Z 6796 C BONN • 16. SEPTEMBER 1965 NR. 37 19. JAHRGANG UNIONI^T^^utschlanit INFORMATIONSDIENST der Christlich Demokratischen und Christlich Sozialen Union SPD nicht regierungsfähig Brandt kann sich nicht durchsetzen - Gipfelpunkt der Demagogie

Der Wahlkampf ist fast vorüber. An diesem Wochenende entscheiden die ner in Gegensatz zu Brandt, ohne daß Wähler der Bundesrepublik darüber, wer für die nächsten Jahre die Weichen dieser nennenswert widerstand. V Politik stellen soll. Alle Parteien haben große Anstrengungen unternom- Mit Recht betont daher der Geschäfts- men, um das Vertrauen der Wähler zu erringen. Die CDU/CSU konnte dabei führende Vorsitzende der CDU, Josef Hermann Dufhues, zu dem in letzter Mi- auf die Leistungen der Vergangenheit und auf eine kontinuierliche Fortset- nute veröffentlichten Wahlaufruf der zung ihrer erfolgreichen Politik auch nach den jetzigen Wahlen verweisen. Die SPD, daß die Führung dieser Partei of- Sozialdemokraten dagegen traten vor die Wähler mit billigen Versprechungen. fensichtlich selbst nicht mehr damit rech- net, am 19. September das Vertrauen der In einer vorher noch nicht erlebten um die Passierscheinfrage, die Pannen in deutschen Wähler zu erhalten. Dieser Stärke haben die beiden großen Parteien , wo Brandt hätte zeigen können, Aufruf, so erklärt Dufhues, bestätige, was ihre Werbung auf die Politiker abgestellt, was in ihm steckt, beweisen deutlich ge- bereits der Wahlkampf deutlich gemacht denen nach dem Wahltag die Führung der nug, daß diese Zweifel berechtigt sind. habe: Die SPD und ihr Kanzlerkandi- deutschen Politik anvertraut werden soll. Den letzten Beweis erbrachte der Ge- dat Brandt weichen jeder sachlichen Aus- Die Alternative heißt also Erhard oder werkschaftstag der IG-Metall in Bremen. einandersetzung und der Klarstellung ih- Brandt. Daß Professor Erhard sein Ge- In aller Öffentlichkeit wurde der SPD- rer wirklichen Ziele aus. Der Aufruf sei schäft versteht, braucht man nicht eigens Vorsitzende von den Gewerkschaftlern eine Summe unverbindlicher Glattheiten. zu erwähnen. Jeder von uns ist in den desavouiert. Bewußt setzte sich Bren- Fortsetzung Seite 2 vergangenen Jahren Zeuge dafür gewe- sen, wie es unter der Führung von Dr. Adenauer und mit dem deutschen Volk aufwärts ging. Auch für die Zukunft sind die Markierungen abge- Für die SPD nur ein Vorwand steckt. Was Professor Erhard und die ihn tragende CDU/CSU wollen, das haben sie Die CDU tritt für Bundestagswahlen in Berlin ein deutlich gemacht. Weniger aus Sorge um Berlin, sondern von parteipolitischem Gesichtspunkt Und Brandt? Als man ihn beispiels- weise in der „Bild-Zeitung" vom 10. 9. bestimmt ist ein Vorschlag der SPD, daß die Berliner Bundestagsabgeordneten 4ö5 fragte, was er für den Fall, er würde stimmberechtigt sein sollen. Bundeskanzler, als erstes tun wolle, da gab Brandt folgende Antwort: Die Berliner Bundestagsabgeordneten Diese durchsichtige Taktik glossierten werden auf Grund des Viermächtestatus die „Ruhr-Nachrichten" am 14. 9. 1965: „Das erste würde eine Beratung mit der ehemaligen Reichshauptstadt im Ver- meinen engsten Mitarbeitern darüber hältnis der Fraktionsstärke im Berliner „Interessanterweise geht es hier aber sein, wie wir die Menschen in der Abgeordnetenhaus von den Parteien be- auch gar nicht so sehr um die wenigen Bundesrepublik ins Vertrauen ziehen, stimmt. Weil für Berlin nach wie vor die Tage vor, sondern um die Wochen nach um zu einer Rangordnung zu lösender vier Siegermächte gemeinsam verantwort- der Wahl. Die Rechnung, die dabei auf- Aufgaben zu kommen. Zu sagen: das lich sind, sahen sich die Westalliierten gemacht wird, ist so ungeschickt nicht. zuerst und dann das und dann das. Zu bisher aus rechtlichen Gründen gezwun- Denn der Fall ist immerhin denkbar, daß sagen, daß nicht alles in vier Jahren gen, den von Berlin entsandten Abgeord- die Sozialdemokraten ihre 15 Berliner gemacht werden kann." neten das volle Stimmrecht zu verwei- Vertreter bei der Auszählung der Frak- Damit hat der Spitzenkandidat der So- gern, um nicht den Sonderstatus tionsstärke (z. B. bei der Kanzlerwahl) zialdemokraten all jenes verworfen, zu gefährden. Die CDU hat sich stets da- gut gebrauchen können. An der Güte des was von seiner Partei bisher als Pro- für eingesetzt, auch in Berlin stimmbe- Stils, mit der diese handfesten Interessen gramm unters Volk gebracht worden rechtigte Abgeordnete wählen zu lassen, auf einmal vertreten werden, läßt sich ist. Wer erst nach der Wahl damit be- aber niemals waren bei ihr wahltaktische allerdings zweifeln. Es geht nicht um die ginnen muß, eine Rangordnung festzu- Überlegungen wie bei der SPD dafür ent- Berliner, es geht um die SPD. Wenn man legen und über die Wichtigkeit der ver- scheidend. das einerseits zugibt, sollte man es ande- schiedenen Aufgaben zu debattieren, Bisher hat sich die SPD mit dieser Rege- rerseits nicht bemänteln. der kann nicht erwarten, daß ihm die lung einverstanden erklärt. Nun plötzlich Wähler einen solchen Blankoscheck acht Tage vor der Wahl will sie eine Schließlich ist nicht zu vergessen, daß honorieren werden. Änderung erzwingen. Der Grund dieser es sich bei dem Sonderstatus der Berliner Aktivität ist wohl darin zu sehen, daß sie Abgeordneten um Überreste der Vier- Zudem muß man ernsthaft daran zwei- ihre Siegeschancen dahinschwinden sieht. Mächte-Verantwortung handelt. Aus feln, ob sich ein Mann wie Brandt je- Sie möchte mit Hilfe der Berliner SPD- eigensüchtigen, parteitaktischen Gründen mals in schwierigen politischen Situatio- Abgeordneten ihre Position im nächsten sollte gerade ein Berliner Bürgermeister nen durchsetzen könnte. Das Hin und Her stärken. daran nicht rütteln." beruft, nahm die Soldaten nicht im ge- ringsten gegen Brenners Diffamierungen SPD nicht regierungsfähig in Schutz Forlsetzung von Seile 1 rer Sicherheit bilden. Will Brandt erneut Die Journalisten vermochten Senator Dufhues schreibt weiter: den Eindruck erwecken, als gäbe es eine Schmidt bei elementaren Fragen deut- „Das deutsche Volk muß wissen: Die eigene Außen- und Sicherheitspolitik? scher und atlantischer Sicherheitspohtik. SPD und Brandt werden in ihren Ent- Das wäre das Ende des freien Berlin. keine sachlich fundierte und klare Stel- scheidungen niemals frei sein. Die mas- Es kommt darauf an, daß in der Bun- lungnahme zu entlocken. Der Sprecher sive Einmischung der radikalen Kräfte des) epublik stabile politische, wirtschaft- der CDU, Dr. Rathke, prägte daher das innerhalb der IG-Metall, an der Spitze liche und soziale Verhältnisse erhalten Schlagwort: „Wohin man greift — deren Vorsitzender Brenner, hat das er- bleiben. Wir brauchen mehr denn je Schmidt kneift". eine Regierung, die die bisherige erfolg- neut bewiesen. Der Bremer Kongreß hat Auch das ominöse Programm „für die in unverantwortlicher Weise die Grund- reiche Politik selbstbewußt und zielklar lagen unserer Politik in Frage gestellt. fortsetzt. Diese Regierung wird deshalb ersten 100 Tage" kam wieder zur Sprache, auch nach dem 19. September unter Füh- als Schmidt vor der Presse für seinen Auf dem gleichen Kongreß hat Brandt Teil, d. h. für die Verteidigungspoütik, sidi aber als Repräsentant der SPD fei- rung von Prof. Ludwig Erhard und der CDÜ/CSU stehen." antworten sollte. Das einzige, was er ern lassen und diesen Kongreß als Ku- vorzeigen konnte, waren Verfahrensvor- lisse zu schweren Ancriffen gegen Bun- Was Brandt recht ist, scheint Senator schriften für die Arbeit des Ministerium?. deskanzler und Bundesregierung benutzt. Schmidt, dem Wehrexperten der SPD, bil- Die SPD ist und bleibt von den radikalen lig zu sein: In seiner jüngsten Pressekon- Nach alledem fühlt man sich unwill- Gruppen in den Massenorganisationen ferenz in Bonn wirkte er nicht überzeu- kürlich an eine Äußerung des Bundes- abhängig. gend. Mit keinem Wort erwähnte er bei- tagsvizepräsidenten und Mitglieds der spielsweise die Rede des Vorsitzenden SPD-Regierungsmannschaft, Professor Mit der Behauptung, die CDU/CSU sei der IG-Metall in Bremen. Auch Schmidt Carlo Schmid, erinnert, der am 22. 