Z 8398 CX Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland Bonn, den 4. Mai 1978

• RENTEN Breschnew Bevölkerung lehnt Rentenpläne der Bundesregierung ab. Ergeb- nisse von Umfragen. Seite 4 in Bonn Auch die Kriegsopfer werden geschröpft. Seite 5 Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion begrüßt die Gelegenheit zu freimütigen deutsch- Und Wortbruch gegenüber den sowjetischen Gesprächen anläßlich des Landwirten. Seite 6 Besuchs des sowjetischen Staats- und • STRUKTURPOLITIK Parteichefs Breschnew, stellt Konflikt zwischen SPD und FDP in einer Erklärung fest. lähmt Handlungsfähigkeit Die Politik der CDU/CSU ist seit Konrad Ade- der Regierung. Seite 7 nauer auf die Sicherung des Friedens in Europa • VERFASSUNGS- gerichtet. Dies schließt die Verständigung und Zu- FEINDE sammenarbeit mit allen unseren Nachbarn ebenso Brandt und Bahr wollen plötzlich ein wie unser Bemühen um die Durchsetzung der vom Radikaien-Erlaß nichts mehr Grundfreiheiten und Rechte für alle Menschen. So wissen. Seite 11 führt eine gerade Linie von der Aufnahme diploma- tischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik • SOZIALPOLITIK Deutschland und der UdSSR unter Bundeskanzler Heinrich Windelen antwortet Adenauer über das völkerrechtlich verbindliche Bundesarbeitsminister Ehren- berg. Seite 12 Bekenntnis CDU/CSU-geführter Bundesregierun- gen zum Prinzip des Gewaltverzichts bis zu frei- • EAK willigen Rüstungsbeschränkungen und Rüstungs- Wir Protestanten — Position heu- kontrollen. te. Kongreß des Evangelischen Die CDU/CSU wird die Fortentwicklung der Arbeitskreises in Kassel. Seite 14 deutsch-sowjetischen Beziehungen nach der so- • DOKUMENTATION wjetischen Haltung in den folgenden Fragen be- Wahlrecht zwischen Wehr- und urteilen: Zivildienst läßt das Grundgesetz O Die CDU/CSU hält unbeirrbar an dem Verfas- nicht zu. Aus der Urteilsbegrün- sungsauftrag fest, in freier Selbstbestimmung die dung des Bundesverfassungsge- richtes, grüner Teil Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden. In Frieden wollen wir die Spaltung Europas und • ÖA Weiter auf Seite 2 Gesamtangebot rosa Teil UiD 18 • 4. Mai 1978 • Seite 2

Fortsetzung von Seite 1 mit ihr die Teilung unseres Vaterlandes überwinden. Drohung und Gewalt lehnen wir ab. Auch verkennen wir nicht die realen Machtverhältnisse. Aber zu der Macht der Tatsachen zählt auch der Wille der deutschen Nation zur Einheit, der seine geschichtliche Kraft behalten wird. Die CDU/CSU verfolgt eine Politik, die den Zusammenhalt unseres Volkes festigt und Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl überwindet. 0 West-Berlin ist der weltweit sichtbare Prüfstein der sowjetischen Entspan- nungspolitik. Freiheit, Sicherheit und Lebensfähigkeit West-Berlins dürfen nicht länger angetastet werden. Das Viermächte-Abkommen ist strikt einzuhalten und voll anzuwenden. Die Bindungen West-Berlins an die Bundesrepublik Deutschland müssen respektiert und entwickelt werden. Die Einbeziehung West-Berlins in internationale Verträge muß auch in der Praxis ihren Ausdruck finden. Die CDU/CSU wird die sowjetische Politik insbesondere danach beurteilen, in welchem Maße sie den erklärten Willen der Menschen in West-Berlin selbst berücksichtigt. © Die UdSSR ist Vertragspartei der Menschenrechtspakte und Mitunterzeichnerin der KSZE-Schlußakte. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion mißt die Aufrichtigkeit der sowjetischen Bereit- schaft zur Zusammenarbeit auch daran, wieweit diese international verbrieften Ansprüche verwirklicht oder verweigert werden. Die CDU/CSU wird sich auch künftig für die Verwirklichung der bürgerlichen und politischen Rechte aller Menschen einsetzen. Unsere selbstverständliche Solidari- tät und Fürsorge gilt dabei den Sowjetbürgern deutschen Volkstums. © Die Deutschen haben ein lebenswichtiges Interesse an einer gleichgewichtigen Abrüstung. Das besorgniserregend anwachsende Offensivpotential des War- schauer Paktes — das gilt insbesondere für die Produktion von Panzern und Mittelstreckenraketen — macht Fortschritte bei den Verhandlungen über MBFR, SALT II und der Generalversammlung für Abrüstung dringend erforderlich. Die CDU/CSU steht uneingeschränkt zu den entsprechenden Vorschlägen der NATO. Sie unterstreicht die entscheidende Bedeutung des nordatlantischen Vertei- digungsbündnisses, insbesondere die deutsch-amerikanische Freundschaft, für Frieden und Sicherheit in Europa. 0 Die CDU/CSU verfolgt mit Sorge, daß die Sowjetunion als bedeutender Industriestaat ihren Beitrag zur Entwicklung der Länder der Dritten Welt laufend verringert, sich aber immer stärker in internationalen Spannungsgebieten militä- risch engagiert. Die Politik des Friedens und der Entspannung bleibt jedoch unteilbar. Sie muß weltweit gelten. 0 CDU/CSU treten für den Ausbau der wirtschaftlichen und kulturellen Beziehun- gen zwischen der Bundesrepublik Deutschland un der UdSSR ein. Der Wirtschaftsaustausch liegt im beiderseitigen Interesse. Er darf nicht zu ein- seitigen Abhängigkeiten führen. Die Fortentwicklung der beiderseitigen Beziehungen setzen gegenseitiges Vertrau- en voraus. Vertrauen kann aber nur gewonnen werden, wenn beide Seiten die friedliche Beziehung unter den Menschen fördern. UiD 18 • 4. Mai 1978 • Seite 3

