Bebauungsplanaufstellung „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Marktgemeinde Stockstadt am Bayernhafen

Umweltbericht für die Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange gem. § 4 Abs. 2 BauGB

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www.boschpartner.de

Auftraggeber: Bayernhafen GmbH & Co. KG Hafenbahnhofstr. 27 bayernhafen Aschaffenburg 63741 Aschaffenburg

Auftragnehmer: Bosch & Partner GmbH Pettenkoferstraße 24 80336 München

Simon & Widdig GbR Luise-Berthold-Str. 24 35037 Marburg

Projektleitung: Dipl.-Ing. Juliane Kurmann

Bearbeiter: Dipl.-Ing. Klaus Müller-Pfannenstiel M. Sc. Andrea Eberhardt Dipl.-Geogr. Bernd Avermann Dipl.-Biol. Thomas Widdig

München, den 28.01.2021 BPlan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Marktgemeinde Stockstadt am Main Umweltbericht gemäß § 2 (4) BauGB

Inhaltsverzeichnis Seite

0.1 Abbildungsverzeichnis ...... III 0.2 Tabellenverzeichnis ...... III

1 Allgemeinverständliche Zusammenfassung ...... 1

2 Umfang und Detaillierungsgrad der Umweltprüfung (Nr. 1 der Anlage 1 zu § 2 Abs. 4 BauGB)...... 4 2.1 Kurzdarstellung des Inhalts und der wichtigsten Ziele des BPlans ...... 4 2.2 Lage des Vorhabens und Bedarf an Grund und Boden ...... 6 2.3 Ziele des Umweltschutzes ...... 6 2.3.1 Ziele des Umweltschutzes aus den Fachgesetzen ...... 6 2.3.2 Ziele des Umweltschutzes aus der kommunalen Bauleitplanung ...... 9 2.3.3 Ziele des Umweltschutzes aus Fachplanungen ...... 9 2.3.4 Schutzgebiete ...... 10

3 Beschreibung und Bewertung der erheblichen Umweltauswirkungen (Nr. 2 der Anlage 1 zu § 2 Abs. 4 BauGB) ...... 11 3.1 Bestandsaufnahme der einschlägigen Aspekte des derzeitigen Umweltzustands sowie Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen ...... 11 3.1.1 Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit ...... 11 3.1.1.1 Wirkungsbereich Lärm und Erschütterung, Störfälle ...... 11 3.1.1.2 Wirkungsbereich Erholung ...... 14 3.1.2 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt ...... 15 3.1.2.1 Vögel ...... 16 3.1.2.2 Reptilien ...... 17 3.1.2.3 Amphibien ...... 19 3.1.2.4 Tagfalter ...... 20 3.1.2.5 Vegetation / Pflanzen ...... 21 3.1.2.6 Schutzgebiete ...... 25 3.1.3 Schutzgut Boden / Fläche ...... 26 3.1.3.1 Wirkungsbereich Boden ...... 26 3.1.3.2 Wirkungsbereich Fläche ...... 28 3.1.4 Schutzgut Wasser ...... 29 3.1.4.1 Grundwasser ...... 29 3.1.4.2 Oberflächengewässer ...... 30 3.1.4.3 Hochwasser ...... 30

28.01.2021 I BPlan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Marktgemeinde Stockstadt am Main Umweltbericht gemäß § 2 (4) BauGB

3.1.4.4 Umgang mit Abfällen / Abwasser...... 31 3.1.5 Schutzgut Klima / Luft ...... 32 3.1.6 Schutzgut Landschaft ...... 33 3.1.7 Schutzgut Kulturgüter / sonstige Sachgüter ...... 44 3.1.7.1 Baudenkmäler, landschaftsprägende Denkmäler, Denkmalensembles ...... 44 3.1.7.2 Wasserstraße ...... 45 3.1.7.3 Übergeordnete Versorgungsleitungen ...... 45 3.1.8 Zusammenfassende Wertung des Umweltzustandes einschließlich der Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern ...... 46 3.2 Prognose für die Entwicklung des Umweltzustandes bei Nichtdurchführung der Planung ...... 46 3.3 Zusammenfassung der Ergebnisse der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung ...... 47 3.3.1 Vermeidungsmaßnahmen ...... 48 3.3.2 Maßnahmen zur Sicherung der kontinuierlichen ökologischen Funktionalität (vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen i.S.v. § 44 Abs. 5 Satz 3 BNatSchG) sowie zur Sicherung des Erhaltungszustandes (§ 45 Abs. 7 BNatSchG) ...... 50 3.3.3 Darlegung der Betroffenheit der geprüften Arten ...... 51 3.3.4 Darlegung der Voraussetzungen für eine Ausnahme ...... 54 3.3.4.1 Zwingende Gründe des überwiegend öffentlichen Interesses ...... 55 3.3.4.2 Zumutbare Alternativen ...... 56 3.3.4.3 Wahrung des Erhaltungszustandes ...... 56 3.4 Geplante Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich der nachteiligen Auswirkungen ...... 57 3.4.1 Vermeidung und Verringerung, bezogen auf verschiedene Schutzgüter ...... 57 3.4.2 Eingriffsregelung ...... 60 3.5 Anderweitige Planungsmöglichkeiten ...... 62

4 Zusätzliche Angaben (Nr. 3 der Anlage 1 zu § 2 Abs. 4 BauGB) ...... 64 4.1 Verwendete technische Verfahren bei der Umweltprüfung und Hinweise auf Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Unterlagen ...... 64 4.2 Geplante Maßnahmen zur Überwachung erheblicher Auswirkungen der Durchführung des Bauleitplans auf die Umwelt ...... 65 4.3 Literatur- und Quellenverzeichnis ...... 66

28.01.2021 II BPlan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Marktgemeinde Stockstadt am Main Umweltbericht gemäß § 2 (4) BauGB

0.1 Abbildungsverzeichnis Seite

Abb. 1: Lage des Plangebiets (Quelle Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung) ...... 6 Abb. 2: FNP der Marktgemeinde Stockstadt, 9. Änderung (Juni 2014), Auszug ...... 9 Abb. 3: Bestandssituation Plangebiet ...... 35 Abb. 4: Vorbelastungssituation: Plangebiet innerhalb des Hafengebiets mit dessen typischen Nutzungen (Fotos: hangar11, Juli 2020) ...... 36 Abb. 5: Vorbelastungssituation: Plangebiet innerhalb des Hafengebiets mit dessen typischen Nutzungen (Panoramabild – Perspektive verzerrt, (Foto: hangar11, Juli 2020) ...... 37 Abb. 6: Bestandsituation vom gegenüberliegenden Ufer vor der uferbegleitenden Gehölzkulisse mit Blick auf die Schleuseninsel (Foto: Bosch&Partner, Mai 2018) ...... 38 Abb. 7: Fotostandorte der Visualisierungen vom gegenüberliegenden Ufer Mainaschaff (Luftbild: GoogleEarth) ...... 39 Abb. 8: Landschaftsbildsimulation Fotostandort 1 (Fotogrundlage: hangar11, Juli 2020) ...... 40 Abb. 9: Landschaftsbildsimulation Fotostandort 2 (Fotogrundlage: hangar11, Juli 2020) ...... 41 Abb. 10: Landschaftsbildsimulation Fotostandort 2, Detail (Fotogrundlage: hangar11, Juli 2020) ...... 42 Abb. 11: Landschaftsbildsimulation Fotostandort 3 (Fotogrundlage: hangar11, Juli 2020) ...... 43

0.2 Tabellenverzeichnis Seite

Tab. 2-1: Zusammenfassende Darstellung der geltenden Ziele des Umweltschutzes ...... 7

28.01.2021 III BPlan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Marktgemeinde Stockstadt am Main Umweltbericht gemäß § 2 (4) BauGB

1 Allgemeinverständliche Zusammenfassung

Das Vorhaben stellt eine städtebauliche Maßnahme dar, die dem planerischen Prinzip der geordneten städtebaulichen Entwicklung bei gleichzeitiger Beachtung der umweltschützenden Belange Rechnung trägt. Im Rahmen des Umweltberichtes wird eine unterschiedliche Betrof- fenheit der Schutzgüter durch die Planung festgestellt.

Bezüglich des Schutzgutes Mensch und menschliche Gesundheit wird hinsichtlich des Lärms eine Emissionskontingentierung vorgenommen mit dem Ziel, gleichermaßen gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse zur Tag- und Nachtzeit sowie Entwicklungsmöglichkeiten für „hafentypische“ Gewerbe- und Industriebetriebe zu gewährleisten. So wird sichergestellt, dass die Belastungen im Planungsgebiet selbst sowie in den umliegenden Wohngebieten im ge- setzlichen Rahmen bleiben und gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse gewährleistet werden können. Erschütterungen, die über die bisher zulässigen Nutzungen hinausgehen, sind nicht zu erwarten. Da innerhalb des Geltungsbereichs keine Wohn- / Erholungsfunktionen vorliegen, können diesbezüglich erhebliche Beeinträchtigungen ausgeschlossen werden. Zu den von der Papierfabrik ausgehenden Störfallgefahren werden relevante Personengruppen informiert und geschult. Die feuerpolizeiliche Erschließung ist nach dem Stand der Technik gewährleistet.

Als Eingriffe in die Schutzgüter Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt sind vor allem Ver- luste von Flächen ohne oder mit geringem naturschutzfachlichen Wert zu verzeichnen. In ge- ringerem Umfang werden mittelwertige Biotopstrukturen wie z. B. Hecken/Gebüsche, artenar- mes Extensivgrünland und Säume, Ruderal- und Staudenfluren beeinträchtigt. Hochwertige Vegetationsstrukturen wie die Gehölzbestände auf der Schleuseninsel und den Uferböschun- gen des Mains oder gesetzlich geschützte Biotope werden nicht beeinträchtigt und zum Erhalt festgesetzt. Die Eingriffe können durch Ausgleichsmaßnahmen in Form von Gehölzpflanzun- gen innerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplanes sowie durch Schaffung von Habi- tatstrukturen für Kreuzkröte und Zauneidechse im Bereich des Hafenbahnhofs kompensiert werden.

Für die im Plangebiet nachgewiesenen europäischen Vogelarten und Tierarten nach An- hang IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) sind unter Berücksichtigung von Vermei- dungsmaßnahmen und Maßnahmen zur Sicherung der kontinuierlichen ökologischen Funkti- onalität („CEF“-Maßnahmen) keine Auswirkungen anzuzeigen, die zu einer Verschlechterung des aktuellen Erhaltungszustandes der lokalen Populationen führen. Hiervon ausgenommen ist die Kreuzkröte, für die eine Beschädigung ihrer Fortpflanzungs- und Ruhestätten nicht aus- geschlossen werden kann. Die vom Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten können im räumlich-funktionalen Zusammenhang der Lokalpopulation ihre ökologische Funk- tion nicht mehr erfüllen. Unter Berücksichtigung von Maßnahmen zur Sicherung des Erhal- tungszustandes („FCS“-Maßnahmen) im Bereich des Hafenbahnhofs bzw. innerhalb des Gel- tungsbereichs als Bestandteile eines hafenweiten Habitatverbundkonzeptes für die Kreuzkröte kann aber sichergestellt werden, dass sich der Erhaltungszustand der Art nicht weiter ver- schlechtert und grundsätzlich die Erreichung eines günstigen Erhaltungszustandes möglich ist.

28.01.2021 Seite 1 BPlan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Marktgemeinde Stockstadt am Main Umweltbericht gemäß § 2 (4) BauGB

Schutzgebiete sind von der Planung nicht betroffen.

Beim den Schutzgütern Boden / Fläche wird der Anteil an versiegelten Böden durch die Pla- nung zunehmen, wodurch natürliche Bodenfunktionen beeinträchtigt werden. Bei den beein- trächtigten Böden handelt es sich um Bereiche, die durch vorherige Nutzungen bereits stark anthropogen überformt sind – wertvolle Böden werden nicht beeinträchtigt. Auf Teilflächen sind Bodenbelastungen nicht auszuschließen. Möglicherweise vorkommende Kampfmittel werden im Zuge der Baumaßnahme erkannt und fachgerecht entsorgt. Da die Flächen weiter- entwickelt werden und keine Erst-Inanspruchnahme vorliegt, wird keine erhebliche Beeinträch- tigung des Teilschutzguts Fläche erwartet.

Für den Grundwasserkörper gemäß Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) sind keine negativen Umweltauswirkungen zu erwarten. Aufgrund der Neuversiegelung von Flächen können beim Schutzgut Wasser lediglich bezüglich der mengenmäßigen Grundwasserneubildung Beein- trächtigungen nicht ausgeschlossen werden. Beeinträchtigungen durch wassergefährdende Stoffe können dagegen vermieden werden. In den Main findet kein Eingriff statt – weder das Längs- und Querprofil noch die Wasserführung werden durch die Planung verändert. Auch potenzielle negative Auswirkungen durch Hochwasserereignisse (HQ100) auf diesbezüglich empfindliche Bereiche im Plangebiet können ausgeschlossen werden. Die Entsorgung von Abwässern und Abfällen wird sichergestellt.

Hinsichtlich der Schutzgüter Klima / Luft wird davon ausgegangen, dass keine erheblichen Beeinträchtigungen vorliegen. Es kann zwar aufgrund der Mehrversiegelung zu einer stärke- ren Erwärmung im Plangebiet selbst kommen, allerdings sind keine bedeutenden Kaltluft- oder Frischluftleitbahnen betroffen. Auf Ebene des Bebauungsplans werden keine Maßnahmen hin- sichtlich Luftschadstoffe und Geruchsbelastungen erforderlich. Der Schutz vor Luftschadstof- fen sowie Staub- und Geruchsemissionen wird im Rahmen der Genehmigungsverfahren ge- währleistet.

Das Landschaftsbild im Plangebiet wird gemäß Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ als geringwertig bewertet. Um potenzielle Beeinträchtigungen des Schutzgutes Landschaft identifizieren zu können, wurde eine Landschaftsbildsimulation mit Blickpunkten am gegenüberliegenden Ufer in Mainaschaff durchgeführt. Die geplante Bebauung führt dem- nach zu einer Überprägung der Landschaftsbildsituation, die allerdings nur von direkter Ufer- nähe aus wahrnehmbar ist. Von z. B. der Bebauung entlang der Aschaffenburger Straße aus werden die künftigen hafentypischen Hallen oder Silos erst ab einer Höhe von ca. 20 Metern im Plangebiet über dem Gehölzbestand entlang des Mains bzw. der Schleuseninsel wahr- nehmbar – die Beeinträchtigung wird nicht als schwerwiegend bewertet. Bei der Bewertung wurde auch die Vorbelastungssituation des Hafengebiets (vorhandene ans Plangebiet angren- zende Nutzungen bzw. bereits zulässige Nutzungen von baulichen Anlagen in einer Höhe von 40 Metern) berücksichtigt. Durch weitere Gehölzpflanzungen auf der Schleuseninsel und den Uferböschungsbereichen im Plangebiet können Beeinträchtigungen zudem vermieden wer- den.

28.01.2021 Seite 2 BPlan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Marktgemeinde Stockstadt am Main Umweltbericht gemäß § 2 (4) BauGB

Beeinträchtigungen der Schutzgüter Kulturgüter / sonstige Sachgüter (Baudenkmäler, landschaftsprägende Denkmäler, Denkmalensembles sowie der Main als Bundeswasser- straße und übergeordnete Versorgungsleitungen) können ausgeschlossen werden.

Durch die Nutzung der Wasserstraße Main für den trimodalen Güterverkehr ist als relevante Wechselwirkung die Reduzierung des straßengebundenen Fernlastverkehrs und damit ein- hergehend von Emissionen zu nennen.

Durch das Vorhaben entstehen gemäß § 1a Abs. 3 BauGB ausgleichspflichtige Eingriffe in Natur und Landschaft. Die Eingriffe werden durch Maßnahmen sowohl innerhalb des Plange- bietes (z. B. Pflanzungen auf der Schleuseninsel und den Böschungsbereichen) als auch im Bereich des Hafenbahnhofs Aschaffenburg ausgeglichen. Bei Letzteren handelt es sich um Maßnahmen, die auch multifunktional als artenschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen die- nen.

Als Ergebnis des vorliegenden Umweltberichtes wird festgestellt, dass unter Zugrundelegung von Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung sowie Ausgleichsmaßnahmen bei der Re- alisierung des Bebauungsplanes keine erheblichen negativen Umweltauswirkungen im Sinne der einzelnen Umweltfachgesetzgebungen verbleiben, die gegen eine Umsetzung des Vorhabens sprechen. Das Vorhaben kann umweltverträglich realisiert werden.

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2 Umfang und Detaillierungsgrad der Umweltprüfung (Nr. 1 der Anlage 1 zu § 2 Abs. 4 BauGB) 2.1 Kurzdarstellung des Inhalts und der wichtigsten Ziele des BPlans

Mit dem Bebauungsplan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ soll die planungsrechtliche Grundlage für die Weiterentwicklung und die dauerhafte Sicherung von Nutzungen im Plangebiet ge- schaffen werden. Anlass für die Aufstellung dieses Bebauungsplans bietet das allgemeine Ge- bot der Schaffung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse bei gleichzeitiger Sicherung des Hafenbetriebes sowie dessen Gewährleistung für die Zukunft einschließlich der Sicherung von Entwicklungsmöglichkeiten, insbesondere angesichts der Planfeststellung gemäß § 14 WHG aus dem Jahr 1992, und zu erwartender Nutzungsintensivierung sowie im Hinblick auf zukünf- tige mögliche Nutzungsänderungen, z. B. ausgelöst durch politische Entscheidungen zum „Kohleausstieg“ und dem damit einhergehenden Sicherungsbedarf für zukünftige Entwicklun- gen vor Ort. Es handelt sich bei der vorliegenden Bauleitplanung aufgrund der bereits erfolgten Planfeststellungen um eine planungsrechtliche „Abrundung“, in dessen Rahmen die zulässige Art und das zulässige Maß für künftige Entwicklungen verbindlich geregelt werden sollen, um städtebaulichen Fehlentwicklungen vorzubeugen.

Es bestehen außerdem wirtschaftliche Verknüpfungen der bereits heute teilweise für „hafen- typische“ gewerbliche / industrielle Zwecke genutzten Flächen des Geltungsbereichs über die Grenzen der Marktgemeinde Stockstadt am Main hinweg mit dem Industrie- und Gewerbege- biet „Hafen Aschaffenburg“. Daraus wiederum folgen nicht nur wirtschaftliche Interessen der Marktgemeinde Stockstadt am Main, sondern auch der Stadt Aschaffenburg und der Region, eine „hafentypische“ gewerbliche / industrielle Nutzung an dieser Stelle zu sichern sowie diese in Einklang mit gesunden Wohn- und Arbeitsverhältnissen zu bringen – insbesondere hinsicht- lich der auf der gegenüberliegenden Mainseite vorhandenen Wohnnutzungen innerhalb der Gemeinde Mainaschaff. Aus diesen Gründen wird für den Geltungsbereich dieses Bebauungs- plans größtenteils ein sonstiges Sondergebiet i.S.d. § 11 BauNVO mit der Zweckbestimmung

Hafengebiet (SOH) sowie Grünflächen und der innerhalb des Geltungsbereichs verlaufende

Main als Gewässer festgesetzt. In dem Sondergebiet (SOH) sind „hafentypische“ Gewerbebe- triebe aller Art, insbesondere auch diejenigen Betriebe, die in ihren Betriebsabläufen auf das Ver- und Entladen von Stoffen und Waren für den Transport auf dem Wasserweg angewiesen bzw. ausgerichtet und bereits jetzt am Standort zu finden sind, zulässig.

Der Bebauungsplan wird als sogenannter „Angebotsplan“ aufgestellt, der nicht zur Durchfüh- rung eines bestimmten Vorhabens verpflichtet, sondern zunächst nur einen rechtlichen Rah- men definiert, innerhalb dessen grundsätzlich jedes Vorhaben realisiert werden darf, das den Festsetzungen des Bebauungsplans und den bestehenden Planfeststellungen nicht wider- spricht. Es ist das übergeordnete Ziel der Planung, für den Geltungsbereich einen städtebau- lichen Entwicklungshorizont zu ermöglichen. Die derzeitigen Nutzungen sollen außerdem zu- lässig bleiben. Dabei ist es in einem nutzungsmäßig verdichteten und insbesondere auch durch verschiedene gewerbliche Immissionen vorbelasteten Gebiet angezeigt, den städtebau- rechtlichen Zulässigkeitsrahmen möglichst so zu fassen, dass ausreichende Spielräume für

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die zukünftige bauliche und nutzungsmäßige Entwicklung innerhalb des Plangebiets verblei- ben. Im Gegenzug müssen aber die möglichen städtebaulichen Auswirkungen der zukünftigen Entwicklungen sowie ihre Auswirkungen auf den Umweltzustand zuverlässig ermittelt und be- wertet sowie in die städtebauliche Abwägung gemäß § 1 Abs. 7 BauGB eingestellt werden.

Gemäß § 2 Abs. 4 BauGB ist für die Belange des Umweltschutzes eine Umweltprüfung durch- zuführen, in der die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen ermittelt werden und in einem Umweltbericht beschrieben und bewertet werden. Als zentrales Dokument der Um- weltprüfung ist demnach ein Umweltbericht mit den in der Anlage 1 zum BauGB festgelegten Angaben zu erstellen und mit der beabsichtigten Aufstellung des Bebauungsplans öffentlich auszulegen.

Folgende Festsetzungen sind für den Umweltbericht relevant:

• Art der baulichen Nutzung in Sondergebiet mit der Zweckbestimmung Hafen (SOH) - Unterbringung von Anlagen und Einrichtungen im funktionellen Zusammenhang des ge- werblichen / industriellen Hafenbetriebs sowie Unterbringung der für den bestimmungs- gemäßen Betrieb erforderlichen Folgenutzungen - Hafentypische gewerbliche / industrielle Nutzungen • Begrenzung der zulässigen Lärm-Emissionskontingente für das in Teilbaugebiete unter-

gliederte Sondergebiet (SOH) • Maß der baulichen Nutzung - Die Grundflächenzahl GRZ beträgt 0,8. - Maximale Gebäudehöhen von 151,0 m ü.NHN • Bauweise sowie (nicht) überbaubare Grundstücksflächen

- Innerhalb des SOH ist ein Anbauen an die Grundstücksgrenzen i.S.d. der offenen Bau- weise zulässig. Die Beschränkung bzgl. der Länge der Hausform gilt hier abweichend nicht. - Vortreten von Gebäudeteilen an den innerhalb des SOH zeichnerisch festgesetzten Baugrenzen ist nicht zulässig. (Ausnahme für Lagerplätze, Kräne, Krananlagen sowie sonstige Ver- und Entlade- sowie Transport- und Umschlagseinrichtungen, die nicht als Nebenanlagen gelten, sofern andere Belange nicht entgegenstehen.) • Festsetzung von Grün- und Ausgleichsflächen

- Grünflächen mit Zweckbestimmungen „Hochwasserschutz“ (GH), „Mastschutzbereich“

(GM) und „Artenschutz“ (GA) und Erhaltung von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Be- pflanzungen - Ausgleichsflächen zum Schutz der Landschaft mit Pflanzbindungen von Bäumen und Sträuchern sowie die Erhaltung von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen

(AL1 und AL2) sowie zum Schutz der Natur insbesondere des Artenschutzes (AA).

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2.2 Lage des Vorhabens und Bedarf an Grund und Boden

Der räumliche Geltungsbereich des Bebauungsplans umfasst eine Fläche von ca. 11,26 ha. Das Plangebiet liegt im südöstlichen Bereich der Marktgemeinde Stockstadt am Main und ca. einen Kilometer vom Zentrum in südöstlicher Richtung entfernt. Es weist eine von Norden nach Süden ausgerichtete Tiefe von bis zu ungefähr 185 m sowie eine von Westen nach Osten ausgerichtete Breite von bis zu ungefähr 775 m auf.

Unmittelbar nördlich an den Geltungsbereich grenzt der Main als Teil des Bundeswasserstra- ßennetzes an. Der Geltungsbereich liegt zudem in unmittelbarer Nähe zum gewerblichen / industriell genutzten Hafen in Aschaffenburg.

