Die Adenauer-CDU Frank Bösch Die Adenauer-CDU Gründung, Aufstieg Und Krise Einer Erfolgspartei 1945 – 1969
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Frank Bösch Die Adenauer-CDU Frank Bösch Die Adenauer-CDU Gründung, Aufstieg und Krise einer Erfolgspartei 1945 – 1969 Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart München Inhalt Das Erfolgsmodell CDU – einige Vorbemerkungen 7 I. Vom Milieu zur Parteigründung: Die Entstehung der CDU 21 1. Gründungen im katholischen Raum 22 2. Protestantisch geprägte Gründungen 35 3. Erste Konsolidierungsversuche 51 II. Blockbildung rechts von der SPD: Auf der Suche nach einem gemeinsamen Kurs 73 1. Sammlungsversuche in der Besatzungszeit 74 2. Adenauer und der Weg zur Bonner Koalition 84 3. Die »Gleichschaltung« der Landesverbände nach der ersten Bundestagswahl 96 III. Im Strudel konfessioneller Querelen: Die Bewältigung von Rückschlägen 109 1. Partei mit katholischer Personalpolitik? 110 2. Streit um die Wiedervereinigung 118 3. Grenzen katholischer Kompromißbereitschaft: Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme die Bekenntnisschule 127 Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich. IV. Die Sammlung des bürgerlichen Lagers 139 © 2001 Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart München Alle Rechte vorbehalten 1. Von Bonn bis in die Provinz: Gestaltung und Satz: Im Verlag Bündnispolitik bis zum rechten Rand 139 Druck und Bindung: Wiener Verlag, Himberg 2. Erfolg durch überlegenen Wahlkampf 148 Diese Ausgabe wurde auf chlor- und säurefrei gebleichtem, alterungsbeständigem Papier gedruckt. 3. Über Krisen zur absoluten Mehrheit 161 Printed in Germany 4. Kalkuliertes Abwerben: ISBN 3-421-05438-X Die Einbindung der Kleinparteien 174 6 Inhalt V. Politische Integration mit Spendengeldern: Das Erfolgsmodell CDU – Der Aufbau des CDU-Finanzsystems 195 einige Vorbemerkungen 1. Fördergesellschaften als Träger der bürgerlichen Sammlung 199 2. Parteieigene Steuerschleuse: Das Wirtschaftsbild 215 3. Parteiinterne Folgen der Spendenfinanzierung 221 Die CDU gehört zu den erfolgreichsten Parteien Europas. Über vier Jahr- VI. Die Organisation einer informellen Partei 236 zehnte lang vertrat sie nahezu unangefochten den größten Teil der deut- 1. Adenauer und die Organe der Bundes-CDU 237 schen Wählerschaft. Ihre europäischen Schwesterparteien zerrieben sich 2. Die offizielle und informelle Führungsspitze 250 nicht selten an den Folgen der Säkularisierung, an Skandalen oder am 3. Partei der Länder? Die regionale Verankerung der CDU 267 Rücktritt ihrer großen Parteiführer. Anders die CDU: Bislang meisterte sie den gesellschaftlichen Wandel ebenso wie ihre Affären oder den Wechsel ihrer Vorsitzenden. Lange galt die Union als organisationslose, VII. Die Einbindung von Gesellschaftsteilen 283 katholische Kanzlerpartei, die in ihrer ersten Oppositionsphase ausein- 1. Berufs- und Statusgruppen 284 anderfallen würde. Tatsächlich hielt sie bis 1998 ihre bundesweiten Er- 2. Frauen in einer männlichen Partei 299 gebnisse mit einer bemerkenswerten Konstanz. Echte Wählereinbrüche 3. Die Junge Union 312 blieben im letzten Jahrhundert ebenso aus wie das durchaus denkbare 4. Vom Hirtenwort zum EAK: Das kirchliche Vorfeld 320 Aufkommen von rechtspopulistischen Parteien. Wer diese Entwicklung verstehen will, muss auf die Geschichte der CDU zurückblicken. Sie zeichnet sich durch einen dreifachen Integrati- VIII. Der lange Abschied von der Adenauer-CDU 338 onserfolg aus: Die Union erreichte den politischen Zusammenschluss 1. Ende der Konfessionsquerelen? 