3. 1958 ein Risiko für Deutschland, hat die SPD distanzierte sich nicht von dem Nein zur im Bundestag erklärt hatte: den Gipfelpunkt der Demagogie in die- Notstandsgesetzgebung; er, der sich im- „Wenn Sie mich fragen: Hast Du ein sem Wahlkampf erreicht. Brandt und die mer so viel auf die angebliche gute Part- Rezept?, dann würde ich sagen: Nein, SPD verfälschen die geschichtliche Wahr- nerschaft seiner Partei zur Bundeswehr ich habe keins." heit, wenn sie jetzt dazu aufrufen, das deulsche Volk müsse sein Geschick wie- der in die eigenen Hände nehmen. Die SPD hat zu allen Entscheidungen, die die Freiucit und Souveränität der Bundes- Im SHB gärt es republik wiederhergestellt haben, nein Sozialistische Studenten gegen die SPD gesagt. Indem die SPD jahrelang, bis zum heutigen Tag, die Verabschiedung einer Kurz vor der Wahl hat der von seinen sozialdemokratischen Gründern schon Notstandsgesetzgebung abgelehnt hat, hat sie allein es zu verantworten, wenn oft heftig gerügte Sozialdemokratische Hochschulbund (SHB) der SPD neuen im Falle eines Notstandes nach wie vor Ärger bereitet: Die Spitze des Vorstandes im SHB trat zurück. nicht die zuständigen Organe der deut- schen Bundesrepublik, sondern die Alli- Hajo Hauss und Hans Lehnert, Vorsit- in diesem Wahlkampf besonders kraß ierten für das deutsche Volk verantwort- zender und stellvertretender Vorsitzender zum Ausdruck kommt", sei daran schuld. lich sind. des SHB, haben ihre Ämter niedergelegt. Der ehemalige SHB-Vorsitzende wirft der Es ist eine grobe Anmaßung, wenn in Aus den Gründen für ihren Rücktritt SPD, zu der er sich bisher bekannte, vor, dem Wahlaufruf der SPD behauptet wird, machen die beiden sozialistischen Jung- sie habe sich von der Aussicht auf ein Brandt habe Berlin Frieden und Freiheit funktionäre kein Hehl: In einem „Offe- paar Ministersessel korrumpieren lassen. bewahrt — ausgerechnet er, der mit sei- nen Brief" an den Vorsitzenden der SPD Dieser Fall ist nicht der erste, bei dem ner eigenen Stimme gegen die Verträge Brandt wird erklärt, die „zunehmend fa- die SPD an der von ihr veranlaßten Grün- gestimmt hat, die das Fundament unse- schistoide Ausrichtung der Partei, wie sie dung eines Studentenzusammenschlusses keine rechte Freude hat. Bekanntlich war der Vorgänger des SHB, der Sozialistische JJ Deutsche Studentenbund (SDS) so links- radikal geworden, daß ihn die SPD offi- „Haltloses Geschwätz ziell verstieß und an seine Stelle den Ein neuer Skandal um den abgehalfterten SPD-Abgeordneten Baade SHB setzte. Dieses Vorhaben erwies sich bald als Mißerfolg, denn der SDS brachte Die „Kieler Nachrichten" sprachen am 11. September vom „haltlosen Atom- in kurzer Zeit den SHB völlig auf seinen minen-Geschwätz". Es handelt sich um den neuesten Skandal, in den der abge- Kurs. Zumindest seit 1962 geht die einandersetzung zwischen den Studenki. halfterte SPD-Bundestagsabgeordnete Prof. Baade (Kiel) verwickelt ist. verbänden und der SPD hin und her. Am 14. 12. 1962 traten in Frankfurt SHB-Mit- Prof. Baade, eifriger Förderer der kom- schusses des Bundesrates erklärt hatte: glieder aus dem Verband aus, weil ihnen munistisch unterwanderten „Ostermär- „Es besteht weder ein Atomminengürtel, Linkstendenzen vorgeworfen wurden. Sie sche", war in letzter Zeit mehrfach unlieb- noch ist er geplant." Baade garnierte gründeten die Demokratische-Soziale sam aufgefallen. Unvergessen ist sein seine jüngsten Ausführungen mit Voka- Hochschulgemeinschaft (DSH). Im Juni Trinkspruch bei der Übergabe eines Wal- beln wie „Wahnsinnsstrategie der NATO" 1963 wurde unter einem neuen Vorsitzen- fangschiffes an die Sowjets, in dem er auf und „Todesschatten über Schleswig-Hol- den dem SHB der Startschuß gegeben, um „die sozialistische Wirtschaft in aller stein". „aus der sterilen Atmosphäre eines De- Welt" anstieß. Unvergessen ist sein Buch battierklubs" herauszukommen. Die SPD, „Wettlauf im Jahre 2000", in dem er un- Angesichts derartiger hanebüchener Be- die einst alle Hebel in Bewegung gesetzt eingeschränkt die kommunistischen Län- hauptungen hätte Baade allen Grund ge- hatte, um den SHB ins Leben zu rufen, der lobte. Ebenso unvergessen ist sein habt, zu schweigen, nachdem ihn Staats- erklärte nun, der Verband sei autonom Interview mit der kommunistischen Zeit- sekretär Hase als Sprecher der Bundes- und mit den dort voiTjetiagenen Ideen schrift „Mezinärodni politika" vom März regierung beschuldigt hatte, er habe habe die Partei nichts zu tun. 1965, in dem er allen Ernstes behauptete, „wider besseres Wissen" alte Märchen die Bundesrepublik schulde der Zone mo- aufgewärmt. Dennoch ging der SPD-Pro- Seit März 1965 war klar, daß die SPD ralisch 100 Milliarden DM an Reparatio- fessor zum Gegenangriff über und erstat- mit einer lahmen Distanzierung nicht wei- tete Anzeige gegen Haase. terkommen konnte: Die Delegierten Ver- nen. sammlung des SHB forderte viele Dinge, Ausgerechnet vor der neutralistischen Haase braucht vor dem Verfahren keine die bei den Sozialdemokraten nur hinter „Internationale der Kriegsdienstgegner" Angst zu haben, die Wahrheit und damit vorgehaltener Hand angesprochen wer- wärmte Baade jetzt das Märchen auf, daß das Recht sind auf seiner Seite. Der Bun- den. Zu nennen ist dabei beispielsweise in Schleswig-Holstein ein Atomminengür- despressechef hat „im Namen der Bundes- der Widerstand gegen die Notstandsge- tel geplant sei. Er verschwieg dabei, daß regierung und im Einvernehmen mit dem setzgebung, die Teilnahme an den kom- selbst sein Parteifreund, der niedersächsi- Bundesverteidigungsministerium" inzwi- munistischen Weltjugendfestspielen und sche Ministerpräsident Dr. Diederichs, schen erneut erklärt, daß Baades Behaup- die Kontakte mit sowjetzonalen Funktio- nach einer Sitzung des Verteidigungsaus- tungen nicht der Wahrheit entsprechen. nären. Blüten der SPD-Taktik rluf ein ^\J Ott Kritik an internationaler Statistik fällt auf den Urheber zurück Zu den Bemühungen der SPD, die in der ganzen Welt anerkannten sozial- Liebe Freunde, politischen Erfolge von 16 Jahren christlich demokratischer Politik abzuwerten, in drei Tagen wird gewählt. Aber der Wahlkampf hat diesmal bis zum letz- erklärte der Sprecher der CDU, Dr. Arthur Rathke: ten Augenblick alle unsere Kräfte in Die SPD-Taktik, insbesondere die so- erhält man die Reinausgaben in Höhe Anspruch genommen. Es war in der zialpolitischen Aufbauerfolge seit 1949 zu von 45 424 Mio. DM; bezogen auf das Tat der härteste Wahlkampf, den wir bagatellisieren, treibt seltsame Blüten. Bruttosozialprodukt sind das 16,1 %. bisher führen mußten. Ich zweifle nicht Nach ihren mißglückten finanzpolitischen daran, daß unserer Arbeit Erfolg be- 0 Die SPD bemängelt, daß in den von schieden sein wird. Rechenkunststücken hat sich die SPD nun der Bundesregierung gelieferten Zah- die Statistik des Internationalen Arbeits- len auch Verwaltungskosten enthalten Die ganze Hohlheit des von der SPD amtes in Genf vorgeknöpft. Sie bestreitet seien. geführten Wahlkampfes geht aus dem die Richtigkeit der Statistik dieser ange- Wahlaufruf hervor, den die SPD am sehenen internationalen