Abb. 1: Lage des Plangebiets (Quelle Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung)

2.3 Ziele des Umweltschutzes

2.3.1 Ziele des Umweltschutzes aus den Fachgesetzen

Nachfolgend werden schutzgutbezogen die relevanten Ziele des Umweltschutzes aus den ein- schlägigen Fachgesetzen dargestellt. Die Art, wie diese Ziele und die Umweltbelange bei der Aufstellung des Bauleitplans berücksichtigt wurden, ist in den jeweiligen Unterkapiteln in Kap. 3.1 zu den einzelnen Schutzgütern dargestellt.

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Tab. 2-1: Zusammenfassende Darstellung der geltenden Ziele des Umweltschutzes

Schutzgüter Ziele des Umweltschutzes Menschen / • Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen auf den Menschen durch Lärm und menschliche Ge- Erschütterungen (Umgebungslärmrichtlinie 2002/49/EG, § 47 a-f BImSchG, §§ 1, sundheit 48 BImSchG, 16., 18., 26. und 39. BImSchV, TA Lärm) • DIN 18005-1, Schallschutz im Städtebau – Teil 1, Mai 1987 und Juli 2002: Die DIN 18005 ist das wichtigste lärmtechnische Regelwerk für die Bauleitplanung. Das Beiblatt 1 zur DIN 18005 enthält schalltechnische Orientierungswerte. Deren Einhaltung oder Unterschreiten ist wünschenswert, um die mit der Eigenart des betreffenden Baugebiets oder der betreffenden Baufläche verbundene Erwartung auf angemessenen Schutz vor Lärmbelästigungen zu erfüllen. Die Orientierungs- werte der DIN 18005 sollten bei schutzbedürftigen Nutzungen, wie z. B. Wohnen, nach Möglichkeit eingehalten werden. Im Einzelfall können diese aber auch über- schritten werden. • DIN 45691, Geräuschkontingentierung, Dezember 2016: Geräusche gehören zu den Hauptbelastungen der Bevölkerung, weshalb bei der Aufstellung von Bebauungsplänen die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse und die Belange des Umweltschutzes gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 1 BauGB zu berücksichtigen sind. Schädliche Umwelteinwirkungen sol- len bei der Planung nach Möglichkeit vermieden werden. Aus schalltechnischer Sicht ist bei der städtebaulichen Planung und der rechtlichen Umsetzung zu ge- währleisten, dass die Geräuscheinwirkungen durch die zulässige Nutzung nicht zu einer Verfehlung des angestrebten Schallschutzzieles führen. Dazu ist in der Pla- nung ein Konzept für die Verteilung der an den maßgeblichen Immissionsorten für das Plangebiet insgesamt zur Verfügung stehenden Geräuschanteile zu entwi- ckeln. Ein Instrument, mit dem ein solches Konzept in der städtebaulichen Pla- nung rechtlich umgesetzt werden kann, ist die Festsetzung von Geräuschkontin- genten im Bebauungsplan. • Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm - TA Lärm, zuletzt geändert am 01.06.2017: Die Technische Anleitung dient dem Schutz der Allgemeinheit und der Nachbar- schaft vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Geräusche sowie der Vorsorge gegen schädliche Umwelteinwirkungen durch Geräusche. Sie gilt für die Beurtei- lung von Geräuschimmissionen aus Gewerbe- und Industrieanlagen, ausgenom- men z. B. Sport- und Freizeitanlagen. • Verkehrslärmschutzverordnung – 16. BImSchV, vom 18. Dezember 2014: Die Verordnung gilt für den Bau oder die wesentliche Änderung von Straßen und Schienenwegen und dient dem Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Verkehrsgeräusche. • DIN 4109, Teil 1 und Teil 2, Juli 2016: Die Norm legt Anforderung an die Schalldämmung von Bauteilen schutzbedürftiger Räume und an die zulässigen Schallpegel in schutzbedürftigen Räumen in Wohn- gebäuden und Nichtwohngebäuden zum Erreichen der beschriebenen Schall- schutzziele fest. Die Anforderungen dieser Norm gelten u. a. zum Schutz gegen Außenlärm, z. B. Verkehrslärm und Lärm aus Gewerbe- und Industriebetrieben, die nicht mit den schutzbedürftigen Aufenthaltsräumen baulich verbunden sind. • DIN 4150, Teil 2, Juni 1999: Zweck der Norm ist die angemessene Berücksichtigung des Erschütterungsschut- zes im Immissionsschutz. Es werden Anforderungen und Anhaltswerte genannt, bei deren Einhaltung erwartet werden kann, dass in der Regel erhebliche Belästi- gungen von Menschen in Wohnungen und vergleichbar genutzten Räume vermie- den werden.

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Schutzgüter Ziele des Umweltschutzes • Schutz vor schädlichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit durch Luft- verunreinigungen (Richtlinie 2008/50/EG über Luftqualität und saubere Luft für Eu- ropa, Geruchsimmissionsrichtlinie GIRL, Nationale Nachhaltigkeitsstrategie, §§ 1, 48 BImSchG, 39. BImSchV, TA Luft) Pflanzen, Biologi- • Schutz wildlebender Tiere, Pflanzen, ihrer Lebensstätten und Lebensräume, der sche Vielfalt biologischen Vielfalt (FFH-Richtlinie 92/43/EWG, Vogelschutzrichtlinie 79/409/EWG, §§ 1, 7, 23, 26, 30, 32, 33, 44 BNatSchG, Art. 23 BayNatSchG) • Schaffung eines Biotopverbundsystems (§ 21 BNatSchG) Tiere • Schutz wildlebender Tiere, Pflanzen, ihrer Lebensstätten und Lebensräume, der biologischen Vielfalt (FFH-Richtlinie 92/43/EWG, Vogelschutzrichtlinie 79/409/EWG, §§ 1, 23, 26, 30, 32, 33, 44, 45 BNatSchG, Art. 23 BayNatSchG) • Sicherung sämtlicher Gewässer als Bestandteil des Naturhaushaltes und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen (§ 6 WHG, § 1 BNatSchG) • Schaffung eines Biotopverbundsystems (§ 21 BNatSchG) Fläche, Boden • Sicherung der natürlichen Bodenfunktionen sowie der Funktion als Archiv der Na- tur- und Kulturgeschichte (§ 1 BBodSchG, § 1 BNatSchG) • Schädliche Bodenveränderungen sind abzuwehren, der Boden und Altlasten sind zu sanieren (§ 1 BBodSchG, Art. 5 BayBodSchG) • Sparsamer Umgang mit Grund und Boden (§ 1a Abs. 2, Satz 1 BauGB) • Begrenzung der Umwidmung von landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen und für Wohnzwecke genutzte Flächen auf den notwendigen Umfang (§ 1a Abs. 2 Satz 2 BauGB) • Zur Verringerung der zusätzlichen Inanspruchnahme von Flächen für bauliche Nut- zungen sind die Möglichkeiten der Wiedernutzbarmachung von Flächen, Nachver- dichtung u. a. Maßnahmen zur Innenentwicklung zu nutzen sowie Bodenversiege- lungen auf das notwendige Maß zu begrenzen. Grundwasser • Erreichen eines guten mengenmäßigen und chemischen Zustands des Grundwas- sers (§ 47 WHG, Art. 4 WRRL) • Sicherung der öffentlichen Wasserversorgung (§§ 48, 50, 51, 52 WHG, Richtlinie über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch 98/83/EG Oberflächen- • Schutz der Gewässer vor Schadstoffeinträgen (Kommunale Abwasserrichtlinie gewässer 91/271/EWG sowie § 27 WHG) • Erreichen eines guten ökologischen Zustands / Potenzials und eines guten chemi- schen Zustands der Oberflächengewässer (§ 29 WHG, Art. 4 WRRL) • Vorbeugung der Entstehung von Hochwasserschäden und Schutz von Über- schwemmungsgebieten (§§ 72-78 WHG, Art. 1 Hochwasserrisikomanage- mentrichtlinie 2007/60/EG, § 1 Abs. 3 Satz 3 BNatSchG) Klima / Luft • Vermeidung von Beeinträchtigungen der Luft und des Klimas (§ 1 BNatSchG, § 1 BImSchG) • Schutz vor schädlichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit durch Luft- verunreinigungen (39. BImSchV) Landschaft • Sicherung und Entwicklung des Erholungswertes von Natur und Landschaft (§ 1 BNatSchG, Art. 26 BayNatSchG) • Sicherung der Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft sowie des Erho- lungswertes (§ 1 BNatSchG) Kulturelles Erbe • Schutz der Baudenkmäler, Denkmalbereiche, Bodendenkmäler / archäologischen und sonstige Fundstellen, Kulturdenkmäler (§ 1 BNatSchG, Art. 1 BayDSchG) Sachgüter

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2.3.2 Ziele des Umweltschutzes aus der kommunalen Bauleitplanung

Die beabsichtigten Planungen stehen den derzeitigen Darstellungen des Flächennutzungs- plans (FNP) der Marktgemeinde Stockstadt am Main nicht entgegen. Der auf der Ebene des Flächennutzungsplans als Sondergebiet Hafen dargestellte Bereich stellt eine Potentialfläche des „hafentypischen“ Gewerbes und einen potenziell nicht unerheblichen Wirtschaftsfaktor der Marktgemeinde Stockstadt am Main dar. Der Bebauungsplan ist aus den Inhalten des Flä- chennutzungsplans entwickelbar.

Der Geltungsbereich ist mit Ausnahme der Gewässerflächen des Mains und einem schmalen Streifen einer Grünfläche entlang der Straße vollumfänglich als Sonderbaufläche Hafen bzw. randlich als Straße dargestellt. Kleine Bereiche des Mainufers sowie die Schleuseninsel sind als im Überschwemmungsgebiet liegend dargestellt. Weiterhin können keine für den Umwelt- schutz relevanten Ziele aus dem FNP abgeleitet werden.

Abb. 2: FNP der Marktgemeinde Stockstadt, 9. Änderung (Juni 2014), Auszug

2.3.3 Ziele des Umweltschutzes aus Fachplanungen

Die Beachtung dieser Ziele wird in den jeweiligen Unterkapiteln in Kap. 3.1 zu den einzelnen Schutzgütern behandelt.

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Landesentwicklungsprogramm Bayern (LEP, Stand: 01.01.2020) In Kapitel 7 „Freiraumstruktur“ des LEP sind folgende für diesen Umweltbericht relevante Grundsätze und Ziele aufgeführt:

• 7.1.1 Erhalt und Entwicklung von Natur und Landschaft Natur und Landschaft sollen als unverzichtbare Lebensgrundlage und Erholungsraum des Menschen erhalten und entwickelt werden. • 7.1.5 Ökologisch bedeutsame Naturräume Ökologisch bedeutsame Naturräume sollen erhalten und entwickelt werden. Insbeson- dere sollen Gewässer erhalten und renaturiert, geeignete Gebiete wieder ihrer natürli- chen Dynamik überlassen und ökologisch wertvolle Grünlandbereiche erhalten und ver- mehrt werden • 7.1.6 Erhalt der Arten- und Lebensraumvielfalt, Biotopverbundsystem Lebensräume für wildlebende Arten sollen gesichert und entwickelt werden. Die Wander- korridore wildlebender Arten zu Land, zu Wasser und in der Luft sollen erhalten und wie- derhergestellt werden. Ein zusammenhängendes Netz von Biotopen ist zu schaffen und zu verdichten. • 7.2.1 Schutz des Wassers Es soll darauf hingewirkt werden, dass das Wasser seine Funktionen im Naturhaushalt auf Dauer erfüllen kann. • 7.2.5 Hochwasserschutz Die Risiken durch Hochwasser sollen soweit als möglich verringert werden. Hierzu sollen die natürliche Rückhalte- und Speicherfähigkeit der Landschaft erhalten und verbessert, Rückhalteräume an Gewässern freigehalten sowie Siedlungen vor einem hundertjährli- chen Hochwasser geschützt werden.

Regionalplan (vgl. Begründung, Kap. 2.1.1):

Der Regionalplan weist den Grundsatz auf, den Hafenstandort in Aschaffenburg und die Um- schlagstelle Stockstadt zu einem modernen Güterverkehrszentrum auszubauen. Durch den weiteren Ausbau und die Modernisierung des Hafens soll eine Infrastruktur geschaffen wer- den, die auch in Zukunft einen rationellen Umschlag zwischen den Verkehrsträgern Schiff, Bahn und Lkw und somit die Optimierung des Güterverkehrs in der Region ermöglicht.

2.3.4 Schutzgebiete

Im Plangebiet existieren weder nationale noch internationale Schutzgebiete. Innerhalb der Ge- markung Stockstadt liegt in ungefähr 1,25 km vom Geltungsbereich des Bebauungsplans ent- fernt das Landschaftsschutzgebiet "Unter- und Oberhübnerwald". Auf der gegenüberliegenden Mainseite befinden sich in etwa 1,8 km Entfernung der Naturpark und das Land- schaftsschutzgebiet innerhalb des Naturparks Spessart (ehemals Schutzzone).

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3 Beschreibung und Bewertung der erheblichen Umweltaus- wirkungen (Nr. 2 der Anlage 1 zu § 2 Abs. 4 BauGB)

3.1 Bestandsaufnahme der einschlägigen Aspekte des derzeitigen Um- weltzustands sowie Beschreibung und Bewertung der Umweltauswir- kungen

3.1.1 Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit

3.1.1.1 Wirkungsbereich Lärm und Erschütterung, Störfälle

Während sich zu den Erschütterungen keine expliziten gesetzlichen oder untergesetzlichen Vorgaben finden, sondern sich der Schutz vor Erschütterungen nach dem allgemeinen Rück- sichtnahmegebot richtet und zu dessen Konkretisierung auf einschlägige technische Regel- werke zurückgegriffen werden kann, hat der Schutz vor Lärm eine eingehende gesetzliche sowie untergesetzliche Regelung erfahren. Dies hat seinen Grund, insbesondere darin, dass nennenswerte Erschütterungen bei den meisten Vorhaben lediglich baubedingt auftreten und die Reichweite dieses Wirkpfades sehr beschränkt ist. Demgegenüber ist die Lärmbelastung ein omnipräsentes Problem moderner Gesellschaften. Schallimmissionen wirken zudem über erhebliche Distanzen und weisen eine gesteigerte Gesundheitsrelevanz auf. Gerade bei der Ermöglichung gewerblicher bzw. industrieller Ansiedlungen ist der mit diesen Ansiedlungen verbundene Lärm regelmäßig ein Problem. Daher ruht auch im vorliegenden Bebauungsplan in Bezug auf das Schutzgut Mensch vor allem hierauf die Aufmerksamkeit der Untersuchung.

Für die Bauleitplanung relevant sind dabei nicht nur die vorgeschriebenen Grenz- und Richt- werte, sondern auch Zusatzbelastungen unterhalb dieser Schwellen. Bewertungsgrundlage ist für den Gewerbelärm in erster Linie die DIN 18005, die für die Bauleitplanung – ohne rechts- verbindlich zu sein – eine wichtige Orientierungshilfe bietet. Darüber hinaus ist bei der plane- rischen Ermöglichung gewerblicher bzw. industrieller Nutzungen – wie hier – die TA Lärm in den Blick zu nehmen. Denn auf Genehmigungsebene bildet sie den Zulässigkeitsmaßstab hinsichtlich der Lärmbelastung. Ein Bebauungsplan, der auf einen Konflikt mit der TA Lärm hinausläuft, erweist sich daher bereits nach § 1 Abs. 3 S. 1 BauGB als nicht erforderlich und somit unwirksam. Für den Verkehrslärm, soweit er nicht dem Gewerbelärm zuzurechnen ist, bietet die 16. BImSchV eine wichtige Orientierungshilfe. Unmittelbar anwendbar ist sie hinge- gen nur, wenn im Sinne eines planfeststellungsersetzenden Bebauungsplans öffentliche Stra- ßen geplant werden, was vorliegend nicht der Fall ist. Im Übrigen sind bei bestehenden ge- sundheitsrelevanten Lärmsituationen sämtliche zu erwartende Lärmerhöhungen abwägungs- relevant. In Situationen diesseits der absoluten Zumutbarkeitsgrenze – wie hier – sind zumin- dest wahrnehmbare Lärmerhöhungen (Schalldruckpegelerhöhungen von mindestens 1 dB(A)) abwägungsrelevant.

Zum Schutzgut Mensch zählt schließlich auch die Sicherheit vor schweren Unfällen bedingt durch Störfälle.

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Bestand

In der Umgebung des Geltungsbereichs befinden sich insbesondere innerhalb der Marktge- meinde Stockstadt a.M. und in Aschaffenburg mehrere Gewerbe- und Industriebetriebe, die hinsichtlich der Emissionen und Erschütterungen relevant sind. Im Geltungsbereich und seiner Umgebung treten Geräusche insbesondere aufgrund von Geräuschquellen des Gewerbes auf. Die Schallimmissionen entstehen im Wesentlichen beim Umschlagen von Gütern im Hafen sowie aufgrund der Betriebsgeräusche der Gewerbe- und Industriebetriebe im Umfeld des Hafens.

Innerhalb des Geltungsbereichs und auch im direkten Umfeld liegt keine Wohnbebauung. Schutzwürdige Nutzungen im Sinne von Wohnnachbarschaft befinden sich vor allem am ge- genüberliegenden Mainufer in Mainaschaff.

Auswirkungen

Im Hinblick auf die von künftigen gewerblichen / industriellen Nutzungen im Plangebiet ausge- henden Geräuschemissionen und auf die schutzbedürftige Wohnnachbarschaft einwirkenden Geräuschimmissionen wurden im Rahmen des Bauleitverfahrens schalltechnische Untersu- chungen durchgeführt, deren Ergebnisse im Fachgutachten der IBAS Ingenieurgesellschaft mbH vom August 2020 dokumentiert sind.

Mit dem Fachbereich Immissionsschutz der zuständigen Behörde, dem Landratsamt Aschaf- fenburg, wurden zunächst die heranzuziehenden maßgeblichen Immissionsorte und deren Schutzwürdigkeit ermittelt. Im nächsten Schritt wurden im Austausch mit dem Landratsamt Aschaffenburg die sog. “Planwerte“ gem. DIN 45691:2006-12 (vgl. Tab. 2-1) für die (künftigen) Nutzungen im Geltungsbereich des in Aufstellung befindlichen Bebauungsplans mit dem Ziel bestimmt, dass mit Bezug auf die Orientierungswerte der DIN 18005 (vgl. Tab. 2-1) bzw. die im Verfahren ermittelten Gesamt-Immissionswerte LGI für Gewerbelärm an den relevanten Auf- punkten in der (Wohn-)Nachbarschaft durch den bestehenden Gewerbelärm und den Ge- räuschbeiträgen aus dem Plangebiet eingehalten werden.

Auf Basis von Ziff. 2.2 bzw. Ziff. 3.2.1 der Sechsten AVwV vom 26.08.1998 zum Bundes-Im- missionsschutzgesetz (Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm - TA Lärm, GMBl. Nr. 26; vgl. Tab. 2-1) wurden Planwerte erarbeitet, die Vorhaltemaße von 6 dB, 10 dB, z. T. sogar von bis zu 15 dB, berücksichtigen. Ausgehend von den Planwerten wurde bei der Ge- räuschkontingentierung auf die zulässigen Geräuschemissionen der Teilgebiete SOH1, SOH2 und SOH3 des Sondergebiets (SOH) rückgerechnet.

Der aufgrund im Geltungsbereich des Bebauungsplans durch Pkw-/Lkw-Frequentierungen au- ßerhalb von öffentlichen Straßen in der (Wohn-)Nachbarschaft hervorgerufene Verkehrslärm ist dem Gewerbelärm zuzuordnen und daher in der Emissionskontingentierung enthalten.

Die Berechnungen / Abschätzungen zur planinduzierten Erhöhung der Verkehrslärmpegel auf den umliegenden (öffentlichen) Straßen haben gezeigt, dass die auf Basis der Anforderungen

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gem. höchstrichterlicher Rechtsprechung ermittelten (max. zulässigen) Pkw-/Lkw-Frequentie- rungen für die künftigen Betriebe im Plangebiet nicht erreicht werden und als auskömmlich eingestuft werden können.

Die von den im Plangebiet bestehenden Höchstspannungsfreileitungen bei bestimmten Witte- rungsbedingungen hervorgerufenen “Koronageräusche“ wurden im Rahmen der schalltechni- schen Untersuchungen insbesondere im Hinblick auf schutzbedürftige Nutzungen (Büros o. ä.) im Geltungsbereich, aber auch bezüglich der umliegenden Wohnnachbarschaft, geprüft. Im Ergebnis ist festzustellen, dass unzulässig hohe Geräuschimmissionen dabei zur Tag- und Nachtzeit nicht zu erwarten sind.

Zum Schutz künftiger (Büro-)Nutzungen im Plangebiet gegen Außenlärm, hervorgerufen durch den Verkehrs- und Gewerbelärm in Summe, wurden die Anforderungen an die Schalldäm- mung von Bauteilen in Form von maßgeblichen Außenlärmpegeln gem. DIN 4109 (vgl. Tab. 2-1) bestimmt.

Erschütterungen, die über die bisher zulässigen Nutzungen hinausgehen, sind ebenfalls nicht zu erwarten. Hier werden die einschlägigen normativen Vorgaben in Form von Anhaltswerten gemäß DIN 4150 (vgl. Tab. 2-1) sicher eingehalten.

Was den Störfallschutz betrifft, so wurde bereits eingangs darauf hingewiesen, dass sich der Störfallschutz im Rahmen von Planungen in erster Linie nach den Vorgaben des Art. 13 Abs. 2 Seveso-III-Richtlinie bzw. des § 50 S. 1 BImSchG bemisst. Danach soll zwischen schutzbe- dürftigen Nutzungen und Störfallbereichen ein angemessener Sicherheitsabstand gewahrt werden. Wie viele Meter der angemessene Sicherheitsabstand beträgt, hängt indes von den Umständen des Einzelfalls ab. Wird der angemessene Sicherheitsabstand unterschritten, ist das betreffende Vorhaben nicht zwingend unzulässig, sondern kann sich gleichwohl bei ent- sprechend überwiegenden Gründen im Rahmen einer Abwägung durchsetzen.

Weil eine Nutzung mit Hafenbezug bereits denklogisch nur in ausreichender Nähe zum Hafen in Betracht kommt, bestehen angesichts der für gewerbliche und industrielle Nutzungen ohne- hin schon vergleichsweise geringen Ausdehnung des Plangebiets keine Spielräume für räum- liche Alternativen oder eine sinnvolle räumliche Gliederung des Plangebiets unter Störfallge- sichtspunkten. Da sich in Häfen typischerweise auch Störfallbereiche befinden, auch wenn konkret hier derzeit nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit der Ansiedlung eines solchen Betriebs besteht, ist auch ein gänzlicher Ausschluss solcher Betriebe nicht zielführend.

Unter Berücksichtigung all dessen soll die Störfallvorsorge, einschließlich der Wahrung des angemessenen Sicherheitsabstands, vorliegend der Klärung im Einzelfall vorbehalten bleiben. Solche Individuallösungen können im Rahmen eines Angebotsbebauungsplans – wie hier – nicht getroffen werden, sondern müssen der Genehmigungsebene überlassen bleiben. Eine Konfliktbewältigung auf Genehmigungsebene ist auch möglich, da Störfallbetriebe in der Re- gel der immissionsschutzrechtlichen Genehmigung bedürfen, mindestens aber baugenehmi- gungspflichtig sind, so dass es auf nachgelagerter Ebene ein Verfahren zur präventiven Recht-

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mäßigkeitskontrolle gibt, über das die Einhaltung der störfallrechtlichen Vorgaben sicherge- stellt wird. Auf Genehmigungsebene werden auch keine Lösungsoptionen abgeschnitten, die nur auf Bebauungsplanebene bestünden, insbesondere eröffnet das Störfallrecht bei Unter- schreitung des angemessenen Sicherheitsabstands selbst dann eine umfassende Abwägung, wenn die betreffenden Genehmigungsverfahren keine Abwägung vorsehen (BVerwG, Urteil vom 20.12.2012, Az.: 4 C 11.11, Rn. 19 ff.). Dass in der Nachbarschaft bereits Störfallbereiche existieren (Papierfabrik), führt ebenfalls nicht dazu, dass keine weiteren Betriebe mit Störfall- bereichen zulässig sein können; vielmehr wirkt sich diese Vorbelastung tendenziell schutzmin- dernd auf die Nachbarschaft aus.

