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Sendung vom 13.4.2010, 20.15 Uhr

Thomas Hacker FDP-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag im Gespräch mit Werner Reuß

Reuß: Verehrte Zuschauer, ganz herzlich willkommen zum alpha-Forum, unser heutiger Gast ist Thomas Hacker. Er ist Mitglied des Bayerischen Landtags seit 2008 und seit dieser Zeit ist er auch Vorsitzender der dortigen FDP- Fraktion. Ich freue mich, dass Sie hier sind, herzlich willkommen, Herr Hacker. Hacker: Ich grüße Sie. Reuß: "Politik ist Verständigung über das Wirkliche", so der österreichische Lyriker Hugo von Hofmannsthal. Man kann auf Ihrer Homepage den Grund Ihres politischen Engagements nachlesen, denn da steht: "Ich will mitarbeiten an einem freiheitlichen Bayern, in dem es sich gut leben lässt." Nun machen Sie an maßgeblicher Stelle Politik, sind Vorsitzender der FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag, also einer Regierungsfraktion, und sind Mitglied des wichtigen Koalitionsausschusses. Was konkret ist Politik für Thomas Hacker? Hacker: Wir alle leben ja in der Realität und wollen diese Realität ein Stück besser machen. Wir sehen sehr viele Probleme, auch die Zukunft muss gestaltet werden und das alles zerfällt dann, wenn man es sich näher anschaut, in einzelne Teilbereiche. Im Bereich der Bildung gibt es viel zu verändern: Es gibt auch schon ganz konkrete Ansätze für mehr Bildung, für frühere Bildung, für einheitliche Bildungskarrieren. Das ist aber auch in der Wirtschaftspolitik so, ebenso in der Bürgerrechtspolitik. Es gibt da jeweils sehr konkrete Anlässe. Die konkreten Dinge sind es eigentlich, die mich in die Politik hineingebracht haben, und gar nicht so sehr der theoretische Überbau: Es war wirklich das Tun, das Machen, das Anpacken und nicht das Abwarten, sondern das aktiv Gestalten. Reuß: "Nicht Politik ist unser Schicksal, sondern die Wirtschaft!", so der 1922 ermordete Reichsaußenminister Walther Rathenau. Nun sagt man ja der FDP nach, sie sei eher wirtschaftsnah: Hat Rathenau recht mit Blick auf die Globalisierung, auf internationale Märkte? Teilen Sie seine Auffassung? Hacker: Wir wollen ja eine Wirtschaft, die sehr wohl geordnet und gelenkt wird. Das ist Teil der sozialen Marktwirtschaft, das ist das Erfolgsmodell, mit dem sich die Bundesrepublik Deutschland über viele Jahrzehnte sehr viel Wohlstand erarbeitet hat. Hier geht es darum, einen Rahmen zu setzen für die Wirtschaft. Innerhalb dieses Rahmens muss die Wirtschaft dann aber auch selbständige Entscheidungen treffen können. Die Globalisierung setzt verschiedene Wirtschaftssysteme gegeneinander: Da gibt es aufstrebende Nationen wie z. B. China, das immer noch ein kommunistisches Land ist; es gibt die Amerikaner, die sehr viel freier damit umgehen als wir hier in Kontinentaleuropa. Wir müssen unser System in dieser Konkurrenz behaupten. Die Renaissance der sozialen Marktwirtschaft ist ja ein Thema, das sehr stark diskutiert wird. Uns liegt es sehr am Herzen zu definieren, was die Aufgabe des Staates ist und wo sich der Staat besser raushält. Reuß: Die FDP hatte in ihrer Geschichte ja schon sehr viele Attribute, wobei manche auch etwas unglücklich waren wie z. B. die Rede von der "Spaßpartei", die Rede von der "Partei der Besserverdienenden". Was ist denn die FDP für Thomas Hacker? Hacker: Es gibt sehr viele Etiketten, die andere einem anzukleben versuchen, aber für uns Liberale ist das politische, bürgerschaftliche Engagement das Zentrale. Wir wollen die Freiheit in der Entscheidung des Einzelnen, wir wollen aber eben auch die Verantwortung, die jeder Einzelne übernehmen muss. Er kann sie übernehmen, er muss sie auch übernehmen in der Familie, in der Gesellschaft, in der Kommune. Das kann ein Verein sein, das kann eine Kirchengemeinde sein. Verantwortung und Freiheit gehören zusammen und sind das Fundament der liberalen "Überzeugungstäter". Reuß: Man hat den Eindruck, dass sich die FDP insbesondere hier in Bayern ein bisschen gegen Ruf stemmt, Klientelpartei zu sein. Die Vorsitzende der bayerischen FDP Sabine Leutheusser-Schnarrenberger meinte einmal: "Wir haben ein Programm, das sich an alle wendet." Sie sagte jedoch auch: "Wir wollen aber auch nicht Volkspartei werden." Wenn nicht Klientelpartei, wenn nicht Volkspartei, was ist die FDP dann? Hacker: sagt immer, wir sind eine Partei fürs ganze Volk: Wir richten uns an die, die mitmachen wollen, die sich einbringen wollen, die auch etwas leisten wollen. Das ist unabhängig vom Einkommen, das ist unabhängig vom Beruf, vom Bildungsstand. Das sind z. B. auch Menschen mit Behinderungen, die sich in bestimmten Bereichen einbringen, die mitmachen wollen. Das ist unsere Zielgruppe, durch alle Schichten, durch alle Einkommensbereiche. Reuß: Der ehemalige Bundeswirtschafsminister, Ihr Parteikollege Günter Rexrodt, der leider viel zu früh verstorben ist, meinte einmal, die Politik handle sehr oft nach dem Motto: "Allen wohl und keinem wehe." Ist das inzwischen ein Allgemeinprinzip in der Politik geworden? Hacker: Davor müssen wir uns wirklich hüten, denn wenn man die Politik nur noch danach ausrichtet, wer am lautesten schreit, wer am frühesten auf gewisse, manchmal auch nur gefühlte Benachteiligungen reagiert, kommt man sehr schnell ins verkehrte Fahrwasser. Wir müssen stattdessen schauen, dass wir gerecht alle Gruppen berücksichtigen. Wir haben in der Politik leider nur begrenzte finanzielle Mittel, obwohl es natürlich schön wäre, noch viel mehr anzustoßen und umzusetzen, was Geld kostet. Deswegen muss man sehr ausgewogen agieren und darf ganz bestimmt nicht auf das allzu laute Rufen Einzelner hören, sondern muss wirklich alle im Blickpunkt haben. Reuß: Sie gelten bei den politischen Beobachtern als jemand, der wenig in politischen Floskeln redet, der noch eine sehr offene Sprache pflegt. "Wahrheit und Politik leben in ständigem Krieg miteinander", sagt ein Aphorismus. Und der bayerische Ministerpräsident meinte einmal: "Der Umgang mit der Wahrheit ist ein Problem in der Politik." Kann man in der Politik sagen, was man denkt, und tun, was man sagt? Wie ist das Verhältnis zwischen Politik und Wahrheit Ihrer Meinung nach? Hacker: Ich bin fest davon überzeugt, dass man seine Botschaft nur dann nach außen tragen kann, wenn man sie auch selbst überzeugt lebt, wenn die eigene persönliche Erkenntnis, wenn das, was