MARKTGEMEINDE STOCKSTADT AM BEBAUUNGSPLAN „KAI 6 / WESTLICH LIMESSTRASSE“

ENTWURF BEGRÜNDUNG gemäß § 9 Abs. 8 Baugesetzbuch mit Stand vom 28. Januar 2021 für die Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 2 BauGB sowie der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 Abs. 2 BauGB Entwurf vom 28. Januar 2021

INHALTSVERZEICHNIS

1 Situationsbeschreibung...... 7 1.1 Plangebiet ...... 7 1.2 Grundstückssituation ...... 7 1.3 Derzeitige Nutzung ...... 7 1.4 Ver- und Entsorgung ...... 7 1.5 Erschließung ...... 8 1.6 Schallimmissionen und -emissionen ...... 9 1.6.1 Vorbelastungen ...... 9 1.6.2 Schallemissionen ...... 9 1.6.3 Schallimmissionen ...... 13 1.7 Topographie ...... 13 1.8 Boden und Hydrologie ...... 13 1.9 Kampfmittel ...... 14 1.10 Denkmalpflege ...... 14 1.11 Landschaft ...... 14 1.12 Naturraum ...... 15 1.13 Pflanzen und Biotoptypen ...... 15 1.14 Tiere und Artenschutz ...... 17 1.15 Klima und Luft ...... 18 1.16 Hochwasser ...... 19 1.17 Schiffsverkehr ...... 21 1.18 Störfall ...... 21 1.19 Feuerpolizeiliche Erschließung ...... 21

2 Übergeordnete Planungen und vorhandene Bebauungspläne ...... 22 2.1 Übergeordnete Planungen ...... 22 2.1.1 Regionalplan ...... 22 2.1.2 Flächennutzungsplan ...... 22 2.2 Bestehendes Planungsrecht ...... 23 2.3 Weitere zu berücksichtigende Planungen ...... 24 2.3.1 Flächennutzungspläne der umliegenden Kommunen ...... 24 2.3.2 Bebauungspläne in der Umgebung des Planungsgebiets ...... 24 2.4 Planfeststellungen ...... 25 2.4.1 Planfeststellung (1970) nach dem Wasserhaushaltsgesetz ...... 25 2.4.2 Planfeststellung (1972) nach dem Bundeswasserstraßengesetz ...... 26

Begründung Bebauungsplan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Seite 2 von 85 Entwurf vom 28. Januar 2021

2.4.3 Planfeststellung (1992) nach dem Wasserhaushaltsgesetz ...... 26

3 Erfordernis, Anlass und Ziele der Planung ...... 27 3.1 Erfordernis der Planung ...... 27 3.2 Anlass und Ziele der Planung ...... 27 3.3 Angebotsplanung ...... 28 3.4 Städtebauliches Konzept ...... 28

4 Verfahrensstand ...... 29 4.1 Aufstellungsbeschluss ...... 29 4.2 Scoping ...... 29 4.3 Frühzeitige Beteiligungen ...... 30 4.3.1 Frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange ...... 30 4.3.2 Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit ...... 30 4.4 Beteiligungen ...... 30 4.4.1 Beteiligung der Öffentlichkeit ...... 30 4.4.2 Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange ..30

5 Inhalt und wesentliche Auswirkungen des Bebauungsplanes ...... 31 5.1 Art der baulichen Nutzung ...... 31

5.1.1 Sondergebiet mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) ...... 31 5.1.2 Emissionskontingentierung ...... 34 5.1.3 Störfallbetriebe ...... 39 5.2 Maß der baulichen Nutzung ...... 41 5.2.1 Grundflächenzahl (GRZ) ...... 41 5.2.2 Baumassenzahl (BMZ) ...... 42

5.2.3 Maximale Gebäudehöhe (HMAX) ...... 42 5.3 Bauweise sowie überbaubare und nicht überbaubare Grundstücksflächen . 44 5.4 Grünordnung ...... 47 5.4.1 Grünflächen ...... 47 5.4.2 Ausgleichsflächen ...... 48 5.5 Ver- und Entsorgung ...... 50 5.5.1 Versorgung mit Strom und Wasser ...... 50 5.5.2 Abwasserentsorgung ...... 50 5.5.3 Müllentsorgung ...... 51 5.5.4 Freileitungen ...... 51 5.5.5 Richtfunkverbindungen ...... 52 5.6 Verkehrliche Erschließung ...... 52

Begründung Bebauungsplan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Seite 3 von 85 Entwurf vom 28. Januar 2021

5.7 Schalltechnische Konzeption ...... 53 5.7.1 Lärm-Immissionen ...... 53 5.7.2 Lärm-Emissionen ...... 54 5.8 Erschütterungsschutz ...... 55 5.9 Schutz vor Luftschadstoffen, Staub- und Geruchsimmissionen ...... 55 5.10 Brandschutz ...... 56 5.11 Denkmalschutz ...... 57 5.12 Bodenbelastungen ...... 57 5.13 Hochwasserschutz ...... 57 5.14 Starkregenereignisse ...... 58 5.15 Artenschutz ...... 58 5.16 Umweltbelange ...... 62

6 Örtliche Bauvorschriften ...... 63 6.1 Fahrradabstellplätze ...... 63 6.2 Werbeanlagen...... 64 6.3 Einfriedungen ...... 65

7 Nachrichtliche Übernahmen und Vermerke ...... 65

8 Darstellungen ohne Normcharakter ...... 65

9 Hinweise ...... 66

10 Plangebietsexterne Ausgleichsmaßnahmen ...... 66

11 Verträge und Vereinbarungen ...... 67 11.1 Städtebaulicher Vertrag ...... 67 11.2 Verwaltungsvereinbarung ...... 67

12 Bisher gültiges Planungsrecht ...... 68

13 Beteiligung und Abwägung ...... 68 13.1 Scoping ...... 68 13.2 Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit ...... 71 13.3 Frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange ...... 74

14 Gesamtabwägung ...... 83

Begründung Bebauungsplan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Seite 4 von 85 Entwurf vom 28. Januar 2021

ANLAGENVERZEICHNIS ZUR BEGRÜNDUNG Anlage A Tabelle zu den eingegangenen Anregungen zur frühzeitigen Beteiligung der Öf- fentlichkeit gemäß § 3 Abs. 1 BauGB, aus Januar 2021 Anlage B Tabelle zu den eingegangenen Anregungen zur frühzeitigen Beteiligung der Be- hörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 Abs. 1 BauGB, aus Januar 2021 Anlage C Lohmeyer GmbH, Niederlassung Dresden „Qualitative Stellungnahme Luftschad- stoffe“, aus Januar 2021 Anlage D IBAS Ingenieurgesellschaft „Schalltechnische Untersuchungen (Entwurf) für die Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange gem. § 4 Abs. 2 BauGB“, aus September 2020 Anlage E Bosch & Partner GmbH mit Simon & Widdig GbR, „Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung“, aus November 2020 Anlage F Bosch & Partner GmbH mit Simon & Widdig GbR, „Erfassung Biotoptypen und Fauna im Bereich des Geltungsbereichs des B-Plans ‚Kai 6 / Westlich Limes- straße‘“, aus November 2019 Anlage G Institut für angewandte Geologie und Umweltanalytik Brehm, „Gutachten zur Schadstoffuntersuchung auf den Grundstücken Fl. St. Nr. 2177/1, 1866/2, 1866/1 Tfl. und 1866/4 Tfl. in der Limesstraße im Hafengebiet “, aus August 2018 Anlage H Brilon Bondzio Weiser Ingenieurgesellschaft für Verkehrswesen GmbH, „Ergän- zende verkehrstechnische Untersuchung zum Ausbau der B 26 in Aschaffenburg“ aus Februar 2016 Anlage I Brilon Bondzio Weiser Ingenieurgesellschaft für Verkehrswesen GmbH, „Ver- kehrstechnische Untersuchung zum Ausbau der B 26 in Aschaffenburg“ aus Mai 2015 Anlage J Süddeutsche Kampfmittelräumung, „Einsatzbericht zur Räumstelle: Bayernhafen Aschaffenburg“, aus Juli 2012 Anlage K ms terraconsult GmbH & Co. KG, „Archäologische Sondierung Stockstadt”, aus Mai 2012 Der Umweltbericht (Bosch & Partner GmbH mit Simon & Widdig GbR, „Umweltbericht“, aus Januar 2021) bildet i.S.d. § 2a Satz 3 BauGB einen gesonderten Teil der Begründung.

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Alle Normen, insbesondere: - DIN 1986-100:2016-12, „Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke“, Teil 100 „Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 752 und DIN EN 12056“ (Hrsg.: DIN – Deutsches Institut für Normung e. V., Ausgabe Dezember 2016), - DIN 4109:1989-11 „Schallschutz im Hochbau: Anforderungen und Nachweise“ (Hrsg.: DIN – Deutsches Institut für Normung e. V., Ausgabe November 1989), - DIN 4109-1:2016-07 „Schallschutz im Hochbau“, Teil 1 „Mindestanforderungen“ (Hrsg.: DIN – Deutsches Institut für Normung e. V., Ausgabe Juli 2016), - E DIN 4109-1/A1:2017-01 „Schallschutz im Hochbau“, Entwurf, Teil 1 „Mindestanforderun- gen“, Entwurf, 1. Änderung (Hrsg.: DIN – Deutsches Institut für Normung e. V., Ausgabe Januar 2017), - DIN 4109-2:2016-07 „Schallschutz im Hochbau“, Teil 2 „Rechnerische Nachweise der Er- füllung der Anforderungen“ (Hrsg.: DIN – Deutsches Institut für Normung e. V., Ausgabe Juli 2016), - DIN 4150-2:1999-06 „Erschütterungen im Bauwesen“, Teil 2 „Einwirkungen auf Menschen in Gebäuden“ (Hrsg.: DIN – Deutsches Institut für Normung e. V., Ausgabe Juni 1999), - DIN 18005-1:2002-07 „Schallschutz im Städtebau“, Teil 1 „Grundlagen und Hinweise für die Planung“ (Hrsg.: DIN – Deutsches Institut für Normung e. V., Ausgabe Juli 2002), - DIN 18920:2014-07 „Vegetationstechnik im Landschaftsbau - Schutz von Bäumen, Pflan- zenbeständen und Vegetationsflächen bei Baumaßnahmen“ (Hrsg.: DIN – Deutsches Insti- tut für Normung e. V., Ausgabe Juli 2014), - DIN 45691:2006-12 „Geräuschkontingentierung“ (Hrsg.: DIN – Deutsches Institut für Nor- mung e. V., Ausgabe Dezember 2006), - DIN EN 50341-1:2013-11 „Freileitungen über AC 1 kV: Allgemeine Anforderungen“, Teil 1 „Gemeinsame Festlegungen“ (Hrsg.: DIN – Deutsches Institut für Normung e. V. und VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V., Ausgabe November 2013), - DIN VDE 0105-100/A1:2017-06 „Betrieb von elektrischen Anlagen“, Teil 100 „Allgemeine Festlegungen“, 1. Änderung (Hrsg.: DIN – Deutsches Institut für Normung e. V. und VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V., Ausgabe Juni 2017) und Richtlinien, insbesondere - RAS-LP 4 „Richtlinie zur Anlage von Straßen – Schutz von Bäumen, Vegetationsbeständen und Tieren bei Baumaßnahmen“ (Hrsg.: Forschungsgesellschaft für Straßen- und Ver- kehrswesen, Ausgabe September 1999), - ZTV-Baumpflege „Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Baum- pflege“ (Hrsg.: Forschungsgesellschaft Landesentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL), Ausgabe Oktober 2017), sowie Gutachten, auf die in diesem Bebauungsplan verwiesen wird, können beim Bauamt der Marktgemeinde , Hauptstraße 19 – 21, 63811 Stockstadt am Main, wäh- rend der Dienststunden eingesehen werden.

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1 Situationsbeschreibung 1.1 Plangebiet Das ca. 11,26 ha große Plangebiet liegt im südöstlichen Bereich der Marktgemeinde Stockstadt am Main und ca. einen Kilometer vom Zentrum in südöstlicher Richtung ent- fernt. Das Plangebiet weist eine von Norden nach Süden ausgerichtete Tiefe von bis zu ungefähr 185 m sowie eine von Westen nach Osten ausgerichtete Breite von bis zu ungefähr 775 m auf. Der Geltungsbereich umfasst die Flurstücke 1866/1, 1866/10, 1866/11, 1866/12, 1866/13, 1866/14 und 1866/15 sowie 1866/2, 1866/4, 1866/5, 1866/6, 1866/7, 1866/8 und 1866/9 sowie 1873/1, 2177/0, 2177/1 und 2181/0 sowie 5802/2, 5802/3, 5802/4, 5802/5 und 5802/7 der Gemarkung Stockstadt. 1.2 Grundstückssituation Die Planbegünstigte betreibt in Aschaffenburg gewerbliche/industrielle Hafenflächen, die sich bis ins Gebiet der Marktgemeinde Stockstadt am Main erstrecken. Die Geltungsbe- reichsflächen des vorliegenden Bebauungsplans „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ stehen vollumfänglich im Eigentum der Planbegünstigten. 1.3 Derzeitige Nutzung Im westlichen Bereich des Plangebiets befindet sich eine durch die ortsansässige Pa- pier- und Zellstofffabrik genutzte Lagerfläche. Dort wird derzeit Kohle gelagert und für die Verwendung in den nahegelegenen Liegenschaften der Papier- und Zellstofffabrik umgeschlagen. Östlich an diese Fläche schließt die zentrale Fläche des Bebauungs- plans an, die in den 1990er-Jahren für eine Bebauung vorbereitet wurde. Im östlichen Bereich des Plangebiets befindet sich das durch ein logistisches Dienstleistungsge- werbe genutzte Betriebsgelände. Am unmittelbar nördlich angrenzenden Main befinden sich eine ehemalige Staustufe (Schleusentor nicht mehr vorhanden) sowie die Umschlagstelle Kai 6 der Planbegüns- tigten. Die Kaimauer ist mittels einer Spundwand gesichert. Das Stadtgebiet West der Stadt Aschaffenburg, in dem ebenfalls gewerbliche/industrielle Hafenflächen liegen, grenzt entlang der östlichen Geltungsbereichsgrenze unmittelbar an das Plangebiet des Bebauungsplans. Die im südlichen Bereich des Plangebiets verlaufende Zuwegung (Flurstück Nr. 1866/6) steht in privatem Eigentum. Die für den Hafenbetrieb erforderliche Erschließung der Be- triebsflächen durch die entsprechenden Nutzerkreise ist bereits vertraglich geregelt. 1.4 Ver- und Entsorgung Innerhalb des Geltungsbereichs und seiner Umgebung verlaufen mehrere Frei-/Hoch- spannungsleitungen (220-KV- und 380-KV-Leitungen), deren Vorhandensein im Inte- resse des Allgemeinwohls liegt. Außerdem liegen Mastschutz- und Baubeschränkungs- zonen dieser Frei-/Hochspannungsleitungen und deren zugehörige Anlagen (bspw. Lei- tungsmaste).

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Abb. 1 Hervorgehobene schematische Darstellung der innerhalb des Geltungsbereichs verlaufenden Freileitungen sowie ihre Mastschutz- und Baubeschränkungszonen i.S.d. DIN 50341-1:2013-11 sowie Richtfunkverbindun- gen Zudem verläuft innerhalb der im westlichen Bereich des Plangebiets gelegenen Grünflä- che ein gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 13 BauGB festgesetzter unterirdischer Kanal. Die Versorgung mit elektrischer Energie über das hafeneigene Stromnetz im Hafenge- biet stellt der Netzbetreiber sicher, der Pächter der entsprechenden Anlagen ist. Netzei- gentümerin ist die Planbegünstigte. Diese stellt im Gebiet des Hafens Aschaffenburg, d.h. auch innerhalb des Geltungsbereichs, zudem die Versorgung mit Wasser und die Entsorgung von Abwässern sicher. 1.5 Erschließung Das Plangebiet ist aus östlicher Richtung über den in der Gemarkung Aschaffenburg Leider befindlichen Eigentümerweg „Limesstraße“ erschlossen. Gemäß Verfügung und Vollzug der Bezirksfinanzdirektion Würzburg stehen die Straßen im Hafengebiet Aschaf- fenburg im Eigentum der Planbegünstigten. Die Erschließung im Plangebiet ist vertrag- lich geregelt. Die Eigentümerin muss dementsprechend die innere Erschließung im Ha- fengebiet weiterhin sicherstellen und mit Privatstraßen oder öffentlich gewidmeten Ei- gentümerwegen fortführen. Durch die heute schon bestehenden „Widmungsverfügun- gen“ im Hafengebiet Aschaffenburg gilt für die Eigentümerwege ein eingeschränkter Ge- meingebrauch in Form einer Widmungsbeschränkung „beschränkter Benutzerkreis“, Zu- fahrt nur für Personen und Fahrzeuge, die ein im Hafen gelegenes Ziel erreichen wollen.

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Abb. 2 Hervorgehobene schematische Darstellung der innerhalb des Geltungsbereichs derzeit zu Erschließungs- zwecken genutzten Flächen Das Erreichen der Bundesstraße Nr. 26 ist, auch mit Lastkraftwagen, über das Aschaf- fenburger Stadtgebiet verkehrlich unproblematisch möglich. Für zukünftige Ziel- und Lie- ferverkehre ergibt sich eine besondere Bedeutung der verkehrlichen Leistungsfähigkeit des Kreisverkehrs auf Höhe der Germanenstraße, der bereits durch die Planbegünstigte unter Berücksichtigung der beabsichtigten Entwicklungen an der Umschlagstelle Kai 6 umgebaut wurde, um die Leichtigkeit und Flüssigkeit des Verkehrs auch zukünftig si- cherzustellen. 1.6 Schallimmissionen und -emissionen 1.6.1 Vorbelastungen In der Umgebung des Geltungsbereichs befinden sich insbesondere innerhalb der Marktgemeinde Stockstadt am Main und in Aschaffenburg mehrere Gewerbe- und In- dustriebetriebe, wobei diesbezüglich festgestellt werden kann, dass die relevanten ge- werblichen Geräuschimmissionen zur „kritischen“ Nachtzeit i.W. durch die Papierfabrik und dem östlich gelegenen Hafen (z.B. beim Umschlag von Gütern) hervorgerufen wer- den. 1.6.2 Schallemissionen Diese Geräuschvorbelastung ist gemäß Abstimmung mit dem technischen Immissions- schutz des Landratsamtes Aschaffenburg in der Form zu berücksichtigen, dass für die gewerblich genutzten Flächen im Plangebiet auf reduzierte Orientierungswert-/Immissi- onsanteile an den Immissionsorten abgestellt wird. In Anlehnung an die Technische An- leitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) bzw. die DIN 45691:2006-12 werden dabei Vorhaltemaße von 6 … 15 dB zur Tag- und Nachtzeit in Ansatz gebracht. Die konkrete Ermittlung der Geräuschvorbelastung, die beim gegenständlichen Standort einen sehr großen Untersuchungsrahmen bedürfte, ist somit in Anbetracht von Ziff. 3.2.1 der TA Lärm nicht erforderlich. a) Ermittlung der Immissionsorte

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Im Rahmen der schalltechnischen Untersuchungen sind die maßgeblichen Immis- sionsorte in den benachbarten Gebieten, an denen eine Überschreitung der Orien- tierungswerte/Immissionsrichtwerte am ehesten zu erwarten ist, fachgutachterlich ermittelt worden. Diese liegen vornehmlich auf der gegenüberliegenden Mainseite zum Geltungsbe- reich des Bebauungsplans in den gemischten Bauflächen (M)/Wohngebieten (WA) innerhalb des Gebiets der Gemeinde . Der Auswahl von geeigneten Im- missionsorten für die Beurteilung im Rahmen der dieser Bauleitplanung zu Grunde liegenden schalltechnischen Untersuchungen wurde seitens der zuständigen Fach- behörde, Abteilung Immissionsschutz am Landratsamt Aschaffenburg, zugestimmt.

Abb. 3 Darstellung der außerhalb des Geltungsbereichs gelegenen relevanten Immissionsorte Die Schutzwürdigkeit der Immissionsorte wurde i.W. auf Basis der baurechtlichen Grundlage, insbesondere der rechtskräftigen Bebauungs- bzw. Flächennutzungs- pläne sowie der Inaugenscheinnahme der örtlichen Gegebenheiten, festgestellt. Immissionsort Adresse Schutzwürdigkeit IO 1.1 Mittelweg 1, Mainaschaff WA IO 1.2 Stockstadt Straße 51, Mainaschaff WA IO 1.3 Untere Maingasse 12, Mainaschaff M IO 1.4 Adlerweg 3a, Mainaschaff WA IO 1.5 Schwanengasse 8, Mainaschaff M IO 1.6 In den Wickengärten 4, Mainaschaff WA IO 2.1 Limesstraße 64, Aschaffenburg S IO 2.2 Limesstraße 19, Aschaffenburg S

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IO 3 Waldfriedhof, Aschaffenburg Friedhof IO 4.1 Hafenstraße 1, Stockstadt am Main GE IO 4.2 Dr.-Patt-Straße 1, Stockstadt am Main GE IO 5.1 „Nördlich Aschaffenburger Straße“, Stockstadt am Main GI - Östliche Baugrenze - IO 5.2 Aschaffenburger Straße 1, Stockstadt am Main GI IO 6.1 „Werksgelände der PWA Grafische Papiere“, Stockstadt am Main GI - Nördliche Baugrenze - IO 6.2 Wallstadter Straße 9a, Stockstadt am Main GI IO 7.1 Wallstadter Straße 62, Stockstadt am Main MI IO 7.2 Vogelsbergstraße 13, Stockstadt am Main WA IO 7.3 Wallstadter Straße 20, Stockstadt am Main WA IO 8 Uhlandstraße 2, Stockstadt am Main WR Die Aufpunkte IO 5.1 und IO 6.1 wurden i.S.d. Anhangs A 1.3 der TA Lärm als maß- gebliche Immissionsorte in den z.T. noch unbebauten Flächen der in den umliegen- den Bebauungsplänen festgesetzten Industriegebiete so ausgewählt, dass (künf- tige) schutzbedürftige Räume nach DIN 4109:1989-11 an dem am stärksten be- troffenen Rand der Geltungsbereichsfläche – in vorliegendem Fall die Baugrenze – berücksichtigt sind. Die durch die teilweise erfolgende Überlagerung und Verdrän- gung von Festsetzungen (vgl. Kap. 2.2) betroffene Baugrenze – innerhalb des Gel- tungsbereichs des Bebauungsplans „Nördlich Aschaffenburger Straße“ – ist ent- sprechend der nach Inkrafttreten des vorliegenden Bebauungsplans maßgeblichen überbaubaren Grundstücksflächen im Rahmen der schalltechnischen Untersuchun- gen berücksichtigt worden. Der v.g. Immissionsort IO 3 (Waldfriedhof) wurde auf im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 Abs. 1 BauGB geäußerten Wunsch der Stadt Aschaffenburg ergänzend in die schalltech- nischen Untersuchungen aufgenommen. Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung wies zudem die Gemeinde Mainaschaff da- rauf hin, dass die bei der Ermittlung der Schutzwürdigkeit der Immissionsorte IO 1.3 und IO 1.5 herangezogene Darstellung im Flächennutzungsplan als Mischgebiet nicht mehr aktuell sei und nicht den tatsächlichen Gegebenheiten entspräche. Es sei hier vielmehr jedenfalls von einem Allgemeinen Wohngebiet (WA) auszugehen. b) Schutzwürdigkeit der Immissionsorte Vor dem Hintergrund der durch die Gemeinde Mainaschaff angezeigten Schutzwür- digkeit der Immissionsorte IO 1.3 und IO 1.5 wurde rechtlich auch eine Einstufung dieser Immissionsorte als Allgemeines Wohngebiet (WA) geprüft. Die DIN 18005-1:2002-07 gibt für ein Allgemeines Wohngebiet (WA) zwar einen Ori- entierungswert von 55 dB(A) tags, d.h. zwischen 6:00 und 22:00 Uhr, und 40 dB(A) nachts, d.h. zwischen 22:00 und 6:00 Uhr, vor. Sie stellt indes lediglich eine Orien- tierungshilfe dar, von der aus Gründen des konkreten Einzelfalls ohne Weiteres um bis zu 5 dB(A) abgewichen werden kann (BVerwG, Beschluss vom 18.12.1990 – 4 N 6.88; BVerwG, Urteil vom 22.03.2007 – 4 CN 2.06). Solche Gründe sind hier bereits aufgrund der Lage der Immissionsorte in unmittelbarer Nähe zur Bun- deswasserstraße Main als bedeutsamen Verkehrsweg und der planerischen Vor- prägung des Areals auf der gegenüberliegenden Mainseite als planfestgestellter Ha- fen gegeben. Diese Vorbelastung rechtfertigt daher keinen über ein Mischgebiet (MI) hinausgehenden Schutzanspruch.

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Da es hier um die Ermöglichung emittierender Nutzungen geht, muss darüber hin- aus die TA Lärm in den Blick genommen werden. Denn auf der Genehmigungs- ebene müssen die planerisch ermöglichten Vorhaben sich nach den Vorgaben des § 5 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 BImSchG bzw. nach dem Rücksichtnahmegebot an der TA Lärm messen lassen. Doch auch vor diesem Hintergrund sind hier letztlich nicht die für ein Allgemeines Wohngebiet (WA) geltenden Richtwerte maßgeblich, sondern bleibt es bei der Ein- stufung der Schutzbedürftigkeit wie in einem Mischgebiet (MI). Das liegt daran, dass vorliegend ein Zwischenwert i.S.d. Nr. 6.7 der TA Lärm gebildet werden muss. Grenzen nach dieser Vorschrift gewerblich, industriell oder hinsichtlich ihrer Ge- räuschauswirkungen vergleichbar genutzte und zum Wohnen dienende Gebiete an- einander, so können die für die zum Wohnen dienenden Gebiete geltenden Immis- sionsrichtwerte auf einen geeigneten Zwischenwert der für die aneinandergrenzen- den Gebietskategorien geltenden Werte erhöht werden, soweit dies nach der ge- genseitigen Pflicht zur Rücksichtnahme erforderlich ist. Dies betrifft hier insbesondere die Grenzbeziehung zwischen der Mainseite der Immissionsorte IO 1.3 und IO 1.5 und der gegenüberliegenden Mainseite, die durch bereits vorhandene Gewerbebetriebe vorbelastet ist. Ein Aneinandergrenzen i.S.d. Nr. 6.7 der TA Lärm liegt immer dann vor, wenn die Nutzung des einen Gebiets noch prägenden Einfluss auf die Nutzung des anderen Gebiets hat. Die an einer Wasser- straße gegenüber einem bereits vor Zeiten wasserrechtlich planfestgestellten Hafen angrenzenden Gebiete sind allesamt Teil der „Schicksalsgemeinschaft“ Wasserstra- ßennutzung, so dass die Nutzung des einen Ufers das andere Ufer prägt und das Rücksichtnahmegebot die Bildung eines Zwischenwertes erfordert. Der heranzuziehende Zwischenwert darf die Immissionsrichtwerte für Kern- (MK), Dorf- (MD) und Mischgebiete (MI) jedoch grundsätzlich nicht überschreiten. Auf- grund der überragenden Bedeutung der Bundeswasserstraße Main einschließlich ihrer Häfen und aufgrund der rechtlichen Vorprägung des Raums durch die in den 1970er- und 1990er-Jahren erfolgten Planfeststellungen eines Hafens auf dem Ge- biet der Marktgemeinde Stockstadt am Main muss diese Grenze hier ausgeschöpft werden, so dass letztlich der Orientierungswert von 60 dB(A) tags und 45 dB(A) nachts für die Immissionsorte IO 1.3 und IO 1.5 trotz etwaiger Einstufung als Allge- meines (WA) verbleibt. Die Immissionsorte IO 5.1 und IO 6.1 wurden angesichts der v.g. Fortschreibung der schalltechnischen Gutachten nachträglich zusätzlich ermittelt, um an der für den Schallschutz relevanten Baugrenze des jeweiligen Industriegebiets ein fachtech- nisch geeignetes Immissionskontingent sicherzustellen, durch das sodann die Be- lange der schutzbedürftigen Wohnnutzungen innerhalb des Gebiets der Marktge- meinde Stockstadt weiterhin gewahrt bleiben. Für die Immissionsorte und deren Gebietseinstufungen/Schutzwürdigkeiten erge- ben sich daher nachfolgende Orientierungswerte für Gewerbelärm gemäß DIN 18005-1:2002-07 bzw. Gesamt-Immissionswerte: Immissionsorte Orientierungswerte tags Orientierungswerte nachts IO 1.1 55 dB(A) 40 dB(A) IO 1.2 55 dB(A) 40 dB(A) IO 1.3 60 dB(A) 45 dB(A) IO 1.4 55 dB(A) 40 dB(A) IO 1.5 60 dB(A) 45 dB(A) IO 1.6 55 dB(A) 40 dB(A) IO 2.1 65 dB(A) 50 dB(A)

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IO 2.2 65 dB(A) 50 dB(A) IO 3 55 dB(A) 55 dB(A) IO 4.1 65 dB(A) 50 dB(A) IO 4.2 65 dB(A) 50 dB(A) IO 5.1 70 dB(A) 70 dB(A) IO 5.2 70 dB(A) 70 dB(A) IO 6.1 70 dB(A) 70 dB(A) IO 6.2 70 dB(A) 70 dB(A) IO 7.1 60 dB(A) 45 dB(A) IO 7.2 55 dB(A) 40 dB(A) IO 7.3 55 dB(A) 40 dB(A) IO 8 50 dB(A) 35 dB(A) Für die in Sondergebietsflächen liegenden Immissionsorte IO 2.1 und IO 2.2 wird in Anlehnung an die DIN 18005-1:2002-07 auf Orientierungswerte abgestellt, die von der Schutzwürdigkeit denen eines Gewerbegebiets entsprechen. Für Industriege- biete (GI) existieren in der DIN 18005-1:2002-07 keine Orientierungswerte, so dass für die Immissionsorte IO 5.1, IO 5.2, IO 6.1 und IO 6.2 in Anlehnung an die TA Lärm auf Immissionsrichtwerte von 70 dB(A) tags/nachts abgestellt wird. 1.6.3 Schallimmissionen Neben den gewerblichen Vorbelastungen wurden auch die auf das beabsichtigte Son- dergebiet und dessen unmittelbare Umgebung einwirkenden Lärmimmissionen, i.W. her- vorgerufen durch den Straßen-/Schienen-/Schiffsverkehr, ermittelt. Ergänzend erfolgte ebenso eine fachgutachterliche Betrachtung der unter bestimmten Witterungsbedingun- gen durch die innerhalb des Geltungsbereichs verlaufenden Freileitungen entstehenden Korona-Geräusche. 1.7 Topographie Innerhalb der zentralen Fläche des Bebauungsplans sind in den 1990ern bereits Erd- bauarbeiten durchgeführt worden, um ein einheitliches Geländeniveau für eine spätere Bebauung herzustellen. Hierbei wurde das Plangebiet teilweise auf ein Aushubniveau von ca. 111,7 m ü.NHN gebracht. Die weiteren Flächen sind nahezu eben. Zum Main hin fällt der überwiegende Teil des Geländes über eine Böschung stark bis auf die Was- serspiegelhöhe ab. Die bestehenden Zuwegungen liegen teilweise ca. 1,00 m über dem Niveau des übrigen Geltungsbereichs. 1.8 Boden und Hydrologie Für die zentrale Fläche des Bebauungsplans sind die geologischen Verhältnisse bereits gutachterlich untersucht worden. Zusammenfassend kann der dort vorhandene Boden- aufbau wie folgt beschrieben werden (von oben nach unten): - Künstliche Aufschüttung, - Talfüllung und anmoorige Böden, - Terrassensand und -kiese sowie - tertiäre Schichtenfolge. Aus älteren Baugrundaufschlüssen geht hervor, dass im Bereich der bereits untersuch- ten Flächen oberflächennah überwiegend künstliche Aufschüttungen aus unterschiedli- chen Zusammensetzungen anzutreffen sind. Hierbei wurden mit den älteren Baugrund- aufschlüssen überwiegend aufgefüllte Böden aus schluffigen, kiesigen Sanden und kie- sigen, teils tonigen Schluff mit steinigen Anteilen in weicher bis steifer Konsistenz vorge-

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funden. Im Bodenhorizont der künstlichen Aufschüttungen wurden anthropogene Bei- mengungen, wie Bimsstein-, Ziegel- und Bauschuttreste, Schlacke- und Kohlestücke, Schotter, Blatt- und Holzreste, vorgefunden. Für die Fläche liegt ein entsprechendes Schadstoffgutachten der Firma Brehm vom 23. August 2018 vor. Dabei wurde in einem kleinen Bereich die Geländeauffüllung als Er- gebnis der Schadstoffuntersuchung mit > Z2 eingestuft. Für diesen Bereich wurde in der Zuständigkeit der Planbegünstigten bereits eine Sanierung bzw. ein Bodenaustausch durchgeführt. Aufgrund der gewerblichen/industriellen Nutzung innerhalb des Plangebiets können im Untergrund befindliche Altlasten nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. 1.9 Kampfmittel Hinsichtlich der Kampfmittelsituation liegen keine konkreten Informationen vor. Aufgrund der geschichtlichen Ereignisse kann jedoch eine Kampfmittelbelastung des Geltungsbe- reichs nicht ausgeschlossen werden. Folglich sind bereits Untersuchungen für den zentralen Teil des Geltungsbereichs ange- strengt worden, die jedoch nicht darauf schließen lassen, dass derlei Funde in diesem Bereich wahrscheinlich sind. Im Ergebnis ist die Teilfläche anhand der erkannten Be- funddichte als „mäßig stark“ einzustufen. Ein isoliert liegender Einzelfund, welcher auf eine großkalibrige Sprengbombe hinweisen könnte, konnte nicht erkannt werden. Da bei Bombardierungen jedoch auch kleinkalibrige Bomben, wie Splitter-, Stabbrand-, Brand-, und Phosphorbomben, abgeworfen wurden, und sich diese hinsichtlich ihrer Größe nicht von den erkannten Befunden unterscheiden, kann ein Vorkommen dieser nicht ausgeschlossen werden. 1.10 Denkmalpflege Baudenkmäler, landschaftsprägende Denkmäler und Denkmalensemble befinden sich nicht im räumlichen Zusammenhang des Geltungsbereichs. Im Rahmen archäologischer Untersuchungen ist festgestellt worden, dass sich zudem keine Bodendenkmäler inner- halb der zentralen Fläche des Bebauungsplans befinden. Südlich des Plangebiets liegt das Bodendenkmal 194823, das Überreste einer Siedlung der Vorgeschichte, u. a. einer Siedlung der Urnenfelderzeit aufweist. In der westlichen Umgebung des Plangebiets be- finden sich weitere Bodendenkmäler, u.a. eines Lagerdorfes der römischen Kaiserzeit, eines Steinkastells der mittleren römischen Kaiserzeit und Körpergräber der Völkerwan- derungszeit. Für Teile des Geltungsbereichs sind bereits Untersuchungen erfolgt, die jedoch nicht darauf schließen lassen, dass derlei Funde in Plangebiet wahrscheinlich sind. Es wurden zwar in einer Sondage vorgeschichtliche Befundreste festgestellt, diese Schichten sind aber wohl keine in situ befindliche Kulturschichten, sondern fluviatil verlagerte archäolo- gische Befunde. 1.11 Landschaft Das Planungsgebiet ist als Teil des gewerblich/industriell genutzten Hafens nur von einer geringen Bedeutung für das Landschaftsbild und hat keine Bedeutung für die land- schaftsgebundene Erholung des Menschen. Die Landschaftsbildsituation im Plangebiet ist geprägt durch die Ruderalflure und „ha- fentypische“ Umschlagsflächen (Halden), die Hafenverladeflächen mit Umschlagsma- schinen sowie die angrenzenden Industrie- und Gewerbeflächen sowie die im Süden angrenzenden Pionier- und Sukzessionswälder auf dem Gelände der Papierfabrik.

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Die naturraumtypische Eigenart der Mainaue ist überformt und es bestehen strukturelle und visuelle Vorbelastungen durch die Umschlagstelle am Main mit Umschlagsmaschi- nen und Betriebsgebäude, die Hochspannungsleitungen und die Masten im Plangebiet, die angrenzenden Industrie- und Gewerbeflächen sowie der Papierfabrik. Eine Ausnahme bilden die Uferbereiche zum Main die eine typische Eigenart und Cha- rakteristik der Mainufer im Bereich des Stadt- und Hafengebiets Aschaffenburg besitzen. Das Landschaftsbild wird geprägt durch Gebüsche, Hecken und mäßig extensiv ge- nutzte Grünlandflächen in den Uferbereichen, den Main mit Schleusenkanal und die vor- gelagerte Schleuseninsel. Der entlang des dem Plangebiet gegenüberliegenden Mainufers verlaufende Radweg ist i.V.m. den v.g. Uferbereichen des Mains hinsichtlich der Ermittlung des Schutzwertes des Landschaftsbildes von zusätzlicher Bedeutung. Daher wurden visuelle Studien hin- sichtlich der Auswirkungen auf das Landschaftsbild angefertigt und in die Abwägung im Rahmen dieses Verfahrens eingestellt. Diesbezüglich erfolgen v.g. Studien über das sichtbare Landschaftsbild hinsichtlich der planinduzierten optischen Wirkungen für die Wohnnutzungen und entlang des Radweges auf der gegenüberliegenden Mainseite un- ter Beachtung der beabsichtigten Festsetzungen zum Maß der baulichen Nutzung und der faktischen Beschränkungen aufgrund der im Plangebiet vorhandenen Freileitungen (220-KV- und 380-KV-Leitungen). In diesem Zusammenhang wird neben dem Ist-Zustand, inklusive der bestehenden Vor- belastungen, und der Prognose der – nach Maßgabe der beabsichtigten Festsetzungen dieses Bebauungsplans – erwartbaren Entwicklungen innerhalb des Geltungsbereichs, auch ein sog. Prognose-Null-Fall visualisiert, in dem die städtebaurechtlich heute bereits zulässigen und diesbezüglich erwartbaren Entwicklungen innerhalb des südlich gelege- nen Geltungsbereichs des Bebauungsplans „Nördlich Aschaffenburger Straße“ darge- stellt werden. 1.12 Naturraum Das ca. 950 ha große Landschaftsschutzgebiet "Unter- und Oberhübnerwald" liegt zwar innerhalb der Gemarkung Stockstadt, jedoch ungefähr 1,25 km vom Geltungsbereich des Bebauungsplans entfernt, so dass von einer Betroffenheit aufgrund von Entwicklun- gen innerhalb des Plangebiets nicht auszugehen ist. Auf der anderen Mainseite befinden sich in etwa 1,8 km Entfernung der Naturpark Spes- sart und das Landschaftsschutzgebiet innerhalb des Naturparks (ehemals Schutzzone). Für diese ist ebenfalls keine Betroffenheit zu erwarten. Nach § 30 BNatSchG geschützte Biotoptypen sowie streng und besonders geschützte Pflanzen kommen im kartierten Bereich des Plangebiet nicht vor. Im Geltungsbereich befinden sich zudem keine Ausgleichsflächen. Eine höhere Bedeutsamkeit für den Naturraum hat im Bereich des Plangebiets und sei- ner unmittelbaren Umgebung vermutlich der Main als landschaftsprägendes Element und Habitat für Flora und Fauna. 1.13 Pflanzen und Biotoptypen Die Kartierung der Biotop- und Nutzungstypen gemäß der Biotopwertliste der Bayeri- schen Kompensationsverordnung (BayKompV) wurde gemäß der Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Aschaffenburg im Mai und Juni 2018 durchgeführt (Simon & Widdig 2018). Für die angrenzenden Flächen des Geltungsbe- reichs (u.a. Flächen der Papierfabrik sowie der Logistikfirma) wurde am 25.09.2019 eine ergänzende Kartierung der Biotop- und Nutzungstypen durchgeführt (Simon & Widdig 2019).

