65. Jg. 1/2018
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
65. Jg. 1/2018 ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCH-DÄNISCHEN DIALOG • Vereinigung und Teilung. Zwischenruf eines Grenzgängers • Dänische Identität gestern, heute und morgen • Grenzüberschreitende Kulturzusammenarbeit • Die Landschaft Angeln und der Nationalsozialismus • Der junge Aktivist Karl Otto Meyer Z E I T S C H R I F T F Ü R D E U T S C H-D Ä N I S C H E N D I A L O G HERAUSGEBER: ADS–GRENZFRIEDENSBUND e . V . Arbeitsgemeinschaft Deutsches Schleswig Redaktionsgeschäftsstelle: Barbara Quednau Anschrift: Marienkirchhof 6 · 24937 Flensburg Telefon (04 61) 86 93-25 · Telefax (04 61) 86 93-20 E-Mail: [email protected] www.ads-grenzfriedensbund.de www.facebook.com/Grenzfriedenshefte Geschäftszeit: Dienstag, 09.00-12.00 Uhr, Mittwoch, 09.00-13.00 Uhr Außerhalb der Geschäftszeit (04 61) 86 93-0 Mitgliedsbeitrag: 15 € für Einzelmitglieder, 30 € für Verbände, Schulen usw. Abonnement: 15 € zuzgl. Porto Bankverbindungen: HypoVereinsbank – BIC: HYVEDEMM300 IBAN: DE27 2003 0000 0080 0094 07 Nord-Ostsee-Sparkasse – BIC: NOLADE21NOS IBAN: DE74 2175 0000 0000 0829 88 G R E N Z F R I E D E N S H E F T E 1/2018 I N H A L T Seite Gerret Liebing Schlaber Vereinigung und Teilung. Zwischenruf eines Grenzgängers zu den bevorstehenden 100. Jahrestagen von 1920 .................................................................. 3 Knud-Erik Therkelsen Dänische Identität – gestern, heute und morgen ................................................................ 35 Andrea Graw-Teebken Grenzüberschreitende Kulturzusammenarbeit in der Region Sønderjylland-Schleswig .............................................. 43 Matthias Schartl Die Landschaft Angeln und der Nationalsozialismus. 1. Teil: Das Vordringen der NSDAP in den ländlichen Raum ...................................................................... 55 Mogens Rostgaard Nissen Karl Otto Meyer – ein junger Aktivist in Dänemark 1945 – 1949 ..................................... 83 Umschau ............................................................................................ 97 Buchhinweise ................................................................................... 111 Mitarbeiter/innen dieser Ausgabe ..................................................... 125 Verzeichnis der im Jahre 2017 in den Grenzfriedensheften erschienenen Aufsätze .................................... 126 GRENZFRIEDENSHEFTE 1/2018 1 Die Grenzfriedenshefte erscheinen halbjährlich. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag des ADS-Grenzfriedensbundes enthalten. Einzelheft 7 €. Für die mit Autorennamen versehenen Beiträge zeichnen die Verfasser verantwortlich. Unabhängige Redaktion der Grenzfriedenshefte: • Levke Bittlinger M.A. • Ilse Friis, cand.mag. • Ruth E. Clausen, Dipl. Museol. (FH) • Dr. Matthias Schartl (verantw.) • Gerret Liebing Schlaber, ph.d. Redaktionsanschrift: Marienkirchhof 6, 24937 Flensburg Printed in Germany ISSN 1867-1853 2 GRENZFRIEDENSHEFTE 1/2018 Vereinigung und Teilung Gedanken eines Grenzgängers zu den bevorstehenden 100. Jahrestagen der Volksabstimmungen und der Grenzziehung von 1920 von GERRET LIEBING SCHLABER 2020 wird es genau 100 Jahre her sein, seitdem die heutige deutsch-dänische Grenze auf der Grundlage der durch den Versailler Vertrag vorgesehenen Volks- abstimmungen gezogen worden ist. Bekanntlich ergab sich in der nördlichen Ersten Zone eine Dreiviertelmehrheit für Dänemark, in der Zweiten Zone südlich davon eine sogar noch ein wenig deutlichere Mehrheit für Deutschland. In die dänische Geschichte ist dieses Ereignis als „Wiedervereinigung” eingegangen, deren „Jubiläum” es zu feiern gilt. Aber auch bei den Minderheiten, die seinerzeit als Verlierer zurückgeblieben waren, soll dies als deren „Geburtstag” gewürdigt werden. In seinem neuen Beitrag in der seit 2001 in loser Folge erscheinenden Reihe „Gedanken eines Grenzgängers” versucht unser Redaktionsmitglied, der Historiker und Politikwissenschaftler Gerret Liebing Schlaber, die Ereignisse von 1920 in einen breiteren geschichtlichen Kontext zu setzen. Er plädiert hierin für einen möglichst emotionsfreien und zukunftsorientierten Umgang mit der Geschichte. Diskussionen sind wie immer hochwillkommen. Die Redaktion Einleitung Es ist bald 100 Jahre her, dass die heutige Staatsgrenze zwischen Deutschland und Dänemark zwischen dem Lister Tief und der Flensburger Förde quer durch das historische Herzogtum Schleswig gezogen worden ist. Zweifelsohne zählt dies zu den bedeutendsten Ereignissen in der langen Geschichte der Region. Anders als die meisten Grenzverschiebungen in Europa fußte diese jedoch nicht auf militärischen Eroberungen, Separationskriegen, dynastisch bedingten Erbteilungen oder Gebietszusammenlegungen, sondern auf international über- wachten und koordinierten