FAL-Jahresbericht 2002, Gesamttext
Jahresbericht 2002 Herausgeber: Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) - Der Präsident - Bundesallee 50, 38116 Braunschweig Telefon (0531) 5 96 10 01, Telefax (0531) 5 96 10 99 Redaktion: Informations- und Datenzentrum der FAL, © 2003 Fotos/Abbildungen: Soweit nicht anders vermerkt, Institute der FAL Umschlag: Albrecht-Design, Braunschweig Herstellung: Sigert GmbH, Braunschweig
ISSN 0171-5801
Der Jahresbericht der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) ist als Volltext unter www.fal.de abrufbar. Vorwort ...... 4 Bericht des Präsidenten ...... 5 Organisation der FAL ...... 6
Berichte der Institute
X Pflanzenernährung und Bodenkunde (PB) ...... 9 X Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft (PG) ...... 21 X Agrarökologie (AOE) ...... 35
X Tierernährung (TE) ...... 51 X Tierzucht (TZ) ...... 65 X Tierschutz und Tierhaltung (TT) ...... 85
X Technologie und Biosystemtechnik (TB)...... 93 X Betriebstechnik und Bauforschung (BB) ...... 117
X Betriebswirtschaft, Agrarstruktur und ländliche Räume (BAL) ...... 133 X Marktanalyse und Agrarhandelspolitik (MA) ...... 149
X Ökologischer Landbau (OEL) ...... 159
Fachgutachten und Berichte...... 169
Veröffentlichungen der Institute
X Pflanzenernährung und Bodenkunde (PB)...... 173 X Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft (PG) ...... 177 X Agrarökologie (AOE)...... 179
X Tierernährung (TE) ...... 181 X Tierzucht (TZ) ...... 187 X Tierschutz und Tierhaltung (TT) ...... 193
X Technologie und Biosystemtechnik (TB) ...... 195 X Betriebstechnik und Bauforschung (BB) ...... 199
X Betriebswirtschaft, Agrarstruktur und ländliche Räume (BAL) ...... 203 X Marktanalyse und Agrarhandelspolitik (MA) ...... 207
X Ökologischer Landbau (OEL) ...... 209
Vortragsstatistik der Institute...... 211 Lehrtätigkeit ...... 216 Veranstaltungen der FAL ...... 220
Personal der FAL ...... 221 Habilitationen, Promotionen, Preise und Ehrungen...... 228 Mitarbeit in wissenschaftlichen Gremien, Gesellschaften und an Zeitschriften ...... 230 Wissenschaftliche Kooperation ...... 237
Stichwortverzeichnis...... 239
3 Vorwort
Die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) hat die Aufgabe, wissenschaftliche Grundlagen als Entschei- dungshilfen für die Verbraucherschutz-, Ernährungs- und Agrarpolitik zu erarbeiten und die wissenschaftlichen Erkennt- nisse auf diesen Gebieten zum Nutzen des Gemeinwohls zu erweitern.
Die Forschungstätigkeit der FAL ist in elf Instituten, institutsübergreifend sowie mit vier gemeinschaftlichen Einrichtun- gen u.a. auf folgende Schwerpunkte ausgerichtet:
Umweltschonende Erzeugung hochwertiger Nahrungsmittel und Rohstoffe Schonung der Produktionsgrundlagen Schutz und Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere Wettbewerbsfähigkeit der Agrarproduktion Agrarmärkte Ökologischer Landbau Nachwachsende Rohstoffe Erhaltung natürlicher Ressourcen Pflege der Kulturlandschaft Entwicklung ländlicher Räume
Im vorliegenden Jahresbericht 2002 werden die aktuellen Arbeiten der FAL vorgestellt. Institutsübergreifende Forschungsarbeiten sind in den Berichten der Institute mit dem Zeichen kenntlich gemacht. Die angegebenen Seitenzahlen verweisen dabei auf weitere Informationen zum gleichen Thema, soweit vorhanden. Darüber hinaus ent- hält der Bericht eine vollständige Übersicht der Veröffentlichungen, eine zusammenfassende Darstellung der zumeist für das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft erstellten Fachgutachten, Stellungnahmen und Berichte sowie die Vortragsstatistik für das Berichtsjahr. Die Lehrtätigkeit der FAL-Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftler, eine Übersicht zu den Veranstaltungen der FAL sowie Angaben zur personellen Besetzung und weitere Aspekte der Forschungstätigkeit im Jahr 2002 runden die Berichterstattung ab.
Wir hoffen, dass der Jahresbericht 2002 die Informationen enthält, die die Leserschaft in ihm sucht. Weiterführende Informationen, Angaben zu speziellen Themen sowie eine zusammenfassende Darstellung der FAL-Institute finden sich auf der Homepage der FAL unter www.fal.de.
Der Wissenschaftsrat führte im Herbst 2002 eine Strukturanalyse der Rahmenbedingungen der Forschung in der BMVEL-Ressortforschung durch.
Präsident und Kollegium der FAL
4 Bericht des Präsidenten
as Jahr 2002 war durch verschiedene Anforderungen an ren und Sitzungen verschiedener Ausschüsse und Arbeits- Ddie FAL und durch Strukturmaßnahmen in der FAL gruppen. Im Ergebnis der intensiven Beziehungen zu gekennzeichnet. An erster Stelle ist die Strukturanalyse der Universitäten und Hochschulen des In- und Auslandes konn- "Rahmenbedingungen der Forschung in Ressortforschungs- ten im Jahr 2002 28 Dissertationen abgeschlossen werden. einrichtungen" (Evaluierung) durch den Wissenschaftsrat im 47 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hielten Vorle- Herbst des Jahres zu nennen. Bei der Strukturanalyse war sungen an 22 Universitäten, Hochschulen und anderen wis- es für die FAL von Nutzen, dass sie sich bereits 1996 einer senschaftlichen Einrichtungen. Erfolgs- und Qualitätskontrolle unterzogen hatte. 178 Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler Im Frühjahr des Jahres 2002 wurden die von einer arbeiteten z. T. längerfristig an den FAL-Instituten. In den Arbeitsgruppe ausgearbeiteten "Entwicklungslinien der Gästehäusern der FAL (Braunschweig, Celle und Mariensee) Forschung in der FAL" vom Kollegium verabschiedet. Diese waren 17743 Übernachtungen gebucht, von denen die meis- Entwicklungslinien waren auch eine Grundlage für die ten auf Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler, Ausarbeitung des Forschungsprogrammes der FAL (Juni die an den verschiedensten FAL-Forschungsprojekten betei- 2002) in Umsetzung des BMVEL-Forschungsplanes. ligt sind, entfielen. Ein Höhepunkt war die Gründung des Instituts für Tierschutz Das Kollegium der FAL wählte Herrn Prof. Dr. Klaus-Dieter und Tierhaltung als 11. FAL-Institut am 1. Juli 2002 am Vorlop für die Amtsperiode vom 01.01.2003 bis 31.12.2004 Standort Celle. Die feierliche Eröffnung durch Bundesminis- zum neuen Vizepräsidenten. Herr Dir. u. Prof. PD Dr.-Ing. terin Renate Künast fand am 17. Juli 2002 statt. Herrn Claus Sommer ist nach je zweijähriger Präsident- und Dr. Lars Schrader, dem neuen Institutsleiter, wünschen Vizepräsidentschaft sowie insgesamt acht Jahren in Kollegium und Leitung der FAL Erfolg und Freude bei der Leitungsfunktionen am 31.12.2002 aus der Leitung der FAL Lösung der anstehenden Aufgaben. ausgeschieden. Für den unermüdlichen Einsatz zum Wohle Die Vorbereitungen für die zum 01.01.2004 geplante der Agrarforschung an der FAL sei Herrn Kollegen Sommer Gründung des Instituts für ländliche Räume als 12. FAL- auch an dieser Stelle nochmals ganz herzlich gedankt. Institut sind in vollem Gange. Bei den turnusmäßigen Wahlen von wissenschaftlichen Im Berichtsjahr hat das Kuratorium der FAL dreimal getagt Mitarbeiter/innen ins Kollegium wurden für die Amtsperiode und Empfehlungen von grundsätzlicher Bedeutung für die 01.01.2003 bis 31.12.2004 Herr Dr. Heinz Sourell und Herr FAL (z. B. Programm zu FAL-Forschungsarbeiten zum ökolo- Dr. Martin Kücke gewählt. Kollegium und Leitung der FAL gischen Landbau, Wissenschaftliches und organisatorisches danken den scheidenden Kollegiumsmitgliedern Dr. Heinz- Konzept des Instituts für Tierschutz und Tierhaltung, Jürgen Ahlgrimm und Dr. Otto Heinemeyer für die von ihnen Forschungskonzeption des Instituts für ländliche Räume) geleistete Arbeit. gegeben. Das Berichtsjahr war durch verschiedene Aktivitäten zur In den Kollegiumssitzungen wurden schwerpunktmäßig u. a. weiteren Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit und zur ak- die Entwicklungslinien der Forschung in der FAL, das tiven Darstellung der Agrar- und Ernährungsforschung und Forschungsprogramm der FAL, das wissenschaftliche und ihrer Bedeutung für die nationale und internationale organisatorische Konzept für das Institut für Tierschutz und Politikgestaltung gekennzeichnet. Zu diesem Zweck wurden Tierhaltung, die Forschungskonzeption für das Institut für die Aufgaben des Präsidialbüros mit denen einer Pressestelle ländliche Räume und die Ausarbeitungen für die Struktur- vereinigt und Frau Dipl.-Ing. agr. Margit Fink für die analyse durch den Wissenschaftsrat vorgetragen, diskutiert Wahrnehmung dieser Funktion gewonnen. Besonders und verabschiedet. erwähnenswert sind der "Tag der offenen Tür" am 9.6.2002 Im Berichtsjahr wurden durch die Mitarbeiterinnen und in Braunschweig und das "2. Trenthorster Hof- und Früh- Mitarbeiter der FAL über 250 Stellungnahmen als Zuarbeit lingsfest" am 9.5.2002. für Entscheidungshilfen angefertigt. Über 150 Mitarbeiter- Im Berichtsjahr konnten etwa 12.000 Besucher an den vier innen und Mitarbeiter der FAL waren in nationalen und inter- FAL-Standorten begrüßt werden. nationalen Gremien in verantwortungsvollen Funktionen tä- Vom Präsidialbüro und der Pressestelle wurden u. a. 15 tig. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Tätigkeit der FAL Pressemitteilungen herausgegeben, 6 Pressegespräche wurden u. a. in 956 Publikationen und 947 Vorträgen doku- organisiert und etwa 600 Anfragen von Journalisten und der mentiert. fachinteressierten Öffentlichkeit beantwortet. Die FAL gab vier reguläre Hefte und 14 Sonderhefte der Die zwei Hefte der populärwissenschaftlichen Zeitschrift "Landbauforschung Völkenrode" heraus. "Wissenschaft erleben", die von einem sehr engagierten Insgesamt wurden von der FAL 38 nationale und internatio- Redaktionsteam gestaltet wurden, fanden großes Interesse nale wissenschaftliche Tagungen organisiert oder mitorgani- bei der Leserschaft. Als weitere Aktivitäten zur Öffentlich- siert. keitsarbeit sind die Beteiligungen an wichtigen Messen und Erstmals fand eine gemeinsam mit der Gesellschaft der Ausstellungen, wie z. B. die Internationale Grüne Woche in Freunde e. V. (GdF) der FAL organisierte und sehr gut Berlin oder die EuroTier in Hannover und die Mitarbeit in der besuchte Jahrestagung zum Thema "Milchproduktion 2025" Forschung Region Braunschweig zu erwähnen. statt (Landbauforschung Völkenrode, Sonderheft 242). Kollegium und Leitung der FAL danken allen Mitarbeiterin- Das Forum der FAL in Braunschweig sowie die Tagungsstät- nen und Mitarbeitern sowie allen Freunden und Förderern ten in Celle, Mariensee und Trenthorst waren Tagungsorte der Einrichtung für die geleistete Arbeit und die Unterstüt- für über 150 wissenschaftlichen Veranstaltungen, Semina- zung. Gerhard Flachowsky
5 Organisation der FAL
• Kuratorium • Präsident Präsidialbüro • und Pressestelle Vizepräsident • • Informations- Board of Trustees Kollegium und Datenzentrum - President • Verwaltung - Vice President • Versuchsstationen - Council Central Services
Institute Pflanzenernährung Pflanzenbau und Agrarökologie und Bodenkunde Grünlandwirtschaft Agroecology Bereich Boden/Pflanze Plant Nutrition and Crop and Section Soil and Plant Soil Science Grassland Science Ulrich Dämmgen Ewald Schnug Jörg Michael Greef Hans-Joachim Weigel
Tierernährung Tierzucht Tierschutz und Tierhaltung Bereich Tier Animal Nutrition Animal Science Animal Welfare and Animal Husbandry Section Livestock Gerhard Flachowsky Franz Ellendorff Lars Schrader
Technologie und Betriebstechnik Biosystemtechnik und Bauforschung Bereich Technik Technology and Production Engineering Biosystems Engineering and Building Research Section Agricultural Engineering Axel Munack Franz-Josef Bockisch Klaus-Dieter Vorlop Claus Sommer
Betriebswirtschaft, Marktanalyse und Agrarstruktur und Agrarhandelspolitik Bereich Agrarökonomie ländliche Räume Market Analysis and Farm Economics Agricultural Trade Section Agricultural Economics and Rural Studies Policy Folkhard Isermeyer Martina Brockmeier
Ökologischer Landbau bereichsübergreifend Cross Section Organic Farming
Gerold Rahmann
6 Organisation der FAL
ie Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) Dir. u. Prof. Prof. Dr. Gerhard Flachowsky Dwird im Rahmen eines Kollegialsystems geleitet und Ltd. RD Horst Gottfried (ständiges beratendes Mitglied) verwaltet. Ihre organisatorische Struktur ist durch eine vom Dir. u. Prof. PD Dr. Jörg Michael Greef Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Dr. Otto Heinemeyer Landwirtschaft erlassene Satzung geregelt. Dr. Martina Henning Die FAL hat einen Präsidenten, einen Vizepräsidenten und Dir u. Prof. Prof. Dr. Folkhard Isermeyer ein Kollegium. Dipl.-Inform. Martin K r a f t Dr. Peter Mehl Präsident, Vizepräsident Dir. u. Prof. Prof. Dr.-Ing. Axel Munack Dipl.-Ing. agr. Margit Fink (Schriftführerin) Professor Dr. agr. habil. Gerhard Flachowsky wurde für PD Dr. Gerold R ahmann die Amtszeit 2002 bis 2003 zum Präsidenten der FAL Dr. Gerhard Rühl (ständiger Gast) gewählt. Dir. u. Prof. Prof. Dr. Dr. Ewald Schnug Dir. u. Prof. PD Dr.-Ing. Claus Sommer wurde für die Dr. Lars Schrader (seit 01.07.2002) Amtszeit 2002 zum Vizepräsidenten der FAL gewählt. Dir. u. Prof. PD Dr.-Ing. Claus Sommer Prof. Dr. Klaus-Dieter V orlop wurde für die Amtszeit 2003 Dir. u. Prof. Prof. Dr. Klaus-Dieter V orlop bis 2004 zum Vizepräsidenten der FAL gewählt. Dir. u. Prof. Prof. Dr. Hans-Joachim W eigel
Kollegium Kuratorium
Das Kollegium der FAL besteht aus den Leiterinnen und Das Kuratorium besteht aus drei Vertreterinnen oder Leitern der FAL-Institute sowie 6 nichtständigen Mitgliedern, Vertretern der Bundesregierung, einer Vertreterin oder die aus dem Kreis der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen einem Vertreter des Landes Niedersachsen, zwei Vertre- und Mitarbeiter der FAL für die Dauer von 2 Jahren gewählt terinnen oder Vertretern der anderen Bundesländer, fünf werden. Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern, vier prakti- schen Landwirten, zwei Vertreterinnen oder Vertretern der Das Kollegium hat insbesondere das Forschungsprogramm Wirtschaft sowie einer Vertreterin oder einem Vertreter der der Forschungsanstalt auf der Grundlage der von den Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt. Instituten erarbeiteten Programme unter Berücksichtigung der Ziele des BMVEL und der Vorschläge des Kuratoriums zu Das Kuratorium beschließt Empfehlungen zu allen Ange- entwickeln, aus dem Forschungsprogramm den Bedarf an legenheiten von grundsätzlicher oder erheblicher Bedeutung Personal- und Sachmitteln als Beitrag zum Haushaltsvor- für die Bundesforschungsanstalt; es fördert die Verbindung anschlag abzuleiten und Vorschläge für eine Verteilung der der Bundesforschungsanstalt zu Wissenschaftlerinnen und zugewiesenen Mittel auf die Institute zu unterbreiten. Wissenschaftlern sowie Forschungseinrichtungen gleicher oder verwandter Wissensgebiete und zur Praxis. Das Kollegium spricht Empfehlungen zu Anträgen auf Drittmittel und deren Annahme aus und unterbreitet Vor- In diesem Rahmen hat das Kuratorium vor allem zu dem schläge für die Verwendung zweckfreier Mittel. Es koordi- vom Kollegium aufgestellten Forschungsprogramm eine niert die Arbeiten der Institute und wirkt auf die Bildung Stellungnahme zu beschließen, die Bundesministerin auf der institutsübergreifender Arbeitsgruppen zur Durchführung Grundlage der Vorschläge des Kollegiums bei der Errichtung, integrierter Forschungsprogramme hin. Ferner regelt das dem Zusammenschluss, dem Ausbau, der Aufhebung und Kollegium die Aufgaben und die Nutzung der gemeinschaft- der Verlegung von Instituten und gemeinschaftlichen lichen Einrichtungen durch die Institute. Es erarbeitet Vor- Einrichtungen zu beraten sowie zu den Vorschlägen für die schläge zur Änderung der Satzung, zur Errichtung, zum Berufung der Institutsleiterinnen und Institutsleiter Stellung Zusammenschluss, zum Ausbau, zur Aufhebung und zur zu nehmen, bevor sie der Bundesministerin vorgelegt wer- Verlegung von Instituten und gemeinschaftlichen Einrich- den. Das Kuratorium hat ein direktes Vorspracherecht bei tungen sowie zur fachlichen Zuordnung von Arbeitsgebieten der Bundesministerin. zu Instituten und gemeinschaftlichen Einrichtungen. Ferner schlägt das Kollegium der Bundesministerin geeignete Das Kuratorium hatte im Jahre 2002 folgende Mitglieder: Persönlichkeiten zur Berufung als Institutsleiterin oder Institutsleiter vor. 1. Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierung: Oberregierungsrätin Dr. Katrin Hassel, Bundesminis- Mitglieder des Kollegiums im Jahr 2002 waren: terium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Dr. Heinz-Jürgen Ahlgrimm Bonn Dir. u. Prof. Prof. Dr. Franz-Josef Bockisch RDir Dr. jur. Karl Ulrich V oss, Bundesministerium für Dir. u. Prof. Dr. Martina Brockmeier Bildung und Forschung, Bonn Dir. u. Prof. Dr. Ulrich Dämmgen MinDirig Karl-Wilhelm Schulze-Weslarn, Dr. Josef Vinzenz E f k e n Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung Dir. u. Prof. Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Franz Ellendorff M. Sc. und Landwirtschaft, Bonn
