FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 25. 05. 1964

25. Mai 1964: Fraktionssitzung

ADL, Bestand Wolfgang Mischnick, A40-760. Überschrift: »Kurzprotokoll der Sitzung der Fraktion vom 25. Mai 1964«. Zeit: 14.45–18.45 Uhr. Vorsitz: von Kühlmann-Stumm, später: Zoglmann, Schultz, Mischnick. Entschuldigte Fraktionsmitglieder: 11.

Sitzungsverlauf:

A. Verschiedenes (u. a. Bericht über ein Gespräch mit Bundeskanzler Erhard). B. Geschäftliche Mitteilungen. C. Aussprache über die geplante Besoldungserhöhung für Beamte. D. Aussprache über die Konjunkturpolitik.

E. Bericht und Aussprache über die Fraktionsvorsitzendenkonferenz in München (u. a. auch Wahl des Bundespräsidenten). F. Berichte aus den Arbeitskreisen.

[A.] Außerhalb der Tagesordnung Frau Studienrat Kappus wird begrüßt. Sie gehört der Bundesparteileitung als Frauenre- ferentin an. Geburtstagsglückwünsche für Mauk (58), Spitzmüller (43), Dahlgrün (56). Entschuldigungen: Burckardt, berufliche Verpflichtung, Dr. Flitz, Erholungsurlaub, Hammersen, berufliche Verpflichtung, Dr. Hellige, Konferenzteilnahme in Wien, Dr. Löbe, berufliche Verpflichtung, Dr. Menne, Geschäftsreise nach Griechenland, Ollesch, Ruhrfestspiele Recklinghausen, Rademacher, berufliche Verpflichtung, Ramms, berufliche Verpflichtung, Dr. Effertz, berufliche Verpflichtung, Dr. Starke, FDP-Vertretung bei zwei Veranstaltungen. Von Kühlmann hat dem Auftrag der Fraktion gemäß dem Kanzler die Kritik der FDP über die Art des von ihm geführten Landtagswahlkampfes übermittelt. Erhard sagte, daß er gegenteilige Kritik auch von der CDU erfahren habe (CDU käme in seinen Re- den nicht vor). Das beanstandete Blaulicht wurde später abgeschafft. Bei dem Gespräch hat Erhard auch angekündigt, daß er die FDP über das außenpolitische Streitgespräch informieren will. 1 Heute morgen wurde u. a. auch über die Bundespräsidentenfrage gesprochen. Barzel sagte, daß die FDP damit rechnen kann, daß sich die CDU auf Lübke festlegen wird.

1 , MdB (CDU), stellvertretender und amtierender Vorsitzender der CDU/CSU- Bundestagsfaktion.

Copyright © 2018 KGParl 1 FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 25. 05. 1964

