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Text der Verordnung sowie der 1. Änderungsverordnung des LSG NI 62

Verordnung zum Schutz des Landschaftsteiles ‚Kleine Marsch bei u. — (LSG NI 62) in den Gemeinden Drakenburg und Rohrsen, Samtgemeinde Landkreis /Weser

Aufgrund der §§ 26 und 30 des Niedersächsischen Naturschutzgesetzes (NNatG) in der Fassung vom 11.04.1994 (Nieders. Gesetz- und Verordnungsblatt - Nds. GVBI. S. 155 ff.) hat der Kreistag des Landkreises Nienburg/Weser in seiner Sitzung am 20.06.1995 beschlossen:

§ 1 Landschaftsschutzgebiet

(1) Das in den Absätzen 2 und 3 näher beschriebene Gebiet wird zum Landschaftsschutzgebiet ‚Kleine Marsch bei Drakenburg u. Rohrsen— erklärt.

(2) Das Landschaftsschutzgebiet ‚Kleine Marsch bei Drakenburg u. Rohrsen— liegt zwischen den Ortslagen von Drakenburg und Rohrsen und wird im Westen durch die Weser begrenzt. Berührt sind die Fluren 5 und 6 in der Gemarkung Drakenburg sowie die Fluren 2 und 3 in der Gemarkung Rohrsen, Samtgemeinde Heemsen, Landkreis Nienburg/Weser.

(3) Die Abgrenzung des Landschaftsschutzgebietes ‚Kleine Marsch bei Drakenburg u. Rohrsen— ergibt sich aus der mitveröffentlichten Karte, die Bestandteil dieser Verordnung ist. Die Grenze ist in der Karte durch eine Punktreihe dargestellt; die Grenze verläuft auf der Linie, die die Punkte von außen berühren.

Die Karte kann von jedermann während der Dienststunden bei der Samtgemeindeverwaltung Heemsen und der Kreisverwaltung Nienburg/Weser kostenlos eingesehen werden.

(4) Das Landschaftsschutzgebiet ‚Kleine Marsch bei Drakenburg u. Rohrsen— hat eine Größe von ca. 190 ha.

§ 2 Charakter und Schutzzweck

(1) Das Landschaftsschutzgebiet ‚Kleine Marsch bei Drakenburg u. Rohrsen— liegt im Überschwemmungsgebiet der Weser. Es wird im Westen durch die Weser begrenzt, im Osten bildet der Niederterrassenrand die Grenze. Geologisch umfasst es eine ehemalige Flußschlinge in einer Fläche mittelalterlichem Auelehms am Niederterrassenrand sowie den Gleithangbereich eines jungen Mäanderbogens mit spätmittelalterlichem sandigem und neuzeitlichem kalkigen Auelehm.

Der Kernbereich sowie Bereiche entlang des Brinkwiesengrabens ist/sind gekennzeichnet durch Grünlandnutzung und durch ein relativ enges Heckennetz. Diese Bereiche zeigen noch deutliche Spuren der ‚Flussknickmarsch—, einer ehemals für weite Bereiche der Wesermarsch typischen Landnutzungsform.

Auch die vorhandenen Ackerflächen sind bereichsweise noch durch Heckenstrukturen und Einzelbäume gegliedert.

Ehemalige Sand- und Tonentnahmestellen konnten sich im Rahmen der natürlichen Entwicklung mit relativ naturnah ausgeprägten Gehölzbeständen bestocken.

Neben der kulturhistorischen Bedeutung bietet das Landschaftsschutzgebiet schutzbedürftigen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten bzw. -gesellschaften einen Lebens- und Rückzugsraum. Den Heckenstrukturen kommt dabei als Lebensstätte zahlreicher Vogelarten und Kleinsäugern ein besonderer Stellenwert zu. Das Grünland - speziell im Bereich des Brinkwiesengrabens - dienst dem Weißstorch als Nahrungsbiotop.

Die in Teilbereichen noch sehr engräumige Struktur Grünland/Hecken verleiht dem Landschaftsschutzgebiet vor allem zur Blüh- und Fruchtzeit ein Landschaftsbild von besonderer Eigenart und Schönheit. Insgesamt ist dieser Landschaftsraum vielfältig strukturiert.

(2) Schutzzweck dieser Verordnung ist die Erhaltung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts sowie der Erhalt und die Pflege der besonderen Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes.

Dazu gehören:

- die langfristige Sicherung der Landschaft als Lebensraum für die gebietstypische heimische Tier- und Pflanzenwelt, - die langfristige Sicherung der Landschaft als Erlebnis- und Erholungsraum der Menschen.

Dies bedingt insbesondere den Schutz und die Pflege

- der vorhandenen Hecken- und Gehölzstrukturen, - der Fließgewässer, ihrer Ufer sowie Randstreifen (Brinkwiesengraben u. Weser), - der ehemaligen Sand- und Tonentnahmestellen sowie der sonstigen nicht genutzten Flächen - der naturnahen Bruch- und Auwälder und darüber hinaus den Erhalt der vorhandenen Grünlandflächen sowie die Erhöhung des Grünlandanteils.