339 zwischen Katholiken und Protestanten, sie überwand die traditionelle 2. Umbau der politischen Führung 355 Zersplitterung des bürgerlichen Lagers, und ihr gelang es, den rechten 3. Beiträge, Staatsgelder und verdeckte Spenden 369 Rand einzubinden.1 Das politische Erbe der Weimarer Republik, das die 4. Annäherung an die Brandt-SPD 391 Union dauerhaft umschloss, reichte damit vom katholischen Zentrum 5. Die Einbindung der NPD-Wähler 397 über die linksliberale DDP, die nationalliberale DVP, die konservative 6. Die CDU und Achtundsechzig 402 DNVP, die Heimat- und Interessenparteien bis zum rechtsextremen Wäh- 7. Achtundsechzig in der CDU 408 lerpotential der Weimarer Endphase. Bildlich gesprochen wurde die CDU so gleichzeitig zur Partei der protestantisch-konservativen Schleswig- Rückblick: Holsteiner, der katholischen Rheinländer und der liberal geprägten Würt- Die Integrationspolitik der Adenauer-CDU 419 temberger. Sie vertrat wesentlich heterogenere politische und soziale Gruppen als die Sozialdemokraten, konnte aber dennoch den Spagat Dank 431 besser meistern. Anmerkungen 433 Die Erfolgsgeschichte der CDU war jedoch weder so geradlinig, wie Abkürzungen 541 die Bundestagswahlergebnisse suggerieren, noch war sie zu erwarten. Tabellenverzeichnis 544 Die Union stützte sich zunächst in hohem Maße auf das katholische Mi- Quellen- und Literaturverzeichnis 545 lieu. Ihre politischen Eliten, ihre Organisation und ihre Wählerhoch- burgen knüpften häufig an das kirchlich geprägte Umfeld der Weimarer Zentrumspartei an. Wahlergebnisse von 50 bis 60 Prozent waren in ka- 8 Das Erfolgsmodell CDU Vorbemerkungen 9 tholischen Gebieten keine Ausnahme. In evangelischen Regionen hatte Wählern«.5 Die CDU selbst wurde dagegen als Kanzlerwahlverein oder sie dagegen große Schwierigkeiten, eine entsprechende Verankerung zu Honoratiorenpartei bezeichnet, die über keine nennenswerte Organisa- finden. Das Misstrauen zwischen den Konfessionen, das sich in der frühen tion verfügte und daher wenig zum Wahlerfolg beitrug.6 Eher sah man Bundesrepublik weiter verstärkte, erschwerte den politischen Schulter- das Fehlen einer festen Parteistruktur als Vorteil. Die CDU habe danach schluß. Vielen bürgerlichen Protestanten galt die CDU als zu katholisch. lediglich ein gemeinsames »Dach« gebildet, das eine unverbundene Ko- Als 1950 die alliierte Parteilizensierung entfiel, spiegelte sich dies bei den existenz unterschiedlicher »Hausbewohner« ermöglicht habe.7 Landtagswahlen wieder. Im protestantischen Niedersachsen etwa gelang- So einleuchtend diese Befunde sein mögen – sie erklären die kom- te die CDU etwa mit nur neun Prozent der Mandate als fünftstärkste plexe Parteigeschichte der CDU nicht ausreichend. Zum einen erscheint Partei in den Landtag. Nicht nur die Sozialdemokraten, sondern auch die CDU zu sehr als ein geradezu zwangsläufiges Erfolgsprodukt der ge- die konservative Deutsche Partei, die rechtsradikale Sozialistische Reichs- sellschaftlichen