Da innerhalb des Planungsgebiets eine Wohnnutzung grundsätzlich ausgeschlossen wird, sind diesbezüglich keine von der benachbarten Papierfabrik ausgehenden schädlichen Um- welteinwirkungen i.S.d. § 50 BImSchG zu erwarten. Zum Schutz des Menschen werden Per- sonen, die im Planungsgebiet ständig, temporär oder einmalig anwesend sind oder zukünftig sein werden, über die von der Papierfabrik ausgehenden Störfallgefahren informiert und hin- sichtlich der erforderlichen Verhaltensweisen im Störfall geschult.

Die feuerpolizeiliche Erschließung ist nach dem Stand der Technik gewährleistet. Die Zustän- digkeit liegt bei der Stadt Aschaffenburg und wird über eine Verwaltungsvereinbarung geregelt.

Bewertung

Durch die beschriebene Methodik wird sichergestellt, dass die festzusetzenden Emissionskon- tingente der v. g. Teilflächen einschließlich der Zusatzkontingente für Richtungssektoren – ver- glichen zur teils bereits vorherrschenden Geräuschsituation – lediglich irrelevante Geräusch- beiträge liefern.

Die Emissionskontingentierung verfolgt dabei das Ziel, gleichermaßen gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse zur Tag- und Nachtzeit sowie Entwicklungsmöglichkeiten für „hafentypi- sche“ Gewerbe- und Industriebetriebe sicherzustellen.

3.1.1.2 Wirkungsbereich Erholung

Bestand

Innerhalb des Geltungsbereichs befinden sich keine Flächen mit Wohn- und/oder Erholungs- funktion. Der Aspekt der Belichtung und Verschattung ist in diesem Zusammenhang daher nicht relevant.

Auf dem gegenüberliegenden Mainufer in Mainaschaff befinden sich Wohnstandorte inklusive ihrer zugehörigen Außenwohnbereiche. Zudem führen ufernah Gehwege und der Main-Rad- weg entlang, der Teil des Deutschen Limes-Radwegs ist.

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Auswirkungen

Da innerhalb des Geltungsbereichs keine Wohn-/Erholungsfunktionen vorliegen, können er- hebliche Beeinträchtigungen ausgeschlossen werden, ebenso für die Erholungsfunktion wich- tige Aspekte durch zunehmende Belichtung und/oder Verschattung. Innerhalb des Geltungs- bereichs werden entlang des Eigentümerwegs keine Rad- und Fußwegeverbindungen unter- brochen.

Negative Auswirkungen auf die Wohnfunktion und die Erholung auf das am gegenüberliegen- den Mainufer liegende Mainaschaff (Störung von Sichtbeziehungen zu Wohn- und Erholungs- flächen) werden im Rahmen der Landschaftsbildsimulation geprüft und in Rahmen der Be- trachtung des Schutzgutes Landschaftsbild bewertet (vgl. Kap 3.1.6).

Bewertung

Da innerhalb des Geltungsbereichs keine Wohn- / Erholungsfunktionen vorliegen, können er- hebliche Beeinträchtigungen ausgeschlossen werden.

Aussagen bzgl. Auswirkungen auf das gegenüberliegende Mainaschaff werden im Rahmen der Betrachtung des Schutzgutes Landschaftsbild getroffen (vgl. Kap 3.1.6).

3.1.2 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt

Vorgehensweise

Die faunistischen Kartierungen wurden für bestimmte Teile des Plangebiets bereits im Jahr 2018 durchgeführt. Diese wurden im Jahr 2019 für den verbleibenden Teil des Plangebiets ergänzt. (Simon & Widdig 2019)

Folgende Artengruppen wurden im Rahmen der Kartierungen erhoben:

• Vögel: Revierkartierung Brutvögel • Reptilien: Sichtbeobachtung • Amphibien: Verhören, Sichtbeobachtung und Handfänge • Schmetterlinge: Standardisierte Transektkartierungen zur Hauptflugzeit • Heuschrecken: Zu dieser Tiergruppe erfolgten keine systematischen Erfassungen, jedoch wurden im Rahmen der Schmetterlingskartierungen bei den Begehungen im Juni und Juli 2018 die Vorkommen der auffälligen Ödland- oder Sandschreckenarten miterfasst.

Die Erfassungsmethodik orientiert sich an dem Standardwerk von an ANUVA (2014): „Leis- tungsbeschreibungen für faunistische Untersuchungen im Zusammenhang mit landschafts- planerischen Fachbeiträgen und Artenschutzbeitrag“, wobei eine Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten und zu erwartenden Zielarten erfolgt.

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3.1.2.1 Vögel

Bestand

Im Rahmen der Kartierung im Jahr 2018 wurden im Plangebiet zehn Vogelarten nachgewiesen (s. Tabelle 1). Eine der nachgewiesenen Arten (Mehlschwalbe) wird in der Roten Liste Bayerns als gefährdet eingestuft, zwei weitere Arten (Dorngrasmücke, Rauchschwalbe) werden auf der Vorwarnliste geführt, wobei die Rauchschwalbe bundesweit als gefährdet eingestuft wird. Die weiteren sieben Vogelarten sind nach den Roten Listen ungefährdet.

Tabelle 1: Vogelarten mit Angaben zu Schutz und Gefährdungsstatus

Schutz = nach § 7 BNatSchG besonders (b) oder streng (s) geschützte Art; RL D / RL BY = Rote Liste Deutschland (GRÜNEBERG et al. 2015) / Bayern (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT 2017c): 0 = ausgestorben oder verschollen, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Art der Vorwarnliste, G = Gefährdung anzunehmen, * = ungefährdet, nb = nicht bewertet; EHZ BY = Erhaltungszustand in Bayern (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT 2017a); BV = Brutvogel, NG = Nahrungsgast; Häufigkeitsklassen: I = 1 Individuum, II = 2-5 Ind., III = 6-20 Ind., IV = 21-50 Ind., V = > 50 Ind.

Deutscher Wissenschaftli- Schutzstatus Status Häufigkeit Artname cher Artname Schutz RL D RL BY EHZ Amsel Turdus merula b * * nicht gelistet BV II Blässgans Anser albifrons b * * günstig NG I Dorngrasmücke Sylvia communis b * V günstig BV I Graugans Anser anser b * * günstig NG I Heckenbraunelle Prunella modularis b * * nicht gelistet BV II b 3 3 ungünstig- Mehlschwalbe Delichon urbicum NG I unzureichend Alopochen b nb nb Nilgans nicht gelistet NG I aegyptiaca b 3 V ungünstig- Rauchschwalbe Hirundo rustica NG I unzureichend Ringeltaube Columba palumbus b * * nicht gelistet NG I Rotkehlchen Erithacus rubecula b * * nicht gelistet BV I

Mit zehn Vogelarten wurde ein sehr geringes Artenspektrum auf der Untersuchungsfläche nachgewiesen. Nur im Bereich der angrenzenden Hecke an der Böschung zum Hafenbecken brüten sehr wenige Vogelarten, darunter mit der Dorngrasmücke eine Art der Vorwarnliste in Bayern. Die Vegetations- bzw. Biotopsstrukturen im Eingriffsbereich eignen sich nur bedingt als Bruthabitat für sehr wenige Arten und sind nur kleinräumig ausgebildet.

Auswirkungen

Mit Bezug zu den Kartierungen aus dem Jahr 2018 kommt es zum Verlust von Landlebens- raum (Nahrungshabitat) der folgenden Arten: Blässgans, Nilgans, Graugans, Mehl-/ Rauch- schwalbe, Dorngrasmücke, Heckenbraunelle. In den Main als Teillebensraum von Vögeln wird nicht eingegriffen – diesbezüglich sind mit Bezug zu § 6 Abs. 1 Satz 1 WHG keine Auswirkun- gen zu erwarten.

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Für die Dorngrasmücke kommt es im Zuge des Verlustes von Heckenstrukturen zur Zerstö- rung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten. Artenschutzrechtliche Verbote können durch Ver- meidungs- und vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen ausgeschlossen werden.

Es wird davon ausgegangen, dass für weitere Vogelarten keine für die Arten maßgeblichen Habitate betroffen sind und im Umfeld ausreichend Lebensraum (Brut- und Nahrungshabitate) zur Verfügung steht und die Arten ausweichen können (Aufrechterhaltung der Funktionalität von Lebensstätten im Sinne der artenschutzrechtlichen Regelung).

Die Zusammenfassung der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung ist in Kap. 3.3.3 nach- zulesen.

3.1.2.2 Reptilien

Bestand

Im Rahmen der Kartierungen im Jahr 2018 konnten auf den mittig im Plangebiet gelegenen offenen Flächen Vorkommen der Zauneidechse (Lacerta agilis) nachgewiesen werden. Es handelt sich hierbei um zwei subadulte Tiere und ein juveniles Tier (Nachweis am 20.09.2018).

Während der Kartierungen im Jahr 2019 konnten weitere Nachweise der Zauneidechse sowie zusätzlich der Mauereidechse (Podarcis muralis) erbracht werden. Auf den Flächen des Lo- gistikunternehmens wurden eine subadulte Mauereidechse und zwei subadulte Zauneidech- sen auf den Steinschuttflächen der Ruderalflur am südöstlichen Rand des Vorhabenbereichs nachgewiesen (Nachweis am 28.08.2019). Im Rahmen der Reptilienbegehung vom 10.07.2019 wurden zudem auf dem Gelände der Papier- und Zellstofffabrik zwei weghu- schende, vermutlich adulte Eidechsen im Übergangsbereich zwischen Verkehrsweg und Ge- büschsaum (südl. Vorhabenbereich auf Flächen der Papier- und Zellstofffabrik), erfasst, deren Artzugehörigkeit nicht sicher genug ermittelt werden konnte. Höchstwahrscheinlich handelt es sich hierbei ebenfalls um Individuen der Mauer- oder Zauneidechse.

Aufgrund der mosaikartigen Habitatausstattung, d. h. deckungsreiche Kraut- und Strauch- schichten, größere Steinhaufen, sowie vegetationsfreie und besonnte Feinsubstratflächen, ist die Habitatqualität innerhalb des Plangebiets für beide Arten als sehr gut einzustufen.

Die streng geschützte Mauereidechse ist eine FFH-Anhang IV-Art und ist in Bayern nach der Roten Liste eine vom Aussterben bedrohte Art. Deutschlandweit ist sie eine Art der Vorwarn- liste. Die ebenfalls streng geschützte Zauneidechse ist eine FFH-Anhang IV-Art und ist deutschlandweit und in Bayern eine Art der Vorwarnliste.

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Tabelle 2: Reptilienarten mit Angaben zu Schutz- und Gefährdungsstatus

FFH = Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie: II / IV = Art des Anhangs II oder IV Schutz = nach §7 BNatSchG besonders (b) oder streng (s) geschützte Art; RL D = Rote Liste Deutschland (KÜHNEL et al. 2009), RL BY = Rote Liste Bayern: (BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT 2005) 0 = ausgestorben oder verschollen, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = ge- fährdet, G = Gefährdung unbekannten Ausmaßes, D = Daten unzureichend, V = Vorwarnliste,  = ungefährdet; EHZ BY = Erhaltungszustand in Bayern (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT 2017a)

Artname Wiss. Artname FFH Schutz RLD RL BY EHZ BY Mauereidechse Podarcis muralis IV s V 1 ungünstig-unzureichend Zauneidechse Lacerta agilis IV s V V ungünstig-unzureichend

Das Plangebiet hat für die streng geschützte Zauneidechse als reproduzierende FFH-An- hang-IV-Art aufgrund der nachgewiesenen Individuen eine hohe Bedeutung.

Die wenigen in Bayern vorkommenden autochthonen Populationen der streng geschützten Mauereidechse sind nach der Roten Liste vom Aussterben bedroht. Das hier angetroffene Vorkommen der Mauereidechse ist jedoch sicherlich auf eine unbeabsichtigte Einschleppung zurückzuführen, es handelt sich demnach um Exemplare einer allochthonen Unterart. Für diese werden im Artensteckbrief auf der Website des LfU (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT 2018)1 folgende Aussagen getroffen:

„Die FFH-Richtlinie und damit auch das Bundesnaturschutzgesetz unterscheiden bei der Mau- ereidechse für den Schutz grundsätzlich nicht zwischen Unterarten, geschützt wird die Art "Po- darcis muralis". Die Zugriffs- und Störungsverbote des BNatSchG (§ 44 BNatSchG) gelten damit formal zunächst für die gesamte Art.

Art. 12 der FFH-Richtlinie gibt den Mitgliedstaaten lediglich auf, ein Schutzsystem mittels Tö- tungsverboten etc. "im natürlichen Verbreitungsgebiet" der Arten zu etablieren. Im Leitfaden der EU-Kommission zur FFH-Richtlinie (dort S. 11f.) heißt es zum Begriff des natürlichen Verbrei- tungsgebiets, dass "Einzeltiere oder verwilderte Populationen von Tieren, die absichtlich oder unbeabsichtigt durch den Menschen an Orte gelangten, wo sie in historischer Zeit nicht von Natur aus vorkamen oder wohin sie sich in absehbarer Zeit nicht verbreitet hätten, als außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets auftretend und insofern als nicht unter die Richtlinie fal- lend erachtet werden" "sollten".

Bei den in Bayern vorkommenden allochthonen Populationen bzw. Unterarten kann mit Sicher- heit ausgeschlossen werden, dass diese auf natürlichem Weg selbst eingewandert sind. In Be- tracht kommen vielmehr Aussetzung durch Menschen oder unbeabsichtigte Einschleppung mit- telbar durch den Menschen z.B. durch Eisenbahnen, Speditionen oder bei Materiallieferungen an Gärtnereien oder Baumärkten.

1 https://www.lfu.bayern.de/natur/sap/arteninformationen/steckbrief/zeige?stbname=Podarcis+muralis

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Mit dieser einschränkenden Auslegung fällt die nicht heimische Unterart nicht unter den Schutz der FFH-Richtlinie, die Verbote des § 44 BNatSchG gelten nicht und es sind auch keine Aus- gleichsmaßnahmen erforderlich.

Auswirkungen

Auf der zentralen Fläche im Bebauungsplan werden Habitatflächen der Zaun- und Mauerei- dechse in Anspruch genommen. Für die Zauneidechse gehen Fortpflanzungs- und Ruhestät- ten verloren. Im Zuge der Artenschutzprüfung werden entsprechende CEF-Maßnahmen mit Umsiedlung vorgesehen.

Die Zusammenfassung der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung ist in Kap. 3.3.3 nach- zulesen.

3.1.2.3 Amphibien

Bestand

Im Rahmen der Kartierungen im Jahr 2018 konnten auf den mittig im Plangebiet gelegenen offenen Flächen am 21. und 22. April 2018 sehr viele (> 100.000, grobe Schätzung) Kaulquap- pen der Kreuzkröte (Bufo calamita) in unterschiedlichen Gewässern in Fahrspuren von Rad- ladern bzw. in Geländemulden nachgewiesen werden. Es handelte sich dabei ursprünglich um rund 15 ephemere Einzelgewässer unterschiedlichster Größe. Anhand der sehr großen Anzahl an Larven kann von einer Laichpopulation von über 50 Kreuzkröten ausgegangen werden.

Sehr viele der Pfützen und Wagenspuren sind im Zeitraum April bis Mai 2018 bereits sehr stark ausgetrocknet, da es sich bei den Fahrspuren um sehr flache, temporäre Gewässer han- delte. Mehrere tausend Kaulquappen sind daher vertrocknet. In Folge wurde eine Rettungs- aktion mit der Planbegünstigten vereinbart, die zu diesem Zweck zwei Ersatztümpel in rund 500 m Entfernung entlang der Limesstraße anlegte und mehrfach mit Wasser füllte. Ebenso wurden auszutrocknen drohende Pfützen mit Wasser angefüllt. Einige hundert Kaulquappen wurden am 26.05. sowie am 10.06.2018 in die beiden Ersatztümpel umgesiedelt.

Im Frühjahr 2018 vor Kartierungsbeginn wurden auf Teilflächen Bodenbewegungen zur Be- seitigung der Schadstoffbelastung >Z2 in der Grundstücksauffüllung vorgenommen. Weitere kleinflächigere Bodenbewegungen fanden Anfang Juni angrenzend an die Erschließungs- straße statt, wobei offenkundig in Unkenntnis der Situation Fahrspuren planiert wurden. In diesem Bereich waren temporäre Kreuzkrötengewässer vorhanden, aus denen Kreuzkröten- larven in das neuangelegte Gewässer an der Limesstraße umgesiedelt worden sind. Die Um- siedlung war bereits abgeschlossen, die Planierungsarbeiten wurden kurzfristig eingestellt.

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Tabelle 3: Amphibienarten mit Angaben zu Schutz- und Gefährdungsstatus

FFH = Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie: II, IV = Art des Anhangs II, IV Schutz: nach § 10 Bundesnaturschutzgesetz BNatSchG besonders (b) oder streng (s) geschützte Art RL D = Rote Liste Deutschland (HAUPT et al. 2009), RL BY = Rote Liste Bayern (BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT 2005), 1 = vom Ausserben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, G = Gefährdung anzunehmen, D = Daten defizitär, V = auf der Vorwarnliste, - = nicht gefährdet; EHZ BY = Erhaltungszustand in Bayern (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT 2017a)

Artname Wiss. Artname FFH Schutz RL D RL BY EHZ BY Kreuzkröte Bufo calamita IV s V 2 ungünstig-unzureichend Eine Laichpopulation von ca. 50 Weibchen ist für die Kreuzkröte sicherlich von wenigstens regionaler Bedeutung, so dass das Plangebiet eine sehr hohe Bedeutung für die Art aufweist.

Auswirkungen

Auf der zentralen Fläche im Bebauungsplan werden bedeutende Habitatflächen (Land- und Laichhabitate) der Kreuzkröte in Anspruch genommen. Es wird davon ausgegangen, dass der Geltungsbereich bis auf die verbleibenden Freiflächen im Randbereich keine Funktion als Land- und Laichhabitat übernehmen können wird. Es wird ein artenschutzrechtliches Ausnah- meverfahren erforderlich. Entsprechende FCS-Maßnahmen mit Umsiedlung werden als Be- standteile eines hafenweiten Habitatverbundkonzeptes für die Kreuzkröte im Bereich des Bio- topes „Limesstraße“ sowie im Bereich des Hafenbahnhofs geplant.

Die Zusammenfassung der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung ist in Kap. 3.3.3 nach- zulesen.

3.1.2.4 Tagfalter

Bestand

Im Rahmen der Kartierungen im Jahr 2018 wurden auf den mittig im Plangebiet gelegenen offenen Flächen sechs Tagfalterarten erfasst. Der Thymian-Ameisenbläuling (Phengaris arion) als planungsrelevante FFH-Anhang IV-Zielart wurde nicht nachgewiesen. Als Art der kurzrasigen Magerrasen mit Thymian oder Dost zur Eiablage bietet der Standort kein geeig- netes Habitat für diese Art. Ein Vorkommen wird als unwahrscheinlich eingestuft. Angesichts der Vorkommen der Nachtkerze (Oenothera biennis) sind grundsätzlich gelegentliche Vorkom- men des Nachtkerzenschwärmers (Proserpinus proserpina) nicht auszuschließen. Ein Nach- weis der Art gelang aber nicht.

Der Zwerg-Bläuling (Cupido minimus) wird in der Roten Liste Bayerns als gefährdet geführt, der Große Malvendickkopf (Carcharodus alceae) ist eine stark gefährdete Tagfalterart.

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Tabelle 4: Tagfalterarten mit Angabe zu Schutz- und Gefährdungsstatus – Baufeld Fa. Höfling

Schutz = nach § 7 BNatSchG: besonders (b) oder streng (s) geschützte Art; RL D / RL BY = Rote Liste Deutschland (BINOT-HAFKE et al. 2011) / Bayern (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT 2017b): 0 = ausgestorben oder verschollen, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Art der Vorwarnliste; G = Gefährdung anzunehmen, * = ungefährdet

Wissenschaftlicher Schutzstatus Deutscher Artname Artname Schutz RL D RL BY Großer Malvendickkopf Carcharodus alceae b V 2 Hauhechel-Bläuling Polyommatus icarus b * * Kleiner Feuerfalter Lycaena phlaeas b * * Kleiner Kohlweißling Pieris rapae - * * Tagpfauenauge Inachis io - * * Zwerg-Bläuling Cupido minimus b * 3

Auswirkungen

Mit Bezug zu den Ergebnissen der Bestandserfassung 2018 werden auf der zentralen Fläche im Bebauungsplan Habitatflächen verschiedener Tagfalterarten in Anspruch genommen. Ar- ten nach Anhang IV der FFH-RL sind nicht betroffen.

3.1.2.5 Vegetation / Pflanzen

Bestand

Die Kartierung der Biotop- und Nutzungstypen gemäß der Biotopwertliste der Bayerischen Kompensationsverordnung (BayKompV) wurde gemäß der Abstimmung mit der UNB des Landkreises Aschaffenburg im Mai und Juni 2018 durchgeführt (Simon & Widdig 2019). Für die angrenzenden Flächen des Geltungsbereichs (u.a. Flächen der Papier- und Zellstofffabrik sowie des Logistikunternehmens) wurde am 25.09.2019 eine ergänzende Kartierung der Bio- top- und Nutzungstypen durchgeführt (Simon & Widdig 2019). Eine Nacherhebung einzelner Flächen wurde im Frühjahr 2020 durchgeführt.

Innerhalb des Geltungsbereiches befinden sich vor allem auf dem Gelände der Papier- und Zellstofffabrik und des Logistikunternehmens großflächig Bereiche mit Biotop- und Nutzungs- typen (BNT) ohne naturschutzfachlichen Wert. Das Gelände der Papier- und Zellstofffabrik ist von stark anthropogen überformten Biotoptypen durchzogen. Der zentrale Steinkohleschutt- bereich („Bauschutt“, naturfern, O651) ist hierbei flächenprägend. Der Nordteil dieses Teilbe- reichs ist von versiegelten Verkehrsflächen durchzogen, namentlich der Hafenkranbereich mit Gleisbett (V21) und die asphaltierten Zufahrtswege für Last-Kraftfahrzeuge (V11). Daran schließt sich am östlichen Randbereich im Übergang an die große offene Freifläche eine ver- zahnte Ruderalvegetation verschiedener Sukzessions-Stadien an, die sich von vegetationsar- men (P432), über artenarme (P432), bis hin zu artenreichen Ruderal- und Staudenfluren (P433) erstreckt. Letztere werden typisiert durch die Arten Verbascum spp. (Königskerzen),

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Erodium cicutarium (Reiherschnabel), Odontites vulgaris (Roter Zahntrost), Melilotus officina- lis (Gewöhnlicher Steinklee), Plantago lanceolata (Spitzwegerich), Lotus corniculatus (Ge- wöhnlicher Hornklee), Hypericum perforatum (Tüpfel-Johanniskraut) und Cichorium intibus (Wegwarte). Mäßig artenreiche Säume und Staudenfluren (frisch bis mäßig trocken) (K122) ergänzen diesen Ruderalkomplex. Ganz im Westen des Geltungsbereichs befindet sich ein artenarmes Extensivgrünland (G211), welches von Gebüschen stickstoffreicher, ruderaler Standorte (B116) begrenzt wird. Typische Gehölze der mesophilen Gebüsche (B112), z.B. Corylus avellana (Hasel), Sambucus nigra (Schwarzer Holunder) und Cornus sanguinea (Blut- roter Hartriegel), schließen den Bereich im Westen ab.

