MITTELFRANKEN

26. Wettbewerb 2016 bis 2019 Die Chance „Unser Dorf hat Zukunft – für unser Dorf! Unser Dorf soll schöner werden“

Abschlussbericht Impressum der Bewertungskommission Redaktion: Herbert Grunwald Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth für den Regierungsbezirk Gartenbauzentrum Bayern Mitte, Jahnstraße 7, 90763 Fürth Layout: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Mittelfranken Abteilung Landespflege, An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim Fotos: im Jahr 2017 Luftbilder: Geodaten © Bayerische Vermessungsverwaltung, 2017 Bildnachweis: Mitglieder der Bewertungskommission sowie teilnehmende Städte und Gemeinden Druck: Farbendruck Brühl GmbH, 97340 Marktbreit Papier aus nachhaltiger, zertifizierter Waldbewirtschaftung http://www.dorfwettbewerb.bayern.de

26. Wettbewerb 2016 bis 2019

„Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“

Abschlussbericht der Bewertungskommission für den Regierungsbezirk Mittelfranken 2017

http://www.dorfwettbewerb.bayern.de 1 INHALTSVERZEICHNIS

Seite

Vorwort 3 Anzahl der Teilnehmerorte in den Regierungsbezirken Bayerns im laufenden Wettbewerb 2016 bis 2019 4 Anzahl der Teilnehmerorte in den Landkreisen Mittelfrankens im laufenden Wettbewerb 2016 bis 2019 5 Kreissieger im Bezirksentscheid Mittelfranken im laufenden Wettbewerb 2016 bis 2019 5 Teilnehmerorte Bezirksentscheid Mittelfranken 2017 6 Ergebnisübersicht Bezirksentscheid Mittelfranken 2017 7

Berichte (in alphabetischer Reihenfolge) Binzwangen, Markt Colmberg 8 , Gemeinde Ettenstatt 14 Furth, Markt Schwanstetten 20 Geißlingen, Gemeinde Oberickelsheim 26 Kleinweisach, Markt Vestenbergsgreuth 32 , Gemeinde Pfofeld 38 Thannhausen, Gemeinde Pfofeld 44

Bewertungskommission 50 Bewertungsbogen 52 Mittelfränkische Preisträger in den Landes- und Bundesentscheiden 1961 bis 2016 54 Medaillenspiegel der bayerischen Landkreise an Preisträgern bei den Bundesentscheiden 1961 bis 2016 55 Teilnehmerentwicklung 1961 bis 2016 in Mittelfranken im Vergleich zur Gesamtbeteiligung in Bayern 56

2 Vorwort

Der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ kann nach seinem 50-jährigen Bestehen im Jahre 2011 ein gleichbleibendes Interesse in Mittelfranken verzeichnen, denn es hatten sich letztes Jahr 43 Orte – nur drei Orte weniger als im Jubiläumsjahr – zum 26. Kreisentscheid angemeldet. Damit stellt unser Regierungsbezirk in Folge die drittstärkste Teilnehmer- gruppe Bayerns. Daraus hatten vergangenes Jahr sechs Kreis- kommissionen insgesamt zehn mittelfränkische Orte als Kreis- sieger für den diesjährigen Bezirksentscheid weitergemeldet.

Nach dem Motto des Wettbewerbes „Mitmachen. – Dabei sein. – Gewinnen!“ ist der Gemein- sinn ein wesentlicher Faktor für den Erfolg. Er motiviert Bürgerinnen und Bürger, sich gemein- schaftlich näher mit ihrem Wohnort beschäftigen und Entwicklungen anstoßen zu wollen. Der Blick von außen auf das Dorf durch eine fachkundige Kommission kann hierbei wichtige Impul- se geben. Dieser Blick richtet sich einerseits auf die sozialen und kulturellen Netzwerke der Dorfgemeinschaft, andererseits auf das Erscheinungsbild von Dorf und Landschaft in der Bau- und Grüngestaltung. Die Kommission macht auf Besonderheiten und Stärken des Dorfes eben- so aufmerksam wie auf Schwachpunkte, für die es gilt, sie nach und nach in Projekten aufzuar- beiten. In diesem breiten Aufgabenfeld wird nichts verordnet, sondern nur empfohlen. Der einzelne Bürger wird ermutigt, veränderungswürdige Details im eigenen Anwesen oder im öf- fentlichen Bereich anzugehen und diese im ehrenamtlichen Einsatz – am besten gemeinsam mit Gleichgesinnten – zu verbessern. Dass eine stolze Zahl solcher Details erfolgreich verwirk- licht oder auf den Weg gebracht werden konnte, hat die Bezirksbewertungskommission auf ih- rer dreitägigen Bereisung im Mai dieses Jahres anerkennend feststellen können. Das Resultat der Anstrengungen wurde mit zwei Gold-, zwei Silber- und drei Bronzeplaketten sowie zwei Sonderpreisen gewürdigt. Dennoch finden sich bei jedem Preisträger Bereiche, bei denen es sich lohnt, sie nach dörflichen Maßstäben weiterzuentwickeln. Hierzu geben die Jurymitglie- der aus den verschiedenen Fachsparten ihre Anregungen im vorliegenden Abschlussbericht.

Zum Abschluss des mittelfränkischen Bezirksentscheides gratuliere ich jeder Ortschaft nicht al- lein zu ihrer Auszeichnung, sondern besonders zu ihren qualitätssteigernden Projekten. Bür­ gerinnen und Bürger haben hier Vorbildliches geleistet, was auch andere inspirieren möge. Ich bedanke mich bei allen Aktiven der Dorfgemeinschaften und wünsche viel Erfolg beim Umset- zen weiterer Aktionen. Hierzu sollen die Juryempfehlungen als „konstruktive Kritik“ Hilfestel- lung leisten. Ich ermuntere Sie, dem Wettbewerb auch künftig treu zu bleiben und Ihren Ort nach den Richtlinien weiterzuentwickeln.

Fürth, den 16. September 2017

Josef Hofbauer Vorsitzender der Bewertungskommission

3 Anzahl der Teilnehmerorte in den Regierungsbezirken Bayerns im laufenden Wettbewerb 2016 bis 2019

Oberfranken Unterfranken 85 22

Mittelfranken 43 Oberpfalz 44

Niederbayern 23 Schwaben 13

Oberbayern 7

4 Anzahl der Teilnehmerorte in den Landkreisen Mittelfrankens im laufenden Wettbewerb 2016 bis 2019

Anzahl der angemeldeten Orte Landkreis Gruppe A Gruppe B Gesamt (bis 600 Einw.) (601-3.000 Einw.) absolut %

Ansbach 1 - 1 2

Erlangen-Höchstadt 9 4 13 30

Fürth - - - - Neustadt a. d. Aisch- 4 - 4 10 Bad Windsheim Nürnberger Land 8 3 11 26

Roth 2 - 2 4

Weißenburg- 10 2 12 28

Mittelfranken 34 9 43 100

Kreissieger im Bezirksentscheid Mittelfranken im laufenden Wettbewerb 2016 bis 2019

Gruppe A Gruppe B Landkreis (bis 600 Einwohner) (601-3000 Einwohner)

Ansbach Binzwangen

Erlangen-Höchstadt Kleinweisach Forth*

Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim Geißlingen

Roth Furth

Nürnberger Land Münzinghof* Offenhausen* Ettenstatt Weißenburg-Gunzenhausen Pfofeld Thannhausen Gesamt 6 4

* keine Teilnahme am Bezirksentscheid 5 Teilnehmerorte Bezirksentscheid Mittelfranken 2017

Kleinweisach LK Erlangen- Hchstadt

Geißlingen LK Neustadt a d Aisch Bad Windsheim

Binzwangen

Furth

LK Ansbach LK Roth

Thannhausen Pfofeld

Ettenstatt LK Weißenburg- Gunzenhausen

6 Ergebnisübersicht Bezirksentscheid Mittelfranken 2017

Die Reihung der Ortschaften erfolgt alphabetisch (A) = bis 600 Einwohner; (B) = 601-3000 Einwohner und stellt somit keine Rangfolge innerhalb der (F) = Ort mit Dorferneuerung oder Städtebauförderung Medaillengruppen dar.

GOLDMEDAILLE

(A) Binzwangen (F) Markt Colmberg, LK Ansbach Gemeinde Pfofeld, VG Gunzenhausen, (B) Pfofeld (F) LK Weißenburg-Gunzenhausen

SILBERMEDAILLE Gemeinde Oberickelsheim, VG Uffenheim (A) Geißlingen (F) LK Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim Gemeinde Pfofeld, VG Gunzenhausen, (A) Thannhausen LK Weißenburg-Gunzenhausen

BRONZEMEDAILLE

Gemeinde Ettenstatt, VG (A) Ettenstatt (F) LK Weißenburg-Gunzenhausen (A) Furth Markt Schwanstetten, LK Roth Markt Vestenbergsgreuth, VG Höchstadt a. d. Aisch, (A) Kleinweisach (F) LK Erlangen-Höchstadt

Zusätzlich hat die Bezirksbewertungskommission je einen Sonderpreis vergeben an: Geißlingen für „Vorbildliche Leistungen in der Bau- und Grüngestaltung“ Furth für „Sensibler Umgang mit Natur und künftiges >Grünes Klassenzimmer<“ 7 BINZWANGEN

8 GOLD 1. Entwicklungskonzepte Binzwangen und wirtschaftliche Initiativen Das vor vielen hundert Jahren gegründete Markt Colmberg Landkreis Ansbach Dorf liegt an der oberen Altmühl im Dreieck zwischen den Städten Ansbach, Rothenburg ob der Tauber und Bad Windsheim. In Binzwangen leben derzeit 185 Einwohner, das sind geringfügig weniger als zur Zeit der Gebietsreform im Jahr 1978. Es muss dem Wegzug junger Leute in die Städte mit quali- fizierter Beschäftigung auf dem Land begeg- net werden. In Binzwangen verwirklicht dies deutlich eine Schreinerei sowie Türen- und Fensterfabrik mit etwa 100 Arbeitnehmern. Zudem geben erschlossene Bauplätze jun- gen Familien hier Anreize zum Hausbau. Den ursprünglich rein bäuerlichen Dorfcharakter halten nach wie vor fünf Vollerwerbslandwir- Landrat: Dr. Jürgen Ludwig te und drei im Nebenerwerb aufrecht. Als Bürgermeister: Wilhelm Kieslinger dritte Erwerbssäule haben zunehmend Wan- der- und Radtouristen das Dorf für ihre Frei- Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Rudolf Ittner zeitaktivitäten entdeckt, der „Urlaub auf dem Bauernhof“ ist ein Renner. Derzeit werden bei Einwohnerzahl: 191 121 Gästebetten etwa 15.000 Übernachtun- Gemarkungsfläche: 1143 ha gen pro Jahr registriert. Weitere Arbeitsplätze Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja für die Einheimischen wie attraktive Ausflugs­ Betriebe in der Landwirtschaft ziele für die Urlauber finden sich im genann- Vollerwerbsbetriebe: 5 ten Städtedreieck. Nebenerwerbsbetriebe: 3 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 19 Im 4 km entfernten Colmberg sind Kinder- garten und Grundschule eingerichtet. Die weiterführenden Schulen in Ansbach und Rothenburg ob der Tauber erreichen die Schüler mit öffentlichen Buslinien. Diese bei- den rund 20 km entfernten Städte bieten

„Binzwangen hat den Strukturwandel in der Land­ wirtschaft erfolgreich gemeistert. Wo früher Trakto­ renlärm den Dorfrhythmus bestimmt hat, sind es heute ruheverwöhnte Urlauber im Biergarten, die in gelungen umgewidmeten Bauernhöfen nächtigen. Qualifizierte Gewerbearbeitsplätze im Dorf brem­ sen den Wegzug junger Leute in die Städte.“ 9 Ärzte, Läden und weitere Versorgungsein- Entwicklungen dorfverträglich steuern zu richtungen, während es Lebensmittel schon können. Eine derartige Leitlinie ließe sich in im benachbarten Colmberg oder Geslau zu Form einer Gestaltungssatzung oder als Be- kaufen gibt. Binzwangen ist an die kommu- bauungsplan ausarbeiten und verabschieden. nale Trinkwasserversorgung und Abwasser- reinigung angeschlossen. Im Laufe dieses Jahres wird das staatliche Förderprogramm für den Breitbandausbau greifen, wodurch das Dorf ebenfalls Zugang zum schnellen In- 2. Soziale und kulturelle Aktivitäten ternet erhalten wird. Der Markt Colmberg ist Mitglied in der „Kom- Binzwangens Dorfgemeinschaft ist Garant munalen Allianz Obere Altmühl“. In diesem für ein geselliges und intaktes Dorfleben. Ihre Gremium können solche überörtlichen Pro- Treffen, beispielsweise um Aktionen aufein- jekte wie Badeweiher oder Wanderwege in ander abzustimmen, finden regelmäßig im der Planungsphase mit Binzwangens örtli- ansässigen Gasthaus oder Biergarten statt. chen Belangen in Einklang gebracht werden. Eingefleischte Akteure der meisten Dorfver- 20 Aktivisten in der „Dorfwerkstatt“ haben anstaltungen sind die Ortsverbände, allen nicht nur ein Leitbild erarbeitet, sondern voran die Evangelische Landjugend und der auch die Realisierung konkreter Projekte un- Stammtisch e. V. Letzterer organisiert Grillfes- terstützend begleitet, was sich hoffentlich te, gemeinsame Ausflüge und Wanderungen, fortführen lässt. In diesem Zusammenhang Dorf f­rauen arrangieren Radtouren und ein wird stark angeregt, ein Innenentwicklungs- Schlachtfest. Über diese Aktivitäten können konzept zu erstellen, um das attraktive Neubürger ebenso leicht Anschluss an die Ortsbild bewahren sowie wirtschaftliche Dorfgemeinschaft finden wie über den 10 Faschingsball der Feuerwehr. Spätestens Ältere Mitbürger werden mit Seniorencafés jedoch geschieht dieser beim dreitägigen angesprochen oder bei Besorgungen durch Dorffest, bei dem im Juli viele Freiwillige zu- Nachbarn unterstützt. Die Landjugend lädt sammenhelfen. die ältere Generation ebenfalls zu Senioren- Brauchtumspflege ist den Binzwangern im nachmittagen ein, kümmert sich in erster kirchlichen wie gesellschaftlichen Bereich Linie aber um die Jugendlichen, auch aus den wichtig. Den musikalischen Rahmen dafür umliegenden Orten. Als ein Ergebnis lockt schaffen Männergesangverein, liturgischer deren Sommernachtsball jedes Jahr bis zu Chor und Posaunenchor mit jährlich bis zu 2.000 Gäste in den romantischen Stettberger 70 Auftritten. So verabschiedet an Silvester Steinbruch. Der Ball ist zugleich Bekenntnis Posaunenklang das alte Jahr vor dem dafür, als Dorfgemeinschaft ortsübergreifend Kirchenglocken-Läuten. Zum überlieferten kooperieren zu wollen. Auch umgekehrt gilt Kinderbrauch, ein Osterfeuer zu entzünden, dies, wenn sich körperlich aktive Binzwanger schmücken Dorffrauen eine Osterkrone, im in den benachbarten Sportvereinen Colm- Herbst für Erntedank eine Erntekrone. Selbst- berg oder Geslau betätigen. Diese Koopera­ verständlich darf die mit Muskelkraft aufzu- tionen ermöglichen es erst der Marktgemein- richtende Pfingstbirke auf dem Dorfplatz de, ihren Ortsteilen das breitgefächerte nicht fehlen. Die „Adventsbesinnung“ wird Veranstaltungsspektrum anbieten zu kön- vom Kirchenvorstand gemeinsam mit der nen, wie beispielsweise das stark nachgefrag- Landjugend organisiert. Die Bürgerschaft te Ferienprogramm für die Jugend. hat in der Pfarrei großartige Eigenleistun- BINZWANGEN gen erbracht: sei es bei der Sanierung der Aussegnungshalle im Jahr 2014 wie der Pfarrkirche 2016. Ebenso anzuerkennen ist deren kontinuierliche Pflege des Friedhofs 3. Baugestaltung und -entwicklung und weiterer öffentlicher Grünflächen. Das von störenden Eingriffen verschont ge- bliebene Zentrum des Haufendorfs präsen- tiert sich mit einer ansprechenden Mischung aus Fachwerk- und Putzbauten. Die lockere Siedlungsstruktur besteht aus einem harmo- nischen Miteinander von Häusern und ihren jeweils zugeordneten Obst- oder Gemüse- gärten. Dadurch bilden sich attraktive Blickachsen und Postkartenmotive. Die Ein- zeldenkmäler des Orts verdichten sich im Umgriff der Kirche und befinden sich weitge- hend in gutem Zustand, ebenso wie die Fassaden zahlreicher älterer Gebäude ohne Denkmalstatus. In einigen privaten Höfen wurden versiegelte Bereiche vorbildlich rück- gebaut. Hie und da wäre das Entfernen von Plattenverkleidungen an den Fassaden wün- schenswert, ebenso der vermehrte Einbau von Holzfenstern. Wohltuend natürlich gehalten ist der Fried- hof mit seiner intakten, historischen Ummau- erung. Das Engagement der Dorfgemeinschaft für die gelungene Außensanierung des zent- ralen Kirchenbaus ist hoch anzuerkennen. 11 Leider ging die traditionelle Baugruppe Nachverdichtung das derzeit wohltuende Kirche – Gasthaus – Schulhaus durch den Ab- Verhältnis von Gartenfläche zur Gebäude- bruch des baufälligen Schulgebäudes unwie- und Hof­ äche nicht nachteilig verschiebt. derbringlich verloren. Soweit darf es mit dem ortshistorisch wichtigen „Schlössle“ nicht kommen, auch wenn es nicht mehr in der Verantwortung der Gemeinde liegt. Hierfür werden sichernde Maßnahmen, die den 4. Grüngestaltung und -entwicklung weiteren Verfall verhindern, dringend ange- mahnt. Auch nach dem deutlichen Strukturwandel Dank der touristischen Ausrichtung des Ortes sind Binzwangens landwirtschaftliche Wur- gelingt eine Innenverdichtung. Neubauten zeln ablesbar, das Dorf wirkt im Grünen nicht fügen sich bislang gut ein, insbesondere der zu steril und zu sauber gepflegt. So darf am nach historischen Plänen errichtete Ersatz- Fuße von Fassaden oder Gartenmauern eine bau im Norden des Altorts. Sein Austrags- versamte Akelei spontan aufleuchten oder häuschen wird erfreulicherweise demnächst sich eine Blumenwiese als wertvolle Bienen- saniert und sinnvoll umgenutzt. weide entfalten. Die Kirche wirkt durch den Der Übergang vom Altort zum Industrieareal ringsum grünen Freiraum mit einigen Sitzge- im Südwesten ist verbesserungswürdig. Ein legenheiten malerisch in die Dorfmitte ein- Grünzug mit Bäumen könnte hier die harten gebunden. Dazu passt das alte Naturstein- baulichen Kontraste mildern helfen. Das Neu- pflaster, das wohl zur Barrierefreiheit mit baugebiet ist, bis auf eine Ausnahme, von Betonpflaster kombiniert wurde. Die Kirchen- stilistischen Ausrutschern bislang bewahrt linde bildet gemeinsam mit etlichen neu ge- geblieben. Wichtig ist, dass diese vorhande- pflanzten Linden das in der Baumart ideale ne Einheit der Baukörper auch von den zu- Straßenbaumgerüst. Um diesen aber bei nah künftigen Bauten nicht gestört wird. Deshalb angrenzenden Fassaden ihr Lichtraumprofil müsste der bestehende Bebauungsplan langfristig zu sichern, müsste in jedem Einzel- weiterhin Vorschriften über eine fränkische fall geprüft werden, ob der Jungbaum noch Bauweise enthalten. Für den Ortskern sollte zum Straßenrand hin verpflanzt gehört. Die er den Grad der Grundstücksversiegelung stark lädierte Lindenreihe am Hammetsgra- vorgeben, damit sich bei künftiger ben muss dringend eine andere Behandlung erfahren: eine fachlich fundierte Baumpflege sowohl an den versiegelten Baumscheiben als auch in den geschwächten Kronen. Beim Blick von außen auf den altehrwürdi- gen Friedhofsteil adeln ihn der üppige Großbaumbestand und die historische Sand- steineinfriedung zu einem Hort der Ruhe wie

