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DEUTSCHE BAUERN KORRESPONDENZ

Monatsschrift des Deutschen Bauernverbandes dbk

■ DBV-Ehrenpräsident im Interview ■ Die Landesbauern- 60 Jahre DBV – verbände im DBV ■ Neue Generation Berufsstand im Wandel Bauernpräsidenten ■ Nachgefragt:

Bewährte Allianzen

PVSt • DP AG • Entgelt bezahlt Entgelt • AG DP • PVSt Deutscher Agrar-Verlag GmbH • Claire-Waldoff-Straße 7 • 10117 Berlin 10117 • 7 Claire-Waldoff-Straße • GmbH Agrar-Verlag Deutscher D_B_K_06_002_Inhalt.qxd 29.05.2008 13:18 Uhr Seite 2

Inhalt

60 Jahre DBV

Klartext von DBV-Präsident Gerd Sonnleitner 3

Aktuelles Interview mit Dr. Schnieders und Dr. Born: Titelbild: Geschenk der Geschichte – Leistung der Organisation 4 Gilt für den Berufsstand wie für die Land- technik: Nicht stehen bleiben... Interview mit Ehrenpräsident Constantin Freiherr Heereman: Titelbild: John Deere 2008 „Was gut ist für die Bauern, ist gut für Deutschland“ 6 Foto Klartext: Dr. Anni Neu Fotos S.8-9: Frank Ossenbrink und Martin Bockhacker Die Landesbauernverbände im Deutschen Bauernverband 8

Der Deutsche Bauernverband und die Politik 10

Der Deutsche Bauernverband und die Märkte 12

Der Deutsche Bauernverband und die Gesellschaft 14

Der Deutsche Bauernverband und die Medien 16 Impressum: Eine neue Generation Bauernpräsidenten 18 Deutsche Bauern Korrespondenz Herausgeber: Deutscher Bauernverband e. V., Hinter den Kulissen: Zwingende Präsenz in Brüssel 21 Redaktion: Dr. Anni Neu (verantwortlich), Claire-Waldoff-Straße 7, 10117 Berlin Tel. (0 30) 3 19 04-242 Nachgefragt: Bewährte Allianzen 22 Fax: (0 30) 319 04-431 E-Mail: [email protected] Programm: Mitgliederversammlung des Deutschen Bauernverbandes 24 Verlag: Deutscher Agrar-Verlag GmbH, Claire-Waldoff-Straße 7, 10117 Berlin. Verband Aktiv Anschrift der Anzeigen- und Vertriebsabteilung Deutscher Agrar-Verlag GmbH, Claire-Waldoff-Straße 7, 10117 Berlin. Ereignisse im Wochenrückblick 26 Tel. (0 30) 3 19 04-238 Fax: (0 30) 319 04-431 Personalie/Meldungen 28 Druck: LV Druck GmbH & Co. KG, 48165 Münster Die Zeitschrift erscheint monatlich. Bezug durch die Post. Neubestellungen bitte nur beim DBV-Service 30 Verlag abgeben. Bezugsgebühr: jährlich 31,50 Euro incl. 7 % Mehrwertsteuer. Kündigung ist nur schriftlich beim Verlag 6 Wochen zum i.m.a.-Aktuell 31 Ende des Bezugszeitraums (Jahresende) möglich. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Bilder und Bücher kann keine Gewähr übernommen werden. Die Märkte Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto beiliegt. Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion Weniger Rindfleisch in der EU erwartet 32 wieder. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck von Beiträgen Käseverbrauch wird steigen 34 kann mit Genehmigung der Redaktion erfolgen. Gerichtsstand und Erfüllungsort ist Berlin.

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60 Jahre DBV · Klartext Zukunft braucht Herkunft

„Zukunft braucht Herkunft“, sagte vor wenigen heitlich und demokratisch gesinnt und bei den ger Constantin Freiherr Heereman, hat aber Wochen Bundespräsident Horst Köhler. Zur Bauern wie in der Öffentlichkeit anerkannt. Ihre auch in der Zeit der Teilung Deutschlands das Identität gehöre ganz wesentlich das Bewusst- Botschaft, dass es Zeit war, die berufsständi- Ziel der nationalen Einheit nicht aufgegeben. sein von der eigenen Geschichte. schen Kräfte zu sammeln, fiel bei den deutschen Heute sind die Berufskollegen und Landesbau- „Zukunft braucht Herkunft“ gilt auch für das Bauernfamilien auf fruchtbaren Boden: So ernverbände aus den neuen Bundesländern Entstehen und den Werdegang der landwirt- konnte am 1. und 2. Oktober 1948 in München längst gleichberechtigte und anerkannte Mit- schaftlichen Organisationen. Im Gegensatz zur der Deutsche Bauernverband gegründet wer- streiter. stolzen Geschichte der Handwerker-Zünfte war den. Ich bleibe dabei, denn es ist meine Lebenser- die Geschichte des Bauernstandes lange von Wir können nur dankbar sein, dass die Grün- fahrung: Der Bauernverband ist ein „g’scheiter Unfreiheit und Ohnmacht gekennzeichnet. Als dergeneration die Interessenvertretung für die Verein“. Viele tausend Funktionsträger und im Verlauf des 19. Jahrhunderts erste landwirt- Bauernfamilien auf einem festen berufspoliti- ebenso die Mitarbeiter in den Verbandsge- schaftliche Organisationen entstanden, waren schen und ethischen Fundament errichtet hat. schäftsstellen haben mit ihrem Einsatz, ihrer diese noch stark von außen bestimmt. Die Zeit Die damals festgelegten Grundsätze zeugen von Kompetenz und ihrer Überzeugung für die Bau- der Weimarer Demokratie – zwischen dem Ende einer bewundernswerten Weitsicht. Die Idee ei- ernfamilien und für das Gemeinwohl viel geleis- des Ersten Weltkrieges 1918 und dem Beginn nes eigentumsorientierten und alle Betriebs- tet. Der Verband ist nicht stehen geblieben, der Naziherrschaft 1933 – war von einem ziem- größen und -formen einschließenden Verban- sondern hat sich neuen Herausforderungen und lichen Vielerlei und Gegeneinander der land- des stieß in den Bauernfamilien auf eine gewal- Zeiten angepasst. Mich freut ganz besonders, wirtschaftlichen Verbände gekennzeichnet. tige Resonanz. Die Orts-, Kreis- und Landesbau- dass aus der jungen Generation viele bereit Aus der Erinnerung an die unglücklichen Zei- ernverbände wurden noch vor dem Deutschen sind, in diesem Sinne weiterzumachen. ten der Ohnmacht und des Missbrauchs der Bau- Bauernverband in einer regelrechten Basisbe- Vergessen wir doch nicht: Zu allen Zeiten – ern schöpften die Gründerväter des Deutschen wegung gegründet. von der Gründung des DBV bis heute – hatten Bauernverbandes ihre Vision und Kraft. Der Schon bald wurde der Deutsche Bauernver- wir auch Neider und Gegner. Zu allen Zeiten gab Rheinländer Dr. Andreas Hermes und der Bayer band auch zur Mitarbeit in die europäische und es auch Gruppen, die meinten, ihren eigenen Dr. – um nur zwei herausra- internationale Bauernfamilie eingeladen. Der Weg gehen zu müssen. Zu allen Zeiten meinten gende Persönlichkeiten zu nennen – waren frei- Deutsche Bauernverband, voran mein Vorgän- auch welche, man könne nicht Groß und Klein, Nord und Süd unter einen Hut bringen. Die Zeit aber hat unter Beweis gestellt, dass wir es doch schafften, dass wir den richtigen Weg gegangen sind! Gerd Sonnleitner ist seit 1991 Prä- sident des Bayerischen Bauernver- Berlin und unser Deutscher Bauerntag am bandes und seit 1997 Präsident 30. Juni und 1. Juli 2008 werden der richtige des Deutschen Bauernverbandes. Platz sein, um neben allen brisanten aktuellen Themen der Agrarpolitik auch an die stolze Ge- schichte unseres Verbandes seit nunmehr 60 Jahren zu erinnern. Dass die Frau Bundeskanz- lerin bei uns zu Gast sein wird und zahlreiche hochrangige Vertreter aus der nationalen und europäischen Politik, ist ein gutes Zeichen für die Akzeptanz unserer Arbeit. „Tradition.Verantwortung.Zukunft“ ist also ein treffendes Motto für unseren bevorstehen- den Bauerntag. Wir wissen, wo wir herkommen. Wir wissen, dass man uns auch künftig braucht!

Gerd Sonnleitner Präsident des Deutschen Bauernverbandes

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60 Jahre DBV · Interview Geschenk der Geschichte – Leistung der Organisation

„Wir brauchen Leute, die die Anliegen der Landwirtschaft in die breite Öffentlichkeit hin- von den fast eine Million Flüchtlingen und Ver- ein gut vertreten können, aber auch genauso brauchen wir hochgradiges Spezialisten- triebenen, die aus der Landwirtschaft stamm- tum.“ Zwei langjährige Generalsekretäre – Dr. Rudolf Schnieders und Dr. Helmut Born – ten, nur ganz wenige eine Chance hatten, eine bewerten im folgenden Gespräch mit der dbk die Entwicklung des Deutschen Bauernver- Vollbauernstelle zu bekommen. Man hat des- bandes seit seiner Gründung vor 60 Jahren. Der Spruch „Glück hat auf Dauer nur der Tüch- halb sehr bald darauf gesetzt, sogenannte tige“ bewahrheitet sich einmal mehr: Denn ganz offenkundig hatte der DBV mit seinen Nebenerwerbsstellen zu schaffen, einen besse- organisatorischen Grundentscheidungen und der Wahl seiner Führungskräfte Glück und ren Eigenheimbau. Am allermeisten kam der mit seinen inhaltlichen Vorstellungen Erfolg. Eingliederung der Vertriebenen aber entgehen, dass wir einen starken Wirtschaftsaufschwung dbk: Den DBV gibt es jetzt 60 Jahre mit dem An- as Hermes war ein besonderer Glücksfall, er wur- und eine große Nachfrage nach Arbeitskräften spruch, Interessenvertreter der deutschen Bau- de als integrer Vertreter der Bauern anerkannt, hatten. Die Eingliederung ist in beispielhafter ernfamilien in der Gesamtheit zu sein. War das mit großer Erfahrung vor 1933 als Genossen- Weise gelungen. ein Geschenk der Geschichte oder eine Leistung schaftler und Reichsminister. Und er war Wider- der Organisation? standskämpfer, der zum Tode verurteilt gewesen dbk: Wenige Wochen vor der Gründung des DBV war. Hermes wie später Präsident Edmund Reh- erfolgte in Deutschland die Währungsreform. Die Dr. Schnieders: Es war ein Ergebnis bitterer Er- winkel hatten starke, kantige und sehr angesehe- D-Mark und die soziale Marktwirtschaft waren das fahrung. Die Bauern vor 1933, also vor der ne Präsidentenkollegen in den Landesbauernver- Fundament für das folgende deutsche Wirt- Machtübernahme der Nazis, waren in viele bänden. Und was man nicht übersehen darf, es schaftswunder. Doch in der Landwirtschaft wurde Gruppen gespalten und an ver- gab eine sehr enge parlamentari- gefragt, wie man Anschluss halten könne? schiedenste Parteien ange- sche Verzahnung, zeitweilig mit lehnt. Nach der Katastrophe des fast 80 Bauern im . Dr. Schnieders: Nach 1948 sind führende junge Weltkrieges fanden sich führen- Landwirte aus Deutschland in die USA zur de Männer aus der Weimarer Zeit Dr. Born: Eine sehr herausragen- Weiterbildung geschickt worden. Dort gab es wieder zusammen. Doch vor al- de Persönlichkeit war Präsident schon lange ein sogenanntes Paritätsgesetz, lem war die Gründung des Bau- Constantin Freiherr Heereman. das vorsah, dass die Agrarpreise in einer be- ernverbandes eine Bewegung Er war klug genug, seine Position stimmten Relation zu einem Basisjahr und zu von unten, von den Kreisen her. zu ergänzen mit anderen Lan- den Kosten jährlich angepasst werden sollten. Sicher kam es dem Bauernver- desverbandspräsidenten, die Daraus hat der DBV die Forderung nach einer band entgegen, dass die Besat- sich bestimmten Fachgebieten Ertrags-Aufwands-Parität entwickelt. Ent- zungsmächte jeweils nur eine sehr intensiv widmeten. Dieses scheidend war, dass Bundeskanzler Konrad Organisation anerkennen woll- gilt heute bei unserem Präsiden- Adenauer beim berühmten Rhöndorfer Ge- Dr. Rudolf Schnieders ten, sowohl bei den Gewerk- war von 1976 bis 1991 ten Gerd Sonnleitner noch mehr spräch am 20. Februar 1951 anerkannt hat, schaften wie auch in anderen DBV-Generalsekretär. als früher: Die Landwirte sind in dass die Landwirte einen Anspruch auf einen Bereichen. Foto: Dr. Anni Neu ihren Betrieben sehr viel spezia- kostendeckenden Lohn haben. Nicht gerade lisierter, wir haben Veredlungs- erleichtert wurde die Diskussion um die Schaf- Dr. Born: Der Einheitsverband war damals eine regionen, wir haben Milchregionen, wir haben fung eines Landwirtschaftsgesetzes, als der richtungweisende Entscheidung. Hut ab vor der Regionen mit starkem Obst und Gemüsebau. Die damalige Bundeslandwirtschaftsminister Organisation, vor den Ehrenamtlichen und Zeit, wo wir 80 Abgeordnete im Parlament ha- Heinrich Lübke die Probleme der Landwirt- Hauptamtlichen auf allen Ebenen des DBV, wie ben, ist vorbei. Heute sind es maximal noch 15. schaft allein durch eine Strukturverbesserung es gelungen ist, dieses Juwel des Einheitsver- Wir müssen gegenüber früher sehr viel mehr De- lösen wollte. Aber dieses Landwirtschaftsge- bandes voll wirkungsfähig einsetzen zu kön- tailarbeit aus dem Verband heraus leisten. Der setz wurde dann am 7. Juli 1955 mit nur zwei nen. Das ist dann gleichzeitig die Verpflichtung Staat hat sich aus den Märkten weitgehend ver- Gegenstimmen im Bundestag verabschiedet. für die heutige Generation, es nicht zu einem abschiedet. Andere Bereiche haben mehr Ge- Der Bauernverband hat sich immer darauf be- Erosionsprozess kommen zu lassen. wicht erhalten, wie Umwelt, Steuern, Sozialpoli- rufen, hier ist das Landwirtschaftsgesetz, hier tik, gesundheitlicher Verbraucherschutz. Wir ist eine Verpflichtung, etwas für die Bauern zu „Den Laden zusammenhalten“ brauchen Leute, die die Anliegen der Landwirt- tun, die es wesentlich schwerer haben als an- schaft in die breite Öffentlichkeit hinein gut ver- dere Wirtschaftsbereiche. dbk: Ein Verband lebt aber nicht nur von seinen treten können, aber genauso brauchen wir hoch- Strukturen, sondern auch von den Persönlichkei- gradiges Spezialistentum. Dr. Born: Nicht zu vergessen, dass es eines der ten an der Spitze? ganz wenigen Gesetze in Deutschland ist, das dbk: Fast vergessen, so gehört zur Geschichte des jahrzehntelang nicht novelliert wurde. Dr. Schnieders: Der DBV hat mit seinen Präsiden- DBV doch auch sehr wesentlich, die vertriebenen ten – nur vier in 60 Jahren – großes Glück gehabt. Landwirte zu integrieren? dbk: Der Gesetzgeber hat voriges Jahr – 2007 – Alle vier waren Persönlichkeiten, die in der Lage das Landwirtschaftsgesetz so geändert, dass der waren, wie man so sagt, den Laden zusammenzu- Dr. Schnieders: Ja, der Bauernverband hat eine jährliche Agrarbericht praktisch abgeschafft wur- halten, die aber auch außerhalb bekannt und an- eigene Siedlungsgesellschaft aus der Taufe ge- de. Auch ein Zeichen, dass die Landwirtschaft erkannt waren. Der Gründerpräsident Dr. Andre- hoben. Man hat dabei bald eingesehen, dass eine Sonderstellung verloren hat?

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60 Jahre DBV

Dr. Born: Was da passiert ist, ist tatsächlich Bauernverband der DDR, haben sich unter der ein Zeichen. Wir haben heftig dagegen argu- Führung von Präsident Heereman auf diese Li- Agrarpolitische Chronik mentiert, die Berichtspflicht derart auszudün- nie verständigt: Wir wollen eine einheitliche 1945–2008 nen. Ganz verschwunden ist sie Gott sei Dank Interessenvertretung bilden, und zwar ange- nicht. fangen mit Arbeitsgemeinschaften auf Län- 1945 Mich freut sehr, dass sich der Bundesrat in derebene, diese sollen dann zu Landesbau- 01.09.1945 – In Berlin wird der „Allgemeine unserem Sinne klar und deutlich gegen eine ernverbänden und zur Mitgliedschaft im DBV Deutsche Bauernverband“ gegründet, der Streichung des Landwirtschaftsgesetzes aus- führen. jedoch gleich wieder vom Alliierten Kon- spricht und auch den Gesetzgeber aufgefordert trollrat verboten wird. hat, jetzt sozusagen ein Grundgesetz einer Dr. Born: Richtungweisend auf Burg Warberg 02.09.1945 – Beginn der Bodenreform in der Landbewirtschaftung unter heutigen Bedin- waren ebenso die Respektierung des Eigentums sowjetischen Besatzungszone (entschädi- gungen zu schreiben. Ich meine, dass es rich- und die Entscheidung des Eigentümers, ob er in gungslose Enteignung von 13.000 Eigentü- tig und wichtig wäre, dass in einem Landwirt- einem gemeinschaftlichen Unternehmen oder mern mit 2,5 Millionen ha) schaftsgesetzbuch zumindest als Familienunternehmen be- die Eckwerte dessen festgehal- ginnt oder die Tätigkeit in der 1946 ten werden, was wir heute als Landwirtschaft ganz aufgibt. 29.10.1946 – Gründung der „Arbeitsgemein- Landwirtschaft und Forstwirt- Man darf nie vergessen, dass schaft der deutschen Bauernverbände“ in schaft im Umgang mit natür- zwei Drittel der damals Beschäf- München (Vorläuferorganisation des DBV) lichen Ressourcen begreifen. tigten innerhalb von 6 bis Ich bin davon überzeugt, dass 7 Jahren ausgeschieden sind. 1947 wir in wenigen Jahren ein mo- 23.10.1947 – In Genf wird das Allgemeine dernisiertes Landwirtschaftge- dbk: Von den Anfängen der euro- Zoll- und Handelsabkommen (GATT) ge- setz haben. Ansonsten fürchte päischen Integration an war es gründet. ich, werden Naturschützer er- das Credo des DBV, dass Europa 22./23.11.1947 – In Ost-Berlin wird die neut einen Versuch machen, sich auch zu einer echten Wirt- „Zentralvereinigung der gegenseitigen den Bauern vorzuschreiben, Dr. Helmut Born ist schafts- und Währungsunion Bauernhilfe“ (VdgB) gegründet. wie sie Landwirtschaft zu be- Generalsekretär des DBV. entwickeln muss. Lag er damit Dezember 1947 – Beginn der Ansiedlung ge- treiben haben. Foto: Frank Ossenbrink richtig? flüchteter und vertriebener Bauern

dbk: Über lange Jahre hinweg schloss die Tages- Dr. Schnieders: Das Problem der unterschied- 1948 ordnung des DBV-Präsidiums während der Grü- lichen Währungen hat die EG-Agrarpolitik von 10.02.1948 – Erste Ausgabe der „Deutschen nen Woche mit der „Situation in der Landwirt- der ersten Stunde an begleitet. Lange Jahre wa- Bauern Korrespondenz“ (dbk) schaft in der DDR“. Doch wer hatte noch an die ren die Agrarpolitik und die Zollunion die einzi- 20./21.06.1948 – Durchführung der Wäh- Wiedervereinigung geglaubt? gen integrierten Bereiche. Ab Mai 1971 war es rungsreform in den drei westlichen Zonen unser Kampf, dass die deutschen Bauern durch Deutschlands Dr. Schnieders: Im Bauernverband war es nicht eine Aufwertung der D-Mark nicht mit Preis- 01./02.10.1948 – Konstituierende Mitglie- viel anders als bei den politischen Parteien und senkungen konfrontiert wurden, während die derversammlung des Deutschen Bauern- der Bevölkerung. Die meisten glaubten, dass anderen durch eine Abwertung kräftige Preis- verbandes in München: Erster Präsident die Wahrscheinlichkeit einer Wiedervereini- steigerungen hinnehmen konnten. wird Reichsminister a. D. Dr. Andreas Her- gung immer weiter in die Ferne rückte. Die Er- mes, Vizepräsident: Dr. Fridolin Rothermel eignisse im Jahre 1989 haben alle überrascht. Dr. Born: Gerade heute, bei dem heftigen Auf (Bayern), stellvertretende Vorsitzende: und Ab auf den internationalen Märkten, weiß Edmund Rehwinkel (Niedersachsen), Lam- Grundentscheidung Eigentum jeder deutsche Landwirt, dass wir ohne die EU bert Schill (Südbaden) und Detlev Struve mit ihrer Wirtschafts- und Währungsunion we- (Schleswig-Holstein) dbk: Was hat der DBV dafür getan, dass sich die sentlich negativer dastünden. Ohne diese Ein- Wiedervereinigung auch im Berufsstand vollzie- bindung wären wir nicht in der Lage, gestalte- hen konnte? risch für die Land- und Forstwirtschaft wirklich Entscheidendes zu tun. Dr. Born: Wir hatten in den frühen 80er Jahren eine Phase in der DDR, in der Vertreter der Land- dbk: Ist es angesichts der Diskussion um Welter- wirtschaft einen Freiraum für einen Austausch nährung, Hungerrevolten und Klimaschutz ge- mit der Bundesrepublik und mit uns als Bauern- rechtfertigt, der Landwirtschaft weltweit eine verband bekamen. Auf Arbeitsebene gab es seit Sonderstellung einzuräumen? 1982 regelmäßig einen Austausch, vor allem aber konnten sich auch LPG-Vorsitzende und Dr. Born: Also, Sonderstellung ist immer ein Kreisvorsitzende des Bauernverbandes in unse- Wort, das den Widerspruch herauslockt. Doch rer Landjugend-Akademie treffen. man sieht, dass noch so hehre ordnungspoli- tische Leitlinien aussetzen, wenn die Nah- Dr. Schnieders: Am 18. Juli 1990 fand – was rungsmittel knapp werden. Wenn mittlerweile die Einheit des Berufsstandes im wiederver- zwölf Staaten von sich aus den Export begren- einigten Deutschland angeht – das entschei- zen oder verbieten, dann beweist das, dass Bundeskanzler Dr. dende Treffen auf Burg Warberg statt. Alle die Landwirtschaft in einer besonderen Stel- (im Bild links) und Bundespräsident Dr. (rechts) sagen Dank an Gruppierungen im landwirtschaftlichen Be- lung ist. Das ist nicht Snobismus, sondern Dr. Andreas Hermes (Bildmitte), den gro- reich, die sich gebildet hatten, ob Wiederein- Einsicht. ßen Demokraten und ersten DBV-Prä - richter oder Genossenschaftsverband oder Das Gespräch führte Adalbert Kienle. sidenten von 1948 bis 1954.

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60 Jahre DBV

1949 08.05.1949 – Verabschiedung des Grundge- setzes „Was gut ist für die Bauern, 31.05.1949 – Die Landwirtschaft finanziert mit Rentenbankgrundschuldzinsen zu 100 % das Grundkapital zur Gründung der ist gut für Deutschland“ Landwirtschaftlichen Rentenbank. 13.09.1949 – Theodor Heuss wird erster Bundespräsident. Constantin Freiherr Heereman, geboren am 17. Dezember 1931 in Münster, hat fast 15.09.1949 – Dr. Konrad Adenauer (CDU) 28 Jahre die Geschicke des DBV geführt. Das nunmehr 60-jährige Bestehen des DBV war wird Bundeskanzler. Anlass für die dbk zu einem Gespräch, welche Erfahrungen aus seiner Aktivenzeit er der 20.09.1949 – Erster Bundesminister für Er- heutigen Generation vermitteln möchte. nährung, Landwirtschaft und Forsten wird Professor Dr. Dr. (CSU). dbk: Unvergessen ist bis heute Ihr Spruch: „Was gut 22. bis 24.09.1949 – In München findet der ist für die Bauern, ist gut für Deutschland“. Würden erste Deutsche Bauerntag mit Bundesland- Sie das heute auch noch sagen? wirtschaftsminister Prof. Dr. Wilhelm Ni- klas statt. Constantin Freiherr Heereman: Ja, mit voller 07.10.1949 – Gründung der Deutschen De- Überzeugung. Es ist doch erfreulich, dass die Mit- mokratischen Republik (DDR) bürger – Stichwort Welternährung – erkennen, dass die Schicksalsfragen der Menschheit nur mit- hilfe der Bauern gelöst werden können. Ich würde meine Aussage aber noch weiter ausbauen auf die ländlichen Räume, das Handwerk und den Mittel- stand. Eine solche gestandene Gruppe ist für un- sere Gesellschaft und Demokratie unverzichtbar.

