CHRONIK 2000

1 Inhalt

Vorwort 3 Katholische Kirche und Zwangsarbeit 144

Abschied von Akademiedirektor Dr. Gebhard Fürst 4 Aleksandr-Men-Preis 2000 an Michail Gorbatschow 146 Weihe der Kapelle im Tagungszentrum Stuttgart- Dialog – auch im Spannungsfeld von Kirche und Hohenheim 154 zeitgenössischer Musik 18 Ausloberpreis der Architektenkammer Baden- Württemberg 156 Berichte von Tagungen nach Themenbereichen 24 Sommerfest Hohenheim – EXPO 2000: Weltverantwortung in den Religionen – Dem Akademiefest Weingarten 160 (verlorenen) Sinn auf der Spur – Kampf ums Überleben Silvesterparty in Weingarten 164 oder schöpferische Entwicklung – Die Gottesfrage in christlicher und jüdischer Perspektive – Der Jude Jesus Publikationen aus dem Jahr 2000 166 und die Heiden – Trösten lernen? – Religiöse Erziehung in der Schule – Der Markt der Esoterik heute – Jud Süß: Kuratorium – Liste der Kuratoriumsmitglieder 168 Ein Fall und seine Deutungen – Nietzsche: Kritiker und Prophet für Christen heute? – Das verborgene Bauwerk Akademieverein 170 der Seele – Philosophische Sommerwoche – Gewalt: He- rausforderung des Verstehens – Die verschwiegene Lo- Spenderinnen und Spender 176 gik der Gesten – Projekt Werte Bilden Leben – Klio macht Schule – Der deutsche Katholizismus an der Jahrhundert- Kooperationspartner und Vernetzungen 178 wende 1900 – Meister Eckhart – Mirakel im Mittelalter – Historische Kriminalitätsforschung in der Vormoderne – Mitgliedschaften der Akademie 181 Barocke Frömmigkeit in Oberschwaben – Aschermitt- woch der Künstlerinnen und Künstler – Vernissagen – Katholische Akademien in Deutschland 182 Programm im Gespräch: Politik im Fernsehen – 23. Stutt- garter Tage der Medienpädagogik – 21. Hohenheimer Me- Veranstaltungsübersicht diengespräch – Weingartener Lateinamerikagespräche – – Offene Tagungen 188 Ravensburger Waaghausgespräche – Was macht den – Fachtagungen 193 Mann zum Mann? – Soziale Benachteiligung und Aus- – Abendveranstaltungen 210 grenzung in Deutschland – Wandel der Erwerbsarbeit in – Feste 212 der Informations- und Wissensgesellschaft – Soziale – Vernissagen 213 Grundrechte in der Europäischen Union – Europa braucht – Gastveranstaltungen 214 Einwanderer – Hohenheimer Tage zum Ausländerrecht Statistik 218 Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Akademie 220 Impressum 224

2 Die Akademie im Jahr 2000: Aufbruch und Abschied

Wohl nie im Leben unserer Akademie lagen Aufbruch und Abschied so dicht beieinander wie in ihrem 49. Jahr. Ein merk-würdiges Jahr ohnehin: den einen der Beginn eines neuen Jahrtausends/Jahrhunderts, den präziseren Rech- nern das letzte der sich verabschiedenden, den in biblischen Mustern Denkenden das Sieben-mal-siebte unserer Einrichtung. Von glücklichem „Aufbruch“ zunächst Am 1. Januar 2000 konnte die Akademie den Betrieb ihres erweiterten Tagungszentrums Stuttgart-Hohenheim auf- nehmen, zum lange angepeilten Stichtag also. Seitdem steht uns in Hohenheim effektiv zur Verfügung, was auf vielen Seiten vorangegangener Jahres-Chroniken als Hoffnung, als Vorhaben, in Plänen und Bildern und in Berichten über schrittweise Realisierung festgehalten ist. Parallel dazu konnten wir im Tagungshaus Weingarten den Ausbau des Gästehauses zum gelungenen Abschluss bringen. Bräuchte es einer Bestätigung für die Richtigkeit beider Bauvorha- ben: der Zuspruch von außen und die steil gestiegenen Belegungszahlen wären Beweis genug! Dass beide Bauvorha- ben im Wesentlichen „unter Betrieb“ vor sich gingen und der erweiterte Tagungsbetrieb in Hohenheim im ersten Jahr ohne Aufstockung des Personals zu bewältigen war, verdient besondere Erwähnung und verdient ganz besonderen Dank an die Betroffenen! „Fit für die Zukunft“ sollten diese „äußeren“ Maßnahmen ihrer Absicht nach die Akademie machen, und so dürfte es – von manchen Details, wie üblich, abgesehen – wohl auch sein. Was sich in diesem Jahr 2000 in den alten und neuen Räumen an „Dialog und Gastfreundschaft“ vollzog, findet sich im Detail (wenn auch nicht in allen Details) auf den folgenden Seiten verzeichnet. Darunter Veranstaltungen im Rahmen unseres speziellen Jahresprogramms 2000plus – Zukunftsthemen für das 21. Jahrhundert ebenso wie Tagungen, die sich mehrheitlich in andere(n) Rahmen einfügten und unabhängig von der Zählung der Jahre und Jahrhunderte schlicht an der Tagesordnung waren. Trotzdem war in allem irgendwie der nahende Abschied von einem Jahrhundert fühlbar, in dessen Mitte (1951) unsere Akademie gegründet wurde, der Abschied von einem Jahrhundert, in dem – nach den schlimmen Erfahrungen in seiner ersten Hälfte – der vermeint- lich historisch sedimentierte Akademie-Gedanke in überraschender Variation und in bis dato ungekannter Realisie- rung sich neu Bahn gebrochen hatte. Und nicht zuletzt deshalb richtete sich der Blick bereits stark nach „vorne“: auf das 50-jährige Jubiläum unserer Gründung im Jahr 2001 und auf die überschaubaren Herausforderungen der unmit- telbaren Zukunft. Abschied von einer Ära Nichts deutete bis zur Jahresmitte darauf hin, dass davor noch ein sehr konkreter Abschied zu vollziehen wäre: der von unserem langjährigen Akademiedirektor Dr. Gebhard Fürst. Am 27. Juni zum Bischof der Diözese Rottenburg- Stuttgart gewählt und am 7. Juli bestätigt und der Öffentlichkeit vorgestellt, schied er am Tag seiner Bischofsweihe, 17. September 2000, von der Akademie, die er seit 1. Juni 1986 geleitet hatte. Die mehr als 14 Jahre seines Wirkens bezeichnen eine „Ära“, deren bescheidene Würdigung in dieser Chronik endlich jene Stelle findet, die ihr im öffentli- chen Wort a parte academiae aus Mangel an Gelegenheit bisher versagt geblieben war.

Dr. Abraham Peter Kustermann Kommissarischer Akademiedirektor

3 konstruktiven Dialog und die sachliche Auseinanderset- Auf Augenhöhe mit zung aus christlicher begründeter Position und Reflexi- on heraus. Sein Ziel war, mit der Akademie auf Augenhö- Zeit und Gesellschaft he mit Zeit und Gesellschaft zu bleiben: mit der Akade- mie und ihrer Arbeit in der, für die und als Kirche. Gebhard Fürst ist es wie nie zuvor gelungen, den Multi- Gebhard Fürst hat das Profil der Akademie als dia- plikatoren in Gesellschaft, Kirche, Politik, Wirtschaft und logorientierte „Kulturstation“ nachhaltig geschärft Wissenschaft die Akademie als Forum des offenen Ge- sprächs zu vermitteln und sie die Kirche als Raum aktu- Verwurzelt im Glauben an Gott, den Liebhaber des Le- eller und kompetenter geistiger Auseinandersetzung bens, und gebunden an eine christliche Identität im In- erleben zu lassen. Die Kirche brauche neben „Sozialsta- teresse des ganzheitlichen Gelingens der menschlichen tionen“ fraglos auch „Kulturstationen“, argumentierte Person im Kontext von Gesellschaft und Umwelt, ver- er 1997 (1999 verstärkt nochmals in einem Interview mit sucht die Akademie bewusst und mit Sensibilität redli- der Herder-Korrespondenz) und löste damit großes Echo che Zeitgenossenschaft zu praktizieren, indem sie An- aus, dem ebenso respektvolle Anerkennung seines „Mo- teil nimmt an dem, was sich „in der Zeit“ vollzieht und dells“ von Akademiearbeit anzuhören war. vorbereitet (Gebhard Fürst, 1991). Neue Felder betreten 14 Jahre unter den Augen der Öffentlichkeit an einem Hier sei jedem Ehrgeiz gewehrt, „Geschichte schreiben“ vorgeschobenen Ort des Denkens und Sprechens. 14 zu wollen: die Geschichte eines Direktorats, die Geschich- Jahre „zwischen“ christlicher Botschaft und vielen Fa- te von ungefähr zwei Siebteln der Geschichte der Aka- cetten weltlicher Realität. 14 Jahre in Verantwortung für demie insgesamt. Nur „Tupfer“ sind denkbar – Tupfer, eine katholische Akademie, jenseits von „akademischer“ die wenigstens exemplarisch von dem sprechen wollen, Distanz zu den Dingen. was in einer wirklichen Bilanz breiter darzulegen wäre. Vielfältige Begegnungen und Auseinandersetzungen Vorwiegend schöne Geschichten wären zu schreiben haben in jedem Fall die gut 14 Jahre geprägt, in denen jedenfalls! Ähnlich der Ton, der bekanntlich die Musik Dr. theol. Gebhard Fürst die Akademie der Diözese Rot- macht: Wer die chromatischen Tutti vermisst, soll doch tenburg-Stuttgart als Direktor leitete. Damit hat der Theo- den Cantus firmus nicht und nicht die über ihn gebau- loge, Priester und heutige Bischof von Rottenburg-Stutt- ten Harmonien überhören! Denn ein freundliches Ständ- gart die seit Gründung der Akademie und damit seit den chen ist darzubringen! Tagen ihres ersten Direktors Prof. Dr. Alfons Auer unter Gebhard Fürst war angetreten in der erklärten Absicht wechselnden Stichworten gepflegte Tradition von Dia- auf „zeitgemäße Erneuerung der originären Ideen“. Als log und Gastfreundschaft, redlicher Zeitgenossenschaft, Schwerpunkte seiner eigenen Tagungsarbeit hatte er der Begegnung von Kirche und Welt fortgeführt und ihr ausgewiesen: Aktuelle Fragen von Christentum und Kir- dialogisches Profil nachhaltig geschärft. Das für die Fest- che in moderner Gesellschaft – Hermeneutik der Bibel veranstaltung zum 40-jährigen Bestehen der Akademie und die Bedeutung des Wortes Gottes für Kirche, Gesell- 1991 gewählte Thema „Dialog als Bedingung der diffe- schaft und Kultur – Reflexion auf das Selbstverständnis renzierten Gesellschaft“ spricht für sich – und muss für der Akademie. vieles sprechen, was in einer gerafften Würdigung des Das Bemühen, den Dialog stets auf der Ballhöhe des in- nun erledigten Direktorats hier nicht im Einzelnen be- terdisziplinären geistigen Treibens zu halten, führte un- rührt werden kann. ter seiner Leitung immer wieder zu neuen Themenfel- Dabei ging es Gebhard Fürst nie um ein Offensein nach dern, die in den Tagungshäusern Stuttgart-Hohenheim allen Richtungen um jeden Preis, gar um ein anbiedern- und Weingarten bzw. in den Fach-Referaten der Akade- des Anpassen christlichen, kirchlich-katholischen Den- mie eröffnet wurden. So kam im Rahmen der drei Fach- kens an die Oberfläche des Zeitgeistes, sondern um den Bereiche „Theologie – Kirche – Religion“, „Kultur und

4 Geisteswissenschaften“ und „Gesellschaft und Politik“ 1993 das Referat „Theologie und Naturwissenschaft“ neu hinzu, das unter anderem ethische Fragen der Gentech- nik und der Ökologie auf der Basis naturphilosophischen und theologischen Denkens behandelt. Dieses Engage- ment führte zu weiteren interdisziplinären Kontakten und zu konkreter Zusammenarbeit etwa mit der Akade- mie für Technikfolgenabschätzung des Landes Baden- Württemberg, in deren Kuratorium Dr. Fürst als Dele- gierter der Diözese Rottenburg-Stuttgart und der Erzdiö- zese Freiburg berufen wurde. Um den Erfordernissen der feministischen Forschung und Theologie gerecht zu werden, hat die Akademie ebenfalls 1993 ihr Engagement im Bereich „Frau in Kir- che und Gesellschaft“ verstärkt und als eigenes Referat im Bereich „Theologie – Kirche – Religion“ ausgewiesen. Die Kompetenz dieses Referats konnte 1997 in den ers- ten internationalen Fachkongress zum Diakonat der Frau einfließen, der unter der Überschrift stand „Diakonat, ein Amt für Frauen in der Kirche – ein frauengerechtes Amt?“. Bis 1999 war Gebhard Fürst selbst Mitglied der „Frauenkommission“ der Diözese. Als sich 1999 anbot, für absehbare Zeit religionssoziolo- gische Fragen im Rahmen der Akademie stärker zur Gel- tung zu bringen, integrierte Gebhard Fürst diesen neu- en Arbeitsschwerpunkt als Referat „Religion und Religi- osität in der modernen Gesellschaft“, dessen Aufmerk- samkeit den Prozessen der Transformation von Religion in der gegenwärtigen Kultur und Gesellschaft gilt. Früh erkannte der Akademiedirektor, dass zum Dialog von Kirche und Welt auch der Dialog mit der Wirtschaft gehört. Bereits 1988, zwei Jahre nach dem Amtsantritt von Gebhard Fürst, begann an der Akademie das Dialog- programm Wirtschaft und Ethik, das auf jahrelanger Vor- arbeit im Arbeitsbereich Wirtschaftsethik aufbauen konn- te. In Theologie und Ökonomie fand es große Resonanz, sein Ertrag mündete schließlich in das unter maßgebli- cher Regie der Akademie 1993 erschienene Lexikon der Wirtschaftsethik.

Ein Raum für die Kunst Als sich die Akademie Mitte der neunziger Jahre Fahnen mit dem Wortspiel „Kunst-Raum-Akademie“ vor ihre Ta- gungshäuser hängte, war dies weit mehr als ein Spiel mit Worten, mehr als ein Deco-Art-Gag.

5 Die Begegnung mit der zeitgenössischen bildenden nobelpreisträger von 1986, der jüdische Schriftsteller Elie Kunst hatte hier schon immer einen Ort. Getreu dem Wiesel, die Akademie und nahm an einem Symposion Wort von Montesquieu „Nur selten kommt der Mensch „Elie Wiesels Werk als Herausforderung für Religion und durch Vernunft zur Vernunft“ nahm die Akademie also Gesellschaft heute“ teil. auch unter der Leitung von Gebhard Fürst ihren Weg 1990 griff eine Hohenheimer Akademietagung zum ers- der Spuren- und Wahrheitssuche nie nur rein rational, ten Mal explizit die Frage der Entschädigung von Zwangs- nicht nur text- und kopflastig, sondern auch in lebendi- arbeitern auf – und blieb diesem Thema auch weiter ver- ger Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Kunst pflichtet. Dank dieser Arbeit konnte die Diözese Rotten- im Rahmen eines eigenen Referats, nun aber mit spezi- burg-Stuttgart am 10. November 2000 – durch Dr. Fürst, fischen Akzenten. 1988 wurden mit der Klasse Brodwolf ihren nunmehrigen Bischof – als erste deutsche Diözese die „Bildhauer-Symposien“ auf dem Weingartener Mar- konkrete Namen von Zwangsarbeitern nennen, die in tinsberg inauguriert, die sich seither in zweijährigem Tur- katholischen Einrichtungen auf ihrem Gebiet zwischen nus folgen. Zwei Jahre später beteiligte sich die Akade- 1939 und 1945 beschäftigt waren. mie mit „Musikforen“ erstmals am Festival Europäische Kirchenmusik in Schwäbisch Gmünd, was ebenfalls zur Auf Tuchfühlung mit Russland festen Tradition wurde. Im selben Jahr etablierte sie in Ein Symposion noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs Weingarten die alljährlich wiederkehrende „Sommeraka- brachte Frühlingsglocken zum Schwingen: 1988 in Wein- demie Kunst und Kultur im Bodenseeraum“ – Zeichen garten unter der Überschrift „Um der Menschen willen ihrer Einwohnung in der oberschwäbischen Landschaft. – Begegnungen mit der Sowjetunion“. Es war bereits das Rasch feste Tradition geworden ist auch die erst 1999 zweite Symposion aus Anlass der Taufe der Kiewer Rus’ eingeführte Reihe „Musik an der Akademie“. vor 1000 Jahren. Sinngehalt gewinnt Gestalt: Wenn in den 14 Jahren des Aus diesen Kontakten, verstärkt zwei Jahre später durch Direktorats von Gebhard Fürst in Hohenheim oder Wein- ein deutsch-sowjetisches Literaten-Symposion, ebenfalls garten gebaut wurde, dann immer auf theologisch-phi- in Weingarten, entwickelte sich unter der Leitung von losophisch wie ästhetisch reflektierter Basis. Dies gilt spe- Gebhard Fürst eine intensive Beziehung zu Schriftstel- ziell für die 1994 durch den Krefelder Künstler Josef Si- lern, Politikern und Gesellschaftswissenschaftlern auf mon („Neues Sehen in alten Räumen“) neu gestaltete dem Gebiet der damaligen Sowjetunion. Renommierte Kapelle im Tagungshaus Weingarten, die Gebhard Fürst Autoren wie Tschingis Aitmatow, Daniil Granin und Alek- in einer eigenen Publikation vorstellte, wie für die im Jahr sandr Men nahmen im Mai 1990 an der Tagung in Ober- 2000 fertig gestellte Erweiterung des Tagungszentrums schwaben teil. Die Ermordung Aleksandr Mens durch in Stuttgart-Hohenheim. Immer stand als Leitmotiv die russische Nationalisten ein halbes Jahr später ließ die Begegnung von Christus und Menschheit, von Geist und Akademie ihr Engagement für Russland verstärken. So Welt im Hintergrund. nahm der Reformpolitiker Grigorij Jawlinskij zusammen mit der Jabloko-Abgeordneten in der russischen Staats- Heilsam an Wunden rühren duma Tatjana Jarygina 1994 die Einladung der Akademie So vorbehaltlos wie auf die genannten Felder begab sich zu einem zweiten Besuch an, bei dem beide Politiker die Akademie zwischen 1986 und 2000 auch auf schwie- zahlreiche deutsche Vertreter aus Politik und Wirtschaft riges Terrain. Dazu gehört die deutsche Geschichte mit kennen lernen konnten. ihrer unseligen Vergangenheit des Nationalsozialismus Ein Jahr später erfolgte erstmals die Verleihung des Alek- und dessen schlimmen Folgen. Vorsichtig fragte eine von sandr-Men-Preises für die deutsch-russische Kulturbe- Gebhard Fürst veranstaltete Festakademie zum 70. Ge- gegnung – Stiftung der Akademie zusammen mit zwei burtstag des jüdischen Philosophen und Theologen Moskauer Literaturinstituten, dem Osteuropa-Institut der Pinchas Lapide 1992 „Juden und Christen im Dialog? – Universität Tübingen und dem Kreis der Freunde von Zum Stand des jüdisch-christlichen Gesprächs“ in Anwe- Aleksandr Men – an die Gründerin und erste Direktorin senheit des Jubilars. Im Mai 1995 beehrte der Friedens- des Moskauer Goethe-Instituts, Kathinka Dittrich van

6 Weringh. Als weitere Preisträger folgten: der russische ges Forum „Standortfaktor Religion – Weltreligion Tech- Schriftsteller Lew Kopelew (1996), der Slawist Wolfgang nik“ anbot. Kasack (1997), der kirgisische Schriftsteller Tschingis Wie global und Grenzen überwindend das Denken und Aitmatow (1998), der Journalist Gerd Ruge (1999) und – Arbeiten an der Akademie sich unter Dr. Fürsts Leitung als letzter unter der Regie von Gebhard Fürst – Michail S. ausprägen konnte, erweist sich auch durch das Aufgrei- Gorbatschow (2000). fen von Themen wie Menschenrechte, Migration und Die Kontakte blieben fruchtbar und lebendig bis heute, Ausländerfragen. Tagungen für Juristen und Verwal- auch in umgekehrter Richtung: 1996 reisten südwest- tungsexperten aus östlichen Konversionsländern, Fach- deutsche Journalisten auf Einladung der Akademie und tagungen für deutsche Verwaltungsrichter, für EU-Be- der russischen Freunde nach Osten und besuchten die amte, für Flüchtlingsexperten gehören heute zum selbst- Wolgastädte Nishnij Novgorod, Tscheboksary und Kasan, verständlichen Programm der Akademie. wo sie unter der Leitung von Dr. Fürst Kontakte zu Poli- Einen diskreten Beitrag zu mehr Frieden in Burundi leis- tikern, Religionsführern und Industrievertretern knüp- tete die Akademie 1991, als sich auf Einladung von Geb- fen konnten. hard Fürst gesprächsbereite Repräsentanten verfeinde- ter Volksgruppen des afrikanischen Landes zu einem Blick über den Kirchturm hinaus geschlossenen Kolloquium trafen, um Chancen für De- Direktor Fürst begnügte sich nicht damit, die Aktivitä- mokratie und Menschenrechte auszuloten. ten „seiner“ Akademie auf das Gebiet der Diözese Rot- Wie das Zusammenleben von Juden, Christen und Mus- tenburg-Stuttgart zu beschränken. Sein Engagement limen in Deutschland gelingen könnte, darüber berie- galt auch dem Miteinander aller Katholischen Akademi- ten Fachleute 1997 an der Akademie in Zusammenar- en in Deutschland. Im Herbst 1993 wurde er zum Vorsit- beit mit der von Hans Küng präsidierten Tübinger ‚Stif- zenden ihres Leiterkreises gewählt. Diese Funktion, die tung Weltethos‘ auf der Konsultationstagung „Weltethos ihn ebenso in ständigen Kontakt mit dem Leiterkreis der konkret“. Evangelischen Akademien in Deutschland brachte, hat- te Gebhard Fürst inne bis zum Ende seines Direktorats, Impulse für die Kirche bis zu seinem Amtsantritt als Bischof im Herbst 2000. Im So sehr Gebhard Fürst als Direktor der Akademie auf die Auftrag des Leiterkreises der Katholischen Akademien lud Kontakte mit Politik, Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft und er 1996 zu einem Symposion nach Hohenheim ein: „Di- Wissenschaft achtete, so sehr gab er von Hohenheim alog als Selbstvollzug der Kirche – Dimensionen einer und Weingarten aus Impulse für die Kirche nach innen. Theologie und Ekklesiologie des Dialogs“. Unschwer war Wenn innerhalb der katholischen Kirche strittige Themen auch hier die Handschrift des in Tübingen promovierten anstanden, bot die Akademie ein Forum für deren kon- Theologen und Stuttgarter Akademieleiters zu erkennen: struktive Behandlung. „Störungen im deutschen Katho- in der prägnanten Themenstellung, in der ekklesiologi- lizismus“ hieß folgerichtig eine Veranstaltungsreihe, die schen Zuspitzung eines tragenden Gedankens aller Aka- 1989 begann und deren Premiere den Titel hatte: „Für demiearbeit, in der theoretischen Reflexion kirchlich eine dialogische Kirche – Anfragen und Perspektiven der belangvoller Praxis. Kölner Erklärung“. Mit der Kölner Erklärung prominen- Im Auftrag des Zentralkomitees der deutschen Katholi- ter deutscher Theologieprofessoren gegen die Ausufe- ken (ZdK) gestaltete die Akademie im Rahmen des Ka- rung des römischen Zentralismus in der katholischen Kir- tholikentags 1994 das Großforum „... damit Menschheit che war damals eine Debatte entbrannt, die seitdem überlebt“ in der Martin-Luther-Kirche in Dresden-Neu- nicht mehr zur Ruhe gekommen ist. stadt. Einsatz auf Bundesebene zeigte die Akademie auch Ende 1993 wurden an der Akademie mutige Überlegun- im Jahr 2000, als sie sich im Verbund mit 19 Evangeli- gen zur päpstlichen Enzyklika Veritatis splendor ange- schen und Katholischen Akademien auf der Weltausstel- stellt unter der Überschrift „Ist die Kirche auch heute lung EXPO 2000 in Hannover am Projekt „Weltverant- ethisch noch bewohnbar?“. Renommierte Theologen, wortung in den Religionen“ beteiligte und ein ganztägi- darunter der inzwischen verstorbene Münchener Theo-

7 loge Heinrich Fries, beteiligten sich daran, analysierten garten unter ihren „Seminarprogrammen“ einen mehr- die Enzyklika, zeigten Schwächen und Stärken auf. spartigen, zertifizierten journalistischen Ausbildungsgang Auch als die Bewegung Kirchenvolksbegehren auf mehr an. Nach drei Jahren wachsender Zusammenarbeit konn- Basisbeteiligung und mehr Laienrechte in der Kirche ten die Akademie in der Person von Dr. Fürst und die PH drängte, bot sich die Akademie im Januar 1996 unter Weingarten in der Person ihres Rektors im November der Regie von Gebhard Fürst als Forum der gegensätzli- 1995 einen förmlichen Kooperationsvertrag darüber chen Positionen an: „Was nun, Kirche – Zur Situation nach abschließen. dem Kirchenvolksbegehren“. Im Oktober des gleichen Im Blick auf die Zusammenarbeit mit den Medien hatte Jahres griffen die Akademie, der Lehrstuhl für Dogmatik der Akademiedirektor ja auch ein Vermächtnis zu bewah- an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universi- ren: Der vormalige Akademiedirektor und spätere Rot- tät Tübingen und deren Institut für Ökumenische For- tenburger Bischof Dr. Georg Moser erhielt 1989 posthum schung den Themenbereich Kommunikation, Kompe- den Mediapreis des Süddeutschen Rundfunks – zu Hän- tenz, Kooperation wissenschaftlich auf und suchten nach den der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. trag- und konsensfähigen Perspektiven einer Commu- In die Amtszeit von Gebhard Fürst fiel schließlich auch nio-Ekklesiologie. der Eintritt der Akademie ins „global village“, die Chance Geben und Nehmen an der Akademie in der Zeit ihrer weltweiter Kommunikation über das digitale Internet. Seit Leitung durch Gebhard Fürst: Themen wanderten von 1996 ist sie dort präsent, seit 1998 mit einer eigenen außen in die Akademie ein und wurden die ihren, ande- Homepage unter der Adresse www.akademie-rs.de. Das re nahmen im Dialog von dort ihren Ausgang und fan- Angebot dort wächst ständig, mit jeder neuen Tagung, den ihr Publikum auch draußen. mit jeder neuen Publikation. Und es dürfte ein Symbol ganz eigener Art sein, dass Gebhard Fürsts Abschied von Das Geschäft mit den Medien der Akademie mit der unabweisbaren Diskussion der Fra- Dialog braucht Medien, und dies in mehrfacher Hinsicht. ge zusammenfällt, wie die hergebrachte Arbeit der Gesellschaftlicher Diskurs erfordert zur Vorbereitung und Akademie(n) und die mit den „neuen Medien“ – diesem Vergewisserung Medien in Form von Büchern, Bildern, und anderen – verbundenen Kommunikationsformen Filmen, Tonbändern. Und er braucht Vertreter von Me- künftig miteinander zu vermitteln sind. dien zur Verbreitung: Journalisten, Autoren – Medien- schaffende eben. Beide Aspekte waren Dr. Fürst Anlie- Dienst an Wort und Sakrament gen und Ziel vieler Mühen. Während seiner Amtszeit hat Erstmals in der Amtszeit von Gebhard Fürst musste die die Akademie ihre Publikationsformen systematisch er- Akademie mit nur einem Priester innerhalb ihres Stabs weitert, die Zahl ihrer Publikationen selbst beträchtlich auskommen. Was an geistlichen Funktionen bis dahin gesteigert. Dazu trägt ihr eigenes Auftreten als Verlag zwischen Direktor und Akademiepfarrer geteilt werden mit renommierten Autoren nicht unerheblich bei. Die konnte, lastete nun ungeteilt auf seinen Schultern. Informationen, Diskussionen oder Ergebnisse vieler Ta- Zuweilen war das kaum weniger an Verpflichtungen, als gungen liegen in Buch- oder anderer Berichtsform vor, ein mittleres Pfarramt mit sich bringt. die Jahres-Chroniken bieten breite Überblicke, der jähr- Doch war die Feier von Gottesdiensten für Dr. Fürst kei- liche Pressespiegel zeugt von der Resonanz der Akade- ne Last: der Vorsitz bei der Eucharistiefeier oder die Aus- miearbeit in der Öffentlichkeit. legung des Wortes Gottes in der Predigt. Im Gegenteil, Mit den Medienvertretern baute die Akademie unter der er nahm sein priesterliches Amt mit fühlbarer Lust und Leitung von Gebhard Fürst ein intensives und vertrau- Liebe wahr. Und so sprang der Funke meist rasch und ensvolles Verhältnis auf. Pressekonferenzen, Hinter- leicht auf die Gottesdienstgemeinde über, nicht selten grundgespräche und regelmäßige Einladungen zu den auch auf „Distanzierte“ unter den Teilnehmern. Veranstaltungen wurden selbstverständlich. Das darf und Keine Frage, sondern innere Berufung war ihm, die öku- kann nicht anders sein, bietet die Akademie doch selbst menische „Verfassung“ und Verpflichtung der Akademie in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Wein- weit obenan zu stellen. Der Priester drückte sie aus in

8 weitherzig gewährtem Gastrecht bei den Gottesdiens- ten, der Direktor in den regelmäßigen Kontakten mit der Evangelischen Schwester-Akademie Bad Boll sowie in der Ermutigung zur Verhandlung ökumenischer Themen in der Akademiearbeit, der Theologe als Mitglied der Theo- logischen Kommission der Arbeitsgemeinschaft Christli- cher Kirchen in Baden-Württemberg. Gebhard Fürst war ein geschätzter und gesuchter Pre- diger, der keine Predigt wiederholte und jede sorgfältig vorbereitete. So war er dazu prädestiniert, zum 50-jäh- rigen Bestehen der Predigtzeitschrift „Dienst am Wort“ 1997 in die Akademie einzuladen und damit deutlich zu machen, dass Seelsorge zwar nicht ihr „Geschäft“, ihr aber mitnichten gleichgültig ist. Dabei waren die Gestaltungsmöglichkeiten für Gottes- dienste an der Akademie innerlich wie äußerlich immer begrenzt: innerlich wegen des allfälligen Wechsels der Gottesdienst-„Gemeinde“, die im Ablauf der Veranstal- tungen ja keinerlei Konstanz aufweist; äußerlich nament- lich in Hohenheim wegen des Fehlens eines eigenen Got- tesdienstraums. Dies sollte sich erst mit dem Erweite- rungsbau und seiner Kapelle ändern. Für sie entwarf der Theologe Gebhard Fürst ein interreligiös akzentuiertes theologisches Programm, das – bis in Einzelheiten der Ausstattung hinein – seine adäquate ästhetisch-künstle- rische Umsetzung durch eine befreundete Künstlerschaft erfuhr. Die Früchte dieses Bemühens dürfen nun ande- re ernten. Bischof Gebhard war es aber vergönnt, „sei- ne“ Kapelle am 2. Oktober 2000 zu weihen – sozusagen der Schlussstein des Hohenheimer Bauvorhabens.

9 Moderator – Mediator und ideell und wirbt durch seine Mitglieder für die Ak- Die Stiftung von Beziehungen, die Pflege von Verbin- zeptanz ihrer Arbeit unter Multiplikatoren in Kirche und dungen, das Knüpfen eines Kontakt- und Kommunikati- Gesellschaft. Was 1995 mit 17 Gründungsmitgliedern be- onsnetzes – darin kamen Stärken und menschliche Be- gann, steht heute mit weit über 300 Mitgliedern immer gabung von Gebhard Fürst markant zum Tragen. Davon noch auf erfreulichem Wachstumskurs. profitierte die Akademie unter seiner Leitung reichlich, in vielfältiger Hinsicht und auf vielen Ebenen. Unbestechliche Zahlen Seine kontinuierliche Präsenz in der Sitzung des Bischöf- Mögen Statistiken lügen – ohne Statistik würde noch lichen Ordinariats verschaffte der Akademie am Sitz der fröhlicher gelogen! Die Chroniken der Jahre des Direk- Kirchenleitung eine respektierte Stimme und über die torats Fürst weisen Zahlen aus, die in ihrer Entwicklung Jahre hin merklich wachsende Aufmerksamkeit. Mehr schlicht beeindrucken, vergleicht man als Eckpunkte das und mehr waren dort Sachkompetenz, Erfahrungen der erste (1987) und das letzte (1999) Voll-Jahr unter seiner Akademie und Ergebnisse ihrer Arbeit gefragt, mehr und Leitung. mehr schließlich auch ihr Direktor selbst als unbefange- Die Akademie verzeichnete 1987 in ihren beiden Tagungs- ner Moderator kontroverser Diskussionen oder als be- häusern Hohenheim und Weingarten und auswärts zu- schlagener Mediator in der Darstellung und Entwicklung sammen 111 eigene Veranstaltungen mit insgesamt komplexer Sachverhalte. Letztlich ist es auch dem kom- 6.331 Teilnehmern; dazu 140 Gasttagungen mit 4.898 promisslosen Einsatz von Dr. Fürst dort zu verdanken, Teilnehmern; in Summe: 251 Veranstaltungen mit 11.229 dass die Akademie im Zuge der ökonomischen und ad- Gästen. 1999 liest sich die Bilanz (in gleicher Reihung) so: ministrativen Zentralisierung der diözesanen Bildungs- 162 eigene Veranstaltungen mit insgesamt 12.166 Teil- häuser ihre Eigenständigkeit (bis jetzt) bewahren konn- nehmern; dazu 194 Gasttagungen mit 6.784 Teilnehmern te. Der dafür zu zahlende Preis – eine wesentliche Erhö- sowie 2.157 Einzelgäste; in Summe: 356 Veranstaltun- hung der eigenwirtschaftlich zu erbringenden Kennzif- gen mit 21.107 Gästen. fern – erschien ihm weniger als Risiko denn als Gebot Man mag die genannten Zahlen drehen und wenden wie der ökonomischen Vernunft, so oder so. Diese Weichen- man will: Jedes Jahr war in allen Sparten ein kontinuier- stellung forderte große Opfer, namentlich vom Perso- licher, gelegentlich auch sprunghafter Zuwachs zu ver- nal unserer beiden Tagungshäuser. Doch die Ergebnisse zeichnen. Besonders der in Hohenheim und Weingar- versprechen, die Richtigkeit des eingeschlagenen We- ten ab 1996 systematisch intensivierte Garni-Bereich er- ges nachhaltig zu bestätigen. wies sich als wirtschaftlich mittragender Wachstumsfak- Sein Verhältnis zum Kuratorium der Akademie war von tor. Das Resultat: Die wirtschaftliche Bilanz des Hauses zwei Gedanken hauptsächlich bestimmt: dessen bera- kann sich am Ende wirklich sehen lassen und sich selbst- tende Funktion durch Zugewinn an Sachverstand, d.h. bewusst einer unbefangenen Prüfung stellen. entsprechende Berufungen, zu stärken und die Reprä- Der Steigerung der eigenen Veranstaltungszahlen war sentation der Akademie im kirchlichen, gesellschaftlichen nicht zuletzt dadurch eine Grenze gesetzt, dass die Aka- und öffentlichen Bereich durch geeignete, ihr in Inten- demie im Zuge der allgemeinen Sparmaßnahmen zum tion und tätiger Absicht verbundene Persönlichkeiten zu 1. Januar 1997 ein Referat verlor und ein weiteres, im verstärken. Daraus wuchs dem Kuratorium fast von selbst September 1999 vakant gewordenes während der Amts- die Rolle einer gewissen Interessenvertretung zuguns- zeit von Dr. Fürst nicht mehr besetzen konnte (und bis ten der Akademie in Kirche und Öffentlichkeit zu – eine 2004 ebenfalls verlieren wird). mehrfach erfolgreiche Allianz. Trotz aller schmerzlichen Begleiterscheinungen zeigte Ein Novum stellte schließlich die von Gebhard Fürst mit sich Gebhard Fürst aber auch hier gleichermaßen als langem Atem betriebene Gründung der Vereinigung von Realist wie als geschickter Steuermann: Die Akademie Freunden und Förderern der Akademie der Diözese Rot- hatte die zu erbringenden „Sparziele“ zum jeweils ge- tenburg-Stuttgart – „Akademieverein“ dar. Der Verein setzten Termin ohne Wenn und Aber erbracht! fördert bestimmte Projekte der Akademie wirtschaftlich

10 Ein Tagungszentrum zum Abschied Ära – schon den Jahren nach: Es war mit Abstand die Fünf Jahre dauerte es von den ersten Planungen bis zur längste eines Direktors unserer Akademie. Eine Ära vor Eröffnung am 1. Januar 2000 – dann konnte Direktor allem aber dem markanten Profil, der gestaltenden Kraft Fürst, im Jahr zuvor zum Päpstlichen Ehrenkaplan mit und den effektiven Ergebnissen nach! Umfang und Pro- dem Titel Monsignore ernannt, das um einen Flügel er- fil der Arbeit unserer Akademie und deren öffentliche weiterte Tagungszentrum in Hohenheim seiner Bestim- Wahrnehmung haben in der Amtszeit von Gebhard Fürst mung übergeben. Anbau? Neubau? Vordergründig und zweifellos ihren bisherigen Höhepunkt erreicht. Und wie nominell jedenfalls ein „Erweiterungsbau“, hintergrün- könnte man seinen persönlichen Einsatz für die Akade- dig die Erweiterung einer Idee und eines Programms, mie anders bezeichnen als – sit venia verbo – wahnwit- ihre Darstellung in gebauter Form – eine zu Geistes-Ge- zig? genwart verpflichtende Aufgabe also, über das Aufrich- Am 27. Juni 2000 wählte das Hohe Domkapitel zu Martin ten von Wänden hinaus ein Höchstmaß an Reflexion und in Rottenburg Dr. Gebhard Fürst zum elften Bischof der kulturellem Handeln verlangend. „Ein schwungvolles Diözese Rottenburg-Stuttgart. Nach päpstlicher Bestä- Zeichen des Dialogs“ hatten die Zeitungen als Titel über tigung und öffentlicher Bekanntgabe der Wahl am 7. Juli ihre Berichte zur kreativen Verbindung von renoviertem beendete er seinen Dienst als Akademiedirektor mit sei- Altbau und dem von Prof. Arno Lederer und seinem Büro ner Bischofsweihe am 17. September 2000. Besser als entworfenen Neubau gesetzt. Das Tagungszentrum an alle „Nachrufe“ vermögen die dem neuen Bischof damals der Paracelsusstraße in Hohenheim fand überall Wohl- vorauseilenden Schlagzeilen zu charakterisieren, was lei- gefallen, zum einen seines originellen Gepräges halber, tende Ideen, gesteckte Ziele und formgebender Stil sei- zum anderen wegen der (alle Erwartungen übertreffend) ner Amtszeit waren: „Weltoffen, kollegial und immer auf günstig ausgefallenen Baukosten. Gebhard Fürst durfte der Höhe der Zeit“ – „Ein sehr liberaler, aufgeschlosse- es sich zugute halten, dass er die Kalkulationen und de- ner Geist“ – „Kein romhöriger Frömmler“ – „Ein liebens- ren Einhaltung trefflich im Griff hatte. „Fit machen“ wollte würdiger Manager auf dem Bischofsstuhl“ ... er die Akademie für das dritte Jahrtausend. Und so ist das Zentrum ausgerüstet mit modern eingerichteten Die Akademie dankt! Zimmern, Sälen und Konferenzräumen mit Technik auf Ad multos annos! der Höhe der Zeit und – zum Zeichen ökologischen Ver- antwortungsbewusstseins – mit einem solar betriebe- Uwe Renz/Abraham Peter Kustermann nen Stromkraftwerk. Zu den weit reichenden und nachhaltigen Spuren, die Gebhard Fürst nach den gut 14 Jahren seines Direkto- rats hinterlässt, gehört nun also auch dies: als weithin erkennbares Zeichen geistiger Zeitgenossenschaft ein Tagungszentrum, das noch besser als bisher Raum zum Dialog bietet, zur Weitung des Horizonts, zur Erfahrung von Gastfreundschaft.

Ad multos annos! Am 8. März 1986 feierte die Akademie der Diözese Rot- tenburg-Stuttgart den „Stabwechsel“ im Amt des Direk- tors von Heinz Tiefenbacher zu Gebhard Fürst. Am 1. Juni dann trat Gebhard Fürst sein Amt definitiv an. Von da ab galt sein Leben – mit der Strenge des ersten Ge- bots – der Akademie. Man kann die Zeit seines Direkto- rats unmöglich anders bezeichnen denn als „Ära“. Eine

11 Jo Krummacher xen, römisch-katholischen und evangelischen Christen gemeinsam ist. Es gibt Bekenntnisse, die trennen. Dies Ein Bekenntnis, das verbindet! ist eines, das die drei großen Strömungen der Chris- „Propter nostram salutem“ tenheit verbindet. Im Unterschied zu früheren Zeiten – aus protestantischer Perspektive auch dies ein Dokument ökumenischer Verbundenheit – findet sich nun auch die lateinische Fassung des Ni- [...] Der Stab der Evangelischen Akademie Bad Boll zänischen Credos und damit auch der Wahlspruch von hat sich über die Wahl von Dr. Gebhard Fürst zum Bi- Gebhard Fürst im Evangelischen Gesangbuch meiner schof der Diözese Rottenburg-Stuttgart außerordentlich Landeskirche (EG 692). Gerade in einer plural gestal- gefreut. In seiner Zeit als Akademiedirektor ist Geb- teten Umwelt kommt dem gemeinsamen Bekenntnis der hard Fürst uns ein freundschaftlich verbundener, seriö- Christen eine orientierende Rolle zu. Nur wenn die ser und verlässlicher Partner gewesen, der bewusst Christenheit sich müht, eine gemeinsame Sprache zu ökumenische Zusammenarbeit gefördert und gefordert sprechen, wird sie Salz der Erde sein können. Im ge- hat. Jährlich kamen die Kollegien beider Schwester- meinsamen Bekenntnis verbindet sich das, was wir im Akademien zu Klausuren zusammen, um sich über Hören auf Gottes Wort von der Gotteswirklichkeit er- Schwerpunkte der Arbeit zu informieren, gegebenenfalls fahren, mit unserem eigenen Lebensvollzug – und wird abzustimmen und gemeinsame Tagungsprojekte anzu- damit zum deutlichen Zeugnis im Forum der vielen denken. Zugleich haben wir Gebhard Fürst als einen Überzeugungen: „Es gilt ein frei Geständnis in dieser Kollegen geschätzt, der seine priesterliche Aufgabe unsrer Zeit, ein offenes Bekenntnis bei allem Wider- deutlich wahrgenommen und neue Zeichen für den in- streit“ (EG 136). terreligiösen Dialog gesetzt hat.

Leitsatz ist kein Lehrsatz, sondern ein Bekenntnis Die Geschichte Jesu Christi geschah „uns zugut“ Der Wahlspruch „Propter nostram salutem“, den sich Ich muss gestehen, dass ich den Modus, nach dem ein Dr. Gebhard Fürst nun als Bischof der römisch-katholi- Bischof in der Schwesterkirche seinen Wahl- oder Wap- schen Schwesterdiözese gewählt hat, stößt bei mir, dem penspruch auswählt, nicht näher kenne. Mich selbst Protestanten, auf große Sympathie. Denn Leitsatz des begleitet seit meiner Ordination zum Pfarrer das Bi- neuen Bischofs wurde nicht ein Lehrsatz, sondern das belwort „So spricht der Herr: Ich will dich segnen, und gemeinsame Bekenntnis. Verkündigung und Bekennt- du sollst ein Segen sein“. Und unsere westfälischen nis sind neben Sakramentsfeier, Gebet und Segen zen- Vorfahren haben im 14. Jahrhundert den Wappenspruch trale Elemente des christlichen Gottesdienstes. Das ge- an ihre Nachkommen weitergegeben „In tenebris te- meinsame Bekenntnis ist die gemeinsame Antwort der nebo – In den Dunkelheiten werde ich festhalten“. So Gemeinde auf die Verkündigung der Botschaft von der weiß ich ein wenig, wie solche Leitsätze Niederschlag freien Gnade Gottes. Ich muss nicht eigens betonen, finden im eigenen Nachdenken, in Konflikt- und Kri- dass dies in den Ohren eines evangelischen Christen sensituationen und bei notwendigen Entscheidungen. positive Resonanz findet. Sie öffnen den Raum ins Perspektivische, bieten sich Meine Sympathie wächst, weil der Wahlspruch dazu gleichsam als Dialogpartner an und nehmen mitunter noch einem Bekenntnis entnommen ist, das orthodo- Einfluss auf unser Vorgehen oder gehen kritisch mit

12 uns ins Gebet. Sie geben Impulse, aber sie trösten auch, den Zusammenhängen verstrickt und gefangen bleiben. wenn uns die Hände gebunden sind. Schließlich kön- Das Schwergewicht seiner Amtsführung, so verstehe nen sie ein Stück Gemeinschaft stiften unter denen, die ich diesen Wahlspruch, will der neue Bischof auf die mit dem gleichen Leitwort unterwegs sind. Nachricht von der heilenden und erlösenden Sendung des Gottessohnes in die Menschenwelt legen. Die „So- Wahlspruch verweist auf die Mitte christlichen teriologie“, so würden es theologische Fachleute for- Glaubens mulieren, wird künftig in Rottenburg den Ton angeben. Im Blick auf den Wahlspruch von Bischof Fürst stelle Gerade darin liegt nach evangelischem Verständnis eine ich mir das ähnlich vor: Es ist ein Wort, das ihn im hervorragende Option für den ökumenischen Dialog. neuen Aufgabenbereich begleiten, das ihm Orientierung [...] und Trost in der Fülle der Aufgaben geben wird. Es dient aber zugleich seiner Diözese als Wegweiser an Gemeinsame Aufgabe(n) aller in der einen Kirche der Schwelle ins neue Jahrtausend. Es rückt den ei- Jesu Christi gentlichen Grund für die Menschwerdung Gottes – und Die ökumenische Diskussion in Deutschland hat in den im Gefolge davon für die Sendung der Christen in die vergangenen Monaten unter seismographischen Extre- Welt – ins Zentrum. Es hält fest an der Antwort, die die mitäten gelitten. Anlass dafür war das unter Federfüh- Christenheit im Blick auf die Frage nach dem Warum rung von Joseph Kardinal Ratzinger erarbeitete Do- des paradoxen Eingangs Gottes in die Menschenwelt kument „Dominus Iesus“. Dieses Dokument ist nicht und damit auf die Sinnfrage gefunden hat. Es reiht sich in erster Linie im Blick auf die europäische Situation nicht ein in die Liste der moralischen Imperative, mit zweier etwa gleich starker christlicher Konfessionen denen Theologen und andere Engagierte – auf Entkirch- zustande gekommen. Vielmehr haben theologische Ent- lichung reagierend – der Kirche wenigstens als Sitten- wicklungen in Asien diese römische Erklärung provo- anstalt des öffentlichen Rechts zum Überleben verhel- ziert. fen möchten. Es verweist vielmehr ins Zentrum des Gleichwohl sind die kirchenamtlichen evangelisch-ka- Glaubens: Die Geschichte Jesu Christi geschah nicht, tholischen Beziehungen in unserem Bereich durch die- damit eine neue Religion gestiftet würde; sie geschah ses Papier erheblich gestört und durch zusätzliche Er- nicht, damit sich ein religiöses System ihrer bemächti- klärungen von Kardinal Ratzinger belastet worden. gen und seine Aufgabenteilung begründen könnte; sie Zwar gesteht der römische Präfekt der Glaubenskon- geschah nicht, um Illusionen zu nähren und die Lebens- gregation zu, dass es innerhalb der römischen Kurie realitäten auszublenden; sie geschah nicht, um den nicht zu ausreichender Abstimmung mit den Fachleu- Menschen zu entmündigen und neu zu programmieren; ten für Ökumene gekommen ist. Gleichwohl setzt er sie geschah auch nicht, um eine bestimmte Ethik zu die römische Kirche auf eine Weise mit der Kirche Jesu etablieren. Die Geschichte Jesu Christi geschah „um Christi gleich, dass andere, nach eigenem Bekunden unseres Heiles willen“, oder wie Luther gesagt hat: und Bekennen ebenfalls katholische, nicht aber rö- „uns zugut“. misch-katholische Kirchen (z. B. die lutherischen, die Gott wurde Mensch, damit wir Menschen nicht in un- reformierten oder die anglikanischen Kirchen) nur noch heilvollen, unheilstiftenden oder dem Unheil folgen- als kirchenähnliche Gebilde akzeptiert werden.

13 Kirche ereignet sich, wo Menschen von Gottes neuen Bischofs uns allen in der einen Kirche Jesu Chris- Wort getroffen und bewegt werden ti zugute kommen. Auch wir evangelischen Christen verstehen uns als Das Amt der Getauften: nicht Macht, sondern Glieder der einen, heiligen, allgemeinen (= katholi- Dienst schen) und apostolischen (christlichen) Kirche. Nur Bischof Fürst wünscht sich, dass die erlösende, befrei- bedeutet für uns katholisch nicht, dass wir römischer ende und heilende Botschaft von Jesus Christus das Jurisdiktion unterstehen, und apostolisch nicht, dass Herz möglichst vieler Menschen erreichen und verwan- es dazu der apostolischen Sukzession durch die histo- deln soll, um erneut Frucht zu tragen für die Menschen. rische Kette der Bischöfe bedarf. Aus evangelischer Wir wünschen uns und ihm, dass wir diese eine Aufga- Sicht ist die Apostolizität sowohl durch die bis auf die be in geschwisterlicher Weise – pari, pari – in Angriff frühesten Anfänge zurückreichende Kette der Getauf- nehmen. Dabei wollen wir miteinander bedenken, dass ten als auch durch die Kontinuität der Verkündigung das in und durch Christus gerettete und geheilte Leben des Wortes Gottes gewährleistet. Positiv gesagt ereig- nur der Vorgriff ewigen und seligen Lebens ist. net sich aus unserer Sicht Kirche dort, wo das Evange- Eine solche Perspektive macht bescheiden. Nicht lium lauter verkündigt und die Sakramente recht ver- Macht, sondern Dienst ist das Amt der Getauften. Die waltet werden. Nicht die organisatorische, historisch- Menschen in unserem Land, die Gesellschaft in all ih- gewordene oder kontextuelle Ausprägung entscheidet rer Ausdifferenziertheit sind auf diesen Dienst mehr über das Kirchesein, auch nicht eine historische Ab- denn je angewiesen. Es kann uns nicht gleichgültig sein, folge von mit Ämtern der Kirche beauftragten Perso- in welchem Geist die großen Fragen der Menschen be- nen, sondern das Ereignis, dass Gottes Wort Menschen antwortet werden und den Sorgen und Nöten von Frau- trifft und in Bewegung versetzt. Dafür gewährt zwar en, Männern und Kindern begegnet wird. Wir wünschen die Geschichte christlicher Kirchenausformungen und unserer Schwesterkirche und ihrem neuen Bischof die -bildungen einen kontinuierlichen Rahmen; aber ein- rechte Geistesgegenwart – propter nostram salutem! zelne ecclesiae visibiles (sichtbare Kirchentümer) kön- Pfarrer Jo Krummacher, Geschäftsführender Direktor der Evang. nen nicht beanspruchen, ecclesia invisibilis (eigentli- Akademie Bad Boll, würdigte den neuen Bischof und seinen che Kirche) zu sein. Die Kirche des Bischofs von Rom Wahlspruch innerhalb eines längeren Artikels in den informati- und die Kirche der evangelischen Bischöfin von Han- onen (Nr. 360, Dez. 2000/Jan. 2001) nover unterscheiden sich in der Reichweite ihrer Mit- gliedschaft; damit ist aber noch nichts über die Quali- »Stabswechsel« am 8.3.1986 von Akademiedirektor Heinz Tiefenbacher (links) an Gebhard Fürst, 2.v.l.: Stellv. Akademie- tät ihres Kircheseins gesagt. Nach dem Maßstab der direktorin E. Plünnecke, 3.v.l.: Bischof Dr. Georg Moser Heiligen Schrift sind sie beide Glieder am Leib Christi 20 Jahre »Pro und Contra«, 28.6.88: – mit jeweils eigenem Profil. Reinhard Appel, Prof. Dr. Hans Bausch, Dr. Gebhard Fürst Damit ist auch deutlich, dass es für uns nicht gleich- 40-jähriges Jubiläum: Übergabe der Festschrift »Dialog und gültig ist, wer innerhalb der gesamten Kirche an einer Gastfreundschaft« an Bischof Dr. Walter Kasper Stelle, die noch dazu in Nachbarschaft liegt, ein Hir- Erzpriester Alexandr Men beim deutsch-sowjetischen Literatursymposion, Weingarten, Mai 1990 tenamt übernimmt. Denn dieses Amt wirkt auch auf uns. Am Tag der Einweihung des erweiterten Tagungszentrums Und wir wünschen uns, dass die besonderen Gaben des Stuttgart-Hohenheim

14 15 Bürgermeisterin Gabriele Müller-Trimbusch Sehr verehrter Herr Bischof, Ihrem eigenen Anspruch, die brennenden Themen unserer Zeit aufzugreifen und Grußwort anlässlich des ersten offen anzusprechen, sind Sie und die Akademie Pontifikalgottesdienstes jederzeit gerecht geworden. Dabei haben Sie sich nie mit Bischof Dr. Gebhard Fürst davor gescheut, auch „heiße Eisen“ anzupacken, die am 24. September 2000 in der zwar wichtig, aber vielleicht momentan nicht oppor- Konkathedrale St. Eberhard in Stuttgart tun waren. Früh haben Sie das Thema „Ausländerin- tegration“ zum Bestandteil des Akademieangebots ge- Exzellenz, macht. Ich darf dabei dankbar auf eine fruchtbare meine sehr geehrten Damen und Herren, Zusammenarbeit zwischen der Akademie und der Stadtverwaltung zurückblicken. für die Landeshauptstadt Stuttgart, unseren Gemein- Auch der Dialog mit allen Religionen wurde von Ih- derat und auch persönlich heiße ich Sie als unseren nen frühzeitig als Schlüsselthema für die Zukunft al- neuen Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart und ler Kirchen erkannt, sehr viel früher noch als Ihre als neuen Hausherrn der Konkathedrale St. Eberhard Themen zu öffentlichen Themen der Kurie wurden, in Stuttgart auf das Herzlichste willkommen. Beson- und dies haben Sie mit viel Mut und Sensibilität dazu ders herzlich darf ich Sie von unserem Oberbürger- getan. So habe ich jede Veranstaltung der Akademie meister Dr. Wolfgang Schuster grüßen, der, wie er mir als geistiges und geistliches Labsal empfunden und versichert hat, zu seinem größten Bedauern nicht war mit dieser Haltung und Erfahrung ganz und gar anwesend sein kann und derzeit auf einem anderen nicht allein. Die alljährliche Verleihung des Alek- Kontinent für unsere Stadt tätig ist. sandr-Men-Preises ist sicherlich auch ein Ausdruck Mit großer Freude und Dankbarkeit haben alle Bür- des Engagements der Akademie für den Dialog zwi- gerinnen und Bürger dieser Stadt zur Kenntnis ge- schen den Religionen, aber auch zwischen den Völ- nommen, dass der Stuttgarter Bischofsstuhl nicht kern. Seit 1995 werden, nicht zuletzt durch Ihre Initia- mehr verwaist ist. Noch viel schöner ist es allerdings, tive, Menschen ausgezeichnet, die sich um die inter- dass dies heute durch einen Mann erfolgt, den nicht kulturelle Vermittlung im Interesse des friedlichen und nur ich außerordentlich schätze und der in unserer humanen Aufbaus Europas verdient gemacht haben. Stadt durch sein bisheriges Wirken segensreiche Spu- Wo könnte besser der Ort für Ihre Stiftung liegen als ren hinterlassen hat. in dieser Stadt, die den größten Ausländeranteil in 14 Jahre lang waren Sie Direktor der Akademie der der Bundesrepublik Deutschland hat und sich seit Diözese Rottenburg-Stuttgart. In dieser Zeit haben Jahrzehnten um die Integration aller Zuwanderer Sie das Profil der Akademie wesentlich mitgestaltet bemüht. Den gleichberechtigten Dialog führen und und weiterentwickelt. Über allen Themen, die von Brücken bauen, das wird aber auch in Ihrem neuen Ihnen aufgegriffen wurden, stand die Suche eines fai- Amt eine herausragende Bedeutung einnehmen. ren Dialogs und der christlichen Zeitgenossenschaft In einer Gesellschaft, die die Individualisierung zum mit den verschiedenen Bereichen unserer Gesell- beherrschenden Erfolgsfaktor macht, bleiben viele, schaft. die dem Zwang zu Mobilität, Flexibilität und Selbst-

16 ständigkeit nicht folgen können, auf der Strecke. Der Diözese Rottenburg-Stuttgart wünsche ich Ihnen, dass Staat wird sich auf Dauer dieser Aufgabe nicht allein Sie diese Talente ganz im Sinne des Neuen Testaments stellen können. Erforderlich ist es vielmehr, neue pflegen, dass Sie sie weiterentwickeln, dass Sie sie Strukturen für ein tragfähiges Miteinander in unse- nicht verkümmern lassen. Ich bin mir sicher, dass es rer Gesellschaft zu schaffen. Es bedarf einer neuen Ihnen dann auch gelingen wird, überzeugende Ant- Kultur des Dialogs zwischen den verschiedenen Ge- worten auf die Fragen der Menschen zu geben, die sellschaftsgruppen, zwischen Alt und Jung, Deutschen heute mehr denn je nach Orientierung suchen. und Nichtdeutschen, Gesunden und Kranken, Wohl- Die Bürger dieser Stadt, ob in- oder ausländisch, ob habenden und Bedürftigen. Um diesen Dialog mit alt oder jung, männlich oder weiblich, schauen vol- Leben zu erfüllen, brauchen wir Menschen und Or- ler Hoffnung auf Sie und werden aufmerksam Ihren ganisationen, die in der Lage sind, Brücken zu bau- Weg begleiten. en. Eben Menschen wie Sie, mit einem festen Funda- Als Zeichen der Verbundenheit der Landeshauptstadt ment, auf das sich viele Brückenköpfe gründen las- mit unserem Bischof darf ich Ihnen im Namen unse- sen. res Oberbürgermeisters die Erstausgabe der Stutt- Besonders bauen werden wir auf Ihre Worte anläss- garter Bibel überreichen und einen Taler, der aus dem lich Ihrer Bischofsweihe, wo Sie sagten, dass Sie Kupferdach unseres alten Rathauses geschmiedet grundsätzlich mit einer Haltung gegenseitigen Ver- wurde, sozusagen als dauerhaftes Erinnerungsstück trauens und Respekts auf alle Menschen zugehen einer Verbundenheit, die wir von Herzen gern mit wollen, ihnen zuhören, um dann einen gemeinsamen Ihnen praktizieren werden. Weg zu finden. Alles Gute und Gottes Segen! Die Kirche kann dabei eine wichtige Rolle spielen. Gelingen wird ihr das freilich nur, wenn sie den Draht zu allen Menschen, Männern wie Frauen, finden wird, wenn sie Männer und Frauen mit ihren jeweils spezi- fischen Sorgen und Nöten ernst nimmt, wenn sie sen- sibel für Veränderungen und Entwicklungen unserer Gesellschaft bleibt. Mit Freude habe ich gesehen, wieviele Frauen bei Ihrer Investitur tätig waren und eine auch zu Wort kam. Exzellenz, hier setzen wir Frauen große Erwartungen in Sie, denn wir sind die eine Hälfte der Menschheit und erwarten eine faire Teilhabe an der Gestaltung unserer geistigen und geistlichen Lebenswirklichkeit. Verehrter Herr Bischof, während Ihrer Zeit als Aka- demieleiter waren diese Sensibilität für Veränderun- gen und Ihre Dialogfähigkeit Ihre hervorstechends- ten Talente. Für Ihre neue Aufgabe als Bischof der

17 abgeschlossen. Hier kann, soll und muss der Dialog von Dialog – auch im allen Beteiligten versucht werden.

Spannungsfeld von Dialog zwischen zeitgenössischer Musik und Kirche „Neue Musik, welche diesen Namen verdient, reißt die Kirche und zeitgenös- Menschen aus aller falscher Sicherung heraus und ver- setzt sie wieder in die Offenheit des Hörens“ (Hans Zen- sischer Musik der). Die der Musik eigene Gebärde ist das Hören. Hören heißt: Erfahrungen machen können. Mit etwas, einer Sache „... deshalb kann und muß heute Dialog sein“ oder einem Menschen, eine Erfahrung zu machen ist (Karl Rahner) etwas anderes, als sich Kenntnisse darüber zu beschaf- fen. Kenntnisse allein machen bekanntlich noch keine „Der heutige Dialog ist nicht nur dadurch charakteri- Erkenntnis aus, so wenig wie die Wörter das „Wort“ aus- siert, daß die Dialogpartner verschiedener Ansicht sind, sagen können. Musik, zumal die zeitgenössische, ist ein entgegengesetzte Standpunkte vertreten, sondern im Medium, Erfahrungen der verschiedensten Art zu ma- voraus dazu dadurch, daß keiner mehr alles weiß und chen: religiöse Erfahrungen, Erfahrungen über den Men- wissen kann, was sein Gesprächspartner weiß. Das macht schen, seine Zeit und Welt, über dessen Glauben oder den Dialog heute unsagbar viel schwerer – aber es gibt Nicht-Glauben, über sein Verhältnis oder Nicht-Verhält- ihm auch einen Sinn schon im voraus zu einer Einigung; nis zu Gott. Musik ist zugleich das Medium, diesen Er- man kann unendlich viel voneinander lernen; man wird fahrungen Ausdruck zu geben in einer autonomen, nur nie ausgelernt haben, aber man kann auch nie mehr sa- ihren eigenen Gesetzen gehorchenden Sprache. Dabei gen, daß man vom anderen im Dialog nichts lernen kön- zeigt sich oft, dass diese Erfahrungen, besonders jene ne ... deshalb kann und muß heute Dialog sein“ (Karl Rah- spirituellen Charakters, einen um so authentischeren ner). Ausdruck finden, je unabhängiger sie von Vorgaben, Dies gilt auch und besonders für den nach wie vor und Vorbildern oder von vorgeformten Denkmustern – auch immer wieder spannungsgeladenen Dialog zwischen Kir- und gerade von kirchlich-religiösen oder liturgischen – che und zeitgenössischer Musik und Kunst. sich ereignen. „Nicht mehr wird Musik funktional gehand- habt, also unter der Prämisse gottesdienstlicher Verträg- Dialog zwischen Musik und Religion lichkeit, sondern sie wird gemessen werden an der Mög- Musik und Religion waren zu allen Zeiten eng miteinander lichkeit geistlicher Erfahrung“, so Clytus Gottwald in sei- verwoben. Von Anfang an lieh die Musik dem „Unaus- nem Akademie-Vortrag zum „Aschermittwoch der Künst- sprechlichen“ ihre Stimme und gab so dem „Unendli- lerinnen und Künstler“ 1990. chen“ und „Absoluten“ – eben dem nicht „Be-greifba- „Möglichkeiten geistlicher Erfahrung“, „Spuren des Trans- ren“ – eine in Zeit und Klang fixierte und sinnlich wahr- zendenten“ gilt es also nicht nur, aber doch vor allem in nehmbare Konkretion. der zeitgenössischen Musik zu „erhören“. Von Anfang an war aber die Musik auch „zweckloses“ Die Akademie will also Dialog und Erfahrung ermöglichen: Spiel und damit ein Ort, wo der Mensch als homo lu- Erfahrung im Musik-Hören und Musik-Nach-Denken, Dia- dens, sich selbst verwirklichend und bei sich ankom- log in Gesprächen mit Komponisten, Musikern und The- mend, gleichzeitig über sich hinausweist: „Der Ton spricht ologen, die zusammen mit den Teilnehmern der ange- zugleich aus, was im Menschen noch stumm ist“ – heißt botenen Musiktagungen und Besuchern der neu ent- es bei Ernst Bloch. standenen Reihe „Musik in der Akademie“ sich auf Neues Dieses „doppelte“ Thema, Musik als Zeichen des Trans- und „Unerhörtes“ einzustellen bereit sind. zendenten und als Reflex auf das nicht Fassbare, zieht sich durch die Musikgeschichte und ist bis heute nicht

18 Fünf Dialog-Felder der Akademie zur Thematik Zu diesem Zweck haben die beiden Akademien ein Kura- „Zeitgenössische Musik und Kirche“ torium ernannt, welches (ab dem 1.1.1998) neben der In den letzten beiden Jahren ist die Akademie vor allem Vertretung der Akademie der Diözese Rottenburg-Stutt- in den folgenden fünf Bereichen aktiv geworden und gart, die von Herrn Klaus Weber, und der Domschule konnte damit auch nach außen einige markante Akzen- Würzburg, die von Herrn Joachim Herten wahrgenom- te setzen: men wird, sich aus den Herren Prof . Dr. Wolfgang Bret- 1. Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd schneider/Bonn (Kirchenmusik), Prof. Dr. Albert Gerhards/ Das Engagement der Akademie innerhalb des Festivals Bonn (Liturgiewissenschaft) und Prof. Bertold Hummel/ Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd besteht Würzburg (Musik unserer Zeit) zusammensetzt. nunmehr seit über zehn Jahren. 1990 hat der frühere Die im Oktober dieses Jahres im Rahmen der ‚Musik in Akademiereferent Franz Josef Klehr zusammen mit dem der Akademie‘ aufgeführte „Magnificat-Vertonung“ von Veranstalter des Festivals sehr erfolgreich die Form der Dieter Schnebel ist ein sicht- und hörbares Ergebnis ei- Musikforen kreiert, in denen mit namhaften Komponis- ner Zusammenarbeit dieses Gesprächskreises mit dem ten, Dirigenten und Theologen vor allem der Fragen- international renommierten Komponisten Prof. Dr. Die- kreis von Neuer Musik und Gottesdienst (Liturgie) the- ter Schnebel. matisiert und zusammen mit den Teilnehmern diskutiert Seit Anfang dieses Jahres arbeitet der Gesprächskreis mit wurde und wird. In den vergangenen beiden Jahren dem Komponisten Michael Denhoff zusammen, der von konnten diese Schwäbisch Gmünder Musikforen in Zu- diesem den Auftrag bekommen hat, bis Mitte 2001 über sammenarbeit mit der „Domschule – Akademie für Er- das ‚Credo‘ eine mehrteilige Komposition zu erstellen. wachsenenbildung der Diözese Würzburg“, veranstaltet 3. Verein zur Förderung zeitgenössischer liturgischer werden. Musik e.V. 2. Gesprächskreis zu Fragen von Musik und Kirche Das Engagement der Akademie innerhalb des Vereins zur 1997 haben sich auf der Grundlage einer Vereinbarung Förderung zeitgenössischer liturgischer Musik e.V. zeigt die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart und die deutlich die Schwerpunkte im heute so notwendigen Domschule – Katholische Akademie Würzburg (früher: Dialog zwischen zeitgenössischer Musik und Kirche: Der Domschule – Akademie für Erwachsenenbildung der Di- Tübinger Verein unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Peter özese Würzburg) zu einem Gesprächskreis zu Fragen von Hünermann hat sich die „Förderung der vielfältigen Musik und Kirche zusammengetan. Diese Zusammenar- modernen gottesdienstlich gebundenen Musik im Be- beit bezieht sich auf einen bereits bestehenden und ar- reich der katholischen Liturgie“ (aus § 1 der Satzung) zum beitenden „Gesprächskreis zu Fragen von Musik und Kir- Ziel gesetzt. Zur Zeit geschieht diese Förderung dadurch, che“, der bis auf weiteres als gemeinsame ständige Ein- dass für konkrete Gottesdienste an konkreten Orten (Ge- richtung der beiden Akademien geführt werden soll. meinden) an herausragende Komponisten unserer Zeit Dieser Gesprächskreis soll ein Forum bilden, auf dem das Kompositionsaufträge erteilt werden. Den ersten Auf- Verhältnis und die Bezüge zwischen Kirche und vor al- trag erhielt der Komponist Tilo Medek, der mit der Er- lem der Musik unserer Zeit neu angebahnt oder intensi- stellung einer Pfingstmusik für die Liturgie des Pfingst- viert werden soll. Zu diesem Zweck soll der Gesprächs- hochamtes 2000 in St. Eberhard (Stuttgart) beauftragt kreis Komponisten, Ausführende und Anreger von Mu- wurde. Dabei wurden die einzelnen zu komponierenden sik aus unserer Zeit und Kirchenmusiker zum Gespräch Teile in enger Zusammenarbeit mit dem liturgischen Lei- und zu gemeinsamen Projekten zusammenbringen. ter dieses Gottesdienstes, Dekan Bernhard Kah, dem Dabei sollen regelmäßige Tagungen, Begegnungs- und musikalischen Leiter, Dommusikdirektor Martin Dücker, Diskussionsveranstaltungen, Konzerte (auch liturgische und einem Vertreter des Tübinger Vereins – in diesem Feiern), Ausschreibung von Kompositionsaufträgen, Fall wahrgenommen durch die Akademie in persona Klaus Durchführung von Wettbewerben u.a.m. durchgeführt Weber – entwickelt. Das Ergebnis – eine Komposition für und veranstaltet werden. Chor, acht Holzbläser, Schlagzeug, Sopransolo, Orgel und

19 Gemeinde –, welches in jenem Pfingsthochamt zu hö- konzipiert, mit dem eine gezielte Förderung besonders ren war, war für alle beeindruckend und zeigte, dass dies junger Komponisten in dem Bereich liturgischer Musik ein Weg ist, den weiter zu beschreiten sicherlich sinnvoll erfolgen soll. Dabei soll – wie bei einem Architekturauf- sein wird. trag – die äußere Gestalt der Komposition (Besetzung, Die nächsten Kompositionsaufträge sind an Detlef Dör- Dauer, Art, Schwierigkeitsgrad etc.) in Kooperation mit ner (Karfreitag 2001, Stuttgart, St. Eberhard), an Prof. dem Verein zur Förderung zeitgenössischer liturgischer Theo Brandmüller (6. Januar 2002, Stuttgart, St. Eber- Musik e.V. und den für die jeweilige musikalische und hard) und an Prof. Dr. Dieter Schnebel (Aschermittwoch liturgische Leitung zuständigen Personen diskutiert und 2002, zum „Aschermittwochsgottesdienst der Künstle- festgelegt werden. Dieses Stipendium soll zum ersten rinnen und Künstler“ in Zusammenarbeit mit der Hoch- Mal 2003 vergeben werden. Die Auswahl trifft eine Jury, schule für Kirchenmusik Rottenburg) erteilt worden. bestehend aus namhaften Komponisten und Theologen. Die Akademie begleitet und unterstützt diese Arbeit auf vielfältige Weise; so wurde zur Einführung in Genese und 4. Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler Inhalt der Pfingstmusik von Tilo Medek eine sehr gut Der Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler, zu besuchte Einführungsveranstaltung zusammen mit dem dem der Bischof nun seit 1985 in die Akademie einlädt, Komponisten, dem liturgischen und musikalischen Lei- ist auch zu einer festen Einrichtung der Akademie ge- ter und dem Vorsitzenden des Vereins zur Förderung worden, welche neben der Möglichkeit der Begegnung zeitgenössischer liturgischer Musik e.V. durchgeführt. vor allem auch ein Forum bietet, wo Fragen zum Ver- Die zukünftige Arbeit des Vereins zur Förderung zeitge- hältnis von zeitgenössischer Kunst (auch Musik) und Kir- nössischer liturgischer Musik e.V. wird sich allerdings nicht che bzw. Religion immer wieder thematisiert wurden und in der Erteilung solcher Kompositionsaufträge erschöp- werden. Dieser Tag wird traditionellerweise mit dem fen. So wird zur Zeit (ebenfalls in Zusammenarbeit mit Aschermittwochsgottesdienst eröffnet, der in den ver- der Akademie) das Tübinger Kompositionsstipendium gangenen Jahren nun auch ein eigenes musikalisches Gewicht bekommen hat. Dies geschah dadurch, dass versucht wurde, die Liturgie auf angemessene und ex- „Liturgische Musik zu schreiben ist mir fremd. Musik emplarische Weise auch musikalisch zu gestalten. Erin- für die Kirche zu schreiben – nicht! Wenn ich also viel nert sei hier z.B. an die Aufführung der preisgekrönten für den Kirchenraum komponiert habe, dann ist die liturgischen Komposition „Speravit anima mea“ für Eng- lischhorn, Mezzosopran, zwei Violinen und Chor von Einladung, liturgisch gebundene Musik zu verfertigen, Detlef Dörner am Aschermittwoch 1998 oder an die spe- naheliegend. ziell für den Aschermittwoch 1999 komponierte Auf- Dies dauerte aber bis zum Pfingstfest 2000 in Stutt- tragskomposition von Thomas Gabriel „Immutemur“ für gart. Nun bin ich selber gespannt, was sich dabei dreistimmigen Frauenchor, drei Violoncelli und Vibra- anders ausnimmt, unterscheidet oder „konform” geht? phon. Beim Aschermittwochsgottesdienst 2001 werden Eine hohe Naivität ist vonnöten, auf dass liturgisch Kompositionen von Prof. Robert Helmschrott (u.a. „Al- gebundene Worte ihre Sinnlichkeit im Sinne aller Sin- les hat seine Zeit“ für Chor und Sopransaxophon) erklin- ne wieder preisgeben! Erzwingen kann man das nicht, gen und so auch diesem Gottesdienst einen besonde- aber Zurückversetzen ins Kindliche kann ein Weg ren spirituellen Akzent geben. sein . . . Überhaupt: nicht durch Worte kommt man liturgischer Musik bei, sondern durch zwanglose Taten und eben solcher stuttgartischer Intentionen.“ Tilo Medek zu seiner Pfingstmusik Partiturauszug aus Tilo Medek: Veni, Creator Spiritus

20 21 5. Musik in der Akademie Zum Schluss: „An Gott zweifeln – an Bach glauben“ Im September 1999 fand anlässlich der Einweihung der (Mauricio Kagel, 1991) renovierten Kirche St. Antonius, die ihrer Bestimmung Schließlich wäre noch in Erinnerung zu rufen die ein- nach ja auch „Akademie-Kirche“ ist, zum ersten Mal eine drückliche Aufführung der Sankt-Bach-Passion von Mau- „Musik in der Akademie“ statt. Diese Veranstaltung wur- ricio Kagel am 22. Juli 2000 in der Stuttgarter Musikhoch- de von dem renommierten Württembergischen Kam- schule (durch den Württembergischen Kammerchor, den merchor Stuttgart unter der Leitung von Prof. Dieter Kurz Chor der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstel- mit Werken geistlicher Musik (u.a. Motetus I von Dieter lende Kunst und die Württembergische Philharmonie Schnebel, Messa da San Jacopo von Detlef Dörner) ge- Reutlingen unter der Leitung von Dieter Kurz), die nicht staltet. zuletzt auch durch die Unterstützung der Akademie zu- Besonders die zweite „Musik in der Akademie“ unter dem stande kam. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Motto Musik der Zeitenwende am 2. Januar 2000, veran- Musik und Darstellende Kunst konnte die Akademie eine staltet von der Vereinigung von Freunden und Förde- Einführungsveranstaltung organisieren, zu der Prof. Dr. rern der Akademie anlässlichder Einweihungsfeierlichkei- Clytus Gottwald und Prof. Mauricio Kagel selbst anwe- ten des Erweiterungsbaus, machte auf eindrucksvolle send waren. Schon allein die Tatsache, dass diese Ein- Weise deutlich, wie in der Konfrontation von neuer und führungsveranstaltung zu einem wahrlich nicht unum- neuester Vokalmusik aus unseren Tagen mit Musik der strittenen Werk aus unserer Zeit von (dem zwar zu die- Renaissance neue Hörerfahrungen ermöglicht wurden. ser Zeit erst designierten) Bischof Dr. Gebhard Fürst er- Das Programm wurde auf höchstem musikalischem Ni- öffnet wurde, zeigt, dass die Kirche – auch „von oben“ – veau von den Neuen Vokalsolisten Stuttgart unter der nicht grundsätzlich den Kontakt zur zeitgenössischen Leitung von Prof. Manfred Schreier ausgeführt. Kunst verloren hat, und lässt für die Zukunft auf weitere Im Oktober 2000 fand die „Musik in der Akademie“ im solche mutige dialogische Unternehmungen und Signa- Rahmen eines Vespergottesdienstes statt, da im Mittel- le hoffen. punkt die Aufführung der liturgischen Komposition „Got- tesdienst mit dem Magnificat für Gemeinde, Schola, Chor, Klaus Weber Orgel und Schlagzeug“ von Prof. Dieter Schnebel stand. Der Gottesdienst wurde von Bischof Dr. Gebhard Fürst liturgisch geleitet, die professionelle Ausführung der Musik besorgten der Motettenchor Schwäbisch Gmünd, die Choralschola des Würzburger Domes, Matthias Mundl (Schlagzeug), Klaus Weber (Orgel), die Gesamtleitung hatte Sonntraud Engels-Benz. Die Veranstaltungsreihe „Musik in der Akademie“ will also an ausgewählten Werken zeitgenössischer Musik exem- plarisch zeigen, wo und wie heute spirituelle und religiöse Erfahrungen und Inhalte, Spuren des Transzendenten in zeitgenössischer Musik aufscheinen und damit weitere Ansätze für musikalisch-theologische Dialoge ermögli- chen. Nicht zuletzt mag der hervorragende Anklang und Zu- spruch, der dieser Reihe von Anfang an von den durch- weg sehr zahlreichen Besucherinnen und Besuchern zuteil wurde, als Zeichen dafür angesehen werden, hier den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.

22 23 Evangelische Akademie Weltverantwortung in den Religionen Bad Boll

Auf der EXPO2000 haben die Evangelische Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz in Zu- sammenarbeit mit der Gemeinschaft Sant’Egidio und Evangelischen und Katholischen Akademien einen inter- religiösen Impuls gesetzt: das Projekt „Weltverantwor- Evangelische Akademie tung in den Religionen“. An ihm nahmen Vertreter der Tutzing fünf großen Weltreligionen – des Christentums, des Ju- dentums, des Islam, des Buddhismus und des Hinduis- mus – teil. Fünf vorbereitende Diskussionsforen mündeten in ein großes Fest: Am 12. September waren Menschen aller Religionen eingeladen, auf der EXPO-Plaza gemeinsam Standortfaktor den „Tag der Weltreligionen“ zu feiern. Diskussionsforen auf dem Weg zum Tag der Weltreligionen Die dem „Tag der Weltreligionen“ vorausgehenden Ver- Religion – anstaltungen wurden von den beteiligten Akademien durch Plenarsitzungen in Loccum und auf Gruppentref- fen der einzelnen Projektteams vorbereitet. Sie setzten sich, ausgehend vom EXPO-Motto „Mensch – Natur – Weltreligion Technik Technik“, mit den Themen „Menschenbilder“, „Natur“, „Technik“, „Kommunikation“ und „Globalisierung“ aus- einander. Diskussionen, Lesungen und Vorträge sollten aufzeigen, welchen Beitrag die Weltreligionen zur Be- wältigung der Probleme des 21. Jahrhunderts leisten können. Forum auf der EXPO2000 Zusammen mit der Evangelischen Akademie Bad Boll, der Evangelischen Akademie Tutzing und der Thomas-Mo- rus-Akademie Bensberg hat die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in koordinierender Funktion das Forum am 5. September vorbereitet. Technik, Tempo, Macht des Geldes tragen Züge einer neuen Weltreligion. Die traditionellen Religionen sind – in Europa und weltweit – Standortfaktoren dieser Ent- Dienstag, 5. September 2000 wicklung. Wie reagieren sie? Wohin sollen sie orientie- ren? EXPO2000, Hannover

24 Ruth Lapide Geshe Gendun Yonten Dr. Klaus Hirsch, Dr. Tirmiziou Diallo Dr. Friedrich Hitzer, Tschingis Aitmatov Sheikh Mouhamad Moustapha Sy

25 Am 5. September 2000 haben zwei katholische und zwei evangelische Akademien kooperativ einen gemeinsamen Dienstag, 5. September 2000 Tag auf der EXPO2000 mit Begegnungen bei Ausstellern und Diskussionsforen im Tagungsgebäude NordLB-Fo- rum gestaltet. Thema waren die Wechselbeziehungen Weltreligion Technik zwischen der technisch-ökonomischen Entwicklung und den religiös-kulturellen Einflüssen. Zusammen mit Mitar- auf der EXPO 2000 beitern international agierender Unternehmen, mit aus- EXPOWalk – Programm stellenden Ländern, mit Wissenschaftlern sowie Vertre- Zu Gast bei Themenparks, tern von Weltreligionen wurde ein Gespräch über die verbindenden und trennenden Folgen der wirtschaftli- Länder- und Firmenpavillons chen Globalisierung gesucht. Dabei wurde die Intention des Kuratoriums der EXPO2000 aufgegriffen, wonach die Weltausstellung in Hannover nicht nur als Leistungsschau technischer Superlative ge- 10.00 Uhr Kommunikation ist alles – plant war. Die EXPO sollte gleichzeitig Möglichkeiten zei- alles ist Kommunikation? gen, wie Menschen mit Hilfe der Technik ein neues Gleich- Gespräch an der Telekom- gewicht untereinander und mit der Natur finden kön- Präsentation nen. Ort: T-Digit, Halle 2, Mitte M 11 Vorangetrieben wird der Prozess der Globalisierung ge- genwärtig vor allem durch die Entwicklung von Kom- 11.00 Uhr Planet of Visions munikations- und Transporttechniken, durch die Mobili- Gespräche mit Werner Zorn, tät des Finanzkapitals und das Näherrücken von Handels- partnern in aller Welt. Das Entstehen eines globalen Mark- IBM Consultant für Telearbeit tes hat freilich nicht nur ökonomische Bedingungen und Ort: Themenpark, Halle 9 Konsequenzen. Die Entgrenzung traditioneller nationa- ler Räume bringt fremde Menschen und Kulturen in Kon- 12.00 Uhr Superorganismus Menschheit takt und oftmals auch in Konflikt. Überkommene Identi- Themenpark »Wissen, Information, täten werden frag-würdig. Kosmopoliten stehen neuen Kommunikation« in der Diskussion Nationalisten und religiösen Fundamentalisten gegen- Gespräch mit Stefan Iglhaut, Projekt- über. Mit der Formel „McWorld oder Dschihad“ hatte der manager des Themenparks amerikanische Politologe Benjamin Barber neue und kon- Ort: NordLB-Forum flikthaltige Grenzziehungen im globalen Kapitalismus auf den Begriff gebracht. 13.00 Uhr Afrika: Das Paradies der Zukunft? Die weltweite Vereinheitlichung technischer Standards Zu Gast in der Afrika-Halle und die Verteilung internationaler Finanzströme erfol- Ort: Afrika-Halle, Halle 12, gen nur bei oberflächlicher Weltsicht „kulturlos“. Öko- Südafrika-Präsentation nomische Kennziffern und technologische Entwicklun- gen werden kulturell und auch religiös interpretiert. Daraus ergeben sich für Unternehmen Standortvorteile oder eben -nachteile. Manager wissen dies und handeln danach, oft kalkuliert, mitunter unbewusst ihren Vorur- teilen folgend. Wenn Chinesen als fleißig oder Latinos als lebensfroh, aber faul charakterisiert werden, stecken dahinter gar versteckte rassistische Motive. Wenn z.B. in

26 Wechselwirkungen: Wie religiös ist die Der Standortfaktor Religion ökonomische Zukunft?

Programm EXPOTalk – Programm EXPOLog – Mit internationalen Stimmen Gästen im Gespräch aus vier Kontinenten

15.00 bis 17.00 Uhr im NordLB-Forum 17.30 bis 19.00 Uhr im NordLB-Forum

Was fangen Religion und Technik Z Tschingis Aitmatov, Kulturminister miteinander an? und Schriftsteller, Kirgisien Z Werner Zorn, IBM , Consultant Z Prof. Dr. Vamireh Chacon, Brasilia für Telearbeit Z Scheikh Hassana Cisse, Senegal Z Scheikh Hassana Cisse, Senegal Z Scheikh Mouhamadou Moustapha Sy, Z Scheikh Mouhamadou Moustapha Sy, Senegal Senegal Z Vertreter der christlichen Kirchen Z Prof. Dr. Thomas Ruster, Dortmund

Was bewirkt Globalisierung? Z Prof. Dr. Norbert Bolz, Essen Z Prof. Dr. Vamireh Chacon, Brasilia Leitung und Moderation des Tages: Dr. Tirmiziou Diallo, Ethik auf verlorenem Posten? Dr. Klaus Hirsch, Bad Boll Z Ruth Lapide, Theologin und Historikerin, Jo Krummacher, Bad Boll Frankfurt a.M. Dr. Abraham Kustermann, Stuttgart Z Generalkonsul Rapu Molekane, Südafrika Dr. Rainer Öhlschläger, Weingarten Z Prof. Dr. Brij Kumar, Nürnberg-Erlangen Dr. Heinz-Hermann Peitz, Stuttgart Stephan Schleissing, Tutzing Dr. Gregor Taxacher, Bensberg Percussion & Lyrik des Südens Duo Wolfram Frommlet/Mahdi Milla

27 Pakistan große Investitionen in die Atomtechnologie flie- ßen, stecken dahinter religiös aufgeheizte Erwartungen. Die tiefste Reaktion und die stärkste Wahrneh- Die Leistungsfähigkeit Deutschlands, verkörpert durch mung ... ist mir in Europa entgegengetreten. Vor das Logo „Made in “, basiert nicht zuletzt auf allem in Deutschland, hier wiederum insbeson- einem konfessionell begründeten Arbeitsethos. Versteht man unter „religio“ einem möglichen Wortsinn dere bei den ev. und kath. Akademien Deutsch- nach die Rückgebundenheit aller Dinge an ihren letzten lands ... – ob in Tutzing, Stuttgart, Weingarten, Grund, von dem her alles Geschöpfliche seine „dynamis“ Loccum. Ich habe in den genannten Orten überall erhält, scheinen die moderne Technik und die sie bewe- die Ehre und das Glück erfahren, große Gelehrte genden Finanzmärkte zu einer Art neuen Weltreligion und viele Menschen anzuhören und mit ihnen zu geworden zu sein. Inwiefern sie darin von den Symbo- len und Traditionen der Weltreligionen inspiriert oder diskutieren – auch Theologen! Und gleichzeitig auch zurückgewiesen werden, war Thema des Akademi- hatte ich hier die Gelegenheit, meine ganz eigene en-Projekts auf der EXPO2000. Meinung auch einzubringen. Ich denke seit lan- gem darüber nach und möchte das zum Abschluss Folgende Fragen standen dabei im Vordergrund: Welchen Einfluss hat die technisch-ökonomische Ent- der Einführung hier erwähnen. Ich stelle die Fra- wicklung auf die Wertvorstellungen und Alltagsorientie- ge hier ganz offen: Warum gibt es solche Einrich- rungen in den unterschiedlichen Kulturen? tungen wie die ev. und kath. Akademien z. B. nicht Inwiefern behindern oder fördern religiöse Orientierun- in Russland? Warum solche Akademien nicht auch gen den technisch-ökonomischen Fortschritt? in der islamischen Welt? An solchen Einrichtun- Führt der mit dem Stichwort ‚Globalisierung‘ beschrie- bene Prozess der Entgrenzung von Zeit und Raum zu gen ist eine ständige Übung der Demokratie und einem besseren Verstehen der Menschen und Religio- des gegenseitigen Meinungsaustausches erprobt nen untereinander? worden. An diesen Akademien, wie ich sie in Welche spirituellen Sehnsüchte und Nöte gehen mit der Deutschland kennengelernt habe, findet genau technisch-ökonomischen Entwicklung in den verschie- denen Kulturen einher und welche Sinnorientierungen diese Diskussion statt, die wir jetzt hier halten die Religionen dafür bereit? miteinander führen. Und sie sind mir alle so ent- gegengetreten, dass sie voller demokratischer Veranstaltungsform: Offenheit sind. Ich habe als Schriftsteller die Ge- Die zentrale Kompetenz von Akademiearbeit liegt in der legenheit bekommen, mit Lesungen aufzutreten in Bereitstellung eines qualifizierten Gesprächsangebots. Während auf der EXPO selber vor allem das visuelle und Kirchen, wurde aufgefordert, mit den Menschen technische Erleben der Besucher angesprochen wurde, zu diskutieren, dass sie mich anhören und dass wollten die Akademien die Begegnung und Interaktion ich sie anhöre. Wo kriegen Kulturschaffende oder fördern. Namhafte und kompetente Experten wurden Literaten diese Gelegenheit anderswo, die Gele- mit Kooperationspartnern verschiedener Pavillons (Fir- men-, Länderpavillons, Themenpark) zusammengeführt genheit solcher demokratischer, gesellschaftlicher und hielten auf dem EXPO-Gelände ein Angebot bereit, Auseinandersetzungen mit ganz hoher aktueller das sowohl dem Messecharakter als auch dem Interesse Fragestellung? von Besuchern an Vertiefung, Reflexion und persönli- cher Stellungnahme zu Themen der Ausstellung Rech- Tschingis Aitmatov auf dem EXPO-Log nung trug. 05.09.2000, Hannover

28 29 „Ich glaube, es ist viel einfacher, mit der Tatsache, dass die ganze Naturgeschichte eine Katastrophengeschich- te ist, fertig zu werden, wenn man sich die krampfhafte Suche nach Sinn erst gar nicht aufbürdet.“ (Franz M. Wuketits) Dass Anfang, Mitte und Ziel der Welt von einem umfas- senden und schöpferischen Sinnzusammenhang getra- gen sind, ist religiöse Grundüberzeugung. Die Naturwis- senschaften hingegen versuchen, den Grund der Welt- entwicklung nicht außerhalb zu suchen, sondern in der Welt selbst. „Selbstorganisation“ wird zum universalen Verstehensschlüssel, der keine transzendenten Gründe kennt und aus sich heraus den Sinn der Welt nicht preis- gibt. Es scheint keinen festen Grund mehr zu geben und die Suche nach dem verlorenen Sinn nicht mehr zu sein als eine „Flucht vor der Komplexität der postmodernen Gesellschaft“ (Norbert Bolz) – zur permanenten Enttäu- schung verurteilt. Lässt sich demgegenüber ohne „krampfhafte Suche nach Sinn“ und ohne eine „Aussicht auf das Paradies“ (Wuke- tits) denn besser leben? Erstrahlt bei der „Erscheinung des Herrn“ nicht der transzendente Sinnzusammenhang der Welt, sondern nur das illusorische Trugbild imma- nenter Wünsche – also: Epiphänomen statt Epiphanie? Die Tagung regte an, anlässlich der Herausforderungen Die Welt fragt nach einer naturwissenschaftlich geprägten Gesellschaft reli- giöse Gewissheiten und theologische Grundprinzipien ihrem Grund neu zu bedenken.