Der mittlere offene Bereich des Geltungsbereichs ist geprägt durch überwiegend geringwertige Biotop- und Nutzungstypen. Hierzu gehören u.a.: naturferne hafentypische Umschlagsflächen, Bauflächen und Baustelleneinrichtungsflächen, vegetationsarme Ruderalflächen, Ruderalflä- chen mit artenarmen Ruderal- und Staudenfluren und geschotterte Verkehrsflächen.

Bei den Ruderalflächen handelt es sich vor allem um Ruderalflächen mit artenarmen Ruderal- und Staudenfluren (P432). Diese befinden sich vor allem im Bereich der Aufschüttungs- bzw. Abgrabungsstellen, an denen sich einjährige und mehrjährige Arten ansiedeln können. Häufig anzutreffende Arten sind u. a. Melilotus officinalis (Gewöhnlicher Steinklee), Lotus corniculatus (Gewöhnlicher Hornklee), Plantago lanceolata (Spitzwegerich), Verbascum spec. (Königs- kerze), Lactuca serriola (Kompass-Lattich) sowie die weitverbreitete, gebietsfremde Art Soli- dago canadensis (Kanadische Goldrute). Bei den Flächen, die lediglich eine spärliche Vege- tationsschicht aufweisen, handelt es sich um vegetationsarme/-freie Ruderalflächen (P431), deren Böden durch den Baustellenbetrieb stark verdichtet sind. Im Bereich der neu eingerich- teten Bauflächen und Baustellen (O7) ist keine Vegetation vorhanden. Im nördlichen Bereich des Untersuchungsgebiets am Main befindet sich eine mäßig extensiv genutzte, artenarme Wiese frischer Standorte (G211). Häufig vorkommende Arten sind Arrhenatherum elatius (Ge- wöhnlicher Glatthafer), Holcus lanatus (Wolliges Honiggras) Geranium pratense (Wiesen- Storchschnabel), Rumex obtusifolius (Stumpfblättriger Ampfer) sowie Senecio jacobaea (Ja- kobs-Kreuzkraut). Westlich des Strommastes befindet sich ein blütenarmes, von Süßgräsern dominiertes, häufig gemähtes Intensivgrünland (G11). Zwischen dem Grünland und dem offe- nen Ruderalbereichen befindet sich ein Gebüschsaum stickstoffreicher, ruderaler Standorte (B116) bestehend auf den Arten Rubus spec. (Brombeere), Crataegus spec. (Weißdorn), Li- gustrum vulgare (Liguster), Sambucus nigra (Schwarzer Holunder), Carpinus betulus (Hain- buche), Cornus sanguinea (Blutroter Hartriegel) sowie Prunus serotina (Spätblühende Trau- benkirsche), ein Neophyt aus Nordamerika.

Die Kernfläche des Geländes des Logistikunternehmens setzt sich aus dem Wirtschaftshof mit seinen versiegelten Freiflächen (P5) und dem dazugehörigen Komplex aus Industrie- und Ge- werbegebäuden zusammen (X4). Der östliche Teil ist von einem Mosaik verschiedener Ru- deralbiotope unterschiedlicher Entwicklungsstadien geprägt, d.h. artenarme (P432) und arten- reiche (P433) Ruderal- und Staudenfluren, sowie frisch bis mäßig trockene, mäßig artenreiche Säume und Staudenfluren (K122). Große Flächen des Ruderalkomplexes unterliegen der Ver- buschung (B13) durch Rubus fruticosus (Brombeere), Betula pendula (Hängebirke), Cytisus

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scoparius (Besenginster) und Populus spp. (Pappeln). Ein Baumbestand junger Ausprägung (B311) schließt die Fläche im Osten ab. Der Fließgewässerbereich im Norden wird durch einen gewässerbegleitenden Waldsaummittlerer Ausprägung (L542) charakterisiert. Dieser ist über- wiegend aus Populus ssp. (Pappeln) und Salix-Arten (Weiden) zusammengesetzt. Ein Band aus mesophilen Gebüschen leitet südlich davon zu den eingangs beschriebenen Biotoptypen über. Der Kopfbereich des Industriekomplexes wird im Süden durch ein Band aus artenarmen Extensivgrünland zur Straße hin abgegrenzt. Der Parkplatzbereich im Süden wird durch ge- pflanzte, solitäre Ahornbäume (Acer platanoides) junger Ausprägung (B311) eingefasst. Hinter der Hauptzufahrt schließt eine Baumgruppe mittlerer Ausprägung (B312) aus Prunus avium (Vogelkirsche) und Acer platanoides (Spitzahorn) den Bereich im Süd-Westen ab.

Der im Geltungsbereich liegende Anteil des Mains wird hier als geringwertiges stark veränder- tes Fließgewässer (F12) eingestuft. Auf der ehemaligen Schleuseninsel befindet sich ein Be- stand eines Hartholzauwaldes mittleren Alters (L543-WA91F0) mit hoher Wertigkeit.

Die kartierten Biotop- und Nutzungstypen, inklusive ihrer Wertigkeit und Einstufung (gemäß BayKompV) sowie ihrer Flächengröße sind in Tabelle 5 dargestellt.

Tabelle 5: Erfasste Biotop-/Nutzungstypen gemäß BayKompV Typen absteigend sortiert nach Flächengröße.

BNT Benennung WP Fläche in m² Wertigkeit F12 Stark veränderte Fließgewässer 5 17.457 niedrig P432 Ruderalflächen mit artenarmen Ruderal- und Staudenflu- 4 16.546 niedrig ren O651 Bauschutt, naturfern 0 14.825 kein Wert O7 Bauflächen und Baustelleneinrichtungsflächen (Rohbo- 1 12.581 niedrig denstandorte) P5 Sonstige versiegelte Freiflächen 0 10.191 kein Wert V11 Verkehrsfläche, versiegelt 0 9.153 Kein Wert

G211 Mäßig extensiv genutztes, artenarmes Grünland 6 5.107 mittel X4 Gebäude der Siedlungs-, Industrie- und Gewerbegebiete 0 3.896 kein Wert L532- Hartholzauenwälder, mittlere Ausprägung 13 3.827 hoch WA91F0

B112 Mesophile Gebüsche 10 3.447 mittel

P431 Ruderalflächen, vegetationsarm 2 3.033 niedrig V21 Gleisanlage, versiegelt 0 2.906 Kein Wert

B116 Gebüsche / Hecken stickstoffreicher, ruderaler Standorte 7 2.234 mittel K122 Mäßig artenreiche Säume und Staudenfluren, frisch bis 6 1.527 mittel mäßig trocken V12 Verkehrsfläche, geschottert 1 1.170 niedrig

G11 Intensivgrünland 3 728 niedrig

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BNT Benennung WP Fläche in m² Wertigkeit L542 Sonstige gewässerbegleitende Wälder, mittlere Ausprä- 8 725 mittel gung

P433 Ruderalflächen mit artenreichen Ruderal- und Staudenflu- 8 605 mittel ren L62 Sonstige, standortgerechte Laubmischwälder, mittlere 10 419 mittel Ausprägung

P411 Sonderfläche, versiegelt 0 430 kein Wert B312 Einzelbäume / Baumreihen / Baumgruppen mit einheimi- 9 348 mittel schen Arten, mittlere Ausprägung B311 Einzelbäume / Baumreihen / Baumgruppen mit einheimi- 5 274 niedrig schen Arten, junge Ausprägung B13 Verbuschende Grünlandbrachen, initiales Gebüsch- 6 233 mittel stadium

P412 Sonderfläche, teilversiegelt 1 200 niedrig B12 Gebüsche / Hecken gebietsfremder Arten 5 100 niedrig V331 Wirtschaftsweg, unbefestigt, unbewachsen 2 75 niedrig P44 Kleingebäude Land- u. Energiewirtschaft 0 20 kein Wert K123 Mäßig artenreiche Säume und Staudenfluren, nass 7 20 mittel

Bei den im Geltungsbereich vorgefundenen Biotop-/Nutzungstypen gemäß BayKompV ist mit Ausnahme des Hartholzbestandes auf der ehemaligen Schleuseninsel keine Zuordnung zu einem Biotoptyp nach § 30 BNatSchG oder Art. 23 BayNatSchG oder zu einem Lebensraum- typ gemäß FFH-Richtlinie möglich. Die vorgefundenen Biotop-/Nutzungstypen besitzen Wert- punktzahlen von 0 (keine) bis 10 (mittel); nur der Hartholzauwald hat mit 13 Wertpunkten einen hohen naturschutzfachlichen Wert.

Im Bereich der von dem Logistikunternehmen genutzten Fläche finden sich auf dem artenar- men Extensivgrünland vereinzelte Individuen der Grasnelke (Armeria maritima spp.), beson- ders geschützte Art nach § 7 BNatSchG. Streng geschützte Pflanzen kommen im Plangebiet nicht vor.

Auswirkungen

Innerhalb der im Bebauungsplan festgesetzten Baugrenzen kommt es nicht zu einem Verlust von hochwertigen Biotop- und Nutzungstypen. Die Gehölzbestände auf der ehemaligen Schleuseninsel bleiben erhalten, ebenso die bestehenden naturnah gestalteten Uferbereiche, die vernetzendes Element für den Biotopverbund sind. Nach Maßgabe der Festsetzungen des Bebauungsplans wird die Überbauung von 0,7 ha mittelwertiger Biotoptypen zulässig. Hierbei betroffen sind verschiedene Hecken- und Gebüschstrukturen (B112, B116, B13), Einzelbäume (B312), mäßig extensiv genutztes artenarmes Grünland (G211), Säume, Ruderal- und Stau- denfluren (K112, P433) sowie zu sehr geringen Anteilen sonstige gewässerbegleitende Wäl- der mittlerer Ausprägung (L542). Zusätzlich zum vermutlichen Verlust der mittelwertigen Bio- toptypen gehen auf 3,22 ha Biotoptypen mit niedrigem Wert und auf 3,96 ha Biotoptypen ohne

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Wert wahrscheinlich verloren. Die Betroffenheiten der Biotop- und Nutzungstypen sind in Ta- belle 6 dargestellt.

Im Umweltatlas des bayerischen Landesamtes für Umwelt ist auf der zentralen Fläche ein geschütztes Biotop (Feldgehölz und Gebüsch im südlichen Stadtteil von Stockstadt) vorhan- den. Im Rahmen der Kartierungen 2018 und 2019 konnte dies nicht bestätigt werden. Gesetz- lich geschützte Biotope sind von der Planung nicht betroffen – es liegt keine Beein- trächtigung vor.

Tabelle 6: Flächenverlust von Biotop- und Nutzungstypen gemäß Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“

Biotop- und Nutzungstypen (BNT) Flächenverlust in m² BNT ohne naturschutzfachlichen Wert 39.617 BNT mit niedrigem naturschutzfachlichem Wert 34.219 BNT mit mittlerem naturschutzfachlichem Wert 7.007 BNT mit hohem naturschutzfachlichem Wert 0 Summe 80.843

Einzelbäume Innerhalb des Plangebiets befinden sich außerhalb von flächigen Gehölzbeständen sieben gepflanzte noch jüngere Einzelbäume im Bereich der derzeitig von der dortigen Logistikfirma als Parkbereich genutzten Fläche. Diese wurden im Rahmen der Bilanzierung gemäß Leitfa- den „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ berücksichtigt.

Bewertung Durch die Planung liegen erhebliche Beeinträchtigungen des Schutzguts Vegetation / Pflanzen vor. Die Eingriffe werden im weiteren Planungsverlauf im Rahmen der Abarbeitung der natur- schutzfachlichen Eingriffsregelung gemäß dem Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ (Hrsg.: Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen, 2003) bilanziert (siehe Kap. 3.4.2).

3.1.2.6 Schutzgebiete

Das ca. 950 ha große Landschaftsschutzgebiet "Unter- und Oberhübnerwald" liegt zwar inner- halb der Gemarkung Stockstadt, jedoch ungefähr 1,25 km vom Geltungsbereich des Bebau- ungsplans entfernt. Von einer Betroffenheit aufgrund von Entwicklungen innerhalb des Plan- gebiets ist deshalb nicht auszugehen.

Auf der anderen Mainseite befinden sich in etwa 1,8 km Entfernung der Naturpark Spessart und das Landschaftsschutzgebiet innerhalb des Naturparks Spessart (ehemals Schutzzone). Hierbei ist ebenfalls aufgrund der Distanz keine Betroffenheit zu erwarten.

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3.1.3 Schutzgut Boden / Fläche

3.1.3.1 Wirkungsbereich Boden

Bestand

Nach der Bodenübersichtskarte von Bayern im Maßstab 1:25.000 des Bayerischen Landes- amtes für Umwelt ist im Planungsgebiet vorherrschend Braunerde (podsolig), gering verbreitet Podsol-Braunerde aus (kiesführendem) Sand bis Sandlehm (Terrassenablagerung), gering verbreitet mit Flugsanddecke.

Der Bodenaufbau im zentralen Bereich des Plangebiets wurde gutachterlich untersucht und kann folgendermaßen beschrieben werden (von oben nach unten):

• Künstliche Aufschüttung, • Talfüllung und anmoorige Böden, • Terrassensand und -kiese sowie • tertiäre Schichtenfolge.

Aus älteren Baugrundaufschlüssen geht hervor, dass bei den untersuchten Flächen oberflä- chennah vor allem künstliche Aufschüttungen unterschiedlicher Zusammensetzung anzutref- fen sind. Hierbei wurden überwiegend aufgefüllte Böden aus schluffigen, kiesigen Sanden und kiesigen, teils tonigem Schluff mit steinigen Anteilen in weicher bis steifer Konsistenz vorge- funden. Die künstlichen Aufschüttungen enthielten anthropogene Beimengungen, wie Bims- stein, Ziegel- und Bauschuttreste, Schlacke- und Kohlestücke, Schotter, Blatt- und Holzreste. Es wird davon ausgegangen, dass die natürlichen Bodentypen stark anthropogen überformt sind.

Natürliche Bodenfunktionen (vgl. (§ 1 BBodSchG und § 1 BNatSchG) sind nur in den natürli- chen bis naturnahen Uferbereichen des Mains entlang der ehemaligen Schleuse (gewässer- begleitende Gehölze, mittelwertige Gebüsche / Hecken stickstoffreicher, ruderaler Standorte und mäßig extensiv genutztes, artenarmes Grünland) sowie auf der ehemaligen Schleusenin- sel zu erwarten.

Die gegenwärtig aufgrund der historischen und gegenwärtigen Nutzungen vorherrschenden, anthropogen stark überformten Böden des Untersuchungsraums weisen eine lediglich geringe bis sehr geringe ökologische Bedeutung auf. Gegenwärtig sind von dem rd. 11,21 ha großen Untersuchungsraum rd. 2,66 ha vollständig versiegelt (Gebäude-, Verkehrs-, Lager- / Sonder- flächen), weitere 1,62 ha sind teilversiegelt (teilversiegelte Wege und Sonderflächen, großflä- chiger Bauschutt).

Unter Berücksichtigung von § 1 BBodSchG und Art. 5 BayBodSchG liegt für die Fläche des

Teilbaugebiets SOH1 ein entsprechendes Schadstoffgutachten der Firma Brehm vom 23. Au- gust 2018 vor. Dabei wurde in einem kleinen Bereich die Geländeauffüllung als Ergebnis der

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Schadstoffuntersuchung mit > Z2 eingestuft. Dieser Bereich wurde in der Zuständigkeit der Bayernhafen GmbH und Co. KG saniert bzw. wurde ein Bodenaustausch durchgeführt.

Hinsichtlich der Kampfmittelsituation liegen keine konkreten Informationen vor. Aufgrund der geschichtlichen Ereignisse kann jedoch eine Kampfmittelbelastung des Geltungsbereichs nicht ausgeschlossen werden. Bereits durchgeführte Untersuchungen für den zentralen Teil des Geltungsbereichs lassen jedoch nicht darauf schließen, dass derlei Funde in diesem Be- reich wahrscheinlich sind. Im Ergebnis ist die Teilfläche anhand der erkannten Befunddichte als „mäßig stark“ einzustufen. Ein isoliert liegender Einzelfund, welcher auf eine großkalibrige Sprengbombe hinweisen könnte, konnte nicht erkannt werden. Da bei Bombardierungen je- doch auch kleinkalibrige Bomben, wie Splitter-, Stabbrand-, Brand-, und Phosphorbomben, abgeworfen wurden, und sich diese hinsichtlich ihrer Größe nicht von den erkannten Befunden unterscheiden, kann ein Vorkommen dieser nicht ausgeschlossen werden.

Auswirkungen

Vom rd. 11,21 ha großen Geltungsbereich sind im Bestand bereits 4,28 ha (teil-)versiegelt.

Unter Berücksichtigung der vorgesehenen GRZ von 0,8 für das Sondergebiet (SOH) dürfen durch die Planung Böden im Umfang von ca. 2,39 ha neu versiegelt werden. Hier gehen Böden verloren, die bereits stark anthropogen überformt sind und bereits stark vorbelastete Boden- funktionen aufweisen.

Innerhalb des Geltungsbereichs verbleiben ca. 4,80 ha dauerhaft unversiegelte Flächen, die planungsrechtlich gesichert werden. Die ufernahen Bereiche mit natürlichen Bodenfunktionen werden größtenteils nicht überbaut und zum Erhalt festgesetzt. Mit Bezug zu § 1 BBodSchG und § 1 BNatSchG bleiben hier bestehende natürliche Bodenfunktionen erhalten.

Die Altlastensanierung der Flächen mit dem Zuordnungswert der Einbauklasse > Z2 wurde mit Bezug zu den Ergebnissen des Schadstoffgutachtens der Firma Brehm vom 23. August 2018 im Jahr 2020 vorgenommen und abgeschlossen. Bei eventuellen Eingriffen in den Boden von im Umfeld liegenden Flächen kann nicht im Vorfeld ausgeschlossen werden, dass Aushubma- terial ebenso belastet ist. Mit gesundheitsrelevanten Verunreinigungen ist dagegen nicht zu rechnen.

Bewertung

Für das Schutzgut Boden sind erhebliche Beeinträchtigungen hinsichtlich der natürlichen Bo- denfunktionen festzustellen. Weitere Bodenbelastungen sind nicht auszuschließen. Wertvolle Böden werden nicht beeinträchtigt.

Das Vorkommen von Kampfmitteln kann nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden. Möglicherweise vorkommende Kampfmittel werden im Zuge der Baumaßnahme erkannt und fachgerecht entsorgt.

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3.1.3.2 Wirkungsbereich Fläche

Fläche ist eine unvermehrbare Ressource und dient dem Menschen als Lebensgrundlage. Sie wird durch diesen – einerseits zu Siedlungszwecken, andererseits zu Produktionszwecken – täglich in Anspruch genommen. Demnach stellt das Gut Fläche die Grundlage aller Handlun- gen einer Gesellschaft dar und ist aufgrund seiner Begrenztheit sparsam einzusetzen. Mit Be- zug zu § 1a Abs. 2 Satz 1 BauGB soll der Umgang mit Grund und Boden sparsam und scho- nend erfolgen.

Zur Verringerung der zusätzlichen Inanspruchnahme von Flächen für bauliche Nutzungen sind die Möglichkeiten der Wiedernutzbarmachung von Flächen, Nachverdichtung u. a. Maßnah- men zur Innenentwicklung zu nutzen sowie Bodenversiegelungen auf das notwendige Maß zu begrenzen.

Bestand Zwar befindet sich der Geltungsbereich des Bebauungsplans im Außenbereich, doch unterlie- gen seine Flächen bereits einer hafentypischen gewerblichen / industriellen Nutzung bzw. sind durch entsprechende Planfeststellungen in den 1970er- und 1990er-Jahren für solche Nutzun- gen vorgeprägt worden. Die Flächen sind gekennzeichnet durch künstliche Aufschüttungen (siehe hierzu Wirkungsbereich Boden). Bisher nicht überprägte Flächen mit natürlichen Bo- denfunktionen bestehen nur in den natürlichen bis naturnahen Uferbereichen des Mains ent- lang der ehemaligen Schleuse sowie auf der ehemaligen Schleuseninsel.

Innerhalb der zentralen Fläche des Bebauungsplans sind in den 1990er Jahren bereits Erd- bauarbeiten durchgeführt worden, um ein einheitliches Geländeniveau für eine spätere Be- bauung herzustellen. Hierbei wurde das Plangebiet teilweise auf ein Aushubniveau von ca. 111,7 m ü.NHN gebracht. Die weiteren Flächen sind nahezu eben. Zum Main hin fällt der überwiegende Teil des Geländes über eine Böschung stark bis auf die Wasserspiegelhöhe ab. Im westlichen Bereich des Plangebiets verläuft die Kaimauer.

Vom rd. 11,21 ha großen Geltungsbereich sind im Bestand bereits 4,28 ha (teil-)versiegelt.

Auswirkungen Bei der vorliegenden Bauleitplanung handelt es sich um eine planungsrechtliche Abrundung der bestehenden Planungen bzw. Planfeststellungen, durch die eine städtebauliche Ordnung gewahrt werden soll. So gesehen erfolgt keine Erst-Inanspruchnahme von Flächen, sondern die Weiterentwicklung von Flächen, die bereits einer hafentypischen Nutzung unterlegen ha- ben bzw. auf denen eine solche Nutzungsart dem Grunde nach bereits intendiert war, die sich hier also gewissermaßen objektiv aufgedrängt hat. Dementsprechend werden mit Bezug zu § 1a Abs. 2 Satz 2 BauGB keine bisher land- oder forstwirtschaftlich bzw. für Wohnzwecke genutzten oder gar gänzlich unberührten Flächen beansprucht.

Durch die vorgesehene GRZ i.H.v. 0,8 für das Sondergebiet (SOH) wird die Bodenversiegelung auf das notwendige Maß begrenzt. Es kommt es zu einer zusätzlichen Versiegelung von

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2,39 ha. Innerhalb des Geltungsbereichs verbleiben somit ca. 4,8 ha dauerhaft unversiegelte Flächen, die nunmehr verbindlich planungsrechtlich gesichert werden.

Bewertung Für das Schutzgut Fläche sind keine erheblichen Beeinträchtigungen festzustellen.

3.1.4 Schutzgut Wasser

3.1.4.1 Grundwasser

Bestand Im Geltungsbereich befindet sich der Grundwasserkörper Quartär Aschaffenburg (2_G062_HE). Hydrogeologisch besteht dieser aus fluviatilem Schotter und Sanden. Der che- mische Zustand wird als schlecht angegeben (Parameter Nitrat: schlecht, Parameter PSM: gut), der mengenmäßige Zustand ist mit gut bewertet (Bayerisches Staatsministerium für Um- welt und Verbraucherschutz o. J.).

Der Geltungsbereich liegt innerhalb des hydrogeologischen Raum Untermainsenke und inner- halb des hydrogeologischen Teilraums Hanauer-Seligenstädter Senke. Aufgrund geringer Flu- rabstände in diesem Teilraum und fehlender Deckschichten werden die quartären Grundwas- serleiter als relativ verschmutzungsempfindlich bewertet. Vor allem die quartären Grundwas- serleiter sind in diesem Teilraum von regionaler Bedeutung (Bayerisches Landesamt für Um- welt 2015).

Der Geltungsbereich liegt nicht innerhalb einer Wasserschutzgebietszone für die öffentliche Trinkwassergewinnung.

Auswirkungen Mit Bezug zu § 47 WHG und Art. 4 WRRL sind nach derzeitigem Kenntnisstand keine Umwelt- auswirkungen auf den anliegenden Grundwasserkörper gemäß WRRL zu erwarten. Auch eine Veränderung des Flurabstands und der Fließrichtung kann ausgeschlossen werden. Durch die Planung finden kein Aufstau und keine Grundwasserabsenkung statt.

Durch die Planung kann es zu einer erheblichen Neuversiegelung kommen, was Beeinträch- tigungen hinsichtlich der mengenmäßigen Grundwasserneubildung hervorrufen kann.

