<<

UMWELT

LANDKREIS REPORT

Themen, Daten und Fakten im Landkreis Emmendingen

• Natur und Landschaft • Wasser und Boden • Immissionsschutz • Energie- und Abfallwirtschaft • Umwelt und Verkehr • Internet-Links und Adressen Impressum

Umweltreport des Landkreises Emmendingen

Herausgeber Landratsamt Emmendingen, Umweltdezernat

Erscheinungsjahr 2003 Auflage 1.000 Stück Redaktion Christina Goller, Ulrich Spitzmüller Lektorat und Gestaltung impuls, Medien und Planung, , www.impuls-mp.de Druck Hofmann Druck, Emmendingen

Landratsamt Emmendingen Bahnhofstraße 2-4 79312 Emmendingen Telefon 07641/451-221 Telefax 07641/451-488 www.landkreis-emmendingen.de [email protected]

Alle Beträge sind in Euro ausgewiesen Der Landkreis Emmendingen in Zahlen

Einwohner (30.09.2002) 154.183 Einwohner je km² 226

Kreisfläche 680 km2

Flächenaufteilung: Waldfläche 45,6 % Landwirtschaftsfläche 41,6 % Siedlungsfläche 6,05 % Verkehrsfläche, Straßen 3,95 % Wasserfläche 1,3 % sonstige Flächen 1,5 % höchster Punkt (Kandel) 1.242 m tiefster Punkt () 165 m größte Ost-West-Ausdehnung 45 km größte Nord-Süd-Ausdehnung 28 km größte Gewässer: Rhein 19 km Elz 65 km Wilde Gutach 26 km

Verkehrswege: Autobahn A 5 19 km Bundesstraßen B 3 + B 294 60 km Landesstraßen 182 km Kreisstraßen 160 km Ortsstraßen 264 km

Bahnstrecken: 74 km Rheintalbahn, Elztalbahn, Kaiserstuhlbahn

Fahrzeugstatistik: Gesamtfahrzeuge 125.500 davon Pkw 86.400

Ortenaukreis

� B3

h c i Rheinhausen B294 e r � k � n � a � r � � F � � � � � �� � � � � �� � � �� ��� Forchheim ��� � �

� Riegel

Sasbach B3 EMMEN- Gutach Endingen DINGEN Winden i.E.

Bahlingen �� � � �� � � �

� � � �

� � �� � � ��

� �� � � Simonswald

� �

Vörstetten

��

Freiburg

Landkreis Breisgau Hochschwarzwald Ortenaukreis

� B3 h c i Rheinhausen B294 e r � k � n � a � r � Herbolzheim � F � Weisweil � � � � �� � Biederbach � � � Freiamt �� � � �� Wyhl Kenzingen ��� Forchheim ��� � � Elzach

� Riegel Malterdingen

Sasbach B3 EMMEN- Gutach Endingen DINGEN Winden i.E.

Bahlingen Sexau �� � � Teningen �� � � �

� � � �

� � �� � � ��

� �� � � Simonswald

� � Reute Waldkirch

Vörstetten Denzlingen

��

Freiburg

Landkreis Breisgau Hochschwarzwald

Vorwort

Der Schutz unserer Umwelt und der natürlichen Lebensgrundlagen ist heute in unserem Bewusstsein fest verankert. Umweltschutz ist dabei zu einem dynamischen Prozess geworden, der uns ständig vor neue Herausforderungen stellt.

Längst trennen wir mit großer Sorgfalt unsere Abfälle und achten darauf, dass sie vernünftig wieder verwertet oder sicher behandelt werden. Sauberes Wasser als wichtigste Lebensgrundlage für Mensch und Tier hat für uns höchste Priorität. Saubere Luft, auch in den Ballungsräumen und von Lärm ungestörtes Wohnen und Arbeiten sind wichtige Voraussetzungen für eine hohe Lebensqualität. Schutz, Ent- wicklung und Pflege von Natur und Landschaft ist uns allen ein wichtiges Anliegen.

Die rechtlichen Voraussetzungen für eine intakte Umwelt schaffen die Gesetze von Bund und Land - dass sie eingehalten werden, dafür sorgen gemeinsam mit Fach- behörden, Verbänden und Naturschutzbeauftragten die rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Umweltdezernates beim Landratsamt Emmendingen.

Dieser Umweltreport soll einen Einblick in die vielfältigen Aufgaben zum Schutz unserer Umwelt geben. Anders als sein Vorgänger aus dem Jahr 1994 ist er be- wusst kein Nachschlagewerk, das Anspruch auf lückenlose Dokumentation erhebt, sondern ein Gemeinschaftswerk, das einzelne Schwerpunkte setzt und Themen mit aktuellem Bezug herausgreift. Beispiele dafür sind die Darstellung der künftigen Behandlung der Hausmüllabfälle nach dem ZAK-Verfahren auf der Deponie Kah- lenberg, die Auswirkungen auf die Umwelt durch den Bau des dritten und vierten Gleises der Rheintalbahn, das Für und Wider um die Nutzung der Windkraft im Schwarzwald oder die unverzichtbare Arbeit des Landschaftserhaltungsverbandes Emmendingen e.V. im Bereich der Landschaftspflege. Der Umweltreport will mit den aktuellen Themen den Diskussionsstand darstellen und Denkanstöße für die Zukunft geben.

Dr. Volker Watzka Landrat Inhaltsverzeichniss Seite

Einleitung 1

Natur und Landschaft 3

Der Landschaftserhaltungsverband Emmendingen e.V. 3 Eine Partnerschaft zwischen Landwirtschaft und Naturschutz 3 Landwirte im Zwiespalt 5 Lohn für Landschaftspflege 9 Wer Flächen verbraucht muss für Ersatz sorgen 11 Schützen durch Vernetzen - § 24a Biotope und Natura 2000 13 Zukunft von Natur- und Landschaftsschutz 17

Integrative Konzepte für Natur und Landschaft 18 Naturpark Südschwarzwald 18 PLENUM Naturgarten Kaiserstuhl 23 KARMIS- ein deutsch-französisches Freiraumkonzept 26 Flächeninanspruchnahme durch Siedlung, Verkehr und Freizeitnutzung 28

Wasser und Boden 38

Wasser ein begehrtes Gut 38 Breisgauer Bucht: Wassernutzer mit unterschiedlichen Interessen 38 Landwirte als „Regenmacher“ 40 Die Wasserversorgung 43 Wasser ohne Grenzen? 48 Wasserqualität der Badeseen im Landkreis Emmendingen 49

Ökologische Sicherung des Lebensraumes „Gewässer“ 50 Gewässerentwicklung der Wilden Gutach 50 Lachs 2000 - Die Vision vom intakten Ökosystem Rhein 54

Hochwassersicherung 56 Integriertes Rheinprogramm – Nutzen und Gestalten des Oberrheins 56 Hochwasserschutz Rheinhausen 60 Sanierung der Flussdeiche an Elz, Dreisam und Leopoldskanal 62

Naturverträglicher Umgang mit Regenwasser 63

Durchblick sorgt für Bodenschutz 66 Der Boden ist kein „Dreck“ ! 66

Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 72

Schutz von Klima,Luft und Gesundheit im Alltag 72

Erneuerbare Energien 73 Die Renaissance der Wasserkraftnutzung 73 Aufwind für Windkraft ? 76 Geothermie - Erdwärme für Heizzwecke 79 Energie aus Abfallholz – das Holz-Heizwerk 81 Seite

Biogas - eine natürliche Energiequelle 82 Erneuerbare Energien aus Klärgas 84

Abfallwirtschaft 84 Abfall – ein Fall für alle! 84 Die Zukunft der Abfallentsorgung 87

Umwelt und Verkehr 91

Umweltgerechte Mobilität 91 Verkehrsstatistik Landkreis Emmendingen 92 Zukunft für den Öffentlichen Personennahverkehr 95 Umweltfreundlichstes Verkehrsmittel - das Fahrrad 98 Neubau und Ausbau der Rheintalbahn 99 Urlaub ohne Auto im ZweiTälerLand 103

Umweltinformationen 104

Umweltschutz durch Umweltinformation 104 Bürgerschaftliches Engagement: Lokale Agenda 21 109 Umweltschutz und Umweltmanagement in Betrieben 112 Öko-Audit in der Gemeinde Teningen 114 Das Umweltdezernat 118

Anhang 123

Umwelt-Adressen und Internet-Links 123 Abbildungsverzeichnis 127 Autorenverzeichniss 131 Stichwortverzeichnis 132

Einleitung 1

Einleitung

Autor: Dr. Volker Stratz

Die Menschen im Landkreis Emmendingen Gewässer und auch die Eisenbahn wurde ab leben in einer Landschaft von der schon der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht überall Goethe sagte: “Der Rhein und die klaren mit offenen Armen empfangen. Gebirge in der Nähe, die abwechselnden Wälder, Wiesen und gartenmäßigen Felder machen die Menschen wohl und geben mir eine Art Behagens, das ich lange entbehrte”.

Abb. 1, Burg Sponeck am Rhein Abb. 2, Historischer Bergbau

Dieser uralten Kulturlandschaft im Herzen So ist der Umwelt-Report als Moment- Europas haben die Menschen über die aufnahme zur Situation der Umwelt nicht Jahrhunderte ihr eigenes Gepräge gegeben. nostalgisch bestimmt von den “guten alten Die morphologischen und klimatologischen Zeiten” mit intakten Landschaften und Ausformungen von der Rheinebene über die “glücklichen” Menschen. Er ist vielmehr Vorbergzone bis zu den Schwarzwaldhöhen geprägt von einer neuen Verantwortung setzten den Rahmen für das Leben in der Menschen vor Ort, ihrer politischen unserer Landschaft. Lange bevor die Vertreter und der Verwaltungen. Von einer Begriffe “Umwelt und Umweltschutz” Verantwortung der Menschen, die ihr überhaupt geprägt waren, mussten Mensch Bewusstsein und ihr Handeln nicht nur am und Natur auch in unserer Raumschaft viel eigenen begrenzten Umfeld ausrichten, ertragen. Naturkatastrophen durch Sturm, sondern auch die globalen Ziele vor Augen Wasser, Schnee und Eis bedrohten immer haben. wieder das Land und seine Menschen. Kriege verwüsteten Städte und Dörfer und “Global denken -lokal handeln”, so hat ließen ihre Spuren zurück. die Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) 1992 Aber auch der Mensch hat durch sein in Rio de Janeiro den Agenda 21-Prozess Wirtschaften der Landschaft manches angestoßen. Es sollten Lernprozesse und zugemutet. Nicht nur um Siedlungen Veränderungen in Gang gesetzt werden mit anzulegen und Ackerbau zu betreiben dem Ziel, die globalen Lebensgrundlagen wurde Wald gerodet. Vielfach diente der in einem sozial ausgewogenen Umfeld zu Raubbau ausschließlich der Holznutzung. sichern und zu erhalten. Belastungen der Böden durch Überweidung und einsetzende Erosion hat es schon Mit dem Erscheinen dieses Umwelt-Reports früh gegeben. Die negativen Folgen des kann auf 11 Jahre Lokale Agenda 21 historischen Bergbaus wirken noch heute zurückgeblickt werden. Dazu stellte das nach. Die frühe Industrialisierung brachte Bundesumweltministerium schon 1997 fest, erhebliche Belastungen für Luft und dass die Ausgangsbedingungen für die 2 Einleitung

deutschen Kommunen im Lokalen Agenda Emmendingen sein, in dem in erster Linie Prozess durchaus vorteilhaft sind. Das bereits erreichte Ziele präsentiert werden. Bundesumweltministerium bemerkt hierzu: Vielmehr stellt er an konkreten Projekten aktuelle Fragen zum Thema Umwelt und “Im Gegensatz zu anderen europäischen zeigt integrierte Lösungsansätze. Es sind Ländern kann in Deutschland auf Grund Themen von aktueller Bedeutung für die einer auch auf kommunaler Ebene Gegenwart aber auch solche, die Politik etablierten Umweltpolitik auf zahlreiche und Verwaltung in den kommenden Jahren “Bausteine” beim Lokale-Agenda-21-Prozess beschäftigen werden. Der Umwelt-Report zurückgegriffen werden: Städtebauliche ist eine wichtige Station auf dem Weg Pläne, Landschaftspläne, Stadtentwickl des Landkreises Emmendingen in die ungskonzepte, Umweltqualitätsbereiche, Nachhaltigkeit. Klimaprogramme, Umweltverträglichkeitsprüf ungen, Beschaffungswesen, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, Bürgerbeteiligung im Rahmen der Bauleitplanung usw. Es bietet sich nunmehr die Chance, die verschiedenen Ansätze kommunaler Umwelt und Entwicklungspolitik unter dem Schirm einer Lokalen Agenda systematischer gebündelter und unter dem speziellen Vorsorge- und Nachhaltigkeits-Gesichtspunkt zusammen zu fassen” (BMU Heft Umwelt 6/1997, Bonn 1997).

Allerdings ist dieser Lernprozess nur langsam angelaufen und hat sich bis heute nicht umfassend im Denken der Menschen verankert. Dennoch sind wir im Landkreis Emmendingen mit unseren Städten und Gemeinden in vielen Handlungsfeldern auf einem guten Weg. Der Gedanke der Nachhaltigkeit bestimmt das Handeln von Wirtschaft und Verwaltung, und dies nicht allein wegen der Gesetze und Verordnungen. Entscheidend ist dabei, dass immer stärker vernetzt gedacht wird. Dies gilt in besonderem Maße für den Umweltschutz. Viel bewirkt hat hier das Zusammenführen von technischem Sachverstand, Beratung, Gestaltung und Vollzug unter einem Dach. Damit sind die organisatorischen Voraussetzungen für projektbezogenes Denken und Handeln geschaffen. So zeigt sich im Landkreis Emmendingen immer deutlicher, wie stark Politik und Verwaltung vom Gedanken der Nachhaltigkeit durchdrungen sind.

Hier setzt der vorliegende Umwelt-Report an. Der Umweltbericht von 1994 war noch maßgeblich von einer enzyklopädischen Bestandsaufnahme geprägt. Der vor- liegende Umwelt-Report soll gerade keine umfassende Bestandsaufnahme der Umweltsituation im Jahre 2003 im Landkreis Natur und Landschaft 3

Natur und Landschaft

Der Landschaftserhaltungsverband Pfadfinder im Antrags-Dschungel Emmendingen e.V. Seit den 1980er Jahren wurden von verschie- Eine Partnerschaft zwischen denen Seiten unterschiedlichste Zuschuss-In- Landwirtschaft und Naturschutz strumente für den Naturschutz entwickelt. Die Pflege sensibler und schwer zu bewirtschaf- Autoren: Armin Heß/Hans Page tender, aber für den Naturschutz bedeutender Flächen sollte dadurch unterstützt werden. Es Wird in Mitteleuropa von Naturschutz ge- entstand ein regelrechter Zuschuss-Dschungel, sprochen, so stellen sich die meisten Men- der für den einzelnen Antragsteller kaum noch schen vor, dass die Natur vor dem Men- zu überblicken war. schen durch die Schaffung von Räumen Auf diesen Erkenntnissen beruht die Idee zur geschützt wird, die sich durch das Fehlen Gründung des Landschaftserhaltungsverban- jeglicher menschlicher Einflussnahme aus- des Emmendingen e.V. (LEV). Alle in Natur- zeichnen und in denen die Natur freie Entfal- schutz, Landschaftspflege und der Land- und tungsmöglichkeiten hat. Forstwirtschaft tätigen Behörden, Verbände Die meisten naturschutzrelevanten Gebiete und Personen arbeiten partnerschaftlich sind allerdings keine vom Menschen unbe- zusammen, um gemeinsame Lösungen zu rührten Urlandschaften. Vielmehr handelt es finden. Die unterschiedlichen Fördermöglichkei- sich um Teile einer Landschaft, die schon ten werden gebündelt über eine einzige Institu- vor vielen hundert Jahren vom Menschen „in tion angeboten. Die Vor- und Nachteile werden Kultur genommen“ und vielfältig genutzt wur- für die Interessenten herausgearbeitet. den. Das gilt für nahezu alle Offenland- und Halboffenland-Ökosysteme wie zum Beispiel die verschiedensten Formen extensiv bewirt- Ziele, Organisation und Aufgabe schafteter Wiesen und Weiden. Der LEV wurde am 11. September 1991 als Modellprojekt des Landes Baden-Württem- berg gegründet. Ziel ist es, durch die Integra- tion aller gesellschaftlich relevanten Kräfte die nachhaltige Entwicklung von Natur und Landschaft im Landkreis zu fördern. Das soll erreicht werden durch:

• Unterstützung der Zusammenarbeit von Behörden, Verbänden, Land- und Abb. 3, Weidberg Forstwirten, ländlicher Bevölkerung und Kommunen Der Schutz dieser Kulturlandschaften ist die • Beiträge zum Interessensausgleich Grundlage für das Erhalten schützenswerter zwischen Landwirtschaft, Forstwirt- Lebensräume und Arten. schaft und Naturschutz • Vorschläge zu naturverträglicher Die Fehldeutung des Begriffs Naturschutz landwirtschaftlicher Nutzung führte in den vergangenen Jahrzehnten • Förderung des Erhalts und der immer wieder zu erheblichen Spannungen Entwicklung einer intakten und ausrei- und Konflikten zwischen Naturschützern und chenden Biotopvernetzung und damit Landnutzern. Aber im Laufe der Zeit wurde Sicherung des Lebensraumes heimi- deutlich, dass Naturschutz ohne pflegende scher Tier- und Pflanzenarten Eingriffe wenig Sinn macht im Hinblick auf • ganzheitliche Ansätze zu einer nach- ein bestimmtes Schutzziel. Ohne Bewirt- haltigen regionalen Entwicklung schaftung oder Pflege würde sich auf mehr • kompetente Beratung über Förder- als 95% der Flächen in Deutschland früher möglichkeiten oder später Wald entwickeln. 4 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 5

Ziele des Landschaftserhaltungsverbandes Emmendingen e. V.

Abb. 4

Der LEV wird zu 70% aus Landesmitteln le für ihre Fragen zu haben, wo sie sowieso und zu 30% aus Kreismitteln und Mitglieds- häufig hin müssen. beiträgen finanziert. Die Geschäftsstelle ist Neue Aufgaben stellen sich dem LEV durch beim Amt für Landwirtschaft Emmendingen- die Moderation von Gesprächen mit den Hochburg angesiedelt. Die größte Zahl der beteiligten Stellen und den Kommunen bei Vertragspartner stellen die Landwirte. Für sie ihren Bestrebungen zur Offenhaltung der ist es vorteilhaft dort eine zentrale Anlaufstel- Landschaft.

Abb. 5 4 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 5

Landwirte im Zwiespalt Häufig sind die zur Aufforstung vorgesehenen Flächen sehr wertvolle Biotope. Die Entschei- Autoren: Armin Heß/Hans Page dung, derartige Flächen aufzugeben oder auf- zuforsten wird durch betriebswirtschaftliche Der Strukturwandel in der Landwirtschaft Gesichtspunkte untermauert. Oft ist ein Gene- wird sich auch in den nächsten Jahren fort- rationswechsel im landwirtschaftlichen Betrieb setzen und wahrscheinlich noch verstärken. Anlass zu Änderungen in der Bewirtschaf- Das wird einerseits zu einem weiteren Rück- tungsweise. Der Wille dazu wird verstärkt, zug der Landwirtschaft aus den benach- wenn gesundheitliche oder soziale Probleme teiligten und schwer zu bewirtschaftenden hinzu kommen und schwere Arbeiten auch Gebieten führen. Andererseits ist eine Inten- von der älteren Generation nicht mehr bewäl- sivierung auf den gut zu bewirtschaftenden tigt werden können. Schwierig wird es auch, landwirtschaftlichen Flächen zu erwarten. wenn die junge Generation ihre Zukunft nicht in der Landwirtschaft sieht und abwandert. In solchen Fällen sind die Kreativität und Noch mehr Wald im Schwarzwald? das Organisationstalent der Geschäftsstelle des LEV und der Naturschutzbehörde gefor- Die schwere Arbeit an den steilen Hanglagen dert. Sie suchen nach Lösungen, die soziale im Schwarzwald, die zunehmende Bürokrati- Gesichtspunkte ebenso berücksichtigen sierung der Landwirtschaft durch die Vorgaben wie die Belange der Natur. Leider steht den der EU und steigende Anforderungen in den Förderangeboten zur alternativen Nutzung außerlandwirtschaftlichen Arbeitsverhältnissen wie zum Beispiel der Mahd zu einem späten bei Nebenerwerbs-Landwirten führen dazu, Schnittzeitpunkt oder der Nutzung als Weid- dass „Problemflächen“ wie Steillagen oder berg immer noch die hohe EU-Förderung für Nasswiesen nicht mehr bewirtschaftet wer- eine Aufforstung entgegen. Der Verzicht auf den. Manchmal geben ganze Betriebe auf. Als die Aufforstung ist für die Betroffenen auch Alternative zur landwirtschaftlichen Nutzung ein finanzieller Verlust. Gleichzeitig bleibt der soll oft eine Aufforstung erfolgen. Durch die Arbeitsaufwand zur Offenhaltung der Flächen Erstaufforstungsprämie ist dies in den ersten bestehen. Die Abgabe der Fläche an einen Jahren sehr lukrativ. Nach der arbeitsintensive- Pächter ist ebenfalls finanziell wenig attraktiv. ren Pflegephase stellt sich mit dem natürlichen Der Unterschied zwischen Förderung der Auf- Aufwuchs ein jährlicher Wertzuwachs ein. forstung und erzielbarer Pacht ist erheblich.

Abb. 6, Erstaufforstung 6 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 7

Eine erfundene, aber nicht ganz unwahrscheinliche Hofchronik zu einem 60 ha großen Schwarzwaldbauernhof mit 45 ha Steillagen.

Ereignisse Wald Acker Reutfeld Weide

1905 Otto D. wird als letztes von sechs Kindern geboren. Auf dem Hof leben mehrere Generationen, mit den Tagelöhnern 13 Personen 18 ha 12 ha 12 ha 18 ha 1927 Otto D. heiratet und übernimmt den Hof. Zwei Geschwister sind im Kindesalter gestorben, ein Bruder ist im Krieg gefallen, einer ist in die Stadt gezogen, eine Schwester hat auf einen anderen Hof geheiratet. 18 ha 12 ha 12 ha 18 ha

1940 - 1945 Der Zweite Weltkrieg führt zu Nahrungsmittelverknappung. Ausdehnung der Reutfeldwirtschaft. Ein Sohn von Otto D. fällt bei Berlin. 15 ha 12 ha 18 ha 15 ha 1950 -1955 Die Tochter heiratet auf einen Hof im Nachbartal, die beiden jüngeren Söhne gehen auf die Landwirtschaftsschule. Aufgabe der Reutbergbewirtschaftung und Aufforstung der unrentablen Acker-

und Weideflächen 33 ha 6 ha 0 ha 21 ha 1965 Otto D. übergibt den Hof an seinen jüngsten Sohn Karl D.. Dieser modernisiert die alten Stallanlagen und beginnt, die Milchwirtschaft auszubauen. Tagelöhner gibt es keine mehr auf dem Hof. Die Eltern

gehen so gut es geht zur Hand. 33 ha 6 ha 0 ha 21 ha

1966 Karl D. heiratet Eva T.. Sie be- kommen in den folgenden Jahren 2 Kinder. Weitere nicht rentable Wiesen werden aufgeforstet. 39 ha 3 ha 0 ha 18 ha 6 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 7

Ereignisse Wald Acker Reutfeld Weide

1970 - 1980 Anfang der 70er Jahre stirbt der Vater Otto D.. 10 Jahre darauf seine Frau. 39 ha 3 ha 0 ha 18 ha

1985 - 1995 Die EU-Agrarpolitik führt zu einer ständig wachsenden Überproduk- tion. Die Milchquotenregelung erfolgt. Der Betrieb wird extensiviert. 42 ha 1,2 ha 0 ha 16,8 ha 1998 Karl D. geht in den Ruhestand und überschreibt den Hof seiner Tochter, die mittlerweile mit Peter S.verhei- ratet ist. Dieser arbeitet als EDV- Administrator bei der Firma MBI. Aus Zeitmangel wird das Milchvieh abgegeben und es werden nur noch einige wenige Mutterkühe gehalten. Als Zubrot verdient sich die Familie noch einige Euro für die Mahd von mageren Bergwiesen für die

Naturschutzbehörde. 42 ha 1,2 ha 0 ha 16,8 ha

2001 Karl D. erlitt einen Schlaganfall und kann seither nicht mehr in der Landwirtschaft helfen. Peter S. hat einen Aufforstungsantrag für die verbliebenen Steillagen gestellt und bewirtschaftet nun nur noch die besseren Tallagen. 45 ha 0 ha 0 ha 15 ha 2010 Der Wald ist größtenteils durch einen Sturm zerstört, die Bergung des Holzes erfolgt nur, weil die EU Zuschüsse zahlt. Die Wiederauf- forstung erfolgt mit Douglasie und gentechnisch optimierten Fichten. Die offene Fläche wird zu einem Golfplatz umgewandelt. 45 ha 0 ha 0 ha. 15 ha Golf- platz. 8 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 9

Weitere Intensivierung der Landwirtschaft das Verhalten der Konsumenten setzt die in der Rheinebene heimische Landwirtschaft unter Druck. Die Verbraucher wünschen sich möglichst billige, Im Gegensatz zur Aufgabe und Aufforstung makellose Produkte in einer von der Jahres- großer Flächen im Schwarzwald werden in zeit unabhängigen großen Auswahl. Um ihre der Rheinebene immer neue Flächen für Ge- Erzeugnisse verkaufen zu können, müssen werbe, Siedlungen und Verkehr erschlossen. die Landwirte die Produktion optimieren und Dieser anhaltende Landschaftsverbrauch industrialisieren. Die einzige Alternative dazu führt zu einer immer stärkeren Konkurrenz ist, Teilflächen oder gar den ganzen Betrieb um die verbleibenden landwirtschaftlichen aufzugeben. Die Vielfalt unserer heimischen Grundstücke. Riesige Flächen werden zum Fauna, Flora und unserer Landschaft spielt Beispiel für den geplanten Bau des 3. + 4. keine Rolle mehr. Eine erste „Aufforstungs- Bahngleises, den dreispurigen Autobahn- welle“ konnte in den 1990-er Jahren durch Ausbau oder Ortsumfahrungen benötigt. Zuschüsse aus den Naturschutzprogrammen

Abb.7, Ausgeräumte Landschaft bei Forchheim Abb.8, Kartoffelacker bei Forchheim

Bislang noch „mitgepflegte“ Biotope und des Landes einigermaßen abgefangen Saumstrukturen fallen häufig aus der Pflege. werden. Eine neue Welle rollt nun auf den Ackerrandstreifen werden wieder landwirt- Landkreis zu. Ursache dafür sind zumeist schaftlich genutzt. Extensive Wiesenflächen die Arbeitsüberlastung der Landwirte, an- werden umgebrochen oder finden keinen stehende Hofübergaben vom bisherigen Bewirtschafter mehr. Im harten europäischen Vollerwerbs- auf den jungen Nebenerwerbs- Wettbewerb der Ackerbaubetriebe bleibt nur Landwirt oder der Gesundheitszustand der der Landwirt konkurrenzfähig, der möglichst jetzigen Bewirtschafter. Mit Geld kann nicht große, zusammenhängende Flächen bewirt- mehr alles geregelt werden, da oft nicht schaftet. Hecken und Feldgehölze, die eine finanzielle, sondern gesundheitliche oder so- kleinräumig strukturierte Landschaft ausma- ziale Gründe zu den Veränderungen in den chen, stören hier nur. landwirtschaftlichen Betrieben führen. Außer- dem wären die Fördertöpfe der Naturschutz- programme nicht im notwendigen Umfang Geld ist nicht alles? gefüllt, um überall wo Bedarf besteht mit angemessenen Zuschüssen einzuspringen. Der knallharte Konkurrenzkampf in der Landwirtschaft der EU und der ganzen Welt nimmt keine Rücksicht auf den in vielerlei Hinsicht beschaulichen Landkreis Emmendingen. Dies führte in den letzten Jahren dazu, dass im Schwarzwald mehr Wald entsteht, während in der Rheinebene große eintönige und ausgeräumte landwirt- schaftliche Flächen das Bild prägen. Auch 8 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 9

Lohn für Landschaftspflege ziell optimale Fördermöglichkeit zu finden. Diese Beratungstätigkeit ist eine der Haupt- Autoren: Armin Heß/Hans Page aufgaben des Landschaftserhaltungsverban- des (LEV). Alle, die durch ihre land- oder forstwirtschaftli- che Tätigkeit die Landschaft pflegen und zum Die LPR sieht für den Vertragsnaturschutz Erhalt unserer Kulturlandschaft beitragen, in der Fläche zwei Möglichkeiten vor. Zum sollten auch entlohnt werden. Landwirte, Natur- einen die Extensivierung und zum anderen schutzverbände und andere Gruppen erzeu- die Pflege bzw. pflegende Bewirtschaftung. gen durch die Landschaftspflege ein Produkt, Bei der Flächenextensivierung berechnen das immer seltener wird. Die Allgemeinheit, die sich die Zuschüsse nach den Ertragsmög- unentgeltlich Landschaft und Natur nutzt, muss lichkeiten der betroffenen Fläche. Dabei wird dafür bezahlen. Grundlage für die Entlohnung der Verzicht auf die optimale landwirtschaft- bilden die Landschaftspflegerichtlinie des Lan- liche Produktion honoriert. Der Zuschuss für des Baden-Württemberg (LPR) von 2001 und die Pflege und die pflegende Bewirtschaf- der Marktentlastungs- und Kulturlandschafts- tung wird errechnet aus dem Aufwand an Ausgleich (MEKA). menschlicher Arbeitskraft und Maschinen- einsatz, der zur Pflege der Fläche nötig ist. Für jede Fläche ist eine eigene Kalkulation erforderlich.

Beispiel für eine Kalkulation

Berechnung eines Zuschusses bei pflegen- der Bewirtschaftung nach der Landschafts- pflegerichtlinie (A 3)

Einem Landwirt wird ein Angebot für die Pfle- Abb. 9, Holunderknabenkraut ge einer 1,2 ha großen Nasswiese (teilweise Niedermoore) gemacht. 0,8 ha der Wiese können nur von Hand bewirtschaftet werden Die Landschaftspflegerichtlinie (LPR) (Nässe, Neigung), der Rest kann bei gutem Wetter mit dem Schlepper bearbeitet wer- Wesentliche Inhalte des LPR: den. Das Mähgut wird im Betrieb des Land- wirtes noch als Einstreu verwendet. 1. Vertragsnaturschutz 2. Biotopgestaltung und Artenschutz, Mit dem Schlepper bewirtschaftbare Fläche: sowie Landschaftspflege, die nicht durch den Vertragsnaturschutz nach • Mahd mit Schlepper 1. abgewickelt werden kann und Kreiselmäher: 100,- /ha 3. Grunderwerb im Rahmen des Natur- Schwaden mit Schlepper schutzes und der Landschaftspflege und Kreiselschwader: 85,- /ha 4. Investitionen im Rahmen von Natur- Bergen mit Schlepper schutz und Landschaftspflege und Ladewagen: 210,- /ha 5. Dienstleistungen im Rahmen der gesamt: 395,- /ha Landschaftspflege, wie Erstellung von Biotopvernetzungskonzepten, • Handarbeitsfläche: regionale Vermarktung, Beratung und Mahd mit Einachsmäher 245,- /ha Management Schwaden mit Handrechen: 235,- /ha Aufnahme des Mähgutes Auf Zuwendungen aus der LPR besteht von Hand: 255,- /ha kein Anspruch. Für Landwirte, Pächter von gesamt: 735,- /ha Flächen, Naturschutzverbände und Eigentü- mer ist es nicht ohne weiteres möglich, ohne 0,4 ha x 395,- /ha = 158,-  fachliche Beratung die geeignete und finan- 0,8 ha x 735,- /ha = 588,-  10 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 11

Dem Landwirt kann von der Naturschutzbe- Die Ziele des MEKA: hörde für die Mahd der Nasswiese ein An- gebot von 588,-  im Jahr gemacht werden. • Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft Dabei darf der Landwirte die Mahd nur in der Zeit zwischen 20.06. und 20.07. durchfüh- • Einführung oder Beibehaltung umwelt- ren, muss das Mähgut innerhalb von zwei schonender extensiver und marktentlas- Wochen abräumen und darf außer Festmist tender Erzeugerpraktiken keinen Stickstoffdünger aufbringen. Die Landschaftspflegerichtlinie bildet die • Sicherung der Existenz einer ausreichen- Fördergrundlage für folgende Programme, den Anzahl bäuerlicher Betriebe zur Er- die im Landkreis Emmendingen im Rahmen haltung und Pflege der Kulturlandschaft des Vertragsnaturschutzes laufen: Die MEKA-Förderung baut auf einem Punk- • Pflege- und Extensivierungsverträge teschlüssel auf, der bestimmte betriebliche (100 % finanziert durch das Land) Leistungen honoriert, die im Rahmen einer • Biotopvernetzungsverträge umweltschonenden Landbewirtschaftung (100 % finanziert durch das Land) erbracht werden. • Biotoppflegeprogramm (70 % finanziert durch das Land, je 15 % durch die betrof- Wichtige Bestandteile des Programms sind: fene Gemeinde und den Landkreis) • Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft im Rahmen einer extensiven Grünlandbe- Marktentlastungs- undKulturlandschafts- wirtschaftung Ausgleich (MEKA) • Bewahrung kulturhistorisch wertvoller MEKA ist das umfangreichste Agrarumwelt- Nutzungen, z.B. Streuobstanbau programm des Landes Baden-Württemberg. Es wird zur Hälfte von der EU finanziert. Das • Naturschutzgerechte Nutzung wertvoller Programm wird vom Amt für Landwirtschaft, Biotope (24a-Biotope, NATURA 2000-Flä- Landschafts- und Bodenkultur (ALLB) be- chen) treut.

Abb. 10 10 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 11

Wer Flächen verbraucht Eingriffsregelung, §§ 18, 19 BNatSchG muss für Ersatz sorgen Eingriffe in Natur und Landschaft sind Autoren: Armin Heß/Hans Page Veränderungen der Gestalt oder der Nut- zung von Grundflächen oder Veränderun- Das Verursacherprinzip im Naturschutz gen des mit der belebten Bodenschicht in verpflichtet denjenigen zu Minimierung, Aus- Verbindung stehenden Grundwasserspie- gleich oder Ersatz, der einen Eingriff in Natur gels, die die Leistungs- oder die Funkti- und Landschaft vornimmt. Die Minimierung onsfähigkeit des Naturhaushalts oder das erfolgt wie der Ausgleich am Ort oder in Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen der Nähe des Eingriffs. Ersatzmaßnahmen können ... können auch in weiterer Entfernung durch- Die land-, forst- und fischereiwirtschaftli- geführt werden. Die untere Naturschutzbe- che Bodennutzung ist nicht als Eingriff zu hörde (UNB) legt dazu Auflagen fest. sehen, soweit dabei die Ziele und Grund- sätze des Naturschutzes und der Land- schaftspflege berücksichtigt werden ... Was tun, wenn: Der Verursacher eines Eingriffs ist zu ver- pflichten, vermeidbare Beeinträchtigun- • der Verursacher guten Willens ist, aber gen zu unterlassen ... und unvermeidbare keine Flächen für einen adäquaten Aus- Beeinträchtigungen ... auszugleichen oder gleich zur Verfügung stehen oder in sonstiger Weise zu kompensieren ... • die vollständige Umsetzung des Aus- gleichs sehr lange dauert, zum Beispiel die Anlage extensiver Wiesen über einen Vorteile für den Verursacher Zeitraum von 15 Jahren, der Verursacher sein Projekt jedoch innerhalb von zwei • keine komplizierte, zeitraubende, kosten- Jahren abrechnen muss? intensive Suche nach Ausgleichsmaßnah- men In diesen Fällen kann die Naturschutzbehör- • meist kein zusätzlicher Grunderwerb de in Zusammenarbeit mit dem LEV häufig erforderlich weiterhelfen. Von Seiten des Naturschutzes • fachliche Kompetenz des LEV gibt es genügend Ideen für sinnvolle Natur- • relativ zügige Abrechnung durch die Kapi- schutzprojekte, die jedoch aus Geldmangel talisierung bei Abwicklung durch den LEV nicht realisiert werden können. Wenn durch diese Maßnahmen eine Aufwertung von Flä- chen oder der Schutz seltener Arten möglich Vorteile für den Naturschutz ist, kann ein Verursacher diese durchführen oder vom LEV abwickeln lassen. Führt der • notwendige und sonst nicht finanzierbare LEV die Maßnahme im Auftrag des Verursa- Maßnahmen werden möglich chers durch, trägt dieser die Kosten. • Zusammenführung verschiedener klei- nerer Ausgleichsverpflichtungen zu einem größeren Aufwertungsprojekt • langfristige finanzielle Absicherung von Ausgleichsprojekten • kompetente Ausführung und Kontrolle sind gesichert

Das Ausgleichsflächen-Management muss als Arbeitszweig der Unteren Naturschutz- behörde in Zukunft intensiviert werden. Für viele Eingriffe bietet es eine tragbare und zeitnah realisierbare Lösung. Statt „Alibi- aufwertungen“ am Ort des Eingriffs werden sinnvolle Maßnahmen im weiteren Umkreis verwirklicht. 12 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 13

Abb. 11 12 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 13

Schützen durch Vernetzen Deshalb sind strukturierende und vernetzen- § 24a-Biotope und Natura 2000 de Landschaftselemente für die heimischen Tier- und Pflanzenpopulationen wichtige Autor: Stefan Schill Wanderkorridore und unverzichtbare Teil-Le- bensräume. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren etwa 3 % der Landesfläche Baden- Württembergs als Naturschutzgebiete aus- gewiesen. Dennoch konnten Verluste bei der Artenvielfalt nicht deutlich gebremst oder gar gestoppt werden. Es wurde deutlich, dass Naturschutz nicht nur in abgeschlossenen und weitgehend isolierten Flächen praktiziert werden kann. Auf dieser Erkenntnis gründen die neuen Instrumente des Arten- und Natur- schutzes: der § 24a des Landesnaturschutz- gesetzes auf lokaler Ebene und das Schutz- gebietssystem Natura 2000 im europäischen Zusammenhang.

Die Veränderungen der Bewirtschaftungs- formen und der Lebensweise des Menschen haben tiefgreifende Auswirkungen auf die historisch gewachsene Kulturlandschaft. Die immer größeren, einheitlich bewirtschafteten Flächen werden durch die Optimierung der Standorte, z.B. durch Düngung, einander immer ähnlicher. Die ehemals kleinteiligen und vielfältigen Strukturen mit den bisher darin vorkommenden Tier- und Pflanzen- Abb. 12, Affen-Knabenkraut (Orchis simia) arten verschwinden. Neue Formen der Freizeitbeschäftigung erhöhen die Präsenz Hecken setzen sich zum Beispiel meist aus des Menschen in früher schwach genutzten einheimischen Wildpflanzen zusammen. Sie Regionen. bieten für viele Tierarten, die in der freien Naturnahe, vom Menschen kaum beeinfluss- Landschaft leben, Schutz vor Witterung und te Lebensräume werden nicht nur immer Feinden. Vögel, Kleinsäuger, Insekten oder kleiner, auch die Entfernung zwischen ihnen Spinnen finden dort Nahrung sowie Nist- und wächst. Diese „Inselbildung“ ist in mehrfa- Brutmöglichkeiten. Frösche, Molche und cher Hinsicht problematisch: Libellen dagegen brauchen kleine Gewässer und Gräben als Laichplätze und Wanderwe- • Die Bestände einzelner Tier- und Pflan- ge. Diese Strukturen behindern allerdings zenarten sind in kleinen Lebensräumen die Bewirtschaftung der Flächen mit großen eher niedrig. Die Wahrscheinlichkeit Maschinen und wurden in der Vergangenheit nimmt zu, dass ein erheblicher Teil der häufig entfernt. Population durch Ereignisse wie Unwet- ter oder Überschwemmungen vernichtet Um diese Entwicklung zu stoppen, wurde wird. der § 24a in das Naturschutzgesetz des • Langfristig führt eine zu geringe Anzahl Landes Baden-Württemberg aufgenommen. von Individuen durch Inzucht zur Ver- Damit wurden natürliche oder durch Nutzung armung der genetischen Vielfalt. Die entstandene wertvolle Landschaftselemen- Population ist zu klein, um langfristig zu te wie Quellen, Hohlwege, Hecken oder überleben. Trockenmauern als „besonders geschützte • Ein Austausch mit Nachbarbiotopen ist Biotope“ unter gesetzlichen Schutz gestellt. bei zu großer Entfernung nicht mehr mög- Verboten sind seitdem alle Handlungen, die lich. Lebensräume werden nicht wieder- zu einer Zerstörung oder schweren Beein- besiedelt. trächtigung führen können. 14 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 15

Abb. 13, Besenginsterweide Abb. 15, Gießen mit Wasserhahnenfuß

Abb. 14, Silberweiden-Auwald Abb. 16, Löss-Hohlweg

Die Kartierung dieser sogenannten 24a-Bio- Biotoptyp Anzahl tope dauerte im Landkreis Emmendingen von Moore 63 1994 bis 2000. Alle Listen und Karten liegen bei den Gemeindeverwaltungen und beim Sümpfe 384 Landratsamt zur Einsicht aus. Sumpfwälder 13 Der Landkreis Emmendingen erstreckt sich Auwälder 232 über eine Vielzahl von Naturräumen: Röhricht und Riede 565 • Die Gipfel von Kandel und Rohrhards- Hochstaudenflur 15 berg gehören zum Hochschwarzwald. In Nasswiesen 441 den tieferen Lagen des Elz- und Simons- wäldertals ist mit den Besenginsterweiden Streuwiesen 2 noch die historische Reutbergwirtschaft zu Naturnahe Fließgewässer 404 erkennen. Quellbereiche 222 • Die Weinbaugebiete des Kaiserstuhls und Verlandungsbereiche 65 der Vorbergzone bieten wärmeliebenden Tümpel 29 Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. Zwergstrauchheide 11 • Die eichenreichen Waldgebiete der Ebene und die Rheinauen sind der Le- Wacholderheiden 1 bensraum für Nachtigall, Mittelspecht und Trockenrasen 4 Pirol. Magerrasen 239 • Im Norden des Landkreises erstreckt sich Felsbildungen 78 ein Teil des „badischen Dschungels“, die Block- und Geröllhalden 3 Rheinaue mit ihren Wäldern und Altarmen. Gebüsche trockenwarmer 96 Standorte So erstaunt es nicht, dass im Gebiet des Landkreises über 5.000 besonders ge- Gebüsch feuchter Standorte 4 schützte Biotope kartiert wurden. Als häu- Feldhecken und Feldgehölze 1897 figste Biotoptypen finden sich Hecken, natur- Hohlwege 226 nahe Abschnitte von Bach- und Flussläufen Trockenmauern 139 und ihre Auwälder, Röhrichte und Großseg- Steinriegel 49 genriede, sowie Nasswiesen, Quellbereiche, Gesamt 5182 Hohlwege und Magerrasen. 14 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 15

Im internationalen Maßstab gelten die glei- chen grundsätzlichen Überlegungen. Mit Hil- fe der Vogelschutz-Richtlinie von 1979 und der Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Richtlinie von 1992 soll ein zusammenhängendes Netz naturnaher Lebensräume geknüpft werden. Dazu zählen Buchenwälder, Hochmoore, Stillgewässer oder Magerrasen, die gefähr- deten Tier- und Pflanzenarten wie Frauen- schuh, Kleefarn, Biber, Sumpfschildkröte oder Hirschkäfer das Überleben sichern. Abb. 18, Segelfalter (Iphiclides podalirius)

Dieses Netz erstreckt sich von Nordschwe- den bis nach Portugal und Griechenland. Das europäisches Schutzgebietssystem NATURA 2000 umfasst alle Gebiete der Vogelschutz- und der FFH-Richtlinie und soll helfen, das europäische Naturerbe zu be- wahren.

Bei Zugvögeln ist die Notwendigkeit einer internationalen Schutzgebietskonzeption besonders leicht zu verstehen. Ein effek- tiver Schutz zum Beispiel des Kranichs ist nur möglich, wenn sowohl die Brutgebiete im Norden Europas als auch die Überwin- terungsgebiete in Spanien erhalten bleiben. Geschützt werden müssen aber auch die Rastplätze auf der Zugstrecke dazwischen. Abb. 17, Gottesanbeterin (Mantis religiosa)

Natura 2000 Gebiete

Abb. 19 16 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 17

In Baden-Württemberg wurden etwa 8 % der Zwei größere Waldgebiete der Vorbergzone Landesfläche als Natura 2000-Gebiete nach wurden ebenfalls als schützenswert erachtet. Brüssel gemeldet. Sie decken sich zum Teil Es handelt sich um artenreiche Waldmeis- mit bestehenden Naturschutzgebieten. In ter-Buchenwälder, wie sie ohne den Einfluss diesen Gebieten gilt ein Verschlechterungs- des Menschen die natürliche Vegetation der verbot. Alle Handlungen sind dort verboten, gesamten Vorbergzone bilden würden. Sie die den gegenwärtigen Zustand erheblich beherbergen eine Vielzahl der natürlicher- beeinträchtigen. Die zukünftige Entwicklung weise vorkommenden Tier- und Pflanzen- der Gebiete soll vor allem auf freiwilliger arten. Dazu zählen der Schwarzspecht, die Basis erfolgen. Mit den Instrumenten des Hohltaube oder der Baummarder Vertragsnaturschutzes und der Förderrichtli- nie „Naturnahe Waldwirtschaft“ stehen finan- zielle Mittel zur Verfügung. Für alle Gebiete werden in den nächsten Jahren Pflege- und Entwicklungspläne erarbeitet.

