Marktwirtschaft.De
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Peter Gillies marktwirtschaft.de Frankfurter Institut Stiftung Marktwirtschaft und Politik marktwirtschaft.de Jahr 2000 das ist auch Chiffre für Hoffnungen, die nicht gerade bescheiden sind: persönliche Freiheit und Wohlstand für alle, sozialer Zusammenhalt in lebenswertem Umfeld, und dies nachhaltig und dauerhaft auch für Kinder und Enkel. Das alles dürfte zu schaffen sein, wenn wir uns darauf verständigen, in Deutschland wieder marktwirtschaft.de anzuklicken und sie uns zunutze zu machen nicht als Fetisch, sondern im Sinne Ludwig Erhards als Angebot für eine an Freiheit und Verantwortung orientierte Lebensordnung. Die hier vorgelegte Arbeit von Peter Gillies macht Marktwirtschaft auf unkonventionelle Weise anschaulich, erklärt Zusammenhänge, schärft den Blick fürs Ganze. Und sie zeigt, was jetzt zu tun ist, damit Marktwirtschaft wieder ihr Potenzial entfalten kann. Die Aufgeschlossenheit dafür wächst. Schöpferische Unruhe macht sich breit und verändert die Verhaltensweisen. Nicht nur die jungen Menschen der Internet-Generation fragen Eigenverantwortung nach und werden Politik daran messen, ob sie die Voraussetzungen für eine Gesellschaft mündiger Bürger gewährleistet. Die Zeit ist reif für den Aufbruch und für ein neues Zutrauen in die Zukunft. marktwirtschaft.de wird allenthalben ihr Kennzeichen sein. Auch bei uns. Gert Dahlmanns © 2000 Frankfurter Institut Stiftung Marktwirtschaft und Politik Kisseleffstraße 10 61348 Bad Homburg Vorstand: Gert Dahlmanns Internet: www.marktwirtschaft.de e-mail: [email protected] Karikaturen: Berndt A. Skott Gestaltung und Lektorat: Konrad Morath ISBN 3-89015-073-X 2 Vorwort Deutschland sei, so behaupten Spötter, ein wieder quälenden Fragen Antworten zu ge- glückliches Land, bewohnt von trübsinnigen ben. Wo bleibt die Moral in der Wirtschaft, Bürgern. Oder ist es umgekehrt? Jedenfalls wie entsteht Arbeit, wie sicher sind die Ren- klaffen private und öffentliche Befindlichkeit ten und wie gerecht die Steuern? Verenden wir auseinander. Ähnlich gilt auch für das Orga- alle im sozialen Elend oder wahlweise in der nisationsprinzip unserer Wirtschaft: Die Deut- Globalisierungsfalle? Der Vorzug der folgen- schen jauchzen über jedes Sonderangebot im den Kapitel ist, dass man bei jedem mit dem Supermarkt, jammern aber über die Bedin- Lesen anfangen und bei jedem was mich be- gungen, unter denen es zustande kommt. trüben würde auch aufhören kann. Es bean- sprucht keine Vollständigkeit, sondern ähnelt Zukunft gibt es nicht ohne Herkunft. Und eher der Marktwirtschaft: spontan, unbere- beides nicht ohne Auskunft. Das Leitbild der chenbar, bisweilen chaotisch. sozialen Marktwirtschaft half, Deutschland aus den Trümmern zu befreien, eröffnete den Dem Frankfurter Institut bin ich dankbar für Weg zur zweitgrößten Handelsmacht der Welt die Anregung, Herrn Dr. Konrad Morath für und bescherte seinen Bürgern einen nie dage- das überaus sorgfältige und kenntnisreiche wesenen Wohlstand. Im letzten Dezennium Lektorat. Als wir über einen Titel des Buches des 20. Jahrhundert siegte sie eindrucksvoll diskutierten, hatten wir eine ganze Reihe von über alle Systeme der