12 der offenen Begegnung. Andererseits drängt dichten Baum- und Heckenbestand umge- sich die Empfehlung auf, dieses einmalige ben: Von ferne ist auf den bewaldeten Ost- Ambiente auch in den Erweiterungsteil mit hängen nur mehr der markante Kirchturm sensibel platzierten Junglinden hineinzutra- auszumachen. Im Südwesten und Westen gen. Zum zweiten wird eine regelmäßige wurden jüngere Hecken oder Baumreihen professionelle Baumpflege angeraten, wenn am baulich erweiterten Ortsrand gepflanzt. man die Altlinden auf Dauer sichern will. Zu- In gleicher Weise sollte der Gewerbebetrieb sätzlich werden passende Wasserzapfstellen ergänzende Grünsäume erhalten: entlang und Sitzgelegenheiten angeregt. Überschau- seiner kahlen Hallenwestfassade sowie neue- barer ist der Aufwand für den Vorschlag, den rer Gebäudeabschnitte gen Südwesten. Hof hinter dem Jugendheim nutzungsge- In der Feldflur dominiert die Grünlandnut- recht zu entsiegeln und mit Kastanienbäu- zung entlang der Altmühl; der Ackeranbau men zu überstellen. konzentriert sich auf die Parzellen westlich Der mit Bürgerfleiß sanierte und kofinanzier- des Dorfes. Dorthin haben drei landwirt- te Spielplatz wirkt mit seinen aneinander ge- schaftliche Betriebe ausgesiedelt, die mit zu- reihten Spielgeräten noch sehr ausgeräumt. sätzlichen Großgehölzen in Lücken besser in Mit neuen Schattenbäumen, die im Sicher- die Flur einzubinden wären. Zwischen den heitsabstand dazwischen zu pflanzen wären, Acker- und Wiesenflächen finden sich ge- sowie heimischen Strauchhecken, die intime wachsene Feldgehölzstrukturen, aber auch Kleinräume schaffen können, ließe sich dort zwei als Naturdenkmal ausgewiesene, knorri- der Spielwert merklich steigern. ge Eichen haben ihren Platz. Die bestehen- BINZWANGEN Das Binzwanger Motto „einfach, gemeinsam, den Rad- und Feldwege sollten dazu genutzt leben“ lässt sich auch auf das private Grün ab- werden, diese Biotope durch neue Baumrei- leiten. Hier wechseln sich prächtige Zier- und hen oder Hecken linear miteinander zu ver- fruchtende Nutzgärten immer wieder ab. In der netzen. Das Anlegen von Blühstreifen würde Mehrzahl überzeugen sie durch ihre schlichte ebenfalls der Artenverarmung infolge des zu- Material- und Pflanzenauswahl. Sie sind Vorbil- nehmenden Maisanbaus entgegenwirken. der für jene Gärten, in denen Böschungen aus Die Pflege dieser Kulturlandschaft ist ein Ge- Betonstein oder zu hohe Lichtschächte dörflich meinschaftsprojekt der Landwirte, Jäger und angepasst werden sollten. Vielleicht gelingt es örtlichen Vereine. In den Sommerferien ler- in überschlagen zehn Privatanwesen, unge- nen Kinder und Jugendliche bei Erlebnisan- nutzte versiegelte Flächen sickerfähig rückzu- geboten den Wert ihrer heimatlichen Umge- bauen oder aufgelistete Haus- wie Hofbäume bung kennen. zu pflanzen. Dies wäre ein gewichtiger Hinzu- Im näheren Dorfumfeld sind mehrere ge- gewinn für das Dorfbild. schützte Biotope ausgewiesen, darunter die unbegradigte Altmühlaue im Norden, in der sich der Biber angesiedelt hat. Auch der Storch findet auf diesen Feucht- und Wiesenflächen ausreichend Nahrung. Har- 5. Dorf in der Landschaft monisch von Gehölzbeständen umgeben sind der frühere Bade- wie andere Fischwei- Das Dorf liegt am nördlichen Trauf der Fran- her, die Kläranlage im Süden, aber auch die kenhöhe, inmitten des flachen Talkessels der aufgelassene Tongrube im Nordosten. In Oberen Altmühl. Knapp zehn Kilometer ent- dieser Hinsicht wäre der von Westen kom- fernt von ihrer Quelle schlängelt sie sich na- mende Tagwassergraben noch aufzuwer- hezu unbehindert östlich des Dorfkerns von ten. Die „Kommunale Allianz Obere Alt- Norden nach Süden, über weite Strecken mühl“ bürgt für den vorbildlichen von alten Auengehölzen in der Flur gekenn- Badeweiher wie für das touristisch unver- zeichnet. Infolgedessen ist der Dorfkern von zichtbare Rad- und Wanderwegenetz in der Norden hinüber bis zum Südosten von einem Gemarkung. 13 ETTENSTATT

14 BRONZE 1. Entwicklungskonzepte Ettenstatt und wirtschaftliche Initiativen Ettenstatt ist Hauptort der gleichnamigen Gemeinde Ettenstatt VG Ellingen Gemeinde und zweitkleinste Kommune im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Der Ort liegt etwa 8 km südöstlich des Brombach- sees an der Nordkante der Fränkischen Alb. Im Hauptort leben heute 427 Personen, 30 weniger gegenüber dem Spitzenwert vor 15 Jahren. Solch ein schleichender Rückgang der Einwohnerzahl ist weniger besorgniserre- gend als der aktuell überdurchschnittliche Wegzug junger Leute unter 30 Jahren. Um dem entgegenzutreten und der Nachfrage junger Familien nach Baugrund zu entspre- chen, hat die Gemeinde einen Bebauungs- plan mit 30 Bauparzellen aufgestellt. Dessen Realisierung sollte jedoch zugunsten eines Landrat: Gerhard Wägemann vorrangigen Konzepts „Innenentwicklung Bürgermeister: Wilhelm Maderholz Ettenstatter Altort“ hinten anstehen. Falls sich dennoch Baugebietsparzellen nicht um- Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Carola Simm gehen lassen, wäre der Kompromiss, diese nur sukzessive in mehreren Bauabschnitten Einwohnerzahl: 427 zu erschließen. Gemarkungsfläche: 1584 ha Im landwirtschaftlich geprägten Altort le- Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja ben noch acht Vollerwerbslandwirte und Betriebe in der Landwirtschaft ebenso viele im Nebenerwerb von ihrer Vollerwerbsbetriebe: 8 Scholle. 15 Gewerbebetriebe unterschied- Nebenerwerbsbetriebe: 8 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 15 lichster Sparten sichern 89 Arbeitsplätze. Dazu zählt eine Bäckerei mit Gemischtwa- renabteilung, sodass eine Grundversor- gung gewährleistet ist. Selbstvermarkter für Fisch, Fleisch und Honig erweitern die Lebens ­mittelpalette mit ihren Spezialpro- dukten. Weitere Einkaufsmöglichkeiten be- stehen in den größeren Kommunen im

„Mit einem Märzenbecher im Wappen hat Etten­ statt seine bäuerlichen Wurzeln im weitläufigen Dorfanger und in zahlreichen Baudenkmälern ver­ ankert. Der beschauliche Wohnort schwankt zwi­ schen zusätzlichem Siedlungsraum und mehr Tou­ rismus. Denn ringsumher gibt es mehr zu entdecken als den seltenen >Märzenbecherwald< oder die ein­ zigartige >Steinerne Rinne<. 15 Umkreis von 8 bis 12 Kilometern. Ettenstatt Unterricht in Ellingen oder privaten nach verfügt seit 1994 über eine eigene Trinkwas- Montessori in Weiboldshausen. Die weiter- serversorgung und seit 2008 über eine Klär- führenden Schulen in Weißenburg sind mit anlage auf technisch aktuellem Stand. Letzte- dem öffentlichen Personennahverkehr ange- res gilt ebenso für das schnelle Internet über bunden. Das frühere Schulgebäude wandelt das staatlich geförderte Glasfasernetz, von sich gerade durch grundlegende Umbauten dem jetzt die Gewerbetreibenden wie Bürger zum Bürgerhaus. Neben der Gemeindekanz- profitieren. lei werden dort die Bücherei sowie diverse Im Jahr 2000 konnte der Kindergarten dank Vereins- und Gruppenräume einziehen. über 9.000 Helferstunden und hohem Spen- Ettenstatt hat bislang schlummerndes Ent- denaufkommen seine Türen öffnen. Die wicklungspotential im Tourismus – zumal die Grundschüler erhalten entweder staatlichen Gemeinde sowohl Mitglied im Tourismusver- band Jura-Anlautertal als auch im Naturpark Altmühltal ist. Dabei wird es wohl ein wichti- ger Schritt sein, vor Ort Übernachtungsange- bote für Radfahrer und Wanderer zu schaffen.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