Sofern es zur Ansiedlung von Betrieben mit wassergefährdenden Stoffen kommt, ist dies ge- sondert zu genehmigen. Eingriffe in den Grundwasserkörper und Beeinträchtigungen der Grundwasserqualität werden durch entsprechende Vorkehrungen der Entwässerungsplanung vermieden. Bei eventuellen Tiefgründungen sind zur Überprüfung einer möglichen Schadstoff- mobilisierung durch den Energieeintrag in den Untergrund ggf. weitere Grundwasseruntersu- chungen in Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg erforderlich.

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Des Weiteren wird mit Bezug zu §§ 48, 50, 51 und 52 WHG und der Richtlinie über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch 98/83/EG nicht davon ausgegangen, dass durch die Planung die Sicherung und Qualität der öffentlichen Wasserversorgung gefährdet ist.

Bewertung Für das Schutzgut Grundwasser können hinsichtlich der mengenmäßigen Grundwasserneu- bildung Beeinträchtigungen nicht ausgeschlossen werden. Beeinträchtigungen durch wasser- gefährdende Stoffe werden sich vermeiden lassen.

3.1.4.2 Oberflächengewässer

Bestand Innerhalb des Geltungsbereichs befindet sich der Main. Der vom Geltungsbereich betroffene Flusswasserkörper gemäß WRRL Main von der Staustufe Wallstadt bis zur Landesgrenze Hessen/Bayern bei Kahl (Fkm 101,4 – 66,6) wird als erheblich veränderter Flusswasserkörper eingestuft. Der ökologische Zustand ist mit “unbefriedigend” und der chemische Zustand mit “nicht gut” bewertet (Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz o. J.).

Auswirkungen Es findet kein planinduzierter Eingriff in den Main und den Flusswasserkörper gemäß WRRL und mit Bezug zu § 27 WHG und Art. 4 WRRL keine Verschlechterung des ökologischen und chemischen Zustands statt. Das Längs- und Querprofil sowie die Wasserführung des Mains werden nicht verändert.

Sofern es zur Ansiedlung von Betrieben mit wassergefährdenden Stoffen kommt, ist dies ge- sondert zu genehmigen. Eingriffe in den Oberflächenwasserkörper des Mains und Beeinträch- tigungen der Wasserqualität (physikalisch-chemische und biologische Qualitätskomponenten) werden mit Bezug zur Kommunalen Abwasserrichtlinie 91/271/EWG sowie der Richtlinie über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch 98/83/EG und § 27 WHG durch ent- sprechende Vorkehrungen der Entwässerungsplanung vermieden.

Bewertung Beeinträchtigungen der Oberflächengewässer können ausgeschlossen werden.

3.1.4.3 Hochwasser

Bestand

Teile des Plangebiets (Uferbereiche entlang des Mains sowie die Schleuseninsel) befinden sich innerhalb des gemäß § 76 Abs. 2 WHG festgesetzten Überschwemmungsgebiets bzw. des Hochwasserrisikogebiets HQ100 gemäß § 73 Abs. 1 WHG. Zu wesentlichen Teilen befindet sich der Geltungsbereich zusätzlich innerhalb des Risikogebiets eines extremen Hochwassers

HQEXTREM. Zudem befinden sich innerhalb des Bereichs des Plangebiets, der innerhalb des

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Bebauungsplans „PWA Grafische Papiere GmbH“ liegt, Betriebsflächen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, welche dem Hochwasserschutz dienen.

Auswirkungen

Die Bereiche innerhalb des Überschwemmungs- bzw. Hochwasserrisikogebiets HQ100 betref- fen ausschließlich den Main, die Schleuseninsel sowie Bereiche der mit Vegetation bestande- nen Uferböschung. Sondergebietsflächen (SOH) wurden explizit außerhalb dieser Bereiche festgesetzt. Der östliche Bereich der Uferböschung wird als Grünfläche (GH) mit Zweckbestim- mung Hochwasserschutz und der dort vorhandene Gehölzbestand zum Erhalt festgesetzt. In diesem Bereich ist daher die Errichtung von Nebenanlagen ausgeschlossen. Zudem wird der mittlere Bereich der Uferböschung als Ausgleichsfläche festgesetzt. Hier ist die Pflanzung von Gehölzen mit einer definierten Qualität festgesetzt. Die zu pflanzenden Gehölze sind derart auszuwählen, dass diese mit temporären Überflutungen zurechtkommen.

Zudem ist gemäß § 5 Abs. 2 WHG jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren verpflichtet, geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen, ins- besondere die Nutzung von Grundstücken den möglichen nachteiligen Folgen für Mensch, Umwelt oder Sachwerte durch Hochwasser anzupassen.

Bewertung Mit Bezug zu den Vermeidungs- bzw. Verminderungsmaßnahmen sowie den Vorgaben nach §§ 72-78 WHG, Art. 1 Hochwasserrisikomanagementrichtlinie 2007/60/EG und § 1 Abs. 3

Satz 3 BNatSchG können bezogen auf ein Hochwasserereignis HQ100 potenzielle Auswirkun- gen auf hochwasserempfindliche Bereiche innerhalb des Plangebiets ausgeschlossen wer- den.

Es wird davon ausgegangen, dass erhebliche Beeinträchtigungen des Plangebiets durch Hochwasser nicht vorliegen.

3.1.4.4 Umgang mit Abfällen / Abwasser

Die Bayernhafen GmbH & Co. KG stellt für das Plangebiet die Entsorgung von Abwässern sicher. Die Entwässerung erfolgt im Trennsystem mittels • Einleitung des Oberflächenwassers in den Vorfluter Main von durch bayernhafen zu beantragenden wasserrechtlichen Erlaubnissen auf Grundlage § 57 WHG. • Anschluss des Plangebiets an die Sammelkanalisation des bayernhafens Aschaffen- burg und Übergabe des Schmutzwassers an die Kläranlage der Stadt Aschaffenburg. Es werden diesbezüglich Hinweise formuliert, die die entsprechenden Anforderungen für die Genehmigungsverfahren darlegen. Der sachgerechte Umgang mit Abfällen wird hinsichtlich der beabsichtigten Art der baulichen Nutzung entsprechend der gesetzlichen Regelungen i.S.d. § 17 Abs. 2 des Kreislaufwirt-

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schaftsgesetzes (KrWG) erfolgen. Sofern erforderlich, werden im Rahmen des weiteren Ver- fahrens gesonderte Regelungen getroffen. Die Entsorgung sonstiger Abfälle und regelmäßig anfallenden Mülls (Restmüll, Papier etc.) erfolgt durch die Müllabfuhr des Landkreises. Auf- grund der geplanten Erschließung des Plangebiets über das Stadtgebiet Aschaffenburgs, ist es beabsichtigt, eine Verwaltungsvereinbarung mit der Stadt Aschaffenburg hinsichtlich der Abfälle, die zur Entsorgung bestimmt sind, herbeizuführen.

Bewertung

Es wird nicht davon ausgegangen, dass erhebliche Beeinträchtigungen des Plangebiets durch Abfälle / Abwässer vorliegen.

3.1.5 Schutzgut Klima / Luft

Bestand Die mesoklimatischen Verhältnisse im Plangebiet sind geprägt durch die Lage direkt am Main. Weiterhin ist das Plangebiet geprägt durch Offenland-Klimatope auf ehemaligen Industrieflä- chen mit trockenen Ruderalfluren, was zu einer schnelleren Erhitzung führt. Begrenzt ist das Gebiet durch Hecken und Gehölzstrukturen, die eine ausgleichende Wirkung auf das Klima haben können. Entsprechend dem Klimagutachten Aschaffenburg (PLAN QUADRAT, 2000) be- finden sich Kaltluftentstehungsgebiete von hoher Bedeutung in der Nähe des Plangebietes. Aufgrund von Hindernissen wie Verkehrswege (BAB 3, B 8) und besiedelte Bereiche (Main- schaff, Aschaffenburg mit Ortsteilen und Stockstadt) sind keine relevanten Kaltluftabflüsse bis ins B-Plangebiet zu erwarten (LOHMEYER 2021).

Gemäß (LOHMEYER 2021) kann abgeschätzt werden, dass derzeit im Untersuchungsgebiet die Feinstaub-Grenzwerte maximal zur Hälfte ausgeschöpft werden, die Stickstoffdioxid (NO2)- Konzentrationen ca. 60-65 % des NO2-Jahresmittelgrenzwertes erreichen und die Grenzwerte von Schwefeldioxid (SO2), Kohlenmonoxid (CO) und Staubniederschlag die jeweiligen Grenz- werte zu mindestens 80 % unterschreiten. Punktuell können Belastungen durch lokale Ein- flüsse auch höher sein. Zum Aspekt Gerüche kann geschlussfolgert werden, dass im Unter- suchungsgebiet eine Vorbelastung besteht, die hauptsächlich von der Papierfabrik und dem Hafen Aschaffenburg ausgeht. Aufgrund der Lage der Geruchsquellen und den Hauptwind- richtungen konzentrieren sich die Geruchsbelastungen dabei besonders in Mainaschaff. Lokal können Geruchsbelastungen im Nahfeld von Geruch emittierenden Betrieben auch an ande- ren Standorten (außer Mainaschaff) auftreten.

Auswirkungen Landschaftsstrukturen, die bedeutsame Luftregenerationsfunktionen aufweisen, bzw. emp- findliche Gebiete mit reiner Luft sind vom Planungsvorhaben nicht betroffen.

Der Anteil an versiegelter Fläche wird sich, im Vergleich zum Ist-Zustand, erheblich erhöhen. Hierdurch wird die klimatische Ausgleichsfunktion insgesamt verringert. Von der Versiegelung

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betroffen sind jedoch hauptsächlich sich schnell erhitzende Offenland-Klimatope, deren aus- gleichende klimatische Wirkung im Ist-Zustand bereits gering ist. In die Gehölzstrukturen ent- lang des Mains wird nicht eingegriffen, deren mögliche kühlende Wirkung bleibt somit erhalten.

Der erhöhte Anteil an versiegelter Fläche kann zu einer Verringerung an Kaltluftbildung führen. Des Weiteren ist die Baumasse im Vergleich zum Ist-Zustand deutlich erhöht. Es ist davon auszugehen, dass sich insbesondere in den Sommermonaten bzw. in den Monaten mit höchs- ten Temperaturwerten (Juni bis September) tagsüber die Baumassen aufheizen und die Wärme über Nacht nur verzögert abgeben. Aufgrund der Bebauung im Hafengebiet und an- grenzend der Papierfabrik ist keine bedeutende Kaltluft-/Frischluftleitbahn vorhanden, die für den Kaltluft-/Frischluftaustausch im Markt Stockstadt und im Stadtgebiet Aschaffenburg rele- vant ist. Daher ist nach derzeitigem Kenntnisstand nicht davon auszugehen, dass durch die zusätzliche Bebauung im Geltungsbereich ein Kaltluft-/Frischluftabfluss behindert wird.

Die Wasserstraße Main nimmt als Teil des trimodalen Güterverkehrs des Hafens eine wesent- liche Rolle ein. Durch die Nutzung der Wasserstraße für den Güterverkehr und Warenum- schlag können die Menge des straßengebundenen Fernlastverkehrs reduziert und dadurch wechselwirkend Emissionen eingespart werden. Aufgrund der besonderen Charakteristik der „hafentypischen“ gewerblichen / industriellen Nutzung ist der planinduzierte erforderliche Schutz vor Luftschadstoffen, Staub- und Geruchsemissionen grundsätzlich im Rahmen der Genehmigungsverfahren auf Basis der BImSchG zu gewährleisten. Auch etwaig erforderlich werdende Maßnahmen zur Staubminderung oder die Steuerung von Geruchsemissionen sind im Rahmen der Genehmigungsverfahren auf Basis der BImSchG zu gewährleisten.

Mit Bezug zur 39. BImSchV lässt sich aus den abgeschätzten Luftschadstoffbelastungen (v.a. Staub, NO2, SO2, CO) im Untersuchungsgebiet keine Notwendigkeit für eine Emissionskon- tingentierung für das B-Plangebiet ableiten (Lohmeyer 2021). Bezüglich der Geruchsemissio- nen besteht eine Vorbelastung, die zur Prüfung der Zulässigkeit von Geruch emittierenden Betrieben nicht hinreichend bestimmt werden kann. Sowohl bzgl. Luftschadstoffbelastungen als auch Geruchsemissionen wird auf den Immissionsschutz im Rahmen der anlagenbezoge- nen Genehmigungsverfahren im B-Plangebiet auf Basis des BImSchG verwiesen – potenzielle Konflikte können auf vorgenannter späterer Planungsebene gelöst werden. Es sei darauf hin- gewiesen, dass aufgrund der Vorbelastung wenig Spielraum für geruchsintensive Betriebe be- steht.

Bewertung Mit Bezug zu § 1 Abs. 3 Satz 4 BNatSchG und § 1 BImSchG wird davon ausgegangen, dass keine erheblichen Beeinträchtigungen des Schutzgutes Klima / Luft vorliegen.

3.1.6 Schutzgut Landschaft

Bestand

Das Plangebiet ist als Teil des vorhandenen Hafengebiets nur von einer geringen Bedeutung für das Landschaftsbild.

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Die Landschaftsbildsituation im Plangebiet ist geprägt durch großflächige Ruderalfluren und hafentypische Verladestelle (Halden), eingerahmt durch die Gehölze entlang des Eigentümer- weges sowie zum Main. Zu den prägenden Bauwerken im Plangebiet gehören einerseits das Kohlenlager der Papier- und Zellstofffabrik, die Verladestelle des Kai 6, die Hochspannungs- masten, der Hafenkran sowie das Betriebsgebäude.

Teilbereiche des Mains als landschaftsprägendes Element liegen ebenfalls innerhalb des Plangebiets. Die naturraumtypische Eigenart der Mainaue ist überformt und es bestehen struk- turelle und visuelle Vorbelastungen durch die Umschlagstelle am Main mit Verladekran des Schleusenhäuschens, die Hochspannungsleitungen und die sich im Plangebiet befindlichen Maste, die angrenzenden Industrie- und Gewerbeflächen sowie das Kraftwerk der Papier- und Zellstofffabrik.

Abbildung 3 stellt die typische Nutzung und Eigenart des Sondergebiets (SOH) und dessen baulichen Anlagen dar:

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Abb. 3: Bestandssituation Plangebiet

Lediglich die Uferbereiche zum Main besitzen eine typische Eigenart und Charakteristik der Mainufer im Bereich des Stadt- und Hafengebiets Aschaffenburg. Das Landschaftsbild wird geprägt durch die Gebüsche, Hecken und mäßig extensiv genutzten Grünlandflächen in den Uferbereichen, den Main mit ehemaligem Schleusenkanal und die vorgelagerte Schleusenin- sel.

Das Plangebiet hat keine Bedeutung für die landschaftsgebundene Erholung.

Vorbelastungen des Orts- und Landschaftsbildes Aufgrund der Lage des Plangebiets im Hafengebiet liegt eine Vorbelastung hinsichtlich der sich in der direkten Umgebung vorhandenen hafentypischen Strukturen und Nutzungsformen mit Hallen, Gebäuden und Schornsteinen vor. Das Mainufer innerhalb des Plangebiets ist be- festigt und weist keine natürlichen Uferböschungen auf. Die Eigenart des Mainufers auf der Hafenseite ist in der Bestandssituation stark überprägt und weist keinen naturnahen Charakter auf. Die naturnahen Ausprägungen beschränken sich auf die Ufergehölze und die Schleu- seninsel. Die beiden nachfolgenden Abbildungen zeigen die Einbindung des Plangebiets in die vorhandenen hafentypischen Strukturen aus Vogelperspektive:

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Abb. 4: Vorbelastungssituation: Plangebiet innerhalb des Hafengebiets mit dessen typischen Nutzungen (Fotos: hangar11, Juli 2020)

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Abb. 5: Vorbelastungssituation: Plangebiet innerhalb des Hafengebiets mit dessen typischen Nutzungen (Panoramabild – Perspektive ver- zerrt, (Foto: hangar11, Juli 2020) Vom direkten Ufer der gegenüberliegenden Mainseite aus von Mainaschaff ist die Landschaftsbildsituation des Plangebiets – wie im nach- folgenden Foto wahrnehmbar – ebenfalls durch die Charakteristik der Hafennutzung mit Verladekran und Hochspannungsmasten und - leitungen geprägt. Diese direkte Blickbeziehung zum Plangebiet ergibt sich nur von wenigen Stellen des gegenüberliegenden Ufers aus, da das Ufer bei Mainaschaff größtenteils von Gehölzen bestanden ist, die die Sichtbeziehungen von vornherein stark eingrenzen.

Zudem muss bei der Bewertung des Landschaftsbildes die Sachlage berücksichtigt werden, dass sowohl für die Flächen der Papierfabrik als auch innerhalb des Geltungsbereichs des südlich des Plangebiets liegenden bisher unbebauten Bebauungsplans gemäß Festsetzungen derzeit bereits bauliche Anlagen in einer Höhe von 40 Metern zulässig sind.

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Abb. 6: Bestandsituation vom gegenüberliegenden Ufer Mainaschaff vor der uferbegleitenden Gehölzkulisse mit Blick auf die Schleuseninsel (Foto: Bosch&Partner, Mai 2018)

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Auswirkungen

Die Schwelle der Erheblichkeit der Auswirkungen auf das Orts- und Landschaftsbild bemisst sich neben der Vorbelastung auch an der städtebaulichen Relevanz des Bereichs, von dem aus die Landschaft wahrgenommen wird. In dieser Art städtebaulich relevant sind im vorlie- genden Fall die auf der gegenüberliegenden Mainseite befindlichen Wohnstandorte bzw. die zugehörigen Außenwohnbereiche und der entlang dieser Mainseite verlaufende Fuß- und Radweg.

Um die Beeinträchtigungen der Landschaftsbildsituation in der Mainaue mit einer Veränderung der Charakteristik (Eigenart, Vielfalt und Schönheit) sowie die Störung der Sichtbeziehungen von der Mainuferseite von Mainaschaff und die Überprägung durch Hochbauten beurteilen zu können, wird unter Berücksichtigung der Vorbelastungssituation im Hafen Aschaffenburg und der Papierfabrik eine Landschaftsbildsimulation vorgenommen. Aufgrund der festgesetzten Grundflächenzahl (GRZ) in Höhe von 0,8 in Verbindung mit der Baumassenzahl (BMZ) in Höhe von 10,0 kann bei einer Ausnutzung der GRZ eine durchschnittliche Gebäudehöhe von ca. 12,5 m im Plangebiet angenommen werden. Für die Landschaftsbildsimulation der geplan- ten Bebauung und Baukörperstellung werden exemplarisch verschiedene hafentypische Bau- körper angenommen (Hallen in der Höhe von rund 15 Metern, Verwaltungsgebäude in einer Höhe von rund 16 Metern sowie ein Hochsilo mitsamt Maschinenhaus mit einer Gesamthöhe von ca. 40 Metern).

Abb. 7: Fotostandorte der Visualisierungen vom gegenüberliegenden Ufer Mainaschaff (Luft- bild: GoogleEarth)

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Für die Fotosimulation wurden verschiedene Fotostandorte ausgewählt, die aus gutachterli- cher Sicht die maßgeblichen Sichtbeziehungen vom gegenüberliegenden Mainufer entlang der ausgewiesenen Fuß- und Radwege aus abbilden. Das maßgebliche Kriterium für die Aus- wahl der Standorte war, typische Sichtbeziehungen sowohl von Erholungssuchenden entlang des Mains (Standort 2) als auch von Anwohnern (Standort 3) und Fußgängern / Verkehrsteil- nehmern (Standort 1) repräsentativ abzubilden. Bei der Auswahl wurde zudem darauf geach- tet, sowohl die typische Situation mit am Ufer von Mainaschaff vorhandenen Ufergehölzen darzustellen (Standorte 2 und 3) als auch die wenigen Bereiche zu berücksichtigen, von denen aufgrund von Lücken in der Vegetation ein freier Blick auf das gegenüberliegende Ufer mit der davor liegenden Schleuseninsel gewährt ist (Standort 1).

Neben den Standorten 1 und 2 (durchschnittliche Betrachtungshöhe einer sich am Boden be- findenden Person) wurde ein Fotostandort in der Unteren Maingasse gewählt, um eine typi- sche Sichtbeziehungen von den Wohnhäusern mit Blick in Richtung Main und Plangebiet ab- bilden zu können. Hier wurde der Standort so gewählt, dass der Betrachter sich auf Höhe eines zweigeschossigen Wohnhauses im Bereich der Bebauung entlang der Stockstadter Straße im ufernahen Wohngebiet von Mainaschaff gegenüber der Schleuseninsel befindet, um einen re- präsentativen Blick von Fenster oder Balkon eines Wohnhauses aus zu simulieren. Die Foto- standorte sind in Abbildung 7 dargestellt.

Abb. 8: Landschaftsbildsimulation Fotostandort 1 (Fotogrundlage: hangar11, Juli 2020)

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Vom Blickwinkel einer Person aus, die die Obere Maingasse in Richtung Mainufer hinunter geht (Fotostandort 1), ist ein freier Blick auf den Main und das gegenüberliegende Plangebiet gegeben. Dennoch ist von diesem Blickwinkel aus die für Hafengebiete typischen Baukörper (z. B. Hallen, Bürogebäude, Silos) am gegenüberliegenden Ufer nicht wahrnehmbar, da sie gänzlich hinter den Gehölzen verborgen liegt. Die für die Hafennutzung typischen Baukörper sind nur schemenhaft hinter dem Gehölzbestand der Schleuseninsel wahrnehmbar. Für die- sen Fotostandort kann nicht von einer Überprägung der Landschaftsbildsituation ausgegan- gen werden.

Abb. 9: Landschaftsbildsimulation Fotostandort 2 (Fotogrundlage: hangar11, Juli 2020) Vom ufernahen Parkplatz aus (Fotostandort 2) sind die für Hafengebiete typischen Baukörper am gegenüberliegenden Ufer nicht wahrnehmbar. Aufgrund der Sichtverschattung durch die am Ufer stockenden Gehölze sowie durch die Schleuseninsel ist eine freie Sicht auf das Plan- gebiet nur direkt vom Ufer aus möglich.

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Abb. 10: Landschaftsbildsimulation Fotostandort 2, Detail (Fotogrundlage: hangar11, Juli 2020) Befindet sich die betrachtende Person in direkter Ufernähe, ist an diesem Ausschnitt der Si- mulation erkennbar, dass die Gebäude im Plangebiet hinter dem Gehölzbestand sichtbar sind. Die Landschaftsbildsituation mit Blick auf die gegenüberliegende Hafenseite wird durch die Baukörper wahrnehmbar überprägt.

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Abb. 11: Landschaftsbildsimulation Fotostandort 3 (Fotogrundlage: hangar11, Juli 2020) Der Blick von der Wohnbebauung aus (Fotostandort 3) lässt die Sicht auf ein für eine Hafen- nutzung typisches Silo zu, das mit seiner Gesamthöhe von ca. 40 m über die Gehölze hinaus ragt und deutlich wahrnehmbar ist. Aufgrund der Sichtverschattung durch die vorhandenen Gehölzstrukturen entlang beider Seiten des Mainufers sowie auf der Schleuseninsel können Bauwerke ab einer Höhe von über 20 Metern wahrgenommen werden. Die restlichen Gebäude im Geltungsbereich sind aufgrund der Sichtverschattung durch die am Ufer stockenden Ge- hölze sowie die auf der Schleuseninsel nicht wahrnehmbar.

Von diesem höher gelegenen Fotostandort (Bebauung entlang der Stockstadter Straße mit Blickrichtung Main) aus sind weiträumige Sichtbeziehungen betroffen; von einer erheblichen Beeinträchtigung ist auszugehen. Die Beeinträchtigung wird jedoch nicht als schwerwiegend bewertet, da der Landschaftsbildcharakter durch die Vorbelastungssituation Papierfabrik, Strommasten und bestehende Hafennutzungen, geprägt ist.

