13. Parteitag Der Cdu Deutschlands

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13. Parteitag Der Cdu Deutschlands 13. PARTEITAG DER CDU DEUTSCHLANDS 9.-11. April 2000 Grugahalle Essen PROTOKOLL 13. Parteitag der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Niederschrift Essen, 10./11. April 2000 Herausgeber: Christlich Demokratische Union Deutschlands, Bundesgeschäftsstelle, 53113 Bonn, Konrad-Adenauer-Haus Verlag und Gesamtherstellung: Union Betriebs-GmbH, Egermannstraße 2, 53359 Rheinbach 2 I N H A L T Seite Eröffnung und Begrüßung: Dr. Wolfgang Schäuble, Vorsitzender der CDU Deutschlands 7 Wahl des Tagungspräsidiums 10 Grußwort des Vorsitzenden des CDU-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, Dr. Jürgen Rüttgers 10 Beschlussfassung über die Tagesordnung 14 Bestätigung der Antragskommission 15 Wahl der Mandatsprüfungskommission 15 Wahl der Stimmzählkommission 16 Grußworte – Dr. Wolfgang Reiniger, Oberbürgermeister der Stadt Essen 16 – Ministerpräsident a.D. Wilfried Martens, Vorsitzender der Europäischen Volkspartei 18 – Vizepremierminister Sauli Niinistö, Vorsitzender der Europäischen Demokratischen Union 19 Bericht des Vorsitzenden der CDU Deutschlands, Dr. Wolfgang Schäuble 21 Aussprache zum Bericht des Vorsitzenden 35 Bericht des Bundesschatzmeisters der CDU Deutschlands, Matthias Wissmann, zugleich Einführung in die Anträge des Bundesvorstandes der CDU Deutschlands zu den Konsequenzen der Finanzaffäre 54 Bericht der Rechnungsprüfer 61 Bericht der Mandatsprüfungskommission 64 Aussprache zu den Berichten des Bundesschatzmeisters und der Rechnungsprüfer sowie Beschlussfassung zu den Anträgen des Bundesvorstandes 64 3 Entlastung des Bundesvorstandes 92 Bericht der Generalsekretärin der CDU Deutschlands, Dr. Angela Merkel, zugleich Einführung in den Antrag des Bundesvorstandes der CDU Deutschlands „Essener Erklärung“ 93 Aussprache zum Bericht der Generalsekretärin 114 Wahl des Bundesvorstandes: 118 – Wahl des Vorsitzenden 119 – Wahl des Generalsekretärs 120 – Wahl der vier Stellvertretenden Vorsitzenden 127 – Wahl des Bundesschatzmeisters 128 – Wahl der sieben weiteren Mitglieder des Präsidiums 131 – Wahl der 26 weiteren Mitglieder des Bundesvorstandes 152 Wahl des Bundesparteigerichts 140 Wahl der Delegierten und Stellvertretenden Delegierten zum XIV. EVP-Kongress 141 Wahl der CDU-Mitglieder und Stellvertretenden Mitglieder für den Vorstand der Europäischen Volkspartei (EVP) 141 Sonstige Anträge und Anträge zur Reform der Parteiarbeit 144 Bericht des Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Friedrich Merz 170 Grußwort des Vorsitzenden der Christlich- Sozialen Union in Bayern, Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber 183 Aussprache und Beschlussfassung zum politischen Antrag des Bundesvorstandes „Essener Erklärung“ 202, 215 Einführung in den Antrag des Bundesvorstandes „Aufbruch in die lernende Gesellschaft – Bildungspolitische Leitsätze“ Dr. Annette Schavan - mit anschließender Aussprache - 220 4 Schlusswort der Vorsitzenden der CDU Deutschlands, Dr. Angela Merkel 231 ANHANG Beschlussprotokoll 235 Beschlüsse – Essener Erklärung 267 – Reform der Parteiarbeit 279 – Änderungen des Statuts der CDU 282 – Änderung der Finanz- und Beitragsordnung der CDU 285 – Finanzielle Konsolidierung der Bundespartei 291 – Sonstige Beschlüsse 294 Bericht des Vorsitzenden der CDU/CSU-Gruppe der EVP-Fraktion des Europäischen Parlaments, Hartmut Nassauer 305 Namensverzeichnis 311 5 6 Montag, 10. April 2000 1. Plenarsitzung Beginn: 10.38 Uhr Dr. Wolfgang Schäuble, Vorsitzender der CDU: Sehr verehrte Damen und Herren! Liebe Freunde! Verehrte Gäste! Ich eröffne den 13. Parteitag der CDU Deutschlands und heiße Sie alle hier in Essen herzlich willkommen. (Beifall) Mein erster Gruß gilt den Delegierten aus den Orts-, Kreis-, Bezirks- und Landesverbänden der CDU in Deutschland. Herzlich willkommen! (Beifall) Ganz