7 Organisation der FAL
2. Vertreter des Landes Niedersachsen: Verwaltung Staatssekretär Dietmar Schulz, Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Leiter der Verwaltung: Hannover Ltd. RD Horst Gottfried
3. Vertreter der anderen Bundesländer: Gemeinschaftliche Einrichtungen Prof. Dr. F. Wulf Diepenbrock, Institut für Acker- und Pflanzenbau der landwirtschaftlichen Fakultät der • Informations- und Datenzentrum Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Leiterin: MinR Dr. Ludger Wilstacke, Ministerium für Umwelt, Beate Oerder-Lindlau M. A. Raumordnung und Landwirtschaft des Landes Nordrhein- Westfalen, Düsseldorf • Versuchsstation Braunschweig Technischer Leiter: 4. Vertreter der Wissenschaften (auf Vorschlag der DFG): Dipl.-Ing. agr. (FH) Detlef W alter (seit 16.05.2002) Prof. Dr. Reimar v o n A l v ensleben, Institut für Agrarökonomie der Christian-Albrechts-Universität zu • Versuchsstation Celle Kiel Technischer Leiter: Prof. Dr.-Ing. Thomas Jungbluth, Institut für Agrar- Hans Meilchen technik der Universität Hohenheim Prof. Dr. Volker Moennig, Institut für Virologie der • Versuchsstation Mariensee/Mecklenhorst Tierärztlichen Hochschule Hannover Technischer Leiter: Dr. Urs Niggli, Forschungsinstitut für biologischen Heinrich Zieseniß Landbau, Frick/Schweiz Prof. Dr. Hans Schnyder, Lehrstuhl für Grünlandlehre Personalrat der Technischen Universität München Der Personalrat ist nach Maßgabe des Bundespersonalver- 5. Vertreter der praktischen Landwirtschaft (auf Vorschlag tretungsgesetzes Träger der Mitbestimmungs- und Mitwir- der DLG): kungsrechte. Er arbeitet im Rahmen der Gesetze und Helmut Ehlen, Ahlerstedt Tarifverträge mit dem Präsidenten zur Erfüllung der Dr. Jürgen Rimpau, Einbeck Aufgaben der FAL und zum Wohle ihrer Beschäftigten Leo Siebers, Kleve-Rindern zusammen. Örtliche Personalräte bestehen an allen Stand- Fritz Stegen, Bokel orten der FAL. Der Gesamtpersonalrat ist Ansprechpartner des Präsidenten. 6. Vertreter der Wirtschaft (auf Vorschlag des DIHT): Dr.-Ing. Peter T r ansfeld, ÖHMI Aktiengesellschaft, Gesamtpersonalrat der FAL: Magdeburg Vorsitzender: RHS Dirk Süßschlaf (bis Dezember 2002) Nikolaus von V eltheim, Raiffeisen-Hauptgenossen- stellvertretende Vorsitzende: RHS Detlef Timpe, schaft Nord AG, Hannover Susanne Jutz, Michael Hotopp
7. Vertreter der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar- Örtlicher Personalrat für den Bereich Braunschweig der FAL: Umwelt: Vorsitzende: Dr. Cornelia Scholz-Seidel Konrad Pape, Bargstedt stellvertretende Vorsitzende: Heidrun F ornahl, Michael P achali Präsidialbüro und Pressestelle Örtlicher Personalrat für den Bereich Celle der FAL: Präsidialbüro und Pressestelle unterstützen den Präsidenten Vorsitzender: Karsten Knop bei der Koordination wissenschaftsrelevanter Aspekte. stellvertretende Vorsitzende: Susanne Jutz, Ingo Knop Weitere Aufgaben sind die Förderung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Vorbereitung von Repräsen- Örtlicher Personalrat für den Bereich Trenthorst der FAL: tationsaufgaben des Präsidenten. Vorsitzender: Kurt W e i r auch stellvertretender Vorsitzender: Jürgen U l v erich Leiterin: Dipl.-Ing. agr. Margit Fink Örtlicher Personalrat für den Bereich Mariensee der FAL: Vorsitzender: Dr. Ulrich Baulain
8 Bericht des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde
Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde Leiter: Ewald Schnug
Im vergangenen Jahr wurden die Forschungsarbeiten des Institutes auf den Gebieten Bodenbiologie und Bodenphysik intensiviert. Mit personeller Verstärkung konnten nun Arbei- ten zu Sicherheitsaspekten der Verwendung von Düngemit- teln aus tierischen Reststoffen und zur Verbesserung des Anwendungsbereiches von Komposten durch pH-Absenkung begonnen werden. Die Ergebnisse der Modellierung des Ein- flusses produktionstechnischer Maßnahmen auf die Infiltra- tion von Böden erfuhr durch die katastrophalen Hochwasser in Ostdeutschland ganz besondere Beachtung in der Öffent- lichkeit. Von den Auswirkungen massiver Regenfälle war aber auch das Institut selbst betroffen: Nachdem mehrfach Schäden durch Einbrüche von Regenwasser aufgetreten Abb. 1: Einschätzung der Sensitivität von Böden in der waren, wurde im Berichtsjahr die Erneuerung des Daches im gemäßigten Klimazone Flachbau vorgenommen. Insgesamt waren im Berichtszeitraum 46 Gastwissenschaft- ler/innen aus 14 Nationen am Institut tätig, acht Mitarbei- ter/innen promovierten zum Dr. rer. nat. bzw. Dr. agr., zwei Mitarbeiterinnen konnten sich in einem Auswahlverfahren zu Direktorinnen und Professorinnen qualifizieren und der Gründer des Institutes, Prof. Dr. Dr. hc. Wolfgang Flaig fei- erte am 17. Dezember seinen 90. Geburtstag. Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter des Institutes organisierten zwei inter- nationale Tagungen der Helsinki-Kommission zum Schutz der Ostsee (Riga und Goslar) und waren an der Durch- führung des 13. Symposiums des Internationalen wissen- schaftlichen Zentrums für Düngung (CIEC) in Tokat (Türkei) beteiligt. Der in 2001 vom Institut erstmals durchgeführte bundesweite Informationstag zu spezifischen Fragen der Abb. 2: Kornerträge von Wintergerste und wichtige Boden- Düngung zum Thema „Schwefel“ wurde in 2002 mit dem eigenschaften bei unterschiedlicher Düngungsintensität Thema „Kalk und Kalkung“ fortgesetzt. Beiträge des (Dauerversuch FV 36, Braunschweig; Stroh: 4,0 t ha-1 TM, „Schwefeltages“ wurden binnen des vergangenen Jahres bis Stm1: 4,8 t ha-1 TM, Stm2: 12,8 t ha-1 TM) zu 11.000 Mal vom Server des Institutes herunter geladen. Mit dieser experimentellen Basis sind ideale Voraussetzun- 1 Physikochemie und Biologie landwirtschaftlicher gen gegeben, den Einfluss der Art der Bodennutzung und Böden – Physico-chemistry and biology of arable soils der Bodenbewirtschaftungsintensität auf Bildung und Abbau 1.1 Optimalgehalte für die organische Substanz land- der umsetzbaren organischen Substanz zu untersuchen. wirtschaftlich genutzter Böden – Optimum organic mat- Weitere Stützstellen bei der Erarbeitung von Richtwerten für ter contents of arable soils die organische Bodensubstanz stehen durch den Zugriff zum Jutta Rogasik, Susanne Schroetter, Kerstin Panten, Ute Fun- Soil Organic Matter Network zur Verfügung. der, Clemens Siebner (BGR) und Ewald Schnug 1.2 Untersuchungen zum Verbleib hoher Schwerme- Optimale Gehalte der Böden an organischer Substanz (OBS) tallzufuhren in ungarischen Böden – Investigations of sind für die nachhaltige Sicherung der Bodenfunktionen, the remain of high heavy metals inputs to Hungarian soils Bodenfruchtbarkeit und damit der Leistungsfähigkeit der Kerstin Panten, Silvia Haneklaus, Jürgen Fleckenstein, Imre Böden ebenso wichtig wie für die Kontrolle der Freisetzung Kádár (Ungarische Akademie der Wissenschaften, Buda- klimarelevanter Stoffe in Umweltmedien. Unzureichende pest), Támás Németh (Ungarische Akademie der Wissen- Versorgung der Böden mit organischer Substanz beeinträch- schaften, Budapest) und Ewald Schnug tigt ihre Fruchtbarkeit und Funktion; ihr Nutzungspotential wird eingeschränkt (Abb. 1). Chemische und physikalische Methoden der Bestimmung Die Ableitung von Richtwerten für den Gehalt des Bodens an des Gesamtgehaltes an Schwermetallen in einer ungari- organischer Bodensubstanz erfolgt auf der Grundlage von schen Schwarzerde zeigten systematische und z. T. erhebli- Dauerfeldversuchen mit ausreichender Abstufung wichtiger che Differenzen. Im Projekt wird untersucht, ob diese Diffe- Düngungskombinationen nach einer Versuchsdauer von renzen auf die Bildung schwer löslicher Verbindungen im mehreren Jahrzehnten (Abb. 2). Boden zurückzuführen sind oder methodisch bedingt sind.
9 Bericht des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde
1.3 Speicherung von Schwefel in Mikroporen – Quan- 1.7 Modellierung der Beziehung zwischen Infiltration tifikation und Bedeutung für das Pflanzenwachstum - und Überflutungen – Modelling the relation between soil Sulfate storage in immobile soil water: quantification and infiltration rates and river floods importance for plant nutrition Gerd Sparovek, Quirijn de Jong van Lier (Universität Sao Quirijn de Jong van Lier (ESALQ, Piracicaba, Brasilien), Gerd Paulo, Brasilien), Saulius Marcinkonis (Landwirtschaftliches Sparovek (ESALQ, Piracicaba, Brasilien), Elke Bloem and Institut, Vilnius, Litauen), Jutta Rogasik und Ewald Schnug Ewald Schnug Überflutungen durch Flüsse zählen zu den immer wieder- 1.4 Optimierung einer Methode zur Extraktion des kehrenden Katastrophen, die Besitz und Leben von Men- pflanzenverfügbaren Sulfatschwefelgehaltes im Bo- schen bedrohen. Dennoch sind die einzelnen Faktoren, die den – Optimization of a method for the soil-sulphur extrac- am Zustandekommen von Überflutungen beteiligt sind und tion deren komplexes Zusammenwirken in vielen Bereichen auch Elke Bloem, Silvia Haneklaus und Ewald Schnug heute noch unbekannt. Es wird ein einfaches Modell vorge- stellt, mit dem der Einzelfaktor „Infiltration” auf Häufigkeit 1.5 Einfluss von Düngung mit Klärschlammaschen auf und Intensität von Überflutungen simuliert werden kann. die Zellzahlen schwefeloxidierender Bakterien im Erprobt wurde das Modell an Klimadaten aus Braunschweig Boden – Effect of fertilisation with sewage sludge ashes on und Abflussdaten der Schunter. Es zeigte sich, dass verrin- the counts of sulphur oxidising micro-organisms gerte Infiltration zwar keinen Einfluss auf die Häufigkeit von Kirsten Stöven, Imron Rosyadi und Ewald Schnug Überflutungen, wohl aber auf deren Intensität hat. Unter- halb von Infiltrationsraten von ~ 15 mm h-1 nahm in diesem Der Einfluss verschiedener Phosphatdünger und Klär- Modell die Häufigkeit extremer Überflutungen stark zu. Die schlammaschen auf die Entwicklung von schwefeloxidieren- Ergebnisse dieser Arbeit unterstreichen sehr deutlich die den Bakterien wurde im Topfversuch bei Düngungskombina- Sensibilität von Böden hinsichtlich ihrer Schutzfunktion tionen mit elementarem Schwefel untersucht. Durch die gegen Hochwässer. bakterielle Oxidation des Schwefels sollen die Phosphate in situ aufgeschlossen und der pflanzenverfügbare Anteil des 2 Ernährung und Stoffwechsel von Pflanzen – Nutrition Phosphates erhöht werden. Die Zellzahlen von Vertretern and metabolism of plants der schwefeloxidierenden Gattung Thiobacillus spp. wurden 2.1 Einfluß der Schwefelversorgung auf die unter- ermittelt. Es zeigte sich, dass Klärschlammasche die Ent- schiedlichen Schwefelfraktionen bei verschiedenen wicklung von Thiobacillus spp. im Vergleich zu Tiermehl- Rapslinien – Effect of S fertilisation on different S pools in asche fast komplett verhindert. Dies könnte durch den Brassica napus varieties höheren Salzgehalt der Klärschlammasche hervorgerufen Elke Bloem, Ioana Salac, Silvia Haneklaus, Elaine Broth worden sein. (SAC Aberdeen, UK) Kerr Walker (SAC Aberdeen, UK) und Ewald Schnug 1.6 Einfluss der Schwefeldüngung auf die Zellzahlen schwefeloxidierender Bakterien im Boden – Effect of Im Rahmen eines DFG-Projektes wurden über zwei Jahre sulphur fertilisation on counts of sulphur oxidising micro- faktorielle Feldversuche auf zwei Schwefelmangelstandorten organisms in Schottland und einem in Braunschweig durchgeführt. Die Kirsten Stöven und Ewald Schnug Untersuchungsfaktoren sind in Tabelle 1 zusammenge- fasst. Die Zielsetzung der Versuche war es, den Einfluss der Untersuchungen eines Feldversuches zur Schwefeldüngung Schwefelversorgung auf die unterschiedlichen Schwefelfrak- ergaben, dass die Zellzahlen schwefeloxidierender Thiobacil- tionen bei verschiedenen Rapslinien zu untersuchen und so len mit zunehmender Schwefeldüngungsintensität anstei- gen. Tabelle 1: Parameter der Feldversuche 2001 und 2002 in Begleitende Untersuchungen im Labor zeigten, dass bei Braunschweig und Schottland höchster Düngungsintensität (entsprechend 90 kg ha-1) keine messbare Absenkung des pH-Wertes im Boden eintrat. Standort Inverness Aberdeen (2001) Braunschweig Die bei der Schwefeloxidation freigesetzten Säureäquivalen- Fingask (2002) te wurden offenbar vom Boden abgepuffert. Mit Versuchs- S-Status beginn wurde jedoch eine stetige Zunahme der Leitfähigkeit des Standorts extrem niedrig niedrig niedrig - mittel im Extrakt festgestellt. Dies wird als Hinweis auf die andau- Rapssorte 2 2 2 ernde Aktivität der Thiobacillen gewertet, die sich solange S-Düngung [kg/ha] 0 / 100 0 / 100 0 / 100 fortsetzt bis der Schwefel verbraucht ist. N-Düngung [kg/ha] 100 / 200 100 / 200 100 / 200
Fungizid mit / ohne mit / ohne mit / ohne
Infektion mit P. brassicae ja ja 2001: nein 2002: ja
10 Bericht des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde
Tabelle 2: Verteilung des Gesamtschwefels auf die unterschiedlichen gemessenen Schwefelfraktionen in jungen ausdifferen- zierten Blättern von den zwei Rapssorten Bristol (nicht resistent) und Lipton (resistent gegenüber P. brassicae). (Ges-S = Gesamtschwefel, Cys-S = Cysteinschwefel, GSH-S = Glutathionschwefel, SO4-S = Sulfatschwefel, GSL-S = Gluco- sinolatschwefel, Proteinschwefel berechnet als Differenz)
Stand- Bristol ohne Schwefeldüngung Bristol mit 100 kg/ha S ort 2 2 Ges-S Cys-S GSH-S SO4 —S GSL-S Protein-S Ges-S Cys-S GSH-S SO4 —S GSL-S Protein-S mg/g S mg/g S
BS 4.7 0.05 0.8 1.0 0.2 2.7 9.1 0.09 0.7 2.4 0.2 5.7 Fin 4.2 0.02 0.7 0.7 0.2 2.6 7.9 0.03 0.9 1.2 0.2 5.6 Inv 3.4 0.02 0.4 0.3 0.1 2.6 7.8 0.04 1.0 1.4 0.1 5.3
Lipton ohne Schwefeldüngung Lipton mit 100 kg/ha S
2 2 Ges-S Cys-S GSH-S SO4 —S GSL-S Protein-S Ges-S Cys-S GSH-S SO4 —S GSL-S Protein-S mg/g S mg/g S