heime betreiben, Nahverkehrslinien ein- • INFORMATION richten, für die Müllabfuhr sorgen und die Reinigung der Verwaltungsbüros Überstunden sollen selbst bewerkstelligen müsse. Daniels wehrte den Einwand ab, daß Privatisie- abgebaut werden rung staatlicher Aufgaben gleichbedeu- Der Innenausschuß des Bundestages tend mit der Vernichtung von Arbeits- hat auf Vorschlag der CDU/CSU-Abge- plätzen sei. Wenn 1 000 Arbeitsplätze ordneten entgegen dem Vorschlag der fehlen, erklärte er, bedeute das häufig, Bundesregierung einen stufenweisen daß es lediglich an zehn Unternehmern Abbau der Mehrarbeitsvergütung im öf- mangele. fentlichen Dienst beschlossen. Bis zum 31. Dezember 1982 wird damit auch den 3 000 Studenten Beamten im Bereich der inneren Si- erhielten „blauen Brief" cherheit (Bundeskriminalamt, Bundes- grenzschutz, Landeskriminalämter, Be- Fast 3 000 Studenten in Baden-Würt- reitschaftspolizei etc.) jede Mehrarbeit temberg sind zu Beginn des jetzt anlau- durch Freizeit ausgeglichen, die über fenden Sommersemesters Opfer der 40 Stunden im Monat geht, während die Regelstudienzeit geworden — die er- Beamten bisher dafür nur eine beschei- sten in der Bundesrepublik. Falls die dene Stundenvergütung bekommen. Im betroffenen Studenten die zur Prüfung Rahmen des 8. Gesetzes zur Änderung notwendigen Leistungsnachweise nicht beamten- und besoldungsrechtlicher besitzen, müssen sie ihre Studien ab- Vorschriften hat der Innenausschuß be- brechen. Die übrigen müssen sich in- schlossen: Vom 1. Januar 1976 bis 31. nerhalb eines Jahres zur Prüfung mel- Dezember 1978 dürfen noch mehr als 80 den. Nach Schätzungen der Universitä- Monatsüberstunden vergütet werden, ten müssen noch in diesem Jahr zusätz- 1979 maximal 50 Stunden vergütet wer- lich über 5 000 Studenten in Baden- den. In anderen Bereichen (Kranken- Württemberg mit „blauen Briefen" rech- häuser etc.) tritt dieser stufenweise Ab- nen. bau schon ein Jahr früher ein. Abiturienten drängen öffentliche Betriebe zum Wehrdienst privatisieren Die Bundeswehr ist wieder attraktiv. Im- Die CDU-Fraktion im NRW-Landtag will mer mehr junge Männer melden sich viele öffentliche Dienstleistungsunter- freiwillig zum Wehrdienst. Für Abitu- nehmen privatisieren. Die CDU hat rienten, die nur zwei Jahre dienen wol- einen entsprechenden Antrag im Land- len, gibt es sogar schon „Warteschlan- tag eingebracht. In der Debatte über gen". Während sich im letzten Jahr ins- den Antrag beklagte der Bonner Ober- gesamt 6 500 Männer bei der Annahme- bürgermeister (CDU) die stelle in Düsseldorf meldeten, waren es zur Regel gewordene Erkenntnis, daß im ersten Quartal 1978 schon 5 000. Als Staatswirtschaft mit hohen Defiziten Hauptgründe werden die Lage auf dem gleichzusetzen sei. Es sei an der Zeit, Arbeitsmarkt und die Chance einer Be- darüber nachzudenken, ob die öffentli- rufsausbildung bei der Bundeswehr ge- che Hand wirklich Jugend- und Alten- nannt. WD 18 • 4 Mai 1978 • Seite 4

Dies hat besondere Bedeutung, weil • RENTENUMFRAGE sich die älteren Mitbürger von der Ren- tendiskussion in außerordentlich star- kem Maße persönlich angesprochen fühlen. Dies gilt für fast zwei Drittel (62 Bevölkerung lehnt Prozent) der über 65jährigen Bürger Rentenpläne der (Emnid). Bundesregierung ab 2. Regierungspläne werden abgelehnt Einen außergewöhnlichen 24 Prozent aller Befragten lehnen das Vertrauensverlust hat die SPD/FDP- Rentenpaket der SPD/FDP-Bundesre- Bundesregierung beim Thema gierung völlig ab. Nur 18 Prozent sind Renten zu verzeichnen. Die Union mit den Regierungsplänen einverstan- konnte einen starken Kompetenz- den. 57 Prozent der Bundesbürger sind durchbruch erzielen. Dies ergaben nur teilweise mit den Maßnahmen der Untersuchungen des Instituts für Bundesregierung einverstanden (Em- Demoskopie, Aliensbach, von nid). Darin manifestiert sich das große Juni/Juli 1977 und Dezember 1977 Unbehagen der Bürger an den Renten- plänen der Bundesregierung. und des Emnid-Instituts, Bielefeld, vom März 1978. Noch schroffer und deutlicher wird die Ablehnung, wenn man untersucht, was 1. Kompetenzvorsprung der Union ältere Menschen denken: 36 Prozent Im Sommer 1977 hatte die CDU/CSU lehnen das Maßnahmebündel der Bun- bei der Rentensicherung einen Kompe- desregierung komplett ab. Nur 17 Pro- tenzvorsprung von 8 Prozentpunkten zent sind voll einverstanden (Emnid). vor der SPD. Diesen Vorsprung konnte sie bis zum Dezember auf 10 Punkte 3. Sicherung der Renten hat ausbauen. hohe Priorität In dieser Zeit wußten 38 Prozent der Im Dezember 1977 stuften die Bundes- Bundesbürger die Lösungskompetenz bürger neben Terrorismus und Arbeits- bei den Unionsparteien, und nur 28 Pro- losigkeit die Sicherung der Renten in zent hielten die SPD auf diesem Gebiet die Gruppe der drei wichtigsten Proble- für besser (Allensbach). me ein. Neuere Untersuchungen bestätigen den 77 Prozent der Bundesbürger fanden zu Vorsprung der Union von 10 Prozent- dieser Zeit, die Sicherung der Renten punkten (Aliensbach). sei eine besonders wichtige politische Rentner sprechen in ganz besonderem Forderung (Allensbach). Die Betroffe- Maße ihr Vertrauen der Union aus: 51 nen selbst, die Bürger im Rentenalter, Prozent der Bürger im Rentenalter ver- setzen die Prioritäten noch stärker: Mit traut auf sie, wenn es um die Sicherung knapp 90 Prozent liegt bei ihnen die der Renten und deren zukünftige Finan- Rentensicherung auf dem ersten Platz zierung geht. des Katalogs der Forderungen. UiD 18 • 4. Mai 1978 • Seite 5

