UID Jg. 18 1964 Nr. 26, Union in Deutschland
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Z 6796 C BONN • 25. JUNI 1964 NR. 26 • 18. JAHRGANG UNIONtnI>eutschlanpL IN FORMATIONSDIENST der Christi ich Demokratischen und Christlich Sozialen Union Schwung für Kommunalpolitik Der Kommunalkongreß von CDU und CSU war ein Erfolg Die Kommunalpolitische Vereinigung der CDU und CSU Deutschlands legte verpflichtet seien. Allerdings könne man am 18. und 19. Juni 1964 in Mainz Zeugnis ab für die kommunalpolitische der CDU/CSU den Vorwurf nicht erspa- ren, daß sie sich in der Vergangenheit ^rbeit, die die Partei in der Zukunft zu leisten gedenkt. Es war der erste zu wenig um die hauptamtlichen Mitar- -ongreß dieser Art, der von CDU und CSU in der Bundesrepublik veranstal- beiter der Verwaltung gekümmert habe. tet wurde. Mit allem Recht läßt sich sagen, daß die Forderung, die an den Hier liege eine wichtige Aufgabe der Kongreß gestellt worden ist, voll erfüllt wurde: Schwung zu geben und An- Kommunalpolitischen Vereinigung unse- regung zu sein für die Tätigkeit der christlich demokratischen und christlich rer Partei. Zu den Aufgaben, die sich CDU und sozialen Mandatsträger in den Gemeindeverbänden unseres Landes. CSU in der Kommunalpolitik gestellt haben, sagte Dufhues u. a.: In sechs Arbeitskreise war die Be- auf der Seite der politischen Unabhängig- handlung von Fachfragen aufgegliedert. keit zu finden. „Die Aufgabenverteilung zwischen An anderer Stelle dieses Informations- Staats- und kommunaler Selbstverwal- Das Primat der Politik — und das tung, zwischen Bund, Ländern und Ge- dienstes finden unsere Leser die Ergeb- möchte ich mit allem Nachdruck un- nisse dieser Arbeitskreise wiedergege- meinden also, mag in mancher Beziehung ben. terstreichen — gilt auch in den Gemein- revisionsbedürftig sein und mag vor den und den Qemeindeverbänden". allem auf manchen Gebieten heute mehr Besondere Bedeutung kam vor allem — wenn ich so sagen darf — dem ge- den Referaten zu, die von dem Ersten Anschließend ging der Geschäftsfüh- rende Vorsitzende der CDU auf das Ver- meinsamen Handeln von Bund, Ländern Vorsitzenden der CDU, Bundeskanzler und Gemeinden zugeneigt sein, als der a hältnis zwischen ehrenamtlichen Mandats- - D. Dr. Konrad Adenauer, von Bundes- Betonung einer starren Trennung der verteidigungsminister von Hassel, Bun- trägern und der Verwaltung ein. Es leide häufig unter dem Gefühl, die kommunale Grenzen der Verantwortung der verschie- desinnenminister Höcherl und von dem Vertretung werde von der Verwaltung denen genannten Teile unseres öffent- yeschäftsführenden CDU-Vorsitzenden überfahren. Dagegen müsse man einwen- lichen Lebens. Eines aber wird sicher auch Josef Hermann Dufhues vor dem Kongreß den, daß beide Seiten zwar verschiedene heute zutreffen, daß nämlich viele Auf- Sehalten worden sind. Der Raum dieses Positionen einnehmen, aber einem Ziel Fortsetzung Seite 2 Informationsdienstes macht es leider un- möglich, alle Reden im Wortlaut zu brin- gen. Deshalb werden stellvertretend für qe Appelle, die Ln Mainz an die öffent" _-'Chkeit gerichtet wurden, die Worte von ^taatsminister a. D. Dufhues hier wieder- Eigenheimpolitik bestätigt gegeben. Auch Städter wollen im Grünen wohnen