BS 4.8 0.04 0.7 1.0 0.2 2.9 9.5 0.08 0.6 2.5 0.2 6.1 Fin 4.2 0.02 0.7 0.7 0.1 2.7 7.6 0.03 0.9 1.2 0.2 5.3 Inv 3.5 0.02 0.4 0.3 0.1 2.7 7.6 0.04 1.0 1.3 0.2 5.1 die möglichen Mechanismen der „Schwefel Induzierten Resi- 2.2 Aufnahme von Makronährstoffen über das Blatt stenz“ zu ergründen. Dazu wurden unterschiedlich resisten- als Maßnahme zur Verbesserung der Düngereffizienz te Rapssorten im Hinblick auf den Pilz Pyrenopeziza brassi- – Foliar uptake of macronutrients as a mean to improve fer- cae verglichen und die Fungizidbehandlung als weiterer tilizer efficiency Untersuchungsfaktor berücksichtigt. Die ersten beiden Ver- Mamdoh Sattouf, Ewald Schnug und Susanne Schroetter suchsjahre haben gezeigt, dass an allen Untersuchungs- standorten die Schwefeldüngung zu einem signifikanten 2.3 Einfluss der Stickstoff- und Schwefelversorgung Anstieg in den Gesamtschwefelgehalten in den Pflanzen auf die Farbstoffe in Ringelblumen- und Rapsblüten führte und dass alle drei Standorte als Schwefelmangel- sowie in den Knollen von Roter Bete – Influence of standorte einzustufen sind. nitrogen and sulphur nutrition on the pigment content of Alle untersuchten Schwefelfraktionen (Sulfat, Cystein, marigold and rape flowers as well as in red beet tubes Glutathion, Glucosinolat) stiegen signifikant bei Schwe- Abdallah Mohamed El-Khayat (Faculty of Agriculture, Mos- feldüngung an (Tabelle 2). tohor, Ägypten), Elke Bloem, Susanne Schroetter und Ewald Am Standort Inverness, der als extremer S-Mangelstandort Schnug mit gleichzeitig extrem hohem Infektionsdruck für Pyreno- peziza brassicae einzustufen ist, war der Anstieg der Meta- 2.4 Einfluss des Pflanzenwachstums auf die Vertei- bolite am stärksten ausgeprägt und im Hinblick auf Gluta- lung und Mineralisation von Schwefelfraktionen in der thion wurden hier sogar im Mittel bei S-Düngung höhere Rhizosphäre - Effect of crop growth on the distribution and Werte erreicht als in Braunschweig, obwohl gleichzeitig der mineralisation of soil sulphur fractions in the rhizosphere Gesamt-S-Gehalt im Pflanzenmaterial niedriger war. Dies Zhengyi Hu (Institute of Soil Science, CAS, China) Zhihui zeigt, dass Glutathion eines der schwefelhaltigen Metabolite Yang (Institute of Soil Science, CAS, China), Chengkai Xu ist, welches bei Pilzinfektion direkt akkumuliert wird. (Institute of Soil Science, CAS, China), Silvia Haneklaus, Die beiden Rapssorten Bristol und Lipton, die eine unter- Zhihong Cao (Institute of Soil Science, CAS, China) und schiedliche Resistenz gegenüber Pyrenopeziza brassicae zei- Ewald Schnug gen sollten, unterschieden sich nicht nachweislich in ihrer Resistenz. Hinsichtlich des Schwefelmetabolismus konnten Der Einfluss des Pflanzenwachstums auf die Mineralisierung Unterschiede bislang lediglich bei der Induktion der Glucosi- organischer Substanz und die Verteilung verschiedener nolatsynthese festgestellt werden: Die nichtresistente Sorte Schwefelfraktionen (pflanzenverfügbarer S, adsorbierter S, Bristol reagierte mit gesteigerter Glucosinolatsynthese C-gebundener S, Ester-gebundener S und Residual-S) in der lediglich direkt im Zusammenhang mit einer Schwefeldün- Rhizosphäre und im nicht durchwurzelten Boden wurde in gung, während bei der resistenten Sorte Lipton die Glucosi- einem Gewächshausversuch untersucht, wobei eine ‘Wurzel- nolatsynthese mit der Fungizid- und N-Düngung korreliert beuteltechnik’ angewandt wurde. Im Rahmen der vorliegen- war. Die Tatsache, dass die Glucosinolatgehalte bei nicht den Studie wurden Weizen, Raps und Rettich auf zwei erfolgter Fungizidapplikation anstiegen, bedeutet, dass die Böden, einem Haplic Acrisol und einem Hortic Anthrosol kul- Glucosinolatsynthese direkt im Zusammenhang mit einer tiviert. Signifikante Unterschiede bestanden zwischen den Pilzinfektion gesteigert werden kann und dass in diesem Gehalten der einzelnen Schwefelfraktionen in der Rhizo- genetischen Unterschied möglicherweise die unterschiedli- sphäre und im nicht durchwurzelten Raum in Abhängigkeit che Resistenz der Sorten begründet liegt. vom Bodentyp und der Kulturart. Bei Pflanzenbewuchs waren im durchwurzelten Raum stets niedrigere Gehalte an Ester-gebundenem und höhere Gehalte an Residual-S zu
11 Bericht des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde
finden als im nicht durchwurzelten Bodenbereich. Im Ver- wurde und dadurch die Myrosinase-Aktivität am höchsten gleich hierzu veränderten sich die Gehalte an C-gebunde- war. Demgegenüber blieben bei 60 °C-Trocknung rund 70% nem Schwefel nicht. Dies deutet darauf hin, dass die Aryl- des GTL-Gehaltes erhalten, während beim Einfrieren und sulfatase-Aktivität in der Rhizosphäre höher war als im nicht anschließender Gefriertrocknung noch knapp 60 % vorla- durchwurzelten Boden. Des weiteren scheint die Mineralisa- gen. Eine schonende Trocknung bei 40 °C verlief nahezu tion von residual gebundenem Schwefel zu einem erhöhten verlustfrei. Die Probenkonservierung nimmt somit gravie- Massenfluss von Sulfat in den durchwurzelten Raum geführt renden Einfluss auf den Gehalt an GTL im Pflanzenmaterial. zu haben. Die Ester-gebundenen Schwefelgehalte lagen in Auf Basis der bislang durchgeführten Untersuchungen der Rhizosphäre von Weizen und Raps signifikant niedriger erscheint eine schnelle und schonende Trocknung bei 40 °C als im unbewachsenen Boden, wodurch kulturartspezifische empfehlenswert, wobei die Trocknung wegen der niedrigen Einflüsse auf die Mineralisation organisch gebundenen Temperatur vergleichsweise langsam verläuft. Schwefels deutlich werden. 2.8 Einfluß der Schwefelversorgung und der applizier- 2.5 Genotypische Unterschiede in der Nährstoffver- ten Schwefelform auf die Gesamtschwefel- und Glu- sorgung von Broccoli (Brassica oleracea L. var. itali- cosinolatgehalte von Brassica napus – Influence of the ca) - Genotypical differences in the nutrient status of broc- sulphur nutrition and sulphur form on the total sulphur and coli (Brassica oleracea L. var. italica) glucosinolate content of Brassica napus Eduardo Rosa (UTAD, Portugal), Silvia Haneklaus und Tomas Losak (Brno, Tschechien), Elke Bloem, Silvia Hane- Ewald Schnug klaus und Ewald Schnug
Brokkoli (Brassica oleracea L. var. italica) ist auf Grund sei- 2.9 Synthese künstlicher Glucosinolate (GSL) und ihre nes Gehaltes an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen und Anwendung in pflanzenphysiologischen Untersuchun- Mineralstoffen ein besonders gesundheitsförderndes Gemü- gen – The synthesis of artificial glucosinolates and the se. In einem Feldversuch wurde der Gehalt an P, K, Ca, Mg, application in plant physiological experiments S und Cl in primären und sekundären Infloreszenzen von Patrick Rollin (Orleans, Frankreich), Elke Bloem, Silvia insgesamt 11 Sorten bestimmt. Alle Mineralstoffgehalte Haneklaus und Ewald Schnug variierten, mit Ausnahme von Kalium, in Abhängigkeit von der Vegetationszeit. Ca- und Cl-Gehalte waren in der Früh- 2.10 Einfluss der Schwefel- und Stickstoffversorgung jahr/Sommerperiode signifikant höher (p <0.05) als in der auf die pharmazeutische Qualität von Meerettich Sommer/Winterperiode. Die Gehalte an Ca, S und Cl waren (Armoracia rusticana L.) im ökologischen Landbau in in den primären Infloreszenzen signifikant höher (p <0.001) Ägypten - Influence of the sulphur and nitrogen supply on als in den sekundären. Die Unterschiede waren für all ande- the phytopharmaceutical quality of horseradish (Armoracia ren Nährelemente nicht signifikant. rusticana L.) in an organic farming system in Egypt Die Ergebnisse weisen ferner darauf hin, dass genotypische Salah S. Ahmed (NRC Kairo), El-Sayed Omer (NRC Kairo), Unterschiede im Nährstoffgehalt für Ca, Mg und S bestehen. Mohamed Ebrahim (NRC Kairo), Mohamed Khatab (NRC Kairo), Silvia Haneklaus, Elke Bloem, Ewald Schnug 2.6 Einfluss von Spargel (Asparagus officinalis L.) Genotypen auf Kallusbildung und Entwicklung von 2.11 Optimierung der pflanzlichen Widerstandskraft Pflanzen aus Antherenkulturen - Influence of genotype durch „Schwefel Induzierte Resistenz“ (SIR) – Opti- on callus induction and regeneration of plantlets from Aspa- mization of crop resistance by enhanced sulphur induced ragus (Asparagus officinalis L.) anther culture resistance Tarek Shalaby (Kafer El-Sheikh , Ägypten), Christine Sator, Elke Bloem, Silvia Haneklaus und Ewald Schnug Silvia Haneklaus und Ewald Schnug 2.12 Einfluss der Blattalterung auf die Auswaschung 2.7 Einfluß der Konservierungstechnik auf die Höhe verschiedener Pflanzennährstoffe – Influence of leaf des enzymatischen Abbaus von Glucotropaeolin bei senescence on leaching of plant nutrients Tropaeolum majus L. – Influence of the post harvest tre- Elke Bloem, Silvia Haneklaus und Ewald Schnug atment on the enzymatic decomposition of glucotropaeolin in Tropaeolum majus L. 2.13 Einfluss der Schwefelversorgung auf den Gluta- Elke Bloem, Silvia Haneklaus, Thomas Köhler (DRELUSO, thiongehalt von Tropaeolum majus - Influence of sulfur Hessisch Oldendorf) und Ewald Schnug fertilisation on the glutathion content of Tropaeolum majus Elke Bloem, Silvia Haneklaus und Ewald Schnug Der in der Phytomedizin relevante Inhaltsstoff der Kapuzi- nerkresse ist das Glucotropaeolin (GTL), ein aromatisches 2.14 Genetisch bedingte Unterschiede im Glucotropa- Glucosinolat, dessen Abbauprodukt Benzylisothiocyanat die eolingehalt verschiedener Kapuzinerkressesorten – aktive, antimikrobiell aber leicht durch enzymatischen Genotypical differences in the Glucotropaeolin content of Abbau zerstörbare Komponente ist. Tropeolum majus L. Trocknung bei 80 °C führte zu immensen GTL-Verlusten von Elke Bloem, Silvia Haneklaus und Ewald Schnug bis zu 85 %, da offenbar der Zellverband zu schnell zerstört
12 Bericht des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde
2.15 Einfluss der Schwefel- und Stickstoffversorgung gen wurden Kainit, Kaliumchlorid, Ammoniumsulfat und auf Qualitätsparameter bei Knoblauch (Allium sati- Kupfersulfat verwendet. Abb. 3 zeigt Galinsoga parviflora vum L.) – Influence of the sulfur and nitrogen supply on the CAVAN. nach der Behandlung mit Kainit-Lösung. quality of garlic Voraussetzung für die Anwendung von NIC ist die Ausbrin- Elke Bloem, Silvia Haneklaus und Ewald Schnug gung von Düngerlösungen mittels opto-elektronisch gesteu- erter Maschinen, die eine Differenzierung zwischen Nutz- 2.16 Einfluss der Dauer der Lagerung auf Qualitätspa- pflanze und Unkraut vornehmen können. Die mit der Salzlö- rameter bei Knoblauch (Allium sativum L.) – Influence sung ausgebrachten Nährstoffe müssen in der Düngebilanz of the duration of storage on quality parameters of garlic berücksichtigt werden. (Allium sativum L.) Elke Bloem, Silvia Haneklaus und Ewald Schnug 2.19 Einfluss der Stickstoff- und Schwefelernährung auf das N2-Fixierungspotential von Lupinen - Impact of 2.17 Einfluss der Schwefelwasserstoffkonzentration nitrogen and sulphur nutrition on the N2-fixation potential of auf das Wachstum verschiedener Pilze – Influence of lupins the hydrogensulfide concentration on the growth of different Jutta Rogasik, Ute Funder, Christine Sator und Ewald fungi Schnug Luit de Kok, Ioana Salac, Elke Bloem, Silvia Haneklaus und Ewald Schnug Die Ergebnisse aus Feldversuchen zeigten, daß mineralische N-Düngung das N2-Fixierungspotential von Lupinen vermin- 2.18 Nutrient Induced Competition (NIC) – Einsatz- derte. S-Gaben in Höhe von 50 kg ha-1 dagegen erhöhten möglichkeiten konzentrierter Düngerlösungen zur das Vermögen der Pflanzen, atmosphärischen Stickstoff zu Unkrautregulierung – Nutrient Induced Competition (NIC) binden (Abb. 4). - Application of concentrated fertiliser solutions for weed management Susanne Schroetter, Kerstin Panten und Ewald Schnug
Als Nutrient Induced Competition (NIC) wird ein Verfahren bezeichnet, bei dem stark konzentrierte und gezielt punktu- ell applizierte Düngerlösungen zur Unkrautkontrolle einge- setzt werden. Durch den künstlich induzierten Stress für die Unkrautpflanzen sterben diese ab oder ihr Wachstum wird stark gehemmt. Zur Untersuchung der Empfindlichkeit von Unkräutern wurde in einem ersten Schritt ein Gewächshausversuch mit fünf Samenunkräutern (Chenopodium album L., Matricaria chamomilla L., Solanum nigrum L., Stellaria media (L.) Abb. 4: Knöllchenbildung bei Lupine in Abhängigkeit vom VILL., Galinsoga parviflora CAVAN.) angelegt. Je fünf Pflan- Düngungsmanagement (Feldversuch Braunschweig) zen wurden in Mitscherlich-Gefäßen in unbehandeltem Bodensubstrat kultiviert und zum Zeitpunkt des Eintretens in das generative Stadium (nach ca. 3 Wochen) mit 10 ml 2.20 Kritische Bewertung der Bestimmung des N- Salzlösung pro Gefäß besprüht. Als konzentrierte Salzlösun- Düngebedarfs von Getreide mittels bodennaher Refle- xions-Spektroskopie (N-Sensor) – Critical assessment of a ground based sensor technique for addressing the nitro- gen requirement of cereals Faisal Mohd Noor, Jutta Rogasik, Ute Funder und Ewald Schnug
In einem Experiment zur Quantifizierung des Einflusses der Stickstoffversorgung auf den Proteingehalt von Getreide in Mariensee erfolgte die Kalibrierung des Sensors auf 6 N- Steigerungsparzellen (0, 50, 100, 150, 200, 300 kg ha-1 N). Die mittels N-Sensor entwickelten N-Düngungsalgorithmen wurden in Versuchsvarianten und auf Praxisschlägen geprüft sowie mit der praxisüblichen einheitlichen Ausbringung von Stickstoff verglichen. Besondere Bedeutung wurde den spektralen Signaturen als Indikator zur Einschätzung des N- bzw. Proteingehaltes in Pflanzen beigemessen. Abb. 3: Galinsoga parviflora CAVAN. 30 Minuten (links) und Die Ergebnisse zeigten deutlich, dass praktische N-Dün- 48 Stunden (rechts) nach der Behandlung mit Kainit-Lösung gungsempfehlungen auf der Basis bodennaher Sensormes-
13 Bericht des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde
sungen äußerst problematisch sind. Unter Feldbedingungen verfügbaren P Pool Bodentypen und Landschaftszonen. Das beeinflussten eine Reihe von Faktoren direkt oder indirekt Konzept wird derzeit an Proben aus Polen, Rumänien und die spektrale Reflexion des Pflanzenbestandes und Ungarn verifiziert. erschwerten die Interpretation der spektralen Signaturen. Derartige Faktoren waren in den durchgeführten Untersu- 3.2 Einsatz von Fernerkundung zur nachhaltigen Öl chungen: Pflanzenmorphologie, Wassergehalt der Pflanzen, Palm Produktion - The use of remotely sensed data for Bewölkung, Bodenbedeckung und die multiple Variabilität sustainable oil palm management von N, P, K, Mg, Zn und Cu. Die Bestimmung des N-Dünge- Mohamed Faisal Mohd Noor, Anja Gaßner und Ewald Schnug bedarfs von Getreide mittels bodennaher Reflexions-Spek- troskopie (N-Sensor) ist deshalb nur unter ceteris paribus 3.3 Fehlerquellen bei der Bestimmung der räumlichen Bedingungen anwendbar. Zugehörigkeit von online Ertragsdaten – Spatial accu- racy of online yield mapping 3 Lokales Ressourcen-Management landwirtschaftli- Kerstin Panten, Silvia Haneklaus und Ewald Schnug cher Böden – Local Resource Management of arable soils 3.1 Einflussfaktoren der räumlichen Variabilität von 2000 und 2001 wurden experimentelle Ertragskartierungen Phosphatbindungsformen in landwirtschaftlichen im Hafer mit einem Massey Ferguson-Mähdrescher mit Böden – Factors controlling the spatial speciation of phos- Flow control-Ertragskartierungssystem zur Bestimmung der phorus in agricultural soils ‚True Yield Position‘ (TYP) durchgeführt. Zur Bestimmung Anja Gaßner, Renata Gaj (Univ. Pozsan, Polen), Laila Habib der Zeitverzögerung zwischen dem Schneiden des Getreides (Tishreen University, Lattakia, Syrien) Silvia Haneklaus, und dem Messen des Ertrages durch den Sensor wurden vor Imre Vágó (Univ. Debrecen, Ungarn), Paul Kurtinecz (Aka- Beginn des Druschvorganges jeweils zwei Streifen des demie der Landwirtschaft Livada, Rumänien) und Ewald Schlages geerntet. Die Versuche ergaben Zeitverzögerun- Schnug gen von etwa 18 Sekunden, was ca. 20 Metern entspricht. Außerdem zeigte sich, dass die komplexen dynamischen Ziel der Forschungsarbeit war es, die räumliche Dynamik Vorgänge des Korns im Mähdrescher eine lineare Korrektur verschiedener Bindungsformen von Phosphor (P) in land- der Ertragsdaten nicht zulässt. wirtschaftlichen Böden zu untersuchen. Die Relevanz dieser Arbeit leitet sich aus der Umsetzung von SSNM mittels Pre- 3.4 Entwicklung eines bodengestützten Fernerkun- cision Agriculture und bilanzorientierter Düngung ab, mit dungssystems zur Dauerbeobachtung landwirtschaft- dem Ziel der Minimierung von Umweltbeeinträchtigungen licher Flächen – Development of a ground based remote durch in der Landwirtschaft eingesetzte Nährstoffe. Die im sensing system for the permanent observation of agricultu- Rahmen dieser Arbeit vorgenommenen Untersuchungen ral sites wurden an drei Standorten durchgeführt, die sich in Klima, Holger Lilienthal und Ewald Schnug Ausgangsgestein, Topographie, P-Düngung und Feldbearbei- tung unterschieden. Die P-Gehalte wurden mit vier Extrak- Die Verfügbarkeit von aktuellem Bildmaterial für landwirt- tionsmethoden unterschiedlicher Extraktionskraft bestimmt: schaftliche Flächen in Mitteleuropa ist durch die Witterungs- Königswasser (AR), Salpetersäure (WH), Ammoniumacetat verhältnisse mit häufiger Bewölkung stark eingeschränkt. (AAC) und Calciumchlorid (CaCl2). Besondere Beachtung Auf dem Südfeld der FAL wurde ein fernsteuerbares Aufnah- fand in dieser Arbeit der Einsatz von Geostatistik (Vario- mesystem LASSIE (Low Altitude Stationary Surveillance gramm Analyse) als Mittel zur Evaluierung der Beziehungen Instrumental Equipement) auf einem 20 m hohen Masten zwischen chemischer Reaktivität des Bodenphosphates und installiert (Abb. 5). ortsabhängigen Umweltfaktoren (spatial speciation). Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass eine multi- variante, geostatistische Analyse ein großes Potenzial zur Vorhersage lokaler Funktionen der räumlichen Variabilität von P-Bindungsformen bietet. Hieraus ergibt sich die Not- wendigkeit, Nährstoffkreisläufe in Agrarökosystemen im Zusammenhang mit ortsabhängigen Bodeneigenschaften zu untersuchen. Für die Zielsetzung einer P-Kartierung als Grundlage für SSNM zeigt sich jedoch, dass die erforderliche Genauigkeit mit diesem Analyseverfahren nur mittels einer sehr hohen Probennahmedichte erreicht werden kann. Aus ökonomischer Sicht ist dieses Verfahren daher als ungeeig- net einzustufen. Auf Grund der Ergebnisse der vorliegenden Arbeit wird als Alternative das „directed sampling“ vorge- schlagen. Als geeignete Strategie für die Auswahl von Pro- bennahmestellen ergeben sich für den leicht verfügbaren P Pool die Bodentextur, für den reversibel verfügbaren P Pool Abb. 5: Fernsteuerbares Aufnahmesystem LASSIE auf dem Bodentypen und sogenannte Equifertilen und für den wenig Südgelände der FAL