Bewertung Mit Bezug zu § 1 Abs. 4 BNatSchG und Art. 26 BayNatSchG verdeutlicht die Landschaftsbild- situation, dass von den repräsentativ ausgewählten Standorten die geplante Bebauung mit für die Hafennutzung typischen Gebäudekomplexen und -höhen nicht zu einer starken Überprä-

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gung der derzeitigen Landschaftsbildsituation führt. Bei der Bewertung ist die Vorbelastungs- situation auf der Hafenseite einzubeziehen, die derzeitige Landschaftsbildbewertung Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft) wird als gering bewertet, durch die Flächenin- anspruchnahme im Geltungsbereich selbst kommt es zu erheblichen Beeinträchtigungen (siehe Kap. 3.4.2). Unter Berücksichtigung der Vorbelastungen wird nochmal auf die Sachlage verwiesen, dass sowohl für die Flächen der Papierfabrik als auch innerhalb des Geltungsbe- reichs des südlich des Plangebiets liegenden bisher unbebauten Bebauungsplans gemäß Festsetzungen derzeit bereits bauliche Anlagen in einer Höhe von 40 Metern zulässig sind.

Hinsichtlich der Überprägung von Sichtbeziehungen ist von den bestehenden Uferwegen ent- lang des Mains auf der Seite von Mainaschaff die künftige Bebauung mit Hallen, Werkstätten und Bürogebäuden nur in direkter Ufernähe wahrnehmbar. Von den erhöhten Standorten (hier beispielhaft die Untere Maingasse) und mittelbar auch von der Bebauung entlang der Aschaf- fenburger Straße werden die künftigen hafentypischen Hallen oder Silos erst ab einer Höhe von ca. 20 m im Plangebiet über dem Gehölzbestand entlang des Mains bzw. der Schleu- seninsel wahrgenommen. Für diese beiden genannten Fallkonstellationen ist von einer erheb- lichen Beeinträchtigung der Landschaftsbildsituation auszugehen, die aber nicht als schwer- wiegend bewertet wird. Eine Überprägung des Landschaftsbildraumes in diesem Mainab- schnitt findet nicht statt. Die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes kann durch die Neuge- staltung auf der Hafenseite mit Bepflanzungen von Gehölzlücken auf der Schleuseninsel und eine dichte Bepflanzung der Uferböschungsbereiche sowie Begrünung von Einfriedungen / Mauern zum Main hin weitgehend vermieden werden.

3.1.7 Schutzgut Kulturgüter / sonstige Sachgüter

3.1.7.1 Baudenkmäler, landschaftsprägende Denkmäler, Denkmalensembles

Bestand Baudenkmäler, landschaftsprägende Denkmäler und Denkmalensembles liegen nicht im räumlichen Zusammenhang des Geltungsbereichs. Im Rahmen archäologischer Untersuchun- gen wurde festgestellt, dass keine Bodendenkmäler in dem bereits kartierten zentralen Bereich des Plangebiets vorhanden sind.

In etwa 200 m südlich sowie etwa 300 m westlich des Geltungsbereichs befinden sich folgende Bodendenkmäler:

• D-6-6020-0085: Siedlung der Vorgeschichte, u. a. Siedlung der Urnenfelderzeit

• D-6-6020-0107: Lagerdorf der römischen Kaiserzeit mit Töpfereibezirk und Brandgrä- bern

Es ist nicht auszuschließen, dass sich im Geltungsbereich des Bebauungsplanes weitere Bo- dendenkmäler befinden.

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Auswirkungen Bis auf die bereits im Jahr 2012 archäologisch untersuchten Flächen (Flst. Nrn. 1866/2 und 2177/1) sind im Geltungsbereich keine archäologischen Funde bekannt.

Es ist nicht auszuschließen, dass es im Bereich des Plangebiets zu ähnlichen Funden kom- men kann. Es sind bereits Untersuchungen für Teile des Geltungsbereichs erfolgt, die jedoch nicht darauf schließen lassen, dass derlei Funde in diesem Bereich wahrscheinlich sind. Es wurden zwar in einer Sondage vorgeschichtliche Befundreste festgestellt, diese Schichten sind aber wohl keine in Situ befindliche Kulturschichten, sondern fluviatil verlagerte archäologische Befunde.

Mit Bezug zu der zu klärenden Frage, ob im Geltungsbereich Bodendenkmäler betroffen sein können, wird auf die Stellungnahme des Bayerischen Landesamtes zur Denkmalpflege ver- wiesen. Demnach soll bei der Verwirklichung von Bebauungsplänen grundsätzlich vor der Par- zellierung die gesamte Planungsfläche archäologisch qualifiziert untersucht werden.

Bewertung Unter Berücksichtigung einer qualifizierten Untersuchung vor der Parzellierung wird davon ausgegangen, dass mit Bezug zu § 1 Abs. 4 BNatSchG und Art. 1 BayDSchG für Baudenk- mäler, landschaftsprägende Denkmäler und Denkmalensembles keine Beeinträchtigungen vorliegen.

3.1.7.2 Wasserstraße

Bestand Der nördlich unmittelbar an den Geltungsbereich angrenzend liegende Abschnitt des Mains ist Teil des Bundeswasserstraßennetzes.

Auswirkungen Es findet kein planinduzierter Eingriff in den Main und damit auch nicht in die Bundeswasser- straße statt. Das Längs- und Querprofil sowie die Wasserführung des Mains werden nicht ver- ändert. Durch den trimodalen Güterverkehr und den damit verbundenen Warenumschlag in- nerhalb des Plangebiets wird die Wasserstraße bestimmungsgemäß gebraucht – durch die Planung sind diesbezüglich eher positive Wirkungen zu verzeichnen.

Bewertung Beeinträchtigungen der Bundeswasserstraße können ausgeschlossen werden.

3.1.7.3 Übergeordnete Versorgungsleitungen

Bestand Innerhalb des Geltungsbereichs verlaufen übergeordnete Versorgungsleitungen. Hierbei han- delt es sich um 220-KV- und 380-KV-Freileitungen.

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Auswirkungen Für die vorhandenen Freileitungen sind Schutzzonen dargestellt. Zudem wird durch die Fest- setzungen hinsichtlich der überbaubaren Grundstücksfläche und des Maßes der baulichen Nutzung (insbesondere bzgl. der maximalen Höhe baulicher Anlagen) sichergestellt, dass ein sachgerechter Betrieb der vorhandenen Freileitungen gewährleistet werden kann. Eine diffe- renzierte Festsetzung der maximal zulässigen Höhen baulicher Anlagen in Bezug zu den Frei- leitungen erfolgt nicht. Jedoch müssen im Rahmen der einzelnen Genehmigungsverfahren die Schutzzonen berücksichtigt werden – die Leitungsträger müssen seitens des jeweiligen An- tragstellers beteiligt werden bzw. deren Zustimmung eingeholt werden.

Bewertung Beeinträchtigungen der übergeordneten Versorgungsleitungen können ausgeschlossen wer- den, da der so gesehen situativ bestehende Konflikt im Rahmen der Genehmigungsverfahren gelöst werden kann.

3.1.8 Zusammenfassende Wertung des Umweltzustandes einschließlich der Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern

Im Rahmen des Umweltberichts werden neben der Beschreibung und Bewertung der einzel- nen Schutzgüter auch die Wechselwirkungen zwischen diesen betrachtet. Dabei ist grundsätz- lich davon auszugehen, dass die schutzgutbezogenen Erfassungen und Beschreibungen be- reits Informationen über die funktionalen Beziehungen zu anderen Schutzgütern beinhalten und die relevanten Wechselwirkungen miterfasst werden. Ergänzend ist zu erwähnen, dass durch die Nutzung des Sachgutes Wasserstraße Main für den trimodalen Güterverkehr indirekt Beeinträchtigungen bezüglich des Schutzgutes Klima verringert werden können, da damit eine Reduzierung des straßengebundenen Fernlastverkehrs und damit von Emissionen einher- geht.

Aus den Wechselwirkungen – soweit nicht bereits bei der Darstellung in den einzelnen Kapiteln angesprochen – ergeben sich keine neuen abwägungsrelevanten Aspekte.

3.2 Prognose für die Entwicklung des Umweltzustandes bei Nichtdurch- führung der Planung

Die Fläche ist im derzeit geltenden Flächennutzungsplan als Sondergebiet Hafen dargestellt. Sowohl für die Flächen der Papierfabrik als auch innerhalb des Geltungsbereichs des südlich des Plangebiets liegenden bisher unbebauten Bebauungsplans sind gemäß Festsetzungen derzeit bereits bauliche Anlagen in einer Höhe von 40 m zulässig. Dies wird der Prognose des Umweltzustandes bei Nichtdurchführung der Planung zugrunde gelegt.

Entsprechend den Darstellungen im Flächennutzungsplan bleibt bzw. wird das Plangebiet mit- tel- bis langfristig Sondergebiet Hafen. Demgemäß käme es nicht zu einer Nutzungsänderung.

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Bei Nichtdurchführung der Planung würden die Flächen innerhalb des Geltungsbereichs ge- mäß der aktuellen Zulässigkeit voraussichtlich weiterhin wie im Bestand genutzt werden. Dem- nach wäre ein weiterer Warenumschlag möglich. Eine weitere Bebauung innerhalb des Gel- tungsbereichs ist nicht zulässig. Im Außenbereich sind grundsätzlich privilegierte Vorhaben (z. B. weitere Kräne) zulässig, die ihrerseits aber einer eigenen Genehmigung bedürfen und ausgleichspflichtig sind.

Für die Teilflächen innerhalb des Geltungsbereichs, die aktuell bereits Teil der beiden rechts- kräftigen Bebauungspläne sind (Werksgelände der PWA Grafische Papiere GmbH und Nörd- lich Aschaffenburger Straße), ist weiterhin die Nutzung gemäß deren zeichnerischen und textli- chen Festsetzungen zulässig.

Es kann davon ausgegangen werden, dass zumindest auf den sich mittig im Geltungsbereich befindlichen Flächen die Verbrachung weiter fortschreitet und langfristig der Charakter als Of- fenlandlebensraum mit Ruderalfluren verloren geht. Es wird davon ausgegangen, dass das Plangebiet mittelfristig den Arten Kreuzkröte und Zauneidechse weiterhin als Lebensraum die- nen wird, wobei sich die Habitatqualtität mit zunehmender Verbrachung verschlechtern wird.

Hinsichtlich der abiotischen Schutzgüter (Boden / Fläche, Wasser und Klima / Luft), dem Land- schaftsbild sowie Kultur- und sonstigen Sachgüter sind in Zukunft keine erheblichen Verände- rungen zu erwarten. Mit mehr als – auswirkungsseitig – nur geringfügigen nachteiligen Verän- derungen ist nicht zu rechnen.

3.3 Zusammenfassung der Ergebnisse der speziellen artenschutzrechtli- chen Prüfung

In Bauleitplanverfahren werden Flächen für eine spätere bauliche Nutzung überplant. Die Pla- nung selbst ist noch nicht verbotsrelevant. Die artenschutzrechtlichen Verbote (§ 44 Abs. 1 BNatSchG) beziehen sich auf konkrete Handlungen (Vorhaben). Die Verbotstatbestände ent- falten daher erst beim Planvollzug (Herstellung der Erschließungsmaßnahmen und bauliche Anlagen) ihre konkrete Wirkung. Der Bebauungsplan muss jedoch gewährleisten, dass arten- schutzrechtliche Probleme beim späteren Planvollzug bewältigt werden können. Im Einzelfall ist in die Ausnahmelage „hinein zu planen“. Werden die artenschutzrechtlichen Verbotstatbe- stände in der Bauleitplanung planerisch nicht ausreichend bewältigt, können sich bei der Ver- wirklichung der Planung unüberwindbare Hindernisse ergeben. Vor dem Hintergrund, dass Bebauungspläne, die offensichtlich nicht verwirklicht werden können, nicht erforderlich („Erfor- derlichkeit der Bebauungsplanung“ im Sinne von § 1 Abs. 3 S. 1 BauGB) und damit unwirksam sind, wird die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung für Bauleitplanverfahren empfohlen. Da- bei erweist es sich hier als sinnvoll, aus Gründen des Artenschutzes voraussichtlich erforder- liche Maßnahmen bereits in die Bauleitplanung zu integrieren.

Bei der Aufstellung von Bauleitplänen sind artenschutzrechtliche Belange grundsätzlich im Rahmen der Abwägung (§ 1 Abs. 6 Nr. 7 Buchstabe a und b BauGB) zu berücksichtigen. Die

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Regelungen des besonderen Artenschutzrechts (§§ 44 bis 47 BNatSchG) sind jedoch abwä- gungsfest. Das bedeutet, dass die in § 44 Abs. 1 bis 3 BNatSchG enthaltenen Verbote nicht „weggewogen“ werden können.

Die vollumfängliche spezielle artenschutzrechtliche Prüfung ist der Anlage E zu entnehmen.

3.3.1 Vermeidungsmaßnahmen

Folgende Vorkehrungen zur Vermeidung werden empfohlen, um Gefährdungen der nach den hier einschlägigen Regelungen geschützten Tierarten zu vermeiden oder zu mindern. Die Er- mittlung der Verbotstatbestände gem. § 44 Abs. 1 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG erfolgt unter Be- rücksichtigung der nachfolgenden Vorkehrungen.

Die nachfolgend aufgeführten Vermeidungsmaßnahmen betreffen überwiegend die Bau- phase. Vorgaben zum Baugeschehen können aber mangels bodenrechtlicher Relevanz nicht Regelungsgegenstand von Festsetzungen in einem Bebauungsplan sein. Daher wird insge- samt davon abgesehen, hierzu Festsetzungen zu treffen. Die rechtliche Sicherung der Maß- nahmendurchführung erfolgt aber durch städtebaulichen Vertrag mit der Bayernhafen GmbH & Co. KG, die Eigentümerin sämtlicher Grundstücke im Plangebiet ist. Dabei übernimmt die Bayernhafen GmbH & Co. KG auch die Verpflichtung, die Pflicht zur Durchführung der ge- nannten Vermeidungsmaßnahmen in die Verträge mit ihren Ansiedlern zu übernehmen, so- weit dies nicht auf andere Weise sichergestellt ist, z.B. über die Hafenordnung.

Bauzeitenregelung (1-1 VCEF)

Vermeidung der Tötung von geschützten Arten durch die Beschränkung der Baufeldfreima- chung auf die Zeit außerhalb der Fortpflanzungs- und Aufzuchtzeiten bzw. auf die Zeit der Winterruhe der Tiere.

Bauzaun zum Schutz von sensiblen Bereichen während der Baumaßnahmen (1-2 VCEF)

Wo möglich sollen Höhlenbäume erhalten werden, indem sie bei Baumaßnahmen durch Bau- zäune geschützt werden.

Inspektion der zu fällenden Bäume und Verschluss von Baumhöhlen (1-3 VCEF)

Baubedingte Tötungen der baumhöhlennutzenden Fledermäuse lassen sich durch Inspektion und anschließendem Verschluss der zu fällenden Höhlenbäume vermeiden.

Anlage von dauerhaften und / oder temporären Reptilien- und Amphibienschutzzäunen in Kombination mit einem Amphibiendurchlass unter dem Eigentümerweg (1-4 VCEF):

Zur weitestgehenden Minderung von Individuenverlusten und zur Vermeidung von Rückwan- derungen in die Bebauungsplanfläche sind im Umfeld des Bebauungsplans temporäre und / oder dauerhafte Reptilien- bzw. Amphibienschutzzäune in folgenden Bereichen vorgesehen:

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• Temporäre Zäune um vorhandene Kleingewässer (potenzielle Laichgewässer der

Kreuzkröte) zum Zwecke des Abfangens und Umsiedelns (siehe auch 1-6 VCEF) • Temporärer, einseitig überwindbarer Schutzzaun um die Baustellenfläche nach Ab-

schluss des Hauptlaichgeschäfts der Kreuzkröte (siehe auch 1-6 VCEF), so dass Indivi- duen von Kreuzkröte und Zauneidechse zwar das Baufeld verlassen, aber nicht mehr in dieses einwandern können • Dauerhafter Schutz- und Leitzaun im Grünstreifen südlich des Eigentümerweges

(siehe auch 1-6 VCEF) • Dauerhafter Schutzzaun entlang der B 26 im Bereich der Ausgleichsflächen im Hafen- bahnhof zum Schutz der Kreuzkröte vor Individuenverlusten durch den Straßenverkehr auf der B26 • Anlage eines Amphibiendurchlasses unter dem Eigentümerweg sowie benachbarter, temporärer Laichgewässer im Grünstreifen südlich des Eigentümerweges zur Optimie- rung der Verbundfunktion des Durchlasses einschließlich zugehöriger Schutzzäune

Vergrämung, Abfangen und Umsiedlung von Individuen der Zauneidechse aus dem

Baustellenbereich (1-5 VCEF)

Durch Vergrämen, Abfangen und Umsiedeln aus dem Eingriffsbereich in angrenzende Habi- tate, einschließlich der zusätzlich angelegten Kleinlebensräume (Habitatelemente) im Bereich der Limesstraße gegenüber Rail One (Maßnahme 2-2 ACEF), können Zauneidechsen vor Tö- tung und Verletzung von Individuen auf bauzeitlich in Anspruch genommenen Flächen ge- schützt werden. Dabei werden in den betroffenen Flächen mit Vorkommen der Zauneidechse diese in deren mobilen Zeiten (Mitte März bis Mitte Juni und Anfang August bis Ende Septem- ber) eingefangen und in die angelegten Kleinlebensräume (Habitatelemente) (Maßnahme

2-2 ACEF) umgesiedelt. Diese Flächen sind zur Verhinderung der Abwanderung der Individuen zu zäunen (siehe 1-4 VCEF). Außerdem werden im Baubereich gelegene, als Winterquartier oder Versteckmöglichkeit geeignete Strukturen (z.B. Blocksteinhaufen, Wurzelstöcke, Totholz, ggf. Gehölzstrukturen etc.) bevorzugt vor der Eiablage im Zeitraum Mitte/Ende März bis Mitte/Ende Mai (LfU 2010: 24) entfernt werden.

Absammeln und Umsiedlung von Kreuzkröten und ihren Entwicklungsstadien aus dem

Baustellenbereich (1-6 VCEF)

In den betroffenen Flächen mit Vorkommen von Kreuzkröten werden die Amphibien während der Wanderung aus den Land- und Überwinterungslebensräumen in die Laichgewässer (ab

Mitte März bis Mitte Juni) an den umzäunten Laichgewässern (siehe 1-4 VCEF) mittels Fangei- mern abgesammelt und in den zusätzlich angelegten Gesamtlebensraum (Habitatelemente in Form von Laichgewässern, Versteck- und Überwinterungsmöglichkeiten) im Bereich des Ha- fenbahnhofs (Maßnahme 2-3 AFCS), umgesiedelt. Das Abfangen und Umsiedeln ist während der Wanderung aus den Überwinterungs- und Landlebensräumen (Mitte März bis Mitte Juni) täglich durchzuführen. Sollten einzelne Exemplare der Kreuzkröte in die Laichgewässer ge- langen, sind etwaige Laichschnüre oder andere Entwicklungsstadien der Kreuzkröte vorsichtig in die Ersatzlaichgewässer zu verbringen. Bei Bedarf (z.B. in einem trockenen Frühjahr) ist die

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Wasserversorgung der vorhandenen Laichhabitate sicherzustellen, um den Erfolg der Um- siedlungsmaßnahme zu gewährleisten. Die restlichen Kreuzkröten (v. a. Subadulte) werden nach dem Aufstellen von Fangkreuzen und dem Ausbringen von Schalbrettern als künstliche Verstecke in der Aktivitätsperiode vor Beginn der Baumaßnahme eingefangen und ebenfalls in das Gelände am Hafenbahnhof umgesiedelt. Zur Optimierung des Fangergebnisses werden im Baubereich gelegene, als Winterquartier oder Versteckmöglichkeit geeignete Strukturen (z.B. Blocksteinhaufen, Wurzelstöcke etc.) schonend entfernt.

Umweltbaubegleitung (1-7 VCEF)

Die Umweltbaubegleitung (UBB) wird durch eine(n) Dipl.-Ing Landschaftsarchitektur oder eine vergleichbar qualifizierte Person wahrgenommen. Aufgabe der UBB ist die baubegleitende Überwachung aller allgemeinen und vorhabenspezifischen Umweltstandards und -auflagen zur Vermeidung von Umweltschäden an Boden, Wasserhaushalt/Gewässern und an Tieren, Pflanzen und ihren Lebensräumen.

3.3.2 Maßnahmen zur Sicherung der kontinuierlichen ökologischen Funktionali- tät (vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen i.S.v. § 44 Abs. 5 Satz 3 BNatSchG) sowie zur Sicherung des Erhaltungszustandes (§ 45 Abs. 7 BNatSchG)

Nachfolgend beschriebene Maßnahmen zur Sicherung der kontinuierlichen ökologischen Funktionalität (CEF-Maßnahmen) werden durchgeführt, um die ökologische Funktion vom Ein- griff betroffener Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang zu sichern (§ 44 BNatSchG Abs. 5 Satz 2 Nr. 3). Die Ermittlung der Verbotstatbestände erfolgt unter Be- rücksichtigung der nachfolgend genannten Vorkehrungen, insbesondere CEF-Maßnahmen.

Die zum überwiegenden Teil außerhalb des Plangebiets liegenden Flächen, auf denen die CEF-Maßnahmen umgesetzt werden sollen, werden entsprechend § 1a Abs. 3 S. 4 BauGB über einen städtebaulichen Vertrag mit der Bayernhafen GmbH & Co. KG rechtlich gesichert. Da eine dauerhafte Sicherung vorgesehen ist und die Maßnahmen zugleich dem Eingriffsaus- gleichs dienen, wird zudem eine beschränkte persönliche Dienstbarkeit gemäß § 1090 BGB zugunsten der Unteren Naturschutzbehörde ins Grundbuch eingetragen.

Aufhängen von Fledermauskästen (2-1 ACEF) Werden während der Inspektion der zu fällenden Bäume dennoch Baumhöhlen gefunden, sol- len als Ersatz für die Quartiere Fledermauskästen in benachbarten Gehölzbeständen aufhängt werden.

Neuanlage von Kleinstrukturen als Überwinterungs- und Fortpflanzungshabitate für Zauneidechsen sowie Entwicklung geeigneter Gehölzstrukturen für die Dorngrasmücke

(2-2 ACEF)

Mindestens im Jahr vor Beginn der Baumaßnahme werden Kleinstrukturen (Steinriegel, Sand- Schüttungen und Totholz) als neue Sonnplätze, Eiablagemöglichkeiten, Versteckplätze und

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Winterquartiere für die Zauneidechse im Bereich des Biotops „Limesstraße“ sowie im Hafen- bahnhof hergestellt. Partiell werden Gebüschstrukturen als Bruthabitat der Dorngrasmücke entwickelt. Ziel ist die Herstellung von Lebensräumen für Dorngrasmücke und Zauneidechse. Letztere werden nach Vergrämung, Abfangen bzw. Absammeln aus dem Baustellenbereich

(Maßnahme 1-6 VCEF) vor baubedingter Tötung und Verletzung bewahrt und auf diese Maß- nahmenflächen umgesiedelt.

Neuanlage eines Gesamtlebensraums für die Kreuzkröte mit Kleinstrukturen als Über- winterungs- und Fortpflanzungshabitate (2-3 AFCS)

Mindestens im Jahr vor Beginn der Baumaßnahme werden Brachstrukturen, Gesteinsauf- schüttungen und Totholzhaufen als Landlebensräume und / oder Winterhabitate sowie Ersatz- laichgewässer für die Kreuzkröte im Bereich Hafenbahnhof geschaffen. Ziel ist die Bereitstel- lung aller erforderlichen Habitatelemente im Bereich der geplanten Umsiedlungsfläche im Ha- fenbahnhof zur Sicherung des Erhaltungszustandes der Kreuzkröte. Schwerpunkt der Maß- nahme im Hafenbahnhof ist die Entwicklung von Laichgewässern innerhalb eines funktionalen Gesamtlebensraumes.

Entwicklung temporärer Laichgewässer entlang des Mainufers und im Bereich der Limesstra- ße als Trittsteinbiotope für Kreuzkröten.