Organisation, Hierzu ist zu sagen, daß nach der Defi- nition des Internationalen Arbeitsamtes Montag veröffentlicht hat. Ebenso wie nach der von der Bundesrepublik 16,1% die Programme, mit denen man die des Bruttosozialprodukts für Soziallei- Verwaltungskosten in die Übersicht über die Kosten der sozialen Sicherheit mit Öffentlichkeit überschüttet hat, eben- stungen aufgebracht werden. Die SPD so wie die Inserate und Rundfunk- behauptet, bei den Zahlen des Internatio- aufgenommen sind. Das gilt nicht nur für die Bundesrepublik, sondern auch für alle und Fernsehsendungen, die halbe nalen Arbeitsamtes handele es sich um Wahrheiten, Selbstverständlichkeiten v anderen Länder, die in der Statistik des on der Bundesregierung gelieferte An- und Allgemeinplätze brachten, ist nun gaben, nicht um eigene Feststellungen. Internationalen Arbeitsamtes aufgeführt sind. Will man also die Verwaltungs- auch noch der letzte Appell der SPD Hierzu ist zu sagen, daß die Bundes- kosten von den Sozialleistungen abzie- an die deutschen Wähler ausgefallen. regierung, ebenso wie die Regierungen hen, muß man das auch bei allen anderen Noch niemals hat diese Partei einen der übrigen 48 Länder, die in den Ver- Ländern tun, die in der Statistik aufge- gleich des Internationalen Arbeitsamtes Wahlkampf mit so wenig Substanz führt sind. Das würde sich zwar auf die geführt. Noch niemals ist sie der sach- f-tnbezogen sind, Angaben über die Ko- Höhe der Ausgaben und damit auch auf ten der Sozialen Sicherheit an das Inter- lichen Auseinandersetzung in so star- die Anteilsätze auswirken, jedoch nicht kem Maße ausgewichen wie diesmal. nationale Arbeitsamt liefert. Die Regie- das Mindeste an dem zwischenstaatlichen Die Redereien von der Zukunft dien- rungen der Länder können aber nicht Vergleich ändern. irgendwelche Angaben machen; sie sind ten nur dazu, die eigene Vergangen- 0 Entgegen der SPD-Meinung gehören heit zu verleugnen, und die Ver- gehalten, die vom Internationalen Ar- sprechungen, die der SPD vom Munde beitsamt entwickelten Definitionen und nach der Definition des Internationa- len Arbeitsamtes auch Kriegsfolge- flössen, sind Schaumschlägereien und Methoden zu beachten. Zu diesem Zweck Windmacherei gewesen. versendet das Internationale Arbeitsamt lasten zu den Sozialausgaben. an die Regierungen Fragebogen, die nadi Bis heute hat die SPD nicht gesagt, Dabei handelt es sich aber keineswegs einheitlichen Gesichtspunkten aufgebaut um die gesamten Kriegsfolgelasten, son- wie sie das alles finanzieren will, was sind. Auf diese Weise sind die Statistiken dern nur um die sog. konsumtiven Lei- sie dem Volk versprochen hat, und in international vergleichbar gemacht. Die stungen. Es werden z. B. aus dem Lasten- den letzten drei Tagen wird sie es Anteilsätze am Bruttosozialprodukt wer- ausgleich nur die Beträge für Entschädi- auch nicht mehr sagen. Aber dieser den im übrigen nicht von der Bundes- gungsrente, Unterhaltshilfe und Unter- Aufruf der SPD steckt rauch voller regierung, sondern vom Internationalen haltszuschuß sowie Ausbildungshilfe be- grober Anmaßung. Er tut so, als habe Arbeitsamt berechnet. Es läßt sich also rücksichtigt, nicht dagegen etwa die Be- die SPD Wohlstand und Sicherheit für sogar nicht leugnen, daß es sich bei der träge der Haupt-, Hausrat- und Sparer- die Bundesrepublik geschaffen. So Statistik über den Anteil der Sozialaus- wird behauptet, Brandt habe Berlin Entschädigung. Auch rein sachlich ist nicht Frieden und Freiheit bewahrt — aus- gaben am Bruttosozialprodukt um authen- einzusehen, warum die Kriegsfolgelei- tische Feststellungen des Internationalen gerechnet, der mit seiner eigenen stungen, soweit sie sozialen Charakter Stimme gegen die Verträge gestimmt Arbeitsamtes handelt. haben, bei der Berechnung ausgeschlos- hat, die das Fundament unserer Sicher- '% Es wird kritisiert, daß die von der sen sein sollen. Gäbe es sie nicht, würden heit bilden. Bundesregierung gegebenen Zahlen die Betroffenen sich an die öffentliche Verrechnungsposten enthalten. Fürsorge wenden müssen; deren Aus- Der Gipfel der Anmaßung ist aber, daß der SPD-Aufruf die Wähler um In Wirklichkeit enthält der Prozentsatz gaben sind unbestritten Kosten der sozia- len Sicherheit. Mithilfe dabei bittet, unser Land zu ' t>n 16,1% keine Verrechnungen. Man einer „gerechten Heimstatt für alle" -ann das sehr einfach in dem Bericht des 0 Auch der Vorwurf, in den Zahlen- zu machen. Nichts anderes ist seit 16 Internationalen Arbeitsamtes nachlesen, angaben der Bundesregierung seien Jahren der Sinn der Politik der CDU. wo auf Seite 292 das Bruttosozialprodukt Beamtenpensionen enthalten, geht am Und sie hat dabei ein beträchtliches mit 282 400 Mio. DM angegeben ist und Ziel vorbei. Stück auf dem Wege zu einer gerech- sich auf Seite 93 die Gesamtausgaben für Nach der Definition des Internationalen ten Heimstatt für alle geschafft — die Soziale Sicherheit einschließlich der nicht selten gegen den Widerstand der Verrechnungen (also mit Doppelzählun- Arbeitsamtes sind die Beamtenpensionen in den internationalen Vergleich einzube- SPD. Aber so wie in diesem Aufruf gen) in Höhe von 47 970 Mio. DM finden; ist alles bei dieser Partei. bezogen auf das Bruttosozialprodukt er- ziehen. Das gilt für uns ebenso wie für gibt das 17%. Zieht man die Verrechnun- alle anderen beteiligten Länder. Würde Wir werden dem Wähler das auch gen in Höhe von 2546 Mio. DM, die sich die Bundesregierung die entsprechenden im Endspurt dieses Wahlkampfes ebenfalls auf Seite 93 des Berichtes fin- Angaben weglassen, müßte die verglei- nochmals vor Augen führen müssen. den, von den Gesamtausgaben ab, dann chende Untersuchung des Internationalen Arbeitsamtes unexakt werden. Vor allem die Unschlüssigen müssen es wissen. Sie gilt es zu gewinnen, „Fairer" Wahlkampf So sehr man in der Sache darüber strei- gerade in diesen letzten Tagen. ten kann, ob diese oder jene Staatsaus- Zu Tätlichkeiten kam es am 13. Septem- gabe echt den Kosten für die soziale Ihr Konrad Kraske ber in Berlin, als von der CDU nach Ab- Sicherheit zugerechnet werden kann, so schluß der SPD-Veranstaltung für in Ber- wirken doch die Kritiken der SPD an der lin lebende westdeutsche Arbeitskräfte, Statistik des Internationalen Arbeits- Sozialleistungen der Bundesrepublik nicht auf der u. a. und Herbert amtes, das systematisch Vergleichbares enthalten sind, beispielsweise die sozial Wehner sprachen, CDU-Flugblätter „Wer vergleicht, deplaciert. gestaffelten Steuerermäßigungen. Würde sechsmal irrt" verteilt wurden. SPD-Funk- man den Steuerausfall durch Freibelräge tionäre griffen die Verteiler an und schlu- Mit viel mehr Berechtigung als die usw. mit in die Statistik einbeziehen, gen sie zu Boden. Die Polizei ging jedoch SPD, die pseudosachlich die statistischen würde der Abstand zwischen der Bundes- nicht etwa gegen die Täter vor, sondern Methoden des Internationalen Arbeits- republik und Schweden noch höher sein, nahm eines der CDU-Mitglieder in Schutz- amtes angreift, könnte die CDU darauf da in Schweden der Familienlastenaus- haft, anstatt die Personalien der Täter hinweisen, daß in der Statistik des Inter- gleich ausschließlich über Bar- und Sach- festzustellen. nationalen Arbeitsamtes bemerkenswerte leistungen erfolgt. In der gleichen Entschließung wird vom Schlechter Dienst in Bremen IG Metall-Kongreß darauf hingewiesen, daß „die Ereignisse der letzten Jahre, die IG Metall desavouierte die SPD Kuba-Krise ebenso wie der Krieg in Viet- nam, .. . immer wieder die Gefahr einer Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metall, Otto