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DER WILHELMSRUHER Journal des Vereins Leben in e.V.

AUSGABE September 2018 www .leben-in-wilhelmsruh.de SEITE 1

125 Jahre Wilhelmsruh Jubiläumsausgabe www.moschdesign.de

Was ist das Besondere an Wilhelmsruh, was macht es aus?

Dieser Frage widmet sich der lang- rinnen sehen mag, wenn er sich am frü- sich“ und natürlich das heute leider jährige Vorsitzende des Vereins „Leben hen Nachmittag gähnend den Schlaf aus vergriffene Standardwerk „Der Wil- in Wilhelmsruh“, Herr Patrick Mein- den Augen pult, wenn einem der ganze helmsruher im Wandel der Zeit“ be- hardt. Teil seines hochwissenschaft- zur Uniformität mutierte Pflicht-Indi- stärkten uns in unseren Bestrebungen, lichen Forschungsprojektes ist es, vidualismus auf die Nerven, die Kette, hier Fuß zu fassen. seine Sichtweise als „Eingeborener“ den Zeiger und den Sack gehen… spä- mit den Eindrücken abzugleichen, die testens dann ist es Zeit, sich gemeinsam „die Neuen“ hier gewinnen. Hier ein um den Stadtplan von zu ver- Auszug aus einem Interview mit einem sammeln und darüber zu beratschlagen, Fortsetzung auf Seite 2 2013 Zugereisten: wie es nun weitergehen kann – und wo die möglicherweise letzte Episode des Geschätzter Neubürger, was zog Sie irdischen Daseins stattfinden soll. ausgerechnet nach Wilhelmsruh? Bei Erkundung des Nordens stießen wir dann auf den Schriftzug „Wil- Hertzstraße 61 · 13158 Berlin Sehr geehrter Vorsitzender, wir ha- helmsruh“ – für uns unbekanntes Ter- Telefon: (030) 40 72 48 48 E-Mail: [email protected] ben zuvor in gewohnt. War schön rain, dabei zentrumsnah und klangvoll. www.leben-in-wilhelmsruh.de jewesen. Aber alles hat seine Zeit. Angesichts der Bedeutung unserer Öffnungszeiten der Bibliothek: Wenn man sich zum wiederhol- anstehenden Entscheidung zogen wir Mo, Di, Do: 14 bis 19 Uhr ten Male vervielfältigt hat, wenn man dann Fachliteratur hinzu. Mi, Fr: 10 bis 13 Uhr nicht mehr den Latte Macchiato aus Die Lektüre von Werken wie „Mit Wir sind einundzwanzig Stunden in dem stylischen Vollbart seines Flip dem Wilhelmsruher auf Du und Du“, der Woche ehrenamtlich für Sie da! Flop tragenden Nachbarn heraus- der Bildband „Der Wilhelmsruher an 1 Fortsetzung von Seite 1 senschaften ihrer kleinen Lieblinge Blechbüchsen geräuscharm zu sichern den Augen und Füßen der Allgemein- und zu chauffieren. Das Wesen Ihrer Gattung, Herr Mein- heit zuzumuten? Für die Zukunft wünsche ich mir hardt, ist hier gut beschrieben. Sie eine schnelle Bahnverbindung zwi- gelten in Fachkreisen als scheu, dabei Sie schweifen vom Thema ab. schen Wilhelmsruh und dem Strand- eigenwillig, schon ein bisschen ver- bad Wandlitz, wobei ich angesichts der snobt, aber bei wiederholter Begeg- Wissen Sie, was man mit diesen Berliner Geschwindigkeit bei der Rea- nung durchaus zur Herzlichkeit fähig. Menschen machen sollte? Man sollte lisierung von Verkehrsprojekten schon In gewisser Weise angenehm nord- sie direkt hinein, also frontal... jetzt darum bitte, dass die Einstiege für deutsch, obwohl Osten. mich dann barrierefrei sein mögen… Kommen Sie bitte zurück zum Thema. Die unermüdlichen Bemühungen Ihres Ist für Sie als (vor 25 Jahren) zugereis- Vereins um die Zukunft des Wilhelms- tem Wessie Wilhelmsruhs Lage im Os- O.k., aber wenn man dann in die Sei- ruher Sees bewundere ich – und danke ten etwa ein Problem? tenstraßen Wilhelmsruhs einbiegt, die Ihnen allen dafür – sehe das Engage- würdigen Häuser, den schönen Baum- ment aber mit gemischten Gefühlen. Ich habe eine Ostdeutsche geheiratet, bestand und natürlich den Wilhelmsru- Natürlich wäre eine bessere Wasser- zwei Ost-West-Kinder gezeugt, sogar her See wahrnimmt, so stellt man fest, qualität für uns alle wünschenswert, mehrere Freundschaften mit Vertretern dass man ein kleines Juwel im Moloch der See ist ja ein Naherholungsgebiet Ihres Kulturkreises geschlossen – in- Berlin gefunden hat, ein Dorf in der par excellence und gerade auch für sofern hat das Leben im Osten ohnehin Stadt. junge Familien ein wunderbares Ziel. seinen Schrecken für mich verloren... Ich meine jedoch in klaren Vollmond- Sie finden uns Wilhelmsruher eher nächten schon die Köpfe von Wesen Sie fühlen sich also integriert, sind dörflich, wie soll ich das verstehen? der Dritten Art aus dem trüben Was- auch mit dem Herzen bei uns ange- ser ragen gesehen zu haben. Mutanten kommen? Nur positiv. Die Wilhelmsruher füh- des Schreckens. Wenn ich mich nicht len sich – meines Erachtens – nicht sehr irre, entsteht hier gerade eine Ja, danke, ich fühle mich wohl, spre- als Berliner, auch nicht als Pankower, neue Spezies, die Wilhelmsruh in die che mittlerweile sogar fließend Letscho. sondern eben als Bewohner dieser Schlagzeilen bringen und touristisch kleinen Enklave. Das schafft Identität zu einem wahren Jobwunder für unse- Wie war denn Ihre erste Begegnung und führt dazu, sich nicht mehr nur – ren Bezirk werden könnte. mit Wilhelmsruh? wie in Berlin üblich – der Anonymität Aber nun Schluss mit all der Fragerei, hinzugeben, sondern auch das Mitein- Herr Vorsitzender, das Fest zu 125 Jah- Erinnern Sie sich an Ihr eigenes ers- ander zu pflegen, ein Stück weit auf- re Wilhelmsruh fängt gleich an, machen tes Date mit Ihrer Traumfrau? Der Puls einander Acht zu geben und sich an der Sie sich mal ein bisschen locker… rast, der Mund ist trocken, die Hände Supermarktkasse nicht ungehemmt am feucht, ein dümmliches Grinsen ist in Hintern zu kratzen. Naja, mit dem locker Bleiben ist es ja Ihr Gesicht gemeißelt, Sie könnten sie Nach 20 Jahren in anderen Bezirken so eine Sache und eine wahre berline- und die ganze Welt umarmen? finde ich das durchaus erholsam. rische Eigenschaft ist das ja schon gar nicht. Aber Sie haben wohl recht. Sie Ja, natürlich, wunderbar! Wilhelmsruh entwickelt sich gerade und die ganzen neuen und jungen Wil- rasant und Sie sind nun auch seit fünf helmsruher sind schon eine großartige So war es nicht. Am S-Bahnhof Wil- Jahren schon Zeitzeuge, wie fällt ein Bereicherung. Vor allem gäbe es mit helmsruh war ich zunächst in einer erstes Resümee aus? Sicherheit die große Party am Ende Duftwolke gefangen, von der ich heute des Jahrhundertsommers 2018 in Wil- noch meine, dass sie von Hefe-Back- Das Scheitern des Fleischers bedaure helmsruh nicht. waren stammt. Andere sind anderer ich sehr! Mit der Schließung des Ge- Aber eines wünsche ich mir dann doch: Meinung und tippen auf illegale Müll- schäftes ist auch unser lieb gewonne- dass wir bei der 150-Jahr-Feier von entsorgung oder ein Crack-Labor. nes Haustier, der Mettigel, aus unse- Wilhelmsruh mit weißem Rauschebart Auch die Hauptstraße war zunächst rem Familienleben verschwunden. und grauem Haar auf schwebenden nicht sonderlich einladend und auch Umso wichtiger ist mir, dass unser Rollstühlen eines gemeinsam bestäti- wenn Sie es nicht hören möchten, Herr Bäcker sich anhaltender Beliebtheit gen können: Wilhelmsruh ist das, was Meinhardt, auch hier lassen Hundehal- erfreut, wie die Schlangen vor seinem man daraus macht! ter ihre Hunde auf Straßen und Wege Geschäft beweisen – ein Phänomen, Ach so, das mit dem weißen Haar wird kacken und scheren sich den sprich- das man in meinem Teil des Landes etwas schwierig bei Ihnen: „Aba did wörtlichen Dreck um diese Hinterlas- übrigens seit 1948 nicht mehr gesehen macht nüscht – mein Juter!“ senschaften. Was treibt Menschen ei- hat… gentlich dazu, „Schöner Wohnen“ zu Verzichten könnte ich gut und gerne Das letzte Wort hatte: abonnieren, ihren Müll zu trennen und auf die steigende Zahl der Container Patrick Meinhardt, ihr Auto samstags in die Waschanlage LKW, deren Fahrer zu faul, zu sehr in das vorletzte Frank Hakelberg zu fahren, aber die ekligen Hinterlas- Eile oder einfach zu blöde sind, ihre 2 Grußwort des Bezirksbürgermeisters von

Liebe Festgemeinde, Die Eigenständigkeit des Wilhelms- Das Fest zum 125-jährigen Jubiläum es ist mir eine große Freude, Schirm- ruher Winkels ist heute sicherlich ein von Wilhelmsruh ist seit Monaten von herr des Straßenfestes zum 125-jähri- Pfund. Auch lässt sich vorstellen, dass einem Festkomitee mit großem Enga- gen Bestehen von Wilhelmsruh sein zu die überschaubare Größe des Ortsteils gement vorbereitet worden. Allen, dürfen. ein Vorteil gerade für das Engagement die mitgewirkt haben, möchte ich ein Am Anfang des heutigen Wilhelms- und das Miteinander all derer ist, die großes Dankeschön sagen. Bleiben Sie ruh steht, wie so oft, ein ländliches, aber in Wilhelmsruh leben: „small is beauti- weiter so umtriebig, kreativ und enga- unbewaldetes Gebiet. Durchschnitten ful“. giert! wird dieses Terrain von einer noch un- Wo ein Fest ist, da trifft man sich: um Ich wünsche Ihnen allen ein wunder- gepflasterten Straße. Es ist die heutige sich wiederzusehen und auszutauschen, bares Fest, ein Fest das ungetrübt von Hauptstraße. um andere und Neues kennenzulernen, der Witterung bleibt, mit Unterhaltun- Ab 1877 kreuzt die neu gebaute Nord- um zu sehen und gesehen zu werden, gen und Kontakten, die vielerlei Sinne bahn die besagte Straße. Konsequent um sich zu vergnügen, Geselligkeit anregen und Gemeinschaft stiften, ja ist, dass an diesem Wegekreuz auch ein und gute Nachbarschaft zu erleben. ein Fest, das allen, Machern wie Be- Bahnhof eröffnet wird, ortsgleich zum Örtliche Vereine, Organisationen und suchern, viel Freude, Abwechslung heutigen S-Bahnhof Wilhelmsruh. Geschäfte nutzen die Gelegenheit, sich und Inspiration beschert. Pläne zur Anlage einer Kolonie folgen. auf diesem Fest vorzustellen. Das ist Sören Benn Schon damals dauert es ein wenig, bis nicht wenig heutzutage. gebaut wird. Das erste Haus entsteht 1893 auf dem Grundstück Hauptstr. 19. 1901 wird in nächster Nähe zum Wegekreuz ein weiterer Bahnhof ein- gerichtet und zwar für die Heidekraut- bahn, mit der man fortan von Wilhelms- ruh aus in die Schorfheide fahren kann. Sie wissen, dass es gegenwär- tig ein ernsthaftes Bemühen gibt, die Stammstrecke in und um Wilhelmsruh wieder zum Leben zu erwecken. Sigmund Bergmann erwirbt schließ- lich 1906 zunächst zur Landhauskolo- nie Wilhelmsruh eine größere Fläche für seine Elektrizitätswerke. 7,6 ha sollen es anfangs gewesen sein. Kurze Zeit da- rauf beginnt die Bebauung des Gelän- des. Dieser Industriestandort wird ©bengross.de später einmal 28 ha umfassen. Heute S. Benn seit 2016 auch Leiter der Abteilung für Kultur, Finanzen und Personal. gibt es auf dem ehemaligen Bergmann- Borsig-Areal eine ansehnliche Mi- schung von produzierenden Branchen und kulturwirtschaftlichen Nachnut- zungen – und eben auch die Räume der ehrenamtlich geführten Stadtteil- bibliothek. Wie Sie wissen, ist dieser Standort gefährdet. Wilhelmsruh ist erst seit 2001 ein ei- genständiger Ortsteil. Bekannt ist die historisch begründete lange Zugehörig- keit zu . Eine Unterbrechung fand diese in den Jahren 1920 bis 1938, als Wilhelmsruh zuge- hörig war. Die gewogene Mittellage von Wilhelmsruh entlang der Haupt- straße, die ja die Ortskerne von Rosen- thal und Reinickendorf miteinander verbindet, hält diese frühere Konstel- lation bis heute in wacher Erinnerung. 3 Vom Todesstreifen zum Grünzug Eröffnung des Grünen Bandes in Wilhelmsruh im Frühjahr 2019