Dem (verlorenen) Sinn auf der Spur Auszüge aus dem Beitrag von Urs Baumann:

5.– 6. Januar Weltbild und Transzendenzerfahrung Weingarten Das Angebot der Wissenschaften für das theologische 61 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Denken

Tagungsleitung: Nicht das Datenmaterial der naturwissenschaftlichen Dr. Heinz-Hermann Peitz Forschungen bildet den Gegenstand des theologischen Gesprächs mit den Naturwissenschaften, sondern die Referenten: Deutungen, welche die Naturwissenschaftler selbst ih- Prof. Dr. Urs Baumann, Tübingen ren Ergebnissen beimessen. Oft haben ihre Deutungen Prof. Dr. Karl-Heinz Ohlig, Saarbrücken einen durchaus spürbaren spirituellen, ja religiös-theo- logischen Beiklang. Diese Öffnung der Horizonte ist für die Theologie die eigentliche Herausforderung. Sie er- laubt das theologische Gespräch im Horizont naturwis-

30 senschaftlicher Welterfahrung. Hier kann dann auch dem einzelnen Menschen kritisch oder in liebender Sor- Theologie sich neu artikulieren. Mit anderen Worten: Auf- ge zuwendet und ihn dadurch auf einzigartige Weise zu gabe des theologischen Gesprächs mit den Naturwissen- sich selber bringt. Die klassische Philosophie fand ihre schaften ist es nicht, Naturwissenschaftlern und Natur- Transzendenz in der Einheit und Einzigkeit eines unend- wissenschaftlerinnen endlich beizubringen, wie man an- lichen Seins oder – so die östliche Tradition – in der un- ständig theologisch denkt, sondern im Horizont natur- auslotbaren Leere absoluter Grenzenlosigkeit. wissenschaftlicher Sprache und Weltinterpretation ver- Naturwissenschaftliches Denken nimmt seinen Ausgang ständlich zu machen, was es heißt, im Geiste Jesu an Gott bei der empirischen Erfahrung und Erkundung der Wirk- als Urgrund und Geheimnis der Menschenwelt zu glau- lichkeit. Auch die empirische Forschung geht dabei letzt- ben. lich von einem Glaubenssatz aus: nämlich dem fraglo- Wenn es stimmt, dass in unserer Zeit, nicht zuletzt als sen Vertrauen darauf, dass die Wirklichkeit, die mensch- Folge der geistigen Krise der Religionen und derKrise des licher Geist erforscht, auch tatsächlich vorhanden ist und allzu fortschrittsgläubigen Konzepts der modernen Wis- nicht nur das Phantom einer illusionären Selbstbeschäf- senschaftsidee, die Sinnfrage wieder ins Zentrum rückt, tigung unseres Gehirns mit sich selber ist. Dennoch kön- dann sind Naturwissenschaft und Theologie dringend nen uns alle Messinstrumente und empirischen For- aufeinander angewiesen. Es kann dann nicht mehr dar- schungsmethoden nicht darüber hinweg helfen, dass wir um gehen, wer im letztlich fruchtlosen Konkurrenzkampf diese Welt immer nur mit unseren eigenen Augen se- siegt. Ebenso wenig taugt ein friedlich-schiedliches Ne- hen und unsere Vorstellungskraft letztlich darüber ent- beneinander, das in vermeintlicher Toleranz jedem sei- scheidet, ob wir sehen, was wir sehen. So sind Quanten- nen eigenen Spielplatz überlässt, sein Stück Wirklichkeit, physiker und Astronomen auf ihre Weise mit Transzen- auf dem man sich nicht in die Quere kommt. Es gibt nur denzerfahrungen konfrontiert, die zwar durchaus nicht eine Wirklichkeit; Wahrheit ist unteilbar. So betrachtet religiös interpretiert werden müssen, aber doch viele gibt es zwar verschiedene Wege, um dem Geheimnis der Naturwissenschaftler zu philosophischen, ja religiösen Welt und des menschlichen Daseins auf die Spur zu kom- Überlegungen angestoßen haben. Dann zum Beispiel, men. Aber das Ziel ist dasselbe, nämlich zu einem Ver- wenn sie mit ihren Ergebnissen an Grenzen stießen, wo stehen des Ganzen zu kommen. Raum und Zeit, die Vorstellung von Materie und Ener- Theologisches Denken nimmt in diesem Zusammenspiel gie, ja von Sein und Nichtsein überhaupt auf geheimnis- seinen Anfang in einem gegen alle Zweifel festgehalte- volle Weise verschwammen. nen vernünftigen Vertrauen darauf, dass die Wirklich- Wie gesagt: Man kann solche Erfahrungen religiös deu- keit, in der wir leben, einen tragenden Urgrund hat, aus ten, aber man muss es nicht. Stets ist und bleibt auch dem wir nicht fallen werden, und ein in die Unendlich- eine atheistische Weltdeutung möglich. Ja, die Gefahr keit ausgreifendes Sinnziel für alle Dinge, das uns dazu von Überinterpretationen und tendenziösen Spekulatio- verantwortlich macht, über alle Grenzen von Zeit und nen droht von beiden Seiten. Eine religiöse Interpreta- Geschick, Geschichte und Kosmos, ja über den eigenen tion muss sich ebenso rational verantworten können wie Tod hinauszudenken. Die Ausrichtung auf eine solche eine nichtreligiöse. Weder darf die Theologie naturwis- letztlich transzendentale Dimension der universellen senschaftliche Erkenntnisse religiös vereinnahmen, noch Wirklichkeit ist entscheidend für das theologische Den- darf empirische Wissenschaft der Theologie ihr Wirklich- ken. Die Vorstellung der Transzendenz kann freilich im keitsmodell überstülpen. Horizont der einzelnen Religionen, Philosophien und Hier kommt für mich heute der entscheidende Einsatz- Weltanschauungen sehr unterschiedlich modelliert wer- punkt eines zeitgemäßen theologischen Nachdenkens den. Naturreligionen machen die Transzendenzvorstel- über die physikalische Wirklichkeit zu Gesicht. Einsatz- lung noch direkt an den Erscheinungen eindrücklicher punkt ist nicht direkt und unmittelbar ‚der Kosmos‘ als Naturereignisse fest. Für die monotheistischen Religio- solcher, sondern die in Bewusstsein, Personalität, Bezie- nen symbolisiert sie sich in der daseinserhellenden Er- hung und Geschichte sich entwickelnde Menschenwelt fahrung, vor einem unendlichen Du zu stehen, das sich (gr. ‚oikuméne‘!). Von diesem geistigen Raum am Ran-

31 de des Weltalls brechen wir auf zur geistigen, gedankli- kennen, in unserer dankbaren Verehrung des Schöpfers chen, mathematischen und auch religiösen Durchdrin- sich selbst immer mehr ins Bewusstsein kommt. Zu die- gung des Kosmos ‚da draußen‘. Von hier aus geschieht sem Thema hat jedenfalls – meine ich – das Christentum in der Tat eine Personalisierung der Wirklichkeit bezie- noch lange nicht alles gesagt, was zu sagen ist. hungsweise der Wirklichkeitserfahrung, die im Horizont Die Insel des Menschlichen – eine andere Welt haben wir des Kosmos ebenso neu wie legitim ist. nicht! Sie ist stets bedroht und verlangt unsere Mühe. Religiöses Denken ist für mich also zunächst etwas, was Aber sie ist trotz aller Mängel wunderbar. Sie, glauben ursprünglich mit dieser ‚Menschenwelt‘ zu tun hat und wir, hat einen letzten Sinn und einen unverlierbaren sie auf jeden Fall nie aus dem Blick verlieren darf, wenn Grund. Ihn bekennen wir, wenn wir Gott sagen. es bei seiner Sache bleiben will. Aus diesem Raum menschlichen Daseins stoßen wir immer weiter vor in die Tiefen des Universums im nieendenden Bemühen, den kosmischen Prozess zu interpretieren und als Gan- zes zu verstehen. Dabei überschreiten, transzendieren wir die Grenzen dieser ‚Menschenwelt‘ immer aufs Neue und dehnen ihren Daseinsraum immer weiter in die Ano- nymität und Stille des Kosmos hinein aus. Jenseits der Schwelle des Bewusstseinsraumes, der unser Mensch- sein ja gerade ausmacht, hört alles Denken auf, so wie jenseits der Grenze der Zeit am Anfang und am Ende des Universums alle Zeit aufhört. Wir stoßen an eine ab- solute Grenze, jenseits derer alle reale Vorstellbarkeit und Berechenbarkeit endet. – Der Existenzraum des Menschen bildet mithin den Horizont und die Grenze menschlicher Gotteserfahrung und der theologischen Frage nach Existenz, Sein und Wesen Gottes. – Nur mit Hilfe unserer mentalen Erkenntnismodelle haben wir überhaupt einen Zugang zur Wirklichkeit selbst. – Diese Erkenntnismodelle sind wie Landkarten, die uns zwar immer neue Dimensionen der Wirklichkeit erschlie- ßen. Ob wir uns der ‚Landkarte‘ der Mathematik, der Kunst, der Mystik oder der Religion bedienen, immer bewegen wir uns in Symbolwelten, die uns zwar eine Vorstellung des Wirklichen vermitteln, aber nie die Wirk- lichkeit selbst. Über Gott und die Welt jenseits des Horizonts unserer Menscheninsel lässt sich immer weiter spekulieren. Mög- lich auch, dass unsere Insel dadurch weiter und weiter wächst. Möglich, dass Gott auch jenseits unserer erken- nenden Erfahrung existiert, wie auch das Weltall. Wichti- ger allerdings erscheint es mir, dass Gott Wirklichkeit wird und gegenwärtig ist in dieser Menschenwelt, und wich- tiger ist, dass dieses Weltall in unserem Denken und Er-

32 vorgegebenes, gutes Ziel hingeordnet sieht oder gar aus Kampf ums Überleben theologischen Heilszusagen eine Überlebensgarantie des Menschen ableiten will. Zerbricht dabei mit der Roman- oder schöpferische tik von gestern auch die Sinnfrage von heute? Die Tagung befragte unterschiedliche Disziplinen, was sie Entwicklung zur Bestimmung von Werden und Vergehen, Sinn und Würde des Lebens beitragen können. Über Werden und Vergehen, Sinn und Würde des Lebens Auszüge aus einigen Vorträgen: 26.– 28. Mai Vom Anfang und Ende des Lebens Stuttgart-Hohenheim Kriterien zur Bestimmung des menschlichen Lebens 79 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter ethischer Perspektive Prof. Dr. Dietmar Mieth, Interfakultäres Zentrum für Ethik Tagungsleitung: in den Wissenschaften, Tübingen Prof. Dr. Günther Bien, Stuttgart PD Dr. Regine Kather, Freiburg i. Br. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir Menschen uns einge- Dr. Heinz-Hermann Peitz, Stuttgart stehen, dass Anfang und Ende des menschlichen Lebens für uns im Dunkel liegen. Dies stellte vor dem Schub bio- Referenten: medizinischer Technik im letzten Drittel des vorherge- Dr. Eberhard Bauer, Freiburg i. Br. henden Jahrhunderts insofern kein ethisch relevantes Prof. Dr. Ulrich Lüke, Paderborn Problem dar, als wir wussten, dass wir nur die Zeugung Prof. Dr. Dietmar Mieth, Tübingen des Menschen und seinen Leichnam als Anfang bzw. als Prof. Dr. Peter Sitte, Freiburg i. Br. Ende in Rechnung zu stellen hatten. Die ethischen Pro- Prof. Dr. Franz Wuketits, Wien bleme der Empfängnisregelung und der Euthanasie er- Dr. Reinhard Ziegler, Stuttgart scheinen heute unter sehr viel breiteren Voraussetzun- gen, insbesondere seit dem Embryonentransfer, der Organtransplantation und den wachsenden Problemen Leben: Wann beginnt es, wohin führt es, wann endet lebensverlängernder Medizin. es? Evolutionsgeschichte wie Individualgeschichte zei- In dieser Situation ist es zunächst einmal notwendig, die gen sich im Labor des Naturwissenschaftlers anders als Unterscheidung zwischen menschlichem Leben, wie es unter der Perspektive des Geisteswissenschaftlers. Die in allen Zellen wohnt, und menschlichen Lebewesen, die Fortschritte des einen sind die Herausforderung des eine ganze, organische, menschlicheEinheit darstellen, anderen und verändern unsere Vorstellung von „Leben“ aufrechtzuerhalten und davon noch einmal menschli- und den Umgang mit ihm fundamental. che Personen als Träger von Menschenrechten zu un- Die Zeiten der „keimfreien“ Geisteswissenschaften, die terscheiden. Diese Unterscheidung dient nicht der Tren- von naturwissenschaftlichen Befunden unbeeindruckt nung oder Aufspaltung. Aber sie ermöglicht eine diffe- das Leben als sinnvoll, zielgerichtet und schützenswert renzierte Zuordnung innerhalb des biologisch weiten plausibel machen konnten, sind vorbei. Das Monopol für Begriffes von menschlichem Leben. Wenn wir den Be- Orientierungswissen scheint gebrochen, die Naturwis- griff des menschlichen Lebewesens (human being) mit senschaften reklamieren Zuständigkeit und nehmen der befruchteten Eizelle beginnen lassen, haben wir nicht selten die Sinnfrage selbst in die Hand. Eine empi- schon eine Auseinandersetzung hinter uns, in welcher risch-„realistische“ Analyse der Natur und ihrer Entwick- einige Wissenschaftler und Philosophen vorschlagen, lungsgeschichte durchkreuzt einen Fortschrittsoptimis- befruchtete Eizellen auf die gleiche Stufe mit Ei- und mus, der die Entwicklung des Lebens geradlinig auf ein Samenzellen in getrenntem Zustand zu stellen, weil der

33 frühe Embryo ja noch mehr als ein Mensch werden kön- der Menschen, die diese Fähigkeit aus Alter oder Krank- ne, etwa bei eineiigen Zwillingen, dem Embryo fehle die heit verlieren, behilft man sich damit, sie als rechtlich Individualität. Dieses Argument scheint mir nicht über- gleichgestellte Fortsetzungen dieses Personenstatus zu zeugend. Man sollte Definitionen nicht vom Ausnahme- betrachten. Das „Nicht-mehr“ hätte somit eine größere fall her erstellen. Siamesische Zwillinge wären auch eine Bedeutung als das „Noch-nicht“. Aber auch hier wird dem solche zusammengewachsene Ausnahme. Und es steht Embryo als Lebewesen ein moralischer Status im weite- fest, dass der frühe Embryo nach vollzogener Verschmel- ren Sinne zugesprochen: Er nimmt an der Körperlich- zung von Ei- und Samenzelle bereits ein Geschlecht hat. keit des Menschen teil, kann ein Mensch werden und ist Das unterscheidet ihn erheblich von sog. Zellhaufen. von der Entwicklung zum Menschsein nicht abzukop- Zwei weitere Argumente sprechen für die Charakterisie- peln. Andere Philosophen machen darauf aufmerksam, rung des Embryos als menschliches Lebewesen und nicht dass jede noch so feine Unterscheidung zwischen einfach als menschliches Leben: Der Embryo hat die Po- menschlichem Lebewesen und menschlicher Person tentialität, bei ungestörter Entwicklung unter vorgese- beträchtliche Konsequenzen haben könne. Aber auch henen und vorhersehbaren Bedingungen ein Mensch, sie würden weder die gleiche Schutzbedürftigkeit noch eine Person, zu werden. Ferner: Der Embryo steht in ei- Schutzwürdigkeit für einen Embryo konstatieren wie für ner kontinuierlichen Entwicklung zu dieser Person, bei ein Kind. Jede Mutter würde einen Embryo im Reagenz- welcher keine Einschnitte mehr zu verzeichnen sind, die glas, für den sie Verantwortung trüge, um eines Kindes von sich aus einen spezifischen Neubeginn signalisieren willen im Stich lassen, das unabweisbar ihre Hilfe bräuch- würden. Man kann solche Entwicklungsstufen zwar dazu te. Dieses Beispiel ist jedoch nicht spezifisch, da es ana- ernennen, aber dann befinden wir uns auf dem Wege log auch auf andere Konflikte, wem zuerst zu helfen sei, der willkürlichen Zuweisung. Die Spitze dieser willkürli- anwendbar wäre. chen Zuweisung wäre erreicht, wenn man zur Einpflan- Aber solche Situationen werden nun künstlich herge- zung in den Mutterleib bestimmte Embryonen als Men- stellt, und es ist die Frage, ob wir dies moralisch verant- schen, zur Forschung bestimmte Embryonen aber als worten können. Schließlich ist die wichtigste Problem- „Nicht-Menschen“ bezeichnen würde. Das Argument, stellung in der Frage nach der Erlaubnis des verbrau- dass die Natur mit Embryonen vor dem Hineinwachsen chenden Embryonenversuches zu sehen. Sie ist bisher in den Mutterleib ziemlich willkürlich verfahre, ist kein auch in Ländern wie Großbritannien nicht endgültig be- ethisch relevantes Argument. Denn die Natur hat keine antwortet und in Deutschland negativ entschieden. Denn Verantwortung, und sie vernichtet auch sonst Menschen mit der künstlichen Herstellung von Situationen hängen in Naturkatastrophen. Noch niemand hat vorgeschlagen, noch ganz andere Fragen zusammen, die als ethische dass wir sie darin nachahmen sollten. Bei der Zuweisung Hemmung auftreten, z.B.: des Begriffs „menschliches Lebewesen“ für den frühen • Darf ein menschliches Lebewesen, wie immer es sonst Embryo spielt die Verteilung der Beweislast eine große um seine Rechte im Konfliktfall Leben gegen Leben Rolle. Mir scheint, hier sollte die Beweislast bei denjeni- bestellt sein mag, aufgrund seiner genetischen Infor- gen liegen, die demonstrieren wollen, dass der Embryo mation aussortiert oder zu verbrauchenden Versu- weniger ist als ein menschliches Lebewesen. chen freigegeben werden? Wenn der Embryo als menschliches Lebewesen betrach- • Wird die menschliche Zeugung und Schwangerschaft tet wird, wogegen sich die Bio-Lobby mit Händen und nicht immer mehr aus ihrer familialen Einbettung und Füßen wehrt, dann ist die Frage nach dem Status des ihrer erotischen Quelle herausgenommen und damit Embryos und nach seinen Rechten bzw. den Pflichten in den Bereich völliger rationaler Planbarkeit transfe- ihm gegenüber noch nicht entschieden. Eine Reihe von riert? Ethikern ganz unterschiedlicher Theorien behauptet, ein • Inwieweit geraten damit verbundene individuelle Ent- moralischer Status im strikten Sinne könne nur Akteu- scheidungen für neue technische Lösungen individu- ren zukommen, deren Fähigkeiten, Rechte und Pflich- eller Probleme immer mehr unter sozialen Druck? ten auszuüben, beschrieben werden können. Im Falle • Wieweit kann eine soziale Solidarität mit umstritte-

34 nen Wünschen, z.B. nach einem gesunden, biologisch eigenen Kind gehen, wenn doch die Kosten dafür von allen aufgebracht werden müssen? D ie Erde wird von unzähligen Gat- Solche Fragen zeigen, dass sich der menschliche Lebens- schutz am Anfang des Lebens nicht auf die Frage des tungen und Arten bevölkert, die Embryonenstatus beschränken lässt. Wer dies tut, möch- trotz ihrer Verschiedenheit etwas te entweder wesentliche Fragen ausklammern oder eine miteinander gemeinsam haben: Sie Scheinsicherheit in der moralischen Frage erzeugen, die so einfach nicht existiert. sind ‚lebendig‘. In den Anfängen Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Schutzpflichten des Lebens kann auch der auf- für frühe menschliche Lebewesen noch nicht auf kate- gorischen Argumenten beruhen, wie sie dem Schutz von merksame Beobachter kaum mehr Personen zukämen, dann dürfen wir nicht übersehen, als biologische Mechanismen dass auch ein Zusammenwirken verschiedener Argumen- erkennen. Doch mit wachsender te eine ethische Hemmung erzeugen kann. Und ich bin davon überzeugt, dass dieses Zusammenwirken durch- Komplexität wird das innere Leben aus zu dem moralischen Ergebnis führt, Embryonen und immer reicher, bis sich mit dem Föten „wie Personen“, d.h. mit der Kraft von Gesetzen, zu schützen. Selbstbewusstsein der Übergang in Die Lage ist bekanntlich am Ende des menschlichen Le- eine neue Sphäre vollzieht: Nur im bens keineswegs einfacher ... Medium der Kultur entwickelt sich die menschliche Identität. Leben Entstehung und frühe Entwicklung des Lebens erschöpft sich nun längst nicht Prof. Dr. Peter Sitte, ehem. Fakultät für Biologie, Univer- mehr im Kampf ums Überleben. sität Freiburg Nicht die eintönige Dauer, sondern ... Die erste Frage ist nun: Konnten sich alle wichtigen Intensität und Bewusstsein werden chemischen Bausteine, wie sie jede lebende Zelle braucht, also die Aminosäuren und Proteine, die Kohlenhydrate zu Maßstäben der Lebendigkeit. und Polysaccharide, die Lipide und die Nucleotide bzw. Doch nur ein transzendentes Sein Nucleinsäuren, auf der Urerde – ganz im Gegensatz zu könnte den Gegensatz von Werden heute – auch ohne Lebewesen gebildet haben? Die Ant- wort ist „Ja“. Schon 1953 zeigte Stanley Miller, damals und Vergehen, Geburt und Tod junger Doktorand bei Harold Urey in Chicago, dass in ei- überschreiten. Die Frage, was ner simulierten, reduzierenden ‚Uratmosphäre‘ bei En- ergiezufuhr in Form elektrischer Funkenentladungen rei- ‚Leben‘ ist, berührt daher alle henweise organische Verbindungen entstehen, darunter Dimensionen der menschlichen auch viele Aminosäuren. Heute ist man sehr viel weiter, Existenz; in ihr begegnen sich nicht zuletzt auch dank der Erfolge der Arbeitsgruppe von Günter Wächtershäuser in München. Biologie und Religion, Medizin Schauen wir uns noch die weiteren vermuteten (und zum und Ethik. Teil in Labors erfolgreich simulierten) Stationen der prä- biotischen Evolution an. Aus den vielen organischen Regine Kather Molekülen, die sich auf der Urerde nach und nach an-

35 häuften, haben sich sicher bald auch Makromoleküle kann man ihr Eintreten weder nach Zeit noch nach Rich- gebildet, darunter zwar noch nicht DNA (die Erbsubstanz tung vorhersagen), gibt dann die Selektion – also die der heutigen Organismen), wohl aber RNA (Ribonuclein- Auswahl der bezüglich ihrer Fitness Begünstigten – dem säure). Für bestimmte RNAs konnte Thomas Czech schon Evolutionsgeschehen eine Richtung, primär hin zu immer 1982 zeigen, dass sie – wie sonst nur Proteine – auch als besserem Angepasstsein der Organismen an ihre jewei- Enzyme wirken können, d.h. als Biokatalysatoren, die lige Umwelt. Dabei kann es aber schließlich auch zur Bil- bestimmte chemische Reaktionen beschleunigen oder dung neuer Arten kommen. Die allermeisten Mutatio- überhaupt erst ermöglichen. Solche RNAs nennt man nen führen nur zu minimalen Veränderungen. Die Evo- ‚Ribozyme‘. Und jetzt kommt der große Hammer: Es lution erfolgt über weite Strecken in kleinen, sich erst erscheint geradezu wahrscheinlich, dass unter den Ri- nach und nach aufsummierenden Schritten, eine Vor- bozymen schließlich auch solche auftauchten, die ihre stellung, die unter der Bezeichnung ‚Gradualismus‘ gän- eigene Vermehrung steuern konnten. Damit wäre Le- gig ist. Nun muss es gelegentlich aber doch auch größe- ben entstanden. Denn nichts charakterisiert lebende Sy- re Sprünge gegeben haben, die plötzlich zu ganz neuar- steme so sehr wie die Fähigkeit zu selbsttätiger Vermeh- tigen Organismen führten. Kürzlich hat sich zeigen las- rung. Da hätte es jetzt also Makromoleküle gegeben, die sen, wie man solche Quantensprünge der Evolution ver- aus geeigneten, in den Urmeeren herumschwirrenden stehen kann, ohne Darwins Grundkonzept zu verlassen. kleineren Molekülen ihresgleichen neu zu bilden ver- ... mochten. Diese ‚lebenden Ribozyme‘ waren Katalysa- [Aber auch] heute sind noch viele Fragen der Bio-Evolu- toren und Informationsträger in einem. Ihre Replikation tion ganz offen. Niemand weiß, wie in der weiteren Evo- war sicher stark fehleranfällig. Aber es gab jetzt immerhin lution der Eucyten aus den DNA-Ringen ihrer Vorläufer Vererbung, und damit waren alle wesentlichen Voraus- die Chromosomen entstanden sind, wie sich ihr Cyto- setzungen für Evolution im Sinne Darwins gegeben: Ver- skelett und ihre internen Membranen entwickelt haben mehrung, erbliche Variation durch Mutation, Konkurrenz oder wie die Kontrolle der zellulären Teilungstätigkeit in und damit Selektion. So konnten sich jetzt ziemlich rasch Vielzellern und die Sexualität evoluiert werden konnten. Verbesserungen einspielen durch die Einschaltung von Ganz zu schweigen davon, wie in diesem beinahe kos- Proteinen, die zu einer höheren Präzision der RNA-Ver- mischen Vorgang der biologischen Evolution schließlich, vielfältigung führten und einen primitiven Stoffwechsel und zwar vergleichsweise plötzlich, wir Menschen ent- ermöglichten, durch das Entstehen definierter Gene für stehen konnten mit unserem riesigen Gehirn und den die Synthese immer besserer Enzymproteine und dadurch gegebenen Möglichkeiten von Ichbewusstsein, schließlich durch Informationsspeicherung in den grö- Rationalität, Symbolsprache, Symbolschrift, einer schier ßeren, stabileren, weil doppelsträngigen DNAs. Spä- unbegrenzten Vorstellungswelt von Technik und Kunst, testens mit dem Erreichen dieser Evolutionsphase muss- kurz eben wir mit unserer ganzen sozio-kulturellen Evo- ten auch die ersten Zellen entstanden sein, indem sich lution, die nach ganz anderen Regeln abläuft als die bio- solche komplexe Selbstvermehrungspakete in Lipidmem- logische und uns weit herauskatapultiert hat aus dem branen einschlössen, wie sie auch heute noch jede Zelle Tierreich. umhüllen und den Stoffaustausch mit der Umwelt kon- Nun, wir alle wissen, dass sich viele religiöse Menschen trollieren. von der Evolutionstheorie verletzt und abgestoßen füh- ... len wegen des geradezu tragischen Irrtums, sie wider- Die Basispostulate von Charles Darwin und Russel Wall- spräche dem wunderbaren Schöpfungsmythos der Bi- ace besagen, dass es gelegentlich zu Erbänderungen – bel. Törichterweise haben auch einige Naturforscher Mutationen – kommt, die hinsichtlich der Lebens- und versucht, die Evolutionstheorie für einen Kulturkampf Fortpflanzungsfähigkeit (der sog. ‚Fitness‘) der betrof- gegen etablierte Glaubensgemeinschaften zu instrumen- fenen Organismen nachteilig, belanglos oder auch von talisieren. Nun werden zwar tatsächlich bestimmte älte- Vorteil sein können. Aber während diese Mutationen re Interpretationen des Bibeltextes durch die Ergebnis- ungerichtet, oft wird gesagt ‚zufällig‘ sind (tatsächlich se der Biologie relativiert. Aber im Grundsätzlichen: Welch

36 ein Missverständnis! Nach Carl Friedrich v. Weizsäcker kann man „die Bibel entweder ernst nehmen oder wört- lich“. Und dass man sie gerade in dieser Hinsicht eben ‚Ja‘zum Leben bedeutet, den Tat- nicht wörtlich nehmen darf, macht sie selbst deutlich sachen ins Auge zu sehen: die für jeden, der sie ernst nimmt: Im Buch Genesis wird die Erschaffung des Menschen zweimal knapp nacheinander Natur nicht nur in ihren uns geschildert, wobei sich die beiden Versionen nicht ent- sprechen, wenn man sie wörtlich nehmen wollte und angenehm erscheinenden Aspek- nicht – wie sie gemeint sind – bildlich-metaphorisch. ten zu sehen, sondern auch ihre Die Frage, die über unserer Akademie-Tagung steht, ob die Evolution nur aus Mutation und Selektion resultiert ‚ewigen Zyklen‘ von Leben und oder in Wirklichkeit vielmehr eine schöpferische Entwick- lung darstellt, diese Frage kann die Naturwissenschaft Sterben, Geburt und Tod, Aufbau grundsätzlich nicht beantworten: Es ist keine in ihrem und Zerstörung zu erkennen und Sinne wissenschaftliche Frage. Unsere auf Rationalität und strikte Objektivität gegründete Wissenschaft kann zur Einsicht zu gelangen, dass „keine Werturteile, keine Sinnkriterien, keine Zielmodel- sich selbst ein Leben in diesem le begründen ... [wir können] nicht verbindlich sagen, was ,gut‘ ist oder was ,schön‘ ist“ (so mein Kollege und Schlamassel für jeden Einzelnen Freund, der Biologe Hans Mohr). Keinesfalls stehen den Naturwissenschaften Aussagen über das zu, was jenseits von uns lohnen kann, wenn auch ihrer selbstgesetzten, womöglich engen Grenzen liegt. nur für begrenzte Zeit und ohne Meine sehr verehrten Damen und Herren, darf ich aber doch mit einem persönlichen Bekenntnis zu diesem Fra- irgendeine noch so vage Aus- genkomplex schließen. Ich glaube nicht, dass die über unsere Tagung gesetzte Frage „Kampf ums Überleben sicht auf das Paradies. oder schöpferische Entwicklung“ hinsichtlich der gesam- Für verwöhnte Romantiker und ten, großen Evolution eine echte Alternative markiert. Mit dem Münchener Theologen und Biologen Christian Schwärmer ist das gewiss zu Kummer und vielen, vielen anderen bin ich vielmehr des wenig. Aber uns anderen bleiben Glaubens, dass in der Evolution, wie wir sie nach und nach immer besser verstehen lernen, Schöpfung stattfindet. dafür große Enttäuschungen erspart. Schließlich mag es als großartige Aussicht gewertet werden, dass wir grundsätzlich in der Lage sind, die Natur und unsere eigene Position in ihr zu erkennen. Franz M. Wuketits

37 Leben als Evolution und Schöpfung These 5: Ein naturwissenschaftlich-theologischer Dialog Vielleicht äußert sich, was Theologen Erschaffung der Seele durch Gott genannt und als Grunddatum des Prof. Dr. Ulrich Lüke, Katholisch-Theologisches Institut, Menschseins angesehen haben, ethologisch, d.h. in ei- Paderborn ner auch dem Naturwissenschaftler erkennbaren Weise These l: in diesem Auftauchen eines Transzendenzbezugs oder Die ursprüngliche Suche nach einzelnen trennscharfen einer Gottesrelation bzw. Götterrelation. qualitativen Unterscheidungskriterien zwischen Tier und Mensch (Werkzeuggebrauch, Werkzeugherstellung, In- These 6: formationsweitergabe usw.) sind anscheinend geschei- Der theologische Begriff einer Erschaffung der Seele, die tert (Beobachtungen und Versuche von Köhler, van La- zugleich als Aktion Gottes und als Reaktion des Menschen wick und Goodall, Boesch, von Frisch u. a.), denn all die- verstanden wird, lässt sich nach dem Modell von Wort se Fähigkeiten finden sich auch zumindest bei höheren und Antwort, die auch erst miteinander Kommunikati- Primaten. Es bleiben offenbar nur mehr quantitative on ergeben, zu einer Gott und Mensch beteiligenden Unterscheidungskriterien. Einheit zusammenfügen. Der Begriff Seele wird dabei mit den Mitteln einer relationalen Ontologie bestimmt. These 2: Das Kriterium Ichbewusstsein bzw. Selbstbezug als Rubi- kon zwischen Tier und Mensch reicht, wie ethologische Versuche zeigen, allein nicht aus, um den Menschen von seinen biologisch nächsten Artverwandten abzugrenzen, und bedarf daher der Ergänzung. Ein Ichbewusstsein, wenn auch kein derart ausgeprägtes wie beim Menschen, ist also für Schimpanse, Bonobo, Gorilla und Orang-Utan anzunehmen, wie Spiegel- und Videoexperimente, aber auch die Versuche zur Kommunikation zwischen Schim- pansen bzw. Bonobos und Menschen zeigen (Premack, Gardner, Gallup u.a.).

These 3: Der Blick in die menschliche Phylogenese, speziell auf die Exemplare von Homo erectus und Homo sapiens neanderthalensis, die Würdigung ihrer Fossilien und Ar- tefakte und die daraus zu ziehenden Schlüsse könnten Anhaltspunkte für ein über das Ichbewusstsein hinaus- gehendes zusätzliches Kriterium für Menschsein liefern.

These 4: Hinweise: Der Mensch ist von da an Mensch, wo zum Ichbewusst- Die Referate von Kather, Lüke, Mieth, Sitte, Wuketits sind sein (Selbstbezug) eine Art Transzendenzbewusstsein im Rahmen der Tele-Akademie im SWR gesendet wor- (z.B. in der Konkretion eines Gottes- oder Götterbezugs den und können als Video-Kassette beim SWR – Media oder in dessen Leugnung) hinzutritt. Dieses auch natur- GmbH, 76522 Baden-Baden, bestellt werden. Die Beiträ- wissenschaftlich wahrnehmbare Transzendenzbewusst- ge können ebenfalls in unserem neuen Akademieforum sein ist höchstwahrscheinlich weit älter als die Artefakte, im Internet angesehen und diskutiert werden: die paläontologisch von ihm Zeugnis geben. www.akademieforum.de

38 Referentin/Referenten: Rudolf Guckelsberger, Stuttgart Dr. Michael Kraemer, Stuttgart Dr. Jürgen Manemann, Münster Sara-Ruth Schumann, Oldenburg Dr. Joachim Valentin, Freiburg i. Br.

Die „Weihnachtstagung“ im Tagungszentrum Stuttgart- Hohenheim, wie immer in gemeinsamer Verantwortung mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammen- arbeit, Stuttgart, und dem Kath. Bibelwerk e.V., Stutt- gart, wie immer auch mit weit über 100 TeilnehmerIn- nen sehr gut besucht, war diesmal der Frage gewidmet, wie heute verantwortlich von Gott gesprochen werden könne. Im Programm hieß es dazu: Gott im Gewand der alten christlich-abendländischen Sprache ist für viele heute „gestorben“. Lebendig aber ist nach wie vor die Sehnsucht nach Gott, nach einem letzten verlässlichen Grund der Wirklichkeit, nach einem nicht mehr relativierbaren Horizont unserer Existenz. Real für viele sind auch immer noch tiefe Erfahrungen von aus dem Kodex der Abtei St. Hildegard, Eibingen Transzendenz, wo die Grenzen alltäglichen Lebens nicht nur schmerzlich spürbar, sondern durchaus auch in Ah- nung und Hoffnung überschritten werden. Säkularisie- Von Gott heute ver- rung als völliges Verschwinden von Religion und religiö- ser Erfahrung ist nicht Kennzeichen unserer Zeit, wohl antwortlich reden aber eine epochale Transformation des Religiösen. Das betrifft auch die Gottesfrage. Nach Kant und Nietzsche, Die Gottesfrage in christlicher und jüdischer Per- nach den Weltkriegen und Auschwitz müssen wir neu spektive suchen, wie wir heute von Gott sinnvoll und verantwort- lich sprechen können. in Kooperation mit: Der Einstieg mit dem Referat von J. Valentin war gleich Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, recht anspruchsvoll: Begegnung mit dem Denken des Stuttgart französischen Philosophen Jacques Derrida: heilige Tex- Katholisches Bibelwerk e.V., Stuttgart te „dekonstruktiv“ von ihren Rändern her lesen, von dem, was in ihnen unterdrückt, abgelehnt, „vergessen“ wird. 27.– 28. Dezember Aber auch dabei sich nicht festlegen auf nur eine Deu- Stuttgart-Hohenheim tung. Letztlich sind so viele Deutungen möglich und le- 121 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gitim, wie es Leser gibt, die einen Text zu verstehen su- chen. Dem entspricht, dass das Transzendent-Heilige, Tagungsleitung: Gott, sich immer wieder entzieht – zugleich abwesend Dr. Achim Battke und nur verborgen anwesend. Gott bleibt Geheimnis. Das Helga Kaiser, Stuttgart Wort steht eher für die Vielfalt sinnvoller Möglichkeiten, Ingrid Weiß, Weil im Schönbuch ihn zu verstehen, als für die Möglichkeit einer irgendwie

39 einfachen, einlinigen Definition. Am Beispiel der Erzäh- fachen Grundforderung, von den Opfern her und „vor lung vom Turmbau zu Babel wurde diese Hermeneutik, ihrem Angesicht“ über Gott zu sprechen, schließlich der der die Auseinandersetzung mit Denkern wie Nietzsche ins konkrete religiöse Leben frommer Juden einführen- und Freud deutlich anzumerken ist, konkret veranschau- de Vortrag von S.-R. Schumann von der Jüdischen Ge- licht. meinde in Oldenburg, der auch auf großes Interesse stieß. M. Kraemer führte nachmittags in eine ganz andere Die letzten 1 1/2 Stunden gaben den TeilnehmerInnen Sprachwelt – die deutschsprachige Literatur (v.a. Lyrik) die Gelegenheit, zuerst in neun Gruppen eigene Fragen des 20. Jahrhunderts –, dabei aber zu durchaus verein- und Gedanken zu besprechen und dann im Plenum kur- baren Erkenntnissen. Literarisches Sprechen und Schrei- ze Impulse aus den Gruppengesprächen einzubringen. ben vergegenwärtigt assoziativ die Erfahrungen, Hoff- Dies wurde in beeindruckender Dichte genutzt. nungen und Ängste der Gemeinschaftaller Menschen, die diese Sprache (und ihre Vorläufer und Nachbarn) je gesprochen haben. Im Wort „Gott“ klingt deshalb alles mit, was je dazu geglaubt, gedacht, ja sogar getan wur- de – es gilt nur, mit wachen Sinnen hinzuhören. Stellvertretend für viele andere Gedichte, die vorgetra- gen und erläutert wurden, soll dieser Psalm von Paul Celan stehen: Niemand knetet uns wieder aus Erde und Lehm, / nie- mand bespricht unsern Staub. / Niemand. Der Jude Jesus und Gelobt seist du. Niemand. / Dir zulieb wollen / wir blühn. die Heiden / Dir / entgegen. Ein Markus-Kommentar ohne Antijudaismen Ein Nichts waren wir, sind wir, werden / wir bleiben, blühend: / die 11. April Nichts-, die / Niemandsrose. Weingarten Mit 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Griffel seelenhell, / dem Staubfaden himmelswüst, / der Krone rot Leitung: Dr. Abraham Peter Kustermann vom Purpurwort, das wir sangen / über, o über / dem Dr. Rainer Öhlschläger Dorn. Gast: Wenn bei Derrida nur angedeutet war, dass nicht nur Prof. Dr. Dr. Rupert Feneberg, Weingarten „offiziell“ heilige Texte eines religiös wachen Lesens be- dürfen, sondern alle Texte, die unter Menschen eine Rolle spielen, so belegten dies nun eindrucksvoll viele Beispiele Prof. Dr. Dr. Rupert Feneberg (PH Weingarten) hat ein aus der modernen deutschsprachigen Lyrik. beeindruckendes neues Buch vorgelegt, das für das Ver- Der weitere Gang dieser Tagung sei – angesichts der in hältnis der christlichen Kirchen zum Judentum bedeut- einer Chronik notwendigen Kürze – nur angedeutet: die sam werden wird. Hier die zentralen Thesen: beeindruckende Lesung aus den Tagebüchern der Etty Hillesum (1941–1943), der Vortrag des Metz-Schülers J. Die wichtigste „neue“ Erkenntnis fast aller christlichen Manemann zu „Wegmarken eines christlichen theologi- Kirchen im Verhältnis zum Judentum lautet: Der Bund schen Denkens nach Auschwitz“ mit der nur abstrakt ein- Gottes mit ist nicht gekündigt und nicht widerru-

40 Bildung

fen. Dieser Bund besteht, weil das Ja Gottes unwiderruf- benden Berufung und Erwählung Israels auch seine lich gilt und durch kein Nein des Menschen aufgehoben ebenso grundsätzliche und bleibende Zuordnung zu den werden kann. Daraus folgt: Jesus ist nicht nur als Jude Heiden und damit zur ganzen Schöpfung in Betracht geboren, er ist auch theologisch immer Jude geblieben. zieht. Die Erwählung Israels bedeutet für jeden Juden Für ihn war die Tora vom Sinai nicht totes Gesetz, son- zunächst einen Vorrang, der allerdings allein in Gottes dern lebendiges Wort Gottes. Er hat keine Kirche gegrün- Gnadenwahl begründet ist. Sie bedeutet aber daneben det, weil er eine hatte: die jüdische Synagoge. Er hat auch für jeden Juden auch eine Indienstnahme für die Welt keine neue Religion gestiftet, weil für ihn der Bund Got- der Heiden. Das gilt prinzipiell und immer, also auch vor tes mit Israel immer gültig geblieben war. und unabhängig von Jesus und seiner Sendung. Trotzdem trennte sich nach dem jüdischen Krieg im Jahr Nicht erst Jesus hat also die angeblich partikulare Religi- 70 eine zunehmend eigenständig gewordene Heiden- on des Judentums universalisiert. Aber Jesus hat die kirche vom Judentum. Die gegenseitige Ablehnung es- schwierige Balance zwischen einer zur Wahrung der ei- kalierte, nicht selten bis zur offenen Feindschaft. Diese genen Identität notwendigen Abgrenzung und der ge- Feindschaft bekam auch strukturelle Züge: Können Chris- botenen Öffnung zur Welt der Heiden aus dem Gleich- ten ihre Identität nur wahren, wenn sie die jüdische Re- gewicht gebracht und damit die bisherige Ordnung von ligion ablehnen? Müssen Christen das Judentum als Erwählung und Sendung Israels ins Wanken gebracht. Er dunkle Kontrastfolie missbrauchen, um die eigenen Kon- hat das durch seine, in den Augen der jüdischen Füh- turen umso heller ins Licht setzen zu können? rung, extreme und übertriebene Fremdenliebe getan. Der Widerspruch löst sich auf, wenn man neben der blei- Jesus hat offenbar seine Sendung darin gesehen, in Wort

41 und Tat die außerordentliche Fremdenliebe Gottes zu Markus muss demnach beim ersten öffentlichen Auftre- verkünden. Religionssoziologisch gesehen hat er damit ten Jesu in Mk 1,21–28 überhaupt nicht erzählen, was die Sendung der Juden für die Welt und damit für die Jesus in der Synagoge gelehrt hat. Nicht durch den In- Heiden stärker betont, als das bisher angemessen und halt seiner Verkündigung unterscheidet sich Jesus zu zur Bewahrung der eigenen Erwählung zugelassen war. Beginn von den Schriftgelehrten, sondern allein durch Wegen dieser Betonung der jüdischen Sendung „für die seine charismatische Macht in Wort und Tat. Das bedeu- Vielen“ hat Jesus zuletzt auch den Tod auf sich genom- tet eine neue Perspektive für den Beginn des Evangeli- men. ums gegenüber der bisherigen Interpretation. Auch im Jesus hat zwar nie in seiner Verkündigung Heiden ange- weiteren Verlauf des Lebens Jesu kommt es nie zur Ab- sprochen. Aber in der Wirkungsgeschichte von vierzig lösung vom Judentum. Das wirkt sich besonders deut- Jahren Jesusnachfolge war es durch seine Botschaft zu lich aus bei der Interpretation der sogenannten Tempel- eigenständigen Heidengemeinden neben den Synago- reinigung in Mk 11,15–19 und bei der Parabel von den gen gekommen. Jetzt, in der Zeit des Markus, drohte bösen Weinbergpächtern in Mk 12,1–12. darüber hinaus sogar die gegenseitige Exkommunikati- on und damit die Entwicklung zu einer organisatorisch 2. Jesus hat zunehmend in seiner Sendung die außeror- selbstständigen Heidenkirche. dentliche Liebe Gottes zu den Heiden verkündet. Mit die- Aus der in dieser Wirkungsgeschichte geschärften Per- ser Botschaft wird der Vorrang der Erwählung Israels spektive schrieb Markus sein Leben Jesu. Für ihn hatte nicht aufgehoben. Den Heiden öffnet Jesus einen neu- das Leben Jesu ein einziges Leitthema: die Heidenfrage. en Weg zu Gott, dessen zukünftige organisatorische Von der Heidenfrage her erschloss sich ihm der Weg Jesu, Ausgestaltung aber zur Zeit Jesu noch völlig offen ist. angefangen bei der Taufe Jesu und seinem ersten Auf- Die Zuordnung zu Israel muss jedoch immer so gestaltet treten in Kafarnaum bis zu seinem Tod am Kreuz. Jesus sein, dass dessen Vorrang auch durch den Zweiten Weg musste deshalb sterben, weil er die Sendung für die der Heiden nicht angetastet wird. Die Heiden werden Heiden auf eine Art und Weise betont hatte, dass die nicht einfach in den Bund Israels integriert, so dass die- jüdische Obrigkeit die Erwählung Israels in Gefahr gekom- ser Bund ohne Unterscheidung nivelliert wäre. Die Hei- men sah. Unter dieser Perspektive schilderte Markus his- denchristen sind insofern bleibend Hinzugekommene, torisch zutreffend Jesu Weg. Selbstverständlich wollte als sie eine neue Erwählung erfahren haben, die neben er nicht einen Verlaufsbericht aufschreiben. Es ging ihm das Judentum tritt, ohne dieses abzulösen. um eine theologische Biographie. Beides zusammen, Markus wählt zur Verdeutlichung dieser eingestifteten bleibende Erwählung der Juden und bleibende Zuord- Beziehung für die Reise Jesu ins Heidenland von Mk 5,1– nung dieser Erwählung zu den Heiden, bildete die un- 20 an sein typologisches Itinerar. Jesus bewegt sich mit verrückbare Basis für das Leben Jesu, wie es Markus dem Boot zwischen der westlichen und der östlichen schrieb. Seite des Sees. Die Typologie ermöglicht dem Leser eine deutliche Unterscheidung und zugleich eine innere Zu- Fünf Bereiche seien genannt, in denen sich im Zusam- ordnung von Geschichten auf dem westlichen jüdischen menhang mit einer Revision des neutestamentlichen und auf dem östlichen heidnischen Ufer. Die zwei Brot- Geschichtsbildes neue Perspektiven und Einsichten für vermehrungen lassen sich deshalb sowohl genau unter- die Markusforschung ergeben. scheiden als auch vergleichen. Die Zeichenforderung in Mk 8,10–13 auf der westlichen Seeseite bezieht sich des- 1. Das Neue in der Verkündigung Jesu besteht nicht in halb nicht ganz allgemein auf das Auftreten Jesu, son- einer gegenüber dem Judentum wesentlich anderen dern sie hängt unmittelbar mit der vorangehenden zwei- Botschaft von der Herrschaft Gottes. Jesus hat die blei- ten Brotvermehrung auf der östlichen heidnischen Sei- bende und endgültige Erwählung Israels nie in Frage te zusammen. Die zwei „komplizierten“ Heilungswun- gestellt. Der Bund Gottes mit Israel wird durch ihn we- der des Taubstummen in Mk 7,31–37 und des Blinden in der aufgelöst noch abgelöst. Mk 8,22–26 erzählen von der Liebe Gottes auch zu Hei-

42 43 den in einer Art und Weise, dass durch diese Heilstat christen und zur Ausbildung einer eigenen Heidenkir- Gottes der Unterschied in der Erwählung nicht aufgeho- che. Es sind nur relativ wenige jüdische Jesusanhänger, ben wird. die diesen Schritt mittragen wollen und die den Heiden- christen weiterhin Gemeinschaft gewähren. Sie erleben 3. Die Erwählung Israels für die Heiden hat nicht erst Je- allergrößte Spannungen, die letztendlich zwischen den sus gelehrt und begründet. In der Erwählung Israels ist Jahren 70 und 100 zu ihrem Ausschluss aus der Synago- die Indienstnahme und damit die Sendung für die Welt gengemeinschaft führen. In der Nachfolge Jesu, der als der Heiden grundsätzlich schon immer eingestiftet. Je- Christus-König diesen Weg bis zum Tod am Kreuz voran- sus hat seine neue Aufgabe darin gesehen, die Liebe gegangen ist, gehen sie dennoch diesen für sie schmerz- Gottes zu den Heiden ohne Rücksicht auf die empfindli- lichen Weg. che vorhandene Balance zwischen Juden und Heiden zu lehren. In den Augen seiner Freunde und seiner Gegner 5. Markus schreibt aus der Situation seiner Gemeinde eine war er dabei zu unvorsichtig, zu radikal oder auch ein- theologische Biographie des Lebens Jesu. In großer Dich- fach gefährlich. te und Dynamik entwickelt er den Weg Jesu von der Taufe Im Markusevangelium „wird“ Jesus erst in dem Moment durch Johannes bis zu seinem Tod am Kreuz. Die innere zum Christus, in dem sein Eintreten für die außerordent- Einheit und Ausrichtung (Entelechie) des Lebens Jesu liche Liebe Gottes auch zu den Heiden eindeutig fest- erschließt sich ihm in Jesu außerordentlicher Fremden- steht und die Konsequenzen daraus sichtbar geworden liebe. Mit ihr wurde Jesus jetzt auch zum Stifter der Hei- sind. Das ist nach der Heidenreise der Fall, genauer: nach denkirche, wie Markus sie zu erkennen beginnt. der zweiten Brotvermehrung, der Heilsgabe Gottes auch an Heiden. Jesus akzeptiert jetzt den Christustitel, nicht Die soziologische Analyse der Gemeindesituation des weil er eine grundsätzlich neue Lehre verkündet, son- Markus erlaubt neue Aussagen über manche bisher un- dern weil von nun an ein neuer Weg des Miteinanders entschieden gebliebenen Fragen der Einleitungswissen- von Juden und Heiden zu suchen ist, der sowohl die blei- schaft, zum Beispiel über die literarische Leistung des bende Ersterwählung Israels bestehen lässt als auch das Markus, über die Abfassungszeit seines Evangeliums, Hinzukommen der Heiden deutlicher als bisher und auf über die Adressaten, über die Zuschreibung gerade an Dauer festhält. Jesus wird deshalb zum Christus, also zum Markus oder über den scheinbar abrupten und kurzen König, weil er auf der Suche nach diesem Weg vorange- Schluss. In der Markusforschung muss nicht weiter „völ- hen will und muss. Erst jetzt auf diesem Weg ruft er die lige Orientierungs- und Ratlosigkeit“ (F. Hahn) herrschen. Jünger in seine Nachfolge. Für diese Sendung und für Sie kann aus der „Sackgasse“ (U. Luz) herausfinden. Das diesen Weg steht er nicht mehr nur als Lehrer, sondern Schiff der Markusforschung, das – nach einem anderen als Christus, das heißt als gesalbter König, mit seinem Bild – seit Jahren vor sich hindümpelt, gewinnt aus dem Leben und zuletzt auch mit seinem Tod ein. jüdisch-christlichen Dialog wieder frischen Wind und kann neue Fahrt aufnehmen. 4. Zur Zeit des Markus, also etwa vierzig Jahre nach Jesu Tod, zeichnet sich ab, dass Vorrang und bleibende Ver- schiedenheit nicht in Gemeinschaft mit den Heidenchris- ten innerhalb der Synagoge bewahrt werden können. Auch der Versuch des Paulus, Heidenchristen als Zwei- ten Weg in eigenen Heidengemeinden zusätzlich und neben der Synagoge anzusiedeln und so die bleibende Verbindung zur jüdischen Synagoge sichtbar zu halten, gelingt nach dem jüdischen Krieg nicht mehr. In der Nachfolge Jesu kommt es nach dem Jahr 70 all- mählich zur organisatorischen Abtrennung der Heiden-

44 21. November Weingarten 74 Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Leitung: Dr. Rainer Öhlschläger

Musik: Max Koppmann Johannes Lauer Harald Weishaupt

Am 21. November 2000 stellte PD Dr. habil. Georg Lan- genhorst, PH Weingarten im Rahmen der Reihe „Beiträ- ge aus der Forschung“ zentrale Thesen seiner Habilita- tion vor. Im Folgenden ein Auszug:

Trösten lernen? Wie also kann man als Christ Handlungsweisen und Wor- te finden, die aus dem Glauben heraus trösten, ohne stets vorschnell auf „den Himmel“ zu verweisen? Die Bi- bel bezeugt den Glauben daran, dass Menschen im Ver- trauen auf Gottes Beistand einander trösten können. Und mehr noch: Sie verweist darauf, dass es zwar Menschen mit der besonderen Gabe des Tröstens gibt, dass aber darüber hinaus Menschen lernen können, einander zu trösten. Aber wie? Nicht als „Rezept“, nicht als „Hand- reichung des richtigen Tröstens“, wohl aber als Rahmen, wie solches Trösten in persönlichen Begegnungen und in langsam miteinander erlebten Prozessen gelingen kann, wollen sich die folgenden Ausführungen verste- hen. Zunächst wird Trost überhaupt erst möglich durch eine aufmerksame Wahrnehmung, dass jemand Trost braucht, und die Überlegung, wer in diesem konkreten Fall als Tröster geeignet ist. Nicht immer ist dazu besondere Nähe hilfreich. Aber auch der Ruf nach „Profis“ ist oft eine allzu schnelle Flucht. Gelingender Trost ist außer- dem davon abhängig, ob genügend Zeit für echte Be- gegnung und Austausch, oftmals auch über einen lan- gen Zeitraum hin, vorhanden ist. Zudem gibt es bestimm- te Trauerphasen, in denen eine besondere Offenheit für Trost besteht. Nur wenn beides beachtet wird, kann ein Da-Sein und Bei-Sein als mögliche Hilfe überhaupt wahr- genommen werden.

45 Trostbegegnungen und -prozesse hängen wesentlich aushalten können. Nur zu verständlich, wie tief die Ver- von der Art des Miteinander-Umgehens ab. Tröster müs- letztheit über solch flache Trostversuche von Betroffe- sen die Bereitschaft und Fähigkeit mitbringen, wirklich nen empfunden wird, deren Trauer und einmalige Per- zuhören zu können, ausreden zu lassen, gegebenenfalls sönlichkeit hier schlicht plattgebügelt wird. zum Reden zu ermuntern. Dabei haben Trauernde un- Welche Worte können aber wirklich helfen? Die folgen- bedingt ein Recht auf Klage. Klagen – so schwer es auch den Aussagen lassen sich aus unzähligen Begegnungen sein kann, es wieder und wieder anzuhören – gehört zu bestätigen, obwohl sie keine Allgemeingeltung bean- den menschlichen Grundäußerungen im Leid und hat spruchen. Echter Trost kann vor allem darin liegen, die seine psychologische wie theologische Berechtigung. Warum-Frage des Leidenden ernstzunehmen und Erklä- Schließlich wird oft ein Miteinander-schweigen-Können rungsmodelle für vermeintlich unverständliches Leid im Sinne eines Mittragens des Leidens zur entscheiden- gemeinsam anzudenken. Erklärtes Leid ist noch nicht den Aufgabe werden. bewältigtes Leid, schafft aber Voraussetzungen für eine Neben diesen grundlegenden Haltungen zeichnen sich solche Bewältigungsgeschichte. Welche – in sich fast alle Trostbegegnungen durch Gespräche aus. Gera- sicherlich umstrittenen – Möglichkeiten Leid zu erklären de hier beginnt oft das Problem: Was sind hilfreiche, was gibt es? Vor allem vier Denkmodelle haben sich im Chris- störende Worte? Hier kann es kein Patentrezept für alle tentum durchgesetzt: Fälle geben. Tröster sind hier auf ihre Intuition im Einzel- Leid ist Konsequenz eigenen schuldhaften Fehlverhal- fall angewiesen. Eher als flache Vertröstung werden je- tens und dadurch zumindest verständlich. Wenn ich doch meistens die folgenden Äußerungen empfunden: selbst tatsächlich für mein Ergehen verantwortlich bin, Rückblickende Sprüche wie „Ist doch alles nicht so muß ich nicht andere dafür beschuldigen oder mich in schlimm“; „Es hätte ja alles noch viel schlimmer ausge- die Warum-Frage verbohren. Diese eigene Verantwort- hen können“ – also Versuche der oberflächlichen rück- lichkeit zu erkennen, kann dabei ein mühseliger und blickenden Umwertung von Verlusten ins weniger Ne- schmerzhafter Prozess sein. Doch eindeutig: Solcherart gative. erklärbare Leiderfahrungen machen immer nur einen Vorausschauende Sprüche wie „Es ist doch vielleicht am kleinen Teil aus. besten so!“; „Es war doch das Beste für sie“; „Wer weiß, Viele Christen verstehen Leiden als göttliche Strafe, selbst was ihm erspart geblieben ist“ – also Versuche der vor- wenn ihnen unklar bleibt, wofür. Für andere Gläubige ist ausblickenden Umwertung von Verlusten. ein solches Gottesbild als Strafgott nicht nachvollzieh- Vorgebliche Verschwisterungen durch Sprüche wie „Ich bar. Festzuhalten bleibt in jedem Fall: Das Strafmodell ist weiß, wie du dich fühlst“, welche die Besonderheit der in sich verständlich und trägt die Trostperspektive in sich, einmaligen Situation und die subjektive Erfahrung des daß Strafe eventuell in Vergebung aufgelöst werden Betroffenen nicht ernst nehmen. kann. Schließlich pauschale Zukunftsvertröstungen ohne kon- Andere Menschen trösten sich und einander mit der kreten Anhalt und spezifischen Grund, enthalten in Aus- Überzeugung, dass Leiden nur eine Prüfung ist, vielleicht sagen wie „Keine Angst, das wird schon wieder“, „Das sogar eine Prüfung, die den Geprüften auszeichnet. Auch Leben geht weiter“, „Du wirst schon drüber hinweg kom- dieses Denkmodell ist für andere Menschen fragwürdig. men“ oder „Du wirst schon sehen, die Zeit heilt alle Wun- Immerhin behält es aber die Aussicht auf ein mögliches den!“ Bestehen der Prüfung und dadurch auf eine Wende zum Nein, derartige Alltags-Argumente helfen Leidenden und Besseren. Trauernden kaum. Diese Sprüche mögen in weniger ein- Ein letztes Erklärungsmodell spricht Leid einen verbor- schneidenden Alltagserlebnissen, in Schmerzerfahrun- genen, nur Gott bekannten Sinn zu. Was für uns absurd gen und Verlustgeschichten des Lebens durchaus hilf- scheinen mag, hat vor Gott einen höheren und ewig reiche Strategien sein. Für wirklich tiefe Leidbewältigung verborgenen Sinn. Im Vertrauen darauf, dass Gott die- taugen sie nichts, schon deshalb, weil sie das Leiden nicht sen letzten Sinn kennt, kann tiefer Trost liegen. wahrhaben wollen, den Schmerz bagatellisieren und nicht Das Problem: All diese Erklärungsversuche werden in

46 konkreten Gespräch immer wieder als unzureichend empfunden. Sie gemeinsam zu durchdenken kann sinn- voll sein, wird aber oft in dem – gegenseitigen? – Einge- ständnis der letztlichen Antwortlosigkeit münden. Des- halb wird häufig versucht, das konkrete Leiden nicht zu erklären, sondern umzuwerten. Es soll relativiert werden durch die Veränderung der Betrachtung. Dazu gibt es erneut vier verschiedene Möglichkeiten: Das konkrete Leiden eines Einzelnen wird relativiert an- gesichts des noch größeren Leidens anderer. Wenn man das Leidschicksal der Welt als ganzer oder einzelner her- ausragender Leidgestalten betrachtet, erscheint das ei- gene Schicksal nicht mehr als einzigartig. Das aktuelle Leiden des Einzelnen wird relativiert anhand des individuell bereits erfahrenen Glücks in der Vergan- genheit. Wie in einer Waagschale wird das Leben betrach- tet: Da viel Glück auf der einen Seite zu finden ist, ist der Ausgleich durch Trauererfahrungen letztlich verständ- lich, unausweichlich und gerecht. Leiden wird relativiert durch den Ausblick auf mögliche zukünftige Glückserfahrungen, sei es im Vertrauen auf göttliche Wendung des Schicksals, sei es im Blick auf die realistisch-irdischen bleibenden Möglichkeiten und Le- bensperspektiven. Erneut wird das Bild der Lebenswaa- ge aufgerufen. Nun jedoch besteht die Glücksschale vorwiegend aus künftig erhofften Füllungen. Schließlich wird Leid relativiert durch den Ausblick auf eine Kompensation im anderen Leben nach dem Tod. Die letzte Hoffnung bleibt: Wenngleich im Leben keine Aussichten auf Besserung bestehen, so wird doch im Jenseits ein Ende der Leiden, zumindest ein friedvolles „Sein bei Gott“ ersehnt. Auch diese Modelle im Umgang mit Leiderfahrungen sind in sich zwiespältig. Manchen mögen sie helfen, mit ih- rem Schicksal umzugehen. Andere werden sie als Ver- tröstung ablehnen. Zentral bei diesen Tröstungsversu- chen: Relativierung heißt hier stets Distanz, provokative Aufsprengung der Binnenschau hin zur Außenperspek- tive als erster Schritt zur Bewältigung. Und diese Pro- Vokation, wörtlich hier verstanden als Heraus-Rufung, kann tatsächlich wichtig sein. Häufig bleibt dabei nur der biblisch vertraute Gestus des Vertrauens auf Gott jen- seits jeglicher Erklärbarkeit und Verstehbarkeit. Gerade im Gebet vertrauen sich Leidende Gott an, wenn mensch- liche Worte nicht mehr helfen können.

47 Sind diese menschlichen Worte und Trostversuche des- fähigkeit von Menschen, einander trösten zu können, die halb vergeblich? Es kann bei diesen Worten nur um Trost- gerade deshalb so drängende Tröstungssehnsucht: All die- angebote gehen, um im Versuch ausprobierte Verständ- se Punkte werden aufgerufen, um das Kommen „des Trös- nishilfen. Gewiss, die aufgezählten Argumente können ters“ umso stärker herbeizusehnen. Wer ist dieser Trös- ganz falsch sein, ganz falsch verstanden werden, wenn ter? Er wird im Gedichttext zwar nichteindeutig benannt, sie als „Rezept“ präsentiert werden. Umgekehrt finden doch ist er im Kontext („Hauch“, „Licht“ „Tonfall“) als der sich immer wieder Menschen, die für sich selbst in sol- Tröster-Geist erkennbar, der vor allem im Johannesevan- chen Erklärungen und Trostperspektiven Hilfe entdecken. gelium beschworen wird. Das Gedicht wird so zu einem Nicht um „Lösungsmodelle von außen“ geht es also bei lyrischen Sehnsuchtsgebet an den Geist als wahren und all diesen Versuchen, mit Worten zu trösten, sondern wirkmächtigen Tröster. Nicht um das endgültige Offen- um Erklärungen, die Leidende selbst für sich als hilfreich barwerden dieses Tröster-Geists geht es Marti dabei, son- und tröstend entdecken können. dern um ein sanftes Erspüren, Erahnen, Erfühlen seiner Wirkmächtigkeit. Das wäre Trost: vom Wirken des Trös- Kurt Marti, der Schweizer evangelische Dichterpfarrer, hat tergeistes jetzt und hier einen Hauch erahnen können 1995 ein Trostgedicht veröffentlicht, das unsere Ausfüh- und ihn mit anderen teilen. rungen abschließen soll:

der tröster träte doch aus seinem dunkel der tröster hinaus ans licht! nicht bräuchte sein kommen sein antlitz sichtbar zu werden ein hauch der berührte ein wahrhaftiger tonfall genügte uns: die – von falschen tröstern genarrt – aller tröstung misstrauen uns: die – trostlos lebend und sterbend – einander nicht zu trösten vermögen

In poetischer Hoffnungs- und Sehnsuchtsrede, im dich- terischen Wunschgebet fasst Marti die hier vorgelegten Annäherungen an Trost und Trösten zusammen: Die Trostlosigkeit der Gegenwartsmenschen, das tiefe Trös- tungsmisstrauen vieler Zeitgenossen angesichts nur allzu bekannter hohler Vertröstungen, die vermeintliche Un-

48 Anhand des Kultfilms „Matrix“ wurden am Abend des Religiöse Erziehung in ersten Tages unter Anleitung von Dr. Battke Spuren neuer Religiosität in diesem und anderen Filmen (z. B. „Star- der Schule Trek“) entdeckt, für viele sicherlich etwas ungewöhnlich und dennoch überzeugend. Schwierigkeiten und Chancen angesichts neuer Nach einem Gottesdienst mit Domkapitular Peter Schmid Trends in der Jugendkultur referierte und diskutierte der Freiburger Religionspäda- goge Prof. Tzscheetzsch über religionspädagogische In Zusammenarbeit mit: Konsequenzen. Aus einer ehrlichen und realistischen Si- Religionspädagogische Institute in der Diözese Rotten- tuationsanalyse entfaltete er in Anlehnung an Karl Rah- burg-Stuttgart e.V. ner fünf Leitsätze für eine Erziehung im christlichen Sin- ne, die die Glaubwürdigkeit von Eltern und Pädagogen 4.–5. Februar zur unabdingbaren Voraussetzung hat. Stuttgart-Hohenheim 39 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Aus einem Thesenpapier zu Folgerungen aus heutigen Trends in zeitgenössischen Filmen wie „Matrix“ für den Tagungsleitung: Religionsunterricht: Dr. Achim Battke Peter Binder, Stuttgart 1. Heutige Jugendliche erleben im Kino (oder auch in Dieter Fuchs, Stuttgart entsprechenden Science-Fiction- oder Fantasy-Roma- nen) häufig und intensiv Erlösungs- und Befreiungs- Referent: „Mythen“. Prof. Dr. Werner Tzscheetzsch, Freiburg i. Br. Wenn in Kirche und Religionsunterricht von „Erlösung“ die Rede ist, werden die Jugendlichen dies unter ande- Der Vorstand der Religionspädagogischen Institute in der rem auch im Horizont ihrer Kinoerfahrungen wahr- Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V. berichtete in deren nehmen, einordnen und bewerten. internem Rundbrief: 2. Heutige Kino-Mythen werden von den Jugendlichen Mit diesem Thema beschäftigten sich Religionslehrerin- als erfundene Geschichten erkannt. Gleichzeitig neh- nen, Religionslehrer und Verantwortliche aus kirchlicher men sie wahr, dass auch reale Elemente heutigen Le- und staatlicher Schulverwaltung in der neu gestalteten bens eingearbeitet worden sind. und kunstvoll erweiterten Akademie der Diözese in Stutt- Deshalb werden sie auch christliche Erlösungs-„geschich- gart-Hohenheim. ten“ in der Regel als erfundene Geschichten verstehen, Eingeladen hatten zu dieser zweitägigen Tagung die ebenfalls aber auch als nicht willkürlich erfunden, son- Religionspädagogischen Institute e.V. und die Akademie dern mit Bezügen zur Lebensweltdamals (und heute?). unserer Diözese. 3. Der Film als Medium ist heute in der Lage, Mythen Für den erkrankten Dr. Barthelmes vom Deutschen Ju- überzeugend, real, perfekt darzustellen. gendinstitut in München sprang kurzfristig Dr. Achim Diesen Kompetenzen kann Gottesdienst und Religions- Battke von der Akademie – zugleich einer der Tagungs- unterricht nur wenig entgegensetzen. leiter – ein. Er gab einen Überblick über die Situation der 4. Das Kino „entmythologisiert“ seine Botschaften Jugendlichen heute aus dem Blickwinkel der Soziologie, selbst durch die Vielzahl und die schnelle Folge von Fil- benannte einige neue Trends in der vielschichtigen Ju- men mit mythischem Inhalt, die zueinander in Konkur- gendkultur der Gegenwart und entwickelte pädagogi- renz stehen; ebenso auch dadurch, dass das Kino nicht sche Anregungen für den Alltag. In Kleingruppen setz- verheimlicht, „nur“ Kino zu sein. ten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Schwie- Könnten Kirche und Religionsunterricht vom Kino lernen, rigkeiten, aber auch mit den Chancen auseinander, die Bejahung und Infragestellung von Mythen gelassen sich aus der veränderten Situation ergeben. miteinander zu verbinden?

49 5. Wie wäre – mit Blick auf „Matrix“ – die entscheiden- Heilshoffnungen – Heilsverspre- de Differenz der beiden Erlöser-Gestalten zu benen- nen und im Unterricht herauszuarbeiten? chen – Heilserfahrungen • Reden – Kämpfen • Gewaltfreiheit – befreiende Gewalt • Befreiung von Sünde und Dämonen – Befreiung von Der Markt der virtuell-realen Kampfmaschinen (Agenten / Wächter) 6. Wie könnten Filme wie „Matrix“ im Religionsun- Esoterik heute terricht eingesetzt werden? • Empfehlung zum Kinobesuch und Nacharbeit im Un- terricht 5. – 7. Mai • Vorführung einzelner Szenen im Unterricht mit „Mik- Stuttgart-Hohenheim ro“-Analyse einzelner Sequenzen (Problem der Lizenz- 41 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebühren, falls ein Film nicht über die Fachstelle für Medienarbeit oder ähnliche Institutionen bezogen Tagungsleitung: werden kann) Dr. Achim Battke • ausführliche Auseinandersetzung mit einem oder mehreren Filmen in schulischen Verbundprojekten Referenten: (Projekttage, -wochen, Leistungskurse der gymnasia- Prof. Dr. Michael N. Ebertz, Freiburg i. Br. len Oberstufe), möglichst fächerübergreifend Prof. Dr. Ottmar Fuchs, Tübingen • zur Hintergrundinformation des Lehrers, der Lehre- Hans-Dieter Leuenberger, Berlin rin, um diesen Verstehenshorizont heutiger Jugend- Frank Plate, Filderstadt licher angemessen berücksichtigen zu können

(Weitere Texte aus dieser Tagung finden sich auf unserer Im Rahmen des seit Anfang 1999 eingerichteten Refe- Homepage im Internet.) rats „Religion in der modernen Gesellschaft“ war diese Tagung ein besonderer Testfall. Ging es doch darum fest- zustellen, auf welches Interesse das Angebot einer ab- gewogenen und dialogischen Auseinandersetzung mit Aspekten heutiger „Esoterik“ stoßen würde. Im Programm hieß es: Die Welt des Religiösen ändert sich rasant. Christliche Kirchen und Konfessionen haben einen großen Teil ihrer Akzeptanz verloren. Geblieben aber sind die grundlegenden religiösen Bedürfnisse. Zum Beispiel die Hoffnung auf Heil – wie auch immer dieses „Heil“ genauer bestimmt wird: gegenwärtig oder zukünf- tig, diesseitig oder in einem Jenseits dieser Welt, für den Körper oder für die Seele. Geblieben sind deshalb auch Ankündigungen und Versprechungen dieses Heils. Viel- stimmig heute und in ganz unterschiedlicher Weise. Entsprechende Bücher erreichen hohe Auflagen. Eine große Zahl von Menschen und Firmen bieten uns ihre Dienste zu diesem Ziel an. Vieles davon kommt zu uns unter dem geheimnis- und verheißungsvollen Etikett „Esoterik“ und knüpft damit an alte Traditionen an. Eso-

50 terik – eine Herausforderung des christlichen Glaubens? und auch widersprüchlich sein? Wie weit wird die partia- Das Ergebnis war ernüchternd: Obwohl es, und dies ge- le Ganzheitlichkeit der Menschen ernst genommen? Wie rade im gebildeteren Publikum, viele aktive Christen gibt, weit wird der Glaube der Gläubigen nicht nur unterstellt die zugleich „esoterische“ Angebote kennen und auch (oder abgesprochen), sondern darf interaktiv zum Zug nutzen, fand diese Tagung nur relativ wenige Teilneh- kommen? Von hier geht wohl eine Kritik aus: gegenü- merInnen. In diesem Kreis war es dann jedoch möglich, ber jeder Art von die Erfahrungen marginalisierender Mo- sich sehr intensiv mit den eingeladenen Vertretern aus ralisierung und gegenüber jede kollektivistische Kirchen- dem Bereich der heutigen Esoterik (H.-D. Leuenberger, bildung. Auch formelhaft-dogmatistische Verkündigung Frank Plate) auseinanderzusetzen und religionssoziolo- wird solchen Sehnsüchten nicht gerecht. Wo Menschen gische und theologische kritische Würdigungen (Prof. der gesellschaftlichen Funktionalisierung entgehen wol- Dr. Michael N. Ebertz, Prof. Dr. Ottmar Fuchs) zu hören len, werden sie sich nicht auch noch im Bereich der Re- und zu diskutieren. ligion funktionalisieren lassen. Auch allzu abstrakte und verkopfte religiöse Rede kann nicht als attraktiv emp- Aus dem Vortrag von Prof. Dr. Ottmar Fuchs: funden werden. Trotz der Individualisierung gibt es tiefe Die Einsicht in das Wesen der neuen religiösen Befriedi- Sehnsüchte nach Zugehörigkeit und „Heimat“, sofern gungsformen offenbart bei den Kirchen ganz bestimm- man dabei sein darf, wer man selber ist oder sein möch- te Defizite, und zwar Defizite, die zugleich Defizite in te. ihrer christlichen Identität aufdecken. Von diesen religi- b) In Richtung auf eine (auch) diesseitige Heilserfahrung ösen Gebilden her stellen sich vor allem zwei Anfragen des Glaubens: Gegenüber einem verdinglichten und oft an die religiöse Kraft der Kirchen: einmal die der Frei- desolaten Gottesbild in Gesellschaft und auch Kirche heit, zum anderen die Frage nach der Ganzheitlichkeit bricht neuerdings die Suche nach dem Mysteriösen in im Sinne nicht nur behaupteter, sondern auch tatsäch- verschiedenen Formen auf (verschiedene Richtungen lich erlebter religiöser Erfahrung. Beides bündelt sich in neuer Mystik, Engel- und Geisterbezüge). Im Zuge sol- der Anfrage nach der Glaubwürdigkeit kirchlicher Ge- cher Mystifikationsannäherungen werden z. B. auch meinwesen und Verkündigung. Nur solche religiöse Sys- kirchliche Sakramente neu erlebt und gewünscht. So am- teme und institutionellen RollenträgerInnen werden über bivalent und unzureichend dies sein mag, so zeigen sich die flüchtige Erlebnissuche hinaus Menschen an eine in- darin doch auch dosierte Transzendenzerfahrungen, die haltliche Identität zu binden vermögen, die diese Identi- von heilender Wegbegleitung, Vision und Traum geprägt tät tatsächlich in Wort und Tat, also durch den „Zwang“ sind, oder aber die in der Erfahrung des Unheils aus ei- zwangloser Authentizität darzustellen vermögen, und die nem Mysterium heraus Solidarität erfahren und Rettung zugleich fähig sind, Menschen in allen ihren Erlebnissen, erhoffen lassen. Im Kontrast zur innerkirchlich oft an- auch in Enttäuschungen und Leiderfahrungen, gleich- treffbaren metaphysischen „Verblüffungsfestigkeit“ (J. stufig anteilnehmend und vor allem hoffnungsschen- B. Metz) bricht hier die Sehnsucht nach etwas Überra- kend beizustehen. So dass Menschen erleben: In der Kir- schendem, Turbulentem und Anderem auf, nicht frei von che begegne ich Menschen, die ihre Persönlichkeitsstruk- magischen Operationen, aber auch nicht ganz anschluss- turen selbst von der christlichen Botschaft her substan- unfähig für entsprechende Vertiefungen, Transponierun- tiell durchformt haben und von daher mit entsprechen- gen und dialektische Überholungen. (S. 20f.) der Authentizität überzeugende Wegbegleiter im Leben sind. Von daher ergeben sich ganz bestimmte Desidera- (Kurzfassungen der Referate von Ebertz und Leuenber- te an die Verkündigung und Kirchenbildung: ger und eine erweiterte Fassung des Vortrags von Fuchs a) In Richtung auf den pluralen Erfahrungsbezug des finden sich auf unserer Homepage im Internet.) Glaubens: Wie weit greifen unsere Kirchenbildungen die der Individualisierung zugrunde liegenden Freiheitsbe- dürfnisse auf, wie weit dürfen sie zum Zug kommen? Wie weit dürfen sie singulär, zueinander unterschiedlich

51 Gesprächspartner: Alfons Arns, Frankfurt a. M. Gudrun Emberger, Gotha Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel, Tübingen Michael Propfe, Stuttgart

Ein uralter Mythos: zwei Männer, Nachbarn, aber in Be- ruf und Lebensführung sehr unterschiedlich. Sie gerie- ten deswegen in Streit. Einer erschlug den anderen. Und dann kommt in der Erzählung, die wir alle kennen, der entscheidende Satz. Der Mann, der seinen Nachbarn er- schlagen hat, hört die Stimme seines Gottes: „Kain, wo ist dein Bruder Abel?“ Und nur schwach kann er sich ver- teidigen mit der Gegenfrage, die ihre Antwort schon kennt: „Bin ich der Hüter meines Bruders?“ – Württem- berger Christen des 18. Jahrhunderts in der Gestalt des Kain? Der Jude Josef Süß Oppenheimer in derjenigen des Abel? Der Sinn des Mythos liegt in der Gegenwart: Uns bewegt – und dies schon seit Generationen – die Frage hinsichtlich unseres Umgangs mit unseren jüdischen Nachbarn hier in unserem Kulturraum: „Wo ist dein Bru- der, den du erschlagen hast?“ und die Gegenfrage, wie ein Mensch denn seinem Mitmenschen gegenüber Ver- antwortung zu tragen habe. Zu diesem Thema veranstaltete die Akademie in Koope- ration mit dem Staatstheater Stuttgart eine gut besuch- te Podiumsdiskussion im Foyer des Theaters. Nach his- Jud Süß – ein Fall und torischen Erläuterungen zum „Fall“ des Jud Süß folgten Interpretationen zu wichtigen Bearbeitungen des Stoffs: seine Deutungen zur Novelle Wilhelm Hauffs, zum Roman von Lion Feucht- wanger und zum Nazi-Film Veit Harlans. In diesem Hori- Zur Stuttgarter Uraufführung des „Jud Süß“ von zont wurde dann die Stuttgarter Uraufführung des „Jud Klaus Pohl Süß“ von Klaus Pohl kontrovers und teilweise sehr kri- tisch diskutiert. Dem Autor wurde unter anderem eine Podiumsdiskussion in Kooperation mit dem Schauspiel viel zu oberflächliche und Vorurteile indirekt bestätigen- der Staatstheater Stuttgart de Bearbeitung des Themas vorgeworfen. Auch die Stutt- garter Inszenierung wurde als teilweise verfehlt kritisiert. 28. Mai Der Gewinn für die zuhörenden und mit diskutierenden Staatstheater Stuttgart Teilnehmer und Teilnehmerinnen jedoch war deutlich: 55 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Die Fragen, um die es hier geht, stehen in aller Schärfe im Raum. Sie fordern uns heraus, immer wieder neu nach Moderation: konkreten und gesellschaftlich verantwortbaren Antwor- Dr. Achim Battke ten zu suchen. Ingrid Trobitz, Stuttgart

52 53 Referenten: Prof. Dr. Gerd-Günther Grau, Hamburg Dr. Michael Steinmann, Tübingen Prof. Dr. Paul von Tongeren, Nijmwegen Prof. Dr. Ulrich Willers, Eichstätt/München

Auf reges Interesse – sowohl bei den TeilnehmerInnen wie auch in den Medien – stieß unser Versuch, 100 Jahre nach dem Tod Friedrich Nietzsches nach dessen bleiben- der Aktualität für Christen zu fragen. Mit seiner funda- mentalen Kritik des Christentums (in seiner abendländi- schen Gestalt) und seinem prophetisch-dichterischen Einsatz für einen neuen, von der Selbstfindung und Selbstschöpfung des Individuums ausgehenden Huma- nismus ist Nietzsche offensichtlich auch heute noch le- bendig. Sein Denken beunruhigt, regt an, fordert Wider- spruch oder eigene Positionsklärung.