Das Märzenbecherdorf besitzt eine überaus aktive Dorfgemeinschaft, die sich im vielseiti- gen Vereinsleben widerspiegelt. Für das gute 16 Miteinander spielt neben der Pflege von Aus der Dorferneuerung geboren und heute Brauchtum oder Kirchenfesten das gesellige fest etabliert, wurde im Jahr 2005 der Hei- Beisammensein bei Speis und Trank eine mat- und Gartenbauverein gegründet. Seit- wichtige Rolle, was das Gemeinschaftsgefühl dem hat das Engagement der 94 Vereinsmit- unter der Bevölkerung erhält und stärkt. Bei glieder viel im Dorf bewegt. Nach Verbandsjubiläen, wie dem 125-jährigen Be- ehrenamtlichem Umbau des alten Feuer- stehen des Soldatenbundes vor drei Jahren, wehrgerätehauses war nicht nur das eigene hilft deshalb das ganze Dorf zusammen. Für Vereinsheim, sondern nebenan auch ein Ver- den gemeinsamen Terminkalender organi- einsgarten geschaffen, den Freiwillige bis sieren die Vereine übers Jahr viele Veran­ heute liebevoll pflegen. Die Mitglieder helfen staltungen, bei denen Neubürger rasch An- beim Schneiden der Obstbäume oder bauen schluss an die Dorfgemeinschaft finden mit Schulkindern Insektenhotels. Aktionen können. wie „Alles rund um die Kartoffel“, „Ernte wie Die körperlich Aktiven gehen im mitglieder- vor 50 Jahren“ oder „Dreschen wie früher“ stärksten Sportclub den verschiedensten haben den Verein über Ettenstatts Grenzen Sportarten – vorrangig den Sparten Fußball hinaus bekannt gemacht. und Gymnastik – nach. Darüber hinaus brin- gen regelmäßig einstudierte Auftritte von Clubmitgliedern Stimmung in die Faschings- wie auch Kirchweihfeier. Bei letzterer ist die ETTENSTATT Evangelische Landjugend mit im Helferteam, 3. Baugestaltung und -entwicklung eigenständig organisiert sie noch das Straßenfest an Pfingstsonntag und das Sonn- In Ettenstatts Zentrum beeindruckt der Anger wendfeuer am Aussichtspunkt bei Kalten- in seiner Weitläufigkeit und baulichen Eigen- buch. Am 1. Advent gestalten diese Jugend­ art, weswegen er zu Recht unter Ensemble- lichen der älteren Generation einen schutz steht. Hier ist früher der Ettenbach in besinnlichen Nachmittag. offenem Gerinne geflossen und es gab einen Der 1894 gegründete Männergesangverein langen Viehtränketrog. Daran erinnern das kann auf eine fast 125-jährige Tradition zu- leider nur mehr wenige Meter geöffnete rückblicken und schafft es dennoch, junge Betongerinne im sonst verrohrten Bachlauf Mitglieder zu gewinnen. Alljährlich organi- sowie der neu gestaltete Dorfbrunnen. siert er Ende Juli das Kellerfest am ehemali- Großzügige Angerpflasterungen sind auf die gen Bierkeller im Wald, bei dem es an Liedern, heutigen Feste im Jahreskreis ausgelegt, wo- Stimmung und Geselligkeit nicht fehlt. Neu in gegen alltägliche Nutzungen aus früheren den Veranstaltungskalender aufgenommen Tagen, wie Gastronomie oder Läden, in der ist ein Treffen aller Ettenstatter Chöre, die an Dorfmitte fehlen. Auch mangelt es dem diesem Tag ihre musikalische Bandbreite Anger in der Gesamtschau an durchgängig dem Publikum zu Gehör bringen. heimeliger Atmosphäre: Im Ostteil machen durchwegs gepflegte Gebäude im Gleich- klang mit den alten Bäumen den Aufenthalt angenehm. Trotz seiner dorftypischen Rasen- flächen verbreitet hingegen der Westteil ein ausgeräumtes bis anonymes Flair, das durch leerstehende Gebäude verstärkt wird. Ande- rerseits bestechen zahlreiche Baudenkmäler, die Dank überaus großen Privatengagements in einem vorbildlichen Zustand sind. Die Ettenstätter legen auf ihre ummauerte Chorturmkirche mit dem individuellen Turm- helm und den drei Kirchhöfen besonderen 17 Wert. Sollte ein schönes Kleinhaus mit Scheu- Bachlauf schattenspendende Baumschirme ne aus dem 19. Jahrhundert demnächst diskutabel. Offensichtlich werden die solitär weichen, so muss sich sein Nachfolgebau gepflanzten Jungbäume selbst als künftige unbedingt dem vorbildlich sanierten, Großbäume noch zu wenig raumbildend benachbarten Wohnhaus am Ringwall unter- wirken. Der weitläufige Rasenanger ließe sich ordnen. – nur auf partielle Randpartien beschränkt – Das ursprüngliche Angerdorf hat sich durch zu einer bienenfreundlichen Blumenwiese Wohnsiedlungen im Südosten stark er­ weiterentwickeln. weitert. Jetzt wurde ein Bebauungsplan für Handlungsbedarf besteht in der rückgebau- weitere 30 Wohneinheiten Richtung Nord­ ten, noch kahlen Zehentgasse. Bevor dort die osten aufgestellt. Wird dieses verwirklicht, dezidiert notwendigen Großbäume – wie wäre Ettenstatt mit dem benachbarten Eschenhochstämme – vor der mächtigen Enhofen zusammengewachsen – die über­ Bürgerhausfassade gepflanzt werden, sind lieferte Eigenständigkeit jedes Ortes in der die Minimalbaumscheiben zur Straße hin zu Flur aufgelöst. Hier ist ein Umdenken gebo- erweitern. Weitere Großbäume sind in der ten: Im Sinne nachhaltigen Handelns muss Siedlung „Kirchfeld“ realisierbar: Der geplan- Innenentwicklung Vorrang haben vor dem te Breitbandausbau eröffnet dort die Chance, Ausweisen von Neubauflächen. Sie ist bei zur Verkehrsberuhigung die überbreiten ortsbildtypischer Bausubstanz ohne Denk- Wohnstraßen mittels normgerechter Baum- malstatus ebenso anzuwenden wie bei nicht scheiben zwischen Parkbuchten rückzu­ mehr landwirtschaftlich genutzten Scheu- bauen. nen. Anstatt künftigen Generationen mehr Der weitläufige Friedhof besticht mit regions- Unterhaltsaufwand für die Infrastruktur wei- typischen Materialien und ausgeprägter teren Baulands aufzubürden, müssten kom- Grünstruktur. Insbesondere die Friedhofs- munale Anreize für Eigentümer geschaffen mauer und Grabmale aus dem heimischen werden, damit Gebäudeleerstand sinnvoll Kalkstein sowie der hohe Anteil an Bäumen umgenutzt und brachliegende Baugrund­ und Rasenflächen haben die jüngste Prämie- stücke aktiviert werden. rung befördert. An ausgewählten Standorten verhilft auch das vorbildlich schlicht designte Mobiliar zur Besinnung und Ruhe. Um die Bäume gesund zu erhalten, ist es unerläss- lich, sie periodisch durch qualifiziertes Perso- 4. Grüngestaltung und -entwicklung nal pflegen zu lassen – aber nicht derart wie die ohne ersichtlichen Grund zurückgesetz- Beim ersten Blick in die Straßen und Anwesen ten Kirchenlinden. scheint Ettenstatt sehr mit großzügig bemes- In der Gestaltung der Privatgrundstücke zeigt senen Freiflächen gesegnet zu sein. Dies er- sich ein heterogenes Bild. Auf der einen Seite zeugt vielerorts ein zwar großräumiges, aber nicht überall stimmiges Ortsbild. Bereits nach dem stattlichen „Ettenstatter Tor“ aus zusam- mengewachsenen Pappelkronen wirkt die Hauptstraße mit ihrem unzulänglichen Be- gleitgrün nach wie vor breit ausgebaut. Denn hier fehlt eine großkronige Baumreihe, die ein „grünes Rückgrat“ zum Dorfplatz hinein und weiter aus dem Dorf hinaus bilden könn- te. Sogar der Dorfplatz wirkt nach den groß- flächigen Entsiegelungen noch zu leer und aufgeräumt. Beispielsweise erscheinen beim kahlen Dorfbrunnen und freigelegten 18 ist viel Natürliches zu beobachten, in Form Märzenbecherwald. Denn nicht von unge- von Trockenmauern, variantenreichen Nutz- fähr ist die Frühlingsknotenblume, wie sie und Ziergärten einschließlich des straßen- auch heißt, schon als Wahrzeichen im prägenden Hausbaums. Andererseits zeigen Gemeindewappen verewigt. Tatsächlich lässt etliche Grundstücke einen hohen Versie­ sich jedes Frühjahr im Naturschutzgebiet gelungsgrad mit Vorlieben für Kugel- oder „Moorholz“ eine Menge dieser schön blühen- Nadelgehölze. Mit viel Überzeugungsarbeit den Staude finden, die entlang naturnah wäre es dort möglich, eine partielle Hofent- fließender Quellbäche wächst. Sämtliche siegelung oder einen dorfgerechten Baum­ kleinen Bäche, die an Sperrschichten längs austausch umzusetzen. Hierfür kann auch des Hangwaldes entspringen, vereinigen sich der ansässige Vereinsgarten als Inspirations- im Felchbach. Er bildet von Osten kommend quelle dienen. Ettenstatts grünes Band im Norden, außer- dem den Lebensraum für zahlreiche, ans Wasser gebundene Tiere und Pflanzen. Bei der Planung eines neuen Baugebietes gilt es, das Augenmerk auf eine raumwirksame 5. Dorf in der Landschaft Bepflanzung der künftigen Ortsränder zu richten sowie die dort ankommenden Gräben Etwa acht Kilometer südöstlich des Fränki- ökologisch aufzuwerten. Ein bestehendes schen Seenlandes liegt Ettenstatt, in drei Hochwasserschutzkonzept wird aktuell um- ETTENSTATT Himmelsrichtungen in die sanften Hügel des gesetzt. Es wäre dringend mit einem Gewäs- Felchbachtales eingebettet. Südlich grenzt es serentwicklungsplan zu ergänzen, damit an die bewaldete Nordflanke der Weißenbur- auch die ökologischen Bedingungen für die ger Alb, einem Höhenzug der Fränkischen aquatischen Lebensräume verbessert Alb. Vom dortigen Aussichtspunkt aus lässt werden. Die aus der Renaturierung resultie- sich die Kulturlandschaft genießen, wo Kühe renden Unterhaltsmaßnahmen lassen sich auf blühenden Wiesen vor dem Dorf grasen möglicherweise über den Landschaftspflege- und bachbegleitende Gehölze die ausge- verband durchführen. Es ist Voraussetzung, dehnten landwirtschaftlichen Ackerflächen dass eine solche Herausforderung angenom- als grünes Band ansatzweise gliedern. Im Zu- men wird, wenn man Ettenstatts Flur struktu- ge des Verfahrens zur Flurneuordnung blieb rell weiter nach vorne bringen möchte. die Chance weitgehend ungenutzt, neue Hecken und Blühstreifen anzulegen. Damit wäre nicht nur mehr Lebensraum für Nieder- wild zu schaffen, sondern es würde auch der Bodenerosion entgegenwirken. Der neue Blühstreifen am Fußballplatz liefert hierzu erste gute Ansätze. Vielleicht lässt sich derar- tiges gemeinsam mit ansässigen Imkern kon- tinuierlich ausbauen. Am nördlichen Ortseingang wurden nahe beim markanten Pappel-Baumtor Felsen­ keller in Privatinitiative saniert, die jetzt Fledermäusen als Winterquartier dienen. Naturbegeisterte pilgern zur „Steinernen Rinne“, einer spektakulären Naturerschei- nung, bei der Kalktuff aus dem kalkhaltigen Wasser ausgesintert wird. Diese wird auswärtigen Gästen im Dorf bislang nicht so nahe gebracht wie der sehenswerte 19 FURTH

20 BRONZE MIT SONDERPREIS 1. Entwicklungskonzepte Furth und wirtschaftliche Initiativen In dem Straßendorf der Marktgemeinde Markt Schwanstetten Landkreis Roth Schwanstetten, das von Wald und Feldern idyllisch umgeben ist, haben in 28 Anwesen 80 Einwohner ihr zu Hause. Die Altersstruktur ist durch den Zuzug junger Familien mit Nachwuchs derzeit sehr ausgewogen, denn etwa ein Viertel der Bevölkerung sind Kinder. Furth ist in erster Linie ein ruhiger Wohn- standort, der trotz nur weniger Kilometer Entfernung zur Nürnberger Großstadt durch die Naturidylle abgelegen wirkt. Bisher gibt es keine Anbindung an den öffentlichen Per- sonennahverkehr, so dass in der Regel alle Wege zur Arbeit, zum Einkaufen oder zu sons- tigen Terminen mit dem Privatfahrzeug orga- nisiert werden müssen. Um das öffentliche Landrat: Herbert Eckstein Verkehrsnetz bis zu dem kleinen Dorf auswei- Bürgermeister: Robert Pfann ten zu können, prüft der Verkehrsverbund Nürnberg derzeit, ob dies in Form eines Lini- Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Renate Haberacker enbedarfstaxis realisierbar wäre. Bei Furths Infrastruktur ist andererseits das Breitband- Einwohnerzahl: 80 netz für schnelles Internet auf dem aktuellen Gemarkungsfläche: 587 ha Stand der Technik, von dem die Dorfbevölke- Dorferneuerung / Städtebauförderung: nein rung profitieren kann. Das Frischwasser speist Betriebe in der Landwirtschaft sich aus dem Schwanstettener Fernwasser- Vollerwerbsbetriebe: 0 netz, die Abwässer laufen in das Kanalsystem Nebenerwerbsbetriebe: 5 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 10 der Marktgemeinde.

„In der Rodungsinsel von Furth waren einst die um­ liegenden Wälder und der durchfließende Bach aus­ schlaggebende Gründe für die Köhlerei. Dieses tra­ ditionelle Handwerk erlebt dort heute eine Renaissance. Die Further haben Freude daran, das Wissen um die Holzverkohlung an die nachfolgen­ den Generationen weiterzugeben.“ 21 Seit 2009 gibt es in Furth keine Milchviehbe- triebe mehr, die Bewirtschaftung der Felder und Waldparzellen hingegen ist aufrecht er- halten geblieben. Neben einem Landwirt mit Pferdehaltung wird für das Dorf wichtiges Gewerbe betrieben: jeweils eine Kraftfahr- zeugwerkstatt, Schlosserei sowie Werbe- agentur, ein Landschaftsbaubetrieb und ein Landgasthof mit Biergarten. Zusätzlich hat die traditionelle Herstellung von Holzkohle – die Köhlerei – eine Renaissance erfahren. Diese Nebenerwerbstätigkeit ist zum Allein- stellungsmerkmal des Dorfes avanciert und könnte vielleicht touristisch weiter ausge- baut werden. Aufgrund der Nähe zum Ballungsraum Nürn- berg lastet ein Siedlungsdruck auf dem klei- nen Dorf, welchem mit einem rechtskräftigen Bebauungsplan begegnet wird. Dieser schützt die unbebauten Freiräume außerhalb des bebauten Bereichs, auf wenigen Grund- stücken in privater Hand kann noch gebaut werden. Es wird empfohlen, für Furths 22 bebauten Bereich ebenfalls einen Bebau- Eine weitere Bereicherung für Furth ist der ungsplan zu verabschieden. Dieser sollte Ge- seit 2008 wiederbelebte Jakobspilgerweg, staltungsregeln für die zukünftigen Gebäude weil er viele Wanderer und Radfahrer mit der und Freiflächen festlegen, deren Erarbeitung Dorfkulisse samt Wirtshaus bekannt macht. im Hinblick auf den denkmalgeschützten Die jungen Wirtsleute tragen sogar mit Ver- Gebäudebestand umso dringlicher erscheint. anstaltungen, wie Konzerten, zur Belebung des kulturellen Lebens bei. Hoch her geht es im Dorf für Familien am Köhler-Infotag, denn kindgerechte Aktionen – wie Feuer entzün- den – machen diesen Tag zum Erlebnis. Das FURTH 2. Soziale und kulturelle Aktivitäten Scheunenfest hat sich mittlerweile ebenfalls bei Auswärtigen herumgesprochen. Bei der- In Furth prägt ein Verband das Dorfleben in artigen Anlässen gehen die Köhlerfreunde besonderem Maße: die Köhlerfreunde e. V. auch gerne auf Furths Entstehungsgeschich- Dieser gemeinnützige Verein hat es in seinem te ein. Dies soll künftig in einem kleinen zwanzigjährigen Bestehen geschafft, das fast Heimatmuseum anschaulich zu verfolgen ausgestorbene Köhlerhandwerk zu reaktivie- sein. Auch andere Gemeinschaftsprojekte, ren und Außenstehenden nahe zu bringen. wie ein „Grünes Klassenzimmer“, sind noch in Sympathisch ist, dass die Jugend hierbei ein- Planung. Eine solch aufgeweckte Bürger- bezogen wird. Auf einem Brandplatz mitten schaft dürfte diese in naher Zukunft sicher- im Wald ist in größeren Zeitabständen erfahr- lich realisieren. bar, mit welcher Kunstfertigkeit der Köhler einen traditionellen Meiler aufschichten und etwa eine Woche lang abbrennen lassen muss. Falls dies ein Waldbesucher nicht zufäl- lig live vor Ort miterlebt, kann er dort auf 3. Baugestaltung und -entwicklung Großtafeln die Arbeitsschritte nachlesen. Auch die neue Gerätetechnik, mit der Holz- Das kleine Dorf liegt als Rodungssiedlung kohle bereits nach eintägigem kontrolliertem mitten im Wald nah bei Ortschaften, die als Brand gewonnen wird, ist auf dem Platz zu Nürnberger Speckgürtelgemeinden unter sehen. großem Siedlungsdruck stehen. Nichtsdesto- Die zweite Einflussgröße auf das Dorfleben trotz hat sich Furth bislang eine authentische ist der umgebende Wald. Denn dort, abseits Struktur bewahrt, die vor allem von einer sehr des großstädtischen Treibens, lassen sich lockeren Bebauung entlang der erschließen- die Geräusche des Waldes und seiner Be- den Hauptstraße gekennzeichnet ist. wohner belauschen. Diese besondere Stim- mung veranlasste eine Further Gruppierung, den „Ort der Stille & Besinnung“ auf einem ehemaligen Brandplatz einzurichten. Ge- meinschaftlich wurde zusätzlich eine Rund- bank gezimmert. Diese Stätte hat sich über die Jahre auch als Versammlungsort für ökumenische „Gottesdienste im Grünen“ etabliert. Darüber hinaus gibt es im Wald einen Barfußpfad, so dass Spaziergänger unterschiedlichste Naturmaterialien unter ihren bloßen Füßen erspüren können. Beschilderte Bäume und Sträucher am Waldwegesrand machen sie auf unsere hei- mischen Gehölze aufmerksam. 23 Eine Besonderheit ist die hohe Denkmaldich- 4. Grüngestaltung und -entwicklung te des kleinen Dorfes. Es gibt bei 28 Anwesen sieben Einzeldenkmäler, darunter das Gast- Durch die idyllische Lage mitten im Wald und haus und einen Backofen. Die Denkmäler das traditionelle Köhlerhandwerk ist aner- verteilen sich gleichmäßig über den gesam- kennenswertes Engagement der Bewohner ten Ort und schaffen somit netzartig, über für ihre Natur spürbar. Die hieraus entwickel- ihre Blickbeziehungen, ein insgesamt ten Projekte, auf denen weiter aufgebaut schützenswertes Ensemble. Weitere histori- werden soll, sind derzeit fast alle außerorts in sche Bauten, die nicht als Einzeldenkmäler Richtung Hembach oder Wald lokalisiert. Es eingetragen sind, fügen sich bestens in die- wäre begrüßenswert, wenn es den Bewoh- sen Kontext ein. Der Zustand der Denkmäler nern auf absehbare Zeit gelänge, auch inner- ist weitgehend in Ordnung, wenngleich orts deutlich mehr heimische Grünstrukturen einige Bauwerke mehr Aufmerksamkeit ver- zu schaffen. Die zentrale Leitidee hierzu wäre, dienen würden. Bei künftigen Sanierungen mit zehn Großbäumen ein „grünes Rückgrat“ und Instandhaltungsarbeiten müssen unbe- entlang der Dorfstraße ins Leben zu rufen. dingt denkmalgerechte Materialien zum Ein- Die paar herrlich gewachsenen Eichenbäume satz kommen. Das mittlerweile frei stehende ganz im Osten lassen erkennen, zu welch hei- Austragshäusla Nr. 12 a bedarf als Einzel- meliger Atmosphäre sich so die ganze Straße denkmal dringend einer Notsicherung. hin entwickeln könnte. Als Auftakt des Es steht außer Frage, dass Veränderungen im „grünen Rückgrats“ wird am westlichen Orts- Ortskern – sowohl an Einzelbauten als auch schild ein Paar Eichenhochstämme als in städtebaulicher Hinsicht – nur sehr behut- künftiges „Baumtor“ angeraten. Dann sollten sam vorgenommen werden dürfen, um das laut einer Empfehlungsliste acht weitere einzigartige Ortsbild nicht zu stören. Auch in Hochstämme als Eichen oder Eschen ost- Furth bedingt der ländliche Strukturwandel wärts neben der Dorfstraße auf Privatgrund zunehmend einen Leerstand bei landwirt- wachsen dürfen. Bei den Anliegern erfordert schaftlichen Nebengebäuden. Diesem sollte dies eine Menge Überzeugungsarbeit, zumal mit sinnvollen Umnutzungen begegnet wer- fast jeder Jungbaum zuvor den Rückbau den, die auf jeden Fall Vorrang haben müssen versiegelter Flächen neben der Straße gegenüber Neubauten am Ortsrand. Gerade bedingen würde. in Scheunen und Nebengebäuden kann Die Gestaltung der Gärten ist in Furth ganz attraktiver Wohnraum entstehen, weil dort breit gefächert: von pflegeleichten, ausge- meist individuellere Gestaltungsideen räumt wirkenden Hausgärten bis hin zu gefordert sind. arbeitsaufwändigen Anlagen ganz in der Auch wenn sich aktuelle Neubauten dank dörflichen Gartentradition. Zu letzteren zäh- kompetenter Behördenberatung in Kubatur len die mit viel Liebe gepflegten Bauern­ und Stil gut an die örtliche Bauweise anpas- gärten, die gemeinsam mit historischer sen, wird man sich in absehbarer Zeit auf ein Bausubstanz eine gelungene Einheit bilden. Regelungsinstrument einigen müssen, das Im Anwesen Nr. 8 wirken die geschnittenen die künftige Bauweise und Siedlungsdichte Buchsbaumhecken um das farbenfrohe Grün, festschreibt. Nur so lässt sich Furths authenti- die Wege aus Natursteinpflaster und die auf sche Dorfstruktur dauerhaft sichern. Dass der Hausbank beobachtende Herrenfigur fast diese bisher dem Siedlungsdruck aus der schon museal. Im Gegensatz dazu wird es Metropolregion Nürnberg erfolgreich stand- viele Jahre dauern, bei gutem Willen die nur gehalten hat, ist ein großer Gewinn. Umso minimal bepflanzten Wohngärten im Westen mehr sollte hier das Maß baulicher Expansion dorfgemäß ohne Nadelgehölze weiterhin überschaubar bleiben, damit der weiterzu ­entwickeln, zumindest den vorran- Zusammenklang des Dorfes wie seiner gig empfohlenen Hausbaum zu verwirk­ Bewohner im sozialen Miteinander bestehen lichen. Zweites Leitziel wäre, von Ferne bleiben können. störende Fichtenriegel und dorffremde 24 Nadelholzhecken in östlichen wie westlichen wird im Nebenerwerb weiterhin Holzkohle Anwesen durch sommergrüne Sichtschutz- hergestellt, teilweise noch im traditionellen hecken zu ersetzen. Meiler, meist aber im schnelleren„Retorte-Ver - Die Hofstellen entlang der Dorfstraße bele- fahren“. gen mit ihrem hohen Versiegelungsgrad Hinter den südlichen Anwesen des Straßen- noch die frühere intensive Nutzung durch die dorfs fließt am Waldrand der Hembach gen Landwirtschaft. Weil diese Erwerbsquelle Westen, über weite Strecken naturbelassen heute fast überall weggefallen ist, besteht und von Feuchtwiesen eingerahmt. Um die- nun Gelegenheit, überflüssig befestigte Hof- ses grüne Band auch künftig offen zu halten, ränder und überbreite Zufahrten als Schot- bietet sich eine Beweidung an. Hier wäre eine FURTH terrasen oder Pflanzflächen rückzubauen. Lösung gemeinsam mit noch aktiven Land- Betroffene Hofbesitzer sollten diese Chancen wirten anzustreben, bei der eventuell weite- ergreifen – ebenso wie der ortsansässige res Grünland im Dorfumgriff einbezogen Wirt, damit sein Biergarten adäquat zu werden könnte. Das künftige Ziel ist zu be- seinem Bio-Speisenangebot naturnäher grüßen, den Hembach für die Bürger – insbe- weiterentwickelt wird. sondere für die Jugend – besser erlebbar ma- chen zu wollen. Dabei würde sich eine Kombination mit Bildungsmaßnahmen an- bieten, beispielsweise ein „Grünes Klassen- zimmer“. Dahingehend haben die Further mit 5. Dorf in der Landschaft ihrer „Köhlerrunde“ bereits viel Erfahrung gesammelt: Am einen Kilometer langen Furth – entstanden in einer Rodungsinsel – Rundweg sind perlschnurartig ganz unter- wirkt durch seine Lage mitten im Wald idyl- schiedliche, naturinspirierende Verweil- oder lisch. Es liegt auf der sandigen Hochfläche Aktivangebote aufgereiht und an Tafeln zwischen Rednitz und Schwarzach am Hem- erläutert. bacher Nordufer. Furths Dachlandschaft ist mehrheitlich von typischen fränkischen Steil- dächern geprägt und wird dazwischen von Neubauten unterbrochen. Das Straßendorf ist nur über eine asphaltierte Straße aus Rich- tung Schwand zu erreichen sowie über unbe- festigte Wald- und Flurwege. Letztere sind eingebunden in ein Netz von örtlichen und überörtlichen Rad- und Wanderwegen. So führt seit neun Jahren der Jakobspilgerweg von Nürnberg durch das Dorf weiter nach Eichstätt. In der Rodungsinsel lehnt sich der Ort an den südöstlichen Waldrand, nach Norden und Westen erstreckt sich das landwirtschaftliche Kulturland, das überwiegend ackerbaulich genutzt wird. Die flurangrenzende, inhomo- gene Ortsrandeingrünung wäre an kahlen Stellen mit weiteren Dorfgehölzen zu vervoll- ständigen. In der Waldbewirtschaftung ist die Köhlerei, aufgrund derer das Dorf im 13. Jahr- hundert gegründet worden war, immer noch als Alleinstellungsmerkmal im Landkreis prä- sent. Auf einem Brandplatz mitten im Wald 25 LINGEN GEI ß