flächen war die Entwicklung zu einer öffentlichen Grünanlage nicht möglich. Für Spaziergänger, Fahrradfahrer und Ausflügler wird das gesamte Grüne Band mit einem vier Meter breiten Asphaltweg durchzogen, der sich am Verlauf des ehemaligen Ko- lonnenwegs der DDR-Grenztruppen orientiert. „Dieser Weg ist in den zurückliegenden Monaten weitestge- hend fertiggestellt worden“, erklärt Carola Krause-Kirschke aus der Se- M. Kunert natsverwaltung für Umwelt, Verkehr Die Arbeiten in der Nähe des S-Bahnhofs gehen voran. und Klimaschutz. Von dem Hauptweg gehen mehrere schmale Schotterwege Den ganzen Sommer über ist auf dem großflächig vorhandenen, aus Sicht in die Siedlung Schönholz ab und stel- ehemaligen Mauerstreifen zwischen des Naturschutzes sehr wertvollen len somit eine Verbindung zu dem öst- Kopenhagener Straße und Klem- Trockenrasenflächen sollen teilweise lich angrenzenden Wohngebiet und zur kestraße intensiv gearbeitet worden. wiederhergestellt werden. So entsteht Schönholzer Heide her. Hier wird ein Teilbereich des „Grünen eine Halboffenlandschaft, in der sich Entlang des asphaltierten Weges Bandes Berlin“ angelegt, mit dem pers- Trocken- und Halbtrockenrasen und werden ab September drei geräumige pektivisch die nördliche Innenstadt Waldflächen abwechseln, zusätzlich Plätze aus Großpflaster entstehen, die mit den Naturpark Barnim verbunden akzentuiert durch einzelne Gehölze zum Ausruhen und Verweilen einladen. wird. Gemeinsam mit dem Bürgerpark und Baumgruppen. So soll einerseits „Hier werden eine Reihe von Sitzbän- und der Schönholzer Heide wurde der die Weite des ehemaligen Mauerstrei- ken zum Einsatz kommen, die früher etwa neun Kilometer lange Abschnitt fens erkennbar bleiben, andererseits einmal vor der O2-Arena gestanden entlang der einstigen Grenze zwi- wichtige Flächen für den Biotop- und haben, aber dort nicht mehr gebraucht schen dem Mauerpark und der Blan- Artenschutz geschaffen werden. wurden“, sagt Krause-Kirschke. Diese kenfelder Feldflur 2010 zum größten Aus diesem Grund wurden bereits Wiederverwertung der Bänke sei ein Teil als Landschaftsschutzgebiet aus- 2017 Teile der nach dem Mauerfall bewusster Beitrag zu nachhaltigem gewiesen. Die einzelnen Teilbereiche wild gewachsenen Bäume gefällt. Das Bauen, auch bei der Pflasterung werden werden nun nach und nach einer war auch deshalb nötig, weil der Boden so weit wie möglich Steine aus vorheri- breiteren Öffentlichkeit zugänglich im einstigen Grenzgebiet aus früheren gen Nutzungen wiederverwertet. gemacht. Nutzungen teilweise stark mit Schad- Ebenfalls im Herbst erfolgt die Das planerische Gesamtkonzept stoffen kontaminiert war. Vorausset- Wiesenansaat auf den vorbereiteten sieht vor, dass die seit dem Mauerfall zung für eine öffentliche Nutzung die- Flächen mit gebietseinheimischem eingetretene natürliche Entwicklung ser Areale aber ist vorherige Altlasten- Saatgut. Die Anpflanzung kleiner Ge- zu einem Wald an diversen Stellen sanierung. Ohne den Bodenaustausch hölzgruppen und einiger Kirschbäume, unterbrochen wird. Die ursprünglich auf den wieder entstandenen Frei- die das gesamte Grüne Band als fort- laufendes Merkmal durchziehen, er- folgt entweder auch noch im Herbst oder im kommenden Frühjahr. Spielt die Witterung mit und gehen die Ar- beiten planmäßig voran, dann soll der neue Abschnitt des Grünen Bandes im Frühling 2019 eröffnet werden. Im nächsten Sommer wird der neue Park somit allen Wilhelmsruhern zur Verfü- gung stehen. Ausführliche Infos zum Grünen Band: http://www.berlin.de/senuvk/ umwelt/landschaftsplanung/gruenes_ band/index.shtml Klaus Grimberg

4 So sehen wir die Dinge Zwei dreizehnjährige Mädchen schildern ihre Sichtweise

Wilhelmsruh ist ein ruhiger und Möglichkeit, dort seinen Geburtstag Schüler/innen im dazugehörigen Hort stiller Ortsteil im Bezirk Pankow. Be- oder andere Anlässe zu feiern. betreut werden. sonders für Kinder oder Jugendliche Auch bei der Freiwilligen Feuer- Wilhelmsruh bietet für viele Kinder bietet er so manche Freizeitaktivitäten wehr ist es möglich, sich und seine kreative Angebote und ist für Fami- an. Ihre Freizeit verbringen einige im Kenntnisse weiterzubilden, indem lien ein ruhiger und angenehmer Ort Tollerhaus mit Angeboten wie dem man an einem wöchentlichen Kurs zum Leben. Töpferkurs¸ beim Schlagzeug-/Key- teilnimmt. Antonia Hertzer und boardunterricht oder Veranstaltungen In der Wilhelmsruher Bibliothek Andrea Berliner wie dem Hausmusikfest. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sowohl für bietet dieses Jugendzentrum auch die Kinder als auch Erwachsene, sich Bücher, Filme oder CDs auszuleihen. Diese Einrichtung wird von ehrenamt- lichen Mitarbeitern geführt. Für viele christliche Bewohner dient die Lutherkirche als Ort der Gottes- verehrung. Dort werden auch Bastel- nachmittage für Kinder angeboten. Abgesehen von den Freizeitakti- vitäten in Wilhelmsruh ist da ebenfalls die Schule. In Wilhelmsruh gibt es je- doch nur eine Schule, und zwar die Grundschule in der Lessingstraße, deren Renovierung vor kurzem ab-

geschlossen wurde. An den Nachmit- A. Hertzer tagen und in den Ferien können die Ein Herz für die Jugend im Toller 31.

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5 hilft, sich zu beheimaten. In der DDR war der Pfarrer einer der weni- gen, der mit einem Passierschein die Menschen im Sperrgebiet besuchen und begleiten konnte. Heute erlebe ich es oft, dass für Neuzugezogene der Gottesdienst und das anschlie- ßende Kirchencafé eine gute Möglich- keit sind, Kontakt zu anderen Wil- helmsruhern zu finden. Auch in der Eltern-Kind-Gruppe oder durch den Besuchsdienst begegnen sich neue und alte Wilhelmsruher. Kirche ist und will immer auch „Brückenbauerin“ sein. Bis heute gibt es eine Partnerschaft mit der Kirchen- M. Kunert gemeinde in Löhne/Westfalen. Ich Alt und neu dicht beieinander. erinnere mich an die Bedeutung der Kirche, auch der Wilhelmsruher Kir- Liebe Wilhelmsruher, chengemeinde, für die „Wende“. Und mit dem Adventsmarkt am 1. Advent nun gibt es den Ortsteil Wilhelmsruh Wie viele Wilhelmsruher erinnern auf dem Kirchvorplatz wollen wir schon 125 Jahre und natürlich ist die sich noch an die Kindergartenbaracke, Brücken bauen zwischen Gewerbe- Evangelische Kirchengemeinde von die 1930 gebaut wurde? Sie war zu- treibenden, Bürgern, Kita und Kirchen- Anfang an dabei. Das Wort des Prophe- erst nur als Zwischenlösung gedacht, gemeinde in Wilhelmsruh. ten Jeremia „Suchet der Stadt Bestes hat aber 86 Jahre ihren Zweck erfüllt. Wir als Kirchengemeinde versuchen und betet für sie zum Herrn“ (Jer 29,7) Heute freuen wir uns über eine schöne nach dem Motto zu leben: „ecclesia hat sie dabei immer geleitet. neue Kita. 15 Jahre lang wurden in den semper reformanda“ – „die Kirche ist Da die Siedlung Wilhelmsruh schnell Räumen der Kirchengemeinde 16 geis- immer zu reformieren“. Im Jahr 2017 wuchs, wurde bereits 1901 vom Ge- tig behinderte Kinder und Jugendliche haben wir „500 Jahre Reformation“ meindekirchenrat in Rosenthal be- betreut und gefördert. Seitdem diese gefeiert. schlossen, eine feste Pfarrstelle für Sondertagesstätte 1990 geschlossen Durch den Fall der Mauer hat sich Wilhelmsruh mit Sitz in Rosenthal zu werden musste, gibt es in unserem Kin- Wilhelmsruh sehr verändert. Wir wol- schaffen. Zunächst wurde an eine Dia- dergarten Integrationsplätze. len uns den Herausforderungen stellen koniestation in Wilhelmsruh gedacht Erwähnenswert auch die vielen und haben uns in den letzten Jahren und 1904 eine Gemeindeschwester in Ehrenamtlichen, die sich schon über verändert. Seit zwei Jahren sind Wil- Wilhelmsruh stationiert. Dann kaufte 10 Jahre in der Ausgabestelle „Laib & helmsruh und Rosenthal wieder zu der Gemeindekirchenrat das von der Seele“ engagieren, die die Kirchen- einer Kirchengemeinde vereinigt. Hauptstraße, Goethestraße, Hielscher- gemeinde im Tollerhaus unterhält. Vielleicht schauen Sie einfach mal straße und Schillerstraße umschlossene Von Anfang an spielte in unserer bei uns vorbei – wir freuen uns immer Gelände und 1906 fand die feierliche Kirchengemeinde die Musik eine über Besuch. Einweihung des Gemeindehauses mit zentrale Bedeutung. Seit 1913 gibt es Es grüßt Sie Kirchsaal und zwei Wohnungen für Ge- einen Kirchenchor. Viele Bläser treffen Pfarrerin Dagmar Althausen meindeschwestern statt. Bereits 1907 sich schon über 30 Jahre im Posaunen- ist auch unser Kindergarten gegrün- chor und Flötenkreis. Und wir freuen det worden, der viele Jahre von Dia- uns, dass es seit einem Jahr nun wie- konissen aus dem Paul-Gerhard-Stift der einen Kinder- geleitet wurde. chor gibt. Diese Nach langwierigen Verhandlungen Gruppen singen und Kathrin Oltermann-Muth wurde Wilhelmsruh vor hundert Jahren musizieren nicht Schneidermeisterin eine selbständige Kirchengemeinde. nur in den Gottes- Hauptstraße 7 Seitdem hat diese das Leben in Wil- diensten zum Lobe 13158 Berlin helmsruh mitgestaltet, denn „Christ Gottes, sondern Tel.: 030 / 49 85 64 64 KARO sein“ bedeutet, sich am öffentlichen auch in Konzerten Leben zu beteiligen und sich für ein zur Freude der Wil- E-Mail: [email protected] Mode & Accessoires www.karo-mode.berlin gutes und gerechtes Leben einzuset- helmsruher. Öffnungszeiten: zen. Von daher hat sich die Kirchen- Die Kirchenge- Die 12 - 19 Uhr gemeinde stets diakonisch, kulturell meinde war und Mi, Do, Fr 11 - 18:30 Uhr und gemeinschaftsstiftend für die Wil- ist ein Ort, der Sa 10 - 13 Uhr helmsruher engagiert. vielen Menschen 6 Wie es früher war und heute ist Gedanken zum 125-jährigen Bestehen