Aus dem Schlussabschnitt des Referats von Prof. Gerd- Günther Grau: Im Grunde geht es Nietzsche jedoch durchaus um eine würdige Bewältigung, eine humane Erfüllung des Lebens, welche der Natur des Menschen entspricht, zugleich dem Auguste Rodin, inhumanen Defizit Rechnung trägt, mit dem das „Män- Johannes der gelwesen Mensch“ (Herder, Gehlen) beladen ist. So sehr Täufer, 1878. Bronze, er den moralischen Zwang verabscheut, die permanen- 200 cm hoch. te Restriktion zurückweist, so begeistert rühmt der Phi- Paris, Musée losoph ein humanes Verhalten, das aus der „Fülle“ und Auguste Rodin „Güte“ des Herzens freimütig und zwanglos geübt wird, – eine „Vornehmheit“, die nicht mehr der Sklaverei an- derer zu ihrer Sicherheit bedarf (...), sondern durch Au- Nietzsche – tonomie zum Herren über sich selbst wird. So sehr er die tragische Situation des Menschen und die „Änigma- Kritiker und Prophet tik“ des Lebens durchschaut, so bewusst setzt er sich für eine Bejahung beider ein, – der „amor fati“ steht ja für Christen heute? christlicher Ergebenheit recht nahe; mochte ihm das Tanzen in der Welt verwehrt sein, so wollte er doch wenigstens „auf den Füßen des Zufalls tanzen“. „Und 11. – 12. März verloren sei uns der Tag, wo nicht ein Mal getanzt wur- Weingarten de.“ 74 Teilnehmerinnen und Teilnehmer (Die vollständigen Texte der Referate finden sich auf Tagungsleitung: unserer Homepage im Internet.) Dr. Achim Battke

54 wickelt? Und vor allem: Welche Spuren hat die Psychoa- Das verborgene Bau- nalyse in Film, Literatur, Religion und Philosophie einge- werk der Seele prägt? Person und Theorie Sigmund Freuds Die epochale Bedeutung der Psychoanalyse für Sicher ist die Person Sigmund Freuds nicht ohne seine Kultur und Alltagsbewusstsein Herkunft zu begreifen. Aufgewachsen in ärmlichen Ver- hältnissen in der Wiener Leopoldstadt, prägten ihn 14.– 16. Juli zugleich die beengten Verhältnisse im jüdischen Stadt- Stuttgart-Hohenheim teil und die Überzeugung der Eltern, dem Sohn sei eine 71 Teilnehmerinnen und Teilnehmer große Zukunft beschieden, wie Norbert Windisch unter Tagungsleitung: Berufung auf die Erinnerungen des Sohnes Martin aus- Dagmar Mensink führte. Feuerbach (den Freud in seinen Schriften aller- dings nie erwähnt), Darwin, Nietzsche und Schopenhau- Referentinnen/Referenten: er sind die Autoren, die den jungen Freud auf dem Weg Dr. Marion Battke, Altdorf zur Psychoanalyse begleiteten. Daneben beeindruckte Dr. Sabine Gottgetreu, Köln ihn auch die Phänomenologie Franz von Brentanos, sei- Dr. Johannes Hoff, Tübingen nes Lehrers an der Universität. Dr. Dietrich Munz, Stuttgart Freud war aus Überzeugung Atheist. Trotzdem blieb er Rainer A. Straub, Weiler zum Stein seinem Judentum verbunden – aus wissenschaftlichem Prof. Dr. Horst Thomé, Stuttgart Interesse und weil er spürte, dass z.B. im Israelitischen Dr. Norbert Windisch, Pforzheim Humanistenverein seine Ideen weit offenere Ohren fan- den als in der nichtjüdischen akademischen Welt. Wis- senschaftliche Neugierde verband ihn auch mit Wilhelm „Die Psychoanalyse ist sozusagen mit dem 20. Jahrhun- Fließ und mit Joseph Breuer. Letzterem verdankte Freud dert geboren“ und „als etwas Neues vor die Welt getre- die Erkenntnis, dass der hypnotische Zustand sprechen ten“ – von der epochalen Bedeutung seiner Entdeckun- kann – Grundlage für seine Entdeckung, dass es, gen war Sigmund Freud zutiefst überzeugt. 1900 stand vornehmlich durch die Deutung von Träumen, sprachli- denn auch als Erscheinungsjahr in den ersten achthun- che Zugänge zum Unbewussten gibt. Heute, rund 100 dert Exemplaren der „Traumdeutung“, die am 4. Novem- Jahre später, so Windisch, scheinen hirnphysiologische ber 1899 ausgeliefert wurden. Forschungen Freuds Konzeption der träumenden Psy- Was als Vorlesung zur „Psychologie des Traums“ vor vier che zu untermauern, so dass das Selbstverständnis Hörern in Wien begann, hat das Selbstverständnis der Freuds als Naturwissenschaftler eine späte Bestätigung Moderne insgesamt geprägt. Grundbegriffe wie „Narzis- findet. mus“, „Ödipus-Komplex“ oder „Verdrängung“ sind in den Die Geburtsstunde der Psychoanalyse als Forschungs- alltäglichen Wortschatz eingegangen. Literatur, Kunst, methode und als Behandlungstechnik, so Dietrich Munz, Film, Philosophie und Werbung machen sich psychoa- lässt sich an der Studie zur „Anna O“ ablesen. „Hierin ist nalytische Einsichten zu eigen oder eigens zum Thema. die erste große und grundlegende Leistung Freuds zu Grund genug, genauer nachzufragen: Was ist eigentlich sehen, dass er [in der freien Assoziation] einen Weg ge- Psychoanalyse? Ist das Freudsche Konzept ein genialer funden hatte, in den körperlichen, medizinischen Phä- Wurf oder vor allem ein Reflex auf die politischen und nomenen, den Symptomen der Neurosen einen psychi- geistesgeschichtlichen Bedingungen seiner Zeit, dem fin schen Sinn zu entdecken. Er fand die Erklärung, dass die de siècle in Wien; Mach, Nietzsche und Schopenhauer körperlichen oder psychischen Symptome Folge einer im Hintergrund? Wie steht es um den „Kern“ der psy- spezifischen psychischen Verarbeitung psychischer Be- choanalytischen Theorie, und wie hat er sich weiterent- lastungen, im Extremfall von Traumata waren. Durch

55 Verdrängung bleiben diese, so seine zweite revolutionä- Im Alltäglichen, so Rainer A. Straub, sind Gefühle unser re Entdeckung, in einem dem Bewusstsein nicht mehr Zugang zur Libido. Die Triebe selbst bleiben uns verbor- zugänglichen Gedächtnisbereich, dem Unbewussten, gen; erst durch Wünsche und Gefühle (z.B. Wut) treten psychisch wirksam. Dieses Unbewusste beeinflusst das libidinöse Triebregungen in unser Bewusstsein. Die Her- tägliche Leben und kann in extremerer Form zu einer ausforderung des Erwachsen-Seins ist nach Straub durch Erkrankung, die er Neurose nannte, führen.“ drei Aspekte gekennzeichnet: Ein Erwachsener muss die Auf dem Wege der Traumanalyse entdeckte Freud auch, archaische Affektlogik zwischen gut und böse (einer „gu- dass das Unbewusste nach einer eigenen Logik arbeitet, ten Mutter und einer schlechten Mutter“) aufgeben und die nicht den Regeln der Sprachsyntax folgt, sondern die Spannung der Ambivalenz zwischen Eros und Tha- über bildhaftes, assoziatives Denken geht, das Freud natos, zwischen Liebes- und Todestrieb, aushalten. Das primärprozesshaft nannte. Das Phänomen der Verdrän- schließt ein, Verantwortung für die eigenen Gefühle zu gung drängte Freud, so Munz, zur Klärung, wie denn die übernehmen. Psyche organisiert sein könnte, die dies leistet. Freuds Konzeption von Ich, Es und Über-Ich kann folglich als „Wir sind auf ein ‚Klima von Gott‘ angewiesen“ eine Antwort auf diese Frage begriffen werden. Mit die- Freuds Bild der Religion ist, so Marion Battke, nicht von sem Modell lassen sich die schon erwähnte Verdrängung, seinem Menschenbild zu trennen. Er sieht uns als ein aber auch die Regression (kindliches Verhalten während Konfliktwesen, hin- und hergerissen zwischen Trieb und einer Krankheit z.B.), die Identifikation oder die Projekti- Geist, wobei das Ich zwischen Es und Über-Ich nur eine on (Zuschreibung eigener unbewusster Gemütsregun- labile Balance herzustellen vermag. Religion hilft, so gen an andere) sowie die Sublimierung, i.e. die Erset- Freud, diese Balance zu halten: durch moralische Erzie- zung eines bestimmten Trieb-Wunsches durch eine an- hung und Belehrung und indem sie tröstet und stärkt. dere schöpferische Aktivität, als eine Leistung des Ich Entsprechend kritisiert er an den realen Religionen, die- verstehen, das ein innerpsychisches Gleichgewicht zwi- se dreifache Aufgabe nicht genügend wahrzunehmen. schen Wünschen und inneren und äußeren Ansprüchen Statt sie zu stärken, unterdrücke sie die Einzelnen – mit aufrechterhalten will. Die Einsicht in regressives Verhal- individuellen und kollektiven Folgen. C. G. Jung betrach- ten, so Munz, veranlasste Freud wiederum, weiter zu tet Religion eher unter dem Aspekt religiöser Erfahrung fragen nach der Entwicklungsgeschichte dieses psychi- – mit entsprechend anderer Akzentsetzung. schen Gefüges. So entstand die Freudsche Lehre von den Die Spiritualität der Psychoanalyse stellt im Blick auf kon- verschiedenen Phasen der kindlichen Entwicklung. krete lebensgeschichtliche Fragen eine kritische herme- Aufgabe der Psychoanalyse als Therapie ist es nun, „den neutische Perspektive dar. So macht sie darauf aufmerk- dem Bewusstsein nicht zugänglichen Konflikt bzw. die sam, dass die ethische Forderung, verantwortlich zu in dem Konflikt wirkenden unbewussten Kräfte dem handeln, ihrerseits ein gestärktes Ich voraussetzt. Auch Bewusstsein zugänglich zu machen“ mit dem Ziel, ein kann sie die Kehrseite von Handlungs-Idealen sichtbar verlorenes inneres Gleichgewicht zwischen den Ansprü- machen. Marion Battke: „Überzogene Ideale fördern die chen aller drei Instanzen wieder herzustellen. Das ge- Erfahrung desScheiterns und führen tendenziell zur schieht in einem komplexen Prozess von freier Assozia- Selbstentwertung. Jedes Ideal trägt somit seinen Schat- tion und freischwebender Aufmerksamkeit zwischen ten mit sich. Das Böse ist nicht nur böse – und das Gute PatientIn und AnalytikerIn, in der Übertragungen auf ist nicht nur gut!“ Seiten des Patienten (er reaktiviert in den Phantasien über Das Ethos der Psychoanalyse als Therapie zeigt sich in den hinter ihm sitzenden Analytiker verdrängte und kon- ihrem Vorgehen: Sie sucht, so Marion Battke, das Frem- flikthafte Beziehungen zu anderen Personen) und af- de und Störende auf, weil Fehler oft das Fehlende zei- fektive Identifikation, Gegenübertragungen und Analy- gen. Sie will lauschen auf das, was ist, im Bestreben, es se dieser Vorgänge seitens der AnalytikerIn zusammen- „sein zu lassen“. Der psychoanalytische Prozess ist ge- spielen. tragen von dem Vertrauen, dass wir das Ziel nicht ken- nen müssen, um den Weg zu gehen. „Das wertfreie Zu-

56 lassen des bisher Verdrängten ist der erste Schritt seiner ne offen bleiben. Freud selbst war freilich überzeugt, Integration.“ dass seine poetischen Intuitionen zu gesichertem, the- Führt eine solche Psychoanalyse zu einer Erfahrung, die rapeutisch nutzbarem Wissen führen. dem Symbolwort Gott entspricht? „Wir sind auf ein ‚Kli- Die freudsche Auffassung von Literatur als eingehender ma von Gott‘ angewiesen“, so Marion Battke, insofern Darstellung innerer Vorgänge trifft sich mit der Litera- sich hinter diesem Wort „Gott“ auch unabweisbare Be- tur-Auffassung des 19. Jahrhunderts. „In diesem Sinne“, dürfnisse verbergen. Nur darf dies nicht mit religiöser so Horst Thomé, „ist Freud eine späte Blüte des 19. Jahr- Gewissheit verwechselt werden. „Das Gefühl der Evidenz hunderts.“ Das zeigen Vergleiche zu Hugo von Hof- religiöser Erfahrung ist noch kein Beweis für ihre göttli- mannsthal (Elektra) oder zu Kafka (Die Verwandlung). che Herkunft.“ Die Herausforderung für die religiöse Zugleich spiegeln diese Vergleiche eine „Zirkulationsbe- Spiritualität durch die Psychoanalyse ist demnach eine wegung zwischen Wissenschaft und Literatur“. Freud dreifache. Erstens gilt es, die eigenen religiösen Erfah- schöpfte aber nicht nur aus dem Repertoire seiner Zeit, rungen ganz anzunehmen. Zweitens muss religiöse Er- sondern hat die Literatur wiederum durch eine eigene fahrung immer hermeneutisch-skeptisch reflektiert wer- Theorie beeinflusst – mit der These nämlich, dass die Li- den (Wozu brauchst du sie? Was wehrst du damit ab?). teraturproduktion Anklänge an Traumvorgänge hat, in- Drittens bleibt die Deutung religiöser Erfahrungen un- dem sie die Zäsur zwischen Bewusstem und Unbewuss- abgeschlossen, denn letztlich muss auch jede Theologie tem vermindert, dem Unbewussten näher steht. „Nach anerkennen, dass das Wahre nicht anders als subjektiv Freud“ gehört die Unterscheidung zwischen Primärpro- bewahrheitet werden kann. „Gott bleibt immer ein Sym- zessen (dem Denken in Bildern, wie es Traumbilder bie- bol für Gott.“ ten) und Sekundärprozessen (als dem bewussten, kate- gorialen Denken) sowohl zu den Mitteln möglichen Er- Freud als Dichter und als Konkurrent der Dichter zählens (vgl. Arnold Zweig, Pont und Anna) als auch zum „Die Psychoanalyse Sigmund Freuds hat ihre Wurzel in Instrumentarium der Literaturanalyse. der Neuropathologie und begegnet uns in Krankenge- Wie sehr der therapeutische Blick sich mit dem literatur- schichten, die sich wie Novellen lesen.“ Mit diesem An- theoretischen verbinden und zu einer eigenen Theorie satz, die psychoanalytischen Fallstudien als Literatur zu weitergeführt werden kann, zeigte Johannes Hoff an der lesen, bot Horst Thomé eine ganz andere Perspektive philosophischen Freud-Interpretation Jacques Lacans, die auf die Freudsche Theorie. Darin präsentiert sich der Er- wiederum gegenwärtige philosophische Ansätze beein- zähler Freud als jemand, der Einsicht in den inneren Zu- flusst. Auch das Medium Film hat die Entdeckung des stand seiner PatientInnen hat. Entsprechend folgt z.B. Unbewussten stimuliert, wie Sabine Gottgetreu zeigen die Geschichte der Dora, die erste große Fallgeschichte, konnte: nicht nur in der Schaffung des Typus „Psychia- dem Muster des Bildungsromans mit seinem auktoria- ter“ (verkörpert in Woody Alan), sondern auch auf der len Erzähler. Die Suche nach dem Geheimnis hinter den ästhetischen Ebene. Dafür stehen Hitchcocks Meister- Symptomen hat erzählerische Züge eines Detektivro- werke „Psycho“ oder „Die Vögel“ ebenso wie der Kino- mans, und der Blick auf das Umfeld nimmt Anleihen an Hit des Sommers 2000 „American Beauty“. Erzählformen des Gesellschaftsromans. Ist dies nur ein Längst hat das psychoanalytische Wissen die Grenzen rhetorischer Trick, so zu tun, „als sei man dabei gewe- akademischer Diskussionen verlassen. Es ist – zum Teil in sen“? Freud selbst spricht davon, dass „die Natur der trivialisierter Form – Teil des Alltagsbewusstseins gewor- Sache“ seine Darstellung nahelege. Man wird aber nicht den. Dessen Wurzeln in der freudschen Theorie zeigen umhin kommen, so unterstrich Thomé, die Geltungsprü- sich oftmals erst auf den zweiten Blick, wenn man – wie fung unabhängig von der Darstellungsform vorzuneh- bei der Tagung geschehen – an die Ursprünge zurück- men. Anders formuliert: Die Theorie der Struktur des kehrt. Seelenlebens (und ihre Prüfung) liegt der Erzählung vor- aus. Die Frage nach dem Status des Wissens – ist es ein gesichertes? – muss auf literaturwissenschaftlicher Ebe-

57 Philosophische Sommerwoche Die Welt mit eigenen Augen sehen! Philosophische Einsichten in den Sinn der Sinne

Wieviel Sinne hat der Mensch? Können wir die wirkliche Welt erkennen? Fühlen wir, was wir sollen? Was haben die Sinne mit dem Sinn des Lebens zu tun? Kann die Kunst unsere Sinne ver-rücken?

Eine Woche mit Texten • Bildern • Gesprächen • Film • Konzert • Festmenu • in barockem Ambiente!

28. August – 1. September Die Sinne des Menschen sind seine Tore zur Welt. Aber Weingarten was macht uns eigentlich so sicher, dass wir mit ihnen 54 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Welt so wahrnehmen können, wie sie „wirklich“ ist? Schon ihre Zahl ist ja strittig: Sind es die berühmten fünf, Tagungsleitung: oder müssen wir noch weitere berücksichtigen – etwa Prof. Dr. Günther Bien, Stuttgart einen moralischen Sinn, der uns intuitiv sagt, was gut Dagmar Mensink und richtig und folglich zu tun ist? Und warum vertrau- en wir eigentlich so sehr darauf, dass uns unser Auge Referentinnen/Referenten: zur Erkenntnis führt, statt zuerst auf die Leistungen von Stephan Debeur, Weingarten Ohr, Nase, Händen oder Zunge zu setzen? Die Suche nach Volker Dieringer M.A., Tübingen Antworten auf diese Fragen führt mitten in philosophi- Dr. Hille Haker, Tübingen sche (Un-)Tiefen der Erkenntnistheorie, Moralphilosophie Sieglinde Herrmann, Weingarten und Ästhetik hinein. Im Zeitalter virtueller Welten ant- Sibylle von Holst, Stuttgart wortet die Frage nach den Sinnen aber auch auf das Prof. Dr. Christoph Horn, Gießen Verschwinden des Körpers im Alltag und zielt folglich auf Prof. Dr. Ronald Hübner, Konstanz eine Rückeroberung realer sinnlicher Erfahrungsmöglich- Dr. Ulrike Kadi, Wien keiten. So ist mit ihr auch die Frage nach dem Zusam- Br. Dr. Mauritius Wilde OSB, Münsterschwarzach menhang zwischen den Sinnen und dem Sinn des Le-

58 bens gestellt, nach der Möglichkeit und der Grenze zwi- schen Sinnlichem und Übersinnlichem, zwischen Menschlichem und Göttlichem. Das alles war mehr als Stoff genug für die erste Philosophische Sommerwoche Hälfte des Lebens in Weingarten. Niemand beginnt voraussetzungslos, über den Sinn der Sinne nachzudenken. So standen am Anfang Assoziatio- Mit gelben Birnen hänget nen zu den drei Begriffen „Sinne“, „erfahren“ und „Ein- sicht“, um die Bandbreite des Vorstellungsfeldes der Teil- Und voll mit wilden Rosen nehmerInnen sichtbar zu machen. In bester Tradition peripathetischen Philosophierens waren alle im Anschluss daran zu einem kleinen „Ausstellungsbesuch“ eingela- Das Land in den See, den. Die einzelnen Stationen gaben Anstoß zu überle- gen, wie wir eigentlich unsere Welt wahrnehmen. Das Ihr holden Schwäne, anschließende Gespräch in der Runde führte dann mit- ten in eine Kontroverse über Anzahl und Wert der ein- Und trunken von Küssen zelnen Sinne hinein, was Anlass bot zu einem ersten Blick in die Tradition, die beispielsweise die Unterscheidung Tunkt ihr das Haupt zwischen inneren und äußeren Sinnen kennt. Als moderner Mensch ist man geneigt, der empirischen Ins heilignüchterne Wasser. Wissenschaft des Rätsels Lösung zu überlassen. Prof. Dr. Ronald Hübner zeigte jedoch am Beispiel des Sehens auf, dass auch die Wahrnehmungspsychologie nur aufzeigen kann, wie Menschen Sinnestäuschungen erliegen, und Weh mir, wo nehm‘ ich, wenn dass damit die klassischen Fragen nach der Erkenntnis noch nicht beantwortet sind. Zugleich verwies er dar- auf, wie komplex die Leistung des Gehirns ist, das aus Es Winter ist, die Blumen, und wo wenigen Informationen ein „Bild“ zusammensetzt – so dass die Computersimulation noch weit dahinter zurück- Den Sonnenschein, bleibt. Mit dem Stichwort „Sinnestäuschung“ stand zugleich Und Schatten der Erde? schon die Frage des Folgetages im Raum: Weshalb mei- nen wir eigentlich, dass wir die wirkliche Welt wahrneh- Die Mauern stehn men können? Unsere Sinne zeigen doch ihr je eigenes Wirklichkeitsprogramm – und ob sie die Welt außerhalb Sprachlos und kalt, im Winde des Menschen richtig erkennen, ja ob dem Sinnesein- druck äußerlich überhaupt etwas entspricht, ist doch gar nicht ausgemacht! Das Fragliche ist zunächst ein Wahr- Klirren die Fahnen. nehmungsproblem, das zu einem Erkenntnisproblem wird (Was kann ich eigentlich erkennen oder wissen?) Hölderlin, StA, Band 2, Seite 117. und schließlich zur Frage, ob es diese Außenwelt überhaupt gibt. Prof. Dr. Christoph Horn zeigte den Teil- (Gefunden im Internet zum Stichwort „Sinne“ nehmenden in Vortrag und Texten auf, dass diese Fra- unter http:/www.hoelderlin-gesellschaft.de/ gen die Philosophie schon seit ihren Anfängen in Grie- hoelderlin/hoelder.html) chenland beschäftigen. Da ist zum Beispiel das berühm-

59 te Gorgias-Fragment (Nichts existiert. Und wenn etwas neseindrücke ganz anderer Art zu erleben. Der Film „The existierte, wäre es nicht erkennbar. Und wenn es exis- Straight Story“ erzählt in wunderbar sinnlichen Bildern tierte und erkennbar wäre, wäre es nicht mitteilbar.) mit die Geschichte des 74-jährigen Alvin Straight, der sich seiner radikalen Außenwelt-, Erkenntnis- und Intersub- mit einem Rasenmäher – die nachgelassene Sehkraft jektivitätsskepsis. Der berühmte homo-mensura-Satz des erlaubt das Autofahren nicht mehr – auf eine Reise durch Protagoras, i.e. den Menschen als Maß aller Dinge zu se- Amerika begibt, um sich mit seinem entfernt wohnen- hen, ist darauf eine mögliche Antwort. Das Problem lässt den Bruder zu versöhnen. verschiedene Positionen zu, die sich mit Schlagworten Können Gefühle Grundlage für moralische Entscheidun- wie naiver Realismus, radikaler Subjektivismus (Solipsis- gen sein? Diese Frage beschäftigte am dritten Tag der mus), kritischer Realismus, Rationalismus, transzenden- Philosophischen Woche. Mit Dr. Hille Haker erarbeiteten taler Realismus oder phänomenologischer Realismus ver- die TeilnehmerInnen anhand der Position Martha Nuss- binden. Indizien gegen einen naiven Rationalismus oder baums (aus: Gerechtigkeit oder das gute Leben, Frank- für einen Skeptizismus lassen sich viele anführen. Die Teil- furt a. M. 1999, 137 ff.) zunächst Argumente gegen eine nehmerInnen erstellten nach dem Studium verschiede- solche These: So gelten Gefühle einfach als blinde, irrati- ner philosophiegeschichtlicher Positionen in kleinen onale, angeborene Kräfte, die nicht kontrollierbar sind, Gruppen einen Katalog von möglichen Argumenten, zu den Menschen vielmehr als einen Bedürftigen zeigen. denen neben der Sinnestäuschung auch die Zeitrelativi- Ferner wird gegen sie angeführt, sie seien nur für das tät des Wissens, Privatheit eines Bewusstseins, das Phä- Privatleben tauglich, nicht aber für die Öffentlichkeit. nomen der selektiven Wahrnehmung, das Kategorien- Manche Moralauffassungen schreiben zwar Angst, Mitt- problem als die Verschiedenheit zwischen Materiellem, leid, Hoffnung etc. eine positive Rolle zu, sprechen aber Psychischem und Mentalem sowie das „genius-malig- Gefühlen romantischer Liebe moralische Relevanz ab; sie nus-Argument“ zählten (Können wir einen bösen, uns seien nicht erklärbar und nicht teilbar und damit für die täuschenden Geist ausschließen?). Das Medium der Phi- öffentliche Sphäre der Moral nicht nutzbar. Schließlich losophie ist das vernünftige Argument, und so sucht die könnten Institutionen ihr Handeln nicht von emotiona- Philosophie mithilfe allgemeiner Begriffe – den Distink- len Befindlichkeiten (z.B. Mitleid mit Hungernden) ab- tionen von wahr und falsch, identisch und gleich, Ein- hängig machen. Martha Nussbaum plädiert hingegen heit und Vielheit – oder mit der Anwendung des Satzes dafür, Gefühle „nicht als blinde und rohe, sondern als vom Widerspruch Kriterien für das Feld möglicher Er- intelligente Formen einer wertenden Wahrnehmung“ zu kenntnis zu gewinnen. Besondere Aufmerksamkeit wid- begreifen, „die entweder identisch mit Überzeugungen mete Christoph Horn dem Vergleich zwischen den Posi- oder eng mit ihnen verknüpft sind“, mithin als „soziale tionen Humes und Kants sowie dem Phänomenologi- Konstruktion“ (S. 166). Sie betont den Zusammenhang schen Realismus. So betont Kant gegenüber Hume, für zwischen emotionalen Erfahrungen und Urteilen in Be- den das Denken in Kausalzusammenhängen noch der zug auf die Wichtigkeit von „äußeren Gütern“. Es gehe Gewohnheit geschuldet ist, die Verstandesleistung des darum, eine Vorstellung vom guten Leben und Handeln Menschen und den „Beitrag“ des Subjekts, den dieses zu entwickeln, „die uns sagt, welche Bindungen an äu- zur Erkenntnis leistet. Der Phänomenologische Realis- ßere Dinge wirklich wertvoll sind und welche nicht“ (S. mus wendet sich gegen die Vorstellung, wir nähmen ein- 170). Josef Schuster (Moral, Gefühl und ethische Tugen- zelne Sinnesdaten oder bildliche Repräsentationen wahr. den, in: Societas Ethica, Ethik und Gefühle, Jahresbericht Aus seiner Sicht fallen Wahrnehmen und Erkennen von 1999, 59 ff.) wählt einen anderen Weg, sich der Ausgangs- Gegenständen in eins. Es reicht zum Beispiel die Wahr- frage zu nähern. Er unterscheidet terminologisch zwi- nehmung eines Teils eines Hauses, um zur Erkenntnis schen verschiedenen Komponenten des Gefühls (affek- „Haus“ zu gelangen. Eine solche Position lässt sich mit tiv, kognitiv, physiologisch, motorisch-expressiv) und den empirischen Forschungen aus dem Bereich der untersucht dann, wie Gefühle, z.B. Scham, Motive für Wahrnehmungspsychologie gut verbinden. Handlungen sein können. Auf diesem Hintergrund sieht Nach so harter Theoriearbeit tat es gut, am Abend Sin- er das Ziel in einer „tugendhaft durchformten Emotio-

60 nalität“, die das Wollen ausrichtet. Durch solche Kultivie- rung der Gefühle könnten praktische Rationalität und menschliche Affekte in Einklang gebracht werden. „Ge- fühle sind stets auch Indikatoren der Stellung des Men- B rombeeri-Gelee schen zu seiner Welt. Deshalb verdienen sie es, in der ethischen Reflexion beachtet zu werden.“ (S. 70). mii Zunge Auf ganz andere Weise bietet Literatur Einblicke in den Zusammenhang zwischen Gefühlen und Handeln, wie an zitteret einem Ausschnitt aus „Der Fall Franza“ von Ingeborg Bachmann deutlich wurde. tunkt ii Die Relevanz des Zusammenhangs zwischen Gefühl und schleckt moralischem Urteil stellte Hille Haker abschließend am aktuellen Beispiel genetischer Forschung vor (DIE ZEIT schmeckt Nr. 35, 24.8.2000). Die Diskussion zeigte, dass es notwen- dig ist, sich bewusst zu machen, dass und welche Ge- fühle zum Beispiel das Urteil pro oder contra Organzüch- i sih tung beeinflussen. In eine ganz andere Welt führte am Abend die Erkennt- mit gschlossne Auge nistheorie Meister Eckharts. Br. Dr. Mauritius Wilde OSB Brombeerihecke führte die Spiegelstrukturen vor Augen, in denen Meis- ter Eckhart das Verhältnis zwischen Gott, Mensch und wild un hoch Welt denkt – und zeigte in seiner Person eindrücklich, wie sehr die Theologie Eckharts noch heute Grundlage für eine christliche Existenz sein kann. Für den großen wild Mystiker ist das Bild Gottes im Menschen so wie das Bild schlot mii Herz des Menschen im Spiegel. Sein Bild wird sich nie als Posi- tivum zeigen, wir selbst sind wie Bildhauer, die ständig un hoch un höcher Späne wegschlagen und unsere Wahrnehmung schaf- fen – und für sie verantwortlich sind. Eine letzte, end- schwingt mii Seel gültige Wahrnehmung gibt es nicht. Wenn wir jedoch mit dem Angesicht der Seele auf das Angesicht Gottes schauen, können wir darauf vertrauen, dass Gott sehen in dere Dornewildnis und von Gott gesehen-werden zusammen fallen. gits e Fest Wer nach dem Zusammenhang zwischen unseren Sin- nen (Plural) und dem Sinn (Singular) fragt, muss sich, so wo alli Sinn Prof. Dr. Günther Bien, zunächst einmal klar machen, dass das Wort Sinn schon vielsinnig ist: Es kann Sinnesorga- brombeerifruchtig ne, das Bewusstsein, eine moralische Qualität einer Sa- che, eine Einstellung zu etwas (mir steht der Sinn danach), tanze einen geistigen Gehalt (Bedeutung) oder einen Zweck bezeichnen. Als Sinn des Lebens setzen die meisten Inge Tenz, Teilnehmerin, zitiert nach: Menschen Lebensglück. Was aber ist Glück? Nach anti- dies., Purzelbäum un wildi Träum. Gedichte ker Auffassung ist es Aufgabe des Philosophen, „den in hochalemannischer Mundart, Lahr 1996, Menschen glücklicher und besser zu machen“, i.e. die S. 37 Kunst zu beherrschen, gut, richtig und glücklich zu le-

61 ben. Eine andere Auffassung erklärt Glück als Glückssa- chen oder Junge?: Jede/r kennt solche Szenen und Bil- che – im Sinne von Zufall oder einem seelischen Zustand der, aber sie entfalten eine große Intensität und erzeu- des Glücklichseins. Das Griechische, Lateinische und Fran- gen Widerstand, wenn sie so zusammengestellt, überdies zösische differenziert beides mit verschiedenen Worten; durch das Kameraauge mit den Mitteln der Vergröße- das Deutsche nicht. Deshalb ist im Deutschen der Unter- rung vorgeführt werden und in langer Einstellung einen schied zwischen beiden Verständnissen nicht auf Anhieb ausdauernden Blick fordern. Die Gespräche in kleinen zu erkennen. Dass aber glückliche Umstände und Glück- Gruppen im Anschluss an den Film bestätigten die lich-Sein unterschieden sind, lässt sich an Sätzen able- Lacan’sche These: Die Tatsache der Vergänglichkeit macht sen wie „Zum Glück braucht man nicht viel zum Glück.“ die Frage nach Körperlichkeit so brisant; hinter der Sehn- Die alte Philosophie und die moderne Glücksforschung sucht nach Wellness und jugendlicher Unversehrtheit sind sich einig, dass man das Glück auch selber „machen“ steht die Sehnsucht nach Unvergänglichkeit: nach Un- muss. Letztere hat ermittelt, dass zwar 48 Prozent un- sterblichkeit. seres Glückspotentials genetisch determiniert sind, wir Dass Sinne und Genuss aber ebenso untrennbar zusam- aber 52 Prozent unserer Glücksmöglichkeiten selbst in mengehören wie Körperlichkeit und Vergänglichkeit, Händen halten. Schon Goethe wusste: „Ein Glück kommt wurde spürbar beim Festmenü mit kulinarischen Erläu- selten allein.“ Poetisch formuliert, gehören zu ihm als terungen von Sieglinde Herrmann, der Hauswirtschafts- Bedingung die Freudigkeit des Herzens, der Friede der leiterin im Tagungshaus. Werke von Bach und Mendels- Seele, die Meeresstille des Geistes und die Zustimmung sohn Bartholdy in der nächtlichen Basilika, gespielt von zu sich und der Welt. Gefährdet wird das Glück durch die Stephan Debeur, krönten den Abend. Dass Stephan De- „Gier“ des Menschen, seine (Sehn-)Sucht nach Anerken- beur anschließend dazu einlud, die Orgelempore zu be- nung und durch die Angst, zu kurz zu kommen. Gün- steigen und den Spieltisch oder die „Weinreben“ der ther Bien plädierte deshalb für gelassene Distanz, zu sich großen Gabler-Orgel aus nächster Nähe zu sehen, war und zu den Dingen. Entscheidend sei eine freudige Ein- für viele TeilnehmerInnen zusätzlich eineindrückliches stellung zur Welt, wie sie sich etwa im Gedicht „Glück“ Erlebnis. Wie sehr es sich lohnt, die Welt mit eigenen von Mascha Kaleko ausspricht. Augen zu sehen, zeigte schlussendlich Sibylle von Holst Mit einer Distanz anderer Art ließ Dr. Ulrike Kadi die Teil- in ihrer Präsentation der Entwicklung moderner Male- nehmerInnen auf den Körper von Menschen blicken. Auf rei. Eindrücklich demonstrierte und erläuterte sie, wie der Basis der Theorie Jacques Lacans, dass die Frage nach sich in den Bildern nicht nur die Sichten verschiedener dem Körper durch die eigene Endlichkeit und durch die MalerInnen ausdrücken, sondern dass wir in ihrer Be- Frage nach dem Geschlecht provoziert wird, war sie mit trachtung auch unsere eigene Sicht verändern können, einer Videokamera in Wien unterwegs, um Szenen ihres dass wir neu sehen lernen können. Das machte Lust dar- Alltags an verschiedenen Orten aufzunehmen. Wie sehr auf, die Welt auch nach der Tagung weiter mit eigenen ein solcher Kamerablick Gefühle hervorrufen kann, wur- Augen zu sehen. de beim Betrachten ihrer Filmsequenzen deutlich. Fuß- pflege in einem Altenheim – wer konnte sich der Versu- chung entziehen, den Blick abzuwenden, veranlasst von konvulsivischen Bewegungen des Magens? Die Bilder alter Menschen dann mit leblosen Schaufensterpuppen in ihrer starren Alterslosigkeit zu kontrastieren – ist eine solche Zusammenstellung obszön? Ausstaffierte Braut- puppen neben Filmplakaten im Rotlichtviertel; Lamm- braten in Nahaufnahme und der Schwenk der Kamera auf die rituelle Bedeutung des Schlachtens in Gestalt ei- ner arabisch beschriebenen Porzellanhand; Jugendliche in der Straßenbahn, bei denen sich die Frage stellt: Mäd-

62 Referentin/Referenten: Priv.-Doz. Dr. Lutz Ellrich, Frankfurt a. d. O. Dr. Alfred Hirsch, Aachen Dr. Christoph Lienkamp, Essen Prof. Dr. Käte Meyer-Drawe, Bochum Prof. Dr. Kurt Röttgers, Hagen Priv.-Doz. Jürgen Straub, Essen

Wie soll man etwas abstellen, was man nicht verstanden hat? In dieser Frage bündelt sich die Brisanz des Zusam- menhangs von Gewalt und Verstehen. Aber können wir überhaupt so bestimmt von „der“ Gewalt sprechen? Unbestreitbar haben sich doch die Formen der Gewalt vom archaischen, spontanen Massaker über konventio- nalisierte Kriege bis hin zur modernen genozidalen „End- lösung“ gewandelt. Insofern haben wir uns heute nicht nur mit Formen manifester Gewalttätigkeit, sondern ebenso mit verborgenen Formen von Gewaltsamkeit zu befassen. Mit den Formen aber verändert sich auch die Rede über Gewalt – und umgekehrt wirkt diese Rede auf Stanislav Kolibal, Die Fessel, 1969 die Erfahrungen zurück, die als Gewalt zur Sprache ge- bracht werden. So ist schon zu klären, wo die Grenze zwischen Gewalt und Nicht-Gewalt verläuft. Verletzt wer- den können ja nicht nur Rechte – wie das auf Unver- Gewalt: Herausforde- sehrtheit des Körpers –, sondern auch Ansprüche, die zum Teil im vorrechtlichen Raum zu verorten sind (zum rung des Verstehens Beispiel der, gesehen und wahrgenommen zu werden). Zugleich stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang von Gewalt und Rechtfertigung. Wird Gewalt nur da ver- In Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum standen, wo sie sich in eine Ordnung der Verständlich- Nordrhein-Westfalen, Kulturwissenschaftliches Institut keit einpasst? Was aber wäre dann mit einer Gewalt, die Essen sich jeder Rechtfertigungszumutung entzieht: Ist maß- lose Gewalt eo ipso unverständlich? Und wie sieht die Gewalt-Rede aus, wird sie ihrerseits von der Gewalt(sam- 22.– 24. September keit) infiziert? Schließlich: Wenn wir einen weiten Begriff Stuttgart-Hohenheim des Tuns zugrunde legen, der das Verschweigen ein- 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer schließt, haftet dann nicht jeder Interpretation etwas Gewaltsames an, insofern sie nur einen bestimmten Tagungsleitung: Standpunkt vertritt? Dagmar Mensink Diese Überlegungen von Burkhard Liebsch bildeten den Priv.-Doz. Dr. Burkhard Liebsch, Essen Ausgangspunkt für ganz unterschiedliche Untersuchun- gen zum Zusammenhang von Gewalt und Sprache. Sie können sich, wie Jürgen Straub unterstrich, nicht auf einen bestimmten Forschungs-Konsens in der empiri-

63 schen Gewaltforschung stützen, denn diese ist derzeit scher Existenz betrachtet. Insofern sich aber „der Feind“ im Umbruch; normative Grundlagen und Methoden sind nicht eindeutig als ein solcher zeigt, muss man ihn zei- strittig. Extrempositionen finden sich auf verschiedenen gen, sprich definieren. Die Unterscheidung in Freund und Seiten. So sei der Essentialismus von Wolfgang Sofskys Feind wird dadurch zu einer Dezision um der eigenen „Traktat über die Gewalt“ auch auf dem Hintergrund ei- Identität willen; der Beginn der Feindschaft liegt dem- nes überzogenen Intentionalismus zu lesen. Gegen Sofs- nach in der Angst und Unsicherheit im eigenen Inneren. ky aber sei einzuwenden, dass Gewalt nicht durch und Der Feind ist letztlich meine eigene Frage nach Gestalt. durch sinn- und absichtslos sei und dass seine Form der Der Zusammenhang von Gewalt und Sprache muss die Darstellung nicht vor Angstlust und Voyeurismus gefeit Aufmerksamkeit auch der Stimme zuwenden – ein in der sei. Allerdings sei die Beschreibung von Gewalt selbst pädagogischen Wissenschaft vernachlässigtes Thema, so schon ein Problem. Mit dem Begriff der Selbsttranszen- Käte Meyer-Drawe, insofern mit der Bestreitung des Ge- denz bei Hans Joas bot Straub dann einen Ansatzpunkt horsams der ganze Bereich des Hörens aus dem Blick- zum Verstehen von Gewalt, der sowohl dem Widerfahr- feld geriet. Dabei handle es sich hier um ein zentrales nischarakter von (Gewalt-)Erfahrungen gerecht werden pädagogisches Problem, weil die Stimme in unserer in- will als auch an einem starken Handlungsbegriff festhält, tersubjektiven Begegnung eine der frühesten Formen der den Akteur als Handelnden nicht aus dem Blick ver- von Gewalt darstelle. Wir sind als Hörende einer Stimme liert. Joas vertritt die These einer strukturellen Homolo- seltsam passiv ausgeliefert; sie schafft den Raum zwi- gie zwischen wertkonstituierenden Erfahrungen und schen Sprechendem und Hörendem als einen gemein- Gewalterfahrungen. Beide gehen mit eruptiver Grenz- samen. Ein Kind lernt, dass eine laute Stimme mehr Er- verschiebung einher, insofern sie bisherige Vorstellungs- folg hat als eine leise; es muss selber lernen, seine Stim- horizonte und Handlungsmöglichkeiten überschreiten, me zu artikulieren im Sinne eines kultivierten Umgangs und sie tragen, ähnlich wie intensive religiöse und sexu- mit den anderen. Die gewaltsame Stimme ist schließlich elle Erfahrungen, ekstatische Züge. Doch kommt, so Jür- die, in der das Wort zur Tat wird. Damit aber ist sie ein gen Straub, die These von der strukturellen Gleichartig- Medium der Gewalt par excellence. Zugleich hat die Stim- keit da an ihre Grenze, wo sie bei der Gewalterfahrung me – und darauf lag ein Schwerpunkt der Diskussion im nicht zwischen der irreduziblen Perspektive zwischen Anschluss an den Vortrag – aber nicht einfach nur mit Opfern und Tätern unterscheidet. Sprechen zu tun. Die Gewalt der Stimme ist nicht nur Gehören Widerstreit und Verfeindung untrennbar zum Mittel, sondern entwickelt auch eine Eigendynamik, man Menschen? Burkhard Liebsch erinnerte dazu an den Ur- denke etwa an die Redewendungen „sich in Rage re- sprung des Widerstreits, der schon im Abringen des Kos- den“ oder „sich nicht mehr in der Gewalt haben“. mos aus dem Chaos angelegt sei. Auch die politische Kontrovers gestaltete sich die Frage nach dem Zusam- Kosmisierung wie etwa in der Polis vermochte die exis- menhang von Sprache und Folter. Die Rede über Folter, tentiellen Widerstreite nicht auszuräumen. Ihre Gewalt- so Lutz Ellrich, ist grundsätzlichen Schwierigkeiten aus- förmigkeit scheint unvermeidbar, insofern der Andere gesetzt. Da ist zum einen die Selbstinterpretation der als Negation des Eigenen bekämpft wird. Voraussetzung Täter, die sich selbst als Opfer stilisieren unter Berufung für eine solche Dissoziierung aber ist, dass im Anderen auf ein höheres, ihnen vorgegebenes Ziel. Auf der ande- nur noch Fremdes und nichts Eigenes mehr entdeckt ren Seite ringen die Opfer nach einer angemessenen wird – nicht einmal mehr die eigene Fremdheit. Diese Versprachlichung des Erlebten. Jean Améry beispiels- Unterscheidung aber muss erst einmal getroffen wer- weise verwahrt sich gegen jede Möglichkeit einer analo- den, und so entwickelte Liebsch in seinem Beitrag die gen Rede zum Folterschmerz. Sofsky hingegen wählt These, dass sich auch die Praxis der Deutung in den Wi- aus seiner Beobachterposition die „Gleichnisrede“ be- derstreit verwickeln kann. Ein Beispiel wäre die Politische wusst, so Ellrich, „weil er glaubt, dass sein enthemmtes Philosophie Carl Schmitts, der aus der Unübersichtlich- und spekulatives Sprechen über die Folter metaphorisch keit der ausgehenden Weimarer Republik eine Theorie jenes lähmende Schweigen bricht, das die Folter er- entwickelt hat, die die Verfeindung als ein Prinzip politi- zeugt“. Die Frage sei, ob Opfer überhaupt selbst das Er-

64 lebte versprachlichen können oder ob es dazu nicht den klaffen Verstehen im Sinne des Erfassens der neutralen literarisch versierten Außenstehenden braucht – eine Bedeutung des Gesprochenen und Geschriebenen und These, die heftigen Widerspruch erzeugte. Was aber ist Verständnis im Sinne der moralischen Akzeptanz des zu überhaupt Folter? Auf der Suche nach einem angemes- Rechtfertigenden oft auseinander. Die Möglichkeit von senen Verständnis stößt man mit Page DuBois (Torture Gerechtigkeit hängt an der Möglichkeit einer gemeinsa- and Truth) „auf eine interne semantische Beziehung men Sprache zwischen Opfer und Täter. Diese „Arithme- zwischen dem abendländischen Wahrheitsbegriff und tik“, so Hirsch, sei aber weder theoretisch noch praktisch der gegenüber bestimmten Personengruppen ebenso zu haben. Gewaltrechtfertigung sei nicht als Tauschge- bewusst wie systematisch ausgeübten körperlichen Tor- schäft zu begreifen; die grundsätzlich unvereinbaren tur“. Wahrheit ist nämlich im griechischen Denken nichts Perspektiven von Opfer und Täter lösten sich nie in die Offen-Zutage-Liegendes, sondern muss aufgedeckt wer- Arithmetik einer (gemeinsamen) Ordnung auf. den. Man muss sie den Sklaven entreißen, die zum Bei- Die Nähe von Religion und Gewalt hat die religionssozio- spiel das Niedere, das Wissen über das Übel, in ihrem logische Forschung von Anfang an beschäftigt. Die Auf- Körper eingeschlossen halten. Gegen diese „Metaphysik merksamkeit darf sich jedoch nicht nur auf das Gewalt- kultureller Fehlentscheidungen“ lässt sich allerdings ein- potential beschränken, das der Religion selbst inne- wenden, dass der Zusammenhang von Körper und Wahr- wohnt, sondern auch auf die Deutung staatlicher Ge- heit nicht nur in der abendländischen Gesellschaft gese- walt in religiösen Kategorien, wie sie insbesondere für hen wird. Elaine Scarry (Der Körper im Schmerz) sieht den Ersten Weltkrieg nachweisbar ist. Wie aber könnte denn auch den Ausgangspunkt einer Deutung von Fol- eine nicht-totalisierende Rede von religiöser Ordnung ter nicht in der Unzugänglichkeit eines individuellen Be- aussehen? Derridas Analyse politisch-religiöser Gewalt in wusstseins, sondern in der Unzugänglichkeit des Schmer- seiner Vorlesung über Glaube und Wissen stellt Messia- zes. In dieser Linie, so Ellrich, ist „das Ziel der Tortur, den nität als Bedingung für Gerechtigkeit in den Mittelpunkt. ‚Anspruch‘ einer etablierten, sich selbst aber nicht ge- An dieses Konzept, so Christoph Lienkamp, knüpfen sich nügenden Macht auf die ‚Attribute‘ des Schmerzes zu aber wesentliche Fragen: Denn wie wäre das Verhältnis befriedigen. Um dieses Ziel zu erreichen, darf die Tortur zwischen den historisch gewachsenen „Messianismen“, nicht nur die rohe Gewalt als Mittel benutzen. Sie muss wie wir sie in Judentum und Christentum antreffen, zum auch die Sprache in ihren Dienst nehmen.“ Folter erlaubt „Messianischen“ zu bestimmen, von dem Derrida also den Peinigern, den Schmerz der anderen in Zeichen spricht? Sind es nur bestimmte Inhalte, die Gewalt trans- der eigenen Macht zu verwandeln. „Das Ich der Folterer portieren, oder vererbt Religion qua Religion schon eine dehnt sich aus, während das der Gefolterten schrumpft.“ Gewaltgeschichte? Eine philosophische Analyse, wie Le- Folglich gilt die Folter als „der gößte Gewinn der Selbst- vinas sie vorlegt, kann einen anderen Weg weisen, der ausdehnung“, darin bestehe „ihr Mehrwert“. Die Gepei- das Anliegen Derridas aufnimmt und zugleich mit der nigten können im nachhinein dem Erlebtenmeist nur konkreten biblischen Tradition verbindet. Im Horizont der durch „coping“ begegnen: durch die Identifikation mit letzteren, so Christoph Lienkamp, sind es vor allem die den Tätern oder durch Fluchtträume, in denen sie sich Begriffe Erwählung und Gesetz, die mit Gewalt in Ver- selbst wie in einem Film sehen. bindung gebracht werden. Nun ist aber nach Levinas Der Erstzugang zum Phänomen der Gewalt erfolgt je- Erwählung gerade als Ergriffensein durch das Gute und doch kaum über die Konfrontation mit Extremen wie damit die Nicht-Gewalt schlechthin zu verstehen. Und der Folter, so Alfred Hirsch, sondern in Form der Recht- die Annahme der Tora wird im babylonischen Talmud, so fertigung von Gewalt. Wenn Gewalt gerechtfertigt wird, wie Levinas ihn liest, gerade als Voraussetzung gedeu- ist sie aber bereits „beschlossene Sache“. Diese „après- tet, um überhaupt eine freie Wahl treffen zu können; coup-Struktur der Rechtfertigung“ gelte es zu beach- sie selbst ist als Gabe schlechthin, die vor allem Inhalt ten. Rechtfertigung zielt auf universelle Akzeptanz des gegeben ist, selbst der Gewalt ausgesetzt. Getanen – sie muss darauf vertrauen, dass die in ihr Nach der Gewalt des Fremden (im genitivus subjectivus) zugrunde liegenden Normen geteilt werden. In praxi aber zu fragen, widerstreitet jeglicher „political correctness“,

65 betonte Kurt Röttgers zu Beginn seiner Überlegungen. Unstrittig ist hingegen, auch als Fazit aus den Vorrefera- ten, dass Gewalthandeln und Gewalterleben asymmet- risch zueinander stehen. Der Handlungsaspekt ist dabei der provozierendere, so Röttgers, steht doch mit der Frage nach dem Gewalthandeln die Frage nach dem so- zialen Sinn an sich sinnloser Handlungen im Raum. Wie komplex dieses Feld ist, zeigt sich zum Beispiel am Zu- sammenhang zwischen Krankheit und Gewalt, wenn man davon ausgeht, dass sich Krankheit etwa als Sinngestalt erlittener struktureller Gewalt begreifen lässt. In dieser Interpretation ist die Krankheit dann die Erscheinung ei- nes Fremden. Doch ist die Verbindung von Krankheit und Gewalt nicht auf strukturelle Gewalt beschränkt. So kann sie Resultat der Gewalt eines geliebten Menschen sein, des dem Eigenen gegenüber Fremdem, der sich in sei- nem Gewaltpotential u.U. gar selbst fremd bleibt. Auch das Fremde jenseits unseres bewussten Selbst – das Unbewusste – kann als Gewalt erlebt werden. Die Gewalt- Geschichte identifiziert den anderen als Fremden und macht ihn zum potentiellen Opfer von Gegengewalt. Adressat dieser Geschichte ist jedoch nicht der Fremde selbst, sondern „der Dritte“, der als Kommunikations- partner oder Richter in den kommunikativen Text ein- geschlossen wird.

Die verschiedenen Beiträge der Tagung lassen sich wie ein Echolot verstehen, die Topografie des Zusammen- hangs von Gewalt und Sprache zu ergründen.

1. Juli 2000 Samstagabend in Hohenheim

Vortrag, Gespräch und Gottesdienst Beginn 19.00 Uhr

66 giert der Priester als Antwort-Experte, der mit anderen „Die verschwiegene Experten im Wettstreit liegt. Das Zersetzungspotential, das in einer solchen Verweltanschaulichung liegt, ist sub- Logik der Gesten“ tiler als das des klassischen Atheismus. Denn es zerstört den symbolischen Gehalt des Religiösen und mit ihm Liturgie zwischen Beschleunigung und Verlang- seinen Kern. Innerkirchlich bleibt dieser Zusammenhang samung aber weitgehend unbeachtet, was Johannes Hoff mit Bezug auf Alfred Lorenzers Werk „Das Konzil der Buch- Stuttgart-Hohenheim halter“, Frankfurt 2. Aufl. 1984, scharf kritisierte: 42 Teilnehmerinnen und Teilnehmer „Indem die Kirche sich darauf fixiert, weltanschauliche Antworten auf die Grundlagenkrise der Moderne zu for- Leitung: mulieren, verschärft sie das Problem, das sie zu bewälti- Dagmar Mensink gen vorgibt: Sie verwischt die sprachlosen Spuren des Irrationalen, die sie als Gegenpol zum sinnentleerten Referent: Expertentum bürgerlicher Moral- und Weltanschauungs- Dr. Johannes Hoff, Tübingen religionen erscheinen lassen. Statt den Menschen einen Spielraum zur Verfügung zu stellen, die verdrängten und Virtualität lautet das Schlagwort unserer Zeit. Vorberei- unterdrückten spirituellen Regungen ihres Körpers zu tet durch das Abstrakter-Werden der Wirklichkeit durch entdecken, stellt sich die Kirche in den Dienst einer ‚Ver- die Wissenschaften und die Ökonomie zu Beginn des 20. söhnung mit der Welt, bei der die Spannung zwischen Jahrhunderts – man denke etwa an die Relativitätstheo- Rationalem und Irrationalem preisgegeben, der Wider- rie Albert Einsteins und die Entwicklung, die die „Lohn- spruch der Religion gegen die Welt so sehr eingeebnet tüte“ durch den „Scheinwert“ des Geldes ersetzt hat – ist, dass die Rationalisierung des Irrationalen zur unmerk- existiert auch der Mensch zunehmend im virtuellen lichen Irrationalisierung der Rationalität wird und der Raum, mit der Folge, dass der konkrete Körper immer Theologie der Anspruch zufällt, alle menschlichen Pro- mehr verschwindet. Doch es gibt etwas, das sich dieser zesse zu erklären‘ (283).“ Verflüchtigung widersetzt: Es sind jene Systeme von Damit aber geht die „subversive Kreativität“ der Religion, Orten und Traditionen, wiederkehrenden Gesten und die in ihrer Symbolik und Symbolsprache liegt, verloren. Ritualen im Alltag, die ein Gefüge von „Eigenkörperlich- Sie schöpft gerade aus dem scheinbar Nebensächlichen keit“ schaffen, das sinnlich erfahrbar bleibt. Das Gedächt- und Bedeutungslosen. Liturgische Praxis, so Johannes nis gewachsener Traditionen erweist sich als beharrlich Hoff, die sich auf das „bloß Gewollte“ konzentriert und gegenüber den austauschbaren Mustern der Medienge- überlieferte Rituale durch theologisch rationalisierte Zei- sellschaft, wenngleich es von der Inflation sinnlicher Ein- chenhandlungen ersetzt, erreiche das Gegenteil von drücke beeinflusst wird. So zeigt sich das starke Verlan- dem, was sie will. Statt näher, rücke das Evangelium den gen von Menschen nach konkreter Sinnlichkeit als Wi- Menschen immer ferner. „Denn es ist nicht das hinsicht- derstand gegen die Auflösung des Ich in ein bloß virtu- lich seiner Bedeutung transparente, sondern das un- elles Phänomen. scheinbar-verschwiegene Zeichen, nicht das situations- Diese Entwicklung hat auch den christlichen Glauben und gerecht-verständliche Symbol, sondern das rhythmisch die christliche Theologie tiefgreifend verändert. Religiö- wiederkehrende, befremdlich-unverständliche Spiel von se Traditionen sind inzwischen in „körperlose Agentu- Worten und Gesten, das Rituale zu Trägern einer tiefe- ren zur Vermarktung religiöser Heilsangebote“ verwan- ren Bedeutung werden lässt.“ delt. Der Glaube mutierte unter der Hand zur Weltan- Hoffs Plädoyer, die verschwiegene Logik der Gesten schauung, zu einer „Antwort“ (Jacques Derrida), die auf wieder zu entdecken; auszuhalten, dass die „wahre“ dem Markt der Meinungen mit anderen Antworten auf Bedeutung eines Zeichens sich nicht im Augenblick sei- das Rätsel des Daseins konkurriert. Entsprechend fun- nes Vollzugs voll erschließt, sondern gleichsam verzö-

67 gert seine Wirkung entfaltet – das erregte im Publikum heftigen Widerspruch und wurde von denen, die sich in Werte Bilden Leben ihrer Gemeinde um eine „alltagsnahe“ Sprache und Li- Herausforderungen der Vermittlung von Moral- und turgie bemühen, geradezu als Kränkung erfahren. „Wie Wertvorstellungen in der Ausbildung sollen wir das denn machen, wir stehen doch vor dem Problem der Vermittlung des Glaubens an die heutige 9. Mai Generation und an die kommende!“ Dem Vertrauen, dass Stuttgart-Hohenheim im Einstimmen in die liturgische Form, im Vollzug des 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer „Auswendiggelernten“ das Auswendiggelernte fast un- merklich überschritten wird, standen die meisten Teil- Tagungsleitung: nehmerInnen des Abends sehr skeptisch gegenüber. In Dagmar Mensink der Tat kann es dabei nicht um die Restauration verlore- Joachim Beck, Ev. Akademie Bad Boll ner Traditionsbestände in einem „der Welt“ entgegen- Dr. Marcus Düwell, Interfakultäres Zentrum für Ethik in gesetzten kirchlichen Raum gehen. Es ist vielmehr eine den Wissenschaften, Tübingen Neuentdeckung der Unverfügbarkeit, die in christlicher Michael Scherrmann, Ev. Akademie Bad Boll Liturgie gefeiert wird. Gott bleibt der Handelnde, denn „Gott ist es, der in euch sowohl das Wollen als auch das Referentin/Referenten: Vollbringen wirkt um seines Wohlgefallens willen“ (Phil Bernadette Branse, Stuttgart 2,13). Kann es nicht auch ein Trost sein, dass ich meinen Konrad Heydenreich, Schönbuch Glauben und den meiner Kinder nicht nur nicht machen Dr. Wolfgang Werth, Waldenbuch kann, sondern auch nicht machen muss? Dass es genug ist, mich auf das Geschehen der Liturgie einzulassen, das mir geschieht; und dass es genug ist, darauf zu vertrau- en, dass es sich dabei an andere vermittelt, weil deutlich Wenn Bewährtes fraglich wird, gibt das Anlass zum Nach- wird, dass es mir bedeutsam ist? denken. Ist der vielzitierte „Wertewandel“ ein solcher Anlass, der neues Nachdenken notwendig macht? Und wenn ja, wie und wo geschieht das in der konkreten Pra- Das Spiel von Gesten und Symbolen wahrt xis? den Möglichkeitsraum, in dem freundschaft- Diese Überlegungen standen am Anfang des Projekts liche, verliebte oder religiöse Bindungen Fuß „Werte Bilden Leben“ der Evangelischen Akademie Bad- Boll, der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart fassen können, nicht dort, wo sie etwas Be- sowie dem Interfakultären Zentrum für Ethik in den Wis- deutungsvolles ‚zum Ausdruck‘ bringen oder senschaften der Universität Tübingen. Der Projekttitel sich der Ausdrucksmittel einer ehemals be- spiegelt zudem die Überzeugung, dass Werte sowohl unser Handeln im Alltag bestimmen als auch mit Bildung deutungsschweren Tradition bedienen, son- und damit mit Aus-Bildung zu tun haben. So lag es nahe, dern dort, wo sie in diskreter Verschwiegen- die Frage nach der Bedeutung von Wertreflexion zu- heit zwischen Verständlichkeit und Unver- nächst an AusbildungsleiterInnen verschiedener Sparten zu stellen. Dazu luden wir Vertreter und Vertreterinnen ständlichkeit, Regel und Regelabweichung von Einrichtungen, die mit Ausbildungsfragen im Ge- schwanken, ohne sich eindeutig zu erkennen sundheitssystem oder in Industrie und Schule befasst zu geben. sind, nach Hohenheim ein. Den Auftakt des Studientages bildeten drei Kurzberich- Johannes Hoff, zitiert nach Herder Korrespondenz 54, te, die die Bedeutung von Werten und Wertvermittlung 3/2000, 152 f. im eigenen Ausbildungskonzept vorstellten. Dabei kris-

68 tallisierte sich in allen drei Bereichen heraus, dass die zur Werte, die dort gelehrt werden, auch erfahren und ge- Disposition stehenden Werte nicht unabhängig vom lebt werden. Selbstverständnis der eigenen Institution und der per- Im Laufe des Tages kristallisierte sich der Bedarf heraus, sönlichen Haltung der Lehrenden zu sehen sind. Welche gelingende Praxismodelle kennenzulernen. Die Lehren- Werte für die Institution (und damit auch für deren Aus- den selbst sollten Gelegenheit bekommen, Modelle von bildungskonzept) von Belang sind, zeigt sich konkret in Organisationen und zur Prozessentwicklung zu studie- Leitbild-Entwicklungen. Sie spielen in Industrie-Unterneh- ren und kritisch zu diskutieren, die den Anspruch erhe- men schon länger eine wichtige Rolle und setzen jetzt ben, hohe Wertestandards zu verwirklichen (Stichwort auch verstärkt in Schulen ein, während für den medizi- „just community“). nischen Bereich die Diskussion darüber noch als Deside- Gesucht wird nach Praxiskonzepten, die Vorbild für die rat beschrieben wurde. eigene Organisationsgestaltung haben könnten, aber Am formulierten Leitbild sind gleichsam die verbindli- auch nach einem Spektrum an Methoden und Verfah- chen Wertgrundlagen einer Einrichtung ablesbar. Es dient ren für die Gestaltung von Wertreflexion. zugleich als Berufungsinstanz im Konfliktfall. Konkurrie- VertreterInnen des Bereichs Gesundheit und Soziales rende Werte werden so lange nicht als störend empfun- unterstrichen neben den institutionellen Voraussetzun- den und eine Entscheidung dem Urteil des Einzelnen gen die verschiedenen Kompetenzen, die auf Seiten der überlassen, wie sie sich innerhalb des Leitbildes halten. Lehrenden notwendig sind: Reflexionskompetenz (ver- Form und Entstehung von Leitbildern können sehr un- standen als Problembewusstsein für ethische Fragestel- terschiedlich sein: Sie können schriftlich fixiert oder in lungen und als Vermögen, sie auf verschiedene Per- der Person einer Führungspersönlichkeit (z.B. des Fir- spektiven hin analysieren und ethisch-normative Argu- mengründers) verkörpert sein; sie können unterschied- mentationen auf konkrete eigene Fälle übertragen zu liche Themen umfassen (beispielsweise die Qualitäts- können); Methodenkompetenz (im Sinne des Verfügens grundsätze des eigenen Produkts, Leitlinien des Um- über eine Varianz an Methoden für ein Gespräch über gangs mit Kunden und MitarbeiterInnen); sie können für und zur Bewertung von Problemfällen); Sozialkompetenz ein Gesamtunternehmen formuliert sein oder für ein- (als Fähigkeit, zuhören oder Wertschätzungen ausdrü- zelne Bereiche (Standort-Leitbilder). Wichtig ist auch, wer cken zu können) und schließlich Selbstkompetenz (ver- an einem solchen Entwicklungsprozess beteiligt ist. bunden mit den Stichworten Echtheit der eigenen Per- Übereinstimmend maßen die GesprächspartnerInnen der son, Verlässlichkeit, Wahrnehmungsfähigkeit, Fachlich- Wertreflexion eine geringere Bedeutung zu als der Wert- keit und Entscheidungsfähigkeit). vermittlung. „Über die in Frage stehenden Werte kann Umstritten war, inwiefern theoretische Konzepte und man sich leicht einigen; sie im Alltag umzusetzen, ist das genuin wissenschaftliche Kompetenzen erforderlich und eigentliche Problem“, so die überwiegende Auffassung. hilfreich sind. Die Tendenz ging dahin, dass Theorie jeweils Einigkeit bestand deshalb darin, dass Wertreflexion nicht subsidiär an verschiedenen Stellen eines Entwicklungs- in erster Linie ein Prozess theoretischen Nachdenkens prozesses ihren Ort haben könnte oder durch einen sei, sondern dass es darum gehe, sich der sozial wirksa- ethisch geschulten Moderator resp. Moderatorin „abruf- men Haltungen und Einstellungen zu vergewissern, die bar“ sein müsste. den Alltag prägen. Sich über diese Werthaltungen zu Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse wird die Projekt- verständigen, sie reflexiv bewusst zu machen und lang- gruppe „Werte Bilden Leben“ nun Modelle ethischer Ur- fristig festzuhalten, sei die eigentliche Aufgabe. Dafür teilsbildung analysieren, um dann ein eigenes Konzept brauche es altersspezifische Modelle. zu erarbeiten, das ein Angebot für verschiedene Praxis- Als wesentlich sahen es alle Seiten ferner an, dass die zusammenhänge darstellt und sowohl die institutionel- Organisationsstruktur im Unternehmen so beschaffen len als auch die persönlichen Bedingungen für die Ent- sein muss, dass die geforderten Werthaltungen wicklung von Werthaltungen einbezieht. überhaupt ermöglicht werden, das heißt: dass der (Aus- bildungs-)Betrieb selbst so gestaltet sein muss, dass die

69 Moderatorinnen/Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Podiumsgespräch: Dr. Sonja-Maria Bauer, Tübingen Dr. Iris Häuser, Stuttgart Dr. Susanne Maurer, Tübingen Dr. Gabriele Möhring, Leipzig Prof. Dr. Susanne Popp, Weingarten Mascha Riepl-Schmidt, Stuttgart Ulrike Rinnert, Stuttgart Roland Wolf, Tübingen

R. Johanna Regnath, von Seiten des Vereins „Frauen & Geschichte Baden-Württemberg“ in der Tagungsleitung, verfasste einen Bericht über die Veranstaltung:

Die Mädchen von heute haben Fakten geschaffen: Es kann keine Rede mehr davon sein, dass ihre Schulbil- dung niedriger wäre als die ihrer männlichen Altersge- nossen. Ganz im Gegenteil haben die Mädchen die Jun- gen beim Abitur inzwischen sowohl quantitativ als auch Collage von Michael Eckert (Hauptvorlage: Klio, die Muse der Geschichts- qualitativ überholt. Auf den Lehrstoff hat sich dies aller- schreibung – Stich nach einem Wandgemälde in Herculaneum) dings noch nicht ausgewirkt und 30 Jahre Frauenfor- schung haben kaum Spuren im Geschichtsunterricht hin- Klio macht Schule terlassen. Noch immer ist den Schwerpunkten anzumer- ken, dass sich bei ihrer Zusammenstellung ein männli- Frauen- und Geschlechtergeschichte: Vermittlungs- cher Blick auf ein wiederum männliches Handeln in der strategien in Schule und Erwachsenenbildung Geschichte richtete. Frauengeschichte erscheint in Schul- Fachtagung in Zusammenarbeit mit dem Verein büchern und Lehrplänen, wenn überhaupt, nur als Par- „Frauen & Geschichte Baden-Württemberg“ tikulargeschichte oder als Additum. Dabei kann und darf es nicht bleiben – darüber waren sich auf dieser Tagung 20.–21. Oktober des Geschichtsreferats der Akademie zusammen mit Stuttgart-Hohenheim dem Verein „Frauen und Geschichte Baden-Württem- 67 Teilnehmerinnen und Teilnehmer berg“ letztlich alle einig. Tagungsleitung: Und es handelte sich dabei nicht nur um politische For- Dieter R. Bauer derungen, wenn hier Veränderungen angemahnt wur- Sybille Oßwald-Bargende, Stuttgart den, sondern ebenso um ein Eingehen auf die wissen- R. Johanna Regnath, Tübingen schaftlichen Ergebnisse der letzten Jahrzehnte und den Gertrud Waag, Stuttgart Willen, den Schülern und Schülerinnen in ihren Bedürf- nissen gerecht zu werden. Referentinnen: Eine Auseinandersetzung mit dem historischen Wandel Dr. Gerrit Kaschuba, Tübingen im Verhältnis zwischen Männern und Frauen schafft die Dr. Margret Ruep, Tübingen Grundlagen für eine Reflexion über die eigene Verortung Priv.-Doz. Dr. Sylvia Schraut, Mannheim/Bochum in den sich wandelnden Rollenbildern unserer Gesell- Dr. Susanne Thurn, Bielefeld schaft. Mindestens genauso wichtig sind aber die Ein-

70 sicht in die Veränderungen und die Veränderbarkeit der kreten Beispielen zu. Sie zeigte anhand von Monogra- Historiographie und das Einüben in die kritische Analyse phien und Aufsätzen, wie es gelingt, Frauen- und Ge- von Texten. Für beides ist die Frauen- und Geschlechter- schlechtergeschichte mit der allgemeinen Geschichte zu geschichte ein ideales Beispiel. Gerade die Fähigkeit, Texte verbinden (bzw. wie bislang Möglichkeiten dazu nicht nach ihrem Aussagewert zu befragen, ist die Schlüssel- genutzt wurden). kompetenz für den Umgang mit den Medien des Infor- Unter dem Titel „... und was hat das mit mir zu tun?“ mationszeitalters, allen voran dem Internet. referierte Dr. Susanne Thurn, die Leiterin der Laborschu- Wie also kann der Frauen- und Geschlechteraspekt zu le Bielefeld, über die Didaktik von Frauen- und Geschlech- einem integralen Bestandteil der pädagogischen Arbeit tergeschichte. „Ermöglichung von Identität“ war der rote werden? Die Konzeption dieser Tagung beinhaltete ganz Faden, der sich durch ihren Vortrag zog. Aus der prakti- bewusst, keine ausgearbeiteten Vorschläge und keine schen Einsicht, dass Mädchen andere Interessen an den konkreten Unterrichtshilfen anzubieten, sondern die Dis- Geschichtsunterricht herantragen als Jungen, zeigte sie kussion auf einer allgemeineren Ebene anzusiedeln und eine Denklinie auf, weg von der Defizitzuweisung der grundsätzlichere Fragestellungen ins Blickfeld zu neh- 50er und 60er Jahre hin zu einer gleichberechtigten Ak- men: Wie muss Frauen- und Geschlechtergeschichte zeptanz beider Geschlechter unter Wertschätzung von vermittelt werden, damit sie der Identitätsbildung von Differenz. Vehement wies sie darauf hin, dass es sich Schülerinnen und Schülern dienen kann? Welche Ansät- dabei nicht um additive Frauengeschichte handeln darf, ze wurden in der universitären Forschung zu diesem da diese von den Schülerinnen schnell als Beiwerk – und Thema in den letzten Jahren entwickelt, und wie kön- allzu oft als „Verliererinnengeschichte“ – entlarvt und nen sie in die Qualifizierung von LehrerInnen einfließen? abgelehnt wird. Frauengeschichte kann ihrer Ansicht Wie lauten in der Erwachsenenbildung die entsprechen- nach nur Identität stiften, wenn „Geschlecht“ zur zen- den Fragen, und wie sehen dort Lösungsansätze aus? tralen und leitenden Kategorie der Allgemeingeschichte Nicht zuletzt: wo ist dabei mein eigener Standpunkt – wird. als Lehrende, als Frau, als Mann? Zwar nicht als Referentin, doch als Gesprächspartnerin Um die Geschlechterperspektive in der täglichen Arbeit und Teilnehmerin an der Podiumsdiskussion nahm Pro- in Schule und Erwachsenenbildung sichtbar und spür- fessorin Dr. Susanne Popp von der Pädagogischen Hoch- bar zu machen, müssen sich alle beteiligten Instanzen schule Weingarten eine sich davon teilweise unterschei- der Notwendigkeit und der Schwierigkeiten dieser Auf- dende Haltung ein. Auch sie kritisierte die additive Prä- gabe bewusst werden. Deshalb war es ein Anliegen die- sentation der Frauengeschichte im Schulunterricht und ser Tagung, LehrerInnen, VertreterInnen von Hochschu- die Fokussierung auf „Heldinnen“ und „Opfer“. Doch be- len, Weiterbildungseinrichtungen, Verlagen und den fand sie vor allem, dass es diesen „politisch korrekt“ ge- verantwortlichen Behörden an einen Tisch zu bringen. wählten Ausschnitten einerseits an wissenschaftlicher Dabei wurde deutlich, dass Austausch und Vernetzung Objektivität ermangele und sie andererseits auch allzu die Wege sind, die wir beschreiten müssen, um tragfä- oft an den Interessen heutiger Mädchen vorbeigingen. hige und vor allem entwicklungsfähige Konzepte zu ge- Deshalb forderte Susanne Popp eine Auseinanderset- stalten. zung sowohl mit dem historischen und sozialen Kontext Zu Beginn der Tagung stellte Privatdozentin Dr. Sylvia frauengeschichtlicher Aspekte als auch mit „sex“ und Schraut von der Universität Bochum die Entwicklung in „gender“ in Verbindung mit anderen sozialgeschichtli- der Forschung zur Frauen- und Geschlechtergeschichte chen Kategorien. Sie kam zu dem Schluss, dass „Frauen- und deren Verhältnis zur allgemeinen Geschichte vor. geschichte zukünftig in eine Konzeption der ‚Geschlech- Nach einem Überblick über die zentralen Forschungs- tergeschichte‘ eingebunden werden [soll], die die Schü- schwerpunkte seit dem Ende der 60er Jahre, von der ler als Teilbereich der Sozial- und Mentalitätsgeschichte feministischen Suche nach der eigenen Geschichte bis erkennen können, damit sie Frauengeschichte nicht zu den aktuellen Ansätzen zur Erforschung von Män- mehr als schiefe Ergänzung einer ‚allgemeinen‘ Ge- nergeschichte und Männlichkeit, wandte sie sich kon- schichte erfahren“.

71 Einen Blick auf „Frauenbildung und Gender-Ansätze in rin Dr. Annette Schavan gab Dr. Margret Ruep, die neue der Erwachsenenbildung“ warf Dr. Gerrit Kaschuba vom Präsidentin des Oberschulamts Tübingen, ein Statement Tübinger Institut für frauenpolitische Sozialforschung. „Zur Integration des Geschlechteraspektes in die histo- Sie überprüfte kritisch, ob mit „der neuen Aufmerksam- risch-politische Bildung an den Schulen“ ab. Darin ging keit für die Geschlechter-Thematik in der Erwachsenen- sie auf die Inhalte der Lehrpläne für die verschiedenen bildung [...] endlich die Forderungen aus Theorie und Schularten ein, zeigte kritisch deren Defizite im Hinblick Praxis der Frauenbildung in Erfüllung gehen“. So stellte auf die Frauengeschichte auf und benannte die zentra- sie fest, dass mit dem Begriff „gender“ häufig nur Frau- len Punkte, an denen Veränderungen ansetzen müssen: en assoziiert werden, obwohl der Begriff vortäusche, die die Ausrichtung des Unterrichts auf Mädchen und Jun- Perspektive auch auf die Männer zu richten. gen gleichermaßen in Verbindung mit fachlicher, didak- Zu den Dimensionen einer geschlechtergerechten Didak- tischer und persönlicher Weiterbildung und Hilfestellung tik gehören für Gerrit Kaschuba, die Kategorie „Ge- für die Lehrenden. schlecht“ bewusst zu machen, Paradoxien aufzuzeigen Margret Rueps Statement bildete den Einstieg in eine und geschlechterhierarchische Strukturen zu benennen. Podiumsdiskussion, an der VertreterInnen aus einer Viel- Sie sieht aber in der Gender-Diskussion die Chance, sich zahl von Bildungseinrichtungen und -instanzen teilnah- von gewohnten Zuschreibungen (Männlichkeit – Weib- men. Das ebenso lebhafte wie teils kontrovers geführte lichkeit) zu lösen. Einfache Gleichheitspostulate reichten Gespräch kreiste insbesondere um die Frage, wie der nicht aus, sondern die Geschlechter müssten als verän- Geschichtsunterricht besser auf die Bedürfnisse von derbar erkannt werden. Mädchen ausgerichtet werden könnte, welche didakti- Neben Referaten ermöglichten Arbeitsgruppen einen schen Konzepte für die Vermittlung von Frauen- und intensiven Austausch und Diskussionen im kleineren Geschlechtergeschichte angewandt werden sollten und Kreis. Unter anderem wurde diskutiert, weshalb Mädchen auf welche Weise sich das im Lehrplan niederschlagen in manchen Fächern (z.B. Sport) immer noch als defizi- könnte. tär betrachtet werden und woher die Abwehr junger Nicht vergessen werden soll die szenische Lesung aus Frauen gegen die Beschäftigung mit Geschlechterfra- „Freundschaft über sieben Jahrzehnte. Rundbriefe deut- gen rührt. Es wurde deutlich, dass insgesamt viel zu scher Lehrerinnen 1899–1968“. Frauen des Stuttgarter wenig sowohl über die Lebenserfahrungen als auch die Frauenmuseum e.V. gestalteten damit nicht nur einen Lebenspraxen heutiger Jungen und Mädchen bekannt unterhaltsamen, sondern auch ermunternden Abend, und didaktisch aufgearbeitet ist. Rund um den Komplex denn die dargestellten Lehrerinnen aus der Zeit um die „Lehrplangestaltung“ beschäftigten sich die Teilnehme- Wende zum 20. Jahrhundert brachten ungeheuren Mut rinnen (gerade wegen der laufenden Lehrplanrevision) und Selbstbewusstsein auf, um sich in einer Gesellschaft mit Möglichkeiten der Einflussnahme auf den Lehrplan zu behaupten, die die Lehrtätigkeit an einer Schule mit und mit der Ausgestaltung von Unterrichtsvorgaben. der Rolle einer Frau nur schwer in Einklang zu bringen Doch wurde auch thematisiert, welchen Spagat es für vermochte. So schrieb Maria Schneider nach einer Ma- die Einzelne bedeutet, einerseits als Lehrende eine ob- thematikprüfung: „Und nicht nur ich, sondern auch alle jektive Position in der Vermittlung der Geschlechterthe- anderen Damen, die sich der Prüfung unterzogen hat- matik einzunehmen und sich andererseits als subjektiv ten, haben sie nicht bestanden. Ich bat den Herrn, der betroffene Frau für die Frauenförderung einzusetzen. mich in Mathematik geprüft hatte, sofort um schriftli- Es wurde gefordert, eine geschlechterdifferenzierte Ge- che Aufklärung und Begründung. Er antwortete, dazu schichtsforschung in die LehrerInnenausbildung zu in- sei er nicht verpflichtet.“ tegrieren. Außerdem wurde für notwendig erachtet, Für die Zuhörerinnen ließ sich aus dem oft beträchtli- auch nach der Ausbildungsphase für Erfahrungs-, Refle- chen Umfang der Briefe und dem Engagement, mit dem xions- und Evaluationsorte in der beruflichen Weiterent- sie verfasst wurden, unschwer erkennen, wie wichtig wicklung von LehrerInnen zu sorgen. diese Rundbriefe für ihre Schreiberinnen waren: als Mög- Im Auftrag von und in Vertretung für die Kultusministe- lichkeit, von anderen zu lernen und von deren Erfah-

72 rungen zu profitieren, ebenso wie, um eigene Meinun- gen und Eindrücke äußern und weitergeben zu können. Integration oder Alle Referate und Arbeitsgruppen, besonders aber die Podiumsdiskussion signalisierten deutlich, wie groß der Gegengesellschaft? Bedarf an Austausch auf allen Ebenen ist. Bereiche, die bereits Erfahrungen mit der Vermittlung von Frauen- und Der deutsche Katholizismus an der Jahrhundertwende Geschlechtergeschichte gesammelt und ausgewertet 1900 sowie Unterrichts- und Vermittlungsmodelle entwickelt haben, sind bisher kaum verzahnt. Informeller Austausch Studientagung in Zusammenarbeit mit dem Geschichts- auf Tagungen wie dieser ist wichtig, doch auch der wei- verein der Diözese Rottenburg-Stuttgart tergehende Wunsch nach kontinuierlichen, „institutio- nalisierten“ Formen der Vernetzung ist überaus zu be- 13.– 17. September grüßen, denn zweifellos ist die enge Vernetzung von Weingarten Forschung, Politik und Praxis notwendig, um das Bil- 48 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dungsangebot nachhaltig und dauerhaft zu verbessern. Tagungsleitung: Eine Tagungsdokumentation liegt vor: Materialien 1/ Dieter R. Bauer 2001. Prof. Dr. Hubert Wolf, Münster

Die Jahrtausendwende nötigte allenthalben zum histo- Teilnehmerkarte des Katholikentags von 1899 in Neisse/Oberschl. rischen Rückblick auf frühere „Wendezeiten“. Im Fall des (Ausschnitt) deutschen Katholizismus birgt diese historische Selbst- vergewisserung ein besonderes kritisches Potenzial – auch im Blick auf die heutige gesellschaftliche (Neu-)Po- sitionierung der deutschen Katholiken. Dienst an der Ge- sellschaft und möglichst bruchlose Integration oder neue konfessionelle Profilbildung und möglichst große insti- tutionelle Unabhängigkeit – diese (scheinbare) Alternati- ve stellt sich nicht erst heute. Um 1900 gestalteten sich die Fronten scharf, was die Haltung von Katholiken zum protestantisch dominierten deutschen Reich und zu seiner überraschend vielfälti- gen und spannungsreichen Zeitkultur anging. Die schmerzhaften Kulturkampferfahrungen zumal der 1870er Jahre waren noch unvergessen, kleinere Kultur- kämpfe, etwa im Zeichen des Antiultramontanismus, wurden nach wie vor ausgetragen. Doch suchte be- sonders eine Generation junger, bereits wilhelminisch geprägter Katholiken den Anschluß an das protestanti- sche Establishment – mit dem mittelfristigen Ziel, dieses auf verschiedenen Ebenen katholisch zu durchsetzen. Dies vollzog sich auf verschiedenen Ebenen: Zu nennen sind die Zentrumspartei, das Aufkommen einer nicht- ultramontanen katholischen Historie (Martin Spahn), theo-

73 logische Neuansätze, vor allem unter dem Stichwort Katholische Frauenbewegung und bürgerliche Gesell- „Modernismus“ thematisiert (die von Harnack belobigte schaft um die Jahrhundertwende kritische Kirchengeschichtsschreibung eines Franz Sales Dr. Birgit Sack, Dresden Wieland, konziliante Ansätze in der katholischen Luther- forschung bei Merkle), die wachsende Bedeutung eines Tendenzen im deutschen Kulturkatholizismus um 1900 katholischen Bildungsbürgertums in den verschiedenen Dr. Otto Weiß, Wien Organisationen des deutschen Katholizismus und der beginnende Rückzug der Geistlichkeit aus deren Füh- Zwischen Antijudaismus und antisemitischer Versuchung rungspositionen, die „ökumenische“ Annäherung in den Der deutschsprachige Katholizismus am Ausklang des 19. christlichen Gewerkschaften. Auf der anderen Seite gab Jahrhunderts es die Stimmen derer, die eine „genuin“ katholische Zeit- Prof. Dr. Michael Langer, Regensburg und Kulturkritik einforderten und einen verschärften Konfessionalismus propagierten. Dies betraf wiederum Der Katholizismus um 1900 im Spiegel des Ravensbur- einige Kreise in der Zentrumspartei (Oppersdorff, in ge- ger Stadtbildes wisser Hinsicht auch die Populisten wie Theodor Wacker), (Stadtführung) die theologischen und sozialen Antimodernisten (etwa Dr. Alfred Lutz, Ravensburg A. M. Weiß) oder die konfessionellen Polemiker wie den Lutherforscher Heinrich Denifle, aber auch den soge- Geschichte und Kirchenpolitik: nannten Literaturstreit. Der Konflikt zwischen Merkle und Sägmüller In der Diözese Rottenburg verkörperte die Gestalt des Prof. Dr. Hubert Wolf, Münster Bischofs Paul Wilhelm von Keppler diese Spannungen im deutschen Katholizismus in einer Person. Doch abgese- Paul Wilhelm von Keppler – ein Exponent des Antimo- hen von der Diözesanspitze ist die Lage an der diözesa- dernismus im deutschen Episkopat nen Basis gerade für die Zeit der letzten Jahrhundert- Prof. Dr. Karl Hausberger, Regensburg wende noch schlecht erforscht. Hier sollte die Tagung neue Impulse geben. Neues Jahrhundert – neuer Klerus? Priesterausbildung in der Diözese Rottenburg an der Wende zum 20. Jahrhundert Programm: Dr. Dominik Burkard, Münster

Das katholische Milieu und das Problem der Integration Katholische Milieus in Stadt und Land Oberschwabens Kaiserreich, Kultur und Konfession um 1900 Dr. Claus Arnold, Münster Prof. Dr. Andreas Holzem, Tübingen Schlussdiskussion Die Zentrumspartei an der Jahrhundertwende Prof. Dr. Wilfried Loth, Essen

Antiultramontanismus im Wilhelminischen Deutschland Personen, Organisationen, Publikationen Ein Großteil der Beiträge wird im übernächsten Band des Dr. Norbert Schloßmacher, Bonn Rottenburger Jahrbuchs für Kirchengeschichte (21/2002) erscheinen. „Liberale“ und Integralisten unter den deutschen Jesui- ten an der Jahrhundertwende Prof. Dr. Klaus Schatz SJ, Frankfurt a. M.

74 Karikatur auf den Regensburger Katholi- kentag 1904: „Dö Instrumenterln sollt’n ma halt no haben, nacha waar’s [= wär’s] besser um unsern heiligen Glaub’n b’stellt.“ aus: ‚Zeitzeichen. 150 Jahre Deutsche Katholikentage‘.

75 Zugänge zu Meister Eckhart sollten in einem Intensiv- »lesemeister« und kurs vermittelt werden, der im Zusammenhang einer langjährigen Beschäftigung mit der Tradition christlicher »lebemeister« Mystik an der Akademie stand. Dass Eckhart (um 1260–1328) zur seltenen Spezies des „knieenden Theologen“ gehört, der Wissenschaft und Eckhart von Hochheim Spiritualität, Theorie und Praxis verbindet, und dass sein Werk darauf zielt, theologische Lehre zu vermitteln und zugleich das religiöse Leben zu formen, hat die neuere Weingarten (Oberschwaben) Forschung nachdrücklich betont. Seine spirituelle Theo- logie steht in der Tradition der „Heiligen-Theologie“, wie 6.– 8. Oktober 2000 sie die Kirchenväter repräsentieren. Eckhart entfaltet seine Theologie in einer Zeit immer stär- kerer Auseinanderentwicklung von Theologie und Fröm- migkeit im Kontext religiöser Armutsbewegungen, die sich in kirchlichen, aber auch in häretischen Bahnen be- wegen. Er bezieht sich im Rahmen seiner Funktionen als Prior, Magister und Generalvikar auf diese Situation. Der jeweilige „Sitz im Leben“ – Kloster, Universität, Seel- sorge in Frauenklöstern und Beginengemeinschaften – prägt seine Werke, nicht zuletzt auch durch die spezifi- schen Formen und Gattungen: Lehrgespräch, Quaestio, Schriftkommentar, Sermo, volkssprachliche Predigt; doch bleibt die Einheit dessen, was Eckhart lehrt und predigt, dabei erhalten. Die Theologie der deutschen und lateini- schen Werke ist geleitet von dem Gedanken der unvor- denklichen Einheit des Menschen mit Gott, die der Mensch in einem ständigen Prozess der Selbstentäuße- rung vergegenwärtigen kann. Bei aller Zeitgebundenheit weisen die Texte Eckharts aber über ihren ursprünglichen Zusammenhang hinaus und Zugänge zu Meister Eckhart enthalten ein auch heute noch aktuelles Programm der Menschwerdung des Menschen im Geist der Gelassen- heit und Freiheit. in gemeinsamer Textarbeit, Im Wechsel von Kurzvorträgen und gemeinsamen Text- Kurzvorträgen und Gesprächen, analysen sollten Zugänge zu diesem Meister wissen- angeleitet von schaftlicher Theolgie wie christlicher Spiritualität eröff- net werden – getragen und angeleitet von einem ge- lehrten und erfahrenen Kenner seines Denkens: Otto Prof. Dr. Otto Langer Langer. Bielefeld

Tagungsleitung: Dominikaner-Magister an einer Universität (Miniatur aus einer Dieter R. Bauer, Akademiereferent Bologneser Handschrift)

76 MEISTER ECKHART: THEOLOGE, SEELSORGER, MYSTIKER Gelesen wurde der mittelhochdeutsche Originaltext, dem Zur Einführung (Vortrag) jedoch immer eine Übersetzung mitgegeben war (nach der zweisprachigen Ausgabe in der Bibliothek deutscher Klassiker, Frankfurt a. M. 1993). I. ‚DIE REDEN DER UNTERWEISUNG‘ Eckhart als Prior des Dominikanerklosters in Erfurt Zwei kurze Einstiegstexte sind nachstehend in neuhoch- (Einleitungsvortrag) deutscher Übersetzung wiedergegeben (aus: Reden der Unterweisung, Kap. 3 und 4): Analyse ausgewählter Kapitel der ‚Reden‘ (Plenum) – Kap. 3; 4; 6: Über den richtigen Anfang; Sichlassen als 3. Von ungelassenen Leuten, die voll Eigenwillens sind Selbstfindung; Abgeschiedenheit Die Leute sagen: „Ach, ja, Herr, ich möchte gern, daß ich – Kap. 1: Die monastische Tugend des Gehorsams auch so gut zu Gott stünde und daß ich ebensoviel An- – Kap. 10: Der gute Wille, die rechte Liebe dacht hätte und Frieden mit Gott, wie andere Leute ha- ben, und ich möchte, mir ginge es ebenso oder ich wäre II. DIE LATEINISCHEN WERKE ebenso arm“, oder: „Mit mir wird‘s niemals recht, wenn Meister Eckhart als Magister in Paris ich nicht da oder dort bin und so oder so tue, ich muß in (Vortrag) der Fremde leben oder in einer Klause oder in einem Kloster.“ Wahrlich, darin steckt überall dein Ich und sonst ganz III. DIE DEUTSCHEN PREDIGTEN und gar nichts. Es ist der Eigenwille, wenn zwar du‘s auch Eckhart als Vikar des Ordensgenerals in Straßburg nicht weißt oder es dich auch nicht so dünkt: niemals (Einleitungsvortrag) steht ein Unfriede in dir auf, der nicht aus dem Eigenwil- len kommt, ob man‘s nun merke oder nicht. Was wir da Analyse deutscher Predigten (Plenum) meinen, der Mensch solle dieses fliehen und jenes su- – Predigt Q 4: Gottesgeburt in der Seele chen, etwa diese Stätten und diese Leute und diese Wei- – Predigt Q 16b: Die Seele als Bild Gottes sen oder diese Menge oder diese Betätigung – nicht das – Predigt Q 86: Aktives und kontemplatives Leben ist schuld, daß dich die Weise oder die Dinge hindern: du bist es selbst in den Dingen, was dich hin- Gruppenarbeit zu ausgewählten Texten dert, denn du verhältst dich verkehrt zu den Dingen. Feierliche Komplet im Chor der Klosterkirche Darum fang zuerst bei dir selbst an und laß dich! Wahr- mit P. Martin Rieger OSB, Weingarten haftig, fliehst du nicht zuerst dich selbst, wohin du sonst fliehen magst, da wirst du Hindernis und Unfrieden fin- Einladung zur Eucharistiefeier den, wo immer es auch sei. Die Leute, die da Frieden suchen in äußeren Dingen, sei‘s an Stätten oder in Wei- DIE DEUTSCHEN PREDIGTEN (Fortsetzung) sen, bei Leuten oder in Werken, in der Fremde oder in Eckhart in Köln Armut oder in Erniedrigung – wie eindrucksvoll oder was (Einleitungsvortrag) es auch sei, das ist dennoch alles nichts und gibt keinen Frieden. Sie suchen völlig verkehrt, die so suchen. Je Analyse deutscher Predigten weiter weg sie in die Ferne schweifen, um so weniger – Predigt Q 12: Selbstliebe und Nächstenliebe; das Las- finden sie, was sie suchen. Sie gehen wie einer, der den sen seiner selbst und das Lassen Gottes Weg verfehlt: je weiter der geht, um so mehr geht er in – Predigt Q 52: Die Geburt des neuen Menschen im Geist die Irre. Aber, was soll er denn tun? Er soll zuerst sich der Armut selbst lassen, dann hat er alles gelassen. Fürwahr, ließe ein Mensch ein Königreich oder die ganze Welt, behielte Schlussdiskussion aber sich selbst, so hätte er nichts gelassen. Läßt der

77 Mensch aber von sich selbst ab, was er auch dann be- hält, sei‘s Reichtum oder Ehre oder was immer, so hat er alles gelassen. [...]