Brenner, hat am allgemeinen Katastrophe heraufbeschwo- 9. September auf dem 0. Ordentlichen Kongreß seiner Gewerkschaft in Bremen ren" haben. Wer diesen Satz liest, kann nur mit Erstaunen die Entschließung zur offen und ohne Hemmungen die parteipolitische Neutralität der Gewerkschaf- Notstandsfrage zur Kenntnis nehmen. ten verletzt und die Politik der SPD betrieben. Er hat damit diesen Gewerk- Die IG Metall lehnt darin nach wie vor schaftskongreß zugunsten der SPD, der er selbst angehört, mißbraucht. jedes Notstandsrecht für die Bundesrepu- blik Deutschland ab. Sie ist also nicht Brenner nahm während seiner politi- Staat, Wirtschaft und Gesellschaft einzu- bereit, im Falle der allgemeinen Kata- schen Rede keine Rücksicht auf die der setzen. CDU angehörenden oder ihr nahestehen- strophe" zum Schütze unseres Landes mit dafür zu sorgen, daß bei uns Katastro- den Kollegenschaft innerhalb der IG Me- Der IG Metall-Kongreß von Bremen hat tall. Damit hat Brenner dem Gedanken das zweifelhafte Verdienst, wahrheits- phen vermieden werden. Hier ist ein kla- widrig das Gerücht am Leben erhalten zu rer Widerspruch zwischen diesen beiden der Einheitsgewerkschaft einen schlechten Entschließungen zu erkennen. Dienst erwiesen. So warf er den CDU/ haben, es werde geplant, „an der Zonen- CSU-Politikern Dr. Adenauer, Dr. Krone, grenze oder anderswo Sperrgürtel aus Auch der SPD-Vorsitzende Brandt Dr. Gerstenmaier und Freiherr von Gut- Atomminen zu errichten". Bundesvertei- stellte sich in Bremen in der Notstands- tenberg vor, sie zeichneten sich durch digungsminister von Hassel hat diese frage ganz klar auf die Seite der IG „Zynimus" aus, da sie „Abrüstung sagen unrichtige Behauptung mehrfach wider- Metall, indem er zu den notstandspoliti- und Aufrüstung meinen". Brenner be- legt. Trotzdem ist sie in einer entspre- schen Unterschieden zwischen SPD und hauptete sogar, diese Politiker der Union chenden Entschließung des Kongresses Gewerkschaften sagte: „Ich achte andere würden „den atomaren Weltmächten enthalten. Meinungen als die eigene." Knüppel zwischen die Beine werfen". Weiter unterstellte er der Bundesregie- rung „militärischen Größenwahn" und „atomare Großmachtträume". Klarheit über das Geld Der IG Metall-Vorsitzende will offen- CDU antwortet dem Bund der Steuerzahler bar keine Kenntnis davon nehmen, daß die Bundesregierung feierlich auf ABC- über die Frage, wie sich die Parteien in finanzpolitischer Hinsicht nach der Waffen verzichtet hat. Indem Brenner Wahl verhalten werden, hat der Bund der Steuerzahler eine Untersuchung die militärischen Schutzmaßnahmen der Bundesrepublik zur Erhaltung unserer veröffentlicht. Darin äußern sich Experten der im Bundestag vertretenen Par- Freiheit „atomare Großmachtträume" teien ausführlich über ihre Ziele. nennt, bringt er seine Gewerkschaft auch weiterhin in ein politisches Zwielicht. Die „Kölnische Rundschau am Sonntag" Bundeshaushalts auf den realen Zuwachs veröffentlichte daraus am 12. 9. 1965 ein- des Bruttosozialprodukts zu begrenzen. Als ein Protest gegen Brenners Rede zelne Teile. Nachfolgend sind die Ant- Dieser Satz muß 1966 angewendet wer- können die Ausführungen des der CDU worten der CDU zu den verschiedenen den. . . Wollte man die öffentlichen angehörenden Delegierten Franz Tittel- Punkten in ihren wesentlichen Zügen Dienstleistungen drosseln, so würde da- bach aus Olpe gewertet werden, der auf wiedergegeben; für sie zeichnet Finanz- von auch die Wirtschaft nachteilig betrof- die unterschiedliche Auffassung über die minister a. D. verantwortlich, fen werden. Den Schaden hätten schließ- richtige Politik der Gewerkschaften inner- der zur Ausweitung des Bundesetats 1966 lich alle. . . . Eine Anpassung der Aus- halb deren eigenen Reihen hingewiesen sagte: gaben der Länder und Gemeinden an die hat. Er betonte, daß die Gewerkschafter „Aus konjunkturellen wie auch aus Konjunktur ist jedoch unbedingt notwen- verpflichtet seien, in den verschiedenen übergeordneten volkswirtschaftlichen und dig. Sie hat eine Reform der Finanzver- politischen Parteien sich für die Gleich- gesellschaftspolitischen Gründen ist es fassung zur Voraussetzung." berechtigung der Arbeitnehmerschaft in unbedingt erforderlich, den Zuwachs des Zur zunehmenden Finanzierung öffent- licher Haushalte durch Kredite sagte er: „Die Kommunalverschuldung sollte sich — als Generalregel — an das Wachstum OB auf Stimmenfang des Bruttosozialprodukts halten. Es ist beispielsweise nicht zu verantworten, da* Daß er für die SPD warb, wurde verschwiegen eine Stadt einen Haushalt von 300 Millio- nen DM vorlegt, von dem 140 Millionen Oberbürgermeister Keunig hat es sich nicht nehmen lassen, auch aus der DM auf dem Kapitalmarkt besorgt wer- den sollen. Würden alle öffentlichen Warte seines Ehrenamtes die Dortmunder Bürger zum Wahlkampf anzuspre- Hände so verfahren, wäre die Inflation chen. Ohne weder im Kopf noch im Text des Briefes zu sagen, daß er im Namen zwangsläufig. Für den Bund trifft dieser der SPD spreche, fordert der Oberbürgermeister die Dortmunder auf, den Kan- Vorwurf nicht zu." didaten der SPD ihre Stimme zu geben. Zu den Subventionen hieß es: „Subventionen sollten nach dem Grund- Diese Wahlwerbung unter Herausstel- überschritten haben, indem Sie als Ober- satz der Hilfe zur Selbsthilfe gewährt lung des Ehrenamtes als Oberbürgermei- bürgermeister die Bürger ansprechen. Es werden. Nur wer sich nicht selbst helfen ster ist ein bedauerlicher Vorfall, gegen wäre nichts dagegen einzuwenden gewe- kann — und das betrifft im wesentlichen den die CDU in einem Schreiben prote- sen, wenn Sie unter der Firmierung der den sozialen Bereich —, hat Anspruch auf stierte. SPD an die Bürger herangetreten wären. davernde Hilfe der Gemeinschaft. Die Der Kreisvorsitzende Hans Mönig hat Indem Sie aber unter Herausstellung Subventionen sollen und können einge- an Oberbürgermeister Keuning folgendes Ihres Ehrenamtes sich an die Bürger wen- schränkt werden." Schreiben gerichtet, in dem es heißt: den, meinen wir, daß unsere Empörung Auf Fragen der Steuersenkungen und „Sie haben an die Dortmunder Bürger daiüber zu Recht besteht. Ich darf Ihnen Steuererhöhungen eingehend, erklärte einen Brief geschrieben, in dem Sie zur versichern, daß nicht nur CDU-Mitglieder, Etzel: Bundestagswahl um die Stimme für den sondern auch anders denkende Bürger Kandidaten der SPD anhalten. Gestatten „Ein weiteres Wirtschaftswachstum er- uns in diesen Tagen in großer Zahl Ihren laubt und erfordert Steuersenkungen in Sie, sehr geehrter Herr Oberbürgermei- Brief mit entsprechenden Bemerkungen ster, daß wir uns als CDU mit der Form angemessenen zeitlichen Abständen. Die übersandt haben. Damit ist eindeutig be- öffentlichen Aufgaben werden zweifellos dieses Briefes nicht einverstanden er- wiesen, daß wir mit unserer Meinung klären können, wir protestieren dagegen. wachsen und damit auch die öffentlichen nicht allein dastehen, sondern daß die Ausgaben... Jedoch kann auch eine Wir sind der Auffassung, daß Sie Ihre Bürgerschaft unsere Auffassung über Ihr wachsende Wirtschaft nicht jeden Wunsch Amtsbefugnisse dadurch weitgehend Verhalten teilt." erfüllen." Krach nach der Wahl? Der Wahlkampf SPD ohne politische Konzeption im Hörfunk