Volksabstimmungen. Dies soll 2020 mit einer Vielzahl von Veranstaltungen gewürdigt und gefeiert werden. Bereits 2017 wurde eine GRENZFRIEDENSHEFTE 1/2018 3 Projektkoordinationsgruppe eingerichtet, deren hauptamtlicher Sekretär der vor- malige Flensburger Oberbürgermeister Simon Faber geworden ist. Den Vorsitz hat Apenrades Bürgermeister Thomas Andresen inne. Beteiligt sind neben den vier nordschleswigschen Kommunen auch Esbjerg, Vejen und Kolding, deren südliche Teile in die historische Region Schleswig hineinragen. Das dänische Kulturministerium hat mit dem Staatshaushalt 2018 bereits zehn Mio. Kronen für Aktivitäten zur Verfügung gestellt, die vor allem für Unterrichtsprojekte und -material an Bildungseinrichtungen im ganzen Land vergeben werden sollen. Drei weitere Millionen kommen von der Region Syddanmark, und auch die Grenzkommunen Apenrade und Sonderburg stellen bis 2020 jährlich je 300.000 Kronen in ihren Haushalten bereit.1 Neben einer Vielzahl von Ideen für Projekte und Veranstaltungen gibt es auch schon konkrete Pläne für dauerhafte Veränderungen im öffentlichen Raum: In Apenrade wird der Parkplatz vor dem „Folkehjem” - in der späten Kaiserzeit und vor allem im Zuge des politischen Prozesses zwischen Kriegsende 1918 und vor und nach der Eingliederung Nordschleswigs in den dänischen Staat wichtiger Versammlungsort für nationale dänische Manifestationen - nach einem bereits 2017 abgeschlossenen Wettbewerb zu einem neuen „Wiedervereinigungspark” („Genforeningshave”) 2. Viele andere Projekte und Vorhaben befinden sich in der Planung oder zumindest in der Diskussion. Die durch die beiden Volksabstimmungen 1920 gefundene und seit jener Zeit stabile Grenze zwischen Deutschland und Dänemark wird mit vielen Superlativen bedacht und geradezu als Musterbeispiel für eine faire Grenzziehung heraus- gestellt. Das Modell der Minderheitenregelung gilt als vorbildlich, das Verhältnis zwischen Deutschen und Dänen in Mehr- und Minderheiten als entspannt, die lange Zeit ernsthafter Konflikte als längst überwunden. Kein Realist wird den Verlauf heute noch in Frage stellen, um ihn zu Gunsten der einen und folglich zu Lasten der anderen Seite zu verschieben. Wer sich doch in diese Richtung äußert, verdient sich bestenfalls Hohn und Spott. 3 Im übrigen wurde die Grenze nicht einmal 1940 bei der der militärischen Besetzung Dänemarks durch das nationalsozialistisch regierte Deutsche Reich verschoben, ebensowenig nach dem Zweiten Weltkrieg angesichts des starken Zulaufs zehntausender Süd- Schleswiger zur dänischen Seite. In der Tat hat sich die Grenze seither fest verankert, und zwar sowohl in der Praxis als auch in den Köpfen. Wenn man die Region beiderseits der Grenze meint, spricht man vom „Grenzland” - viel seltener hingegen von „Schleswig”, das zwar jahrhundertelang hier als Herzogtum bestand, aber das heute eben wegen der Grenze kaum noch als eigenständige Größe wahrgenommen wird. Oder von „Sønderjylland”, das zwar mit „Schleswig” praktisch identisch ist, sich aber seit der Ziehung ebenjener Grenze im dänischen Sprachgebrauch 4 GRENZFRIEDENSHEFTE 1/2018 Abb. 1 Parkplatz vor der vormaligen Landesbibliothek und dem gerade 1918- 20 wichtigen dänischen Versammlungshaus Folkehjem), der bis 2020 zu einem „Wiedervereinigungsgarten“ (Genforeningshave) umgestaltet werden soll. als Name nur für den nördlich der Grenze gelegenen Landesteil durchgesetzt hat. Das genannte schleswigsche Modell zur Minderheitenfrage wird auch als „Grenzlandmodell” bezeichnet. Die 1997 eingerichtete grenzüberschreitende und für die Lösung praktischer Grenzfragen wie etwa der Beratung der Grenzpendler unverzichtbar gewor- dene grenzüberschreitende Institution heißt dann auch folgerichtig „Infocenter Grenze”. Dessen Träger nennt sich etwas umständlich „Region Sønderjylland- Schleswig”, wobei ausgerechnet der Bindestrich die Trennung zwischen Dänisch und Deutsch an der Grenze signalisiert.4 Um viele weitere wichtige Verbindungen im Grenz-Land auch über die Grenze hinweg kümmern sich Grenzverbände, nicht zuletzt der ADS-Grenzfriedensbund mit den Grenzfriedensheften sowie als wichtigster dänischer Verein dieser Art Grænseforeningen mit der Zeitschrift ”Grænsen”. Sollten diese Verbände ursprünglich vor allem die jeweils eigene Nation und nicht zuletzt deren Vertreter jenseits der Grenze stärken, zählen heute Dialog und Zusammenarbeit über Staats- und Gesinnungsgrenzen hin- weg zu ihren Hauptaufgaben. Auch Politiker und Parteien aller Couleur betonen die gute, wichtige und selbstverständliche Zusammenarbeit mit den Nachbarn. Ist diese Grenze also eine bessere Grenze als andere? GRENZFRIEDENSHEFTE 1/2018 5 Entstanden im Zuge einer Katastrophe Um die Bedeutung der heutigen deutsch-dänischen Grenzen bewerten zu können, ist es wichtig, die Grenzziehung im Kontext ihrer Zeit zu betrachten. Historisch untrennbar