besonders herzlich begrüße ich den ersten direkt gewählten Oberbürgermeister dieser schönen Stadt Essen, unseren Parteifreund Wolfgang Reiniger. (Beifall) Verbinden mit dem Gruß möchte ich zugleich den Dank an die Stadt, die Mitarbeiter der Verwaltung und an die Bürgerinnen und Bürger für die freundliche Aufnahme, die wir hier alle in Essen gefunden haben. (Beifall) Unter den vielen Gästen aus dem In- und Ausland möchte ich heute an erster Stelle die Tochter von Konrad Adenauer, Frau Libeth Werhahn-Adenauer, begrüßen. (Beifall) Wir freuen uns sehr, dass Sie wieder einmal zu einem Parteitag der CDU Deutschlands gekommen sind. Genauso freue ich mich, dass Rainer Barzel wieder einmal bei einem Parteitag der CDU Deutschlands ist. Herzlich willkommen! (Beifall) Ich begrüße herzlich den Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag und ersten stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, meinen und unseren Freund Michael Glos. (Beifall) Mir ist gesagt worden, Thomas Goppel sei auch da. Ich sehe ihn aber nicht. Wenn er noch kommt, wird er nachher begrüßt. Dann begrüße ich unseren obersten Boss, den Vorsitzenden der Europäischen Volkspartei, Wilfried Martens. Lieber Wilfried, herzlich willkommen! (Beifall) Genauso herzlich begrüße ich den Vorsitzenden der Europäischen Demokratischen Union, den finnischen Finanzminister und Vizepremier Sauli Niinistö. Lieber Sauli, herzlich willkommen! (Beifall) 7 Besonders gerne begrüße ich auch die Repräsentanten der Kirchen und Religionsgemein- schaften. Ich möchte vor allen Dingen Weihbischof Franz Grave und Vizepräses Nikolaus Schneider herzlich danken für den so eindrucksvollen ökumenischen Gottesdienst, den wir eben in Sankt Ludgerus feiern konnten. (Beifall) Ich begrüße die Repräsentanten unserer beiden großen Kirchen am Sitz von Regierung und Bundestag, in Berlin, Prälat Stephan Reimers und Prälat Karl Jüsten. Sie sind beide in dieser Funktion zum ersten Mal auf einem Partei der CDU Deutschlands. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen. Wir freuen uns, dass Sie da sind! (Beifall) Ich begrüße ebenso herzlich den Präsidenten des Direktoriums des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel. Herzlich willkommen, wir freuen uns sehr! (Beifall) Ich begrüße – zu diesem Zeitpunkt ganz pauschal – die Vertreter von Gewerkschaften, vieler Wirtschaftsorganisationen, Verbände und Organisationen. Ich begrüße die zahlreichen Ver- treter von Presse, Rundfunk und Fernsehen, die von unserem Parteitag hoffentlich Gutes zu berichten haben. Denn wir stehen am Beginn eines für die CDU Deutschlands besonders wichtigen Parteitags. Aber ehe wir uns den Aufgaben der Zukunft zuwenden, gedenken wir – das gehört zu den wichtigen Verpflichtungen auf Parteitagen, denen wir stets nachgekommen sind – jener, die seit dem letzten Parteitag von uns gegangen sind. (Die Delegierten erheben sich) Von den vielen, die uns verlassen haben, möchte ich Hans Puvogel nennen, geboren am 25. September 1911, gestorben am 11. Juni vergangenen Jahres. Seit 1962 war er Mitglied der CDU, von 1963 bis 1978 Mitglied des Niedersächsischen Landtages, von 1967 bis 1975 stell- vertretender Fraktionsvorsitzender und von 1976 bis 1978 Justizminister in Niedersachsen. Ich denke an Hans Stercken, geboren am 2. September 1923, gestorben am 26. Juni vergan- genen Jahres. Seit 1964 war er Mitglied unserer Partei, von 1976 bis 1994 für den Wahlkreis Aachen Mitglied des Deutschen Bundestages, von 1985 bis 1994 Vorsitzender des Auswärti- gen Ausschusses und seit 1990 Ehrenpräsident der Interparlamentarischen Union. Ich denke an Karin Hussing, geboren am 4. August 1941, gestorben am 1. August 1999. Sie war seit 1974 Mitglied unserer Partei, von 1979 bis 1990 Ratsmitglied der Stadt Herne und seit 1990 Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen. Über viele Jahre war sie stellvertre- tende Vorsitzende der Frauen-Union in Nordrhein-Westfalen. Ich denke an Reiner Klimke, geboren am 14. Januar 1936, gestorben am 17. August 1999. Seit 1969 war er Mitglied unserer Partei, von 1990 bis 1995 Mitglied des Landtages von Nord- rhein-Westfalen. Er war sechsfacher Olympiasieger im Dressurreiten und engagiert nicht nur in der Sportpolitik unserer Partei. 