Zwangswirtschaft. Po- Wortspielen durchdekliniert bewährte, an- pulär oder gar beliebt wurde sie dennoch nie. gestaubte, kesse. Nichts schien geeignet, alles war schon endlos repetiert. Dann half indirekt Deutschland betritt das 21. Jahrhundert mit das Megahirn Internet: Ein Mausklick unter einem unvergleichlichen ordnungspolitischen der Adresse www.marktwirtschaft.de ergab Erbe, ist sich dessen aber kaum bewusst. In nichts. Kein Eintrag. Gesellschaften scheint es Schätze zu geben, die immer von neuem gehoben werden müssen. Irgendwie erhellend. Unter Millionen von Auf die Frage, wer für Krankheit und Alter wichtigen und witzigen, flüssigen und über- verantwortlich sei, antworteten Ende 1999 gut flüssigen Kennungen blieb ein Zentralbegriff zwei Drittel der Deutschen: der Staat. Zu- der deutschen Geschichte auf der Daten- gleich allerdings bezweifeln fast neun Zehntel, autobahn gesichts- und namenlos. URL not dass die gesetzliche Rente den Lebensstandard found, kein Anschluß unter dieser Nummer. im Alter sichert. Die Menschen beginnen zu Mittlerweile gehört die Domain marktwirt- ahnen oder bereits zu spüren, dass ihnen die schaft.de dem Frankfurter Institut. Freiheit der Entscheidung wieder etwas abver- langt, dass der Fürsorgestaat in den letzten Am Beginn eines neuen Jahrhunderts, gar Zügen liegt. Jahrtausends, haben drei Berufsgruppen Kon- junktur: Propheten, Katastropheten und Ehrgeiz dieser Schrift ist es nicht, die Ökono- Schlaumeier. Sie werfen die Frage auf, ob man mie umzupflügen oder ihr epochale Erkennt- neue Kapitel aufschlagen und damit zwangs- nisse hinzuzufügen. Mit einigen Essays eher läufig alte Inhalte zerschlagen muss. Oder im Plauderton versucht es, auf die immer könnte es sein, dass es auch Erfahrungen gibt, 3 die man von den Vätern ererbt, um sie zu er- nungspolitsch steuert. Aber sie wüßten zu- werben und schließlich zu besitzen? Die mindest, dass die meisten Malaisen nicht Marktwirtschaft ist ein derartiges Ordnungs- schicksalhaft, sondern hausgemacht und des- prinzip, das sich gefahrlos ins neue Jahrhun- wegen lösbar sind. Und dass eine Gesellschaft dert mitnehmen ließe. Mit ihr fuhr man bis- nie mehr verteilen sollte, als ihre Bürger erar- her so übel nicht. Und wo sie Mängel zeigte, beiten. lag es nicht an ihr, sondern an ihren Anwen- dern. Sie mag zerschlissen ausschauen, aber die marktwirtschaft.de soll Verständnis wecken ihr innewohnende Kraft wird noch manche für nein, nicht für eine Ideologie, sondern Überraschung für uns bereit halten. Vermut- für ein Organisationsprinzip mit dem Vorzug, lich wird sie das vor uns liegende Jahrhundert sich bewährt zu haben. Die Leitidee der prägen. Marktwirtschaft könnte ihren Erfolg im an- brechenden 21. Jahrhundert durchaus wieder- Mich würde es nicht stören, wenn die mürri- holen. Dann hätten die Deutschen Anlaß, ihre schen Zweifler an der Marktwirtschaft nach Bangigkeiten abzustreifen. dieser Lektüre besser gelaunt um sich und in die Gesellschaft blickten. Vielleicht können sie auch dann noch nicht erkennen, wohin die zweitgrößte Handelsnation der Welt ord- Bonn, im Januar 2000 Peter Gillies 4 Inhalt 1. Wie moralisch ist die Marktwirtschaft? 