4. Vom Nutzen des Lassens, das man innerlich und äu- ßerlich vollziehen soll Du mußt wissen, daß sich noch nie ein Mensch in diesem Leben so weitgehend gelassen hat, daß er nicht gefun- den hätte, er müsse sich noch mehr lassen. Der Men- schen gibt es wenige, die das recht beachten und darin beständig sind. Es ist ein gleichwertiger Austausch und ein gerechter Handel: So weit du ausgehst aus allen Din- gen, so weit, nicht weniger und nicht mehr, geht Gott ein mit all dem Seinen, dafern du in allen Dingen dich des Deinen völlig entäußerst. Damit heb an, und laß dich dies alles kosten, was du aufzubringen vermagst. Da fin- dest du wahren Frieden und nirgends sonst. Die Leute brauchten nicht soviel nachzudenken, was sie tun sollten; sie sollten vielmehr bedenken, was sie wä- ren. Wären nun aber die Leute gut und ihre Weise, so könnten ihre Werke hell leuchten. Bist du gerecht, so sind auch deine Werke gerecht. Nicht gedenke man Hei- ligkeit zu gründen auf ein Tun; man soll Heiligkeit viel- mehr gründen auf ein Sein, denn die Werke heiligen nicht uns, sondern wir sollen die Werke heiligen. Wie heilig die Werke immer sein mögen, so heiligen sie uns ganz und gar nicht, soweit sie Werke sind, sondern: soweit wir heilig Mirakel im Mittelalter sind und Sein besitzen, soweit heiligen wir alle unsere Konzeptionen – Funktionen – Realitäten Werke, es sei Essen, Schlafen, Wachen oder was immer es sei. Die nicht großen Seins sind, welche Werke die auch Wissenschaftliche Studientagung des Arbeitskreises für wirken, da wird nichts daraus. Erkenne hieraus, daß man hagiographische Fragen allen Fleiß darauf verwenden soll, gut zu sein, – nicht aber so sehr darauf, was man tue oder welcher Art die in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Mittelalter- Werke seien, sondern wie der Grund der Werke sei. liche Geschichte an der Universität Erlangen-Nürnberg und dem Deutschen Historischen Institut Paris

6.– 9. April Weingarten 69 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Tagungsleitung: St. Nikolaus erweckt drei getötete, zerstückelte und in einem Dieter R. Bauer Salzfaß eingepökelte Scholaren wieder zum Leben Dr. Martin Heinzelmann, Paris (Freiburg i. Br., Münster – Glasmalerei, um 1320/30, Auschnitt) Prof. Dr. Klaus Herbers, Erlangen

78 Referentinnen/Referenten: sich erneut, wie komplex die Begriffe „prodigium“, „sig- Prof. Dr. Hanns Christof Brennecke, Erlangen num“, „miraculum“, „virtus“ oder „mirabilia“, die allesamt Karin Fuchs, Zürich unerwartete Eingriffe übernatürlicher Kräfte in die Prof. Dr. Hans-Werner Goetz, Hamburg menschliche Welt bezeichnen, in den Quellen verwen- Barbara Heller-Schuh, Wien det werden. Wenn die Debatte auch noch nicht als ab- Prof. Dr. Patrick Henriet, Paris geschlossen gelten kann, so konnten doch besonders Dr. Christian Krötzl, Tampere für das Frühmittelalter, das in diesem Zusammenhang Prof. Dr. Norbert Kruse, Weingarten am eingehendsten betrachtet wurde, wichtige Zwischen- Dr. Giselle de Nie, Utrecht ergebnisse, insbesondere zur zentralen Bedeutung von Prof. Dr. Lutz E. von Padberg, Paderborn „virtus“, festgehalten werden. Hinsichtlich der Gattungs- Prof. Dr. Friedrich Prinz, München frage, die sich besonders im Zuge der starken Zunahme Prof. Dr. Hedwig Röckelein, Göttingen eigenständiger Mirakelsammlungen seit dem 13. Jahr- Dr. Michael Rothmann, Frankfurt a. M. hundert stellt, konnten weitere Argumente zugunsten Dr. Gabriela Signori, Bielefeld einer Eigenständigkeit von Mirakeln gefunden werden. Dr. Marcus Stumpf, Marburg Nach wie vor favorisierten aber auch einige Stimmen eher Dr. Bernhard Vogel, Erlangen eine Konzeption des „hagiographischen Diskurses” etwa Thomas Wetzstein, Freiburg i. Br. im Sinne Marc van Uytfanghes. Ein zweites übergreifendes Anliegen der Tagung bestand in einer Differenzierung der zeitlichen Entwicklung der Aus einem (wissenschaftlichen) Tagungsbericht von Eike Mirakel und ihrer jeweiligen Erscheinungsformen. Den Juhre: grössten Raum nahm auch hier das frühere Mittelalter ein, in dem in verschiedener Hinsicht Weichen gestellt Mit Berichten und Erzählungen von Wundern, die zum wurden. Ausgehend von den biblischen Modellen des Kernbestand hagiographischer Literatur gehören, befass- Alten und Neuen Testaments sowie der spätantiken pa- te sich eine viertägige internationale Studientagung des ganen Tradition des Prodigienglaubens (M. Heinzelmann) „Arbeitskreises für hagiographische Fragen“, der seit wurden zunächst Wunderdarstellungen in den frühen 1994 an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stutt- Viten der Mönchsväter oder der Vita des Sulpicius Seve- gart besteht und in jährlichem Turnus zentrale Themen rus zu Martin von Tours und der des Eugippius zu Seve- und Problemstellungen der aktuellen hagiographischen rin von Noricum (H. Chr. Brennecke), dann aber auch in Forschung erörtert. [...] Das Ziel der Tagung bestand in den „Papstviten“ des alten ‚Liber pontificalis‘ (K. Herbers) erster Linie in einer Verständigung über Grundfragen der besprochen. neueren Mirakelforschung, wobei in einem weit gesteck- Einen weiteren Schwerpunkt bildeten strukturelle und ten zeitlichen Rahmen von der Spätantike bis in die Frü- typologisch vergleichende Untersuchungen zu Wunder- he Neuzeit mit Blick auf den lateinischen Westen inhalt- erzählungen in Translationsberichten des 9. Jahrhun- lich drei Problemfelder im Mittelpunkt standen: Zum ei- derts (H. Röckelein), in denen deutlich der Schritt von nen die theologischen und geistesgeschichtlichen Kon- den „miracula in vita“ zu den „miracula post mortem“ zeptionen, die den Mirakelberichten zugrunde liegen, im Zuge der Zunahme der Reliquienverehrung erkenn- zum anderen die Themenbereiche Gattung und Funkti- bar wurde. Vergleichend war auch eine umfassende Stu- on, Kontexte und Auswertungsmöglichkeiten; schließlich die zu Viten und Mirakelsammlungen des 9. Jahrhun- aber auch, bezogen auf das Spätmittelalter, die Frage derts angelegt (H.-W. Goetz). Am Beispiel der Entste- nach Wunderberichten und der Verrechtlichung des Ka- hungsgeschichte der Wundersammlung des Lucas von nonisationsverfahrens. Tuy zu Isidor von Sevilla (P. Henriet) ließ sich deutlich der Vor dem Hintergrund dieser drei Schwerpunkte stellte im hohen Mittelalter vermehrt vollzogene Übergang von sich zunächst die in den letzten Jahren immer wieder unselbständigen Wundergeschichten zu unabhängigen aufgeworfene Frage nach der Begrifflichkeit. Es zeigte Mirakelsammlungen nachvollziehen. In der Entwicklung

79 zum Spätmittelalter wurde mehrfach eine grundlegen- tionen, sondern häufiger die pragmatische Situation im de Veränderung der Qualität der Mirakel postuliert (B. Vordergrund stand, wurde im zweiten Diskussions- Heller-Schuh, Chr. Krötzl). An den zahlreich auftreten- schwerpunkt der Tagung über Funktionen und Kontex- den „Distanzmirakeln“ zeigte sich eine Ablösung des te sichtbar. So unterstützten Wunder beispielsweise in Wundergeschehens vom Grab des Heiligen; neben die den Predigten der angelsächsischen Missionare im 8. traditionellen Wunder wie etwa die Heilung chronischer Jahrhundert neben der Verkündigung des Evangeliums Krankheiten trat zunehmend die Hilfe des Heiligen in all- die Bekehrung (L. E. von Padberg). In Heiligenviten wie täglichen Notsituationen. Wesentlicher Einfluss auf die etwa in der ‚Vita Heriberti‘ Lantberts von Deutz über Entstehung von spätmittelalterlichen Mirakelsammlun- Erzbischof Heribert von Köln (B. Vogel) treten Mirakel in gen konnte der Verrechtlichung des Kanonisationsver- legitimierender Funktion auf, sie beweisen schon zu Leb- fahrens zugesprochen werden (T. Wetzstein). Die Vor- zeiten die göttliche Auserwähltheit des Heiligen; „mira- tagsreihe schloss mit einer Untersuchung zum Einfluss cula post mortem“ bestätigen die tatsächliche Wirkmäch- des doppelten Medienwechsels durch die Verbreitung tigkeit. An den verschiedenen Bamberger ‚Vitae Heinri- des Buchdrucks und den zunehmenden Gebrauch der ci regis et confessoris‘ (M. Stumpf) ließen sich besonders Volkssprache im Übergang vom späten Mittelalter zur deutlich mögliche Intentionen einer solchen hagiogra- frühen Neuzeit (G. Signori). phischen Stilisierung erkennen. Es ging um eine Identi- Für das erste große Tagungsthema im engeren Sinne, tätsstiftung für das Bistum Bamberg, die Etablierung ei- die theologischen und geistesgeschichtlichen Konzep- nes Kultzentrums um das Grab Heinrichs II. und nicht tionen von Wundern, schuf der Vortrag von M. Heinzel- zuletzt um eine angestrebte Kanonisation des Bistums- mann über Mirakel und Historiographie der Spätantike gründers. Vergleichbare zeitgebundene Hintergründe und des frühen Mittelalters wesentliche Grundlagen. mögen auch für die Entstehung der Wundersammlung Immer im Blick auf den engen Bezug von Hagiographie des Heiligen Bluts von Weingarten bestimmend gewe- und Geschichtsschreibung wurde zunächst die große sen sein (N. Kruse). Bedeutung der antiken paganen Tradition der „signa“ In Translationen und Elevationen bezeugen Mirakel vor und „prodigia“ auch für die frühe christliche Wunder- allem, dass die Kraft des Heiligen an der alten oder neu- konzeption, die sich bei Autoren wie Eusebius/Rufinus en Kultstätte präsent ist (H. Röckelein). Auch dogmati- erkennen lässt, betont. Augustins ‚De civitate Die‘ mit sche und politische Absichten können Mirakelsammlun- seiner systematischen Deutung von Wundern stand dann gen zugrunde liegen, was etwa für die Sammlung der als für die Folgezeit prägende theoretische Abhandlung Isidorwunder des Lucas von Tuy zu konstatieren war, in im Zentrum. Danach sind Wunder als Indikator für die der sich deutlich eine antihäretische wie auch antimusli- Allmacht Gottes und seine Präsenz in der Geschichte zu mische Stoßrichtung feststellen ließ (P. Henriet). Die seit verstehen und stehen damit nicht „contra naturam“. Im dem 12. Jahrhundert zunehmend verbreiteten Mirabili- Vortrag von H. Chr. Brennecke konnten exemplarisch ensammlungen wie der ‚Liber de mirabilibus mundi‘ des Rezeption und Wirkung der augustinischen Gnadenleh- Gervasius von Tilbury befriedigten mit ihrer Beschreibung re anhand eines Vergleich der ‚Vita sancti Martini‘ des von wunderlichen Welt- und Naturphänomenen vor- Sulpicius Severus und des ‚Commemoratorium vitae nehmlich den höfischen und später städtischen Bildungs- sancti Severini‘ des Eugippius auch geographisch für die und Unterhaltungsbedarf (M. Rothmann). Im Spätmit- „Italia“ und „Gallia“ differenziert werden. Während Sulpi- telalter wurden immer mehr Mirakelsammlungen im Hin- cius Severus als Vertreter der „Gallia“ den hl. Martin noch blick auf das Kanonisationsverfahren verfasst. Trotz der als Thaumaturgen darstellt, betont Eugippius im itali- grundsätzlichen Forderung nach Ausgewogenheit von schen Raum das göttliche Wirken in der Person des hl. heiligmäßigem Leben und Wundertätigkeit – „virtus Severin. morum et virtus signorum“ – zeigte eine Sichtung der Dass allerdings bei der Entstehung und Abfassung von Quellen, dass für die Kanonisation eines Heiligen die be- Wundergeschichten schon seit dem frühen und verstärkt zeugten „miracula post mortem“ ausschlaggebend wa- im späteren Mittelalter nicht die theoretischen Konzep- ren (T. Wetzstein).

80 Was die Frage nach angemessenen Auswertungsmög- lichkeiten und -methoden für die Mirakelberichte betrifft, Historische Kriminali- so entwickelte sich eine kontroverse Diskussion. Qualifi- zierende Verfahren, die sich etwa um eine theologische tätsforschung in der und geistesgeschichtliche Einordnung bemühten, stan- den quantifizierenden Vorgehensweisen (H.-W. Goetz, T. Vormoderne (10) Wetzstein) gegenüber, die beispielsweise das Verhältnis überlieferter Textformen oder die systematische Unter- suchung von Häufigkeiten einzelner Wundertypen in Fachtagung mit dem Arbeitskreis Historische Kriminali- verschiedenen Textarten zu bestimmen suchten. tätsforschung in der Vormoderne Unterschiedliche Vorschläge gab es auch im Bezug auf die Einordnung der Mirakelberichte in den historischen 18.– 20. Mai Kontext. Während sich ein Teil der Vorträge bei der In- Stuttgart-Hohenheim terpretation bewußt auf die überlieferten Texte selbst 52 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konzentrierte, stellten andere Untersuchungen eine enge Verknüpfung mit der gesellschaftsgeschichtlichen Tagungsleitung: Realität her (L. E. von Padberg). Dabei ging es ins- Dieter R. Bauer besondere auch um das Verhältnis von topischer Dar- Priv.-Doz. Dr. Andreas Blauert, Jena/Halle stellung und Wirklichkeit in den Mirakelerzählungen (F. Prof. Dr. Gerd Schwerhoff, Dresden Prinz). Als aufschlussreich erwies sich schließlich der Zu- griff über einen direkten Vergleich von zeitgenössischer Referentinnen/Referenten: theoretischer Auseinandersetzung mit Wundern und Lars Behrisch, Berlin deren praktischer Umsetzung, wie es am Werk Guiberts Priv.-Doz. Dr. Peter Blastenbrei, Mannheim de Nogent exemplarisch vorgeführt wurde (K. Fuchs). Eileen Crosby, Toronto Interdisziplinäre Berührungspunkte ergaben sich unter Dr. Gerhard Fritz, Murrhardt anderem durch die Betrachtung von Wunderereignis- Ulrich Henselmeyer, Bielefeld sen aus psychologischer und mentalitätsgeschichtlicher Priv.-Doz. Dr. Jürgen Martschukat, Hamburg Perspektive (G. de Nie). Im Hinblick auf die im Kontext Dr. Rotraud Ries, Herford der spätmittelalterlichen Kanonisationen entstandenen Priv.-Doz. Dr. Heinrich Richard Schmidt, Bern Mirakelsammlungen wurden auch Verbindungen zu den Rechtswissenschaften hergestellt. [...] Das zehnte Treffen des Arbeitskreises gab Anlass zu ei- nem kleinen Festakt mit Rückblick und Ausblick; vor al- lem aber ging es darum, die Fertigstellung eines volu- Eine Publikation der Tagungsreferate in der von D. R. minösen Bandes (920 Seiten!) zu feiern, der in gewisser Bauer, K. Herbers, V. Honemann und H. Röckelein her- Weise die Frucht zehnjähriger Arbeit des Arbeitskreises ausgegebenen Reihe ‚Beiträge zur Hagiographie‘ ist in dokumentiert: Kriminalitätsgeschichte. Beiträge zur So- Vorbereitung. Die Dokumentation der Studientagung des zial- und Kulturgeschichte der Vormoderne (Konflikte Jahres 1997 ist als erster Band der genannten Reihe er- und Kultur – Historische Perspektiven, Bd. 1), hg. von schienen: Hagiographie im Kontext. Wirkungsweisen und Andreas Blauert und Gerd Schwerhoff, Universitätsver- Möglichkeiten historischer Auswertung (Beiträge zur lag Konstanz 2000). Der verantwortliche Lektor, Dr. Artur Hagiographie, Bd. 1), hg. von D. R. Bauer und K. Herbers, Göser, gehört zum Arbeitskreis und stellte das fertige Stuttgart 2000 (Franz Steiner Verlag). Buch selbst vor. Einige Sätze der Herausgeber, der Anfang der Einleitung, seien nachfolgend zitiert:

81 Im Juli 1991 trafen sich in Stuttgart-Hohenheim erstmals forschung in der Vormoderne‘ trifft sich seit 1991 regel- rund fünfundzwanzig Frauen und Männer, um über ‚His- mäßig einmal im Jahr und erfreut sich weiterhin eines torische Kriminalitätsforschung‘ zu diskutieren. Aus der wachsenden Zuspruchs; der Kreis der Interessierten Perspektive der etablierten Geschichtsforschung konn- umfasst inzwischen weit über einhundert vorwiegend te das Treffen selbst, wie ein Teilnehmer bemerkte, wenn jüngere Wissenschaftler(innen). [...] nicht als „kriminell“, dann doch zumindet als „abwei- [Der Band kann] durchaus als eine Art Zwischenbilanz der chend“ erscheinen: Handele es sich im Fall der Kriminali- in den letzten zehn Jahren geleisteten kriminalitätshis- tät doch um ein exotisches und bisher kaum eigenstän- torischen Arbeit im deutschsprachigen Bereich gelesen diges Thema historischer Forschung. Offen sei nur, mit werden. Zugleich will er – wie im Untertitel angedeutet – welcher kriminologischen Theorie die Zusammenkunft Anstöße geben für eine innovative, sozial- und kultur- am besten analysiert werden könne. Naheliegend sei eine geschichtlich orientierte Spätmittelalter- und Frühneu- Adaption der Subkulturtheorie, die in den Vereinigten zeitforschung. Staaten maßgeblich von Soziologen entwickelt wurde, die jugendliche Straßenbanden erforschten. Sie gingen davon aus, daß Subkulturen von gemeinsamen Normen und Werten zusammengehalten werden, die von denen der etablierten Gesellschaft abweichen. Die Mitglieder einer Subkultur verhalten sich also durchaus normkon- form, wenn auch nicht konform mit den Werten der Fotos: Andreas Blauert offiziellen Kultur. Eine andere Möglichkeit der Interpre- tation böte der Etikettierungsansatz (labeling-approach), der die Definition abweichenden Verhaltens durch die Instanzen sozialer Kontrolle herauskehrt; als deviant er- scheinen demzufolge nur diejenigen Verhaltensweisen, die von der Umwelt dazu erklärt werden. In dieser Per- spektive würde der „abweichende“ Charakter der Krimi- nalitätsforschung allerdings auch klar als deutsche Eigen- heit erkennbar; allein im deutschsprachigen Raum er- scheine diese Forschungsrichtung noch exotisch und fremdartig; in Frankreich, in England und Amerika ebenso wie in Skandinavien oder den Benelux-Staaten sei sie schon längst in den anerkannten Fächerkanon aufge- nommen. Von daher sei leicht zu prognostizieren, dass es mit der Devianz der Kriminalitätsforschung bald vorbei sein würde. Die ebenso kokette wie selbstironische Prognose, so lässt sich aus der Rückschau am Ende des Jahrzehnts konsta- tieren, hat sich weitgehend erfüllt. Eine Flut von Aufsät- zen und Forschungsberichten und eine ganze Reihe von Monographien (vorwiegend Dissertationen und Habili- tationen) zeugen ebenso wie die weitere Geschichte des Stuttgarter Arbeitskreises davon, daß die Kriminalitäts- geschichte im deutschen Sprachraum zu den produk- tivsten Forschungsfeldern der neunziger Jahre gezählt werden darf. Der Arbeitskreis ‚Historische Kriminalitäts-

82 83 Gesellschaft Oberschwaben Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur für Geschichte und Kultur Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur für Geschichte und Kultur für Geschichte und Kultur Gesellschaft Oberschwaben Gesellschaft Oberschwaben

84 Studientagung im Rahmen des Internationalen Boden- und mit überquellender Schaffensfreude nach künstle- see-Festivals, in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft rischem Ausdruck und nach greifbarer Formung strebt“ Oberschwaben für Geschichte und Kultur (Veit/Lenhart). Gemeinsames Beten und liturgisches Fei- ern im neu entstandenen kirchlichen Einheitsraum, Ro- 26.– 28. Mai senkranzgebet und (Kreuzweg-)Andachten, Wallfahrten Weingarten und (Flur-)Prozessionen, Verehrung altbekannter und 78 Teilnehmerinnen und Teilnehmer neu in Mode kommender Heiliger, Votivbilder und Heili- gendarstellungen an Hauswänden, Bußpredigt und in- Tagungsleitung: tensive Beichtpraxis, eucharistische Verehrung und Bru- Dieter R. Bauer derschaften, Festmusik und religiöses Spiel: all dies wa- Prof. Dr. Franz Quarthal, Stuttgart ren Ausdrucksformen barocker Frömmigkeit. Ihre selbst- verständliche Praxis wurde bereits von der – auch inner- Referentinnen/Referenten: kirchlichen – Aufklärung kritisch hinterfragt, bevor ihre Magda Fischer, Freiburg i. Br. äusseren Organisationsformen in der Säkularisation un- Prof. Dr. Werner Freitag, Halle tergingen. Dr. Eva Kimminich, Freiburg i. Br. Form, Funktion und Problematik barocker Spiritualität Prof. Dr. Konstantin Maier, Eichstätt wurden in Weingarten vorgestellt und diskutiert. Anlass Dr. Andrea Polonyi, Magdeburg und Rahmen bot das Internationalen Bodensee-Festival Prof. Dr. Hans Pörnbacher, Wildsteig 2000: „Himmel und Erde – Barock heute“. Ein Konzert Prof. Dr. Hans-Ulrich Rudolf, Weingarten des Hassler-Consort (Leitung: Franz Raml) in der Wein- Prof. Dr. Klaus Schreiner, Bielefeld gartener Basilika mit Kirchenmusik der Barockzeit bilde- Prof. Dr. Klaus Schwager, Tübingen te eine spezielle Klammer zwischen Musikprogramm des Prof. Dr. Heribert Smolinsy, Freiburg i. Br. Festivals und Tagung.

Eine Tagungsdokumentation ist in Vorbereitung. Die Landschaften um den Bodensee, in besonderer Wei- se aber Oberschwaben sind bis heute geprägt von baro- cker Frömmigkeit, barockem Lebensgefühl. Die herr- schaftlichen Klosteranlagen mit der prachtvoll-über- schwänglichen Kirchenhalle in der Mitte, aber auch auf- wändig gestaltete Dorfkirchen, Bildstöcke und Wegkreu- ze bilden die Orientierungsmarken in dieser barock ge- prägten Sakrallandschaft. Traditionen barocker Frömmig- keit sind hier – wenn auch nicht ohne Brechungen – im- mer noch lebendig und erlebbar. In Deutschland tritt Barock vor allem als Kunst der „Ge- genreformation“ in Erscheinung, war Instrument und Ausdruck der katholischen Reform. Barock wurde inter- pretiert als „das Aufatmen nach langem Druck, das Tri- umphgefühl des Sieges, das freudige Bewußtsein eines neuen, furchtbefreiten, mit allen Gütern der geistigen und materiellen Kultur gesegneten Daseins, die neuer- rungene Machtstellung und zugleich den Aufschwung des verjüngten kirchlichen Lebens und die Glut echter religiöser Begeisterung, die hier mit elementarer Gewalt

85 Die Musik, mit der Menschen seit je ihrer Religion, ihrem Aschermittwoch Glauben Ausdruck verleihen, stand im Zentrum des Aschermittwochs 2000. Zehn Jahre war es her, dass Prof. der Künstlerinnen Dr. Clytus Gottwald am Aschermittwoch 1990 in Hohen- heim über „Möglichkeiten geistlicher Musik“ referierte. und Künstler Seine These damals: Geistliche Musik wird nicht mehr danach bewertet, ob sie sich mit dem Gottesdienst ver- Veranstaltung für Künstlerinnen und Künstler aus trägt, sondern ob sie eben weit gefasst spirituelle Erfah- der Diözese rungen zu eröffnen vermag. Geistliche Musik, folgt man Gottwald, hat alte liturgische Grenzen gesprengt. 8. März Gottwalds zehn Jahre alte Bewertungen – wie sind sie Stuttgart-Hohenheim heute zu interpretieren? Wie steht es um zeitgenössi- 260 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sche Musik im Gottesdienst? Prof. Dr. Schnebel (Berlin) referierte seine Gedanken zu einer Theologie der Musik, Leitung: die Beziehungen zwischen Musik, Religion und Glaube Msgr. Dr. Gebhard Fürst untersuchen. Begrüßung: Msgr. Dr. Gebhard Fürst Thomas M. Müller berichtete im Katholischen Sonntags- Domkapitular Msgr. Dr. Werner Groß, Rottenburg blatt (12/2000) über den Aschermittwoch:

Gottesdienst/Predigt: Die vergänglichste aller Künste Diözesanadministrator Weihbischof Johannes Kreidler, Aschermittwoch der Künstler Rottenburg über das Verhältnis von Musik und Religion

Vortrag: Musik und Religion stehen in einem engen Zusammenhang. Prof. Dr. Dieter Schnebel, Berlin Das hat der Musikwissenschaftler und Komponist Professor Dieter Schnebel aus Berlin beim diesjährigen Aschermittwoch der Künstler in der Akademie der Diözese in Stuttgart-Ho- Musik: henheim Gästen aus allen Bereichen der Kunst vermittelt. In Prof. Gerd Zacher, Essen seinen „Gedanken zu einer Theologie der Musik“ verwies Schnebel auf die Verwandtschaft von Atem und Geist.

Am Ende der närrischen Tage und zu Beginn der Fasten- Der Atem „als Basis der Stimme“, so Schnebel, sei der Ur- sprung der Musik. Von Anfang an hätten die Menschen daran zeit bat Diözesanadministrator Weihbischof Dr. Johan- geglaubt, dass Gott und die Götter sich tönend äußern. Die nes Kreidler Kunstschaffende aller Disziplinen zum Got- Stimme rücke daher in die Nähe der Sphäre des Geistigen und tesdienst in die renovierte Antoniuskirche und anschlie- Geistlichen. Musik als die vergänglichste aller Künste, die in ßend zum Vortrag von Prof. Dr. Dieter Schnebel in die dem Moment schon wieder verhallt sei, wenn sie erklinge, neuen und erweiterten Räume der Akademie. Den Auf- besitze wie auch das Heilige eine Dimension des Nicht-Ver- takt des Aschermittwochs machte eine gemeinsame fügbaren. Messfeier mit Weihbischof Dr. Kreidler. Eine Uraufführung Anhand von Klangbeispielen zeigte Schnebel, dass die Musik war Teil der Liturgie: Die Domkapelle St. Eberhard unter in allen Religionen und Kulturen ihren festen Platz hat. Zwar komme dem Wort und dessen Sinngehalt – abgesehen von den der Leitung von Dommusikdirektor Martin Dücker inter- Klangworten im Buddhismus – die wesentliche Bedeutung in pretierte, an der Orgel begleitet von Klaus Weber, von der Religion zu, doch besitze auch der Sprachklang einen Vibraphon und drei Celli, Thomas Gabriels Werk „Immu- Anteil bei der Manifestation des Glaubens, der oft unterschätzt tetur“. werde.

86 Auch Diözesanadministrator Weihbischof Johannes Kreidler würdigte die Rolle der Musik „als die geistigste aller Küns- te“: Sie „könne die Sehnsucht des Menschen nach Vollendung wach halten, indem sie die Flüchtigkeit der Vollendung unter den Gesetzen der Zeit zum Klingen bringt“. Kreidler rief beim Gottesdienst mit rund 250 Künstlerinnen und Künstlern zur geistlichen Erneuerung auf und verglich die Bekehrung der Herzen mit einem Kunstwerk, das aus dem Zusammenspiel von Geist Gottes und menschlicher Freiheit entstehe. Es gehe darum, die eigene Existenz nach dem Bild Gottes zu formen und „die Gesichtszüge Christi in den Stein unseres Herzens zu meißeln“. Wie bei der Gestaltung eines Kunstwerks gehört dazu auch die Erfahrung der Spannung zwischen der Begrenzt- heit des erstellten Werkes und dem, was vor dem geistigen Auge des Künstlers ursprünglich aufleuchtete. Für die Kirche heiße das, dass sie „die prophetische Stimme gerade auch der zeitgenössischen Kunst ernst nehmen“ müsse. Sie sei für alle Menschen ein Weg zu Gott und eine wirkliche theologische Erkenntnisquelle. Die Uraufführung eines für dreistimmigen Frauenchor, Vibra- fon und drei Violoncelli geschriebenen Werkes „Immutemur“ von Thomas Gabriel im Gottesdienst ließ das Thema des Aschermittwochs in sinnlich wahrnehmbarer Weise Klang annehmen. Auf gemischte Resonanz traf eine Darbietung der Domkapelle St. Eberhard zum Abschluss der Veranstaltung: Die stark lautmalerisch akzentuierte „Passionsmusik nach Lukas: 700 000 Tage später“ (1968) von Gerd Zacher präsen- tiert die Leidensgeschichte Jesu als lediglich aus Stimmen geformte Plastik.

87 und Fließens, so fügt Weissang hinzu, vollendet Hauser dann Eckard Hauser mit freien Linien, Punkten und Zeichen spontan das Bild: „Ein sehr intimer Entstehungsprozess, der viel von der Persönlich- „mia mano – meine keit des Künstlers erahnen lässt.“ Dass Eckard Hauser seinen Ausstellungstitel auch in italienischer Sprache verfasst hat, verrät unschwer, dass der Schwabe Italien – wenn er nicht in Hand“ München arbeitet – als Ort seines Schaffens bevorzugt: ein 400 Jahre altes Bauerngehöft bei Urbino in Mittelitalien. So Bilder und Zeichnungen sind die Arbeiten aus dem Zyklus „interventi“ (Eingriffe) „im Licht der italienischen Sonne und in der Farbigkeit der italie- 6. Februar nischen Erde“ entstanden. Arbeiten mit Marmorstaub und Weingarten Acrylfarbe auf Holz. 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Hauser zeigt auf dem Martinsberg ferner zehn Arbeiten aus dem Zyklus „emozioni“ (Gefühle), entstanden in einer Phase, in der der Künstler, so Frauke Weissang, vom Materialbild Leitung: zur Zeichnung übergegangen ist. Diese Arbeiten sind in der Dr. Rainer Öhlschläger Lesart Weissangs wie Tagebucheintragungen Hausers zu ver- stehen, in welchen Linien Unruhe und Bewegung, die emoti- Referentin: onale Veränderung widerspiegeln, während Punkte als Ver- Frauke Weissang, Urbino/Italien dichtung und als Konzentration von Kraft zu interpretieren sind. Musik: Für den musikalischen Teil der Ausstellung zeichnete Peter Hauser, Solo-Cellist beim Berner Symphonie-Orchester, in Peter Hauser, Freschels/Schweiz souveräner Weise verantwortlich. Der Musiker ist der Neffe des Künstlers, der im Übrigen auch als Designer und Archi- tekt gearbeitet hat und künstlerische Einflüsse von Willi Bau- Peter Engelhardt berichtete in der Schwäbischen Zeitung meister und des großen Spaniers Antoni Tàpies keineswegs vom 7. Februar 2000: leugnet. „interventi – Eingriffe“, „emozioni –

Gefühle“, „mia mano – meine Hand“ Auszug aus der Rede von Frauke Weissang Mit einer sehenswerten Ausstellung wartet seit gestern wieder ... die katholische Akademie auf dem Martinsberg auf: Zu sehen Die 72 Exponate dieser Ausstellung, hier in Weingarten, sind 72 Arbeiten des gebürtigen Stuttgarters Eckard Hauser, sind aus drei verschiedenen Schaffensperioden. Der Zy- der Titel der Exponate spiegelt den verstärkten Einsatz eines klus „interventi – Eingriffe“, Bilder die 1994/95 entstan- Arbeits-„Instruments“ des im 60. Lebensjahr stehenden Künst- den, besteht aus Arbeiten, die mit Marmorstaub und lers wider: „mia mano – meine Hand“. Hausers Lebensgefährtin Frauke Weissang oblag es in der Acrylfarbe auf Holz ausgeführt wurden. Diese Bilder ent- gestrigen gut besuchten Vernissage aufzuklären, was es mit standen fast alle unter freiem Himmel, im Licht der italie- der Titelwahl auf sich hat. Sie hatte den Marmorstaub mit nischen Sonne und in der Farbigkeit der italienischen Er- Spachteln, Holz und Eisenteilen bearbeitenden Hauser lange de. Zeit beobachtet und ihm eines Tages – mit Erfolg – geraten: Das Arbeiten mit dem mit Wasser und Bindemittel an- „Benutze doch direkt deine Hände zum Formen und Verstrei- gerührten Marmorstaub bereitete Eckard Hauser be- chen des Materials.“ sonders viel Freude, da ihn das Material an einen Hefe- Mit kreisenden Bewegungen, so beschreibt die Laudatorin teig erinnerte. Er ist nämlich, als Schwabe, ein begeis- Hausers Arbeitsweise, zerreibt dieser Farbpigmente mit der gesamten Hand auf dem Papier, bis sich der Übergang zwi- terter Hefeteig-Bäcker, und sein Sonntags-Hefezopf und schen Hand und zu bearbeitender Fläche aufzulösen beginnt. seine Pizza sind bei allen Freunden und Bekannten äu- In diesem meditativen Zustand, einer Phase des Loslassens ßerst beliebt. Die Formbarkeit des Materials also hat ihm

88 89 viel Freude gemacht, aber dies bedeutet auch, dass un- „orientieren, vortasten, begreifen – ter jedem dieser Bilder noch einige andere, wieder über- im Netzwerk des Seins arbeitete stecken. Als er die ersten Arbeiten mit diesem festhalten – loslassen Material fertigte, stand ich einmal eine halbe Stunde verdichten – auflösen neben ihm, in spielerischer Form ließ er sicher 20 Bilder im ständigen Widerspruch entstehen, immer auf dem selben Untergrund. Er bear- das Leben begreifen!“ beitete den Marmorstaub mit selbsterstellten Spachteln, Holz und Eisenteilen, bis ich eines Tages zu ihm sagte: Die neuesten Arbeiten „mia mano – meine Hand“ sind „Benutze doch direkt deine Hände zum Formen und die aus allen vorangegangenen Arbeiten resultierende Verstreichen des Materials.“ Daraus entstand das Bild „la Weiterentwicklung Eckard Hausers künstlerischer Inten- gioventù – die Jugend“, weil die Form der Bearbeitung tionen. In vielen gemeinsamen Gesprächen, die wir führ- ein wenig erinnert an ein Kind, das mit Sand spielt, formt ten, rückte der nötige direktere Kontakt zum Bild und und baut. zur Farbe immer mehr in den Vordergrund. Eckard Hau- Die „interventi“-Bilder waren bei mehreren Ausstellun- ser erzählte mir von einem Erlebnis, das er bei einer Aus- gen in München zu sehen, unter anderem im Museum stellung des Bildhauers Jean Arp in Ulm hatte. Ein blin- Reich der Kristalle, wo die Bilder sehr schön harmonier- der Mann betastete mit seinen Händen die Skulpturen, ten mit den dort ausgestellten Mineralien. Eckard Hauser war klar, dieser Mann „sah“ die Kunstwer- Da Eckard Hauser sich jedoch in seiner künstlerischen ke mit Hilfe seiner Hände. Wir kennen aus dem Sprach- Entwicklung weiter befreien wollte, entfernte er sich von gebrauch die Wörter erfassen, begreifen, die ja eigent- den Materialbildern und ging dazu über, Zeichnungen lich eine Tätigkeit der Hände ausdrücken, gleichzeitig zu fertigen. So entstanden die Bilder zum Zyklus „emo- jedoch einen geistigen und gefühlsmäßigen Vorgang zioni – Gefühle“ von denen Sie hier 10 Arbeiten betrach- beschreiben. So wurde Eckard Hausers Hand Thema und ten können. Diese Bilder sind stark beeinflusst von ei- Werkzeug der neuen Arbeiten, sie ist Vermittlerin zwi- nem Kurzfilm, den Eckard Hauser, noch zu seinen Studi- schen Kopf (Verstand) und Herz (Gefühl). Die Hand half enzeiten an der Staatlichen Akademie der Bildenden ihm, seine Gedanken, Gefühle und Energien unmittel- Künste, in Stuttgart sah. Ein japanischer Kalligraph saß bar in seine Arbeit einfließen zu lassen. Mit kreisenden auf dem Boden, seine Malutensilien vor sich ausgebrei- Bewegungen verreibt Eckard Hauser die Farbpigmente tet und ganz versunken in einer Art meditativer Kon- mit der gesamten Hand auf dem Papier oder der Lein- zentration. Er bewegte seinen Körper, die Hände be- wand, bis sich der Übergang zwischen Hand und zu be- schrieben Zeichen in der Luft. Nach dieser etwa zehn- arbeitender Fläche aufzulösen beginnt. In diesem medi- minütigen Vorbereitungsphase vollendete er sehr zügig tativen Zustand, einer Phase des Loslassens und Fließens, sein Bild, indem er den Pinsel in die Tusche tauchte und „vollendet er dann mit freien Linien, Punkten und Zei- ohne abzusetzen sein Zeichen machte. Bei diesem Vor- chen spontan das Bild“. gang wurde Eckard Hauser erstmals bewusst, wie viel ... Anteil das Unbewusste, die Intuition, die innere Kraft an der Entstehung eines Kunstwerks haben. So sind die Bil- der „emozioni“ zu verstehen wie Tagebucheintragungen des Künstlers, in welchen die Linien die Unruhe und Be- wegung, die emotionale Veränderung widerspiegeln, während die Punkte als eine Verdichtung und als die Konzentration von Kraft zu verstehen sind, die im Kon- trast stehen zu den farbigen Flächen. Die Polarität ist sicher der rote Faden im Werk Eckard Hausers, wovon auch das kleine Gedicht, welches auch auf Ihrer Einla- dungskarte steht, Zeugnis gibt.

90 91 lässt sie also rostig werden. Andere Arbeiten patiniert der Jörg Bach Künstler in verschiedener, oft geradezu poppiger Farbigkeit. Ein großes Talent Objekte und Frottagen Bach hat bei dem figürlich arbeitenden Tuttlinger Bildhauer Roland Martin ein mehrjähriges Praktikum absolviert und danach freie Bildhauerei bei den Professoren Förderer und 2. Juli Akyama an der Kunstakademie Karlsruhe studiert. Er begann Weingarten seine künstlerische Karriere ebenfalls figürlich. „Puppen“ waren damals sein Markenzeichen. Keine knuddelig-kindli- 44 Teilnehmerinnen und Teilnehmer chen, sondern existenziell gefährdete Puppen, manche wirk- ten wie Contergan-geschädigte Kinder. Doch schon damals, Leitung: vor über fünf Jahren, arbeitete er in der gleichen Technik, die Dr. Rainer Öhlschläger objektiv Leichtes schwergewichtig erscheinen lässt. Bachs Formenkanon ist vielschichtig, vor allem aber fast Einführung: immer erzählerisch. Da gibt es „Bodenfrüchte“, Eisenprofile Dr. Stefanie Dathe, Eberhardzell verschränken sich in- und umeinander. „Windkörner“ und „Regenkelche“, die einen freien Raum wie Insektenbeine Musik: umtasten, „Weg-Weg-Weiser“ als ornamentale Chiffren oder Max Koppmann, Berg „Flug-Zeuge“, die, wie eine Bach-Laudatorin feststellte, nicht Johannes Lauer, Berg Transportmittel der Luftfahrt meinen, sondern alle Objekte, Harald Weißhaupt, Berg die von Natur aus schwerelos durch den Raum fliegen kön- nen. Wie fast alle bedeutenden Bildhauer ist Jörg Bach auch Zeich- ner. Was die Bach-Schau in den herrlichen barocken Räumen Siegfried Kasseckert berichtete in der Schwäbischen des Tagungshauses in Weingarten eindrucksvoll dokumentiert. Zeitung vom 16. August 2000: „Bildstaben“ nennt Jörg Bach seine Frottagen, die irgendwie schon an die Linienstrukturen seiner Plastiken erinnern, aber doch ganz eigenständig sind. Windkörner und Buchstaben Da reift ein großes Talent heran. Kein Wunder, dass sich die Gerade erst 36 Jahre alt ist der in Mühlheim bei Tuttlingen Ausstellungsmacher um ihn geradezu reißen. Zur gleichen Zeit lebende Bildhauer Jörg Bach. Und schon ein sehr eigenstän- bestreitet Jörg Bach fünf Ausstellungen im Lande. diger, origineller Künstler mit ganz und gar unverwechselba- rer Handschrift. Bis zum 30. September zeigt die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in ihrem Weingartener Ta- Aus der Rede von Dr. Stefanie Dathe: gungshaus 26 groß- und kleinformatige Skulpturen sowie Frot- ... tagen. Beeindruckend. Jörg Bach – 1964 in Wolgast geboren und von 1986 bis Der Besucher, der sich den plastischen Arbeiten auch hap- 1991 an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsru- tisch nähert, sie also berührt, sieht sich optisch getäuscht und ist überrascht. In der Regel bestehen Bachs Skulpturen nicht he ausgebildet – hat sich als Bildhauer der Arbeit mit aus massivem Eisen – so wirken sie –, sondern aus Drei- oder Stahl verschrieben, einem Material, das seit dem späten Vierkantrohren, die er aus dünnen Blechen geschweißt hat. 19. Jahrhundert für die bildende Kunst wachsende Be- Das – und nicht nur das – unterscheidet ihn beispielsweise deutung erlangt hat. „Ein Stück Eisen“, so umschreibt von dem großen Spanier Eduardo Chillida. Bach arbeitet sei- es der baskische Bildhauer Eduardo Chillida, „das ist vor ne Plastiken von innen nach außen, schafft durchsichtige Netz- allem eine Idee, die einen erfasst, eine Idee und eine Kraft, strukturen und gibt so dem scheinbar schweren Material eine unnachgiebig wie ein Ding. Ich weiß, dass ich es mir un- geradezu spielerische Leichtigkeit. Ganz anders – um im Ver- gleich zu bleiben – als Chillida. terwerfen muss, ihm die Spannung aufzwingen muss, Vor allem seine großen Plastiken, von denen bis in den Herbst die ich in mir fühle, dass ich aus dieser Dynamik ein The- hinein fast ein Dutzend die Fußgängerzone in Balingen bele- ma entwickeln muß.“ ben, setzt Jörg Bach dem natürlichen Erosions-Prozess aus, Zum Dialog mit dem Werkstoff Metall, zu dessen stoffli-

92 93 cher Eigendynamik und Expressivität bekennt sich auch nem ringförmigen Zentrum ausgehend konvex gewölbte Jörg Bach. Es sind meist keine massiven Eisenteile, aus Vierkantrohre einen offenen Innenraum. Wie Fühler oder denen seine Plastiken bestehen. Es sind Drei- oder Vier- Insektenbeine tasten sie leichtfüßig ihren Standort ab. kantrohre, die aus dünnen Blechen geschweißt werden Sie scheinen ein fragiles, lebenswichtiges Inneres – wie und als Grundmodule die Formensprache aller Plastiken die Organe eines Körpers – schützend umfangen zu charakterisieren. Als Bekenntnis zur „taille directe“ be- wollen. Der immatrielle Innenraum der Objekte wird so steht Jörg Bach auf eigenhändiger und unmittelbarer zur offenen Behausung, zum Kern und Zentrum der Fi- Bearbeitung des Metalls. Er arbeitet seine Plastiken ad- gur. ditiv von innen nach außen, poliert die Schweißnähte und Vieles in der Kunst Jörg Bachs birgt narrative Momente. patiniert die Objekte in subtilen Rot-, Grün-, Blau- oder Nicht nur das Spiel mit organischen Formassoziationen Weißnuancen, was die Spuren des Arbeitsprozesses über- und die Andeutungen an Samenkörner, Fruchtstände deckt und ein homogenes Erscheinungsbild bewirkt. Ge- oder Kriechtiere, auch die Titel der Werkreihen machen legentlich setzt er den Stahl einem natürlichen Verwit- uns als Betrachter auf den erzählerischen Aspekt auf- terungsprozess aus, um den warmen Farbton einer rost- merksam. Poetisch-mehrdeutige Wortspiele und Irrita- roten Patina freizusetzen (Großes Windkorn). tionen sind in diesem Kontext durchaus beabsichtigt. So Formal sind uns die Mehrkantprofile, die Jörg Bach ent- erstaunt es nicht, dass man neben Bodenfrüchten, Wind- wickelt, aus dem technisch-industriellen Bereich vertraut. körnern und Regenkelchen auch Zankäpfel (neue Serie), Und doch irritiert uns hier ihre zweckentfremdete Ver- Weg-Weg-Weiser und Flug-Zeuge unter seinen Arbeiten wendung und die Aufdeckung ihrer künstlerischen Ei- findet. genästhetik. Jörg Bach durchbricht die technoide Stren- Ähnlich wie die vollplastisch entwickelten Groß- und Klein- ge und verleiht dem an sich statischen Material eine spie- objekte mit der Labilität und Ponderation ihres Gewichts lerische Leichtigkeit und organisch-dynamische Aus- spielen, den Boden nur punktuell berühren und mitunter druckskraft. Zur Kugelform gerundete Netzstrukturen tänzerisch zu schweben scheinen, bleiben auch die Weg- und verschränkte Spiralen, ineinander verschlungene Weg-Weiser und Flug-Zeuge in einem subtilen Stil zwi- Kreissegmente und von Ringen gehaltene Schlingen, schen optischer Leichtigkeit und materieller Schwere, offen gegliederte Spindelformen und rechtwinklig an- zwischen Berührung und Ablösung von den tragenden gelegte Gitter – alles in Jörg Bachs Formensprache un- Wandflächen. terliegt der Bewegung. Die Weg-Weg-Weiser, aus Dreikantprofilen aufgebaut, In den Bodenfrüchten winden sich die Eisenprofile in- verfolgen eine eher lineare Formsprache. Als einerseits und umeinander, in parallelen oder gegenläufigen Be- ungegenständlich, ornamental auftretende Chiffren wegungen. In einem undurchdringlichen Kräftespiel wecken sie andererseits Gedanken an architektonische zwischen den Elementen erscheinen die Objekte herme- Umrisszeichnungen und topografische Charakteristika tisch und gänzlich auf ihr energetisches Zentrum kon- eines Weg- oder Straßennetzes. Als Weg-Weg-Weiser zentriert. Sie fordern uns als Betrachter zu einer kon- scheinen sie sich jedoch ihrer sinnstiftenden Funktiona- zentrierten Einlassung auf, nicht nur, um ihre Konstruk- lität zu widersetzen und dem Erreichen eines eindeuti- tion im Detail zu erfassen, sondern auch, um die geball- gen Zieles entgegenzuwirken. te plastische Kraft, die die Wölbungen der Stahlteile zu Den Titel seiner Objektserie Flug-Zeuge schreibt Jörg sprengen droht, zu erspüren. Bach in einer Anlehnung an Martin Heidegger mit Bin- Anders die Windkörner: Ihre Körperlichkeit bleibt durch- destrich. Die Schreibweise macht darauf aufmerksam, lässiger. Und ihr Luftraum, den sie mit wenigen Vierkant- dass nicht etwa Transportmittel der Luftfahrt gemeint profilen umfangen, scheint als virtuelles Volumen die sind, sondern vielmehr jedwelche Objekte, die von Na- Masse des Stahls zu überwiegen. Die physikalische Dich- tur aus nahezu schwerelos durch die Luft fliegen kön- te des Metalls wird durch die Leichtigkeit der Form ne- nen. Von der Wand, hoch über dem Boden gestützt, giert und die Plastik selbst zum Spielball der Luft. verwandeln sich die schmalen, horizontal und streng Ähnlich die Regenkelche: Auch hier umfangen von ei- tektonisch konzipierten Wandarbeiten – ihrem Eigenge-

94 wicht zum Trotz – tatsächlich in Flug-Zeuge. Ein recht- winklig umschlossener Freiraum in der Mitte jeden Ob- jektes schenkt ihnen den zentralen Schwebkörper. Ohne unmittelbar auf Gegenstände oder Figuren zu ver- weisen, steht Jörg Bachs Kunst in enger Beziehung zur optischen Erfahrbarkeit unserer Lebensbedingungen. Seine Wand- und Bodenplastiken wecken Assoziationen an Formen des Alltags und unserer Umwelt, an Zivilisa- torisches und Organisches. Jörg Bach geht es in seiner Formensprache, in der die frühere Auseinandersetzung mit dem Thema Figur transformiert weiterlebt, nicht um das Mimetische, Abbildhafte. Es geht ihm vielmehr um die Auseinandersetzung mit Fläche und Raum, Licht und Schatten, um die Statik und gleichzeitig innewohnende Dynamik des Metalls, um die ausdrucksstarke Potenz der reduzierten Form, um die Verschränkung von Innen und Außen, um das Besitzergreifen des Raumes und die Kon- stituierung eines plastischen Körpervolumens aus den Leerräumen zwischen den Stahlprofilen ...

95 Rädern, Linsen und Pyramiden. Suche man das Verbin- Jürgen Knubben dende zwischen diesen doch ziemlich verschiedenen For- men, lasse es sich im Begriff der archaischen Urformen finden, die bis in die Anfänge der Kulturgeschichte zu- Stahlplastik rückreichten. Im Schaffen seines Bruders Jürgen macht Thomas Knubben eine Vielzahl von Arbeiten dingfest, die sich unter rein ästhe- 22. Oktober tischen, rein formal-experimentellen Aspekten betrachten las- Weingarten sen – „Untersuchungen zum Verhältnis von Fläche und Raum, 119 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gerade und Kreis, offener und geschlossener Form, die an Bestrebungen der konkreten Kunst erinnern“. Jedoch gebe es in der Kunst Jürgen Knubbens noch etwas an- Leitung: deres, das über das ästhetische Spiel mit der Form deutlich Dr. Rainer Öhlschläger hinausgehe, etwas, das diese Skulpturen nicht nur zu einer ästhetischen Konstruktion, sondern zu einem geistigen Erleb- Einführung: nis werden lasse. Thomas Knubben wies in diesem Zusam- Dr. Thomas Knubben, Ravensburg menhang auf einige der Pyramiden und Kegel seines Bruders hin. Musik: Den Arbeiten Jürgen Knubbens – Thomas Knubben wies in seinen Ausführungen darauf hin, dass sein Bruder von Haus Dorothee Badent, Ravensburg aus studierter Theologe ist – wohne nicht von ungefähr eine Eva Lauffer, Ravensburg religiöse Dimension inne, die sich jedoch nicht in einer schlich- Simon Schmidt, Ravensburg ten Ikonographie, nicht in gängigen Attributen und herunter- Franziska Ziebold, Ravensburg betbaren Wiedererkennungsmerkmalen offenbare. „Sie blei- ben in der Schwebe“, fasste der Laudator zusammen und füg- te abschließend hinzu: „Gerade in der Verweigerung des Vollkommenen, im verkeil- ten Rad (vor der Akademie zu sehen, d. Red.), in der gebro- Peter Engelhardt berichtete in der Schwäbischen Zeitung chenen Spitze, in der rostigen Oberfläche artikuliert sich eine vom 23. Oktober 2000: zutiefst menschliche Erfahrung – die Erkenntnis der Vergeb- lichkeit, des Verfalls, der Endlichkeit.“ Für den musikalischen Teil der Vernissage zeichneten in ge- Stahlplastiken von „eigentümlicher konnter Weise Franziska Ziebold und Eva Lauffer (beide Vio- Dialektik“ line), sowie Dorothee Badent (Viola) und Simon Schmidt (Vi- oloncello) verantwortlich. Das Streichquartett der städtischen Der Künstler, so hat sein Bruder Thomas vor zahlreichem Gymnasien Ravensburg brachte Werke von Arvo Pärt (Jahr- Vernissagepublikum hervorgehoben, beschränkt sich ganz und gang 1935) und Philip Glass (Jahrgang 1937) zu Gehör. gar auf ein Material, den Stahl, und einen Aggregatzustand, das Verrosten. Seit gestern nun sind im barocken Umfeld der katholischen Akademie Stahlplastiken von Jürgen Knubben zu sehen. Den Plastiken seines 45-jährigen Bruders bescheinigt Dr. Tho- mas Knubben eine „eigentümliche Dialektik“, die sich als Spannungsverhältnis von Werden und Vergehen, von Form und Auflösung, von Statik und Dynamik, „kurz von Leben und Tod“ artikuliert. Diese Dialektik bildet aus der Sichtweise des Laudators auch das Grundgerüst des bildhauerischen Denkens von Jürgen Knubben. Der plastische Zugriff Knubbens, so Bruder Thomas, offen- bare sich in eindeutig, häufig wiederkehrenden Formen: in der Ausstellung auf dem Martinsberg beispielsweise in Form von Turm schräg, 1997, Stahl, 77 x 52 x 52 cm

96 97 Auszug aus der Rede von Dr. Thomas Knubben, Ra- kung setzte und durchaus auch inhaltliche Konnotatio- vensburg nen zuließ, sie sogar regelrecht provozierte. ... Im Nachhinein betrachtet finden sich in dieser ersten Sie haben es eben bereits gehört oder bei der Lektüre Arbeit, die übrigens längst selbst verschrottet sein dürf- der Einladungskarte schon messerscharf geschlossen: te, bereits wesentliche Komponenten, die dem Werk Der Künstler und ich sind verwandt – und nicht verschwä- Jürgen Knubbens über die Jahre hinweg ihre bildhaueri- gert. Ich darf also mit Fug und Recht behaupten, dass sche Energie, ihre Stoßrichtung und ihren inneren Zu- ich dem Künstler im besonderen Maße verbunden bin, sammenhalt gegeben haben. und es ist auch keine Übertreibung, wenn ich sage, dass Beim ersten Flanieren durch diese Ausstellung haben Sie ich ihn nun schon seit über 40 Jahren kenne und seiner bemerkt, dass sich der Künstler ganz und gar auf ein Kunst zum ersten Mal bewusst vor exakt 27 Jahren, im Material, den Stahl, und einen Aggregatzustand, das Ver- Frühjahr 1973 begegnet bin, in dem Jahr also, das er rosten, beschränkt hat. Und Sie werden sich vielleicht selbst als den Anfangspunkt seines bildhauerischen Wir- gefragt haben, ob das denn wirklich in diese Räume passt, kens betrachtet. auf diesen marmorierten Boden, vor diese strahlend wei- Und ich muss bekennen: Die erste Begegnung mit der ßen Wände, unter die herausgeputzte, fein ziselierte Kunst Jürgen Knubbens war ein Schock. Kein großer Decke, kurz: in diese barocken Räume, die von einer tri- Schock, aber immerhin ein Schock. Sie fand im ehrwür- umphierenden Kirche künden, die über die vermeintlich digen Rottweiler Stadtmuseum statt, einem stolzen Bür- kleinen Sorgen des Alltags mit Leichtigkeit obsiegt. gerhaus, das mit der Geschichte der Stadt, mit dem Ich denke, das tut es, und zwar in einem ganz besonde- prächtigen römischen Orpheus-Mosaik, mit dem kaiser- ren Maße, mit Hintersinn gar. Und ich will Ihnen begrün- lichen Hofgerichtsstuhl und mit allerhand zünftischen den, weshalb. Reliquien prahlte. Überschaut man das bildhauerische Werk Jürgen Knub- In diese Szenerie altreichsstädtischer Selbstergötzung, bens, was sich angesichts des in der Ausstellung auflie- die als Rahmen einer Ausstellung junger Kunst diente, genden Werkkatalogs sehr gut machen lässt, dann be- platzierte Jürgen Knubben eine Installation, ein Environ- merkt man sehr schnell die eigentümliche Dialektik, die ment, wie man wohl richtigerweise sagen muss, das ei- vielen seiner Arbeiten innewohnt und die auch schon nen packte und zugleich verunsicherte: Er schüttete das erste Environment, die besagte Puppeninstallation, nämlich einen Haufen von Rostabfällen – Nägeln, Schrau- auszeichnete. Denn in der Konfrontation von losen, ver- ben, Spänen und ähnlichem mehr – auf und setzte mit- streuten, unförmigen Eisenresten und gestalthafter ten in diesen Abfall eine nackte Schaufensterpuppe hin- Puppenfigur artikuliert sich zum ersten Mal das Span- ein, reichlich geschminkt, aber ohne Arme und Unter- nungsverhältnis von Anorganischem und Organischem, körper. von Werden und Vergehen, von Form und Auflösung, Eine Provokation, das fühlten wir sofort: ein Müllhaufen von Statik und Dynamik, kurz von Leben und Tod. Diese im Museum, eine Puppe nicht als Niedlichkeit und nicht Dialektik ist das Grundgerüst seines bildhauerischen und, als Dekoration, sondern als Opfer, als Verbrauchsobjekt. man wird wohl vermuten dürfen, auch seines philoso- Ich kannte damals noch nicht die Installationen von Ed- phischen Denkens. ward und Nancy Kienholz, zweier amerikanischer Künst- Und sie zeigt sich in vielfacher Form: ler, die bizarre Alltagssituationen in zumeist schwierigen – in Grafiken, bei denen ein monochromes Rot, Zeichen sozialen Milieus in die zeitgenössische Plastik eingebracht unstillbarer Lebendigkeit, einem reißenden Strom und in Ausstellungen 1:1 nachgebildet haben, und ich gleich durch eine informelle rostbraune Landschaft weiß auch nicht, ob Jürgen sie kannte. fließt; Was aber in dieser Installation mit Puppe deutlich wurde – das war ein ungemeiner bildhauerischer Wille, der die traditionellen Materialien von Marmor, Holz und Bronze zu überwinden trachtete, der auf direkte visuelle Wir- Pyramiden schräg, 2000, Stahl, 50 x 50 x 22 cm

98 99 – in Holzkästen, bei denen die kantigen Eisenspäne von schen Material und seinem symbolischen Gehalt auftut reinweißem, flauschigem Fasermaterial eingefangen (Rost als kreatives Potential und als Symbol des Friedens), werden; dann ist zugleich die markante Differenz in der plasti- – in Objekten (‚Flasche‘ 1980) und Reliefs (‚Landschaft‘ schen Form zu unterstreichen. Anders als bei den Arbei- 1978), bei denen die stählerne Basis, hart und unver- ten von Beuys, deren Geheimnis und Rätselhaftigkeit wüstlich, durch Keramik, weich und zerbrechlich, er- oder, je nach Standpunkt, Verstörungspotential oftmals gänzt wird. in einer scheinbar vagen, häufig uneindeutigen Gestalt Dieses Spannungsverhältnis, dieser doppelte Charakter verborgen liegt, offenbart sich der plastische Zugriff Jür- ergibt sich aber nicht nur aus der Verbindung verschie- gen Knubbens in eindeutigen, häufig wiederkehrenden dener Materialien, er ist schon dem Urmaterial Knubben- Formen. scher Bildhauerei inhärent, dem Stahl. Dazu zählen in dieser Ausstellung Räder, die Sie vor dem Bereits Plinius, dem römischen Geschichtsschreiber des Haus und im unteren Flur begrüßt haben, dann mehre- 1. Jahrhunderts, galt Eisen als das „beste und schlimm- re Pyramiden, zwei Linsen und ein kleiner schräger Turm. ste Werkzeug im Leben“, da aus diesem Werkstoff eben Im weiteren, hier nicht vertretenen Werk kommen au- beides, Werkzeuge und Waffen, hergestellt werden kön- ßerdem große Türme, Leitern, Schiffe, Spiralen, Kegel, nen. Zugleich war er sich aber auch der Grenzen, der Kugeln, Kreuze und Zelte hinzu. Vergänglichkeit des martialischen Materials bewusst. Wie Wenn man nun das Verbindende zwischen diesen doch um die Leser zu beruhigen, schreibt er in seiner ‚Natu- ziemlich verschiedenen Formen sucht, dann ließe es sich ralis Historiae‘: in dem Begriff der archaischen Urformen finden, die bis „Die gütige Natur selbst setzte dem Eisen Schranken, in die Anfänge der Kulturgeschichte zurückreichen: zu indem sie es zur Strafe dem Rost unterwarf, so daß dank den Pyramiden der Ägypter und der Azteken, zu den der Vorsehung auf der Welt nichts sterblicher ist als das, Zelten der Steppenvölker, zu den ältesten Raddarstel- was dem Sterblichen am gefährlichsten ist.“ lungen im Zweistromland und zur Jakobsleiter im ers- Hier haben wir sie also wieder, diese Dialektik von Leben ten Buch Mose. und Tod, von Aufbau und Verfall, von konstruktiver Po- Pyramiden und Türme, Räder und Leitern sind zugleich tenz, die in Eisen und Stahl verborgen ist, und Auflö- Gebrauchsobjekte. Sie haben eine tradierte Funktion, sung, die sich im allmählichen Rosten offenbart. einen überkommenen brauchbaren Nutzen. Es ist deshalb auch kein Zufall, dass der Künstler, dessen Von den Rädern und Pyramiden, denen Sie hier begeg- Lebensthema die Frage war, wie sich der Mensch als ein nen, kann man dies allerdings kaum behaupten. Auf den kreatives Wesen in einem offenen Prozess zwischen den ersten Blick ist ersichtlich, dass diese Räder, so verkeilt beiden Polen des Lebens behaupten kann, zwischen und verbogen, wie sie sich präsentieren, nicht mehr zu Geburt und Tod, zwischen Chaos und Ordnung, zwischen gebrauchen sind, ebensowenig wie seine Türme und Denken und Fühlen, zwischen Kopf und Füßen, zwischen Leitern, die man nicht besteigen kann. dem Organischen und dem Kristallinen, zwischen Ver- Was im schlichten Gebrauch nicht taugt, muss seine Be- festigung und Verflüssigung – es ist kein Zufall, dass die- deutung, seinen Sinn anderswo finden. Nun könnte man ser Künstler, die Rede ist von Joseph Beuys, 1963 ein sich auf die alte Definition von Ad Reinhardt zurückzie- Werk geschaffen hat, das den Titel ‚Rostecke‘ trägt und hen, der meinte: „Kunst ist Kunst und alles andere ist auch eine solche darstellt: alles andere.“ eine massive, aus Eisen geschmiedete Bodenplastik, die Gerade für die Kunst der Moderne, die sich erfolgreich in eine Ecke eingepasst ist, von dort aus in den Raum von allen Dienstbarkeiten für fremde Herren, von allen sich verbreitet und so genau den Schwebezustand zwi- Zweckorientierungen, etwa fürstlicher und staatlicher schen den Polen einfängt, ein Schwebezustand, der sich Repräsentation oder religiöser Erbauung, befreit hat, allerdings gerade durch das Rosten als ein dynamischer trifft dieser Satz unbestritten zu. Prozess offenbart. Und auch bei Jürgen Knubben gibt es eine Vielzahl von Wenn sich hier eine bedeutsame Parallelität im plasti- Arbeiten, die sich unter rein ästhetischen, rein formal-

100 experimentellen Aspekten betrachten lassen – Untersu- Knubbens Arbeiten sind von anderer Potenz. Sie blei- chungen zum Verhältnis von Fläche und Raum, Gerade ben in der Schwebe. Sie denken immer gleich die Nega- und Kreis, offener und geschlossener Form, die an Be- tion mit, so wie bei den beiden Pyramiden an den Trep- strebungen der konkreten Kunst erinnern. penabsätzen, bei denen die eine die Negativform der Es gibt in seiner Kunst aber noch etwas anderes, das über anderen darstellt, oder bei den anderen Pyramiden, die das ästhetische Spiel mit der Form deutlich hinausgeht, nicht immer spitz auslaufen, die gelegentlich auch ge- etwas, das diese Skulpturen nicht nur zu einer ästheti- kappt sind. schen Konstruktion, sondern zu einem geistigen Erleb- Gerade in der Verweigerung des Vollkommenen, im ver- nis werden lässt. keilten Rad, in der gebrochenen Spitze, in der rostigen Am augenscheinlichsten zeigt sich dieses Andere an ei- Oberfläche artikuliert sich eine zutiefst menschliche Er- nigen seiner Pyramiden- und Kegelarbeiten. fahrung – die Erkenntnis der Vergeblichkeit, des Verfalls, 1991 schuf Jürgen eine Installation mit verschiedenen der Endlichkeit. Pyramiden für die Lorenzkapelle Rottweil. Sie trug den Dies, genau dies aber war auch das Bestreben des Ba- Titel „12“, was offensichtlich mit der Zahl der aufgestell- rock: in der Pracht der Kirchen und Klöster die Freude ten Arbeiten zusammenhing. Da es sich aber um ein ei- am Leben, die Lust an der Vielfalt der Formen zu ver- gens für diesen Raum geschaffenes Skulpturenensemble künden, in der Enthüllung des Scheins, des schönen handelte, dieser Raum aber über Jahrhunderte hinweg Scheins, zugleich aber auch die Vergeblichkeit allen kirchlich definiert war und zuletzt als Museum für goti- menschlichen Strebens zu offenbaren. Hier trifft sich die sche Bildwerke, also Heiligenfiguren diente, wurde Kunst Jürgen Knubbens aufs Schönste mit der Architek- schnell deutlich, dass die 12 nicht nur arithmetisch, son- tur dieser Akademieräume. Und hier, in der Reduktion dern auch symbolisch gemeint war. auf das Elementare, in der Reduktion auf existentielle Hinzu kamen formale Bezüge. Bei einigen dieser Pyra- Grundfragen und ästhetische Grundformen trifft sich miden war die Spitze vergoldet, bei anderen gekappt. diese Kunst mit der Musik von Phil Glass, die Sie gleich Dort, wo sie vergoldet war, korrespondierte sie mit den noch einmal hören werden. Rippen des Netzgewölbes, das an seinen Kreuzungen und Ausläufern ebenfalls in Gold gefasst war. Und plötz- lich wurde dem Betrachter klar, dass hier ein theologisch fundiertes Gebäude, ein Ensemble spiritueller Reichwei- te entstanden war. Das Gold hatte Verweischarakter. So wie das rostige Ei- sen als ‚materia non grata‘, als unwürdiges Material, in seiner ganzen erdverbundenen, diesseitigen Schwere Endlichkeit und Verfall assoziiert, so verweist Gold, in al- len Kulturen und in tausenden von Bildern erprobt, auf die Transzendenz alles Irdischen, auf die sehnsuchtsvol- le Überwindung menschlicher Grenzen, auf die Utopie des anderen. Spätestens an dieser Stelle ist es dann doch notwendig, darauf hinzuweisen, dass Jürgen Knubben von Hause aus, wie man so schön sagt, Theologe ist und dass seinen Arbeiten nicht von ungefähr, aber nicht immer erkenn- bar, eine religiöse Dimension innewohnt. Sie offenbart sich jedoch nicht in einer schlichten Ikono- graphie, nicht in gängigen Attributen und Wiedererken- nungsmerkmalen, die man herunterbeten kann.

101 Solche Fragen prägten die Tagung „Politik im Fernsehen“, Politik im die vom 17. bis 19. Februar vom Adolf-Grimme-Institut, von der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart und vom SWR Fernsehen in Stuttgart veranstaltet wurde (vgl. auch Inlandsmeldungen in epd 15/2000 und der heutigen Ausgabe). Mit dem CDU- 17.–19. Februar Parteispendenskandal hatte das Thema unversehens einen Stuttgart-Hohenheim hochaktuellen Hintergrund bekommen. Die Affäre um Ander- konten und Ehrenwörter hat dem Fernsehen bekanntlich ei- 95 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nen neuen Sendungstyp beschert – der Politiker beichtet. Gu- cken Parlaments- und Parteigremien, die vermeintlich berufe- Tagungsleitung: nen Sachwalter des politischen Geschäfts, bei solchen Bekennt- Dr. Hermann-Josef Schmitz nissen nur noch unbeteiligt zu? Heidi Büchler-Krienke, Stuttgart Dr. Walter Klingler, Baden-Baden Dr. Hans Paukens, Marl Wie in der EU Politik gemacht wird, bleibt den Kameras verborgen Ganz so einfach ist die Antwort nicht. So hat man vor der Referentin/Referenten: Wahl des neuen CDU-Vorsitzenden nicht den Eindruck, dass Thomas Ammann, Hamburg das Fernsehen Frau Merkel oder Herrn Rühe zu küren ver- Dr. Thomas Bellut, Mainz mag. Hier werden wohl die innerparteilichen, schwer einseh- Angelika Bergmann, Berlin baren Machtverhältnisse entscheidend sein. Der tägliche Me- Axel Buchholz, Saarbrücken dienlärm kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade die Alexander Grellmann, Unterföhr oft entscheidenden Politikbereiche dem Blick der Öffentlich- Dr. Gerhard Hofmann, Köln keit weitgehend entzogen sind: Wie der Bauernverband oder Versicherungskonzerne Gesetzesvorlagen des Bundes beein- Peter Kloeppel, Köln flussen oder wie in der EU generell Politik gemacht wird, bleibt Patrick Leclercq, Hamburg meistens undurchsichtig. Bernhard Nellessen, Mainz Auch an den CDU-Krisensitzungen der vergangenen Wochen, Dr. Klaus Radke, Köln so Viktor von Oertzen in seinem Stuttgarter Einführungsrefe- Dr. Willi Steul, Stuttgart rat, nahm kein Reporter teil – aufzufangen waren nur Reaktio- Hartmann von der Tann, München nen draußen vor der Tür. Und aus Tarifverhandlungen ward noch nie ein Bild gesehen – so ein anderes Beispiel, das der stellvertretende baden-württembergische SWR-Landessender- epd medien Nr. 16 vom 26. Februar 2000: direktor nannte. Dabei wüsste man wirklich gern, wie Arbeit- geber und Gewerkschaften es schaffen, über Wochen hinweg in langen Nachtsitzungen immer wieder über die wenigen glei- Sumpfblüte chen Fragen zu sprechen. „Politik im Fernsehen“ – Selbst wenn aber im Fernsehen heute lauter und häufiger über die Tagespolitik debattiert wird – geht das wirklich auf Kos- eine Tagung zum Tagesthema ten von Parlament und Ortsvereinen? Man könnte auch ganz andere, seit langem bekannte Ursachen für den Bedeutungs- von Claus Morhart verlust der Institutionen nennen – die strenge Fraktionsdiszi- epd Und als Nächstes die Direktwahl des Bun- plin etwa, die Bundestagsdebatten vorhersehbar und langwei- deskanzlers durchs Volk? Der Zuhörer, der in lig macht, oder die Absprachen mächtiger Parteipolitiker, die Stuttgart besorgt diese Frage stellte, sieht den die innerparteiliche Demokratie auf allen Ebenen aushöhlen Bundestag inzwischen vom Fernsehen entmach- und durch die kantige Konkurrenten erst gar nicht nach oben tet: „Wenn ich sonntags die Christiansen bekom- kommen. Bei solchen Machtkämpfen schaut keine Kamera me, hat es keinen Sinn mehr, unter der Woche zu. die Parlamentsdebatten zu verfolgen.“ Sabine Christiansen – die eigentliche Bundestagspräsi- Programm imdentin? Gespräch

102 30 Jahre Polit-Inszenierungen machen den Zuschauer „Internationale Politik findet derzeit nur noch skeptisch marginal statt“ Immer noch angenommen, das Fernsehen mischt heute kräfti- Im Alltag aber springt der Fernsehjournalismus „auf jede ver- ger im politischen Geschäft mit – kann es dann den Zuschau- meintliche Aktualität“ an, so SWR-Mann von Oertzen. Und er stärker beeinflussen als früher? Hier fällt die Antwort zwie- Patrick Leclercq, Zweiter Chefredakteur bei ARD-aktuell, spältig aus. Da ist zunächst die Diagnose des SWR-Medien- klagte: „Internationale Politik findet derzeit nur noch margi- forschers Walter Klingler, wonach die Medien den Menschen nal statt.“ Für eine größere Tiefe ist das System überraschen- heute weniger Orientierung geben als früher. Klingler sieht derweise an manchen Stellen schlecht gewappnet: „Wir wer- diese Entwicklung eher positiv als „Emanzipation der Men- den nicht umhinkommen, uns einen militärischen Sachverstän- schen gegenüber den Medien“: Wenn dem Zuschauer 30 Jah- digen heranzuziehen“, sagte ARD-Chefredakteur von der Tann. re lang politische Inszenierungen vorgeführt würden, dann Das hätte man den Redaktionen der großen Zeitungen schon reagiere dieser eben skeptischer, als wenn dies erst zum drit- vor Jahrzehnten abschauen können. ten Mal geschieht. Trotz dieser Fixierung auf die aktuelle Lage sieht ZDF-Innen- Auf der anderen Seite steht der „beunruhigend rasche Wech- politikchef Bellut keine „Verflachung“ im politischen TV-Jour- sel der politischen Stimmungen“, den ZDF-Innenpolitikchef nalismus. Dass das Fernsehen in der Analyse Schwächen habe, Thomas Bellut beobachtet. Die heftigen Ausschläge bei den sei bekannt und liege in seiner Natur. Dafür sei es emotional Wahlergebnissen der vergangenen anderthalb Jahre – erst Sieg kräftiger, könne sich auf Bilder und Gesichter konzentrie- Rot-Grün, dann die Landtagswahl-Triumphe der CDU, nun ren.Wenn etwa der West-LB-Chef Friedel Neuber „lakonisch wieder ein Erstarken der Bundesregierung – haben wohl auch und hochnäsig“ auf Fragen im ZDF-„heute journal“ antworte, mit aktuellen Themenmoden der Medien zu tun. Es kann nicht sei jede Analyse überflüssig, so Bellut. sein, dass das bis zum Herbst viel bespottete Schröder-Kabi- Außerdem, so Phönix-Programmgeschäftsführer Klaus Rad- nett derzeit keine Fehler macht und nun alle Peinlichkeiten ke, empfiehlt sich das Fernsehen durch seine Authentizität: dieser Republik bei der zuvor angeblich so intakten CDU an- Ein Politiker sei stärker an sein Wort gebunden, wenn seine zutreffen sind. Diesen Eindruck vermittelt aber die Berichter- Pressekonferenz dank der Kameras eine breite Öffentlichkeit stattung. findet: „Aussagen vor einem Millionenpublikum sind nicht Dass die Politik im Fernsehen immer stärker vom Tagesge- mehr so leicht zu revidieren.“ schäft bestimmt wird, wurde in Stuttgart allenthalben bestä- tigt. Die Zuschauer hätten zwar ein überragendes Interesse an Von allen Medien hinterlässt das Fernsehen den Informationen, das sich aber sehr stark auf die Nachrichten stärksten Eindruck konzentriere, so die Erkenntnis von SWR-Medienforscher Dass das Fernsehen mit seiner Tendenz zu Oberflächenreizen Klingler. ZDF-Innenpolitikchef Bellut sprach von einem wach- doch ein Medium mit eigenem Recht ist, zeigte auch die Ana- senden Zwang zu aktueller Berichterstattung – das gründli- lyse von SWR-Medienforscher Klingler zur Kosovo-Bericht- che, das längere Stück sei heute weniger gefragt. erstattung: Von allen Medien hinterließ das Fernsehen beim Karl R. Renner, selbst einst Filmemacher und heute Professor Publikum den heftigsten Eindruck. Bei aller Hörfunk- und am Journalistischen Seminar der Uni Mainz, erinnerte daran, Zeitungsberichterstattung über die Kriegsgräuel: Am stärks- dass der legendäre Fernsehfeature-Autor Roman Brodmann ten lässt sich das Publikum packen, wenn das Fernsehen den Schah-Besuch schon vier Wochen später in einem langen Flüchtlingskolonnen und Massengräber zeigt. Film aufgearbeitet habe – solche Anstrengungen fehlen heute Insofern ist es doch ernster zu nehmen, als dies Viktor von weitgehend, obwohl es Sendeplätze dafür gäbe, etwa in den Oertzen tut, der Fernsehen nicht als seriöses Informationsme- wöchentlichen Reportageleisten von ARD und ZDF oder auf dium wahrnimmt, sondern es bei der Unterhaltung ansiedelt. dem neuen ARD-Dokumentationstermin Donnerstag 21.45 Vielleicht liegt’s daran, dass der stellvertretende Chef des Stutt- Uhr, den Chefredakteur Hartmann von der Tann in Stuttgart garter SWR-Landessenders das öffentlich-rechtliche Phoenix vorstellte. Dort soll es offenbar aber eher um ältere Geschich- noch gar nicht gesehen hat, wie er selbst sagte? ten gehen, etwa um die Lorenz-Entführung, um Mischa und Auf ihren Ereignis- und Dokumentationskanal sind ARD und Markus Wolf und wieder mal um die schöne Frankfurter Fünf- ZDF sehr stolz: „Seit es Phönix und den Kinderkanal gibt, ist ziger-Jahre-Leiche Nitribitt, an der alle paar Jahre eine Wie- die Diskussion darüber verschwunden, ob die Öffentlich- derbelebung versucht wird. Rechtlichen ihren Auftrag erfüllen“, sagte Programmgeschäfts- führer Radke in Stuttgart. In der Tat hat der ARD/ZDF-Kanal das Tagungsthema „Politik und Fernsehen“ um neue Elemen- te bereichert – und sei es nur darum, dass ein gewaltiges Ar- chiv mit zeitgeschichtlichem Material aufgebaut wird oder dass

103 allenthalben Redaktionen Originalmaterial via Phoenix frei Stuttgarter Zeitung vom 21. Februar 2000 Haus geliefert bekommen. Phoenix kann diesen Redaktionen aber auch in die Parade fah- Der Zwang der Bilder ren: „Das Deutungsmonopol der Journalisten ist angekratzt“, sagte Radke. So schlecht ist das nicht, wenn mit Hilfe der Eine Tagung in Hohenheim über Originalübertragung kontrolliert werden kann, ob die Bericht- Politik im Fernsehen erstatter plausible Zitate von einer Pressekonferenz mitbrin- gen. Weil diese Pressekonferenzen nun zu „Fernsehkonferen- Von Iris Schmid zen“ werden und Phoenix beachtliche Zuschauerzahlen be- Das Fernsehen ist ein Unterhaltungsmedium – das stellt wohl scheren, sieht der Programmgeschäftsführer sogar die Zeit- niemand in Frage. Ist es aber auch ein Informationsmedium, läufte beeinflusst: „Die CDU-Krise nimmt diesen Verlauf, weil geeignet zur Vermittlung politischer Inhalte? Oder führt es ganz das Fernsehen so dicht dran ist.“ Dies ist aber wohl nur die im Gegenteil dazu, solche Inhalte zu verschleiern, und bietet halbe Wahrheit. Dass die Union so tief in den Sumpf rutschte, stattdessen Politikern eine Plattform zur mehr oder minder hängt gewiss auch damit zusammen, dass von „Bild“ bis FAZ hemmungslosen Selbstdarstellung? Wird womöglich die po- sämtliche Medien den Skandal intensiv verfolgten. litische Willensbildung aus dem Parlament auf den Bildschirm verlagert? Man hat das ja in den letzten Wochen oft genug Die Fernsehmagazine: weniger wichtig, weniger missio- erlebt: Politiker, die ihre Bekenntnisse zuallererst dem Fern- narisch sehpublikum unterbreiten. Und Politiker, die sich – wie der Eher eine Nebenrolle spielen die Magazine, die früheren Pa- Österreicher Jörg Haider – des Mediums Fernsehen so ge- radepferde des Fernsehjournalismus. „Die wesentlichen Ent- schickt bedienen, dass am Ende die gut gemeinte Absicht der wicklungen der Spendenaffäre wurden in den Tagesmedien Fernsehmacher, über eine schillernde Figur sachlich aufzu- dargestellt“, räumte Thomas Ammann ein. Der Redaktions- klären, auf der Strecke bleibt. leiter Magazin bei „Spiegel-TV“ gestand ARD und ZDF zu, dass sie es „mit hoher Geschwindigkeit“ schaffen, aktuelle Unfreiwillig entlarvend Hintergrundsendungen auf die Beine zu stellen. Die Funktion Dennoch ist die Macht der Bilder, von denen das Fernsehen der politischen Magazine habe sich in den vergangenen Jah- lebt und die die Politiker oft und gern zur Pflege ihres Images ren „dramatisch verändert“. Das sah Bernhard Nellessen ähn- nutzen, eine zweischneidige Angelegenheit, oft auch unfrei- lich, SWR-Fernsehchefredakteur und Moderator von „Report willig entlarvend und den angestrebten Effekt damit ins Ge- Mainz“. Früher hätten die TV-Magazine eine „viel größere genteil verkehrend. Als jüngstes Beispiel wurden die beiden Funktion“ gehabt: „Bis 1978 gab es ja nicht einmal die „Ta- Interviews mit Helmut Kohl genannt. So eindeutig sind derlei gesthemen“. Fragen also nicht zu beantworten. Dass die professionellen Nicht alles wurde seither schlechter: Dass viele Magazine heute Fernsehmacher sich der Zwänge und Gefahren ihres Medi- parteipolitisch nicht mehr so leicht auszurechnen sind, kann ums wohl bewusst sind, das wurde bei einer Tagung in Stutt- nur von Vorteil sein. Und bewegen können sie noch immer gart-Hohenheim über „Politik im Fernsehen“ deutlich, die das etwas, auch wenn es nicht mehr um die gesellschaftlichen Grimme-Institut gemeinsam mit der Katholischen Akademie Leitfragen geht: Dass die Polizei nun Munition mit weniger veranstaltet hat. Stark vertreten waren vor allem die öffent- Nebenrisiken verwendet oder Totgeburten nicht mehr im Son- lich-rechtlichen Fernsehanstalten, die ja einen wesentlichen dermüll landen, schreibt sich „Report Mainz“ durchaus auf Teil ihrer Existenzberechtigung in ihrer Rolle als Informati- seine Fahnen, wie der Chefredakteur in Stuttgart darlegte. Für onsmedium sehen. Skeptisch äußerte sich Viktor von Oert- wichtig hält Nellessen es zudem, ein kompliziertes Thema wie zen, der stellvertretende Landessenderdirektor des SWR. Die „Rente mit 60“ mal in sieben, acht oder neun Minuten darstel- politische Botschaft werde durch den Zwang zur kundenge- len zu können. Wenn die Leute überhaupt so lange zuschau- rechten Vermittlung verändert. Das Fernsehen braucht Bilder, en: Hört man etwa vom „Spiegel-TV“-Mann, dass die durch- die aber die Politik, außer bei Parlamentsdebatten, nur in Aus- schnittliche Verweildauer des Magazinzuschauers von zwölf nahmefällen hergibt. Also werden Minister gefilmt, die aus auf acht Minuten gesunken sei, könnte man anfangen, die ganze dem Auto steigen, Politiker, die durch Gänge eilen, Sitzungs- Diskussion über politischen Fernsehjournalismus lächerlich teilnehmer, die irgendwo am Tisch sitzen. Sobald es spannend zu finden. Aber dann finden die ARD-„Brennpunkte“, ZDF- wird, bleibt die TV-Kamera freilich draußen. Und da sich der „Spezials“ oder Sonderinterviews zur CDU-Krise jeweilsvier Text den Bildern anzupassen hat, kann man sich leicht ausma- bis sechs Millionen Zuschauer – „Werte wie der Freitagskri- len, dass da wenig Tiefenschärfe, wenig Analyse und Hinter- mi“, so ZDF-Mann Bellut. Inzwischen sind die beiden Gen- grund zu erwarten ist: Eine „holzschnittartige Darstellung res ja auch miteinander verwandt. komplexer Verhältnisse“ nannte von Oertzen das.