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Innerhalb des Geltungsbereiches befinden sich vor allem auf dem Gelände der Papier- fabrik und der Logistikfirma großflächig Bereiche mit Biotop- und Nutzungstypen (BNT) ohne naturschutzfachlichen Wert. Das Gelände der Papierfabrik ist von stark anthropo- gen überformten Biotoptypen durchzogen. Der zentrale Steinkohleschuttbereich ist hier- bei flächenprägend. Der Nordteil dieses Teilbereichs ist von versiegelten Verkehrsflä- chen durchzogen. Daran schließt sich am östlichen Randbereich im Übergang an die große offene Freifläche eine verzahnte Ruderalvegetation verschiedener Sukzessions- Stadien an, die sich von vegetationsarmen, über artenarme, bis hin zu artenreichen Ru- deral- und Staudenfluren erstreckt. Mäßig artenreiche Säume und Staudenfluren (frisch bis mäßig trocken) ergänzen diesen Ruderalkomplex. Ganz im Westen des Geltungsbe- reichs befindet sich ein artenarmes Extensivgrünland, das von Gebüschen stickstoffrei- cher, ruderaler Standorte begrenzt wird. Typische Gehölze der mesophilen Gebüsche schließen den Bereich im Westen ab. Der mittlere offene Bereich des Geltungsbereichs ist geprägt durch überwiegend gering- wertige Biotop- und Nutzungstypen. Hierzu gehören u.a.: naturferne „hafentypische“ Umschlagsflächen, Bauflächen und Baustelleneinrichtungsflächen, vegetationsarme Ruderalflächen, Ruderalflächen mit artenarmen Ruderal- und Staudenfluren und ge- schotterte Verkehrsflächen. Bei den Ruderalflächen handelt es sich vor allem um Ruderalflächen mit artenarmen Ruderal- und Staudenfluren. Diese befinden sich vor allem im Bereich der Aufschüt- tungs- bzw. Abgrabungsstellen, an denen sich einjährige und mehrjährige Arten ansie- deln können. Bei den Flächen, die lediglich eine spärliche Vegetationsschicht aufweisen, handelt es sich um vegetationsarme/-freie Ruderalflächen, deren Böden durch den Bau- stellenbetrieb stark verdichtet sind. Im Bereich der neu eingerichteten Bauflächen und Baustellen ist keine Vegetation vorhanden. Im nördlichen Bereich des Untersuchungs- gebiets am Main befindet sich eine mäßig extensiv genutzte, artenarme Wiese frischer Standorte. Westlich des Strommastes befindet sich ein blütenarmes, von Süßgräsern dominiertes, häufig gemähtes Intensivgrünland. Zwischen dem Grünland und dem offe- nen Ruderalbereichen befindet sich ein Gebüschsaum stickstoffreicher, ruderaler Stand- orte. Die Kernfläche des Geländes der Logistikfirma setzt sich aus dem Wirtschaftshof mit seinen versiegelten Freiflächen und dem dazugehörigen Komplex aus Industrie- und Gewerbegebäuden zusammen. Der östliche Teil ist von einem Mosaik verschiedener Ruderalbiotope unterschiedlicher Entwicklungsstadien geprägt, d.h. artenarme und ar- tenreiche Ruderal- und Staudenfluren, sowie frisch bis mäßig trockene, mäßig artenrei- che Säume und Staudenfluren. Große Flächen des Ruderalkomplexes unterliegen der Verbuschung. Ein Baumbestand junger Ausprägung schließt die Fläche im Osten ab. Der Fließgewässerbereich im Norden wird durch einen gewässerbegleitenden Wald- saum mittlerer Ausprägung charakterisiert. Ein Band aus mesophilen Gebüschen leitet südlich davon zu den v.g. Biotoptypen über. Der Kopfbereich des Industriekomplexes wird im Süden durch ein Band aus artenarmen Extensivgrünland zur Erschließungsflä- che hin abgegrenzt. Der Parkplatzbereich im Süden wird durch gepflanzte, solitäre Ahornbäume junger Ausprägung eingefasst. Hinter der Hauptzufahrt schließt eine Baumgruppe mittlerer Ausprägung aus Vogelkirsche und Spitzahorn den Bereich im Süd-Westen ab. Der im Geltungsbereich liegende Anteil des Mains wird als geringwertiges stark verän- dertes Fließgewässer eingestuft. Auf der ehemaligen Schleuseninsel befindet sich ein Bestand eines Hartholzauwaldes mittleren Alters mit hoher Wertigkeit. Bei den im Geltungsbereich vorgefundenen Biotop-/Nutzungstypen gemäß BayKompV ist mit Ausnahme des Hartholzbestandes auf der ehemaligen Schleuseninsel keine Zu- ordnung zu einem Biotoptyp nach § 30 BNatSchG oder Art. 23 BayNatSchG oder zu einem Lebensraumtyp gemäß FFH-Richtlinie möglich. Die vorgefundenen Biotop-/Nut- zungstypen besitzen Wertpunktzahlen von 0 (keine) bis 10 (mittel); lediglich der Hart- holzauwald hat mit 13 Wertpunkten einen hohen naturschutzfachlichen Wert. Im Bereich

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der von der Logistikfirma genutzten Fläche finden sich auf dem artenarmen Extensiv- grünland vereinzelte Individuen der gemäß § 7 BNatSchG besonders geschützte Art „Grasnelke“. Streng und besonders geschützte Pflanzen kommen im Plangebiet nicht vor. 1.14 Tiere und Artenschutz Die faunistischen Kartierungen wurden für bestimmte Teile des Plangebiets bereits im Jahr 2018 durchgeführt (Simon & Widdig 2018). Diese wurden im Jahr 2019 für den verbleibenden Teil des Plangebiets ergänzt. Folgende Artengruppen wurden im Rahmen der Kartierungen erhoben: - Vögel: Revierkartierung Brutvögel - Reptilien: Sichtbeobachtung - Amphibien: Verhören, Sichtbeobachtung und Handfänge - Schmetterlinge: Standardisierte Transektkartierungen zur Hauptflugzeit - Heuschrecken: Zu dieser Tiergruppe erfolgten keine systematischen Erfassungen, jedoch wurden im Rahmen der Schmetterlingskartierungen bei den Begehungen im Juni und Juli 2018 die Vorkommen der auffälligen Ödland- oder Sandschreckenarten miterfasst.

Abb. 4 Faunabestand innerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans und seiner unmittelbaren Umgebung Von dem Vorhaben sind möglicherweise Arten betroffen, die nach nationalem oder eu- ropäischem Recht i.S.d. § 7 Abs. 2 Nr. 13 BNatSchG besonders geschützt sind. Daher wurde eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (saP) erforderlich. Diese beinhaltet: - die Ermittlung und Darstellung der artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG bezüglich der streng geschützten Arten nach § 7 Abs. 2 Nr. 14 BNatSchG (gemeinschaftsrechtlich geschützten Arten: Arten des An- hangs IV FFH-Richtlinie, europäischen Vogelarten sowie nach § 54 Abs. 2 BNatSchG streng geschützten Arten), die durch das Vorhaben erfüllt werden können sowie

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- die Darstellung der naturschutzfachlichen Voraussetzungen für eine Ausnahme von den Verboten gem. § 45 Abs. 7 BNatSchG. Die Abschätzung der Auswirkung der geplanten Baumaßnahmen auf streng geschützte Tier- und Pflanzenarten wurde in Form einer „worst case“-Betrachtung durchgeführt. Da- bei wird von einem Vorkommen der Arten ausgegangen, wenn das Untersuchungsgebiet innerhalb des bekannten Verbreitungsgebiets liegt und die Standortausprägung ein Vor- kommen möglich erscheinen lässt. In der diesem Bebauungsplan zu Grunde liegenden saP werden daher: - die artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 i.V.m. Abs. 5 BNatSchG bezüglich der gemeinschaftsrechtlich geschützten Arten (alle europäi- schen Vogelarten, Arten des Anhangs IV FFH-Richtlinie), die durch das Vorhaben erfüllt werden können, ermittelt und dargestellt sowie - die naturschutzfachlichen Voraussetzungen für eine Ausnahme von den Verboten gemäß § 45 Abs. 7 BNatSchG geprüft, soweit dies erforderlich ist. (Hinweis: Die artenschutzrechtlichen Regelungen bezüglich der „Verantwortungsar- ten“ i.S.d. § 54 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG werden erst mit Erlass einer neuen Bundes- artenschutzverordnung durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit Zustimmung des Bundesrates wirksam, da die Arten erst in ei- ner Neufassung bestimmt werden müssen. Wann dies erfolgt, ist derzeit nicht be- kannt.) Die Auswirkungen auf insbesondere sog. planungsrelevante sowie artenschutzrechtlich geschützte Tiere und die Artenschutzmaßnahmen bzw. die Prüfung der naturschutzfach- lichen Voraussetzungen für eine Ausnahme von den Verboten gemäß § 45 Abs. 7 BNatSchG sind in Kap. 5.12 dieser Begründung sowie vertieft in Kap. 3.3 des Umwelt- berichts und in der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (Bosch & Partner GmbH mit Simon & Widdig GbR, „Spezielle artenschutzrechtliche Prüfung“, aus August 2020) dargestellt. 1.15 Klima und Luft Die mesoklimatischen Verhältnisse im Plangebiet sind geprägt durch die direkte Lage am Main. Weiterhin ist der Geltungsbereich geprägt durch Offenland-Klimatope auf ehe- maligen Industrieflächen mit trockenen Ruderalfluren, was zu einer schnelleren Erhit- zung führt. Begrenzt ist das Gebiet mit Hecken und Gehölzstrukturen, die ausgleichend auf das Klima wirken können. Zur lufthygienischen Situation kann auf Basis des gegenwärtigen Entwurfs der fachgut- achterlichen Stellungnahme betreffend Luftschadstoffe (v.a. Staub, NO2, SO2, CO) fest- gestellt werden, dass die derzeitigen Erkenntnisse kein Erfordernis i.S.d. § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB für diesbezügliche Immissionsschutzmaßnahmen – bspw. eine Emissionskon- tingentierung – im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplans erwarten lassen. Die Entscheidung über die Zulässigkeit baulicher Nutzungen soll daher im Rahmen der Ge- nehmigungsverfahren angesichts der dort zu erfüllenden Anforderungen des Bundes- Immissionsschutzgesetzes erfolgen. Da aufgrund der Corona-Pandemie nicht zweifelsfrei von einem derzeitigen Normalbe- trieb der innerhalb des Plangebiets und in seiner unmittelbaren Umgebung befindlichen gewerblichen/industriellen Betriebe ausgegangenen werden kann, war eine Ermittlung des Abwägungsmaterials i.S.d. § 2 Abs. 3 BauGB nicht ohne Unwägbarkeiten möglich. Da es für Geruch zudem keine flächendeckenden Informationen gibt, erfolgten die nach- folgenden Schritte, um eine sich an die Vorbelastung annähernde qualitative Beurteilung der Geruchsimmissionen im Untersuchungsgebiet durchführen zu können: - Windrichtungsabhängige Vor-Ort-Termine (Begehung) im Untersuchungsgebiet;

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- Abfrage der Behörden zur Beschwerdesituation bzgl. Geruch im Untersuchungsge- biet. Soweit bspw. für die in der Umgebung des Geltungsbereichs befindliche Papierfabrik eine „ältere“ immissionsschutzrechtliche Genehmigung besteht, sind die beiden dort be- stehenden Papiermaschinen zum damaligen Zeitpunkt ggf. gemeinsam, d.h. als eine Anlage, genehmigt worden, so dass die Genehmigung der derzeit ungenutzten Papier- maschine trotz des längeren Stillstands möglicherweise noch nicht nach § 18 Abs. 1 Nr. 2 BImSchG erloschen ist – sie wäre demnach weiterhin im Rahmen des Bebauungs- planverfahrens zu berücksichtigen. Andererseits spricht viel dafür, dass es sich bei der zweiten Papiermaschine um eine eigene Hauptanlage handelt und daher § 18 Abs. 1 Nr. 2 BImSchG auf sie auch dann Anwendung findet, wenn beide Papiermaschinen mit einer einheitlichen immissionsschutzrechtlichen Genehmigung genehmigt wurden. Wäre dies hingegen nicht der Fall, müsste ihre Berücksichtigung erfolgen, obgleich ihre Ge- ruchsemissionen im Rahmen einer Ortsbegehung derzeit – auch ohne Zusammenhang mit der Corona-Pandemie – nicht ermittelt werden können. Im Rahmen der fachgut- achterlichen Stellungnahme zur Geruchsbelastung kann der maßgebliche Ausgangszu- stand daher nur geschätzt bzw. im Wege eines Analogschlusses zu der anderen Papier- maschine erfasst werden. Ein Erfordernis, die städtebauliche Abwägung auf einen Zeitpunkt zu verschieben, zu dem zweifelsfrei keine durch die Corona-Pandemie bedingte geringere Auslastung der Papierfabrik bestünde, würde die Datenlage nicht verbessern, da die zweite Papierma- schine nicht pandemiebedingt außer Betrieb ist. Es können auch ohne eine den maß- geblichen Ausgangszustand real erfassbare Bewertung hinreichend sichere Aussagen zur Geruchsbelastung getroffen werden. Dabei dient gerade die Behörden- und Öffent- lichkeitsbeteiligung dazu, die nötigen Informationen zum Genehmigungs- und Betriebs- stand der umliegenden Geruchsemittenten über die fachgutachterlichen Möglichkeiten hinaus in Erfahrung zu bringen. 1.16 Hochwasser Das Landratsamt Aschaffenburg hat mit Verordnung – bekannt gemacht am 02. April 2020 – das zuvor i.S.d. § 76 Abs. 3 WHG vorläufig gesicherte Gebiet als Überschwem- mungsgebiet des Gewässers Main in den Gemeinden am Main, , , Stockstadt am Main und Mainaschaff für die Flusskilometer 66,560 bis 84,360 förmlich gemäß § 76 Abs. 2 WHG festgesetzt. Die Festsetzung dient der Darstel- lung einer konkreten, von Natur aus bestehenden Hochwassergefahr in dem betroffenen Bereich. Es handelt sich hierbei nicht um eine Planung sondern um eine Tatsachenbe- rechnung. Zudem werden Bestimmungen zur Vermeidung von Schäden und zum Schutz vor Hochwassergefahren getroffen. Die Ausweisung neuer Baugebiete im Außenbereich, in Bauleitplänen oder in sonstigen Satzungen nach dem Baugesetzbuch ist innerhalb des festgesetzten Überschwem- mungsgebiets gemäß § 78 Abs. 1 WHG untersagt, soweit es nicht ausschließlich der Verbesserung des Hochwasserschutzes dient. Die in § 78 Abs. 1 Satz 2 WHG außerdem durch den Gesetzgeber eingeführte Abweichung von der allgemeinen Untersagung der Ausweisung neuer Baugebiete für Häfen und Werften ist in der Verordnung nicht berück- sichtigt, so dass auch die Ausweisung von Baugebieten, die der Unterbringung dieser Nutzungen dienen, innerhalb des Überschwemmungsgebiets nicht zulässig ist. Die Gefahr einer Überschwemmung ist innerhalb des Geltungsbereichs grundsätzlich als gering anzusehen, da sich das Plangebiet nach den Hochwassergefahrenkarten des Bayerischen Landesamts für Umwelt nur zu geringen Teilen, entlang des Ufers des Mains, innerhalb des Überschwemmungsgebiets bzw. des Hochwasserrisikogebiets HQ100 i.S.d. § 73 Abs. 1 WHG befindet. Ein hundertjährliches Hochwasser (HQ100), stellt einen Abfluss dar, der im Mittel alle hundert Jahre erreicht oder überschritten wird. Da

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es sich um einen Mittelwert handelt, kann ein Hochwasserereignis mit einem solchen Abfluss innerhalb von hundert Jahren auch mehrfach auftreten.

Abb. 5 Hervorgehobene schematische Darstellung der Hochwasserrisikogebiete HQ100 (förmlich festgesetztes Über- schwemmungsgebiet) und HQEXTREM Innerhalb des Überschwemmungsgebiets ist zudem die Neuerrichtung von Heizölver- braucheranlagen i.S.d. § 78c Abs. 1 WHG verboten. Bereits bestehende Heizölverbrau- cheranlagen sind vom Betreiber bis zum 05.01.2023 nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik i.S.d. § 78c Abs. 3 Satz 1 WHG hochwassersicher nachzurüsten. Sofern Heizölverbraucheranlagen wesentlich geändert werden, sind diese i.S.d. § 78c Abs. 3 Satz 3 WHG abweichend davon zum Änderungszeitpunkt hochwassersicher nachzurüsten. Ausnahmegenehmigungen nach Abs. 1 können unter den Voraussetzun- gen des § 78c Abs. 1 Satz 2 WHG erteilt werden. Zu wesentlichen Teilen befindet sich der Geltungsbereich zudem innerhalb des Risiko- gebiets außerhalb von Überschwemmungsgebieten eines extremen Hochwassers HQEXTREM (Gebiet mit signifikantem Hochwasserrisiko i.S.d. § 73 Abs. 1 WHG), das in etwa die 1,5-fache Wassermenge eines hundertjährlichen Hochwasserereignis (HQ100) aufweist und entsprechend der geltenden Vorschriften hinsichtlich des Hochwasser- schutzes auf der Ebene der Bauleitplanung von untergeordneter Bedeutung ist.

Die Bezeichnung HQEXTREM bedeutet demnach nicht, dass eine extreme Gefährdung für die entsprechenden Bereiche vorliegt, sondern dass diese Flächen lediglich im Fall eines extremen Hochwassers – auch tausendjährliches Hochwasser genannt – vermutlich überschwemmt würden. Ein HQEXTREM-Szenario zeigt jedoch auch auf, wie sich das Was- ser ausbreiten könnte, sofern etwa Hochwasserschutzanlagen versagen oder der Durch- fluss unter einer Brücke nicht mehr gewährleistet ist. Dementsprechend besteht gemäß § 5 Abs. 2 WHG eine gesetzliche Verpflichtung für jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, geeignete Vorsorgemaßnah- men zum Schutz vor nachteiligen Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen – insbesondere die Verpflichtung, die Nutzung von Grundstücken den möglichen nachteiligen Folgen für Mensch, Umwelt oder Sachwerte durch Hochwasser anzupas- sen. Ungeachtet dessen sind bei der Ausweisung neuer Baugebiete innerhalb des Außenbe- reichs in Risikogebieten außerhalb von Überschwemmungsgebieten, wie dem HQEXTREM

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in diesem Fall, insbesondere der Schutz von Leben und Gesundheit sowie die Vermei- dung erheblicher Sachschäden in der Abwägung nach § 1 Abs. 7 BauGB zu berücksich- tigen. Innerhalb des Bereichs des Plangebiets, der innerhalb des Bebauungsplans „PWA Gra- fische Papiere GmbH“ liegt, befinden sich zudem Flächen teilweise innerhalb der Be- triebsflächen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, die dem Hochwas- serschutz dienen. 1.17 Schiffsverkehr Der Main ist für die gewerbliche Schifffahrt und insbesondere den Hafenstandort in Aschaffenburg sowie die Umschlagstelle Stockstadt von zentraler Bedeutung. Dement- sprechend müssen die Belange der Schifffahrt in dieser Bauleitplanung gewahrt bleiben. Anlagen und ortsfeste Einrichtungen aller Art dürfen gemäß § 34 Abs. 4 WaStrG weder durch ihre Ausgestaltung noch durch ihren Betrieb zu Verwechslungen mit Schifffahrts- zeichen Anlass geben, deren Wirkung beeinträchtigen, deren Betrieb behindern oder die Schiffsführer durch Blendwirkungen, Spiegelungen oder anders irreführen oder behin- dern. Wirtschaftswerbung in Verbindung mit Schifffahrtszeichen ist zudem unzulässig. 1.18 Störfall Nach § 50 Satz 1 BImSchG sind bei raumbedeutsamen Planungen oder Maßnahmen die für eine bestimmte Nutzung vorgesehenen Flächen einander so zuzuordnen, dass schädliche Umwelteinwirkungen und von schweren Unfällen i.S.d. Art. 3 Nr. 13 der Richt- linie 2012/18/EU (Seveso-III-RL) in Betriebsbereichen hervorgerufene Auswirkungen - auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebieten sowie - auf sonstige schutzbedürftige Gebiete, insbesondere öffentlich genutzte Gebiete, wichtige Verkehrswege, Freizeitgebiete und unter dem Gesichtspunkt des Natur- schutzes besonders wertvolle oder besonders empfindliche Gebiete und öffentlich genutzte Gebäude, so weit wie möglich vermieden werden. Der Main als Bundeswasserstraße ist ein wichtiger Verkehrsweg in diesem Sinne. Als weitere Schutzobjekte kommen die Wohngebiete auf der gegenüberliegenden Mainseite in Mainaschaff in Betracht. Für die Frage, welcher Abstand zwischen Störfallbereichen und diesen Schutzobjekten einzuhalten ist, bietet der Leitfaden 18 der vom Bundesum- weltministerium berufenen Kommission für Anlagensicherheit (KAS) eine Orientierungs- hilfe. Die dort empfohlenen Abstände können hier nicht eingehalten werden. Dies steht einer Zulässigkeit von Störfallbereichen im Plangebiet jedoch nicht schlecht- hin entgegen; vielmehr können aufgrund gewichtiger Belange Störfallbereiche gleich- wohl zugelassen werden. Dafür spricht vorliegend vor allem der Umstand, dass mit dem Betrieb der Papierfabrik bereits ein Störfallbetrieb im Areal vorhanden ist. Maßgeblich sind dabei jedoch die konkreten Details, die sich auf der Ebene der Bauleitplanung re- gelmäßig noch nicht absehen lassen. 1.19 Feuerpolizeiliche Erschließung Rechtliche Grundlage für das Feuerlöschwesen im Freistaat Bayern ist das Bayerische Feuerwehrgesetz (FwG). Nach Artikel 1 Abs. 1 FwG sind die Gemeinden verpflichtet, im eigenen Wirkungskreis dafür zu sorgen, dass drohende Brand-und Explosionsgefahren beseitigt und Brände wirksam gelöscht werden (abwehrender Brandschutz) sowie aus- reichende technische Hilfe bei sonstigen Unglücksfällen oder Notständen im öffentlichen Interesse geleistet wird (technische Hilfeleistung). Darüber hinaus werden die Gemein- den gemäß Art. 1 Abs. 2 FwG dazu verpflichtet, in den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit, gemeindliche Feuerwehren aufzustellen, auszurüsten und zu unterhalten sowie außer-

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dem die notwendigen Löschwasserversorgungsanlagen bereitzustellen und zu unterhal- ten. Für überörtliche Hilfe werden i.S.d. Artikel 2 BayFwG die Landkreise als zuständig erklärt. In der Bekanntmachung über den Vollzug des Bayerischen Feuerwehrgesetzes (Vollz- BekBayFwG) wird die Art der und Weise gemäß Nr. 1.2 VollzBekBayFwG, wie schnell u.a. die Hilfe der Feuerwehren zu leisten ist, anhand der sog. „Hilfsfrist“ definiert. Die Feuerwehren sind demnach so aufzustellen und auszurüsten, dass grundsätzlich jede an eine Straße gelegene Einsatzstelle von einer gemeindlichen Feuerwehr in höchstens 10 Minuten nach Eingang einer Meldung bei der alarmauslösenden Stelle erreicht wird. Die Hilfsfrist gliedert sich in drei Abschnitte: - Gesprächs- und Dispositionszeit, - Ausrückzeit sowie - Anfahrtszeit. Nach Maßgabe der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) ist für die Gesprächs- und Dispositionszeit eine durchschnittliche Dauer i.H.v. 1,5 Minuten anzunehmen. Die Ausrückzeit soll nach AGBF 4 Minuten betragen. Stichprobenartige Überprüfungen der Ausrückzeiten im Rahmen der Erstellung des Feuerwehrbedarfs- plans ergaben, dass die Ausrückzeit der Feuerwehr Stockstadt am Main zwischen 4 und 5 Minuten liegt, so dass in diesem Feuerwehrbedarfsplan 4,5 Minuten angenommen werden. Für die Anfahrtszeit der Feuerwehr Stockstadt am Main verbleiben dementspre- chend 4 Minuten von der 10-minütigen Hilfsfrist. Diese Hilfsfrist ist jedoch nicht rechts- verbindlich, sondern stellt eine sog. „Abwägungsdirektive“ dar, die für diesbezügliche politische Entscheidungen zu Grunde zu legen ist. Planerische Ausnahmen sollen je- doch lediglich begründete Ausnahmefälle darstellen. Das Plangebiet des vorliegenden Bebauungsplans und die innerhalb dessen bestehen- den Nutzungen können auf Grund der vorherrschenden Gegebenheiten nicht durch die Feuerwehr Stockstadt am Main – und im Übrigen auch nicht durch die Feuerwehr der Stadt Aschaffenburg – innerhalb der 10-minütigen Hilfsfrist erreicht werden.

2 Übergeordnete Planungen und vorhandene Bebau- ungspläne 2.1 Übergeordnete Planungen 2.1.1 Regionalplan Der Regionalplan weist den Grundsatz auf, den Hafenstandort in Aschaffenburg und die Umschlagstelle Stockstadt zu einem modernen Güterverkehrszentrum auszubauen. Durch den weiteren Ausbau und die Modernisierung des Hafens soll eine Infrastruktur geschaffen werden, die auch in Zukunft einen rationellen Umschlag zwischen den Ver- kehrsträgern Schiff, Bahn und Lkw und somit die Optimierung des Güterverkehrs in der Region ermöglicht. 2.1.2 Flächennutzungsplan Die beabsichtigten Planungen stehen den derzeitigen Darstellungen des Flächennut- zungsplans der Marktgemeinde Stockstadt am Main nicht entgegen. Der auf der Ebene des Flächennutzungsplans als Sondergebiet Hafen dargestellte Bereich stellt eine Po- tentialfläche des „hafentypischen“ Gewerbes und einen potentiell nicht unerheblichen Wirtschaftsfaktor der Marktgemeinde Stockstadt am Main dar. Der Bebauungsplan ist aus den Inhalten des Flächennutzungsplans entwickelbar. Das gilt auch, soweit dort der Bereich des innerhalb des Geltungsbereichs bestehenden Straßenkörpers als Verkehrsfläche dargestellt wird. Der Begriff des Entwickelns i.S.d. §

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8 Abs. 2 BauGB bezeichnet eine gewisse Freiheit der Gestaltung. Den Gemeinden steht ein Spielraum zu, innerhalb dessen sie von den Darstellungen des Flächennutzungs- plans abweichen können. Darstellungen in Flächennutzungsplänen begründen daher keine starre Bindung an das grobmaschige Netz der Flächennutzungspläne. Entscheidend im Rahmen des Entwickelns ist vielmehr, dass die Grundkonzeption des Flächennutzungsplans nicht angetastet wird und dass der Flächennutzungsplan trotz der Abweichung noch seine Funktion als Instrument zur Steuerung der städtebaulichen Ent- wicklung in dem betroffenen Teil des Gemeindegebiets erfüllen kann (BayVGH, Urteil vom 09.02.2004, Az.: 25 N 96.2982, juris, Rn. 28). Vor diesem Hintergrund ist es un- schädlich, dass der in Rede stehende Straßenkörper im Bebauungsplan nicht gesondert als Verkehrsfläche festgesetzt wird, sondern Teil des Sondergebiets Hafen ist. Diese Festsetzung steht einer weiteren Nutzung des Straßenkörpers als (privaten) Verkehrs- weg nicht entgegen. 2.2 Bestehendes Planungsrecht Innerhalb des Geltungsbereichs besteht derzeit teilweise geltendes Planungsrecht in Form von Bebauungsplänen.

Abb. 6 Hervorgehobene schematische Darstellung der durch den Geltungsbereich des Bebauungsplans „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ überlagerten und verdrängten Bebauungspläne Dies betrifft zum einen die Flurstücke 1866/14 und 1866/15, die innerhalb des Geltungs- bereichs des Bebauungsplans „Nördlich Aschaffenburger Straße“ liegen und in denen private Grünflächen gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 15 BauGB und teilweise überbaubare Grund- stücksflächen gemäß § 9 Abs.1 Nr. 2 BauGB des an dieser Stelle gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 1 BauGB i.V.m. § 9 BauNVO festgesetzten Industriegebiets festgesetzt sind. Innerhalb der privaten Grünflächen sind Zu- und Ausfahrten erlaubt. Zum anderen betrifft dies die Flurstücke 1866/12 und 1866/13, die innerhalb des Gel- tungsbereichs des Bebauungsplans „Werksgelände der PWA Grafische Papiere GmbH“ liegen und in denen Grünflächen gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 15 BauGB sowie das Anpflanzen von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen sowie Bindungen für Bepflan- zungen und für die Erhaltung von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 25 BauGB festgesetzt sind.

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Innerhalb der Grünflächen sind Versorgungsanlagen und -leitungen, insbesondere Frei- leitungen sowie deren Bauverbots- und Beschränkungszonen sowie Schutzstreifen, ge- mäß § 9 Abs. 1 Nr. 13 und Abs. 6 BauGB festgesetzt. Nachrichtlich dargestellt sind zu- dem die Betriebsflächen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (Hochwas- serschutz). 2.3 Weitere zu berücksichtigende Planungen 2.3.1 Flächennutzungspläne der umliegenden Kommunen Im Flächennutzungsplan (FNP) der Gemeinde Mainaschaff sind für das Gemeindegebiet nördlich des Geltungsbereichs der vorliegenden Bauleitplanung Grünflächen in erster Reihe entlang des Mainufers dargestellt, die als Überschwemmungsbereich und insbe- sondere dem Schutz vor den nachrichtlich in diesem FNP dargestellten hundertjährli- chen Hochwasserereignissen (HQ100) dienen. Innerhalb dieser Grünflächen ist zudem entlang des Ufers ein Wanderweg dargestellt. Nördlich der als Überschwemmungsge- biet fungierenden Grünflächen sind gemischte Bauflächen und Wohnbauflächen sowie vereinzelte Flächen für den Gemeinbedarf (Kirche und kirchliche Zwecke, öffentliche Verwaltung, Schule sowie Kindergarten und soziale Zwecke) dargestellt. Die im Plange- biet der vorliegenden Bauleitplanung verlaufende und den Main querende Freileitung ist ebenfalls mitsamt des einzuhaltenden Sicherheitsabstands dargestellt. Für das an den Geltungsbereich der vorliegenden Bauleitplanung östlich angrenzende Stadtgebiet Aschaffenburgs sind im derzeit geltenden Flächennutzungsplan (FNP) Son- derbauflächen mit der Zweckbestimmung Hafen dargestellt, die im Wesentlichen die Lie- genschaften der Planbegünstigten umfassen, die in einem hafengewerblichen Zusam- menhang mit der Umschlagstelle in der Marktgemeinde Stockstadt am Main stehen. Südlich dieser Sonderbauflächen sind zudem Flächen für Versorgungsanlagen mit der Zweckbestimmung Elektrizität sowie Grünflächen dargestellt. Insbesondere im Sonder- gebiet verlaufen zudem nachrichtlich dargestellte Freileitungen und Richtfunkstrecken. 2.3.2 Bebauungspläne in der Umgebung des Planungsgebiets Westlich und südlich des Geltungsbereichs der vorliegenden Bauleitplanung besteht in- nerhalb des Gebietes der Marktgemeinde Stockstadt am Main geltendes Planungerecht in Form von Bebauungsplänen – die wie v.g. (vgl. Kap. 2.2) durch den Geltungsbereich des vorliegenden Bebauungsplans teilweise überlagert werden. Westlich des Plange- biets handelt es sich dabei um den Bebauungsplan „Werksgelände der PWA Grafische Papiere GmbH“ dessen Geltungsbereich teilweise vom Geltungsbereich dieses Bebau- ungsplans überlagert wird und dessen Festsetzungen für diese überlagerten Flächen mit Inkrafttreten des Bebauungsplans „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ insoweit überlagert und aufgehoben werden. Im Wesentlichen ist in dem Bebauungsplan „Werksgelände der PWA Grafische Papiere GmbH“ ein Industriegebiet sowie dessen Eingrünung und Maß- nahmen zur Sicherung des Hochwasserschutzes festgesetzt worden. Südlich des Plangebiets gilt der Bebauungsplan „Nördlich der Aschaffenburger Straße“, dessen Geltungsbereich ebenfalls teilweise vom Geltungsbereich dieses Bebauungs- plans überlagert wird und dessen Festsetzungen für diese überlagerten Flächen in glei- cher Weise mit Inkrafttreten des Bebauungsplans „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ insoweit überlagert und aufgehoben werden. Auch in diesem Bebauungsplan sind ein Industrie- gebiet, private Grünflächen und Pflanzgebote festgesetzt und entlang der östlichen und südlichen Geltungsbereichsgrenze Straßenverkehrsflächen. Für die in den beiden umliegenden Bebauungsplänen festgesetzte zulässige Art der baulichen Nutzung innerhalb der Industriegebiete erfolgte die Einschränkung, dass die Immissionsrichtwerte der TA Lärm der umgebenden Baugebiete an der zugeordneten Geltungsbereichsgrenze eingehalten werden.

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Das Maß der baulichen Nutzung innerhalb der Industriegebiete ist auf eine Grundflä- chenzahl in Höhe von 0,65 beschränkt. Die festgesetzte maximale Wandhöhe beträgt 40 m. Der Bebauungsplan „Werksgelände der PWA Grafische Papiere GmbH“ weist zu- dem die Besonderheit auf, dass die zulässige Bauhöhe weiterhin einschränkend höchs- tens jeweils dem Abstand der Gebäude zur Grundstücksgrenze bzw. der Mitte der an- liegenden öffentlichen Straße entspricht. Es ist jeweils die offene Bauweise festgesetzt. Während südlich des Geltungsbereichs der vorliegenden Bauleitplanung innerhalb des Bebauungsplans „Nördlich der Aschaffenburger Straße“ eine Baumassenzahl in Höhe von 7,5 innerhalb des Industriegebiets zulässig ist, ist innerhalb des westlich des Plan- gebiets gelegenen Industriegebiets im Geltungsbereich des Bebauungsplans „Werksge- lände der PWA Grafische Papiere GmbH“ lediglich eine Baumassenzahl in Höhe von 7,0 zulässig. Für die in erster Reihe an das Überschwemmungsgebiet am Mainufer angrenzenden Bereiche des Gemeindegebiets Mainaschaffs besteht derzeit kein geltendes Planungs- recht in Form von Bebauungsplänen. Für die in nördlicher Richtung dahinter liegenden Bereiche sind in teilweise kleinteiligen Bebauungsplänen größtenteils Mischgebiete und Allgemeine Wohngebiete sowie punktuell Gemeinbedarfsflächen festgesetzt worden. Nördlich des Plangebiets der vorliegenden Bauleitplanung befindet sich innerhalb des Gebiets der Gemeinde Mainaschaff demnach ein planungsrelevanter Wohnstandort, der bei der Sicherung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse als Immissionspunkt berück- sichtigt wurde. Für die an das Plangebiet der vorliegenden Bauleitplanung angrenzenden Bereiche des Stadtgebiets Aschaffenburgs besteht derzeit geltendes Planungsrecht lediglich in Form des Flächennutzungsplans (FNP) der Stadt Aschaffenburg. 2.4 Planfeststellungen

Abb. 7 Hervorgehobene schematische Darstellung der Flusskilometer, für die Planfeststellungen i.S.d. Wasser- haushaltsgesetzes (WHG) und Bundes-Wasserstraßengesetzes (WaStrG) gelten 2.4.1 Planfeststellung (1970) nach dem Wasserhaushaltsgesetz Der im Jahr 1969 vom Freistaat Bayern – Hafenverwaltung Aschaffenburg – vorgelegte Plan zur Anlegung eines Hafens mit Umschlagsplatz zwischen den Fluss-Kilometern 82.000 und 82.400 des Mains in der Gemarkung Stockstadt wurde gemäß § 31 des

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Wasserhaushaltsgesetzes (WHG), in der damals gültigen Fassung, und Art. 58 des Bay- erischen Wassergesetzes (BayWG), in der damals gültigen Fassung, mit Bescheid vom 23.07.1970 durch das Landratsamt Aschaffenburg gebilligt. Gegenstand der Planfest- stellung und Art der Ausbaumaßnahme war der Ausbau des v.g. Gewässerabschnittes, der innerhalb des Flurstückes Nr. 5802/2 liegt. In dieser wasserhaushaltsrechtlichen Planfeststellung wurde u.a. auch geregelt, dass das Betreten des Hafengebiets – insbesondere durch Beauftragte der Gewässerauf- sichtsbehörde – zu dulden ist, soweit der Betrieb des Hafens, insbesondere die Sicher- heitsverhältnisse, dem nicht entgegensteht, da das Hafengelände nicht für Erholungs- zwecke angelegt werden sollte. Des Weiteren wurde mit der erfolgten Planfeststellung die Unterhaltung des Gewässers im Benehmen mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt Aschaffenburg geregelt. Insbesondere wurden auch einzuhaltende Schutzanweisungen im Zusammenhang der Freileitungen sowie deren Maste verbindlich geregelt. Im weiteren Verfahren zur Aufstel- lung dieses Bebauungsplans werden daher sowohl diese als auch die derzeit durch die Leitungsträger veröffentlichten Schutzanweisungen für die Herstellung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse und zum Schutz vor Unfällen zu Grunde gelegt. Die Planfest- stellung wird in diesen Bebauungsplan nachrichtlich übernommen und der Gewässerab- schnitt als ihr Geltungsbereich in der Planzeichnung entsprechend dargestellt. 2.4.2 Planfeststellung (1972) nach dem Bundeswasserstraßengesetz Für das Flurstück Nr. 5802/2 besteht außerdem seit dem Jahr 1972 eine Planfeststellung gemäß § 14 WaStrG für den Gewässerabschnitt zwischen den Fluss-Kilometern 82.020 und 82.600 des Mains in der Gemarkung Stockstadt. Da im Fall einer solchen Planfest- stellung nach dem Bundeswasserstraßengesetz keine planfeststellungsersetzende Bau- leitplanung zulässig ist, werden im weiteren Verfahren lediglich die Inhalte dieser beste- henden Planfeststellung in den Bebauungsplan nachrichtlich übernommen und nur Fest- setzungen erfolgen, die den Inhalten der Planfeststellung nicht entgegenstehen. Die damalige Planfeststellung umfasste die Genehmigung der Errichtung eines Hafen- beckens unter Einbeziehung der ehemaligen Schleusenkammer, die Errichtung eines Umschlag- und eines Anlegeufers, das Abtragen und Auffüllen von Landflächen sowie die Errichtung einer Spundwand im Hafenbereich und die teilweise Beseitigung der Trenndämme am Ober- und Unterhaupt der ehemaligen Schleuse. Zusätzlich wurde in der Planfeststellung die Verpflichtung zum Unterhalt der Spundwand als Hochwasserschutz geregelt. Die Planfeststellung wird in diesen Bebauungsplan wie v.g. nachrichtlich übernommen und der Gewässerabschnitt als ihr Geltungsbereich in der Planzeichnung entsprechend dargestellt. 2.4.3 Planfeststellung (1992) nach dem Wasserhaushaltsgesetz Aufgrund irreparabler Schäden des Betonholms der damals vorhandenen Ufereinfas- sung, die die Standsicherheit gefährdete, musste die vorgesetzte Stahlspundwand umgebaut werden. In diesem Zusammenhang sollte die bisherige Form des teilgebösch- ten Umschlagsufers aufgegeben werden. Der diesbezügliche Antrag auf Umbau der Ufereinfassung an der Umschlagstelle Stockstadt wurde am 30. Dezember 1992 durch Bescheid gemäß § 14 WHG, in der damals gültigen Fassung, genehmigt. Aus dieser Planfeststellung ergibt sich für den gesamten Geltungsbereich eine bereits vorliegende Planfeststellung als Hafensuprastruktur. Mit der nun beabsichtigten Bauleit- planung soll diese nun um einen städtebaulichen Rahmen hinsichtlich der Art und des Maßes der künftig zulässigen Nutzungen für die nachhaltige Entwicklung des gewerbli- chen/industriellen Hafenstandortes ergänzt werden.