Im Landkreis Emmendingen sind durch die FFH-Richtlinie die Auwälder und die durch Grundwasser gespeisten Gewässer in der Rheinaue geschützt. Dort findet man in enger Nachbarschaft Pionierstandorte und die folgenden Sukzessionsstadien bis zum geschlossenen Wald auf nährstoffarmen bis nährstoffreichen Standorten mit sehr un- Abb. 20, Hirschkäfer (Lucanus cervus) terschiedlichem Wasserhaushalt ,z.B. sehr trockene Kiesbänke oder sumpfige Senken. Dieses Mosaik von Biotopen stellt einen der artenreichsten Lebensräume in Mitteleuropa dar. Gleichzeitig sind die Wasserflächen als wichtige Überwinterungsgebiete für viele Entenarten und andere Wasservögel durch die Vogelschutzrichtlinie geschützt. Zu den NATURA 2000-Gebieten zählen auch die Elzwiesen zwischen Kenzingen, Weisweil und Rheinhausen. Als eines der letzten großen zusammenhängenden Wiesengebiete sind sie das Brutrevier der Abb. 21 Plattbauch (Libellula depressa) größten Population des Großen Brachvogels in Baden-Württemberg. Im Johanniterwald An der östlichen Grenze des Landkreises bei Kenzingen und im Bechtaler Wald im und auf dem Kandelgipfel erstrecken sich in Raum Weisweil/Rheinhausen leben der den Berglagen des Schwarzwaldes Laub- seltene Wespenbussard, der Schwarz- und mischwälder im Wechsel mit mageren Berg- der Mittelspecht. Diese NATURA 2000-Ge- wiesen und Weidfeldern. Weitere besondere biete entsprechen weitgehend bestehenden Standorte bilden Felskuppen, Felsschutthal- Naturschutzgebieten. den oder Moore. Die relative Abgeschieden- heit und die meist extensive Bewirtschaftung Gewässer als natürliche Vernetzungsstruk- bilden zusammen mit den natürlichen Ge- turen sind ein weiterer Schwerpunkt der gebenheiten wie Klima, stark wechselnden FFH-Gebiete im Landkreis. Die Alte Elz und Hangneigungen und Expositionen ein Mosa- viele der Gewässer, die sich vor der „Riege- ik verschiedenster Lebensräume. In diesem ler Pforte“ zwischen Riegel und Malterdingen struktur- und abwechslungsreichen Gebiet vereinigen, sind nährstoffarme Flachlandbä- kommen Hasel- und Auerhuhn vor. Der che. Das ist der geeignete Lebensraum für Dreizehenspecht und andere Spechtarten seltene oder vom Aussterben bedrohte Arten brüten hier ebenso wie der Raufuß- und der wie Flussmuschel, Bachneunauge oder Sperlingskauz. Helm-Azurjungfer. 16 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 17

Eine ganz andere Artenzusammensetzung Zukunft von Natur- und hat das Vogelschutzgebiet Kaiserstuhl. Landschaftsschutz Hier sind wärmeliebende Vogelarten wie Wiedehopf, Bienenfresser, Wendehals Autoren: Armin Heß/Hans Page oder Schwarzkehlchen zu finden, die in der halboffenen und kleingegliederten Weinbau- Die Subventionierung der landwirtschaftli- landschaft mit ihren Böschungen und Löss- chen Produktion durch die EU und das Land Steilwänden noch gute Lebensbedingungen Baden-Württemberg wird in den kommenden finden. Viele der Arten haben ihren Verbrei- Jahren schrittweise abgebaut. Als „zweite tungs-Schwerpunkt am Kaiserstuhl oder Säule“ der Agrarförderung soll die Stärkung kommen in Baden-Württemberg nur hier vor. des ländlichen Raums intensiver gefördert werden. Die geplante Osterweiterung der EU ab 2004 wird für die Landwirtschaft weitreichende Folgen haben. Der im Artikel „Landwirte im Zwiespalt“ auf Seite 5 beschriebene Struk- turwandel wird beschleunigt. Heute schon bestehende Probleme verschärfen sich dann noch und wirken sich auf den Naturschutz und damit auch auf die Arbeit des LEV nega- tiv aus. Vom Schwarzwald bis in die Rheine- bene dürfte es zunehmend schwieriger werden, Vertragspartner für die Umsetzung von Biotopvernetzungs- und Pflegemaß- nahmen zu finden. Andererseits eröffnet die verbesserte Förderung der ländlichen Räu- Abb. 25, Auerhahn (Tetrao urogallus) me Chancen, über Projekte im Rahmen der Regionalentwicklung neue Aufgabenfelder Die reiche naturräumliche Gliederung des für den LEV zu erschließen. Landkreises Emmendingen und die durch die menschliche Nutzung entstandene Kul- Projekt-Beispiele: turlandschaft bilden unser Natur- und Kul- turerbe. Die beiden neuen Instrumente des • Vermarktung regionaler Produkte Naturschutzes bieten eine Chance, dieses • Sanfter Tourismus und Naturschutz auch für kommende Generationen dauerhaft • Aufbau lokaler Aktionsgruppen zur zu bewahren. regionalen Entwicklung

Abb. 28, Apfelsaft aus der Region

Perspektiven eröffnen sich aktuell durch die Mitarbeit im Naturpark Südschwarzwald und im Projekt des Landes zur Erhaltung und Entwicklung von Natur und Umwelt (PLE- Abb. 26, Wiedehopf (Upupa epopos) NUM) „Naturgarten Kaiserstuhl“. 18 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 19

Aus der Sicht der täglichen Arbeit müss- Integrative Konzepte für Natur ten einige Voraussetzungen geschaffen und Landschaft: werden, die die künftige Naturschutzarbeit erheblich erleichtern würden: Naturpark Südschwarzwald • Wegfall der Aufforstungsprämie in Gebieten mit mehr als 60 % Waldanteil, Autor: Dr. Volker Stratz damit im Schwarzwald die offenen Flä- chen erhalten werden. In Südbaden leben, arbeiten und erholen sich viele Menschen in einer landschaftlich • Etablierung der Landwirte als Land- einzigartigen Region. Der „Naturpark Süd- schaftspfleger. Die Kulturlandschaft ist schwarzwald“ und das PLENUM -Projekt ein Produkt für die Allgemeinheit. Die „Naturgarten Kaiserstuhl“ tragen dazu bei, Landwirte erhalten dafür keine Subven- den Charakter und die Vielfalt dieser Kultur- tionen, sondern Lohn. landschaften zu erhalten und zu entwickeln. Der Leitgedanke der beiden Projekte besteht • Verringerung der EU-Bürokratie oder darin Natur- und Landschaftsschutz mit dem alternativ erhebliche Personalaufsto- täglichen Leben der Menschen so zu verbin- ckungen in den Landwirtschafts- und den, dass daraus ein selbstverständliches Naturschutzverwaltungen. Miteinander wird.

• Änderung des Naturschutzgesetzes: Akzeptanz Reine Pflegemaßnahmen werden bisher als Ausgleich für Eingriffe in Natur und Trotz einer breiten Akzeptanz des Natur- Landschaft rechtlich nicht anerkannt. schutzes in der Bevölkerung stoßen kon- Bei Ausgleichsmaßnahmen werden da- krete Maßnahmen wie die Ausweisung von her immer neue Biotope angelegt, wäh- Schutzgebieten, die Ablehnung geplanter rend zum Beispiel Orchideenstandorte Eingriffe oder der Erlass von Beschränkun- im Schwarzwald aufgrund mangelnder gen für Erholungssuchende häufig auf Ab- Pflege verschwinden. Künftig sollte in lehnung. Die Projekte im Naturpark und im begrenztem Umfang die Pflege natur- PLENUM-Gebiet sollen zu einem besseren schutzwichtiger Flächen als Ausgleichs- Verständnis beitragen. oder Ersatzmaßnahme zulässig sein. Schützen durch Nützen

Das leitende Motto im Naturschutz heißt heu- te „Schützen durch Nützen“. Keiner will die Natur unter eine „Käseglocke“ setzen. Gewis- se Tabuzonen werden aber auch in Zukunft notwendig sein. Schutzgebiete sollen von den Bürgern als Schätze der Natur gehütet und nicht als Elemente der Ausgrenzung empfun- den werden. Natur und Landschaft bedeuten auch Wohlergehen für die dort lebenden Menschen. Sie ernten die Früchte durch den Tourismus, durch saubere Arbeitsplätze, hohe Lebens- und Wohnqualität und nicht zuletzt durch eine umsichtige landwirtschaftliche Nutzung. Die Aussagen für den „Naturpark Südschwarzwald“ und den „Naturgarten Kai- serstuhl“ erscheinen als sehr hehre Ziele. Sie sind dennoch nicht utopisch, da die Projekte langfristig angelegt sind. Sie stehen für eine Entwicklung, die generell für das Leben der Menschen mit der Natur und Landschaft gelten sollte. 18 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 19

Naturpark Südschwarzwald: Eine Chance für die Region

Der Naturpark Südschwarzwald reicht von Lörrach, Waldshut, Emmendingen, Schwarz- Elzach, Triberg und Donaueschingen im wald-Baar-Kreis, der Stadtkreis Freiburg Norden bis nach Waldshut und Lörrach im sowie rund 100 Städte und Gemeinden, Süden. Mit einer Fläche von 3.330 Quadrat- Verbände, Wirtschaftsbetriebe und Privatper- kilometer gehört er zu dem größten Natur- sonen beteiligt. park in Deutschland. Mitglieder im Naturpark-Verein sind aus dem Der Trägerverein „Naturpark Südschwarz- Landkreis Emmendingen die Städte Emmen- wald“ e.V. wurde am 1. Februar 1999 ge- dingen und Waldkirch und die Gemeinden gründet. An dem Gemeinschaftsprojekt sind Biederbach, Elzach, Freiamt, Gutach, Sex- die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, au, Simonswald und Winden.

Abb. 25 20 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 21

Was ist ein Naturpark? die Vielfalt von Natur und Landschaft so- wie die Tier- und Pflanzenwelt zu Naturparks sind Entwicklungsregionen für ein erhalten und zu schützen Zusammenwirken von nachhaltiger und na- turnaher Land- und Forstwirtschaft, regionaler • neue Perspektiven für eine lebensfähige Produktion, Produktverarbeitung und Produkt- Landwirtschaft aufzuzeigen, insbeson- vermarktung sowie landschaftsschonender dere durch die Erhaltung funktions- und Erholungs- und Tourismusnutzung. Sie dienen wettbewerbsfähiger landwirtschaftlicher der nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Betriebe Raumes unter maßgeblicher Berücksichtigung von Natur und Landschaft. Profitieren sollen • eine Forstwirtschaft zu fördern, die sich sowohl die örtliche Bevölkerung als auch Gäs- an den Grundsätzen einer naturnahen te. In einem Naturpark muss die Landschaft Waldwirtschaft und der Sicherung der als wirtschaftliche Existenzgrundlage der hier Waldfunktionen orientiert lebenden Menschen und der künftigen Ge- nerationen in besonderer Weise entwickelt • mit einer Inwertsetzung der Kulturland- werden. Dies bedeutet, dass funktions- und schaft Südschwarzwald über die Nachfra- wettbewerbsfähige Strukturen geschaffen und ge nach heimischen Qualitätsprodukten gefördert werden, die dem landschaftlichen der Land- und Forstwirtschaft neue Impul- Charakter und der Erholungseigenschaft in se zu geben besonderem Maße gerecht werden. • den Südschwarzwald als international bedeutsame Tourismusregion zu stärken Ziele des Naturparks und auszubauen

Der Naturpark Südschwarzwald ist ein • den Städten und Gemeinden den not- langfristig angelegter Prozess, der zuerst in wendigen Planungsspielraum, besonders den Köpfen der Menschen vollzogen werden für Siedlungsentwicklung, Ausbau der muss. Für eine lebenswerte Zukunft in der Infrastruktur und Gewerbeansiedlungen Region sind erforderlich: in Einklang mit den Naturpark-Zielen zu erhalten • Nachhaltigkeit und Bewahrung • Tradition und Innovation • bestehende Fördermittel sicher zu stellen • Dynamik und Entwicklung und gezielt einzusetzen

Abb. 26, Kandel-Gipfel Abb. 27 Skifahrer auf dem Kandel

Chancen für den Südschwarzwald Ziele des „Naturparks Südschwarzwald“: Grundlage für die Entwicklung der Natur- • den Südschwarzwald als vorbildliche parkregion ist der Naturparkplan. Erholungslandschaft zu erhalten und Der Naturparkplan steht für ein zielorien- weiterzuentwickeln tiertes, von allen mitgetragenes Handeln im Naturpark. Die Ideen zur Entwicklung der • die Schönheiten, den Charakter und Region werden von allen Beteiligten ge- 20 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 21

meinsam entwickelt. Sie werden zusammen Die Aufgabe der Naturpark-Verwaltung ist mit den im Naturpark lebenden Menschen es, die unterschiedlichen Nutzungsinteres- definiert, abgestimmt und im Naturparkplan sen miteinander in Einklang zu bringen. Der festgeschrieben. Es erfolgt keine Fremdbe- Naturschutzgedanke muss sich dabei inte- stimmung von oben, sondern „Mitbestim- grativ und interdisziplinär in allen Themenbe- mung durch aktive Mitwirkung“. reichen wieder finden. Nur so können über die landesweit bedeutenden Naturschutzge- biete wie Feldberg, Gletscherkessel Präg, Wutachschlucht, - Obere Elz hinweg wertvolle Bereiche der Natur langfris- tig gesichert und in die heutige Lebenswelt eingebunden werden.

Der Naturpark kann darüber hinaus:

• Gefährdungen und Defizite aufzeigen • naturschutzkonforme Nutzungsalterna- Abb. 28, Wald bei Siegelau tiven entwickeln • Transparenz in Natur- und Landschafts- Die Entwicklung im Naturpark wird von den schutz schaffen und einen Beitrag zur fünf Säulen bestimmt mit den Themenberei- Bewusstseinsbildung leisten chen: • Natur und Landschaft • Landwirtschaft und Vermarktung Landwirtschaft und Vermarktung • Wald und Holzwirtschaft • Tourismus, Freizeit und Erholung Der Erhalt der Landwirtschaft hat für die • Siedlungsentwicklung, Verkehr und Lebensfähigkeit des Naturparks höchste Be- Energie deutung. Im Vordergrund steht die Erhaltung und die Entwicklung des Südschwarzwaldes als bäuerlich geprägte Kulturlandschaft und Natur und Landschaft die Sicherung existenzfähiger landwirtschaft- licher Betriebe. Dies ist möglich durch: Der Südschwarzwald ist eine reiche und in weiten Teilen durch den Menschen geprägte • Weiterentwicklung einer ökonomisch Landschaft. Ohne die Wald- und Offenland- abgesicherten Höhenlandwirtschaft bewirtschaftung wäre das strukturreiche • Entwicklung und Förderung der Verar- Landschafts-Mosaik mit seinen vielfältigen beitungsmöglichkeiten sowie gezielter Arten und Biotopen nicht entstanden. Nach Vermarktungsstrategien regional typischer wie vor von großer Bedeutung ist die ex- Erzeugnisse tensive Weidewirtschaft, die aber heute aus • allgemeine Unterstützung regionaler wirtschaftlichen Gründen zunehmend aufge- bäuerlicher Initiativen geben wird. • Zusätzliche Einkünfte in den Bereichen Naturschutz, Handwerk, Tourismus, Klein- gewerbe, Serviceleistungen etc. • Entwicklung und Förderung von Koope- rationsformen mit Gemeinden, Vereinen, touristischen Einrichtungen, Handwerk, Gewerbe, Gastronomie und landwirt- schaftlichen Betrieben • Informations- und Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft • Qualifizierungsangebote für Bauern • Aufbau von Info-Einrichtungen mit land- wirtschaftlicher Zielsetzung Abb. 29, Mähen einer Bergwiese 22 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 23

Wald und Holzwirtschaft schen Infrastruktur mit Naturschutzzent- ren, Naturerlebnispfade und Naturspiel- Das Gebiet des Naturparks Südschwarzwald plätze wird zum großen Teil durch Wald geprägt. • Planungskonzept zwischen Naturparkver- Er erfüllt verschiedene Ansprüche, da er ein und Tourismusverband sowohl Wirtschafts- als auch Schutz- und Erholungsraum ist. Der Naturpark kann die- se multifunktionale Bedeutung des Waldes Siedlung, Verkehr und Energie im Sinne einer vorbildlichen Erholungs- und Naturlandschaft stärken. Die vom Naturpark ausgehenden Impulse beschränken sich nicht nur auf die Bereiche Der Naturpark bietet folgende Chancen für Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, Natur die Waldwirtschaft: und Landschaft. Sie sollen auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in • Förderung einer naturnahen Waldwirt- der Region verbessern. Dies kommt nicht schaft zuletzt auch der Entwicklung der Städte und • Verbesserung der Erholungsinfrastruk- Gemeinden zugute. Die Gemeinden prägen tur durch landschaftsbezogene, umwelt- die Ausgestaltung des Naturparks maßgeb- verträgliche Erholungseinrichtungen lich. • Umsetzung von Besucherlenkungs- Konzepten Eine Selbstverpflichtung der Kommunen hin- • Verstärkung der Besucherinformation sichtlich der Siedlungsentwicklung im Sinne • Vermarktung heimischer Hölzer durch des Naturparks ermöglicht es daher, die Be- neue Kooperationsformen schaffen lastungen des Naturraums dabei so gering wie möglich zu halten. Vorhandene Fehlent- wicklungen sollen durch geeignete Maßnah- Tourismus, Freizeit und Erholung men abgemildert werden. Die unterschied- lichen, landschaftstypischen, historischen Der Südschwarzwald ist eine der wichtigsten Siedlungsstrukturen im Höfe-, Allmend- und touristischen Regionen in Baden-Württem- Realteilungsgebiet sollen gepflegt und be- berg. Ein großer Teil der Arbeitsplätze hängt hutsam weiter entwickelt werden. vom Tourismus ab. In allen neun Gemeinden des Naturparks, die im Landkreis Emmen- Dabei spielen die folgenden Aspekte eine dingen liegen, ist der Tourismus eine bedeu- wichtige Rolle: tende Erwerbsquelle. Durch den Naturpark Südschwarzwald kann die Region an zusätzli- • Weiterentwicklung mit der gewachsenen chem Profil gewinnen, vor allem wenn sich der Architektur des Südschwarzwaldes unter Tourismus naturverträglich weiterentwickelt. Berücksichtigung moderner Wohnformen • Förderung des öffentlichen Personennah- Zur Koordination von Naturschutzanliegen verkehrs für Alltag und Tourismus und touristischen Interessen liegen bereits • Versorgung der ländlichen Regionen erfolgreiche Ansätze vor. Gerade im Bereich durch Waren und Dienstleistungs- der Besucherlenkung und des „bäuerlichen angebote Tourismus“ entstehen Projekte mit dem Ziel, • Förderung regenerativer Energien Einheimischen und Urlaubsgästen attrakti- • Innovative Konzepte für Abfall und ve Freizeitmöglichkeiten anzubieten. Dazu Abwasserentsorgung zählen zum Beispiel:

• Qualitätssiegel „Naturpark als zielgerich- Weitere Informationen: tete Marketingstrategie“ • Intensive Darstellung der Naturschönhei- www.naturpark.de ten des Südschwarzwaldes durch gezielte www.naturpark-suedschwarzwald.de Informationshinweise • Verstärkte Kundenbindung durch Identifi- kation des Gastes mit der Urlaubsregion • Förderung einer naturbezogenen touristi- 22 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 23

PLENUM Naturgarten Kaiserstuhl Die PLENUM-Gemeinden:

Autor: Ratold Moriell • Bahlingen a.K. • Riegel a.K. • Bötzingen • Sasbach a.K. • Breisach a.RH. • Teningen, • Eichstetten a.K. Ortsteil Nimburg • Endingen a.K. • Vogtsburg i.K. • Ihringen

Von der Initiative „Naturgarten Kaiser- PLENUM (Projekt des Landes zur Erhaltung stuhl“ zum PLENUM-Projekt und Entwicklung von Natur und Umwelt) ist ein Naturschutzprogramm des Landes Im Kaiserstuhl entstand 2001 die „Initiative Baden-Württemberg zur natur- und umwelt- Naturgarten Kaiserstuhl“, ein Zusammen- verträglichen Regionalentwicklung. Es ist schluss von Persönlichkeiten aus Politik, eine Strategie zur Umsetzung von Natur- Verbänden und Gemeinden. Sie hat sich schutzzielen in größeren Gebieten. Anders zum Ziel gesetzt, die regionale Identität der als im klassischen Naturschutz mit seinen Bevölkerung zu stärken und die strukturel- hoheitlichen Schutzgebietsausweisungen len Bedingungen der landwirtschaftlichen wird ein fachübergreifender, integrierender und weinbaulichen Betriebe zu verbessern. Ansatz verfolgt. Die Konzeption setzt auf Unter Beachtung der besonderen Natur- und Freiwilligkeit und Entwicklung der Maßnah- Landschaftssituation des Kaiserstuhls sollen men mit der Bevölkerung von „unten nach Synergien zwischen Naturschutz, Landwirt- oben“. Gemäß der Philosophie „Landschafts- schaft, Weinbau und Tourismus gefördert schutz durch Landschaftsnutzung“ können werden. Die Mitglieder der Initiative und die mit PLENUM außer Naturschutz- und Land- Städte und Gemeinden haben Ende 2001 schaftspflege auch Projekte der Land- und die Landratsämter Breisgau-Hochschwarz- Forstwirtschaft, der Naherholung und des wald und Emmendingen gebeten, einen Auf- Tourismus oder des Gewerbes gefördert nahmeantrag für das Programm PLENUM zu werden. Voraussetzung ist ein nachhaltiger erarbeiten. Umgang mit der Natur. Koordiniert von den beiden Landratsämtern „Für PLENUM und den Naturschutz ist es wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, in der ganz wichtig, dass die Landwirtschaft und alle Kaiserstuhlgemeinden, Behörden sowie die bäuerlichen Strukturen erhalten bleiben“ Verbände des Naturschutzes, der Landwirt- Landwirtschaftsminister Willi Stächele im April 2002 schaft, des Weinbaues und des Tourismus

Abb. 30, Rebterrassen am Kaiserstuhl bei Endingen 24 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 25

vertreten waren. Innerhalb kurzer Zeit wurde oft kleinparzellierte und „gartenmäßige“ Nut- die Umsetzungskonzeption „Naturgarten zung. Das Prädikat „Naturgarten“ ist für das Kaiserstuhl“ ausgearbeitet und im Mai 2002 PLENUM-Projekt auch Programm. In dem beim Ministerium für Ernährung und Ländli- voll erschlossenen Kaiserstuhl-Gebiet mit chen Raum Baden-Württemberg die Aufnah- einem Flächenanteil von über 50% intensiver me des Kaiserstuhls in das PLENUM-Pro- Landwirtschaft und dem engen Nebeneinan- gramm beantragt. Seit Juli 2002 gehört der der von Wald, Weinbergen, Obstgärten, Wie- Kaiserstuhl neben vier anderen Landschaf- sen und Winzerorten kann eine erfolgreiche ten zu den ausgewählten Projektgebieten. Umsetzung nur durch das Prinzip „Schützen Das förderrechtliche Projektgebiet umfasst durch Nützen“ gelingen. Durch naturnahe die Gesamtfläche der neun Kaiserstuhlge- Bewirtschaftung und nachhaltige Sicherung meinden sowie die Gemarkung Teningen- der Erwerbsgrundlagen wird das reizvolle Nimburg. Innerhalb dieses Gebiets liegt Gleichgewicht der Natur- und Kulturland- das rund 100 ha große Kerngebiet mit dem schaft erhalten. Berg- und Hügelland des Kaiserstuhls, den Erhebungen des Limberges bei Sasbach Ziele, Konzepte und Projekte und des Nimberges auf der Gemarkung Nim- burg, der naturräumlich und weinbaulich zum Grundlagen für die Umsetzungskonzeption Kaiserstuhl gehört. PLENUM-Projekte kön- und die Projekte sind die für den Kaiserstuhl nen außer den Berggebieten auch Flächen vorgegebenen PLENUM-Ziele der Landes- der angrenzenden Ebene der Breisgauer anstalt für Umweltschutz (LfU): Bucht und des Rheintals mit einbeziehen. Voraussetzung ist, dass dies aus Gründen • Erhaltung und naturnahe Entwicklung des Natur- und Landschaftsschutzes, der der Waldbestände, Fortführung der Nie- Gewässerökologie oder aus Gründen der der- und Mittelwaldwirtschaft an geeig- Agrarstruktur und des Tourismus oder der neten Stellen Vermarktung regionaler Produkte begrün- • Sicherung und Erhaltung der zusamen- det ist. Der für das PLENUM-Projekt gewähl- hängenden Halbtrockenrasen- und Tro- te Name „Naturgarten Kaiserstuhl“ drückt ckenrasengebiete die Besonderheit dieses einzigartigen Land- • Sicherung und Entwicklung der kaiser- schaftsraumes aus: das enge Nebeneinan- stuhltypischen Landschaftselemente wie der besonderer geologischer, klimatischer Trockenstandorte, Hohlwege, Lößwän- und ökologischer Bedingungen und die de, kleinterrassierte Weinberge, Zeug- intensive landwirtschaftliche, weinbauliche, nisse des Vulkanismus

Abb. 31, Königschaffhausen mit Vogesen-Blick 24 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 25

Ausgewählte Ziele und Projekte: de angehören. Alle relevanten Gruppen sol- len im PLENUM-Beirat mitarbeiten. Zentrale • Pflege der Hohlwege und Lößsteilwän- Aufgabe des Beirates ist die Beratung der de, der Trockenrasenbereiche, der Reb- Förderanträge. böschungen Die Geschäftstelle des so genannten PLE- • Erhaltung typischer Pflanzen im Wein- NUM-Teams wird beim Landratsamt Breis- berg gau-Hochschwarzwald in Freiburg eingerich- • Erhaltung von Niederwaldstandorten, tet. Seine Hauptaufgaben sind die Initiierung, ökologische Verbesserung von Waldrän- Umsetzung und Betreuung von Einzelpro- dern, Förderung seltener Baumarten jekten, Information und Öffentlichkeitsarbeit, und Sträucher Unterstützung bei der Antragstellung, die • Erhaltung der Streuobstbestände finanzielle Abwicklung mit den Bewilligungs- • Verbesserung der Vernetzung von Ge- stellen und die Organisation von Veranstal- wässern sowie von Straßen- und Weg- tungen. rändern • Erhaltung der Moore, Riede und Stillge- Das Ministerium für Ernährung und Länd- wässer in der Niederung lichen Raum hat die Federführung für das landesweite PLENUM-Konzept und ent- scheidet über alle grundsätzlichen Fragen. Sicherung des Natur-, Lebens- und Wirt- Der Arbeitsplan wird vom Projektträger schaftraumes: aufgestellt und mit dem Ministerium oder ei- ner beauftragten Institution abgestimmt. Die • Erhaltung historischer, kleinterrassierter Aufgaben des Controllings übernimmt die Weinbergslandschaften Landesanstalt für Umweltschutz. • Folgenutzung aufgegebener Rebflächen • Förderung umweltverträglicher Bewirt- schaftungsformen Finanzierung • Anbau und Vermarktung von naturver- träglich erzeugtem Wein, Obst, Gemüse Das Land Baden-Württemberg hat die Förde- • Schaffung einer ganzheitlichen Qualitäts- rung des PLENUM-Gebietes Kaiserstuhl bis marke Kaiserstuhl zum Juli 2009 zugesagt. Für die Geschäfts- • Weiterentwicklung eines landschafts- stelle übernimmt das Land 70% der förderfä- verträglichen Tourismus higen Kosten, maximal 165.000 Euro jährlich. • Entwicklung und Vernetzung von Erho- Die beiden Landkreise und die Kaiserstuhlge- lungsschwerpunkten, Ausbau des Wan- meinden tragen die restlichen 30 %. derwegenetzes, Anlage von Lehr- und Themenpfaden, Besucherlenkung und Zur Projektförderung im Jahr 2003 stellt das -information in der Landschaft Land zusätzlich Mittel bis zu 160.000 Euro • Verbesserung der landschaftsbezogenen zur Verfügung. Für den Zeitraum 2004 bis Gebietsinformation 2009 werden bedarfsorientiert und abhängig • Aufbau von Netzwerken, Vermittlung von von der Haushaltslage jährliche Zuweisun- Wissen und Qualifikation über den Natur- gen zur Projektförderung festgelegt. Aus den garten Kaiserstuhl Erfahrungen der bereits bestehenden PLE- NUM-Gebiete in Baden-Württemberg kann mit einer Landesförderung von insgesamt bis Organisation und Umsetzung zu 400.000 Euro jährlich gerechnet werden. Zu den Mitteln des Landes kommen die Ko- Die PLENUM-Trägerschaft liegt bei den finanzierungen und eigenen Aufwendungen Landratsämtern Breisgau-Hochschwarzwald der Projektträger hinzu. und Emmendingen sowie den Kaiserstuhlge- meinden. Das Landratsamt Breisgau-Hoch- Die Förderung von Projekten durch das Land schwarzwald übernimmt die Funktion des erfolgt auf der Grundlage der Landschafts- geschäftsführenden Partners. pflegerichtlinie. Höchste Priorität haben Zur fachlich-regionalen Begleitung wird ein Projekte, die einen unmittelbaren Beitrag zur PLENUM-Beirat eingerichtet, dem Vertreter Erreichung der Naturschutzziele im Kernge- der Kommunen, Fachbehörden und Verbän- biet leisten. 26 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 27

Ausblick KARMIS - Ein deutsch–französi- sches Freiraumkonzept PLENUM ist eine große Chance für den Kai- serstuhl. Es gilt nun, die Möglichkeiten der Autor: Ratold Moriell mehrjährigen Strukturförderung durch das Land zu nutzen. Das Projekt ist ein gutes In Zusammenarbeit von Raumplanungsbe- Beispiel der kreisübergreifenden Zusam- hörden der drei Länder wurde von 1991-1997 menarbeit zwischen den Landkreisen Breis- das deutsch-französisch-schweizerische gau-Hochschwarzwald und Emmendingen Freiraumkonzept Oberrhein ausgearbeitet. sowie den anderen Partnern. Das PLENUM- Die allgemeingültigen Resultate des oberrhei- Projekt bietet vielfältige Möglichkeiten für nischen Freiraumkonzeptes sollten in einem bürgerschaftliches Engagement im Sinne der überschaubaren Gebiet konkretisiert werden. Lokalen Agenda 21. Dazu wurde der Raum Marckolsheim-Sas- bach mit der 1984 eröffneten Rheinbrücke, der einzigen im Landkreis Emmendingen, und Weitere Informationen: der schon seit längerer Zeit vom Bürgermeis- ter von Marckolsheim angestrebten Vision „Naturgarten Kaiserstuhl“ – Umsetzungskon- eines gemeinsamen Rheinzentrums ausge- zeption für das Förderprogramm PLENUM wählt. So entstand das grenzüberschreitende des Landes Baden-Württemberg, Mai 2000 Freiraumkonzept Marckolsheim – Sasbach.

Broschüre PLENUM – Regionale Partner- Das Projektgebiet KARMIS umfasst den schaften für den Naturschutz französischen Gemeindeverband Marckols- Herausgeber: Landesamt für Umweltschutz heim und Umgebung (CCME), die Gemein- Baden-Württemberg 2002 den Sasbach und Wyhl sowie die Stadt Endingen. KARMIS steht für Kaiserstuhl – www.lfu.baden-wuerttemberg.de Rhein – Marckolsheim – Ill – Sasbach. www.plenum-bw.de

Ziele von KARMIS

Ziel des Projektes ist es, die grenzüber- schreitende Zusammenarbeit in den Be- reichen Raumentwicklung, Natur- und Landschaftsschutz, Land- und Forstwirt- schaft sowie wirtschaftliche und touristische Entwicklung zu stärken. Außerdem wurden Vorschläge erarbeitet für die Gründung eines Rheinzentrums als Impulsgeber und Kristal- lisationspunkt der Regionalentwicklung. Im Internet und mit anderen neuen Medien wird für den Projektraum geworben.

Projektträger und Finanzierung

Die EU fördert grenzüberschreitende Pro- jekte mit dem so genannten INTERREG- Programm. Das deutsch-französische Freiraumkonzept KARMIS wurde 1998 als INTERREG-Projekt durch den Regionalver- band Südlicher Oberrhein initiiert. Projektträ- ger war die CCME. 26 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 27

Der Projektgruppe gehörten folgende Finan- Attraktivität des Rheinauewaldes für Be- zierungspartner an: sucher und Nutzung für den Hochwasser- schutz durch ökologische Flutungen • Conseil Régional d’Alsace • Schaffung eines zweiten „grünen Bandes“ • Communauté de Communes de Mar- entlang des Rhein-Rhône-Kanals mit Hilfe ckolsheim et Environs (CCME) landwirtschaftlicher Förderprogramme der • Ministerium für Ernährung und Ländlichen Europäischen Union • Raum Baden-Württemberg • Schaffung von zwei West-Ost-Verbindun- • Regionalverband Südlicher Oberrhein gen zwischen den „grünen Achsen“ durch • Gemeinde Sasbach kleinräumige Biotopvernetzung und ökolo- gischen Landbau Projektpartner ohne finanzielle Beteiligung: • Erhaltung und Aufwertung des Obst- anbau-Gebietes am Nordrand des • Gemeindeverwaltungsverband Nördlicher Kaiserstuhls durch kleinräumige Biotop- Kaiserstuhl/Stadt Endingen vernetzungen und Verbesserung des • Gemeinde Wyhl Grundwasserschutzes in Maisanbauge- • Landkreis Emmendingen bieten • Behutsame Erschließung des Rheinauen- Das Gesamtbudget betrug 200.000 . waldes als Erholungsgebiet; Erläuterung Davon wurden 100.000  im Rahmen des von landschaftlichen Besonderheiten auf INTERREG-Programms gefördert. Entdeckungs-Pfaden

Ergebnisse, Projekte und Erste Umsetzungsschritte Folgemaßnahmen Bereits während der Entwicklungsphase In einer Machbarkeitsstudie werden sechs des Gesamtkonzeptes wurde das Projekt Handlungsfelder mit einer Palette von Ein- im Internet vorgestellt. In einem deutsch- zelprojekten vorgeschlagen. Sie sind nach französischen Video-Projekt haben Jugend- den Zielgruppen, den zu beteiligenden liche gemeinsam Videoclips produziert. lokalen und regionalen Akteuren und nach Auf der Marckolsheimer Rheininsel wurde den Möglichkeiten der zeitlichen Umsetzung im September 2002 ein Naturlehrpfad mit gegliedert. zweisprachigen Informationstafeln anlässlich eines gemeinsamen Rheinfestes eingeweiht. Sechs gemeinsame Handlungsfelder: Gleichzeitig wurde die erste grenzüber- schreitende Informationsbroschüre „Kaiser- • Entwicklung der Kooperation zwischen stuhl & Ried“ vorgestellt. den Gemeinden • Schaffung nachhaltiger Verkehrsverbin- dungen Weitere Informationen: • Landschaften schützen und die Natur zugänglich machen Regionales grenzüberschreitendes Frei- • Entwicklung des Tourismus raumkonzept Oberrhein; Herausgeber • Schaffung von Begegnungsorten für Regionalverbände Südlicher Oberrhein und Jugendliche Hochrhein/Bodensee, 1998 • Nutzung und Entwicklung regionaler Produkte und kulinarischer Traditionen Grenzüberschreitendes Freiraumkonzept Marckolsheim – CCME / Sasbach – Endin- gen – Wyhl, Abschlussbericht 2001

Die Vorschläge für den Natur- und Land- schaftsschutz: Weitere Informationen: • Renaturierung und Schutz der „grünen Achse“ entlang des Rheins. Erhöhung www.karmis.de der ökologischen Vielfalt, Steigerung der www.karmis.org 28 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 29

Flächeninanspruchnahme kehrsflächen bis zum Jahr 2020 auf 30 ha durch Siedlung, Verkehr und pro Tag zu reduzieren, das entspricht einer Freizeitnutzungen Verringerung auf ein Viertel des heutigen Flächenmaßes. Auch der Umweltplan des Autoren: Ratold Moriell/Dorothee Dietsche Landes Baden-Württemberg vom Jahr 2000 will den Flächenverbrauch bis 2010 deutlich Boden gehört zu den natürlichen und unver- senken. zichtbaren Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen. Böden sind eine knap- „Mit Grund und Boden soll sparsam und pe, nicht erneuerbare Ressource. Dennoch schonend umgegangen werden. Landwirt- schreitet die Boden- und Flächeninanspruch- schaftlich, als Wald oder für Wohnzwecke nahme für Siedlung, Verkehr und Freizeit- genutzte Flächen sollen nur im notwendi- zwecke unvermindert fort: knapp 130 ha gen Umfang für andere Nutzungsarten ... Land werden in Deutschland Tag für Tag in Anspruch genommen werden.“ bebaut. Der Anteil Baden-Württembergs Auszug aus dem Baugesetzbuch (§ 1 und 1a) beträgt rund 12 ha.

Jede Inanspruchnahme der freien Land- Der neue Landesentwicklungsplan 2002 schaft erhöht die Belastung der verbleiben- gibt als verbindliches Planziel vor, die Sied- den natürlichen oder naturnahen Landschaft. lungsentwicklung vorrangig am Bestand Außer dem reinen Flächenverlust führen auszurichten. Dies erfolgt durch Verdich- Suburbanisierung, Siedlungsdruck und die tung und Arrondierung, Berücksichtigung Ausweitung des Verkehrsnetzes, besonders von Baulücken und Baulandreserven sowie in verdichteten Gebieten, zur steigenden die Nutzung von Brach-, Konversions- und Versiegelung. Dadurch werden die verblei- Altlastenflächen. benden natürlichen Lebensräume weiter zerschnitten und ihre Leistungs- und Rege- nerationsfähigkeit gemindert. Die Zerschnei- Situation und bisherige Entwicklung im dung und Zerstückelung von Landschaften Landkreis Emmendingen gilt als wesentliche Ursache des Besorgnis erregenden Artenverlustes in Mitteleuropa. Die folgenden Aussagen basieren auf den Ergebnissen der amtlichen Bodennutzungs- Auf Dauer ist eine gleichbleibend hohe Rate erhebung bis 1978 und der Flächenerhe- der Inanspruchnahme nicht hinzunehmen. bung ab 1979 des Statistischen Landes- Schon in historischer Zeit entwickelten sich amtes. Die Flächenerhebung nach der Art die Siedlungsschwerpunkte vielfach in Ge- der tatsächlichen Nutzung wird seit 1981 im bieten mit sehr fruchtbaren Böden. Als Folge Vierjahresabstand durchgeführt. Aufgrund des stetigen Siedlungs- und Verkehrsflä- statistisch-methodischer Unterschiede sind chenzuwachses gehen Böden mit höchster die Ergebnisse der früheren Bodennutzungs- Leistungsfähigkeit verloren. erhebung und der Flächenerhebungen der 80er Jahre nicht oder nur eingeschränkt miteinander vergleichbar. Für den Landkreis Umwelt- und städtebaupolitische Ziele Emmendingen ist ein zeitlicher Datenver- zur Eindämmung des Landschafts- gleich problemlos ab Anfang der 90er Jahre verbrauches möglich.

Die Probleme des Landschaftsverbrauches Zur Verfügung stehen ferner die Ergebnisse und der Landschaftszerschneidung sind der Flächenerhebung nach der Art der ge- seit Jahrzehnten bekannt. Auch ist die hohe planten Nutzung. Die Erhebung des Statisti- Bedeutung des Erhalts von Landschaft und schen Landesamtes enthält die Meldungen die Notwendigkeit mit Boden und Flächen der Gemeinden über die in den Flächen- schonend und sparsam umzugehen, auf nutzungsplänen dargestellten Flächen aller politischer Ebene kaum umstritten. Art, allerdings ohne Differenzierung nach Mit einem Schwerpunktprogramm strebt das Bestands- und Planungsflächen. Die Ergeb- Bundesumweltministerium an, die Flächen- nisse der Flächenerhebung nach der Art der inanspruchnahme durch Siedlungs- und Ver- geplanten Nutzung sind auf Grund verschie- 28 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 29

dener Kriterien kritisch zu bewerten und in mit den verfügbaren Daten kaum beurteilen. diesem Bericht nicht dargestellt. In den Bebauungsflächen sind beispielswei- se Vorgärten und Hausgärten enthalten, also Außer den Daten der amtlichen Statistik Flächen, die zum Wohlbefinden der Men- enthält der folgende Text eigene Erhe- schen beitragen. Die Verkehrsflächenstatistik bungen des Kreisplanungsamtes zur Flä- macht keinen Unterschied zwischen hoch- cheninanspruchnahme. Über die Flächen- belasteten Fernstraßen und deren starken zerschneidung liegt eine aktuelle neue Emissionen einerseits und dem umfangrei- Veröffentlichung der Akademie für Technik- chen Netz landwirtschaftlicher Wege ande- folgenabschätzung Baden-Württemberg vom rerseits. September 2002 vor.

Die statistischen Ergebnisse der Bodennut- zungs- und Flächenerhebungen liefern aller- dings nur bedingt eine befriedigende Antwort zur Landnutzung und zum Landschaftsver- brauch. Die qualitativen Aspekte lassen sich

Flächennutzung in Städten und Gemeinden des Landkreises Emmendingen 2001

Gebäude- und Freiflächen Verkehrsfläche Landwirtschaftsfläche Waldfläche sonstige Flächen

Gemeindefläche in ha Denzlingen 1.695 Emmendingen 3.379 Reute 479 Endingen 2.672 Herbolzheim 3.548 Bahlingen 1.266 Malterdingen 1.114 Riegel 1.834 Teningen 4.027 Waldkirch 4.847 Kenzingen 3.693 Wyhl 1.695 Vörstetten 789 Sasbach 2.078 Forchheim 1.078 Rheinhausen 2.199 Sexau 1.630 Gutach 2.477 Winden 2.196 Weisweil 1.909 Freiamt 5.292 Elzach 7.528 Biederbach 3.136 Simonswald 7.431 Landkreis Emmendingen 67.990 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Abb. 33 30 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 31

Siedlungs- und Verkehrsflächen In den vergangenen 40 Jahren hat die Sied- Nach Erfahrungswerten ist rund die Hälfte der lungs- und Verkehrsfläche im Landkreis Em- Siedlungs- und Verkehrsflächen versiegelt. mendingen um 74% zugenommen (Region Südlicher Oberrhein + 63%, Baden-Württem- Siedlungs- und Verkehrsfläche sind: berg + 87%). Nach einer Periode sehr hohen Landschaftsverbrauchs zwischen 1960 • Gebäude- und Freiflächen und 1970 war zunächst bis Mitte der 80er • Betriebsflächen Jahre eine Abschwächung zu verzeichnen. • Verkehrsflächen Entgegen der erhofften Trendwende ist die • Erholungsflächen wie Sportplätze Landinanspruchnahme für Siedlungs- und und Grünanlagen Verkehrszwecke Ende der 80er und in den • Friedhöfe 90er Jahren wieder angestiegen.

Landinanspruchnahme für Siedlung und Der Landkreis Emmendingen hat eine Verkehr im Landkreis Emmendingen: Fläche von rund 680 km2. Davon ist mit 6.816 Hektar Siedlungs- und Verkehrsfläche (Stand 31.12.2000) exakt ein Zehntel der Landkreisfläche besiedelt. Der in großen Teilen ländlich geprägte Landkreis liegt damit unter den Werten für die Region Südlicher Oberrhein und für Baden-Württemberg. In den Schwarzwaldgemeinden liegen die Siedlungs- und Verkehrsflächenanteile unter Zeitraum Gebäude- und Freiflächen Verkehrs- flächen sonstige Siedlungsflächen Siedlungs- und Verkehrsflächen insgesamt dem Landkreis-Durchschnitt, im Umland von Hektar pro Jahr Freiburg und entlang der Entwicklungsachse 1960-71 – – – 125 B 3 darüber. 1970-78 – – – 84 1979-85 23 11 10 44 Siedlungs- und Verkehrsflächenanteile (31.12.2000): 1985-89 27 47 3 77 1989-93 44 35 6 85 Baden-Württemberg 13,2 Prozent 1993-97 40 4 9 53 Region Südlicher Oberrhein 11,1 Prozent 1997-01 41 17 6 64 Landkreis Emmendingen 10,0 Prozent Denzlingen (Höchstwert im Landkreis) 24,2 Prozent Zwischen 1989 und 2001 hat die Siedlungs- Simonswald und Verkehrsfläche im Landkreis Emmen- (niedrigster Wert im Landkr.) 2,4 Prozent dingen um 808 ha (+13,4%) zugenommen.

Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Bodenfläche insgesamt im Landkreis Emmendingen, 2001

Abb. 34 30 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 31

Ergebnisse für die sechs Verwaltungsräume im Landkreis:

Zunahme Siedlungs- und Verwaltungsraum Verkehrsfläche 1989-2001 ha % Kenzingen-Herbolzheim 113 9,7 Kenzingen, Herbolzheim, Weisweil, Rheinhausen Nördlicher Kaiserstuhl 176 14,2 Bahlingen, Endingen, Forchheim, Riegel, Sasbach, Wyhl Emmendingen 194 10,9 Emmendingen, Freiamt, Malterdingen, Sexau, Teningen Denzlingen 82 16,4 Denzlingen, Reute, Vörstetten Waldkirch 143 17,1 Gutach, Simonswald, Waldkirch Elzach 98 20,0 Biederbach, Elzach, Winden Landkreis Emmendingen 808 13,4 Baden-Württemberg – 11,5 Region Südlicher Oberrhein – 11,7

Flächeninanspruchnahme Siedlungsdruck je Einwohner Die Größe des Flächenbedarfes – als Maß Je mehr Siedlungs- und Verkehrsfläche je der Siedlungsentwicklung und der Rauman- Einwohner zur Verfügung stehen, desto sprüche für Wohnungsbau, Gewerbe, Ver- höher ist in der Regel die Zunahme der ver- kehr, Sport und Freizeit – lässt sich als siegelten Fläche. Mehr Flächenverbrauch ist sogenannter Siedlungsdruck definieren. meist auch mit mehr motorisiertem Straßen- Im Betrachtungszeitraum 1988 – 2000 weist verkehr und höheren Kosten für die Infra- der Landkreis Emmendingen eine stärkere struktur verbunden. Entwicklung auf als die Region Südlicher Der Siedlungsflächenbedarf je Einwohner Oberrhein und Baden-Württemberg. Die steigt stetig an. Waren es im Landkreis Verwaltungsräume Nördlicher Kaiserstuhl, im Jahr 1960 noch 376 qm/Einwohner, so Kenzingen-Herbolzheim und Denzlingen wurde Ende 2000 die Quote von 450 qm/ zählen zu den Landschaften mit einem Einwohner erreicht (Vergleichswerte Region überdurchschnittlichen Siedlungsdruck. Bei Südlicher Oberrhein 449 qm/E; Bad.-Württ. den Kriterien der Zunahme der Siedlungs- 448 qm/E). und Verkehrsfläche und der Bautätigkeit ist Während die Siedlungsfläche bis etwa um auch im Verwaltungsraum Elzach eine starke 1970 noch proportional zur Bevölkerung zu- Entwicklung zu verzeichnen. In den Verwal- nahm, erfolgt danach ein überproportionaler tungsräumen Waldkirch und Emmendingen Flächenverbrauch. In den vergangenen Jah- liegt der Siedlungsdruck unter dem Land- ren konnte – auch wegen höheren Bebau- kreisdurchschnitt. ungsdichten und durch „Bauen im Bestand“ Die stärkere Siedlungsentwicklung erfolgt – die weitere Zunahme der Flächeninan- vor allem in den Unterzentren und den ländli- spruchnahme je Einwohner abgeschwächt chen Gemeinden und entgegen der Vorgabe werden. der Raumordnung nicht in den eigentlich da- für bestimmten Mittelzentren Emmendingen und Waldkirch. 32 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 33

Meßzahlen für den Siedlungsdruck:

Bevölkerungs- - Zunahme zunahme Wohnungen 1988-2000 1988-2000 2

(VR = Verwaltungsräume) in Prozent in Einwohner je km Zunahme Siedlungs- und Verkehrs fläche in % 1989 - 2001 in Prozent je in Wohneinheiten 1000 Einwohner Baufertigstellungen 1/1988-12/2000 in Gebäude / 1000 Einwohner VR-Kenzingen-Herbolzheim 19 33 9,7 33 119 58 VR-Nördlicher Kaiserstuhl 17 32 14,2 34 121 59 VR-Emmendingen 11 29 10,9 23 88 40 VR-Denzlingen 16 84 16,4 30 122 50 VR-Waldkirch 7 12 17,1 21 83 30 VR-Elzach 10 8 20,0 32 106 56 Landkreis Emmendingen 13 25 13,4 27 102 46 Region Südlicher Oberrhein 14 30 11,7 22 90 36 Baden-Württemberg 12 31 11,5 21 86 38 Stadt Emmendingen 10 68 12,7 29 82 33 Stadt Waldkirch 4 17 15,9 19 79 25

Besser als jede Statistik verdeutlicht die kartographische Darstellung die Siedlungsentwick- lung der vergangenen 100 Jahre. Hier am Beispiel Denzlingen:

Abb. 35 32 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 33

Das Land ist zerstückelt Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Schutz des Menschen und Landschaften werden durch trennende Barri- der Umwelt“ wagt die Prognose, dass das eren wie Straßen, Bahnlinien, Flüsse, Sied- Bundesgebiet in ca. 80 Jahren zugebaut lungsflächen und Seen „zerstückelt“. Je mehr sein wird, wenn die Flächeninanspruchnah- Verkehrslinien und Siedlungsflächen die freie me durch Siedlung und Verkehr wie in den Landschaft zerstückeln, um so kleiner wird die vergangenen 30 Jahren mit der Entwicklung so genannte „effektive Maschenweite“. Dar- des Bruttoinlandproduktes gekoppelt bleibt. unter versteht man den Raum, der zwischen Auch wenn diese Prognose falsch sein soll- den Barrieren verbleibt. te, zeigt sie eine dramatische Entwicklung Der Südwesten Deutschlands ist wesentlich auf. Wenn die Flächeninanspruchnahme stärker zerstückelt als bisher angenommen. nicht reduziert wird, steigert sich der tägliche Im Vergleich mit dem baden-württember- Flächenverbrauch in Baden-Württemberg gischen Durchschnittswert von 13,7 km2, von derzeit ca. 12 ha auf 13,5 ha bis zum schneidet der Landkreis Emmendingen mit Jahr 2010 und auf 15,9 ha im Zeitraum einer effektiven Maschenweite von 24,61 km2 2010 bis 2015. recht günstig ab. Unter den 44 Land- und Stadtkreisen nimmt der Landkreis Emmendin- Im Landkreis Emmendingen muss auch gen damit nach dem Ortenaukreis (30,26 km2) in Zukunft von einer weiteren Landinan- den zweitbesten Platz im Land ein. spruchnahme für Siedlung und Verkehr Der günstige Durchschnittswert des Landkrei- ausgegangen werden. Gründe sind der ses wird maßgeblich durch den großen un- steigende Wohnraumbedarf, die Zunahme zerschnittenen Freiraum zwischen dem Elztal, der Kleinhaushalte, der Bevölkerungszuzug dem Simonswäldertal und der östlichen Land- und ein kontinuierlich wachsender Bedarf an kreisgrenze beeinflusst. Dieser Landschafts- Gewerbeflächen. Der Drang zum individu- teil ist einer von nur noch sechs zusammen- ellen Wohnen ist ungebrochen; die meisten hängenden Gebieten in Baden-Württemberg, Menschen wollen sich den „Traum vom frei- die größer als 100 km2 sind und nicht durch stehenden Einfamilienhaus“ erfüllen. Straßen oder Bahnlinien zerschnitten werden. Der Siedlungsdruck im Breisgau und Ober- Im Unterschied zum mittleren Schwarzwald rheingebiet breitet sich vom Oberzentrum sind hingegen die Teillandschaften Freiburger Freiburg wie eine „Wanderdüne“ in immer Bucht, Rheinebene und Vorbergzone stark entferntere Gebiete aus. zerstückelt. Im Landkreis Emmendingen sind in den Die Untersuchung über die Landschaftszer- nächsten 10 bis 15 Jahren planerisch rund schneidung hat auch die Veränderung zwi- 800 ha landwirtschaftlicher Fläche für die schen den Jahren 1930 und 1998 analysiert. weitere Siedlungsentwicklung vorgesehen. In diesen fast 70 Jahren hat der Landkreis Davon entfallen auf Wohnungsbau - ein- eine starke „Zerstückelung“ erfahren. Der In- schließlich Gemeinbedarfs - und Versor- dikator der effektiven Maschenweite hat sich gungsflächen - rund 500 ha und auf gewerb- in diesem Zeitraum von 44,06 km2 auf 24,61 liche Flächen rund 300 ha. Die Flächen für km2 verkleinert. Im Vergleich mit den Land- Verkehrsprojekte, Sport und Freizeit sowie kreisen in Baden-Württemberg und im Re- Baulücken sind darin noch nicht enthalten. gierungsbezirk Freiburg zählt der Landkreis Emmendingen zu den Gebieten mit einer Geplante Baulandflächen in Flächennutzungs- überaus starken Veränderung. plänen und nicht verwirklichten Bebauungsplä- nen (gerundete Angaben):

Tendenzen der künftigen Entwicklung VR-Kenzingen-Herbolzheim 190 ha VR-Nördlicher Kaiserstuhl 155 ha Das umweltpolitische Ziel des Bundesum- VR-Emmendingen 215 ha weltministeriums, die Flächeninanspruchnah- VR-Denzlingen 55 ha me durch Siedlungs- und Verkehrsflächen VR-Waldkirch 145 ha von derzeit 130 auf 30 Hektar je Tag im Jahr VR-Elzach 40 ha 2020 zu reduzieren, steht im krassen Wider- Landkreis Emmendingen 800 ha spruch zur realen Situation und zu verschie- (VR = Verwaltungsraum) denen Vorausschätzungen. 34 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 35

Die Daten verdeutlichen die Größenord- nung der Siedlungsentwicklung, die durch die städtebauliche Planung vorgesehen ist. Flächennutzungspläne stellen allerdings nur eine Vorplanung dar und werden nicht in jedem Fall und innerhalb der Planzieljahre voll verwirklicht.

Außer dem Flächenbedarf für Siedlungs- zwecke fordert der Neubau bzw. Ausbau von Straßen und Bahnstrecken seinen Abb. 37, Baugebiet bei Köndringen Tribut. Neben dem reinen Flächenverlust führen der Ausbau der Verkehrswege und Maßnahmen zur Eindämmung des Land- das wachsende Verkehrsaufkommen durch schaftsverbrauchs: Landschaftszerschneidung, Verlärmung und Schadstoffe zu einer zusätzlichen Belastung • Siedlungswachstum bremsen: des Naturhaushaltes und der Umwelt. Reduzierung der Neuinanspruchnahme von Flächen, „Ausbau vor Neubau“. Die wichtigsten Verkehrsprojekte mit stärke- • Baulandreserven mobilisieren und rem Landverbrauch im Landkreis Emmen- Brachen wiedernutzen: dingen: Baulücken und Brachflächenkataster, • Neubau / Ausbau der Rheintalbahn Flächenressourcen-Management • A 5: Erweiterung auf sechs Fahrspuren • Innerörtliches Wohnen bevorzugen: • B 3: Neubau Ortsumfahrung Emmendin- Wohnen und Arbeiten innerhalb Stadt gen-Wasser und Dorf erhalten und verbessern durch • B 3: Ausbau bei Denzlingen Wohnumfeldverbesserung, Stadtsanie- • B 294: Neubau Ortsumfahrung Winden rung und Dorferneuerung, Abkehr von • B 294: Neubau Ortsumfahrung Elzach strikter Nutzungstrennung. • L 113: Fertigstellung Neubau von Rhein- • In optimaler Dichte bauen: brücke Sasbach bis Riegel flächensparende Bauweisen und Wohn- • L 173: Neubau Ortsumfahrung Bleibach formen, flächensparende Erschließung • Neubau Gemeindeverbindungsstraße und Minderung des Stellplatzbedarfes, Emmendingen – Teningen Siedlung der kurzen Wege, Nachverdich- tung bereits bebauter Gebiete. Im Gewer- bebau werden die Grundstücke vielfach Nachhaltige Siedlungsentwicklung nur gering genutzt. • Bodenversiegelung abbauen, hoch- Spätestens seit 1998 ist das Leitbild der wertige Böden schonen: nachhaltigen Entwicklung auch gesetzliche Entsiegelung geschlossener Oberflächen, Vorgabe für die Raumordnung und städte- Wiederherstellen verlorengegangener bauliche Planung. Hauptziel ist die sparsa- Bodenfunktionen für Natur- und Wasser- me, natur- und sozialverträgliche Flächen- haushalt, Umgestaltung von Innenhöfen, nutzung. Notwendig ist auch ein schonender Reduzierung der Stellplatzversiegelung. Umgang mit dem Boden, damit dessen • Grün in der Stadt fördern: ökologische Funktionen erhalten bleiben. Erhaltung, Entwicklung innerörtlicher Grün-, Erholungs- und klimawirksamer Freiflächen.

Bei der Umsetzung der Ziele haben die Kommunen eine Schlüsselrolle. Der Konflikt zwischen Ausweisung von Siedlungsflächen und Freiraumsicherung wird an Schärfe zu- nehmen. Eine nachhaltige Siedlungsentwick- lung mit einer Verknappung neuer Bauland- flächen im Außenbereich und Konzentration Abb. 36, Autobahn bei Kenzingen auf die Innenentwicklung stößt in der Praxis 34 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 35

auf enorme Schwierigkeiten. Beispiele dafür Eine Bebauung bedeutet einen Eingriff in sind die oft fehlende Akzeptanz bei Bürgern den Naturhaushalt. Werden Wiesen, Brach- und Kommunalpolitikern, steigende Immo- land oder Äcker durch Bebauung zerschnit- bilien- und Baulandpreise, Umsetzungspro- ten oder Flächen versiegelt, kommt es zu bleme mit langwierigen Verfahren bei der In- erheblichen Beeinträchtigungen bis hin zu nenentwicklung und Nutzung von Brach- und Verlusten bei Flora, Fauna, Boden, Wasser Konversionsflächen aufgrund komplizierter und Klima. Auch das Landschaftsbild wird rechtlicher und tatsächlicher Verhältnisse oft entscheidend verändert. einschließlich Altlasten. Der Bebauungsplan wird deshalb durch Die Kommunen müssen von Bund und Land einen Grünordnungsplan ergänzt, der eine unterstützt werden, zum Beispiel durch Än- Eingriffs-Ausgleichs-Bilanz enthält. Die- derungen in der Gesetzgebung und Steuer- se Bilanz stellt Flächen und ökologische politik. Die Instandhaltung und Modernisie- Wertigkeit des Plangebietes vor und nach rung sowie der Ausbau des vorhandenen der beabsichtigten Veränderung einander Baubestandes muss besser gefördert wer- gegenüber. Ergibt die Bilanz ein Defizit für den als Neubaumaßnahmen auf der grünen den Naturhaushalt, muss die Planung durch Wiese. Minimierungs- und Ausgleichsmaßnahmen für die Natur erweitert werden. Die Maßnah- Das Landratsamt setzt sich mit seinen men müssen gleichzeitig mit der Bebauung Fachabteilungen für die Ziele der nachhalti- verwirklicht werden. gen Siedlungsentwicklung und Eindämmung des Landschaftsverbrauches ein. Rechtliche Grundlagen dazu sind Landesentwicklungs- Beispiele für Minimierung und Ausgleich: plan, Regionalplan, Baugesetzbuch und Naturschutzgesetze. • Für Kfz-Stellplätze werden statt Asphalt verbindlich Rasengittersteine festgelegt. Der Eingriff in Wasserhaushalt und Boden wird so minimiert.

• Bei einer Bebauung wird eine Hecke beseitigt. Wird an anderer Stelle eine neue Hecke gepflanzt, gilt dies als Aus- gleichsmaßnahme. Der volle ökologische Wert neu gepflanzter Gehölze entwickelt sich allerdings erst im Laufe der Jahre. Für einen adäquaten Ausgleich muss die Fläche daher entsprechend größer sein. Abb. 38, Dachlandschaft Malterdingen • Eine Extensivierung, die durch regelmäßi- Eingriffe in die Natur müssen vor ge Mahd von Grünland zur Erhaltung Baubeginn genehmigt sein schützenswerter Pflanzen und Tiere erreicht wird, kann als Ausgleichsmaß- Bei der Aufstellung von Bebauungs- und nahme für entfallende Grünland- oder Flächennutzungsplänen ist der Natur- Ackerflächen gelten. und Landschaftsschutz zu beachten. Die Stadt- und Gemeindeverwaltungen und die Gemeinderäte müssen daher über den ökologischen Wert der betroffenen Flächen informiert sein. Nur so können sie sachlich richtig entscheiden, wie stark die Belastung von Natur und Landschaft wiegt, verglichen mit weiteren Aspekten wie dem Bedarf an Bauland, den finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde und den zur Verfügung stehenden Alternativen. 36 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 37

Die Eingriffsregelung: „Flächen auf die Bank“: Das Ökokonto

• Die Berücksichtigung der naturschutz- Ausgleichsmaßnahmen können nicht nur rechtlichen Eingriffsregelung bei der räumlich außerhalb des Geltungsbereiches Aufstellung von Flächennutzungs- und des Bebauungsplanes, sondern auch im Bebauungsplänen ist seit 1993 ver- zeitlichen Vorlauf zum Bebauungsplanver- bindlich vorgeschrieben (§§ 1 Abs. 6, fahren geschaffen werden. Diese räumliche 1a BauGB i. V. m § 21 BNatSchG). Die und zeitliche Flexibilisierung gibt den Ge- Prüfung des Eingriffes und die Festle- meinden einen größeren Gestaltungsspiel- gung entsprechender Minimierungs- raum. Flächen und Projekte zur Bewältigung und Ausgleichsmaßnahmen werden von Eingriffsfolgen der Bauleitplanung damit vom Zeitpunkt der Verwirklichung können bereits im Vorgriff auf spätere Bau- einzelner Bauvorhaben auf die Pla- gebietsausweisungen auf einem Ökokonto nungsebene vorverlagert. Damit können „angespart“ und später neuen Baugebieten alle durch die Planung vorbereiteten zugeordnet werden.So kann eine Gemein- Eingriffe zusammen bewertet und so- de eine günstige Gelegenheit nutzen und wohl Eingriff als auch Ausgleich plane- ein Grundstück erwerben, um es z.B. durch risch gestaltet werden. Dies wäre bei Pflanzungen und dauerhafte Pflege ökolo- nachfolgenden Einzelgenehmigungen gisch aufzuwerten. Zu diesem Zeitpunkt ist nicht mehr möglich. Auf dieser Ebene noch nicht bekannt, womit diese Ausgleichs- werden jetzt lediglich noch die im Be- maßnahme später „verrechnet“ wird. Plant bauungsplan getroffenen Festsetzungen die Gemeinde Jahre später ein Baugebiet, zur Vermeidung und zum Ausgleich der kann sie bei Bedarf auf das „Flächen-Gutha- Eingriffe in Natur und Landschaft in die ben“ auf ihrem Ökokonto zurückgreifen und Realität umgesetzt. das Planungsverfahren damit beschleunigen.

• Für die qualitative Bewertung von Flä- Das Ökokonto ist ein Flächenpool. Es wer- chen und Maßnahmen gibt es in Baden- den Flächen und deren Aufwertung verbucht, Württemberg bisher kein einheitliches nicht aber die zugrunde liegenden Kosten. und verbindlich eingeführtes Bewer- Diese können später bei der Verwirklichung tungsmodell. Dies kann zu großen der Bauvorhaben auf die Bauherren über Unterschieden in der fachlichen Beurtei- Kostenerstattungs- oder städtebauliche Ver- lung der Eingriffe und Ausgleichsmaß- träge verteilt werden. nahmen führen, was oft eine gerechte Die realisierten Maßnahmen werden auf der Abwägung erschwert und die Chancen Guthabenseite so beschrieben, dass Art und auf einen vollwertigen Ausgleich min- Umfang der ökologischen Aufwertung des dert. Grundstückes deutlich werden. Im späteren Bebauungsplanverfahren wird jedem Eingriff eine konkrete Ausgleichsmaßnahme zuge- ordnet. So lässt sich nachvollziehen, ob und Die vorhandene Bodenfläche lässt sich nicht wie ein Eingriff ausgeglichen werden kann. vermehren. Dennoch versucht man, der Na- tur möglichst viel von dem zurückzugeben, Die Einrichtung eines Ökokontos ist freiwillig. was durch Bebauung und Zerschneidung Das Konto wird von der Gemeinde selbst- „verbraucht“ wird. Eine Möglichkeit ist, ge- ständig geführt. Vor der Durchführung einer eignete Flächen durch Pflege auf Dauer zu Ausgleichsmaßnahme sollte die Anrechnung erhalten und ökologisch aufzuwerten. Dazu auf das Ökokonto mit der Naturschutzbehör- verpflichten sich die Gemeinden häufig in de des Landratsamtes abgestimmt werden. einem Vertrag mit dem Landratsamt, für die So ist die spätere Anerkennung gewährleis- Dauer von zum Beispiel 25 Jahren die Pfle- tet und es wird verhindert, dass eine Maß- ge auf diesen Flächen durchzuführen und zu nahme gleichzeitig als Ausgleich für mehrere finanzieren. Eingriffe beansprucht wird. 36 Natur und Landschaft Natur und Landschaft 37

Beispiel für eine Buchung auf dem Ökokonto:

1. Ist-Zustand eines Fichten-Waldbe- 3. Eingriff durch den Bebauungsplan: standes vor der ökologischen Auf- 2,1 ha Wirtschaftsgrünland werden in wertung bebaute Fläche umgewandelt.

1,5 ha große Hangfläche im Elztal mit Flächenbilanzierung vor der Bebauung: einer einheitlichen, nicht standortge- 2,1 ha fette, artenarme Glatthaferwiesen rechten 40-jährigen Fichten-Aufforstung. x Wertstufe 2 Wenig Strukturen wie z.B. Lichtungen = 4,2 Flächeneinheiten oder ein strukturierter Waldrand vorhan- den, eine standortspezifische Bodenflo- nach der Bebauung: ra und gebietsspezifische Fauna fehlen 2,1 ha bebaute Fläche x Wertstufe 0 weitgehend. = 0,0 Flächeneinheiten

Differenz nachher-vorher: - 4,2 Flächeneinheiten 2. Ökologische Aufwertung zu einem artenreichen Magerrasen und einer Die Gemeinde kann das Guthaben von Nasswiese, die auf das Ökokonto 4,2 Flächeneinheiten von ihrem Ökokonto „gebucht“ wird: abbuchen, das sie durch die Entfernung Nach dem Entfernen und Verwerten der von 1,5 Hektar Fichtenbestand angespart Bäume erfolgt die Vorbereitung für eine hat. Damit ist der Eingriff ausgeglichen, maschinelle Mahd. den die geplante Bebauung von 2,1 Hekt- Zum Nährstoffentzug wird in den ersten ar Wirtschaftsgrünland verursacht. Jahren zweimal, danach einmal jährlich gemäht und das Mähgut entfernt. Mit der Zeit entwickelt sich auf dem Im Landkreis Emmendingen führen folgende südexponierten Hang durch den Nähr- Städte und Gemeinden ein Ökokonto: stoffentzug ein artenreicher Magerra- sen, der zwei bisher getrennte Gebiete • Bahlingen • Denzlingen wieder vernetzt. Am Hangfuß im Uferbe- • Elzach • Emmendingen reich des Baches entsteht eine magere • Herbolzheim • Malterdingen Nasswiese. • Riegel • Sexau • Simonswald • Teningen Flächenbilanzierung vor der Aufwertung: • Wyhl 1,5 ha Fichtenbestand x Wertstufe 1 =1,5 Flächeneinheiten Nach einer Umfrage des „Instituts für Orga- nisationskommunikation“ in Baden-Württem- 8 - 10 Jahre nach der Aufwertung: berg vom Frühjahr 2002 führen bereits 60 1,2 ha Magerrasen x Wertstufe 4 von 198 Kommunen ein Ökokonto und 97 = 4,8 Flächeneinheiten haben mit den Vorbereitungen begonnen. 28 Städte und Gemeinden beabsichtigen keine 0,3 ha magere Einführung eines Ökokontos. Bei der Umfra- Nasswiese x Wertstufe 3 ge wurde deutlich, dass mit zunehmender = 0,9 Flächeneinheiten Größe der Kommune auch das Interesse am Ökokonto steigt. Die Mehrzahl der Gemein- Differenz nachher-vorher: den bestätigte, dass das Ökokonto das + 4,2 Flächeneinheiten Bewusstsein für die Themen „Ökologie“ und „Eingriff/Ausgleich“ innerhalb der Gemeinde erhöht und die Kommunikation und Zusam- Weitere Informationen: menarbeit der Beteiligten verbessert hat.

Landesanstalt für Umweltschutz www.lfu.baden-württemberg.de 38 Wasser und Boden Wasser und Boden 39

Wasser und Boden Wasser – ein begehrtes Gut

Breisgauer Bucht: Wassernutzer mit Im Wesentlichen sind in diesem Gebiet zwei unterschiedlichen Interessen Grundwasserleiter vorhanden. Der obere Teil der quartären Kiese und Sande und die Autorin: Waltraud Wahl tiefer gelegenen, weniger durchlässigen Ablagerungen der Breisgauschichten als 1. Die Breisgauer Bucht liegt zwischen dem Grundwasser-Stockwerk, sowie der darun- Kaiserstuhl im Westen und dem Schwarz- ter vorkommende Obere Muschelkalk als 2. wald im Osten, zwischen Tuniberg und Grundwasser-Stockwerk. Riegeler Pforte. Sie bildet den inneren und Die Breisgauer Bucht ist einer der regionalen meist tiefer gelegenen Teil der Vorbergzone, Grundwasser-Schonbereiche der Oberrhein- die sich zwischen der Rheinaue und dem ebene, der eine wichtige Bedeutung für die kristallinen Schwarzwald erstreckt. Wasserversorgung der Region hat. Die Breisgauer Bucht ist ein Bruchfeld, das Die Grundwasservorräte der Breisgauer durch die Gebirgsbildung des Schwarzwal- Bucht sind Lebensgrundlage für Pflanzen des entstanden ist. Es ist zuletzt während und Tiere und dienen der Versorgung der der Würmeiszeit durch alpine Kalkschotter Bevölkerung mit Trink- und Brauchwasser. des Rheins aufgefüllt worden. Darauf pack- ten die Flüsse Dreisam, Elz und Glotter die mitgeführten Urgesteinsschotter des Die Teninger Allmend Schwarzwaldes. Seit Beginn der 1960er Jahre haben sich die Grundwasser-Verhältnisse stark verändert. Deckschichten Der Grundwasserstand sank bis 1974 von 1 - 2 m Schluffig, tonig, sandig, braun ca. 1 m unter Gelände auf bis zu 3 m. Dies 2 - 5 m Jüngere Schotter Basis Jüngere Schotter Kies, steinig, rötlichbraun, Komponenten frisch führte zu Trockenschäden im Auenwald der Teninger Allmend und den angrenzenden Waldgebieten (unmittelbar betroffen 720 ha, Breisgau-Schichten, oben 10 - 12 m insgesamt 1.300 ha). Ursachen dafür sind: Kies, stark sandig bis Sand, stark kiesig, schluffig Komponenten meist verwittert, dicht gelagert • Grundwasserförderungen des Wasserversorgungsvebandes Maura- Top Riegeler Horizont cher Berg mit 1 Million m³/Jahr Riegeler Horizont • Einstellung der Wiesenbewässerung und 3 - 5 m Sand, schluffig bis Schluff, tonig, z.T. geschichtet bis laminiert, z.T. organische Bestandteile, Umbruch zu Ackerflächen rötlichbraun bis dunkelgrau • Versiegelung der Böden, z.B. in den Neubaugebieten von Denzlingen und

Breisgau-Schichten, unten Verdrängung der Grundwasserströme 8 - 10 m Kies, stark sandig, Gerölle z.T. unverwittert, zwischen Glotter und Schwan durch tief- grau bis graubraun, bereichsweise höher durchlässig gegründete Häuser und Tiefgaragen

Aquiferbasis • Trockenjahre 1972–1974 mit Rückgang der Grundwasser-Neubildungsrate

5 - 7 m Untere Feinklastika Schluffig, tonig, lageweise stark tonig laminiert, Schlagzeilen in den 1970er Jahren wie “Die grau und braun (Iffezheimer Schichten) Breisgauer Bucht droht zu einem Steppen- – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – gebiet zu werden” haben sich durch wirksa- 2 - 4 m Kalkwitterungslehm, Ton, massig, rotbraun Basis der me Gegenmaßnahmen nicht bewahrheitet: Lockergesteine Aufwändige hydrologische Voruntersuchun-

Festgestein gen wiesen die Wechselwirkungen zwischen z.B. Oberer Muschelkalk (mo1), Kalkstein, grau Oberflächengewässern und Grundwasser nach. Daraufhin haben sich die betroffenen Gemarkungsgemeinden, der Wasserversor- Abb. 39 gungsverband und die Forstverwaltung zur 38 Wasser und Boden Wasser und Boden 39

künstlichen Anreicherung des Grundwassers Derzeit ist in der Breisgauer Bucht zwar wie- entschlossen. der ein ausreichendes Grundwasserdarge- Dies wurde mit der Einspeisung aus Ober- bot festzustellen, aber auch in Zukunft muss flächengewässern über ein weit verzweig- damit sparsam umgegangen werden. tes Grabensystem erreicht. Beginnend ab Buchholz beim Waagmattenwehr der Elz Wasser: und dem Lossele beim Abzweig der Glotter Lebensgrundlage, Rohstoff und Ware zunächst über den Schwanengraben, später Feuerbach sowie bei Wasser am Wasserer • Hohe Bedeutung für Trinkwasser- Wehr über den Weidenbach wird bei ausrei- Vorkommen und damit Trinkwasser- chendem Wasserstand der Elz Oberflächen- versorgung wasser in den Schwan, den Feuerbach und • Ökologisch wertvoller Auenwald benö- den Weidenbach geleitet und nach und nach tigt Grundwasser über Anreicherung von über verschiedene Abzweigungen bis in den Wasser aus Oberflächengewässern Wald in der Teninger Allmend geführt. • Wasserkraftanlagen am Wasserkraft- Gleichzeitig wurden Grundwasserentnahmen kanal der Elz von Emmendingen bis durch Industrie und Gewerbe nur unter der Köndringen Maßgabe einer sparsamen Verwendung des • Landwirtschaft: Gemüse- und Obstbau Wassers zugelassen. Dadurch veränder- benötigen Beregnungswasser, Herbizid- ten sich die Produktionsverfahren und der und Nitratproblem für das Trinkwasser Grundwasserverbrauch durch die Industrie • Wasserentnahmen durch Industrie ist im vergangenen Jahrzehnt stark zurück- gegangen. Die unterschiedlichen Nutzungen führen zu Konflikten bei der Bewirtschaftung des Wasserdargebotes.

Wassernutzung im Landkreis Emmendingen:

Abb. 40 40 Wasser und Boden Wasser und Boden 41

Wasser Landwirte als “Regenmacher”

Wasser ist eine farblose Flüssigkeit, Autor: Bernd Sommerfeld die uns die Farben des Regenbogens zeigt. Es hat keine Form, Der Landkreis Emmendingen ist ein wichti- sondern gibt allem eine Form. ges Anbaugebiet für Beerenobst und Feldge- Wasser ist Milliarden Jahre alt, müse. und dennoch verjüngt es sich selbst unaufhörlich. Es steht am Anfang und am Ende eines Lebenszyklus. Wasser sorgt für eine ständige Wechselwirkung zwischen der Erde und allen anderen Planeten im Kosmos. Jeder Tropfen ist ein Mikrokosmos, der Informationen aus uralten Zeiten und aus Welten, die wir nicht begreifen können, in sich birgt. Wasser ist flüssig, fest und gasförmig. Wasser ist allgegenwärtig. Abb. 41, Erdbeeren bei Buchholz Wasser ist der Schlüssel zu unserer Gesundheit, und wir sind der Schlüssel zu seiner Gesundheit. Diese Sonderkulturen sind auf eine künst- (Charly Ryrie) liche Beregnung oder Tropfbewässerung angewiesen. Kernobst wie Äpfel und Birnen und Steinobst wie Zwetschgen und Pflau- men bedürfen in klimatisch ungünstigen Lagen mit Spätfrösten im Frühjahr einer Frostschutzberegnung der Blüten.

Das Beregnungswasser wird aus Grundwas- ser und Oberflächengewässern gewonnen. Dabei achtet die Wasserbehörde auf die Schonung der Wasservorräte und sorgt aus ökologischen Gründen für eine Mindest- wasserführung in den Fließgewässern. Auf andere Gewässernutzer wie zum Beispiel die Betreiber von Wasserkraftanlagen wird soweit möglich Rücksicht genommen.

In der Elzniederung zwischen Waldkirch- Buchholz und Emmendingen wurden bis vor wenigen Jahrzehnten die Wiesen bewässert. Über ein ausgedehntes Grabensystem wäs- serte man bis zu dreimal jährlich die Wiesen- grundstücke und versorgte sie dadurch auch mit Nährstoffen. Das geerntete Grünfutter, Heu und Öhmd benötigten die Landwirte für die Milchviehhaltung, die in den Dörfern noch intensiv betrieben wurde. Die Landwirte waren überwiegend genos- senschaftlich in Verbänden organisiert, auf privater oder öffentlich-rechtlicher Basis. Nur gemeinschaftlich konnten die Gewässerbe- nutzungen mit Hilfe von Stauwehren und Stellfallen sinnvoll geregelt und betrieben werden. 40 Wasser und Boden Wasser und Boden 41

Mit der Aufgabe der Großviehhaltung und mit ca. 35 Mitgliedern gegründet. Bereg- der Umstellung auf Sonderkulturen wie nungskonzeption und Wasserrecht sehen Baumobst, Beerenobst und Gemüse entfiel einen jährlichen Wasserverbrauch von ca. die Wiesenwässerung in weiten Bereichen. 160.000 m³ für Frostschutzberegnung und Auch die Sonderkulturen benötigen in Tro- für die Beregnung in Trockenzeiten beson- ckenzeiten und bei Neuanpflanzungen ders von Juni bis September vor. Ab einem Beregnungswasser, das bisher überwiegend Mindestwasserstand am Elzpegel Gutach aus den bestehenden Bachläufen und Be- von 1.250 l/s ist eine Entnahme aus Elz, wässerungsgräben mit Pumpen entnommen Glotter, Lossele, Schwan und sämtlichen wurde. Gräben nicht mehr möglich; dann wird auf Grundwasser aus 22 verbandseigenen Tiefbrunnen zurückgegriffen. Diese was- serwirtschaftliche Kontingentierung des Beregnungswassers nimmt Rücksicht auf die Belange der Wasserkraftbetreiber, die Grundwasseraufhöhung in den Wäldern der Teninger Allmend und auf die aus ökologi- schen Gründen erforderliche Mindestwasser- führung in Oberflächengewässern.

Die Bewirtschaftungsflächen des Bereg- nungsverbandes liegen überwiegend im Bereich des Wasserschutzgebietes des Wasserversorgungsverbandes “Mauracher Berg”, also in der Zuströmrichtung zu den beiden Trinkwasserbrunnen im Wasserer Wald westlich der B 3. Der Wasserversor- gungsverband “Mauracher Berg” ist der größte Trinkwasserversorger im Landkreis Emmendingen. Deshalb muss die konkur- rierende landwirtschaftliche Grundwas- serentnahme auf ein verträgliches Maß beschränkt werden. Im Rahmen eines vom Land Baden-Württemberg durchgeführten Untersuchungsprojektes “Sonderkulturan- bau im Wasserschutzgebiet “Mauracher Abb. 42, Beregnung einer Erdbeerkultur Berg” wurde die Erkenntnis gewonnen, dass Grundwasserentnahmen in der Größenord- Solange die Elz als Hauptgewässer ausrei- nung von 70.000 bis 90.000 m³ Wasser noch chend Wasser führte, war die großzügige unbedenklich wären. Zur Wiederanreiche- Beregnung der Sonderkulturflächen kein rung des Grundwasserkörpers muss im Win- Problem. Seitdem jedoch die regenerative terhalbjahr eine Versickerung von 4 l/s Ober- Energieerzeugung mit kleinen Wasserkraft- flächenwasser über einen Graben erfolgen. werken eine Renaissance erlebte, gewann Diese Aussagen beruhen auf einer Grund- die Ordnung und Bewirtschaftung des Was- wassermodellierung des Hydrologischen In- serhaushalts an Bedeutung. Dabei kam es stituts der Universität Freiburg (1996), einer darauf an, die konkurrierenden Interessen Simulation geplanter Wasserentnahmen im der Landwirte und der Kraftwerksbetreiber Elz- und Glotter-Schwemmfächer desselben nach einer möglichst ungeschmälerten Zulei- Instituts (1997) sowie einer Datendokumen- tung von Wasser miteinander in Einklang zu tation und –auswertung des Landesprojekts bringen. durch das Technologiezentrum Wasser der Zwischen Buchholz und Emmendingen soll Technischen Universität Karlsruhe (1996). auf einer Fläche von ca. 200 ha die landwirt- schaftliche Beregnung mit Wasserrechten Das Ergebnis des pflanzenbaulichen Teils versehen werden. Dazu wurde Ende 2000 dieses Pilotprojekts war, dass unter den ein öffentlich-rechtlicher Beregnungsverband Bedingungen wassersparender Beregnungs- 42 Wasser und Boden Wasser und Boden 43

verfahren und sachgemäßer Stickstoffdün- Beregnungsverbände im Landkreis gung ein Grundwasser schonender Sonder- Emmendingen: kulturanbau in diesem Wasserschutzgebiet Drei öffentlich-rechtliche Beregnungs- grundsätzlich möglich ist. verbände ermöglichen derzeit ihren 100 Mitgliedern auf 1.100 ha landwirtschaft- Für eine umweltgerechte Landbewirtschaf- licher Fläche mit über 100 Tiefbrunnen tung im Wasserschutzgebiet ist es unum- die Beregnung von Sonderkulturflächen gänglich, eine bedarfsgerechte Stickstoff- in der Oberrheinebene von Vörstetten bis düngung zu praktizieren. Dadurch wird eine Herbolzheim und von Waldkirch-Buch- Auswaschung des Stickstoffs vermieden, holz bis Sasbach. ebenso die Bildung von Nitrat im Grund- Dazu gehören Saatmais, Kernobst, wasser. Eine Nitratkontrolle wird jährlich im Steinobst, Beerenobst, Feldgemüse, Herbst vom Amt für Landwirtschaft, Land- Frühkartoffeln, Tabak und Zuckerrüben. schafts- und Bodenschutz Emmendingen- Als Wasserrechtsinhaber bauen die Ver- Hochburg vorgenommen. Auch die Nutzung bände für ihre Mitglieder die Brunnen und des amtlichen Nitratinformationsdienstes sind gegenüber der Wasserbehörde für durch die Landwirte trägt entscheidend zu eine sparsame Bewirtschaftungsweise einer Verringerung des mineralisierten Stick- verantwortlich. stoffs im Boden bei. Bei der Beregnung bzw. Bewässerung müs- sen sich die Wassergaben an der vorhande- Die Frostschutzberegnung wird ab Tempe- nen Bodenfeuchte orientieren (klimatische raturen um Null bis minus 6 Grad Celsius Wasserbilanz). Zur Bestimmung der Boden- angewendet und schützt wertvolle Kulturen, feuchte stehen zur Verfügung: der Tensiome- z.B. Niederstammobst wie Äpfel und Birnen ter, der die Saugspannung des Bodens misst oder auch Frühkartoffeln. Die Schutzwirkung oder Sensoren, die den elektrischen Wider- beruht auf der Erstarrungswärme, die bei stand im Boden messen. Bei der gleichmä- der Umwandlung von Wasser in Eis frei wird. ßigen Wasserverteilung auf dem Feld kommt Mit einer flächendeckenden Regengabe von es auf die richtige Beregnungstechnik an. 2–3 mm/Std. sind nur niedrige Regendichten Soweit möglich, ist eine Tropfbewässerung erforderlich. Daher werden Schwach- und mit einer automatischen Regelung über die Normalregner mit Intervallschaltung einge- Bodenfeuchte-Sensoren vorzunehmen; setzt. dabei kann auch gleichzeitig der Dünger miteingespeist werden. Auch die Qualität des Beregnungswassers ist je nach Kulturart und Zeitpunkt der Bewässerung von Bedeutung. Die hygienischen Anforderungen an den Bau und Betrieb von Beregnungsanlagen wurden zum Schutz für Mensch, Tier und Grundwasser mit der DIN 19650 aus dem Jahr 1999 formuliert. Auf die Einhaltung dieser Vorgaben ist besonders bei Beregnungswasser zu achten, das aus Oberflächengewässern gewonnen wird. Rechtzeitig vor der Ernte muss von Oberflächenwasser auf Grundwasser Abb.43, Tropfberegnung von Kultur-Heidelbeeren umgestellt werden. Die Wasserqualität muss durch periodische Wasseranalysen belegt Wo eine Tropfberegnung nicht möglich ist, werden. z.B. bei zu leichten, wasserdurchlässigen Böden, kommt die Rohrberegnung mit an- gekoppelten Regnern zum Einsatz. Auch bei dieser Bewässerungstechnik gibt es techni- sche Möglichkeiten zur Optimierung durch wassersparende und gleichmäßige Vertei- lung des Beregnungswassers. 42 Wasser und Boden Wasser und Boden 43

Die Wasserversorgung Hochschwarzwald, und seit 1973 bei Bedarf auch das Stadtgebiet Waldkirch und den Autor: Bernd Sommerfeld Stadtteil Suggental. Der WVV “Mauracher Berg” plant derzeit, Wasser kennt keine Gemeinde-Grenzen einen weiteren Tiefbrunnen in der Nähe der beiden bestehenden Brunnen im Reuter Eine Zusammenarbeit benachbarter Städte Wald zu erschließen. und Gemeinden im Rahmen eines Zweck- verbandes oder einer Vereinbarung bietet Wegen hoher Nitratwerte und teilweise nicht sich besonders bei der Wasserversorgung ausreichender Schüttungen beschäftigten an. Dadurch können die Versorgungssi- sich die Stadt Endingen und die Gemeinde cherheit erhöht und die immensen Investi- Sasbach ab 1988 intensiv mit der Gründung tionskosten bei der Einrichtung neuer Was- eines Wasserversorgungsverbandes. Mit serversorgungen auf mehrere kommunale der Erschließung eines Tiefbrunnens sollten Schultern verteilt werden. gemeinsam versorgt werden die Endinger Stadtteile Amoltern, Kiechlinsbergen und Das baden-württembergische Wasserrecht Königschaffhausen sowie die Gemeinde bestimmt, dass der Wasserbedarf vorrangig Sasbach mit den Ortsteilen Jechtingen und aus ortsnahen Wasservorkommen zu de- Leiselheim. cken ist. Weite Teile des Landes verfügen über ein natürliches Wasserangebot, das Im Oktober 1989 hatten die Gemeinderäte grundsätzlich ausreicht, die Wasserversor- von Endingen und Sasbach durch jeweils gung sicherzustellen. Die Nutzung der orts- einstimmige Beschlüsse grünes Licht für die nahen Wasservorkommen hat vor allem eine Bildung eines Zweckverbandes gegeben. Ressourcen schonende Wirkung. Sie trägt Danach konnte mit der Erschließung eines wesentlich zum Schutz dieses Wasserschat- Tiefbrunnens begonnen werden. Der Tief- zes bei. Die Verantwortlichkeit der Nutzer brunnen liegt 1 km nordöstlich des Limbergs wird gestärkt, weil eine dauerhafte Nutzung auf Gemarkung Sasbach und fördert aus einen verantwortungsbewussten Umgang mit einer Tiefe von 70 m max. 118 l/s. Der Nitrat- der Ressource voraussetzt. gehalt des Wassers liegt um die 10 mg/l und Der Begriff “ortsnahe Wasservorkommen” damit weit unterhalb des Grenzwertes von geht über die “örtlichen”, also auf die jeweili- 50 mg nach der Trinkwasserverordnung und ge Gemeindegemarkung bezogenen, Vor- von 25 mg als Richtwert der EU. kommen hinaus. Demgegenüber ist Fernwasser eine “an- onyme Ware”, für deren Herkunft der Ver- braucher regelmäßig kaum Verantwortung empfindet.

Im Landkreis Emmendingen wird lediglich der Stadtteil Oberprechtal der Stadt Elzach seit einigen Jahren mit Fernwasser des Wasserversorgungsbandes “Kleine Kinzig” bedient (Stausee im Bereich von Freuden- stadt). Der bisherige Tiefbrunnen wies eine zu geringe Förderleistung auf und genügte auch nicht mehr den qualitativen Anforde- rungen.

Der Wasserversorgungsverband (WVV) “Mauracher Berg” mit Sitz in Denzlingen, wurde bereits 1959 gegründet. Er versorgt außer den Gründungsgemeinden Denzlin- gen, Buchholz, Reute und Vörstetten seit 1961 auch die Gemeinden Glottertal und Heuweiler, beide im Landkreis Breisgau- Abb. 44, Baustelle Tiefbrunnen im Forchheimer Wald 44 Wasser und Boden Wasser und Boden 45

Die erfolgreichen Bemühungen der Stadt Während das Trinkwasser aus dem Tief- Endingen und der Gemeinde Sasbach um brunnen der Stadt Endingen erst seit eine komplette Sanierung der Trinkwasserver- wenigen Jahren den Anforderungen der sorgung mit einem Kostenaufwand von 6,65 Trinkwasserverordnung nicht mehr genüg- Mio. Euro konnten am 6. Mai 1994 abge- te, musste die Gemeinde Weisweil bereits schlossen werden mit der Einweihung des seit Anfang der 1990er Jahre mit diesem Wasserhochbehälters auf der Spitze des Reb- Zustand leben. Nach der Ausweisung eines bergs “Eichert” auf der Gemarkung Sasbach. Wasserschutzgebietes wurden zwar in einer “Kernsanierungszone” von 100 ha vertrag- Ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche liche Bewirtschaftungs-Beschränkungen kommunale Zusammenarbeit auf dem Gebiet eingeführt, es stellten sich jedoch auch der Trinkwasserversorgung ist die auf der nach Jahren keine messbaren Erfolge bei Grundlage einer öffentlich-rechtlichen Verein- der Sanierung des Grundwassers ein. Die barung von der Gemeinde Weisweil und der Gemeinde Weisweil sah sich schließlich Stadt Endingen betriebene Erschließung eines gezwungen, andere Überlegungen wie die neuen Tiefbrunnens im Forchheimer Wald. Der Erschließung eines neuen Tiefbrunnens Brunnen dient der künftigen Versorgung des gemeinsam mit der Stadt Endingen anzu- Stadtgebietes Endingen und der Gemeinde stellen. Durch die wenig aussichtsreichen Weisweil. Ursache für die Aufgabe der beiden Bemühungen der Gemeinde Weisweil konn- bisherigen kommunalen Tiefbrunnen war eine te auch Endingen nicht davon ausgehen seit Jahren bestehende Überschreitung des über das eigene Wasserschutzgebiet mit Nitratgrenzwertes. Beide Wasserversorgungen seinen besonderen Sanierungsvorschriften konnten nur mit Ausnahme-Genehmigungen eine schnelle Verbesserung der Trinkwas- unter der Auflage einer baldigen Lösung des serqualität zu erreichen. Problems betrieben werden.