104 Thomas Bellut, der Innenpolitikchef des ZDF, glaubt nicht an eine Verflachung durch Personalisierung. Das Fernsehen sei ein emotionales Medium, das seine Rolle im Konzert mit an- deren Medien spiele. Angelika Bergmann, die Geschäftsfüh- Von 100 Bundesbürgern rerin des Nachrichtenkanals CNN für Deutschland und Öster- reich, ist indes ebenfalls der Meinung, Tiefenschärfe sei schauen vier drei oder mehr allenfalls von Printmedien oder vom Internet zu erwarten, auf keinen Fall aber vom Fernsehen. Ein „Weltsender“ wie CNN müsse, so Bergmann, im Übrigen Nachrichtensendungen pro ,,höllisch aufpassen“, dass er nicht durch nationale Regierun- gen instrumentalisiert werde – seinen Ruf als seriöser Nach- Tag. 25 Prozent begnügen richtenvermittler könne man nur einmal verspielen. Die Be- richterstattung aus Krisengebieten ist freilich ein Kapitel für sich mit einer. Merke: 61 sich, und dass das Fernsehen da immer den richtigen Blick- winkel transportiert, unbeeinflusst von den Manipulationen Prozent schauen gar keine! der Politik, glaubt wohl niemand – nur dass das nicht immer in der Macht der Fernsehmacher liegt. Beunruhigend ist für mich Ein emotionales Medium: Kein Wunder, dass die TV-Macher dazu neigen, ihr Heil in der Personalisierung des politischen noch folgende zusätzliche Geschehens zu suchen. Das hat freilich auch seine Tücken, denn nur wenige Politiker haben die Showqualität, die das Zahl: ein Drittel der deut- Unterhaltungsmedium Fernsehen verlangt. Was übrigens die Zuschauer sehr wohl von ihren sonstigen Fähigkeiten als Po- schen Medienkonsumenten litiker zu trennen wissen. Wie anders wäre sonst etwa der Er- folg von Helmut Kohl oder Erwin Teufel zu erklären? Unan- nutzen heute kein einziges gefochten ist jedoch, dass Fernsehen das Medium für aktuelle Nachrichten ist. Das gilt auch für die privaten Fernsehsender, Informationsmedium mehr, zumindest die größeren. Was Peter Kloeppel, der Chefmode- rator der RTL-Nachrichtensendung, über die Ansprüche an die Seriosität der Auswahl und der Bilder zu sagen hatte, unter- also keine Tagesschau, aber schied sich kaum von dem, was der „ARD-aktuell“-Chefre- dakteur Patrick Leclercq erklärte. Tatsächlich haben beide, die auch keine Tageszeitung, Öffentlich-Rechtlichen wie auch die Privaten, im Verlauf der Konkurrenz voneinander profitiert: RTL etwa hat den allzu keine Hörfunknachrichten. saloppen Boulevardton zurückgenommen, ARD und ZDF sind in ihrer Nachrichtensprache lockerer geworden – erst unlängst Was das für ein demokrati- ist das durch eine Studie bestätigt worden. sches System bedeutet, das Kein Platz mehr für Missionare Da war es kaum noch verwunderlich zu hören, dass etwa „Spie- auf einen mündigen, d.h. gel-TV“ und „Report Mainz“ nicht so weit auseinander lie- gen: Auch bei „Report“ sind die Zeiten längst vorbei, in de- informierten Bürger aufbaut, nen der Moderator sich als politischer Missionar gerierte. Das Publikum will sich eben seine Meinung selber bilden: Diese muss ich nicht weiter erklä- Meinung war oft zu hören bei dieser Tagung. Nicht nur von Klaus Radke übrigens, dem Programmgeschäftsführer des ren. öffentlich-rechtlichen Ereigniskanals Phoenix. Der sieht sogar das „Deutungsmonopol für Journalisten“ angekratzt durch die Möglichkeit für jedermann, auf Phoenix politische Veranstal- Viktor von Oertzen in tungen in voller Länge zu verfolgen. seinem Eingangsreferat. 17. – 18. März

105 Tempo und Tiefe des Wandels im Medienbereich sind faszinierend oder erschreckend. Von einer Revolution zu sprechen erscheint nicht abwegig. Die alltägliche Omnipräsenz von Medien verändert die individuelle und gesellschaftliche Wirklichkeit in einem Ausmaß, dass ei- nem Hören und Sehen vergehen könnten. Der Wandel STUTTGARTER TAGE erfasst alle gesellschaftlichen Bereiche. Medienpolitik ist nicht nur Wirtschafts- und Standortpolitik (das muss 23.23.23.DER MEDIENPÄDAGOGIK heute schon eigens gesagt werden), sondern auch Kul- turpolitik, Bildungspolitik, Sozialpolitik, Jugendpolitik. Und doch scheint sie eher eine Sache von professionel- len Spezialisten zu sein, jedenfalls kein politischer „Ren- ner“. Die Medienrevolution scheint die Zeitgenossen (au- ßer als Konsumenten) kalt zu lassen. Weil man sie sowieso DIE (UN)HEIMLICHE für unabänderbar und nicht gestaltbar hält? Weil man sie nicht durchschaut und ihre Auswirkungen nicht ab- EVOLUTION sieht? R Darin liegt auch eine beunruhigende Anfrage an die Medienpädagogik: Was immer Medienkompetenz hei- Medienpolitik ohne Öffentlichkeit? ßen mag, die gesellschaftliche und politische Dimension darf nicht ausgeklammert sein. Sonst würde sie den emanzipatorischen Anspruch der Pädagogik gänzlich 17./18. März 2000 aufgeben, Menschen zu helfen, Subjekte und nicht nur Objekte gesellschaftlichen Wandels zu sein. Die Medien- revolution darf nicht nur als Schicksal begriffen, sie muss Stuttgart-Hohenheim zur Chance gemacht werden. 76 Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Tagungsleitung: Dr. Hermann-Josef Schmitz Aus dem Referat von Prof. Dr. Manfred Buchwald, Ho- Dr. Ulrike Bischof, Stuttgart norarprofessor für Publizistik und Kommunikationswis- Heidi Büchler-Krienke, Stuttgart senschaft an der Freien Universität Berlin, freier Autor Rainer Steib, Stuttgart und Publizist, früher Vorsitzender des Deutschen Jour- nalistenverbandes (DJV) und Intendant des Saarländi- Referentinnen/Referenten: schen Rundfunks (SR), dokumentieren wir den Schluss- Dr. Manfred Buchwald, Fuchstal abschnitt: Walter Danner, Rodalben Elmar Dosch, München Am Ende der Aufklärung? Holger Euskirchen, Rodalben Nach Kant bedeutet die Aufklärung den „Ausgang des Helge Haas, Baden-Baden Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ Ulrich Kamp, Ludwigshafen gegenüber den herrschenden Allmächten von Feudalis- Petra Kirchmann, München mus und Kirche. Die Aufklärung wollte die Menschen von Prof. Dr. Bernd Schorb, Leipzig den Zwängen feudaler Herrschaft ebenso befreien wie Dr. Welf Schroeter, Stuttgart vom Okkultismus des klerikalen Mittelalters. Montesquieu Sabine Stampfel, Baden-Baden entwickelte damals aus englischen Vorbildern die Theo-

106 rie der Gewaltenteilung von Exekutive, Gesetzgebung Den Vätern und Müttern des Grundgesetzes hat kein und Justiz. Rousseau trat für die Idee der Volkssouverä- Staat vorgeschwebt, den sich die Parteien zur Beute nität, der Gleichheit aller Bürger und der republikanischen machen, in dem die Großbanken und Konzerne das po- Staatsform ein. Gemeinsam war diesen und anderen litische Handeln bestimmen. Sie haben sich kein Medi- Denkern des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts ensystem gewünscht, das von wenigen Tycoonen be- ebenso wie der amerikanischen Unabhängigkeitserklä- herrscht wird. Sie haben noch nicht an das Fernsehen rung und der Französischen Revolution das Ideal des frei- gedacht, aber hätten sie es, so hätten sie sich kein Sys- en, vernunftgeleiteten, also (im Sinne späterer Deutun- tem gewünscht, das täglich vierzig Spielfilme, ein Dut- gen) mündigen Bürgers, von dem alle staatliche Gewalt zend Geschwätz-Sendungen und jährlich anderthalb Mil- ausgehen sollte. lionen Werbespots anbietet. Sie haben keinen Journalis- In der Folge der europäischen Aufklärung entwickelte mus vor Augen gehabt, der zum Helfershelfer von Markt-, sich im 18. und 19. Jahrhundert eine inhaltlich außeror- Konzern- und Partei-Interessen verkommt. Unter sozia- dentlich vielfältige, titelreiche Tages- und Zeitschriften- ler Kommunikation und gesellschaftlichem Dialog haben publizistik. Die Emanzipation des Individuums von kleri- (oder hätten) sie nicht jene unsägliche Seichtigkeit des kalen und feudalen Vorherrschaften setzte soziale Seins verstanden, die Bundespräsident Roman Herzog Kommunikation, öffentlichen Dialog in Gang. Meinungs- gelegentlich als „flächendeckende Volksverdummung“ freiheit, Pressefreiheit, also auch journalistische Freiheit bezeichnet hat. sind Errungenschaften der Aufklärung. 50 Jahre nach der Verabschiedung der freiheitlichsten In ihrer Folge entstanden konstitutionelle Monarchien Verfassung, die die Deutschen je hatten, vollzieht sich – in Europa und die parlamentarische Demokratie in den gar nicht heimlich, aber mit unheimlicher Konsequenz – USA. Die Sklaverei wurde geächtet und schließlich ver- eine gefährliche Revolution: boten. Die Emanzipation der Juden als gleichberechtig- Gegen Ende des 20. Jahrhunderts bilden sich neue feu- te Bürger war ebenso ihr Verdienst wie der deutsche dale Strukturen heraus. Weltweit operierende Kommu- Vormärz oder die Freiheitsbewegung des frühen 19. Jahr- nikationskonzerne entziehen sich zunehmend jeglicher hunderts. Zwar wurden diese Gedanken durch die Jahre demokratischen Kontrolle. Ein nach vielen Millionen zäh- der Barbarei in Deutschland verschüttet, aber sie stan- lendes Unterhaltungsproletariat entsteht in den Indus- den wieder Pate bei der Abfassung der zweiten demo- trienationen, das wie eine Ware gekauft und verkauft kratischen Verfassung, des Grundgesetzes für die Bun- wird. Die Sklaverei, bei der Menschen wie Tiere gefan- desrepublik Deutschland vom Mai 1949. gen und rund um den Globus verschleppt wurden, ist Nach der politischen Philosophie unserer Verfassung und abgeschafft. An ihre Stelle tritt weltweit ein elektronischer der Verfassungsrechtsprechung wird durch die Publika- Menschenhandel durch die globale Unterhaltungsindus- tionsmedien der öffentliche Dialog gesichert und leben- trie. Das Schicksal der Betroffenen ist nicht grausam, dig gehalten. Informations- und Meinungsfreiheit gehö- sondern süß. Sie werden nicht gequält und geschunden. ren nicht etwa exklusiv den Journalisten, Verlegern oder Sie amüsieren sich – laut Neil Postman – freiwillig zu Tode. Medienkonzernen. Sie sind „Jedermanns-Rechte“ aller Ich habe Ihnen am Anfang versprochen, mein Referat Bürger und die konstitutive Voraussetzung für das Funk- mit einigen Schlussfolgerungen und einem „Salto mor- tionieren demokratischer Gemeinwesen. Journalistische tale“ zu beschließen. Das sind natürlich meine Schluss- Freiheit, Medienfreiheit, Pressefreiheit im weitesten Sinn folgerungen. Sie erheben keinen Anspruch auf objekti- ist also ein entlehntes Privileg, das treuhänderisch für ve Gültigkeit. Und Sie, meine Damen und Herren müs- die vielen Einzelnen wahrgenommen wird, die sich nicht sen entscheiden, ob oder wie weit Sie mir zustimmen selbst öffentlich artikulieren können. Diese Freiheitsrech- können oder nicht. te sichern die soziale Kommunikation, die – ähnlich wie das Sozial- und Rechtsstaats-Prinzip, die Tarifautonomie 1. Schlussfolgerung: oder andere Verfassungsgarantien – zu den Säulen zählt, Die journalistische Freiheit wird durch zunehmend un- auf denen die zweite deutsche Demokratie ruht. durchschaubarere PR- und Marketingstrategien bedroht.

107 2. Schlussfolgerung: 21. Hohenheimer Mediengespräch Die journalistische Freiheit wird durch medieninhärente Veränderungen gefährdet: Zeitdruck/Quotendruck/Sen- Alle Wege führen sationsgier, fehlende Recherche, Konkurrenzkampf wett- streitender Kanäle um öffentliche Wahrnehmung. ins Netz

3. Schlussfolgerung: Technische Konvergenz und mediale Die journalistische Freiheit wird durch Journalisten be- Vielfalt droht: die sich der Unterhaltungsindustrie verkaufen; 26. – 27. Oktober die die ethischen Regeln des Berufs wie Stuttgart-Hohenheim • Sorgfaltspflicht, 58 Teilnehmerinnen und Teilnehmer • Wahrheitstreue, • Achtung vor der Würde des Menschen, Tagungsleitung: • die Pflicht des „Audiatur et altera pars“, Dr. Hermann-Josef Schmitz • die dienende Dolmetscheraufgabe Dr. Martin Thull, Köln verraten. Dr. Hella Tompert, Bonn

4. Schlussfolgerung: Referentin/Referenten: Die journalistische Freiheit ist in einer Gesellschaft ge- Nicole Agudo y Berbel, Bonn fährdet, Helge Haas, Baden-Baden • in der der Staatsbürger zum Konsumenten degradiert Prof. Dr. Jürgen Heinrich, Dortmund wird, Dr. Victor Henle, Erfurt • in der an die Stelle des aufklärerischen „Cogito, ergo Herbert Kattinger, Stuttgart sum“ das „Consumo, ergo sum“ tritt, Prof. Dr. Karl-Heinz Ladeur, Hamburg • in der alles käuflich und verkäuflich ist, Viktor von Oertzen, Stuttgart • in der Politik, Menschen und Medien gleichermaßen Prof. Dr. Siegfried Weischenberg, Münster zu Waren verkommen, • in der an die Stelle des gesellschaftlichen Dialogs die Moderation: Marktstrategie tritt. Dr. Michael C. Hermann, Weingarten Peter Welchering, Leinfelden

HERDER KORRESPONDENZ 54 12/2000 Hybrid Konvergenz der Medien im Zentrum des Hohenheimer Mediengesprächs

Im September wurden mit einem großen Festakt 50 Jahre ARD gefeiert. In einer Medienland- schaft, in der Kritikfähigkeit immer noch groß

21. HOHENHEIMER MEDIENGESPRÄCH 21. geschrieben wird, hat dies zu einer Reihe von Fragen zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen

108 Rundfunksystems geführt: Hier gibt es Streit um die Erhö- in Hamburg lehrende Medienrechtler Karl-Heinz Ladeur zu hung der Gebühren, dort wird das „Schielen nach der Quote“ bedenken. moniert, aufgrund der das Programm von ARD und ZDF – Wie aber kann angesichts des immer schnelleren Voranschrei- beeinflusst durch den Erfolg der Privatsender – immer boule- tens der Entwicklung von der Kommunikation zum Konsum vardmäßiger, angepasster, oberflächlicher, kurzum: schlech- die Vielfalt als bisherige medienpolitische Bedingung gewähr- ter werde. leistet werden, wenn jeder sein eigener Programmdirektor sein Beim 21. Hohenheimer Mediengespräch hielt man sich nicht kann, aber aufgrund des auf ihn persönlich zugeschnittenen lange in Vergangenheit und Gegenwart auf, sondern disku- Internet-Portals nur noch auf das stößt, was seine eigenen Er- tierte die Spielräume für Medienpolitik und Medienethik an- wartungen befriedigt? Die neu auszutarierende Stellung des gesichts der sich abzeichnenden Tendenzen innerhalb der deut- Konsumenten zwischen Freiheit und Fremdbestimmung ent- schen Medienbranche, die die bisherigen Trends verstärken spricht mit Blick auf das Medienangebot der Frage nach des- werden. Die Spielräume sind deshalb allen Erwartungen nach sen Regulierungsbedürfnis durch Gesellschaft und Politik, nicht sehr groß. Sowohl die Referenten als auch das Fachpu- gegen das sich in Hohenheim auch die Vertreterin des Ver- blikum in der Katholischen Akademie der Diözese Rotten- bands Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) burg-Stuttgart waren sich darin einig, dass die Bedeutung des nicht prinzipiell wenden wollte. Ladeur warnte allerdings marktwirtschaftlich organisierten Wettstreits aufgrund der davor, ohne weiteres der „Entscheidungssouveränität der Nut- „Konvergenz“der Medien durch die neuen digitalen Übertra- zer“ zu trauen und einen Verlust an Vielfalt zu riskieren. Ähn- gungstechniken und der weiteren Entwicklung des Internet lich forderte Victor Henle, Direktor der Thüringer Landesme- zunehmen wird: Gerade die voranschreitende Kreuzung von dienanstalt, dass die Politik nicht – wie bei „Big Brother“ – individueller Kommunikation und öffentlichen Massenmedi- erst dann nach der Regulierung rufen dürfe, wenn die Aus- en in sogenannten „hybriden“ Medien – Radio und Fernsehen wüchse zu sehen sind. im Internet, virtuelle Videotheken etc. – wird hier neue Fak- Zu den medienpolitischen Dimensionen der technischen Kon- ten schaffen. vergenz gehörte schließlich die Frage, welche Auswirkungen So führte der Wirtschaftswissenschaftler Jürgen Heinrich diese Entwicklung auf das duale Rundfunksystem in Deutsch- (Dortmund) aus, wie die Digitalisierung neue Möglichkeiten land haben werde. In seinen selbstkritischen Ausführungen eröffnet – nicht zuletzt was eine Mehrfachverwertung betrifft. räumte der stellvertretende Landessenderdirektor vom SWR- Zugleich steigt dadurch allerdings auch die Bedeutung des Funkhaus Stuttgart, Viktor von Oertzen, ein, dass man sich Marketings, also des Bewerbens der eigentlichen Inhalte. mit den neuen Informationstechnologien in den öffentlich- Gleichzeitig kommt es immer weniger auf redaktionelle Re- rechtlichen Anstalten lange sehr schwer getan habe, nicht cherche jenseits der Arbeit von PR-Profis und damit auf die zuletzt weil in den Chefetagen nur wenige in diesen Fragen Qualität der Inhalte an – wenn diese denn nur, aus welchen kompetent seien. Gründen auch immer, abgerufen, nachgefragt, gekauft wer- Man ist kein Kulturpessimist, wenn man eine weitere Privati- den. sierung der Öffentlichkeit und Entpolitisierung des Privaten Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), wie der Medien fürchtet. Gesellschaft, Politik und Kirche sind Siegfried Weischenberg, klagte deshalb, dass Reporter und hier schon aus purem Eigennutz gefragt, alles zu tun, um die Redakteure zunehmend dazu gezwungen werden, sich als Entwicklungen nicht nur genau zu beobachten, sondern sich Entertainer zu betätigen und vor allem als Geschäftsleute zu auch für die Spielräume jenseits eines „Scheinjournalismus“ verstehen. Auch werde Medienpolitik mehr und mehr durch (Heinrich) einzusetzen. S.O. Standortpolitik ersetzt. Zwar bietet gerade das weltweite Netz den Vorteil, Sparten- programme auszubauen und somit auch die Regionalisierung voranzutreiben. Zugleich zieht jedoch paradoxerweise auch Gefahr für ein plurales Angebot auf, weil durch die Tendenz zum „Me-TV“(Eli Noam), in dem ich mir je selbst zusam- menstelle, was ich wann sehen möchte, kostspielige Produk- tionen deutlich mehr beworben werden müssen als bisher, um das investierte Kapital schnell wieder zu amortisieren. Vor allem die „blockbuster“ werden in den Weiten des Netzes deshalb ohne weiteres auch zu finden sein. Die Ökonomisie- rung der Medien wird nicht zuletzt durch die Kombination von Programmangeboten mit E-Commerce zunehmen, gab der

109 Das Tagungshaus der Akademie der Diözese stand von Freitag bis Sonntag ganz im Zeichen Lateinamerikas. Annähernd 100 Professoren, Nachwuchswissenschaftler sowie Studenten und Interessierte aus Deutschland, Eu- ropa und den USA diskutierten drei Tage über die Positi- on Lateinamerikas in der internationalen Politik. Zum sechsten Mal rückte Weingarten mit seinen Latein- amerikagesprächen unter der Leitung von Dr. Rainer Öhlschläger und dem renommierten Lateinamerikafor- scher Prof. Dr. Manfred Mols von der Universität Mainz damit in den Mittelpunkt der Lateinamerikaforschung. Nachdem in den letzten Jahren die Eliten Lateinameri- kas und seine Entwicklungsperspektiven im Vordergrund standen, beleuchteten die Wissenschaftler dieses Jahr die Verortung Lateinamerikas auf der internationalen Bühne. Geprägt durch die weltweite Globalisierung und die damit verbundene Weltmarktorientierung sowie durch das Ende des Ost-West-Konflikts eröffnen sich für Lateinamerika neue Perspektiven, aber auch Gefahren. Insbesondere Prof. Dr. Mols vertrat im Eröffnungsvor- trag die Meinung, dass Lateinamerika durch das Ende des Ost-West-Konflikts in Vergessenheit zu geraten Design: Dieter Gross droht. Die große gesellschaftliche Begeisterung und die Zeit der Solidaritätsgruppen sei vorbei. Auch seien gro- Lateinamerika in der ße Durchbrüche bei den Reformbemühungen in Latein- amerika kaum zu bemerken und die Region in einer Pha- Internationalen Politik se der Stagnation festgefahren. Doch zeigte Prof. Mols auch Gestaltungsspielräume für eine lateinamerikanische Weingartener Lateinamerikagespräche Außenpolitik auf. Dr. Wolf Grabendorff, Direktor des Instituts für Europä- 7. – 9. Januar isch-Lateinamerikanische Beziehungen in Madrid, zog Weingarten eine Bilanz der biregionalen Beziehungen zwischen EU 102 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und Lateinamerika, wobei er besonders auf die gemein- Leitung: samen historischen Erfahrungen beider Regionen hin- Dr. Rainer Öhlschläger wies. Dennoch stellte auch er fest, dass die Gipfeldiplo- Prof. Dr. Manfred Mols, Mainz matie mit Lateinamerika über den Rang eines Mediener- eignisses kaum hinausgekommen ist. Referenten: Prof. Dr. Andreas Boeckh von der Universität Tübingen Dr. Harald Barrios, Tübingen gab die besondere Verwundbarkeit Lateinamerikas im Prof. Dr. Andreas Boeckh, Tübingen globalen Markt zu bedenken. Durch Spekulationskapital Dr. Jörg Faust, Mainz und aufgrund ihrer geringen Verhandlungsposition sei- Dr. Wolf Grabendorff, Madrid en die Länder Lateinamerikas vom Wirken der Märkte viel Dr. Raimund Krämer, Potsdam stärker betroffen. Prof. Dr. Riordan Roett, Washington Doch nicht alle Referenten teilten diese eher pessimisti- Prof. Dr. Stefan Schirm, Stuttgart sche Positionierung Lateinamerikas, so dass es durch die

110 unterschiedliche Betrachtungsweise zu interessanten Diskussionen zwischen den Vorträgen kam. Dabei bot sich für die zahlreichen Teilnehmer mit eigenen Latein- amerikaerfahrungen die ideale Gelegenheit, sich in die D emokratie und marktwirt- Diskussion mit Fragen und Anmerkungen einzubringen. Besonders Dr. Harald Barrios von der Universität Mainz schaftliche Reformorien- und Dr. Raimund Krämer von der Universität Potsdam betonten die Achtungserfolge, die Lateinamerika im Zuge tierung allein bescheren seiner nachholenden Entwicklung gelungen sind. Von einer Stagnation könne keine Rede sein. Auch die große Lateinamerika noch keine Begeisterung für lateinamerikanische Musik und Tänze würde den großen Reiz der Region und seine kulturelle schöne, neue Welt, aber Ausstrahlung belegen. So zog Dr. Krämer eine positive Bilanz der deutsch-lateinamerikanischen Beziehungen. ohne sie wäre eine Weiter- Nicht nur viele Stiftungen und Organisationen seien in Lateinamerika stark vertreten, sondern auch wirtschaft- entwicklung der Integration lich habe Deutschland einen Vorsprung vor seinen euro- päischen und amerikanischen Konkurrenten. nicht möglich Von besonderem Interesse war der Vortrag von Prof. Dr. Riordan Roett von der John-Hopkins-University in Wa- Dr. Harald Barrios, bei den Wein- shington, einer der bekanntesten amerikanischen Latein- amerikaforscher. Dieser zog eine sehr ernüchternde Bi- gartener Lateinamerikagesprächen lanz über die Beziehungen der USA zu Lateinamerika. 2000 in seinem Vortrag über die Abgesehen von Drogenproblemen in Kolumbien und der Voraussetzungen der regionalen Kubafrage sei die US-Außenpolitik gegenüber Latein- amerika von großem Desinteresse geprägt. Auch die Integration Lateinamerikas zukünftigen Perspektiven beurteilte Prof. Roett ange- sichts der großen strukturellen Probleme und des Re- formstaus als äußerst pessimistisch. Lichtblicke bilden dagegen die von Dr. Jörg Faust von der Universität Mainz vorgestellten Beziehungen Latein- amerikas zu Asien-Pazifik im Rahmen der APEC. Be- sonders Chile sei es dabei gelungen, ein effizientes Netz- werk für den Handel mit Asien aufzubauen. Trotz der eher skeptischen Grundstimmung bezüglich Lateinamerikas Entwicklungschancen und seiner Positi- on in der durch Globalisierung geprägten Welt war die Tagung für die zahlreichen Lateinamerikainteressierten sicher eine Ermutigung für die weitere Beschäftigung und Forschung auf diesem Gebiet. So kann schon jetzt mit Freude den Weingartener Lateinamerikagesprächen 2001 entgegengesehen werden, zu denen viele Teilneh- mer bereits ihr erneutes Kommen zugesagt haben. Andreas Reutter

111 Welches Echo die diesjährigen 5. Waaghausgespräche Leibhaftig! beim Publikum finden würden, war für die Initiatoren zunächst keinesfalls ausgemacht. Dass die Tage „ein span- Körperkult und Kör- nendes Abenteuer“ gewesen seien, sagte Prof. Thaidigs- mann (PH Weingarten) noch in seinem Schlusswort. Doch perbewußtsein heute schon in der Wahl der Referenten und Einzelthemen, und noch deutlicher aus der umfangreichen Vorberei- Ravensburger Waaghausgespräche tungsmappe, waren das Faszinosum und der Reiz zu spüren, der die Veranstalter zu ihrem Rahmenthema in- veranstaltet von: spiriert hatte. Pädagogische Hochschule Weingarten „Leibhaftig! Körperkult und Körperbewusstsein heute“. Kulturreferat Ravensburg Über 3 Tage lang, vom 13. bis 16. April 2000, ließen sich Ökumenische Ausbildungsstelle für Beratende die Zuhörer und Diskutanten im Schwörsaal des Waag- Seelsorge hauses von dieser, bewusst packend formulierten The- Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart matik einnehmen, anregen und mitziehen. Zwar durf- ten Körperlichkeit und „Leibhaftigkeit“ als Thema gera- de in unserer Zeit gewiss positive Aufmerksamkeit erre- gen. Nach der so langen Strecke der Abwertung von 13. – 16. April Körper und Sinnlichkeit in unserer abendländischen Tra- Ravensburg, Schwörsaal dition hat ja schon das vergangene Jahrhundert die 727 Teilnehmerinnen und Teilnehmer längst fällige Aufwertung dieser Bereiche der menschli- 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Einzelvorträgen chen Natur gebracht. Doch dass eine solche Gemein- schaft von interessierten Tagungsteilnehmern sich mit Tagungsleitung: sichtlicher Ernsthaftigkeit und gleichzeitigem befreitem Dr. Jürgen Blattner, Ravensburg Zulassen von Lachen und Schmunzeln von diesem The- Dr. Thomas Knubben, Ravensburg ma in seiner doch hohen Komplexität so faszinieren ließ, Dr. Rainer Öhlschläger war dennoch nicht selbstverständlich. Vor allem wurde Prof. Dr. Edgar Thaidigsmann, Weingarten zunehmend deutlich: Vom Körper kann man nur sinn- voll reden, wenn man gleichzeitig von der Psyche redet, Referentinnen/Referenten: die das körperliche Verhalten steuert und die aber Robert Antretter, Backnang wiederum vom Körper gesteuert wird. Dr. Herbert G. Draeger, Friedrichshafen Schon der Eröffnungsvor- Prof. Dr. Volker Faust, Weißenau trag von Prof. Dr. Utz Jegg- Dr. Dieter Felbel, Weißenau le, empirischer Kulturwissen- Dr. Thomas Fritschi, Weißenau schaftler in Tübingen, zum Prof. Dr. Karl Grammer, Wien Thema „Was und wie der Prof. Dr. Günter Heisterkamp, Essen Körper spricht“ brachte eine Ilse-Maria Hellmann, Höchsten Fülle, ja geradezu eine Fund- Prof. Dr. Utz Jeggle, Tübingen grube von interessanten, PD Dr. Gabriele Klein, Salzburg oftmals sehr amüsanten Ein- Prof. Dr.Dr. Antony Kolencherry, Bangalore zelheiten zur Körpersprache Dr. Berthold Müller, Zwiefalten im Alltag. Vom ritualisierten Matthias Roeingh, alias Dr. Motte, Berlin Verhalten beim Küssen bis Barbara Ruthard-Horneber, Höchsten zur politischen Bedeutung Dr. Agnes Wild-Missong, Zürich von Gruß-Stereotypien reich-

112 te die Spanne seiner hintergründigen Darstellungen. läufen zu kurz kommt. Hier wurde erneut angesprochen Wichtig dabei seine Feststellung, dass zweifellos ein be- und deutlich, wie sehr das wirkliche Zulassen von positi- stimmtes „emotionales Grundmuster“ an Mimik und ven Emotionen und die spontane, auch „leibhaftige“ Be- Gestik die Menschheit zusammenhalten würde. Von den kundung von Mitfreude bisher durch die psychoanalyti- vielen offenen Fragen machte vor allem die nachdenk- sche „Abstinenzregel“ blockiert wurde. Vom „Ereignis- lich, ob und wie weit nicht auch der Körper lügen kön- charakter“ der Freude, die man nicht „machen“ könne, ne. Es sei eine Illusion anzunehmen, dass der Körper sprach hier der Redner. immer offener und direkter spreche als die verbale Spra- In eine besondere direkte che, – wohl ein notwendiger Dämpfer für all jene, die Körper-Übung, bei der es um heute, in neuer Einseitigkeit, einem Mythos der beson- das Erleben der eigenen Kör- deren Körperehrlichkeit anhangen. perreaktion auf einen ge- Zu einer Art Abrechnung mit sprochenen Satz ging, wur- der klassischen Psychoana- de die Zuhörerschaft von lyse und ihrer Beschränkung Frau Dr. Agnes Wild-Missong des therapeutischen Prozes- einbezogen. Die Züricher ses auf reine Verbalität wur- Psychotherapeutin, die zu de der Vortrag „Körper und dem Thema „Die Weisheit Psyche“ von Prof. Dr. Günter des Körpers entdecken“ Heisterkamp, Psychologe sprach, führte in das soge- und Psychoanalytiker an der nannte „Focusing“ ein: ein Universität Essen. Hier konn- einübbares Wahrnehmen der alle Emotionen begleiten- te für viele deutlich werden, den Körperempfindungen. Und unbestritten gelang es was die Prinzipien der zu- ihr dabei in ihrer Einfühlung ermöglichenden Art, ihre nehmend an Bedeutung ge- therapeutische Arbeit auf dieser Körperebene anschau- winnenden Körpertherapien lich zu vermitteln. Die Begeisterung im Saal sprach für sind und welches Defizit im psychotherapeutischen Spek- sich. trum sie ausfüllen. Konkret und überzeugend wurde dar- Solche intensive Innen-Wahr- gelegt, was das Zulassen z.B. von Schreien oder von be- nehmung fand ihr Gegen- stimmten Körperbewegungen sowohl an diagnostischer stück, nämlich als reale Information als auch an emotionaler Entlastung und the- Außen-Wahrnehmung von rapeutischem Fortschritt bringen kann, – was ja eigent- heutigen Phänomenen des lich auch wohl eine partielle Rehabilitation der so ver- Körperkultes und der Kör- pönten „Urschrei“-Therapie bedeutet. Zwar habe, so perinszenierung, durch das Heisterkamp, die klassische Psychoanalyse den Körper erfrischende Referat von durchaus ernst genommen, aber sie habe ihn „nur men- Frau Priv.-Doz. Dr. Gabriele tal“, also gedanklich bearbeitet und eben die „Leibhaf- Klein. Für das Thema „Kör- tigkeit“ nicht direkt zugelassen. Damit war wieder das per-Rituale“ war sie in ihrer initiale Stichwort gefallen, und erneut wurde der Unter- doppelten Kompetenz als schied zwischen dem „Körper“ (den ich „habe“, als ana- Soziologin und als Musik- tomisches Substrat) und dem „Leib“ (der ich „bin“, also und Tanz-Expertin beson- dem beseelten Körper) herausgestellt. ders ausgewiesen und konn- Recht unerwartet und gleichzeitig in befreiender Weise te von der Vielgestalt körperlicher Ausdrucksformen in geriet die Diskussion zu diesem lebhaften Vortrag zu ei- der heutigen Zeit, speziell bei der Jugend, ein faszinie- nem intensiven Gespräch über die Freude in der Psy- rendes Gemälde ausbreiten. Jugendkulturen mit ihren chotherapie und warum gerade sie in den Therapieab- eigenen Subkulturen haben auch ihre eigenen Modelle

113 von Körperlichkeit und Ästhetik, mit denen sie sich ab- marktes – vollbesetzte Schwörsaal war einmal mit ge- grenzen: in Frisur, Tätowierungen, Piercing, Tanz- und spannter Aufmerksamkeit, dann wieder mit offenem Musik-Formen. oder stillem Lachen erfüllt, als der Referent an vielen Bei- Die Rolle des Körpers als Demonstrationselement war spielen die Hintergründe unserer Partnerwahl auf der demnach auch bei der 68er-, 78er- und 89er-Generation Ebene der körperlichen Signale aufzeigte. Wie in seinem in typischer Weise verschieden. – Frau Klein wies auch gleichnamigen Buch beschrieb er die Wirkung von Aus- erneut auf eine Diskrepanz hin, die schon Dr. Knubben drucksformen wie Sitzhaltung, Lächeln, Handbewegun- (Kulturreferat Ravensburg) bei seinen Eröffnungsworten gen u.a. als typische, über Jahrmillionen der Evolution angesprochen hatte: dass gerade in einer Zeit zuneh- eingeprägte Strategien zur Partnergewinnung mit Fort- mender virtueller, nicht-körperlicher Kommunikations- pflanzungsziel. formen (Digitalisierung von Information, Internet, virtu- Besonders faszinierend für das Publikum waren gerade elle Personen und Stimmen) die Betonung der realen auch die Ergebnisse zu den instinktiven Anziehungs- und Körperlichkeit eine solch enorme Aufwertung erfährt Abstoßungsreaktionen auf der Ebene der hormonellen (Nacktheit, Zur-Schau-Stellung des Körpers, Sinnlichkeit, Vorgänge und der sogenannten „niederen Sinne“, wie Sexualität). Haben wir es hier mit unabhängigen Entwick- des Geruchs- oder Tast-Sinns, die ja entwicklungsge- lungen oder mit Gegenreaktionen zu tun? Die Frage blieb schichtlich besonders alt sind und daher ihre Wirkung offen, eine Prognose zu diesen Entwicklungen wollte weithin bewusstseinsfern entfalten. Dass „die Chemie“ niemand wagen. zwischen zwei Menschen stimmen muss, ist ja inzwischen Die drei letztgenannten Vorträge bildeten die Kernpunkte zu einem populären Standardausdruck avanciert. Obwohl eines thematisch sehr dichten wissenschaftlichen „Fach- diese biologisch-evolutionistische Erb- und Prägungsleh- tages“. re derzeit deutlich wissenschaftliche Konjunktur hat – Hier wurde der Zuhörerschaft viel an Konzentration und oder gerade deswegen –, erhob sich in der Diskussion Sitzfleisch abverlangt, gleichwohl, es lohnte sich. die irritierte oder auch unwillige Frage, ob an der Liebe Eingestreut waren jeweils spezielle Workshops im klei- zwischen zwei Menschen nicht doch mehr dran sei als nen Kreis zu den Themen Sucht, Psychosomatik, körper- nur das Ergebnis solcher beidseitiger biologisch-hormo- liche Gewalt, hyperkinetisches Syndrom (körperliche neller Körperreaktionen ... Hierzu vermochte der Red- Unruhe) und Missbrauch, mitorganisiert vom Zentrum ner freilich souverän auf seine zuvor dargelegte Ergän- für Psychiatrie Weißenau. Es war schon erstaunlich, wie zungsreihe hinzuweisen, dass sich auf solchen evoluti- viele Interessenten sich selbst an einem Freitagvormit- ven Grundlagen dann natürlich die jeweiligen sozialen tag zu einer solchen Veranstaltung mobilisieren ließen. und kulturellen Ausgestaltungen aufbauen. So kann Man darf den Initiatoren auch für die künftigen Waagh- schließlich wieder ein jeder diejenigen Gewichtungen in ausgespräche Mut zu sol- den komplexen Bedingungen der Partnerwahl vorneh- chen speziellen Fachtagen men, die seinem Menschenbild – oder seiner heimlichen machen! Ideologie – entsprechen. Eine Art wissenschaftlicher Nur ein relativ kleiner Kreis von Zuhörern war zugegen, „Leckerbissen“, der freilich als der Friedrichshafener Arzt Dr. Herbert Draeger und auch seiner populistischen der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Robert An- Wirkung sicher sein konnte, tretter ihre Beiträge und Bewertungen zur Frage der war der Vortrag ,,Signale der pränatalen Diagnostik und den Konsequenzen aus ihr Liebe“ des Wiener Etholo- unterbreiteten und darüber diskutierten. „Bio-Technik gen, Verhaltensforschers statt Bio-Ethik“ hieß das Thema dieser „Lectures“. An- und Anthropologen Prof. Dr. tretter als Vizepräsident a.D. der Parlamentarischen Ver- Karl Grammer. Der – sicher sammlung des Europarats vertrat vehement einen rest- nicht nur wegen des Ravens- riktiven politischen Kurs gegen den Dammbruch in der burger Samstagvormittag- Abtreibungsfrage, der sich aus der – von Draeger darge-

114 stellten – immer besseren vorgeburtlichen Erkennung das Tanzen für ihn „auch ein politischer Akt“ ist und dass von Behinderungen ergibt. Dass die altbekannten Fra- er beim Tanzen seinen Körper „wie eine Startrampe“ gen und Positionen – Recht der Mutter auf Eigenent- fühlt, „aus der der Geist hochfliegen kann“, – für den scheidung, Schutz des ungeborenen Lebens durch den Frieden. Und dass er im Innern „eigentlich sehr chao- Staat – hier wieder in voll kontroverser Weise auftraten, tisch“ sei, hat er ebenfalls zugegeben. kann nur zeigen, wie unlösbar der Gesamtkomplex ist Schließlich der Schlussvortrag am Samstagvormittag im und mit welcher Verantwortung hier alle Beteiligten be- Anschluss an den traditionellen ökumenischen Gottes- lastet sind. Auch dass ein Beitrag zur Leibhaftigkeit des dienst zu den Waaghausgesprächen: Der indische Theo- Lebens und dazuhin zu der unbeantworteten Frage, wo loge und Philosoph Prof. Dr. Dr. Antony Kolencherry von und wann der beseelte Leib, und damit das Leben und der Theologischen Hochschule St. Peter, Bangalore / In- die Menschenwürde, beginnt. dien. Seinem Thema „Körper und Spiritualität. Eine west- „Dr. Motte lässt die Körper östliche Perspektive“ wurde er zwar nur im ersten Teil tanzen“, – die Veranstalter wirklich gerecht, denn abgesehen von einigen Bibelstel- hatten sich mit dieser An- len blieb die beidseitige perspektivische Betrachtung der kündigung und mit der Ein- jeweiligen Welten weithin aus. Dafür unterbreitete er ein ladung des Initiators der imposantes und abgerundetes Gemälde der östlichen, „Love Parade“ in Berlin wohl speziell der indischen Denkweise und religiösen Welt mit eine besondere Attraktion den Systemen der Elementen-, Meridianen- und Chak- versprochen. Und es lag ja ren-Lehre, in die der Mensch eingebunden ist. Man konn- auch nahe, eine solche Kult- te diesem komplexen und doch auch wieder einfachen figur des Körperkultes der Weltentwurf überwältigt lauschen – wie es offenbar vie- Jugend, speziell einer sol- le Zuhörer taten – oder sich aber skeptisch und befrem- chen Tanz-Großveranstal- det die Frage stellen, woher er eigentlich all dies mit sol- tung, in Leibhaftigkeit auf- cher Gewissheit wisse – wie es ebenfalls viele Zuhörer fahren zu lassen. Das Enttäu- taten. Deutlich wurden aber doch, auch in der Diskussi- schende hierbei war nicht Dr. Motte alias Matthias Ro- on, bestimmte das Tagungsthema berührende Punkte eingh, sondern das weitgehende Ausbleiben der – bzw. Unterschiede: so vor allem, dass der Körper in der zumindest von uns Erwachsenen – in großer Zahl erwar- östlichen religiös-philosophischen Welt als „unwichtig“ teten jugendlichen Fans. Statt eines brechend vollen Saals gilt – er gehört zum „Asat“, zum Vergänglichen; nur die konnte man die wenigen Vertreter dieser Altersgruppe Seele ist unsterblich, zeitlos und wichtig. Man ahnte hier, fast an vier Händen abzählen. Warum? Lag es an Motte welche Auswirkungen bis in die alltägliche Lebenspraxis selbst, ist er schon „out“, oder sind die oberschwäbi- hinein ein solcher Weltentwurf haben muss. schen Jugendlichen viel nüchterner und halt „anders“? Die Waaghausgespräche 2000: Sie waren ein Erfolg, und Dem Vernehmen nach soll auch die Ravensburger Disco das Thema war ein Treffer. Eine solche Veranstaltung Douala, in der er ab 1.30 Uhr nachts als DJ die Musik auf- lohnt: Sie führt Menschen zusammen, regt an, weitet legte, nicht voller gewesen sein als sonst. den Horizont und erschließt mehr menschliches Ver- Dabei entpuppte sich Dr. Motte als eine nicht uninteres- ständnis füreinander. Deshalb eine deutliche Ermunte- sante Gestalt: Die Mischung von fast bescheidener Nor- rung zur – ja schon geplanten – Fortsetzung! malität im Auftreten und Reden mit einer visionären Prof. Dr. med. Günter Hole, Ravensburg Begeisterung und Sehnsucht nach dem Weltfrieden, dem ja die tanzende Love Parade dienen soll, spricht ir- gendwie an. Will man solche Dinge nicht von vornherein madig machen, dann hat man jemandem wie Dr. Motte seine Motive zunächst abzunehmen: seine „Sehnsucht, Menschen auf der Straße tanzen zu sehen“, ebenso dass

115 Referentin/Referenten: Was macht den Mann Prof. Dr. Kerrin Christiansen, Hamburg Dr. Michael Meuser M.A., Köln zum Mann? Dr. Hans-Georg Wiedemann, Düsseldorf

Nichts Genaues wissen wir nicht. Oder wer kennt sich schon richtig aus in puncto Mann? Die Unsicherheit be- ginnt bekanntlich schon bei der ersten und wichtigsten Frage: Was macht den Mann zum Mann? Ist das Gebilde „Mann“ schlicht ein Produkt eines Zwangssystems, in dem sex, mithin seine natürliche Disposition, sein biolo- gisches Erbe als umfassende und nachhaltige Fundie- rung für gender, sein soziales Geschlecht wirkt? Oder sind es doch eher exogene Faktoren wie beispielsweise die Zugehörigkeit zu einem spezifischen Milieu oder/und bestimmte Sozialisationsbedingungen und -erfahrun- gen, die den Mann zum Mann machen? Ziel der von der Akademie und dem Fachbereich Män- ner der Diözese Rottenburg-Stuttgart und dem Göttin- ger Institut für Männerbildung und Persönlichkeitsent- wicklung organisierten Tagung war es, sich der komple- xen Fragestellung aus vier verschiedenen wissenschaft- lichen Perspektiven anzunähern und den Teilnehmer- innen und Teilnehmern unterschiedliche Erklärungszu- gänge und -ansätze zu vermitteln. Prof. Dr. Kerrin Chris- tiansen eröffnete den versammelten Frauen und Män- nern humanbiologische und verhaltensbiologische Zu- gänge und Thesen. Dr. Michael Meuser referierte aus ei- nem soziologischen Blickwinkel über „Geschlecht und Männliche Identität(en) in der Gegenwarts- Männlichkeit“. Der wissenschaftliche Bereich wurde er- gesellschaft gänzt durch einen tiefenpsychologischen Teil, für den In Zusammenarbeit mit der Hauptabteilung IXa Kirche der Theologe, Sexualberater und Leiter von Männergrup- und Gesellschaft – Fachbereich Männer der Diözese pen Dr. Hans-Georg Wiedemann gewonnen werden Rottenburg-Stuttgart und dem Göttinger Institut für konnte. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einem Männerbildung und Persönlichkeitsentwicklung praxisorientierten Beitrag von Thomas Scheskat, der ei- nen interdisziplinär verorteten Ansatz aus der Männer- 24. – 25. November bildung aufzeigte. Stuttgart-Hohenheim 49 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Im Folgenden dokumentieren wir die Thesenpapiere von Prof. Dr. Kerrin Christiansen und Dr. Michael Meuser, ei- Leitung: nen in den Stuttgarter Nachrichten erschienenen Bericht Dr. Manfred W. Lallinger über die Tagung sowie den Tagungsbericht von Tilman Thomas Scheskat M.A., Göttingen Kugler-Weigel. Wilfried Vogelmann, Stuttgart

116 Kerrin Christiansen viele andere Einflüsse stark überlagert ist. Auch hier ist Im Bannkreis des Testosterons? die Beziehung wechselseitig: Testosteron kann die Wahr- Mannsein aus der Sicht der Verhaltensbiologie scheinlichkeit für das Auftreten von Aggressionen erhö- Menschliches Verhalten wird zweifelsohne überwiegend hen, und erfolgreiches, aggressives Verhalten (mit einem durch intrapsychische, soziale und kulturelle Einflüsse „Sieg“ bzw. Statusgewinn verbunden) führt zu einer Er- geprägt, dennoch können hormonelle Faktoren ebenfalls höhung des Testosteronspiegels. eine Rolle spielen. Beim Mann wurde ein Zusammenhang von Verhalten insbesondere zum Sexualhormon Testos- teron gefunden, wobei bereits der vorgeburtliche hohe Kerrin Christiansen Testosteronspiegel für die Prägung bestimmter Hirnre- Hauptsache groß und stark? gionen von Bedeutung ist. Ab Beginn der sexuellen Rei- Männlicher Habitus aus der Sicht human- fung (Pubertät) bewirkt der angestiegene Testosteron- biologischer Forschung spiegel die Aktivierung dieser neuralen Strukturen. Die- Körperliche Geschlechterunterschiede werden in der Bi- ser Vorgang löst mit einigen Stunden bis Tagen entspre- ologie vielfach untersucht und thematisiert, aber die Ein- chende Verhaltensänderungen aus, beim Menschen deutigkeit der Diagnose „das ist ein Mann“ oder „das ist allerdings mit einer großen inter- und intraindividuellen eine Frau“ werden Sie vermissen. Das liegt einerseits an Variabilität. der vielschichtigen biologischen Definition von Ge- Die Beziehung zwischen Sexualhormonen und Verhal- schlecht und andererseits an der Vielfalt und erstaunli- ten ist wechselseitig. Einerseits gibt es einen Einfluss von chen Variabilität, mit der die Natur Frauen und Männer Verhalten (Ernährung, körperliche Betätigung, Sexualver- gestaltet. halten, psychischer und psychosomatischer Stress) auf In der Biologie werden im allgemeinen vier Ebenen der den Testosteronspiegel, andererseits kann das Sexual- biologischen Geschlechterdifferenzierung unterschie- hormon Testosteron Verhalten mitbedingen. Am be- den, und auf jeder dieser Ebenen wird ein Mensch als kanntesten ist die Rolle des Testosterons für die Sexuali- männlich oder weiblich eingestuft. Aber diese Ordnung tät eines Mannes. Körpereigenes Testosteron und Tes- des Lebendigen ermöglicht nicht immer eine klare Zu- tosterongaben können vor allem sexuelles Interesse und ordnung zu einem Geschlecht. Wann ist ein Mann ein Phantasien, sexuelle Erregbarkeit und die Orgasmushäu- Mann? Muss er auf allen vier Ebenen als Mann eingeord- figkeit steigern. Androgene, insbesondere Testosteron, net werden können? Ist er schon als ein Mann zu be- sind auch für kognitives Verhalten, und zwar für räumli- zeichnen, wenn sein chromosomales Geschlecht ein X- ches Vorstellungsvermögen und räumliche Orientierung, und ein Y-Chromosom aufweist? Oder muss er auch Kurzzeitgedächtnis sowie für bestimmte verbale Fähig- Hoden (gonadales Geschlecht) haben? Oder sollte er auch keiten von Bedeutung. Die Beziehung zwischen Stim- noch mehr Testosteron produzieren als die Individuen, mungslage (Depressivität) und Testosteron ist wider- die als Frauen bezeichnet werden, um auch ein männli- sprüchlich. Männer mit Hodenunterfunktion und ernied- ches hormonales Geschlecht zu haben? Sind auf der rigtem Testosteronspiegel scheinen durch Androgenga- Ebene des morphologischen Geschlechts auch Penis, ben eine Stimmungsaufhellung zu erleben. Bei gesun- Bartwuchs, eine tiefe Stimme und deutliche Muskeln er- den Männern mit normalen Testosteronwerten wurde forderlich, um als Mann zu gelten? Es gibt viele Männer hingegen sowohl ein positiver als auch ein negativer und Frauen, die auf allen vier Ebenen der Geschlechts- Zusammenhang mit der Stimmungslage gefunden. definition als männlich bzw. weiblich eingestuft werden. Besonders viele Untersuchungen beschäftigen sich mit Doch gerade die Biologie mit ihrer naturwissenschaftli- der Bedeutung des Testosterons für aggressives Verhal- chen Methodik zeigt uns, wie vielfältig die Erscheinungs- ten bei Männern. In allen Altersgruppen konnte gezeigt formen männlicher und weiblicher Individuen und wie werden, dass Testosteron mit aggressivem Verhalten und fließend die Übergänge von Frau zu Mann sind. Aggressivität überwiegend in positivem Zusammenhang So gibt es eine doppelgeschlechtliche Potenz der Men- steht, auch wenn die Beziehung nicht eng und durch schen, denn alle Kinder haben bis zur siebten Schwan-

117 gerschaftswoche eine völlig identische embryonale An- Zugehörigkeiten (Klasse, Schicht) so auch bei der Kate- lage für die Geschlechtsorgane. Erst durch ein Genpro- gorie Geschlecht vormals fraglos gegebene Abgrenzun- dukt des Y-Chromosoms und den vorgeburtlichen, ho- gen aufbrechen. Das gilt zumindest für die kulturellen hen Testosteronspiegel entwickeln sich Hoden und Pe- Codierungen von Weiblichkeit und Männlichkeit. Ein Blick nis, ansonsten würde sich ohne diese „Störungen“ au- in die Feuilletons z.B. von FAZ, Zeit, Süddeutscher Zei- tomatisch ein gonadal und morphologisch weibliches tung auf die Inszenierungen der Geschlechter in Pop- Individuum entwickeln. Es gibt sogar Menschen, bei de- und Hochkultur und erst recht auf die aktuellen kultur- nen sich im Laufe ihrer Entwicklung das Geschlecht än- wissenschaftlichen Gender-Debatten vermittelt den Ein- dert, um danach für den Rest des Lebens so zu bleiben. druck einer umfassenden „Verwirrung der Geschlech- Auch das bekannte „männliche“ Sexualhormon Testos- ter“. Die soziologische empirische Geschlechterforschung teron und das „weibliche“ Östrogen sind keineswegs aus- zeigt jedoch andererseits, dass die Pluralität der Weib- schließlich einem Geschlecht vorbehalten, sondern bei- lichkeits- und Männlichkeitsentwürfe bzw. die von den de kommen – wenn auch in unterschiedlichen Mengen kulturellen Geschlechterdiskursen insinuierte (Multi-)Op- – bei Frauen und Männern vor. Noch erheblich ähnlicher tionalität bislang noch keine Entsprechungen auf der sind sich die Geschlechter in ihrer Morphologie, dem handlungspraktischen Ebene der geschlechtlichen Ha- äußeren Erscheinungsbild, der körperlichen Leistungs- bitualisierungen gefunden hat. Für die Seite der Männer fähigkeit und im Aufbau des Gehirns. Hier ist es unmög- scheint das stärker noch zuzutreffen als für die der Frau- lich, auf Grund von Messdaten das Geschlecht einer Per- en. Trotz aller Gleichheits- und Optionalitätsdiskurse – und son mit 100 % Sicherheit zu erraten, da es bei diesen durch diese eher verdeckt – wird in weiten Bereichen Merkmalen immer einen sehr großen Überschneidungs- der alltäglichen, gesellschaftlichen Praxis weiterhin die bereich der Geschlechter gibt. tradierte Geschlechterordnung reproduziert. Das für die Seite der Männer konstitutive Prinzip des Michael Meuser „doing gender“ lässt sich im Anschluss an Bob Connell Doing masculinity als „hegemoniale Männlichkeit“ bezeichnen. Der Vortrag Geschlecht und Männlichkeit aus soziologischer wird zeigen, in welcher Weise hegemoniale Männlich- Perspektive keit als Orientierungsmuster seine Wirkung entfaltet und Emile Durkheim, einer der Gründungsväter der Soziolo- die geschlechtliche Praxis von Männern auch dort noch gie, hat deren Aufgabe darin gesehen, Soziales aus Sozi- bestimmt, wo diese versuchen, sich von tradierten Männ- alem zu erklären. Für die soziologische Geschlechterfor- lichkeitsentwürfen zu lösen. Gewiss lässt sich im Zuge schung heißt dies, dass sie Geschlecht als soziale Praxis des Wandels der Geschlechterverhältnisse auch eine zu beschreiben und zu analysieren hat: als „doing mas- Modernisierung von Männlichkeit beobachten – und bei culinity“. Gleichgültig, wie man die biologische Basis der manchen Männern ein Verlassen traditioneller Pfade der Geschlechterdifferenz einschätzt – ob man im Sinne der männlichen Lebensführung; dies impliziert jedoch kei- sex-gender-Unterscheidung ein vorsoziales biologisches neswegs zwangsläufig eine Auflösung der Hierarchien Substrat annimmt oder ob man dieses in dekonstrukti- und Ungleichheitsstrukturen im Geschlechterverhältnis. vistischer Perspektive bestreitet –, ein soziologischer Be- griff von Geschlecht meint notwendigerweise etwas an- deres als den Besitz bestimmter biologischer Merkmale. In einem handlungstheoretisch-soziologischen Sinne existiert ein Geschlecht in einer distinkten Handlungs- praxis, d.h. in typischen Handlungsweisen, durch die sich Angehörige des einen Geschlechts von denen des ande- ren Geschlechts unterscheiden. Es ist freilich nicht zu übersehen, dass an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert wie bei anderen sozialen

118 Julia Förch berichtete in den Stuttgarter Nachrichten zu werden. Vor allem in den Peergroups auf dem Schulhof vom 18. Dezember 2000 müssten Jungs immer wieder durch aggressives Verhalten ihre Männlichkeit unter Beweis stellen, die mich zwischen dem traditionellen Bild des starken Mannes und meinen eher sen- Die Schwächen des starken Geschlechts siblen Empfindungen förmlich zerreißen können“, sagt Tho- mas Scheskat vom Göttinger Institut für Männerbildung und Was willst du, Mann? – Danach fragen Soziologen und Persönlichkeitsentwicklung. Er begegnet der Irritation im Verhaltensforscher männlichen Selbstverständnis mit einer Mischung aus Kör- Bewegte Männer sind ohne Frauenbewegung nicht denkbar. perarbeit und Gestalttherapie. Dabei überprüfen Männer ihr Darin waren sich alle Experten auf einer Tagung der Akade- Verhalten am eigenen Leib. „Es geht nicht darum, es den Frau- mie der Diözese Rottenburg-Stuttgart zum Thema „Männli- en recht zu machen, sondern sich selbst.“ che Identität(en) in der Gegenwartsgesellschaft“ einig. Erst seit der Thron der einstigen Herren der Schöpfung durch weib- Tilman Kugler-Weigel, Männernetzwerk liche Kräfte ins Wanken geraten ist, macht sich Unruhe breit: Was macht den Mann zum Mann? Männer beginnen darüber nachzudenken, welche Nachteile Eindrücke von einer interdisziplinären sie für ein Leben zwischen Karrierestreben und dem Anspruch, Familienoberhaupt zu sein, in Kauf nehmen. Sie entdecken, Akademietagung dass das Patriarchat auch ihnen selbst geschadet hat. Ein Blick Über die Ziele von Männerarbeit lässt sich trefflich strei- auf die Statistik genügt: Männer sterben im Schnitt sieben Jahre ten. Erst recht zu streiten ist über dieFrage, wovon Män- früher als Frauen, jeder zweite an Herz-Kreislauf-Erkrankun- nerarbeit heute auszugehen hat. Womit ist zu rechnen, gen. Sie werden häufiger krank und begehen eher Selbstmord. wenn man Männern und ihren spezifischen Lebenslagen 1999 nahmen sich nach Angaben des Statistischen Bundes- gerecht werden will? Eine Tagung der Akademie der Di- amtes 8100 Männer das Leben. Bei den Frauen waren es 3000 özese Rottenburg-Stuttgart, der Männerarbeit der Diö- Suizide. zese und des Göttinger Instituts für Männerbildung ist dieser Frage nachgegangen. Der Ruf der Experten nach Jungenarbeit wird lauter Während Frauen inzwischen selbstbewusst zwischen verschie- Das Grundproblem denen Lebensentwürfen wählen, tun sich Männer schwer da- „Steckt auch im trockensten Buchhalter und EDV-Admi- mit, für sich eine andere als die bisher tradierte Rolle zu ent- nistrator der äquatorialafrikanische Berggorilla“ (mit dem scheiden. „Noch steht in unserer Gesellschaft kein anderes wir, wie uns die Biologin später erläutern wird, die über- sozial akzeptiertes Modell zur Verfügung“, sagt Michael Meu- ser, Soziologe an der Universität Bremen. Versuche, den alten wiegende Zahl der Gene gemeinsam haben)? Mit dieser Strukturen zu entkommen, scheitern seiner Ansicht nach noch Frage eröffnete Akademiereferent Dr. Manfred W. Lallin- immer am Prinzip der hegemonialen Männlichkeit. Über sie ger die Tagung in Stuttgart-Hohenheim. Sind es die zig- meldet das starke Geschlecht seinen Führungsanspruch an und tausende von Jahren der Menschheitsgeschichte, die das definiert sich als der Frau überlegen. heutige Verhalten von Männern begründen, in denen Meuser betont, dass selbst diejenigen, die das Prinzip männli- sich die steinzeitlichen Horden das Geschäft derart auf- cher Vorherrschaft eigentlich ablehnten, immer wieder von teilten, dass die Männer jagten und kämpfend ihre Hor- diesem eingeholt würden. Insbesondere in jüngeren Partner- schaften sei zu beobachten, dass Gleichberechtigung unein- de beschützten? geschränkt bejaht, in der Praxis aber nicht umgesetzt werde. Schon etwas näher an der Gegenwart wären da alle die, „Die Illusion der Gleichheit wird von beiden Partnern auf- die in der Psyche und im Handeln der Männer vor allem rechterhalten, um die Beziehung zu retten“, so Meuser. Irgend- archaische Mythen und archetypische Bilder des Phallus wann platzt die Seifenblase: Dafür spricht, dass zwei Drittel oder die Animusaspekte König, Krieger, Magier und Lieb- aller Scheidungen von Frauen eingereicht werden. haber in mehr oder weniger reifen Gestalten wirksam „Wir brauchen dringend mehr Jungenarbeit“, fordert Hans- sehen. Ganz am anderen Ende der Erklärungsansätze die Georg Wiedemann. Der Düsseldorfer Gemeindepfarrer mit Zusatzausbildung in Sexualberatung betreut seit Jahren Män- (De-)Konstruktivisten: Sie untersuchen Geschlechterrol- ner- und Jungengruppen. Seine Erfahrung: Buben lernen bereits len als soziale Konstrukte. Männlichkeit ist bzw. Männ- in der Kindheit, dass sie sich anders als Mädchen verhalten lichkeiten sind Teil sozialer Systeme. müssten, um von gleichgeschlechtlichen Freunden akzeptiert Zwischen diesen unterschiedlichen Schulen und Erklä-

119 rungsansätzen gibt es schließlich die Praktiker in der diert ein Konzept „sich anpassender Weiblichkeit“. Selbst Männerarbeit, so etwa in der Bildung, im Beratungsbe- aufgeklärte moderne Männer, die sich bewusst von der reich, in der Therapie oder in der Seelsorge. Sie haben es traditionellen Männerrolle distanzieren, zeigen eine ei- mit konkreten Männern und deren Leben, Fragen, Pro- gentümliche Sehnsucht danach, „ohne Konflikte nach blemen und Ressourcen zu tun und versuchen, die Er- draußen zu gehen“. Umstritten blieb die Frage, ob Män- kenntnisse und Wissensbestände über Männer im Leben ner nur von „patriarchaler Dividende“ profitieren oder von Männern nutzbar zu machen. ob sie nicht auch, wie einige Zuhörer in der therapeuti- Prof. Dr. Kerrin Christiansen, eine Human- und Verhal- schen undberatenden Arbeit feststellen, eine beträcht- tensbiologin, Dr. Hans-Georg Wiedemann, ein Tiefenpsy- liche „patriarchale Hypothek“ tragen. chologe und Pfarrer, Dr. habil. Michael Meuser, ein Sozi- ologe, und Thomas Scheskat, ein Körperpsychotherapeut Aspekte der Tiefenpsychologie und Praktiker in der Männerarbeit, stellten ihre fachspe- Wer nun vom Tiefenpsychologen und Pfarrer eine ener- zifischen Zugänge und Antwortversuche zum Thema der gische Illustration mythologischer und archetypischer Tagung dar. Bilder des Männlichen, wie sie in der Männerbewegung eine nicht unwesentliche Rolle spielen, erwartet hatte, Aspekte der Humanbiologie wurde enttäuscht. Kritisch setzte sich Hans-Georg Wie- Die Human- und Verhaltensbiologie liefert keine Argu- demann von C. G. Jungs polarem Konzept von Animus mente, Männern und Frauen in der modernen Gegen- und Anima ab. Er forderte in seinem Plädoyer die Män- wartsgesellschaft bestimmte Rollen zuzuweisen oder ner dazu auf, Freundschaft und Emotionalität unter Män- vorzuenthalten. Allein manche körperlichen Tätigkeiten nern zuzulassen, den Zwang zum Heroischen hinter sich mögen sich Männer und Frauen aufgrund der Körper- zu lassen, sich der eigenen Sterblichkeit zu stellen, die größe, Muskelmasse oder Ausdauerleistung geschlechts- Waffen zu strecken und erleichtert nach Hause zu ge- spezifisch verteilen. Auch das Testosteron taugt nicht, hen. Bleibt die Frage, wie das gehen soll. aggressives Verhalten oder das Sexualverhalten von Män- nern als quasi naturgegeben zu begründen – freilich Körpererfahrung und Kontakt korreliert der Testosteronspiegel positiv mit aggressivem Einige Antworten darauf versuchte Thomas Scheskat Verhalten und mit dem Sexualverhalten bei Männern. vom Göttinger Männerbüro zu geben: Körpererfahrung Aber umgekehrt können sexuelle Aktivitäten oder auch und Kontakt sind die zentralen Säule seines Bildungsan- der Sieg in einem sportlichen Wettkampf ihrerseits ei- satzes. „Wir ermuntern Männer, ihre Kraft und Energie nen erhöhten Testosteronspiegel zur Folge haben. „Hor- zu haben. Das macht sie auch erotischer.“ mone können nie ein Verhalten auslösen, aber sie kön- Männer lernen in vielfältigen Übungen, sich selbst wahr- nen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass ein Verhalten zunehmen, und sie üben, Konflikte in Kontakt mitein- auftritt“, resümierte Kerrin Christiansen. ander und mit sich selbst auszuhalten und auszutragen – und dabei in Partnerschaft zu bleiben. Atmung, Bo- Aspekte der Soziologie denkontakt, Berührung, Kraftübungen, Aggressionsaus- Unter soziologischen Gesichtspunkten ist es nach Michael druck sind wichtige Bestandteile des Konzepts. Männer- Meusers Ansicht das Konzept der „hegemonialen Männ- arbeit integriert so die biologisch-vegetative Wirklichkeit, lichkeit“, das immer noch den gemeinsamen Bezugs- die psychologische und die soziale Wirklichkeit der Män- punkt darstellt, von dem aus auch Differenzierungen im ner. „doing masculinity“ (in der praktischen Ausgestaltung von Männlichkeit) ihren Ausgangspunkt nehmen. Wäh- rend in den Medien und der Popkultur munter ein plu- rales „anything goes“ der Geschlechter propagiert wird, ist die traditionelle hegemoniale Männlichkeit empirisch noch der Normalfall in unserer Kultur. Dem korrespon-

120 Fachtagung zum Jahresthema Tagungsleitung: Dr. Manfred W. Lallinger des Caritasverbandes Sigrid Zinnecker, Stuttgart

Referentinnen/Referenten: 23. Februar 2000 Schwester Paulin Link, Kloster Reute Dieter Meyer, Stuttgart Stuttgart-Hohenheim Maria Nestele, Stuttgart Prof. Dr. Falk Roscher, Esslingen Alfred Schleimer, Freiburg i. Br. Reinhard Spohrer, Stuttgart Rita Thesing, Tettnang ...und...und Msgr. Wolfgang Tripp, Stuttgart

Zunehmende Polarisierung der Gesellschaft diedie Ende der 50er Jahre verkündete der „Dicke mit der Zi- garre“ und „Vater der sozialen Marktwirtschaft“, Ludwig Erhard, aus der Plüschecke seines Wirtschaftswunder- Armen?! Wohnzimmers als oberste handlungsleitende Option Armen?! staatlicher Sozial- und Wirtschaftspolitik den „Wohlstand für alle“. Seit den frühen achtziger Jahren wurde daraus die Wohlfahrt für immer mehr Abhängige am Tropf des Staates. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts schreitet die Polarisie- Soziale Benachteiligung rung der Gesellschaft weiter voran. Die These von der und Ausgrenzung „Zwei-Drittel-Gesellschaft“, nach der eine wachsende Zahl von Individuen (rd. ein Drittel) auf Dauer ausgegrenzt in Deutschland wird, während rd. zwei Drittel in ausgezeichneten oder guten bis durchschnittlichen materiellen und sozio-kul- turellen Verhältnissen leben, hat mittlerweile eine breite empirische Evidenz. Neuere und aktuelle sozialwissen- schaftliche Studien verdeutlichen dies.

Armut – eine Faktizität, die einzig Weinbomben sau- fende Penner betrifft? Wenngleich Armut hierzulande in der öffentlichen De- batte zwischenzeitlich durchaus Beachtung findet und CARITASVERBAND DER DIÖZESE somit kein Tabuthema mehr darstellt, tun sich bestimmte ROTTENBURG-STUTTGART gesellschaftliche Kreise noch immer sichtlich schwer damit, Armut als gesellschaftliche Faktizität wahrzuneh- men und anzuerkennen. Nicht wenige Politiker und In- teressenvertreter der Wirtschaft stellen Armut rund heraus in Abrede. In der Bundesrepublik Deutschland, so ihre Argumentation, könne es keine Armut geben,

121 denn schließlich habe jeder Mensch Anspruch auf Sozi- Hauptursache für Armutslagen: Arbeitslosigkeit alhilfe. Die sog. „Penner“ machen nur einen Bruchteil der Ar- Einmal abgesehen davon, dass viele Menschen in mutspopulation aus, wenngleich nicht übersehen wer- Deutschland ihren Anspruch auf Sozialhilfe überhaupt den darf, dass ihr Anteil tendenziell zunimmt. Der Weg nicht geltend machen (Schätzungen gehen von bis zu 3 in die Armut beginnt immer häufiger mit dem Verlust Millionen aus), sei darauf hingewiesen, dass die Sozialhil- des Arbeitsplatzes. Während fast das gesamte 20. Jahr- fe lediglich ein Leben am Rande des materiellen Exis- hundert hindurch organisierte Erwerbsarbeit Gesellschaft tenzminimums erlaubt. Hinsichtlich der Möglichkeiten konstruiert und – wer wollte dies in Frage stellen – stabi- und Chancen zur Teilhabe an der Gesellschaft sind Sozi- lisiert hat, ist die Arbeit nun zu einem Faktor der Desin- alhilfeempfänger sogar eher unterversorgt, d.h. sie le- tegration geworden. Immer mehr Menschen werden ben in der Regel faktisch deutlich unterhalb des sozio- langfristig aus dem Erwerbsprozess ausgegrenzt und kulturellen Durchschnittsversorgungsniveaus. damit – oft irreversibel – an die Peripherie der Gesell- Andere Zeitgenossen assoziieren die zahlenmäßige Zu- schaft gedrängt. Arbeit, von Karl Marx um die Mitte des nahme von Bedürftigkeit vor allem mit einem Anwach- 19. Jahrhunderts noch als eine „von allen Gesellschafts- sen der ungerechtfertigten Inanspruchnahme von Sozial- formen unabhängige Existenzform des Menschen“ be- hilfe (Stichwort: Missbrauch) und diffamieren und stig- schrieben, schrumpft im industriellen Sektor unter den matisieren dergestalt – bewusst oder unbewusst – die herrschenden Bedingungen von fortschreitender Erset- Millionen Sozialhilfeempfänger pauschal zu Sozialschma- zung des Faktors „Human-Kapital“ durch „High-Tech- rotzern. Wieder andere reduzieren das Thema Armut Kapital“ schrittweise zur Restgröße. Unter den Bedingun- schlicht auf die Wohnungslosen und denken dabei – gen der zunehmend an Bedeutung gewinnenden Infor- zweckdienlich – vorzugsweise an Weinbomben saufen- mations- und Wissensgesellschaft mit ihren spezifischen de, auf Parkbänken und in den Fußgängerzonen der Anforderungen im Bereich der beruflichen Erstausbil- Innenstädte herumlungernde Penner, was es dann dung und der Weiterbildung werden sich – so steht zu wiederum leicht macht, Unpässlichkeiten wie etwa Ar- vermuten – die gesellschaftlichen Friktionen und die Al- mut – entsprechend der (neo-)liberalistischen Maxime, lokation disparater Lebenslagen im Verlauf des 21. Jahr- der Mensch sei seines Glückes Schmied – vor allem auf hunderts noch verschärfen. Die unterschiedlichen em- einen schuldhaft handelnden Verursacher zurückzufüh- pirischen (quantitativen und qualitativen) Untersuchun- ren, auf den Marginalisierten selber nämlich. gen und die amtlichen Statistiken (insb. Sozialhilfestatis- Indes: Armut hat viele Gesichter sowie nicht wenige ver- tik) zur Armut machen deutlich, dass neben der Arbeits- ursachende Faktoren und muss in fortgeschrittenen losigkeit vor allem auch bestimmte Haushaltsformen eine Gesellschaften vom Typus Bundesrepublik Deutschland besondere Ursache für Armut und Benachteiligung so- nicht bloß in den Kontext von disparater Verteilung öko- wie Unterversorgung darstellen. Wie der Beitrag von nomischer Ressourcen gestellt, sondern auch auf dem Herrn Alfred Schleimer (Deutscher Caritasverband, Re- Hintergrund bestehender bzw. zunehmender „relativer“ ferat Armutsfragen) verdeutlichte, sind alleinerziehen- sozio-kultureller Benachteiligung bzw. Unterversorgung de Frauen und kinderreiche Familien in besonderer Weise gesehen werden. Armut in Deutschland ist eine „relati- von Armut betroffen, ferner auch Personen mit unzu- ve“ Armut, wobei der Begriff „relativ“ streng, d.h. im Sin- reichender beruflicher Ausbildung/Qualifikation. Den ne seiner eigentlichen Bedeutung verstanden werden Weg zum zuständigen Sozialamt zu beschreiten gezwun- muss: „verhältnismäßig“, „gemessen an“, mithin: gemes- gen sind darüber hinaus zunehmend auch ältere Mig- sen an einem bestimmten Durchschnittseinkommen so- ranten und Personen mit „Handicap“. wie an einem durchschnittlichen Versorgungsniveau zur Teilhabe an den gesellschaftlichen Aktivitäten. Im Folgenden dokumentieren wir eine gekürzte Fassung des Beitrags von Alfred Schleimer, der über „Ausmaß, Struktur und Ursachen der Armut in Deutschland“ refe- rierte.

122 Was ist Armut? wichteten Durchschnittseinkommen oder Äquivalenzein- Trotz aller dieser Bemühungen und Anstöße gelang es kommen orientiert. Ein Einkommen von weniger als der nicht, einen gesellschaftlichen Konsens zu Armut und Hälfte des gewichteten Durchschnittseinkommens be- Armutsbetroffenheit zu erreichen. Noch 1998 versuch- deutet, in Einkommensarmut zu leben. Als Anhaltspunkt: te die alte Bundesregierung unter Helmut Kohl als Ant- Für 1997 war das Durchschnittseinkommen einer er- wort auf den 10. Kinder- und Jugendbericht Armut zu wachsenen alleinlebenden Person in Deutschland-West verneinen und verwies auf das gut ausgebaute soziale mit ca. 2.075 DM ausgewiesen. Von der Hälfte dieses Be- System und insbesondere auf die Sozialhilfe als letztes trages – 1.030 DM – müsste ein Mensch in der BRD gera- Netz, mit der ja gerade Armut bekämpft werde. Allenfalls de noch menschenwürdig leben können, sich ernähren, erkannte sie die Menschen als arm an, die trotz einem kleiden, reisen, bilden und seine Wohnung bezahlen kön- die Sozialhilfe unterschreitenden Einkommen Sozialhil- nen. fe nicht in Anspruch nehmen. Die Caritas-Armutsuntersuchung – sie orientierte sich am Einigkeit besteht darin, dass Armut – wie es das gemein- sog. Ressourcenkonzept – hatte die Einkommenspositi- same Wort der Kirchen ausdrückt – mehr als Einkom- on ihrer Klientinnen und Klienten untersucht und dabei mensarmut ist, wenngleich Einkommensarmut der wich- festgestellt, dass bei gegebener Einkommensarmut auch tigste Aspekt ist. „Armut (...) ist mehr als nur Einkom- Unterversorgungen und Mängel in weiteren Lebensbe- mensarmut. Häufig kommen bei bedürftigen Menschen reichen dieser Menschen festzustellen waren: Arme Men- mehrere Belastungen zusammen, wie etwa geringes Ein- schen wohnten schlechter, wussten weniger über ihre kommen, ungesicherte und zudem schlechte Wohnver- sozialen Rechte Bescheid – und nahmen sie entspre- hältnisse, hohe Verschuldung, chronische Erkrankungen, chend auch nicht wahr –, waren dazu verschuldet und psychische Probleme, langandauernde Arbeitslosigkeit, häufig arbeitslos, fühlten sich in ihrer Gesundheit beein- soziale Ausgrenzung und unzureichende Hilfe. Diese Ar- trächtigt, büßten erheblich an Lebensqualität ein. mutssituationen treffen besonders diejenigen, die meh- rere Jahre auf Sozialhilfe angewiesen sind. Eine der Armut nach dem Lebenslagenkonzept schlimmsten Auswirkungen von Armut ist der Verlust der Die Caritasarmutsuntersuchung erreichte mit ihren Er- eigenen Wohnung, davon sind in Deutschland immer gebnissen eine Annäherung an das sogenannte Lebens- mehr Menschen, darunter verstärkt Familien mit Kindern, lagenkonzept, das heute in der Wissenschaft und der Alleinerziehende, Frauen und Jugendliche betroffen“ (Ar- sozialen Praxis gehandhabt wird: mutsdefinition der Kirchen, Sozialwort S. 30). Armut ist zum ersten relativ zu den Lebensverhältnissen Eine andere Armutsdefinition liefert uns die Europäische der übrigen Bevölkerung hier – und nicht zur Bevölke- Union. Sie bezeichnete 1975 und nochmals 1987 Einzel- rung in anderen Ländern – zu sehen. personen oder Familien als arm, die über so geringe Zum zweiten: Armut ist Mangel an Einkommen (Ressour- (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass cen), weil man sich in einer Marktwirtschaft Güter und sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Dienstleistungen entsprechend einem soziokulturellen Mitgliedsstaat als Minimum annehmbar ist, in welchem Mindeststandard nur mit Geld einkaufen kann. sie leben. Zum dritten: Armut ist neben dem Mangel an Einkom- In ähnlicher Weise ist die Intention des Bundessozialhil- men Unterversorgung in zentralen Bereichen: Nahrung, fegesetzes zu verstehen: Als Instrument der Armutsbe- Wohnung, Arbeit, Kleidung, Gesundheitsversorgung, kämpfung soll die Sozialhilfe dazu befähigen, menschen- soziale Absicherung, Transport, Information, Freizeit, würdig und unauffällig im bisherigen Umfeld leben zu soziale Beziehungen, Rechtsschutz, Schutz vor Krimina- können. lität, politische Beteiligung u.a. Gravierende Unterversor- Bis heute hat das Europäische Amt für Statistik (Euros- gung muss in mehreren dieser Bereiche gegeben sein, tat) wie seinerzeit auch die Caritas von dieser Definition der Grad der jeweiligen Unterversorgung ist keineswegs ein Einkommensminimum abgeleitet, das sich am ge- festgelegt. Die Bestimmung und Zuschreibung von Ar-

123 mut im Kontext der sog. Lebenslagendefinition ist Wer ist als arm einzuschätzen? schwierig. Eine Betroffenheit in Zahlen auszudrücken, be- Die Sozialhilfestatistik gibt hierzu einen Einblick: dürfte einer aufwändigen Forschung. • Es sind Alleinerziehende und durchweg Frauen. Zum vierten: Wenn die Unterversorgung länger anhält, • Es sind kinderreiche Familien, die über Teileinkommen ist häufig gesellschaftliche und soziale Ausgrenzung mit verfügen und ergänzender Sozialhilfe bedürfen. Armut verbunden, was die Armutslebenslage – einer • Es sind kinderreiche Familien, die nur über ein Ein- Spirale gleich verschärft: arbeitslos ~ wohnungslos ~ arm. kommen verfügen, das für große Familien aber nicht bedarfsdeckend ist. • Es sind mit leicht steigender Tendenz alte Menschen, Was sagen Statistiken über die Zahl armer Men- unter ihnen vor allem MigrantInnen aufgrund gerin- schen? ger Rentenansprüche. Wir haben • Es sind Männer und Frauen mit unzureichender Aus- • eine Sozialhilfestatistik und bildung und beruflicher Qualifikation, die auf dem • das sogenannte Sozioökonomische Panel (SOEP), das Arbeitsmarkt kaum noch Chancen haben. ein Durchschnittseinkommen berechnet und davon • Es sind Menschen mit einem „Handicap“ in der beruf- Armutsgrenzen in Höhe von 40 % (strenge Armut), lichen und/oder persönlichen Biographie, die vielfach von 50 % (Armut) und 60 % (relative Armut) ableitet. auch als Wohnungslose gänzlich auf der Straße lan- Die Sozialhilfe erreicht zurzeit 43 % des gew. Äquivalenz- den. einkommens und stellt oder soll das Existenzminimum sicherstellen und ein menschenwürdiges Leben ermög- lichen.

Vergleich unterschiedlicher Armutsbetroffenheit Verdeckte Armut Viele Haushalte verzichten – oder wis- sen es nicht besser – auf ergänzende Sozialhilfeleistungen, obschon sie auf- grund ihres geringen Einkommens ei- nen Anspruch darauf hätten. Auf 10 So- zialhilfeempfänger kommen nach einer Studie vom Institut für Sozialberichter- stattung und Lebenslagenforschung da- nach nochmals weitere 7 bis 11 Men- schen, die einen Anspruch hätten, ihn aus den unterschiedlichsten Gründen aber nicht einlösen. Die Studie verstärkt die Annahme, dass große Haushalte noch stärker in verdeckter Armut leben. Ein Vergleich stellt Ihnen augenfällig dar, wie – hier im Beispiel sind es Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren – die Zah- len auseinanderdriften:

124 Die Ursachen für Armut heute Zahl der Vermögensmillionäre hat sich in den letzten • Die Massenarbeitslosigkeit infolge des Strukturwan- 10 Jahren auf 155.000 verdoppelt, die Zahl der Sozial- dels des Arbeitsmarktes und der Wirtschaft. Es ist der hilfeempfänger hat sich in der gleichen Zeit von 1,77 Konkurrenzdruck und der Druck der Kapitalbesitzer auf 2,9 Millionen erhöht. auf Arbeitgeber und Firmen, mit möglichst geringem • In weiten Teilen sind die Prinzipien der sozialen Markt- Personalbestand höchste Produktivität und Rendite wirtschaft aufgegeben worden, und die europäische zu erzielen. Auf dem Arbeitsmarkt sind gut ausgebil- Einigung und die Globalisierungsdebatte verschärfen dete Mitarbeiter gefragt, Menschen mit Handicaps, noch diesen Trend zu einseitiger Verteilung und zur keiner oder einer unzureichenden Qualifikation ha- Unternehmenskonzentration. ben keine Chance. • Der Sozialstaat wird um- oder zutreffender abgebaut; • Eine zweite Ursache ist der soziale Wandel. Darunter die sozialen Sicherungssysteme verfehlen ihre Ziele, sind die Auflösung und Veränderung der Familien- die Selbstvorsorge des Bürgers ist gefragt. Einem Drit- form, der Trend zur Individualisierung und zum 1-Per- tel der Bürger, das haben sowohl die Armutsuntersu- sonen-Haushalt sowie die Veränderungen im Alters- chung der Caritas wie auch die Lebenslagenuntersu- aufbau der Gesellschaft zu verstehen. Familie als Le- chung in Ostdeutschland gezeigt, wird es aber nicht bensform ist eine Minderheit geworden. Als sozialer möglich sein, aus Eigenmitteln einen Beitrag mehr zur Wandel gilt auch der familiale Wandel (zur Kleinfami- Vorsorge leisten zu können: Es gibt nichts im Haus- lie, zur Ein-Eltern-Familie). Kritische Ereignisse im Le- haltsbudget, was sie dafür erübrigen könnten. bensverlauf wie Pflegebedürftigkeit, Verschuldung oder Scheidung bedeuten vielfach wegen unzurei- chender eigener Absicherung für Frauen bzw. für al- Thomas Wilk berichtete im Katholischen Sonntagsblatt lein Erziehende wegen ausstehender Unterhaltszah- über die Tagung: lungen Sozialhilfebezug auf Zeit und ein Leben in Ar- mutspositionen. Von „Hängematte“ kann keine Rede • Es ist der unzureichende Familienlastenausgleich: Immer noch legen Familien beim Großziehen von Kin- sein dern drauf – und das geht nur in gutsituierten Haus- Kluft zwischen Arm und Reich größer – halten ohne Substanzverlust für die Eltern. Ehrenamt wird immer mehr ausgenutzt • Verteilung – zum einen die laufende steuerlich verur- sachte Verteilung: Arbeitseinkommen wurden immer Mit einem Symposium als Auftaktveranstaltung machte jetzt höher besteuert, für Gewinn- und Vermögenseinkom- der Caritasverband der Diözese in der katholischen Akademie men gingen die Steuersätze zurück; die für alle zu Hohenheim auf das Jahresthema der Caritas in Deutschland gelten habenden Steuerfreibeträge und Steuerspar- „... und die Armen?“ aufmerksam. Diözesancaritasdirektor Wolfgang Tripp warnte davor, die modelle können nur von Einkommenstarken umge- Armen isoliert von den reichen Bevölkerungsschichten zu se- setzt werden. hen. Die Kluft zwischen Arm und Reich werde immer größer; • Dazu kommt die Spreizung der Einkommen: Untere die Folge sei eine „gestörte Gemeinschaftsbeziehung“. Tripp Lohngruppen sinken immer mehr ab, Spitzeneinkom- mahnte das Modell einer sozial gerechten Gesellschaft an, in men legen zu. Untere Einkommen vermögen eine Fa- der alle Menschen ihre elementaren Bedürfnisse befriedigen milie nicht mehr zu ernähren, während das obere Ein- können und in der Chancengleichheit herrscht. Tripp verwies kommenzehntel nur noch ein Drittel und weniger ih- auf die „Option für die Armen“ in Lateinamerika als „Protest res Einkommens für die Lebenshaltung verbraucht, gegen die Armut“. Die protektionistische Politik der Indus- trienationen gegenüber der Dritten Welt zementiere die Struk- der Rest kann in Geldanlagen investiert werden. turen. Auch in Deutschland müssten Kirche und Caritas ver- • Die skandalöse Verteilung von Geld- und Sachvermö- stärkt die Nähe zu den Armen suchen. gen und mehr noch die von Produktivvermögen ver- Dass auch in Deutschland die Armut ein drängendes Problem weist ebenfalls auf Verteilungsungerechtigkeit: Die sei, erläuterte Armutsreferent Alfred Schleimer vom Deutschen

125 Caritasverband: „Auf zehn Sozialhilfeempfänger kommen noch einmal sieben bis zehn Menschen, die von ihrem Recht Wandel der Erwerbs- keinen Gebrauch machen, sei es aus Scham oder aus Unwis- senheit.“ Meist treffe die Armut Alleinerziehende, kinderrei- arbeit in der che Familien, Frauen und Migranten. Schleimer: „Das Leben in der ,sozialen Hängematte‘ sei längst nicht so angenehm, wie viele Politiker glauben.“ 155.000 Vermögensmillionären Informations- und stehe ein Drittel der Haushalte gegenüber, die für die eigene Vorsorge nichts zurücklegen können. In den letzten Jahren sei Wissensgesellschaft „ein Weniger an Steuergerechtigkeit“ zu verzeichnen. Zu den Forderungen der Caritas zählen laut Schleimer die Konsoli- In Zusammenarbeit mit der Akademie für Technikfolgen- dierung der sozialen Sicherungssysteme, eine bedarfsorien- abschätzung in Baden-Württemberg, SÜDWESTMETALL, tierte Grundrente, die Steigerung der Sozialhilfe und des so- Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden- zio-kulturellen Existenzminimums, regelmäßige Armuts- und Württemberg e.V., der Evangelischen Akademie Bad Boll Reichtumsberichte und die Begrenzung der Überschuldung und dem Deutschen Gewerkschaftsbund Landesbezirk durch vorbeugende Maßnahmen. Sr. Paulin Link von den Franziskanerinnen von Reute führte Baden-Württemberg den Teilnehmern des Symposiums anhand des Lebens des hei- ligen Franz von Assisi vor Augen, was es heißt, „der Armut 10. Mai, 24. Mai, 14. Juni, 11. Oktober, 25. Oktober, ein Gesicht zu geben“. In ergreifenden Worten schilderte sie, 8. November wie Franz sich konsequent den Ärmsten zuwandte und gerade Stuttgart, Studio Landesbank Baden-Württemberg für sie da war. Der Rektor der Esslinger Fachhochschule für Sozialwesen, Professor Falk Roscher, untersuchte die Angebote von Kirche Leitung: und Caritas und ihre Wirkung auf staatliche Systeme. Dabei Dr. Manfred W. Lallinger hinterfragte er kritisch Angebote wie Kleiderkammern, ,Cari- Peer-Michael Dick, Stuttgart Satt-Läden‘ oder die Vesperkirche. „Diese Angebote werden Martinus Kuhlo, Bad Boll von staatlichen Stellen zunehmend als Argument benutzt, um Welf Schröter, Stuttgart Sozialhilfeempfängern Leistungen zu verweigern. Die Rech- Dr. Bernd Steffensen, Stuttgart te im sensiblen Bereich der Existenzsicherung stehen offen- sichtlich wieder zur Disposition.“ Die ehrenamtlich Tätigen Dr. Karin Töpsch, Stuttgart merkten nicht, dass ihre Hilfe von vielen Sozialämtern als Klaus Dieter Wachlin, Stuttgart willkommener Grund zur Kürzung der Leistungen angesehen werde. Professor Roscher: „Es geschieht hinter ihren Rücken, Referentin/Referenten: sogar hinter den Rücken der Sozialamtsleiter.“ Das Engage- 10. Mai: Dr. Werner Dostal, Nürnberg ment der Ehrenamtlichen sei zwar gut gemeint, doch dürfe Lothar Schröder, Frankfurt a. M. das nicht dazu führen, dass die Ehrenamtlichen durch ihren 24. Mai: Dr. Dieter Klumpp, Stuttgart Einsatz nicht die Sozialhilfeempfänger, sondern staatliche Stel- Prof. Nico Stehr Ph. D., Vancouver len entlasteten. Roscher: „Die Caritas sollte keine ,CariSatt- Läden‘ zur Entlastung der Landkreise einrichten.“ Jugend- und 14. Juni: Prof. Dr. Klaus Grimmer, Kassel Altenarbeit seien in diesem Zusammenhang ein wesentlich Dr. Erwin Vetter, MdL, Karlsruhe wichtigeres Feld ehrenamtlicher Tätigkeit. 11. Oktober: Helmut Hekmann, Waiblingen Dr. Jeanette Hofmann, Berlin 25. Oktober: Dr. Peter Kupka, Göttingen Günter Schrom, Stuttgart 8. November: Podiumsdiskussion: Dr. Martin Allespach, Stuttgart Prof. Dr. Horst Autzen, Stuttgart Dr. Hans-Dieter Groffmann, Stuttgart Prof. Dr. Wolfgang Nethöfel, Marburg

126 Wie schon in den vergangenen Jahren bildete auch im anwendungs- bzw. praxisbezogen. Definiert man Nor- Berichtsjahr die Durchführung von Tagungen und Ex- malarbeitsverhältnis durch eine abhängige, rechtlich und pertengesprächen zu Fragen nach der Zukunft der Er- sozial gesicherte und unbefristete Voll- oder Teilzeittä- werbsarbeit einen wesentlichen Schwerpunkt der Tätig- tigkeit, so arbeiteten in Deutschland 1995 annähernd 70 keit des Referats Soziales, Politik, Arbeitswelt und Ju- Prozent der Beschäftigten (inkl. Scheinselbstständige) in gendfragen. Besonders hervorzuheben ist in diesem einem derartigen Arbeitsverhältnis und ca. 30 Prozent Zusammenhang, dass die in den Jahren 1997 und 1998 in Nicht-Normalarbeitsverhältnissen. 1970 hatte die Re- tätige interinstitutionelle Arbeitsgruppe „Initiativen für lation noch bei 85:15 gelegen. Es mehren sich die Anzei- den Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg“ (vgl. Chronik chen dafür, dass das für die Industriegesellschaft typi- 1998) im Juli 2000 rekonstituiert werden konnte. Im Mit- sche Normalarbeitsverhältnis im 21. Jahrhundert weiter telpunkt der Beratungen der Arbeitsgruppe stand im an Relevanz verlieren wird. Die durch den Übergang von Berichtsjahr die Suche nach Maßnahmen, Modellen und der Industrie- zur Informationsgesellschaft verursachten Initiativen zur Verbesserung der Beschäftigungsmöglich- Wandlungsprozesse werden die Dekonzentration von Ar- keiten älterer erwerbsloser Personen. beit („Entbetrieblichung der Arbeitswelt“) weiter voran- Von zentraler Bedeutung war darüber hinaus eine Ver- treiben und ferner zu mehr Selbstständigkeit und auch anstaltungsreihe, die die Akademie der Diözese Rotten- mehr Schein-Selbstständigkeit führen. Die „Selbststän- burg-Stuttgart gemeinsam mit der Akademie für Tech- digen im Netz“ sind im Bereich der Informations- und nikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg, dem Ver- Multimediadienste tätig oder erbringen unternehmens- band der Metallindustrie Baden-Württemberg, der Evan- orientierte Dienstleistungen. Mit den hergebrachten Vor- gelischen Akademie Bad Boll und dem Deutschen Ge- stellungen von Selbstständigkeit haben diese Erwerbs- werkschaftsbund, Landesbezirk Baden-Württemberg, tätigen nur noch bedingt etwas oder gar nichts mehr durchführte. Unter dem Thema „Wandel der Erwerbsar- gemein. Manche von ihnen tragen schillernde Titel wie beit in der Informations- und Wissensgesellschaft“ bot New-Media-Manager, Screen-Designer oder Conceptio- die sechsteilige Veranstaltungsreihe Entscheidungsträ- ner. Die Kategorie der „Selbstständigen“ umfasst nicht gern aus Unternehmen, Verbänden, Gewerkschaften und nur hochqualifizierte und spezialisierte Personen mit gut- politischen Gremien sowie der interessierten Öffentlich- dotierten Aufträgen aus der Wirtschaft, sondern auch keit ein Panorama der Fragen, Probleme und möglichen Glücksjäger mit schwieriger materieller Grundlage, für Perspektiven der Erwerbsarbeit angesichts des in Gang die das Prinzip des Durchwurstelns konstitutiv ist, darüber befindlichen fundamentalen Strukturwandels der Wirt- hinaus auch Personen mit extrem prekären Jobarrange- schaft und ließ Konturen einer neuen Arbeitswelt sicht- ments. Was wird vor diesem Hintergrund aus den auf bar werden. Das Spektrum der angesprochenen Aspek- Beiträgen aus traditionellen Arbeitsverhältnissen beru- te war beträchtlich. henden Versicherungssystemen? Welche Konsequenzen ergeben sich für die individuelle Vorsorge gegen die gro- Veränderung der Jobarrangements – schöne neue ßen Lebensrisiken wie etwa Krankheit oder Arbeitslosig- Arbeitswelt? keit, wenn die Arbeitsverhältnisse in wachsendem Maße Die Auftaktveranstaltung am 10. Mai war dem Themen- befristeten Arbeitsverträgen weichen und fragmentier- komplex „Erwerbsformen jenseits des ,Normalarbeits- te Erwerbsbiografien zum Normalfall werden? Und was verhältnisses’ – Perspektiven für soziale Standards“ ge- wird aus der wirtschaftlichen Interessenvertretung der widmet. Die beiden Referenten stellten sich der Thema- Arbeitnehmer? Sind die Bedingungen des Verkaufs von tik aus unterschiedlichen Perspektiven: Dr. Werner Dos- Arbeitskraft in der Informations- und Wissensgesellschaft tal, Bereichsleiter am Institut für Arbeitsmarktforschung vorzugsweise individuell auszuhandeln? Die Referenten und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit in Dr. Dostal und Schröder stellten sich diesen Fragen und Nürnberg, näherte sich ihr theoretisch-wissenschaftlich, Problemen und skizzierten innovative Lösungen. Lothar Schröder, Leiter der Abteilung Technologie beim In der Folgeveranstaltung am 24. Mai ging es um „Per- Hauptvorstand der Deutschen Postgewerkschaft, eher spektiven der Wissensgesellschaft – Innovationen und