14 Bericht des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde
3.6 Fernerkundung für teilschlagspezifische Manage- mentinformationen – ein Vergleich von color-infrarot (CIR) Luftbildern und Radardaten – Remote Sensing for precision farming – comparison of color-infrared aerial pho- tographs and radar data Erik Zillmann, Holger Lilienthal und Ewald Schnug
Flugzeug- und satellitengestützte Fernerkundung bietet die Möglichkeit, schlaginterne Standortinformationen für teil- flächenspezifische Managementmaßnahmen bereitzustellen. Grundvoraussetzung für die operationelle Anwendung dieser Technik in Precision Agriculture ist jedoch die Gewährleis- tung kontinuierlicher und zeitnaher Datenakquisition, sowie eine entsprechende Bodenauflösung und Lagegenauigkeit. Die Fernerkundung kann immer nur Phänome erfassen und nicht die Ursachen. Die Kausalanalyse muss durch den Anwender erfolgen. Der Vorteil der optischen Fernerkun- Abb. 6: Reflexionsmerkmale der Vegetation dung liegt in ihrer relativ guten Interpretierbarkeit: niedrige NDVI-Werte weisen i.d.R. auf eine dünne oder seneszente LASSIE erhöht die Datenverfügbarkeit gegenüber klassi- Vegetationsdecke hin, können aber auch durch Stickstoff- schen Fernerkundungssystemen (Luft- und Satellitenbil- oder Wassermangel hervorgerufen werden. Der NDVI (Nor- dern) deutlich, da auch bei totaler Bewölkung Aufnahmen malized Difference Vegetation Index) ist eine arithmetische möglich sind. Insbesondere für das Versuchsfeld-Manage- Kombination der roten und infraroten spektralen Informati- ment bietet das System große Entwicklungsmöglichkeiten. on, die sich als sensitiv hinsichtlich Bestandesvariabilitäten Das System ist durch eine Infrarot-Kamera erweitert wor- erwiesen hat. Bei der Radarfernerkundung stehen relativ den, die es ermöglicht, Aussagen über die Vitalität der Pflan- komplexe physikalische Beziehungen hinter dem resultie- zenbestände zu treffen. Die spektrale Empfindlichkeit der renden Signal, die die visuelle Interpretierbarkeit der Bild- Kameras wurde dabei so gewählt, dass die wichtigsten daten erschweren. Die bisher wenig verstandenen Rück- Reflexionsmerkmale der Vegetation erfasst werden können streumechanismen stellen das größte Problem beim (Abb. 6). Umgang mit Radardaten dar. Da eine komplette Aufnahmesequenz ca. 5 min benötigt, Ziel des Projektes ist es, den Informationsgehalt multifre- wird es möglich, dynamische Karten zu generieren. Darun- quenter, vollpolarimetrischer Radardaten bezüglich ver- ter sind Bildreihen in zeitlicher Abfolge zu verstehen. Die schiedener Bestandsparameter zu analysieren und mit dem dynamischen Karten können beispielsweise die komplette Informationsgehalt von CIR-Luftbildern zu vergleichen. Die Vegetationsperiode von Aussaat bis zur Ernte dokumentie- Erzeugung von ortsgenauen Bilddaten für die quantitative ren oder die Veränderung eines Bestandes über den Tages- Auswertung ist sowohl bei den Luftbildern, als auch bei den gang aufzeichnen. Mit Hilfe dieser Karten ist es möglich, Radardaten mit einem erheblichen Arbeitsaufwand verbun- frühzeitig Heterogenitäten zu erfassen und diese bei der den. Ein Arbeitsschwerpunkt lag in der digitalen Aufberei- Bestandesführung zu berücksichtigen. tung der Daten. Es wurden radiometrische Kalibrationen, Fil- terungen und Orthokorrekturen durchgeführt. 3.5 Bestimmung der Grünlandqualität mit Hilfe von Für die Ableitung von Bestandesparametern werden Luftbil- hochauflösenden Satellitendaten am Beispiel eines der und Radardaten zu verschiedenen Vegetationszeitpunk- Einzugsgebietes in Neuseeland – Evaluation of pasture ten verglichen. Korrelationsanalytische Auswertungen sollen quality with high resolution satellite remote sensing, a case Hinweise auf die kausalen Zusammenhänge mit den erho- study from a New Zealand catchment area benen Bestandesparametern liefern (Abb. 7 und 8). Holger Lilienthal, Keith Betteridge (AgResearch, Neusee- land), Allan Gillingham (AgResearch, Neuseeland), Des Costall (AgResearch, Neuseeland) und Ewald Schnug
Das Konzept der teilschlagspezifischen Bewirtschaftung ist bisher hauptsächlich für den Marktfruchtanbau entwickelt worden. In der Grünlandwirtschaft dagegen hat dieses Kon- zept bisher noch wenig Eingang gefunden. In Neuseeland spielt Grünland eine bedeutende wirtschaftli- che Rolle als Grundlage für die Weidewirtschaft. Am Beispiel eines Einzugsgebietes in Neuseeland soll die Eignung von Satellitendaten zur Ableitung von digitalen Höhenmodellen und zur Bestimmung von Grünlandqualitäten untersucht werden. Abb. 7 : NDVI von CIR-Luftbildaufnahme (09. Mai 2001)
15 Bericht des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde
3.8 Bodenkundliche Studien im nördlichen Küstenbe- reich der Sinai-Halbinsel (Ägypten) mit Hilfe von Fernerkundung – Soil evaluation in the North Sinai (Egypt) by remote sensing Mohamed Hassan, Holger Lilienthal und Ewald Schnug
Das starke Bevölkerungswachstum in Ägypten führt zu der Notwendigkeit, neue Flächen für die landwirtschaftliche Pro- duktion zu gewinnen, um ausreichend Lebensmittel produ- zieren zu können. Der nördliche Bereich der Sinai-Halbinsel ist eine der bedeutendsten Regionen für die Neulandgewin- nung in Ägypten. Durch das El-Salam-Kanal-Projekt sollen 168000 Hektar Abb. 8: RGB-Darstellung einer Radaraufnahme vom 09. Mai Land mit einer Mischung aus Nil- und Drainage-Wasser ver- 2001 (X-HH, L-VV, X-VV) sorgt werden, um die dortigen Böden zu kultivieren. Das 3.7 Precision Agriculture - Fortschritte und Möglich- Ziel dieser Studie war eine Bewertung der Böden entlang keiten - A perspective on precision agriculture - progress des El-Salam Kanals hinsichtlich ihrer natürlichen Eigen- and prospects schaften und ihrer Nutzbarkeit für eine landwirtschaftliche Keith Betteridge (AgResearch, Neuseeland), Allan Gilling- Bearbeitung. Die Ergebnisse zeigen, dass mit Hilfe von Fern- ham (AgResearch, Neuseeland), Silvia Haneklaus und Ewald erkundungsdaten sehr effizient größere Regionen mit aus- Schnug reichender Genauigkeit bewertet werden können. Zudem wurde eine Bodenkarte für das nördliche Sinai hergestellt Nach nunmehr mehr als 10 Jahren gibt es, trotz des (Abb. 10). gebräuchlichen Einsatzes von GPS-Technologie zur Kartie- rung von Standortmerkmalen und Ertragskartierung, noch viele Erwartungen, die Precision Agriculture nicht erfüllt hat. Die Hauptursache liegt hierfür in der nicht ausreichenden Profitabilität der Technologie. Es wurden in einer gemeinsa- men Studie wirtschaftliche Strategien zum Einsatz von Pre- cision Agriculture auf Milchviehbetrieben in Neuseeland ent- wickelt. Insbesondere die hohe Variabilität von vorhandenen Ressourcen auf den Betrieben und die ganzjährige Bewei- dung (Abb. 9) der Grünlandflächen bieten günstige Voraus- setzungen zur Effizienzsteigerung und somit Verbesserung des ökonomischen Profits.
Abb. 10: Der nördliche Sinai dargestellt in einer Echtfarben- aufnahme des Erdbeobachtungssatelliten Landsat TM 5 vom 18.07.1987 Abb. 9: Beweidung in Neuseeland
16 Bericht des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde
Abb. 11: Dauerfeldversuche des Institutes für Pflanzenernährung und Bodenkunde
4 Nährstoffhaushalt, Nährstoffrecycling und Düngung
S. 134 – Nutrient balance, nutrient recycling and fertilization 4.1 Einfluss langjähriger organisch-mineralischer Düngung auf Produktqualität, Ertragsverhalten und Entwicklung der Bodenfruchtbarkeit – Effects of organic and mineral fertilization on quality, yield and soil fertility Jutta Rogasik, Susanne Schroetter, Ute Funder und Ewald Schnug
In unterschiedlichen Dauerversuchen des Institutes (Abb. 11) wird der Einfluß der Düngungsintensität auf Produkt- Abb. 12: Vergleich der Wegsamkeit des Grobporensystems qualität, Ertragsverhalten und wichtige Parameter der bei konventioneller (a) und konservierender (b) Bodenbear- Bodenfruchtbarkeit geprüft. beitung
4.2 Effekte konservierender Bodenbearbeitung und differenzierter Nährstoffversorgung auf Bodenfrucht- barkeit und Ertrag – Effects of conservation tillage prac- tices and different fertilization on soil fertility and yield Jutta Rogasik, Joachim Brunotte (BB), Helmut Rogasik (ZALF Müncheberg), Susanne Schroetter, Ute Funder und Ewald Schnug
Konservierende Bodenbearbeitungsverfahren bieten aus der Sicht des Bodenschutzes eindeutig bodenökologische Vortei- le: • Förderung der Bodentiere und der mikrobiellen Aktivität • Bessere Befahrbarkeit durch höhere Strukturstabilität Abb. 13: Einfluss unterschiedlicher Bearbeitungsintensität • Größere Regenverdaulichkeit durch bessere Wegsamkeit auf den pH-Wert und den Gehalt des Bodens an organi- des Grobporensystems (Abb. 12) schem Kohlenstoff (Corg)–Untersuchungen auf Praxisschlä- • Zunahme der C-Vorräte in der Ackerkrume (Abb. 13) gen in Adenstedt
4.3 Landwirtschaftliche N-Bilanzen Deutschlands -
S. 145 Agricultural nitrogen balances in Germany Ute Funder, Jutta Rogasik und Ewald Schnug
Gegenwärtig werden in der BR Deutschland 3,5 Mio t Stick- stoff auf landwirtschaftliche Nutzflächen ausgebracht, 25 % dieser Menge über organische Düngung (Stallmist, Gülle). Der N-Überschuss liegt derzeit bei 60 kg ha-1 LN (Abb. 14). In unterschiedlichen Szenarien sollen Möglichkeiten zur Senkung der N-Überschüsse aufgezeigt werden. Bei einer Verringerung der Tierzahlen von derzeit 0,82 GV ha-1 LN auf 0,60 GV ha-1 LN kann bei konstantem Mine- raldüngerverbrauch der N-Überschuss ohne Ertragsminde- -1 rung um ca. 20 % reduziert werden. Abb. 14: Entwicklung der N-Bilanzsalden [kg ha LN] – Flächenbilanz für die Bundesrepublik Deutschland
17 Bericht des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde
4.4 Einfluss einer Blattdüngung mit Bor auf den Probleme bleiben auch bei der Anwendung von Aschen die Fruchtansatz und Ertrag von Haselnussbäumen - Influ- unverminderten Schwermetallfrachten. In Zusammenarbeit ence of foliar boron application on fruit set and yield of mit der BAM werden Aschen geprüft, die durch eine thermi- hazelnut sche Behandlung verringerte Schwermetallgehalte aufwei- Ana Paula Silva (UTAD, Portugal), Eduardo Rosa (UTAD, sen. Portugal) und Silvia Haneklaus 4.7 Grünland: Phosphoreintrag in Oberflächengewäs- 4.5 Auswirkung unterschiedlicher Methoden der ser durch “Light particle”-Erosion – Grassland: The con- Bodenbearbeitung und Unkrautkontrolle auf boden- tribution of light particle erosion to environmental phos- mikrobiologische Parameter im Kartoffelanbau – Influ- phorus pollution ence of soil tillage and weed control on soil microbial pro- Susanne Schroetter, R. M. Monaghan (AgResearch, Neusee- perties in potato cultivation land), Jutta Rogasik, Elke Bloem, und Ewald Schnug Hanna Klikocka (Landwirtschaftsakademie Lublin, Polen), Elke Bloem, Silvia Haneklaus und Ewald Schnug Intensiv bewirtschaftete Grünlandflächen stellen im Zusam- menhang mit extremen Witterungsereignissen ein nicht zu In einem zweifaktoriellen Experiment wurde der Einfluss der unterschätzendes Potenzial für Nährstoffverlagerungen dar. Bodenbearbeitung und Unkrautkontrolle auf bodenmikrobio- Durch Oberflächenabfluß nach Starkregen werden kleine logische Parameter im Kartoffelanbau untersucht. Pflanzenteile, die nach Schnittnutzungen auf der Fläche Weder die Bodenbearbeitung noch die Unkrautkontrolle hat- zurückbleiben, Bodenpartikel und Güllerückstände über ten einen signifikanten Einfluss auf den Anteil der Mikroflora unterschiedliche Distanzen transportiert. Die Partikel sind im Boden. Es zeigte sich jedoch, dass bei Anbau mit Herbst- mit Nährstoffen befrachtet. Zur Einschätzung der davon wällen und reduzierter Bodenbearbeitung in Kombination ausgehenden Gefährdung für Gewässer wurden auf einem mit mechanischer Unkrautkontrolle die Aktivität der Dehy- praxisüblich geführten Grasbestand (dreimalige Schnitt- drogenase am höchsten war und bei konventioneller Boden- nutzung/Herbstweide) diese „beweglichen“ Partikel mit bearbeitung mit chemischer Unkrautkontrolle am niedrig- einer speziell dafür angepassten Methode gesammelt und in sten. Der „Biologische Indikator der Bodenfruchtbarkeit”, drei Größenklassen fraktioniert. Die einzelnen Fraktionen der über die Mikroflora, den Gehalt an organischer Substanz werden auf ihren Phosphorgehalt untersucht. sowie die Adsorptionskapazität des Bodens ermittelt wird, wurde durch die verschiedenen Untersuchungsfaktoren 4.8 Begrenzung von Schadstoffeinträgen bei Bewirt- nicht beeinflusst. Der Knollenertrag war dabei negativ mit schaftungsmaßnahmen in der Landwirtschaft bei der Menge an Bakterien und Aktinomyzeten korreliert. Düngung und Abfallverwertung – Restriction of heavy metal and organic pollutant inputs with agricultural fertiliza- 4.6 Verwertung von Phosphor aus Klärschlamm- und tion and waste utilization Tiermehlaschen - Utilisation of phosphate from incinerated Sylvia Kratz, Jürgen Fleckenstein und Ewald Schnug sewage sludge and meat and bone meal Imron Rosyadi, Jutta Rogasik, Reinhard Scholz (TU, Claust- In Zusammenarbeit mit dem Institut für Molekularbiologie hal), Gerd Kley (BAM, Berlin), Rudolf Brenneis (BAM, Ber- und Angewandte Ökologie (Fraunhofer Gesellschaft) wird lin), Peter Köcher (BAM, Berlin), Jürgen Fleckenstein, Silvia auf der Grundlage von Literaturrecherchen und Stoffunter- Haneklaus und Ewald Schnug suchungen eine Datenbank über Gehalte anorganischer und organischer Schadstoffe in Mineraldüngern, Wirtschaftsdün- Die Verknappung der Rohstoffe, hierzu zählt im Bereich der gern und Sekundärrohstoffdüngern erstellt. Diese soll die Landwirtschaft vor allem die endliche Ressource Phosphor, fachliche Grundlage für eine Harmonisierung von Schad- wirft schon seit Jahren die Frage nach alternativen Lösungen stoffgrenzwerten in einschlägigen Verordnungen (Klär- der Wiederverwertung phosphorhaltiger Abfallprodukte auf. schlamm-, Bioabfall-, Düngemittel- und Düngeverordnung) In Gefäßversuchen wird die stoffliche Nutzung der aus Klär- bilden. schlamm und Tiermehl erzeugten Aschen als Phosphatdün- ger getestet. Die Einflüsse der Verbrennung auf Nährstoff- 4.9 Einfluss organischer Düngung auf die Aufnahme gehalt (Tabelle 3), Löslichkeit und Düngewirkung stehen im von Zink und Cadmium durch Soja und Weizen auf Mittelpunkt der experimentellen Untersuchungen. belastetem Boden – Effect of organic fertilisation on Zn and Cd uptake by soya and wheat on a polluted soil Renata Gaj (Universität Poznan, Polen) und Ewald Schnug Tabelle 3: Ausgewählte Nährstoffgehalte für Tiermehl- und Klärschlammaschen Ziel der berichteten Forschungsarbeit war die Untersuchung des Einflusses organischer Düngung auf die Zn und Cd Auf- Inhaltsstoffe [%] Tiermehlasche Klärschlammasche nahme von Soja und Weizen. Unterschiede der Wirkung ver- P gesamt 18,6 3,6 schiedener organischer Dünger werden im Ergebnis über P citric 7,0 2,0 Ca 34,3 45,0 einen synergistischen Effekt steigender N-Zufuhr auf die Na 2,3 0,3 Aufnahme an Zn und Cd erklärt werden. Als Konsequenz für die Erzeugung schwermetallarmer Nahrungsmittel ergibt
18 Bericht des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde
sich, dass auf kontaminierten Böden bevorzugt N-arme organische Düngemittel einzusetzen sind. Aus Sicht der Sanierung belasteter Böden im Zuge einer Phytosanierung können jedoch organische Dünger mit hohen N-Gehalten durch Förderung des Schwermetallentzuges durch die Pflan- zen vorteilhaft sein.