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Die Plangenehmigung umfasst neben der Errichtung einer neuen Ufereinfassung als Konstruktionsspundwand, die Auffüllung des Zwischenraums zwischen der im Unter- grund verbleibenden vorhandenen Ufereinfassung und der neuen Spundwand. Darüber hinaus erfolgten im Rahmen der Planfeststellung detaillierte Regelungen hinsichtlich der Sanierung und des Umbaus der Ufereinfassung sowie hinsichtlich der Uferausrüstung, der Erstellung von Kranbahnen, der Aufstellung von Krananlagen, der Herstellung von Ladestraßen und Kaibefestigungen, der Art der Entwässerung sowie hinsichtlich des Umschlags von schwerem Heizöl, Schütt- und Hakengütern. Die Planfeststellung wird in diesen Bebauungsplan nachrichtlich übernommen und das Ufer der im Rahmen der Planfeststellung benannten Umschlagsstelle Stockstadt in der Planzeichnung entsprechend dargestellt.

3 Erfordernis, Anlass und Ziele der Planung 3.1 Erfordernis der Planung Mit dem Bebauungsplan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ soll die planungsrechtliche Grundlage in Form von Art und Maß der baulichen Nutzung festgesetzt werden. Das Erfordernis der Bauleitplanung besteht hinsichtlich der bauplanungsrechtlichen Siche- rung der bestehenden Hafenanlagen, die aufgrund ihrer Zulässigkeit auf Basis der er- folgten Planfeststellungen in den Jahren 1970 und 1992 i.S.d. Wasserhaushaltsgesetz- tes sowie im Jahr 1972 i.S.d. Bundeswasserstraßengesetzes entstanden sind. Es handelt sich bei der vorliegenden Bauleitplanung aufgrund der bereits erfolgten Plan- feststellungen um eine planungsrechtliche „Abrundung“, in dessen Rahmen die zuläs- sige Art und das zulässige Maß für künftige Entwicklungen verbindlich geregelt werden sollen, um städtebauliche Fehlentwicklungen vorzubeugen. Das Erfordernis i.S.d. § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB ist demnach vollumfänglich gegeben. Ebenfalls soll für die Weiterentwicklung und die dauerhafte Sicherung von Nutzungen im Plangebiet – entsprechend des Grundsatzes des Regionalplans, den Hafenstandort in Aschaffenburg und die Umschlagstelle Stockstadt zu einem modernen Güterverkehrs- zentrum auszubauen – Planungsrecht geschaffen werden. Auch auf der Ebene des Flä- chennutzungsplans ist das Plangebiet demnach als Sondergebiet Hafen dargestellt. 3.2 Anlass und Ziele der Planung Anlass für die Aufstellung eines Bebauungsplans bietet im vorliegenden Fall das allge- meine Gebot der Schaffung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse bei gleichzeitiger Sicherung des Hafenbetriebs sowie dessen Gewährleistung für die Zukunft einschließ- lich der Sicherung von Entwicklungsmöglichkeiten, insbesondere angesichts der Plan- feststellung gemäß § 14 WHG a.F. aus dem Jahr 1992, und zu erwartender Nutzungs- intensivierung sowie im Hinblick auf zukünftige mögliche Nutzungsänderungen, z.B. aus- gelöst durch politische Entscheidungen zum „Kohleausstieg“ und dem damit einherge- henden Sicherungsbedarf für zukünftige Entwicklungen vor Ort. Nach derzeitiger bauplanungsrechtlicher Rechtslage sind die i.S.d. Grundsatzes des Re- gionalplans beabsichtigten Ansiedlungen von „hafentypischen“ gewerblichen/industriel- len Betrieben nur auf der Basis des § 35 Abs. 2 BauGB (Bauen im Außenbereich) reali- sierbar. Mit der vorliegenden Bauleitplanung ist der Standort zum einen hingegen über § 30 BauGB und die Erledigung eines ggf. erforderlichen Ausgleichsbedarfs für das ge- samte Plangebiet zum anderen unter Vermeidung einzelfallbezogener Regelungen ge- sichert. Es bestehen außerdem wirtschaftliche Verknüpfungen der bereits heute teilweise für „hafentypische“ gewerbliche/industrielle Zwecke genutzten Flächen des Geltungsbe-

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reichs über die Grenzen der Marktgemeinde Stockstadt am Main hinweg mit dem Ge- werbegebiet „Hafen Aschaffenburg“, die Grundlage für den in Rede stehende Grundsatz des Regionalplans, den Hafenstandort in Aschaffenburg und die Umschlagstelle Stock- stadt zu einem modernen Güterverkehrszentrum auszubauen, und die Darstellungen im Flächennutzungsplan der Marktgemeinde Stockstadt am Main sind. Daraus wiederum folgen nicht nur wirtschaftliche Interessen der Marktgemeinde Stockstadt am Main, son- dern auch der Stadt Aschaffenburg und der Region, eine „hafentypische“ gewerbliche/in- dustrielle Nutzung an dieser Stelle zu sichern sowie diese in Einklang mit gesunden Wohn- und Arbeitsverhältnissen zu bringen – insbesondere hinsichtlich der auf der ge- genüberliegenden Mainseite vorhandenen Wohnnutzungen – womöglich im Außenbe- reich – innerhalb der Gemeinde Mainaschaff. 3.3 Angebotsplanung Der Bebauungsplan wird als sogenannter „Angebotsplan“ aufgestellt, der nicht zur Durchführung eines bestimmten Vorhabens verpflichtet, sondern zunächst nur einen rechtlichen Rahmen definiert, innerhalb dessen grundsätzlich jedes Vorhaben realisiert werden darf, das den Festsetzungen des Bebauungsplans und den bestehenden Plan- feststellungen nicht widerspricht. Es ist das übergeordnete Ziel der Planung, für den Gel- tungsbereich einen städtebaulichen Entwicklungshorizont zu ermöglichen. Die derzeiti- gen Nutzungen sollen außerdem zulässig bleiben. Dabei ist es in einem nutzungsmäßig verdichteten und insbesondere auch durch ver- schiedene gewerbliche Immissionen vorbelasteten Gebiet angezeigt, den städtebau- rechtlichen Zulässigkeitsrahmen möglichst so zu fassen, dass ausreichende Spielräume für die zukünftige bauliche und nutzungsmäßige Entwicklung innerhalb des Plangebiets verbleiben. Im Gegenzug müssen aber die möglichen städtebaulichen Auswirkungen der zukünfti- gen Entwicklungen sowie ihre Auswirkungen auf den Umweltzustand zuverlässig ermit- telt und bewertet sowie in die städtebauliche Abwägung gemäß § 1 Abs. 7 BauGB ein- gestellt werden. 3.4 Städtebauliches Konzept Grundlegendes städtebauliches Ziel ist es, die Funktion als Umschlagstelle für die im Plangebiet bisher zugelassenen Gegenstände, Stoffe und Abfälle i.S.d. geltenden Plan- feststellungen, aber insbesondere auch den Betrieb und die Unterhaltung der Freileitun- gen (220-KV- und 380-KV-Leitungen) zu sichern. Das überwiegende öffentliche Inte- resse ist in dem im Rahmen der erfolgten Regionalplanung dokumentierten volkswirt- schaftlichen Interesse konstituiert, den trimodalen Güterverkehr i.S.d. § 1 Abs. 5 BauGB insbesondere auch zu einem klimaschutzpolitischen Wirtschaftsfaktor zu entwickeln und die Umschlagstelle Stockstadt i.V.m. dem gewerblich/industriell genutzten Hafen in Aschaffenburg zu einem modernen Güterverkehrszentrum auszubauen. Um den Grundsätzen und Zielen der übergeordneten Planungen zu entsprechen, sollen die Lagerung und der Umschlag von Gütern als Grundlage für die zu treffenden Festset- zungen hinsichtlich der Erweiterungsmöglichkeiten innerhalb des Geltungsbereichs her- angezogen werden. Da es sich um eine Angebotsplanung handelt, sollen die planungs- rechtlich größtmöglich zulässigen Entwicklungsmöglichkeiten identifiziert und zugunsten gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse innerhalb des Plangebiets und seiner Umge- bung beschränkt werden. Weitere Nutzungskonflikte wie der Betrieb und die Unterhal- tung der Freileitungen oder die Betriebsflächen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, die dem Hochwasserschutz dienen, schränken die Entwicklungsmöglich- keiten ebenfalls im gebotenen Maß ein. Darüber hinaus sind die Entwicklungsmöglich- keiten im erforderlichen Umfang zu Gunsten der gebotenen Grünordnung und insbeson- dere des fachgutachterlich angezeigten Artenschutzes begrenzt worden.

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Da der vorliegenden Planung die gebotene Berücksichtigung aller Belange zu Grunde liegt, hätten alternative „Nutzungskonzepte“ für das Plangebiet - die Nichtberücksichtigung einzelner Schutzwürdigkeiten oder - das Nichterreichen der übergeordneten Planungsziele zur Folge. Ohnehin ist der Hafen in den 1970er- und 1990er-Jahren planfestgestellt worden, so dass genau genommen lediglich eine nähere Bestimmung der zulässigen Art der bauli- chen Nutzung sowie ihres Maßes erfolgt. Da der Bebauungsplan eine Angebotsplanung unter dem Eindruck dynamischer wirt- schaftlicher Entwicklung darstellt, ist das Maß der baulichen Nutzung den Unwägbarkei- ten der zukünftigen Ansiedlungserfordernisse angepasst worden. Demnach erfolgt die Berücksichtigung der biotischen (Tiere und Pflanzen) sowie abiotischen (Boden, Was- ser, Luft und Klima) Umweltbelange in Form einer diesbezüglich verträglichen Bestim- mung der überbaubaren Grundstücksflächen und der Schutz des Landschaftsbildes durch variable, aber in ihrer Kombination bestimmte Festsetzungen bzgl. der maximal zulässigen Höhen baulicher Anlagen, der Grundflächenzahl und der Baumassenzahl. Die Schutzwürdigkeit der innerhalb des Plangebiets verlaufenden Freileitungen – deren Betrieb im öffentlichen Interesse stehen – wird im Rahmen der Genehmigungsverfahren gesichert, so dass auf diesem Weg weitergehende Einschränkungen des zulässigen Maßes der baulichen Nutzung erfolgen. Eine Ansiedlung der beabsichtigen Nutzungen an anderer Stelle kommt zudem nicht in Betracht, da die Fläche an der Wasserstraße Main i.V.m. der unmittelbaren Nähe zum gewerblich/industriell genutzten Hafen in Aschaffenburg nicht reproduzierbar und für den trimodalen Güterverkehr i.S.d. § 1 Abs. 5 BauGB im Großraum Aschaffenburg von ent- scheidender Bedeutung ist. Im Rahmen einer Hochrechnung der planinduzierten Beschäftigungseffekte ist die di- rekte Schaffung von ca. 200 Arbeitsplätzen im Plangebiet und die indirekte Schaffung von 550 Arbeitsplätzen in der Region prognostiziert worden.

4 Verfahrensstand 4.1 Aufstellungsbeschluss Um eine Sicherung und Weiterentwicklung des Hafenstandortes sowie seiner Umge- bung zu ermöglichen und zu sichern, ist die Aufstellung des Bebauungsplanes „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ i.S.d. § 1 Abs. 3 BauGB erforderlich. In der Sitzung des Gemein- derates der Marktgemeinde Stockstadt am Main am 4. Juli 2019 wurde daher die Auf- stellung des Bebauungsplanes „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ beschlossen. I.S.d. § 2 Abs. 1 Satz 2 BauGB hat die Marktgemeinde Stockstadt am Main den Beschluss der Aufstellung am 01. August 2019 ortsüblich im Amts- und Mitteilungsblatt „Stockstädter Nachrichten“ bekanntgemacht. 4.2 Scoping Die besonders planungsrelevanten Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange wurden Anfang September 2019 zu einem Scoping-Termin am 09. Oktober 2019 einge- laden und zur Äußerung – auch im Hinblick auf den erforderlichen Umfang und Detail- lierungsgrad der Umweltprüfung nach § 2 Abs. 4 BauGB – aufgefordert. Sofern eine Teilnahme an dem genannten Termin nicht möglich war, konnten schriftliche Stellungnahmen bis zum 09. Oktober 2019 abgeben werden.

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4.3 Frühzeitige Beteiligungen 4.3.1 Frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange Gemäß § 4 Abs. 1 BauGB wurden die Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Be- lange, deren Aufgabenbereich durch die Planung berührt werden kann, über die nach Maßgabe der Stellungnahmen der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange im Rahmen des Scoping-Termins fortgeschriebene Planung Ende Februar 2020 unter- richtet. Sie wurden in diesem Rahmen zur Äußerung – auch im Hinblick auf den erfor- derlichen Umfang und Detaillierungsgrad der Umweltprüfung nach § 2 Abs. 4 BauGB – aufgefordert. Die frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange er- folgte vom 27. Februar bis zum 03. April 2020. Jeweils auf schriftlichen Antrag wurden dem Landratsamt Aschaffenburg (17. April 2020) sowie der Gemeinde Mainaschaff (30. Juni 2020) und der Stadt Aschaffenburg (03. Juli 2020) Fristverlängerungen gestattet. 4.3.2 Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit Die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 1 BauGB, in der die Öffent- lichkeit über die nach Maßgabe der Stellungnahme der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange fortgeschriebene Planung unterrichtet werden soll, war zunächst in Form einer Öffentlichkeitsveranstaltung Anfang März 2020 geplant. Angesichts der aufgrund der Corona-Pandemie erfolgten Einschränkungen des öffentli- chen Lebens, ist auf diese Veranstaltung für den Seuchenschutz jedoch verzichtet wor- den. Stattdessen erfolgte in der Zeit vom 06. April bis zum 08. Mai 2020 eine öffentliche Auslegung der Unterlagen des Bebauungsplans i.S.d. § 3 Abs. 2 BauGB. Mit dieser Auslegung sind der Öffentlichkeit die allgemeinen Ziele und Zwecke der Pla- nung, sich wesentlich unterscheidende Lösungen, die für die nachhaltige Entwicklung des Gebiets in Betracht kommen und die voraussichtlichen Auswirkungen der Planung hinreichend i.S.d. § 3 Abs. 1 BauGB erörtert worden. Die Unterlagen waren online ab- rufbar und im Rathaus der Marktgemeinde – zum Seuchenschutz nach Terminvereinba- rung – einsehbar. Der Öffentlichkeit war innerhalb der v.g. Frist die Möglichkeit für Äu- ßerungen gegeben worden. 4.4 Beteiligungen 4.4.1 Beteiligung der Öffentlichkeit Die durch den Gemeinderat der Marktgemeinde Stockstadt am Main zu beschließende Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 2 BauGB durch Auslegung des Planent- wurfs und der Begründung sowie den wesentlichen, bereits vorliegenden umweltbezo- genen Stellungnahmen soll nach ortsüblicher Bekanntmachung voraussichtlich im Zeit- raum vom 15. März bis zum 07. Mai 2021 stattfinden. Die Unterlagen werden online abrufbar und im Rathaus der Marktgemeinde einsehbar sein. Der Öffentlichkeit wird in- nerhalb der v.g. Frist die Möglichkeit zur Stellungnahme gegeben. 4.4.2 Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange Die Stellungnahmen der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange, deren Aufgabenbereich durch die Planung berührt werden kann, sollen voraussichtlich im Zeit- raum vom 15. März bis zum 07. Mai 2021 zum Planentwurf und der Begründung gemäß § 4 Abs. 2 BauGB mit Schreiben vom 12. März 2021 eingeholt werden. In den Stellungnahmen sollen sich die Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Be- lange auf ihren Aufgabenbereich beschränken. Dabei haben sie i.S.d. § 4 Abs. 2 BauGB auch Aufschluss über von ihnen beabsichtigte oder bereits eingeleitete Planungen und sonstige Maßnahmen sowie deren zeitliche Abwicklung zu geben, die für die städtebau- liche Entwicklung und Ordnung des Gebiets bedeutsam sein können. Verfügen sie über

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Informationen, die für die Ermittlung und Bewertung des Abwägungsmaterials zweck- dienlich sind, haben sie diese Informationen der Gemeinde zur Verfügung zu stellen.

5 Inhalt und wesentliche Auswirkungen des Bebauungs- planes 5.1 Art der baulichen Nutzung

5.1.1 Sondergebiet mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) Der auf der Ebene des Flächennutzungsplans (FNP) als Sondergebiet Hafen darge- stellte Bereich stellt eine Potentialfläche für „hafentypische“ gewerbliche/industrielle Nut- zungen und einen potentiell nicht unerheblichen Wirtschaftsfaktor der Marktgemeinde Stockstadt am Main dar. Auch der im FNP als Verkehrsfläche dargestellte Bereich des innerhalb des Geltungsbereichs bestehenden Straßenkörpers kann im Rahmen des vor- liegenden Bebauungsplans als Teil dieser Potentialfläche berücksichtigt werden, da der Begriff des Entwickelns i.S.d. § 8 Abs. 2 BauGB eine gewisse Freiheit der Gestaltung bezeichnet. Den Gemeinden steht ein Spielraum zu, innerhalb dessen sie von den Dar- stellungen des Flächennutzungsplans abweichen können. Darstellungen in Flächennut- zungsplänen begründen daher keine starre Bindung an das grobmaschige Netz der Flä- chennutzungspläne. Entscheidend im Rahmen des Entwickelns ist vielmehr, dass die Grundkonzeption des Flächennutzungsplans nicht angetastet wird und dass der Flächennutzungsplan trotz der Abweichung noch seine Funktion als Instrument zur Steuerung der städtebaulichen Ent- wicklung in dem betroffenen Teil des Gemeindegebiets erfüllen kann (BayVGH, Urteil vom 09.02.2004, Az.: 25 N 96.2982, juris, Rn. 28). Vor diesem Hintergrund ist es un- schädlich, dass der in Rede stehende Straßenkörper im Bebauungsplan nicht gesondert als Verkehrsfläche festgesetzt wird, sondern Teil des Sondergebiets Hafen ist. Diese Festsetzung steht einer weiteren Nutzung des Straßenkörpers als (privaten) Verkehrs- weg nicht entgegen. Das Vorhaben ist dementsprechend aus den Inhalten des Flächennutzungsplans (FNP) entwickelbar und entspricht dem Grundsatz des Regionalplans, den Hafenstandort in Aschaffenburg und die Umschlagstelle Stockstadt zu einem modernen Güterverkehrs- zentrum auszubauen, so dass eine Änderung des Flächennutzungsplans für die hier beabsichtigte Art der baulichen Nutzung als Sondergebiet mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) nicht erforderlich wird. Entsprechend der übergeordneten vorbereitenden Bauleitplanung auf der Ebene des FNP wird für den Geltungsbereich dieses Bebauungsplans größtenteils ein sonstiges Sondergebiet i.S.d. § 11 BauNVO mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) zeich- nerisch festgesetzt. Die Unterscheidung von Sondergebieten zu Baugebieten gemäß §§ 2 bis 10 BauNVO stellt ab auf die planerisch gewollte Festsetzung – unmaßgeblich sind daher die fakti- schen Verhältnisse, bspw. ob die vorhandene Bebauung eine Besonderheit aufweist. Unterschiedsmerkmale für die Abgrenzung der Sondergebiete zu den Baugebieten ge- mäß §§ 2 bis 10 BauNVO sind insbesondere die sich aus der Art ergebende Zweckbe- stimmung oder Funktion des Gebiets entsprechend der planerischen Zielsetzung, die baulich-technische Gestaltung der Anlage und die funktionelle Zusammenfassung be- stimmter aufeinander bezogener baulicher Anlagen. Angesichts einer an dieser Stelle angezeigten städtebaulichen Ordnung im Hinblick auf die erwartbaren planinduzierten Lärmemissionen, erfolgt eine Gliederung des festge- setzten Sondergebiets mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) in Teilbaugebiete.

Begründung Bebauungsplan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Seite 31 von 85 Entwurf vom 28. Januar 2021

Eine solche Gliederung darf jedoch nicht auf Basis allein „mathematisch“ bspw. im Rah- men schalltechnischer Untersuchungen fachgutachterlich ermittelter Werte erfolgen. Vielmehr müssen städtebauliche Gründe für die Bestimmung der Zuschnitte und der je- weiligen Größe der Teilbaugebietsflächen herangezogen werden, die sodann im Rah- men einer schalltechnischen Untersuchung zu Grunde zu legen sind. Die Anzahl und der jeweilige Zuschnitt der festgesetzten Teilbaugebiete richten sich im vorliegenden Bebauungsplan einerseits nach dem derzeitigen Zuschnitt hinsichtlich ei- ner für die bestehenden Nutzer praktikablen weitergehenden Entwicklung und nach der jeweiligen Lage der Flächen im Verhältnis zur Wasserstraße sowie zukünftig erwartbarer Flächenbedarfe für „hafentypische“ gewerbliche/industrielle Nutzungen. Die festgesetzten Teilbaugebiete weisen, wie nachfolgend dargestellt, deutliche Unter- schiede in ihrer Größe auf:

- SOH1 = ca. 23.250 m²; - SOH2 = ca. 34.000 m²; - SOH3 = ca. 17.250 m². In allen Teilbaugebieten können jedoch aufgrund ihrer Größe mehrere gängige „hafen- typische“ gewerbliche/industrielle Betriebe und auch deutlich flächenintensivere Betriebe angesiedelt werden. Außerdem besteht ausreichend Platz für den gemeinhin erforderli- chen „hafentypischen“ Warenumschlag sowie in diesem Zusammenhang regelmäßig eingesetzte Maschinen innerhalb der einzelnen Teilbaugebiete.

Die Unterteilung zwischen den Teilbaugebieten SOH2 und SOH3 ist im Übrigen grund- sätzlich bedingt durch die fachgutachterlich an dieser Stelle als artenschutzrechtlich und hinsichtlich der bestehenden Nutzung im Teilbaugebiet SOH3 sinnvolle Querungsmög- lichkeit für die streng geschützte und im Plangebiet vorkommende Kreuzkröte. Die im Vergleich zur Größe des Teilbaugebiets SOH1 deutlich überwiegende Größe des Teil- baugebiets SOH2 ist zudem insbesondere durch die städtebauliche Zielstellung begrün- det, diese Teilbaugebietsfläche an die Wasserstraße Main direkt anzubinden. Ein Zuschnitt der Teilbaugebietsflächen auf Basis einer Gliederung von Norden nach Süden kam angesichts der größtmöglichen Anbindung an die Wasserstraße ohnehin nicht in Betracht. Eine solche Gliederung würde faktisch auch keine hinreichend städte- baulich begründete Gliederung nach der Art der baulichen Nutzung darstellen, da „ha- fentypische“ gewerbliche/industrielle Betriebe nicht sinnvoll innerhalb eines sodann bspw. lediglich im südlichen Bereich des Sondergebiets festgesetztes Teilbaugebiets angeordnet werden könnten. Für eine weitergehende, kleinteiligere Gliederung der Teilbaugebiete bestehen keine städtebaulichen Gründe im Rahmen dieses Angebotsplans – auch nicht in Bezug auf die Zulässigkeit von etwaigen Störfallbetrieben (vgl. Kap. 5.1.3) – so dass auf Basis der v.g. Gliederung in die Teilbaugebiete SOH1, SOH2 und SOH3 die im Weiteren (vgl. Kap. 5.1.2) begründete Emissionskontingentierung für das Sondergebiet (SOH) vorgenommen wurde.

Mithilfe der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) wird gewährleistet, dass das Sonder- gebiet ausschließlich solchen Betrieben dient, die den Zielen des Regionalplans ent- sprechen, den Hafenstandort in Aschaffenburg und die Umschlagstelle Stockstadt zu einem modernen Güterverkehrszentrum auszubauen und somit den trimodalen Güter- verkehr als Nachhaltigkeitsziel i.S.d. § 1 Abs. 5 BauGB zu befördern. Innerhalb dieser Flächen sollen daher gewerbliche/industrielle Nutzungen aller Art mit spezifischem Be- zug zum Hafen und zur Wasserstraße sowie jene gewerbliche/industrielle Nutzungen zulässig sein, die eine wertschöpferische Verknüpfung mit den aufgrund ihres spezifi- schen Bezugs zum Hafen und zur Wasserstraße insoweit im zeichnerisch festgesetzten Sondergebiet (SOH) zulässigen gewerblichen/industriellen Nutzungen aufweisen.

Begründung Bebauungsplan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Seite 32 von 85 Entwurf vom 28. Januar 2021

Zwar weisen die faktischen Verhältnisse innerhalb des Plangebiets grundsätzlich ver- gleichbare Nutzungen auf, wie sie nun auch mithilfe der Festsetzung des Sondergebiets mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) hinsichtlich der zulässigen Art der bauli- chen Nutzung gesichert werden sollen, doch ist diese Festsetzung in der planerischen Zielsetzung begründet, den Hafen nachhaltig weiterzuentwickeln. Zulässig sind daher „hafentypische“ Gewerbebetriebe aller Art, insbesondere auch diejenigen Betriebe, die in ihren Betriebsabläufen auf das Ver- und Entladen von Stoffen und Waren für den Transport auf dem Wasserweg angewiesen bzw. ausgerichtet sind, wie sie sich auch jetzt schon am Standort finden. Ob und inwieweit Betriebe, die aufgrund der von ihnen ausgehenden Emissionen oder sonstigen Wirkungen ansonsten lediglich in Industriegebieten gemäß § 9 BauNVO zu- lässig und in anderen Baugebieten i.S.d. §§ 2 bis 8 BauNVO nicht oder nur einge- schränkt zulässig wären, zukünftig zulässig sein werden, ist für die Festsetzung des Sondergebiets mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) dahingehend nicht von vor- rangiger Bedeutung, dass die städtebauliche Absicht grundsätzlich die Ansiedlung ha- fentypischer Betriebe umfasst und daher kein städtebauliches Erfordernis i.S.d. § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB besteht, diese planerische Entscheidung bereits durch die Zweckbe- stimmung herbeizuführen. Vielmehr wird in diesem Zusammenhang auf Basis der Emis- sionskontingentierung eine gerechte Abwägung gesunder Wohn- und Arbeitsverhält- nisse sowie nachhaltiger Entwicklungsmöglichkeiten vorgenommen (vgl. Kap. 5.1.2). Zu- lässig sind solche „hafentypischen“ Gewerbebetriebe mit industrieller Nutzung, die an- sonsten nur in Industriegebieten gemäß § 9 BauNVO zulässig wären, innerhalb des Son- dergebiets mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) demnach nur, soweit sie mit den berechtigten Schutzansprüchen der Nachbarschaft vereinbar sind (Gebietsverträg- lichkeit). Eine Beschränkung der Art der baulichen Nutzung anhand der Festsetzung eines Ge- werbegebiets gemäß § 8 BauNVO, in dem überwiegend nicht erheblich belästigende Gewerbebetriebe untergebracht werden sollen, oder eines Industriegebiets gemäß § 9 BauNVO, in dem überwiegend Gewerbebetriebe untergebracht werden sollen, die in an- deren Baugebieten unzulässig sind, entspricht demnach nicht der planerischen Zielstel- lung. Es muss vielmehr eine funktionelle Zusammenfassung der gewerblichen/industri- ellen Hafennutzung erfolgen. Weiterhin sind Geschäfts-, Büro-, und Verwaltungsgebäude sowie Werkstätten, die dem gewerblichen Hafenbetrieb dienen, zulässig. Zulässige Nutzungen sind auch Lager- und Logistikhallen sowie Logistikgebäude, Lagerplätze für u.a. Schüttgut sowie Flächen, Ein- richtungen und Gebäude des Umschlags von Rohstoffen und Abfällen. Kräne, Kranan- lagen sowie sonstige Ver- und Entlade- sowie Transport- und Umschlagseinrichtungen, die nicht als Nebenanlagen i.S.d. § 14 BauNVO gelten, sind in dem Sondergebiet ebenso zulässig wie Stellflächen für LKW, Sattelzüge und Container sowie Gleisanlagen, insbe- sondere jene, die der Mobilität v.g. Kräne dienen. Aufgrund erhöhter Immissionsbelastungen durch den Hafenbetrieb sind - Wohngebäude, auch Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen sowie für Betriebsinhaber und Betriebsleiter sowie - Betriebe des Beherbergungsgewerbes

innerhalb des Sondergebiets mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) aufgrund ih- rer höheren Empfindlichkeit nicht, d.h. auch nicht ausnahmsweise, zulässig, da andern- falls gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse angesichts der v.g. zulässigen „hafentypi- schen“ gewerblichen/industriellen Nutzungen sowie nachhaltige Entwicklungsmöglich- keiten i.S.d. übergeordneten Planungen nicht hinreichend gewährleistet werden könn- ten.

Begründung Bebauungsplan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Seite 33 von 85 Entwurf vom 28. Januar 2021

Des Weiteren sind neben diesen v.g. Nutzungen auch Einzelhandelsbetriebe und privat- wirtschaftlich genutzte Tankstellen sowie Wirtschaftsstellen land- und forstwirtschaftli- cher Betriebe hinsichtlich der städtebaulichen Zielstellung, den Hafenstandort als bedeu- tenden Wirtschaftsfaktor der Region und eine zur Weiterentwicklung des Standorts ge- eignete Flächenentwicklung zu ermöglichen, nicht zulässig. Der festgesetzte grundsätz- liche Ausschluss von Schank- und Speisewirtschaften, Vergnügungsstätten sowie Tank- stellen und Einzelhandelsbetrieben erfolgt insbesondere aufgrund des mit diesen Nut- zungen regelmäßig verbundenen Publikumsverkehrs, der an dieser Stelle zu Gunsten der berechtigten Schutzansprüche der Nachbarschaft, insbesondere auf dem Gebiet der Stadt Aschaffenburg, vermieden werden soll. Ohnehin sind solche Nutzungen in der Pla- nung der B26 nicht berücksichtigt worden. Im Übrigen werden Tankstellen gemeinhin auf ohnehin zurückzulegenden Wegen durch das Publikum angesteuert, so dass die Lage und verkehrliche Anbindung des Sondergebiets (SOH) einem wirtschaftlichen Be- trieb einer etwaig anzusiedelnden Tankstelle entgegenstünde. Daher ist die Zulässigkeit einer derartigen Nutzung innerhalb des Sondergebiets (SOH) i.S.d. § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB auch nicht erforderlich. Betriebseigene Betankungsanlagen, die nicht dem Verkauf von Betriebsstoffen an fremde Dritte dienen und die nur von Befugten genutzt werden dürfen, sind keine Tank- stellen im städtebaurechtlichen Sinne und somit von diesem Ausschluss nicht betroffen. Verkehrsaufkommen und abgegebene Stoffmengen sind bei derartigen Betankungsan- lagen regelmäßig deutlich geringer, so dass keine vergleichbaren städtebaulich relevan- ten Konflikte zu erwarten sind. Kantinen, Verkaufsstellen, die eine städtebaulich diesbezüglich irrelevant geringe Grundfläche (bspw. Kiosk) aufweisen und in denen ein auf bestimmte Warengattungen (z.B. Lebensmittel, Tabakwaren) beschränktes Warensortiment angeboten werden, oder stationäre Imbisswagen, die lediglich der Versorgung des Sondergebiets (SOH), insbe- sondere der Beköstigung der entsprechenden Belegschaft der hier ansässigen bzw. zu- künftig ansässigen Unternehmen dienen, sind aus den v.g. Gründen ebenso vom grund- sätzlichen Ausschluss des Einzelhandels sowie von Schank- und Speisewirtschaften ausgenommen. Sofern und alsbald der Gemeinderat der Marktgemeinde Stockstadt am Main diese für - Teile des Geltungsbereichs oder - den gesamten Geltungsbereich dieses Bebauungsplans oder gar - auch darüber hinaus gehende Flächen des Marktgemeindesgebiets beschließt, soll die für die Stadt Aschaffenburg gültige „Hafenordnung für den Staatsha- fen Aschaffenburg“ vom 11.05.1981 (amtlich bekannt gemacht am 16.05.1981, berichtigt am 19.06.1981), geändert durch Änderungssatzung vom 06.07.1988 (amtlich bekannt gemacht im „Main-Echo“ am 15.07.1988 und im „Aschaffenburger Volksblatt“ am 16.07.1988), nach noch zu erfolgender Aktualisierung auch für die Umschlagsstelle Stockstadt Gültigkeit erlangen. Festsetzungen bspw. in Form der Art der baulichen Nutzung, d.h. der Zweckbestimmung des Sondergebiets i.S.d. § 11 Abs. 2 BauNVO, mit denen die in der Hafenordnung er- folgten Regelungen bis zu ihrem etwaigen Beschluss oder gar grundsätzlich für das Son- dergebiet verbindlich geregelt werden könnten, sind im Rahmen dieses Verfahrens zur Aufstellung des Bebauungsplans jedoch nicht beabsichtigt, da derart für das Gemeinde- gebiet grundlegende politische Entscheidungsfindungen nicht im Rahmen eines Verfah- rens zur Aufstellung eines Bebauungsplans erfolgen können und sollen. 5.1.2 Emissionskontingentierung Mit der Bebauungsplanaufstellung sollen zur Wahrung der Belange des Schallschutzes Regelungen städtebaurechtlich verankert werden, mit denen sodann sichergestellt ist,

Begründung Bebauungsplan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Seite 34 von 85 Entwurf vom 28. Januar 2021

dass gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse bestehen. Durch ein anerkanntes Sach- verständigenbüro wurden dafür ausführliche schalltechnische Untersuchungen angefer- tigt. Mit der Bebauungsplanaufstellung soll darauf basierend die Zulässigkeit bestimmter Nutzungen innerhalb des Plangebiets einschließlich der damit potentiell verbundenen Schallemissionen städtebaurechtlich dauerhaft abgesichert werden und zwar auch so- weit diese besonderen immissionsschutzrechtlichen Anforderungen unterliegen. Als Mittel des Schallschutzes kommen im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung vor- nehmlich Festsetzungen nach § 1 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 BauNVO in Betracht, auf dessen Grundlage die Baugebiete i.S.d. §§ 2 bis 9 BauNVO nach Art der zulässigen Nutzung gegliedert werden können. Im Rahmen der Festsetzung eines – wie im vorliegenden Bebauungsplan beabsichtigten – sog. Sonstigen Sondergebiets i.S.d. § 11 BauNVO ist dies aus formal-juristischen Gründen allerdings nicht zulässig. Eine solche Gliederung lässt sich jedoch bereits auf § 11 Abs. 2 Satz 1 BauNVO stützen. Ein faktischer Unter- schied für den Vollzug der festgesetzten Emissionskontingentierung im Rahmen der Ge- nehmigungsverfahren ergibt sich daraus nicht. Als Festsetzungen bieten sich aus fach- licher Sicht Emissionswerte an. Ziel einer Kontingentierung mit jeweils für die Teilbauge- biete festgesetzten Emissionswerten ist, sicherzustellen, dass an den maßgebenden Im- missionsorten in der Nachbarschaft des Planungsgebiets die anzustrebenden Orientie- rungswert-/Immissionsanteile bzw. Gesamt-Immissionswerte von allen Anlagen bzw. Betrieben zusammen eingehalten werden (Summenwirkung). Auf diese Weise erfolgt eine differenzierte Steuerung der zulässigen Art der baulichen Nutzung für das geglie- derte Sondergebiet (SOH). Die DIN 45691:2006-12 liefert hierzu eine einheitliche Me- thode, die von der höchstrichterlichen Rechtsprechung bestätigt wurde, und Terminolo- gie, die die im Rahmen der Bauleitplanung verwendeten Begriffe und Verfahren definiert. Mittels der Festsetzung von Emissionskontingenten für alle Flächen des Sondergebiets (SOH) erfolgt demnach eine verbindlich gesicherte Vermeidung erheblich negativer Aus- wirkungen auf die Wohn- und Arbeitsverhältnisse bereits am Ort der Entstehung etwai- ger Lärmemissionen, so dass weitere Maßnahmen – bspw. die sog. Lärmsanierung – nicht erforderlich werden. a) Emissionskontingente Im Rahmen der schalltechnischen Untersuchungen sind daher diesbezüglich zuläs- sige Emissionskontingente ermittelt worden, mit denen gleichermaßen gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse bei Tag und bei Nacht sowie Entwicklungsmöglich- keiten für „hafentypische“ Gewerbe- und Industriebetriebe gesichert werden können. Dabei werden für die aus städtebaulichen Gründen festgesetzten Teilbaugebiete SOH1, SOH2 und SOH3 des Sondergebiets Hafen (SOH) jeweils gesonderte Emissi- onskontingente nach Maßgabe der dafür geltenden gesetzlichen Regelungen fest- gesetzt. Gemäß DIN 45691:2006-12 bezeichnet der Planwert den Beurteilungspegel, der von den einwirkenden Geräuschen von Betrieben und Anlagen im Plangebiet am jewei- ligen Immissionsort im Umgriff des Standorts nicht überschritten werden darf. Der Planwert errechnet sich aus dem Gesamt-Immissionswert abzüglich der ermittelten Vorbelastung. Es werden somit unter Berücksichtigung der Geräuschvorbelastung entsprechende Planwerte für die (künftigen) Nutzungen im Plangebiet mit dem Ziel bestimmt, dass die insgesamt zulässigen Orientierungswerte der DIN 18005-1:2002- 07 bzw. die im Verfahren ermittelten Gesamt-Immissionswerte an den relevanten Immissionsorten, durch den Gewerbelärm in Summe (Vor- und Zusatzbelastung) noch eingehalten werden bzw. nur irrelevante Geräuschbeiträge auftreten. Besondere tatsächliche wie rechtliche Probleme ergeben sich, wenn bestehende – festgesetzte oder faktische – Gewerbe- oder Industriegebiete, die ganz oder über- wiegend bereits bebaut sind, einer Emissionskontingentierung unterzogen werden. Es stellt sich die Aufgabe, die vorhandenen Lärmemissionen der zu überplanenden

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Betriebe zutreffend zu ermitteln und zu bewerten. Bei der Ermittlung der Lärmemis- sionen der Betriebe im Plangebiet selbst wird daher eine sorgfältige Erhebung der Lärmemissionen (unter Berücksichtigung von Genehmigungsbescheiden, techni- scher Abstimmungen mit dem Betreiber usw.) erforderlich, da auf dieser Grundlage die Zulässigkeit der Lärmemissionen dauerhaft festgesetzt werden soll. Es stellen sich hier hohe Anforderungen an die Tatsachenermittlung, die im Wesentlichen auf Grundlage der Genehmigungsbescheide und z.B. verbunden mit einer Rückrech- nung der schalltechnischen Vorgaben an den Immissionsorten erfolgt. Die festzusetzenden Geräuschkontingente werden auf der Basis der dafür existie- renden DIN 45691:2006-12 und der darin definierten Verfahren in dem zu diesem Bebauungsplan eingeholten schallschutztechnischen Fachgutachten zur Bestand- serfassung, zur aktuellen Geräuschsituation und zur Kontingentierung (IBAS Ingeni- eurgesellschaft „Schalltechnische Untersuchungen im Rahmen des Bauleitplanver- fahrens“, aus September 2020) erarbeitet. Bei der vorzunehmenden Geräuschkon- tingentierung werden mögliche Richtwirkungen in Ansatz gebracht (vgl. dazu rechts- grundsätzlich im Detail auch: Fischer/Tegeder, BauR 2007, S. 323 sowie Fickert/Fie- seler, a.a.O., § 1 Rdnrn. 61.2 f.). Für die zu kontingentierenden Teilbaugebiete des Sondergebiets mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) werden jeweils geson- derte Emissionskontingente festgesetzt. Diese sind Teil der Zweckbestimmung der einzelnen Teilbaugebiete gemäß § 11 Abs. 2 Satz 1 BauNVO.