Haushalts-Wasserverbrauch:

Abb. 45 44 Wasser und Boden Wasser und Boden 45

Die Pumpversuche des neuen 25 m tiefen Die Wasserversorgung der Kernstadt Em- Brunnens erbrachten sowohl in qualitativer mendingen wird, außer durch die neuen als auch quantitativer Hinsicht gute Werte, Brunnen, mittelfristig auch weiterhin durch so dass mit einer Fertigstellung der neuen den Tiefbrunnen III sichergestellt. Zur län- Trinkwasserversorgung im Frühjahr 2003 gerfristigen Nutzung ist eventuell eine Sa- gerechnet wird. nierung erforderlich. Der Tiefbrunnen II wird vom städtischen Netz abgekoppelt. Die Trinkwasserversorgung der Stadt Em- mendingen und der Gemeinde Teningen Für den Stadtteil Mundingen werden wei- erfolgt bisher aus dem oberen Kiesgrund- terhin die bisherigen Quellen zur Verfügung wasser-Stockwerk, also aus geringen Tiefen stehen; der Stadtteil Wasser wird wie bis- (ca. 10 m). her durch den Wasserversorgungsverband Der Brunnen “Neudorfstraße” der Gemeinde “Mauracher Berg” versorgt. Die Quellen im Teningen und die beiden Tiefbrunnen der Tennenbacher Tal sind nur noch für ca. 10 Stadt Emmendingen beim Hundesportzen- Jahre in der Wasserbilanz berücksichtigt. trum sind auf Grund der geringen Deck- schichten besonders stark Umwelteinflüssen ausgesetzt. Wasserversorgung als Geschäft?

Die festgesetzten Wasserschutzgebiete Nach dem baden-württembergischen Was- erstrecken sich überwiegend auf die bebau- serrecht sind die Wasserversorgungen ten Ortslagen. Diese können bei möglichen öffentlich, d.h. in der Regie der Städte und Kontaminationen durch wassergefährdende Gemeinden zu betreiben. In den vergan- Stoffe keine ausreichende Sicherheit bieten. genen zehn Jahren wurde eine intensive Debatte darüber geführt, ob die Wasserver- Die Stadt Emmendingen und die Gemeinde sorgung liberalisiert werden soll, ähnlich wie Teningen haben daher zur Sicherstellung bei der Energieversorgung oder der Tele- der Wasserqualität, zur Aufrechterhaltung kommunikation. Damit könnte ein Wettbe- der Versorgungssicherheit und aus finanz- werb um jeden einzelnen Kunden stattfinden. wirtschaftlichen Gründen ein gemeinsames Vorreiter in dieser Privatisierungsdiskussion Vorgehen bei der Erstellung einer neuen war das Bundesministerium für Wirtschaft Wasserversorgung in der Teninger Allmend und Technologie in Berlin. Inzwischen hat ein beschlossen. Umdenkungsprozess stattgefunden. Die im Auf der Grundlage entsprechender Gemein- Bundestag vertretenen Parteien legten sich deratsbeschlüsse wurde eine Vereinbarung am 21. März 2002 fast einhellig darauf fest, über die Einrichtung einer gemeinsamen dass die Wasserversorgung eine kommunale Wasserversorgung abgeschlossen. Die Aufgabe ist und bleibt. Es gilt der Grundsatz: Gemeinde Teningen übernimmt dabei die Modernisierung ja, Liberalisierung nein. kaufmännische Geschäftsführung und die Stadt Emmendingen wurde mit der techni- In der seit Jahren andauernden Diskus- schen Geschäftsführung betraut. sion über eine mögliche Liberalisierung der kommunalen Wasserversorgung hat Die in der Teninger Allmend niedergebrach- das Bundesministerium für Wirtschaft und ten zwei Brunnen mit einer Tiefe von etwa 90 Technologie im Jahr 2000 ein wirtschafts- Metern erbrachten eine Förderleistung von wissenschaftliches Forschungsprojekt in zusammen 65 l/s, wobei 80 l/s angestrebt Auftrag gegeben. Damit sollten Fragen einer werden. Der bisherige Tiefbrunnen “Bannla- Marktöffnung untersucht werden, besonders che” der Gemeinde Teningen wird weiterhin bei einer Streichung des kartellrechtlichen in die Bedarfsdeckung einbezogen. Der Ausnahmebereichs für Trinkwasser. Tiefbrunnen “Neudorfstraße” ist künftig nur noch als Notbrunnen vorgesehen. Die neue Die Gutachter kamen zu dem Ergebnis, dass Wasserversorgung soll auch den Bedarf von es einen Wettbewerb um einzelne Versor- Nimburg und Bottingen abdecken, Heimbach gungsgebiete und um einzelne Verbraucher und Landeck werden weiterhin dezentral geben müsse. Mit einer stärkeren Marktöff- versorgt. nung in der Wasserversorgung solle auch die Effizienz erhöht werden. Der Wettbewerb 46 Wasser und Boden Wasser und Boden 47

würde die Anbieter dazu zwingen, Rationa- So hat z.B. seit dem 1. Januar 2002 die Stadt lisierungspotenziale zu nutzen und die Kos- Eppelheim mit14.000 Einwohnern die Was- tenvorteile in Form von niedrigeren Preisen serversorgung für die Dauer von 3 Jahren an die Verbraucher weiterzugeben. teilprivatisiert in der Form eines Betriebsfüh- rungsmodells durch die Stadtwerke Heidel- Das Umweltbundesamt hat sich in den berg AG. Die Eckpunkte dieses Modells sind: vergangenen Jahren nachdrücklich für eine • die Einflussnahme der Kommunalpolitik Beibehaltung der kommunalen Strukturen auf die Wasserversorgung bleibt in der Wasserversorgung aus Gesundheits- • durch die Privatisierung muss die Leis- und Umweltschutzgründen ausgesprochen. tungserbringung mindestens so wirt- Diese Auffassung vertreten auch die kom- schaftlich erfolgen wie bei dem bisherigen munalen Spitzenverbände, wie Städte- und Eigenbetrieb Gemeindetag. • durch das Know-how eines privaten Drit- ten und dessen Personalressourcen soll Das sensible und wichtigste Lebensmit- die Betriebssicherheit erhöht sowie der tel Trinkwasser dürfe nicht ausschließlich technische Leistungsstandard der Was- unter finanziellen Gesichtspunkten beurteilt serversorgung optimiert werden werden. Auch wenn man die Erfahrungen • der Betriebsführer, die Stadt Heidelberg aus den anderen europäischen Ländern mit AG, erbringt keine Leistungen auf eige- privaten Trinkwasserversorgern betrachte ne Rechnung, sondern im Namen der würden allenfalls kurzfristige ökonomische Stadt Eppelheim. Die kaufmännische und Vorteile für eine Liberalisierung des Was- technische Betriebsführung wird durch sermarktes sprechen. Dies wäre verbunden Vertrag gegen Entgelt auf den Betriebs- mit einer zum Teil erheblichen Verschlechte- führer übertragen. Investitionen und ihre rung der Wasserqualität. Bereits heute hät- Finanzierung erfolgen durch die Stadt. ten die öffentlichen Träger der Trinkwasser- Bei ihr verbleiben auch die Entgelthoheit versorgung alle Möglichkeiten, mit privaten sowie das Eigentum an den vorhandenen Leistungsanbietern zusammenzuarbeiten, und zukünftigen baulichen Anlagen. Die bis hin zur Übertragung der Versorgungs- Zuständigkeiten des Gemeinderats bzw. aufgaben an Dritte. Werksausschusses bleiben unangetastet.

Eckpunkte für die Entwicklung der Wasserversorgung in Baden-Württemberg:

Abb. 46 46 Wasser und Boden Wasser und Boden 47

Im bundesrechtlichen Wasserhaus- 4. Eine verstärkte Zusammenarbeit der haltsgesetz und im Wassergesetz Städte und Gemeinden ist erforder- Baden-Württemberg wurden die lich, um betriebswirtschaftlich optima- rechtlichen Voraussetzungen für eine le Strukturen der Wasserversorgung Privatisierung der Abwasserbeseiti- zu erreichen. gung geschaffen. Näheres regelt eine, noch nicht verabschiedete, Rechts- 5. Zur Effizienzsteigerung bietet sich ein verordnung über die Privatisierung interkommunaler Leistungsvergleich der Abwasserbeseitigungspflicht. Die als wichtiges Hilfsmittel dar. Privatisierung wird an strenge Voraus- setzungen gebunden und kann, falls 6. Privatisierungsentscheidungen sind erforderlich, wieder an die Kommunen immer Einzelfallentscheidungen vor übertragen werden. Ort.

7. Eine Liberalisierung der Wasserver- Die Wasser-Privatisierung in England, im sorgung bietet für den Verbraucher Jahr 1989 unter der Regierung Thatcher, keine Vorteile. Wegen der hohen ging dagegen viel weiter. Die Unternehmen Fixkosten können die Wasserpreise wurden zur Gänze verkauft, einschließlich nicht spürbar reduziert werden. Eine der Infrastruktur. Dieses Modell hat sich Liberalisierung ist ein Experiment mit jedoch nicht bewährt. Beabsichtigt war eine ungewissem Ausgang. Zur Absiche- Steigerung der Effizienz, eine leichtere und rung ist zumindest ein erhebliches bessere Finanzierung großer Investitionen Maß an Kontrollbürokratie erforder- und die Einführung von Wettbewerb. Die lich. Wasserpreise haben sich innerhalb von acht Jahren allerdings mehr als verdoppelt. Ur- sächlich dafür waren nicht nur die zur Errei- Die Europäische Kommission strebt eine chung der EU-Standards notwendigen Inves- fortschreitende Liberalisierung des Dienst- titionen, sondern auch die von den Aktionären leistungssektors und damit auch der öffent- erwarteten hohen Gewinne. Die Preisstei- lichen Wasserversorgung an. Betroffen sind gerungen fielen höher aus als dies ohne die darüber hinaus auch das öffentliche Gesund- Privatisierung der Fall gewesen wäre. heitssystem, die Abwasser- und Abfallentsor- gung, aber auch Bildung und Tourismus. Sieben Thesen zur Zukunft der kommu- Nach dem derzeitigen Diskussionsstand nalen Wasserwirtschaft in Deutschland: in Deutschland soll die Verantwortung der Kommunen für die Wasserversorgung nicht 1. Wasser ist ein natürliches Umweltgut aufgegeben werden. Inzwischen hat sich in und eine unverzichtbare Lebens- dieser Frage nicht nur eine geschlossene grundlage. Wasser ist kein handelba- Abwehrfront bei den Kommunen und Län- res Wirtschaftsgut wie jedes andere. dern, sondern auch beim Bund gebildet. Dabei geht es nicht in erster Linie um den Verkauf eines Produktes, son- dern um Verbraucher- und Umwelt- schutz im Interesse der Bürgerinnen und Bürger.

2. Die Ausführung der Wasserversor- gung in kommunaler Verantwortung ist garantierte Qualität und gewähr- leistet einen nachhaltigen Umgang mit dem Umweltgut “Wasser” vor Ort.

3. Der Modernisierungsprozess in der kommunalen Wasserwirtschaft ist stetig zu intensivieren. 48 Wasser und Boden Wasser und Boden 49

Wasser ohne Grenzen? Am LGRB wurden von 3500 registrierten Bohrungen 1304 für die Kartenerstellung aus- Autor: Heinrich Heyeckhaus gewertet. Die mit Hilfe modernster digitaler Techniken erstellten Karten geben zum Bei- Die Grundwasservorräte in der Freiburger spiel Auskunft über die Geometrie des Grund- Bucht werden zur Wasserversorgung der wasserleiters und die Mächtigkeit der grund- Bevölkerung und von Industrie, Gewerbe wasserführenden Schichten. Die Auswertung und Landwirtschaft intensiv genutzt. Dieses von Grundwasserstands-Messstellen durch Vorkommen ist ein wesentlicher Standort- die LfU hat gezeigt, dass der noch Anfang der faktor der Raumschaft und so zu bewirt- 1970er Jahre festgestellte sinkende Grund- schaften, dass diese wertvolle Ressource wasserspiegel sich wieder stabilisiert hat. der Natur und allen Nutzern langfristig zur Verfügung steht. Es wurde auch ein neuer Grundwasserhö- henplan zum Stichtag 20. November 2001 Die Zuständigkeit für diesen Wasserwirt- erstellt, der jedoch keine grundsätzlichen Än- schaftsraum teilen sich heute die Unteren derungen zu den Plänen der alten hydrogeo- Wasserbehörden der Landkreise Emmen- logischen Karten von 1979 erkennen lässt. dingen ,Breisgau-Hochschwarzwald und der Stadt Freiburg, außerdem die Gewässerdi- Grundwasserentnahme aus der rektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein in Lahr Freiburger Bucht: mit den Bereichen Waldshut und Offenburg. Mio. m3/a Anteil in % Eine wichtige Grundlage zur Bewertung von Stadt Freiburg 7,1 54 Eingriffen in den Grundwasserhaushalt wie Landkreis z.B. Bauvorhaben bildet die, „Hydrogeolo- Breisgau-Hoch- 2,3 17 gische Karte Freiburger Bucht“. Sie wurde schwarzwald 1979 herausgegeben und beruht auf Daten Landkreis Em- von 1973. An der Fortschreibung dieser 3,8 29 mendingen hydrogeologischen Karte beteiligen sich unter Federführung der Gewässerdirektion Lahr folgende Institutionen: Landesanstalt für Seit 1974 ist der Wasserverbrauch um fast Umweltschutz Karlsruhe (LfU), Landesamt für 42 Prozent von 22,7 Mio. m3 pro Jahr auf Geologie, Rohstoffe und Bergbau Freiburg 13,2 Mio. m3 pro Jahr zurückgegangen. (LGRB), Stadt Freiburg, Landkreise Breisgau- Erhebliche Einsparungen wurden erzielt Hochschwarzwald und Emmendingen. Das durch moderne Produktionsmethoden in der Ministerium für Umwelt und Verkehr (UVM) Industrie aber auch durch das Stilllegen von finanziert die Grundwasseruntersuchungen. industriellen Anlagen.

Grundwasserleiter in der nördlichen Freiburger Bucht:

Abb. 47 48 Wasser und Boden Wasser und Boden 49

Wasserqualität der Badeseen im Landkreis Emmendingen

Abb. 48

Gemeinde Badesee einladen. Zusammen mit neun Freibädern tragen sie zum hohen Erholungs- und Frei- 1 Bahlingen Löhlinsee zeitwert bei. Die Badegewässer werden in der Emmendingen- Badesee Kollmarsreute 2 Saison von Mai bis September regelmäßig Kollmarsreute vom Gesundheitsamt des Landkreises kontrol- 3 Endingen Erleweiher liert. Die Untersuchung erstreckt sich auf 15 4 Kenzingen Nachtallmendsee Badeseen, die regelmäßig überwacht werden. Malterdingen Badesee Unterwald Diese Badegewässer waren in der Saison 5 2002 durchweg ”zum Baden gut geeignet“. 6 Riegel Freizeitanlage Kleiner See Bewertung der Badeseen: 7 Riegel Freizeitanlage Großer See • „Zum Baden gut geeignet“ 8 Rheinhausen Birkenwaldsee Badegewässer, wenn mindestens 80 % 9 Sasbach Badesee Leopoldsinsel der Wasserproben die strengeren Richt- werte einhalten 10 Teningen Badesee Rohrlache 11 Teningen-Köndringen Großer Niederwaldsee • „Zum Baden geeignet“ 12 Teningen-Köndringen Kleiner Niederwaldsee Badegewässer, bei denen 95 % der Teningen-Nimburg Badesee Kaibenlache Wasserproben die vorgegebenen Grenz- 13 werte einhalten 14 Weisweil Badesee am Rhein 15 Wyhl Baggersee Schweizer- • „Zum Baden nicht geeignet“ Uhl Badegewässer, die die Grenzwerte auf Dauer nicht einhalten bzw. sonstige In der Rheinebene des Landkreises Emmen- hygienische Anforderungen der Badege- dingen liegen über ein Dutzend Badeseen, die wässer-Verordnung nicht erfüllen im Sommer zum Schwimmen und Planschen 50 Wasser und Boden Wasser und Boden 51

Zur Kontrolle der Wasserqualität werden Ökologische Sicherung in zweiwöchigem Abstand Wasserproben des Lebensraumes „Gewässer“ entnommen. Das Labor des Landesgesund- heitsamtes in Stuttgart testet die Proben vor Gewässerentwicklung allem auf Bakterien, die auf fäkale Verun- der Wilden Gutach reinigungen wie zum Beispiel Darmkeime hinweisen. Bei Überschreitung der Richt- Autor: Stefan Martin werte für einen dieser so genannten Indi- katorkeime, wird die entsprechende Probe auf mögliche vorhandene Krankheitserreger untersucht. Zusätzlich geben Kontrollen vor Ort weitere Hinweise auf sonstige Verun- reinigungen, die für Badende gesundheits- schädlich sein können.

Grundlage für eine Bewertung ist die Bade- gewässer-Verordnung Baden-Württemberg, die auf der EU-Richtlinie für die Qualität der Badegewässer basiert. Danach werden die Badegewässer in folgende Kategorien eingeteilt:

Wird in einem See während der Badesaison auch nur einer der Grenzwerte überschritten, Abb. 49, Naturnahes Gewässer „Wilde Gutach“ ordnet das Gesundheitsamt ein befristetes Badeverbot an. Erst wenn unbedenkliche Die Wilde Gutach ist der bedeutendste Ne- Werte gemessen werden, darf der See für benfluss der Elz. Mit einem Einzugsgebiet von Badegäste wieder freigegeben werden. 130 km2 und einer Länge von über 20 km bis Das Sozialministerium Baden-Württemberg zur Mündung in die Elz in Gutach zählt sie zu erstellt jährlich vor Beginn der Badesaison den größeren Fließgewässern im Landkreis. eine Badegewässerkarte. Sie kann von Inte- Der Gewässerverlauf prägt das Landschafts- ressierten im Internet unter folgenden Adres- bild des Simonswälder Tales, das durch die sen abgerufen werden: naturnahen, malerischen Gewässerabschnitte besonders attraktiv für den Tourismus ist. Weitere Informationen: Die wasserwirtschaftliche Bedeutung der www.landesgesundheitsamt.de Wilden Gutach und ihrer Seitengewässer liegt www.sozialministerium-bw.de aufgrund der Topografie und Gefälleverhältnis- se in der Nutzung der Wasserkraft. Hochrangi- ge Ziele der Wasserwirtschaft sind der Erhalt vorhandener naturnaher Gewässerabschnitte und das Wiederherstellen naturnaher Ufer- bereiche. Hierzu hat die Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein ein Gewäs- serentwicklungskonzept für die Wilde Gutach aufgestellt.

Das Gewässerentwicklungskonzept präsen- tiert in einer „Gesamtschau“ das Gewässer und beschreibt Entwicklungsziele, deren Umsetzung die natürliche Funktionsfähigkeit des Fließgewässerökosystems wieder her- stellen soll. Im Entwicklungskonzept für die Wilde Gutach sind neben den naturräumlichen Gegebenheiten alle Nutzungen und Einfluss- faktoren, die für die Gutach von Bedeutung 50 Wasser und Boden Wasser und Boden 51

sind, beschrieben und in Bestandsplänen Umfangreiche Kanalisationsmaßnahmen eingezeichnet. Entlang des Flusslaufs befin- und Verbesserung der Abwasserreinigung den sich drei Referenzstrecken, die mit ihrer haben zu einer Verbesserung der Gewässer- naturnahen Ausprägung als Leitbild für die güte geführt. Weitere Verbesserungen der anderen Gewässerabschnitte dienen. Für Gewässergüte sind durch die Aufwertung der die Wilde Gutach wurden 50 Maßnahmen in Strukturgüte des Gewässers zu erreichen. einem Katalog mit Lageplänen beschrieben. Die Erhebung der vorhandenen Gewässer- Das Gewässerentwicklungskonzept wird Strukturgüte fand an der Wilden Gutach den Gemeinden Gutach und Simonswald für nach dem bundesweit einheitlichen soge- ihre Aufgaben am Gewässer zur Verfügung nannten „LAWA-Feinverfahren“ statt. Diese gestellt. gezielte abschnittsweise Betrachtung des Gewässers auf einer Länge von jeweils 200 Gewässergüte/Strukturgüte m liefert Anhaltspunkte wo effektive Verbes- serungsmaßnahmen notwendig sind. Bewer- Die Wilde Gutach ist aufgrund ihrer biolo- tet wurden dazu Parameter wie Laufentwick- gisch-/chemischen Qualität in die Güteklasse lung, Längsprofil, Querprofil, Sohlenstruktur, II „mäßig belastet“ eingestuft. Uferstruktur und Gewässerumfeld.

Ausschnitt Strukturkarte „Wilde Gutach“:

Abb. 50 52 Wasser und Boden Wasser und Boden 53

Gewässer-Randstreifen Fließgewässer-Lebensraumes bewirkt. An der Wilden Gutach wurden im Rahmen Schwerpunkt der Entwicklungsziele für die des Gewässer-Entwickungskonzeptes 16 Wilde Gutach ist die Sicherung und Entwick- Wehranlagen begutachtet und im Hinblick lung naturnaher Gewässerrandstreifen. Über auf die ökologische Durchgängigkeit bewer- weite Strecken ist das eigentliche Gewässer- tet. Elf der vorhandenen Wehre dienen der bett durch die vorhandenen Straßen, Wege Energieerzeugung durch Wasserkraftwerke. und landwirtschaftliche Nutzung in ein enges Bei den übrigen Anlagen handelt es sich um Korsett gezwängt. Naturnahe Gewässer- ehemalige Entnahmestellen für die Wiesen- Randstreifen mit typischem Uferbewuchs wässerung, Wasserkraftwerke und um Anla- können sich so nicht entwickeln. Diese gen zur Stabilisierung der Gewässersohle. schaffen eine abflussdämpfende Wirkung Das Gewässerentwicklungskonzept schlägt und eine Pufferzone, die das Gewässer vor die sukzessive Umgestaltung der Wehran- schädlichen Stoffeinträgen schützt. Außer- lagen vor. Das Ziel ist die Herstellung der dem beugen ausreichend breite Gehölzstrei- Durchgängigkeit vom Oberrhein bis in den fen Uferschäden nach Hochwasser vor . Oberlauf der Wilden Gutach. Dadurch kann in der Wilden Gutach die Wiederansiedelung von Wanderfischen wie Lachs und Meerforel- le initiiert werden. Beim Bau von Fischaufstie- gen kann das Stauziel im Gewässer erhalten bleiben, so dass eine bestehende Nutzung auch weiterhin möglich ist.

Der Gefällesprung im Bach wird in Form ei- ner so genannten „Rauen Rampe“, „Becken- pass“ oder „Umgehungsgerinne“ umgebaut und kann dann von den an das Wasser ge- bundenen Lebewesen überwunden werden. Häufig muss hierzu noch eine entsprechen- Abb. 51, Naturferner Gewässerrandstreifen de Mindestwassermenge festgelegt werden.

Abb. 53, Barriere im Gewässer

Abb. 52, Naturnaher Gewässerrandstreifen

Ökologische Durchgängigkeit

Die Durchgängigkeit der Bäche ist für alle ans Gewässer gebundenen Lebewesen wichtig, damit sich stabile, standortgerechte Lebensgemeinschaften entwickeln können. Besonders der massive Gewässerausbau u.a. mit Wehranlagen hat in der Vergangen- heit eine Zerschneidung des durchgehenden Abb. 54, Durchgängigkeit durch eine „Raue Rampe“ 52 Wasser und Boden Wasser und Boden 53

Überschwemmungsgebiet

Bedingt durch die Höhenlage des Einzugs- auch künftig einem abfließenden Hochwas- gebietes der Wilden Gutach fallen hohe Nie- ser zur Verfügung stehen. Sie sollen deshalb derschlagsmengen, die im engen Talraum von Bebauung freibleiben und ihre Rück- schwere Hochwasserschäden verursachen haltewirkung auch nicht durch Auffüllungen können. Das schwerwiegendste Ereignis der verlieren. Landwirtschaftliche Umbruchver- letzten Jahre war das Hochwasser vom 22. bote gelten zukünftig auf Wiesenflächen, Dezember 1991. Um die Schadenshäufigkeit auf denen der Wasserabfluss durch hohe nicht zu erhöhen, ist die Sicherung der na- Fließgeschwindigkeiten starke Erosionen türlichen Überschwemmungsräume entlang auslösen könnte. des Gewässers von großer Bedeutung. Für den mittleren und unteren Verlauf der Die abgegrenzten Überschwemmungsflä- Wilden Gutach wurden diese Flächen unter chen sollen, durch eine Verordnung rechtlich Auswertung vorhandener Aufzeichnungen festgelegt werden. Das Verfahren hierzu und Fotodokumentationen des Dezember- läuft. Dies ist bereits im Landkreis Emmen- Hochwassers 1991 abgegrenzt und in La dingen mit anderen wichtigen Gewässern gepläne eingetragen. Diese Flächen sollen wie Elz und Dreisam geschehen.

Ausschnitt Überschwemmungsgebietskarte der „Wilden Gutach“:

Abb. 55 54 Wasser und Boden Wasser und Boden 55

Lachs 2000: Die Vision vom intakten Internationaler Lachsvertrag 1885: Ökosystem Rhein Zur Hebung des Lachsbestandes im Autor: Karl-Heinz Jeworowsky Rheingebiete soll darauf Bedacht genom- men werden, dass: Mehrere hunderttausend Lachse zogen einst 1. die natürlichen Laichplätze in den Ne- jährlich den Rhein bis zum Rheinfall von benflüssen den aufsteigenden Lachsen Schaffhausen hinauf. Das Angebot war so wieder möglichst erschlossen und zugäng- reichlich, dass sich - so wird berichtet - das lich gemacht werden... Hauspersonal entlang des Rheins in den Reichsamt (1886) S. 197 Dienstverträgen zusichern ließ, nicht jeden Tag Lachs essen zu müssen. Im Jahre 1885, in dem schon Maßnahmen zur Hebung des Bestandes erforderlich erschienen (Inter- Rückkehr der Wanderfische: nationaler Lachsvertrag von 1885), wurden 250.000 Exemplare dieses Edelfisches • Atlantischer Lachs (Salmo salar)* gefangen. • Meerforelle (Salmo trutta trutta)* • Maifisch (Alosa alosa) Die Wiederansiedlung der in den 1950er • Finte (Alosa fallax) Jahren dennoch ausgestorbenen Wanderfi- • Nordseeschnäpel (Coregonus sche beschloss die Rhein-Ministerkonferenz oxyrhynchus) im Dezember 1986 in Rotterdam als Ziel für • Nase (Chondrostoma nasus)** das Jahr 2000. Kurz nach der großen Sandoz- • Stör (Acipenser sturio) Chemiekatastrophe in Schweizerhalle am 1. • Meerneunauge (Petromyzon November 1986 und angesichts des damali- marinus) gen Zustandes von Vater Rhein war dies ein • Flußneunauge (Lampetra nahezu kühnes Vorhaben. fluviatilis) Der Lachs wurde unter dem Begriff „Lachs 2000“ die Symbolfigur des 1987 beschlosse- * Rückkehr vorrangig (IKSR 1991-2) nen „Aktionsprogramms Rhein“ (APR), das die ** Rückkehr vorrangig für den Hochrhein Vision vom lebendigen Ökosystem im gesam- ten Rheineinzugsgebiet verwirklichen will. Lachs-Zyklus Neben der Verbesserung der Wasserqualität geht es bei der Umsetzung mit Rücksicht Der Atlantische Lachs (Salmo salar) ist ein auf den Lebenszyklus von Wanderfischen Wanderfisch, der in klaren kiesigen Bächen vor allem um den Bau von Fischpässen an Europas und Nordamerikas geboren wird Stauwehren, die Renaturierung von Rhein- und zum „Parr“ aufwächst. Nach etwa 1-2 Nebenflüssen, den Schutz der Laich- und Jahren wandert er als etwa 15 cm langer Jungfischhabitate und Besatzmaßnahmen mit silbriger „Smolt“ zum Meer. Im Atlantik Jungfischen an geeigneten Flussoberläufen. zieht er bis nach Grönland, ernährt sich von Krebsen und kleinen Fischen und Die Maßnahmen der Rhein-Anliegerstaaten wächst schnell heran. Nach 1-3 Jahren mit Unterstützung der EU stehen seit 1993 kehrt er zurück und wandert stromaufwärts unter der Leitung der Internationalen Kom- zu seinem Heimatfluss um zu laichen. mission zum Schutz des Rheins (IKSR) und tragen schon Früchte: Seit 1990 steigen wieder Lachse aus dem wurde flussaufwärts bereits bis Waldkirch Meer in die Sieg in Nordrhein-Westfalen auf. von Wanderungshindernissen befreit. Bevor Der erste Lachs am Oberrhein nach fast 40 sie für Wanderfische vom Meer aus erreich- Jahren wurde mit acht weiteren Artgenossen bar ist, müssen allerdings noch einige Hin- 1995 am Stauwehr Iffezheim bei Rastatt dernisse im Rhein beseitigt werden. Nach- entdeckt und Olivier getauft. dem der Fischpass der Staustufe Iffezheim bereits fertiggestellt ist, steht ab September Im Landkreis Emmendingen gilt die Elz lang- die Staustufe Gambsheim nördlich von Kehl fristig als Zielgebiet des Programms. Sie zum Umbau an. 54 Wasser und Boden Wasser und Boden 55

Abb. 56, Lachs-Zyklus

Auf der Rhein-Ministerkonferenz 2001 ver- abschiedeten die Minister der fünf Rhein- Der Salm Anliegerstaaten und die Vertreter der EU das Programm „Rhein 2020“. Es kombiniert im Ein Rheinsalm schwamm den Rhein Sinne einer nachhaltigen Entwicklung die bis in die Schweiz hinein ökologischen Belange mit der Hochwasser- vorsorge und den Oberflächengewässer mit Und sprang den Oberlauf dem Grundwasserschutz. Das Wanderfisch- von Fall zu Fall hinauf. programm „Lachs 2020“ ist ein Bestandteil davon. Er war schon weißgottwo, doch eines Tages -oh!-

da kam er an ein Wehr: das maß zwölf Fzß und mehr!

Zehn Fuß -die sprang er gut! doch hier zerbrach sein Mut

Drei Wochen stand der Salm am Fuß der Wasser-Alm.

Und kehrte schließlich stumm Weitere Informationen: nach Deutsch- und Holland um.

www.iksr.org/19.htm Christian Morgenstern (1910)

Broschüre „Lachs 2000, IKSR 03/1996 56 Wasser und Boden Wasser und Boden 57

Hochwassersicherung verkürzten Fließstrecke grub sich das Fluss- bett durch Erosion immer tiefer ein. Weitere Integriertes Rheinprogramm Flächen wurden für den Hochwasserschutz Nutzen und Gestalten des unwirksam. Am Oberrhein bot die Höhe der Oberrheins Dämme Schutz vor einem 200-jährlichen Hochwasser. Autoren: Dr. Ulrike Pfarr, Dieter Schuster In einer zweiten Ausbauphase, der Rhein- Seit Jahrhunderten hat der Mensch immer regulierung (1907 – 1939), stand der wieder in das Ökosystem der Oberrhein- Oberrhein als europäische Wasserstraße niederung eingegriffen. Die zunehmende im Mittelpunkt. Das Wasser wurde durch Besiedlungsdichte führte zu einem steigen- den Bau von Buhnen (Querbauwerke) in den Bedarf an landwirtschaftlichen Flächen der Flußmitte konzentriert und der Rhein und zu Ortschaften, die vor Hochwasser dadurch bis Basel schiffbar. Einschneiden- geschützt werden mussten. Diesen Bedürf- de Veränderungen bewirkte der weitere nissen wurde die Rheinkorrektion gerecht, Ausbau des Oberrheins ab 1928 bis 1977. die von 1817 bis 1879 nach den Plänen des Im Versailler Vertrag erhielt Frankreich das Ingenieurs Johann Gottfried Tulla umgesetzt alleinige Wassernutzungsrecht des Rheins. wurde. In einiger Entfernung zum Strom Die Franzosen bauten daraufhin den Rhein- wurden entlang des gesamten Oberrheins seitenkanal (Grand Canal d´Alsace) und Dammsysteme zum Schutz der Siedlungen mehrere Kraftwerke. und Nutzflächen errichtet. Bei Hochwasser Neue Dämme zur Konzentration des hielten die Flächen innerhalb der Dämme Wassers in den Stauräumen der Wasser- genügend Wasser zurück, um für die Men- kraftwerke und damit zur Erhöhung der schen rheinabwärts einen hohen Schutz erforderlichen Fallhöhe wurden entlang der zu gewährleisten. Die Auen außerhalb der Rheinufer errichtet. Die Überflutungsflächen Dämme verloren ihre Funktion als natürliche auf beiden Rheinufern werden seitdem vom Wasser-Rückhalteräume. In Folge der Hochwasser nicht mehr erreicht.

Abb. 57, Rheinverlauf bei Weisweil 1838 mit Rheinkorrektion 56 Wasser und Boden Wasser und Boden 57

Als Folge des Rheinausbaus im 20. Jahr- Dämme. Dadurch würde sich die Hochwas- hundert ist der Schutz der Anlieger nördlich sergefahr flußabwärts verlagern und die dort von Iffezheim vor einem 200-jährlichen lebenden Menschen und Siedlungen ver- Hochwasser nicht mehr gewährleistet. Bei stärkt bedrohen. Zum Wiederherstellen eines einem solchen Ereignis wären 95 Städte und 200-jährlichen Hochwasserschutzes wurden Gemeinden mit 700.000 Menschen bedroht in deutsch-französischen Verträgen geeig- und 350.000 Arbeitsplätze gefährdet. Ein nete Maßnahmen, wie der Bau von Rück- einziges Hochwasserereignis könnte einen halteräumen, festgelegt. Im Wesentlichen wirtschaftlichen Schaden von über 6 Milliar- werden ausgedeichte, unbesiedelte Flächen den Euro anrichten. zwischen den Rheinseitendämmen und den Für den Hochwasserschutz nicht sinnvoll TULLA-Dämmen für den Hochwasserschutz ist das bloße Erhöhen der vorhandenen wieder verfügbar gemacht.

Umweltverträglicher Hochwasserschutz

Für ein umfassendes Hochwasser-Schutzkon- zept mussten weitere vor dem Ausbau des Oberrheins überflutete Flächen in die Planungen einbezogen werden. Eine Untersuchung der Land- schaft zwischen Basel und Mannheim zeigte, dass in Baden-Württemberg maximal 13 Standorte zur umweltverträglichen Hoch- wasserrückhaltung geeig- net sind. Vor dem Hinter- grund dieser Erfahrungen hat die Landesregierung Baden-Württemberg 1988 das „Integrierte Rheinpro- gramm (IRP)“ verabschie- det. Im Jahr 1996 wurde die Rahmenkonzeption mit Kabinettsbeschluss verab- schiedet.

Zwischen Basel und Mannheim sind heute auf baden-württembergischer Seite zwei Rückhalte- räume für den Hochwas- serschutz in Betrieb, der Polder Altenheim und das Kulturwehr Kehl/Straßburg. Ein Rückhalteraum befin- det sich mit dem Polder Söllingen/Greffern im Bau. Für den Einsatz des Kulturwehres Breisach und den Rückhalteraum Abb. 58, Rückhalteräume des Integrierten Rheinprogramms in Baden-Württemberg 58 Wasser und Boden Wasser und Boden 59

Breisach/Burkheim sind die Planfeststel- Die Ökologischen Flutungen lungsverfahren eingeleitet. Weitere acht werden für die Genehmigungsverfahren Führt der Rhein ausreichend Wasser und vorbereitet. sind die Kraftwerksturbinen voll ausgelas- tet, so dürfen Frankreich und Deutschland jeweils die Hälfte des Mehrabflusses nutzen. Schutz von Flora und Fauna In den Hochwasser-Rückhalteräumen des IRP wird dieses Wasser für sogenannte Ein Einsatz der Räume für den Hochwas- „Ökologische Flutungen“ verwendet. serschutz wird nur ca. alle 10 Jahre nötig Natürliche Wasserstands-Schwankungen im sein. Für die Tier- und Pflanzenwelt hat dies Rhein verlaufen in der Regel langsam und weitreichende Folgen. An den großen Flüs- kontinuierlich. Entsprechend können für die sen Mitteleuropas gibt es kein intaktes Öko- Ökologischen Flutungen zuerst nur geringe system, dessen Arten an eine alle 10 Jahre Wassermengen entnommen werden. Über auftretende Überflutung angepasst sind. Die ein steuerbares Einlassbauwerk wird die in den Rückhalteräumen vorhandenen Arten Flutung des Rückhalteraums abhängig vom und Lebensgemeinschaften würden die Rheinwasserstand geregelt. In den beste- Hochwassereinsätze nicht dauerhaft überle- henden Gewässern erhöht sich zunächst ben. In Anlehnung an die Situation in natür- die Fliessgeschwindigkeit. Größere Wasser- lichen Auen wurde die Konzeption für den mengen lassen die Gewässer über die Ufer Hochwasserschutz am Oberrhein geplant. treten. Einzelne Schluten springen an. Auf Bei einem Hochwassereinsatz soll weiter entfernten Flächen tritt ansteigendes Grundwasser an die Oberfläche. • die Einstauhöhe auf etwa 2,50 m beschränkt werden Erst wenn mehrere Tage lang größere • das Wasser in den Rückhal- Wassermengen aus dem Rhein eingeleitet teräumen stets leicht fließen werden, kommt es zu großflächigen Über- bis strömen strömungen im Rückhalteraum. Wasser- • die Verweildauer des Wassers höhen wie bei einem Hochwassereinsatz innerhalb eines Rückhalterau- werden dabei meist nicht erreicht. Es sind mes bezogen auf die hohe Überströmungen in einer Höhe von wenigen Hartholzaue langfristig 10 Zentimetern bis zu mehreren Dezimetern. Tage nicht überschreiten Die Oberste Hartholzaue wird ohnehin nur

Natürliche Auestufen am Rhein:

Abb. 59 58 Wasser und Boden Wasser und Boden 59

bei extremen Hochwässern überflutet. Ent- regelmäßige Überflutungen. In den Rück- sprechend den Verhältnissen in einer natür- halteräumen des IRP sollen sich langfristig lichen Aue werden bei einer Ökologischen Wälder mit einer Artenzusammensetzung Flutung die höherliegenden Gebiete nicht entwickeln, wie sie für natürliche Auen ty- überschwemmt. Die Ökologischen Flutun- pisch sind. Ähnliche Verhältnisse findet man gen sind an das Abflussgeschehen im Rhein heute bereits in der freien Überflutungsaue gekoppelt. Deshalb erfolgen die Flutungen unterhalb von Iffezheim. über das Jahr hinweg in mehreren Einzeler- eignissen von unterschiedlicher Dauer. So schwankt die Häufigkeit und die Intensität Rückhalteraum Wyhl/Weisweil der Ökologischen Flutungen von Jahr zu Jahr. Mit Hilfe der ökologischen Flutungen Der Rückhalteraum Wyhl/Weisweil umfasst werden in den Rückhalteräumen des IRP das ehemalige Überflutungsgebiet zwischen weitgehend auentypische Bedingungen dem neuen Rheinseitendamm der Stauhal- geschaffen. tung Rhinau und dem alten Hochwasser- damm IV (TULLA-Damm). Er wird durch die Ziel der Ökologischen Flutungen ist die Wyhler und Weisweiler Rheinstraßen in zwei Anpassung der Tier- und Pflanzenwelt an Teil-Rückhalteräume gegliedert.

Abb. 60, Luftbild, Blick Richtung Norden, im Vordergrund Sasbach 60 Wasser und Boden Wasser und Boden 61

Rückhalteraum Wyhl/Weisweil (in der unte- Hochwasserschutz Rheinhausen ren Bildmitte Sasbach, am rechten Bildrand Wyhl)Nördlich des Rückhalteraums beginnt Autor: Othmar Huppmann in Höhe des Hauptwehres Rhinau der Aus- laufbereich. Begrenzt vom Leinpfad und dem Während des großen Rheinhochwassers Hochwasserdamm IV endet er im Norden im Mai 1999 flossen in einer Sekunde etwa am Leopoldskanal. Dieser Auenwald sowie 4900 m3 Wasser bei Basel rheinabwärts. das nördlich des Leopoldskanals gelegene Im Bereich der Schlinge Rhinau verkraftet Naturschutzgebiet „Taubergießen“ sind na- der Rhein jedoch nur eine Abflussmenge türliche Überflutungsgebiete des Rheins. von insgesamt ca. 4650 m3/s. Damit war die Die Beflutung der beiden Teilräume erfolgt mögliche Abflussmenge im Rheinbett mit über drei Entnahmebauwerke. Das Rhein- 3400 m3/s und durch den Triebwerkskanal wasser durchströmt zuerst nur die Altrheinar- des Kraftwerkes Rhinau mit 1250 m3/s zu me (Schluten). Mit steigendem Hochwasser gering, um eine Überströmung der vorhan- und somit größerer Durchflussmenge wird denen Hochwasserschutzdeiche zu verhin- der Wasserabfluss an den Durchlassbauwer- dern. ken unter den Rheinstraßen gedrosselt. Das gesamte Gebiet wird flächenhaft überflutet. Der Deich bei Niederhausen wurde an einigen Stellen überströmt und an mehreren Bei Erreichen der Höchstwasserstände im Deichabschnitten kam es zu Durchsicke- Rhein wird der Rückhalteraum als Fließpol- rungen. Es war auch zu erkennen, dass die der betrieben. Die gleiche Wassermenge, erforderliche Sicherheitsreserve zwischen die hineinfließt, fließt über die Durchlass- Wasserspiegel und Deichkrone, der soge- bauwerke in der Weisweiler Rheinstraße nannte Freibord, nicht ausreichend ist. wieder ab. Der Rückhalteraum bleibt ständig durchströmt. Es treten keine sauerstoffar- Die tiefliegenden Neubaugebiete von Nie- men Totwasserzonen auf. Mit der Überflu- derhausen und der Aussiedlerhof in der tung einer Fläche von ca. 600 ha und einer Überschwemmungszone am Inneren Rhein maximalen Überflutungshöhe von rund 2,50 standen damals teilweise unter Wasser. m stehen 7,7 Mio. m3 als Rückhaltevolumen Durch eine Dammscharte am Inneren Rhein zur Verfügung. zwischen den Hochwasserdeichen V und VI strömte Wasser aus dem Rhein in das Über- schwemmungsgebiet westlich von Rhein- hausen. Diese Lücke besteht bereits seit der Errichtung der Dämme 1872. Sie dient als Durchlass des Inneren Rheins, dem Vorfluter für das gesamte Gebiet nördlich des Kaiser- stuhls und westlich von Endingen.

Durch das Hochwasser von 1999 wurden die Schwachstellen beim Hochwasserschutz im Bereich Rheinhausen erkennbar. Die Gemeinde Rheinhausen und Vertreter der Landwirtschaft fordern nun nachdrücklich einen verbesserten Hochwasserschutz in Verbindung mit der Sanierung der Deiche. 60 Wasser und Boden Wasser und Boden 61

Planung der Gewässerdirektion Schöpfwerk Südlicher Oberrhein/Hochrhein Projektgruppe Breisach Der Hochwasserschutz für die Ortslage Rheinhausen und die Hofstelle im Überflu- Geplant ist ein Zurückverlegen der Hoch- tungsbereich wird durch die Rückverlegung wasserdeiche IV und V und der Bau eines des Hochwasserdeiches V und Anschluss an Schöpfwerks, um den Rückstau des Rheines den Hochwasserdeich VI über ein Schöpf- am Inneren Rhein zu verhindern. werk am Inneren Rhein sichergestellt. Das Schöpfwerk verbindet die beiden Deiche Die gewählte Lösung zeichnet sich dadurch und verhindert bei Hochwasser den Rück- aus, dass die Deiche den baulichen Erfor- stau des Rheines in das Gebiet östlich des dernissen angepasst werden, Rheinhausen Hochwasserdeiches V. Es verschließt nur zukünftig vor einem 200-jährlichen Hoch- bei Hochwasser und Rückstau des Rheins wasser zu schützen und das gegenwärtige, den Inneren Rhein und pumpt das zuflie- natürliche Rückhaltevolumen im Interesse ßende Wasser aus dem Hinterland über den der Unterlieger zu erhalten. Dazu sollen die Deich (Ortsentwässerung Rheinhausen, Hochwasserdeiche IV und V entsprechend Mühlbach Wyhl/Weisweil, Endinger Graben, der durchgezogenen Linien im Luftbild Innerer Rhein und zulaufendes Grundwas- zurückverlegt und für ein 200-jährliches ser aus den Gebieten Wyhl/Weisweil und Hochwasser ausgebaut werden. Diese Rheinhausen). Durch diese Maßnahme kann Rückverlegung betrifft Flächen des Landes künftig verhindert werden, dass die Grund- Baden-Württemberg und der Gemeinde wasserstände binnenseits der Deiche bei Rheinhausen. Rheinhochwasser ansteigen und folglich zu Schäden führen. Mit der geplanten Lösung werden die standortprägenden mittleren Grundwasserstände nicht verändert. Weiter- gehende Maßnahmen zur Grundwasserhal- tung sind nicht notwendig.