Wilhelmsruh wird 125 Jahre alt. So Wilhelmsruh hat sich natürlich angehören, sind überaus zufrieden, lange ist das gar nicht her. Das sind verändert. Das Leben ist Veränderung, dass ihre Mieten immer noch mode- drei Generationen. Wie schnell sich daran müssen wir uns gewöhnen. Es rat und bezahlbar sind. Viele Inves- ein Ort entwickelt! Wenn ich die ge- gibt noch viele „Ureinwohner“, die toren, auch die Wohnungsbaugenos- pflasterten Straßen überquere, stelle ich wissen, was früher den kleinen Ort senschaft, haben Neubauten errichtet. mir vor, wie einst die Pferdewagen ausmachte. So gab es viele Geschäfte: Man will junge Familien in den Ort dort entlangfuhren. Reiche Bauern mit Bäcker, Fleischer, Haushaltswaren, locken. Wilhelmsruh ist ohne Zweifel Land und Gütern waren im angrenzen- Konfektion, Fischladen, Gaststätten, eine begehrte Wohnlage. Mit der Mau- den Rosenthal angesiedelt. Pferdege- Cafés, Kurzwaren, Schuhmacherei, ein eröffnung ist es weltoffener geworden. trappel war ein vertrautes Geräusch. Volkshaus, ein Kino und eine Kohlen- Die Verkehrsanbindung zur Stadt und Mit der Errichtung des Großbetriebes handlung. Moderne Einrichtungen zum Umland ist zufriedenstellend und von Bergmann-Borsig breitete sich haben uns das Leben erleichtert. Wer vielseitig. Busse und S-Bahn fahren Wilhelmsruh aus. heizt denn noch mit Kohlen? Damals uns überall hin. Wir haben hier eine Se- Die Wohnungsbaugenossenschaft war es wichtig. Man muss also auch niorenbegegnungsstätte und ein Pflege- Wilhelmsruh baute ganze Häuser- die Vorteile der Veränderung sehen. heim. Es ist also auch für die alternde reihen, um den Angestellten bei Wilhelmsruh hat noch viele Ein- Generation gesorgt. Die Beschaulich- Bergmann Borsig die Nähe zu ihrer wohner der älteren Generation, die es keit hat nachgelassen und das wird Wohnung zu schaffen. Inzwischen gewohnt waren, die Einkaufsmöglich- auch weiterhin zunehmen. Wir haben feierte die Wohnungsbaugenossen- keiten in der Nähe zu nutzen. Immer immer noch zwei schöne Seen, die sa- schaft ihr 60-jähriges Bestehen. Ur- mehr Geschäfte mussten aufgeben. niert werden müssen. Dazu die Heide sprünglich war ihr Sitz in der Fontane- Die Mieten wurden teurer und die zu entspannenden Spaziergängen und straße, bevor sie vor einigen Jahren in Einnahmen konnten die Kosten nicht als Sauerstoffquelle. Es wird viel ge- einen schönen Neubau in der Wacken- mehr decken. Die Wilhelmsruher, baut und so verändert sich der Ort. bergstraße zog. die der Wohnungsbaugenossenschaft Waltraud Zerbel

7 Mit der Heidekrautbahn zügig in die Schorfheide Wiederbelebung der traditionsreichen Strecke ab Wilhelmsruh: Beginn der Bauarbeiten 2021

M. Kunert Eine Fahrt in den Norden demnächst vielleicht auch wieder ab Wilhelmsruh?

Mitte Juni hat der Lenkungskreis ist die Niederbarnimer Eisenbahn wir gut vorankommen und im Jahr des Projektes „Infrastruktur des Schie- (NEB), die sich gemeinsam mit den 2020 die wesentlichen Bauleistungen nenverkehrs in Berlin und Branden- Gemeinden entlang der Trasse fast ausschreiben können, um 2021 mit burg – i2030“ grünes Licht für den zwanzig Jahre lang für deren Moder- den Bauarbeiten beginnen zu können“, Wiederaufbau der Stammstrecke der nisierung eingesetzt hat, um plan- fügt Bröcker hinzu. Der Startschuss Heidekrautbahn gegeben. Seit dem mäßig Personenzüge fahren zu kön- für den neuen Bahnhof Wilhelmsruh Bau der Berliner Mauer 1961 ist die nen. „Natürlich freuen wir uns, dass muss in jedem Fall 2021 fallen, denn traditionsreiche Bahnverbindung aus unsere beharrlichen Bemühungen end- dort erlischt ansonsten das Baurecht. dem Berliner Nordosten Richtung lich erfolgreich waren und wir nun Was den sonstigen Verlauf der Schorfheide unterbrochen. Denn der bald richtig loslegen können“, sagt Strecke angeht, wird es auf viele Pla- Wilhelmsruher Ausgangsbahnhof der Detelf Bröcker, Chef der NEB. Sein nungsdetails ankommen. Wo und wie 1901 erbauten Strecke lag seinerzeit im Unternehmen hat in den zurücklie- sind die Bahnübergänge zu gestalten? Grenzgebiet und wurde abgerissen. Um genden Jahren bereits einige Planungs- Auf welche Belange des Naturschutzes die Schienenanbindung des Industrie- vorleistungen erbracht, nun gehe es im Bereich Lübars ist Rücksicht zu areals von Bergmann-Borsig zu sichern, darum, die nächsten Planungsschritte nehmen? Wie können Zugüberführun- blieb aber die Strecke vom nördlichen zügig voranzutreiben. gen von Stadler auch während der Bau- Wilhelmsruh über Rosenthal, Blanken- Für den Bahnhof Wilhelmsruh, der arbeiten gewährleistet werden? Und felde, Schildow und Mühlenbeck bis auf einem Damm parallel zum beste- natürlich: Welche Kosten sind zu er- Basdorf über die Jahrzehnte in Betrieb. henden S-Bahnhof entstehen soll, warten? In einer vorläufigen Schätzung In den letzten Jahren wurde sie aber nur besteht bereits Baurecht. „Hier könnten aus dem Jahr 2016 werden 16,7 Mil- für Überführungen von neu gebauten wir sofort mit der Bauplanung begin- lionen Euro als Gesamtkosten genannt Schienenfahrzeugen der im heutigen nen“, sagt Bröcker. Aber natürlich sol- – für die grundlegende Modernisierung PankowPark ansässigen Stadler AG len alle planungsrechtlichen Schritte der etwa 14 Kilometer langen Strecke, und für Traditionszüge der Heidekraut- aufeinander abgestimmt werden. Es die Bahnübergänge, den Bau der Bahn- bahn genutzt. lägen ihm bereits Angebote verschie- höfe und sämtliche Planungsarbeiten. Knapp 30 Jahre nach dem Fall der dener Planungsbüros vor, die sich um Wie diese Kosten zwischen Branden- Mauer sind nun die Weichen für eine die Arbeiten zur Genehmigungs- und burg und Berlin aufgeteilt werden, Wiederaufnahme des Personenver- Ausführungsplanung beworben haben. welche Bundesmittel einfließen kön- kehrs gestellt. Eigentümer der Strecke „Insofern bin ich zuversichtlich, dass nen und welche Eigenleistung die NEB 8 erbringen muss, wird eine Finanzie- rungsvereinbarung zwischen den be- Demnächst teiligten Partnern festlegen. Aktuell ist die Strecke für Züge nur NEU mit einem Tempo von 30 km/h befahr- bar. Ziel ist, künftig mit Tempo 80 oder vielleicht sogar 100 unterwegs zu sein, falls das betrieblich sinnvoll ist. Voraussichtlich sollen die Züge mit Dieselloks im Halbstundentakt verkehren; das Märkische Viertel und der PankowPark werden mit eigenen Haltepunkten angebunden. Insbeson- dere die Gemeinden Mühlenbeck und Schildow werden von der wiederge- wonnenen Schienenverbindung nach JEDER SCHMERZ UND JEDE KÖRPERLICHE Berlin profitieren, Pendler hätten eine echte Alternative zum Auto. Aber EINSCHRÄNKUNG KANN BEHANDELT WERDEN. natürlich ergeben sich auch für alle Wilhelmsruher ganz neue Perspektiven für Ausflüge Richtung Schmachtenha- gen oder Groß-Schönebeck. »Hand in Hand« – Ihre Praxis für Ob und wann die Heidekrautbahn Physiotherapie und Sport bis verlängert wird, steht aktuell noch in den Sternen. Det- Liebe Wilhelmsruherinnen, liebe Wilhelmsruher, Nachbarn und lef Bröcker will sich nun zunächst auf Freunde, in Kürze werden wir für Sie eine neue Praxis für Physio- die Modernisierung der Stammstrecke therapie und Sport in unserem Kiez eröffnen. Getreu unserem konzentrieren: „Wenn alles gut läuft, Leitsatz »Jeder Schmerz und jede körperliche Einschränkung könnten 2022 oder spätestens 2023 kann behandelt werden« stehen Sie mit Ihrem Anliegen ganz hier wieder planmäßig Personen- klar im Mittelpunkt. Daher wollen wir die Erkrankung bzw. das züge rollen“, erläutert er. Wenn die- Problem zunächst gemeinsam erkennen, um einen für Sie auch ser Zugverkehr erst einmal Realität geworden sei, dann finde sich gewiss nach unserer Behandlung hilfreichen Weg einzuschlagen. eines Tages auch eine Lösung für die Nutzen Sie unsere Erfahrung und unsere speziellen Angebote, Verlängerung bis Gesundbrunnen. um Ihrem Körper und Ihrer Seele wieder gut zu tun. Nähere Infos zur Stammstrecke der Heidekrautbahn: Was wir unter anderem für Sie anbieten: http://www.neb.de/stammstrecke/ Klaus Grimberg • Manuelle Therapie • Krankengymnastik sowie gerätegestützte Krankengymnastik • Diagnostisches Beratungsgespräch • medizinische Massagen und Wellnessmassagen • Hausbesuche • Kiefergelenksbehandlung • Personal Training • Lymphdrainage, Wärmetherapie • Faszienbehandlung • Rehabilitationsgymnastik, Rückengymnastik • Präventionskurse, Bewegungskurse, Yoga etc.

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M. Kunert Ein Fund für Nostalgiker: Fotos von früher. 9 125 Jahre Wilhelmsruh: Macht die Tore auf – lasst das Leben rein! Mehr als nur eine Chronik der Roten Schule

