UID Jg. 25 1971 Nr. 9, Union in Deutschland
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Thema der Woche Nur die Spitze HEUTE Seite des Eisbergs sichtbar Warten auf das nächste Gefecht 2 Die Krise bei den Sozialdemokraten ist noch lange Darüber kann sich niemand wun- Neuer Anfang dern, solange Wehner und Steffen nicht zu sehen 3 nicht ausgestanden. Linksaußen stehende Sozial- im Parteivorstand der SPD einen demokraten mucken öffentlich gegen den Beschluß klaren Kurs der Partei verhindern. Als sozialdemokratischer Spitzen- Verstärkter Widerstand ihrer Partei auf, nicht mit den Kommunisten zu kol- kandidat in Schleswig-Holstein ver- gegen die Ostpolitik 5 laborieren. Eine schwache Figur macht der Partei- säumt Steffen keine Gelegenheit, die Bundesrepublik mit dem Begriff Wahlprogramm vorsitzende Brandt. CDU-Generalsekretär Dr. Bruno .moderner Faschismus' zu diffamie- der CDU in ren und darunter alles zu verstehen, Rheinland-Pfalz 7 Heck nimmt in dem folgenden Artikel zu der SPD- was dem linksradikalen Konzept Krise Stellung. Steffens widerspricht. Mit einer gewissen Logik verstieg Die ersten Tage nach dem Mün- dern die Tatsache, daß sich in der der sozialdemokratische-Minister- Die jüngste Massen- chener Bezirksparteitag der SPD bayerischen Hauptstadt ein linksra- präsidenten-Kandidat sich zu einer demonstration der Bauern haben gezeigt, daß die ideologische dikaler Vorstand etablieren konnte. Behauptung, die alles in den Schat- in Bonn hat ihre Wirkung Das knappe Abstimmungsergebnis Krise in der die Bundesregierung ten stellt, was wir bisher als poli- tragenden Partei erst beginnt. läßt keinen Zweifel daran, daß es auf die Bundesregierung tische Diskussionsbeiträge von SPD- sich in der Münchener SPD keines- nicht verfehlt. In Bonn Politikern zu hören bekamen. In Die Bonner SPD-Führung läßt in wegs nur um .kleine Kadergruppen' erinnert man sich der einem Interview vertritt er allen ihrem Pressedienst verlautbaren, sie handelt, wie der SPD-Pressedienst Vorschläge der CDU/CSU- Ernstes die Ansicht, zwischen der sei mit dem Ergebnis der Münche- verniedlichend bemerkt. BRD und der CSSR bestehe der Opposition, die nicht nur ner Konferenz zufrieden; ihr bleibt von den Bauern als nichts anderes übrig; doch kann sie Der Linkskurs in der SPD ist we- Unterschied unter dem Gesichts- der durch den vorläufigen Erfolg punkt der Machterhaltung ,doch nur' realistisch bezeichnet damit nicht darüber hinwegtäuschen, werden. daß der Münchener Bezirkspartei- des Münchener Oberbürgermeisters darin, daß bei uns die alliierten Truppen da sind, während sie bei tag nur sichtbar gemacht hat, wie noch durch die Bekräftigung des In der CDU/CSU-Fraktion weit die Krise schon in der Partei Münchener Abgrenzungsbeschlusses der CSSR erst einmarschieren muß- ten. Ein solch leichtfertiges Gerede ist man folgender ist. durch den SPD-Parteivorstand zu stoppen. Sozialdemokratische Par- brauchte nicht ernst genommen zu Meinung: Angesichts der In München ist nur die Spitze des teiorganisationen wie in Münster werden, wenn es sich bei seinem Aufwertungsfolgen in Eisberges sichtbar geworden. Das lassen in ihren Beschlüssen keinen Urheber nicht um ein Vorstandsmit- Verbindung mit dem Sensationelle der Münchener