Abb. 61, Hochwasserschutz Rheinhausen gestrichelte Linie = bisheriger Dammverlauf IV + V durchgezogene Linie = neuer Dammverlauf IV + V 62 Wasser und Boden Wasser und Boden 63

Deichrückverlegung Sanierung der Flussdeiche an Elz, Dreisam, Leopoldskanal Die Hochwasserdeiche IV und V werden entsprechend des Luftbildes auf einer Länge Autor: Reinhold Jörger von 4.200 m zurückverlegt. Sie werden zum großen Teil (2.350 m) entlang bestehender Die Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/ Wege geführt, um eine Zerschneidung der Hochrhein, Bereich Offenburg hat nach alar- Auenwälder soweit möglich zu mindern. mierenden Erfahrungen bei Hochwassern bereits 1997 ein Deichsanierungsprogramm Die geplanten Deichabschnitte beanspru- ausgearbeitet. Erste Sanierungsmaßnahme chen eine Fläche von rund 11 ha. im Landkreis Emmendingen war 1999/2000 Die bestehenden, zu verlegenden Abschnitte die Ertüchtigung des Rheindeiches bei der Hochwasserdeiche IV und V besitzen Sasbach auf einer Länge von 1.400 m. Das eine Länge von 4.700 m und bedecken eine große Maihochwasser 1999 hat die Sanie- Fläche von rund 10,5 ha. Sie werden nach rungsbedürftigkeit dieses Deichs bestätigt. der Verlegung zum größten Teil entfernt und Drei Tage lang waren die örtlichen Feuer- wieder bewaldet. wehren und regionale THW-Gruppen mit fast 450 Kräften rund um die Uhr im Einsatz, um Die neuen Deiche liegen wie die bisherigen den Deich zu Sichern. im Wald. Reste der beiden „alten“ Deiche An der Elz in Teningen hatte das damalige sollen aus Gründen des Naturschutzes Amt für Wasserwirtschaft und Bodenschutz (Wildrettung) und des Denkmalschutzes er- Freiburg einen etwa 200 m langen Deichab- halten bleiben. Sie werden nicht weiter durch schnitt saniert, nachdem beim Dezember- die Gewässerdirektion gepflegt, so dass sie Hochwasser 1991 Durchsickerungen beob- sich sukzessiv bewalden. achtet worden waren.

Die Deiche an Elz, Dreisam und Leo- poldskanal sind zum Teil über 150 Jahre alt. Entsprechend den damaligen technischen Möglichkeiten musste man Bodenmaterial aus der unmittelbaren Umgebung verwen- den. Dieses Baumaterial hatte aber eine unregelmäßige Zusammensetzung und war zum Teil sehr wasserdurchlässig. Auch die Möglichkeiten der Verdichtung beim Erdbau waren im Vergleich zur Leistung moderner Baumaschinen für heutige technische Vorga- ben unzureichend. Bei länger andauerndem Hochwasser muss man also an allen alten Deichabschnitten mit unkontrollierten Durch- sickerungen rechnen. Die Sanierung der 3,4 km langen Deiche an der Elz im Stadtgebiet Emmendingen und Teningen hat höchste Priorität, da hier das Gefährdungspotenzial besonders groß ist. Die Planung wurde Ende 2002 von der Gewässerdirektion, Bereich Offenburg abge- schlossen.

Für die Hochwasserschutz-Planung Rheinhausen/Niederhausen am Rhein werden auch ca. 2,5 km Deichstrecke des Leopoldskanals im Altrheingebiet untersucht. Die Deichsanierung wird fachlich vom Inte- grierten Rheinprogramm betreut. Abb. 62, Erforderliche Hochwasserschutzmaßnahmen Das Land Baden-Württemberg trägt im 62 Wasser und Boden Wasser und Boden 63

Landkreis Emmendingen die Kosten der Naturverträglicher Umgang mit Unterhaltung an 73 km ausgebauter Gewäs- Regenwasser serstrecke. Dabei handelt es sich um soge- nannte Gewässer I. Ordnung, die weitge- Autor: Andreas Klümper hend eingedeicht sind. Im Unterschied dazu werden kleinere Gewässer II. Ordnung von Über die Möglichkeiten der Regenwasser- den Kommunen unterhalten. Bewirtschaftung, -Versickerung und -Nut- zung und über Bodenentsiegelung informiert eine Broschüre, die das Amt für Umwelt- Gewässer 1. Ordnung und Deiche: schutz herausgibt. Es wird beschrieben, wie Gewässer I. Deichlänge Eingriffe in den natürlichen Wasserkreislauf Ordnung km (links + wieder rückgängig gemacht, kompensiert km (Land- rechts) oder von vornherein vermieden werden kreis EM) können. Elz 22,6 28,9 Dreisam 7,2 14,4 Ziel der Regenwasser-Bewirtschaftung Leopoldskanal 13,0 21,8 Summe 42,8 65,1 Bei der Entwässerung von bebauten Gebie- ten haben die bisherigen wasserwirtschaft- Altrheinzug 30,4 (IRP) 26,4 lichen Strategien zu massiven Eingriffen in Gesamtsumme 73,2 91,5 den natürlichen Wasserkreislauf geführt. Das Prinzip, Niederschlagswasser so schnell wie An Elz, Dreisam und Leopoldskanal sind möglich abzuleiten, wird heute aus wasser- nahezu alle Deiche im Landkreis Emmendin- wirtschaftlichen und ökologischen Gründen gen sanierungsbedürftig. Für die Sanierung zunehmend in Frage gestellt. wird mit Gesamtkosten von ca. 30 Mio.  und einer Dauer von 15 Jahren gerechnet. Die Folgeerscheinungen der bisherigen Ent- wässerungspraxis können sein: Die Daten, die als Planungsgrundlage für • gebietsweise Verschlechterungen der die Sanierungs-Maßnahmen dienen, hat die Wasserqualität Bereich Offenburg der Gewässerdirektion in • Absinken des Grundwasserspiegels einer umfangreichen Untersuchung erhoben. • Absenkung des Wirkungsgrades der Klär- Daraus ergeben sich die Bemessungswas- anlagen (Mischwasserkanalisation) sermengen (m_/s) und die entsprechenden • hydraulische Überlastung oberirdischer Wasserstände. Als Richtgröße dient das Gewässer sogenannte HQ100, die Hochwassermen- • Verschärfung lokaler Hochwasserereig- ge, die im statistischen Mittel in 100 Jahren nisse einmal erreicht wird. Für die Elz sind dies im Stadtgebiet Emmendingen z.B. 350 m_/s. Solche Entwicklungen können vermieden werden, wenn siedlungswasserwirtschaftli- Zwischen maximalem Wasserstand und che Ansätze naturnah optimiert werden. Der Deichoberkante berücksichtigt man einen Wasserhaushalt von besiedelten Gebieten Freiraum von mindestens 60 cm. Abgesehen sollte „naturnahen“ Verhältnissen möglichst von wenigen Abschnitten, in denen Erhö- ähnlich sein. hungen bis zu 0,3 m notwendig sind, sind Ziel ist es, den Anteil des zur Kläranlage im Flusssystem Elz/Dreisam/Leopoldskanal oder in Oberflächengewässer geleiteten die Deiche ausreichend hoch. An vielen Niederschlagswassers soweit wie möglich Abschnitten muss im Verlauf einer Sanierung zu begrenzen, ebenso den Eingriff in den zusätzlich noch ein Zugangsweg für den natürlichen Wasserkreislauf. Hochwasserfall, ein sogenannter Deichver- teidigungsweg angelegt werden. 64 Wasser und Boden Wasser und Boden 65

Realisierbare Lösungen Niederschlagswasser eine getrennte Gebühr bezahlt wird, könnten die Kommunen Anrei- Mit zunehmender Bebauung nimmt der ze zur Abwasservermeidung schaffen. Oberflächenabfluss von den versiegelten Flächen zu. Die Grundwasserneubildung nimmt deutlich ab, ebenso die Verdunstung. Technische Umsetzung Die neuen Konzepte zur Regenwasser-Be- wirtschaftung basieren auf dem altbewährten Bei der Planung einer naturnahen Regen- Prinzip der Wasserkreisläufe ursprünglich wasser-Bewirtschaftung müssen zunächst unbebauter Gebiete. Eine unebene, mit die technischen Randbedingungen geprüft Pflanzen bewachsene Oberfläche verhindert, werden, z.B. der Verschmutzungsgrad des dass das Niederschlagswasser sehr schnell Niederschlagswassers oder die Sickerfä- gesammelt in das nächstgelegene Gewässer higkeit des Untergrundes. Dann kann ein abfließt. Durch die Zurückhaltung (Retention) individuelles Konzept erstellt werden, das des Wassers erhöhen sich die Verduns- dem Grundprinzip der schadlosen Abwasser- tungs- und die Versickerungsrate. beseitigung genügen muss.

Zentrale Punkte einer zukunftsorientierten Die Abflussvermeidung ist vorrangiges Ziel: Regenwasserbewirtschaftung: • Flächen nur versiegeln und befestigen, • Abkoppelung abflusswirksamer Flächen wenn notwendig vom Kanalsystem • Flächen wasserdurchlässig befestigen • Entsiegelung von Flächen • versiegelte Flächen entsiegeln • Retention, Nutzung, Verdunstung und • Abflüsse von versiegelten Flächen vor Versickerung von Niederschlagswasser Ort versickern oder ortsnah in ein Ge- • schadlose ortsnahe (gedrosselte) Einlei- wässer einleiten; gegebenenfalls kombi- tung ins Oberflächengewässer niert mit einer Retentions-Maßnahme

Rechtliche Rahmenbedingungen

Die rechtlichen Voraussetzungen zur Umset- zung der vorgenannten Punkte wurden im Wassergesetz vom 01.01.1999 geschaffen. Danach soll Niederschlagswasser versickert oder ortsnah in ein oberirdisches Gewässer abgeleitet werden, wenn dies mit vertretba- rem Aufwand schadlos möglich ist. Weitere Einzelheiten werden in der Verordnung Abb. 63, Fugenpflaster über die dezentrale Beseitigung von Nieder- schlagswasser vom 23.01.1999 geregelt. Besteht keine Möglichkeit, das Nieder- Wie das Niederschlagswasser in einer schlagswasser an Ort und Stelle zu versi- bestimmten Ortslage beseitigt werden kann, ckern, so kann es breitflächig auf Nachbar- hängt vor allem von der jeweiligen kommu- flächen zur Versickerung geleitet werden. Ist nalen Satzung ab. Die Kommunen setzen dies nicht möglich, wird das Niederschlags- die gesetzlichen Vorgaben um z.B. mit der wasser gesammelt und Versickerungsanla- Entwässerungssatzung oder örtlichen Be- gen zugeführt. Diese können dezentral von bauungsvorschriften. Weil die Verpflichtung jedem Bauherrn auf seinem eigenen Grund- zur ortsnahen Beseitigung des Nieder- stück oder zentral durch die Gemeinde für ein schlagswassers für noch nicht an die Kana- ganzes Baugebiet angelegt werden. lisation angeschlossene Grundstücke erst Eine ortsnahe Einleitung in ein Oberflächen- 1999 eingeführt wurde, ist diese vor allem gewässer ist möglich, wenn die zu entwäs- in Neubaugebieten von besonderer Bedeu- sernden Flächen an einem Gewässer liegen. tung. Durch das Einführen einer gesplitteten Voraussetzung: Die abfließende Wassermen- Abwassergebühr, bei der für Schmutz- und ge kann schadlos aufgenommen werden. 64 Wasser und Boden Wasser und Boden 65

Abb. 64, Zentrale Beckenversickerung Abb. 66, Dachbegrünung

Abb. 65, Dezentrale Muldenversickerung Abb. 67, Regenwassernutzung

Die Versickerung oder ortsnahe Einleitung Sollen hydraulische Überlastungen von Ge- in ein Oberflächengewässer kann mit Reten- wässern oder Abwasseranlagen vermieden tions-Maßnahmen kombiniert werden. Die werden, sind Anlagen geeignet, die sich über Rückhaltung von Oberflächenwasser bietet einen gedrosselten Ablauf ganz oder teilwei- sich bei einer beabsichtigten Regenwasser- se entleeren. Nutzung an. Sie ist notwendig, wenn eine hydraulische Überlastung von Versicke- Die technischen Voraussetzungen für eine rungsanlage, Oberflächengewässer, Kanali- naturverträgliche Regenwasser-Bewirtschaf- sation und/oder Kläranlage zu befürchten ist. tung sind vorhanden. Um eine konsequente Eine naturnahe Art der Rückhaltung von Umsetzung der Konzepte zu erreichen, Niederschlagswasser ist die Dachbegrü- muss das bereits begonnene Umdenken und nung. Über die Retention und Verdunstung die Bereitschaft der Kommunen, Behörden, von Niederschlagswasser hinaus haben Planer und der Bürgerinnen und Bürgern Dachbegrünungen zahlreiche, weitere Vor- weiterhin gefördert werden. teile. Sie verbessern das Mikroklima, binden Staub und haben eine wärmedämmende Wirkung. Weitere Informationen: Die klassische Art der Retention von Nieder- schlagswasser ist die Zisterne, die je nach „Naturverträgliche Regenwasser- Anwendung mit oder ohne gedrosselten Bewirtschaftung“ Abfluss erstellt werden kann. Ist die Regen- Broschüre aus dem Jahr 2001, erhältlich wasser-Nutzung einziges Ziel der Retention, beim Landratsamt Emmendingen und in so reicht eine einfache Zisterne zur reinen allen Rathäusern oder als Download im Speicherung aus. Das Regenwasser kann Internet: beispielsweise zur Gartenbewässerung oder für die Toilettenspülung genutzt werden. www.landkreis-emmendingen.de 66 Wasser und Boden Wasser und Boden 67

Durchblick sorgt für Bodenschutz

• Standort und Wurzelraum für natürli Der Boden ist kein „Dreck“! che Vegetation und für Kulturpflanzen. Neben dem lokalen Klima bestimmen Autoren: Holger Mücke/Heinrich Heyeckhaus die Bodeneigenschaften, Bodenchemie, Wasser-, Luft- und Nährstoffhaushalt die Boden wird leider allzu oft mit „Dreck“ natürlich vorkommenden Pflanzengesell- verwechselt, manchmal auch als „Altlast“ schaften. Der Mensch nutzt die Böden registriert und dann entsprechend behandelt. für den Anbau von Kulturpflanzen. Sie Dabei leben in einer einzigen Handvoll Erde liefern die Nahrung für Menschen, Futter mehr Lebewesen als es Menschen auf der für Tiere, Rohstoffe und Energie. Ziel der Erde gibt. Gleichzeitig sind die Bodenreser- Landbewirtschaftung muss es daher sein, ven begrenzt, die z.B. für den Anbau von durch schonenden Umgang mit dem Bo- Nahrungspflanzen geeignet sind. Nur durch den und standortgemäße Bewirtschaftung einen klugen Umgang mit dieser Ressource auf Dauer die Bodenfruchtbarkeit und kann eine verantwortungsbewußte Daseins- Leistungsfähigkeit als natürliche Ressour- vorsorge und damit eine nachhaltige Ent- cen zu erhalten. wicklung erreicht werden. • Ausgleichskörper im Wasserkreislauf. Unsere Bodenreserven sind über viele Der Wasserkreislauf in der Natur wird Jahrtausende hinweg entstanden. Sie sind stark davon beeinflusst, in welchem Maße nicht vermehrbare aber leicht zerstörbare die Böden Wasser aufnehmen können. Ressourcen, die sich nach ihrer Leistungs- Ausgleichend auf den Wasserhaushalt fähigkeit in ihren verschiedenen Funktionen wirken besonders Wald und Grünland als Naturkörper und Lebensgrundlage für auf tiefgründigem Boden, aber auch nicht Menschen und Tiere sehr unterscheiden. Vor verkrustetes und verdichtetes Ackerland. allem der oberste Teil des Bodens, in dem Die Wasserführung von Bächen und die Pflanzen wurzeln und die Bodenorganis- Flüssen wird gleichmäßiger, schnelle men leben, also der Boden im naturwissen- Wechsel zwischen Hoch- und Niedrig- schaftlichen Sinne, bedarf des besonderen wasser werden seltener. Versiegelte und Schutzes. Aber auch mit den tiefer liegenden verdichtete Böden dagegen behindern die Bodenschichten muss sorgsam umgegan- Grundwasserneubildung und verstärken gen werden. Nur dann kann er seine ökologi- die Hochwasserabflüsse. schen Funktionen im Naturhaushalt erfüllen. (leicht veränderter Text nach O. Schneider, C. Haker: • Filter und Puffer für Schadstoffe. www.bodenkunde-online.de, auch Vorwort von Minis- Die Böden haben eine Funktion als Me- ter Schaufler in ,Bodenschutz in Baden-Württemberg“, dium zwischen Luftraum, Pflanzenwelt Heft 1) und Grundwasser. Schadstoffe, die aus der Atmosphäre oder durch den Umgang Der Boden ist: mit gefährlichen Stoffen in den Boden gelangen, werden dort zurückgehalten • Lebensraum für Bodenorganismen. oder in ihrer Wirkung abgeschwächt, d.h. Eine Vielzahl pflanzlicher und tierischer gefiltert, gepuffert oder sogar abgebaut. Lebewesen wie Bakterien, Pilze, Flech- Ein gesunder Boden ist Voraussetzung für ten, Insekten, Würmer oder Kleinsäuger die Güte des sich neu bildenden Grund- bevölkern den Boden. Diese Organismen wassers. beeinflussen durch Abbau- und Umwand- lungsprozesse Bodenbildung und -entwick- • Landschaftsgeschichtliche Urkunde. lung. Sie zersetzen organisches Material Der Boden ist ein Dokument der Natur- und erhöhen damit die Bodenfruchtbarkeit. und Kulturgeschichte. Geologische Auf- Einige bauen sogar Schadstoffe im Bo- schlüsse in der Landschaft oder Zeugnisse den ab. Unsachgemäße Bodennutzung spezieller Bewirtschaftungsformen geben wie Überdüngung oder Bodenverdichtung Aufschluss über die Entstehungsgeschich- kann diese Prozesse erheblich stören, so te der Böden und Auswirkungen der Bo- dass das Leben im Boden stirbt. dennutzung auf die Bodenentwicklung. 66 Wasser und Boden Wasser und Boden 67

Böden und Gesteine im Landkreis Die Schwarzwaldtäler

Aufgrund der Ausgangsmaterialien und der Die ursprünglichen Auenböden der engen Entstehungsgeschichte werden im Landkreis Schwarzwaldtäler wurden bis auf breitere Tal- Emmendingen vier Bodenbereiche unter- bereiche im Elztal durch Erosion abgetragen schieden: oder von Schwemm-Material (Kolluvien) über- lagert. Von Kies bis zum sandigen Lehm sind verschiedene Bodenarten vertreten. Hochwas- Der Schwarzwald serereignisse formten in den Tälern Terrassen und Abbruchkanten. Die Grundwasserstände Er ist aus Granit- und Gneisgesteinen ent- können um mehrere Meter schwanken. standen. Nach der Eiszeit gab es tiefgrün- dige Braunerde-Böden. Die Böden wurden in den Rodungsphasen des Mittelalters auf Die Vorbergzone und der Kaiserstuhl weiten Teilen des Schwarzwaldes bis auf das Grundgestein abgetragen. Die heutigen An den Schwarzwälder Granit-Gneis-Bereich Böden sind flachgründige Ranker, bei denen grenzt die Vorbergzone mit Buntsandstein das Grundgestein lediglich mit einer dünnen und Unterem Muschelkalk. Auf diesen Ge- Humusdecke überlagert ist. Die Pufferwir- steinen finden wir heute erodierte, gering- kung des Bodens ist gering. Niederschläge mächtige Braunerden und tiefgründige Ton- werden nicht lange gespeichert. Das Nieder- böden (Pelosole). In der Löß–Vorbergzone schlagswasser fließt schnell oberflächennah von Schwarzwald und Kaiserstuhl sind die oder als Hangzugwasser in Gräben und Waldböden nach der Rodung für Acker– und Bächen ab. Die Filterwirkung gegenüber Weinbau durch Erosion abgetragen und über eingebrachten Stoffen ist ebenfalls gering. die Flüsse in die Täler verfrachtet worden. Mangels eines tiefgründig belebten Bodens Anstelle der ehemaligen Parabraunerden fin- ist der Säuregrad hoch. det man heute humusarme Gesteinsböden aus dem Lockersediment Löß.

Abb. 68, Ranker Abb. 69, Pararendzinen 68 Wasser und Boden Wasser und Boden 69

Löß hat aufgrund seiner mehlartigen Kör- Kies. Mit der Kanalisierung und Eindeichung nung und seiner natürlichen Struktur eine der Flüsse wurde der Einfluss der Hochwäs- hohe Wasserspeicherfähigkeit bis zu ca. ser auf die Auen gestoppt. Ehemalige Wie- 20 % seines Volumens. Niederschläge sen wurden in intensiv genutztes Acker- und werden deshalb leicht aufgenommen und Gartenbauland umgewandelt. langsam wieder abgegeben. Er ist mit ca. 30 % ausgesprochen kalkreich. Der Säure- eintrag aus der Luft wird daher neutralisiert und Schadstoffe werden ausgefiltert. In ungeschützten Lagen und schon bei einem Gefälle von 2% wird der Löß durch Nieder- schläge abgespült. Die Täler sind aufgrund der Erosion der Hangflächen mit humosem nährstoffhaltigem Boden aufgefüllt.

Abb. 71, Parabraunerde

Abb. 70, Kolluvium

Die Freiburger Bucht und Rheinebene

Die Freiburger Bucht ist tertiär und eiszeitlich mit alpinen und schwarzwälder Sedimenten aufgeschottert worden. Auf Schottern und Sanden entwickelten sich bis heute Brau- nerden und Parabraunerden. Die Teninger- und die Forchheimer Lößplatte sind ca. 2 Meter mächtige Schwemmlöß-Schichten, auf denen tiefgründige Parabraunerden und mittel- bis tiefgründig humose Pararendzinen entstanden sind. Sie gehören zu den land- wirtschaftlich wertvollsten Böden. Zwischen Denzlingen, Emmendingen, Reute und Buchholz liegt die ehemalige Aue der Elz. Entsprechend der Herkunft der Abschwem- mungen aus dem Schwarzwald sind diese Böden stark sauer. Die Auenböden und Auengleye bestehen aus einer schwach stei- nigen, sandigen Lehmschicht auf Sand und 68 Wasser und Boden Wasser und Boden 69

Der Boden – ein schützenswertes Gut von Nährstoffeintrag und -entzug durch die Pflanzen führen. Rechtliche Regelun- Der Boden ist vielfältigen Belastungen und gen zum Bodenschutz finden sich daher Nutzungen ausgesetzt. Durch Rohstoff- neben dem Bundesbodenschutzgesetz Abbau in Kiesgruben, Steinbrüchen und (BBodSchG) und der Bundesbodenschutz- Lehmgruben wird Boden verbraucht. Die verordnung (BBodSchV) in vielen anderen Bebauung mit Verkehrswegen, Wohnsied- Rechtsgebieten, z.B. im Baugesetzbuch, lungen und Gewerbegebieten zerstört die im Landeswaldgesetz, in Vorschriften des natürlichen Bodenfunktionen. Angrenzende Düngemittel- und Pflanzenschutzrechts. Böden werden durch Staub, Gasemissio- nen, Tausalz und Blei, aber auch durch Ver- brennungsrückstände von privaten Heizun- Die Aueböden im Landkreis gen belastet. Ernterückstände, Gülle, Mist versauern und Klärschlamm oder übermäßige mine- ralische Düngung können die Puffer- und Wie pH-Messungen zeigen, sind die Wer- Filterkapazitäten der Böden überstrapazie- te in den ehemaligen Fluss-Auen für den ren, so dass Schadstoffe ins Grundwasser Acker- und Gartenbau in der Regel zu ausgewaschen werden. niedrig. Die sauren Böden wurden als Sedi- mente mit Hochwässern aus dem Schwarz- Bodenschutz ist eine Querschnittsaufgabe. wald herabgespült. Lange Zeit wurden die Bau- und Planungsträger und vor allem die Fluss-Auen als Grünland genutzt. Hierbei Kommunen sind gehalten, den ungezügel- spielte der pH-Wert keine so wesentliche ten Flächenverbrauch einzuschränken. Bei Rolle. Erst mit der Kanalisierung und Ein- der Rohstoffgewinnung haben die Betreiber deichung der Flüsse konnten diese Flächen auf flächensparenden Abbau zu achten, zu Acker- und Gartenbauland umgebrochen nach dem Prinzip ,Tiefe vor Fläche“. Die werden. Heute wird darauf Intensiv-Land- landwirtschaftliche Verwertung von Abfällen wirtschaft zur Erzeugung von Nahrungs- soll zu einem ausgeglichenen Verhältnis und Futtermitteln betrieben.

Gesteinsaufbau und Boden

Abb. 72 70 Wasser und Boden Wasser und Boden 71

Säurezustand im Oberboden/Bergbaubelastungen:

Abb. 73

Saure Böden mit einem pH-Wert unter 6,5 Der mittelalterliche Bergbau haben nachteilige Auswirkungen auf die und seine Folgen Landwirtschaft. Schwermetalle dringen verstärkt in die Bodenlösung ein und wer- Bei Bodenuntersuchungen im Landkreis Em- den von den Pflanzen über die Wurzeln mendingen wurden in den vom historischen aufgenommen . Dadurch kann es in den Bergbau beeinflussten Regionen in den Nahrungspflanzen zur Überschreitung von letzten Jahren deutlich erhöhte Bleigehalte Nahrungsmittel-Vorsorgewerten kommen. bis zu 1500 mg/kg Boden gemessen. In der Ein hoher Schadstoffanteil im Boden führt Vorbergzone und im Schwarzwald liegen jedoch nicht zwangsläufig zu einer Belastung die Blei-Gesamtgehalte dagegen im Bereich oder Schädigung der Pflanzen. Sinkt der pH- der regionalen Hintergrundgehalte Baden- Wert unter 5,5, lagern sich die Nährstoffe an Württembergs (25-55 mg/kg). In den Tälern die Bodenpartikel an. Kalzium, Magnesium, von Elz, Brettenbach und Glotter wurden zur Kalium, Phosphor und Molybdän können Gewinnung von Blei und Silber seit Jahr- von den Pflanzen nicht mehr aufgenommen hunderten Erze aufbereitet. Das geförderte werden. Die Pflanzen werden anfällig für Erz wurde von den umgebenden Mineralien Krankheiten. Außerdem sterben die Boden- befreit, geröstet und zerkleinert. Die dabei Lebewesen. Dadurch sinkt die biologische produzierten Abwässer enthielten schwerme- Aktivität, also die Umsetzungs- und Zerset- tallhaltige Sedimente. zungsleistung. Über die Flüsse, Bewässerungsgräben Eine kontrollierte Humuswirtschaft wird zur und bei Überschwemmungen gelangten Steuerung des pH-Wertes und zur Beseiti- die Schwermetalle dann in die Fluss-Auen, gung eines Nährstoffmangels angewandt. wo sie sich im Laufe der Zeit in den Böden Um einen günstigen pH-Werte zu erreichen, anreicherten. Auf vielen heute landwirt- müssen die Anbauflächen für Nahrungs- schaftlich genutzten Flächen werden daher pflanzen-Anbau außerdem jährlich gekalkt Überschreitungen von Vorsorge-, Prüf- und werden. Die eingesetzte Menge an Kalk Maßnahmewerten festgestellt. kann bis zu 500 kg/ha betragen, um auch die Säure-Einträge aus der Luft und der Dün- gung aufzufangen. 70 Wasser und Boden Wasser und Boden 71

Regelung zum Bodenschutz

Abb. 74 72 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 73

Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft

Schutz von Klima, Luft und Gesund- Wesentlicher Leitgedanke im Immissions- heit im Alltag schutzrecht ist der Konzentrationsgrund- satz, der bedeutet, dass die immissions- Autor: Landratsamt Emmendingen schutzrechtliche Genehmigung die meis- ten anderen, für die Anlage erforderlichen Das Bundesimmissionsschutzgesetz Genehmigungen, wie zum Beispiel die (BImSchG) verfolgt zwei grundlegende Ziele: Baugenehmigung, mit einschließt. Das BIm- Auf der einen Seite sollen die durch Immissio- SchG ist nicht die einzige Rechtsnorm zum nen auftretenden Probleme bewältigt werden. Immissionsschutz. Daneben gilt eine Viel- Dazu zählt der Schutz vor Luftverunreinigun- zahl von Vorschriften, von denen einige hier gen, Lärm, Erschütterungen, Licht oder Strah- aufgeführt sind: len. Auf der anderen Seite hat das BImSchG • Gesetz über die Umweltverträglichkeits- Vorschriften für besonders gefährliche Anla- prüfung (UVPG) gen weiterentwickelt, die früher in der Preu- • Umwelthaftungsgesetz (UmweltHG) ßischen Gewerbeordnung enthalten waren. • Umweltinformationsgesetz (UIG) Dies sind in der Regel größere Industrie- und • Verordnung über kleine und mittlere Feu- Produktionsbetriebe. erungsanlagen (1. BImSchV) • Verordnung über genehmigungsbedürfti- ge Anlagen (4. BImSchV) Das BImSchG gliedert sich bezüglich • Baumaschinenlärm-Verordnung Errichtung und Betrieb von Anlagen in drei (15. BImSchV) Abschnitte: • Verkehrslärmverordnung (16. BImSchV) • Verordnung über elektromagnetische 1. Abschnitt: genehmigungsbedürftige Felder (26. BImSchV) Anlagen 2. Abschnitt: nicht genehmigungsbedürf- In den letzten Jahren nehmen immer mehr tige Anlagen EU-Normen Einfluss auf die nationale Ge- 3. Abschnitt: Ermittlung vom Emissionen setzgebung. Die EU-Richtlinien haben unter und Immissionen bestimmten Voraussetzungen Vorrang vor dem nationalen Recht und sind unmittelbar wirksam.

Mehr Lärm als Ruhe – einige typische Schallpegel:

140

Schmerzgrenze 125 dB (A) 120

100 ) A ( B

d 80 l e g e p l l 60 a h c S 40

20 angenehme Geräusche störende Geräusche 0 r r " s s k n e n n e n r n r i m m l s o e e , r s u e i l h ) n a t n e i e e i v a k u r e u k r t a t h t r a m r l e d t l d t r h t m a e r s f e e e h n S r ä s g n d e i c n e o e k t z e h r s e m e t z l t e h ü s s n e n k b e s h h s d l e g e a g w n f a u i n t a r p s a z u a c e n s ä n i i f h F b o p r n i h ü u M t s a n n g e s W e m b f k r m e o N n D e e u a k i u e h n r a F l k n e u r b A r e r r b l G r m e i ä B t o h R c T e r r g e ß G e e W a g ß e n r o o m h o r e n d W a l d n e e ü e c e m r r h R f V a e W t u s G ( - d o t h n c P I m ü S i o ä S W W D Z H N " K P Abb. 76 72 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 73

Zuständigkeiten, Beschwerden, Instanzen bei erheblichen Lärmproblemen:

Abb. 76

Erneuerbare Energien

Die Renaissance der deutschen Potenzials entfallen auf Baden- Wasserkraftnutzung Württemberg und Bayern. Im Jahr 1997 kamen 25% des in Deutschland aus Wasser- Autor: Karl-Heinz Jeworowsky kraft erzeugten Stroms aus Baden-Württem- berg. Dieser Anteil wurde mit 54,5% nur noch Deutschland hat sich 1997 im Kyoto-Proto- von Bayern übertroffen. In den anderen Bun- koll verpflichtet, den Ausstoß von Treibhaus- desländern lag der Anteil jeweils unter 5%. gasen wie Kohlendioxid (CO2) bis 2012 um Die Stromerzeugung aus Wasserkraft hat mindestens 8% unter das Niveau von 1990 in Baden-Württemberg zwar zugenommen, zu senken. Innerhalb der gemeinsamen dennoch sank der prozentuale Anteil an Verpflichtung der Länder der Europäischen der gesamten Stromerzeugung von 13,5% Union wurde diese Vorgabe auf mindestens im Jahr 1975 auf 7,6% im Jahr 2000. Der 21% erhöht. Um dieses Ziel zu erreichen, Energieverbrauch zum Betrieb der Pump- wollen die EU und die Bundesrepublik speicher-Kraftwerke ist dabei bereits berück- Deutschland auch den Anteil erneuerbarer sichtigt. Energien am gesamten Energieverbrauch bis zum Jahr 2010 verdoppeln (§ 1 Erneuer- Das höchste Zuwachspotenzial liegt im Aus- bare-Energien-Gesetz – EEG). bau und der Modernisierung der Kraftwerke Einen großen Beitrag dazu kann die Wasser- an den großen Flüssen des Landes wie kraft leisten. Sie ist unter den erneuerbaren Rhein und Neckar. Einige der Turbinen und Energien der wichtigste Energielieferant und Generatoren sind bereits seit über 100 Jah- erspart 1 kg CO2 je erzeugter Kilowattstunde ren in Betrieb. So könnte zum Beispiel durch (kWh) Strom gegenüber fossilen Energieträ- die Modernisierung des Kraftwerks Rhein- gern wie Kohle. felden am Hochrhein die Leistung von heute 25 Megawatt (MW) auf 116 MW gesteigert Im Gegensatz zu anderen Bundesländern werden. Die Stromerzeugung würde sich erlauben die natürlichen Gegebenheiten in von 200 Mio. kWh auf 600 Mio. kWh im Jahr Baden-Württemberg eine überdurchschnittli- erhöhen. Die Kosten für den Ausbau werden che Nutzung der Wasserkraft. Etwa 85% des auf rund 430 Mio. Euro geschätzt. 74 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 75

Bruttostromerzeugung in Baden-Württemberg von 1975-2000:

Abb. 77

Da große Anlagen aber derzeit finanziell kreis Emmendingen, in dem es keine großen nicht gefördert werden, wäre der Ausbau Wasserkraftwerke gibt. nicht wirtschaftlich. Den Gestehungskosten von 10 Ct/kWh stehen Angebote im liberali- Der Rhein bildet im Landkreis Emmendingen sierten Strommarkt von teilweise 2 Ct/kWh auf einer Länge von 19 Kilometern die natür- gegenüber. liche Grenze zu Frankreich. Die Wasserkraft kann von deutscher Seite jedoch nicht ge- Aber auch Klein-Wasserkraftanlagen mit nutzt werden, da die energiewirtschaftliche einer Leistung bis zu 1000 kW können einen Nutzung des Rheins zwischen Basel und bescheidenen Beitrag zur Steigerung der Straßburg im Versailler Vertrag von 1919 Wasserkraftnutzung leisten, gerade im Land- Frankreich zugewiesen wurde.

Abb. 78, Alte Schwarzwaldmühle bei Siegelau 74 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 75

Die Nutzung von Wasserkraft hat im Gesamt-Produktion von 90 Mio. kWh. Schwarzwald und in der Rheinebene eine Einem unbeschränkten Ausbau steht entge- lange Tradition. Das Wasser der Bäche und gen, dass die Wasserkraftnutzung auch ei- Flüsse wurde in den vergangenen Jahrhun- nen gravierenden Eingriff für das Gewässer derten für den mechanischen Antrieb von und sein Umfeld bedeutet. Vor- und Nach- Mühlen und Sägen genutzt, so wie es das teile sind daher in jedem Einzelfall sorgfältig Volkslied „es klappert die Mühle am rau- abzuwägen. Immerhin erhielten von 1991 bis schenden Bach“ beschreibt. Seit dem Ende 2001 15 neue oder reaktivierte Wasserkraft- des 19. Jahrhunderts dienten die Gewässer anlagen im Landkreis Emmendingen eine zunehmend auch zur Stromerzeugung. Die wasserrechtliche Gestattung oder wurden Wasserkraftnutzung im Landkreis Emmen- als Altrechte anerkannt. Eine Hilfe bei der dingen blieb auf Klein- und Kleinst-Wasser- Standortbeurteilung bietet die „Positivkar- kraftanlagen beschränkt. Nach dem alten tierung Wasserkraft“ der Gewässerdirektion Badischen Wasserkraftkataster gab es 1928 Südlicher Oberrhein/Hochrhein, Bereich im Landkreis 107 Wasserkraftturbinen und Offenburg vom November 1998. Sie weist 15 361 Wasserräder. Standorte an der Elz bzw. an von ihr abzwei- genden Gewerbekanälen aus, an denen aus Sicht der Naturschutz-, Fischerei- und Wasserwirtschaftsverwaltung eine Wasser- kraftnutzung möglich ist. An vier Standorten wurden bereits neue Anlagen realisiert.

Abb.79, Modernes Wasserrad

Im Jahr 1992 fand man nach einer Erhebung des damaligen Amtes für Wasserwirtschaft und Bodenschutz nur noch ca. 60 Wasser- kraftanlagen, von denen viele nicht mehr in Betrieb waren. Um den jahrzehntelangen Niedergang der unrentablen und teilweise auch wenig nutzbringenden Klein-Wasser- kraftanlagen aufzuhalten, wurden verschie- Abb. 80, Fischaufstieg an einer modernen Wasserkraftanlage dene Förderprogramme aufgelegt.

Den größten Erfolg erzielte das Strome- Weitere Informationen: inspeisungsgesetz von 1991. Die darin festgelegte Mindestvergütung für den einge- http://www.bmu.de/download/b_kioto.php speisten Strom kleiner Wasserkraftanlagen http://www.baden-wuerttemberg.de/sixcms_ ist inzwischen im Gesetz über den Vorrang upload/media/526/energiebericht2001.pdf erneuerbarer Energien (EEG) von 2000 http://www.naturenergie.de/pages/inhalt/ geregelt. Es schreibt Mindest-Einspeisever- unsere_quellen/quellen_silber.htm gütungen für Wasserkraftanlagen bis 5 MW vor. So beträgt die Vergütung bei Anlagen „Nutzung der Wasserkraft in Baden- bis 500 kW zum Beispiel 7,67 Ct/kWh. Durch Württemberg“ von Franz Burger, erschienen die Anreize des EEG rechnet das Umwelt- in „Baden-Württemberg in Wort und Zahl“ bundesamt in den nächsten Jahren mit dem 3/2000, Statistisches Landesamt Bau von rund 1.000 neuen Anlagen mit einer 76 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 77

Aufwind für Windkraft ?

Autorin: Hannelore Pfaff-Horn

Im Landkreis Emmendingen waren zum Jah- resanfang 2003 insgesamt neun Windkraftan- lagen in Betrieb. Derzeit sorgt die Diskussion um Windkraft für viel Wirbel. Befürworter loben die erneuerbare und sichere Energieform. Gegner sprechen von Verschandelung der Landschaft und befürchten Einbußen für den Schwarzwald-Tourismus. Ungeachtet der Ar- gumente gehört Windkraft - ebenso wie Was- Abb.81, Windkraftanlage in Freiamt serkraft, Solarenergie und Biogas - zu den erneuerbaren Energien. Deren Nutzung soll Windkraftanlagen sind an Standorten im auf nationaler und europäischer Ebene ver- Außenbereich, nach § 35 Baugesetzbuch, stärkt werden. Windkraft soll dazu beitragen, nun ebenso privilegiert wie beispielsweise die im Kyoto-Protokoll der Vereinten Nationen öffentliche Versorgungsleitungen für Elek- beschriebenen Klimaveränderungen aufzuhal- trizität, Gas, Wärme oder Wasser. Ihrer ten und den Ausstoß schädlicher Emissionen Errichtung dürfen jedoch öffentliche Belange zu vermindern. nicht entgegen stehen. Gleichzeitig hat der Bundesgesetzgeber den Gemeinden die Im Jahr 2010 sollen 12,5% des gesamten Möglichkeit eingeräumt, frühzeitig auf den zu Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energie- erwartenden „Windkraft-Boom“ zu reagieren. quellen stammen. Dazu verpflichtet die Richtli- Gemeinden weisen mit dem Flächennut- nie 2001/77/EG des Europäischen Parlaments zungsplan mögliche Standorte für Wind- vom September 2001 die Mitgliedstaaten. In kraftanlagen aus. Damit wird die Errichtung Deutschland lag der Anteil 1997 bei 4,5%. Mit von solchen Anlagen räumlich gesteuert und diesem Wert liegt Deutschland im internatio- gleichzeitig die Streuung von Einzelanlagen nalen Vergleich an der Spitze und ist „Wind- verhindert. kraft-Weltmeister“. Ein Kabinettsbeschluss aus dem Jahr 1999 sieht für Baden-Württemberg Ein Solar- und Windatlas der Landesanstalt vor, den Anteil der erneuerbaren Energien bis für Umweltschutz (LfU) gab bereits 1994 zum Jahr 2010 zu verdoppeln. Auskunft über Windverhältnisse und Wind- kraftnutzung in Baden-Württemberg. Die Das Stromeinspeisungsgesetz aus dem Jahr Daten wurden inzwischen aktualisiert. Den- 1990 bzw. das Gesetz über erneuerbare En- noch kann der Atlas nur grobe Anhaltspunkte ergien aus dem Jahre 2000 garantiert Betrei- geben. Für das tatsächliche Windpotenzial bern von privaten Windkraftanlagen eine feste an möglichen Standorten liefert er lediglich Vergütung. Außerdem müssen die Stromver- Orientierungswerte. sorgungsnetze den Windstrom abnehmen. Nicht zuletzt durch diese Regelungen erhöh- Im Jahr 2000 erstellte das baden-württem- ten sich Produktion und Errichtung von Wind- bergische Wirtschaftsministerium eine Wind- kraftanlagen. Darüber hinaus wurde 1997 das fibel. Sie enthält eine allgemeine Darstellung Baugesetzbuch überarbeitet. über den Stand und die Perspektiven der Windkraftnutzung. Daneben liefert die Wind- Windenergie-Erzeugung in Baden- fibel sachliche Kriterien um zu entscheiden, Württemberg in Gigawattstunden pro Jahr: ob sich der Bau einer Windkraftanlage mit der landschaftlichen Umgebung verträgt. Jahr Jährliche Gigawattstd. 1999 58 Die Gemeinden zögerten zunächst bei der 2000 85 Ausweisung von Standorten. Dies hatte zur 2002 170 Folge, dass die Zahl der Anträge und Ge- nehmigungen für privilegierte Einzelanlagen 2005 342 stieg. Parallel dazu wurden die einzelnen 2010 920 Anlagen größer und leistungstärker. 76 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 77

Für die Zulassung einer Einzelanlage wurde Weil eine Fülle von Kriterien beachtet wer- ein umfangreiches Prüfprogramm entwickelt. den muss, sind bei Genehmigungsverfahren Die wesentlichen Punkte dieses Prüfpro- für Einzelanlagen viele Stellen beteiligt. Eine gramms: Fotomontage kann die Auswirkungen einer Anlage an dem geplanten Standort zeigen. • Landschaftspflege, Erholungsvorsorge Als Bestandteil der Antragsunterlagen haben und die naturschutzrechtliche Eignung sich diese Bilder bewährt. der Standorte für Naturschutzgebiete, flächenhafte Naturdenkmale, beson- Bei manchen Genehmigungsverfahren für ders geschützte Biotope, Landschafts- Einzelanlagen mussten Gerichte entschei- schutzgebiete, Naturparks, europäisches den. Dabei wurden die oben genannten Schutzgebietsnetz „Natura 2000“, Vogel- Voraussetzungen geprüft und abgewogen. schutzgebiete und Flora-Fauna-Habitate Dennoch machte der Begriff der drohenden • Verträglichkeitsprüfung „Verspargelung“ der Landschaft die Runde. • Luftverkehrsrecht • Wasserrecht Insbesondere in den Hochlagen des • Waldrecht, forstliche Belange Schwarzwaldes beeinträchtigen und zer- • technische Umwelteffekte wie Lärm, stören Windkraftanlagen das Landschafts- Schattenwurf und Lichtreflexe, Eiswurf, bild, meinen die Gegner und befürchten Störung von Richtfunkstrecken; ausrei- eine abschreckende Wirkung auf den chende Abstände zu anderen baulichen Schwarzwald-Tourismus. Dies setzte eine Nutzungen Diskussion in Gang, ob die Steuerung der • Auswirkungen auf das Landschaftsbild Windkraftnutzung ausschließlich vom Land und die Qualität des Landschaftsbildes Baden-Württemberg geregelt werden soll. • Auswirkungen auf den Erholungswert Raumordnung und Regionalplanung würden einer Landschaft und damit auch auf den dann nach besonders geeigneten Flächen Tourismus für Windenergieanlagen suchen. Die Errich- • keine unwirtschaftlichen Aufwendungen tung von Anlagen soll an den so gefundenen für Erschließungsmaßnahmen Standorten als „Vorrangflächen“ konzentriert werden. Eine Entscheidung über die rechtli- che Umsetzung ist bisher noch nicht gefallen.

Windkraftanlagen im Landkreis Emmendingen

Verwaltungs- Gemeinde Standort Höhe Naben- Status raum über NN höhe über Grund in Meter Zahl der Anlagen der Zahl Nennleis- kW in tung über Gesamthöhe Meter in Grund Inbetrieb-nahme Kenzingen Herbolzheim Rasthof an der 170 m 1 600 77,9 99,9 1999 in Betrieb Herbolzheim Autobahn Emmendingen Freiamt Schillingerberg 717 m 1 1.800 85,0 120,0 2001 in Betrieb

Scheerberg 710 m 1 1.800 Emmendingen Freiamt Hohe Eck 594 m 1 1.800 85,0 120,0 2002 in Betrieb je Waldkirch Simonswald Plattenhöfe 1.000 m 3 1.050 70,0 98,5 2000 in Betrieb Elzach Elzach-Yach Rohrhardsberg 1.111 m 1 1.500 67,0 100,0 Bauantrag genehmigt Waldkirch Gutach- Schwarzenberg 633 m 1 850 86,0 112,0 Bauantrag Siegelau genehmigt 78 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 79

Auf Grund der bisherigen Erfahrungen bei Windenergie für Freiamt der Genehmigung von Einzelanlagen im Kreisgebiet wird eine Konzentration der An- Auf Freiämter Gemarkung erzeugen drei lagen auf wenige Bereiche angestrebt, die Windkraftanlagen Energie. Für die bei- sich für eine effektive Windenergienutzung den Windräder auf dem Schillingerberg eignen. Die Errichtung von Anlagen auf und dem Scheerberg wurde die prog- weiträumig sichtbaren und gebietsprägen- nostizierte Leistung von 5,7 Mio KWh/a den Landmarken wird unter dem Gesichts- erreicht. Die Anlage Hohe Eck hat seit punkt des Landschaftsschutzes abgelehnt. ihrer Inbetriebnahme im April 2002 bis- Deshalb soll zum Beispiel der markante her 1,2 Mio KWh produziert. Gipfel des Kandel frei von Windrädern blei- Die Leistung aller drei Anlagen zusam- ben. Die Flächennutzungsplanung zur Aus- men würde ausreichen, um den Strom- weisung von Konzentrationsflächen setzt bedarf von 80 Prozent der Freiämter eine aufwändige, sorgfältige Standortsuche Haushalte decken zu können. und Abwägung voraus.

