Plenarprotokoll 16/1

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Plenarprotokoll 16/1 Plenarprotokoll 16/1 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 1. Sitzung Berlin, Dienstag, den 18. Oktober 2005 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: – Richtlinien zur Überprüfung auf eine Tätigkeit oder politische Verantwor- Eröffnung der Sitzung durch den Alters- tung für das Ministerium für Staats- präsidenten . 1 B sicherheit/Amt für Nationale Sicherheit Alterspräsident Otto Schily . 1 A der ehemaligen Deutschen Demokra- tischen Republik . 6 A Tagesordnungspunkt 2: Tagesordnungspunkt 5: Wahl des Präsidenten, verbunden mit Festlegung der Zahl der Stellvertreter des Namensaufruf und Feststellung der Be- Präsidenten . 6 A schlussfähigkeit . 3 A Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . 6 B Dr. Angela Merkel (CDU/CSU) . 3 A Jörg van Essen (FDP) . 7 B Alterspräsident Otto Schily . 3 B Olaf Scholz (SPD) . 8 A Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.) . 8 C Tagesordnungspunkt 3: Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ Amtsübernahme durch den Präsidenten . 4 A DIE GRÜNEN) . 9 A Präsident Dr. Norbert Lammert . 4 A Tagesordnungspunkt 6: Wahl der Stellvertreter des Präsidenten . Tagesordnungspunkt 4: 10 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . 11 A Beschlussfassung über die Wolfgang Thierse (SPD) . 11 C – Geschäftsordnung des Deutschen Bun- destages Dr. h. c. Susanne Kastner (SPD) . 12 A – Gemeinsame Geschäftsordnung des Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . 12 C Bundestages und des Bundesrates für Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ den Ausschuss nach Art. 77 des Grund- DIE GRÜNEN) . 13 C gesetzes (Vermittlungsausschuss) Präsident Dr. Norbert Lammert . 13 C – Geschäftsordnung für den Gemeinsa- men Ausschuss Anlage 1 – Geschäftsordnung für das Verfahren nach Art. 115 d des Grundgesetzes Liste der entschuldigten Abgeordneten . 17 A II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. Oktober 2005 Anlage 2 Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Namensverzeichnis der Mitglieder des Deut- Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP) zur Beschluss- schen Bundestages, die an der Wahl des Ab- fassung über die Geschäftsordnung des Deut- geordneten Dr. Hermann Otto Solms zum schen Bundestages (Tagesordnungspunkt 4) . 17 A Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages teilgenommen haben . 28 A Anlage 3 Anlage 8 Namensverzeichnis der Mitglieder des Deut- schen Bundestages, die an der Wahl des Namensverzeichnis der Mitglieder des Deut- Abgeordneten Dr. Norbert Lammert zum Prä- schen Bundestages, die an der Wahl des sidenten des Deutschen Bundestages teilge- Abgeordneten Dr. Lothar Bisky zum Vizeprä- nommen haben . 18 A sidenten des Deutschen Bundestages teilge- nommen haben (1. Wahlgang) . 31 A Anlage 4 Anlage 9 Namensverzeichnis der Mitglieder des Deut- Namensverzeichnis der Mitglieder des Deut- schen Bundestages, die an der Wahl der schen Bundestages, die an der Wahl der Ab- Abgeordneten Gerda Hasselfeldt zum Vize- geordneten Katrin Göring-Eckardt zum präsidenten des Deutschen Bundestages teil- Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages genommen haben . 21 A teilgenommen haben . 33 A Anlage 5 Anlage 10 Namensverzeichnis der Mitglieder des Deut- Namensverzeichnis der Mitglieder des Deut- schen Bundestages, die an der Wahl des schen Bundestages, die an der Wahl des Abgeordneten Wolfgang Thierse zum Vize- Abgeordneten Dr. Lothar Bisky zum Vizeprä- präsidenten des Deutschen Bundestages teil- sidenten des Deutschen Bundestages teilge- genommen haben . 23 B nommen haben (2. Wahlgang) . 36 A Anlage 6 Anlage 11 Namensverzeichnis der Mitglieder des Deut- Namensverzeichnis der Mitglieder des Deut- schen Bundestages, die an der Wahl der Ab- schen Bundestages, die an der Wahl des geordneten Dr. h. c. Susanne Kastner zum Abgeordneten Dr. Lothar Bisky zum Vizeprä- Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages sidenten des Deutschen Bundestages teilge- teilgenommen haben . 26 A nommen haben (3. Wahlgang) . 38 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. Oktober 2005 1 (A) (C) Redetext 1. Sitzung Berlin, Dienstag, den 18. Oktober 2005 Beginn: 11.00 Uhr Alterspräsident Otto Schily: Außerdem möchte ich Frau Kollegin Gudrun Kopp Guten Morgen, meine Damen und Herren Kollegin- und Herrn Kollegen Florian Toncar zu ihrem heutigen nen und Kollegen! Ich darf Sie zur konstituierenden Sit- Geburtstag sehr herzlich gratulieren und die Glückwün- zung des 16. Deutschen Bundestages herzlich begrüßen. sche des Hauses übermitteln. Nach der Tradition des Deutschen Bundestages und (Beifall) entsprechend § 1 Abs. 2 der Geschäftsordnung des Deut- schen Bundestages eröffnet bei Beginn einer neuen Le- Gestatten Sie mir an dieser Stelle eine private, aber gislaturperiode das an Jahren älteste Mitglied, das im strikt überparteiliche Zwischenbemerkung – ich bitte Saale ist, die Sitzung und führt