Wilhelmsruh ist vor allem mein Zu- Verantwortung. Wir wollten unsere Ort gibt, den Bäcker, den Fleischer, hause. Das Haus meiner Großeltern ist Bürgersteige zurück als Kommunika- die Feuerwehr, die Schule, den Arzt, eines der ältesten hier und gleichzeitig tionsfläche. Man sollte miteinander re- die Kirche und vieles mehr. Wir hatten auch mein Geburtshaus. Auch mein den, Masse besteht aus einzelnen Men- erreicht, was wir wollten, wir kannten Vater und eine Cousine wurden in die- schen, Gesichter sollte man kennen. uns und redeten miteinander, oft auch sem Haus geboren. In der roten Schule Wie sagte die alte Direktorin der roten in hitzigen Diskussionen – aber wir habe ich einen Teil meiner Schulzeit Schule, Frau Haß: Wir kennen uns jetzt waren uns nicht fremd. absolviert, wie auch schon mein Vater und wir grüßen uns jetzt im Ort! Rich- In Wilhelmsruh entstand zwei Jahre und später meine Kinder und Enkel. Als tig. So wollten wir es machen! vor der Grundschulreform mit einer Kinder spielten wir in den schlafenden Wir gründeten die „Pankower Sondergenehmigung des damaligen Gärten und Grundstücken, die der Krieg Früchtchen“. Als Elternförderverein Staatssekretärs Herrn Härtel und viel, dem Erdboden gleich gemacht hatte der beiden Schulen und der Kita in viel Unterstützung von Christine Keil, oder deren Bewohner im Westen wohn- der Uhlandstraße. Wir besetzten die der Grand Dame der Linken in Pankow, ten. Es war ein Meer von zugewucher- Straße, stellten eine Bühne auf, ver- der erste Hort in freier Trägerschaft ten Büschen und Bäumen, die es zu er- anstalteten eine Tombola im Ort und in Berlin. Die Pankower Früchtchen obern und zu beherrschen galt. Ich bin organisierten Kommunikation und übernehmen den Hort in der roten also ein Ureinwohner mit tiefen Wur- Gespräche. Legendär sind die Volley- Schule mit ihrem Konzept des Öffnens zeln auf diesem Fleck der Erde. ballspiele zwischen Händlern/Gewer- der Bildung unter dem Motto: „Macht Nach einigem Hin- und Hergeziehe bin betreibenden und Eltern/Lehrern, der die Tore auf – lasst das Leben rein!“. ich 1990 im Herbst wieder in meinem Auftritt der Elternband „Die Rache Aus dem Verein wurde eine gGmbH, Geburtshaus gelandet. Wilhelmsruh war der Eltern“ und der quirlige und bunte die heute in Pankow drei HorteEins, in den Zeiten der DDR eine Enklave. Festumzug der Schüler und Eltern die KitaEins, die SchuleEins und die Die Schillerstraße führte in den Ort und des Hortes der Pankower Früchtchen. Villa Frida am Wandlitzsee betreibt. die Edelweißstraße aus dem Ort. Der 15 Jahre haben wir uns und den Ort Der HortEins in Wilhelmsruh ist S-Bahnhof Wilhelmsruh lag im Westen allsommerlich gefeiert. gleichzeitig ausgeschriebenes Mehr- und der dazugehörige Ort im Osten. Be- Nebenbei haben wir mit Kurt Hansen generationenhaus, weil zum Leben grenzt und dominiert wurde der Ort vom die Ampel organisiert, den Kunstkeller auch die dritte Generation, die Großel- Maschinen- und Turbinenbaubetrieb in der roten Schule gegründet. Marga- tern, gehören. Der älteste ehrenamt- Bergmann-Borsig und der Staatsgrenze. rethe Brückner ist mit ihrer Geschichts- liche Mitarbeiter Hansjürgen Zurth, Regen Verkehr gab es im Ort nur beim werkstatt losgezogen, hat den Kindern Ehrenbürger von Pankow, ist jetzt 92 Schichtwechsel der Arbeiter. und oft auch den Erwachsenen erklärt, Jahre alt und spielt mit den Kindern Zur Wende wurde die Mauer geöff- wer der Gründer von Wilhelmsruh einmal wöchentlich Schach in der ro- net. Wilhelmsruh wurde das Tor zum war, hat gezeigt, was es alles in diesem ten Schule und in der SchuleEins. Er Westen. Durch die alten, verschlafenen ist hier in Wilhelmsruh geboren. Mit Straßen mit dem schönen Kopfstein- 17 Jahren musste er in den Krieg zie- pflaster rasten mehr und mehr Autos, hen, dann war er fünf Jahre in Gefan- Laster mit Müll zu Alba. Wir hielten genschaft. Heute besteht er darauf, im- jedes Mal verzweifelt unsere wackeln- mer in der 10. Klasse darüber zu spre- den Häuserwände fest, bis auch die sich chen. Nie wieder Krieg! Es ist noch eingerichtet hatten in der neuen Welt. nicht einmal ein Menschenleben her. Die Stadt hatte Wilhelmsruh wieder 125 Jahre Wilhelmsruh sind auch zurück, mit all dem, was dazu gehört. 25 Jahre Pankower Früchtchen, sind Wir wurden eine Durchgangsstraße. die Menschen, die Orte wie diesen le- Die Straßen wurden zu Parkflächen benswert machen, sind die Initiativen, und die Menschen versuchten beim die daraus entstanden, wie der Chor Überqueren der Hauptstraße zu über- Cum Gaudio oder auch die Bibliothek, leben. Auch die Bewohner der merk- die wir unterstützen. Danke Lars und würdigen umliegenden Viertel ent- Ute Klinkmüller, Martina K., Andreas deckten den Genuss des Brotes von K., Beate, Irina S., Jörg S., Regina K., Bäcker Pawlik und den Vorzug des an- Karin Z., Petra B., Annalen H., Silvia K., sässigen Fleischers. Und Wilhelmsruh Fam. L., Angela K., Kerstin B., Caro- hatte die bestorganisierte extremrechts la B., Peter T. und viele, viele mehr…. ausgerichtete Jugendorganisation Ber- Carmen Urrutia lins. Da wurden wir wach und began- (Geschäftsführerin nen mit dem, was wir gelernt hatten. Pankower Früchtchen Pankower Früchtchen) Wir organisierten uns und übernahmen Fester Bestandteil von Wilhelmsruh. 10 Graf Eulenburg erinnert sich Der Garibaldi-Teich in Wilhelmsruh Vor kurzem kam ich mit einem Herrn eingeholt und das Gebäude gefunden, ins Gespräch, der offenbar noch nicht in dem die Bibliothek untergebracht Guiseppe Garibaldi lange Mitglied unseres Vereins ist. Ihm werden konnte. Allerdings bedurfte Widerstandskämpfer war nicht bekannt, dass der im Jahre es doch erheblicher Phantasie, die 2004 gegründete Verein ursprünglich ruinöse Trafostation auf dem Indus- Freimaurer „Lesen in Wilhelmsruh“ heißen sollte. triegelände als geeignete Basis für Vor über 200 Jahren Bei der Vereinsgründung war aber klar, die neue Bestimmung in Aussicht zu dass wir uns um mehr Themen als nur nehmen. Entsprechend war ein erheb- das Lesen kümmern wollten, sodass liches körperliches Engagement fast Abgehauen nach Südamerika der Verein bei Gründung schon so wie aller Vereinsmitglieder bei den Um- Zurückgekehrt heute hieß. Ausgangspunkt waren da- bauarbeiten erforderlich. Letztendlich mals mehrere Initiativen, darunter die gelang es im Rahmen der „Aktion 96 Um zu kämpfen der Kirchengemeinde Wilhelmsruh, Stunden“ des RBB, den Schlussspurt Am Gardasee hat er gesiegt um die Stilllegung der städtischen Leih- innerhalb einer Woche zu schaffen, bücherei in der Edelweißstraße abzu- wobei der RBB mehrmals täglich über wenden bzw. eine Alternative dafür den Fortschritt der Arbeiten berich- Frauen hatte er viele zu finden. Mehr durch Zufall fand ich tete und damit auch Reklame für die Schwängerte die eine oder die andere die Einladung zur Vereinsgründung Handwerksbetriebe machte, die häufig an einem Baum am See angeschlagen lediglich die eingebrachten Materia- Heiratete die eine oder andere und konnte als Mitglied des Gemein- lien berechneten. Nach erfolgeichem dekirchenrates auch die damalige Abschluss erhielten die Hauptakti- Der Garibaldi-Fisch Pfarrerin Franke dafür gewinnen, als visten als Anerkennung vom RBB die Gründungsmitglied mitzuwirken. 96-Stunden-Armbanduhr. nach ihm benannt Der Vorstand hat sich dann zügig Mein Gesprächspartner meinte, das Ein Riffbarsch und sehr erfolgreich um ein trag- müsse man doch einmal im „Wilhelms- fähiges Konzept für den Betrieb der ruher" festhalten. Das habe ich mit orange. Bibliothek in Wilhelmsruh bemüht, meinem Text versucht. die erforderlichen Genehmigungen R. Eulenburg Der Teich nach ihm benannt ist ein Tümpel Der Tümpel ist trüb.

An den Ufern wuchert Japanischer Staudenknöterich Erdkriechsprossen Nicht zu bekämpfen

Was für ein Vermächtnis

T. Kaden R. Eulenburg, Helfer der ersten Stunde. Eva-Maria Kohl

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11 Handwerk in der fünften Generation Die Bäckerei Pawlik in der Hauptstraße feiert ihr 100-jähriges Bestehen

Es ist ein weiter Weg von Schlesien rechnet werden. Das galt auch für die Bis zum Mauerbau hatte sich das nach Berlin, vor allem dann, wenn frühen 1930er Jahre und erst recht für Leben von Anneliese wie selbstver- man den Umweg über die USA nimmt. die Kriegszeit. Mittlerweile hatte Sohn ständlich in der gesamten Stadt ab- So wie es der Bäckergeselle Josepf Hans (*1913 in Rosenthal) den Betrieb gespielt. Als Verkäuferin im Lebens- Pawlik, geboren 1868 im einstigen übernommen. Nach bestandener Meis- mittelhandel hatte sie in verschiedenen Tschirmkau im Landkreis Leobschütz, terprüfung 1934 hatten die Eltern im Filialen im Westteil der Stadt gear- um die vorige Jahrhundertwende darauffolgenden Jahr Backstube und beitet, gemeinsam mit ihrem künfti- gemacht hat. Als er 1885 ausgelernt Laden in seine Hände übergeben – für gen Mann jenseits der Sektorengrenze hatte, zog es ihn aus seinem Dorf die nächsten fast vier Jahrzehnte. weiter Handball gespielt, bei den Rei- hinaus in die Ferne. Der junge Schle- nickendorfer Füchsen. Wie für so viele sier versuchte sein Glück unter ande- Berliner sollte sich mit dem 13. August rem als Schiffskoch und so verschlug 1961 ihr Alltag schlagartig verändern. es ihn vorübergehend auch in die Neue Eine Lebensentscheidung war für Welt jenseits des Atlantiks. Niemand Anneliese aber schon früher gefallen, weiß heute noch, warum er dort nicht als sie einmal für einige Wochen in der dauerhaft blieb. Fest steht nur: Anfang Bäckerei Pawlik als Verkäuferin aus- des Jahrhunderts war Josepf Paw- geholfen hatte. „Die ist richtig“, hatte lik zurück im damaligen Deutschen ihr späterer Schwiegervater Hans, ein Reich. Und 1918 traf er für sich und Freund klarer Worte, befunden. Und so seine Familie eine folgenreiche Ent- sollte der Wilhelmsruher Handwerks- scheidung. Er eröffnete in der Wil- betrieb zu ihrer zweiten Heimat helmsruher Hautpstraße seine eigene werden. Bäckerei. Wenn Anneliese Pawlik von den 100 Jahre später ist der Betrieb noch Jahren in und mit der Bäckerei zu immer in Familienbesitz. Die Ur-Ur- DDR-Zeiten erzählt, könnte man ihr Enkel von Josepf Pawlik führen die stundenlang zuhören. Zahllos sind Bäckerei in fünfter Generation fort: die Geschichten von Engpässen bei Kevin Pawlik (*1990) kümmert sich den Zutaten, von schlechtem Mehl, als Inhaber um alles Geschäftliche und zerlaufener Hefe oder halb vergam- wird dabei von seiner Tante Ines Wag- meltem Marzipan. Wie überall in nitz (geb. Pawlik) in der Geschäfts- der DDR-Wirtschaft musste nahezu Privat führung unterstützt. Seine Cousine Firmengründer Josepf Pawlik und täglich organisiert und improvisiert Sabrina Wagnitz (*1996, Tochter von seine Frau Anna in den 1920er Jahren. werden. „Wie wir manchmal über- Ines) setzt als Bäckermeisterin die haupt noch etwas gebacken haben, handwerkliche Tradition fort. Wie je- weiß ich heute selbst nicht mehr“, dermann in Wilhelmsruh seit einiger Wenn noch jemand über jene frühen erinnert sich Anneliese Pawlik mit Zeit beobachten kann, ist die Familie Jahre berichten kann, dann ist es Anne- leichtem Kopfschütteln. Zitronat fest entschlossen, die Bäckerei auch liese Pawlik. 1937 in Pankow geboren, aus grünen Tomaten, Persipan (aus im zweiten Jahrhundert fortzuführen. hatte ihr Leben zunächst nichts mit dem Aprikosenkernen) und Resipan (aus Der Um- und Ausbau des Betriebs Bäckerhandwerk zu tun. Das sollte sich gemahlenen Erbsen) – die Material- bei laufender Produktion geht voran, ändern, als sie Ende 1957 von ihren knappheit machte erfindungsreich. wenngleich nicht ganz so zügig wie Feldhandball-Kameradinnen beim VfL Gab’s mal genügend Zutaten, fehlte es geplant. Im kommenden Frühjahr aber Nord in der Wollankstraße auf den an Brennstoff: Um jede Tonne Kohlen soll alles fertig sein und die Enge in neuen Torwart der Männermannschaft musste gerungen werden. Und wenn der Backstube endlich der Vergangen- aufmerksam gemacht wurde. „Der sieht es ganz schlimm kam, dann wurde heit angehören. Doch dazu später. nicht übel aus“, hieß es und außer der eine Lieferung Braunkohle auf den Zunächst noch einmal zurück zu den Begeisterung für denselben Sport hatte Hof geschüttet. „Nichts als Dreck Anfängen. Dass die Bäckerei einmal der junge Mann auch noch einen soliden überall!“, stöhnt Anneliese Pawlik 100 Jahre bestehen würde, konnten Beruf – nämlich Bäcker. Jener Jürgen noch heute. Josepf Pawlik und seine Frau Anna in Pawlik, geboren ebenfalls 1937, sollte 1973 hatte ihr Mann Jürgen das den 1920er Jahren nicht erahnen. Die im Sommer 1959 seine Meisterprüfung Geschäft von seinen Eltern übernom- Zeiten waren hart, das Geld saß nicht ablegen. Aus der Bekanntschaft aus dem men, im selben Jahr musste der uralte locker. Es wurden kleine Mengen pro- Handballverein war da längst etwas Ofen aus den Gründungsjahren ersetzt duziert, ein paar Stück hiervon, ein Ernstes geworden, Anneliese und Jür- werden, weil die Seitenherde nach ei- paar davon – so dass bloß nichts übrig gen heirateten 1962. Es waren – schon nem halben Jahrhundert nicht mehr blieb. Jeden Tag musste sehr genau ge- wieder in Berlin – bewegte Zeiten. funktionierten. 68 Kubikmeter Schutt 12 wurden damals abtransportiert, eine gigantische Plackerei für alle Be- teiligten. Die Produktion aber musste schnell weitergehen. Denn zumindest die Versorgung mit dem Grundnah- rungsmittel Brot sollte in der DDR allzeit gewährleistet sein. Die Beleg- schaft von Bergmann Borsig kaufte bei Pawlik ein, manchmal auch die Grenzsoldaten oder ortsbekannte Mit- arbeiter der Staatssicherheit. Wenn solche Kundschaft herumzunörgeln begann, konnte sich Anneliese Pawlik die eine oder andere Spitze zu fehlen- dem Material nicht verkneifen. „Es fiel mir schwer, in solchen Momenten die Klappe zu halten“, sagt sie. Wie der Mauerbau, so war auch der Mauerfall für die Bäckerei ein tie- fer Einschnitt. Jenseits des einstigen