4.10 Status von Mikronährstoffen in Böden und Pflan- zen und der Bedarf für Wiederkäuer in der innermon- golischen Steppe von China – Status of micro nutrient elements of soils and plants and their requirement for rumi- ants in Inner Mongolia Steppes of China Shiping Wang, Jürgen Fleckenstein and Ewald Schnug
Abb. 15: Räumliche Verteilung der Tiere im Grünauslauf 4.11 Nährstoffbilanzen konventioneller und ökologi- eines konventionellen Mastbetriebes scher Broilerproduktion unter besonderer Berücksich- tigung der Belastung von Böden in Grünausläufen – Nutrient balances for conventional and organic broiler pro- duction with special regard to free range soils Sylvia Kratz, Jutta Rogasik und Ewald Schnug
In einer zweijährigen Fallstudie mit 15 Broilermast-Betrie- ben wurden die Nährstoffeffizienz unterschiedlicher Systeme der Broilerproduktion (konventionelle intensive Stallhaltung, konventionelle Auslaufhaltung, ökologische Auslaufhaltung) verglichen und der Eintrag von N, P, Zn und Cu in Böden von Abb. 16: Räumliche Differenzierung pflanzenverfügbarar Grünausläufen aus Sicht des Boden- und Gewässerschutzes Pcal-Gehalte in 0-10 cm Bodentiefe nach 7 Mastperioden im bewertet. Grünauslauf eines konventionellen Mastbetriebes Stallbilanzen für N, P, Zn und Cu belegten, dass Betriebe mit konventioneller intensiver Stallhaltung die höchste, Betriebe 4.12 Effekte von Lanthaniden in der Broiler- und mit ökologischer Auslaufhaltung die niedrigste Nährstoffeffi- Schweinemast – Effects of lanthanides on fattened S. 60 zienz realisierten (Tabelle 4). Als systembedingte Ursachen cockerel and fattened hog Zhenghyi Hu, Hartwig Böhme (TE), Ingrid Halle (TE), Jürgen Tabelle 4: Nährstoff-Salden (Wirtschaftsdünger und Aus- Fleckenstein und Ewald Schnug scheidungen im Grünauslauf) in verschiedenen Systemen der Broilerproduktion (Mittelwerte) Die Zugabe von Lanthanidenspuren in Futtermitteln für die Broiler- und Schweinemast führt nach chinesischen Unter- KAÖ suchungen zu mehr als 5 %-igen Wachstumssteigerungen. N415162 In entsprechenden Untersuchungen wurden Lanthaniden- P496367 elemente in Form von Chloriden, Nitraten und –ascorbaten Zn 82 88 90 Cu 97 97,5 98 dem Mastfutter zugesetzt. Während in der Schweinemast keine signifikante Wachstumsförderung auftrat, wurde ins- K = konventionelle intensive Stallhaltung besondere bei dem Lanthaniden-Ascorbat eine signifikante A = konventionelle Auslaufhaltung Ö = ökologische Auslaufhaltung Wachstumsförderung bei den Broilern festgestellt. Dieses Ergebnis ist dahingehend überraschend, da im Gegensatz zu den chinesischen Experimenten das Leistungsniveau in der wurden kürzere Mastdauer bzw. Verwendung schnellwach- Broilermast hier auf sehr hohem Niveau ist. Die Untersu- sender Masthybriden und damit eine bessere Futterverwer- chung der einzelnen Schlachtkörperteile mittels ICP-Mas- tung bei konventioneller intensiver Stallhaltung identifiziert. senspektrometrie zeigten keine Anreicherungen an Lantha- Grünausläufe wurden von den Broilern mit räumlich und niden. zeitlich unterschiedlicher Intensität genutzt (Abb. 15). In Zonen hoher Nutzungsintensität waren die pflanzenver- fügbaren Pcal-Gehalte in der Regel höher als in gering genutzten Zonen (Abb. 16). Gleiches galt für Nmin. Für Zn, Cu und pH-Werte konnten in dem kurzen Untersuchungszeitraum keine signifikanten Dif- ferenzierungen nachgewiesen werden.
19 Bericht des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde
5 Pflanzenernährung und Düngung im ökologischen 5.6 Lokales Ressourcen Management (LRM) im ökolo- Landbau – Plant nutrition and fertilization in organic far- gischen Landbau - Entwicklung von Merkmalen der S. 164 ming Bodenfruchtbarkeit auf viehlosen und viehgebunde- 5.1 Ertrag und Ölqualität von Fenchel (Foeniculum nen ökologischen Betrieben – Local resource manage- vulgare Mill.) gedüngt mit Nährstoffquellen des Orga- ment (LRM) in organic farming – Development of parame- nischen Landbaus in Ägypten - Fruit and essential oil ters of soil fertility with and without life stocks on farms yield of fennel (Foeniculum vulgare Mill.) grown with fertili- Hans-Marten Paulsen (OEL), Silvia Haneklaus und Ewald zer sources for organic farming in Egypt Schnug Mohamed Kandil, Ahmed Salah, Sayed Omer, Mohamed El- Gala (NRC, Dokki, Kairo, Ägypten), Christine Sator und Ziel der Forschungsarbeiten ist es, die im Rahmen einer Ewald Schnug Umstellung von konventioneller auf ökologische Bewirt- schaftung einhergehenden räumlichen und zeitlichen Verän- Est wurde untersucht, ob es mit den Vorgaben des ökologi- derungen von Merkmalen der Bodenfruchtbarkeit zu erfas- schen Landbaus zur Düngung möglich ist, ausreichende und sen. Zu diesem Zweck wurde eine Probenbank auf dem Ver- qualitativ hochwertige Fenchel-Erträge in Ägypten zu produ- suchsbetrieb in Trenthorst angelegt: Für die Grundkartie- zieren. Fenchel ist eine bedeutende Heilpflanze, die unter rung in 2001 wurden geokodierte Bodenproben im Raster den klimatischen Bedingungen Ägyptens gut wächst und von 30*30 Metern in drei Bodentiefen (0-30; 30-60 und 60- eine wichtige Einkommensquelle, insbesondere für kleinbäu- 90 cm) genommen. Für das Monitoring physikalischer, che- erliche Landwirtschaft, darstellt. Als Schlußfolgerung kann mischer und biologischer und chemischer Parameter und die daher, zumindest aus Sicht der Pflanzenernährung, die Pro- Aktualisierung der Probenbank werden in regelmäßigen duktion von Fenchel in Ägypten nach den Regeln des ökolo- Abständen weitere Proben gezogen. gischen Landbaus empfohlen werden, um die Ertragslage kleinbäuerlicher Landwirtschaft und damit die Lebensqua- 5.7 Einfluss ökologischer Wirtschaftsweisen auf die lität im ländlichen Raum zu verbessern. Biodiversität - Influence of organic farming on biodiversi- ty 5.2 Wirkung von biologisch-dynamischen Präparaten Hans-Marten Paulsen (OEL) und Ewald Schnug im Raum - Effect of biological-dynamic preparations in space Biodiversität bezeichnet die Vielfalt der Lebensformen und Silvia Haneklaus, Ingo Hagel (IBDF, Darmstadt), Hans-Mar- deren Interaktionen. Die Umstellung von konventioneller auf ten Paulsen (OEL) und Ewald Schnug ökologische Bewirtschaftung führt zu einer Absenkung des pflanzenverfügbaren Nährstoffvorrates im Boden, welche 5.3 Genotypische Unterschiede im Mineralstoffgehalt u. a. die Konkurrenz zwischen Kulturpflanze und Beikraut von Weizen im Rahmen eines Züchtungsprojektes – nachhaltig verändert. Ziel der Forschungsarbeiten ist es, die Genotypical differences of mineral contents in wheat in a im Rahmen einer Umstellung von konventioneller auf ökolo- scope of a growing project gische Bewirtschaftung einhergehenden räumlichen und Ingo Hagel, Hartmut Spiess, Silvia Haneklaus und Ewald zeitlichen Veränderungen von Merkmalen der Bodenfrucht- Schnug barkeit zu erfassen. Ziel der Forschungsarbeiten ist es, den Einfluss ökologischer Wirtschaftsweisen auf die genetische, 5.4 Spurenelementgehalte von Weizen in Verbindung taxonomische und ökosystemare Diversität zu untersuchen.
S. 167 mit der Anwendung des biologisch- dynamischen Horn-Kiesel-Präparates – Trace element contents of 5.8 Entwicklung von Strategien zur variablen Ausbrin- wheat in relation to the amendment of biological dynamic gung wirtschaftseigener Düngemittel – Development of horn-silica preparation strategies for the variable spread of own farming fertilisers Ingo Hagel, Hartmut Spiess, Jürgen Fleckenstein und Ewald Silvia Haneklaus, Hans-Marten Paulsen und Ewald Schnug Schnug
5.5 In situ Aufschluß – ein Konzept zur Sicherung der
S. 162 Phosphatversorgung ökologisch bewirtschafteter Böden – “in situ digestion” a concept to manage soil phos- phate im organic farming Xiaohui Fan (Institute of Soil Science, CAS, Nanjing, China), Leila Habib (Tishreen University, Lattakia, Syrien), Jürgen Fleckenstein, Silvia Haneklaus and Ewald Schnug
20 Bericht des Instituts für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft
Institut für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft Leiter: Jörg Michael Greef
Das Institut für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft hat die 1 Nachhaltige Bewirtschaftungssysteme – Sustainable Aufgabe, wissenschaftliche Grundlagen für eine nachhaltige, cropping systems leistungsorientierte und umweltverträgliche Bewirtschaftung 1.1 Indikatoren für naturraumtypische Artenvielfalt in des Acker- und Grünlandes zu erarbeiten. Agrarlandschaften – Indicators for regional adapted spe- Der erste Arbeitsschwerpunkt gliedert sich in die Analyse cies diversity in agricultural landscapes von Nutzungssystemen für Ackerbau- und Grünlandstandor- Jörg Hoffmann, Jörg Michael Greef; Joachim Kiesel (ZALF, te hinsichtlich ihrer Ertragsleistung, Produktqualität und Müncheberg) Umweltleistung sowie die Erarbeitung von Grundlagen und Indikatoren zur Erfassung der Agrobiodiversität (Nachhalti- Für die Indikatorenentwicklung im Bereich Arten und ge Bewirtschaftungssysteme). Lebensräume ist es erforderlich, Heterogenitäten der Der zweite Arbeitsschwerpunkt beinhaltet die methodische naturräumlichen Bedingungen und differenzierte Land- Entwicklung zur Qualitätsverbesserung von Saat- und schaftsstrukturen früherer Landnutzungen in ihrer Bedeu- Pflanzgut und die Analyse ertragslimitierender Vorgänge in tung für biologische Vielfalt zu berücksichtigen. Werden der Pflanze, bzw. im Pflanzenbestand (Ertragsbildung land- stark generalisierte Indikatoren, z. B. „Kulturartendiversität“ wirtschaftlicher Nutzpflanzen). oder „Flurgehölzdichte“ auf lokaler Ebene ohne regionali- Der dritte Arbeitsschwerpunkt beschäftigt sich mit der Ent- sierten Bezug zu landschaftlichen Eigenarten genutzt, ist wicklung und Bestimmung von Qualitätsparametern vor, eher mit einer Uniformierung als mit einer Förderung der während und nach der Ernte zur Prognose der Qualität von biologischen Vielfalt zu rechnen. Ernteprodukten im Rahmen der Präzisionslandwirtschaft Um den Anforderungen nach Regionalisierung Rechnung zu sowie der Optimierung pflanzenbaulicher und konservie- tragen, wurden im „Mosaik-Indikatorenansatz“ Methoden rungstechnischer Verfahren zur Erhaltung des Futterwertes zur regionalisierten naturräumlichen Gliederung in einem und zur Minderung von Toxinbelastungen und Hygie- integrativen Ansatz entwickelt. Dabei wird als wesentliche nemängeln in Ernteprodukten und Konservaten (Qualitätssi- Zielstellung die Möglichkeit zur Einbeziehung aller Landwir- cherung landwirtschaftlicher Nutzpflanzen). te angestrebt. Die Strukturierung des Indikatorenansatzes sieht beginnend von der lokalen Ebene innerhalb einzelner naturräumlicher Einheiten eine politrelevante Aggregierung der Indikatoren zu Bundesland- und Landesebene vor (Abb. 1).