Was wird geschehen, wenn die SPD statt der erwarteten Regierungssessei Donnerstag, den 16. 9. 1965 nach der Bundestagswahl wiederum harte Oppositionsbänke vorfindet? Diese Frage stellt man schon heute in der Öffentlichkeit. 12.25 -12.30 Uhr Radio Bremen 17.45 -17.50 Uhr NDR II. Progr. 18.10 -18.15 Uhr WDR II. Progr. Eine Antwort darauf lieferte Bürger- wird, ist sie auch für Außenstehende 18.10 -18.15 Uhr Saarl. Rdf. II. Progr. meister Max Reichert, Homberg, in der durchschaubar. Begibt sie sich aber auf 18.55 -19.00 Uhr Deutschlandfunk „Kasseler Post" vom 11.9. 1965, Der Ver- den Weg des Personenkults und dient fasser schreibt u.a.: 19.15—19.20 Uhr NDR/WDR I. Progr. ihren Führern nur noch als Plattform, 19.25—19.30 Uhr Südd. Rdf. MW/UKW 1 Kann sie auch Gefahren in sich bergen. „Es ist sehr unwahrscheinlich gewor- 20.55—21.00 Uhr Saarl. Rundf. I. Progi. Da Herr Brandt nach einer weiteren ver- 23.05—23.15 Uhr Saarl. Rdf. den, daß die SPD ihr Wahlkampfziel, die lorenen Wahl nicht mehr als Kanzlerkan- Mehrheit, noch erreichen könnte. Der didat auftreten und auch nicht mehr Par- große Scherbenhaufen politischer Hoff- teivorsitzender bleiben könnte, die Par- Freitag, den 17. 9. 1965 nungen und Träume würde dann nicht tei aber inzwischen in ihrer Struktur so nur ihre Anhänger, sondern das gesamte •.erändert wurde, daß die Willensbildung 12.55—13.00 Uhr Südd. Rdf. MW/UKW 1 deutsche Volk belasten. Auch als unter- nicht mehr von unten nach oben, sondern 13.00—13.05 Uhr Saarl. Rundf. II. Progr. legene Partei hätte die SPD als parla- von der Führung bis in die letzte Zelle 18.20—18.25 Uhr NDR II. Progr. mentarische Opposition eine fest umris- hinunter erfolgte, bietet sich der Apparat 18.45—18.50 Uhr Hess. Rundf. I. Progr. sene Aufgabe in unserem Staate, die ein zur Feinsteuerung geradezu an, sollten 18.55—19.00 Uhr Südwestf. MW/UKW 1 geordnetes und arbeitsfähiges Gefüge Enttäuschung und Verärgerung nach einer 19.20—19.25 Uhr NDR/WDR I. Progr. voraussetzt. Eine Partei, deren Programm verlorenen Wahl die Gefolgschaft für 19.40—19.45 Uhr WDR II. Progr. zwar nicht die Mehrheit der Wähler neue Wege und neue Kamen empfänglich 19.45—19.50 Uhr Südd. Rundf. UKW II fände, die aber von der Richtigkeit ihrer gemacht haben." 19.55—20.00 Uhr Saarl. Rundf. I. Progr. >-Anschauungen überzeugt wäre, bliebe lieh nach der Wahl ein politischer Fak- tor, der in einem demokratischen Staate respektiert wird. Stellt dagegen eine Par- tei kein konkretes Regierungsprogramm oder zumindest eine eigene politische Fernsehen und Hörfunk Idee zur Wahl, sondern verlangt eine Entscheidung über ihre bloße Existenzbe- rechtigung, verletzt sie die Regeln und treibt ein gefährliches Spiel. Wehner statt Brandt Ein für die SPD negativer Wahlaus- Was das Zweite Deutsche Fernsehen geschäfte auch während des Wahlkampfes gang würde zwangsläufig innerhalb der vor kurzem in der sogenannten Appel- nicht aufhören, nicht vor der Fernseh- Partei Erschütterungen auslösen, in deren Runde vorexerziert hatte, ließ die ARD kamera beliebig zu allen Themen aus- Gefolge Macht- und Richtungskämpfe aus- nicht ruhen. So kam es am Montag dieser fragen lassen kann. saß brechen, die die Grundlagen unseres Staa- Woche in der Sendereihe REPORT erneut also im Glashaus und warf trotzdem mit tes berühren oder gefährden können. zu einer hitzigen Diskussion zwischen Steinen. Diese durchsichtige Taktik wurde Wenn es auch ängstlich vertuscht und vier Vertretern der großen Parteien. Der aber von den anderen Teilnehmern bloß- später totgeschwiegen wurde, ist das böse Chefredakteur des Bayerischen Rund- gelegt, so daß sich Wehner im Laufe der Wort eines sozialdemokratischen Mini- funks, Dr. Hans Heigert, leitete die Sendung immer mehr zurückzog und sterpräsidenten nach einer ebenfalls ver- Runde. Wie man sah, ging es auch ohne volle Deckung suchte. lorenen Wahl noch nicht vergessen, daß fragende Journalisten, denn sechs Tage eine Änderung nur mit außerparlamen- vor der Bundestagswahl sind alle Poli- Die alte Umarmungstaktik der SPD tarischen Mitteln erzielt werden könne. tiker gerne bereit, die Ziele ihrer Partei wurde schlagend demonstriert, als Weh- Auch die Aufforderung eines Gewerk- darzulegen. Die CDU war durch ihren ner auf die Frage nach Sparmaßnahmen schaftsführers, Menschentrauben sollten Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Dr. den kühnen Satz aussprach, beim Vertei- sich auf die Straßen und Schienen legen, , gut und temperamentvoll digungshaushalt dürfe auch nichteine ein- jjm bestimmte Verteidigungsmaßnahmen vertreten, ebenso die CSU durch Freiherrn zige Mark eingespart werden. Man höre ' \i verhindern, ist sorgfältig registriert. zu Guttenberg, ihren außenpolitischen Ex- und staune! Dieser Satz löste bei einigen Diese Beispiele allein genügen, um auf- perten. prominenten Journalisten, die in einem zuzeigen, daß der Bundestagswahlkampf Einer aber war nicht erschienen, auf Nebenraum des Studios der Aufnahme keineswegs eine Angelegenheit bunter der Sendung lauschten, tosendes Geläch- Fähnchen und beliebter Schlagermelodien dessen Abschneiden Millionen gespannt gewartet hatten: Kanzlerkandidat Brandt ter aus. Bei der Abstimmung über den ist, die man dem Wähler als Ersatz für nächsten Verteidigungshaushalt wird sich politische Gedanken zu bieten wagt. kniff. Hatte er sich schon in der ZDF- Sendung „Journalisten fragen — Politiker Herr Wehner sicher nicht mehr an diesen Eine Partei, ohne politische Konzeption, antworten" mühsam über die Runden ge- Satz erinnern wollen. Sein Ausspruch: lediglich als Zweckbündnis gedacht, um rettet („Meine Freunde, die etwas von „Ich war immer für die NATO!" wurde einen Mann auf den Schild zu heben, der Sache verstehen, haben mir gesagt von den Journalisten auch mit Staunen müßte zerfallen, wenn dieses Ziel trotz "), so fühlte er sich hier dem rheto- aufgenommen. wiederholten Anlaufs nicht erreicht wird. rischen Feuerwerk des Gespanns Barzel/ Mit großer Sorge verfolgen daher die an- Trotz Wehners Frontbegradigungen Guttenberg erst recht nicht gewachsen. Er war es aber eine interessante und teil- deren politischen Kräfte in der Bundes- schickte seinen Stellvertreter, den tele- weise dramatische Diskussion, die vielen republik den Zersetzungsprozeß, der in genen Herbert Wehner. Die erste Frage Unentschlossenen geholfen haben dürfte, der zweitgrößten deutschen Partei vor galt dem Stil des Wahlkampfes. Wehner, sich ein Urteil zu bilden. Im Interesse der sich geht. An zukünftigen Richtungskämp- der noch wenige Tage zuvor mit Blick auf Sache überzog das Deutsche Fernsehen fen innerhalb der SPD wären zu große den CDU-Vorsitzenden Dr. Konrad Ade- die REPORT sonst zur Verfügung stehen- Teile unseres Volkes beteiligt, als daß nauer von den Krakeelern in der CDU de Sendezeit um mehr als das Doppelte. die anderen Parteien gleichgültig da- gesprochen hatte und auch sonst in sei- nebenstehen könnten. Bei den Zuschauern blieb nach dieser nen Wahlreden vor zoologischen Ver- Marathonsitzung nur ein großes Be- Die SPD verfügt über eine straff durch- gleichen nicht zurückschreckt, genierte dauern, daß man nicht hatte erleben dür- organisierte Parteiorganisation, ist eng sich nicht, das Fehlen des Bundeskanz- fen, wie sich der Kanzlerkandidat der SPD mit den Gewerkschaften verflochten und lers in dieser Sendung zu monieren. Die in dieser harten Redeschlacht geschlagen seit Bebel so befehlsdurchlässig, daß die Parole „Haltet den Dieb!" war eben schon hätte. Bei allen, die Brandt ständig bei Besetzung ihrer Führungspositionen immer das wichtigste Prinzip der SPD. seinen Bonner Pressekonferenzen ohne größte Aufmerksamkeit verlangt. Solange Dabei sieht mittlerweise jeder ein, daß Manuskript erleben müssen, gibt es kei- eine menschliche Gemeinschaft von Ge- es gute Gründe dafür gibt, warum sich nen Zweifel: Er wäre untergegangen! setzen, Satzungen und Regeln beherrscht der deutsche Bundeskanzler, dessen Amts- ohg. Wieder einmal unterstellt die SPD, die Bundesregierung spiele „mit der Absicht, Ein Brandt-Brief fast alle Nebenbahnen und den Personen- Der SPD-Vorsitzende entstellt Tatsachen verkehr zwischen Gemeinden unter 20 000 Einwohnern stillzulegen". Die Bundes- Der Vorsitzende der SPD, Brandt, versandte in den letzten Wochen des regierung hat, das weiß die SPD ganz Wahlkampfes Briefe an die Bundesbahnbediensteten. Darin erhebt Brandt genau, diesen Plan, der kein Regierungs- unqualifizierte und unsachliche Angriffe gegen die Bundesregierung, insbeson- plan war, mißbilligt. Es erscheint ange- dere gegen das Bundesverkehrsministerium. bracht, in diesem Zusammenhang den Sozialdemokraten den Beschluß der Bun- desregierung vom 16. 