Ehrenpräsident Constantin Freiherr Heere- dbk: Werden Sie zum Deutschen Bauerntag nach man, DBV-Präsident von 1969 bis 1997, bei Berlin kommen? seiner Verabschiedung in der Bonner Beet - hovenhalle mit Altkanzler Dr. Helmut Kohl. Heereman: Selbstverständlich. Bei diesem Bau- Foto: Frey-Pressebild erntag wird auch an das 60-jährige Bestehen des Viel Handarbeit prägte die Landwirtschaft DBV erinnert. Das ist schon ein Ereignis, auch für formopfern von 1945 bis 1949 umgegangen ist, noch in den 40er und 50er Jahren. mich – immerhin habe ich fast die Hälfte dieser also die Rückübertragung für damalige Enteig- Foto: aid Zeit mitgestaltet. Unser Vaterland ist wiederver- nungen von Boden ausgeschlossen hat. Ich habe einigt. Regierung und Parlament sind in Berlin. mich mit etwa 70 Kollegen im Bundestag klar ge- 1950 Auch die Geschäftsstelle des DBV ist nach Berlin gen diesen Teil des Einigungsvertrags ausgespro- 07.06.1950 – DBV und der französische Bau- umgezogen. Insofern ist das auch ein besonderes chen. Mit meinem Vorschlag eines Bodenfonds ernverband FNSEA unterzeichnen eine ge- Zeichen nach außen. Ich gehe davon aus, dass die- wäre man sicher weitergekommen und es wäre meinsame Erklärung zum Aufbau eines ser Bauerntag in großer Gemeinsamkeit begangen auch kein neues Unrecht geschaffen worden. deutsch-französischen Agrarmarktes. wird. Stark sind wir nur durch Einigkeit. Mein gan- 25. bis 27.08.1950 – Deutscher Bauerntag in zer Wunsch ist, dass dies bei uns in Deutschland so dbk: Im DBV-Präsidium sehen Sie viele neue Gesich- Mainz mit Bundeslandwirtschaftsminister bleibt. Seid einig, einig, einig! Das war schon der ter. Was sind – über den Tag hinaus – Empfehlungen Prof. Dr. Wilhelm Niklas Appell meines Vorgängers Rehwinkel. eines Ehrenpräsidenten? 16.09.1950 – Gründung der ZMP als Selbst- hilfeeinrichtung der deutschen Landwirt- dbk: Ihre Amtszeit war mit der deutschen Wieder- Heereman: Ich habe mich seit meinem Ausschei- schaft vereinigung verbunden. den nie in die Tagespolitik des Verbandes einge- mischt. Ich verfolge mit Interesse und mit gro- 1951 Heereman: Was hier friedlich vollzogen wurde, ßem Respekt das Geschehen und meinen Nach- 23.07.1951 – Vertrag zur Gründung der Euro- das ist gewaltig, herausragend. Ich habe immer folger Gerd Sonnleitner. Ich habe in meiner Zeit päischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl an eine Wiedervereinigung geglaubt. Wir hatten ganz hervorragende Mitstreiter gehabt, voran (EGKS) tritt in Kraft. als DBV stets Kontakte in die damalige DDR hin- bei den Vizes. Ich nenne nur mal Feury, Struwe, 07. bis 09.09.1951 – Deutscher Bauerntag in ein. In den 80er Jahren konnten auch offizielle Janson, Dobler, Klinker, Rode, Geprägs. Und ich Rendsburg mit Wissenschaftler Prof. Dr. Besuche organisiert werden. Ich habe oft heraus- nenne die Generalsekretäre in meiner Zeit: Dr. Oskar Howald (Schweiz) gehört, wie sehr sich unsere Kollegen im Osten ge- Möws, Dr. Schnieders, Dr. Born. Tüchtige Mitar- wünscht haben, dass wir zusammenkommen kön- beiter waren immer eine Stärke des Bauernver- 1952 nen. Wenn zum Beispiel Fritz Dallmann, damals bandes. 01.07.1952 – Landpachtgesetz tritt in Kraft Vorsitzender des VdgB, mit seiner Delegation zu Auch bin ich jedenfalls gut damit gefahren, 03. bis 05.07.1952 – Deutscher Bauerntag in uns kam, waren stets auch Herren mit Ledermän- dass ich mir meine Unabhängigkeit bewahrt habe. Konstanz mit Bundeslandwirtschaftsminis- teln als Aufpasser dabei. Da musste man schon in Wenn man den Eindruck erweckt, als werde man ter Prof. Dr. Niklas ein Eckchen gehen oder die Mitarbeiter mussten von der einen oder anderen Seite gesteuert oder 9. bis 12.07.1952 – In der DDR beschließt die sich mit einem Pilschen oder einem Korn mehr um es sei einem etwas eingeflüstert worden, wohinter 2. Parteikonferenz der SED die Kollektivie- diese Herren im Mantel kümmern. man nicht wirklich steht, dann hat man verloren. rung der Landwirtschaft. Jeder weiß es, dass ich mein Problem damit Die Glaubwürdigkeit des Verbandes und seiner 01.08.1952 – Freigabe des Butterpreises habe, wie die Bundesregierung mit den Bodenre- Präsidenten ist etwas ganz Wesentliches.

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60 Jahre DBV

dbk: Und was den Umgang mit den Politikern an- 1953 geht? „Wir wollten etwas bewegen“ 14.07.1953 – Flurbereinigungsgesetz verab- schiedet Heereman: Ich nenne zwei Beispiele, die nicht gut 17. bis 20.09.1953 – Deutscher Bauerntag in waren. Bundesminister Ertl hat auf einem Bauern- Münster mit Bundespräsident Dr. Theodor tag – es war in Kiel – unter Protest den Saal ver- Heuss, 1. Berufswettkampf der Deutschen lassen. Ich habe ihm nachgerufen, dass hierfür Ernst Geprägs – den Landjugend überhaupt kein Anlass bestünde, das sei keine ersten Schritt in das 20.10.1953 – Heinrich Lübke (CDU) wird Art. Wir haben uns später darüber unterhalten, es berufsständische Bundesminister für Ernährung, Landwirt- war eine echte Freundschaft zwischen Ertl und Engagement tat er schaft und Forsten. 1950. Foto: DBV mir. Genauso offen sage ich, dass ich es für völlig falsch gehalten habe, dass wir auf dem Bauerntag Angefangen hat bei mir alles 1950 mit dem 1954 in Aachen Bundesminister Kiechle ausgeladen ha- ersten Grundkurs der Schwäbischen Bauern- 27.09.1954 – DBV-Präsident Dr. Andreas Her- ben. Ich musste das durchziehen, weil die Mehr- schule in Bad Waldsee. Ich war mit 21 Jahren mes tritt zurück, nunmehr Dreierpräsi- heit das wollte. Ich habe mit dem Kanzleramtsmi- von den 23 Teilnehmern der „Benjamin“ – vie- dium: Bernhard Bauknecht (Württemberg- nister telefoniert – als die Regierung keine Ge- le waren noch Kriegsteilnehmer. Niemand Hohenzollern), Edmund Rehwinkel sprächs- und Verhandlungsbereitschaft zeigte, draußen wollte mehr Verantwortung überneh- (Niedersachsen), Fridolin Rothermel (Bay- mussten wir das durchstehen. men. Doch wir Jungen wollten etwas be- ern), ab 05.03.1956 Otto Freiherr von Feu- Ingesamt ist es aber gelungen, dass wir zu den wegen. Wir wurden zu einer verschworenen ry (Bayern) Bundeskanzlern, den Fachministern und der gan- Gemeinschaft. Wir haben unsere Erlebnisse in 27. bis 30.09.1954 – Deutscher Bauerntag in zen Regierungsmannschaft ein gutes Verhältnis die Dörfer hinausgetragen. Dazu brauchten Stuttgart mit Bundeskanzler Dr. Konrad hatten. Auch wenn sie einer anderen „Fakultät“ wir einen Unterbau. So haben wir die Landju- Adenauer und Bundeslandwirtschaftsmi- angehörten. Ein Verband muss mit den Regieren- gend aufgebaut. Ich war dann zwölf Jahre nister Heinrich Lübke den verhandeln, ganz egal, welcher Couleur sie lang Landesvorsitzender der Landjugend. sind. Und man muss Verbindungen pflegen, zu Zweimal wurde ich als junger Mann dazu 1955 den Parteien, zur Wirtschaft, zu den Gewerkschaf- ausgewählt, vor den Großen dieser Zeit über 22.07.1955 – Der Bundesrat billigt das Land- ten, zu den Umweltschützern. Das ist überhaupt die Anliegen der Jungbauern zu sprechen. Das wirtschaftsgesetz. nicht immer leicht. war einmal 1958 in der Bauernhochschule Fre- 08. bis 11.09.1955 – Deutscher Bauerntag in deburg. Zum zehnjährigen Jubiläum kam Kassel mit Bundeslandwirtschaftsminister dbk: Dazu ist dann auch ein Orden „Wider den tieri- Bundespräsident Theodor Heuss. Der Bundes- Heinrich Lübke schen Ernst“ nützlich? präsident hat diese Begegnung in seinen „Ta- gebüchern“ festgehalten – meine Rede sei 1956 Heereman: Warum denn nicht, es erhöht den Be- „selbständig und fast geistreich“ gewesen. 23.02.1956 – Zum ersten Mal wird dem Deut- kanntheitsgrad. Einen Schuss Humor soll man Beim Deutschen Bauerntag 1961 durfte ich schen Bundestag der „Bericht über die schon mitbringen. Man darf die Bodenhaftung vor Bundeskanzler Konrad Adenauer spre- Lage der Landwirtschaft“, der „Grüne nicht verlieren. Es gibt schließlich genug schwie- chen. Mir zitterten die Knie, doch es ging sehr Plan“, vorgelegt. rige Auseinandersetzungen. Man vergisst ja auch gut. „Aus dem wird noch was“, sagte Adenau- nicht, dass es schon Demonstrationen gab, wo er zu Bauknecht, der damals Präsident in 1957 Bauern auf uns und mich die Eier geschmissen ha- Württemberg-Hohenzollern und viele Jahre 25.03.1957 – Unterzeichnung der „Römi- ben. im Bundestag war. schen Verträge“ zur Gründung der Europäi- Über einen Sitz im Vorstand des Landesbau- schen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) dbk: Sie sind in den Medien als „Meister des Lobby- ernverbandes wuchs ich in die Bauernver- 09. bis 14.09. 1957 – Deutscher Bauerntag in ismus“ beschrieben worden. Doch wurden auch Äm- bandsarbeit hinein und wurde dann Kreisob- Hannover mit Bundesinnenminister Dr. terhäufung und Ihr politisches Mandat kritisiert – mann und Vizepräsident. 1973 wurde ich Prä- Gerhard Schröder zwei Legislaturperioden im Bundestag. Was raten sident. 1989 konnten wir die Verbände Würt- 01.10.1957 – Gesetz über die Alterssicherung Sie unserer heutigen Generation? temberg-Baden und Württemberg-Hohenzol- der Landwirte (GAL) lern fusionieren. Ich war dann nochmals acht Heereman: Ich kann nur raten, in die Parlamente Jahre, bis 1997, Präsident des neuen Landes- 1958 zu gehen. Wer die Chance hat, muss sich dann bauernverbandes. Auf Bundesebene war ich 07.01.1958 – Walter Hallstein (CDU) wird auch dementsprechend organisieren. Aber ich sechs Jahre erster Vizepräsident im DBV. zum Präsidenten der EWG-Kommission ge- gebe zu, dass es schon ein Schlauch ist, und man Heereman führte im DBV ein strenges Regi- wählt. Der Niederländer Sicco Mansholt muss vieles über sich ergehen lassen. ment. Es ist eine große Leistung, die unter- wird erster Agrarkommissar. Die richtige Balance zwischen Ämtern, Betrieb schiedlichen Interessen zusammenzuführen und Familie zu finden, ist wirklich schwer. Man und die Einheit des Berufsstandes zu wahren. 1959 zündet ja die Kerze von beiden Seiten an. Doch So konnte aber sehr viel erreicht werden. Mei- 20.01.1959 – Edmund Rehwinkel, Präsident will man Leute haben, die Bescheid wissen, die ne Lebenserfahrung ist, dass wir als Berufs- des Niedersächsischen Landvolkes, wird Querverbindungen haben, oder will man welche, stand immer auch in der Kategorie des länd- Präsident des DBV. Vizepräsidenten: Bern- die nur aus dem Lehrbuch oder aus dem hohlen lichen Raumes denken müssen. Das ist unsere hard Bauknecht (Württemberg-Hohenzol- Bauch heraus etwas erzählen? Ich war ja Präsident Heimat. Die Verbindung mit den Landräten, lern), Otto Freiherr von Feury (Bayern), auf Landes- und Bundesebene und auch bei COPA den Handwerkskammern, den IHK, den Ge- Kurt Wittmer-Eigenbrodt (Hessen). und im Weltbauernverband. Man ist mit vielen werkschaften muss stetig gepflegt werden. 30.06.1959 – Vorschläge der EWG-Kommis- Leuten zusammengekommen, hat viel gesehen Ich habe auch mit den Naturschützern eine sion zur Gestaltung und Durchführung der und viel erlebt – es war aber doch eine wunderba- recht vernünftige konstruktive Zusammenar- Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) re Zeit, die wir gemeinsam gestaltet haben. beit gefunden. Ernst Geprägs 01.07.1959 – Heinrich Lübke (CDU) wird zum Das Gespräch führte Adalbert Kienle. Bundespräsidenten gewählt.

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60 Jahre DBV Die Landesbauernverbände im

Verband Landesbauernverband in Baden-Württemberg Badischer Landwirtschaftlicher Hauptverband Bayerischer Bauernverband

Präsident Joachim Rukwied (r.) Werner Räpple (l.) Gerd Sonnleitner (r.)

Hauptgeschäftsführer Peter Kolb (l.) Gerhard Henninger (r.) Hans Müller (l.)

Anzahl Kreisverbände 26 17 72

Mitglieder 45.000 18.000 170.000

Verband Hessischer Bauernverband Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern Landvolk Niedersachsen Landesbauernverband

Präsident Friedhelm Schneider (r.) Rainer Tietböhl (r.) Werner Hilse (l.)

Hauptgeschäftsführer Peter Voss-Fels (l.) Dr. Martin Piehl (l.) Jörn Johann Dwehus (r.)

Anzahl Kreisverbände 20 15 40

Mitglieder 29.111 2.130 85.700

Verband Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd Sächsischer Landesbauernverband

Präsident Leo Blum (r.) Norbert Schindler (l.) Wolfgang Vogel (r.)

Hauptgeschäftsführer Dr. Josef Derstappen (l.) Franz Schatt (r.) Dr. Jörg Hilger (l.)

Anzahl Kreisverbände 14 10 14

Mitglieder 19.000 12.000 4.700

8 dbk 6/08 D_B_K_06_008_009_Verbaende_NEU_2.qxd 30.05.2008 6:40 Uhr Seite 9

60 Jahre DBV Deutschen Bauernverband

Landesbauernverband Brandenburg Bremischer Landwirtschaftsverband Bauernverband Hamburg Verband

Udo Folgart (r.) Hinrich Bavendamm (r.) Heinz Behrmann (r.) Präsident

Wolfgang Scherfke (l.) Franca Reitzenstein (l.) Gesa Kohnke-Bruns (l.) Hauptgeschäftsführer

13 Anzahl Kreisverbände

3.981 270 300 Mitglieder

nd Rheinischer Landwirtschaftsverband Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband Bauernverband Saar Verband

Friedhelm Decker (r.) Franz-Josef Möllers (r.) Klaus Fontaine (l.) Präsident

Willi Bennerscheidt (l.) Werner Gehring (l.) Hans Lauer (r.) Hauptgeschäftsführer

15 20 6 Anzahl Kreisverbände

20.000 46.000 1.400 Mitglieder

Landesbauernverband Sachsen-Anhalt Bauernverband Schleswig-Holstein Thüringer Bauernverband Verband

Frank Zedler (r.) Werner Schwarz (r.) Dr. Klaus Kliem (r.) Präsident

Dr. Fritz Schumann (l.) Peter Paulsen (l.) Dr. Edgar Dänner (l.) Hauptgeschäftsführer

12 13 17 Anzahl Kreisverbände

4.500 21.000 3.717 Mitglieder

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60 Jahre DBV Der Deutsche Bauern- verband und die Politik

Dr. Helmut Born und Adalbert Kienle

Anlässlich der Verabschiedung des DBV-Präsidenten Constantin Freiherr Heereman im Frühjahr 1997 schrieb der langjährige Wirtschaftsstaatssekretär Prof. Dr. Otto Schlecht dem landwirtschaftlichen Berufsstand ins Stammbuch: „Existenz und Vertretung bestimm- ter Gruppeninteressen sind nur so lange legitim, wie das Gemeinwohl nicht aus den Augen verloren wird.“

Dem landwirtschaftlichen Berufsstand ist oft an den positiven – und vom „Markt“ nicht be- Edmund Rehwinkel, DBV-Präsident von vorgeworfen worden, dass er die Sonderinter- lohnten – Leistungen der Landwirtschaft für 1959 bis 1969. essen der Bauern über die Interessen der Allge- die Erhaltung der Kulturlandschaft und Umwelt meinheit stelle. Besonders krass wurde dies so belegen. 15. bis 19.09.1959 – Deutscher Bauerntag in bei der BSE-Krise von der damaligen Bundesre- Landau (Pfalz) mit Dr. Fanz-Josef Würme- gierung – voran der Verbraucherministerin – Stets alle Register gezogen ling (CDU), Bundesminister für Familien- vermittelt. Die „konventionellen“ Landwirte und Jugendfragen wurden zu Bösewichten gemacht. Die Interes- Der Bauernverband ist jedoch kein ideeller Ver- 24.09.1959 – Gründung von COPA und senvertretung der Bauern müsse an Einfluss ein, sondern „ein Berufsverband, dessen zen- COGECA in Brüssel verlieren, hieß es damals. trale Aufgabe darin besteht, zum Wohle seiner 14.10.1959 – Werner Schwarz (CDU) wird zum Doch die Nachbetrachtung der BSE-Krise be- Mitglieder ,pressure‘ zu erzeugen“, wie es in ei- Bundeslandwirtschaftsminister ernannt. weist, dass die Interessenvertretung der Bau- ner Studie der Bertelsmann Stiftung heißt. Seit ern im richtigen Moment verantwortungsbe- dem Gründungsjahr 1948 galt es, eklatante Be- 1960 wusst gehandelt hat. Jedenfalls war bereits nachteiligungen einer zusehends in Bedrängnis 14.04.1960 – In der DDR ist die Zwangskol- zwei Jahre nach dem ersten BSE-Fall in geratenen und schrumpfenden gesellschaft- lektivierung der Landwirtschaft abge- Deutschland das Grundvertrauen in der Bevöl- lichen Gruppe auszugleichen. schlossen (19.345 Landwirtschaftliche Ge- kerung zur deutschen Land- und Ernährungs- Der Berufsstand hat dabei stets alle Register nossenschaften wurden gegründet). Nach wirtschaft wiederhergestellt. Dies lag an der der Verbandsarbeit gegenüber Wirtschaft, Ge- dem Gesetz über LPG’en bleibt der Boden raschen Neuausrichtung des Bundesministeri- sellschaft und Politik gezogen. Er hat zunächst persönliches Eigentum der LPG-Mitglieder. ums und an den gesetzlichen Maßnahmen. We- Verhandlungslösungen gesucht, Netzwerke ge- sentlich beigetragen hat genauso die vom DBV pflegt und die Medien in seinem Sinne infor- 1961 vorangetriebene stufenübergreifende Zu- miert. Nur nach reiflicher Überlegung haben 12. bis 16.06.1961 – Deutscher Bauerntag in sammenarbeit von Futtermittelwirtschaft, sich die DBV-Präsidenten zu Demonstrationen Ravensburg mit Bundeskanzler Dr. Konrad Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft und Le- entschlossen, dann aber mit bis zu 50.000 Teil- Adenauer und Bundeslandwirtschaftsmi- bensmitteleinzelhandel zur Sicherstellung von nehmern. Dies aus der Einsicht, dass in einer nister Werner Schwarz Qualität und Rückverfolgbarkeit bei der Erzeu- pluralistischen Gesellschaft Maßnahmen des 28.07.1961 – Grundstücksverkehrsgesetz gung der Nahrungsmittel. Die Gemeinwohl- direkten öffentlichen Drucks nur die Ultima 13.08.1961 – Baubeginn der „Berliner orientierung ließe sich genauso überzeugend Ratio sein können. Mauer“. 1962 01.06.1962 – Beginn der vom EWG-Minister- rat am 14.01.1962 beschlossenen Gemein- samen Agrarpolitik (GAP) 10.10.1962 – In Göttingen demonstrieren 8.000 niedersächsische Bauern gegen das so genannte „Professoren-Gutachten“, das eine Senkung der deutschen Getreideprei- se befürwortet. 1963 Februar 1963 – Im „Grünen Plan“ werden erstmals 100 Millionen DM Bundeszuschüs- se für die Landwirtschaftliche Unfallversi- cherung eingestellt. 26./27.09.1963 – Deutscher Bauerntag in Hamburg mit Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer DBV-Präsident Gerd Sonnleitner (vorne Mitte) mit seinen Vizepräsidenten Franz-Josef 16.10.1963 – Der Deutsche Bundestag wählt Möllers, Westfalen-Lippe, Norbert Schindler, Rheinland-Pfalz Süd, Udo Folgart, Branden- (CDU) zum Bundeskanzler. burg, und Werner Hilse, Niedersachsen (v. l. n. r.). Foto: Frank Ossenbrink

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60 Jahre DBV

01.12.1963 – Der Deutsche Bauernverband bezieht das „Andreas-Hermes-Haus“ in Bonn-Bad Godesberg. 1964 01.11.1964 – „Erstes Gesetz zur Änderung der Höfeordnung“ (In der gesetzlichen Die unmittelbaren gestalterischen Möglich- der Sache wie im gesellschaftlichen Dialog Erbfolge wird der Vorrang des männlichen keiten waren wohl in den frühen Jahren des Be- verlangt. Deshalb misst der Bauernverband Geschlechts beseitigt). rufsstandes am größten. Die Verbandspolitik der fachlichen Profilierung und Persönlich- 15.12.1964 – EWG-Ministerrat einigt sich auf war damals ganz auf die Bewältigung der Er- keitsbildung seiner Führungskräfte und Mitar- erste gemeinsame Getreidepreise (Senkung nährungskrise, die Versorgungssicherung mit beiter durch seine Akademien und Weiterbil- der deutschen Preise um 10 bis 15 Prozent). Nahrungsmitteln, aber auch die Bereitstellung dungseinrichtungen größte Bedeutung bei. von Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln, · Durch seine föderale Gliederung ist der Bau- 1965 Landmaschinen und Treibstoff für die Landwirt- ernverband auf allen politischen Ebenen – von 14. bis 17.07.1965 – Deutscher Bauerntag in schaft konzentriert. der Kommune über die Landesebene, Bundes- Düsseldorf mit Bundeskanzler Dr. Ludwig Ab Mitte der 50er Jahre und in immer dichte- ebene bis zur Europäischen Union – als Ge- Erhard rer Folge in den 60er und 70er Jahren folgten sprächs- und Verhandlungspartner authen- 09.09.1965 – EWG-Anpassungsgesetz als dann die großen nationalen Gesetzeswerke zur tisch präsent. Ausgleich für Getreidepreissenkung Gestaltung der Rahmenbedingungen für die · Nichts geht in der Verbandspolitik ohne posi- 26.10.1965 – Hermann Höcherl (CSU) wird Bauern in Deutschland. Langen Streit gab es um tiv gestimmte Ansprechpartner in demokrati- neuer Bundeslandwirtschaftsminister. das Landwirtschaftsgesetz mit seinen verklau- schen Parteien, Parlamenten, Verwaltung, sulierten Paritätsgedanken – das 1955 verab- Verbänden und Kirchen. „Networking“ ist im schiedete Gesetz wurde im Berufsstand eher mit Deutschen Bauernverband notwendiger und Enttäuschung aufgenommen. Epochal waren gelebter Alltag. der Aufbau einer landwirtschaftlichen Altershil- · Erfolgreiche authentische Interessenvertre- fe 1957 und der konsequente Ausbau eines ei- tung setzt die ständige Rückkopplung bis zum genständigen sozialen Sicherungsnetzes für einzelnen Mitglied voraus. Ob auf Konfliktstra- die Bauern, mit dem Schlussstein der landwirt- tegien oder Verhandlungslösungen gesetzt schaftlichen Krankenversicherung 1972. Ende wird, stets muss das Anliegen der Bauernfami- der 60er Jahre folgten das Marktstrukturgesetz, lien Triebfeder der Verbandsarbeit sein. das Absatzfondsgesetz und die Gemeinschafts- Es ist das große Verdienst aller Präsidenten und aufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur hauptamtlichen Verantwortungsträger im DBV, und des Küstenschutzes. über so lange Zeit nach diesen Prinzipien er- Zwischenzeitlich war der EWG-Vertrag ge- folgreiche Verbandspolitik definiert und umge- schlossen worden, der die Gemeinschaft darauf setzt zu haben. Ob bauernfreundliche oder bau- Die Technisierung schreitet immer weiter verpflichtete, den Landwirten die Teilnahme an ernferne Mehrheiten in Bundestag und Bundes- voran. der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung zu er- regierung das Sagen hatten, es gelang immer Foto: aid möglichen und eine markt- und wettbewerbs- wieder, divergierende Kräfte im landwirtschaft- orientierte Agrarpolitik zu betreiben. Die 70er lichen Berufsstand zu bündeln. Bei „übergrei- 1966 und 80er Jahre ließen die wesentlichen Eckpfei- fenden“ Themen der Sozial-, Steuer- oder auch 27.01.1966 – Landwirtschaftliche Spitzen- ler der nationalen und europäischen Umwelt- Umweltpolitik war das einfacher, bei speziellen verbände unter Führung des DBV gründen und Naturschutzgesetzgebung entstehen. Anliegen einzelner Produktbereiche, wie heute die Absatzförderungseinrichtung GAL Schließlich erlebten die Bauern in den fünf neu- der Bioenergie und nachwachsenden Rohstof- („Aus deutschen Landen frisch auf den en Bundesländern nach dem Fall der Mauer und fen, wird es schwieriger. Mehr fachliche Selb- Tisch“) der Wiedervereinigung im Zeitraffer die Umset- ständigkeit bei gleichzeitig verlässlicher Ein- 01.12.1966 – Der baden-württembergische zung und Anpassung der gesamten Sozial-, bindung in die gewachsenen DBV-Gremien Ministerpräsident Struktur- und Marktordnungsgesetze mit ra- macht es aber möglich. Letztendlich haben (CDU) wird zum Bundeskanzler gewählt scher Folge von zwei Währungsreformen, von Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe, die größe- und bildet eine Große Koalition. der DDR-Mark zur D-Mark und von dort zum Euro. ren Unternehmen in den neuen Bundesländern wie die kleiner strukturierten Sonderkulturbe- 1967 Anliegen der Bauernfamilien ist Trieb- triebe im Südwesten, die konventionellen wie Februar 1967 – Fredeburger Denkschrift über feder für jede Verbandsarbeit ökologisch wirtschaftenden Betriebe, die Ver- landwirtschaftliche Familienbetriebe edelungsregionen wie die Bördegebiete ihre 07.03.1967 – „Außerordentlicher Bauerntag“ Zu all diesen fundamentalen wie diffizilen Ge- Heimat im DBV behalten. in der Dortmunder Westfalenhalle mit fast setzen und Verordnungen – ihrer Entstehung Wie sagte Prof. Schlecht als langjähriger kri- 30.000 Bauern; Protest gegen Etatkürzun- und Umsetzung – hat der DBV die Zusammenar- tischer Beobachter des DBV: „Ihm kommt das gen bei den für die Getreidepreissenkung beit mit Bundestag und Bundesrat, Bundesre- Verdienst zu, die soziale Lage der Landwirte, zugesagten Ausgleichsmitteln des Bundes gierung und Landesregierungen wie auch der das Anpassungsverhalten der Landwirtschaft, 01.07.1967 – Beginn gemeinsamer Agrar- Ministerialverwaltung und der Verwaltung vor die gesamtwirtschaftliche Entwicklung der preise für die meisten Produkte Ort gesucht und gepflegt. Die wesentlichen landwirtschaftlichen Produktion harmonisch 01.07.1967 – Fusion der „Europäischen Ge- Grundprinzipien für diese Verbandsarbeit las- verbunden zu haben.“ Besser kann man nicht meinschaften“ (EG) tritt in Kraft. sen sich in diesen Punkten zusammenfassen: sagen, dass der Bauernverband bei aller Verfol- 19. bis 22.07.1967 – Deutscher Bauerntag in · Vom Präsidenten, den „Ehrenamtlichen“ und gung seiner Gruppeninteressen auch das Ge- München mit dem Bayerischen Minister- „Hauptamtlichen“ wird hohe Kompetenz in meinwohl nicht aus dem Auge verloren hat. präsidenten Dr. h. c. Alfons Goppel