Abb. 1: Raumbezug, Indikatoren und Umsetzung im Mosaik-Indikatorenansatz von lokaler Ebene zu Bundesland- und Landesebene
21 Bericht des Instituts für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft
Effekte der Regionalisierung, der lokal differenzierten Aus- 1.4 Einfluss von Nutzungsintensität und Temperatur wahl von Indikatoren sowie von geeigneten praktischen von Süd- nach Nordeuropa auf die Diversität der Maßnahmen der Landwirtschaft, die über die gute fachliche Segetalflora – Effect of land use intensity and temperatu- Praxis hinausgehen, wurden in zwei Beispielgebieten in re from South to North Europe on the segetalflora ersten Erhebungen getestet. Jörg Hoffmann; Laszlo Radics (Szent Istvan University Bud- apest); Gyula Czimber (University of West Hungary); 1.2 Monitoring von Artendiversität in Kulturland- Michael Glemnitz (ZALF, Müncheberg) schaften – Monitoring of species diversity in cultural lands- capes 2002 erfolgten im Rahmen des gemeinsamen deutsch- Jörg Hoffmann; Joachim Kiesel (ZALF, Müncheberg) ungarischen Projekts „Climate change and weeds“ ergän- zende Erhebungen zur Diversität der Segetalflora im Klima- Wirkungen von Umweltveränderungen auf Artenvielfalt las- gradient von Süd- nach Nordeuropa in Süditalien (Station sen sich aufgrund der Komplexität der biologischen Vielfalt Lecce) und Finnland (Station Vaasa). Insgesamt wurden in zunächst nur durch reale Beobachtungen im Freiland und den bisher zweijährigen Untersuchungen in allen 8 Getreide- durch langfristiges Monitoring erfassen. Derartige Er- anbaugebieten (Lecce, Roma, Milano, Mosonmagyarovar, hebungen sind arbeitskräfte- und zeitintensiv und nur Müncheberg, Osby, Uppsala, Vaasa) mehr als 700 Arten bei modellhaft für einzelne Artengruppen und bestimmte Gebie- einer aufsummierten Untersuchungsfläche von ca. 10 km2 te möglich, jedoch unverzichtbar, um über Gefäß- und gefunden. Nach abschließender dritter Feldaufnahme 2003 Parzellenversuche hinaus Informationen über tatsächliche erfolgt die Fertigstellung der Datenbank „Segetalflora“ Verbreitungsmuster und Populationsveränderungen in Land- einschließlich ökologischer Merkmale festgestellter Arten. schaften zu erhalten. Vor diesem Hintergrund wurde auf der Unter Berücksichtigung der Temperaturunterschiede im Kli- Grundlage 12-jähriger botanischer Erhebungen der magradient werden Effekte extensiver und intensiver Nutz- Artenvielfalt der Farn- und Blütenpflanzen einer Kulturland- ung auf die Artenzusammensetzung der Segetalfloren, die schaft die Vorkommensdichte diagnostisch wichtiger Arten Diversität, die Gefährdung, den Erhalt pflanzengenetischer mit Hilfe der „Moving-Window-Methode“ ermittelt. Unter Ressourcen und das Auftreten von Problemunkräutern ana- Nutzung ökologischer Merkmale der Arten und unter- lysiert. schiedlicher Szenarien der Landnutzung sich daraus land- schaftsbezogene Abschätzungen zur Veränderung der biolo- 1.5 Die Arbeitsgruppe (AG) Landwirtschaft & Natur- gischen Vielfalt möglich. schutz von DLG und WWF – The work group agriculture & nature conservation from DLG and WWF 1.3 Nutzung der Flächenstillegung zum Erhalt der bio- Jörg Michael Greef, Jörg Hoffmann logischen Vielfalt in Agrarlandschaften – Effects by set- ting aside of site spots within arable fields on biodiversity Seit zwei Jahren erfolgt die Mitarbeit in der AG Landwirt- Jörg Hoffmann; Gert Berger (ZALF, Müncheberg) schaft & Naturschutz von DLG und WWF, deren Ziel darin besteht, einen Beitrag zur Reduzierung des Spannungsfel- Im Projekt werden Effekte zur Förderung der biologischen des zwischen Landwirtschaft und Naturschutz zu leisten. Als Vielfalt in Agrarlandschaften untersucht, die sich durch ziel- erstes Ergebnis der gemeinsamen Arbeit wurde ein Grund- gerichtete Nutzung von Maßnahmen der Flächenstillegung satzpapier „Agrarumweltprogramme – Ansätze zu ihrer Wei- erreichen lassen. Es wurde die Wirkung der Stillegung klei- terentwicklung“ vorgelegt, in welchem Empfehlungen u. a. ner Minderertragsflächen innerhalb großer Ackerschläge zur Regionalisierung, zum finanziellen Ausbau und zur Ent- (trockene Kuppen, vernässte Senken) sowie von Randberei- bürokratisierung der Agrarumweltprogramme enthalten chen, die an sensible naturnahe Biotope angrenzen, z. B. an sind. Weitere Arbeitsschritte focusieren auf das Themenfeld Kleingewässer, Hecken und Waldränder, auf die Avifauna biologische Vielfalt und Landwirtschaft. untersucht. Gleichzeitig wurde geprüft, in welchem Umfang Maßnahmen durch den Landwirt erforderlich sind, um gün- 1.6 Untersuchungen zum Anbau der Arzneipflanze stige Habitatstrukturen für landschaftstypische und bestan- Tanacetum parthenium - Investigation on the production desgefährdete Arten wie z. B. Rebhuhn, Neuntöter und aptitude of the medizine plant Tanacetum parthenium Grauammer zu fördern, jedoch das Aufkommen potentieller Andreas Bramm, Katrin Jakob und Gerhard Rühl Unkräuter zu verhindern. Im Ergebnis der Untersuchungen ließen sich deutlich positive Effekte für die Artenvielfalt, die Tanacetum parthenium (Mutterkraut) bildet in Blättern und Abundanz gefährdeter Arten und die Habitatqualität fest- Blüten Sesquiterpenlactone mit dem Hauptvertreter Parthe- stellen und Anforderungen für Größe und Anordnung der nolid. Auf Basis dieses Inhaltsstoffes entwickelt der Stillegungen sowie erforderliches Management ableiten. Arzneimittelhersteller Schaper & Brümmer ein Migräne- prophylaktikum. Die hierfür erforderlichen Drogenmengen sollen in heimischen Anbau erzeugt werden. 7 der 45 getesteten Herkünfte wiesen die geforderten Parthenolidgehalte > 5mg Parthenolid /g Droge auf. Eine erfolgreiche Aussaat mit anschließender Bestandesetablie- rung konnte nicht erreicht werden, weil die Jugend-
22 Bericht des Instituts für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft
entwicklung des Mutterkrautes wesentlich langsamer ver- Tabelle 1: Gewählte Intensitätsstufen läuft, als das Wachstum der konkurrierenden Unkräuter. Mit im Gewächshaus vorgezogenen Mutterkrautpflanzen gelang Stufe Höhe der Maßnahmen Saatstärke N-Düngung Pflanzenschutz eine Bestandesetablierung im Feld problemlos. Eine Herbst- pflanzung im ersten Nutzungsjahr erzielte höhere Erträge im 1 betriebsüblich** betriebsüblich** betriebsüblich** Vergleich zu einer Frühjahrspflanzung. Als Schnitttermin org. (Gülle) erwies sich bei Herbstpflanzung für beide Schnitte im 1. und 2 betriebsüblich** betriebsüblich** betriebsüblich** min. (KAS) 2. Nutzungsjahr das Stadium der Vollblüte als optimal. Eine 3 betriebsüblich Herbizide betriebsüblich** Bestandesdichte von ca. 20 Pfl./m2 ist anzustreben. min. – 25 % 1x Fungizide Drogenerträge von deutlich über 100 dt/ha Gesamt-TM in Insektizide bei zwei Schnitten sind pro Jahr erzielbar. Befallsverdoppelung keine Halmstabilisat. Nach den Ergebnissen der Feldversuche sollte die Düngung 4 betriebsüblich Herbizide betriebsüblich zum 1. Schnitt ca. 100 kg N/ha betragen, zum zweiten min. – 40 % - 20 % Schnitt kann die Düngung um ca. 1/3 reduziert werden, da der Ertrag im Vergleich zum 1. Schnitt um etwa diesen ** betriebsüblich bezieht sich auf den Versuchsstandort Braun- schweig: anlehmiger Sand, 30- 35 Bodenpunkte, ∅ 620 mm N/a Betrag geringer ausfällt. Die vorläufige Empfehlung lautet, Mutterkrautpflanzen im Tabelle 2: Einfluss von Extensivierungsmaßnahmen auf Gewächshaus anzuziehen und diese im Herbst oder im Früh- Erträge in Relation zu Erträgen bei betriebsüblicher jahr in das Feld auszupflanzen. Auf Frostempfindlichkeit der Bewirtschaftungsintensität (∅1997-2001) Herkunft muss jedoch gerade auch in Abhängigkeit des Kli- mas im Anbaugebiet geachtet werden. Kulturart Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4
1.7 Ertrags- und Qualitätsbeeinflussung bei Halm- Wi- Weizen 71,3 % 73,7 dt/ha=100 % 94,4 % 88,7 % Wi- Gerste 75,7 % 86,0 dt/ha=100 % 90,4 % 85,3 % und Blattfrüchten durch Änderung der Produktions- Wi- Roggen 66,7 % 83,3 dt/ha=100 % 83,6 % 80,7 % intensität - Influence on yield and quality components of Zuckerrüben 90,1 % 485,5 dt/ha=100 % 98,8 % 95,8 % stalk and leaf crops by changing the production intensity Mais TM 87,0 % 197,8 dt/ha=100 % 102,0 % 89,6 % Andreas Bramm Kartoffeln 95,2 % 532,2 dt/ha=100 % 92,8 % 82,0 %
Extensive Formen der Landbewirtschaftung haben zum Ziel, 1.8 Abreife, Qualität und Ertragsbildung von Silomais Überschüsse und Umweltbelastungen abzubauen. Diese in Abhängigkeit von der Temperatursumme und wei- Ziele sind durch eine Reduzierung der Produktionsintensität teren klimatologischen Parametern – Maturation, quali- bzw. bezüglich der Umweltentlastung durch spezielle pflan- ty and yield formation of silage maize in dependence of tem- zenbauliche Maßnahmen erreichbar. perature sum and further climatological parameters Eine 6-feldrige Fruchtfolge mit den Kulturarten Zucker- Frank Höppner, Jörg Michael Greef und Christian Paul rüben, Winterweizen, Mais, Winterroggen, Kartoffeln und Wintergerste ist die Basis für seit 1997 laufende Untersu- Zur Entwicklung eines bundeseinheitlichen Prognosemodells chungen zu den Auswirkungen unterschiedlicher Bewirt- zur Vorhersage des optimalen Erntetermins von Silomais schaftungsintensitäten auf Ertrag und Qualität der Erntepro- wurden an 26 Prüforten im wesentlichen der Trockenmasse- dukte. Die gewählten Intensitätsstufen wurden in Anleh- gehalt des Kolbens, der Restpflanze und Gesamtpflanze zu nung an typische Auflagenkombinationen, wie sie bei den verschiedenen Erntezeiten ermittelt. Agrar- und Umweltprogrammen unter VO (EWG) 2078/92 Während die Versuchsjahre 2000 und 2001 durch einen zur Anwendung kommen, gestaltet. Eine Intensitätsstufe deutlich unterschiedlichen Temperatursummenverlauf cha- „betriebsüblich“ dient als Vergleichsbasis (Tabelle 1). rakterisiert waren, wiesen die Standorte eines Versuchsjah- Bei den Intensitätsstufen 1 und 2 „betriebsüblich“ führte die res ein ähnliches Muster auf. Im Versuchsjahr 2001 musste Stickstoffversorgung über Gülle im Vergleich zur Stickstoff- zur Erreichung ähnlicher Kolben-TM-Gehalte die Tempera- versorgung über Mineraldünger bei allen Kulturen zu tursumme um ca. 80 °C höher liegen; die kühlen und feuch- Mindererträgen, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß ten Abreifebedingungen im September verstärkten diesen (Tabelle 2). Einfluss noch. Im Jahr 2000 traten gegenüber 2001 zwi- Insbesondere in der Stufe 1, aber auch in den Stufen 3 und schen den Standorten stärkere Niveauunterschiede bei den 4 führte eine Verminderung der Rohproteingehalte bei akkumulierten Temperatursummen auf. Im Mittel der Ver- Getreide und Mais zu erheblichen Qualitätseinbußen hin- suchsjahre und Standorte wurden von den Sorten Arsenal, sichtlich Backqualität (Weizen) und Futterqualität (Gerste, Symphony und Fuego bei einer Temperatursumme von Mais), während positive Auswirkungen auf den Zuckergehalt 1400 °C gleiche Kolben-TM-Gehalte von gut 54 % erzielt bei Zuckerrüben und den Stärkegehalt bei Kartoffeln und jedoch gab es stärker variierende TM-Gehalte in der Mais zu verzeichnen waren. Gesamtpflanze zu verzeichnen. Sortenspezifisch ermittelte Regressionsbeziehungen liessen erkennen, dass eine Diffe- renzierung des Abreifeverhaltens gegeben war, die durch die unterschiedlichen Reifegruppen und das unterschiedliche Abreifeverhalten der Restpflanze bedingt war.
23 Bericht des Instituts für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft
1.9 Ertragssicherung bei HO-Sonnenblumen – Yield 1.11 Wirksamkeit einer Insektizid-Zugabe zum stability in high-oleic sunflower Ammonium-Düngedepot bei Injektionsdüngung im Gerhard Rühl Vergleich zu herkömmlicher Spritzapplikation bei Sommerraps – Efficiency of combined insecticid/liquid Die Ertragssicherung ist weiterhin das bedeutsamste Ziel für ammonium urea nitrate injection into the soil to summer den Anbau von HO-Sonnenblumen in Deutschland. Neben rape in comparision to conventional application by spraying den Pilzinfektionen, vorwiegend mit Botrytis cinerea und Martin Kücke, Karen Kücke (BBA) und Udo Heimbach (BBA) Sclerotinia sclerotiorum während der Abreife in Jahren mit feuchter Witterung, bereitet auch das Keimverhalten der In einem gemeinsamen Feldversuch der BBA und der FAL zurzeit verfügbaren Sorten und die daraus resultierenden mit Sommerraps wurden 2002 die Insektizide Imidacloprid sehr unterschiedlich entwickelten Pflanzenbestände, insbe- (150 g a.i./ha) und Oxydemetonmethyl (240 g a.i./ha) dem sondere in Grenzlagen des Sonnenblumenanbaus, Proble- Flüssigdünger NTS (Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung + me. Der in den vergangenen Jahren geprüfte Einsatzes Ammoniumthiosulfat) zugemischt und zusammen mit der eines Fungizids nach Anlage von Fahrgassen zeigte zwar Düngerlösung in Anlehnung an das CULTAN-Verfahren im tendenziell positive Ergebnisse, die jedoch nicht abzusichern Stadium BBCH 13-14 in den Boden injiziert. Es wird davon waren und auch nicht ausreichten, die Pflanzen in Jahren ausgegangen, dass die Wirkstoffe an den Injektionsstellen mit feuchter Witterung vor einer Ertragsdepression aufgrund (Düngedepots) im Boden aufgrund der hohen Ammonium- des Befalls durch pilzliche Schaderreger zu schützen. konzentration durch Bodenmikroorganismen nicht unmittel- In Kooperation mit der Universität Hohenheim (Landessaat- bar abgebaut und somit zusammen mit dem Stickstoff zuchtanstalt, Versuchsstation Eckartsweier) wurde damit kontinuierlich von den Pflanzen aufgenommen werden kön- begonnen, Zuchtmaterial der HO-Sonnenblume auf dessen nen. Verglichen wurde die Wirksamkeit mit einer einmaligen Keimbereitschaft bei niedrigen Temperaturen zu untersu- Spritzapplikation der Wirkstoffe mit gleichem Mittelaufwand chen. Es zeigte sich, dass eine Reihe der ausgewählten im Stadium BBCH 18-32. Zuchtstämme bereits bei 8 °C zügig keimten, während das Der Blattlausbefall war bei den Varianten mit Injektionsap- verfügbare Sortenspektrum selbst bei 10 °C nur zögerlich plikation tendenziell niedriger als bei Spitzapplikation, wobei und über einen längeren Zeitraum von bis zu 4 Wochen Imidacloprid eine höhere Wirksamkeit aufwies als keimte. Die genetische Basis für eine züchterische Verbes- Oxydemetonmethyl (Abb. 2). serung dieser Art im Hinblick auf die Keimung bei niedrigen Temperaturen und verbesserte Jugendentwicklung scheint also gegeben zu sein.
1.10 Ertrag von Getreide nach Ammonium-Injektions- düngung auf unterschiedlichen Standorten - Yield and
quality of cereals after ammonium injection fertilisation on different soils Martin Kücke 2001 wurde mit Injektionsdüngung auf guten Standorten mit reduzierter N-Düngung (-25 – 50 kg N/ha) bei W-Rog- gen (Lindau) und W-Weizen (Ohrum) gleiche Erträge und Abb. 2: Überlebensrate in clip cages auf Rapsblättern Qualitäten erzielt wie mit nicht reduzierten N-Gaben bei ausgesetzter Myzus persicae nach 3 Tagen konventioneller Düngertechnik. 2002 wurden auf guten Ackerstandorten keine Mehrerträge (Winterroggen, Lindau, Winterweizen, Niederndodeleben) nach Ammonium- injektionsdüngung ermittelt. Auf Sandböden (2001 Worpswede, 2002 Braunschweig) wurden nach Injektion in beiden Jahren Minderträge gegenüber konventioneller Düngung festgestellt. Die bisher vorliegenden Versuchdaten von unterschiedlichen Standor- ten lassen vermuten, das in guten Getreidejahren (2001) auf besseren Ackerstandorten (~ > 30 BP) mit Injektions- düngung Mehrerträge realisierbar sind, während bei ungün- stigen Witterungsbedingungen (schlechte Getreidejahre wie 2002) Ertragsgleichheit erreichbar ist (Jahreseffekt). Die auf den Sandböden (Worpswede, Braunschweig) bisher ermit- telten Mindererträge lassen sich vermutlich mit einer zu geringen Depotstabilität über die Zeit erklären. Auf diesen Böden wurden in beiden Jahren mit der Schleppschlauchap- plikation höhere Erträge erzielt als mit der Punktinjektion.