26 SILBER MIT SONDERPREIS 1. Entwicklungskonzepte Geißlingen und wirtschaftliche Initiativen Geißlingens Lage inmitten fruchtbarster Gemeinde Oberickelsheim VG Uffenheim Löss-Lehmböden bieten den Menschen hier Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim seit jeher ideale Bedingungen für eine ertrag- reiche Felderbewirtschaftung. Heute können noch sieben Landwirte ihren Betrieb im Haupterwerb und fünf im Nebenerwerb er- folgreich betreiben. Dagegen ist die Zahl der Gewerbebetriebe noch kleiner. Davon sind aber der „Motorradhof“, eine Oldtimer-Werk- statt sowie eine Tierarztpraxis über das Dorf hinaus bekannt. Die früher ansässigen Klein- handwerker haben den technischen Fort- schritt nicht überlebt. Ebenso waren die Ein- wohnerzahlen 50 Jahre lang im ständigen Abwärtstrend: Während hier nach dem Zwei- ten Weltkrieg noch 580 Menschen lebten, Landrat: Helmut Weiß sank die Zahl bis 2008 auf den Tiefstand von Bürgermeister: Michael Pfanzer 190 Einwohnern. Damals begann die Dorfge- meinschaft zusammen mit der Gemeinde Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Richard Krämer über bestehende Dorfstrukturen als auch Zukunftspläne nachzudenken und gegenzu- Einwohnerzahl: 205 steuern. Hierzu bot sich die Dorferneuerung Gemarkungsfläche: 2015 ha als probates Werkzeug an, welches in den Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja Folgejahren erfolgreich eingesetzt werden Betriebe in der Landwirtschaft konnte. Vollerwerbsbetriebe: 7 Sämtliche Einrichtungen für Bildung und Nebenerwerbsbetriebe: 5 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 10 Gesundheitsvorsorge müssen in den umlie- genden Gemeinden oder Städten angefah- ren werden. Dies gilt gleichfalls für Laden­ geschäfte, doch fahrende Händler bringen zumindest grundlegende Lebensmittel in das Dorf. Seit ein paar Monaten gut versorgt ist Geißlingen mit 30 MB schnellem Internet,

„Als ehemaliges Freidorf im ertragreichen Gol­ lachgau besinnt sich Geißlingen auf seine wechsel­ volle Geschichte und regionstypische Baukultur im Einklang mit dörflicher Grüngestaltung. Selbstbe­ wusste Bürger pflegen ihr architektonisches Erbe, das sich durch weichen Farbübergang von Muschel­ kalk zu Sandstein auszeichnet, und setzen erfri­ schend neue Akzente.“ 27 gefördert durch das staatliche Sonderpro- sich weitere Nebenstraßen und rückwärtige gramm. Chronisch unterversorgt dagegen ist Bereiche im Rahmen der Dorferneuerung hier der öffentliche Nahverkehr, weil er sich qualitätsvoll ausbauen ließen. auf die täglich nur dreimal bedienten Schul- buslinien beschränkt. Ein Bürgerbus würde die Mobilität für Bewohner ohne Fahrzeug deutlich verbessern. Es lohnt sich, dieses bereits diskutierte Projekt zielgerichtet 2. Soziale und kulturelle Aktivitäten weiterzuverfolgen. Die Gemeinde weist bewusst kein Gewerbe- Geißlingens intaktes Dorfleben drückt ein gebiet hier im Dorf aus, weil das bestehende Stück Lebensqualität aus. Es profitiert von am Hauptort noch Betriebe aufnehmen kann. den über das Jahr organisierten kulturellen Darüber hinaus ist sie Mitglied im Zweckver- band „GOLLIPP“, der ganz in der Nähe auf 30 ha einen interkommunalen Gewerbepark neben der Autobahn A 7 ausbaut. Die Ge- meinde geht im Dorf sparsam mit weiteren Bauplätzen um und will stattdessen durch ein eigenes Förderprogramm neuen Wohn- raum im Ortskern rekrutieren, was sehr zu be- grüßen ist. In diesem Zusammenhang böte es sich an, auch Wohnungen für „Ferien auf dem Bauernhof“ zu gewinnen, mit denen zusätzliche Einkommen generiert werden könnten. Touristisch förderlich wäre es, wenn 28 Aktivitäten. Verbandsmäßig sorgen dafür „Freiheit – Leben – Zukunft“ bislang gut Feuerwehr und Männergesangverein ge- genutzt. Jetzt ist sie durch den eigens meinsam mit den Landfrauen, ergänzend gegründeten Arbeitskreis „Dorfwettbewerb“ machen sich dafür die Dorfjugend und ver- für weitere Entwicklungsprozesse motiviert. schiedene Bürgergruppen stark. Bis heute Es wird empfohlen, sich diese Dynamik für überaus beliebt sind der Kinderfasching die Zukunft zu erhalten und einen Garten- ebenso wie das Maibaumaufstellen bis hin zu bauverein mit einer Jugendgruppe als den für alle Bewohner offenen Ausflügen. Ein „grünes Gewissen“ zu gründen. Wirtshausteam richtet Mitte September mit der Dorfjugend die Kirchweih aus. „Public viewing“ zu Sportereignissen wird für die

Gemeinschaft im privaten Rahmen organi- LINGEN siert. WhatsApp-Gruppen sorgen für rasche 3. Baugestaltung und -entwicklung

Zusatzinformationen über Gemeindebrief ß oder kommunale Homepage hinaus. Das früher von einem Wassergraben umge- Das Dorfgemeinschaftshaus im ehemaligen bene, ehemalige Freidorf hat sich nur unwe- Schulgebäude hat erfolgreich die drei schon sentlich über seine ursprüngliche Fläche hin- lange aufgegebenen Wirtshäuser ersetzt. Ein- aus entwickelt. Diese Schutzeinrichtung ist zigartig ist, dass dieser Bürgertreff bereits mittlerweile verschwunden. Dafür zeigt sich 17 Jahre mit ausschließlich ehrenamtlichen bürgerliches Geschichtsbewusstsein im pri- GEI Helfern läuft. Der Gemeindesaal hat sich als vaten wie öffentlichen Bereich: in der lobens- unentbehrlich für wetterunabhängige Veran- werten Pflege historischer Gebäude sowie staltungen erwiesen. Es nutzen ihn Gemein- bei der neu aufgemauerten Reminiszenz an de, Feuerwehr und Jagdgenossenschaft ge- ein früheres Dorftor oder am Wasserbecken, nauso wie Ortsbürger für Familienfeiern. das an den dort ehemals offenen Graben Nebenan gibt es seit 2016 den freitäglichen erinnern soll. Die Neubauten des Neubauge- Stammtisch in einer kleinen Kneipe mit Bar biets am südlichen Dorfrand lassen allerdings und Fernseher. Dieser Nebenraum wurde, Traditionsbewusstsein und Bereitschaft ver- wie schon anfangs der Gemeindesaal, ehren- missen, sich ins Dorfensemble einfügen zu amtlich in vielen Arbeitsstunden ausgebaut. wollen. Auch bei der aufwändigen Kirchensanierung Geißlingens Mitte markiert die denkmalge- wurde neben Spenden jede Menge Eigen- recht sanierte St.-Martin-Kirche, umfasst von leistung der Bürgerschaft anerkennenswert einer Kalkbruchsteinmauer, an deren Innen- eingebracht. Über das Jahr sind Ortsbürger seite Grabsteine noch an den früheren Fried- bereit, in Absprache mit Gemeindearbeitern hof erinnern. Überwiegend gut gepflegt sind kommunales Grün unentgeltlich mit zu die typischen Hakenhöfe mit ihren giebel- pflegen. ständigen Wohnhäusern und traufseitigen Eine Laiengruppe aus 16 Frauen unterstützt aktiv das kirchliche Leben, denn sie teilen sich den Messnerdienst und übernehmen Eigenverantwortung beim Kinder- oder Familiengottesdienst. Das „Adventsfenster“ ist als beliebte Veranstaltung schon zum Geißlinger Brauch geworden. Genauso ist die jahrhundertealte Tradition nach wie vor im Dorf verwurzelt, Schneeballen und Zimt­ rollen zu Hochzeiten, Taufen oder Konfirma­ tionen zu backen. Die Dorfgemeinschaft hat die Möglichkeiten der Dorferneuerung unter dem Motto 29 stattlichen Scheunen, welche die Hofräume rückseitig abschließen. Nur wenige dieser Wohnhäuser sind denkmalgeschützt. Aller- dings haben die zahlreich überlieferten Gebäude des 19. bis 20. Jahrhunderts aus Hausteinmauerwerk insgesamt durchaus Ensemblecharakter. Deren Muschelkalk­ fassaden mit Bauschmuck aus Sandstein be- schränken sich nicht nur auf die Wohngebäu- de. Ebenso beinhalten viele Scheunen diese ortstypischen Materialien, bis hin zu Tor­ gewänden und Hofpflasterungen. Wenn es gelänge, solche Hofstellen mit Holzfenstern in den Fassaden oder typischen Eisenzäunen aufzuwerten, ergäbe sich ein harmonisches Dort haben viele Helfer mitgewirkt, damit Gesamtbild, das mit einem neuen großkroni- sich anstelle von Asphalt oder Beton neue gen Hofbaum perfekt abgerundet wäre. Säume aus Rasen oder Staudenarrangements Dank der noch großen Zahl aktiver Landwirte entwickeln konnten. Es bleibt Daueraufgabe, werden die ortsbildprägenden Scheunen sich weiterhin engagiert um dieses attraktive und Nebengebäude überwiegend adäquat Straßengrün zu kümmern. Ein solch vor­ genutzt. Trotzdem sind beim Thema Leer- bildlicher Rückbau käme auch für die breite stand nicht nur Wohngebäude von Bedeu- Oberickelsheimer Straße in Betracht. Hier tung, denn gerade Nebengebäude haben wird vorgeschlagen, die südliche Straßensei- Potenzial zur Umnutzung. Das dafür verab- te durch eine großkronige Baumreihe aus schiedete, vorbildliche Förderprogramm Spitzahornen und dazwischen wasserdurch- signalisiert die Bemühungen der Gemeinde, lässigen Längsparkplätzen zu entsiegeln. die Innenentwicklung zu forcieren. Interesse Ergänzend wären hier fast alle Anwohner zu an Details und Freude daran, das Ortsbild ermutigen, ihre gehölzarmen Vorgärten we- gemeinsam gestalten zu wollen, zeigen sich nigstens mit einem dorfgerechten Haus- in den phantasievollen neuen Bänken. Scha- baum aufzuwerten. In dieselbe Richtung de ist deshalb, dass viele Hausteinfassaden wäre im neuen Baugebiet Gartenstraße zu derzeit noch deplatzierte Baustoffe wie agieren, keinesfalls sollte dort für dorffremde Kunststofffenster, Aluminiumtüren und an- Kiesgärten geworben werden. dere Baumarktartikel aufweisen. Der fast siebzigjährige Friedhof am südlichen Ortsrand ist wahrhaft eine grüne Oase und Ausdruck für die Baumfreundlichkeit der Dorfbewohner: fast zwanzig mittel- bis groß- kronige Laubbäume überstellen das 3.400 m² 4. Grüngestaltung und -entwicklung große Areal als Allee oder als grüner Rahmen. Diese Strukturen künftig zu erhalten, erfor- Ein alter Baumbestand, den die Dorfbewoh- dert weiter achtsamen Umgang mit den Bäu- ner bis heute achten, ist reiches Erbe vieler men bis hin zur fachkundigen Pflege ihrer Pflanzungen aus früheren Generationen. noch wuchsfreudigen Kronen. Insbesondere stattliche Linden, Kastanien Bei den privaten Freiräumen dominieren im sowie Nussbäume prägen die Straßen und Dorf die großen Hofräume der aktiven wie Hofräume im Ortskern. Im Rahmen der umgewidmeten Bauerngehöfte. Eine ganze Dorferneuerung kamen wichtige Jungbäu- Reihe davon ist bis heute mit einer markan- me hinzu. Sie beleben jetzt hauptsächlich die ten Hofkastanie oder -walnuss beseelt, die Dorfstraße und Wassergasse im Einklang mit allesamt den dörflichen Charme Geißlingens dort großflächig geglückten Entsiegelungen. mit ausmachen. Andererseits gibt es bis zu 30 Berges hinüber nach Geißlingen mit den davor liegenden, intensiv bewirtschafteten Ackerflächen. Eine ökologische Aufwertung der ausgeräum- ten Flur steht kurz vor ihrer Realisierung: Die inselartig zerstreuten Laubwäldchen oder Gehölzbestände werden dann durch lineare Biotope entlang von Gräben oder unrentab- len Zwickelflächen miteinander vernetzt sein. Zudem sind die weiten Ackerflächen nach wie vor erfolgreiche Brutreviere für die Wiesen­

