Mitteilungen Aus Dem Bundesarchiv
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Das Bundesarchiv Mitteilungen aus dem Bundesarchiv www.bundesarchiv.de Heft 1/2013 21. Jahrgang Inhalt Zu diesem Heft 60 Jahre Bundesarchiv – Eine Standortbestimmung 3 Michael Hollmann Festvortrag Hans Booms und das Bundesarchiv 7 Rainer Blasius Sektion 1 – Überlieferungsbildung durch das Bundesarchiv Überlieferung, Erschließung und Nutzung von Unterlagen der NS-Diktatur in der Abteilung Deutsches Reich 26 Simone Walther Spezifika in der Überlieferung zentraler staatlicher ziviler Stellen der DDR. Beispiele mit Nutzungs- 29 empfehlungen Evely Grünspek Die Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv: Überlieferung, 34 Erschließung und Benutzung Henning Pahl Der Wandel der Bundeswehr zu einer Armee im Einsatz und damit verbundene Veränderungen in der 38 Überlieferungsbildung Michael Steidel Überlieferungsbildung zwischen analog und digital. Erfahrungen bei der Übernahme von digitalem Archivgut 44 Vera Zahnhausen Sektion 2 – Zugang zu Unterlagen des Bundes Möglichkeiten und Grenzen des Zugangs zu Unterlagen der Nachrichtendienste. Geschichtsaufarbeitung 52 des Bundesnachrichtendienstes im Spannungsfeld zwischen Geheimhaltung und Transparenz Bodo Hechelhammer Chancen und Schwierigkeiten bei der Auswertung zeitnaher amtlicher Unterlagen in Archiven und Behörden 61 Stefan Klemp MF 1 Inhalt Sektion 3 – Benutzung von Archivgut des Bundes durch Forschung und Medien Die Bedeutung der Bundesakten für einen neuen Blick auf die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 74 Josef Foschepoth Kooperationen des Bundesarchivs mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen am Beispiel des 80 Instituts für Zeitgeschichte Udo Wengst Archivgut als content. Erfahrungen mit der Benutzung von Quellen des Bundesarchivs durch Print- 89 und Onlinemedien Sven Felix Kellerhoff Mitteilungen aus dem Bundesarchiv 1/2013 Zu diesem Heft 60 Jahre Bundesarchiv – Eine Standortbestimmung Im Juni 2012 wurde das Bundesarchiv ganz offiziell Sektion 1: Überlieferungsbildung 60 Jahre alt. Es ist jedoch nicht ganz so einfach, das durch das Bundesarchiv Alter des Bundesarchivs zu bestimmen, wie es mit Bezug auf den 3. Juni 1952 scheint, an dem es seine Frau Dr. Simone Walther berichtete über die Ar- Arbeit in Koblenz aufnahm. Wie bei einem Fluss, beit der Abteilung Deutsches Reich, deren Arbeits- bei dem nicht unbedingt der längste Quellfluss im- schwerpunkt noch immer in der Betreuung von mer auch den Namen des vereinigten Stroms prägt, persönlichen Benutzungen und der Beantwortung vereinigt das Bundesarchiv heute Archive unter sei- schriftlicher Anfragen zur Geschichte der national- nem Dach, deren Gründung teilweise vor dem Jahr sozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1952 liegt. Das gilt nicht nur für das 1919 gegrün- und Europa liegt. Die wichtigste Herausforderung dete Reichsarchiv, das 1945 vorerst aufgehört hatte liegt dagegen in der Aufarbeitung der bestehenden zu bestehen und heute im Wesentlichen in der Ab- Erschließungsrückstände. teilung Deutsches Reich des Bundesarchivs neue Gestalt gewonnen hat. Das gilt auch für das Zent- Frau Evelyn Grünspek sprach über die Schwierig- rale Staatsarchiv der ehemaligen DDR, das bereits keiten, die sich für die archivische Bewertung und 1946 unter dem Namen Deutsches Zentralarchiv in Erschließung der staatlichen DDR-Bestände daraus Potsdam eingerichtet wurde. Der Respekt vor der ergeben, dass die DDR-Überlieferungen als Folge hohen Fachlichkeit der Arbeit der Kolleginnen und der speziellen Behördenkultur in der DDR weni- Kollegen des früheren Zentralen Staatsarchivs und ger gut strukturiert sind. Sie gibt jedoch Empfeh- der anderen „staatlichen“ Archive der DDR macht lungen, die den Benutzerinnen und Benutzern die diese Anmerkung notwendig, wenn wir gleichwohl Durchdringung und Auswertung der wichtigen zen- an der offiziellen Lesart festhalten. tralstaatlichen Überlieferung der DDR erleichtern. Auch wenn 60 Jahre für ein Archiv eigentlich noch Herr Dr. Henning Pahl beschrieb die schwierige gar kein Alter ist, ist dieser „Geburtstag“ dennoch Ausgangssituation bei der Konstituierung der Stif- ein Grund zur Rückschau und vor allem zur Stand- tung Archiv der Parteien und Massenorganisationen ortbestimmung. Ist es richtig, wenn der Kulturwis- der DDR im Bundesarchiv und die methodischen senschaftler Knut Ebeling die etwas abgeschiedene Wege, die beschritten wurden, um die nicht leicht Position des Archivs als „positive Abwesenheit“ zu nutzenden Unterlagen, aber auch die verschie- deutet: „Das Archiv ist abwesend, weil es eine dis- denen Bibliotheken der SED sowie der Blockpar- krete Wirklichkeit besitzt – eine Diskretion, die je- teien und Massenorganisationen der Öffentlichkeit doch wirklich und in der Welt genug ist, um jeder zugänglich