Todesstreifens lockten nun unter an- K. Grimberg derem ungekannte Leckereien aus aller Drei Generation des Wilhelmsruher Handwerksbetriebes: Anneliese Pawlik Welt. „In den ersten sechs Wochen (2. von rechts), ihre Tochter Ines Wagnitz (links) und ihre Enkel Sabrina dachten wir: Jetzt können wir den Wagnitz und Kevin Pawlik. Laden bald zumachen“, erinnert sich Anneliese Pawlik. Doch es kam anders. Der Westen wurde geprüft, doch zu- So hält nun die fünfte Generation Wenn der Umbau des Betriebs im mindest was die Schrippen anging, als die Geschicke der Bäckerei Pawlik kommenden Frühjahr abgeschlos- zu luftig empfunden. Die Geschmacks- in den Händen. Kevin Pawlik, der sen ist, wird es neben dem Laden ein nerven der Wilhelmsruher waren an den Betrieb geerbt hat, setzt mit der kleines Café für die Kunden geben. das Pawliksche Angebot gewöhnt Verzögerung von einigen Jahren die Viel wichtiger für den Bäckereibetrieb und so sollte es auch bleiben. Auch damals schon weit fortgeschrittenen aber ist, dass in den neu angebauten nachdem 1991/92 ein neuer Gasofen Pläne seines Vaters um. Da er selbst Räumen endlich mit ausreichend Platz in Betrieb genommen wurde und das noch mitten in einem Studium des gearbeitet werden kann. Mit einem Backen für die ältere Generation noch Wirtschaftsingenieurwesens steckt, neuen Gas- und einem Elektroofen las- einmal fast neu erlernt werden musste. steht ihm seine Tante Ines nach wie sen sich viele Arbeitsschritte parallel Die jüngere Generation tut sich mit vor als Geschäftsführerin zur Seite. erledigen, niemand muss sich mehr auf Veränderungen naturgemäß leichter. Seine Cousine Sabrina, die bei ihrem den Füßen herumstehen oder perma- Mittlerweile hatte auch Annelieses Onkel Ralf in der neunten Klasse ein nent anderen ausweichen. Wer einmal und Jürgens Sohn Ralf, mit seiner erstes Schülerpraktikum absolvierte, einen Blick in die Enge der alten Back- Zwillingsschwester Ines 1967 ge- hat an ihre Bäckerlehre gleich eine stube geworfen hat, der kann sich kaum boren, den Bäckerberuf erlernt und Meisterschule angeschlossen, die vorstellen, wie hier über Jahrzehnte 1992 die Meisterprüfung abgelegt. sie im Juli vergangenen Jahres mit Teig angesetzt, geknetet und gebacken Zur Jahrtausendwende übernahm er Erfolg beendet hat. Sie wird sich wurde. Mit dem nächsten Frühjahr den elterlichen Betrieb, in dem seine in Zukunft darum kümmern, dass wird bei Pawlik dann also das zweite Schwester ab 2003 zunehmend mit- die Qualität der Pawlikschen Back- Jahrhundert handwerklicher Arbeit so arbeitete – im Büro und in der Ge- waren erhalten bleibt. Denn die wird richtig anbrechen. Zum ersten Jahr- schäftsführung. Schon Ralf hatte nicht nur von den Wilhelmsruhern hundert gratuliert Wilhelmsruh schon grundlegende Veränderungen mit der geschätzt, sondern auch von vielen jetzt aus vollem Herzen (und vollen Bäckerei vor, die er um- und ausbauen anderen Kunden bis hin zu Bundes- Bäuchen): Herzlichen Glückwunsch! wollte. Sein tödlicher Verkehrsunfall ministerien. Klaus Grimberg im Frühjahr 2014 aber riss die Fami- lie aus allen Zukunftsplanungen. Nun ging es zunächst darum, den Betrieb überhaupt am Leben zu erhalten. Ines Wagnitz sprang als Geschäftsführerin Hier könnte Ihre Anzeige stehen! in die Bresche, die Belegschaft rückte Möchten Sie in der nächsten Ausgabe des „Wilhelmsruhers“ inserieren, noch enger zusammen. Und der Laden dann wenden Sie sich bitte an uns. lief weiter.

13 Madame Pottine und das Leben in Wilhelmsruh

er auch mitgenommen, es wird Softeis mit eingeweckten Sauerkirschen zum Gemüseeintopf geben, vielleicht auch geschlagene Sahne von Bäcker „Paw- lik“. Da freut sich das Kinderherz, während der Bauch rumort. Für diese Leckerei brauche ich Platz. Stapfe aus der Wohnung eine Treppe tiefer, die Gemeinschaftstoilette ist frei. Nachher bringe ich Flaschen und Zeitung zum Altstoffhandel. Das Pfen- niggeld wird ausreichen für eine Vor- stellung im Kino „Lunik“. Seufzend verlasse ich die histori- schen Straßen meiner Erinnerung und trete auf den heutigen Bürgersteig. Meine Brieftasche beherbergt keine „Mark“ oder „DM“, sondern Euro. Vieles ist von gestern zu heute vergan-

J. Kunert gen. Etliches hinzugekommen. Immer Lang, lang ist's her. wieder wird Wilhelmsruh ein neues Gesicht zufliegen. In der Vergangen- heit gelebt, im Hier und Jetzt erlebt. Das Morgen ist dem Alter und der Einst zu Rosenthal gehörend, jetzt zur Post, oben in Rosenthal, um das nächsten Generation reserviert. vereint mit Pankow. Die Straßen von Paket für seinen russischen Freund ab- Bis bald, eure Madame Pottine. Wilhelmsruh liegen hinter mir. Sie zuschicken. Den „Haesco-Küble“ hat Vera Fang sind verzweigt wie das Leben, voller Erinnerungen vergangener Tage, zusammengefasst zu einem Gestern: Eine Zwei-Zimmer-Wohnung, für fünf Personen mit zwei Kachelöfen – gegenüber der Bibliothek. „Meine Schwelle“, die Gnitze, hat die Zug- klappe offengelassen, wodurch die Wärme zum Schornstein verpufft. Da- her sind die Räume kühl. Ziehe eine selbstgemachte Strickjacke von Groß- mutter über und sehe gespannt zu, wie die weibliche Hälfte „der Regierung“ meine Schwester mit Teppichklopfer in der Hand um den Esstisch jagt. Mama arbeitet bei Bergman-Borsig als Tech- nische Zeichnerin. Dadurch ist es uns möglich, bald in eine der neu erbauten AWG-Wohnungen umzusiedeln. In der Küche, neben der monströsen Kochmaschine, die nur Holz frisst, ba- det seelenruhig „meine Keule“ in der ausgeklappten Schrankwanne, welche geschlossen den 90-Liter-Boiler ver- steckt. Da erklingt das anschwellende Geheul der Feuerwehrsirene, genau neben uns. Notdürftig abgetrocknet und bekleidet flitzt er aus der Woh- nung, zum Einsatz bereit. Der Vater wird’s nicht schaffen, er ist unterwegs 14 Die neuesten Nachrichten vom Wilhelmsruher See Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen

Darin hat sie explizit darauf hingewie- sen, dass die Bürgerinnen und Bürger von Wilhelmsruh und Rosenthal und der Verein Leben in Wilhelmsruh e.V. und der Arbeitskreis See des Vereins sehr stark interessiert und engagiert sind. Bei der nächsten Tagung des Len- kungsgremiums entscheidet dann der Senat für Finanzen, ob unserem An- trag auf Mittelerweiterung stattgege- ben wird. Wir hoffen sehr auf eine positive Entscheidung und drücken die Dau- men!!! Außerdem möchten wir Sie darauf aufmerksam machen, dass unsere ak- tuellen Informationen zum Wilhelms- ruher See unter: http://see.leben-in-wilhelmsruh.de veröffentlicht werden. I. Lunkenheimer, Atelier, Niederstraße 2 In der Bibliothek des Vereins Leben Ein Gemälde von Rembrandt oder doch nur ein Foto? in Wilhelmsruh finden Sie zudem einen aktuellen Überblick in dem dort ausliegenden Informationsordner. Sie Der Arbeitskreis Wilhelmsruher See, In unserem letzten Artikel hatten können auch jederzeit Kontakt per der nunmehr seit fast vier Jahren um wir von unseren intensiven Nachfra- Mail zum Arbeitskreis aufnehmen den Beginn der Sanierung an unserem gen bei Frau Dr. Moorfeld zum Thema unter: See kämpft, gibt nicht auf. Finanzierung und unserem, für den WilhelmsruherSee@Leben-in- Erinnern Sie sich an die Veranstal- 28.06.2018 geplanten Gesprächster- Wilhelmsruh.de. tung in der Bibliothek am 15.09.2016? min im Bezirksamt Pankow berichtet. Peggy Badstübner für den Der damalige Bezirksstadtrat Herr Bei diesem Termin erfuhren wir, dass Arbeitskreis Wilhelmsruher See Dr. Kühne und die Leiterin des Um- sich die Kostenschätzung zur Sanie- welt- und Naturschutzamtes Frau Dr. rung des Wilhelmsruher Sees inzwi- Moorfeld waren eingeladen worden, schen auf fast 1,4 Millionen € beläuft um die Fragen der Bürgerinnen und und diese Summe nicht aus dem Etat Das Prinzip aller Bürger zum Wilhelmsruher See zu des Bezirksamtes aufgebracht werden Dinge ist das Wasser. beantworten. kann. Aus Wasser ist alles, und ins Ein weiterer Gast war Herr Wass- Nun hat Frau Dr. Moorfeld im Mai Wasser kehrt alles zurück. mann. Dieser hielt uns einen anschau- dieses Jahres einen Antrag auf Erwei- (Thales von Milet, griechischer lichen Vortrag zur Blaualgenbekämp- terung der SIWA(NA)-Mittel gestellt. Philosoph und Mathematiker) fung und Erweiterung des Sanierungs- konzepts durch das bereits beauftragte Ingenieurbüro Wassmann. Auf dieser Veranstaltung wurde den ca. 70 Anwesenden versprochen, dass mit den notwendigen Maßnahmen so- fort und somit im Spätherbst 2017 mit der Nassentschlammung begonnen wird. Einige Monate später wurde dem Arbeitskreis mitgeteilt, dass die Fer- tigstellung der Bauplanungsunterlagen mindestens 6 Monate dauert und daher die Mittel erst für den Haushaltsetat 2020/2021 beantragt werden könnten. Was für eine Enttäuschung! 15 Wilhelmsruh gestern, heute und morgen Zeitzeugenberichte und aktuelle Interviews