8 Ich erinnere an Karl Schiess, am 25. März 1914 geboren, am 8. September letzten Jahres ge- storben, seit 1956 Mitglied der CDU, von 1956 bis 1972 Landrat des Landkreises Überlingen, von 1964 bis 1980 Mitglied des Landtages Baden-Württemberg, von 1972 bis 1978 Innenmi- nister des Landes Baden-Württemberg. Ich denke an Ottfried Hennig, am 1. März 1937 geboren, am 19. Oktober 1999 gestorben, seit 1961 Mitglied der CDU, von 1972 bis 1973 Bundesgeschäftsführer, von 1976 bis 1992 Mit- glied des Bundestages, von 1982 bis 1991 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesmini- sterium für innerdeutsche Beziehungen sowie 1991 bis 1992 im Verteidigungsministerium. Von 1989 bis 1997 führte er den CDU-Landesverband Schleswig-Holstein und war 1992 bis 1997 Fraktionsvorsitzender im Landtag in Kiel. Von 1997 bis 1999 wirkte er als General- sekretär der Konrad-Adenauer-Stiftung. Ich nenne Aloys Schäfer, geboren am 5. Januar 1911, gestorben am 7. November 1999, 1945 Gründungsmitglied der CDU im Eichsfeld und in Thüringen, 1945 bis 1946 Landrat in Heili- genstadt, von 1946 bis 1954 inhaftiert wegen angeblicher „konterrevolutionärer Sabotage und Nichtbefolgung der politischen Generallinie der sowjetischen Besatzungsmacht“. Nach seiner Übersiedlung in den Westen war er von 1959 bis 1966 geschäftsführender Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Grafschaft Bentheim sowie von 1966 bis 1973 Kreisvorsitzender. Ich nenne Hans-Jürgen Zobel, geboren am 24. Mai 1928, gestorben am 7. Februar dieses Jahres, seit 1952 Mitglied der CDU, von 1994 bis 1998 Mitglied des Landtags von Mecklen- burg-Vorpommern und Vorsitzender des Kulturausschusses. Ich denke an Rudolf Luster,
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    Filbinger Am 16. März 1945, sieben Wochen vor Kriegsende, stand der wegen Fahnen- flucht zum Tode verurteilte deutsche Matrose Walter Gröger mit verbundenen Au- gen auf dem Richtplatz der Festung Akershus in Oslo. »Der leitende Offizier las dem Verurteilten die Urteilsformel und die Bestätigungsverfügung vor. Der 33-jäh- rige Walter Gröger schwieg. Der Feldgeistliche trat zu ihm und redete auf den jun- gen Mann ein, doch auch auf ihn reagierte der zum Tode Verurteilte nicht. Das Vollzugskommando nahm Aufstellung. Der Offizier gab das Kommando ›Feuer!‹ Es war genau 16.02 Uhr. Gröger starb um 16 Uhr 04.« So steht es im Protokoll. Und weiter heißt es dort: »Der Sanitätsoffizier stellte den Tod fest. Die Leiche wurde durch das Wachpersonal gesargt und zum Zwecke der Bestattung abtrans- portiert.« Der leitende Offizier bei der Vollstreckung des Todesurteils war derselbe Staats- anwalt beim Feldkriegsgericht, der die Todesstrafe beantragt hatte und der dafür gesorgt hatte, dass ein vorausgegangenes milderes Urteil, das auf acht Jahre Zuchthaus gelautet hatte, verschärft wurde. Sein Name steht unter dem Protokoll: Dr. Hans Filbinger, Marinestabsrichter. Dieser Mann war nun Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg. Und das Urteil vom März 1945, das er zu verant- worten hatte, lag auf Christian Ebingers Schreibtisch. Er hatte es nicht ausgegra- ben, das hatte der Schriftsteller Rolf Hochhuth geschafft, der im Rechtsstreit mit Filbinger lag, weil er auch andere Episoden aus dessen Zeit als Kriegsrichter ans Licht gebracht und ihn deshalb einen »furchtbaren Juristen« genannt hatte. Filbin- ger gehöre hinter Gitter, meinte der Schriftsteller, der Ministerpräsident sei »nur auf freiem Fuß dank des Schweigens derer, die ihn kannten«.
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