127 Wandel der Beschäftigungsformen“. Referenten waren pen und -milieus auf Zugang zu den neuen Medien und Dr. Dieter Klumpp von der Alcatel SEL-Stiftung, Stuttgart, den mit ihnen verbundenen Arbeits- und Kommunikati- sowie Prof. Dr. Nico Stehr von der University of British onsformen sicherzustellen. Zum Thema „Integration und Columbia, Vancouver, Kanada. Die dritte Veranstaltung soziale Spaltung: Überwindung von Zugangsbarrieren“ am 14. Juni befasste sich unter dem Titel „Neue Dienst- referierten Helmut Hekmann vom Berufsbildungswerk leistungen in der kommunalen Verwaltung“ mit dem Ein- Waiblingen sowie Dr. Jeanette Hofmann vom Wissen- fluss der Verwaltungsinformatisierung auf die Organisa- schaftszentrum in Berlin, wobei Helmut Hekmann eine tion und Arbeit öffentlicher Verwaltungen, insbesondere regional ausgerichtete Initiative zur Heranführung be- der Kommunalverwaltungen, und auf die Beziehungen nachteiligter Jugendlicher an das Internet und die IuK- zwischen Bürgern und Verwaltung. Die Teilnehmer und Technologien vorstellte und somit einen konkreten Bei- Teilnehmerinnen hörten hierzu Beiträge von Prof. Dr. trag zur Verhinderung einer weiteren Verschärfung der Klaus Grimmer von der Gesamthochschule Kassel und ohnehin schon bestehenden gesellschaftlichen Spaltung von Dr. Erwin Vetter von der Führungsakademie Baden- lieferte. Württemberg. Angesichts der zunehmenden Informatisierung der Le- bens- und Arbeitswelt und der damit einhergehenden Web oder weg Wissensintensität ergeben sich neue Anforderungen Wer den Anschluss an die IuK-Technologien ver- auch und vor allem an die berufliche Bildung und an das passt, verliert den Anschluss an die Gesellschaft Qualifizierungssystem. Diese Anforderungen aufzuzei- Im Zentrum der Veranstaltung am 11. Oktober standen gen und zu diskutieren war Aufgabe der Veranstaltung die aus dem Übergang zur Informationsgesellschaft für am 25. Oktober, für die als Referenten Günter Schrom die Sozialstruktur sich abzeichnenden und bislang noch von der debis Systemhaus GmbH und Dr. Peter Kupka weitgehend unterschätzten Spaltungstendenzen in „Wis- vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Universität sende“ (user) und „Nicht-Wissende“ (looser). Wenngleich Göttingen gewonnen werden konnten. Auf der sechs- das ganze Ausmaß dieser Entwicklung derzeit noch nicht ten und letzten Veranstaltung am 8. November wurde zu taxieren ist, werden Konturen hinsichtlich der Brisanz u.a. der Frage nachgegangen, ob und inwieweit die staat- der weiteren sozialen Polarisierung in der unlängst von lichen Akteure auf die durch den Übergang von der In- der Initiative D21 vorgestellten Studie „Digitale Spaltung dustriegesellschaft in die Informationsgesellschaft her- in Deutschland“ sichtbar: Danach deutet einiges darauf vorgerufenen (sozialen) Umbrüche gestaltend einwirken hin, dass die Fähigkeit zur Nutzung von Computer- und können. Internet-Technologien im 21. Jahrhundert Vorausset- Im Folgenden dokumentieren wir die von Dr. Dostal hin- zung nicht mehr nur für den Einstieg in das Arbeitsle- sichtlich der Thematik „Erwerbsformen jenseits des Nor- ben sein wird, sondern auch für die volle Partizipation malarbeitsverhältnisses – Perspektiven für soziale Stan- am wirtschaftlichen, politischen und sozialen Leben. So dards“ vorgetragenen Thesen sowie Teile des Vortrags etwa, wenn – was so fern nicht mehr liegt – traditionelle von Herrn Hekmann, der – wie bereits erwähnt – die Be- Formen wirtschaftlichen Handelns an Bedeutung verlie- mühungen des Berufsbildungswerkes Waiblingen zur ren und bestimmte Konsumprodukte nur noch über das Heranführung benachteiligter Jugendlicher an das Inter- Netz der Netze eingekauft oder staatliche, kommunale net und die IuK-Technologien verdeutlichte. und private Dienstleistungen zunehmend über das In- ternet abgewickelt werden. In besonderer Weise von Segregation bedroht seien Menschen mit Haupt- oder Thesen von Dr. Werner Dostal gar keinem Schulabschluss, Arbeitslose, Senioren sowie Mit der Diskussion um die Green-Card für Computerspe- Bewohner ruraler Regionen. Das ist ein wesentlicher zialisten wissen es jetzt alle: Wir sind in der Informati- Grund dafür, weshalb die Studie große Anstrengung von onsgesellschaft angekommen und Wissen ist zur bedeu- Seiten des Bundes, der Länder und der Wirtschaft for- tendsten Ressource geworden. Im globalen Wettstreit dert, um die Chancen möglichst aller Gesellschaftsgrup- der Unternehmen, der Nationen, der Mentalitäten und

128 Zumutbarkeiten wachsen neue Strukturen heran, die zur Teleheimarbeit zu lösen. Nur noch ein Kern der lang- allesamt noch ungeprüft und nicht bewährt sind. fristig notwendigen Stammbelegschaften erhält eine Die überkommenen industriellen Arbeitsstrukturen sind Bestandsgarantie, alle anderen werden zu Randbeleg- jedenfalls für die Wissensgesellschaften nicht geeignet. schaften, die ad hoc eingestellt und auch wieder ausge- Feste Arbeitszeiten, immobile Büros, steile Hierarchien stellt werden. mögen für angelernte Industriearbeiter sinnvoll gewe- Die Basisforderungen aus der Sicht der Arbeitnehmer sen sein; Wissensarbeiter empfinden sie als lästig und sind: eine Beschäftigungskontinuität mit regelmäßigem unpassend. Gute Ideen sind nicht erzwingbar und tre- Einkommen und sozialer Sicherung, eine Einbindung in ten eher spontan auf. Auch Zusammenarbeit mit Kolle- eine Gemeinschaft, Kollegen, klare Arbeitsvorgaben, an- gen, die Kontrolle durch die Vorgesetzten, die Arbeits- gemessene Entlohnung, soziale Absicherung, Interessen- bewertung nach Zeit statt nach Leistung, die oft rigiden vertretungsmöglichkeiten. Zusätzlich wird zeitliche und Vorgaben hemmen und bremsen die Spontaneität und räumliche Flexibilität, Erleichterung und Optimierung der Kreativität. Deshalb sind neue Arbeitsformen gefragt. Lebensführung gewünscht, Risiken sollen abgefangen Die Beschreibung neuer Arbeitsformen konzentriert sich werden. Da die Bedeutung der Erwerbsarbeit eher zu- auf Extrembeispiele: international tätige Freelancer genommen, die privater Netzwerke abgenommen hat, höchster Kompetenz, in jugendlichem Alter, großer Mo- ist der Arbeitsplatz zunehmend Kristallisationspunkt bilität, mit exklusiver Freizeitorientierung und keinerlei menschlicher Existenz und Einbindung. Deshalb werden Familienpflichten, meist auch ohne soziales Gewicht. Vir- an die Sicherheit des Arbeitsplatzes heute weit höhere tuelle Unternehmen mit kurzfristig zusammenarbeiten- Anforderungen gestellt. den Teams, mit einer Ex-und-hopp-Mentalität, in denen Diese Basisforderungen lassen sich nur schwer zur De- nur jene Fachleute eingesetzt werden, die nicht erst ckung bringen: Sie werden immer widersprüchlicher und qualifiziert werden müssen, sondern bereits über die können immer seltener eingelöst werden. Im Prinzip erforderlichen Kenntnisse und Erfahrungen verfügen. zeigen sich folgende Extreme: Sicherlich gibt es diese Beispiele in der Realität, sie kön- Das Arbeitgebermodell mit hohen Flexibilitätsanforde- nen aber kein Modell für die Erwerbsarbeit der Zukunft rungen und geringer Stabilitäts- und Kontinuitätsgaran- sein. tie setzt sich durch, lediglich die Fittesten haben noch Die Wünsche an die Erwerbsarbeit sind vielfältig und eine Erwerbschance. werden auch zukünftig nicht vollständig erfüllt werden Das Arbeitnehmermodell setzt sich durch, Hauptziel der können. Es besteht die Gefahr, dass frühere Strukturen Unternehmen ist die Garantie komfortabler Arbeitsplät- unzulässig glorifiziert werden. Doch die Märkte haben ze, Nebenziel ist die Erzielung von Erträgen, möglicher- sich gewandelt, die Menschen haben sich verändert, so weise Gewinnen. dass die industriellen Arbeitsstrukturen zumindest in In- Zukünftige Modelle müssen versuchen, in einem Kom- formationsaktivitäten nicht mehr fortgeführt werden promiss über entsprechende Dienstleistungen die ge- können. In dieser Phase ist es sicherlich sinnvoll, auch genläufigen Wünsche auszugleichen. Am Beispiel der vorindustrielle Arbeitsstrukturen auf ihre Übertragbar- Arbeitnehmerüberlassung wird dies deutlich: Der Ent- keit in eine nachindustrielle Gesellschaft zu überprüfen. leiher verhält sich nach dem Arbeitgebermodell, der Ver- Folgende Basisforderungen der Arbeitgeber bzw. Auf- leiher übernimmt – allerdings nur mit Mindeststandards traggeber lassen sich erkennen: Spannung zwischen – die vorgesehenen Leistungen nach dem Arbeitnehmer- unstetigen Auftragslagen und einer gleichmäßigen Per- modell, wie z.B. die soziale Absicherung und die Beschäf- sonalkapazität lassen sich heute nicht mehr durch län- tigungskontinuität. Im IT-Bereich ist die Vielfalt derarti- gere Lieferzeiten ausgleichen. Unternehmen versuchen, ger Modelle bereits zu erkennen. die Flexibilität durch kapazitätsorientierte flexible Arbeits- Derartige Dienstleistungen werden in der Zukunft Schlüs- zeiten, durch eine Trennung der Mitarbeiter in Stamm- sel und Erfolgsfaktor für die Erwerbsarbeit vor allem im und Randpersonal, durch Kooperationen mit Zulieferern IT-Bereich werden. Es ist zu überlegen, ob sie rein privat und durch die Beschäftigung freier Mitarbeiter bis hin zu Marktgesichtspunkten organisiert werden, ob sie von

129 privaten Unternehmen mit öffentlichen Vorgaben und naten wieder günstiger verlaufenden Entwicklung am Verpflichtungen erbracht werden, oder ob es der Staat Arbeitsmarkt bis heute nicht profitieren konnte. Wie oder gemeinnützige Institutionen sein werden, die die- übrigens auch die Schwerbehinderten nicht, für die ge- se Aufgabe übernehmen. Damit entsteht eine neue Stra- rade das „50.000 neue Stellen-Programm“ anläuft. tegie, in der durchaus vielfältige, möglicherweise sogar Es ist im Moment eher so, dass die Anzahl junger Men- individualisierte Angebote möglich sind. schen mit einem besonderen Förderbedarf im außer- Für die Arbeitsorganisiation gibt es schon viele Modelle betrieblichen Ausbildungssystem steigt. In der Jugend- von der Telearbeit bis zu neuer Selbstständigkeit. Die enquete des Landtags von Baden-Württemberg waren soziale Absicherung wird die neuen Rahmenbedingun- wir uns einig, dass ca. 15 Prozent eines Altersjahrgangs gen berücksichtigen müssen. Beispielsweise wäre eine zu dieser Gruppe zu zählen sind; neue Untersuchungen Flexibilisierung analog der Künstlersozialversicherung sprechen bereits von 20 Prozent. Ich bezeichne dieses denkbar. Die sozialen Kontakte, soweit sie für die Leis- Gruppe auch deswegen als eine Gruppe mit besonde- tungserbringung nicht zentral sind, werden außerhalb rem Förderbedarf, weil dadurch nicht die – leider noch der Erwerbsarbeit aufgebaut und gepflegt werden müs- viel zu oft – defizitorientierte Sicht im Vordergrund steht. sen. Eine defizitorientierte Beschreibung halte ich weder für Schlüssel für die Bewertung neuer Arbeitsformen ist das gerechtfertigt noch für hilfreich. Aktuelle Veränderun- Verantwortungsbewusstsein und die Solidarität der Wis- gen in der Erwerbsarbeit und damit natürlich auch im sensarbeiter: Werden sie in der aktuell günstigen Arbeits- Ausbildungssystem betreffen übrigens nicht nur den hier marktsituation bereit sein, sich einzuordnen und die angesprochenen Bereich der Informations- und Kom- Umlagesysteme füttern, oder werden sie in bekannter munikations-Techniken, sondern ebenso andere bedeu- Selbstüberschätzung aus diesen Strukturen aussteigen tende Bereiche. und alle Chancen und Risiken individuell ausleben wol- Ich selbst habe vor einigen Monaten eine Initiative be- len? gonnen, an der sich jetzt bundesweit sieben Berufsbil- dungswerke in Form eines Projektes beteiligen mit dem Ziel der „Weiterentwicklung des Systems der beruflichen Aus dem Vortrag von Helmut Hekmann Bildung für junge Menschen mit Leistungsdefiziten und Sie bringen in Ihrem Einladungstext die veränderte Situ- Lernbehinderungen“. Die Gefahr, dass eine große Grup- ation in der Erwerbsarbeit in Verbindung mit der Perso- pe junger Menschen ohne Einstiegschance bleibt, hat nengruppe „Benachteiligte“. Über diese tatsächlichen verschiedene Gründe. Veränderungen, so denke ich, brauchen wir nicht disku- Die Bezeichnung „junge Menschen mit besonderem tieren. Wir bilden in Waiblingen und in der Region junge Förderbedarf“ soll nicht nur die gängige Defizitbeschrei- Menschen in ungefähr 20 Berufen aus. Es gibt keinen bung überwinden, sondern darüber hinaus auch deut- Beruf mehr, in welchem der Computer nicht vorkommt. lich machen, dass es sich um eine sozial- oder bildungs- Dieser Einzug fand in einer Geschwindigkeit statt, wie politische Konstruktion handelt und dass es darum geht, dies bei keiner anderen technischen Neuerung bisher die jeweilige Situation und die gesellschaftlichen Ursa- der Fall war. chen zu erkennen. Das heißt konkret: Ich möchte diese jungen Menschen, die Sie vermutlich • dass ich über Ausbildungszeitverkürzungen nicht in vor Augen haben – sogenannte benachteiligte Menschen erster Linie bei denen diskutiere, die Lernschwächen mit sehr verschiedenen Behinderungsarten hier wie- haben, derum besonders die Lernbehinderten als größte Grup- • dass nicht gerade dort, wo wir große Defizite im Be- pe, beeinträchtige Migranten und Migrantinnen und reich der Sozial- und Selbstkompetenzen erkennen, andere junge Menschen mit Sprachproblemen aufgrund die Sozialpädagogen-Stellen in Frage gestellt werden, ihrer ausländischen Herkunft –, gerne zusammenfassen • und dass es falsch ist, wenn der Mittelansatz der Me- zu einer Gruppe von Menschen mit einem „besonderen dienoffensive des Landes für die Entwicklung von Förderbedarf“. Eine Gruppe, die von der seit einigen Mo- Modellen für den Personenkreis „Leistungsschwache“

130 besonders gering ausfällt im Vergleich zu anderen Bil- baren Sinn gehen. Berufliche Bildung muss anwendungs- dungsbereichen. orientiert erfolgen und die Fähigkeit zur Weiterbildung Damit will ich Folgendes zum Ausdruck bringen: Wenn vermitteln. es zu einer sozialen Spaltung aufgrund von bestehen- Bevor ich hier kurz einige dieser „Hilfsmittel“ vorstelle, den Zugangsbarrieren kommen sollte, ist diese Spaltung möchte ich noch zwei Probleme andeuten, die wir nicht gesellschaftlich konstruiert. Sie hätte aber verhindert unterschätzen dürfen, und ich gestehe, dass auch wir werden können. Dieses betrifft nach meiner Überzeu- hier noch keine ausreichenden Lösungen anbieten kön- gung sowohl den beruflichen Bereich als auch die per- nen. Zum einen gehen sehr viele Menschen – auch Leh- sönliche oder soziale Situation. rer und Lehrerinnen sowie Ausbilder und Ausbilderinnen Lassen Sie mich dieses noch mit einem Beispiel verdeut- – noch immer davon aus, dass diese Gruppe der Benach- lichen. Viele Rollstuhlfahrer und Rollstuhlfahrerinnen sind teiligten, vor allem aber die Lernbehinderten dumm und noch immer von einer durchaus möglichen Teilhabe an faul sind und dass man andererseits besonders intelli- großen Teilen des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlos- gent sein muss, um mit dem PC zu arbeiten. Ein Ausbil- sen, weil die Übergänge von Bürgersteigen, die Zugän- der sagte: „Ich denke, dass der selber weiß, dass er das ge von öffentlichen Verkehrsmitteln und öffentlichen nicht kann.“ Bei dieser Einstellung gibt es keinen Weg. Gebäuden und vieles mehr nicht rollstuhlgerecht sind. Zum anderen fehlt vielen Pädagogen und Pädagogin- Wir wissen das, und wir könnten für barrierefreie Lösun- nen – aus welchen Gründen auch immer – noch immer gen sorgen. Eine barrierefreie Gestaltung brauchen wir die Überzeugung, dass sie etwas Gutes tun, wenn sie auch hinsichtlich der Informationsgesellschaft, um die besonders auf diesem Gebiet die jungen Menschen mo- Teilhabe an und in ihr sicherzustellen. Natürlich gibt es tivieren, die Anwendung dieser Technologien im Beruf Gruppen, die zur Zeit besondere Zugangsprobleme ha- und im Privaten zu erlernen. Wer zuerst und dominie- ben, und deshalb es ist notwendig, für diese Menschen rend die Probleme und Gefahren aufzählt, wird sich „Hilfsmittel“ und besondere Vermittlungsmethoden zu schwer tun, danach für die Anwendung zu motivieren. entwickeln. Im Berufsbildungswerk Waiblingen und den Nun aber zu den sogenannten „Hilfsmitteln“, die im angeschlossenen regionalen Einrichtungen betreuen wir Übrigen von den drei Berufsbildungswerken in Waiblin- ungefähr 900 junge Menschen mit – überwiegend – Lern- gen, Winnenden und Stuttgart erarbeitet worden sind: problemen. Es sind darunter nicht wenige junge Men- 1. Beginnen müssen wir schon mit einer Hilfestellung schen, die sich einen PC objektiv nicht leisten können. beim Erwerb eines PC’s – wir müssen das Gerät ent- Wenn wir Zugangsbarrieren abbauen wollen, müssen wir zaubern, die scheinbare Unzulänglichkeit auflösen. auch hier Lösungen finden. Hier haben wir einen PC Hardware-Koffer mit CD-Rom, Wichtig scheint mir ferner zu sein, dass wir uns bei der Arbeitsblättern und methodischen Vorschlägen, wie Entwicklung und beim Einsatz an den konkreten Bedürf- damit gearbeitet werden kann, entwickelt. nissen und Wünschen der Betroffenen orientieren und 2. Die marktüblichen Handbücher verstehen sehr viele in den beruflichen Lehrplan all das aufnehmen, was jetzt junge Menschen nicht. Wir müssen sie umschreiben notwendig und zwingend ist. Zu der vorher von mir an- in ihre Sprache oder auch durch Bilder ersetzen. Hierzu gedeuteten Weiterentwicklung der beruflichen Bildung haben wir ein Lernmodul „Einführung in Word und gehört, dass durch die Erstausbildung auch die Einsicht Windows für EinsteigerInnen“ geschrieben. in die Notwendigkeit eines lebensbegleitenden Lernens 3. Für die Einführung in das Internet wurden ebenfalls und der beruflichen Weiterbildung vermittelt wird. Das entsprechende Materialien erarbeitet. Der Kurs wird bedeutet in Bezug auf das Internet und die Informati- sehr erfolgreich angewendet. ons- und Kommunikations-Techniken in der beruflichen 4. Ein wesentliches Ziel des Projektes war es, die Medi- Bildung für die jungen Menschen – deren Stärken be- enkompetenz insgesamt zu verbessern. Als Gruppen- kanntlich im handlungsorientierten Bereich liegen –, ei- arbeit haben lernbehinderte junge Menschen selbst nen erkennbaren Praxisbezug herzustellen. Es darf dabei ein „multimediales Lernprogramm von Auszubilden- nicht um eine bloße Technikanwendung ohne erkenn- de für Auszubildenden“ erstellt.

131 Lassen Sie mich mit zwei Bemerkungen abschließen: Ich habe zur Vorbereitung dieses Abends mehrere Kollegen und Kolleginnen (BBW-Leiter/innen von kleinen Einrich- BUNDESMINISTERIUM FÜR tungen) angesprochen bzw. angeschrieben und um eine ARBEIT UND SOZIALORDNUNG kurze Stellungnahme gebeten. LeiterInnen von Berufs- bildungswerken (auch mit verschiedenen Behinderten- MAX-PLANCK-INSTITUT gruppen) stimmten mir zu, dass eine Spaltung in dieser FÜR Gesellschaft in Bezug auf die genannten Zielgruppen AUSLÄNDISCHES UND INTERNATIONALES nicht sein müsse, mithin verhindert werden könne. Lei- SOZIALRECHT terInnen von kleinen Einrichtungen zeigten eher Skep- sis und sprachen Benachteiligten und Behinderten letztendlich die Fähigkeit ab, den Umgang mit Compu- ter- und Internettechnologien erlernen zu können. Gleichzeitig teilten sie mit, dass ihnen auch die finanziel- len Mittel für die Einrichtung entsprechender Räume fehlten. Augenscheinlich bestimmte hier nicht das ob- jektive Wissen, sondern die fehlende Erfahrung das Ur- teil. Soziale Grundrechte Ich denke, wir müssen die Förderaktivitäten ausweiten und selbstredend den Zweifel, ob Behinderte und Be- in der Europäischen nachteiligte „es können“, aufgeben. Dass Behinderte und Benachteiligte die Fähigkeit zur Nutzung von IuK-Tech- Union nologien besitzen bzw. entwickeln können, haben sie längst bewiesen. Die Botschaft muss mithin heißen: Internationale Konferenz Schafft die nötigen Voraussetzungen für eine gezielte und adäquate Förderung. Es gibt keine Alternative zur 14.–15. Juni Qualifizierung zum lebenslangen Lernen. Stuttgart-Hohenheim Wir reden zur Zeit sehr viel über die sogenannten Schlüs- 101 Teilnehmerinnen und Teilnehmer selqualifikationen und die daraus abzuleitenden notwen- digen Kompetenzen für eine erfolgreiche Eingliederung Tagungsleitung: oder Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Medienkom- Klaus Barwig petenz sollte gleichwertig mit anderen Kompetenzen für Dr. Gisbert Brinkmann, Bonn alle Bevölkerungsgruppen erwartet werden, die Beto- Dr. Bernd Schulte, München nung liegt auf alle. Dr. Christoph Schumacher, Berlin

Referentinnen/Referenten: Peter Altmaier MdB, Berlin Doris Barnett MdB, Mannheim Bernhard Bauer, Stuttgart Dr. Norbert Bernsdorff, Hannover Prof. Dr. Roger Blanpain, Herent Guy Braibant, Brüssel Ieke van den Burg MdEP, Brüssel Erik Carlslund, Brüssel Cordula Dröge, Heidelberg

132 Dr. Markus Engels, Berlin war, wird jetzt einumfassendes Werk vorgelegt, das zum Prof. Dr. Meinhard Heinze, Bonn einen der Transparenz dient, aber auch der Erhöhung Renate Hornung-Draus, Berlin der Legitimität der Union. Prof. Dr. Julia Iliopoulos-Strangas, Athen Das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, Emmanuel Julien, Paris das Max-Planck-Institut für ausländisches und internati- Michel Laroque, Paris onales Sozialrecht und die Akademie der Diözese Rot- Ricardo de León, Madrid tenburg-Stuttgart veranstalteten mit Unterstützung der Klaus Lörcher, Frankfurt a. M. Europäischen Kommission eine internationale Konferenz Ulrike Mascher, Berlin „europäisches Forum“, auf dem neben Mitgliedern aus Prof. Dr. Matti Mikkola, Helsinki den Parlamenten und Regierungen der EU-Mitglieds- und João de Deus Pires, Lissabon Beitrittsstaaten Vertreterinnen und Vertreter aus dem Dr. Bernd Schulte, München zur Ausarbeitung der Grundrechtecharta beauftragten Prof. Dr. Vassilios Skouris, Brüssel Konvent, der Gerichtsbarkeit, der Wissenschaft und vor Dr. Elzbieta Sobótka, Warschau allem auch die Sozialpartner über die Bedeutung sozia- Ivo van der Steen, Den Haag ler und wirtschaftlicher Grundrechte in der EU diskutier- Dr. Petr Tröster, Prag ten. Fernando Vasquez, Brüssel Auf dieser Konferenz stand eine Reihe von aktuellen Fra- Johannes Voggenhuber MdEP, Brüssel gestellungen im Mittelpunkt: Welche wirtschaftlichen Prof. Dr. Manfred Weiss, Frankfurt a. M. und sozialen Rechte sollen in einer Charta Eingang fin- Prof. Dr. Manfred Zuleeg, Frankfurt a. M. den? Wie sollen die wirtschaftlichen und sozialen Rech- te ausgestaltet werden? Sollen sie nur für Unionsbürger Der Europäische Rat zu Köln hatte auf Initiative der deut- oder auch für Drittstaatsangehörige gelten? Soll die Char- schen Präsidentschaft im Juni 1999 beschlossen, dass ta verbindlich werden? Wen soll sie binden und wie soll eine Charta der Grundrechte der Europäischen Union zu sie in die Verträge der Europäischen Union integriert wer- erarbeiten ist. Der hierzu berufene Konvent setzte sich den? aus Vertretern der Mitgliedstaaten und der Europäischen Die Ergebnisse und Beiträge der Konferenz sind im No- Kommission als auch aus Vertretern des Europäischen mos-Verlag veröffentlicht. Im Anhang des Tagungsban- Parlaments und der nationalen Parlamente zusammen. des sind Entwürfe der Charta dokumentiert, wie sie zum Er hat bereits nach neunmonatiger Arbeit unter dem Zeitpunkt der Konferenz vorgelegen haben (Dokumen- Vorsitz des Alt-Bundespräsidenten Professor Herzog ei- te COVENT 28 und 34), sowie die vom Europäischen Rat nen Vorschlag unterbreitet, der vom Europäischen Par- in Nizza verabschiedete Charta (Dokument CONVENT 49 lament, der Kommission und den Mitgliedstaaten gebil- enthält neben der in Nizza verabschiedeten Charta nicht ligt worden ist. Die Charta ist auf dem Europäischen Rat amtliche Erläuterungen der einzelnen Bestimmungen) in Nizza im Dezember 2000 feierlich proklamiert worden. enthalten. Neben Freiheits- und Gleichheitsrechten enthält die 54 Artikel umfassende Charta auch wirtschaftliche und so- Aus dem Grußwort der Parl. Staatssekretärin im ziale Rechte, letztere insbesondere im Kapitel „Solidari- Bundesarbeitsministerium, Ulrike Mascher: tät“. Auch wenn naturgemäß nicht alle Wünsche an eine Ich freue mich, dass diese Tagung ein so breites Echo Grundrechtecharta Berücksichtigung finden konnten – gefunden hat. Europa ist hier gut vertreten. Dies ist gut es galt die Verfassungstraditionen von fünfzehn Mitglied- so: denn das Thema, das uns hier zusammengeführt hat, staaten zu berücksichtigen –, so kann doch die Charta ist für alle Europäer von großem Interesse. Die Ausarbei- sehr begrüßt werden. Nachdem der Grundrechtsschutz tung der Grundrechtecharta durch den Konvent zeigt, in der Europäischen Union im Wesentlichen durch die dass Europa immer mehr zusammenwächst. Die Euro- Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs gesi- päische Union ist nicht nur eine Wirtschaftsgemeinschaft. chert wurde und damit hauptsächlich einzelfallbezogen Sie hat vor allem auch eine soziale Dimension. Gerade

133 das Sozialmodell Europa entfaltet eine große Anzie- Sozialpartnern, Mitglieder des Konvents sowie der Parla- hungskraft für die Beitrittsländer. mente, Vertreter der Wissenschaft und der Gerichtsbar- Die Union hat keine Verfassung im eigentlichen Sinne, keiten zusammengekommen sind. Die Zusammenset- definiert sich aber aus Grundwerten, die es gilt, als Grund- zung unserer Tagung spiegelt die Zusammensetzung des rechte gewissermaßen festzuschreiben. Dazu müssen Konvents wider, auch wenn einzelne Gruppen formal auch soziale Grundrechte gehören. Damit wollen wir uns nicht Mitglied, sondern Beobachter des Konvents sind hier in Stuttgart-Hohenheim näher befassen. Ich bin sehr oder vom Konvent angehört werden, wie der Europäi- gespannt, welche Positionen hier vertreten werden. sche Gerichtshof, der Europarat oder die Sozialpartner. Bedanken möchte ich mich zunächst bei der Kommissi- Gerade den Sozialpartnern kommt eine große Bedeu- on der Europäischen Gemeinschaften für die finanzielle tung zu, denn es geht vor allem auch um ihre Rechte. Unterstützung dieser Tagung. Ohne eine derartige groß- Wenn eine europäische Grundrechtecharta erarbeitet zügige Unterstützung hätte diese Tagung kaum durch- werden soll, so fangen wir nicht bei Null an. Die Grund- geführt werden können. Mein Dank gilt ferner Ihnen, rechte in der EU werden bereits heute durch den Euro- Herr Professor von Maydell, und damit dem Max-Planck- päischen Gerichtshof geschützt. Ein derartiger Schutz Institut für ausländisches und internationales Sozialrecht, ist allerdings nur auf den Einzelfall bezogen und damit München, das die Tagung wissenschaftlich begleitet. lückenhaft. Die Verträge von Maastricht und Amsterdam Mein ganz besonderer Dank gilt dem Direktor der Aka- haben den Grundrechteschutz in der EU durch das Be- demie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Monsignore Dr. kenntnis der EU zu den Menschenrechten und Grund- Fürst, und seinen Mitarbeitern. Die Akademie ist beson- freiheiten verstärkt; allerdings bleibt es bei einem Ver- ders geeignet als Gastgeber für unsere Tagung; denn sie weis auf die Europäische Menschenrechtskonvention hat stets den Dialog zwischen verschiedenen gesell- und die gemeinsamen Verfassungsüberlieferungen. Im schaftlichen Akteuren gefördert. Ich bin gewiss, dass die sozialen Bereich wird auf die Europäische Sozialcharta gute Atmosphäre unsere Diskussion voranbringen wird. von 1961 und die Gemeinschaftscharta der sozialen Gestatten Sie mir zunächst einen Hinweis zu Ziel und Rechte der Arbeitnehmer von 1989 verwiesen. Der Zweck dieser Tagung. Der Europäische Rat in Köln hat im Grundrechtsschutz in der Union ist damit für den Bür- Juni letzten Jahres die Ausarbeitung einer Grundrechte- ger wenig transparent und nur schwer nachvollziehbar. charta in Auftrag gegeben. Dabei sind neben Freiheits- Angesichts dieser Situation ist die Ausarbeitung einer und Gleichheitsrechten sowie Unionsbürgerrechten auch Grundrechtecharta uneingeschränkt zu begrüßen, zumal – ich zitiere – „wirtschaftliche und soziale Rechte zu die Bürger durch die Aufgabenausweitung der EU immer berücksichtigen, soweit sie nicht nur Ziele für das Han- stärker von Europa betroffen werden. Ziel der Charta deln der Union begründen“. Zur Erfüllung dieses Auftra- muss ein aktueller, anspruchsvoller und verständlicher ges wollen wir mit dieser Tagung beitragen. Ich weiß auch Grundrechtsschutz sein. Europa ist eine Wertegemein- zu schätzen, dass das für Grundrechte insgesamt zustän- schaft und nicht nur Wirtschafts- und Währungsunion dige Justizministerium uns „grünes Licht“ gegeben hat, oder „EURO-Land“. Eine Charta wird nicht nur für die mit dieser Tagung voranzugehen. heutigen Bürger der Union identitätsstiftend sein, son- Nach Möglichkeit sollten in unseren Diskussionen die dern auch für die Bürger der Beitrittskandidaten. Wir wirtschaftlichen und sozialen Rechte, die sich zur Auf- freuen uns, dass Vertreter auch dieser Länder hier sind. nahme in die Grundrechtecharta eignen, identifiziert Die Arbeiten an der Ausarbeitung der Grundrechtechar- werden. Es gilt hierbei, Chancen und Risiken, die mit der ta laufen bereits seit ungefähr einem halben Jahr. Es lie- Aufnahme solcher Rechte verbunden sind, zu bewerten. gen bereits zahlreiche Dokumente vor, die sich mit sozia- Wie Sie dem Tagungsprogramm entnehmen können, len Grundrechten befassen. Wir stehen hier vor schwie- handelt es sich um eine – ich möchte sagen – gemischte rigen Fragen. Die erste ist: Was sind überhaupt soziale Tagung. Gemischt in dem Sinne, dass praktischer und Grundrechte? Sind soziale Grundrechte nur Teilha- theoretischer Sachverstand zusammenkommen. Wir berechte, wie vielfach gesagt wird? Kann klar zwischen freuen uns, dass hier Vertreter von Regierungen und Teilhabe- und Freiheitsrechten unterschieden werden?

134 Können wir soziale Leistungsansprüche bzw. soziale Teil- Menschen als Mitglied einer Gruppe wahrnehmen kann? haberechte als „soziale Grundrechte“ bezeichnen, z. T. Schließlich hat uns der Europäische Rat von Köln aufge- in dem erweiterten Sinne, dass nicht nur subjektive Rech- geben, Rechte von Zielen abzugrenzen. Was sind Rech- te, sondern auch verfassungsrechtlich verankerte „For- te und was sind Ziele? Verstehen wir Rechte nur als die- derungen“ als soziale Grundrechte angesehen werden? jenigen Positionen, die juristisch durchsetzbar sind? In Sind alle Grundrechte, die ihrem Inhalt nach einen be- diesem Fall hätten wir konkret gefasste soziale Ordnungs- sonderen Bezug zum Sozialen haben, als „soziale Grund- normen, wie Vorschriften über das Verbot der Kinderar- rechte“ anzusehen? Dann könnten auch Abwehrrechte beit, über Mindesturlaub und Höchstarbeitszeit oder nach diesem Verständnis soziale Grundrechte sein. In etwa über betriebliche Mitbestimmung. Inwieweit sind diesem Sinne werden etwa die Grundrechte des Berufs- aber derartige konkrete Normen in eine Charta aufzu- und Wirtschaftslebens wie die Berufsfreiheit, die Koaliti- nehmen, sind sie „chartawürdig“? Gehen Rechte darüber onsfreiheit, die Eigentumsgarantie den sozialen Grund- hinaus, das heißt, kann man von Rechten sprechen, die rechten zugerechnet, obwohl es sich bei diesen Rech- nicht – wie es in der Fachterminologie heißt – „self-exe- ten wohl zunächst um Freiheitsrechte handelt. Oder sind cuting“ sind? Dann sind sie keine subjektiven Rechte für soziale Grundrechte – nur oder auch – Kollektivrechte, den einzelnen Bürger, sondern bedürfen der Umsetzung Rechte, die der Einzelne nur in Verbindung zu anderen und näheren Ausgestaltung durch die Rechtsetzung. In

Empfang der baden-württembergischen Landesregierung im Neuen Schloss

135 diesem Sinne finden wir viele soziale Rechte in den in- ternationalen Sozialrechtspakten – im Unterschied zu den „klassischen“ Menschenrechten, wie sie in der Europäi- schen Menschenrechtskonvention oder im Internationa- len Pakt über bürgerliche und politische Rechte garan- tiert sind. Aber wir haben auf internationaler Ebene auch den Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte und die Übereinkommen der Interna- tionalen Arbeitsorganisation, die von einer Vielzahl von Staaten aus Ost und West, Nord und Süd ratifiziert wor- den sind, wodurch die universale Attraktivität der Sozial- rechtsidee unterstrichen wird. Den westeuropäischen Grundkonsens stellt die Europäische Sozialcharta dar, auf die die Europäischen Verträge verweisen und auf die der Beschluss des Europäischen Rates in Köln Bezug nimmt. Wichtig bei unseren Diskussionen wird auch die „Unteil- barkeit“ der Grundrechte sein. Nach meiner Ansicht dür- fen Freiheitsrechte und soziale Rechte nicht auseinan- derdividiert werden. Bei sozialen Rechten handelt es sich nach meiner Meinung nicht um Rechte minderer Quali- tät. Andererseits übersehen wir natürlich nicht, dass Unterschiede bestehen, einerseits Rechte, die Beein- trächtigungen der Freiheit und der Würde des Menschen begrenzen sollen, andererseits Rechte auf Leistungen, die Kosten verursachen können. Mit der Aufnahme sozialer Rechte in eine Grundrechte- charta dürfen keine unerfüllbaren Erwartungen verbun- den sein. Welche Rechte sollten aufgenommen werden? Das Recht auf Arbeit kann als Prototyp aller sozialen Grundrechte bezeichnet werden. Aber können wir es in die Grundrechtecharta aufnehmen? Was verstehen wir eigentlich unter einem Recht auf Arbeit? Klar ist, dass in einem freiheitlichen und demokratischen Staat kein Recht auf Arbeit in dem Sinne bestehen kann, dass ein Arbeitsloser vom Staat einen angemessenen Arbeitsplatz einfordern könnte. Der Staat kann sich lediglich dem Ziel der Vollbeschäftigung verpflichten und durch eine akti- ve Beschäftigungspolitik zur Erreichung dieses Zieles beitragen. Diese Verpflichtung enthalten die Europäi-

Peter Altmaier MdB Parl. Staatssekretärin Ulrike Mascher (Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung) Prof. Dr. Vassilios Skouris (Europäischer Gerichtshof), Ivo van der Steen (Niederländisches Außenministerium)

136 schen Verträge bereits. Geregelt werden könnte hinge- gen, dass es keine Arbeitsverbote geben darf, dass es keine willkürlichen und sozial unverträglichen Kündigun- gen geben darf oder dass eine unentgeltliche Arbeits- vermittlung in Anspruch genommen werden kann. Der Konvent soll eine europäische Grundrechtecharta ausarbeiten. Es kann daher nicht das nationale Grund- rechtsverständnis eines einzelnen Mitgliedstaats die eu- ropäische Grundrechtecharta bestimmen. Es sind viel- mehr die Traditionen aller Mitgliedstaaten zu berücksich- tigen. Ein – und nur ein – Beitrag dazu ist die deutsche Verfassung, das Grundgesetz, das allerdings nur weni- ge, aber auch wichtige soziale Grundrechte enthält. Ich will hier nicht die deutsche Diskussion, die im Parla- mentarischen Rat geführt worden ist, und auch nicht die Verfassungsdiskussion nach der Wiedervereinigung aufleben lassen. Aber die weitgehende Absage des Grundgesetzes an einzelne soziale Grundrechte ist auf keinen Fall als Absage an die ihnen zugrunde liegende Idee zu sehen. Diese Idee findet sich in der Sozial- staatlichkeit und auch im ersten Artikel unserer Verfas- sung: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Auf dieser Grundlage haben wir eine umfangreiche Recht- sprechung unserer höchsten Gerichte, insbesondere des Bundesverfassungsgerichts, das im Detail auch soziale Leistungsansprüche bestimmt hat. Andererseits verfügen jüngere deutsche Verfassungen, ich meine die der neuen Bundesländer, die ca. 40 Jahre nach dem Grundgesetz entstanden sind, über einen Ka- talog sozialer Grundrechte. Auch Verfassungen anderer Mitgliedstaaten der Union, wie Portugal und Italien, ha- ben einen derartigen Katalog. Wir müssen daher über die jeweilige nationale Grund- rechtsdiskussion hinaus die europäische Dimension beachten. Dies hat auch einen weiteren wichtigen As- pekt: So geht es auch z.B. bei der Koalitionsfreiheit nicht nur um nationale Fragen, sondern um eine europaweite transnationale Koalitionsfreiheit. Auch wenn der Europäische Rat in Köln beschlossen hat, dass erst nach der Ausarbeitung der Charta darüber be- funden werden soll, ob sie in die Europäischen Verträge aufgenommen werden soll, so bleibt unser Ziel die Ver- bindlichkeit der Charta. Eine feierliche Proklamation ist zwar ein erster wichtiger Schritt. Ich meine aber, dass es dabei nicht bleiben darf.

137 Europa braucht Ein- Die KNA berichtete am 13.4.2000: wanderer Migrationsexperte: Politik hat Thema Zuwanderung verdrängt Abendveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem SWR Stuttgart, 13.4.2000 (KNA) Der Migrationsforscher Dieter Oberndörfer hat den deutschen Politikern vorgeworfen, mehr als 20 Jahre lang das Thema Einwanderung mit schlimmen Folgen verdrängt zu haben. „Im Eigeninteresse unseres Wohl- 10. April stands sind wir auf Zuwanderung angewiesen“, betonte er am Stuttgart-Hohenheim Montagabend in der Katholischen Akademie in Stuttgart. 151 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Oberndörfer ist Leiter des Arnold-Bergstraesser-Instituts für kulturwissenschaftliche Forschung in Freiburg. Tagungsleitung: Oberndörfer unterstrich die Erkenntnisse der jüngsten UN- Klaus Barwig Studie, wonach jährlich 450.000 Menschen nach Deutschland einwandern müssten, um den gegenwärtigen Stand der Be- Prof. Dr. Karl-Heinz Meier-Braun, Stuttgart völkerung zu halten. Seit drei Jahren verzeichneten Statisti- ker einen „negativen Wanderungssaldo“. Auch in diesem Jahr Referenten: verlassen laut Oberndörfer mehr Menschen Deutschland als Prof. Dr. Karl-Heinz Meier-Braun, Stuttgart zuwandern. „Deutschland wird also nicht von Ausländern Prof. Dr. Dieter Oberndörfer, Freiburg überschwemmt und hat auch nicht mehr Ausländer aufgenom- men als andere Länder“, sagte er. Die Bundesrepublik habe mit acht Prozent weniger Ausländer als die Schweiz ohne Sai- sonkräfte. Die Aussagen von Bundesinnenminister Otto Schi- Die Frage, welche und wieviele Zuwanderer Deutschland ly (SPD) oder des bayerischen Innenministers Kurt Beckstein und Europa aus demographischen und ökonomischen (CSU), das Boot Deutschland sei voll, sei „populistische Ver- Gründen brauchen, ist nicht neu. Sie stellte sich bereits nebelungstaktik“. vor Jahrzehnten mit der Anwerbung von Arbeitsmigran- ten vor allem aus den Anrainerstaaten des Mittelmeers. „Wahrung der kulturellen Identität“ Und trotz der hierdurch erfolgten millionenfachen Zu- Oberndörfer forderte eine bessere Familien- und Sozialpoli- und Einwanderung gehen auch neuere Studien von ei- tik und gleichzeitig eine auf Zukunft ausgerichtete Integrati- onspolitik, um dem Schwund der Bevölkerung und ihrer Ver- nem fortdauernden Zuwanderungsbedarf aus. Dies und greisung vorzubeugen. Sollte dies nicht gelingen, sagte der die sich hieraus ergebenden Fragestellungen für eine Experte verheerende Folgen für die Wirtschaft und das sozia- entsprechende Zuwanderungs- und Integrationspolitik le Gefüge voraus: „Gigantische Werte etwa auf dem Immobi- waren der Diskussionsschwerpunkt einer Auftaktveran- lienmarkt werden sich in Luft auflösen.“ Ein Zuwanderungs- staltung einer von Akademie und SWR verantworteten gesetz muss nach den Worten des Forschers die Integration Reihe die sich mit aktuellen Fragen der Migration befas- von Ausländern in Deutschland sozialverträglich und mit groß- sen wird. zügigen Kriterien gestalten. Großer Wert sei bei der Interpre- tation des Begriffs Integration auf die Wahrung der kulturel- len Identität der Zugewanderten zu legen: „Aus einem indi- schen Hindu wird nun mal kein Schwarzwälder Katholik oder Pietist.“ Der Bevölkerungsexperte bescheinigte den Kirchen, dass sie Verständigung zwischen den kulturellen Gruppen för- Die Referate sind in der Kleinen Hohenheimer Reihe (Bd. derten, „mehr als dies in säkularisierten Kreisen geschieht“. Als wichtig bezeichnete Oberndörfer, den Menschen die Angst 41) veröffentlicht: Karl-Heinz Meier-Braun/Dieter Obern- vor Überfremdung zu nehmen. „Es zeigt sich, dass gerade da, dörfer: Einwanderungsland Deutschland?! Demographi- wo die meisten Ausländer wohnen, die Deutschen am wenigs- sche Perspektiven und politische Konsequenzen. Stutt- ten ausländerfeindlich sind und umgekehrt“, sagte der Wis- gart 2000. ISBN 3-926297-79-4. senschaftler.

138 Diese jeweils Ende Januar stattfindende Veranstaltung ist seit mittlerweile 15 Jahren ein Forum, das sich an Wissenschaftler/innen und Praktiker/innen aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens wendet, die mit Fra- gen der Migration und der Migranten in unserem Lande unter rechtlicher Perspektive zu tun haben. Seit Beginn werden die Hohenheimer Tage zum Ausländerrecht in Kooperation mit den beiden kirchlichen Wohlfahrtsver- bänden und dem DGB-Landesbezirk durchgeführt. Das Interesse dieser Tagung richtet sich auf eine humanitäre und zukunftsfähige Ausgestaltung dieses Politikberei- ches. Dabei fließen in die Veranstaltungen der Erfah- rungshorizont und die teilweise langjährige Kompetenz der Teilnehmerschaft mit ein. Ausgerichtet sind die Tagungen grundsätzlich an der kirchlich vorgegebenen Anwaltsfunktion und der sich daraus ergebenden Option für die Fremden, ohne je- doch die Interessen für das Gemeinwohl der gesamten Gesellschaft zu vernachlässigen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus allen Teilen Deutschlands sowie aus dem benachbarten Aus- land. Die räumlichen Gegebenheiten des Tagungszen- Design: Dieter Gross trums setzen der TeilnehmerInnenzahl eine Grenze: Bei den Veranstaltungen sind regelmäßig ca. 200 Personen anwesend, wobei das Interesse etwa doppelt so groß ist. Mittlerweile haben die Hohenheimer Tage (auch durch Ausländer und Arbeit die seit Beginn im Nomos-Verlag publizierten Tagungs- dokumentationen) den Ruf, eine der bedeutendsten Hohenheimer Tage zum Ausländerrecht ausländerrechtlichen Veranstaltungen in Deutschland zu sein. In Zusammenarbeit mit Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart Diakonisches Werk der Evangelischen Landeskirche in Württemberg Programm DGB-Landesbezirk Baden-Württemberg Integrationspolitik 28.– 30. Januar Stuttgart-Hohenheim Integration und Arbeit – Initiativen auf Bundesebene 228 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Marieluise Beck, Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen, Berlin Integration und Arbeit – Initiativen und Erfahrungen am Tagungsleitung: Beispiel eines Bundeslandes Klaus Barwig Klaus Lörcher, Frankfurt Gabriele Erpenbeck, Ausländerbeauftragte des Landes Dr. Christoph Schumacher, Berlin Niedersachsen, Hannover

139 Aktuelle ausländerrechtliche Entwicklungen Maßnahmen zur beruflichen Integration Altfallregelung/Eigenständiges Aufenthaltsrecht (§ 19 Rainer Cofalka/Jörg Porath, Landesarbeitsamt Baden- AuslG) Württemberg Günter Saathoff, Koordinator des Arbeitskreises Innen- und Rechtspolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Foren II Die Grünen Gemeinschaftsinitiativen (ESF, EQUAL) Hildegard Jansen, Bremische Senatsverwaltung Aktuelles zur erleichterten Einbürgerung seit Nachbarstaaten 1.1.2000 Robert Drake, Europarat, Straßburg Das neue Staatsangehörigkeitsrecht Dr. Günter Renner, Vors. Richter am Hessischen VGH Ausländerbeschäftigung in der Schweiz Dr. Walter Schäppi, Bern Zur Umsetzung des neuen Staatsangehörigkeitsrechts – Verwaltungsvorschriften Ausländische Arbeitnehmer und Betriebliche Praxis Michael Schlikker, Büro der Ausländerbeauftragten der Bernhard di Croce, IG Metall, Stuttgart Bundesregierung, Berlin Ausländer – die (unentdeckte) interkulturelle Ressource Anmerkungen zur Praxis aus der Sicht einer Großstadt – ein Qualifizierungsprojekt Dorothea Koller, Amt für Öffentliche Ordnung, Landes- Norbert Kreuzkamp, ENAIP, Stuttgart hauptstadt Stuttgart Arbeitsrechtliche Probleme von Ausländern Klaus Lörcher, Justitiar der Deutschen Postgewerkschaft Perspektiven der Ausländerbeschäftigung Erwerbstätigkeit von Ausländern in verfassungs- und völkerrechtlicher Perspektive Die Ost-Erweiterung der EU und deren Auswirkun- Prof. Dr. Helmut Rittstieg, Universität Hamburg gen auf die Beschäftigungslage in den Mitgliedstaa- Ausländische Arbeitnehmer und Arbeitsmarkt ten Dr. Hans-Dietrich von Loeffelholz, RWI, Essen Elmar Hönekopp, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufs- forschung der Bundesanstalt für Arbeit, Nürnberg Arbeitsgenehmigungsrecht und Aufenthaltsrecht Österreich Prof. Dr. Eberhard Eichenhofer, Friedrich-Schiller-Univer- Peter Huber, Österreichisches Institut für Wirtschaftsfor- sität Jena schung (WIFO), Wien Foren I Polen Arbeitsgenehmigungsrecht – Einzelfragen Norbert Cyrus, Polnischer Sozialrat, Berlin Dr. Rolf Schuler, Richter am Hess. LSG, Darmstadt Entsendung von Arbeitnehmern innerhalb der EU sowie Abschlussdiskussion – Zugang zum Arbeitsmarkt und Werkvertragsarbeitnehmern Integrationsmaßnahmen Guido Kahlert, Urlaubs- und Lohnausgleichskasse der Ministerialdirektor Dr. Roland Eckert (Innenministerium Bauwirtschaft, Wiesbaden Baden-Württemberg), Jürgen Klose (DGB), Ute Kumpf MdB, Frank Niebel MdB, Prälat Dr. Peter Prassel (Deut- Zugang von türkischen Arbeitnehmern zum Arbeitsmarkt sche Bischofskonferenz), Rosemarie Mielich (DaimlerCh- nach dem Assoziationsrecht EWG-Türkei rysler AG), Renate Thon MdL Wolfgang Breidenbach, Martin-Luther-Universität Halle Zugang von Flüchtlingen zum Arbeitsmarkt Stefan Keßler, Köln/Georg Classen, Berlin Eröffnungsvortrag von Marieluise Beck Stellung „Illegaler“ – soziologische und rechtliche Aspekte Abschlussdiskussion: Roland Eckert, Rosemarie Mielich, Renate P. Jörg Alt SJ, München Thon, Ute Kumpf, Klaus Barwig, Rosemarie Mielich, Frank Niebel

140 Heribert Prantl berichtete in der Süddeutschen Zeitung vom 31. Januar 2000: Grundsatzrede der Ausländerbeauf- tragten bei Stuttgart Integration durch Arbeit Marieluise Beck will Arbeitsgenehmigungs-Recht vereinfachen Stuttgart – eine grundlegende Revision des Arbeitsgenehmi- gungsrechts für Ausländer in Deutschland hat Marieluise Beck angekündigt. Die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung klagte bei den „Hohenheimer Tagen zum Ausländerrecht“ der Katholischen Akademie Stuttgart über die Unübersichtlich- keit des gegenwärtigen Rechts, das nicht nur die Ausländer, sondern auch die mittelständischen Unternehmer überforde- re; es handele sich mittlerweile „um eine Wissenschaft für sich“. Die Unsicherheit vieler Arbeitgeber führe dazu, dass auch Ausländer, denen der deutsche Arbeitsmarkt an sich of- fen stehen sollte, bei Einstellungen diskriminiert würden. Nicht arbeiten zu dürfen oder im Wettbewerb um Arbeitsplätze nicht mithalten zu können, sei aber ein „Integrationshindernis ers- ter Ordnung“, sagte Beck. In ihrer Grundsatzrede zum Thema „Integration und Arbeit“ sprach sie deshalb von einem Perspektivenwechsel in der Po- litik der rot-grünen Bundesregierung: Es gehe nicht mehr, wie früher, um mehr Erwerbsarbeit ohne Integration, sondern um „Integration durch Teilnahme an Erwerbsarbeit“. Bei Amts- antritt der Bundesregierung hatte nach Angaben Becks die Arbeitslosenquote unter Ausländern ihren Höchststand in der Geschichte der Bundesrepublik erreicht: Sie lag mit 20 Pro- zent mehr als doppelt so hoch wie in der deutschen Bevölke- rung. Ausländische Arbeitskräfte, die vor Jahren für Jobs mit geringen Qualifikationsanforderungen angeworben wurden, gehörten nämlich zu den ersten Verlierern des Rationalisie- rungsprozesses auf dem Arbeitsmarkt. Marieluise Beck beklagte Rückschritte bei der Ausbildung junger Ausländer in Deutschland: Bei den deutschen Jugend- lichen bleiben etwa acht Prozent ohne Ausbildung, bei jungen Ausländern sind dies 33 Prozent, bei den türkischen Jugendli- chen sogar 40 Prozent. Während die Zahl der deutschen Aus- zubildenden steigt, geht der Anteil junger Ausländer in Deutschland, die eine qualifizierende Berufsausbildung ma- chen, seit 1995 kontinuierlich zurück. Eine besondere Verantwortung habe der öffentliche Dienst: Es müssten deutlich mehr Jugendliche ausländischer Herkunft eingestellt werden als bisher. Der öffentliche Dienst sollte und könnte hier, sagte Beck, „eine Vorbildfunktion für die übrigen Wirtschaftsbereiche“ einnehmen. Bei Stellenausschreibungen

141 und Auswahlverfahren sollten „interkulturelle Kompetenzen“ Deutsch: Der einbürgerungswillige Ausländer muss lesen, aber (also zum Beispiel Sprachkenntnisse) einen besonderen Stel- nicht schreiben können. lenwert bekommen. Er muss also nicht mehr ein Diktat schreiben. Die zuständige Helmut Rittstieg, Professor für Öffentliches Recht in Ham- Abteilungsleiterin des Stuttgarter Amtes für öffentliche Ord- burg, untermauerte die Forderungen Marieluise Becks. Das nung, Dorothea Koller, weist bei den von der Katholischen Aufenthalts- und das Arbeitsgenehmigungsrecht spalten die Akademie ausgerichteten „Hohenheimer Tagen zum Auslän- Gesellschaft in Erwerbsklassen, sagte der Wissenschaftler; das derrecht“ freilich darauf hin, dass die scheinbare Erleichte- System bedeute eine „institutionelle Diskriminierung“ von rung eine Erschwernis ist. Seit Jahresbeginn werden den Ein- Ausländern. Neben der schlechteren beruflichen Qualifikati- bürgerungswilligen, die ihre Sprachkenntnisse nicht durch ein on sei die „rechtlich-administrative Behinderung“ ein wesent- Zertifikat nachweisen können, drei Zeitungsartikel zur Aus- licher Grund für die hohe Arbeitslosigkeit unter Ausländern. wahl vorgelegt. Einen davon müssen sie lesen und sich an- Rittstieg bezog sich hier unter anderem auf nachgezogene schließend den Verständnisfragen des Sachbearbeiters stellen. Ehegatten. Ein internationaler Vergleich ergibt nach Auskunft Die Praxis belegt: Es ist viel einfacher, ein stupides Diktat zu des Wissenschaftlers, dass die grundrechtliche Absicherung schreiben, dessen Inhalt man gar nicht verstehen muss, als des Zugangs von Ausländern zur Erwerbstätigkeit in Deutsch- sich inhaltlich mit einem Text auseinander zu setzen. land inzwischen hinter dem internationalen Menschenrechts- Der einbürgerungswillige Ausländer muss nicht nur Deutsch standard zurückbleibe. können, er muss eine „Loyalitätserklärung“ abgeben. Und spätestens an dieser Stelle wird es komisch. Die Bürokraten haben nämlich ein zweiseitiges Formular entwickelt, das ein förmliches „Bekenntnis“ enthält. Vergeblich wurde in Hohen- Aus aktuellem Anlass widmeten sich die Hohenheimer heim darauf hingewiesen, dass ein Bekenntnis legitimerweise Tage auch dem geänderten Staatsangehörigkeitsrecht – eigentlich nur von Glaubensgemeinschaften, aber nicht von das novellierte Gesetz war seit 1. Januar 2000 in Kraft. demokratischen Staaten eingefordert werden kann. Der Ein- Stefan Geiger berichtete in der Stuttgarter Zeitung vom bürgerungswillige muss sich förmlich „zur freiheitlich demo- kratischen Grundordnung des Grundgesetzes für die Bundes- 1. Februar 2000: republik Deutschland“ bekennen. Genauer heißt es: „Insbe- sondere erkenne ich an: a) das Recht des Volkes, die Staatsge- Wer den Pass will, muss loyal sein walt in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Or- gane der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Von den Anlaufschwierigkeiten und Lächerlichkeiten des Rechtsprechung auszuüben und die Volksvertretung in allge- neuen Staatsbürgerschaftsrechts meiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl zu wählen ...“ Und so weiter. Bei der Anwendung des neuen Staatsbürgerschaftsrechts gibt Das sind schöne Sätze für ein juristisches Proseminar, wo der es Anlaufschwierigkeiten. Insgesamt aber ist das Gesetz ein feine Unterschied zwischen Gewalt und vollziehender Gewalt Fortschritt. Dies ist die Quintessenz der Referenten bei den herausgearbeitet werden kann. Natürlich werden die meisten „Hohenheimer Tagen zum Ausländerrecht“. Antragsteller die Erklärung unterschreiben, die wenigsten Wieder einmal ist manches typisch deutsch. Ausländer, die werden sie begreifen. So wie auch die wenigsten Politiker mindestens acht Jahre lang rechtmäßig in der Bundesrepublik begreifen, dass ein Staat, der eine derartige Loyalitätserklä- gelebt haben, können seit dem 1. Januar leichter Deutsche rung verlangt, sich bestenfalls lächerlich macht. In Hohen- werden. Das war die Absicht, und soweit ist alles noch ziem- heim jedenfalls wurde über den Text herzhaft gelacht – auch lich einfach. wenn die meisten Teilnehmer sich einig waren, dass das neue Für Ausländer, die eingebürgert werden wollen, gelten seit Staatsbürgerschaftsrecht trotzdem ein Fortschritt ist. dem 1. Januar aber auch strengere Regeln, nach denen ihre Deutschkenntnisse geprüft werden. Sie sollen sich im Alltag auf Deutsch verständigen können, was ziemlich einfach ist, freilich auch „beim Umgang mit Behörden“, was nicht ganz so einfach ist. Soweit erscheint alles noch ziemlich vernünf- tig. Dafür wurden jetzt Verwaltungsvorschriften erlassen – über die der Bundesrat sich noch nicht ganz geeinigt hat. Gefordert wird dort neben der mündlichen Verständigung zwar nicht die „Beherrschung“, aber das „Verstehen“ der Schriftsprache. Auf

142 143 ferenz Ende August, einen eigenen Entschädigungsfonds im Umfang von 5 Millionen DM und einen Versöhnungs- fonds in gleicher Höhe einzurichten. Jeder noch leben- de Zwangsarbeiter, der in einer Einrichtung in kirchlicher Verantwortung tätig war, erhält DM 5000,-. Der Deutsche Caritasverband wurde mit der Durchführung dieser Auf- gabe beauftragt. Diese Entscheidung für einen Weg war zunächst nicht unumstritten, bedeutetet aber, dass die katholische Kirche aktiv nach Überlebenden sucht und die Entschädigungssumme sofort ausbezahlen kann. Nachforschungen in der Diözese Rottenburg-Stutt- gart Die Nachforschungen nach ehemaligen Zwangsarbeit- ern hatten in der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Juli mit einem Schreiben des Bischöflichen Ordinariates an alle kirchlichen und karitativen Einrichtungen einschließ- lich der Klöster begonnen. Bischof Dr. Gebhard Fürst hatte sich – schon als Akademiedirektor in der Sache en- gagiert – die Frage der Entschädigung sofort nach sei- nem Amtsantritt zu eigen gemacht. So konnte Rotten- burg-Stuttgart am 10. November 2000 als erste deut- sche Diözese die Daten der bis dahin ermittelten mehr als 80 Personen dem Kirchlichen Suchdienst zur weite- ren Recherche übergeben. Bereits zum Jahresende Katholische Kirche und konnten die ersten noch lebenden ehemaligen Zwangs- arbeiter gefunden und das Entschädigungsverfahren ein- Zwangsarbeit geleitet werden. Diözesane Kommission unterstützt Suche und his- Akademie an Recher- torische Aufarbeitung Am 17. August 2000 konstituierte sich eine von der Diö- che und historischer zesanleitung einberufene Kommission, der neben Ver- tretern der Kirchenleitung, des Diözesancaritasverban- Aufarbeitung beteiligt des, des diözesanen Archivwesens, renommierten His- torikerinnen und Historikern auch Vertreter der Staatli- chen Archive in Baden-Württemberg angehören. Die Ge- Durch die öffentliche und bis heute anhaltende Diskus- schäftsführung dieser Kommission liegt bei zwei in der sion um die immer noch ausstehende Entschädigung Sache kompetenten Referenten der Diözesanakademie, ehemaliger Zwangsarbeiter wurde – für die katholische Klaus Barwig und Dieter R. Bauer, die sich schon viele Kirche völlig überraschend – im Frühsommer 2000 deut- Jahre mit den in diesem Zusammenhang zu bearbeiten- lich, dass auch die Kirchen Zwangsarbeiterinnen und den Fragen beschäftigen (siehe z. B. Chronik ’90 und Zwangsarbeiter beschäftigt hatten – allerdings in weitaus Chronik ’96). geringerem Umfang als beispielsweise Industrie und Die weitere Ermittlung – vor allem in den Kreis- und Stadt- Kommunen. Vor dem Hintergrund erster Recherchen archiven sowie bei den AOK-Bezirksstellen – wird durch und Erkenntnisse beschloss die Deutsche Bischofskon- drei wissenschaftliche Fachkräfte unterstützt.

144 Zur Begrifflichkeit ›Zwangsarbeit‹ 2. Ausländische Kriegsgefangene, überwiegend aus Polen, der Sowjetunion und Frankreich, deren Arbeits- Der nicht-zeitgenössische Begriff »Zwangsarbeiter« einsatz keineswegs immer dem Völkerrecht entsprach. umfasste zwischen 1939 und 1945 eine Vielzahl von Im Sommer 1940 erhielten 400.000 polnische Kriegs- Personengruppen, die sich in teilweise sehr unter- gefangene den Status der »Zivilarbeiter«, nach dem schiedlichen (auch wechselnden) Arbeitsverhältnissen Abfall Italiens von der »Achse« wurden 600.000 itali- befanden. Die Gruppen unterscheiden sich hinsicht- enische »Militärinternierte« als Zwangsarbeiter ins lich ihres politischen Status, der Art und Weise ihrer Reich deportiert. Von 5,6 Millionen sowjetischer Rekrutierung, der Rechtsgrundlage ihrer Beschäfti- Kriegsgefangener starben ca. 3 Millionen in deutschem gung, ihrer sozialen Lage sowie Dauer und Umstand militärischem Gewahrsam. Die übrigen wurden spä- des Arbeitsverhältnisses. ter »Hiwis« des deutschen Militärs und als »Ostar- beiter« (ca. 950.000) im Reich beschäftigt. Es lassen sich grob skizziert vier Kategorien von Zwangsarbeitern unterscheiden: 3. Jüdische und nicht-jüdische KZ-Häftlinge aus Kon- zentrationslagern der SS im Reichsgebiet, die vom SS- 1. Ausländische Zivilarbeiter, die in Deutschland land- Wirtschafts- und Verwaltungs-Hauptamt an private und läufig als »Fremdarbeiter« bezeichnet wurden. Sie bil- öffentliche Unternehmen vermittelt wurden. den die größte Gruppe, wobei sie häufig zunächst auf freiwilliger, später in der Regel jedoch gezwungener 4. Europäische Juden, die nach ihrer Deportation aus Basis (»Reichseinsatz«) im Deutschen Reich arbeite- den Heimatländern für kürzere oder längere Zeit ten. Die Angehörigen dieser Gruppe kamen u.a. aus Zwangsarbeit verrichten mussten, nach 1944 in ver- folgenden Ländern bzw. infolge der deutschen Beset- stärktem Ausmaß auch auf Reichsgebiet. zung neu gebildeten Territorien: »Protektorat« Böh- men und Mähren, der Slowakei, Italien, Ungarn, Kro- Ulrich Herbert1 schätzt, dass die höchste Zahl der atien, Bulgarien, Serbien, Niederlande, Belgien und gleichzeitig beschäftigten Zwangsarbeiter im Septem- Nordfrankreich, Frankreich, Dänemark, Norwegen, ber 1944 mit ca. 7,6 Millionen erreicht wurde. Davon Spanien. waren ca. 5,7 Millionen Zivilarbeiter und ca. 2 Milli- – Hiervon zu unterscheiden sind Polen, denen ge- onen Kriegsgefangene. Hinzu kamen 400.000 zur mäß Polizeiverordnung vom 8.3.1940 und Anordnung Zwangsarbeit eingeteilte jüdische und nicht-jüdische des Reichsarbeitsministers vom 5.10.1941 ein diskri- KZ-Insassen. Die Gesamtzahl sämtlicher in Deutsch- minierender Sonderstatus zugewiesen wurde (Kenn- land zwischen 1939 und 1945 eingesetzten Zwangsar- zeichnungspflicht, Lagerunterkünfte, Verbot jeglichen beiter betrug zwischen 9,5 und 10 Millionen Menschen. privaten Umgangs mit Deutschen etc.) Prof. Dr. Gerhard Hirschfeld, – Für sowjetische Zivilarbeiter (sog. »Ostarbei- Mitglied der Diözesankommission ter«) galten ab Februar 1942 besondere Erlasse, die an Radikalität die Behandlung der Polen noch über- 1 Ulrich Herbert, Fremdarbeiter. Politik und Praxis des »Ausländer- trafen (streng bewachte Lager, minderwertige Verpfle- Einsatzes« in der Kriegswirtschaft des Dritten Reiches. Bonn 1999 gung, geringe Entlohnung, etc.). (Erstaufl. 1985).

145 Aleksandr-Men-Preis an Michail S. Gorbatschow

30. Juni L-Bank Stuttgart 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Leitung: Msgr. Dr. Gebhard Fürst

Grußworte: Dr. Walter Döring, Stuttgart Dr. Ekaterina Genieva, Moskau Weihbischof Dr. Johannes Kreidler, Rottenburg-Stuttgart

Laudatio: Hans-Dietrich Genscher, Bonn um die interkulturelle Vermittlung zwischen Russland und Deutschland im Interesse des friedlichen und hu- Preisverleihung: manen Aufbaus des Europäischen Hauses verdient ge- Prof. Dr. Günther Bien, Stuttgart macht haben“.

Dankesrede: Aus der Begrüßungsrede des Akademiedirektors: Michail S. Gorbatschow Sehr geehrter Herr Präsident Gorbatschow! Ihr Amtsantritt als Generalsekretär der KPdSU im März Niemandem außer dem Akademiedirektor selbst und 1985 markiert für die Sowjetunion und Russland einen dem Wahlkollegium konnte bekannt sein, dass Dr. Geb- tiefen Einschnitt, der nur mit der Zäsur des Jahres 1917 hard Fürst gelegentlich der sechsten Verleihung des Alek- verglichen werden kann. Ab 1985 beginnt eine dynami- sandr-Men-Preises am 30. Juni 2000 an Michael S. Gor- sche, ja dramatische Entwicklung, von deren nachhalti- batschow zum letzten Mal als Direktor der Akademie der gen Auswirkungen wir alle mitbetroffen sind. Diözese Rottenburg-Stuttgart zu solchem Anlass begrü- 1985 beginnt ein Prozess, der das Ende des Kalten Krie- ßen würde. Wenige Tage zuvor, am 27. Juni, war er vom ges heraufführte. Durch Sie, sehr geehrter Herr Präsi- Hohen Domkapitel zu St. Martin in Rottenburg in gehei- dent, wurde der Begriff vom »Europäischen Haus« in mer Wahl zum elften Bischof der Diözese Rottenburg- Europa zum geflügelten Wort. Durch die von Ihnen an- Stuttgart gewählt worden. Erst am 7. Juli, nach Eintref- gestoßenen und gestalteten Ereignisse ist die Welt offe- fen ihrer päpstlichen Bestätigung, wurde seine Wahl der ner geworden, Feindbilder konnten überwunden wer- Diözese und dem Land bekannt gegeben. den und ein Mehr an Begegnung der Menschen und Dr. Gebhard Fürst war der maßgebliche Initiator des Alek- Kulturen wurde möglich. sandr-Men-Preises, den die Akademie der Diözese Rot- Aleksandr Men, der russisch-orthodoxe Erzpriester, der tenburg-Stuttgart in Verbindung mit weiteren Institutio- diesem Preis seinen Namen gibt und wegen seiner Über- nen seit 1995 alljährlich an Personen vergibt, „die sich zeugungen ermordet wurde, hat an seiner Stelle und in

146 seinem Amt sich von Ideen leiten lassen, die Ihrem Den- ken nah verwandt sind und denen diegleiche Intention innewohnt. Es ist keine wohlfeile Floskel, wenn ich sage: Sie beide wirkten und wirken aus einem im letzten ge- prägten Vertrauen in die Menschlichkeit des Menschen und in die Möglichkeit des fruchtbaren Miteinanders un- terschiedlicher Kulturen. In diesem Sinne feiern wir heute die Verleihung des Alek- sandr-Men-Preises des Jahres 2000 an Michael Sergeje- witsch Gorbatschow. Ich wünsche uns allen eine festliche Stunde!

Aus der Laudatio des ehemaligen Außenministers Hans-Dietrich Genscher: ... Uns verbindet mehr als die Zusammenarbeit in politisch und historisch einmaligen Zeiten, die in dieser Zeit ge- wachsene persönliche Wertschätzung und das in dieser Zeit gewachsene gegenseitige Vertrauen. Aus diesem Vertrauen und aus dieser Wertschätzung wurde eine persönliche Freundschaft, die für mich zu den kostbaren Ergebnissen meiner politischen Arbeit gehört. Meine Damen und Herren, mit dem Aleksandr-Men-Preis werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich um die interkulturelle Vermitt- lung zwischen Russland und Deutschland „im Interesse des friedlichen und humanen Aufbaus des Europäischen Hauses verdient“ gemacht haben. Dieser Preis unterstreicht die besondere Verantwortung, die Russen und Deutsche für Frieden und Stabilität in Europa tragen. Aleksandr Men hatte vor seinem Tode die Idee gehabt, einen Preis zu stiften, mit dem herausragende Beiträge zur kulturellen und geistigen Annäherung der Völker geehrt werden sollten. Aleksandr Men, der bekennende Demokrat, der weitsich- tige Reformer, der Streiter für Toleranz und für die Be- gegnung der Kulturen und Religionen, wurde zum Mär- tyrer der Freiheit und der Toleranz. Er widmete sein Leben einer neuen Weltordnung, ge- gründet auf gegenseitigen Respekt und den Willen zum friedlichen Zusammenleben. Wer könnte mit diesem Preis berechtigter gewürdigt werden als Michail Gorbatschow, der die Kraft und die

147 Weitsicht hatte, auszubrechen aus einer Welt alten Den- einten Nationen von den globalen Herausforderungen kens. sprach ... Vor dem Forum der Welt der Vollversammlung der Ver- Damals – in den Zeiten des Kalten Krieges – waren die einten Nationen erklärte er am 7. Dezember 1988: „Im Ansichten des Reformpolitikers Gorbatschow im wahrs- Weltgeschehen ist tatsächlich eine Wende angebrochen.“ ten Sinne des Wortes revolutionär. Manchem erschienen Damals würdigte er das Streben der Völker nach Unab- sie so revolutionär, dass sie der Botschaft kein Vertrauen hängigkeit, Demokratie und sozialer Gerechtigkeit. entgegenbringen mochten. Er sprach von dem Problem des Überlebens, der Selbst- Ja, mehr noch, dass diese Botschaft als besonders ge- erhaltung der Menschheit. Und er forderte, dass auch schickte Täuschung denunziert wurde ... die Weltpolitik durch die Priorität der gesamtmenschli- Sein Gedanke von dem einen Haus Europa, die Anerken- chen Werte bestimmt werden müsse. Das war eine an- nung der Bedeutung der Vereinigten Staaten von Ame- dere Sprache, als wir sie von seinen Vorgängern kann- rika für Stabilität in Europa, die Bedeutung der Men- ten. Das war – offen gesagt – auch eine andere Sprache, schenrechte, die positive Würdigung des KSZE-Prozes- als sie manche führenden Repräsentanten der westlichen ses, die Zusammenarbeit zu beiderseitigem Vorteil auf Staatengemeinschaft damals benutzten. Hier sprach ein allen Gebieten, gemeinsames Kulturbewusstsein, der Ab- Mann, der sich der globalen Probleme bewusst war, der bau von Ungleichgewichten in der Rüstung, die Begren- die Verantwortung kannte, die wir alle für eine bessere zung der Rüstung auf bloße Verteidigungsfähigkeit – dies Zukunft der Menschheit tragen. Er sprach ganz im Sinne alles waren Gedanken eines Sowjetführers, der ganz neue von Hans Jonas, des großen deutsch-amerikanischen Wege beschritt ... Philosophen, der als Jude Deutschland hatte verlassen Sein neues Denken war auch von der Einsicht bestimmt, müssen ... dass Demokratie nach innen und Zusammenarbeit nach Gorbatschows Rede fand damals nicht das gebührende außen untrennbar miteinander verbunden sind. Und in Echo in der Welt und auch nicht in den meisten westli- der Tat, Demokratie nach innen ist die beste Garantie für chen Amtsstuben. eine friedliche Außenpolitik ... Als ich mich positiv dazu äußerte, kam ich mir vor wie Gorbatschow forderte für die Lösung globaler Proble- ein einsamer Rufer im Walde. me einen neuen „Umfang“ und eine neue „Qualität“ des Als Michail Gorbatschow im März 1985 Generalsekretär Zusammenwirkens der Staaten und die Verständigung der KPdSU wurde, war das der Beginn einer neuen Zeit, über gemeinsame Herausforderungen und Ziele. nicht nur für die Sowjetunion und nicht nur für das West- Das bedeutet: Anstehende globale Probleme können nur Ost-Verhältnis, sondern auch für die ganze Welt ... gemeinsam gelöst werden. Dies ist auch Grundprinzip Mit den Worten „Perestroika“ und „Glasnost“ beschrieb der Europäischen Union, deren Erfolg und Anziehungs- er das neue Denken, dass er von sich und von anderen kraft diese Grundannahme nur bestätigt. forderte. Ein anderes grundlegendes Prinzip der neuen Weltord- Er wusste, das größte Risiko schafft die Verweigerung nung ist für ihn das der freien Wahl. von Veränderung und die größten Chancen eröffnet der Wie sich später während der Zwei-Plus-Vier-Verhandlun- Wille, die Veränderungen zu gestalten. Und er wollte sie gen über die äußeren Aspekte der deutschen Einheit gestalten, um die Menschen mit ihren Rechten und ih- zeigte, hat Gorbatschow auch hier Wort gehalten, er ist rer Verantwortung, mit ihren Wünschen und ihren Sehn- in seinem politischen Handeln seinen gewachsenen süchten sich frei entfalten zu lassen. Grundüberzeugungen gefolgt. Sein Wort vom Oktober 1989 „Wer zu spät kommt, den Und schließlich möchte ich einen weiteren Punkt seiner bestraft das Leben“ war eine unüberhörbare Mahnung Rede nennen, der auch im 21. Jahrhundert an Bedeu- an alle, die es damals anging, das nicht zu ignorieren. tung und Richtigkeit nichts eingebüßt hat: dass die Zeit Dieses Wort bleibt eine fortbestehende Mahnung, gera- und die Realitäten der neuen Weltordnung eine Interna- de jetzt im Zeitalter der Globalisierung. tionalisierung des Dialogs und des Verhandlungsprozes- Er war es gewesen, der im Dezember 1988 vor den Ver- ses erfordern.

148 Ein Prinzip, das er selbst durch seine Gesprächsbereit- Papst Johannes Paul II., besprochen, und er erinnerte schaft mit den ehemaligen Gegnern, in denen er neue sich noch an unser erstes Gespräch, unsere erste Be- Partner sah, verdeutlichte. gegnung und unterstrich auch während der Begegnung Die Völker der Welt verdanken Michail Gorbatschows vor zwei Tagen immer wieder, dass eine zentrale Frage neuem Denken die Abkehr von der alten Politik des Kal- in der Lösung des Problems besteht, das er mit dem Satz ten Krieges und die Befreiung von der Geisel der atoma- umreißt: „Europa muss mit beiden Lungenflügeln at- ren Konfrontation der beiden Staatengruppen in West men“. Das hat er mir sowohl in unserem Gespräch das und Ost. unter vier Augen stattgefunden hat, gesagt, und er hat Die Völker Europas verdanken ihm, dass sie ihren Willen, es dann noch einmal im Kreise meiner Kollegen wieder- nach ihren eigenen Überzeugungen leben zu können, holt, als wir uns von seiner Heiligkeit verabschiedeten: friedlich verwirklichen konnten. Damit wurde Michail „Vergessen Sie nicht, Europa muss mit beiden Lungen Gorbatschow der Mann, der als erster von dem gemein- atmen.“ Und ich finde, seine Heiligkeit hat uns hiermit samen „Haus Europa“ sprach, auch zu einem der gro- eine sehr wichtige Orientierungshilfe gegeben. Eine, die ßen Baumeister dieses Hauses. auf den ersten Blick nur christlich-moralisch orientiert Heute wird er in allen Teilen der Welt geehrt. sei, aber meiner Ansicht nach allgemeinmenschlich für Aber, so muss man fragen, werden die Warnungen, die die ganze Welt von Bedeutung ist. Und seine Heiligkeit er heute ausspricht, so beachtet, wie sie es verdienen? hat noch gesagt, die neue Weltordnung muss eine sta- Wird ernst genommen, wenn er über die Gefahr eines bilere, eine gerechtere, eine menschlichere sein. Ich mei- neuen atomaren Rüstungswettlaufs spricht, wenn er ne, wir alle sollten diese Chance nutzen, die Chance nicht davor warnt, durch ein Raketenabwehrsystem die Sicher- nur für Europa, sondern für die gesamte Welt, das 21. heit einseitig und nicht umfassend zu suchen? Jahrhundert zu einem Jahrhundert der Postalität zu ma- Wird beachtet, wenn Michail Gorbatschow vor einer Iso- chen. lierung, vor einer Zurücksetzung Russlands warnt? Aber dafür ist es erforderlich, dass wir die Jugend, dass Ich meine allerdings, dass auch in Russland selbst klarer wir die neuen Generationen nicht bedrücken mit unse- gesehen werden sollte, was Michail Gorbatschow mit ren Standards, mit unseren Gefühlen, den Gefühlen ei- seiner persönlichen Autorität für sein Land, für Russland, nes vergangenen Jahrhunderts, die uns immer noch im tut ... Griff halten. Und unsere Völker, das russische und das deutsche, können sehr viel dazu beitragen, um ein neues Aus der Dankesrede des Preisträgers: Europa zu schaffen, u.a. auch indem sie mit den Verei- nigten Staaten von Amerika zusammenarbeiten. Und ein ... Und ich bin unwahrscheinlich bewegt, ich bin gerührt vereintes Europa kann unwahrscheinlich viel dazu bei- ob dieser Verleihung des Aleksandr-Men-Preises an mich, tragen, damit Europa und die Welt eines Tages so ausse- des Preises, der den Namen eines Mannes trägt, den ich hen, wie wir sie haben möchten. Und das sage ich hier kannte, eines Mannes, der in der Zeit der Perestroika sich auch eingedenk Vater Aleksandr Mens, der sein Leben zu einer großen, zu einer überragenden Persönlichkeit gelassen hat, unserer hehren Ideale willen: Dialog, Tole- entfalten konnte, und nicht nur er. Ich möchte noch ei- ranz, Menschlichkeit. nige andere aufzählen, nicht nur Aleksandr Men, son- dern auch Tschingis Aitmatow, der heute unter uns weilt, Wie auch in den vergangenen Jahren sind die anlässlich André Sacharow und noch viele andere mehr. Menschen, der Preisverleihung gehaltenen Reden in der Kleinen Ho- die uns eine Orientierungshilfe sind im Leben, ein Kam- henheimer Reihe dokumentiert (Bd. 43, ISBN 3-926297- merton für uns, ein Ton, nach dem wir uns selbst stim- 84-0). men können, und darum bin ich Ihnen zutiefst dankbar dafür, dass Sie mich heute für den Aleksandr-Men-Preis ausgewählt haben ... Dieter Löffler berichtete im Südkurier vom 3. Juli 2000 Ja, vor zwei Tagen habe ich mich mit seiner Heiligkeit, (Bericht siehe Seite 152).

149 Lange bevor das Wort von der Globalisierung schaft von heute. In seiner eigenen Überzeu- in aller Munde war, sprach Aleksandr Men gung und Lebenspraxis hat Aleksandr Men 1990 anlässlich eines von der Akademie der verwirklicht, was der Akademie als Aufgabe Diözese Rottenburg-Stuttgart veranstalteten gestellt ist und was sie in ihrer Tagungsarbeit Symposions mit Schriftstellern aus der ehema- realisieren möchte. ligen Sowjetunion von der notwendigen Öku- Von Aleksandr Men inspiriert, vergibt die Aka- mene der Kulturen in einer immer näher zu- demie der Diözese Rottenburg-Stuttgart des- sammenrückenden Welt. Er, der wenige Wo- halb seit 1995 den seinen Namen tragenden chen nach seinem Aufenthalt an der Akade- Preis an Personen, „die sich um die interkul- mie in Hohenheim und Weingarten vor seinem turelle Vermittlung zwischen Russland und Haus nahe Moskau ermordet wurde, griff da- Deutschland im Interesse des friedlichen und mit in geradezu prophetischer Weise eine The- humanen Aufbaus des Europäischen Hauses matik auf, die im letzten Jahrzehnt des ver- verdient gemacht haben“. gangenen Jahrhunderts mehr und mehr an Be- Nicht nur die Zielsetzung, auch die Idee zu ei- deutung erlangte und für das 21. Jahrhundert nem Preis für die Ökumene der Kulturen ver- zur Überlebensfrage der Menschheit werden danken wir Aleksandr Men. Er ist der eigent- wird. liche Urheber des Preises. In seinem Nach- Aleksandr Men war ein Mensch des Dialogs, lass fand sich eine Notiz, die die Stiftung ei- des offenen, auf Verstehen ausgerichteten Ge- nes Preises für Verdienste um die Begegnung sprächs unterschiedlicher Menschen, Gesell- der Kulturen in Europa anregte. Wir haben schaften, Religionen und Institutionen. Nach diese Anregung aufgegriffen und den Preis seiner Überzeugung ist das Christentum zur nach seinem Namen benannt. humanen Gestaltung der Kultur aufgerufen Nach Kathinka Dittrich van Weringh, der und für den nach Sinn suchenden Menschen Gründungsdirektorin des Moskauer Goethe- in seinem Alltag von großer Bedeutung. Mit instituts, dem Schriftsteller Lew Kopelew, dem dieser Ausrichtung Mens sind zugleich die Slawisten Wolfgang Kasack, dem Schriftstel- Grundlinien angesprochen, denen sich die ler Tschingis Aitmatow und dem Journalisten Arbeit der katholischen Akademie verpflich- und Publizisten Gerd Ruge vergab die Akade- tet weiß: dialogische Grundorientierung, part- mie den Aleksandr-Men-Preis des Jahres 2000 nerschaftliche Kommunikation und Vermitt- an den Präsidenten der ehemaligen Sowjet- lung von Orientierungswissen für die Gesell- union. Gebhard Fürst

150 151 Wie weit die Zeit über diesen fraglos großen Mann hinwegge- Zuspruch für einen Enttäuschten gangen ist, wird auch in Stuttgart klar. Gorbatschow äußert sich Michail Gorbatschow nahm in Stuttgart den Aleksandr- verbittert über die heutige Politiker-Generation. Die Hoffnun- Men-Preis entgegen gen von damals seien enttäuscht worden, das von ihm propa- gierte „Neue Denken“ sei Vergangenheit. Stattdessen zeichne- In der Politik gibt es weder Dankbarkeit noch Nachsicht. Michail ten sich in Europa neue Trennlinien ab, die Regierungen übten Gorbatschow, der Mann, der die Kerkertüren der Sowjetunion sich in den alten geopolitischen Spielchen. Erfolg habe heute aufschloss, hat diese Erfahrung schon vor zehn Jahren machen ein Staatschef nur, „wenn er gut aussieht, eine starke Stimme müssen. Helmut Kohl, ebenfalls eine Schlüsselfigur der welt- hat und ab und zu einen Krieg organisiert, wenigstens einen politischen Wende von 1989, nimmt sie derzeit fassungslos zur kleinen“. Kenntnis. Beiden Staatsmännern, Gorbatschow wie Kohl, geht Die Spitze zielt nach allen Seiten – im Westen Bill Clinton, es deshalb ähnlich: Im Ausland wird ihnen höchster Respekt Tony Blair und Gerhard Schröder, denen er das Eingreifen im entgegengebracht; im eigenen Lande hingegen haben sich die Kosovo vorhält. Noch weit stärker widert ihn Boris Jelzin an. Menschen längst von ihnen abgewandt. Den Namen seines Nachfolgers erwähnt er in der Feierstunde Wenn der Erfinder der Perestroika Huldigungen für seine his- freilich mit keiner Silbe, aber Gorbatschow hat bereits zuvor in torischen Verdienste entgegennehmen will, muss er daher die einem kleinen Kreis von Journalisten durchblicken lassen, dass Grenzen Russlands hinter sich lassen. Und so kam Michail er Jelzin für alle Probleme Russlands verantwortlich macht – erst recht für Tschetschenien. „Nicht Putin hat diesen Krieg Gorbatschow wieder einmal nach Deutschland. In Stuttgart angefangen, sondern sein Vorgänger“, sagt Gorbatschow, „ver- nahm der 69-Jährige den Aleksandr-Men-Preis entgegen, der gessen Sie das nicht!“ Daher plädiere er dafür, dem neuen Prä- jährlich von der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart sidenten „eine Chance einzuräumen“. verliehen wird. Es war sein dritter Besuch in Baden-Württem- Aber auf die Auffassungen des entmachteten Kreml-Chefs bergs Landeshauptstadt. Die „Gorbi, Gorbi“-Chöre sind zwar kommt es in der Weltpolitik längst nicht mehr an. Um den 69- längst Geschichte, doch auch diesmal stieß der Gast aus Mos- Jährigen ist es einsam geworden – auch privat. Den Tod seiner kau auf eine Woge von Beifall und Sympathie. Frau Raissa im vergangenen Jahr, das lässt er immer wieder Gorbatschow tut dieser Zuspruch sichtlich gut. Er sei über den durchblicken, hat er nicht verschmerzt. Als Genscher in seiner freundlichen Empfang „zutiefst bewegt“, bekennt er in seiner Laudatio an die Verstorbene erinnert – „an deine Frau, die so Lobrede vor gut 800 Zuhörern. Mit schmerzlichem Lächeln viel für dich bedeutete und die dir auf deinem schweren und umarmt er Hans-Dietrich Genscher, der in Stuttgart eine wohl- mutigen Weg stets zur Seite stand“ –, sinkt Gorbatschow in formulierte und sensible Laudatio auf den Preisträger gehalten sich zusammen, setzt die Brille ab und greift zum Taschentuch. hat. „Lieber Freund“, so beginnt der frühere Außenminister seine Lange wischt er sich die Tränen aus den Augen. Dankesrede, „jede der Auszeichnungen, die du für deine Ver- Wie sehr er unter dem Verlust seiner Frau leidet, hatte er bereits dienste um das friedliche Zusammenleben der Völker erhalten im Pressegespräch durchblicken lassen: Sein Buch „Über mein hast, verdient kein anderer mehr als du.“ Und, so fügt Gen- Land“, 1999 in der Originalausgabe erschienen, sei sein letztes scher hinzu: „Ich weiß auch, wie viel Unverständnis dir entge- gewesen, sagt er. „Nach Raissas Tod schreibe ich nicht mehr. gengebracht wurde.“ Ich habe keine Lust.“ Das ist noch milde ausgedrückt. In seiner Heimat zählt der letz- Somit gibt es nicht mehr viele, die wirklich Zugang zu Michail te Präsident der Sowjetunion zu den unpopulärsten Politikern, Gorbatschow finden. Unter den Politikern sind es vor allem da ihm das Chaos des Staatszerfalls angelastet wird. Trotzdem jene, die ihm damals, am stürmischen Ende der Achtzigerjahre, hat sich Gorbatschow immer wieder um die Gunst der Wähler zur Seite standen. In Deutschland gilt dies vor allem für Hans- bemüht – völlig erfolglos. Bei der Präsidentenwahl 1996 brachte Dietrich Genscher, mit dem er nach der Preisverleihung ins er es nur auf gut zwei Prozent der Stimmen. Ebenso endete vor Hotel „Graf Zeppelin“ entschwindet, um sich bis spät in die wenigen Monaten die Duma-Wahl mit einer Enttäuschung, ein Nacht zu besprechen. Ebenso trifft er sich regelmäßig mit Lo- Sitz im Parlament blieb ihm versagt. Auch Gorbatschows Sozi- thar Späth, der ihn 1989 nach Stuttgart geholt hatte. aldemokratische Partei, kürzlich erst gegründet, spielt in der Und auch mit Helmut Kohl, dem Leidensgefährten im politi- russischen Parteienlandschaft keine Rolle. schen Absturz, verbindet ihn, den Enttäuschten, bis heute tiefe Nur im Ausland fühlt sich der Friedensnobelpreisträger respek- Zuneigung. Mag Deutschland den Altkanzler für einen störri- tiert, gleichwohl nicht immer verstanden. An Einladungen man- schen Rechtsbrecher halten, Gorbatschow nennt ihn einen „star- gelt es keineswegs. Jahrein, jahraus reist Gorbatschow um die ken Mann“. Es stehe ihm zwar nicht zu, über die Spendenaffä- Welt, von Vortrag zu Vortrag. Das Tageshonorar von 100 000 re zu urteilen, doch Kohl habe viel für Deutschland und Euro- Mark kommt in der Regel dem „Grünen Kreuz“ zugute, einer pa getan. „Es tut mir einfach leid um ihn“, sagt Gorbatschow, Stiftung, die sich um Umweltprobleme kümmert. Seine Reden als bitte er die Deutschen um Nachsicht, wenigstens in diesem werden reichlich beklatscht und nur selten beherzigt. Falle.