Jeder, der mit offenen Augen durch 88 Jahren geboren, wohnte erst im el- die Wilhelmsruher Straßen spaziert, terlichen Haus gegenüber und seit nun- wird ihn sofort bemerken, den rasan- mehr 21 Jahren direkt an der Kirche in ten Wandel unseres Ortsteils vom ver- der Hielscherstraße, die damals noch schlafenen Kleinstädtchen zur pulsie- Prinz-Heinrich-Straße hieß. renden Mini-Metropole am Rande der Mein Hobby ist das Fotografieren, Millionenstadt. Überall begegnet der wobei ich besonders gerne die Turm- Flaneur im Entstehen begriffenen oder falken ins Visier nehme, die schon kürzlich fertig gestellten Neubauten, seit Jahren in der benachbarten Roten die vom Einfamilienhaus bis zur Schule brüten. Vergangenes Jahr gab Wohnanlage für 30 Parteien reichen. es sogar sechs Junge, die ich mit mei- Unbebaute oder gar naturbelassene nem Fernrohr beobachten konnte. Grundstücke werden immer rarer; Außerdem höre ich gerne klassische die dem Bevölkerungswachstum und Musik. Besonders mag ich Beethoven der zunehmenden Attraktivität Pan- und Mozart. kows geschuldete Verdichtung unseres Klaus Willmeroth Umfeldes nimmt immer sichtbarere Formen an. Als Konsequenz daraus Geboren wurde ich vor 87 Jahren in werden die zahlreichen Neuzugezo- der Prinz-Heinrich-Straße, dort ver- genen das Erscheinungsbild und den brachte ich meine Kindheit. Seit 1961 alte Postkarte Charakter unseres traditionsreichen wohnen meine Frau und ich in der Mit der Straßenbahn ins Zentrum. Wilhelmsruh verändern. Fontanestraße und sind 1969 hier in Dieser Wandlungsprozess wird si- die Nummer 66 gezogen, wo wir heute großen Bunker in der Kopenhagener cherlich noch einige Jahre andauern noch leben. Straße, den ich bei Fliegeralarm häu- und uns alle beschäftigen. Deshalb Wir sind unternehmungslustige fig mit meiner Mutter aufsuchte. 1943 möchte sich auch die vorliegende Leute und fahren besonders gerne in dann kam ich im Rahmen der Kinder- Jubiläumsausgabe des „Wilhelms- die Gegenden, die ich von früher her landverschickung in die Nähe von ruhers“ diesem Thema widmen. Es kenne, z. B. die Schorfheide, Tem- Brünn in der Tschechoslowakei, von sollen Menschen zu Wort kommen, plin oder auch nach Mecklenburg. Ich wo ich nach Kriegsende über Bayern die schon seit vielen Jahren hier leben klappere sozusagen meine Erinnerun- nach Berlin zurückkehrte. und als Zeitzeugen die Vergangenheit gen ab. Autofahren bereitet mir keine Beruflich führte mich der Weg zu Wilhelmsruhs aus eigener Anschauung Schwierigkeiten. Letztes Jahr habe ich den Bergmann-Betrieben auf dem schildern können; daneben werden eine Doppelstunde in der Fahrschule heutigen ABB-Gelände. Dort habe ich Menschen vorgestellt, die erst seit kur- genommen, um sicher zu gehen. Alles nach der Mittleren Reife eine Lehre als zem ihren Lebensmittelpunkt bei uns war in Ordnung. technische Zeichnerin absolviert und haben. Schließlich sind es die Bewoh- danach 13 Jahre im Konstruktionsbüro So war es früher ner und Bewohnerinnen, die einen Ort für Werkzeugbau gearbeitet. Meine Waltraud Specht prägen, und genau die sollen hier Ge- schulische Vorbildung kam mir dabei hör finden. Ich hatte eine schöne, behütete zugute, da mir das Lernen doch erheb- Kindheit. Meine Eltern waren spar- lich leichter fiel als denjenigen, die nur Teil 1: Die Zeitzeugen same, liebevolle Menschen, die mir einen Volksschulabschluss hatten; das Den Anfang machen zwei Zeitzeu- von Anfang an eine positive Lebens- soll aber jetzt nicht nach Angeberei gen, die man mit Fug und Recht als haltung vermittelt haben. Von 1937 klingen. Alt-Wilhelmsruher bezeichnen kann, bis 1941 habe ich die rote Schule – da- Nach dem Krieg bis weit in die haben sie doch ihr gesamtes bisheriges mals noch Volksschule genannt – in der achtziger Jahre hinein gab es übrigens Leben hier verbracht. Dabei handelt heutigen Schillerstraße besucht. Dann noch zwei Straßenbahnlinien auf un- es sich um Waltraud Specht sowie wechselte ich auf eine Mädchenschule serer jetzigen Hauptstraße. Die eine um Klaus Willmeroth, die sich beide in der Lindauer Allee in Reinicken- fuhr bis , die andere führte gerne für ein ausführliches Gespräch dorf. Man nannte das zu der Zeit noch nach . zur Verfügung stellten und sich als aus- Lyzeum und Jungen hatten dort nichts Woran ich mich gut erinnern kann, kunftsfreudige Ortskundige erwiesen. zu suchen. Großen Spaß machte mir ist der 17. Juni 1953. Gemeinsam mit als Kind das Schlittschuhlaufen auf etwa 70 - 80 % der Mitarbeiter von Was Sie über mich wissen sollten dem Wilhelmsruher See; der Eintritt Bergmann bin ich losgezogen, um ge- Waltraud Specht kostete 10 Pfennig. gen die Zustände in der DDR zu protes- Ich habe mein ganzes Leben in Wil- Was die Zeit des Krieges betrifft, so tieren. Das haben wir dann aber schnell helmsruh verbracht. Ich wurde hier vor erinnere ich mich noch lebhaft an den sein lassen, als wir vom Auftauchen 16 sowjetischer Panzer hörten, die den ten wir in der Hinsicht schon mal Eng- beiden Seen, an denen man schön Protest gewaltsam niederschlugen. So pässe. Anfangs haben wir vor allem spazieren gehen kann. Gelegent- kehrte ich wie viele andere bereits an für die Russen gearbeitet, um die er- lich besuche ich auch gerne unsere der Grabbeallee um. forderlichen Reparationszahlungen zu schöne Bibliothek, wo ich mir zuletzt Mit dem Fall der Mauer 89 verbinde leisten. Später belieferten wir die ge- die Fotoausstellung zum Wilhelms- ich viel Positives. Das Gefühl des samte DDR mit Zahnrädern, vor allem ruher See angesehen habe. Ich freue Eingesperrt-Seins verschwand und auf die Autobetriebe. mich darüber, dass der Verein „Leben einmal konnte ich mit der S-Bahn viel Den 17. Juni 1953 habe ich sozusa- in Wilhelmsruh“ sich so intensiv um weiter fahren als davor, z. B. bis Ora- gen als Taxifahrer erlebt. Die Behörden den Erhalt der Bibliothek bemüht, und nienburg. Da unsere Familie im Gegen- hatten aufgrund des Protestmarsches hoffe, dass er Erfolg damit hat. Eine satz zu vielen anderen Wilhelmsruhern von Bergmann Borsig alles abge- Bereicherung ist die vom Verein her- nicht der Partei angehörte, hatten wir in riegelt und der öffentliche Nahverkehr ausgegebene Zeitung „Der Wilhelms- der DDR manchmal Schwierigkeiten. war vollkommen lahmgelegt. Viele ruher“, die ich regelmäßig gerne lese. So hat es uns einige Mühe gekostet, Kollegen aus den Betrieben kamen Ich würde mir wünschen, dass die für unseren Sohn einen Platz an der also nicht mehr nach Hause und da Zeitung noch mehr als bisher auf Erweiterten Oberschule (EOS) Fried- habe ich sie eben mit meinem Motor- Sportangebote und andere Aktivitäten rich List zu bekommen. Angenehm rad, einer Zündapp K 500, z. B. nach in unserem Kiez hinweist. war auch, dass sich mit dem Ende der Schönewalde, Schildow und in andere Gut finde ich, dass so zahlreiche DDR die Einkaufsmöglichkeiten deut- umliegende Ortschaften chauffiert. neue Häuser bei uns entstehen und lich verbesserten und vor allem das Insgesamt war ich mit meinem Menschen aus allen möglichen Gegen- mühselige Anstehen entfiel. Leben in der DDR zufrieden. Man hat den hierher ziehen. Überhaupt gibt es sich eben arrangiert und das Beste da- viele freundliche Begegnungen. So Klaus Willmeroth raus gemacht. Wir hatten Arbeit und zu werde ich auf der Straße oft von ehe- Als Kind war ich fast ständig essen und zu trinken. Meine Freizeit maligen Kunden und Mitarbeitern der draußen. Ich habe viel im elterlichen habe ich häufig auf meinem Boot ver- Berliner Tafel angesprochen. Ich habe Garten gespielt und besonders gerne bracht, mit dem ich viele Berliner und bis zu meinem Herzinfarkt 2013 sechs im Nordgraben mit meinen Freunden Brandenburger Seen erkundet habe. Jahre lang im Nachbarschaftszentrum Frösche gefangen. Im Sommer waren Die Beschaffung von Ersatzteilen für in der Tollerstraße Brot und Kuchen wir oft in der damaligen Badeanstalt das Boot war nicht ganz einfach. Es ausgeteilt und gehe immer noch jeden am Wilhelmsruher See, der uns im gab in ganz Berlin ein einziges Ge- Donnerstag für einen kurzen Plausch Winter dann als Eisbahn diente. Da- schäft für Schrauben, von denen man dorthin. mals war das noch fast jedes Jahr die erforderlichen Mengen nur dann Klaus Willmeroth möglich. bekam, wenn man beim Einkauf ein Bis 1941 habe ich die Rote Schule wenig „kreativ trickste“. Aber das Ich kenne keine Langeweile. Wenn besucht, um dann auf die Oberschule habe ich immer hinbekommen. ich mal nichts zu tun habe, was selten Manfred von Richthofen in der Em- vorkommt, gehe ich in den Keller auf- So lebe ich heute menthaler Straße in Reinickendorf zu räumen und aussortieren. Ich finde Waltraud Specht wechseln. Dort konnte ich aber nicht schon, dass das Leben jetzt leichter ist lange bleiben, weil ich wie viele ande- Ich lebe immer noch ausgesprochen als vorher. Mit unserem Geld kommen re an der Kinderland-„Verschleppung“ gerne hier. Besonders mag ich unsere meine Frau und ich gut aus und was teilnehmen musste. 1943 kam ich zu- erst nach Ostpreußen, danach über die Tschechoslowakei nach Bayern. Dort lebte ich bei einem Bauern und wurde Zeuge des Einmarschs amerikanischer Truppen. Zurückgekommen nach Ber- lin bin ich 1946. Bei der in der Nähe gelegenen Zahnräder- und Maschinenfabrik Schulze & Co. habe ich dann eine dreieinhalbjährige Lehre zum Maschi- nenschlosser gemacht. In diesem Be- trieb habe ich bis zu meinem Ruhe- stand 1991 gearbeitet. Warum hätte ich wechseln sollen? Ich hatte angenehme Kollegen und eine interessante Tätig- keit. Wir waren 30 - 40 Mitarbeiter und arbeiteten in drei Schichten. Nachts war es deshalb günstig, weil es dann alte Postkarte fast immer Strom gab. Tagsüber hat- Freie Sicht vor dem heutigen „Schaukelpferd“. 17 wir brauchen, können wir uns kaufen. Autos in den Straßen haben. Wo sollen Mutter zu Besuch ist. Dort gibt es dann Neben den Autotouren in die nähere die alle hin? auch immer längere Gespräche unter oder weitere Umgebung macht mir das Schön wäre es, wenn es weniger Frauen (lacht). Spaziergehen Spaß. Gelegentlich gehe Chaos im Straßenbau gäbe. Ständig WRer: Welches sind eure Lieblings- ich ins Märkische Viertel, manchmal wird irgendwo in Wilhelmsruh etwa orte im Kiez? auch zu Fuß nach Alt-Pankow, von wo aufgerissen, abgesperrt oder provi- K/D: Zu allererst unsere eigene ich dann aber zurück die BVG nehme. sorisch ausgebessert. Eine vernünftige Wohnung. Wir arbeiten beide sehr Manchmal unternehmen wir auch et- Planung und Organisation wäre drin- lange und oft auch abends und freuen was mit der Familie unserer Tochter, gend erforderlich. Ich rege mich aber uns dann immer sehr auf unser schönes die in lebt und dort als Alten- darüber nicht mehr auf. Zuhause. Den Wilhelmsruher See mö- pflegerin arbeitet. Für den Sommer ha- gen wir auch. Dort kann man wunder- Teil 2: Die Neu-Wilhelmsruher ben wir einen gemeinsamen Urlaub in bar entspannen. Norwegen geplant. Karoline Tippelt-Wohl und Domi- WRer: Gibt es auch etwas, das euch Alles in allem kann ich sagen, dass nik Teuber, beide 29 Jahre alt, wohnen nicht gefällt? mir das Leben Spaß macht. Natürlich seit zwei Jahren in der Hauptstraße. Sie K/D: Der Leerstand bei den Ge- gehört gelegentlich auch Ärger dazu, stammen aus Baden-Württemberg und schäften stört schon. Und die medi- aber den darf man nicht an sich ran- legen Wert auf die Feststellung, keine zinische Versorgung ist auch etwas kommen lassen. Schwaben zu sein. Im Gespräch mit eigenartig. Zahnärzte und Physiothera- dem Redakteur zeigten sie sich sehr pien haben wir hier massenhaft, bei Meine Erwartungen an die offen und gaben gerne Auskunft über Fachärzten aber herrscht ein großer Zukunft Wilhelmsruhs sich und ihr Leben in Wilhelmsruh. Mangel. Das müsste sich auf jeden Fall Waltraud Specht Beeindruckend dabei war das hohe ändern. Ich wünsche mir, dass: – die Neu- Maß an Übereinstimmung in ihren WRer: Ihr spracht vorhin von „enga- zugezogenen Interesse für die Vergan- Ansichten; offensichtlich liegen hier gierten Mitbürgern“. Wen meint ihr genheit und zukünftige Entwicklung zwei junge Menschen auf der gleichen damit? Wilhelmsruhs zeigen; – es bald wieder Wellenlänge. (Karolines Kommentar K/D: Vor allem den Verein „Leben mehr Geschäfte gibt, vor allem einen dazu am Ende des Gesprächs: Wir sind in Wilhelmsruh“, der eine Menge be- größeren Supermarkt; – die Überque- uns erstaunlich oft einig.) wegt und bemerkenswert aktiv ist. rung der Hauptstraße von der Post zum Wilhelmsruher: Was hat euch bewo- Letztes Jahr waren wir beim Seefest, Ärztehaus erleichtert wird. Gerade für gen, gerade hier zu leben? eine wirklich gelungene Veranstaltung. uns ältere Menschen ist es angesichts Karoline/Dominik: Wir sind sehr be- Toll ist auch die Bibliothek. (Karoline des heftigen Verkehrs oft gefährlich, wusst hierher gezogen. Berlin kannten fügt lachend hinzu: Die erinnert mich von der einen Seite auf die andere zu wir schon von früheren Aufenthalten, an meine Heimat, die „Maggistadt“ gelangen. [Anmerkung der Redaktion: aber in der trubeligen City wollten Singen. Da gab es auch eine Biblio- In der Zwischenzeit ist dieser Wunsch wir nicht unsere Zelte aufschlagen. thek, ohne die ich niemals so viel gele- zumindest teilweise in Erfüllung ge- Der etwa war uns zu sen hätte!) gangen, da vor einigen Wochen dort „cool“. WRer: Wie sieht es denn mit eurem ei- eine Verkehrsinsel eingerichtet wurde.] WRer: Was denkt ihr nach zwei Jahren genen Engagement für den Kiez aus? über diese Entscheidung? K/D: Wir sind zwar keine Vereins- Klaus Willmeroth K/D: Sie war goldrichtig. Einerseits mitglieder, weil uns dazu einfach Ich bin gespannt, wie sich das mit wohnen wir in der relativ beschauli- beruflich bedingt die Zeit fehlt und wir den vielen Neubauten bei uns entwick- chen Vorstadt, andererseits sind wir keine Karteileichen sein wollen. Wir elt. Ich sehe da große Probleme mit in kürzester Zeit im Zentrum. Es ist engagieren uns aber im Rahmen der dem Parken auf uns zukommen. Wenn schön, am Rande Pankows zu leben. Vorbereitung des Festes zum 125. Ju- da hunderte neue Wohnungen entste- WRer: Was gefällt euch besonders in biläum am 1. September. Das ist uns hen, werden wir demnächst viel mehr unserem Ortsteil? wichtig, weil wir ein aktiver Teil der K/D: Die Ruhe. Wir fühlen uns hier lokalen Gemeinschaft sein möchten. fast wie in einer Dorfgemeinschaft. WRer: Was würdet ihr unseren Lesern Wir haben bereits viele engagierte gerne zum Schluss über euch mit- Mitbürger angetroffen und hatten von teilen? Anfang an den Eindruck, willkommen K/D: Wir wollen ein Leben führen, zu sein. das nicht nur aus Arbeit besteht. Es WRer: An welche Situationen denkt geht uns um eine gute Balance zwi- ihr dabei? schen Karriere und Privatleben. Und K: Mir gefällt vor allem die fami- natürlich möchten wir in Wilhelms- liär-freundliche Atmosphäre in den ruh bleiben. Wir sehen keinen Grund, Geschäften. Mit dem Optiker habe warum wir hier weggehen sollten. ich mich z. B. vor einiger Zeit prima Wolfgang Schmitz alte Postkarte unterhalten und in die Boutique Karo Alte Post in der Niederstraße. gehe ich immer gerne, wenn meine 18 Zum Wohle unserer Kinder Förderverein der Grundschule Wilhelmsruh

