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Brief des Kreisjägermeisters im März 2020

Liebe Jägerinnen, liebe Jäger, liebe Freunde, ungewöhnliche Zeiten bedürfen häufig ungewöhnlicher Maßnahmen. Und wir durchleben gerade ungewöhnliche Zeiten. Vieles, was uns sicher erschien, scheint durch „Corona“ seine Gültigkeit zu verlieren. Viele liebgewonnene Gewohnheiten mussten aufgegeben werden. Auf so manche Dinge, die uns wichtig und gar unverzichtbar erschienen, müssen wir nun verzichten. Viele Veranstaltungen und Aktivitäten, auf die wir uns schon lange gefreut hatten, mussten abgesagt werden – so auch unsere diesjährige Jahreshauptversammlung. So möchte ich nun zumindest mit diesen Zeilen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - über die mir am wichtigsten erscheinenden Punkte berichten. Sollten Fragen bestehen, lade ich Sie herzlich dazu ein, Kontakt zu mir aufzunehmen. Gerne werde ich sie, so gut ich kann, beantworten. Das letzte Jagdjahr war überschattet von der gerichtlichen Auseinandersetzung mit einem mittlerweile ausgetretenen und somit ehemaligen Mitglied. Herr K.W. hatte an der letzten Mitgliederversammlung im März 2019 den Antrag gestellt, den Forstamtsleiter der Stadt Baden-Baden, Herrn Thomas Hauck, der regelmäßig in Vertretung der Oberbürgermeisterin der Stadt Baden-Baden, Frau Margret Mergen, unsere Mitgliederversammlung besucht, von solchen Besuchen auszuschließen. Er konnte allerdings hierfür auch nicht annähernd eine Mehrheit finden. Mit diesem Abstimmungsergebnis wollte Herr W. sich allerdings nicht abfinden und ging vor das Amtsgericht um dort eine Rückgängigmachung des Abstimmungsergebnisses zu erzielen und eine erneute Abstimmung zu erzwingen. Desweiteren ging er auch mit unhaltbaren und teils ehrenrührigen Aussagen, über die Presse an die Öffentlichkeit. Letztendlich konnte er auch vor Gericht nicht reussieren und verlor erwartungsgemäß die gerichtliche Auseinandersetzung. Die Kosten hierfür beliefen sich bislang für uns auf ca. 3.600,- €. Auf die Begleichung des Streitwertes durch Herrn K.W. warten wir noch. Zum Zeitpunkt hat er einen Antrag auf Herabsetzung des Streitwertes eingereicht. Das Ergebnis bleibt abzuwarten. Wir planten im kommenden Jagdjahr eine Kitzrettungsinitiative für die Mahdzeit zu organisieren. Hierbei sollte in Zusammenarbeit von Landwirten, Jägern und anderen Interessierten ein Team gebildet werden, das unter Einsatz von Drohnen mit Wärmebildtechnik in der Mahd Kitze vorm Mähtod retten sollte. Spendenzusagen für den Erwerb einer Drohne nebst notwendiger Ausrüstung waren teilweise schon eingegangen, der Grundstein für das Team war gelegt. Dann kam Corona….. Für dieses Jahr ist nun nicht mehr mit dem Einsatz eines solchen Teams in unserem Kreisverein zu rechnen. Zu viele Vorbereitungsschritte hierfür liegen nun brach. Wir planen daher, die Initiative im nächsten Jagdjahr mit Leben zu füllen. Einen großen Teil Arbeit nahmen erwartungsgemäß auch wieder die Arbeiten am geplanten Schwarzwildübungsgatter in Lichtenau in Anspruch. Teilweise musste gegen viele Widerstände gearbeitet werden, aber es scheint nun alles langsam Form anzunehmen. Das Antragsverfahren ist am Laufen. Allerdings ist auch hier mit einer Verzögerung der Vorgänge durch die Corona-Pandemie zu rechnen. Die erste Konfiskatstelle ist nun in Gernsbach im Oktober 2019 in Betrieb genommen worden. Sie wird gut angenommen. Die meisten Reviere des Murgtals sind in die Nutzung involviert. Die nötigen Abläufe gestalten sich immer routinierter. Herzlichen Dank auch an dieser Stelle nochmals an Herrn Sascha Fieg, den wir für die Betreuung des Konfiskats gewinnen konnten. Weitere Konfiskatstellen werden aktuell in und Bühl erstellt. Ein konkreter Zeitplan für deren Inbetriebnahme besteht zum Zeitpunkt in der aktuellen Situation noch nicht. Einen Höhepunkt des letzten Jagdjahres stellte für mich die Rotwildhegeschau Nördlicher Schwarzwald vom 21. -23. Juni in der Stadthalle in Gernsbach dar. Sie wird alle 2 Jahre wechselnd in Gernsbach, Freudenstadt und Calw durchgeführt. Dieses Mal nutzten wir die Hegeschau auch dazu, Kontakt zur interessierten Bevölkerung herzustellen. Diese war am Sonntag den 23.6. herzlich zur Veranstaltung eingeladen worden, und sie machte davon regen Gebrauch. Wir wollten hier zeigen, was Jagd alles ausmacht, vom Jagen selbst über die Hunde- und Nachsuchenarbeit bis zu Hege und Naturschutz. Ich glaube, das ist uns gelungen. Am Abend des 21.6. um 18:00 Uhr eröffnete die Veranstaltung mit einem Fachvortrag der FVA. Die Jagdhornbläser Bühl umrahmen den Abend musikalisch. Der Samstag war eher ein "Brückentag", an dem die Geweihe begutachtet werden konnten. Für das leibliche Wohl wurde von der Metzgerei