weihe, eine der seltensten Greifvogelarten in LINGEN Europa. Hier arbeiten die ansässigen Land­

wirte eng mit Vogelbegeisterten zusammen, ß einem Dutzend kaum begrünter Höfe, in de- damit ein Brutpaar auf etwa 2.500 m² unge- nen es sich sehr lohnen würde, übermäßig nutzter Getreidefläche seine Jungvögel unge- versiegelte Bereiche sickerfähig rückzubauen stört aufziehen kann. und dabei Platz für einen mittel- bis großkro- Archäologische Grabungen im Zuge des nigen Hofbaum zu schaffen. Erfreulicherwei- Straßenausbaus konnten im Jahr 2009 gut se wurde dies bereits auf den Anwesen Dorf- erhaltene Hügelgräber aus der Jungsteinzeit GEI straße 6 und 20 beispielgebend umgesetzt. sichern. Doch heute lässt sich diese prähisto- Bänke fördern die gute Nachbarschaft. Ge- rische Kultstätte nur schwer ausmachen. Das mäß diesem Motto bietet fast jedes Anwesen Brünnlein zeugt in Verbindung mit der unterschiedlichste Sitzgelegenheiten, meist erneuerten Friedenslinde von weiterer von Grün an Wänden, als Beet oder in Pflanz- Flurgeschichte. All diese Kostbarkeiten in der kübeln eingerahmt. Für die neuen Designer- Gemarkung müssten durch ein geleitetes bänke werden sicher auch passende Aufstell­ Wegenetz für Spaziergänger wie Radfahrer orte gefunden. Vielleicht kommt eine neben besser in Szene gesetzt werden. Mit einem einen beschaulichen Nutzgarten, wie sie in solchen wären umweltbildende Maßnahmen Geißlingen nach wie vor Tradition haben. kombinierbar, beispielsweise entlang der Hierbei fallen der frühere Schul- und der blühenden Säume aus Natternkopf und Pfarrgarten wegen ihrer Pflanzenvielfalt Ochsenzunge. Vielleicht ließen sich dabei die besonders ins Auge. Designerbänke des Dorfes auch draußen in der Flur aufstellen. Bei einem Neubaugebiet wurden alte Obst- bäume erhalten, die sich jedoch durch neue Hochstämme gut ergänzen ließen. Eine Bio- 5. Dorf in der Landschaft gasanlage, die leider direkt in die Bachaue gebaut wurde, könnte ebenso einen dichte- Für das Geißlinger Umland sind die tiefgrün- ren Gehölzrahmen vertragen wie ein Aus- digen, sehr fruchtbaren Löß-Lehmböden siedlerhof in östlicher Richtung. Diese Chan- typisch. Daraus resultiert bei der Feldbestel- ce ergibt sich bei der alten Kläranlage, weil lung ein relativ hoher Anteil an Zuckerrüben, der daneben begradigte Bach als Biotop zumal die kurzen Wege zur Ochsenfurter Zu- weiterentwickelt werden kann. Zielführend ckerfabrik Liefervorteile ergeben. Den besten ist eine Bestandsaufnahme sämtlicher Überblick über die ebenen Ackerfluren ge- Gewässer hinsichtlich ihres ökologischen währt der Aussichtspunkt an der grenzbeto- Wertes. Insbesondere dem Seitenbach wäre nenden Mautpyramide nach Unterfranken. mit Maßnahmen schon ab der Quelle künftig Von dort schweift der Blick vom Maintal her mehr Mäanderfläche und biologische Vielfalt über die Weinhänge des Bullenheimer einzuräumen. 31 KLEINWEISACH

32 BRONZE 1. Entwicklungskonzepte Kleinweisach und wirtschaftliche Initiativen Das 161 Einwohner zählende Dorf liegt süd- Markt Vestenbergsgreuth Landkreis Erlangen-Höchstadt lich der Autobahn A3 am Rand des Natur- parks Steigerwald in landschaftlich reizvoller Umgebung. Mit 60 Arbeitsplätzen in Land- wirtschaft und überwiegend kleinen Gewer- bebetrieben haben die Kleinweisacher den Strukturwandel in der Landwirtschaft ge- meistert. Eine am Ortsrand geplante Mikro­ algenzuchtanlage könnte zukünftig für weitere 15 Arbeitsplätze im Dorf sorgen. In der Landwirtschaft spielt nachhaltiges Wirt- schaften auf mehreren Sektoren eine zentra- le Rolle. Zum einen ist es die überwiegend regionale Vermarktung der erzeugten Tier- produkte, vor allem aus der Schweinemast und Legehennenhaltung. Zum zweiten ist es Landrat: Alexander Tritthart ein hohes Maß an regenerativ erzeugter Ener- Bürgermeister: Helmut Lottes gie, mit zwei ansässigen Biogasanlagen und vielen Photovoltaikanlagen auf privaten Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Jutta Sulzer Dachflächen. Zum dritten ist es die Nahwär- meversorgung über die Biogasanlagen in- Einwohnerzahl: 161 nerhalb des Ortskerns, die auf weitere Gemarkungsfläche: 1423 ha Anwesen ausgedehnt werden soll. Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja Die Wasserversorgung erfolgt durch das Betriebe in der Landwirtschaft Fernwassernetz, die Abwässer werden in der Vollerwerbsbetriebe: 2 gemeindeeigenen Kläranlage gereinigt. Der Nebenerwerbsbetriebe: 2 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 16 abgeschlossene Breitbandausbau auf 50 MB Übertragungsrate ist für Kleinweisachs weite- re Entwicklung förderlich. Einkaufsmöglich- keit vor Ort bietet die Regionaltheke, dazu kommt wöchentlich einmal der Metzgerwa- gen ins Dorf und ergänzend fährt jeden Vor- mittag ein Einkaufsbus nach Höchstadt a. d. Aisch. Dorthin fahren mit dem öffentlichen

„Im generationenübergreifenden Miteinander sind den Kleinweisachern ihre Perlen in Kultur wie Na­ tur bis heute lieb und teuer. Jetzt kann nach viel Bürgerfleiß und Kapitaleinsatz die altehrwürdige Marienkirche in neuer Pracht die Dächer über­ strahlen. Das belebende Element `Wasser´ tritt dank der behüteten Quelle an vielen Stellen im Dorf zutage. 33 Nahverkehr auch die Schüler ab der 5. Klasse 2. Soziale und kulturelle Aktivitäten zu ihren weiterführenden Schulen. Zuvor pendeln sie in der 3. und 4. Klasse in die Lon- In Kleinweisach stellt eine offene Dorfge- nerstadter Grundschule. Sowohl der Kinder- meinschaft, ohne einengende Organisations- garten als auch die ersten beiden Grund- struktur, eine Vielzahl an Aktivitäten auf die schulklassen befinden sich im 3 km Beine. Ehrenamtliche agieren hier generatio- benachbarten Hauptort. nenübergreifend, ob beim kostenlosen Bü- Vestenbergsgreuth bildet mit weiteren drei cherverleih, bei Kindergottesdiensten oder Gemeinden die „Kommunale Allianz Ortsver- im kirchlichen Seniorenkreis. Als weiteres bund Mittlerer Aischgrund“. Sie hat das Ziel, Kennzeichen fast aller Gruppierungen gilt die Innenentwicklung in den Orten zu sichern und infrastrukturelle Verbesserungen zu erreichen, beispielsweise in den Bereichen Bildung, Nahversorgung oder öffentlicher Personennahverkehr. Für Kleinweisach wird vordringlich empfohlen, ein Innenentwick- lungskonzept zu erarbeiten, um das Ortsbild zu sichern und positive Wirtschaftsimpulse dorfangepasst zu steuern – zumal wegen der günstigen Baulandpreise eine entsprechen- de Nachfrage besteht. Die lenkenden Leitlini- en ließen sich in Form einer Gestaltungssat- zung oder eines Bebauungsplans festsetzen. 34 das Einbeziehen des Umlandes, weil häufig um dem Spaziergänger die Vielfalt im Pflan- Personen aus Nachbarorten zu deren zenreich nahe zu bringen. Mitgliedern zählen. Das Jugend- und Gemeindehaus ist Kleinwei- sachs Veranstaltungszentrum. Dessen Räume dienen sowohl für Gymnastik- und Werkkur- se als auch für Musik- und Theaterproben. 3. Baugestaltung und -entwicklung Ebenso beherbergt es den kostenlosen Bücherverleihservice. Hier finden die Vereine Der Kern des Straßendorfs bietet attraktive und einige Gruppierungen eine Heimat. Es Ansichten und harmonische Gebäudegrup- ertönt unterschiedlichste Musik, jede Alters- pen. Die historischen Bauten präsentieren gruppe kann hier etwas Geeignetes erlernen: sich meist in einem guten Zustand. Insbeson- sei es im Kirchen- oder Posaunenchor, bei der dere mächtige Scheunen prägen die unge- Kirchenband „Bandydeos“ oder bei der störte Dachlandschaft. Daraus erhebt sich die Jugendband. Alle Musikgruppen veranstal- Marienkirche, die unter Bürgerbeteiligung ten ein gemeinsames Adventskonzert. Das mit herausragendem Ergebnis saniert wurde. Adventsgrillen der jungen Leute erfreut sich Unbeeinträchtigt verläuft der Blick vom Dorf- immer größerer Beliebtheit. Im zweiten Dorf- platz hinauf zum westlichen Ortsausgang. treff, dem „Haus der Bäuerin“, kommen lose Glücklicherweise hat das dort leer stehen- Gruppierungen regelmäßig zum Stammtisch de Gasthaus jetzt einen neuen Eigentümer. – ob zum Debattieren, Schafkopfen oder zum Ihm obliegt nun die verantwortungsvolle Dart-Spiel. Renovierungsbedürftige Räume Aufgabe, dieses bedeutende Anwesen böten dort noch Platz für weitere Aktivitäten, zunächst müssten sie aber in einer Ideen- KLEINWEISACH schmiede präzisiert werden. Die Feuerwehr festigt mit ihrem Sonnwend- feuer, bei dem auch die jungen Leute einge- bunden sind, das gute Miteinander von Jung und Alt. Alle paar Jahre führt die evange­ ­ lische Landjugend unter großem Beifall lusti- ge Einakter an verteilten Spielorten auf. Der Höhepunkt im Festkalender ist die „Kerwa“ Mitte September, zu der sich stets bis zu 100 Helfer freiwillig melden. Denn es gilt, für drei Tage eine traditionelle fränkische Kirchweih mit Festzelt, Umzug und Ker- wa-Predigt auszurichten. Beim Umzug sind schon die Kleinsten mit ihrem Kerwa-Kinder- wagen emsig dabei, die Heranwachsenden staffieren bereits Anfang August die ersten Umzugswägen aus. Beachtlich belebt und stärkt der Gartenbau- verein das Dorfleben. Mitglieder betreuen engagiert eine Streuobstwiese mit 29 alten Obstsorten, aber auch weiteres öffent­ liches Grün. Gemeinsam mit ihrem Nach- wuchs – den gut 50 „Kleinweisacher Maul- würfen“ – erkunden sie immer wieder die Natur ringsum das Dorf. Zu guter Letzt haben sie eine Vielzahl an Dorfgehölzen beschildert, 35 denkmalgerecht instand zu setzen. Die wei- 4. Grüngestaltung und -entwicklung teren Denkmäler sind im Bestand nicht gefährdet, benötigen aber einen fachgerech- Mit alten Saumgehölzen entlang des naturna- ten, kontinuierlichen Unterhalt. hen Bachufers im Süden und dem reichen Zukünftige Veränderungen im Ortskern er- Streuobstbestand am Nordhang ist das Dorf fordern besondere Sensibilität, vor allem soll- gut mit der Landschaft verzahnt. Dazu leistet ten Neubauten weiterhin der fränkischen auch das Hanggelände über der Ortsdurch- Bauweise verpflichtet bleiben. Deutlich wird fahrt seinen Beitrag. Deren Großbäume, bo- dies am eingegrünten Giebel eines Klein- dendeckende Gehölze und bunte Stauden er- häuschens, der wesentlich zum Stimmungs- zeugen Dorfatmosphäre. Der diese Stimmung bild der westlichen Hauptstraße beiträgt. Ein trübende Betonmauerabschnitt wäre vielleicht Ersatzbau an dieser Stelle wäre nur in absolut in einer Gemeinschaftsaktion durch Muschel- identischer Form und Kubatur denkbar. kalk analog zur unteren Stützmauer zu erset- Gleichzeitig schließt dieses Häuschen seinen zen. Zusätzlich wird angeregt, am oberen Ort- Hof zur Straße hin ideal ab. Darin steht ein seingang zwei Eichen als „Baumtor“ zu Neubau, der sich weder mit der Gebäudestel- pflanzen, welches künftig zum Abbremsen lung noch Farbgebung in die überlieferte und langsamen Fahren anregen soll. Der ein- Hofstruktur einfügt. Dagegen sind am Dorf- fühlsame Umgang mit dem vor Ort entsprin- platz die Kubatur und Gestaltung eines neuen genden Quellwasser belebt eine Vielzahl ge- Wohnhauses über den Kern einer ehemaligen stalterisch ausgereifter Treffpunkte im Dorf Scheune bestens gelungen. – seien es die Brunnenstube, mehrere Dorf- In der Vergangenheit kam es wiederholt zu brunnen oder die Schöpfbrunnen im Friedhof. sinnvollen Umnutzungen, sodass es im Dorf Der imposante Großbaumbestand im sonst kaum Leerstand gibt. Nicht aus den Augen schlicht gehaltenen Pfarrgelände bringt die gelassen werden sollten landwirtschaftliche instandgesetzte Marienkirche mit ihrem Nebengebäude, die das Potential zur attrakti- wehrhaften Baukörper voll zur Geltung. Im ven Wohnraumnutzung in sich tragen. Nach ostwärts ausgelagerten Friedhof mit über- wie vor würde das Ortsbild durch kleine bau- wiegend traditionellen Grabfeldern besteht liche Verbesserungen gewinnen. Beispiels- in einem Urnenfeld jetzt die Möglichkeit der weise sollten unpassende Anbauten oder zu anonymen Beisetzung. Der Friedhof punkte- grelle Fassadenfarben zugunsten regions- te im Wettbewerb auch mit barrierefreier spezifischer Gestaltungsgrundsätze zurück- Wegeführung und seinen rahmenbildenden treten. Geteilte Fenster und -läden würden Altlinden. Allerdings wäre die südwest­liche manches Haus optisch aufwerten. Aufdring­ Baumlücke noch mit zwei Lindenhoch­ liche Details, wie eine mächtige Balkon­ stämmen achsial zu den östlich bestehenden balustrade, fallen im Ensemble aus dem zu schließen. Rahmen und erzeugen Disharmonie im ar- Im Ortskern haben die landwirtschaftlichen chitektonischen Gleichklang der Gebäude. Hofräume, die in der Regel stark versiegelt Die Siedlung im Osten hat heute fast die sind, meist nur eine Wohnfunktion zu erfül- Größe des Altorts, ohne dass es dort Beispiele len. Um mehr Aufenthaltsqualität zu erzielen, für neues fränkisches Bauen gibt. Bevor am ist rings um den Dorfplatz begonnen wor- Ortsrand weiteres Bauland entsteht, müssen den, ungenutzte Beläge in bunte Stauden- die Potentiale zur innerörtlichen Nachver- beete kombiniert mit Obstspalieren umzu- dichtung geprüft und ausgeschöpft werden. wandeln. Nach diesem Vorbild sollten die Angesichts der bisherigen Umnutzungen Nachbarhöfe in Richtung West und Ost eben- erscheint dies in Kleinweisach umsetzbar. falls bis auf die jetzt notwendigen Geh- und Fahrflächen rückgebaut werden. Dann hät- ten die bislang fehlenden Hofbäume – wie schon anderweitig detaillierter empfohlen – Platz zum Wachsen. 36 In der ähnlich großen Siedlung östlich des Die Ortsrandeinbindung mit harmonischen Kerndorfs überzeugen die vielen ausgewach- Übergängen in die freie Landschaft ist weit- senen Laub- und Obstbaumbestände. Die un- gehend intakt. Dies gilt in erster Linie für den passenden Nadelholzsolitäre oder -hecken da- südlichen Ortsrand mit dem gut bestockten zwischen könnten nach zielstrebiger Bachufer wie auch für den nördlichen beim Überzeugungsarbeit wie mit unterstützenden „alten Turnplatz“ mit seiner ausgedehnten, Gemeinschaftsaktionen durch dorfgerechte sortenreichen Streuobstwiese. Sogar der Gehölze ersetzt werden. Dringenden fachge- Siedlungsrand im Osten wirkt durch die ein- rechten Sanierungsbedarf haben die wenigen gewachsenen Gärten tolerabel in die Land- Straßenlinden bei ihren eingezwängten Baum- schaft eingefügt. Dennoch bestehen hier und scheiben und verkrümmten Kronen. Wie da größere, meist wegen Bautätigkeit klaf- anderweitig näher erläutert, müsste dieses fende Lücken im Grüngürtel, die es wieder schüttere Baumgerüst mit weiteren Linden auf landschaftsgerecht zu schließen gilt. Draußen öffentlichem wie privatem Grund verdichtet in der Flur gliedern immer wieder Einzelbäu- werden – mehr Wohnqualität wäre so in der me oder Hecken die Wiesen- und Siedlung zu erreichen. Ackerflächen. Um Insekten und Niederwild Nahrung anzubieten, sind an Maisacker­ rändern Blühstreifen angesät, die wo immer möglich ausgeweitet werden sollten. 5. Dorf in der Landschaft Ein wichtiger ökologischer Fortschritt für die Zukunft ist das Umsetzen des Gewässerent- Das Dorf liegt im Weisachgrund am südlichen wicklungsplanes, denn dies würde die Rand des Naturparks Steigerwald. In der Biotopvernetzung um das Dorf wesentlich