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60 Jahre DBV

1968 01.01.1968 – Mehrwertsteuergesetz tritt in Kraft – 5 Prozent Pauschalsteuersatz für Der Deutsche Bauern- Landwirtschaft 10.06.1968 – Das DBV-Präsidium verabschie- det Leitsätze zur Strukturpolitik. verband und die Märkte 01.07.1968 – Einführung der gemeinsamen EG-Marktorganisation Zucker 21.12.1968 – „Mansholt-Plan“: Die finanziel- le Förderung soll auf entwicklungsfähige Betriebe beschränkt, die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten mittelfristig Dr. Helmut Born und Adalbert Kienle auf die Hälfte vermindert und in zehn Jah- ren durch Strukturwandel das Marktgleich- „Wegen der Schwierigkeiten, die ein Zustand dauernder Überproduktion mit sich brächte, gewicht hergestellt werden. soll die Marktpolitik ein Gleichgewicht zwischen der Produktion und den Absatzmöglich- keiten innerhalb und außerhalb der Gemeinschaft anstreben.“ So begründete 1960 die 1969 EWG-Kommission ihre Vorschläge zur Gestaltung und Durchführung der Gemeinsamen 28.01.1969 – DBV-Präsident Rehwinkel tritt Agrarpolitik. aus gesundheitlichen Gründen und aus Enttäuschung über das Verhalten der Doch derzeit, also fast 50 Jahre später, spricht heren Weltmarktpreisen (aktuell ergeht es so Bundesregierung zurück. Bis zur Wahl ei- niemand von Überschüssen. Die Sorge gilt ei- den Landwirten in Argentinien). Doch bald nes neuen Präsidenten übernehmen die ner weltweiten Verknappung der Lebens- schon erfasste das deutsche Wirtschaftswunder drei Vizepräsidenten Otto Freiherr von Feu- mittel, mancherorts regelrechten „Hungerre- auch die deutsche Landwirtschaft. Unterstützt ry als Sprecher (Bayern), Bernhard Bau - volten“. Zum letzten Mal gab es das gleich durch den Grünen Plan wurden zweistellige knecht (Württemberg und Hohenzollern) nach dem Zweiten Weltkrieg. Daran hat sich Wachstumsraten in der Produktivität erreicht. und Otto Andres (Rheinland-Nassau) die nichts geändert: Nahrungsmittel wecken tiefe Auch wurden erstmals Exporte in die europäi- Führung des DBV. Emotionen. Bewegen sich Agrarmärkte zu hef- schen Nachbarstaaten getätigt, also „Über- 05.03.1969 – (SPD) wird tig, reagieren Öffentlichkeit und Politik unge- schüsse“ produziert. Bundespräsident. halten. Deutschland unterscheidet sich da Mit der Gründung der EWG in den 60er Jah- 12.05.1969 – Gesetz zur Neuregelung der Ge- kaum von europäischen Nachbarn und die EU ren gerieten die deutschen Bauern unter einen meinschaftsaufgaben kaum von Nordamerika oder den Schwellen- harten innereuropäischen Preis- und Wettbe- 20.06.1969 – Deutscher Bauerntag in Mainz ländern in Asien. werbsdruck, verschärft durch wiederholte mit Bundesfinanzminister Dr. Franz-Josef Währungswirren. Die Marktordnungspolitik Strauß (CSU) Struktur- und Marktfrage der Europäischen Gemeinschaft wurde zuneh- 01.07.1969 – Absatzfondsgesetz bestimmen Arbeit des DBV mend auf die Einkommenssituation der Land- 03.09.1969 – Marktstrukturgesetz wirte ausgerichtet. Der DBV konnte im Verein Oktober 1969 – Einführung einer Prämienre- Die berufsständische Arbeit des DBV ist seit je- mit COPA spürbare Preisverbesserungen für gelung für die Schlachtung von Milchkühen her neben der „Strukturfrage“ durch die Getreide, Rindfleisch, Butter und Magermilch- und die Nichtvermarktung von Milch „Marktfrage“ bestimmt worden. Mehrfach wur- pulver durchsetzen. Bevölkerung und Politik 21.10.1969 – (SPD) wird zum den die eigenen Positionen neu justiert, ohne akzeptieren eine umfängliche staatliche Vor- Bundeskanzler gewählt. das eigentliche Ziel, nämlich kosten- oder ge- ratshaltung ebenso wie Exporterstattungen 22.10.1969 – (FDP) wird zum winnorientierte Preise, aufzugeben. In den frü- und auch spürbare Absatzhilfen auf dem euro- Bundeslandwirtschaftsminister ernannt. hen Nachkriegsjahren verwehrte noch der Staat päischen Binnenmarkt. Kritik von Wissen- 11.11.1969 – Die 34. Mitgliederversammlung den deutschen Landwirten den Zugang zu hö- schaftlern oder dem Verbraucherverband – der des DBV fordert ausreichenden Grenzaus- gleich im innergemeinschaftlichen Agrar- warenverkehr. 19.12.1969 – Constantin Freiherr Heereman, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, wird zum DBV- Präsidenten gewählt. Vizepräsidenten: Carl Dobler (Württemberg-Baden), Otto Frei- herr von Feury (Bayern), Edgar Janson (Pfalz), Hans-Jürgen Klinker (Schleswig- Holstein). 1970 01.01.1970 – Die CMA nimmt ihre Tätigkeit auf. 19.03.1970 – Erstes Treffen zwischen Bundeskanzler Willy Brandt und DDR-Mi- nisterpräsident Willi Stoph in Erfurt 17.09.1970 – Das Bundeskabinett verab- schiedet ein Sofortprogramm zum Umwelt- Vor allem die 70er Jahre waren geprägt von zahlreichen Bauerndemonstrationen in Bonn schutz. (im Bild), Brüssel und Strassburg mit bis zu 50.000 Teilnehmern. Foto: Associated Press

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60 Jahre DBV

damals auf „billig“ setzte – prallte an den Ma- tionen zur Marktpolitik mit der gebotenen Vor- 26.10.1970 – „Ertl-Programm“ zur einzelbe- rathon-Agrarpreisverhandlungen der Agrar- sicht korrigiert und weiterentwickelt. trieblichen Förderung als Gegenvorschlag minister ab. Im Zusammenhang mit der Agrarreform zum „Mansholt-Plan“ Nach den EU-Erweiterungen in den 70er und 2003/2004 wurde die Entkopplung staatlicher 80er Jahren in den Norden und Süden Europas Direkthilfen von jeglicher Marktbeeinflussung 1971 hinein und verstärkt durch die handelspoliti- ebenso akzeptiert wie die Einbeziehung des Zu- 23.03.1971 – COPA-Demonstration in Brüssel schen Auseinandersetzungen in der GATT-Run- cker-, Obst-, Gemüse- und Weinmarktes in die- mit 100.000 Bauern gegen die Preisvor- de schwoll die Kritik an der Agrarmarktpolitik sen wettbewerbsorientierten Ansatz. Auch die schläge der EG-Kommission der EU an. Zugleich machten Bauerndemon- Festlegung des Bauerntages 2007 in Bamberg 03.05.1971 – Walter Ulbricht tritt vom Amt strationen in Frankreich, Deutschland und Ita- auf die Beendigung der Quotenregelung Milch des ersten Sekretärs des Zentralkomitees lien die Unzufriedenheit über unzureichende im Jahre 2015 gehört in diesen Zusammen- zurück. Nachfolger wird Erich Honecker. Einkommen deutlich. hang. 07. bis 10.07.1971 – Deutscher Bauerntag in Der DBV hat damals zusammen mit der Kiel mit Ministerpräsident Gerhard Stolten- Bundesregierung nachdrücklich dafür ge- Jetzt zählt Risikomanagement berg (CDU) und Bundeslandwirtschaftsmi- kämpft, eine Verbesserung der Erzeugerpreise nister Josef Ertl (FDP) durch die Ausweitung staatlicher Mengenre- Aber Märkte werden auch künftig nicht nur gulierung sicherzustellen. „Für Marktaus- Schokoladenseiten haben. Das Auf und Ab der 1972 gleich – gegen Preissenkung“ wurde für lange Erzeugerpreise wird heftiger und kann – ver- 11.02.1972 – Etwa eine halbe Million Land- Zeit zur zentralen Botschaft. Die Einführung stärkt noch durch Finanzspekulationen – zum wirte demonstrieren im gesamten Bundes- der Milchquoten im Frühjahr 1984 steht dafür, Problem für Verbraucher, Landwirte und Politik gebiet gegen die Brüsseler Agrarpreis - im Ackerbau eine drastische Flächenstillle- werden. Risikovorsorge und Risikomanagement politik. gungsregelung. Auch im Weinbau und einigen auf den Märkten sind zur neuen Agenda des Be- Juni 1972 – Der „Club of Rome“ veröffentlicht Sonderkulturen wurden Flächenbegrenzungen rufsstandes geworden. So gesehen wird der die Studie „Grenzen des Wachstums“. eingeführt oder ausgebaut. Der Angebots- entkoppelte Direktausgleich zu einer Grundab- 24.07.1972 – Tierschutzgesetz druck sollte bei kaum noch wachsender sicherung für den einzelnen Betrieb, um mit vo- 10.08.1972 – Gesetz über die Krankenversi- Binnenmarktnachfrage gedrosselt und kos- latileren Märkten fertig werden zu können. Zu- cherung der Landwirte (KVLG) tendeckende Preise handelspolitisch tolerabel gleich gewinnt die alte und stets neue Frage gemacht werden. nach der Einhaltung der „natürlichen Bedin- 1973 gungen“ für das Tun der Landwirte eine Markt- 01.01.1973 – Dänemark, Irland und das Ver- Marktpolitische Maßnahmen relevanz. Wenn etwa die Einhaltung von Nach- einigte Königreich treten der Europäischen und ihre Grenzen haltigkeitskriterien als Voraussetzung für die Gemeinschaft bei. Teilnahme am Weltbiokraftstoffmarkt ernsthaft 02.05.1973 – Der Deutsche Bundestag verab- Nach anfänglichen beachtlichen Erfolgen wur- vorgeschlagen wird, so ist dies ein gutes Zei- schiedet das Bundeswaldgesetz. de die Begrenztheit dieser marktpolitischen chen. 04. bis 07.07.1973 – Deutscher Bauerntag in Maßnahmen immer deutlicher, als mit dem Zu- Wenn derzeit auch in Deutschland wieder Stuttgart mit Bundeslandwirtschaftsminis- sammenbruch des Ostblocks und der deutsch- Kongresse zur Nahrungs- und Rohstoffsicher- ter Josef Ertl (FDP) deutschen Einigung die Erweiterung der EU heit durchgeführt werden, ist dies ein klarer 25.11.1973 – Verordnung über Fahrverbote an nach Mittelosteuropa möglich wurde. Mit der Hinweis darauf, dass die Politik das „tägliche Sonntagen und über Geschwindigkeitsbe- zunehmenden Globalisierung gingen eine Brot“ keinesfalls vollkommen den freien Märk- grenzungen tritt in Kraft (ers ter Ölschock). schrittweise „Entstaatlichung“ der Agrar- ten überlassen wird. Für den DBV werden dies Marktpolitik der EU und eine deutliche Öffnung entsprechend die marktpolitischen Prioritäten des EU-Binnenmarktes gegenüber dem Welt- sein: markt einher. • Notwendig ist die politische Gestaltung zu- Die in drei Reformschritten seit 1992 durch- mindest eines größeren Rahmens freierer gesetzte Liberalisierungs- und Öffnungspolitik Agrarmärkte durch die EU. Ein unteres Auf- war begleitet von großen Ängsten der Landwir- fangnetz, ergänzt durch einen moderaten, te in Deutschland. Über zwei Generationen hin- aber wirksamen Außenschutz, darf in der WTO weg hatte man den Weltmarkt stets als Bedro- nicht aufgegeben werden. hung der eigenen Absatzsituation, ja der Exis- • Die Verbandspolitik ist deutlich stärker auf tenz empfunden. Man befürchtete eine Entwer- die Unterstützung der Landwirte oder Erzeu- tung des bäuerlichen Wirtschaftens und hatte gergruppen in den Marktabläufen zu konzen- keinen Glauben an verlässliche dauerhafte Ein- trieren; dazu gehören die Gründung und der kommensübertragungen. Hart waren die Aus- Ausbau von Erzeugergemeinschaften sowie einandersetzungen des DBV mit der nationalen die Erneuerung der genossenschaftlichen und europäischen Politik. Idee auch für national und international aus- DBV-Präsident Constantin Freiherr Heere- man mit Bundeskanzler , Dass der Weltmarkt und die Entkopplungspo- gerichtete ernährungswirtschaftliche Unter- DBV-Vizepräsident Otto Freiherr von litik der EU für die Bauern zunehmend ihre nehmen. Feury, Bayern, und Bundeslandwirt- Schrecken verloren haben, ist eine neue und er- • Die Preis- und Gesundheitsorientierung der schaftsminister Josef Ertl (v.r.n.l.). freuliche Erfahrung für die verbandliche Markt- deutschen Verbraucher und die Konzentration politik. Vor allem das Wirtschaftswachstum in des Lebensmitteleinzelhandels müssen Ver- den bevölkerungsreichen Schwellenländern anlassung sein, die Werthaltigkeit nachhaltig 1974 Asiens und Südamerikas und die klimaschutz- erzeugter Nahrungsmittel als Leistung der 18.01.1974 – Der Bundestag verabschiedet getriebene Renaissance der Bioenergie haben Bauernfamilien offensiv in der gesamten PR- das Bundesimmissionsschutzgesetz. einen grundlegenden Wandel der Agrarmärkte Arbeit des Berufsstandes nach vorne zu stel- 15.05.1974 – (FDP) wird zum ausgelöst. In der Folge hat der DBV seine Posi- len und die Arbeit der CMA neu auszurichten. Bundespräsidenten gewählt.

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60 Jahre DBV

16.05.1974 – Helmut Schmidt (SPD) wird Bundeskanzler – Josef Ertl (FDP) bleibt Landwirtschaftsminister. Der Deutsche Bauernver- 09./10.12.1974 – Der „Europäische Rat“ wird gegründet. band und die Gesellschaft 1975 28.02.1975 – Lomé-Abkommen zwischen der EG und 46 Staaten Afrikas, des karibischen Raumes und des Pazifischen Ozeans (AKP) u. a. mit zoll- und kontingentfreiem Zu- Anton Blöth gang zum europäischen Markt und für 94,2 Prozent der Agrarexporte Jetzt ist wieder Fußball-Europameisterschaft. Auf den Pausenhöfen ist wieder die Zeit der 28.04.1975 – EG-Bergbauernprogramm Sammelbilder. Die Sammel-Heftchen sind so etwas wie der Grundkurs Marktwirtschaft für 02. bis 05.07.1975 – Deutscher Bauerntag in unsere Kleinen, schrieb vor ein paar Tagen die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Wiesbaden mit Bundeslandwirtschaftsmi- Wer noch nicht im Heft klebt, wird „wertvoll“, weil die Nachfrage zunimmt. Die Wertschät- nister Josef Ertl zung steigt, wenn das Angebot knapp wird. Beobachten wir das derzeit nicht auch in der Landwirtschaft? 1976 03.10.1976 – Bei den Wahlen zum 8. Deut- Die Frage reicht viel tiefer, als der erste Blick schen Bundestag bleibt es bei einer vermuten lässt. Zumindest soll sie den Blick auf SPD-/FDP-Koalition unter Bundeskanzler die gesellschaftliche Verankerung der Bauern in Helmut Schmidt. Deutschland richten. Manch einer verhieß den 20.12.1976 – Bundesnaturschutzgesetz tritt Bauern und der heimischen Agrar- und Ernäh- in Kraft. rungswirtschaft das gleiche Schicksal wie der Streichholzindustrie nach Erfindung des Feuer- 1977 zeuges: Abmarsch in die Bedeutungslosigkeit! 22. bis 25.06.1977 – Deutscher Bauerntag in Hannover mit Bundeslandwirtschaftsmi- „Brot und Spiele“ nister Josef Ertl Juni 1977 – Einführung der Nichtvermark- Es mag ja richtig sein, dass die Zahl der Bauern tungs- und Umstellungsprämie bei Milch in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat, ebenso der originäre Beitrag der Land- und 1978 Forstwirtschaft zum Bruttosozialprodukt. Auch 17.12.1978 – Zweiter „Ölschock“ nach in den Dörfern ist dieser Strukturwandel wirt- 1973/74 schaftlich, soziostrukturell und kulturell nicht spurlos vorbeigegangen. Deutschland ist eine „Tage des offenen Hofes“, bei denen Land- komplexe Industrie- und Dienstleistungsnation 1979 wirte ihre Höfe den Verbrauchern und ins - 13.03.1979 – Das Europäische Währungssys- geworden, in der andere Werte und Problem- besondere auch Kindern öffnen, ermög- tem (EWS) tritt in Kraft. stellungen, Märkte und Produktionszweige und lichen ein hautnahes Kennenlernen moder- 23.05.1979 – Prof. Karl Carstens (CDU) wird damit andere politische Agenden dominieren ner Landwirtschaft. Foto: SLB zum Bundespräsidenten gewählt. als noch vor 30 oder 50 Jahren. Doch haben 07. bis 10.06.1979 – Erste Direktwahl der Ab- nicht die jüngsten Debatten um weltweite Nah- Bauernstandes aussetzen, um seine Daseinsbe- geordneten des Europäischen Parlaments rungsmittelkrisen wieder einmal belegt, was rechtigung zu untermauern. Fest steht aber, 04. bis 07.07.1979 – Deutscher Bauerntag in bereits seit den Römern Binsenweisheit ist, dass Landwirtschaft immer noch und auch in Münster mit Bundeswirtschaftsminister dass es „Brot und Spiele“ sind, die die Men- Zukunft im gesellschaftspolitischen Blickfeld – Otto Graf Lambsdorff (FDP) schen wirklich bewegen? Muss es nicht erstau- im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde – nen – und mancher im Verband hat sich die Au- bleiben wird. Das ist Herausforderung und Ver- 1980 gen gerieben –, dass die kräftige Erhöhung der pflichtung, Chance und Gefahr zugleich. April 1980 – Bundesminister Josef Ertl kün- Butterpreise im Sommer des letzten Jahres die digt Maßnahmen des Steuerrechts gegen Schlagzeile aller Tageszeitungen war? Man Die Renaissance und die „unerwünschte Tierbestandsgrößen“ und könnte sich die Sache ja einfach machen und sa- Bringschuld der Landwirtschaft „flächenunabhängige Veredlung“ an. gen, der Bauernverband hat gute Arbeit geleis- 05.10.1980 – Bei den Bundestagswahlen er- tet, diese tiefe Verankerung der Themen Ernäh- Es gibt aufmerksame Begleiter der Agrarbran- halten CDU/CSU 44,5 Prozent der Stimmen, rung und Landwirtschaft zu halten. Dies alles che, die von einer „Wiedergeburt“ des Themas die SPD erhält 42,9 und die FDP 10,6 Pro- zeigt nur, die Bauern bewegen sich mit ihren Landwirtschaft insbesondere als öffentlich-me- zent. Produkten und Leistungen seit jeher auf wichti- diales Thema sprechen und dies exakt mit einem gen gesellschaftspolitischen Feldern, zu denen Datum verbinden können; und zwar mit dem 1981 in letzter Zeit mit Energie und Klima noch wei- 24. November 2000, als in Schleswig-Holstein 01.01.1981 – Griechenland tritt als zehntes tere dazugekommen sind. Es sind vor allem das erste in Deutschland geborene BSE-Rind Mitglied der Europäischen Gemeinschaft bei. auch in hohem Maße emotional besetzte Fel- gemeldet wurde. Sie sagen, vorher verdümpel- 01.07 bis 05.07.1981 – Deutscher Bauerntag der, die sich einer rein ökonomischen und ra- te das Thema zusehends, wurde eher im stillen in Trier mit Bundespräsident Professor Karl tionalen Herangehensweise verschließen. All Kämmerlein Agrarpolitik gemacht und selbst Carstens das klingt vielleicht pathetisch, mag einen viel- die Bauern waren auf dem Weg in die Abnabe- leicht auch dem Vorwurf der Überhöhung des lung von der Gesellschaft, hinein in die Stille