Die Kreisverwaltung unterstützt die Pla- Für die vereinbarte Verwaltungsgemein- nungen der Gemeinden und Gemeinde- schaft Waldkirch (Gutach, Simonswald und verwaltungsverbände und regt gleichzeitig Waldkirch) besteht ein rechtswirksamer die Zusammenarbeit benachbarter Räume Flächennutzungsplan mit Windenergie- an. Dadurch entstehen Planungsbündnis- anlagen-Standorten. Für die vereinbar- se, welche die Effektivität des Prozesses te Verwaltungsgemeinschaft der Stadt erhöhen. Über die Grenzen der Landkreise Emmendingen (Emmendingen, Freiamt, hinaus schlossen sich der Verwaltungs- Malterdingen, Sexau, Teningen) und den verband Nördlicher Kaiserstuhl mit den Gemeindverwaltungsverband Kenzingen- Räumen Vogtsburg/Kaiserstuhl-Tuniberg/ Herbolzheim (Kenzingen, Herbolzheim, Breisach/March-Umkirch zusammen. Die Rheinhausen, Weisweil) sind die Flächen- Ergebnisse dieses Suchlaufes, der im Jahr nutzungspläne mit Standorten für Winde- 1998 begonnen wurde, müssen noch umge- nergieanlagen im Verfahren, jedoch noch setzt werden. nicht abgeschlossen.

Weitere Informationen:

www.freiamt-windmuehlen.de www.windenergie.de

Abb. 82, Windkraftanlage beim Rasthof Herbolzheim 78 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 79

Geothermie - Erdwärme für Erdwärme ist die in Form von Wärme Heizzwecke gespeicherte Energie unterhalb der festen Erdoberfläche. Die jahreszeitlichen Tem- Autorin: Antje Spöri peraturschwankungen an der Oberfläche klingen mit zunehmender Tiefe ab und lie- In der Erdkruste entsteht Wärme durch den gen in 15 Metern Tiefe konstant bei 10°C. Zerfall natürlicher radioaktiver Isotope. Die Je 30 Meter Tiefe nimmt die Temperatur Temperatur im Inneren der Erde liegt nach um etwa 1 °C zu. Durch Erdwärmesonden heutigen Schätzungen zwischen 3.000°C und Grundwasser-Wärmepumpen wird und 10.000°C. Damit ergibt sich ein Wärme- die Erdwärme als regenerative Energie- strom zur kühleren Erdoberfläche hin. quelle erschlossen. Die Nutzung der Erd- wärme erfolgt über eine Wärmepumpe.

Wärmepumpen funktionieren im Prinzip wie Kühlschränke. Die Wärme des Innenraumes wird nach außen transportiert, die Tempera- tur im Innenraum sinkt. Bei der Wärmepum- pe wird einem Medium Wärme entzogen und an das Heizungswasser weitergegeben, wodurch sich dessen Temperatur erhöht. So wird Heizwärme zur Verfügung gestellt, indem Wärme von einem niedrigen Tempera- Abb. 83, Erdwärmeheizung 1904 von Larderell turniveau auf ein höheres, nutzbares Niveau gefördert wird. Beispielsweise von 10°C Erdwärme oder geothermische Energie als Erdwärme auf 50°C nutzbare Wärme. Die natürliche Energiequelle gewinnt im Land Pumpe arbeitet bei Richtiger Konzeption und Baden-Württemberg zunehmend an Bedeu- Auslegung praktisch Wartungsfrei. Moderne tung. Im Landkreis Emmendingen wurden in Wärmepumpen wandeln durch die Nutzung den vergangenen Jahren zahlreiche Anlagen von Umweltenergien in Form von Erdwärme in privaten Haushalten und gewerblichen Be- und Grundwasser 1 kWh Strom in bis zu 4 trieben installiert. Nördlich des Kaiserstuhls und mehr kWh Heizenergie um. Man kauft werden Grundwasser-Wärmepumpenanla- also effektiv nur 20-30 % Energie ein. Die gen bevorzugt, da das Grundwasservorkom- Umwelt wird entsprechend geringer belastet. men und die natürlichen Bedingungen hier günstig sind.

Bei dieser Art der Energiegewinnung wird Primärenergie aus Erdwärme als praktisch unerschöpfliche und damit regenerative Energiequelle gewonnen. Fossile Ener- giequellen werden dadurch geschont und der Kohlendioxid-Ausstoß vermindert. Die Erdwärme-Nutzung ist deshalb gesamtökolo- gisch wünschenswert.

Erdwärme ist auch in unseren Breitengraden vorhanden und nutzbar. Ab einer Tiefe von etwa 10 bis 20 Metern ist eine Zunahme der Erdtemperatur messbar. Diese Wärme lässt sich mit einer Wärmepumpe zur Heiz- und Brauchwasserbereitung wirtschaftlich nutzen. Abb. 84

80 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 81

Erdwärme-Sonden Grundwasser-Wärmepumpen

Erdwärme-Sonden sind vertikale oder schrä- Bei ausreichendem Wasservorkommen in ge Bohrungen, in die U-Rohre aus Kunststoff geringer Tiefe werden die Bohrungen zu mit einer Wärmeträgerflüssigkeit eingebracht Brunnen ausgebaut. Dem über einen För- werden. Anschließend wird die Bohrung derbrunnen entnommenen Wasser wird über abgedichtet. Erst dadurch ist die Funktion Wärmetauscher die Wärme entzogen. Das einer Erdwärmesonden-Anlage gewährleistet kalte Wasser wird anschließend über den so und ein guter Wärmeübergang gesichert. genannten Schluckbrunnen wieder eingeleitet. Wie dieser Wärmeübergang mit den U-Roh- ren funktioniert sehen Sie auf der Abbildung Grundwasser-Wärmepumpen können hohe “Erdwärmesonde“. Die Rohre funktionieren Wärmequellen-Temperaturen nutzen. Es gibt als Wärmetauscher, über die die Erdwärme keine Wärmetauschverluste im Untergrund. aus dem Untergrund aufgenommen wird. Bei größeren Anlagen sind diese Systeme Erdwärmesonden werden in Anlagen un- Erdwärmesonden wirtschaftlich überlegen. terschiedlichster Größe eingesetzt, von ein Allerdings ist ihr Betrieb im Grundwasserbe- oder zwei Sonden zur Beheizung von Einfa- reich nicht immer unproblematisch. Es muss milienhäusern bis hin zu Multibohrlochsyste- eine konstante Wasserführung sowie eine men zur Versorgung von Büro- und Gewer- entsprechende Wasserqualität am Standort bebauten oder ganzer Wohnsiedlungen. vorhanden sein. In den als günstig bezeich- neten Gebieten sind nach allen bisherigen Erfahrungen keine schädliche Veränderung des Grundwassers zu erwarten.

Abb 85, Erdwärmesonde Abb 86, Grundwasserwärmepumpe 80 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 81

Energie aus Abfallholz – Durchforstung im Emmendinger Stadtwald das Holz-Heizwerk anfällt. Dieses Schwachholz lässt sich nicht vermarkten. Ausserdem ist die CO 2-Bilanz Autor: Karl-Heinrich Jung bei der Verrottung ebenso hoch wie bei der Verbrennung. Holz als nachwachsender Rohstoff gewinnt auch in kommunalen Einrichtungen eine im- mer größere Bedeutung für die umweltfreund- liche Energieerzeugung. So versorgt die mit einer Holz-Hackschnitzelanlage modernisier- te Heizzentrale der Fritz-Boehle-Schule in Emmendingen heute nicht nur die Schulen und die Halle sondern über eine Fernwär- meleitung auch das gesamte Neubaugebiet „Schwarzloch“, die städtischen Wohnanlagen in der Milchhofstraße sowie im Asternweg und die Seniorenwohnanlage Bürkle-Bleiche. Die durchschnittlich erzeugte Nutzwärmemenge liegt bei 5.000 MWh im Jahr.

Abb. 88, Mobilhacker beim Einzug der Stämme

Für die Finanzierung des Umbaus beantrag- te die Stadtverwaltung Emmendingen beim Land Baden-Württemberg einen Zuschuss in Höhe von 10 % der Investitionskosten. Das Hackschnitzelsilo wurde unterirdisch neben der Fritz-Boehle-Halle direkt an die Heizzentrale angebaut. Die Holz-Hackschnit- zel werden in 35 m3-Containern mit LKWs angeliefert.

Abb. 87, Mobilhacker im Stadtwald Emmendingen

Die Stadtwerke Emmendingen haben 1994 die Heizzentrale mit den beiden Gasheizkes- seln von 1965 übernommen. Der Emmen- dinger Gemeinderat beauftragte im Mai 2000 die Stadtwerke mit einer Wirtschaftlichkeits- studie und der Erstellung einer Umweltbilanz für die dringend notwendige Modernisierung. In dem Gutachten wurden die beiden Vari- anten „nur Gaskessel“ oder „Holzkessel in Kombination mit Gaskessel“ verglichen.

Die Untersuchung ergab, dass die Nutzung Abb. 89, Befüllen des Silos mit Holz-Hackschnitzeln von Energieholz in der Heizzentrale trotz der hohen Investitionskosten und des grö- Das Silo hat ein Nutzvolumen von etwa 165 ßeren Personalaufwandes wirtschaftlich Sm3 (Schüttkubikmeter) Holz-Hackschnit- ist. Beim ökologischen Vergleich schneidet zeln. Das entspricht 70 Festmetern Holz eine Holzfeuerung in Verbindung mit Gas- (ein Festmeter = ein Kubikmeter Holz ohne kesseln generell besser ab als eine reine Luftzwischenräume). Daraus lassen sich Gasfeuerung. Ein weiterer wesentlicher rund 130.000 kWh Energie gewinnen. Bei Vorteil der Holzfeuerung liegt in der nach- Volllastbetrieb des Holzkessels reicht eine haltigen Nutzung des Holzes, das bei der Silo-Füllung für etwa acht Tage. 82 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 83

Je nach benötigter Wärmeleistung regelt Biogas – eine natürliche sich der Holzfeuerkessel computergesteuert Energiequelle stufenlos von 200 kW bis 600 kW. Da die erzeugte Fernwärme außer für die Autor: Landratsamt Emmendingen Heizung auch für das Brauchwasser vieler Wohnungen und die Seniorenwohnanlage Biogas zählt zu den zukunftsträchtigsten Bürkle-Bleiche genutzt wird, ist die Heizzen- Quellen erneuerbarer Energien. In landwirt- trale ganzjährig in Betrieb. schaftlichen Biogasanlagen erzeugen Land- wirte heute mit modernster Technik umwelt- Mit bis zu 5.000 Vollbenutzerstunden im Jahr freundliche Energie aus Gülle, Biomasse - Stunden, in denen die Anlage mit der vollen und organischen Abfällen. Leistung betrieben wird - können mindes- tens 55% des gesamten Nutzwärmebedarfs Der wichtigste Effekt ist neben der Energie- durch Energieerzeugung aus Holz-Hack- erzeugung, die Entlastung der Umwelt durch schnitzeln gedeckt werden. Das entspricht die Schonung fossiler Energieträger. Die Er-

dem jährlichen Energieverbrauch von 140 zeugung von Strom aus Biogas ist CO2-neu- Einfamilienhäusern. Die restliche Wärmeen- tral. Das bei der Verbrennung frei werdende ergie wird durch Gaskessel erzeugt. Kohlendioxid wurde zuvor beim Aufbau der Biomasse der Atmosphäre entzogen. Bei einem Nutzungsgrad von 88 % werden für die Hackschnitzelheizung 4.300 Sm3 bzw. 1.800 Festmeter Holz im Jahr benötigt. Die Nach Einschätzung des Bundesminis- Hälfte des Holzes stammt aus dem Emmen- teriums für Ernährung, Landwirtschaft dinger Stadtwald. Die Hackschnitzel werden und Forsten hätte die Verwertung der aus so genanntem Schwachholz gewonnen, in Deutschland anfallenden Mengen an das bei der Durchforstung anfällt. Die andere Gülle, Mist und organischen Abfällen in Hälfte liefern Sägewerke oder andere Holz- Biogasanlagen erhebliche Vorteile: verarbeitungsbetriebe. Auch Schnittgut aus

der Landschaftspflege wird verarbeitet. • Minderung der CO2-Emissionen von über 10 Mio. t jährlich Die Energie aus Holz-Hackschnitzel kostet • Die daraus erzeugte Strommenge im Vergleich zur Energie aus Erdgas nur entspräche dem 3,5-fachen Stromver- etwa die Hälfte. Das Holz-Heizkraftwerk hat brauch der deutschen Landwirtschaft neben dem positiven finanziellen Aspekt oder einer Kraftwerksleistung von auch einen großen ökologischen Vorteil. Bei 2.000 MW. Das entspricht der Leis- der Erzeugung von 2.800 MWh Nutzenergie tung von zwei Kernkraftwerken. aus Holz reduziert sich die CO2-Emission • Die produzierte Gasmenge entsprä- gegenüber Erdgas um jährlich 600 Tonnen. che ca. 5,5 % des deutschen Erdgas- verbrauchs. Damit könnten 1,7 Mio. Haushalte heizen oder 4,4 Mio. Haus- halte ihren Strombedarf decken.

Wie entsteht Biogas?

Für die Biogasgewinnung lassen sich alle leicht abbaubaren organischen Substra- te verwenden. Als Grundsubstrat dient Flüssigmist bzw. Gülle von Rindern oder Schweinen. Auch andere organische Abfälle aus der landwirtschaftlichen Produktion wie Grünschnitt, Rübenblätter und Kartoffelkraut können vergoren werden. Auf Stilllegungs- flächen angebauter Weizen, Raps oder Gras kann ebenfalls der Gasgewinnung dienen. Selbst Gemüseabfälle von Großmärkten 82 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 83

oder Verarbeitungsrückstände aus der Lebensmittelindustrie, die zuvor 30 Minuten lang bei 70°C pasteurisiert wurden, lassen sich verwerten. Mit der Pasteurisierung wird die Gefahr einer Übertragung von Krankhei- ten wie z.B. Maul- und Klauenseuche oder BSE reduziert.

Die Einsatzstoffe werden von so genannten fermentativen Bakterien in Zucker, orga- nische Säuren und Alkohole abgebaut. Bakterien produzieren Essigsäure und Wasserstoff. Schließlich entsteht durch methanbildende Bakterien Biogas, das vor allem aus dem energiereichen Methan und Abb. 90 aus Kohlendioxid sowie geringen Anteilen Schwefelwasserstoff und Spurengasen besteht.

Biogasanlage mit Kofermentation (z.B. organische Abfälle)

Abb. 91 84 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 85

Erneuerbare Energien aus Klärgas Abfallwirtschaft

Autor: Landratsamt Emmendingen Abfall – ein Fall für alle! Anfang der 1960er Jahre waren die Klär- anlagen in weiten Teilen der Region häufig Autor: Michael Käding überlastet. Die Gewässer waren durch die Einleitung von nicht oder unzureichend Jeder der 153.000 Kreiseinwohner produ- gereinigten Abwässern in Besorgnis erre- ziert Müll. Der Landkreis Emmendingen gendem Zustand. Deshalb haben sich 29 ist für die Entsorgung der Abfälle und die Gemeinden von Oberried bis Forchheim Verwertung der gesammelten Wertstoffe aus und von Gottenheim bis Gutach im Abwas- allen rund 70.000 Haushalten zuständig. Die serzweckverband Breisgauer Bucht zu- Weichen für die heute praktizierte, umfang- sammengeschlossen, um das Problem der reiche Abfallwirtschaft wurden 1986 vom Abwasserreinigung gemeinsam zu meistern. Kreistag in Emmendingen mit dem ersten Abfallwirtschafts-Konzept gestellt. Das Kon- Bei der Abwasserreinigung fallen große Men- zept wurde 1990 und 2000 weiter entwickelt. gen Klärschlamm an. Bei dessen Zersetzung Während der Landkreis Anfang der 1990er entsteht ein energetisch hochwertiges Ge- Jahre überwiegend für die Abfallberatung zu- misch aus Methan, Stickstoff und Kohlendio- ständig war, hat er inzwischen die komplette xid. Dieses Faulgasgemisch kann aufgrund Aufgabenpalette der Abfallentsorgung und des hohen Methangehalts zur Energieerzeu- -verwertung übernommen. gung genutzt werden. In der Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Breisgauer Bucht in Forchheim stieg die Faulgasproduktion im Hauptaufgaben der Abfallwirtschaft Zeitraum 2000 bis 2001 deutlich um 269.200 m3 auf insgesamt 4.239.716 m3 jährlich an. • Organisation der Müllabfuhr für die Das entspricht einer täglichen Produktion grauen Restmülltonnen zwischen 10.300 und 12.800 m3. • Sammlung und Verwertung von Sperr- müll, Schrott und Kühlgeräten Für die Klärschlammtrocknung und den • Straßensammlungen von Strauchgut Betrieb eines bestehenden Block-Heiz- • Grünschnittplätze Kraft-Werkes (BHKW) wurden im Jahr 2001 • Problemstoffsammlungen lediglich 3.958.266 m3 Faulgas verbraucht. • Betrieb von Erdaushubdeponien Daher mussten rund 281.500 m3 energie- • Betrieb von Recyclinghöfen reiches Faulgas abgefackelt werden, da es • Öffentlichkeitsarbeit anderweitig nicht sinnvoll verwertet werden • Abfallberatung konnte. Im Jahr 2002 wurde folglich ein leis- tungsstärkeres BHKW-Aggregat in Betrieb genommen. Die Müllgebühren schließen heutzutage eine breite Palette an Leistungen ein und betref- Die technischen Daten: fen nicht mehr nur die Leerung der Restmüll- Feuerungswärmeleistung 1.711 KW tonnen. Zahlreiche Städte und Landkreise elektrische Leistung 626 KW geraten wegen jährlich steigender Müllge- thermische Leistung 863 KW bühren immer wieder in die Schlagzeilen. Im Landkreis Emmendingen blieben die Gebüh- Durch den Betrieb des BHKW mit Klärgas ren dagegen stabil. Sie wurden seit zwölf werden Wärme und Strom erzeugt, die Jahren (!) nicht mehr erhöht. Die erfassten einerseits in das vorhandene Heizsystem Abfallmengen haben insgesamt nicht ab- eingebracht und andererseits zur Klär- genommen. Allerdings hat sich der Anteil schlammtrocknung verwendet werden. Der der Wertstoffe gegenüber den deponierten überschüssige Strom wird in das öffentliche Abfällen deutlich erhöht. Stromnetz eingespeist. Durch die Faul- gasverbrennung im BHKW werden jährlich

in Forchheim 2.900 t CO2-Ausstoß in die Atmosphäre vermieden. 84 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 85

Müllmengen auf der Deponie Kahlenberg nach Abfallart, in Tonnen

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002

Baustellenabfälle 7.237 1.290 679 97 106 185 342 446 652 810 426

Bauschutt 4.267 3.575 1.030 1.690 1.679 1.080 1.193 1.695 1.529 1.058 1.137

Sperrmüll 2.042 2.283 2.765 3.021 3.249 2.634 3.005 3.769 3.099 3.474 3.813

Schlamm 17.075 18.387 13.308 2.375 2.017 7.871 4.054 4.473 4.619 5.620 4.731

Sonst. Anlieferungen 16.836 17.455 16.898 11.225 10.947 10.788 11.073 8.210 12.202 9.549 7.716

Hausmüll 24.698 24.243 22.597 23.123 23.743 24.211 24.122 25.346 24.414 24.760 24.891

Summe 72.155 67.233 57.277 41.531 41.741 46.769 43.789 43.939 46.515 45.271 42.714

to

30.000

25.000

20.000 Baustellenabfälle Bauschutt Sperrmüll 15.000 Schlamm Sonst. Anlieferungen Hausmüll

10.000

5.000

0 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002

Abb. 92, Angelieferte Müllmengen, Deponie Kahlenberg

Recyclinghöfe im Landkreis Emmendin- gen - eine Erfolgsgeschichte

Einen wesentlichen Anteil an der positiven Die Recyclinghöfe wurden konzipiert als Entwicklung bei der Wertstoff-Sammlung Ergänzung zu den bereits bestehenden hatte die Einrichtung von Recyclinghöfen. Erfassungssystemen Papiertonne und Als Landrat Dr. Volker Watzka im Oktober Altglascontainer. Sie sind Einrichtungen des 1991 in Herbolzheim den ersten Recyc- Landkreises. Die Wertstoffe können kosten- linghof eröffnete, war nicht absehbar, dass los dort abgegeben werden, da die Kosten diese Sammelplätze ein „Volltreffer“ werden für den Betrieb und die Vermarktung der sollten. Inzwischen sind elf Sammelplätze in Wertstoffe über die Müllgebühren finanziert Betrieb und die gesammelten Wertstoffmen- werden. Der Anteil an der Müllgebühr liegt gen steigen jährlich an. bei rund 5%. 86 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 87

Recyclinghöfe im Landkreis

• Bahlingen • Kenzingen • Denzlingen • Riegel • Elzach • Sasbach • Emmendingen • Teningen • Endingen • Waldkirch • Herbolzheim

Folgende Wertstoffe werden angenommen:

• Gläser und Flaschen Abb. 93, Recyclinghof • Kartonagen und Altpapier • Zeitungen und Zeitschriften • Metallteile und Schrott Daten und Fakten • Aluminium • Korken und Korkplatten • durchschnittliche Größe der Recycling- • Elektro- und Elektronikschrott höfe: 800 -1.000 m2 • Batterien • 11 Firmen transportieren und vermark- • Teppiche ten die Wertstoffe • Altkleider und Schuhe • durchschnittliche Wertstoffmenge pro • Folien Einwohner: 32 kg (2002) • Große Kunststoffteile • Größte Wertstoffmengen: Schrott 2.400 t/Jahr, Altpapier 1.350 t/Jahr Neben Privathaushalten bieten die Recyc- • 7.700 Fernseher und PC-Monitore linghöfe auch kleineren und mittleren Gewer- werden jährlich gesammelt bebetrieben eine kostengünstige und un- • 1.500 gebrauchte Fahrräder werden komplizierte Möglichkeit, Wertstoffe ortsnah im Jahr abgegeben; ein Teil davon zu entsorgen. Damit die Wertstoffe möglichst kann repariert und weiterverkauft sortenrein gesammelt werden, stehen in der werden. Regel pro Sammelplatz zwei Betreuer den • Jährlich werden rund 5.000 Wasch- Anlieferern mit Rat und Tat zur Seite. maschinen, Herde, Spülmaschinen und Trockner angeliefert und zum Teil nach Reparatur wieder verkauft.

������������������ Wertstoffanteile auf den Recyclinghöfen�������������������� im Jahr 2002

������� �������� �������� ��� �� �� ���������� �� ��������� ��

��������� ���

Abb. 94 86 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 87

Recycling am Beispiel von Teppichen Die Zukunft der Abfallentsorgung

Auf vier Recyclinghöfen wurden im Jahr Autoren: Bettina Kissinger/Rolf Breisacher 2000 probeweise Container zur Annahme alter Teppiche und Teppichböden aufgestellt. Der gesamte Restmüll aus dem Landkreis Diese zusätzliche Abgabemöglichkeit neben Emmendingen wird seit 1973 auf der Depo- der Sperrmüllsammlung wurde sehr gut an- nie „Kahlenberg“ bei Ringsheim abgelagert. genommen. Rund 90 t Teppiche und Tep- Die Deponie wird vom Zweckverband Ab- pichböden wurden in einem Jahr gesammelt. fallbehandlung Kahlenberg (ZAK) betrieben, Nachdem Container auf allen elf Plätzen einer gemeinsamen Einrichtung des Orten- aufgestellt wurden, waren es 170 t im Jahr aukreises und des Landkreises Emmendin- 2001 und 200 t im Jahr 2002. gen. Der ZAK entsorgt die Abfälle von etwa 600.000 Menschen aus den beiden Land- Die gesammelten Teppichböden werden kreisen. nach Berlin transportiert und dort vollauto- matisch nach Materialien sortiert. Teppichbö- den aus Polyamid werden chemisch-stofflich verwertet. Aus Polyamid 6, besser bekannt als „Perlon“ wird wieder die Grundsubstanz zur Herstellung von neuen Teppichböden ge- wonnen. Das recycelte Produkt entspricht in seinen Eigenschaften einem Neu-Polyamid. Es erfolgt somit eine rohstoffliche Verwer- tung.

Abb. 96, Deponie Kahlenberg bei Ringsheim

Ab dem Jahr 2005 ist die herkömmliche Ab- lagerung auf Grund geänderter gesetzlicher Bestimmungen nicht mehr möglich. Verwert- bare Reste müssen in Zukunft vor einer End- lagerung so behandelt werden, dass bei der Lagerung auf der Deponie keine schädlichen Stoffe in Luft und Wasser gelangen können. Der ZAK hat deshalb zur Verwertung des an organischen Stoffen reichen Hausmülls ein biologisch-mechanisches Verfahren entwi- Abb. 95, Manuelles Ausortieren der Teppiche ckelt. Auf dieses so genannte ZAK-Verfahren wurde ein Patent angemeldet. Teppichböden aus Nylon (Polyamid 6.6) können keinen neuen Rohstoff liefern. Unter Zugabe bestimmter Zusatzstoffe können sie aber als Kunststoff in der Industrie werkstoff- lich verwendet werden.

Zur Gewichtserhöhung und zur Verbes- serung der mechanischen Eigenschaften enthalten die Teppichrücken neben anderen Stoffen in der Regel 30 - 40% Kreide. Im Recyclingprozess wird die Kreide zurückge- wonnen und zur stofflichen Verwertung an die Kreide- und Bauindustrie abgegeben. Sortierreste oder Teppichböden, bei denen sich eine chemisch-stoffliche Verwertung wirtschaftlich nicht lohnt, werden zwecks Energiegewinnung verbrannt. Abb. 97, 35 + 50-Liter-Mülltonnen 88 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 89

Das ZAK-Verfahren

Das ZAK-Verfahren besteht aus vier Stufen zur mechanisch-biologischen Behandlung von Restmüll: Siebung, Vergärung, Trocknung und Stofftrennung:

Abb. 98, Das ZAK-Verfahren

Mechanische Aufbereitung (Siebung) rieselt. Dadurch werden aus dem Gemisch mineralische und organische Substanzen In der ersten Verfahrensstufe werden aus ausgewaschen. Aus diesem „Waschwasser“ dem Hausmüll noch verwertbare Stoffe wie werden feste Bestandteile wie Sand ausge- zum Beispiel Metalle, Kunststoffteile und siebt. Danach wird es wiederum zur Berie- organische Abfälle aussortiert. Dies gilt auch selung des Abfalls genutzt. Das restliche für alle Stoffe, die Maschinenschäden ver- Gemisch wird in einem Biogas-Fermenter ursachen könnten. Die Sortierung erfolgt vier Tage lang vergoren. Das dabei entste- durch Absieben, Ausscheiden von Metall per hende Biogas dient der Energiegewinnung. Magnet oder Entfernen von Hand. 90% der Danach wird der Abfall gepresst, so dass ursprünglichen Abfallmenge sind organischer er nur noch rund 40% der ursprünglichen Natur und können in der nächsten Verfah- Feuchte enthält. rensstufe vergärt werden. Die restlichen zehn Prozent werden recycelt oder auf der Deponie abgelagert. Biologische Trocknung

Um das Gemisch endgültig auftrennen zu Biologische Umsetzung (Vergärung) können, muss es möglichst trocken sein. Dazu wird es innerhalb von maximal zehn Die Vergärung erfolgt in einem biologischen Tagen von seinem Ausgangswassergehalt Prozess mit dem so genannten BIOPERCO- von ca. 40% auf deutlich unter 20% ge- LAT®-Verfahren. Die durch Siebung vorbe- trocknet. Von der ursprünglichen Menge handelten Abfälle werden in einem geschlos- Hausmüll zu Beginn des Prozesses bleibt senen Behälter durch ein Rührwerk zwei bis nach der Trocknung nur noch rund ein Drittel drei Tage umgewälzt und mit Wasser be- übrig. 88 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft 89

Mechanische Stofftrennung TREA: Müllbehandlung ab 2005

Bei der weiteren Behandlung des getrockne- Die übrigbleibenden Reststoffe und alle an- ten Materials sollen Stoffe mit einem hohen deren Abfälle, die nicht für die Müllvergärung Heizwert von nicht brennbaren, als Baustoff geeignet sind wie zum Beispiel Sperrmüll, oder anderweitig verwertbaren Bestand- liefert die Deponie Kahlenberg ab 2005 an teilen abgetrennt werden. Dazu wird das die neue Müllverbrennungsanlage TREA trockene Material durch Sieben in Fraktionen Breisgau (Thermische Restabfallbehand- verschiedener Korngröße getrennt. Das hat lungs– und Energieverwertungs-Anlage im den Vorteil, dass man Brennstoffe mit ein- Gewerbepark Breisgau). grenzbarem Heizwert erhält. Diese Ersatz- Diese Anlage entsteht derzeit nach einer eu- brennstoffe tragen dazu bei, den Verbrauch ropaweiten Ausschreibung im Gewerbepark fossiler Energieträger wie Öl oder Erdgas zu Breisgau, dem ehemaligen Bundeswehr- verringern. standort Bremgarten zwischen Autobahn A5 und Bad Krozingen. In der TREA-Anlage Insgesamt lässt sich durch diese mechani- werden hauptsächlich die Restabfälle des sche Stofftrennung das biologisch behan- Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald delte und getrocknete Material in folgende und der Stadt Freiburg entsorgt. Außerdem Stoffgruppen zerlegen: werden der Ortenaukreis und der Landkreis Emmendingen ab 2005 jährlich zwischen • ein Drittel für Recycling nutzbare Stoffe, 20.000 und 40.000 t anliefern. zum Beispiel Steine, Glas, Eisen usw. • zwei Drittel als Brennmaterial verwertbare Die Anlage wurde im März 2002 vom Re- Stoffe, zum Beispiel Folienreste, Holzteil- gierungspräsidium in Freiburg immissions- chen, Textilreste oder Kunststoffteile schutzrechtlich genehmigt und soll ihren Betrieb im Jahr 2005 aufnehmen. Für den Beim ZAK-Verfahren verbleiben letztlich Landkreis Emmendingen wird voraussicht- weniger als 5% an nicht weiter nutzbaren lich die Verbrennung pro Tonne Abfall nicht Resten, die in die „klassische“ Müllverbren- mehr kosten als die Deponierung auf dem nung gelangen. Kahlenberg.

Produkte und Nebenprodukte der Behandlung von Restabfällen nach dem ZAK-Verfahren

Reststoffe <5%

gereinigtes Mineralische Abwasser Stoffe ca. 10% ca. 30%

Brennstoffe ca. 35%

Wasserverlust ca. 15% Biogas ca. 6%

Rotteverlust ca. 5% Fe-Metalle ca. 1%

Abb. 99 90 Immissionsschutz, Energie und Abfallwirtschaft

Abb. 74, TREA-Breisgau, Modellzeichnung

Die Belieferung der TREA Breisgau sollte daher keine höheren Abfallgebühren nach sich ziehen. Die TREA-Anlage wird durch die Müll- verbrennung auch zum Energieliefe- ranten. Durch die so genannte Kraft-/ Wärmekopplung sollen jährlich voraussicht- lich etwa 37.500 MWh Fernwärme in Form von 90°C heißem Wasser sowie 83.500 MWh Strom erzeugt werden. Dies reicht zur Beheizung von 1.500 oder zur Stromversor- gung von 21.000 Haushalten aus. Würde ausschließlich Strom erzeugt, könnten mit 95.000 MWh jährlich 25.000 Haushalte ver- sorgt werden. Die geplante Einspeisung des Stroms ins Netz ist technisch unproblematisch. Für die Lieferung der Fernwärme werden allerdings noch Abnehmer vor Ort im Gewerbepark Breisgau und in den umliegenden Gemein- den gesucht.

Weitere Informationen:

www.abfallwirtschaft-breisgau.de/gab Umwelt und Verkehr 91

Umwelt und Verkehr

Umweltgerechte Mobilität

Autor: Ratold Moriell

Mobilität - der Transport von Personen und Die langfristige Sicherung einer umweltge- Gütern - ist Voraussetzung einer funktio- rechten, wirtschaftsfreundlichen und sozial- nierenden Wirtschaft und unverzichtbarer verträglichen Mobilität ist ein wichtiges Ziel Bestandteil der freiheitlichen Gesellschaft der Verkehrspolitik des Landkreises Em- in Deutschland. Dabei nimmt der PKW- und mendingen. Dazu muss die Belastung der LKW-Verkehr die beherrschende Stellung Umwelt durch den Straßenverkehr auf ein ein. verträgliches Maß gesenkt werden.

Der Landkreis verfolgt im Rahmen seiner Zu- ständigkeiten und Gestaltungsmöglichkeiten folgende Ziele einer nachhaltigen Mobilitäts- und Verkehrspolitik:

• Verringerung des motorisierten Individual- verkehrs zu Gunsten des öffentlichen Per- sonennahverkehrs (ÖPNV) durch schritt- weisen Ausbau des ÖPNV mit hohem fi- nanziellen Engagement des Landkreises.

Abb. 101, B294 bei Denzlingen • Förderung von ergänzenden Maßnahmen wie Ausrichtung von Wohngebieten und Allerdings existiert kein anderes technisches Arbeitsstätten an die Bus- und Bahnlinien System, das in so vielen Bereichen Schä- oder Ausbau von Park+Ride-Anlagen den anrichtet wie der motorisierte Straßen- verkehr. Durch den Schadstoff-Ausstoß ist • Förderung der Mobilität zu Fuß und mit er der größte Luftverschmutzer. Die starke dem Fahrrad durch Verkehrsregelung, Zunahme des motorisierten Verkehrs hat zu Ausbau des Radwegenetzes, Radver- beträchtlichen Umweltproblemen für Mensch kehrswegweisung, Herausgabe von und Natur geführt. Radwanderkarten

Umweltprobleme durch den motorisierten • Beachtung von Umwelt- und Naturschutz Straßenverkehr: beim Straßenbau

• Verbrauch von nicht erneuerbaren • Umwelt- und sozialverträgliche Ordnung Ressourcen wie Treibstoff und Erdöl des Verkehrs durch Steuerung des • Ausstoß klima- und gesundheitsschäd- Verkehrsflusses, Reduzierung des Ver- licher Stickoxide, flüchtiger Kohlenwas- kehrslärms; Senkung der Zahl der Unfälle serstoffe und Rußpartikel sowie Frei- und Verkehrsopfer durch Verkehrslen-

setzung des Treibhausgases CO2 kung, Verkehrssicherung sowie Verkehrs- • Lärmbelastung erziehung zum Beispiel durch Aktionen • „Verbrauch“ der Landschaft durch Ver- der Straßenverkehrsbehörde des Land- siegelung und Zerschneidung ratsamtes in Zusammenarbeit mit der Polizei

Nach einer Umfrage aus dem Jahr 1998 • Umsetzung europäischer, nationaler und werden als Hauptprobleme der deutschen Landesnormen zur Minderung der Ver- Städte und Gemeinden an zweiter Stelle kehrsemissionen zum Beispiel durch ab- nach der Arbeitslosigkeit die Verkehrsproble- gasarme Motoren oder Ozon-Fahrverbot me genannt. 92 Umwelt und Verkehr Umwelt und Verkehr 93

Verkehrsstatistik Landkreis Emmendingen

Autor: Ratold Moriell

Verkehrsflächen, Straßen- und Schienennetz

Fast vier Prozent der Fläche des Landkrei- ses Emmendingen entfallen nach der Flä- chenerhebung 2001 auf Verkehrsflächen wie Abb. 102, Autos auf dem Kandel Straßen, Wege oder Bahnanlagen. Der Wert liegt mit 3,95 Prozent Anteil an der Gesamt- Kfz-Statistik für den Landkreis Emmendingen: fläche unter den Vergleichswerten für die Region Südlicher Oberrhein (4,32%) und Jahr Kfz ins- davon Kfz/ PKW/ Baden-Württemberg (5,3%). gesamt PKW 1000 1000 Einw. Einw. 1985 66.614 54.715 495 407 Verkehrsflächen des Landkreises (2001): 1995 95.301 76.450 655 525 2002 107.510 84.314 703 551 Straßen 1.179 ha 43,9 % Wege 1.334 ha 49,6 % Vergleichswerte 2002: Plätze 45 ha 1,7 % Region Südlicher Oberrhein 668 533 Bahngelände 129 ha 4,8 % Baden-Württemberg 685 564

Summe 2.688 ha 100,0 % In den beiden kleinsten Kreisgemeinden Forchheim und Biederbach ist die Kraftfahr- zeugdichte im Landkreis Emmendingen am Länge des Straßennetzes und der höchsten. In Waldkirch und Denzlingen sind, Schienenstrecken gewiss auch wegen der guten Anbindung an Busse und Bahnen, die wenigsten Fahrzeu- Bundesautobahn (A 5) 19,3 km ge je Einwohner gemeldet. Bundesstraßen (B 3, B 294) 60,4 km Höchste und niedrigste Fahrzeugdichte: Landesstraßen 182,8 km Kreisstraßen 160,6 km Kfz/1000 Einwohner PKW/1000 Einwohner Gemeindeverbindungsstraßen 264,2 km Maximum Maximum Bahnstrecken Forchheim 923 Forchheim 635 (Rheintal, Kaiserstuhl, Elztal) 74,0 km Biederbach 891 Rheinhausen 628 Freiamt 891 Freiamt 616 Minimum Minimum Kraftfahrzeuge Denzlingen 605 Gutach 506 Trotz verbesserter Angebote für die Benutzung Waldkirch 620 Denzlingen 518 von Bussen und Bahnen wie Regio-Karte, Gutach 628 Waldkirch 520 BahnCard oder anderer Spar-Tarife nimmt die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge im Die stetige Zunahme des Kraftfahrzeugbe- Landkreis Emmendingen ständig zu. Würde standes ist eine Folge des Bevölkerungszu- man alle PKWs, die im Jahr 2002 bei der Kfz- wachses, der Zunahme der Einwohner im Zulassungsstelle gemeldet waren, Stoßstange „fahrfähigen Alter“, des Wohlstandes, der an Stoßstange aneinanderreihen, wäre die zunehmenden Bedeutung der Mobilität für Auto-Schlange fast 350 km lang. Das entspricht die Arbeitswelt und Freizeitgestaltung. Die der Strecke von Basel bis Frankfurt am Main. Kraftfahrzeugdichte im Landkreis liegt über Es trifft wohl zu: „Das Auto ist des Deutschen den Vergleichswerten für die Region Südli- liebstes Kind“. Im Landkreis gibt es dreimal cher Oberrhein und für Baden-Württemberg. soviel Kraftfahrzeuge als Kinder bis 18 Jahre. 92 Umwelt und Verkehr Umwelt und Verkehr 93

Verkehrszunahme

Durchschnittliches tägliches Verkehrsaufkommen für beide Fahrtrichtungen (Kfz/24 Std.)

Zunahme in % Straße / Messstelle 1970 1985 2000 1970-1985 1985-2000 A5, südl. Anschluss bei Nimburg 21.041 42.565 64.340 102 51 B3, zw. Köndringen u. Malterdingen 7.762 10.788 11.970 39 11 B3, nordwestlich von Denzlingen 8.842 13.303 16.690 50 25 B294, nordöstlich von Denzlingen 8.983 19.255 24.670 114 28 B294, zw. Waldkirch und Bleibach 9.070 14.155 18.060 56 28 L113, westlich Endingen 4.313 7.827 10.990 81 40 L173, südöstlich Bleibach 3.178 4.986 6.570 57 32 K5131 bei Vörstetten 3.974 6.200 7.800 56 26

In den vergangenen 30 Jahren hat sich das Auf jeden Kfz-Lenker im Landkreis Em- Verkehrsaufkommen auf dem Straßennetz mendingen kommt eine Person aus dem so des Landkreises Emmendingen verdoppelt genannten „Umweltverbund“ – das sind Fuß- bis verdreifacht. gänger, Fahrradfahrer und ÖPNV-Nutzer. Das genaue Verhältnis beträgt 44 zu 43. Nach Von 1990 bis 1999 ist die Jahresfahrleistung Forschungsergebnissen wird die Verkehrsbe- der PKW, LKW und Busse auf den Straßen lastung problematisch, wenn der Anteil des des Landkreises von 1.125 Mio km auf 1.294 „Umweltverbundes“ an der Gesamtmobilität Mio km angestiegen. unter 50% sinkt. Langfristiges Ziel sollte sein, dass höchstens ein Drittel aller innerstäd- tischen Wege mit dem Auto zurückgelegt Verkehrsmittelwahl: werden. Der Anteil der ÖPNV-Nutzung im Landkreis hat von 1989 bis 1998 um drei Prozentpunkte 21 19 19 zugenommen, allerdings zu Lasten der zu Fuß zurückgelegten Wege. 14 15 14 2 1 1 Öffentlicher Personennahverkehr

44 43 43

12 14 13 7 8 10

1989 1992 1998

Abb. 104, neue Fahrzeuge der Elztalbahn Zu Fuss Pkw als Fahrer Im Gesamtgebiet des Regio-Verkehrsver- Fahrrad Pkw als Mitfahrer bundes Freiburg (RVF) werden nach einer Erhebung der RVF GmbH jährlich 79,3 Mio Mot. Zweirad ÖPNV Fahrgäste befördert. Davon kommen mit 7,2 Mio fast 10% aus dem Landkreis Emmendin- gen. Durchschnittlich sind im Landkreis pro Abb. 103, Verkehrsmittelwahl Tag rund 20.000 Fahrgäste mit öffentlichen 94 Umwelt und Verkehr Umwelt und Verkehr 95

Verkehrsmitteln unterwegs. Die mittlere Rei- wird eine weitere Zunahme erwartet. Ursa- sestrecke einer ÖPNV-Fahrt beträgt 15,4 km che dafür ist der fortschreitende Anstieg der mit einer mittleren Reisezeit von 27 Minuten. Fahrleistung. Die bisherigen Anstrengungen Die 1991 eingeführte RegioKarte hat sich zur Verbrauchsminderung der Fahrzeuge zum erfolgreichsten Fahrschein entwickelt. konnten hier keinen Ausgleich schaffen. Bei 87% aller ÖPNV-Fahrten im Landkreis nutzen Fahrgäste die RegioKarte, wobei Emmissionen des Straßenverkehrs im mit 50% die Monatskarte für Auszubildende Landkreis Emmendingen in Tonnen dominiert. Bemerkenswert ist der erstaunlich 1990 1995 1999 hohe Anteil des Freizeitverkehrs mit öffentli- chen Verkehrsmittel. Kohlen-

dioxid (CO2) 320.000 357.000 377.000 Kohlen- monoxid (CO) 10.652 7.302 5.483 Partikel 65 49 Schwefel-

dioxid (SO2) 122 27 Stickoxid

(NOX) 1.777 1.400

Methan (CH4) 70 53 38

Abb. 105, Doppelstockwagen auf der Rheintalstrecke

Verteilung der ÖPNV-Fahrten im Landkreis Weitere Informationen: Emmendingen: Generalsverkehrsplan Baden-Württemberg Beruf 27% 1995 Ausbildung 45% Versorgungsfahrten Verkehrsstärkenkarten Baden-Württemberg; (Einkauf, Arzt, etc..) 8% Herausgeber Straßenbauverwaltung, Baden- Freizeit 20% Württemberg

Emissionen durch den Straßenverkehr Umweltplan Baden-Württemberg, Heraus- geber Ministerium für Umwelt und Verkehr,

Die Hälfte der klimawirksamen CO2-Emissi- Baden-Württemberg onen werden durch den Verkehr verursacht. Die Einführung des Katalysators bei PKW www.umweltplan.baden-wuerttemberg.de und die zunehmende Verschärfung der Abgasgrenzwerte in der EU seit 1998 haben Regionaldaten – Statistisches Landesamt, bereits zu einer beachtlichen Minderung der Baden-Württemberg Schadstoff-Emissionen geführt. Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Sied- Die bis 2008 noch umzusetzenden Grenz- lungsentwicklung, Nationalbericht der Bun- wertstufen und die allmähliche Erneuerung desrepublick Deutschland, Bearbeiter Bun- des Kfz-Bestandes durch schadstoffarme desamt für Bauwesen und Raumordnung Neufahrzeuge wird trotz steigender Fahr- 2001 leistung zu einer weiteren Reduzierung der Emissionen beitragen. Dagegen ist die

Entwicklung der klimawirksamen CO2-Em- missionen, die in direktem Zusammenhang mit dem Kraftstoffverbrauch stehen, nicht befriedigend. Für die kommenden Jahre 94 Umwelt und Verkehr Umwelt und Verkehr 95

Zukunft für den Öffentlichen So ist die Förderung des Öffentlichen Perso- Personennahverkehrs nennahverkehrs auch in Zukunft eine wichti- ge staatliche und kommunale Aufgabe. Der Autor: Ratold Moriell ÖPNV soll künftig eine gleichwertige Alter- native zum motorisierten Individualverkehr Die Landkreise Emmendingen und Breisgau- bieten. Hochschwarzwald und die Stadt Freiburg engagieren sich seit vielen Jahren im Zweck- Als Partner im Zweckverband Regio-Nahver- verband Regio-Nahverkehr Freiburg (ZRF) kehr Freiburg setzt sich der Landkreis Em- sehr stark für den öffentlichen Personen- mendingen für die schrittweise Umsetzung nahverkehr (ÖPNV). Die regionale Nahver- dieser Zukunftsaufgabe ein. kehrspolitik hat wesentlichen Anteil daran, dass die Region Freiburg für ihr Umwelt- Die Grundlagen dafür sind: engagement und die hohe Lebensqualität bundesweit bekannt ist und einen guten Ruf • die 1997 beschlossene Machbarkeits- genießt. Die Region nimmt bei der ÖPNV- studie zum „Integrierten regionalen Nutzung einen Spitzenplatz ein. Nahverkehrskonzept Breisgau-S-Bahn 2005“ und der darauf aufbauende Nah- Der ÖPNV ist für die Landkreise eine ver- verkehrsplan von 1998 hältnismäßig junge kommunale Aufgabe. Im Unterschied zu Großstädten und Stadt- • die mittel- und langfristige Investitions- kreisen, die schon Anfang des 20. Jahrhun- planung des ZRF zur schrittweisen Um- derts mit eigenen Verkehrsbetrieben den setzung dieser Gemeinschaftsaufgabe städtischen Nahverkehr förderten, lagen die Aktivitäten der Landkreise bis vor rund 25 • die Verbundstrukturen der beiden Jahren nahezu bei Null. Heute sind die Zu- Landkreise und der Stadt Freiburg so- schüsse für den ÖPNV ein wichtiger Posten wie der Verkehrsunternehmen mit den im Kreishaushalt. zugehörenden Vereinbarungen, zuletzt dem Grundlagen- und Zuschussvertrag Das Verkehrsaufkommen wird weiter an- 2003 steigen. Der Generalverkehrsplan Baden- Württemberg rechnet für den Zeitraum 1990 • die Zuschuss- und Verkehrsverträge bis 2010 mit einer Zunahme der Perso- zwischen dem ZRF und dem Land Ba- nenverkehrsleistung um 21%. Damit steigt den-Württemberg. allerdings nicht automatisch die Zahl der Benutzer von Bahnen und Bussen. Eine sehr gute Grundlage für die ÖPNV-Po- litik in der Region sind darüber hinaus die Experten rechnen damit, dass der Anteil des große und parteiübergreifende Akzeptanz ÖPNV am gesamten Verkehrsaufkommen und die Einmütigkeit bei den Abstimmungen sinkt, wenn die Angebote im Nahverkehr in den Gremien des Landkreises und des nicht weiter ausgebaut werden. Zweckverbandes.

