rechts,26 oben links, rechts, 75, 77,78,79. 27 oben links und rechts, unlen, 28 oben und unten, 29 Mitte Fiedler, W. (23): Rücktitelfoto, Seiten 38 oben rechts, 43 un- oben und unten,31 oben rechts. ten, 45 oben, 47 oben rechts, unten, 48 oben, 50 oben Schröder, B. (1): Seite 125 links. rechts, unten links und rechts, 51 unten links und rechts, 52 Schröder, H. (3): Seiten 84,89 rechts, 124. oben, unten, 55 oben links und rechts, 57, 58, 59, 60 links Schulz, W. (1): Seite 19. und rechts, 91. Tschiesche, K.-H. (1): Seite 70 unten rechts. Florian, D. (4): Seiten 38 oben links, 56, 64 links und rechts. Verse, G. (1): Seite 109. Fust, H. (1): Seite 70 oben rechts. Volster, H. (2): Titelfoto, Seite 3. Gosselck, F. (18): Seiten 5, 7 , 11, 15, 26 unten, 28 Mitte, 29 Winter, R. (1): Seite 87. unten, 31 unten, 35 links, 43 oben links und rechts, 45 unten, Zimmermann, H. (3): Seiten 23, 92 links und rechts. 47 oben links, 48 unten, 49 oben und unten, 50 oben links, 61 Alte Pressefotos (2): Seiten BB oben, 89 links. oben. Museumsarchiv (1): Seite 125 rechts. Henker, H. (1): Seite 26 oben rechts. Jansen, A. (1): Seite 85. Krause, J. (1): Seite BB unten. Zeichnung der Grafiken Seiten 37 und 40: l. Duty. Malzbender, P. (B): Seiten 65, 66, 67 links und rechts, 68 oben Gestaltung der Klappkarte und der Karten Seiten 44 und 80: links und rechts, darunter links und rechts. F. Gosselck.

MEER UND MUSEUM, Schriftenreihe des Deutschen Museums für Meereskunde und Fischerei, 13, 1997 .l ln dieser Schriftenreihe sind von 1980 bis 1 996 die Bände bis 1 2 erschienen. Die Bände 1 bis 4 und 6 sind vergriffen, die übrigen Bände können im DMMF bezogen werden.

Herausgeber: Dr. rer. nat. Harald Benke Bezug: Deutsches Museum für Meereskunde und Fischerei Redaktion, Layout und Gestaltung: Katharinenberg 14-2O Dr. Sonnfried Streicher D 18439 Stralsund Dipl.- Biologe Horst Schröder rssN 0863-1131

Druck und buchbinderische Verarbeitung Rücktitelfoto: Die marinen Schlauch-Seescheiden (Ctbna Offsetdruckerei Gotthardt Simons intestinalis) haben in der Wismar-Bucht und im Salzhaff ihre Boninstr. 56, 241 1 4 Kiel östliche Verbreitungsgrenze; rechts ein Schwamm. M

DEUTSCHES MUSEUM FÜR MEERESKUNDE UND FISCHEREI

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