Entwicklung und Offenhaltung von lückigen Ruderal- und Hochstaudenfluren auf Roh- bodenstandorten (2-4 AFCS)

Auf der Maßnahmenfläche AA innerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans ist durch bedingtes Zulassen von Sukzession eine lückige Ruderal- und Hochstaudenflur als vernetzen- der Teil des Gesamtlebensraums der Kreuzkröte im Hafengelände zu entwickeln und zu er- halten. Ziel ist die Bereitstellung von Wanderkorridoren zwischen erforderlichen Habitatele- menten zur Sicherung des Erhaltungszustandes der Kreuzkröte sowie auch der Zau- neidechse. Die Fläche muss offen gehalten werden und abhängig von der Wüchsigkeit alle 3- 5 Jahre gemäht und eventueller Gehölzaufwuchs entfernt werden. Das Schnittgut darf nicht auf der Fläche verbleiben. Zudem sind auf 30% der Fläche durch Aufreißen des Bodens grö- ßere Rohbodenbereiche über die gesamte Maßnahmenfläche verteilt zu schaffen und zu er- halten.

3.3.3 Darlegung der Betroffenheit der geprüften Arten

Die artenschutzrechtliche Prüfung erfolgt auf Grundlage der Ergebnisse der faunistischen Kar- tierungen der Simon&Widdig GbR aus den Jahren 2018, 2019 und 2020 sowie der Daten aus der amtlichen Artenschutzkartierung Bayern (ASK) für die Artgruppen der Vögel, der Fleder- mäuse sowie für die Kreuzkröte und die Zauneidechse. Im Folgenden wird zusammenfassend das nach derzeitigem Planungsstand vorliegende Ergebnis der artenschutzrechtlichen Prü- fung (vollumfängliche artenschutzrechtliche Prüfung siehe Anhang) dargestellt.

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Brutvögel der Wälder, Waldränder, Feld- und Kleingehölze Beschädigungen bzw. Zerstörungen von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten von weit verbrei- teten Arten der Wälder und Feldgehölze können unter Berücksichtigung der vorgesehenen konfliktvermeidenden Maßnahmen und der Regelungen des § 44 Abs. 5 BNatSchG derzeit ausgeschlossen werden.

Unter Berücksichtigung der vorgesehenen konfliktvermeidenden Maßnahmen kann zudem derzeit ein Verstoß gegen das Verbot der Tötung von Individuen im Zuge der Beschädigung ausgeschlossen werden.

Ebenso führen die möglichen vorhabenbedingten Störungen einzelner Reviere nicht zu einer Verschlechterung des Erhaltungszustands der jeweiligen lokalen Populationen, so dass er- hebliche Störungen derzeit ausgeschlossen werden können.

Dorngrasmücke Unter Berücksichtigung der vorgesehenen vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen kann ein Verstoß gegen das Verbot der Beschädigungen bzw. Zerstörungen von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der Dorngrasmücke derzeit ausgeschlossen werden.

Zudem kann unter Berücksichtigung der vorgesehenen konfliktvermeidenden Maßnahmen derzeit ein Verstoß gegen das Verbot der Tötung von Individuen ausgeschlossen werden.

Unter Berücksichtigung der genannten Vermeidungs- und vorgezogenen Ausgleichsmaßnah- men treten keine Störungen der Dorngrasmücke auf, die zu einer Verschlechterung des Er- haltungszustands der lokalen Population führen, so dass erhebliche Störungen ausgeschlos- sen werden können.

Fledermäuse (Ökologische Gilde der Baum- und Gebäudefledermäuse): Unter Berücksichtigung der Regelungen des § 44 Abs. 5 BNatSchG kann bei Durchführung der konfliktvermeidenden Maßnahmen sowie der vorgezogenen Ausgleichsmaßnahme ein Verstoß gegen das Verbot der Zerstörungen bzw. Beschädigungen von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der Baum- und Gebäudefledermäuse derzeit ausgeschlossen werden. Unter Berücksichtigung der vorgesehenen konfliktvermeidenden Maßnahmen und der Rege- lungen des § 44 Abs. 5 BNatSchG kann bei Durchführung von Vermeidungsmaßnahmen auch ein Verstoß gegen das Tötungsverbot für die Baum- und Gebäudefledermäuse ausgeschlos- sen werden. Zudem sind derzeit keine vorhabenbedingten Störungen der Baum- und Gebäudefledermäuse zu prognostizieren, die zu einer Verschlechterung des Erhaltungszustands der lokalen Popu- lationen führt, so dass erhebliche Störungen ausgeschlossen werden können.

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Kreuzkröte:

Für die Kreuzkröte ist die ökologische Funktion der vom Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlich-funktionalen Zusammenhang der Lokalpopulation im Bereich des Geländes der Papierfabrik südlich des Eigentümerwegs sowie des Plangebiets, hier ins- besondere der Rohbodenflächen und der Laichhabitate des Sondergebiets SO2, nicht mehr erfüllt, da im räumlichen Zusammenhang kein geeigneter Gesamtlebensraum entwickelt wer- den kann (Anlage von Land- und Überwinterungshabitaten und Laichgewässern). Der Ver- botstatbestand der Beschädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten tritt somit ein. Unter Berücksichtigung der vorgezogen durchgeführten FCS Maßnahmen (Neuanlage eines Ge- samtlebensraums für die Kreuzkröte mit Kleinstrukturen als Überwinterungs- und Fortpflan- zungshabitate (2-3 AFCS) und Entwicklung und Offenhaltung von lückigen Ruderal- und Hoch- staudenfluren auf Rohbodenstandorten (2-4 AFCS)) im Bereich des Hafenbahnhofs bzw. inner- halb des Geltungsbereichs als Bestandteile eines hafenweiten Habitatverbundkonzeptes für die Kreuzkröte kann sichergestellt werden, dass sich der Erhaltungszustand der Art nicht ver- schlechtert.

Unter Berücksichtigung der vorgesehenen konfliktvermeidenden Maßnahmen (Anlage von dauerhaften und / oder temporären Reptilien- und Amphibienschutzzäunen in Kombination mit einem Amphibiendurchlass unter dem Eigentümerweg (1-4 VCEF); Absammeln und Umsied- lung von Kreuzkröten und deren Entwicklungsstadien aus dem Baustellenbereich (1-6 VCEF)) können die möglichen Individuenverluste der Kreuzkröte auf ein absolutes Mindestmaß be- grenzt werden, so dass kein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko entsteht.

Zudem treten keine Störungen der Kreuzkröte auf, die zu einer Verschlechterung des Erhal- tungszustands der lokalen Population führen, so dass erhebliche Störungen ausgeschlossen werden können.

Zauneidechse: Unter Berücksichtigung der vorgesehenen vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen (Neuanlage von Kleinstrukturen als Überwinterungs- und Fortpflanzungshabitate für Zauneidechsen sowie

Entwicklung geeigneter Gehölzstrukturen für die Dorngrasmücke (2-2 ACEF)) kann ein Verstoß gegen das Verbot der Zerstörung bzw. Beschädigung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der Zauneidechse derzeit ausgeschlossen werden, da die ökologische Funktion der vom Vor- haben betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang weiterhin erfüllt wird. Unter Berücksichtigung der vorgesehenen konfliktvermeidenden Maßnahmen kann voraus- sichtlich auch ein Verstoß gegen das Verbot der Tötung für die Zauneidechse ausgeschlossen werden. Es treten zudem derzeit keine Störungen der Zauneidechse auf, die zu einer Verschlechterung des Erhaltungszustands der lokalen Population führen, so dass erhebliche Störungen ausge- schlossen werden können.

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3.3.4 Darlegung der Voraussetzungen für eine Ausnahme

Treten die Schädigungs- und Störungstatbestände des § 44 Abs. 1 BNatSchG nicht ein, ist eine weitergehende Untersuchung der Ausnahmetatbestände nicht erforderlich. Werden die Schädigungs- und Störungstatbestände hingegen erfüllt, muss für die rechtmäßige Durchfüh- rung der Vorhaben für die betroffene Art eine Ausnahme gemäß § 45 Abs. 7 BNatSchG erteilt werden. Aufgrund der Ausrichtung der artenschutzrechtlichen Zugriffsverbote auf konkrete Handlungen, kann diese Ausnahme nach herrschender Meinung erst bei Umsetzung des Be- bauungsplans für das jeweilige Bauvorhaben erteilt werden. Auf der Ebene des Bebauungs- plans besteht bei erkannten artenschutzrechtlichen Konflikten, die sich voraussichtlich nicht vermeiden lassen, jedoch die Möglichkeit, in eine objektiv gegebene Ausnahmelage „hinein- zuplanen“ (VGH BW, Urteil vom 18.04.2018, Az.: 5 S 2105/15, juris, Rn. 131 m.w.N.). Dafür müssen nach vorausschauender Prüfung die Ausnahmevoraussetzungen nach § 45 Abs. 7 BNatSchG vorliegen.

Gemäß § 45 Abs. 7 BNatSchG kann eine Ausnahme von den artenschutzrechtlichen Verboten erteilt werden, sofern das Vorhaben aus den in § 45 Abs. 7 Satz 1 BNatSchG genannten Gründen, insbesondere aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses einschließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art, erforderlich ist. Die Darlegung der zwingenden Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses erfolgt im Anschluss.

Darüber hinaus darf die Ausnahme nur zugelassen werden, wenn zumutbare Alternativen nicht gegeben sind und sich der Erhaltungszustand der Populationen einer Art nicht ver- schlechtert, soweit nicht Art. 16 FFH-RL weitergehende Anforderungen enthält.

• a) im Falle betroffener Arten des Anhangs IV FFH-Richtlinie: Darlegung, dass die Gewährung einer Ausnahme für die Durchführung des Vorhabens zu keiner nachhaltigen Verschlechte- rung des günstigen Erhaltungszustandes führt bzw. dass sich der jetzige ungünstige Erhal- tungszustand im Endergebnis jedenfalls nicht weiter verschlechtern wird. • b) im Falle von betroffenen europäischen Vogelarten: Darlegung, dass die Gewährung einer Ausnahme für die Durchführung des Vorhabens zu keiner Verschlechterung des jetzigen Er- haltungszustandes führt.

Sofern der Erhaltungszustand der Populationen für die nach Anhang IV geschützten Arten bereits ungünstig ist, ist eine Ausnahme zulässig, sofern hinreichend nachgewiesen werden kann, dass durch das Vorhaben keine weitere Verschlechterung des ungünstigen Erhaltungs- zustandes eintreten und die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustands nicht be- hindert wird (EuGH, Urteil vom 14.6.2007).

In diesem Zusammenhang können Maßnahmen vorgesehen werden, die die Sicherung des Erhaltungszustandes vorsehen (siehe Kap. 3.3.2).

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3.3.4.1 Zwingende Gründe des überwiegend öffentlichen Interesses

Hier liegen unabhängig davon, welches Vorhaben genau sich künftig auf den Flächen ansie- deln wird, zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses vor. Für das Ver- ständnis der Voraussetzungen kann auf die insoweit gleichlautende Regelung des § 34 Abs. 3 Nr. 1 BNatSchG zurückgegriffen werden, für die inzwischen eine reichhaltige Rechtsprechung besteht (BVerwG, Urteil vom 23.04.2014, Az.: 9 A 25.12, juris, Rn. 119). Danach sind öffentliche Interessen alle öffentlichen Interessen gleich welcher Art, ausgenom- men sind lediglich rein private Belange (OVG RP, Urteil vom 08.07.2009, Az.: 8 C 10399/08.OVG, juris, Rn. 207). Die Verfolgung öffentlicher Interessen ist hier mithin schon durch die städtebauliche Erforderlichkeit nach § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB gegeben. Zwingend sind die Gründe des öffentlichen Interesses, wenn sie einem durch Vernunft und Verantwortungsbewusstsein geleiteten staatlichen Handeln entsprechen (BVerwG, Urteil vom 27.01.2000, Az.: 4 C 2.99, juris, Rn. 39). Davon kann vorliegend schon deshalb ausgegangen werden, weil die Bauleitplanung den bestehenden Planfeststellungsbeschlüssen zur Festle- gung des Hafens Aschaffenburg nebst Anlegestelle Stockstadt an der Bundeswasserstraße Main ebenso Rechnung trägt wie dem in der Regionalplanung hier vorgesehenen Wirtschafts- standort. Ein Hafen ohne entsprechende Suprastruktur erfüllt nicht den mit ihm verfolgten Zweck. Die Sicherstellung bzw. der Ausbau der Schifffahrt, insbesondere der Binnenschiff- fahrt, sind zudem deshalb von überragendem öffentlichem Interesse und damit ein von Ver- nunft und Verantwortungsbewusstsein geleitetes staatliche Handeln, weil hiermit der Waren- und Güterverkehr über die Straße entlastet wird, wodurch u.a. CO2–Emissionen reduziert wer- den. Überwiegend sind schließlich diejenigen öffentlichen Interessen, die in der Abwägung den mit dem besonderen Artenschutzrecht verfolgten Belangen des Naturschutzes vorgehen (BVerwG, Urteil vom 09.07.2009, Az.: 4 C 12.07, juris, Rn. 13). Im Rahmen dieser Interessen- abwägung spricht für die Planung das gewichtige öffentliche Interesse an dem mit der Planung verfolgten Ziel des Ausbaus des Standortes zu einem trimodalen, modernen Güterverkehrs- zentrum. Dies steht nicht nur im Einklang mit klimapolitischen Zielen, sondern zeitigt auch positive Effekte für die lokale und regionale Wirtschaft, die sich insbesondere in entsprechen- den Gewerbesteueraufkommen, vor allem aber in der Sicherung und Schaffung von Arbeits- plätzen ausdrücken. Zudem wird dem hier gelegenen, bestandskräftig planfestgestellten Bin- nenhafen an einer bedeutenden Bundeswasserstraße Rechnung getragen. Die mit derartigen Infrastrukturen verbundenen Vorteile kommen nur bei entsprechender Nutzung ausreichend zur Geltung, ebenso wie sich die mit solchen Vorhaben verbundenen Kosten und Lasten, ins- besondere die getätigten Investitionen und der betriebene Unterhaltungsaufwand, umso mehr rechtfertigen, je besser das Angebot genutzt wird. Dem steht der Verlust von Fortpflanzungs- und Ruhestätten der Kreuzkröte gegenüber. Ein über wenige einzelne Tiere hinausgehender Verlust der Tiere selbst wird aufgrund der vorge- sehenen Vermeidungsmaßnahmen indes nicht eintreten. Auch betrifft der Verlust von Lebens- raum die Art nicht insgesamt, sondern nur im räumlichen Zusammenhang, weil der zu schaf-

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fende Ersatzlebensraum außerhalb der lokalen Population liegt. Erschwerend ist aber anzu- führen, dass sich die Kreuzkröte in Bayern in einem ungünstigen Erhaltungszustand befindet und die betroffene Population von ca. 50 Weibchen jedenfalls regionale Bedeutung hat. Als Pionierart ist die Kreuzkröte aber ohnehin darauf ausgerichtet und in der Lage, neue geeignete Lebensräume zu besiedeln. Vor diesem Hintergrund wiegen die Belange der Hafenwirtschaft letztlich schwerer als der Le- bensraumverlust der streng geschützten Kreuzkröte.

3.3.4.2 Zumutbare Alternativen Des Weiteren darf es keine zumutbare Alternative geben. Ausgangspunkt für die Alternativen- prüfung sind die mit dem Vorhaben verfolgten legitimen Ziele. Dies sind die Gründe, derent- wegen die Ausnahme nach § 45 Abs. 7 Satz 1 BNatSchG in Betracht kommt. Als Alternative kommen folglich nur solche Vorhabenvarianten in Frage, mit denen sich die konkret verfolgten Ziele noch – wenn auch unter gewissen Abstrichen am Zielerfüllungsgrad – verwirklichen las- sen (BVerwG, Beschluss vom 14.04.2011, Az.: 4 B 77.09, juris, Rn. 71). Zumutbar sind nur diejenigen Alternativen, deren Verwirklichungsaufwand – auch unter Berücksichtigung natur- schutzexterner Gründe – nicht außer Verhältnis zu dem mit ihnen erreichbaren Gewinn für den Naturschutz steht. Der Vorhabenträger kann daher nicht auf Alternativen verwiesen werden, die mit erheblichen Mehrkosten oder erheblichen Beeinträchtigungen anderer Gemeinwohlbe- lange verbunden sind (BVerwG, Urteil vom 06.11.2013, Az.: 9 A 14.12, juris, Rn. 74). Angesichts dessen stellen sich hier schon deshalb keine Alternativen, weil die Vorhabenziele, wie sie gebündelt auch Gegenstand des Bebauungsplans sind, einen zwingenden Bezug zum Hafen in Aschaffenburg/Stockstadt aufweisen. Es geht gerade um die bestmögliche Ausnut- zung der Flächen mit einer ausreichenden Nähe zum Hafen, wo die entsprechenden Waren und Güter umgeschlagen werden. Das Kreuzkrötenhabitat ist dabei an einer Stelle gelegen, deren Aussparung nicht nur einen Abstrich vom Zielerfüllungsgrad bedeutete, sondern we- sentliche Teile des Plangebiets einer Nutzung vorenthielte und die übrigen Flächen zer- schnitte, sodass die Planungsziele letztlich vereitelt würden.

3.3.4.3 Wahrung des Erhaltungszustandes Schließlich darf sich der Erhaltungszustand der Populationen der Art nicht verschlechtern bzw. darf die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustands nicht behindert werden. Dabei ist nicht allein der Erhaltungszustand der lokalen Population maßgeblich, sondern muss eine gebietsbezogene Gesamtbetrachtung angestellt werden, die auch die anderen (Teil-)Popula- tionen der Art in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet in den Blick nimmt (BVerwG, Urteil vom 28.03.2013, Az.: 9 A 22.11, juris, Rn. 135). Entscheidend ist, ob die Gesamtheit der Populati- onen in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet, das über das Plan- bzw. Vorhabengebiet hin- ausreicht, als lebensfähiges Element erhalten bleibt (BVerwG, Urteil vom 06.11.2013, Az.: 9 A 14.12, juris, Rn. 130). Folgende Vermeidungsmaßnahmen sowie Maßnahmen zur Sicherung des Erhaltungszustan- des sind vorgesehen:

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Deutscher Wissenschaftli- Erhaltungs- Vermeidungsmaßnahmen und Maßnahmen zur Sicherung Name cher Name zustand Bayern des Erhaltungszustandes Lurche

Kreuzkröte Bufo calamita ungünstig- • Bauzeitenregelung (1-1 VCEF) unzureichend • Anlage von dauerhaften / oder temporären Reptilien- und Amphibienschutzzäunen in Kombination mit einem Amphi- biendurchlass unter dem Eigentümerweg (1-4 VCEF) • Absammeln und Umsiedlung von Kreuzkröten und ihren Entwicklungsstadien aus dem Baustellenbereich (1-6 VCEF) • Umweltbaubegleitung (1-7 VCEF) • Neuanlage eines Gesamtlebensraums für die Kreuzkröte mit Kleinstrukturen als Überwinterungs- und Fortpflanzungs- habitate (2-3 AFCS) • Entwicklung und Offenhaltung von lückigen Ruderal- und Hochstaudenfluren auf Rohbodenstandorten (2-4 AFCS)

Unter Berücksichtigung von vorgezogen durchgeführten FCS-Maßnahmen (Neuanlage eines Gesamtlebensraums für die Kreuzkröte mit Kleinstrukturen als Überwinterungs- und Fortpflan- zungshabitate (2-3 AFCS) und Entwicklung und Offenhaltung von lückigen Ruderal- und Hoch- staudenfluren auf Rohbodenstandorten (2-4 AFCS)) im Bereich des Hafenbahnhofs bzw. inner- halb des Geltungsbereichs als Bestandteile eines hafenweiten Habitatverbundkonzeptes für die Kreuzkröte kann sichergestellt werden, dass sich der Erhaltungszustand der Art nicht wei- ter verschlechtert und grundsätzlich die Erreichung eines günstigen Erhaltungszustandes möglich ist.

3.4 Geplante Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Aus- gleich der nachteiligen Auswirkungen

3.4.1 Vermeidung und Verringerung, bezogen auf verschiedene Schutzgüter

Gemäß Bundesnaturschutzgesetz (§ 15 Abs. 1 BNatSchG) ist der Verursacher eines Eingrif- fes verpflichtet, vermeidbare Beeinträchtigungen zu unterlassen. Für den Bebauungsplan wur- den daher Festsetzungen bzw. Hinweise übernommen, die umweltfachliche Ziele berücksich- tigen. Hierbei handelt es sich maßgeblich um Maßnahmen hinsichtlich einer Eingrünung des Plangebiets zur Vermeidung bzw. Verringerung von Auswirkungen auf das Landschaftsbild.

Schutzgut Mensch • Sicherung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse bei Tag und Nacht durch Festsetzung von Emissionskontingenten hinsichtlich Lärm, • Berücksichtigung des Aspektes Luftschadstoffe auf Ebene der jeweiligen Genehmigungs- verfahren gemäß Abstimmung mit dem entsprechend zuständigen Fachamt

Schutzgut Tiere bzw. europäischer Artenschutz Folgende artenschutzrechtliche Vermeidungsmaßnahmen sind vorzusehen:

• Bauzeitenregelung (1-1 VCEF): Vermeidung der Tötung von geschützten Arten durch die Beschränkung der Baufeldfreimachung auf die Zeit außerhalb der Fortpflanzungs- und Aufzuchtzeiten bzw. auf die Zeit der Winterruhe der Tiere.

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• Bauzaun zum Schutz von sensiblen Bereichen während der Baumaßnahmen (1-2 VCEF): Wo möglich sollen Höhlenbäume erhalten werden, indem sie bei Baumaßnahmen durch Bauzäune geschützt werden.

• Inspektion der zu fällenden Bäume und Verschluss von Baumhöhlen (1-3 VCEF): Baube- dingte Tötungen der baumhöhlennutzenden Fledermäuse lassen sich durch Inspektion und anschließenden Verschluss der zu fällenden Höhlenbäume vermeiden.

• Anlage von dauerhaften und / oder temporären Reptilien- und Amphibienschutzzäunen in

Kombination mit einem Amphibiendurchlass unter dem Eigentümerweg (1-4 VCEF): Zur wei- testgehenden Minderung von Individuenverlusten und zur Vermeidung von Rückwande- rungen in die Bebauungsplanfläche sind im Umfeld des Bebauungsplans temporäre und / oder dauerhafte Reptilien- bzw. Amphibienschutzzäune in folgenden Bereichen vorgese- hen:

• Temporäre Zäune um vorhandene Kleingewässer (potenzielle Laichgewässer der

Kreuzkröte) zum Zwecke des Abfangens und Umsiedelns (siehe auch 1-6 VCEF), • Temporärer, einseitig überwindbarer Schutzzaun um die Baustellenfläche nach Ab-

schluss des Hauptlaichgeschäfts der Kreuzkröte (siehe auch 1-6 VCEF), so dass Indivi- duen von Kreuzkröte und Zauneidechse zwar das Baufeld verlassen, aber nicht mehr in dieses einwandern können. • Dauerhafter Schutz- und Leitzaun im Grünstreifen südlich des Eigentümerweges

(siehe auch 1-6 VCEF) • Dauerhafter Schutzzaun entlang der B 26 im Bereich der Ausgleichsflächen im Hafen- bahnhof zum Schutz der Kreuzkröte vor Individuenverlusten durch den Straßenverkehr auf der B26, • Anlage eines Amphibiendurchlasses unter dem Eigentümerweg sowie benachbarter, temporärer Laichgewässer im Grünstreifen südlich des Eigentümerweges zur Optimie- rung der Verbundfunktion des Durchlasses einschließlich zugehöriger Schutzzäune

• Vergrämung, Abfangen und Umsiedlung von Individuen der Zauneidechse aus dem

Baustellenbereich (1-5 VCEF): Durch Vergrämen, Abfangen und Umsiedeln aus dem Ein- griffsbereich in angrenzende Habitate, einschließlich der zusätzlich angelegten Kleinle- bensräume (Habitatelemente) im Bereich der Limesstraße gegenüber Rail One (Maß-

nahme 2-2 ACEF), können Zauneidechsen vor Tötung und Verletzung von Individuen auf bauzeitlich in Anspruch genommenen Flächen geschützt werden. Dabei werden in den betroffenen Flächen mit Vorkommen der Zauneidechse diese in deren mobilen Zeiten (Mitte März bis Mitte Juni und Anfang August bis Ende September) eingefangen und in die

angelegten Kleinlebensräume (Habitatelemente) (Maßnahme 2-2 ACEF) umgesiedelt. Diese Flächen sind zur Verhinderung der Abwanderung der Individuen zu zäunen (siehe

1-4 VCEF). Außerdem werden im Baubereich gelegene, als Winterquartier oder Versteck- möglichkeit geeignete Strukturen (z.B. Blocksteinhaufen, Wurzelstöcke, Totholz, ggf. Ge- hölzstrukturen etc.) bevorzugt vor der Eiablage im Zeitraum Mitte/Ende März bis Mitte/Ende Mai (LfU 2010: 24) entfernt werden.