Außerdem wurde mit dem Kanzler ein Gespräch geführt, wonach Anträge auf Mehr- ausgaben über die Regierungsvorlage zum Rückerstattungsgesetz hinaus koordiniert werden sollen. In dem Gespräch wurde weiterhin die Frage der Beamtenbesoldung behandelt. Hier hat sich die FDP gegen den Stufenplan ausgesprochen. Auch in bezug auf das Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz hofft die FDP, eine Verbesserung zu erreichen. Gesprochen wurde schließlich über die 17. LAG2-Novelle, die nunmehr im Plenum verabschiedet werden soll. [B.] I. Geschäftliche Mitteilungen 1. Genscher3: Er schlägt vor, daß die Plenarsitzung am 4.6.1964 erst 11 Uhr beginnt, damit noch eine Fraktionssitzung zur Vorbereitung der Tagesordnung durchgeführt werden kann. von Kühlmann: Die Fraktion muß auf jeden Fall vor der Plenarsitzung zusammen- kommen. Wenn die Terminverschiebung des Plenums nicht gelingt, muß die Fraktion notfalls bereits 8 Uhr zusammentreten. 2. von Kühlmann: Anläßlich der Bundesversammlung findet am 30.6.1964, 9 Uhr in eine Fraktionssitzung statt. Die Anreise muß also bereits am 29.6.1964 erfolgen. 3. Ertl: Er wendet sich dagegen, daß Dr. Mende von »bayerischer Unbekümmertheit« spricht. Dr. Mende: Er hat sich auf dem schleswig-holsteinischen Parteitag mit dem Streit Strauß4-Schröder5 auseinandergesetzt. Die Presse hat darüber im allgemeinen objektiv berichtet. Eine Äußerung, wie sie von »UPI6« gemeldet wurde, ist nie gefallen. Eisenmann: »UPI« hat falsch zitiert, man hätte aber das Wort »bajuwarisch« nicht gebrauchen sollen. von Kühlmann: Er weist auf die Nachteile hin, die für die Partei aus solchen und ähnli- chen Äußerungen entstehen, insbesondere auch durch mißverständliche Äußerungen, wie sie bisweilen von Dr. Dehler gebraucht werden. Wer in der Öffentlichkeit für die FDP spricht, sollte sich an das halten, was die Partei erarbeitet hat. Mertes: Es würde der Klarheit dienen, wenn zu wichtigen Themen sofort abgewogene Erklärungen abgegeben werden, um Mißverständnisse zu vermeiden. Mischnick: Der Fraktionsvorstand hat nicht das Recht, Erklärungen abzugeben. Man sollte daher überprüfen, ob man dem Fraktionsvorstand nicht doch eine stärkere Füh- rungsaufgabe zubilligen sollte, wie es die CDU bereits getan hat. Im Augenblick hat der FDP-Fraktionsvorstand nur eine organisatorische Funktion. Scheel: Die Außenpolitik der Regierung wird von einem Teil der CDU angegriffen. Wir sollten etwas zu ihrer Verteidigung sagen. Dr. Mende: Wenn eine Partei es nicht nötig hat, in der Außenpolitik umzudenken, so ist es die FDP. Das Berliner Programm ist nach wie vor hochaktuell. Jetzt vollzieht sich die Durchführung der 1957 aufgestellten Thesen (Handelsmissionen, menschliche Be- gegnungen etc.).

2 Gesetz über den Lastenausgleich. 3 Hans-Dietrich Genscher, Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion sowie Bundesgeschäftsführer der FDP. 4 Franz Josef Strauß, MdB (CSU), Vorsitzender der CSU-Landesgruppe, stellvertretender Vorsitzen- der der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Landesvorsitzender der CSU. 5 Gerhard Schröder, MdB (CDU), Bundesminister des Auswärtigen. 6 United Press International.

Copyright © 2018 KGParl 2 FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 25. 05. 1964

Vorsitz: Zoglmann. Zoglmann: In Zukunft sollten wir nur Abgeordnete in der Öffentlichkeit reden lassen, die es nicht notwendig haben, nachher ihre Ausführungen zu interpretieren. Dorn: Wir sollten uns genau überlegen, was wir in dem letzten Jahr vor der Bundes- tagswähl noch anfassen wollen, und in einer Klausurtagung festlegen, welche Initiativen wir noch ergreifen. Zoglmann: Eine Klausurtagung in dem von Dorn genannten Sinne sollte nach der Bundesversammlung stattfinden. Dr. Kohut: Es wird eine Welle zur Wiedervereinigung kommen, die die FDP in Verfolg ihrer Politik, die sie vor 7 Jahren betrieben hat, zu ihren Gunsten auffangen kann. 4. Dr. Mende: Die Diskussion auf dem Parteitag in Duisburg sollte nicht allein den Fernstehenden überlassen werden, sondern unsere Abgeordneten sollten der Ausspra- che Niveau geben. [C.] II. Beamtenbesoldung Dorn: Für den ersten Oktober ist eine Besoldungserhöhung für Beamte vorgesehen. 7 Höcherl hat eine Erhöhung von 3 % ab 1.10.’64 und von 4 % ab 1.1.’65 vorgeschlagen. In der Besprechung hat sich Dorn gegen den Stufenplan ausgesprochen. Später haben sich Dr. Emde, und Dr. Barzel auf eine Besoldungserhöhung von 8 % ab 1.10.’64 geei- nigt. Dem sollte die Fraktion zustimmen. Die Regierungsvorlage und die FDP-Vorlage zum 131er-Gesetz8 soll im Juni zur Be- handlung kommen. Weiterhin ist in einer besonderen Vorlage der Wegfall der Tarifklasse IV und der Orts- klasse B vorgesehen. Darüber hinausgehende Vorschläge, wie sie von Dr. Miessner gemacht wurden, sollten wir nicht diskutieren. Wir sollten aber bereits jetzt eine Erklä- rung darüber abgeben. Eine haushaltsmäßige Deckung ist auch im Rahmen des Haus- halts 1964 zu ermöglichen. Dr. Mende: Im Kabinett haben sich Scheel und Krone9 für eine Besoldungserhöhung von 10 % bereits ab 1.10. eingesetzt. Das Kabinett hat sich dann aber auf den Stufenplan geeinigt, um den Fraktionen Gelegenheit zu geben, von sich aus noch Verbesserungen zu machen. Dr. Dahlgrün hat sich zur Deckungsfrage positiv geäußert. Schwierig ist es bei Post und Bahn. Man sollte prüfen, ob es einen Weg gibt, Stücklen10 von der Gebüh- renerhöhung wegzubringen. Zoglmann: Dorn und Moersch11 sollten die Presse entsprechend informieren. [D.] III. Konjunkturpolitik Dr. Aschoff: Beim Kanzler hat ein Gespräch über Konjunkturpolitik stattgefunden. Von der FDP nahmen von Kühlmann, Dr. Starke, Dr. Emde und Dr. Aschoff teil. Das Ergebnis war unbefriedigend. Einstimmig wurde festgestellt:

7 Hermann Höcherl, MdB (CSU), Bundesminister des Innern. 8 Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Artikel 131 des Grundgesetzes fallenden Per- sonen. 9 , MdB (CDU), Bundesminister für besondere Aufgaben. 10 Richard Stücklen, MdB (CSU), Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen. 11 Karl Moersch, Leiter der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der FDP-Bundesgeschäftsstelle.

Copyright © 2018 KGParl 3 FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 25. 05. 1964

1. Eine Aufwertung ist abzulehnen, 2. eine mittelbare Aufwertung durch steuerliche Maßnahmen an der Grenze wird eben- falls abgelehnt. Dr. Aschoff trägt die konjunkturpolitische Situation anhand von Zahlen und festzustel- lenden Tendenzen vor. Die Binnenzölle betragen jährlich noch immer 360 Mio. DM. Bedenken wurden gegen eine autonome Zollsenkung vor allem von der Textilindustrie und der heimischen Indu- strie, die dadurch unter Importdruck gesetzt wird, geäußert. Dr. Aschoff vertritt die Auffassung, daß der noch bestehende geringe Zollschutz sicher als Kompensationsob- jekt für ganz andere Dinge benötigt wird. Die Steuer auf Wertpapiere für Gebietsfremde hat einen Sturm in der Bankwelt ge- bracht. Wir sollten uns aber im Prinzip mit dem Gesetzentwurf einverstanden erklären. Blessing12 und Dr. Aschoff haben auch die Frage gestellt, ob Artikel 23 des Außenwirt- schaftsgesetzes angewendet werden sollte. Das wurde aber nicht mehr ausdiskutiert. Bei dem Bundeshaushalt sollten Steuermehreinnahmen dazu verwendet werden, den schwarzen Haushalt abzubauen. Nicht abschließend diskutiert wurde auch der Vor- schlag, Steuervorteile auf zukünftige Subventionen zu geben. Dr. Aschoff wendet sich gegen eine Teilkonjunkturdebatte am 4. und 5. Juni. Die Aus- sprache über Konjunkturfragen sollte bis Ende Juni vertagt werden, wenn Kartellnovel- le, Konzentrationsenquete und Ergänzungsbericht zum Wirtschaftsbericht vorliegen. Dr. Dörinkel: Er kritisiert die festen Währungsrelationen, die dazu führen, daß eine Flucht in die gute Währung erfolgt. Die Zollsenkung trifft die an der Konjunktur un- schuldige Textil- und Lederindustrie besonders hart. Der Wertpapiersteuerbeseitigung und der Kapitalmarktsteuer für Gebietsfremde sollten wir nicht widersprechen. Die Fragen der Beamtenbesoldung sollten wir nicht mit der Konjunkturpolitik verquicken, sondern gesondert laufen lassen. Dr. Imle: Man sollte prüfen, ob man die Zollsenkung mehr differenzieren sollte. Dr. Emde: Der Kanzler befürchtet eine Preiswelle im Herbst. Deshalb will er auch das Brot subventionieren, und man dachte gar an eine Baulizensierung. Schmücker13 und Erhard schwimmen, und auch wir sollten uns daher in unseren Äußerungen zurückhal- ten. Mertes: Jede Maßnahme, die ergriffen wird, trifft bei bestimmten Interessengruppen auf Widerstand. Ziel der konjunkturpolitischen Maßnahmen muß die Währungsstabilität sein. Mertes spricht sich gegen globale Zollsenkung aus, die gegen die wirken würde, die sich nur schwer im gemeinsamen Markt behaupten. Eine solche Maßnahme würde genauso global wirken wie eine DM-Aufwertung. Die konjunkturellen Schwierigkeiten kommen im wesentlichen von der monetären Seite, daher tritt Mertes für eine Kapitalverkehrssteuer für die Besitzer von Wertpapie- ren ein, die Ausländer sind. Notfalls würde er auch die Anwendung des Artikels 23 des Außenhandelsgesetzes begrüßen. Funcke: Zur Besteuerung der festverzinslichen Werte Gebietsfremder sollten wir uns nicht sofort festlegen, da hier noch eine Reihe von Unwägbarkeiten liegen, die angren- zenden Fragen müssen erst geprüft werden, bevor wir endgültig Stellung nehmen.