12 1964 wieder ein- Brandt schreibt: „Die derzeitige Bun- verkehr von rund 65 Prozent im Jahre mal in Erinnerung zu bringen. desregierung und die sie tragenden Par- 1950 „auf bald nur noch 45 Prozent ge- teien haben die Deutsche Bundesbahn schrumpft" sei. Er müßte wissen, daß der und ihre Beschäftigten im Stidi gelassen, Verkehrsanteil der Eisenbahnen vielmehr Völlig absurd ist die vom SPD-Vorsit- obwohl sie die Folgen kennen mußten." durch Strukturveränderungen der Wirt- zenden Brandt in seinem Schreiben an die schaft, und zwar in allen Ländern der Welt Eisenbahner aufgestellte Behauptung, die Diese Behauptung ist an den Haaren zurückgegangen ist, und nicht durch ver- CDU wolle die Bundesbahn teilprivatisie- herbeigezogen. Die Bundesregierung hat kehrspolitische Maßnahmen. Es sollte ren. Brandt nennt in diesem Zusammen- weder die Bundesbahn noch ihre Beschäf- Brandt bekannt sein, daß allein die Ent- hang den Oberbau und die Werkstätten. tigen „im Stich gelassen", sondern seit wicklung des Kohlentransports von 46 Die Bundesregierung und die CDU haben Jahren in verstärktem Maße geholfen. Prozent Anteil im Jahre 1950 auf einen niemals von einer Privatisierung im Ober- Die Leistungen des Bundes für die Deut- Anteil von 28 Prozent im Jahre 1964 ge- bau oder bei den Werkstätten der Bun- sche Bundesbahn betrugen bis 1965 ins- sunken ist. Hier zeigen sich sehr deutlich desbahn gesprochen. Solche Absichten gesamt 14,5 Milliarden DM, in Folgen, die nur aus der Energieproduk- sind der Bundesregierung und der Union tion heraus zu erklären sind. völlig fremd. Wer diese Leistungen zur Kenntnis nehmen will, kann einfach nicht die Be- hauptung aufstellen, die Bundesregierung habe lediglich ständig neue Gutachten angefordert, aber sonst nichts für die Bun- Kein Wahlkampfthema * desbahn getan. Brandt behauptete auch, „Contergan-Kinder" für parteipolitische Ziele mißbraucht der Bund müsse als Rechtsnachfolger für die Pensionäre der Bundesbahn aufkom- Mit Bestürzung und Entrüstung muß man feststellen, daß in diesem Wahl- men und diese betriebsfremden Lasten kampf selbst die schwergeprüften Eltern von Contergan-Kindern als poten- übernehmen. Dazu ist zu sagen, daß Ver- tielle Wähler mißbraucht werden. luste, soweit sie bis 1957 durch betriebs- fremde Versorgungslasten entstanden Durch einen umfangreichen Bericht im deutig und umfassend zu den im „Stern" sind, von der Bundesregierung ausge- „Stern" und einen unsachlichen Artikel erhobenen Vorwürfen Stellung genom- glichen wurden. 1965 wurde die soge- des Chefredakteurs Henri Nannen im men. nannte 30-Prozent-Lösung verwirklicht, gleichen Heft wurde dieses Thema in der die eine Pensionserstattung in Höhe von letzten Woche eindeutig in die Nähe des Der Vorsitzende des Bundesausschus- 546 Millionen DM vorsieht. Dazu kommt Wahlkampfes gerückt. Auf die unguali- ses für Gesundheitspolitik der CDU, der die Erstattung der Vorsorgungsleistungen fizierten Behauptungen im „Stern" soll Pundestagsabgeordnete Dr. med. Gerhard für verdrängte Beamte in Höhe von rund hier ebensowenig eingegangen werden, Jungmann, hat sich in Leserbriefen ener- 280 Millionen DM. wie auf die möglicherweise als Versuch gisch gegen diese wissentlich falsche Dar- einer Richtigstellung gemeinte Pressekon- stellung der Tatsachen und besonders Ohne auf den sachlichen Hintergrund ferenz des Vorsitzenden des Verbandes gegen einen Mißbrauch dieser Problema- näher einzugehen, polemisiert Brandt in körpergeschädigter Contergan-Kinder, tik zu Wahlkampfzwecken gewandt. seinem Brief an die Eisenbahner, daß der Karl-Hermann Schulte-Hillen. Die Bun- Nun blieb es der SPD und der FDP Verkehrsanteil der Bundesbahn im Güter- desregierung hat am 7. September ein- vorbehalten, sich in diese Auseinander- setzungen, die wahrhaftig nicht in den Wahlkampf gehören, einzuschalten, um auf höchst unredliche Weise für sich Ka- Die „alte Linke" pital herauszuschlagen: Einer UPI-Mel- dung vom 14. 9. 1965 zufolge haben „SPF SPD in Neviges steuert Linkskurs - Godesberger Programm kaum beachtet und FDP den vom Schicksal schwer Be troffenen rasche und umfangreiche Hilfe Das Godesberger Programm der SPD bedeutete wohl das taktische Ein- nach den Wahlen zugesagt." Das Bundes- schwenken der Sozialdemokraten auf den bis dahin heftig befehdeten Kurs ministerium für Gesundheitswesen er- der Politik der Unionsparteien, auf unterer Funktionärsebene aber huldigt klärte zu den Vorschlägen von SPD und man in SPD-Kreisen noch heute der traditionellen Klassenkampfgesinnung. FDP, eine Stiftung zugunsten körperge- schädigter Kinder zu schaffen, daß die Ein anschauliches Beispiel dafür bietet ger der Stadt bemühten sich vor einem Gründung einer solchen Stiftung bereits die Wallfahrtsstadt Neviges, in der inner- Jahr, eine Korrektur der Kandidatenliste vorbereitet werde. Das Bundesministe- halb der SPD die Linkssozialisten das herbeizuführen. Unterbezirks- und Be- rium für Gesundheitswesen sei allerdings Zepter führen. Man negiert dort das zirksvorstand der SPD scheuten sich je- der Meinung, daß mit körpergeschädigten ganze Godesberger Programm einfach doch vor einem klaren Exempel gegen- Kindern kein Wahlkampf getrieben wer- und befürwortet eine Arbeiterpartei über den Linkssozialisten, da sie offenbar den solle. Deshalb sollten die vorberei- alten Stils. Der sozialdemokratische Orts- befürchteten, sonst Schwierigkeiten auch tenden Arbeiten für diese Gründung die- vorstand sprach sich offen gegen eine anderswo mit linksradikalen Kräften zu ser Stiftung erst nach den Wahlen be- Mitgliedschaft von Selbständigen und ernten". kanntgegeben werden. Auch die CDU ist Unternehmern in der SPD aus. In der der Meinung, daß mit dem Abgleiten des Bevormundung der eigenen Genossen Wie verschreckt die der SPD naheste- Wahlkampfes auf solches Niveau ein ging man in Neviges im Vorjahr sogar henden Bürger des Wallfahrtsortes durch Tiefpunkt erreicht wurde. CDU und CSU so weit, bekannte Kommunalpolitiker das Regiment der „alten Linken" sind, haben sich nicht erst im Wahlkampf des zugunsten „besserer Vertreter des Sozia- kann kaum sinnfälliger dokumentiert schweren Schicksals dieser Kinder erin- lismus", von ehemaligen „Falken"-An- werden. Der Linkskurs der SPD in Nevi- nert, sie haben viel früher Maßnahmen hängern und Linksradikalen präsentiert, ges erhält ein zusätzliches Kolorit da- für schnelle und entscheidende Hilfe er- abwählen zu lassen. durch, daß sich die Genossen offenbar griffen. Die CDU hat jedoch aus mensch- lediglich mit dem DFU-Vertreter im Rat lichen Erwägungen vermieden, dieses Diese Vorgänge in Neviges untersucht vertragen. Sie halten anscheinend nicht Thema im Wahlkampf aufzugreifen und die „Niederbergische Post" vom 28. Au- viel von der offiziellen SPD-Sprachrege- das schwere Schicksal der Betroffenen in gust 1965, sie schreibt