RENTEN Erbitterung ist gerechtfertigt: Kriegsopfer werden geschröpft

Das 10. Anpassungsgesetz in der sierung der Bundesfinanzen erbringen. Kriegsopferversorgung sieht eine Als Zynismus und ganze und halbe Un- Anhebung der Leistungen des wahrheiten müssen es die Kriegsopfer, Bundesversorgungsgesetzes für die insbesondere die Kriegerwitwen, emp- nächsten drei Jahre lediglich im finden, wenn Bundesregierung und gleichen Umfang vor, wie sie auch Koalitionsparteien ständig wiederholen in den Rentengesetzen vor- — und dies mit irreführenden Prozent- genommen werden sollen. Zugleich zahlen zu beweisen suchen — wie stark sind strukturelle Verbesserungen die Renten in den letzten Jahren ange- vorgesehen. Die Krise der Renten- stiegen seien. Dabei wird bewußt über- versicherung mit der Folge deckt, daß zwischen Renten aus der erheblich gekürzter Anpassungs- Rentenversicherung und der Kriegsop- sätze der Bestandsrenten nach ferversorgung Anrechnungsvorschriften dem 21. Rentenanpassungsgesetz bestehen, daß Erhöhungen der Versi- greift dadurch auch auf die Kriegs- cherungsrenten an den Ausgleichsren- opferversorgung über, stellte ten der Kriegsopfer gekürzt werden, Albert Burger in der Debatte im daß Erhöhungen der Grundrenten am fest. Schadensausgleich gekürzt werden und Die CDU/CSU lehnt die im Gesetz- daß der jeweilige Kriegsbeschädigte entwurf vorgesehene Abweichung und die betroffene Kriegerwitwe durch vom bisherigen Anpassungsmaßstab diese Prozentzahlen völlig falsch be- und vom bisherigen Anpassungsverfah- wertet werden. ren ab. Sie fordert, daß die Leistungen In den Jahren bis 1969 war es in erster der Kriegsopferversorgung für 1979 in Linie der Leistungskraft der Sozialen der Höhe angepaßt werden, wie sie sich Marktwirtschaft zu verdanken, daß die aus der Entwicklung der Bruttolöhne in Aufwendungen für die Kriegsopfer und dem maßgebenden Zeitraum ergibt. Sozialrentner von Jahr zu Jahr gestei- Die Erbitterung und Enttäuschung der gert werden konnten. Dies ist nicht das betroffenen Kriegsopfer ist nur allzu Verdienst der heute Regierenden, son- verständlich, wenn sie feststellen müs- dern derjenigen, die seinerzeit die So- sen, daß durch übernommene Kürzun- ziale Marktwirtschaft mit freiem Unter- gen des 20. und 21. Rentenanpassungs- nehmertum und freier Konsumwahl ge- gesetzes bis 1981 Einsparungen im gen den oft erbitterten Widerstand der Kriegsopferetat von über zwei Milliar- SPD durchgesetzt haben. Die heutige den entstehen werden. Keine andere Misere ist zu einem großen Teil auch Gruppe muß soviel Opfer für die Stabili- auf die von der sozial-liberalen Koalition UiD 18-4. Mai 1978 • Seite 6

zu verantwortenden Wirtschaftspolitik jährlich ca. 150 Millionen DM ausma- zurückzuführen, die nur allzuoft von so- chen. Dies kann nicht genügen, wenn zialistischer Ideologie bestimmt ist. man von zwei Milliarden DM Einsparun- Die strukturellen Verbesserungen des gen im Bundeshaushalt ausgeht. 10. Anpassungsgesetzes sind zu begrü- Die CDU/CSU wird deshalb im Aus- ßen. Es sind Verbesserungen im Be- schuß für Arbeit und Sozialordnung reich der Heilbehandlung, der Kriegs- weitergehende Anträge einbringen. Sie opferfürsorge, der Elternrenten, des betreffen als erstes den Berufsscha- Schadensausgleichs für Kriegsbeschä- densausgleich. Auch der Schadensaus- digte unter 50 Prozent und vor allem gleich für Witwen soll verbessert wer- auch die Einführung einer weiteren Stu- den. Ebenso halten wir im Bereich der fe der Pflegezulage für Schwerstkriegs- Elternrenten Verbesserungen für erfor- beschädigte. Die Mehrkosten werden derlich. Wortbruch gegenüber Landwirten Von den durch Willkür und Wortbcuch ab 1. 1. 1980 432,70 DM 288,70 DM gekennzeichneten Plänen der Bundes- ab 1. 1. 1981 450,10 DM 300,30 DM regierung und der SPD/FDP-Koalition, In ähnlichem Umfang wie die Leistun- die Zuwachsraten der Renten in der gen in der landwirtschaftlichen Alters- Rentenversicherung zu kürzen und die hilfe gekürzt werden, sollen auch Land- bewährte bruttolohnbezogene, dynami- abgabenrente und Waisengeld, die an sche Rente aufzugeben, wird auch im die Höhe des Altersgeldes gekoppelt Bereich der Landwirtschaft ein beacht- sind, vermindert werden. Die monatli- licher Personenkreis betroffen. Rund chen Kürzungen bei der landwirtschaft- 560 000 Empfänger der landwirtschaftli- lichen Altershilfe betragen 1979 10,— chen Altershilfe, rund 43 500 Empfänger DM; 1980 20— DM und 1981 30— DM. von Landabgabenrente und ca. 18 600 Waisen und Halbwaisen bekommen un- Diese Verminderung des landwirtschaft- lichen Altersgeldes trifft die alten Bäue- mittelbar die Auswirkungen zu spüren. rinnen und Bauern angesichts ihrer oh- Nach bisher geltendem Recht würde nehin niedrigen ,,Rente" besonders die landwirtschaftliche Altershilfe mo- hart. natlich betragen: Allein- Die sich aus den Kürzungen ergeben- Ehepaar stehende den Einsparungen kommen auch nicht den landwirtschaftlichen Alterskassen ab 1. 1. 1979 426,66 DM 284,72 DM zugute, sondern verfallen in Höhe von ab 1. 1. 1980 453,11 DM 302,37 DM 250 Millionen DM der Bundeskasse. ab 1. 1. 1981 480,75 DM 320,81 DM Die Bundesregierung und SPD und FDP Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion lehnt wollen die monatlichen Leistungen wie die durch Willkür und Wortbruch ge- folgt festlegen: kennzeichneten Pläne von SPD und FDP zur Rentensanierung und damit Allein- auch die wesentliche Schlechterstel- Ehepaar stehende lung der landwirtschaftlichen Alters- ab 1. 1. 1979 416,— DM 277,60 DM geldempfängerais unsozial ab. UiD 18 • 4. Mai 1978 • Seite 7

