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Archäologischer Wanderpfad Nekropole Daudieck Archäologischer Wanderpfad Daudieck Bestattungssitten aus drei Jahrtausenden 1

Bequem während eines Spaziergangs 700 v. Chr. durch flache kleine Erdhaufen erreichbar, liegen hier zahlreiche und/oder durch aufrecht stehende Steine/ Grabanlagen einer Nekropole, Holzpfosten. Die haben aber nicht bis heute einer „Stadt für Verstorbene“, am überdauert. Wenige hundert Meter nördlich flachen Hang hinab zur . lag ein Gräberfeld, das zwischen etwa 350 Die ältesten Gräber sind die größten und – 570 nach Christi Geburt belegt wurde. Es die aufwändigsten: In der Zeit von vor etwa handelte sich um mehr als 6000 bestattete 5000 bis 4500 Jahren bestatteten einige Personen. In dem Wäldchen östlich von hier ihre Verstorbenen in Großsteingräbern. In den Jahrhunderten um 1400 vor Christi befindet sich ein Urnengräberfeld aus der Sie bauten aus großen Findlingen Kam- Geburt ist die zweite bedeutende Gruppe Zeit von etwa 600 bis 300 v. Chr., teilweise mern, von denen manche niedrige und gebaut worden: Die runden Grabhügel liegen die Begräbnisse zwischen den älteren schmale Zugänge erhielten. Die steinernen mit jeweils einer bis drei Erdbestattungen. großen Grabhügeln, teilweise sind sie auch Zimmer waren überdeckt von einer Pa- Verstorbene bettete man in einer früheren in die Hügel gesetzt. ckung aus Erde. Die dadurch entstandenen Phase in Baumsärge, später wurden sie ver- Hügel gibt es in langgestreckter oder auch brannt und die Überreste kamen in Urnen. runder Form. Damit das lockere Erdreich Die bestanden aus Ton, häufig auch aus nicht gleich wieder abfloss, erhielten viele Stoff oder Leder. Die Bevölkerung benutzte Anlagen einen Kranz aus größeren Feldstei- zu der Zeit bereits Werkzeuge und Schmuck Grundriss der Steinkiste mit eingetragenen Schälchen. nen. Hatten die Kammern einen Zugang, aus Bronze, die zunächst aber nicht in die- Zeichnung: A. Fernandez nach K. Kersten konnten auch mehrere Verstorbene in ser Gegend hergestellt werden konnten. Die Steinkiste im Grabhügel ihnen beigesetzt werden, wie es heutzu- Schwerter, Dolche, Nadeln, Hals- und Arm- während der Ausgrabung. Foto: A. Cassau tage auch noch z. B. in Familiengrüften schmuck kamen aus dem Süden und Süd- geschieht. osten. Monumente der beschriebenen Art Grafiken: M. Jalowczarz / C. Ducksch nach B. Weiß sind, soweit sie überhaupt erhalten sind, als Ruinen im Gelände gut zu erkennen.

Ein Projekt der Leader- Region Anders verhält es sich mit Gräberfeldern Altes Land und unter Trägerschaft aus Erd- oder Brandbestattungen. Zwar des Flecken Horneburg gefördert mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kennzeichnete man Beisetzungen ab etwa