152 153 Die Kapelle als geistiger Eckpunkt Die Akademie ist ein Ort des Dialogs, der geis- tigen Auseinandersetzung. Der oft hitzige Austausch von Pro und Contra verlangt nach einem Gegenpol. Die von Joachim Sauter und Doris Raymann-Nowak ausgestaltete Kapelle im Tagungszentrum Hohenheim ist ein sol- cher Ort der inneren Sammlung. Die Ästhetik dieses Raumes soll eine Schön- heit ausdrücken, die wach macht, wie Fried- rich Nietzsche formulierte: »...wir benehmen uns einem Menschen ähn- lich, der ganz Ohr und Auge wird: die Schön- heit hat uns etwas zu sagen, deshalb werden wir stille und denken an nichts, an was wir sonst denken.« In der Schönheit, so Augusti- nus, wird »die Wirklichkeit der Ewigkeit in der Weihe der Kapelle Zeit« erkannt. Die Kapelle will zwischen Menschen unter- schiedlicher Prägung Brücken bauen und zu- des Tagungszentrums Hohenheim gleich ein Ort sein, der offen und mutig zu einer Begegnung mit den spirituellen Grundlagen der Akademie-Arbeit einlädt: zur der Akademie der Diözese Feier der Gegenwart Jesu Christi in Wort, Brot und Wein. Der Bauherr, jetzt Bischof von Rottenburg-Stuttgart Rottenburg-Stuttgart, weiht Kapelle und Altar am 2. Oktober. Wir laden Sie herzlich dazu ein! 2.Oktober 2000, 19 Uhr Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Dr. Abraham Peter Kustermann Kommissar. Akademiedirektor

154 155 156 Beispielhafte Initiativen Erweiterung des Tagungshauses Hohenheim Kirchliche Bauten verpflichten in besonderer Weise: der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart Ihre meist exponierte Lage, die häufige Nachbarschaft Paracelsusstraße 91, 70599 Stuttgart-Hohenheim zu wichtigen Baudenkmälern und ihre Zweckbestim- mung als Orte der Begegnung wie der Besinnung stel- Gegenüber dem Botanischen Garten befindet sich die len höchste Anforderungen an Architektur und Städ- Anlage der Akademie in bevorzugter Lage. Auf ei- tebau. nem dreiecksförmigen Grundstück, das vom Bestand Die Diözese Rottenburg-Stuttgart wird diesem hohen ausgehend nach Norden immer schmäler wird, wur- Anspruch mit der regelmäßigen Auslobung und Initi- de in umweltschonender Bauweise eine Erweiterung ierung von Architektenwettbewerben sowie mit der um 24 Zimmer, einen Saal, eine Kapelle und weitere überwiegenden Umsetzung der Entwürfe der jeweils Räume vorgenommen. Sie orientieren sich alle zum 1. Preisträger vorbildhaft gerecht. Sie folgt damit ei- schönen Baumbestand des Parkes und sind durch ner langen Tradition in der Kirchenbaukunst. Die Form und Länge des Grundstückes bedingt in einer Architektenkammer Baden-Württemberg verleiht der S-Kurve angelegt. Die lange Mauer zur Straßenseite Diözese Rottenburg-Stuttgart in Würdigung dieses verhindert eine zu starke Auflösung der einzelnen Engagements den „Ausloberpreis 2000“, zugleich Baukörper, indem sie die gesamte Baumaßnahme ver- stellvertretend für die beteiligten katholischen Kir- bindet und somit der städtebaulichen Gestalt Sinn chengemeinden und das Bischöfliche Ordinariat. verleiht. Es entstand ein introvertierter Hof, ein der In einer demokratischen Gesellschaft sind Wettbewer- Ruhe und Besinnung gewidmeter Freiraum. Gewöhn- be eine wesentliche Voraussetzung für Baukultur, liches und vertrautes Material erscheint in ungewohn- durch sie werden Auftragsvergaben transparent und tem Kontext: Die Balkone sind aus Weidenkörben ge- nachvollziehbar: Auf der Suche nach der besten Lö- fertigt, in die Mauer des Erdgeschossflures sind klei- sung bekennen sich die Auftraggeber zu Leistung und ne Sitznischen eingelassen, die Kapelle ist wie eine Qualität als entscheidende Kriterien. Holzschatulle im ansonsten weiß gehaltenen Erdge- Wettbewerbe eröffnen Chancen – für die Auslober, schoss untergebracht. für die teilnehmenden Architektinnen und Architek- ten und für das Gemeinwesen. Wolfgang Riehle Präsident der Architektenkammer Quelle: Ausloberpreis 2000 Architektenkammer Baden-Württemberg Baden-Württemberg

157 Kirchliches Bauen setzt auf Wettbewerb gungen für eine städtebauliche und architektonische und Qualität Aufgabe zu formulieren und hierzu von professionel- len Planern vielfältige Lösungsansätze entwickeln und So leicht die Verbindung von Kirche und Architektur mitbewerten zu lassen. Die Qualität der Architektur nachvollziehbar sein mag, so überrascht es gleich- entsteht im schöpferischen Prozess eines Planungs- wohl, dass ausgerechnet die Bauherrin Kirche für die und Realisierungsaktes von Planern ebenso wie im Förderung von Wettbewerben ausgezeichnet wird. Die erörternden Prozess des Qualitätfindens. In diesem Begriffe „Kirche“ und „Wettbewerb“ klingen wenig Prozess des In-Beziehung-Bringens konstituiert sich zusammengehörig – sinnstiftende und normensetzen- jeweils die Qualität der Architektur neu. Qualität ist de Attribute stehen dem liberalistischen „Spiel der deshalb immer eine an Ort und Situation gebundene freien Kräfte“ gegenüber. Deshalb sind auch der Mut Qualität. und das zuversichtliche Vertrauen aller kirchlichen Nur vor Ort vermag Qualität ihren „Glanz“ zu ent- Entscheidungsträger auf das Funktionieren des Wett- falten. Wenn die so entstandenen architektonischen bewerbsverfahrens hoch zu schätzen. Mut, Vertrauen Gebilde, Situationen und Choreographien dazu die- und Bereitschaft, sich einzulassen, waren die Erfolgs- nen, dass Menschen sich mit Gott, mit sich selbst und bedingungen der durchgeführten Wettbewerbsprojek- mit anderen Menschen in Beziehung setzen können, te. dann erfüllt sich jene grundlegende Regel kirchlichen Kirchliche Standorte erfüllen ihren Auftrag nicht an Bauens: „ecclesia materialis significat ecclesia spi- jedem beliebigen Ort mit Gebäuden des gleichen Er- ritualis“. scheinungsbildes. Eine „Corporate Identity“ mag Die Diözese Rottenburg-Stuttgart nimmt den diesjäh- zwar die Wiedererkennung einer Marke fördern, ist rigen Ausloberpreis der Architektenkammer Baden- aber zur Erfüllung der Intention kirchlicher Gebäu- Württemberg als Auszeichnung für ihr Bemühen um de weder hinreichend noch förderlich. Wie jeder Bau- Architekturqualität gern entgegen. Gleichzeitig dan- herr muss auch die Kirche kostenbewusst bauen. Sie ken wir unsererseits allen Mitwirkenden der Wettbe- muss für eine möglichst große Nachhaltigkeit ihrer werbsverfahren, ohne deren Einsatz die vielen Pro- Investitionen sorgen, damit Ressourcen optimiert jekte ihre wertvolle Qualität kaum erreicht hätten. werden. Diese Forderung nach Nachhaltigkeit erzeugt notwendig die Forderung nach Qualität. Dr. Gebhard Fürst Wenn aber kirchliche Gebäude den Menschen, den Bischof von Rottenburg-Stuttgart Gemeinden an deren spezifischen Orten qualitätvoll Quelle: Ausloberpreis 2000 Architektenkammer dienen sollen, dann gilt es, deren Bezüge und Bedin- Baden-Württemberg

158 Susanne Janssen, Stuttgarter Zeitung Diözese zeigten Haltung, „weder Alltägliches noch hohle vom 15.11.2000 Geste“. Domkapitular Werner Groß freute sich ob des kompetenten Lobes, meinte jedoch: „Die Nachricht von der Preisverleihung Bei Architektur-Wettbewerben ist die kam unerwartet und überraschend.“ Architektur habe in der Kirche führend Kirche lange Tradition, über die romanischen Basiliken bis zu heutigen liturgischen Reformbauten. Bischof Gebhard Fürst, Diözese Rottenburg-Stuttgart bekommt Ausloberpreis der die Urkunde entgegennahm, erklärte: „Die Kirche muss der Architektenkammer – auf Augenhöhe sein mit der modernen Kunst und Kultur.“ Das 31 Wettbewerbe in 15 Jahren ausgeschrieben sei auch der Grund für die Wettbewerbe, wobei ein kirchli- ches Gebäude nie nur zweckfreie Kunst sei und nie nur welt- Die Architektenkammer Baden-Württemberg hat ihren Aus- liche Ziele habe. In Stuttgart gehören zu den aus Wettbewer- loberpreis 2000 der Diözese Rottenburg-Stuttgart verliehen. ben hervorgegangenen Bauten die Erweiterung der Akademie Damit ist nun auch eine Kirche Preisträger dieser Auszeich- in Hohenheim, die Sporthalle des Albertus-Magnus-Gymna- nung für die Förderung guter Architektur. siums im Sommerrain, die Pfarrkirche Heilig Kreuz in Bad- Der alle zwei Jahre von der Architektenkammer verliehene Cannstatt und ein noch nicht fertiges Altenwohnprojekt in Ausloberpreis fällt normalerweise Städten oder Landkreisen Zuffenhausen. zu. In diesem Jahr sei sich der Ausschuss schnell einig gewe- sen: „Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat diese Auszeich- nung verdient“, erklärte Wolfgang Riehle, der Präsident der Architektenkammer, beim Festakt am Montagabend in der Katholischen Akademie Hohenheim. Der Grund für die Auszeichnung: Das Bischöfliche Bauamt habe zwischen 1984 und 1999 insgesamt 31 Wettbewerbe in- itiiert. Und was für die Architekten daran wichtig sei: „In 17 Fällen wurden die Vorschläge der Träger des ersten Preises realisiert“, berichtete Riehle. Die Diözese habe mehr Wettbe- werbe ausgeschrieben als jeder andere Kandidat. Sie ist der siebte Preisträger nach fünf Städten, Kreisen und den Volks- und Raiffeisenbanken. Besonders würdigte der Präsident, dass die Diözese ein För- derprogramm für die Ausschreibung von Wettbewerben auf- gelegt habe: So würden auch bei Kirchengemeinden 50 Pro- zent der Kosten für Dokumentation und Preisträgergeld von der Diözese übernommen. „Kirchliche Bauten stellen durch ihre exponierte Lage und die Zweckbestimung besonders hohe Anforderungen an die Architektur“, erklärte Riehle. Wettbe- werbe seien eine wesentliche Voraussetzung für Baukultur: Die Planung werde nachvollziehbar, „ein demokratisches Ver- fahren“. In seinem Festvortrag erläuterte der Münchner Architektur- kritiker Wolfgang Jean Stock, was zu einer Baukultur über- haupt beitrage. Er registrierte erfreut, dass in den letzten zehn Jahren das Interessse für Architektur steige. Als Kehrseite gebe es jedoch Stararchitekten, die weltweit umworben würden. Wettbewerbe gelten da oft als lästig, teuer und zeitaufwendig. Nur sie könnten aber optimale Lösungen bieten. Gute Bei- spiele seien Finnland und Österreich: In diesen Ländern mit blühendem Wettbewerbswesen finde man eine hoch entwickel- te Baukultur. Stock betonte die Verantwortung der Bauträger: „Der Markt allein löst keine Probleme.“ Die Bauwerke der

159 Sommerfest

160 Akademiefest

161 Das Weingartener Akademiefest war zugleich der Ab- und zusammen mit allen Referenten Güte, Ruf und Wert schied des bisherigen Akademiedirektors vom dortigen unserer Akademie so gefestigt und gestärkt haben. Tagungsort. Aus diesem Anlass ein Auszug aus der Rede Sie gehen nun zwar in ein anderes Amt, aber wir sind von Oberbürgermeister Gerd Gerber: zuversichtlich, dass dies aus Weingarten kein Abschied ist, denn schließlich gibt es zumindest von Zeit zu Zeit Sehr geehrter Herr Dr. Fürst, für den Landesbischof einen Weingärtler Pflichttermin, meine sehr geehrten Damen und Herren, den Sie selbstverständlich ebenfalls wahrnehmen wer- den, den Blutfreitag. Vom Amtshausfenster zum Rat- die Stadtgarde in Weingarten, sie rückt nicht häufig aus, hausbalkon oder von der Pilgermessenpredigt an am es müssen schon große Ereignisse sein wie die Neujahrs- Altar herauf zur Fidel-Sporer-Kanzel. Oder man könnte begrüßung des OB, der Blutritt oder unser Heimatfest. auch sagen, was historisch für Stadt und Kloster einma- Unschwer also festzustellen, dass es heute einen ent- lig ist: vom Prälaten zum „Fürstbischof“. Wahrlich je- sprechenden Anlass geben muss. In der Tat! Wir verab- denfalls kein kleiner Schritt, aber wir freuen uns von schieden den langjährigen Direktor unserer Akademie, Herzen, dass Sie ihn getan haben. Wir freuen uns mit Herrn Dr. Gebhard Fürst, und begrüßen noch vor der Ihnen und wünschen von Herzen alles Gute, Glück und offiziellen Investitur – risikolos, da Roma ja endlich und Gottes Segen für Ihre Arbeit. endgültig locuta hat – den neuen Bischof unserer Diö- zese. Jetzt Worte des Bedauerns zu finden, dass wir einen solchen hervorragenden Akademiedirektor verlieren, der, wenn auch den Stammsitz in Stuttgart habend, den Teil- zweig Weingarten genauso gefördert, gehegt und ge- pflegt hat – ob ihm solcher Spagat zwischen Rottenburg und Stuttgart genauso gelingt, wird die Zukunft weisen – jetzt also den Weggang des Akademiedirektors laut- stark zu bedauern, wäre aber fast ein Stückchen aufge- setzte Heuchelei, denn schließlich hat der Bischof bei der Akademie ja auch ein Wörtchen mitzureden und dass dies der Neue bei aller Autonomiewahrung – auch ei- nem Bischof sind nicht nur von Rom aus Grenzen ge- setzt – tun wird, liegt auf der Hand. Deshalb freuen wir uns natürlich, dass eine unserer wich- tigsten Bildungseinrichtungen auf dem Martinsberg, die Akademie der Diözese, mit Sicherheit auch in Zukunft ebenso fester städtischer Bestandteil von gesellschafts- kritischer, dialogisch orientierter, aufklärerisch gesinnter Bildungsarbeit sein wird wie bisher und uns um deren Kontinuität der Arbeit – da spreche ich auch als Kuratori- umsmitglied – nicht bange sein muss. Aber weil der neue Bischof sich ja nicht nur um die Aka- demie – zum Glück – kümmern wird, sei Ihnen zum Ab- schied, verehrter Herr Dr. Fürst, nochmals ein ganz herz- liches Wort des Dankes für diese 14 Jahre der Leitung aus städtischer Sicht gesagt, in der Sie zusammen mit dem Leiter in Weingarten, Herrn Dr. Rainer Öhlschläger,

162 163 Anton Wassermann berichtete in der Schwäbischen Zeitung vom 2.1.2000: Mit Literarischem und Orgelklang ins Jahr 2000 Rund 420 Gäste verbrachten den Jahreswechsel bei einer li- terarisch-musikalisch-kulinarischen Veranstaltung im Weingar- tener Tagungshaus der Akademie der Dözese. Die Besucher kamen vorwiegend aus Weingarten und Ravensburg: aber auch aus dem Raum Stuttgart hatten sich Besucher angemeldet. „Mit Hosanna und Gloriosa ins nächste Jahrtausend“ lautete das Motto des Abends, mit dem das Akademie-Tagungshaus Weingarten für eine Silvesterfeier geworben hatte, die sich von den üblichen Partys und Bällen abheben sollte. Die Idee fand solchen Anklang, dass bereits im Spätherbst alle Plätze ausgebucht waren. Wer sich mit der Anmeldung zu lange Zeit gelassen hatte, musste hoffen, dass durch kurzfristige Absa- gen ein paar Plätze frei werden. So kamen einige Interessen- ten im Nachrück-Verfahren unverhofft zum Zug. In allen Sä- len, Konferenzräumen und in der Trinkstube waren die Gäste untergebracht. Während auf den Fluren das Buffet mit erlese- nen Vorspeisen und Salaten eröffnet wurde, nahm im großen Saal Wolfram Frommlet die Gäste mit auf eine literarische Reise durch das zurückliegende Jahrhundert. Mit Gedichten und Betrachtungen großer Literaten und wortgewaltiger Spötter versuchte er, dem Zeitgeist des abgelaufenen Jahrhunderts nachzuspüren und zu ergründen, was die Menschen künftig wohl bewegen dürfte. Der literarische Spagat reichte von Paul Celan bis Wendelin Überzwerch. Seine düstere Prognose, dass sich die Menschen im neuen Jahrtausend zu Tode amüsieren werden, milderte er mit der Zuversicht auf eine gewisse Resistenz schwäbischen Beharrungsvermögens. Am schwäbischen Wesen, so könnte man Frommlets ironischen Optimismus in Abwandlung eines Unworts der wilhelminischen Ära zusammenfassen, wird vielleicht einmal die Welt genesen. Der Appetit auf den Haupt- gang war gerettet. Auch wer dem literarischen Beitrag in sei- ner Zweitauflage im Treppenhaus gelauscht hatte, brauchte nicht zu hetzen. Gut gesättigt ging es danach in die Basilika. Dort stellte Kirchenmusikdirektor Heinrich Hamm zum Ab- schluss seines offiziellen Wirkens auf dem Martinsberg die Gabler-Orgel in all ihren Klangschattierungen vor. Eingerahmt von bekannten Orgelkompositionen Johann Sebastian Bachs stellte er drei wenig bekannte Kleinmeister aus der Zeit der Wiener Klassik vor: Ferdinand Norbert Seeger (1716–1782), Johann Anton Kobrich (1714–1791) und den Weingartener Klosterkomponisten Meingosus Gälles OSB (1752–1816). Hier bot sich Gelegenheit, die ganze Palette klanglicher Spie- lereien dieses Instruments auszubreiten.

164 Annette Vincenz in den Schwäbischen Zeitung vom 2.1.2001: Niveauvolles Vergnügen Einen sehr schönen Silvesterabend verbrachten die Besucher der „Zweitausend-und-eine-Nacht“-Party in der Weingartener Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart: Geboten wurde ein abwechslungsreiches und niveauvolles Programm, ein BSE-freies Buffet mit leckeren Speisen und kübelweise Cham- pagner, weshalb wir uns schon mal vorab für alle potenziel- len Rechtschreibfehler in diesem Artikel entschuldigen.

360 Gäste vergnügten sich in den weitläufigen Gängen und festlich geschmückten Sälen, bedienten sich an Shrimpsterri- ne, Räucherlachsforellenparfait, Parmaschinken, köstlich ge- füllter Hähnchenbrust und weißer Mousse au Chocolat, flirte- ten mit ihren Tischnachbarn oder tanzten zur Musik der Band „Rio Dance“, die über ein großes Repertoire vom obligatori- schen Wiener Walzer über Frank Sinatra bis zum Twist ver- fügte. Wer Lust auf Geschichten hatte, konnte selbigen im Speise- saal lauschen. Dort las die Stuttgarterin Ulrike Götz Heiteres zum Thema Jahreswechsel und sogar – passend zum Umfeld der katholischen Akademie – einen echten Psalm, allerdings nicht aus der Bibel, sondern von Hanns-Dieter Hüsch. gewitzt und augenzwinkernd entführte sie die Zuhörer auf eine litera- rische Jahresreise und ließ sich auch vom ständigen Kommen und Gehen der Gäste nicht aus der Ruhe bringen. Einzig und allein das Orgelkonzert in der Basilika hätte etwas leidenschaftlicher ausfallen können. Wer sich überwältigen- de, markerschütternde und jede Sehne des Körpers durchdrin- gende Orgelmusik à la „Schlafes Bruder“ erhofft hatte, wurde ein wenig enttäuscht. Organist Stephan Debéur hatte eher lei- sere Stücke (von Rheinberger und Krebs zum Beispiel) aus- gewählt, die das Potenzial der Gabler-Orgel nicht voll aus- schöpften. Das unterdrückte Husten der Sitznachbarn in der klirrend kalten Basilika war beinahe lauter als die Musik. Ein- zig und allein bei Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge in d-moll, dem letzten Stück konnten die Zuhörer erahnen, was in der Gabler-Orgel steckt. Kurz vor Mitternacht versammelten sich die Partygäste dann auf dem Platz vor der Cafeteria der Pädagogischen Hochschule, um das alte Jahrtausend in einem oder zwei oder auch drei Gläschen Champagner zu ertränken und das neue mit einem Feuerwerk zu begrüßen.

165 Materialien (DM 10,00) Publikationen aus ISSN 1435-3911 dem Jahr 2000 1/2000 Per Mausklick in die virtuelle Umwelt Umweltsimulationen in der Theorie und der Praxis (Peitz) Alle Titel mit ISBN-Nummer auch über den Buchhandel. 2/2000 Altenhilfe zwischen Makrosteuerung und Pressespiegel 1999 (kostenlos) Marktwirtschaft Zum Einfluss planerischer und marktwirtschaftlicher Kri- Chronik ‘99 (DM 10,–) terien für die Pflegeinfrastruktur in Deutschland, Schweiz und Österreich (Lallinger/Wochner-Luick) Hohenheimer Protokoll (DM 19,50)

54 Medienpolitik in gesellschaftlicher Verantwortung Publikationen in anderen Verlagen Welche Handlungsoptionen gibt es (noch)? Hrsg.: Hermann-Josef Schmitz und Hella Tompert Hagiographie im Kontext Stuttgart 2000, 96 Seiten, ISBN 3-926297-81-6 Wirkungsweisen und Möglichkeiten historischer Auswer- tung Hrsg.: Dieter R. Bauer und Klaus Herbers Kleine Hohenheimer Reihe (DM 12,50) Franz Steiner Verlag Stuttgart 2000 288 Seiten, DM 98,00, ISBN 3-515-07399-X 40 Regine Kather Gotteshauch oder künstliche Seele. Der Geist im Politikvermittlung zwischen Information und Un- Blick verschiedener Disziplinen terhaltung Hrsg.: Heinz-Hermann Peitz Hrsg.: Hans Paukens Stuttgart 2000, 104 Seiten, ISBN 3-926297-78-6 R. Fischer-Verlag München 2000 106 Seiten, DM 30,00, ISBN 3-88927-271-1, 41 Karl-Heinz Meier-Braun/Dieter Oberndörfer ISSN 1437-627X Einwanderungsland Deutschland?! Demographi- sche Perspektiven und politische Konsequenzen In Vorbereitung auf das 21. Jahrhundert: Hrsg.: Klaus Barwig und Karl-Heinz Meier-Braun Lateinamerikas Entwicklungserfahrungen und -per- Stuttgart 2000, 56 Seiten – ISBN 3-926297-79-4 spektiven Hrsg.: Manfred Mols und Rainer Öhlschläger 42 „... einen Dialog beginnen“. Verleihung des Vervuert Verlag Frankfurt/M. 2000 Aleksandr-Men-Preises 1999 an Gerd Ruge 136 Seiten, DM 24,80, ISBN 3-89354-484-4 Hrsg.: Gebhard Fürst Stuttgart 2000, 56 Seiten – ISBN 3-926297-80-8 Gottes-Krise und Gott-Trunkenheit Was die Mystik der Weltreligionen der Gegenwart zu sa- gen hat Hrsg.: Mariano Delgado und Abraham Kustermann Echter Verlag Würzburg 2000 208 Seiten, DM 34,00, ISBN 3-429-0227-0

166 167 Brendle, Dr. Franz Kuratorium der Pfarrer der Diözesanstelle Führungskräfte- und Akademie Akademikerseelsorge Eckert, Dr. Hanspaul Stand: 31.12.2000 Direktor a. D.

Vorsitzender des Kuratoriums Eckl, Dr. Rudolf Verwaltungsdirektor a. D. Bien, Dr. Günther Professor für Philosophie, Universität Stuttgart. Fischer, Dr. Dorothee Geschäftsführender Direktor des Instituts für Stadtdirektorin, Leiterin des Gesundheitsamtes der Philosophie, Pädagogik und Psychologie Landeshauptstadt Stuttgart

Stellvertretende Vorsitzende Frank, Franz W. Direktor a. D., Dipl.-Volkswirt Fünfgeld, Hermann Senator e.h. Gerber, Gerd Intendant i. R. Oberbürgermeister der Stadt Weingarten

Thieringer, Dr. Rolf Gerich, Rolf Erster Bürgermeister a. D. Oberbürgermeister a. D.

Mitglieder Gerstner, Dr. Alois Ministerialdirigent a. D. Adorno, Eduard Minister a. D. für Bundesangelegenheiten Haas, Alois ✝ 28.12.2000 Oberstudiendirektor a. D. Antretter, Robert Hajek, Dr. Otto Herbert Bundestagsabgeordneter a. D. Professor, Bildhauer Auer, Dr. Alfons Professor em. Heinzelmann, Josef Professor, Akademiedirektor i. R. Beha, Felicitas Sozialarbeiterin Karst, Heinz-Hermann Ministerialrat a. D. Berghof, Dr. Norbert Professor a. D. Kerstiens, Dr. Ludwig Professor a. D. Birn, Dr. Helmut Ministerialdirektor, Ministerium für Umwelt und Mast, Dr. Dr. Claudia Verkehr, Baden-Württemberg Professorin

168 Menz, Dr. Lorenz Staatssekretär a. D.

Paeffgen, Hartmut P. Chef vom Dienst, Stuttgarter Nachrichten

Plünnecke, Elisabet Akademiedirektorin a. D.

Reisch, Dr. Dr. h.c. Erwin Professor

Schad, Franz Ministerialdirigent a. D., Professor em.

Schavan, Dr. Annette Ministerin für Kultus und Sport Baden-Württemberg

Schick, Otmar Bürgermeister

Seeber, Dr. David A. Journalist bis 09.09.2000

Stadler-Nagora, Maria Irmgard Kammersängerin, Württembergisches Staatstheater Stuttgart

Tschirdewahn, Dr. Bertram Chefarzt von Waldburg-Zeil, Graf Alois MdB, Forstwirt, Präsident des Instituts für Auslandsbeziehungen, Stuttgart

Weichenrieder, Dr. Lukas, OSB Abt der Benediktinerabtei Weingarten

Ruhende Mitgliedschaft

Zeller, Dr. Wolfgang Staatssekretär, Sächsisches Staatsministerium für Wirt- schaft und Arbeit

169 Akademieverein Gründungsmitglieder des Akademievereins 1. Vorstand des Kuratoriums Prof. Dr. Günther Bien Die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart wird seit Intendant Senator Hermann Fünfgeld Oktober 1995 von einem Förderkreis unterstützt. Auf der Dr. Rolf Thieringer Gründungsversammlung am 20.10.1995 haben die unten aufgeführten Gründungsmitglieder die Vereinigung von 2. Leitung der Akademie Freunden und Förderern der Akademie gegründet. Die Kommissarischer Direktor Dr. Abraham P. Kustermann Satzung legt den Zweck des gemeinnützigen Akademie- vereins wie folgt fest: 3. Weitere Gründungsmitglieder Frau Waltraud Boelte Zweck des Vereins ist die wirtschaftliche und ideelle För- Frau Ingeborg Siegel derung der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart Frau Dr. Dorothee Fischer entsprechend deren Selbstverständnis und Arbeitswei- Prof. Dr. Rolf Keller se. Er verfolgt diesen Zweck insbesondere durch Bereit- Herr Wolfgang Großmann stellung von Mitteln für die Arbeit der Akademie der Di- Prof. Dr. Alfred Büllesbach özese Rottenburg-Stuttgart. Herr Hartmut Paeffgen Herr Edmund Schneider Frau Dr. Eva-Maria Kreuz Satzung Herr Dr. Wolfgang Schuster der Vereinigung von Freunden und Förderern Herr Dr. Alois Gerstner der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart Prof. Josef Heinzelmann „Akademieverein“ Frau Odilia Fiege-Jostock Präambel Da die Akademie in ihrer Arbeit in einer Zeit knapper Die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist ge- werdender finanzieller Mittel, aber immer wichtiger wer- mäß dem Gründungsstatut aus dem Jahre 1951 dem dender gesellschaftlicher, kultureller und kirchlicher Be- Auftrag verpflichtet, die „lebendige Begegnung von Kir- deutung auf die finanzielle Unterstützung angewiesen che und Welt“ zu pflegen und zu fördern. ist, suchen wir Freunde und Förderer, die dieser Vereini- Das Selbstverständnis der Akademie verdeutlicht sich in gung beitreten und die Arbeit der Akademie dadurch den Leitideen: „Dialog“, „Gastfreundschaft“, „christliche wirtschaftlich und ideell fördern. Zeitgenossenschaft“, „Sachkompetenz“, „Forum der Öffentlichkeit“, „Lernort demokratischer Tugenden“. Anschrift und Bankverbindung: Dem Selbstverständnis entspricht ihre Arbeitsweise, die Vereinigung von Freunden und Förderern der sich in Tagungen, Kongressen, Symposien, Arbeitskrei- Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V. sen, Vorträgen, Studientagen, Kunstausstellungen, Se- Im Schellenkönig 61 minaren etc. verwirklicht. 70184 Stuttgart Als Einrichtung der katholischen Kirche und in ökumeni- Tel.: 0711/1640-6 scher Offenheit fördert sie in den inhaltlichen Schwer- punkten ihrer Fachreferate in wissenschaftlich verant- Der Mitgliedsbeitrag beträgt DM 100,– für Einzelperso- worteter Weise die intellektuelle, ethische, soziale, reli- nen, für Institutionen DM 500,– giöse und ästhetische Kultur von Kirche und Gesellschaft. Konto: Schwäbische Bank, Kto.-Nr. 1400, BLZ 600 201 00

170 Blumer, Jürgen, Dr. Mitglieder Boelte, Waltraud Bogusch, Georg Ingenieur Bogusch, Magdalena Aleker, Klaus Rechtsanwalt Both, Anton R., Dr. med. Allmendinger, Norbert Direktor i. R. Bott, Stefan Andrä, Gabriele, Dr. Bozic, Jelena Architektin Andrä, Hans-Peter, Dr. Bauingenieur Braig, Franz Oberstudiendirektor a. D. Antretter, Marianne Breitruck, Franz Stadtdirektor a. D. Antretter, Robert Bundestagsabg. a. D. Breitruck, Margot, Dr. Appenzeller, Alfred Bildhauer Briel, Michael, Dr. Jurist/Lehrer Aubele, Richard, Dr. Professor/Dipl.-Ing. Brinkmann, Gisbert, Dr. Referatsleiter Auer, Alfons, Dr. Professor Brodt, Werner Baatz, Klaus-Peter, Dr. Brünenberg, Maria Erzieherin Babel, Herbert Beamter Buchholz, Adalbert, Dr. Arzt Bader, Eberhard, Dr. Arzt Büllesbach, Alfred, Dr. Professor, Jurist Balle, Theo, Dr. Prof., Staatssekretär a. D. Bull-Reichenmiller, M., Dr. Oberarchivrätin Baumann, Gertraud Burkhart, Paul Präsident a. D. Baumann, Klemens Caesar, Rolf, Dr. Baumann, Rolf, Dr. Professor Cheret, Peter Architekt Bausenhart, Guido, Dr. Ausbildungsleiter Christ, Hannelore Volkswirtin Bechtle, Friedrich R., Dr. Christophers, Richard Freier Architekt Beha, Felicitas Sozialarbeiterin i. R. Ciré, Bernd Pfarrer Behr-Lex, Gundula Dipl.-Volkswirtin Demandt, Dorothee Belko, Friedrich Verwaltungsdirektor Demandt, Richard Studiendirektor a. D. Bentele, Ida Dempf, Willi Direktor i. R. Berg, Klaus, Dr. Professor Derndinger, Christa Berghof, Norbert Professor Dettinger-Klemm, Martin, Dr. Ministerialdirigent a. D. Berle, Gertrud Beamtin a. D. Deutsche Telekom AG Berreth, Elisabeth Diesch, Brunhilde Beutler, Alfred Direktor i. R. Diesch, Paul, Dr. Ministerialrat a. D. Bewer, Andreas Beratender Ingenieur Dlapal, Edith Lehrerin Bewer, Birgitt Dlapal, Josef Notar Bicheler, Manfred, Dr. Ministerialdirigent a. D. Dollenbacher, Elisabeth Bien, Günther, Dr. Professor Dollenbacher, Emil Direktor i. R. Biesinger, Albert, Dr. Professor Domes, Diether F. Maler Bihl, Albrecht, Dr. Arzt Düll, Marianne, Dr. Medizinaldirektorin a. D. Birk, Benedikt Pfarrer Eberhardinger, Franz Birk, Hildegard Lehrerin a. D. Eckert, Hanspaul, Dr. Direktor a. D. Birk, Roland Eckert, Roland, Ministerialdirektor Birn, Helmut, Dr. Ministerialdirektor Eckl, Rudolf, Dr. Verwaltungsdirektor a. D. Bischoff, Edelgard Effenberger, Franz, Dr. Professor Blank, Eugen Geschäftsführer Eickhoff, Georg, Dr. Historiker Bläsi, Bernhard, Dr. Ministerialdirektor a. D. Eickhoff, Heloisa Corréa Bleher, Daniela Eilfort, Karl, Dr. Dipl.-Landwirt

171 Eilfort, Marianne Grupp, Winfried, Dr. Landtagsdirektor Elser, Werner Ministerialdirigent a. D. Gusenbauer, Anneliese Rundfunkredakteurin i. R. Enderwitz, Anne Lehrerin Gutknecht, Maria-Theresia Enderwitz, Fritz Direktor i. R. Gutknecht, Thomas Dipl.-Theologe Engelfried, Joseph, Dr. Ltd. Ministerialrat Gutmann, Rolf, Dr. Rechtsanwalt Erpenbeck, Gabriele Ausländerbeauftragte Haag, Willy Diözesanleiter Feinäugle, Hildegard Haarer, Karin Sekretärin Feinäugle, Norbert, Dr. Prorektor/Professor Haarer, Wolfgang Fetscher, Thomas Haas, Alois Oberstudiendirektor a. D. Fetzer, Bruno Ingenieur Häberle, Otmar, Dr. Richter Fetzer, Monika Hackert, Fritz, Dr. Fichter, Ottmar Bankangestellter Hagenmeyer, Ernst, Dr. Professor Fiege-Jostock, Odilia Oberstudienrätin Hähl, Liselotte Fischer, Christa Hahn, Elisabeth Fischer, Dorothee, Dr. Stadtdirektorin Hähnle, Gebhard Architekt Fischer, Hanspeter Ltd. Vermessungs- Hajek, Otto Herbert, Dr. Professor, Bildhauer direktor a. D. Hämmerle, Eugen Kirchenrat i. R. Fischer, Manfred Häring, Bärbel Alt-Stadträtin Fischer, Paul Gymnasialprofessor Härle, Clemens Fix, Wolfgang, Dr. Professor Haug, Jörg, Dr. Florian, Brigitta, Dr. Direktorin i. R. Hauser, Werner Vorstandsmitglied Frank, Franz Wilhelm Dir. i.R., Dipl.-Volkswirt Heberle, Walter Oberfinanzrat Friedhofen Heckel, Gerhard Mechaniker Frost, Sabine Kunstvermittlerin Heidinger, Peter F., Dr. Professor, Ingenieur Fünfgeld, Hermann Intendant i. R., Dipl.- Heidinger, Rosemarie Volkswirt Heilig, Anne Fürst, Gebhard, Dr. Bischof Heilig, Hermann, Dr. Landwirtschafts- Fürst, Walter, Dr. Professor direktor i. R. Gerich, Rolf Oberbürgermeister a. D. Heinisch, Renate, Dr. Europaabgeordnete Gerstberger, Herbert, Dr. Heinzelmann, Josef Professor, Gerstner, Alois, Dr. Ministerialdirigent a. D. Akademiedir. i. R. Giesing, Brigitte Heinzelmann, Oda Giesing, Günter, Dr. Heise, Marianne Industriekauffrau Glaser, Franz Domkapitular Heitmann, Hansjörg Diakon Gliebert, Erich Studiendirektor Hepp, Marianne, Dr. Ärztin Gögler, Max, Dr. Regierungspräsiden a. D. Hermle, Rolf Dipl.-Kaufmann Gönner, Eva-Maria Dipl.-Volkswirtin Hermle, Sabine Götz, Alexander Ministerialdirigent a. D. Hertkorn, Helmut Götz, Hubert Präses Heyer, Herbert, Dr. Mathematiker Grafik Druck GmbH Hilberath, Bernd Jochen, Dr. Professor Grömling, Marie-Luise Apothekerin Hilberath, Theresia Gropper, Herbert Pfarrer Hindelang, Eduard Museumsleiter Grossmann, Wolfgang Verlagsbuchhändler i. R. Hohl, Gertrud Grünwald, Erwin Geschäftsführer Höning, Markus Matthias Grupp, Cornelius, Dr. Generalkonsul Hornung, Albrecht

172 Hornung, Marlies Kreuz, Eva-Maria, Dr. Freie Architektin Hostenkamp, Marlies Krol, Annemarie Hourand, Michael, Dr. med. Krol, Bernhard Professor Hourand-Gutzmann, Maren Kurt, Brunhilde Hoyningen-Huene, Hella Kuttner, Liselotte Baronesse von Dolmetscherin Laesecke, Maria-Theresia Humborg, Karl Lampart, Helga Humborg, Katarina Lang, Klaus, Dr. Erster Bürgermeister Hünermann, Peter, Dr. Professor Lauber, Rosmarie Jähnke, Hildegard Lauber, Rudolf, Dr. Professor Jenninger, Philipp, Dr. Botschafter a. D. Lauer, Karl-Heinz, Dr. Jerabek, Christine Religionspädagogin Lauer, Mechthild Joos, August Finanzamtmann Lause, Theresia Kaesberger, Karl-Gustel Verwaltungsdirektor a. D. Laws, Sophie Kah, Bernhard Stadtdekan, Prälat Leicht, Alfred Kanizsa, Peter Ingenieur Lemesic, Freya von Karst, Heinz-Hermann Ministerialrat a. D. Lemperle, Hildegard, Dr. Ärztin Kees, Angelika Limongelli, Helga Lehrerin a. D. Kees, Bernhard Gymnasiallehrer Lingens, Franz, Dr. Professor Kern, Walter, Dr. Professor Longin, Franz Wirtschaftsprüfer Kerstiens, Ludwig, Dr. Professor a. D. Lörcher, Klaus Justitiar Kessler, Isolde Lehrerin Lorenz, Sönke, Dr. Professor Kiefer, Hans-Michael, Dr. Lutz-Rieffel, Hans Kiefer, Ute, Dr. Lutz-Rieffel, Rosemarie Kienzle, Ingeborg Studiendirektorin a. D. Maertens, Ursula Kießling, Konrad Abteilungsleiter i. R. Magino, Paul Pfarrer Kilian, Walter, Dr. Geschäftsführer Maier, Hans Kleiner, Elisabeth Manal, Danuta Lehrerin Kleiner, Gebhard Rechtsanwalt Manal, Josef Religionslehrer Kleiner, Horst Margraf, Edith Kleiner, Ulrich Verwaltungsdirektor Margraf, Erwin Textilkaufmann Klischowski, Brigitte Matrohs, Horst Dipl.-Verwaltungswirt Klöpping, Heinrich Dekan Mauch, Gerhard Knab, Doris, Dr. Professorin Mauch, Lore Knaus, Friedrich Mayer, Roland Freier Architekt Knaus, Irmgard Menz, Lorenz, Dr. Staatssekretär a. D. Knecht, Ingeborg Mertz, Paul, Dr. Zahnarzt i. R. Knecht, Rudi Miller, Gabriele, Dr. Dipl.-Theologin Knorpp-Weyland, Marlies, Dr. Mohr, Joachim Pharmareferent Koller, Dorothea Stadtrechtsdirektorin Müller, Gert Rechtsanwalt König, Godehard Diakon Müller, Johann Baptist, Dr. Universitätsprofessor Korrek-Struzyna, Eleonore Pensionärin Munderich, Gerda Kralik, Hans Realschuldirektor Mundt, Ulrich, Dr. Dipl.-Geologe Kreissparkasse Ravensburg Naegele, Maria Kretschmann, Winfried Landtagsabgeordneter Naegele, Raymund, Dr.

173 Narr, Andreas, Dr. Journalist Schäfer, Reinhard Narr, Leonore Schäfer, Veronika Neidlinger, Cordula Lehrerin Schäffner, Erhard Ministerialrat a. D. Nienhaus, Christoph Schäppi, Walter Jurist Nienhaus, Josef Abteilungspräsident a. D. Schavan, Annette, Dr. Ministerin Nolte, Josef, Dr. Professor Scheel, Brigitte Übersetzerin Nöth, Doris Zahnärztin Schell, Hermann Schreinermeister Oelmaier, Margarete Schempp, Berta Bankangestellte Oschatz, Edith Kunstmalerin Scherer, Anita Oßwald, Hans Georg Ministerialdirigent a. D. Scherer, Edgar, Dr. Geschäftsführer Paeffgen, Hartmut Journalist Schick, Otmar Bürgermeister Paul-Lempp-Akademie Schlecker, Albert Wirtschaftsprüfer Penka, Johann Schlosser, Franz Pfeifle, Bruno Jugendamtsleiter Schlosser, Gisela Pfisterer, Walther Dipl.-Ingenieur Schmid, Bernhard Dozent Pierro, Peter-Michael Schmid, Karl-Hans, Dr. Geschäftsführer Pitsch, Brigitta Schmitz, Hermann-Josef, Dr. Akademiereferent Pitsch, Hans Oberschulamtspräs. a. D. Schneider, Edmund Direktor a. D. Plünnecke, Elisabet Akademiedirektorin i. R. Schneider, Hans-Ulrich Angestellter Pohl, Wolfgang Chefredakteur Schnitzler, Hans-Albrecht Gymnasiallehrer Rapp, Heinz Bundesbankdirektor a. D. Schnürer, Gerhard Studiendirektor Rassler, Heidi von Lehrerin i. R. Schnürer, Lieselotte Rassler, Klaus, Dr., von Jurist Schober, Alois Schulamtsdirektor Raymann-Nowak, Doris Silberschmiedemeisterin Schomaker, Ursula Altenpflegerin i. R. Reck, Renate Schreiner, Hans Professor/Maler Reger, Gabriele, Dr. Ärztin Schüle, Helmut, Dr. Dr. Arzt/Professor Reger, Maria Studiendirektorin a. D. Schultes, Stefan, Dr. Oberbürgermeister Reiner, Helene Verwaltungsangestellte Schumacher, Christoph, Dr. Referatsleiter Reiner, Kurt Schuster, Wolfgang, Dr. Oberbürgermeister Reisch, Erwin, Dr. Dr. Professor Schwab, Alfred Abteilungsdirektor i. R. Reisch, Ingeborg, Dr. Schwartländer, Johannes, Dr. Professor Schwenzer- Renn, Ortwin, Dr. Professor Wagner, Gudrun Renner, Günter, Dr. Vorsitzender Richter Seeber, David A., Dr. Journalist Richter, Gregor, Dr. Professor, Präsident a. D. Seethaler, Angelika Theologin Richter, Marianne Sieveking, Klaus, Dr. Professor Riede, Ewald, Dr. Dr. Zahnarzt Sing, Roland Vorstandsvorsitzender Röseler, Sybille Referentin Sing, Ursula Rottenecker, Heribert, Dr. Sorg, Margareta Lehrerin Rottenecker, Mechthild Spang, Konrad, Dr. Professor Ruck, Renate Angestellte Stadler, Erna Maria Rudolf, Hans-Ulrich, Dr. Professor Stadler-Nagora, M. Irmgard Kammersängerin Sandkühler, Rudolf, Dr. Arzt Stadtverwaltung Weingarten Sauter, Christa-Maria Stanienda, Eva, Dr. Ärztin Sauter, Reinhold Zahnarzt Stegmüller, Werner Religionslehrer i.K. Schach, Ida Steierwald, Annamaria

174 Steierwald, Gerd, Dr. Universitätsprofessor Winter, Gretel Steiger, Johanna Wittig-Terhardt, Margret Justitiarin Steim, Eberhard Freier Architekt Wochner, Walter Ministerialrat Stetter, Roman Kaufmann Wöhler, Gisela Rechtsanwältin Steur, Hermann-Josef Pastoralreferent Wolff, Hans-Peter Stieglecker, Peter Mathematiker Wolff, Irmtraut Lehrerin Stierle, Wolfgang, Dr. Professor/Direktor Wölfle, Maximilian Vorstandsmitglied Straub, Gertrud, Dr. Zahnärztin Wollensak, Joachim, Dr. Jurist Straub-Blum, Charlotte, Dr. Ministerialrätin a. D. Wunden, Wolfgang, Dr. Journalist Stumpf, Bodo Württemberg, Friedrich Stumpf, Karin Herzog von Teklenborg, Bert Zeller, Helene Teufel, Waldemar, Dr. Ltd. Direktor i. K. Zeller, Werner Dipl.-Verwaltungswirt Theil, Bernhard, Dr. Archivdirektor Zimmer, Gabrielle Thieringer, Rolf, Dr. Erster Bürgermeister a. D. Zimmermann, Ludwig Lehrer Thumm, Ulrich Beamter a. D. Tiefenbacher, Heinz Georg Prälat Trabold, Wilfried Ulmer, Helga Stadträtin Verein der Freunde und Förderer der FH- Ravensburg-Weingarten Vetter, Bruno Ministerialdirigent a. D. Vogler, Hermann Oberbürgermeister Vogt, Udo Vorstand Volk-Nägele, Birgit Pastoralreferentin Wagner, Manfred Fachreferent Wahl, Maria Wahl, Michael Geschäftsführer Walser, Christa Walser, Karl Dipl.-Kaufm./Steuerber. Walter, Maria, Dr. Redakteurin Warth, Willi Weber, Kurt Dipl.-Ing./Abteilungs leiter Weitpert, Hilde Verlegerin Werner, Christine, Dr. Oberstudienrätin a. D. Westhäußer, Rose Lehrerin a. D Wicker, Hubert Regierungspräsident Wieland, Hans, Dr. Professor Wieland, Therese Ordinariatsrätin Wild, Ulrich Ingenieurbüro für Systemplanung Willeke, Ruprecht, Dr. Arzt Winkler, Berthold Dipl.-Theologe

175 Laupheimer, Fridolin, Dr. Pfarrer i. R. Spenderinnen und Laws, Sophie Hausfrau Leuthold, Gottfried R., Dr. Oberstudiendirekt. a. D. Spender 2000 Lutz, Edgar, Dr. Maak, Anny, Dr. Magin, Hermann Beamter Adolph, Anneliese, Dr. Dipl.-Theologin Margraf, Erwin Textilkaufmann Allmendinger, Norbert Direktor i. R. Max-Weishaupt GmbH, Balzer, Werner Beamter a. D. Schwendi Baur, Otto Pfarrer Mayer, Theresia Berle, Gertrud Beamtin a. D. Mertz, Paul, Dr. Zahnarzt i. R. Betzler, Anton Gymnasialprof. a. D. Mohr, Erna Both, Anton R., Dr. Ärztl. Direktor Mohr, Joachim Pharmareferent Buchmüller, Gerhard Reg. Direktor i. R. Müller, Manfred Elektrotechniker Bull-Reichenmiller, Marg., Dr. Oberarchivrätin Narr, Leonore Burckardt, M. Neeser, Heinz, Dr. Arzt Christ, Hannelore Volkswirtin Ott, Herta Maria Krankenschwester Eilhoff, Klaus Presseamtsleiter Papierfabrik Scheufelen, Eisele, Franz Oberstudienrat Lenningen EnBW Energie, Karlsruhe Pitsch, Hans Oberschulamtspräs. a. D. Finanzministerium Bad.-Württ. Port, Georg S., Dr. Arzt Gessler, Bertl Hausfrau Rau, Fritz-Peter, Dr. Gönner, Eva-Maria Dipl.-Volkswirtin Raymann-Nowak, Doris Silberschmiedemeisterin Grafik Druck GmbH, Stuttgart Reger, Maria Studiendirektorin Grimm, Hans-Peter Oberamtsrat Rommelspacher, Irmgard, Dr. Ärztin Gürtler, Margarethe Beamtin a. D. Rosenkranz, Paul Dozent Gusenbauer, Anneliese Rundfunkredakt. i. R. Schaeffler, Richard, Dr. Professor Häberle, Otmar, Dr. Richter Scheel, Brigitte Übersetzerin Hennekes, Heinz Rentner Schlecker, Albert Wirtschaftsprüfer Hepperle, Johannes Beamter a. D. Schmid, Bruno, Dr. Professor Himmel, Katharina Rentnerin Schomaker, Ursula Altenpflegerin i. R. Hodum-Röhm, Anneliese, Dr. Ärztin Schraut, Sylvia, Dr. Privatdozentin Hohl, Gertrud Sorg, Margareta Lehrerin Hörner, Gudrun Strebel, Eberhard, Dr. Direktor i. R. Huber, Brigitte Vetter, Bruno Ministerialdirigent a. D. Jennninger, Karl Direktor i. R. Vischer, Waldemar Joos, Max, Dr. Landgerichtspräs. a. D. Volck, Hartmut, Dr. Arzt Kanizsa, Peter Ingenieur Wassermann, Christa Verlagsangestellte Kern, Karl und Waltraud Weber, Walter Kern, Walter, Dr. Professor Zimmermann, Ludwig Lehrer Kerstiens, Ludwig, Dr. Professor a. D. Kießling, Konrad Abteilungsleiter i. R. Kilian, Walter, Dr. Geschäftsführer Krieg, Christine Längerer, Heinrich Geschäftsführer

176 177 • Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Kooperationspartner Flüchtlinge, Nürnberg • Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart und Vernetzungen • Caritasverband der Erzdiözese Freiburg • Caritasverband für Stuttgart • Comité international de paléographie latine • Ad hoc Arbeitskreis Asyl beim Katholischen Büro • debis AG, Bildungswesen, Berlin Bonn • Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst, München • Adolf-Grimme-Institut, Marl • Deutsche Korczak-Gesellschaft • AG Altenhilfe im Caritasverband der Diözese • Deutscher Caritasverband e.V., Freiburg Rottenburg-Stuttgart • Deutscher Gewerkschaftsbund, Landesbezirk • AGENDA Forum katholischer Theologinnen e.V. Baden-Württemberg • Akademie der Arbeit, Universität Frankfurt • Deutscher Koordinierungsrat der Gesellschaften für • Akademie für Technikfolgenabschätzung in christlich-jüdische Zusammenarbeit (DKR) Baden-Württemberg • Deutscher Kunsthistoriker-Verband • Akademie für Zivilgesellschaft, Moskau • Deutsches Historisches Institut Paris • AKSB-Arbeitsgruppe „Gentechnik“ (Expertenkreis • Deutsch-Türkische Gesellschaft, Stuttgart ‚Bildung‘) • Diakonisches Werk Baden • AKSB-Arbeitsgruppe „Gesundheitspolitische Bil- • Diakonisches Werk Württemberg dungsarbeit“ • Diözesanarchiv Rottenburg • Aleksandr-Men-Freundeskreis, Moskau • Diözesane Medienkonferenz • Altenwerk der Diözese Rottenburg-Stuttgart • Altenwerk der Erzdiözese Freiburg • Diözesanrat der Diözese Rottenburg-Stuttgart, • Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Ausschuss Grundwerte in der Gesellschaft, Baden-Württemberg (ACK) Ausschuss Kultur und Erwachsenenbildung • Arbeitsgemeinschaft Historische Friedensforschung • Domschule Würzburg, Akademie für • Arbeitsgemeinschaft Katholischer Organisationen Erwachsenenbildung der Diözese Würzburg und Verbände • Edition Socialmanagement, Kiel • Arbeitsgruppe „Diözesane Beratungsstellen“ • Erzbischöfliche Akademie der Erzdiözese Freiburg • Arbeitskreis Frauen- und Geschlechtergeschichte der • „Essener Gespräche“ über Staat und Kirche Frühen Neuzeit • Europäische Gesellschaft für theologische Forschung • Arbeitskreis für die kirchlichen Akademien bei der von Frauen Stadt Stuttgart • Evangelische Akademie Bad Boll • Arbeitskreis für hagiographische Fragen • Evangelische Akademie Bad Herrenalb • Arbeitskreis Historische Kriminalitätsforschung in der • Evangelische Akademie Oldenburg Vormoderne • Evangelische Akademie Tutzing • Arbeitskreis Interdisziplinäre Hexenforschung (AKIH) • Evangelische Betriebsseelsorge Böblingen • Beratungsstelle Brennessel e.V., Ravensburg • Evangelische Medienzentrale Württemberg • Bibliothek für Ausländische Literatur, Moskau • Evangelisches Büro Stuttgart • Bibliothek für Zeitgeschichte, Stuttgart • Evang. und Kath. Büro für die Weltausstellung • Bildungswerk der Diözese Rottenburg-Stuttgart EXPO 2000 • Bischöfl. Ordinariat der Diözese Rottenburg-Stutt- • Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität gart Tübingen, Kirchengeschichte • Diözesanarchiv • Fachhochschule für Sozialwesen Weingarten- • Bodensee-Festival GmbH Ravensburg

178 • Fachstelle für Medienarbeit der Diözese Rottenburg- • Institut für Politikwissenschaften, Universität Mainz Stuttgart • Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs • Frauen & Geschichte Baden-Württemberg e.V. • Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik, • Frauenkommission der Diözese Paderborn Rottenburg-Stuttgart • Justizministerium Baden-Württemberg • Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart • Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim • Gesellschaft für christlich-jüdische Begegnung in • Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) Oberschwaben • Katholische Betriebsseelsorge Stuttgart • Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit • Katholische Fachhochschule für Sozialwesen, Stuttgart Religionspädagogik und Pflege, Freiburg • Gesellschaft für Medienpädagogik und • Katholischer Deutscher Frauenbund Kommunikationskultur • Katholischer Deutscher Frauenbund, • Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Bildungskommission Kultur • Katholisches Bibelwerk Stuttgart • Gesprächskreis Ausländer- und Asylrecht an der • Katholisches Bildungswerk, Ravensburg Akademie • Katholisches Bildungswerk, Stuttgart • Gesprächskreis „Juden und Christen“ beim • Katholisches Büro, Berlin Zentralkomitee der Deutschen Katholiken • Katholisch-Theologische Fakultät, Universität • „Gesprächskreis Katholischer Sozialdemokraten“ Tübingen Goethe-Institut, Moskau • Kath. Universität Nijmegen, Rechtssoziologie • Graduiertenkolleg „Ars und Scientia im Mittelalter • Kirche im Privatfunk (KiP) und in der Frühen Neuzeit“ an der Universität • Kirchenreferat beim Parteivorstand der SPD, Bonn Tübingen • Kommission zur Klärung der Fragen nach der • Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf Beschäftigung von Fremd- und Zwangsarbeitern in • Haus der Geschichte Baden-Württemberg kirchlichen Einrichtungen in der Diözese Rotten- • Haus des Dokumentarfilms burg-Stuttgart • IHK Bodensee–Oberschwaben • Kunstkommission der Diözese Rottenburg-Stuttgart • IHK Stuttgart • Kunstpreis der Diözese Rottenburg-Stuttgart • ILPA (Immigration Law Practicioners Association, • Landesarbeitsamt Baden-Württemberg London) • Landesärztekammer Baden-Würtemberg • Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung, • Landesbildstelle Württemberg Tübingen • Landeshauptstadt Stuttgart, Ausländerbeauftragter • Institut für anwendungsorientierte Innovations- und • Landeshauptstadt Stuttgart, Ausländerbehörde Zukunftsforschung e.V., Berlin • Landeskreditbank Baden-Württemberg • Institut für Caritaswissenschaften der Universität • Landesverband Baden-Württembergischer Freiburg Arbeitgeberverbände/VMI • Institut für EthikManagement, Fachbereich • Landesverband für Mehrfach- und Körperbehinderte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, • Landesverband Württembergischer Karnevalsvereine, Fachhochschule Konstanz Stuttgart • Institut für Fort- und Weiterbildung der Diözese • Landeszentrale für politische Bildung Rottenburg-Stuttgart • Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre • Institut für Geschichtliche Landeskunde und Histori- und Unternehmensführung, Universität Erlangen- sche Hilfswissenschaften der Universität Tübingen Nürnberg • Institut für Osteuropäische Geschichte und Landes- • Lehrstuhl für Internationale Politik, Fakultät für kunde, Universität Tübingen Verwaltungswissenschaften, Universität Konstanz

179 • Lehrstuhl für Kirchenrecht, Kath.-Theolog. Fakultät, • Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Universität Tübingen • Stiftung Haus Lindenhof, Schwäbisch Gmünd • Lehrstuhl für Management, Fakultät für • Stiftung Liebenau Verwaltungswissenschaften, Universität Konstanz • „Studium in Israel“ – ein Studienjahr an der • Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte an der Hebräischen Universität Universität Erlangen-Nürnberg • Stuttgarter Tage der Medienpädagogik • Leiterkreis der Katholischen Akademien in • Südwestdeutscher Förderkreis der EDCS Deutschland (Ökumenische Entwicklungsgenossenschaft) • Liga der Freien Wohlfahrtspflege Baden-Württem- Südwestrundfunk berg • „Theologisch-Ästhetisches Kolloquium“ von Prof. Dr. • Max-Planck-Institut für internationales Sozialrecht, Hoeps und Prof. Dr. Stock, Köln München • Theologische Kommission des Katholischen Deut- • Oberschulamt Tübingen schen Frauenbundes • Ökumenische Ausbildungsstelle für Beratende • Theologisches Bildungsreferat des Islamischen Seelsorge/Telefonseelsorge Oberschwaben–Allgäu Bundes Mannheim • Ökumenischer Arbeitskreis Krankenpflege • Thomas-Morus-Akademie, Bensberg • Osteuropa-Institut, Universität Hohenheim • UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge, Berlin • Pädagogische Hochschule Weingarten • UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge, Ankara • Philosophische Gesellschaft Bad Homburg e.V. • Universität Tübingen • Projekt Medienethik am Lehrstuhl Prof. G. Hunold, • Universität Ulm („Wissenschaftsstadt“) Universität Tübingen • Verein Deutscher Ingenieure – Württembergischer • Rechtsberaterkonferenz von Deutschem Ingenieurverein Caritasverband und Diakonischem Werk • Verein für Ostkirchliche Musik (VOM) • Referat Erwachsenenbildung/Erwachsenenpastoral, • Verein zur Förderung der Bewährungshilfe im Fachbereich Frauen, der Diözese Landgerichtsbezirk Ravensburg e.V. Rottenburg-Stuttgart • Verein zur Förderung der Musik Oberschwabens • Religionspädagogische Institute in der Diözese • Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Rottenburg-Stuttgart Narrenzünfte • Robert-Schumann-Institut, Florenz • Verlag Kohlhammer, Stuttgart • Romano-Guardini-Stiftung NRW, Köln • Verschiedene Kreise und Institutionen des christlich- • Runder ökumenischer Tisch zur Arbeitslosigkeit islamischen (-jüdischen) Dialogs • Schwabenverlag AG, Ostfildern • Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg • Schwäbischer Heimatbund • Württembergische Landesbibliothek Stuttgart • Sektion Religionssoziologie der Dt. Gesellschaft für • Zeitschrift für Ausländische Literatur, Moskau Soziologie • Zeitschrift Herder-Korrespondenz, Freiburg • Sergius-Chor Weingarten • Zentralstelle Medien der Deutschen • Sozialdienst Katholischer Frauen, Freiburg Bischofskonferenz • Sozialministerium Baden-Württemberg • Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, • Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg Universität Tübingen • Staatsarchiv Ludwigsburg • Zentrum für ökonomische und politische Studien • Staatsarchiv Sigmaringen (Epicenter), Moskau • Stadtarchiv Stuttgart • Zentrum für Wirtschaftsethik GmbH (ZfW) • Stadt Ravensburg, Kulturamt • Stadt Schwäbisch Gmünd, Kulturamt • Stadt Weingarten

180 Mitgliedschaften der Zu schön, um zu arbeiten... Das sagen unsere Gäste immer wieder. Natürlich gefällt Akademie ihnen das wunderschöne und gut ausgestattete Tagungshaus der Akademie. Das ist o.k. Aber der Kulturraum Oberschwaben ist eine Schatztruhe, in der Deutsche Gesellschaft für zeitgenössische Kunst und es unendlich viel zu entdecken gibt. christliche Kultur, München Nehmen Sie sich Zeit und starten vom Tagungshaus Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik EBEN e.V. der Akademie in Weingarten! Europ. Gesellschaft für Kath. Theologie Freundeskreis der Hochschule für Jüdische Studien, Tagung und eine Nacht Heidelberg Reisen Sie einen Tag früher an und/oder bleiben Sie Freundeskreis Mooshausen e.V., Aitrach eine Nacht länger. Billiger und schöner bekommen Sie Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. es nirgends. Die Fahrt ist schon bezahlt und unsere Garni-Preise sind wirklich bezahlbar. Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart DM 75,– (EUR 38,35) incl. reichhaltigem Frühstück. Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft Sie arbeiten – Ihr(e) PartnerIn genießt Guardinistiftung e.V., Berlin Es ist schon ein Privileg in unserem Tagungshaus Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg arbeiten/tagen zu können. Denken Sie daran: Unsere Zimmer können als Doppelzimmer gerichtet werden. Intern. Arbeitsstelle für Erwachsenenbildung Köln/ Während Sie tagen, können wir Ihrem/Ihrer PartnerIn Brüssel auf Wunsch sogar Vollpension bieten. DM 55,– Kunstverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart (EUR 28,12) für Übernachtung und Frühstück. Leiterkreis der Katholischen Akademien in Deutschland Mittagessen mit drei Gängen DM 22,– (EUR 11,25), Mediävistenverband reichhaltiges Abendessen DM 15,– (EUR 7,67). Netzwerk Diakonat der Frau Kommen Sie doch mal privat Schwäbische Gesellschaft, Stuttgart Wir haben immer mal wieder ein Bett für Sie frei. Universitätsbund Hohenheim e.V. Dann machen wir für Sie auch ein Frühstück. Sie Verband der Historiker Deutschlands bezahlen einzeln DM 75,– (EUR 38,35), wenn Sie zu Verband Deutscher Kunsthistoriker, München zweit kommen, kostet es Sie zusammen gerade mal DM 110,– (EUR 56,24). Verein für die Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Rufen Sie uns an. Wir geben Ihnen umgehend Be- scheid, ob wir für Sie ein Zimmer reservieren können. Verein für Württembergische Landesgeschichte Verein zur Förderung Kath.-Sozialer Bildungswerke, Bonn Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart Tagungshaus Weingarten Vereinigung der Freunde der PH Weingarten e.V. Kirchplatz 7 · D-88250 Weingarten Vereinigung der Freunde der Uni Tübingen e.V. Telefon (07 51) 56 86-0 Vereinigung von Freunden der Uni Stuttgart e.V. Telefax (07 51) 56 86-2 22 Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein eMail [email protected]

181 Franz Henrich am 30. September aus dem Dienst des Katholische Akademien Akademiedirektors ausgeschieden. Dieser zunächst sehr persönliche Doppelakt hat bei beiden zu einem großen in Deutschland Medienecho geführt, und zwar nicht nur in der kirchli- chen Öffentlichkeit, sondern auch in der überregiona- Für die Kontakte unter den katholischen Akademien len allgemeinen Presse. Bischof Fürst erfuhr eine mit wurde 1958 der „Leiterkreis der Katholischen Akademi- hoher Erwartung gefüllte Akzeptanz seiner Berufung; en“ gegründet, in dem auch die jeweiligen Institutionen als Beleg dafür gelte die kurze Summe des Kommentars aus der Schweiz, aus Italien und aus Österreich vertreten dieses kirchlichen Vorgangs in der „Frankfurter Allgemei- sind. ne“: „Mer glaubt’s fascht net“. Professor Henrich erhielt Der Vorsitz des Leiterkreises lag bis zur Übernahme des eine opulente Abschiedsakademie mit 500 Gästen aus Bischofsamtes beim bisherigen Direktor der Akademie Kirche und Öffentlichkeit, welche sich nach seiner Ab- der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Msgr. Dr. Gebhard schiedsrede spontan erhoben, um mit minutenlangem Fürst. Zu seinem Nachfolger wurde Dr. Hans Hermann Beifall ihm für sein Werk und Wirken zu danken – ein Henrix gewählt bewegtes Echo der Empfindung, es sei rechtens, den Verabschiedeten so zu ehren. Anlässlich der Verabschiedung von Bischof Dr. Gebhard Beide – Priester der katholischen Kirche – waren mehr- Fürst (Rottenburg-Stuttgart) und Prof. Dr. Franz Hen- jährige Sprecher bzw. Vorsitzende des Leiterkreises der rich aus dem Leiterkreis der katholischen Akademien am katholischen Akademien: Herr Henrich von 1972 bis 1981 6. November 2000 in Berlin führte der neue Leiterkreis- und Bischof Fürst seit 1993. Sie haben dort ihre identifi- Vorsitzende aus: zierbare Handschrift hinterlassen, wozu nachher noch etwas zu sagen sein wird. Beide haben in ihrer Verant- Lieber Bischof Gebhard, wortung für ihre Akademie vergleichbare Projekte auf verehrter Herr Professor Henrich, den Weg gebracht: Wie der eine den Romano-Guardini- werte Kolleginnen und Kollegen, Preis als Tradition begründete, so der andere den Alek- meine Damen und Herren, sandr-Men-Preis. Wie der eine die enge Partnerschaft zur Evangelischen Akademie Tutzing pflegte, so der andere eine Ehrung ist die liebenswürdige Stunde der Gerech- zur Schwesterakademie in Bad Boll. Wie der eine ein sa- tigkeit, so wird das Wort eines früheren Bundeskanzlers genhafter Gastgeber von Alt-Schwabing war, so verstand überliefert. Unsere Zusammenkunft zur Verabschiedung der andere die Akademiearbeit auch als zeitgenössische von zwei Kollegen aus dem Kreis der Akademiearbeit – Tugend kirchlicher Gastfreundschaft, für die er einen etwas ungewohnt und vielleicht eine kleine Stiltradition souveränen Stil entwickelte. Beide verband die Grund- anstoßend – möchte eine solche Ehrung sein, die zu- überzeugung, dass das Leitmotiv katholischer Akademie- gleich der Gerechtigkeit Genüge tun will. Wort und Ges- arbeit in der ungegängelt freien und weiten Suche nach te des Abschieds statten Dank ab für Persönlichkeiten Wahrheit und ihrer konkreten Bewährung in Kirche und und Leistungen, ja Lebensleistung, die unverwechselba- Gesellschaft besteht. Der eine – Franz Henrich – sprach re Biographien darstellen und doch erstaunliche Analo- von der ungeheuren Chance, „im Vorfeld der Kirche als gien aufweisen. ein Forum der geistigen Auseinandersetzung sowie des Die erste Nähe zwischen beiden liegt in dem Umstand, wissenschaftlichen Dialogs“ wirken zu können. Der an- dass die wichtige aktuelle Wegemarke ihres kirchlichen dere – Gebhard Fürst – sprach von der Akademie als Le- und persönlichen Weges in zeitlicher Nähe zueinander bensvollzug einer „Kirche in Augenhöhe mit der zeitge- liegt. Der langjährige Akademiedirektor Msgr. Dr. Geb- nössischen Kultur“. Beide betrachteten die Aufgabe der hard Fürst wurde am 17. September zum Bischof von Akademieleitung nicht als ungeliebtes onus, sondern Rottenburg-Stuttgart geweiht. Nach 33 Jahren Leitung taten ihren Dienst mit innerer Identifikation und bisweilen der Katholischen Akademie in Bayern ist Professor Dr. Begeisterung, ohne die Widrigkeiten zu leugnen oder

182 zu verdrängen. Franz Henrich beendete seine Münche- hier und da auch von Signalen eines Frühwarnsystems ner Abschiedsrede mit dem Wort: „Es war eine Schinde- geworden. Als Beispiele dafür nenne ich: rei – aber eine wunderbare.“ • die Konzipierung und Durchführung des Stuttgarter Nun geht es hier um ihren Beitrag zum Leiterkreis der Dialogsymposions des Leiterkreises vom März 1996, katholischen Akademien. Der von Prof. Henrich geleis- dem eine eindrucksvolle Veröffentlichung als „Quaes- tete Beitrag nicht nur im Vorsitz steht mir als ein sehr tio Disputata“ Nr. 166 folgte; kraftvoller vor Augen. Er war bundesweiter Sachwalter • die Anregung und Begleitung einer wissenschaftlichen von Profil und Behauptung katholischer Erwachsenen- Rekonstruktion der Gründungsgeschichte katholi- bildung und Akademiearbeit in der politischen Bildungs- scher Akademien; landschaft. In öffentlichen kirchlichen Kontroversen war • Impulse zur Nutzung der neuen Medien und zur Prä- er der Mann des freimütigen kritischen Worts von Sei- senz des Leiterkreises und der Akademien im Inter- ten der Akademien. Er nutzte seine Mitwirkung in öf- net, wofür er den hohen Standard der Medienkom- fentlichen Ämtern, um die kirchliche Akademiearbeit an- petenz seines Hauses zur Verfügung stellte; gemessen zu platzieren. Und in den internen Beratun- • das Aufgreifen des Mandates der Kirchenleitung an gen des Leiterkreises war er ein Antreiber der selbstkriti- die evangelischen und katholischen Akademien, das schen Vergewisserung, ob unsere Projekte auch wirklich EXPO-Forum „Weltverantwortung in den Religionen“ akademiewürdig und mutig genug seien. Manchmal kam zu konzipieren und durchzuführen. sein Votum wie ein Test daher, ob denn seine Kollegen Er hat die Unterlagen der Beratungen sehr zuverlässig auch wirkliche Kerle seien. Das tat er kräftig, ihm fehlte erstellt und zur Verfügung gestellt. Die Haushaltsfüh- die Chuzpe nicht, und so gab es denn auch manchmal rung des Leiterkreises hat er unter Hilfestellung des Ge- eine Kerbe in der Seele des anderen. Wenn das passier- schäftsführers seiner Akademie, Herrn Grünwald, auf te, dann hat er sich darauf ansprechen lassen und war professionelle Beine gestellt. Der Leiterkreis wusste sich zur Korrektur bereit. Das nährte den Respekt und die von ihm bestens repräsentiert. Der Gewinn der deut- Wertschätzung ihm gegenüber. Lieber Herr Henrich, schen Bischofskonferenz ist für den Leiterkreis ohne Respekt und Wertschätzung für Ihre Handschrift im Lei- Zweifel ein Verlust. terkreis darf ich persönlich ausdrücken. Sie waren und Aber nicht die Klage des Verlustes habe das letzte Wort, bleiben mir ein lebendiger Kommentar zu einem Hin- sondern der herzliche Dank an beide. Dieser Dank ver- weis unseres gemeinsamen Freundes Shemaryahu Tal- bleibe nicht im Wort, sondern hat den Ausdruck einer mon von der Hebräischen Universität in Jerusalem; er Gabe an beide Herren, die gleich für den Leiter/innen- konnte gelegentlich darauf aufmerksam machen, was kreis Frau Dr. Susanna Schmidt überreichen wird. Mir denn nach rabbinischer Auffassung die Sünde der Kund- bleibt, beiden – Professor Franz Henrich und Bischof schafter Israels war: „Sie – die Bewohner des Landes – Gebhard Fürst – ein herzliches „à Dieu“ zu sagen. An wen kamen uns wie Riesen vor und wir uns selbst wie Heu- wendet sich ein solches „à Dieu“? Es ist eine Anempfeh- schrecken.“ Das dürfen wir nicht zulassen. Das – nicht lung des anderen an Gott. Das „à Dieu”“ bedeutet also nur das, aber eben auch und besonders das – haben Sie nicht einfach Ende eines gemeinsamen Wegstücks. Es mir mit Ihrem Temperament im Leiterkreis gesagt. ist Anrufung und Verweis. Ja, es ist Bitte und Wunsch Bischof Gebhard Fürst ist von einer anderen Tempera- dem gegenüber, der noch Wege hat, wo unsere Wege mentslage: eher diskret und doch nicht weniger effizi- zu Ende gehen. Mögen Sie, lieber Herr Henrich, in noch ent. Welche Handschrift trug Bischof Gebhard in die Ge- einzuübender Lebensgestalt – mögest du, lieber Geb- schichte des Leiterkreises ein? Ich denke, dass in den 7 hard, in neuer Würde und Bürde Wege à Dieu gehen. Jahren seiner Leitung das Profil des Leiterkreises schär- Mögen Sie dabei eine Weggemeinschaft mit vielen prak- fer geworden ist. Die Sitzungen des Leiterkreises sind tizieren und dabei auch den Kontakt mit den Akademi- traditionell eine Werkstatt des Erfahrungsaustausches en weiterführen, sowohl mit ihren Nachfolgern im Amt und der Trendermittlung. In der Ägide von Gebhard Fürst des Akademiedirektors Herrn Dr. Florian Schuller und sind sie zudem zur Vermittlung von Innovationen und Herrn Dr. Abraham Kustermann, als auch mit dem Leiter-

183 kreis. Ein spezieller Wunsch sei Bischof Fürst zugerufen. Vorsitzender des Leiterkreises Als er an einem Sonntagnachmittag Anfang Juli bei mir anrief und mich in der Aufgabe seiner Vertretung im Amt bis 06.11.2000 des Sprechers unseres Kreises als Ahnungslosen antraf, Msgr. Dr. Gebhard Fürst der noch nichts von seiner Bischofsernennung zwei Tage Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart zuvor gehört hatte, konsultierte ich nach diesem Tele- fonat das neue Lexikon für Theologie und Kirche und ab 07.11.2000 seinen Artikel „Rottenburg-Stuttgart”. Dort trat mir durch Dr. Hans Hermann Henrix den Artikel von Professor Hubert Wolf erneut die be- Bischöfliche Akademie des Bistums Aachen wegte Geschichte des Bistums und seiner Bischöfe an- schaulich vor Augen. Seine vorletzte Äußerung sprach mich besonders an: „Die Umsetzung des Konzils, die Ein- Stellvertretende Vorsitzende führung synodaler Gremien und die Wahrnehmung des ursprünglich protestantischen mittleren Neckarraums als bis 06.11.2000 kulturelles und finanzielles Zentrum des Bistums führte Dipl.-Theol. Hans Hermann Henrix Bischof Georg Moser (1974–1988) weiter. Das Programm Bischöfliche Akademie des Bistums Aachen eines offenen Dialogs von Kirche und Welt prägte den Episkopat des ehemaligen Akademiedirektors.“ Das – so Dr. Dr. Thomas Sternberg der Wunsch – sei so etwas wie die Ansage eines mit viel Franz-Hitze-Haus Dynamik begonnenen Episkopats: Kirche auf Augenhö- Katholische Akademie des Bistums Münster he mit der zeitgenössischen Kultur. Das benötigt die Kultur; das ist Erweis von Geist und Kraft der Kirche. Es ab 07.11.2000 geschähe um unseres Heiles willen. Dieser besondere Dr. Dr. Thomas Sternberg Wunsch sei in das „à Dieu“ gelegt, vor allem aber Dank Franz-Hitze-Haus an beide für gelebte Kollegialität und persönlich für eine Katholische Akademie des Bistums Münster nie beschädigte Kollegialität und eine ungetrübte Wert- schätzung. À Dieu! Prof. Dr. Heimo Ertl Caritas-Pirckheimer-Haus Akademie der Erzdiözese Bamberg in Nürnberg

Liste der ordentlichen Mitglieder

1. Bischöfliche Akademie des Bistums Aachen Direktor: Dr. Hans Hermann Henrix Leonhardstr. 18–20 52064 Aachen Telefon: 02 41/4 79 96-0 (-21, -22) Telefax: 02 41/4 79 96-20

184 2. Katholische Akademie Augsburg 7. Kommende – Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn Direktor: Dr. Franz X. Spengler Direktor: Dr. Peter Schallenberg Kappelberg 1 Vertretung: Detlef Herbers 86150 Augsburg Brackeler Hellweg 144 Postfach 10 19 07 44309 Dortmund 86009 Augsburg Postfach 12 01 51 Telefon: 08 21/31 52-2 95 44291 Dortmund Telefax: 08 21/31 52-2 63 Telefon: 02 31/2 06 05-0 Telefax: 02 31/2 06 05-80 3. Katholisch-Soziales Institut der Erzdiözese Köln 8. Katholische Akademie Dresden e.V. (Kardinal-Frings-Haus) – Forum für Kirche und Welt – Direktor: Dipl.-Volkswirt, Dipl.-Päd. Joachim Sikora Direktor: Pfarrer Bernhard Rachwalski Selhofer Straße 11 Nicodéstr. 1 53604 Bad Honnef 01309 Dresden Telefon: 0 22 24/95 5-0, DW -401 Telefon: 03 51/4 71 07 10 Telefax: 0 22 24/95 5-1 00 Telefax: 03 51/4 71 76 69 e-mail: [email protected] homepage: http://www.KSI.de 9. Kath. Forum im Land Thüringen Akademie des Bistums Erfurt 4. Thomas-Morus-Akademie Bensberg Geschäftsführer: Hubertus Staudacher Katholische Akademie im Erzbistum Köln Regierungsstr. 44a Direktor: Dr. Wolfgang Isenberg 99084 Erfurt Overather Straße 51–53 Telefon: 03 61/65 72-3 75 51429 Bergisch-Gladbach Telefax: 03 61/65 72-3 19 Telefon: 0 22 04/40 84-72 Telefax: 0 22 04/40 84-20 10. Katholische Akademie Rabanus Maurus e-mail: [email protected] Direktor: Dr. Ansgar Koschel Stellv.: Dipl.-Volkswirt, Dipl.-Theol. Wolfgang Eduard 5. Katholische Akademie in Berlin Bürgstein Direktorin: Dr. Susanna Schmidt Eschenheimer Anlage 2 Hannoversche Straße 5 60318 Frankfurt/Main 10115 Berlin Telefon: 0 69/15 01-3 02, Sekr. -3 00 Telefon: 0 30/283 09 5-0 Telefax: 0 69/15 01-3 05 Telefax: 0 30/283 09 5-1 47 11. Katholische Akademie der Erzdiözese Freiburg 6. Walberberger Institut Direktor: Prof. Dr. Ludwig Wenzler Bildungsstätte der Dominikaner Wintererstr. 1 Direktor: Pater Rufus Keller 79104 Freiburg i. Br. Rheindorfer Burgweg 39 Postfach 947 53332 Bornheim-Walberberg 79009 Freiburg i. Br. Telefon: 0 22 27/85-0, DW -2 51 Telefon: 07 61/3 19 18-0, DW -127 Telefax: 0 22 27/85-2 52 Telefax: 07 61/3 19 18-1 11 e-mail: [email protected] homepage: http://www.kath.de/akademie/freiburg

185 12. Bonifatiushaus 17. Ludwig-Windthorst-Haus Direktor: Dr. Antonius Gescher Katholische Akademie u. Heimvolkshochschule Neuenberger Str. 3–5 Direktor: Dipl.-Theol. Reinhold Jackels 36041 Fulda Gerhard-Kues-Straße 16 Telefon: 06 61/83 98-0 49808 Lingen-Holthausen Telefax: 06 61/83 98-1 36 Telefon: 05 91/61 02-0, DW -1 12 Telefax: 05 91/61 02-1 35 13. St. Jakobus-Haus e-mail: [email protected] Akademie der Diözese Hildesheim homepage: http://www.kath.de/akademie/lwh Direktor: Dr. Andreas Fritzsche Reußstr. 4 18. Erbacher Hof 38640 Goslar Akademie und Bildungszentrum des Bistums Mainz Telefon: 0 53 21/34 26-0 Direktor: Prälat Dr. theol. h.c. Walter Seidel Telefax: 0 53 21/34 26-26 Grebenstr. 24–26 e-mail:[email protected] 55116 Mainz homepage: http://www.jakobushaus.de Telefon: 0 61 31/25 7-0 Telefax: 0 61 31/25 75 25 14. Katholische Akademie des Bistums Magdeburg Direktor: Hans-Joachim Marchio 19. Katholische Akademie „Die Wolfsburg“ Mauerstr. 13 Haus für Erwachsenenbildung des Bistums Essen 06110 Halle/S. Direktor: Dr. Michael Schlagheck Telefon: 03 45/29 000-87 Falkenweg 6 Telefax: 03 45/29 000-89 45478 Mülheim/Ruhr Telefon: 02 08/9 99 19-0, DW -2 00 15. Katholische Akademie Hamburg Telefax: 02 08/9 99 19-1 10 Direktor: Dr. Günter Gorschenek e-mail: [email protected] Herrengraben 4 homepage: http://www.bistum.essen.de/wolfsburg/htm 20459 Hamburg Postfach 11 12 67 20. Katholische Akademie in Bayern 20412 Hamburg Kardinal-Wendel-Haus Telefon: 0 40/36 95 2-0, DW -1 18 Direktor: Dr. Florian Schuller Telefax: 0 40/36 95 2-1 01 Mandlstraße 23 80802 München 16. Niels-Stensen-Haus Postfach 40 10 08 Haus der Erwachsenenbildung im Bistum Hildesheim 80710 München Direktor: Dr. habil. Stefan Scheld Telefon: 0 89/38 10 2-0, DW -1 19 Worphauser Landstr. 55 Telefax: 0 89/38 10 2-1 03 28865 Lilienthal Postfach 11 60 28858 Lilienthal Telefon: 0 42 08/2 99-0, DW -1 00 Telefax: 0 42 08/2 99-1 44

186 21. Franz-Hitze-Haus Tagungszentrum Stuttgart-Hohenheim: Katholisch-Soziale Akademie des Bistums Münster Paracelsusstr. 91 Direktor: Dr. Dr. Thomas Sternberg 70599 Stuttgart Kardinal-von-Galen-Ring 50 Telefon: 07 11/45 10 34-6 48149 Münster Telefax: 07 11/45 10 34-898 Telefon: 02 51/98 18-0, DW -4 90 e-mail: [email protected] Telefax: 02 51/98 18-4 80 Tagungsgebäude Weingarten: e-mail: [email protected] Kirchplatz 7 homepage: http://www.kath.de/akademie/fhh 88250 Weingarten Telefon: 07 51/56 86-0, -1 00 22. Caritas-Pirckheimer-Haus Telefax: 07 51/56 86-2 22 Akademie der Erzdiözese Bamberg e-mail: [email protected] Direktor: Prof. Dr. Heimo Ertl Stellv. Direktor: P. Johannes Jeran SJ 25. Katholische Akademie Trier Königstraße 64 Direktor: Dr. Herbert Hoffmann 90402 Nürnberg Auf der Jüngt 1 Telefon: 09 11/23 46-0, DW -1 26 54293 Trier Telefax: 09 11/23 46-1 63 Postfach 23 20 54213 Trier 23. Katholische Akademie Schwerte Telefon: 06 51/81 05-4 32 Akademie der Erzdiözese Paderborn Telefax: 06 51/81 05-4 34 Direktor: Dr. Udo Zelinka homepage: http://www.KAT-Akademie.dioezese trier.de Bergerhofweg 24 58239 Schwerte Abteilung Saarbrücken Postfach 14 29 Mainzer Str. 30 58209 Schwerte 66111 Saarbrücken Telefon: 0 23 04/4 77-0, DW -31 Telefon: 06 81/6 81 29 Telefax: 0 23 04/4 77-24 Telefax: 06 81/6 84 941 e-mail: [email protected] homepage: http://www.kath.de/akademie/schwerte 26. Domschule e. V. Akademie für Erwachsenenbildung der Diözese 24. Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart Würzburg Direktor: Msgr. Dr. Gebhard Fürst Direktoren: ab 18.09.2000 Dr. Jürgen Thomassen Kommissarischer Direktor: Dr. Helmut Gabel Dr. Abraham Peter Kustermann Am Bruderhof 1 97070 Würzburg Geschäftsstelle: Telefon: 09 31/35 05-1 11, Sekr. -1 12 Im Schellenkönig 61 Telefon: 09 31/35 05-1 16 70184 Stuttgart Telefax: 09 31/35 05-1 34 Telefon: 07 11/16 40-6 Telefax: 07 11/16 40-7 77 e-mail: [email protected] homepage: http://www.akademie-rs.de