Ausgaben für ÖPNV und Schülerbeförde- rung im Landkreis Emmendingen:

1983 736.000  1985 2.324.000  1990 2.833.000  1995 8.992.000  2000 9.566.000  2003, geplant 8.614.000 

Abb. 106, Citybus Emmendingen 96 Umwelt und Verkehr Umwelt und Verkehr 97

Nahverkehrskonzept Die Machbarkeitsstudie sieht zwei Realisie- Breisgau-S-Bahn 2005 rungsstufen vor:

„Breisgau-S-Bahn 2005“, dieser Name steht • Die Zwischenstufe beinhaltet alle Teilpro- für den Verbund der regionalen Schienen- jekte, die ohne den viergleisigen Ausbau strecken in den Landkreisen Breisgau- der Rheintalbahn realisiert werden können. Hochschwarzwald und Emmendingen und Sie bringt bereits sehr deutliche Verbesse- der Stadt Freiburg. Das Konzept sieht vor, rungen im gesamten Nahverkehrsangebot durch den Einsatz moderner S-Bahn-Züge der Region. Die Gutachter der Machbar- die gesamte Region zu erschließen und keitsstudie haben hierfür Investitionskosten Fahrzeiten und Fahrkomfort wesentlich zu von 225 Mio.  veranschlagt. verbessern. Ein 30-Minuten-Takt, moderne Umsteigepunkte zwischen S-Bahn, Bus und • Das Zielkonzept oder die Endstufe enthält Straßenbahn, die Verlängerung der Betriebs- weitere Projekte, die erst mit oder nach zeiten und mehr Direktverbindungen sollen der Inbetriebnahme der viergleisigen die Fahrgastzahlen in der Nahverkehrsregi- Rheintalstrecke möglich sind. Langfris- on Freiburg gegenüber 1995 verdoppeln. In- tig soll auch der grenzüberschreitende tegraler Bestandteil des S-Bahn-Verbundes ÖPNV mit Schienenverbindungen nach sind das Freiburger Stadtbahnnetz und ein Colmar und Mulhouse ausgebaut werden. attraktives Regionalbusnetz für die ländli- chen Orte. Die Machbarkeitsstudie prognostiziert mit- telfristig folgende volkswirtschaftliche, ver- kehrs- und umweltpolitische Effekte:

• Steigerung der Fahrgastzahlen von über 70% gegenüber stagnierenden Zahlen ohne S-Bahn.

• Deutliche Verbesserung des „Modal- Split“, d.h. des Anteils des öffentlichen Verkehrs am Gesamtverkehrsaufkom- men, zugunsten des ÖPNV.

• Der volkswirtschaftliche Nutzen über- steigt die Kosten um das Siebenfache. Jeder investierte Euro macht sich sozusa- Abb. 107, neuer Bahnhaltepunkt Bahlingen Riedlen gen siebenfach bezahlt: durch Entlastung des Individualverkehrs, Vermeidung von Das Nahverkehrsprojekt „Breisgau-S-Bahn Unfällen mit ihren Folgekosten, Vermei- 2005“ ist mit rund 410 Mio. das mit Abstand dung von Umweltschäden und durch größte Investitionsprojekt der Region. Anlass geringeren Energieverbrauch. für die Projektentwicklung war die Zusage von Ministerpräsident Teufel im September 1995, das Projekt „Breisgau-S-Bahn 2005“ in die Förderung nach dem Gemeindeverkehrs- finanzierungsgesetz (GVFG) aufzunehmen. Rund vier Fünftel der Investitions-Kosten werden von Land und Bund bezuschusst. Zur Umsetzung ist ein Zeitraum von 10 bis 15 Jahren vorgesehen.

Die Machbarkeitsstudie zum Projekt „Breis- gau-S-Bahn 2005“ und der Nahverkehrsplan WeitereWeitere Informationen: legen die Leitlinien der Nahverkehrsentwick- lung und Umsetzung des integrierten regio- www.rvf.de nalen Nahverkehrskonzeptes fest. www.regio-verbund.de 96 Umwelt und Verkehr Umwelt und Verkehr 97

Nahverkehrspolitik mit Geschichte

1977 Gründung der Nahverkehrskommission: Beginn der regionalen Zusammenarbeit der Kommunen und Verkehrsunternehmen

1980 Erste umfassende regionale Nahverkehrsuntersuchung

1984- Öffentlich-rechtlicher Vertrag der Gebietskörperschaften, 1986 Gründung der Verkehrsgemeinschaft Freiburg als Arbeitsgemeinschaft der Verkehrsunternehmen. Einführung von Kombikarte Freiburg-Umland, Breisgaukarte und Umweltpunktekarte

1991 Einführung der Regio-Umweltkarte, ein “Meilenstein” der regionalen Nahverkehrs- politik. Mit der Regiokarte können alle Bus- und Bahnlinien in der Stadt Freiburg und den Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald beliebig oft genutzt werden.

1994 Der Regio-Verkehrsverbundes Freiburg GmbH (RVF) ersetzt die Verkehrs- gemeinschaft Freiburg. Gründung des Zweckverbandes Regio-Nahverkehr Freiburg (ZRF), der die Nahverkehrskommission ersetzt. Vereinbarungen zwischen ZRF, RVF und dem Land Baden-Württemberg

1995 Politischer Anstoß für das “Integrierte regionale Nahverkehrskonzept Breisgau-S- Bahn 2005”

1996 Einführung des Vollverbundes für alle Fahrscheinarten

1996- Machbarkeitsstudie für das Nahverkehrskonzept “Breisgau-S-Bahn 2005”. 1998 Aufstellung des Nahverkehrsplanes. Beschlüsse zur schrittweisen Umsetzung

1998- Schrittweise Realisierung des Breisgau-S-Bahn-Konzeptes auf den Pilotstrecken 2002 Breisacher Bahn mit Kaiserstuhlbahn-Ost, Elztalbahn und Stadtbahn Freiburg- Haslach einschließlich eines darauf abgestimmten Buskonzeptes

Ausgewählte Projekte im Landkreis Emmendingen:

Kaiserstuhlbahn-Ost: • Modernisierung der Bahnhöfe bzw. Haltepunkte Nimburg, Bahlingen, Riegel und Endingen • Neubau Haltepunkt Bahlingen-Riedlen • Halbstundentakt zwischen Gottenheim und Bahlingen • Stundentakt zwischen Bahlingen und Endingen Elztalbahn: • Schrittweise Erhöhung des betrieblichen Angebots, z.B. Wiederaufnahme des Sonntagsverkehrs • Dezember 2002: Betriebsübernahme der Elztalstrecke durch Breisgau-S-Bahn GmbH, Einsatz neuer “Regio-Shuttles” • Halbstundentakt bis Waldkirch • Stundentakt bis Elzach • Modernisierung der Haltepunkte Buchholz und Bleibach • Neubau Haltepunkt Waldkirch-Batzenhäusle Rheintalbahn: • Einsatz von Doppelstock-Wagen zwischen Basel und Offenburg Buskonzept: • Verknüpfung “Bus-Schiene” an den Bahnhaltepunkten • Verbesserung der Busbedienung (Regionalbus und Schülerverkehr) in den Schwarzwald-Seitentälern und Orten abseits der Schienenstrecken

2002 Abschluss des neuen Grundlagen- und Zuschussvertrages 2003 zwischen ZRF und RVF 98 Umwelt und Verkehr Umwelt und Verkehr 99

Umweltfreundlichstes Die Fahrradinfrastruktur soll so attraktiv ge- Verkehrsmittel – das Fahrrad staltet werden, dass Radfahrer ihre Ziele si- cher, zügig und komfortabel erreichen. Eine Autor: Ratold Moriell positive Einstellung zum Radfahren – ein „fahrradfreundliches Klima“ ist notwendig. Das Fahrrad ist neben dem zu-Fuß-gehen das umweltfreundlichste aller Verkehrsmittel. Es erzeugt keine Abgase und Luftschadstof- Radverkehr im Landkreis Emmendingen fe, ist energetisch unabhängig, macht kei- nen Lärm und verbraucht wenig Fläche. Ein Mit 440 km2 Berg- und Hügelland gegenüber Fahrrad ist ständig verfügbar und nahezu 240 km2 Ebene und Talniederungen schei- überall einsetzbar. Es benötigt kaum Pflege nen fast zwei Drittel des Landkreises eigent- und ist für alle Bevölkerungs- und Altersgrup- lich weniger geeignet zum Fahrrad fahren. pen ein kostengünstiges Verkehrsmittel. Zu- Dennoch spielt der Radverkehr im Landkreis dem fördert das Radfahren die Gesundheit, Emmendingen auf Grund der Siedlungs- hat einen hohen Freizeitwert und vermittelt struktur und Bevölkerungsverteilung eine ein intensives Umwelterlebnis. In der Stadt wichtige Rolle, da knapp 90% der Bevölke- und im Dorf ist das Fahrrad bei Entfernun- rung in den dichter besiedelten Gebieten der gen bis zu 4 km ein schnelles und flexibles Ebene und der Täler leben. Die Größe der Verkehrsmittel und dem Auto zeitlich sogar Orte, geringe Entfernungen zu den zentralen oft überlegen. In der modernen Auto-Ge- Orten und Gemeinden mit weiterführenden sellschaft wurde das Fahrrad immer mehr Schulen sowie das vorhandene gute We- verdrängt. Seit einigen Jahren erlebt es aber genetz sind günstige Voraussetzungen für als umweltfreundliches Alltags-Verkehrsmit- Fahrten mit dem Rad. tel und für die Freizeit eine Renaissance.

Bei der Mobilität im Nahbereich gibt es noch ein großes Potenzial für den Umstieg vom PKW aufs Fahrrad, ohne mit dem ÖPNV in Konkurrenz zu treten. Über ein Viertel aller Autofahrten in Deutschland sind kürzer als 3 km. Etwa jede sechste PKW-Fahrt bewegt sich im Landkreis Emmendingen im Radius einer durchschnittlichen Fahrradfahrt von 1,8 km, wobei die „Tür-zu-Tür“-Geschwin- digkeit bei beiden Verkehrsmitteln mit 9-10 km/h gleich niedrig ist. Das Fahrrad muss Abb. 109, Neue Radwegweisung in Riegel als gleichwertiges Verkehrsmittel neben dem motorisierten Individualverkehr und dem Nach einer Erhebung von 1998 werden im ÖPNV anerkannt und in der Verkehrspla- Landkreis 14% aller Wege mit dem Fahrrad nung noch stärker berücksichtigt werden. zurückgelegt. Der Kreis liegt damit über dem deutschen Durchschnittswert von 12%. Dass ein noch höherer Anteil des Radverkehrs möglich ist, beweisen Einzelbeispiele aus Deutschland oder die Niederlande mit einem landesweiten Radverkehrsanteil von 27%. Innerhalb der Kreisgemeinden werden etwa 22% aller Wege mit dem Fahrrad zurückge- legt. Eine zentrale Rolle spielt das Fahrrad für den Schulweg. Mehr als ein Drittel aller Schüler der Realschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen im Landkreis fahren mit dem Fahrrad in die Schule.

Im Straßen- und Radwegeprogramm, das Abb. 108, Fahrradabstellanlage, Denzlingen am Bhf. der Kreistag jeweils für einen Zeitraum von 98 Umwelt und Verkehr Umwelt und Verkehr 99

fünf Jahren erstellt, hat der Bau von Radwe- Neubau und Ausbau der gen für den Schüler-, Berufs- und Freizeit- Rheintalbahn verkehr eine wichtige Bedeutung. So wurden von 1995 bis 2000 insgesamt 18 km neue Autorin: Christina Goller Radwege an Kreisstraßen gebaut. „Von Mannheim über Heidelberg, Karlsru- Neben dem Radwegebau fördert der Land- he, Rastatt, Offenburg und Freiburg bis zur kreis Emmendingen den Radverkehr mit Schweizer Grenze bei Basel wird eine Eisen- verschiedenen Projekten und Initiativen: bahn gebaut.“

• Herausgabe von Radwanderkarten So lautet kurz und knapp Artikel 1 des Ba- • Beschilderung touristischer Radwan- dischen Eisenbahngesetzes von 1838. Und derwege mit einem Streckennetz von so wurde zwischen 1840 und 1855 etappen- 150 km weise von Norden nach Süden die „Badische • Einrichtung der grenzüberschreitenden Hauptbahn“ gebaut. Ziel war es, den gewinn- Radwanderwege Villé - Elzach (85 km) bringenden internationalen Transitverkehr zu und Weisweil – Diebolsheim fördern. Erstmals fuhren im Jahr 1845 Züge • Öffentlichkeitsarbeit durch Radwander- auf der Rheintalstrecke von Offenburg nach vorschläge und Informations-Faltblätter Freiburg. • Initiativen zum Bau von Radwegen an klassifizierten Straßen und in der Feld- flur Eröffnung der Bahnstrecken im Landkreis • Förderung von Fahrrad-Abstellanla- Emmendingen: gen an Bahnhöfen und Bushaltestel- len (Bike&Ride–Förderprogramm des Rheintalbahn 1845 Landes) Elztalbahn Denzlingen-Waldkirch 1874 Elztalbahn Waldkirch-Elzach 1901 Aktuellstes Projekt ist der Aufbau eines Kaiserstuhlbahn 1895 Wegweisernetzes für den Radverkehr für Alltag, Freizeit und Tourismus. Es wird in Ab- Im Gegensatz zum Straßennetz wurde das stimmung mit dem benachbarten Landkreis Schienennetz im Landkreis Emmendingen Breisgau-Hochschwarzwald und der Stadt seit 1901, also seit über 100 Jahren, nicht Freiburg realisiert. Im Gebiet Kaiserstuhl- mehr erweitert. Der Neubau des 3. und 4. Tuniberg-March wurden bereits die ersten Gleises der Rheintalstrecke auf einer Länge Schilder montiert. Bis 2004 sollen die neuen von 19,45 km im Landkreis Emmendingen Wegweiser für den Radverkehr auf das ge- wird deshalb zum Jahrhundertwerk. samte Kreisgebiet ausgedehnt werden. Die Gemeinden beteiligen sich an den Kosten Die Deutsche Bahn AG baut und plant die und übernehmen später die Betreuung und neue Trasse der Rheintalbahn von Karlsruhe Instandhaltung. bis Basel. Die ersten Teilabschnitte sind be- reits fertiggestellt. Die Gesamtstrecke soll bis 2012 in Betrieb genommen werden. Dann Weitere Informationen: wird der Eisenbahnverkehr zwischen Karls- ruhe und Basel stark zunehmen, da mit der Nationaler Radverkehrsplan 2002-2012, Fertigstellung der NEAT (Neue Eisenbahn Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Alpentransversale) in der Schweiz vermehrt Wohnungswesen Güter auf die Schiene verlagert werden.

www.bmvbw.de Die Neubaustrecke verläuft von Karlsruhe bis zum Knoten Kenzingen parallel zu den bisherigen Gleisen. Auf der Neubaustre- cke soll grundsätzlich der „schnelle“ Per- sonenverkehr mit Fernzügen wie ICE, IC und EC verkehren, während auf der alten Strecke der „langsame“ Güterverkehr und die Nahverkehrszüge fahren. Ab Kenzingen 100 Umwelt und Verkehr Umwelt und Verkehr 101

schwenkt die neue Trasse zur Autobahn und men planerischen und organisatorischen führt bis zum Knoten Buggingen nördlich Aufwand. Die Planfeststellungsverfahren von Müllheim an der Autobahn entlang. Die werden vom Eisenbahnbundesamt in Karls- neue Strecke wird hier ausnahmsweise vom ruhe durchgeführt. Die Strecke ist in zahl- Güterverkehr genutzt, während auf der alten reiche Abschnitte gegliedert, für die jeweils Strecke der Personenverkehr, auch ICE, IC einzeln und zeitlich gestaffelt die Planfest- und EC, zum Hauptbahnhof Freiburg rollt. stellung beschlossen wird. Erst dann kann Das Bahn-Großprojekt erfordert einen enor- gebaut werden.

Streckenverlauf der Rheintalbahn

Abb. 110 100 Umwelt und Verkehr Umwelt und Verkehr 101

Die Abschnitte der Neubaustrecke im effekt. Die Gemeinde favorisiert eine Stre- Landkreis Emmendingen ckenführung, bei der die Neubaustrecke erst südlich vom Bahnhof Riegel zur Autobahn A Abschnitt 7.4 – Orschweier-Herbolzheim 5 abschwenkt. Auch hier fällt die Entschei- dung erst mit dem Planfeststellungsbe- Der Abschnitt 7.4 betrifft den Landkreis schluss Mitte 2005. Emmendingen nur auf einem kleinen Teil der Gemarkung Herbolzheim. Hier verläuft die Neubaustrecke parallel zu den bestehenden Gleisen. Dieser Abschnitt ist für den Land- kreis relativ unproblematisch.

Abschnitt 8.0 – Herbolzheim-Riegel

In diesem Abschnitt befinden sich einige der kritischsten Teilstücke im Landkreis, die Überwerfungsbauwerke bei Kenzingen/ Herbolzheim und die Riegeler Waldsiedlung. Die Überwerfungsbauwerke sind erforder- Abb. 111, Rheintalbahn bei Hecklingen lich, um dem schnellen Fernverkehr einen kreuzungsfreien Übergang von der Neubau- Zeitplan Landkreis Emmendingen strecke auf die bestehende Strecke Richtung Freiburg und umgekehrt dem langsamen Güterverkehr von der alten Trasse auf die neue, autobahnparallele Umfahrung Frei- burgs zu ermöglichen.

Die beiden Bauwerke mit rund einem Kilo- meter Länge und einer Höhe von über 10 m sind ein erheblicher Eingriff in Natur und Landschaft. Sie werden das Landschaftsbild stark verändern. Die betroffenen Städte und Gemeinden fordern daher die so genannte Tieflage, die Verlegung der Schienen unter- halb des Geländeniveaus. Dies kann jedoch Abb. 112 zu Problemen wegen des hoch anstehen- den Grundwassers im Bereich der „Riegeler Abschnitt 8.1 – Riegel-March Pforte“ zwischen Riegel und Malterdingen führen. Aus diesem Grund und wegen der Die Neubaustrecke verläuft parallel zur Auto- geringeren Kosten hat die Deutsche Bahn bahn A5. Die alte Strecke wird verbessert, so AG die Trassenführung in Hochlage geplant. dass die Züge künftig mit einer Geschwindig- In Herbolzheim und Kenzingen hat sich eine keit von 200 km/h fahren können. Bei dieser Bürgerinitiative gebildet, die sich für eine Planung befürchtet vor allem die Gemeinde möglichst verträgliche Lösung hinsichtlich Teningen eine verstärkte Lärmbelastung für Trassenführung, Staub- und Lärmemissio- die Ortsteile Nimburg und Bottingen aber nen einsetzt. Eine endgültige Entscheidung auch für den Kernort. wird wahrscheinlich erst 2005 im Planfest- stellungsbeschluss fallen. Naturschutzrechtlicher Ausgleich

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Riegeler Bei Eingriffen in Natur und Landschaft ist Waldsiedlung. Nach dem bisherigen Pla- nach dem Bundes- und dem Landesnatur- nungsstand der Deutschen Bahn AG soll schutzgesetz ein entsprechender Ausgleich sie in Zukunft zwischen den alten und den zu leisten. Durch den Bau der Neubaustre- neuen Gleisen liegen. Die Gemeinde Riegel cke auf 19,45 km Länge gehen im Landkreis befürchtet dadurch eine erhebliche Lärmbe- Emmendingen große Flächen der Landwirt- lastung und einen starken Zerschneidungs- schaft, der Natur und des Waldes verloren. 102 Umwelt und Verkehr Umwelt und Verkehr 103

Einen naturschutz- und waldrechtlichen Aus- Deutsche Bahn AG übernimmt diesen Kata- gleich für diesen Eingriff zu finden, ist beina- log in ihre Planunterlagen. Dadurch wird viel he ein eigenes Großprojekt. Normalerweise Zeit gespart und eine von allen akzeptierte wird dieser Ausgleich erst im Rahmen des Lösung gefunden. In diesen Prozess sind für Planfeststellungsverfahrens nach Planun- den Landkreis Emmendingen vor allem die gen des Vorhabenträgers, in diesem Fall die Naturschutzbehörde und die ehrenamtlichen Deutsche Bahn AG, festgelegt. Im Rahmen Naturschutzbeauftragten eingebunden, die des Verfahrens werden die Betroffenen wie aufgrund ihrer Erfahrung geeignete Flächen Städte, Gemeinden, Kreise und Privatleute vorschlagen können. angehört. Die unterschiedlichen Interessen müssen in Ausgleich gebracht werden. Diese Vorgehensweise bietet die Chance, großflächige und zum Teil kostenintensive Bei einem Projekt von diesem Umfang Ausgleichsmaßnahmen durchzuführen, die treffen die unterschiedlichsten Interessen im Rahmen kleinerer Vorhaben nicht reali- aufeinander. Landwirte, die durch den Bau siert und finanziert werden könnten. der Trasse Ackerland verlieren, wollen nicht noch weitere Flächen für Ausgleichsmaß- nahmen abgeben, bei denen zum Beispiel Weitere Informationen: landwirtschaftliche Flächen zu Biotopen aufgewertet werden. www.bahn.de/konzern/holding/bahnbaut/die_ bahn_abs_ka_ba.shtml

Abb. 113, ICE beim Bahnhof Herbolzheim

Andererseits haben Forstwirtschaft und Naturschutz, denen zum Teil sehr wertvolle Flächen verloren gehen, einen Anspruch auf Ausgleichsflächen. Daneben stehen auch noch die Kommunen mit ihren Interessen.

Damit alle Ansprüche angemessen berück- sichtigt werden können, hat das Regierungs- präsidium Freiburg als Anhörungsbehörde den „Arbeitskreis Grünkonzept Rheintalbahn“ gegründet. Mitglieder sind Vertreter der betroffenen Landkreise, die Stadt Freiburg, die Forstverwaltung, die Gewässerdirektion, verschiedene Naturschutzverbände sowie weitere betroffene Stellen und Behörden.

Der Arbeitskreis erarbeitet schon vor Beginn des eigentlichen Planfeststellungsverfahrens einen Katalog mit Ausgleichsmaßnahmen, die den Konsens aller Beteiligten finden. Die 102 Umwelt und Verkehr Umwelt und Verkehr 103

Urlaub ohne Auto im ZweiTälerLand Waldkirch“ gebucht und über 70% der Feri- engäste sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln Autoren: Albrecht Nitz/Ratold Moriell angereist. Für ihr wegweisendes Tourismus- Konzept wurde die Stadt Waldkirch beim Der Landkreis Emmendingen ist wegen „1. Bundeswettbewerb für umweltfreundli- seiner abwechslungsreichen Landschaft ein che Fremdenverkehrsorte in Deutschland“ attraktives Urlaubsziel. Eine gesunde Umwelt mit dem „Bundespreis 1997 Tourismus und spielt auch für den Tourismus eine wichtige Umwelt“ ausgezeichnet. Im Jahr 2002 wurde Rolle. Die Weiterentwicklung eines umwelt- Waldkirch als 2. Stadt Deutschlands in den und sozialverträglichen Tourismus ist ein Ziel erlesenen Kreis der „Internationalen Vereini- der Tourismus-Organisation des Elz- und gung der lebens- und liebenswerten Städte Simonswäldertales. Im Jahr 2000 haben sich Slow-City“ aufgenommen. die sechs Gemeinden Biederbach, Elzach, ZweiTälerLand setzt die erfolgreiche Arbeit , Simonswald, Waldkirch eines nachhaltigen Tourismus fort. Gemein- und zur ZweiTälerLand Tou- sam mit dem Regio-Verkehrsverbund Frei- rismus-Gesellschaft zusammengeschlossen. burg, der Breisgau-S-Bahn GmbH und der SüdbadenBus GmbH wird für das Elz- und Simonswäldertal ein attraktives Fahrplanheft herausgegeben. Die erste Auflage wurde mit Fördermitteln des Naturpark Südschwarz- wald finanziert. Zum Preis von 20,- für die Einzelkarte und 25,- ab zwei Personen gilt die neue „ZweiTälerCard“ in Verbindung mit der Schwarzwald-Gästekarte an drei Tagen als Ticket für das ganze Streckennetz des Regio-Verkehrsverbundes Freiburg. Außer- dem ist sie Eintrittskarte für Kultur- und Frei- zeitangebote im ZweiTälerLand. Wer ohne eigenen PKW anreist, spart sogar weitere 5,-.

ZweiTälerLand bietet seit 2003 weitere Spezialarrangements mit dem ÖPNV an und pflegt außer mit den ÖPNV-Partnern auch eine enge Zusammenarbeit mit dem Naturpark Südschwarzwald und Car-Sharing Südbaden.

Abb. 114, Radler im ZweiTälerLand

Nach den Leitlinien der Gesellschaft kommt dem öffentlichen Nahverkehr und einer umweltfreundlichen Mobilität der Feriengäste eine besondere Bedeutung zu.

ZweiTälerLand nutzt die Erfahrungen eines Modellprojekts der Stadt Waldkirch zum Sanften Tourismus, das in den Jahren 1992– 1999 erfolgreich umgesetzt wurde. Ferien- gäste, die ohne ihr Auto anreisten und min- destens fünf Tage „Sanfte Ferien“ gebucht hatten, erhielten kostenlos das Umweltticket des Regio-Verkehrsverbundes. Außerdem Weitere Informationen: wurden kostenlose Leih-Fahrräder zur Ver- fügung gestellt. Mehr als 500 Gäste haben www.zweitaelerland.de das Pauschalangebot „Sanfte Ferien in www. slowcity-waldkirch.de 104 Umweltinformationen Umweltinformationen 105

Umweltinformationen

Umweltschutz durch sis. Dem Landkreis Emmendingen steht seit Umweltinformation 1999 das Informationssystem WAABIS (Wasser-, Abfall-, Altlasten- und Bodeninfor- Autor: Dr. Siegfried Baur mationssystem) zur Verfügung. Auch dem Bürger können, auf der Grundla- Sollte ich heute Nachmittag wegen zu hoher ge des Umweltinformationsgesetzes (UIG) Ozonkonzentrationen besser keinen Sport Informationen aus diesem System zur Verfü- machen? Kann Familie Hauser auf Grund- gung gestellt werden. Daneben gibt es eine stück Nr. 4711 bauen, oder gibt es Einwände Fülle weiterer Informationsquellen zur Situa- wegen zu hohem Grundwasserstand, Altlas- tion der Umwelt. tenverdachtsflächen, Lage im Schutzgebiet, unzureichender Entwässerung? Welche Biotope sind durch die neue Bahntrasse Inforecht per Gesetz betroffen? Wie kann dafür ein Ausgleich geschaffen werden? Welche Auswirkungen Das Umweltinformationsgesetz (UIG) vom hätten sintflutartige Regenfälle, wie sie zur 08.07.1994 gewährt jedem Interessierten Flutkatastrophe im Sommer 2002 geführt das Recht, Daten über den Zustand seiner haben? Wie können derartige Schäden in der Umwelt bei der zuständigen Behörde abzu- Elzniederung vermieden werden? fragen. Daneben regelt jedes Bundesland Schnelle, fundierte Antworten auf solche die Einsicht in Wasserbücher, Emissionska- Fragen geben heute effiziente Informations- taster, Luftreinhalte- und Lärmminderungs- systeme mit einer zuverlässigen Datenba- pläne.

Das Umweltinformationssystem Baden-Württemberg auf einen Blick

Abb. 115 104 Umweltinformationen Umweltinformationen 105

Umweltinformation: Der Landkreis Emmendingen hat sich zum Einsatz der Systeme bereit erklärt und ist „Informationen über die Umwelt“ sind alle in für die Infrastruktur - Hardware, Netzdienste Schrift, Bild oder auf sonstigen Informations- und Betreuung vor Ort - zuständig. Kern trägern vorliegende Daten: des Informationssystems ist eine einheitlich strukturierte Datenbank, in der alle wichtigen • Zustand der Umweltbereiche Umweltobjekte mit ihren Sach- und Lagein- Wasser, Luft, Boden, Tier- und Pflanzenwelt, formationen in einheitlicher Form gehalten natürliche Lebensräume werden. Dies erlaubt eine landesweit ge- • Umweltbeeinträchtigende und umwelt- meinsame „Sprache“ über die unterschiedli- schützende Maßnahmen oder Tätigkeiten chen Ebenen der Umweltverwaltung hinweg.

Umweltinformation ist ein sehr weiter Begriff, Der Einsatz der WAABIS-Module bringt eine der z.B. auch anlagenbezogene Daten oder schnelle Verfügbarkeit und hohe Transpa- staatliche Umweltförderung umfasst. Zur renz von Fachinformationen. So können: Auskunft verpflichtet sind alle Behörden, die Aufgaben des Umweltschutzes wahrneh- • Entscheidungen auf einer breiteren men. Das heißt, dass nicht nur Umweltbe- Informationsbasis getroffen werden. hörden Auskunft geben müssen - auch Stra- • Fachplanungen schnell und effizient ßenbauämter, Gewerbeaufsichtsämter und erfolgen. ähnliche Fachbehörden kommen in Betracht. • Kommunale Entwicklungsplanungen unterstützt und Entscheidungshilfen an verschiedene Gremien gegeben werden. Umweltinformationsgesetz (UIG): • Auskünfte bei Anfragen im Rahmen des Umweltinformationsgesetzes auf aktueller Kernaussage des UIG ist, dass jeder- Datenbasis erteilt bzw. ein freier Zugang zu mann grundsätzlich einen Anspruch auf Umweltinformationen ermöglicht werden. alle Umweltinformationen hat, die bei den Behörden vorhanden sind. Ziel dieser Re- Im Amt für Umweltschutz des Landratsamtes gelung ist , den Vollzug des Umweltrechts Emmendingen arbeiten ca. 20 Mitarbeiterin- zu stärken. Der Bürger soll Einsicht erhal- nen und Mitarbeiter mit dem Informations- ten, damit er sich aktiv einbringen kann. system WAABIS. Derzeit werden folgende Mit zunehmender Ablösung von Amtsge- Teilsysteme genutzt: heimnissen durch das Öffentlichkeitsprin- zip, wächst die Chance, Verantwortung zu • AWB, Automatisiertes Wasserbuch übernehmen und umweltrelevante Pro- • AGS, Anlagenbezogener Gewässerschutz zesse mitzugestalten. • KSO, Klärschlammverfahren • VAwS, Verfahren zur Überwachung von Anlagen zum Umgang mit wassergefähr- Was ist WAABIS? denden Stoffen • FIS-AGB, Fachinformationssystem Altlas- Das Informationssystem WAABIS deckt die ten, Grundwasser-Schadensfälle, schädli- Themenbereiche Wasser, Abfall, Altlasten che Bodenveränderungen und Bodenschutz ab. WAABIS ist als Land- • GewIS, Gewässerinformationssystem Kommunen-Verbundvorhaben realisiert und • GWDB, Grundwasserdatenbank wird derzeit von ca. 1000 Anwendern bei • FISBo, Fachinformationssystem Boden über 60 Dienststellen des WAABIS-Kern- • ArcWaWiBo, Geoinformationssystem bereiches, sowie im erweiterten Bereich bei • WEE, Wasserentnahmeentgelt der Naturschutzverwaltung, LfU etc. einge- • MAWAG, Managementsystem Abwasser- setzt (s. Abb. 116). Seine Zielsetzungen sind abgabe vielfach: Umweltbeobachtung, Erhebung, • WAABIS-BrS, Berichtssystem Analyse und Prognose der Umweltsituation, Unterstützung der Umweltverwaltung bei Planung und Vollzug sowie die Schaffung eines freien Zugangs der Bürger zu Informa- tionen über die Umwelt. 106 Umweltinformationen Umweltinformationen 107

Abb. 116, WAABIS Verbundstruktur der beteiligten Behörden

Moderne Informationstechnik für den Naturschutz

Im Mai 2001 vereinbarte das Ministerium für Biotopen etc. entwickelt. Die Naturschutzbe- Ernährung und Ländlichen Raum, der Städ- hörde des Landratsamtes bearbeitet und tetag und der Landkreistag die Entwicklung präsentiert nun mit einem gemeinsamen eines landesweit einheitlichen Verfahrens für „Werkzeug“, über alle Sachgebiete hinweg, die Unterstützung der Aufgabenerledigung sowohl die „Naturschutz-Objekte“ als auch im Bereich Naturschutz und Landschafts- die „WAABIS-Objekte“. So ist es für die Be- schutz. Diese Vereinbarung bildet die Grund- wertung eines Feuchtgebietes wichtig, auch lage für einen qualifizierten Datenaustausch Informationen über die Grundwasserstände zwischen den Naturschutzdienststellen und oder benachbarte Altlastenstandorte zu er- hilft somit die anstehenden Aufgaben effek- halten. Auch Daten aus anderen Themenbe- tiver zu lösen. Nach dem Vorbild „WAABIS“ reichen können verfügbar gemacht werden, wurde das Fachinformationssystem FIS-Na- ohne dass hierfür vertiefte technische Kennt- tur für die Bearbeitung von Schutzgebieten, nisse benötigt werden. 106 Umweltinformationen Umweltinformationen 107

Feuer zur Böschungspflege am Kaiserstuhl

Abb. 117 108 Umweltinformationen Umweltinformationen 109

Umweltnavigationssysteme – Karten Berichtssystem: Neue Datenautobahn und Daten für den Umweltschutz

Wenn zum Beispiel eine Gemeinde oder ein Das Berichtssystem WAABIS wird seit Früh- Landkreis eine Übersicht aller Schutzgebie- jahr 2002 eingesetzt. Es bietet den innova- te zeigen will, so reicht eine Präsentation tivsten Zugang zu Umweltinformationen in im Maßstab 1:25 000 aus. Möchte aber ein Baden-Württemberg. Die Umweltbehörden Experte ein Heckenbiotop bewerten, dann verfügen damit über modernste Technik zur braucht er Hintergrundinformation auf Basis effektiven Bewältigung ihrer Kernaufgaben der automatisierten Liegenschaftskarte und im Umweltschutz. Der Systemnutzer kann möglichst präziser Luftbilder. unterschiedlichste Informationen aus einem großen Datenfundus auswählen, kombi- Auch die einfache Suche von Planungsob- nieren und in präzisen Karten und Plänen jekten sollte möglich sein: Durch Eingabe ei- präsentieren. Die Bildschirm-Oberfläche ner Gemarkung und einer Flurstücksnummer ist einfach zu bedienen, so wie es heute wird direkt auf die betroffene Parzelle „ge- jedem Internet-Nutzer vertraut ist. Mit we- zoomt“ und dafür die wichtigsten Informatio- nigen Mausklicks entsteht zum Beispiel ein nen angezeigt. Diese „Navigation im Raum“ komplizierter, jährlich fälliger Bericht über erfolgt heute nicht mehr auf Papierkarten, die aktuellen Leistungen aller kommunalen sondern zunehmend mit geografischen Infor- Kläranlagen des Landkreises. Das Berichts- mationssystemen am Bildschirm, die eben- system ist nicht nur der Schlüssel zu den falls Bestandteil von WAABIS sind. Datenschätzen des WAABIS, sondern es wird zum universellen „Zugangswerkzeug“ des Umweltinformationssystems Baden- Württemberg weiterentwickelt. Auch der Bürger soll zum System Zugriff bekommen.

Portale und Netze: Umweltschutz im Internet

Das Internet macht eine neue Organisati- on vorhandener Information möglich und bietet einen leichten und schnellen Zugriff auf Daten. Suchmaschinen wie Google (www.google.de) erleichtern den Zugang zu etwa einer Milliarde Webseiten. Wenn zusam- men mit einer Suchfunktion auch noch eine Abb. 118, Luftbild mit Schutzflächen strukturierte Sammlung von Schlagworten (Katalog) angeboten wird, dann spricht man Für das Projekt „Böschungspflege durch von einem Portal. Für die Recherche nach Feuer“ war das Umweltinformationssystem Umweltinformationen, stehen der Öffent- sehr nützlich. Ohne lange Planungszeiten lichkeit in Deutschland zwei Umweltportale konnten für das gesamte Projektgebiet am zur Verfügung: Das Umweltinformationsnetz Kaiserstuhl diejenigen Flächen ausgewiesen Deutschland GEIN (German Environmental werden, für die ein Brennen der Böschungen Information Network) und der UDK (Umwelt- gestattet ist. Hierzu wurde umfangreiches datenkatalog). Der Nutzer muss nicht mehr Datenmaterial aus WAABIS und des Wein- mühsam in Suchmaschinen nachforschen, bauinstituts zu einem mobilen Informations- sondern hat zentrale Portale, die ausschließ- system zur Beratung vor Ort zusammen- lich strukturierte umweltbezogene Informa- geführt. Auf einer Fläche von ca. 50 km2 tionen bereitstellen. Das Umweltportal für konnten durch Überlagerung und Verschnei- Baden-Württemberg ist unter www.lfu.baden- dung von Informationsebenen etwa 1.000 wuerttemberg.de zu erreichen. Alle Informatio- Biotope und 14 Naturschutzgebiete berück- nen, auf die in diesem Bericht mit Links ver- sichtigt werden. wiesen wird, sind unter der Internet-Adresse www.landkreis-emmendingen.de abrufbar. 108 Umweltinformationen Umweltinformationen 109

Ausblick Bürgerschaftliches Engagement: Lokale Agenda 21 Die Landesregierung beabsichtigt, bis 2005 alle wesentlichen kommunalen und staatli- Autorin: Elke Vogele chen Verwaltungsdienstleistungen online zur Verfügung zu stellen. WAABIS ist neben 14 1992 wurde bei der UNO-Weltkonferenz für anderen EDV-Verfahren ein Pilotprojekt im Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro Vorhaben e-Bürgerdienste. Hier werden die die „Agenda 21“ verabschiedet. Der Be- verschiedenen Stufen der Vorgangsbearbei- griff Agenda stammt aus dem Lateinischen tung entwickelt. Das heißt, der Service reicht und bedeutet: „was getan werden soll“. von der Bereitstellung von Informationen und Die Kommunen werden aufgerufen, lokale Formularen über die Online-Antragsbearbei- Handlungsprogramme für eine nachhaltige tung bis hin zur Verschickung von Beschei- Entwicklung zu erarbeiten. Dabei geht es den mit elektronischer Zahlungsfunktion. darum, die Bedürfnisse der Gegenwart zu befriedigen, ohne die der künftigen Genera- Darüber hinaus wird an der Intensivierung tionen zu gefährden. Nachhaltig ist eine Ent- eines Austauschs zu anderen Fachinformati- wicklung dann, wenn sie die wirtschaftliche onssystemen der Forstverwaltung, der Land- Leistungsfähigkeit fördert, das menschliche wirtschaft, des Amtes für Flurneuordnung Wohlbefinden und die soziale Gerechtigkeit und Landentwicklung, des Weinbauinstitutes stärkt, sowie zur Sicherstellung der natürli- o.a. gearbeitet. Leistungsfähige GIS- und chen Lebensgrundlagen beiträgt. Kartografieanwendungen erfahren zuneh- mende Bedeutung im Amt für Umweltschutz. Grundpfeiler der Lokalen Agenda 21: Viele Umweltinformationen wurden bislang ���������������� eher sachbezogen verarbeitet. Die neuen ������������� Verfahren erlauben jedoch eine effektivere Nutzung, da sie die Daten zu ihrer räumli- chen Umgebung in Bezug setzen. Die Ziele eines nachhaltigen Umweltschutzes können so wirksamer umgesetzt werden. ��������

�������� ��������

Zentrales Kriterium ist die wechselseitige Sicht von Ökonomie, Ökologie und Sozia- lem. Verbesserungen in einem Handlungs- feld dürfen dabei nicht auf Kosten eines anderen erfolgen. Wann und wo immer mög- lich, sollen gleichzeitig Verbesserungen in mehreren Handlungsfeldern erreicht werden. Mit der Aufstellung einer Lokalen Agenda 21 erarbeitet eine Kommune ein langfristi- ges Aktionsprogramm für eine nachhaltige Entwicklung, bei der sich Bürger, Verbände, Vereine und Unternehmen einbringen. Nicht nur den Städten und Gemeinden, sondern auch den Landkreisen kommt eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Agenda 21 zu. 110 Umweltinformationen Umweltinformationen 111

Ökologische Nachhaltigkeit • Konkurrenzverhältnisse zu Agenda 21- steht für eine Entwicklung, bei der die Prozessen in den Städten und Gemein- Naturressourcen nur in dem Maße genutzt den sollen vermieden werden. Die Akti- werden, dass ihr Potenzial auch künftigen vitäten des Landkreises sollen sich in Generationen zur Verfügung steht. erster Linie auf die kreiseigenen Aufgaben beschränken. Ökonomische Nachhaltigkeit • Für die Agenda 21-Angelegenheiten beschreibt eine Entwicklung, die werden eine Ansprechstelle benannt und wirtschaftlichen Wohlstand und innerhalb der Kreisverwaltung ein Arbeits- Vollbeschäftigung auch für kommende kreis eingerichtet. Generationen ermöglicht. • Die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung sollen sowohl bei der alltäglichen Arbeit Soziale Gerechtigkeit als auch durch gezielte eigene Aktivitäten schließlich bedeutet, dass die Bedürfnisse und Projekte erreicht werden. und Rechte der Menschen für die Zukunft • Die Kreisverwaltung unterstützt die Städte gestillt bzw. gewahrt werden und größere und Gemeinden bei deren Agenda 21- Verteilungskonflikte ausgeschlossen sind. Aktivitäten, fördert den Informations- und Erfahrungsaustausch sowie die regionale Zusammenarbeit. • Die Kreisverwaltung ist offen für neue Umsetzung im Landkreis Emmendingen Impulse und Entwicklungen.

Für den Landkreis Emmendingen wurden Das Kreisplanungsamt ist Ansprech- und zur Lokalen Agenda 21 folgende Ziele und Koordinationsstelle für Agenda 21-Angele- Handlungsvorschläge formuliert: genheiten beim Landratsamt Emmendingen. Die Agenda 21-Ziele für eine nachhaltige • Die Gremien des Landkreises und die Entwicklung umfassen vielfältige kommunale Kreisverwaltung bekennen sich zu einer Aufgaben. Deshalb wurden in den Arbeits- nachhaltigen Kreisentwicklung und setzen kreis der Kreisverwaltung alle relevanten sich für die Umsetzung der in der Agenda Dezernate, Ämter und Einrichtungen ein- 21 formulierten Ziele ein. bezogen. Die Kreisverwaltung organisierte • Ein förmlicher umfassender Lokaler in Zusammenarbeit mit dem Agenda-Büro Agenda 21-Prozess mit Agenda-Büro, der Landesanstalt für Umweltschutz Baden- Dialogstrukturen, Bürgerbeteiligung usw. Württemberg und weiteren Partnern in den soll nicht eingeleitet werden. Der Land- Jahren 1999 bis 2002 verschiedene Informa- kreis soll andere Ansätze suchen als die tionsveranstaltungen, Treffen sowie Modera- Gemeinden. torenschulungen.