Vor- Zweifel daran, daß sie die Kollabo- glied jener Partei handelte, die den Problem des „Grünen gänge ist doch nicht die erfolg- ration mit Kommunisten fortzuset- Bundeskanzler stellt. Dollars" für die Landwirt- reiche Abwahl des Vorstandes, son- zsn gedenken. schaft und der Steffens politische Entgleisungen Kostenentwicklung sind werfen immer wieder ein Blitzlicht die Forderungen der auf den verworrenen Zustand bei Bauern auf eine den Sozialdemokraten im Grund- Anhebung der Erzeuger- sätzlichen und verdeutlichen, daß preise gerechtfertigt. Da Wehner steckt zurück der Linksradikalismus in der SPD die Währungsunion noch keineswegs auf die Jungsozialisten auf sich warten läßt, sollte Der stellvertretende SPD-Vorsit- Vorsitzenden der CDU, Hans Katzer, beschränkt ist. Verschwommene die starre Bindung der zende Herbert Wehner steckt zurück. durchführen, wie der Prozeßbevoll- Abgrenzungsbeschlüsse des Partei- Agrarpreise an die EWG- In einem Rundfunkinterview zum mächtigte Wehners mitteilt. Die von vorstandes der SPD helfen hier Rechnungseinheit neuen Betriebsverfassungsgesetz dem Prozeßbevollmächtigten Weh- nicht mehr. hatte er beleidigende Äußerungen ners vorsorglich eingelegte Beru- gelockert werden. gegen den stellvertretenden CDU- fung wird zurückgenommen. Damit Da der Parteivorsitzende und Bun- Nationale einkommens- Vorsitzenden, Minister a. D. Hans erlangt das Urteil Rechtskraft. Weh- deskanzler sich außerstande sieht, wirksame Maßnahmen Katzer, ausgesprochen. In einem ner war es durch ein Urteil des Klarheit zu schaffen und die Steuer- seien erforderlich, Rechtsstreit war Wehner unterlegen, Landgerichts Bonn untersagt wor- männer des Linkskurses persönlich um das degressiv kündigte aber durch seinen Prozeß- den, Katzer einen Betrüger zu nen- zur Ordnung zu rufen, müssen ihm bevollmächtigten an, Berufung ein- nen. Das Landgericht Bonn hatte es gestaffelte Aufwertungs- die Wähler diese Aufgabe abneh- legen zu wollen. Er hat nun seine Wehner ferner verboten, Hans Kat- ausgleichssystem men. In ihrer Hand liegt es nun, bei Ansicht geändert. Dazu teilte CDU- zer des Betrügens oder Gaunerns zu angesichts der steigenden Sprecher Willi Weiskirch folgendes bezichtigen. Herbert Wehner hat die den kommenden Landtagswahlen Kosten aufzustocken und mit: Kosten des Rechtsstreits in vollem einer Partei die Quittung dafür zu eine Ergänzungslösung für Der stellvertretende Vorsitzende Umfang zu tragen. Hans Katzer wur- geben, daß sie nicht in der Lage ist, die Zeit nach dem Wegfall der SPD, Herbert Wehner, wird kein de in dem Prozeß durch die Bonner dem gefährlichen Geschwätz in des Aufwertungsausgleichs Berufungsverfahren in dem Rechts- Anwaltssozietät Professor Dr. Hans ihren eigenen Reihen ein Ende zu ab 1.1.1974 zu schaffen. streit gegen den stellvertretenden Dahs vertreten. bereiten. Seite 2 Union in Deutschland Nr. 9/1971 Genossen geredet wurde, meinten Fall Vogel die Linken stets jene Leute, die der OB auf seiner Pressekonferenz die .demokratischen' Kräfte nannte. Das Fazit muß die SPD-Spitze Warten auf schockieren und alarmieren. Der Riß, der den Münchener Unterbe- zirk in zwei feindselig gegenüber- das nächste Gefecht stehende Teile spaltet, könnte sich nämlich auch anderswo