Emissionskontingente LEK in dB

Teilbaugebiet tags (6:00 bis 22:00 Uhr) nachts (22:00 bis 6:00 Uhr)

SOH1 62 dB 47 dB

SOH2 64 dB 49 dB

SOH3 63 dB 48 dB

Tab. 1 Festgesetzte Emissionskontingente LEK in dB gemäß DIN 45691:2006-12 Die Emissionskontingente sind derart bemessen, dass die auf dieser Grundlage zu- lässigen Geräuschemissionen sämtlichen relevanten Anforderungen entsprechen. Auf diese Weise kann eine nachhaltige Entwicklung des gewerblichen Hafenstan- dortes i.S.d. Grundsatzes des Regionalplans im Einklang mit den Belangen gesun- der Wohn- und Arbeitsverhältnisse – auch über die Grenzen der Marktgemeinde Stockstadt am Main hinaus – gesichert werden. Zugunsten einer realitätsnahen Anwendbarkeit wird die in den Bebauungsplan auf- genommene Standard-Festsetzung nach DIN 45691:2006-12 dahingehend ergänzt, dass innerhalb von Anlagen, die mehrere kontingentierte Teilbaugebiete umfassen, für die unterschiedliche Emissionskontingente gelten, die Summe der jeweiligen Teil- kontingente einzuhalten ist. Auf diese Weise wird für die im Plangebiet angesiedelten bzw. sich ansiedelnden Unternehmen positiv gewährleistet, dass z.B. ein Anlagenteil auch zugelassen werden kann, falls die von diesem ausgehenden Schallemissionen höher sind als das für seinen Standort geltende Emissionskontingent, sofern dies in der Gesamtschau der Anlage durch entsprechende Unterschreitungen der Emissi- onskontingente an anderer Stelle ausgeglichen wird. b) Richtungssektoren und Zusatzkontingente Die Norm DIN 45691:2006-12 legt ein Verfahren zur Geräuschkontingentierung in Bebauungsplänen beispielhaft u.a. für Sonstige Sondergebiete gemäß § 11 BauNVO fest und gibt rechtliche Hinweise für ihre Umsetzung. Die hierfür hergeleiteten Emis- sionskontingente werden häufig durch nur einen besonders kritischen Immissionsort

Begründung Bebauungsplan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Seite 36 von 85 Entwurf vom 28. Januar 2021

bestimmt, während an anderen Immissionsorten die Planwerte bei Weitem nicht aus- geschöpft werden. Um das Gebiet bei gleichzeitiger Einhaltung der Immissionsanforderungen besser zu nutzen, sieht die DIN 45691:2006-12, Anhang A, zusätzliche Festlegungen in Form von Zusatzkontingenten vor, falls in verschiedenen Richtungen und variieren- den Abstandsverhältnissen unterschiedlich schutzbedürftige Immissionsorte vorlie- gen. Die Emissionskontingente der Teilgebietsflächen können anhand von einem im Geltungsbereich des Bebauungsplans frei wählbaren Bezugspunkt – und von die- sem ausgehend auf Basis von sog. Richtungssektoren – festgesetzt werden. Da die relevanten Immissionsorte im vorliegenden Fall wie v.g. nicht gleichmäßig in der Umgebung des Plangebiets in alle Himmelsrichtungen verteilt liegen, werden die Richtungssektoren A, B, C, D und E festgesetzt, auf deren Grundlage verbindlich geregelt wird, inwieweit Zusatzkontingente in bestimmte Himmelsrichtungen zulässig sind.

Richtungssektor Zusatz kontingente LEK,zus in dB (Winkelzählung im Uhrzeigersinn, t ags nachts Norden = 0° bzw. (6:00 bis 22:00 Uhr) (22:00 bis 6:00 Uhr) 360°)

Sektor A 1 dB 1 dB (312,6° - 20,0°)

Sektor B 2 dB 2 dB (20,0° - 76,7°)

Sektor C 1 dB 1 dB (76,7° - 121,6°)

Sektor D 3 dB 3 dB (121,6° - 139,6°)

Sektor E 5 dB 5 dB (139,6° - 220,4°)

Tab. 2 Festgesetzte Zusatzkontingente LEK,zus in dB in Richtungssektoren gemäß DIN 45691:2006-12, Anlage A, Nr. 2 Für jeden dieser Sektoren wird ein Zusatzkontingent derart festgesetzt, dass an den im jeweiligen Richtungssektor liegenden maßgeblichen Immissionsorten der einzu- haltende Planwert nicht überschritten wird. Die Lage des Bezugspunkts ist daher unabhängig von der Anwendung der Zusatzkontingente, die für alle Teilgebietsflä- chen gelten. In der Planzeichnung und den textlichen Festsetzungen des Bebau- ungsplans sind der Bezugspunkt mit UTM-Koordinaten (Zone 32) sowie die davon ausgehenden Richtungssektoren mit Angabe der Winkel und der jeweiligen Zusatz- kontingente zeichnerisch festgesetzt.

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Abb. 8 Hervorgehobene schematische Darstellung der Teilbaugebietsflächen für die Emissionskontingentie- rung und der Richtungssektoren für die Zusatzkontingente c) Nach betroffenen Gebieten unterschiedene Zusatzkontingente Die v.g. Zusatzkontingente führen – bis auf die Immissionsorte innerhalb der in der Umgebung befindlichen Industriegebiete – zu einer ausgewogenen Verteilung der Immissionskontingente in der Wohnnachbarschaft. An den z.T. direkt benachbarten, aber im Vergleich zur umliegenden Wohnbebauung weniger schutzbedürftigen Im- missionsorten ergeben sich dadurch Immissionskontingente, die jedoch weit unter den Planwerten liegen. Im vorliegenden Fall ist eine – den berechtigten volkswirt- schaftlichen Zielen dienende – (annähernde) Ausschöpfung der Planwerte durch Richtungssektoren i.V.m. Zusatzkontingenten nicht möglich. Daher werden ergän- zend für schutzbedürftige Nutzungen – Räume i.S.d. DIN 4109:1989-11 – in den an- grenzenden Industriegebieten (GI) Zusatzkontingente nach den betroffenen Gebie- ten festgesetzt. Abweichend von den v.g. Zusatzkontingenten nach Maßgabe der Richtungssektoren gelten demnach für Immissionsorte i.S.d. TA Lärm in den angrenzend betroffenen Industriegebieten (GI) innerhalb der Geltungsbereiche der Bebauungspläne „Nörd- lich Aschaffenburger Straße“ mit Satzungsbeschluss vom 23. Oktober 2000, in Kraft getreten am 29. Januar 2001, und „Werksgelände der PWA Grafische Papiere“ mit Satzungsbeschluss vom 23. September 1994, in Kraft getreten am 18. August 1995, folgende Zusatzkontingente LEK,zus:

Nach betroffenen Gebieten unterschiedene Zusatzkontingente LEK,zus in dB, wirksam für den Geltungsbereich des Bebauungsplans:

„Werksgelände der PWA Gra- „Nördlich Aschaffenburger Straße“ fische Papiere“ tags/nachts Teilbaugebiete tags/nachts

SOH1 6 / 21 11 / 26

SOH2 5 / 20 11 / 26

SOH3 7 / 22 11 / 26

Tab. 3 Nach betroffenen Gebieten festgesetzte Zusatzkontingente LEK,zus in dB gemäß DIN 45691:2006-12, An- lage A, Nr. 4

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Dabei wird geregelt, welche „Lärmemissionseigenschaften“ die Teilgebiete bzw. künftigen Betriebe in Bezug auf die direkt angrenzenden Industriegebiete außerhalb des Plangebiets besitzen. Zusatzkontingente sind auf diese abweichenden nach be- troffenen Gebieten unterschiedenen Emissionskontingente nicht anzuwenden. d) Wahrung der Schutzbedürftigkeiten

Unter Berücksichtigung der zeichnerisch festgesetzten Teilbaugebiete SOH1, SOH2 und SOH3, der Richtungssektoren A, B, C, D und E sowie der textlichen Festsetzun- gen der Emissions- und Zusatzkontingente im vorliegenden Bebauungsplan berech- nen sich die Immissionskontingente an den maßgeblichen Immissionsorten, welche die mit der Fachbehörde abgestimmten Planwerte an allen Aufpunkten einhalten bzw. unterschreiten:

Immissionsorte Planwert Immissionskontingent tags nachts tags nachts

IO 1.1 49 dB(A) 34 dB(A) 48 dB(A) 33 dB(A) IO 1.2 49 dB(A) 34 dB(A) 49 dB(A) 34 dB(A) IO 1.3 54 dB(A) 39 dB(A) 53 dB(A) 38 dB(A) IO 1.4 49 dB(A) 34 dB(A) 49 dB(A) 34 dB(A) IO 1.5 54 dB(A) 39 dB(A) 52 dB(A) 37 dB(A) IO 1.6 49 dB(A) 34 dB(A) 49 dB(A) 34 dB(A) IO 2.1 55 dB(A) 40 dB(A) 53 dB(A) 38 dB(A) IO 2.2 55 dB(A) 40 dB(A) 54 dB(A) 39 dB(A) IO 3 45 dB(A) 45 dB(A) 45 dB(A) 30 dB(A) IO 4.1 55 dB(A) 40 dB(A) 55 dB(A) 40 dB(A) IO 4.2 55 dB(A) 40 dB(A) 55 dB(A) 40 dB(A) IO 5.1 67 dB(A) 67 dB(A) 67 dB(A) 67 dB(A) IO 5.2 55 dB(A) 55 dB(A) 55 dB(A) 55 dB(A) IO 6.1 64 dB(A) 64 dB(A) 64 dB(A) 64 dB(A) IO 6.2 55 dB(A) 55 dB(A) 55 dB(A) 55 dB(A) IO 7.1 50 dB(A) 35 dB(A) 50 dB(A) 35 dB(A) IO 7.2 45 dB(A) 30 dB(A) 45 dB(A) 30 dB(A)

IO 7.3 45 dB(A) 30 dB(A) 44 dB(A) 29 dB(A)

IO 8 40 dB(A) 25 dB(A) 40 dB(A) 25 dB(A) Es ist demnach fachgutachterlich festgestellt worden, dass keine erheblichen Beein- trächtigungen der relevanten Immissionsorte durch planinduzierten Gewerbelärm er- folgen. Nach Maßgabe der Festsetzungen erfolgt durch die Emissionskontingentie- rung eine Vermeidung erheblicher negativer Auswirkungen auf die Wohn- und Ar- beitsverhältnisse bereits am Ort der Entstehung der Lärmemissionen. Ein Vorhaben erfüllt auch dann die schalltechnischen Festsetzungen zur Emissionskon- tingentierung des Bebauungsplanes, wenn der Beurteilungspegel den Immissionsricht- wert an den maßgeblichen Immissionsorten um mindestens 15 dB i.S.d. sog. Relevanz- grenze unterschreitet. 5.1.3 Störfallbetriebe Mithilfe der Festsetzung der Zweckbestimmung gemäß § 11 Abs. 2 Satz 1 BauNVO sol- len nur diejenigen Nutzungsarten zulässig werden, die den Schutzwürdigkeiten der v.g.

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und in der planungsrelevanten Umgebung des festzusetzenden Sondergebiets mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) gelegenen Gebiete, Verkehrswege und Gebäude aus immissionsschutzrechtlicher Sicht nicht entgegenstehen. Zwar soll dem gewerblichen/industriellen Hafenstandort hinsichtlich seiner nachhaltigen Entwicklung größtmögliche Flexibilität innerhalb einer „hafentypischen“ funktionellen Zu- sammenfassung gegeben werden – weil sich die ökonomischen Rahmenbedingungen bspw. aufgrund des Kohleausstiegs und der Absicht, den Güterverkehr zukünftig ver- mehrt auf der Schiene und der Wasserstraße zu bewältigen, schnell und umfangreich wandeln –, jedoch sollen die Belange, insbesondere Schutzwürdigkeiten, der in der Um- gebung des Geltungsbereichs befindlichen Nutzungen dadurch nicht beeinträchtigt wer- den. Vor diesem Hintergrund lässt sich heute noch nicht absehen, welche Güter künftig stär- ker noch per Schiff transportiert werden und sich daher auch im Hafen befinden werden. Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Main als wichtigen Verkehrsweg sowie zur Wohn- bebauung auf der gegenüber liegenden Mainseite, liegt innerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans kaum ein Bereich, in dem sich Störfallbetriebe ansiedeln könnten, ohne den angemessenen Sicherheitsabstand nach § 50 Satz 1 BImSchG zu unter- schreiten. Dies steht einer Zulässigkeit von Störfallbetrieben im Plangebiet jedoch nicht schlechthin entgegen; vielmehr können aufgrund gewichtiger Belange solche Betriebe gleichwohl zugelassen werden. Ein genereller Ausschluss von Störfallbetrieben stünde der Zukunftsoffenheit des Hafens entgegen, weshalb davon im Rahmen des Bebau- ungsplans kein Gebrauch gemacht werden soll. Zumal mit dem Betrieb der Papierfabrik bereits ein Störfallbetrieb in der näheren Umgebung vorhanden ist. Darüber, ob und unter welchen Voraussetzungen ein solcher Betrieb hier zulässig ist, soll auf der Genehmigungsebene entschieden werden. Auf Genehmigungsebene wer- den auch keine Lösungsoptionen abgeschnitten, die nur auf Bebauungsplanebene be- stünden. Insbesondere eröffnet das Störfallrecht bei Unterschreitung des angemesse- nen Sicherheitsabstands selbst dann eine umfassende Abwägung, wenn die betreffen- den Genehmigungsverfahren keine Abwägung vorsehen (BVerwG, Urteil vom 20.12.2012, Az.: 4 C 11.11, Rn. 19 ff.). Da Störfallbetriebe in aller Regel der immissions- schutzrechtlichen Genehmigung bedürfen und hierbei selbst im vereinfachten Genehmi- gungsverfahren gemäß § 19 Abs. 4 BImSchG eine – zumindest eingeschränkte – Öf- fentlichkeitsbeteiligung durchgeführt werden muss, ist hier eine angemessene Konflikt- bewältigung auch sichergestellt. Weiterhin sind entsprechend der festgesetzten Zweckbestimmung und der zulässigen Art der baulichen Nutzung innerhalb des Sondergebiets (SOH) keine schädlichen Um- welteinwirkungen i.S.d. § 50 BImSchG ausgehend von der Papierfabrik zu erwarten, da das Wohnen grundsätzlich ausgeschlossen wird und eine anderweitige Schutzbedürftig- keit der zulässigen Nutzungen nicht festzustellen ist. Neben der ständigen Anwesenheit der Belegschaft ansässiger bzw. zukünftig ansässi- ger Unternehmen ist allenfalls die temporäre Anwesenheit von Personen im Zusammen- hang mit etwaigen geschäftlichen Beziehungen – bspw. in die betrieblichen Abläufe in- tegrierte Speditionen – anzunehmen. Hinsichtlich möglicher Störfallgefahren kann daher auf diesen „bekannten Personenkreis“ steuernd eingewirkt (Einweisungen, Fortbildun- gen etc.) werden, so dass das Sondergebiet (SOH) kein öffentlich genutztes Gebiet i.S.d. § 50 BImSchG darstellt. Es wird jedoch ein Hinweis in den Bebauungsplan aufgenommen, dass regelmäßig an- wesende Personenkreise über die von der Papierfabrik ausgehenden Störfallgefahren zu informieren und hinsichtlich der erforderlichen Verhaltensweisen im Störfall durch die Nutzer oder durch sie Beauftragte zu schulen sind. Diese regelmäßig anwesenden Per-

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sonenkreise umfassen i.S.d. Bebauungsplans auch die Teile der Belegschaften von et- waig geschäftlich in Beziehung zu den Nutzern stehende Unternehmen, die ggf. nur ein- malig anwesend sein werden. 5.2 Maß der baulichen Nutzung

Für das Sondergebiet mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) werden für die Teil- baugebiete Festsetzungen zum Maß der baulichen Nutzung getroffen.

Im Sondergebiet mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) wird das Maß der bauli- chen Nutzung anhand - der Grundflächenzahl (GRZ) i.S.d. § 19 Abs. 2 BauNVO, - der Baumassenzahl (BMZ) i.S.d. § 21 Abs. 1 BauNVO und - der maximal zulässigen Höhe baulicher Anlagen (HMAX) i.S.d. § 18 BauNVO festgesetzt.

Die Kombination der Festsetzungen mithilfe von GRZ, BMZ und HMAX sichert eine hin- reichende Steuerung der städtebaulichen Ordnung sowie Dimensionierung der jeweili- gen Baukörper und Anlagen. Gleichzeitig lassen die Festsetzungen genügend Möglich- keiten für eine sinnvolle Weiterentwicklung der Umschlagstelle Stockstadt angesichts der dynamischen wirtschaftlichen Entwicklungen im Spannungsfeld der Klimaschutzpo- litik. Die durch den Gesetzgeber eingeführten Obergrenzen für das Maß der baulichen Nut- zung in Sonstigen Sondergebieten i.S.d. § 11 BauNVO sind gemäß § 17 Abs. 1 BauNVO - eine GRZ i.H.v. 0,8, - eine GFZ i.H.v. 2,4 und - eine BMZ i.H.v. 10,0. Die Festsetzung einer Geschossflächenzahl (GFZ) soll jedoch nicht zur Anwendung kommen, da die ansonsten beabsichtigten Festsetzungen einer GRZ und einer BMZ die Anforderungen an die Bestimmtheit des Maßes der baulichen Nutzungen i.S.d. „Qualifi- zierten Bebauungsplans“ gemäß § 30 Abs. 1 BauGB i.V.m. der Festsetzung der über- baubaren Grundstücksfläche sowie einer maximal zulässigen Höhe baulicher Anlagen (HMAX) – in Meter über Normalhöhennull (m ü.NHN) – bereits erfüllen und die gebotene städtebauliche Ordnung dadurch gewährleistet werden kann. Das übergeordnete städ- tebauliche Ziel ist dabei die verträgliche Einbettung des Vorhabens in das umgebende Orts- und Landschaftsbild. Das zulässige Maß der baulichen Nutzung ist ortsspezifisch dergestalt eingeschränkt, dass für eine beabsichtigte Bebauung innerhalb des Geltungsbereichs im Bereich der Mastschutz- und Baubeschränkungszonen i.S.d. DIN EN 50341-1:2013-11 zu Gunsten der 220-KV- und 380-KV-Leitungen sowie deren zugehörige Anlagen die Baupläne für Bauvorhaben vor ihrer Genehmigung den einzelnen zuständigen Leitungsträgern vorzu- legen sind, um einen sachgerechten Umgang hinsichtlich gesunder Wohn- und Arbeits- bedingungen sowie den störlosen Betrieb der Leitungen und Anlagen zu gewährleisten. Bauvorhaben innerhalb des Geltungsbereichs bedürfen grundsätzlich der Zustimmung dieser Leitungsträger. Ein entsprechender Hinweis ist in den Bebauungsplan aufgenom- men worden. Dies gilt auch für Straßen- und Wegebaumaßnahmen, Ver- und Entsorgungsleitungen, Kiesbau, Aufschüttungen und Aufforstungen bzw. Anpflanzungen sowie Zaunanlagen. 5.2.1 Grundflächenzahl (GRZ) Hinsichtlich der beabsichtigten Nutzung als „hafentypischer“ Standort für gewerbliche/in- dustrielle Nutzungen wird eine GRZ entsprechend der Regelobergrenze für Sonstige Sondergebiete i.S.d. § 11 BauNVO i.H.v. 0,8 festgesetzt.

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Sofern es erforderlich werden sollte, diese Regelobergrenze zu überschreiten, soll die Zulässigkeit im Einzelfall i.S.d. § 19 Abs. 4 Satz 4 BauNVO im Rahmen der Genehmi- gungsverfahren geprüft werden – eine diesbezügliche Festsetzung ist nicht Teil dieses Bebauungsplans. I.S.d. vorliegenden Bebauungsplans kommt darüber hinaus auch eine Befreiung betreffend die GRZ gemäß § 31 Abs. 2 BauGB in Betracht, sofern im Einzelfall die Lagerung oder der Umschlag von Stoffen und Gütern zu Gunsten des Schutzes des Grundwassers i.S.d. § 48 Abs. 2 WHG eine weitreichendere bauliche Überdeckung der Fläche erfordern oder bspw. freistehende Überdachungen, wesentliche Einfriedungen, Stützmauern und Zaunanlagen erforderlich werden und hierfür an anderer Stelle ein Ausgleich – bspw. durch Dachbegrünungen – geschaffen wird. 5.2.2 Baumassenzahl (BMZ) Zudem wird eine BMZ i.H.v. 10,0 entsprechend der Regelobergrenze für Sonstige Son- dergebiete i.S.d. § 11 BauNVO festgesetzt: Die in den umliegenden Bebauungsplänen innerhalb der dort festgesetzten Industriegebiete zulässige Baumassenzahlen i.H.v. 7,0 und 7,5 werden demnach deutlich überschritten. Dies ist an dieser Stelle jedoch auf- grund der planerischen Zielstellung – die der Festsetzung eines Sondergebiets (SOH) mit der Zweckbestimmung Hafengebiet zugrunde liegt – geboten, um die für den nach- haltigen Ausbau des gewerblichen/industriellen Hafenstandortes in Aschaffenburg in funktioneller Zusammenfassung mit der Umschlagstelle Stockstadt gemäß den Zielen des Regionalplans zu einem modernen Güterverkehrszentrum zu gewährleisten. An- dernfalls würden womöglich kurz- bis mittelfristig weitere Flächenbedarfe an anderer Stelle entstehen, die nicht unter Gewährleistung des räumlich-funktionellen Zusammen- hangs angeboten werden könnten. Eine Überschreitung der Baumassenzahl (BMZ) ist i.S.d. vorliegenden Bebauungsplans nicht zulässig. Damit liegen jedoch ausreichende städtebauliche Gründe i.S.d. § 17 Abs. 2 Satz 1 BauNVO vor, um von der Obergrenze nach § 17 Abs. 1 BauNVO für die Geschossflä- chenzahl (GFZ) für Sonstige Sondergebiete gemäß § 11 BauNVO i.H.v. 2,4 abzuwei- chen und die festgesetzte BMZ i.H.v. 10,0 tatsächlich ausschöpfen zu können. Denn auch bei einem Verzicht auf eine Festsetzung einer GFZ wäre im bauordnungsrechtli- chen Vollzug des Bebauungsplans gemeinhin die v.g. Obergrenze anzuwenden, so dass ggf. die städtebaulich beabsichtigte „kompakte“, d.h. wenig flächenintensive, Ansiedlung nicht gelingen könnte und weitere Flächenbedarfe womöglich an anderer Stelle erfor- derlich würden. Es werden auch die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhält- nisse nicht beeinträchtigt. Eine ausreichende Belichtung, Besonnung und Belüftung der Arbeitsstätten, die Zugänglichkeit der Grundstücke und die Vermeidung unzumutbarer Einwirkungen von Lärm, Luftverunreinigungen und Erschütterungen werden bereits durch die Vorgaben des Bauordnungsrechts bzw. durch das Rücksichtnahmegebot nach § 15 Abs. 1 Satz 2 BauNVO sichergestellt. Ausreichend unbebauten Flächen zum Zwe- cke der Erholung sind hier nicht erforderlich, da ein Wohnen im Plangebiet nicht stattfin- det. Es bleiben mithin nur nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt, insbesondere das Land- schaftsbild, dem allerdings durch die im Umweltbericht dargestellten Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen begegnet wird und die im Zusammenhang der Festsetzung der BMZ i.H.v. 10,0 in gebotener Weise abgewogen wurden, so dass auch die übrigen Vo- raussetzungen des § 17 Abs. 2 Satz 1 BauNVO gegeben sind.

5.2.3 Maximale Gebäudehöhe (HMAX) Die baulichen Nutzungen im Sondergebiet mit der Zweckbestimmungen Hafengebiet (SOH) sollen sich in den heterogenen Landschaftsraum einfügen. Dementsprechend sind die in diesem Bebauungsplan festgesetzten maximal zulässigen Höhen baulicher

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Anlagen (HMAX) aus den Festsetzungen der an das Plangebiet angrenzenden Bebau- ungspläne „Werksgelände der PWA Grafische Papiere GmbH“ und „Nördlich Aschaffen- burger Straße“ abgeleitet, um eine angemessene städtebauliche Ordnung insbesondere angesichts der vergleichsweise erhöhten BMZ zu gewährleisten. In den umliegenden Bebauungsplänen sind jeweils 40,0 m „Wandhöhe als Höchstmaß“ bzw. „maximale Bau- höhe“ zugelassen worden. Für den vorliegenden Bebauungsplan ist jedoch eine unveränderliche Höhe mithilfe ei- ner maximal zulässigen Höhe baulicher Anlagen (HMAX) in Meter über Normalhöhennull (m ü.NHN) i.H.v. 151,0 m ü.NHN festgesetzt worden, die sich nicht auf eine veränderli- che Geländehöhe bezieht – dies entspricht ungefähr der in den umliegenden Bebau- ungsplänen jeweils festgesetzten 40,0 m „Wandhöhe als Höchstmaß“ bzw. „maximale Bauhöhe“. In dem westlich des Plangebiets liegenden Industriegebiet innerhalb des Bebauungs- plans „Werksgelände der PWA Grafische Papiere GmbH“ ist zudem eine Einschränkung festgesetzt worden, dass die zulässige „Bauhöhe“ jeweils höchstens dem Abstand der Gebäude zur Grundstücksgrenze bzw. der Mitte der anliegenden öffentlichen Straße entspricht. Eine diesbezügliche Einschränkung ist für das Sondergebiet mit der Zweck- bestimmung Hafengebiet (SOH) im vorliegenden Bebauungsplan jedoch nicht beabsich- tigt, da die besondere Lage an der Wasserstraße Main zu Gunsten des volkswirtschaft- lichen Interesses, den Güterverkehr vermehrt trimodal i.S.d. § 1 Abs. 5 BauGB zu orga- nisieren, durchaus kompakt ausgenutzt werden soll, um derartige Flächenbedarfe an anderer Stelle zu vermeiden und die Ausnutzung des Plangebiets bereits den Beschrän- kungen der Mastschutz- und Baubeschränkungszonen der innerhalb des Plangebiets verlaufenden Freileitungen unterworfen ist. In den beiden in Rede stehenden Bebauungsplänen in der Umgebung des Plangebiets sind außerdem Überschreitungen für Kamine oder sonstige Umweltschutzanlagen nach den jeweiligen Vorschriften zulässig. Die Zulässigkeit einer derartigen Überschreitung wird angesichts der besonderen funktionellen Zusammenfassung, die innerhalb Sonsti- ger Sondergebiete gemäß § 11 BauNVO geboten ist, im Rahmen des vorliegenden Be- bauungsplans um die Zulässigkeit der Überschreitung durch Kräne, Krananlagen sowie sonstige Ver- und Entlade- sowie Transport- und Umschlagseinrichtungen, die nicht als Nebenanlagen i.S.d. § 14 BauNVO gelten, ergänzt. Aufgrund ihres Wesens als untergeordnetes städtebauliches Element der gewerbli- chen/industriellen Hafenlandschaft hat eine durch diese Anlagen erfolgende Überschrei- tung der festgesetzten maximal zulässigen Höhen baulicher Anlagen (HMAX) in städte- baulicher Hinsicht keine erheblichen negativen Auswirkungen auf das Orts- und Land- schaftsbild.

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Abb. 9 Hervorgehobene schematische Darstellung der faktisch aufgrund der Mastschutz- und Baubeschränkungs- zonen der Freileitungen i.S.d. DIN 50341-1:2013-11 bestehenden Höhenbeschränkungen in einem abgestuf- ten Farbspektrum ungefähr in Meter über Grund Eine maximale Ausnutzung der v.g. Festsetzungen zur maximal zulässigen Höhe bauli- cher Anlagen (HMAX) ist für die zukünftige im Plangebiet erfolgende Entwicklung jedoch weitestgehend ausgeschlossen, da die innerhalb des Geltungsbereichs verlaufenden Freileitungen umfangreiche Schutzerfordernisse bedingen, die insbesondere weiterge- hende Höhenbeschränkungen bedeuten. So sind innerhalb der zeichnerisch dargestell- ten Baubeschränkungszonen größtenteils die zulässigen Höhen zu errichtender bauli- cher Anlagen diesbezüglich auf lediglich 10,0 m über dem Gelände (ca. 121,0 m ü.NHN) beschränkt – zu geringen Teilen sind innerhalb dieser Baubeschränkungszonen bis zu 35,0 m über dem Gelände hohe Gebäude (ca. 146,0 m ü.NHN) zulässig. In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass im Rahmen von Genehmi- gungsverfahren die betroffenen Leitungsträger der Freileitungen und die Betreiber der Richtfunkverbindungen durch die entsprechenden Antragssteller vorab zu beteiligen sind. 5.3 Bauweise sowie überbaubare und nicht überbaubare Grundstücksflächen

Innerhalb des Sondergebiets mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) gilt eine ge- mäß § 22 Abs. 4 BauNVO zulässige Festsetzung einer abweichenden Bauweise, mit der geregelt wird, dass ein Anbauen an die Grundstücksgrenzen nicht zulässig ist. Eine Be- schränkung der Gebäudelänge auf max. 50,0 m, wie bei der offenen Bauweise gemäß § 22 Abs. 2 BauNVO der Fall, erfolgt jedoch nicht. Dies ist dahingehend begründet, dass die wesentliche städtebauliche Absicht darin besteht, der den bestehenden und künfti- gen Ansiedlern zweckdienliche Betriebsabläufe zu ermöglichen und nachhaltig zu si- chern, um den Hafenstandort in Aschaffenburg und die Umschlagstelle Stockstadt ge- mäß den Zielen des Regionalplans zu einem modernen Güterverkehrszentrum auszu- bauen. Abweichend von der offenen Bauweise wird in diesem Zusammenhang eine Beschrän- kung der Gebäudelänge auf max. 250,0 m festgesetzt. Eine solche Begrenzung ist dadurch begründet, dass ein bspw. 400,0 oder gar 500,0 m langes und 40,0 m – über dem bestehenden Gelände – hohes innerhalb der Teilbaugebiete SOH1 und SOH2 ent- lang des südlichen Mainufers andernfalls ggf. entstehendes Gebäude und die aus die-

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sem womöglich erwachsene erdrückende städtebauliche Wirkung zu Gunsten des Land- schaftsschutzes verhindert werden sollen. Die festgesetzten 250,0 m ermöglichen gleichwohl eine Gebäudelänge die zukünftig ggf. in wirtschaftlicher Hinsicht attraktiv und innovationsbedingt in technisch-hafenbetrieblicher Hinsicht langfristig erforderlich wer- dende Betriebstypologien berücksichtigt. Allein hinsichtlich der festgesetzten Grundflächenzahl und Baumassenzahl wäre eine Entwicklung eines bis zu ca. 40,0 m hohen und bis zu ca. 250,0 m langen Gebäudes entlang des Mainufers innerhalb der Teilbaugebiete jeweils bereits außerordentlich un- wahrscheinlich, da daraus folgend allenfalls geringfügige weitere bauliche Entwicklun- gen zulässig verbleiben würden. Sofern nämlich einheitlich Gebäude errichtet würden, die eine Gebäudehöhe von 40,0 m aufwiesen, wären lediglich 25 % des entsprechenden Grundstücks derart zu überbauen. Darüber hinaus lässt die gewerbliche/industrielle Hafentypik als Zweckbestimmung der beabsichtigten Art der baulichen Nutzung, die grundsätzlich auch Gegenstand des Auf- stellungsbeschlusses ist, eine solche abnorme Bautypologie mindestens innerhalb des Teilbaugebiets SOH1 nicht erwarten, da ansonsten die für den Warenumschlag entschei- dende Anbindung an den Kai durch das Gebäude verstellt würde. Diesbezüglich stellt sich demnach bereits die Frage der Abwägungsbeachtlichkeit für dieses Teilbaugebiet und ob ein solches Gebäude nicht sogar der Zweckbestimmung entgegenstünde – au- ßerdem müssten für ein solch langes Gebäude an dieser Stelle auch die Flächen des Teilbaugebiets SOH2 teilweise in Anspruch genommen werden.

Hinsichtlich des Teilbaugebiets SOH2 ist im Rahmen der Abwägung ermittelt worden, dass die im vorliegenden Bebauungsplan zugelassenen 250,0 m Länge ungefähr auch der Länge der gemeinsamen Grenze des Baugebiets mit der Ausgleichsfläche AL2 zum Schutz der Landschaft entspricht, so dass aufgrund der i.S.d. der Zweckbestimmung zu unterstellenden Anbindung des Teilbaugebiets an den Kai unterstellt werden kann, dass ein solch langes Gebäude hinsichtlich seiner Wirkung auf die Landschaft bereits durch die innerhalb der v.g. Ausgleichsfläche vorzunehmenden Anpflanzungen und dem in die- sem Bereich zudem gesicherten Erhalt der Bepflanzung ohne erhebliche negative Aus- wirkungen errichtet werden kann. Die v.g. Länge der gemeinsamen Grenze des Teilbau- gebiets SOH2 mit der Ausgleichsfläche AL2 ist im Übrigen der entscheidende städtebau- liche Anknüpfungspunkt warum nicht bspw. 200,0 oder 300,0 m lange Gebäude zuzu- lassen sind.

Aufgrund der Lage und des Zuschnitts des Teilbaugebiets SOH3 sowie der durch die Festsetzung der Ausgleichsfläche AA erfolgte räumliche Trennung vom Teilbaugebiet SOH2 kann ein solch langes Gebäude faktisch nicht errichtet werden. Nach Maßgabe der zu wahrenden Abstandsflächen i.S.d. Art. 6 BayBO ist an dieser Stelle maximal eine Gebäudelänge von rd. 130,0 m möglich. Da die festgesetzte Grünfläche GH mit der Zweckbestimmung Hochwasserschutz nördlich an dieses Teilbaugebiet angrenzend, ist eine erdrückende städtebauliche Wirkung jedoch auch in diesem Fall grundsätzlich aus- geschlossen. Grenzständiges Bauen soll grundsätzlich nicht erlaubt sein, um die Summierung mehre- rer nominell max. 250,0 langer Gebäude zu einem durch die „Hintertür“ wiederum städ- tebaulich erdrückend wirkenden Bauvolumen entlang des südlichen Mainufers zu ver- meiden. Das Abstandsrecht i.S.d. Art. 6 BayBO sowie die Möglichkeiten zur Befreiung nach § 31 Abs. 2 BauGB beinhalten die notwendige Flexibilität für die Würdigung etwa- iger aus den diesbezüglichen Festsetzungen des Bebauungsplans erwachsenden Här- tefälle. Die festgesetzten Baugrenzen verlaufen grundsätzlich entlang der bzw. parallel zu den Baugebietsgrenzen des zeichnerisch festgesetzten Sondergebiets (SOH). In den Berei- chen, in denen das Sondergebiet (SOH) an die zeichnerisch festgesetzten Wasserflä- chen oder öffentliche Grünflächen und Ausgleichsflächen grenzt, sind die Baugrenzen

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grundsätzlich um – nach fachgutachterlicher Aussage ausreichende – fünf Meter von der Baugebietsgrenze zurückversetzt, um einerseits die Zugänglichkeit der Wasserstraße zu gewährleisten und andererseits bspw. das stabile Anwachsen anzupflanzender Ge- hölze planungsrechtlich zu sichern. Ausnahmen davon bilden das in dem v.g. Korridor liegende Gebäude innerhalb des Teil- baugebiets SOH2, für das eine Sicherung über den Bestandsschutz hinaus beabsichtigt ist und die Baugebietsgrenzen, entlang derer das förmlich festgesetzte Überschwem- mungsgebiet in Richtung Süden raumgreift: Von den das Überschwemmungsgebiet in diesen Bereichen umfassenden Ausgleichsflächen werden die Baugrenzen lediglich zwei Meter von der Baugebietsgrenze zurückversetzt, da der Umriss dieser Ausgleichs- fläche an diesen Stellen festgesetzt wurde, um grundsätzlich Bautätigkeiten innerhalb des Überschwemmungsgebiets auch planungsrechtlich auszuschließen.