12 Karl Blessing, Präsident der Deutschen Bundesbank. 13 Kurt Schmücker, MdB (CDU), Bundesminister für Wirtschaft.

Copyright © 2018 KGParl 4 FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 25. 05. 1964

Scheel: Wenn man völlig freie Marktwirtschaft beläßt, erfolgt die Währungsangleichung automatisch. Was man tut, sind also nur Bremsmaßnahmen. Wenn wir mehr tun wol- len, müssen wir entweder die Marktwirtschaft abschaffen oder auf unsere Partner ein- wirken, die aber ihrerseits eigene Vorstellungen haben. Scheel bezweifelt, ob sich Italien dazu entschließen kann, harte Maßnahmen gegen die Inflation zu ergreifen. Schmücker wollte eigentlich weder die vorgeschlagenen Kapitalmarktmaßnahmen noch die pau- schale Zollsenkung. Vorsitz: Schultz. Schultz: Er schlägt vor, die Kommission in ihrer Zusammensetzung zu bestätigen, wobei Dr. Imle zusätzlich benannt wird, die Kommission sollte sich außerdem der Überstundenfrage und der Überprüfung der Anrechnungsbestimmungen für Rentenlei- stungen annehmen. Dr. Mende: Über das Industrieinstitut sollte man versuchen, eine objektive Aussage über die finanziellen Auswirkungen einer Erleichterung der Anrechnungsbestimmun- gen zu erhalten, denn Blank14 wird alles versuchen, die Auswirkungen zu übertreiben. Genscher: Die erwähnten Forderungen hält er politisch für richtig und wir sollten sie auch vertreten. Mischnick unterstützt. Funcke: Wir sollten die Überstundenfrage und die Frage der Anrechnungsbestimmung bei Kriegerwitwen nicht in einem Atemzug nennen. Sie unterstützt die Erleichterung bei den Anrechnungsbestimmungen, hält aber ihre Bedenken gegen die Lohnsteuerbe- freiung der Überstunden aus steuersystematischen Gründen aufrecht. Dr. Imle: Der Überstundenantrag sollte auf die Tagesordnung gesetzt werden, auch wenn wir abgeschmettert werden, wenn von seiten der Regierung nichts kommt. Dr. Mende: Wegen der Überstundenfrage sind Dr. Dahlgrün und Schmücker von Er- hard beauftragt worden, wegen der Erleichterung für Kriegerwitwen soll Blank eine Vorlage machen. Mischnick: Wir sollten zu diesen Fragen einen Parteitagsbeschluß herbeiführen. Genscher: Eine Presseveröffentlichung soll schon heute erfolgen. Dr. Mende: Man kann sagen, daß die FDP von der Bundesregierung eine beschleunigte Entscheidung über diese beiden Punkte erwartet. Funcke: Sie spricht sich noch einmal gegen die Lohnsteuerfreiheit der Überstunden aus. Schultz: Er läßt abstimmen und stellt fest, daß sich die Fraktion bei 2 Gegenstimmen (Funcke, Busse) für die Lohnsteuerfreiheit der Überstunden ausspricht. Die Überprü- fung von Anrechnungsbestimmungen für Rentenleistungen wurde einstimmig gefor- dert. [E.] IV. Fraktionsvorsitzendenkonferenz in München Mischnick: Nach einem Referat des Mitglieds des Deutschen Ausschusses für das Er- ziehungswesen Dr. Picht15 wurde der Beschluß gefaßt, den Lehrermangel abzubauen und durch entsprechende Initiativen zu erreichen, daß das Bildungsgefälle von Nord nach Süd abgebaut wird. Eine Abstimmung mit den Finanzministern über diese Fragen soll erfolgen.