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der Antragsbürokratie in ihren Büros sowie der 1982 abgeschirmten Tierställe. Sie sagen auch, diese Kultur auf dem Lande 30.03.1982 – 10.000 Bauern demonstrieren „Wiedergeburt“ habe etwas mit einer Bundes- in Brüssel für eine Preisanhebung der ministerin Künast zu tun gehabt, die das Thema Die Enquetekommission „Kultur in Marktordnungsprodukte. äußerst polarisierend und eher gesellschafts- Deutschland“ unter Vorsitz der Bundes- 01.10.1982 – Dr. Helmut Kohl (CDU) wird politisch, weniger fachlich aus dem Dornrös- tagsabgeordneten Gitta Connemann hat Bundeskanzler – Josef Ertl (FDP) wird er- chenschlaf geholt hat. Da ist vielleicht etwas in ihrem Bericht auch der Kultur auf dem neut Bundeslandwirtschaftsminister. dran und wären die deutschen Bauern alle Öf- Lande ein Kapitel gewidmet. Darin wird fentlichkeitsarbeiter, könnten sie vielleicht festgehalten, dass es ein breites Spektrum 1983 auch Gefallen an dieser These finden. Daran kultureller Veranstaltungen und Aktivitä- 06.03.1983 – Bei den Wahlen zum 10. Deut- sieht man aber auch die Gefahren, die damit ten auf dem Lande gibt, überwiegend ge- schen Bundestag gelingt der Partei „Die verbunden sind, wenn man auf Feldern mit ho- tragen vom ehrenamtlichen Engagement. Grünen“ erstmals der Einzug. DBV-Präsi- her gesellschaftspolitischer Relevanz ackert; Dies sei ein „Pfund“, das dem Gemeinwe- dent Baron Heereman wird Mitglied des noch dazu, wenn auf diesen Feldern mehr und sen kulturelle Stabilität und eigenständi- Deutschen Bundestages. mehr Menschen immer weiter von der Landwirt- ge Identität sichert. Auch aus den Bauern- 30.03.1983 – Dr. Helmut Kohl wird zum schaft, von der betrieblichen, pflanzenbau- familien und dem landwirtschaftlichen Bundeskanzler gewählt. Das Landwirt- lichen oder tierzüchterischen Praxis entfernt Berufsstand entstammen zahlreiche kul- schaftsressort übernimmt Ignaz Kiechle sind. Dann werden Erwartungen auf die Arbeit turelle Aktivitäten. Ohne die Mithilfe der (CSU). der Bauern projiziert, die erst einmal wenig mit Bauernfamilien könnten zahlreiche kultu- 29.06 – 02.07.1983 – Deutscher Bauerntag in der konkreten Situation und Perspektive des relle Veranstaltungen auf dem Lande nicht Freiburg mit Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl Landwirts in Gleichklang zu bringen sind. Soll stattfinden. Von den ländlichen Heim- man das beklagen, soll man dagegen gar an- volkshochschulen gingen vielfältige kul- 1984 kämpfen? Man sollte zumindest einen Fehler turelle Impulse aus. Aktivposten länd- 31.01.1984 – Ost-Berlin: Erstes offizielles nicht begehen: Das abnehmende Wissen über licher Kulturarbeit sind vor allem auch Treffen zwischen Vertretern des DBV und Landwirtschaft und Ernährung als tadelnden Landfrauen und Landjugend. der Vereinigung der gegenseitigen Bauern- Vorwurf an Verbraucher, Politik und Medien zu hilfe (VdgB) der DDR richten. Vielmehr gibt es eine stetige und stän- 30./31.03.1984 – Weitreichende Beschlüsse dig größer werdende „Bringschuld“ der Agrar- Der DBV hat sich diesen Aufgaben stets ge- des EWG-Ministerrates – u. a. Senkung der und Ernährungsbranche selbst. Was in der BSE- stellt. Auch und gerade deshalb, weil er dazu Marktordnungspreise um 1 Prozent, Einfüh- Zeit schmerzlich klar wurde, war das deutliche die Befugnis von seinen Mitgliedern erhalten rung der Milchquoten, Herauskaufaktion Auseinanderklaffen zwischen den tatsächlichen hat. Anwalt und Sprachrohr für die Menschen und Abbau des positiven Grenzausgleichs Strukturen und Arbeitsweisen einer modernen in der Landwirtschaft zu sein, heißt dann eben 25./26.06.1984 – EU-Gipfel in Fontainebleau Land- und Ernährungswirtschaft und dem Wis- nicht nur zu verteidigen, sondern auch Lösun- (Frankreich): Die britische Premierministe- sen oder dem romantisierenden Vorstellungs- gen zu entwickeln, die eher den gesellschafts- rin Margaret Thatcher setzt einen Rabatt bild von Politikern, Medien und Verbrauchern politischen Umständen, Entwicklungen und auf die britischen Zahlungen an die EU über die Land- und Ernährungswirtschaft. Darin Maßstäben geschuldet sind. Es ist nicht ein- durch. liegt sicherlich ein Grund für die damaligen hef- fach, im Wissen um politische oder auch wirt- 01.07.1984 – Richard von Weizsäcker tritt tigen Überreaktionen. Hieraus ergibt sich aber schaftliche Erfordernisse und Entwicklungen sein Amt als Bundespräsident an. auch die Verpflichtung für eine aktive und of- Mitglieder darauf vorzubereiten, sie dafür zu 29.07.1984 – EG-Programm zur Reform der fensive berufsständische Kommunikationsar- sensibilisieren und deren Mitwirkung dabei zu Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) beit. Zu dieser heutigen offenen und modernen organisieren. Als ein Beispiel kann die Installa- 22.12.1984 – Erster BSE-Fall in Großbritan- Gesellschaft gehören nun mal auch die Medien. tion des QS-Systems angeführt werden, das nien Was früher in der Familie oder über Stammti- beileibe keinen Jubel in der Landwirtschaft sche an Wissen und Argumenten vermittelt wer- hervorruft, das aber als Antwort auf die gestie- den konnte, wird heute über Internetforen, genen Sensibilitäten im gesundheitlichen Ver- Ratgebersendungen und PR-Kampagnen aus- braucherschutz seit Auftreten des ersten BSE- getauscht. Deshalb ist und bleibt die Öffent- Falles in Deutschland auf maßgebliches Betrei- lichkeitsarbeit ein Garant für die gesellschaftli- ben des DBV hin installiert wurde. Auch der che Verankerung der deutschen Landwirt- Bamberger Milchbeschluss des letzten Jahres schaft. steht in dieser Tradition einer vorausschauen- den Verantwortlichkeit des DBV. Erinnert sei Verband muss Lösungen entwickeln auch daran, dass der DBV beispielsweise im Jahr 1996 eine Tierschutzethikkommission Die andere, weitaus schwierigere Aufgabe ist einberufen oder im Jahr 2000 ein Grünbuch zur es, die gesellschaftlichen Anforderungen mit Nachhaltigen Landwirtschaft vorgelegt hat. den Anliegen der Landwirtschaft in Einklang zu Heute begegnen uns die Themen Ethik und Deutschland hat sich heute zum Milchland bringen. Hier kommen auf einer abstrakten Nachhaltigkeit in der landwirtschaftlichen Pro- Nr. 1 in Europa entwickelt. Ebene Verpflichtung und Verantwortung gera- duktion an jeder Ecke. Marktforscher haben Foto: DBV de auch von Verbänden mit ins Spiel. Auf der diesbezüglich gar einen neuen gesellschaft- konkreten Ebene geht es um das möglichst lichen Trend bzw. eine neue relevante Käufer- 1985 frühzeitige Aufspüren von dem, was auf die schicht ausgemacht. Die deutschen Bauern 04.03.1985 – 8.000 Landwirte demonstrie- Bauern zukommt, aber auch um das Entwickeln werden damit umgehen können, die berufs- ren in Kiel gegen die Agrarpreisvorschläge und Aushandeln von Regelungen und Instru- ständische Orientierung war rechtzeitig ge- der EG. menten, in denen sich gesellschaftliche und setzt. Das zeichnet einen Berufsstand und sei- 11.03.1985 – Michail Gorbatschow wird neu- landwirtschaftliche Anliegen wiederfinden. nen Verband im Wandel aus. er Generalsekretär der KPdSU.

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03.07. bis 06.07.1985 – Deutscher Bauern- tag in Ludwigshafen mit Bundeslandwirt- schaftsminister Ignaz Kiechle Der Deutsche Bauern- 09.07.1985 – Das Bundesgesundheits- ministerium spricht eine Warnung vor dem Genuss österreichischer Weine aus – Entde- verband und die Medien ckung von Diäthylenglykol (Frostschutz- mittel). 19./20.12.1985 – Der Rat beschließt ab dem Dr. Michael Lohse 01.01.1988 Verbot von Hormonen in der Tiermast. Es war eine andere Medien-Welt: Die 20.00-Uhr-Tagesschau läutete als fester Bestandteil den Abend der meisten Deutschen ein. Der Marktanteil der Fernsehsendung war traumhaft 1986 hoch. Mit dem ZDF und dem Dritten gab es nur drei Fernsehprogramme, also noch keine 01.01.1986 – Das Dritte Agrarsoziale Ergän- private Konkurrenz, schon gar keine digitale Verbreitung, die heute den Empfang von über zungsgesetz (ASEG) tritt in Kraft – Beginn 100 Fernsehprogrammen ermöglicht. Es war die Zeit, als Krimis im Fernsehen zu „Straßen- der Neuorientierung in der Agrarsozialpoli- fegern“ wurden. Auch inhaltlich fallen Unterschiede zu den heutigen Nachrichtenformaten tik. auf, wo die Boulevardisierung, vor allem mit dem Markteintritt privater Fernsehsender, 01.01.1986 – Portugal und Spanien treten Einzug gehalten hat. der Europäischen Gemeinschaft bei. 21.05.1986 – Die Bundesregierung verab- Wer gelegentlÏich in einem der Dritten Pro- Andreas-Hermes-Haus, wo sich Generalsekretär schiedet eine Soforthilfe für Landwirte in- gramme die Wiederholungen der Tagesschau Dr. Schnieders mit seinem Team für die anste- folge des Reaktorunglücks in Tschernobyl. vor 25 Jahren verfolgt, kann wieder miterleben, henden Brüsseler Proteste „rüstete“. 06.06.1986 – Das Bundesministerium für wie zum Beispiel die EU-Agrarpreisverhandlun- Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- gen in Brüssel als beherrschendes Thema der Bilder prägen Meinung heit wird gebildet. Nachrichtensendung thematisiert wurden. Von 20.09.1986 – Beginn der Uruguay-Runde des den über die Jahre unverändert gebliebenen 15 Alte Zeit – gute Zeit? Mitnichten, auch heute GATT in Punta del Este Minuten Sendezeit wurde ein Drittel den ge- finden die Themen der Landwirtschaft Medien- scheiterten Getreidepreisverhandlungen im interesse. Doch werden sie heute stärker durch 1987 Brüsseler Agrarrat gewidmet. Mehr Nachrich- die Brille der Verbraucher betrachtet, was für 19.01.1987 – Eine Enquetekommission des tenwert kann ein Thema kaum haben, was ver- die Landwirtschaft wiederum Chance und Stär- Deutschen Bundestages legt einen Bericht deutlicht, dass der Getreidepreis damals nicht ke bedeutet. Da haben es andere Wirtschaftsbe- über Chancen und Risiken der Gentechno- nur für die Bauern eine Eckpreisfunktion hatte, reiche schwerer. Andererseits steigen auch die logie vor. sondern auch für die Bevölkerung von nationa- Risiken des Imageverlustes und die Herausfor- 25.01.1987 – Wahlen zum 11. Deutschen lem Interesse war. Damals wurden die Getreide- derungen der Krisenkommunikation für die Bundestag preisverhandlungen in vier Beiträgen und ei- landwirtschaftliche Kommunikation. Mit diver- 01.06.1987 – Die „Einheitliche Europäische nem Kommentar thematisiert: Der Fernsehzu- sen Tierseuchen, Lebensmittelskandalen – auch Akte“ tritt in Kraft (Festlegung der endgül- schauer wurde Zeitzeuge des Zusammentref- ohne Beteiligung der Landwirtschaft – und Um- tigen Vollendung des Binnenmarkts auf fens der ernst dreinschauenden EWG-Agrarmi- weltverstößen musste die Agrarbranche manch den 1.01.1993). nister im Rat, erlebte die Bewertung des Schei- lehrreiche mediale Erfahrung sammeln. Doch 01.07 bis 05.07.1987 – Deutscher Bauerntag terns mit den Forderungen des Bauernverban- die Landwirtschaft hat die Themen und die Bil- in Aachen; Bundeslandwirtschaftsminister des durch ein Interview mit Präsident Constan- der, die bei der Bevölkerung positiv besetzt sind Ignaz Kiechle wurde ausgeladen. tin Freiherr Heereman. Er war – sensationell für und mit denen sie öffentliche Aufmerksamkeit die damalige Fernsehzeit – live dabei durch zwei erlangen kann. Gerade diese Bilder sind in einer 1988 Schaltungen nach Bonn vor das Kanzleramt mit visuellen und emotionalen Welt entscheidend. 11./12.02.1988 – EU-Gipfel in Brüssel: Eine einer journalistischen Kommentierung von Denn Bilder prägen Meinung. Diese Erkenntnis Höchstgrenze für Agrarausgaben sowie Hintergründen und Folgen sowie vor das haben längst auch die Printmedien übernom- Garantiemengen für Getreide und Ölsaaten werden festgelegt; freiwillige Flächenstill- legungs-, Extensivierungs- und Vorruhe- standsregelungen für Landwirte. 15.11.1988 – Gemeinsame Erklärung des DBV und des Vorstandes der Chemischen Indus- trie über die Entwicklung des Einsatzes nachwachsender Rohstoffe 1989 29.05.1989 – Fusion des Bauernverbandes Württemberg-Baden mit dem Landes - bauernverband für Württemberg und Ho- henzollern zum „Landesbauernverband in Baden-Württemberg“ 05. bis 09.07.1989 – Deutscher Bauerntag in Würzburg mit Bundeslandwirtschaftsmi- nister Ignaz Kiechle (CSU)

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28.07.1989 – EG verhängt Exportverbot für Themenstruktur der wichtigsten Nachrichtensendungen 2007 britische Rinder, die vor dem 18.07.1988 geboren wurden. in Prozent der Sendedauer 09.11.1989 – Fall der Berliner Mauer Politik Wirtschaft Kriminalität/ Buntes Katastrophen 1990 Tagesschau 49 7 6 2 12.04.1990 – Die Volkskammer wählt Lothar Tagesthemen 42 10 4 4 de Maizière (CDU) zum Ministerpräsiden- heute (ZDF) 38 7 8 5 ten. heute journal 44 12 5 5 31.05.1990 – Das Bundesverfassungsgericht RTL aktuell 19 5 15 16 bestätigt die Verfassungsmäßigkeit des SAT 1 News 20 8 18 20 Absatzfonds für die Land- und Forstwirt- schaft. 17.06.1990 – Die DDR-Volkskammer be- men, deren Bildauswahl und -gestaltung mitt- werden täglich Zeitzeuge des aktuellen Weltge- schließt das Treuhandgesetz, kurze Zeit lerweile auch über die Auflage mit entscheidet. schehens. Grenzen spielen keine Rolle mehr. später das Landwirtschaftsanpassungsge- Tageszeitungen und Magazine haben nach wie Verstärkt oder sogar ausgelöst wird diese Ent- setz. vor ihren großen Wert im aktuellen Informieren wicklung durch das Internet. Vor allem die Ju- 14./15.07.1990 – „Warberger Erklärung“: und hintergründigen Analysieren und Kom- gend und die beruflichen Eliten, aber auch die Die Verbandspräsidenten aus West- und mentieren. Sie greifen die Themen der Land- jung gebliebene ältere Generation setzen auf Ostdeutschland sprechen sich für eine ein- wirtschaft auf der Politikseite in kurzen Meldun- diese Informationsquelle – mit wachsender In- heitliche landwirtschaftliche Interessen- gen auf. In Sonderseiten werden die Betroffen- tensität. vertretung für alle Menschen in der Land- heit erzeugenden oder die Verbraucher stark wirtschaft in einem vereinigten Deutsch- bewegenden Entwicklungen geschildert. In den Landwirtschaft als Medienereignis land aus. Grundlage dafür ist das Bekennt- viel beachteten Regionalseiten schließlich wer- nis aller Verbände, dass der Einzelne über den ausführlich die Auswirkungen der Berliner Als der Deutsche Bauernverband 2006 mit dem sein Eigentum frei verfügen soll. oder Brüsseler Entscheidungen vor Ort auf den Medienpreis Award für seine Pressearbeit aus- 03.10.1990 – Die DDR tritt nach Art. 23 GG landwirtschaftlichen Betrieb dargestellt. „The- gezeichnet wurde, war dies auch ein Urteil über dem Geltungsbereich des Grundgesetzes mensetting“ nennen Öffentlichkeitsarbeiter die die mediale Eignung landwirtschaftlicher The- bei. Fokussierung von Medien und Öffentlichkeit auf men in heutiger Zeit. Ausgezeichnet wurden 28.11.1990 – Die Pfälzische Bauern- und bestimmte Probleme und Entwicklungen. Qualität, Präsenz und Themenvielfalt in „tonan- Winzerschaft und der Bauernverband Angesichts des Internet-Siegeszuges ist die gebenden“ Zeitungen, Fernsehnachrichten und Rheinhessen schließen sich zum „Bauern- künftige Bedeutung der Tagespresse schon Magazinen. Besonders gelungen war, das Me- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd“ häufig in Frage gestellt worden. Ohne Zweifel dieninteresse für die politischen Themen aus zusammen. befindet sich der Zeitungsmarkt seit einigen der Agrar-, Verbraucher- und Tierschutzpolitik 02.12.1990 – Erste gesamtdeutsche Wahlen Jahren in der Krise. Die redaktionellen Ausga- und die Betroffenheit der Landwirte durch die seit 1932 ben oder publizistischen Einheiten gehen zu- aktuellen Entscheidungen zu gewinnen. Kon- 18.12.1990 – Gründung der Union zur Förde- rück, ebenso wie Reichweite und Auflage der Ta- struktives und kreatives Einbringen eigener rung von Öl- und Proteinpflanzen e.V. gespresse. Es ist jedoch eher eine Verlagskrise, Vorschläge in der öffentlichen Diskussion zur (UFOP) weniger eine Zeitungskrise. Veränderungen des Lösung der Probleme und Herausforderung der Informationsverhaltens der Bevölkerung führ- Zeit werden heute mehr denn je von allen Me- 1991 ten dazu, dass von 1996 bis 2006 die Auflagen dien geschätzt, veröffentlicht, aber auch kri- 23.04.1991 – Das Bundesverfassungsgericht der Tageszeitungen in den alten Bundeslän- tisch hinterfragt. erklärt die im deutsch-deutschen Eini - dern um 14 Prozent zurückgingen, in den ost - Ob Zeitung, Fernsehen, Hörfunk oder Inter- gungsvertrag erfolgte Anerkennung der Bo- deutschen Bundesländern sogar mit 30 Prozent net – im Jahr 2008 waren bisher Welternährung denreform in der damaligen sowjetischen mehr als doppelt so stark. Nach – durch die und Hungeraufstände, Steigerung der Lebens- Besatzungszone für verfassungsgemäß. Wiedervereinigung bedingten – kräftigen Zu- mittelpreise und Verfall des Milchpreises mit 20.06.1991 – Mit 338 gegen 320 Stimmen wächsen stieg die Gesamtauflage insgesamt auf Bauernprotesten große Medienthemen. Bereits entscheiden sich die Abgeordneten des 27 Millionen Exemplare (1991). Heute werden das Jahr 2007 geht in die Geschichte ein, in dem Deutschen Bundestags für Berlin als künf- nur noch 21 Millionen Tageszeitungsexemplare Landwirtschaft in ihrer Vielfalt und unterneh- tigen Regierungssitz. verkauft, was der Größenordnung der Auflage merischen Leistungsfähigkeit eine sehr große, 09.12.1991 – Die erste Tankstelle mit Raps- in den alten Bundesländern vor der Wiederver- meist positive Medienresonanz erfuhr. Die Ver- methylester wird in Betrieb genommen. einigung entspricht. braucher werden künftig mehr Zeit mit Medien- 21.12.1991 – Der Bauernverband der DDR Die technischen Entwicklungen – manche nutzung verbringen. Denn durch mobile Endge- löst sich auf. sprechen von medialen Revolutionen – sorgen räte wie Handy werden bisher durch die Medien in der heutigen globalisierten Medienwelt für kaum „erschlossene“ Lebensumstände und All- 1992 eine gewaltige Informationsflut, aber auch für tagssituationen erst medientauglich. Anders 21.05.1992 – Der Agrarministerrat einigt sich eine erheblich gestiegene Konkurrenz. Jede als früher verfügen die Menschen heute über auf eine Neuausrichtung der Gemeinsamen Sendung wie jede Zeitung braucht deshalb ex- ein Bündel unterschiedlicher Kommunikations- Agrarpolitik (GAP) mit radikaler Senkung klusiv „ihr“ Thema, „ihre“ Geschichte. Kriegeri- wege und Wahlmöglichkeiten. Es wird also der Marktordnungspreise für Getreide und sche Auseinandersetzungen, Katastrophen, schwerer, sich öffentlich Gehör zu verschaffen Rindfleisch; Teilausgleich durch Flächen- Aufstände, politische Erdrutsche oder Unwet- und seine Anliegen darzustellen. Die Landwirt- prämie und Tierprämien; Verpflichtung zu ter, selbst in entlegenen Teilen dieser Welt, schaft wird mit ihren Medienthemen gut daran Flächenstilllegung. werden am Abend durch die elektronischen Me- tun, sich mit ihren Angeboten auf die Verände- 03.06.1992 – In Rio de Janeiro wird der UNO- dien fast zum „nachbarlichen Miterleben“. Wir rungen des Medienverhaltens einzustellen. Umweltgipfel eröffnet.

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01.07.1992 – Die Bodenverwertung- und -verwaltungs GmbH (BVVG) nimmt ihre Tä- tigkeit auf. Eine neue Generation 08.12.1992 – 50.000 Bauern demonstrieren in Bonn gegen die GATT-Vereinbarungen. Bauernpräsidenten 1993 01.01.1993 – Der Europäische Binnenmarkt tritt in Kraft. 28 Prozent der Landwirte in Deutschland sind älter als 55 Jahre. 29 Prozent sind 35 bis 21.01.1993 – Kabinettsumbildung: Jochen 44 und 26 Prozent sind 45 bis 54 Jahre alt. Das verdeutlicht den anstehenden Genera- Borchert (CDU) wird Landwirtschaftsminis- tionswechsel in der Landwirtschaft, der sich gleichermaßen auch im Verband vollzieht. ter. Die Deutsche Bauern Korrespondenz hat eine Auswahl der neuen Generation Bauern - 07.07. bis 09.07.1993 – Deutscher Bauern- präsidenten porträtiert. tag in Kiel mit Bundeslandwirtschaftsmi- nister Jochen Borchert (CDU) Werner Schwarz hat sich auf Jungsauenvermeh- 16.08.1993 – Das Bundesamt für Natur- rung spezialisiert. Auf Gut Frauenholz sind au- schutz (BfN) nimmt seine Arbeit auf. ßer dem neuen Betriebsleiter eine Mitarbeite- 26.10.1993 – Schweinepestausbrüche in rin für die Tierhaltung, zwei Teilzeitkräfte und Cloppenburg und Vechta mit totalem der Auszubildende tätig. Während die drei Kin- Verbringungsverbot für Schweine der der Familie noch die Schule besuchen (Cle- mens) oder ihre Ausbildung absolvieren (Kai- 1994 Maleen und Rupert), besorgt Ehefrau Susanne 23.05.1994 – Roman Herzog (CDU) wird die Buchhaltung. Im Sommer verstärken zwei zum Bundespräsidenten gewählt. Erntehelfer aus Österreich und ein Mähdre- Juni 1994 – Das Verfüttern von Tiermehl scherfahrer das Team auf Gut Frauenholz. an Wiederkäuer wird EU-weit verboten. 27.09.1994 – Kreislaufwirtschafts- und Fast jeder Tag ist ausgebucht Abfallgesetz Den Terminkalender von Werner Schwarz führt 1995 nun eine Mitarbeiterin des Bauernverbandes in 01.01.1995 – Das Entschädigungs- und Aus- Werner Schwarz und Mitarbeiterin Ulrike Rendsburg. Fast jeder Tag ist ausgebucht, Ver- gleichsgesetz tritt in Kraft. Tiefensee, die für die Tierhaltung auf Gut abredungen mit Politikern, Verbandskollegen, 01.01.1995 – Die am 15.04.1994 in Mar ra - Frauenholz verantwortlich ist. Foto: Gerd Rinas Behördenvertretern, Journalisten. Gespräche kesch ins Leben gerufene Welthandels- in Rendsburg, Kiel, Berlin. organisation (WTO) nimmt ihre Tätigkeit Werner Schwarz: Der neue Bauernpräsident hält sich so kurz auf. „Doppelt so viel hören wie reden“ nach seiner Wahl noch zurück, will seine Partner 01.01.1995 – Österreich, Schweden und Finn- kennenlernen, ein Plakat im Pastorat in Reth- land treten der Europäischen Union bei. Gut vier Monate nach seiner Wahl zum Präsi- wisch vor Augen: ein Mondgesicht mit Mund denten des Bauernverbandes Schleswig-Hol- und Ohren, darunter der Satz: „Der liebe Gott stein ist der Terminkalender von Werner hat uns zwei Ohren gegeben und einen Mund, Schwarz nahezu ausgebucht. Chancen für Lö- damit wir doppelt so viel hören wie reden.“ sungen, mit denen Landwirte leben können, Werner Schwarz sieht den Verband und den will er nicht verstreichen lassen. Werner landwirtschaftlichen Berufsstand vor wirklich Schwarz ist einer, der genau hinschaut, der den großen Herausforderungen. „Die Welt verän- Dingen nachgeht und Lösungen will. dert sich jeden Tag. Sich wandelnde agrarpoli- „Ich gehör zu denen, die Fragen stellen“, tische Rahmenbedingungen, Liberalisierung sagt er über sich. Vor gut fünf Monaten, am 11. der Märkte, Globalisierung, Klimaerwärmung – Januar, wählte ihn der Landeshauptausschuss wir Bauern müssen unseren Platz in dieser dy- im Rendsburger Conventgarten zum Nachfolger namischen Gesellschaft immer wieder neu be- Der Selbstversorgungsgrad bei Schweine- von Otto-Dietrich Steensen als Präsident des stimmen“, so der Landwirt. Der einheitliche fleisch ist in Deutschland seit den 90er Jahren von 86 auf gegenwärtig fast 100 Bauernverbandes Schleswig-Holstein. Seitdem Bauernverband spiele dabei in seiner ganzen Prozent angestiegen. habe sich sein Leben verändert, sagt Schwarz. Vielfalt die entscheidende Rolle, sagt der Präsi- Foto: DBV Im Januar hat er einen Betriebsleiter einge- dent überzeugt. stellt. „Anders würde es nicht gehen“, so der Werner Schwarz will, dass diskutiert wird im 10.04.1995 – Agrarministerrat verlängert staatlich geprüfte Landwirt. Werner Schwarz ist Verband, die beste Lösung in der Debatte, im Zuckermarktordnung für sechs Jahre. seit 1994 Eigentümer des Gutes Frauenholz in Streit der Meinungen geboren wird. Diskus- 05. bis 08.07.1995 – Bauerntag in Friedrichs- Rethwisch nahe Bad Oldesloe. Den Betrieb hat- sionskultur ist dem 47-Jährigen wichtig. Das hafen mit Erwin Teufel (CDU), Ministerprä- te sein Großvater gleichen Namens 1927 er- gilt auch im Verhältnis zu potenziellen Part- sident von Baden-Württemberg, und EU- worben. Ebenjener Werner Schwarz, der den nern. Erst kürzlich traf sich die Bauernver- Kommissar Franz Fischler Bauernverband Schleswig-Holstein nach dem bandsspitze in Rendsburg mit Vertretern des Krieg mit gründete und von 1958 bis 1961 im Landes-Naturschutzbundes NABU. Es war eine 1996 Kabinett von Konrad Adenauer als Bundesland- Premiere. „Chancen für Lösungen, mit denen 27.03.1996 – Die EU-Kommission verhängt wirtschaftsminister Verantwortung trug. wir Landwirte leben können, will ich nicht ver- ein weltweites Exportverbot von britischem Zum Betrieb gehören jetzt 480 Hektar Acker- streichen lassen“, sagt Schwarz. Die Grenze Rindfleisch. land, 240 Sauen sowie 1.800 Mastschweine. sieht er da, „wo Eigentum gefährdet ist, der

