UID Jg. 19 1965 Nr. 37, Union in Deutschland
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Z 6796 C BONN • 16. SEPTEMBER 1965 NR. 37 19. JAHRGANG UNIONI^T^^utschlanit INFORMATIONSDIENST der Christlich Demokratischen und Christlich Sozialen Union SPD nicht regierungsfähig Brandt kann sich nicht durchsetzen - Gipfelpunkt der Demagogie Der Wahlkampf ist fast vorüber. An diesem Wochenende entscheiden die ner in Gegensatz zu Brandt, ohne daß Wähler der Bundesrepublik darüber, wer für die nächsten Jahre die Weichen dieser nennenswert widerstand. V Politik stellen soll. Alle Parteien haben große Anstrengungen unternom- Mit Recht betont daher der Geschäfts- men, um das Vertrauen der Wähler zu erringen. Die CDU/CSU konnte dabei führende Vorsitzende der CDU, Josef Hermann Dufhues, zu dem in letzter Mi- auf die Leistungen der Vergangenheit und auf eine kontinuierliche Fortset- nute veröffentlichten Wahlaufruf der zung ihrer erfolgreichen Politik auch nach den jetzigen Wahlen verweisen. Die SPD, daß die Führung dieser Partei of- Sozialdemokraten dagegen traten vor die Wähler mit billigen Versprechungen. fensichtlich selbst nicht mehr damit rech- net, am 19. September das Vertrauen der In einer vorher noch nicht erlebten um die Passierscheinfrage, die Pannen in deutschen Wähler zu erhalten. Dieser Stärke haben die beiden großen Parteien Berlin, wo Brandt hätte zeigen können, Aufruf, so erklärt Dufhues, bestätige, was ihre Werbung auf die Politiker abgestellt, was in ihm steckt, beweisen deutlich ge- bereits der Wahlkampf deutlich gemacht denen nach dem Wahltag die Führung der nug, daß diese Zweifel berechtigt sind. habe: Die SPD und ihr Kanzlerkandi- deutschen Politik anvertraut werden soll. Den letzten Beweis erbrachte der Ge- dat Brandt weichen jeder sachlichen Aus- Die Alternative heißt also Erhard oder werkschaftstag der IG-Metall in Bremen. einandersetzung und der Klarstellung ih- Brandt. Daß Professor Erhard sein Ge- In aller Öffentlichkeit wurde der SPD- rer wirklichen Ziele aus. Der Aufruf sei schäft versteht, braucht man nicht eigens Vorsitzende von den Gewerkschaftlern eine Summe unverbindlicher Glattheiten. zu erwähnen. Jeder von uns ist in den desavouiert. Bewußt setzte sich Bren- Fortsetzung Seite 2 vergangenen Jahren Zeuge dafür gewe- sen, wie es unter der Führung von Dr. Adenauer und Ludwig Erhard mit dem deutschen Volk aufwärts ging. Auch für die Zukunft sind die Markierungen abge- Für die SPD nur ein Vorwand steckt. Was Professor Erhard und die ihn tragende CDU/CSU wollen, das haben sie Die CDU tritt für Bundestagswahlen in Berlin ein deutlich gemacht. Weniger aus Sorge um Berlin, sondern von parteipolitischem Gesichtspunkt Und Brandt? Als man ihn beispiels- weise in der „Bild-Zeitung" vom 10. 9. bestimmt ist ein Vorschlag der SPD, daß die Berliner Bundestagsabgeordneten 4ö5 fragte, was er für den Fall, er würde stimmberechtigt sein sollen. Bundeskanzler, als erstes tun wolle, da gab Brandt folgende Antwort: Die Berliner Bundestagsabgeordneten Diese durchsichtige Taktik glossierten werden auf Grund des Viermächtestatus die „Ruhr-Nachrichten" am 14. 9. 