dazu: „Zahlreiche lung, die in der DFU „getarnte Kommu- unwürdiger Weise zu Wahlkampfzwek- Sozialdemokraten und gutmeinende Bür- nisten" sieht. ken zu mißbrauchen. VERTRIEBENE Für Recht und Frieden Führende Unionspolitiker weisen Cyrankiewicz zurück Zum „Tag der Heimat" haben führende Politiker der Union den unabding- und baren Anspruch des deutschen Volkes auf das Heimat- und Selbstbestim- mungsrecht unterstrichen und die Äußerungen des polnischen Ministerpräsi- denten Cyrankiewicz über den endgültigen Charakter der Oder-Neiße-Linie FLÜCHTLINGE scharf zurückgewiesen. In einer Erklärung betonte Bundeskanz- machen." Die Behauptung des polnischen ler Erhard, die Treue zur Heimat vereine Regierungschefs Cyrankiewicz in Paris, Stingl kritisiert SPD-Beirat alle Deutschen, Vertriebene und Einhei- die Oder-Neiße-Linie sei im Potsdamer mische. Er versicherte: „Die Bundesregie- Abkommen als Polens Westgrenze fest- rung wird wie bisher das Recht auf gelegt worden, bezeichnete Bundeskanz- Der Vorsitzende des CDU/CSU-Landes- Selbstbestimmung des ganzen deutschen ler Erhard als bloßes Wunschdenken. verbandes Oder-Neiße, der Berliner Bun- Volkes und das selbstverständliche destagsabgeordnete Josef Stingl, hat die menschliche Recht auf die Heimat auch Bundeskanzler Erhard erinnerte dabei Vertriebenen davor gewarnt, Hoffnungen weiterhin zur Richtschnur ihrer Politik an die 1954 geschlossenen Verträge mit den USA, Frankreich und Großbritan- in den von der SPD eingesetzten Beirat nien, in denen die Unterzeichnerstaa- für Ostpolitik zu setzen. Einen ähnlichen Neue Zusage Erhards ten sich dazu verpflichteten, „daß ein Arbeitskreis habe es schon einmal gege- wesentliches Ziel unserer gemeinsamen ben, er sei sang- und klanglos einge- Bundeskanzler Prof. Erhard hat Politik eine zwischen Deutschland und schlafen. Er habe nach Angaben seines erneut bekräftigt, daß die Bundes- seinen ehemaligen Gegnern frei ver- damaligen und heutigen Vorsitzenden regierung unverändert an einer einbarte friedensvertragliche Regelung Jaksch sogar einen Arbeitsbericht vorge- vollen Ausschöpfung der Reserven für ganz Deutschland ist." legt gehabt. Die SPD habe den Arbeits- des Lastenausgleichsfonds festhält. In einem Gespräch mit dem für die Auch Bundesvertriebenenminister Ernst kreis jedoch nicht ernstgenommen. Stingl CDU bei den Bundestagswahlen Lemmer protestierte in Braunschweig ge- zitierte in diesem Zusammenhang einen kandidierenden Vizepräsidenten gen die Pariser Erklärung von Cyrankie- Brief Jakschs aus dem Jahre 1958, in dem des Bundes der Vertriebenen, Gos- wicz. Er sagte, daß durch Gewalt geschaf- es hieß: „Keine der gutgemeinten Ab- sing, versicherte der Bundeskanz- fene Grenzen kein Recht darstellen könn- sichten hat in der Form einer SPD-Initia- ler, auch eine von der CDU ge- ten. Jede Grenzziehung bedürfe der ver- führte neue Bundesregierung werde traglichen Zustimmung des ganzen deut- tive das Licht der Öffentlichkeit erblickt, schen Volkes. weil der Bericht vom 1. Februar 1957 bis dafür eintreten, daß der Bundes- heule noch nicht beantwortet ist. Es ist tag im Rahmen der durch die 18. In einem Grußwort an die Vertriebenen Novelle nicht verbrauchten Reser- und Flüchtlinge hat der Geschäftsfüh- mir nicht bekannt, ob ihn das zuständige ven eine 19. Novelle zum Lasten- rende Vorsitzende der CDU, Dufhues, er- Mitglied des Geschäftsführenden Partei- iiusgleichsgesetz vordringlich ver- klärt: „Die CDU macht zum Tag der Hei- vorstandes, Herta Gotthelf, überhaupt abschieden wird. mat im Jahr der Menschenrechte erneut an den Farleivorstand weitergeleitet hat". das unverjährbare und unverwirkbare Recht aller vertriebenen Deutschen auf ihre angestammte Heimat geltend und bekennt sich zu dem in der Charta der Vereinten Nationen gewährleisteten Selbstbestimmungsrecht des ganzen deut- SPD bleibt unzuverlässig schen Volkes." Der saarländische Ministerpräsident Dr. Schwere Vorwürfe in einem Offenen Brief Josef Stingls an Brandt Röder sprach sich in einer Kundgebung ebenfalls dafür aus, an dem Heimatrecht „16 Jahre SPD-Opposition haben dazu beigetragen, den deutschen Rechts- entschieden festzuhalten. „Es ist ein standpunkt aufzuweichen und Vorleistungen das Wort zu reden, die durch Recht", sagte Röder, „das im Bund mit nichts gerechtfertigt sind. Führende Vertreter Ihrer Partei gehören zu denen, dem Frieden steht. Es kommt darauf an, zu unseren Nachbarn im Osten ein Ver- /(Jiie die deutschen Rechte lieber heute als morgen aufgeben wollen, um sich um hältnis zu gewinnen, das es möglicht, ^den Preis mit dem Osten zu arrangieren". auch schwierige Fragen so zu regeln, daß das Recht ein Bestandteil dieser Lösung Diesen schweren Vorwurf erhob der deutung einer Landkarte an der Stirn- ist." Vorsitzende des CDU/CSU-Landesverban- wand dieser Halle geiragt haben." Das Präsidium der CDU begrüßte in des Oder-Neiße, der Berliner Bundestags- Den Vorwurf gegen die SPD, in heimat- einer Erklärung am 14. 9., daß die Bun- abgeordnete Josef Stingl, in einem Offe- politischen Fragen unzuverlässig zu sein, desregierung erneut den Verbündeten nen Brief am 9. September an den SPD- habe Brandt durch seine jüngsten Essener gegenüber den deutschen Rechtsan- Vorsitzenden Brandt, in dem er sich ge- Erklärungen noch erhärtet, in denen er spruch mit allem Nachdruck zur Gel- gen ein irreführendes SPD-Inserat in erklärte, die SPD wolle sich bei Friedous- tung gebracht hat. „Die CDU wird auch "Vertriebenenzeitungen verwahrte. vertragsvorschlägen in den Grenzfragen in Zukunft gegenüber jedermann für nicht festlegen. Stingl nannte in diesem das Selbstbestimmungs- und Heimat- Deutlicher als Brandt das auf dem Zusammenhang die Entsendung des Ber- recht entschieden eintreten". Karlsruher SPD-Parteitag getan habe, liner Abgeordnetenhausmitgliedes Claus- könne man sich von einem Deutschland in Peter Schulz in den künftigen Bundestag den Grenzen von 1937 nicht distanzieren. eine „unerhörte Herausforderung an die Stingl zitierte in diesem Zusammenhang Vertriebenen". Schulz hatte mehrfach öf- Herausgeber: Bundesgeschäftsstelle der CDU eine Brandt-Erklärung zu der Frage, war- fentlich den Verzicht auf die deutschen Deutschlands, verantwortlich für die Redaktion: Dr. um die SPD damals eine Karte von Ostgebiete gefordert. Heinz Petlenberg, Vertretung R. Ahrle, beide Deutschland in seinen Grenzen von 1937 In einer zweiten Erklärung benannte Bonn, Nassestraße 2, Telefon 5 29 31 — Ver- gezeigt habe: der Vorsitzende des CDU/CSU-Landes- lag: Presse- und Informationsdienste der CDU verbandes den stellvertretenden SPD- Deutschlands Verlagsgesellschaft mbH. Bonn, Arge- „Niemand kann doch von diesen unse- Vorsitzenden Erler, den früheren Ham- landerstraße 173, Telefon 2 3140 — Bezugspreis: ren Landsleuten verlangen, daß sie ihren burger Bürgermeister Nevermann, den monatlich 1,— DM — Banken: Presse- und Infor- Herzen verbieten, dorthin zu wandern, Bundestagsabgeordneten Franke und mationsdienste der CDU Deutschlands Verlags- wo die Gräber ihrer Väter liegen. Das das Berliner Abgeordnetenhausmitglied gesellschaft mbH. Bonn, Argelanderstraße 173, müssen bitte, bitte alle verstehen, auch Kenneweg als prominente Sozialdemo- Postscheck-Konto Köln 193 795, Commerzbank Bonn unsere ausländischen Besucher und Beob- kraten, die offen einem Verzicht auf die Nr. 12 493 — Druck: Bonner Universitäts-Buch- achter, auch diejenigen, die nach der Aus- deutschen Ostgebiete das Wort reden. druckerei. Bremer DGB-Boß und SPD-Bürgerschafts- Protest gegen SPD-Willkür fraktions-Vorsitzende Boljahn — Millio- nenbeträge aus Steuermitteln