Joachim Seeger aus gesorgt. Musikalisch begleiteten die Murgtäler Jagdhornbläser durch den Nachmittag. Der Sonntag stellte dann den Höhepunkt der Veranstaltung dar. Aussteller, die FVA, der Naturpark Schwarzwald, der Nationalpark, die Schweißhundestation Nordschwarzwald, der Lebensraum Rheinaue und der LJV mit seinem Auerwildprojekt und dem „Schwarzwaldfuchs“ informierten über ihre Aktivitäten. Lernort Natur zeigte Interessantes für die kleinen Besucher. Die Freudenstädter Jagdhornbläser stellten einen Teil ihres musikalischen Repertoires vor. Verschiedene Hundeführer stellten im persönlichen Gespräch ihre Hunde und deren Einsatzbereich vor. Auch Falkner waren vor Ort, was gerade auch für die nichtjagenden Besucher ein Publikumsmagnet war. Björn Kraft bot Wild-Gerichte aus seinem Smoker an. Allen Helfern, die zum Erfolg der Veranstaltung so engagiert mitgewirkt haben, möchte ich hier nochmals meinen tiefen Dank aussprechen. Was die Hegeschau aber auch zeigte, war, dass von 76 ausgestellten Geweihen, 46 Hirsche der Klasse II und davon 23 der Klasse IIa waren. Hier lag im Verhältnis der Abschuss deutlich zu hoch. Die Rotwildhegegemeinschaft Murg-Rheinvorland hat sich daher mittlerweile entschlossen, die Zahl der Hirsche der Klassen I und II in der Abschussplanung deutlich niedriger anzusetzen und ab sofort wieder zwischen Hirschen der Klasse IIa und IIb zu unterscheiden, wobei Hirsche der Klasse IIa zu schonen sind. Der Hegering Rastatt hat seit dem 24.1.2020 zwei neue Hegeringleiter. Simone Deck hatte aus persönlichen Gründen ihr Amt zur Verfügung gestellt. Dr. Peter Hänfling und Heiko Dürrschnabel wurden einstimmig zum 1. und 2. Hegeringleiter gewählt. Auch an dieser Stelle sei Frau Deck für ihr Engagement als Hegeringleiterin gedankt. Ich möchte in Zeiten der Corona-Pandemie nochmals daran erinnern, dass die Einzeljagd sehr wohl möglich ist, nicht aber Jagden, bei denen gegen das aktuell geltende Kontaktverbot verstoßen wird. Ein Schaubild des LJV, was möglich ist und was nicht, findet sich auf unserer Homepage. Auch möchte ich daran erinnern, bei Bedarf Saatgut für Wildäcker und Wildwiesen bei Tom Seifert zu bestellen. Mitglieder unseres Kreisvereins erhalten es wieder kostenfrei zur Verfügung gestellt. Bei der Hegeringversammlung in Rastatt wurde ich von einem unserer Mitglieder darauf angesprochen, dass er aufgrund einer sich ihm nicht erschließenden Software große Schwierigkeiten bei der Beantragung der Fördergelder im Rahmen der ASP-Bekämpfung gehabt habe und er sich dabei Hilfe gewünscht hätte. Sollte es auch anderen unserer Jäger so gehen, möchte ich Sie einladen, sich bei mir zu melden. So gut ich kann, werde ich Sie gerne dabei unterstützen. Außerordentlich freut es mich, Ihnen mitteilen zu können, dass wir im kommenden Jagdjahr wieder 4 Hundeprüfungen (VJP, VSP, HZP, VGP) geplant hatten. Verantwortlich für Planung und Durchführung ist Marcus Müller. Ich danke ihm sehr für sein Engagement in diesem, für uns so wichtigen Fachbereich. Die für den April geplante VJP fällt nun leider schon definitiv dem Coronavirus zum Opfer. Wie die Möglichkeit zu Versammlung und Hundeprüfungen sich im kommenden Jagdjahr entwickeln wird, ist im Moment leider noch nicht absehbar. Wie unsere Welt nach Corona aussehen wird, kann im Moment noch niemand sagen – weder politisch, noch wirtschaftlich, noch menschlich. Ich bin gewiss, dass wir diese Krise meistern werden. Nichts desto trotz zwingt uns diese Krise aber auch zum Innehalten und Überdenken. Haben wir unsere Welt politisch, wirtschaftlich und menschlich in den letzten Jahren nach den richtigen Maßstäben geordnet? Ist unser Höher, Weiter, Schneller die richtige Maxime für unser Leben? Gehen dabei nicht viele Dinge, wie Menschlichkeit, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Freundschaft und auch Genuss verloren? Haben wir uns zu sehr in einem Durchsetzen unserer Positionen als im Streben nach einem Miteinander verloren? Möglicherweise gelingt es uns ja nach der Corona-Pandemie, den Kompass unserer Wertigkeiten wieder neu auszurichten. Sollten wir die „Corona-Krise“ in absehbarer Zeit überstehen, werden wir, wenn das dann noch Sinn macht, die diesjährige Mitgliederversammlung nachholen. Wir werden dann gesondert wieder formgerecht einladen. Im Moment aber, zu einem Zeitpunkt, an dem sich im benachbarten Elsass die Geschehnisse um die Versorgung der an Covid-19 Erkrankten überschlagen und eine ähnliche Entwicklung hier bei uns nicht auszuschließen ist, ist nicht sicher zu sagen, wann wir uns im Rahmen von Versammlungen wiedersehen können. Ich wünsche Ihnen allen und Ihren Familien das Allerbeste und Gesundheit. Gott behüte Sie.

Herzliche Grüße und Waidmannsheil Ihr Frank Schröder