§ 3 Schutzbestimmungen

(1) Im Landschaftsschutzgebiet sind die folgenden Handlungen verboten, soweit sie nicht nach § 4 freigestellt sind:

1. Hecken; Gebüsche und sonstige standortgerechte Gehölze zu beseitigen oder zu zerstören.

2. die nicht genutzten Bereiche in Nutzung zunehmen,

3. Lebensstätten wildwachsender Pflanzen und wildlebender Tiere zu beeinträchtigen, insesondere sumpfige Bereiche oder au- und bruchwaldartige Strukturen zu verändern, zu verunreinigen, zu schädigen oder zu zerstören,

4. andere als standortgerechte Gehölzarten (z.B. Ziergehölze oder Fichten) anzupflanzen,

5. Weihnachtsbaumkulturen anzulegen,

6. die Oberflächengestalt zu verändern; insbesondere durch Aufschüttungen, Abgrabungen, Ablagerungen und Einbringen von Stoffen aller Art,

7. Fischteiche anzulegen oder in bestehende, bisher nicht genutzte, Gewässer Fische einzusetzen,

8. bauliche Anlagen aller Art zu errichten, auch wenn die Maßnahmen keiner baurechtlichen Genehmigung bedürfen oder nur vorübergehender Art sind,

9. zu zelten und Wohnwagen oder andere zum Übernachten geeignete Fahrzeuge abzustellen, 10. die Ruhe der Natur durch Lärm zu stören, soweit dies nicht zur Ausübung einer ordnungsgemäßen landwirtschaftlichen Bodennutzung erforderlich ist (z.B. Modellflugkörper, Tonwiedergabegeräte, motorsportliche Veranstaltungen),

11. der Ausbau bisher unbefestigter Feldwege,

12. Tiergehege gemäß § 45 NNatG anzulegen,

13. Hunde frei laufen zu lassen.

(2) Von diesen Verboten kann der Landkreis Nienburg/Weser als untere Naturschutzbehörde auf Antrag gemäß § 53 des Niedersächsischen Naturschutzgesetzes Befreiung gewähren.

(3) In dem geschützten Gebiet bedürfen folgende Handlungen der vorherigen Erlaubnis des Landkreises Nienburg/Weser als unterer Naturschutzbehörde soweit sie nicht nach § 4 freigestellt sind:

1. das Verändern standortgerechter Gehölze sowie die Beseitigung nicht standortgerechter Gehölze,

2. das Fahren und Abstellen von Kraftfahrzeugen außerhalb der dem öffentlichen Verkehr gewidmeten Straßen, Wege und Plätze,

3. seismische Messungen,

4. ortsfeste Kabel-, Draht- oder Rohrleitungen zu verlegen oder Masten bzw. Stützen aufzustellen,

5. erwerbsgärtnerische oder gärtnerische Kulturen anzulegen,

6. das Anlegen von Biotopen sowie sonstige lebensraumverbessernde Maßnahmen für heimische und gebietstypische Tier- und Pflanzenarten,

7. Erschließungsmaßnahmen, die im Zusammenhang mit der Kläranlage stehen.

(4) Die Erlaubnis darf nur versagt werden, wenn die beantragte Maßnahme geeignet ist, den Charakter des Gebietes zu verändern oder wenn sie dem besonderen Schutzzweck gemäß § 2 der Verordnung zuwiderläuft. Die Erlaubnis kann unter Nebenbestimmungen erteilt werden, die der Abwendung oder dem Ausgleich der im Satz 1 genannten Auswirkungen dienen.

§ 4 Freistellungen

(1) Von den Schutzbestimmungen des § 3 sind freigestellt:

1. die bisherige rechtmäßige Nutzung sowie die Nutzung, auf deren Ausübung bei Inkrafttreten dieser Verordnung ein durch behördliche Zulassung begründeter Anspruch bestand,

2. die ordnungsgemäße landwirtschaftliche Bodennutzung einschließlich der Errichtung und Unterhaltung ortsüblicher Weidezäune sowie offener Viehunterstände auf landwirtschaftlich genutzten Flächen,

3. der fachgerechte Gehölzrückschnitt zur Erhaltung des Lichtraumprofils entlang der Straßen und Wege sowie die ordnungsgemäße Pflege von Heckenstrukturen durch fachgerechten Rückschnitt frühestens alle sechs Jahre,

4. die Unterhaltung und Instandsetzung vorhandener Wege mit bisher verwendeten Materialien,

5. die Neuanlage und Ergänzung von Hecken mit standortgerechten Gehölzarten im Einvernehmen mit der unteren Naturschutzbehörde, 6. die ordnungsgemäße Unterhaltung der Gewässer I., II. u. III. Ordnung und der dazu gehörenden Bauwerke einschließlich des Ablagerns von Räumgut,

7. die ordnungsgemäße Unterhaltung des Sommerdeiches,

8. Unterhaltungsmaßnahmen an der 20-kV-Freileitung,

9. Maßnahmen zum Schutz, zur Erhaltung und zur Entwicklung des Landschaftsschutzgebietes und seiner landschaftlichen Eigenart im Einvernehmen mit dem Landkreis Nienburg/Weser als unterer Naturschutzbehörde,

10. die Geländeuntersuchungen im Rahmen der amtlichen bodenkundlichen sowie der amtlichen geologischen Landesaufnahme,

11. Unterhaltungsmaßnahmen an der Wallanlage ‚Schanze zu Rohrsen— im Einvernehmen mit der unteren Naturschutzbehörde,

12. die Errichtung jagdwirtschaftlicher Einrichtungen, soweit sie nicht fest mit dem Erdboden verbunden sind (Ansitzleitern).