man authentisch vertritt, dann auch Eingang in die Politik findet. Es gibt natürlich auch gewisse Medienregeln und auch gewisse Regeln des Umgangs der Parteien untereinander: Man muss Akzente setzen, man muss überspitzen, um die eigene Botschaft auch wirklich rüberzubringen. Das ist sicherlich in einem gewissen Maße notwendig, aber man darf sich hier meines Erachtens nicht verbiegen, sondern muss sich auch hier mal zurücknehmen können und inhaltlich argumentieren, debattieren und Vorschläge einbringen. Man sollte also gar nicht so sehr auf dieses Gepoltere achten. Die Wahrheit in der Politik ist also extrem wichtig, auch um das Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen, das wir in der Vergangenheit auch durch diverse Skandale immer wieder aufs Spiel gesetzt haben. Reuß: "Schaut dem Volk aufs Maul, aber redet ihm nicht nach dem Mund", meinte der ehemalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß. Er sagte auch: "Entscheidend ist nicht, was ankommt, sondern worauf es ankommt." Es gibt in diesem Zusammenhang auch den schönen Satz von Joseph Joubert, dem französischen Moralisten, der einmal sagte: "Politik ist die Kunst, die Menge zu leiten, nicht wohin sie gehen will, sondern wohin sie gehen soll." Mit Blick auf die deutsche Geschichte ist das sicherlich ein nicht ganz ungefährlicher Satz, dennoch: Kann man, muss man als demokratisch gewählter Politiker auch mal Entscheidungen gegen eine tatsächliche oder auch nur gefühlte Mehrheit treffen? Hacker: Gerade in den Zeiten einer Wirtschafts- und Finanzkrise muss man sehr wohl darauf achten, dass man Entscheidungen trifft, die das Land insgesamt nach vorne bringen, sei das nun Bayern, sei das die Bundesrepublik Deutschland. Wenn man hier immer nur darauf achten würde, was wünschenswert wäre, hätten wir noch zusätzliche Probleme. In der aktuellen Diskussion geht es doch vor allem darum, das Wachstum wieder anzukurbeln, nach vorne zu bringen. Dazu gehört eben auch, dass man die Ausgaben und Aufgaben des Staates überprüft: Ist alles sinnvoll, was der Staat macht und bezahlt? Ist jede Regelung, die wir haben, wirklich wichtig? Wenn die Aufgaben und Ausgaben des Staates in bestimmten Bereichen reduziert werden, dann schafft das Freiraum für andere Bereiche. Die Bürgerinnen und Bürger glauben oft, dass Veränderung etwas Schwieriges, etwas Bedrohliches ist. Schon bevor eine Veränderung, eine Reform z. B. im Gesundheitswesen, im Rentensystem, im Steuersystem kommt, wird zuerst einmal kollektiv geseufzt: "Veränderungen wollen wir nicht! Der aktuelle Status gefällt uns zwar auch nicht, aber eine Veränderung ist grundsätzlich etwas Bedrohliches!" Hier muss man also auch zunächst einmal unpopuläre Entscheidungen treffen, Reformen machen. Aber man muss auch erläutern, warum man das macht. Man muss vor allem auch dafür werben und die Menschen bereits in der Diskussion mitnehmen. Reuß: "Es geht nicht darum, das Populäre zu machen, sondern das Richtige zu tun. Und das muss man dann populär machen", so Bundesaußenminister Guido Westerwelle. Teilen Sie seine Ansicht und wie macht man ein richtiges Thema populär? Hacker: Zum einen gibt es am Anfang natürlich immer den internen Prozess in einer Partei, den Diskussionsprozess, wie man die eigenen Inhalte und Vorschläge findet. Hier alleine wird ja bereits für und wider argumentiert. Wenn man das dann in Regierungshandeln übersetzen, einbringen will – wir sind ja in Berlin und München Koalitionspartner –, dann muss man Partner suchen, muss man diskutieren. Dazu gehören dann natürlich auch die Bürgerinnen und Bürger. Wir haben ja soeben schon festgehalten, dass die öffentliche Meinung durchaus einen Druck in eine gewisse Richtung ausüben kann. Wenn man dann für die eigenen Positionen wirbt und für sie einsteht und versucht, möglichst viele mitzunehmen und hinter sich zu bringen, dann hilft einem das natürlich auch bei der Umsetzung des Ganzen. Reuß: Sie haben es vorhin gesagt: Man muss auch argumentieren, man muss versuchen zu überzeugen. Dennoch hat man den Eindruck, in der Mediendemokratie ist das nicht ganz so einfach. Es gibt den schönen Aphorismus: "Politik ist Schauspielkunst ohne Bühnenzwang." Wir leben ja nun einmal in einer Mediendemokratie. Man hat dabei oft den Eindruck, dass die Wirkung nach außen entscheidender ist als der Inhalt, dass Show und Unterhaltung doch so ein bisschen Einzug gehalten haben in die Politik, dass derjenige eher ankommt, der auch mal auf den Gegner eindrischt, der laut ist. Hat denn das leise Argument, hat die sachliche Überzeugungsarbeit auch noch ihre Wirkung? Hacker: Ich bin überzeugt davon, dass das leise Argument eine Wirkung hat – und das vielleicht sogar in zunehmendem Maße. Wir stellen ja fest, dass in den Hauptnachrichten des Tages die Berichte über eine bestimmte politische Situation immer kürzer werden. Da kommt es dann darauf an, dass die Politik, dass auch die Parteien griffige Bilder produzieren, die sich als Hintergrund gut eignen, damit man die Botschaft auch tatsächlich in zwei, drei Sätzen unterbringt – idealerweise sogar in einem Halbsatz. Dadurch wird natürlich die inhaltliche Debatte immer sehr stark verkürzt. Oft kommt dann noch ein falscher Zungenschlag mit hinein und es wird anhand weniger Überschriften die Kontroverse gesucht. Aber viel wichtiger für die Bürgerinnen und Bürger ist das Sachargument. Davon bin ich wirklich überzeugt. Und wir Politiker führen natürlich auch viele Gespräche vor Ort, d. h. wir reden nicht nur via Zeitungsschlagzeilen mit den Bürgerinnen und Bürgern oder den politischen Partnern bzw. Gegnern. Wir führen also auch sehr, sehr viele direkte Gespräche und dabei merkt man sehr wohl, dass es eine Sehnsucht nach Inhalten gibt, danach, tiefer einzusteigen. Die Bürgerinnen und Bürger sagen: "Warum ist das denn so? Müsst ihr euch denn immer streiten? Müsst Ihr immer versuchen, euch gegenseitig bloßzustellen?" Ich glaube, dass man in der Politik auch über die Parteigrenzen hinweg mehr miteinander reden sollte, dass man auch mehr miteinander Ideen entwickeln und diese dann auch umsetzen sollte. Reuß: Früher machten die Politiker Politik und die Medien berichteten darüber, heute machen die Medien Politik und die Politiker führen sie aus: Setzen die Medien auch sehr oft von sich aus Themen? Ist man als Politiker manchmal auch ein bisschen ein Getriebener? Wie sehr