468 Oskar Farny

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468 Oskar Farny ARCHIV FÜR CHRISTLICH-DEMOKRATISCHE POLITIK DER KONRAD-ADENAUER-STIFTUNG E.V. 01 – 468 OSKAR FARNY SANKT AUGUSTIN 2014 I Inhaltsverzeichnis 1 Reichstagsmandat 1933 und Entnazifizierung 1 2 Korrespondenz ab 1953 2 3 Materialien der Vorstands- und Aufsichtsratstätigkeiten 7 4 Gut und Brauerei Farny 9 5 Persönliche Unterlagen 10 6 Glückwünsche 11 6.1 Politische Funktionen / Auszeichnungen 11 6.2 Geburtstage und Ehejubiläen 11 7 Einladungen 14 8 Zeitungsartikel 15 9 Materialsammlung Südweststaat 16 10 Varia 17 Sachbegriff-Register 18 Personenregister 19 Biographische Angaben: 09.04.1891 Geboren in Dürren/Allgäu, katholisch 1911-1913 Jurastudium in Tübingen 1913-1919 Aktive Offizierslaufbahn 1919 Übernahme des elterlichen Gutes und der Brauerei Dürren 1919 Mitglied des Zentrums 1919 Mitglied des Gemeinderats in Waltershofen bzw. Kißlegg (bis 1972) 1921-1922 MdL Württemberg (Zentrum) 1922-1976 Vorsitzender der genossenschaftlichen vereinigten Käsereien des Württembergischen Allgäu, Dürren (VKD) 1930-1933 MdR (Zentrum) 25.03.1933 Austritt aus der Zentrumsfraktion, dann mit Albert Hackelsberger Aufnahme in die Gästeliste der NSDAP 23.06.1933 Niederlegung des Reichstagsmandats 1933-1945 Im "Reichswahl-Vorschlag" 1933-1945 Funktionen im Reichsnährstand: Leiter der Fachgruppe Milchindustrie Reichsfachschaftsleiter der Schmelzkäsehersteller 1939-1941 Kriegseinsatz im Westen 1941-1945 Stabschef beim Kommandeur für das Kriegsgefangenenwesen im Wehrkreis V, Stuttgart (Stalag V) 1942 Beförderung zum Oberstleutnant der Reserve April 1945 Stellt sich auf Gut Dürren den französischen Truppen, entgeht auf Fürsprache der frz. Kriegsgefangenschaft 1946-1952 Ablehnung der Aufnahmeanträge in die CDU 1952 Aufnahme in die Landesliste der CDU für die verfassungsgebende Landesversammlung Baden-Württemberg durch Gebhard Müller 07.10.1953- Staatsminister für Bundesangelegenheiten im Kabinett Müller, in dieser Funktion 23.07.1960 Vorsitzender der Bundesratsausschüsse für Verteidigung und für Landwirtschaft 06.09.1953 Wahl zum Bundestag auf der Landesliste der CDU; Mandat nicht angetreten wegen Berufung zum Staatsminister (daher ausgeschieden zum 11.11.) 1956 Verleihung der Ehrendoktorwürde der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim 27.01.1959 Verleihung des Großen Verdienstkreuzes mit Stern Oktober 1960 Verleihung des Großen Verdienstkreuzes mit Stern und Schulterband April 1966 Überreichung der Verfassungsmedaille in Gold durch das Land Baden-Württemberg 17.11.1966 Verleihung des Bayerischen Verdienstordens Juni 1971 Ehrenbürgerschaft der Stadt Wangen Juli 1977 Verleihung des Großkreuzes des Silvesterordens durch Papst Paul VI. 19.06.1983 Gestorben in Wangen/Allgäu Öffentliche Funktionen nach 1945 1949 Präsident des Milchwirtschaftlichen Vereins Baden-Württemberg 1954-1969 Verbandspräsident des Württembergischen Landesverbands landwirtschaftlicher Genossenschaften Raiffeisen e.V. 1954 Präsident des Verbands der Deutschen Milchwirtschaft 1957 Vorsitzender des Hochschulbundes der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim 1958-1968 Mitglied im Verwaltungsrat der Energieversorgung Schwaben (EVS) 1958-1982 Mitglied im Aufsichtsrat der Insel-Brauerei Lindau 1960-1971 Mitglied im Aufsichtsrat der Dornier-Werke Friedrichshafen 1961 Mitglied des Geschäftsführenden Präsidiums, später Präsident des Deutschen Raiffeisenverbands bis 1967 Präsident des Württembergischen Raiffeisenverbands Mitglied des Verwaltungsrats der Einfuhr- und Vorratsstelle für Fette Vorstandsmitglied des Landesbauernverbands Aufsichtsratsvorsitzender der Südwestbank Aufsichtsratsvorsitzender derSüdwestdeutschen Landwirtschaftsbank Stuttgart Mitglied im Verwaltungsrat der Landeszentralbank Baden-Württemberg Mitglied im Verwaltungsrat der Deutschen Genossenschaftskasse Mitglied im Aufsichtsrat der Volksbank Wangen ab 1967 Landeskuratorium