Abb. 10 Hervorgehobene schematische Darstellung der innerhalb des Geltungsbereichs festgesetzten Baugrenzen und der für die Bestimmung ihrer Lage berücksichtigten Belange Eine wie für die übrigen Grün- und Ausgleichsflächen erfolgte besondere Rücksicht- nahme, in Form von den Grenzen des Sondergebiets (SOH) zurückversetzter Baugren- zen, ist für die Ausgleichsfläche AA, die zu Gunsten der für die Kreuzkröte planinduziert erforderlich werdenden Artenschutzmaßnahme festgesetzt wird, nicht erforderlich, so dass keine städtebaulichen Gründe bestehen, diesbezügliche Einschränkungen der Ausnutzung des Baugebiets festzusetzen. Entlang der östlichen Geltungsbereichsgrenze wird die Baugrenze nicht von der Grenze des Sondergebiets zurückversetzt, da für die in diesem Bereich bestehende Brachfläche eine Bauverpflichtung des Nutzers bis Ende des Jahres 2021 besteht und für etwaige Einschränkungen auf der Ebene der Bauleitplanung keine städtebaulichen Gründe er- sichtlich sind, insbesondere da ggf. auftretende Konflikte – bspw. hinsichtlich des Arten- schutzes – erforderlichenfalls im Rahmen der Genehmigungsverfahren gelöst werden können.

An den innerhalb des Sondergebiets (SOH) zeichnerisch festgesetzten Baugrenzen ist ein Vortreten von Gebäudeteilen grundsätzlich nicht zulässig. Nicht überdachte und überdachte Lagerplätze, Kräne, Krananlagen sowie sonstige Ver- und Entlade- sowie Transport- und Umschlagseinrichtungen, die nicht als Nebenanlagen i.S.d. § 14 BauNVO gelten, sollen von dieser Regelung ausgenommen werden, sofern andere, ins- besondere die wasserhaushaltsrechtlichen Belange nicht entgegenstehen.

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Das Erfordernis, die Abstandsflächen i.S.d. § 6 BayBO einzuhalten, bleibt von den Fest- setzungen des vorliegenden Bebauungsplans unberührt. Es wird darauf hinwiesen, dass in der Nähe des Mainufers die Standsicherheit baulicher Anlagen in den Genehmigungsverfahren nachgewiesen werden muss. 5.4 Grünordnung Im Rahmen der Grünordnung erfolgt die Festsetzung von - öffentlichen Grünflächen i.S.d. § 9 Abs. 1 Nr. 15 BauGB mit den Zweckbestimmun- gen „Artenschutz“ (GA), „Hochwasserschutz“ (GH) und „Mastschutzbereich“ (GM) so- wie - Flächen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft i.S.d. § 9 Abs. 1 Nr. 20 BauGB als Ausgleichsflächen zu Gunsten des Schutzes der Land- schaft (AL1 und AL2) sowie der Natur bzw. Artenschutz (AA).

Abb. 11 Hervorgehobene schematische Darstellung der festgesetzten Ausgleichs- (A) und Grünflächen (G) 5.4.1 Grünflächen Entlang des südlichen Mainufers, der Schleuseninsel gegenüberliegend, erfolgt die Fest- setzung der öffentlichen Grünfläche GH mit der Zweckbestimmung Hochwasserschutz gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 15 BauGB. Diese Grünfläche dient vorrangig der Sicherung ge- sunder Arbeitsverhältnisse im Sondergebiet (SOH) indem an dieser Stelle, insbesondere im Bereich des Überschwemmungsgebiets nach Maßgabe dieser Festsetzung bauliche Nutzungen ausgeschlossen sind.

Für die öffentliche Grünfläche GH, die sich nördlich des Teilgebiets SOH3 des Sonderge- biets (SOH) befindet, erfolgt überlagernd die Festsetzung einer Fläche für den Erhalt von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 25 b BauGB, um die bestehenden Gehölzstrukturen an dieser Stelle im räumlichen Zusammenhang mit dem Mainufer zu sichern.

Die öffentliche Grünfläche GM mit der Zweckbestimmung „Mastschutzbereich“ wird ge- mäß § 9 Abs. 1 Nr. 15 BauGB teilweise für diejenigen Flächen am westlichen Rand des Geltungsbereichs festgesetzt, die innerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans „Werksgelände der PWA Grafische Papiere GmbH“ liegen und für die dementsprechend teilweise bislang ebenfalls Grünflächen sowie das Anpflanzen von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen sowie Bindungen für Bepflanzungen und für die Erhaltung

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von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen festgesetzt waren. Innerhalb dieser öffentlichen Grünfläche GM waren zudem Versorgungsanlagen und -leitungen, insbesondere Freileitungen sowie deren Schutzstreifen bislang im Bebauungsplan „Werksgelände der PWA Grafische Papiere GmbH“ festgesetzt. In dem vorliegenden Bebauungsplan werden nunmehr lediglich die in diesem Bereich verlaufenden unterirdischen Leitungen gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 13 BauGB und eine Fläche für den Erhalt von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 25 b BauGB festgesetzt, da die zuvor festgesetzten Anpflanzungen dem Vollzug des bislang für diesen Bereich geltenden Bebauungsplan unterworfen waren und dem- entsprechend bereits vorgenommen wurden. Die Freileitungen werden ohne Normcha- rakter dargestellt und sind in den Genehmigungsverfahren zu beachten. Die öffentliche Grünfläche GM dient vorrangig dem Freihalten des Mastschutzbereichs der insbeson- dere in diesem Bereich verlaufenden Freileitungen. Innerhalb der gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 25 b BauGB zeichnerisch festgesetzten Flächen zum Erhalt von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen in den öffentlichen Grünflächen GH und GM sind die bestehenden Bepflanzungen als gehölzreiche Sukzes- sionsfläche mit standortgerechten und einheimischen Gehölzen dauerhaft zu erhalten. Ausgefallene Gehölze sind jeweils innerhalb eines Jahres durch Nachpflanzungen mit standortgerechten und einheimischen sowie klimatoleranten Gehölzen innerhalb der öf- fentlichen Grünflächen GH und GM zu ersetzen. Für die Flächen, die innerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans „Nördlich Aschaffenburger Straße“ liegen und für die bislang ein Industriegebiet gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 1 BauGB sowie private Grünflächen gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 15 BauGB festgesetzt sind, wird die öffentlichen Grünfläche GA mit der Zweckbestimmung „Artenschutz“ fest- gesetzt. Sie dient vorrangig der Arrondierung der artenschutzrechtlich erforderlichen Maßnahmen zu Gunsten der im Plangebiet vorkommenden Kreuzkröte. Eine Festset- zung für den Erhalt von Gehölzen u.Ä. erfolgt für diese öffentliche Grünfläche nicht, da es sich lediglich um ein Straßenbegleitgrün handelt und sie artenschutzrechtlich nicht erforderlich sind. Nebenanlagen, die der jeweiligen Zweckbestimmung nicht entgegenstehen, sind aus- nahmsweise innerhalb der öffentlichen Grünflächen mit den Zweckbestimmungen „Ar- tenschutz“ (GA) und „Mastschutzbereich“ (GM) zulässig, um dieserart für die Öffentlich- keit relevante Infrastruktur hinsichtlich ggf. zukünftig erforderlicher Anpassungen im Gel- tungsbereich weiterhin zu ermöglichen. Für die öffentliche Grünfläche mit der Zweckbestimmung „Hochwasserschutz“ wird eine solche Regelung nicht getroffen, da durch die Bestimmungen in der Verordnung zum förmlich festgesetzten Überschwemmungsgebiet in diesem Bereich Bautätigkeiten oh- nehin weitestgehend ausgeschlossen sind und etwaige Entwicklungen, die anderweitige Standorte der Maste und Verläufe der Leitungen erforderlich machen würden, hinrei- chend durch die v.g. Regelung Berücksichtigung erfahren haben. 5.4.2 Ausgleichsflächen Auf der Schleuseninsel soll neben der Sicherung der bestehenden Vegetation mit der Festsetzung der Ausgleichsfläche AL1 zum Schutz von Landschaft gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 20 BauGB eine Aufwertung und Verdichtung des Gehölzbestands und damit einherge- hend die Eingrünung des Sondergebiets (SOH) vorgenommen werden, um erhebliche negative Auswirkungen auf das Orts- und Landschaftsbild, insbesondere für Blickbezie- hungen von den Wohnstandorten auf der gegenüberliegenden Mainseite in der Ge- meinde Mainaschaff in Richtung Main, zu vermeiden. Entlang des südlichen Mainufers, der Schleuseninsel gegenüberliegend, erfolgt die Fest- setzung der Ausgleichsfläche AL2 zum Schutz von Landschaft gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 20

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BauGB. Diese Ausgleichsfläche wird festgesetzt um die v.g. Eingrünung des Sonderge- biets (SOH) sowie die städtebaulich verträgliche Einbettung der baulichen Anlagen in ihre Umgebung mithilfe von zusätzlichen Anpflanzungen zu befördern und zu gewährleisten.

Innerhalb der Ausgleichsfläche AL2 sind zu Gunsten des v.g. Schutzes der Landschaft dreißig standortgerechte und einheimische sowie klimatolerante Bäume der 1. Ordnung anzupflanzen und dauerhaft zu erhalten. Aufgrund der Bodenverhältnisse auf der Schleuseninsel ist ein Anpflanzen bzw Anwachsen von derartigen Bäumen nicht mög- lich. Innerhalb der Ausgleichsflächen AL1 und AL2 sind zudem 1.300 m² Gebüsche und Hecken – innerhalb der Ausgleichsfläche AL1 300 m² und innerhalb der Ausgleichsfläche AL2 1.000 m² – zu Gunsten des Schutzes der Landschaft mit standortgerechten und einheimischen sowie klimatoleranten Arten mit einem maximalen Pflanzabstand i.H.v. 1,5 m anzupflanzen und dauerhaft zu erhalten, damit die städtebaulich beabsichtigte Eingrünung des Baugebiets auch die gewünschte visuelle Wirkung für Blickbeziehungen entlang des Radweges auf der gegenüber liegenden Mainseite entfaltet.

Die innerhalb der Ausgleichsfläche AL1 anzupflanzenden Gebüsche und Hecken müssen die Wechselfeuchte, d. h. den Wechsel zwischen Überschwemmungen und Trockenheit, tolerieren können, damit diese innerhalb des Überschwemmungsgebiets anzupflanzen- den Gehölze stabil anwachsen und die städtebaulich beabsichtigte Funktion des Land- schaftsschutzes erfüllen können. Innerhalb der Ausgleichsfläche AL2 müssen die Gebü- sche und Hecken in mindestens drei Reihen und in Sechsergruppen angepflanzt werden – eine vergleichbare Regelung für die Ausgleichsfläche AL1 ist nicht erforderlich, da auf der Schleuseninsel das bereits bestehende Gehölz verdichtet wird. Ausgefallene Gehölze – d.h. Bäume sowie Hecken und Gebüsche – sind jeweils inner- halb eines Jahres durch Nachpflanzungen mit standortgerechten und einheimischen so- wie klimatoleranten Gehölzen innerhalb der Ausgleichsflächen AL1 und AL2 zu ersetzen. Für die anzupflanzenden Bäume werden nachfolgende Qualitäten empfohlen: - Hochstamm, - dreimal verpflanzt, - mit Drahtballen und - 13 bis 16 cm Stammumfang. Zudem werden für das Anpflanzen von Bäumen die nachfolgenden Arten empfohlen: - Populus spec.: Pappel, - Quercus robur: Stieleiche, - Ulmus laevis: Flatterulme und - Ulmus minor: Feldulme.

Die innerhalb der Ausgleichsfläche AL2 nach Maßgabe dieses Bebauungsplans anzu- pflanzenden Bäume sollen innerhalb der für die beabsichtigten Baumpflanzungen zeich- nerisch gekennzeichneten Fläche angepflanzt werden. Sofern v.g. Bäume nicht inner- halb dieser gekennzeichneten Flächen angepflanzt werden, sind die abweichenden Baumstandorte mit dem entsprechend zuständigen Fachamt gesondert abzustimmen. Für die anzupflanzenden Gebüsche und Hecken werden nachfolgende Qualitäten emp- fohlen: - Strauch, - dreimal verpflanzt, - Containerware 3,0 Liter und - Höhe 60 cm. Darüber hinaus werden für das Anpflanzen von Gebüschen und Hecken die nachfolgen- den Arten empfohlen: - Crataegus monogyna: Eingriffeliger Weißdorn,

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- Eonymus europaeus: Europäisches Pfaffenhütchen, - Ligustrum vulgare: Gewöhnlicher Liguster, - Rhamnus cathartica: Purgier-Kreuzdorn, - Sambucus nigra: Schwarzer Holunder und - Viburnum lantana: Wolliger Schneeball.

Für die Ausgleichsflächen AA Schutz von Natur – insbesondere Artenschutz – gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 20 BauGB erfolgt keine planungsrechtliche Sicherung von Anpflanzungen, da diese den Zielen der erforderlichen artenschutzrechtlichen Maßnahme für die Kreuz- kröte entgegenstehen würde. Zu Gunsten des Artenschutzes erfolgt jedoch die Festset- zung regelmäßiger Maßnahmen für die Entwicklung und Offenhaltung von lückigen Ru- deral- und Hochstaudenfluren auf Rohbodenstandorten. 5.5 Ver- und Entsorgung 5.5.1 Versorgung mit Strom und Wasser Die für den Ausbau des Stromversorgungsnetzes erforderlichen Investitionen werden von der Stromnetz24 GmbH, einem Unternehmen der Stromkontor Unternehmens- gruppe, getätigt, die ab dem 01. Januar 2021 Eigentümerin des Stromnetzes sein wird. Die Versorgung mit elektrischer Energie über das Stromnetz im Hafengebiet stellt der Netzbetreiber (Stromnetz24 GmbH ab 01. Januar 2021) sicher. Die Planbegünstigte stellt im Gebiet des Hafens Aschaffenburg die Versorgung mit Was- ser und die Entsorgung von Abwässern sicher. Die Wasserversorgungsanlagen der Planbegünstigten sind ausreichend dimensioniert für die Versorgung des Plangebiets. Außerdem besorgt die Planbegünstigte in eigener Träger- und Betreiberschaft den er- forderlichen Netzausbau und die Versorgung der anzusiedelnden Betriebsstätten. Zur Schonung der Trinkwasserressourcen soll bei Bedarf eine Brauchwassernutzung umgesetzt werden, nach Möglichkeit durch Nutzung des Oberflächenwassers unter Ver- wendung geeigneter Rückhaltemaßnahmen. Ggf. soll in einem städtebaulichen Vertrag gemäß § 11 BauGB darüber hinaus geregelt werden, das Plangebiet mit einem weiteren Anschluss an die Wasserversorgung über das Gebiet der Marktgemeinde Stockstadt am Main anzubinden. Im Plangebiet soll zudem eine am gewerblichen/industriellen Bedarf orientierte Breitbandversorgung unter Anbindung an die anliegenden Leitungsinfrastruk- turen realisiert werden. Die Festsetzungen des vorliegenden Bebauungsplans stehen diesen Infrastrukturmaßnahmen nicht entgegen. Der innerhalb der im westlichen Bereich des Plangebiets gelegenen öffentlichen Grün- fläche verlaufende und bisher im nun überlagerten Bebauungsplan „Werksgelände der PWA Grafische Papiere GmbH“ gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 13 BauGB festgesetzte unterirdi- sche Kanal, wird auch in diesem Bebauungsplan für die Bestandssicherung festgesetzt. Es wird darauf hingewiesen, dass das Einleiten von Wasser in den Main sowie die Was- serentnahme aus dem Main neben einer wasserrechtlichen Erlaubnis oder Bewilligung jeweils einer strom- und schifffahrtspolizeilichen Genehmigung i.S.d. § 31 WaStrG be- dürfen. 5.5.2 Abwasserentsorgung Die Planbegünstigte stellt für das Plangebiet die Entsorgung von Abwässern sicher. Die Entwässerung erfolgt im Trennsystem mittels der Einleitung des Oberflächenwassers in den Vorfluter Main. Dafür wird die Planbegünstigte entsprechende wasserrechtliche Er- laubnisse nach § 57 WHG einholen. Zudem erfolgt der Anschluss des Plangebiets an die Sammelkanalisation der Planbegünstigten und die Übergabe des Schmutzwassers an die Kläranlage der Stadt Aschaffenburg. Die Planbegünstigte hat diesbezüglich mit der Stadt Aschaffenburg eine Sondervereinbarung in den 1980er-Jahren geschlossen. Die Festsetzungen des Bebauungsplans stehen dem auch nicht entgegen.

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Wie mit Niederschlagswasser umzugehen ist, regelt seit 01. März 2010 abschließend § 55 Abs. 2 WHG. Danach soll Niederschlagswasser nicht mehr der auch der Schmutz- wasserbeseitigung dienenden Kanalisation zugeführt werden. Die Vorschrift nennt statt- dessen vier Alternativen für die Niederschlagswasserbeseitigung: die ortsnahe Versicke- rung, die ortsnahe Verrieselung, die direkte Einleitung in ein oberirdisches Gewässer und die Einleitung in ein Trennkanalsystem. Hinsichtlich dieser vier Alternativen steht dem Abwasserbeseitigungspflichtigen ein Wahlrecht zu (Zöllner, in: Sieder/Zeit- ler/Dahme/Knopp, WHG AbwAG, Losebl. (Stand: Aug. 2020), WHG, § 55 Rn. 33). Ins- besondere gibt es keine Hierarchie zwischen diesen Beseitigungsalternativen. Ausge- hend davon steht die Niederschlagswasserbeseitigung mittels eines Trennkanalsystems den anderen drei Beseitigungsalternativen in nichts nach. Vorliegend ist sie die vorzugs- würdige Alternative: Für eine Verrieselung fehlt es an ausreichend großen ortsnahen Flächen, die hierfür geeignet wären. Neben der vorgesehenen Einleitung in ein Trennkanalsystem käme da- mit nur noch die direkte Einleitung in den Main und die ortsnahe Versickerung in Be- tracht. Die direkte Einleitung verspricht gegenüber einem Trennkanalsystem keinen öko- logischen oder sonstigen Mehrwert. Eine ortsnahe Versickerung sieht sich dem Problem gegenüber, dass sehr große Mengen Niederschlagswasser zentriert an einigen Punkten in das Grundwasser eingebracht werden müssten. Ob die hier anliegenden Böden eine ausreichende Aufnahme- und vor allem auch Reinigungskapazität aufweisen, um insbe- sondere den strengen Umweltzielen nach § 47 Abs. 1 WHG gerecht zu werden, er- scheint zweifelhaft. Einer näheren Untersuchung bedurfte dies jedoch schon deshalb nicht, weil die ortsnahe Versickerung bei dem hohen Versieglungsgrad mengenmäßig kaum machbar ist und jedenfalls bei Starkregenereignissen sehr schnell an ihre Grenzen gerät. In einem gewerblich/industriell geprägten Gebiet ist jedoch eine funktionierende Niederschlagswasserbeseitigung essenziell. Dies ist umso wichtiger, als klimawandel- bedingt in Zukunft häufiger mit Starkregenereignissen gerechnet werden muss. 5.5.3 Müllentsorgung Der sachgerechte Umgang mit Abfällen wird hinsichtlich der beabsichtigten Art der bau- lichen Nutzung entsprechend der gesetzlichen Regelungen des § 15 des Kreislaufwirt- schaftsgesetzes (KrWG) sowie der Gewerbeabfallverordnung erfolgen. Sofern erforder- lich werden im Rahmen des weiteren Verfahrens gesonderte Regelungen getroffen. Die Entsorgung sonstiger Abfälle und regelmäßig anfallenden Mülls (Restmüll, Papier etc.) erfolgt durch die Müllabfuhr des Landkreises. Aufgrund der geplanten Erschließung des Plangebiets über das Stadtgebiet Aschaffen- burgs, wurde eine Verwaltungsvereinbarung mit der Stadt Aschaffenburg hinsichtlich der Abfälle, die zur Entsorgung bestimmt sind, geschlossen (vgl. Kap. 11.2). 5.5.4 Freileitungen Hinsichtlich einer beabsichtigten Bebauung innerhalb des Geltungsbereichs im Bereich der Mastschutz- und Baubeschränkungszonen zu Gunsten der 220-KV- und 380-KV- Leitungen sowie deren zugehöriger Anlagen sind die Baupläne für Bauvorhaben vor ih- rer Genehmigung den einzelnen zuständigen Leitungsträgern vorzulegen, um einen sachgerechten Umgang hinsichtlich gesunder Wohn- und Arbeitsbedingungen sowie den störlosen Betrieb der Leitungen und Anlagen zu gewährleisten. Dies gilt auch für Straßen- und Wegebaumaßnahmen, Ver- und Entsorgungsleitungen, Kiesbau, Aufschüttungen und Aufforstungen bzw. Anpflanzungen sowie Zaunanlagen. In allen Fällen sind die Richtlinien der Leitungsträger für Maßnahmen im Hochspan- nungsbereich zu beachten. Dabei handelt es sich um allgemeingültige Pflichten, die nicht festsetzungsfähig sind, aber im Interesse künftiger Bauherren als Hinweis in den Bebauungsplan mit aufgenom- men werden.

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5.5.5 Richtfunkverbindungen Über das Plangebiet führt eine Richtfunkverbindung, auf die in Genehmigungsverfahren grundsätzlich Rücksicht zu nehmen ist. Ihr Verlauf ist in der Planzeichnung ohne Norm- charakter gekennzeichnet. Die Fresnelzone dieser Richtfunkverbindung befindet sich in einem vertikalen Korridor zwischen 42 m und 72 m über Grund. Ein Hinweis auf die Vermeidung möglicher Interferenzen durch die Beteiligung der Be- treiber von Richtfunktrassen und der Bundesnetzagentur bei Bauanfragen wird in den Bebauungsplan aufgenommen. 5.6 Verkehrliche Erschließung Die Erschließung der im Plangebiet befindlichen Flächen erfolgt gegenwärtig aus östli- cher Richtung über den in der Gemarkung Aschaffenburg Leider befindlichen Eigentü- merweg „Limesstraße“. Die innerhalb des Plangebiets gelegene Zuwegung befindet sich in Privateigentum und soll an ihrer derzeitigen Stelle verbleiben. Gemäß Verfügung und Vollzug der Bezirksfinanzdirektion Würzburg stehen die Straßen im Hafengebiet Aschaf- fenburg im Eigentum der Planbegünstigten. Die Erschließung im Plangebiet ist vertrag- lich geregelt. Die Eigentümerin muss dementsprechend die innere Erschließung im Ha- fengebiet weiterhin sicherstellen und mit Privatstraßen oder öffentlich gewidmeten Ei- gentümerwegen fortführen. Durch die heute schon bestehenden „Widmungsverfügun- gen“ im Hafengebiet Aschaffenburg gilt für die Eigentümerwege ein eingeschränkter Ge- meingebrauch in Form einer Widmungsbeschränkung „beschränkter Benutzerkreis“: Zu- fahrt nur für Personen und Fahrzeuge, die ein im Hafen gelegenes Ziel erreichen wollen. Die Fortführung der „Limesstraße“ innerhalb des Plangebiets in der Gemarkung Stock- stadt ist nicht im Straßenverzeichnis der Marktgemeinde Stockstadt am Main enthalten und steht zudem im Eigentum der Planbegünstigten. Die Erschließung innerhalb des Plangebiets durch derzeitige Nutzer sowie etwaige zukünftige Nutzer soll weiterhin in v.g. Weise geregelt bleiben. Eine bodenrechtliche Sicherung ist für die Erschließung des Plangebiets nicht erforderlich – auch weil das bestehende Erschließungskonzept zwar fortgeführt werden soll, aber für zukünftige Entwicklungen auch eine andere Erschlie- ßung erforderlich werden könnte. Eine solche anderweitige verkehrliche Erschließung – weiterhin von der Limesstraße aus der Stadt Aschaffenburg aus kommend – steht den diesem Bebauungsplan zu Grunde liegenden städtebaulichen Zielen nicht entgegen, so dass in diesem Zusammenhang planerische Zurückhaltung geübt wird. Für eine gute Nachvollziehbarkeit der bestehen- den Erschließung erfolgt eine geeignete informatorische Kennzeichnung des bestehen- den Straßenkörpers innerhalb des Plangebiets in den Unterlagen des Bebauungsplans. Die Anbindung an das überörtliche Straßennetz erfolgt über die Germanenstraße und den Stockstädter Weg auf der Gemarkung Leider der Stadt Aschaffenburg, der mittels der Kreuzung Hafen West an die B 26 angebunden ist. Die Leistungsfähigkeit der Er- schließung über die Limesstraße ist bereits im Jahr 2013 mit der damals erfolgten An- bindung an die Germanenstraße mithilfe des errichteten Kreisverkehrs gewährleistet worden, da dessen Dimensionierung bereits auf die weitere Besiedelung des Hafenge- biets West einschließlich des Plangebiets ausgerichtet wurde. Die Kreuzung Hafen West wird nun nach dem am 11. November 2019 erfolgten Plan- feststellungsbeschluss für die „Bundesstraße B 26 Darmstädter Straße, Ausbau der Knotenpunkte ‚Hafen West‘ und ‚Hafen Mitte‘ in Aschaffenburg“ ausgebaut. Dem Ausbau liegen die Verkehrsprognosen der Planbegünstigten unter Berücksichtigung der weite- ren Besiedelung des Hafengebiets West einschließlich des Plangebiets derart zugrunde, dass der Ausbau „Hafenzufahrt West B-26“ unter Zugrundelegung von prognostizierten täglichen Verkehrsaufkommen im Jahr 2025 geplant wurde. Die in dieser Planfeststel- lung erfolgte Prognose Hafenverkehre basiert auf geplanten Neuansiedlungen, einer Ausweitung vorhandener Produktionsflächen – u.a. die Entwicklung der Flächen des

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Geltungsbereichs dieses Bebauungsplans – sowie einer Optimierung der Verkehrsinfra- struktur, die im für diese Bauleitplanung erforderlichen Umfang bereits erfolgt ist. Zudem erfolgt durch die Festsetzung einer Örtlichen Bauvorschrift gemäß § 9 Abs. 4 BauGB i.V.m. Art. 47 Abs. 2 Satz 2 BayBO, mit der die Errichtung einer auf die jeweilige Quadratmeter Nutzfläche (m² NF) bezogene Anzahl von Fahrradabstellplätzen gesichert wird, die Förderung des Fahrrads als modernes Verkehrsmittel für den Weg zur Arbeit (vgl. Kap. 6.1), um den motorisierten planinduzierten Berufsverkehr i.S.d. § 1 Abs. 6 Nr. 9 BauGB zu verringern. 5.7 Schalltechnische Konzeption 5.7.1 Lärm-Immissionen Unmittelbar nördlich an den Geltungsbereich des Bebauungsplans angrenzend verläuft die Bundeswasserstraße Main. Nordwestlich zum Plangebiet, in einem Abstand von etwa 800 m, überquert zudem die Bahnstrecke 3557 „Rhein-Main-Bahn“ auf der „Eisen- bahnbrücke Stockstadt“ den Main. In einer Entfernung von jeweils ca. 1,3 km befindet sich nördlich bzw. südlich die Bun- desstraße B 8, respektive B 26. Die Bundesautobahn A 3 liegt weiter nördlich, in einem Abstand von etwa 1,8 km. Aufgrund der verhältnismäßig großen Entfernungen der maß- geblichen Verkehrswege zum Plangebiet wurden bzgl. der einwirkenden Verkehrslärm- immissionen keine konkreten Schallausbreitungsberechnungen durchgeführt. Als maß- geblich einwirkender Verkehrslärmemittent kann die Bahnstrecke 3557 angesehen wer- den. Gemäß der Lärmkartierung des Eisenbahn-Bundesamts wird der nach der VBUSch „Vorläufige Berechnungsmethode für den Umgebungslärm an Schienenwegen berech- nete Tag-Abend-Nacht-Lärm-Index (LDEN) und der Nacht-Lärmindex (LNight) aufgezeigt. Für eine Bewertung der Geräuschimmissionen, hervorgerufen durch den Schienenver- kehr, ist aus fachtechnischer Sicht der Nacht-Lärmindex LNight heranziehbar, wobei dieser nach derzeitigem Kenntnisstand auf aktuellen Verkehrszahlen basiert und nicht auf Prognose 2030-Verkehrszahlen, die i. d. R. deutlich höher liegen können. Aus der Schie- nenverkehrslärm-Karte ist ersichtlich, dass im Bereich des Plangebiets Lärmindex-Werte LNight von ≤ 50 dB(A) nachts auftreten. Der Erfahrung nach kann für diese Art der fre- quentierten Bahnstrecke erwartet werden, dass zur Tagzeit nahezu vergleichbare Beur- teilungspegel auftreten.

Dabei wird der dem Schutzanspruch des geplanten Sondergebiets Hafen (SOH) zu- grunde gelegte Orientierungswert der DIN 18005-1:2013-11 für ein Gewerbegebiet von 65 dB(A) zur Tagzeit (d.h. keine schutzbedürftige Nutzung in der Nachtzeit) – selbst bei Annahme höherer Verkehrszahlen und unter Berücksichtigung der im Bauleitplanverfah- ren Anwendung findenden Berechnungsmethodik – deutlich unterschritten. Auf Basis von Frequentierungen bzw. Schleusendaten überschlägig durchgeführte Schallemissi- ons- und -immissionsberechnungen betreffend den Straßen- und Schifffahrtverkehr füh- ren zu dem Ergebnis, dass die nach den einschlägigen Richtlinien prognostizierten Ge- räuschimmissionen den Orientierungswert von 65 dB(A) zur Tagzeit ebenfalls sicher, um mindestens 10 dB, unterschreiten. Die Kartierungsergebnisse zur Lärmbelastung betref- fend die Hauptverkehrsstraßen bestätigt dies. Richtlinienkonform sind für die Beurteilung der Verkehrslärmeinwirkungen alle Verkehrs- arten zusammen zu betrachten. Aus fachtechnischer Sicht kann sicher erwartet werden, dass durch die einwirkenden Verkehrslärmimmissionen (Straße, Schiene, Wasser) in Summe der Orientierungswert der DIN 18005-1:2013-11 für Gewerbegebiete von 65 dB(A) zur Tagzeit eingehalten wird. Da das Umfeld des Plangebiets durch eine hohe Anzahl an gewerblichen und industri- ellen Betrieben geprägt ist und keine schalltechnischen Vorgaben zu den zulässigen

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Emissionen in den relevanten angrenzenden Bebauungsplänen festgesetzt sind, stellt die rechnerische Ermittlung der auf das Plangebiet einwirkenden Gewerbelärmimmissi- onen einen unverhältnismäßigen Aufwand dar. Auf Basis des Orientierungswerts gemäß DIN 18005-1:2013-11 für ein Gewerbegebiet von 65 dB(A) tags kann rückgerechnet auf die Schallemissionen der Gewerbe-/ Industrieflächen eingeschätzt werden, dass sich daraus ein gemittelter flächenbezogener Schallleistungspegel i.H.v. ca. LWA‘‘ = 70 dB(A)/m² ergibt. Der Erfahrung nach und in Anlehnung an die „Vorläufige Berechnungsmethode für den Umgebungslärm durch Industrie- und Gewerbe“ (VBUI) kann fachgutachterlich einge- schätzt werden, dass der v.g. Emissionskennwert selbst bei Gebietsnutzungen wie „Schwerindustrie“ oder „Häfen“ ggf. nur punktuell zur Tagzeit, jedoch nicht über die in Ansatz gebrachte Gesamtfläche, abgestrahlt wird. Daraus kann abgeleitet werden, dass durch alle auf das Plangebiet einwirkenden gewerblichen/industriellen Geräuschimmis- sionen in Summe der zugrunde gelegte Orientierungswert gemäß DIN 18005-1:2013-11 für ein Gewerbegebiet von 65 dB(A) zur Tagzeit eingehalten wird. Bei der Durchführung passiver Lärmschutzmaßnahmen ist nach der baurechtlich einge- führten Fassung der DIN 4109-1:2016-07 i.V.m. dem Entwurf ihrer ersten Änderung (E DIN 4109-1/A1:2017-01) ein Nachweis zum Schutz gegen Außenlärm nach v.g. Norm zu führen. Zur Ermittlung der Anforderungen an den Schallschutz gegen Außenlärm ist der maßgebliche Außenlärmpegel (La) zu bestimmen. Bei mehreren Geräuscharten (Verkehr/Gewerbe) berechnet sich der resultierende Außenlärmpegel (La) zur Tagzeit aus dem Summenpegel der einwirkenden Geräuschimmissionen der Einzelquellen und einem pauschalen Zuschlag von 3 dB. Vorliegend wird auf der sicheren Seite liegend der je Emittentengruppe (Verkehr bzw. Gewerbe) geltende Orientierungswert gemäß DIN 18005-1:2013-11 für Gewerbegebiete von 65 dB(A) zur Tagzeit in die rechnerische Summenbildung einbezogen. Bei der Neuerrichtung und Änderung von Bauvorhaben und Nutzungen sind bei schutz- bedürftigen Nutzungen i.S.d. DIN 4109-1:2016-07 sowie E DIN 4109-1/A1:2017-01 und DIN 4109-2:2016-07, passive Maßnahmen zum Schutz gegen einwirkenden Lärm zu treffen. Dabei ist für das Sondergebiet (SOH) der maßgebliche Außenlärmpegel i.H.v. La = 71 dB(A) zu Grunde zu legen. Nach außen abschließende Bauteile von Aufenthalts- räumen i.S.d. Art. 2 Abs. 5 BayBO sind demnach so auszuführen, dass sie die Anforde- rungen an die gesamten bewerteten Bau-Schalldämm-Maße R'w,ges gemäß DIN 4109- 1:2016-07 (inkl. E DIN 4109-1/A1:2017-01) wie folgt erfüllen:

R'w,ges i.H.v. La - 35 dB Nach Sichtung der für die Freileitungen durch die Leitungsträger erfolgten Schutzanwei- sungen und angesichts der Maßgabe für etwaige Bauantragssteller, diese Leitungsträ- ger vorab zu beteiligen, sind zudem hinsichtlich der lediglich situativ witterungsabhängig auftretenden Korona-Geräuschen keine im Rahmen der Bauleitplanung zu berücksichti- genden Beeinträchtigungen fachgutachterlich festgestellt worden. 5.7.2 Lärm-Emissionen Ferner erfolgten schalltechnische Untersuchungen zum außerhalb des Plangebiets plan- induzierten Verkehrslärm, in deren Rahmen die entstehenden Geräuschemissionen auf den öffentlichen Straßenverkehrswegen ermittelt und die auf die relevanten Immission- sorte einwirkenden Geräuschimmissionen anhand der der Beurteilung zugrunde zu le- genden Rechtsprechungen bewertet wurden. Entsprechend dem Urteil des OVG Rheinland - Pfalz vom 30.01.2006 ist als Resultat der Abwägung bei der Bebauungsplan-Aufstellung u.E. das Erfordernis zur Durchführung von Lärmschutzmaßnahmen (im Hinblick auf eine Lärmsanierung) für den Fall zu prüfen, dass in der weiteren Umgebung bei einer bestehenden Geräusch-Vorbelastung von über 70 dB(A) tags bzw. über 60 dB(A) nachts planinduzierte Erhöhungen um 0,3 bis 0,5 dB

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aus den planinduzierten Verkehrslärmveränderungen im Umfeld des Geltungsbereichs resultieren. Nach der Rechtsprechung des BGH, dem die verwaltungsrechtliche Rechtsprechung bislang folgt, liegt die enteignungsrechtliche Zumutbarkeitsschwelle für Verkehrsimmis- sionen auf Grund einer wertenden Betrachtung innerhalb eines Spektrums von Möglich- keiten in Wohngebieten bei Werten von 70 bis 75 dB(A) tags und 60 bis 65 dB(A) nachts (BGH, Urteil v. 25.03.1993, NJW 1993, 1700; OVG Münster, Urteil v. 05.02.2003, NVwZ- RR 2003, 633). Für die Planungspraxis ist deshalb die folgende Faustformel entwickelt worden. Bei Werten von mehr als 70 dB(A) tags und 60 dB(A) nachts muss ernsthaft erwogen werden, ob die absolute Schwelle der Zumutbarkeit erreicht ist. Mit Bezug auf die v.g. Anforderungen wurden auf Basis der vorliegenden Unterlagen Berechnungen/Abschätzungen vorgenommen, anhand derer ermittelt wurde, ob ein An- spruch auf Lärmschutzmaßnahmen bei (Wohn-)Gebäuden im Umfeld des Plangebiets aufgrund der Ausweisung des neuen Sondergebiets Hafen entsteht. Es ist zu prüfen, ob angesichts der Erhöhung des Verkehrsaufkommens auf betroffenen Straßen Beurtei- lungspegel von 70 / 60 dB(A) tags/nachts erreicht oder überschritten werden. Die fach- gutachterlichen Ergebnisse der auf Basis der Verkehrszahlen durchgeführten Berech- nungen nach RLS-90 zeigen, dass bis zu einem Abstand der Bundesstraße B 26 von der Straßenmitte von ca. 30,0 m tags bzw. 50,0 m nachts mit Beurteilungspegeln von über 70 dB(A) zur Tagzeit bzw. 60 dB(A) zur Nachtzeit zu rechnen ist. Im Verlauf der B 26 hin zur Bundesautobahn A 3 befinden sich vereinzelt Wohngebäude in geringerer Entfernung als den v.g. Abständen von der Straßenmitte (z.B. im Bereich Darmstädter Straße, B-Plangebiet „Ostend“). Bei einem Zusatzverkehr von ca. 500 Kfz zur Tagzeit bzw. 70 Kfz zur Nachtzeit ergeben sich verhältnismäßig geringe Verkehrslärmerhöhungen an den zu betrachtenden Immis- sionsorten von 0,3 dB tags/nachts. Der Erfahrung nach kann erwartet werden, dass diese Frequentierungen durch die künftigen Betriebe im Plangebiet nicht erreicht werden und als auskömmlich eingestuft werden können. Die Wirksamkeit aktiver Schallschutzmaßnahmen gegen innerhalb des Plangebiets ent- stehendem Gewerbelärm, wie z.B. eine Schallschutzwand und die abschirmende Wir- kung baulicher Nutzungen bspw. hinsichtlich der vor Schall schützenden Wirkung auf relevante Immissionsorte innerhalb des Gemeindegebiets der Gemeinde Mainaschaff, ist fachgutachterlich im Rahmen dieses Verfahrens zur Aufstellung des Bebauungsplans nicht weiter zu prüfen. Ihre schallschützende Wirkung kann angesichts der Bestimmun- gen i.S.d. DIN 45691:2006-12 für die Berechnung der festgesetzten Emissionskontin- gente auf der Ebene des Bebauungsplans aus städtebaurechtlichen Gründen nicht an- gerechnet werden. Im Rahmen der Genehmigungsverfahren von Anlagen und Betrieben können derartige Maßnahmen jedoch berücksichtigt werden. 5.8 Erschütterungsschutz Aufgrund der zulässigen Nutzungen sind unter Zugrundelegung einer dem Stand der Technik entsprechenden Ausführung keine Erschütterungen zu erwarten. Darüber hin- aus sind keine derartigen Vorbelastungen des Plangebiets bekannt. Anlass zur näheren Betrachtung besteht nicht, zumal erschütterungsgeneigte Betriebe dem Erfordernis einer immissionsschutzrechtlichen Genehmigung unterliegen und im immissionsschutzrecht- lichen Genehmigungsverfahren über die Beachtung der Anlagenbetreibergrundpflichten nach § 5 BImSchG eine ausreichende Rücksichtnahme auf die Nachbarschaft sicherge- stellt wird. 5.9 Schutz vor Luftschadstoffen, Staub- und Geruchsimmissionen Im Plangebiet sind nach derzeitigem Kenntnisstand mobile Aufbereitungsanlagen beab- sichtigt, für die in der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) keine besonderen Regelungen und Anforderungen zur Emissionsminderung angegeben sind.