Dufhues: Das politische Gewicht der Daß unsere Menschen, vor allem unsere Städter, das Eigenheim ablehnen Gemeinden erkennen und zur Miete wohnen wollen — diese Behauptung gehört nicht nur zum Standardrepertoire einiger schriftstellernder Architekten, sondern auch der Minister Dufhues hatte sich zum Für- frecher des deutschen Volkes gemacht, oppositionellen politischen Kreise, die Bundeswohnungsbauminister Paul *j*s er in seiner Rede besonderes Gewicht Lücke wegen seiner Politik der vorrangigen Eigentumsförderung zum welt- darauf gelegt hatte, die Bedeutung der fremden Ideologen stempeln möchten. gemeinden für die Politik allgemein und tUr die Stabilität unserer Währung her- Wiie aber sieht die Wirklichkeit aus? £ Die Bevorzugung der Großstadt be- auszustellen. Er sagte u. a.: Für diejenigen, für die Millionen Bau- deutet jedoch für die große Mehrheit sparer noch nicht genügend aussagen, der Befragten nicht gleichzeitig eine . »Deshalb ist auch die Behauptung, die dürfte das Ergebnis einer Umfrage von Vorliebe für mehrgeschossige Wohn- immer wieder aufgestellt wird, grund- Interesse sein, die das Emnid-Institut im blöcke oder gar Hochhäuser: in München jalsch, daß in den Gemeinden keine Poli- Auftrage des Bundesministers für Woh- ziehen 73 % und in Bremen sogar 85 % 'k betrieben würde, daß man in den Ge- nungswesen, Städtebau und Raumordnung das freistehende Eigenheim mit Garten meinden keine politischen Parteien zum Thema Wohnwünsche in den beiden jeder anderen Wohnform vor. rauche, sondern daß es sich hier um Großstädten Bremen und München durch- eine Verwaltungsarbeit handele, die Das ist ein erstaunliches Ergebnis. Es m geführt hat. dg]ichst von unabhängigen Bürgern bestätigt überzeugend die vorrangige ^irchgeführt werden könne, weil nämlich Die Ergebnisse sind: Eigentumspolitik Paul Lückes und der le These von den unabhängigen Bürgern % Weit über die Hälfte der Befragten CDU/CSU. Der „Eigenheimapostel" hat me wirklichkeitsfremde Illusion ist; die (Bremen 58 °/o, München 65 °/o) möchte meiste Interessengebundenheit ist immer in der Großstadt wohnen. Fortsetzung Seite 4 Die Finanzreform in Bund, Ländern und Gemeinden kann nicht darin bestehen, Schwung für Kommunalpolitik daß wir ein Gummimaß schaffen, das Fortsetzung von Seite 1 auch hier in Deutschland und in Europa nach allen Seiten, wie es gerade gefällt, gaben, vor allem die der Daseinsvorsorge, zum Wettlauf angetreten. Es gibt viele zu dehnen ist. im Bereich der Selbstverwaltung liegen. Wettläufe, die wir nicht mitmachen soll- Die CDU wird und muß, das ist eine Man pflegt diese Aufgaben heute nach ten, weil es sich nicht lohnt und weil es Frage unserer Existenz und unserer einem propagandistisch formulierten Wort dabei lediglich um Effekte geht. Einem Glaubwürdigkeit, mit harter Währung als Gemeinschaftsaufgaben zu bezeich- Wettlauf aber müssen wir uns stellen, arbeiten und ihre Politik so ausrichten, nen. Nun, weder handelt es sich bei der wir müssen ihn gewinnen. Wir gewin- daß sie die Stabilität unserer Währung Bezeichnung um eine erfinderische Lei- nen ihn aber nur, wenn wir unsere erhält. stung der SPD, noch kann irgendjemand Freiheit bewahren, wenn wir unsere Stel- im Ernst behaupten, daß die Pflege und lung in