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Fortbestand bäuerlicher Betriebe auf dem Spiel umschauen, die dabei mithelfen“, sagt der Bau- 07.11.1996 – Der Deutsche Bauernverband steht“. Die von Brüssel verlangten Nachmel- ernpräsident, für den Demokratie ein hohes Gut gründet eine Ethikkommission für Fragen dungen von Vogelschutzgebieten auf der Halb- ist. „Sie funktioniert aber nur, wenn sie gelebt der Tierhaltung. insel Eiderstedt, wo Wildgänse den Landwirten wird“, so Schwarz, der Mitglied der CDU und das Leben schwer machen, treiben ihn um. schon viele Jahre stellvertretender Bürger- 1997 Auch außerhalb des Naturschutzes sieht der meister in Rethwisch ist. Letzteres Amt wird er April 1997 – DBV und Deutsche Bundesstif- Präsident im ländlichen Raum die Zeit für neue nun notgedrungen abgeben. „Auf Posten kann tung Umwelt starten das Eifelprojekt. Partnerschaften, sogar für „strategische Allian- ich gut verzichten“, lacht Werner Schwarz. Den 08.04.1997 – Das DBV-Präsidium wählt Gerd zen“ gekommen. „Wir haben die ersten Dörfer Kontakt zu den Nachbarn in Rethwisch will er Sonnleitner, Präsident des Bayerischen Bau- ohne Bauern. Wenn wir die bäuerliche Kultur er- pflegen. ernverbandes, zum Präsidenten. Vizepräsi- halten wollen, müssen wir uns nach Menschen Gerd Rinas denten: Frank Rentzsch, Heinz Christian Bär, Wilhelm Niemeyer, Norbert Schindler; Con- stantin Freiherr Heereman wird nach 28 Jah- ren Präsidentschaft DBV-Ehrenpräsident. Frank Zedler: 15.05.1997 – In der EU werden gentech- In der Praxis verwurzelt nisch veränderte Lebensmittel kenn- zeichnungspflichtig. Dass Mähdrescher fahren, wird sich Frank Zed- 02.07. bis 05.07.1997 – Bauerntag in ler auch in der diesjährigen Getreideernte Braunschweig mit Bundeslandwirt- nicht nehmen lassen. Seine familiären bäuer- schaftminister Jochen Borchert (CDU) lichen Wurzeln – die Großeltern waren Land- und dem Ministerpräsidenten von wirte, der Vater Tierarzt, die Mutter Meisterin Niedersachsen, Gerhard Schröder (SPD) in der Geflügelzucht – haben den 46-jährigen gelernten Agrotechniker geprägt und lassen 1998 sein Herz für die Praxis schlagen. In der Hoy- 09.03.1998 – In Anwesenheit von Bundes- mer Agrargesellschaft mbH obliegt dem Diplom- kanzler Dr. Helmut Kohl begeht der DBV agraringenieur als einem von drei geschäfts- in Koblenz sein 50-jähriges Bestehen. führenden Gesellschaftern indes der kaufmän- 31.03.1998 – Rund 1.000 deutsche Bauern nische Part. Der Betrieb bewirtschaftet gut demonstrieren in Brüssel gegen die Vor- 1.300 Hektar Acker im Regenschatten des Har- schläge der EU-Kommission zur Agenda zes –mit im Mittel 85 Bodenpunkten, aber nur Bei der Getreideernte sitzt Frank Zedler, einer 2000. 420 mm Jahresniederschlag. Die Qualitätswei- von drei Betriebsleitern der Hoymer Agrar- 27.10.1998 – Gerhard Schröder (SPD) wird zenproduktion ist Schwerpunkt des Anbaus. gesellschaft, am liebsten selbst auf dem Bundeskanzler – Karl-Heinz Funke (SPD) Daneben stehen Wintergerste, Winterraps, Mähdrescher. Foto: Wochenspiegel Aschersleben wird Bundesminister für Ernährung, Land- Zuckerrüben sowie verschiedene Vermehrun- wirtschaft und Forsten. gen im Feld und Mais. Der bildet die Futter- arbeit im Aufsichtsrat der Ostharzer Volksbank grundlage für 160 Herdbuch-Kühe samt Nach- sind nur zwei. 1999 zucht (1,4 Mio. kg Milchquote, durchschnitt- Letzteres und seine kaufmännische Zustän- 22.02.1999 – COPA-Großdemonstration in lich 8.600 kg Herdenleistung). Insgesamt digkeit im Hoymer Agrarbetrieb haben mit Zed- Brüssel mit über 30.000 Bauern – davon hält die 1992 gegründete Agrargesellschaft lers beruflicher Neuorientierung nach der Wen- 11.000 deutsche Bauern – gegen die Agen- 14 Leute in Lohn und Brot. de zu tun. Nach dem Tierproduktionsstudium in da 2000 Leipzig war er Bereichsleiter in der LPG Radisle- 24. bis 26.03.1998 – Die Staats- und Regie- Seit zwei Jahren an der ben und dort zuständig für eine 1.200er Sauen- rungschefs der EU verabschieden auf dem Spitze des LBV Sachsen-Anhalt anlage mit eigener Reproduktion und nachge- EU-Sondergipfel in Berlin die „Agenda schalteter Mast sowie für 55 Mitarbeiter. Ein AK- 2000“, mit der die Agrar- und Strukturpoli- Martin Galepp und Fred Dethloff, die GmbH- Ausbruch in einem Nachbarbetrieb führte dann tik sowie die Finanzierung des Haushalts Partner von Frank Zedler, sind für die Tierhal- zur Aufgabe der Schweinehaltung. Zedler, der der Gemeinschaft reformiert werden. tung und den Pflanzenbau zuständig. Sie halten seine Diplomarbeit im Wissenschaftsbereich 01.04.1999 – Das „Gesetz zum Einstieg in die dem gebürtigen Quedlinburger, der in Aschers- Agrarökonomie schrieb, sattelte um, arbeitete ökologische Steuerreform“ tritt in Kraft. leben wohnt, auch den Rücken frei, wenn er eh- bei der örtlichen Raiffeisenbank und qualifi- 23.05.1999 – Johannes Rau (SPD) wird zum renamtlich unterwegs ist. Die meiste Zeit bean- zierte sich auf dem zweiten Bildungsweg zum Bundespräsidenten gewählt. sprucht wohl das Amt des Landesbauernver- genossenschaftlichen Bankkaufmann. 1993 30.06. bis 04.07.1999 – Bauerntag in Cottbus bandspräsidenten von Sachsen-Anhalt, das kam dann das Angebot aus Hoym, im Betrieb mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), Frank Zedler seit gut zwei Jahren bekleidet. Di- anzufangen, 1995 erwarb er die GmbH-Anteile Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz rekt angestrebt habe er die Position nicht, gibt eines ausscheidenden Gesellschafters. Funke (SPD) und dem Ministerpräsidenten des Zedler zu. Als jedoch der LBV deswegen an ihn Landes Brandenburg, Manfred Stolpe (SPD). herantrat und auch die Familie, die Geschäfts- „Nur gemeinsam sind wir stark“ 06.07.1999 – Bundesverfassungsgericht zur partner und sein Regionalverband Nordharz, Legehennenhaltung: Käfigbatterien blei- wo er stellvertretender Vorsitzender ist, ihren Viel Zeit lassen Haupt- und Ehrenamt nicht. Nicht ben erlaubt, den Legehennen soll aber Segen gaben, entschied er sich für eine Kandi- für Lebensgefährtin Marina sowie die Töchter Ma- mehr Platz eingeräumt werden. datur. Im März 2006 wurde er in direkter Wahl reike, Carolin und Franziska, auch nicht für das 14.07.1999 – Die Europäische Kommission an die Spitze des Landesbauernverbandes beru- einzige Hobby – das Reiten. Doch die Familie hebt das weltweite Exportverbot für briti- fen. Daneben übt er weitere Ehrenämter aus. steht ebenso hinter ihm wie sein Betrieb. Sehr sches Rindfleisch auf. Der Vorsitz im Kreistag des Salzlandkreises, dankbar ist Zedler für die Unterstützung seitens 06.09.1999 – Der Bundestag nimmt seine Ar- dem er als CDU-Mitglied angehört, und die Mit- des Bauernverbandes. Der Landesvorstand, vor- beit in Berlin auf.

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26.10.1999 – 10.000 Landwirte demonstrieren an seine drei „Vize“, die Hauptgeschäftsstelle un- wegen des Austausches mit Kollegen aus Ost und in Berlin gegen das rot-grüne Sparpaket, die ter Fritz Schumann und die Spitzen der Kreisver- West, Nord und Süd, der das gegenseitige Ver- Ökosteuer, das Steuerentlastungsgesetz. bände nehmen ihm einiges ab. „Das macht es ständnis beflügelt. Denn: „Nur gemeinsam sind leichter“, weiß Zedler um den Wert guter Teamar- wir stark und finden mit unseren Belangen Gehör 2000 beit. Zumal er seit anderthalb Jahren auch als bei der Politik“, weiß Zedler. Insofern steht für 01.04.2000 – Neue Milchquotenregelung Vorsitzender des Fachausschusses Betriebswirt- ihn auch das Engagement für den Berufsstand 24.11.2000 – Erstmals wird bei einer in schaft des Deutschen Bauernverbandes regelmä- bundesweit nicht in Frage. Deutschland geborenen Kuh BSE festgestellt. ßig „auf Achse“ ist. Dieses Amt schätzt er auch Detlef Finger 01.12.2000 – Nach dem Bundestag stimmt auch der Bundesrat dem Eilgesetz für ein generelles Tiermehlverbot zu. Pflichttests an allen geschlachteten Rindern über 30 Derweil kümmerte sich Rukwieds Vater Dieter Monate werden vorgeschrieben. (79) um den Ausbau des landwirtschaftlichen Betriebes. Als eine der Ersten führten die Ruk- 2001 wieds – Joachim war seit 1987 Mitunternehmer 09.01.2001 – Landwirtschaftsminister im elterlichen Betrieb in Eberstadt (Landkreis Karl-Heinz Funke und Gesundheitsmi- Heilbronn) – bei Gemüse und im klassischen nisterin Andrea Fischer treten zurück. Ackerbau Anfang der 1990er Jahre die Mulch- Renate Künast (Bündnis 90/Die Grü- saat ein. 1994 übernahm Joachim Rukwied den nen) wird Landwirtschaftsministerin. Betrieb. „Mein Vater hat in mir bereits in frü- Das Gesundheitsressort übernimmt Ulla hester Kindheit das Interesse für den Ackerbau Schmidt (SPD). entfacht“, erinnert sich Rukwied. Er setzte wie 05. bis 10.02.2001 – Bundesweite Bauern- sein Vater auf Wachstum und Spezialisierung. demonstrationen, um konsequente BSE- So wurden die Milchkühe verkauft und das land- Bekämpfungsmaßnahmen und schnelle wirtschaftliche Unternehmen ganz auf Acker- Hilfen für die Bauern einzufordern. bau, Feldgemüse und Weinbau ausgerichtet. 10.04.2001 – DBV startet eine Postkar- Heute umfasst es 275 Hektar mit Getreide, tenaktion zur Strategie „Impfen statt Passionierter Ackerbauer: Joachim Rukwied Zuckerrüben, Raps und Feldgemüse, vor allem Töten“. freut sich über die gute Schotenbildung Kohl und Sellerie, sowie sieben Hektar Weinber- 02.07. bis 08.07. 2001 – Bauerntag in Mün- beim Winterraps. Foto: Dr. Heiner Krehl ge. Zudem ist Joachim Rukwied an einer Acker- ster u. a. mit Bundeslandwirtschaftsminis- bau-GbR mit Getreide und Raps beteiligt. terin Renate Künast (Bündnis 90/Die Grü- Joachim Rukwied: nen) und der Bundesvorsitzenden der CDU, Mit Profil und Marktgespür Familienmensch, der keine Dr. Angela Merkel Heraus forderungen scheut 10.10.2001 – Die Gesellschaft QS – Qualität Der Mann hat Ecken und Kanten. Er zeigt Profil. und Sicherheit GmbH wird gegründet. Der passionierte Ackerbauer setzt sich mit Lei- Eigentlich wollte Joachim Rukwied keine ver- denschaft für die Landwirte ein. Sich am Markt bandspolitische Karriere wie sein Großvater 2002 orientieren und mit Beispiel vorangehen – das starten. Denn er absolvierte eine solide Ausbil- 01.01.2002 – In 12 der 15 EU-Mitgliedstaa- ist das Credo von Joachim Rukwied, dem Präsi- dung mit landwirtschaftlicher Lehre und Agrar- ten wird der Euro als gemeinsame Währung denten des Landesbauernverbandes in Baden- studium mit Schwerpunkt Betriebswirtschaft an eingeführt. Württemberg (LBV), Stuttgart. Mit 46 Jahren ist der heutigen Hochschule für Wirtschaft und 28.05.2002 – In Brandenburg werden 105 er für einen Bauernpräsidenten noch ziemlich Umwelt in Nürtingen (Landkreis Esslingen). Da- Tonnen nitrofenbelasteter Öko-Weizen bei jung. Doch das zeichnet Joachim Rukwied aus: nach setzte er den von seinem Vater eingeleite- einem Futtermittelhändler entdeckt. Er weiß, was er will. Er erkennt und ergreift ten Entwicklungsprozess konsequent fort und 11.06.2002 – 15.000 Landwirte protestieren Chancen. Er scheut keine Herausforderungen, engagierte sich beispielsweise als Gründungs- in Straßburg gegen Initiativen, die Halb- sondern will an ihnen wachsen. vorsitzender im Landwirtschaftlichen Bera- zeitbilanz der Agenda 2000 für eine erneu- tungsdienst für Kartoffeln und Gemüse im Land- te Reform der europäischen Agrarpolitik zu Agrarpolitisches Denken vom kreis Heilbronn. Doch dann trat der damalige missbrauchen. Groß vater gelernt Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, Her- 17.08.2002 – Der Schaden der Jahrhundert- mann Kemmler, in Aktion und machte den pas- flut an der Elbe wird auf mehr als 20 Milli- „Das agrarpolitische Denken habe ich von mei- sionierten Ackerbauern 1993 zu seinem Stell- arden Euro geschätzt. – Der DBV, der Deut- nem Großvater mitbekommen“, erzählt er. Her- vertreter. 1996 rückte Rukwied zum Kreisvorsit- sche LandFrauenverband und der BDL rich- mann Rukwied war 17 Jahre lang Vorsitzender zenden auf. Im Juni 2006 wurde er – für manche ten unter dem Motto „Bauern helfen Bau- des Kreisbauernverbandes Heilbronn. Sein ers - überraschend – zum LBV-Präsidenten gewählt. ern“ ein Spendenkonto für vom Elbe-Hoch- ter Enkel war sein ganzer Stolz. Durch den en- Viel Zeit für das Privatleben bleibt dem dreifa- wasser geschädigte Landwirte ein. Gesamt- gen Kontakt mit dem Opa machte Joachim Ruk- chen Vater seitdem wenig. Zu seinen Hobbys Ski- spendensumme: 3.768.745,10 Euro. wied bereits in jüngsten Jahren Erfahrungen in fahren und Lesen kommt er kaum noch. Doch sei- der Agrarpolitik. Aber auch Beharrungsvermö- ne Ehefrau Katrin sorgt dafür, dass der „über- 2003 gen und Durchsetzungsfähigkeit wurden ihm, zeugte Familienmensch“ (Rukwied über Rukwied) 21.02.2003 – Unter dem Motto „Lebensmittel der in einem politischen Haus aufgewachsen sich immer wieder ein Mindestmaß an Zeit für die sind mehr wert!“ demonstrieren hessische ist, früh mit auf den Weg gegeben. Wie hieß es drei Kinder Lisa Marie, Ann-Sophie und Philipp Bauern für faire Milchpreise. doch einmal im Landwirtschaftlichen Wochen- nimmt. Das gibt ihm neue Kraft für die zahlrei- 14.03.2003 – Bundeskanzler Gerhard Schrö- blatt über seinen Großvater Hermann: „Er hat chen Herausforderungen, die er ohne Unterstüt- der stellt die Agenda 2010 (Arbeitsmarkt die Interessen der Bauern wie eine knorrige zung seiner Familie nicht meistern könnte. und Gesundheitsreform) vor. deutsche Eiche vertreten.“ Dr. Heiner Krehl

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26.06.2003 – Der EU-Agrarrat beschließt in Luxemburg die Reform der Gemeinsamen Zwingende Präsenz Agrarpolitik (GAP). 01.07. bis 06.07.2003 – Bauerntag in Frei- burg mit Bundesministerin Renate Künast in Brüssel (Bündnis 90/Die Grünen) und dem Minis- terpräsidenten von Baden-Württemberg Erwin Teufel (CDU) Willi Kampmann Interessenvertretung, in englisch auch Lobbying genannt, gehört zu modernen Demokra- 2004 tien wie der Deckel auf den Topf. In pluralistischen Gesellschaften ist eine effiziente 01.05.2004 – Der Beitrittsvertrag mit Zypern, Gestaltung von Politik ohne die Bündelung von Interessen kaum möglich. Dabei stehen die Tschechien, Estland, Ungarn, Lettland, Li- Interessenvertreter an der Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft. tauen, Malta, Polen, Slowakei und Slowe- nien tritt in Kraft. Die Arbeit der Verbände ist von großem gesell- ernverbänden der 10 mittel- und osteuropäi- 23.05.2004 – Dr. Horst Köhler (CDU) wird schaftlichen Wert, um zu stabilen und tragfähi- schen Länder legte. Dies hat das politische Ge- Bundespräsident. gen politischen Kompromissen in zunehmend wicht von COPA als Sprachrohr der europäi- 14.09.2004 – DBV, Rübenbauerverbände, komplexeren Gesellschaften zu kommen. Eine schen Landwirte gestärkt. Zucker industrie und Gewerkschaften (NGG) transparente und funktionierende Interessen- Während die politische Meinungsbildung auf schließen das Aktionsbündnis „Existenz- vertretung ist in besonderem Maße für eine in- europäischer Ebene 1958 überschaubar be- frage Zucker“. zwischen auf 27 Mitgliedstaaten gewachsene gann, ist das Heer der Lobbyisten in Brüssel auf EU von Bedeutung. Dabei spielt die landwirt- heute rund 15.000 Personen, die für etwa 3.000 2005 schaftliche Interessenvertretung eine heraus- registrierte Organisationen tätig sind, ange- 28.04.2005 – Die WTO verbietet AKP- und ragende Rolle, da die Landwirtschaft der bisher wachsen. Die Europäische Kommission und mit C-Zuckerexporte der EU. einzige vollständig europäisch integrierte Wirt- zunehmender Bedeutung auch das Europäische 20.06. bis 26.06.2005 – Bauerntag in Rostock schaftsbereich ist. Parlament haben die Expertise der Verbände, so u. a. mit Bundesministerin Renate Künast, auch der Bauernverbände, stets gesucht, sogar Harald Ringstorff (SPD), Ministerpräsident Interessenvertretung im Wandel gefördert. Dabei gibt es in Brüssel keine Ge- von Mecklenburg-Vorpommern, und Dr. Gui- heimdiplomatie, vielmehr einen pluralistischen do Westerwelle, Bundesvorsitzender der FDP Der Aufbau der europäischen Interessenvertre- und offenen Prozess des überzeugenden Argu- 22.08.2005 – Der DBV verlegt seinen Sitz von tung begann unmittelbar nach Begründung der ments. Bonn nach Berlin in das Haus der Land- und Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) Ernährungswirtschaft (HdLE). im Jahr 1958. Neben dem europäischen Indus- DBV vor Ort in Brüssel trieverband (UNICE), dem europäischen Ver- band der Handwerker zählt der europäische Wenn heute rund 50 bis 60 Prozent der allge- Bauernverband COPA seit der ersten Stunde zu meinen nationalen Gesetzgebung und über 80 den einflussreichsten Interessenverbänden in Prozent der speziellen landwirtschaftlichen Ge- Brüssel. Der DBV gehörte zu den Gründungsvä- setzgebung auf europäischen Rechtsvorschrif- tern der COPA. Mit der fortschreitenden politi- ten fußen, erübrigt sich die Frage nach der Prä- schen sowie wirtschaftlichen Integration als senz und Einflussnahme in Brüssel. Der DBV auch mit den Erweiterungsschritten bis auf heu- macht seinen Einfluss in erster Linie über die te 27 Mitgliedsländer hat sich auch die Interes- Meinungsbildung in COPA geltend. Gelang es in senvertretung enorm gewandelt. Die Schaffung den ersten Jahren noch, die Arbeit in und mit eines einheitlichen europäischen Bauernver- COPA von Bonn aus, dem früheren Hauptsitz des bandes mit 60 Verbänden aus 27 Mitgliedslän- DBV, zu organisieren, ist der DBV seit 1995 mit Das Haus der Land- und Ernährungswirt- dern ist ein unschätzbares politisches Verdienst einer eigenen Geschäftsstelle mit drei Mitarbei- schaft beherbergt die grünen Verbände im von COPA. Eine herausragende Rolle spielte da- tern im Herzen des Europaviertels in Brüssel politischen Zentrum in Berlin-Mitte. bei DBV-Präsident Sonnleitner während seiner vertreten. Foto: Dr. Anni Neu COPA-Präsidentschaft von 2003 bis 2005, in der Die Weiterentwicklung der EU erforderte eine er das Fundament für die Aufnahme von Bau- ständige Präsenz in Brüssel. So hat sich das Eu- 22.11.2005 – Dr. Angela Merkel (CDU) wird ropäische Parlament Schritt für Schritt politi- zur ersten Bundeskanzlerin der Bundesre- schen Einfluss erkämpft. Die komplexe Parla- publik Deutschland gewählt. Bundesland- mentsarbeit hat auch eine Anpassung der Ver- wirtschaftsminister in der Großen Koali- bandsarbeit erfordert. Die Ansprache des Parla- tion wird Horst Seehofer (CSU). ments erfolgt dabei nicht allein über den euro- 24.11.2005 – Der EU-Agrarministerrat einigt päischen Bauernverband COPA, sondern auch sich über die Reform der Zuckermarktord- unmittelbar durch den DBV in Brüssel gegenü- nung. ber den deutschen Abgeordneten. Am 1. Janu- Dezember 2005 – In Genf werden die Ziele für ar 2009 wird mit Inkrafttreten des Lissabon- die laufenden WTO-Verhandlungen verein- Vertrages das Europäische Parlament die volle bart: Die EU soll ihre Zuschüsse für Agrar- politische Mitentscheidung – auch in der Agrar- exporte bis 2013 einstellen. politik – erhalten. Das wird die Arbeit des DBV 15./16.12.2005 – Die EU-Staaten bringen Der Sitz des DBV in Brüssel befindet sich im Deutschen Haus der Land- und Ernährungs- aufs Neue herausfordern und weitere Anpas- den finanziellen Rahmenplan 2007 bis wirtschaft im Europaviertel. sungen im Interesse einer nachhaltigen deut- 2013 nach langwierigen Verhandlungen Foto: Willi Kampmann schen Landwirtschaft erzwingen. unter Dach und Fach.

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2006 07.03.2006 – Der DBV startet die bundeswei- te Kampagne „Bürokratieabbau – Jetzt!“ Bewährte Allianzen 01.08.2006 – Inkrafttreten des am 15.03. 2006 durch das Bundeskabinett verabschie- deten Energiesteuergesetzes. Erstmals wer- Einigkeit schafft Bedeutung und Durchsetzungskraft: Für einen Berufsstand ebenso unver- den Steuern auf Biokraftstoffe erhoben. zichtbar wie starke Partner. Der europäische Bauernverband, der Deutsche Raiffeisenver- 04.08.2006 – Die neue Tierschutz-Nutztier- band, die Landjugend ebenso wie die LandFrauen und der Bundesverband der Landwirt- haltungs-Verordnung tritt in Kraft. Mit die- schaftlichen Fachbildung haben den DBV auf seinem mittlerweile 60jährigen Weg zu einer ser VO wird die Kleingruppenhaltung für anerkannten und erfolgreichen Interessenvertretung begleitet. Legehaltung in Deutschland erlaubt. 21.08.2006 – Erste Fälle von Blauzungen- krankheit bei Rindern und Schafen in Deutschland ausforderungen gemeistert. So wird es auch in Zukunft sein. In diesem Sinne wünsche ich alles 2007 Gute und Erfolg für die nächsten 60 Jahre. 01.01.2007 – Bulgarien und Rumänien treten der Europäischen Union bei. Die EU besteht damit aus 27 Staaten. Manfred Nüs- 18.01.2007 – Bundeskanzlerin Dr. Merkel sel, Präsident und EU-Kommissionspräsident Barroso er- des Deutschen öffnen gemeinsam die Internationale Grü- Raiffeisenver- Brigitte Scherb, ne Woche in Berlin. bandes e.V. Präsidentin des 31.01.2007 – Bundesverfassungsgerichtsur- Foto: DRV Deutschen teil zur Erbschaftsteuer LandFrauen - 23.06.2007 – Die Regierungschefs einigen sich Dem DBV gratuliere ich im Namen des Deutschen verbandes auf dem EU-Gipfel auf einen Kompromissvor- Raiffeisenverbandes und seiner Mitgliedsunter- Foto: schlag der Ratspräsidentin Angela Merkel nehmen herzlich zum 60-jährigen Jubiläum. dlv/Birkenfeld über das europäische Verfassungsprojekt. Kaum ein anderer Wirtschaftszweig hat in diesem 28./29.06.2007 – Deutscher Bauerntag in Zeitraum einen derart rasanten Struktur- und Für die LandFrauen ist der Bauernverband der Bamberg u. a. mit Bundespräsident Dr. Horst Imagewandel vollzogen wie die deutsche Land- wichtigste Partner im Bereich der „grünen“ Ver- Köhler, Bundesminister Horst Seehofer und Agrarwirtschaft. Dass dieser gewaltige An- bände. Wir ergänzen uns auf ideale Weise. Die (CSU), dem Vizepräsidenten der EU-Kommis- passungsprozess erfolgreich vollzogen wird, ist LandFrauenbewegung ist entstanden, um den sion, Günter Verheugen (SPD), und FDP-Vor- ein Verdienst des DBV, der die Rahmenbedingun- Frauen auf den Höfen Kenntnisse zu vermitteln sitzenden Dr. Guido Westerwelle. Bamberger gen maßgeblich mit gestaltet. Es ist beein- sowohl in der Produktion und Vermarktung land- Beschlüsse zur Begleitung des Ausstiegs aus druckend, wie es den Verantwortlichen im DBV wirtschaftlicher Produkte als auch in der Führung der Milchquote im Jahr 2014/2015 immer wieder gelingt, die vielschichtigen, oft- eines landwirtschaftlichen Haushaltes. Daraus 20.11.2007 – EU-Kommission legt sogenann- mals auch gegensätzlichen Anliegen der bäuer- ist eine anerkannte hauswirtschaftliche Ausbil- ten „Gesundheitscheck“ der GAP vor. lichen Mitglieder zu bündeln, tragfähige Perspek- dung entstanden, die auf vielen Höfen eine pro- tiven für die junge Generation sowie den länd- fessionelle Einkommenskombination wie Urlaub 2008 lichen Raum aufzuzeigen und sich mit Nachdruck auf dem Bauernhof oder Direktvermarktung er- 19.01.2008 – Das DBV-Präsidium positioniert in Politik sowie Medien Gehör zu verschaffen. Der möglicht. Heute sind zusätzlich die Agrarbüro- sich zum Gesetzespaket des Integrierten DBV war und ist oftmals Vorreiter, wenn es darum fachfrau bzw. die Agrarbüromanagerin Fortbil- Energie- und Klimapakets der Bundesre- geht, Trends zu erkennen. Frühzeitig und fundiert dungen, die die LandFrauen anbieten, damit die gierung, mit dem der Klimaschutz in bereitet er seine Mitglieder auf – teilweise hohen bürokratischen Anforderungen und Ma- Deutschland vorangebracht werden soll, schmerzhafte – Veränderungen vor. Das gilt ins- nagementaufgaben, die an landwirtschaftliche u. a. durch einen verstärkten Ausbau er- besondere für die jüngste Vergangenheit, da sich Betriebe gestellt werden, partnerschaftlich be- neuerbarer Energien. in der Agrarpolitik und auf den Märkten ein Para- wältigt werden können. Eine weitere enge Ver- April/Mai 2008 – Hungeraufstände in Haiti digmenwechsel vollzogen hat. Die Zeiten von bindung unserer Verbände sehe ich im Bereich und anderen Entwicklungsländern tragen Intervention und Sicherheitsnetzen sind endgül- der Verbraucherbildung. Die LandFrauen, die so- das Thema Nahrungsmittel und Bioenergie tig vorbei. Land- und Ernährungswirtschaft sind wohl Erzeugerinnen als auch Verbraucherinnen auf die Topagenda von Medien und Politik. Zukunftsbranchen. Unternehmerische Verant- in ihren Reihen haben, pflegen einen intensiven 30.06./01.07.2008 – Deutscher Bauerntag in wortung und Risikomanagement sind gefragt. und authentischen Dialog. Botschafterinnen Berlin aus Anlass des 60-jährigen Beste- Dass die deutschen Bauern und Bäuerinnen neu- heimischer Agrarprodukte, Ernährungsfachfrau- hens des Deutschen Bauernverbandes. es Selbstbewusstsein erlangt haben, ist auch auf en und die vielen Frauen, die in Schulen und Kin- das Engagement des DBV zurückzuführen. dergärten mit Kindern kochen, zeigen, wie unse- Quellen zur Chronik Ich freue mich, die bewährte Allianz in der re Lebensmittel erzeugt und verarbeitet werden, Internetseiten der Europäischen Union, der Bundes- Interessenvertretung auf nationaler und euro- und werben für die qualitativ hochwertigen Pro- regierung, der Bundeszentrale für politische Bildung; päischer Ebene weiterhin gemeinsam mit dem dukte der deutschen Landwirtschaft. Chronik der Deutschen, Dortmund 1983; Unser Land, unsere Dörfer, unsere Bauern, Bonn 1998; Grün- DBV und seinen Landesbauernverbänden fort- Gemeinsam stehen wir für einen ländlichen dungsjahre des DBV, Bonn 1988; Von Schorlemer bis setzen zu können, um unsere Branche wettbe- Raum, der nicht nur seine wirtschaftliche Be- Heereman, 125 Jahre Westfälischer Bauernverein, werbsorientiert auszurichten und zukunftsfä- rechtigung behalten muss, sondern der Natur 50 Jahre Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsver- hig zu machen. Die Landwirte, Gärtner und Win- und Kultur unseres Landes erhält und unseren band, Münster 1997; dbk – Monatsschrift des DBV Zusammengestellt von Dr. R. Schnieders und zer sowie ihre Genossenschaften sind sturmer- Kindern eine lebenswerte Zukunft garantiert. E. Hintze, bearbeitet von A. Blöth probt und haben bislang gemeinsam die Her- Auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit!