Der Archäologische Wanderpfad Daudieck ist mit dem Auto ausschließlich über Issendorf zu erreichen, zu Fuß oder mit dem 4 6 Rad auch über und Gut Daudieck. Anreise mit dem Großsteingräber im Langbett A Großsteingräber in den Langbetten B und C Metronom der -Bahn oder dem Elbe-Radwanderbus über Bahnhof Horneburg. Während der kulturhistorischen Periode, die In der Regel liegt nur eine Steinkammer Der Vorgehensweise beim Bau der Großstein- Jungsteinzeit genannt wird (etwa 4000 bis unter einem langgestreckten Hügel (Lang- kammern hat man versucht durch Nach- 2000 v. Chr.), gab es eine Phase mit zwei bett) oder in einem Rundhügel. In diesem bauten auf die Spur zu kommen. Ohne Folgen Sie diesen Schildern, wenn Sie sich auf den Rundgang verschiedenen Bestattungssitten: Erdgräber, Langbett befinden sich zwei Kammern. Aus größere Probleme erwies sich die Methode, entlang des Auehangs begeben möchten, durch die Nekropole von Daudieck, zu der Monumente vieler Jahrhunderte unserer die den heute üblichen Sargbestattungen dem Archiv des Gutes Daudieck wissen wir, erst einen kleineren Kulturgeschichte gehören. ganz ähnlich sind, und geschlossene Kam- dass um 1780 noch mehr als 100 Kranzstei- Hügel aufzuwerfen. Bitte bleiben Sie auf den ausgewiesenen Wegen und führen mern. In dieser Gegend standen als Bau- ne der Hügelbefestigung vorhanden waren. Darin lassen sich die Sie ihren Hund an der Leine. So tragen Sie aktiv zum Schutz von Pflanzen- und Tierwelt bei. stoff große Findlinge zur Verfügung, die vor Neben den wenigen Trägersteinen der Trägersteine in Position Cuxhaven/ 5000 Jahren noch häufig und ungeregelt Kammer sind davon nur noch elf erhalten. bringen. an der Oberfläche lagen. Sie stammen, wie Die Breite der Kammern hängt von den Der Leerraum wird aus- aller Boden in Norddeutschland, aus Skan- größten zur Verfügung gefüllt und eine Rampe dinavien und wurden während der vorletz- stehenden Findlingen ab, die als Decksteine bis an die Oberkante Bahnhof ten Eiszeit (vor etwa 250.000 bis 130.000 versetzt werden konnten. der Träger aufge-

Stade

B73 Jahren) hierher transportiert. Die Länge unterliegt solchen Zwängen schüttet. Die Bevölkerung, die Großsteingräber bau- nicht, weil jeweils ein Deckstein auf zwei Über die Schräge wer- Horneburg Wie auf diesem Foto einer Steinkammer in der Gemeinde Während einer archäologischen Ausgrabung L 124 te, führte den Ackerbau in unsere Gegend gegenüberliegenden Trägersteinen - ein so den die Decksteine an Krelingen, Landkreis Soltau-Fallingbostel, waren auch die um 1975 wurden keramische Scherben verschiedener Gefäße L 123 Issendorf ein. Sie war die erste mit einer sesshafteren genanntes Joch bildend - in beliebiger Zahl ihren Bestimmungsort Lücken zwischen den Trägersteinen der Steinkammern mit und zweier Löffel gefunden. flachen Steinen ausgemauert. Grafiken: R. Vollbracht Linah B73 Lebensweise. Auch stellte sie in nennens- aneinander gesetzt werden könnte. gezogen und einge- Foto: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege

L 123 werter Zahl keramische Gefäße her. Tatsächlich ist die verwendete Zahl der passt. Danach kann die Nach einer charakteristischen Topfform, Joche durch das Steinangebot und die Kammer wieder von Langbett B – Steinreihen, die „Quartiere“ Außer ihrer eigenen Bestattungssitte, nach L 124 Bargstedt die sie produzierten, nennen örtliche Bautradition bestimmt. Erde befreit werden voneinander abgrenzten. Vermutlich waren der sie „Einzelgrab-Leute“ genannt werden, wir sie Trichterbecher- und der „Innenausbau“ das Markierungen, welche Verstorbenen wo räumten sie auch die Gebeine der Trichter-