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Es gelten daher die allgemeinen Anforderungen zur Emissionsbegrenzung der TA Luft. Aufgrund der besonderen Charakteristik „hafentypischer“ gewerblicher/industrieller Be- triebe ist der planinduziert erforderliche Schutz vor Luftschadstoffen, Staub- und Ge- ruchsimmissionen grundsätzlich im Rahmen der Genehmigungsverfahren auf Basis des BImSchG gewährleistet. Auch etwaig erforderlich werdende Maßnahmen zur Staubminderung oder die Steue- rung von Geruchsemissionen, z.B. in Gestalt einer Kontingentierung anhand der Emp- fehlungen der Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL) werden im Rahmen der Genehmi- gungsverfahren gewährleistet. Im Rahmen des erfolgten Scopings forderte auch das für die Luftschadstoffthematik zuständige Landratsamt Aschaffenburgs das sog. „Abschich- ten“ in die Genehmigungsverfahren, dem im Rahmen dieses Bebauungsplans gefolgt wird. Im Rahmen der fachgutachterlichen Stellungnahme ist ermittelt worden, dass im Unter- suchungsgebiet eine Vorbelastung in Bezug auf Geruch besteht, die hauptsächlich von der Papierfabrik und dem Hafen Aschaffenburg ausgeht. Aufgrund der Lage der Ge- ruchsquellen und den Hauptwindrichtungen konzentrieren sich die Geruchsbelastungen dabei besonders in Mainaschaff. Lokal können Geruchsbelastungen im Nahfeld von Ge- ruch emittierenden Betrieben auch an anderen Standorten (außerhalb der Gemeinde Mainaschaff) auftreten. Es besteht eine Vorbelastung, die für eine alle öffentlichen und privaten Belange i.S.d. § 1 Abs. 7 BauGB gegeneinander und untereinander abwägende planerische Entschei- dung über die Zulässigkeit von Geruch emittierenden Betrieben nicht hinreichend be- stimmt werden kann. Die Zulässigkeit umfangreich Geruch emittierender Anlagen ist im vorliegenden Fall jedoch keine notwendige Bedingung für das Erreichen der städtebau- lichen Ziele, so dass diesbezügliche Festsetzungen nicht erforderlich i.S.d. § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB sind. Sowohl bzgl. Luftschadstoffbelastungen als auch Geruchsemissio- nen können unter Anwendung des Immissionsschutzrechts im Rahmen der anlagenbe- zogenen Genehmigungsverfahren auf Basis des BImSchG bzw. des Bauordnungsrechts die Schutzansprüche, insbesondere der Wohnbevölkerung innerhalb der Gemeinde Mainaschaff, gewahrt bleiben. In diesem Zusammenhang wird allerdings ein Hinweis in den Bebauungsplan aufgenom- men, dass auf Grund der bestehenden Vorbelastungen vermutlich wenig „Spielraum“ für zusätzliche Geruchsemissionen verbleibt und ein entsprechender Untersuchungsbedarf besteht. 5.10 Brandschutz Da die für den Brandschutz einzuhaltenden Reaktionszeiten (Hilfsfrist) derzeit weder durch die Feuerwehr Stockstadt am Main, noch durch die Feuerwehr der Stadt Aschaf- fenburg eingehalten werden können, erfolgte die Prüfung zusätzlicher Erschließungs- wege für den Brandschutz. Mit der Betreiberin der in der unmittelbaren Umgebung be- findlichen Papierfabrik sind diesbezügliche Abstimmungen herbeigeführt worden, eine solche Erschließung über in ihrem Eigentum stehende Grundstücke zu ermöglichen. Zum derzeitigen Zeitpunkt ist eine Entscheidung zwischen drei grundsätzlich möglichen Varianten noch ausstehend. Die beabsichtigte Konfliktlösung durch entsprechendes Vorhalten von Flächen für die feuerpolizeiliche Erschließung hat jedoch zur Folge, dass weitere Regelungen zum Brandschutz im Rahmen des Bebauungsplans nicht erforderlich i.S.d. § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB sind. Die notwendige Erschließung muss nicht zwingend durch den Bebauungs- plan selbst sichergestellt sein, wie bereits § 30 BauGB belegt. Danach sind Vorhaben im Geltungsbereich eines Bebauungsplans bauplanungsrechtlich zulässig, wenn sie den Festsetzungen des Bebauungsplans nicht widersprechen und die Erschließung gesi- chert ist. Der gesonderten Erwähnung der Sicherstellung der Erschließung hätte es nicht

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bedurft, wenn der Gesetzgeber erwarten würde, dass die Sicherstellung der Erschlie- ßung bereits stets durch den Bebauungsplan erfolgt. Überdies enthält § 9 BauGB keine geeignete Ermächtigungsgrundlage für die Festsetzung einer Feuerwehrzufahrt, die keine Verkehrsfläche ist, weil diese ausschließlich die Feuerwehr im Bedarfsfall nutzen soll und darf. Die Sicherung der erforderlichen Flächen nach Maßgabe der sodann be- stimmten Vorzugsvariante erfolgt vor dem Satzungsbeschluss in geeigneter Weise. Es stehen für Löschzwecke vor Ort 48 m³/h aus dem Trinkwassernetz zur Verfügung. Die vorhandene Löschwasserentnahmestelle am Kai 6 kann im Rahmen der Brand- schutzkonzepte jedoch berücksichtigt werden. 5.11 Denkmalschutz Angesichts der bestehenden Erkenntnisse wird ein Hinweis in den Bebauungsplan auf- genommen, dass bei Erdarbeiten auftretende Funde von Bodenaltertümern gemäß Art. 8 BayDSchG am Fundort zu belassen und unverzüglich dem Landesamt für Denkmal- pflege, Schloss Seehof, 96117 Memmelsdorf, zu melden sind. Aufgefundene Gegen- stände und der Fundort sind bis zum Ablauf einer Woche unverändert zu belassen, so- weit nicht durch die Untere Denkmalschutzbehörde eine Fortsetzung der Arbeiten ge- stattet wird. 5.12 Bodenbelastungen Aktuell sind keine Altlastenverdachtsflächen innerhalb des Geltungsbereichs im Altlas- tenkataster erfasst.

Im Bereich des Teilbaugebiets SOH1 wurden jedoch geringfügig künstliche Aufschüttun- gen mit einer Schadstoffbelastung > Z2 erkannt sowie ausgetauscht. Bei Eingriffen in den Boden ist daher auch im weiteren Umfeld ggf. mit belastetem Aushub von abfall- rechtlicher Relevanz zu rechnen. Anhaltspunkte für gesundheitsrelevante Verunreini- gungen bestehen indes nicht, so dass eine zeichnerische Kennzeichnung des Bereichs nach § 9 Abs. 5 Nr. 3 BauGB nicht in Betracht kommt. Es wird jedoch ein entsprechender Hinweis in den Bebauungsplan aufgenommen, dass der v.g. Austausch erfolgte und etwaige weitere Bodenbelastungen auch im weiteren Umfeld nicht ausgeschlossen werden können. 5.13 Hochwasserschutz Das Plangebiet befindet sich zu geringen Teilen innerhalb des Risikogebiets seltener (HQ100) und größtenteils innerhalb des Risikogebiets extremer Hochwasserereignisse (HQEXTREM) der Bundeswasserstraße Main im Planungsraum Unterer Main.

Nördlich des Teilbaugebiets SOH2 des Sondergebiets mit der Zweckbestimmung Hafen- gebiet wird ein besonderer Nutzungszweck von Flächen mit der Zweckbestimmung „Um- schlag“ festgesetzt. Innerhalb dieser Flächen sind Kräne, Krananlagen sowie sonstige Ver- und Entlade- sowie Transport- und Umschlagseinrichtungen, die nicht als Neben- anlagen i.S.d. § 14 BauNVO gelten, allgemein zulässig, sofern andere – insbesondere die wasserhaushaltsrechtlichen – Belange nicht entgegenstehen. Gemäß § 78b Abs. 1 WHG sind - die Errichtung von Mauern, Wällen oder ähnlichen Anlagen, die den Wasserabfluss behindern können, - das Aufbringen und Ablagern von wassergefährdenden Stoffen auf dem Boden, es sei denn, die Stoffe dürfen im Rahmen einer ordnungsgemäßen Land- und Forstwirt- schaft eingesetzt werden, - die Lagerung von wassergefährdenden Stoffen außerhalb von Anlagen, - das Ablagern und das nicht nur kurzfristige Lagern von Gegenständen, die den Was- serabfluss behindern können oder die fortgeschwemmt werden können, - das Erhöhen oder Vertiefen der Erdoberfläche,

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- das Anlegen von Baum- und Strauchpflanzungen, soweit diese den Zielen des vor- sorgenden Hochwasserschutzes gemäß § 6 Absatz 1 Satz 1 Nummer 6 und § 75 Absatz 2 entgegenstehen, - die Umwandlung von Grünland in Ackerland sowie - die Umwandlung von Auwald in eine andere Nutzungsart grundsätzlich innerhalb des Überschwemmungsgebiets untersagt. Nach § 78b Abs. 2 WHG kann die zuständige Behörde im Einzelfall die v.g. Maßnahmen i.S.d. § 78b Abs. 1 WHG jedoch abweichend davon zulassen, sofern Belange des Wohls der Allgemeinheit dem nicht entgegenstehen, der Hochwasserabfluss und die Hochwas- serrückhaltung nicht wesentlich beeinträchtigt werden und eine Gefährdung von Leben oder Gesundheit oder erhebliche Sachschäden nicht zu befürchten sind oder sofern die nachteiligen Auswirkungen durch Nebenbestimmungen ausgeglichen werden können. Die im Rahmen der vorliegenden Bauleitplanung festgesetzte allgemeine Zulässigkeit folgt den städtebaulichen Zielen, an dieser Stelle den Umschlag von Waren und Stoffen grundsätzlich zu ermöglichen. In der gebotenen Weise erfolgt jedoch die Beschränkung dieser Zulässigkeit, dass die v.g. wasserhaushaltsrechtlichen Bestimmungen des § 78b Abs. 2 WHG erfüllt sein müssen, damit Kräne, Krananlagen sowie sonstige Ver- und Entlade- sowie Transport- und Umschlagseinrichtungen, die nicht als Nebenanlagen i.S.d. § 14 BauNVO gelten, tatsächlich errichtet werden dürfen. Eine allgemeine Zulässigkeit dieser Maßnahmen i.S.d. § 78b Abs. 2 WHG, die nach Abs. 4 dieses Paragraphen wasserhaushaltsrechtlich durchaus festzusetzen wäre, soll im vorliegenden Fall nicht festgesetzt werden. Die innerhalb des Plangebiets befindlichen Betriebsflächen der Wasser- und Schiff- fahrtsverwaltung des Bundes, die dem Hochwasserschutz dienen, liegen innerhalb des Bereichs, in dem der Bebauungsplan „Werksgelände der PWA Grafische Papiere GmbH“ durch den nun aufzustellenden Bebauungsplan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ überlagert wird und sind in dem überlagerten Bebauungsplan innerhalb einer festgesetz- ten öffentlichen Grünfläche informatorisch dargestellt. 5.14 Starkregenereignisse Angesichts der Folgen des Klimawandels nehmen sog. Starkregenereignisse zu, so dass es aufgrund solcher Ereignisse auch ohne bestehende Hochwassergefahren zu solchen wetterbedingten Überschwemmungen im Geltungsbereich kommen kann. In diesem Zusammenhang wird daher darauf hingewiesen, dass eine wetterbedingte Überschwemmung ohne Vorwarnung, wie ansonsten zum Beispiel bei stetig ansteigen- den Pegelständen von Flüssen der Fall, auftreten kann und ein Überflutungsnachweis gemäß DIN 1986-100:2016-12 empfohlen wird. Des Weiteren werden individuelle Vorsorgemaßnahmen – z.B. geschützte Bauvarianten für Kellereingänge, Lichtschächte und Tiefgarageneinfahrten – zum Schutz vor nachtei- ligen Folgen und zur Schadensminderung i.S.d. § 5 Abs. 2 WHG innerhalb des Gel- tungsbereichs empfohlen. 5.15 Artenschutz Im Rahmen der Bauleitplanung sind die artenschutzrechtlichen Zugriffsverbote nach § 44 Abs. 1 BNatSchG von Bedeutung. Diese Verbote sind zwar allein auf konkrete Handlung bezogen; nicht der Bebauungsplan oder einzelne seiner Festsetzungen, son- dern erst deren Verwirklichung bewirkt den verbotenen Zugriff. Deshalb findet grund- sätzlich eine Verlagerung der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung auf die Zulas- sungsebene, d.h. in die Genehmigungsverfahren, statt (OVG NRW, Urteil vom 05.12.2017, Az.: 10 D 97/15.NE, juris, Rn. 63).

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Gleichwohl ist bereits auf Bebauungsplanebene zu prüfen, ob die durch die Planung ermöglichten Eingriffe unabwendbar gegen artenschutzrechtliche Verbote verstoßen werden. Wäre dies der Fall, so wäre die entsprechende Festsetzung „nicht erforderlich“ i.S.d. § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB und folglich unwirksam (HessVGH, Urteil vom 21.02.2008, Az.: 4 N 869/07, juris, Rn. 33). Dies erfordert im Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans eine vorausschauende Ermittlung und Beurteilung, ob die in Auf- stellung befindlichen Festsetzungen einen artenschutzrechtlichen Konflikt nach sich zie- hen, der ihre Umsetzung dauerhaft unmöglich erscheinen lässt (BVerwG, Beschluss vom 25.08.1997, Az.: 4 NB 12.97, juris, Rn. 14). Sind artenschutzrechtliche Konflikte erkannt worden, die sich bei Umsetzung des Be- bauungsplans stellen werden, kann dem im Einzelfall bereits auf Ebene des Bebauungs- plans durch Festsetzung oder sonstige rechtliche Sicherung von Vermeidungs- und CEF-Maßnahmen begegnet werden (Klinge 2010, S. 540). Im Rahmen des Verfahrens zur Aufstellung des vorliegenden Bebauungsplans wurde für folgende Gilden bzw. Arten das Eintreten der Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG überprüft: - Gilde der Baum- und Gebäudefledermäuse, - Zauneidechse, - Kreuzkröte, - Dorngrasmücke, - Brutvögel der Wälder, Waldränder, Feld- und Kleingehölze. Für den überwiegenden Teil der Arten können die Verbotstatbestände unter Berücksich- tigung der folgenden Maßnahmen vollständig sowie in Bezug auf die Kreuzkröte zumin- dest zum Teil ausgeschlossen werden:

Art/ökologische Gilde Vermeidungs- und CEF-Maßnahme

Gilde der Baum- und Gebäude- 1-1 VCEF: Bauzeitenregelung fledermäuse 1-2 VCEF: Bauzaun zum Schutz von sensiblen Bereichen während der Baumaßnahmen

1-3 VCEF: Inspektion der zu fällenden Bäume und Verschluss von Baumhöhlen

1-7 VCEF: Umweltbaubegleitung

2-1 ACEF: Aufhängen von Fledermauskästen

Zauneidechse 1-4 VCEF: Anlage von dauerhaften und/oder temporären Reptilien- und Amphibienschutzzäunen in Kombination mit einem Amphibiendurch- lass unter dem Eigentümerweg

1-5 VCEF: Vergrämung, Abfangen und Umsiedlung von Individuen der Zauneidechse aus dem Baustellenbereich

1-7 VCEF: Umweltbaubegleitung

2-2 ACEF: Neuanlage von Kleinstrukturen als Überwinterungs- und Fort- pflanzungshabitate für Zauneidechse sowie Entwicklung geeigneter Gehölzstrukturen für die Dorngrasmücke

Kreuzkröte 1-4 VCEF: Anlage von dauerhaften und/oder temporären Reptilien- und Amphibienschutzzäunen in Kombination mit einem Amphibiendurch- lass unter dem Eigentümerweg

1-6 VCEF: Absammeln und Umsiedlung von Kreuzkröten und deren Ent- wicklungsstadien aus dem Baustellenbereich

1-7 VCEF: Umweltbaubegleitung

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2-3 AFCS: Neuanlage eines Gesamtlebensraums für die Kreuzkröte mit Kleinstrukturen als Überwinterungs- und Fortpflanzungshabitate

2-4 AFCS: Entwicklung und Offenhaltung von lückigen Ruderal- und Hochstaudenfluren auf Rohbodenstandorten

Dorngrasmücke 1-1 VCEF: Bauzeitenregelung

2-2 ACEF: Neuanlage von Kleinstrukturen als Überwinterungs- und Fort- pflanzungshabitate für Zauneidechsen sowie Entwicklung geeigneter Gehölzstrukturen für die Dorngrasmücke

Brutvögel der Wälder, Wald- 1-1 VCEF: Bauzeitenregelung ränder, Feld- und Kleingehölze 1-7 VCEF: Umweltbaubegleitung

Die v.g. Maßnahmen sind im Umweltbericht und der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung (saP) beschrieben.

Ein Teil der Maßnahmen (z.B. 1-5 VCEF: Vergrämung, Abfangen und Umsiedlung von Individuen der Zauneidechse aus dem Baustellenbereich sowie 1-6 VCEF: Absammeln und Umsiedlung von Kreuzkröten und deren Entwicklungsstadien aus dem Baustellen- bereich) ist mit einem Nachstellen und Fangen i.S.d. § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ver- bunden und damit eigentlich verboten. Im Anwendungsbereich des § 44 Abs. 5 BNatSchG sind solche Maßnahmen gemäß Satz 2 Nr. 2 der Vorschrift jedoch erlaubt. Der Anwendungsbereich des § 44 Abs. 5 BNatSchG ist nach dessen Satz 1 eröffnet, sobald der Bebauungsplan Planreife i.S.d. § 33 BauGB erlangt hat. Sollten im Interesse einer zügigen Umsetzung des Bebauungsplans mit Blick auf die zeitlichen Vorausset- zungen für das Abfangen und Umsiedeln der Tiere die Maßnahmen bereits früher durch- geführt werden, bedarf es dafür einer Ausnahme gemäß § 45 Abs. 7 BNatSchG. Diese Ausnahme wäre indes nicht planinduziert, sondern allein auf außerhalb des Bebauungs- planverfahrens liegende Handlungen zur Umsetzung des Bebauungsplans zurückzufüh- ren. Für die Kreuzkröte kann das Eintreten des Schädigungsverbots nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG jedoch auch planbedingt nicht vollständig vermieden werden, da im unmittel- baren räumlichen Zusammenhang keine CEF-Maßnahmen durchgeführt werden kön- nen.

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Abb. 12 Hervorgehobene schematische Darstellung der innerhalb des Geltungsbereichs festgesetzten Artenschutz- maßnahme für die im Plangebiet vorkommende Kreuzkröte

Durch die Maßnahme „2-4 AFCS“ – Entwicklung und Offenhaltung von lückigen Ruderal- und Hochstaudenfluren auf Rohbodenstandorten – kann aber sichergestellt werden, dass sich der Erhaltungszustand der Population nicht verschlechtert und die Wiederher- stellung eines günstigen Erhaltungszustands nicht behindert wird. Die dafür erforderli- chen Flächen sind gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 20 BauGB in Form der Ausgleichsfläche AA planungsrechtlich gesichert.

Innerhalb dieser Ausgleichsfläche AA sind alle drei Jahre - eine Mahd durchzuführen, - Gehölzaufwuchs und Schnittgut zu entfernen sowie

- 30 % der Ausgleichsfläche AA aufzureißen. Sofern die Belange des Artenschutzes nicht entgegenstehen, können die v.g. Maßnah- men abweichend alle fünf Jahre durchgeführt werden, da die Wüchsigkeit diese Maß- nahmen ggf. nicht alle drei Jahre erfordert. Dadurch können die für die Kreuzkröte erforderlichen lückigen Ruderal- und Hochstau- denfluren auf Rohbodenstandorten entwickelt und offengehalten werden. Anpflanzun- gen sind dafür nicht erforderlich. Der angestrebte Zustand kann durch „Zulassen von Sukzession“ auf der Fläche erreicht werden. Die Offenhaltung der Fläche ist unter artenschutzrechtlichen Gesichtspunkten abhängig von der Wüchsigkeit alle 3 bis 5 Jahre durch v.g. Pflege vorzunehmen. Sachgerechte Abweichungen vom festgesetzten „Dreijahres-Rhythmus“ sind in Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden ausnahmsweise zulässig. Auf 10 % der auf diese Weise festgesetzten Fläche ist es zulässig, Verkehrsflächen zu errichten und zu betreiben. Diese Größenordnung umfasst ungefähr den durch die Aus- gleichsfläche überlagerten bislang für die Erschließung des Plangebiets genutzten Stra- ßenkörper, der nach Maßgabe dieser Festsetzung zukünftig auch an anderer Stelle er- satzweise errichtet werden könnte, sofern die Zweckbestimmung der Ausgleichsfläche AA gewahrt bleibt – bspw. mit der Herstellung eines Amphibiendurchlasses unter dem Straßenkörper.

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Mindestens im Jahr vor Beginn der Baumaßnahme werden Brachstrukturen, Gesteins- aufschüttungen und Totholzhaufen als Landlebensräume und/oder Winterhabitate sowie Ersatzlaichgewässer für die Kreuzkröte im Bereich Hafenbahnhof geschaffen. Ziel ist die Bereitstellung aller erforderlichen Habitatelemente im Bereich der geplanten Umsied- lungsfläche im Hafenbahnhof zur Sicherung des Erhaltungszustandes der Kreuzkröte. Schwerpunkt der Maßnahme im Hafenbahnhof ist die Entwicklung von Laichgewässern innerhalb eines funktionalen Gesamtlebensraumes. Zudem wird darauf hingewiesen, dass der Schutz und die Sicherung von Gehölzen ein- schließlich ihrer Kronen- und Wurzelbereiche durch Einhalten der gängigen Schutzvor- schriften i.S.d. der DIN 18920:2014-07 bzw. RAS-LP 4 und ZTV-Baumpflege zu gewähr- leisten ist. Gehölzrückschnitte und Baumfällungen i.S.d. § 39 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 BNatSchG dürfen grundsätzlich nur außerhalb der Vogelbrutzeit im Zeitraum vom 01.10. bis zum 28.02. des Folgejahres nach vorheriger Kontrolle der Gehölze und Ausschluss von besetzten Fledermaus-Quartieren vorgenommen werden. Soweit Eichhörnchenko- bel verzeichnet werden, sind auch diese auf Besatz zu prüfen und ggf. umzuhängen oder abzutragen. Nach Realisierung der Planung wird für die Beleuchtung von Gehwe- gen und Straßen eine fledermaus- bzw. insektenfreundliche Beleuchtung empfohlen. Geeignet sind LED-Lampen mit gelben Filtern oder Natriumdampf-Niederdruck oder Hochdruckleuchten. Der Einsatz von Lichtflutern im Außenbereich ist zu vermeiden. Vor Abriss von leerstehenden Gebäuden ist durch qualifizierte Fachgutachter zu prüfen, ob und wo eine Besiedlung der Gebäude durch streng geschützte Arten vorliegt. Liegen Hinweise auf eine Besiedlung durch streng geschützte Arten vor, sind in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Aschaffenburg kurzfristig entspre- chende Maßnahmen zu ergreifen, die dem Eintritt eines Verbotstatbestands nach § 44 Abs. 1 BNatSchG entgegenwirken. 5.16 Umweltbelange Die Gemeinde hat im Aufstellungsverfahren dem Entwurf des Bauleitplans eine Begrün- dung beizufügen. In ihr sind entsprechend dem Stand des Verfahrens in dem Umwelt- bericht gemäß Anlage 1 BauGB die auf Grundlage der Umweltprüfung gemäß § 2 Abs. 4 BauGB ermittelten und bewerteten Belange des Umweltschutzes darzulegen. Der Um- weltbericht bildet einen gesonderten Teil der Begründung i.S.d. § 2a Satz 3 BauGB. Die Bebauungsplanaufstellung dient vorwiegend der städtebaurechtlichen dauerhaften Absicherung eines langjährig bestehenden, genehmigten und im vollen Umfang geneh- migungskonform betriebenen Hafenstandortes, der Sicherung von Erweiterungsmög- lichkeiten für diesen sowie der städtebaurechtlichen Vorsorge gegen das Entstehen von Nutzungskonflikten infolge eines etwaigen „Heranrückens“ von ggf. in besonderer Weise schutzbedürftigen Nutzungen. In Abstimmung mit den entsprechenden zuständigen Fachämtern der Marktgemeinde Stockstadt am Main sowie den weiteren Behörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange ist im Verfahren identifiziert worden, welche Umweltbelange insbesondere zu ermitteln und zu bewerten sind. Generell sind in der Umweltprüfung die biotischen und abiotischen sowie die anthropogenen Umweltbelange zu berücksichtigen. Bei biotischen Umweltbelangen handelt es sich um die Belange der Tiere, der Pflanzen und der biologischen Vielfalt sowie des Menschen, seiner Gesundheit und die Bevölke- rung insgesamt. Abiotische Umweltbelange wiederrum sind die Belange der unvermehr- baren natürlichen Ressource der Fläche und des Bodens, des Wassers, insbesondere der Oberflächengewässer und des Grundwassers sowie der Luft und des Klimas. Die anthropogenen Umweltbelange umfassen die Belange des Landschaftsschutzes und die Bewahrung des Ortsbildes sowie die Sicherung der Kultur- und sonstigen Sachgüter. Außerdem sind die Wechselwirkungen zwischen den Umweltbelangen sowie die Kumu- lierung mit Auswirkungen benachbarter Vorhaben und die Vermeidung von Emissionen

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sowie der sachgerechte Umgang mit Abfällen und Abwässern, erneuerbare Energien und die effiziente Nutzung von Energie sowie die eingesetzten Techniken und Stoffe zu berücksichtigen. Die Ergebnisse dieser Ermittlung und Bewertung sind im Umweltbericht den entspre- chenden Umweltbelangen zugeordnet dargestellt. Sie sind im Rahmen dieser Begrün- dung als Grundlage der erfolgten Abwägung herangezogen und integriert behandelt wor- den.

6 Örtliche Bauvorschriften 6.1 Fahrradabstellplätze

Innerhalb des Sondergebiets (SOH) sind für die Förderung einer nachhaltigen Mobilität, insbesondere des nicht-motorisierten Berufsverkehrs i.S.d. § 1 Abs. 6 Nr. 9 BauGB, bei der Errichtung baulicher oder anderer Anlagen, bei denen ein Zu- und Abfahrtsverkehr zu erwarten ist, Fahrradabstellplätze in ausreichender Zahl und Größe sowie in geeig- neter Beschaffenheit gemäß § 9 Abs. 4 BauGB i.V.m. Art. 47 Abs. 2 Satz 2 BayBO wie folgt herzustellen und bereitzuhalten:

Zulässige Nutzungen Zahl der erforderlichen Fahrradabstellplätze (Ab)

Geschäfts-, Büro-, und Verwaltungsgebäude 1 Ab / 60 m² NF

Handwerks-, Gewerbe und Industriebetriebe 1 Ab / 105 m² NF (inkl. betriebseigene Betankungsanlagen so- wie dem Gebiet dienende Kantinen und Lä- den)

Lager- und Logistikhallen sowie Logistikge- 1 Ab / 150 m² NF bäude

Die für die jeweiligen innerhalb des Sondergebiets (SOH) zulässigen Nutzungen festge- setzten Quadratmeter Nutzfläche pro erforderlichem Fahrradabstellplatz sind in Relation zu den i.S.d. Art. 47 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 2 Satz 1 BayBO notwendigen Stellplätzen für den ruhenden Pkw-Verkehr ermittelt worden. Diese Relation umfasst die städtebau- liche Zielstellung, auch an dieser Stelle des Marktgemeindegebiets den Fahrradverkehr zu stärken und dadurch eine Kraftfahrzeugentlastung i.H.v. bis zu 40 % anzustreben. Mathematisch ergibt sich daraus das verkehrspolitische Erfordernis, zwei Drittel der ge- mäß § 20 GaStellV i.V.m. der dazugehörigen Anlage zu ermittelnden Anzahl der not- wendigen Stellplätze für den ruhenden Pkw-Verkehr für abzustellende Fahrräder vorzu- halten. Bei Änderung baulicher Anlagen oder ihrer Nutzung sind Fahrradabstellplätze in solcher Zahl und Größe sowie Beschaffenheit herzustellen und bereitzuhalten, dass die Fahr- radabstellplätze die durch die Änderung zusätzlich zu erwartenden Fahrräder aufneh- men können. Fahrradabstellplätze sind zum Zeitpunkt des Nutzungsbeginns von baulichen und sons- tigen Anlagen herzustellen. Die Fahrradabstellplätze sollen ein einfaches und diebstahl- sicheres Anschließen des Fahrradrahmens ermöglichen und überdacht werden, damit dieses Angebot für nachhaltige Mobilität die erforderliche Akzeptanz im Alltag bspw. der entsprechenden Belegschaft erfährt und die Fahrräder diebstahlsicher untergebracht werden können. Die Abstellfläche eines Fahrradabstellplatzes muss mindestens 1,80 m lang und 0,70 m breit sowie separat anfahrbar sein. Die Breite bemisst sich an der be- absichtigten bequemen Nutzbarkeit der Abstellplätze, die nur dann gewährleistet ist, so- fern der Abstellplatz mindestens die durchschnittliche Breite eines Fahrradlenkers i.H.v.

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0,70 m aufweist. Die Länge bemisst sich allein an den gängigen Größen handelsüblicher Fahrräder für Erwachsene und folgt letztlich auch der städtebaulichen Zielstellung, den (ruhenden) Fahrradverkehr möglichst komfortabel zu gestalten. Um zu vermeiden, dass einzelne Fahrräder „eingeparkt“ werden und dadurch zeitweise nicht mehr zugänglich wären, muss jeder Fahrradabstellplatz separat zugänglich sein. Abweichungen davon können zugelassen werden, sofern nachgewiesen wird, dass die abzustellenden Fahr- räder durch geeignete technische Einrichtungen i.S.d. v.g. Anforderungen einfach und sicher untergebracht werden können. Die Fahrradabstellplätze sind gemäß Art. 47 Abs. 3 Nr. 1 BayBO auf dem Baugrundstück herzustellen. Ausnahmsweise kann gemäß Art. 47 Abs. 3 Nr. 2 BayBO zugelassen wer- den, dass sie auf einem anderen Grundstück innerhalb des Sondergebiets (SOH) herge- stellt werden, sofern ein geeignetes sowie im räumlichen Zusammenhang stehendes Grundstück zur Verfügung steht und seine Benutzung für diesen Zweck rechtlich gesi- chert ist. Durch diese Vorrangregelung für die Herstellung auf dem „eigenen“ Grundstück wird gewährleistet, dass eine Errichtung an anderer Stelle innerhalb des Sondergebiets (SOH) hinreichend rechtlich gesichert wird. Die Anzahl der erforderlichen Fahrradabstellplätze für Vorhaben, die nach Maßgabe die- ser Festsetzung nicht erfasst sind oder deren spezieller, tatsächlicher Bedarf im Miss- verhältnis zu dieser Festsetzung steht, ist nach den besonderen Verhältnissen des Ein- zelfalls zu ermitteln. Das Erfordernis zur Unterschreitung der nach Maßgabe dieser Fest- setzung zu errichtenden Anzahl von Fahrradabstellplätzen ist durch den Antragssteller im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nachzuweisen. Werden für mehrere bauliche oder sonstige Anlagen, deren Geschäfts- oder Hauptbe- triebszeiten aufeinander folgen, gemeinsame Fahrradabstellplätze geschaffen, so be- misst sich die Zahl der erforderlichen Fahrradabstellplätze nach dem höchsten gleich- zeitigen Bedarf. Entsprechend der Nutzung ist die jeweilige Anzahl der Fahrradabstellplätze auf eine Stelle hinter dem Komma zu ermitteln. Bei Vorhaben mit unterschiedlicher Nutzung sind die jeweiligen Fahrradabstellplatzzahlen zu addieren. Bei der Berechnung des Ender- gebnisses sind Bruchteile als ganze Einheit zu rechnen. 6.2 Werbeanlagen Werbeanlagen sind für den Schutz des Landschafts- und Ortsbildes gemäß § 9 Abs. 4 BauGB i.V.m. Art. 81 Abs. 1 Nrn. 1 und 2 BayBO nur zulässig, - sofern sie am Ort der Leistung aufgestellt bzw. angebracht sind, - als freistehende Werbeanlagen mit einer max. Breite von 1,5 m und einer max. Höhe von 10,0 m, - je Gebäudeseite und Nutzer nur zwei, - unterhalb der Gebäudetraufe, - bis zu einer Gesamtgröße von max. 25 % der jeweiligen Fassadenfläche, jedoch max. 15,0 m² sowie - und wenn durch sie die Sicherheit und Leichtigkeit des Straßen- und Wasserstraßen- verkehrs nicht beeinträchtigt wird. Einerseits sind die v.g. absoluten Maße auf die gängigen Maße abgestellt, die durch die Planbegünstigte sowie ihre Pächterinnen und Pächter allgemeinhin verwendet werden und andererseits sind die angesichts einer Angebotsplanung darüber hinaus erfolgten Beschränkungen (u.a. relative Maße) so gewählt, dass Werbeanlagen den entsprechen- den Gebäuden und Gebäudeteilen untergeordnet bleiben. Blinkende und sich bewegende Werbeanlagen, insbesondere Medienfassaden, sind ins- besondere zu Gunsten des Wasserstraßenverkehrs unzulässig.

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Zudem wird darauf hingewiesen, dass Anlagen und ortsfeste Einrichtungen aller Art ge- mäß § 34 Abs. 4 WaStrG weder durch ihre Ausgestaltung noch durch ihren Betrieb zu Verwechslungen mit Schifffahrtszeichen Anlass geben, deren Wirkung beeinträchtigen, deren Betrieb behindern oder die Schiffsführerinnen/Schiffsführer durch Blendwirkun- gen, Spiegelungen oder anders irreführen oder behindern dürfen. Wirtschaftswerbung i.V.m. Schifffahrtszeichen ist grundsätzlich unzulässig. 6.3 Einfriedungen

Innerhalb des Sondergebiets (SOH) sind Einfriedungen, die zur Wasserstraße Main aus- gerichtet sind, gemäß § 9 Abs. 4 BauGB i.V.m. Art. 81 Abs. 1 Nr. 5 und Abs. 2 BayBO mit standortgerechten und einheimischen sowie klimatoleranten Schling- oder Kletter- pflanzen zu begrünen, um die verträgliche Einbettung des gewerblichen/industriellen Ha- fenstandortes in das Landschaftsbild zu gewährleisten. Die Begrünung der Einfriedun- gen ist dauerhaft zu erhalten und zu unterhalten bzw. zu pflegen. Die für den Umschlag erforderlichen Schüttwände sind aus hafenbetrieblichen Gründen von dieser Regelung ausgenommen – auch weil sie als Landschaftselemente bereits durch die in den 1970-er und 1990-er Jahre erfolgten Planfeststellungen seit Jahrzehn- ten charakteristisch für das Plangebiet sind. Für das Anpflanzen von Bäumen, Hecken und Gebüschen sowie für die Begrünung von Einfriedungen wird eine Pflanzliste mit empfohlenen Pflanzenarten als Hinweis aufge- nommen. Für die Begrünung von Einfriedungen werden die nachfolgenden Arten empfohlen: - Clematis montana: Berg-Waldrebe, - Clematis vitalba: Gewöhnliche Waldrebe, - Hedera helix: Gewöhnlicher Efeu, - Humulus lupus: Echter Hopfen, - Hydrangea petiolaris: Kletter- Hortensie und - Parthenocissus tricuspidata: Dreilappige Jungfernrebe.

7 Nachrichtliche Übernahmen und Vermerke In den Bebauungsplan sind nachfolgende Nachrichtliche Übernahmen und Vermerke aufgenommen worden: - Planfeststellungen nach Wasserhaushaltsgesetz und Wasserstraßengesetz; - Überschwemmungsgebiet und überschwemmungsgefährdete Gebiete.