Baden-Württemberg des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft Präsident des Deutschen Nationalkomitees Mitglied im Rotary-Club Bonn Mitglied in der Deutschen Atlantischen Gesellschaft Bestandsbeschreibung: Der Nachlass Oskar Farny, der im März 1990 dem Archiv für Christlich-Demokratische Politik (ACDP) übergeben wurde, umfasst hauptsächlich Korrespondenzen und Materialien, welche sich auf die umfangreiche Vorstands- und Aufsichtsratstätigkeit Oskar Farnys seit Beginn der fünfziger Jahre beziehen. Diejenigen Akten, die im Rahmen der Tätigkeit als Minister für Bundesangelegenheiten entstanden sind, befinden sich in der Landesvertretung Baden-Württemberg. Der Bestand umfasst rund 2,6 lfm. Aktenmaterial aus den Jahren 1933 bis 1983. Der Schwerpunkt des im ACDP archivierten Bestandes liegt auf Fragen der Landwirtschaft, insbesondere der Milchwirtschaft (Käseproduktion) sowie ihrer genossenschaftlichen Organisationsformen im württembergischen Allgäu. Für eine Erfassung dieser Sachverhalte sind die Kapitel Materialien und Korrespondenz heranzuziehen (vgl. auch die entsprechenden Verweise im Verzeichnis). Mit dem schrittweise erfolgten Rückzug aus den Funktionen ab Mitte der sechziger Jahre nehmen die Korrespondenzen allerdings zunehmend privaten Charakter an. Darüberhinaus weist der Bestand eine Reihe von Glückwunschschreiben und Zeitungsartikeln auf, mit deren Hilfe sich ein - wenn auch pauschales und auf die Nachkriegszeit beschränktes - Gesamtbild von der Persönlichkeit Farnys gewinnen lässt. Von entsprechend gekennzeichneten Ausnahmen abgesehen, findet sich bei den Glückwünschen keine politische Korrespondenz im weiteren Sinne, selten die Kommentierung tagesaktueller Ereignisse. Ein letzter Schwerpunkt liegt auf Materialien, die das Entnazifizierungsverfahren 1946/49 betreffen. Bücher und Broschüren wurden der Bibliothek, Fotographien dem Fotoarchiv, ein Film mit Aufnahmen aus den zum Gut Farny gehörigen Almwirtschaften dem Filmarchiv zugeleitet. Die Bearbeitung der Hauptlieferung erfolgte 1991, eine Nachlieferung mit Materialien zum Südweststaat wurde im Juni 1996 aufgenommen. Bearbeiter: Frank Müller Redaktionelle Überarbeitung: Peter Crämer M.A. (Juni 2014) ARCHIVALIE Farny, Oskar Seite: 1 Karton/AO Signatur: 01-468 Datum 1 Reichstagsmandat 1933 und Entnazifizierung 001/1 - Entnazifizierung 1933 - 1949 a) Spruch der Spruchkammer VII des Staatskommissariats für die politische Säuberung, Land Württemberg-Hohenzollern v. 29.10.1948, Bescheid v. 16.5.1949 b) Personalfragebogen betr. Umstände der Übernahme des Reichstagsmandats auf der Gästeliste der NSDAP 1933 c) Gutachten/Erklärungen verschiedener Persönlichkeiten (A-Z) über die politische Haltung Farnys gegenüber dem Nationalsozialismus d) Schreiben der NSDAP-Kreisleitung Biberach betr. Kandidatur Farnys auf der Gästeliste der NSDAP 1933 e) Materialien/Reaktionen betr. Kritik an der Berufung Farnys zum Präsidenten der Landwirtschaftskammer für Württemberg und Hohenzollern im Südkurier v. 26.3.1946 f) Bitten Dritter um Unterstützung / Fürsprachen Farnys, betr. insb. Bemühungen um Entlassung aus Kriegsgefangenschaft (1946) u. um Verbleib eines Familienmitglieds (1947/48). Darin: Reaktion Farnys auf einen Artikel in der Zeit (1953) betr. Haltung des Zentrums gegenüber dem Ermächtigungsgesetz sowie Leserbrief Farnys betr. die Umstände seiner Aufnahme in die Gästeliste der NSDAP in Reaktion auf einen Leitartikel in der Stuttgarter Zeitung (1966). ARCHIVALIE Farny, Oskar Seite: 2 Karton/AO Signatur: 01-468 Datum 2 Korrespondenz ab 1953 001/2 - Korrespondenz (A-Z) 03.1953 - 01.1958 a) Familienangelegenheiten b) Bitten um Versammlungsteilnahmen / Vorträge, u.a. Deutsche Genossenschaftskasse, CDU Ludwigsburg, Kreishandwerkschaft Ravensburg, Landesbauernverband für Württemberg u. Hohenzollern c) Bitten um Unterstützung persönlicher, lokal-, regionalpolitischer, kultureller Anliegen, betr. insb. Steuer- / Gehaltsfragen, Rechtsbeschwerden, Stellensuche