der Welt behalten wollen. Ich Otto Brenner hat gestern in einer Erfüllung der Gemeinschaftsaufgaben von meine den Wettlauf um die gute Erzie- Presse-Konferenz erklärt, die Gewerk- der SPD allein in Anspruch genommen hung, um gediegene berufliche Bildung, schaften richteten sich darauf ein, im den Wettlauf um geistige Leistung." Herbst — wie er «lieh ausdrückte — einen werden könnte. Naturgemäß ist es für .kräftigen Schluck aus der Pulle' zu neh- eine zumindest beklagenswert klassenbe- Darum werde von uns auch in den Ge- men. Niemand von uns verwehrt es un- wußte und klassenkämpferische Partei meinden, sagte Dufhues, eine hohe schul- seren Arbeitern, daß sie im Rahmen der ein Erlebnis, daß Aufgaben, wie sie hier politische Verpflichtung abverlangt, die in Frage stehen auf dem Gebiet der Bil- sozialen Gerechtigkeit auch am wirtschaft- Schluß machen müsse mit alten Zöpfen lichen Fortschritt, an der wirtschaftlichen dung, der Schule oder des Verkehrs- der früheren Zeit. Manche alte Auffassung Sicherung, an der Entwicklung der Pro- wesens, Gemeinschaftsaufgaben sind. werde man da und dort zu überprüfen duktivität teilnehmen. Aber .Schluck aus Wenn man ein Jahrhundert lang von haben, um im wahren Wortsinn fort- der Pulle', das scheint mir nicht gerade der Seite des Klassenkampfes dieses Pro- schrittlich und modern arbeiten zu kön- eine volkswirtschaftlich klassische Ab- blem gesehen hat, dann ist das Wort Ge- nen. grenzung dessen zu sein, was man hier meinschaftsaufgaben bereits etwas Neues, Die zweite wichtige Aufgabe, die der verantworten kann. .Schluck aus der etwas Faszinierendes. Geschäftsführende CDU-Vorsitzende an- Pulle', das mag Herrn Brenner in eine sprach, war die Frage des Verkehrs, vor durchaus fröhliche Stimmung versetzen, Für uns, die wir eine Volkspartei allem des Verkehrs auf den Straßen un- aber ein Schluck, der allzu kräftig ge- sind, die wir alle Bereiche des Politi- serer Städte. schen im wesentlichen als solche an- nommen wurde, hat schon manchen tau- Dufhues fuhr dann fort: meln und stolpern lassen. Ich möcht- sehen, in denen Aufgaben seit je ge- nicht, daß unsere Deutsche Mark dur*, meinschaftlich zu lösen sind, für uns er- „Ich habe in den Berichten über ihre den Schluck des Herrn Brenner ins Tau- scheint es geradezu als eine Torheit, Tagung soviel gehört von der Notwen- meln und ins Wanken gerät. daß man glaubt, mit solchen Neufor- digkeit einer Finanzreform. Wohl nie- mulierungen inhaltliche Unbestimmt- mand stellt diese Notwendigkeit in Ab- Auch die Haushaltspläne der Länder heiten und inhaltliche Unklarheiten rede. Aber mit einem einfachen Hinweis und der Gemeinden und Gemeindever- oder Versäumnisse der Vergangenheit auf die große Finanzreform ist es keines- bände müssen sich mit allen Abweichun- kompensieren zu können. wegs getan, vor allem dann nicht, wenn gen, die sich aus der Sache ergeben, im Ich will auf zwei Schwerpunkte der Ge- hierbei versucht wird, buchstäblich Un- Rahmen der realen Entwicklung des So- meinschaftsaufgaben eingehen, die wach- vereinbares auf einen Nenner zu brin- zialprodukts halten. Die Gesetze, die für send und zunehmend an Bedeutung ge- gen. Man kann nicht gleichzeitig auf allen den Aufbau des Bundeshaushalts maß- Gebieten