Abb. 119, Wochenmarkt in Waldkirch: „Frisch aus der Region!“ 110 Umweltinformationen Umweltinformationen 111

Abb. 120, Zukunftskonferenz Emmendingen

Der Landkreis beteiligte sich 2001 am Wett- • Radverkehrswegweisung durch neue bewerb des Ministeriums für Umwelt und Beschilderung Verkehr Baden-Württemberg zur finanziel- • Gesprächskreis „Femmes Tische“ len Förderung beispielhafter Projekte. Für • Aktion „Organspende rettet Leben“ das Projekt „Kinder und Agenda 21“ wurde eine Landesförderung in Höhe von 7.000,- gewährt. Darüber hinaus war die Broschü- Agenda 21-Prozesse in den re „Frisch aus der Region – Einkaufen auf Kreisgemeinden Höfen und Märkten im Landkreis Emmen- dingen“ ein weiterer Wettbewerbsbeitrag. Von 24 Kreisgemeinden haben seit 1998 sie- Im Jahr 2002 bewarb sich der Landkreis mit ben Gemeinden einen Agenda 21-Prozess dem Projekt „Volunteers auf Zack Senioren oder einen agenda-ähnlichen Prozess mit entwickeln Partizipation - Ehrenamtliches der ehrenamtlichen Beteiligung von Bürgern Engagement von Senioren für Senioren“. initiiert. Die Aktivitäten der Gemeinden sind sehr In den Dezernaten und Ämtern der Kreisbe- unterschiedlich ausgeprägt. Während in hörde wurden inzwischen rund 20 Agenda- manchen Kommunen konkrete Projekte im Aktivitäten und -Projekte entwickelt. Dazu Vordergrund stehen, begannen andere mit zählen zum Beispiel: der Erstellung eines Leitbildes. So wurde beispielsweise in Waldkirch das Leitbild „Waldkirch 2020 - eine zukunftsorien- tierte Stadt - für alle lebens- und liebenswert“ erarbeitet. Die Initiative dazu ging von der Stadtverwaltung aus. In Endingen wird der Prozess zur nachhalti- gen Entwicklung mit Bürgerbeteiligung unter dem Begriff „Stadtmarketing“ geführt. In Emmendingen fand im März 2001 eine dreitägige Zukunftskonferenz statt, die weit- gehend von engagierten Bürgern organisiert und gestaltet wurde. Auch in Kreisgemeinden, die keinen förmli- chen Beschluss zur Einleitung eines Agenda 21-Prozesses gefasst haben, werden oder • Broschüre „Naturverträgliche Regenwas- wurden teilweise agenda-ähnliche Aktivitäten serbewirtschaftung“ oder Projekte durchgeführt. 112 Umweltinformationen Umweltinformationen 113

Umweltschutz und auf 2.034.000  im Jahr 2000 gesteigert. Umweltmanagement in Betrieben Der Großteil der Investitionen fiel auf den Gewässerschutz und Projekte zur Luftrein- Autor: Thorsten Kille haltung. Der Stellenwert des Umweltschut- zes zeigt sich aber nicht nur hinsichtlich der Umweltschutz ist auch in den Betrieben des Investitionen, die meist durch gesetzliche Landkreises Emmendingen eine wichtige Auflagen bedingt sind, sondern auch in der Aufgabe. Gemessen an den Umweltschutz- zunehmenden Integration des Umweltschut- investitionen der Betriebe mit mehr als 20 zes in unternehmerisches Handeln. Beschäftigten im verarbeitenden Gewer- be im Landkreis Emmendingen zeigt sich, Vor allem größere Betriebe aus dem pro- dass die betrieblichen Ausgaben für Um- duzierenden Bereich haben entsprechende weltschutzmaßnahmen von 1996 bis 2000 Umweltmanagementsysteme eingeführt.

deutlich Azugenommennteil der Betriebe m ithaben.Umweltschutzinvestitonen Weil aber statistische Daten fehlen und zahl-

14% reiche Unternehmen eine Umweltpolitik oder Landkreis Emmendingen bestimmte Umweltcontrolling-Instrumente Land Baden-Württemberg 12% eingeführt haben, aber nicht zertifiziert sind, fehlen verlässliche Daten für eine quantitati-

10% ve Aussage.

8% Umweltmanagementsysteme werden dabei meist als Ergänzung oder Bestandteil beste-

6% hender Managementsysteme eingeführt und nach DIN EN ISO 14001 zertifiziert. Dies trifft

4% auf ca. ein Drittel der 20 größten Unterneh- men im Landkreis Emmendingen zu. Unter

2% den bestehenden Managementsystemen versteht man zum Beispiel das Qualitätsma-

0% nagement [QM] oder Arbeitsschutzmanage- Jahr 1996 1999 2000 ment [ASM].

Anteil der Betriebe mit Umweltinvestitionen: Abb. 121 Aufbau eines prozessorientierten Manage-

Anteil der Umweltschutzinvestitonen an den Investitionen gesamt mentsystems:

3,0%

Landkreis Emmendingen Land Baden-Württemberg 2,5% Übergreifende Systemelemente 2,0%

1,5% QM: UM: ASM: - Politik - Politik - Politik 1,0% - Q Sicherung - Planung und - Arbeitsplatz- - Q Planung Durchführung sicherheit - Kunden- / von U-Maßn. -Vorbereitung - Produktorientierung - Begrenzung der auf Notfälle 0,5% Risiken von Umwelthaftung

Aufbau eines prozessorientierten Managementsystems 0,0% Jahr 1996 1999 2000 Anteil der Umweltschutzinvestitionen an den Investitionen insgesamt: Abb. 122 Aber auch kleinere Betriebe, die auf Grund der Marktanforderung nach DIN EN ISO Die anteiligen Ausgaben für Umweltschutz 9000 ff. zertifiziert sind oder eine eigene in Bezug auf die Investitionen liegen jetzt Qualitätspolitik verfolgen, haben häufig etwas über dem Landesdurchschnitt. Sie umweltrelevante Kriterien in ihr QM-System haben sich von 267.000  im Jahr 1996 integriert. 112 Umweltinformationen Umweltinformationen 113

Dabei sind die unterschiedlichsten Ausprä- Weitere Informationen: gungen und Maßnahmen anzutreffen: Umweltinformations- und -kommunikations- • die Einhaltung branchenspezifischer system IHK-Umkis: Öko-Standards www.ihk-umkis.de • die Einführung ökologischer Energie- konzepte Industrie- und Handelskammer • die umweltbewusste Verwendung von Südlicher Oberrhein: Verbrauchs- und Produktionsmaterial wie www.suedlicher-oberrhein.ihk.de zum Beispiel Farben und Farbstoffe, die nicht in der MAK-Liste geführt sind Handwerkskammer Freiburg: • die Umsetzung betriebs- oder branchen- www.hwk-freiburg.de spezifischer Recycling-Konzepte DQS Deutsche Gesellschaft zur Analog zu Qualitätsmanagement-Systemen Zertifizierung von Managementsystemen mbH sind auch Umweltmanagementsysteme in www.dqs.de erster Linie in produzierenden Unternehmen anzutreffen. Im Handwerk spielen Umwelt- Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Land- managementsysteme dagegen auf Grund kreises Emmendingen anderer Betriebs- und Marktstrukturen nur www.wfg-landkreis-emmendingen.de eine geringe Rolle.

Die europäische Öko-Audit-Verordnung

Die EU-Öko-Audit-Verordnung EMAS (Envi- ronmental Management and Audit Scheme) bietet ein weiteres System zur Einrichtung einer umweltorientierten Unternehmens- führung. Ziel des Öko-Audit-Systems ist es, eine systematische, dokumentierte, regelmä- ßige Bewertung vorzunehmen. Dabei wird betrachtet, was die Organisation, das Ma- nagement und die betrieblichen Abläufe zum Schutz der Umwelt leisten. Dadurch kann das Unternehmen eine zertifizierte Umwelt- erklärung vorlegen, die der Öffentlichkeit einen Einblick in die Umweltfaktoren und das Umweltmanagementsystem an einem oder mehreren Betriebsstandorten gibt. Hierin liegt auch der wesentliche Unterschied zur DIN EN ISO-Norm. Zugelassene unabhängi- ge Umweltgutachter prüfen die Umsetzung der Verordnung in den Unternehmen. Ertei- len sie dann eine Gültigkeitserklärung, darf das Unternehmen für den überprüften Stand- ort ein so genanntes „Umweltmanagement- zeichen“ benutzen. 114 Umweltinformationen Umweltinformationen 115

Öko-Audit in der Gemeinde Teningen

Autor: Holger Weis Alle umweltrelevanten Daten werden im Öko-Audit kontinuierlich erhoben und be- Öko-Audit ist ein Verfahren, das Umwelt- wertet. Ziele zur Verbesserung der Situation und Ressourcenschutz mit Kosteneinspa- werden festgelegt - der Erfolg regelmäßig rungen verbindet. Die Gemeinde Teningen kontrolliert und veröffentlicht. Ein zugelasse- beteiligt sich seit 1998 an diesem bewährten ner Umweltgutachter kontrolliert vor Ort alle Instrument des freiwilligen betrieblichen drei Jahre die Umsetzung der EG-Öko-Au- und kommunalen Umweltschutzes. Mit dem dit-Verordnung. In den beiden dazwischen Öko-Audit wird ein dauerhaftes Umwelt-Ma- liegenden Jahren müssen die entsprechen- nagementsystem aufgebaut. Es verankert den Unterlagen schriftlich zur Begutachtung Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der vorgelegt werden. Obligatorisch ist die zu gesamten Verwaltung und bündelt bzw. koor- veröffentlichende Umwelterklärung. Darin diniert die Einzelinstrumente besser. Mit dem sind auch die Umweltziele und Auszüge Öko-Audit kann die Gemeinde Teningen in aus dem Umweltprogramm der Gemeinde ihrem eigenen Bereich die Initiative ergreifen genannt. und einen Prozess der „Lokalen Agenda 21“ Die in der Zertifizierung nach Öko-Audit gestalten. Die einzelnen Schritte des Öko- enthaltenen Einrichtungen werden jährlich Audits lassen sich außerdem für die Struktu- besichtigt. Dabei werden Mängel proto- rierung des Prozesses nutzen. Gleichzeitig kolliert, die dann in einem angegebenem bietet das Öko-Audit den Kommunen die Zeitraum beseitigt werden. Die Kurzberichte Voraussetzungen für eine verstärkte Koope- dieser Begehungen (Audits) sind ebenfalls ration mit der Privatwirtschaft. dem Umweltgutachter vorzulegen.

Ablauf des Öko-Audits:

Abb. 123 114 Umweltinformationen Umweltinformationen 115

Zertifizierte Bereiche und Einrichtungen der Gemeindeverwaltung in Teningen

Abb. 124, Rathaus der Gemeinde Teningen

• Rathaus in Teningen mit den Verwaltungsstellen in den Ortsteilen Nimburg und Köndringen sowie dem Ortschaftsamt in Heimbach. • Bauhof in Teningen mit Außenstellen in Köndringen, in Nimburg und in Heimbach. • Bücherei im Bürgerhaus Zehntscheuer in Teningen. • Schul- und Sportzentrum in Teningen mit Grund-, Haupt- und Realschule, einer Sport- und einer Mehrzweckhalle, zwei Sportplätzen und einem Leichtathletikstadion mit entspre- chenden Umkleidegebäuden. Dem Schul- und Sportzentrum haustechnisch angeschlos- sen sind ein Tanzsportzentrum und eine Gaststätte.

Verwaltungseinheiten in Zahlen, Angaben in m2:

Grundstücks- Gebäude- Brutto- Frei- und fläche grundfläche heizfläche Grünfläche Rathaus Teningen 785 810 1.980 90 Köndringen 1.037 403 555 634 Nimburg 815 495 687 320 Heimbach 810 227 639 583 Bauhof Teningen 7.227 1.556 519 5.671 Köndringen 967 520 607 447 Nimburg 445 415 25 30 Heimbach 402 210 0 192 Bücherei Teningen 519 297 720 222 Schul- und 114.322 11.957 12.994 102.365 Teningen Sportzentrum 116 Umweltinformationen Umweltinformationen 117

Ziele des Öko-Audits

Die Gemeinde Teningen beabsichtigt mit dem Öko-Audit die Umweltsituation im kommunalen Bereich kontinuierlich zu verbessern und dabei Ressourcen sowie Kosten zu sparen. Diese Ziele lassen sich am besten an den Verbrauchsdaten von Energie, Wasser, Abfall und Reinigungsmitteln darstellen.

Umweltrelevante Verbräuche 1998

Wärmeenergie Strom Wasser/ Rest- Reini- Kosten Abwasser müll gungs- mittel kWh kWh kWh cbm Liter kg Euro Gradtags- zahl bereinigt Rathaus Teningen 211.231 220.657 47.588 316 240 25 16.936 Köndringen 31.599 32.551 5.442 278 35 2.925 Nimburg 85.996 90.999 5.948 304 135 33 6.026 Heimbach 95.437 100.252 2.491 1.651 35 13 9.606 Bauhof Teningen 102.014 125.399 12.455 153 3.300 52 10.328 Köndringen 69.337 71.426 7.128 109 330 6 5.423 Nimburg 4.301 17 17 979 Heimbach 88 50 194 Bücherei Teningen 67.510 89.544 12.304 78 38 3.676 Schul- und Sportzentrum Teningen 1.775.457 1.828.947 213.756 6.112 4.400 984 100.661 gesamt 2.438.581 2.559.775 311.501 9.018 8.525 1.168 156.754

Umweltrelevante Verbräuche 2001

Wärmeenergie Strom Wasser Rest- Reini- Kosten Abwasser müll gungs- mittel kWh kWh kWh cbm Liter kg Euro Gradtags- zahl bereinigt Rathaus Teningen 195.752 229.284 53.241 289 240 36 16.024 Köndringen 28.525 33.411 4.737 357 35 11 3.525 Nimburg 82.730 96.902 4.891 314 135 25 5.821 Heimbach 70.799 82.927 1.863 2.112 35 7.666 Bauhof Teningen 94.491 110.677 10.000 189 35 6.371 Köndringen 68.846 80.639 9.561 169 530 5.603 Nimburg 2.260 29 345 Heimbach 56 240 272 Bücherei Teningen 71.450 83.689 14.544 39 72 5.041 Schul- und Teningen 1.309.967 1.534.365 228.841 9.321 4.880 685 87.124 Sportzentrum zusammen 1.922.560 2.251.894 329.994 12.819 6.130 829 137.792 116 Umweltinformationen Umweltinformationen 117

Umweltrelevante Verbräuche1998 und 2001

Einheit 1998 2001 Papier Rathaus, Bauhof t 2,0 2,0 Schulen: t nicht 3,4 1) Schul- und Sportzentrum erfasst Teningen zuzüglich aller übrigen Schulen der Gemeinde Teningen Schnittgut m³ nicht 3.222 erfasst Schadstoffe Bauhof t 5,1 11,3 (Öl- und Sandfang- rückstände) Restmüll t 113,9 11,6 Treib- und t 21,2 2) 22,1 Schmierstoff- Rathaus; Bauhof verbrauch

1) eine genauere Aufschlüsselung ist aus organisatorischen Gründen noch nicht möglich. 2) nur Treibstoff

Weitere Informationen:

Gemeinde Teningen, Umweltbeauftragter www.teningen.de 118 Umweltinformationen Umweltinformationen 119

Das Umweltdezernat

Abb. 125, Westend – Gebäude des Landratsamtes

Das Umweltdezernat des Landkreises Emmendingen ist eines von fünf Dezernaten des Landratsamtes. Es wird seit 1983 vom Ersten Landesbeamten Dr. Volker Stratz geleitet.

Rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Weitere Informationen: sind im Amt für Umweltschutz, im Kreisplanungsamt und im Eigenbetrieb Landratsamt Emmendingen Abfallwirtschaft tätig. Dem Umweltdezernat Bahnhofstraße 2-4 ist außerdem das Amt für Brand- und 79312 Emmendingen Katastrophenschutz angegliedert. Die Telefon: 07641 / 451-221 vielfältigen Aufgaben reichen von A wie Fax: 07641 / 451-488 Abfallwirtschaft bis W wie Wasserrecht. Die [email protected] Büros des Umweltdezernates befinden sich www.landkreis-emmendingen.de im Westend-Gebäudes des Landratsamtes in zentraler Lage – gegenüber des Emmendinger Bahnhofs. 118 Umweltinformationen Umweltinformationen 119

Organisationsplan des Landratsamtes Emmendingen Geschäftsbereich Dezernat II Leitung: Erster Landesbeamter Dr. Stratz

Dezernat II

Amt für Umweltschutz Kreisplanungsamt Eigenbetrieb Abfallwirtschaft

Untere Wasserbehörde Raumordnung, Kreisentwicklung Organisation der Müll- Infrastruktur abfuhr Untere Naturschutzbehörde Stadt-/Umland-Zusammenarbeit Abfallberatung Untere Bodenschutzbehörde Städtebauliche Planung Abfallverwertung Untere Immissionsschutz- Öffentlicher Personennah- behörde verkehr, Schülerbeförderung Abfallbeseitigung

Untere Abfallrechtsbehörde Verkehrsplanung, Radverkehr Öffentlichkeitsarbeit

Beratungsstelle für Obst- und Landschaftsentwicklung, Gartenbau Tourismus, Naherholung

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit, Europaangelegenheiten

Statistik

Amt für Brand- u. Katastrophenschutz

Aufgaben im Umweltbereich z.B. Sofortmaßnahmen bei wasser- gefährdenden Unfällen

Hochwasserschutz 120 Umweltinformationen Umweltinformationen 121

Aufgaben des Amtes für Umweltschutz

• Artenschutzrecht Untere Wasserbehörde • Rodungsverbot in der Vegetationszeit (1. März – 30. September) Zulassungsverfahren und Überwachung • Gewässerbenutzungen: Entnehmen, Stellungnahmen Aufstauen, Absenken von Grund- und • zu Bauleitplanungen Oberflächenwasser • zu Bauvorhaben und Veranstaltungen im • Wasserkraftnutzung Außenbereich • Fischteiche • zu Planfeststellungen • Anlagen an Gewässern: Brücken, Stege, Ufermauern, Gewässerkreuzungen, Zuschüsse • Gewässerausbauten • nach der Landschaftspflegerichtlinie und • Kläranlagen dem Biotoppflegeprogramm • Kanalisationen • aus dem Naturschutzfonds • Niederschlagswasser-Behandlung • Lagerung wassergefährdender Stoffe Eingriffe in Natur und Landschaft • naturschutzrechtliche Eingriffs- und Ausweisung Ausgleichsregelung • Wasser- und Quellschutzgebiete • Überschwemmungsgebiete Kontakt: Telefon: 07641/451-486, -437, -475 Stellungnahmen Fax: 07641/451-488 • zu Regionalplanungen, Bauleitplanungen [email protected] • zu Bauvorhaben

Kontakt: Telefon: 07641/451-221, -494, -224 Fax: 07641/451-488 Untere Bodenschutzbehörde [email protected] • Vorsorge • Mitwirkung bei Planungen und Ge- nehmigungsverfahren • Überwachung Untere Naturschutzbehörde • Gefahrenabwehr bei Bodenbelastungen durch Sanierungsmaßnahmen Genehmigung • Festsetzung von Nutzungsbeschrän- • Auffüllungen und Abgrabungen kungen und • Rebplanien • Ausweisung von Bodenbelastungs- • Schaffung künstlicher Wasserflächen gebieten • Werbeanlagen und Einzäunungen im Außenbereich Altlasten • Tiergehege und Vogelvolieren • Überwachung • Vorsorge und Gefahrenabwehr Ausweisung • Beratung der Maßnahmenträger • Landschaftsschutzgebiete • Erfassung und Erhebung • Naturdenkmale • Erkundung und Bewertung • Sanierung und Sicherung Überwachung • Natur- und Landschaftsschutzgebiete, Kontakt: Naturdenkmale und besonders Telefon: 07641/451-494, -498, -486 geschützte Biotope Fax: 07641/451-488 • FFH- und Vogelschutzrichtlinie („Natura [email protected] 2000“-Gebiete) 120 Umweltinformationen Umweltinformationen 121

Untere Immissionsschutzbehörde Aufgaben des Kreisplanungsamtes

• Genehmigung und Überwachung Aufgaben mit Bezug zum Thema „Umwelt“: von besonders lärmintensiven, luftverunreinigenden oder in besonderer Raumordnung, Kreisentwicklung und Weise umweltgefährdenden Anlagen Infrastruktur, Stadt-/Umland Zusammen- und Betrieben von Gewerbe, Industrie, arbeit Landwirtschaft und Rohstoffabbaustätten • Kreisentwicklungs- und Strukturplanung • Mitwirkung bei der Landes- und • Stellungnahmen zu Bauleitplanungen und Regionalplanung sowie bei raum- und Bauvorhaben entwicklungsbedeutsamen Projekten auch in Form von Stellungnahmen • Bearbeitung von Umweltbeschwerden • Aufgaben der Regionalentwicklung, bei Lärmbelästigungen und Stadt-Umland-Zusammenarbeit Luftverunreinigungen allgemein und im Rahmen des Kooperationsvertrages der Gebiets- • Beratung bei Fragen des Immissions- körperschaften im Raum Freiburg, schutzrechts, insbesondere bei Nachbar- federführende Stelle der Fachgruppe schaftsbeschwerden Flächenentwicklung • Agenda 21-Projekte auf Landkreisebene • Altanlagensanierung Kontakt: Kontakt: Telefon: 07641/451-371, -349 Telefon: 07641/451-483, -221 Fax: 07641/451-406 Fax: 07641/451-488 [email protected] [email protected]

Bauleitplanung • Beratung der Gemeinden in und Stellungnahmen zur Orts- und Bau- Untere Abfallrechtsbehörde leitplanung, sowie zur Landschafts- und Grünordnungsplanung • Überwachung Sonderabfälle • Genehmigung von Flächennutzungs- plänen, Bebauungsplänen und Satzungen • Genehmigung Abfalltransport- nach dem BauGB unternehmen Kontakt: • Anordnungen wie z.B. Beseitigung von Telefon 07641/451-371, -349 Autowracks und wild abgelagerten Fax 07641/451-406 Abfällen [email protected]

• Durchführung der Klärschlamm- verordnung Öffentlicher Personennahverkehr • Organisation und Ausgestaltung des • Beratung insbesondere in Fragen des öffentlichen Personennahverkehrs im Sonderabfallrechts Zusammenwirken mit dem Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg (ZRF), der Kontakt: Regio-Verbund-Gesellschaft, dem Regio- Telefon: 07641/451-223, -499 Verkehrsverbund Freiburg (RVF) und den Fax: 07641/451-488 Verkehrsunternehmen [email protected] Kontakt: Telefon: 07641/451-365, 371 Fax: 07641/451-406 [email protected] 122 Umweltinformationen Anhang 123

Verkehrsplanung, Radverkehr Aufgaben des Eigenbetrieb • Bearbeitung besonderer Angelegenheiten Abfallwirtschaft der Verkehrsinfrastruktur im Landkreis • Stellungnahmen zu Straßenplanungen, Abfallberatung Eisenbahnplanungen • für Privathaushalte • Förderung des Radverkehrs: • für Schulen, Kindergärten und ähnliche Radwegnetzplanung, Radwanderkarte, Einrichtungen touristische Radverkehrswegweisung • für Gewerbebetriebe und Freiberufler • für Gartenbesitzer Kontakt: Telefon: 07641/451-371, -370. Öffentlichkeitsarbeit Fax: 07641/451-406 • Infobroschüren, Abfallkalender, [email protected] Presseberichte und Infos in den Mitteilungsblättern Landschaftsentwicklung, Tourismus und Naherholung Organisation der Müllabfuhren • Angelegenheiten der Tourismusförderung • Hausmüll und Naherholung allgemein • Sperrmüll • Mitgliedschaft und Beteiligung bei • Schrott Gemeinschaftsprojekten: • Altholz Naturpark Südschwarzwald e.V., • Problemstoffe PLENUM, Naturgarten Kaiserstuhl“, • Kühlgeräte LEADER+ Abfallverwertung Kontakt: • Recyclinghöfe Telefon: 07641/451-471, -349 • Grünschnittsammlung Fax:07641/451-406 • Bauschutt [email protected] • Elektronikschrott • Altpapiersammlung • Mechanisch-biologische Abfallbehandlung Grenzüberschreitende Zusammenarbeit, Abfallbeseitigung Europaangelegenheiten • Restmülldeponie • INTERREG-Projekt „Informationszentrum • Erdaushubdeponie Taubergießen“ • Thermische Abfallbeseitigung • Weiterführung des Freiraumkonzeptes Marckolsheim/Sasbach Kontakt: • Grenzüberschreitende Projekte zur Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Förderung des Tourismus Bahnhofstr. 2 – 4 • Europäische Förderprogramme 79312 Emmendingen und Initiativen auf dem Gebiet des Umweltschutzes Telefon: 07641/451-456 Fax: 07641/451-251 Kontakt: [email protected] Telefon: 07641/451-423, -371 Fax: 07641/451-406 [email protected] 122 Umweltinformationen Anhang 123

Umwelt-Adressen und Internet-Links

Landratsamt Emmendingen Tel: 07641/451-0 Bahnhofstr. 2-4 Fax: 07641/451-400 79312 Emmendingen [email protected]

Naturschutzbeauftragte des Landkreises mit Zuständigkeitsbereichen:

Peter Escher Tel: 07641/52204 Kenzingen, Herbolzheim, Rheinhausen, Fax: 07641/571401 Weisweil, Wyhl, Sasbach, Endingen [email protected]

Ortwin Vollmer Tel: 07641/2647 Teningen, Malterdingen, Bahlingen, [email protected] Riegel, Forchheim

Jürgen Schmidt Tel: 07641/91409-21 Emmendingen, Denzlingen, Reute, Vörstetten Fax: 07641/91409-15 Sexau, Freiamt [email protected]

Ortgies Heider Tel: 07681/477859-4 Waldkirch, Simonswald, Gutach Fax: 07681/477859-9 [email protected]

Dr. Hanspeter Hoernstein Tel: 07641/5800-20 Elzach, Winden, Biederbach Fax:07641/5800-44 [email protected]

Bezirksstelle für Naturschutz Tel: 0761/20799- 0 und Landschaftspflege Fax: 0761/20799-26 Werderring 14 [email protected] 79083 Freiburg

Amt für Landwirtschaft, Tel: 07641/5800-0 Landschafts- und Bodenkultur Fax: 07641/5800-44 Emmendingen [email protected] 79312 Emmendingen-Hochburg

Straßenbauamt Freiburg Tel.: 0761/7089-0 Günterstalstr. 61 Fax: 0761/7089-106 79100 Freiburg [email protected]

Staatliches Gewerbeaufsichtsamt Tel: 0761/3872-0 Freiburg 0160/99038493 Schwendistr. 12 Fax: 0761/3872-100 79102 Freiburg [email protected]

Landesamt für Geologie, Rohstoffe Tel: 0761-204-4400 und Bergbau Baden-Württemberg Fax: 0761-204-4438 Albertstr. 5 [email protected] 79104 Freiburg http://www.lgrb.uni-freiburg.de/

Forstamt Elzach Tel: 07682/80869-0 Georg-Rapp-Str. 10 Fax: 07682/80869-9 79215 Elzach [email protected] 124 Anhang Anhang 125

Forstamt Emmendingen Tel: 07641/91409-0 Schwarzwaldstr. 1 Fax: 07641/91409-15 79312 Emmendingen [email protected]

Forstamt Kenzingen Tel: 07644/9224-0 Üsenbergstr. 10 Fax: 07644/9224-20 79341 Kenzingen [email protected]

Forstamt Waldkirch Tel: 07681/477859-0 Heitereweg 15 Fax: 07681/477859-9 79183 Waldkirch [email protected]

Amt für Flurneuordnung Tel: 0761/8855-0 und Landentwicklung Freiburg Fax: 0761/8855-600 Bissierstr. 3 [email protected] 79114 Freiburg

Chemisches und Tel: 0761/8855-0 Veterinäruntersuchungsamt Freiburg Fax: 0761/8855-100 Bissierstr. 5 [email protected] 79114 Freiburg

Gewässerdirektion Tel. 0781/933-1701 Südlicher Oberrhein / Hochrhein Fax:: 0781/933-1700 Ortenberger Str. 11 [email protected] 77654 Offenburg

Landesanstalt für Umweltschutz Tel: 0721/983-0 Baden-Württemberg [email protected] Grießbachstr. 1 76185 Karlsruhe

Wasser- und Schifffahrtsamt Freiburg Tel: 0761/2718-0 Stefan-Meier-Str. 4-6 Fax: 0761/2718-155 79104 Freiburg [email protected]

Regierungspräsidium Freiburg Tel: 0761/208-0 Kaiser-Joseph-Str. 167 Fax: 0761/3899620 79098 Freiburg [email protected]

Landratsamt Tel: 0761/2187-0 Breisgau-Hochschwarzwald Fax: 0761/2187-550 Stadtstr. 1 [email protected] 79104 Freiburg

Landratsamt Ortenaukreis Tel: 0781/805-0 Badstr. 20 Fax: 0781/805-211 77652 Offenburg [email protected]

Landratsamt Tel: 0771/83234-0 Schwarzwald-Baar-Kreis Fax: 0771/83234-20 Am Hoptbühl 2 [email protected] 78048 Villingen-Schwenningen 124 Anhang Anhang 125

Stadt Freiburg Tel: 0761/201-0 Umweltschutzamt 0171/5543028 Talstr. 4 Fax: 0761/201-6199 79102 Freiburg [email protected]

Landschaftserhaltungsverband Tel: 07641/5800-83 Emmendingen e.V. Fax: 07641/5800-44 c/o ALLB Emmendingen-Hochburg [email protected] 79312 Emmendingen

Naturpark Südschwarzwald e.V. Tel: 07676/9336-10 Dr.-Pilet-Spur 4 (Haus der Natur) Fax: 07676/9336-11 79868 Feldberg [email protected]

Informationszentrum Energie Tel: 0711/123-0 Landesgewerbeamt Fax: 0711/123-6649 Baden-Württemberg www.gabw.de/ie Willi-Bleicher-Str. 19 70174 Stuttgart

Bundesministerium für Umwelt, Tel: 01888/305-0 Naturschutz und Reaktorsicherheit Fax: 01888/305-2044 11055 Berlin www.bmn.de

Ministerium für Umwelt und Verkehr Tel: 0711/126-0 Baden-Württemberg Fax: 0711/126-2881 Kernerplatz 9 [email protected] 70182 Stuttgart www.uvm.baden-wuerttemberg.de

Ministerium für Ernährung und Tel: 0711/126-0 Ländlichen Raum Fax: 0711/126-2255 Kernerplatz 10 [email protected] 70182 Stuttgart www.mlr.baden-wuerttemberg.de

Zweckverband Abfallbeseitigung Tel: 07822/8946-0 Kahlenberg (ZAK) Fax: 07822/8946-46 Postfach 46 [email protected] 77975 Ringsheim

PLENUM / Naturgarten Tel: 0761/2187-0 Kaiserstuhl Fax: 0761/2187-550 Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald [email protected] Stadtstr. 2 79104 Freiburg

LEADER + Aktionsgruppe Südschwarzwald Tel: 07751/86350 Landratsamt Waldshut [email protected] Kaiserstr. 110 79761 Waldshut-Tiengen 126 Anhang Anhang 127 126 Anhang Anhang 127

Abbildungsverzeichnis

Abb. 01 aus der Ortschronik Jechtingen, S. 66 Abb. 02 Ortschronik Sexau, Georg Agricola: De re mettalica, Basel 1556 Abb. 03 LfU „Besonders geschützte Biotope - Vortrag mit Diaserie“ Abb. 04 Landschaftserhaltungsverband Emmendingen e.V. Abb. 05 Landschaftserhaltungsverband Emmendingen e.V. Abb. 06 Peter Schach Abb. 07 Ulrich Spitzmüller Abb. 08 Ulrich Spitzmüller Abb. 09 Helmut Kopp Abb. 10 Landschaftserhaltungsverband Emmendingen e.V. Abb. 11 Landratsamt Emmendingen Abb. 12 LfU „Besonders geschützte Biotope - Vortrag mit Diaserie“, Foto: S. Demuth Abb. 13 LfU „Besonders geschützte Biotope - Vortrag mit Diaserie“, Foto M. Witschel Abb. 14 LfU „Besonders geschützte Biotope - Vortrag mit Diaserie“, Foto E. Schelkle Abb. 15 LfU „Besonders geschützte Biotope - Vortrag mit Diaserie“, Foto M. Witschel Abb. 16 LfU „Besonders geschützte Biotope - Vortrag mit Diaserie“, Foto M. Witschel Abb. 17 Bildarchiv der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Abb. 18 Bildarchiv der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Abb. 19 Landratsamt Emmendingen Abb. 20 Bildarchiv der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Abb. 21 Landratsamt Emmendingen Abb. 22 Kretzschmar Abb. 23 Stefan Schill Abb. 24 Ulrich Spitzmüller Abb. 25 Naturpark Südschwarzwald Abb. 26 Ulrich Spitzmüller Abb. 27 Ulrich Spitzmüller Abb. 28 Ulrich Spitzmüller Abb. 29 impuls GbR Abb. 30 Ulrich Spitzmüller Abb. 31 Ulrich Spitzmüller Abb. 32 Ulrich Spitzmüller Abb. 33 Landratsamt Emmendingen Abb. 34 Landratsamt Emmendingen Abb. 35 Landratsamt Emmendingen Abb. 36 Ulrich Spitzmüller Abb. 37 Ulrich Spitzmüller Abb. 38 Ulrich Spitzmüller Abb. 39 Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Freiburg Abb. 40 Landratsamt Emmendingen Abb. 41 Ulrich Spitzmüller Abb. 42 Bernd Sommerfeld Abb. 43 Bernd Sommerfeld Abb. 44 Bernd Sommerfeld Abb. 45 Bundesverband Gas und Wasser, Wasserstatistik 2000 Abb. 46 Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg Abb. 47 Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Freiburg Abb. 48 Landratsamt Emmendingen Abb. 49 Stefan Martin Abb. 50 Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein Abb. 51 Stefan Martin Abb. 52 Stefan Martin Abb. 53 Stefan Martin 128 Anhang Anhang 129

Abb. 54 Stefan Martin Abb. 55 Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein Abb. 56 IKSR, „Lachs 2000“ Abb. 57 Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein, Projektgruppe Breisach Abb. 58 Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein Abb. 59 Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein Abb. 60 Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein Abb. 61 Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein Abb. 62 Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein Abb. 63 Landratsamt Emmendingen Abb. 64 Landratsamt Emmendingen Abb. 65 Landratsamt Emmendingen Abb. 66 Landratsamt Emmendingen Abb. 67 Landratsamt Emmendingen Abb. 68 Holger Mücke Abb. 69 Holger Mücke Abb. 70 Holger Mücke Abb. 71 Bayerische Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau Abb. 72 Landratsamt Emmendingen Abb. 73 Landratsamt Emmendingen Abb. 74 Ministerium Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg Abb. 75 Landratsamt Emmendingen Abb. 76 Landratsamt Emmendingen Abb. 77 Statistisches Landesamt und Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg Abb. 78 Ulrich Spitzmüller Abb. 79 Ulrich Spitzmüller Abb. 80 Landratsamt Emmendingen Abb. 81 Ulrich Spitzmüller Abb. 82 Ulrich Spitzmüller Abb. 83 www.gtmwrt.bayern.de/energie/erneuerbare/16geo.html Abb. 84 Landratsamt Emmendingen Abb. 85 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Abb. 86 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Abb. 87 Karl-Heinrich Jung Abb. 88 Karl-Heinrich Jung Abb. 89 Karl-Heinrich Jung Abb. 90 impuls GbR Abb. 91 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Juli 2000) Abb. 92 Statistik der Deponieverwaltung Abb. 93 Ulrich Spitzmüller Abb. 94 Landratsamt Emmendingen Abb. 95 Polyamit 2000 AG Abb. 96 Ulrich Spitzmüller Abb. 97 Ulrich Spitzmüller Abb. 98 Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg Abb. 99 Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg Abb. 100 Thermische Restabfallbehandlungs- und Energieverwertungs-Anlage Abb. 101 Gemeinde Denzlingen Abb. 102 Ulrich Spitzmüller Abb. 103 Landratsamt Emmendingen Abb. 104 Ulrich Spitzmüller Abb. 105 Ulrich Spitzmüller Abb. 106 Große Kreisstadt Emmendingen Abb. 107 Ulrich Spitzmüller Abb. 108 Ulrich Spitzmüller 128 Anhang Anhang 129

Abb. 109 Waltraud Lindemann Abb. 110 Deutsche Bahn AG Abb. 111 Ulrich Spitzmüller Abb. 112 Landratsamt Emmendingen Abb. 113 Ulrich Spitzmüller Abb. 114 Karlheinz Schillinger Abb. 115 www.lfu.baden-wuerttemberg.de Abb. 116 Landratsamt Emmendingen Abb. 117 Landratsamt Emmendingen Abb. 118 Landratsamt Emmendingen Abb. 119 Ulrich Spitzmüller Abb. 120 Gerhard Müller, Martin Weber Abb. 121 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Abb. 122 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Abb. 123 Gemeinde Teningen Abb. 124 Ulrich Spitzmüller Abb. 125 Ulrich Spitzmüller

Hofchronik Seite 14:

Abb. zum Jahr 1905 Otmar Schultis Abb. zum Jahr 1927 Familie R. Heß Abb. zum Jahr 1940 - 1945 impuls GbR Abb. zum Jahr 1950 - 1955 Peter Schach Abb. zum Jahr 1965 impuls GbR Abb. zum Jahr 1966 Ulrich Spitzmüller Abb. zum Jahr 1970 - 1980 Ulrich Spitzmüller Abb. zum Jahr 1985 - 1995 Ulrich Spitzmüller Abb. zum Jahr 1998 impuls GbR Abb. zum Jahr 2001 impuls GbR Abb. zum Jahr 2010 Ulrich Spitzmüller

Titelfotos:

Kapelle bei Simonswald Ulrich Spitzmüller Sonnenblume impuls GbR Müllabfuhr Ulrich Spitzmüller Elz bei Teningen Ulrich Spitzmüller Doppelstockzug im Bahnhof Kenzingen Ulrich Spitzmüller 130 Anhang Anhang 131 130 Anhang Anhang 131

Autorenverzeichnis

Baur Dr., Siegfried; Landratsamt Emmendingen, Amt für Umweltschutz Benz, Joachim; Landratsamt Emmendingen, Gesundheitsamt Breisacher, Rolf; Landratsamt Emmendingen, Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Dietsche, Dorothee; Landratsamt Emmendingen, Kreisplanungsamt Goller, Christina; Landratsamt Emmendingen, Umweltdezernat Heß, Armin; Landratsamt Emmendingen, Amt für Umweltschutz Heyeckhaus, Heinrich; Landratsamt Emmendingen, Amt für Umweltschutz Huppmann, Othmar; Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein, Projektgruppe Breisach Jeworowsky, Karl-Heinz; Landratsamt Emmendingen, Amt für Umweltschutz Jörger, Reinhold; Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein, Bereich Offenburg Jung, Karl-Heinrich; Stadt Emmendingen, Stadtwerke Käding, Michael; Landratsamt Emmendingen, Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Kille, Thorsten; Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Emmendingen Kissinger, Bettina; Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg (ZAK) Klümper, Andreas; Landratsamt Emmendingen, Amt für Umweltschutz Martin, Stefan; Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein, Bereich Offenburg Moriell, Ratold; Landratsamt Emmendingen, Kreisplanungsamt Mücke, Holger; Landratsamt Emmendingen, Amt für Umweltschutz Nitz, Albrecht; Elztal & Simonswäldertal Tourismus-Gesellschaft Page, Hans; Landschaftserhaltungsverband Emmendingen e.V. Pfaff-Horn; Hannelore, Landratsamt Emmendingen, Baudezernat Pfarr Dr., Ulrike; Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein, Projektgruppe Breisach Schill, Stefan; Landschaftserhaltungsverband Emmendingen e.V. Schuster, Dieter; Gewässerdirektion Südlicher Oberrhein/Hochrhein, Projektgruppe Breisach Sommerfeld, Bernd; Landratsamt Emmendingen, Amt für Umweltschutz Spitzmüller, Ulrich, Landratsamt Emmendingen, Pressestelle Spöri, Antje; Landratsamt Emmendingen, Amt für Umweltschutz Stratz Dr., Volker; Landratsamt Emmendingen, Umweltdezernat Vogele, Elke; Landratsamt Emmendingen, Kreisplanungsamt Wahl, Waltraud; Landratsamt Emmendingen, Amt für Umweltschutz Weis, Holger; Gemeinde Teningen, Umweltbeauftragter 132 Anhang Anhang 133

Stichwortverzeichnis Seite A Aueböden 69 Abfallwirtschaft 122 Abwasserbeseitigung, Privatisierung 45 Abwassergebühr, gesplittet 64 Agenda 21 109 Amt für Umweltschutz 120 Anhaltender Landschaftsverbrauch 8 Anreicherung des Grundwassers 39 Arbeitskreis Grünkonzept Rheintalbahn 102 Artenvielfalt 13 Aufforstung 5 Ausgeräumte landwirtschaftliche Flächen 8 Ausgleichsflächenmanagement 11

B Badegewässerkarte 50 Badeseen 49 Bebauungsplan 33, 35 Beregnung, landwirtschaftliche 40 Beregnungsverbände 42 Biogas 82 §24a-Biotope 13 Block-Heiz-Kraft-Werk 84 Boden 28, 66 Bodenentsiegelung 63 Bodennutzungserhebung 28 Böschungspflege durch Feuer 108 Breisgauer Bucht 38 Breisgau-S-Bahn 2005 96

C

CO2 - Ausstoß 84

CO2 - Emissionen 82 D Deiche 62 Deponie Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg 87 Deutsche Bahn AG 99

E effektive Maschenweite 33 EG-Öko-Audit-Verordnung 114 Eingriff in Natur und Landschaft 35 Eingriffs-Ausgleichs-Bilanz 35 Eingriffsregelung 36 EMAS 113 Entwässerung 64 Erdwärme-Sonde 79 Erneuerbare Energien 76 Ersatzbrennstoffe 89 Extensivierung 9 132 Anhang Anhang 133

Seite

F Fachinformationssystem FIS-Natur 106 Fernwärme 81, 90 FFH-Richtlinie 15 Flächenerhebung 28 Flächeninanspruchnahme 28 Flächennutzung 29 Flächennutzungsplan 33, 78 Fließgewässerökosystem 50 Flussdeiche 62 Fördermöglichkeiten 3 Freiraumkonzept Marckolsheim - Sasbach 26 Freiraumkonzept Oberrhein 26

G GEIN – Umweltinformationsnetz 108 Geografische Informationssysteme 108 Gewässer I. und II. Ordnung 63 Gewässerentwicklung 50 Gewässerentwicklungskonzept 50 Gewässergüte 51 Gewässerrandstreifen 52 Grundwasser - Verhältnisse 38 Grundwasserleiter 38 Grundwasserspiegel 48 Grundwasser-Wärmepumpe 80 Grünordnungsplan 35 Gülle, 82

H Hackschnitzelheizung 81 Hausmüll 87 Hochwasser 53, 56 Hochwasserschutz Rheinhausen 60 Hochwasserschutz 57, 62 Holzfeuerung 81 Holz-Hack-Schnitzel 81

I Immissionsschutz 72 Integriertes regionales Nahverkehrskonzept 95 Integriertes Rheinprogramm 56 Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) 54 Internationale Schutzgebietskonzeption 15 INTERREG-Programm 26

K KARMIS 26 Klärgas 84 Klärschlammtrocknung 84 Kraftfahrzeugdichte 92 Kreisplanungsamt 121 Kulturlandschaft 13 Kyoto-Protokoll 73 134 Anhang Anhang 135

Seite

L Lachs 54 Landesentwicklungsplan 2002 28 Landschaftserhaltungsverband Emmendingen e.V. 3 Landschaftsnutzung 23 Landschaftspflegerichtlinien 9 Landschaftsschutz 23 Landschaftsverbrauch 28 Landschaftszerschneidung 28, 33 Landwirte als Landschaftspfleger 18 Landwirtschaft 21 Lärm 72 Lärmprobleme 73 Lokale Agenda 21 1, 109, 114 Luftverunreinigungen 72

M Machbarkeitsstudie 96 MEKA 10 Mindest-Einspeisevergütungen 75 Mindestwassermenge 52 Minimierung und Ausgleich 35 Mobilität 91 Müllverbrennungsanlage 89 Müllvergärung 89

N Nachhaltige Entwicklung 109 Nachwachsender Rohstoff 81 Nahverkehrsplan 96 Natura 2000 13 Naturgarten Kaiserstuhl 23 Naturnahe Lebensräume 13 Naturpark Südschwarzwald 18, 103 Naturschutz 13 Nitrat im Trinkwasser 43

O Oberflächengewässer, ortsnahe Einleitung 65 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) 91 Öko-Audit 114 Ökokonto 36 Ökologische Durchgängigkeit 52 Ökologische Flutungen 58 organische Abfälle 82

P Pflege/pflegende Bewirtschaftung 9 PLENUM 18, 23 Positivkartierung Wasserkraft 75 Problemflächen 5 Programm „Rhein 2020“ 55 134 Anhang Anhang 135

Seite

R Radverkehr 98 Radwege 87 Recyclinghof 85 Regenwasser-Bewirtschaftung 63 Regenwasser-Nutzung 63 Regiokarte 97 Regio-Verkehrsverbund-Freiburg (RVF) 93 Restmüll 87 Retentions-Maßnahmen 65 Rheintalbahn 99 Rheinzentrum 26 Rückhalteraum Wyhl/Weisweil 59

S Schallpegel 72 Schwachholz 81 Siedlungs- und Verkehrsflächen 30 Siedlungsdruck 31 Siedlungsentwicklung 33 Siedlungsflächenbedarf 31, 33 Steuerung der Windkraftnutzung 77 Stromerzeugung aus Wasserkraft 73 Strukturgüte 51 Strukturwandel in der Landwirtschaft 5

T Teninger Allmend 38 Teppich-Recycling 87 Tourismus 22, 103 TREA Breisgau 90

U Überschwemmungsgebiet 53 Überwerfungsbauwerke 101 Umweltdatenkatalog (UDK) 108 Umweltdezernat 118 Umweltfreundliche Energie 82 Umweltinformation 105 Umweltinformationsgesetz (UIG) 104 Umweltinformationsnetz Deutschland (GEIN) 108 Umweltinvestitionen 112 Umweltmanagement in Betrieben 112 Umwelt-Management-System 114 Umweltplan 28 Umweltportale 108 Umweltverbund 93

V Verkehrsflächen 92 Verkehrsmittelwahl 93 Versickerungsanlagen 64 Vogelschutz-Richtlinie 15 Vorrangflächen 77 136 Anhang

Seite

W WAABIS 104 Wanderfische 54 Wanderungshindernisse 54 Wärmepumpen 79 Wasserkraftnutzung 73 Wasserkraftwerke 52 Wasserkreislauf 63 Wasserqualität 50 Wasserschutzgebiet „Mauracher Berg“ 41 Wasserverbrauch 48 Wasserversorgungsverbände 43 Wertstoffe 86 Westend-Gebäude 118 Wilde Gutach 50 Windatlas 76 Windfibel 76 Windkraftanlagen 76

Z ZAK-Verfahren 88 Zisterne 65 Zweckverband Regio-Nahverkehr-Freiburg (ZRF) 95 ZweiTälerLand 103 136 Anhang