24 Bericht des Instituts für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft
1.12 Auswaschung unterschiedlicher Stickstoff- und Energiepflanzen auf die Identifizierung und Evaluierung von Phosphorformen aus landwirtschaftlichen Böden in Pflanzenarten, die sich für die Herstellung von innovativen S. 145 Beziehung zur Anbauinstensität und unter besonderer Kraftstoffen (Synthesegas, Diesel, Benzin, Methanol und Berücksichtigung von Makroporentransport – Nutrient Wasserstoff) mittels Vergasung, Verflüssigung und Refor- leaching of nitrogen and phosphorus species from agricultu- mierung eignen. Das sind lignocellulosehaltige Pflanzenar- ral soils in relation to cropping intensity and with special ten deren Ertrag bei 10 t ha-1 Trockenmasse und höher regard to macropore transport liegt. Die Versuchsergebnisse zeigen, dass dieses Ziel mit Martin Kücke, Deok Hoon Yoon, Sang Mok Sohn (Dan Kook den Pflanzenarten Miscanthus, schnellwachsenden Weiden Uni., Cheon An, Rep. Korea), Norbert Lüttke Entrup (FB und Pappeln, Faserhirse, Mais, strohreichen Getreidearten Agrarwirtschaft Soest), Jörg Michael Greef wie Roggen und Triticale, sowie zum Teil Spartina pectinata und Polygonum cuspidatum zu erreichen ist. Eine fachliche Um die Umweltverträglichkeit landwirtschaftlicher Anbausy- Zusammenarbeit auf diesem Gebiet wird mit der VW-AG, steme zu bewerten, wurden im Rahmen eines DFG-Projek- Abteilung Forschung, Umwelt und Verkehr, gepflegt (Abb. tes 64 sogenannte Passiv-Sickerwassersammler (PCAPS 3). (Passive CAPillary Samplers, wick sampler) in Parzellen unterschiedlicher Langzeitversuche eingebaut. Für eine Grünlandfläche und eine Ackerfläche in der FAL wurde eine Wassersammeleffizienz von 77 % (Grünland) bzw. 110 % (Ackerland), gemessen an der klimatischen Wasserbilanz, ermittelt. Die Daten zeigen, dass PCAPS die einzige bekannte Probennahmetechnik darstellen, mit denen unter Freilandbedingungen und unter ungestörten Bodenprofilen gleichzeitig die Sickerwassermengen als auch die darin enthaltenen Stoffkonzentrationen mit hoher Zu- verlässigkeit und zeitlicher Auflösung ermittelt werden kön- nen. In Korea werden die PCAPS zur Ermittlung der Nährstoffaus- waschung und der Grundwasserbelastung bei organischem Abb. 3: Ein mit „SunFuel“ betriebenes Auto auf der Gemüseanbau unter Gewächshausbedingungen eingesetzt. Energieplantage des Instituts
1.13 Die Bedeutung von Energie-Bilanzen in der Land- wirtschaft am Beispiel eines Ackerbaubetriebes in 1.15 Die Zucker- und Faserhirse - eine alternative Niedersachsen - Significance of energy-balances in agri- Rohstoffbasis für die Industrie und Energie – Sweet culture as demonstrated by an agricultural operation in and fibre sorghum an alternative crop for energy and indu- lower saxony stry Peter Styperek, Andreas Bramm Nasir El Bassam
Energiebilanzen dienen u.a. dazu, umweltverträgliche Ver- Die Hirse bildet die Basis für die Herstellung von diversen haltensweisen der Landwirte zu identifizieren und zu unter- bedeutsamen Industriegrundstoffen: Zucker, Stärke, Etha- stützen. Am Beispiel von 4 Schlägen bzw. Teilschlägen der nol, Wachs Säuren, Vitamine, Faserstoffe, Cellulose, Aus- in der Helmstedter Mulde liegenden Domäne St. Ludgeri gangsmaterial für biotechnologische Prozesse und Gewin- erfolgte die Energie-Bilanzierung für die 4 Hauptfrüchte nung von Eiweiß in großtechnischen Anlagen, Futtermittel Zuckerrüben, Winterweizen, Wintergerste und Winterraps. sowie Energie. Hierzu wurden die entsprechenden Bewirtschaftungsdaten Um die Leistungsfähigkeit der Zucker- und Faserhirse unter aus den Jahren 1996 – 2001 mit dem Programm REPRO den mitteleuropäischen Klimabedingungen ermitteln zu kön- 2000 der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ver- nen, wurden am Institut Feldanbauten mit etwa 1000 Geno- knüpft und schlagbezogene Energiebilanzen erstellt. typen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen deutlich, daß ein durchschnittlicher 1.14 Energiepflanzen zur Erzeugung von Biokraft- Biomasseertrag von 1 000 dt/ha und ein Zuckerertrag von stoffen - Energy plants for biofuel production 100 dt/ha durchaus ein realistisches Ertragsniveau darstel- Nasir El Bassam len. Der durchschnittliche Saccharosegehalt der Genotypen mit 10 % und mehr Zuckergehalt in der Frischmasse beträgt Der Einsatz regenerativ erzeugter Kraftstoffe ist für den 53 %, der Glukosegehalt 28% und der Fruktosegehalt 19 %. Klima- und Ressourcenschutz mittel- und langfristig unab- Der Zuckergehalt der im Jahre 2002 angebauten Sorte wies dingbar, zumal das Potenzial für regenerative Energien groß einen Zuckergehalt von 12,1% auf. Einige Genotypen der ist. Faserhirse wiesen Gehalte von 30-37 % an Hemicellulose, Zu erneuerbaren Kraftstoffen aus Biomasse gibt es mittelfri- 30-34 % an Cellulose und 5-10 % an Lignin auf. stig keine nennenswerte Alternative. Aus diesem Grund konzentrieren sich die Untersuchungen z. Z. im Bereich der
25 Bericht des Instituts für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft
1.16 Integrierte Energiefarmen zur autarken Energie- 2 Ertragsbildung landwirtschaftlicher Nutzpflanzen – und Nahrungsmittelversorgung ländlicher Räume – Yield formation of agricultural crops S. 145 Integrated energy farms for autonomus energy and food 2.1 Einsatz von Mykorrhiza zur Förderung des Pflan- supply in rural areas zenwachstums nach Überführung der in vitro-Pflan- Nasir El Bassam, Jörg Michael Greef zen in Erde – Growth stimulation of in vitro transplanted plants in soil by use of endomykorrhiza Das Institut und die Arbeitsgruppe „Biomasse für Energie Gunda Mix-Wagner und Umwelt“, SREN, FAO, UN, haben ein Konzept zur Imple- mentierung von „Integrierten Energiefarmen“ vorgelegt, die Die Mehrzahl der höheren Pflanzen bildet unter natürlichen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung ländlicher Räume Verhältnissen intensive Lebensgemeinschaften mit verschie- durch Sicherstellung nachhaltiger Nahrungsmittel- und denen Wurzelpilzen aus. Die Wurzel/Pilz-Symbiose stellt Energieversorgung darstellt. eine funktionelle Einheit dar und wird als „Pilzwurzel“ oder Die FAO hat das Institut 2002 beauftragt, in Zusammenar- Mykorrhiza bezeichnet. beit mit der Universität Rousse (Bulgarien) und mit der NGO Die häufigste Form krautiger und buschförmiger Pflanzen, – Camnrpe (Bulgarien) eine integrierte Pilot-Farm in Rousse zu denen auch die meisten landwirtschaftlichen Nutzpflan- zu planen. Die Projektplanung ist weitgehend abgeschlossen zen gehören, ist die arbuskuläre Mykorrhiza. und die Realisierung ist für 2003 vorgesehen. Es ist bekannt, dass die Überführung von in vitro Pflanzen vieler Arten in Erde immer wieder Schwierigkeiten verur- 1.17 „Low Input“ - Tierproduktion durch Beweidung sacht. Aus diesem Grund hat der „Arbeitskreis Deutsche in von leguminosenhaltigem Grünland – Low input animal vitro Kulturen“ einen Ringversuch, der viele Pflanzenarten production based on forage legumes for grazing systems und Mykorrhiza Produkte einschließt, organisiert, um den Andreas Dyckmans Einfluss der verschiedenen Mykorrhiza-Produkte auf das Wachstum von in vitro-Pflanzen zu testen. Zur Weiterentwicklung einer „nachhaltigen Landwirtschaft“ Jeder Partner erhielt 4 Mykorrhiza-Produkte (Triton; Myco- im Bereich der Grünlandbewirtschaftung wird ein von der tec; IFP und Vitalin). Europäischen Union gefördertes Projekt durchgeführt. Hier- Der Versuch wurde mit der Kartoffelsorte „Tomensa“ durch- bei geht es um die Reduzierung des Einsatzes mineralischer geführt. Die Pflanzenanzahl/Mykorrhiza-Produkt und Kon- Stickstoffdünger durch die Einbeziehung von Luftstickstoff – trolle betrug 50 in vitro-Pflanzen. Die Mykorrhiza-Inokula bindenden Leguminosen in das Artenspektrum der Ansaat- wurden je nach Produkt in verschiedenen Mengen dem Erd- mischungen. Der Weißklee ist mit seiner positiven Wirkung substrat beim Topfen beigemischt. Bei Beendigung des Ver- auf Ertrag, Futterqualität und das Futteraufnahmeverhalten suches wurden folgende Parameter (Stängellänge; Knol- der Weidetiere die Leguminose des Dauergrünlandes lenanzahl, Frischgewicht und Besiedlungsgrad) protokolliert. schlechthin. Er hat aber einen relativ hohen Anspruch an die Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 zusammengefasst. Wasserversorgung und er ist im Vergleich zu den konkurrie- Tabelle 3: Einfluss verschiedener Mykorrhiza-Produkte auf renden Obergräsern verdrängungsgefährdet; dies beson- das Pflanzenwachstum ders bei gleichzeitiger Anwendung von mineralischen N- Düngern mit einer dabei nicht angepassten Nutzung. In Produkte Stängel Ø Knollen-FG Besiedlung einem Gemeinschaftsversuch mit Partnern aus England, (cm) anzahl (G) (%) Frankreich und Italien soll nach alternativen Leguminosen IFP 23,4 3,7 29,6 35 für eine Grünlandbewirtschaftung unter Beweidung gesucht Mycotec 24,1 3,8 36,1 41 werden. Bei dem auf 3 Jahre geplanten Versuchsvorhaben Triton 21,3 3,7 35,1 28 sind neben Ertrags- und Qualitätsfragen auch die Fragen Vitalin 27,0 3,0 30,4 12 nach der Persistenz und dem Futteraufnahmeverhalten Kontrolle 22,1 3,3 29,9 5 sowie der tierischen Leistung von Bedeutung. Darüber hin- aus ist die Problematik der Nährstoffverlagerung Gegen- stand der Untersuchungen. Nicht zuletzt werden sozioöko- nomische Gesichtspunkte behandelt. 2.2 Gewinnung von somatischen Embryonen aus Zell- suspensionskulturen der Kartoffel – Production of somatic embryos from cell suspension cultures of potato Angelika Schäfer-Menuhr, Gunda Mix-Wagner, Klaus-D. Vorlop (TB)
Arbeitsschwerpunkt und Ziel eines von der GFP geförderten Projekts war die Entwicklung einer Methode, mit der sich somatische Embryonen wirtschaftlich interessanter Kartof- felsorten in großen Mengen erzeugen lassen. Somatische Embryonen ließen sich an unterschiedlichen Explantaten erzeugen wie Blatt-, Nodien- und Internodiensegmenten, ebenfalls an Sproßspitzenmeristemen.
26 Bericht des Instituts für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft
Eine Massenproduktion von somatischen Embryonen, wie lenzahl und Trockensubstanzgehalt der Knollen unter- sie beispielsweise für die Herstellung von vegetativem Saat- schieden sich die beiden Saatgutformen nicht. gut notwendig ist, wurde an Internodienexplantaten nach einer modifizierten, von Seabrook und Douglass im letzten Jahr publizierten Methode erzielt. Aus diesen ließ sich vege- tatives Saatgut erzeugen. Gewächshausversuche zeigten keine somaklonalen Abweichungen von den Kontroll- pflanzen. Optimal für eine Massenproduktion wären jedoch induzier- bare embryogene Zellsuspensionslinien. Bisher durchge- führte umfangreiche Testreihen hatten gezeigt, dass dieses Ziel nicht so leicht erreicht werden kann. Dies wird auch indirekt durch fehlende Publikationen bestätigt. Inzwischen konnten jedoch aus somatischen Embryonen Zellinien ange- legt werden, aus denen embryogene Zellsuspensionslinien selektiert werden konnten. Aus verkapselten Zellen einiger Zellinien konnten jetzt erstmals in großem Maßstab Pflanzen regeneriert werden (Abb. 4).
Abb. 5: Absorption photosynthetisch aktiver Strahlung (PAR) im Verlauf der Vegetationsperiode für aus syntheti- schen Samen und Knollen erwachsenen Kartoffelpflanzen der Sorten Désirée und Tomensa. Vertikale Fehlerbalken repräsentieren ± Standardfehler der Mittelwerte (n = 8)
2.4 Physiologische und biochemische Grundlage der Qualität von Maissaatgut –Physiological and biochemical basis of maize seed quality Adesola Ajayi, Gerhard Rühl
Die Saatgutqualität ist ein bedeutender Faktor in der Pflan- zenproduktion, da sie die Keimlingsentwicklung beeinflusst. Jedoch sind bis heute die mit der Saatgutqualität verbunde- Abb. 4: Pflanzenbildung aus embryogenen Zellkulturen der nen Faktoren im Zeitraum von der Produktion bis zur Aus- Kartoffel saat nicht ausreichend untersucht. Daher ist das Ziel dieser Arbeiten die Beschreibung der Qualität von Maissaatgut 2.3 Möglichkeiten des Einsatzes von synthetischen sowohl aus physiologischem als auch biochemischem Blick- Kartoffelsamen in Kenia – Possible utility of synthetic winkel. Zusätzlich wird der Einfluss von Nacherntebe- potato seeds in Kenya handlung sowie Lagerungsdauer und –temperatur auf den Bernard Nyende, Siegfried Schittenhelm, Gunda Mix-Wag- Verlust der Saatgutqualität untersucht und ermittelt, welche ner, Jörg-Michael Greef Auswirkungen Unterschiede in der Saatgutqualität auf den Feldaufgang und die phänologische Entwicklung der Keim- In diesem Projekt wird untersucht ob sich die potenziellen linge besitzt. Vorteile von synthetischen Kartoffelsamen (virusfreie und genetisch identische Pflanzen, Samen Ø < 1cm) für die 2.5 Überexpression von Phytochrom B in transgenen Pflanzguterzeugung in Kenia nutzen lassen. Nach Vorver- Kartoffeln – Overexpression of phytochrome B in transge- suchen im Labor und Gewächshaus erfolgte nunmehr eine nic potatoes erste Vergleichsprüfung von vorgekeimten synthetischen Samen mit Pflanzknollen unter Feldbedingungen. In diesem Projekt untersuchen wir die Frage, ob die bei der Die Kartoffelpflanzen aus synthetischen Samen entwickelten Überexpression von Phytochrom B (phyB) aus Arabidopsis sich langsamer, hatten eine niedrigere Wuchshöhe und thaliana beobachtete höhere physiologische Aktivität der erreichten demzufolge die maximale Blattfläche und Licht- Blätter, geringere Photoinhibition und verzögerte Seneszenz absorption (Abb. 5) mit einer Verzögerung von etwa drei einen molekularbiologischen Ansatz zur Ertragssteigerung Wochen. Die Trockenmasseerträge für die aus synthetischen bei Kartoffeln darstellt. In einem vorausgegangenen Samen und aus Knollen erwachsenen Pflanzen betrugen für Gewächshausexperiment hatten die phyB überexprimier- die Sorte Tomensa 189 bzw. 265 g Pflanze-1 und für die enden transgenen (Dara-5) Pflanzen zwar einen höheren Sorte Désirée 185 bzw. 275 g Pflanze-1. Hinsichtlich Knol- Ertrag an Stängeln, Blättern und Wurzeln, unterschieden
27 Bericht des Instituts für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft
sich im Knollenertrag aber nicht signifikant vom Aus- 2.5.2 Einfluß auf Chlorophyll- und Kohlenhydratgehalt gangsgenotyp (Wildtyp). Wir nehmen an, dass die im der Blätter – Effect on content of chlorophyll and carbohy- Gewächshaus vorherrschende niedrige photosynthetische drates of the leaves Photonenflussdichte (PPFD; 220 mmol m-2 s-1) eine stär- Ute Menge-Hartmann kere Überlegenheit der transgenen Pflanzen verhinderte. Zur Prüfung dieser Hypothese wurden die beiden Genotypen Das im letzten Jahresbericht vorgestellten Kli- einer Vergleichsprüfung in Klimakammern bei Lichtmengen makammerexperiment mit Phytochrom B überexperimie- von 300, 600 und 900 mmol m-2 s-1 unterzogen. renden Kartoffeln (Dara-5) unter konstanten Lichtmengen von 300, 600 und 900 µmol Photonen m-2 s-1 wurde 2001 2.5.1 Einfluss auf Photosyntheserate, Biomasseallo- unter Kurztagsbedingungen wiederholt. Es zeigte sich, dass kation und Knollenertrag – Effects on assimilation rate, die im allgemeinen höhere Photosyntheseaktivität von Dara- biomass allocation, and tuber yield 5 lediglich bei höheren Lichtmengen auch mit höheren Chlo- Siegfried Schittenhelm rophyll- und Carotinoidgehalten einherging. Nur unter die- sen höheren Lichtmengen war in den Blättern beider Geno- Die zunehmende Lichtmenge ging bei den transgenen und typen etwa gleich viel Saccharose und Stärke nachweisbar, nicht-transgenen Pflanzen mit einer starken Reduktion der während bei Dara-5 bei niedriger Lichtmenge mit gleichem Wuchshöhe und der grünen Blattfläche einher. Die transge- Chlorophyllgehalt wie beim Wildtyp (WT) während der ge- nen Pflanzen hatten im Vergleich zu den Kontrollpflanzen samten Vegetationsperiode weit weniger transitorische Stär- zwischen 18 und 60 Tagen nach dem Auflaufen eine nahezu ke vorlag als bei WT. Möglicherweise stellte der unter nied- gleich hohe Überlegenheit in der Nettophotosyntheserate riger Lichtmenge in der Tendenz größere Blattapparat von von 24.4 % bei niedriger, 19.4 % bei mittlerer und 21.5 % Dara-5 einen stärkeren Sink dar, der zu den niedrigeren bei hoher Lichtmenge (Abb. 6). Während die transgenen Niveaus in den untersuchten Blättern führte. Pflanzen bei niedriger PPFD einen geringfügig höheren Knol- len- (+8,2 %) und Biomasseertrag (+7,7 %) aufwiesen, 2.5.3 Einfluss auf die Aktivität der Ribulose-1,5-bis- unterschieden sie sich bei mittlerer und hoher PPFD nicht phosphat-Carboxylase/Oxygenase - Influence on the signifikant von den Kontrollpflanzen. Dara-5 zeigte also activity of ribulose-1,5-bisphosphate carboxylase/ oxygen- keine spezifische Anpassung an strahlungsreiche Umwelten. ase Die transgene Überexpression von Phytochrom B ist diesem Elisabeth Oldenburg Experiment zufolge keine zweckmäßige Strategie zur Stei- gerung des Ertragspotentials der Kartoffel. Weiterer For- Im Verlauf des Klimakammerexperimentes wurde die Ribu- schungsbedarf ist notwendig um zu klären, warum sich die lose-1,5-bisphosphat-Carboxylase/Oxygenase (Rubisco) in höhere physiologische Aktivität der Blätter bei den transge- denjenigen Blättern bestimmt, an denen die Photosynthese- nen Pflanzen nicht in einem höheren Ertrag manifestierte. messungen erfolgten. Bei 300 PPFD war die Rubisco-Akti- Entsprechende Untersuchungen sollten auch C-Verluste vität von Dara-5 vergleichbar mit dem Wildtyp, während bei durch Respiration in Betracht ziehen. zunehmenden Lichtintensitäten höhere Aktivitäten bei Dara- 5 gemessen wurden (+7,5 % bei 600 PPFD; +32 % bei 900 PPFD). Der Gehalt an löslichem Protein im Blatt, der zu einem erheblichen Teil aus Rubisco besteht, war bei Dara-5 unabhängig von der Lichtintensität um 11-13 % höher als beim Wildtyp.