können Sie denn selbst auch Themen setzen? Hacker: Das sehe ich anders. Ich bin überzeugt davon, dass wir das Heft des Handelns sehr wohl in unseren Händen halten, dass wir die Themen setzen können, dass wir die Inhalte produzieren können. Es passiert natürlich immer wieder, dass irgendwo in den Medien ein Thema hochgespielt wird, dass sich dann jeder bemüßigt fühlt, seine Meinung dazu kundzutun und einzubringen. Aber im Hinblick auf den großen Ablauf bin ich überzeugt davon, dass die Politik doch immer noch von der Politik bzw. von den Politikerinnen und Politikern gemacht wird und die Medien darüber "lediglich" berichten. Reuß: Wenn man über Sie nachliest, wenn man Sie ein bisschen beobachtet, hat man den Eindruck, Politik macht Ihnen Spaß. Ich darf noch einmal Günter Rexrodt zitieren, der einmal sagte: "Politik ist eine Droge. Wenn man einmal infiziert ist, kommt man nicht mehr davon los." Teilen Sie diese Ansicht? Spüren Sie denn die Wirkung dieser Droge auch schon? Hacker: Um das wirklich endgültig beurteilen zu können, ist meine Zeit in der Landespolitik wohl noch zur kurz. Bei den Monaten, die ich bis jetzt in der Landespolitik verbracht habe, bin ich, um in Ihrem Bild zu bleiben, noch am Anfang des Genusses der Droge. Aber wenn man sich aus der FDP heraus in Bayern politisch engagiert, wenn man über viele Jahre hinweg in der außerparlamentarischen Opposition ist und im sozialen Bereich, in der Partei auf Landesebene und im Bayreuther Stadtrat engagiert ist und plötzlich die Gelegenheit hat, in Bayern auf Landesebene mitzuregieren, mitzugestalten, sich einzubringen, dann ist das natürlich eine Herausforderung, wie ich sie persönlich sehr, sehr gerne angenommen habe. Wir haben ja bereits etliches erreicht und uns einbringen können und wir haben noch einiges vor für dieses schöne Land. Reuß: Ist Thomas Hacker ein ehrgeiziger Mensch? Und wenn ja, wie definieren Sie für sich Ehrgeiz? Hacker: Ehrgeiz bedeutet ja etwas Zielgerichtetes, bedeutet, dass man auf etwas zuarbeitet, dass man etwas Bestimmtes erreichen möchte. Als ich in die FDP eingetreten bin und mich damit, wie gesagt, in der außerparlamentarischen Opposition engagiert habe, wäre das, wenn man in einer bestimmten Richtung ehrgeizig ist, sicherlich die verkehrte Entscheidung gewesen. Dass wir in nun doch recht überschaubarer Zeit in Bayern die Regierungsverantwortung mit übernehmen konnten, hatte vor 15 Jahren, als ich eingetreten bin, keiner für möglich gehalten. Aber so ändern sich eben die Verhältnisse und so ändern sich die Chancen. Durch das stetige Engagement, das ich gebracht habe, war ich dann eben auch zur richtigen Zeit am richtigen Fleck, um den Vorsitz der FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag übernehmen zu können. Die Kollegen haben gesagt: "Der Hacker kann das, dem trauen wir das zu!" Und das habe ich dann auch dankbar angenommen. Reuß: "Der neue Führertyp im anbrechenden Zeitalter der partizipatorischen Demokratie ist ein Möglich-Macher, ein Entscheidungs-Erleichterer, kein Befehlsgeber", so der amerikanische Prognostiker John Naisbitt. Sie selbst haben einmal gesagt: "Wichtig ist mir, dass ich weiß, wo ich hin will und dabei die anderen mitnehme." Wie versuchen Sie, die anderen mitzunehmen? Wie führen Sie, was ist Ihr Verständnis von Führung? Hacker: Innerhalb einer Partei hat man natürlich eine gemeinsame Grundlinie: Das erleichtert schon mal manches, weil man ja von der Grundtendenz her weiß, wohin die Sache läuft. Es gibt aber trotz allem persönliche Überzeugungen, die bei manchen Entscheidungen es dem einen oder anderen nicht möglich machen, der großen Linie zu folgen. Dann muss man eben durch Gespräche, durch Diskussionen, durch das Informieren vor allem jeden Einzelnen mitnehmen und davon überzeugen, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Das mache ich, so schätze ich mich zumindest ein, sehr kollegial. Ich betreibe also keine Führung von oben, bei der der Rest der Fraktion mir einfach nur folgen müsste, sondern wir diskutieren auch viel im Fraktionsvorsitz und darüber hinaus. Wir arbeiten eng zusammen, was die inhaltliche Abstimmung betrifft, wir sind ein Fraktionsvorstand, in dem alle in etwa mein Alter haben, d. h. wir sind für eine politische Gruppierung recht jung. Und dementsprechend tragen wir dann auch das Ganze gemeinsam. Wir erarbeiten also die Dinge gemeinsam, entscheiden sie auch gemeinsam und gehen dann auch gemeinsam nach vorne. Reuß: Ich würde hier gerne eine kleine inhaltliche Zäsur machen und unseren Zuschauern den Menschen Thomas Hacker näher vorstellen. Sie sind am 9. Oktober 1967 in Bayreuth geboren, in einer Universitätsstadt, die auch Hauptstadt des Regierungsbezirks Oberfranken ist. Heute hat Bayreuth ungefähr 73000 Einwohner. Ich habe gelesen, dass Ihre Eltern jahrzehntelang in Bayreuth ein Haushaltswarengeschäft geführt haben. Wie sind Sie aufgewachsen, wie war Ihre Kindheit? Hacker: Das war eine Kindheit, die ich jetzt im Rückblick sicherlich als behütet betrachten würde. Ich bin zusammen mit einem Bruder aufgewachsen: am Stadtrand in einem Siedlungshaus mit großem Garten, mit Wäldern an drei Seiten der Siedlung. In der vierten Richtung ging es in die Stadt hinein. Mein Vater war selbständig und verbrachte von daher relativ wenig Zeit zu Hause. Meine Eltern haben dieses Geschäft zuerst gemeinsam geführt. Meine Mutter stammte selbst aus einer Handwerkerfamilie, mein Urgroßvater war Schreinermeister, der Großvater war Dachspengler bzw. Flaschner, wie er bei uns heißt. Über diese Familiengeschichte waren wir auch in die Gemeinde eingebunden, sind im örtlichen Sportverein groß geworden, haben die Schule besucht und studiert – alles in Bayreuth. Reuß: Sie haben nach dem Abitur Ihren Wehrdienst absolviert und dann Betriebswirtschaftslehre studiert. Zunächst jedoch absolvierten Sie auch eine Lehre als Bankkaufmann. Hatten Sie denn einen bestimmten Berufswunsch? Warum diese Doppelausbildung? Hacker: Die Bankausbildung machte ich ja vor dem Studium. Es ging da um eine Möglichkeit der Orientierung: Damals war Alfred Herrhausen der Vorstandssprecher der Deutschen Bank: eine Person, die sehr viel von dem verkörpert hat, was ich als richtig empfunden habe, also auch das soziale Engagement mit dem Schuldenerlass für die Entwicklungsländer. Die Schulden Lateinamerikas waren damals ein groß diskutiertes