1965: „Das erste würde eine Beratung mit der ehemaligen Reichshauptstadt im Ver- meinen engsten Mitarbeitern darüber hältnis der Fraktionsstärke im Berliner „Interessanterweise geht es hier aber sein, wie wir die Menschen in der Abgeordnetenhaus von den Parteien be- auch gar nicht so sehr um die wenigen Bundesrepublik ins Vertrauen ziehen, stimmt. Weil für Berlin nach wie vor die Tage vor, sondern um die Wochen nach um zu einer Rangordnung zu lösender vier Siegermächte gemeinsam verantwort- der Wahl. Die Rechnung, die dabei auf- Aufgaben zu kommen. Zu sagen: das lich sind, sahen sich die Westalliierten gemacht wird, ist so ungeschickt nicht. zuerst und dann das und dann das. Zu bisher aus rechtlichen Gründen gezwun- Denn der Fall ist immerhin denkbar, daß sagen, daß nicht alles in vier Jahren gen, den von Berlin entsandten Abgeord- die Sozialdemokraten ihre 15 Berliner gemacht werden kann." neten das volle Stimmrecht zu verwei- Vertreter bei der Auszählung der Frak- Damit hat der Spitzenkandidat der So- gern, um nicht den Sonderstatus Berlins tionsstärke (z. B. bei der Kanzlerwahl) zialdemokraten all jenes verworfen, zu gefährden. Die CDU hat sich stets da- gut gebrauchen können. An der Güte des was von seiner Partei bisher als Pro- für eingesetzt, auch in Berlin stimmbe- Stils, mit der diese handfesten Interessen gramm unters Volk gebracht worden rechtigte Abgeordnete wählen zu lassen, auf einmal vertreten werden, läßt sich ist. Wer erst nach der Wahl damit be- aber niemals waren bei ihr wahltaktische allerdings zweifeln. Es geht nicht um die ginnen muß, eine Rangordnung festzu- Überlegungen wie bei der SPD dafür ent- Berliner, es geht um die SPD. Wenn man legen und über die Wichtigkeit der ver- scheidend. das einerseits zugibt, sollte man es ande- schiedenen Aufgaben zu debattieren, Bisher hat sich die SPD mit dieser Rege- rerseits nicht bemänteln. der kann nicht erwarten, daß ihm die lung einverstanden erklärt. Nun plötzlich Wähler einen solchen Blankoscheck acht Tage vor der Wahl will sie eine Schließlich ist nicht zu vergessen, daß honorieren werden. Änderung erzwingen. Der Grund dieser es sich bei dem Sonderstatus der Berliner Aktivität ist wohl darin zu sehen, daß sie Abgeordneten um Überreste der Vier- Zudem muß man ernsthaft daran zwei- ihre Siegeschancen dahinschwinden sieht. Mächte-Verantwortung handelt. Aus feln, ob sich ein Mann wie Brandt je- Sie möchte mit Hilfe der Berliner SPD- eigensüchtigen, parteitaktischen Gründen mals in schwierigen politischen Situatio- Abgeordneten ihre Position im nächsten sollte gerade ein Berliner Bürgermeister nen durchsetzen könnte. Das Hin und Her Bundestag stärken. daran nicht rütteln." beruft, nahm die Soldaten nicht im ge- ringsten gegen Brenners Diffamierungen SPD nicht regierungsfähig in Schutz Forlsetzung von Seile 1 rer Sicherheit bilden. Will Brandt erneut Die Journalisten vermochten Senator Dufhues schreibt weiter: den Eindruck erwecken, als gäbe es eine Schmidt bei elementaren Fragen deut- „Das deutsche Volk muß wissen: Die eigene Außen- und Sicherheitspolitik? scher und atlantischer Sicherheitspohtik. SPD und Brandt werden in ihren Ent- Das wäre das Ende des freien Berlin. keine sachlich fundierte und klare Stel- scheidungen niemals frei sein. Die mas- Es kommt darauf an, daß in der Bun- lungnahme zu entlocken. Der Sprecher sive