14 , MdB (CDU), Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung. 15 Georg Picht, Leiter der Forschungsstätte Evangelische Studiengesellschaft Heidelberg, Mitglied des Deutschen Ausschusses für das Erziehungs- und Bildungswesen.

Copyright © 2018 KGParl 5 FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 25. 05. 1964

In bezug auf die Wahl des Bundespräsidenten erhob sich keine Stimme für Lübke. Wenn die SPD einen eigenen Kandidaten aufstellt und die CDU an Lübke festhält, sollten wir ebenfalls einen eigenen Kandidaten aufstellen. Auf der nächsten Fraktionsvorsitzendenkonferenz in Saarbrücken sollen kulturpoliti- sche Fragen behandelt werden. Zusätzlich sollte man die Raumordnung behandeln und deren Koordinierung beraten. Weber: Wir sollten einen eigenen Präsidentenkandidaten aufstellen, auch wenn die SPD keinen Kandidaten benennt. Mischnick: Bevor in der FDP eine eigene Personaldiskussion geführt wird, sollte man die endgültigen Beschlüsse von CDU und SPD abwarten. Dr. Mende: Die CDU hat schon beschlossen, Lübke zu wählen. Voraussichtlich wird die SPD keinen eigenen Kandidaten aufstellen. Deshalb sollten wir keinen FDP- Kandidaten benennen, der dann doch nur untergehen würde. Schultz: Wir sollten die Diskussion darüber bis Freitag zurückstellen. Genscher: Die Kommission zur Verteilung der der FDP zugestandenen Bundestagsrei- sen hat beschlossen, je eine Reise an Dr. Imle und Dürr zu vergeben. Die dritte uns zur Verfügung gestellte Reise geht entweder an Dr. Aschoff oder an Dorn, die sich unterein- ander einigen. Wenn Dürr auf ein anderes Kontingent nach den USA kommt, werden sowohl Dorn als auch Dr. Aschoff eine Reise in Anspruch nehmen können. Ertl: Er stellt die Frage, warum von der Parlamentarischen Arbeitsgemeinschaft Frem- denverkehr niemand nach den USA gefahren ist. Dr. Emde: Rademacher ist ohne Einschaltung der Fraktion mitgefahren. Dr. Mende: Bei Parlamentarischen Arbeitsgemeinschaften ist die Fraktion nicht einzu- schalten. Ertl: Es ist noch ein Mitglied der FDP für den Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Fremdenverkehr zu benennen. Schultz: Die Teilnehmer an der Arbeitsgemeinschaft sollten untereinander vereinbaren, wer von Ihnen in den Vorstand dieses Gremiums entsandt wird. Am Mittwoch, den 27. Mai findet ein Gespräch über Heimkehrerfragen mit der CDU statt. Von der FDP nehmen teil: Dr. Imle, Dr. Rutschke, Schmidt, Mischnick (kommt später). Von der CDU nehmen teil: Arndgen16, Stingl17, Götz18, Maucher19, Kliesing20. [F.] V. Berichte aus den Arbeitskreisen Arbeitskreis I Dr. Achenbach: Da die Initiative im Botschafterlenkungsausschuß als gescheitert be- trachtet werden muß, sollten wir mit dem Bundeskanzler ein Gespräch über die weitere Behandlung des Deutschlandproblems führen.