STRUKTURPOLITIK Konflikt zwischen SPD und FDP lähmt Handlungsfreiheit

Auf den unüberbrückbaren Gegen- me durch publikumswirksames Krisen- satz zwischen den wirtschafts- management zu lösen, sondern wirkli- politischen Beschlüssen des SPD- che Entscheidungen über qualitative Parteitages vom November 1977 in Veränderungen des wirtschaftspoliti- Hamburg und den kurz zuvor in schen Kurses gefordert sind. Der Bun- Kiel verabschiedeten wirtschafts- desregierung fehlt wegen des ord- politischen Thesen der FDP hat nungspolitischen Konfliktes zwischen Kurt H. Biedenkopf in der Debatte den Regierungsparteien die politische über die große Anfrage der Kraft zur Überwindung der seit nun- CDU/CSU zur sektoralen Struktur- mehr einem halben Jahrzehnt andau- politik hingewiesen. ernden wirtschaftlichen Stagnation und damit zu einem Neubeginn. Während die SPD und damit auch Von Unternehmen und privaten Haus- der Bundeskanzler und andere Re- halten können die notwendigen Investi- gierungsmitglieder mit führenden Äm- tionen nur erwartet werden, wenn die tern in der Sozialdemokratischen Partei festgelegt sind auf den Weg in die diri- Regierung zuvor Klarheit über ihre Wirt- schaftspolitik geschaffen hat. Ange- gistische Investitionssteuerung und da- sichts vielfältiger praktischer Erfahrun- mit die Ablösung unternehmerischer In- gen geht die Bevölkerung davon aus, itiative und der Kräfte des Marktes daß die Bundesregierung ihre Politik durch bürokratische Gruppenparität nicht gegen den Willen der SPD formu- und Bevormundung, hat die FDP in Kiel lieren kann. eine marktwirtschaftliche Politik be- schlossen, die zahlreiche Berührungs- Deshalb muß das politische Bekenntnis punkte mit den wirtschafts- und ord- des FDP-Wirtschaftsministers zu Prinzi- nungspolitischen Vorstellungen der pien der Marktwirtschaft in der gegen- Union aufweist. wärtigen Koalition letztlich wirkungslos bleiben. Das für einen Neubeginn der Dieser nicht nur oberflächliche, son- Wirtschaft und für ein zukunftsorientier- dern an die Grundlagen der Wirt- tes Verhalten der Bevölkerung notwen- schaftspolitik reichende politische Kon- dige Vertrauen in die Fortsetzung der flikt zwischen den Koalitionsparteien ist Marktwirtschaft kann die gegenwärtige der eigentliche Grund für die geringe Bundesregierung nicht wiederherstel- Aussagekraft der Antwort der Bundes- len. regierung auf die große Anfrage der Opposition. Er lähmt die Handlungsfä- sagte in der Debatte u. a.: higkeit der Bundesregierung zu einer Die Bundesregierung behauptet, alles Zeit, wo es nicht genügt, Tagesproble- getan zu haben, was wirtschaftspoli- UiD 18-4. Mai 1978 • Seite 8 tisch erforderlich sei. Wir bestreiten Unsere große Anfrage hat den Zweck, das: Die Möglichkeiten der deutschen • die Bundesregierung zu veranlas- Wirtschaftspolitik 1978/79 sind nicht sen, hier ihre Vorhaben zur sektoralen ausgeschöpft. Strukturpolitik öffentlich und verbind- Unsere Volkswirtschaft mußte ,,in den lich zu erklären, ersten beiden Jahrzehnten der Nach- durch eine parlamentarische De- kriegszeit" mit größeren strukturellen batte mehr Klarheit in ordnungs- und Problemen fertig werden als in jüngster wirtschaftspolitischen Grundfragen zu Zeit. Das „Tempo des Strukturwandels" gewinnen und hat keineswegs zugenommen. Manche • von daher aktuelle wirtschaftspoli- mit „Strukturen" begründeten Sorgen tische Antworten zu geben. scheinen „einem allgemeinen Unbeha- Dem SPD-Abgeordneten Wolfgang Roth gen, einer allgemeinen Unsicherheit, gebührt das Verdienst, ehrlich mitge- möglicherweise auch dem Gefühl zu teilt zu haben, was mit Strukturpolitik, entspringen, unbekannten Aufgaben wie sie Sozialisten verstehen, wirklich der Zukunft, wie sie der ganz normale gemeint fst (W. Roth „Strukturpolitik Strukturwandel der Wirtschaft ständig und überbetriebliche Mitbestimmung" mit sich bringt, weniger als früher ge- in „Mitte Links" 1977, S. 77 ff.): Er ver- wachsen zu sein". wirft die Soziale Marktwirtschaft und So müssen wir aufpassen: Mit dem fordert eine „staatliche Planung, die Wort „Strukturkrise" wird Angst er- nicht nur als datensetzende Rahmen- zeugt! Neben der Weltwirtschaftskrise, planung zu verstehen ist"; die „voraus- die, wie die Bundesregierung sagt, an schauende Strukturpolitik" müsse die allem schuld sei — von den Renten „Globalpolitik" ergänzen und diene über die Arbeitslosigkeit und die ver- weitgehend der „Beeinflussung der In- minderten Chancen junger Menschen vestitionsabsichten und -maßnahmen". bis zur Reformunfähigkeit in Staat und Die hierfür vorgesehenen, paritätisch Gesellschaft. mitbestimmenden Gremien sollten „über Wir haben nichts gegen mehr Transpa- einen eigenen Apparat verfügen kön- renz und Information, nichts gegen nen". Analysen zu strukturellen Problemen, So wie Jochen Steffen früher dafür plä- welche wissenschaftliche Institute im dierte, auf steuerlichem Gebiet die Be- Wettbewerb aufstellen. Wir haben alles lastbarkeit der deutschen Marktwirt- gegen amtliche Prognosen, die Dirigis- schaft zu erproben, so empfiehlt nun mus erzwingen. Niemand nämlich hat Wolfgang Roth: Zur Investitionslenkung seine Augen und Ohren besser im künf- müsse durch „politische Praxis als tigen Markt als das Unternehmen, das Lernprozeß" geprüft werden, „inwieweit auch morgen sich in diesem Markt mit die bestehenden Steuerungsinstrumen- dem Produkt seiner Mitarbeiter erfolg- te des Marktes und der staatlichen In- reich behaupten will. Die genialste Be- tervention den anstehenden komplexen hörde und der begabteste Politiker kön- Problemen jeweils gerecht werden kön- nen nicht schneller und besser sein als nen". Die Wirtschaft, ohnehin über Ge- der, der nicht nur alle Verästelungen bühr durch Steuern und Paragraphen des Marktes kennt und selber Neuerun- gelähmt, soll nun noch Schläge auf den gen entwickelt, sondern selbst das Risi- Kopf bekommen. Sie walzen nieder und ko für sein Wagnis trägt. erwarten Ernte! UiD 18-4. Mai 1978 • Seite 9