zeigen. Tat- An Ort und Stelle beobachtete CDU-Sprecher Willi Weiskirch sächlich müssen die deutschen So- die Auseinandersetzungen in der Münchener SPD. Seine Ein- zialdemokraten darauf gefaßt sein, daß sich das Hofbräu-Exempel — drücke faßte er folgendermaßen zusammen. wo auch immer - wiederholt. Ob die Linken in der SPD nur eine Die Diskussionen dieser Woche Dem Münchener Oberbürgermei- München, erklärten ihre Sprecher, .verschwindende Minderheit' oder im Deutschen Bundestag waren ster Vogel ist es gelungen, den lin- werde es auf keinen Fall eine .kon- — wie in München — ein geschlos- zunächst überschattet von den ken Kadertrupps in seiner Partei servative' SPD geben. Wenn am sener und entschlossener Block von Beschränkungen auf den Zu- eine Schlappe beizubringen. Wer in Samstag im Hofbräuhaus von .kon- annähernd 50 Prozent sind: das ist fahrtswegen nach Berlin. Der der angeheizten, von den harten servativen' oder von .besonnenen' jedenfalls eine offene Frage. Fraktionsvorsitzende der CDU/ Redeschlachten einander unver- CSU, Dr. Rainer Barzel, nahm söhnlich gegenüberstehender Flügel dies zum Anlaß, um zu erklären, elektrisierten Atmosphäre des Hof- daß die Verhandlungsbereitschaft bräu-Saales dabei war, kommt nicht der „DDR" sich offenbar nur als umhin, dem OB der Bayern-Metro- Tarnmantel dafür zeige, daß in pole politische Standfestigkeit und Politische Fäkalien Wahrheit die Zusammengehörig- Zivilcourage — mehr noch: persön- keit zwischen Berlin und der lichen Mut zu attestieren. Vogel Für den SPD-Fraktionsvorsitzen- Armen empfangen. Gierek, offen- Bundesrepublik Deutschland ab- hatte seine Sache vor einem Audi- den Wehner ist Benehmen stets sichtlich ein Mann mit politischem geschwächt werden sollte. torium zu vertreten, das, wie die Glückssache. Und vom Glück wird Fingerspitzengefühl, lehnte es aber Abstimmung am Ende bewies, unge- er eigentlich nicht verfolgt, eher ab, den SPD-Poltergeist zu empfan- Niemand ist der Ansicht, daß fähr zur Hälfte aus fanatischen, in vom Pech. Auch seine Warschau- gen. Statt dessen durfte Wehner mit den Berlinern die Möglichkeit ihrer ideologischen Starrheit zu Reise scheint unter einem Unstern den gerade abgehalfterten polni- verweigert werden sollte, ihre allem entschlossenen Linken be- gestanden zu haben, was die Poli- schen Kommunisten nach herzens- Verwandten und Bekannten im stand. tik und sein Benehmen betrifft. lust essen und trinken. anderen Teil der Stadt oder im Bereich der sogenannten DDR zu Vogels bravouröser Parforceritt Nach dem Wechsel in der poli- In Warschau befragt, ob dies nicht besuchen, aber man muß sich gegen die rote Gefahr in der Mün- tischen Spitze Polens war es aus- zu Mißdeutungen führen könnte, daß fragen, was am Ende solcher Er- chener SPD wird im Nachhinein frei- gerechnet ein CDU-Repräsentant, Gierek für Barzel, aber nicht für leichterungen stehen wird. lich durch Äußerungen verwischt, die Dr. Barzel, der als erster deutscher Wehner Zeit gehabt habe, sprang den OB als einen Mann ausweisen, Politiker mit den neuen Männern Wehner auf und brüllte, wie die Illu- Hauptpunkt der Beratungen im der — frei nach Morgenstern — die in Warschau zusammentraf. Und strierte „Stern" berichtet: „Mein Bundestag war die Debatte über