Einmischung der radikalen Kräfte des) epublik stabile politische, wirtschaft- der CDU, Dr. Rathke, prägte daher das innerhalb der IG-Metall, an der Spitze liche und soziale Verhältnisse erhalten Schlagwort: „Wohin man greift — deren Vorsitzender Brenner, hat das er- bleiben. Wir brauchen mehr denn je Schmidt kneift". eine Regierung, die die bisherige erfolg- neut bewiesen. Der Bremer Kongreß hat Auch das ominöse Programm „für die in unverantwortlicher Weise die Grund- reiche Politik selbstbewußt und zielklar lagen unserer Politik in Frage gestellt. fortsetzt. Diese Regierung wird deshalb ersten 100 Tage" kam wieder zur Sprache, auch nach dem 19. September unter Füh- als Schmidt vor der Presse für seinen Auf dem gleichen Kongreß hat Brandt Teil, d. h. für die Verteidigungspoütik, sidi aber als Repräsentant der SPD fei- rung von Prof. Ludwig Erhard und der CDÜ/CSU stehen." antworten sollte. Das einzige, was er ern lassen und diesen Kongreß als Ku- vorzeigen konnte, waren Verfahrensvor- lisse zu schweren Ancriffen gegen Bun- Was Brandt recht ist, scheint Senator schriften für die Arbeit des Ministerium?. deskanzler und Bundesregierung benutzt. Schmidt, dem Wehrexperten der SPD, bil- Die SPD ist und bleibt von den radikalen lig zu sein: In seiner jüngsten Pressekon- Nach alledem fühlt man sich unwill- Gruppen in den Massenorganisationen ferenz in Bonn wirkte er nicht überzeu- kürlich an eine Äußerung des Bundes- abhängig. gend. Mit keinem Wort erwähnte er bei- tagsvizepräsidenten und Mitglieds der spielsweise die Rede des Vorsitzenden SPD-Regierungsmannschaft, Professor Mit der Behauptung, die CDU/CSU sei der IG-Metall in Bremen. Auch Schmidt Carlo Schmid, erinnert, der am 22. 3. 1958 ein Risiko für Deutschland, hat die SPD distanzierte sich nicht von dem Nein zur im Bundestag erklärt hatte: den Gipfelpunkt der Demagogie in die- Notstandsgesetzgebung; er, der sich im- „Wenn Sie mich fragen: Hast Du ein sem Wahlkampf erreicht. Brandt und die mer so viel auf die angebliche gute Part- Rezept?, dann würde ich sagen: Nein, SPD verfälschen die geschichtliche Wahr- nerschaft seiner Partei zur Bundeswehr ich habe keins." heit, wenn sie jetzt dazu aufrufen, das deulsche Volk müsse sein Geschick wie- der in die eigenen Hände nehmen. Die SPD hat zu allen Entscheidungen, die die Freiucit und Souveränität der Bundes- Im SHB gärt es republik wiederhergestellt haben, nein Sozialistische Studenten gegen die SPD gesagt. Indem die SPD jahrelang, bis zum heutigen Tag, die Verabschiedung einer Kurz vor der Wahl hat der von seinen sozialdemokratischen Gründern schon Notstandsgesetzgebung abgelehnt hat, hat sie allein es zu verantworten, wenn oft heftig gerügte Sozialdemokratische Hochschulbund (SHB) der SPD neuen im Falle eines Notstandes nach wie vor Ärger bereitet: Die Spitze des Vorstandes im SHB trat zurück. nicht die zuständigen Organe der deut- schen Bundesrepublik, sondern die Alli- Hajo Hauss und Hans Lehnert, Vorsit- in diesem Wahlkampf besonders kraß ierten für das deutsche Volk verantwort- zender und stellvertretender Vorsitzender zum Ausdruck kommt", sei daran schuld. lich sind. des SHB, haben ihre Ämter niedergelegt. Der ehemalige SHB-Vorsitzende wirft der Es ist eine grobe Anmaßung, wenn