meinsamer Volksfront-Aktionen mit KOALITION Kommunisten fand eine erneute und beredte Bestätigung durch ein Interview des Judo-Vorsitzenden Christoph Sträs- SPD zeigt Respekt ser in der offiziellen DKP-Tageszeitung In Kreisen der Bonner Koalitionspartei- „UZ" vom 20. April 1978. Es ist nicht nur en, insbesondere der SPD, werden mit ein Skandal, daß Strässer durch die Argusaugen die Kongresse der CDU Gewährung eines Interviews für die Zei- und ihre starke Wirkung in der Öffent- tung einer Partei mit verfassungsfeindli- lichkeit verfolgt. Bisherige Versuche, chen Zielsetzungen diese politisch sa- dieses offene Gespräch zwischen Politi- lonfähig zu machen hilft, sondern auch kern und der Wissenschaft zu diffamie- das Interview als solches zeigt den poli- ren bzw. herunterzuspielen, haben sich tisch abwegigen und eindeutig antilibe- offensichtlich als untauglich erwiesen. ralen Kurs der Jungdemokraten, stellt Nach der jüngsten Fachtagung „Ver- MdB Gerd Langguth hierzu fest. waltete Bürger — Gesellschaft in Fes- Strässer spricht von einem „Abbau der seln" gibt jetzt sogar das SPD-Zentral- demokratischen Grundrechte", mit dem organ „Vorwärts" (27. April 1978) zu: man (wer — die SPD/FDP-Regierung?) Eine vernünftig konzipierte Veranstal- im Zusammenhang mit den Gesetzen tung, mit der die CDU versucht, die zur Bekämpfung des Terrorismus „auf Kompetenz für die Darstellung des poli- kaltem Wege demokratische Zustände tischen Problembewußtseins zu erlan- beseitigen will". Diese und andere Fest- gen. stellungen von Strässer zeigen, daß die Weiter heißt es: Mit dieser Tagung und „Jungdemokraten" in wichtigen politi- der Veranstaltungsreihe, in der sie schen Fragen immer mehr dem politi- steht, wird die Absicht im zentralen schen Liebeswerben durch DKP und Management der CDU deutlich, zwi- SED/FDJ erlegen sind. schen den Wahlen soziale Sachverhalte durch die Organisation politischer Dis- Nölling verteilt nun kussionen ernsthaft zu beschreiben. auch noch Geschenke Von der Konzeption der Kongresse darf eine politische Fernwirkung er- Noch immer steht nicht endgültig fest, wartet werden, deren Bedeutung nicht wieviel Hamburgs Steuerzahler für den zu überschätzen ist: weil hier zum er- Blohm-Skandal zu berappen haben. sten Mal eine konservative Partei durch Schon jetzt sind es aber mindestens 20 eine wohlüberlegte Veranstaltungskon- Millionen Mark. Da leistet sich Wirt- struktion versucht, die Problembe- schaftssenator Nölling (SPD) den näch- schreibungskompetenz der gesell- sten Skandal. Als Aufsichtsratsvorsit- schaftlichen Produktivkraft Wissen- zender der Hamburger Hafen- und La- schaft für sich zu gewinnen. gerhaus AG (HHLA) machte Nölling einem hoch dotierten Manager aus Mit- Judo-Vorsitzender teln dieses Staatsbetriebes zum ^jähri- auf DKP/SED-Kurs gen Dienstjubiläum ein Geschenk von 15 000 Mark. Wie es heißt, konnte der Die bei Jungsozialisten und Jungdemo- Wirtschaftssenator keine Erklärung für kraten seit Jahren übliche Praxis ge- seine ungewöhnliche Großzügigkeit ab- UiD 18-4. Mai 1978 • Seite 10