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• Absammeln und Umsiedlung von Kreuzkröten und ihren Entwicklungsstadien aus dem

Baustellenbereich (1-6 VCEF): In den betroffenen Flächen mit Vorkommen von Kreuzkröten werden die Amphibien während der Wanderung aus den Land- und Überwinterungsle- bensräumen in die Laichgewässer (ab Mitte März bis Mitte Juni) an den umzäunten Laich-

gewässern (siehe 1-4 VCEF) mittels Fangeimern abgesammelt und in den zusätzlich ange- legten Gesamtlebensraum (Habitatelemente in Form von Laichgewässern, Versteck- und

Überwinterungsmöglichkeiten) im Bereich des Hafenbahnhofs (Maßnahme 2-3 AFCS), um- gesiedelt. Das Abfangen und Umsiedeln ist während der Wanderung aus den Überwinte- rungs- und Landlebensräumen (Mitte März bis Mitte Juni) täglich durchzuführen. Sollten einzelne Exemplare der Kreuzkröte in die Laichgewässer gelangen, sind etwaige Laich- schnüre oder andere Entwicklungsstadien der Kreuzkröte vorsichtig in die Ersatzlaichge- wässer zu verbringen. Bei Bedarf (z.B. in einem trockenen Frühjahr) ist die Wasserversor- gung der vorhandenen Laichhabitate sicherzustellen, um den Erfolg der Umsiedlungsmaß- nahme zu gewährleisten. Die restlichen Kreuzkröten (v. a. Subadulte) werden nach dem Aufstellen von Fangkreuzen und dem Ausbringen von Schalbrettern als künstliche Verste- cke in der Aktivitätsperiode vor Beginn der Baumaßnahme eingefangen und ebenfalls in das Gelände am Hafenbahnhof umgesiedelt. Zur Optimierung des Fangergebnisses wer- den im Baubereich gelegene, als Winterquartier oder Versteckmöglichkeit geeignete Struk- turen (z.B. Blocksteinhaufen, Wurzelstöcke etc.) schonend entfernt.

• Umweltbaubegleitung (1-7 VCEF): Die Umweltbaubegleitung (UBB) wird durch eine(n) Dipl.- Ing Landschaftsarchitektur oder eine vergleichbar qualifizierte Person wahrgenommen. Aufgabe der UBB ist die baubegleitende Überwachung aller allgemeinen und vorhaben- spezifischen Umweltstandards und -auflagen zur Vermeidung von Umweltschäden an Bo- den, Wasserhaushalt/Gewässern und an Tieren, Pflanzen und ihren Lebensräumen.

• Maßnahmen der Grünordnung:

− in Ausgleichsfläche AL1: Pflanzung von 300 m² Gebüschen und Hecken

− in Ausgleichsfläche AL2: Pflanzung von 30 standortgerechten, einheimischen sowie kli- matoleranten Bäumen 1. Ordnung sowie Pflanzung von 1.000 m² Gebüschen und He- cken in mindestens drei Reihen mit standortgerechten, einheimischen sowie klimatole- ranten Arten in Sechsergruppen

Schutzgut Landschaft • Maßnahmen der Grünordnung zur Eingrünung des Plangebiets zur Vermeidung von Be- einträchtigungen des Landschaftsbildes vom gegenüberliegenden Mainufer aus:

− In Ausgleichsfläche AL1: Pflanzung von 300 m² Gebüschen und Hecken

− in Ausgleichsfläche AL2: Pflanzung von 30 standortgerechten, einheimischen sowie kli- matoleranten Bäumen 1. Ordnung sowie Pflanzung von 1.000 m² Gebüschen und He- cken in mindestens drei Reihen mit standortgerechten, einheimischen sowie klimatole- ranten Arten in Sechsergruppen.

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3.4.2 Eingriffsregelung

Nach § 1a Abs. 3 des Baugesetzbuches (BauGB) i.V. mit § 15 Abs. 2 Bundesnaturschutzge- setz (BNatSchG) ist der Verursacher eines Eingriffes grundsätzlich verpflichtet, erhebliche Be- einträchtigungen des Naturhaushalts oder des Landschaftsbildes durch geeignete Maßnah- men des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen.

Innerhalb des Geltungsbereiches befinden sich vor allem auf dem Gelände der Papier- und Zellstofffabrik und des Logistikunternehmens großflächig Bereiche mit Biotop- und Nut- zungstypen (BNT) ohne naturschutzfachlichen Wert. Das Gelände der Papier- und Zell- stofffabrik ist von stark anthropogen überformten Biotoptypen durchzogen. Der zentrale Stein- kohleschuttbereich („Aufschüttungsfläche“, naturfern, O651) ist hierbei flächenprägend. Der Nordteil dieses Teilbereichs ist von versiegelten Verkehrsflächen durchzogen, namentlich der Hafenkranbereich mit Gleisbett (V21) und die asphaltierten Zufahrtswege für Last-Kraftfahr- zeuge (V11). Daran schließt sich am östlichen Randbereich im Übergang an die große offene Freifläche eine verzahnte Ruderalvegetation verschiedener Sukzessions-Stadien an, die sich von vegetationsarmen (P432), über artenarme (P432), bis hin zu artenreichen Ruderal- und Staudenfluren (P433) erstreckt. Mäßig artenreiche Säume und Staudenfluren (frisch bis mäßig trocken) (K122) ergänzen diesen Ruderalkomplex. Ganz im Westen des Geltungsbereichs be- findet sich ein artenarmes Extensivgrünland (G211), welches von Gebüschen stickstoffreicher, ruderaler Standorte (B116) begrenzt wird. Typische Gehölze der mesophilen Gebüsche (B112), z.B. Corylus avellana (Hasel), Sambucus nigra (Schwarzer Holunder) und Cornus san- guinea (Blutroter Hartriegel) schließen den Bereich im Westen ab.

Der mittlere offene Bereich des Geltungsbereichs ist geprägt durch überwiegend geringwertige Biotop- und Nutzungstypen. Hierzu gehören u.a. naturferne hafentypische Umschlagsflächen, Bauflächen und Baustelleneinrichtungsflächen, vegetationsarme Ruderalflächen, Ruderalflä- chen mit artenarmen Ruderal- und Staudenfluren und geschotterte Verkehrsflächen.

Die Kernfläche des Geländes des Logistikunternehmens setzt sich aus dem Wirtschaftshof mit seinen versiegelten Freiflächen (P5) und dem dazugehörigen Komplex aus Industrie- und Ge- werbegebäuden zusammen (X4).

Der im Geltungsbereich liegende Anteil des Mains wird hier als geringwertiges stark veränder- tes Fließgewässer (F12) eingestuft. Auf der ehemaligen Schleuseninsel befindet sich ein Be- stand eines Hartholzauwaldes mittleren Alters (L543-WA91F0) mit hoher Wertigkeit.

Die gegenwärtig anthropogen stark überformten Böden des Untersuchungsraums weisen eine lediglich geringe bis sehr geringe ökologische Bedeutung auf. Gegenwärtig sind von dem rd. 11,21 ha großen Untersuchungsraum rd. 2,66 ha vollständig versiegelt (Gebäude-, Ver- kehrs-, Lager- / Sonderflächen), weitere 1,62 ha sind teilversiegelt (teilversiegelte Wege und Sonderflächen, großflächiger Bauschutt).

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Die Landschaftsbildsituation im Plangebiet ist geprägt durch großflächige Ruderalfluren und hafentypische Verladestelle (Halden), eingerahmt durch die Gehölze entlang dem Eigentü- merweg sowie zum Main. Zu den prägenden Bauwerken im Plangebiet gehören einerseits das Kohlenlager der Papier- und Zellstofffabrik, die Verladestelle des Kai 6, die Hochspannungs- masten, der Hafenkran sowie das Betriebsgebäude. Das Plangebiet ist als Teil des vorhande- nen Hafengebiets nur von einer geringen Bedeutung für das Landschaftsbild.

Ermittlung des Umfangs erforderlicher Ausgleichsflächen: Gemäß § 1a Abs. 3 S. 6 BauGB ist ein Ausgleich nicht erforderlich, soweit die Eingriffe bereits vor der planerischen Entscheidung erfolgt sind oder zulässig waren. Ausgehend davon gilt im Rahmen der bauleitplanerischen Abwägung zwar uneingeschränkt das Vermeidungsgebot der Eingriffsregelung, die Ausgleichspflicht ist aber beschränkt auf diejenigen Beeinträchtigungen, die erstmals durch den in Rede stehenden Bebauungsplan ermöglicht werden. Damit bedarf es vorliegend lediglich des Ausgleichs der auf vormaligen Außenbereichsflächen ermöglichten Bebauung. Soweit Innenbereichsflächen bzw. bereits beplante Flächen überplant werden, muss nur insoweit ein Ausgleich vorgenommen werden, wie die Überplanung zu einer für die Eingriffsregelung relevanten Nachverdichtung führt, was hier nicht der Fall ist.

Der Bebauungsplan ist mit Bezug zum Leitfaden „Bauen im Einklang mit Natur und Land- schaft“ (Fassung Januar 2003) anhand der Matrix zur Festlegung der Kompensationsfaktoren mit der GRZ = 0,8 der Eingriffsschwere Typ A (hoher Versiegelungs- bzw. Nutzungsgrad) zu- zuordnen. Im Geltungsbereich sind überwiegend geringwertige BNT betroffen, lediglich knapp 10% der Biotop- und Nutzungstypen haben eine mittlere Bedeutung. Bei den übrigen Schutz- gütern ist ebenso von einer überwiegend geringwertigen Bedeutung auszugehen. Daher wird der Bebauungsplan Gebieten geringer Bedeutung (Kategorie I) zugeordnet. Mit Bezug zur An- lage 1a des Leitfadens „Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft“ kommen im Geltungs- bereich folgende Schutzgüter mit geringer Bedeutung vor:

• Arten und Lebensräume mit dem „unteren Wert“ (von insgesamt 8,1 ha sind 1,6 ha ge- schotterte bzw. teilversiegelte Flächen) • beim Schutzgut Boden mit dem unteren Wert (von insgesamt 8,1 ha sind 2,5 ha versie- gelte Böden durch Asphalt und Beton)

Aufgrund der GRZ = 0,8 wird ausgehend von der Fläche der betroffenen Gebiete geringer Bedeutung mit überwiegend geringwertigen Biotoptypen mit 8,1 ha ein Kompensationsfaktor von 0,3 angesetzt. Dies ist in dem hohen Versiegelungsgrad und der überwiegenden Bewer- tung „unterer Wert“ der Klasse „Schutzgüter mit geringer Bedeutung“ begründet. Damit ergibt sich ein vorläufiger Kompensationsbedarf von ca. 2,43 ha.

Ausgleichsmaßnahmen Als Ausgleichsmaßnahmen innerhalb des Geltungsbereichs sind folgende Maßnahmen vor- gesehen (vgl. textliche Festsetzungen Nr. 6). Die Maßnahmen im Geltungsbereich haben

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hauptsächlich Biotoptypen mittlerer Bedeutung zum Ziel, Ausnahme stellen die Gehölzpflan- zungen auf der Schleuseninsel dar. Die hartholzauwaldartigen Bestände haben eine hohe Be- deutung.

• Ausgleichsfläche AL1: 0,34 ha

• Ausgleichsfläche AL2: 0,42 ha

• Ausgleichsfläche AA: 0,05 ha

Die Ausgleichsflächen AL1 und A L2 werden als Ausgleich für Eingriffe ins Landschaftsbild zu- geordnet. Für den Ausgleich von Eingriffen in die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Na- turhaushaltes werden die Ausgleichsflächen AL2 und AA angerechnet. In der Flächenbilanz der Ausgleichsmaßnahmen im Geltungsbereich ergibt sich daher eine Gesamtfläche der Aus- gleichsflächen von 0,47 ha. Mit Bezug zum Kompensationsbedarf von 2.43 ha ergibt sich ein verbleibender Kompensationsbedarf von 1,96 ha.

Zusätzlich werden artenschutzrechtlich begründete Maßnahmen für die Zauneidechse und die Kreuzkröte sowie die Dorngrasmücke erforderlich, für die entsprechende Maßnahmen inner- halb des Hafengebiets von bayernhafen Aschaffenburg im Rahmen des Habitatverbundkon- zeptes im Hafen Aschaffenburg auf Flächen von bayernhafen umgesetzt werden können. Diese Flächen sind gleichzeitig Ausgleichsmaßnahmen im Sinne der städtebaulichen Ein- griffsregelung.

Inwieweit über die Ausgleichsflächen im Geltungsbereich sowie die auch multifunktional als Ausgleichsflächen geeigneten Maßnahmenflächen im Hafengebiet hinaus die Ausgleichsflä- che der Hübnerschaften in die erforderlichen Kompensationsmaßnahmen einbezogen werden müssen, kann erst nach Abschluss der Maßnahmenplanung im Hafenbahnhof und im Biotop „Limesstraße“ entschieden werden. Nach derzeitigem Stand umfassen die Artenschutzmaß- nahmen einen Umfang von ca. 1,5 ha. Sollten sich diesbezüglich Änderungen ergeben, kann der verbleibende Kompensationsbedarf anteilig über die Ersatzaufforstungsfläche der Hübner- schaften in Stockstadt im Bereich der Flur „Lettlöcher“ mit einer Gesamtfläche von ca. 0,9 ha als Ausgleichsfläche erbracht werden. Die Eignung der Fläche wurde am 07.09.2020 mit der unteren Naturschutzbehörde (Hr. Klössner) abgestimmt.

Über die dargestellten Maßnahmen ist es möglich, den erforderlichen Kompensationsbedarf von 2,43 ha vollständig zu erbringen.

3.5 Anderweitige Planungsmöglichkeiten

Bei den laut Baugesetzbuch (BauGB) zu prüfenden anderweitigen Planungsmöglichkeiten handelt es sich gemäß Muster-Einführungserlass vom 1. Juli 2004 zum EAG Bau nicht um grundsätzlich andere Planungen, sondern um anderweitige Lösungsmöglichkeiten im Rahmen der beabsichtigten Planung innerhalb des städtebaulichen Konzepts und innerhalb des betref- fenden Baugebiets.

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Innerhalb des Baugebiets sind aufgrund der Lage im Hafengebiet direkt am Main mit der trimo- dalen Anbindung und des Zuschnitts des Plangebiets sowie aufgrund der zu berücksichtigen- den planerischen Rahmenbedingungen (u. a. Einschränkungen aufgrund von Schutzzonen für Freileitungen) keine grundsätzlichen anderweitigen Planungsmöglichkeiten erkennbar, die ge- eignet wären, die städtebaulichen Ziele des Bebauungsplanes bei gleichzeitig einer noch ge- ringeren Umweltbeeinträchtigung erreichen zu können.

Alternative Entwicklungsmöglichkeiten im Sinne einer Reduzierung oder Minimierung der zu- lässigen baulichen Nutzung sind nicht geeignet, das im Rahmen des städtebaulichen Konzep- tes angestrebte Ziel zu erreichen. Unter Berücksichtigung der Lage des Plangebiets im Hafen liegt der Fokus auf Nutzungen, für die marktorientierend eine trimodale Anbindung sinnvoll oder notwendig ist. Der auf Hafenstandorte beschränkte trimodale Güterverkehr ermöglicht einen angemessenen Warenumschlag. Für diese meist platzintensiven Nutzungen, die auf- grund der notwendigen Platzierung im Hafengebiet bezüglich des Standortes eingeschränkt bzw. alternativlos sind, sollen daher im Sinne einer Bündelung von Nutzungen die hierfür ge- eigneten Standorte entsprechend entwickelt werden.

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4 Zusätzliche Angaben (Nr. 3 der Anlage 1 zu § 2 Abs. 4 BauGB)

4.1 Verwendete technische Verfahren bei der Umweltprüfung und Hin- weise auf Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Unterlagen

Der Umweltbericht wurde auf verbal-argumentativer Basis erstellt. Weiterhin wurden folgende Fachgutachten im Zuge der Umweltprüfung erstellt und im Umweltbericht berücksichtigt:

• BOSCH & PARTNER GMBH „Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung“ im Rahmen des Bau- leitplanverfahrens „Kai 6 / Westlich Limesstraße“, aus August 2020 • IBAS INGENIEURGESELLSCHAFT „Schalltechnische Untersuchungen (Entwurf) für die Betei- ligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange gem. § 4 Abs. 2 BauGB“, aus September 2020 • INSTITUT FÜR ANGEWANDTE GEOLOGIE UND UMWELTANALYTIK BREHM, „Gutachten zur Schadstoffuntersuchung auf den Grundstücken Fl. St. Nr. 2177/1, 1866/2, 1866/1 Tfl. und 1866/4 Tfl. in der Limesstraße im Hafengebiet Aschaffenburg“, aus August 2018 • LOHMEYER GmbH & Co. KG (2021): Bebauungsplan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Stockstadt am Main. Qualitative Stellungnahme Luftschadstoffe. Januar 2021. • SÜDDEUTSCHE KAMPFMITTELRÄUMUNG, „Einsatzbericht zur Räumstelle: Bayernhafen Aschaffenburg“, aus Juli 2012 • MS TERRACONSULT GMBH & CO. KG, „Archäologische Sondierung Stockstadt”, aus Mai 2012

Die herangezogenen Unterlagen waren ausreichend, um die Auswirkungen auf die Schutzgü- ter ermitteln, beschreiben und bewerten zu können. Nach derzeitigem Bearbeitungsstand be- stehen keine technischen Lücken. Das Gutachten zu Luftschadstoffen (LOHMEYER 2021) legt zwar dar, dass eine Vorbelastung hinsichtlich Geruchsbelastungen besteht, aber keine Rück- schlüsse auf die Größenordnung möglich sind und daher auch keine Aussagen zur Zulässig- keit von Geruch emittierenden Betrieben im Bebauungsplangebiet getroffen werden können. Dieser Konflikt kann auf der Genehmigungsebene gelöst werden, sodass auf Ebene des Be- bauungsplans keine Maßnahmen hinsichtlich Luftschadstoffe erforderlich werden. Fehlende Kenntnisse sind nicht zu dokumentieren, alle benötigten Unterlagen waren verfügbar.

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4.2 Geplante Maßnahmen zur Überwachung erheblicher Auswirkungen der Durchführung des Bauleitplans auf die Umwelt

Nach § 4 c BauGB überwachen die Gemeinden die erheblichen Umweltauswirkungen, die auf Grund der Durchführung der Bauleitpläne eintreten, um insbesondere unvorhergesehene nachteilige Auswirkungen frühzeitig zu ermitteln und in der Lage zu sein, geeignete Maßnah- men zur Abhilfe zu ergreifen. Gegenstand der Überwachung ist auch die Durchführung von Darstellungen oder Festsetzungen nach § 1a Abs. 3 S. 2 und von Maßnahmen nach § 1a Abs. 3 S. 4 BauGB.

Die bei Realisierung des Bebauungsplanes zu erwartenden Umweltauswirkungen wurden ein- gehend untersucht und geeignete Vorsorgemaßnahmen getroffen (siehe Kap. 3.3.4.1).

Die Auswirkungen sind gemäß den dargestellten Prognosen nicht schwerwiegend. Aus arten- schutzrechtlicher Sicht sind entsprechende CEF- und FCS-Maßnahmen für die Zauneidechse, die Dorngrasmücke und die Kreuzkröte vorgesehen. Es handelt sich um dem Grunde nach allgemein anerkannte und etablierte Maßnahmen, so dass diesbezüglich ein Monitoring nicht erforderlich ist. Es wird allerdings die erfolgreiche Maßnahmenumsetzung überwacht, indem diese in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde durchgeführt und hinsichtlich der Habitateignung von ihr abgenommen wird.

Darüber hinaus gehende, unvorhersehbare Umweltauswirkungen, die Maßnahmen zu deren Überwachung erforderlich machen würden, sind nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu er- warten. Auch im Zuge der frühzeitigen Behördenbeteiligung nach § 4 Abs. 1 BauGB wurden bisher von den jeweiligen Fachbehörden keine Hinweise auf Erkenntnisse über mögliche un- vorhergesehene nachteilige Umweltauswirkungen geäußert. Die Umsetzung der Ausgleichs- maßnahmen wird dokumentiert und die Dokumentation der Unteren Naturschutzbehörde vor- gelegt.

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4.3 Literatur- und Quellenverzeichnis

ANUVA (2014): Leistungsbeschreibungen für faunistische Untersuchungen im Zusammenhang mit landschafts- planerischen Fachbeiträgen und Artenschutzbeitrag. Forschungs- und Entwicklungsvorhaben FE 02.0332/2011/LRB im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Schlussbericht 2014. 311 pp. + Anhang.

BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR LANDESENTWICKLUNG UND UMWELTFRAGEN (2003): Eingriffsregelung in der Bauleitplanung - Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft

BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT (2020a): Arbeitshilfe – Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung.

BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT (2020b): Arbeitshilfe zur speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung – Zau- neidechse.

BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT (2018): Arteninformationen zu saP-relevanten Arten. http://www.LFU.bay- ern.de/natur/sap/arteninforemationen/. Abgerufen am 29.10.2019

BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT (2015): Geologische und hydrogeologische Beschreibung der WRRL-GWK im Rahmen der Bestandsaufnahme 2013.

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BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ (O. J.): Anhänge zum Bewirtschaftungsplan für den bayerischen Anteil am Flussgebiet Rhein. Bewirtschaftungszeitraum 2016–2021

BINOT-HAFKE, M., S. BALZER, N. BECKER, H. GRUTTKE, H. HAUPT, N. HOFBAUER, G. LUDWIG, G. MATZKE-HAJEK & M. STRAUCH (2011): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands Band 3: Wirbel- lose Tiere (Teil 1). In: 716. Bundesamt für Naturschutz, Bonn.

BOSCH & PARTNER GMBH (2020): Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung im Rahmen des Bauleitplanverfahrens „Kai 6 / Westlich Limesstraße“. Unveröffentlichtes Gutachten.

GRÜNEBERG, C., H.-G. BAUER, H. HAUPT, O. HÜPPOP, T. RYSLAVY & P. SÜDBECK (2015): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands 5. Fassung, 30. November 2015. Berichte zum Vogelschutz 52: 19-67.

IBAS INGENIEURGESELLSCHAFT (2020): Schalltechnische Untersuchungen im Rahmen des Bauleitplanverfahrens „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Marktgemeinde Stockstadt am Main“. Unveröffentlichtes Gutach- ten.

INSTITUT FÜR ANGEWANDTE GEOLOGIE UND UMWELTANALYTIK BREHM (2018): Gutachten zur Schadstoffuntersuchung auf den Grundstücken Fl. St. Nr. 2177/1, 1866/2, 1866/1 Tfl. und 1866/4 Tfl. in der Limesstraße im Hafengebiet Aschaffenburg. Unveröffentlichtes Gutachten.

KLINGE, W. (2010): Bauleitplanung und Artenschutz. Natur und Recht (NuR): 538-543.

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