den Vorsitz bis zur Wahl Sie, sie mir nicht zu verargen –: Besonders herzlich be- der Präsidentin oder des Präsidenten des Parlaments. Ich grüße ich ein junges Nachwuchstalent im Parlament, den bin nachweislich am 20. Juli 1932 geboren und darf fra- FDP-Abgeordneten Dr. Konrad Schily, meinen Bruder, gen, ob ein Mitglied des Hauses unter uns ist, das mich (Beifall) (B) an Alter übertrifft. (D) der im jugendlichen Alter von 67 Jahren eine hoffnungs- (Heiterkeit) volle politische Karriere beginnt. – Das scheint nicht der Fall zu sein. (Heiterkeit und Beifall) Meine Damen und Herren, damit rufe ich Punkt 1 der Ebenso herzlich begrüße ich selbstverständlich alle Tagesordnung auf: anderen neu gewählten Bundestagsabgeordneten. Mein Eröffnung der Sitzung durch den Alterspräsi- herzlicher Gruß gilt gleichermaßen allen Bundestagskol- denten leginnen und -kollegen, die wiedergewählt worden sind. – So viel zu meiner ungewohnten Herzlichkeit. Ich eröffne also die Sitzung und begrüße allen voran besonders herzlich den verehrten Herrn Bundespräsiden- (Heiterkeit und Beifall) ten. Wir freuen uns sehr, Herr Bundespräsident, dass Sie Bis zur Beschlussfassung über die Geschäftsordnung, an dieser Sitzung teilnehmen. die sich der 16. Deutsche Bundestag nach der Wahl des (Beifall) Bundestagspräsidenten geben wird, verfahren wir nach den Regeln, die für den 15. Deutschen Bundestag gegol- Des Weiteren begrüße ich herzlich den Herrn Präsi- ten haben. denten des Bundesverfassungsgerichts. Nach Absprache mit den Fraktionen des Hauses be- Ebenso begrüße ich herzlich den Altbundespräsiden- nenne ich als vorläufige Schriftführerinnen und Schrift- ten Herrn Walter Scheel, führer folgende Damen und Herren Abgeordnete: Sabine (Beifall) Bätzing, Cornelia Behm, Ute Berg, Antje Blumenthal, Klaus Brähmig, Monika Brüning, Marie-Luise Dött, sowie die ehemalige Präsidentin des Deutschen Bundes- Karin Evers-Meyer, Axel E. Fischer (Karlruhe-Land), tages Frau Annemarie Renger. Herzlich willkommen! Hans-Joachim Fuchtel, der diesmal noch nicht vorzeitig (Beifall) hier Platz genommen hat, Mein herzlicher Gruß gilt auch den Botschaftern und (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der Missionschefs zahlreicher Staaten sowie allen weiteren CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜND- Gästen, die auf der Tribüne an dieser Sitzung teilneh- NISSES 90/DIE GRÜNEN) men. Herzlich willkommen! Ralf Göbel, Diana Golze, Wolfgang Grotthaus, Klaus (Beifall) Hagemann, Michael Hartmann (Wackernheim), Uda 2 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 1. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. Oktober 2005 Alterspräsident Otto Schily (A) Carmen Freia Heller, Jürgen Herrmann, Petra Heß, wiss nicht in langweiliger Routine und Phrasentausch (C) Michael Kauch, Julia Klöckner, Astrid Klug, Dr. Hans- erschöpfen darf und der die gesellschaftliche Debatte Ulrich Krüger, Katrin Kunert, Sibylle Laurischk, aufnimmt, aber der dieser gesellschaftlichen Debatte sei- Monika Lazar, Gabriele Lösekrug-Möller, Caren Marks, nerseits neue Impulse zu verleihen versucht. Maria Michalk, Marlene Mortler, Sibylle Pfeiffer, Marlene Rupprecht (Tuchenbach), Dr. Ole Schröder, Meine Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen, Thomas Silberhorn, Dr. Margrit Spielmann, Simone Politik, wo immer sie sich realisiert – in der Legislative, Violka, Lydia Westrich, Josef Philip Winkler, in der Exekutive und in der Judikative –, greift nicht sel- Dr. Claudia Winterstein und Jörn Wunderlich. ten massiv in die Lebensverhältnisse der Menschen, in ihre Lebensentwürfe und in ihre Lebensgewohnheiten Jetzt bitte ich die Abgeordneten Lydia Westrich und ein. Umso größer sind unsere Verantwortung und der da- Hans-Joachim Fuchtel, neben mir Platz zu nehmen. mit verbundene Erklärungsbedarf. Es besteht aber auch (Beifall) Erklärungsbedarf insofern, als Politik nur ein gesell- schaftliches Wirkungsfeld unter anderen ist. Wirtschaft, Verehrte Kolleginnen und Kollegen, als Alterspräsi- aber auch Kultur und Wissenschaft folgen anderen Ge- dent hat man das Privileg, einige einleitende Sätze sagen setzmäßigkeiten und organisieren sich in erster Linie zu dürfen. Sie müssen aber nicht damit rechnen, dass ich nicht nach politischen Vorgaben. Wir sollten uns weder fünf Stunden reden werde. einbilden noch anmaßen, dass sich alle anderen gesell- (Zuruf von der FDP: Oh, wie schade!) schaftlichen Bereiche staatlicher Bevormundung zu fü- gen haben oder dass sie staatlicher Beeinflussung über- Meine Damen und Herren Kollegen, das Volk hat die haupt ausnahmslos zugänglich sind. unbequeme Angewohnheit, Regierungen abzuwählen und neue Mehrheiten im Parlament herbeizuführen. Das (Beifall bei Abgeordneten der FDP) ist für die amtierende Regierung schmerzlich und für Eine umfassend verstaatlichte Gesellschaft endet in Teile der bisherigen Opposition erfreulich. Es ist aber der Schreckensherrschaft des totalitären Staates. Weil zugleich für
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