u. Bewerbungen, Spendengesuche, öffentliche Projekte (Infrastruktur); infolgedessen Interventionen bei Behörden/Institutionen, u.a. Finanzministerium Baden-Württemberg, Landwirtschaftsamt Wangen (unter Geiger), Friedrich Metz (Prof. in Freiburg), d) Interna der Verwaltungs- und Aufsichtsratstätigkeiten Farnys, u.a. Südwestbank, Volksbank Wangen, Dt. Bauernverband e) Landwirtschaftspolitik, v.a. Milchwirtschaft im Allgäu, Käseindustrie, u.a. mit Verband der Dt. Milchwirtschaft, Oscar Langhard (Schweizerische Käseunion), Dt. Landwirtschaftsgesellschaft f) Interna der Brauerei Farny (Stellenangebote) g) Jagdangelegenheiten h) Glückwünsche zu verschiedenen Gelegenheiten, teilweise mit Kommentierung tagespolitischer Ereignisse, von / an: Peter Altmeier, Wilhelm Hoegner, Ludwig Erhard, Friedrich v. Kessel (Min. f. Ernährung, Nds.), Theodor Eschenburg, Gebhard Müller. Darin: CDU Württemberg-Hohenzollern betr. Wahl zum Delegierten des Bundesparteitags 1954; mit Franzjosef Hackelsberger betr. Albert Hackelsberger (ab 1933 Hospitant des Zentrums in der NSDAP-Reichstagsfraktion); betr. Zollfragen zwischen Baden-Württemberg u. der Schweiz (unter Doelzer). 002/1 - Korrespondenz (A-Z) 09.1953 - 11.1956 a) Familienangelegenheiten b) Bitten um Versammlungsteilnahmen / Vorträge, u.a. Deutsche Genossenschaftskasse, CDU Ludwigsburg, Kreishandwerkschaft Ravensburg, Landesbauernverband für Württemberg u. Hohenzollern c) Bitten um Unterstützung persönlicher, lokal-, regionalpolitischer, kultureller Anliegen, betr. insb. Steuer- / Gehaltsfragen, Rechtsbeschwerden, Stellensuche u. Bewerbungen, Spendengesuche, öffentliche Projekte (Infrastruktur); infolgedessen Interventionen bei Behörden/Institutionen, u.a. Finanzministerium Baden-Württemberg, Landwirtschaftsamt Wangen (unter Geiger),
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    161 Der Deutsche Bauernverband gilt als erzkonservativ, stur interessenorientiert und europaskeptisch – als altmodische Lobby mit Stallgeruch. Die Wirklichkeit sieht anders aus, wie der in Florenz lehrende Historiker Kiran Klaus Patel in einem zu- packenden Essay zu zeigen vermag. Der DBV entpuppte sich – trotz mancher derber Anleihen beim rechten Lager – rasch als Stütze der Bonner Demokratie, und er ver- stand es früher und besser als andere Interessenverbände, die Chancen zu nutzen, die Brüssel und der gemeinsame Agrarmarkt boten. ■■■■ Kiran Klaus Patel Der Deutsche Bauernverband 1945 bis 1990 Vom Gestus des Unbedingten zur Rettung durch Europa Der Deutsche Bauernverband (DBV) war eine der wichtigsten Interessenver- tretungen in der „alten“ Bundesrepublik. Auch in jüngster Zeit haben ihn die Konkurrenz mit dem Bundesverband Deutscher Milchviehhalter sowie globali- sierungsbedingte Agrarpreisschwankungen immer wieder in die Schlagzeilen ge- bracht. Unter Historikern gibt es allerdings bislang keinen Konsens über seine Rolle. Viele Gesamtdarstellungen zur westdeutschen Geschichte nach 1945 über- gehen ihn einfach oder streifen ihn lediglich in einem summarischen Abgesang auf die ländliche Welt1. Ein Teil der Literatur argumentiert demgegenüber, der Verband habe zwar geholfen, die Demokratie zu stabilisieren, agrarpolitische In- teressen habe er aber nur begrenzt durchsetzen können. Christoph Kleßmann etwa warnt davor, die „tatsächlichen und dauerhaften Erfolge der Agrarlobby“ zu überschätzen2. Dagegen konnte der Verband laut Gesine Gerhard agrarpolitisch großen Einfl uss nehmen. Die Demokratie habe er jedoch nicht bejaht, zumindest in den 1950er Jahren habe er sich zur „Untermauerung seiner Ziele […] traditio- neller und rechtsradikaler Bauerntumsideologien“ bedient3. Der vorliegende Beitrag bewertet – unter Einbeziehung bislang ungenutzter Archivquellen – die Geschichte des Verbandes neu und ordnet sie zugleich in die längere Geschichte agrarischer Interessenvertretung sowie in den europäischen Kontext ein.
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