Impressum Leute. Im Weser-Ems-Gebiet z. B. wurden bis zu beginnt. beigesetzt werden konnten. Das Herrichten becher-Leute aus den Kammern und setz- 13 Joche lange Gräber errichtet. Grafik: M. Jalowczarz; Die Lücken zwischen des Hügels und der Außenanlage wird die ten dort einige ihrer eigenen Verstorbenen Ein Projekt der Leader- Region Altes Land und Horneburg Drents Museum Assen, unter Trägerschaft des Flecken Horneburg gefördert mit Mitteln nach E. Heege/ R. Maier den unregelmäßig letzte Baumaßnahme gewesen sein. Der bei. Deshalb fanden und finden sich nur des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. geformten Trägerstei- verschließbare Gang machte ein beliebig sehr selten ungestörte Trichterbecherbestat- www.horneburg.de Wissenschaftliche Beratung und Inhalte: nen werden mit Lagen flach zugerichte- häufiges Wiederbetreten der Kammer mög- tungen in den Steinkammern. Auf uns ist Landkreis Stade, Archäologische Denkmalpflege ter kleinerer Steine trocken ausgemauert. lich. Das nutzten nicht nur die Erbauer der meistens nur noch ein Rest des tragenden Dr. Diether Ziermann, 2011 Unterschiedliche Materialien kamen für die Gräber, sondern auch die danach folgende Teils der früheren aufwändigen Begräbnis- Gestaltung: www.donatius-jalowczarz.de Kartengrundlage Kammerböden infrage: als Pflasterung ge- Bevölkerung, die nicht auf die Trichterbe- anlagen als Ruinen überkommen. Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Foto: A. Cassau setzte Feldsteine, Steinschotter in Lehm, rei- cher-Leute zurückzuführen ist. Um 2500 Vermessungs- und Katasterverwaltung ner Lehm und anderes. In den Boden ein- v. Chr. wanderte eine Gesellschaft in diese Bereits in den 1920er Jahren interessierte man sich bei der gelassen fanden sich häufiger Einteilungen, Region ein, deren Lebensgrundlage als Landesarchäologie in Hannover für die Nekropole Daudieck. Foto: Archiv Stader Geschichts- und Heimatverein e.V. zum Beispiel - wie hier in der Kammer von Hirten das Vieh war. sind die meisten auch nicht mehr vollstän- dig. Wie bei diesem Hügel fehlt fast immer Grabhügel die am Hügelfuß zu rekonstruierende Ein- Vor 250 Jahren ... Zentralbestattungen fassung aus großen Feldsteinen oder orga- nischem Baustoff wie Holzpfosten oder Wei- in Grabhügeln dengeflecht. Schon während der Bronzezeit um 1500 v. Chr., als der Bau von Grabhü- Während der Jahrhunderte von etwa 1500 geln Sitte war, muss es weite Heideflächen bis 1200 v. Chr. legte man häufig Tote in gegeben haben, denn viele Hügel sind aus halbierte, ausgehöhlte Baumstämme, deck- Heideplaggen aufgeschichtet worden. Weil te sie mit Brettern ab und warf dann den Heide aber nur in einer Kulturlandschaft großen Hügel auf. Die Baumsärge lagen auf verbreitet vorkommt, können wir daraus Feldsteinpflasterungen. Keilsteine kamen in schließen, dass die Menschen schon vor die Zwickel zwischen Steine und Stamm, so 3400 Jahren große Flächen durch Ackerbau dass er stabil lag. Auf der vom Mutterbo- und Brachen genutzt haben. den befreiten Erde ergab diese Anordnung eine ausgezeichnete Aufbahrung. Warum Das Beispiel des rekonstruierten Großsteingrabes Kleinenkneten I in späterer Zeit zur Verbrennung der Leich- (Landkreis Cloppenburg, Niedersachsen) zeigt deutlich die Funktion name übergegangen wurde, ist eine der Zeichnung: A. Fernandez der umfassenden Steinsetzung. nach A. Cassau und K. Kersten Foto: J. Schwanke Im 18. Jahrhundert war diese Gegend eine interessanten Fragen an unsere Kulturge- ausgeprägte Heidelandschaft. Die runden schichte. Archäologische Ausgrabungen eine Urne mit der verbrannten Asche im Durchmesser von 15 m bis 20 m bei ei- und länglichen Grabanlagen stachen dar- haben unter anderem ergeben, dass Baumsarg. Der nächste Schritt war, die ner Höhe über 3 m sind bei Grabhügeln, aus deutlich hervor. Für Kirchen und später während der frühesten Brandbestattungen Urne direkt auf eine Pflasterung zu setzen, die zwischen etwa 1600 und 1200 v. Chr. auch weltliche Gebäude holte man die Steinpflasterung und halbierter Baum- bis man noch später auch auf die Steinset-

gebaut wurden, keine Seltenheit. Nur ein Findlinge als willkommenen Baustoff weg. Gespaltene Findlinge fanden gerne Verwendung im Kirchen- stamm beibehalten wurden. So lag also zung verzichtete. Bruchteil der ursprünglich vorhandenen den großen Steinbedarf für den Chaussee- Fotos: M. Jalowczarz bau; noch weiter zerkleinerte Feldsteine versetzte man im Anlagen sind auf uns überkommen. Davon bau gab es dann seit dem 19. Jahrhundert. Illustration: C. Donatius Straßenbau im 19. und 20. Jahrhundert.