Bachaue der Kleinen Weisach mit den typi- verbessern. Hierbei ist es unabdingbar, die KLEINWEISACH schen Feuchtwiesen überwiegt die Grün- Landwirte nicht nur bei den Grundstücksver- landnutzung. Der Ackerbau konzentriert sich handlungen einzubinden, sondern auch bei auf die höheren Hanglagen innerhalb sowie der Realisierung und späteren Pflege der die Hochflächen außerhalb des Tales. Südlich neuen ökologischen Landschaftselemente. des Dorfes befinden sich größere, zusam- Angesichts der bisher erfolgreichen menhängende Waldgebiete, die zum Teil in Aktivitäten erscheint dies umsetzbar. kommunaler Hand und andernteils in Privat- besitz sind. Beim Gemeindewald erfolgt die Bewirtschaftung durch eine Gemeinschaft aus „Rechtler“-Familien, die für dortige Par- zellen noch Nutzungsrechte aus früheren Jahrhunderten beanspruchen. Der Anbau landwirtschaftlicher Produkte ist relativ breit aufgestellt: Zuckerrüben werden zentral abgeliefert, während Getreide und Mais vorwiegend regional als Nahrungs- oder Futtermittel vermarktet werden. Erntepartien von Zuckerrüben und Mais kommen direkt in die örtlichen Silos der beiden Biogasanlagen. Die Rapsernte wird größtenteils zu Speiseöl veredelt. Sogar Sojabohnen werden kultiviert, als Futter für den ansässigen Geflügelhof mit Bodenhaltung. Aktuell gibt es Bestrebungen, eine Mikroalgenzuchtanlage zu errichten, welche die Abwärme aus einer Biogasanlage nutzt. 37 PFOFELD

38 GOLD 1. Entwicklungskonzepte Pfofeld und wirtschaftliche Initiativen Pfofeld, Hauptort der gleichnamigen Ge- Gemeinde Pfofeld Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen meinde, liegt mitten im Fränkischen Seen- land etwa 3 km vom Kleinen Brombachsee entfernt. Seit dieser im Jahr 1985 geflutet worden war, erfuhr der Ort bis 2010 einen kontinuierlichen Aufschwung, dann blieb die Einwohnerzahl bei knapp 700 konstant. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft wird in Pfofeld besonders deutlich: Während 1980 noch 60 Bauernhöfe bewirtschaftet waren, gibt es heute nur mehr zwei Vollerwerbs- und sechs Nebenerwerbslandwirte. Seit 2008 ist die Gemeinde „staatlich aner- kannter Erholungsort“. 13 Logishäuser mit 109 Gästebetten profitieren von einer guten Gästeauslastung: Aufsummiert verzeichnen Landrat: Gerhard Wägemann sie rund 10.000 Übernachtungen im Jahr. Für Bürgermeister: Willi Renner den täglichen Bedarf kann man in Pfofeld beim Bäcker, Metzger und sogar Tante-Em- Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Carola Simm ma-Laden einkaufen, Essen auf Rädern liefert eine ansässige Gastwirtschaft. Im 7 km ent- Einwohnerzahl: 678 fernten Gunzenhausen oder dem benach­ Gemarkungsfläche: 1488 ha barten gibt es weitere Läden Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja sowie Arztpraxen. Handwerk und Klein­ Betriebe in der Landwirtschaft gewerbe bieten in Pfofeld 65 Arbeitsplätze. Vollerwerbsbetriebe: 2 Dennoch müssen die meisten Arbeitnehmer Nebenerwerbsbetriebe: 6 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 20 in unterschiedlich weit entfernte Städte aus- pendeln. Unter den Einrichtungen hat das Gemeinde- zentrum Vorzeigecharakter, zumal es mitten im Ort errichtet ist und eine Kinderkrippe in- tegriert hat. Wenige Gehminuten davon ent- fernt findet der zweigruppige Kindergarten viel Anklang. Hierher gelangen die Kleinsten

„Pfofeld ist ein lebendiges, selbstbewusstes Dorf mit vielen Facetten. Eine ehrwürdige römische Ver­ gangenheit, romanische Baukunst und ein ausge­ prägtes Geschichtsbewusstsein gibt es hier ebenso wie findige Teamplayer, die gemeinsam eine zukunftsträch­tige Energieversorgung auf die Beine gestellt haben.“ 39 aus den übrigen Ortsteilen mit einem eigenen alleine der Vertrauensschutz, dass der kostenfreien Bus. Die Schulbildung ist durch qualifizierte Bebauungsplan für das jüngste Schulbus- und Bahnlinien in die benachbarten Baugebiet jetzt nachträglich nicht gelockert Gemeinden und Städte sichergestellt. werden darf. Hervorzuheben ist die im Jahr 2015 gegrün- dete Bürgergenossenschaft mit dem Ziel, ein Nahwärmenetz aufzubauen. Ihr ist es bis jetzt gelungen, knapp 7 km Wärmeleitungen un- ter die Straßen verlegen und 118 Heizungen 2. Soziale und kulturelle Aktivitäten anschließen zu lassen. Dazu war der Bau des Heizhauses mit vielen hundert freiwilligen Im „Dorf der Vereine“ können die 678 Ein- Arbeitsstunden zu stemmen. Gut 90 % der wohner ihren Neigungen in 20 Vereinen oder Wärmeenergie liefern zwei Biogasanlagen im Gruppierungen nachgehen. Zudem sind die- Umkreis, die restliche stammt von eigenen se untereinander gut vernetzt und helfen bei Hackschnitzeln der Genossen. Damit werden größeren Veranstaltungen zusammen. Solch nicht nur rund 350.000 Liter Heizöl im Jahr ein Miteinander erleichtert es Neubürgern, gespart, sondern es bleibt auch die Wert- sich in die Dorfgemeinschaft einzuleben. Auf schöpfung in der Region. dieser partnerschaftlichen Ebene haben die An etlichen Anwesen ist beispielhaft das Verbände eine Interessengemeinschaft für funktionelle Umnutzen landwirtschaftlicher Kooperationen gebildet, damit beispielswei- Gebäude für Handwerk und Gewerbe gelun- se Geschirr für Feste angeschafft wird. Ihre gen. Die Kernelemente der Dorfstruktur Kooperation beginnt bereits im zeitlichen müssten für die Zukunft durch einen Bebau- Abstimmen der vielen Veranstaltungen, die ungsplan mit entsprechenden Festsetzun- alle bereits im Dezember im Gemeindekalen- gen gesichert werden. Dagegen gebietet es der für das nächste Jahr festgelegt werden. 40 Im mitgliederstärksten Sportverein können in Dorf und Flur verpflichtet fühlt. Zum kultu- sich Jung wie Alt in unterschiedlichsten rellen Aushängeschild Pfofelds gehört seit Sportarten, zuvorderst bei Fußball und Tur- 15 Jahren das Theater „Vorhangreißer“ mit nen, fit halten. Darüber hinaus engagieren seiner Jugendgruppe „Vorhangfligger“. Ihre sich agile Sportler jedes Jahr aufs Neue für Aufführungen im Bürgersaal oder unter den Kinder- wie Erwachsenenfasching, das freiem Himmel erhalten mittlerweile starken Schafkopfturnier oder das unsterbliche „Spiel Zuspruch. ohne Grenzen“. Das organisatorische Heft hält beim Maibaumaufstellen die Feuerwehr in der Hand, gemeinsam mit der Jugend aus ihrer Gruppe, dem „Hüttn“-Jugendtreff und der Landjugend. Ohne Frage sorgen an die- 3. Baugestaltung und -entwicklung sem Tag die „Pfofelder Blechla“ für gute Stim-

mung an den Biertischen. Als Highlight führt Pfofelds romanische Pfarrkirche mit ihren PFOFELD die Kindertanzgruppe unter viel Beifall ihre wertvollen mittelalterlichen Fresken zählt zu Volkstänze auf. Dasselbe wiederholt sich an den bedeutenden Baudenkmälern in der Kirchweih, bei welcher der „Kerwamondoch“ Region. Als beeindruckendes Ensemble steht hier aber einzigartig abläuft: Frauen und sie nicht wie üblich im Ortszentrum, sondern Männer im Festgewand feiern zunächst ge- am nordöstlichen Ortsrand – am Kirchen- trennt, küren dabei ihre „Kirchweihkönigin“ buck. Südlich davon bildet sich der histori- und ihren „Kirchweihbären“; nach einem sche Dorfkern heraus entlang der westöstlich gemeinsamen Dorfumzug geht es dann verlaufenden Hauptstraße und mit einer ring- nachmittags feuchtfröhlich am Kirchweih- förmigen Bebauung weiter südwärts. Ein platz weiter. Neubaugebiet entstand seit den 1970er Jah- Der erst 2006 gegründete Kulturverein hat im ren im Nordosten. Ganz im Südwesten ist das Dorf ein breites Wirkungsspektrum: Zum jüngste Wohngebiet mit 20, noch teils einen kümmert er sich um Geschichte und unbebauten Grundstücken erschlossen. Brauchtum in Form von Vorträgen, dem Pfofeld zeigt Selbstbewusstsein in seiner Limesfest oder Volkslieder-Singen, in der Baukultur. Große Hofstellen in Hakenform „Nähstube“ können sich Frauen unter Anlei- prägen die Straßenzüge mit nebeneinander tung selbst eine fränkische Tracht nähen. angeordneten, giebelständigen Wohnhäu- Zum anderen stellt der Kulturverein ein Feri- sern und mächtigen, traufständigen Scheu- enprogramm mit heuer über 30 Veranstal- nen, welche die Höfe rückwärtig abschließen. tungen auf die Beine, das andere Ortsverbän- Diese Anwesen befinden sich in überwie- de in der Durchführung unterstützen. gend gutem Zustand, einige wurden Wichtiger Partner ist hierbei der Gartenbau- hervorragend saniert. Manche Scheunentore verein, der sich auch der Grünflächenpflege tragen sogar noch eine ortstypische

41 Rautenbemalung. Da der ländliche Struktur- 4. Grüngestaltung und -entwicklung wandel auch vor Pfofeld nicht Halt gemacht hat, steht die wichtige Aufgabe an, die Der baulich ansprechend sanierte Kirchen- zahlreichen Scheunen zukünftig sinnvoll zu buck besitzt auch eine hohe grüngestalteri- nutzen oder zu individuellem Wohnraum sche Qualität. Der imposante Großbaumbe- umzugestalten. Die charakteristische Haken- stand wie die ehrenamtlich liebevoll hofstrukur muss auch bei Neubauten im Orts- gepflegten Pflanzbeete verleihen dem En- kern unbedingt erhalten bleiben. semble einen würdigen Rahmen. Auch der Erfreulicherweise ist der Bürgerschaft be- oberhalb gelegene Friedhof strahlt durch sei- wusst, dass eine nachhaltige Innenentwick- ne weitläufigen Rasen- und Blühflächen in- lung Vorrang haben muss gegenüber dem nerhalb der rahmenbildenden Laubbäume Ausweisen von Neubauflächen. Sinnvolle eine wohltuende Ruhe aus. Das Einfassen der Umnutzungen – ob zur Weinstube, Jugend- Gräber mit nur planverlegten Platten in hütte oder Zimmerei – haben im Ortskern einem Rasenfeld überzeugt. Für künftige fast Tradition. Positiv anzumerken ist, dass Grabstätten wären hingegen die handwerk- Gemeindezentrum und Kinderkrippe ihren lich bearbeiteten Grabmale aus regionaler Platz in der Dorfmitte und nicht in der Herkunft gezielt zu bewerben. Der bedarfs- Peripherie bekommen haben. Mit einem gerecht rückgebaute Parkplatz könnte zum renaturierten Mühlbach würde der Altort sei- Ausgangspunkt für eine neue, ortsbild­ ne Attraktivität noch deutlich steigern. prägende Lindenreihe werden: an der Weg- Die für Pfofeld prägende fränkische Bauweise verbindung zu den ersten Häusern der ist auch im Bewusstsein der Bürger verankert Limesstraße. und wird im Altort gut gepflegt. Hier ent- Pfofeld hat auf dem Grünsektor seinen dörf­ stand jüngst ein Neubau in vorbildlicher lichen Charme bewahren können, jedoch Kubatur und mit besten Baudetails. Einziger dienen die meisten landwirtschaftlichen Wermutstropfen dabei ist, dass die zugehöri- Hofstellen im Ortskern nur mehr zum Woh- ge Traufseitscheune abgerissen wurde. Auch nen. Diese Höfe benötigen heute weit weni- im Neubaugebiet, insbesondere am Römer- ger Verkehrs- und Lagerflächen als früher. Für weg, gibt es einige Vorzeigeobjekte für neues sie ist die Zeit reif, die ungenutzten Belags­ fränkisches Bauen. Beide Neubausiedlungen flächen als Schotterrasen oder Pflanzflächen sind im Großen und Ganzen ungestört. Damit rückzubauen und den bisher fehlenden Hof- dieses dorfverträgliche Ensemble auch in baum zu pflanzen. In dieser Hinsicht tragen Zukunft erhalten bleibt, darf der bestehende bereits einzelne Umgestaltungen positiv zum Bebauungsplan in seinen Vorgaben keines- Dorfensemble bei. falls gelockert werden. Für den Hochwasserschutz wurden innerorts Brücken erneuert und der Uferquerschnitt weiterhin funktionell als Vorfluter aufgewei- tet. Durch einen Gewässerentwicklungsplan sollte auch im Dorf ein naturnäheres Bach- bett geschaffen werden. Bachangrenzend bietet der Kindergarten sehr viel Freifläche und Altbaumbestand – zum Spielen für die Kleinen ist dies ein Traum. Die Umwandlung des alten Sportgeländes zu einer jugendbe- geisternden Freizeitoase unter großen Bäu- men ist rundum gelungen. Bislang fehlt dort jedoch eine grüne Verbindung zum Ortskern. Dies mittels einer Großbaumreihe umzuset- zen – wie es anderweitig schon vorgeschla- gen wurde – darauf sollte konsequent 42 hingewirkt werden. So wäre entlang der gan- das Dorf angebunden. Zwei Betriebsaussied- zen Austraße geordnetes Parken gewähr­ lungen im Osten sind angemessen einge- leistet, auf einseitigen Längsstellplätzen mit grünt, wie auch die Kläranlage im Westen. dazwischen gepflanzten Lindenhoch­ Die Gemarkung ist hauptsächlich vom Acker- stämmen. bau geprägt und am nordöstlichen Rand von Das Wohngebiet Südhang bietet durch seine zwei großen, überwiegend privat genutzten intensive Durchgrünung, hauptsächlich mit Waldgebieten begrenzt. Die bewirtschafte- Obstbäumen und heimischen Gehölzen, eine ten Flurparzellen werden von zahlreichen hohe Wohnqualität. Herausragend ist hier Hecken, Baumbeständen oder Ranken der naturnahe Ortsrandgürtel auf Gemeinde- gegliedert. Im Zuge der Flurneuordnung grund gen Osten. Vielleicht lässt sich nach kamen dort noch 2,4 ha Biotopflächen hinzu, Süden entlang des Kirchenwegs ebenfalls vor allem extensiv genutzte Wiesen und eine Abpflanzung mit einer Reihe Streuobst- Wassertümpel. Eine artenreiche Perle ist das

bäume realisieren. Dass auch das jüngste Naturschutzgebiet „Langlauer Buck“. Diese PFOFELD Neubaugebiet Römerstraße einen kommu- große Magerrasenfläche mit Streuobst­ nalen Ortsrandgürtel erhält, unterstreicht die beständen und Schlehenhecken soll durch positive Einstellung der Pfofelder zum Schafbeweidung vor dem Verbuschen be- Dorfgrün. wahrt werden. Die Erträge der vielen Obstbäume rund um den Ort werden alljährlich versteigert. Mittlerweile erwirbt die regionale Vermark- tungsinitiative „Hesselberger“ Pfofelder Obst 5. Dorf in der Landschaft zu einem fairen Preis und erhält die Streuobst- pflege dadurch lohnenswert. Inmitten des Fränkischen Seenlandes kün- Zwölf Infotafeln in Dorf und Flur erläutern die digt schon von fern der Kirchturm St. Michael vielfältigen Bodendenkmäler. Die „Kappl“ als den Ort Pfofeld an. Das Kerndorf wird vom Ruine einer ehemaligen Kapelle dient derzeit Mühlbach mittig von Osten nach Westen als Theaterkulisse. Vier historische Felsen­ durchquert. Am Bach fühlt sich mittlerweile keller sind jetzt Schutzräume für Fleder­ der Biber auf beiden Seiten des Dorfes zu mäuse und sollten dafür fachgerecht saniert Hause. Im Juni 2013 führte ein Starkregen zu werden. Weitere Spuren der Vergangenheit heftigen Überschwemmungen im Ort. Um hat der Limes nördlich von Pfofeld hinter­ solche künftig zu verhindern, ist derzeit ein lassen. Die früheren Wachtürme entlang die- Hochwasserdamm mit unterirdischem ser römischen Grenze sind heute durch Röhrensystem im Bau. Wichtig wäre, die Turmstelen gekennzeichnet. Flächen als neuen Lebensraum für gefährde- te Arten zu rekultivieren, wie es beispielswei- se Trockenmauern oder Magerrasen vermö- gen. Gleichzeitig wäre die höher gelegte Ortsverbindung mit einer neuen Großbaum­ allee an Pfofeld anzugliedern. Das Wohngebiet Südhang fügt sich aufgrund seines heimischen Heckengürtels harmo- nisch in das Landschaftsbild. Beim jüngsten Neubaugebiet im Südosten wurde gleichfalls Wert auf diesen beispielhaften Grünzug gelegt. Der offene Ortsrand im Südwesten sollte am Feldrain ein Straßenbegleitgrün erhalten – ideal mit Eichen, denn damit wären die außenstehenden alten Eichen optisch an 43 THANNHAUSEN