(2) Andere nach öffentlichem Recht evtl. erforderliche Genehmigungen, Bewilligungen oder Erlaubnisse, insbesondere wasserrechtliche Genehmigungen im gesetzlichen Überschwemmungsgebiet, werden durch o.g. Freistellungen nicht berührt bzw. hierdurch nicht ersetzt.

§ 5 Verstöße

(1) Wer gegen die Schutzbestimmungen des § 3 verstößt, begeht gemäß § 64 Nr. 1 NNatG eine Ordnungswidrigkeit.

(2) Die Ordnungswidrigkeit kann gemäß § 65 NNatG mit einer Geldbuße bis zu 50.000,-- DM geahndet werden.

§ 6 Hinweis

Die Bestimmungen der §§ 28a (Besonders geschützte Biotope) und 28b (Besonders geschütztes Feuchtgrünland) NNatG bleiben unberührt.

§ 7 Inkrafttreten

Diese Verordnung tritt am Tage nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt für den Regierungsbezirk Hannover in Kraft.

Nienburg/Weser, Az.: 6713-04/LSG NI 62 I

Landkreis Nienburg/Weser gez. Siemann Landrat

gez. Dr. Wiesbrock Der Oberkreisdirektor 1. Änderungsverordnung zur Verordnung zum Schutz des Landschaftsteils ‚Kleine Marsch bei Drakenburg u. Rohrsen— (LSG NI 62) in den Gemeinden Drakenburg und Rohrsen, Samtgemeinde Heemsen Landkreis Nienburg/Weser vom 20.06.1995 (Amtsblatt für den Regierungsbezirk Hannover Nr. 21 vom 13.09.1995, Seiten 823 ff.)

Aufgrund der §§ 26 und 30 des Niedersächsischen Naturschutzgesetzes (NNatG) in der Fassung vom 11.04.1994 (Niedersächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt - Nds. GVBI. S. 155 ff.), zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 27.01.2003 (Nds. GVBl. S. 39) hat der Kreistag des Landkreises Nienburg/Weser in seiner Sitzung am 04.07.2003 folgende Änderungsverordnung beschlossen: § 1

In § 1 Abs. 3 Satz 2, 2. Halbsatz der Verordnung zum Schutze des Landschaftsteiles ‚Kleine Marsch bei Drakenburg und Rohrsen— (LSG NI 62) vom 20.06.1995 ist das Wort ‚berühren— durch das Wort ‚berührt— zu ersetzen. § 2

Der in § 3 Abs. 1 der Verordnung zum Schutz des Landschaftsteils ‚Kleine Marsch bei Drakenburg und Rohrsen— (LSG NI 62) in den Gemeinden Drakenburg und Rohrsen, Landkreis Nienburg/Weser vom 20.06.1995 zu Ziffern 1 - 13 aufgeführte Katalog der im Landschaftsschutzgebiet verbotenen Handlungen, soweit sie nicht nach § 4 freigestellt sind, wird um nachfolgende verbotene Handlung als Ziffer 14 erweitert:

14. Grünland umzubrechen oder in eine andere Nutzungsart umzuwandeln. § 3

Der in § 4 Abs. 1 der Verordnung zum Schutze des Landschaftsteiles ‚Kleine Marsch bei Drakenburg und Rohrsen—(LSG NI 62) vom 20.06.1995 zu Ziffer 1 bis 12 aufgeführte Katalog der freigestellten Handlungen wird um nachfolgende Ziffer 13 erweitert:

13. der Umbruch von Grünland zum Zwecke der sofortigen Neueinsaat jeweils in der Zeit vom 01.08. bis zum 15.09. eines jeden Jahres § 4

Die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Änderungsverordnung vorhandenen Grünlandflächen sind in der mitveröffentlichten Karte, die Bestandteil dieser Verordnung ist, dargestellt.

§ 5

Die übrigen Bestimmungen der Verordnung zum Schutz des Landschaftsteils ‚Kleine Marsch bei Drakenburg und Rohrsen— (LSG NI 62) vom 20.06.1995 gelten unverändert fort und sind entsprechend auf § 1 dieser 1. Änderungsverordnung anzuwenden.

§ 6

Diese Änderungsverordnung tritt am Tage nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt für den Regierungsbezirk Hannover in Kraft.

Nienburg/Weser, 2003-07-04 Az.: 6713-04/LSG NI 62 /

Landkreis Nienburg/Weser Eggers Landrat Dr. Wiesbrock Oberkreisdirektor