8 Darstellungen ohne Normcharakter In den Bebauungsplan sind nachfolgende Darstellungen ohne Normcharakter aufge- nommen worden: - Katastergrundlage vom 08. Juli 2020; - Bestehender Straßenkörper sog. „Limesstraße“; - Bemaßung; - Fluss-Kilometer; - Freileitungen sowie ihre Mastschutz- und Baubeschränkungszonen; - Überlagerung mit Geltungsbereichen bisher geltender Bebauungspläne; - Umgrenzung von Flächen für das Anpflanzen von Bäumen.

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9 Hinweise In Abstimmung mit den zuständigen Behörden und den sonstigen Trägern öffentlicher Belange sind Hinweise zu den nachfolgenden Themen in den Bebauungsplan aufge- nommen worden: - Emissionskontingentierung; - Passiver Schallschutz; - Geruchsemissionen; - Brandschutz; - Störfälle; - Artenschutz; - Anpflanzungen; - Pflanzliste; - Bodenbelastungen; - Denkmalschutz; - Hochwasserschutz; - Starkregenereignisse; - Strom- und Schifffahrtspolizeiliche Genehmigung; - Schifffahrtssicherheit; - Standsicherheit baulicher Anlagen in Mainnähe; - Freileitungen sowie ihre Mastschutz- und Baubeschränkungszonen; - Richtfunkverbindungen; - Beteiligung der Leitungsträger der Freileitungen und Betreiber der Richtfunktrassen; - Normen, Richtlinien und Gutachten; - Verträge und Vereinbarungen.

10 Plangebietsexterne Ausgleichsmaßnahmen Als Ausgleichsmaßnahmen innerhalb des Geltungsbereichs sind folgende Maßnahmen vorgesehen:

- Ausgleichsfläche AL1: 0,34 ha; - Ausgleichsfläche AL2: 0,42 ha; - Ausgleichsfläche AA: 0,05 ha. Die Maßnahmen im Geltungsbereich haben hauptsächlich Biotoptypen mittlerer Bedeu- tung zum Ziel – eine Ausnahme davon stellen die Gehölzpflanzungen auf der Schleu- seninsel innerhalb der Ausgleichsfläche AL1 dar. Die hartholzauwaldartigen Gehölze ha- ben eine hohe Bedeutung.

Die Ausgleichsflächen AL1 und A L2 werden als Ausgleich für Eingriffe ins Landschaftsbild zugeordnet. Für den Ausgleich von Eingriffen in die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes werden die Ausgleichsflächen AL2 und AA angerechnet. In der Flä- chenbilanz der Ausgleichsmaßnahmen im Geltungsbereich ergibt sich daher eine Ge- samtfläche der anrechenbaren Ausgleichsflächen i.H.v. 0,47 ha. Mit Bezug zum Kom- pensationsbedarf i.H.v. 2,43 ha ergibt sich ein verbleibender Kompensationsbedarf i.H.v. 1,96 ha. Zusätzlich werden artenschutzrechtlich begründete Maßnahmen für die Zauneidechse und die Kreuzkröte sowie die Dorngrasmücke erforderlich, für die entsprechende Maß- nahmen innerhalb des Hafengebiets von bayernhafen Aschaffenburg im Rahmen des Habitatverbundkonzeptes im Hafen Aschaffenburg auf Flächen von bayernhafen umge- setzt werden können. Diese Flächen sind gleichzeitig Ausgleichsmaßnahmen i.S.d. städtebaulichen Eingriffsregelung.

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Inwieweit über die Ausgleichsflächen im Geltungsbereich sowie die auch multifunktional als Ausgleichsflächen geeigneten Maßnahmenflächen im Hafengebiet hinaus die Aus- gleichsfläche der Hübnerschaften in die erforderlichen Kompensationsmaßnahmen ein- bezogen werden müssen, kann erst nach Abschluss der Maßnahmenplanung im Hafen- bahnhof und im Biotop „Limesstraße“ entschieden werden. Nach derzeitigem Stand um- fassen die Artenschutzmaßnahmen einen Umfang von ca. 1,5 ha. Sollten sich diesbe- züglich Änderungen ergeben, kann der verbleibende Kompensationsbedarf anteilig über die Ersatzaufforstungsfläche der Hübnerschaften in der Marktgemeinde Stockstadt am Main im Bereich der Flur „Lettlöcher“ mit einer Gesamtfläche von ca. 0,9 ha als Aus- gleichsfläche erbracht werden. Die Eignung der Fläche wurde am 07. September 2020 mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt. Über die dargestellten Maßnahmen ist es möglich, den erforderlichen Kompensations- bedarf i.H.v. 2,43 ha vollständig zu erbringen.

11 Verträge und Vereinbarungen 11.1 Städtebaulicher Vertrag Die Planbegünstigte ist Eigentümerin der Grundstücke innerhalb des Geltungsbereichs. Sie beabsichtigt durch die Bauleitplanung die Sicherung und Weiterentwicklung ihres hafenaffinen Gewerbestandortes in der Gemarkung Stockstadt. Gleichzeitig soll den Be- langen des Umweltschutzes Rechnung getragen sowie gesunde Wohn- und Arbeitsver- hältnisse geschaffen werden. Die Marktgemeinde Stockstadt am Main hat sich durch Zeichnung des Städtebaulichen Vertrags gemäß § 11 BauGB grundsätzlich bereit erklärt, für das Plangebiet das Bauleit- planverfahren einzuleiten und durchzuführen. Voraussetzung dafür war u.a. die Über- nahme der Planungs- und Verfahrenskosten sowie der Erschließungskosten durch die Planbegünstigte. Die Durchführung des Bauleitplanverfahrens obliegt der Marktgemeinde Stockstadt am Main. Es erfolgt keine Übertragung der Durchführung von Verfahrensschritten gemäß § 4b BauGB. Die Verantwortung der Marktgemeinde Stockstadt am Main für das gesetz- lich vorgesehene Planaufstellungsverfahren sowie die Unabhängigkeit der Marktge- meinde und des Gemeinderats im gesamten Planungsverfahren – vor allem hinsichtlich der planerischen Abwägung – bleiben von diesem Vertrag unberührt. Die Planbegüns- tigte ist sich ebenso bewusst, dass durch den vorliegenden Vertrag kein Anspruch auf Aufstellung des Bebauungsplans i.S.d. § 1 Abs. 3 Satz 2 BauGB besteht. Für den Fall, dass der Marktgemeinde Stockstadt am Main durch die Planung eigene Kosten entstehen, hat sich die Planbegünstigte gemäß § 11 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 BauGB verpflichtet, ihr diese Kosten zu erstatten. Dies gilt auch dann, wenn der Bebauungsplan nicht rechtsverbindlich werden sollte. Die Kosten für die Mitwirkung gemeindlichen Per- sonals trägt die Marktgemeinde Stockstadt am Main. 11.2 Verwaltungsvereinbarung Das ca. 11,26 ha große Plangebiet liegt im südöstlichen Bereich der Marktgemeinde Stockstadt am Main und grenzt östlich an das Gemeindegebiet der Stadt Aschaffenburg an, über das auch seine verkehrliche Erschließung erfolgt. Aus diesem Grund wurde es erforderlich, Verwaltungsvereinbarungen vonseiten des Landkreises Aschaffenburg für die Abfallentsorgung mit der Stadt Aschaffenburg zu treffen. Nach Art. 3 Abs. 1 BayAbfG sind die Landkreise und die kreisfreien Gemeinden für die in ihrem Gebiet anfallenden Abfälle öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger i.S.d. Kreis- laufwirtschaftsgesetzes (entsorgungspflichtige Körperschaften) und erfüllen die sich da- raus ergebenden Aufgaben als Pflichtaufgaben im eigenen Wirkungskreis.

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Die Stadt Aschaffenburg als kreisfreie Gemeinde und der Landkreis Aschaffenburg sind übereingekommen, für den Geltungsbereich des im Kreisgebiet des Landkreises liegen- den Bebauungsplan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ bestimmte anfallende Aufgaben der Abfallentsorgung auf die Stadt Aschaffenburg zu übertragen.

12 Bisher gültiges Planungsrecht Mit Inkrafttreten dieses Bebauungsplanes werden in seinem Geltungsbereich die bisher gültigen Bebauungspläne oder Teile von Bebauungsplänen durch neues Planungsrecht im Sinne eines Anwendungsvorrangs überlagert und verdrängt. Im Übrigen bleibt ihre Wirksamkeit aber unberührt. Betroffen sind die Bebauungspläne: - „Werksgelände der PWA Grafische Papiere GmbH“ und - „Nördlich Aschaffenburger Straße“.

13 Beteiligung und Abwägung 13.1 Scoping Die im Rahmen des Scopings eingegangenen Stellungnahmen bzw. vorgebrachten An- regungen und deren Behandlung sind nachfolgend thematisch zusammengefasst: Maß der baulichen Nutzung Die Verwaltung der Gemeinde Mainaschaff forderte in einer schriftlichen Stellungnahme eine deutliche Reduzierung der bislang beabsichtigten maximalen Gebäudehöhen von ca. 40 m über Grund. Bereits im Rahmen des Termins vor Ort wurde vereinbart, die bestehenden faktischen Beschränkungen hinsichtlich der im Plangebiet verlaufenden Freileitungen und ihrer Mastschutz- und Baubeschränkungszonen betreffend das Maß der baulichen Nutzungen explizit in der Begründung darzustellen. Des Weiteren sind nunmehr visuelle Studien hinsichtlich der Auswirkungen auf das Landschaftsbild ange- fertigt und in die Abwägung im Rahmen dieses Verfahrens eingestellt worden. Diesbe- züglich sind die v.g. Studien betreffend die planinduzierten optischen Wirkungen, insbe- sondere für das Mischgebiet und entlang des Radweges auf der gegenüberliegenden Mainseite, unter Beachtung der v.g. Beschränkungen vorgenommen worden. Verkehr Etwaige Rückfragen hinsichtlich der Abschätzung der planinduzierten Verkehrserzeu- gung wurden mit dem Verweis auf ihre Berücksichtigung im Rahmen des bereits erfolg- ten Straßenausbaus der B26 zur Zufriedenheit der Behörden und sonstigen Träger öf- fentlicher Belange beantwortet. Durch das Stadtplanungsamt der Stadt Aschaffenburg wurde nach der Sicherung der Erschließung des Plangebiets gefragt. Dieses ist aus östlicher Richtung über den in der Gemarkung Aschaffenburg Leider befindlichen Eigentümerweg „Limesstraße“ erschlos- sen. Gemäß Verfügung und Vollzug der Bezirksfinanzdirektion Würzburg stehen die Straßen im Hafengebiet Aschaffenburg im Eigentum der Planbegünstigten. Die Erschlie- ßung im Plangebiet ist vertraglich geregelt. Die Eigentümerin muss dementsprechend die innere Erschließung im Hafengebiet weiterhin sicherstellen und fortführen. Die fakti- sche Fortführung der Limesstraße innerhalb des Plangebiets in der Gemarkung Stock- stadt ist nicht im Straßenverzeichnis der Markgemeinde Stockstadt am Main enthalten und steht ebenfalls im Eigentum der Planbegünstigten. Die Erschließung innerhalb des Plangebiets durch derzeitige Nutzer sowie etwaige zukünftige Nutzer soll weiterhin in v.g. Weise geregelt bleiben. Eine bodenrechtliche Sicherung ist für die Erschließung des

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Plangebiets demnach nicht erforderlich. Für eine gute Nachvollziehbarkeit der bestehen- den Erschließung wurde eine geeignete informatorische Darstellung der sog. „Limes- straße“ innerhalb des Plangebiets in den Unterlagen des Bebauungsplans, insbeson- dere in der Planzeichnung, gefordert. Dem wird durch eine entsprechende Darstellung, ohne Festsetzungscharakter, in der Planzeichnung gefolgt. Außerdem wurde nach einem vormals angedachten Radweg durch das Plangebiet ge- fragt. Mit Verweis auf den entlang des gegenüberliegenden Mainufers verlaufenden Radweg soll die Berücksichtigung eines solchen Radweges in dem Bebauungsplan aus Gründen der Verkehrssicherheit und der in der Umgebung fehlenden Anknüpfungs- punkte nicht erfolgen. Feuerpolizeiliche Erschließung In der schriftlichen Stellungnahme des Landratsamtes Aschaffenburg zu den Belangen des abwehrenden Brandschutzes wurde dargestellt, dass die Freiwillige Feuerwehr Stockstadt zwar hinsichtlich ihrer Organisation und Ausrüstung den abwehrenden Brandschutz leisten könne, jedoch die beabsichtigte feuerpolizeiliche Erschließung hin- sichtlich der sog. Hilfsfrist deutlich hinter den nach Nr. 1.2 der Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern zum Vollzug des Bayerischen Feuerwehr- gesetzes vom 28. Mai 2013 (VollzBekBayFwG) empfohlenen 10 min zurückbleibt. Da die für den Brandschutz einzuhaltenden Reaktionszeiten (Hilfsfrist) weder durch die Feuerwehr Stockstadt am Main, noch durch die Feuerwehr der Stadt Aschaffenburg ein- gehalten werden können, erfolgte die Prüfung zusätzlicher Erschließungswege für den Brandschutz. Mit der Betreiberin der in der unmittelbaren Umgebung befindlichen Papierfabrik sind diesbezügliche Abstimmungen herbeigeführt worden, eine solche Erschließung über in ihrem Eigentum stehende Grundstücke zu ermöglichen. Zum derzeitigen Zeitpunkt ist eine Entscheidung zwischen drei grundsätzlich möglichen Varianten noch ausstehend. Die beabsichtigte Konfliktlösung durch entsprechendes Vorhalten von Flächen für die feuerpolizeiliche Erschließung hat jedoch zur Folge, dass weitere Regelungen zum Brandschutz im Rahmen des Bebauungsplans nicht erforderlich i.S.d. § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB sind. Die Sicherung der erforderlichen Flächen nach Maßgabe der sodann be- stimmten Vorzugsvariante erfolgt vor dem Satzungsbeschluss. Die weiterhin in der Stellungnahme genannten Anforderungen an die Sicherung und das Vorhalten von Löschwasser werden mit dem entsprechenden Fachamt der Stadt Aschaf- fenburg abgestimmt. Es stehen für Löschzwecke vor Ort 48 m³/h aus dem Trinkwasser- netz zur Verfügung. Die vorhandene Löschwasserentnahmestelle am Kai 6 kann im Rah- men der Brandschutzkonzepte jedoch berücksichtigt werden. Immissionsschutz Betreffend den planinduzierten Verkehrslärm wurde im Rahmen des Scoping-Termins vereinbart, schalltechnische Untersuchungen im relevanten Gebiet der Stadt Aschaffen- burg durchzuführen. Dabei werden seitens des Fachgutachters die maßgeblichen Im- missionsorte ausgewählt, die einwirkenden Geräuschimmissionen auf Basis von Ver- kehrszahlen zum Prognose-Nullfall bzw. Prognose-Planfall ermittelt und der Zuwachs an Verkehrslärm entsprechend der höchstrichterlichen Rechtsprechungen beurteilt. Für die weiteren Verfahrensschritte wurde hinsichtlich des künftig vom Plangebiet aus- gehenden Gewerbelärms eine kurzfristige Abstimmung der schalltechnisch relevanten Immissionsorte und der Zielstellung betreffend die durchzuführende Emissionskontin- gentierung mit der zuständigen Fachbehörde vereinbart. Die im Rahmen dieser Abstim- mungen ermittelten schalltechnisch relevanten Immissionsorte sind für die festgesetzte Emissionskontingentierung beachtet worden. Freileitungen

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Die Leitungsträgerin 1 äußerte in ihrer schriftlichen Stellungnahme keine Bedenken. Je- doch wies sie auf die nunmehr bestehenden Anforderungen für die Mastschutz- und Baubeschränkungszonen zu Gunsten der im Plangebiet verlaufenden Freileitungen (220-KV- und 380-KV-Leitungen) i.S.d. DIN EN 50341-1:2013-11 hin, die in der Plan- zeichnung ohne Normcharakter dargestellt werden. Außerdem wurde ein entsprechen- der Hinweis aufgenommen. Die Beachtung der Anforderungen für die Mastschutz- und Baubeschränkungszonen er- folgt im Rahmen der Genehmigungsverfahren. Bauvorhaben innerhalb des Geltungsbe- reichs bedürfen der Zustimmung der jeweiligen Leitungsträger. Wasserstraße Main und Wasserhaushalt Hinsichtlich der Wasserverkehrssicherheit wurde die Prüfung und Abstimmung des Er- fordernisses für örtliche Bauvorschriften hinsichtlich der Vermeidung störender Licht- quellen für die Schifffahrt in den Bebauungsplan i.S.d. § 34 Abs. 4 Bundeswasserstra- ßengesetz (WaStrG) mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Aschaffenburg gefor- dert. Aufgrund sich regelmäßig ändernder Anforderung an die Wasserstraßenverkehrs- sicherheit wird ein diesbezüglicher Hinweis auf die Bestimmungen i.S.d. § 34 Abs. 4 WaStrG in den Bebauungsplan aufgenommen. Es wurde außerdem gefordert, die für das Einleiten von Wasser und die Wasserent- nahme erforderliche strom- und schifffahrtspolizeilichen Genehmigung i.S.d. § 31 Bun- deswasserstraßengesetz (WaStrG) im Bebauungsplan zu berücksichtigen. Auch dies- bezüglich wird ein Hinweis in den Bebauungsplan aufgenommen. Das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg forderte in seiner schriftlichen Stellungnahme, das Plangebiet, bzw. das zusätzlich anfallende Schmutzwasser, in der derzeit im Nach- weisverfahren erfolgenden Schmutzfrachtberechnung der Stadt Aschaffenburg und bei den davon betroffenen Mischwasserbehandlungsanlagen zu berücksichtigen. Die Leis- tungsfähigkeit des weiterführenden Kanalnetzes sei insofern sicherzustellen. Außerdem sei die Flächenversiegelung grundsätzlich auf ein Minimum zu beschränken. Die Be- schränkung der Flächenversiegelung kann im Rahmen dieses Bebauungsplanes nicht anhand einer auf die Flächen des Geltungsbereichs reduzierten Betrachtung bewertet werden. Die hier in Rede stehende Umschlagstelle Stockstadt ist für die nachhaltige Entwicklung des Bayernhafen Aschaffenburgs und das volkswirtschaftliche Ziel, den Gü- terverkehr in der Bundesrepublik Deutschland von der Straße auf die Wasserstraße zu verlagern, von hoher Bedeutung. Außerdem bestünde beim Umschlag von Stoffen ggf. die Gefahr eines Stoffeintrags in den Boden, so dass auch für Bereiche, in den keine baulichen Anlagen errichtet werden, womöglich eine Versiegelung erforderlich und auch i.S.d. Umweltschutzes bzw. Bodenschutzes geboten sein wird. Grünordnung/Artenschutz Es wurde vonseiten des Landratsamtes Aschaffenburg gefordert, den Leitfaden zur Ein- griffsregelung in der Bauleitplanung (Bauen im Einklang mit Natur und Landschaft) an- statt der Verordnung über die Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft (BayKompV) für die Berechnung des Kompensationsbedarfs anzuwenden. Es besteht Einverständnis darüber, dass der Artenschutz im Verfahren „gut lösbar“ ist. Vonseiten des Landratsamtes Aschaffenburg wurde zudem darauf hingewiesen, dass bei einer Durchgrünung des Plangebiets darauf geachtet werden muss, dass Pflanzungen in Mainnähe mit dem Hochwasserschutz vereinbar sind. Das Sachgebiet 92 (technische Bauaufsicht) des Landratsamtes forderte in seiner schriftlichen Stellungnahme eine deutlich sichtbare Eingrünung des Sondergebiets mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH). Außerdem wurde die ökologische Qualität der im Entwurf dargestellten Grünflächen in Frage gestellt. Die Eingrünung und ihre öko- logische Qualität hinsichtlich der Grünordnung sind durch zeichnerische und textliche Festsetzungen nunmehr erfolgt.

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Die erforderlichen Artenschutzmaßnahmen, insbesondere betreffend die Kreuzkröte, seien vor Inkrafttreten dieses Bebauungsplans umzusetzen. Die diesbezüglich innerhalb des Plangebiets erforderlichen Flächen sind durch entsprechende Festsetzungen gesi- chert worden. 13.2 Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit Nachfolgend sind die im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs. 1 BauGB eingegangenen Stellungnahmen und deren Behandlung tabellarisch zusammengefasst:

Lfd. Nr. Planungsbeteiligte Eingang Anregungen / Hinweise

A1 Privat 1 04.05.2020 X(u)

A2 Privat 2 und 3 04.05.2020 X(u)

A3 Privat 4 05.05.2020 X(u)

A4 Privat 5 06.05.2020 X(u)

A5 Privat 6 06.05.2020 X(u)

A6 Privat 7 und 8 06.05.2020 X(u)

A7 Privat 9 07.05.2020 X(u)

A8 Privat 10 07.05.2020 X(u)

A9 Privat 11 07.05.2020 X(u)

A10 Privat 12 08.05.2020 X(u)

A11 Privat 13 08.05.2020 X(u)

A12 Privat 14 08.05.2020 X(u)

A13 Privat 15 08.05.2020 X(u)

A14 Privat 16 08.05.2020 X(u)

A15 Privat 17 08.05.2020 X(u)

A16 Privat 18 08.05.2020 X(u)

A17 Privat 19 08.05.2020 X(u)

A18 Privat 20 08.05.2020 X(u)

A19 Privat 21 08.05.2020 X(u)

A20 Privat 22 08.05.2020 X(u)

A21 Privat 23, 24 und 25 08.05.2020 X(u)

A22 Privat 26 und 27 08.05.2020 X(u)

A23 Privat 28, 29, 30, 31 und 32 08.05.2020 X(u)

A24 Privat 33 und 34 08.05.2020 X(u)

A25 Privat 35 und 36 08.05.2020 X(u)

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A26 Privat 37 und 38 08.05.2020 X(u)

A27 Privat 39 08.05.2020 X(u)

A28 Privat 40 08.05.2020 X(u)

A29 Privat 41 11.05.2020 X(u)

X abwägungsrelevante Stellungnahme bzw. Inhalte

(u) umweltrelevante Stellungnahme bzw. Inhalte gefolgt

O nicht abwägungsrelevante Stellungnahme bzw. Inhalte teilweise gefolgt

- - - ohne Einwendungen bzw. keine Bedenken nicht gefolgt

Alle 29 durch die Öffentlichkeit abgebenden Stellungnahmen sind abwägungsrelevant und beziehen sich auf Umweltbelange. Die in diesen Stellungnahmen vorgebrachten Anregungen beziehen sich insbesondere auf - den Lärm-Immissionsschutz, insbesondere die geplanten Emissionskontingente, - die Luftqualität hinsichtlich des Schiffs- und LKW-Verkehrs, - das Maß der baulichen Nutzung, insbesondere die Auswirkungen auf das Land- schafts- und Ortsbild, - den Artenschutz, insbesondere die Erfassung geschützter Arten, - Naturschutz, insbesondere die Biotoptypenkartierung sowie - die Zulässigkeit von Störfallbetrieben. Ausführliche Stellungnahmen der Verwaltung zu den einzelnen durch die Öffentlichkeit vorgebrachten Anregungen sind der Anlage A dieser Begründung zu entnehmen. Nicht berücksichtigte Belange Lärm-Immissionsschutz Aus der Öffentlichkeit wurden Bedenken gegen den Bebauungsplan vorgebracht, weil in diesem keinerlei (passive) Lärmschutzmaßnahmen berücksichtigt seien. Informatorisch wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass größtenteils denjenigen Anregungen der Öffentlichkeit betreffend den Lärm-Immissionsschutz nicht gefolgt wurde, in denen die Wirksamkeit der beabsichtigten Emissionskontingentierung i.S.d. DIN 45691:2006-12 nicht berücksichtigt wurde. Aus der Festsetzung einer Emissionskontingentierung folgt jedoch, dass die vonseiten der Wohnbevölkerung geforderten (passiven) Lärmschutz- maßnahmen nicht erforderlich werden, da mittels der Kontingentierung aller Flächen des festgesetzten Sondergebiets (SOH) eine grundsätzliche Vermeidung erheblicher negati- ver Auswirkungen auf die Wohn- und Arbeitsverhältnisse bereits am Ort der Entstehung der Lärmemissionen erfolgt. Der Festsetzung einer Emissionskontingentierung, mit der die jeweilige Schutzwürdigkeit aller relevanten Immissionsorte sicher gewahrt bleibt, wird Vorrang gegenüber anderweitiger Schallschutzmaßnahmen (bspw. einer Lärmschutz- wand) gegeben. Zudem wurden durch die Öffentlichkeit Bedenken dahingehend vorgebracht, dass ein- zelne Adressen nicht als relevante Immissionsorte ermittelt wurden. Dem ist zu entgeg- nen, dass nicht sämtliche Wohnstandorte als maßgebliche Immissionsorte heranzuzie- hen sind, sondern jene Orte, an denen eine Überschreitung der Immissionsricht- bzw. Orientierungswerte am ehesten zu erwarten ist. Unter Einhaltung dieser Werte an den fachgutachterlich ermittelten relevanten Immissionsorten wird auch der erforderliche Im- missionsschutz für die übrigen schutzbedürftigen Nutzungen in der Umgebung des Plan- gebiets gewährleistet.

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Darüber hinaus wurden Bedenken gegen die Festsetzung eines sog. Sonstigen Sonder- gebiets gemäß § 11 BauNVO durch die Öffentlichkeit vorgebracht, da dadurch grund- sätzlich mit stark erhöhten Beeinträchtigungen durch Gewerbelärm zu rechnen sei. Durch die Festsetzung eines Sonstigen Sondergebiets – im vorliegenden Bebauungs- plan mit der Zweckbestimmung „Hafengebiet“ – kann jedoch auf eine im Fall einer Fest- setzung eines Gewerbegebiets gemäß § 8 BauNVO oder gar eines Industriegebiets ge- mäß § 9 BauNVO ansonsten erforderlich werdende unkontingentierte Fläche innerhalb des Geltungsbereichs oder einen ersatzweise erforderlich werdenden Bezug auf ein ent- sprechend unkontingentiertes Gebiet innerhalb der Marktgemeinde Stockstadt am Main verzichtet werden. Eine derartige Abhängigkeit von anderen Flächen des Gemeindege- biets soll nicht Teil der städtebaulichen Ordnung innerhalb des Geltungsbereichs wer- den. Darüber hinaus ist festzustellen, dass die Wahl der Art der baulichen Nutzung in Form des Sondergebiets (SOH) auch dem gebotenen Immissionsschutz der in der Um- gebung des Plangebiets befindlichen Nutzungen dient. Weiterhin wurden auch Bedenken hinsichtlich des planinduzierten Verkehrslärms vorge- bracht. Diesbezüglich ist jedoch festzustellen, dass aufgrund des Verzichts auf eine Festsetzung von Verkehrsflächen, die faktisch entstehenden Verkehrslärm-Emissionen innerhalb des Geltungsbereichs bzw. des Sondergebiets (SOH) aus städtebaurechtli- chen Gründen als Gewerbelärm zu betrachten sind und der Emissionskontingentierung unterliegen, so dass auch dahingehend der Lärm-Immissionsschutz gewährleistet ist. Einer flexiblen Flächenausnutzung wird in diesem Zusammenhang Vorrang vor der Fest- setzung etwaiger Verkehrsflächen gegeben, die eine Bewertung der auf diesen Flächen sodann entstehenden Lärm-Emissionen als Verkehrslärm zur Folge hätte. Obgleich den konkreten Anregungen nicht gefolgt wird, werden die Belange des Lärm- Immissionsschutzes der schutzbedürftigen Nutzungen in gebotener Weise berücksich- tigt. Maß der baulichen Nutzung Durch die Öffentlichkeit wurden außerdem Bedenken hinsichtlich des beabsichtigten zu- lässigen Maßes der baulichen Nutzung, insbesondere die maximal zulässige Höhe bau- licher Anlagen (HMAX) i.H.v. ca. 40,0 m oberhalb der derzeitigen Geländeoberfläche (151,0 m ü.NHN), angesichts etwaiger Auswirkungen auf das Landschafts- und Ortsbild vorgebracht. In diesem Zusammenhang wurde die bis dahin erfolgte Landschaftsbildsi- mulation kritisiert, in der auch die durch die baulichen Anlagen der anliegenden Papier- fabrik bestehenden Vorbelastungen und die heute bereits zulässigen Entwicklungen im südlich des Plangebiets liegenden Geltungsbereich des Bebauungsplans „Nördlich Aschaffenburger Straße“ berücksichtigt wurden. Diese Landschaftsbildsimulation ist nunmehr fortgeschrieben und diesbezügliche Ausgleichsflächen festgesetzt worden, in denen Bäume und Hecken für die Eingrünung des Sondergebiets (SOH) sowie für die Verringerung der Auswirkungen auf das Landschafts- und Ortsbild anzupflanzen sind. Die aufgrund der bestehenden Vorbelastungen und der gesicherten Maßnahmen zum Schutz der Landschaft geringgewichtigen Auswirkungen auf das Landschaftsbild werden abwägend zu Gunsten des volkswirtschaftlichen Belangs des trimodalen Güterverkehrs als Nachhaltigkeitsziel i.S.d. § 1 Abs. 5 BauGB hingenommen. Luftschadstoffe Bedenken wurden vonseiten der Öffentlichkeit auch hinsichtlich einer etwaigen Beein- trächtigung der Luftqualität vorgebracht. Anlässlich dieser Bedenken ist ein Luftschad- stoff-Gutachten beauftragt worden. Zur lufthygienischen Situation kann auf Basis des gegenwärtigen Entwurfs der fachgutachterlichen Stellungnahme betreffend Luftschad- stoffe (v.a. Staub, NO2, SO2, CO) festgestellt werden, dass die derzeitigen Erkenntnisse kein Erfordernis i.S.d. § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB für diesbezügliche Immissionsschutz- maßnahmen – bspw. eine Emissionskontingentierung – im Rahmen der Aufstellung des

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Bebauungsplans erwarten lassen. Die Entscheidung über die Zulässigkeit baulicher Nut- zungen soll daher im Rahmen der Genehmigungsverfahren angesichts der dort zu erfül- lenden Anforderungen des Bundes-Immissionsschutzgesetzes erfolgen. Im Plangebiet sind nach derzeitigem Kenntnisstand mobile Aufbereitungsanlagen beabsichtigt, für die in der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) keine besonderen Re- gelungen und Anforderungen zur Emissionsminderung angegeben sind. Es gelten daher die allgemeinen Anforderungen zur Emissionsbegrenzung der TA Luft. Aufgrund der be- sonderen Charakteristik „hafentypischer“ gewerblicher/industrieller Betriebe ist der plan- induziert erforderliche Schutz vor Luftschadstoffen, Staub- und Geruchsimmissionen grundsätzlich im Rahmen der Genehmigungsverfahren auf Basis des BImSchG gewähr- leistet. Auch das für die Luftschadstoffthematik zuständige Landratsamt Aschaffenburg forderte im Rahmen seiner Beteiligung das sog. „Abschichten“ in die Genehmigungsver- fahren, dem im Rahmen dieses Bebauungsplans gefolgt wird. Der planerischen Zurück- haltung wird – aufgrund der möglichen Bewältigung etwaiger Konflikte hinsichtlich etwa- iger Luftschadstoffe im Rahmen der Genehmigungsverfahren – daher Vorrang gegen- über einer abschließenden Konfliktbewältigung auf Bebauungsplanebene gegeben Etwaig erforderlich werdende Maßnahmen zur Staubminderung oder die Steuerung von Geruchsemissionen, z.B. in Gestalt einer Kontingentierung anhand der Empfehlungen der Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL) werden ebenso im Rahmen der Genehmi- gungsverfahren gewährleistet. Störfall Durch die Öffentlichkeit wurden auch Bedenken hinsichtlich einer etwaigen Ansiedlung von Störfallbetrieben innerhalb des Sondergebiets (SOH) vorgebracht. Die Bestimmun- gen des Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) stehen einer Ansiedlung eines sol- chen Betriebs innerhalb des Plangebiets nicht grundsätzlich entgegen, da § 50 S. 1 BIm- SchG keinen Planungsleitsatz, sondern eine Abwägungsdirektive darstellt. Darüber, ob und unter welchen Voraussetzungen ein solcher Betrieb im vorliegenden Fall zulässig ist, soll auf der Genehmigungsebene entschieden werden. Da Störfallbetriebe i.d.R. der immissionsschutzrechtlichen Genehmigung bedürfen und sogar im vereinfachten Ge- nehmigungsverfahren gemäß § 19 Abs. 4 BImSchG eine – zumindest eingeschränkte – Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführt werden muss, ist an dieser Stelle eine angemes- sene Konfliktbewältigung auch sichergestellt. Der planerischen Zurückhaltung und der in Abstimmung mit der zuständigen Fachbehörde beabsichtigten „Abschichtung“ der Entscheidung über die Zulässigkeit von etwaigen Störfallbetrieben innerhalb des Son- dergebiets (SOH) in die Genehmigungsebene werden daher Vorrang gegenüber einer abschließenden Konfliktbewältigung auf Bebauungsplanebene gegeben. 13.3 Frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Be- lange Nachfolgend sind die im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Behörden und sonsti- ger Träger öffentlicher Belange, deren Aufgabenbereich durch die Planung berührt wer- den kann, gemäß § 4 Abs. 1 BauGB eingegangenen Stellungnahmen und deren Be- handlung tabellarisch zusammengefasst:

Lfd. Nr. Planungsbeteiligte Eingang Anregungen / Hinweise

B1 Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienst- 03.03.2020 - - - leistungen der Bundeswehr – Referat Infra I 3

B2 Regierung von Mittelfranken – Luftamt Nordbayern 06.03.2020 - - -

B3 Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken 06.03.2020 - - -

B4 Immobilien Freistaat Bayern – Regionalvertretung Un- 09.03.2020 - - - terfranken

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B5 Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 09.03.2020 - - - Karlstadt

B6 Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes 11.03.2020 O – Wasserstraßenamt Aschaffenburg

B7 Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege – Abteilung 12.03.2020 X(u) B – Koordination Bauleitplanung

B8 Deutsche Telekom Technik GmbH 17.03.2020 X

B9 Bayerisches Landesamt für Umwelt 18.03.2020 O

B10 Leitungsträger 1 18.03.2020 X

B11 Leitungsträger 2 20.03.2020 X

B12 NRM Netzdienste Rhein-Main GmbH 23.03.2020 - - -

B13 Autobahndirektion Nordbayern 24.03.2020 X

B14 Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung 24.03.2020 O Aschaffenburg

B15 Regierung Oberfranken – Bergamt Nordbayern 26.03.2020 - - -

B16 Vodafone GmbH / Vodafone Kabel Deutschland GmbH 30.03.2020 - - -

B17 Eisenbahn-Bundesamt – Außenstelle Nürnberg 31.03.2020 - - -

B18 Regionaler Planungsverband – Bayerischer Untermain 06.04.2020 X(u) – Region 1

B19 Landratsamt Aschaffenburg – Untere Naturschutzbe- 01.04.2020 X(u) hörde

B20 Markt Großostheim 01.04.2020 - - -

B21 Handwerkskammer für Unterfranken 02.04.2020 - - -

B22 Landratsamt Aschaffenburg – Gesundheitsamt Um- 02.04.2020 - - - welthygiene, Infektionsschutz

B23 Landratsamt Aschaffenburg – Feuerwehr / Katastro- 02.04.2020 X(u) phenschutz

B24 Industrie- und Handelskammer Aschaffenburg 03.04.2020 - - -

B25 Landratsamt Aschaffenburg – Sachgebiet 82 / Wasser- 03.04.2020 X(u) und Bodenschutz

B26 Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 03.04.2020 - - - Karlstadt – Außenstelle Forst Aschaffenburg

B27 Aschaffenburger Versorgungs-GmbH 08.04.2020 - - -

B28 Abwasserverband Untermain 09.04.2020 X(u)

B29 Landratsamt Aschaffenburg – Bauaufsichtsbehörde 15.04.2020 X(u)

B30 Landratsamt Aschaffenburg – Untere Denkmalschutz- 15.04.2020 - - - behörde

Begründung Bebauungsplan „Kai 6 / Westlich Limesstraße“ Seite 75 von 85 Entwurf vom 28. Januar 2021

B31 Landratsamt Aschaffenburg – Immissionsschutz 15.04.2020 - - -

B32 Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg 15.04.2020 X(u)

B33 Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gär- 27.04.2020 - - - ten und Seen – Bauabteilung

B34 Gemeinde Mainaschaff 29.06.2020 X(u)

B35 Stadt Aschaffenburg 02.07.2020 X(u)

B36 Regierung von Unterfranken – Höhere Landespla- 31.03.2020 X(u) nungsbehörde

X abwägungsrelevante Stellungnahme bzw. Inhalte

(u) umweltrelevante Stellungnahme bzw. Inhalte gefolgt

O nicht abwägungsrelevante Stellungnahme bzw. Inhalte teilweise gefolgt

- - - ohne Einwendungen bzw. keine Bedenken nicht gefolgt

Von den insgesamt 36 eingegangenen Stellungnahmen weisen achtzehn keine Einwen- dungen bzw. Bedenken auf. Zudem sind drei Stellungnahmen mit Hinweisen bzw. Anre- gungen eingegangen, die planungsrechtlich nicht relevant sind, da sie sich z.B. auf die konkrete Ausführung der späteren Baumaßnahmen beziehen oder lediglich Verteilerhin- weise enthielten. Darüber hinaus gingen fünfzehn abwägungsrelevante Stellungnahmen ein, von denen elf auch umweltrelevante Belange adressierten. Die in diesen Stellungnahmen vorgebrachten abwägungsrelevanten Anregungen von Behörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange beziehen sich insbesondere auf - das Verfahren, insbesondere die Verdrängung von bestehendem Baurecht und das Fehlen von Festsetzungen zum Zeitpunkt der frühzeitigen Beteiligung, - die verkehrliche Erschließung, insbesondere eine mögliche Anbindung über das Ge- biet der Marktgemeinde Stockstadt am Main und ein möglicher am südlichen Mainufer entlang verlaufender Fuß- und Radweg, - den Lärm-Immissionsschutz, insbesondere die Schutzwürdigkeit von Lärm-Immissi- onsorten, - die erforderliche feuerpolizeiliche Erschließung, - den Hochwasserschutz, insbesondere den beabsichtigten Verlauf der Baugrenzen, - das Maß der baulichen Nutzung, insbesondere die Auswirkungen auf das Land- schafts- und Ortsbild und innerhalb des Geltungsbereichs verlaufende Leitungen, - die Grünordnung, insbesondere die Eingrünung des Sondergebiets (SOH), - den Bodenbelastungen, insbesondere die ausgetauschten Aufschüttungen, - den Denkmalschutz, insbesondere etwaige archäologische Funde, - den Schutz vor etwaigen von der Papierfabrik ausgehenden Störfall-Gefahren, Ausführliche Stellungnahmen der Verwaltung zu den einzelnen durch die Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange vorgebrachten Anregungen sind der Anlage B die- ser Begründung zu entnehmen. Nicht berücksichtigte Belange Verfahren Durch die Bauaufsichtsbehörde des Landratsamts Aschaffenburg wurde vorgebracht, dass das Außerkrafttreten von Festsetzungen bestehender Bebauungspläne – wie im vorliegenden Fall beabsichtigt – explizit festgesetzt werden müsste. Das Außerkrafttre- ten von Festsetzungen der bestehenden teilweise überlagerten Bebauungspläne wurde in den Unterlagen des Bebauungsplans diesbezüglich klargestellt. Ungeachtet dessen

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besteht jedoch keine Verpflichtung, das Außerkrafttreten des alten Bebauungsplans fest- zusetzen. Ein alter Bebauungsplan verliert seine frühere rechtliche Wirkung, wenn eine Gemeinde diese Bauleitplanung ändert, insbesondere einen Bebauungsplan durch ei- nen neuen ersetzt. Das folgt über § 10 BauGB aus dem gewohnheitsrechtlich anerkann- ten Rechtssatz, dass die spätere Norm die frühere verdrängt. Möchte die Gemeinde aber vermeiden, dass die Festsetzungen des früheren Bebauungsplans bei Unwirksamkeit der Festsetzungen des neuen Bebauungsplans wieder aufleben, muss sie einen – im textlichen Teil des Plans zum Ausdruck zu bringenden – Aufhebungsbeschluss fassen (zum Ganzen BVerwG, Beschl. v. 16.5.2017 – 4 B 24/16, juris, Rn. 4). Hinsichtlich des Verfahrens äußerte die Bauaufsichtsbehörde zudem, dass aufgrund fehlender Festsetzungen keine detailierte Stellungnahme erfolgen könne. Die Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange, deren Aufgabenbereich durch die Planung berührt werden kann, sind im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung gemäß § 4 Abs. 1 BauGB möglichst frühzeitig über die allgemeinen Ziele und Zwecke der Planung, sich wesentlich unterscheidende Lösungen, die für die Neugestaltung oder Entwicklung eines Gebiets in Betracht kommen, und die voraussichtlichen Auswirkungen der Planung öf- fentlich zu unterrichten. Eine „fertige“ Planung ist zu diesem frühen Zeitpunkt des Ver- fahrens nicht erforderlich. In der Begründung waren die geplanten Festsetzungen bereits verbal-argumentativ in hinreichender Bestimmtheit für den entsprechenden Verfahrens- schritt beschrieben, so dass zu diesem frühen Zeitpunkt des Verfahrens bereits umfang- reiche Aussagen zum Inhalt des Bebauungsplans erfolgten. Die Anfertigung des Ent- wurfs des Rechtplans erfolgte nunmehr für die Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Abs 2 sowie der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 Abs. 2 BauGB. Verkehrliche Erschließung Die Stadt Aschaffenburg regte in ihrer Stellungnahme an, eine zusätzliche Anbindung des Plangebiets in Form einer Straße über das Gebiet der Marktgemeinde Stockstadt am Main in die Planungen einzubeziehen und einen durchgängigen Uferbegleitenden Fuß- und Radweg auf der südlichen Mainseite von Stockstadt und Aschaffenburg zu schaffen. Eine zusätzliche verkehrliche Erschließung über das Gebiet der Marktgemeinde Stock- stadt am Main ist jedoch nicht beabsichtigt, da einerseits im Rahmen der damaligen Planung der Bundesstraße B26 bereits die nun beabsichtigte Entwicklung innerhalb des Geltungsbereichs berücksichtigt wurde – also verkehrstechnisch nicht erforderlich ist. Andererseits soll eine zusätzliche Versiegelung von bislang unversiegelten, weitestge- hend naturnahen Flächen für den straßengebundenen Güterverkehr aus ökologischen Gründen, insbesondere der Reduzierung des Flächenverbrauchs, vermieden werden. Der v.g. Vermeidung wird daher angesichts der im Rahmen der damaligen Planungen betreffend die B26 ermittelten Leistungsfähigkeit der verkehrlichen Erschließung Vor- rang gegenüber einer weiteren Erschließungsstraße gegeben. Da die für den Brandschutz einzuhaltenden Reaktionszeiten (Hilfsfrist) derzeit weder durch die Feuerwehr Stockstadt am Main, noch durch die Feuerwehr der Stadt Aschaf- fenburg eingehalten werden können, erfolgte die Prüfung zusätzlicher Erschließungs- wege für den Brandschutz. Mit der Betreiberin der in der unmittelbaren Umgebung be- findlichen Papierfabrik sind diesbezügliche Abstimmungen herbeigeführt worden, eine solche Erschließung über in ihrem Eigentum stehende Grundstücke zu ermöglichen. Zum derzeitigen Zeitpunkt ist eine Entscheidung zwischen drei grundsätzlich möglichen Varianten noch ausstehend. Die beabsichtigte Konfliktlösung durch entsprechendes Vorhalten von Flächen für die feuerpolizeiliche Erschließung hat jedoch zur Folge, dass weitere Regelungen zum Brandschutz im Rahmen des Bebauungsplans nicht erforder- lich i.S.d. § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB sind. Die Sicherung der erforderlichen Flächen nach Maßgabe der sodann bestimmten Vorzugsvariante erfolgt vor dem Satzungsbeschluss.