44 SILBER 1. Entwicklungskonzepte Thannhausen und wirtschaftliche Initiativen Der staatlich anerkannte Erholungsort liegt Gemeinde Pfofeld Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen inmitten des Fränkischen Seenlandes, nur et- wa 3 km von beiden Brombachseen entfernt. Trotz unausweichlichem Strukturwandel in der Landwirtschaft verzeichnete das Dorf in den letzten 30 Jahren einen leicht positiven Bevölkerungstrend hin zu derzeit 200 Ein- wohnern. Über 300 Jahre lang wurde im Um- kreis bis 1980 Hopfen angebaut; heute wirt- schaften nur noch vier Landwirte im Haupterwerb sowie vier im Nebenerwerb. Drei ansässige Handwerksbetriebe beschäfti- gen acht Mitarbeiter, für das leibliche Wohl sorgt ein gut gehender Landgasthof in der Ortsmitte. Die Ortschaft ist über eine öffent­ liche Buslinie in Richtung Gunzenhausen und Landrat: Gerhard Wägemann Weißenburg angebunden, zudem an den Bürgermeister: Willi Renner Nürnberger Verkehrsverbund über die be- nachbarten Bahnhöfe Langlau und Rams- Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Carola Simm berg. Als besonderer Gemeindeservice pen- delt ein kostenloser Kindergartenbus nach Einwohnerzahl: 200 Pfofeld. Gemarkungsfläche: 901 ha Die Einrichtungen für Bildung und Gesund- Dorferneuerung / Städtebauförderung: nein heitsvorsorge haben sich in den umliegen- Betriebe in der Landwirtschaft den Ortschaften oder benachbarten Städten Vollerwerbsbetriebe: 4 etabliert. Dasselbe gilt, mit Ausnahme eines Nebenerwerbsbetriebe: 4 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 4 mobilen Bäckers, für die Versorgung mit Lebensmitteln. Das ehemalige Schulhaus am Ortsrand wird heute durch die Bürgerschaft als Dorfgemeinschaftshaus genutzt. Außer- dem verfügt der aktive Schützenverein über ein Schützenheim mit Veranstaltungs­ scheune auf demselben Anwesen. Zahlreiche

„Thannhausen hat sich zum naturfreundlichen Wohn- und Erholungsort hin gewandelt, wenn­ gleich stolze Hakenhöfe ortsbildprägend den davor 300-jährigen Hopfenanbau bezeugen. Am liebsten trifft sich die engagierte Dorfgemeinschaft unter einem mehrere Jahrhunderte alten Eichenveteran oder am Felsenkeller ähnlichen Alters.“ 45 Photovoltaik- und Solaranlagen auf Wohn- Gebäudezuwachs über planerische Vorga- oder Nebengebäuden erzeugen regenerati- ben in ortsbildverträgliche Bahnen zu lenken. ve Energie. Allerdings bestehen derzeit merk- Das wäre ein wesentlicher Schritt in Richtung liche Leistungsgrenzen beim Internet über behutsame Innenentwicklung. Funk, doch der Breitbandausbau ist bereits in Planung. Im Rahmen der künftigen Dorfer- neuerung sollten bereits angedachte Varian- ten für ein Nahwärmenetz abermals geprüft werden. Vielleicht lässt sich das Wärmenetz 2. Soziale und kulturelle Aktivitäten gemeinsam mit dem vorgesehenen Breit- bandausbau unter die Straßen bringen. Die Heimat des Minnesängers Thannhäuser Der vom Dorf fußläufig erreichbare Brom- hat kulturell und sozial viel zu bieten. In erster bachsee bietet ideale Bedingungen für Linie geht dies von den neun örtlichen Freizeit und Erholung. Davon profitiert Vereinen und Gruppierungen aus, die ein Thannhausen mit derzeit rund 10.000 Über- sehr gutes Miteinander pflegen. Um Termin­ nachtungen im Jahr. Einerseits zählen dazu überschneidungen bei deren Bildungs- und die Urlaubsgäste von sechs Ferienwohnun- Freizeitangeboten zu vermeiden, wird all- gen, andererseits auch etwa 20 Asylbewer- jährlich ein Veranstaltungskalender erstellt ber, die längerfristig im Landgasthof unterge- und gemeindeweit veröffentlicht. bracht sind. Dennoch wird dem Tourismus Für regelmäßige Zusammenkünfte sorgt der weiteres Entwicklungspotential eingeräumt. Schützenverein: Zum freitäglichen Vereins­ Beispielsweise böte es sich an, ein brach­ abend treffen sich nicht nur die aktiven liegendes Anwesen im westlichen Altort mit Schützen, sondern auch die übrigen Bürger Ferienwohnungen zu verdichten. Der sind zum Stammtisch in das Schützenheim Gemeinde wird empfohlen, diesen eingeladen. Dieses Domizil wurde in einem 46 ehemaligen Stallgebäude untergebracht. Es überlieferter Brauch wird noch der alljähr­ waren viele hundert freiwillige Arbeitsstun- liche Flurumgang gepflegt: Die Dorfgemein- den nötig, bis Schießstände und Aufenthalts- schaft unternimmt im Außenbereich einen raum eingerichtet waren. Der Schützenverein sachkundig geführten Rundgang, um dabei ist erfolgreich in der Jugendarbeit aktiv, ihre Flur näher kennen und schätzen zu ebenso wie der Gartenbauverein, der perio- lernen. disch Pflanzaktionen oder -wettbewerbe für Eigens erwähnenswert ist der Helferkreis für den Nachwuchs durchführt. Rührige Laien- Asylsuchende. Eine solche Gruppe war be- gärtner übernehmen die Pflege öffentlicher reits früher für Balkanflüchtlinge aktiv und Anlagen – wie den Friedhof, helfen aber auch unterstützt ausgewiesene Familien noch im- mit, das Kellerfest auszurichten. Für Kinder mer finanziell aus Dorffesterlösen. Der aktu- spannend bleiben dabei die im Felsenkeller elle Helferkreis aus etwa 20 Personen betreut vorgetragenen „gruseligen Geschichten“. die im Dorfgasthaus eingemieteten Asylsu- Beim Maibaumaufstellen helfen die männli- chenden in einem breiten Aufgabenfeld: ob chen Dorfbewohner aller Generationen am Fahrdienste und Sportangebote oder Kinder- Dorfplatz zusammen, um hinterher kräftig zu und Hausaufgabenbetreuung. Unterstützt feiern. Ebenso zünftig wird die Kirchweih werden auch Deutschsprachkurse oder die begangen, zu der sich auswärtige Gäste ger- Suche nach Wohnungen. All das ist wahre ne hinzugesellen. Eine lange Tradition hat karitative Hilfe für Menschen aus anderen Ende Juni das Sonnwendfeuer an der „Alten Nationen. Eiche“. Nach dem Grillen dürfen die Kinder das Feuer entzünden, Jung wie Alt sind in der kürzesten Nacht im Jahr guter Laune. Als THANNHAUSEN 3. Baugestaltung und -entwicklung

Locker durchziehen die Straßen das histori- sche Haufendorf, das in seiner Gesamtheit unter Ensembleschutz steht. Die Anwesen folgen dem regionstypischen Prinzip des Ha- kenhofes, wodurch sich eine spannungsvolle Reihung von Straßen- und Platzräumen er- gibt. Das Gasthausanwesen nahm um 1900 noch eine Insellage ein, was seine zentrale Bedeutung im Dorfkern bestätigt. Westlich benachbart steht die neugotische Pfarrkir- che, während ihr Pfarrhaus mit Mansarden- dach und einige gut renovierte Höfe zum Ortsausgang in Richtung Tal führen. Der Friedhof gleich hinter dem Sakralbau hat in- zwischen Sonderstatus, denn vielerorts wur- den solche Begräbnisstätten ab dem 19. Jahr- hundert ausgelagert. Mit diesem grünen Ruhepol schließt die Kirche zum einen das Dorf nach Westen, zum anderen ist sie ost- wärts der lebendigen Dorfmitte zugewandt. In der Dorferneuerung sollte dieser zentrale Bereich eingehend betrachtet, keinesfalls überfrachtet, aber sensibel als Mittelpunkt gestärkt werden. 47 Von diesem Mittelpunkt ausgehend hatte 4. Grüngestaltung und -entwicklung sich das Dorf schon früher nach Osten entwi- ckelt. Ein Baugebiet der 1980/90er Jahre Aus Baumpflanzungen früherer Genera­ präsentiert sich etwas vom Altort abgelöst, tionen hat sich bis heute weitgehend nur ein als topografisch eingefügte Erweiterung mit locker verteiltes Innerortsgrün aus markan- durchaus qualitätsvoller Planung. Hier ist ein ten Einzelexemplaren entwickelt. Dichter mit beeindruckender Keller in den Sandstein großen Laubbäumen bestanden sind der gehauen, der bereits in der historischen Karte weitläufige Spielplatz am Dorfgemein- eigens hervorgehoben wurde. schaftshaus sowie der Friedhof. Unter dem Zahlreiche frühere Hopfenbauernfamilien, Schirm der Eichenkronen kommt er der deren Wohlstand sich in stolzen Wohnstall- Atmosphäre eines Waldfriedhofs sehr nahe. häusern und besonders großen Scheunen Im Erweiterungsteil sollte dieses Großbaum- ausdrückte, prägen bis heute das Altorten- konzept anstelle des klein bleibenden Kugel­ semble. Obwohl der Hopfenanbau mittler- ahorns fortgeführt werden, wie es schon bei weile keine Rolle mehr spielt, ist das Bewusst- der Grabgestaltung der Fall ist: in der Regel sein für typische Bautradition und edle heimische, handwerklich bearbeitete Grab- Baudetails bewahrt geblieben. Vielfach gibt male unter Verzicht auf Steineinfassungen es noch traditionelle Trockengauben an den und bodendeckende Bepflanzungen. Zu breitgelagerten Wohnstallhäusern mit ihren Recht kam die Anlage letztes Jahr auf den über 50° geneigten Dächern. Nicht nur die zweiten Platz im bayernweiten Friedhofs- Baudenkmäler sind großenteils in einem gu- wettbewerb. ten Zustand, ebenso wurden viele weitere Im Zuge der geplanten Dorferneuerung be- Wohnhäuser liebevoll erhalten. Dies bestärkt steht die große Chance, die weitgehend ver- die Zuversicht, dass es über die Dorferneue- siegelten Straßenränder möglichst sicker­ rung bei den unsanierten Wohn- oder fähig rückzubauen wie auch zu begrünen Nebengebäuden möglich sein wird, den ört- – insbesondere mit mittel- bis großkronigen lichen Vorreitern für geglücktes Revitalisieren Straßenbäumen weiter zu verdichten. Vor- oder Umnutzen zu folgen. dringlich wäre dies auf den ersten Blick beim Eine Gestaltungsfibel und eine Rahmenpla- Vorplatz des ehemaligen Lagerhauses sowie nung zur Weiterentwicklung vorhandener bei der innerorts verlaufenden Kreisstraße et- Strukturen würden nicht nur zu qualitätsstei- wa zwischen den Anwesen Nr. 39 und 49. Der gernden Umbaukorrekturen anregen, son- raumprägenden alten Kastanie vor dem An- dern auch Richtlinien für Ersatzbauten vorge- wesen Nr. 36 wäre mit dem Rückbau einer ben, beispielsweise ob wichtige Raumkanten Abbiegespur für ihre unstrittig durchzufüh- einzuhalten sind. Sie könnten Thannhausen rende Wurzelraumsanierung viel geholfen. den Weg zu einem lebendigen Bilderbuch- Wie diesem Solitär wäre allen innerorts über- dorf ebnen, das künftige Touristen gerne schaubaren Altbäumen, ob in kommunaler besuchen. oder privater Hand, durch periodische, fach- lich qualifizierte Pflegegänge ein langes Leben zu sichern. Bei den landwirtschaftlichen Hofstellen, die überwiegend bereits umgewidmet sind, be- stechen einzelne mit ihren gering befestig- ten, dafür grünbestandenen Hofächen, in denen der große Hofbaum den Ton angibt. Eine ist mit ihrem Fassadengrün und artenrei- chen Staudenarrangement ein besonderer Blickfang. Nach diesen Vorbildern wäre künf- tig die Mehrzahl der Hofstellen optimal bis auf die notwendigen Fahr- und Stellfächen in 48 dörflicher Form rückzubauen. Zumindest der nur im Ansatz gelungen und sollten inten­ großkronige Hofbaum sollte dort zielstrebig siviert werden. realisiert werden. Die geplante Flurneuordnung bietet die In der Siedlung überwiegen die dorflichen Chance, ökologischen Defiziten in der Flur Grünstrukturen als artenreiche Laubgehölz-, wieder ins Gleichgewicht zu verhelfen. Die Obstbaum- und Staudenpflanzungen. Den Talmulde aus Bachwiesen- und teils verrohr- punktuell ortsbildstörenden Nadelholzanteil tem Weihergraben, die mit dem Espangra- in Form von Solitärbäumen oder straßenbe- ben zusammen den Buxbach speisen, ist in- gleitenden Hecken sollte jedoch mit Über- tensiv landwirtschaftlich genutzt. Hier sollte zeugungsarbeit begegnet werden, um sie das Gewässerentwicklungskonzept als Pla- auszutauschen. Kleine und größere kommu- nungsinstrument zum Einsatz kommen, um nale Grünflächen böten sich für das Arbeits- die bestehenden Fließ- wie Stillgewässer kreisvorhaben an, sie insektenfreundlich um- artenreicher untereinander zu vernetzen. zugestalten. Der geplante Lehrpfad über Bodenschutz und landwirtschaftlichen Pflanzenanbau wird ein Erfahrungsplus bei Erholungs­ suchenden schaffen, ob zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs. In neuen Anregungen steckt 5. Dorf in der Landschaft viel Potential, Thannhausen weiter nach vor- ne zu bringen: Beispielsweise ließe sich der Das Dorf schmiegt sich an den nordexponier- schöne Brauch, Hochzeitseichen zu pflanzen, ten Hang einer Talmulde auf Sichtweite zum fortentwickeln. Zielführend wäre, die Großen Brombachsee. Es liegt auf ge- Beweidung der nordexponierten Steilhänge schichtsträchtigem Boden: Am südlichen auf bisher intensiv genutzte Mähwiesen THANNHAUSEN Höhenzug verlief einstmals die römische aus­zudehnen. Schließlich wäre es auch Über­ Grenze – der Rätische Limes , im Norden legungen Wert, den früher regional verbrei- bewahrt der gegenüber verlaufende Höhen- teten Hopfenanbau – zugeschnitten auf den rücken die Burgstallreste „Altes Schloss“, aus heutigen Tourismus – aufleben zu lassen. dem der Minnesänger Thannhäuser stam- men soll. Die südexponierten flacheren Hanglagen jenseits des Dorfes sind intensiv landwirtschaftlich genutzt, während der nor- dexponierte Steilhang oberhalb Thannhau- sens noch heute größtenteils als Hutanger von einem Wanderschäfer beweidet wird. Davon zeugen die alten Hutebäume – unter anderem eine alte knorrige Eiche als Natur- denkmal. Weiter unten besetzt Grünland die Hangausläufer zum Dorf hin, wo auch Streuobstwiesen gepflegt werden. Auf das Eigenvermarkten von Naturproduk- ten legt die Bevölkerung Wert. So wird selbst- erzeugter Apfelsaft ausgeschenkt und Honig von örtlichen Imkern direkt verkauft. An Weideflächen am südöstlichen Ortseingang hat sie schon für nachwachsende Obstbäu- me gesorgt, was überdies einen freundlichen Ersteindruck bei Ankommenden erzeugt. Solche Neupflanzungen sind am nördlichen Ortseingang entlang der Staatsstraße bisher 49 Bewertungskommission

50 Bewertungskommission für den Bezirksentscheid Mittelfranken

Vorsitz und Leitung der Jury Landwirtschaftsdirektor Josef Hofbauer, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth – Gartenbauzentrum Bayern Mitte

Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen Bauoberrätin Sibylle Büschl, Regierung von Mittelfranken (Städtebau) Bürgermeister Manfred Merz, Bayerischer Gemeindetag

Soziale und kulturelle Aktivitäten Vorsitzender Gerhard Durst, Bezirksverband Mittelfranken für Gartenbau und Landespflege Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer, Bayerischer Bauernverband – Bezirk Mittelfranken

Baugestaltung und -entwicklung Stv. Bezirksheimatpflegerin Julia Krieger – Bezirk Mittelfranken, Heimat- und Kulturpflege Architektin Brigitte Sesselmann, Bayerische Architektenkammer

Grüngestaltung und -entwicklung Landwirtschaftsrat Herbert Grunwald, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth – Gartenbauzentrum Bayern Mitte Kreisfachberater Hans-Peter Renner, Verband der Kreisfachberater für Gartenkultur und Landes- pflege in Bayern – Bezirk Mittelfranken Landschaftsarchitekt Bastian Wagner, Bund Deutscher Landschaftsarchitekten – Landesverband Bayern e. V.