Modernisierung, während ihre Parteistruktur vorschnell partei und die Vertriebenenpartei BHE stellten hier mehr Abgeordnete. als ein »Anhängsel« vernachlässigt wird.8 Zum anderen macht auch die In Bremen blieb sie ebenso klein. In Hessen entschieden sich fast ein Metapher vom gemeinsamen »Dach« eben noch nicht deutlich, wie ei- Drittel der Wähler für die Liberalen. Die Union erhielt dagegen ebenso gentlich das gemeinsame Haus aufgebaut und gestaltet war, in dem sich wie in Schleswig-Holstein nur knapp 20 Prozent. Und in Baden-Würt- die verschiedenen politischen Traditionen vereinten. Denn offensichtlich temberg erzielte sie zwar etwas bessere Ergebnisse, wurde aber auch hier hatte dieses Gebilde derartig feste Gemäuer, dass sich die Union auch in den evangelischen Wahlkreisen häufig von den Liberalen überflügelt.2 nach Adenauers Rücktritt und dem Ende des Wirtschaftswunders als Die Startschwierigkeiten waren damit unübersehbar. Und selbst als stabil erwies und nicht zerfiel. Konrad Adenauer bei den folgenden Bundestagswahlen reüssierte, wur- Mein Buch fragt deshalb, welche innerparteilichen Aktivitäten dazu de seine Partei in vielen evangelischen Regionen weiterhin misstrauisch beitrugen, dass sich die katholisch geprägte CDU zu einer breiten und als trojanisches Pferd der Katholiken gesehen. Wie Kurt Georg Kiesin- fest gefügten Partei entwickelte, die auch das bürgerlich-protestantische ger sich später erinnerte, kursierte dort die Auffassung, das wahre Ge- Lager umschloss. Die CDU wird folglich nicht nur als Ergebnis des Mo- sicht der CDU zeige sich, wenn man ihren Parteinamen rückwärts auf- dernisierungsprozesses der fünfziger und sechziger Jahre gesehen, son- löse: »Und Dennoch Centrum«.3 dern auch als aktive Kraft, die über die Regierungspolitik hinaus ihren Der Erfolg der CDU hing davon ab, in welchem Maße sie die bür- Integrationserfolg erarbeitete. Die bekannten äußeren Einflüsse werden gerlich-protestantischen Wähler dauerhaft gewinnen konnte, ohne ihre damit um einen genaueren Blick auf die Partei selbst ergänzt. Die katholische Ausgangsbasis zu verlieren. Erst dieser interkonfessionelle Grundlagen, Hindernisse und Grenzen ihrer Integrationspolitik auf ei- Schulterschluss verhalf den Christdemokraten dazu, sich bundesweit der ner breiten Quellenbasis herauszuarbeiten, ist Gegenstand dieser Studie. absoluten Mehrheit anzunähern. Und erst diese Liaison ermöglichte es Mit der Partei rückt zwangsläufig eine Person besonders in den Mit- der Union, die gesellschaftliche Entkirchlichung seit den sechziger Jah- telpunkt: Konrad Adenauer. Adenauer ging als erfolgreicher Kanzler in ren zu überstehen. Denn nun konnten die neuen evangelischen Wähler die Geschichte ein, weniger als Parteivorsitzender. Seit langem gehört es die ersten Verluste bei der katholischen Arbeiterschaft ersetzen, die sich zu den Gemeinplätzen der Forschung, dass Adenauer die Partei zugun- im Zuge der Milieuerosion von der Union abwandte.4 sten seiner Außenpolitik vernachlässigt habe. Die Parteigeschichte soll Das vorliegende Buch erklärt diese Integrationsleistung der CDU im zugleich diese Annahme überprüfen. Soviel sei vorweggenommen: Der Rahmen einer Parteigeschichte. Bislang wurde der breite Unionserfolg Titel »Adenauer-CDU«