geben. Geld spielt beim Wirtschaftsse- wußtsein unseres Volkes zu erhalten. nator offensichtlich keine Rolle, solan- Insbesondere soll die Weiterentwick- ge es nicht aus seiner eigenen Tasche lung der Kulturleistungen der ost- und kommt. mitteldeutschen Bevölkerung unter- stützt werden. Diese Kulturleistung wird Ein roter Genosse aus Bonn vom ganzen Parlament als Bestandteil in Moskau deutscher Nationalkultur angesehen. Auf Einladung des sowjetischen „Komi- tees zum Schutz des Friedens" reiste Solidarität mit den Linken unter Leitung des Unterbezirksvorsit- Karl-Heinz Hansen, Manfred Coppik, zenden Rudolf Maerker eine Gruppe Dieter Lattmann und Erich Meinike, die von Bonner SPD-Mitgliedern in die „vier standhaften Linken" der SPD-Bun- UdSSR. In einem Interview mit „Nowo- destagsfraktion, haben jeder etwa ein- sti" am 29. März 1978 auf die Frage: tausend „Solidaritätsschreiben" wegen „Was meinen Sie über das Vorhaben ihres Abstimmungsverhaltens zu den der Militärkreise, die Neutronenwaffen Anti-Terroristengesetzen erhalten. Viele vom Stapel laufen zu lassen und sie auf dieser Dankschreiben stammen von dem bundesdeutschen Territorium zu SPD-Vorständen in Ortsvereinen, Unter- stationieren?" antwortete Maerker: bezirken, Juso-Gliederungen usw. Nicht „Wir stehen auf der richtigen Seite der selten wird ihnen mitgeteilt, daß sie bei Barrikade." In der Menschenrechtsfra- einer weiteren Zuspitzung des politi- ge stellte SPD-Maerker die UdSSR auf schen Dissens mit der Fraktions- und die gleiche Stufe mit der Bundesrepu- Parteiführung auf eine politische Zu- blik Deutschland: „Jeder Staat hat sei- sammenarbeit mit den Absendern bau- ne Menschenrechtsprobleme, aber wir en könnten. sollten uns soweit respektieren, daß wir diese Probleme unserer Staaten lösen SPD: Bei Breschnew und nicht mit den Fingern auf den an- „wenig hilfreich" deren zeigen." Als „wenig hilfreich" hat der Vorstand Lügenpropaganda der SPD-Bundestagsfraktion eine Ak- widerlegt tion der Gefangenenhilfsorganisation „amnesty international" anläßlich des Mit erheblicher Verspätung hat die Bun- Besuches des sowjetischen Staats- und desregierung ihren Bericht gemäß § 96 Parteichefs Leonid Breschnew in der des Bundesvertriebenengesetzes vorge- Bundesrepublik beurteilt. Die Organisa- legt. Die erstmalige öffentliche Bericht- tion hatte alle Abgeordneten des Deut- erstattung im Parlament widerlegt die schen Bundestages aufgefordert, eine Behauptungen der kritischen Eiferer im an Breschnew gerichtete Petition zu Inland und der Agitatoren des Ost- unterschreiben, in der sich „amnesty blocks, daß mit den Steuermitteln in international" für die Freilassung von 21 Höhe von 3,7 Millionen DM Kriegshetze namentlich aufgeführten politischen und revanchistische Tätigkeit finanziert Gefangenen in der Sowjetunion ein- würden. Vielmehr gilt es, den gesetzli- setzt. Der SPD-Vorstand empfahl den chen Auftrag zu erfüllen, das Kulturgut SPD-Abgeordneten, diese Petition nicht aus den Vertreibungsgebieten im Be- zu unterschreiben. UiD 18 • 4. Mai 1978 • Seite 11

VERFASSUNGSFEINDE SPD will nichts mehr davon wissen

Brandt, Bahr und Koschnik haben re Sicherheit bedrohen und die Hand- in der vergangenen Woche lungsfähigkeit des Staates zum Schutz verkündet, der 1972 von Brandt der Bürger schwächen. Sie würde ins- gemeinsam mit den Regierungs- besondere von den Stellungssuchenden chefs aller Länder gefaßte sog. jungen Menschen nicht verstanden wer- „Radikalen-Erlaß" sei nicht mehr den, die fachlich qualifiziert sind und existent. Man wolle wieder „zum sich eindeutig zu unserer Verfassung Recht zurückkehren". Brandts bekennen, aber keine Beschäftigung im bedeutendster Einflüsterer, SPD- öffentlichen Dienst finden können. Es Bundesgeschäftsführer , hätte der SPD besser zu Gesicht ge- deklamierte sogar im Deutschland- standen, sich der Sorgen dieser wach- funk, der Erlaß gehöre „auf den senden Zahl junger Menschen anzuneh- Müllhaufen". men. Die Gründe, die gegen den Beschluß Mit dieser Aussage beweist die SPD der Regierungschefs oder seine Hand- ein mehr als merkwürdiges Staats- habung ins Feld geführt werden, sind verständnis. Ein im Grundgesetz nicht fadenscheinig. Die „Rückkehr zum Be- vorgesehener Parteivorstand fühlt sich amtenrecht" zu empfehlen, wie Egon berechtigt, den gemeinsam gefaßten Bahr dies tut, ist eine grobe Irreführung Beschluß eines Bundeskanzlers und der Öffentlichkeit. Der Beschluß der Re- sämtlicher Ministerpräsidenten aufzu- gierungschefs konnte und wollte kein heben, erklärt MdB Gerhard Redde- neues Recht setzen, sondern aus- mann. Ministerpräsident Gerhard Stol- schließlich eine einheitliche Handha- tenberg stellte zu den Äußerungen der bung des bereits geltenden Rechts für SPD-Spitze fest: den öffentlichen Dienst sicherstellen. Unser Land hat eine Welle terroristi- Entscheidungen der obersten Gerichte scher Anschläge erlebt. Wir alle stehen haben die Zulässigkeit der Praxis unter dem Eindruck der jüngsten Ge- grundsätzlich bejaht und noch einmal schehnisse in Italien. Kommunistische herausgestellt, daß eine verfassungs- Parteien propagieren unverhüllt den be- rechtliche Pflicht zum Fernhalten von waffneten Kampf zum Umsturz der be- Verfassungsfeinden aus dem öffentli- stehenden Ordnung. Allen wird damit chen Dienst besteht. immer deutlicher, welche überragende Es gibt keine sachlichen Gründe für die Bedeutung die Verfassungstreue der Sozialdemokraten, sich von der seiner- Mitarbeiter im öffentlichen Dienst für zeit gemeinsamen Auffassung loszusa- die Bewahrung unserer freiheitlichen gen. Es sind vielmehr die Forderungen demokratischen Staatsordnung hat. des linken Flügels der SPD, der sich zu- Die Zulassung von Verfassungsfeinden nehmend in der innerparteilichen Diskus- zum öffentlichen Dienst würde die inne- sion in der SPD durchzusetzen vermag. UiD 18 • 4. Mai 1978 • Seite 12