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60 Jahre DBV · Nachgefragt

Jean-Michel Lemétayer, Gunther Präsident des Hiestand, Peter Seidl, französischen Vorsitzender Präsident des und europäi- des Bundes Bundesverban- schen Bauern- der Deutschen des Landwirt- verbandes Landjugend schaftlicher COPA Foto: Fachbildung Foto: FNSEA BDL/Gräschke Foto: privat

Ich freue mich sehr, anlässlich des 60. Geburts- Der DBV ist und bleibt der kompetente Verband Der Bundesverband Landwirtschaftlicher Fach- tags des Deutschen Bauernverbandes einige für die Interessen der Landwirtschaft und wird bildung (vlf) wurde im Jahr 1974 als Mitglied in Worte an seine Mitglieder richten zu dürfen. Als weiterhin der wichtigste Partner des Bundes der den DBV aufgenommen. Tragendes Verbands- derzeitiger Präsident von COPA und Präsident Deutschen Landjugend (BDL) für die Interes- fundament sind die aktuell etwa 230.000 Ein- des französischen Bauernverbandes FNSEA hat- senvertretung junger Landwirte und Landwir- zelmitglieder auf Schul- bzw. Kreisebene. Die te ich oft das Vergnügen, mit dem DBV sowohl tinnen sein. Mit Sicherheit gab es in den ver- „Ehemaligenverbände“ der agrarischen Fach- auf europäischer als auch nationaler Ebene zu- gangenen 60 Jahren auch deutlich unter- schulen und Fortbildungsgänge bilden ein sammenzuarbeiten. DBV und FNSEA haben wie schiedliche Einschätzungen in beiden Organi- funktionierendes Netzwerk von der Orts- bis zur kaum andere Bauernverbände die Entwicklung sationen zur Entwicklung der Landwirtschaft in Bundesebene. Arbeitsschwerpunkte des vlf sind der europäischen Landwirtschaft nach dem der Zukunft. In den Köpfen der Beteiligten hat seit jeher die Weiterbildung von Fach- und Füh- Zweiten Weltkrieg vorangetrieben. Beide Ver- sich jedoch einiges getan. Junglandwirte soll- rungskräften in den „grünen Berufen“ sowie die bände sind ungefähr gleich alt. Beiden kommt ten aber dennoch stärker in Entscheidungspro- Förderung und Weiterentwicklung des länd- auf nationaler Ebene und in der EU eine Füh- zesse eingebunden werden, um gemeinsam lichen Raums. rungsrolle zu. Von Anfang an standen wir vor Verantwortung für die Zukunft der Landwirt- 2004 hat der vlf auf Bundesebene seine Stra- ähnlichen Herausforderungen: Der Wiederauf- schaft zu übernehmen. Aufgabe des DBV muss tegie-Leitsätze „vlf 2015“ beschlossen. Die ak- bau nach dem Krieg, die Modernisierung unse- es dabei sein, die Arbeit in den Gremien für den tive Mitgestaltung der Bildung im land- und rer Landwirtschaft, die Entwicklung eines ge- Nachwuchs in der Verbandsarbeit attraktiv zu agrarwirtschaftlichen Bereich wurde damit als meinsamen Marktes für Agrarprodukte, die suk- gestalten. Hier ist das gemeinsame Projekt „Ar- zentrales Aktivitätsfeld deutlich herausge- zessiven Reformen der GAP bis 2003. Während beitskreise Junglandwirte“ ein richtiger stellt. Innerhalb des berufsständischen Ge- all dieser Jahre standen FNSEA und DBV stets Schritt. samtverbundes wollen wir uns als kompetenter zusammen. Wir haben in COPA gemeinsame Die veränderten Strukturen auf dem Land Ansprechpartner für Aus- und Weiterbildungs- Vorgehensweisen erarbeitet und für die Bauern führen dazu, dass der größte Teil der Landbe- fragen in die bildungsfachliche und -politische in unseren beiden Ländern Gehör und Respekt völkerung keine Bindung an die Landwirtschaft Arbeit des agrarischen Berufsstandes einbrin- in Brüssel erkämpft. hat. In diesen veränderten Strukturen ist der gen. Im April 2008 haben wir Vorschläge zur Be- Auch heute stehen wir vor großen Herausfor- BDL gern Partner, um junge Menschen auf dem wältigung neuer Herausforderungen in der derungen: Wachsende Preisschwankungen, zu- Land zu erreichen – vor allem solche, die nicht landwirtschaftlichen Berufsbildung vorgelegt, nehmende Importe aus Ländern, die unsere ho- aus der Landwirtschaft stammen und ein un- um darüber innerhalb des berufsständischen hen Produktionsstandards nicht erfüllen, Rufe schätzbares Potenzial bieten, um Landwirt- Bildungsnetzwerks zu diskutieren. nach einer Schwächung unserer gemeinsamen schaft für alle greifbar zu machen. Aus meiner Aus unserer Sicht ist es notwendig, die be- Agrarpolitik. Wenn wir diesen Herausforderun- Sicht sollte der DBV sich verstärkt dafür einset- grenzten Bildungsressourcen im Agrarbereich gen begegnen wollen, müssen wir auch in Zu- zen, dass die Landwirtschaft als Partner der bestmöglich zu bündeln und dabei bislang un- kunft zusammenstehen. Die vergangenen 60 Menschen gesehen wird. Nur so kann unsere genutzte Synergieeffekte zu erschließen. An- Jahre sind ein Beispiel dafür, was Einigkeit un- nachhaltige Landwirtschaft in Deutschland gesichts des beschleunigten Wandels und tief- ter den Bauern erreichen kann. Ich möchte die- langfristig die notwendige Akzeptanz in der Be- greifender Veränderungen in Wirtschaft und se Gelegenheit nutzen, um dem DBV herzlich völkerung gewinnen. Ich denke, der DBV muss Gesellschaft wird der vlf dazu beitragen, Bil- zum 60. Geburtstag zu gratulieren. Ich bin mir sich weiterhin dafür einsetzen, landwirtschaft- dung als Zukunfts- und Wettbewerbsfaktor der sicher, dass, wenn er in Deutschland und Euro- liche Produktion in unserem Land sicherzustel- deutschen Land- und Agrarwirtschaft zu stär- pa weiterhin so stark und entschlossen auftritt len – im Sinne der Bauernfamilien, der länd- ken. Wir stehen weiterhin ausdrücklich hinter wie bisher, wir uns auch keine Sorgen um die lichen Regionen und vor allem der Bevölke- der bewährten Anbindung unserer Bundesge- nächsten 60 Jahre machen müssen. rung. schäftsführung an den DBV-Generalsekretär.

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Deutscher Bauerntag 2008

Mitgliederversammlung des Deutschen Bauernverbandes Tradition · Verantwortung · Zukunft

Programm

Sonntag, 29. Juni 2008 18.00 Uhr Vorstandssitzung im Haus der Land- und Ernäh- 19.30 Uhr „HdLE Live“ – Abendveranstaltung rungswirtschaft (HdLE), Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin 20.00 Uhr Begrüßung DBV-Präsident Sonnleitner Grußwort des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit Montag, 30. Juni 2008 Bauernkapelle Oberschwaben

09.00 Uhr Verbandsrat DBV im HdLE 23.00 Uhr Verabschiedung

09.30 Uhr Präsidium DBV im HdLE Gastredner Martin Schulz, Dienstag, 01. Juli 2008 MdEP-Vorsitzender der SPE-Fraktion Eröffnungsmusik der Band „Heilix Blechle“ 12.00 Uhr Mittagessen im HdLE 12.00 Uhr Pressekonferenz mit DBV-Präsident Sonnleitner 08.30 Uhr Plenum Mitgliederversammlung im MARITIM Hotel Berlin, MARITIM Hotel Berlin, Stauffenbergstraße 26 Stauffenbergstraße 26, 10785 Berlin 1. Grundsatzrede DBV-Präsident Sonnleitner 13.00 Uhr Eröffnung der Mitgliederversammlung 2. Diskussion MARITIM Hotel Berlin, Stauffenbergstraße 26 DBV-Präsident Gerd Sonnleitner 09.30 Uhr Podiumsdiskussion mit allen Fraktions- EU-Kommissarin Mariann Fischer Boel vorsitzenden des Deutschen Bundestages, Bundesminister Host Seehofer Moderation: DBV-Generalsekretär Präsidentin des Deutschen LandFrauen- Dr. Helmut Born verbandes Brigitte Scherb 11.00 Uhr Pause 14.30 Uhr Transfer zu den Foren mit Bussen und Kaffeepause 11.30 Uhr Begrüßung der Bundeskanzlerin durch DBV-Präsident Sonnleitner 15.30–18.00 Uhr Forumsveranstaltungen: Grundsatzrede von Bundeskanzlerin 1. Perspektiven der Europäischen Agrar- Dr. Angela Merkel politik (Botschaft Frankreich) Schlusswort DBV-Präsident Sonnleitner 2. Bioenergie am Wendepunkt? Musikalischer Schlussakt (Landesvertretung Rheinland-Pfalz) 3. Milchmarkt 2008 – was bringt die 12.30 Uhr Mittagsimbiss Zukunft? (Landesvertretung Bayern) anschließend Begleitprogramm – 4. Tierhaltung in Deutschland – Wett- Stadtrundfahrten bewerbsfähigkeit versus gesellschaft- liche Akzeptanz (Landesvertretung NRW) 5. Ökologischer Landbau zwischen Ideal und Industrie (Botschaft Italien)

18.30–20.00 Uhr Junglandwirte-Treff Die vollständigen Programme der Foren und die Veranstaltungsorte (Landesvertretung Sachsen-Anhalt) stehen online unter www.bauernverband.de.

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Deutscher Bauerntag 2008 Der DBV dankt den Hauptsponsoren des Deutschen Bauerntages 2008

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Verband Aktiv

rungsmittel, Treibstoffe, Heizung und Elektri- das Schlachtgewicht EU-weit vorübergehend 16. Kalenderwoche 2008 zität ungebrochen ist“. Das sagte DBV-Präsi- um zwei bis drei Prozent zu verringern, und ap- Zentraler Aktionstag Milch dent Sonnleitner im ARD-Morgenmagazin. So- pellierte an die Schlachtbetriebe, die Preismas- am Brandenburger Tor in Berlin lange diese Nachfrage durch den Boom in In- ken bald anzupassen. dien und China ungebrochen sei, würden auch DBV-Präsident Sonnleitner hat beim „Zentralen die Preise steigen. Sonnleitner wies aber Europäischer Bauernverband berät neue Aktionstag Milch“ vor dem Brandenburger Tor in gleichzeitig auf die steigenden Kosten der Pflanzenschutzmittelgesetzgebung Berlin am 17. April unter dem Motto „Die Milch- deutschen Bauern hin, die strenge Umweltauf- preise jetzt stabilisieren!“ die Molkereien aufge- lagen einzuhalten hätten. „Das verteuert unse- Der Europäische Bauernverband COPA hat in ei- fordert, bei den Verhandlungen mit dem Le- re Produktion“, erklärte Sonnleitner. Der Le- nem Workshop die Auswirkungen der Vorschlä- bensmitteleinzelhandel über die Preise für Kon- bensmittelbereich bleibe der Schwerpunkt der ge der EU-Kommission für eine neue EU-Gesetz- summilch „keinen Millimeter zurückzuweichen“. Produktion der Landwirte. Auch gebe es keinen gebung zum Pflanzenschutz sowie die Verschär- Schließlich gehe es um eine leistungsfähige Streit zwischen Tank und Teller, wenn die welt- fungsvorschläge des Europäischen Parlaments Molkereiwirtschaft und um die Existenz von weit ruhende Fläche von 100 Millionen Hektar beraten. Für die verschiedenen Ackerkulturen, 100.000 Milchbauern und ihrer Betriebe. So die wieder genutzt werde. insbesondere für den Obst- und Gemüseanbau, Kritik des DBV-Präsidenten zusammen mit wird eine drastische Beschneidung der verfüg- Milchbauern der Fachausschüsse Milch aus baren Pflanzenschutzmittel befürchtet. Eine allen Landesbauernverbänden an der auf Preis - Konjunkturbarometer Agrar wirkungsvolle, risikobewertete Bekämpfung senkung ausgerichteten Politik des Handels. Die wirtschaftliche Stimmung in der deut- von Pflanzenkrankheiten scheint dadurch ge- schen Landwirtschaft hat sich abgekühlt. fährdet. Aus Deutschland hat der Geschäftsfüh- Verbandstrainees Die Landwirte blicken wieder vorsichtiger rer des Verbandes der Hopfenpflanzer die Be- besuchen Brüsseler DBV in die Zukunft. Dies ist das Ergebnis des troffenheit beispielhaft an der Spezialkultur jüngsten Konjunkturbarometers Agrar. Hopfen erläutert. Die Teilnehmer des Verbandstrainingspro- Ausführliche Infos in dbk 5/08 oder gramms der Andreas Hermes Akademie haben www.bauernverband.de. sich im Rahmen eines Brüsselbesuchs über den 18. Kalenderwoche 2008 politischen Betrieb und die politische Mei- nungsbildung auf europäischer Ebene infor- DBV mahnt: Milchbauernproteste : Symbolische miert. Neun junge Mitarbeiterinnen und Mitar- Einkauf bei Aldi überdenken Solidaraktion in Sachsen-Anhalt beiter aus den Landesbauernverbänden sowie aus dem DBV, haben sich dabei mit dem Zu- Die zeitgleich von den Unternehmen Aldi, Lidl Der vom Landesbauernverband Sachsen-Anhalt sammenspiel der verschiedenen politischen und REWE in großformatigen, fast identischen organisierte landesweite Bauernprotest für fai- EU-Institutionen und den Einflussmöglichkei- Anzeigen am 21. April bekanntgemachten mas- re, mindestens kostendeckende Erzeugerpreise ten des Berufsstandes vertraut gemacht. siven Preissenkungen bei Konsummilch, Quark fand am 29. April 2008 an 46 Standorten auf Außerdem haben die Vertreter des DBV in Brüs- und Sahne sind nicht durch die Angebots- und Marktplätzen, in Einkaufsstraßen, Einkaufszen- sel den Nachwuchs über die aktuellen Agrar- Nachfragesituation auf dem Markt begründet. tren oder vor Aldi-Filialen statt. Insgesamt und umweltpolitischen Themen informiert. Das verdeutlichte der DBV. Vielmehr sei dies al- 10.000 Päckchen Markenbutter zu je 250 lein durch die extreme Marktmacht der wenigen Gramm verteilten die Milchbauern an die Ver- DBV fordert praktikable Regelung Einkaufszentralen im Lebensmitteleinzelhan- braucher und an 25 soziale Einrichtungen wie bei Einfuhr von Futtermitteln del gegenüber den Molkereien zu erklären. Vor Tafeln in Sachsen-Anhalt. Diese symbolische allem die Aldi-Gruppe habe ihre Wettbewerbssi- Solidaraktion dokumentierte, dass die Bauern Die Versorgung mit Eiweißfuttermitteln und da- tuation schamlos ausgenutzt und den Preisein- sich die Preissenkung für ihre Milch durch den mit letztlich die Wettbewerbsfähigkeit der ge- bruch zulasten aller Milchbauern in Deutsch- Lebensmitteleinzelhandel nicht länger gefallen samten deutschen Veredlung sind in Gefahr, land verursacht. Der DBV forderte daher die lassen. Über ein Flugblatt wandten sich die wenn an der Nulltoleranz für in der EU noch nicht Bauernfamilien, die Familien der Mitarbeiter in Milchbauern mit ihren Forderungen direkt an zugelassene GVO-Sorten festgehalten wird, so den Molkereiunternehmen und die Menschen die Verbraucher, die viel Sympathie und Ver- eine Erklärung des DBV-Präsidiums am 15. April im ländlichen Raum auf, ihr Einkaufsverhalten ständnis äußerten. in Berlin. Die Veredlungsbetriebe hätten bereits zu überdenken. im letzten Jahr beim Mais- und Maiskleberimport Sonnleitner: Wir benötigen mehr durch die Nulltoleranz Kostennachteile in Milli- Schweinemarkt europaweit in der Krise Forschung im Agrarbereich ardenhöhe hinnehmen müssen. Der DBV fordert die Tolerierung von geringen Anteilen noch nicht Die desaströse wirtschaftliche Lage der Schwei- Die gegenwärtige Talfahrt der Preise für Milch zugelassener GVO auch in der EU. Außerdem sei nehalter erfordert dringend Gegenmaßnahmen und Schweinefleisch müsse gestoppt werden, ein schnelleres Zulassungsverfahren notwendig, von Wirtschaft und Politik. Dies forderte der Eu- sagte DBV-Präsident Sonnleitner der „Rhein- ohne die inhaltlichen Anforderungen an die Zu- ropäische Bauernverband COPA im beratenden landpfalz am Sonntag“. Andernfalls würden die lassung in Frage zu stellen. Ausschuss der EU-Kommission, der unter Vor- Landwirte in den Ruin getrieben. Dies hätte sitz von DBV-Vizepräsident Möllers tagte. Seit auch verheerende Auswirkungen für die Ver- Monaten reichten die Erlöse nicht aus, um die braucher, die dann auf teure Importe angewie- 17. Kalenderwoche 2008 bis zu 70 Prozent gestiegenen Futter- und Ener- sen wären. Was die großen Einzelhandelsketten giekosten in der Schweinehaltung zu decken. gegenwärtig praktizierten, sei ein schamloses Sonnleitner: Discounter haben Notwendig sei deshalb ein Anstieg der Erzeu- Ausnutzen der Marktposition gegen die Bauern, Marktmacht missbraucht gerpreise um mindestens 50 Cent pro Kilo- betonte Sonnleitner. Um die weltweit gestiege- Der Trend zu kletternden Lebensmittelpreisen gramm Schweinefleisch. Dies lasse sich aber of- ne Nachfrage befriedigen zu können, müsse die sei eine unumkehrbare Reise, „weil die Nachfra- fenbar im Markt nur durchsetzen, wenn das An- Agrarproduktion effizienter werden. Dazu be- ge nach Energie in all ihren Formen wie Nah- gebot reduziert werde. COPA forderte deshalb, nötige man mehr Forschung im Agrarbereich.

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Verband Aktiv

Blauzungenkrankheit: DBV kritisiert Entscheidung des Bundesrates Starke Landwirtschaft entscheidend Mit dem Beschluss des Bundesrates zur Ände- rung der Blauzungenbekämpfungs-Durchfüh- für Wohlstand eines Landes rungsverordnung sei die Chance auf Verwal- „Wir brauchen eine starke Landwirtschaft in leitners die verhängnisvolle Verschärfung der tungsvereinfachung bei der Impfung vertan den Industrienationen, um für Stabilität auf Welternährungssituation. „Was wir brau- worden, kritisierte der DBV. Stattdessen belas- dem Weltmarkt zu sorgen. Man stärkt nicht chen, um die Nahrungsmittel auch in den Ent- te Deutschland als eines der wenigen Länder in die Schwachen, indem man die Starken wicklungsländern bezahlbar zu halten, ist der EU, das eine verpflichtende Impfung für schwächt“, erklärte Bundeslandwirtschafts- mehr Effizienz und Produktivität im Stall und Rinder, Schafe und Ziegen im Kampf gegen die minister Seehofer auf der gemeinsamen auf dem Acker“, stellte Sonnleitner fest. An- Blauzungenkrankheit vorsieht, die Durchfüh- Pressekonferenz mit DBV-Präsident Sonn- gesichts der großen Herausforderungen rung der Impfung nun mit bürokratischen Hür- leitner am 6. Mai 2008 in Berlin. Die größte müssten zusätzliche Mittel in die Agrarfor- den. Das Bundesrats-Plenum ist nicht dem An- Sicherheit für eine verlässliche und ange- schung gesteckt werden. trag der Länder Nordrhein-Westfalen und messene Lebensmittelversorgung seien an- Kernaufgabe der Landwirtschaft werde Niedersachsen gefolgt, die mit dem Ände- gemessene und motivierende Erzeugerpreise auch künftig die Lebensmittelerzeugung rungsantrag die Weichen für eine unbürokrati- für die Landwirte. Höhere Preise seien ein bleiben. „Der Einfluss der Bioenergie auf die sche Lösung bei Ausnahmen von der Impf- Hoffnungssignal für die Landwirtschaft und Nahrungsmittelpreise wird überschätzt“, pflicht für Rinder, Schafe und Ziegen stellen die Lebensmittelversorgung vor allem auch sagte Sonnleitner vor der Bundespressekon- wollten.