Dorf in der Landschaft Baudirektor Detlev Etteldorf, Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken Landschaftsarchitekt Christopher Trepesch, Bund Deutscher Landschaftsarchitekten – Landesverband Bayern e. V. 51 Bewertungsbogen zum Dorfwettbewerb 2016 bis 2019

„Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“

Die Untergliederung der Bewertungsbereiche ist als Hilfe für die Mitglieder der Jury gedacht. Die Leistungen der Dörfer werden vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Ausgangslage und den individuellen Möglichkeiten der Einfluss- nahme bewertet. Besonderer Wert wird dabei auf Maßnahmen und Aktivitäten der letzten Jahre gelegt.

Höchstpunktzahl insgesamt: 1. Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen (Höchstpunktzahl 20) • Welche Zukunftsperspektive, welches Leitbild, welche Ziele gibt es für das Dorf? • Sind bei den Entwicklungen Stärken und Schwächen analysiert und demografische eränderungenV berücksichtigt?· • Wie werden überörtliche Entwicklungen in der Region und / oder interkommunale Kooperation berücksichtigt (Vernetzung)? • Wie werden Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Verbände, Behörden und Unternehmen einbezogen? • Welche Initiativen und Maßnahmen zur Gründung oder Unterstützung örtlicher Unternehmen werden ergriffen? • Welcher Beitrag wird zur Erhaltung oder Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie neuer Einkommensmöglich- keiten geleistet? • Was wird zur Verbesserung der Infrastruktur getan (Bildungseinrichtung, ÖPNV, …)? • Was wird zur Verbesserung einer hinreichenden Breitbandverfügbarkeit unternommen (Internet)? • Was wird für Naherholung und Tourismus unternommen? • Was wird zur Sicherung der Nahversorgung getan? • Wie unterstützen Unternehmen die Entwicklung im Dorf? • Was wird hinsichtlich einer nachhaltigen Energieversorgung getan? • Welche Konzepte und Planungen liegen vor? Sind sie zukunftsfähig (Bauleitplanung, Landschaftsplan, Gestaltungssatzung, …)? • Wie wird mit vorhandenen Flächen umgegangen? • Was wird unternommen, um die Wünsche und Bedürfnisse der Dorfbewohner zu erfahren? • Was wird unternommen, um die Akzeptanz aller Dorfbewohner bei Neuerungen im Dorf zu erreichen? • Wie wird die Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe im Ort gefördert?

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten (Höchstpunktzahl 20) • Welche Vereine, Gruppen und Bürgerinitiativen und andere Einrichtungen bestehen? Wie werden sie unterstützt? Wie tragen sie ihrerseits zum Dorfleben und zur Dorfentwicklung bei? Wie kooperieren sie untereinander? • Was wird getan, um alle Altersgruppen in das Dorf- und Vereinsleben zu integrieren und an das Dorf zu binden? • Was wird zur Kinder-, Jugend- und Seniorenbetreuung getan? • Welche Aktivitäten zur Verbesserung der Familienfreundlichkeit bestehen? • Welche Zusammenarbeit gibt es mit Nachbarorten bei der Sicherung der sozialen Infrastruktur? • Wie werden Zugezogene integriert? • Was wird zur Vermittlung von Dorfgeschichte und zur Förderung oder Erhaltung von Dorftraditionen / Brauchtum getan? • Wie wird das Ehrenamt gewürdigt? • Wie gestaltet sich das kirchliche Leben?

52 3. Baugestaltung und -entwicklung (Höchstpunktzahl 20) • Was wird unternommen zur: - Erhaltung und Gestaltung charakteristischer Elemente des Dorfes und des Dorfbildes? - baulichen und gestalterischen Einbindung neuer Wohn- und Gewerbegebiete? - nachhaltigen Energiegewinnung? - Realisierung von Gebäudesanierungen unter energetischen Gesichtspunkten? - barrierefreien Gestaltung? - Umnutzung oder zum Rückbau ungenutzter Bausubstanz für andere Zwecke (Leerstände)? • Was wird zur Erhaltung, Pflege und Nutzung das Ortsbild prägender Gebäude und Gebäudeensembles getan bei der: - Sanierung von Baudenkmalen oder ortsbildprägenden historischen / denkmalwürdigen Bauten? - harmonischen Einpassung von Neubauten in das Ortsbild (Ensemblesituation)? - Verwendung von regionaltypischen, umweltfreundlichen Materialien bei Neubauten, Renovierung und Sanierung im Be- stand? - Formulierung von Ortsgestaltungssatzungen, Bebauungsplänen oder anderer Ordnungsrahmen? • Werden regenerative Energien genutzt? • In welchem Zustand sind gemeinschaftlich genutzte Gebäude und Anlagen? Was wird von wem zur Verbesserung getan (Kirche, Brunnen, Denkmäler, Vereinsheime,…)? • Wie wird mit vorhandenen Flächen umgegangen: - Ist die Siedlungsentwicklung flächensparend und schlüssig aus der Bauleitplanung abgeleitet? - Ist die funktional Straßen- und Platzgestaltung funktional durchdacht? - Ist die Materialauswahl dorfgerecht?

4. Grüngestaltung und -entwicklung (Höchstpunktzahl 20)

• Wodurch drückt sich das Engagement der Dorfbewohner in der Grüngestaltung aus?

• Welche Elemente und Gestaltungsideen der privaten und öffentlichen Flächen sind zu erkennen bei: - der dorfgerechten Gestaltung des Straßenraumes, des Friedhofes, des Schulumfeldes, des Kindergartens und der öffentli- chen Gebäude der umweltfreundlichen Pflege der öffentlichen Freiflächen? - der dorfgerechten Pflanzenauswahl im öffentlichen und privaten Bereich? - der Gestaltung der privaten Vorgärten und Hofräume? ‑ der Auswahl, Erhaltung und Pflege der Haus- und Hofbäume? - der Anlage und Pflege der Nutzgärten? - der Fassadenbegrünung und dem Blumenschmuck? - der Einfriedungen, Zaun- und Hoftorgestaltung? - der Freiraummöblierung im öffentlichen und privaten Bereich (Beschilderungen, Sitzbänke, Abfallkörbe, privates Gartenzu- behör)? - den naturnahen Lebensräumen für Pflanzen und Tiere im Ort und am Ortsrand? - dem Dorfbach und Dorfweiher (Zustand, Pflege und Entwicklung)? - den Bereichen mit natürlicher Gras- und Krautflora?

• Wie sind Flächenentsiegelung und Regenwassermanagement entwickelt?

• Wie präsentieren sich Freizeit- und Erholungsanlagen?

• Wie stimmt sich das Dorf mit den Nachbardörfern ab?

5. Dorf in der Landschaft (Höchstpunktzahl 20) • Wie fügt sich das Dorf in die Landschaft ein? - Geht die Bebauung harmonisch in die Landschaft über (z. B. Eingrünung mit standortgerechten Gehölzen)? - Passen sich Neubauten bezüglich Baustil, Farb- und Materialwahl sowie Maßstäblichkeit der Landschaft an? - Sind bauliche Anlagen außerhalb der Ortslage (landwirtschaftliche oder gewerbliche Betriebe, Freizeit und Erholungsein- richtungen, Ver- und Entsorgungsanlagen) in Lage und Bepflanzung in die Landschaft eingebunden? • Wurden Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt und des Biotopschutzes durchgeführt? - Welcher Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen für heimische wildlebende Tier- und Pflanzenarten wurde geleistet? - Was wurde zur Erhaltung, Pflege und Einrichtung von regionstypischen Landschaftselementen getan (z. B. Feldgehölze, Einzelbäume, Gewässer, Auen, Feuchtwiesen, Trockenrasen, Hohlwege)? - Wie werden Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in Natur und Landschaft von der Gemeinde genutzt? • Wie werden außerhalb des Ortes gelegene Strukturen oder Einrichtungen, die aus kultureller und sozialer Sicht für das Dorf von Bedeutung sind, erhalten, genutzt oder gepflegt? Werden geologische oder landschaftliche Besonderheiten erhalten? • Wie erfolgt die Umsetzung von Landschaftsplänen und landschaftspflegerischen Begleitplänen? • Ist die Landnutzung in Art und Intensität standortgerecht differenziert? • Sind traditionelle und moderne Landnutzungsformen in der Land- und Forstwirtschaft integriert (ökologische Ausgleichsflä- chen, Anbau nachwachsender Rohstoffe, Anlagen zur Energiegewinnung, ...) • Sind umweltbildende Maßnahmen eingerichtet? • Stichwort: Möblierung der Landschaft? • Wie stimmt sich das Dorf mit den Nachbardörfern ab (Gewässer- und Biotopvernetzung, …)?

53 Mittelfränkische Preisträger in den Landes- und Bundesentscheiden 1961 bis 2016 Ortschaft Land Bund Landkreis (A) = bis 600 Einw. (B) = 601-3.000 Einw. Gold Gold Silber Bronze Gattenhofen (A) Ansbach 1971 1971 Gemeinde Steinsfeld Geilsheim (A) 1981 1981 Stadt Wassertrüdingen Ammerndorf (B) Fürth 2001 2001 Markt Ammerndorf Neustadt a. d. Aisch – Herbolzheim (A) 1965 1965 Bad Windsheim Markt Nordheim Custenlohr (A) 1969 1969 Stadt Uffenheim + 1977 + 1977 Reinhardshofen (A) 1979 1979 Gemeinde Gutenstetten Ickelheim (A) 1987 1987 Stadt Bad Windsheim Unternesselbach (A) 1993 1993 Stadt Neustadt a. d. Aisch Markt Nordheim (A) 2007 2007 Markt Nordheim Euerwang (A) Roth 1975 1975 Stadt Greding Großweingarten (A) 1985 1985 Stadt Spalt Fünfbronn (A) 1989 1989 Stadt Spalt Weißenburg – Laubenzedel (A) 1961 1961 Gunzenhausen Stadt Gunzenhausen Windsfeld (A) Auszeichnung 1963 Gemeinde 1963 + 1998 + 1998 Trendel (A) 1965 1965 Gemeinde Polsingen (B) 1967 1967 Gemeinde Polsingen Kattenhochstadt (A) 1967 1967 Große Kreisst. Weißenburg i. Bay. Gundelsheim (A) 1971 1971 Gemeinde Theilenhofen Wachstein (A) 1973 1973 Gemeinde Theilenhofen + 2001 + 2001 Thannhausen (A) 1977 1977 Gemeinde Pfofeld Sammenheim (A) 1983 1983 Gemeinde Dittenheim Ostheim (A) 1987 1987 Gemeinde Kalbensteinberg (A) 1995 1995 Markt (A) 2014 2014 Gemeinde Meinheim 54 Medaillenspiegel der bayerischen Landkreise an Preisträgern bei den Bundesentscheiden 1961 bis 2016 Regierungs- Gold Silber Bronze Gesamt Landkreis bezirk Weißenburg-Gunzenhausen MFr. 11 2 1 14 Lichtenfels OFr. 8 3 0 11 Ostallgäu Schw. 5 3 0 8 Cham OPf. 4 4 0 8 Bamberg OFr. 5 2 0 7 Rosenheim OBay. 5 2 0 7 Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim MFr. 3 2 2 7 Regensburg OPf. 1 0 4 5 Freyung-Grafenau NBay. 2 2 0 4 Schwandorf OPf. 1 2 1 4 Schweinfurt UFr. 0 3 1 4 Dingolfing-Landau NBay. 3 0 0 3 Roth MFr. 3 0 0 3 Main-Spessart UFr. 2 1 0 3 Weilheim-Schongau OBay. 2 1 0 3 Traunstein OBay. 2 0 1 3 Landsberg am Lech OBay. 1 2 0 3 Passau NBay. 1 2 0 3 Hof OFr. 2 0 0 2 Ansbach MFr. 1 1 0 2 Bad Tölz-Wolfratshausen OBay. 1 1 0 2 Haßberge UFr. 1 1 0 2 Kronach OFr. 1 1 0 2 Kulmbach OFr. 1 1 0 2 Lindau (Bodensee) Schw. 1 1 0 2 Kitzingen UFr. 1 1 0 2 Amberg-Sulzbach OPf. 0 2 0 2 Pfaffenhofen a. d. Ilm OBay. 0 2 0 2 Eichstätt OBay. 0 1 1 2 Günzburg Schw. 0 0 2 2 Neumarkt i. d. OPf. OPf. 0 0 2 2 Neustadt a. d. Waldnaab OPf. 0 0 2 2 Berchtesgadener Land OBay. 1 0 0 1 Coburg OFr. 1 0 0 1 Fürstenfeldbruck OBay. 1 0 0 1 Neuburg-Schrobenhausen OBay. 1 0 0 1 Regen NBay. 1 0 0 1 Straubing-Bogen NBay. 1 0 0 1 Deggendorf NBay. 0 1 0 1 Fürth MFr. 0 1 0 1 Tirschenreuth OPf. 0 1 0 1 Wunsiedel im Fichtelgebirge OFr. 0 1 0 1 Altötting OBay. 0 0 1 1 Landshut NBay. 0 0 1 1 Rhön-Grabfeld UFr. 0 0 1 1 Quellen: Abschlussberichte des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 55 Teilnehmerentwicklung 1961 bis 2013 in Mittelfranken im Vergleich zur Gesamtbeteiligung in Bayern

Jahr Anzahl Orte Jahr Anzahl Orte 1961 97 (Bayern 799) 1986 304 (Bayern 1.787) 1963 174 (Bayern 834) 1988 304 (Bayern 1.586) 1965 114 (Bayern 746) 1990 305 (Bayern 1.493) 1967 73 (Bayern 786) 1992 179 (Bayern 1.303) 1969 111 (Bayern 1.088) 1994 106 (Bayern 1.007) 1970 148 (Bayern 1.105) 1996 165 (Bayern 977) 1972 191 (Bayern 1.183) 1999 146 (Bayern 1.025) 1974 213 (Bayern 1.303) 2002 92 (Bayern 973) 1976 104 (Bayern 1.117) 2005 112 (Bayern 635) 1978 102 (Bayern 1.163) 2008 68 (Bayern 513) 1980 231 (Bayern 1.397) 2010 46 (Bayern 345) 1982 379 (Bayern 1.920) 2013 58 (Bayern 327) 1984 115 (Bayern 1.492) 2016 43 (Bayern 237)

56

Regierungsbezirk MITTELFRANKEN

26. Wettbewerb 2016 bis 2019 Die Chance „Unser Dorf hat Zukunft – für unser Dorf! Unser Dorf soll schöner werden“

Abschlussbericht Impressum der Bewertungskommission Redaktion: Herbert Grunwald Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth für den Regierungsbezirk Gartenbauzentrum Bayern Mitte, Jahnstraße 7, 90763 Fürth Layout: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Mittelfranken Abteilung Landespflege, An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim Fotos: im Jahr 2017 Luftbilder: Geodaten © Bayerische Vermessungsverwaltung, 2017 Bildnachweis: Mitglieder der Bewertungskommission sowie teilnehmende Städte und Gemeinden Druck: Farbendruck Brühl GmbH, 97340 Marktbreit Papier aus nachhaltiger, zertifizierter Waldbewirtschaftung http://www.dorfwettbewerb.bayern.de