gewährt Delmenhorsts CDU-Stadtratsfraktion verließ Sondersitzung wurden. Es erhebt sich daher mit Recht die Frage, warum die SPD beim Josefstift Aus Protest gegen SPD-Willkür hat die Delmenhorster CDU-Stadtratsfrak- andere Maßstäbe anlegt, zumal es sich bei tion am 31. August eine Sondersitzung des Stadtrates verlassen, in der über der Gewoba um ein ausgesprochen ge- einen Zuschuß für das katholische St. Josefstift entschieden werden sollte. winnstrebendes Unternehmen handelt. Das Josefstift dagegen erfüllt seit Jahren eine Die Sondersitzung war trotz heftigen gar noch eine öffentliche Debatte über die- öffentliche gemeinnützige Aufgabe. Sträubens der SPD auf Drängen der sen Fall. Dabei wäre nämlich bekanntge- CDU-Fraktion einberufen worden, weil worden, daß der Finanzausschuß u. a. auf die CDU öffentlich geklärt haben wollte, Antrag des SPD-Ratsherrn Zegartowski Für höhere Zuschüsse wie die SPD zu diesem Wunsch des der Gewährung eines Zuschusses zuge- Die Junge Union hat sich für eine Er- Krankenhauses steht, das rund ein Drit- stimmt hatte. Dieser Beschluß wurde spä- tel der Kranken in Delmenhorst betreut höhung der Förderungsbeträge des Hon- ter jedoch von der SPD-Mehrheit im Ver- nefer Modells ausgesprochen. Sie tritt da- (siehe auch UiD 31/65). Die SPD benutzte waltungsausschuß umgestoßen. jedoch ihre absolute Mehrheit im Stadt- für ein, die Zuschüsse von 250 DM auf Die Ablehnung des Zuschusses ist um 320 DM zu erhöhen, entsprechende Forde- rat, um die ihr peinliche Debatte im so verwunderlicher als z. B. früher der Stadtrat einfach abzuwürgen. rungen des Verbandes Deutscher Studen- gewerkschaftseigenen Baugenossenschaft tenschaften werden die Unterstützung der In Hannover gibt sich die SPD kirchen- Gewoba — Aufsichtsratsvorsitzender: der Jungen Union finden. freundlich. Nur rund 100 Kilometer weiter nördlich im Lande dagegen handelt die von dem besonders radikalen Gewerk- schaftsfunktionär und Landtagsabgeordne- ten Werner Arend geführte SPD-Stadtrats- Schlechter Stil fraktion ausgesprochen kirchenfeindlich. Krach um Pensionierung von Kiels SPD-Oberbürgermeister Nicht nur, daß sie den von dem Kran- kenhaus erbetenen Zuschuß verweigert — Noch schnell vor den Bundestagswahlen hat sich Kiels Oberbürgermeister er hätte den Etat jährlich nur um rund Dr. Müthling vorzeitig pensionieren lassen, weil er glaubt, für die SPD in der 0,02 Prozent belastet — sie verhindert so- Bundestag einziehen zu können. Die Hintergründe seiner Nominierung sinu jedoch derart dunkel, daß die CDU in einer Rats Versammlung zu Recht von Löhne steigen einem „schlechten Stil" sprach. Von 1950 bis 1964 hat sich die Brutto- Noch vor -zwei Monaten hatte sich dazu der Vorsitzende der Kieler CDU- lohn- und Gehaltssumme von 39,8 auf Müthling in Nürnberg für zwei Jahre Stadtratsfraktion, Dr. Kiekebusch. 163 Mrd. DM erhöht. Je beschäftigten zum Vizepräsidenten des Deutschen Städtetages wählen lassen. Die Delegier- „Wir halten es auch nicht für glücklich Arbeitnehmer ist im Durchschnitt das daß der Bundestagskandidat der SPD sei- monatliche Einkommen von 243 DM im ten des Städtetages konnten zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, daß Müthling nen Wahlkampf als Oberbürgermeister Jahre 1950 auf 708 DM (1964) gestiegen. und Vizepräsident des Deutschen Städte- Die geleistete Arbeitszeit des einzelnen schon kurz darauf seine Versetzung in den Ruhestand beantragen und damit der tages führt, im Anschluß an die Wahl Arbeitnehmers hat sich in den Jahren aber beide Ämter niederlegt", betonte 1965 bis 1964 um etwa 10 Prozent ver- Wahl in Nürnberg die Voraussetzungen entziehen würde. Kiekebusch. ringert. Für ca. 12 Millionen Beschäftigte Der CDU - Fraktionsvorsitzende kam liegt gegenwärtig die tarifliche Arbeits- „Mindestens unsere Parteifreunde, aber auch auf die parteiinternen Hintergründe zeit zwischen 41 und 43 Stunden. Die auch die meisten übrigen Delegierten des zu sprechen, die den Fall Müthling so durchschnittliche tarifliche Wochenarbeits- höchsten Gremiums der deutschen Städte unangenehm begleiten: „Die CDU-Frak- zeit beträgt bei den Arbeitern 42,3 Stun- sind durch den Antragsteller irregeführt tion kennt die Personalpolitik der SPD den, bei den Angestellten 43,4 Stunden. worden. Das ist kein guter Stil", erklärte und weiß auch um die Zusammenhänge, die mit Rücksicht auf die kommende Kommunalwahl zu der vorzeitigen Pen- sionierung des Antragstellers und dem Empörung in Seesen Gedanken seiner Ersetzung durch eine Bevölkerung protestiert gegen einen Beschluß der SPD-Mehrheit — nach den Worten von Stadtrat Schatz — frische und unverbrauchte Persönlich- Angesichts der bevorstehenden Bundestagswahlen kommt der SPD im Harz- keit geführt haben. Meine Fraktion meint, daß man auf diese Weise Wahl städtchen Seesen eine Protestaktion äußerst ungelegen, mit der die Bevölke- taktik, Propaganda und das Wohl der rung lautstark ihren Unmut über eine SPD-Willkürentscheidung kundtat. Stadt nicht miteinander mischen kann." In Kiel halten sich hartnäckig die Ge- „Bevölkerung opponiert gegen Rats- aufgrund seines Könnens großer Beliebt- beschluß" lautete am 8. September die heit erfreut. rüchte, daß Müthling nur unter dem Ver- sprechen zum Bundestagskandidaten ge- Schlagzeile eines Artikels in der „Braun- Die SPD-Fraktion nutzte im Stadtrat je- schweiger Zeitung", in dem ausführlich wählt worden ist, sein Amt als Oberbür- doch ihre Mehrheit und wählte Dr. Schwe- germeister niederzulegen. über die Hintergründe der Wahl des Dr. da, der überhaupt nicht zur Kandidatur Schweda zum Chefarzt der Chirurgischen stand. Die Partei hatte offensichtlich nicht Abteilung des Städtischen Krankenhauses damit gerechnet, daß es wegen einer der- Naive Professoren berichtet worden war. Schweda war allein art offensichtlichen Willkürentscheidung mit Stimmen der SPD gewählt worden. zu einer Art Rebellion in der Bevölke- Der Vorstand des Ringes Politischer Ju- Schweda ist zwar kein SPD-Mitglied, steht rung kommen könnte. gend in Berlin hat drei Professoren der aber den Sozialdemokraten nahe. Freien Universität gerügt, die einen Vor- Wenige Tage nach der umstrittenen schlag unterzeichneten, nach dem Deutsch- 54 Ärzte aus allen Teilen der Bundes- Wahl des neuen Chefarztes gingen bei land für die nächsten 10 bis 20 Jahre in republik hatten sich um diese Stelle be- der Stadtverwaltung rund 750 Unterschrif- dem jetzigen völkerrechtlichen Zustand worben, die ausgeschrieben worden war. ten empörter Seesener ein, die gegen die belassen werden soll. Die Professoren Unter ihnen war der bisherige Oberarzt SPD-Entscheidung protestierten und sich Gollwitzer, Reding und Tauber, die diese des Krankenhauses, Dr. Verö. Verö be- für Dr. Verö aussprachen. Inzwischen hat Forderung unterstützten, um die auf die fand sich auch unter den letzten fünf sogar eine große Protestversammlung mit Wiedervereinigung zielenden Energien für Bewerbern, die aufgrund eines Gutachtens über 350 Besuchern stattgefunden, in der humanitäre Ziele dienstbar zu machen, des Ordinarius an der Universität Göttin- gefordert wurde, den Beschluß rückgängig wurden vom Ring Politischer Jugend als gen, Prof. Hellner, in die engere Wahl zu machen, übrigens, die Protestwelle „naiv" bezeichnet. Die von den Professo- gezogen wurden. Krankenhaus- und Ver- hält an. Die örtliche SPD sieht dem Er- ren vertretene Ansicht bedeute eine An- waltungsausschuß der Stadt entschieden gebnis der Bundestagswahlen mit ge- erkennung der Mauer und des Schieß- sich für Verö, der sich in der Bevölkerung mischten Gefühlen entgegen. befehls.

8