Bereits seit Mai 2006 unterstützt der Förderverein der Grundschule Wil- helmsruh die Schülerinnen und Schüler bei Anschaffungen, die nicht aus den Mitteln der Schule geleistet werden können. Die Gestaltung des Schulhofs, die Anschaffung von Spielgeräten – da- runter auch zwei Tischtennisplatten – wurden bereits durch ihn finanziert. Weiterhin konnten Musikinstrumente und Sportbekleidung durch seine Un- terstützung angeschafft werden, auch die Schülerzeitung wird regelmäßig gefördert. Darüber hinaus begleitet der Förder- verein im Frühjahr und im Herbst die C. Hakelberg Die Grundschule in der Lessingstraße in voller Schönheit. Arbeitseinsätze auf dem Schulhof, in- dem er die fleißigen Helfer mit Geträn- ken und Würstchen versorgt. Ein regelmäßiger Höhepunkt ist in je- statt, bei dem auch der Verein mit ei- Beides ist gleichermaßen wichtig, dem Jahr die Einschulungsfeier für die nem Grill- und Getränkestand sowie um den Wilhelmsruher Grundschü- Erstklässler. Hier werden den Eltern, Kuchen und vielem gesunden Obst und lern ihre Schulzeit zu verschönen. Großeltern und Geschwistern von den Gemüse für das leibliche Wohl gesorgt Deshalb ist der Förderverein immer Mitgliedern des Fördervereins gespen- hat. auf der Suche sowohl nach zahlenden dete Kuchen angeboten, Sekt, Kaffee Dies alles ist nur möglich, weil sich Mitgliedern als auch nach Eltern, die und kalte Getränke gereicht, um allen immer wieder Eltern finden, die diese sich direkt einbringen wollen. Aktuell die Wartezeit auf ihre frischgeback- Aktivitäten durch die direkte Mithilfe ist der Vorstand auf der Suche nach enen ABC-Schützen zu verkürzen. an den Ständen, beim Auf- und Abbau einem neuen Vorsitz. Die langjährige Die Frühlings- und Herbstfeste des von Festen und durch Kuchenspenden Vorstandsvorsitzende legt ihr Amt Hortes unterstützt der Förderverein tatkräftig unterstützen. Viele, denen für im November nieder, da dann auch mit einem Waffelstand, der sich immer aktive Mitarbeit die Zeit fehlt, unter- ihr letztes Kind der Grundschule ent- großer Beliebtheit erfreut. Hier bilden stützen den Förderverein mit ihrer Mit- wachsen sein wird. Bisher ist noch sich regelmäßig lange Schlangen. Nach gliedschaft – für nur einen beschei- kein Nachfolger oder eine Nachfol- der Sanierung der Schule fand in die- denen Euro pro Monat. gerin in Sicht. Wenn Sie sich also an- sem Jahr erstmals wieder ein Sommer- Ein Beitrag, der niemandem wirklich gesprochen fühlen, Lust und Zeit ha- fest zum Abschluss des Schuljahres weh tut, aber viel Gutes bewirkt. ben, sich in den Förderverein aktiv einzubringen, melden Sie sich bitte beim Vorstandsteam unter: foerderverein@grundschule- Bücher im Kiez wilhelmsruh.de der mobile Buchladen im Wilhelmsruh Als nächstes großes Projekt steht die Anschaffung von zwei Trampolinen Mobil ... für den Schulhof an, deren baldigen biete ich Ihnen Bücher Einbau der Verein gerne übernehmen zur Auswahl. Sie möchten abends zu Hause in Ruhe - Zeitgeschehen würde. Über Spenden unter Bücher auswählen? - Bücher mit Berlinbezug IBAN: DE61 1007 00240213 025000, Gerne stelle ich nach Ihren - Belletristik Wünschen eine Bücherkiste - Krimis BIC: DEUTDEDBBER zusammen und bringe Ihnen - Klassiker und Neuerscheinungen diese zur Ansicht. der Kinder- und Jugendliteratur freuen sich alle Kinder! - Sachbücher mit wechselnden Der Förderverein freut sich über jede ... und in der Hauptstraße Schwerpunkten Bei „Spiel macht schlau“ finden Art der Hilfe zum Wohle der Kinder, Sie aktuell eine Auswahl an Sie haben Wünsche oder über alle Ideen und Anregungen und Büchern für Kinder, Jugendliche Anregungen? Sprechen Sie und Erwachsene. mich gerne an! natürlich über aktive Mitarbeit. Seien Neu: Angebote zur Leseförderung Sie dabei! an Grundschulen. Claudia Hakelberg

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19 In Wilhelmsruh, my friend! Musikalische Bereicherung für unseren Kiez

Bandnamenfindung macht Feez, Schon beim idyllischen Sommerfest dabei Liedertexte, die unsere nicht mehr ein echtes Berliner Vergnügen! Seit im Bibliothekshof auf dem ABB-Gelän- nur ruhige Villenkolonie hoffentlich Monaten schreiben sich mittlerweile de am 15. Juni und beim windigen Fête dauerschmunzelnd repräsentieren und neun Mitspieler der Kiezband zärtlich de la Musique-Auftritt auf der Haupt- zum Feiern animieren sollen! per whatsapp-Gruppe an: Kiezdüdel- straße am 21. Juni waren wir hocher- In Vorfreude, eure Wilhelminische launige, WilliSound, WilnichRuh, freut über das heiter mitsingende Nach- Hofkapelle, Düdeldu WilnichRuh! WilhelmTrend, Rock die Ruh und barschaftspublikum. So ein fröhliches Die Band ist nach dem 1. Septem- Düdeldu Wilhelmsruh – Kosenamen Zusammenkommen der „echten“ und ber wieder offen für Musikspielende im Überfluss dürfen sein! der „reingemischten“ Wilhelmsruher aus dem Kiez, die Lust haben, com- Erfreuen Sie sich am 1. Septem- hat uns beim Übergang in die nächste munity music zu machen und sich hier ber zum morgendlichen Auftakt der Probenphase bestärkt. Entstanden sind melden: [email protected] 125-Jahresfeier an unserer Band, Ihre Eva Vo die durch zahlreiches dankenswertes E-Mail-Weiterleiten und gute Fügung seit April besteht. Musiker aus Wil- helmsruh und Rosenthal, die „sich schon vom Balkon aus hätten hören können“, wie die Sängerin bemerkte, und so nah beieinander wohnen wie früher die Spielplatzfreunde, lernten sich kennen und erfreuen sich an Musikproben in Wohnzimmern und auf Terrassen in der Abendsonne. Kollektives Arrangieren, „Düdeldu“- Gelächter, Hagebuttentee, mon chérie und halbkühles Bier wechseln sich dabei ab; Lieblingslieder werden schwungvoll umgedichtet.

H. Hilse Der erste große Auftritt. 20 Liedpoesie auf Wilhelmsruh Let's sing together...

Lauf die alte Landstraße mal von Reinick'dorf nach Rosenthal. Pause machen lohnt sich, du, am Ententeich von Wilhelmsruh! Neuste Mähr sagt, es ist bald soweit: die Heidekrautbahn zurück bringt Kaisers Leut'! Wilhelms Reiter fanden es hier schick, sie fanden Edelweiß beim Picknick. Villenvorort, wer hat dich beraubt? Weg warn' sie, Bücher, Filme wurden taub. Mit Mondlandung war nix mehr, und Schillers Worte kam'n aus dem Verkehr. Erst als Ärmel hochgekrämpt' und Ziegel aufeinandergeklemmt, Wurde Wilhelmsruh bedacht mit Leben, Lesen, Liedern neu bewacht. (auf „Chan Chan“, Buena Vista Social Club, 1987, Cuba, umgedichtet von Eva Vo)

In Wilhelmsruh, my friend, da war der Wilhelm-Trend, er gab den Namen, so war's in der Legend. Ob's nun der Kaiser war, ob's gar der Burde war, oder der Grande, ich weiß es nicht, my friend! Unser Ortsteil janz nah an der city, ein mega-anjesagtes Domizil. Families und singles ham' hier Obdach, sogar der Papi mit Kind hat hier Asyl. (auf „Those were the days“, Mary Hopkin, 1968, russisch-belgisch-UK, umgedichtet von Lou und Düdeldu)

Über allen Gipfeln ist Ruh', in allen Wipfeln spürest Du kaum einen Hauch, Die Vögel schweigen im Wald. Warte nur! Bald ruhst du auch. Warte nur, bald ruhst auch du zwischen Rosenthal und Wilhelmsruh – huhuhuhu...