Thema. Ich habe dann auch bei der Deutschen Bank meine Ausbildung gemacht: Dafür war sicherlich Alfred Herrhausen mit entscheidend. Aber das war meiner Überzeugung nach auch für die Berufsfindung wichtig: Es müssen auch praktische Erfahrungen gemacht werden, Praxis ist zwingend notwendig. Insgesamt war das eine wichtige Orientierung für mich, denn ich wusste dann im Studium viel besser Bescheid, wohin es denn gehen soll, welche Wege ich einschlagen möchte. Die Banklehre verschaffte mir also zuerst einmal Orientierung und Praxiserfahrung. Reuß: Nach Ihrem Studium waren Sie zunächst einmal Mitarbeiter einer großen Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzlei. Heute sind Sie Steuerberater und Sozietätspartner einer doch recht großen Kanzlei mit über 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Waren Sie gerne Steuerberater? Hacker: Ich empfinde mich immer noch meinem Beruf zugehörig! Als ich nach der Banklehre und meinem Studium die Entscheidung getroffen habe, in diese Sparte zu gehen und dann auch selbständig zu werden, hatte das mit meinen persönlichen Erfahrungen zu tun, die ich zu Beginn der deutschen Einheit in den neuen Bundesländern machen konnte. Ich war in den ersten drei Jahren meines Studiums für meinen Arbeitgeber sehr viele Monate in Sachsen tätig und habe dort beim Aufbau des Bankgeschäfts mitgewirkt. Ich habe dabei auch erfahren, wie große Konzerne Entscheidungen treffen und dass da der Einzelne gelegentlich nicht die Hauptrolle spielt bei diesen Gesamtkonzernentscheidungen. Ich habe dann entschieden, dass ich für mich selbst die Freiberuflichkeit, die Selbständigkeit, wie das ja bei uns in der Familie seit mehreren Generationen der Fall gewesen ist, als ganz wichtigen Wert anerkenne. Aus diesem Grund ging ich dann in die Steuerberatung: Da ging es um Mandantenkontrakte, da ging es um Selbständigkeit, um Finanzen, um Geld usw. Das sind Themen, die mich ja schon während meiner ganzen Ausbildung begleitet hatten. Diesen Beruf habe ich sehr gerne ausgeübt und würde ihn auch heute noch sehr gerne ausüben. Aber ich muss schon auch sagen, dass so manche Gesetzgebung, so manche sehr kurzfristige Gesetzgebung dem Steuerpflichtigen und damit auch dem Steuerberater das Leben sehr schwer machen kann. Aus diesem Grund gibt es eben auch hier den Auftrag an den Politiker, das zu ändern und hier mal etwas Ruhe und etwas langlebigere Entscheidungen hineinzubringen. Reuß: Das können Sie ja jetzt zusammen mit anderen ändern. Sie sind auch sozial sehr engagiert, wie man nachlesen kann. Sie sind Kirchenvorsteher der Erlöserkirche in Bayreuth, Sie sind Mitglied der Synode in der evangelisch-lutherischen Landeskirche. Deshalb darf ich das, wie ich glaube, auch fragen: Welche Rolle spielt denn der Glaube für Sie, privat und auch in Ihrem Beruf? Hacker: Ich bin nicht Mitglied der Landessynode, sondern der Dekanatssynode: Das ist basisorientierter im Raum Bayreuth. Der Glaube ist für mich in meinem Leben sehr wichtig, weil er Halt gibt, weil er Festigkeit gibt, weil er auch ein Stück Gelassenheit gibt. Man fühlt sich getragen, man fühlt sich beschützt und ich bin davon überzeugt, dass sich das auch bis in die Politik hinein auswirkt. Denn man kann einfach viel weniger aufgeregt an so manche Dinge herangehen. Ein gewisses Maß an Gefestigtsein, an Überblick, der einem erlaubt, nicht aufgeregt von einer Ecke in die andere laufen zu müssen, ist – so sehe ich das zumindest – auch Teil meines Glaubens und der Ruhe, die einem dadurch gegeben wird. Reuß: Sie sind auch Vorsitzender des 1. FC Bayreuth. Ihr Vater war, wenn ich das richtig nachgelesen habe, war beim Konkurrenzverein, nämlich bei der Spielvereinigung Bayreuth, und hat dort sogar einst in der 2. Liga Fußball gespielt. Haben Sie selbst auch Sport gemacht und wenn ja, welchen? Hacker: Ich bin in einer sportlichen Familie derjenige, der sozusagen eher ein wenig an die Seitenlinie hinausgegangen ist, hinausgehen musste. Ich habe zwar in der Jugend auf väterlichen Rat bzw. Wunsch hin ebenfalls begonnen, Fußball zu spielen, war dabei aber nur wenig erfolgreich. Ich gehe aber gerne Skifahren: Das ist ein Sport, den ich sehr gerne mache. Ansonsten bin ich relativ viel und gerne in der Natur. Aber es gibt keine Sportart, die ich konsequent betreiben würde. Sie haben erwähnt, dass mein Vater beim Konkurrenzverein gewesen ist: Diese beiden Vereine, also der 1. FC und die Spielvereinigung, waren über viele Jahrzehnte hinweg die beiden Hauptakteure in Bayreuth. Momentan ist die Spielvereinigung sportlich erfolgreicher, aber ich bin Vorsitzender des 1. FC, eines Traditionsvereins, denn wir feiern dieses Jahr unser 100-jähriges Bestehen. Aber das Verhältnis zwischen diesen Vereinen läuft doch recht harmonisch ab. Ich wohne in dem Stadtteil, in dem die Spielvereinigung zu Hause ist, bin also aus diesem Grund auch dem anderen Verein verbunden. Es funktioniert ganz gut, mit beiden Vereinen zu leben. Reuß: Sie sind auch Mitbegründer des Trägervereins des Jugendzentrums "Treff e. V." in Bayreuth. Warum wurde dieses Jugendzentrum gegründet? Welche Jugendlichen kommen denn dorthin? Hacker: Das entstand ebenfalls aus dem Stadtteil heraus, in dem ich lebe. Das ist eine Gemeinde am Rande der Stadt Bayreuth mit einer sehr schwierigen Bevölkerungsstruktur. Es gibt bei uns einen relativ hohen Anteil an Spätaussiedlern, von sozial benachteiligten Jugendlichen. Und wir waren eben der Meinung, dass man nicht immer nur darüber reden darf, etwas für die Jugendlichen zu tun, sondern wir wollten ganz konkret etwas anbieten. Deswegen haben sich damals interessierte Bürger über die Parteigrenzen und die Konfessionen hinweg zusammengetan und haben den Verein "Treff" gegründet. Wir haben es dann innerhalb kurzer Zeit geschafft, ein Betreuungsangebot machen zu können: zuerst in den beiden Kirchen, später wurden uns dafür Räume zur Verfügung gestellt. Wir haben es dann geschafft, eine Streetworkerin einzustellen: die erste in Bayreuth, die aufsuchende Jugendarbeit macht. Dann konnten wir mit der Unterstützung der Bayreuther Wohnungsgesellschaft GEWOG Räume finden: Das ermöglichte es uns, ein stadtteilbezogenes Jugendzentrum zu errichten. So hat sich hier Stück für Stück sehr viel Positives entwickelt, und zwar aus dem konkreten Wunsch heraus, etwas verändern zu wollen und nicht nur zuzuschauen und abzuwarten. Reuß: Sie sind 1995, also im Alter von 28 Jahren, in die FDP eingetreten. Man könnte nun sagen, dass das folgerichtig und konsequent ist, dass man das eigentlich erwartet würde: Bankkaufmann, Steuerberater, selbständig, wirtschaftsaffin – so jemand geht in die FDP. Ich frage trotzdem: Warum sind Sie in eine Partei eingetreten und warum gerade in die FDP? Hacker: Die ersten Phasen meines politischen Lebens habe ich in einer sozialistischen Jugend verbracht. Ich war bei den "Naturfreunden", wie ich hier aus Gründen der Vollständigkeit gerne zugeben möchte. So absolut gerade war also mein Weg nicht. Dass ich zur FDP gehen wollte, diese Entscheidung ist allerdings schon sehr viel früher gefällt worden, nicht erst mit 28 Jahren. Schon in der Schulzeit hatte ich eine große Affinität zur FDP: wegen der Programmatik, wegen ihres Fokus auf den Bürgerrechten, wegen des Gedankens, dass man sich als Bürger in die Gesellschaft selbst einbringen und mitmachen sollte, damit man nach vorne kommt – und mit einem eben auch die Gesellschaft als ganze. Es hat dann noch ein bisschen gedauert, bis ich die konkrete Unterschrift geleistet habe: Das hing damit zusammen, dass der Bruder eines Freundes Ortsvorsitzender wurde. Aus diesem Grund hatte ich plötzlich auch einen direkten persönlichen Kontakt und so ging eigentlich alles ganz schnell. Ich hatte unterschrieben und war schon relativ bald Kandidat für den Stadtrat und so ging es dann weiter. Reuß: Sie waren von 1997 bis 2009 auch Kreisvorsitzender der FDP in Bayreuth. Seit 2006 sind Sie Bezirksvorsitzender der FDP in Oberfranken, Sie gehören dem Landesvorstand an, dem Präsidium der FPD hier in Bayern. Im März 2008 wurden Sie in den Bayreuther Stadtrat gewählt. Es gibt ja das amerikanische Sprichwort: "Alle Politik geht von der Kommunalpolitik aus." Teilen Sie diese Ansicht? Hacker: Man ist in der Kommunalpolitik einfach direkter bei den Bürgerinnen und Bürgern. Das Verhältnis ist also viel enger. Wenn man die Entscheidung trifft, z. B. eine neue Straße zu bauen oder dort den Gehsteig zu sanieren oder an einen Platz einen Brunnen zu setzen usw., dann bekommt man sehr direkt das Feedback dazu. Es ist ganz klar, dass darauf in der Politik dann letztlich alles aufbaut. So sollte meines Erachtens auch der Weg konsequent aussehen: Man sollte sich zuerst in die Kommunalpolitik, in die Gemeinde – damit meine ich die politische Gemeinde, wie auch die religiöse, die kirchliche Gemeinde – einbringen, dort Fuß fassen. Darauf sollte man dann Stück für Stück das politische Engagement oben draufsetzen. Reuß: Wenn man sich den Werdegang der FDP in Bayern ansieht, dann kann man vorsichtig formulierend sagen, sie ist etwas unstet: Bis 1982 saß die FDP im Bayerischen Landtag, dann längere Zeit nicht. 1990, auch im Zuge der deutschen Einheit, kam die FDP dann wieder in den Landtag, um anschließend erneut 14 Jahre lang nicht im Landtag vertreten zu sein. Und dann kam die Landtagswahl 2008 und die CSU stürzte regelrecht ab: von über 60 Prozent auf 43,4 Prozent. Damit verfehlte sie die absolute Mehrheit der Mandate. Auch die SPD verlor noch einmal leicht bei dieser Wahl auf ohnehin niedrigem Niveau. Die FDP konnte hingegen ihren Stimmenanteil fast verdreifachen – von 2,6 auf 8 Prozent – und schaffte damit nicht nur den Sprung in den Landtag, sondern auch den Sprung in die Regierung. Heute ist die FDP mit zwei Ministern und einer Staatssekretärin in der bayerischen Regierung vertreten. Hätten Sie sich dieses Ergebnis vor der Landtagswahl vorstellen können? Sie haben damals ja auch selbst Wahlkampf gemacht: Wie war da die Stimmung? Konnte man das spüren? Hacker: In den letzten 18 Monaten vor der Landtagswahl 2008 sind wir ganz sicher davon ausgegangen, dass wir im Landtag mit dabei sein werden. Das hatte sich bereits so angedeutet, denn es gab entsprechende Umfrageergebnisse. Natürlich sind solche Umfragen immer nur Momentaufnahmen, aber auch aus den Gesprächen mit der Bevölkerung haben wir diesen Optimismus bezogen, denn in der Bevölkerung gab es sehr großen Unmut und sehr große Unzufriedenheit mit der alleine regierenden Partei. Wir haben im Wahlkampf sehr viel Zuspruch und Zulauf erfahren, weswegen wir überzeugt davon waren, dass wir im neuen Landtag mit dabei sein werden. Dass wir nach so langer Zeit ins Maximilianeum zurückkehren, davon waren wir nicht überrascht. Wir haben uns natürlich darüber gefreut, dass wir mit der stärksten FDP-Fraktion aller Zeiten in Bayern in den Landtag einziehen konnten. Für mich persönlich war bis zum Wahlsonntag nicht klar und es entsprach auch nicht meiner persönlichen Erwartungshaltung, dass die CSU die absolute Mehrheit der Mandate verlieren wird. Meine Einschätzung war: Wenn die Linken reinkommen, dann könnte das eventuell passieren. Aber wenn die Linken draußen bleiben, und sie lagen dann ja auch bei knapp unter fünf Prozent in Bayern, dann wird es für die CSU für die absolute Mehrheit der Mandate doch reichen. Aus diesem Grund war ich dann an diesem Wahlsonntag doch sehr positiv überrascht und auch entsprechend aufgeregt über das, was kommen wird. Meine persönliche Vorstellung nach diesem Wahlsonntag sah so aus, dass wir nach dem Wahlkampf für zwei Wochen in Urlaub gehen werden, um danach dann im Landtag Oppositionsarbeit zu machen. Die Wählerinnen und Wählern wollten es jedoch anders. Reuß: Die Stimmen der Wähler sind ja innerhalb der Blöcke geblieben: Wenn man sich den bürgerlichen Block und den eher linken Block ansieht, dann stellt man fest, dass es nicht so viel Austausch gegeben hat zwischen den Blöcken. Der Austausch fand eher innerhalb der Blöcke statt. Die CSU hat sehr stark an die Freien Wähler und auch die FDP verloren. Haben Sie denn aufgrund des Werdegangs der FDP in den letzten Jahrzehnten in Bayern die Sorge, dass sich dann, wenn sich die von Ihnen angesprochene Unzufriedenheit der Bürger mit der CSU wieder in Zufriedenheit verwandelt, das Wahlergebnis für die FDP wieder verschlechtern wird, dass die Wähler dann wieder zur CSU zurückwandern werden? Hacker: Man muss sich solche Wahlergebnisse in der Tat etwas genauer und tiefer anschauen. Wenn man die letzten Wahlen also näher analysiert – die jüngste Europawahl, die letzte Bundestagswahl –, dann stellt man fest, dass sich dabei die Stimmverhältnisse in etwa so manifestierten, wie das bei der Landtagswahl der Fall war. Und