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Ein uferbegleitender Fuß- und Radweg ist aufgrund der hinsichtlich des Umschlags von Stoffen und Waren volkswirtschaftlichen Bedeutung der unmittelbaren Lage der gewerb- lichen/industriellen Hafenanlagen an der Wasserstraße Main für den trimodalen Güter- verkehr i.S.d. § 1 Abs. 5 BauGB im Bereich des Geltungsbereichs nicht beabsichtigt, da ansonsten die übergeordneten Ziele der Raumordnung, die Umschlagstelle Stockstadt zu einem modernen Güterverkehrszentrum auszubauen, nicht erreicht werden könnten. Schon aus Gründen der Verkehrssicherheit kommt eine Fuß- und Radwegführung inmit- ten durch eine Umschlagstelle nicht in Betracht. Mit Verweis auf den entlang des gegen- überliegenden Mainufers verlaufenden Radweg soll die Berücksichtigung eines solchen Radweges daher nicht erfolgen. Darüber hinaus erfolgt jedoch durch die Festsetzung einer Örtlichen Bauvorschrift – nach deren Maßgabe in Abhängigkeit zu der jeweiligen Nutzfläche eine entsprechende Anzahl von Fahrradabstellplätzen errichtet werden müs- sen – die Förderung des Radverkehrs, insbesondere als Verkehrsmittel für den Arbeits- weg. Den volkswirtschaftlichen Belangen des trimodalen Güterverkehrs i.S.d. § 1 Abs. 5 BauGB wird daher Vorrang vor den Belangen des Fuß- und Radverkehrs gegeben und die einzige Unterbrechung des Fuß- und Radweges auf der südlichen Mainseite zwi- schen Miltenberg und Höchst im Bereich des Geltungsbereichs abwägend hin- genommen. Lärm-Immissionsschutz Die Bauaufsichtsbehörde des Landratsamts Aschaffenburg sowie die Gemeinde Mainaschaff brachten Bedenken bzgl. des Lärm-Immissionsschutzes vor. Die Gemeinde Mainaschaff bat um Beachtung der faktischen städtebaulichen Verhältnisse der fachgut- achterlich ermittelten Immissionsorte IO 1.3 und 1.5, die bislang als Mischgebiet (MI) kategorisiert waren und i.S.d. § 34 BauGB mindestens als Allgemeines Wohngebiet (WA) zu berücksichtigen seien. Da die bei der Ermittlung der Schutzwürdigkeit der Im- missionsorte IO 1.3 und 1.5 bislang herangezogene Darstellung als Mischgebiet nicht mehr den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht, ist eine Einstufung der Immission- sorte als Allgemeines Wohngebiet (WA) geprüft worden. Auch die alternative Einstufung der IO 1.3 und 1.5 als faktisches Allgemeines Wohngebiet (WA) ändert den Orientie- rungswert von 60 dB(A) tags und 45 dB(A) nachts im Ergebnis jedoch nicht. Die DIN 18005-1:2002-07 gibt für Allgemeine Wohngebiet (WA) zwar einen Orientie- rungswert i.H.v. 55 dB(A) tags und 40 dB(A) nachts vor. Die DIN 18005-1:2002-07 stellt indes lediglich eine Orientierungshilfe dar, von der aus Gründen des konkreten Einzel- falls ohne Weiteres um bis zu 5 dB(A) abgewichen werden kann (BVerwG, Beschluss vom 18.12.1990 – 4 N 6.88; BVerwG, Urteil vom 22.03.2007 – 4 CN 2.06). Solche Gründe sind im vorliegenden Fall bereits aufgrund der Lage der Immissionsorte in un- mittelbarer Nähe zur Bundeswasserstraße Main als bedeutsamen Verkehrsweg und der planerischen Vorprägung des Areals auf der gegenüberliegenden Mainseite als plan- festgestellter Hafen gegeben. Diese Vorbelastung rechtfertigt keinen über ein Mischge- biet hinausgehenden Schutzanspruch. Da es an dieser Stelle um die Ermöglichung emittierender Nutzungen geht, muss dar- über hinaus die TA Lärm in den Blick genommen werden. Denn auf Genehmigungs- ebene müssen die planerisch ermöglichten Vorhaben sich nach den Vorgaben des § 5 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 BImSchG bzw. nach dem Rücksichtnahmegebot an der TA Lärm messen lassen. Doch auch vor diesem Hintergrund sind letztlich nicht die für Allgemeine Wohngebiete (WA) geltenden Richtwerte maßgeblich, sondern bleibt es bei der Einstu- fung der Schutzbedürftigkeit wie in einem Mischgebiet (MI). Das liegt daran, dass vorlie- gend ein Zwischenwert gemäß Nr. 6.7 TA-Lärm gebildet werden muss. Grenzen nach dieser Vorschrift gewerblich, industriell oder hinsichtlich ihrer Geräuschauswirkungen vergleichbar genutzte und zum Wohnen dienende Gebiete aneinander, so können die für die zum Wohnen dienenden Gebiete geltenden Immissionsrichtwerte auf einen ge- eigneten Zwischenwert der für die aneinandergrenzenden Gebietskategorien geltenden

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Werte erhöht werden, soweit dies nach der gegenseitigen Pflicht zur Rücksichtnahme erforderlich ist. Dies betrifft insbesondere die Grenzbeziehung zwischen der Mainseite der IO 1.3 und 1.5 und der gegenüberliegenden Mainseite, welche durch bereits vorhandene Ge- werbebetriebe vorbelastet ist. Ein unmittelbares Aneinandergrenzen der Gebiete ist da- bei nämlich nicht erforderlich. Ein Aneinandergrenzen i.S.d. Nr. 6.7 TA Lärm liegt immer dann vor, wenn die Nutzung des einen Gebietes noch prägenden Einfluss auf die Nut- zung des anderen Gebietes hat. Die an einer Wasserstraße gegenüber einem bereits vorzeiten wasserrechtlich planfestgestellten Hafen angrenzenden Gebiete sind allesamt Teil der „Schicksalsgemeinschaft“ Wasserstraßennutzung, so dass die Nutzung des ei- nen Ufers das andere Ufer prägt und das Rücksichtnahmegebot die Bildung eines Zwi- schenwertes erfordert. Der heranzuziehende Zwischenwert darf die Immissionsrichtwerte für Kern- (MK), Dorf- (MD) und Mischgebiete (MI) grundsätzlich nicht überschreiten. Aufgrund der überragen- den Bedeutung der Bundeswasserstraße Main einschließlich ihrer Häfen und aufgrund der rechtlichen Vorprägung des Raums durch die Planfeststellung eines Hafens in Stock- stadt am Main muss diese Grenze im vorliegenden Fall ausgereizt werden, so dass letzt- lich der Orientierungswert von 60 dB(A) tags und 45 dB(A) nachts für die IO 1.3 und 1.5 trotz Einstufung als Allgemeines Wohngebiet (WA) verbleibt. Daher ändert sich auch der Planwert nicht. Der Würdigung des bereits seit Jahrzehnten bestehenden Hafenstandor- tes im Geltungsbereich wird demnach durch Bildung eines Zwischenwertes für die Schutzwürdigkeit der in Rede stehenden Immissionsorte i.S.d. Nr. 6.7 TA Lärm Vorrang gegenüber der immissionsschutzrechtlichen Besserstellung der v.g. Immissionsorte ge- geben, da solche Zwischenwerte nicht planinduziert erforderlich werden, sondern das zufällige Entstehen eines faktischen Allgemeinen Wohngebiet (WA) nicht vom Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme befreit. Die Bauaufsichtsbehörde stellte ihre Bedenken hinsichtlich des Lärm-Immissionsschut- zes insbesondere auf die von etwaig höheren – durch Be- und Entladetätigkeiten indu- zierten – Immissionswerten betroffene Wohnbevölkerung und Freizeitsportler in Mainaschaff ab. Diesbezüglich wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Be- und Entladung städtebau- und immissionsschutzrechtlich als Gewerbelärm zu würdigen ist und dementsprechend durch die Emissionskontingentierung eine diesbezügliche Konfliktbewältigung erfolgt. Maß der baulichen Nutzung Der Leitungsträger der Richtfunkverbindungen und die Bauaufsichtsbehörde des Land- ratsamts Aschaffenburg brachten Bedenken betreffend die erfolgten bzw. etwaig unter- bliebenen Festsetzungen betreffend das Maß der baulichen Nutzung vor. Eine durch den Leitungsträger angeregte Festsetzung einer Höhenbeschränkung zum Schutz der Fresnelzonen der Freileitungen erfolgt jedoch hinsichtlich des Gebots der planerischen Zurückhaltung angesichts der Möglichkeit der Konfliktlösung im Rahmen der Genehmi- gungsverfahren und des demnach nicht bestehenden städtebaulichen Erfordernisses i.S.d. § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB nicht. Ein Hinweis auf die vorhandenen Richtfunkverbin- dungen sowie ihre nicht normative Darstellung als zeichnerischer Hinweis sind jedoch Bestandteile des Rechtsplans. Ihr Verlauf, insbesondere ihre Höhenlage, wird im Rah- men der Genehmigungsverfahren berücksichtigt. Die Bauaufsichtsbehörde äußert Bedenken bzgl. der städtebaulichen Konzeption, ins- besondere hinsichtlich der möglichen Errichtung eines bis zu 500,0 m langen und bis zu ca. 40,0 m oberhalb des derzeitigen Geländeniveaus hohen Gebäudes. Für die Ge- meinde Mainaschaff würden diese Höhenfestsetzungen eine starke städtebauliche Ein- schränkung und Beeinträchtigung ihres eigenen Ortsbildes bedeuten. Betreffend die Hö- henentwicklung wird auf die fachgutachterliche Prognose hinsichtlich der Auswirkungen auf den Umweltbelang Landschaft hingewiesen, die dem Umweltbericht zu entnehmen

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ist. Die städtebauliche Absicht der Marktgemeinde Stockstadt am Main ist es, dem volks- wirtschaftlichen Interesse, den trimodalen Güterverkehr i.S.d. § 1 Abs. 5 BauGB zu be- fördern, und den damit einhergehenden indirekten positiven Effekten betreffend den Kli- maschutz durch Sicherung und Weiterentwicklung des Hafenstandortes Vorschub zu leisten. Hinzu kommen die positiven Beiträge für die lokale und regionale Wirtschaft ein- schließlich der Schaffung von Arbeitsplätzen.

Innerhalb des Sondergebiets mit der Zweckbestimmung Hafengebiet (SOH) ist nunmehr eine abweichende Bauweise gemäß § 22 Abs. 4 BauNVO derart beabsichtigt, dass ein Anbauen an die Grundstücksgrenzen nicht zulässig ist. Eine Beschränkung der Gebäu- delänge auf max. 50,0 m, wie bei der offenen Bauweise gemäß § 22 Abs. 2 BauNVO der Fall, erfolgt jedoch nicht. Dies ist dahingehend begründet, dass die wesentliche städ- tebauliche Absicht darin besteht, der den bestehenden und künftigen Ansiedlern zweck- dienliche Betriebsabläufe zu ermöglichen und nachhaltig zu sichern, um den Hafen- standort in Aschaffenburg und die Umschlagstelle Stockstadt gemäß den Zielen des Re- gionalplans zu einem modernen Güterverkehrszentrum auszubauen. Abweichend von der offenen Bauweise wird in diesem Zusammenhang eine Beschrän- kung der Gebäudelänge auf max. 250,0 m festgesetzt. Eine solche Begrenzung ist dadurch begründet, dass ein bspw. 400,0 oder gar 500,0 m langes und 40,0 m – über dem bestehenden Gelände – hohes innerhalb der Teilbaugebiete SOH1 und SOH2 ent- lang des südlichen Mainufers andernfalls ggf. entstehendes Gebäude und die aus die- sem womöglich erwachsene erdrückende städtebauliche Wirkung zu Gunsten des Land- schaftsschutzes verhindert werden sollen. Die festgesetzten 250,0 m ermöglichen gleichwohl eine Gebäudelänge die zukünftig ggf. in wirtschaftlicher Hinsicht attraktiv und innovationsbedingt in technisch-hafenbetrieblicher Hinsicht langfristig erforderlich wer- dende Betriebstypologien berücksichtigt. Allein hinsichtlich der festgesetzten Grundflä- chenzahl und Baumassenzahl wäre eine Entwicklung eines bis zu ca. 40,0 m hohen und bis zu ca. 250,0 m langen Gebäudes entlang des Mainufers innerhalb der Teilbaugebiete jeweils bereits außerordentlich unwahrscheinlich, da daraus folgend allenfalls geringfü- gige weitere bauliche Entwicklungen zulässig verbleiben würden. Sofern nämlich ein- heitlich Gebäude errichtet würden, die eine Gebäudehöhe von 40,0 m aufwiesen, wären lediglich 25 % des entsprechenden Grundstücks derart zu überbauen. Darüber hinaus lässt die gewerbliche/industrielle Hafentypik als Zweckbestimmung der beabsichtigten Art der baulichen Nutzung, die grundsätzlich auch Gegenstand des Auf- stellungsbeschlusses ist, eine solche abnorme Bautypologie mindestens innerhalb des Teilbaugebiets SOH1 nicht erwarten, da ansonsten die für den Warenumschlag entschei- dende Anbindung an den Kai durch das Gebäude verstellt würde. Diesbezüglich stellt sich demnach bereits die Frage der Abwägungsbeachtlichkeit für dieses Teilbaugebiet und ob ein solches Gebäude nicht sogar der Zweckbestimmung entgegenstünde – au- ßerdem müssten für ein solch langes Gebäude an dieser Stelle auch die Flächen des Teilbaugebiets SOH2 teilweise in Anspruch genommen werden.

Hinsichtlich des Teilbaugebiets SOH2 ist im Rahmen der Abwägung ermittelt worden, dass die im vorliegenden Bebauungsplan zugelassenen 250,0 m Länge ungefähr auch der Länge der gemeinsamen Grenze des Baugebiets mit der Ausgleichsfläche AL2 zum Schutz der Landschaft entspricht, so dass aufgrund der i.S.d. der Zweckbestimmung zu unterstellenden Anbindung des Teilbaugebiets an den Kai unterstellt werden kann, dass ein solch langes Gebäude hinsichtlich seiner Wirkung auf die Landschaft bereits durch die innerhalb der v.g. Ausgleichsfläche vorzunehmenden Anpflanzungen und dem in die- sem Bereich zudem gesicherten Erhalt der Bepflanzung ohne erhebliche negative Aus- wirkungen errichtet werden kann. Die v.g. Länge der gemeinsamen Grenze des Teilbau- gebiets SOH2 mit der Ausgleichsfläche AL2 ist im Übrigen der entscheidende städtebau- liche Anknüpfungspunkt warum nicht bspw. 200,0 oder 300,0 m lange Gebäude zuzu- lassen sind.

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Aufgrund der Lage und des Zuschnitts des Teilbaugebiets SOH3 sowie der durch die Festsetzung der Ausgleichsfläche AA erfolgte räumliche Trennung vom Teilbaugebiet SOH2 kann ein solch langes Gebäude faktisch nicht errichtet werden. Nach Maßgabe der zu wahrenden Abstandsflächen i.S.d. Art. 6 BayBO ist an dieser Stelle maximal eine Gebäudelänge von rd. 130,0 m möglich. Da die festgesetzte Grünfläche GH mit der Zweckbestimmung Hochwasserschutz nördlich an dieses Teilbaugebiet angrenzend, ist eine erdrückende städtebauliche Wirkung jedoch auch in diesem Fall grundsätzlich aus- geschlossen. Grenzständiges Bauen soll grundsätzlich nicht erlaubt sein, um die Summierung mehre- rer nominell max. 250,0 langer Gebäude zu einem durch die „Hintertür“ wiederum städ- tebaulich erdrückend wirkenden Bauvolumen entlang des südlichen Mainufers zu ver- meiden. Das Abstandsrecht i.S.d. Art. 6 BayBO sowie die Möglichkeiten zur Befreiung nach § 31 Abs. 2 BauGB beinhalten die notwendige Flexibilität für die Würdigung etwa- iger aus den diesbezüglichen Festsetzungen des Bebauungsplans erwachsenden Här- tefälle. Bodenbelastungen Das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg brachte in seiner Stellungnahme vor, dass in- nerhalb des Plangebiets aktuell keine Altlastenverdachtsflächen im Altlastenkataster er- fasst sind, jedoch in den Unterlagen des Bebauungsplans Altlastenverdachtsflächen ge- kennzeichnet seien. Diese Flächen seien in das Altlastenkataster aufzunehmen. Dem ist jedoch zu entgegen, dass in einem kleinen Bereich die Geländeauffüllung als Ergebnis der Schadstoffuntersuchung zwar mit > Z2 eingestuft wurde. Für diesen Bereich wurde allerdings in der Zuständigkeit der Planbegünstigten bereits eine Sanierung bzw. ein Bo- denaustausch durchgeführt. Bei Eingriffen in den Boden ist daher auch im weiteren Um- feld ggf. mit belastetem Aushub von abfallrechtlicher Relevanz zu rechnen. Anhalts- punkte für gesundheitsrelevante Verunreinigungen bestehen indes nicht, so dass eine zeichnerische Kennzeichnung des Bereichs nach § 9 Abs. 5 Nr. 3 BauGB nicht in Be- tracht kommt. Es wird jedoch ein entsprechender Hinweis in den Bebauungsplan aufge- nommen, dass der v.g. Austausch erfolgte und etwaige weitere Bodenbelastungen auch im weiteren Umfeld nicht ausgeschlossen werden können. Denkmalschutz Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege regte unter Verweis auf eine Rechtspre- chung des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs an, das gesamte Plangebiet vor der Parzellierung archäologisch qualifiziert untersuchen zu lassen, um die Kosten für den einzelnen Bauwerber zu reduzieren. Aus dem genannten Urteil folgt, dass zu den vom Landesrecht gestalteten, im Rahmen der Abwägung zu berücksichtigenden Belangen in Bayern auch die Gebote gehören, die sich aus Art. 141 Abs. 2 BayVerf ergeben. Der landesrechtliche Normgeber, der – wie in der Bauleitplanung der Fall – aufgrund einer bundesrechtlichen Ermächtigung tätig wird, hat jedenfalls dort, wo ihm ein Gestaltungs- spielraum eingeräumt ist, auch die ihn bindende Bayerische Verfassung zu beachten. Hat sich der Normgeber bei einer Kollision verschiedener Belange für die Bevorzugung des einen und damit notwendigerweise für die Zurückstellung anderer Belange entschie- den, so liegt ein Verstoß gegen Art. 118 Abs. 1 BayVerf nur dann vor, wenn sich ein sachgerechter Grund für die getroffene Regelung bei einer am Gerechtigkeitsgedanken orientierten Betrachtungsweise schlechterdings nicht feststellen lässt. Erfolgt aber – wie oben empfohlen – vor der Parzellierung eine qualifizierte archäologische Untersuchung der Fläche ggf. samt Ausgrabungen, besteht kein Grund für die Festsetzung z.B. von Freiflächen aus denkmalschutzrechtlichen Gründen. Darin liegt kein Verstoß gegen die o.g. Rechtsprechung des BayVerfGH. Eine nicht im Rahmen des Bebauungsplans er- folgte qualifizierte archäologische Untersuchung des gesamten Geltungsbereichs wird abwägend hingenommen, da die Flächen allesamt im Eigentum der Planbegünstigten stehen und keine nicht lösbaren Konflikte verbleiben.

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Störfall Durch die Bauaufsichtsbehörde des Landratsamts Aschaffenburg wurden Bedenken bzgl. etwaiger von der Papierfabrik ausgehende Störfallrisiken für die zukünftigen Nutzer innerhalb des Sondergebiets vorgebracht. Darüber, ob und unter welchen Vorausset- zungen Störfallbetriebe innerhalb des Sondergebiets (SOH) zulässig sind, soll auf der Genehmigungsebene fallbezogen entschieden werden. Da Störfallbetriebe in aller Regel der immissionsschutzrechtlichen Genehmigung bedürfen und sogar im vereinfachten Genehmigungsverfahren gemäß § 19 Abs. 4 BImSchG eine – zumindest eingeschränkte – Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführt werden muss, ist an dieser Stelle eine ange- messene Konfliktbewältigung auch sichergestellt. Eine Verletzung des Rücksichtnahme- gebots erfolgt aufgrund der Verlagerung dieses Sachverhalts in die Genehmigungs- ebene ausdrücklich nicht. Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Main als wichtigen Ver- kehrsweg sowie zur Wohnbebauung auf der gegenüber liegenden Mainseite, liegt inner- halb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans kaum ein Bereich, in dem sich Störfall- betriebe ansiedeln könnten, ohne den angemessenen Sicherheitsabstand nach § 50 Satz 1 BImSchG zu unterschreiten. Das steht einer Zulässigkeit von Störfallbetrieben im Plangebiet jedoch nicht schlechthin entgegen. Vielmehr können aufgrund gewichtiger Belange solche Betriebe gleichwohl zugelassen werden. Ein genereller Ausschluss von Störfallbetrieben stünde der Zukunftsoffenheit des Hafens entgegen. Weiterhin sind entsprechend der festgesetzten Zweckbestimmung und der zulässigen Art der baulichen Nutzung innerhalb des Sondergebiets (SOH) keine schädlichen Um- welteinwirkungen i.S.d. § 50 BImSchG ausgehend von der Papierfabrik zu erwarten, da das Wohnen grundsätzlich ausgeschlossen wird und eine anderweitige Schutzbedürftig- keit der zulässigen Nutzungen nicht festzustellen ist. Neben der ständigen Anwesenheit der Belegschaft ansässiger bzw. zukünftig ansässiger Unternehmen ist allenfalls die temporäre Anwesenheit von Personen im Zusammenhang mit etwaigen geschäftlichen Beziehungen – bspw. in die betrieblichen Abläufe integrierte Speditionen – anzunehmen. Hinsichtlich möglicher Störfallgefahren kann daher auf diesen „bekannten Personen- kreis“ steuernd eingewirkt (Einweisungen, Fortbildungen etc.) werden, so dass das Son- dergebiet (SOH) kein öffentlich genutztes Gebiet i.S.d. § 50 BImSchG darstellt. Es wird jedoch ein Hinweis in den Bebauungsplan aufgenommen, dass regelmäßig anwesende Personenkreise über die von der Papierfabrik ausgehenden Störfallgefahren zu infor- mieren und hinsichtlich der erforderlichen Verhaltensweisen im Störfall durch die Nutzer oder durch sie Beauftragte zu schulen sind. Diese regelmäßig anwesenden Personen- kreise umfassen i.S.d. Bebauungsplans auch die Teile der Belegschaften von etwaig geschäftlich in Beziehung zu den Nutzern stehende Unternehmen, die ggf. nur einmalig anwesend sein werden. Entwässerung Der Abwasserverband Untermain stellte in seiner Stellungnahme fest, dass die Einlei- tung des Oberflächenwassers in die Kanalisation vermieden werden solle. Gemäß Bay- erischem Wassergesetz und dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) solle eine breitflä- chige Versickerung angestrebt werden. Die Planbegünstigte stellt für das Plangebiet die Entsorgung von Abwässern sicher. Die Entwässerung erfolgt im Trennsystem mittels der Einleitung des Oberflächenwassers in den Vorfluter Main. Dafür wird die Planbegüns- tigte entsprechende wasserrechtliche Erlaubnisse nach § 57 WHG einholen, sowie mit- tels des Anschlusses des Plangebietes an die Sammelkanalisation der Planbegünstigte und Übergabe des Schmutzwassers an die Kläranlage der Stadt Aschaffenburg, wofür die Planbegünstigte eine Sondervereinbarung mit der Stadt Aschaffenburg in den 1980er-Jahren geschlossen hat. Wie mit Niederschlagswasser umzugehen ist, regelt seit 01. März 2010 abschließend § 55 Abs. 2 WHG. Danach soll Niederschlagswasser nicht mehr der auch der Schmutz-

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wasserbeseitigung dienenden Kanalisation zugeführt werden. Die Vorschrift nennt statt- dessen vier Alternativen für die Niederschlagswasserbeseitigung: die ortsnahe Versicke- rung, die ortsnahe Verrieselung, die direkte Einleitung in ein oberirdisches Gewässer und die Einleitung in ein Trennkanalsystem. Hinsichtlich dieser vier Alternativen steht dem Abwasserbeseitigungspflichtigen eine Wahlrecht zu (Zöllner, in: Sieder/Zeit- ler/Dahme/Knopp, WHG AbwAG, Losebl. (Stand: Aug. 2020), WHG, § 55 Rn. 33). Ins- besondere gibt es keine Hierarchie zwischen diesen Beseitigungsalternativen. Ausge- hend davon steht die Niederschlagswasserbeseitigung mittels eines Trennkanalsystems den anderen drei Beseitigungsalternativen in nichts nach. Vorliegend ist sie die vorzugs- würdige Alternative: Für eine Verrieselung fehlt es an ausreichend großen ortsnahen Flächen, die hierfür geeignet wären. Neben der vorgesehenen Einleitung in ein Trennkanalsystem käme da- mit nur noch die direkte Einleitung in den Main und die ortsnahe Versickerung in Be- tracht. Die direkte Einleitung verspricht gegenüber einem Trennkanalsystem keinen öko- logischen oder sonstigen Mehrwert. Eine ortsnahe Versickerung sieht sich dem Problem gegenüber, dass sehr große Mengen Niederschlagswasser zentriert an einigen Punkten in das Grundwasser eingebracht werden müssten. Ob die hier anliegenden Böden eine ausreichende Aufnahme- und vor allem auch Reinigungskapazität aufweisen, um insbe- sondere den strengen Umweltzielen nach § 47 Abs. 1 WHG gerecht zu werden, er- scheint zweifelhaft. Einer näheren Untersuchung bedurfte dies jedoch schon deshalb nicht, weil die ortsnahe Versickerung bei dem hohen Versieglungsgrad mengenmäßig kaum machbar ist und jedenfalls bei Starkregenereignissen sehr schnell an ihre Grenzen gerät. In einem gewerblich/industriell geprägten Gebiet ist jedoch eine funktionierende Niederschlagswasserbeseitigung essenziell. Dies ist umso wichtiger, als klimawandel- bedingt in Zukunft häufiger mit Starkregenereignissen gerechnet werden muss.

14 Gesamtabwägung Die im Verlauf dieses Verfahrens zur Aufstellung des Bebauungsplans eingegangenen Äußerungen und Stellungnahmen der Öffentlichkeit aus der frühzeitigen Beteiligung ge- mäß § 3 Abs. 1 BauGB sowie aus der frühzeitigen Beteiligung der Behörden und sons- tiger Träger öffentlicher Belange, deren Aufgabenbereich von der Planung berührt wer- den gemäß § 4 Abs. 1 BauGB sind vorstehend dargestellt und gegeneinander i.S.d. § 1 Abs. 7 BauGB abgewogen worden. In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass i.S.d. § 1 Abs. 3 Satz 2 BauGB kein Anspruch auf die Aufstellung eines Bebau- ungsplans besteht und die Interessen der Planbegünstigten – d.h. auch ihre Absichten für die bauliche Entwicklung – als private Belange berücksichtigt und abgewogen wur- den. Fachliche Stellungnahmen und sonstige sachdienliche Anregungen wurden in die Pla- nung eingebunden, um die Gesamtmaßnahme auf ihre Zulässigkeit zu prüfen und den Belangen der Öffentlichkeit gerecht zu werden. Bei der Abwägung aller Belange wird dem allgemeinen öffentlichen Interesse an der Planung grundsätzlich mehr Gewicht bei- gemessen, als den öffentlichen und privaten Belangen, die gegen die Planung insge- samt oder gegen einzelne Festsetzungen sprechen. Den Anlass für die Aufstellung des vorliegenden Bebauungsplans bietet das allgemeine Gebot der Schaffung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse i.S.d. § 1 Abs. 6 Nr. 1 BauGB bei gleichzeitiger Sicherung des Hafenbetriebs. Durch dessen Gewährleistung für die Zukunft einschließlich der Sicherung von Entwicklungsmöglichkeiten erfolgt die an dieser Stelle gebotene Berücksichtigung der Belange der Wirtschaft bzw. der Erhal- tung, Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen i.S.d. § 1 Abs. 8 Buchstaben a) und c) BauGB.

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Darüber hinaus dient die Beförderung des trimodalen Güterverkehrs als Nachhaltigkeits- ziel i.S.d. § 1 Abs. 5 BauGB auch den Belangen des Güterverkehrs i.S.d. § 1 Abs. 9 BauGB und in diesem Zusammenhang insbesondere der durch den Gesetzgeber ein- geführten besonderen Berücksichtigung einer auf Vermeidung und Verringerung von Verkehr ausgerichteten städtebaulichen Entwicklung sowie indirekt den Belangen des Umweltschutzes i.S.d. § 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB. Angesichts der Planfeststellung gemäß § 14 WHG aus dem Jahr 1992, und zu erwar- tender Nutzungsintensivierung sowie im Hinblick auf zukünftige mögliche Nutzungsän- derungen, z.B. ausgelöst durch politische Entscheidungen zum „Kohleausstieg“ und dem damit einhergehenden Sicherungsbedarf für zukünftige Entwicklungen vor Ort wurde die Aufstellung des Bebauungsplans nun i.S.d. § 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB erfor- derlich. Es bestehen außerdem wirtschaftliche Verknüpfungen der bereits heute teilweise für „hafentypische“ gewerbliche/industrielle Zwecke genutzten Flächen des Geltungsbe- reichs über die Grenzen der Marktgemeinde Stockstadt am Main hinweg mit dem Ge- werbegebiet „Hafen Aschaffenburg“. Diese sind die Grundlage für den im Regionalplan formulierten Grundsatz, den Hafenstandort in Aschaffenburg und die Umschlagstelle Stockstadt zu einem modernen Güterverkehrszentrum auszubauen. Daraus wiederum folgen nicht nur v.g. wirtschaftliche Interessen der Marktgemeinde Stockstadt am Main, sondern auch der Stadt Aschaffenburg und der Region, eine „hafentypische“ gewerbli- che/industrielle Nutzung an dieser Stelle zu sichern sowie diese in Einklang mit gesun- den Wohn- und Arbeitsverhältnissen zu bringen. Es ist daher das übergeordnete Ziel der Planung, für den Geltungsbereich einen städte- baulichen Entwicklungshorizont für den gewerblichen/industriellen Hafen zu ermögli- chen. Die derzeitigen Nutzungen sollen außerdem zulässig bleiben. Dabei ist es in einem nutzungsmäßig verdichteten und insbesondere auch durch verschiedene gewerbliche Immissionen vorbelasteten Gebiet angezeigt, den städtebaurechtlichen Zulässigkeits- rahmen möglichst so zu fassen, dass ausreichende Spielräume für die zukünftige bauli- che und nutzungsmäßige Entwicklung innerhalb des Plangebiets verbleiben. In den Bebauungsplan sind zur Vorbeugung bspw. gegen das Entstehen von Nutzungs- konflikten u.a. für im Einwirkbereich des Werksstandorts gelegene Wohngebäude allge- meinverbindliche Obergrenzen für zulässige gewerbliche Schallemissionen aufgenom- men worden. Dies bedeutet im Rahmen des vorliegenden Bebauungsplans jedoch nicht allein eine Kontingentierung der zukünftig zulässigen Lärm-Emissionen. Vielmehr be- dingt die Abwägung der Belange der Wohnbevölkerung und der wirtschaftlichen Belange die Charakteristik des festgesetzten Sondergebiets (SOH), indem nicht durch die Zweck- bestimmung des Baugebiets, sondern über die Emissionskontingentierung bestimmt wird, ob Betriebe, die ansonsten allgemein nur in Industriegebieten gemäß § 9 BauNVO zulässig sind, innerhalb des Sondergebiets zulässig sind – dies ist übrigens auf Grund der nach Maßgabe der Ergebnisse der vorgenommenen schalltechnischen Untersu- chungen festgesetzten Emissionskontingente grundsätzlich nicht der Fall. Außerdem erfolgt für die Verringerung von Auswirkungen auf das Landschafts- und Orts- bilds eine umfangreiche Eingrünung des festgesetzten Sondergebiets (SOH). Dem Ar- tenschutz wurde mit entsprechenden Festsetzungen und weiteren verbindlichen Planun- gen außerhalb des Verfahrens zur Aufstellung des Bebauungsplans Genüge getan. Teilweise durch die Öffentlichkeit und die Träger öffentlicher Belange geforderte weiter- gehende Einschränkungen betreffend das Maß der baulichen Nutzung bleiben abwä- gend zu Gunsten des volkswirtschaftlichen Interesses, den trimodalen Güterverkehr zu befördern, unberücksichtigt. Den in verschiedenen Sachzusammenhängen angeregten abschließenden Regelungen auf Bebauungsplanebene wurde unter der Voraussetzung nicht gefolgt, dass sie problemlos bzw. teilweise sogar zielführender im Rahmen der

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Genehmigungsverfahren geregelt werden können, so dass ihre Nichtberücksichtigung unbeachtlich blieb. Insgesamt stellt sich die Aufstellung des Bebauungsplans unter Berücksichtigung der genannten und in der Begründung zusammengefassten öffentlichen und privaten Be- lange wie auch der städtebaulichen Ziele als eine sachgerechte und gerecht abgewo- gene Planung dar.

Stockstadt am Main, 26. Februar 2021 Marktgemeinde Stockstadt am Main

gez. Rafael Herbrik Erster Bürgermeister

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