Denkmal an die Vergangenheit, damals zu des Kaisers Zeit Wächst die Stadt in alle Richtungen hin; auch Wilhelmsruh gehört jetzt zu Berlin. Ob der Wilhelm hier kam zur Ruh' oder jemand wie ich und du Vor hundertfünfundzwanzig Jahr'n – das Rad der Geschichte ist längst drüber hinweg gefahr'n. Nach dem Krieg gab's wenig Wahl für Wilhelmsruh und Rosenthal – Rechts die Heide von Schönholz, links eine große Mauer, Erich's Stolz. Wolken zieh'n von Ost nach West, wenn man sie denn ziehen lässt. Ein Jahrhundert geht zu Ende, und die Zeit ist reif für eine Wende. Mauern fallen, Wolken zieh'n, egal ob West- oder Ost-Berlin, Straßen sind schnell zugeparkt vor dem neuen Wilhelm-Kaisers-Supermarkt. („WilhelmsMoon“, original von Michael Dubach, Rosenthal, und JwvG)

Wenn es bald früher dunkel wird und Schatten länger werden, Ist unser Schokoladenfabrikduft wie neu belebt. Als waschechte Berliner mahl'n wir Getreide zu Kaffee, Dat ham wa immer so jemacht, immer im Kreis jedreht. Ein traurig' Liebeslied singt mit rauer Stimme manche Dame allein am Mahnmal im Walde; Das ist das Spätsommersonnenlied, Kinder, es hat einen Rhythmus, oyé me! (auf „Moliendo Cafe“, Hugo Blanco, 1958, Venezuela, EV)

Vögel zwitschern ungeniert, Birkenwäldchen abrasiert; Glocken tönen sonntags früh, Aluminium Duftgebrüh; Industrie im Sperrgebiet, roter Backstein, Kulturkrieg; Leselaune Jung und Alt - wer ist nicht in Wilhelmsruh verknallt? (auf „Tico Tico No Fubá“, Zequinha de Abreu, 1917, Brasilien, umgedichtet von EV)

Rosi Pan baut Stände auf dem Wochenmarkt, Willi Kow stellt Früchte dort zur Schau. Rosi sagt zu Willi: „Man, ick find' dir stark“, und Willi stottert ganz verlegen: „Ja, jenau.“ Hollahi hollaho, so ist Leben, Leben hier in Wilhelmsruh! Meistens super, manchmal auch daneben, janz jenau wie ick und du. Willi kratzt zusamm'n sein Geld vom Wochenmarkt, kauft 'nen superteuren gold'nen Ring. Rosi rastet aus und ruft: „Wat soll der Quark? Lass uns in Urlaub fahren, bring' zurück dit Ding!“ In ein paar Jahrn' baun' sie sich ein Haus – ein Haus am Wilhelmsruher See - Ein paar Kids toben im Garten 'rum von Willi und Rosi Pan-Kow, hohohoho! (auf „Obladi Oblada“, Paul McCartney, Beatles, 1968, umgedichtet von MD) 21 Auf gute Nachbarschaft Rosenthal und Wilhelmsruh feiern zusammen

Der Verein Leben in Wilhelms- Hans Straßberg gestaltet, der damals ruh e.V. organisiert zum 125. Grün- in Rosenthal lebte. Die sechskanti- dungsjahr und zum zweiten Mal ein gen Augen der Sonne verweisen auf Straßenfest in Wilhelmsruh. Wenig Schraubenmuttern und nehmen damit später veranstaltet der Bürgerverein Bezug auf den VEB Bergmann-Borsig, Dorf Rosenthal e.V. wieder den Rosen- der damals eine wichtige Rolle als In- thaler Herbst. Er setzt damit eine Tra- dustrie- und Kulturstandort spielte. dition fort, die vor 45 Jahren begann. Manfred Grandé erfand noch zu Noch im geteilten Berlin, in der ehe- DDR-Zeiten den Festumzug mit his- maligen DDR, dachte sich im Jahre torischen Bildern. Sie erzählen die 1973 der Vorsitzende der Nationalen Geschichte des Dorfes: Die Gründung Front, es müsse in Rosenthal ein biss- chen mehr Kultur stattfinden. Und er D. Bonitz befand, dass der Kameramann Hans Das aktuelle Vereinslogo. Moser dafür schon von Berufs wegen am besten geeignet sei. Und so fing ruh, gemeinsam zu feiern und sich ge- dieser an, zum Jahrestag der DDR am genseitig kennenzulernen. So wird das 7. Oktober 1973 ein Dorffest ins Leben Bühnenprogramm der zwei Bühnen auf zu rufen und es Rosenthaler Herbst zu dem Festgelände ergänzt durch einen nennen. Die örtlichen Wirtschaften, Infomarkt vor der Schmiede und das Dittmanns und der Rosenthaler Hof, Kinderprogramm im Landhaus Rosen- wurden bald mit einbezogen. Es wur- thal. Die Kirchengemeinde Rosen- den Plakate gedruckt, die das Fest thal-Wilhelmsruh und der Bezirksver- ankündigten. Anstecker als Eintritts- band der Gartenfreunde Pankow e.V. marken wurden verkauft. Mit der Zeit sind Mitglied im Bürgerverein Dorf beteiligten sich immer mehr Bürger an Rosenthal e.V. und tragen jedes Jahr D. Bonitz den Aktivitäten. So wurde es ein Fest, aktiv zum Gelingen des Festes bei. Der Bierdeckel aus den siebziger Jahren. das von den Bewohnern von Rosenthal Kunstschmied Gösta Gablick öffnet und Wilhelmsruh getragen wurde. Als seinen Hof und seine Werkstatt. Und einmal die SED mit großer Bühne und durch die beiden Brandenburger Mark- der Verein übernimmt die Organisation hochkarätigen Künstlern den Rosen- grafen um 1230, die Zeit, als Friedrich des Feuerwerks, die Beantragung der thaler Herbst für sich vereinnahmen der Große hier ein Schloss unterhielt, Veranstaltung beim Bezirksamt und die wollte, fand sich dort kaum Publikum die Gründerzeit und Industrialisierung Finanzierung des Festumzuges. ein. Für die Initiatoren ein Beweis, in Wilhelmsruh sowie die Eingemein- Für die Finanzierung ist der Bürger- dass sie alles richtig gemacht hatten. dung von Rosenthal in Groß-Berlin verein auf Spender und Sponsoren aus Jedes Jahr aufs Neue überlegte 1920. Ein Bild wagt sogar einen Aus- der Region angewiesen. Als Gegenleis- Hans Moser, wie er den Rosenthaler blick in die Zukunft mit dem Alien- tung für Geld- oder Sachspenden bietet Herbst noch weiter aufwerten konnte. Taxi und den Star-Trek-Uniformen der er die Aufnahme in das Programmheft Einmal wurden spezielle Bierdeckel Umzugsteilnehmer. des Festes an. Es wird in hohen Stück- hergestellt. Die Sonne auf den Bierde- Der Rosenthaler Herbst war und ist zahlen kostenlos an die Besucher auf ckeln und auf den Plakaten der eine Einladung an alle Bürgerinnen und dem Fest an der verteilt und siebziger Jahre hatte der Künstler Bürger von Rosenthal und Wilhelms- liegt in den Geschäften in Rosenthal und Wilhelmsruh aus. Im nächsten Pro- grammheft findet sich dann auch das neue Logo des Vereins auf der Titel- seite. Es greift das Sonnenmotiv von Hans Straßberg auf und verwendet eine neue Schriftart für den Namenszug. Die Rosenthaler freuen sich auf ein sonniges Straßenfest auf der Haupt- straße in Wilhelmsruh und laden alle Wilhelmsruher ein, zwei Wochen später zum Rosenthaler Herbst zu kommen. Dr. Dieter Bonitz (Vereinsvorsitzender) 22 Veranstaltungen der Bibliothek Wilhelmsruh 30. August um 19:30 Uhr „Betreutes Singen“ Konzert der Mitsingzentrale aus Dresden Alle, die Spaß am Singen haben, ob mit Freunden, im Chor oder unter der Dusche, sind am 30. August im Festzelt neben unserer Bibliothek genau richtig. Wir haben an diesem Abend die Mitsingzentrale für betreutes Singen aus Dresden eingeladen. Den beiden „Betreuern“ wird nachgesagt, an die 2.000 Stücke auf Zuruf spielen zu können. Der Text wird der Einfachheit halber an die Wand projiziert. Für Ihr leibliches Wohl wird gesorgt. Eintritt 5 Euro.

1. September von 10 bis 24 Uhr Jubiläumsfest „125 Jahre Wilhelmsruh“ Zwischen 10 und 18 Uhr findet ein Stadtteilfest mit viel Musik, Tanz und Talk auf der Hauptstraße statt. Ab 17 Uhr singt der Chor „Cum Gaudio“ in der Kirche und um 19 Uhr startet die große Geburtstagsparty in der Bibliothek mit der Eröffnung der Fotoausstellung „125 Jahre Wilhelmsruh“ (bis zum 30.10. zu besichtigen). Danach geht es mit dem Rapper TiSoS musikalisch weiter und die Etzel Street Band bittet zum Tanz ins Festzelt. Zum Abschluss gibt es ein Feuerwerk.

28. September um 19 Uhr „Wege, die wir gingen“ mit Barbe Maria Linke Barbe Maria Linke führte mit zwölf Frauen, je sechs aus Ost- und Westdeutschland, Interviews. Die Frauen sprechen über ihre Kindheit, ihre Ausbildung, über Freundschaft und Liebe. Sie denken nach über Gott und die friedliche Revolution, dabei folgen sie stets ihrer eigenen Wahrheit.

5. Oktober um 19 Uhr „Der Rabbi tanzt die Telefonpolka“ mit Zwei Alte Noten Das musikalische Duo Zwei Alte Noten (Bele Maiblum und Viktor Schroh) präsentiert ein humorvolles Programm voller Lieder und Anekdoten.

9. November um 19 Uhr Eröffnung der Ausstellung „Textile Ansichten“ von und mit Adelheid Lau Die Berliner Textilkünstlerin Adelheid Lau präsentiert wunderschöne Krea- tionen, die sie mit Nadel und Faden geschaffen hat. Die Ausstellung kann bis zum 21. Dezember zu den Öff- nungszeiten der Bibliothek besichtigt werden.

23. November um 19 Uhr „Poesie des Alltags“ mit Ina Lunkenheimer Alle, die Ina Lunkenheimer kennen, werden sich bestimmt auf ihre neue Foto-Musik-Show freuen.

Aktuelle Informationen zu unseren Veranstaltungen finden Sie im Internet unter www.leben-in-wilhelmsruh.de. Dort besteht auch die Möglichkeit, sich in den Newsletter eintragen zu lassen, um regelmäßig das Neueste vom Verein zu erfahren. Immer up to date natürlich auch unser Schaukasten in der Hauptstraße vor dem ehemaligen Fleischer. Haben Sie eine tolle Idee für eine Veranstaltung bzw. Ausstellung, so teilen Sie diese bitte Renate Iversen per Mail mit: [email protected] 23 Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

hier ist sie also, die vierte Ausgabe Menschen zu Wort kommen lassen. „Leben in Wilhelmsruh“, die etliche des „Wilhelmsruhers“ seit Dezember „Was ist das Besondere an Wilhelmsruh, Stunden – und Nerven – in das große 2017. Sie werden bei der Lektüre oder was macht es aus?“, lautet die Über- Fest investiert haben. Dass diese schon beim Durchblättern festgestellt schrift des humorvoll-geistreichen z. Zt. 43 Aktiven „so ganz nebenbei“ haben, dass es sich diesmal um etwas Dialogs auf den ersten beiden Seiten. die Bibliothek am Laufen halten, ein Besonderes handelt. Dies betrifft zum Und genau diese Frage liegt der Mehr- neues Domizil suchen, sich für die einen den Umfang und das äußere zahl der übrigen Artikel zugrunde, in Rettung des Wilhelmsruher Sees und Erscheinungsbild. Nachdem wir mit denen Vergangenheit, Gegenwart und die Verbesserung der Verkehrssituation acht Seiten angefangen und uns in Zukunft unseres Städtchens gleicher- einsetzen, Leseförderung für Kinder den zwei folgenden Ausgaben vom maßen auf unterschiedliche Weise betreiben und monatlich ein bis zwei März bzw. Juni auf 12 und 16 Seiten beleuchtet werden. Veranstaltungen organisieren, sei an gesteigert haben, sind wir nunmehr bei Den zahlreichen Verfassern und dieser Stelle einmal ausdrücklich 24 Seiten angelangt. Darauf sind wir Autorinnen dieser Beiträge ist zu gewürdigt. Ohne diese Form des ein wenig stolz, zumal wir erstmals in danken für ihre Mühe und Aufge- bürgerlichen Engagements wäre Farbe erscheinen können. schlossenheit. Ohne sie würde es Wilhelmsruh nicht das, was es ist, näm- Auch inhaltlich unterscheidet sich dieses Blatt nicht geben. lich ein Ortsteil, der von einer leben- das vorliegende Journal von seinen Ein ganz besonderer Dank richtet digen Nachbarschaft geprägt wird. Vorgängern, handelt es sich doch um die sich an die vielen Beteiligten, die die Abschließend sei denjenigen ge- Jubiläumsausgabe zum 125-jährigen umfangreichen Feierlichkeiten zum dankt, die durch ihre Spenden nicht Bestehen unseres Ortsteils. Es war 125. Jubiläum vorbereitet und ermög- unwesentlich zum Gelingen der unser Anliegen, diesem Anlass gerecht licht haben. Hier ist in erster Linie 125-Jahr-Feier beigetragen haben. zu werden, indem wir auf möglichst zu denken an die z. T. unglaublich Neben mehreren Einzelpersonen mit unterhaltsame Weise viele hier lebende engagierten Mitglieder des Vereins ihren sehr willkommenen kleineren Beträgen sind dies unsere Groß- Impressum spender, nämlich die Tanzschule Erscheinungsweise Hadrich, die G+P Garibaldi 17 GmbH, vierteljährlich die Wohnungsbaugenossenschaft Wilhelmsruh EG sowie die Holtz Druckauflage Immobilien GmbH. Ihnen allen ein 1.000 Exemplare herzliches Dankeschön! Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe Ihr Wolfgang Schmitz (Redakteur) 11. November 2018 Redaktion Dr. Wolfgang Schmitz: [email protected] Satz & Layout Marion Kunert Druck Der Mega Deal Journal des Vereins Leben in Wilhelmsruh e.V. http://www.leben-in-wilhelmsruh.de/

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