19. Kalenderwoche 2008

Erleichterte Viehbewertung bleibt weiter möglich Tiere des Anlagevermögens wie beispielsweise Zuchtsauen und Milchkühe können weiterhin entsprechend den bisherigen Grundsätzen der Viehbewertung bewertet werden. Dies teilte das Bundesministerium der Finanzen dem DBV mit. Dadurch bleiben sowohl die Vereinfachung durch die mögliche Gruppenbewertung nach Richtsätzen als auch eine realitätsgerechte Ab- schreibedauer erhalten. Der Erhalt dieser land- wirtschaftsspezifischen Vereinfachungsregel kommt besonders den derzeit wirtschaftlich un- Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer und DBV-Präsident Sonnleitner gemeinsam ter Druck stehenden Sauenhaltern und Milcher- in der Bundespressekonferenz in Berlin. Foto: Agnes Scharl zeugern entgegen, begrüßte der DBV. in den Entwicklungsländern. Die Lösung ferenz. So seien in 2007 weltweit nur 7 Pro- Mit Chlor behandeltes hierfür laute „Good Governance“. Das Recht zent des Pflanzenölverbrauches von 127 Geflügelfleisch nicht zulassen auf Eigentum sowie Zugang zu Märkten und Millionen Tonnen und 3,5 Prozent des Ge- Produktionsmitteln, eine Verwaltung ohne treideverbrauches von 2,1 Milliarden Tonnen Der DBV, der Zentralverband der Deutschen Ge- Korruption, ein funktionierendes Bankenwe- für die Bioenergie eingesetzt worden. „Des- flügelwirtschaft und die Verbraucherzentrale sen und leistungsfähige Infrastrukturen halb sind unsere Landwirte über die heftige Bundesverband haben in einem gemeinsamen seien dafür die Voraussetzungen. „Eine funk- Debatte über die Bioenergie sehr verwun- Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel auf die tionierende Landwirtschaft ist der Grund- dert“, stellte der DBV-Präsident fest. Er er- fatalen Folgen der geplanten Importzulassung stein für Entwicklung und Wohlstand eines innerte an die geradezu euphorische Klima- von Geflügelfleisch aus den USA hingewiesen. Landes“, erklärte Sonnleitner. Um die kauf- debatte im vergangenen Jahr in Deutschland Dem Grundsatz des vorbeugenden Verbraucher- kräftige Nachfrage nach Nahrungsmitteln in mit immer höher geschraubten politischen schutzes sollte höchste Priorität beigemessen der Welt zu decken, seien weltweit steigende Zielsetzungen zur Kohlendioxidminderung werden, so die drei Verbände. Die Bundesregie- Erträge in der Landwirtschaft notwendig. und zum Einsatz von erneuerbarer Energie. rung strebt mit dem geplanten Auslaufen der Poli ti sche Forderungen nach einer Extensi- Der DBV habe hier immer einen soliden und bisherigen Handelsbeschränkung für mit Chlor vierung bedeuten daher nach Aussage Sonn- verlässlichen Weg angemahnt. dekontaminiertes Geflügelfleisch eine Liberali- sierung des Handels zugunsten der transatlan- tischen Wirtschaftspartnerschaft an. neuerbaren Energien in Deutschland auf der Marktfähigkeit der erneuerbaren Energien zu Grundlage des Erneuerbare Energien Gesetzes erreichen. Bei der anstehenden Novelle DBV unterstützt nachhaltigen weiterzuentwickeln. bräuchte man keine generelle Erhöhung der Ausbau erneuerbarer Energien Dabei müsse aber nachhaltig und unter Ver- Einspeisevergütung. Vielmehr sollte der Ein- meidung von Überhitzungen vorgegangen satz von Gülle und landwirtschaftlichen Der DBV begrüßt das in der Anhörung im Um- werden. Vor allem aber müssten der techni- Nebenprodukten verstärkt in den Fokus ge- weltausschuss des Deutschen Bundestages sche Fortschritt und die Effizienzsteigerung rückt werden, um vorhandene Energiepoten- mehrheitlich geäußerte Bekenntnis, die er- vorangetrieben werden, um langfristig die ziale zu erschließen.

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Personalie/Meldungen

männliche Ferkel bis zum Alter von sieben Ta- GfK-Umfrage bestätigt: Chloriertes Trauer um Philipp Freiherr gen kastriert, da der Verbraucher den später Geflügelfleisch nicht erwünscht von Boeselager entstehenden Ebergeruch ablehnt. In bisheri- Am 1. Mai 2008 verstarb der Ehrenvorsit- gen Gesprächen zwischen Deutschem Tier- Vor dem Hintergrund der Diskussionen um die zende der Arbeitsgemeinschaft Deutscher schutzbund und DBV bestand Einigkeit, dass Lockerungen des Importverbots von US-ame- Waldbesitzerverbände, Philipp Freiherr man das Ziel verfolge, auf die Kastration gänz- rikanischem chlorierten Geflügelfleisch gab von Boeselager, im Alter von 90 Jahren. lich zu verzichten. Die derzeitigen Forschungen die CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der DBV-Präsident Sonnleitner sprach der sind aber noch nicht beendet und bislang nicht deutschen Agrarwirtschaft mbH jüngst eine Trauerfamilie im Namen des DBV-Präsidi- praxistauglich. Das Tierschutzgesetz kann nach repräsentative GfK-Umfrage in Auftrag. Das ums sein Beileid aus. In einem Kondolenz- DBV-Ansicht daher nur geändert werden, wenn Ergebnis ist eindeutig: Die Mehrheit der schreiben hob er hervor, dass sich Boese- auch die Voraussetzungen für alternative Be- Bundesbürger lehnt chloriertes Geflügel- lager „zeitlebens der Land- und Forstwirt- handlungsmöglichkeiten praxistauglich vor- fleisch aus den USA eindeutig ab. Die Studie schaft tief verbunden“ fühlte. Für seinen handen seien. Der DBV fordert den Deutschen bestätigt zugleich die Bemühungen der hei- herausragenden Einsatz für die Belange Tierschutzbund auf, gemeinsam mit dem Le- mischen Geflügelwirtschaft um den Verbrau- des landwirtschaftlichen Berufsstandes bensmitteleinzelhandel auch eine Veränderung cherschutz. wurde ihm die Andreas-Hermes-Medaille des Einkaufsverhaltens der Verbraucher zu er- 80 Prozent der haushaltsführenden Frauen in des DBV verliehen. reichen. Deutschland sprachen sich gegen den Verkauf

Landwirtschaft im Umbruch

Ende der siebziger Jahre begann für die Viele Tabellen, Schaubilder und eine um- deutsche Landwirtschaft ein neues Zeitalter. fangreiche Zeittafel bereichern den Text. Auf Nach der Einbeziehung in die Europäische Veranlassung des Deutschen Bauernverban- Gemeinschaft, der zunehmenden Öffnung des und mit Unterstützung der Landwirt- für den Weltmarkt und unter dem Druck schaftlichen Rentenbank wurde ein grundle- wachsender Überschüsse löste eine Agrarre- gendes Werk für Landwirte und all jene ge- form die andere ab. Stück für Stück zog sich schaffen, die mit der Landwirtschaft in viel- die Politik aus den Märkten zurück, entkop- facher Weise verbunden sind. pelte die ständig verringerten Einkommens- Rudolf Schnieders, Friedrich Golter, Man- hilfen von der Produktion und überließ die fred Köhne, Henning Brand-Saßen: Land- Foto: privat Landwirte ihrem unternehmerischen Kön- wirtschaft im Umbruch. Agrarpolitik, Markt, nen. Gleichzeitig wurden die Grenzen für Strukturen und Finanzierung seit den siebzi- Philipp Freiherr von Boeselager war von den internationalen Wettbewerb geöffnet. ger Jahren. Herausgegeben von der Andreas 1968 bis 1988 Vorsitzender der Arbeitsge- In Deutschland führte die Wiedervereini- Hermes Akademie, Bonn. 210 Seiten, Um- meinschaft Deutscher Waldbesitzerverbän- gung zu einem verstärkten Strukturwandel schlag Hardcover, Format: 17 x 24 cm, 19,90 de. Er bekleidete darüber hinaus eine Viel- und völlig neuen Betriebsformen. Euro. ISBN 978-3-8001-H 5776-1. Verlag zahl hoher Ämter in der forstlichen Interes- Die vier Autoren dieses Buches, Dr. Rudolf Eugen Ulmer, Stuttgart. senvertretung. So hatte er unter anderem Schnieders, Professor Dr. Friedrich über Jahre den Vorsitz des Absatzfonds der Golter, Professor Dr. Manfred Köhne deutschen Forstwirtschaft inne. Für seine und Dr. Henning Brand-Saßen schil- vorbildlichen Leistungen wurde Boeselager dern für diese Zeit bis zur Gegenwart mit der Verleihung des Großen Verdienst- sehr ausführlich die Vorgänge in der kreuzes der Bundesrepublik Deutschland deutschen und europäischen Agrar- geehrt. Außerdem wurde Boeselager 2003 politik, den Wandel auf den Agrar- der Offiziersgrad der Französischen Ehren- märkten, die Entwicklung der legion als Anerkennung seiner Haltung im Strukturen in der Landwirtschaft Zweiten Weltkrieg verliehen. Philipp Frei- und ihren verwandten Bereichen herr von Boeselager spielte zusammen mit sowie die Änderungen in der seinem älteren Bruder Georg eine zentrale Agrarfinanzierung. Sie sind nicht Rolle beim gescheiterten Attentat auf Hit- nur kenntnisreiche und kritische ler am 20. Juli 1944. Berichterstatter, sondern ziehen aus der Vergangenheit auch weitreichende Schlüsse für die Zukunft. Weil sie diese Zeit als DBV sucht praxisgerechte Lösungen leitende Funktionsträger des für Kastration von Schweinen Berufsstandes und als Wissen- schaftler an vorderster Stelle Der DBV erwartet von dem derzeit laufenden EU- durchlebt und mit gestaltet weiten Forschungsprojekt „PigCas“ tierschutz- haben, sind ihre Berichte und gerechte und wirtschaftliche Alternativen zu Kommentare authentisch, der üblichen betäubungslosen Kastration von lebhaft und detailgetreu. männlichen Ferkeln. Seit Jahrzehnten werden

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Meldungen

von chlorierten Geflügelprodukten aus. Zu- gleich fordern sie die hohen deutschen bezie- Größtes Bauernfrühstück der Welt hungsweise europäischen Qualitätsstandards auch für Geflügelimporte aus Drittländern. Landwirtschaft live erleben hieß es beim 83,2 Prozent der befragten Frauen bestätigen größten Bauernfrühstück der Welt, das am die Bedeutung eines eindeutigen Herkunfts- 3. Mai gleichzeitig in München, Hamburg, nachweises bei frischem und gefrorenem Geflü- Bonn, Leipzig und Paaren bei Berlin statt- gel. Über drei Viertel der weiblichen Befragten fand. In fünf riesigen Pfannen mit jeweils wünschen dies auch bei verarbeiteten Geflügel- drei Meter Durchmesser wurden Rühreier produkten. mit Speck für alle Besucher gegen eine Spende an die Welthungerhilfe zubereitet. Gen-Nahrung hat Chancen Zugleich erhielten die Besucher spannende bei Verbrauchern Einblicke in die moderne Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Die Veran- Gentechnisch veränderte Lebensmittel haben staltung war der erste Höhepunkt der auf einer Studie zufolge eine Absatzchance bei drei Jahre angelegten Kampagne „Das ist deutschen Verbrauchern – wenn sie billig sind, unsere Landwirtschaft“ der Fördergemein- so die Berliner Morgenpost vom 20. Mai. Dem- schaft Nachhaltige Landwirtschaft. Ziel nach darf das Gen-Lebensmittel im Schnitt nur dieser Kampagne ist es, die Öffentlichkeit halb so viel wie ein gleichartiges, aber nicht über moderne und nachhaltige Landwirt- gentechnisch verändertes Produkt kosten, da- schaft umfassend aufzuklären. Die breite der sie sich und ihre Arbeit einer breiten Öf- mit Kunden es im Laden kaufen. Das gehe aus Initiative, die vom DBV und von verschiede- fentlichkeit präsentieren können. Weitere einer Untersuchung des Zentrums für Europäi- nen Landesbauernverbänden unterstützt Informationen unter www.unsere-land- sche Wirtschaftsforschung in Mannheim hervor. wird, bietet Landwirten eine Plattform, auf wirtschaft.de. Bei Tests mit Sojaöl und Schokoladenriegeln kaufen die Studienteilnehmer demnach Gen- Sojaöl, wenn es im Schnitt 47 Prozent billiger war als das gentechnikfreie Öl. Beim Schokorie- gel mussten sie im Schnitt 59 Prozent spa- ren können, um sich für den Gen-Snack zu ent- scheiden. Bis zu zwölf Prozent der Verbraucher war es sogar grundsätzlich egal, ob bei ihnen gentech- nisch veränderte oder nicht veränderte Waren auf den Tisch kamen, und acht Prozent wollten sogar lieber die angebotenen Genprodukte. Die Forscher fanden zudem, dass gentechnisch ver- änderte Waren im Vergleich zu unveränderten umso günstiger sein müssen, je höher der Bil- dungsgrad der Käufer ist.

Die zehn Gebote zur Rettung des Klimas am Esstisch

Der italienische Bauernverband Coldiretti hat im Rahmen einer Veranstaltung zum Thema „klimatisch und ökologisch nachhaltiger Ko- Für das Bauernfrühstück, das anlässlich der traditionellen Brandenburgischen Land- sum“ anlässlich des „Earth Day“ eine Reihe von wirtschaftsausstellung in Paaren bei Berlin stattfand, standen die Besucher Schlange. Initiativen vorgestellt, die die Verbraucher bei DBV-Vizepräsident Udo Folgart vertrat den Bauernverband. Fotos: Neu der Wahl umwelt- und klimaschonender Le- bensmittel unterstützen sollen. So könnte jeder Verbraucher durch gezieltes Verhalten beim Coldiretti hat seine neue Initiative unter dem 6. Kaufen Sie in Gruppen ein, um den Energie- Einkaufen und beim Verzehr von Lebensmitteln Titel „Die zehn Gebote von Coldiretti: Rette das verbrauch beim Einkauf zu reduzieren. den Ölverbrauch senken und die Treibhausgas- Klima am Esstisch“ zusammengefasst. 7. Verwenden Sie Einkaufstüten mehrmals emissionen pro Jahr um rund 2.000 Kilogramm und benutzen Sie keine Plastiktüten, son- Kohlendioxidäquivalente reduzieren. Zu den 1. Bevorzugen Sie bei Ihrem Einkauf lokale dern biologisch abbaubare Tüten aus natio- Maßnahmen, die Coldiretti anregt, zählen die Produkte. nal landwirtschaftlicher Herstellung oder Einführung eines Herkunftslabels, die Einfüh- 2. Verzehren Sie saisonales Obst und Gemüse. Stofftaschen. rung besonders ausgewiesener Flächen in Ver- 3. Reduzieren Sie Zwischenstationen im Ver- 8. Optimieren Sie den Energieverbrauch bei braucher- und Supermärkten für lokale Erzeug- triebsnetz. Kaufen Sie beim Erzeuger. der Zubereitung und Konservierung von Le- nisse, die Aufstellung von Milchautomaten und 4. Bevorzugen Sie unverpackte Produkte. bensmitteln mit energiesparenden Töpfen die Verwendung regionaler Produkte in Schul- 5. Kaufen Sie Familienpackungen, wodurch und Kühlschränken. und Krankenhauskantinen sowie die Förde- Sie – im Vergleich zu Einzelportionen – we- 9. Vermeiden Sie Plastikteller und -besteck. rung der Direktvermarktung und von Bauern- niger Verpackung für mehr Lebensmittel 10. Trennen Sie Ihren Abfall, um daraus Energie märkten. verbrauchen. neu zu gewinnen.

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DBV-Service Überzeugendes Service-Angebot rund um die Landwirtschaft

Die DBV-Service GmbH informiert

Dr. Christiane Volkinsfeld Dabei sein ist alles de. Tagesaktuell sind die bundesweiten Ange- und Marco Groß bote auch auf unserer Internetseite unter Mit Hilfe einer Mitgliedskarte der Landesbau- www.dbv-service.de abrufbar. Seit Ende 2000 bietet die DBV-Service ernverbände ist es denkbar unbürokratisch und GmbH als ein modern geführtes Tochter- einfach, die Angebote abzurufen – detaillierte unternehmen des Deutschen Bauernver- Informationen hierzu gibt es in den Landes- bandes Serviceleistungen für die in der bzw. Kreisgeschäftsstellen der Bauernverbän- Land- und Forstwirtschaft, dem ländlichen Raum und den ihr nahestehenden Wirt- schaftszweigen tätigen Menschen an. Bei der praktischen Umsetzung und für den di- Bundesweite Angebote im Überblick rekten Kontakt zu den Menschen vor Ort Automobile arbeitet die DBV-Service GmbH eng mit den Alfa Romeo, Chevrolet, Citroën, Fiat, Nachlässe zwischen 8 % und 29 % auf den 18 Landesbauernverbänden zusammen. In Ford, Hyundai, Kia, Lancia, Land Rover, Listenpreis je nach Hersteller und Modell Ergänzung zu den umfangreichen landes- Lexus, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Opel, spezifischen Angeboten gibt es ein umfang- Peugeot, Renault, Subaru, Suzuki, Toyota reiches Service- und Dienstleistungspaket mit einem interessanten Produkt-Portfolio. Autovermietung Hertz Mitglieder erhalten Sonderkonditionen bei PKW- Vorteile nutzen und LKW-Anmietungen Durch den Abschluss von Rahmenverträgen mit vielen namhaften Autoherstellern wie zum Bei- Mineralöl spiel Citroën, Fiat, Hyundai, Kia, Mazda, Mitsu- Total Preisnachlass auf Dieselkraft- und Schmierstof- bishi, Nissan, Opel, Peugeot, Renault, Toyota, fe, bundesweit an allen Total-Tankstellen Subaru und Suzuki profitiert die Zielgruppe von attraktiven Rabatten beim Neuwagenkauf. Da- Reifen- und Autoservice neben erhält sie auch bei der Autoanmietung, Vergölst 5 % Rabatt auf den ausgehandelten Preis für beim Tanken, Reifenkauf und Autoservice sowie PKW-Neureifen und Runderneuerte, attraktive bei unseren Partnern aus den Bereichen Groß- Rabatte auf Autoserviceleistungen und Versandhandel und Telekommunikation Sonderkonditionen. Um den Bedürfnissen der Verkaufsfahrzeuge Landwirte auch in Zukunft gerecht zu werden MCV Verkaufsfahrzeuge für Direktvermarkter, um- und die Mitgliedschaft in den Bauernverbänden fangreiches Winterpaket inklusive noch interessanter zu gestalten, erweitert und entwickelt die DBV-Service GmbH in enger Ko- Telefon – Festnetz und Mobilfunk operation mit den Landesbauernverbänden ihr T-Com attraktive Sonderkonditionen in den Geschäfts- bestehendes Serviceangebot kontinuierlich T-Mobile kundentarifen bei T-Com, T-Mobile und Voda - weiter. Vodafone fone

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i.m.a-Aktuell

i.m.a - information.medien.agrar e.V. Konstantinstr. 90 53179 Bonn Tel.: 0228 97 99 370 Fax: 0228 97 99 375 [email protected] www.ima-agrar.de

Positivbeispiel: schaft-Technik überzeugt durch eine abgerundete Jahresbericht 2007/2008 erschienen Der Birknerhof im Schulbuch Darstellung, indem auch Themen wie die „Rolle der Ehefrau“ oder die „Einnahmequellen“ des Birk- Alle Jahre wieder gibt die i.m.a ihren Jahresbe- Die i.m.a-Aktion mit dem Aufruf an alle Bauern- nerhofes spannenden Diskussionsstoff für den richt heraus, der aktuell für den Zeitraum familien, die „Schulbücher zu prüfen“, hat nicht Unterricht liefern. Die i.m.a appelliert erneut an 2007/2008 (Juni bis Mai) die vielfältigen Akti- nur Rückmeldungen zu mangelhaften bis kriti- alle Bäuerinnen und Bauern: Nennen Sie uns po- vitäten aufzeigt. Unter dem Motto „Mit der schen Darstellungen über die Landwirtschaft sitive wie negative Beispiele in Schulbüchern. i.m.a die Landwirtschaft entdecken...“ werden hervorgerufen. Vielmehr hat die Familie Birkner Aktionen in Feld und Flur (Lockpfosten), auf auf das Schülerbuch „Wege zum Beruf“ der Neue 3-Minuten-Informationen

Unsere Landwirtschaft braucht in der Diskus- sion mit der Bevölkerung Fakten und Argumen- te in überzeugender Kurzform. Diese liefern die „3 Minuten Infos“ der i.m.a zu unterschied- lichen Landwirtschaftsthemen. Vier Ausgaben mit aktuellem Bezug sind jetzt neu erschienen: „Lebensmittel Preis – wert“, „Landwirtschaft und Biodiversität“, „Milch ist ihren Preis wert“ und „Vielfalt: nicht immer erwünscht“. Auf Grund der hohen Nachfrage wurden als „3 Minuten Info“ Erläuterungen zu den land- wirtschaftlichen Kulturarten „Weizen“, „Kartof- feln“, „Zuckerrüben“, „Triticale“ und „Dinkel“ nachgedruckt. Als Argumentationshilfe ist jede „3 Minuten Info“ besonders geeignet, weil aus historischer und allgemein übergeordneter Sicht alle Sachverhalte und mögliche Fragestel- dem Hof (Bauernhof als Klassenzimmer), in lungen verständlich erörtert werden. Anzufor- er Stadt, in der Schule (Lehrerseminare) dern beim information.medien.agrar (i.m.a) und auf Messen (didacta) erläutert. Damit e.V., Konstantinstraße 90, 53179 Bonn, Tel. ist der Jahresbericht zugleich Spiegelbild ak - Hauptschule in Bayern (Klasse 8) aufmerksam 0228-9799370, Fax: 0228-9799375, E-Mail: tiver berufsständischer Öffentlichkeitsarbeit gemacht, wo auf zehn Seiten der Birknerhof als [email protected] , www.ima-agrar.de . im Interesse der 28 i.m.a-Mitgliedsorganisa- leistungsfähiger Landwirtschaftsbetrieb in der tionen. Oberpfalz realistisch und lebendig vorgestellt wird. Zum Thema „Betriebserkundung Urpro- Tag des offenen Hofes duktion“ lernen die Schüler anhand von Abbil- dungen und Übersichten, wie Rinder gehalten, Die Aktivitäten der bäuerlichen Familien zum Milchleistungen erreicht und die Arbeitszeiten diesjährigen bundesweiten „Tag des offenen mit Füttern, Melken und Tierpflege eingeteilt Hofes“ unterstützt auch die i.m.a wiederum mit werden. Hilfreich und Interesse weckend ist in einem umfangreichen Informations-„Material- diesem Zusammenhang auch der „Vorschlag für paket“. Vor allem die DIN-A1 großen Poster eig- den Erkundungsablauf“ einer Schulklasse. Be- nen sich als Blickfang für Besucher auf den Hö- sonders fachdidaktisch wertvoll ist der „Be- fen. Diese Poster gibt es zu den Produktionsbe- triebsspiegel“ mit der Gegenüberstellung der reichen Tier (Kuh, Schwein) und Pflanze (Ge- Zeit von 1960 und 2006: Hier wird nachhaltig treide, Kartoffel, Zuckerrübe). Darüber hinaus veranschaulicht, wie sich der Hof in seiner Wirt- stoßen insbesondere die i.m.a-Klassiker wie schafts- und Arbeitsweise binnen 45 Jahren „1x1 der Landwirtschaft“ oder „Agrimente“ bei verändert hat. Das kommt ebenfalls in dem Ka- Hoferkundungen stets auf reges Interesse. Das pitel „Der vernetzte Stall“ zum Ausdruck, wo die „Materialpaket“ ist anzufordern beim informa- computergesteuerten Arbeits- und Produk- tion.medien.agrar (i.m.a) e.V., Konstantinstra- tionsabläufe bildreich erklärt werden. ße 90, 53179 Bonn, Tel. 0228-9799370, Fax: Das im Bildungsverlag EINS GmbH (Troisdorf) 0228-9799375, E-Mail: [email protected], erschienene Schulbuch für das Fach Arbeit-Wirt- www.ima-agrar.de .

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Die Märkte Weniger Rindfleisch in der EU erwartet

Dr. Dietmar Weiß, ZMP, Abteilung Vieh & Fleisch gung führen, wobei vor allem Zuwächse in der Kalbfleischproduktion (+7 %) erwartet werden. Rind- und Kalbfleisch werden in diesem Jahr knapper am Markt verfügbar sein. Einerseits Auch in Frankreich dürfte die Erzeugung wird mit einem Rückgang der EU-Erzeugung gerechnet, andererseits werden voraussicht- 2008 zulegen, voraussichtlich um 1,6 %. lich deutlich weniger Rindfleischimporte aus Südamerika in die EU gelangen. Damit könn- Hintergrund ist, dass bereits 2007 die Ausfuhr ten die Schlachtviehpreise steigen. von Fressern nach Italien wegen der Blauzun- genkrankheit ins Stocken geraten ist. Momen- Ende 2007 waren in der Gemeinschaft 88,8 Mio. die Kraftfutterpreise jedoch explodiert. Viel- tan verlangt Italien die Impfung von Tieren, die Rinder aufgestallt. Erstmals seit vielen Jahren fach wird davon ausgegangen, dass Tiere nicht über die Grenze gehen. Der Impfstoff ist jedoch wurde kein Rückgang des Viehbestandes beob- ausgemästet werden, sondern früher zur nicht überall verfügbar und es sind Wartezeiten achtet, die Rinderherde wuchs um 0,4 % im Ver- Schlachtung gelangen. Ein starker Rückgang einzuhalten. Ein Teil der ursprünglich für die gleich zur Vorjahreszählung. Zu dieser Entwick- der Schlachtgewichte könnte die Erzeugung in Ausfuhr vorgesehenen Tiere musste und muss lung trug bei, dass sich der Kuhbestand stabili- Tonnen stärker sinken lassen als angenommen. immer noch im eigenen Land ausgemästet wer- sierte und nicht wie in den Vorjahren abnahm. den, was die heimische Erzeugung in die Höhe Durch die veränderte Lage am Milchmarkt Nur vereinzelt mehr Rinder treibt. schrumpft der Kuhbestand nicht mehr so stark, da die Tiere für die Produktion benötigt werden. In den einzelnen Ländern der Gemeinschaft ist Angebot an Kühen knapp? Dies führte bereits im vergangenen Jahr zu ei- die Produktionserwartung unterschiedlich. ner Verknappung des Schlachtkuhangebotes. Entgegen dem Trend wird beispielsweise in den In den bedeutenden Produzentenländern Ita- Die Erzeugung von Kuhfleisch war, im Gegen- Niederlanden mit einem Produktionsanstieg lien, Spanien und Deutschland wird mit einem satz zum männlichen Schlachtvieh, rückläufig. von 4,5 % gerechnet. Der Rinderbestand wurde leichten Rückgang der Erzeugung gerechnet. Der stärkste Rückgang bei den Schlachtungen laut Viehzählungsergebnissen um 4 % oder fast Insbesondere in Spanien ist die Verunsicherung war mit 4,5 % jedoch im Bereich der Kälber fest- 150.000 Tiere aufgestockt, davon allein 50.000 über die weitere Marktentwicklung groß, nach- zustellen, weil dieser Sektor besonders unter Milchkühe und 80.000 Jungtiere unter einem dem der Tod zweier Menschen wegen der auf den hohen Futtermittelpreisen (Milchpulver) Jahr. Dies wird 2008 zu einer höheren Erzeu- BSE zurückgeführten Variante der Kreutzfeldt- litt. Teilweise wurden die Tiere als normale Bul- len ausgemästet und erhöhten so das Jungbul- lenangebot (+2,0 %). Insgesamt stieg aufgrund der höheren Schlachtgewichte die Nettoerzeu- gung in der EU-25 um 0,8 % auf knapp 8 Mio. t an. Nach den bisher vorliegenden Zahlen aus Bulgarien und Rumänien brach dort die Erzeu- gung ein, so dass sich für die EU-27 insgesamt kein Produktionsanstieg ergab. Die Erzeugerpreise erreichten 2007 nicht das Niveau des Vorjahres. Bei Jungbullen der Han- delsklasse R3 ging der mittlere Preis in der EU um 4,6 % auf 3,01 EUR/kg SG zurück, bei Kühen um 3,4 % auf 2,30 EUR/kg SG.