187 36 Offene Tagungen Weingarten, 11.– 12. März 74 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit 3270 Teilnehmerinnen und Nietzsche – Kritiker und Prophet für Teilnehmern Christen heute? Tagungsleitung: Stuttgart-Hohenheim, 2. Januar Dr. Achim Battke 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer siehe Seite 54 Musik in der Akademie Musik zur Zeitenwende Koster Reute, 25. März Leitung: 98 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Msgr. Dr. Gebhard Fürst Klara von Assisi Ausführende: „Schattenfrau und Lichtgestalt“ Neue Vocalsolisten Stuttgart unter der Leitung Tagungsleitung: von Manfred Schreier, Stuttgart Dr. Verena Wodtke-Werner siehe Seite 22 Sr. Paulin Link, Kloster Reute Referentin: Weingarten, 5.– 6. Januar Dr. Martina Kreidler-Kos, Kreuztal/Siegen 61 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Die Welt fragt nach ihrem Grund Ravensburg, Schwörsaal, 13.–16. April Dem (verlorenen) Sinn auf der Spur 727 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Tagungsleitung: 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Einzelvorträgen Dr. Heinz-Hermann Peitz Leibhaftig! siehe Seite 30 Körperkult und Körperbewusstsein heute Ravensburger Waaghausgespräche veranstaltet Stuttgart-Hohenheim, 28.–30. Januar von: Pädagogische Hochschule Weingarten, 228 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Kulturreferat Ravensburg, Ökumenische Ausbil- Ausländer und Arbeit dungsstelle für Beratende Seelsorge, Akademie Hohenheimer Tage zum Ausländerrecht der Diözese Rottenburg-Stuttgart In Zusammenarbeit mit dem Caritasverband der Tagungsleitung: Diözese Rottenburg-Stuttgart, dem Diakonischen Dr. Jürgen Blattner, Ravensburg Werk der Evangelischen Landeskirche in Württem- Dr. Thomas Knubben, Ravensburg berg und dem DGB Landesbezirk Baden-Württem- Dr. Rainer Öhlschläger berg Prof. Dr. Edgar Thaidigsmann, Weingarten Tagungsleitung: siehe Seite 112 Klaus Barwig Klaus Lörcher, Mannheim Dr. Christoph Schumacher, Berlin siehe Seite 139

Weingarten, 2. Februar 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Qualitätscheck Weinprobe Tagungsleitung: Dr. Rainer Öhlschläger

188 Stuttgart-Hohenheim, 15.– 16. April Stuttgart-Hohenheim, 10. Mai 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Nachfolge Christi Wiedergelesen Wege christlichen Glaubens – Thornton Wilder: Die Iden des März Zukunft christlicher Existenz Tagungsleitung und Referentin: Tagungsleitung: Elisabet Plünneke Dr. Abraham Peter Kustermann Referenten: Weingarten, 26.–28. Mai Prof. Dr. Wilhelm Geerlings, Bochum 78 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Priv.-Doz. Dr. Christoph Heil, Bamberg Barocke Frömmigkeit in Oberschwaben Prof. Dr. Ulrich Köpf, Tübingen Studientagung in Zusammenarbeit mit der Gesell- Prof. Dr. Dr. Karl H. Neufeld SJ, Innsbruck schaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur Dr. Reiner Strunk, Kloster Denkendorf und dem Internationalen Bodensee-Festival Tagungsleitung: Stuttgart-Hohenheim, 29.–30. April Dieter R. Bauer 46 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Prof. Dr. Franz Quarthal, Stuttgart Theodor Haecker siehe Seite 84 Verteidigung des Bildes vom Menschen In Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat Stuttgart-Hohenheim, 26.– 28. Mai der Stadt Esslingen 79 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Tagungsleitung: Kampf ums Überleben oder Dagmar Mensink schöpferische Entwicklung Prof. Dr. Hinrich Siefken, Nottingham Über Werden und Vergehen, Sinn und Referentin/Referenten: Würde des Lebens Prälat Prof. Bernhard Hannsler, Stuttgart Tagungsleitung: Prof. Dr. Hans Maier, München Prof. Dr. Günther Bien, Stuttgart Florian Mayr, München Priv.-Doz. Dr. Regine Kather, Freiburg i. Br. Dr. Hildegard Vieregg, München Dr. Heinz-Hermann Peitz siehe Seite 32 Weingarten, 3. Mai 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Stuttgart, Staatstheater, 28. Mai Wiedergelesen 55 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Thornton Wilder: Die Iden des März Jud Süß – ein Fall und seine Deutungen Tagungsleitung und Referentin: Zur Stuttgarter Uraufführung des „Jud Süß“ von Elisabet Plünneke Klaus Pohl Podiumsdiskussion in Kooperation mit dem Stuttgart-Hohenheim, 5.– 7. Mai Schauspiel der Staatstheater Stuttgart 41 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Moderation: Heilshoffnungen – Heilsversprechen – Dr. Achim Battke Heilserfahrungen Ingrid Trobitz, Stuttgart Der Markt der Esoterik heute siehe Seite 52 Tagungsleitung: Dr. Achim Battke siehe Seite 50

189 Stuttgart-Hohenheim, 1.–2. Juni Stuttgart-Hohenheim, 24. Juni 73 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 125 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Kalender und Religion Zwischen Anspruch und Akzeptanz Judentum – Christentum – Islam Zur Situation der Kirchenmusik Tagungsleitung: Musikforum zum 80. Geburtstag von Dr. Abraham Peter Kustermann Bernhard Krol Referenten: Tagungsleitung: Bekir Albo a M.A., Mannheim Msgr. Dr. Gebhard Fürst Dr. Joel Berger, Landesrabbiner, Stuttgart Referent: Prof. Dr. Günther Bien, Stuttgart Prof. Dr. Stefan Klöckner, Essen Weingarten, 10.–14. Juli Stuttgart-Hohenheim, 10. Juni 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 115 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Kunst und Kultur im Bodenseeraum Musik in der Akademie Burgen Tilo Medek Sommerakademie Veni, Creator Spiritus Tagungsleitung: für liturgischen Gesang, gemischten Chor, Dieter R. Bauer Sopran, acht Holzbläser und Orgel Dr. Abraham Peter Kustermann Leitung: Referentin/Referenten: Klaus Weber Dr. Klaus Bingenheimer, Darmstadt Einführung: Dr. Casimir Bumiller, Bollschweil Prof. Dr. Peter Hünermann, Rottenburg Reiner Falk, Ravensburg Statements: Ulrike Goetz, Stuttgart Martin Dücker, Stuttgart Prof. Dr. Hartmut Hofrichter, Kaiserslautern Prälat Bernhard Kah, Stuttgart Dr. Bernd Mayer, Wolfegg Tilo Medek, Remagen Prof. Dr. Ernst E. Metzner, Frankfurt a. M. siehe Seite 19 Dr. Wolfgang Reddig, Bamberg Dr. Klaus Tragbar, Braubach-Marksburg Weingarten, 17.– 18. Juni Dr. Joachim Zeune, Eisenberg im Allgäu 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer „... am Unsichtbaren beteiligt“ Schwäbisch Gmünd, 14. Juli Religiosität und das Geheimnis des Daseins 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Tagungsleitung: Robert M. Helmschrott: „Alles hat seine Dr. Heinz-Hermann Peitz Zeit“– Uraufführung Referentinnen/Referenten: Musikforum I im Rahmen der Prof. Dr. Otto Betz, Hamburg EUROPÄISCHEN KIRCHENMUSIK Ursula Both, Freiburg i. Br. Zeitgenössische Musik im Gottesdienst Prof. Dr. Friedrich Cramer, Göttingen Leitung: Claudia Groß, Freiburg i. Br. Klaus Weber, Stuttgart C.J. Andreas Klein, Freiburg i. Br. Referenten: Sabine Schaberth, Freiburg i. Br. Walter Johannes Beck, Schwäbisch Gmünd Kristian Günzler, Schwäbisch Gmünd Prof. Robert Helmschrott, München Dr. Ewald Liska, Stuttgart siehe Seite 19

190 Stuttgart-Hohenheim, 14.– 16. Juli Stuttgart, Staatliche Hochschule für Musik, 22. Juli 71 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Das verborgene Bauwerk der Seele Mauricio Kagel Die epochale Bedeutung der Psychoanalyse für Sankt-Bach-Passion Kultur und Alltagsbewusstsein Begrüßung: Tagungsleitung: Msgr. Dr. Gebhard Fürst Dagmar Mensink Prof. Rainer Wehinger, Stuttgart siehe Seite 55 Einführung: Prof. Dr. Clytus Gottwald, Ditzingen Weingarten, 14.–16. Juli Gespräch: 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Prof. Dr. Clytus Gottwald, Ditzingen Anton Bruckner – hören und besser Mauricio Kagel, Köln verstehen siehe Seite 22 Zur Aufführung der 7. Sinfonie E-Dur am 15. Juli in der Basilika Weingarten Schwäbisch Gmünd, 30. Juli In Zusammenarbeit mit dem Kulturkreis 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Weingarten Tilo Medek: „Veni, creator spiritus“ Tagungsleitung: Musikforum III im Rahmen der EUROPÄISCHEN Dr. Abraham Peter Kustermann KIRCHENMUSIK Referent: Musik und Liturgie Prof. Erno Seifriz, Weingarten Leitung: Gastreferent: Joachim Herten, Würzburg GMD Roberto Paternostro, Kassel/Reutlingen Klaus Weber, Stuttgart Referenten: Martin Dücker, Stuttgart Schwäbisch Gmünd, 22. Juli Prof. Dr. Peter Hünermann, Tübingen 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Tilo Medek, Remagen Peter Eben: „Jeremias“ Thomas Steiger, Tübingen Musikforum II im Rahmen der EUROPÄISCHEN siehe Seite 19 KIRCHENMUSIK Kirchenoper Weingarten, 28. August – 1. September Leitung: 54 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Joachim Herten, Würzburg Die Welt mit eigenen Augen sehen! Klaus Weber, Stuttgart Philosophische Einsichten in den Sinn der Sinne Referenten: Tagungsleitung: Petr Eben, Prag Prof. Dr. Günther Bien, Stuttgart Priv.-Doz. Dr. Georg Langenhorst, Weingarten Dagmar Mensink Jón Philipp von Linden, Würzburg siehe Seite 58 Prof. Dr. Theodor Seidl, Würzburg siehe Seite 19

191 Hannover, 5. September Stuttgart-Hohenheim, 6.– 7. Oktober Standortfaktor Religion – Weltreligion 34 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Technik Schöne neue Bilderwelt Forum auf der EXPO 2000 Die neuen Medien der Verständigungskultur im Leitung: 21. Jahrhundert Dr. Tirmiziou Diallo, Frankfurt a. M. Tagungsleitung: Dr. Klaus Hirsch, Bad Boll Dr. Heinz-Hermann Peitz Jo Krummacher, Bad Boll Dr. Hermann-Josef Schmitz Dr. Abraham Peter Kustermann Referenten: Dr. Rainer Öhlschläger Horst Berner, Altdorf Dr. Heinz-Herrmann Peitz Prof. Dr. Günther Bien, Stuttgart Stephan Schleissing, Tutzing Prof. Dr. Hans-Jürgen Bucher, Trier Dr. Gregor Taxacher, Bensberg Prof. Dr. Siegfried Frey, Duisburg siehe Seite 24 Ulrich Wegenast, Stuttgart Peter Welchering, Stuttgart Weingarten, 13. September Prof. Dr. Horst Wenzel, Berlin 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Wiedergelesen Stuttgart-Hohenheim, 29. Oktober Theodor Fontane: Frau Jenny Treibel 156 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Tagungsleitung und Referentin: Musik in der Akademie Elisabet Plünneke Dieter Schnebel: „Gottesdienst mit dem Magnificat“ Stuttgart-Hohenheim, 16.– 17. September Leitung: 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Abraham Peter Kustermann Den Glauben persönlich bekennen Ausführende: Das Credo-Projekt von Publik-Forum als Ermuti- Mathias Mundl, Spraitbach gung zu neuem Sprechen Klaus Weber, Stuttgart Tagungsleitung: Choralschola des Würzburger Doms Dr. Achim Battke u. d. L. von Domkapellmeister Siegfried Koesler Referentin/Referenten: Motettenchor Schwäbisch Gmünd Prof. Dr. Urs Baumann, Tübingen u. d. L. von Sonntraud Engels-Benz Prof. Dr. Karl Gabriel, Münster siehe Seite 22 Peter Rosien, Frankfurt a. M. Prof. Dr. Dorothea Sattler, Wuppertal Weingarten, 25.– 26. November 46 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Stuttgart-Hohenheim, 20. September Masken. Narren. Menschen. 37 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Tagungsleitung: Wiedergelesen Dr. Abraham Peter Kustermann Theodor Fontane: Frau Jenny Treibel Martin Blümcke, Laufenburg Tagungsleitung und Referentin: Referentin/Referenten: Elisabet Plünneke Dr. Peter Fassl, Augsburg Stefanie Lováz M.A., Heidelberg Wolfgang Oelsner, Kön Dietrich Schleip M.A., Stuttgart

192 Weingarten, 30. November – 2. Dezember 111 Fachtagungen 57 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Die Religionen und das Recht mit 3962 Teilnehmerinnen und Grundlagen, Prinzipien und Strukturen des Teilnehmern religiösen Rechts in Judentum, Christentum und Islam Weingarten, 7.– 9. Januar Tagungsleitung: 102 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Abraham Peter Kustermann Lateinamerika in der internationalen Politik Prof. Dr. Richard Puza, Tübingen Weingartener Lateinamerikagespräche Referenten: Leitung: Prof. Dr. Izhak Englard, Jerusalem Prof. Dr. Manfred Mols, Mainz Dr. Michael Germann, Erlangen Dr. Rainer Öhlschläger Radu Preda, Cluj (Rumänien) siehe Seite 110 Prof. Dr. Rik Torfs, Leuven (Belgien) Dr. Nadjma Yassari, Hamburg/Damaskus Weingarten, 21.– 23. Januar 38 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Stuttgart-Hohenheim, 27.– 28. Dezember Historiographie und Geschichtstheorie 121 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Fachtagung in Zusammenarbeit mit dem Von Gott heute verantwortlich reden Graduiertenkolleg „Ars und Scientia im Mittelal- Die Gottesfrage in christlicher und jüdischer ter und in der Frühen Neuzeit“ an der Universi- Perspektive tät Tübingen In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Tagungsleitung: Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Stuttgart, Dieter R. Bauer und dem Katholischen Bibelwerk e.V., Stuttgart Dörte Helschinger, Tübingen Tagungsleitung: Referentinnen/Referenten: Dr. Achim Battke Dr. Franz Brendle, Tübingen Helga Kaiser, Stuttgart Dr. Roman Deutinger, München Ingrid Weiß, Weil im Schönbuch Andrea Fausel, Wendlingen siehe Seite 39 Dietlind Gade, Tübingen Dr. Annette Gerok-Reiter, St. Johann Jochen Hafner, Reutlingen Dr. Dag Nikolaus Hasse, Tübingen Prof. Dr. Marten F. Hoenen, Nijmegen Pamela Kristina Kalning, Tübingen Franziska Küenzlen, Tübingen Sandra Linden, Tübingen Prof. Dr. Dieter Mertens, Freiburg i. Br. Prof. Dr. Ulrich Muhlack, Frankfurt a. M. Bernhard Richter, Karlsruhe Michael Rupp, Tübingen Corinna Schneider, Tüningen Dr. Stefan Seit, Dußlingen Prof. Dr. Georg Wieland, Tübingen Sandra Wolff-Ernst, Metzingen

193 Stuttgart-Hohenheim, 25. Januar Stuttgart-Hohenheim, 11.– 12. Februar 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Design von Veranstaltungen in der Seelsorgeeinheiten Erwachsenenbildung Tagungsleitung: Seminarsitzung der PH Ludwigsburg, Msgr. Dr. Gebhard Fürst Fachstudiengang Pädagogik, Fachrichtung Referenten: Erwachsenenbildung Domkapitular Prälat Jürgen Adam, Rottenburg Leitung: Domkapitular Msgr. Franz Glaser, Rottenburg Dr. Abraham Peter Kustermann Prof. Dr. Bernd Jochen Hilberath, Tübingen Dr. Siegfried Däschler-Seiler, Ludwigsburg Domdekan Prälat Georg Kopp, Rottenburg Weihbischof Dr. Johannes Kreidler, Rottenburg Stuttgart-Hohenheim, 27.–28. Januar Stuttgart-Hohenheim, 17.– 19. Februar 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 95 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gesprächskreis Ausländer- und Asylrecht Programm im Gespräch Tagungsleitung: Politik im Fernsehen Klaus Barwig Tagungsleitung: Referentinnen/Referenten: Heidi Büchler-Krienke, Stuttgart Christoph Bierwirth, Ankara Dr. Walter Klingler, Baden-Baden Dagmar Feldgen, Berlin Dr. Hans Paukens, Marl Hélène Gacon, Paris Dr. Hermann-Josef Schmitz Prof. Kees Groenendijk, Nijmegen siehe Seite 102 Anja Klug, Berlin Paul Middelbeck, Hannover Stuttgart-Hohenheim, 22. Februar Claire Saas, Paris 58 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Studientag zum neuen Staatsangehörigkeitsrecht Stuttgart-Hohenheim, 4.– 5. Februar für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diöze- 39 Teilnehmerinnen und Teilnehmer san-Caritasverbände Freiburg, Rottenburg-Stutt- Religiöse Erziehung in der Schule gart, Speyer und Würzburg Schwierigkeiten und Chancen angesichts neuer Tagungsleitung: Trends in der Jugendkultur Klaus Barwig In Zusammenarbeit mit Religionspädagogische Referentin/Referent: Institute in der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V. Dorothea Koller, Stuttgart Tagungsleitung: Michael Schlikker, Berlin Dr. Achim Battke Peter Binder, Stuttgart Stuttgart-Hohenheim, 23. Februar Dieter Fuchs, Stuttgart 67 Teilnehmerinnen und Teilnehmer siehe Seite 48 ... und die Armen?! Soziale Benachteiligung und Ausgrenzung in Deutschland In Zusammenarbeit mit dem Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart Tagungsleitung: Dr. Manfred W. Lallinger Sigrid Zinnecker, Stuttgart siehe Seite 121

194 Stuttgart-Hohenheim, 24. – 26. Februar Stuttgart-Hohenheim, 13.– 14. März 48 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Hexenverfolgung im Museum Umgang mit Medikamenten und Alkohol im Fachtagung mit dem Arbeitskreis Alter Interdisziplinäre Hexenforschung (AKIH) Programmverantwortung: Tagungsleitung: Dr. Manfred W. Lallinger Dieter R. Bauer Seminarleitung: Prof. Dr. Sönke Lorenz, Tübingen Petra Pachner, Aalen Prof. Dr. Gerd Schwerhoff, Dresden Referentinnen/Referenten: Stuttgart-Hohenheim, 17.– 18. März Prof. Dr. Wolfgang Behringer, York 76 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Ursula Bender-Wittmann, Auetal Die (un)heimliche Revolution Dr. Kirsten Fast, Esslingen Medienpolitik ohne Öffentlichkeit? Dr. Gudrun Gersmann, München 23. Stuttgarter Tage der Medienpädagogik Dr. Klaus Graf, Freiburg i. Br. Tagungsleitung: Prof. Dr. Dieter Harmening, Würzburg Dr. Hermann-Josef Schmitz Stefan Meyer, Rinteln Dr. Ulrike Bischof, Stuttgart Georg Mölich, Köln Heidi Büchler-Krienke, Stuttgart Jürgen Scheffler, Lemgo Rainer Steib, Stuttgart Prof. Dr. Wolfgang Schild, Bielefeld siehe Seite 106 Elisabeth Schraut, Karlsruhe Dr. Thomas Schwark, Hannover Weingarten, 17.–19. März Guy Thewes, Luxemburg 69 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Werner Tschacher, Aachen Die Stiftskirche in Südwestdeutschland Stuttgart-Hohenheim, 8. März Aufgaben und Perspektiven der Forschung 260 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Wissenschaftliche Fachtagung Aschermittwoch der Künstlerinnen und Tagungsleitung: Künstler Dieter R. Bauer Veranstaltung für Künstlerinnen und Künstler Prof. Dr. Sönke Lorenz, Tübingen aus der Diözese Referenten: Leitung: Oliver Auge, Tübingen Msgr. Dr. Gebhard Fürst Werner Bomm, Heidelberg siehe Seite 86 Dr. Hermann Ehmer, Stuttgart Stuttgart-Hohenheim, 10.–11. März Priv.-Doz. Dr. Helmut Flachenecker, Göttingen 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Prof. Dr. Ulrich Köpf, Tübingen Frühjahrssitzung des Kuratoriums Prof. Dr. Guy P. Marchal, Basel Leitung: Prof. Dr. Dieter Mertens, Freiburg i. Br. Prof. Dr. Günther Bien, Neuhausen Prof. Dr. Andreas Meyer, Zürich Prof. Dr. Peter Moraw, Gießen Stuttgart-Hohenheim, 13.– 14. März Prof. Dr. Edward Potkowski, Warschau 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Prof. Dr. Wilfried Schöntag, Stuttgart Konferenz des Leiterkreises der Katholischen Prof. Dr. Josef Semmler, Düsseldorf Akademien in Deutschland Dr. Wolfgang Zimmermann, Stuttgart Leitung: Msgr. Dr. Gebhard Fürst

195 Stuttgart-Hohenheim, 20. März Weingarten, 6.– 9. April 43 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 69 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Neuer Wein in neuen Schläuchen? Mirakel im Mittelalter Das christlich-jüdische Verhältnis in der kirchlichen Konzeptionen – Funktionen – Realitäten Praxis Wissenschaftliche Studientagung in Zusammen- Ökumenisch-theologischer Studientag in Zusam- arbeit mit dem Lehrstuhl für Mittelalterliche Ge- menarbeit mit der Fortbildungsstätte Kloster Den- schichte der Universität Erlangen-Nürnberg und kendorf dem Deutschen Historischen Institut Paris Tagungsleitung: Tagungsleitung: Dr. Abraham Peter Kustermann Dieter R. Bauer Dagmar Mensink Dr. Martin Heinzelmann, Paris Dr. Ernst Michael Dörrfuß, Denkendorf Prof. Dr. Klaus Herbers, Erlangen Referentinnen/Referenten: siehe Seite 78 Prof. Dr. Angelus A. Häußling OSB, Maria Laach/ Benediktbeuern Stuttgart-Hohenheim, 11.– 12. April Hans Hermann Henrix, Aachen 73 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Bernhard Leube, Süßen Zur Situation von Menschen ohne gültige Dr. Heinz-Günther Schöttler, Mainz Aufenthaltspapiere Evelina Volkmann, Stuttgart Tagungsleitung: Gabriele Wulz, Tübingen Klaus Barwig Wolfgang Hinz-Rommel, Stuttgart Stuttgart-Hohenheim, 23. März Referentinnen/Referenten: 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Pater Jörg Alt, München/Leipzig Forum „Gesellschaftliche Entwicklungen“ Detlev Böhme, Stuttgart Gesprächsleitung: Henry von Bose, Stuttgart Dr. Manfred W. Lallinger Cornelia Bührle rscj, Berlin Referent: Dr. med. Gisela Dahl, Stuttgart Prof. Dr. Helmut Pelzer, Ulm Martin Fritz, Stuttgart Roland Haider, Stuttgart Stuttgart-Hohenheim, 27.– 28. März Hubert Heinold, München 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Anna Clara de Martino, Rom Ethische Fragen in der Pflege: Verteilungs- Pieter Muller, LJ Kortenhoef gerechtigkeit und pflegerisches Handeln Gari Pavkovic, Stuttgart Seminar für Unterrichtende in Krankenpflege- Thomas Reuther, Stuttgart schulen, PraxisanleiterInnen sowie pflegerische Karl Schäfer, Darmstadt Leitungskräfte im Krankenhaus Hans-Peter Welte, Tübingen Koordination: Ute Maupai, Römerberg-Heiligenstein Stuttgart-Hohenheim, 20. April Referentinnen: 9 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Elke Bischof, Herrenberg „Corpus Christi“ Monika Bobbert, Tübingen Leitung: Msgr. Dr. Gebhard Fürst

196 Stuttgart-Hohenheim, 2.– 4. Mai Stuttgart, Studio Landesbank Baden-Württemberg, 8 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 10. Mai Arbeitsgruppe „Gesundheitspolitische 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Bildung“ Wandel der Erwerbsarbeit in der Leitung: Informations- und Wissensgesellschaft Dr. Manfred W. Lallinger Erwerbsformen jenseits des „Normalarbeitsver- Michael Meerpohl, Dortmund hältnisses“ – Perspektiven für soziale Standards Weingarten, 5.– 7. Mai Leitung: 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Martinus Kuhlo, Bad Boll Die Kirche im Dorf Dr. Manfred W. Lallinger Ländliche Frömmigkeit in der Frühen Neuzeit Welf Schröter, Stuttgart Wissenschaftliche Fachtagung in Zusammenarbeit Dr. Bernd Steffensen, Stuttgart mit dem Institut für Geschichtliche Landeskunde Dr. Karin Töpsch, Stuttgart der Universität Tübingen Klaus Dietrich Wachlin, Stuttgart Tagungsleitung: siehe Seite 126 Dieter R. Bauer Dr. Norbert Haag, Stuttgart Weingarten, 12.– 14. Mai Priv.-Doz. Dr. Sabine Holtz, Tübingen 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Wolfgang Zimmermann, Stuttgart Ferment oder Segment? Referenten: Kirche und Katholiken in Gesellschaft, Politik und Dr. Scott Dixon, Belfast Medien Prof. Dr. Marc Forster, New London Tagungsleitung: Prof. Dr. Werner Freitag, Halle Dr. Hermann-Josef Schmitz Prof. Dr. Andreas Holzem, Tübingen Prof. Dr. Hans-Georg Wehling, Stuttgart Dr. Andreas Maisch, Schwäbisch Hall Referentin/Referenten: Dr. Vadim Oswalt, Weingarten Hermann Fünfgeld, Fellbach Prof. Dr. Ulrich Pfister, Münster Winfried Kretschmann MdL, Sigmaringen Priv.-Doz. Dr. Heinrich Richard Schmidt, Bern Ute Vogt MdB, Pforzheim Dominik Sieber, Basel Dr. Johannes Wahl, Stuttgart Stuttgart-Hohenheim, 18.– 20. Mai 52 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Stuttgart-Hohenheim, 9. Mai Historische Kriminalitätsforschung in der 43 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Mitgliederversammlung Akademieverein Vormoderne (10) Leitung: Tagungsleitung: Prof. Dr. Günther Bien, Neuhausen Dieter R. Bauer Priv.-Doz. Dr. Andreas Blauert, Jena/Halle Stuttgart-Hohenheim, 9. Mai Prof. Dr. Gerd Schwerhoff, Dresden 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer siehe Seite 81 Werte Bilden Leben Tagungsleitung: Dagmar Mensink Joachim Beck, Bad Boll Dr. Marcus Düwell, Tübingen Michael Scherrmann, Bad Boll siehe Seite 68

197 Stuttgart, Studio Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart, Studio Landesbank Baden-Württemberg, 24. Mai 14. Juni 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Wandel der Erwerbsarbeit in der Wandel der Erwerbsarbeit in der Informati- Informations- und Wissensgesellschaft ons- und Wissensgesellschaft Perspektiven der Wissensgesellschaft – Innovatio- Perspektiven der Wissensgesellschaft – Innovati- nen und Wandel der Beschäftigungsformen onen und Wandel der Beschäftigungsformen Leitung: Leitung: Martinus Kuhlo, Bad Boll Martinus Kuhlo, Bad Boll Dr. Manfred W. Lallinger Dr. Manfred W. Lallinger Welf Schröter, Stuttgart Welf Schröter, Stuttgart Dr. Bernd Steffensen, Stuttgart Dr. Bernd Steffensen, Stuttgart Dr. Karin Töpsch, Stuttgart Dr. Karin Töpsch, Stuttgart Klaus Dietrich Wachlin, Stuttgart Klaus Dietrich Wachlin, Stuttgart siehe Seite 126 siehe Seite 126

Stuttgart-Hohenheim, 29. Mai Stuttgart-Hohenheim, 14.–15. Juni 9 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 101 Teilnehmerinnen und Teilnehmer „Corpus Christi“ Soziale Grundrechte in der Leitung: Europäischen Union Msgr. Dr. Gebhard Fürst Internationale Konferenz Tagungsleitung: Stuttgart-Hohenheim, 31. Mai Klaus Barwig 51 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Gisbert Brinkmann, Bonn Altenpflege zwischen Makrosteuerung und Dr. Bernd Schulte, München Marktwirtschaft Dr. Christoph Schumacher, Berlin Zum Einfluss planerischer und marktwirtschaftli- siehe Seite 132 cher Kriterien auf die Pflegeinfrastruktur in Deutschland, Schweiz und Österreich Stuttgart-Hohenheim, 21. Juni Tagungsleitung: 68 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Manfred Lallinger Forschungsdynamik und Zukunftsgestaltung Annemarie Thater, Stuttgart Tagungsleitung: Clemens Wochner-Luikh, Stuttgart Dr. Heinz-Hermann Peitz Referentin/Referenten: Dr. Hermann-Josef Schmitz Anke Brändle-Ströh, Zürich Referenten: Erwin Eiersebner, Salzburg Prof. Dr. Hans-Konrad Biesalski, Stuttgart Dr. Peter Messmer, Stuttgart Prof. Dr. Walter P. Hammes, Stuttgart Dr. Heinz Rothgang, Bremen Prof. Dr. Gerd Weber, Stuttgart

Bad Boll, 28. – 30. Juni 159 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 1. Süddeutsche Hospitztage Sterbebegleitung und Sterbehilfe Grenzfragen in der Hospizarbeit

198 In Kooperation mit dem Caritasverband der Diö- Weingarten, 30. Juni – 1. Juli zese Rottenburg-Stuttgart e.V., dem Diakonischen 33 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Werk Württemberg, dem Diakonischen Werk der Gesprächskreis zur Landesgeschichte EKD und der Ev. Akademie Bad Boll Fachtagung mit dem Institut für Geschichtliche Tagungsleitung: Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften Albrecht Esche, Bad Boll der Universität Tübingen Rosa Geiger-Wahl, Stuttgart Tagungsleitung: Roswitha Kottnik, Stuttgart Dieter R. Bauer Dr. Manfred W. Lallinger M.A. Prof. Dr. Sönke Lorenz, Tübingen Annegret Thierhoff, Stuttgart Referentin/Referent: Stuttgart-Hohenheim, 1. Juli Gisela Nenno, Völklingen 8 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Dietrich Wördehoff, Völklingen Arbeitskreis Religion in der modernen Gesprächsimpulse: Gesellschaft Bernhard Bayer, Esslingen Tagungsleitung: Monika Bobbert, Tübingen Dr. Achim Battke Dr. Thomas Schlunk, Tübingen Paul-Werner Schreiner, Burgebrach Stuttgart-Hohenheim, 2.– 9. Juli Prof. Dr. Christoph Student, Stuttgart 33 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Podiumsdiskussion: Freizügigkeit und Melderecht in Deutschland Robert Antretter, Backnang Tagung für Regierungsbeamte aus den Prof. Dr. Norbert Hoerster, Reichenberg GUS-Staaten Roland Sing, Stuttgart In Zusammenarbeit UNHCR Kiew Edith Spichalsky, Waiblingen Tagungsleitung: Moderation: Klaus Barwig Ute-Beatrix Giebel, Stuttgart Christoph Bierwirth, Kiew Musik: Referentinnen/Referenten: Thomas Felder, Reutlingen-Gönningen Olga Chernishova, Straßburg Ivar Cornelius, Stuttgart Stuttgart-Hohenheim, 30. Juni– 1. Juli Roland Eckert, Stuttgart 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Rainer Fichter, Stuttgart Ehrenamtliche im Migrationsdienst Hermann Hafner, Reutlingen Tagungsleitung: Johannes de Jonge, Straßburg Klaus Barwig Manfred Klinger, Esslingen Fritz Weller, Stuttgart Dorothea Koller, Stuttgart Referentinnen/Referenten: Alexei Kozhemyakov, Straßburg Budimka Balazi, Stuttgart Dr. Hans Loreth, Stuttgart Beate Harfmann, Waiblingen Lothar Stegmeier, Reutlingen Regine Knapp, Stuttgart Rainer Wallburg, Stuttgart Roland Kugler, Stuttgart Prof. Dr. Hans-Georg Wehling, Stuttgart Ulrike Mucke, Stuttgart Hans-Peter Welte, Stuttgart Christine Schweitzer, Minden Übersetzung: Angelika Stein, Stuttgart Lena Perepadya, Kiew Harry Wagner, Stuttgart Alexander Schewtschuk, Dresden

199 Weingarten, 6. Juli Stuttgart, Geschäftsstelle der Akademie, 17. August 21 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 9 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Treffen der oberschwäbischen Beschäftigung von Fremd- und Zwangsar- PR-Referenten beitern in kirchlichen Einrichtungen in der Leitung: Diözese Rottenburg-Stuttgart Dr. Michael C. Hermann, Weingarten Sitzung der diözesanen Kommission Dr. Hermann-Josef Schmitz Leitung: Christof Schrade, Wilhelmsdorf Klaus Barwig Dieter R. Bauer Stuttgart-Hohenheim, 12. Juli Dr. Waldemar Teufel, Rottenburg 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer siehe Seite 144 Forum Gesellschaftliche Entwicklungen Leitung: Stuttgart, Geschäftsstelle der Akademie, Dr. Manfred W. Lallinger 7. September 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Stuttgart, Geschäftsstelle der Akademie, 14. Juli Initiativen für den Arbeitsmarkt 10 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Baden-Württemberg Initiativen für den Arbeitsmarkt Leitung: Baden-Württemberg Dr. Manfred W. Lallinger Leitung: Dr. Ulrich Lochmann, Karlsruhe Dr. Manfred W. Lallinger Mitglieder der AG: Dr. Ulrich Lochmann, Karlsruhe Renate Brujmann, Stuttgart Martin Pfeiffer, Stuttgart Hermine Dolp, Mannheim Mitglieder der AG: Hartwig Heineken, Stuttgart Renate Brujmann, Stuttgart Frank Iwer, Stuttgart Hartwig Heineken, Stuttgart Josef Kaiser, Freiburg Frank Iwer, Stuttgart Dr. Klaus Keller, Stuttgart Dr. Klaus Keller, Stuttgart Günther Klee, Tübingen Günther Klee, Tübingen Hans Lambacher, Stuttgart Hans Lambacher, Stuttgart Ernst Mutscheller, Stuttgart Frank Zach, Stuttgart Paul Schobel, Stuttgart Klaus-Peter Spohn-Logé, Stuttgart Weingarten, 19. Juli 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Weingarten, 8.–9. September Bodensee-Festival 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Treffen der Mitveranstalter Herbstsitzung des Kuratoriums Organisation: Leitung: Dieter R. Bauer Prof. Dr. Günther Bien, Neuhausen Leitung: Henner Faehndrich, Baden-Baden Winfried Neumann, Friedrichshafen

200 Weingarten, 13.– 17. September Vladimir Mazuhuga, Sankt Petersburg 48 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Outi Merisalo, Jyväskylä Integration oder Gegengesellschaft? Maria do Rosário Barbosa Morujão, Coimbra Der deutsche Katholizismus an der Jahrhundert- Wojciech Mrozowicz, Wroclwa wende 1900 Anscari Mundó, Barcelona Studientagung in Zusammenarbeit mit dem Ge- Denis Muzerelle, Paris schichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart Andreas Nievergelt, Winterthur Tagungsleitung: Carmélia Opsomer, Liège Dieter R. Bauer Gilbert Ouy, Choisy-le-Roi Prof. Dr. Hubert Wolf, Münster Edward Potkowski, Warschau siehe Seite73 Francesca Santoni, Rom Maria José Azevedo Santos, Coimbra Weingarten, 21.– 26. September Paul Gerhard Schmidt, Freiburg 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Sidney Tibbetts, Cambridge Zusammenarbeit bei der Herstellung von Fabio Troncarelli, Viterbo mittelalterlichen Texten Nikolaj F. Uskov, Moskau XIIIe Colloque international de paléographie latine Benjamin Victor, Montréal in Zusammenarbeit mit dem Comité internatio- András Vizkelety, Budapest nal de paléographie latine Stefano Zamponi, Pistoia und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Universi- Stuttgart-Hohenheim, 22. – 24. September tät Freiburg 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Tagungsleitung: Gewalt: Herausforderung des Verstehens Dieter R. Bauer In Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszen- Prof. Dr. Herrad Spilling, Tübingen/Stuttgart trum Nordrhein-Westfalen, Kulturwissenschaftli- Referentinnen/Referenten: ches Institut Essen José Manuel Ruiz Ascencio, Valladolid Tagungsleitung: Malachi Beit-Arié, Jerusalem Priv.-Doz. Dr. Burkhard Liebsch, Essen Francisco M. Gimeno Blay, Valéncia Dagmar Mensink Pierre Cockshaw, Brüssel siehe Seite 63 James D’Emilio, Tampa/Florida Elena E. Rodríguez Díaz, Huelva Stuttgart, Geschäftsstelle der Akademie, Jean Dufour, Paris 29. September Kouky J. Fianu, Ottawa 10 Teilnehmerinnen und Teilnehmer José Antonio Fernándes Flórez, Valladolid Beschäftigung von Fremd- und Zwangsar- Marta Herrero de la Fuente, Valladolid beitern in kirchlichen Einrichtungen in der Monica Hedlund, Uppsala Diözese Rottenburg-Stuttgart Zdenka Hledíková, Prag Sitzung der diözesanen Kommission J. Antoni Iglesias, Barcelona Leitung: Liudmila I. Kiseleva, Sankt Petersburg Klaus Barwig Walter Koch, München Dieter R. Bauer Cristina Mantegna, Rom Msgr. Wolfgang Tripp, Stuttgart Susan Marti, Dortmund siehe Seite 144 Antonio Claret García Martínez, Huelva Carmen del Camino Martínez, Sevilla

201 Weingarten, 30. September– 1. Oktober gelischen Akademie Bad Boll und dem Deutschen 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gewerkschaftsbund Landesbezirk Baden- Glaube, Religion und Kirche an der Württemberg Jahrtausendwende Leitung: Tagung für ehemalige Mitarbeiter der KHG Peer-Michael Dick, Stuttgart Tübingen Martinus Kuhlo, Bad Boll Tagungsleitung: Dr. Manfred W. Lallinger Dr. Hermann-Josef Schmitz Welf Schröter, Stuttgart Referenten: Dr. Bernd Steffensen, Stuttgart Dr. Hermann-Josef Beckers, Aachen Dr. Karin Töpsch, Stuttgart Prof. Dr. Norbert Feinäugle, Weingarten Klaus Dieter Wachlin, Stuttgart Dr. Michael C. Hermann, Weingarten siehe Seite 126 Dr. Ansgar Koschel, Frankfurt a. M. Stuttgart-Hohenheim, 12.–14. Oktober Stuttgart-Hohenheim, 3. Oktober 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Folter, geschlechtsspezifische Verfolgung, Geschichtsverein der Diözese Traumatisierung: Fragen der Glaubwürdig- Rottenburg-Stuttgart: keit im Asylverfahren Mitgliederversammlung in Zusammenarbeit 8. Fortbildungstagung für Verwaltungsrichterin- mit der Akademie nen und Verwaltungsrichter in Zusammenarbeit Tagungsleitung: mit UNHCR Dr. Abraham Peter Kustermann Tagungsleitung: Dr. Wolfgang Zimmermann Klaus Barwig Referent: Dr. Bertold Huber, Frankfurt a. M. Dr. Bernd Schäfer, Dresden Referentinnen/Referenten: Eckhardt Baum, Berlin Weingarten, 6.– 8. Oktober Anna Büllesbach, Nürnberg 34 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Friedemann Deus, Pullach „lesemeister“ und „lebemeister“: Eckhart von Dr. Julia Dürig, Karlsruhe Hochheim Anja Klug, Berlin Tagungsleitung: Norbert Kunze, Reutlingen Dieter R. Bauer Karsten Lüthke, Berlin siehe Seite 76 Gari Pavkovic, Stuttgart Dr. Günter Renner, Kassel Stuttgart, Studio Landesbank Baden-Württemberg, Dr. Sybille Rothkegel, Berlin 11. Oktober Uta Saumweber-Mayer, Roßtal 23 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Gertrud Schwarz-Langer, Ulm Wandel der Erwerbsarbeit in der Informa- tions- und Wissensgesellschaft Integration oder soziale Spannung: Überwindung von Zugangsbarrieren In Zusammenarbeit mit der Akademie für Tech- nikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg, SÜDWESTMETALL, Verband der Metall- und Elek- troindustrie Baden-Württemberg e.V., der Evan-

202 Weingarten, 16.– 18. Oktober Referenten: 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Prof. Dr. Albert Löhr, Zittau Sterbebegleitung – die letzte Lebensphase Prof. Dr. Kurt Röttgers, Hagen würdevoll gestalten Werner Schiewek, Hamburg Seminar für MitarbeiterInnen in der stationären Prof. Dr. Zucheng Zhou, Jiangsu/Konstanz und ambulanten Altenhilfe Programmverantwortung: Stuttgart, Studio Landesbank Baden-Württemberg, Ute Maupai, Römerberg-Heiligenstein 25. Oktober Seminarleitung: 49 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Karin Berhalter, Wangen i. A. Wandel der Erwerbsarbeit in der Informa- Dorothea Drumm-Petzel, Tübingen tions- und Wissensgesellschaft Neue Anforderungen an die berufliche Bildung Stuttgart-Hohenheim, 19. Oktober und das Qualifizierungssystem 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer In Zusammenarbeit mit der Akademie für Tech- Forum Gesellschaftliche Entwicklungen nikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg, Leitung: SÜDWESTMETALL, Verband der Metall- und Elek- Dr. Manfred W. Lallinger troindustrie Baden-Württemberg e.V., der Evan- gelischen Akademie Bad Boll und dem Deutschen Stuttgart-Hohenheim, 20.– 21. Oktober Gewerkschaftsbund Landesbezirk Baden- 67 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Württemberg Klio macht Schule Leitung: Frauen- und Geschlechtergeschichte: Vermitt- Peer-Michael Dick, Stuttgart lungsstrategien in Schule und Erwachsenenbil- Martinus Kuhlo, Bad Boll dung Dr. Manfred W. Lallinger Fachtagung in Zusammenarbeit mit dem Verein Welf Schröter, Stuttgart „Frauen & Geschichte Baden-Württemberg“ Dr. Bernd Steffensen, Stuttgart Tagungsleitung: Dr. Karin Töpsch, Stuttgart Dieter R. Bauer Klaus Dieter Wachlin, Stuttgart Sybille Oßwald-Bargende, Stuttgart siehe Seite 126 R. Johanna Regnath, Tübingen Gertrud Waag, Stuttgart Stuttgart-Hohenheim, 26.–27. Oktober siehe Seite 70 58 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 21. Hohenheimer Mediengespräch Weingarten, 23.– 27. Oktober Alle Wege führen ins Netz 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Technische Konvergenz und mediale Vielfalt 6. Herbstakademie Wirtschafts- und Unter- Tagungsleitung: nehmensethik Dr. Hermann-Josef Schmitz Stipendiatentagung in Zusammenarbeit mit dem Dr. Martin Thull, Köln Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik Dr. Hella Tompert, Bonn Tagungsleitung: siehe Seite 108 Dr. Rainer Öhlschläger Prof. Dr. Josef Wieland, Konstanz

203 Bad Boll, 26.–27. Oktober Stuttgart-Hohenheim, 27.– 28. Oktober 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Was uns gemeinsam angeht Patientenwohl bei begrenztem Budget Jugend ist Zukunft Über Verteilungsgerechtigkeit und Handlungs- Begegnungstagung der Evangelischen Akademie spielräume Bad Boll und der Akademie der Diözese Rotten- In Zusammenarbeit mit der Ev. Akademie Bad Boll burg-Stuttgart und der Landesärztekammer Baden-Württem- Tagungsleitung: berg Pfarrer Albrecht Esche, Bad Boll Tagungsleitung: Dr. Abraham Peter Kustermann Dr. Heinz-Hermann Peitz Referent: Joachim Beck, Bad Boll Florian Illies, Berlin Tagungsmitarbeit: Elke Bischof, Herrenberg Stuttgart, Geschäftsstelle der Akademie, Monika Bobbert, Tübingen 27. Oktober Julia Dietrich M.A., Tübingen 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Jürgen Greher, Blaubeuren Initiativen für den Arbeitsmarkt Dr. Georg Marckmann, Tübingen Baden-Württemberg DDr. Gerlinde Sponholz, Ulm Leitung: Dr. Monika Stuhlinger, Tübingen Dr. Manfred W. Lallinger Dr. Ulrich Lochmann, Karlsruhe Stuttgart-Hohenheim, 28. Oktober Martin Pfeiffer, Stuttgart 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Mitglieder der AG: Arbeitskreis Religion in der Gottfried Aust, Stuttgart modernen Gesellschaft Renate Brujmann, Stuttgart Tagungsleitung: Hartwig Heineken, Stuttgart Dr. Achim Battke Frank Iwer, Stuttgart Dr. Klaus Keller, Stuttgart Weingarten, 6.– 8. November Günther Klee, Tübingen 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Hans Lambacher, Stuttgart Würdevolle Begleitung und Pflege schwer- Michael Mechler, Stuttgart kranker und sterbender Menschen Paul Schobel, Stuttgart Seminar für die KrankenpflegeschülerInnen des Klaus-Peter Spohn-Logé, Stuttgart Katharinenhospitals Stuttgart Stuttgart, Geschäftsstelle der Akademie, Programmverantwortung: 27. Oktober Ute Maupai, Römerberg-Heiligenstein 8 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Seminarleitung: Beschäftigung von Fremd- und Zwangsar- Karin Berhalter, Wangen i. A. beitern in kirchlichen Einrichtungen in der Dr. Elisabeth Geißer, Stuttgart Diözese Rottenburg-Stuttgart Sitzung der diözesanen Kommission Leitung: Klaus Barwig Dieter R. Bauer Msgr. Wolfgang Tripp, Stuttgart siehe Seite 144

204 Stuttgart, Studio Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart-Hohenheim, 16.– 18. November 8. November 46 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 38 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Körper – Schrift – Ressourcen Wandel der Erwerbsarbeit in der Informati- Geschlechtergeschichte in der Frühen Neuzeit (7) ons- und Wissensgesellschaft Tagungsleitung: Podiumsdiskussion: Veränderte Gestaltungsräu- Dieter R. Bauer me durch den beschleunigten Wandel der Arbeits- Prof. Dr. Susanna Burghartz, Basel gesellschaft Dr. Maren Lorenz, Hamburg In Zusammenarbeit mit der Akademie für Referentinnen/Referenten: Technikfolgenabschätzung in Baden-Württem- Dr. Annelies Amberger, München berg, SÜDWESTMETALL, Verband der Metall- und Esther Baur Sarasin, Basel Elektroindustrie Baden-Württemberg e.V., der Angelika Epple, Dresden Evangelischen Akademie Bad Boll und dem Dr. Annegret Friedrich, Trier Deutschen Gewerkschaftsbund Landesbezirk Dr. Andrea Griesebner, Wien Baden-Württemberg Priv.-Doz. Dr. Valentin Groebner, Basel Leitung: Dr. Sabine Heissler, Mannheim Peer-Michael Dick, Stuttgart Dr. Gertrude Langer-Ostrawsky, St. Pölten Martinus Kuhlo, Bad Boll Dr. Silke Lesemann, Hannover Dr. Manfred W. Lallinger Prof. Dr. Claudia Opitz, Basel Welf Schröter, Stuttgart Dr. Sigrid Ruby, Gießen Dr. Bernd Steffensen, Stuttgart Prof. Dr. Michael Stolberg, München Dr. Karin Töpsch, Stuttgart Dr. Anette Völker-Rasor, Penzberg Klaus Dieter Wachlin, Stuttgart siehe Seite 126 Stuttgart-Hohenheim, 24.– 25. November 49 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Stuttgart-Hohenheim, 8. November Was macht den Mann zum Mann? 34 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Männliche Identität(en) in der Gegenwartsgesell- ScienceVision schaft Forschungsdynamik und Zukunftsgestaltung In Zusammenarbeit mit der Hauptabteilung IXa Die Welt-AG Kirche und Gesellschaft, Fachbereich Männer der Ökonomische Modelle und globale Verantwortung Diözese Rottenburg-Stuttgart und dem Göttin- In Zusammenarbeit mit der Universität Hohen- ger Institut für Männerbildung und Persönlich- heim keitsentwicklung Leitung: Leitung: Dr. Heinz-Hermann Peitz Dr. Manfred W. Lallinger Dr. Hermann-Josef Schmitz Thomas Scheskat M.A., Göttingen Dr. Klaus Grabowski, Stuttgart Wilfried Vogelmann, Stuttgart Referenten: siehe Seite 116 Prof. Dr. Alexander Gerybadze, Stuttgart Prof. Dr. Harald Hagemann, Stuttgart Prof. Dr. Werner F. Schulz, Stuttgart

205 Stuttgart-Hohenheim, 27.–30. November Stuttgart, Geschäftsstelle der Akademie, 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 8. Dezember Medien im Pastoralen Dienst 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Tagung für Vikare, Diakone, GemeindereferentIn- Beschäftigung von Fremd- und Zwangsar- nen, PastoralreferentInnen beitern in kirchlichen Einrichtungen in der In Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Medi- Diözese Rottenburg-Stuttgart enarbeit der Diözese Rottenburg-Stuttgart und Sitzung der diözesanen Kommission dem Institut für Fort- und Weiterbildung Rotten- Leitung: burg Klaus Barwig Tagungsleitung: Dieter R. Bauer Dr. Hermann-Josef Schmitz Msgr. Wolfgang Tripp, Stuttgart Rainer Steib, Stuttgart siehe Seite 144 Referenten: Michael Blank, Stuttgart Stuttgart, Geschäftsstelle der Akademie, Dr. Michael Hermann, Weingarten 19. Dezember Roland Kohm, Stuttgart 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Clemens Müller-Störr, Stuttgart Initiativen für den Arbeitsmarkt Dr. Franz-Josef Röll, Frankfurt a. M. Baden-Württemberg Reinhard Rose, Kornwestheim Leitung: Jürgen Seitz, Pforzheim Dr. Manfred W. Lallinger Dr. Rolf Siedler, Aalen Dr. Ulrich Lochmann, Karlsruhe Rainer Steib, Stuttgart Martin Pfeiffer, Stuttgart Impulsgeber: Stuttgart-Hohenheim, 4.– 8. Dezember Otmar Fahrion, Kornwestheim 78 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Mitglieder der AG: Fremde in Deutschland Renate Brujmann, Stuttgart Sozialarbeit im Spannungsfeld von Anpassungs- Hilde Cost, Stuttgart erwartung und Ablehnung Hartwig Heineken, Stuttgart Tagung für Studierende der Sozialarbeit und So- Frank Iwer, Stuttgart zialpädagogik der Fachhochschulen Freiburg i. Br., Dr. Klaus Keller, Stuttgart Weingarten und Bregenz Günther Klee, Tübingen Tagungsleitung: Hans Lambacher, Stuttgart Klaus Barwig Ernst Mutscheller, Stuttgart Prof. Dr. Hans D. Walz, Weingarten Heinz Schell, Stuttgart Referentinnen/Referenten: Paul Schobel, Stuttgart Johannes Flothow, Stuttgart Klaus-Peter Spohn-Logé, Stuttgart Dr. Ralph Göbel-Zimmermann, Wiesbaden Frank Zach, Stuttgart Karl-Hans Kern, Stuttgart Dorothea Koller, Stuttgart Isabel Lavadinho, Stuttgart Gari Pavkovic, Stuttgart Manfred Weidmann, Tübingen

206 Seminarprogramm Weingarten, 27. – 31. März 8 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Professionalität und Ehrenamt – Weingarten, 10.– 14. Januar Professionalität des Ehrenamtes 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Organisation: Bewahren und Verändern im Kloster Dr. Rainer Öhlschläger Seminar Klostermanagement für benediktinische Seminarleitung: Frauenklöster Barbara Langmaack, Hamburg Organisation: Dr. Rainer Öhlschläger Weingarten, 15.– 17. Mai Seminarleitung: 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Bernd Maelicke, Kiel Einführung in das Projektmanagement Organisation: Weingarten, 24.– 27. Januar Dr. Rainer Öhlschläger 12 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Seminarleitung: Zielplanung und Zielmanagement Peter Frasch, Sindelfingen Seminar für Führungskräfte Organisation: Weingarten, 17. – 19. Mai Dr. Rainer Öhlschläger 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Seminarleitung: Umgang mit schwerkranken und sterbenden Udo Cramer, Eichstätt Menschen Seminar für die Krankenpflegeschule des Weingarten, 28. Februar – 1. März Katharinenhospitals Stuttgart 11 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Programmverantwortung: Qualitätsmanagement in sozialen Ute Maupai, Römerberg-Heiligenstein Organisationen Seminarleitung: Seminar für Führungskräfte Magdalene Fischer, Tübingen Organisation: Christoph Locher, Tübingen Dr. Rainer Öhlschläger Seminarleitung: Weingarten, 22.– 24. Mai Rolf Wehaus, Göppingen 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Das Mitarbeitergespräch Weingarten, 20.–24. März Organisation: 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Rainer Öhlschläger Führen und Verändern Seminarleitung: Organisation: Eberhard G. Fehlau, Düsseldorf Dr. Rainer Öhlschläger Seminarleitung: Michael Braune-Krickau, Basel Barbara Langmaack, Hamburg

207 Weingarten, 4.– 6. September Weingarten, 4.–8. Dezember 7 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Qualitätsmanagement in sozialen Konzepte und Instrumente umfassender Organisationen Personalarbeit Seminar für Führungskräfte Seminar für Führungskräfte Organisation: Organisation: Dr. Rainer Öhlschläger Dr. Rainer Öhlschläger Seminarleitung: Seminarleitung: Rolf Wehaus, Göppingen Eberhard G. Fehlau, Düsseldorf

Weingarten, 18.– 20. September Weingarten, 11.– 13. Dezember 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 8 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Wenn Krankenpflege zur Sterbebegleitung Entscheidungstechnik wird – „hospizlich“ sterben im Krankenhaus Seminar für Führungskräfte Seminar für Pflegepersonal in Zusammenarbeit Organisation: mit der Innerbetrieblichen Fortbildung (IBF) des Dr. Rainer Öhlschläger Kreiskrankenhauses Böblingen Seminarleitung: Seminarleitung: Peter Frasch, Sindelfingen Ute Maupai, Römerberg-Heiligenstein Rita Schultheis, Speyer

Weingarten, 16.–20. Oktober 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Führen und Verändern Seminarprogramm Journalismus Seminar für Führungskräfte Organisation: Dr. Rainer Öhlschläger Weingarten, 28. Februar–3. März Seminarleitung: 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Michael Braune-Krickau, Basel Basiskurs Barbara Langmaack, Hamburg Organisation: Dr. Hermann-Josef Schmitz Weingarten, 13.– 17. November Referenten: 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Andreas Ganß, Wangen Gesprächsführung und Konfliktlösung Andreas Hacker M.A., Ulm Seminar für Führungskräfte Dr. Michael C. Hermann, Ravensburg Organisation: Dr. Rainer Öhlschläger Weingarten, 13.– 17. März Seminarleitung: 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Peter Genkel-Flamm, Hamburg Schreibpraxis I Barbara Langmaack, Hamburg Organisation: Dr. Hermann-Josef Schmitz Seminarleitung: Dr. Michael C. Hermann, Ravensburg Stefan Hilser, Weingarten

208 Weingarten, 20.– 24. März Weingarten, 14.–18. August 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Bildjournalismus Wissenschaftsjournalismus Organisation: Organisation: Dr. Hermann-Josef Schmitz Dr. Hermann-Josef Schmitz Seminarleitung: Seminarleitung: Ernst Fesseler, Bad Waldsee Dr. Klaus H. Grabowski, Stuttgart

Weingarten, 10.–14. April Weingarten, 21.–25. August 19 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 6 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Politischer Journalismus I Elektronische Medien: Schwerpunkt Hörfunk Organisation: Organisation: Dr. Hermann-Josef Schmitz Dr. Hermann-Josef Schmitz Seminarleitung: Seminarleitung: Andreas Hacker, Ulm Andreas Ganß, Wangen

Weingarten, 16.–20. April Weingarten, 4.– 8. September 19 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Schreibpraxis II Öffentlichkeitsarbeit Organisation: Organisation: Dr. Hermann-Josef Schmitz Dr. Hermann-Josef Schmitz Seminarleitung: Seminarleitung: Andreas Hacker, Ulm Dr. Michael C. Hermann Ursula Ott, Köln Weingarten, 2.– 6. Oktober Weingarten, 17.– 21. Juli 11 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Textdesign und Zeitungsgestaltung Wirtschaftsjournalismus Organisation: Organisation: Dr. Hermann-Josef Schmitz Dr. Hermann-Josef Schmitz Seminarleitung: Seminarleitung: Claudia Blum, Bielefeld Armin Zimny, Konstanz

Weingarten, 7.–11. August 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Kulturjournalismus Organisation: Dr. Hermann-Josef Schmitz Seminarleitung: Jürgen Kanold, Ulm

209 29 Abendveranstaltungen Leitung: Msgr. Dr. Gebhard Fürst mit 4098 Teilnehmerinnen und Referent: Teilnehmern Ulrich Müller, Stuttgart Schlusswort: Stuttgart-Hohenheim, 12. Januar Prof. Dr. Ernst Hagenmeyer, Stuttgart 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Stuttgart-Hohenheim, 31. Mai Liederabend 133 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Leitung: Papst Pius XII. und der Holocaust Msgr. Dr. Gebhard Fürst Differenzierte Annäherung an ein umstrittenes Ausführende: Thema Irmgard Stadler, Kammersängerin, Stuttgart Leitung: Cornelis Witthoefft, Klavier, Stuttgart Dieter R. Bauer Stuttgart-Hohenheim, 3. April Referent: 79 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Rainer Decker, Paderborn Wien um 1900 – Global City 2000 Weingarten, 13. September Eine Kultur und ihr Selbstverständnis im Epochen- 78 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Umbruch Das katholische Milieu und das Problem der Leitung: Integration Dagmar Mensink Kaiserreich, Kultur und Konfession um 1900 Referentin: Leitung: Dr. Dagmar Lorenz, Wiesbaden Dieter R. Bauer Referent: Stuttgart-Hohenheim, 10. April Prof. Dr. Andreas Holzem, Tübingen 151 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Europa braucht Einwanderer Stuttgart-Hohenheim, 25. September Leitung: 67 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Klaus Barwig Der kartierte Mensch Prof. Dr. Karl-Heinz Meier-Braun, Stuttgart Die Entschlüsselung des menschlichen Erbguts siehe Seite 138 und ihre Folgen Leitung: Stuttgart-Hohenheim, 18. April Dr. Heinz-Hermann Peitz 167 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Referenten: Erfahrungen und Erlebnisse eines Botschaf- Prof. Dr. Dietmar Mieth, Tübingen ters am Heiligen Stuhl Dr. Matthias Platzer, Jena Leitung: Msgr. Dr. Gebhard Fürst Stuttgart-Hohenheim, 25. Oktober Referent: 33 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Philipp Jenninger, Stuttgart Die Jungfrau von Orléans oder das „höhere Wissen“ Stuttgart-Hohenheim, 19. April Leitung: 37 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Abraham Peter Kustermann Frieden – Gerechtigkeit – Umwelt Referent: Aufgaben für die Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts Prof. DDr. Helmut Feld, Saarbrücken/Mössingen

210 Beiträge aus der Forschung Samstagabende in Hohenheim

Stuttgart-Hohenheim, 17. Januar Stuttgart-Hohenheim, 12. Februar 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 71 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Klara von Assisi – Schattenfrau und Licht- Die Produktion von Zeit als Massenartikel gestalt Schwarzwälder Uhrmacherei und die Verbreitung Leitung: des Zeit-Gefühls Dr. Verena Wodtke-Werner Leitung: Referentin: Dr. Abraham Peter Kustermann Dr. Martina Kreidler-Kos, Kreuztal/Siegen Referentin: Beatrice Techen M.A., Furtwangen Stuttgart-Hohenheim, 18. September 108 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Stuttgart-Hohenheim, 1. April Herbert von Cherbury – ein Selbstdenker auf 62 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Suche nach dem Wesen wahrer Religion Jahrhundertwenden Leitung: Wahrnehmung und Wirkungen in der Geschichte Dr. Abraham Peter Kustermann Leitung: Referent: Dieter R. Bauer Dr. Clemens Stroppel, Rottenburg Referent: Musik: Dr. Arndt Brendecke, München Lutz Kirchhof, Weilburg Gitarren-Musik aus der Zeit Herberts von Cherbury Stuttgart-Hohenheim, 20. Mai 57 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Stuttgart-Hohenheim, 16. Oktober Götterdämmerung – 69 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Das Werden und Vergehen von Göttern und Lateinamerika in der internationalen Politik Gottesvorstellungen Zwei Beiträge zur Lateinamerikaforschung Leitung: Leitung: Dr. Achim Battke Dr. Rainer Öhlschläger Referent: Referenten: Prof. Dr. Jörg Rüpke, Erfurt Dr. Harald Barrios, Tübingen Dr. Jörg Faust, Mainz Stuttgart-Hohenheim, 1. Juli 42 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Weingarten, 21. November „Die verschwiegene Logik der Gesten“ 74 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Liturgie zwischen Beschleunigung und Trösten lernen? Verlangsamung Solidarität im Leid Leitung: Leitung: Dagmar Mensink Dr. Rainer Öhlschläger siehe Seite 66 siehe Seite 45

211 Stuttgart-Hohenheim, 30. September Weingarten, 11. April 52 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Fremde Zeit Der Jude Jesus und die Heiden Zeitbegriffe in der Physik Ein Markus-Kommentar ohne Antijudaismen Leitung: Leitung: Dr. Heinz-Hermann Peitz Dr. Abraham Peter Kustermann Referent: Dr. Rainer Öhlschläger Prof. Dr. Thomas Walter, Kaiserslautern siehe Seite 40

Stuttgart-Hohenheim, 28. Oktober Weingarten, 13. Dezember 91 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 95 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Martin Heidegger und die Zeit Nicht nur Adventliches Leitung: Lesung aus dem Lebenswerk von Maria Müller- Dagmar Mensink Gögler zum 100. Geburtstag Referent: Leitung: Prof. Dr. Günter Figal, Tübingen Dr. Rainer Öhlschläger Gast: Stuttgart-Hohenheim, 18. November Dr. Gisela Linder, Weingarten 58 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Körper-Verpackungen Mode und Zeitgeist Festliche Anlässe Leitung: Dagmar Mensink Stuttgart, L-Bank, 30. Juni Referentin: 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer PD Dr. Gertrud Lehnert, Berlin Aleksandr-Men-Preis-Verleihung an Michail S. Gorbatschow Leitung: Msgr. Dr. Gebhard Fürst siehe Seite 146 Soiree Stuttgart-Hohenheim, 7. Juli 384 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Weingarten, 9. März Sommerfest 68 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Leitung: Lebenslinien Msgr. Dr. Gebhard Fürst Leitung: Referent: Dr. Rainer Öhlschläger Matthias Horx, Denklingen Gast: siehe Seite 160 Erika Dillmann, Tettnang

212 Weingarten, 9. September 3 Ausstellungen/Vernissagen/ 440 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Akademiefest Finissagen Leitung: mit 283 Teilnehmerinnen und Prof. Dr. Günter Bien, Neuhausen Teilnehmern Msgr. Dr. Gebhard Fürst Dr. Rainer Öhlschläger Referent: Weingarten, 6. Februar Dr. Heiner Geißler MdB, Berlin 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Musik: Eckard Hauser Dirty Little Gillenbach Street Band „mia mano – meine Hand“ siehe Seite 160 Bilder und Zeichnungen Leitung: Stuttgart-Hohenheim, 2. Oktober Dr. Rainer Öhlschläger 178 Teilnehmerinnen und Teilnehmer siehe Seite 88 Weihe der Kapelle des Tagungszentrums Hohenheim Weingarten, 2. Juli siehe Seite 154 44 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Jörg Bach Stuttgart-Hohenheim, 12. Dezember Objekte und Frottagen 89 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Leitung: Ein Jahr Photovoltaikanlage Tagungszen- Dr. Rainer Öhlschläger trum Hohenheim siehe Seite 92 Erste Bilanz und Ausblick Leitung: Weingarten, 22. Oktober Erwin Grünwald 119 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Dr. Heinz-Hermann Peitz Jürgen Knubben Referent: Stahlplastik Dr. Joachim Nitsch, Stuttgart Leitung: Dr. Rainer Öhlschläger Weingarten, 31. Dezember siehe Seite 96 355 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Zweitausendundeine Nacht Silvester im Tagungshaus Weingarten Leitung: Dr. Rainer Öhlschläger Sozialpädagogischer Arbeitskreis siehe Seite 164 für junge Untersuchungs- gefangene an der Akademie

– 10 Kurstermine in der JVA Stuttgart- Stammheim mit 154 Teilnehmern

– 3 Konferenzen der KursmitarbeiterInnen mit 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmern

213 Bundesarbeitsgemeinschaft BAGSO, der Senioren- Gastveranstaltungen Organisationen e.V., Bonn 188 Gastveranstaltungen in Stuttgart-Hohenheim Bundesverband Seniorentanz e.V., Stuttgart mit 4620 Teilnehmerinnen und Teilnehmern Caritas Gemeinschafts-Stiftung, Stuttgart Caritas-Gemeinschaft für Pflege- und Sozialberufe e.V., Akademie für Technikfolgeabschätzung in Baden- Stuttgart Württemberg,Stuttgart Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V., Akademie für Weiterbildung Hohenheim, Stuttgart Mitarbeitervertretung,Stuttgart Albert-Ludwigs-Universität, Zentrum für Ethik und Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V., Recht in der Medizin, Freiburg Bereich Soziale Hilfen und Sozialpolitik, Stuttgart Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste im Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V., Diakonischen Werk der EKD, Stuttgart Stuttgart Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste, Lektorat, Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V., Stuttgart Bereich Bildung und Entwicklung, Filderstadt Architektenkammer Baden-Württemberg, Stuttgart Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V., Berufsverband Hauswirtschaftlicher Fach- und Füh- Referat Sozialstationen, Stuttgart rungskräfte e.V., Weinstadt Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V., BFPT, Deutsche Postgilde e.V., Stuttgart Kinder- und Jugendhilfe, Stuttgart Bildungswerk der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Caritasverband für Stuttgart e.V., Fort- und Weiterbil- Erwachsenenbildung, Stuttgart dung, Stuttgart Bildungswerk der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Caritasverband für Stuttgart e.V., Migrationsdienst, Stuttgart Stuttgart Bischöfliches Ordinariat, Hauptabteilung V b, Caritasverband für Stuttgart e.V., Öffentlichkeitsarbeit, Ausländische Missionen, Rottenburg Stuttgart Bischöfliches Ordinariat, Fachbereich Altenarbeit, Caritasverband für Stuttgart e.V., Seniorenerholung, Stuttgart Stuttgart Bischöfliches Ordinariat der Diözese Rottenburg- DaimlerChrysler Abt. PEK/M 103, Stuttgart Stuttgart, Erhard Ritter, Rottenburg Bischöfliches Ordinariat der Diözese Rottenburg- Deutsch-Isländisches Kulturforum e.V. Stuttgart (DIS), Stuttgart, Werner Redies, Rottenburg Stuttgart Bischöfliches Ordinariat, Hauptabteilung I, Dr. Johannes Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart Kreidler, Rottenburg Deutsche Forschungsgemeinschaft, Referat II B 8, Bischöfliches Ordinariat, Kirche und Gesellschaft Bonn Hauptabteilung IXa, Stuttgart Deutsche Post AG, GB Produktion – BK Süd-West, Bischöfliches Ordinariat, Generalvikariat, Rottenburg Stuttgart Bischöfliches Ordinariat, Schulamt, Rottenburg Deutscher Caritasverband e.V., Gemeindecaritas, Bischöfliches Ordinariat, Hauptabteilung Pastorale Freiburg Konzeption, Rottenburg Deutscher Caritasverband e.V., Generalsekretariat, Bund Neudeutschland, Gemeinschaft Katholischer Referat Gemeindecaritas, Freiburg Männer und Frauen (KMF), Korb DiAG-MAV, Schelklingen

214 DiAG-MAV, PEP2001, Stuttgart Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, Baden- DiAG-MAV Geschäftsstelle, Stuttgart Württemberg, Stuttgart Diakonisches Werk der EKD, Redaktion DIAKONIE Morath, Rupert, Ulm Report, Stuttgart Oberschulamt Tübingen, Tübingen Diözesanstelle Betriebsseelsorge, Stuttgart Orchester der Deutschen Kinderärtze, Berlin Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen, Fachhochschule Esslingen, Hochschule für Technik, Rom Esslingen Prisma, Freie christliche Gemeinde, Ostfildern Fachstelle für Medienarbeit, Diözese Rottenburg- REFA, Riedstadt Stuttgart, Stuttgart Robert Bosch Stiftung GmbH, Stuttgart Fürst, Gebhard, Dr., Bischof der Diözese Rottenburg- Rochow, Eva, Vorsitzende der Lehrplankommission Stuttgart, Rottenburg Ev. Religionslehre, Neustetten Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Rotary-Club, Stuttgart Geschäftsstelle, Stuttgart SWR Redaktion Kindernetz, Baden-Baden Gewerbliche Schule für Farbe und Gestaltung, Schwabenverlag, Dienst am Wort, Ostfildern Stuttgart Sörkle, Frowin, Dr., München Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh Sozialdienst Kath. Frauen, Zentrale e.V.,Dortmund HPCM, Düsseldorf Sozialministerium Baden-Württemberg, Stuttgart Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart St. Gerhardswerk e.V., Stuttgart Institut für Fort- und Weiterbildung der Kirchlichen Dienste, Rottenburg St. Virgil, Bildungshaus, Salzburg Universität Hohenheim (140), Institut für Biologische Institut für Logotherapie und Existenzanalyse GmbH, Chemie und Ernährungswissenschaft, Stuttgart Tübingen Universität Hohenheim (530), Institut für Haushalts- Kath. Bibelwerk,Stuttgart und Konsumökonomik, Stuttgart Kath. Bildungswerk Stuttgart e.V., Stuttgart Universität Hohenheim, Institut für Phytomedizin Kath. Pfarramt Christus König des Friedens, (360), Stuttgart Kirchentellinsfurt Universität Hohenheim (770), Osteuropazentrum, Kath. Pfarramt Maria – Hilfe der Christen, Kirchenge- Stuttgart meinderat, Kressbronn Universität Hohenheim (765), Projektgruppe Kath. Rundfunkarbeit am Südwestrundfunk, Leonberg Kulturlandschaft Hohenlohe, Stuttgart Kath. Telefonseelsorge Ruf und Rat, Stuttgart Universität Karlsruhe, Fakultät für Architektur, Katholische BAG-Beratung, Bonn Karlsruhe Konrad-Adenauer-Stiftung, Wissenschaftliche Dienste, Universität Tübingen, Institut für Soziologie, Tübingen Sankt Augustin Verband der Diplom-Oecotrophologen e.V., Köln Malteser Hospizarbeit, Köln Verband der Südtiroler Vereine in der Bundesrepublik- Malteser Hilfsdienst gGmbH, Stuttgart Deutschland e.V., München MAV-Dekanatsgeschäftsstellen, Diözese Rottenburg- Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co., Stuttgart Stuttgart, Göppingen Wilhelm-Hauff-Schule, Stuttgart

215 172 Gastveranstaltungen in Weingarten Federseeklinik, Bad Buchau mit 5101 Teilnehmerinnen und Teilnehmern Förderkreis Deutscher Schriftsteller in Baden- Württemberg e.V., Stuttgart ADLON Akademie, Unterschleißheim Gemeinde Wüstenrot, Bürgermeisteramt, Wüstenrot Allianz Lebensversicherungs-AG, Stuttgart Gymnasium Weingarten, Schulleitung, Weingarten bfz Ravensburg, Bildungsverbund, Ravensburg Huber, Norbert, Ravensburg Biblische Reisen GmbH, Stuttgart IHK Bodensee-Oberschwaben, Weingarten Bischöfliches Ordinariat, Diözesanstelle Berufe der Institut für Fort- und Weiterbildung der Kirchlichen Kirche, Rottenburg Dienste, Rottenburg Bischöfliches Ordinariat, Fachbereich Altenarbeit, Johannes Gutenberg Universität, Stuttgart Geschichtswissenschaft, Mainz Bodensee-Festival GmbH, Friedrichshafen Kath. Bildungswerk Kreis Biberach e.V., Riedlingen Firma Business & Sports, Jörg Lauenroth, Horgenzell Kath. Kirchengemeinde Wolpertswende, Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V., Wolpertswende Schwangerschaftskonfliktberatung, Stuttgart Kath. Kirchengemeinde St. Gallus, Neuravensburg Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V., Kath. Pfarramt St. Franziskus, Karlsruhe Bereich Bildung und Entwicklung, Filderstadt Kath. Pfarramt St. Martin, Weingarten Deutsche Steuer-Gewerkschaft, Bezirksverband, Kath. Pfarramt St. Martin, Rottenburg Württemberg e.V., Heilbronn Konrad-Adenauer-Stiftung, Wissenschaftliche Dienste, DiAG-MAV, Schelklingen Sankt Augustin DiAG-MAV Geschäftsstelle, Stuttgart Landesinstitut für Erziehung und Unterricht Stuttgart, Diakonie-Sozialstation Oberes Murrtal e.V., Murrhardt Abt. Berufliche Schulen, Stuttgart Dienste in Übersee (DÜ), Abt. Personal, Kurse und Landgericht Ravensburg, Ravensburg Seminare, Leinfelden-Echterdingen Lebens-Schule e.V., Weingarten Diözesanrat, Geschäftsstelle, Stuttgart Malteser Hilfsdienst e.V., Diözesangeschäftsstelle Diözesanstelle Führungskräfte- und Akademikerseel- Rottenburg-Stuttgart, Stuttgart sorge Diözese Rottenburg-Stuttgart, Stuttgart Mitarbeitervertretung für Ehe-, Familien und Lebens- Dripke, Josefine, Königswinkel fragen, Ulm DRK-Kreisverband Ravensburg, Ravensburg Mochenwangen Papier, Mochenwangen Evangelisches Frauenwerk, Bärbel Haug, Alfdorf MTU Motoren- und Turbinen-Union Friedrichshafen Fachhochschule Ravensburg-Weingarten, Weingarten GmbH, Friedrichshafen Fachhochschule Bochum, Mechatronik und Müller Weingarten AG, Weingarten Maschinenbau, Bochum Musikgesellschaft Asp, Densbüren Fachhochschule Neu-Ulm, Fachbereich Betriebswirt- Oberlandesgericht Stuttgart, Stuttgart schaft, Neu-Ulm Oberschwaben-Klinik gGmbH, Ravensburg Fachhochschule Ravensburg-Weingarten, Technik- Thermopal, Dekorplatten GmbH & Co. KG, , Leutkirch Management, Projektarbeit, Weingarten im Allgäu

216 Pädagogische Hochschule, Psychologie – Erwachse- nenbildung, Weingarten Paritätisches Bildungswerk, Landesverband Baden- Württemberg, Stuttgart Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung, Stuttgart Religionspäd. Institut, Ravensburg-Weingarten, Weingarten Schreibakademie, Waldburg Schwab, Andreas, Ostrach Sozialpsychiatrische REHA-Einrichtung, Ulm Stadtverwaltung Ravensburg, Tourist Information, Ravensburg Stadtverwaltung Weingarten, Weingarten Stadt Weingarten, Freiwillige Feuerwehr, Weingarten Stora Enso Baienfurt GmbH, Baienfurt SÜDWESTRUNDFUNK, Rundfunkrat und Verwaltungsrat, Stuttgart Telefonseelsorge Ulm, Ulm Universität Ulm, Abt. OC III, Ulm Verband der deutsch-amerikanischen Clubs e.V., Erlenbach/Dahn Verband der Südtiroler Vereine in der BRD e.V., Köln Visicontrol, Gesellschaft für elektronische Bildverarbei- tung mbH, Weingarten Weller, Friedrich, Dr., Ravensburg Wirbel, Gerhard, Weingarten Zahnradfabrik Friedrichshafen AG, Friedrichshafen Zentrum für Wirtschaftsethik GGmbH, Konstanz ZF Getriebe GmbH, Entwicklung, Kressbronn Zitzlsperger, Helga, Bermatingen

217 Zahlen zur „Chronik 2000”

Stuttgart- Weingarten auswärtige insgesamt Hohenheim Veranstaltungen

Anzahl Teil- Anzahl Teil- Anzahl Teil- Anzahl Teil- nehmer nehmer nehmer nehmer

Offene Tagungen 16 1430 12 601 8 1239 36 3270

Fachtagungen, Tagungen für Zielgruppen 43 2090 17 790 9 130 69 3010

Seminarprogramm 14 200 14 200

Seminarprogramm Journalismus 11 167 11 167

Sozialpädagogische Kurse für junge Untersuchungsgefangene 10 154 10 154

Gastveranstaltungen 188 4620 172 5101 360 9721

Zwischensummen 247 8140 226 6859 27 1523 500 16522

Tagungen mit der Evangelischen Akademie Bad Boll 7 431 7 431

Summe Tagungen 247 8140 226 6859 34 1954 507 16953

Abendveranstaltungen 8 767 1 78 9 845

Samstagabend in Hohenheim Soiree in Weingarten 7 433 3 243 10 676

Beiträge aus der Forschung 3 257 1 74 4 331

Festliche Anlässe 3 651 2 795 1 800 6 2246

Eröffnung Kunstausstellungen 3 283 3 283

Einzelgäste 1455 1594 3049

Summe Veranstaltungen 268 10248 236 8332 35 2754 539 24383

Die Besucher der Ausstellungen sind statistisch nicht erfaßt

218 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Jahr 2000

360 Gasttagungen

9721

3270 4381

36 Offene Tagungen

32 Abendveranstaltungen/ Vernissagen 3962

111 Fach-/Zielgruppentagungen

219 Tagungszentrum Stuttgart-Hohenheim Die Mitarbeiterinnen Paracelsusstraße 91, 70599 Stuttgart Telefon: 0711 / 45 10 34 – 600 und Mitarbeiter der Telefax: 0711 / 45 10 34 – 898

Akademie Leiterin von Haus und Hauswirtschaft Anni Weiß Alexandra Hofmann (Stellvertreterin) Geschäftsstelle Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart Im Schellenkönig 61, 70184 Stuttgart Tagungshaus Weingarten Telefon: 0711 / 1640 – 6 Kirchplatz 7, Postfach 1139, 88250 Weingarten Telefax: 0711 / 1640 – 777 Telefon: 0751 / 56 86 – 0 e-mail: [email protected] Telefax: 0751 / 56 86 – 222 homepage: http://www.akademie-rs.de Leiter und Referent Direktor der Akademie Dr. Rainer Öhlschläger bis 17.9.2000: Msgr. Dr. Gebhard Fürst Sekretariat ab 18.9.2000: Waltraud Neidlinger, Silvia Sahm Kommissarischer Direktor: Dr. Abraham Peter Kustermann Leitung der Hauswirtschaft Sieglinde Herrmann Geschäftsführer Gabriele Heizmann (Stellvertreterin) Erwin Grünwald, Dipl. Verwaltungswirt, Dipl. Betriebswirt

Akosua Baah-Bellmann, Helmut Barsch, Gertrud Bäurle, Walter Bay (bis 30.6.), Edith Bieg, Petra Braun, Renate Füller, Marion Gehrmann, Gertrud Hoffmann, Gudrun Krull, Cäcilie Maniura, Ines Meseke, Elke Müller, Margaret Reinbold, Ingrid Rössler, Andrea Sigmann-Rigon, Gudrun Soika, Erwin Wüst (ab 15.8.), Sieghild Zikesch

220 Bereiche der Akademiearbeit und 2. Bereich: Kultur- und Geisteswissenschaften Schwerpunktbildung der Akade- Dieter R. Bauer – Referat Geschichte miereferentinnen und -referenten – Geschichte von Religiosität und Frömmigkeit – Historische Frauenforschung bzw.Erforschung der 1. Bereich: Theologie – Kirche – Religion Geschlechterrollen – Zeitgeschichte unter besonderer Berücksichtigung Msgr. Dr. Gebhard Fürst bis 17.9.2000 kirchlicher Zeitgeschichte und der Zeit des „Dritten – Aktuelle Fragen von Christentum und Kirche in Reiches“ moderner Gesellschaft – Hermeneutik der Bibel und die Bedeutung des N.N. – Referat Kunst Wortes Gottes für Kirche, Gesellschaft und Kultur – Bildende Kunst unter besonderer Berücksichtigung – Reflexion auf das Selbstverständnis der Akademie des Dialogs von Kirche und zeitgenössischer Kunst – Zeitgenössische Literatur Dr. Abraham Peter Kustermann – Aktuelle Fragen der Kultur – Kirchenrecht – Staatskirchenrecht – Staatliches Religionsrecht Dagmar Mensink – Referat Philosophie – Judentum – Christentum – Islam – Zeitgenössische philosophische Fragestellungen – Historische Theologie – Theologiegeschichte – Grenzfragen zwischen Theologie und Philosophie – Ökumenische Theologie – Philosophie im Judentum – Philosophische Frauenforschung Dr. Achim Battke – Religion und Religiosität in der modernen Gesell- 3. Bereich: Gesellschaft und Politik schaft – Literatur, Film, Fernsehen und Theater Klaus Barwig – Rezeption asiatischer Religionen – Ausländer-, Asyl- und Migrationsfragen – Esoterik – Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Publikationen

Dr. Verena Wodtke-Werner – Referat Frau in Kirche und Dr. Manfred W. Lallinger M.A. Gesellschaft (bis 30.9.2000) – Jugendfragen – Frauenfragen in Kirche und Gesellschaft – Soziales und Politik – Frauenfragen im Dialog der Religionen – Wirtschaft und Arbeitswelt – Theologische, historische und literaturwissenschaft- – Medizinethik und Gesundheitspolitik liche Frauenforschung – Soziologische und psychologische Implikationen Dr. Rainer Öhlschläger von Theologie, Kirche und Religion – Arbeitswelt/Wirtschaftsethik – Zeitgenössisches Glaubensverständnis – Internationale Beziehungen – Ost-West-Dialog Dr. Heinz-Hermann Peitz – Referat Theologie und – Fragen des Friedens Naturwissenschaft – Management/Sozialmanagement – Ökologie und Ethik – Gentechnik und Ethik Dr. Hermann-Josef Schmitz – Naturphilosophie (Weltanschauungsfragen) – Medienethik und -politik – Technikfolgenabschätzung – Stadtentwicklung – Seminarprogramm Journalismus

221 222 Zum Schluß eine Bitte in eigener Sache

Die Chronik des Jahres 2000 berichtet von einem nicht ganz gewöhnlichen Jahr an der Akademie, von Ereignissen und Veranstaltungen, in die Einiges an unerwarteter Turbulenz gemischt war. In die übliche Vielfalt und Farbigkeit unserer Arbeit liefen in diesem Jahr Umstände und Farbkleckse ein, die es in vielen Jahren davor nicht gab. Fast alles ist hier berücksichtigt, wenn auch nicht in allen Facetten oder gleich gewichtet. So tritt Ungewöhnliches stärker als sonst in den Vordergrund und setzt eigene Akzente gegenüber dem, wovon immer – und hoffentlich nie ohne Erfolg – zu berichten ist: von unserem work as usual. Dem vor allem will und muss unsere Chronik gelten, als Erinnerung für alle, die mit uns in diesem Jahr in Kontakt waren: Freundinnen und Freunde unserer Arbeit, den ideellen und finanziellen Förderern, den Referentinnen und Referenten von außen, den GasttagungskundInnen, seien sie zum ersten oder zum wiederholten Mal zu Gast bei uns gewesen. Der Betrieb des erweiterten Tagungszentrums in Hohenheim seit 1. Januar 2000 und der gelungene Umbau der Zimmer des Gästehauses in Weingarten haben unsere Kapazitäten verbessert und vor allem erweitert. Geblieben ist aber der Druck auf die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit beider Tagungshäuser – ein Druck, den vor allem unser Hauspersonal zu tragen hatte, auch mit Bravour trug, nicht selten bis an die Grenzen des Möglichen. Dafür sei speziell gedankt! Neben höherer Eigenfinanzierung ermöglichten aber auch Spenden und Zuwendungen für unsere Arbeit bzw. einzelne Projekte vieles von dem, was wir tun und gestalten konnten. Sehr zu danken ist insbesondere der Verei- nigung von Freunden und Förderern der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V. – Akademieverein – für ihre Zuwendungen im vergangenen Jahr. Zweck des Vereins ist die wirtschaftliche und ideelle Förderung der Akademie entsprechend deren Selbstverständnis und Arbeitsweise. Er verfolgt diesen Zweck vornehmlich durch Bereitstellung von Mitteln für ihre Arbeit. Dass wir unseren Neu- bzw. Erweiterungsbau in Hohenheim und Räume in Weingarten so rasch nach Fertigstellung und Bezug mit qualitätvoller moderner Kunst austatten konnten, geht im Wesentlichen auf das Konto des Akademievereins. – Umso bedauerlicher und fühlbarer war übrigens die das Jahr 2000 über dauernde Vakanz unseres Kunst-Referats, die sich nicht undeutlich auch in dieser Chronik wider- spiegelt. Beim weiteren Rückgang der „etatmäßigen“ finanziellen Ressourcen sind wir auch künftig angewiesen auf Men- schen, die die Akademie und ihre dialog-orientierte Arbeit auch durch materielle Zuwendung unterstützen. Wir laden Sie herzlich ein, dies durch eine Einzelspende oder durch ihre Mitgliedschaft im Akademieverein zu realisie- ren. Wenn Sie unsere Arbeit auf diesem Wege unterstützen wollen, können Sie versichert sein, dass Ihre Zuwen- dung dem von Ihnen gewünschten Zweck (auch projektbezogen) zukommt. Selbstverständlich ist Ihre Spende an uns steuerlich abzugsfähig. Bitte bleiben Sie unserer Arbeit – so oder so – auch künftig verbunden!

Dr. Abraham Peter Kustermann Kommissarischer Akademiedirektor

223 Die „Chronik ‘2000“ wird herausgegeben von der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart Im Schellenkönig 61 70184 Stuttgart Telefon: 0711 / 16 40 – 6 Telefax: 0711 / 16 40 – 777 eMail: [email protected] Internet: http://www.akademie-rs.de

Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Abraham Peter Kustermann Kommissarischer Akademiedirektor

Redaktion: Klaus Barwig, Referent für Öffentlichkeitsarbeit

Die einzelnen Berichte sind – sofern nicht anders angegeben – von den jeweiligen Tagungsleiterinnen und -leitern verfaßt.

Bildnachweis: Andreas Blauert Markus Dollenbacher Frank Eppler Ernst Fesseler Peter Krepella Dagmar Mensink Heinz-Hermann Peitz

Druck und Herstellung: Grafik Druck GmbH, Stuttgart

Schutzgebühr 10,– DM

Bankverbindung: Landesgirokasse Stuttgart 2 045 692 (BLZ 600 501 01) Schwäbische Bank Stuttgart 1300 (BLZ 600 201 00)

Für eine finanzielle Unterstützung unserer Arbeit sind wir dankbar. Spendenbescheinigungen zur Vorlage beim Finanzamt senden wir auf Wunsch gerne zu.

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