7 2. Arbeit für alle: Wie es geht 20 3. Ratlos im Steuerdschungel 35 4. Freibier für alle? Der deutsche Sozialstaat in der Falle 44 5. Die Rente ist sicher . ein Problem 54 6. Blankoscheck für Fitness gibt es nicht 67 7. Erstickungstod im Paragrafendschungel 77 8. sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht 86 9. Globalisierung keine Falle, sondern eine Chance 92 5 6 Wie moralisch ist die Marktwirtschaft? Warum packt die Deutschen nach einem hal- immer höhere Zwangsbeiträge in die Kol- ben Jahrhundert Fortschritt der Zweifel an ih- lektivsysteme und zugleich verbreitet sich das rem Leitbild der Sozialen Marktwirtschaft? Gefühl sozialer Unzufriedenheit; auch die War nicht sie das Erfolgsrezept, mit dem sie Steuerlasten klettern ständig, während sich das Land aus den Trümmern des Krieges er- gleichzeitig der Staat in schwindelerregenden hoben? An der Schwelle eines neuen Jahrhun- Dimensionen ver- derts und Jahrtausends nagt der Zweifel an ih- schuldet; der techni- Unter allen verfügbaren ökonomi- nen, wie dieses Land seine Wirtschaft und sei- sche Fortschritt be- schen Systemen ist das der Markt- ne soziale Sicherung organisieren soll. Im öf- schert jenen, die um wirtschaft das effizienteste. Es geht sparsam mit den knappen Ressour- fentlichen Diskurs gilt das ökonomische Leit- ihn kämpfen, hö- cen um, fördert und belohnt die bild als angestaubt und verschlissen. Politiker heren Wohlstand, Leistung. Nichts spricht gegen die suchen nach anderen, nach sogenannten Drit- kostet aber anderer- Wiederholung ihrer einstigen ten Wegen zwischen den beiden Polen Markt- seits Arbeitsplätze. Erfolge. wirtschaft und Zwangswirtschaft. Schließlich belohne das System nicht (immer) die Leistungsfähi- Das Ordnungssystem der sozialen Marktwirt- gen, sondern (zu) oft auch nur die trickreichen schaft basiert nur oberflächlich auf einem ge- Cleverles. Dass diese und andere ökonomi- sellschaftlichen Konsens. Es war immer um- schen Unzulänglichkeiten nicht auf die Män- stritten, freilich in Aufschwungphasen mit gel, sondern auf die Abwesenheit von Markt- Wachstum stärker als in Rezessionen mit Pro- wirtschaft zurückzuführen ist, stößt auf Un- blemen und Arbeitslosigkeit. Schon Ludwig verständnis. Erhard der das Kompliment vom Vater des deutschen Wirtschaftswunders gar nicht Der Wettbewerb, jenes Prinzip von Vorstoß mochte konnte dieses Leitbild nur gegen ge- und Verfolgung, also die Jagd nach der mög- ballten Widerstand aus Parteien und Gewerk- lichst besten und preiswerten Lösung, ist das schaften durchsetzen. Zwar begreifen auch Zentrum des marktwirtschaftlichen Leitbil- heute Herr und Frau Normalverbraucher, des. Beim Sport hat niemand Probleme damit. dass ein niedriger Preis bei möglichst hoher Das Prinzip, stets der höheren und besseren Qualität erstrebenswert sei. Die Kehrseite der Leistung nachzujagen, wird dort allgemein wettbewerblichen Logik jedoch dass der we- akzeptiert. Da geht es um Zentimeter und niger Leistungfähige aus dem Markt ausschei- Tausendstelsekunden. Das Publikum spendet den muss wird ausgeblendet oder nur wider- brausenden Beifall. Nie käme es auf den Ge- willig zur Kenntnis genommen. danken, dem Letztplatzierten etwa deswegen zu applaudieren, weil es sich um einen Allein- Vor allem mit den vermeintlichen Widersprü-