Steinkiste im Grabhügel Grabausstattung Grabräuber

Das äußere Erscheinungsbild bronze- Plünderungen der Hügel hat es schon früh zeitlicher Grabhügel blieb über drei bis gegeben. Objekte wie Dolche, Schwerter, Heideplaggen vier Jahrhunderte sehr ähnlich. Arm- und Beinschmuck hätte man nach dem

Die Bestattungszeremonie unterlag jedoch Raub wiederverwenden können. Sandkern Veränderungen. Grabaufbau, -beigaben Allerdings sind keine Gegenstände aus der und Körper- bzw. Brandbeisetzung zeigen Grabhügelzeit in späteren Jahrhunderten eine Vielfalt, die auch in grundsätzlichen archäologisch belegt. Eher schmolz man regionalen Unterschieden sichtbarwird. die Bronzen wieder ein, um die jeweils Der Stader Raum weist einerseits aktuell gebräuchlichen Dinge neu herzu- Beisetzungen nach der sogenannten stellen. Bronze als Rohstoff musste in dieser Lüneburger Gruppe und andererseits Gegend schon immer eingeführt werden, Heideplaggen Grundriss der Steinkiste mit eingetragenen Schälchen. nach der Nordischen Bronzezeit auf. Zur weshalb sie einen hohen Wert hatte. Zur Foto: Archäologische Denkmalpflege Landkreis Stade Zeichnung: A. Fernandez nach K. Kersten geläufigen Ausstattung gehörten Waffen Rohstoffgewinnung nutzten auch andere

Steinerne „Kisten“ für das zentrale Grab (z. B. Schwerter),Werkzeuge (z. B. Dolche, Grabräuber die Hügel: Sand und Steine Sandkern im Hügel gab es seltener als Baumsärge. sich runde Näpfchen (Schalen). Schalen- Messer, Rasiermesser) und Trachtbestand- werden bis heute abgefahren und ander- Die Sitte befolgte man vermutlich eher steine gibt es auch an anderen Orten, in teile (z. B. Nadeln, Spiralen, Arm-, Bein-, weitig wieder verwendet. Antiquarisches zu Anfang der Grabhügelzeit. Das Prinzip der Regel nicht als Teil einer Grabanlage, Halsringe und Gürtelscheiben). Trotz Interesse hatten im 18. und 19. Jahrhundert ist, einen stabilen, vielleicht auch dauerhaf- sondern in eigener Funktion. Leider ist ein der Plünderung zahlreicher Hügel hat vor allem Lehrer und Pastoren, die sich von Blick aus dem aufgeschnittenen Grabhügel nach außen. Die ten Schutz der Beisetzung zu bauen. überzeugender Grund, weshalb man es erkennbar auch weniger aufwändig oben in den Hügel gruben, um die Beiga- Struktur der Heideplaggen ist deutlich zu erkennen. Geradeaus 1000 Jahre später, ab 600 v. Chr., wurden Schalen in die harten Findlinge bohrte oder ausgestattete Tote gegeben. ben der Zentralbestattung zu heben. wurden sie auf die frühere Oberfläche gelegt, rechts liegen sie ansteigend auf einem Hügelkern aus Sand. Das Bild stammt von auch Urnen gerne in Steinfächer gestellt. pickte, noch nicht gefunden. Die meisten 0 1 2 3 4 5 cm Zwei gebräuchliche Ornamente während „Olle Pötte“, wenn sie gefunden wurden, einem Grabhügel aus , Landkreis Stade, während einer archäologischen Ausgrabung. Die Steinkiste dieses Hügels birgt eine Vermutungen beziehen sich auf kultische Männer und Frauen erhielten verschiedene des 2. vorchristlichen Jahrtausends sind liessen sie in der Regel kaputtgebrochen im Besonderheit: Auf dem Deckstein befinden Handlungen. Arten von Beigaben mit ins Grab. die Doppelspirale und das Boot. Abraum zurück. Foto: R. B. Michl, Grafik: M. Jalowczarz Zeichnungen: PBF, nach F. Laux

Fotos: Landkreis Stade, D. Alsdorf; Archiv Stader Geschichts- und Heimatverein

30. Mai 2011