man stellt fest, dass gerade auch junge Menschen nicht mehr wie die Menschen früher eine traditionelle Parteienbindung besitzen. Auch in der jüngeren Bevölkerung hat die CSU keine absolute Mehrheit mehr an Stimmen, sondern lag sogar deutlich darunter. Wenn die CSU bei den Erstwählern dann sogar mit der Piratenpartei als fast ebenbürtigem Partner kämpfen muss, dann deutet das darauf hin, dass sich die Gesellschaft schneller und weiter verändert, als wir das vor wenigen Jahren vor allem auch aus bayerischer Sicht für möglich gehalten haben. Insoweit bin ich sehr zuversichtlich, dass der Zuspruch, den die FPD in der jüngsten Zeit erfahren hat, andauern wird. Wir hatten auch noch nach der Landtagswahl Umfrageergebnisse, bei denen wir sogar von acht auf zehn und dann sogar elf Prozent nach oben gegangen sind. Ich bin zuversichtlich, dass diese Zustimmung auch in Zukunft anhält. Wir haben jetzt die Möglichkeit, uns einzubringen: auf Landesebene ebenso wie auf Bundesebene und im Europäischen Parlament. Diese Möglichkeiten hatten wir hier in Bayern aufgrund der schlechteren Wahlergebnisse über viele Jahre hinweg nicht. Darauf bauen wir auf. Wir sind präsent in der Fläche in Bayern: Wir haben nun überall Bundestags- und Landtagsabgeordnete, wir stehen für Inhalte, wir stehen für eine moderne Bildungspolitik, wir stehen für eine Wirtschaftspolitik, die gerade auch den Mittelstand im Auge hat, also den Handwerker, den Bäcker, die kleineren und mittleren Betriebe. Das wird uns in Bayern auch in Zukunft tragen. Reuß: Sie haben es schon erwähnt: Bei der letzten Landtagswahl erreichte die FDP ihr historisch bestes Wahlergebnis in Bayern und ist nun als Fraktion so stark wie noch nie. Dennoch stellt die FDP in diesem Fünf-Parteien- Parlament aufgrund ihres Wahlergebnisses von acht Prozent die kleinste Fraktion: Die Grünen haben 9,4 Prozent der Wählerstimmen bekommen, die Freien Wähler über 10,2 Prozent und die SPD 18,6 Prozent. Die CSU ist immer noch mit Abstand die stärkste Fraktion im Landtag und stellt mehr als doppelt so viele Abgeordnete wie die zweitstärkste Partei. Es würde ja rein rechnerisch auch für andere Mehrheiten reichen: Wird die FDP damit auch ein bisschen erpressbar? Denn es wird ja heute auch viel von Schwarz- Grün gesprochen und geschrieben. Besteht denn, wenn es in der Koalition mal nicht so gut läuft, die Gefahr, dass man die FDP erpressen und sagen könnte: "Wir können auch mit anderen eine Mehrheit bilden!"? Sehen Sie diese Gefahr? Hacker: Diese Gefahr sehe ich nicht. Wir erleben es ja momentan bundesweit, dass auch andere Bündnisse diskutiert und gebildet werden. Da gibt es im Saarland eine Jamaika-Koalition, da gibt es Schwarz-Grün in Hamburg. Das heißt, es gibt da sehr unterschiedliche Entwicklungen. In Bayern muss man sich jedoch die vorhandenen Parteien einfach nur mal näher ansehen. Die Freien Wähler als möglicher Koalitionspartner stellen sich ja sehr diffus dar: Sie verkörpern keine einheitliche Linie. Die Zusammenarbeit mit den Freien Wählern in der Regierungsverantwortung wäre aufgrund dessen deutlich schwieriger als mit einem Koalitionspartner, der klare Positionen hat. Die Beziehung der CSU zu den Grünen in Bayern halte ich, ehrlich gesagt, für nicht so kommunikationsstark. Ich glaube nicht, dass man da eine gemeinsame Basis finden könnte. Wir sind da klar im Vorteil, so wie wir uns eingebracht haben in die Koalition: mit einer klaren Positionierung auf dem Gebiet der Bürgerrechte, der Bildungspolitik, der Sozialpolitik usw. Auf all diesen Gebieten versuchen wir ja, die CSU zu modernisieren und das Regierungshandeln nach vorne zu treiben. Auch in der Wirtschaftspolitik haben wir viele gemeinsame Handlungsfelder: mit jeweils unterschiedlichen Betonungen bei den beiden Regierungspartnern. Hier können wir uns jedenfalls einbringen und machen das auch. Reuß: Journalisten lieben ja Koalitionsarithmetikspiele. Deshalb frage ich jetzt einmal umgekehrt: Es gäbe ja mit der FDP, den Freien Wählern, den Grünen und der SPD rein rechnerisch auch eine Mehrheit ohne die CSU. Der amtierende bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil von der FDP hat einmal über diese Option gesagt: "Wir brauchen keine Selbsterfahrungsgruppe mit politischen Geisterfahrern. Wir brauchen eine gescheite Regierung!" Das heißt, auch dann, wenn sich die FDP über die CSU sehr ärgern würde – ich sage das jetzt bewusst im Konjunktiv –, schließen Sie es definitiv aus, dass es in dieser Legislaturperiode auch eine andere Mehrheit geben könnte? Hacker: Das mit dem "definitiv ausschließen" ist ja immer eine sehr schwierige Äußerung eines Politikers, weil ich natürlich nicht allein meine eigene Meinung durchsetzen kann in der FDP, sondern wir sind ein Team, das gemeinsam entscheidet. Wir beobachten sehr wohl, wo die Grenzen für uns sind, was wir noch mittragen können und was nicht. Insoweit würden wir daher zur gegebenen Zeit auch Konsequenzen tragen. Die mögliche Viererkoalition haben wir bereits vor dem Wahltag 2008 für uns ausgeschlossen. Ich kann das ja jetzt aufgrund meiner jüngst gemachten Erfahrungen nur bestätigen: Alleine die Abstimmung zwischen zwei Koalitionspartnern ist schon kompliziert genug. Da gibt es unterschiedliche Interessen, die dann in ein gemeinsames Regierungshandeln münden müssen. Es sind dabei immer sehr viele Personen involviert und wenn man das mit einem Kreis von vier Parteien machen müsste, dann hielte ich das für äußerst schwierig. Da gibt es die unterschiedlichen Schwerpunkte der einzelnen Parteien, bei denen dann auch jede ihre Erfolge braucht, um bei der nächsten Wahl wieder bestehen zu können. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wie man das alles bei vier verschiedenen Parteien ausfechten, ausstreiten könnte, wenn man das mit vier Parteien kontrovers diskutieren müsste – vor allem wenn es so ist, wie ich das vorhin zu den Freien Wählern bereits angemerkt habe. Deswegen glaube ich, dass wir in Bayern mit der CSU eine solide bürgerliche Mehrheit auch über den nächsten Wahltag hinaus fortsetzen können. Wir wollen Bayern bewegen, wir wollen verändern – in manchen Bereichen hat sich die CSU ja bereits bewegt, in anderen wird sie sich noch bewegen. Ich glaube, das ist wirklich der richtige Weg für uns. Reuß: Nun scheint ja das Klima in der Koalition nicht immer völlig friedlich, nicht immer ganz harmonisch zu sein. Es gab Zeiten, in denen sich CSU und FDP gegenseitig sogar Unfähigkeit vorgeworfen haben, und es gab auch eine Zeit, in der man von einer gewissen Gesprächslosigkeit zwischen dem Ministerpräsidenten Horst Seehofer und seinem Stellvertreter Martin Zeil von der FDP lesen konnte. , der CSU-Generalsekretär, hat Martin Zeil, dem Wirtschaftsminister, einmal vorgeworfen: "Der kommt einfach nicht aus den Pantoffeln!" Der Ministerpräsident hat auch einmal ein Reiseverbot erlassen wollen insbesondere für die FDP-Minister und - Staatssekretäre, indem er gesagt hatte: "An Sitzungstagen herrscht Anwesenheitspflicht!" Sie haben dieses Verhalten des Ministerpräsidenten als "affig" bezeichnet, d. h. der Umgangston klingt manchmal doch ein wenig ruppig. Wie würden Sie denn das Koalitionsklima beschreiben? Kann man sich denn nach solchen öffentlich geführten Auseinandersetzungen auch wieder ganz sachlich zusammensetzen, als ob nichts gewesen wäre? Hacker: Wir müssen hier unterscheiden: Die Koalition startete sehr gut, sehr kommunikativ, die Zusammenarbeit war wirklich hervorragend. Das wurde auch von beiden Koalitionspartnern so nach außen getragen. Dann kam die Wahlkampfzeit zur Bundestagswahl: Die CSU und Herr Seehofer haben über Nacht ihre Position um 180 Grad gewendet und plötzlich war die Koalition schwierig, waren keine gemeinsamen Punkte mehr zu finden, war die Kommunikation stark eingeschränkt. Ich betrachte das nach wie vor als Wahlkampftheater, als Sommertheater, das den Wahlkampf untermauern sollte. Ich selbst habe das nie verstanden und wir haben dann auch entsprechend reagiert. Wir wollten sachlich weiterarbeiten und haben unsere Gesprächsangebote immer wieder wiederholt. Im Landtag selbst hat die Zusammenarbeit ja auch weiter funktioniert. Es war also "nur" die oberste Ebene, auf der die CSU plötzlich nicht mehr mit uns sprechen wollte. Das Wahlergebnis, das bei der Bundestagswahl dann folgte, hat die CSU sogar noch unter das Landtagswahlergebnis gedrückt. Der FDP hat die Bundestagswahl das beste Ergebnis aller Zeiten in Bayern beschert. Meiner Meinung nach hat das unsere Position bestärkt: Die Bürgerinnen und Bürger wollen die sachliche Auseinandersetzung und nicht so sehr das Beschimpfen der einzelnen Personen. Die Zeit danach war in der Tat nicht einfach, man musste erst wieder Vertrauen aufbauen. Es gab klärende Gespräche, es gab Absichtserklärungen, dass diese Phase nun beendet sei. Aber ein bisschen Misstrauen bleibt natürlich immer bestehen. Es wird auf unserer Seite daher in der Tat ständig überprüft, ob diese Verwerfungen in der Zusammenarbeit wirklich ganz vorbei sind. Ich glaube, hier muss man einfach noch mehr Vertrauen aufbauen. Reuß: Es gab auch nach der Bundestagswahl immer wieder mal kleinere Ruppigkeiten. Erst kritisierten CSU-Minister aus Bayern den FDP- Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle, der gesagt hatte, wer anstrengungslosen Wohlstand verspreche, der lade ein zu spätrömischer Dekadenz. Es gab daraufhin heftige Kritik von CSU-Ministern. Auf diese Kritik insbesondere von der Sozialministerin Christine Haderthauer und Umweltminister Markus Söder meinten dann wiederum Sie: "Wenn die beiden selbst ernannten CSU-Thronfolger Söder und Haderthauer sich beinahe täglich beim Poltern übertreffen wollen, dann kann man auch dem sanftesten Gemüt nichts vorwerfen, wenn es diese Angriffe pariert. Mimosenhaft ist es, nur auszuteilen, aber nicht einstecken zu können." Wie gesagt, Sie gelten als besonders besonnen und moderat. Das heißt, wenn Sie sich so äußern, dann müssen Sie sich wirklich mächtig geärgert haben, oder? Hacker: Und so ist es auch! Reuß: Sind diese Dinge inzwischen ausgeräumt? Hacker: Ja, momentan ist es ja etwas leiser geworden, gerade auch von diesen beiden. Die Wünsche, dass die Zusammenarbeit gerade auch in Berlin intensiviert wird, werden ja auch täglich neu formuliert. Da muss die CSU jetzt auch wirklich etwas Bereitschaft zeigen. Aber die CSU ist ja auch diesbezüglich kein monolithischer Block, sondern es gibt auch innerhalb der CSU verschiedene Meinungen. Zu der von Ihnen angesprochenen Äußerung von Herrn Westerwelle gab es nach drei, vier Tagen auch den einen und den anderen aufseiten unseres Koalitionspartners, der sich zustimmend geäußert hat. Es gibt also manche Personen, die die schnelle Schlagzeile brauchen, wahrscheinlich auch deswegen, um ihr persönliches Ego irgendwie zu beruhigen. Mir ist jedoch die inhaltliche Debatte die liebere. Es geht mir also darum, die Inhalte zuerst einmal auszudiskutieren, gemeinsame Positionen zu finden und sie dann auch umzusetzen, und nicht darum, schon vorab immerzu zu sagen: "Das geht nicht und jenes geht nicht!" Von Herrn Söder und von Frau Haderthauer haben wir nicht gehört, was geht oder wie es geht, sondern immer nur Kritik. Reuß: Sie sind, wie gesagt, Fraktionsvorsitzender und Mitglied des Koalitionsausschusses. Aber Sie sind nicht in die Kabinettsdisziplin eingebunden. Der "Münchner Merkur" schrieb einmal: "Thomas Hacker ist eine Art Hirtenhund für die Landtagsliberalen. Er soll bellen und Zähne fletschen, wenn sich die FDP von der CSU genervt fühlt." Gibt es da eine Aufgabenteilung zwischen einerseits den FDP-Ministern, die in die Kabinettsdisziplin eingebunden sind, und andererseits Ihnen als Fraktionschef? Hacker: Ja, es ist doch die klassische Aufgabenteilung, dass man als Vertreter des Parlaments anders auftritt. Das Parlament ist der Gesetzgeber und der Landtag insgesamt ist ja nach der letzten Landtagswahl doch sehr viel selbstbewusster geworden – das gilt auch für die Kollegen von der CSU. Ich habe als Fraktionsvorsitzender einfach andere Möglichkeiten als die Minister, die das gemeinsame Regierungshandeln vertreten und gemeinsame Entscheidungen auch nach außen hin tragen müssen. Uns als Parlamentsvertretern fällt es viel leichter, auch die FDP-Meinung kundzutun. Und dann haben wir mit Miriam Gruß auch eine Generalsekretärin der Partei, die in ihrer Funktion dann noch einmal die Parteiebene verkörpert und auch auf diese Weise Akzente setzt. Reuß: Zu Beginn der Koalition von CSU und FDP sagte Martin Zeil so schön: "Es kommen zwei Lernende zusammen, der eine lernt Koalition, der andere lernt Regierung." Nun ist ja schon einige Zeit verstrichen: Wer hat denn mehr gelernt? Wer muss noch mehr lernen? Hacker: Die FDP hat