16 Josef Arndgen, MdB (CDU), stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. 17 , MdB (CDU), Vorsitzender des Arbeitskreises IV (Arbeit und Soziales) der CDU/CSU- Bundestagsfraktion. 18 Hermann Götz, MdB (CDU). 19 , MdB (CDU). 20 Georg Kliesing, MdB (CDU).

Copyright © 2018 KGParl 6 FDP – 04. WP Fraktionssitzung: 25. 05. 1964

Dr. Mende: Professor Erhard dürfte uns morgen einen Termin geben. Es ist aber nicht anzunehmen, daß vor der Bundesversammlung Entscheidendes geschieht. Schultz: Es sollte versucht werden, am kommenden Freitag oder Samstag einen Termin beim Bundeskanzler in Anwesenheit von Dr. Schröder zur Behandlung der Deutsch- landfrage zu bekommen. Kreitmeyer: Wir sollten auf dem Parteitag auch wehrpolitisch aktiv werden, insbeson- dere in bezug auf die soziale Betreuung der Soldaten in den Garnisonen. Die zu dieser Frage von der FDP vorgelegte Entschließung zur Haushaltsdebatte kann auf diese Wei- se bekannt gemacht werden. Dr. Mende: Die Wiedervereinigung ist ein langwieriger Prozeß, der jetzt beginnt, wenn er auch nochmal 15 Jahre dauern wird. Vorsitz: Mischnick. Arbeitskreis III Spitzmüller: Die Lohnfortzahlung steht im Arbeitsausschuß wieder auf der Tagesord- nung. Der Vorstand sollte darauf hinwirken, daß sie wieder abgesetzt wird. Deneke wird anstelle von Weber ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sozialpolitik im Austausch mit dem stellvertretenden Sitz. Sprecher zur 17. LAG-Novelle: Dr. Rutschke; Sprecher zum SPD-Antrag betr. Kran- kenpflege: Dr. Heuser. Arbeitskreis II Dr. Imle: Der Arbeitskreis hat sich mit den Fragen der Gleichstellung der gemeinnützi- gen mit den freien Wohnungsbauunternehmen befaßt und festgestellt, daß das Woh- nungsbauministerium dazu noch keine Konzeption hat. Der FDP-Bundesausschuß für Wohnungswesen soll eingeschaltet werden. Der Arbeitskreis befürwortet die Einbringung der Handwerksnovelle als Koalitionsan- trag. Zu dem Regierungsentwurf über die Novelle des Gesetzes gegen den unlauteren Wett- bewerb etc. wird Dr. Aschoff als Sprecher benannt. Die Behandlung des Wirtschaftsberichtes soll verschoben werden. Nicht ausdiskutiert wurde die Behandlung des Antrags wegen Umsatzsteuerfreiheit der freien Berufe. Zum Ladenschlußgesetz sollten wir keine Erklärung abgeben. In bezug auf die Besteuerung des Wankelmotors hat der Arbeitskreis noch keinen Beschluß gefaßt. Mischnick: Er stellt das Einverständnis der Fraktion mit den genannten Sprechern zur Tagesordnung und mit der Mitunterschrift bei der Handwerksnovelle fest. Eine »fdk«- Äußerung zur Ladenschlußfrage soll nicht erfolgen. Ferner wird der Arbeitskreis aufge- fordert, einen Beschluß über die Besteuerung des Wankelmotors herbeizuführen. Schmidt: Der Arbeitskreis II sollte sich auch mit der Güterkraftverkehrssteuer befas- sen. Dr. Imle: Er wird das in der nächsten Sitzung behandeln. Arbeitskreis V Mauk: Die Baden-Badener Beschlüsse der Fraktion zur Agrarpolitik sollten in Duis- burg wiederholt werden. Mischnick: Das kann dem Bundesvorstand bei der Sitzung am Donnerstag, den 28. Mai 1964 mitgeteilt werden.

Copyright © 2018 KGParl 7