denn bewerkstelligen könne. In diesem • SOZIALPOLITIK Zusammenhang habe ich gesagt, daß die Ausgabenblocks der öffentlichen Haushalte sich wie folgt belaufen: 46 Prozent Transferausgaben, 42 Prozent Unions-Angebot Staatskonsum, 7 Prozent Investitionen und 3,6 Prozent Schulden, d. h. Zinsen- wurde mißbraucht dienst. Da im Bereich der Investitionen keine Einsparungen möglich sind, son- hat in der dern nach der übereinstimmenden Auf- Rentendebatte im Bundestag dem fassung des ganzen Hauses mehr auf- stellvertretenden Fraktions- gewendet werden muß, bliebe nur noch vorsitzenden der CDU/CSU- der Bereich Transfer und Staatskon- Bundestagsfraktion, Heinrich sum. Windelen, vorgeworfen, er habe Transferleistungen werden heute selbst in seiner Eigenschaft als Vor- mit mittleren Einkommensbereich bis sitzender des Haushaltsausschusses zu etwa 45 Prozent von den Begünstig- gefordert, die Sozialausgaben ten selbst finanziert. Die Zwischener- müßten abgebaut werden. Er habe gebnisse der Untersuchung der Struk- auf ein Dementi von Windelen tur der Transferausgaben haben erge- ben, daß die Transferströme, d. h. die gewartet, das aber sei nicht erfolgt. Einkommensübertragungen, nicht mehr, Dazu erklärt Heinrich Windelen wie wir es wünschen, durchgängig von im Bundestag folgendes: den Leistungsfähigen zu den Leistungs- schwachen fließen, sondern teilweise Ich habe am 14. April 1978 eine Pres- geradezu umgekehrt. Ich habe darauf- seerklärung abgegeben, in der ich hin gesagt, diese Dinge müssen wir mich bezogen habe auf den einstimmi- durchforsten, d. h. zu einer Neufestset- gen Beschluß des Bundestages, der auf zung der Prioritäten im Transferbereich den einstimmig gefaßten Beschluß im kommen, damit wir das sozial Gebotene Haushaltsausschuß zurückgeht, daß und Notwendige auch in Zukunft noch nämlich mit der Vorlage des Entwurfs leisten können. des Haushaltsplans für das Jahc 1978 und der Fortschreibung der Finanzpla- Dies war ein Angebot der Opposition, nung bis zum Jahre 1982 darauf hinzu- dabei verantwortlich mitzuwirken. Es wirken sei, daß der Haushalt des Bun- wurde mir angekündigt, daß dieses An- des unter Berücksichtigung des Artikels gebot mißbraucht werden würde, um 115 GG, der bindend vorschreibt, daß die Opposition zu diskriminieren. Ich die Schuldaufnahme die Höhe der inve- stelle zu meinem Bedauern fest, daß die stiven Ausgaben nicht übersteigen darf, besorgten Kollegen, die Herrn Ehren- dauerhaft konsolidiert wird. Dazu muß berg besser kannten als ich, leider der Schuldenzuwachs mittelfristig ab- recht behalten haben, daß hier ein gebaut werden und die Neuverschul- wichtiger Ansatz zur gemeinsamen Be- dung niedriger liegen als bisher. wältigung schwieriger Fragen für die Ich halte es für verständlich, daß Jour- Zukunft unseres ganzen Volkes unnütz nalisten daraufhin fragen, wie man dies vertan worden ist. UiD 18 • 4. Mai 1978 • Seite 13

ZEITTAKT Das hat die CDU/CSU zugunsten der Postkunden durchgesetzt

Der Postverwaltungsrat hat in der — jetzt bekommen sie 30 Gesprächs- vergangenen Woche weitreichende einheiten pro Monat gratis. Beschlüsse über die Einrichtung Durch Anträge der CDU/CSU wurde von Telefon-Nahbereichen sowie ferner bewirkt: — daß der Mondschein- Gebührenmaßnahmen getroffen. tarif ab 1. Juli 1978 auf samstags 14.00 Wenn dabei auch nicht alle Uhr vorverlegt wird — daß der Zeittakt Wünsche der CDU/CSU erfüllt im Nachttarif I für Entfernungen von wurden, so konnten doch durch 50 bis 100 km um 25% und für Entfer- sieben Alternativvorschläge und nungen über 100 km um 20% erweitert vier erzwungene Debatten im wird — daß Zeitgeber für die Distanz Bundestag die Vorstellungen der von 16 Minuten entwickelt wurden. Bundesregierung sowie der Um noch besonders gravierende Härten SPD/FDP bezüglich Telefon- zu beseitigen, schlagen CDU/CSU vor: Nahbereiche und Zeittakt durch — für die Zeit von 23.00 bis 6.00 Uhr CDU/CSU in wesentlichen Punkten einen 16-Minuten-Takt festzulegen, um zugunsten der Bürger verändert die Spitzenbelastung des Mondschein- werden, stellte MdB Werner tarifs weiter zu entzerren Dollinger fest. — entsprechend der Entschließung der Minister-Konferenz für Raumordnung So war nach den Erklärungen des vom 20. April 1978 die Fernsprech-Nah- Bundespostministers bis zum 28. Ja- bereiche zumindest auf einen Radius nuar 1976 nur ein Zeittakt von 4 Minu- von 25 km auszudehnen. ten möglich — jetzt sollen es 8 oder Mit der vorgesehenen Senkung der Te- 12 Minuten sein. lefon-Grundgebühr entspricht der Bun- — Bei der Telefonseelsorge war für despostminister einer seit langem erho- den Bundespostminister keine Ausnah- benen Forderung der CDU/CSU und me vom Zeittakt möglich — jetzt werden bestätigt damit gleichzeitig, daß ihre der Telefonseelsorge und der Wohl- Behauptung, die Telefon-Gebühren sei- fahrtspflege drei Sondernummern ohne en überhöht, richtig war. Zeittakt zur Verfügung gestellt. Die jetzt vorgesehene Anhebung der — Berlin konnte nach Erklärung des Postgebühren macht dagegen deutlich, Bundespostministers vom Zeittakt nicht daß der Bundespostminister nur dann ausgenommen werden — jetzt bleibt gewillt ist, etwas mit der einen Hand zu Berlin vom Zeittakt verschont. geben, wenn er mit der anderen Hand — Für sozial Schwache, alte und kran- wieder nehmen kann. Dies ist in den ke Menschen war für den Bundespost- Augen der Bürger keine gute Politik minister keine Vergünstigung möglich des Bundespostministers. UiD 18-4. Mai 1978 • Seite 14