sich sehr schnell in das Regierungshandeln eingefügt. Wir hatten ja gleich zu Beginn große Probleme zu bewältigen mit der Landesbank. Ich erinnere hier nur einmal an diese Altlast der CSU- Alleinregierung, als die Landesbank wenige Wochen nach der Koalitionsbildung mit zehn Milliarden Euro unterstützt werden musste. Reuß: Und das bei einem Haushalt von 40 Milliarden. Das ist schon ein großer Brocken. Hacker: Ja, die Verschuldung betrug davor 23 Milliarden Euro, heute liegt sie bei 33 Milliarden. Das zeigt wirklich die Dimension dieses Desasters auf. Wir haben uns also sehr schnell in unsere neue Rolle eingefügt. Bei der CSU ist es unterschiedlich. Es gibt diejenigen, die der Vergangenheit nachtrauern, die gar nicht verstehen, dass sich die Welt verändert hat, die nach jahrzehntelanger persönlicher Erfahrung der Allmacht in Bayern plötzlich ein bisschen zurechtgestutzt wurden. Dann gibt es aber auch vor allem junge Kollegen in der CSU, die sehr pragmatisch mit der Situation zurechtkommen, die auch die Kontakte zu uns und das Miteinander mit uns suchen. Und dann gibt es sogar jene, bei denen man mitunter den Eindruck gewinnt, sie seien eigentlich froh darüber, dass sie nun nicht mehr ganz alleine das abnicken müssen, was aus der Staatskanzlei kommt, die froh sind, dass man nun auch eigene Akzente und Anträge einbringen kann. Es gibt wirklich Kollegen von der CSU, die zu uns kommen und sagen: "Wollen wir nicht miteinander dieses und jenes Thema angehen? Das wollte ich schon immer mal machen." Gerade im Bildungsbereich gibt es da ja sehr viele solcher Momente und deswegen sagen sie: "Das wollte ich immer schon machen, aber ich konnte mich bei meinen Leuten damit bisher nicht durchsetzen." Reuß: Wir behandeln hier im alpha-Forum eigentlich keine tagesaktuellen Themen, dennoch möchte ich ein solches Thema ganz kurz ansprechen, weil es nämlich auch ganz grundsätzliche Bedeutung hat: Ich meine die von Ihnen bereits kurz angesprochene Landesbank. Da gibt es unglaublich viele Vorwürfe, es wird sehr viel ermittelt, die Staatsanwaltschaft ermittelt, es gab Hausdurchsuchungen in mehreren Ministerien, aber auch beim Sparkassenverband und beim Städtetag. Es gibt die Vorwürfe, die Bank Hypo Group Alpe Adria sei viel zu teuer gekauft worden usw. Es wird nun einen Untersuchungsausschuss geben, dem wir auch gar nicht vorgreifen wollen. Aber wie sehen Sie denn die Zukunft der Landesbank? Sie soll ja privatisiert und verkauft werden bis 2015. Braucht Bayern eine Landesbank, und wenn ja, wofür? Hacker: Wenn die Landesbank in der Funktion als Dachorganisation der Sparkassen wirkt und als Co-Finanzier bei größeren Darlehen an den bayerischen Mittelstand auftritt, dann hat sie eine Funktion. Als international tätige Geschäftsbank, wozu sie ja in den vergangenen Jahren aufgebläht wurde, hat sie meiner Meinung nach keine Funktion, denn das machen in Deutschland die Großbanken, dazu gibt es private Aktiengesellschaften, die das erledigen, d. h. hier muss der Staat nicht Bankier spielen. Der Staat ist nie der bessere Unternehmer oder der bessere Banker, wie wir das auch schon bei anderen Landesbanken leidvoll erfahren mussten, denn das Ganze ist ja nicht nur ein bayerisches Problem. Insoweit haben wir jetzt die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir zukünftig entsprechende Lösungen finden können, sei es in Richtung einer Veräußerung oder auch einer Fusion mit anderen Landesbanken. Aber in der aktuellen Situation, in der wirklich alle Landesbanken sehr stark mit der Aufarbeitung der Fehler der Vergangenheit beschäftigt sind, in der sie ihr Geschäft zurückfahren und schrumpfen müssen – das sind Umstrukturierungsprozesse, die erst angelaufen sind und die eine gewisse Zeit dauern werden –, wird es kurzfristig keine Lösung geben. Die Zukunft der Bayerischen Landesbank wird aber auf jeden Fall davon geprägt sein, dass sie ihr Geschäft zurückfahren muss: Die europäischen Auflagen sehen ja auch entsprechend aus. Das Geschäft muss also konsolidiert werden, damit man als Staat vielleicht auch einen Teil der zehn Milliarden wieder zurückbekommt, denn dieses Geld fehlt uns natürlich sehr. Unabhängig davon ist selbstverständlich auch die politische Aufarbeitung dieser Vorgänge nötig. Wenn es wirklich so sein sollte – und bestimmte Vermutungen deuten ja doch darauf hin –, dass beim Erwerb der Hypo Group Alpe Adria gewisse Ungereimtheiten vorhanden waren, wenn es denn so sein sollte, dass bei Geld- und Wertpapieranlagen, bei Kreditausreichungen – Island war z. B. ein Großkreditnehmer der Bayerischen Landesbank – nicht nur wirtschaftliche Bankinteressen im Raum standen, dann muss man das auch konsequent aufarbeiten. Es gibt diesbezüglich staatsanwaltliche Untersuchungen, die im Hinblick auf den Personenkreis und den Umfang der Vorwürfe nun ausgeweitet werden. Wir haben eine Landesbankkommission, die die Landesbank in die Zukunft begleiten soll; wir haben einen Untersuchungsausschuss, der den Kauf der Hypo Group Alpe Adria aufarbeiten soll. Das müssen wir nun alles zügig machen und vorantreiben – und vor allem auch gründlich. Denn nur so können wir, wie ich bereits zu Beginn unseres Gesprächs gesagt habe, das Vertrauen zurückgewinnen, das in der Vergangenheit leichtfertig verspielt worden ist. Reuß: Das ist ein schwieriges, ein komplexes Thema und die Kollegen von der Aktualität werden das sicherlich weiterhin betreuen. Wir sind bereits ganz am Ende unserer Sendung angelangt und ich darf mich bei Ihnen ganz herzlich bedanken. Ich würde gerne mit zwei Kurzbeschreibungen Ihrer Person unser Gespräch beenden. Der "Münchner Merkur" schrieb: "Thomas Hacker ist ein Neuling als Berufspolitiker und das merkt man ihm auch an. Er spricht weniger in Floskeln, denkt weniger in Netzwerken, tritt uneitel auf. Es ist zu hoffen, dass er so bleibt." Und die "Bayerische Staatszeitung" schrieb: "Thomas Hacker gibt sich gemütlich, unterschätzen sollte man ihn deshalb aber nicht." Ich glaube, das ist auch in diesem Gespräch deutlich geworden. Nochmals ganz, ganz herzlichen Dank für dieses Gespräch. Verehrte Zuschauer, das war unser alpha-Forum, heute mit Thomas Hacker, dem Vorsitzenden der FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag. Herzlichen Dank für Ihr Interesse, fürs Zuschauen und Zuhören und auf Wiedersehen.

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