2.6 Langzeitversuch zur Ammonium-Injektionsdün- gung – Long-term experiment on ammonium-injection nutrition Siegfried Schittenhelm, Martin Kücke, Ute Menge-Hartmann
Die Ammonium-Injektionsdüngung führt längerfristig zu einer Verringerung des N-Pools im Boden. Dadurch werden zusätzliche N-Schübe vermindert und die N-Versorgung der Pflanzen nach ihrem N-Entzug besser berechenbar. Das bedeutet aber auch, dass in einem gerechten Vergleich von punktueller Ammonium-Injektion und konventionell, breit- flächiger N-Applikation auf den Versuchsparzellen während der gesamten Versuchsdauer das gleiche Verfahren der N- Applikation praktiziert werden muss. Deshalb wurden bei dem im Herbst 2001 begonnenen Langzeitversuch (Abb. 7) Abb. 6: Zeitlicher Verlauf der Nettophotosyntheserate bei die Prüfglieder randomisiert und festen Parzellen zugeord- Dara-5 und Wildtyp für photosynthetische Photonenflus- net. sdichten (PPFD) von 300, 600 bzw. 900 mmol m-2 s-1
28 Bericht des Instituts für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft
Abb. 7: Feldversuch mit Wintergerste auf der FAL- Versuchstation im Juni 2002 Die Behandlungen beinhalten neben den beiden Verfahren Abb. 8: Trockenmassen, Blattflächen und Chlorophyllge- der N-Applikation auch unterschiedlich hohe N-Gaben halte zur Zeit des Ährenschiebens; ohne N (N 0), N be- (betriebsüblich bzw. um ein Drittel reduziert) sowie drei an triebsüblich (N k), sowie frühe bis späte Ammonium-Injek- die jeweilige Kultur angepasste Injektionszeitpunkte. Ein tionszeitpunkte (I f, I m, I s) Monitoring zur Stickstoffauswaschung erfolgt mittels unter den Parzellen installierten Sickerwassersammler. Der Ver- 2.7 Gefäßversuche zur Ammonium-Injektions- such soll insbesondere folgende Fragen beantworten: düngung – Pot experiments on ammonium-injection nutri- tion • Hat das N-Applikationsverfahren einen Einfluss auf die Ertragsbildung? Mit der Umstellung der N-Ernährung von Pflanzen vom • Wird die N-Effizienz durch Ammonium-Injektionsdüngung Nitrat zum Ammonium sind morphologische und physiolo- verbessert? gische Veränderungen verbunden. Nach Beobachtungen von • Wirkt sich der Injektionszeitpunkt auf Ertrag und Qualität Forschern und Praktikern manifestieren sich Veränderungen aus? im Erscheinungsbild von Injektionsbeständen beim Getreide • Lässt sich die Nitratauswaschung reduzieren? in einer eher aufrechten (erectophilen) Blatthaltung, inten- siven Grünfärbung, verzögerten Seneszenz (auch der un- Bei Wintergerste wurde durch einmalige, späte Injektion teren Blätter) sowie kürzeren Halmen. Diese Veränderungen von 109 kg N ha-1 in Form einer Ammonium-Harnstoff- könnten sich durch verbesserte Lichtabsorption, höhere Effi- Lösung (AHL) ein vergleichbarer Kornertrag erzielt wie durch zienz der Lichtnutzung (Photosyntheserate) bzw. einen hö- betriebsüblich oberflächlich applizierte, gesplittete AHL- heren Ernteindex positiv auf die Ertragsbildung auswirken. Düngung. Dagegen war bei Injektion von 146 kg N ha-1 der Zur Klärung dieser Frage wurde ein den Feldversuch ergän- Kornertrag, unabhängig vom Zeitpunkt der Injektion, zendes Experiment mit Sommergerste in 90-Liter Gefäßen signifikant niedriger als in der entsprechenden betriebsübli- in der Vegetationshalle durchgeführt. Die N-Düngung -1 chen Variante. Eine mögliche Erklärung ist die ver- beinhaltet 3 g NO3-N Gefäß als Ca(NO3)2, 3 g NH4-N -1 gleichsweise starke Lagerneigung der Varianten mit N- Gefäß als (NH4)2HPO4 sowie eine Kontrolle ohne N-Dün- Injektion. Gegenwärtig wird untersucht, ob diese stärkere gung. Das NO3-N wurde zum Zeitpunkt der Aussaat auf die Lagerneigung das Ergebnis einer höheren N-Aufnahme, Bodenoberfläche verteilt, wohingegen das NH4-N im 2- sprich besseren N-Ausnutzung, darstellt. Blattstadium (EC 12) an fünf Punkten etwa 7 cm tief injiziert Die Biomasse von Stängeln und Ähren der Haupttriebe ent- wurde. wickelte sich bei einmaliger AHL-Injektion von 146 kg N ha-1, insbesondere bei später Injektion, schwächer als bei 2.7.1 Lichtabsorption und Photosyntheserate – Light oberflächlich applizierter, gesplitteter AHL-Düngung (Abb. absorption and photosynthesis rate 8). Verbunden hiermit führte die späte Injektion im Ver- Siegfried Schittenhelm gleich mit allen anderen Varianten sowohl zur Zeit des Ährenschiebens wie zur Zeit der Teigreife zu den höchsten In dem Gefäßversuch mit Sommergerste ließ sich die postu- Stickstoffgehalten in den Stängeln. Während zur Zeit des lierte höhere photosynthetische Aktivität von Ammonium- Ährenschiebens die Gesamtblattmasse und der Chlo- gegenüber Nitrat-ernährten Pflanzen durch Gaswechselmes- rophyllgehalt pro Blattfläche bei betriebsüblicher Düngung sungen bestätigen (Abb. 9). Im Stadium Mitte Milchreife und mittlerem Ammonium-Injektionstermin gleich hoch (EC 75) hatten die NH4-ernährten Pflanzen auf den ver- waren, bildeten die Fahnenblätter (F) der mittleren Injek- schiedenen Blattetagen höhere lichtgesättigte Nettophoto- tion die größere Masse und die größere Fläche. syntheseraten (Asat) als die NO3-ernährten Pflanzen und die
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Abb. 9: Lichtgesättigte Nettophotosyntheserate (Asat) auf den einzelnen Blattetagen (links; F = Fahnenblatt) sowie vertikale Verteilung der photosynthetisch aktiven Strahlung (PAR) in Abhängigkeit von dem Verfahren der N-Applikation (PAR über dem Gefäß = 100 %). Die Asat der Fahnenblätter konnte wegen zu kleiner Blätter nicht gemessen werden
Abb. 10: Trockenmassebildung, Blattflächen, sowie Chlo- Kontrollpflanzen. Dieser Befund bedarf noch der Absicher- rophyllgehalte oberer und unterer Blätter (F-1 bis F-4) von ung, da die Standardfehler aufgrund des geringen Mess- Sommergerste in Abhängigkeit von der N-Düngung umfanges (n = 6) sehr hoch waren. Die höheren Asat-Werte gingen einher mit höheren Chlorophyllgehalten der Blätter 2.8 Amaranth - Leistungsvergleich unterschiedlicher (vgl. 2.7.2). Weiterhin zeigten die NH4-gedüngten Pflanzen Sorten in Norddeutschland – Amaranth – Productivity of eine erkennbar stärker erectophile Blatthaltung. Diese various varieties in Northern Germany Beobachtung steht in Einklang mit den zum Zeitpunkt der Gerhard Sauerbeck, Jörg Michael Greef späten Milchreife (EC 77) untersuchten vertikalen Verteilung der photosynthetisch aktiven Strahlung. In der NH4-Variante Amaranth ist eine Pseudocerealie, die einen Beitrag für eine drang das Licht tendenziell tiefer in den Bestand ein. Die gesundheitsbewußte Ernährung auch in Norddeutschland höheren Chlorophyllgehalte der unteren Blätter könnten leisten könnte. Im Jahr 2002 wurden die Sorten Bärnkraft demnach auf die bessere Lichtdurchlässigkeit des und Pastewny sowie neue Zuchtlinien wie Neuer Typ (Öster- Pflanzenbestandes zurückzuführen sein. reich) und D-001 A (Tschechische Republik) auf Ver- suchsparzellen mit 10 m2 und 4 facher Wiederholung ange- 2.7.2 Einfluß auf morphologische und physiologische baut und mit einer Quinoa-Sorte verglichen (Tabelle 4). Parameter von Sommergerste – Influence on morpholo- Die Kornerträge der Sorten Bärnkraft und Pastewny ent- gical and physiological parameters of spring barley sprachen dem diesjährigen Durchschnitt von 20 dt/ha auf Ute Menge-Hartmann größeren Anbauflächen (3 - 10 ha Größe) bei Landwirten in Norddeutschland. Die neue Zuchtlinie Neuer Typ könnte auf Die Stängel und Ähren von mit Nitrat bzw. Ammonium Grund des höheren TKG höhere Erträge von 25 - 30 dt/ha ernährten Pflanzen entwickelten sich relativ ähnlich liefern. (Abb. 10). Die obersten Blätter (F-1) NH4-ernährter Pflan- Tabelle 4: Biomasse und Kornerträge von Amaranth und zen hatten jedoch höhere Chlorophyllgehalte pro Blatt- Quinoa am Standort Braunschweig-Völkenrode im Jahr flächeneinheit und die Blätter der unteren Etagen (F-4) 2002 (60 Pflanzen/m2) * 23 Pflanzen/m2 waren kleiner und behielten bis zur Teigreife höhere Chloro- phyllgehalte als diejenigen NO3-ernährter Pflanzen und der Sorte Biomasse Kornertrag Kontrollpflanzen. Während der Gehalt an wasserlöslichen t TS/ha in dt/ha* TKG in g Kohlenhydraten in den Stängeln zur Zeit des Ährenschie- Bärnkraft 8,84 23,4 ± 2,5 0,95 ± 0,06 bens bei NO3- und NH4-ernährten Pflanzen noch gleich war, Pastewny 9,96 23,9 ± 2,3 1,01 ± 0,04 nahm er zu Ende der Milchreife sowohl im oberen wie im Tschechische Sorte 7,31 19,2 ± 0,6 0,69 ± 0,02 Neuer Typ 6,97 32,7 ± 5,9 1,25 ± 0,05 unteren Stängelabschnitt bei NH4-ernährten Pflanzen höhe- Quinoa* 5,51 22,5 ± 1,2 3,86 ± 0,21 re Werte an als bei NO3-ernährten Pflanzen. Zur Teigreife lag der Gehalt im unteren Stängelabschnitt schließlich um etwa 30 % höher als bei NO3-ernährten Pflanzen.
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3 Qualitätssicherung landwirtschaftlicher Nutzpflan- zen – Quality assurance of agricultural crops 3.1 Qualitätsermittlung mittels NIR-Diodenarray- Spektrometern auf Futterpflanzenerntemaschinen im Feldversuchswesen – Quality assessment by means of NIR diode array spectrometers on forage harvesters in field experiments Christian Pfitzner und Christian Paul
Spektrometrische Untersuchungen im Nahen Infrarot (NIR) sind zum routinemäßig eingesetzten laboranalytischen Werkzeug für die schnelle und kostengünstige Qualitätsbe- wertung von Ernteprodukten geworden. Das im Institut für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft der FAL entwickelte NIRS-Harvest-Line-Konzept zielt auf die online-Erfassung Abb. 11: Kontinuierlich messendes NIRS–Modul für den Hal- relevanter Qualitätsparameter direkt auf der Erntemaschine. drup Grünfuttervollernter (NIRS-Harvest-Line) Es basiert auf eigens dafür entwickelten Modulen, die NIR- Diodenarray-Spektrometer mit geeigneten Vorrichtungen Spektrometer erfasst wird, bedingt eine verbesserte Stich- zur Probenpräsentation kombinieren. probenahme hinsichtlich der zu schätzenden Parameter der Im Rahmen eines FuE-Vorhabens für Umweltschutz im Parzelle. Die Datengewinnung konnte mit dem Einsatz eines Agrarbereich wurden in Zusammenarbeit mit Futterpflan- Industriecomputers und der speziell entwickelten Software zenzüchtern seit 1999 Untersuchungen zur Trockenmas- "Harvest Manager" beschleunigt und erweitert werden. seschätzung von frischen Futterpflanzen während der Ernte Im Herbst 2002 wurden mit diesem Parzellen-Grünfuttervol- mit dem Parzellen-Grünfuttervollernter Haldrup NIRS-Har- lernter Haldrup NIRS-Harvest-Line bereits 600 Parzellen bei vest-Line vorgenommen. den Kooperationspartnern DSV und NPZ geerntet. Dabei wurde deutlich, dass über den Ablauf des FuE-Vorha- bens hinaus eine Weiterentwicklung dieses Systems erfor- derlich ist. In technischer Hinsicht betrifft das vor allem die Erhöhung der Leistungsfähigkeit und Robustheit im routi- nemäßigen Einsatz. Darüber hinaus wird es darauf ankom- men, die vorhandene Datenbank systematisch zu ergänzen sowie weitere Futterwertparameter zu kalibrieren.
3.2 Trockenmassebestimmung von Mähdrusch- früchten im Feldversuchswesen mittels NIRS-Har- vest-Line - Dry matter assessment of grain crops in field experiments by means of NIRS Harvest line Christian Pfitzner, Hartmut Meyer (KWS Einbeck), Giso Zie- ger (APZ Bernburg) und Christian Paul
Erstmalig wurde im Herbst 2001 die Anwendung des NIRS- Ziel des Vorhabens ist die Ablösung der energieaufwen- Harvest-Line-Konzepts auf die Erfassung der Trockenmasse digen Erfassung des TM-Gehaltes mit dem Trockenschrank- von Körnermais auf einem Haldrup-Parzellenmähdrescher verfahren durch das NIRS-Harvest-Line-Konzept. an 2 Standorten (APZ Bernburg und FAL Braunschweig) Die dabei gewonnenen Ergebnisse belegen, dass es mit die- untersucht. Ergänzend dazu erfolgten analoge Messungen in sem Verfahren möglich ist, die Trockenmasse von Futtergrä- der KWS Saat AG Einbeck mit einem NIR-Diodenarray- sern und Futterleguminosen in einem weiten Trockenmasse- Spektrometer gleichen Typs (CORONA 45 NIR, Fa. Carl bereich mit hinreichender Genauigkeit spektrometrisch zu Zeiss) an Körnermais in einem Technikumversuch, dessen bestimmen. Messanordnung der im NIRS-Modul auf der Erntemaschine Die Weiterentwicklung dieses Verfahrens konzentrierte sich weitestgehend entsprach. im Jahr 2002 auf die Beschleunigung des Messvorganges Das NIRS-Modul auf dem Haldrup-Parzellenmähdrescher ist und die vollautomatische Datengewinnung. Das NIRS-Modul so konstruiert, dass das Erntegut der gesamten Parzelle aus wurde so umkonstruiert, dass von einer vorher absetzigen einer Vorlaufzelle auf ein Förderband fließt und durch dieses zu einer kontinuierlichen Messung übergegangen werden unter dem Spektrometermesskopf hindurch bewegt wird. konnte (Abb. 11). Dadurch wird praktisch das Erntegut der gesamten Parzelle Die gehäckselte Grünfutterprobe wird dabei mittels Trans- abgescannt. portband und 2 Einzugsbändern kontinuierlich unter dem Um die Schätzgenauigkeit vergleichen zu können, wurde Spektrometer hindurchgeführt und abgescannt. Die damit aus den Kalibrierproben aller 3 Versuche ein einziges Kali- einhergehende Vergrößerung der Fläche, die durch das brierset von insgesamt 230 Proben zusammengestellt. Die-
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bedarf besteht insbesondere in der Entwicklung von Ka- librierungen für weitere Inhaltsstoffe, wie Protein und Stär- ke sowie im Aufbau entsprechender Datenbänke. Darüber hinaus gilt es, die Robustheit und Leistungsfähigkeit des Systems weiter zu erhöhen. 3.3 Einsatz einer elektronischen Nase für die Klassifi- zierung von Grassilagen - Application of an electronic