Erzeugung insgesamt etwas kleiner

Für 2008 wird ein Rückgang der Rind- und Kalb- fleischerzeugung in der EU erwartet. Dieser wird mit einem Minus von einem Prozent oder gut 80.000 t voraussichtlich nicht allzu dras- tisch ausfallen. Bei einer Betrachtung in Ton- nen wird jedoch viel davon abhängen, wie sich die Schlachtgewichte entwickeln. Letztes Jahr kam es zu einem Anstieg der Schlachtgewichte, besonders in den alten EU-Ländern (+2,5 %). Dies bewirkte letztlich in vielen Ländern den leichten Produktionsanstieg. Mittlerweile sind

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Die Märkte

Vergleich zum Vorjahr um 180.000 t kleiner aus. Allerdings dürfte die Fehlmenge durch weiter rückläufige Exporte verringert werden. Wurden Mitte der 90er Jahre noch weit über 1 Mio. t Rindfleisch exportiert, waren es 2007 nur noch 240.000 t (inklusive Lebendvieh). Vor allem die Ausfuhr in Richtung Russland hat sich im vergangenen Jahr deutlich abge- schwächt. Die EU-Exporte werden 2008, auch aufgrund des Währungsnachteils gegenüber dem US-Dol- lar, die Marke von 200.000 t wahrscheinlich unterschreiten. Die Langzeitprognose weist so- gar aus, dass sie im nächsten Jahrzehnt prak- tisch gegen null tendieren. Der Verbrauch an Rind- und Kalbfleisch wird die Zugewinne des vergangenen Jahres von etwas mehr als 100.000 t dieses Jahr wieder abgeben. Die ge- ringere Verfügbarkeit und der voraussichtlich steigende Verbraucherpreis dürften konsum- dämpfend wirken. Es wird ein Rückgang von et- Jakob-Krankheit bekannt wurde. Aufgrund der Einfuhrbestimmungen zu gewährleisten. Die was mehr als 1 % erwartet. stark gestiegenen Futtermittelkosten scheinen Folge sind erhebliche Importbeschränkungen vor allem kleinere Betriebe aus der Rindfleisch- für den wichtigsten EU-Lieferanten. Frühestens Preise steigen erzeugung auszusteigen. Der erwartete Rück- ab Sommer dieses Jahres kann wohl mit einem gang der Erzeugung könnte dazu führen, dass Anstieg der Einfuhren gerechnet werden. Im Durch das kleinere Angebot und rückläufige Im- 2008 in Spanien erstmals mehr Rindfleisch ein- vergangenen Jahr stammten zwei Drittel der porte werden die Rindfleischpreise steigen. Die als ausgeführt wird. EU-Einfuhren aus Brasilien, das waren nach Mitglieder im Prognoseausschuss rechnen mit In Deutschland könnte nach Aufstockung der Kommissionsangaben 360.000 t. Sollten dieses einem Anstieg bei den Jungbullenpreisen von Milchquoten das Angebot an Schlachtkühen Jahr 30 % weniger Rindfleisch kommen, ent- etwa 7 %. Das entspräche einem Zuwachs von und Färsen kleiner ausfallen, da diese Tiere in spräche das einer Menge von mehr als 20 ct/kg auf ein mittleres Niveau von 3,15 der Milcherzeugung benötigt werden. Lässt 100.000 t. Andere Anbieter können das nicht EUR/kg. Die Schlachtkuhpreise könnten sogar man den Produktivitätsfortschritt einmal außer ausgleichen. Da die argentinische Regierung noch etwas stärker ansteigen. Voraussetzung Acht, sind zur Erfüllung der höheren Milchquo- die Rindfleischausfuhr zwecks Inflationsbe- dafür wird jedoch sein, dass der Milchpreis nicht te etwa 100.000 Kühe zusätzlich nötig. Tatsäch- kämpfung im eigenen Land zu drosseln ver- zu stark unter Druck gerät und die Tiere in der lich dürfte die Milchleistung aber 2008 weiter sucht, kann auch der zweitwichtigste EU-Anbie- Milchproduktion gehalten werden. steigen, so dass dem Markt weit weniger Tiere ter die Lücke nicht füllen. Uruguay und Austra- fehlen werden. Für Deutschland könnte sich in lien werden ihre Liefermengen in die EU ver- Stabile Produktion für 2009 erwartet diesem Jahr ein Rückgang der Rind- und Kalb- mutlich steigern, doch wird das nicht ausrei- fleischerzeugung zwischen einem und zwei Pro- chen, um fehlende Mengen aus Brasilien und Für das Jahr 2009 rechneten die anwesenden zent ergeben. Argentinien zu ersetzen. Es ist deshalb mit ei- Mitglieder im Prognoseausschuss tendenziell nem merklichen Einfuhrrückgang zu rechnen. mit einer stabilen, eventuell leicht abnehmen- Weniger Importe Entsprechend zogen bereits die Preise für Teil- den Rindfleischerzeugung. Das erwartete höhe- stücke an. Am Hamburger Großmarkt ist der re Preisniveau sollte die Produktion stützen, Aus der eigenen Erzeugung dürfte dem EU- Preis für frische südamerikanische Filets seit auch wenn die Produktionskosten gegenwärtig Markt etwas weniger Rind- und Kalbfleisch zur Jahresbeginn von 20 auf 30 EUR/kg geklettert, nicht voll gedeckt sind. 2009 wird auch wieder Verfügung stehen. Zudem ist mit rückläufigen Roastbeefs sind von 8 auf 14 EUR/kg gestiegen. mit einem größeren Schlachtkuhangebot ge- Fleischimporten aus Südamerika zu rechnen. In rechnet. Die Preise, soweit überhaupt vorher- Brasilien sind derzeit nur knapp 100 Erzeuger- Exporte und Verbrauch rückläufig sehbar, sollten sich gut auf dem erreichten Ni- betriebe für den EU-Export zugelassen, ein veau behaupten können und eventuell noch et- Bruchteil der noch vor einem Jahr für den Ex- Sollte es zu dem erwarteten Produktions- und was zulegen, weil die hohen Futter- und Ener- port tätigen Unternehmen. Brasilien hat es Einfuhrrückgang kommen, fällt das Rind- und giepreise früher oder später Eingang in den nicht verstanden, die von der EU geforderten Kalbfleischangebot in der Gemeinschaft im Rohstoffpreis finden müssen.

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Die Märkte Käseverbrauch wird steigen

Monika Wohlfarth, ZMP, Abteilung Milch & Milchprodukte dem Interventionspreis behaupten. Zwischen den Preisen am Binnenmarkt und den Welt- Die EU-Kommission hat im März eine Prognose für die Entwicklung der Agrarmärkte bis marktpreisen bleibt voraussichtlich eine Lücke zum Jahr 2014 vorgelegt. Danach wird erwartet, dass die Milcherzeugung in den nächsten bestehen. Jahren leicht ansteigt. Die Quotenerhöhung um 2 % für alle Mitgliedstaaten ab dem 1. April 2008 wurde in der Prognose allerdings noch nicht berücksichtigt. Produktionsrückgang bei Magermilchpulver Die EU-Milchanlieferung an Molkereien hatte nimmt der Verbrauch am Binnenmarkt die zu- sich nach Einschätzung der Kommission 2007 sätzlichen Produktionsmengen auf, was das An- Die Erzeugung von Magermilchpulver wird vor- im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Ent- gebot für den Export begrenzen wird. Die Aus- aussichtlich wieder abnehmen. Bis 2014 wird sprechend den Quotenerhöhungen um 0,5 % fuhren sollen bis zum Jahr 2014 auf 547.000 t ein Produktionsrückgang um 14 % erwartet. Bei wird erwartet, dass die Milcherzeugung ab April zurückgehen. Die Importe werden dagegen gleichzeitig stabiler Nachfrage am Binnen- 2008 leicht ansteigen und dann bis 2014 weit- leicht zunehmen, da die Quoten für den Min- markt werden die Exporte sinken. Es wird keine gehend stabil bleiben wird. Eine Zunahme der destzugang stärker ausgenutzt werden. Notwendigkeit bestehen, Magermilchpulver im Milchanlieferung 2008 hält die Kommission für Rahmen der Intervention anzukaufen. Als Folge möglich, falls die Erzeugerpreise weiter stei- Rückläufiger Trend am Buttermarkt einer rückläufigen Verfügbarkeit von Proteinen gen. In den vergangenen zwei Jahren zeigte und einer starken Nachfrage werden sich die sich, dass einige Mitgliedstaaten ihre Erzeu- Nach einer leichten Erholung der Buttererzeu- Preise am Binnenmarkt deutlich über der Inter- gung nicht erhöht und ihre Quoten nicht voll gung 2007 infolge gestiegener Preise wird ventionsverwertung bewegen. ausgeschöpft hatten, trotz positiver Preisanrei- mittelfristig wieder mit einer rückläufigen Ten- ze. Für die EU-15 wird kein stärkerer Anstieg der denz gerechnet. Die zunehmende Erzeugung Aussichten am Weltmarkt Milcherzeugung über den Quotenrahmen hin- von höher veredelten Produkten wird zu einer aus erwartet. Nach einer kurzfristigen Ausdeh- begrenzten Verfügbarkeit von Milchfett für die Der starke Anstieg der Weltmarktpreise 2007 nung wird die Milchproduktion in der EU-27 ab Butterproduktion führen. Bis 2014 wird ein dürfte zu einer kurzfristigen Ausweitung der 2011 leicht zurückgehen und sich auf einem Ni- Rückgang um 9 % auf 1,9 Mio. t erwartet. Auch Milch erzeugung führen, die einen Rückgang der veau von 147,3 Mio. t einpendeln. Die Bedeu- der Verbrauch wird weiter abnehmen, was teil- Milchproduktenpreise nach sich zieht. Diese tung der Subsistenzwirtschaften in der EU-12 weise auf die Abschaffung der Beihilfen zurück- dürften aber höher bleiben als in der Zeit vor nimmt dabei kontinuierlich ab, was zu einer hö- zuführen ist. Die Butterexporte werden zwi- 2007. Der mittelfristige Ausblick für den Milch- heren Anlieferungsrate an die Molkereien füh- schen 2005 und 2014 um rund 70 % sinken. Die sektor wird von einer weiter wachsenden globa- ren wird. Während in der EU-15 über 90 % der Importe dürften mittelfristig stagnieren. Das len Nachfrage nach Milchprodukten dominiert, Milch an die Molkereien geliefert werden, sind Überangebot an Butter in der EU wird ver- die durch steigendes Einkommen und Bevölke- der Eigenverbrauch und die Direktvermarktung schwinden. Ab 2009 geht man davon aus, dass rungswachstum in vielen Regionen der Welt ge- in einer Reihe von Ländern der EU-12 nach wie die Einfuhren die Ausfuhren übertreffen wer- wachsen ist. Die sich verändernden Essgewohn- vor bedeutend. 22 % der erzeugten Milch flie- den. Bis 2014 wird keine Bildung von Interven- heiten in Südostasien, dem Nahen Osten und ßen in den EU-10 Ländern in diesen Bereich. In tionsbeständen erwartet. Die Preise am Nordafrika werden das stärkste Nachfragewachs- den neuen Mitgliedstaaten Bulgarien und Ru- Binnenmarkt bleiben fest und werden sich über tum indizieren. Ein bedeutender Anteil der stei- mänien sind es sogar über 73 %. genden Nachfrage wird voraussichtlich Käseerzeugung und durch die heimische -verbrauch nehmen zu Produktion gedeckt werden. Die größte Die Käseerzeugung in der EU-27 wird mittelfris- Produktionsauswei- tig um 8 % steigen, vor allem aufgrund expan- tung wird in China, In- siver Tendenzen in der EU-12. Für die zusätz- dien und Amerika er- lichen 743.000 t Käse, die von 2007 bis 2014 wartet. Australien und produziert werden sollen, werden etwa 4,1 Neuseeland werden Mio. t Milch benötigt. Dies ist mehr, als an zu- voraussichtlich ihren sätzlichen Milchanlieferungen (2,8 Mio. t) er- Marktanteil bei den wartet wird. Die Folge wird eine geringere Ma- Butter- und Vollmilch- germilchpulver- und Buttererzeugung sein. pulverausfuhren aus- Mittelfristig bleibt der Trend beim Käsever- dehnen, während die brauch positiv, auch wenn die Zuwachsraten im USA und Indien die Vergleich zu den vorigen Jahrzehnten kleiner Magermilchpulverex- werden, insbesondere in der EU-15. Der derzei- porte steigern werden. tige Pro-Kopf-Verbrauch der EU-27 wird von Die Ukraine wird ein 17,2 kg auf etwa 18,8 kg im Jahr 2014 steigen. bedeutender Käseex- Als Folge von wachsenden Einkommen und sich porteur bleiben, aller- ändernden Ernährungsgewohnheiten wird auch dings in Abhängigkeit in den 12 neuen EU-Mitgliedstaaten der Pro- von den Importen Kopf-Verbrauch um etwa 37 % steigen. Damit Russlands.

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CMA-Information Deutsche Exporte auf Erfolgskurs

Steffen Reiter

Die deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft schreibt erneut Rekordzahlen im Export. Nach Schätzungen der CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH wuchsen die Ausfuhren 2007 auf 45,9 Milliarden Euro an. Im Vergleich zum Vorjahr wurden die Auslandserlöse somit um mehr als 13 Prozent gesteigert. Damit setzt sich der langfristige Trend beim Auslandsabsatz weiterhin fort. Für die deutschen Landwirte ist der Export ein wichtiges Standbein, denn sie verdienen mehr als jeden fünften Euro mit dem Absatz ihrer Produkte jenseits unserer Grenzen.

Der gute Ruf von Produkten „Made in “ Exporteure diese Position aus. Etwa 1,5 Millio- eilt den Erzeugnissen der heimischen Agrar- nen Tonnen Schweinefleisch wurden 2007 aus- und Ernährungswirtschaft voraus. Ein Grund für geführt. Da gleichzeitig der Inlandsabsatz nur die hohe Nachfrage im Ausland ist das gute leicht zulegte und der Import im Wesentlichen Image deutscher Lebensmittel. Für Verbraucher stabil blieb, war der Export ein wichtiger Ab- Foto: CMA im Ausland stehen die Produkte vor allem für satzkanal der zusätzlich produzierten Mengen. Steffen Reiter hervorragende Qualität, Geschmack, Vielfalt Auch beim Käseexport ist Deutschland führend. ist seit Februar 2008 Leiter des Export-Ma- und Natürlichkeit. Auch Handelspartner schät- Mit einem Wert von 2,7 Milliarden Euro ist die nagements der CMA. Der 1969 geborene zen die Zusammenarbeit mit deutschen Expor- heimische Agrar- und Ernährungsindustrie hier studierte Diplom-Agraringenieur startete teuren. Eine CMA-Umfrage zeigt, dass die spon- Export-Europameister. Insgesamt weist die Wa- seine berufliche Karriere als Sendeleiter tanen Assoziationen zu Deutschland überwie- rengruppe Milch und Milcherzeugnisse hohe bei einem privaten Berliner Radiosender. gend positiv sind. Die deutsche Wirtschaft wird Steigerungsraten auf. In diesem Produktseg- 1998 absolvierte er ein Volontariat in der als erfolgreich beurteilt, die Produkte sind auf- ment stiegen die Ausfuhren um 27 Prozent auf CMA und war anschließend Mitarbeiter der grund ihrer hohen Qualität beliebt und deut- einen Exportwert von 7 Milliarden Euro an. CMA-Pressestelle. Im Anschluss daran lei- sche Handelspartner werden als zuverlässig, Wichtiges Zielgebiet der deutschen Exporte tete Steffen Reiter die Stabstelle Presse ehrlich und vertrauenswürdig eingeschätzt. ist der gemeinsame Binnenmarkt der Europäi- und Öffentlichkeitsarbeit Sport der Altus Die seit Jahren zu beobachtende günstige Ex- schen Union. Etwa 80 Prozent der Waren werden Media AG in Berlin. Nach seiner Rückkehr portentwicklung für deutsche Erzeugnisse baut dort vermarktet. Dabei sind gerade hochentwi- in die CMA im Jahr 2002 leitete er bis Fe- auf diesem positiven Image von Agrarproduk- ckelte Märkte wie Italien oder Frankreich wichti- bruar 2008 die Abteilung „Exportmarke- ten und Lebensmitteln „Made in Germany“ auf. ge Kunden. Auch der Absatz deutscher Produkte ting landwirtschaftliche Rohprodukte“. Insbesondere die Ausfuhr von Qualitätsproduk- in den häufig agrarisch geprägten Staaten, die ten und hochwertigen Veredlungserzeugnissen 2004 und 2007 der EU beitraten, hat sich zu ei- kennzeichnet den deutschen Agrarexport. Die ner Erfolgsgeschichte entwickelt. Wichtigster Zu den Dienstleistungen der CMA für die deut- wichtigsten Produktgruppen im Auslandsge- Abnehmer ist Polen, das im vergangenen Jahr sche Agrar- und Ernährungswirtschaft gehört schäft sind Fleisch und Fleischwaren sowie Waren im Wert von 1,6 Milliarden Euro aus auch die Bereitstellung eines Netzwerkes von Milch und Milcherzeugnisse. Deutschland bezogen hat, gefolgt von Tsche- Auslandsbüros. Sie dienen deutschen Unterneh- chien und Ungarn. men als Anlaufstelle und liefern Informationen Europameister bei zu den entsprechenden Zielmärkten. Darüber Schweinefleisch und Käse dbk startet Serie über hinaus fungieren die Auslandsbüros als Kontakt- CMA-Auslandsbüros plattform, die direkte Verbindungen zur Branche Deutschland ist der größte Erzeuger von vor Ort herstellen. Aktuell stehen CMA-Mitarbei- Schweinefleisch in Europa und seit 2005 auch Zielführend für den Markteinstieg und die Eta- ter in elf Ländern als Ansprechpartner zur Verfü- Nettoexporteur von Schweinefleisch. In den blierung deutscher Waren auf ausländischen Ab- gung – vornehmlich in der EU, der wichtigsten vergangenen zwei Jahren bauten die deutschen satzmärkten sind vor allem Aktivitäten mit orts- Absatzregion, aber auch in Drittländern, wie bei- ansässigen Handelspartnern, spielsweise in Japan oder Russland. wie beispielsweise Verarbei- Im Rahmen der aktuellen Neustrukturierung tern, Importeuren und dem der CMA wird die Exportförderung weiter ausge- Lebensmitteleinzelhandel. baut. Dazu gehört auch eine Erweiterung des Hier setzt die Arbeit der CMA CMA-Netzwerkes. Dabei stehen insbesondere als kompetenter Ansprech- die Wachstumsregionen Asiens, des mittleren partner an, denn deutsche Ostens und der ehemaligen GUS-Staaten im Unternehmen benötigen di- Mittelpunkt. verse Marktinformationen In den nächsten Ausgaben der Deutschen und Hilfestellungen beim Bauern Korrespondenz werden Sie an dieser Einstieg ins Exportgeschäft. Stelle über die Arbeit der elf CMA-Auslandsbü- Die CMA bietet dafür Export- ros in den verschiedenen Ländern informiert. pakete an, deren Bausteine Gewinnen Sie einen Einblick in die Strukturen sich an den Produkten, der der ausländischen Märkte und erfahren Sie, was Exporterfahrung und den die CMA-Auslandsbüros vor Ort für die heimi- Zielmärkten orientieren. sche Agrar- und Ernährungswirtschaft leisten.

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CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH, Koblenzer Str. 148 · 53177 Bonn Tel.: 0228/847-0, Fax: 0228/847-202, E-Mail: [email protected]

Getreidequalität in der Kette sichern CMA fördert Pilotprojekt in Niedersachsen

Kathrin Endemann CMA unterstützt Innovations - Verbraucher wünschen sich sichere Lebensmittel. Dafür müssen die Produktionsketten projekte mit der Wirtschaft vom Feld oder Stall bis zum Teller transparent sein. Dieses Ziel verfolgte auch das Pilot - „Wir fördern projekt „Kundenorientierte Qualitätssicherung in der Wertschöpfungskette Getreide“ in beispielhafte Niedersachsen, das kürzlich nach anderthalb Jahren endete. Unterstützt wurde dieses von Innovations- der CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH und dem projekte Landwirtschaftsministerium Niedersachsen. Der Bundesverband der Agrargewerblichen zum Nutzen der deut- Wirtschaft e.V. (BVA) führte das Projekt durch. schen Agrar - erzeuger“, „Qualitätssicherung ist ein elementares Instru- entscheidend, da diese als Schnittstelle zwi- so Wilfried ment, um sich am Markt dauerhaft positionie- schen den einzelnen Gliedern der Prozesskette Kamphau- ren zu können“, weiß Wilfried Kamphausen, fungiert. Dadurch kann eine enge Abstimmung sen, Leiter Leiter des Ressorts Wirtschaftspartner in der zwischen Agrarwirtschaft und der weiterverar- des CMA- Ressorts CMA. „Dadurch wird die Produktsicherheit und beitenden Industrie, seien es Mühlen, Ölmüh- Wirtschafts- die aus Verbrauchersicht so wichtige transpa- len, Futtermittelwirtschaft, Mälzereien oder partner. rente Produktion gewährleistet. Zudem ist die Stärkeindustrie, gewährleistet werden. Foto: CMA Qualitätssicherung für den Export eine unver- zichtbare Voraussetzung.“ Dokumentation optimieren – „Lebensmittel aus der Nachbarschaft ge- Bürokratie gering halten nießen eine hohe Wertschätzung bei den Verbrauchern. Um diese in eine höhere Zu Beginn des Projektes wurde eine Ist-Analyse Wertschöpfung für die gesamte Region bei Getreide anbauenden Landwirten in Nieder- umzuwandeln, engagiert sich die CMA sachsen und im Landhandel durchgeführt. Auf verstärkt für Lebensmittel mit regionaler dieser Basis wurde ein Maßnahmenkatalog ent- Herkunft“, betont Wilfried Kamphausen, wickelt und umgesetzt. Generell zeigten sich Leiter des Ressorts Wirtschaftspartner in selten Probleme bei ackerbaulichen oder lager- der CMA. Diesen Mehrwert für Deutsch- technischen Fragen, jedoch ist die Dokumenta- lands Regionen zu schaffen, ist eines der tion der durchgeführten Arbeiten noch zu opti- Ziele der Innovationsprojekte, mit denen mieren. Vonseiten der Landwirte ist das Ver- die CMA Erfolg versprechende Initiativen ständnis für die Notwendigkeit von Maßnah- der heimischen Agrar- und Ernährungs- men für die Qualitätssicherung vorhanden. Um wirtschaft unterstützt. In Zusammenar- dem Dokumentationsaufwand bei Arbeitsspit- beit mit Erzeugergemeinschaften oder zen nachkommen zu können, wünschen sie sich Unternehmen der Agrar- und Ernährungs- Das Pilotprojekt „Kundenorientierte Quali- Systeme mit möglichst geringem bürokrati- wirtschaft erarbeitet die CMA ganzheitli- tätssicherung in der Wertschöpfungskette schem Aufwand. che Konzepte hinsichtlich Produkt-, Ver- Getreide“ unterstrich die Bedeutung des Er- fassungshandels als Schnittstelle zwischen Der BVA plant in einem nächsten Schritt, die marktungs- und Qualitätsinnovationen. der Agrarwirtschaft und der weiterverarbei- innerhalb des Projektes gesammelten Informa- Die CMA unterstützt Innovationen, die re- tenden Industrie. Foto: Raupert tionen mittels Schulungen den Unternehmen gionalen klein- und mittelständischen des Landhandels zur Verfügung zu stellen. Von Unternehmen die Möglichkeit bieten, sich Landwirte tragen bei der Absicherung hoher Vorteil ist, dass der geschulte Außendienstmit- zu positionieren und neue Märkte zu er- Getreidequalitäten eine große Verantwortung. arbeiter seine Betriebe sowie mögliche Proble- schließen. Dabei berücksichtigt sie über- Durch vielfältige neue Verordnungen und Geset- me in der Produktionskette kennt und vor allem geordnete Entwicklungen, denen die ge- ze steigen die Anforderungen an sie stetig. Ent- das Vertrauen der Landwirte genießt. Dies ist samte deutsche Agrar- und Ernährungs- scheidend ist, die praxisrelevanten Punkte zu bei der Beseitigung von eventuellen Schwach- wirtschaft unterworfen ist. „So tragen wir erkennen und umzusetzen. Daher war das Ziel stellen mitentscheidend, denn nur ein von den zum Beispiel zu einer Verbesserung der des Projektes, den Erfassungshandel als Bündler Marktpartnern akzeptiertes System nützt allen Produkt- beziehungsweise Prozessqua- in die Lage zu versetzen, Landwirte über die am Beteiligten. „Wichtig ist weiterhin“, so eine An- lität bei. Die Wirtschaft profitiert von ei- Markt relevanten Qualitätsmanagement-Syste- forderung von Kamphausen an Qualitätssiche- ner transparenten Produktionskette, me zu informieren, deren Marktbedeutung her- rungsmaßnahmen, „dass die Landwirte über denn Verbraucher fragen sichere Lebens- auszustellen und im praktischen Einsatz zu tes- eine Prozessoptimierung einen Zusatznutzen mittel nach“, erläutert Kamphausen. ten. Eine Beratung über die Erfassungsstufe ist für ihre innerbetrieblichen Abläufe erhalten.“