zu machen. Zeit alles ändern zu können“1? „Positive Abwesen- heit“ und „diskrete Wirklichkeit“ – wie stellt sich Herr Michael Steidel schilderte die sich aus der Re- das in der Realität des Bundesarchivs tatsächlich form der Bundeswehr und der zunehmenden Inter- dar? nationalisierung der militärischen Strukturen erge- benden Herausforderungen für das Bundesarchiv. Im Rahmen der Tagung am 5. Juni 2012 sollte nach Besonders stellte er die mit der hohen Zahl gehei- Antworten auf die Frage nach der tatsächlichen mer Unterlagen und der rasch wachsenden Zahl ge- Position und Funktion des Bundesarchivs im Kon- nuin elektronischer Unterlagen in Zusammenhang text von Verwaltung, Wissenschaft und Publizistik stehenden neuen Anforderungen an die Abteilung gesucht werden. Dies geschah in zwei Schritten: Militärarchiv heraus. Zunächst haben Kolleginnen und Kollegen in einer ersten Sektion aus den historischen und modernen Frau Vera Zahnhausen schließlich stellte dar, dass Schriftgutabteilungen über ihre Arbeit berichtet auch bei der archivischen Bearbeitung genuin elek- und die nicht geringen Leistungen des Bundesar- tronischer Unterlagen die bewährten methodischen chivs dargestellt. Prinzipien der Abteilung B grundsätzlich anwend- bar sind. Damit jedoch Wert und Struktur der dem Bundesarchiv angebotenen Unterlagen auch künf- 2 3 Zu diesem Heft Dr. Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs, während seiner Eröffnungsrede B 198 Bild-2012-0604-003 tig erhalten blieben, bedarf es eines verstärkten Herr Dr. Stefan Klemp gab einen sehr persönlich Austauschs zwischen den Stellen des Bundes, bei gefärbten Einblick in seine Erfahrungen als Benut- denen diese Unterlagen entstehen, und dem Bun- zer des Bundesarchivs. Durchaus kritisch setzte er desarchiv. sich mit der Dislozierung des Bundesarchivs und sich daraus ergebenden Unterschieden bei der Be- Sektionen 2 und 3: Benutzung von nutzerbetreuung auseinander. Archivgut des Bundes Herr Prof. Josef Foschepoth berichtete am Beispiel Die Sektionen 2 und 3 gehörten dagegen unseren der von ihm betriebenen „vergleichenden Bezie- Partnern in Verwaltung, Wissenschaft und Publizis- hungsgeschichte“ der beiden deutschen Staaten tik. Ihre Rolle war es, über ihre Erfahrungen mit zwischen 1949 und 1990 über die besonderen me- dem Bundesarchiv zu berichten, Arbeit und Dienst- thodischen Herausforderungen und Probleme der leistung des Bundesarchivs zu bewerten und nicht Zeitgeschichtsforschung, die zur Erarbeitung va- zuletzt auch Erwartungen an das Bundesarchiv zu lider Ergebnisse verstärkt auf die Öffnung bislang formulieren. noch unter Verschluss gehaltener Akten angewie- sen ist. Herr Dr. Bodo Hechelhammer sprach über die Öff- nung der Akten des Bundesnachrichtendienstes Herr Prof. Udo Wengst blickte als scheidender (BND) in Erfüllung der öffentlichen Forderungen stellvertretender Direktor des Instituts für Zeitge- nach stärkerer Transparenz des nachrichtendienstli- schichte (IfZ) auf die langjährige Zusammenarbeit chen Handelns. Er erläuterte die gemeinsamen Be- zwischen Bundesarchiv und IfZ zurück, aus der al- mühungen des BND und des Bundesarchivs um die len zwischenzeitlichen Schwierigkeiten zum Trotz Auflösung des Dilemmas, das sich aus den nach- wichtige Quellenpublikationen hervorgegangen richtendienstlichen Anforderungen nach Vertrau- sind und hervorgehen. lichkeit und Geheimhaltung und dem Auftrag des Bundesarchivs zur Zugänglichmachung von amtli- Herr Sven Felix Kellerhoff schließlich wies dar- chen Unterlagen als Archivgut des Bundes ergibt. auf hin, dass zeithistorische Themen auch online Mitteilungen aus dem Bundesarchiv 1/2013 ihr Publikum finden, wenn sie „sachgerecht, me- Vorlage der für den Druck überarbeiteten Vorträge diengerecht und publikumsgerecht“ aufgearbeitet kommt das Bundesarchiv einem vielfach geäußer- werden. Auch wenn das Bundesarchiv die Wün- ten Wunsch nach. Allen Autorinnen und Autoren sche und Erwartungen der tagesaktuell arbeitenden sei an dieser Stelle noch einmal herzlich für ihre Journalisten nicht immer erfüllen könne, betonte er Beiträge gedankt. Sie alle haben einen wichtigen doch die Bedeutung einer sachkundigen archivari- Beitrag für die Bestimmung des aktuellen Stand- schen Betreuung. orts des Bundesarchivs geleistet. Festvortrag Michael Hollmann Bereits am Abend des 4. Juni 2012 hatte Herr Prof. Rainer A. Blasius in seinem Festvortrag das Wir- ken des 2007 verstorbenen langjährigen Präsiden- Dr. Michael Hollmann, geb. 1961 in Aachen, Studium der Ge- schichtswissenschaften und der Germanistik an der Johannes- ten Prof. Hans Booms gewürdigt. In seine Amtszeit Gutenberg-Universität Mainz, 1988 Promotion, seit 1989 beim fielen nicht nur der Neubau des Bundesarchivs in Bundesarchiv: Referendariat bis 1991, 1991-2006 Leiter ver- Koblenz und die Verabschiedung des Bundesar- schiedener Referate