EVANGELISCHER ARBEITSKREIS Wir Protestanten — Position heute

„Der Evangelische Arbeitskreis Waldeck, Dr. Hans-Gernot Jung, am der CDU/CSU hat seit einiger Zeit Vorabend des offiziellen Tagungsbe- deutlich an Profil gewonnen" — ginns stand unter dem Thema „Unsere beginnt in der letzten Wochenend- Kirche heute". Die zur Eröffnung gehal- ausgabe des „Deutschen All- tenen Referate von Professor Dr. Trutz gemeinen Sonntagsblattes" ein Rendtorff, München, und Ministerpräsi- Artikel des Vizepräsidenten der dent beschäftigten EKD-Kirchenkanzlei Erwin Wilkens sich unter theologischer und politischer anläßlich der vom 28. bis Schwerpunktbildung mit dem Leitthema 30. April in Kassel stattgefundenen der Tagung und stellten protestantische 22. Bundestagung des Evan- Positionen der Gegenwart deutlich her- gelischen Arbeitskreises der aus. CDU/CSU. „Wir Protestanten — Stoltenberg erklärte u. a., daß das un- Positionen heute" war das Leit- terschiedliche Wahlverhalten der Prote- thema des Kongresses, zu dem sich stanten und Katholiken gegenüber den nahezu 700 Teilnehmer aus der Unionsparteien nach wie vor gegeben ganzen Bundesrepublik angemeldet sei; er wies darauf hin, daß es immer hatten. Auffallend, daß die Hälfte noch besondere Wirkungen aus der als Mitglieder den Unionsparteien Eigenart und der Tradition der beiden nicht angehörte; auffallend, daß Konfessionen gibt.Rendtorff führte aus, mehr als 100 evangelische Pfarrei- daß die öffentliche Geltung des Chri- unter den Tagungsgästen waren. stentums sehr viel mit der Zukunft der Freiheit zu tun habe. In den vielen Gesprächen am Rande Mit dem Freiheitsbegriff setzte sich der Veranstaltung war immer wieder dann auch der CDU-Vorsitzende Helmut zu hören, wie stark die Bedeutung des Kohl auf der öffentlichen Schlußkund- Arbeitskreises gerade für die im vorpo- gebung auseinander. Er rief dazu auf, iitisch evangelisch-gebundenen Bereich wieder mehr Freiheiten, mehr Chancen tätigen Menschen ist. Sie sehen in ihm zur Selbständigkeit zu geben und ge- ein Stück Hoffnung, eine ideologisch gen alle totalitären Versuchungen den nicht befrachtete Verbindungsbrücke Glauben an die Überlegenheit der Frei- zwischen Kirche und Politik. Es kamen heit zu setzen. Ordnung und Freiheit — sicherlich viele nach Kassel, die sich so führte Helmut Kohl weiter aus — von ihrer Kirche auch im Stich gelassen müßten zu einer fruchtbaren Synthese fühlen, die Orientierungspunkte suchen verbunden werden. Dabei müsse sich in einer theologisch oft verworrenen die Freiheit in Staat und Gesellschaft in Welt. den konkreten Freiheiten für den einzel- Der Vortrag des Landesbischofs der nen bewähren. Auf Dauer aber gehe sie Evangelischen Kirche von Kurhessen- zugrunde, wenn sie nicht durch freiwilli- UiD 18 • 4. Mai 1978 • Seite 15 ge Bindungen der Bürger ermöglicht und Thies, Heidelberg, stark beachtete und begrenzt werde. Helmut Kohl ging Einführungsreferate hielten. Die nahezu dann auch noch auf die politische Ent- 700 Tagungsteilnehmer, die in Kassel wicklung jener Jahre nach 1969 ein. anwesend waren, lernten den Evangeli- „Die Visionen von einst sind längst in schen Arbeitskreis erneut als ein offe- Alpträume umgeschlagen. Viele unse- nes Forum kennen, welches sich auch rer Probleme sind politisch verursacht. kritischen Anfragen nicht verschließt. Wenn die Regierung manchmal nichts Dies kam besonders deutlich in den getan hätte, wäre es besser gewe- Diskussionen der einzelnen Arbeitskrei- sen. Verwaltungsreformen haben viel- se zum Ausdruck. fach die soziale Umwelt der Menschen Zu Beginn der Bundestagung waren die zerstört, ohne Rücksicht auf die Folgen Delegierten aus den einzelnen Landes- für die Menschen. Verstärkte Zentrali- arbeitskreisen in Kassel zusammenge- sierung hat den Bürger der Politik und treten, um für die nächsten zwei Jahre ihren Entscheidungen entfremdet. Die den neuen Bundesvorstand des Evan- SPD ist ausgezogen, mehr Demokratie gelischen Arbeitskreises zu wählen. zu wagen, und sie hat mehr Bürokratie Gerhard Schröder hatte nach mehr als gebracht! Parteien haben Erwartungen 22jähriger Tätigkeit im Amt des Vorsit- geweckt, die nicht zu erfüllen waren. zenden auf eine Wiederwahl verzichtet. Sie haben zuviel versprochen und zu Mit einem überaus großen Vertrauens- wenig gefordert." votum wählten die Delegierten den zu- Zuvor hatte der stellvertretende Bun- künftigen Kultusminister Baden-Würt- desvorsitzende des Evangelischen Ar- tembergs, Professor Dr. Roman Herzog, beitskreises der Unionsparteien, Wer- zu seinem Nachfolger. Gerhard Schrö- ner Dollinger, sich auf der öffentlichen der wurde unter großem Beifall der De- Schlußveranstaltung u. a. mit dem legierten einstimmig zum Ehrenvorsit- christlichen Menschenbild beschäftigt. zenden des EAK gewählt; Roman Her- Auch für ihn stellte sich dabei die Frage zog dankte ihm — ebenso wie auch nach der Eigenverantwortlichkeit des Helmut Kohl im Rahmen der öffentli- Bürgers. Manche Entwicklungen in der chen Schlußveranstaltung — für die jungen Generation hingen auch damit langjährige Arbeit im Evangelischen Ar- zusammen, daß manche sich Illusionen beitskreis. machten und dann erleben mußten, wie Die bisherigen stellvertretenden Vorsit- ihr Traumgebäude zusammenbrach. zenden des Arbeitskreises Werner Dol- Unter großem Beifall rief Dollinger aus, linger, Wilhelm Hahn, Kai-Uwe v. Hassel daß wir den Menschen die Heilige wurden in ihren Ämtern bestätigt; neu Schrift wieder ins Bewußtsein bringen wurde der bisherige Beisitzer Friedrich müßten, wenn wir sie zu realistischem Vogel zu einem der vier Stellvertreter Handeln bewegen wollten. Roman Herzogs gewählt. Unter den In den vier Arbeitskreisen der diesjähri- zwölf Beisitzern ergaben sich ebenfalls gen Bundestagung ging es um Proble- bei den Wahlen einige Veränderungen. me und Fragen der Theologie, der Fa- Neu gewählt wurden u. a. der rheini- milie, der Bürokratisierung unseres Le- sche CDU-Bundestagsabgeordnete Pe- bens sowie die Bildung, wozu die Pro- ter von der Heydt sowie der ehemalige fessoren Rössler, Tübingen, Schlei- baden-württembergische Justizminister cher, Hamburg, Oberndörfer, Freiburg, Dr. Traugott Bender. UiD 18-4. Mai 1978 • Seite 16

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